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Familie Wunderle Richard Jakob peil die Regierung im Konfliktsfalle zu (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fran 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt ran Nummer 289 Atempauſe. Der Reichstag hat ſich vertagt. Vorausſichtlich wird er erſt in der zweiten Hälfte des Monats Januar wieder zuſam⸗ nentreten. Die Reichsregierung hat damit die Atempauſe, die ſie wünſchte. Sie will die fünf Wochen benützen, um in aller Ruhe an die Durchführung der Aufgaben zu gehen, die ſie ſich geſtellt hat. Es wird aus Berlin gemeldet, daß Reichskanzler von Schleicher Ende nächſter Woche die Ziele und Abſichten der Reichsregierung in einer Rundfunkrede hauseinanderſetzen werde. Im weſentlichen— ſo wird in einer halbamtlichen Preſſemittei⸗ lung dazu geſagt,— beabſichtige das Reichskabinett, die Linie der politiſchen Be⸗ ruhigung fortzuſetzen. Dieſem Zweck werde por allem eine ſtarke Auflockerung der Son⸗ dergeſetzgebung dienen. Die Maßnahmen er⸗ trecken ſich beſonders auf die Terrornotver⸗ ordnung und auf die Preſſenotverordnung. Praktiſch kämen die Abſichten der Regierung auf dieſem Gebiete einer Aufhebung der charf einſchränkenden Beſtimmung ziemlich hahe. Die Reichsregierung halte dieſen Weg ſchon deshalb für gangbar, weil die Verhält⸗ ſſſe ſich doch bereits erheblich in der Rich⸗ Nung einer innerpolitiſchen Beruhigung ent⸗ wickelt hätten und weil Sonderbeſtimmungen Ihrem ganzen Charakter nach niemals von dauer ſein könnten. Dieſe Politik der inne⸗ en Beruhigung werde namentlich in Wirtſchaftskreiſen lebhaft begrüßt, dadurch die Anſätze einer Wirt⸗ ſchaftsbeſſerung nicht geſtört würden, iber die in den letzten Tagen, beſonders aus dem Ruhrgebiet uͤnd aus Sachſen berichtet werde. Auf wirtſchaftlichem Gebiete ſeien be⸗ ſondere Maßnahmen der Reichsregierung icht beabſichtigt. Sie gehe vielmehr ein⸗ ſach von dem Standpunkte aus, daß man der Wirtſchaft Ruhe geben müſſe, damit der Ge⸗ ſundungsprozeß ſich in ihr entwickeln könne. Auch in der Frage der Winterhichfe wer⸗ de eine Verſtändigung mit dem Reichstag herbeigeführt werden.— So weit der Inhalt der erwähnten halbamtlichen Information. 1. Die Vertagung des Reichstags bedeutet hweifellos einen Erfolg des Kabinetts von Schleicher. Herr von Papen hatte, wie man ſich erinnert, mit dem Reichstag, er am 31. Juli gewählt worden war, viel weniger Glück. Schon in der zweiten Sitzung am es damals zum offenen Konflikt, der zur Auflöſung führke. Jetzt ſind die Dinge an⸗ ders gelaufen. Drei Sitzungen hat der neue Reichstag bisher abgehalten. Durch alle Ver⸗ handlungen durch zog ſich das Beſtreben, ei⸗ gen Konflikt zu vermeiden. Dabei ſind die Mehrheitsverhältniſſe in dieſem Reichstag für die Regierung keineswegs günſtiger als n dem vorigen. Schon Nationalſozialiſten Kommuniſten zuſammen können be⸗ anntlich jederzeit eine 5 Mehrheit gegen die Reichsregierung bilden. Aber die National- Jozialiſten übten die größte Vorſicht, um dieſe Mehrheit nicht prakkiſch in Erſcheinung tre⸗ en zu laſſen. So wurden ſehr gefährliche lippen— beiſpielsweiſe bei den Amneſtie⸗ aanträgen— glücklich umſchifft. Man darf aus dieſer Tatſache allerdings noch keine all⸗ f optimiſtiſchen Schlüſſe ziehen. auf das ünſtige Verhältnis zwiſchen Reichstag und Reichsregierung. Denn die veränderte Lak. llt der Nationalſozialiſten hat ja nicht ihren Grund darin, daß ſie etwa zu der Regie- zung in ein Vertrauensverhältnis getreten ſt, oder das Regierungsprogramm anneh⸗ nien will, ſondern nur in der Tatſache, daß einer neuen Reichstagsauflöſung ent⸗ ſchloſſen iſt, von den aber keine Partei im ugenblick etwas wiſſen will. Praktiſch be⸗ deutet das, daß die Konfliktsmöglichkeit an ich weiter beſteht und daß niemand veiß, wie ſange der jetzige Waffenſtillſtand dauern wird. Es kann, wenn der Reichstag erſt Ridder verſammelt iſt, ſehr raſch wieder zum ſtegezuftand kommen eg kann aber auh mit er gleichen Wahrſcheinlichkeit auch wei⸗ — furt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Montag, den 12. Dezember 1932 Viernheimer Zeitung Viernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige 7 0 0 koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Auswirkungen der Amneſtie. Was ſoll nach dem Reichstags jetzt das Wort. Berlin, 11. Dezember. Der vom Reichstag mit der für Verfaſ— ſungsänderungen notwendigen Zweidrittel⸗ mehrheit beſchloſſene Geſetzentwurf über Straffreiheit gewährt in ſeinen weſentlichen Beſtimmungen Amneſtie bei politiſchen Straftaten und bei Straftaten aus wirt⸗ ſchaftlicher Rot. Bezüglich der Straftaten aus politiſchen Beweggründen oder aus Anlaß von wirtſchaftspoli⸗ tiſchen Kämpfen wird Straffrei⸗ heit in der Form gewährt, daß Strafen, die beim Inkrafttreten des Geſetzes rechtskräftig erteilt worden wa⸗ ren und noch nicht verbüßt ſind, erlaſſen werden. wenn ſie auf Geldſtrafe oder auf eine Frei⸗ heitsſtrafe bis