— Todes-Anzeige. Unser liebes Lenchen ist uns nach ihrem langen Leiden, im Alter von 23 Jahren am Montag nachmittag um halb 7 Uhr durch den Tod entrissen worden. Um stille Teilnahme bitten die um sie Trauernden. Viernheim, den 5. Dezember 1932. fame Michael wundere Machard ako Die Beerdigung findet morgen Mittwoch nachm. um 3 Uhr vom Trauerhause, Holzstraße 5 aus statt. Ein ſtarkes Einleg⸗ ſchwein zu verkaufen. Frledrich-Ehertstr. 23 Guterhaltene zu verkaufen. Bertholdus⸗ Pfenningſtr. 30 Empfehle: Speiſekartoffel Pfälzer Induſtrie 10 Pfund 25 Pfg. Zentner 2.20 Mk. Swie bel 10 Pfund 70 Pfg. ſowie alle Obſt⸗ und Gemüſeſorten billigſt! Mandel im„Deutſchen Michel“ Zur Obſtbaum⸗ anpflanzung: Obſtbäume, alle Sorten, äußerſt billig zu haben. Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 7. Dezember von 2—4 Uhr im hieſigen Krankenhauſe ſtatt. e. 2 * 7 fünd Viſitrarten. Sie finden dieſe 8 bei uns in ſchönſter Auswahl: 100 Stück Mk. 2.— 50 Stück Mk. 1,50 25 Stück Mk. 1.— . und noch billigere Muſter. Ueraheimer Abngher f 21 Sofortige Hilfe m. Darlehen Leldsargen u. Hypotheken. Meine Bank brachte bisher über 7000 Dar- lehensgesuche zur Auszahlung. Rückporto erbeten. Thoma, Mannheim-Neckarstadt, Gärtnerstrasse 85, Ecke Waldhofstrasse. Volksehor Mitglied des Deutschen Arbellersängerhundes. Beſucht das Kinder- Weihnachtsſtück „lle Twergenpest“ Heute Abend 5 Uhr Geſamtprobe für die Kinder. 8 Uhr Probe für die Theaterſpieler, F Friedrichſtr. Nr. 10 Samstag 8 Uhr, Singſtunde für den Männer⸗ u. Frauenchor. Der Vorſtand. Das Kinder⸗Weihnachtsſtück„Die Zwergenpoſt“ wird erſtmals am Sonntag, den 18. Dezember im„Karpfen Saal“ zur Aufführung kommen. Lokales * Sterbetafel. Am Montag nachmittag um ½'7 Uhr verſtarb nach einer langwierigen, ſchmerzvollen Krankheit Fräulein Lenchen Wunderle, Holzſtr. 5, im lebensfrohen Alter von 23 Jahren. Den ſchwergeprüften Hinter- bliebenen ob dieſes herben Verluſtes unſere innigſte Anteilnahme. Die Zeit der Beerdigung iſt aus der Anzeige erſichtlich. R. Il. P. * Ein Tabakwagen umgefallen. Heute Früh hatten ſich um das Wiegehäuschen an der Poſt ca. 12 hochbeladene Tabakwagen verſammelt, welche Tabakbauern aus der Um⸗ gebung Bruchſals gehörten, die ihren Tabak an die hieſige Firma Weißmann verkauft hatten u. nun anlieferten. Der Tabak wurde über die Waage gefahren, wobei ein Tabakbauer das Mißgeſchick hatte, daß ſein Wagen mit einem Rad bei der Kurve gegen die Hügelſtraße in ein Loch geriet und der Wagen umfiel. Grö⸗ ßerer Schaden entſtand weiter nicht, lediglich die verurſachte doppelte Arbeit und am Wagen werden einige Reparaturen vorzunehmen ſein. * Volkschor. Das Organ des Deut⸗ ſchen Arbeiterſängerbundes, die Arbeiterſänger⸗ zeitung in Berlin, brachte in ihrer Konzertrund⸗ ſchau der letzten Nummer u.a. auch eine Be⸗ ſprechung des am 9. Okt. ds. Is. ſtattgefun⸗ denen Chor-Konzertes. Walter Hänel, der ſchon von jeher einen energiſchen Kampf gegen jede Berunſtaltung des Chorgeſangs führt, bezeichnet insbeſondere die Programmzuſammenſtellung als etwas, das einſtimmiges Lob verdient. Auch der Muſikreferent der Pfälziſchen Lehrerzeitung beglückwünſchte in einer Zuſchrift den Chor und ſeinen Leiter zu dieſem Erfolg.— In einer ſtattgefundenen Vorſtandeſitzung hat nun nd nach reiflicher Ausſprache beſchloſ⸗ das große Oratorium„Die Schöpfung“ n Jof Haydn zur Aufführung zu bringen, vorausgeſetzt, daß die wirtſchaftlichen Verhält⸗ niſſe nicht jede konzertliche Tätigkeit unterbinden. Als Aufführungsmonat iſt unverbindlich der Oktober 1933 vorgeſehen.„Die Schöpfung“ wurde in den letzten Jahren in der näheren Umgebung nur einmal und zwar von der Mannheimer Volksſingakademie unter Profeſſor Schattſchneider zur Aufführung gebracht. Wenn der Vorſtand ſich nun für dieſes Werk entſchloſ⸗ ſen hat, dann in der ſicheren Erwartung, daß die Mitglieder des Volkschors, und hier insbe⸗ ſondere die aktiven, die Bemühungen des Vor- ſtandes und des Dirigenten durch zuverläſſigen Singſtundenbeſuch unterſtützen werden. Schu⸗ lungshalber wird vorher noch ein Liederabend ſtattfinden, wobei hauptſächlich leichtere Lieder dargeboten werden. An alle früheren Sänger und Sängerinnen ſowie an alle ſangesfreudigen Herren und Damen, ſoweit ſie noch keinem anderen Geſangverein angehören, ergeht hiermit der Ruf, ſich aktiv dem Chorkörper des Volks⸗ chors anzuſchließen. Singſtunden jeden Sams⸗ tag abend im„Karpfen“ Saal. Bedingung iſt Anerkennung der Bundes- u. Vereinsſatzungen. (Sonntag, den 18. Dezember, nachm. 3 Uhr, 1. Aufführung der„Zwergenpoſt“ für die Kinder.) Steuerterminkalender für den Monat Dezember 1932. 10.: Umſatzſteuer Voranmeldung und Voraus- zahlung der Monatszahler für Monat November. Schonfriſt bis 17. Dezember. 10.: Einkommen⸗ und Körperſchaftsſtener⸗Vor auszahlung für das 4. Vierteljahr des Kalenderjahres 1932 in Höhe von einem Viertel der im letzten Steuerbeſcheid feſtge⸗ ſetzten Steuerſchuld. Kein Schonfriſt. 20.: Lohnſteuer für die Zeit vom 1.— 15. Dezember ſofern der Steuerabzug den Be⸗ trag von 200 Mk. überſteigt ſowie Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe der nicht pflichtver⸗ ſicherten Perſonen. Keine Schonfriſt. 25.: 5. Ziel Landſteuer nach dem Vorans; zahlungsbeſcheid über heſſ. Staatsſteuern für das Rechnungsjahr 1932. Schonfriſt bis 5. Januar 1933. 5 0 NY 7 N N N 8 775 ö 1 7 f 2 5 N N N 5 N N 0 Ade 5 7 2. 1 —. 8 IV N 0 2 77* 8 J a ö 2* U nor— e 8 8 N N Nu! 5 711 7 2 g N 1 0* 7 0 N 0 8 N 5 J wünscht sich jeder Handwerker u. Geschäftsmann. Eines dürfen sie dann aber nicht vergessen, das Inserat. die Reklame! Zur Weihnachtszeit von anerkannt hohem Wert! Im Der beste Reisende iat eigenen Interesse lhrer Wünsche dürfen Sie darum das lnserieren nicht versäumen. Die Weihnachtszeit sichert dem Geschäftsmann die größten Jahreseinnahmen. Drum handelt er klug, wenn er inseriert. Ein treuer Freund und Wegbereiter für ein gutes Weihnachtsgeschäft ist die Anzeige im Viernheimer Unzeiger Tausende haben es schon erprobt— Tausende haben es schon Zu allen Zeiten schon heißt die Parole: Inserieren! Ein faſt neuer 2 Zimmer und üeche billig zu verkaufen. zu vermieten. Schriftliche Angebote[Von wem, ſagt der Ver⸗ an den Verlag erbeten. lag. Wochenplan der Sportver⸗ einigung Amieitia 09 E. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Abteilung Fußball: Dienstag abend ¼7 Uhr: Hallentraining für Jugend und Schüler im Vereinshaus. 8 Uhr: Hallentraining für 1., 2., 3. und 4. M. im Vereinshaus. Mittwoch abend 8 Uhr: Spielausſchuß. Donnerstag nachm. 3 Uhr: Training der 1. M. und 3. M. Abteilung Kraftſport. Mittwoch Abend 8 Uhr: Uebungsſtunde Freitag„ 8 Uhr 0 Sämtliche Ringer u. Stemmer werden dringend um pünktliches Erſcheinen und abſolutes Antre⸗ ten im Sport gebeten. Vorſchau: Entſcheidungskampf in Ludwigs⸗ hafen gegen L§C. Phönix! Grbrauchten Herd (a. ſchwarz) zu kaufen oder gegen faſt neues Fahrrab zu tauſchen geſucht. Angebote an die Gi. ſchäftsſt. d. Bl. Eine Mahnung! Unterſtützt einheimiſches Geſchäft, Handel und Gewerbe. Dadurch helfen wir aug die Not unſerer Mitbürger lindern. Zu nahenden Weihnachtszeit, in der mehr El käufe als ſonſt gemacht werden, iſt die Mah nung beſonders dringlich nötig: Kauft am Platze! Denkt an die ſchwer um ihre Exiſtenz ringen hieſige Geſchäftswelt. 2 Zimmer mit Zubehör ſofort zu vermieten Bismarckſtr. 50 2 Zimmer zu vermieten Goetheſtraße 29 Die erſte heſſiſche Jeuerwehrſchule. Friedberg, 6. Dez. Hier wurde die erſte Heſſiſche Feuerwehrſchule eingeweiht. Am Vor⸗ mittag fand ein Platzkonzert und eine groß angelegte Uebung gemeinſam mit der Sani⸗ tätskolonne ſtatt, die gut bewertet wurde. Nach einem Feſtumzug, an dem ſich auch die Ab⸗ ordnungen der Wehren Offenbach, Neu⸗Iſen⸗ burg, Vilbel, Gießen, Butzbach und Bad Nau⸗ heim beteiligten, folgte in der Uebungshalle der Bergkaſerne, die der neuen Feuerwehr⸗ ſchule als Heim dient, die Eröffnungsfeier. Landesvorſitzender Knaup(Birkenau) begrüßte die Gäſte. Oberregierungsrat Dr. Rauſching von der Brandverſicherungskammer Darmſtadt begrüßte die zentrale Löſung, durch die die Schulung der Wehrmänner für das ganze Land ermöglicht werde. Regierungsrat Dr. Meyer vom Kreisamt Friedberg war erfreut, daß die Wahl auf Friedberg und ſeine tüch⸗ tige Wehr gefallen iſt und gab der Hoffnung Raum, daß die Schule neue Auftriebe gemäß dem Mahlſpruch„Einer für Alle und Alle für Einen“ bieten möge, aus denen der Geiſt der Volks⸗ und Schickſalsgemeinſchaft wachſe. Bürgermeiſter Dr. Seyd ließ die Vorver⸗ handlungen überſchauen und dankte allen Stel⸗ len für das Zuſtandekommen der Schule. Die Schüler hieß er namens der Stadt willkom⸗ men und ſagte ihnen gaſtliche und kamerad⸗ ſchaftliche Aufnahme zu. Landesverbandsvorſitzender Knaup ſprach über Ziel und Zweck der Schule. Die ſortſchrei⸗ tende Entwicklung von Technik und Chemie und die Motoriſierung in Handwerk und Land⸗ wirtſchaft bedingten, daß auch der Wehrmann mit neuen Löſchmethoden vertraut werde, die er ſich theoretiſch und praktiſch hier aneignen könne. Dieſe und den kameradſchaftlichen Geiſt ſolle er in die Orts- und chbarwehren tragen. Vereins⸗Anzeiger. Verein für Sport- und Körperpflege 1896. Mittwoch, den 7. und Freitag, den 9. Dez. abends 8 Uhr, findet im„Fürſt Alexander“ vollzählige Uebungsſtunde der Schwerathletik ſtatt. Das Erſcheinen aller Sportler iſt Pflicht, Bekanntmachung. Betreffend: Abgabe von Gaskoks. Wir machen die Intereſſenten auf une Kokslager im Gaswerk wiederholt aufmerkſan, Die Preiſe ſind äußerſt günſtig und betragen! für Koks III. 1.50 RM. für Koks II. 1.60 RM. pro Ztr. ab Lage für Koks J. 1.50 RM. Für die Lieferung frei Haus 15. Pfg. du Zentner mehr. Bei größeren Mengen Nabal nach Vereinbarung. Betr.: Verbot des Betretens der Holzbauer, durch Unbefugte. ö Zur Verhütung von Unfällen und zur Vel⸗ meidung, daß die in den Waldungen mit del Holzhauerei beſchäftigten Perſonen bei der u beit behindert werden, wird hiermit auf Grun der Art. 65 der Kreis- und Provinzialorbnuz angeordnet, daß das Betreten der Holzhanertie Unbefugten verboten iſt. Zuwiederhandelnde werden auf Grund di vorgenannten Artikels in Verbindung mit de Beſtimmungen der Reichs verordnung über Ve mögensſtraffen und Bußen vom 6. Februar 1030 mit Geldſtraffen bis zu 150.— R beſtrafl. Betr.: Unterhaltung des Faſelſtalles; hier Ver ſteigerung des Faſeldunges. Der Dung im Faſelſtall wird am Mittwoch, den 7. ds. Mts., vormittags 11 Uhr auf del Rathaus in verſchiedenen Loſen öffentlich an w. Meiſtbietenden verſteigert. ö Viernheim, den 3. Dezember 1932. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Alte Zeitungen zum Einschlagen u. zum Caperieles zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. jernheimer Anzeiger (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mt. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Mittw Arbeitsbeſthaſſung. Immer noch iſt das Zentralproblem der Wirtſchaftslage die Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit. Wie iſt es möglich, neue Arbeit zu ſchaffen, um die aus allen Fugen geratene Volkswirtſchaft wieder in einigermaßen normalen Gang zu bringen? Das iſt die wohl dringlichſte Frage des Ta⸗ ges. Würde ſie gelöſt werden, ſo wären wir gleichzeitig auch andere Sorgen los, die da⸗ mit in Verbindung ſtehen: der ſchlechte Stand der öffentlichen Finanzen beiſpielsweiſe iſt die unmittelbare Konſequenz der großen Er— werbsloſigkeit, die die Steuereingänge ver⸗ mindert, aber erhöhte Aufwendungen für die Arbeitsloſenfürſorge nötig macht. Das Reichskabinett von Schleicher will nun die Arbeitsbeſchaffung in den Mittelpunkt ſeines Aufgabenkreiſes ſtellen. Alle übrigen Punkte des früheren Regierungsprogramms, Reichsreform, Wahlrechtsänderung und der⸗ gleichen, ſollen zurückgeſtellt werden.„Die Menſchen müſſen zunächſt wieder einmal or⸗ dentlich zu eſſen kriegen!“— ſoll Reichskanz⸗ ler von Schleicher geſagt haben. Er will neue Wege gehen und aus früheren Programmen alles ausmerzen, was eine geſunde Entwick⸗ lung hemmt und was anſtatt den Frieden zu fördern, nur die wirtſchaftliche Unruhe und Unſicherheit ſteigert. Ein ſchönes Programm, frägt ſich nur, ob ſeine Durchführung ge⸗ lingt. Run hat der Reichsbankpräſident dieſer Tage eine Rede über die Arbeitsbeſchaffung gehalten. Seine Ausführungen werden in politiſchen und wirtſchaftlichen Kreiſen viel erörtert. Man ſieht in dieſer Rede einen we⸗ ſentlichen Fortſchritt in der Arbeitsbeſchaf⸗ fung, weil Dr. Luther eine ziemliche Initia⸗ tive entfaltet und auch einige wohlzuüber⸗ legende neue Wege in Vorſchlag bringt, die! aber gleichzeitig die unbedingte Gewähr der Unantaſtbarkeit der Währung in ſich bergen. i Auch Dr. Luther will die 700 Millionen Mark Steuergutſcheine, welche für die Mehreinſtellung bereits geſtellt waren, für die öffentliche Arbeitsbeſchaffung ver⸗ wenden. Darin berühren ſich ſeine Vor⸗ ſchläge mit den Anregungen, die auch aus Arbeitnehmerkreiſen und eorganiſationen ſchon gekommen waren. Wenn nunmehr die Summen von 1,75 Milliarden für die Ar⸗ beitsbeſchaffung genannt werden, ſo wird man nur hoffen dürfen, daß die Summen nicht nur auf dem Papier ſtehen. ſondern im Laufe der nächſten Zeit auch für die prak⸗ tiſche Verwendung freigegeben und ſo für die Wirtſchaft mobiliſiert werden können, um laufend und möglichſt ſchnell mit der Finan⸗ zierung der Arbeitsbeſchaffung jetzt einzuſet⸗ zen. Man wird hier in erſter Linie auch mil an eine Verwendung ſolcher Beträge bei der Reichsbahn und Reichspoſt denken, aber natürlich immer für zuſätz liche Ar⸗ beitsbeſchaffung und nicht für Arbeiten. Sehr begrüßt wird es von Wirtſchafts⸗ wie von Arbeitnehmerſeite, daß der Reichsbank⸗ präſident mit ſeinem offenen Bekenntnis zu einer beſtimmten Methode der Arbeitsfinan⸗ zierung ſich in der Hauptſache für die Aus⸗ wahl der Arbeitsprojekte und für die Be⸗ ſchleunigung einſetzt, damit die praktiſche Ar⸗ beit geleiſtet werden kann. Wenn ſich das Unternehmertum und wenn ſich die Arbeit⸗ nehmer in dieſem Punkte ſicher fühlen, dann werden andere ſchwierige Teilfragen in der nächſten Zeit viel leichter zu löſen ſein. Reichsbankpräſident Dr. Luther wird auch in einer Kommiſſion mitarbeiten, in welcher der Reichswirtſchaftsmini⸗ ſter, der Reichsfinanzminiſter und der. Reichsernährungsminiſter gemeinſam und unter Berückſichtigung der Intereſſen der Geſamtwirtſchaft die nächſten Vorbereitungen für die Aenderungen der letzten Notverordnung und für die Aufſtel⸗ tr eſſe 2 neuen zielweiſenden Programms . 1 2 1 Viernheimer Zeitung (Vieruheimer Bürger-⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Ta nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ g vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſehäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden den 7. Dezember 1932 9. Jahrgnng Reichstagstagseröffm Göring wieder Präfident.— Kein Deutſchnationaler im Präfdium.— Aeberfüllte Tribünen.— Faſt alle Abgeordneten anweſend.— Die erſten Anträge. Berlin, 7. Dez. Am dienstagnachmittag, genau einen Mo— nat nach ſeiner Wahl, trat der neue Reichs⸗ tag zu ſeiner Eröffnungsſitzung zu⸗ ſammen. Wie immer bei derlei Anläſſen, war das Reichstagsgebäude ſchon am frühen, Vormittag von einer großen Schar Neugie— riger umlagert. Obwohl die Tribünenkarten ſchon ſeit längerer Zeit faſt vollſtändig ver⸗ griffen waren, fanden ſich am Tribünenein⸗ gang ſchon um acht Uhr morgens zahlreiche Perſonen ein, die Einlaßkarten haben woll⸗ ten. Man bedeutete ihnen, daß nur noch 25 Karten ausgegeben würden. Gegen Mittag, als der Andrang ſtärker wurde, rückte Po- lizei an, um Abſperrungen vorzunehmen. Am Haupteingang des Reichstags hatten ſich wieder Photographen und Film⸗ operateure aufgeſtellt. um die bekann⸗ ten Abgeordneten aufs Korn zu nehmen. Viel Aufſehen erregte ein nationalſozialiſti⸗ ſcher Reiter, der in der Parteiuniform mit roter Satteldecke, die mit einem Haken⸗ kreuz verſehen war, am Reichstagsgebäude vorbeiritt und ein großes Gefolge von Neu⸗ gierigen hinter ſich herzog. Nach altherge— brachter Sitte fanden vor der Eröffnungs⸗ ſitzung Gottesdienſte ſtatt. Dem evangeliſchen Goktesdienſt im Dom wohnte Keichspräſident von Hindenburg bei, der in Begleilung von Staaksſekre⸗ r Dr. Meißner erſchien und van der Domgeiſtlichkeit im Vorraum des Domes empfangen wurde. Der katholiſche Gottesdienſt fand in der St. Hedwigskirche ſtatt. Es nahmen darein u. a. die früheren Reichskanzler Dr. Brüning und Dr. Wirth teil. Als der Reichspräſident den Dom verließ wurde er von einer großen Menge lebhaft be— grüßt. Die Eröffnungsſitzung. Schon lange vor Sitzungsbeginn waren die Tribünen überfüllt. Kurz vor 15 Uhr er⸗ ſchienen die Abgeordneten im Saal Die Nationalſozialiſten hatten SA⸗ Uniform angelegt, und zogen geſchloſſen un⸗ ter Vorantritt des Abg. Frick ein. Die Regie⸗ rungsbank blieb leer. Als der Alterspräſiden Litzmann pünktlich um 15 Uhr ſich zum Präſidentenplatz begab, wurde er von den Nationalſozialiſten mit ſtürmiſchen Heilrufen begrüßt, auf die die Kommuniſten mit Nie⸗ derrufen antworteten. Nachdem der Alters- präſident feſtgeſtellt hatte, daß er 82 Jahre alt und damit das älteſte Mitglied des Hau⸗ ſes ſei, eröffnete er den Reichstag mit einer kurzen Anſprache. Anſprache des Alkerspräſidenken. Alterspräſident Litzmann, der im Ge⸗ genſatz zu den übrigen nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten nicht die Parteiuniform, ſon⸗ dern einen ſchwarzen Rock trug und das Ei⸗ ſerne Kreuz Erſter Klaſſe angelegt hatte, führte in ſeiner Eröffnungsanſprache u. a. aus, der 13. Auguſt und der 25. No⸗ vember ſeien ſchwere Enttäuſchungen für das deutſche Volk geweſen. Man habe erwartet gehabt, daß der Reichspräſident nach ſeinen ſahrelangen fruchtloſen Experimenten zur be⸗ freienden Tat ſchreiten und den Führer der ſtärkſten politiſchen Bewegung Deutſchlands mit der Regierungsführung beauftragen würde. Es wäre dann die Wahl auf einen Mann gefallen, der allein fähig ſei, das Va⸗ terland zu retten. Während der Reichspräſi⸗ dent einem Hermann Müller, einem Brüning und einem Papen ſein volles Vertrauen ſchenkte, habe er es dem Manne verſagt, in den Millionen Deutſcher den Größten und Beſten der lebenden Deutſchen ſähen. Vor 18 Jahren habe die Durchbruchsſchlacht bei Lodz ſtattgefunden, die die glückliche Wendung brachte, und der der Reichspräſident ſeinen Feldmarſchallſtab verdankte. Heute handle es ſich um Wichtigeres, nämlich darum, daß der Reichspräſident dem hiſtoriſchen Fluch ent⸗ gehe, das deutſche Volk zur Verzweiflung ge— trieben und dem Volſchewismus ausgeliefert zu haben, obwohl der Retter bereit geſtanden habe. Gleichgültig, ob er von Dauer ſei oder nicht, heiße der Artikel 1 der Reichsverfaſſung „Die Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Die Eröffnungsrede des Alterspräſidenten wurde mehrfach durch kommuniſtiſche Zwi⸗ ſchenrufe unterbrochen. Ein nationalſozia⸗ liſtiſcher Abgeordneter verbat ſich erregt be⸗ ſchimpfende Zurufe. der Namensaufruf. Auf die Eröffnungsrede de⸗ Alterspräſi⸗ denten folgte der in der Geſchäftsordnung vorgeſchriebene Namensau fruf der Abgeordneten. Er ergab, daß von den insgeſamt 584 gewählten Abgeordneten 564 anweſend waren. Unter den fehlenden Abge⸗ ordneten befindet ſich auch die Alterspräſiden⸗ tin Frau Klara Zetkin, die in Moskau weilt. Die Präſidentenwahl. Hierauf ſchritt der Reichstag zur Wahl ſei⸗ nes Präſidiums. Von nationalſozialiſti⸗ ſcher Seite wird Abg. Göring für die Wah! zum Präſidenten vorgeſchlagen. Die Deutſchnationalen laſſen erklären daß ſie für den Abg. Gräf ſtimmen würden nachdem die Nationalſozialiſten ſich geweigert hätten, geſchloſſen für Gräf als Pizepräſiden⸗ ten zu ſtimmen. Die Sozialdemo kra⸗ ten ſchlugen den früheren Reichstagspräſi⸗ denten Löbe vor, die Kommuniſten den Abg. Torgler. Die Wahl erfolgte durch Stimmzettelabgabe. Gewählt wurde der bisherige Reichs tags. präſident Göring(NS DAP.) mit 279 Stimmen. Insgeſamt waren 545 Stim- men abgegeben worden. Göring hak alſo ſechs Stimmen über die Hälfte ſämklicher abgegebener Stimmen erhalten. Görings Wiederwahl wurde von den Natio⸗ nalſozialiſten mit ſtürmiſchen Heil⸗ Rufen quittiert. Der wiedergewählte Prä⸗ ſident übernahm ſofort die Leitung der Sit⸗ zung. Der wiedergewählte Präſident Göring führte ſich mit einer kurzen Anſprache ein. Es werde ſeine Pflicht ſein, die Geſchäfte des Reichstages der Verfaſſung und der Ge⸗ ſchäftsordnung gemäß zu führen, und alle! Zeit für die Rechte des Volkes einzutreten. Es ſei auf das lebhafteſte zu bedauern, daß durch die Ernennung des Reichswehr⸗ miniſters zum Reichskanzler die Wehrmacht in den politiſchen Tagesſtreit hineingezogen worden ſei. Die Wehrmacht gehöre dem ganzen Volke. Ihr Ziel liege au⸗ ßen, und niemals dürfe ſie im Innern des Landes als Polizei verwandt werden. Der Reichspräſident, der Bedenken hatte, dem Führer einer ein Drittel des Volkes umfaſſen⸗ den Partei weitgehende Machtbefugniſſe ein⸗ zuräumen, habe jetzt eine noch viel weiterge— hende Macht an eine einzelne Perſon gegeben. Die Wahl des erſten Vizepräſiden⸗ ten ergab die Wiederwahl des Abg. Eſſer (tr.) mit 445 von insgeſamt 544 Stimmen. Der Abg. Torgler(Komm.) erhielt 93 Stim⸗ men. Sechs Stimmen waren zerſplittert. Zur Wahl des zweiten Vizepräſidenten wurde von ſozialdemokratiſcher Seite der Abg. Löbe(SPD.), von den Abg. Rauch(BBP. nalen der Abg. Graf(DN. Kommuniſten Abg. Torgler Vorſchlag gebracht. Da keiner der K andidaten die abſolute Mehrheit erhalten hat, erfolgt Stichwahl zwiſchen dem Abg. Löbe und⸗ Rauch. a In der Stichwahl wurde der Abg. Na uch mit 255 Stimmen zum