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M Rathaus ſtr. an beser vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden (Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreise: Die eimſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pig, die Reklamezeile 60 Pfg., Was sagt Papst Pius XI. über das heutige Wirtschaftssystem? — Dazu sind die Mitglieder recht herzl. eingeladen. Frey, Kaplan 6 Fcoccococoecoecch Ein Einige Zentner Schöne Acker eie lane in unmittelb Nähe des kartoffel 1 70 8 Hites zu kuſen eke. zu kaufen geſucht. n zer Nahe bes S. 800 wem ſagt der Wer, ſagt der Verlag. Bahnhofes ſofort oder f Zu mieten geſucht ſpäter zu vermieten. 8 W̃ Zu tauſchen geſucht 1 Zimmer o, ſagt der Verlag. 1 neuer d Kü 0 Roederherd us u der del, ee gegen 4 2 kmelschwene Empfehle: Weihnschts⸗ Von wem, ſagt der Verl. Speiſekartoffel geschenk Pfälzer Induſtrie fur Kinder ist das 10 Pfund 25 Pfg. Zentner 2.20 Mk. S wie bel 10 Pfund 70 Pfg. ſowie alle Obſt⸗ und Gemüſeſorten billigſt! Nummer 27 W 49. Jahrgang Noch keine Entſcheidung. Die Beratungen bei Hindenburg.— Keine Aeberſtürzung.— Doch nicht mehr Papen? Berlin, 27. November. Wie von unkerrichteter Seite verlaulet, iſt die Entſcheidung des Reichspräſidenten über das neue Präſidialkabinett verſchoben wor⸗ den, da erſt noch weitere Beſprechungen ſtatt⸗ finden ſollen. Die Beratungen beim Reichspräſidenten hatten Samstag ſchon ziemlich früh begon— nen. Dieſe Sitzung wurde als eine Art Kronrat bezeichnet, ein Ausdruck, der immerhin zeigt, welche Bedeutung man dieſen Beratungen beimißt. Beteiligt waren daran außer dem Reichspräſidenten Staatsſekretär Meißner, Reichskanzler von Papen und Reichswehrminiſter von Schleicher. Es wurde auch von der Zu⸗ ziehung einiger anderer Perſönlichkeiten ge⸗ ſprochen, die dem Reichspräſidenten nahe⸗ Für deutſche Erzeugniſſe Die Handlung ſpielt im Berchtesgadener Land und Umgebung. Deutſchland hat in den letzten Jahren im Darsteller des wahren Volksstücks: großen 10 11 0 d 1 100 8 Lieſel v it Hei 1„Heck⸗ mehr gekauft, als das Ausland Deutſchlan e ede eee See Veck⸗Gaden abgenommen hat. Nun ſagt eine ganz ein⸗ Se 15 0 Federl, ein Jäger. Franz Loscam f 1 ö i Loni, eine Weiſe... Iſabella Kent Foörſter Müller... Joſeph Coſt fache Ueberlegung: wenn man irgendein Urſel, Sennerin.. Lina Hofſchaffer]ſein Sohn Franz'l Walter Grüters er er 0 en in Wilderer Mart'l Martin Beer. 5 4 7 Dieſes ergreifende Volksſtück iſt in der ganzen Welt bekannt gibt ane dieſem damit Arbeits gele, noch kein Film hat ſolch einen tiefen Eindruck hi. genheit. Die Arbeitsgelegenheit iſt bei ie zinterlaſſen, als im Deutſchen Reiche aber in den letzten dieſes e e eee überall! Volle ten ſehr knapp geworden 1700 5 bis 8 äuſer un aſſenandrang! 5 g 215 N 5 Achtung! Der prächtigſte Univerſal⸗Großflim von 1. Qualität. 6 Millionen deutſcher Volksgenoſſen ſuchen 0 Die moderne Faul Das Lebensſchauſpiel das alles in Bann nach Arbeit, ohne ſolche zu finden, zumal 1 0 Al. ſchlägt und tief die Herzen rührt. ſich das Ausland in ganz großem Umfange 5 Dazu das aktuelle Beiprogramm: 1. Der Wüstenkorscher. Luſt⸗ 1 gegen die Abnahme deutſcher Erzeugniſſe ſpiel. 2. Die Blumeniljeng. Kulturfilm. Sichert euch Plätze bei durch alle möglichen wirtſchaftspolitiſchen dieſem unerhörten Pracht⸗Großſpielplan. Werktags Beginn 7 Uhr, Maßnahmen ſträubt und ſeine Grenzen da⸗ 3 Sonntage aß/ ühr, ab uhr nochmal e gegen verſperrt. Wenn alſo bei uns brachlie⸗ Fonntas grole Mindervorstellung. 10 Fig. Anfang nunkt 3 Uhr. gende Arbeitskräfte größtenteils deshalb Ae: Ganz Viernheim auf zu Wildſchütz Jennerwein. g nicht zu Arbeitsmöglichkeikren kommen kön⸗ 1 5„ 13 nen, weil das Ausland uns die Abnahme unſerer Erzeugniſſe erſchwert oder ganz ver⸗ weigert, liegt es da nicht wirklich nahe, daß man ſagt: Nun gut, dann müſſen wir eben verſuchen, ſämtliche Arbeitsmöglichkeiten im eigenen Lande in erſter Linie für unſere N Sonntag und Montag voll ſtändig neues Programm. chuheris Frühlingstraum eee eee Ein Tonfilmſchlager aus dem feucht⸗ fröhlichen Wien. Ein entzückendes Tonfilmwerk, mit Gretl Theimer, Lucie f Engliſch, Siegfried Arno, Oskar Sima u. a. m.— Im 2. Teil kommt ein ſpannendes und ergreifendes Lebensſchauſpiel bas Salt übssenll oder: Die ohne Heimat sind. Ein Filmwerk das alle Herzen höher ſchlagen läßt. 3. Der übliche Luat- splelschlager d. Woche ſichtsreich erſcheinende Kanoidatur bes vis“ herigen Außenminiſters Herrn von Neu⸗ rath an Bedeutung gewinnt. Auch Reichs⸗ wehrminiſter Schleicher ſteht noch immer im Vordergrund der Erörterungen. Wenn von verſchiedenen Seiten Staatsſekretär Meißner als kommender Kanzler genannt wird, ſo dürfte dieſe Kombination wenig Wahrſcheinlichkeit für ſich haben, da der Reichspräſident kaum gewillt ſein dürfte, ſich von ſeinem Staatsſekretär, ſeinem engſten Berater, zu trennen, und man kaum wiſſe, wer an ſeiner Stelle Staatsſekretär des Reichspräſidenten we en ſollte. Als wenig ausſichtsreich hält man auch die Kandidatu⸗ ren von Bracht, Geßler, Goerde⸗ ler, Schnee, Lüningk und Gayl, die in den letzten Tagen genannt wurden. Der Sinn der Vertagung. bung, darunter Straſſer, nach Weimar bege⸗ ben, um an einer nationalſozialiſtiſchen Ta⸗ gung teilzunehmen. 3 Möglichkeiten. Nach dem Ergebnis der Veratung beim Reichspräſidenten ſtehen drei Möglichkeiten offen: 1. Ein Kabinelk von Papen. Man weiß, daß Reichskanzler v. Papen auch jetzt noch das volle Vertrauen des Reichs⸗ präſidenten genießt. Wenn aber Herr v. Pa⸗ pen erneut beauftragt worden wäre, ſo hätte er ſich auf alle Fälle Bedenkzeit bis Montag ausgebeten. Das läßt darauf ſchließen, daß auch Herr v. Papen ſich über die ſtarken Wi⸗ derſtände klar iſt, die ihm aus dem Zentrum entgegenwachſen. In der Tat hat Prälat Kaas während des Empfanges beim Reichs⸗ Friſchmelkende neue Luft- u. Wasserrund- fahrt-Spiel, mit 2 kleinen Dampfern, Flieger, Zeppe- lin u. Turm mit Uhrwerk. Meine gnzelgen Sonntag Mittag 3 Uhr arolle uugend- nnd Kindervorstellung Kinder 10 Pfg. Sonntag Abend Bekanntgabe der Sportreſultate. mit oder ohne Kalb(Tochterkalb) Mandel im„Deutſchen Michel“ Sur Obſtbaum⸗ anpflanzung: Obſtbäume, alle Sorten, zu verkaufen. äußerſt billig zu haben. Au Sol tierch, Sehr interessant u. lehrreiL. Preis nur 2.50 Mk. Fr. Paul Werner, Haumberg-S 140, St. 8 Wasserbassin mon- bringen Srode Felge! 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Schweikart Papler handlung. net, daß die überflüſſige Einfuhr wirtſchaftlichen Verkehr der bekommen. Arbeitskräfte auszunutzen! Man hat berech⸗ von Indu⸗ ſtriewaren im Werte von 6000 Mark oder von Nahrungsmitteln im Werte von 2250 Mark eine deutſche Familie ein Jahr lang arbeitslos macht. Wenn man dieſe ganz einfache Schluß⸗ folgerung aus der heutigen Störung der ganzen weltwirtſchaftlichen Lage, wie ſie durch die neuen Grenzziehungen, die Tribut⸗ leiſtungen, wirtſchaftsfeindlichen 5 lcchen Staaten und ſchließlich auch durch die cchwankenden Valutaverhältniſſe und d Schwierigkeit der Deviſenbeſchaffung im in⸗ ꝛeeernationalen Verkehr gegeben iſt, ſich klar macht, ſo braucht man damit noch durchaus nicht für die Zukunft einen erleichterten und die vielen Erſchwerniſſe des welt⸗ Verkehrs in allen mög⸗ die wiedergaufblühenden Weltwirtſchaftsverkehr abzulehnen. Aber dieſen blühenden welt⸗ haben 100 e tat⸗ ſächlich in der Nachkriegszeit noch nicht wie⸗ 1 Naa end allein 100. auch keine Möglichkeit, die allgemeine Freiheit des Weltwirtſchaftsverkehrs etwa von ſich aus zu erzwingen. N Die Epoche, daß wenige bevorzugte Indu⸗ ſrievölker 11 alten Welt die übrige Welt mit ihren Induſtrieerzeugniſſen unbegrenzt verſorgen konnten, dürfte endgültig vor bei ſein. Es wird ſich in Zukunft, wenn der Weltverkehr wieder allgemeiner in Gang kommt, doch in der Hauptſache nur darum handeln, daß ein Volk nicht etwa unbegrenzt anderen Völkern ſeine Ueberſchußerzeugniſſe einſeitig abgibt, ſondern daß dieſer künftige Weltwirtſchaftsverkehr vielmehr auf einen gegenſeitigen Austauſch von Gütern be⸗ ſchränkt bleibt, deſſen Umfang ſich eben durch die gegenseitige Abnahme beſtimmt. Aber wie die Entwicklung der wirtſchaftlichen Ver⸗ hältniſſe im Weltverkehr auch in Zukunft ſein möge, im Augenblick haben wir nun ein⸗ mal 5 bis 6 Millionen Arbeitsloſe im Reich. Wer ſich da überhaupt zum deutſchen Volk und Staat bekennt, der muß zunächſt einmal danach trachten, in erſter Linie Arbeit für die eigenen Volksgenoſſen zu be ſchaffen. ö Nun kann man gewiß, beſonders in einer allgemeinen Notlage wie der heutigen, dem Einzelnen auf die Dauer nicht zumuten, zu- gunſten anderer Laſten auf ſich zu nehmen, die er ſelbſt nicht tragen kann. Denn wenn man z. B. einer Hausfrau, die mit jedem einzelnen Pfennig rechnen muß, zumuten wollte, bei ihren täglichen Einkäufen im La⸗ den eine etwa ſchlechtere oder teuere In⸗ landsware nur deshalb zu kaufen, weil ſie Inlandsware iſt und die daneben ſtehende beſſere und billigere Auslandsware zurück⸗ zuweiſen, ſo wird man damit nicht durchdrin⸗ gen. Man muß deshalb die Einſchränkung machen, daß die Bevorzugung des deutſchen Erzeugniſſes erfolgen ſoll unter der Voraus ſtehen; es ſoll ſich um die drei Männer han⸗ deln, deren Namen ſchon dieſer Tage ge— nannt wurden: Kammerherr von Olden⸗ burg⸗Januſchau, Herr von Berg und Herr v. d. Oſten. Von zuſtändiger Stelle wurden dieſe Gerüchte allerdings ent⸗ ſchieden dementiert. Es wurde hinzugefügt, daß es doch wahrhaftig nicht die Art de“ Reichspräſidentken ſei, ſich von Priva ſonen in ſeine Enk⸗ ſcheidungen hineinreden zu laſſen. Wie der Entſchluß des Reichspräſidenten fal⸗ len wird, darüber herrſcht noch vollkommene Ungewißheit. Alle möglichen Gerüchte und Verſionen waren in Umlauf. So wurde z. B. vermutet, daß noch erneut ein homo regius beauftragt werden könnte, das Problem der Mehrheitsbildung noch einmal durchzuprüfen. Man wird abwarten müſſen, ob die Bera⸗ tung raſch zur Entſcheidung führt, oder ob der Reichspräsident die Lage noch einmal in Ruhe überdenken und ſeinen Entſchluß erſt Montag bekanntgeben wird. In polikiſchen 0 6 verſtärkt ſich im; mer mehr der Eindruck, daß Herr von Papen mit der Kabinettsbildung doch . nicht betraut werden wird. Wer aber Papens Nachfolger werden ſoll. iſt noch vollkommen offen, da die letzte Ent⸗ ſcheidung dem Reichspräſidenten, perſönlich vorbehalten iſt. Man hält es für durchaus wahrſcheinlich. daß die zuerſt nicht ſehr aus⸗ ſetzung, daß es ebenſo gut und ebenſo billig angeboten wird wie die entſprechen— de Auslandsware. Dieſer Appell, bei gleicher Güte und glei⸗ chem Preis— dann allerdings unter allen Umſtänden dem deutſchen Erzeugnis den Vorzug zu geben, wendet ſich vor allen Din⸗ 85 an unſere Hausfrauen, da etwa 80 rozent der geſamten Ladeneinkäufe durch rauen getätigt werden. Außerdem wird man fordern müſſen, daß auf entbehrliche fremdländiſche Erzeugniſſe überhaupt mög⸗ lichſt völlig verzichtet wird. Wenn man 3, B. hört, daß nach der Statiſtik des Jahres 1931 täglich für ausländiſche Parfümerien und kosmetiſche Artikel 8000 Mark über die Gren⸗ zen hinausgefloſſen ſind, ſo wird die Mehr⸗ zahl unſerer Hausfrauen dies ganz gewiß verurteilen und die elegante Dame, die dieſe meiſt franzöſiſchen Parfümerien verbraucht, als einen volkswirtſchaftlichen Schädling be⸗ trachten. Aber leider ſind die Poſten, die für entbehrliche Verbrauchsgüter auf anderen Gebieten ausgegeben werden, ungleich rößer. So wurden im Jahre 1931 für Süd⸗ früchte täglich 581000 Mark, für Obſt 447 000 Mark, für Gemüſe 241.000 Mark an das Ausland bezahlt. mährend unſere eigenen Zu den beim Reichspräſidenten ſtattgefun⸗ denen Beſprechungen wird von zuſtändiger Stelle mitgeteilt, daß der Reichspräſident bei dieſer Gelegenheit die normalen Vorträge entgegengenommen habe. Mit dem Reichs⸗ kanzler von Papen und dem Reichswehrmi⸗ niſter von Schleicher ſeien laufende Angele⸗ genheiten beſprochen worden. Der Reichs⸗ präſident habe noch keine Entſchlüſſe für die Neubildung der Regierung gefaßt, ſondern die Entſcheidung iſt zur Klärung verſchiede— ner Fragen zurückgeſtellt. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die hier er⸗ wähnten Verhandlungen formlos und ſtreng vertraulich geführt werden dürften, ohne daß der Reichspräſident etwa offizielle Empfänge abhält oder beſtimmte Perſön— lichkeiten mit der Führung von Verhandlun⸗ gen beauftragt. Es wird eine ganz un“? verbindliche, ſtreng vertrauliche Unter⸗ haltung ſein zwiſchen all den Perſönlichkei⸗ ten, die ſowohl für das Kabinett ſelbſt, ſei es als Kanzler oder als Miniſter in Frage kommen, und maßgebenden Perſönlichkeiten. Zweck der Verhandlungen dürfte es ſein, feſtzuſtellen, ob eine breikere Grundlage für das künftige Präſidialkabinekt gefunden wer⸗ den kann. Von dieſen Verhandlungen dürfte es abhängen, ob Herr von Papen wieder- kommt oder ob eine andere Perſönlichkeit be⸗ traut wird. Die Beſprechungen werden wahr- ſcheinlich erſt am Monkag beginnen. Adolf Hitler hat ſich am Samstag abend mit einigen Herren ſeiner näheren Umge— Obſt⸗ und Gemüſezüchter vielfach ihre Ware kaum abſetzen konnten. Wenn neben der gleichen Preiswürdigkeit auch die gleiche Güte als Vorausſetzung für die Bevorzugung der deutſchen Waren ge⸗ nannt war, ſo liegt darin nicht etwa eine An⸗ zweiflung der Qualität unſerer deutſchen Er⸗ zeugniſſe, ſondern umgekehrt kann unſere Landwirtſchaft und unſere Induſtrie mit vol⸗ lem Recht für ſich in Anſpruch nehmen, in der allgemeienen Güte ihrer Erzeugniſſe kei⸗ nem anderen Lande nachzuſtehen. Alſo kann man auch mit vollem Recht verlangen, daß jeder Käufer zunächſt von der Auffaſſung ausgeht, nicht das ausländiſche, ſondern das deutſche Erzeugnis wird vorausſichtlich das innerlich wertvollere ſein. Die Neparaturzuſchüſſe. Für eine Viertelmilliarde Aufträge. Berlin, 28. November. Der Zentralverband Deutſcher Haus- und Gade und der Reichsverband N. 5 des Deutſchen Handwerks haben in einer g ee an die Roichs regierung präſidenten bei aller Sorgſamkeit der For⸗ mulierung ſeiner Aeußerungen keine Zwei⸗ fel darüber gelaſſen, daß ſich aus einer Wie⸗ derkehr des Kabinetts v. Papen auch für die Zentrumspartei Konſequen⸗ zen ergeben. 2. Ein Kabinett Gördeler. Eine Reichsregierung unter Führung des Leipziger Oberbürgermeiſters Dr. Gördeler würde ſicher die Unterſtützung des Zen⸗ trums und der Bayeriſchen Volks⸗ partei finden. Er gilt außerdem als der Kandidat der Deutſchnationalen. Das iſt um ſo bemerkenswerter, als die Aeußerungen der Scherl⸗Preſſe in den letzten Tagen ein ſtarkes Abrücken der Deutſchna⸗ tionalen von der Perſönlichkeit des bisheri⸗ gen Reichskanzlers verraten. Ein Kabinett Gördeler würde im Reichstag auch kei⸗ neswegs eine Mehrheit finden; im⸗ merhin würde es mit etwa 200 Abgeordne⸗ ten, die es unterſtützen würden, eine brei⸗ tere Baſis haben. 3. Ein Kabineit Schleicher. Es kommt jetzt auch wieder ein Kabinett Schleicher in Frage, allerdings erſt als letzte Möglichkeit. Es iſt bekannt, daß General von Schleicher einer Kabinettsneu⸗ bildung durch ihn bisher immer ablehnend gegenübergeſtanden hat. Wenn aber die bei⸗ den anderen hier behandelten Möglichkeiten erſchöpft wären, wird er ſich nach dem Ver⸗ lauf der Konferenz beim Reichspräſidenten einer Berufung nicht entziehen. darauf hingewieſen, daß ſich hinſichtlich der Wiederinſtandſetzungsaklion des Hausbeſitzes die gehegten Erwartungen reſtlos erfüllt hätten. 0 Die von der Reichsregierung bereitgeſtell⸗ ten 50 Millionen Reichsmark Reichs zuſchüſſe ſeien bereits reſtlos aufgebrauchk. Dies be⸗ deute, daß innerhalb weniger Wochen für rund eine Viertelmilliarde Reichsmark Auf⸗ träge an das handwerk gegeben worden eien f In der Eingabe wird beantragt, ſofort einen weiteren Betrag von 200 Mil⸗ lionen Mark für die Gewährung von Reichszuſchüſſen bei Inſtandſetzungen unter grundſätzlicher Beibehaltung der bisherigen Bedingungen bereitzuſtellen. Falls es jedoch angeſichts der ſchwierigen Finanzlage des Reiches nicht möglich ſein ſollte, den ganzen Betrag von 200 Millionen Mark in bar zur Verfügung zu ſtellen, ſoll die Zuſchußgewäh⸗ rung zum Teil auch unter Einbeziehung der Hauszinsſteuer in das Steuergut⸗ ſcheinverfahreen erfolgen. Grundſätz⸗ lich vertrete aber der Hausbeſitz nach wie vor die Auffaſſung, daß die Hauszins⸗ ſteuer beſchleunigt beseitigt wer⸗ den müſſe. „„ 2 — ä 5 — — — — Ä—Ä—„— der Arbeitsdienſt im Winter Mittel erſchöpft.— Die Ausſcheidenden. Berlin, 28. November. In einem ausführlichen Erlaß an die Be⸗ zirkskommiſſare beſchäftigt ſich der Reichs⸗ kommiſſar mit der Durchführung des Ar⸗ beitsdienſtes im Winter. Zunächſt wird feſt⸗ geſtellt, daß infolge der zahlenmäßigen Ent⸗ wicklung des freiwilligen Arbeitsdienſtes die bisher zur Verfügung ſtehenden Mittel An⸗ fang Dezember verbraucht ſein wer⸗ den. Auf Vorſchlag des Reichskommiſſars iſt mit Zuſtimmung der Reichsregierung aus den Mitteln der Reichsanſtalt ein wei⸗ terer Betrag zur Verfügung geſtellt worden. Aus der Natur der im freiwilligen Arbeitsdienſt geleiſteten Außenarbeiten folgt zwar, daß ein weſentlicher Teil der Maß⸗ nahmen in den Wintermonaten(Januar und Februar) zum Erliegen kommen muß. Immerhin wird es möglich ſein, mit den zur Verfügung ſtehenden Mitteln den freiwilli⸗ gen Arbeitsdienſt auch in dieſen Monaten auf ein Drittel des bisherigen Standes zu halten. In erſter Linie ſollen hierbei die ge⸗ ſchloſſenen Arbeitslager(Arbeitslager mit gemeinſamer Unterbringung) aufrecht⸗ erhalten bleiben. Der Erlaß beſchäftigt ſich weiter mit der Frage, in welcher Weiſe den im Winter ausſcheidenden Arbeitsdienſtwilligen geholfen werden kann. Hingewieſen wird zu⸗ nächſt auf die von der Reichsanſtalt im Win⸗ ter vorgeſehenen beruflichen Bildungsmaß— nahmen, Darüber hinaus wird es als erfor⸗ derlich bezeichnet, den Willen der arbeitslo⸗ ſen Jugend, ſich in gemeinſchaftlicher Selbſt⸗ hilfe über den Winter hinwegzuhelfen, nach Kräften zu unterſtützen. Als Formen einer derartigen Selbſthilfe werden genannt: Ge⸗ meinſame Zuſammenkunft von Arbeitsdienſt⸗ willigen, gemeinſame Herrichtung von Mahl⸗ zeiten, gemeinſame Tagesgeſtaltung unter Benutzung von Heimen uſw. Preußenlandtag beſchlußunfähig NMächſte Sitzung 13. Dezember. Berlin, 27. November. Im preußiſchen Landtag ſtellte ſich am Samstag nachmittag bei der Abstimmung über einen ſozialdemokratiſchen Ankrag, der die Einſetzung der Regierung Braun in ihre alten Rechte forderte, die Beſchlußunfähig⸗ keit des Hauſes heraus, da nur 166 Karten abgegeben worden waren, während zur Be⸗ ſchlußfähigkeit 212 Stimmen gehören. Der Präſident wird die nächſte Sitzung vorausſichtlich auf den 13. Dezember anbe— raumen. Frankreich und Italien. Berenger fordert Verſtändigung. Paris, 27. November. Der Auswärtige Ausſchuß des Senats nahm einen Bericht ſeines Vorſitzenden, Henry Berenger, über ſeine Unterredungen mit Muſſolini, anderen führenden Perſön⸗ lichkeiten und dem Papſt entgegen. Henry Berenger hak den bereits der Preſſe gegenüber vertretenen Skandpunkt wieder⸗ holt, daß ſeiner Anſicht nach die zwiſchen Italien und Frankreich heſtehenden Mifi⸗ n verſtändniſſe beſeinigt und eine Verſtäandꝛ⸗ gung zwiſchen Paris und Rom gefunden werden müſſen. Im Verlauf der Ausſprache über dieſen Bericht wurde darauf hingewieſen, daß das franzöſiſche Außenminiſterium den Beziehun⸗ gen zu Italien nicht die gebührende Aufmerkſamkeit gewidmet habe. Der Auswärtige Ausſchuß des Senats hat daher ſeinen Vorſitzenden beauftragt, vom Quai d'Orſay die wichtigſten Berichte der franzöſi⸗ ſchen Botſchafter in Rom über die franzöſiſch⸗ italieniſchen Beziehungen ſeit dem Friedens⸗ ſchluß anzufordern. Die Gleichberechtigungsfrage Engliſch-amerikaniſch⸗franzöſiſche Einigung? London, 28. November. Wie Pertinax im„Daily Telegraph“ be⸗ richtet, ſtimmen Sir John Simon, Norman Davis und Paul⸗Boncour in folgenden drei Punkten überein: 1. Alle beteiligten Mächte ſollen einen Pakt unkerzeichnen, der die Anwendung von Ge⸗ walt verbieket, 2. Deukſchland darf nicht wieder aufrüſten, 3. die praktiſche Durchführung der Gleichbe⸗ rechtigung ſoll ſtufenweiſe erfolgen. Parallel mit der Erörterung dieſer Grund⸗ ſätze ſollen die verſchiedenen Sicherheitsfra⸗ gen auf der bevorſtehenden Fünfmächtezu⸗ ſammenkunft beſprochen werden. In engliſchen Kreiſen erklärt man, daß Macdonald jetzt die über die Gleichberechtigungsfrage in die Hand nehmen wolle und entſchloſſen ſei, in möglichſt kurzer Zeit zu praktiſchen Ergeb⸗ niſſen zu gelangen. Die unverbindlichen di⸗ plomatiſchen Beſprechungen der letzten Tage werden auf engliſcher Seite als eine wert⸗ volle Klärung der geſamten Lage an⸗ geſehen. Auf der Grundlage dieſer Beſprechungen, die jetzt von Norman Davis in Paris mit Herriok weiter fortgeführt werden, ſollen ſo⸗ dann Ende der nächſten Woche die gemeinſa⸗ men Beſprechungen der fünf Großmächte England, Deulſchland, Frankreich, Italien und der Vereinigten Skaaten beginnen. Da⸗ bei wird in allen Kreiſen übereinſtimmend hervorgehoben, daß es ſich keineswegs um eine Sonderkonferenz im Rahmen der Abrü⸗ ſtungskonferenz, ſondern nur um einen un⸗ verbindlichen