zu fünf Jahren lauten. Frei⸗ heitsſtrafen von längerer Dauer wer⸗ den zunächſt um fünf Jahre herabge⸗ ſetz t, die Reſtſtrafen werden noch um die Hälfte gemindert. Zuchthausſtrafen werden dabei in Gefängnisſtrafen umgewandelt. Der Straferlaß erſtreckt ſich auf Nebenſtrafen und Sicherungsmaßnahmen, ſoweit ſie noch nicht vollſtreckt ſind, auf geſetzliche Nebenfolgen, rückſtändige Geldbußen und Koſten. Bereits eingeleitete Verfahren werden eingeſtellt, wenn die Tat vor dem 1. Dezember 1932 be⸗ gangen und eine Strafe von nicht über fünf Jahren zu erwarten iſt. Neue Verfahren werden aus dieſer Zeit nicht eingeleitet. Iſt eine Strafe von über fünf Jahren Zuchthaus oder Gefängnis zu erwarten Und demnach das Verfahren einzuleiten, oder fortzuſetzen, darf auf keine ſchwerere Strafe erkannt werden als ſie bei Anwendung der obigen Beſtimmungen zu vollſtrecken wäre, wenn die Tat vor Inkrafttreten dieſes Ge⸗ ſetzes rechtskräftig abgeurteilt worden wäre. Taten aus wirtſchaftlicher Not. Bei Straftaten, die aus wirtſchaftlicher Not des Täters oder ſeiner Angehörigen be— gangen wurden, wird Amneſtie dahin ge⸗ währt, daß Strafen, auf die bei Inkrafttre— ten des Geſetzes bereits rechtskräftig erkannt worden iſt, die aber noch nicht vollſtreckt ſind, erlaſſen werden, wenn ſie auf Geld⸗ ſtrafe oder auf eine Freiheitsſtrafe von nicht mehr als ſechs Monaten lauteten. Voraus⸗ ſetzung für einen Erlaß dieſer Strafen iſt aber, daß der Täter überhaupt noch nicht oder mit Freiheitsſtrafe von insgeſamt höch⸗ ſtens drei Monaten vorbeſtraft iſt. Bei Straftaten aus wirtſchaftlicher Not werden auch dieienigen anhängigen Verfahren einge: terhin der offene Konflikt wieder vermieden werden. g 5 5 Nach ein paar Worte über die Vorgän⸗ ge in der N S D A P., Der Nier ec ordnete Gregor Straſſer, der Organiſa⸗ tionsleiter der Partei und neben Hitler bis. her ihre einflußreichſte Perſönlichkeit, hat ſeine Parteiämter niedergelegt, weil er mit dem Kurſe Hitlers nicht mehr einverſtanden iſt. Straſſer trat für eine Beteiligung der NSA. an der Regierung ein, und wurde bereits als künftiger preußiſcher Miniſterprä⸗ ſident, der auch als Vizekanzler in die Reichs⸗ regierung eintreten ſollte, denannt. Mit die⸗ ſer Auffaſſung geriet er in Gegenſatz zu Hitler und ſeinen übrigen Beratern. Nun hat ihn Adolf Hitler zunächſt auf drei Wo⸗ chen beurlaubt. Damit hat auch die Leitung der NSDAP. zunächſt eine Atempause gewonnen. Was dann werden ſoll, wird ſich t en. Bisher hat nur der nationalſozia⸗ liche. Dr. Feder eben⸗ falls einen Urlaub genommen. aber aus⸗ ſtellt, wenn die Tat vor dem 1. Dezember 32 begangen und eine Freiheitsſtrafe bis zu höchſtens ſechs Monaten zu erwarten iſt. Von der Amneſtie ausgeſchloſſen ſind Verbrechen gegen das Leben und Verbrechen gegen Paragraph 1 der Notver— ordnung vom 9. Auguſt 1932, gegen poli⸗ tiſchen Terror, ſowie gemeinge⸗ fährliche Verbrechen mit Todeser— folg, ferner Landesverrat und Verrat militäriſcher Geheimniſſe, wenn die Tat aus Eigen- nutz begangen wurde. ferner wider das Geſetz gegen den verbreche— riſchen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengſtoffen, Verbrechen des ſchweren Raubs, ſowie ſchließlich Hochverrat, wenn die Tat darauf gerichtet war, die Reichs⸗ wehr oder die Polizei zur Erfüllung ihrer Pflicht, das Deutſche Reich und ſeine Länder gegen Angriffe in ihrem äußeren und inneren Beſtand zu ſchützen, untauglich zu machen. Das Geſetz, das mit dem auf die Verkün⸗ dung folgenden Tage in Kraft tritt, iſt mit der verfaſſungsmäßigen Zweidrittel⸗ mehrheit angenommen worden, nachdem der Rechtsausſchuß vorher zur Behebung von Zweifeln ausdrücklich feſtgeſtellt hatte, daß für die Verabſchiedung der Vorlage eine verfaſſungsmäßige Mehrheit vorhanden ſein muß. Auch die während des Berkehrsſtreiks in Berlin feſtgenommenen Demonſtranten, die vom Sondergericht abgeurteilt worden ſind, oder deren Aburkeilung noch bevorſteht, fallen ebenfalls unker die Amneſtie. Nutznießer der Amneſtie. Eine große Anzahl von Fällen, die in der Oeffentlichkeit bei der ſtrafprozeſſualen Abwicklung großes Intereſſe erweckten, wird unter die Amneſtie fallen. So wird der Schriftſteller von Oſſietzky, der zurzeit im Gefängnis Tegel eine Gefängnisſtrafe von einem Jahr ſechs Monaten wegen Lan⸗ desverrats verbüßt, auf Grund der Amneſtie ſeine Reſtſtrafe nicht zu verbüßen brauchen, Auch Dr. Rooſen, der das Attentat auf den Reichsbankpräſidenten Dr. Luther be⸗ ging, wird die Amneſtie zugutekommen, ebenfalls den Reichsbannerleuten, die in dem Ohlauer Sondergerichtsprozeß ab⸗ geurteilt wurden. Auch den„Angriff“ Redakteuren“, die wegen Beleidigung des ehemaligen Berliner Pafliseivräſiden⸗ drücklich erklärt, daß er nach wie vor treu zu Hitler ſtehe. Auch die Reichstagsfraktion der NSDAP. und die preußiſche Landtags⸗ fraktion der Partei haben ein erneutes Treue- kenntnis zu Adolf Hitler öffentlich abge⸗ geben. Die nationalſozialiſtiſche Führung hält daher auch weitere Schritte anderer Parteimitglieder für ausgeſchloſſen. Das wird wohl auch ſo kommen, aber immerhin haben die Vorgänge ihre Bedeutung. Auslands⸗Nundſchau. Der engliſch⸗perſiſche Oelkonflilt. Lansbury, der Führer der Oppoſition im engliſchen Unterhaus, unterſtützte in einer Rede in London den Vorſchlag der engliſchen Re⸗ gierung auf Anrufung eines Schiedsgerichts im Streit um die Anglo⸗Perſian Oil⸗Konzeſ⸗ ſion. Das perſiſche Oel, ſo ſagte er, ſei 1 das Leben eines einzigen Engländers wert. beſchlu amneſtiert werden?