zweiten Vize präſidenten gewählt. Zum dritten Vize präſidenten wurde der Abg. Hugo(DVP.) gewählt Auf die Abg. Löbe und Hugo waren ſe 205 Stim⸗ men gefallen. Die Entſcheidung fiel durch das Los. Löbe dritter Pizepräſident. Die Nachzählung der Stimmen für dis Wahl des dritten Bizepräſtdenten ergab, daß für den Abg. Hugo 204 und auf den Abg. Löbe 205 Stiamen abgegeben worden ſind. Damit iſt Abg. Cöbe(Soz.) drißter Vizepröſſ⸗ dent. Nationalſozialiſten Anträge. Im Reichstag iſt bereits eine Reihe don Anträgen eingegangen. Ein von den Nationalſozia eingebrachter Antrag fordert ein! di Stellvertretung d Jalle einer B zeitigen Aus Der eingebrachte! in dieſen Reichsgeric Reichspräſid die Natione ichspräſidenlen im oder dem vor- eingebracht, die in den 9 g zu Freiheitsſtrafen verurteilt worden find. Vom Zentrum liegen Anträge zur Auf⸗ hebung der ſozialpolitiſchen Abbaumaßnah⸗ men der Notverordnungen vor, von den zialdemokraten ein Mißtrauensant gegen die neue Reichsregierung und ein? neſtiegeſetz für Straftaten aus politiſchen weggründen oder aus Gründen wirt licher Not. Ausgeſchloſſen ſollen Land rat, Verrat militäriſcher Geheimniſſe Verbrech— 2 antragen bung einer nungen und die Aufhebung der richte. Von den Kommuniſten trauensanträge und Anträge auf Aufhebung von Notverordnungen angekündigt, aber noch nicht vorgelegt. Es folgte in einem Wahlgang die Wahl der zwölf Schriftführer, dann wurden die Mit glieder für den Auswärtigen Ausſchuß und den Ueberwachungsausſchuß genannt. Abg. Torgler(Komm.) beantragte die ſofortige Abſtimmung über den Antrag auf Haftentlaſſung der verhafteten kommuniſtl. ſchen Abgeordneten. Abg. Frick(NS DAN) erklärte keinen Widerſtand zu erheben, wenn ſie ſich auch auf die in Haft befindlichen Mit⸗ glieder ſeiner Partei erſtrecke. Da ſich kein Widerspruch erhob, wurde die haftenllaffung der fünf Abgeordneten mit den Stimmen der Naffonalſozialiſten und gommuniſten beſchloſſen. * Der Fraktion der Techniſchen Arbeitsge⸗ meinſchaft, die ſich aus elf Volkspartellern ſo⸗ wie fünf Chriſtlich⸗Sozialen und einem Deutſch⸗Hannoveraniſchen Abgeordneten zu⸗ ſammenſetzt, iſt nunmehr vergrößert worten durch den Beitritt der drei Abgeordneſen der Deutſchen Bauernpartei. rr Bjöenſtjene Blörnſon, Feſſen Geburtstag ſich am 8. Dezember zum 100. Male jährt. Der als Dichter und Poli⸗ tiker hervorgettetene Norweger wurde 1903 mit dem Nobelpreis für Literatur ausge⸗ 310 met. 7.* Deutſche Tagesſchau. Donnerstag wieder Reichsrat Der Reichsrat hält am Donnerstag eine Vollſitzung ab, um ſich mit einer Reihe von Vorlagen zu befaſſen, die ihm ſchon ſeit rer Zeit vorliegen, aber bisher nicht ver⸗ iedet werden konnten, weil in der Kon⸗ zeit Preußen im Reichsrat nicht ver⸗ ꝛten war und in dieſer Zeit nur die aller⸗ nottoendigſten Entwürfe behandelt werden follten. Nationalſozialiſtiſcher Präſident der Lübecker Bürgerſchaft. Unter großer Anteilnahme der Bevölke⸗ rung trat in Lübeck die neugewählte Bür⸗ gerſchaft erſtmalig zuſammen. Sämtliche 80 Mitglieder waren anweſend. Zum Präſiden⸗ terer wurde der Nationalſozialiſt Branne⸗ 1 40 Stimmen gewählt. Seit der Revolution wurde der Präſident ſtets von den Sozialdemokraten geſtellt. Zu Vizepräſiden⸗ ten wurden gewühlt Dr. Rehder(DN VP.) Der Hafenarbeiterſtreik in Le Havre. Der Streik der Hafenarbeiter im franzd⸗ ſiſchen Hafen in Le Havre wird trotz des Eingreifens des Handelsmarineminiſteriums fortgeſetzt, da es bisher nicht gelungen iſt eine Einigung mit den Arbeitgebern zu er⸗ zielen, die auf ihrer Forderung nach Lohn⸗ kürzung beſtehen. Es kam verſchiedentlich zu Zuſammenſtößen zwiſchen den Streikend/ und einer Gruppe Arbeitswilliger. Zwei Schiffe, die im Hafen eingelaufen ſind. muß⸗ ten wieder ausfahren, ohne ihre Ladung ge⸗ löſcht zu haben. Konflikt zwiſchen den Vereinigten Staaten und Spanien. rikaniſche Botſchafter Laughlin alis Madrid abberufen und die diplomatiſchen Bezie⸗ hungen mit Spanien ernſtlich gefährdet wür⸗ den, falls das ſpaniſche Parlament die vom König Alfons der International Telephon and Telegraph Company gewährte Konzeſ⸗ ſion widerrufen und dadurch das ſpaniſche Telephon⸗ und Telegraphenweſen verſtaatli⸗ chen ſollte. Die amerikaniſche Inveſtierung wird auf 65 Millionen Dollar veranſchlagt. Im Staatsdepartement wird die Lage als ſehr ernſt angeſehen. „Schwamm drüber!“ Der groſſe faſchiſtiſche Rat zur Schulden⸗ frage. Rom, 7. Dezember. Der große faſchiſtiſche Rat nahm nach einer langen Ausſprache einſtimmig eine Tagesord⸗ nung zur Ratenzahlung an die Vereinigten Staaten an, in der es heißt: Der große fa⸗ ſchiſtiſche Rat beſtätigte die Auffaſſung der italieniſchen Regierung, die ſeit November 1922 in London und ſeitdem in Reden und Artikeln vertreten worden ſei, wobei für einen Wieder⸗ weite der Weltwirtſchaft die Notwendig⸗ ei einer radikalen Löſung nach Art des „Schwamm drüber“ betont wurde. Er betone noch einmal in der nachdrücklichſten Form den engen Zuſammen⸗ hang zwiſchen Reparationen und Kriegsſchul⸗ den, die für Italien die Vorausſetzung für alle über internationale Zahlungsverpflichtun⸗ gen getroffene Abkommen gebildet habe. Er fordere die Regierung auf, wenn ſich die weiteren Unterhandlungen über die italieni⸗ ſchen Kriegsſchulden an Amerika in einem Geiſte gegenſeitigen Verſtändniſſes abſpielen könnten, die am 15. Dezember fällig werden⸗ den 1245 437 Dollar betragende Nate zu be⸗ zahlen. Politiſches Allerlei. Berlin. Der Fraktion der Techniſchen Ar⸗ beitsgemeinſchaft, die ſich aus elf Volkspar⸗ teilern ſowie fünf Chriſtlich-ſozialen und einem Deutſch-Hannoveraniſchen Abgeordneten zu⸗ ſammenſetzt, ſind nunmehr auch die drei Ab⸗ 1 der Deutſchen Bauernpartei beige- reten. Waſhington. Das demokratiſche Mitglied des Repräſentantenhauſes Oꝛ' Connor brach⸗ te Vorlage ein, durch die der Verkauf von 3,2prozentigem Bier geſtattet werden ſoll. Heute keine Negierungserllärung. Vizepräſident Eſſer ſchlägt nunmehr vor, die nächſte Sitzung am Mittwoch, den 7. Dezember 14.00 Uhr ſtattfinden zu laſſen und auf die Tagesordnung zu ſetzen: Die erſte und zweite Beratung der Geſetzent⸗ würfe über die Stellvertretung des Reichs⸗ präſidenten und zur Aenderung der ſozial⸗ politiſchen Beſtimmungen der Notverord⸗ nung vom 4. September, ſowie Anträge über Winterhilfe, Arbeitsbeſchaffung und Amneſtie. Abg. Löbe(Soz.) beantragt, auf die Ta⸗ Tagesordnung die Mißtrauensanträge ge⸗ en die Reichsregierung und Anträge auf f 7 ſämtlicher Notverordnungen zu E en. Abg. Dr. Breitſcheid(Soz.) unter⸗ ſtreicht die Ausführungen des Abg. Löbe. Es ſei das wichtigſte, das Programm der Regierung Schleicher kennenzulernen. Die Parteien müßten ſobald als möglich Gele⸗ genheit haben, dann noch dazu Stellung zu nehmen. Die Sozialdemokraten ſeien ein⸗ verſtanden, daß auch die Anträge auf Auf⸗ hebung der Notverordnung auf die Tages⸗ ordnung geſetzt würden, dagegen nicht mit dem kommuniſtiſchen Antrag, am Mittwoch auch die Abſtimmung über das Mißtrau⸗ ensvotum vorzunehmen. Die Sozialdemo⸗ kraten ſeien vom ſchärfſten Mißtrauen gegen das Kabinett erfüllt. Der kommuniſtiſche Antrag, das Miß⸗ trauensvotum auf die Tagesordnung zu ſetzen, wird gegen die Kommuniſten abge⸗ lehnt. Der ſozialdemokratiſche Antrag auf Entgegennahme einer Erklärung der Reichs⸗ regierung gegen Kommuniſten undSozialde⸗ mokraten. Es verbleibt bei dem Vorſchlag des Präſi⸗ denten. Verstärkung der Straßenbrücle? Zwiſchen Mannheim und Ludwigshafen. München, 7. Dez. Auf eine Anfrage im bayeriſchen Landtag, in der darauf hingewieſen wurde, daß auch die alte Straßenbrücke zwiſchen Mannheim und Ludwigshafen dringend einer Verſtär⸗ kung und der Gehweg einer Verbreiterung bedürfe, hat das Staatsminiſterium folgen⸗ de Antwort erteitl: „Die Staatsregierung hat ſchon von ſich aus vor langer Zeit gemeinſam mit der ba⸗ riſchen Regierung Schritte unternommen, um bei der Reichsregierung und der Deut⸗ ſchen Reichsbahngeſellſchaft die Zuſtimmung zu erreichen, daß die Fahrbahn und die Gehſteige der alten Straßenbrücke Ludwigs⸗ hafen— Mannheim nach entſprechender Ver⸗ ſtärkung der Tragkonſtruktion auf Gemein⸗ ſchaftskoſten ſo umgebaut werden, daß dieſe Brücke der zur Straßenbrücke umgebauten alten Eiſenbahnbrücke gleichwertig wird. Wenn dieſe Bemühungen bis jetzt auch noch nicht den erwünſchten Erfolg hatten, ſo darf doch erwartet werden, daß ſie ſchließlich zum Ziele führen.“ Aus der Pfalz. Keine Gehaltsauszahlung vor Weihnachten München, 7. Dez. Wie halbamtlich mitge⸗ teilt wird, hatten ſich die Vertreter der Be amtenſchaft zwar für die Auszahlung der Gehälter am 23. Dezember ausgeſprochen, aber zugleich auch eine weitgehende Aende⸗ rung der Auszahlungstage in den anderen Monaten verlangt. Staatsrat Schäffer hat in einem ausführlichen Schreiben an den Beamtenbund den Standpunkt der Regie⸗ rung noch einmal dargelegt. Der Staatsrat ſieht ſich zu ſeinem Bedauern nicht in der Lage, eine frühere Auszahlung des letzten Der neue Reichstag trat am ienstag zu ſeiner Eröffnungsſitzung zuſammen. Der natio- nalſozialiſtiſche Abgeordnete Göring wurde wie⸗ der zum Präſidenten gewählt. 30 Der am Dienstag dem Reichsaußenminiſter in Genf überreichte franzöſiſch⸗amerikaniſche Plan über eine dreijährige Verſchiebung der Gleichberechtigungs⸗ und Abrüſtungsfrage wird von zuſtändiger deutſcher Seite als unan⸗ nehmbar angeſehen. Der Völkerbund trat am Dienstag zu der außerordentlichen Tagung wegen des Mand⸗ ſchüurei⸗Konflikts zuſammen. Der Völkerbundsrat beſchloß, zur endgülti⸗ gen Beilegung des Gran Chaco⸗Streits einen neutralen Ausſchuß von Militärſachverſtändi⸗ gen nach dem umſtrittenen Gebiet zu ent⸗ ſenden. Von japaniſcher Seite wird jetzt mitgeteilt, daß der Untergang des Zerſtörers„Sawa⸗ rabi“ 106 Todesopfer gefordert hat. Letzte Nachrichten. Die Waltershauſener Bultat. Nürnberg, 7. Dez. Unter ſtarker Anteil⸗ nahme wurde der Hauptmann Werther zur letzten Ruhe beſtattet. Auf Grund der krimi⸗ nalpolizeilichen Unterſuchungen und Verneh⸗ mungen iſt, wie das Nürnberger„Achtuhr⸗ Blatt“ meldet, der Gärtner und Chauffeur K. Liebig im Schweinfurter Unterſuchungsge⸗ fängnis behalten worden. Die Baronin, die bisher in einer Privatklinik lag, iſt ebenfalls in Unterſuchungshaft gekommen. Selbſtmord eines Ehepaares. München, 7. Dez. In einem Hotel am Bahnhof wurde der 59 Jahre alte Kaufmann Sydath aus Oſtpreußen und ſeine 48 jährige Ehefrau mit Vergiftungserſcheinungen be⸗ wußtlos aufgefunden. Die Eheleute ſind in der Nacht im Krankenhaus geſtorben. Sie hatten größere Mengen eines Schlafmittels zu ſich genommen. Ueber den Grund zur Tat iſt noch nichts näheres bekannt. Flugzeugabſturz in Slaaken. Berlin, 7. Dez. Auf dem Flugplatz Staaken ſtürzte eine Klemm⸗Sportmaſchine aus bisher unbekannter Urſache ab. Die Führerin, ein Fräulein von Löwen, erlitt ſchwere Verletzun⸗ gen. Spekulation mit fremden Mitteln. Bremen, 7. Dez. Vor der Großen Straf⸗ kammer in Bremen begann die Verhand⸗ lung gegen die früheren Sparkaſſenbeamten Warnken, Herbig und Lewen, die mit Mit⸗ teln der Sparkaſſe Börſentermingeſchäfte getätigt und dadurch Verluſte von 960 000 Mark verurſacht haben. Der frühere Abtei⸗ lungsleiter und Prokuriſt Warnken gab in der Verhandlung an. daß bei der Sparkaſſe nicht ein einziger Fachmann bei der Ein⸗ richtung der Termingeſchäfte tätig geweſen ſei, ſondern die hierzu nötigen Kenntniſſe durch Herumhorchen bei den Banken und durch das Studium von Büchern erworben darüber hinaus bei Käthe ſelbſt und einer beträchtlichen Zahl Von hohen Veamten des ments der Vereinigten Staaten in Waſhinaton wird erklärt. daß der ame⸗ Staatsdeparte⸗ gesordnung der nächſten Sitzung die Entge⸗ gennahme einer Erklärung der Reichsregie⸗ rung zu ſetzen. Aba. Toraler(Komm.) beantraat. auf die Viertels des Dezembergehalts oder eine ſon⸗ ſtige Aenderung der vorgeſehenen ſpäteren Zahlungstermine zu verfügen. werden mußten Jeuerüberfall auf einen Kraftwagen. Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale EN „Ich dante dir, aber ich brauche wirklich nichts“, ſagte Zinbsmühlen und dachte an die Zinſen ſeines Vermögens, hie er niemals verbrauchen konnte. Das wußte niemand, brauchte niemand zu wiſſen. Wenn der gute treue Kerl hier, der Ludwig Oberhoff, in Not geweſen wäre, dann hätte er es erfahren, daß Karl Joachim einer der reichſten Männer der Welt war. Oder auch, wenn Friedrich Karl nicht für die Henninghofer ge⸗ ſorgt hätte. aber ging ja alles wunderſchön auch ohne ihn. Daß Tante Mpelheid bei ſeinem formellen Beſuch, den er bald nach ſeiner Ankunft in Lindsmühlen auf Henninghofen in Pommern abſtattete, recht kalt und fremd zu ihm geweſen, hätte daran nichts geändert, daß er ihr eine reichliche Rente hätte zukommen laſſen, wenn er gewußt hätte, es ginge ihr nicht gut. Fanny hatte ihm ein bißchen leid getan, aber an ſeinem Entſchluß, keinesfalls in Henninghofen Hoff⸗ nungen zu wecken, änderte das nichts. Was wohl Tante Adelheid geſagt haben mochte, als ſie erfuhr. daß man in Lindsmühlen einen Erben erwartete? Friedrich Karl würde es ihr jedenfalls geſchrieben haben! „Ich ſay neulich Fanny Lindsmühlen. Sagte ich es dir ſchon? Sie ſah recht verblüht aus, und ſie war eigentlich mal ein ſehr hübſches Mädel.“ Oberhoff plauderte und riß den Freund in die Gegen⸗ wart zurück. 5 „Warum ſie damate nicht geheiratel hat? Heute wird es nun ſchwer ſein, einen Mann zu finden“, ſagte Karl Joachim, aber es klang gleichgültig. Wenn ich ihm geſagt hätte, daß mein neuer Verwalter micht einſchlägt, hätte es ihn auch nicht mehr berührt, dachte Oberhoff ſehr zufrieden. Sie plauderten nun noch von Verſchiedenem. Oberhoff erwähnte, daß er mit Baron Reuter, einem Nachbar, ber ein unangenehmer Patron ſei, einen gerichtlichen Streit habe wegen einer Grenze, die ſich als Wieſenſtreifen am Walde hinziehe. Ueberhaupt, das ſei ein großer Fehler vom alten Reuter geweſen, den Kerl zu adoptieren. „Dürfte es nicht geben. Der alte Name täuſcht dann, und irgendein Gauner, der es verſtanden hat, ſich einen alten Menſchen gefügig zu machen, verbirgt ſich unter dieſem Namen. Der Reuter— der ſieht mir ganz danach aus, als ob er bei Gelegenheit auch nicht mal vor einer Schandtat zurückſchrecken würde.“ „Verkehrt denn die Nachbarſchaft mit ihm?“ „Ja! Mit etwas Zurückhaltung allerdings. Ich wun⸗ dere mich, daß er gerade in Henninghofen den meiſten 80 ſaftlichen Halt findet; das iſt nicht bloß mir ein Rätſel. Adelheid von Lindsmühlen war immer ſehr wähleriſch im Ausſuchen ihrer Freunde. Nun, er hat es eben ausgezeichnet verſtanden, ſich unentbehrlich zu machen. Es ſind in Henninghofen vor dem Tode Friedrich Chriſtians eben immer allerlei Geſchäfte zu erledigen ge⸗ weſen.“ „Du erzählſt mir das alles nicht ohne Abſicht. Willſt du nicht deutlicher werden?“ „Ich fürchte, daß Reuter Henninghofen kaufen wird.“ „Kaum! Mein Bruder ſagte mir, daß es ihm gehört. Er hat alles geregelt, wenngleich auch Tante Adelheid bis zu ihrem Tode das Gefühl haben ſoll, als ſei ſie die Herrin. In dieſem Punkt war mir mein Bruder ſehr ſympathiſch.“ In allen anderen Punkten aber nicht, dachte ſich Ludwig Oberhoff, und betrachtete mit Kennermiene ſeine Zigarre. „Eine Aſche hat die, eine Aſche— einfach fabelhaft! Hier ſind übrigens noch andere. Probier die auch mal.“ Darin war nun der biedere Oberhoff direkt ein Meiſter. von einem Thema auf ein anderes zu ſpringen. Von den Henninghofern war nicht mehr die Rede, . aber Karl Joachim dachte noch daran, als er ſpäter in ſeinem auspackte. ſchönen, gemütlichen Zimmer weilte und ſeinen Koffer * Was will dieſer Reuter ſo oft in Henninghofen? Sind die beiden Frauen ſo arglos, daß ſie nicht ſehen, mit welchem Mißtrauen man ringsum den Mann betrachtet? Oder gibt es da noch Sachen, die meinem Bruder ver⸗ ſchwiegen worden ſind? Nachdenklich ging er im Zimmer auf und ab. Der Ge⸗ danke brach ſich Bahn, den beiden Frauen eine größere Summe zur Verfügung zu ſtellen und ſie zu bitten, den Verkehr mit dieſem Menſchen aufzugeben. Aber— wenn nun dieſer Verkehr ſich auf etwas ganz anderes ſtützte, als er jetzt vermutete? Wenn nun Fanny und Reuter ein Paar werden wollten? Dann müßte man die beiden Damen erſt recht warnen! Der Gedanke war einfach gedacht, aber ſchwer aus⸗ zuführen. Erſtens wollte er nicht aus der Verborgenheit heraustreten, zweitens konnte ſein Dazwiſchentreten falſch, aufgefaßt werden. Nun, er wollte einmal die nächſten acht Tage abwarten, vielleicht brachten die bereits ein klares Bild. Möglich aber war es ſchon, daß von Friedrich Chriſtians Zeiten her eben doch noch Sachen zu erledigen waren, die die beide Damen jenem Reuter anvertraut hatten. * 6500* Wütend ballte Friedrich Karl von Lindsmühlen den Brief zuſammen, den er ſoeben mit der Frühpoſt erhalten hatte. „Was fällt dieſer Kreatur ein! Will er mich zum Narren halten? Uebermorgen iſt der zweite September. Ich habe bereits alles zu meiner Reiſe nach Henninghofen vorbereitet, und jetzt verſchiebt dieſer Kerl die ganze An⸗ gelegenheit. Aber ich werde trotzdem fahren. Ich will doch einmal ſehen, wer von uns beiden zu beſtimmen hat.“ Ganz laut ſprach Lindsmühlen zu ſich ſelbſt. „Ich brauche Geld, viel Geld! Kornelia koſtet mich ſchon ein Vermögen. Am zehnten Oktober! Weshalb da? Was führt er im Schilde? Nun, ich werde mich vorſehen. oll nicht glauben, daß er mich überliſten kann, der Er Schuft.“ Fortſetzung folgt.) Allenſtein. 7 Dez. Der mit mehreren Per⸗ Von Hans Bauer. Poſchak galt in Käthes Stadt als größter Schauſpieler: anderer Backfiſche und Frauen als begehrenswerteſter Mann der Stadt. Man hatte ſeine Photographie im Handtäſchchen ſtecken, erzählte ſich von ſeinen Freundinnen, ſtellte ſich nach Premieren vor der Theatertür auf. Das heißt, dies letzte tat Käthe nicht. Ihr war ihre Ver⸗ ehrung nicht etwas, das ſie zur Schau ſtellte und ſich in Läppiſchkeiten umwandelte, ſondern ein in tiefer Seele Sitzen⸗ des, das den künſtleriſchen Leiſtungen Poſchaks galt. Sie wußte nicht viel von dem Menſchen, meinte aber, daß ein ſo großer Künſtler ein bedeutender Menſch ſein müſſe, und verehrte in ihm das Abbild ſeiner Künſtlergröße. In wolkenhoher Ferne ſchwebte ihr dieſer Poſchak. Wie ſo anders mußte der ſein als das, was in ihrer Nähe herumkroch, dieſes Abgenutzte, Kleine. Herrgott: es gab Frauen, denen dieſet nahe ſtand. Käthe hatte keine Hintergedanken, wenn ſie mit leuchtenden Augen über Poſchak ſprach. Sie war zu dutzenden Malen hingeriſſen worden von ſeinem Spiel. Da geſchah eines Abends das Unerhörte. Sie ging durch die Straßen der Stadt ſpazieren und blieb eben vor einem Laden ſtehen, als ein Mann, der wühl hinter ihr hergegangen war, ſich hinter ſie ſtellte und ein Anknüpfungsgeſpräch begann. Käthe drehte ſich um, ihrer Gewohnheit in ſolchen Fällen ge⸗ mäß, um ſchweigend weiterzugehen. Als ſie erkannte, daß jener Fremde der Schauſpieler Poſchak war, durchzuckte es ſie. Eine Welle heißen Blutes ſchoß in ihren Kopf. Sie war für einen Augenblick hilflos. Dann ſtotterte ſie etwas heraus, das dem Anſprechenden jedenfalls nicht den Mut nahm, den Faden weiterzuknüpfen. Er ſprach weiter auf Käthe ein und fragte, als er ſie ein Stück geleitet hatte, ob ſie mit ihm eine Taſſe Kaffee trinken möchte. Käthe wagſe gar nicht, zu verneinen. Das ſchien ihr einfach nicht mögßſich, dieſem Manne etwas abzuſchlagen. Ein Gefühl, gemiſcht aus greazenloſer Beſeligung, viel Furcht und ein ganz klein wenig Verwunderung bebte in ihr. Ob ſie es ſagen ſollte, daß ſie ihn lannte... ob er ſelbſt ſagen würde, wer er war? Käthe wollte abwarten und ja nichts Dummes tun. Der Schauſpieler plauderte über allerlei Belangloſigkeiten. Ueber Wetter, Empfehlbarkeit der Raffeehäuſer und ähnliches. Nach einer Wegviertelſtunde ſtanden ſie vor dem Palaſtcafé. Poſchat lud Käthe ein. Käthe bekam Herzklopfen und wollte etwas ſtammeln. Daß ſie nicht vorbereitet ſei und... Da ſchlug aber ſchon die Tür ins Schloß. Als Käthe dem Schauſpieler gegenüberſaß und in das Ge⸗ ſicht ſah, das ihr von der Bühne hürunter zu ſo vielen Malen Schmerz und Freude, die es ausdrückte, in ihr eigenes Herz getragen hatte, war das Gefühl ihrer Beklemmung auf einen durch gemildert, daß jetzt, aus der Nähe, Poſchaks Geſicht weder das eine noch das andere aus drückte. Käthe lauſchte auf jedes ſeiner Worte, als gelte es, hinter jedem eine tiefere Bedeutung 5 erraten. Als ſie eine Weile im Café geſeſſen hatten, ſchaute oſchak auf ſeine Uhr, ſtellte 115 daß es ein viertel Zehn ſei, und daß noch die Möglichteit beſtünde, ſich anderswo ein wenig zu Küche sch, Vielleicht in einem Weinreſtaurant. äthe ſchien abwehren zu wollen. Poſchak griff an ihren Arm, ſtrich über ihn hin und ſchaute ihr bittend ins Geſicht. Er, der große Schauſpieler! Ihr, der Käthe! Durch Käthes Kopf e Scharen von Gedanken. Aber ein Kehrreim klang immer wieder: Warum dies? Nun, Poſchak wollte ein kleines Erlebnis haben. Das war offenbar. Er hatte ſich an irgendeine gewandt, die ihm gefiel. Zufällig an ſie. Was wollte er von ihr? Mit ihr plaudern? Eine Unterhaltung anknüpfen? Du lieber Gott! So einer, der Hunderte von Frauen ſchon um ſich gehabt hatte. Nein, nein: er ſah in ihr eine angenehme Variation dieſer hundert anderen. War das für ihn erlaubt? Das durſte er. Und ſie! Käthe fühlte nur dies eine: an ihr hing es jetzt, dem großen Künſtler etwas zu gewähren oder abzuſchlagen. Käthe ſchwindelte vor dieſem Gedanken. Ihr war die Macht gegeben, ihm ein Leid oder ein wenig Freude zu geben. Ihm, der ſie mit heiliger Ehrfurcht erfüllte. Der Gedanke dieſes Machtbeſitzes berguſchte Käthe. Sie dachte nicht daran, was ihr heute geſchehen könnte. Sie erkannte