ub eranechn Ionlum-Fragrann Heute letztmals im Meute 1. Fla ur 40. bbͤlral Bekanntmachung. Betr.: e in der Gemeinde Viern⸗ eim. Wir beabſichtigeu ca. 240 Stück Zwetſchen⸗ bäume(ſpäte Hauszwetſchen) anzupflanzen. Angebote mit näherer Angabe über Alter, Stammhöhe und Stammumfang find bis 5. Dez. ds. Is., vormittags 10 Uhr auf dem Büro des Gemeindebaumeiſters einzureichen. Viernheim. den 25. November 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bekanntmachung. Betr.: Winterhilfe 1932/3. Das Ergebnis der Bareinzeichnungen für die Winterhilfe iſt im Vergleich zum Vorjahre als derart minimal zu bezeichnen, daß das ganze Hilfswerk in Frage geſtellt wird. Es iſt daher eine allgemeine Geldſammlung für Anfang Dezember 1932 geplant. Den einzel- nen Beamten und Angeſtelltenorganiſationen gehen beſondere Sammelliſten zu. Die gezeichneten Spenden von Lebens- mitteln, Bekleidungsſtücken aller Art u. Schuhen, ſowie Brennmaterial werden ab Montag, den 28. ds. Mts durch beſondere von der Gemeinde geſtellte Fuhrwerke abgeholt. Bei jedem Fuhr⸗ werk befindet ſich ein Feldſchütz, der die Quit⸗ tungen über die abgelieferten Sachen ausſtellt. Mitbürger habt Vertrauen und ſpendet reichlich. Des Dankes der Bedürftigen dürft ihr gewiß ſein. Der Ortshilfsau d i 0e 11 8 Lamberth, Bürgermeiſter. ö Sofortige Hilfe 9 Sorgen m. Darlehen u. Hypotheken. Meine Bank brachte bisher über 7000 Dar- lehensgesuche zur Auszahlung. Rückporto erbeten. Thoma, Mannheim-Neckarstadt, Gürtnerstrasse 85, Ecke Waldhofstrasse. -an. Viernheim. Krankenſcheine und Rezepte werden täglich von vormittags 8 Uhr bis nachmittags 3 Uhr ausgegeben. Der Vorſtand. Aaventkranzker zen das Stück zu 5, 10, 12 u. 17 Pig. dazu passende Kerzenhalter d ũͥas Stück zu 5 Pfg. Tapeten für Puppenzimmern und Küchen. Weihnachtskrippen Modelierbogen in allen Preislagen I.Schweikart Papler handlung. ee eee! Weihnachts- geschenk für Kinder ist das 9 Enten und eine große Puppenſtube zu verkaufen. Bauer(Lache) Trat Gelder geg. monatliche Rück⸗ zahlung, Beamten MHredite ohne Vork. RHynotheken zu 6 Prozent, günſtig zu vergeben. Näheres: durch P. Lud wWIg, neue Euft- u. Wasserrund- fahrt- Spiel, mit 2 kleinen Dampfern, Flieger Zeppe- lin u. Turm mit Uhrwerk. Aul Wasserbassin mon- tierch, Sehr interessant u. lehrreiL. Preis nur 2.50 Mk. solange der Vorrat reicht. Fr. Faul Werner, Naumbern-S 140, St. 8 Windmühlenstr. 5 Nr en Wochenplan des Turnvereins. Dienstags ab 5 Uhr Schüler im Lokal. 1„ 8 Uhr Turnſtunde der Turner im Lokal. Mittwochs nachm. Schülerinnen im Lokal. 1„ 5 Uhr 1. und 2. Handballmann⸗ ſchaft auf Sportplatz 1. Donnerstags 5 Uhr 1. u. 2. Handballjugend auf Sportplatz 1. 8½¼ Uhr Turnerinnen im Lokal. 5 Uhr Fußball der 1. und 2. Schüler auf Sportplatz 1. 8 Uhr Turner und Sportler im Lokal. „ ½8 Uhr Sämtliche Trommler u. Pfeifer mit Inſtrumenten im Lokal. Fechter: Jeden Montag und Donnerstag halb 8 Uhr im Lokal. Sprechzeit 2— 7. Freitags Mannheim 1. 12, 18 — wenn Sie die Ihrigen billiger und beſſer ernähren wollen, bereiten Sie ihre Speiſen mit Fiel Sola 1 A0. entsprieht zu wel- u Fetigenall: 2 Ag. mittenetem Rinalleisen oder 3 Flern oder 7½ Lern inleh ½ Pfund Paket koſtet 32 Pfg. 1 54„ Tel. 198 Ralhaus-Hrogerie Tel. 198 Peter Mos kopp. 1 1* Zimmeröfen Roederherde Kesselöfen zum billigsten 122288 empfiehlt Jakob Konrad Winkenbach Spenglerei und Instalauen.— ur alten Pfalz. Auf zu Wiloͤſchütz Jennerwein“ im Anion⸗Film⸗Palaſt Heute letzter Tag. Lokales Der erſte Advent⸗Sonntag. Mit dem 1. Advent⸗Sonntag beginnt die vorweihnachtliche Zeit. Advent heißt Ankunft. Wir wollen uns alſo in dieſer Zeit bis zum heiligen Weihnachtsfeſt auf die Geburt des Welt⸗ erlöſers vorbereiten. Noch 4 Wochen trennen uns vom hochheiligen Feſte, welches als Feſt der Liebe und der Freude gefeiert wird. Es beginnt auch bereits das geheimnisvolle Getue, Getuſchel und Geraune. Weihnachtsgeſchenke werden gefertigt oder angekauft, die doch der zu Beſchenkende nicht ſehen ſoll. Bald wird mit der Weihnachtsbäckerei begonnen werden. Das Weihnachtsgebäck ſoll ja bekanntlich lange liegen, damit es beſonders gut wird.(Vielleicht iſt es bis Weihnachten auch ſchon alle— iſt alles ſchon dageweſen). Jetzt beginnt eben das Rüſten zum Feſte der Freude. Trotz aller Not wollen wir doch das Weihnachtsfeſt freudig begehen, ſind es auch nur kleine Geſchenke, ſo erfreuen ſie doch und werden als Zeichen der Liebe Be⸗ achtung finden.— Das Wetter am geſtrigen Sonntag war recht ſchön. Die Witterung war gelinde, wie wir überhaupt bis jetzt noch nicht über große Kälte klagen können. Im Raſen⸗ ſport war nicht viel los. Die„Grünen“ waren ſpielfrei. Die DK. ſpielte in Waldhof. Der Turnverein ſpielte hier gegen Schriesheim.— Der Volksverein hielt nachmittags im Freiſchütz ſeine diesjährige Hauptverſammlung, die einen ſehr guten Beſuch und einen recht angeregten Verlauf zu verzeichnen hatte. Am Abend brachte der Volkschor im Karpfen nochmals die drei luſtigen Blatzheim⸗Schwänke„Prinz Gutta⸗ lin“,„Walzerträume“ und die Operette„Der liebe Onkel“ zur Aufführung und erntete von zahlreichen Beſuchern reichen Beifall. „Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 2 wegen Ruheſtörung, 1 wegen Vergehen das Kraftfahrgeſetz, 3 wegen Vergehen gegen die Verordnung über Einſtellung der Kraftfahrzeuge, 1 wegen Radfahren ohne Licht und 3 wegen Verkauf an Sonntagen. * Ueberfall. Am Samstag abend nach 6 Uhr wurde eine hieſige von ihrer Arbeits⸗ ſtelle aus Muckenſturm heimkehrende Frau, kurz hinter der Ziegelhütte von einem Manne ange⸗ fallen und am Halſe gewürgt. Der Zweck des Ueberfalles wird wohl der geweſen ſein, die Frau ihres kärglichen Arbeitslohnes zu berauben. Auf die Hilferufe der Frau entfernte ſich der Mann querfeldein, ohne ſeinen Raub vollendet zu haben. Die Frau eilte ſchnell nach hier, um die Polizei zu alarmieren, die jedoch den Täter nicht mehr faſſen konnte und wurden die Nachforſchungen nach ihm aufgenommen. Be⸗ obachtungen in dieſer Sache, die evtl. zur Er⸗ mittlung des Täters führen können, wolle man bei der Kriminalpolizei machen. » Schwere Urkundenfälſchung. Ein hieſiger junger Mann fälſchte eine Stempel⸗ karte und erhielt hierdurch durch die Gemeinde⸗ kaſſe einen höheren Betrag als ihm zuſtehend ausbezahlt. Die Fälſchung wurde entdeckt, der junge Mann verhaftet und in Unterſuchungshaft verbracht. Central⸗Film⸗Palaſt. Schuberts Frühlingstraum— Das Sträf⸗ lingsſchiff— Das Baby von heute. Heute Montag kommt das erfolgreiche Ton⸗ filmprogramm letztmals zur Aufführung. Kein Filmfreund darf ſich dieſes entgehen laſſen. Heute 1. Platz nur 40 Pfg. Ein Beſuch des Central⸗ Film⸗Palaſtes iſt ſtets das ſchönſte und billigſte Vergnügen. Demnächſt kommen ganz großartige Tonfilmwerke zur Erſtaufführung z. B.„Das Ende von Maradu“„Das Lied einer Nacht“ mit Jan Kiepura der Held des Liedes„Heute Nacht oder nie“. Der allerneueſte Harry⸗Piel⸗Schlager „Geheimagent“ oder„Ein Mann fällt vom Himmel“ u.ſ.w. Einer ſagts dem Andern: die neueſten und beſten Tonfilmwerke ſieht und hört man ſtets im Central⸗Film⸗Palaſt. Geräte⸗Mannſchaftskampf in der Sporthalle. Für die DI K⸗Turner war es ein Wagnis, zu ihrem 1. Geräte⸗Mannſchaftskampf gleich einen ſo ſtarken Gegner, wie ihn Käfertal dar⸗ ſtellt, zu verpflichten. Mit größter Spannung verfolgten deshalb die Zuſchauer die Kämpfe, die bei beiden Mannſchaften tüchtige Leiſtungen zeitigten, die immer wieder durch lebhaften Bei⸗ fall von den Zuſchauern anerkannt wurden Be⸗ ſonders mächtiger Beifall durchbrauſte die Turn⸗ halle, als K Halkenhäuſer, Käfertal, am Barren und H. Effler, Viernheim, am Reck 20 Punkte erzielten. Wie zu erwarten war, wurde Viernheim von Käfertal mit 313/ P. gegen 322 P. geſchlagen. Immerhin iſt aber dieſes Ergebnis für Viernheim mit Rückſicht auf das jugendliche Alter der meiſten Wettkämpfer ehrenvoll. i Einzelergebniſſe für Käfertal: Halken⸗ häuſer, K., 57 P.; Angert, 57 P.; Geiger, 55 P.; Halkenhäuſer, H. 47 P.; Schadt, 45 P.; Kaufmann, 40 P. Für Viernheim: Effler, 56 P.; Herſchel, 53½ P.; Belz, 49 P.; Träger, 48 P.; Brechtel, 47 P.; Bugert, 42 P. Eine angenehme Abwechslung in die Kämpfe brachte die DIK⸗Fechtergilde, die unter der Leitung ihres Fechtwartes Jung Ausſchnitte aus ihrem Uebungsbetrieb zeigte. Dieſe Darbietungen wurden mit größtem Intereſſe und lebhaftem Beifall aufgenommen. Ein freundſchaftliches Beiſammenſein der Käfertäler und Viernheimer Turner beſchloß den wohlgelungenen Abend. „Hans⸗Beck⸗Gaden“ Der Liebling aller iſt ab heute im Union⸗Film⸗Palaſt! In dem bekannten Volksſtück„Wildſchütz Jennerwein“. 2. Film„Die moderne Fran“ 3. Luſtſpiel„Der Wüſtenforſcher“ 4.„Blumen⸗ pflege“. Das Union bringt nur noch heute ſeine beſte Glanzleiſtung der letzten Zeit. Kein Film wird ſolch einen Erfolg aufweiſen können, als das gewaltige bekannte und wahre Volksſtück, ein Standartwerk aller erſten Ranges„Wildſchütz Jennerwein“, oder„Herzen in Not“. In der ganzen Welt iſt dieſe Geſchichte bekannt, das tragiſche Ende„Jennerweins“ und ſeiner geliebten geliebten Braut. Ganz Viernheim wird von dieſem herrlichen aller herrlichſten Großfilme ſprechen, alle Herzen werden höher ſchlagen, Tränen werden fließen, der Film iſt unbeſchreib⸗ lich ſchön. Hier findet man keine Worte mehr, jeder muß ſolch eine Höchſtleiſtung der Film⸗ kunſt miterleben und ſehen, dann kann er ein Urteil abgeben und wie ein Lauffeuer wird es durch Viernheim gehen, beſucht„Wildſchütz Jennerwein“ ſo was habt ihr noch nicht geſehen, Es iſt einfach ein Prachtfilmwerk der großen Klaſſe, das alle ſehen müſſen. Im 2ten Teil, ein fabelhafter Univerſal⸗Großfilm„Die moderne Frau“ ſowie ein reichhaltiges Beiprogramm. Daß bei dieſem einzigartigen Meiſterſpielplan Maſſenandraug iſt, wird allen Kinofreunde denk⸗ bar ſein und darum ſichert ſich alles früh die Plätze im ſehrbeliebten Union. Beſucht! Wildſchütz Jennerwein! Bronchial- Magen- Mieren- Nasen-Astama wid nach- welshar in Kurzer Tel geheilt. f ·U g den led art omöopaſh. ‚ MANNHEIM ba II. Jurkhart Heilpraxis„ Max- Josefstr. 9p. Sport und Spiel Gruppe Rhein. Die Reſultate: VfR. Mannheim— Phönix Ludwigshafen 0.1 Mundenheim— Sp. V. Waldhof 2.2 08 Mannheim— Pf. Neckarau 23 Sandhofen— Friedrichsfeld 2.0 Tabellenſtand am 27. November: Vereine Sp. gew. unent. verl. T. Punkte Waldhof 16 12 67:23 26:6 Phönix L'hafen 16 11 39:24 22:10 Viernheim 15 32:25 19:11 Neckarau 14 32:28 17.11 VfR. Mhm. 16 42:32 16:16 Mundenheim 15 30:31 14.16 08 Mannheim 15 30:40 14.16 Sandhofen 15 19:30 12:18 Friedrichsfeld 15 2443 9.21 Kaiſerslautern 15 12159 3:27 88 S n — Schutzſport. Viernheim 1.— N.⸗Liebersbach 1. 9:3(62 Da die Viernheimer Schutzſportler ihren Sportplatz neu herrichten, wurde das fällige Verbandsſpiel auf dem Platz des Turnverein 1893 ausgetragen. Das Spiel fand um halb 1 Uhr ſtatt. Die erſte Halbzeit wurde recht flott durchgeſpielt. In der zweiten Halbzeit war Liebersbach mit den Entſcheidungen des Schiedsrichters nicht zufrieden, und gab dieſem in unfreundlicher Weiſe Ausdruck. Die Folge davon war, daß der Mittelſtürmer den Platz verlaſſen mußte und Viernheim Tore ſchoß, ſo⸗ daß das Endreſultat 9:3 lautet. Freiheit. Millionen Deutscher leiden Het spendet zur Winterhllte 32-33 — Untererhebſtelle. Die bis Martini 1932 fällig geweſenen Holz⸗ u. Pachtgeldſchuldigkeiten für 1932 können an den Zahltagen am Mittwoch u. Freitag dieſer Woche noch ohne Mahnkoſten bezahlt werden. Das gleiche gilt auch für die bereits zugeſandten endgültigen Abſchlußzahlungen der heſſ. Staats- ſteuer 1931. Kirchner. fun at Biernbe lernheimer To geblatt— Viernheimer Nachrichten) erer täglich mit Aus 40 55 intereſſante„Sonntagsblatt“, me der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ lalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 9 1 5 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt nkfurt a. M.