lich geweſen, ſchon in der erſten Hälfte 2 Tore vorzulegen. So mußten die Seiten mit Stand 0:0 gewechfelt werden. Beim Wiederanſpiel drängte N. zunächſt mehr als die blauen V. Der V. Rechtsaußen drängte mächtig zur Ent⸗ ſcheidung und es gelang ihm durch einen präch⸗ tigen Flankenſchlag ſeiner Mannſchaft die Füh⸗ rung zu bringen. Der Kampf geht zu ſeinem Höhepunkt über. N. verſucht durch weite Flü⸗ gelvorlagen ſeine Lage zu verbeſſern. Aber die Hintermänner V. ſind nicht zu ſchlagen. Da⸗ Lokale Nachrichten Eine 85⸗Jährige. Heute Mittwoch feiert Frau Michael Ho ock Wtw., Magdalena geb. Bugert ihren 85ſten Geburtstag. Die mit ſo hohem Alter geſegnete Greiſin lebt ſchon an⸗ nähernd 57 Jahre im Witwenſtand. Sie iſt geiſtig und körperlich wohlauf und verbringt ihren Lebensabend geruhſam und friedlich im Kreiſe ihrer Kinder, Enkel und Urenkel. Zum Wiegenfeſte auch unſeren herzlichen Glückwunſch. großmarkt leidet ſtark unter dieſen Erſchem geln von denen auch die Stadt Nane troffen wird, da ſie die Gebühren für 5 Schlachtungen nicht mehr einnimmt und a Miete⸗ und Hängegebühren wegfallen. 0 Aus Heſſen und Nasa Kein Landtag vor Weihnachten. Darmſtadt, 7. Dez. Wie nunmehr ſeſthech Die Kriſenunterſtützung. Erweiterung des Perfonenkreiſes im Bezirk ö des Landesarbeitsamts Heſſen. Durch Anordnung des Präſidenten des Lan⸗ desarbeitsamts wurden mit Wirkung vom 28. November im Bezirk des Landesarbeitsamts Heſſen in allen Gemeinden die Angehörigen aller Berufsgruppen und Arten mit folgen⸗ den Einſchränkungen zur Kriſenunterſtützung zugelaſſen. Ausgeſchloſſen ſind: Viernheimer Anzeiger * Der erſte Schnee. Der Winter hat nun ſeine Viſitenkarte abgegeben. Es ſiel heute Vormittag hier der erſte Schnee. * Holzdiebſtahl. Geſtern Abend gegen 11 Uhr wurden hier 5 Perſonen ertappt, als ſie eine Eiche, die ſie gefällt und zuſammenge⸗ ſägt hatten, nach Hauſe transportierten. Den Leuten wurde das Holz abgenommen und vor das Rathaus gebracht. Schätzungswert cirka 30 Mk. Die 5 Perſonen werden wegen Holz- diebſtahl veranzeigt. * Stand der Arbeitsloſigkeit in Lampertheim. Am 1. Dezember verzeichnete das Arbeitsamt Lampertheim insgeſamt 1085 Arbeitsloſe. Alu. bezogen 48 Perſonen, und zwar 37 männliche und 11 weibliche; Kru. be- zogen 183, davon 139 männliche und 44 weibl.; Wohlfahrtsunterſtützung beziehen 854 Perſonen und zwar männlich 819, weiblich 35. Außer- dem beziehen 60 Perſonen Wohlfahrtsunterſtützung, die vom Arbeitsamt nicht anerkannt find, ſodaß wir noch 1145 Unterſtützungsempfänger haben. Beim Freiw. Arbeitsdienſt ſind 150 Perſonen beſchäftigt. die z. T. in der obigen Statiſtik enthalten ſind. gegen bombardiert V. das Neckarauer Tor hin und wieder ganz gewaltig. Da kommt uner⸗ wartet der 2. Erfolg. Die Mitte ſpielt ſich durch, holt zum Schuß aus, Neckaraus Hüter wehrt ſchlecht ab und ehe er ſich umſah, ſaß der Ball im Netz. Kein Nachlaſſen in beiden Lagern. Wiederum wird es am N. Tor äußerſt brenzlich. Nach zweimaligem Abprall wurde ein Nachſchuß mit der Hand abgewehrt, den der Spezialiſt S. von V. plaziert einſchoß. Der Schlußpfiff erſchallt, Neckarau iſt der Beſiegte. Die Viernheimer Elf bewies in der Tat, daß ſie die techniſch reifſte und ſpieleriſch hochſtehend⸗ ſte Mannſchaft im Gau iſt. Der Schiri war dem Kampf gewachſen und traf ſeine Entſchei⸗ dungen vollkommen korrekt. Viernheim verliert den Gerätemann⸗ ſchaftskampf in Schwetzingen. Die durch Erſatz geſchwächte Mannſchaft des Viernheimer Turnvereins verlor allerdings auch durch ſchlechte Leiſtungen der einzelnen Turner auch dieſen zweiten Kampf. Wohl hät⸗ ten die Viernheimer an manchen Geräten eine beſſere Punktzahl verdient gehabt, aber die D. J. K.⸗Sport. Viernheim 1.— Neckarau 1. 3:0(0:0) Diesmal zeigte Viernheim in der Tat die ſchon mehrmals beſchriebene große Form. Nek⸗ karau mußte mit der ſchmerzlichen Niederlage von 3:0 zufrieden ſein. Viernheims Revanche für den unglücklichen Ausgang in Neckarau iſt glänzend gelungen. Der Kampf begann ſofort mit großer Energie auf beiden Seiten. Schär⸗ fer und wuchtiger ohne jedoch unfair zu ſein waren die Angriffe der Viernheimer. Mit einer kleinen Ueberlegenheit beherrſchte V. das Feld. Mit etwas mehr Beſonnenheit und ruhiger Gegner boten durchweg eine ſehr gute Leiſtung, ſodaß auch komplett ein Sieg eine Frage ge⸗ weſen wäre. Es erhielten, Bauer Alois 42,5 Punkte. Pfenning Hans 35,5 Punkte. Helbig Jakob 40,5 Punkte. Träger Math. 46 Pkte. Winkenbach Mich. 42,5 Punkte. Müller Engel⸗ bert 47 Punkte. Binninger Hans 47 Punkte und Herbert Franz 48 Punkte. Wollen wir hoffen, daß im nächſten Kampf unſere Turner die Ruhe bewahren, denn nur dadurch iſt eine beſſere Punktzahl zu erreichen. Gut Heil. Vereins⸗Anzeiger. Turnverein von 1893. Tell⸗Schauſpiel: Heute Ueberlegung der Halbſtürmer wäre es gut mög⸗ Abend halb 8 Uhr Probe der Abteilung 2. a) Angehörige der Berufsgruppe Landwirt⸗ ſchaft, mit Ausnahme der Winzer und Wein⸗ bergarbeiter ſowie Gärtner und Gartenarbeiter b) Angehörige der Berufsgruppe häusliche Dienſte, c) Arbeitsloſe unter 21 Jahren. Zur Kriſenunterſtützung ſind nur ſolche Ar⸗ beitsloſe zugelaſſen, die ihren Anſpruch auf Arbeitsloſenunterſtützung erſchöpft haben und nach dem 3. 11. 1930 ausgeſteuert ſind. So⸗ weit durch dieſe Erweiterung des Perſonen⸗ kreiſes Arbeitsloſe die Berechtigung zum Be⸗ zuge der Kriſenunterſtützung erhalten, iſt ihnen auf Antrag die Unterſtüzung früheſtens ab 28. November 1932 zu gewähren. Die Ausgleichs ſteuer und Fleiſcheinſuhr. Differenzen zwiſchen Preußen und Heſſen. Nach Einführung der Schlachtſteuer am 1. Dezember 1932 haben die deutſchen Länder mit der preußiſchen Regierung ein Ueberein⸗ kommen getroffen, wonach die Einfuhr von Fleiſch⸗ und Wurſtwaren aus dieſen Staaten von der Ausgleichsſteuer befreit iſt. Nur die Verhandlungen zwiſchen der heſſiſchen und preußiſchen Regierung haben zu keiner Eini⸗ gung geführt, da die preußiſche Regierung Schwierigkeiten macht, weil die Schlachtſteuer⸗ ſätze in Heſſen zu niedrig ſeien und ein Aus⸗ gleich deshalb nicht geſchaffen werde. Die heſſiſchen Sätze liegen etwa 30 Prozent unter den preußiſchen, da in Heſſen hohe lokale Schlachtgebühren beſtehen. Die Folgen dieſer Situation machten ſich auf dem Frankfurter Fleiſchmarkt unangenehm bemerkbar, da die heſſiſchen Kunden den Markt boykottieren mit der Begründung, daß der Einkauf für ſie zu teuer werde. Sie haben nämlich die heſſiſche Schlachtſteuer zu zahlen und müſſen für jedes 100 Fleiſch, das ſie auf dem Frankfurter Fleiſchgroßmarkt erſtehen, eine Ausgleichsſteuer von 5 Pfg. bezahlen. Auch die heſſiſchen Großſchlächter, die in Heſ— ſen ſchlachten und in Frankfurt verkaufen, mußten ebenfalls die Ausgleichsſteuer zahlen, wodurch ſie im Preiſe gegenüber den Frank⸗ furter Kollegen zu hoch lagen. Der Fleiſch⸗ tritt der Heſſiſche Landtag vor den Wat nachtsfeiertagen nicht mehr zuſammen. Ledi, lich die Ausſchüſſe werden in dieſen Wochg ihre Beratungen weiterführen. f * Frankfurt a. M., 7. Dez.(Na chtlicht Beutezüge.) In der Nacht drangen Eh brecher in ein Lebensmittelgeſchäft in der 9, gelsbergerſtraße ein und ſtahlen Wein n Ebenſo plünderten ſie die Ladenkaſſe. 6 dürften ihnen etwa 600 Mark Bargeld u außerdem 4000 Rabattmarken in die Heu gefallen ſein.— Aus einem Cafe in z Fahrgaſſe wurden nachts 122 Rm. Bargeh geſtohlen.— Aus einem Metzgerladen in den Kronprinzenſtraße entwendeten Einbrecher dit geſamte Wurſt, die zur Dekorierung des Sch ſenſters dienen ſollte, im Werte von 40 — Ein weiterer Einbruch wurde in ein Nadi geſchäft in der Kronprinzenſtraße verüh t. Her erbeuteten die Einbrecher vier wertvolle J. dioapparate. Alte Zeitungen zum Einschlagen u. zum Taperiem zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. e Eine Mahnung! Unterſtützt einheimiſches Geſchäft, Handel und Gewerbe. Dadurch helfen wir aut die Not unſerer Mitbürger lindern. Zu nahenden Weihnachtszeit, in der mehr E käufe als ſonſt gemacht werden, iſt die Mal, nung beſonders dringlich nötig: Kauft am Platze! Denkt an die ſchwer um ihre Exiſtenz ringall hieſige Geſchäftswelt. Wenn Sie Geld ſparen dann bringen Sie Ihre in das führende Fachgeſchäft Sellahünstauds sung Ludwigſtraße 21(Inh. Anton Noe] Ludwigſtraße 21 Am Samstag, f 0 lich verſteigert: 5 ö Schuhe Sandgaben Nr. 26 Allmen Nr. 106 Schloth Nr. 85 ſofort Schloth Nr. 122 ſofort Zwangs⸗Verſteigerung. Die untenſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der Eintragung des Verſteigerungs⸗ vermerks auf den Namen des Johann Rühner das 3., Landwirt in Olernheim im Grundbuch eingetragen waren, ſollen Freſtag, den 16. Dezember 1032, nach; mittags 2/ Uhr durch das unterzeichnete Gericht auf dem Rat⸗ haus in Viernheim verſteigert werden. Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangs vollſtreckung. Der Verſteigerungsvermerk iſt am 7. Okt. 1932 in das Grundbuch eingetragen worden. Lampertheim, den 15. Okt. 1932. Heſſiſches Amtsgericht. Bezeichnung der Grundſtüche: Grundbuch für Viernheim Band 31, Blatt 2185 ) Flur 21, Nr. 35/1, Acker die Rindlache, 2494 qm, Betrag der Schätzung 1000 Rm. 2) Flur 18, Nr. 74, Acker Küfertaler Doſen, 3388 qm, Betrag der Schätzung. 1300 Nm. 12355 Ia iin Für den Hausputz. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. vorm. 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ Oberlück 4. Gew. Nr. 36 Oberlück 8. Gew. Nr. 30 Kleiner neuer Garten Nr. 5 Kleinbruchfeld 1. Gew. Nr. 22 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 46 Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Nr. 60 Allmenfeld 1. Gew. Nr. Rothfeld 2. Gew. Nr. 70 Gr. lange Teilung Nr. 6 Mittlere Lange Theilung Nr. 86 Krottenwieſe(W) Nr. 52 Oberbruchweide 12. Gew. Nr. 11 Krottenwieſe(W) Nr. 12 ſofort Viernheim, den 6. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. 2 Zimmer und Rüche zu vermieten. Schriftliche Angebote an den Verlag erbeten. den 10. Dez. 1932 Guterhaltene zu verkaufen. Bertholdus⸗ Pfenningſtr. 30 enrisl- Dausme laufend 40 ſofort Dezember 1932 Viehlebertran Rein amerik. Torbentunbi! Pfd. ag Törnentinersatz Pfd. 32 Füßbodenbl Lalnbffrnis Bodenfarbe Brief 20, 18, 10 g N NN — 70 Bodenwachs* Bodenlack Fönlsterleder Stück ab„0 Püſxsbhüümme in groß. Auswahl Slahlsgäns Fulzwolie Rrüättige gulnenmer Stück ab 20 Bürsten— füsen Schrubber dehlachtneuur e Pfeffer gar. weiß rein % Pfund 38 Pfg. Majoran, Salpeter Wurſtkordel empfiehlt: Rathaus⸗Drogerie Pöler foshonp Hel gelbe Nernselie Stück ab„08 hält Schweine geſund und mäſtet. Liter 70 fg. Rathaus⸗Drogerie Teler aspoon Zuchen dig geg wie 1. 2. Hyp. Betriebsg. uſw.? koſtenl. 