zum erſten Male die Relativität von Prinzipien. Wenn ein anderer ſie zu ſo ſpäter Stunde in ein Weinreſtaurant hätte einladen wollen, ſie hätte nur verächtlich gelächelt. Aber hier, hier brach das alles zuſammen. Sie hielt das plötzlich nicht mehr für ſo wichtig, ob man um elf oder um ein Uhr oder überhaupt nicht nach Hauſe komme, und was man bis um elf oder bis um ein Uhr oder bis zum Morgen täte. Etwas anderes hatte ſie dem übergeordnet, das ſie, das kleine Mädchen, bisher ſür das Endgültige gehalten hatte. Sie fühlte ſich emanzipiert von dieſem. Es war eine geheime Ahnung in ihr, daß derjenige größer, beſſer und überlegener ſei, was immer auch er täte, der die Saiten ihrer Seele ſo oft zum Schwingen gebracht hatte, als es diejenigen waren, die, in den Trott ihres Tages geſpannt, ihr jemals Regeln auf den Weg gegeben hatten. Käthe nickte. Ja, ſie werde mitkommen. Nach wenigen Minuten gingen ſie. Poſchat beſtellte eine Droſchke. Am Hubertusplatz verließen ſie den Wagen und gingen in einen Weinkeller. Als Käthe drei Glas von einem ſüßen, dunklen, roten Wein getrunken hatte, fühlte ſie die Dinge rundum ſich leiſe gegen- einander verſchieben. Käthe wußte, wo es hinaus wolle. Aber, was geht auf Erden über die Art, wie er den König Lear und den Doktor Fauſt und den Fuhrmann Henſchel ſpielt? Dies ſtand über allem. Wer ein ſo großer Künſtler war, der hatte übergehenden neugierig angegafft— ein Anrecht auf alles, alles.. Als Käthe das fünfte Glas getrunken hatte, war auch Poſchak in gehobener Stimmung und erzählte und plauderte immer geläufiger und... ſagte gelegentlich, er ſei ein Fabrik- beſitzer aus der Umgegend. „Ein Fabrikbeſitzer?“ ſtotterte Käthe.„Aber Sie ſind doch der Schauſpieler...!?“ ö „Pfui Deubel!“ lachte Poſchak.„Ich hatte gedacht, Sie kennen mich nicht. Na, wenn Sie ſchon wiſſen...“ „Na, wenn Sie ſchon wiſſen..“ In Käthe zerriß etwas. Wie, er legte keinen ſo großen Wert darauf, nie, niemals ver⸗ kannt zu werden? Auch vor den Fremden nur der eine, einzige zu ſein? Nicht allein, daß er der große Schauſpieler war, hatte ihn glauben gemacht, ſie aus ihrem Geleiſe reißen zu Bükken Er hätte auch irgendein dahergelaufener Anderer ſein ürfen? Einem ſiegesgewiſſen Poſchak, der frech in ihr Leben ein⸗ gebrochen wäre und gefordert hätte, weil er der große Poſchak war: alles, alles hätte ſie dem gegeben. Aber dieſem! Dieſem, der da glaubte, daß er auch ein beliebiger Fabrikbeſitzer ſein könnte, ein Herr X. oder Y. oder ſonſtwer? Nach ein paar Minuten ſagte Käthe, daß ſie einmal an die friſche Luft müſſe. Und als er widerſprach, da ließ ſie ihren Hut hängen, wo er hing, und ſagte dann ſpäter zu Hauſe, ſie habe ihn bei einer Bootsfahrt verloren. In Zukunft mied ſie Gipfelpunkt gelangt. Und dieſe Beklemmung wurde nicht da⸗ Von W. G. ban Nous. Aus dem Holländischen von E. Otten. „Bitt' um einen Kreuzer!“ 1 i Der Herr blickte nicht einmal auf, ſondern lief raſch weiter, den Kragen ſeines Mantels hoch emporgeſchlagen. N Es war ſechs Uhr, kalt, eine graue Abenddämmerung im Februar. Fritz blickte dem Herrn nach, ſtarrte noch einmal nach rechts und nach links in die verlaſſene Einſamkeit des Parks, dann in die Parkſtraße, wo er in weiter Ferne den Schimmer einer Laterne ſah; darauf trippelte er noch einmal hin. und her, blies ſich in die Hände, vergrub ſie dann wieder in die Hoſentaſchen und ſchlenderte der Stadt zu. N Es war doch nichts mehr zu machen. Von zwei Uhr an hatte er ſchon fröſtelnd dageſtanden— und was hatte er verdient? Vier Kreuzer. Wenn er damit heimkam. Das würde was Schönes geben! wie wütend würde ſie⸗ ſein! Roſe war nach der anderen Seite geſchickt, nach Tivoli— die würde wohl auch nicht allzuviel mitbringen. Jeder von ihnen mußte zwanzig Kreuzer abliefern— zwanzig mindeſtens— ſonſt Er ſah ſeine Mutter mit den drohend geballten Fäuſten ſchon vor ſich. Na— daran lag ihm nichts! Wenn ſie ſchlug, dann ſchlug er zurück.. Aber der Vater! Wenn der anſinge, dann würde er einfach davonlaufen, wie Hans im vorigen Jahre. Von ihm ließ er ſich nichts gefallen, auch nicht das geringſte. Aber das Schlimmſte war, wenn ſie ihm nichts zu eſſen gab. Er war ſo hungrig l Nun lehnt er ſich an einen Laternenpfahl vor einem großen Haufe; ein Wagen wartet davor, Der Kutſcher ſitzt, in ſeinen großen, breiten Pelzkragen Schlag hoch oben auf dem Bock, =. und der Diener öffnet den lag, während die Haustür ge⸗ 0 10 05 wird. Ein matter Lichtſtrahl dringt aus dem hellerleuch⸗ teien Veſtibül auf die Straße. Stimmen erſchallen. „Auf 1 Mutter! Komme nur nicht mit bis an die Tür! Es iſt ſehr kalt! „Iſt Henri warm genug gekleidet!“ alle Theaterſtücke, in denen Poſchak auftrat. „Oh, gewiß!“ Eine verſchleierte Dame in ſchwerem Pelz tritt, einen Knaben führend, aus dem Hauſe und beſteigt den Wagen. Der Schlag wird zugeworfen, der Diener klettert ge⸗ ſchwind auf den Bock— und fort geht's in raſendem Tempo. Fritz blickt ihnen gleichgültig nach und läuft hinter ein paar Herren her, die in ein eifriges Geſpräch verwickelt ſind. Der eine von ihnen hat eine harte, ſchrille Stimme, die in der ſtillen Straße unangenehm widerhallt. „Bitt' um einen Kreuzer— ich hab' ſolchen Hunger!“ Die Herren hören nichts. f „Ich bitt' ſchön! Es iſt ſo kalt und mich hungert!“ „Scher' dich zum Teufel!“ Es war der Herr mit der un⸗ angenehmen Stimme. 8 5 Fritz biegt um die Ecke und kommt in eine breite, vor⸗ nehme Straße. Aus den Souterrains, wo die vergitterten Fenſter geöffnet ſind, dringt der warme Küchengeruch herauf. Gierig ſaugt er ſie ein, die Düfte ihm unbekannter, Speiſen und Gerichte. Hunger und Begierde. überwältigen ihn. Die Wärme tut ihm wohl. und ſo ſchmiegt er ſich ſo dicht wie möglich an das Gitter. Aber bald bexeitet ihm der Geruch all jener Speiſen ein merkwürdiges, ohnmachtähnliches Gefühl. und er fängt an, ſo lange und anhaltend zu gähnen, bis ſeine Kinnbacken ihn ſchmerzen. a. 4 a „Ich bitt' ſchön— können Sie mir nicht etwas zu eſſen geben?“ klagt er. 5„ 5 Eines der Mädchen, das eben dabei iſt, in einer großen Schüſſel die Speiſen anzurichten, zuckt zuſammen. 4 „Dummer Junge— du haſt mich heillos erſchreckt! a „Ach, bitte, Fräulein, geben Sie mir doch was zu eſſen! „Mach' daß du forttommſt!“ 0 Er gelangt in eine weniger vornehme Straße und bleibt vor einem Bäckerladen ftehen. Dort liegen im hellen Schein der Gasflammen einige Reihen herrlicher Brote in der Aus⸗ lage, appetitlich, verlockend mit ihren hell⸗ und dunkelbraunen Kruften. Auf dem Ladentiſch große Bleche voller Brötchen. Wenn er ſich ein paar der letzteren taufte! Dann würde er teinen Kreuzer mit nach Hauſe bringen und einen fürchter⸗ lichen Skandal erregen. Wenn er aber die vier Kreuzer brachte, dann war es auch nicht recht und ſicher kriegte er nichts zu eſſen. Die Tür iſt nur angelehnt— und die Glocke läutet nicht, da er eintritt. Er iſt allein dort— ganz allein— und rings um ihn der Duft friſchen, warmen Brotes. Kommt denn niemand? Er ſieht ſich um und horcht. Alles bleibt ſtill. Sollte am Ende gar niemand dg ſein? Er tritt etwas ſeſter auf. Noch immer bleibt alles ſtill. Aber da plötzlich hört er ganz hinten im Hauſe Stimmen; da wechſeln Mann und Frau rohe Worte. Eine an der Wand ſtehende Bank bewegt ſich— eine dicke, alte Katze ſteht langſam auf, gähnt ſich gemächlich aus, ſpringt auf den Boden hinunter und geht langſam hinaus. Auf allen Seiten Brot.. hoch aufgeſtapelt oder in langen Reihen geordnet. Und gerade vor ihm, auf dem Ladentiſche, eine Menge kleiner Kuchen.. Aber dort, das große Brot erſt, wenn er das hätte! Seine Augen ſtarren unabläſſig auf ein Weizenbrot; eine kaum zu bändigende Gier erwacht in ihm und wächſt von einer Sekunde zur anderen. Er ſchaut auf die Straße.— Alles iſt ſtill— hinten im Hauſe noch immer dumpfes Stimmengewirr. Seine in der Taſche vergrabene Hand läßt die Kreuzer los; noch einmal ſieht er ſich ängſtlich um— dann ein Griff nach dem Brot— und raſch auf die Tür zu— durch den heftigen Ruck ertönt ſchrill die Glocke—, dann die Straße hinaufgeſchlichen, an den Häuſern entlang, das Brot ſeſt an ſich gedrückt. Aber noch iſt er nicht weit gegangen, als er auch ſchon jemand hinter ſich hört. Eine Hand legt ſich auf ſeinen Nacken. „Gerad' erwiſcht!“ brummte eine Stimme. Fritz läßt das Brot fallen und ſtößt es mit dem Fuße ſort. „Nein, mein Lieber, ſo haben wir nicht gewettet! Heb' es geſchwind wieder auf!“ ſagt der Poliziſt.„Ich habe alles ge⸗ ſehen— dich wollen wir ſchon kriegen! Vorwärts jetzt— marſch!“ 0 „Ach, laſſen Sie mich los, lieber Herr, meine Mutter wird's bezahlen!“ jammert der Junge. „Kein Geſchwätz— marſch!“ ruft der Poliziſt, ihn unſanſt am Arm packend. So durchwandern ſie mehrere Straßen— von allen Vor⸗ ieri Fritz ab und zu einen vergeblichen Verſuch machend, den Mann zu erweichen, bis ſie endlich zur Wachtſtube gelangen. Fritz wird in einen kleinen, gut durchwärmten Raum ge⸗ ſchoben, in dem ein anderer Poliziſt beim Schein einer Gas⸗ lampe die Zeitung lieſt. Dieſer blickt auf. „Na, was gibt's?“ „Der hat ein Brot geſtohlen in der Kurſtraße.“ „So?!— Leg's nur dahin, du Taugenichts!“ Er ſieht Fritz noch einmal ſcharf an und lieſt dann weiter. Nach einer Weile fragt er:„Wann kommt RNaders?“ „Ich denke, in einer Stunde!“ N 5 „So!“ Und zu Fritz ſagt er:„Du kannſt dich auf die Bank dort ſetzen!“ Noch immer bleibt der Junge ſtehen, während der Mann, der ihn verhaftete, an ein kleines Pult tritt und gleichgültig fragt: „Wie heißt du?“ „rig!“ „Seufert!“ „Wie alt?“ „Vierzehn Jahre!“ ö 2 1 7 „Leben deine Eltern noch?“ Nachdem der Junge diese Frage durch ein leichtes Kopfnicken bejaht, fragt ex weiter:„Was iſt dein Vater?“ N 35 i „In der guten Zeit Tagelöhner— aber jetzt. 5 „... hat er wohl keine Arbeit?— Warum haſt du denn das Brot geſtohlen?“ 5 5 „Ich war in dem Laden, um etwas zu kaufen; aber es kam kein Menſch— und ich hatte ſolch furchtbaren Hunger!“ „Aber da biſt du jetzt auch nicht beſſer daran!“! 5 „Nein... Und da warf Fritz einen faſt bösartigen Blick auf das Brot. Der Schutzmann betrachtete flüchtig die dürftigen Kleider, die dem Jungen viel zu groß waren: ein Rock, deſſen Schultern faft bis auf die Ellenbogen rutſchten, eine weite Hoſe, die er ſich mit einer dicken Schnur um den Leib gebunden, ein Paar heruntergetretene, viel zu große Pantoſſeln, und durchlöcherte Strümpfe.. 5 Er ſchüttelte den Kopf. 7 0 5 „Menſch— Menſch— was ſoll denn aus dir werden?! Du mußt doch einſehen. daß du auf dieſe Weiſe ganz und gar auf den falſchen Weg gerätſt... Du wirſt noch mal mit dem Zucht⸗ haus enden!“ 4 Fritz antwortete nicht. Das waren für ihn nur leere Worte. Auf ſeinem gelblich⸗bleichen, ſchmalen Geſicht mit ven enn gefallenen Wangen und den alten Zügen lag ein ſaſt tieriſcher Ausdruck. 8 „Biſt du jetzt noch hungrig?“ 1 a „Ja, ſehr!