— Rummer 278 schwierige Lahe. das deutſche Volk ſteht vor einem ſchwe⸗ Pinter. Die Ausſichten ſind ſo trüb wie Novemberhimmel dieſer Tage. Auf allen bieten türmen ſich die Schwierigkeiten. der Innenpolitik, in der Außenpolitik und ht zuletzt in der Wirtſchaft. Dabei hundelt ſich um einen Fragenkomplex, der eng leinander zuſammenhängt. Die Schwierig⸗ en eines Gebietes wirken zurück auf die deren. Die Bereinigung der innerpoliti⸗ en Situation iſt beiſpielsweiſe die Voraus⸗ ung für eine entſchiedene und klare Au⸗ politik. Und bezüglich der Wirtſchaft lie⸗ die Dinge ähnlich. Das Primäre iſt alſo die Klärung der i n⸗ lrpolitiſchen Lage. Das iſt aber ih gleichzeitig das Allerſchwierigſte. Wie neue Reichsregierung im einzelnen guch ſehen mag, ſo viel ſteht feſt, daß ſie auf in geordneten Weg, den die Reichsver⸗ ung vorſchreibt, alſo zuſammen mit dem lichstage, nicht wird regieren können. Wir ben uns allmählich an dieſen Zuſtand ge— hnt. Denn ſeit nahezu einem Jahre ſpre⸗ in wir ſchon von„Präſidialregierungen“, o von Reichskabinetten, die ſich nur auf b Vertrauen des Reichspräſidenten nicht das des Reichstages ſtützen. Schon das te Kñabinett Brüning war eine che Präſidialregierung. Das Kabinett von apen iſt es dann erſt recht geweſen. lerbings iſt das Kabinett von Brüning n Reichstag„toleriert“ worden, während s Kabinett von Papen faſt den geſamten eichstag gegen ſich hatte. Nun wird nach irgend einem Ausweg ge— cht. Aher die Chancen für das neue kichskabinett ſind wiederum nicht eben ſo ſoß. Man ſieht auch im neuen Reichstag ine arbeitsfähige und arbeitswillige Mehr⸗ it, dafür iſt allerdings eine Majorität da, e ſich jeden Augenblick gegen die Regie⸗ ing zuſammentun kann. Am Dienstag chter Woche wird der Reichstag bekannt⸗ h erſtmals zuſammentreten. Die Leitung terſten Sitzung hat als Alterspräſident, r nationalſozialiſtiſche Abg. Litzmann. Die⸗ Eröffnungsſitzung wird nur formale Be⸗ utung haben. In der zweiten Sitzung am ittwoch wird dann das Präſidium ge— iht. Es iſt anzunehmen, daß der bisherige leichstagspräſident, der nationalſozialiſtiſche ba. Göring, als Vertreter der ſtärkſten eichstagsfraktion, wieder gewählt werden ird. Auch die Poſten der drei Vizepräſi⸗ enten werden wahrſcheinlich, wie im vori⸗ en Reichstage, dem Zentrum, den Deutſch⸗ gtionalen und der Bayeriſchen Volkspar⸗ zufallen, weil die Nationalſozialiſten für ſe Wahl eines Sozialdemokraten zum erſten ſzepräſidenten nicht zu haben ſind, obwohl ach parlamentariſchem Brauche die Präſi⸗ entenpoſten nach der Stärke der Fraktionen kſetzt werden. Rur bis dahin iſt die Lage zu überſehen. Vas dann folgen ſoll, iſt noch durchaus un⸗ ar. Normalerweiſe müßte nach der Kon⸗ ltuierung des Reichstags die neue Regie⸗ ung mit ihrem Programm vor das Parla⸗ gent treten, es müßte eine Ausſprache dar⸗ ber ſtattfinden, die mit der Abſtimmung lber einen Vertrauensantrag zu beenden päre. Erhielte die Regierung das Vertrauen s Reichstags, dann könnte die praktiſche rbeit der Geſetzgebung und der Etatsbera⸗ ng beginnen. Davon aber kann, wie die dinge in Deutſchland liegen, nicht die Rede ein. Die Regierung würde vielmehr durch nnahme eines Mißtrauensvotums ſofork arzt werden. Dann hätten wir eine neue egierungskriſe, und das Spiel könnte wie der von neuem beginnen. Der Verlauf wärt wieder genau der gleiche. Bei dieſer Sachlage iſt der Gedanke auf, getaucht, die augenbfietlichen Schwierigkeiten gadurch zu überwinden— daß man ſie bis um Frühjahr 1 5 90 Praktiſch könnte dus ſo gemacht werden, daß der Reichstag überhaupt nicht in ſeine Arbeit eintritt, ſon ben ſich nach ſeiner Konſtituierung vertagt le Reichsregierung würde dann auf Grund eitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftoſtelle Nathaus ſtr. r Zeitung imer Anzeiger Viernheime (Steruheimer Bürger- Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- ae en größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſte e u. von sämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plagvorſchriften bei Anzeigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeschriebenen Tagen kann jedoch Dienstag, den 29. November 1932. eine Gewähr nicht übernommen werden gchleicher oder Papen? Die Regierungsbildung im Neich. Die innerpolitiſche Lage hat ſich jetzt dahin entwickelt, daß als künftiger Kanz⸗ ler entweder der derzeitige Inhaber dieſes Amtes, Herr von Papen, oder Reichs⸗ wehrminiſter von Schleicher in Frage kommt. Außenminiſter Freiherr von Neu⸗ rath, der aus Genf zurückgekehrt iſt, ſcheint keine Luſt zu haben, die ſchwierige und wirk⸗ lich undankbare Aufgabe der Regierungs- bildung zu übernehmen. Der Reichswehr⸗ miniſter hat im Laufe des Montag mit ver⸗ ſchiedenen politiſchen Perſönlichkeiten konfe⸗ riert, um feſtzuſtellen, wie ſie ſich zu einem von ihm geleiteten Kabinett verhalten wer⸗ den, vor allem aber auch, um zu ſondieren, wie ſich die Reichstagsfraktionen zu einem ſogenannten politiſchen Waffenſtillſtand zwi⸗ ſchen Reichstag und Reichsregierung ſtellen. Darunter iſt zu verſtehen, daß der Reichstag nicht ſofort nach ſeinem bekanntlich auf Dienstag, 6. Dezember, feſtgeſetzten Zuſam⸗ mentritt ein Mißtrauensvotum gegen die Regierung beſchließt, ſondern daß er ſich zu einer Vertagung bis etwa Frühjahr nächſten Jahres bereit findet. Wie verlauket, dat Herr von Schleichers Vorſchlag wenig Gegenliebe gefunden, vor allem ſollen ſich die Nationalſozia⸗ liſten ablehnend verhallen. Bemerkens- wert iſt, daßz der Reichswehrminiſter am Montag auch eine Unkerredung mit dem Führer der Freien Gewerkſchaften, Lei- park, und mik dem Führer der Sozialde⸗ mokraten, Dr. Breitſcheid hakte. Der deutſchnationale„Lokal⸗Anzeiger“ meint, falls der politiſche Waffenſtillſtand zwiſchen Reichstag und Reichsregierung nicht zuſtande komme, würde der Reichspräſident ſofort Maßznahmen zur Sicherung des netts gegen einen Vorſtoß des tags kreffen müſſen. In politiſchen Kreiſen hoffe man, daß die drohenden Maßnahmen einen Druck im Sinne des Waffenſtillſtandes ausübten.— Am Montag nachmittag hat ſich Reichswehr⸗ miniſter von Schleicher zum Reichsprä⸗ ſidenten begeben, um dieſem über die Ergebniſſe ſeiner Beſprechungen und Son⸗ dierungen zu berichten. Kabi⸗ Reichs- des Artikels 48 der Reichsverfaſſung weiter regieren. Aber auch dazu braucht man die Zuſtimmung des Reichstages, denn dieſer kann nur durch eigenen Beſchluß vertagt werden. Wird ein ſolcher Beſchluß aber zu erreichen ſein? Wahrſcheinlich nicht. Dann könnte man daran denken, den Artikel 48 der Reichsverfaſſung ſo weitherzig auszule⸗ gen, daß der Reichspräſident auf Grund die⸗ ſes Verfaſſungsartikels eine Vertagung des Reichstags ausſprechen könnte. An ſich käme natürlich auch eine neue Reichstagsauflöſung in Frage, aber praktiſch iſt an dieſe Löſung der Schwie⸗ rigkeiten nicht zu denken. Auch eine aber⸗ malige Neuwahl brächte wohl kein weſent⸗ lich anderes Ergebnis. Selbſtverſtändlich könnte auch eine Reichsregierung, die wegen eines Mißtrauensvotums ihren Rücktritt er⸗ klärt hat, als geſchäftsführendes Kabinett im Amte bleiben. Aber man kann ſich nicht vor⸗ ſtellen, daß die großen und bedeutungsvol⸗ jen Probleme, die die nächſte Zeit bringen wird, von einem in der Demiſſion befind⸗ lichen Reichskabinett angepackt und gelöſt werden. So ſchwierig iſt augenblicklich die inner⸗ ö 1 5 Situation. Man ſieht ſchon aus die⸗ er kurzen Schilderung, daß ſie nach einer Klärung drängt— man ſieht aber allerdings nicht, wie dieſe Klärung herbeigeführt wer⸗ den kann. Ein Berliner Blatt will wiſſen, daß ſich der Reichspräſident ſehr verſtimmt über die Schwierigkeiten gezeigt habe, die er bei der Neubildung der Reichsregierung findet. Man nimmt an, daß ſeine Entſcheidung ent⸗ weder am Dienstag oder ſpäteſtens am Mitt⸗ woch erfolgen wird. Wie ſie ausfallen wird, iſt noch nicht zu überſehen, ober man erwar⸗ tet, daß, wie bereits erwähnt, entweder Schleicher oder Papen betraut wird. Die Haltung der Freien Gewerlſchaften. Der Allgemeine Deutſche Gewerkſchafts⸗ bund teilt mit: Der Reichswehrminiſter von Schleicher hatte am Montag Vertreter des Vorſtandes des Allgemeienen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes zu ſich gebeten. An der Beſprechung, an der Theodor Leipart und Wilhelm Eggert teilnahmen, wurden die vordringlichſten wirtſchaftspolitiſchen und ſo⸗ zialpolitiſchen Fragen erörtert. Die Vertreter der Gewerkſchaften haben als die wichkigſte Aufgabe die Arbeits- beſchaffung im Wege öffenklicher Arbei- ten bezeichnet und außerdem erneuk die Aufhebung der lohnpolitiſchen Beſtim- mungen der Nolverordnung vom 5 September geforderk. Sie haben ſich auch für eine unter wirt⸗ ſchaftlichen und ſozialen Geſichts⸗ punkten durchgeführte Siedlung einge⸗ ſetzt. Was Adolf Hitler meint. London, 29. Nov. In einer Unterredung mit dem Vertreter des„Daily Expreß“ erklärte Adolf Hitler, daß nach ſeiner Anſicht in nicht mehr als vier Monaten das kommende Präſidialkabinett wieder geſtürzt, und dann der Tag der Na⸗ tionalſozialiſten gekommen ſein werde. Man könne ein Land nicht entgegen den Willen von 90 Prozent ſeines Volkes regieren. Das ſei in Deutſchland genau ſo unmöglich, wie es in England unmöglich ſein würde. Auf den Einwurf des Berichterſtatters, daß die Regierung durch die Gewehre der Armee ge— ſchützt ſei, ſagte Hitler: Gewehre könnten vielleicht in Rußland Wert haben, aber nicht in Deutſchland. Der Sturz der Regierung könne auf ver⸗ ſchiedene Arten zuſtande kommen. In dieſem Winker werde ſich die Arbeils⸗ loſigkeit erhöhen, und e⸗ werde große ſoziale Unruhen, Skreiks und ähnliches geben. Das Wichtigſte ſei aber, daß die Regierung einem kataſtrophalen Juſam⸗ menbruch ihrer Finanz und Wirtſchafts⸗ pläne gegenüberſtehen werde. Hitler ſagte, daß er bei den letzten Verhand⸗ lungen über die Regierungsbildung von An ⸗ fang an gewußt habe, daß es ſich um eine große Komödie handle, die dazu erfunden ſei, um dem deutſchen Volk vorzutäuſchen, daß man gerecht handle. Der Plan ſei fehl geschlagen, er ſei nicht getäuſcht worden, und auch das deutſche Volk ſei nicht getäuſcht worden. * Rs DAP. und Zentrum in Preußen. Berlin, 29. Nov. Nach längerer Pauſe ſind die Verhandlun: gen zwiſchen Nationalſozialiſten und Zentrum in Preußen wegen der Wahl eines preußiſchen Miniſter⸗ präſidenten wieder aufgenommen wor⸗ den. Die erſten einleitenden Beſprechungen fanden am Samstag zwiſchen dem national⸗ ſozialiſtiſchen Präſidenten des preußiſchen Landtages, Kerrl, und dem Vorſitzenden der reußiſchen Zentrumsfraktion Dr. Lauſcher, 927 en Weſchäftsfübrer Dr. Graf ſtatt. terzeichnet, deutſchen — Verhandlungen des Neichswehrminiſters. Schlechte Ausſichten für einen volitiſchen Waffenſtillſtand. — Vor der Entſcheidung. Es handelt ſich zunachſt um eine erſte An⸗ näherung der beiden Parteien. Irgendwelche Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt. Die Ver⸗ handlungen werden fortgeſetzt werden. Falls ſie zu einem Erfolge führen, könnte die Wahl des Miniſterpräſidenten in der De⸗ zembertagung des Landtages vorgenommen werden, die bekanntlich vom 13. bis 17. De zember ſtattfindet und deren Tagesordnung anſcheinend abſichtlich noch nicht feſtgeſetzt iſt —— Der franzöſiſch⸗ruſſiſche Vertrag. Die Bedeukung des Paktes für Deukſchland. Berlin, 29. Nov. Am heutigen Dienstag wird, wie bereits bekannt, der Nichtangriffspakt un⸗ den die Regierungen von Frankreich und