privaten Meinungsauskauſch handele, und daß dieſe Beſprechungen den ausſchließlichen Zweck verfolgen, die Rück⸗ kehr Deutſchlands in die Abrüſtungskonfe⸗ renz zu ermöglichen. Der grundſätzliche deutſche Stand punkt iſt den an den kommenden Beſpre chungen beteiligten Mächten in den letzten Tagen wiederum mit großer Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht worden. Lauſanne nicht gefährdet. Nur vorläufig keine Ratifizierung. London, 28. November. „Der diplomatiſche Korreſpondent der„Mor⸗ ning Poſt“ weiſt darauf hin, daß die viel⸗ fach herrſchende Anſicht, wonach das Lauſanner Abkommen durch eine Weigerung Amerikas, ſich auſ eine Suſpendierung der Dezember⸗ Zahlung einzulaſſen. gefährdet iſt. auf einer Verhandlungen 1 irrtümlichen Auffaſſung veruht. Nach dem Gentleman⸗Agreement wurde nur überſetzt, daß das Lauſanner Abkommen ſolange nicht ra⸗ tifiziert werden würde, bis eine befriedigende Regelung mit Amerika erreicht worden ſei. Die Frage der Zahlung oder Nichtzahlung am 15. Dezember nähme in keiner Weiſe die ſchließliche Regelung vorweg. Sie ſei tatſäch⸗ lich weiter nichts als eine Sache des Ver⸗ fahrens. Schatzkanzler Chamberlain ließ am Freitag in einer Rede in Birmingham keinen Zweifel darüber, daß die engliſche Regierung alles ver⸗ ſuchen werde, um eine Stundung der am 15. Dezember fälligen Kriegsſchuldenzahlung an Amerika zu erreichen. Man werde gut daran tun, keinerlei überſtürzten Schluß aus der endgültigen Stellungnahme des amerikaniſchen Kongreſſes zu ziehen. Die Politik der engliſchen Regierung gehe ſeit Jah⸗ ren darauf hinaus, daß die vollſtändige Strei⸗ chung der Kriegsſchulden und Reparationen das Beſte für die Welt ſei. Das engliſche Stundungsgeſuch ſei an Ame⸗ rika gerichtet worden in der Aeberzeugung, daß jeder Verſuch einer Wiedererörterung der in Lauſanne getroffenen Regelung Europa von neuem in ein Chaos ſtürzen werde. Anuslands⸗Nundſchau. Der Anſchlagsverſuch auf Herriot. Dem Journal wird aus Dinan gemeldet, daß die dortige Polizei den 46 Jahre alten penſionierten Lokomotivführer Louis Gau⸗ dron aus Nantes verhaftet habe, der ſich in einem Hotel unter falſchem Namen eingetra⸗ gen habe. Man habe bei ihm eine größere Summe Geldes, einen Freifahrſchein zwei⸗ ter Klaſſe und ein Reglement des Eiſen⸗ bahnſignaldienſtes gefunden. Gaudron ſoll die Gegend von Dinan, wo er beſchäftigt war, am 13. November verlaſſen haben. Die Polizei glaubt, daß der Verhaftete an dem Anſchlag auf den Zug beteiligt war, in dem ſich Herriot nach Nantes begeben hatte. Aufſtand gegen einen Maharadſcha. In dem indiſchen Staate Alwar iſt ein bewaffneter Aufſtand gegen den Maharad⸗ ſcha ausgebrochen. Die Bevölkerung verwei⸗ gert die Bezahlung der Landſteuern, die als zu hoch erklärt werden. In Hunderten von Dörfern haben ſich die Eingeborenen be⸗ waffnet, alle Straßen beſetzt und ſogar Schützengräben ausgehoben. Viele Moham⸗ medaner, die größere Unruhen befürchten, haben den Staat verlaſſen. Japan demenkiert Maſſenerſchießungen. Die japaniſche Botſchaft in London er⸗ klärt: Die Behauptung der chineſiſchen Ge⸗ ſandtſchaft, daß 3000 Chineſen durch japani⸗ ſche Soldaten mit Maſchinengewehren nieder⸗ geſchoſſen worden ſeien, ſei unglaubwürdig. In London ſei keine amtliche Beſtätigung dieſes Vorfalles eingegangen. Milliarden⸗Verluſte in Schanghai. Nach Preſſeberichten haben die Schanghaier Stadtbehörden Berechnungen der Verluſte auf⸗ geſtellt, die die Beſchießung der Stadt und die Kämpfe in und um Schanghai zur Folge hatten. Die Höhe der Verluſte, die Privat⸗ perſonen und die Stadt Schanghai erlitten haben, wird mit zwei Milliarden Silberdol⸗ lar angegeben. Bald wieder naß. Aufhebung der Prohibition Anfang dezember? ö Waſhington, 27. November. Die re e und die demokratiſchen ſchoſſe es Reprã e e haben be. chloſſen, ſofort nach dem Wiederzuſammen. tritt des Kongreſſes die Abſtimmung über die Aufhebung des Ae ſtattfin. den zu laſſen. Die Abſtimmung iſt bereits für den 5. Dezember geplant. Große Geheimbrennerei ausgehoben 200 000 Liter ſchwarzgebrannt. Düſſeldorf, 27. November. In Hilgen wurde eine große Geheimbren. nerei aufgedeckt, in der von dem Brennerei, pächter Stelkens aus Köln ſeit ihrer Ein. richtung im Jahre 1926 in großem Umfange ſchwarzgebrannt wurde. Anſtelle der ange, meldeten Getreidemengen wurde meiſt die doppelte bis dreifache Menge eingemaiſch und abgebrannt. Der hierdurch mehrerzeugte Branntwein wurde durch geheime Leitun, gen, die raffiniert angelegt waren, abge Zapft. Nach den bisher getroffenen Feſtſtellun. gen müſſen 150. bis 200 000 en alkohol ſchwarzgebrannk und verſchoben wor. den ſein. Die Brennerei wurde von den Zollbeamten geſchaaſſen. die geſamte Einrich kung ſowie die zahlreichen Vorräte wurden beſchlagnahmt. Der Brennereipächter, dei Brennmeiſter ſowie ein Brennereigehilf wurden von der Jollfahndungsſtelle feſtge. nommen. Deutsche Tagesſchan. Zwiſchen einem Reichsbannermann und zwei Nationalſozialiſten kam es in Berlin in den Morgenſtunden zu einer Schlägerei, in deren Verlauf einer der beiden Nationalſo⸗ zialiſten zu Boden geworfen wurde. Er erlitt eine Gehirnerſchütterung, der er im Kran⸗ kenhaus erlag. Der Täter wurde feſtgenom⸗ men. „Rote Jahne“ drei Wochen verbolen. Die„Rote Fahne“ iſt wegen außerordent⸗ lich ſchwerer Verſtöße gegen das Republik⸗ ſchutzgeſetz und die Verordnung gegen politi⸗ ſche Ausſchreitungen vom Polizeipräſidenten für die Zeit vom 26. November bis zum 106. Dezember verboten worden. Reichsanwalt bejaht Bullerjahns Schuld. Im Wiederaufnahmeverfahren gegen den Oberlagerverwalter Bullerjahn, der vom Reichsgericht im Dezember 1925 wegen Lan⸗ desverrats zu 15 Jahren Zuchthaus verur⸗ teilt worden war, wurde die Beweisauf⸗ nahme geſchloſſen. Reichsanwalt Dr. Nagel führte in ſeinem Schlußvortrag aus, daß er, wenn ſich auch manche Einzelheiten anders darſtellten, zu der feſten Ueberzeugung ge⸗ langt ſei, daß die Schuldfrage für den An⸗ e Bullerjahn wiederum zu bejahen ei. Urteil im Dortmunder Sprengſtoffprozeß. In dem großen Sprengſtoffprozeß gegen 13 Mitalieder der kommuniſtiſchen 1 5 Magda en zwischen den zwei doch nicht ſagen, daß du ſie wie ein Heilige von weitem 1 f Kere py Mar 7. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Man hatte nichts gefunden! Das beſagte aber noch lange nicht, daß Ellinor Hardegg unſchuldig war. Sie konnte den Schmuck verſteckt haben. Unterwegs vielleicht! Wer konnte denn das wiſſen? Jedenfalls genügte die An⸗ zeige, um ein Verfahren wegen Diebſtahls zu eröffnen. Mit ihrem ſteinernen jungen Geſicht ließ Ellinor dieſe Verhöre über ſich ergehen. Sie konnte nichts anderes aus⸗ ſagen; ſie hatte den Schmuck nicht genommen. Man konnte ihr nichts beweiſen. Der junge Rechts⸗ anwalt, der gerade in dieſen Tagen die Praxis ſeines Onkels übernommen hatte, verteidigte ſie glänzend. Er nahm nicht die geringſte Rückſicht darauf, daß er in Zukunft hier leben wollte, daß es die angeſehenſten Leute waren, gegen die er ſeine ſcharfen Angriffe richtete. Er war von der Unſchuld des ſchönen, blaſſen Mädchens voll überzeugt, und er mußte ſie frei bekommen. Und er bekam ſie frei! Aber es blieb der Verdacht! i Wie ein giftiges Reptil würde er ſich hinter ihr her ſchleppen, ſolange ſie lebte. Ellinor Hardegg ſah weder nach rechts noch nach links, als ſie an der Reihe der Gaffer vorüberſchritt. Sie hörte wohl kaum, was ihr Verteidiger zu ihr ſprach. Aber ſie fühlte inſtinktiv, daß ſie dieſem Manne Dank ſchuldig war. Und ſie ſagte einige leiſe Worte zu ihm. Er küßte ihr die Hand, daß es alle Leute ſahen. Das war wieder ein Vergehen, das man ganz allein Ellinor Hardegg anrechnete. Der Anwalt begleitete ſie und ihre Schweſter nach Hauſe. Ganz nebenbei hatte der Verteidiger einmal zu „Ellinor geſagt, daß eigentlich Doktor von Faber die Ver⸗ handlung hätte führen ſollen. Der habe aber ganz plötz⸗ lich Urlaub nehmen müſſen, da ſeine Mutter erkrankt ſei. Ellinor hatte das Gehörte nicht berührt. Fort war er! Für ihn das einzig Richtige! Sie würden es ihm ja nicht verzeihen, daß er ſich mit ihr unterhalten hatte. Im ſonnendurchfluteten Zimmer ſaßen ſich die Schweſtern dann gegenüber. Und es hätte wohl keine von beiden zu ſagen vermocht, ob es Minuten oder bereits Stunden waren, die ſie ſich ſo ſtumm gegenüber ſaßen. Hellauf ſang der Kanarienvogel, der Kater ſtreckte ſich faul. Die alte Kuckucksuhr tickte, die Blumen auf dem Fenſter blühten in unverminderter Pracht, die blanken, ſchönen, alten Kirſchbaummöbel glänzten. Die Meißner Figuren ſahen neckiſch von ihrem Sockel herab. Alles war wie ſonſt. War wirklich alles wie ſonſt? Nein! Nein! Nein! Der Bäcker mit ſeiner kleinen, gutmütigen Frau war in den Laden hineingegangen, als die Schweſtern auf⸗ tauchten. Der Hausmeiſter hatte grinſend den Weg ge⸗ harkt, ohne zu grüßen wie ſonſt. An jedem Fenſter drückte ſich eine neugierige Naſe platt. Die Leute, die auf der Straße an ihnen vorübergingen, die hatten ſo eifrig gerade irgend etwas auf der anderen Seite der Straße zu betrachten. Und nun ſaßen ſie im Sonnenzimmer. Keine dachte daran, etwas zu eſſen. Auf einmal ſagte Hilda: „Hier können wir nicht bleiben. Haſt du dir das über⸗ legt?“ Da ſtand die Jüngere auf und warf ſich ihr an die Bruſt. 8 Opfer willſt du mir bringen? Ich danke dir, Hilda. Ich weiß ja, wie ſehr du hier an unſerer kleinen Wohnung hängſt.“ „Es wird auch woanders ſchön ſein, Nore. Ich habe hier die Menſchen jetzt kennengelernt. Ich trenne mich gern von ihnen.“ „Hilda, du— glaubſt an meine Unſchuld?“ „Ja! Denn ſonſt hätte ich das Leben keine Stunde länger ertragen.“ f „Wie gut du biſt, Hilda! Ich hatte ſo Angſt um dich. 1 3 Halle(saale) Der* eich E B ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale) „Betty fand deine Frau ohnmächtig auf. Die Diener⸗ ſchaft ängſtigte ſich und rief Profeſſor Hartig. Der kam ſofort. Man ſuchte dich, aber Peter wußte, daß du fort⸗ geritten warſt. So rief man mich, da der Arzt doch mit irgendeinem Familienangehörigen ſprechen mußte. Ich habe Magdalen noch gar nicht geſehen, aber der Arzt meinte, es ginge ihr wieder beſſer. Nur wunderte er ſich über verſchiedene rotblaue Flecke an der Schulter deiner Frau. Mich wundern dieſe Flecke nicht, Friedrich Karl, denn ich kenne dich! Wenn aber noch nicht alles in dir zum Tier geworden iſt, dann ſei jetzt gut zu Magdalen! Was ſage ich: Tier! Ein Tier iſt beſſer als du!“ Ohne noch ein weiteres Wort zu ſprechen oder eines abzuwarten, ging der jüngere Lindsmühlen den ſchmalen Weg dicht an der Parkmauer entlang. Sprachlos vor Wut ſah ihm der andere nach, dann war er plötzlich mit ein paar Schritten neben ihm. „Du liebſt Magdalen!