— der Reichsrat hat — die Haltung der Reichsregierung. ten Dr. Weiß zu Gefängnisſtrafen verurteilt wurden, wird Straferlaß erteilt werden müſs⸗ ſen. Auch das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltſchaft gegen den preußiſchen Finanzminiſter Klepper wird wohl auf Grund der Amneſtie wenigſtens zu einem großen Teile eingeſtellt werden müſſen, da Kleppers Handlungsweiſe, die man ihm zum Vorwurf macht, nach dem bisherigen Ergeb— nis wenigſtens zu einem großen Teile zwei— fellos aus politiſchen Beweggründen zu ver— ſtehen iſt. Dagegen werden von der Amneſtie z. B. die fünf Nationalſozialiſten. die von dem Sondergericht Beuthen zum Tode verurteilt und dann vom Keichskommiſſar für Preußen zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt wurden, nicht betroffen. Rundfunkrede des Kanzlers. Berlin, 11. Dez. Der Reichskanzler wird in der zweiten Hälfte der nächſten Woche, vorausſichtlich am Donnerskag, durch den Rundfunk die Grundlinien ſeiner Regie- rungsarbeit darlegen. Paſtor Fuchs des Amtes enthoben. 5 Nachdem gegen den Standartenpaſtor Fuchs in Zuſammenhang mit der Kynauer Spreng- ſtoffangelegenheit richterlicher Haftbefehl 8 laſſen worden iſt, hat das evangeliſche Kon— ſiſtorium entſprechend den geſetzlichen Beſtim⸗ mungen ſeine vorläufige Dienſtenthebung (Suspenſion vom Amt) verfügt. — ozinlpolitiſcher Ausschuß. Der Standpunkt der Regierung. Berlin, 11. Dez. Im Sozialpolitiſchen Ausſchuß des Reichs⸗ tags gab bei den Beratungen über die Win⸗ terhilfe ein Vertreter des Reichsarbeitsmini— ſteriums die Erklärung ab, daß der ſozialde— mokratiſche Antrag auf Gewährung einer Winterhilfe eine Ausgabe von 400 bis 500 Millionen Mark, der eine kommuniſtiſche An— trag 700 Millionen und der zweite kommu— niſtiſche Antrag weitere 170 Millionen er⸗ fordern würde. Die Koſten, die der national— ſozialiſtiſche Hilfsantrag verurſachen würde, ließen ſich noch nicht überſehen, da er Einzel⸗ heiten nicht enthalte. Der Regierungsverkreker wies darauf hin, daß die Reichsregierung auch in dieſem Win- ter dafür geſorgk habe, daß eine Hilfsaktion für die Erwerbsloſen durchgeführt werde. Die wirkſchaftlichen Spitzenverbände aller Arf hätten ſich auf Anregung der Keichsregie; rung bereit erklärk, auf ihre Unkerverbände hinzuwirken, daß dieſe ſich möglichſt minde⸗ ſtens im Umfang des Vorjahres durch Ver billigung von Lebens- und Bedarfsmitkteln an dieſer Hilfsaktion bekeiligten. Die Reichsbahn habe eine Frachtverbilli⸗ gung für Kohlen zugeſagt. Die Kohlen⸗ ſyndikate und der Kohlenhandel würden die Kohlenpreiſe zu Gunſten der Hilfsaktion herabſetzen. In welchem Ausmaß ſich die Reichsregierung ſelbſt an der Hilfs⸗ aktion beteiligen werde, werde noch in Füh⸗ lungnahme mit dem Haushaltsausſchuß feſt⸗ zuſetzen ſein. Schon jetzt habe das Reich den Ländern und Fürſorgeverbänden Mittel ge⸗ geben zur Verbilligung von Fleiſch, deſſen Preis um 20 Pfennig je Pfund unter dem Normalpreis liege. Die Regierung wer⸗ de prüfen, welche weiteren Verbilligungs⸗ maßnahmen möglich ſeien. eee ä Fraktion hinter Hitler. Eine Verkrauenskundgebung.— Stürmiſche Ovationen. Berlin, 11. Dez. Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. teilt mit: Die nach Beendigung der Reichstags⸗ ſitzung abgehaltene Sitzung der nationalſo⸗ zialiſtiſchen Reichstagsfraktſon, an der Adolf Hitler teilnahm, geſtaltete ſich zu einer über⸗ aus eindrucksvollen Treuekundgebung der geſamten nationalſozialiſtiſchen Reichstags⸗ fraktion für den Führer. Sie erbrachte den untrüglichen Beweis, daß die nationalſozia⸗ liſtiſche Bewegung durch keinerlei Ereigniſſe, von welcher Seite auch immer ſie kommen mögen, auch nur berührt werden kann. Nach⸗ dem der Fraktionsvorſitzende Dr. Frick die Behauptungen einer gewiſſen Preſſe, wonach er und andere Mitglieder der Frak⸗ tion dem Führer die Gefolgſchaft ver⸗ ſagt hätten, als gemeine Lüge gebrand— markt hatte, wiederholte er namens der ge⸗ ſamten Fraktion das Gelöbnis unwan⸗ delbarer Treue zum Führer und Schöpfer der Bewegung, Adolf Hitler. Der Führer hielt ſodann eine Anſprache an die Fraktion, die in die Feſtſtellung aus⸗ klang, daß die Kraft und die Stärke der NSDAP. in erſter Linie in der Treue liege, im Zuſammenhalt auf Leben und. Tod, wo⸗ ran alle Angriffe zerſchellen müſſen. Der Reichstagsabgeordnete Göring erklärte ſodann unter ſtürmiſcher Zuſtimmung der Fraktion, daß ſich in dieſer Stunde nicht nur die Führer und Abgeordneten der NSDAP., ſondern die geſamte Bewegung auch ſeeliſch um ihren Führer ſchare. Die geſamte Fraktion umringte darauf ſponkan den Führer und brachte ihm außer ordentlich ſtürmiſche Ovationen dar. Jedes einzelne Mitglied der Fraktion empfand das Bedürfnis, dem Führer auch noch perſönlich das Gelöbnis der Treue in die Hand abzu⸗ legen. Darüber hinaus gab die Reichstags fraktion auch noch formell die einmülige Erklärung ab, daß ſie geſchloſſen hinter ih⸗ rem Führer Adolf hitler ſtehe.