Sowjetrußland miteinander abgeſchloſſen haben. Die dem Auswärtigen Amt naheſtehende „Deutſche Diplomatiſche Korreſpondenz“ weiſt aus dieſem Anlaß darauf hin. daß der franzöſiſch⸗ruſſiſche Nichtangriffspakt der erſte politiſche Staatsvertrag mit ei- ner europäiſchen Großmacht ſei, den die Sowjetunion ſeit dem Berliner Vertrag von 1926 zum Abſchluß gebracht habe. Deutſchland, ſo wird weiter geſagt, kann eine verſtärkte Einbeziehung der Sow⸗ jetunion in das Konzert der Mächte nur will⸗ kommen heißen. Außerdem darf es in dem franzöſiſchen Entſchluß den Beweis dafür ſehen, daß auch in Paris die Richtigkeit des Grundgedankens, der für das Verhältnis zwiſchen Berlin und Moskau beſtimmend war, durchgedrungen iſt. Eine Aenderung der ſowjekruſſiſchen Po⸗ litik gegenüber Deukſchland iſt davon nicht zu erwarten. Alles in allem: abſchließend kann geſagt werden, daß dieſe Ausweitung des Moskau⸗ er Paktſyſtems die etwaigen Konfliktsgefah⸗ ren im Oſten vermindert und damit dem Ab⸗ rüſtungsgedanken zu Hilfe kommt. Deutſch⸗ lands politiſche Ziele werden mit rein fried⸗ lichen Mitteln verfolgt und erfordern des⸗ halb das weiteſtgehende Einvernehmen in⸗ nerhalb der Völkergemeinſchaft und beſon⸗ ders innerhalb Europas. Es beſteht alſo kein Anlaß, ſo ſchließt die „Deutſche diplomakiſch-politiſche Korreſpon- denz“, auch nur gefühlsmäßig dem neuen Einvernehmen zwiſchen Moskau und Paris irgendwie zu widerſtreben, oder ſogar unſere Rußland-Polifik, die auf dem Rapallo- und dem Berliner Vertrag beruht, nach irgend einer Richtung hin einer Keviſion zu unker; ziehen. Moskau iſt befriedigt. Moskau, 29. Nov. Die bevorſtehende Unterzeichnung des ruſ⸗ ſiſch⸗franzöſiſchen Nichtangriffspaktes ohne vorherigen Vertragsabſchluß mit Rumänien wird von den ruſſiſchen amtlichen Stellen als einer der arößten Erfolge der ſowjetruſſiſchen Diplomatie bezeichnet. der Verſuch der franzöſiſchen Regie; rung, ein Kollektiwabkommen ſämtlicher Randſtaaten und Rumäniens unker franzöſiſcher Führung zuſtande zu brin· gen, ſei fehlgeſchlagen. Der franzöſiſch⸗ruſſiſche Nertraa ſei gegen niemand gerichtet. Oie deutſch⸗ruſſiſchen Be⸗ ziehungen würden dadurch in keiner Weiſe berührt. * der polniſch⸗ruſſiſche Vertrag. Warſchau, 29. Nov. Der polniſche Staatspräſident Moſcicki hat den vor kurzem in Moskau zwiſchen Polen und Sowjetrußland unterzeichneten und da⸗ mals der Oeffentlichkeit Nichtangriffsvertrag ratifiziert. Es iſt wohl das erſte Mal, daß ein Ver⸗ trag mit einer auswärtigen Macht, nicht, wie in der Verfaſſung vorgeſehen, durch den Sejm(Parlament), ſondern durch den Staatspräſidenten ralifiziert wurde. Dies iſt offenbar aus rein innerpolitiſchen Erwägun⸗ gen heraus geſchehen um einen Präzedenzfall für die Zukunft herbeizuführen und dem Staatspräſidenten auch ohne Aenderung der Staatsverfaſſung durch enkſprechendere Aus- legungen von Beſtimmungen der ſeßzigen Verfaſſung Rechte einzuräumen, die bis ſetzi ausſchließlich vom Sejm beanſprucht wurden. Politiſches Allerlei. Berlin. Es hat den Anſchein, als ob die urſprünglich für Mitte dieſer Woche in Aus⸗ ſicht genommene Vier- oder Fünfmächtebe⸗ ſprechung zur Gleichberechtigungs⸗ frage verſchoben wird, da einige der betei⸗ ligten Perſönlichkeiten zu dieſem Zeitpunkt an⸗ derweitige Verpflichtungen haben. Oslo. Preſſemeldungen zufolge, hat das Juſtizminiſterium das Einreiſegeſuch Trotz⸗ kis abgelehnt. Oslo. Der Nobelausſchuß des norwegiſchen Storthing hat endgültig beſchloſſen, den No— bel⸗ Friedenspreis für das Jahr 1932 nicht zu verteilen. Der vorgeſehene Betrag ſoll vielmehr der Nobelſtiftung für das Jahr 1933 aufgehoben werden. Wahlen in Bremen. Starke Wahlbeteiligung.— Das Wahl- Ergebnis. Bremen, 29. Nov. Im bremiſchen Landgebiet fan⸗ den die Wahlen zu den Gemeindeaus⸗ ſchüſſen der vierzehn bremiſchen Landge— meinden ſtatt. Die Wahlbeteiligung betrug 81,5 Prozent gegen 77,8 Prozent bei den letz⸗ ten Gemeindeausſchußwahlen am 17. No⸗ vember 1929. Es erhielten Stimmen: Zozialdemokraten 4160, bei den letzten Wahlen vom 6. Novem- ber erhielten die Sozialdemokraten in den- ſelben Gemeinden 4307 Stimmen. Kommu- niſten 567 Stimmen, bei der letzten Reichs⸗ kagswahl waren es 634. Die Nationalſozia- liſten erhielten 894 Stimmen gegen 1191 bei, der Reichstagswahl vom 6. November ds. Js. und 1843 Stimmen bei der Reichskags⸗ wahl vom 31. Juli ds. Js. Alle übrigen Wahlvorſchläge zuſammen vereinigten auf ſich 2792 Stimmen. Die entkſprechenden Par⸗ teien erzielten bei der Reichs kagswahl vom 6. November 2330 Stimmen. Auf die Sozialdemokratie entfielen 91 (bisher 109) Mandate, auf die KPD. 8 Man⸗ date.(Die Kommuniſten waren bei den vo⸗ rigen Gemeindausſchußwahlen noch nicht bekanntgegebenen nir eigenen zwuhlporſahnagen aufgetreten). Insgeſamt umfaßt die Linke alſo heute 99 Mandate gegen bisher 109. Die NS DA. die bei den vorigen Gemeindeausſchußwah⸗ len gleichfalls noch nicht mit eigenen Wahl⸗ vorſchlägen vertreten war, erzielte 14 Man⸗ date. Damit verfügen die bürgerlichen Par⸗ teien einſchließlich der Nationalſozialiſten in den neuen Gemeindeausſchüſſen des bremi⸗ ſchen Landgebietes insgeſamf über 85 Man⸗ date. Von den insgeſamt 184 Mandaten ver⸗ loren mit anderen Worten alſo die Linke 10 Mandate, die den übrigen Parteien zufielen. Wieder ein polniſcher Aebergriff. Ein Deutſcher mißhandelt. Kakkowitz, 29. Nov. Der 21 jährige deutſche Reichsangehörige Mos aus Hohenlinde würde beim unerlaub⸗ ten Grenzübertritt verhaftet und in ei⸗ nem Eiſenbahnhäuschen von zwei polniſchen Grenzbeamten ſo geſchlagen, daß er in das Krankenhaus nach Piasniki geſchafft werden mußte, wo er erſt nach vier Stunden das Bewußtſein wiedererlangte. Den Aerzlen ſagte Mos, er ſei von den polniſchen Beamten furchtbar mißhandelt worden, da er vor elwa einem Jahr mit ei⸗ nem der Beamten in eine Schlägerei ver- wickelt worden ſei, in der der eine Beamte den Kürzeren gezogen habe. Mos hat am ganzen Körper ſchwere Verletzungen davon gekragen. Auf der Straße niedergeſchoſſen. Politiſcher Mordanſchlag in Sofia. Sofia, 29. November. Der Abgeordnete Philipoff der mazedoni⸗ ſchen Sobranjegruppe wurde abends auf der Straße in Sofia von mehreren Unbekannten überfallen und durch 15 Schüſſe ſo ſchwer verletzt, daß an ſeinem Aufkommen gezweifelt werden muß. Sein Leibwächter wurde durch einen Schuß getötet. Einer der flüchtenden Mörder konnte von einem höheren Polizeibeamten ergriffen wer⸗ den, nachdem er eine Eierhandgranate gewor⸗ fen hatte, ohne daß ſie Schaden anrichtete, Der Feſtgenommene erklärte, im Auftrage der Protogerowiſtengruppe gehandelt zu haben. In den mazedoniſchen Kreiſen Sofias herrſcht große Bewegung über den Anſchlag, weil er einem legalen Führer galt, offenbar als Ant⸗ wort auf die Fememorde, die ſeit einigen Monaten in kurzen Abſtänden von der Imro an den illegalen Terroriſten der Protogerowi⸗ ſtengruppe verübt werden. Der mutige Völkerbund srat. Er weicht einer Enkſcheidung im Mandſchu⸗ a reikonflikt aus. Genf, 29. Nov. Der Völkerbundsrat ſchloß am Montag die Verhandlungen über den man⸗ dſchuriſchen Streit ohne weitere Ausſprache ab, und verwies die Angelegenheit an die außerordentliche Vollverſammlung. Der Zuſammentritt der Vollverſammlung wird Anfang Dezember erwartet. Der Lyt⸗ ton⸗Ausſchuß wurde erſucht, ſich für die Verhandlungen der Völkerbundsverſamm⸗ lung zur Verfügung zu halten. Der Völkerbundsrat und die im Nat ver⸗ weienen Großmachte und damit einer Biei⸗ lungnahme zur mand 1 Tir aus- gewichen. Die Schlichtung des Streites iſt nunmehr in die Hände der außerordenklichen Völkerbundsverſammlung gelegt, in der die Stimmung und die poltliſchen Gegenſätze in der mandſchuriſchen Frage für China Weit günſtiger liegen als im Rat. f Panzerzug in der Mandſchurei entgleiſt. Peking, 29. Nov. Nach einer Meldung aus Mukden entglei⸗ ſte bei Kirin ein japaniſcher Panzerzug. Elf Soldaten wurden getötet und mehrere an⸗ dere verletzt. Die Urſache der Entgleiſung foll auf einen Anſchlag zurückzuführen ſein. Amerika will Geld. Die Schuldner ſollen zahlen oder Zahlungs⸗ unfähigkeit erklären. Waſhington, 29. November. Angeſichts der Tatſache, daß von den Schuldnerländern neue Noten an die Regierung der Vereinigten Staaten vorberei⸗ tet werden, wird in der Regierung naheſtehen⸗ den Kreiſen betont, daß die Entſcheidung über die Abänderung weiterer Zahlungserleichterun⸗ gen endgültig und unabänderlich ſei. Präſident Hoover könne nichts weiter tun, als dem Kongreß die Einſetzung einer Kom⸗ miſſion zur Prüfung der Schulden vorſchlagen, was dar Kangreſt mahrſcheinlich ablehnen werde. Die Schuldnerlander mußten die Weitte Dezember fällige Rate bezahlen oder ihre Zahlungsunfähigkeit erklären. Das Waſhingtoner Staatsdepartement hat jetzt an Polen und an die Tſchechoſlo⸗ wakei Noten geſandt, in denen zum Ausdruck gebracht wird, daß in den Geſuchen um Zah⸗ lungsaufſchub kein Grund für eine ſolche Maßnahme zu finden ſei. Die griechiſche Regierung hat das Staatsdepartement end⸗ gültig davon in Kenntnis geſetzt, daß Grie⸗ chenland unfähig ſei, die fällige Schulden⸗ leiten. in Höhe von 440000 Dollar zu eiſten. Die neue englische Note. London, 29. November. Der engliſche Premierminiſter Mac Do⸗ nald ſetzte mit verſchiedenen anderen Re⸗ gierungsmitgliedern die Antwort auf die letzte Note Amerikas in der Schuldenfrage auf. In der Note werden die Gründe auseinan⸗ dergeſetzt, die England zu dem Stundungsan⸗ trag für die am 15. Dezember fällige Schul⸗ denrate veranlaßt haben. Die Frage, ob Eng⸗ land am 15. Dezember zahlen ſolle, wurde nicht erörtert, da man in Kabinettskreiſen der Anſicht iſt, daß zunächſt der Eindruck der jet⸗ zigen engliſchen Note an Amerika abgewar⸗ tet werden muß. Die engliſche Regierung sog daß die amerikaniſche Antwort bald er⸗ zolgt. Mainz, 29. Nov.(Kirchliche Dienſt⸗ nachrichten). Pfarrer Dory in Mainz(St. Ignaz) iſt beurlaubt worden, um vom 1. Ja⸗ nuar 1933 an das Amt eines Schifferſeelſor⸗ gers mit dem Wohnſitz in Ruhrort zu über⸗ nehmen. Pfarrer Reichsmann in Heidesheim iſt mit Wirkung vom 1. Januar 1933 auf ſein Nachſuchen in den Ruheſtand verſetzt wor⸗ den. Mit Wirkung vom 1. Januar 1933 wurde Pfarrer Ott, Pfarrkurat in Hacken⸗ heim, zum Pfarrer in Mainz(St. Ignaz) und Pfarrer Helmling in Mainflingen zum Pfarrer in Heidesheim ernannt.. i der regierung erwartet man die Enſhedun 9 Reichspräſidenten für heute Dienstag morgen Mittwoch. 99 Reichswehrminiſter von Schleicher gf am Montag u. a. Beſprechungen mit z finder a Leipart und dem ſitzenden der ſozialdemokratiſchen Reichs fraktion Breitſcheid über Fragen, die mit Kabinettsbildung zuſammenhängen. N Wegen der Wahl eines preußiſchen dn ſterpräſidenten ſind neuerdings wieder handlungen zwiſchen Nationalſozialiſten u. Zentrum in Preußen aufgenommen woch Der Abſchluß der Nichtangriffs vat handlungen Sowjetrußlands mit Fra reich und Polen wird als ein Erfolg! Sowjetpolitik gewertet. Das deutſch⸗rufff Verhältnis wird durch die neuen Pafte ni berührt. f Groze Profelte im Nied. Darmſtadt, 29. Nov. Im Rahmen desf willigen Arbeitsdienſtes iſt ſeitens der 9 ſchen Regierung ein neues Projekt der entwäſſerung in Ausſicht genommen. So i man nun auch das ſogenannte Bürgerfeld Lampertheim durch Pumpwerke entwäſer Entſprechende Vorbeſprechungen mit Vertte der dortigen Bürgermeiſterei wurden 9 Darmſtädter und Mannheimer Herren gey gen. Auch im Rathausſaal in Biblis j eine Sitzung mit Vertretern der Regie ſtatt, die der Entwäſſerung und Urbarmachi des Mönch galt. Hier handelt es ſich um en 1500 Morgen Feld⸗ und Wieſengelände. 