“ „Was kümmert das dich? Die Treue deiner Frau gehört dir! Sie iſt keine von den Frauen, die dich körper⸗ lich und finanziell ruinieren und dich dann noch mit irgend⸗ einem anderen betrügen!“ „Das gehört nicht hierher. Ich will endlich wiſſen, ob du Magdalen liebſt!“ „Ja! Sie iſt die einzige Frau, der ich mein Leben zu Füßen legen könnte, aber da ſie dir gehört, iſt ſie für mich unerreichbar.“ Die großen, ſchönen Augen Karl Joachims flammten hell, als er dem Bruder dieſe Worte ſagte. Der war einen Augenblick faſſungslos, dann höhnte er: „Ein nettes Liebesidyll, in das mein ſchon lange ge⸗ hegter Argwohn da hineingeſtochen hat. Und du willſt mir anbeteſt? Du biſt doch auch nicht achtlos an den Frauen vorübergegangen, ſondern du kennſt ſie recht gut.“ „Frauen ſind immer auf des Mannes Wegen, daran werden alle Reden nichts ändern. Es kommt nur darauf an, wie weit er ſich vergißt, wenn er verheiratet iſt. Ich bitte dich, die Magd Marie vom Hof zu entfernen. Oder willſt du, daß ſie hinter deiner Frau herlächelt?“ „Du ſpionierſt mir nach? Echt brüderlich! Nun, das halte ich wie ich will. Da hat mir keiner dreinzureden, auch du nicht.“ „Wie du willſt! Ich wäre aber vorſichtiger. Freiherr von Gerring ſoll ein unheilbares Leiden haben, und wenn er ſtirbt, könnte deine Macht über Magdalen auch einmal zu Ende ſein. Ich reiſe nächſte Woche ab, wenn es dich intereſſieren ſollte. Wahrſcheinlich kehre ich nie wieder nach Lindsmühlen zurück.“ Friedrich Karl wurde unſicher. Die alte Liebe zu dem Jüngeren brach noch einmal durch. „Ich will dich nicht der Heimat berauben— bleib doch.“ Das klang echt, aber eine Exleichterung klang doch deutlich hindurch. Mit leichtem Lächeln ſchüttelte Karl Joachim den Kopf. „Das war ja ſchon in Partenkirchen eine längſt feſt⸗ gelegte Tatſache.“ „Ich kann dich wohl nicht halten, aber ich verſpreche dir, mich zu beſſern— Magdalen gegenüber. Aber du liebſt ſie! Und ſie liebt dich!“ „Nein!“ Dieſes markige Nein goß Balſam in die eiferſüchtige Wunde des andern. Und der Dünkel kroch hoch, ſich nicht 1 0 dem Jüngeren bloßgeſtellt zu ſehen. Friedrich Karl agte: N „Das wird bei dir ſo eine Schwärmerei ſein. Magdalen hätte gern das Gartenhaus für ſich einrichten laſſen. Viel⸗ leicht war es nur eine Laune, aber neulich ſagte ſie mir, ſie fände die Beſtimmung, daß das Gartenſchloß dir ge⸗ höre, mitten im Lindsmühlener Park, läſtig und un⸗ verſtändlich.“ * Karl Joachim ſchwieg. Hatte Magdalen das geſagt? Nach einer Weile ſagte er: „Deine Frau kann das Haus benützen. Ich hatte nicht die Abſicht, hierher zurückzukehren.“ „Du biſt immer willkommen. Nur für ſtändig— weißt du—, da geht es wohl nicht gut. Warum haſt du eigent⸗ lich die kleine Komteſſe Jernbach nicht geheiratet? Oder die ſchöne Frau von Seidlin⸗Telpach? Sie hat ihr Witwentum längſt ſatt und ſitzt einſam in ihrem ſchönen Heim in Telpach. Andere bemühen ſich ſeit Jahren um ſie, und du, nach dem ſie ganz toll iſt, du läßt ſie links liegen, als ſei ſie die Erſtbeſte. Ich verſtehe dich wirk⸗ lich nicht.“ f ö „Mich zieht es wieder hinaus, ich will Gefahren um mich ſehen. Ich kann nichts für dieſen Drang, der mich nicht ſeßhaft werden läßt. Aber das ſind Dinge, über die wir ebenſo gut ein anderes Mal reden können. Möchteſt du jetzt nicht zu deiner Frau gehen?“ „Ja, du haſt recht. Auf Wiederſehen, Karl Joachim.“ „Auf Wiederſehen, Friedrich Karl.“ Ein Gedanke kam dem Jüngeren. „Nimm dieſe Roſen Magdalen mit!“ ö Er zeigte auf die ſchwarzroten, köſtlich duftenden Blumen, die ſtolz in der Herbſtſonne nickten. „Biſt du toll? Dieſe Roſen werden nicht geſchnitten, ſie ſind ganz ſelten und vom Prinzen Oſchenheim aus Süd⸗ amerika mitgebracht.“ Der ältere Lindsmühlen war entrüſtet, und ſeine ganze Entrüſtung lag in dieſen Worten. a 5 Achſelzuckend wandte der andere ſich ab. Und während er allein weiterſchritt, dachte er: Liebe kleine Frau du, warum mußteſt du in gänzlich falſche Hände kommen? Wer ſoll dich ſchützen, wenn ich fort bin? Und ich kann doch nicht bleiben. Und— vielleicht hat Friedrich Karl recht, vielleicht bin ich dir läſtig? Ich gehe. Und die Fremde mit allen Schönheiten und Gefahren ſoll mich das bisher Schmerzlichſte in meinem Leben vergeſſen machen.“ 1„ Gortſetzung folgt i Nun bin ich froh, daß du deine alte Energie wieder haſt.“ Am anderen Tage, die Mädchen waren eifrig beim Packen, da wurde ein Brief abgegeben. Er trug keinen Abſender, aber den Poſtſtempel Berlin. „Wer kann mir wohl ſchreiben?“ fragte Ellinor, und ihre Hände zitterten leicht. Hilda lächelte. „Mache doch auf, Nore!“ Der Brief war von Doktor von Faber! 10 Er ſchrieb ihr viele gute Worte. Das aber, was einzig jetzt Wert gehabt hätte, das ſchrieb er nicht! Ellinor gab der Schweſter den Brief. i Deren Lächeln erſtarb. Verächtlich legte ſie den Brief beiſeite. Ellinor aber ſchrieb einige höfliche Zeilen an Doktor von Faber. Zuletzt fragte ſie ihn, ob er ſeine Frage, die er vor einigen Wochen an ſie gerichtet habe, noch einmal wiederholen wollte? Heute würde ihre Ant⸗ wort doch vielleicht anders lauten. Und wenn er ſie wirk⸗ lich ſo wahr und aufrichtig liebe, wie er ihr beteuert habe, dann mache ihm das kleine Vorkommnis wahrſcheinlich nichts aus. Und für ſie ſei es eine Ehrenrettung. Sie gab auch dieſen Brief der Schweſter. Die nickte nur und ſagte dann: „Gut ſo! Wir werden aber die Geſinnung kennen⸗ lernen. Sie wird uns Gott ſei Dank nicht weh tun.“ „Nein. Hilda, das wird ſie nicht!“ Und am übernächſten Tage hielt ſie die Antwort in den Händen. Wenn er auch von ihrer Unſchuld felſenfeſt über⸗ zeugt ſel, ſo könne er dieſe Ueberzeugung doch anderen Menſchen nicht einhämmern. Er müſſe Rückſicht auf ſeinen Beruf nehmen, auf ſeine Mutter, ſeine zwei Brüder, die beide in Amt und Würden ſäßen. Wenn man ſich auch bis ans Ende der Welt verkriechen wollte, ſo etwas hafte immer wieder an, ſolange man der Welt nicht klipp und klar beweiſen könne, daß man unſchuldig ſei. Er wünſche den Schweſtern alles Gute. Er ſelbſt kehre nicht mehr nach 8... zurück. Ellinor legte den Brief vor Hilda hin. Die las ihn, zuckte die Schultern. „Ganz, wie ich es erwartet habe. So weit ging die Liebe Herrn von Fabers alſo nicht. Nun ſei du ganz froh, daß du ihn nicht geliebt haſt. Sonſt käme jetzt zu all dem Gräßlichen noch ein ſchweres Herzeleid...“ „Ja, es iſt ſehr gut.“ Damit war für die Schweſtern auch dieſes Kapitel er⸗ ledigt. f Nachdem der Hausrat in einem Möbelwagen verſtaut war, der ſchon am Vormittag nach einer entfernten Stadt fuhr, gingen die beiden Schweſtern am Nachmittag noch einmal an das Grab ihrer Eltern. Sie ſchmückten es mit all den Blumen, die daheim auf dem Fenſterbrett geſtan⸗ den hatten. Dann nahmen ſie Abſchied und gingen. Der alte Totengräber ſah ihnen nach, und er murmelte vor ſich hin:„Die haben im ganzen Leben nichts geſtohlen — die nicht.“ Mit dem Nachtzug fuhren die Schweſtern dann fort. Fort, in eine ungewiſſe Zukunft. Der alte Möbeltransporteur mit ſeinem Bruder, die den Transport ohne jede weitere Hilfe ausgeführt hatten, wurden nach ihrer Rückkehr ausgefragt. Aber ſie ſchüttel⸗ ten nur die Köpfe. „Wir wiſſen nichts. Wir haben die Möbel eingeſtellt. Die Fräuleins wollten auf Reiſen gehen, da ſie vorläufig noch nicht wüßten, wo ſie wohnen würden.“ Das war alles, was man erfuhr. Es war wenig genug. Aber man mutmaßte, daß der Erlös des indiſchen Arm⸗ bandes den beiden gewiß eine koſtſpielige Reiſe geſtatten werde. Und wenn Faber nicht— wer weiß, wie dann das Urteil ausgefallen wäre. Das kannte man ja, das Sprich⸗ wort von den Kräheg. Alſo! Es blieb dabei: Ellinor Hardegg war eine Diebin! „Nun leben wir nur von deinen lieben, geſchickten Händen, die ſofort wieder Arbeit fanden, während ich immer wieder vergeblich...“ Ellinor ſchlug die Hände vor das Geſicht und weinte. „Weine doch nicht, Nore. Wenn's nur reicht! Das iſt ſchließlich doch die Hauptſache. Und mit der Zeit wird ſich auch für dich etwas finden“, ſagte Hilda und zog eifrig Faden um Faden. Ein halbes Jahr war vergangen, ſeit ſie die Heimat verlaſſen hatten. Bei einer freundlichen, alten Frau, hoch oben, vier Treppen, hatten ſie zwei Zimmer abgemietet. Ihr Eſſen durften ſie drüben in der kleinen Küche mit kochen. Die glänzenden Kirſchbaummöbel umgaben ſie, auf dem Fenſter blühten jetzt noch, wo es ſchon ſtark dem Winter zuging, Blumen. Der Vogel ſang aus voller Kehle, und der Kater dehnte ſich auf einem Kiſſen beim Ofen. Die Sonne ſchien zwar noch warm auf das Fenſterbrett, aber es zog doch ſchon empfindlich kühl durch die Ritzen, und das liebte er nicht. Die Meißner Figuren lächelten neckiſch von ihrem Sockel, und der Kuckuck kam ſoeben aus ſeiner Tür und ſchlug viermal an, ſchnell, um gleich wieder im Uhrhaus zu verſchwinden. Und nebenan hatte man alle anderen Möbel unter⸗ gebracht. Nichts hatte man verkaufen brauchen, und es ſah auch dort nett und wohnlich aus, wo ſie ſchliefen. Hilda verdiente gut. Für die erſte Zeit hatten die kleinen Erſparniſſe gereicht. Freilich, Ellinor wollte auch verdienen. Aber nirgend fand ſich etwas. Wo Frauen etwas zu ſagen hatten, dort nahm man ſie wegen ihrer Schönheit nicht. Und wo Männer lüſtern dieſe Schönheit muſterten, bedauernd meinten, es ſei leider keine Stelle frei, aber man könnte ſelbſtverſtändlich manches möglich machen, wenn... Sie ließen durchblicken, wie ſie ſich das„Wenn“ dachten. Sie traute ſich nirgends mehr hin, weil es ja doch immer wieder dasſelbe war. Hilda ſtand jetzt auf. Es war Kaffeezeit. 5 Und bald duftete der braune Trank in den niederen Taſſen. Braune Wecken lagen im Korb, und Butter und Honig ſtanden in den Glasſchalen. f Hilda hatte auch die Zeitung mit hereingebracht. Und wie immer griff Ellinor ſogleich nach dem Teil, der die Stellengeſuche enthielt. 5 Plötzlich legte ſie die Zeitung aus der Hand, lehnte ſich zurück. „Was haſt du denn?“ erkundigte ſich Hilda, und ſie las, daß Braunſtein und Co. wundervolle Handarbeiten anboten. Sie hätten eine neue Mitarbeiterin erhalten, die ganz Hervorragendes leiſte. Damit meinten Braunſtein und Co. ſie. Wie gut, daß ſie ſo geſchickt war! ſie nicht in Not. Nun nicht. 1 N „Hilda, ich habe eine Stellung für mich. Das heißt, ich werde mich melden. Dieſe Stelle entſpräche vollſtändig meinen Fähigkeiten. Vielleicht könnte ich ſogar noch ein bißchen mehr, als was man in dieſem Inſerat verlangt. Bitte, lies doch einmal.