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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 286 Genfer Theater. Der Durchſchnittszeitungsleſer verfolgt die Verhandlungen über die Abrüſtung längſt nicht mehr, da ihm das Hin und Her viel zu langweilig iſt. Man verſteht das. muß es aber trotzdem bedauern, denn dieſe Verhandlungen ſind ungemein lehrreich, weil ſie an einem praktiſchen Beiſpiel zeigen, wie Frankreich in dieſer Frage die Welt an der Naſe herumzuführen ſucht. Dieſe Hal⸗ tung Frankreichs hat bekanntlich dazu ge⸗ führt, daß Deutſchland ſeine Mitarbeit an der Genfer Abrüſtungskonferenz einge ſtellt hat. Frankreich zeigte ſich darob ſehr erboſt, weil es in dem deutſchen Verhal⸗ ten eine Kritik der franzöſiſchen Taktik er⸗ blickte, eine Kritik, die darauf hinausläuft, Frankreich zu entlarven, d. h. der Welt zu zeiegen, daß Frankreich gar nicht abrüſten will, ſondern nur ſo tut! f 1 Wenn nun Deutſchland bei der Abrü⸗ ſtungskonferenz nicht mehr mit tut, hat die ganze Konferenz keinen rechten Sinn mehr. das hat insbeſondere Englan d ſofort ein⸗ geſehen und macht daher große Anſtrengun⸗ gen, um Deutſchland wieder an den Konfe⸗ renztiſch zu bringen. Auf Englands Veran⸗ laſſung haben ſich denn auch prominente Vertreter Frankreichs, Italiens, Deutſch⸗ lands, Amerikas und Englands ſelber am Dienstag in Genf verſammelt, um über die deutſche Forderung nach Glei chber e ch⸗ tigung zu verhandeln, weil Deutſchland von deren Erfüllung ſeine Wiederbeteiligung an den Arbeiten der Abrüſtungskonferenz abhängig gemacht hat. 0 Dieſe„Fünfmächte⸗Beſprechung brachte aber ſofort wieder eine Ueberraſchung: man überreichte nämlich dem deutſchen Vertreter, Außenminiſter Freiherrn von Neur a th, einen neuen von Frankreich und Ame⸗ rita ausgearbeiteten Plan, der, verglichen mit den Vorſchlägen, die En gland bisher zu den deutſchen Forderungen machte, eine völlig veränderte Lage ſchaffte. a der neue Plan bedeutet in Wahrheit nichts anderes als ein Hinhalten Deutſchlands, um der Gleichberechti⸗ gungsfrage aus dem Wege zu gehen. Daß für Deutſchland ein ſolcher Plan, der Abrü⸗ ſtung und deutſche Gleichberechtigung einfach auf Jahre hinaus vertagt, völlig unannehm⸗ bar iſt, liegt auf der Hand. Eine weitere Ueberraſchung war ſodann die Erklärung Herriots über die Gleichberechtigungs⸗ frage, worin geſagt wird:„Frankreich er⸗ kennt an, daß eigentlich der Zweck der Abrü⸗ ſtungskonferenz der iſt, Deutſchland und den übrigen durch die Friedensverträge entwaff⸗ neten Mächten die Rechtsgleichheit im Rah⸗ men eines Regimes zu gewähren, das für alle Mächte, ſomit auch für Frankreich, die Sicherheit einſchließt.“ Obwohl man unter den Delegierten wege; der„außerordentlich fairen Haltung Frank⸗ reichs“ erſtaunt war, verhielt ſich Miniſter von Neurath recht kühl, da er wohl nicht mit Unrecht Fangſtricke hinter dem franzöſi⸗ ſchen Vorſchlag wittern mußte. s Man ſieht hier wiederum die gleichen Schauſpielerkunſtſtücke, mit denen die Alliierten von jeher in Genf Deutſchland gegenüber operierten, obwohl Deutſchland als gleichberechtigtes Mitglied des Pölker⸗ bundes ſatzungsgemäß anerkannt wurde und dies häufig genug in den Sitzungen betont worden iſt. Um jeden Preis will man ſich eben einem zu mächtig werdenden Deutſch⸗ land entgegenſtemmen können. Auf dieſe Tendenz ift denn auch die Abſicht der euro; pälſchen Großmächte vor allem Frank- reſchs, abgestellt. Kann man ſich wundern wenn Deutſchland ſich ſehr zurückhält, wenn es höchſt mißtrauiſch bleibt und ſich das Genfer Theater vom Zuſchauerraum aus anſieht, ſtatt auf der Bühne mitzuſpie⸗ len. Seine Rolle wäre ja doch nur die dee u während ſich Frankreich onna fühlte. Bleiben win N Viernheimer Zeitung (⸗TDiernheimer Bürger- tg.— Viernh. Volksblatt) mittags 8 Uhr, größere Geſchäüftsſtelle u. von Anzeigenpreiſe: Die 8 i i a 3*— 54 6 be Mute 815 Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands eile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e r bei Anzeigen werden nach Möglichteit berückſichti t.— Für die Aufnahme n eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr ni Donnerstag, den 8. D 11 enf all im Kommuniſten beleidigen Hindenburg. Die Sitzung unterbrochen.— Berlin, 8. Dez. In der Mittwochſitzuag des Reichs⸗ tags kam es zu einem Z w iſchenfall, der zu einer Unterbrechung der Sitzung führte. Bei der Beratung des Geſetzentwur— fes über eine Stellvertretung des Reichspräſidenten hatte der kommuniſtiſche Abg. Schneller mehrmals den Reichspräſidenken mik ſcharfen Worten kritiſiert, ſo daß ſich Vizepräſident Eſſer veranlaßt ſah, den Redner zur Ordnung zu rufen und auf weitere Konſequenzen aufmerkſam zu machen. Die Kommuniſten rufen im Chor: „Nieder mit Hindenburg!“ Ein Tribünenbeſucher ſtimmte in dieſe Nieder⸗ Rufe mit ein und wurde von einem unifor⸗ mierten Diener zurechtgewieſen. Als die kommuniſtiſche Fraktion wiederum Nieder⸗ Rufe auf Hindenburg ausſtieß, beleiligte ſich auch diesmal der Tribü⸗ neubeſucher an dieſer Demonſtration und wurde darauf von anderen Tribünenbe⸗ ſuchern aus dem Publikum von der Tribüne gedrängt. Als die kommuniſtiſche Fraktion dieſen Vorgang bemerkte, erhob ſich lauter Tumult bei ihnen. Zu dieſer Zeit betrat der demonſtrierende Tribünenbeſucher wiederum die Publikumstribüne und wurde nur von inzwiſchen herbeigeeilten Abgeordneten in SA⸗Uniform energiſch von der Tribüne herausgedrängt. Inzwiſchen halle der Vizepräſidenk Eſſer wegen des Tumultes ſeinen Präſiden⸗ tenſtuhl verlaſſen und damit die Sitzung unterbrochen. Ein großer Teil der kommuniſtiſchen Reichs⸗ tagsfraktion ſtürmte aus dem Saal, um auf die Publikumstribüne zu gelangen, was wie⸗ derum zur Falae hatte daß auch ein Teil der Vertretung des nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten Parteifreunden zu Hilfe eilten. In dem Treppenaufgang zur Publikums- kribüne ſetzte ſich das Handgemenge fort. Inzwiſchen iſt der Aelkeſtenrat einberufen worden. Auf dem Jugang zu den Treppen entſtand zwiſchen kommuniſtiſchen Tribünen⸗ beſuchern und nationalſozialiftiſchen Abge⸗ ordneten eine Prügelei, wobei Taſchenmeſſer, Tiſchkäſten und andere Gegenſtände als Waf⸗ fen dienten. Wie bekannt wird, handelt es ſich bei dem demonſtrierenden Tribünenbeſucher um den kommuniſtiſchen Abgeordneten des mecklenburgiſchen Landtages, Quandt. Bei der Schlägerei in den Wandelgängen wurde auch ein Tiſch in ſo hohem Bogen ge⸗ ſchleudert, daß der ziemlich hochhängende Kronleuchter in Trümmer ging. Durch die herabfallenden Glasſpliller wurden mehrere Abgeordnele verlegt. Schwerer verletzt wurde der nakionalſo⸗ zialiſtiſche Abg. Lohſe, dem ein Telefon- apparat an den Kopf geſchleuderk wurde⸗ Bei den Demonſtrationen handelte es ſich nicht um die allgemeine Publikumstribüne, ſondern um eine Tribüne, die den Mitglis— dern der Länderparlamente und dem Reichs⸗ tagspräſidium zur Verfügung geſtellt iſt. „Ein Sputknapf lam geflogen Ueber die Prügelei im Reichstagsgebäude wird noch gemeldet: Die Kom muniſten und die Nationalſozialiſten, die den Sitzungsſaal verlaſſen hatten, trafen auf dem Wandelgang hinter der Regierungstri⸗ büne aufeinander. Es gab einen heftigen Wortwechſel. Er ſchien zunächſt abzuflauen, als plötzlich in hohem Bogen ein Spuck- napf durch die Luft flog. Im gleichen Augenblick entſtand eine ſchwe⸗ re Schlägerei zwiſchen etwa 40 bis 50 kom⸗ ihren Neichspräſld enten. Die Mittwochſitzung des Reichstags. Berlin, 8. Dez. Zu Beginn der Mittwochſitzung des Reichstags teilte Präſident Göring zu⸗ nächſt das Ergebnis der Schriftführer⸗ wahl mit. Die Mitteilung, daß auch der Abg. Hugenberg(Dn) mit 291 Stimmen zum Schriftführer gewählt ſei, wird mit gro⸗ ßem Gelächter und Beifallsklatſchen aufge⸗ nommen. Von den Nationalſozialiſten wird gerufen:„Der große Schriftführer Deutſch⸗ lands!“ f e Der Präſidenk teil weiter mik, daß nach der mdgütkigen Feſtſtellung der Abg. Löbe(Soz.) zum Blzepräſidenten ge⸗ wählt worden ſei. Abg. Dr. Frick(NS) beantragt, in na⸗ mentlicher Abſtimmung eine Wie derho⸗ lung der Bizepräſidentenwahl zu beſchließen. Die Nationalſozialiſten bezwei⸗ felten, daß die Wahl des Abg. Löbe zum Vi⸗ zepräſidenten einwandfrei feſtgeſtellt ſei. Abg. Leicht(BBP.): Das amtliche Ergeb⸗ nis muß ſelbſtverſtändlich als das endgültige gelten. Eine Wiederholung der Wahl iſt gar nicht zuläſſig. Als Präſident Göring die namentliche Abſtimmung über den Antrag Dr. Fricks vornehmen will, erhebt Abg Leicht (BV.) Einſpruch gegen die Zuläſſigkeit die⸗ ſer Abſtimmung. Abg. Dr. Frick(NS) be⸗ antragt nunmehr namentliche Abſtimmung über die Zuläſſigkeit der Abſtimmung. Dieſe Abſtimmung ergibt die Ablehnung der Zuläſſigkeit mit 289 gegen 201 Skimmen bei 58 Enthaltungen. Jür die Juläfſigkeit haben mit den Nationalſozialiſten die Mit- glieder der Deutſchen Volksparkei geſtimml. Die Deukſchnakionalen haben Slimmenkhal⸗ tungskarten abgegeben. Auf die Frage, ob er die Wahl ahnen wolle, erklärt Abg. Löbe, er habe nach dem am Dienslag abend feſtgeſtellten Ergebnis noch Zweiſel gehegt, ob er dieſes Amt annehmen könne. Nachdem aber durch die Bemühungen des Ab 3. Dr. Frick(Heiterkeit) dieſe zweifel beſeiligt ſeien, die Gültigkeit des Wahlganges nun zweifelsfrei feſtſtehe und ein neuer Rechen fehler wohl nicht paſſiert ſei(erneute Heiter keit), nehme er die Mahl an. Vor Eintritt 10 00 5 Abg. Hell(Kom.) das 5 15 91 1 ck fi Prem ni zur Sprache und bemerkt dazu, daß zehn Arbeiter getötet worden ſeien. Die Abgeordneten erheben ſich von den Sitzen. Abg. Hell erklärt weiter, die Kataſtrophe ſei nur möglich geweſen durch die unerhörten Antreibermethoden. Vi- zepräſident Eſſer erſucht den Redner wieder⸗ holt, bei der Sache zu bleiben und entzieht ihm ſchließlich das Wort. Tagesordnung bringt Exploſions⸗ ö Hell ſpricht krotzdem weiter und e die ſofortiae Beratung eines t übernommen werden 49. Jahrgang — Tribünenbeſucher beteiligen ich. Prügeleien im Reichstagsgebände. muniſtiſchen und nationalſozialiſtiſchen Abge⸗ ordneten, wobei nicht nur Taſchenmeſſer und Pultdeckel als Waffen benutzt wurden, ſondern auch Telefon-Apparale und Schreibpulle, die man aus der Wand riß, verwandt wurden. Mehrere große Glasſcheiben von Verbindungsküren gin⸗ gen in Trümmer. ö Schließlich wurden die Kommuniſten von den Nationalſozialiſten bis in den Wandelgang zurückgedrängt, in dem dieſe ſich gewöhnlich aufhalten. Im Verlaufe des Handgemenges erlitten mehrere Abgeordnete blukige Verletzungen. Ueber die Urſache des Zwiſchenfalles auf der Tribüne erfä n noch, daß von kom⸗ muniſtiſchen Tr ibeſuchern einer Natio⸗ nalſozialiſtin Beſchimpfungen zugeruſen worden ſein ſollen, die ſich gegen die kom⸗ muniſtiſchen Ruheſtörer auf der Tribüne energiſch gewandt hatte. Fortletzung der Beratung. Nach etwa dreiviertelſtündiger Pauſe öffnete Vizepräſident Eſſer die Sitzung wieder mit der Mitteilung, daß der Reichs⸗ tagspräſident die Vorgänge unterſuchen und nach dem Abſchluß berichten werde. Sollten ſich weitere Störungen von den Tribünen zeigen, ſo würden fämtliche Tribünen ge⸗ räumt werden. Abg. Torgler(KPD.) erklärte, er müſ⸗ ſe dagegen proteſtieren, daß in den Umgan⸗ gen des Reichstages mit Koppeln bewaffnete SS- und SA⸗Leute als Hilfspollziſten des Reichstagspräſidenten fungierten.(Lärm bei den Nationalſozialiſten und Rufe:„Unver⸗ ſchämte Lüge.