9 Koſten werden auf 50 000 bis 60 000 veranſchlagt. Im Zuſammenhang damit ſteht auch 9. große Kanalprojekt, das Kulturbauinſpal Ritter vom Kulturbauamt Darmſtadt entw⸗ fen und das dem Miniſterium als Mater vorliegt. Der Kanal ſoll eine Verbindung h Rheines mit der Bergſtraße vorſehen, ſchiffbar bis in die Nähe von Darmſtadt un von Ginsheim aus. Er ſoll in der Nähe ug Weinheim a. d. B. beginnen, zunächſt Weſchnitz aufnehmen, Heppenheim, Benshei Auerbach, Rodau, Hähnlein, Bickenbach g rühren und dort die Modau aufnehmen, g Eſchollbrücken vorbei, Weilerhof, Wolfslehſg Dornheim, Dornberg, dem Lauf des grabens folgend, beim Pumpwerk Hohe in den Altrhein bei Ginsheim münden. da ganze Projekt, das etwa 26 000 Morgen 9 an der Bergstraße und im Ried entwäſſe würde etwa 8,5 Millionen Mark koſten, e ſchließlich der Stauſtufe und des erforderlich Kraftwerkes. Es könnte im Wege des ſu willigen Arbeitsdienſtes und der produklih Erwerbsloſenfürſorge durchgeführt werden. Aus Heſſen und Naſſa Finanzausſchuß einberufen. Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Lu tages iſt für Freitag, den 2. Dezember ſaß mittags 3.30 Uhr einberufen. Die Tag einer Reihe von Eingaben 6 Anträge der 9 tionalſozialiſten, einen Zentrumsantrag,! trag Glaſer, 1 ſozialdemokratiſchen und 2 n muniſtiſche Anträge. — ordnung umfaßt 15 Punkte und zwar nel Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger. Halle(Saale) 27 Es war alſo beſchloſſene Sache, daß Karl Joachim von Lindsmühlen am Donnerstag der nächſten Woche ab⸗ reiſte. Am Sonnabend gab Friedrich Karl zum Abchied ein Feſt. Und die Nachbarn kamen mehr als gern. Hofften doch manche der mit Töchtern geſegneten Mütter noch in letzter Stunde, daß es ihrem Töchterchen gelingen würde, den Bruder des Gaſtgebers zu feſſeln. a Am Tage zuvor hatte Friedrich Karl ganz harmlos erzählt, daß er die Frau eines Freundes getroffen, die er gleichfalls eingeladen habe, das Feſt zu beſuchen. Leider ſei ſein Freund verhindert. Magdalen nahm dieſe Mitteilung gleichgültig auf. Es war ihr nicht wichtig, wen ihr Mann zu dem Feſte bat. Für ſie gab es nur den einen Gedanken: Karl Joachim geht fort aus Lindsmühlen, nun werde ich bald ganz ein⸗ ſam ſein. Und doch— es iſt wohl am beſten ſo! Krankhaft groß und traurig ſtanden die blauen Augen in dem ſchmalen, blaſſen Geſicht. Bei dem brutal⸗geſunden Ausſehen ihres Gatten wirkte ſie faſt durchſichtig zart und ſchonungsbedürftig. Karl Joachim dachte: Wenn ich ſie in meine Arme nehmen könnte und forttragen von hier, wo ihr doch nur Leid beſchieden iſt! Aber er wußte doch, daß alles Sehnen vergeblich war. Und noch etwas anderes wußte er, als am Sonnabend die Gäſte kamen und unter ihnen eine rotblonde Frau, die der Herrenwelt in Partenkirchen gut bekannt geweſen war und die dort allgemein als verwitwet gegolten hatte. Und dieſe Frau trug an dieſem Abend die dunklen ſchweren Roſen, die Friedrich Karl von Lindsmühlen für ſeine Frau zu ſchade geweſen waren! Nun, Magdalen wußte von dieſer Demütigung nichts und würde ſie auch nie erfahren. Aber Karl Joachim wußte nun, daß niemals ein wahres, reines Glück in Linds⸗ mühlen ſein würde, und dieſe Erkenntnis legte ſich ihm wie eine Zentnerlaſt auf die Bruſt. Die Dame mit dem hochtönenden nordiſchen Namen aber zeigte ziemlich rückſichtslos, wer von den beiden Brüdern ihr am beſten gefiel! Sie bevorzugte Karl Joachim in einer Weiſe, die dem Aelteren das Blut in die Stirn trieb. Die Baronin ſah ſchmachtend zu Karl Joachim auf, als ſie zu den Klängen eines Walzers miteinander tanzten. „Sind Sie immer ſo ſchweigſam— oder iſt es doch Traurigkeit, weil Sie die Heimat nun wieder auf lange Zeit hinaus verlaſſen?“ fragte ſie weich. Er ſah ihr feſt in die lockenden Augen, und Abwehr war in ihm gegen dieſe Frau, die da rückſichtslos eingriff in eine Ehe und die ebenſo rückſichtslos im ſelben Atemzug Gefallen an einem andern fand. „Handeln Sie immer ſo unüberlegt, Frau Baronin?“ fragte er gedämpft. Sie faßte ſeine Worte falſch auf, lachte, daß die zwei Reihen Zähne, von denen man nicht feſtſtellen konnte, ob ſie echt oder falſch waren, blitzten, und ſagte: „Unüberlegt? Wie meinen Sie das? Herr von Linds⸗ mühlen iſt verheiratet! Er darf ſich nicht wundern, wenn ich ſeine Huldigungen nicht ernſter nehme, als ſie es ver⸗ dienen.“ „Ich meinte es anders, Frau Baronin. Ich wollte wiſſen, ob es Ihnen wirklich gleich iſt, wenn Sie in eine Ehe eingreifen, in der ein Dritter nichts zu ſuchen hat?“ „Moralprediger? Wie abgeſchmackt! Ich hätte Sie für forſcher gehalten. Sicher ſind Sie es auch! Sie verſtellen ſich. Wollen Sie uns vielleicht dieſen entzückenden Abend verderben?“ „Sicher nicht. Aber ich war noch nie ein glänzender Geſellſchafter. Man verlernt das in der Wildnis ſo ziemlich.“ a Ihre Augen ſogen ſich feſt an ihn, in ihren Blick kam Leidenſchaft. „Was treibt Sie wieder fort? Bleiben Sie doch hier!“ Karl Joachim lächelte. Und dieſes mitleidige Lächeln galt der Frau, die da glaubte, mit ein paar verheißenden Blicken und Worten ihn halten zu können. Ihn hätte nur eine Frau halten können. Nur einer zuliebe wäre er geblieben. Aber die war ſcheuer und zurückhaltender denn je. Und wenn er ihre ſcheue Zurück haltung für ſich buchen wollte, dann ſagten ihm ihre traurigen großen Augen, daß er gehen müſſe, um den letzten Frieden zu retten.— Darum ging er! Nut darum! Der Tanz war zu Ende. Doch die Baronin hing ſich au ſeinen Arm. „Bitte, führen Sie mich in eine Ecke, ich bin am Ver⸗ durſten.“ Er tat es! Dann, ſich leicht verbeugend, reichte er iht ein Glas Sekt. „Es lebe die Liebe!“ ſagte ſie leichtſinnig und lachte ſilberhell auf. „Es lebe die Treue!“ Hart fielen die Worte von ſeinen Lippen. Da wußte die ſchöne Weltdame, daß ſie von ihm nichts zu hoffen hatte, daß er von ganz anderem Schlage war wie ſein Bruder. Und daß er vielleicht längſt von ganzem Herzen eine andere liebte, die ihm und der er treu war! Im Herzen der ſchönen Frau regte ſich ein Neidgefühl ohne⸗ gleichen. N f Wer war die Frau, die dieſen ernſten, intereſſanten Menſchen ſo gefeſſelt hatte, daß er keinem pikanten Aben⸗ teuer mehr zugänglich zu ſein ſchien? i Schwer enttäuſcht ſtand ſie auf, verſuchte mit letzter Selbſtbeherrſchung die Situation zu retten. f „Das Leben iſt ſo kurz, ich kann es nicht mit Problemen zubringen“, ſagte ſie achſelzuckend. 5 1 „Ja! Sehr kurz iſt das Leben, und darum ſoll man es nicht verſchleudern.“ 1 f Jortſetzung folgt. W Here. by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 8. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Nun ſchrieb Ellinor auf das Inſerat hin an Herrn Oldenberg auf Rittergut Vayburg bei Br...... Sehr geehrter Herr! Auf Ihr Inſerat in den H.... Nachrichten aufmerk⸗ ſam geworden, möchte ich mich höflichſt um dieſe mir zuſagende Stelle bewerben. Ich bin ſiebenunddreißig Jahre alt, habe eine gute Ausbildung genoſſen, und das Amt einer Vorleſerin glaube ich zur größten Zufrieden⸗ heit ausfüllen zu können. Mein Vater, ſeit Jahren ver⸗ ſtorben, war Arzt. Ich beſitze nur noch eine Schweſter. Wenn ich jährlich, vielleicht zu Weihnachten, einige Tage Urlaub haben könnte, dann genügte das vollſtändig. Mich würde mein Amt in der Stille eines Gutes voll⸗ kommen befriedigen. Zeugniſſe beſitze ich allerdings noch keine, da ich eine Stellung ſolcher Art bisher nicht inne hatte, ſondern für ein Geſchäft tätig war. Mit größter Hochachtung Hilda Hardegg, Kreisſtadt C Liſaſtraße 147. So, bis auf den Namen, war nichts Lüge! Der Name und das Alter, die waren erborgt! Hilda las die Zeilen und nickte. Sie ſagte aber kein Wort, und Ellinor wußte, daß die Schweſter ſehr unter der Trennung leiden würde. Aber es war eigenartig. Wie in innerem Zwange zog es ſie nach dieſem Gut Vay⸗ burg. Sie mußte hin. Auf jeden Fall mußte ſie dorthin. Und ſie ſtellte ſich einen alten, gütigen Herrn vor, der mit ihr plauderte, dem ſie nach und nach unentbehrlich wurde. Oh. ſie wollte gut zu dieſem Hilfloſen ſein. Er ſollte ſchon zufrieden mit ihr ſein. Als es ganz dunkel geworden war draußen, zogen ſich die Schweſtern an, um den Brief in den Kaſten zu tragen und dann noch einen Spaziergang zu unternehmen. Arm in Arm ſchritten ſie dann an dem Flüßchen da⸗ hin, das an den kleinen Gärten vorüberführte. Es war empfindlich kühl, und das Laub der Linden raſchelte ihnen um die Füße. Nach einer Stunde etwa gingen ſie zurück. Aber die Luft hatte ſie erfriſcht, hatte ſie froh und leicht ge— macht. Und jetzt ſah auch Hilda wieder zuverſichtlich aus. Daheim machten ſie es ſich dann gemütlich. An dieſem Abend wurde es ſpät, bis ſie endlich ſchlafen gingen. Sie räumten die große Truhe aus, die noch Kleider der Mama enthielten und die man für Ellinor herrichten wollte. Da Hilda auch hierin ſehr geſchickt war, brauchte man nie⸗ mand dazu, was auch ſehr gut war. In den nächſten Tagen unternahmen ſie noch nichts, denn man mußte doch ſchließlich erſt einmal die Antwort abwarten. Aber die nächſten acht Tage vergingen. Keine Poſt kam. Schon verlor Ellinor alle Zuverſicht, als eines Tages der Briefträger, ein alter, freundlicher Mann, ein großes, längliches Kuvert abgab. An„ Fräulein Hilda Hardegg C...„ Liſaſtraße 147. Wertes Fräulein! Wir kamen auf Ihr Bewerbungsſchreiben zurück und bitten Sie, Ihre Stellung am 1. November anzutreten. Gehalt beträgt monatlich zweihundert Mark bei freier Station. Geben Sie, bitte, Ihre Ankunft bekannt, damit ein Wagen Sie abholen kann. Der erbetene Weihnachts⸗ urlaub wird ſchon dieſes Jahr gewährt. Hochachtungsvoll Hermann Oldenberg, Rittergut Vayburg bei B Die Würfel waren gefallen! Ellinor ſaß ganz ſtill da. Es war, als umweghe ſie etwas mit lindem Streicheln. Was war es nur? Hilda ſtörte das Schweigen nicht. Sie hoffte wohl im ſtillen, daß der Brief eine Abſage enthalten möge. Da erklang Ellinors klare Stimme: „Ich habe eine Stellung erhalten, Hilda.“ Die Aeltere zuckte zuſammen. Aber ſie ſagte doch herz⸗ lich und ſogar fröhlich: f „Dann alſo viel Glück, Kleine!“ Ellinor ſpraug auf und küßte die Schweſter. Dann reichte ſie ihr das Schreiben. „Wie ſchön das iſt, Kleine, daß wir uns nun ſchon Weihnachten wiederſehen. Wie ich mich freuen werde, wenn ich dich von der Bahn hole. Und dann kannſt du mir gleich alles genau ſchildern. Das ſollen herrliche Feſttage werden.“ Nun ſchneiderten ſie fleißig, und bald ſtanden denn auch die Koffer, voll häßlicher Kleider gepackt, da. Und nun lachten ſie ſogar einmal recht herzlich varüber. Dann aber wurde das ſchöne junge Geſicht doch ſchnell wieder ernſt und nachdenklich. a „Hilda, wenn man in Schloß Vayburg eines Tages erfahren würde, daß ich wegen Diebſtahls— mein Gott!“ „Du haſt das Armband nicht genommen. Dein Ge⸗ wiſſen iſt rein, alſo braucht dich dieſe Sache nicht mehr zu belaſten. Hauptſache iſt, du kannſt vor deinem Herrgott beſtehen. Wer dir nicht glaubt, den kannſt du nicht zum Glauben zwingen“, ſagte Hilda Hardegg feſt. Da lehnte Ellinor den dunkellockigen Kopf an die Schulter der Schweſter. „Wenn ich dich nicht hätte, Hildamütterchen!