“ Hilda nahm das Blatt, las halblaut: Nun kamen Vorleſerin zu blindem Herrn geſucht. Es wird auf eine ältere, beſcheidene Perſönlichkeit reflektiert, die ernſt, reif und gebildet iſt. Der Herr iſt Jung⸗ geſelle und bewohnt ſein Gut. Reflektantinnen auf eine Heirat wollen vermeiden, ſich zu melden, doch wird Familienanſchluß gewährt, da ein Freund des Herrn mit ſeiner Frau mit auf dem Gute wohnt. Offerten ſind zu richten an Olden⸗ berg, Rittergut Vayburg bei Br... — RKoman von Gert Rothberg Hilda ſah die Schweſter verdutzt an. Dann ſagte ſie: „Ich verſtehe dich nicht, Nore! Hier wird doch eine ältere Perſon geſucht. Dich würde man beſtimmt nicht nehmen. Verſuche es erſt gar nicht. Und wenn der Mann ſchon ſelber keine Frau hat, dann iſt doch immer noch die Frau des Freundes da, die dich, feindſelig und eiferſüchtig, hinausekeln würde.“ „Ich werde eben alt und häßlich ſein. Vielleicht bin ich in dieſem Zuſtande glücklicher als jetz:.“ „Kind, du biſt neunzehn Jahre alt, und du mußt Papiere vorlegen. Man wird auch Zeugniſſe verlangen. Die haſt du nicht. Wozu alſo noch ein Wort über dieſe aus⸗ ſichtsloſe Sache verlieren? Sei doch endlich vernünftig und hilf mir hier ein bißchen mit. Wir können uns doch jetzt ſchon manchmal einen Theater- oder Konzertbeſuch leiſten. Wir können alſo ganz zufrieden ſein, Nore. Zu⸗ dem, daß du dann von mir ſort müßteſt, bedenkſt du wohl auch nicht?“ „Hildamütterchen, du meinſt es gut, ich aber werde auf jeden Fall verſuchen, dieſe Stelle zu erhalten. Und du wirſt mir deinen Geburtsſchein leihen.“ „Ausgeſchloſſen, vollſtändig ausgeſchloſſen!“ wehrte ſich die andere.„Auf was für Gedanken kommſt du bloß? Das geht doch nicht.“ „Doch, es geht. Später, wenn man mit mir zufrieden iſt, dann kann ich die Wahrheit ſagen. Es iſt tein Ver⸗ brechen. Beſtimmt nicht. Ich will doch auch den armen Blinden nicht einfangen. Wer weiß, was man dort für Erfahrungen gemacht hat? Nun iſt man eben vorſichtig geworden. Ohne zu bedenken, daß es gerade unter den ältlichen Weſen genug geben kann, die ſich ſehr gern ver⸗ ſorgen möchten. Dieſer Hinterhalt ſcheidet aber bei mir vollſtändig aus. Ich will dem Blinden dienen mit aller Kraft, die mir zur Verfügung ſteht. Er iſt doch wie ge⸗ ſchaffen für mich, dieſer Poſten. Ich werde ſtill und völag zurückgezogen in Vayburg leben. Vayburg, welch ſchöner Name! Ob der Herr dort nun Herr Vayburg oder Herr Oldenberg heißt? Aber das iſt ja nebenſächlich. Mein Entſchluß ſteht feſt: ich melde mich auf dieſes Inſerat.“ Hilda ſchwieg. Was hätte ſie auch noch ſagen ſollen? Sie wußte ja am beſten, wie ſehr Ellinor darunter litt, weil ſie ſelbſt jetzt nichts verdiente. Und— ſie hatte ja recht. Es war nichts Schleches, was ſie wollte. Und der blinde Mann in Vay⸗ burg würde ſich keine beſſere Geſellſchafterin wünſchen. können. Davon war auch Hilda überzeugt, und aus dieſem Grunde billigte ſie zuletzt das ganze, abenteuerliche Vor— haben. Und noch aus einem anderen Grunde billigte ſie es. Die Menſchen, die Frauen, würden doch Ellinors köſt⸗ liche Schönheit immer wieder haſſen. Es würde nirgends ihres Bleibens ſein. So aber, wenn ſie plötzlich ältlich und vielleicht ſogar ein bißchen häßlich war, da würde man ſie endlich einmal in Ruhe laſſen. Und Ellinor harte recht. Sie konnte ſpäter alles erklären, wenn es angebracht ſchien. Wenn nicht, dann konnte ſie vielleicht doch eine Zeitlang in Vayburg leben, und ſie würde endlich auch wieder froher denken lernen. Jetzt laſtete ja noch die ganze Schwere der letzten Zeit unvermindert auf ihr. Hilda kam zu der Ueberzeugung, daß es am beſten ſei, Ellinor ihren Weg gehen zu laſſen. Freilich, ſie blieb allein hier zurück. Wie ſie das aushalten würde, wußte ſie noch nicht. Und ſchon die Gedanken daran, trieben ihr das Waſſer in die Augen. Aber ſie kam jetzt gar nicht in Be⸗ tracht. Sie nicht. Es war die Haupſache, wenn Ellinor zunächſt erſt einmal ihren inneren Frieden wieder erhielt. Hilda hatte es gewußt! Hatte gewußt, daß die Schweſter eine Veränderung mit ſich vornehmen wollte. Aber ſo hatte ſie ſich dieſe Veränderung doch nicht vorſtellen können. „Ja, Nore! Aber— das iſt ja entſetzlich! Du kannſt doch unmöglich deine Jugend und Schönheit von jetzt an unter dieſer Maske verſtecken wollen? Das iſt eine Sünde gegen den lieben Gott, der dir Jugend und Schönheit als köſtliches Geſchenk verliehen hat. Ueberlege es dir noch einmal, Nore! Vielleicht würdeſt du es dann ſelbſt kaum noch ertragen.“ „Der blinde Mann ſieht mich ja nicht. Und er will ja eine ſolche Perſon. Ich habe beſtimmt Chancen, wenn mir nicht jemand zuvorkommt.“ Noch immer faſſungslos, blickte Hilda Hardegg auf die Schweſter. Das dunkle, lockige Haar war ſtraff zurück⸗ gekämmt und am Hinterkopf zu einem häßlichen Knoten gedreht. Eine dunkle Hornbrille bedeckte die ſchönen, leuch⸗ tenden Augen, und dazu umſchlenderte ein ſchlechtſitzen⸗ des, großkariertes Kleid die junge, ſonſt ſo graziöſe Figur. Die Brille war vom Vater und das Kleid von ihr, von Hilda. Mein Gott, die Kleine war ja eine große Schauſpielerin. Wie ſie jetzt ſo ſchlampig lief! Wie ſich ein Menſch ver⸗ ändern konnte! Aber— es lief doch immer wieder auf einen Betrug hinaus. Hilda konnte ſich dieſer Tatſache nicht verſchließen. Als ſie noch einmal davon anfing, ſagte Ellinor faſt heftig: 16805 kann dieſes Drohnendaſein nicht weiterführen! Ich kann nicht länger müßig zuſehen, wie du hier Tag für Tag bis in die Nächte hinein arbeiteſt. Ich muß auch arbeiten, ſonſt werde ich noch wahnſinnig. Vielleicht ge⸗ fällt es mir nicht, vielleicht iſt es ganz anders, als wie ich es mir jetzt vorſtelle. Aber laß es mich wenigſtens ver⸗ ſuchen!“ Da ſagte Hilda nichts mehr. 1 0 5(Fortſetzung folgt.) Montag, den 28. November 1932 Nückkehr zum Vaterland! Die Saarfrage in den deutſch⸗franzöſiſchen Beziehungen. Köln, 28. November. Auf einer großen Kundgebung der Arbeits⸗ gemeinſchaft der landsmannſchaftlichen Vereine „Grenzvolk in Not“ ſprach außer einem Red⸗ ner des Oſtens Kommerzienrat Röchling, und zwar über„Die Saarfrage in den deutſch⸗ franzöſiſchen Beziehungen“. Er wies auf die Geſchichte hin, die zeige, daß es eine Saar⸗ frage zwiſchen Deutſchland und Frankreich im⸗ mer nur dann gab, wenn Deutſchland ſchwach und Frankreich ſtark war. Die hartnäckigen Verſuche der Franzoſen ſeit Abtrennung des Saargebietes vom Reich mit verſchiedenen Methoden— Unterdrückung, Drohung, Ver⸗ ſprechungen, Ausnutzung ihrer Machtſtellung als Arbeitgeber in den Kohlengruben— die Saarbevölkerung zu ihren Gunſten zu beein⸗ fluſſen, wurden vom Redner beleuchtet. Er ſchloß mit folgenden Worten: „Alle verſtändigen Franzoſen ſind ſich heute wohl im Klaren, daß die Saarbewohner nicht das geringſte Bedürfnis fühlen, die erzwungene Selbſtändigkeit ihres Gebietes auch nur eine Minute länger aufrecht zu erhalten, als es unbedingt ſein muß. Wir wiſſen, daß die Rückkehr zum Vaterland ſich ebenſo wie die Abtrennung nicht ohne Schmerzen vollziehen wird. Das hindert aber nicht, daß dieſe Rück⸗ kehr zum Vaterlande dem Saarvolk das Ziel bedeutet, dem es in völliger Einmütigkeit aller Schichten und Gruppen aufs innigſte zuſtrebt, denn wir wiſſen, wohin wir gehören: Zum deutſchen Vaterland.“ Kein Zloty in Danzig. Ein Erfolg in Genf.— Einigung mit Polen. Genf, 28. November. Zwiſchen den Vertretern Danzigs und Po— lens iſt ein Abkommen über die Regelung der Zloty⸗Verordnung der polniſchen Regie— rung für die Danziger Eiſenbahnen zuſtande gekommen, das beſagt: Die Zloty⸗Verordnung wird am 1. Dezem⸗ ber d. J. nicht in Kraft geſetzt. Die polniſche Regierung erkennt das Gutachten an, das der Haager Gerichtshof im Frühjahr d. J. über die rechtliche Stellung der Polen in Danzig erſtattet hat. Auf der Grundlage dieſes Gut⸗ achtens werden Verhandlungen zwiſchen den beiden Regierungen zur Negelung von einzelnen Fragen aufgenommen.(Dieſes Gutachten trügt dem Danziger Standpunkt vollſtändig Rech⸗ nung. Die Red.). Die polniſche Regierung verpflichtet ſich zur Beteiligung an den Koſten für den Schulun— terricht der Danziger Eiſenbahnerkinder. Die bisher von Danzig und Polen erlaſſenen Zei⸗ tungsverbote werden beiderſeits aufge⸗ hoben. Dieſes Abkommen wurde vom Danziger Se— natspräſidenten Ziehm und dem polniſchen Außenminiſter Beck unterzeichnet. Das Ab⸗ kommen regelt ferner eine Reihe anderer zwi⸗ ſchen Danzig und Polen ſchwebender Streitfra— gen, jedoch muß darauf hingewieſen werden, daß noch mehr als zwei Dutzend un⸗ er le digter Streitfragen zwiſchen Danzig und Polen ſchweben. Frankreich— Nußland. Der Inhalt des Nichtangriffsvertrages. Paris, 28. November. Im Miniſterrat wurde der von Herriot unterbreitete Wortlaut des franzöſiſch⸗ruſſiſchen Nichtangriffs⸗ und Schiedsgerichtsvertrages an⸗ genommen, der im weſentlichen dem zwiſchen Polen und Rußland abgeſchloſſenen Vertrage entſpricht. Der Vertrag wird am Dienstag in Paris unterzeichnet werden. In dem Vorwort des Abkommens, das die ſeit 1930 geführten franzöſiſch-ruſſiſchen Ver⸗ handlungen krönt, wird darauf hingewieſen, daß das Abkommen den Völkerbundsvertrag unberührt laßt und den Kelloggpertrag be⸗ ſtätigt. Artikel 1 enthält die Verpflichtung beider Länder, in keinem Falle weder allein noch ge⸗ meinſam mit anderen Mächten einander anzu⸗ greifen und die Unverletzbarkeit der Gebiete einſchließlich der Schutzgebiete zu achten. Artikel 2 beſtimmt: Wenn eine der beiden Mächte von einer dritten Macht angegriffen wird, iſt die andere Vertragspartei verpflich⸗ tet, den Angreifer weder mittelbar noch unmit⸗ telbar zu unterſtützen. Wenn eine der Ver⸗ tragsparteien eine dritte Macht angreift, iſt die andere Vertragsmacht berechtigt, das Ab⸗ kommen ſofort zu kündigen. Artikel 3 beſtätigt die Verpflichtungen Frankreichs als Mitglied des Völkerbundes. In Artikel 4 verpflichten ſich beide Mächte, keinem internationalen Abkom⸗ men beizutreten, das den Kauf oder Ver⸗ kauf von Waren und die Eröffnung von Kre⸗ diten in einem der beiden Länder praktiſch unterbindet. Sie verpflichten ſich außerdem, keine Maßnahmen zu treffen, die die Gegen⸗ partei von der Beteiliauna am Außenhandel völlig ausſchließen. Vamit werden Maßnah⸗ men wie der von ruſſiſcher Seite am 20. Oktober 1930 gefaßte Beſchluß unmöglich, wo⸗ nach kein Auftrag mehr an Frank- reich vergeben werden dürfte. In Artikel 5 verpflichtet ſich die ruſſiſche Regierung, jede Handlung zu unterlaſſen, die eine Bewegung oder Propaganda unterſtützen könnte, deren Ziel es iſt, die Oberhoheit und Unabhängigkeit der Gegenpartei zu untergra⸗ ben oder deren politiſche und ſoziale Herrſchaft zu ſtürzen bezw. zu ändern. Sicherung Rumäniens. Da nun trotz wiederholter Einmiſchung Frankreichs keine Ausſicht auf eine Verſtändi⸗ gung zwiſchen Bukareſt und Moskau mehr be⸗ ſteht, hat die franzöſiſche Regierung die Sow⸗ jetregierung zu einer beſonderen Erklärung aufgefordert, in der ſie verſichern ſollte, daß ſie zur Löſung der Streitfragen mit Rumänien keine Gewalt anwenden würde. „Die Moskauer Regierung hat daraufhin eine Erklärung abgegeben, in der ſie ihre feied⸗ lichen Abſichten Rumänien gegenüber beſtätigt. Unter dieſer Vorausſetzung unterzeichnet nun auch Frankreich den Nichtangriffsvertrag mit Rußland, während Polen die Ratifizierung ſei⸗ nes Vertrages vornehmen wird. Das Schiedsgerichtsabkommen iſt nach dem Vorbild des deutſch⸗ruſſiſchen Schiedsgerichts⸗ vertrages ausgearbeitet. Abſturzunglück auf der Schauinslandbahn. Zwei Tote, ein Schwerverletzter. Freiburg i. Br., 28. November. Auf der nach dem Schauinsland führenden Seilſchwebebahn ereignete ſich Samstag abend ein ſchwerer Unfall, bei dem zwei Perſonen getötet wurden und eine weitere lebensgeführ⸗ liche Verletzungen erlitt. Eine Kabine hatte ſich vom Drahtſeil gelöſt und war abgeſtürzt. Frartionszwanges und mu der Verpflichtung der Teilnahme ſämtlicher Fraktionsmitglieder an der Abstimmung gegen dieſelben, alſo mit Nein, zu ſtimmen. Alle übrigen zum gleichen Punkt der Tagesordnung geſtellten Anträge ſind damit erledigt.