“) Hierauf wird die Ausſprache über das von den Nationalſozialiſten eingebrachte Präſi⸗ denten⸗Vertretungsgeſetz fortgeſetzt. Antrags der eine Unterſuchung der Ur- ſachen der Kalaſtrophe und Hilfsmaß⸗ nahmen für die Opfer forderk. Der An⸗ trag ſoll am Schluß der Tagesordnung behandelt werden. Vizepräſident Eſſer ſpricht ſein Bedau⸗ ern darüber aus, daß der Redner die alle Gemüter erſchütternde Mitteilung von der ſchweren Kataſtrophe zu politiſcher Agitation mißbraucht habe. a 7 Es wird hierauf in die Tagesordnung ein getreten und zwar kommt als erſter Punkt der nationalſozialiſtiſche Antrag: Feſetzentmurf über die 1 Stellvertretung des Neichspeäſidenten Der Geſetzentwurf beſtimmt, daß im Fall der Behin⸗ derung des Reichspräſidenten oder ſeines Ausſcheidens vor erfolgter Neuwahl der Präſident des Reichsgerichts als ſtellvertretender Reichspräſident fungieren ſoll. Die Antragſteller nehmen zunächſt nicht das Wort. Abg. Schnelle r(Kom.) richtet ſcharfe Angriffe gegen den Reichspräſidenten von Hindenburg. Die Kommuniſten klatſchen Beifall und rufen dreimal im Sprechchor: „Nieder mit Hindenburg!“ Vizepräſident Eſſer ruft den Redner zur Ordnung und macht ihn darauf aufmerkſam. daß er bel ei⸗ ner Wiederholung ſchärfere Maßnahmen an⸗ wenden werde. Hier kommt es zu dem Iwiſchenfall. 0 über den wir an onderer Stelle ausführlich berichten Nach Wiederaufnahme der Sitzung 1 1 zur Beratung. wie bereits bekannt, wird die Beratung fortgeſeßzt. Abg. von Freytagh⸗Loringho⸗ ven(Gr) ſpricht ſich gegen den Geſetzent⸗ wurf aus. Die politiſche Führung des Rei⸗ e ſollte nicht einem Mann anvertraut wer⸗ en, der die ganz unpolitiſche Stellung des Reichsgerichtspräſidenten einnimmt. Wir lehnen den Entwurf ab und beantragen:„Der Reichspräſident beſtimmt ſeinen Vertreter ür den Fall ſeiner Verhinderung. Der Ver⸗ treter muß den Bedingungen entſprechen, die für den Reichspräſidenten geſtellt ſind.“ 95 bedauern die geſtrigen Angriffe des lterspräſidenten gegen den Reichspräſiden⸗ ten, deſſen geſchichkliche Stellung ihn vor ſol⸗ chen Angriffen ſchützen ſollte.. Abg. Dr. Breitſcheid(Soz.) erklärt, die Sozialdemokraten würden dem nationai⸗ ſozialiſtiſchen Entwurf zuſtimmen, weil ſie eine Dauerregelung der Vertretungsfrage für nötig halten. Der deutſchnationale An⸗ trag ſei unannehmbar, denn er gebe dem Reichspräſidenten eine Machtvollkommenheit, die beinahe die des Kaiſers erreicht. Die na⸗ tionalſozialiſtiſchen Antragſteller ſollten nä⸗ her erläutern, wann der Reichspräſident ver⸗ hindert iſt, und wer dieſe Verhinderung atte⸗ ſtiert. Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Bredt(Wirtſch.) und Torgler(Kom.) wird die erſte Beratung über den Entwurf geſchloſſen. In der darauffolgenden z wei⸗ ten Beratung wird ein deutſchnationa⸗ ler Antrag auf Ausſchußüberweiſung gegen die Stimmen der Antragſteller abgelehnt. Der vom Abg. von Freytagh begründete An⸗ trag, wonach der Reichspräſident ſelbſt ſei⸗ nen Vertretet beſtimmen ſoll, wird gleichfalls gegen die Antragſteller abgelehnt. Der Reichslag ſtimmte daraufhin in zwei ⸗ ter Leſung dem Geſetzentwurf über die kell⸗ vertreiung des Reichspräſidenken gegen die Stimmen der Deulſchnationalen und Kom- muniſten zu. Da gegen die ſoforkige Vor. nahme der dritten Leſung von den Deulſck. nakfionalen Widerſpruch erhoben wurde, ſoli ſie am Freitag ſlallfinden. Es folgt die erſte Beratung der Anträge des Zentrums, der Sozialdemokraten und der Nakionalſozialiſten auf Aenderung der Notverordnung vom 4. geptember in ihrem ſozialpolitiſchem Teil, auf Winterhilfe und Arbeitsbeſchaffung.— Abg. Torgler(Kom.) beantragt die Her⸗ beirufung des Reichskanzler zu der jetzt be⸗ vorſtehenden ſozialpolitiſchen Debatte. De: Antrag wird gegen die Stimmen der Kom⸗ muniſten und Sozialdemokraten abge⸗ lehnt. Abg. Karſten(Soz.) begründet die ſo⸗ zialdemokratiſchen Anträge. Abg. Börger(NSDAP.) fordert eine Weihnachts⸗ und Winterbeihilfe in Form von Lebensmitteln, Kleidungsſtücken uſw. und eine Arbeitsbeſchafungaktion durch öf⸗ fentliche Aufträge. Hugenberg lehnt die Wahl ab. Geheimrat Dr. Hugenberg hat an den Reichstagspräſidenten Göring folgenden Brief gerichtet:„Die auf mich gefallene Wahl zum Schriftführer iſt offenbar von einer ſchwarz⸗rot⸗braunen Mehrheit vollzogen. Es iſt für mich nicht ohne Reiz, dieſes Zuſam⸗ menwirken feſtzuſtellen. Das Vertrauen ei⸗ ner ſolchen Wahlgemeinſchaft fürchte ich nicht rechtfertigen zu können. Ich lehne daher die Wahl ab.“ Magdalen zwischen den zwei In kurzen Worten: Im Reichstag kam es am Mittwoch mehr⸗ fach zu Ae In den Wandelgängen entſtand ſchließlich ein Handgemenge zwiſchen kommuniſtiſſten und nationalſozialiſtiſchen Ab⸗ geordneten. Der Reichstag hat den Geſetzentwurf auf Stellvertretung des Reichspräſi enten durch den Reichsgerichtspräſidenten in erſter und zweiter Beratung angenommen. Von zuſtändiger Reichsſtelle wird gegenüber Gerüchten erklärt, daß eine weitere Kürzung der Beamtengehälter weder in Ausſicht ſtehe, noch überhaupt erwogen werde. Reichsarbeitsminiſter Dr. Syrup hielt einen Vortrag über den Freiwilligen Arbeitsdienſt und erklärte, daß ſchon aus finanziellen Grün⸗ den die Forderungen auf Einführung der Ar⸗ beitsdienſtpflicht nicht leicht zu erfüllen ſeien. In einem Werk der Ic. Farbeninduſtrie in Premnitz ereignete ſich eine ſchwere Exploſion. Es ſind mehrere Todesopfer zu beklagen. Amerikaniſche Militärflugzeuge ſollen bei einem Luftmanöver eine mexikaniſche Stadt überflogen und Brandbomben abgeworſen ha⸗ fei durch die mehrere Häuſer zerſtört worden eien. ach einer Reutermeldung haben die Japa⸗ nac die dicht an der ſowjetruſſiſchen Grenze lie⸗ gende Stadt Mandſchuria beſetzt. Noch keine Arbeitsdienſtpflicht Reichsarbeitsminiſter Dr. Syrup über den Freiwilligen Arbeitsdienſt. Berlin, 8. Dezember. Auf der Sitzung des Hauptausſchuſſes des Deutſchen Induſtrie⸗ und Handelstages am Mittwoch sprach Reichsarbeitsminiſter Dr. Syrup in ſeiner Eigenſchaft als Reichskom⸗ miſſar für den Freiwilligen Arbeitsdienſt über Weſen, Zweck und Erfolge dieſes Arbeits⸗ dienſtes. Er führte dabei unter anderem fol⸗ gendes aus: Die Maſſenarbeitsloſigkeit wird zu einer Gefahr für das Schickſal ganzer Jahr⸗ gänge, zu einer Gefahr für unſere Jugend überhaupt. Hier im Wege des Freiwilligen Arbeitsdienſtes mitzuhelfen, iſt das Grund⸗ motiv der Verordnungen über den Freiwilligen Arbeitsdienſt. Heute beträgt die Zahl der Arbeitsdienſt⸗ freiwilligen 280 000. Die ſtarke Entwicklung des freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes habe dazu geführt, daß die dem Reichskommiſſariat zur Verfügung geſtellten Mittel von 45 Millionen Mark in den näch⸗ ſten Wochen erſchöpft ſeien. Mit Zuſtimmung der Reichsregierung hat die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſiche⸗ rung jedoch weitere 25 Millionen Reichsmark zur Verfügung geſtellt. Nach den bisherigen Erfahrungen iſt damit zu rechnen, daß in dem nächſten Haushaltsjahr mit einem durchſchnitk⸗ lichen Einſatz von 200 000 Arbeitsdienſtwilli⸗ gen gerechnet wird. Würde man die Einberufung eines ganzen Jahrganges unſerer männlichen Jugend in Betracht ziehen, ſo bedeute das nach einem Abzug der körperlich Untauglichen einen Ein⸗ ſatz von mehr als 500 000 ſunger Leute, und mithin eine Geſamtaufwendung von rund 500 Millonen Wack. Dieſe Zahlen ließen ſchon von der finanziellen Seite her erkennen, daß die Forderungen auf Einführung der Arbeits⸗ dienſtpflicht nicht leicht zu erfüllen ſeien, ohne daß der privaten Wirtſchaft erneut große Geldmittel entzogen weden. Zum Schluß betonte der Neichsarbeitsmini⸗ ſter, daß ſich der Gedanke des freiwilligen Arbeitsdienſtes durchgeſetzt habe. Deutſche Tagesſchau. Reichspräſident begrüßt die heimgekehrte „Karlsruhe.“ Reichspräſident von Hindenburg hat an den in die Heimat zurückgekehrten Kreuzer „Karlsruhe“ folgendes Begrüßungstele⸗ gramm geſandt:„Den Kreuzer„Karls⸗ ruhe“ heiße ich bei ſeiner Rückkehr in die Heimat herzlich willkommen, und verbinde damit meine Anerkennung für die Leiſtung des Schiffes und muſtergültiges Verhalten der Beſatzung.“ Kreuzer„Karlsruhe“ hatte Kiel am 30. November v. Is. mit 58 Kadet⸗ ten an Bord unter Führung des Fregatten⸗ kapitäns Waſſner verlaſſen, und auf ſeiner Auslandsfahrt, die ihn vornehmlich in ame⸗ rikaniſche Gewäſſer führte, über 30 fremde Häfen angelaufen. Er hat überall erfolgreich für das deutſche Anſehen in der Welt gewor⸗ ben, und in den verſchiedenen Häfen Gaſt⸗ freundſchaft und teilweiſe ſogar äußerſt herzliche Aufnahme gefunden. Keine Beamkengehaltskürzung. Aus Kreiſen des Einzelhandels wird mitgeteilt, das Weihnachtsgeſchäft leide darunter, daß im Publikum Befürchtungen wegen einer in Kürze bevorſtehenden weite⸗ wmoamtengehaltskürzung be⸗ ſtänden. Von zuſtändiger Reichsſtelle wird mitgeteilt, daß eine weitere Beamten⸗ gehaltskürzung weder in Ausſicht ſtehe noch überhaupt erwogen werde. Wie dazu weiter gemeldet wird, beſteht auch in Preußen nicht die Abſicht, die Beamtengehälter weiter zu kürzen. Auslands⸗Nundſchau. 70 Millionen Fehlbetrag im ſchweizeriſchen Staakshaushall. Der Schweizer Nationalrat: und der Ständerat ſind zu ihrer Dezember-Ta⸗ gung in Bern zuſammengetreten. Es iſt die Ausſprache über den Voranſchlag des Bundes, verſchiedene wirtſchaftliche Hilfs⸗ maßnahmen für die Uhren- und Stickerei⸗ Induſtrie und den Beſoldungsabbau vorge— ſehen. Im Nationalrat berichtete der Vor⸗ ſitzende des Ausſchuſſes über den Haushalt. Dieſer hat einen Fehlbetrag von 70 Mil ⸗ lionen Franken gegenüber 8.9 Millio⸗ nen im Jahre 1932 und 4.6 Millionen 1931. Juſammenſtoß zwiſchen Faſchiſten und kom munjſſten in London. Zu einem wüſten Kampf zwiſchen Fa⸗ ſchiſten und Kommuniſten kam es in einer Verſammlung der Faſchiſten in ei— nem kommuniſtiſchen Londoner Stadt⸗ teil. E murds mit Flaſchen geworfen, Stühle wurden zerbroch Frauen und Männer ſchwer verletzt. 190 N wieder herſtellen. Polizei mußte die Ruhe Die Abfahrt der Faſchiſten ele Menge mit var d größere öffentliche Verſammlung der neuen Mosley⸗Faſchiſtenpartei. 1 f Brandbomben aus Verſehen. Reuter meldet aus Mexiko, der meri⸗ kaniſche Geſandte in Waſhington ſei ange⸗ wieſen worden, bei der amerikaniſchen Re⸗ gierung vorſtellig zu werden, weil amerika. niſche Flieger bei einem Luftmanöver die mexikaniſche Stadt Tiajuana überflogen und Brandbomben abgeworfen hätten, wo⸗ durch mehrere Häuſer zerſtört worden ſeien. Neichstagsvertagung ſicher. Der Eindruck der Mittwoch⸗Sitzung. Berlin, 8. Dez. Wider Erwarten konnte der Reichstag am Mittwoch ſchon um 8 Uhr ſich auf Freitag bertagen, während man noch eine endloſe Rednerliſte erwartet hatte. Die Beratung der beiden Geſetzesanträge wurde ordnungsge⸗ mäß durchgeführt, die Sitzung nahm, von dem Zwiſchenfall auf der Tribüne abgeſehen, einen normalen Verlauf. Der Eindruck hat ſich verſtärkt, daß für Freitag, ſpäteſtens Samstag die Verkagung des Reichstags auf Mikte Januar exwarlei werden kann. Man rechnei damit, daß die nakionalſozialiſtiſchen Ankräge, die Aufhe⸗ bung der lohn und ſozialpolitiſchen Beſtim. mungen der Nolverordnung verlangen, an- genommen werden. Konflikisſtoff ſcheint ſich alſo nicht mehr zu ergeben und die Verka. gung kann erfolgen. Nach der Schlägerei. Bei den nde e im Reichslag haben insbeſondere Kriminalbeamte ſchwere Verletzungen erlitten, die ſich zwiſchen die Streitenden ſtellten. Die beteiligten Abge⸗ ordneten ſcheinen mit leichtecen Verletzungen davongekommen zu ſein. Im Aelteſtenrat iſt über den Her⸗ gang bei den Zuſammenſtößen ausführlich geſprochen worden, ohne daß die Schuldfrage geklärt werden konnte. Feſtſtellungen dar⸗ über werden überhaupt kaum möglich ſein. da auf der Tribüne, von der die Unruhe ih⸗ ren Ausgang nahm, ein wildes Durcheinan⸗ der herrſchte. Die Reichstagsverwaltung hat nach Vernehmung ſämtlicher in Frage kom⸗ menden Beamten des Hauſes und der Po⸗ lizei einen ausführlichen Bericht fertiggeſtellt. Die Folgerungen aus dieſem Bericht zu zie⸗ hen, iſt Sache des Pärſidenten. Die Reichstagsverwaltung bedauert die Vorgänge insbeſondere deshalb, weil ſie ih ren Ausgang von einer bevorzugten Tribü⸗ ne nahmen, nämlich von der Empore, auf der Angehörige und Ehrengäſte des Reichsprä ſidenten, der Reichsminiſter und anderer hö. herer Behörden Platz zu nehmen pflegen und auf der ſonſt nur Mitglieder der Länderpar⸗ lamente und des Keichswirtſchaftsrates ge⸗ gen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte zuge⸗ laſſen werden. Daher iſt anzunehmen, daß gegen eine Wiederholung ſolcher Vorfälle energiſche Maßnahmen gekroffen werden. Reichstag verklagt. Nach weiteren Ausführungen mehrerei Redner vertagte ſich das Haus auf Freitag. Die Amneſtieanträge wurden der Ausſchuß beratung überwieſen. a „Was ſpionierſt du hier?“ ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale 35 Lindsmühlen ſah in den Spiegel, ſah ſein ſchlaffes, übernächtiges Geſicht und wandte ſich angeekelt ab. Gibt es denn nichts auf der Welt, das imſtande wäre, mich dieſem Leben zu entziehen? Warum habe ich allein den grenzenloſen Leichtſinn eines meiner Urahnen geerbt? dachte er. Unſchlüſſig blieb er noch eine Weile ſtehen. Es war Zeit, zum zweiten Frühſtück hinunterzugehen. Magdalen würde warten. Sie wartete immer auf ihn. Nie ſagte ſie ihm ein Wort des Vorwurfs; ſtets war alles, wie er es gern hatte. Eifrig beriet ſie vor jeder Mahlzeit mit der Mamſell, faſt immer gab es Leibgerichte. Kam er erſt am Morgen nach Hauſe, begrüßte ſie ihn mit demſelben 0 freundlichen: „Guten Morgen, Friedrich Karl. Willſt du erſt noch ein wenig ſchlafen? Möchteſt du etwas eſſen?“ Gewiß, er konnte ſich nicht beklagen, durchaus nicht. Er wäre ja auch verrückt geworden, wenn ſie ihn etwa mit Vorwürfen empfangen hätte. Aber er hatte doch das Emp⸗ finden, als wäre ſie nur noch eine Frau ohne Seele, als erfülle ſie ihre Pflicht, im übrigen aber ohne jede Regung ihres Iunerſten. Das machte ihn zuweilen ungerecht und unausſtehlich, ja roh! Wenn ſie wenigſtens einmal geweint hätte in einem ſolchen Fall. Doch auch das erlebte er nicht. Stets blieb ſie ſich gleich. Und ihn grauſte allmählich vor dieſer Ruhe. Mehr und mehr mied er ſie, ſuchte mehr denn je lockere Geſellſchaft. Und hatte doch zeitweilig wieder die raſende Sehnſucht nach ihrer Liebe! Ein leiſer Schritt erklang hinter ihm. Er fuhr herum. Es war Magdalen! Auch ſie erſchrak, wurde blaß bis in die Lippen. gelenk. Furchtlos ſah ſie ihn an. es wirklich mein Kind iſt?“ dunkel ihn beſchmutzen will“ kann nicht ohne ihn ſein.“ braunen Kerl. Kaum hatte er es geſagt, bereute er es. „Verzeih, Magdalen, aber warum kamſt du?“ „Ich— wollte nichts. Ich habe nur die Gewohnheit, am Morgen durch alle Räume zu gehen. Es iſt immer beſſer, wenn man ſich ſelbſt um alles ein bißchen kümmert.“ Sie hatte die dunkelblauen Augen niedergeſchlagen. Mißtrauiſch beobachtete er ſie. Was hatte ſie nur in ſeinen Zimmern gewollt? Sein Blick ging durch die geöffnete Tür, traf das Bild des Bruders. Jähe Erkenntnis kam ihm. Mit einem Schritt war er bei ihr, preßte ihr Hand⸗ „Ah, du wollteſt deine Morgenandacht halten?“ keuchte er, und ſeine Augen waren blutunterlaufen. „Meine Morgenandacht halte ich drüben in der Kapelle.“ „Nein! Hier hältſt du ſie, deinen Götzen beteſt du an, deinen Geliebten! Leugne es doch, wenn du kannſt. Und mir wird hier eine verlogene Komödie aufgeführt. Der Erbe des Majorats! Haha! Wer ſchwört mir denn, daß Magdalen richtete ſich hoch auf. Ihre Augen flammten „Schweig! Du haſt kein Recht, deinem Bruder dieſes Unrecht zuzufügen. Von mir wollen wir nicht ſprechen. Ich habe kein Recht auf irgend etwas. Ich bin der Preis, daß mein Vater immer wieder von dir Gelder erhält. Aber Karl Joachime Namen halte rein; er ſteht ſo hoch über dir, daß ich es nicht anhören kann, wenn dein Haß auch „Du liebſt ihn! Geſtehe es doch! Und wäre er reich, dann hätteſt du ihn ſtatt meiner genommen?“ „Ich brauche deinen Reichtum nicht! Nur mein Vater „Ich hätte dich ihm hinwerfen ſollen, dem ſchönen Watum habe ich es nicht getan? Glaub doch ja nicht, daß du ihm etwas gegolten haſt. Ein Aben⸗ teuer mehr, weiter wäre es für ihn nichts geweſen.“ Um Magdalens blaſſen, ſchönen Mund lag ein Lächeln. er hinaus. hoffnung! Und dieſes Lächeln raubte dem Manne den letzten Funken von Ueberlegung. „Du meinſt, er wartet auf dich? Glaub das doch nicht! Auf ihn warten hundert andere. Und du mit deiner ewigen Leidensmiene biſt beſtimmt nicht ſein Geſchmack.“ Ohne noch ein weiteres Wort mit ihm zu ſprechen, ver⸗ ließ ſie das Zimmer. Er ſtürzte ihr nach, weil ihre Ruhe ihn mehr aufreizte, als böſe Worte es hätten tun können. „Du Dirne!“ 18 Lautlos ſank Magdalen zu Boden. Der Mann rührte keinen Finger, ſie aufzuheben. Er trat im Zimmer zum Schrank und goß haſtig einige Liköre hinunter, dann ging An dieſem Morgen zerbrach Magdalens junge Lebens⸗ Der Schloßherr war abgereiſt; niemand wußte, wohin. Als man den Vater der jungen Frau rief und er erſchrocken kam, wandte ſie müde den Kopf ab, ſah ihn nicht an und ſprach kein Wort mit ihm. Er ſaß ſehr niedergeſchlagen in einer Ecke des Neben⸗ zimmers und wartete auf ein paar Worte, die Magdalen doch noch mit ihm ſprechen würde. Doch ſie lag da mit ge⸗ ſchloſſenen Augen, und nur ein klarer Gedanke kreiſte in ihrem Hirn: Jetzt war auch das umſonſt, alles war um⸗ ſonſt! Wenn ich doch ſterben könnte! * 1 Friedrich Karl von Lindsmühlen war Hals über Kopf abgereiſt. Er war trotz der Abſage Reuters nach Henning⸗ hofen gefahren. Die erſtaunten Mienen von Tante und Kuſine überging er, blieb auch ziemlich wortkarg und er⸗ klärte nur, daß er noch eine ſehr wichtige Unterredung mit Baron Reuter vor hätte, die ſich nicht gut aufſchieben laſſe Schließlich erklärte Tante Adelheid: „Es iſt auch ganz gut, daß du gekommen biſt! Ich hätte dich in der nächſten Zeit ſowieſo gerufen. Ich bitte dich, mir Henninghofen zurückzugeben, da ich dir alle Gelder zurückerſtatten kann. Fanny hat ſich mit Baron Reuter ver⸗ lobt, was aber noch niemand außer uns weiß und auch vorläufig keiner erfahren ſoll.“ (Fortſetzung folgt.) Gebrüll Dies war die eite Schlafzimmer vor dem Spiegel und betrachtete ihr Bild. War uUmwunden war, entſtrömte ein eigenartiges Parfüm; war es Reifen ſpringen mußten, böſe knurrend gegen die Macht des ſprang auf, und in dem Augenblick fiel ihr ein, daß ſie ver⸗ geſſen hatte, die Eingangstür zu ihrer Wohnung zu ſchließen. es den Teller mit Milch bemerkte, machte es ſich daran. ihn , a 5 g Novelle von Peter Prior. Die Schauſpielerin Maria Tolenna kehrte aus dem Zirkus zurück. Lachend ſtand ſie in ihrem fürſtlich ausgeſtatteten ie denn mit vierzig Jahren wirklich noch ſo begehrenswert, aß der chineſiſche Athlet, der ſie, ſeitdem der Zirkus in der Stadt weilte, ſoweit es ſeine Zeit erlaubte, nicht aus den Augen ließ, heute ihretwegen beinahe das Genick gebrochen hätte?! An einem Trapez hängend, kam der Artiſt mit ge⸗ waltigem Schwung bis zu ihrer Loge durch die Luft geflogen und ließ einen prächtigen Rieſenſtrauß fallen, gerade auf ihren Schoß. Er hatte ihn mit den Zähnen feſtgehalten. Aber auf dem Rückſchwung prallte er gegen einen Maſt und wäre um ein Haar heruntergefallen. Der häßliche Narr! Maria Tolenna hatte den Blumenſtrauß mit nach Hauſe genommen, mehr aus Vergeßlichken und Mitleid für die wunderbaren Roſen. Dem ſeidenen Band, mit dem der Strauß Zirkusluft oder irgendein aſiatiſcher Geruch?. Maria Tolenna fröſtelte. Es war ihr unheimlich in dem Raum. Ihre Zofe war plötzlich nach Hauſe gerufen worden. Ein ſchwerer Krankheitsfall in der Familie. Sonſt trippelte wenigſtens dieſes zierliche Perſönchen in den Zimmern um⸗ her, und man konnte an geſellſchaftsfreien Abenden ſich an ihrem niedlichen Geſchwätz erfreuen.. Draußen auf der Straße flutete das Licht der Scheinwerfer des Zirkus. Die letzten Zuſchauer ſtrömten vorbei. Ab und zu rollte ein Auto oder eine Droſchke der Vorſtadt zu. Maria Tolenna ſetzte ſich an die Teemaſchine. Da bemerkte ſie, daß der Teller, auf dem die Katze Lora ihre Milch bekam, leer war. Schnell füllte ſie den Teller. Aber Lora war heute nicht zu ſehen. Wer weiß, wo ſich das Tierchen herumtrieb! Maria Tolenna zündete ſich eine Zigarette an. Unwill⸗ kürlich ſchweiften die Gedanken der Schauſpielerin von dem Kätzchen hinüber zu den Löwen, die heute im Zirkus durch einzelnen Menſchen, der ſie mit der Peitſche in Bann hielt. Da kratzte etwas an der Tür des Zimmers. Maria Tolenna So ſchien das Kätzchen wieder zurückgekehrt? Es hätte ſonſt wohl draußen kampieren müſſen. Maria Tolenna ſtand auf und öffnete die Tür zum Korridor. i 5 Da erſtarrte ihr Blut in den Adern. Ein Löwe ſtand vor ihr. Leiſe knurrend ſchritt das Raubtier an ihr vorbei in den erleuchteten Raum, blickte ſich wie verwundert um, und als „F œ́ wWGGAÄœæꝗL' B'! ³·¹. Oer Liebesbrief. Der Schiffsjunge Jürgen Dahl hatte noch niemals einen Liebesbrief geſchrieben, weil er bisher noch niemals eine Braut an Land gehabt hatte. Aber als der alte Segler, auf dem er war, neulich in Bremen vor Anker gegangen war, hatte Jürgen ſein Heimatdörſchen in der Nähe von Bremen aufgeſucht. Und da er in ſeiner Urlaubszeit weiter nichts zu tun hatte, ſo hatte er ein wenig mit Jenſens Grete„angebändelt“, und als ſein Urlaub zu Ende war, hatte er ihr ewige Liebe und Treue ge— ſchworen und verſprochen, ſie einmal zu heiraten. Nun fuhr er ſchon vierzehn Tage wieder auf dem alten Segler, und als er in Kopenhagen vor Anker ging, fühlte Jürgen in ſeinem Buſen das dringende Bedürfnis, ſeiner Grete einen Brief zu ſchreiben. Jürgen war wohl ein guter Seemann, trotzdem er nur erſt Schiffsjunge war, aber in Dingen des ſchriftlichen Verkehrs war er kein„Held“. Da er großes Zutrauen zu dem Zweiten Steuermann, einem alten Seebären, hatte, wandte er ſich vertraulich an ihn: „Stürmann, ich hebb all es in min Lewen“, und er kaute auf dem oberen Ende ſeines Bleiſtiftes herum, daß das Holz ſplitterte,„noch nie'nen rechten ſäuten Leiwsbreiw ſchrewen.