“ Noch eins machte ihnen Kopfzerbrechen. Die polizeiliche Abmeldung. bleibe. Aber dann hatten ſie auch hier einen Ausweg ge⸗ funden. Der reiche Blinde Hilda Hardegg meldete ſich für längere Zeit auf Reiſen ab. In dem zu Vayburg gehörigen Meldeamt konnte Ellinor ja dann ſagen, daß ſie noch nicht wiſſe, ob ſie hier⸗ Wenn ja, dann könnte ihre in C..., lebende Schweſter die direkte Abmeldung nachholen. So ging dann alles auch ganz glatt, und an einem ſtürmiſchen Abend, an dem Regen und Schnee nebenein⸗ ander dahintrieben, brachte Hilda die Schweſter zur Bahn. Es fuhren faſt keine Fahrgäſte um dieſe Zeit. Nur ein paar reiſende Kaufleute, mit Muſterkoffern bepackt, traten ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und konnten das Eintreffen des Zuges nicht erwarten. Hilda löſte noch eine Bahnſteigkarte, um die Schweſter wenigſtens noch bis ins Abteil zu begleiten. Sie ängſtigte ſich und wollte wiſſen, mit wem ſie fuhr. Dann aber mußte Hilda Hardegg doch lächeln. Nein, wie Ellinor jetzt ausſah, würde kein Frechling ſie beläſtigen. Aber den Zugſchaffner konnte man trotzdem bitten, ein bißchen aufzupaſſen, denn alleinreiſende Damen bei Nacht, das war immer gefährlich. Der bärtige Beamte lachte gutmütig, als ſie ihm ängſt⸗ lich ihre Bitte vorbrachte. „Selbſtverſtändlich, gern. Nebenan iſt gleich das Dienſt⸗ abteil. Da kann ich immer mal mit nachſehen.“ Nun war Hilda Hardegg beruhigt. Sie verließ das Abteil, und dann ſtand ſie draußen am Fenſter. Die Schweſtern hielten ſich feſt bei den Händen. Und jede ver⸗ ſuchte, vor der anderen die aufſteigenden Tränen zu ver— bergen. Langſam verließ der Zug die Halle. Hilda lief noch ein kleines Stück daneben her, dann blieb ſie ſtehen. Dort hinten fuhr ſchon der Zug. Jetzt nichts mehr. Hilda Hardegg ging nach Hauſe. Ganz langſam, gebeugt, einſam! Ellinor würde gegen vier Uhr in B... eintreffen. Sie würde dann eben in ein Hotel gehen, das am Bahnhof lag. Dort würde ſie noch einige Stunden ſchlafen. Die An⸗ kunft war für zehn Uhr früh nach Vayburg gemeldet. Alſo würde dann um zehn Uhr ein Wagen aus Gut Vay⸗ burg am Bahnhof warten. Und Ellinor würde eben dieſen Wagen beſteigen, nachdem ſie vom Hotel aus zum Bahn⸗ hof gegangen war. Man mußte das ſo einrichten, denn Ellinor hatte bereits in ihrer jetzt ſo wenig anziehenden Geſtalt den bisherigen Wohnort verlaſſen, um in B... gleich ſo anzukommen, denn in Zukunft war ſie doch nun Hilda Hardegg. Ganz durchnäßt kam Hilda, die wirkliche Hilda Har— degg, daheim an. Sie kochte ſich noch einen heißen Tee, denn Froſtſchauer jagten ihr über den Rücken. Es wurde ihr auch ſchnell wieder warm. Aber ſie ſaß dann noch lange zuſammengekauert in der Sofaecke und weinte. Ihre Gedanken folgten Ellinor in das Unbekannte, Fremde. Der Kater kam und rieb ſeinen Kopf an ihr, als wollte er ſagen: „Ich bin doch noch bei dir.“ Und die Hand des alternden Mädchens ſtrich über das ſamtweiche Fell des Tieres. Die Turmuhr ſchlug die zwölfte Stunde. Laut, dumpf, mahnend verhallten die Töne im Dunkel der Nacht. Aber Hilda Hardegg konnte noch nicht ſchlafen. Langſam ſtand ſie auf, ging zu dem alten, ſchönen Schrank, der in der Ecke ſtand, und holte ſich die Bilder der Eltern und der kleinen Schweſter hervor. Ein Bild ſtellte ſie alle vier dar. Die Eltern und ſie, die damals Zwanzigjährige. Die Mutter aber hielt ein bildſchönes Kind von ungefähr zwei Jahren auf dem Schoß. Ellinor! Der kleine Nachkömmling! Die Eltern waren in verhältnismäßig viel zu jungen Jahren geſtorben, und ſie, die häßliche Aelteſte, hatte der Kleinen die Eltern erſetzt. Nun war ſie ihr doppelt ans Herz gewachſen. Sie hatte ſtets vor der Stunde gebangt, in der Ellinor ſich einmal, vielleicht um eines Mannes willen, von ihr löſen mußte. Aber ſie hatte doch immer vernünftig genug gedacht, um der Schweſter ein Glück von ganzem Herzen zu gönnen. Ein Glück, das ihr ſelbſt ver⸗ ſagt bleiben mußte. Eben, weil ſie arm und häßlich war. Doch Ellinor! Zu ihrer Armut kam dieſe wunderbare Schönheit—, ſie würde ihr Glück ſchon machen. Das hatte ſie, Hilda, immer gedacht. Es war anders gekommen! Ganz anders! Ellinors Schönheit wurde ihr zum Verhängnis. Sie brachte ihr kein Glück. War es nun ein Wunder, wenn Ellinor freiwillig auf dieſe Schönheit, um die andere ſie ſinnlos beneidet hatten, verzichtete? f Lange betrachtete Hilda die Bilder. Sie küßte ſie und legte ſie wieder ſorgfältig in das mit Seide ausgeſchlagene Käſtchen. Dann ging ſie endlich zur Ruhe. Der Regen klaſchte jetzt gegen die Scheiben, und aus einem über der Straße befindlichen Fenſter leuchtete grell ein Licht herein. Es beleuchtete Ellinors Bett, das ſtill und weiß dort drüben an der Wand ſtand. Hermann Oldenberg war ſehr glücklich mit ſeiner Kläre. Und ein Abglanz ſeines Glückes ſiel mit auf den blinden Freund, den man im Gartenhaus verwöhnte und ver⸗ hätſchelte. 0 Der Gedanke an das Engagieren einer Vorleſerin war während dieſer köſtlichen Sommermonate ganz und gar in den Hintergrund getreten. Frau Kläres munteres Ge⸗ plauder füllte vorerſt alles aus. Und Vayburg, der ſich immer wieder ſagte, daß er eigennützig ſei, weil er die zwei ſo wenig allein ließ, die zwei, denen dieſes Glück gehörte, der brachte es dann doch nicht fertig, den dringenden Bitten der Freunde zu wioder⸗ ſtehen. ausgiebig Gebrauch. Roman von Gert Rothberg 1 N 1 Er blieb lange, und dann brachten ſie ihn herüber, übergaben ihn der Obhut des Kammerdieners. Es war ein anderer als früher. Er war lange Jahre bei dem Grafen Zerweil in Dienſten geweſen, und als der alte Graf ſtarb, engagierte ihn ſofort Hermann Oldenberg für ſeinen Freund. Er war nun in guten Händen, der blinde Herr von Vayburg. Und er wußte das. Wie oft ſchon hatte er Hermann Oldeubergs Hände gedrückt. „Welch guter Stern hat dich damals nach Vayburg ge— führt! Ich bin ſo glücklich darüber geworden, daß ich das andere, was mich jahrelang niederwarf, faſt vergeſſen habe.“ Hermann Oldenbergs fröhliches, dröhnendes Lachen erklang dann. „Ohol, jetzt biſt ſogar wohl du der Nehmende? Wir haben dir zu danken, nur wir! Du haſt Kläre und mir eine Heimat gegeben.“ Einmal hatte Oldenberg mit ſeiner Frau ſeine An⸗ gehörigen beſucht. Und die Mutter hatte geſagt: „Diplomat biſt du ganz und gar nicht. Der blinde Vay⸗ burg könnte längſt mein Schwiegerſohn ſein. Dann wäre wenigſtens eines der Mädel verſorgt. Aber ſo etwas ver⸗ ſtehſt du leider ganz und gar nicht.“ „Nee! Intrigen liegen mir nicht!“ hatte er gemütlich geſagt. „Intrigen? Erlaube einmal! Das hat nicht das ge⸗ ringſte mit Intrigen zu tun, wenn man ein bißchen für ſeine nächſten Angehörigen ſorgt“, hatte die Mama ziem⸗ lich empört geſagt. Und dann hatte ſie noch hinzugeſetzt: „Zweitens verſtehe ich das heute noch nicht, warum wir unſere Sommerferien nicht in Vayburg verleben ſollten. Bei dieſem reichen Manne wird es doch wohl durchaus nicht auf ein paar Eſſer mehr oder weniger ankommen.“ „Gewiß nicht. Doch mein Freund braucht ſeine Ruhe.“ „Lächerlich! Der Mann iſt noch viel zu jung, um ſich gänzlich zu vergraben. Du haſt ihn nur vor deinen Schweſtern behüten wollen.“ „Wie klug du biſt, Mama!“ ſagte er ruhig. Frau Kläre ſtreichelte die Hände ihres Mannes. Bittend, warnend, es doch zu keinem Zwiſt kommen zu laſſen. Er nickte ihr zu. Er wollte gewiß keinen Hader mit ſeinen Angehörigen. Aber wenn man derart über Ernſt von Vayburg ſprach, dann wurde er eben wild. Das würde auch immer ſo bleiben. Wenn die liebe Mama das doch nur endlich ein⸗ ſehen wollte! Er blieb mit Kläre nur einen Tag. Länger hielt er es unter den drei nörgelnden, ewig mißvergnügten Frauen einfach nicht aus. Er ſehnte ſich nach ſeinem Heim, wo Kläres helles, warmes Lachen erklang. Jetzt war dieſes warme, helle Lachen wie eingefroren. Seine Frau ſaß da und wagte kaum, etwas zu ſagen, weil die Schwiegermama und die Schwägerinnen immer gleich beleidigt waren. So reiſten ſie am anderen Ta ge wieder ab. Und nun gab es doch noch freundliche Ge⸗ ſichter, weil Hermann Oldenberg noch einige Scheine da⸗ laſſen konnte, wofür Wintermäntel gekauft werden ſollten. Im Bahnwagen drückte er ſeine kleine Frau an ſich. „Hul, man ſoll nicht ſchlecht über ſeine nächſten An⸗ gehörigen reden, aber die drei Damen können auch mich nervenſtarken, geſunden Kerl verrückt machen. Eigentlich ſind ſolch miſepetrige Menſchen zu bemitleiden. Sehr ſo⸗ gar. Die haben nie eine wirkliche Herzensfreude. Zu einem Glück, wie wir zwei es miteinander haben, ſind ſie gleich gar nicht zu gebrauchen. Nal, laſſen wir ſie nach ihrer Faſſon ſelig werden, es wird das beſte ſein. Meinſt du nicht, Kläre?“ Die gab ihrem Manne vollkommen recht und küßte ihn herzlich. Dann ſagte ſie: „Sie tun mir ſehr leid, deine Angehörigen. Wir wollen ihnen ſchicken, ſoviel wir können.“ „Ja! Soviel wir können. Aber etwas zurücklegen will ich mir auch. Bedenke, wenn wir mal Kinderchen haben, die koſten Geld.“ Da flüſterte Frau Kläre ihrem Manne etwas ins Ohr, was ihn veranlaßte, einen Luftſprung zu machen und Kläre dann in die Arme zu nehmen und herzhaft abzu— küſſen. Der bärbeißige Beamte, der gerade in dieſem Augen⸗ blick die Fahrkarten kontrollieren kam, blickte ſtreng auf die beiden. Einſchreiten konnte er gegen die Küſſerei natürlich nicht, aber er warf einen verächtlichen Blick auf Kläre, die mit dunkelrotem Geſicht in den Polſtern lehnte, während Oldenberg die Karten ſuchte. Höhniſch blickte der Zuggewaltige auf den Suchenden. Natürlich, zweiter Klaſſe fahren und bloß Karten mit dritter Klaſſe! Das kannte man ſchon. Das war doch ſicherlich hier irgendein Menſch, der mit ſeiner Braut oder ſeiner Liebſten eine Fahrt unternahm. „Hier ſind die Karten!“ Oldenberg reichte ſie dem Schaffner, der ſie wütend durchſtrich. Aus irgendeinem Grunde ärgerte er ſich eben, wenn zwei Menſchen ſich küßten. Irgend etwas vor ſich hin knurrend, verließ er den Wagen. Oldenberg lachte hinter ihm her. Kläre wehrte ihm entſetzt, als er ſie wieder küſſen wollte. „Ich habe mich ſo geſchämt, Hermann.“ „Wir ſind in allen Ehren miteinander verheiratet. Was ſich der da draußen gedacht hat, kann uns egal ſein.— Punktum.“ Und Hermann Oldenberg machte von ſeinem Recht (Fortſetzung folgt.) nterhaltung⸗Wiſſ 6000 1 V n a Sliæze bon G. R. Brandt Suſanne Gutzeit ſaß ver⸗ ärgert auf dem einzigen Seſſel in ihrem Stübchen, der auch nur ein alter Korb⸗ ſeſſel war, und ſtarrte in das Dämmerlicht der grünen Schirmlampe. Nun war es acht Uhr, das Haus wurde geſchloſſen, und Georg war wieder nicht gekommen. Ob ſie hinuntergehen ſollte und auf der Straße noch ein wenig auf und ab ſpazieren? Vielleicht kam er doch noch... Sie zögerte einen Augenblick. Doch dann nahm ſie Hut und Mantel und machte ſich zum Ausgehen fertig. Der Hut war alt, vom vergangenen Jahr. Er fiel beinahe auf unter den kleinen Hütchen, die man jetzt trug. Wie nur alle Mädel es fertig brachten, immer gleich das Neueſte ſich an⸗ zuſchaffen? Sie wußte, daß in ihrem kleinen Büro einige ein kleineres Gehalt als ſie bezogen und dabei doch ſtets nach der letzten Mode gekleidet gingen. Es waren ja nur billige Sachen, die ſie trugen, aber ſie machten was her. Alle ſahen ſo gut darin aus, ſchick, wie die kleine Marlene, das Hätſchelkind im Büro, begutachtete. Sie, Suſanne, war nicht ſchick. Das fanden die anderen auch und gaben ihr gute Ratſchläge. In ihrem Elternhauſe hatte man ſtets auf gute Kleidung gehalten, man trug dann auch Hut und Mantel zwei bis drei Jahre. Sie rückte den Hut ſorgfältig vor dem Spiegel zurecht und ſtrich die braunen Locken über die Ohren.„Wie aus der Pro⸗ vinz“, hatte Georg neulich geſagt, und ſie hatte ſpitz darauf erwidert:„Ich bin ja auch aus der Provinz. Aus Oſtpreußen, wie du weißt.“ Ein bitterer Zug legte ſich um den hübſchen Mund, der das blaſſe Geſicht überaus anziehend machte. Ja, ſo und ähnlich war jetzt der Ton ihrer Geſpräche mit Georg: Er ſpöttiſch, krittelnd oder von verletzender Gleichgültigkeit, ſie herb oder ſchnippiſch. „Wie lange ſollte das noch dauern? War es nicht ent⸗ würdigend, an ihm feſtzuhalten, zumal er ſie immer ſühlen ließ, daß er ihrer überdrüſſig war? Sie ſank noch einmal in den Seſſel und ſtarrte wieder vor ſi hin. Seinetwegen hatte ſie die gute Stellung als Guts⸗ ſekretärin aufgegeben, gegen den Willen ihrer Eltern, und war nach Berlin gegangen, wo ſie ſich mit Mühe und Not durch⸗ ſchlagen mußte. Man hatte ſie gewarnt, man hatte ihr voraus⸗ gelehrt wie es kommen würde, aber ſie hatte nicht darauf gehört. Sie war wie im Rauſch geweſen, vom erſten Augenblick an, da ſie Georgs Bekanntſchaft in Kahlberg machte. Sie war ſogleich in ſeinem Bann geweſen, ſie glaubte an ihn— damals. „Ich muß ein Ende machen“, ſagt ſie aufſpringend.