“ Erklärung der Gauleiter. Wie die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. mitteilt, haben ſämtliche Gauleiter und Lan⸗ desinſpekteure der NSDAP. folgende Erklä— rung unterzeichnet, die der Oeffentlichkeit übergeben wird: 8 „Die Beurlaubung des Reichsorganiſa— tionsleiters Gregor Straſſer wird von allen Feinden Deutſchlands dazu benutzt, die Hoffnung zu nähren, daß das deutſche Boll⸗ werk, der Nationalſozialismus, das kein An⸗ griff von außen her erſchüttern konnte, durch Spaltung ſich ſelbſt vernichten könnte. Die Feinde Deutſchlands hoffen vergebens! Die Landesinſpekteure und Gauleiter der NS dq, die als die älteſten und treueſten Mitarbeiter des Führers die Organiſation aufbauten und heute verantwortlich leiten, ſtehen in nicht zu erſchütternder Treue zum Führer der nationalſozialiſt. Bewegung. Die P. O. ſteht feſter denn je in Liebe und Ver⸗ ehrung zu Adolf Hitler.“ Eine Verfügung Hitlers. Die Organiſationsleitung der NSDAP.— Ley Skabsleiker. München, 11. Dezember. An der Spitze der Samstaa-Ausaabe des 5 „Völkiſchen Beobachter“ befindet ſich folgende Verfügung Adolf Hitlers: a 15 Ich übernehme bis auf weiteres vom heutigen Tage an die Leitung dei politiſchen Organiſation ſelbſt.. f 2. Ich ernenne zu meinem Stabsleiter für die politiſche Organisation den bisherigen Reichsinſpekteur II Parteigenoſſen Ley. 3. Am Mittwoch, den 14. Dezember, gebe ich die neuen Richtlinien und Anordnungen enttprechend dem Aufruf vom 6 November 1932 zur Herſtellung einer erhöhten Schlag⸗ kraft der Bewegung bekannt. Deulſche Tagesſchau. Das Werkjahr für die Abiturienten. Die Meldungen, daß der Plan, ein Werk⸗ jahr für die Abiturienten zu ſchaffen, gefallen ſei, iſt verfrüht. Für den 19. Dezember iſt eine Konferenz der Länder nach Berlin be⸗ rufen, in der die Entſcheidung getroffen wird. Die Finanzierung ſoll anſcheinend ſo ermöglicht werden, daß die Eltern die Koſten ſelbſt tra⸗ gen, und zwar für ein halbes Jahr. Das Winterhalbjahr, für das Unterbringung in den Betrieben vorgeſehen war, iſt als un⸗ möglich aufgegeben. Reichskagspräſidium bei Hindenburg. Der Reichspräſident empfing am Samstag das neugewählte Präſidium des Reichstags, Reichstagspräſidenten Göring, und die Vize⸗ präſidenten Eſſer und Loebe. Der zweite Vi⸗ zepräſident konnte wegen Erkrankung an dem Empfang nicht teilnehmen. Held beim Reichskanzler. Der bayeriſche Miniſterpräſident Dr. Held der ſich am Samstag in Berlin aufhielt, hatte am Samstag mittag eine Ausſprache mit dem Reichskanzler, die, wie verlautet, ſchwe⸗ benden Fragen gegolten hat. Maßnahmen gegen Rot⸗Frontkämpferbund. In der letzten Zeit ſtellte die Erfurter Kri⸗ minalpolizei feſt, daß der verbotene Rote Frontkämpferbund in Erfurt als illegale For⸗ mation noch weiter beſteht und eine außer⸗ ordentlich ſtarke Aktivität entwickelt. Die Be⸗ amten der politiſchen Abteilung des Erfurter Polizeipräſidiums beobachteten, daß ſich die Ortsgruppe Erfurt des Roten Frontkämpfer⸗ bundes trotz des Verbotes ſtark vermehrte, daß ſie regelmäßig Schieß⸗ uͤnd Wehrſportübun⸗ gen abhielt und ferner nächtliche Uebungen und Kurſe in Jiu⸗Jitſu veranſtaltete. Als die Polizei von einer ſolchen Uebung Wind bekommen hatte, beſetzte ſie nach einem genau feſtgelegten Plan mit einem ſtärkeren Aufgebot von Schutz⸗ und Kriminalpolizei das Gelände. Als ſie in die Gebäude eindrang, wurde ihr heftiger Widerſtand, der bis zu tätlichen An⸗ griffen ausartete, entgegengeſetzt. Unter die⸗ ſen Umſtänden war die Polizei gezwungen, von ihrer Schußwaffe Gebrauch zu machen. 2 Perſonen wurden verletzt. Fahnenjunker Eberhard freigeſprochen. Der vierte Strafſenat des Reichsgerichts ſprach den Fahnenjunkerunteroffizier Eberhard aus Niederjeutz⸗Heidenheim von der Infan⸗ terieſchue Dresden von der Anklage der Vorbereitung des Hochverrats und des ver⸗ ſuchten Landesverrats auf Koſten der Reichs⸗ kaſſe frei. Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Kämpfer für die deutſche Sache geſtorben. In Eupen ſtarb der Präſident der Chriſt⸗ lichen Volkspartei Eupen⸗Malmedn⸗St. Vith. Wilhelm van der Heyden im Alter von 81 Jahren. Van der Heyden leitete die Heimat⸗ partei ſeit ihrer Gründung und führte ſie noch in den eben verfloſſenen Wahlkampf. Sein Tod iſt für die heimattreue Bevölkerung Eupen⸗Malmedy⸗St. Vith ein ſchwerer Ver⸗ luſt. Er war ein eifriger Förderer der chriſt⸗ lichen und deutſchen Sache in den abgetrenn⸗ ten deutſchen Gebieten. Um die Negierungskoalition. Fachminiſter oder kommiſſariſche Verwaltung für das Innenminiſterum? 