“ „Sedd di man dal“, ſagte der Steuermann, kratzte ſich am Hinterhaupt, ſpuckte ſeinen Priem aus der linken Mundecke durch die Luke weit in die See hinaus und diktierte: f „Min leiwe, ſäute Grete! Uns Schipp dat führt grad von Kopenhagen nah Mancheſter. Du leiwer Gott, in ſone Firn. Säut Grete, da awer ſegg ick Di und ſchriew Di dat in diſſen Breiw. Wenn ick von annere Kirls wat hör, dat mark Di. hau ick Di alle Knacken ſcheiw. Verſtehſt Du mi? Ick driew ken Spaß. Mi is dat Ernſt. In ewge truge Leiw Din Jürgen. e Walter Gelmar. alte Frau aus einem der verwitterten Häuschen hinter den Zinskaſernen, das die neue Zeit noch ſtehengelaſſen har, und legt ihrem Heiligen die ſchönſten Frühlingsblumen zu Füßen und entzündet abends mit zitternden, vertrockneten Greiſen⸗ fingern die Kerze in der Laterne des ſteinernen Poſtaments: in dem unſteten Flackerlicht beleben ſich die toten Augen. das faltige Geſicht ſcheint zu lächeln, und lief in der Nacht, wenn die Geräuſche der Stadt verſtummt ſind, hält er Zwieſprache mit dem Wind und träumt von wieſenduftender, ſonnenſeliger Vergangenheit. Urnnd ſo iſt er zum Schauſtück geworden, das aus dem Einſt in das Heute hereinragt, und manchmal gleiten die ſcharſen Blicke eines Kunſtverſtändigen die wunderſchönen Linien ver . 1 Statue entlang und bewundern den Faltenwurf des ſteinernen auszulecken. Die Flanken Spitzenkleides, oder ein Künſtler wirft das Bild des alten mit dem Schwanze peit⸗ Brückenheiligen auf das kleine Stückchen Leinwand, das ihm ſchend ging der Löwe durch die Welt bedeutet. Und an der ſtillen Inſel der Betrachtung das Zimmer rundherum e ces, vorüber fluter unaufhaltſam der dunkle Strom von Menſchen. und legte ſich dann, ohne Maria Tolenna nur eines Blickes zu Menſchen der neuen Zeit. die bald, zu bald nur, auch der Ver⸗ würdigen, auf den Teppich nieder. gangenheit angehören werden. Maria Tolenna preßte die Hand auf das wildpochende Herz, und mit einem Ruck ſchloß ſie die Tür des Zimmers. D 55 1 9 08 ſie draußen auf der Straße wildes Schreien und 0 rau paar, Rufen: Der Löwe iſt entſprungen! Aber die Leute. die den Löwen ie rannten an ihrem Hauſe vorbei! das hunderltauſend Marh gewann. Maria lief ſchnell auf die Eingangstür zu und wollte auf N 1 451251 er die Straße eilen, da ſtand vor ihr 5 der Chineſe! Ein Lotteriegewinn brachte Glück. tückiſches Grinſen ging über die Züge des Mongolen, als er Aus einer norddeutſchen Kleinſtadt wird eine rührende die Angſt auf dem Geſicht der Schauspielerin bemerkte.„Was Geſchichte gemeldet, die für den Film nicht beſſer erfunden ſein wollen Sie hier?“ rief Maria voll Angſt.„Machen Sie, daß könnte, tatſächlich aber paſſiert iſt. Mitten in der wildeſten Sie fortkommen!“ Juflationszeit ſtarb der Rittergutsbeſitzer Adolf von B., der Aber der Artiſt lachte; durch ſeine Augen flutete ein grelles ſeiner Frau Agnes und ſeiner Tocher Felicitas weiter nichts Licht und er wollte die ſich heftig Wehrende in ſeine Arme als ein überſchuldetes Gut zurückließ. Herr von B. war als nehmen und mit ihr zu den Zimmern eilen. Rittmeiſter im Felde geweſen und verwundet worden: er Da erwachte in dem Hirn der geängſtigten Frau ein furcht⸗ konnte nach dem Kriege, als die Entwertung aller Werte ein⸗ barer Gedanke.„Laſſen Sie mich los. Ich zeige Ihnen den ſetzte und mit der Landwirtſchaft nichts niehr zu verdienen Weg!“ rief ſie. Ser Chineſe verbeugte ſich und folgte Maria war, ſein Gut nicht wieder hochwirtſchaften, ſo daß die Tolenna durch den Korridor.„Treten Sie ein!“ rief Maria Schuldenlaſt immer größer wurde. g und öffnete das Zimmer. Der' Chineſe trat ein, und Maria Nach ſeinem Tode folgte die Verſteigerung, und Frau ſchloß die Tür.——— von B. mußte ſamt ihrer damals elfjährigen Tochter das Gut Sie hörte den Mann brüllen und an dem Schloſſe rütteln. verlaſſen. auſ dem ihre Vorfahren ſeit mehr als dreihundert Voll Angſt horchte ſie einen Augenblick, ob ihm die Flucht Jahren geſeſſen hatten. Sie zogen iu die nahegelegene Stadt, gelänge. Aber ſie gelang nicht. Sie hörte, wie der Löwe ſich rob, ſich Frau von B. mühſam durch Erteilung von Unterrichts auf den Chineſen stürzte, hörte noch, daß ein furchtbarer Kampf ſtunden durchbrachte, bis die, Fochter die Schule verlaſſen und begann, ſtürzte auf die Treppe und ſiel bewußllos zu Boden. fon Stellung als Stenowpiſtin auf einem Gute, annehmen Maria Tolenna erwachte im Krankenhaus. Auf ihrem kenne i 997 1388 Raten f Harne Bette lag ihr Kätzchen, ſchnurrend und jeden anfauchend. der ni 805 en; aber ans Heiraten kongte das lunge Paar 75 6 Rachen, sen; 95 Ie, 4 nicht denken, da dem jungen Manne ebenfalls die Mittel für ſich dem Lager näherte. Die Aerzte kamen ab und zu, und die Pacht eines Gutes fehlten die Krankenſchweſtern bemühten ſich um die Kranken rings⸗ Eines Ta 2 bb e e . n 1 a e ö ines Tages kam das Mädchen auf den Gedanken, in der umher. Nach einem Ruhetage brachte man Maria Tolenna Lotterie zu ſpielen. Sie kauften zuerſt ein Viertellos der die Zeitungsausſchnitte über das furchtbare Geſchehnis. Der Pronpzf 420, e intel, in mene 5 5 Wann, eee 2 Ane Preußiſch⸗Süddeutſchen Klaſſenlotterie, ſpäter ſogar ein halbes Lärm und das Gebrüll im Zimmer der Schauſpielerin hatte Los. Die Beträge dafür bezahlte ſie mit ihrem Verlobten die Leute aufmerkſam gemacht, und ſie kamen gerade dazu, als immer Agemeinſan! Wet beſchreiht pen Jubel der jungen der Löwe begann, den Chineſen zu zerreißen. Ein Schuß Leute und der Elie ral von als del der 1 17 glehung chte dem Leben der Beſtie ein Ende.—— Leute und der arten ran ou als en der een ee Mae 9 b 5 f 555 die Nummer mit einem Gewinn von hunderttauſend Mark Das Kätzchen ſtreckte ſich auf dem Bette, zeigte ſeine Krallen herauskam! Sofort ging man auf die Suche nach einem und die ſpitzen Zähne, und ein grünliches Schlern leuchtete kleinen Gütchen mit einer nicht zu hohen Pachtſumme: aber in ſeinen Augen. Hatten die Augen des Löwen auch ſo ge. wie es der Zufall einmal will: ſchillert? Nein! Aber die der größeren Beſtie, des Menſchen! Die Stadtverwaltung war durch Verſteigerung des Gutes der Familie von B. in deſſen Beſitz geraten, da ſie der Haupi⸗ gläubiger des bisherigen Beſitzers geweſen war. 5 5 15 Die Pacht wurde neu ausgeſchrieben, der Mana n onze rauh und verwittert wie das eines alten Mannes, und die meldete ſich, man wurde einig, und vor wenigen Wochen konnte Silberſterne verloren ihren Glanz. ö das junge Paar gemeinſam mit der alten Frau von B. wieder Und dann kam die neue Zeit und ſtampfte die kleinen, auf das Gut der Väter ziehen, um es zu bewirtſchaften. Und gelben Häuschen in die Erde ſamt ihren blumengeſchmückten wenn es auch nicht mehr das Eigentum der Familie iſt. ſo Vorgärtchen, und an ihrer Stelle ſtiegen rieſige Zinstaſernen hat ihnen der Lotteriegewinn doch dazu verholfen, daß ſie mit Hunderten von Fenſteraugen auf und der graue Panzer keine fremden Menſchen mehr auf ihrem alten Grund und des Straßenpflaſters überkruſtete das letzte Stückchen Wieſen⸗ Boden dulden müſſen. U. E. grün. Die elektriſche Straßenbahn gellte, Autos flogen vorüber 4 mit gröhlendem Hupengeſchrei. der Fanfare der neuen Zeit, die Gedanbenſplitier alle ſchlummernde Gewalt der Maſchine entfeſſelt hat und alle 0„ Kräfte der Arbeitsſklaven, die tagsüber vorüberfluten in un⸗ Von Dr. S. Baer⸗Oberdorf. cherten ingen en ren 59 11 5 ane der Es iſt ein Vorrecht der kleinen und mittelmäßigen Geiſter, ee rende g der Fabrie zu wilder Tanzmuſte oder das Leben zu meiſtern und in Bann und Dienſt ihrer Geſetze in 9 ag be be bert die Brücke esch an der zu zwingen— die großen überwältigt das Leben und drängt Heilige 1! 5 ſie hundertmal aus ihrer 9 von ihrem Ziel. Aber niemand mehr kniet vor ihm auf dem morſchen Bet⸗ N 1 5 1 e ſchemel, ſeine Fürſprache im Himmel anzuflehen; nur am Wer im Uebermut Gott vergißt, den lehrt auch die Not nicht Jahrestag ſeines Märtyrertodes, mitten im Mai, kommt eine Gott kennen. N— Skizze von Magdalena Eiſenberg. Ein verſteckter Winkel im Stadtwald. 0 8 neun Uhr. wenn ich Die feſche kleine Lilli wartet auf die Liebeserklärung des bin 5910 hein nh Aſſeſſors. Aber ehe er noch anſetzen kann, ertönt unweit eine nuffteger und rü Drehorgel: Gold und Silber lieb' ich ſehr... Und während l gehe Wund Lillis Blondkopf ſich erwartungsvoll ein wenig ſeitwärts dreht, amm neun libr kollte Fe 1 im eee Rune 1155 e ee doch auch für Klavierlehrerinnen der Dienſt aufhören— meinen Kopf ſchwermütig chief und e Schußſpige der Herrin Sie nicht? Aber dieſes gutmütige Luder— Pardon!— hat ee enen wor Bepie klugen unden. ert ſich da ofſenbar aus Mitleid oder ſonſtwelchen vielleicht per⸗ tippt an die Dackelſtiru. worauf die uten dd. Filo dt ihm wandiſchaftlichen Gründen irgendeinen ehrgetzigen Jüngling dieſe, dann den Aſſeſſor verlegen anglänzen. Der fopf; Jun aufgehalſt, den alle neun Muſen haſſen. einen Menſchen mit wohlwollend den Rücken: e ler Kerl! Es iſt un einem unglückſeligen Mißtalent, der den fatalen Ehrgeiz hal. „Mach' deinen Gefühlen ruhig Luft, alter Ker!! Es un⸗ ſich muſikaliſch zu betätigen und am Tage wahrſcheinlich ge⸗ geſund, damit zurückzuhalten!“ lyncht zu werden fürchtet, wenn er mit der Notenmappe über Lilli lacht. u.„die Straße geht.— Fräulein Lilli. nur Sie können mich „Warum mögen Hunde nur ſo unmuſikaliſch ſein?— So retten!“ a 5 5 1 unmuſikaliſch, daß ſie rückſichtlos dazwiſchenheulen, wenn„Ich?“ ruft das junge Mädchen, eniſetr enſſpringend. Muſik gemacht wird?“ 5„„„„Ja. pumpen Sie mir Ihren Dackel! Wenn ich ihn noch „Hm!“ zitiert der Aſſeſſor Wilhelm Buſch,„Muſik wird oſt tüchtig kneife, vielleicht heult er dann ſo, wenn die„Muſik Von Egid Filek. Droben auf der Brücke, die ſich in zierlichem Sprung über den braunen, glitzernden Bach ſchwang, ſtand er und blickte auf das Kruzifix in ſeinem Arm; in den grauen, ſteinernen Falten des Prieſterkleides ſchien der Sturmwind zu wühlen, das ge⸗ neigte Haupt umgab ein Kranz von ſilbernen Sternen. Rings⸗ um war die grüne Unermeßlichteit der Wieſen mit Käfer⸗ geſumm, Libellenſchwirren und leiſer Wellenmuſik. Fern im Oſten, in trüben Dunſt und brütendes Schweigen gehüllt, lag die große Stadt. 0 a 5 Undidie Frauen aus dem Dorſe lamen und ſchmückten ihren Heiligen mit Kränzen und Mumenſträußen und erzählten den Kindern die fromme Legende von dem Märtyrer des Schwei⸗ gens, der von der Karlsbrücke in die Moldau geſtürzt wurde, weil er dem König nicht verraten wollte, wos ihm ſeine Frau im Beichtſtuhl erzählt; und ſeither ſchmückt ſein Standbild alle Brücken und die ſilbernen Sterne ſchlingen ſich als Krone um das todgeweihte Haupt. f Aber die große Stadt hob ſich aus Dunſt und Qualm und troch mit ihren Häuſern immer näher an den Bach und die Brücke heran wie ein ſchleichendes Reptil. Da ſchrumpften die Wieſen ein, nur zierliche, bunte Gärten blieben noch zwiſchen den kleinen Häuschen ſtehen; hochbeladene Marktwagen knarrten über die Brücke, die dem grauen Ungeheuer, der großen Stadt, ſeine Nahrung zuführten: Fleiſch und Obſt und Gemüſe und olz und was es ſonſt fraß... Noch zogen die Fuhrleute ſtumm d vor dem ſteinernen Heiligen, noch kränzten ihn fromme Hände mit Roſen, Relten und Lilien, aber ſein Antlitz wurde nicht ſchön empfunden, weil ſie— ſtets mit Geräuſch verbunden. heute abend wieder losgeht, daß dem Muſikauten über mir die Ich kann Männe ſehr gut verſtehen.“ Luſt ein ſür allemal vergeht.— Aber was haben Sie? Sol?