“ Und für einen Augenblick trat etwas wie ein lebhafter Ausdruck in die wäſſerigen, mattblauen Augen, mit denen er den Poliziſten anſtarrte. Dieſer ſtand auf, nahm ein Päckchen von einem Regak, öffnete es und reichte dem Jungen ein Butterbrot hin. Dieſer ſchoß ſo gierig drauflos, daß der andere ſeine Hand erſchrocken zurückzog.. 4 „Herrgott, du machſt ja einem ſaſt bang!“ 1 Fritz hatte ſchon angebiſſen, gekaut und hinuntergeſchluckt und kaute und ſchluckte nun wieder mit der Gefräßigkeit eines Tieres, das alles verſchlingt, ohne es erſt zu koſten. In wenigen Sekunden war das ganze Butterbrot verſchwunden. 1, „Du hätteſt dich anſtändig bedanken können! Und nun ſetz dich dort auf die Bank— da an die Wand an den Ofen. Du mußt noch ein wenig warten!“ a Der Junge tat, wie man ihm geheißen, nachdem er am glühenden Ofenrohr raſch ſeine Hände ein wenig gewärmt. Der Poliziſt nahm ſeine Zeitung auf und las. Das Gas ſummte, das Papier kniſterte, die behagliche Oſen⸗ wärme tat wohl, und die Wanduhr tickte eintönig weiter. Nach einer Weile blickte der Mann auf. 5 5 Der Junge war allmählich ſchräg auf die Bank hingeſunken, hatte die Beine hochgezogen und lag, behaglich ausgeſtreckt, mit der Mütze unter dem Kopfe, dort; er ſchlummerte. Der Poliziſt ſtand auf, trat an den Ofen und betrachtete den kleinen Vagabunden aufmerkſam und gutmütig. Das ſchmale Geſichtchen ſah noch eingeſallener aus und war wachs⸗ bleich. Das fahlbraune Haar hing ihm bis tief in den Nacken und die Stirn war kaum zu ſehen. Die viel zu weiten Aermel waren zurückgerutſcht und ließen die Gelenke frei. Der Junge ſchlieſ nicht ruhig. Offenbar träumte er. Auf dem Rücken liegend, hielt er beide Hände feſt zuſammengepreßt, als ob er etwas halte, was er nicht mehr loslaſſen wollte. Seine Lippen bewegten ſich unaufhörlich; um ſeinen Mund lag ein Saite Ausdruck 0 a Der Poliziſt beugte ſich horchend zu ihm nieder. Leiſe, faſt unhörbar ziſchten durch die ſchmalen, halb ge⸗ öffneten Lippen wilde Verwünſchungen. Plötzlich freckte das Kerlchen wie abwehrend beide Hände aus: „Nicht ſchlagen, bitte, bitte— nicht ſchlagen!“ Der Poliziſt ſchürte das Feuer. N Erſchreckt ſuhr Fritz aus dem Schlafe empor und ſah, mit weit geöffneten Augen ängſtlich um ſich; aber beim Aublick des Oſens, des Gaslichtes und des Poliziſten begann dieſer Aus⸗ druck allmählich zu verſchwinden. a a Er blieb ruhig liegen— ſeine Lider ftelen dann langſam wieder ſch. Und er konnte es doch nicht länger aushalten vor Hunger. Alſo vorwärts! 8 Kopfſchüttelnd blickte der Poliziſt auf ihn herab und kehrte auf ſeinen Platz zurück 15. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Er brach ab, dachte an ihre wundervolle Stimme, an ihren ſeelenvollen Vortrag, und die ganze Ungeheuerlich⸗ keit kam ihm zum Bewußtſein. Dieſes ſchöne Mädchen mit der herrlichen Stimme ge⸗ hörte ins Leben hinaus. Es mußte einfach alles getan werden, damit ſich ihre Unſchuld in Sachen des indiſchen Armbandes herausſtellte, und dann mußte ſie ins Leben hinaus, denn ſie verkroch ſich doch nur, weil die Schande dieſes elenden Verdachtes ſie niederdrückte. Nun, er würde ja ſehen. Jedenfalls wollte er alles für ſie tun, damit ihre Unſchuld ans Licht kam und ſie den Platz im Leben einnahm, der ihr dank ihrer Schönheit und Jugend und ihrer göttlichen Stimme gehörte. In Ellinor aber jauchzte es: „Ich darf bei ihm bleiben! Lieber Gott, ich danke dir! Ich dante dir von ganzem Herzen für dieſes Glück!“ Sie ſteckte ſich das Lockenhaar zuſammen, drehte ſich den häßlichen Knoten und ſetzte ſich die Brille wieder auf. Sie wußte nicht, wie bedauernd er ihr dabei zuſah. Wenn ſie es nur hätte ahnen können, wie aufmertſam er ſie anſah, wie er jede ihrer Bewegungen ſtudierte! Doch ſie wußte es ja nicht, wußte nicht, wie gütig ſich Gott gegen ihn erwieſen. Schweigend ſchritten ſie nebeneinander ins Schloß zurück. ö * 4.* Vayburg entſchloß ſich, nach Meran zu fahren. Olden⸗ berg wußte nicht recht, was er bei der Sache zu tun hatte. Es war doch gefährlich, den alten Kammerdiener, der zwar ſehr bewandert, aber eben doch alt war, mit Vayburg und Hilda Hardegg allein in die Welt hinauszuſchicken. Erſt als er den Kammerdiener mit ruhiger, gewiſſen⸗ hafter Sorgfalt die Reiſeroute zuſammenſtellen ſah, war er beruhigt. „Meran und Bozen, wie einfach das iſt! Ich war mit meinem früheren Herrn in Afrika und Indien, dann in Japan, Rußland“, ſagte der Alte wie beiläufig, aber Oldenberg wußte doch, daß es den Diener verletzt hatte, daß man ihm ſo wenig zutraute. Und Oldenberg dachte, daß doch auch Fräulein Har⸗ degg ſehr zuverläſſig ſei. Was ſollte denn da paſſieren? Er würde den beiden obendrein noch größte Sorgfalt ein⸗ ſchärfen bei der Abreiſe. „Wenn ich nur wüßte, was er ausgerechnet in den Bergen will! In die Berge reiſt man doch, um die Schön⸗ heiten der dortigen Natur in vollen Zügen zu genießen.“ Ganz bekümmert ſagte Oldenberg es zu ſeiner Frau. Die ſah blaß aus, und ihre Augen hatten einen ver⸗ ängſtigten Ausdruck. Schließlich fiel ſie ihrem Manne um den Hals. „Hermann, wenn er nun in die Berge reiſte, weil— weil „Ach, was du denkſt, du Dummchen. Er war die ganze letzte Zeit über ſo fröhlich; er hat das Leben wieder lieb gewonnen und wird es nicht von ſich werfen. Früher hab' ich das manchmal gefürchtet, wenn er gar ſo apathiſch und in ſich gekehrt vor ſich hin ſann. Aber über dieſen toten Punkt iſt er hinaus, da glaube ich mich verbürgen zu können. Bloß— flau iſt mir auch ein bißchen, weil dieſe ganze Reiſe gar ſo ſeltſam iſt. Ob ich doch nicht lieber mitfahre? Hier könnteſt du doch auch noch nach dem Rechten ſehen, Kläre. Und dann iſt jetzt auch nicht mehr allzuviel zu tun. Was meinſt du, meine Kläre?“ „Wenn es ſich um das Wohl unſeres Wohltäters han⸗ delt, dann hat alles andere zurückzuſtehen. Auch meine rieſengroße Sehnſucht nach dir, Hermann“, ſagte ſie ein⸗ Er nahm ſie in die Arme. „Kläre, ich bin viel, viel reicher als unſer armer Freund.“ „Ja! Und reiſe ruhig mit, denn wir hätten hier ja doch keine ruhige Minute“, ſagte ſie gütig. „Nicht nötig, Frau Kläre. Ich reiſe allein mit meinen zwei Getreuen.“ Groß und ſchlank ſtand Vayburg in der Tür. Ohne Hund, ohne jede Begleitung. Oldenburg ging ihm entgegen. „Du wirſt dich noch gehörig anrennen. Wie kannſt du denn deinen Hund nicht an die Leine nehmen? Wo iſt das ungetreue Vieh denn nur?“ „In meinem Zimmer. Ich habe ihn angebunden, weil ich allein zu euch gehen wollte und es auch unbeſorgt konnte, Gott ſei Dank!“ N Sie ſahen ſich an. Kläre zwinkerte ihrem Manne zu, und er zwinkerte zurück: Jeſſas! Doch nicht etwa...— Uebergeſchnappt?“ „Wir wollen uns ſetzen. Ich habe euch doch etwas Wundervolles zu erzählen.“ Eine Weile herrſchte Schweigen im Zimmer. Dann aber erfuhren Oldenbergs die Wahrheit! Eine Weile ſaßen ſie wie gelähmt da, dann ſchrie Her⸗ mann Oldenberg auf: „Ernſt, daß es— ſo etwas— gibt! Solch ein Wunder unſeres alten Herrgotts!“ Ihm liefen die dicken Tränen über die Wangen, und er drückte dem Freunde krampfhaft die Hände. Frau Kläre aber ſaß ganz ſtill, und ihr liebes Geſicht war weiß und zuckte. 5 Vayburg nahm die entſtellende Brille ab. Sie blickte zum erſten Male in ſeine Augen. In dieſe hellen, adler⸗ ſcharfen, ſchönen Augen. Sie wollte etwas ſagen, brachte jedoch kein Wort über die zitternden Lippen. Da beugte er ſich über ihre mütter⸗ lichen Hände und küßte ſie. a „Liebe Frau Kläre“, ſagte er. Olvenberg umarmte den Freund. „Das wollen wir feiern. Mir iſt noch ganz wirr im Kopfe, aber gefeiert muß es werden.“ Der reiche Blin „Nein! Es braucht keine Feier! Zudem dürft nur ihr beide es vorläufig wiſſen— niemand ſonſt! Alſo Vor⸗ ſicht! Ich habe ſchwerwiegende Gründe.“ Das Ehepaar nickte. Wenn beide ihn vielleicht auch nicht verſtehen konnten, ſo ehrten ſie doch ſeine Gründe. „Solange haſt du dich ſchon verſtellt? Wie gut, daß ich mich nie verſtellt habe, denn da könnte ich jetzt fliegen. Du hätteſt dir in aller Ruhe die ſchönſten Dinge beobachten können. Na, ich hab' ein reines Gewiſſen!“ meinte Her⸗ mann Oldenberg ſchmunzelnd. „Ja, das haſt du! Und ich will dir auch gleich noch ſagen, wie ich mir unſere Zukunft denke.“ Er erzählte ihnen ſeinen Plan mit Schloß Illgenheim, und ſie waren ſprachlos. Dann dankten ſie ihm voll über⸗ ſtrömender Herzlichkeit. Ganz zuletzt ſagte er noch: „Und nun wißt ihr ja, weshalb ich in die Berge will. Das Klima ſoll meinen Augen gut tun. Dann komme ich zurück und bin geſund und ſtark— und vielleicht auch ſo glücklich wie du, Hermann. Und nun bringe mich hinüber! Nur noch bis übermorgen, dann geht's fort, und ich hoffe, als ein glücklicher Mann wiederzukommen.“ Hermann brachte den Freund ins Schloß hinüber. Er kam dann ſofort wieder herüber und beſprach dieſe faſt unglaubliche Schickſalswende des Freundes mit Kläre. Die war auch noch ganz benommen; aber es war Wahrheit, und es konnte wohl kaum jemanden geben, der ſich mehr über dieſe Schickſalswende freute, wie ſie. Kläre meinte: „Welch ein ſchöner Menſch iſt Vayburg! Und was er da nur mit dem Glück meinte? Reiſt er vielleicht jemand nach? Kennt er bereits eine Frau von früher her, die ihn nur wegen ſeines Unglücks nicht zum Manne nahm und der er nun dieſen Glücksumſtand ſofort mitteilen will?“ „Die mag er ja ſitzenlaſſen! Da wird im Leben kein Glück daraus! Für ſo eine würde ich mich ſchönſtens be— danken, und ich kann mir nicht denken, daß Vayburg ſo einer jetzt nachrennen würde.“ Kläre gab ihm recht; aber was ſollte er denn ſonſt ge— meint haben? *. 2* Eine wundervolle Fahrt hatten ſie gehabt! Einzig ſchön. Vayburg lehnte in ſeiner Ecke und tat, als ſehe er auch hinaus in dieſe herbſtliche Schönheit der Berge. Er tat es vielleicht wegen der Mitreiſenden. Ellinor dachte es. Sie ſaß ihm gegenüber, und neben ihr ſaß der Kammerdiener. Er mußte nun einmal zur Be⸗ quemlichkeit ſeines Herrn mit im ſelben Abteil fahren. Und der alte Mann in ſeiner ſchweigenden Aufmerkſam⸗ keit fiel ja durchaus nicht aus dem Rahmen. Ellinor dachte, daß noch nie eine Bahnfahrt ſo herrlich geweſen ſei wie dieſe. Wenn es doch noch recht, recht lange dauerte, ehe ſie an ihr Ziel kamen! In dem Hotel in Meran waren Zimmer beſtellt. Das hatte Oldenberg ſich nicht nehmen laſſen. So kam es, daß man ſie bereits erwartete. Einige Stunden ſpäter waren ſie bereits eingewohnt, und das bunte Leben der ſchönen Stadt zog an ihnen vor⸗ über. Es fiel Ernſt von Vayburg ſehr ſchwer, ſeine Be⸗ gleiterin, die ihm bei einer Spazierfahrt gegenüberſaß, nicht auf dieſes oder jenes aufmerkſam zu machen. Aber noch durfte dieſes ſchöne, junge Mädel nicht die Wahrheit ahnen. Noch nicht. Zuerſt mußte ſie in ihrer wahren Ge⸗ ſtalt um ihn ſein. Er wollte ſie beobachten, wollte ſehen, was er für Erfahrungen machen würde, wenn ſie erſt be⸗ gehrt und begafft wurde. Jetzt war es doch ſo leicht für ſie, keuſch und züchtig zu erſcheinen, jetzt, wo kein Menſch ahnen konnte, was ſich hinter der häßlichen Maske ver⸗ barg. Sie blieben drei Wochen in Meran, Ehe ſie abreiſten, ſagte Vayburg eines Tages plötzlich: „Fräulein Hardegg! Ich will, daß Sie dieſe häßliche Maske ablegen. Von meinen Freunden weiß ich, wie Sie jetzt ausſehen. Sie ſollen das aber nicht mehr länger nötig haben, ſich ſo zu verſtellen. Nehmen Sie alſo fünfhundert Mark aus unſerer Reiſekaſſe und kleiden Sie ſich ein. Oder nehmen Sie doch lieber tauſend. Das heißt, ich habe über⸗ haupt keine Ahnung, was Sie dafür bekommen. Ich habe mich noch nie mit Koſten für Damenkleidung befaßt. Alſo tauſend Mark vorläufig— nicht wahr? Kaufen Sie alles, was zu einer guten Garderobe nötig iſt. Wir können dann ja noch nachkaufen.