“ Namens der Landtagsfraktion gab ſodann Abg. Martzloff eine Erklärung ab, in der zum Ausdruck kommt, daß ſich die Land⸗ tagsfraktion dem Beſchluß des Landespartei⸗ tages fügt und bei der Abſtimmung im Plenum des Landtages gegen die Kirchen⸗ verträge ſtimmen wird. Da nun der erweiterte Landesvorſtand und die Landtagsfraktion des Zentrums am Freitag abend beſchloſſen hat⸗ ten, eine Ablehnung des Konkordats durch die Sozialdemokratie als Bruch der Koa⸗ lition anzuſehen, bedeutet der Beſchluß des ſozialdemokratiſchen Parteitages praktiſch das Ende der derzeitigen Regierungs⸗ koalition in Baden. Ob allerdings mit der ſozialdemokratiſchen Entſcheidung das Schickſal des Konkorvats im Sinne dieſer Par⸗ tei erledigt iſt, ſteht noch dahin, da die Hal⸗ tung der Deutſchen Volkspartei noch nicht entſchieden iſt. Vorausſichtlich dürfte dieſe aber für das Konkordat ſtimmen, das dann mit 44 zu 44 Stimmen angenommen wäre. Tödlicher Motorradunfaik. Darmſtadt, 28. Nov. Auf der Aſphalt⸗ ſtraße Höchſt—Groß⸗Amſtadt ſtieß der mit ſeinem Motorrad aus Heubach kommende Schmied Otto Gruber am Umſtädter Schwimmbad auf den Wagen des Mühlenbe⸗ ſitzers Hax. Er war ſofort tot. Die zwei Mit⸗ fahrer kamen mit dem Schrecken davon. Obſtbaumzühlung im Jahre 1933 Während die induſtrielle Urproduktion ſeit Jahrzehnten ihren Umfang und ihrer Be⸗ Zur Zeit des Unfalls befand ſich die von der Bergſtation zur Talſtation fahrende Kabine unweit der letzteren ungefähr bei der zweiten Stütze. Hier muß die Kabine vom Draht⸗ ſeil abgeglitten ſein. Die Sicherheits⸗ vorrichtung fing die Kabine auf, hat aber nicht verhindern können, daß die Kabine auf die Fahrbahn fiel. Man vermutet, daß ſich die Inſaſſen der Kabine durch Abſpringen ret⸗ ten wollten. Dabei ſind der eine der Fahrgäſte und der Schaffner getötet worden, während der zweite Inſaſſe mit ſchweren Verletzungen ge⸗ borgen wurde. Bei Letzterem handelt es ſich um den in London wohnenden Vertreter eines Freiburger chemiſchen Laboratoriums, der ſich ſeit einigen Tagen geſchäftlich in Freiburg aufhielt. Der tödlich verunglückte Inſaſſe iſt ein leitender Angeſtellter des gleichen Laba⸗ ratoriums. Der verunglückte Schaffner iſt der 31jährige Erwin Thoma. Der Unfall ereignete ſich an einer ſchwer zugänglichen Stelle. Die ſtaatsanwaltſchaft⸗ liche Unterſuchung wurde ſofort aufgenommen. Es kann zur Stunde auch noch nicht einwand⸗ frei geſagt werden, wie ſich das Unglück zu⸗ tragen konnte. Die Schauinslandbahn iſt ſeit etwa zweieinhalb Jahren in Betrieb und hat trotz zeitweiſe überaus ſtarker Inanſpruchnahme allen Anforderungen durchaus entſprochen. Der Betrieb hat ſich von Anfang an bis jetzt ohne irgendwelche Unfälle abgewickelt. Koalitionsende in Baden. Die Sozialdemokratie ſtimmt gegen das Kon⸗ kordat. Offenburg, 28. November. Am Sonntag nachmittag fand in Offenburg der außerordentliche Parteitag der badiſchen Sozialdemokraten ſtatt, um zur Frage des Konkordats und damit auch zur Frage der badiſchen Regierungskoalition Stellung zu nehmen. Zur Tagung waren außer den badiſchen Delegierten auch Gäſte von der heſſiſchen, bayeriſchen, pfälziſchen und württembergiſchen Partei erſchienen. Ebenſo hatten der Reichsvorſtand ſowie die Gewerk⸗ ſchaften Vertreter entſandt. Der Vorſtand des Landesverbandes, Abg. Neinbold, hielt das einleitende Referat, wobei er ſich in ſchärfſter Weiſe gegen das Konkordat wandte, während Landtagsabgeord⸗ neter Rückert die Haltung der Mehrheit der Landtagsfraktion verteidigte, die beſchloſſen hatte, ſich bei der Abſtimmung im Landtag der Stimme zu enthalten. Nach dem Ultima⸗ tum des Zentrums wandte er ſich jedoch eben⸗ falls gegen das Konkordat. Nach einer aus⸗ gedehnten Ausſprache fand dann die Debatte ihren Abſchluß durch einſtimmige Annahme folgender Entſchließung: „Das Zentrum hat den ſozialdemokratiſchen Parteitag vor ein Ultimatum geſtellt, auf das dieſer nicht anders als mit einer glatten Zu⸗ rückweiſung antworten kann. Die ſozialdemo⸗ tratiſche Fraktion des badiſchen Landtages hat im Plenum bei der Abſtimmung über die Staatsverträge(Konkordate) ſowohl bei dem Konkordat mit der katholiſchen wie dem der evangeliſchen Kirche unter Durchfübrung des deutung nach ſtatiſtiſch klar erfaßt und regi⸗ ſtriet wird, gibt es immer noch ausgedehnte Gebiete der landwirtſchaftlichen Erzeugung, über deren Umfang trotz ihrer offenbar ſtar⸗ ken Bedeutung für die deutſche Volkswirt⸗ ſchaft nur roheſte Schätzungen vorliegen. Zweifellos ſtößt die landwoirtſchaftliche Pro⸗ duktionsſtatiſtik infolge der vielen Millionen Betriebe, die berückſichtigt werden müſſen, auf ungleich größere Widerſtände als eine induſtrielle Erzeugungsſtatiſtik. Die Statiſtik in der Induſtrie kann ſich weitgehend auf jährliche private Erhebungen ſtützen. In⸗ folge der Struktur der Landwirtſchaft iſt es bei der agrariſchen Erzeugung aber notwen⸗ dig, bei jeder ſtatiſtiſchen Erhebung den amt⸗ lichen Verwaltungsapparat in Bewegung zu ſetzen. Auch ſind dementſprechend die Koſten recht hoch. Dieſe Schwierigkeiten gaben den Grund dafür, daß die landwirtſchaftliche Er⸗ 1 50 ſtatiſtiſch in weſentlichen Teilen— o insbeſondere für die Veredelungswirt⸗ ſchaft, die Gartenbauwirtſchaft und den Obſt⸗ bau— nur völlig unzulänglich oder gar nicht erfaßt war. Nunmehr geht durch die Preſſe die Mel⸗ dung, daß bei den amtlichen Stellen die Ab⸗ ſicht beſteht, über den heutigen Stand, Um⸗ fang und Art der deutſchen obſtbauli⸗ chen Erzeugung Klarheit zu ſchaffen. Alle bisherigen privaten Schätzungen über den Umfang und die Bedeutung des deutſchen Obſtbaues müſſen zurückgreifen auf die längſt überholte allgemeine Obſtbaumzäh⸗ lung im Jahre 1913 und auſ einzelne kleine Zuzählungen in verſchiedenen Gebieten. Es beſteht nun die Abſicht, über den Rahmen der vereinzelten Obſtbaumzählungen in der Vorkriegszeit hinauszugehen und nach auf anderen Gebieten bewährten Muſtern auch jährliche Schätzungen über den Ausfall der Ernte an Obſt vorzunehmen. Obwohl nicht verkannt werden darf, daß gerade dieſe Sta⸗ tiſtik auf ſtärkſte Schwierigkeiten ſtoßen und mit nicht unerheblichen Koſten verbunden ſein wird, iſt dieſe Abſicht ſehr zu begrüßen. Bei den außerordentlichen Schwankungen der deutſchen Obſternten in den verſchiede⸗ nen Gebieten war das Fehlen jeden ſtatiſti⸗ ſchen Anhaltspunktes ein außerordentlicher Mangel. Die Gbſtmärkte waren damit völ⸗ lig der Spekulation des Handels preisgege⸗ ben zum Schaden der gärtneriſchen und bäu⸗ erlichen deutſchen Erzeugung. Welche hen werden geschieden? Nach Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichsamtes bringt das erſte Ehejahr den Ehen kaum Gefahren, einmal wohl des⸗ wegen, weil der Honigmond ſeinen Einfluß geltend macht, dann aber kommen Scheidun⸗ gen deshalb kaum in Frage, weil ſich ge⸗ rade Scheidungsprozeſſe meiſt über einen längeren Zeitraum hinzuziehen pflegen. So⸗ mit beginnen die Fälle einer gerichtlichen Auflöſung der Ehe erſt im zweiten Jahre, und die Scheidungshäufigkeit ſteigt im drit⸗ ten und vierten Ehejahre ſtark an. Ihren Gipfel erreicht ſie im fünften und ſechſten Jahre; in dieſen beiden Eheſahren werden nach dem Stand der letzten Jahre annähernd —— 55 von je 10 000 Ehen geſchieden. 1 e Mit weiter zunehmender Ehedauer ſinkt die Scheidungsziffer dann wieder ab. pie Häufigkeit der Scheidungen wegen Ehe⸗ bruchs iſt in den letzten Jahren ſtändig zu⸗ rückgegangen. Die Scheidungen 1 70 ſich jetzt vor allem auf die leichter feſtzuſtellenden Vergehen des§ 1568 BGB.(Verletzung der ehelichen Pflichten., So kamen im Jahre 1931, dem letzten Jahre der Statiſtiſchen Er⸗ faſſung, auf je 10 000 beſtehenden Ehen nur 12,1 Scheidungen wegen Ehebruchs gegen⸗ über 130 im Jahre 1930 und 13,3 im Jahre 1929. Dagegen iſt die Zahl der Scheidun⸗ gen auf Grund des§ 1568 angeſtiegen. Zweiſaches Todesurteil. Bielefeld, 26. November. Das Sondergericht verhandelte gegen den Reiſenden Petri und den Melker Upmeier, die gemeinſam mit dem inzwiſchen freiwil⸗ lig aus dem Leben geſchiedenen Paul Knie⸗ kamp in der Nacht zum 8. Oktober den Ober⸗ landjäger Tiemann, der ſie in Ummeln bei einem Einbruch überraſchte, getötet hatten. 7 105 und Upmeier wurden zum Tode verur⸗ eilt. Sport vom Sonntag. Verbandsſpiele in Süddemſchland. Gruppe Rhein: SVg. Mundenheim— SV. Waldhof 2:2 VfR. Mannheim— Phönix Ludwigshafen 0:1 8 Mannheim— BPL. Neckarau 2:3 SVg. Sandhofen— Germ. Friedrichsfeld 2:0 Gruppe Baden: 17 0 i SC. Freiburg— Freiburger FC. 1:0 Frankonia Karlsruhe— Karlsruher FV. 3:1 FV. Naſtatt— Phönir Karlsruhe 12 VfB. Karlsruhe— FC. Mühlburg 2:5 Gruppe Heſſe en: Wormatia Worms— 1. FC. Langen 5:0 05 Mainz— Al⸗Ol. Worms 2:0 Olympia Lorſch— FVg. Kaſtel 2:0 Viktoria Urberach— Fg. Mombach 624 SV. Wiesbaden— BfR. Bürſtadt 5:0 Gru,„e Main: Eintracht Frankfurt— FSV. Frankfurt 3:1 Sfr. Frankfurt— Hanau 93 2:0 VfB. Friedberg— Germania Bieber 1:1 VfL. Neu⸗Iſenburg— R.⸗W. Frankfurt 4:0 Kickers Offenbach— Union Niederraod 2:3 Gruppe Saar: 1. FC. Kaiſerslautern— FV. Saarbrücken 2:1 SV. 05 Saarbrücken— 1. FC. Idar 2:2 Saar Saarbrücken— Eintracht Trier 1:1 Boruſſia Neunkirchen— SV. Völklingen 5:3 FK. Pirmaſens— Sfr. Saarbrücken 6:2 Gruppe Württemberg: Stuttgarter SC.