“ Ja, was hat ſie? fngeli erpäbie keine N 3 235 zie ich zu dieſem Verſtä 8 Blei it fliegenden Naſeuflügeln ſteht die hübſche, klein J J e en, wie ich zu dieſem Verſtändnis Bleich, mit flieg Na in ſtehr d che. 1 ſoll ich Ihnen erzählen.! N Lilli auf und keucht, den Schirm mar eee ne Hand: a 11 G38 1 5j r irklich ni nd ſie Männe„ Und haſtigen Schrittes ſtürzt ie davon, ee e ed in elne mehr erſönlie„ mere den Aſſeſſor a ple Ratlosigkeit zurücklaſſend. öchte dem Geſprä ne mehr perſönliche— intt n W 1 5 Wendung e Aber ſde muß doch notgedrungen antworten: Wie ſonderbar doch die Frauen ſein können, grübelt der ite 1615 1. 0 junge Mann nach, als er endlich nach Hauſe geht. und zerbricht Ja ehen Sie, ich bewohne trotz der Wohnungskuappheit ſich den Jenzaellebte att enge a e c ein Wunderſchönes, großes, helles Zimmer und habe eigentlich unte des geliebten Mädchens. das er ſich nicht er in den menten Wochen, A c dag n e Aber an dieſem Abend ertönt über dem Zimmer des i 0 ü 8 egen 0 ine Tage 17 1 1 e, ier 11 ier ut Aer hübſchen ungen Frau zu⸗ Aſſeſſors— leine Muſik, und eee kommt ihm, die ihm zubringen.“ Bei dieſen Worten trifft Lill! ein e ene eee dee 5 10 e e e eis f ick. 3 0 Affeſſor Römer fort:„Aher ein- wn menen die a 8 e ene ae e das Klaber e befinde mich eigentlich ſchon nachdenklich im Ben, die wohltuende Ruhe bewußt genbeßend. ſeit Jaßren auf der Flucht vor dieſer langzähnigen Beftie. Nie als in der Ke 5 ſeſelg e e d 8 je His rträali ie in mei ſetzt, wahrſcheinlich dieſelbe, die er bereits am Tage im Siabr⸗ durde die Hölle ſo unerträglich wie in meinem jetzigen, Jos, schein eſelbe di Fee ſonft ſo behaglichen el. Stellen Sie ſich vor: Abends, müde, wald. gehört 01 Behüt' dich Gott, es wär' ſo ſchön geweſen ee. abgeſpannt vom Dienſt, mit der Sehnſucht, ſich gefühlvollen e e licht ole ſein“ murmelt der Einſchtaſende mit Träumen hinzugeben, ſinke ich in die weichen Daunen, um n ede cin: der Einich! das Glück des Schlafes zu verſinten I da geh! es los! n n 1 se dl N men., daß ein Leiermann für müſſen nämlich wiſſen, daß über mir die eee Tiede⸗ Wee ee ib oe dend ed rü Je 151 8 N ü f Zi ſei— 4 7 gedrückt gekon„ 0 1. und ausgerechnet gerade über meinem Zimmer ſeine Nutte Mark in die Hand ge 1 1 e Menſch muß leben und natürlich das am 1 065 Tage 90 beſagten N 1 dec e i ine 1. dafür if T— nicht Leiermuſik wird im allgemeinen nicht ſehr hoch Ange laat, irgendeinem Beruf. Aber dafür iſt doch der Tag da nien. 0. gen 8 a cen wahr und die ganze Klimperei den langen Tag über nehme ich Aber, hin und wieder gibt es doch jo unm! Aealiſche der Dame auch nicht im gerinaſten übel. Aber abends um Menſchen. he Blinde Roman von Gert Roth 16. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Aber er mußte ihr Zeit geben, auch andere Männer zu ſehen. Vielleicht war er doch nicht der Rechte für ſie? Ein ſchneidender Schmerz durchfuhr ihn bei dieſem Ge⸗ danken. Er lächelte. So ſehr alſo liebte er ſie bereits, daß ihn ſchon der Ge⸗ dante, daß ſie doch einen anderen wählen könnte, halb wahnſinnig machen konnte. Ellinor las ihm die Briefe vor. Es waren Briefe von Hermann und Kläre Oldenberg. Dann war ein Brief von ſeinem Anwalt dabei, der ſein Vermögen verwaltete. Schließlich ſchrieb Graf Illgen, daß er mit dem Kauf einverſtanden ſei. Er ſähe die Sache nun als bindend für beide Teile an und würde alſo nichts mehr unternehmen, bis Herr von Vayburg von ſeiner Reiſe zurück ſei. Befriedigt lehnte Vayburg ſich zurück. Das wäre auch erledigt! Oldenberg und Kläre würden in Illgenheim ſein. Wie gut das war, daß auch das nun ſo glatt ging. „Dieſe Briefe möchte ich im Laufe des Tages beant⸗ worten, Fräulein Hardegg. Ich werde ſie Ihnen nach dem Lunch diktieren.“ „Jawohl, Herr von Vayburg.“ „So, nun leſen Sie mir, bitte, den Schluß unſeres Buches vor.“ Er lehnte ſich weit in den Seſſel zurück, dann deckte er die rechte Hand über die Stirn. Darunter hervor beob⸗ achtete er Ellinor, die ſich graziös zurechtſetzte. Vayburg ertappte ſich dabei, daß er ſich am liebſten vorgebeugt und den roſigen Mund geküßt hätte. Doch er blieb ruhig ſitzen. Ellinor aver zitterte vor dem Schluß. Sie kannte ihn ſchon und ſcheute ſich heute, dem Manne ihrer großen, erſten Liebe das Bekenntnis jener liebenden, verlaſſenen Frau vorzuleſen. Doch er würde ſich gewiß mit Recht wundern. Und was hatte denn eine bezahlte Vorleſerin auch für Meinungen und Gefühle zu haben? Sie hatte zu tun, was ihr befohlen wurde, und damit fertig. Aber die leidenſchaftlichen Worte der Lea Helten rangen ſich ihr nur ſchwer über die Lippen. Er ſchwieg dann auch. Heute beſprach er mit ihr nicht den Inhalt des Buches. Und Ellinor dachte, daß es ihm vielleicht nicht ſo zugeſagt hatte, wie gewöhnlich die anderen Bücher. Sie wußte ja nicht, daß er ſich nur ſchwer aus der Stimmung löſen konnte, die die weiche Mädchen⸗ ſtimme in ihm ausgelöſt. Dieſe weiche, wohllautende Stimme, die die leidenſchaftlichen Worte einer anderen Frau ſich über die Lippen gerungen. Dieſe Lippen, die— vielleicht noch nie ein Mann geküßt. Vielleicht? i Er ſtudierte die reinen ſchönen Züge, wie er es bisher noch nie hatte tun können. „Sie hat noch keinen Mann geliebt!“ Das war das Endergebnis ſeiner Betrachtungen. Eutgegen ſeiner ſonſtigen Gewohnheit, verlangte Vay⸗ burg nun überall hin. Ellinor ſaß neben ihm, während der Diener im Hintergrunde wartete. Der alte Mann war ernſtlich erſchrocken, als ihm bei ſeiner Rückkehr geſtern ein ſchönes, junges Mädel ent⸗ gegentrat und ihm nur kurz erklärte: ſie ſei die Schweſter Fräulein Hilda Hardeggs und werde deren Amt jetzt bis auf weiteres ausüben. Ihre Schweſter habe in einer äußerſt wichtigen Angelegenheit ſchnellſtens abreiſen müſſen. Die Erklärung war ſtichhaltig, aber der alte Mann be⸗ dauerte dieſe Abreiſe tief. Er hatte das einfache, reife Mäd⸗ chen ſehr ins Herz geſchloſſen. Dieſe ſchöne, junge, ele⸗ gante Dame aber? Und ſein Herr war doch ſeit geſtern auch wie verwandelt? 5 Der Kammerdiener ſollte ſich noch mehr wundern. Verſchiedene Herrſchaften drängten ſich an Herrn von Vayburg heran. Man ſuchte plötzlich ſeine Freundſchaft. Seine? i Der Diener lachte verächtlich in ſich hinein. Es war am längſten friedlich um ſeinen Herrn ge⸗ weſen. Die Geſellſchaft, die zum größten Teil aus Herren der beſten Kreiſe beſtand, ſuchte das Wohlwollen Fräulein Ellinor Hardeggs zu erregen. Das war es! Weil ihre Schönheit die Herren anzog wie die Leimrute die Fliegen. Sogar bis nach Sulden folgten ſie ihnen. Bis nach Sulden, wo man von Meran aus Aufenthalt nahm, weil man dieſen ſonnigen Fleck Herrn von Vayburg aufs wärmſte empfohlen hatte. i Ellinors große ſchöne Augen ſahen entzückt umher. Die tiefduntlen Tannenwälder, hoch und mafeſtätiſch der Ort⸗ ler und die Königsſpitze! Ellinor konnte ſich nicht ſatt ſehen an all der Schönheit ringsum. Und die Herren umſchwärmten ſie. Natürlich glaubte keiner von ihnen an die Vorleſerin. Keiner! Aver man war überzeugt, daß man ſie Herrn von Vay⸗ burg wegnehmen müſſe. Dieſe Schönheit gehörte in eine ganz andere Stellung. Mau würde ſich ſogar entſchließen, ſie zu heiraten, trotz allem! Herr Bankier Joſtenheimer kam ſich direkt edel vor, weil er dieſen Gedanken bereits in aller Stille ganz ernſt⸗ haft erwogen hatte, denn ex dachte ſo: Chancen hatte er nur dann, wenn er das ſchöne Mädel heiratete. Er war auch der erſte, der ſich ſagte, daß doch vielleicht nichts zwiſchen Vayburg und Fräulein„ degg zu beſtehen brauche. Dabei war Herr Joſtenheimer toll verliebt. Einfach toll! Et batte gat nicht gewußt, daß er einer ſolchen Liebe überhaupt noch fähig ſei. Da er aber bei dem Gegenſtand ſeiner plötzlich entdeckten großen Liebe auf keinerlei Ent⸗ gegentommen ſtieß, ſteckte er ſich ſchließlich hinter Herrn von Vavburg. Er legte ihm ſeine geradezu glänzenden Verhältniſſe dar und meinte zum Schluß, daß es für das Fräulein doch gewiß ein großes Glück ſei? Denn da ſie ſich ihr Brot als Vorleſerin verdiene, ſei ſie doch wohl nicht mit irdiſchen Glücksgütern geſegnet? In ſeinem Geld aber könne ſie mit ihren kleinen Händen wühlen, ſoviel ſie wolle. Er würde ſich darüber freuen, denn für wen habe er denn letzten Endes das ganze viele Geld zuſammengeſcharrt? Ernſt von Vayburg ſagte ruhig: „Ich will ſehr gern den Vermittler machen. Etwas anderes als eine ehrenhafte Heirat kommt ja auch für Fräulein Hardegg nicht in Frage. Sie iſt die Tochter eines alten Freundes von mir.“ „Das hab' ich mir doch gleich gedacht“, nickte der Ban⸗ tier ſehr erfreut. Dabei ſah er aber doch ein bißchen miß⸗ trauiſch in Vayburgs ſchönes Geſicht, das jetzt dunkelbraun in der Sonne geworden war. In der Sonne, die noch ſo warm und leuchtend in den Bergen ſchien. Dieſes Geſicht aber war ihm ernſt und ruhig zu⸗ gewandt. „Und— glauben Sie, lieber Herr von Vayburg, daß ich hoffen darf?“ „Darüber kann ich leider nichts ſagen. Fräulein Har⸗ degg hat über dieſe Angelegenheit noch nicht mit mir ge⸗ ſprochen.“ „Erklärlich— erklärlich! Aber gemerkt hat ſie es be⸗ ſtimmt, wie ich denke. Bitte, Herr von Vayburg, wenn— hm!— erwähnen Sie doch beiläufig, daß ich gut und gern zwei Milliönchen ſchwer bin.“ „Ich werde es beiläufig erwähnen.“ „Dann vielen, vielen Dank!— Beteiligen Sie ſich an der Fahrt heute nachmittag, Herr von Vahburg?“ Es klang beinah der Wunſch durch dieſe Frage, daß doch Vayburg ſich nicht beteiligen möge. Der verſtand ſofort, meinte aber bedauernd: „Leider habe ich ſchon verſchiedenen Herrſchaften feſt verſprochen, mitzukommen.“ „Das iſt ja ſehr ſchön. Ich wollte mir dieſes Ver⸗ ſprechen auch von Ihnen geben laſſen; nun iſt es aber wohl nicht nötig. Alſo dann auf Wiederſehen am Nach⸗ mittag. Salzern, Sie wiſſen doch, der öſterreichiſche Baron, ja, der hat da ein kleines Gafthaus ausfindig gemacht, dort ſoll es einen wundervollen Wein geben. Obendrein ſoll es ganz idylliſch liegen. Man will ſogar ein bißchen tanzen. Hetten hat ſchon eine Kapelle beſorgt, die mit⸗ fährt. Das kann ein Rummel werden. Was wollen Sie? Wenn kein Rummel mehr iſt, macht man eben ſelber welchen! Haha!“ „Ja, fröhliche Menſchen ſind ganz beſtimmt glücklicher als ewige Kopfhänger“, ſtimmte Vayburg zu. „Sehen Sie, lieber Herr von Vayburg, der Meinung bin ich längſt. Aber— Fräulein Hardegg iſt eigentlich ſehr ernſt. Sie dürfte ruhig fröhlicher ſein.“ „In Ihrer Geſellſchaft wird ſie es ſchon werden.“ „Ich will es hoffen. Ich wäre der glücklichſte Menſch unter der Sonne, wenn ſich meine Wünſche erfüllten“, ſagte Joſtenheimer. Er war nahe daran, nochmals ſeinen Reichtum ins Licht zu rücken, aber dann ließ er es doch lieber. Endlich ging auch er. „Der erſte! Und die anderen? Verſchiedene andere werden folgen“, dachte er. Joſtenheimer? Wenn Ellinor die ſichere Poſition erkannte? Wenn— ſie die Frau des Bankiers wurde? Nein! Sie tut es nicht! Sie verſchenkt ſich nicht um Geldes willen, und lieben wird ſie ihn kaum. Die tröſtlichen Gedanken kamen, ließen ſich aber von anderen, unruhigen vertreiben. „Wenn ich mich nun täuſche? Wenn ſie mich..“ In ſich zuſammengeſunken, ſaß Vayburg da. Jetzt wußte er, wie troſtlos das Leben ſein würde, wenn Ellinor fortging aus ſeinem Leben. Dabei war er undankbar. Mußte er denn immer mehr verlangen? War ein gütiges Geſchick nicht freigebig genug gegen ihn geweſen? „Ellinor!