“ Ellinor war ſehr blaß geworden. „Herr von Vayburg! Ich möchte doch lieber in meiner alten Kleidung bleiben. Ich... mir iſt es ganz gleich, wenn ich häßlich ausſehe und— und...“ Was hatte ſie da tun wollen? Ihn vielleicht an ſein namenloſes Unglück erinnern? de burg.“ „Auf Wiederſehen! Ob tauſend Mark langen? Wenn ich doch bloß eine Ahnung hätte. Aber Sie werden es doch wiſſen. Halten Sie ſich überhaupt an keine beſtimmte Summe, kaufen Sie einfach ein, was Ihnen gefällt; guten Geſchmack ſetze ich voraus. Den werden Sie beſtimmt haben, wie ich Sie kenne. Alſo nochmals: Auf Wieder⸗ ſehen!“ Ellinor ging. Ging wie eine Traumwandlerin! Und es mußte doch auch alles nur ein ſchöner Traum ſein. Sie kaufte einfache gute Kleider. Da es am Tage noch ſehr warm war, wählte ſie auch einige helle Leinenkleider. Einige Paar elegante Schuhe, Handſchuhe, ſeidene Strümpfe, ſehr gute Unterwäſche beſaß ſie in Menge. Der Einkauf überſtieg die Summe von fünfhundert Mark nicht. Sie ging dann noch zu einem Friſeur und ließ ſich das Haar zurechtmachen. Ein dunkles blaues Kleid mit weißem Kragen und Manſchetten, einen Mantel aus leichter, dunkel⸗ blauer Seide, ein weißes Filzhütchen und dunkelblaue Wildlederſchuhe hatte ſie bereits angezogen. Weiße Glacé⸗ handſchuhe bedeckten die Hände. Eine kleine moderne Handtaſche gehörte dazu, und eine ſchöne junge Dame ſchritt über den alten Platz von Meran. Die Herren blickten begeiſtert hinter ihr her. Donnerwetter! Nun hatte man ſchon abreiſen wollen, weil nichts mehr los war, und nun tauchte plötzlich eine ſolche Schönheit auf! Beſſer, man blieb noch ein bißchen da. Zunächſt mußte man aber doch vielleicht einmal nach⸗ ſehen, wo ſie wohnte. So kam es, daß plötzlich ſehr viele Herren in der Richtung liefen, die die junge, ſchicke Dame eingeſchlagen hatte. Ellinor kümmerte ſich nicht darum. Laut und ſchmerzlich ſchlug ihr Herz. Ellinor dachte: Wenn Herr von Vayburg mich ſo ſehen könnte, ob— ich— ihm auch ein wenig gefiele?“ Gleich jagte ſie dieſen vermeſſenen Gedanken auch ſchon wieder von ſich. „Ich bin ihm ja ſo dankbar, daß er mich nicht davon⸗ gejagt hat, als er wußte, welch eine Komödie ich mir mit ihm erlaubt habe. Wie ſeltſam aber jetzt dieſer Wunſch von ihm iſt! Oder iſt er nicht ſeltſam? Kann Herr von Vayburg nur den Gedanken nicht ertragen, daß um ihn herum ein ſolcher trauriger Mummenſchanz aufgeführt wird? Aber es iſt ja auch alles gleich. Wenn ich nur bei ihm bleiben darf, denn ich liebe ihn— ich liebe ihn!“ Ernſt von Vayburg ſtand am Fenſter und erwartete ſie. Da ſie das weiße Filzhütchen tief in die Stirn gedrückt hatte, erkannte er ſie nicht gleich. Dann aber wußte er, wer da ſchlank und graziös auf das Hotel zuſchritt. Sein Herz ging raſch und laut. Ellinor Hardegg! Du ſchöne, kleine Ellinor Hardegg!“ dachte er. Dann ſah er die Herren, die hinter ihr her gekommen waren und nun lächelnd kehrt machten. Zorn war in ihm. Maßloſer Zorn. Es begann alſo ſchon jetzt! Und dann ſtand ſie vor ihm. Er ſaß im Stuhl und blickte ſie an. In ſeinen Augen hätte ſie ein verzehrendes Feuer ſehen können, wenn die Brille dieſe Augen nicht verdeckt hätte. Er aber dachte: So alſo ſieht ſie aus— ſo?! „Ich— habe— gekauft. Fünfhundert Mark haben ge⸗ reicht. Ich habe ſogar noch etwas davon zurückgebracht, Herr von Vayburg.“ Er tat gleichgültig. „So? Nun, das war nicht nötig. Hoffentlich haben Sie ſich nun nicht gerade die billigſten Fähnchen gekauft“, ſagte er, und ſeine Augen ruhten mit Entzücken auf der elegant, aber einfach gekleideten Mädchengeſtalt. Sie ſah ihn an. In ihren ſchönen dunkelblauen Augen lag ihre ganze, große Liebe. Sie gab ſich keine Mühe, dieſe Liebe zu verbergen. Er ſah es ja nicht. Vayburg aber dachte: Herrgott, ich danke dir! Wie reichlich ſchütteſt du deine wunderſamen Gaben über mich aus. 0 darauf klang ſeine Stimme gleichgültig an ihr r: „Nun ſpielen Sie aber auch dieſe zweite Rolle gut, Fräulein Hardegg. Es muß Ihnen nun natürlich Ver⸗ ſchiedenes neu ſein. Stellen Sie alſo ab und zu eine Frage an den Kammerdiener.“ „Ja, das muß ich wohl. Darf ich Ihnen nun das Buch vorleſen, Herr von Vayburg? Es waren nur noch vierzig Seiten.“ ö „Sie meinen, mein äfthetiſches Empfinden könnte das ja gar nicht berühren? Doch! Es iſt ſo! Ich weiß jetzt, daß Sie in einer Verkleidung ſtecken, und ich möchte das einfach nicht länger um mich haben. Alſo tun Sie mir ſchon den Gefallen.“ „Ja, ich werde alſo wieder Ellinor Hardegg ſein“, ſagte ſie leiſe. „Gut! Gehen Sie jetzt gleich! Kommen Sie gänzlich verändert wieder! Meinen Kammerdiener werde ich einige Stunden fortſchicken, und wenn er wiederkommt, erzähle ich ihm kurz, daß Fräulein Hardegg abgereiſt ſei, dafür werde ihre jüngere Schweſter jetzt das Amt einer Vor⸗ leſerin bei mir ausüben.“ N Darf ich jetzt gehen, Herr von „Ja— ſo geht es wohl. Vayburg?“ „Gewiß. Und kommen Sie alſo gleich völlig verändert zurück. Ich werde einſtweilen eine Stunde ſchlafen; die Luft hier macht müde. Sie werden es auch ſein, aber es hilft jetzt nichts; erft müſſen Sie ſich zu Ihrem eigenen Ich verwandeln.“ 1 „Gewiß! Ich freue mich darauf. Aber erſt hätte ich gern die Poſt. Wenn Sie alſo ſo freundlich ſein wollen? Man hat ſie vorhin hereingebracht.“ Ellinor zog den Mautel aus, legte ihn über einen Seſſel; dann nahm ſie das Hütchen ab. Die dunklen Locken umgaben den feinen Kopf, fielen in die weiße Stirn. Vayburg preßte die Lippen zuſammen. Dieſe Schönheit, dieſe Stimme, und das alles hatte ſich hinter dieſer Maske verborgen? War Ellinor Hardegg wirklich kein bißchen eitel? Die nächſte Zeit würde es ja lehren. Ellinor ſetzte ſich wie gewöhnlich zu ihm, öffnete die Briefe und wußte nicht, wie er jede Bewegung von ihr mit hungriger Gier in ſich aufnahm. 5 Ein feiner Duft ſchwebte zu ihm empor. Er kam aus dem Haar, das ſo duftig und wie dunkle Seldenſäden war. Dieſer feine Duft legte ſich ihm auf die Sinne. Eruſt von Vayburg wußte ſchon jetzt, daß die größte Probe erſt noch für ihn kam. Ellinor liebte ihn! Das war vorerſt ein köſtliches Gefühl!(Fort. folgt.) 1 Noman von Gert Nothberg 1 f „Ich bin nicht müde. Auf Wiederſehen, Herr von Vay⸗ Mufgefordert en beſetkde Kraftwagen des Lehrers Spree⸗ d aus Ortelsburg iſt in der Nacht im Ru⸗ „e Wald überfallen worden. Quer über Straße war ein Baumſtamm gelegt wor⸗ topf traf. Seinen Begleitern gelang es, ſleter dem Hindernis genähert hatte, fielen Schüſſe, von denen einer Spreewald in f traf. Seienen Begleitern gelang es, Wagen ſofort zu wenden, und den Ver⸗ len ins Krankenhaus zu bringen. Aus der Heimat. Sedenktage. 7. Dezember. 10 Der Naturforſcher und Mediziner Theo⸗ dor Schwann in Neuß geboren. in Eröffnung der erſten deutſchen Eiſen⸗ bahn Nürnberg Fürth. 5 f 35 Der Schriftſteller Paul Oskar Höcker in Meiningen geboren. Prot: Agathon. Kath.: Ambroſius. bunenauf. 7.50 Sonnenunterg. 15.52 Vadunterg. 1.53 Mondaufg. 13.03 Krippenzauber! Mit dem Advent iſt auch die Zeit der kippe wieder gekommen. Vielleicht geht man⸗ r Erwachſene lächelnd und hochnäſig an 1 Ktipperlmärkten und Krippenausſtellun⸗ u vorüber. Wer aber noch einen Sinn hat „ bollstümliches Empfinden, den überkommt im Anblick der Krippe immer wieder ein räumen von fernen Kindheitstagen. Als tte die Zeit, der Geſchmack ſich nie geändert, ſcheinen wie damals die Krippen und Krip⸗ ngeſtalten uns anzublicken. Immer noch ſind die gleichen bibliſchen Perſonen, die auf s wirken, immer noch iſt es der gleiche Tall, wo das göttliche Geheimnis ſich voll⸗ ht, immer noch iſt es das gleiche Getier, des dieſelben Brunnen, Palmen, Morgen⸗ me, die uns an Bethlehem erinnern. Für das Kind iſt die Krippe von jeher Gegenſtand des Entzückens, der Begei⸗ rung. Erfreulicherweiſe iſt in den Fami⸗ die Freude an der Krippe wieder im lachſen begriffen. Sie gehört ja eigentlich einem innigen, ſchönen Chriſtfeſt, genau ſo, e der Chriſtbaum ſelbſt. Dabei iſt die eihnachtskrippe etwas, was mit verhältnis⸗ lizig geringen Mitteln hergeſtellt werden An. Mit wenig Geld und Müh läßt ſich ein kipperl anfertigen. Es braucht ja kein Kunſt⸗ hrt zu ſein, auch eine ſchlichte, einfache Krippe acht Freude. Pie viel Segen kann doch die kleinſte ippe in der Kinderſeele wecken. Sie trägt ſentlich bei zur Vertieſung und Verinner⸗ hung des. Weihnachtsfeſtes. Darum ſollte Ktippe in keinem Hauſe mit Kindern feh⸗ 1 . Rarid Empfängnis. Am 8. Dezember geht die Kirche das Feſt Mariä Empfäng⸗ 5. Sie gedenkt der reinen Gottesmutter, die n dem Makel der Erbſünde frei blieb. ott wollte nicht Wohnung nehmen in einem mpel, der mit der Erbſünde befleckt ge⸗ ken wäre. Als die reine Magd Gottes lebt fort und fort, wo immer Chriſten Maria krehren. Das Feſt, das nur mehr kirch⸗ hen Charakter hat, wurde zuerſt von den könchen gefeiert. Auch dieſes Feſt weiſt in lter Bedeutung auf die kommende heilige acht hin. e Hindenburgs Stimme auf Schallplat⸗ .. Der Reichspräſident hat ſeine am 4. tober d. J. gehaltene Dankanſprache zugun⸗ n der Hindenburgſpende für den Schall⸗ attenhandel freigegeben. Dieſe Anſprache zu⸗ amen mit Hindenburgs letzter Sylveſterlund⸗ bung iſt jetzt als Schallplatte erhältlich. „ Ausäſten von Bäumen an Telegrafen⸗ Fiungen. Auf Grund des Paragraphen 4 s Telegrafengeſetzes vom 18. Dezember 1899 ho die Beſitzer von Baumpflanzungen längs iſtehender Telegraſenlinien behördlicherſeits worden, gelegentlich der im iht dieſes und im Frühjahr kommenden gahtes ſtattfinde den Ausäſtung der an die * Linien vorhandenen Bäume, dieſe ſoweit uſchneiden, daß Berührungen mit den hebeifühhrenden Telegrafen⸗ und Fernſprech⸗ lungen auch beim raſchen Wachſen der ume ausgeſchloſſen bleibt. Wann ſteuerfſreie Hausſchlachtung? Mit Beginn des Winters nimmt die Zahl der Hausſchlachtungen wieder erheblich zu. Beſonders auf dem Lande und in den Klein⸗ tädten muß um dieſe Zeit ſo manches Bor⸗ ſtentter ſein Leben laſſen, um die Speiſe⸗ kammer ſeines Beſitzers für die Winter⸗ monate zu füllen. In