— Sfr. Eßlingen 2:1 SV. Feuerbach— 1. FC. Pforzheim 5:1 Germania Brötzingen— Norm. Gmünd 8:1 FC. Birkenfeld— BfB. Stuttgart 2:1 Gruppe Nordbayern: 1. FC. Nürnberg— Sg. Fürth 1:0 VfR. Fürth— FC. Schweinfurth 05 0:1 FV. O04 Würzburg— SVg. Erlangen 6:0 Gruppe Südbayern: 1860 München— Bayern München 2:2 Wacker München— Teutonia München 0:2 * VfR. Mannheim— Phöniz Ludwigshafen 9:1 Dieſer vor allem für Phönix Ludwigshafen ungemein wichtige Kampf brachte ein ungemein erbittert umſtrittenes Ringen, das aber dank der energiſchen Spielleitung von Kilb⸗Flörs⸗ heim nie ausartete. Beide Mannſchaften boten nur ſelten wirklich zuſammenhängende Leiſtun⸗ gen, Phönix Ludwigshafen hat den knappen Sieg durchaus verdient. Der einzige Treffer, durch den Phönix erſter Favorit auf den zweiten Platz geworden iſt, fiel in der 15. Minute der erſten zeit. Eintracht Frankfurt— FSV. Frankfurt 31.1 Das Spiel begann für den FSB. recht verheißungsvoll, denn ſchon in der 5. Mi⸗ nute konnten die Bornheimer das erſte Tor er⸗ zielen. Allein ſchon 5 Minuten ſpäter konnte die Eintracht ausgleichen und bei dieſem Stande blieb es dann bis zur Pauſe. Nach dem Wechſel war die Eintracht die durchaus beſſere Mannſchaft, während der FS. mehr oder weniger zuſammenhanglos ſpielte. Das Schlußreſultat 3:1 war denn auch durchaus verdient. FK. Pirmaſens— Sfr. Saarbrücken 62. Vor 3000 Zuſchauern bot der Klub ein 1 7755 Spiel, bei dem er ſich die Meiſter⸗ chaft auch in dieſem Jahre wieder ſicherte. Trotzdem die Pirmaſenſer das Spielfeld ſchon von Anfang an beherrſchten, blieb das Spiel einige Zeit offen, bis in der 15. Minute der erſte Treffer fiel. Bis fünf Minuten vor der Pauſe hielten ſich dann die Gäſte wieder gut, dann aber fielen innerhalb drei Minuten nicht weniger wie drei Tore. Nach dem Wechſel konnten dann die Gäſte zunächſt ein Tor aufholen, aber zwei Minuten ſpäter ſtand das Spiel ſchon wieder 5: lund in der 30. Minute erhöhten die Platzherren auf 6:1. Kurz vor Schluß konnten dann die Gäſte einen Handelfmeter zum 6:2 verwandeln 1 der Gegend von Hamm wurde das Urteil verkündet: Wegen Vergehens gegen das Sprengſtoffgeſetz und gegen die Verordnung vom 12. April 1928 wurden der Angeklagte Magas zu fünf Jahren ein Monat und Anders zu vier Jahren ſieben Monaten Zuchthaus ver⸗ urteilt. Gegen weitere Angeklagte wurden Zuchthausſtrafen von viereinhalb und zwei Jahren und Gefängnisſtrafen von 6 bis 10 Monaten ausgeſprochen. die Schüſſe im Negaſter Wald. Urteil gegen Eiſerne Fronk-Leute. Skralſund, 27. November. In dem Aufruhrprozeß gegen Angehörige der Eiſernen Front wegen der Vorfälle im Negaſter Wald wurde nach 15ſtündiger Bera⸗ tung das Urteil gefällt. Der Angeklagte Töp⸗ per wurde als Rädelsführer zu drei Jahren ſechs Monaten Gefängnis verurteilt. zwei Angeklagte zu acht und 10 Monaten Gefäng⸗ nis.— Die Angeklagten hatten ſich am 19. Juli anläßlich des Hitlertages in Stralſund mit etwa 200 Angehörigen der Eiſernen Front im Negaſter Wald zuſammengerottet. Beim Eintreffen eines Polizeikommandos hatten ſie auf die Polizeibeamten geſchoſſen. Ein der Eiſernen Front angehöriger Lehrer war damals durch einen Schuß eines Poli⸗ zeibeamten getötet worden. Aus Vaden. Mannheim, 27. Nov.(130 neue Ran d⸗ ſiedlungen.) Den 310 Randſiedlungen, die kürzlich fertiggeſtellt wurden, werden dem⸗ nächſt weitere 130 folgen, die bis zum 1. Juli 1933 bezugsfertig ſein ſollen. Dieſe Siedlun⸗ gen erfordern einen Geſamtaufwand von 215000 Rm., in den ſich das Reich, die Pen⸗ ſionskaſſe einer Großfirma und die Siedler ſelbſt teilen und zwar in der Weiſe, daß das Reich 90 000 Rm. zur Verfügung ſtellt, die Penſionskaſſe den Betrag von 75 000 Rm., während der Neſt auf die Siedler entfällt. Da⸗ durch, daß jeder Siedler nur eine Schuldenlaſt von 1500 Rm. übernimmt, iſt es möglich, das Kapital mit 10 Prozent zu verzinſen und zu amortiſieren. Der Sachaufwand pro Siedler⸗ ſtelle darf den Betrag von 1500 Mark nicht uberſteigen. Die neuen Randſiedlungen wer⸗ den ſich an die bisherigen Siedlungsabſchnitte in Käfertal und Friedrichsfeld anſchließen. Mannheim, 27. Nov.(Früher Kut⸗ ſcher, dann Verſicherungsinſpek⸗ tot.) Sonderbar, daß eine Verſicherungsge⸗ ſellſchaft wie die„Viktoria“ den Kutſcher Seb. Willbold von Schwetzingen mit dem Poſten eines Inſpektors betraute, obwohl er nicht die geringſten kaufmänniſchen Vorkenntniſſe hatte. Es blieb nicht aus, daß er binnen kur⸗ zem ein Manko von 462 Rm. hatte. Um es zu vermindern, kam er auf den Gedanken, zwei Aufwertungs⸗Rückzahlungen von 10 und 24 Rm. mit dem Namen der Empfänger zu fäl⸗ ſchen und das Geld in die Kaſſe zu legen. Er hatte ein Gehalt von 150 Mark und liebte anſcheinend etwas ſtark den Alkohol. Für die zwei Monate Gefängnis, die das Gericht ihm diktierte, erhielt er Bewährungsfriſt. Heidelberg, 27. Nov.(Ein Jahr Ge⸗ fängnis für ein Früchtchen.) Ein junger, 22jähriger Proviſionsreiſender aus Dafsbach erhielt vom Gericht wegen Unter⸗ ſchlagung, Betrug und Betrugs im Rückfall in zwei Fällen ein Jahr Gefängnis. Der Ver⸗ urteilte hatte u. a. bei einer Reihe von Auf⸗ trägen nach vollzogener Unterſchrift des Be⸗ ſtellers das beſtellte Quantum einfach ver⸗ doppelt. Aus Heſſen und Naſſau. Die friedlichen Heſſen. Im vergangenen Jahr iſt die Häufigkeit der Eheſcheidungen zwar allgemein etwas zurückgegangen, doch kommen im Deutſchen Reich immer noch 61 Cheſcheidungen auf 100 000 Einwohner. In Heſſen war die Scheidungshäufigkeit niemals hoch, ſie be⸗ trug gegenüber dem Reichsdurchſchnitt von 61 e 100 000 Einwohner nur 38. Im gan⸗ zen ließen ſich in Heſſen 537 Paare gegen 569 im Vorfahr ſcheiden. Einer Eheſcheidung ſtehen in Heſſen immer 22 Eheſchließungen gegenüber. Urteil im Prozeß Jöſt rechtskräftig. Darmſtadt, 27. Nov. Wie wir zuverläſſig erfahren, wird das Urteil im Prozeß gegen Frau Jöſt von Nieder⸗Liebersbach, die wegen Totſchlag an ihrem Ehemann zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, dadurch rechtskräf⸗ kräftig, da ſowohl der Oberſtaatsanwalt, wie auch der Verteidiger auf das Rechtsmittel der Reviſion verzichtet haben. * Frankfurt a. M., 27. Nov.(Diebe im Schlachthaus). In letzter Zeit wurde im Schlachthof verſchiedentlich Fleiſch geſtoh⸗ len. Als jetzt ein Dieb dabei erwiſcht wurde, als er mit einem Stoßkarren davonfahren wollte, erhielt er von dem Beſtohlenen eine ordentliche Tracht Prügel. Ein zweiter Fleiſch⸗ dieb, der einen Karren mit Fleiſch vom Schlachthof in eine Wirtſchaft nach Fechenheim gebracht hatte, f ir einem Auto abgeholt wurde, konnte gleich⸗ falls feſtgenommen werden. nannt. von wo es von Komplizen Politisches Allerlei. Warſchau. Hier ſind öſterreichiſch⸗polniſche Handelsvertragsverhandlungen aufgenom⸗ men worden. Die Verhandlungen nehmen einen günſtigen Verlauf. Moskau. Der von der deutſch⸗ſowiefruſſi⸗ ſchen Geſellſchaft„Kultur und Technik“ cin⸗ berufene Kongreß über nichtroſtende Stahle iſt hier eröffnet worden. Sofia. Auf den der Magzedoniſchen Gruppe angehörenden Abgeordneten Phili⸗ poff iſt ein Revolveranſchlag verübt worden. Philipoff wurde verletzt, ſein Begleiter war auf der Stelle tot. Buenos Aires. In einem Hauſe in einer Vorſtadt wurde von der Polizei ein großes Munitionslager aufgedeckt. das über 1000 Bomben enthielt. 20 Terroriſten wurden ver⸗ haftet. Der„Schwarze Geldmarkt“. Eine Gefahr für den Geldgeber. Bei der zunehmenden Selbſtanlegung von Geld durch das Publikum ſpielt die Hypo⸗ thek naturgemäß eine große Rolle. So rich⸗ tig grundſätzlich die Anſicht iſt, daß dies eine ſichere Anlage iſt, ſo muß doch immer wie⸗ der darauf verwieſen werden, daß der An⸗ leger die rechtlichen Fragen dabei nicht be⸗ herrſcht und zu Schaden kommen kann. Ein Beiſpiel dafür zeigt die folgende Reichsge⸗ richtsentſcheidung: Kläger hatte einem Be⸗ trüger ein Darlehen gewährt, wofür die an geblich für den Betrüger eingetragene Hypothek auf den Geldgeber umgeſchrieben werden ſollte. Mit der Beurkundung der Abtretung war der beklagte Notar beauf⸗ tragt worden. Einige Monate nach der Va⸗ lutierung der Hypothek verkaufte der Kre⸗ ditſchwindler das Grundſtück weiter, der Geldgeber fiel mit ſeiner Forderung gänz⸗ lich aus, da die Hypothek überhaupt nicht auf ihn umgeſchrieben worden war. Der Geſchädigte machte nun den Notar verant⸗ morflich. mußte ſich aber vom Reichsgericht. das die Klage abwies, ſagen laſſen, daß ihn eigenes Verſchulden treffe. Es möge zwar 305 daß der Kläger kein gewerbsmäßiger arlehensgeber ſei, ſondern aus Gefällig⸗ keit gehandelt habe. Geſchäfts⸗ oder Rechts⸗ kennkniſſe habe er ſich aus dieſem Anlaß in weiterem Umfange allerdings nicht zu ver⸗ ae brauchen. Aber nachdem er einmal n den Hypotheken⸗ und Grundbuchverkehr eingetreten ſei, trage er die Gefahr, mit der dieſer beſondere Verkehr nach der Natur der Sache und der Ausgeſtaltung, die das Hupo⸗ theken⸗ und Grundbuchrecht in der beſtehen⸗ den Rechtsordnung gefunden habe, nun ein⸗ mal unzertrennlich verknüpft ſei. Keines⸗ wegs könne ſich ein geſchädigter Geldgeber damit entſchuldigen, daß mit der Heranzie⸗ hung eines Notars alles Erforderliche ge⸗ ſchehen ſei. Der Kläger ſei hier einem Be⸗ trüger zum Opfer gefallen; davor könne auch ein zugezogener Notar die Partei nicht ſchlechthin ſchützen, und das müſſe auch eine verſtändige und billig denkende Partei wiſſen. Hier beſtehe das eigene Verſchulden des Klägers darin, daß er längſt hätte Ver⸗ dacht ſchöpfen müſſen und hätte demnach weit früher rechtskundigen Rat einholen ſollen, wodurch zweifellos erreicht worden wäre, daß er ſein Geld noch gerettet hätte, Iſt es angeſichts ſolcher Gefahren nicht vorteilhafter, den ſogen.„Schwarzen Geld⸗ markt“ zu meiden und ſein Kapital, anſtatt es ſelbſt auszuleihen, den dazu berufenen Geld⸗ und Kreditinſtituten anzuvertrauen? Der deutsche Hopfenbau. Kontingentierung in den ſüddeutſchen Ländern? Die Anbaufläche mit Hopfen hat ſich gegen⸗ über der Vorkriegszeit mehr als halbiert. Der Geſamtertrag aber iſt durch die Verbeſſerung der Anbaumethoden trotz des außerordentlichen Preisſturzes für Hopfen in den letzten Jah⸗ ren und durch günſtige Witterung nur um ein geringes niedriger als in der Vorkriegszeit. Dieſe hohen Ernten trotz der ſtarken Ein⸗ ſchränkung der Anbauflächen im letzten Jahre haben eine außerordentlich ſtarke Abſatzkriſe im deutſchen Honfenbau hervorgerufen. So ſind Die Spinnſtube. Frau Jolle, die Göttin des häuslichen Herdes.— Eine Kunſt der deutſchen Frau.