“ Vayburg ſtöhnte den geliebten Namen, der ſo fremd war und doch ſo gut zu dem dunkellockigen Mädchen mit den großen ſchönen Augen paßte. * * „Bankier Joſtenheimer hat ſozuſagen bei mir um Ihre Hand angehalten. Nachdem ich mich überzeugt habe, daß er es ehrlich meint und ein reicher Mann iſt—, er beſitzt, nebenbei geſagt, ſo gegen zwei Millionen—, kann ich fen nur raten, dieſe Poſition nicht vorübergehen zu laſſen.“ Vayburgs Stimme klang ruhig, als er Ellinor dieſe Angelegenheit eröffnete. Ihre Augen weiteten ſich erſchreckt. Sie blickten in das Geſicht des Mannes, verszeten eine unendliche Qual des Herzens. g „Herr von Vayburg, Sie— Sie ſind nicht mehr zu⸗ frieden mit mir?“ fragte ſie dann ſcheu, und die Tränen drängten ſich hoch in ihr. 0 Er ſah es. Seine Arme hoben ſich, doch gleich ſanken ſie wieder herab. Die Hände umkrampſten die Seiten⸗ lehnen des Seſſelss. „Zufrieden? Ich bin ſehr zufrieden mit Ihnen, Fräu⸗ lein Hardegg. Aber ſchließlich darf ich Sie doch nicht hin⸗ dern, Ihr Glück wahrzunehmen.“ Ihre Lippen zuckten. Ihre ganze große Liebe lag in dem Blick, mit dem ſie ihn anſah. Dann ſagte 1 „Glück? Mu bedeuten?“ 6 5 „Nicht immer, das iſt wahr. Aber Bankier Joſten⸗ heimer iſt ein ſtattlicher, hübſcher Mann, wie mir Lands ⸗ 5 45x55 Es wäre alſo doch nicht von der Hand zu weiſen!“ eine reiche Heirat in jedem Falle Glück Schweigen! Dann ſagte Ellinor: a n „Ich liebe den Herrn Bankier nicht, und ohne Liebe würde ich mich niemals einem Manne ſchenken.“ Ein Glück ohnegleichen durchſtrömte ihn, doch er ſagte ganz ruhig: „Es iſt Ihre Sache, wie Sie darüber denken. Ich meine, über eine Ehe mit Joſtenberger. Ich bin ſelbſtver⸗ ſtändlich froh, wenn ich meine Vorleſerin behalten kann.“ Sie zuckte zuſammen. Weshalb betonte er gerade jetzt ſo auffällig, daß ſie nur eine Angeſtellte bei ihm war? Wollte er eine etwaige törichte Hoffnung in ihr erſticken? Ellinor ſaß dicht neben der Chaiſelongue, auf der er gewöhnlich am Tage ein Stündchen ſchlief. Ohne es wohl ſo recht zu wiſſen, nahm das Mädchen das ſeidene Kiſſen an ſich, vergrub das Geſicht darin, ſpürte ſein Parfüm. Der ganze ſchlanke Körper zuckte. Und der Mann ſah es! 1 Ein kurzer Kampf! Noch einmal blieb er Sieger über ſich ſelbſt. Ruhig klang ſeine Stimme: „Ich möchte jetzt noch ein Stündchen ruhen, da ich mich an der Wagenfahrt, die für Nachmittag geplant iſt, be⸗ teiligen will.“ i Ellinor erhob ſich. Müde klang die junge Stimme: „Ich werde den Kammerdiener rufen.“ *.* N ö Die Fahrt am Nachmittag war wirklich ſehr luſtig. Bankier Joſtenheimer war immer in Herrn von Vayburgs Nähe, den ſeine junge Vorleſerin führte, als man in den ſonnigen Garten des, alten Gaſthauſes ſpazieren ging. Einmal flüſterte er: „Herr von Vayburg, hatten Sie ein bißchen mit der N jungen Dame über mich geſprochen?“ „Ja!“ „Und?— Bitte, ſprechen Sie doch!“ N „Fräulein Hardegg möchte vorläufig frei bleiben.“ „Aber— iſt denn— hm!— ich habe es ſo ehrlich ge⸗ meint, und es wäre doch ganz beſtimmt ein Glück für ſie geweſen.“ „Sicher. Aber ſchließlich kann ich die junge Dame doch nicht zwingen, Ihren Antrag anzunehmen. Ich habe ihr auch geſagt, daß es ein Glück für ſie ſei. Wenn ſie aber nicht will, bin ich machtlos. Vielleicht warten Sie noch ein bißchen und lernen ſie erſt noch etwas beſſer kennen?“ „Ja! Das hab' ich mir inzwiſchen auch ſchon gedacht. Ich weiß nur, daß auch Graf Söderborg ſich mit dem gleichen Gedanken trägt wie ich. Und da wollte ich ihm eben zuvorkommen. Das kann man mir doch nicht ver⸗ denken?“ „Durchaus nicht, Herr Joſtenheimer.“ „Söderborg iſt auch vermögend und dabei bedeutend jünger als ich. Er erzählt es ganz offen, daß er ſie ſofort heiratet, wenn ſie ihn will.“ „Ja, dann allerdings! Aber Fräulein Hardegg iſt Herrin ihrer Entſchlüſſe.“ N „Leider! Man müßte das ſchöne kleine Mädel zu ſeinem Glück zwingen.“ Das klang ganz melancholiſch. Bankier Joſtenheimer ſchien wirklich unter der Ab⸗ weiſung zu leiden. Er wurde auch nach und nach ganz ſchweigſam und beteiligte ſich nicht mehr an der all⸗ gemeinen Heiterkeit. Ernſt von Vayburg ſah zu Söderborg hinüber. Der blonde Schwede nahm die Sache mit Ellinor höchſt ernſt. Er bemühte ſich ganz offen um das ſchöne Mädchen, das ſeine Schilderung von Gut Söderhof aufmerkſam anhürte. Der blonde Kopf des Schweden bog ſich zu dem Mäd⸗ chen herab. Er ſchien ihm irgendeine Schmeichelei zu ſagen. Ellinor lächelte und rückte, unmerklich faſt, etwas weiter von ihm ab. Vielleicht hatte dieſe ablehnende Bewegung nur ein einziger bemerkt, aber dieſen hatte die Beobachtung Frieden in das erregte Herz gegoſſen. Ernſt von Vayburg wußte nun, daß auch der ſchöne ſchlanke Schwede keine Ausſicht hatte, Ellinors Gatte zu werden. So hatte er ſich nicht geirrt. Ihre Liebe gehörte ihm! Ihm! War dieſes Glück denn nur auszudenken? 1*. E„ 1 Eine neue Geſellſchaft von Damen und Herren war in dem Hotel angekommen. Der Wirt erzählte es freude⸗ ſtrahlend Herrn von Vayburg. Und er verfehlte nicht, zu erwähnen, daß die Nachſaiſon noch nie ſo gut geweſen ſei wie in dieſem Jahre. Vayburg lächelte. f „Na, das läßt ſich hören. Hoffentlich kommen noch mehr. Die Herrſchaften haben ſich eben diesmal den Herbſt gewählt für ihre Erholungsreisen. Ich finde es begreif⸗ lich. Ich liebe den Herbſt auch.“ Der behäbige Wirt nickte eifrig. 15 „Ja, wunderſchön iſt er, der Herbſt in unſeren Bergen. Rot und gelb das Laub und die Früchte ſo leuchtend und reif. Es iſt ſchon ein Glück, in ſolch einen Herbſttag hineinzuwandern. Ich habe—“ a 0 N Ueber ſich ſelbſt entſetzt hielt er inne. Wie konnte er dem blinden Herrn von den Schönheiten eines Herbſttages vorſchwärmen? Ihm, der von all der Schönheit ringsum nichts ſah? f r Stotternd, noch ganz unglücklich über ſeine Ungeſchick⸗ lichteit, verſuchte er, das Geſpräch auf ein anderes Gebiet hinüverzulenken. Vayburg aber ſagte: 5 5 „Die Schönheit der Herbſttage in den Bergen iſt einzig. Ich werde bleiben, bis das letzte Laub von den Bäumen herabgefallen iſt.“(Fortſetzung folgt.) bedeutet. Froſt⸗ und Wettervocherſage: Wetters iſt nicht zu erwarten. tagende Slraßenbahnſchaffner mit ab, ba das Arbeitsgericht in R. Aus der Heimat. Gedenktage. 8. Dezember. 1816 Der Maler Adolf v. Menzel in Bres⸗ lau geboren. ö 4% 1832 Der norwegiſche Dichter Björnſtjerne on Pförnſon in Kwikne geboren. 1014 Deulſch⸗engliſche Seeschlacht bei dan Falklandsinſen; Tod des Admirals Maximilian Graf von Spee, des Sie⸗ gers von Coronel. Prol. und kath.: Mariä Empfängnis. N aufg. 7.51 Sonnenunterg. 15.52 9 3.03 Mondaufg. 13.16 Vom rechten Schenken. Ja, ſollen wir denn in dieſer Notzeit über⸗ ſaupt noch ſchenken? Sollen wir noch an an⸗ dere denken, wo es für uns ſelbſt kaum reicht? gialürlich, erſt recht. Denn was will, was ſoll eigentlich das Weihnachtsgeſchenk? Freude machen! Unſere Zeit iſt ſo arm geworden Liebe, an Herzlichkeit, an Innerlichkeit, aß ſchon da⸗ unanſehnlichſte Geſchenk Freude beteitet, die kleinſte Ueberraſchung die Feſt⸗ ſtimmung erhöht, wenn wir nur Liebe und Perſtändnis bei der Auswahl der Geſchenke mitſprechen laſſen. 5 der am Nachmittag des hl. Abends in bie Stadt rennt und das Nüchſtbeſte kauft, was ihm zufällig in die Augen ſticht, wer nur deshalb kauft, damit die Geſchichte erledigt und wieder etwas beſorgt iſt, wer mit dem ſachſelzuckenden Troſt kauft, die Sache kann a uach dem Feſt wieder umgetauſcht werden, wer meint, wenn etwas nur recht viel koſtet, daun müſſe es auch Freude machen, der hat den Sum des rechten Schenkens nicht begriffen. Ein Stückchen Seele gehört zu jedem Weih⸗ kachtsgeſchenk. Liebe ſoll beim Weihnachts⸗ einſauf mitreden. Der Empfänger muß füh⸗ len, daß das Herz des Gebers beim Ausſuchen des Geſchenkes dabei war. Es kommt nicht ſo ehr darauf an, was wir ſchenken, ſondern zie wir ſchenken. Entſcheidend iſt die Ge⸗ Finnung, aus der heraus wir Freude machen wollen. In dieſer Notzeit muß die Geſinnung iel don dem erſetzen, was an Wert den ſeſchenken abgeht. Kalte Pracht und teurer eurus fehlen, dafür ſollen Herzenstakt und Aufmerkfamkeit die erſte Nolle ſpielen. Selbſtloſes Opfern, frohes Entſagen iſt der ſte Sinn des Schenkens. Und Weihnachten it nun einmal das Feſt der Liebe und Freude. Mer recht zu ſchenken weiß, der wird leuchtende Augen ſchauen Zahlen, die reden. Deutſchland gibt für die Miſſion täglich 20 000 Mark,— für Franzöſiſche Riechwaſſer 325 000 Mark— für die Miſſion jährlich 7 Millionen, für Lippen⸗ lite aus dem Ausland 11 Millionen. Ruß⸗ land wendet für die Propaganda der Gott⸗ sigkeit oiermal ſoviel auf wie alle evan⸗ geliſhen Miſſionen für ihre Arbeit zuſammen. der Miſſionsarbeit kann man ihre große Be⸗ rechtigung nicht abſprechen, zumal zweidrittel der Mittel im eigenen Lande bleiben und der Wirtſchaft hier zugute kommen. * Der Heizwert des froſtkernigen Not⸗ bachenholzes. In den ländlichen Verbraucher⸗ lleſſen iſt mancherorts das Vorurteil verbrei⸗ tet, daß froſtkernige Buchenabſchnitte nicht den gleichen Heizwert hätten, wie ſolche ohne Froſt⸗ lern. Um dieſe Frage zu klären, wurden durch das Holzforſchungsinſtikut bei der Techniſchen Hochschule in Darmſtadt Proben aus den drei Zonen friſcher Splint, Froſtkern und Notkern af ihren Heizwert unkerſucht. Dieſe Unter⸗ ſuchungen haben ergeben, daß die Rotlernbil⸗ dung keinen Nachteil für Verbrennungszwecke rotkerniges Rotbuchen⸗ holz hat genau denſelben Heizwert wie Holz ohne dieſe Merkmale. 4 Wetterbericht. Eine Aenderung des Die Verfiner Entlaſſungen. Rachſpiel zum Straßenbahnerſtreik. Berlin, 7. Dezember. Bur dem Arbeitsgericht ſtanden die elſten abühalr an, die von den nach dem Straßenbahnerſtreik Entlaſſenen auf Wieder⸗ einstellung gegen die Berliner Verkehrsge⸗ ſellſchaft angeſtrengt worden ſind. die Kammer des Arbeitsgerichts wi 1 700 ihren Alagen auf Wiedereinſtellung koſtenpflichtig beharrliche Ar⸗ eltsbermeigerung als vorliegend erachkete. Lediglich ein Skraßenbahnſchaffner bekam Recn, da dieſer ſeine Arbeifswilligteit be⸗ welſen kommte. Nänbereien auf dem Vallan. Die„Homitalſchi“ wieder in Täligkeit. Bukareſt, 8. Dezember. 6 Reue Komitatſchi⸗Vanden ſind in den letzten Tagen, von Bulgarien kommend, umänien eingebrochen. döktamäßig lünderien ſie mehrere Grenz. beben ehe mülttäriſche Kräfte zum Schub der dedragten Bevölkerung herangezogen wer. den kaumtem. Danach zogen dich die Räuber Schweres Explofionsunglütk. Mehrere Tote und Verletzte. Rathenow, 8. Dez. In dem großen Werk der JG.