8 i Karlsruhe, 11. Dezember. In dieſer Woche wird der badiſche Landtag die zurückgeſtellte Wahl des Staatsprä⸗ ſidenten und zugleich die Beſetzung des Mi⸗ niſterpoſtens im Innenminiſterium zu erledigen haben. Die endgültige Feſtſetzung des Zeitpunkts hängt von der Regelung der Beſetzung dieſes Miniſterpoſtens ab, die, wie ſchon bekannt, mit einem Beamten erfolgen ſoll. Hierüber finden noch Koglitionsbeſpre⸗ chungen ſtatt. Die Perſonenfrage ſelbſt iſt noch vollkommen ungelöſt. Der frühere Miniſterial⸗ direktor Föhrenbach(unter Miniſter Dr. Remmele im Innenminiſterium und während deſſen Amtszeit in den Ruheſtand getreten) hat aus Geſundheitsrückſichten abgelehnt, doch hofft man, ihn vielleicht doch noch in ſeinem Beſchluß umſtimmen zu können, da er die be⸗ ſten Erfahrungen auf dem Gebiete der inneren Verwaltung aufweiſen kann. Beabſichtigt iſt, den Amtsinhaber, der wohl der Deutſchen Volkspartei nahe ſtehen dürfte, mit dem Amte eines Staatsrats auszuſtatten und ſo das Stärkeverhältnis in der Regierung mit 3:2 feſtzulegen. f Für eine Regierungserweiterung für den Reſt der Landtagszeit 1932⸗33 bis zum kom⸗ menden Herbſt, ſind nur geringe Ausſichten vorhanden, da von rechts, wo augenblicklich nur die Erweiterungsmöglichkeiten liegen könn⸗ ten, keine Koalitionsneigung zu beſtehen ſcheint. Das verbrannte Auto. Ein ungelöſtes Rätſel. Düſſeldorf, 11. Dezember. Am 24. 11. 1931 gegen 1.30 Uhr wurde auf der Landſtraße Hilden— Benrath ein ausge⸗ branntes Perſonenauto gefunden. Wie feſt⸗ geſtellt werden konnte, gehörte der Wagen dem Kaufmann Fritz Cromm aus Burſcheid. Cromm hatte ſich am 23. 11. 31 gegen 21.45 Uhr in Opladen von ſeiner Braut getrennt und mit ſeinem Auto den Weg nach Burſcheid eingeſchlagen. Dort iſt er nicht angekommen, ſondern wurde am 18. 1. 32 als Leiche in Düſſeldorf angetrieben. Leib und Hals der Leiche waren mit einem Strick umwickelt. Nach Angabe eines Fachmannes werden dieſe Art Stricke faſt ausſchließlich von Waſſerſportlern auf Segelbooten verwendet.— Am 24. 11. ſtanden bei dem brennenden Wagen zwei Per⸗ ſonen, von denen eine einen Vorbeifahrenden auf ſeine Frage antwortete:„Das Ding will nicht brennen.“ Auf der anderen Steaßen⸗ ſeite ſtand ein Motorrad. Mit dieſem fuhren die beiden Perſonen in Richtung Hilden davon. Dieſe beiden Motorradfahrer haben ſich bis⸗ her nicht gemeldet. Wahrſcheinlich kommen ſie für das an Cromm begangene Verbrechen als die Täter in Frage. Der Regierungsprä⸗ ſident hat nun für die Ergreifung des Täters eine Belohnung von 600 Ni. ausgeſetzt. Die Gelebte erſtoche München, 11. Dez. Der 27jäht g wagenführer Wilhelm Nefzaer München unterhielt ſeit 1931 mit der 20jährigen Schnel derin Hofmeiſter in München ein Liebesver, hältnis, das das Mädchen im März dieſez Jahres löſte. Seit dieſer Zeit hatte Ne ger wiederholt versucht, das Mädchen wiede für ſich zu gewinnen. Am 10. Juni nachtz wartete die Hofmeiſter auf ihren neuen Ge⸗ liebten. Auf eine Bitte des Nefzger ge⸗ währte ihm das Mädchen eine Ausſpracze unter vier Augen. Plötzlich zog Nefzger einen in der Bruſttaſche verſteckt gehaltenen Dol hervor und ſtieß 1915 blitzſchnell dem Mäd⸗ chen ins Herz. Die Hofmeiſter brach auf der Stelle tot zuſammen. Nach der Blutlat brachte ſich Nefzger ſelbſt eine gefährliche Stig verletzung bei. Er wurde nun zu drei Jah⸗ ren Gefängnis verurteilt. 12 Todesonler in Premnitz. Rathenow, 11. Dez. Die Verwaltung der Kunſtſeidefabrif Premnitz bei Rathenow teilt mit, daß von den Schwerverletzten der Ar beiter Hinz ſeinen Verletzungen erlegen iſt. Damit hat das Esploſionsunglück 12 Todes opfer gefordert. ——— Aus Heſſen und Naſſau. Eine Erdölkonzeſſion in Kheinheſſen. Der heſſiſche Staat hat vor einiger Zell dem Diplomlandwirt Georg Klüſener für ein nödlich der Kreisſtadt Alzey gelegenes Ge⸗ biet von 25 Quadratkilometern das Recht zur Aufſuchung von feſten, flüſſigen und gas förmigen Bitumen erteilt. Man erpartet das Hauptvorkommen in einer Abtäufung von 650 Metern. Fin anskreiſe ſind einſtwei⸗ len hinter Klüſener nicht getreten. Der heſ⸗ ſiſche Staat bleibt in die ganze Sache, deren Erfolg vollkommen abzuwarten iſt. einge⸗ ſchaltet. Nicht in Zuſammenhang damit ſte— hen die Oelſpuren, die man be Kalivermu⸗ tungen in 750 Metern Tiefe bei Niederflörs— heim, das halbwegs zwiſchen Alzey und Worms gelegen iſt, vor längerer Zeit ange⸗ troffen hat. 5 Ein ausgezeich- neter Jahrgang! Genau wie beim Wein, gibt es auch beim Tabak Jahrgänge, welche turmhoch über den Durchschnittsernten stehen. Fach- leute beurteilen die 1930er Ernte in Vorstenlanden-(Niederländisch- Indien), Java-, Brasil- und Havana-Tabaken als eine der besten der letzten 20 Jahre., Diese prachtvollen Tabake haben wir unlängst, nach bald Zweijähriger Lagerung, in Ar- beit genommen. Villiger-Stumpen