„Heute noch, wenn er kommt...“ „Wie gräßlich die Luft hier iſt, dachte Suſanne, das Fenſter öffnend und über die Dächer hinblickend, die kaum ein Fleckchen Himmel ſichtbar werden ließen. Alles hier war eng und legte ſich wie ein Stein auf die Bruſt, daß man kaum atmen konnte. Zu Hauſe— die weiten Felder— die reine Luft. Sie ging hinunter, verbiitert, vergrämt. Auch die Luft auf der Straße, die ſie tief einatmend einzog, war nicht erquickend. Und all dieſes— die elende Behauſung, die Enge, die Ein⸗ ſamkeit mußte ſie nun weiter ertragen; denn ein Zurück gab es ja nicht. Ihre alte Stellung war längſt beſetzt. Ihr Auge fireiſte die Straße ab. Er war nicht da— natür⸗ lich, ſie hatte es ja auch gar nicht anders erwartet. Sie ging weiter, aber die ſchlimmen Gedanken wanderten mit. Daß ſie ihn nicht gleich durchſchaut hatte! Seine Geliebte hatte ſie werden ſollen. Dazu ſchien ſie ihm gerade gut genug. Seine Frau? Nie hatte er daran gedacht! Wie ſchlecht war er doch! Vor einem erleuchteten Schaufenſter blieb ſie ſtehen, ohne die Auslagen zu ſehen. Georgs Bild tauchte ihr hinter der Scheibe auf, ſein wahres Geſicht mit der ganzen Oberflächlich⸗ keit, Genußſucht, Eitelkeit. Und um dieſen Menſchen hatte ſie die Heimat verlaſſen. Wieder lachte ſie bitter auf. „Guten Abend, Fräulein Gutzeit“, ſagte da jemand neben ihr. Erſchrocken blickte ſie auf— hatte man ihr Lachen gehört? Erika Wedel, die Privatſekretärin ihres Chefs, ſtand mit einer älteren Dame, ihrer Mutter, vor den Auslagen. Suſanne kannte Fräulein Wedel kaum, ſie galt als hochmütig, hielt ſich immer etwas fern, und daher konnte Suſanne ihre ſpröde Befangenheit den beiden Damen gegenüber nicht abſtreifen. Aber Frau Wedel blickte ſie ſehr gütig und mütterlich an, als ſie ihr die Hand reichte. Sie war eine leidgeprüfte Frau und hatte den qualvollen Zug im Antlitz des jungen Geſchöpfes wohl bemerkt. Da mochte ein Kampf ausgefochten werden, der leicht einmal über die Jugend hinbrauft. Als ſie dann den Namen Suſannes hörte, von der ihre Tochter öfter geſprochen hatte, wurde ihre Teilnahme noch verſtärkt. „Sie ſind Oſtpreußin, wie meine Tochter mir erzählt hat“, ſagte ſie in ihrer liebenswürdigen Art.„Da ſind wir ja Lands⸗ leute. Ich ſtamme nämlich aus Königsberg. Allerdings“, fügte ſie hinzu,„ſeit meiner Heirat wohne ich hier, und das iſt lange her. Kennen Sie Königsberg, liebes Fräulein?“ Ja, Suſanne kannte es. Sie war in der Nähe gebürtig und war dort zur Schule gegangen. Das gab einen anregenden Geſprächsſtoff. Miteinander gingen ſie die Straße hinab, Suſanne zwiſchen den beiden Damen, und die Unterhaltung ſtockte einen Augenblick. Suſanne fühlte einen Gruß aus der Heimat herüberwehen, ihr wurde warm ums Herz. Sie kam ns Plaudern, erzählte von ihrem Elternhaus auf dem Lande, von ihrer Stellung auf dem großen Gut, und alles erſtrahlte dabei in einem ſeinen Licht. Sie hat Sehnſucht, dachte Frau Wedel. Als ſie ausein⸗ andergingen, lud ſie Suſanne für den nächſten Abend ein, da wollten ſie weiter über die Heimat plaudern. „Sie kommen am beſten gleich mit meiner Tochter aus dem Büro und eſſen ein Butterbrot mit uns. Wir leben allein, Erika und ich. Da freuen wir uns ſtets über lieben Beſuch.“ Suſanne nahm dankbar an. Was gibt es doch für gute Menſchen, dachte ſie. Ich bin eine gänzlich Fremde für Frau Wedel, und ſie behandelt mich wie eine liebe Bekannte. Aber wir ſtammen aus einer Gegend— das macht es wohl. Als ſie ihr Stübchen wieder betrat, war der Unmut, mit dem ſie es verließ, fort. Sie ſchlief dieſe Nacht ruhig wie lange nicht. * Am andern Abend ſtieg ſie erwartungsvoll mit Exika die vier hohen Treppen in einem Gartenhaus des alten Weſtens empor. Sie freute ſich, Frau Wedel wiederzuſehen und mit ihr von zu Hauſe zu plaudern. Wie wohlig ruhte ſie dann in dem alten, weichen Seſſel des anheimelnden Wohnzimmers mit den Möbeln verfloſſener Zeiten, an denen Leiden und Freuden einer Familie vorübergezogen waren, und die darum wie lebende Kameraden im Raume ſtanden So wie zu Hauſe auch. Ach, ſie liebte ja vielmehr das Alte, Beſtändige als den ſteten Wechſel der Mode, wie Georg ihn für einzig angemeſſen erklärte, wenn man vorwärtskommen wolle. Nein, nein, in keiner Hinſicht paßten ſie zuſammen, ſie und Georg. Daß der Gedanke an ihn immer wieder auftauchte, auch hier, in dem traulichen Raum. „So, Kinder, nun ſchließi ein wenig die Augen und ſchaltet alles Denken aus“, ſagte Frau Wedel gütig.„Ich bereite indes den Tee. Dann kann das Plaudern losgehen.“ Liebkoſend ſtrich ſie ihrer Tochter über das glatte Haar, und dieſe haſchte nach der lieben Hand. Ein verklärender Zug inniger Zärtlich⸗ keit lag auf den Geſichtern der beiden. Suſanne ſah es. Und da ſtieg das Bild ihrer Mutter vor ihr auf, die mit ſo trauervollen Augen auf ſie geblickt hatte, als ſie von ihr ging, Aber ſie hatte ſich trotzig und verhärtet abgewandt. Jetzt, in der Dämmerſtunde, mochte die Mutter wohl in ihrem Lehnſtuhl ſitzen und vergrämt an die Tochter denken, die Familie und Heimat verließ, um einem fremden Manne nachzulaufen. Nachzulaufen— ſo hatte der Vater geſagt. Und das bittere Wort hatte damals den Riß gegeben. Wie ſie den Mann verachtete, der all das Leid über ſie ge⸗ bracht! Sie wollte ihn gar nicht mehr ſehen— nein, ſie würde darauf verzichten, noch ein Wort an ihn zu wenden. Einen Strich unter dieſes quälende Erlebnis! Suſanne konnte ihre Gedanken nicht ausſchalten, wie Frau Wedel es gewünſcht hatte. Mit herber Miene ſaß ſie nachher B an dem ſo hübſch gedeckten Teetiſch; aber bald war wieder ein lebhaftes Geſpräch im Gange, und die Wärme, die dieſe gütige Hausfrau um ſich zu verbreiten wußte, hüllte das frierende Herz ein. „Nun wollen wir einmal unſere Heimat ſprechen laſſen“, ſagte Frau Wedel, als der Teetiſch abgeräumt war. Sie ſtellte den Rundſunk an.„Ein Chorgeſang aus Königsberg. Wie ſchade. Ein Vortrag wäre uns lieber geweſen— nicht wahr?“ Aber Suſanne lauſchte in ſeltſamer Erregung auf die Klänge. Das Lied kennt ſie doch? Hatte ſie es nicht ſelbſt im Chor mitgeſungen? Wie hieß es nur—„Zart Lieb, wie ſüß dein Anfang iſt—“, ja, das war es. Jetzt die Schlußzeilen— ſie hörte ſie ganz klar:„Das End ſchafft mir groß Leiden, und ſchweres Herzeleid.“ Schweres Herzeleid— ſang man es für ſie, dort drüben? Wer ſang es? Wer kennt dieſe Lieder aus dem fünfzehnten Jahrhundert, die ihr alter Lehrer ſich verſchafft und voll Be⸗ geiſterung mit ſeinem Chor geübt hatte. Jetzt— ein neues Lied wurde angeſagt. „Ich ſah ein Bild in blauer Tracht.“ Die Stimme— das war ja ihr Lehrer! Herr Gott, lieber Gott, ihren lieben, alten e hörte ſie hier ſprechen! Hier, in Berlin, in ihre Ver⸗ aſſenheit ſprach er zu ihr aus der Heimat. Und ſein Chor, dem ſie einſt auch angehörte, ſang ihr die Lieder aus dem alten Buch— ihr allein. b 5 Sie faltete die Hände im Schoß und lauſchte entrückt. Dicke Tränen rollten über ihre Wangen.. Ich ſah ein Bild in blauer Tracht, Das lächelt freundlich Tag und Nacht, Gott ſelber hat's ſo ſchön gemacht. Nichts Reineres gibt es auf der Welt, Wollt Gott, ich wär ihm zugeſellt. Es immer beſſer mir gefällt. Oh, das hatte ſie einſt auch mitgeſungen, und Peter Steſſen hatte ſie unverwandt dabei angeſehen. Weil ſie ein blaues Kleid anhatte, meinte ſie. Aber als ſie nach Hauſe gingen, da ſang er ihr leiſe den letzten Vers ins Ohr: 1„Ich fragt das ſchöne Jüngferlein, e Ob ich wohl darf ihr Diener ſein. 5 Ja— ſprach ſie— traut Geſelle mein.“ Und dann hatte er geſagt:„Wenn ich nicht auf einem ſo verſchuldeten Grundſtück ſäße, auf dem es viel Sorge und Arbeit gibt, dann möchte ich wohl dies Bild in blauer Tracht hier ſo fragen. Aber nun mag ich es nicht.“ Sie hatte ihn nicht dazu ermuntert, wie er wohl hoffte, obgleich ſie ihn gern hatte. Aber das Leben lockte, und dann kam der Verführer, und Peter Steffen war vergeſſen. Peter, der helle, offene Menſch, mit dem treuen Herzen. Stand er dort drüben und ſang mit? Und dachte er vielleicht dabei auch an jene Stunde? So zart hatte er geworben— das Los, das er ihr bieten konnte, ſchien ihm für ſie zu gering... Und er bot ihr doch den unſchätzbaren Reichtum treuer Mannes⸗ liebe. Wie war ſie doch töricht geweſen, das nicht an⸗ zuerkennen. „Ja“, ſprach ſie,„traut Geſelle mein“, als der Geſang verſtummt war. Die Welt um ſie war entſchwunden, ſie war in der Heimat, und eine feſte Hand hielt ſie, damit ſie nicht wieder ſtrauchele—„traut Geſelle mein“. Da ſtreichelte jemand ſanft über ihre gefalteten Hände. Frau Wedel ſtand neben ihr und blickte lächelnd auf ſie herab. Sprach die Heimat ſo eindringlich?“ fragte ſie leiſe. tüßt 919805 haſchte nun auch nach der ſtreichelnden Hand und Üßte ſie. „Mein Lehrer war es“, erwiderte ſie. „Ich möchte wieder zurück, nach Hauſe“, ſagte ſie nach einer Pauſe.„Ich glaube, ich paſſe hier nicht her. Und dort habe ich meine Eltern und ſo viele liebe Menſchen.“ Frau Wedel nickte nur. Von Suſanne war der böſe und 1 75 Traum plötzlich gewichen, der ſie ſo lange umfangen hielt. Ihr Leben lag wieder klar und rein vor ihr. Und als ſie 9 ät ihr enges Stübchen aufſuchte, da geſchah es mit dem alten 5 05 Schritt, der vor Hin erniffen nicht haltmacht. Die Heimat hatte gerufen! Ja“. ſurach ſie,„traut Geſelle mein, ich komme!“ en Feuerland. Von Eberhard von Weitenhiller. In weiter, weiter Ferne, weiter noch als Grützedorf, ja ſelbſt weiter als Zipangu, hinter den höchſten Gebirgen und 18 den breiteſten Meeren liegt ein Land, das heißt„Feuer⸗ and“. flüſſiges Gold, die Bäume lodernde Fackeln, die Blumen linkende Sterne. Die Fenſter der Häuſer, deren Wände weiße Glut ſind, ſchimmern ſwie die Sonne, und die Balken und Sparren der Dächer glitzern wie Filigran. Helle Funken ſind die Vögel, die über den brandroten Himmel fliegen, um mit ſeinem Glanze zu wetteifern. Und ſelbſt die Gewänder der Menſchen ſind pralle Lohe und leuchten wie der Morgen, ohne zu verbrennen. Wie aber geſchah es, daß Land und Leute ein einziges Flammenlodern wurden?— Seit alters her ſchon waren die Feuerländer gewiegte Handels⸗ und Geſchäftsleute, die nur ihrem Vorteil lebten. Aber die Arbeit nur um der Arbeit willen wurde ihnen mit der Zeit läſtig. Sie wollten endlich und ſchließlich auch etwas davon für ihr Wohlleben haben. Prunk, Glanz, Pracht wurde ihr Ver⸗ langen. Um dies zu erwerben, mußten ſie noch rückſichtsloſer als bisher ihren Vorteil zu wahren wiſſen. Daran wurden ſie aber von ihren Herzen gehindert, die doch dann und wann ein⸗ mal ein Wörtlein dreinſprachen, wenn es ihre Träger allzu bunt und grauſam treiben wollten. Da beſchloſſen denn die Feuerländer, ihre Herzen zu be⸗ graben. Dann, ſo wußten ſie, würden ſie, durch keine Bedenken des Mitleids mehr gehemmt, ihre Geſchäfte aufs ſtrupelloſeſte ausüben können, ihre Schätze ins Ungeheure häufen und ſo ihr Land zum reichſten weit und breit machen. Und ſo riſſen ſich die Bewohner von Feuerland die Herzen aus dem Leibe und gruben ſie juſt dort, wo gerade jeder Ader zutiefſt in die Erde. So wandelten ſchließlich die Feuerländer über ihren Herzen und traten ſie mit ihren Füßen, denn des ganzen Landes Grund und Boden war ein Meer begrabener Herzen.