⸗Farbenin⸗ duſtrie in Premnitz⸗Weſthavelland ereignete ſich am Mittwoch vormittag ein ſchweres Exploſionsunglück, bei dem mehrere Arbeiter den Tod fanden und weitere ſchwer verletzt worden ſind. Der Schloſſermeiſter Tie aus Rathenow war mit einigen Arbeitern an einem Neubau be⸗ ſchüftigt. Bei der Beförderung einer Sauer⸗ ſtofflaſche ließen die Lehrlinge die Flaſche fallen. Da ſie unter hohem Druck ſtand, ex⸗ plodierte ſie. Die Exploſion halte verheerende Wit⸗ kungen. Die Gaſe, die über dem Werk liegen, verbanden ſich mit dem Sauer- ſtoff. Durch den gewaltigen Druck platz ⸗ ten alle Jenſterſcheiben in der Amge⸗ bung. Weiter ſtürzie eine Mauer ein und begrub viele Arbeiter unter ſich. Iu⸗ nächſt ſind ſechs Tote geborgen worden. Wie weiter gemeldet wird, wurde in den Erdboden der Unglücksſtelle ein rieſiges Loch geriſſen und die Giebelwand des Fi⸗ ſtererbetriebes wurde vollſtändig weggeriſſen. Die Unglücksſtelle befindet ſich in der Mitte des Werkes. Durch die herabfallende Mauer wurde eine große Anzahl von Arbeitern begraben und durch die Exploſion mehrere in Stücke geriſſen. wieder über die Grenze nach Buigarien zu- rück; rumäniſche Grenzwachen, die den Av⸗ kransport von Diebesgut verhindern woll⸗ ten, wurden ſcharf beſchoſſen. Ein Jollbeam; ter wurde durch einen Kopfſchuß auf der Stelle getö let. Englischer Fußbalſieg. London, 3. Dez. Der Fußball⸗Länder⸗ kampf England Oeſterreich endete mit dem Siege dee engliſchen Natlonalmannſchaft mit 4:3 Toren. Der mit ſo großer Spannung erwartete Kampf gina vor über 60 000 Zuſchauern vor ſich. Das Spiel nahm einen überaus ſpan⸗ nenden und intereſſanten Verlauf. Die Oeſterreicher lieferten eine ganz überragende Partie. Die Engländer waren techniſch beſ⸗ ſer, auch etwos ſchneller und vor allem bär⸗ fer und im Sturm von einer eminenten Durchſchlagskraft. Der 4:3⸗Sieg der Eng⸗ länder war verdient, aber er ſtellt den Oeſterreichern das beſte Zeugnis aus. hatte man doch allgemein einen viel eindeutigeren Sieg der Briten erwartet. Von der erſten Minute an war das Tempo des Spiels recht ſcharf. England markierte bald den erſten Treffer und in der 27. Mi⸗ nute ſchoß der engliſche Sturmführer ein zweites Tor. Mit 2:0 für England wurden die Seiten gewechſelt. Nach Wiederbeginn warteten die Oeſterreicher mit ſtürmiſchen Angriffen auf und ſchon nach ſechs Minuten ſchoſſen ſie den erſten Gegentreffer. Nach halbſtündigem Spiel kamen die Briten zu 4. nem dritten Tor. Wenig ſpäter ſchoß Sinde⸗ lar ein zweites Tor für Oeſterreich. dem die Engländer acht Minuten vor Schluß ein viertes entgegenſetzten. Es ſchien bei dieſem Ergebnis zu bleiben, als in der 42. Minute die Oeſterreicher das dritte Tor erzielten. Dem Spiel wohnte u. a. auch der Prinz von Wales bei. * Eine 70⸗ jährige. Unſere wohl⸗ achtbare Mitburgerin Frau Maria Benz geb. Fabian, Friedrichſtraße 27, kann heute Mitt⸗ woch in geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit ihren 70ſten Geburtstag feiern. Das greiſe Geburts- kind, iſt noch friſch und rüſtig und geht Tag für Tag ſeiner häuslichen Arbeit nach. Zum Wiegenfeſte unſere herzlichen Glückwünſche! „Verſteigerung der Baureis'ſchen Aecker. Auf die morgen nachmittag /2 Uhr im Rathauſe ſtatifindende Verſteigerung der 4 Aecker aus der Baureis'ſchen Erbſchaft wird auf⸗ merkſam gemacht. * Große Nationale Brieftauben⸗ Ausſtellung! Wie wir von zuſtändiger Seite erfahren, hat der hieſige Brieſtaubenver⸗ ein„Heimatliebe“ ſich der Mühe unterzogen und die diesjährige National- Sieger-Ausſtellung der Brieftaubenvereine des Bunde Mannheim und Umgebung übernommen, welche am 31. Dez. 1932 und 1. Januar 1933 in den Lokalitäten des„Kaiſerhofs“ hier ſtattfindet. Die Aus⸗ ſtellung die ſeither nur in größeren Städten wie Mannheim, Heidelberg uſw. abgehalten wurde, iſt für Viernheim eine Ehre, den in allen Fach⸗ preſſen wird darüber zu leſen ſein. Da ſich der Bund Mannheim und Umgebung bis nach Heidel⸗ berg, Bruchſal, Hockenheim Schwetzingen, Ludwigs⸗ hafen und die ganze Umgegend erſtreckt und aus 85 Vereinen beſteht, kann man mit einem ſtarken Fremdenverkehr über Neujahr rechnen. Oer Haushalt von heute ſtellt an die Hausfrau beſonders hohe Anforderungen, den das Sparprogramm macht auch vor der 0 ö U 1 1 0 Die Unglücksſtelle bietet ein wüſtes Trümmerfeld. Die ſechs Toten konnten nicht idenkifiziert werden, weil ſie voll ſtändig zerſtückelt ſind. Unter den Trüm⸗ mern wurden bisher fünf Schwerver⸗ letzte hervorgezogen, doch vermuket man, daß ſich darunter noch weitere Verletzte, vielleicht auch Tote befinden. Der Betrieb wurde durch die Exploſion auf Stunden ſtillgelegt und konnte erſt gegen Mittag teilweiſe wieder aufgenommen wer⸗ den. Die Werkfeuerwehr leiſtete die erſte Hilfe. Sämtliche Aerzte der Umgebung wur⸗ den alarmiert. Ob eine Gas⸗ oder eine Sau⸗ erſtofflaſche explodiert iſt, ließ ſich noch nicht feſtſtellen. Sieben Tote. Berlin, 8. Dez. Die Preſſeſtelle der JG.⸗Farbeninduſtrie teilt zu dem Exploſionsunglück, mit: In der Kunſtſeidefabrik Premnitz bei Rathenow er⸗ eignete ſich anläßlich von Reparaturarbeiten Mittwoch vormittag aus nicht aufgeklärter Urſache ein Unglück. Bisher wurden ſieben Tote geborgen. Wahrſcheinlich iſt noch ein weiteres Men ſchenleben zu beklagen. Außerdem wurde noch eine Anzahl von anderen Perſonen ver · let. Dem Vernehmen nach ſoll es ſich jedoch um leichtere Verletzungen handeln. Küche nicht halt, und es heißt mehr denn je „auskommen mit den vorhandenen Mitteln“ Als wahre Freunde erweiſen ſich auch jetzt die bewährten Maggi-Erzeugniſſe(Würze, Suppen und Fleiſchbrühwürfel). Die Hausfrau, die ſie verwendet, ſpart Geld, Zeit und Arbeit. schöne weize Zähne erhalten Sie bei täglichem o ebrauch von Chlorodont, der Zahnpaſte von höchster Qualität. Sparſam im Verden Tube 50 Pf. und 80 Pf. Verlangen Sie nur Chlorodont und weiſen Sie eden Erſatz dafür zurück. Haben Sie den„Villiger“ jetzt versucht! Villiger Raucher wissen, daß dieser Stumpen etwas Apartes an sich hat. Ueberzeugen Sie sich aber selbst. Ver- suchen Sie einen villiger zu 8, 10 oder 15 Pfg. das Stück und vergleichen Sie inn kritisch mit der Marke. die Sie bisher rauchten. Dann fin- den Sie es selbst heraus: Stumpen und Stumpen sind zweierlei. Villiger- Stumpen sind etwas Besonderes! Preislagen 8, 10 und 15 Pfg. Villiger Söhne, Tiengen-Baden. München ag Ringer Meiſter der B⸗Klaſſe! Der große Kampfgeg.Phönixl Tabelle der Ringer: Viernheim 6 Kämpfe 6 gew. 0 verl. 12 P. L'heim 114 öVõ's Hockenheim 6 3 8 Ladenburg 8„ 2 5.„ö 1„ e ns, e ee, Demnach ſind alſo die tapferen Viernheimer nicht mehr einzuholen und die Meiſterſchaft iſt ſchon ſicher. Der Kampf am vergangenen Sonn- tag wurde hoch überlegen mit 15:6 gewonnen. Man kann alſo den Athleten der Sportvereini- gung die beſten Glückwünſche zur Meiſterſchaft ausſpechen mit der Hoffnung, daß ſie auch in Zukunft Viernheim auf's Beſte vertreten.— Die Fußballer müſſen am Sonntag eine Machtprobe beſtehen. Es fällt am Sonntag die Vorentſcheidung um den 2. Platz. Die Grünen müſſen alle Spiele gewinnen, wenn ſie in die Endrunde kommen wollen. Der Spielausſchuß hat nach reiflicher Ueberlegung folgende Mann⸗ ſchaft geſtellt: Krug Kiß 1 Faltermann Martin H. Bauersfeld Mandel F. Kiß J. Schmidt H. Vallendor Schmit M. Kiß K. Wir geben dieſer Mannſchaft unſere beſten Wünſche auf den Weg. Möge ſie den Namen der Sportvereinigung aufs neue wieder in alle L 77 ſüddeutſche Gaue hinaustragen, daß ſie im fairen Kampf geſiegt hat. Wiſſenswertes aus der Stumpeninduſtrie (1. Fortſ.) Die Nikotinpreſſe— Vom Deckblatt des Stumpens — Sind dunkle Farben kräftig? Zwecks Nilotin⸗Entzug machen die Kentucky⸗ Tabake, bevor dieſelben zur Fabrikation gelangen, noch eine ſpezielle Behandlung durch. Sie werden eine genau abgemeſſene Zeit in große Bottiche mit reinem Waſſer eingelegt und kommen nachher unter eine hydrauliſche Hochdruck⸗Preſſe. Hier fließt eine ſtark nikotinhaltige, braune Brühe weg, die nachher in der Kautabakfabrikation nützliche Verwendung findet. Dieſe Tabakbrühe, oder Tabaklauge, wie man ſolche nennt, wird nämlich vermittels Vakuum⸗ Apparate zu einer honigdicken Maſſe, dem Tabak⸗ extrakt, eingedickt. Die Kautabakfabriken verwenden dieſes Material zur Saucierung des Priems. Wir gelangen weiter in einen beſonderen Raum und finden hier ganz eigenartige Ballen. Aeußerlich beſtehen dieſelben aus drei bis fünf Millimeter dicken Palmplatten. Da iſt der König der Tabake, der Havana, drin. Der Preisrückgang der Havana⸗ Tabake gibt uns die Möglichkeit, dieſes Edelgewächs ſchon für die billigſte Preislage, den Villiger Junior 8 Pfg. mitzuverwenden. Wenn wir die Naſe in einen ſolchen Ballen hineinſtecken, ſo ſtrömt uns ein herr⸗ licher, ſäuerlicher Duft entgegen, das bekannte Ha⸗ vana⸗Aroma. Ein beſonders teueres und empfinv⸗ liches Material ſind ſodann die Deckblätter. Der Deck⸗ blatteinkauf iſt die allerwichtigſte Angelegenheit, denn das Deckblatt iſt für die gute Qualität des Stum⸗ pens von entſcheidender Bedeutung. Das Sandblatt iſt das unterſte Blatt an der Tabak⸗ pflanze. Es iſt von beſonders milder und zarter Qua⸗ lität, weil es im Schatten der übrigen Blätter ge⸗ deiht und durch die vom Boden ausſtrömende Wärme zur vollen Reife gebracht wird. Die Vorſtenlanden⸗ und Sumatra⸗Sandblätter gehören nebſt dem Havana zum teuerſten Tabakmaterial der Welt. Es gibt Su⸗ matra⸗Sandblätter, die über 60 Mark das Kilo koſten. Was iſt milder, hell oder dunkel? Die Farbe des Deckblattes ſpielt bei weitem nicht die Rolle, welche ihr der Raucher beimißt. Dunklere Blätter ſind oft ſogar milder als knallhelle Arten. Der Fabrikant raucht für ſich ſelbſt meiſtens die etwas dunkleren Sor⸗ tierungen, weil dunkle Tabake in der Regel reifer und blumiger im Aroma ſind. e Vom Keller gelangt der vorpräparierte Tabak in die Entripperei. Aus jedem der Millionen und Aber⸗ millionen von Blättern und Blätichen muß peinlich ſauber die mittlere Blattrippe herausgezogen werden. Gleichzeitig iſt aber auch auf das Auswählen der großen, elaſtiſchen Umblätter Gewicht zu legen, die möglichſt unverſehrt bleiben müſſen. Allgemein iſt wohl bekannt, daß Stumpen aus Einlage, Umbla und ſchließlich Deckblatt beſtehen, wobei das feine Zuſammenſtimmen die Güte eines Stumpens aus⸗ machen muß. Auf die Entrippung folgt die Tabaktrocknung. Tropiſche Wärme durchzieht im Luftſtrom die zahl⸗ loſen Trockenrahmen, wo die zarten Pflänzchen die verſchiedenſten Stadien durchmachen, bis ſie einwand⸗ frei abgetrocknet und damit verarbeitungsreif gewor⸗ den ſind. Nun werden die einzelnen Tabakſorten zur Einlagemiſchung vereinigt. Ein halbes bis ein volles Dutzend überſeeiſche Tabakgattungen mehrerer Erd⸗ teile müſſen dem Billiger⸗Stumpen den vollen, har⸗ moniſchen Geſchmack verleihen. Ein beſonders intereſſantes Kapitel iſt der Tabak⸗ einkauf. Mit welcher Beharrlichkeit und Gründlich⸗ keit auf dieſem Gebiet getüftelt und gepröbelt wird, um die Anſprüche des Rauchers zufriedenzuſtellen, darüber berichten wir in der nächſten Fortſetzung. (Fortſetzung folgt.) 0 Der Giftmörder geſleht. Görlitz. 7. Dez. Zu Beginn der Mittwoch⸗ Verhandlung im Görlitzer Giftmordprozeß legte der Angeklagte Juſt zur allgemeinen Ueberraſchung ein umfaſſendes Geſtändnis ab, nach dem er ſowohl ſeine zweite Frau. als auch die Jamilie Grobars. Vater, Mut- ter und Kind, mit Arſen vergiftet hat. Ledig⸗ lich den ihm zur Laſt gelegten Mard an ſei⸗ nem Schwiegervater, dem alten Türke, be⸗ ſtreitet er nach wie vor und behaupte, daß Türke verſehenllich von dem mit Arſen ver⸗ gifteten Kaffee getrunken habe. Süddeutſcher Fußballſieg in Paris. In der franzöſiſchen Hauptſtadt traten 4 die Fußballmannſchaften von Süddeutſchlan und Paris zu einem Wettſpiel gegenüber, aus dem die Deutſchen mit 5:2 als Sieger hervor⸗ ingen. Unſer Bild zeigt die e Aim gegenſeitigen Austauſch ihrer Fahnen zur Erinnerung an das Treffen.