— Geſelligleit in der Spinnſtube. Der Martinstag gilt vielfach auf dem Lande als Anfang des Winters mit ſeinen langen Abenden. Jetzt beginnt das Lichtanzünden und die Arbeit bei Licht. Die Arbeit iſt mehr be⸗ ſchaulicher Art, wobei auch geſunde Freude und Fröhlichkeit aufkommt, zumal für die Landjugend. Die beliebteſte Stätte für die heitere dörfliche Lebensfreude und Geſelligkeit bot früher die Spinnſtube. Wenn es draußen ſtürmte und ſchneite, hier lachte dem Jungvolk Luſt und Liebe, und die Spinnſtube gab ſchönſte Gelegenheit zur Anknüpfung zarter Bande. Die Spindel iſt das Sinnbild der urdeutſchen Göttin, der Frau Holle. Sie iſt die Göttin des häuslichen Herdes und wal⸗ tet über der häuslichen Arbeit des Spinnens und Webens, iſt die Wächterin über die häus⸗ liche Ordnung, eine Göttin des Fleißes, des Friedens und der Liebe. 5„ Das Spinnen war der deutſchen Frau ſeit grauer Vorzeit eine vertraute Kunſt und wurde am Fürſtenhofe, im Bürgerhauſe und in der Bauernſtube geübt. Bis in die neuere Zeit war der Leinenſchatz ein Stolz der Landfrauen und der Bauerntöchter. Auf dem Hochzeits⸗ wagen, der die junge Frau und ihre Ausſteuer ins neue Heim brachte, ſtand im Vordergrunde das geſchmückte Spinnrad als Sinnbild häus⸗ lichen Fleißes und weiblicher Geſchicklichkeit. So bildete das Spinnen einen wichtigen Be⸗ ſtandteil der ländlichen Winterarbeit, und die Spinnſtube war die Stätte, in der ſich die weiblichen Angehörigen eines Dorfes mit Spin⸗ del und Kunkel zu gemeinſamer Arbeit ein⸗ fanden. Die Spinnſtuben begannen, wenn zu Beginn des Winters im Bauernhauſe Licht angezündet wurde, und dauerten meiſtens bis Lichtmeß oder Faſtnacht. Die Frauen und Mädchen kamen mit geſchmückten Spinnrädern ſchon bald nach Mittag oder ſpäter in dem Bauernhauſe, das gerade an der Reihe war, zuſammen. Ein kleines Dorf bildete ein ein⸗ ziges„Gelach“, in einem größeren taten ſich die Mädchen zu mehreren„Gelachen“ zuſam⸗ men. Meiſt ſind wohl die verſchiedenen Spinn ſtuben aus den einzelnen Altersklaſſen der Schule entſtanden; jedenfalls bildeten ſie viel⸗ fach eine feſte und treue Kameradſchaft. f Ihre eigentliche Bedeutung erhielten die Spinnſtuben durch die mit der Arbeit Hand in Hand gehende Pflege der Geſelligkeit und der alten Volksüberlieferungen. Die landſchaft⸗ lich wechſelnden Bezeichnungen für die Spinn⸗ ſtuben und ihren Beſuch deuten vielfach auf ihre Beziehungen zum geſelligen Leben hin. Im Thüringer Walde heißen der Bauer und die Bäuerin, in deren Wohnung gerade die Spinnſtube ſtattfindet,„Lichtherr“ und „Lichtfrau“; die Mädchen und Burſchen, wer⸗ den„Spinnmäkens“ und„Spinnknechte ge⸗ In der Altmark ſpricht man von einer „Spinnkoppel. Wie man heute vom„Stem⸗ pelngehen“ redet, ſo ſprach man früher vom „Spinnengehen“. In Schleſien und Böhmen hatte man die„Rockenſtube“, in Schwahen und im Elſaß die„Kunkelſtube“. Andere Benennungen. die ebenfalls vorzuasweiſe in Süddeutſchland heimiſch ſind, heben das Aigen en Abend, bei Licht, bei der Kerze hervor. In dem Buch von Kück und Sohnrey„Feſte und Spiele des deutſchen Landvolks“ werden die Namen genannt:„Lichte ſtube“,„Lichtgang“,„Lichtenabend“ und „Nachtſtubat“. Daneben treten Benennungen, die mehr das fröhliche und trauliche Zuſam⸗ menſein hervorheben, wie die thüringiſch⸗ „Spellſtube“(von„pellen“ gleich plaudern), der altbayeriſche„Heimgarten“, die ſchwä⸗ biſche„Hoſtube“(Heimſtube), die elſäſſiſche „Maje“ oder„Maiſtube“(von majen, maien gleich plaudern), das lüneburgiſche„Gelach (Gelage, Geſellſchaft). In Schleſien iſt„zum Lichten gehen“ eine verbreitete Bezeichnung jedes Abendbeſuches geworden. In der Spinnſtube wurden die Tagesneuig⸗ keiten durchgenommen, wobei auch allerlei klei⸗ ner Dorfklatſch mit unterlief. Es wurden Ge⸗ ſchichten erzählt, Märchen und Schnurren. Rät⸗ ſelraten wechſelte mit Neckereien. Vor allem erklangen beim Schnurren der Räder Volks⸗ lieder und Rockenlieder. Spinnen und Singen haben gleichen Rhythmus. Richard Wagner läßt in ſeiner Oper„Der fliegende Hollän⸗ der“ den Chor der Mädchen das Spinnlied ſingen: Summ und brumm, du gutes Rädchen, Munter, munter dreh dich um! Spinne, ſpinne tauſend Fädchen, Gutes Rädchen, ſumm und brumm! Spinnen, als eine der älteſten häuslichen Arbeiten, iſt mit dem Volksglauben aus der Heidenzeit noch eng verwebt; die vielen für die Spinnſtuben verbotenen Tage ſind heid⸗ niſche Feſteszeiten. Es darf nicht geſponnen werden am Donnerstag⸗ und Samskagabend; jede Spinnerin muß am Samstagabend ihre Kunkel leer geſponnen haben, ſonſt ſpinnen die Hexen oder ſonſt haſpelt der Teufel am Sonntag. Im Mondſchein darf man nicht ſpinnen, denn ſolches Garn hält nicht, oder die Spinnerin ſpinnt die Leinwand zu ihrem Leichentuch. In der Spinnſtube bekritteln die Mädchen gegenſeitig ihre Spinnarbeit. Wie ein Mädchen den Hanf ſpinnt, einen ſolchen Mann bekommt ſie; ſpinnt ſie immer nur wenig: einen kleinen, ſpinnt ſie viel: einen gro⸗ ßen, ſpinnt ſie dick: einen dicken uſw. Das Ausraten und Prophezeien des„Zukünftigen iſt zu allen Zeiten der Mädchen liebſter Zeit⸗ vertreib geweſen und wird es auch bleiben — trotz Schreibmaſchinen und Wahlrecht! Die Spinnſtuben ſtehen in innigem Zuſam⸗ menhang mit dem Dorfleben. Wenn ihnen auch die neuere Kulturentwicklung ſtarten Ab⸗ bruch getan hat, ſie ſollen nicht verſchwinden. Mögen die dörflichen Evastöchter ſpinnen oder ſtricken, häkeln oder ſticken— ihr heiteres Lachen iſt dem Landleben heute nötiger als je. Das Lachen iſt des Lebens liebſtes Kind. Frau⸗ enlachen erhellt auch des ſorgenernſten Man⸗ nes Leben und Haus.„Spinnſtuben wird es noch geben, wenn auch das letzte Radl ins Feuer geflogen iſt.“ Dr. Bttr. m Jahre 1931 fast 16 000 Doppelzentner pe ungepflückt geblieben. Der außeror⸗ zentlich ſtarke Rückgang des Bierkonſums, der leichzeitig eine ſtarke Einſchränkung der Ab⸗ zahme von Hopfen und Malz durch die Brau⸗ zreien zur Folge hat, iſt die Haupturſache die⸗ er Kriſe. Daneben iſt es außerordentlich ver⸗ wunderlich, daß, obwohl in Deutſchland 1931 rund 16 000 Doppelzentner Hopfen unge⸗ pflückt blieben, gleichzeitig faſt 18 000 Doppel⸗ zentner Hopfen aus der Tſchechoſlowakei ein⸗ geführt wurden. Die Einfuhr iſt allerdings gegenüber früheren Jahren ganz erheblich ein⸗ geſchrumpft. i Trotz der Halbierung der Hopfenanbaufläche gegenüber der Vorkriegszeit beſteht weiterhin die Abſicht, die Hopfenanbaufläche einzuſchrän⸗ len und den Hopfenanbau in den bayeri⸗ ſchen, württemb ergiſchen und badi⸗ ſchen Hauptanbaugebieten zu kontingen⸗ tieren. Die Hoffnung, daß die politiſche Wendung durch die Präſidentenwahl in Ame⸗ rika eine Beſſerung für die deutſchen Brau⸗ ereien und damit indirekt auch für den deut⸗ ſchen Hopfenabſatz oder direkt durch die Er⸗ möglichung eines Hopfenexportes nach Ame⸗ rika ſchon im kommenden Jahre eine Entla⸗ ſtung bringen wird, dürfte den Ereigniſſen weit vorauseilen, ſodaß für den deutſchen Hopfenanbauer weiterhin äußerſte Vorſicht in der Hopfenkultur am Platze ſein wird. Aus der Heimat. Gedenktage. 28. November. e 1830 Der Komponiſt b c Rubinſtein in Wechwotynetz geboren. 1881 1 öſterreichiſche Dichter Stephan Zweig in Wien geboren.. 1889 Der Chirurg und Dichter Richard von Volkmann(Leander) in Jena geſtorben. Prot.: Günther— Kath.: Ne 58 Sonnenaufg. 7.38 Sonnenunterg. 15. e d e 0 Mondunterg. 15.36. Schlechte Beiſpiele. Erwachſene ſchelten oft die Kinder, wenn ſie in ihrer Gegenwart heimlich miteinander tu⸗ ſcheln und ſich ihre Beobachtungen oder Er⸗ lebniſſe im Flüſterton mitteilen. Gewiß iſt dieſer Tadel durchaus berechtigt, aber man muß ſich dann als Erwachſener vor allem hü⸗ ten, ſelbſt, und ſei es aus bloßer Gedanken⸗ loſigkeit, in dieſe Antugend zu verfallen. Lei⸗ der iſt das nur allzu oft noch der Fall. Wir erleben es in der Familie oder auch beim geſelligen Zuſammenſein im größeren Kreiſe, daß zwei der Anweſenden heimlich Geſpräche miteinander führen. Das iſt den anderen gegenüber eine grobe Taktloſigkeit. Gewiß kann es Dinge geben, die wir einem anderen nur allein mitteilen wollen, aber dann darf es unter keinen Amſtänden in Gegen⸗ wart eines Dritten geſchehen, der ſich dadurch verletzt fühlen muß. 0 fal iſt es natürlich, wenn. Eltern ihre Kinder erſt auffordern, die Heimlichkeiten u unterlaſſen, aber dann ſelbſt ihr Geſpräch in Anweſenheit der Kinder im Flüſterton füh⸗ ren mit der Begründung, die zugleich eine Entſchuldigung ſein ſoll, daß junge Ohren eben nicht alles hören dürfen und zu hören brauchen. Da gibt es nur ein Entweber⸗Oder. Sind Kinder anweſend, ſo ſoll man ſich nur darüber unterhalten, was auch ſie hören kön⸗ nen, oder man muß eben eine Gelegenheit wahrnehmen, wenn die Kinder nicht anweſend ſind. Böſe Beiſpiele verderben gute Sitten, das trifft auch in dieſem Falle zu, denn die Kleinen ſind ſcharfe Beobachter, denen ſo leicht nichts entgeht. * * Autos und Motorräder bei Begegnung mit Radfahrern abblenden. In den Kreiſen der Auto⸗ und Motorradführer herrſcht immer noch Zweifel, ob ſie auch beim Begegnen mit Radfahrern ſtark wirkende Scheinwerfer ab⸗ blenden müſſen. Hierzu nimmt das Reichsge⸗ richt in einer neueren Entſcheidung Stellung und kommt zu einer Bejahung der Frage mit folgender Begründung: Stark wirkende Scheinwerfer müſſen nach der Kraftfahrzeug⸗ ordnung beim Begegnen mit anderen Wege⸗ benutzern abgeblendet werden. Zu den Wege⸗ benutzern gehören aber nach den Begriffs he⸗ ſtimmungen der Verordnung auch die Radfah⸗ rer, nicht aber die Fußgänger, denen gegenuvol deshalb keine Abblendungsvorſchrift beſteht. Dem Radfahrer gegenüber iſt der Führer aber auch zum Abblenden verpflichtet, wenn er ſelbſt den gepflaſterten Weg benutzt, der Radfah⸗ rer ſich aber auf einem an die gepflaſterte Fahrbahn anſtoßenden oder in ſie übergehen⸗ den, in der Hauptſache für Fußgänger und Radfahrer beſtimmten Teil der Straße befin⸗ det; denn ſie ſogenannten Radfahrer⸗ und Fuß⸗ wege gelten nur als Teile der ganzen Straße, nicht als ſelbſtändige Wege.. * Bewerbungen bei Behörden ausſichtslos. Nach einer Zuſammenſtellung ſind die Ausſich⸗ ten für Zivilanwärter bei den Reichsbehörden auch 1932.33 ſchlecht. Bei der Reichspost be⸗ ſchränkt ſich die Neuaufnahme von Beamten hauptſächlich auf die Einſtellung von Ver⸗ ſorgungsanwärtern im mittleren und unteren Dienſt. Die zur Ergänzung des Nachwuchſes im höheren und gehobenen mittleren Dienſt in Be⸗ tracht kommenden Neueinſtellungen ſind in die⸗ ſem zahlenmäßig ſo gering, daß ſie für die Ent⸗ laſtung des Arbeitsmarktes nicht ins Gewicht fallen. Der Bedarf iſt außerdem gededt.