— Heil Wie leicht und frei war es ihnen nun in der Bruſt! Kein Mahner, kein unbequemer Warner darin ſchlug fürder ihren Willen in Feſſeln. Doch was wollten ſie nun, da ſie keine Herzen mehr, die Borne aller Wünſche, beſaßen? Was galt ihnen nun Pracht, gerade wie früher, ohne Freuden, ohne Zufriedenheit. Aber die vergrabenen Herzen waren lebendig und fühlend Wünſche, die nicht ſterben! Und ſo brannten mit heiß lodernden Flammen in den Herzen unter der Erde die Wünſche nach Pracht, Prunk und Reichtum weiter, brannten ſort zur hölli⸗ ſchen Qual dieſer fühlenden Herzen. Und die Flammen brachen Viarlich durch die Erde empor und ſetzten das ganze Land in rand. „Nun hatten die Feuerländer, was ſie gewollt; denn was iſt glänzender und herrlicher auf Erden als der Glanz der Flammen? Welches Gold leuchtet heller und wunderbgrer als das Gold der Feuersglut? Welche Edelſteine funkeln ſtrahlen⸗ der als ſprühende Funken? f Aber die Bewohner dieſes Landes hatten nichts mehr von all der Herrlichkeit. Sie fühlten ſie nicht mehr, denn ſie beſaßen keine Herzen zum Fühlen mehr in der Bruſt. Sie fühlten auch nicht, daß das Feuer brannte, und verbrannten nicht darin, denn ſie waren als Herzloſe hart wie Stahl geworden. Doch die vergrabenen Herzen empfanden die Höllenqual der Flammen, die aus ihnen drangen. Die Wunderpracht des Landes war einzig auf ihrer Qual aufgebaut. Niemand aber weiß es, der die Ströme flüſſigen Goldes, die Bäume, die wie Fackeln lodern, die in Weißglut ſchimmern⸗ den Wände der Häuſer, und die Fenſter, die wie Sonnen blinken, ſieht niemand. Von Dr. Kurt Glogau. Nach zuverläſſigen Schätzungen ſind zur Zeit in Deutſchland rund 15 Millionen Lebensverſicherungsverträge in Kraft, die zuſammen über rund 18 Milliarden Reichsmark lauten. Acht⸗ zehn Milliarden Reichsmark und mehr ſollen alſo im Lauſe der nächſten Jahre und Jahrzehnte auf dem Wege der Lebens⸗ verſicherung angeſammelt werden! Das iſt eine Summe, die auf den erſten Blick erſtaunlich groß erſcheint, Betrachtet man ſie aber näher, ſo ſiehi ſie ſchon anders aus.— Teilt man nämlich die Summe der zur Zeit abgeſchloſſenen Lebens⸗ verſicherungen in Höhe von 18 Milliarden Mark durch die Zahl der Lebensverſicherungen, ſo ergibt ſich, daß auf die einzelne Lebensverſicherung durchſchnittlich nur rund 1200 Reichsmark entfallen. Allerdings iſt zu berückſichtigen, daß viele Jamilien⸗ väter in Deutſchland nicht nur eine einzige Lebensverſicherung beſitzen, ſondern mehrere, zum Beiſpiel je eine Lebensverſiche⸗ rung für die Ausſteuer der Tochter und eine für das Studtum des Sohnes. Die 15 Millionen Lebensverſicherungen dienen den ver⸗ ſchiedenſten Zwecken. Manche, beſonders die zahlteichen kleine⸗ ren Lebensverſicherungen, ſollen hauptſächlich beim Tode durch Unfall oder Krankheit den Hinterbliebenen über die erſte Not hinweghelfen. Größere Lebensverſicherungen, alſo min Gumpien. von 5000 Mark und mehr, namentlich die abgekürzten Lebens⸗ verſicherungen, die im Alter an den Verſicherten ſelbſt aus⸗ gezahlt werden, dienen nicht nur der Fürſorge für die Familie, ſondern gleichzeitig der Verſorgung des eigenen Alters. Hier benutzen die Familienväter die Einrichtung der Leheusverſſche⸗ rung zugleich als Sparmethode zur planmäßigen Anſammlung eines Vermögens. Die Lebensverſicherungsunternehmungen ſind alſo Vermögensverwalter ihrer Verſicherten. Schon heut⸗ zutage verwalten die deutſchen Lebensverſicherungs⸗Unter⸗ fie be rund 3 Milliarden Reichsmark Gelder der Ver⸗ icherten. Von je 100 e dieſer Anlagegelder ſind von den Lebensverſicherungs⸗ Unternehmungen angelegt: in erſtſtelligen Hypotheken in erſtklaſſigen Wertpapieren in Darlehen an Gemeinden u. a. m. in Grundbeſitz in Darlehen an Verſicherte 9,50 RM. in Darlehen bei Banken 0,63 RM. Jedes Jahr kommen neue Millionen hinzu, die oft ent⸗ ſtanden ſind aus mühſam zurückgelegten Spargroſchen. Aber dieſe Spargroſchen werden dazu beitragen, daß es uns im Alter, vor allem aber unſeren Kindern, wieder beſſer gehen wird als heutzutage! Anſteckend— nicht anſteckend. Komiſch, wenn ich in der Elektriſchen gähne, ſo ſlecke ich damit meine Nachbarn an— wenn aber ein paar ale Damen einſteigen und ich ſtehe für eine von ihnen auf— o iſt das nicht anſteckend! Komiſch, wenn ich mich mitten auf die Straße ſtelle und ſtarre in die Höhe, gleichviel wonach— ſo iſt das anſteckend. 59,67 RM 15,47 RM. 9,01 RM. 5,72 RM. enn ich aber einem armen Krüppel am Wegrande meinen Obolus ſpende— ſo iſt das nicht anſteckend! J. Adams. Da iſt alles gleißendes Feuer. Die Ströme ſind Schönheit, Glück? Sie ſchufteten um des Schuftens willen, geblieben. Waren doch ſie aller Wünſche Urſprung— aller Achtzehn Milliarden neues Volkspermögen. Fghleichers Veſprechungen. Au rlamentariſche Volkskräfte als Stile.— Klärung bis Mittwoch zu er⸗ warten. f Berlin, 29. November. General von Schleicher hat ſeine Füh⸗ lungnahme mit einer Reihe Perſönlichkeiten des wirtſchaftlichen, ſozialen und politiſchen Lebens fortgeſetzt; dieſe Beſprechungen wer⸗ den auch heute weitergehen. In politiſchen Kreiſen wird die überaus ſachliche Darſtel⸗ lung viel beachtet, die die Freien Gewerk⸗ ſchaften von dem Empfang ihrer Vertreter Leipart und Egger beim Reichswehrminiſter gegeben haben. Wann die Beſprechungen auch mit den chriſtlichen Gewerk⸗ ſchaften ſtattfinden, läßt ſich noch nicht ſa⸗ gen. Dagegen hat General v, Schleicher auch ſchon mit führenden Kreiſen der Ar⸗ beitgeber Fühlung genommen. Da es ſich immer mehr als unmöglich heraus⸗ ſtellt, im Reichstag eine Mehrheit zu finden, die eine neue Reichsregierung durch tätige Mitarbeit unterſtützen oder zum min⸗ deſtens tolerieren würde, wäre es nach Auf⸗ faſſung maßgebender Kreiſe notwendig, die Baſis des kommenden Präſidialkabi⸗ nelts durch eine engere Bindung auch mit anderen als nur parlamenkariſchen Kräften zu verſtärken. Es ſetzt ſich immer mehr die Auffaſſung durch, daß es in den nächſten ſchweren Mo⸗ naten vor allem darauf ankommt, alle An⸗ ſtrengungen auf die Beſſerung der wirt⸗ ſchaftlichen Lage und die Eindäm⸗ mung der Arbeitsloſigkeit zu konzentrieren. Nach dem Ergebnis der Beſprechungen die General Schleicher und von Papen geführt haben, muß es als nicht unwahrſcheinlich gelten, daß es in wenigen Tagen gelingen wird ein Uebergangskabinett unter der Führung des Generals bilden. Eine Beſprechung zwiſchen Schlei⸗ cher und Hugenberg hat nicht ſtattgefun⸗ den, ebenſowenig übrigens wie Hugenberg mit von Papen verhandelt hat. Die Ent⸗ ſcheidung über das Zuſtandekommen eines Uebergangskabinetts von Schleicher hängt nur noch von den Verhandlungen mit der NS D A P. ab. Da Straſſer und Frick vorausſichtlich bereits im Laufe des heutigen Tages in Berlin eintreffen, darf man annehmen, daß bald eine Unterredung zwiſchen dieſen beiden Herren und von Schleicher ſtattfinden wird. In politiſchen Kreiſen glaubt man, daß eine Verſtändigung zwiſchen von Schleicher und der NSDAP. nicht aus- geſchloſſen iſt, wenn von vornherein klar⸗ geſtellt wird, daß das Kabinett nur ein e e e ganz kurze Zeit iſt. Wenn dies eindeutig feſtgelegt wird und von Schleicher auch noch auf den Teil der ſo⸗ zialpolitiſchen Maßnahmen und der Verfaſ⸗ ſungsreform verzichtet, die von den Par⸗ teien bekämpft wurden, die ſich nunmehr zu einer befriſteten Tolerierung des Ueber— gangskabinetts bereit erklären, kann das Kabinett von Schleicher als geſichert gelten. Was für Münner? Bezeichnend für den Optimismus, mit dem man die Bemühungen von Schleichers in Berlin verfolgt, iſt, daß auch bereits die Kabinettsliſte von Schleicher in den Blät⸗ tern beſprochen wird. daß von Schleicher als Reichskanzler auch das Wehrminiſterium zu behalten wünſcht. Weiter, daß er das Innenminiſterium, falls es ihm nicht gelingt, hierfür einen natio⸗ nalſozialiſtiſchen Vertrauensmann zu ge⸗ winnen, Br. Bracht ubvertragt, daß das Landwirtſchaftsminiſterium von Herrn von Knebel⸗Döberitz übernommen wird und daß endlich Wirtſchaft und Arbeit vo Landrat a. D. Dr. Gereke übernommen werden. Die letzte Kombination wird aller⸗ dings noch nicht ganz ernſt genommen, wie es ſich bei den genannten Beſetzungen der Miniſterien überhaupt vorläufig um Ver⸗ mutungen handeln dürfte, die allerdings ein gewiſſes Maß von Wahrſcheinlichkeit für ſich haben. Genannt iſt für das Ar⸗ beitsminiſterium auch Steger wal Doch ſcheint das Zentrum eine Entſendung eines Parteimitgliedes in das Kabinett von Schleicher davon abhängig machen zu wol⸗ len, daß auch die NS D A P. offiziell einen Mann in das Kabinett von Schleicher entſondet. Dem Henker verfallen. Todesurteil im Elmshorner Mordprozeß. Altona, 29. November. Der Kaufmann Schmitz aus Elmshorn ſtand unter der Anklage, ſeinen Geſchäftsteilhaber, den Kaufmann Schinkel, ſowie den Kaufmann Peterſen erſchoſſen zu haben. Peterſen war der Nachfolger von Schmitz als Zahlſtellen⸗ leiter des DHV. und hatte Unregelmäßigkeiten des Schmitz in deſſen Geſchäftsführung auf⸗ gedeckt. Der Tod Schinkels wurde zunächſt als Selbſtmord angeſehen. In dieſem Falle konnte Schmitz ein Mord auch nicht einwandfrei nach⸗ gewieſen werden. Wegen Ermordung des Peterſen wurde der Angeklagte Schmitz zum Tode ſowie zum Ver⸗ luft der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebens⸗ zeit verurteilt. von Schleicher zu helfen So nimmt man an, Notgemeinſchaft der Althausbeſitzer. Auch Viernheim regt ſich. Dem Rufe der Einberufer folgend, hatte ſich am Sonntag nachmittag eine ſtattliche An⸗ zahl Althausbeſitzer im„Kaiſerhof“ eingefunden. Zweck der Zuſammenkunft war die Frage, ob ſich der einzelne Althausbeſitzer weiterhin in vergeblichem Bemühen um Erleichterungen be⸗ züglich der Sondergebäudeſteuer aufreiben ſoll, oder ob eine Notgemeinſchaft der Althausbeſitzer dem Einzelnen dieſe Arbeit abnehmen und mit beſſerem Erfolge durchführen kann.— Die Er⸗ ſchienenen waren einſtimmig der Auffaſſung, daß eine Gemeinſchaft beſtimmt eher in der Lage iſt die unerträglichen Härten und Ungerechtig⸗ keiten der Sondergebäudeſteuer, die ſich nach⸗ gerade ruinbs auszuwirken beginnt, beſeitigen oder mindeſtens mildern zu helfen. An das Referat des auswärtigen Redners ſchloß ſich eine lebhafte Diskuſſion an, die mit erſchreckender Deutlichkeit bewies, inwieweit ſich der Althausbeſitz ſchon verblutet und in welch grenzenloſes Elend er ſchon geraten iſt. Da gegen die erdrückenden Laſten, der jeden Altbe⸗ ſitz vernichtenden Sondergebäudeſteuer, ſchon jahrelang vergebliche Kämpfe um großzügige Er⸗ leichterungen von jedem einzelnen geführt wur⸗ den, wurde der Gedanke einer Zuſammenfaſſung aller, unter dem unerträglichen Steuerdruck ſtöhnenden Althausbeſitzer von der Verſammlung ſofort aufgegriffen und die Bildung einer„Not- gemeinſchaft der Althausbeſitzer“ vorgenommen. Dieſe Notgemeinſchaft, dte allerorts gebil⸗ det wird, ſoll die Intereſſen der Althausbeſitzer wahren und durch Reſolutionen, der ſich alle Althausbeſitzer unterſchriftlich anſchließen, an die maßgebenden, geſetzgebenden Körperſchaften und Inſtanzen verſuchen, die, ruinöſen Auswirkungen dieſer Steuer für jeden Einzelnen, beſeitigen zu Damit dieſe Bemühungen den erhofften Erfolg haben können iſt es ſelbſtverſtändlich not- wendig, daß ſich alle Althausbeſitzer durch eigen- händige Unterſchrift dieſer Notgemeinſchaft an- ſchließen. Einzeichnungsliſten ſollen in vielen Lokalen und offenen Geſchäften, die durch Pla⸗ kataushang kenntlich gemacht ſind, aufgelegt werden. Der einſtweilen proviſoriſch gebildete Vor⸗ ſtand ſoll dieſe Vorarbeiten durchführen. Es wird erwartet, daß ſich alle Althaus- beſitzer für die ganz verhaßte Sondergebäude⸗ ſteuer und deren