sind etwas Besonderes! Preislagen 8, 10 und 15 Pfg. Villiger Söhne, Tiengen-Baden. München 25 Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger. Halle(Saale) 38 Eines Tages ſtanden die beiden Herren auf der 17 05 Wieſe, die von dichtem Gebüſch umſäumt war. Hier ſchoſſen ſie immer die ſchönſten Hühner. Es hatte in der Nacht gewettert, und nun ſprühte ein eiſig kalter Regen herab. „Brr!'ne Lungenentzündung kann man ſich heute holen. Wären wir lieber hübſch daheim geblieben“, knurrte Ludwig Oberhoff und ſah mißmutig zum milchig⸗weißen Himmel empor. Lindsmühlen zuckte die Schultern. Ihm war dieſes unfreundliche Wetter recht. Ihm war dieſe Jagd bei jedem Wetter recht, weil ſie ihm wenigſtens auf Stunden Ver⸗ geſſen brachte. Ludwig Oberhoff betrachtete liebäugelnd die Flaſche, die mit einem kräftigen Likör gefüllt war. „So'ne vernünftige Frau wie die meine gibt's im Leben nicht wieder. Nicht mal den hier hat ſie vergeſſen.“ Oberhoff labte ſich, nachdem Lindsmühlen lächelnd ge⸗ dankt. Dann ſchritten die beiden Herren weiter. Sie hatten ſich zwiſchen dem Geſträuch, das bereits völlig kahl war, Zweige befeſtigt, die ſie verdeckten und durch die ſie aus⸗ gezeichneten Schuß hatten. Auf dem Teich nebenan ſetzten ſich zuweilen Wildenten feſt, die auch eine ſehr willkommene Beute boten. Jetzt aber wollte ſich nichts zeigen. Ungeduldig trat Oberhoff von einem Fuß auf den andern. Schon wollte er dem Freunde den Vorſchlag machen, für dieſen Tag die Sache aufzugeben, als er plötzlich ſcharf geradeaus blickte. „Seh' ich denn recht? Iſt das dort nicht Baron Reuter mit deinem Bruder? Nanu, er ſanktioniert wohl noch den freundſchaftlichen Verkehr mit dem Kerl? Er war eigent⸗ bedürfe. ſpräch näher. Wieſe hinüber. meinten Sie?“ mal um und murmelte: lich immer ſehr exkluſiv, dein Bruder. Hm!— komiſch.“ Aber er ſagte ruhig: Karl Joachim war zuſammengezuckt. Er wollte nicht zeigen, wie ſehr ihn dieſes Wiederſehen traf. Aber was wollte Oberhoff eigentlich? Friedrich Karl war jetzt auch der Beſitzer von Henninghofen. Was war natürlicher, als daß er ſich ſelbſt um den Beſitz kümmerte? Vielleicht hatte er auch mit Tante Adelheid oder einem der Nachbarn, in dieſem Falle wahrſcheinlich Reuter, geſchäftlich zu tun? Fatal wäre es allerdings, wenn er ihn hier ſah! Das durfte nicht ſein! Er wollte in dieſem ſtillen Frieden einige Monate bleiben. Es ſollte Oberhoffs Schaden nicht ſein. Karl Joachim wußte ganz genau, daß es auf Oberhoff nicht gerade glänzend ſtand und daß ſich die beiden präch⸗ tigen Menſchen redlich mühten, vorwärts zu kommen. Und dabei hatte ihm Ludwig Oberhoff noch ſeine Hilfe an⸗ geboten, falls er, Lindsmühlen, dieſer Hilfe irgendwie Das war rührend, war ein Beweis, daß man ihm hier in Oberhoff wahre Freundſchaft entgegenbrachte. Die beiden Herren dort drüben kamen in eifrigem Ge⸗ Jetzt hatten ſie die Herren auf dem Ingdſtand geſehen. 4 Grüßend zogen ſie die Mützen. „Der Oberhoffer. Scheint Beſuch zu haben. Nun, mir liegt nichts daran, mich in ein oberflächliches Geſpräch ein⸗ zulaſſen“, ſagte Reuter, blinzelte aber trotz dieſer Worte mit ſeinen kurzſichtigen Augen immer wieder auf die „Oberhoff? Ein unſympathiſcher Kerl. Alſo, was Reuter fing das ganze Thema von vorhin noch einmal von Anfang an. Friedrich Karl von Lindsmühlen hörte ihm eifrig zu. An der Waldecke drehte ſich Reuter noch ein⸗ „Wer iſt nur der andere?“ a Lindsmühlen nahm ihn beim Arme. f „Laſſen Sie die Kerle! Ich möchte jetzt nur noch wi wann Sie glauben, daß man Erfolg hat?“ 5 ehr gut! „Morgen abend werden wir das Reſultat unſerer Arbeit vor uns haben.“ Lindsmühlen hob überraſcht den Kopf. „Morgen abend? Glauben Sie wirklich, daß wir end, lich am Ziel ſind? Ich muß allerdings geſtehen, daß ich während der letzten Tage etwas mutlos geworden war. Aber wenn Sie glauben, daß es nun wirklich bald ſoweit iſt, ſoll es mich freuen!“ 5 Friedrich Karl von Lindsmühlen ſah das diaboliſche Lächeln nicht, das um die dünnen Lippen des andern ſpielte. Die Sorgen der letzten Monate, die vielen fälligen Wechſel, ſein unſolides Leben, ja, vielleicht auch der Zu⸗ ſtand ſeiner Ehe hatten ihn entnervt. So kam es, daß er dem Menſchen, dem er nicht einen Funken Achtung ent— gegenbringen konnte, ſeine heimlichen Sorgen durch ſeine Worte offenbarte. 1. f Reuter und Lindsmühlen gingen weiter, dem Guts hauſe von Immin zu, das dem Baron gehörte. .