dieſem Jahr iſt eine Abgrenzung des Begriffs„Hausſchlachtung“ von Wichtigkeit, weil nach dem preußiſchen Schlachtſteuertarif die Hausſchlachtungen end en ſind. der„Allgemeinen Viehhan⸗ elszeitung“ entnehmen wir folgende Aus- führungen über dieſe Frage. Nach einem amtlichen Hinweis ſind Schlachtungen anläßlich eines Familienfeſtes keine Hausſchlachtungen, ſondern der Steuer⸗ veranlagung zu unterwerfen. Die Begriffs⸗ beſtimmung der ſteuerfreien Hausſchlachtun⸗ gen deckt ſich nicht mit dem, was von der ländlichen Bevölkerung vielerorts als Haus⸗ ſchlachtung aufgefaßt wird, ſondern lehnt ſich im allgemeinen an die weſentlich engere Begriffsbeſtimmung des Fleiſchbeſchaugeſei⸗ zes an. Die Beſtimmung des Paragraph 7 lbſatz 3 ſchließt eindeutig jede Schlachtung aus, die zu anderen Zwecken erfolgt, als zur Deckung des Bedarfs des eigenen Haushalts (die Haushaltsangehörigen, Familienmitglie⸗ der und das vom Beſitzer verpflegte Dienſt⸗ perſonal), als Hausſchlachtung iſt ferner nicht anzuſehen, wenn die Schlachtungen zum Zwecke der Bewirtung eines die Zahl der ſonſt zum Haushalt gehörigen Mitglieder er⸗ heblich überſteigenden Kreiſes von Perſonen erfolgt, insbeſonders bei größeren Feſtlich⸗ keiten, Einquartierung uſw. Auch, die gele gentlich übliche Bewirtung anläßlich des Schweineſchlachtens ſchaltet daher die Steuer⸗ freiheit aus, wenn hierzu Gäſte geladen ſind und die Bewirtung ſich nicht beſchränkt auf die Beköſtigung des Schlächters oder der bei der Schlachtung erforderlichen Hilfsperſonen. Einer Ausdehnung des geſetzlich eng umriſſe⸗ nen Begriffs„Hausſchlachtungen“ wird in vorſtehenden Fällen wie allgemein nachdrück⸗ lichſt entgegengetreten, da die Einhaltung der Grenzen weſentliche Vorausſetzung für die Aufrechterhaltung der Steuerfreiheit iſt. Steuerpflichtige Schlachtungen in An⸗ ſtalten können duch ausnahmsweiſe nicht be⸗ freit werden. Dahingehende Anträge ſind daher zwecklos. Gefährliche Tanzgirls. Amerikaniſche Tänzerinnen in Frankreich verhaftet. Le Havre, 7. Dez. Die vollſtändige Sperrung des franzö— ſiſchen Arbeitsmarktes gegen den Zuſtrom ausländiſcher Arbeitskräfte, durch die man das Geſpenſt der Arbeitsloſigkeit von Frankreich bannen will, hat jetzt zur Verhaf— tung() einer amerikaniſchen Tanzgruppe(16 „Girls“ mit ihren Muſikanten) geführt. Die Tänzerinnen waren nicht im Beſitz ei- nes Arbeitsvertrages, ſo daß ihnen die Poli- zei die Benutzung des Expreßß Le Havre Paris unkerſagte. Wenn der Manager bis Dienstag keine entſprechende Genehmigung der Regierung erhält, werden die Damen mit der„La Fayette“ zwangsweiſe wieder nach Amerika abgeſchoben werden. Andernfalls wird das Pariſer Varieketheater ſich für die unerwarteie Reklame bei der Regierung be⸗ danken können. Die Schiffslataſtrophe in Japan. 106 Todesopfer. Tokio, 7. Dezember. Wie bereits bekannt, iſt der japaniſche Zer⸗ ſtörer„Sawarabi“ in der Nähe der In⸗ ſel For moſa geſunken. Es wird jetzt bekannt gegeben, daß die volle etatmäßige Beſatzung in Skärke von 120 Mann an Bord war, ſodaß mit dem Verluſt von 106 Mann gerechnet wird, nach⸗ dem bisher nur 14 Mann gerettet werden konnten. Die Unglücksſtelle liegt etwa 100 Seemeilen von Formoſa ab. Die Rettung der Ueberlebenden erfolgle durch drei Torpedo- zerſtörer, die an die Unfallſtelle geeilt waren. Keine Enlſchädigung für Bullerjahn Enkſcheidung des Reichsgerichts. Leipzig, 7. Dez. Der vierte Strafſenat des Reichsge⸗ richts hat in der Angelegenheit Buller⸗ jahn folgenden Beſchluß gefaßt: „Es ſteht Bullerjahn eine Entſchädigung aus der Reichskaſſe nicht zu, denn es iſt we⸗ der ſeine Unſchuld erwieſen noch dargetan, daß ein begründeter Verdacht gegen ihn nicht vorliegt.“ Bullerjahn war bekanntlich im Dezember 1925 zu fünfzehn Jahren Zuchthaus wegen Landesverrat verurteilt wor⸗ den. Er hat ſieben Jahre davon verbüßt und wurde im Wiederaufnahmeverfahren freige— ſprochen, weil ſeine Schuld nicht nachgewie⸗ ſen werden konnte. Das Reichsgericht ſtellte Naber feſt, daß der Verdacht gegen Buller⸗ jahn nach wie vor beſtehe. Perſonenkraſtwagen fährt auf Omnibus. Zwölf Verletzte. Neuß, 7. Dezember. Auf der Landſtraße Neuß⸗ Gladbach er⸗ eignete ſich ein ſchwerer Zuſammenſtoß zwiſchen einem Perſonenkraſtwagen und einem von dem Länderſpiel Deutſchland— Holland in Düſ— ſeldorf zurückkehrenden holländiſchen Omni⸗ bus, bei dem zwölf Perſonen zum Teil ſchwer verletzt wurden. Der Perſonenkraftwagen fuhr in voller Fahrt auf den haltenden und unbeleuchteten Omnibus auf. Der Anprall war ſo ſtark, daß der Führer des Perſonenkraftwagens durch die Schutzſcheiben ſeines Wagens flog und einen komplizierten Schädelbruch erlitt. Die beiden anderen Inſaſſen des Wagens wurden gleichfalls ſchwer verletzt. Sechs von den 30 Infaſſen des Omnibus wurden eben⸗ falls verletzt, während drei weitere Inſaſſen einen Nervenſchock erlitten. Neues aus aller Welt. Schellenberger aus Wörth fuhr mit ſeinem Selbſtmordziffer in Berlin, roßen Frachtſchiff, das mit etwa 10 000 Zenger Papierholz beladen war, mainab— wärts. Unterhalb des Städtchens Stadt⸗ prozelten ſtreifte das Schiff vermutlich das Ufer, das durch den hohen Waſſerſtand nicht erkenntlich iſt, neigte ſich auf die Seite faßte Waſſer und ging unter. Der größte Teil des Holzes wurde fortgeſchwemmt. Die zeitig in Sicherheit bringen. Vorſicht mit Tränengaspiſtolen. In Fre u⸗ denſtadt gerieten junge Leute in Streit. (Dabei ſchoß einer von ihnen mit einer Trä— nengaspiſtole einem anderen aus etwa drei Meter Entfernung ins Geſicht. Der Ange— griffene wurde ſofort betäubt; ein Auge ſcheint gefährdet zu ſein. Tauſend amerikaniſche Lehrer kommen nach Bayern. Tauſend amerikaniſche Volks⸗ ſchullehrer, die noch nie den europäiſchen Kontingent betreten haben, werden im Juni 1933 nach Bayern und ins Allgäu nach Oberſtdorf kommen. Unter dieſen Gä⸗ ſten befinden ſich einige prominente. ſangsdirigenten nordamerikaniſcher Männer— chöre. Todesopfer des Biesdorfer l Der Feuerüberfall auf zwei Frauen, der ſich auf der Chauſſee zwiſchen Biesdorf und Bahnhof Wuhlheide(bei Berlin) ereig⸗ nete, hat ein Todesopfer gefordert. n Die ſchwer verletzte Frau Sommerfeld iſt ihren Verletzungen erlegen. a 193 Selbſtmorde in Berlin im Oktober. Die die in den Monaten Juli, Auguſt und September ver— hältnismäßig konſtant geblieben war— ſie ſchwankte zwiſchen 179 und 181 iſt im Oktober erheblich geſtiegen. Es iſt die weit⸗ aus höchſte Zahl, die in der letzten Zeit zu orzeichnen war; denn im Oktober ſind in Berlin 193 Menſchen freiwillig aus dem Le⸗ ben geſchieden, 18 mehr als im Vergleichs⸗ monat des Vorjahres, 14 mehr als im Sep⸗ tember. Die Zahl der Selbſtmordverſuche am Tage wird von unterrichteter Seite auf täg⸗ Ueberfalls. ich 10 bis 11 angegeben. des Geſamtgeſundheitsſtandes des ltſche Volkes immerhin ſehr ſchwierig iſt, weil wir Schiffsuntergang im Main. Der Schiffer Beſatzung des Schiffes konnte ſich noch recht Ge⸗ Sportnachrichten. Das 18. Deutſche Bundeskegeln. Die größte und nur alle vier Jahre ſtatt⸗ findende Veranſtaltung des Deutſchen Kegler- bundes iſt auf die Zeit vom 15. bis 23. Juli 1933 feſtgelegt worden. Deutſche und diesmal beſonders ſtarke Vertretungen ausländiſcher Keglervereinigungen werden auf 50 Bahnen im„Haus der Technik“ auf dem Frankfurter Meſſegelände die Kugeln zu Hunderttauſen⸗ den ins volle— Neuner oder Zehner— Feld rollen. Recht beachtlich ſind bereits die ſchwediſchen Startmeldungen. Die angekün⸗ digte große Abordnung begibt ſich in zahlrei⸗ chen Automobilen auf die Reiſe und verbindet damit ab Stralſund bis nach Frankfurt a. M. und zurück über Hamburg— Dänemark eine Werbereiſe für den Internationalen Kegel⸗ ſport. Eine Anzahl deutſcher Städte wird den ſchwediſchen Beſuch begrüßen können, der ſich zu beſtimmter Zeit mit den auch ſchon ange⸗ kündigten Vertretungen beſonders aus Ame⸗ rika vereinigen wird. der Geſundheitszuſtand des Volkes Der Geſundheitszuſtand des deutſchen Vol⸗ kes iſt bei Berückſichtigung der Wirtſchafts⸗ kriſe in letzter Zeit als ein ungewöhnlich guter angeſehen worden. Während die Beurteilung deutſchen keine Unterſuchungen über den Krankenzuſtand der Geſamtbevölkerung beſitzen, ſo ſind wir für die verſicherten Bevölkerungskreiſe in der Lage, jeweils bis zum jüngſten Stichtage Un⸗ terſuchungen über den Krankenſtand anzuſtel⸗ len. Dieſe Unterſuchungen ermöglichen aller⸗ dings nur einen Ueberblick über die Erkrankten, die arbeitsunfähig ſind. Gegenüber der Zahl der arbeitsunfähigen Kranken iſt im Durch⸗ ſchnitt die Ziffer der Leichtkranken, die neben ärztlicher Behandlung ihrer Arbeit nachgehen, weſentlich höher. Das Verhältnis der arbeitsunfähigen zu den arbeitsfähigen Kranken iſt aber in den einzelnen Orten ſehr verſchieden und in letzter Zeit nicht konſtant. Während früher im Durch⸗ ſchnitt ein Verhältnis von 1 zu 3 bis 1 zu 4 beſtand, hat unter den Notverordnungen des Jahres 1930 und der Einführung der Fami⸗ lienverſicherung die Zahl der arbeitsfähigen Kranken ſich auch prozentual an verſchiedenen Stellen verringert. Einſchließlich der Familienmitglieder werden zwei Drittel des deutſchen Volkes von der Krankenverſicherung erfaßt. Ueberblickt man den Krankenſtand in der deutſchen Kranken⸗ verſicherung, ſo S5 ſich ein allmählicher, den jahreszeitlichen Schwankungen im Kranken⸗ ſtand unterworſener, aber deutlich erkennbarer Höhe des Krankenſtandes in feſtſtellen. Noch im erſten Vierteljahr 1929 betrug die Höhe der ar⸗ beitsunfähigen Kranken, im Durchſchnitt 5,7 v. H., im Jahre 1930 nur noch 4,0, im Jahre 1931 3,9, im Jahre 1932 nur noch 3,2. Da die Höhe der Krankheitsziffer von den Jah⸗ reszeiten abhängt, ſind hier immer die glei⸗ chen Vierteljahre in Beziehung geſetzt worden. Für das zweite Vierteljahr ergibt ſich für die 1928—1932 folgende abſteigende Zahlenreihe: 3,9, 3,6, 3,3, 3,0, 2/1. Für das dritte Vier⸗ teljahr ergibt ſich ebenfalls für 1928—1932 folgende ſinkende Zahlenreihe: 3,8, 3,6, 3,2, 2,9, 2,9. Man ſieht aus dieſen Zahlenreihen, daß der Rückgang im Krankenſtand bis in die jüngſte Zeit angehalten hat, und daß in, der Beſſerung des Geſundheitszuſtandes erfreu⸗ licherweiſe bis jetzt noch kein Rückſchlag ein⸗ getreten iſt. Im allgemeinen wird man im vierten Vierteljahr mit einer Erhöhung des Krankenſtandes rechnen können, da das Jah⸗ resende in der Regel reich an Erkältungs⸗ krankheiten uſw. zu ſein pflegt. Man kann die vorſtehende Unterſuchung alſo mit der erfreulichen Feſtſtellung ſchlie⸗ ßen, daß der Geſundheitszuſtand des deutſchen Volkes, ſoweit es von der Krankenverſicherung erfaßt wird, ſomit immer noch ein guter iſt. Abſtieg in der den letzten Jahren Leſt den Viernheimer Anzeiger für Deine Frau, wenn Du nicht wenn Du ihm nicht mehr für Deinen Sohn, für Deine Tochter, mehr da biſt helfen kannſt wenn Du nicht mehr für ſie ſorgen kannſt 5