Beſeitigung derart intereſſieren, daß ſie ſich reſtlos in die aufgelegten Liſten einzeichnen und ſich dadurch dem Abwehrkampfe gegen dieſelbe anſchließen. Ferner wurde eine neue Zuſammenkunft im Gaſthaus zum„Kaiſerhof“ für kommenden Sonntag, nachmittags 3 Uhr verabredet. In derſelben wird abermals ein auswärtiger Red⸗ ner zu den einzelnen, wirklich aktuellen Fragen Stellung nehmen. Beſondere Betonung verdient die Tatſache, daß den Einzeichnern in die Liſten der Notge⸗ meinſchaft keinerlei Unkoſten erwachſen, denn es wird weder Eintrittsgeld noch ein Beitrag er- hoben. Auch herrſcht in dem Verſammlungs- raum kein Trinkzwang. Hervorzuheben iſt ferner, daß die Notge⸗ meinſchaft der Althausbeſitzer auf völlig neutra⸗ lem Boden ſteht und in keiner Weiſe politiſch beeinflußt wird. Von Politik oder Partei ſoll in den einzelnen Zuſammenkünften nicht geſpro⸗ chen werden dürfen. Es wurde auch dem Wunſche Ausdruck ge- gegeben, daß bei der nächſten Zuſammenkunft der Herr Bürgermeiſter mit dem geſamten Orts- vorſtand zugegen ſein möge, damit ſie mit der ſchreienden Not des Althausbeſitzers vertraut werden und ſich mit Verſtändnis für dieſelbe nicht verſchließen. Auch die Hochw. Geiſtlichkeit ſollte ſich von der bitteren Not der Althaus be⸗ ſitzer überzeugen und ſich um den gerechten Kampf gegen dieſelben annehmen. Sportnachrichten. Nüllſchau auf den Zonntag. Fußball. Bei den Verbandsſpielen im Süden hat ſich jetzt die Lage weſentlich geklärt, ſodaß an den beiden erſten Dezemberſonntagen vielleicht ſchon beide Abteilungen in kompletter Beſet⸗ zung feſtſtehen. Nach dem 1. FC. Nürnberg und dem Karlsruher FV. ſind jetzt auch SVg. Fürth, SB. Waldhof, FK. Pirmaſens, 05 Mainz und Wormatia Worms Teilnehmer an den Endſpielen, während Bayern München, 60 München, Phönix Karlsruhe, 1. FC. Kai⸗ ſerslautern, FSV. und Eintracht Frankfurt dicht vor dem Ziel ſtehen, zum Teil aus meh⸗ reren Spielen nur noch einen Punkt benötigen. Auch in der Abſtiegsfrage ſind nicht minder wichtige Entſcheidungen gefallen. Normannia Gmünd, Bf. Kaiſerslautern, Hanau 93 und BfB. Friedberg ſind ſchon jetzt nicht mehr zu retten. Auch hier herrſcht in der Mehrzahl der Gruppen ziemliche Klarbeit. g * Auch in We deurſchland geht es mit Macht der Entſcheidung entgegen. Im Berg⸗ Mark⸗Bezirk ſiegte der Spitzenreiter VfL. Ben⸗ rath gegen Ellen 04 3:2, während gleichzeitig ſein ſchärfſter Rivole, der BfB. Hilden 03. in Barmen gegen den Bezirksmeiſter 1:4 unter⸗ lag. In Gruppe 2 vergrößert Fortuna Düſ⸗ ſeldorf ſeinen Vorſprung immer mehr. Dies⸗ mal wurde der BV. 04 Düſſeldorf 5:1 ge⸗ ſchlagen. Im Ruhrbezirk endete das Treffen Union Gelſenkirchen— SV. Höntrop 11, während Schwarz⸗Weiß Eſſen in Bochum ge⸗ gen TuS. zu einem recht knappen 4:3⸗Sieg kam. Höntrop hat nach wie vor die beſten Ausſichten. In der anderen Gruppe iſt Schalke 04 ungefährdet. Im Niederrheinbezirk iſt als Senſation die 0:2⸗Niederlage von Duisburg 99 gegen SV. Düſſern zu vermerken. In der anderen Gruppe wurden beide Meidericher Vereine geſchlagen. In Weſtfalen fällt SuS. Aalen immer mehr zurück Das bedeutendſte Ereignis im Ausland war das Ländertreffen zwiſchen Italien und Ungarn in Mailand, das die Italiener dank einer geſchloſſeneren Mannſchaftsleiſtung ver⸗ dient mit 4:2 gewirden konnten. In der Schweiz gab es in der Challenge⸗National einen 6:2⸗Sieg der Züricher Grashoppers in Baſel gegen Nordſtern. Auch ſonſt gab es hier die erwarteten Ergebniſſe. Aus der Heimat. Gedenktage. 29. November. 1780 Die Kaiſerin Maria Thereſia in Wien geſtorben. 1802 Der Dichter Wilhelm Hauff in Stutt- gart geboren. 1839 Der Dichter Ludwig Anzengruber in Wien geboren. 1856 Der Reichskanzler v. Bethmann-Holl⸗ weg auf Hohenfinow geboren. Prot.: Eberhard— Kath.: Saturin Sonnenaufg. 7.39 Sonnenunterg. 15.57 Mondaufg. 10.01 Mondunterg. 16.17 Der Wunſchzettel. Zwar iſt Weihnachten noch etliche Wochen entfernt, aber doch ſollte man ſchon jetzt daran denken, um ſich und anderen die Freude nicht zu vermindern, kleine Wünſche zu erraten und auszuſpähen, was dem anderen Freude machen kann. Mehr als je muß man mit dem Gelde rechnen, Unnützes darf man nicht einkaufen, das beſcheidene Geſchenk ſoll aber doch Freude auslöſen. Sehr praktiſch iſt die Sitte einen Wunſchzettel zu ſchreiben, dieſer erſpart viel Kopfzerbrechen, unnötige Laufereien für den Schenkenden und hat außerdem den Vorteil, daß dieſer das ſchenken kann, was wirklich Freude macht und erſehnt iſt. Es hat wohl ſchon jeder erlebt, daß ein Gegenſtand doppelt gegeben wurde, was den Schenkenden auch verſtimmte. Und gerade in der wutigen Zeit hat es beſtimmt nichts unbeſcheidenes oder ver⸗ letzendes, einen kleinen Wunſch zu äußern, der es dem Schenkenden leicht macht das zu finden, was dem Beſchenkten fehlt oder will⸗ kommen iſt. Weiß der Geber beizeiten was er⸗ wünſcht iſt, ſo kann er es in Ruhe ausſuchen und gelegentlich kaufen und plagt ſich nicht die letzten Tage vor Weihnachten mit den Be⸗ ſorgungen herum. * Weihnachts⸗ und Arbeiterrückfahrkarten. Die Reichsbahn hat die Geltungsdauer der Feſttagsrückfahrkarten zu Weihnachten und Neujahr für die Zeit vom 21. Dezember 1932 bis zum 10. Januar 1933 einſchließlich feſtgeſetzt, und zwar gelten die Feſttagsrückfahr⸗ karten: zur Hinfahrt vom 21. Dezember 0 Uhr an allen Tagen bis zum 1. Januar 24 Uhr(Die Hinfahrt muß am 1. Januar um 24 Uhr beendet ſein); zur Rückfahrt vom 23. Dezember 12 Uhr an allen Tagen bis zum 10. Januar 24 Uhr(Die Rückfahrt muß am 10. Januar um 24 Uhr beendet ſein). Auch die Geltungsdauer der Arbeiterrückfahrkarten iſt auf die gleiche Zeit wie die der Feſttags⸗ rückfahrkarten ausgedehnt worden. Die Feſt⸗ tagsrückfahrkarten ſind um 33,33 Prozenk ge⸗ genüber den normalen Fahrpreiſen ermäßigt. d Rundreiſekarten für ganz Deutſchland mit 25 Prozent Ermäßigung. Der in Baden, Bayern und Oſtpreußen in dieſem Jahre un⸗ ternommene Verſuch, mit feſten Rundreiſekar⸗ ten mit 25 Prozent Fahrpreisermäßigung, die für beſtimmte, gern benutzte Verbindungen ausgegeben werden, ſoll— wie„Die Reichs— bahn“ mitteilt— nunmehr auf den geſamten Bereich der Reichsbahn ausgedehnt werden, ſoweit ein Bedürfnis hierzu beſteht. Einzelne der neuen Rundreiſekarten werden vorausſicht⸗ lich ſchon in der Winterzeit 193233 ausge⸗ geben werden. Die Karten haben eine Gel⸗ tungsdauer von 15 Tagen bei Entfernun⸗ gen bis 299 Kilometer und von 30 Tagen bei größeren Entfernungen. Die Rundfahrt kann auf einem beliebigen Bahnhof des Reiſe⸗ weges in der einen oder anderen Richtung angetreten und innerhalb der Geltungsdauer beliebig oft und beliebig lange unterbrochen werden. Schnell⸗ und Eilzugbenutzung iſt ge⸗ gen Zahlung des einmaligen Zuſchlages für ſamte Rundreiſeſtrecke zugelaſſen. s Die Keller nachſehen. Jetzt muß man vor allem die Keller nachſehen, lüften, das Obſt nachleſen und faule Früchte ausleſen. Dann muß man die Keller gegen die nun bald einſetzende Kälte aut verwahren. » Unſer Münzenbeſtand. Der Geſamtum⸗ auf an Münzgeld beträgt in Deutſchland zur⸗ zeit 1 976 206 779 Mark. In dieſer Summe ſind an Silbergeld enthalten für 758 346 230 M. Fünfmarkſtücke, für 268 862 145 M. Drei⸗ markſtücke, für 213 637 500 M. Zweimark⸗ ſtücke und für 256 304 905 M. Einmarkſtücke; an Nickelmünzen für 73 286 602 M. Fünfzig⸗ pfennigſtücke, an Aluminiumbronzemünzen für 65 3356605 M. Zehnpfennigſtücke, und für 28 647614 M. Fünfpfennigſtücke ſowie an Kupfermünzen für 1947 428 M. Vierpfennig⸗ ſtücke, für 4997 930 M. Zweipfennigſtücke und für 5 440 801 M. Einpfennigſtücke. In der Hauptſache ſind in den letzten Monaten Fünf⸗ markſtücke geprägt worden, und zwar für 1430 000 Mark. * Briefſendungen mit zollpflichtigem In⸗ halt nach dem Saargebiet. Briefſendungen mit zollpflichtigem Inhalt nach dem Saargebiet müſſen wie ſolche nach dem Ausland einen grunen Zollzertei rragen. Bei Päckchen iſt außerdem die Beifügung einer Zollinhaltser⸗ klärung(deutſch oder franzöſiſch) vorgeſchrie⸗ ben. Auf allen geſchloſſenen Briefen und Päck⸗ chen muß in der Aufſchrift der Vermerk„Durch die Poſt in Saarbrücken zu verzollen“ ange⸗ geben werden. Bei Nichtbeachtung dieſer Vor⸗ ſchriften müſſen die Abſender damit rechnen, daß die Sendungen durch die franzöſiſchen Zollbehörden beſchlagnahmt werden. * Porſicht mit Arzneimitteln. Mit Arznei⸗ mitteln ſollte man beſonders vorſichtig umgehen und ſie in erſter Linie ſo aufbewahren, daß ſie für Kinder nicht erreichbar ſind. Jetzt hat in einer heſſiſchen Ortſchaft ein etwa ſechs⸗ jähriges Mädchen die auf der Kommode lie⸗ genden für Blutſtillung beſtimmten Tabletten zu ſich genommen und es ſtellten ſich derartige Krankheitserſcheinungen ein, daß der Arzt mehrfach gerufen werden mußte. * Wetterbericht. Vom Norden her zieht, nachdem einen Tag lang der Einfluß eines Hochs bei uns be⸗ merkbar war, wieder eine neue atlantiſche Zyklone heran, ſodaß noch nicht mit beſtän⸗ digem Wetter gerechnet werden kann. Wettervorherſage: Unbeſtändiges und zu weiteren Niederſchlägen geneigtes Wetter. Letzte Nachrichten. Phosgengas im Hörſaal. Halle, 29. Nov. In einem Hörſaal des Phyſiologiſchen Inſtituts des Aniverſikät Hal⸗ le ereignete ſich Montag ein aufregender Vorfall. Als man damit beſchäfligt war, ei⸗ 0 Skahlflaſchen, in denen ſich Reſte von Phosgen befanden, verſandferkig zu machen, wurde eine Flaſche aus ungeklärter Urſache undichk. Das außerordenkliche giftige Phos⸗ gengas ſtrömte aus und verbreitete ſich ſehr ſchnell im Hörſaal, der von den Studenken fluchtartig verlaſſen wurde. Der Feuerwehr, die mit ſchwerem Gasſchutzgeräk vorging, ge⸗ lang es, das Venkil abzudichken und ſo ſede weitere Gefahr zu beſeitigen. Geſundheit⸗ lichen Schaden hal niemand erlikten. Omnibus überfährt Radfahrer. Breslau, 29. Nov. Ein Verkehrsomnibus, der einem vorſchriftswidrig fahrenden Kad⸗ fahrer ausweichen wollte, fuhr gegen einen Chauſſeebaum und ſchlug um. Der Radfah- rer wurde dennoch überfahren und getötet. Elf Inſaſſen des Omnibuſſes wurden zum Teil ſchwer verletzt. Vier Opfer einer Familientragödie. Dresden, 29. Nov. In ihrer gemeinſamen Wohnung in Zſchachwitz wurde der 58jährige arbeitsloſe Monteu: Deroche, die 37jährige geſchiedene Ehefrau Friedrich und deren beide Kinder, ein 13jähriger Knabe und ein ein⸗ jähriges Mädchen tot aufgefunden. Es liegt Mord und Selbſtmord vor. Märkte und Vörſen. Vom 28. November. Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten: Weizen inl. 21.20 bis 21.50; Roggen inl. 17.10 bis 17.20; Hafer inl. 13.90 bis 14.50; Sommergerſte inl. 19 bis 20; Futtergerſte 17.75 bis 18; Platamais mit Sack 18.50 bis 18.75; Weizenmehl ſüdd. Spezial Null mit Aus⸗ tauſchweizen 29.75 bis 30; ſüddeutſches Weizen⸗ auszugsmehl 32.75 bis 33; ſüdd. Weizenbrotmehl 21.75 bis 22; Roggenmehl 60 bis 70 proz. 22.75 bis 24, Weizenkleie fein 8: Biertreber 10.75 bis 11; Erdnußkuchen 12.25 bis 12.50. Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr: 162 Ochſen, 186 Bullen, 324 Kühe, 365 Färſen, 692 Kälber, 63 Schafe, 2760 Schwei⸗ ne, 3 Ziegen; 63 Arbeitspferde, 72 Schlachtpferde. reiſe pro 50 kg Lebendgewicht bezw. Stück: chſen 22 bis 32; Bullen 17 bis 24; Kühe 10 bis 24; Färſen 23 bis 33; Kälber 23 bis 38; Schafe 16 bis 24 Schweine 36 bis 44; Ziegen nicht no⸗ tiert; Arbeitspferde 300 bis 1200; Schlachtpferde 20 bis 100. Marktverlauf: Großvieh big Ueber⸗ ſtand; Kälber mittel, langſam geräumt; Schweine mittel: kleiner Ueberſtand. Beilagen ⸗ Hinweis. Unſer heutigen Geſamtauflage liegt eine Beilage der bekannten Schuhfirma Carl Fritz u. Cie, Mann⸗ heim H 1, 8 Breiteſtraße bei, deren Beachtung wir unſeren geſchätzten Leſern beſonders empfehlen.