* * Adelheid von Lindsmühlen kam aus dem Verwundern nicht mehr heraus. Erſt hatte Friedrich Karl ſich dagegen aufgelehnt, daß Reuter in Henninghofen Fuß faßte, und jetzt ſchienen ſie die beſten Freunde zu ſein. Nun, ihr konnte das nur angenehm ſein, und Fanny freute ſich auch, daß es zu keinem Streit kam. Die Frauen in Henninghofen wußten jetzt auch, wie es in der Ehe von Friedrich Karl aussah. Fanny konnte ſich nicht helfen, ſie freute ſich darüber. Sie freute ſich über⸗ haupt immer, wenn es in einer Ehe nicht ſtimmte. Da war ſie eben doch zu lange von den Männern verſchmäht worden. Doch von dem Telegramm wußten ſie nichts! [And Friedrich Karl von Lindsmühlen wußte nicht, wie es ſeiner Frau ging. Er dachte kaum noch an ſie— dachte nur immerfort an das Vermögen, das er finden würde. en, Reuter wußte jetzt, wer der Beſucher in Oberhoff war, folg! 5 Hund dieſes Wiſſen löſte in ihm eine ungeheure Erleichte' Reuters Augen glühten gelb wie die einer wilden Katze. rung aus. Jetzt würde alles ſehr gut für ihn ausgehen, FSortſetzung olg.) Montag, den 12. Dezember 1932 Zurück nach Genf. Deutſchland wieder Konferenzteilnehmer. 5 f Genf, 12. Dezember. Deutſchland hat die in der Fünfmächte⸗ Konferenz ausgearbeitete Erklärung, die Deutſchland die Möglichkeit gibt, ſich wieder an den Arbeiten der Abrüſtungskonferenz zu beteiligen, endgültig angenommen und unter⸗ zeichnet. g Die in engliſcher Sprache abgefaßte Er⸗ klärung trägt folgende Unterſchriften: J. Ramſay Macdonald als Vorſitzender, Nor⸗ man H. Davis, John Simon, J. P. Paul⸗ Bontour, C. von Neurath, Alioſi. Die Unter⸗ zeichnung erfolgte in der Schlußſitzung der Fünfmächte konferenz. Die Schlußerklärung hat folgenden Wort⸗ laut: 1. Die Regierungen des Vereinigten Kö⸗ nigreiches, Frankreich und Italien haben er⸗ kjärt, daß einer der Grundſätze, die die Kon⸗ ſerenz leiten ſollen, darin beſtehen muß, Deutſchland und den anderen durch Vertrag abgerüſteten Staaten die Gleichberechtigung zu gewähren in einem Syſtem, das allen Na⸗ tionen Sicherheit bietet, und daß dieſer Grund⸗ ſatz in dem Abkommen, das die Beſchlüſſe der Abrüſtungskonferenz enthält, verkörpert werden ſoll. Dieſe Erklärung ſchließt in ſich, daß die Rü⸗ kungsbeſchränkungen für alle Staaten in dem in Ausſicht genommenen Abrüſtungsablommen enthalten ſein müſſen. Es beſteht Einigkeit darüber, daß die Art und Weiſe der Anwen⸗ dung dieſer Gleichberechtigung auf der Kon⸗ ferenz erörtert werden wird. f 2. Auf der Grundlage dieſer Erklärung hat Deutſchland ſeine Bereitwilligkeit ausge⸗ ſprochen, an der Abrüſtungskonferenz wieder teilzunehmen. 3. Die Regierungen des Vereinigten Kö⸗ nigreiches, Frankreichs, Deutſchlands und Italiens ſind bereit, gemeinſam mit allen anderen europäiſchen Staaten feierlich noch einmal zu beſtätigen, daß ſie unter keinen Umſtänden verſuchen werden, gegenwärtige oder künftige Streitftagen zwi⸗ ſchen den Unterzeichnern mit Gewalt zu löſen. 4. Die fünf Regierungen der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreiches, Frank⸗ reichs, Deutſchlands und Italiens erklären, daß ſie entſchloſſen ſind, auf der Konferenz gemeinſam mit den anderen dort verttetenen Staaten darauf hinzuwirlen, daß unverzüg⸗ lich ein Abkommen ausgearbeitet wird, das eine weſentliche Herabſetzung und eine Ve⸗ grenzung der Rüſtungen herbeiführt, und gleich⸗ zeitig eine künftige Reviſion zum Zwecke der weiteren Herabſetzung vorſieht. Auf Grund dieſer Erklärung nimmt Deutſch⸗ land nunmehr wieder ſeine Mitarbeit an der Abrüſtungskonferenz auf und wird zu den für dieſe Woche vorgeſehenen Sitzungen des Präſidiums und des Hauptausſchuſſes der Ab⸗ rüſtungskonferenz Vertreter entſenden. Am Schluß der Sitzung empfing Macdonald den Konferenzpräſidenten Henderſon, um ihm die Erklärung der fünf Mächte zu übergeben. Den Abſchluß der Konferenz bildete ein Diner, zu bal Macdonald die Teilnehmer eingeladen BB ö Freiherr von Neurath hat Genf bereits verlaſſen. Auch Macdonald hat die Rückreiſe nach London angetreten. Grundſätzlich Gleichberechtigung. Die Bedeutung der Einigungsformel. Lange Verhandlungen waren notwendig, bis dieſes Ziel erreicht worden iſt. Nun iſt es Deutſchland aber wieder möglich, an der Ab⸗ rüſtungskonferenz teilzunehmen. ö Der grundlegende erſte Teil der Erklärung der Fünfmüchtekonferenz beruht auf der Her⸗ riot⸗Formel, jedoch iſt bemerkenswert, daß in der heutigen Erklärung die Glrichberecht gung nicht mehr, wie in der franzöſiſchen Formel, das Ziel der Abrüſtungslouferenz, ſondeen 00 leitende Grundſatz ihrer Arbeiten ſein u der Feſtſtellung, daß der Grundſatz des Gleichberechtigung in den Beſchlüſſen der Abrüſtungskonferenz verkörpert werden ſoll, hat Macdonald bereits eine ausführliche Er⸗ llärung abgegeben, wonach das Wort„ver⸗ lörpert“ im Sinne einer Verwirklichung des Grundſatzes der Gleichberechtigung aufzufaſſen iſt. der Satz im zweiten Abſaß des erſten eils, wonach die Art und Weiſe der An⸗ wendung der Gleichberechtigung auf der Kon⸗ ſerenz erörtert werden wird, entspricht den eigenen Vorſchlägen Deutſchlands. Teil 3 der Erklärung geht auf die Unterhauserklärung des englischen Außenminiſters zurück; Deutſch⸗ land war von Anfang an bereit, dieſe Ver⸗ ſicherung nunmehr zum ungefähr vierten Male abzugeben, wobei man ſich darüber im klaren war, daß ſich an der bisherigen Lage nichts ändert. Teil 4 ſoll auf die Beſchleunigung der Konferenzarbeiten hinwirken. Durch das Abkommen iſt zweifellos er⸗ teicht, daß das Prinzip der Gleichberechti⸗ gung anerkannt worden iſt, und zwar an allen Arbeiten der Konferenz und in allen ihren Stadien. Selbſtvekſtändlich ſiehl es Deuiſchland frei. wenn künftia das Peinziv J 4 der Gleichberechtigung beſtritten oder in te niſchen Einzelheiten nicht anerkannt bee ſollte, die Konferenz zu verlaſſen. Die Einigung ſchließt ſelbſtverſtändlich neue Schwierigkeſten nicht aus. Deutſchland Jönnte aber in dieſem Falle eine Verletzung der Vereinbarungen feſtſtellen. Sollte die Kon⸗ ferenz aus irgend einem Grunde ſcheitern, wür⸗ den die Beſchlüſſe eine für Deutſchland ſehr wertvolle moraliſche Bedeutung erhalten, da die jetzt feſtgeſetzten Grundſätze nicht wieder zu Deutſchlands Ungunſten revidiert werden kön⸗ nen. Was Genf bedeutet. Im Rundfunk ſprach Staatsſekretär Dr. von Rheinbaben über die Bedeutung der Gen⸗ fer Einigungsformel. Er unterſtrich die außer⸗ ordentliche Wichtigkeit dieſes Ereigniſſes und ſtellte feſt: Die Reſolution bringt die grund⸗ ſätzliche Anerkennung der deutſchen Gleichbe⸗ rechtigung. Es ſei ſelbſtverſtändlich ein ganz roßer Irrtum, anzunehmen, wir hätten nun on alle Arbeit getan. Um die praktiſche usführung des nun anerkannten Grundſatzes werden wir auf der bald nach Neujahr mit voller Kraft wieder beginnenden Abrüſtungs⸗ konferenz mit der größten Energie kämpfen müſſen. Es könne noch zu mancher Zuſpitzung kommen. Sollten weitere Abrüſtungsabmachungen ſcheitern, ſo wiſſen wir ſchon heute, daß es einen Rückweg zu einer ein eit gen Entwaffnung Deutſchlands auf keinen Fall mehr geben wird. Die jetzt erfolgte Anerkennung der Gleich⸗ berechtigung gibt uns das Recht, das zu tun, was uns als Mindeſtmaß unſerer Sicherheit notwendig erſcheint. Wir halten uns für gleich⸗ berechtigt und verlangen die gleiche Sicher⸗ heit auch für Deutſchland, auf die andere Staaten Anſpruch erheben. Und wenn andere Staaten das, was wir zu dieſem Zwecke durchführen wollen, als be⸗ denklich für ihre eigene Sicherheit betrachten, ſo können wir ihnen ſagen, daß ſie ſelbſt durch das Ausmaß ihrer eigenen Abrüſtung es in der Hand haben, Deutſchlands Rü— ſtungsſtand zu beeinfluſſen.— Zuſammen⸗ faſſend erklärte von Rheinbaben: Die deutſche Politik hat durch die folge⸗ richtige Durchführung ihrer Abrüſtungspolitik liel zweifellos einen ſtarken Anfangserfolg er— zielt. Die Reviſion des Verſailler Vertrags an ſeiner entſcheidendſten Stelle iſt ſicherge⸗ ſtellt, und als Sonderbeſtimmung iſt Teil 5 über die deutſche Entwaffnung ein für alle⸗ mal erledigt. Deutſchland wird auf der Kon⸗ ferenz wieder mitarbeiten. Es gereicht uns zu großer Befriedigung, daß wir den Kampf um die Gleichberechti⸗ gung nicht für uns, ſondern auch für unſere Brüder in Oeſterreich und für unſere früheren Bundesgenoſſen Ungarn und Bulgarien er— folgreich durchgeführt haben. Staatsſekretär von Rheinbaben dantre den. engliſchen und italieniſchen Vertretern für ihre Unterſtützung der deutſchen Forderung. Eine der größten Feſſeln für Deutſchland, ſo ſchloſz Staatssekretär von Rheinbaben, iſt nun ge⸗ fallen. Wir dürfen am Abſchluß des ſo er⸗ eignisreichen Jahres 1932 feſtſtellen, daß wir wiederum einen wichtigen Schritt vorwärts zu neuer deutſcher Geltung und deutſcher Frei⸗ heit getan haben. Die Winterhilſe. Einſtimmiger Beſchluß des Sozlalpolitiſchen Ausſchuſſes. Berlin, 12. Dezember. Der Sozialpolitiſche Ausſchuß des Neichs⸗ tages faßte nach einer längeren Ausſprache einſtimmig folgenden, aus dem nationalſoziali⸗ ſtiſchen und dem ſozialdemokratiſchen Antrag ſich ergebenden Beſchluß: b Die Reichsregierung wird aufgefordert, als⸗ bald durchgreifende Maßnahmen zu treffen, durch die den großen Ma ſen der notleidenden Bevölkerung eine angeme ſene Weichhnachts⸗ und Win lerbeihilfe gewährt wird. Der Per⸗ ſonenkreis erſtreckt ſich auf alle Arten von Empfängern öffentlicher Anterſtützungen und Renten, wie Arbei sloſe, Sozialrentner, Emp⸗ fänger von Kurzarbeiter⸗Unterſtützung, Klein⸗ rentenr, Kriegsbeſchädigte uſw. Die Winter⸗ hilfe ſoll in unentgeltlicher Belieferung von Naturalien, Kleidungsstücken uſv. je nach den betlichen Verhältniſſen beſtehen. Sie darf aber nicht zu einer Verminderung der Geld⸗ unterſtützung führen. Die Mittel für die Durch⸗ führung der Winterhilfe ſtellt das Neich den Gemeinden und Gemeindeverbänden zur Ver⸗ fügung. Annahme fand auch ein Antrag der Frau Abg. Teuſch(3.), wonach dieſe Reichsmit⸗ tel nicht für andere Z.weche der Wohl⸗ fahrtspflege weder vom Reich verrechnet, noch von den Gemeinden verwendet werden dürfen. Von dieſer Minterhilfe ſollen Allein⸗ ſtehende nicht ausgenommen werden. Dieſer Beſchluß wird mit Bezug auf ſeine finanziellen Auswirkungen im Haushalts- ausſchuß behandelt werden, der zu dieſem Zwecke bereits am Montag zuſammentritt. Gegen die Stimmen der Kommuniſten und „Sozialdemofraſen wurde dem Vorſitzenden die Ermächtigung gegeben, den Zeitpunkt des Wiederzuſammentritts des Sozial⸗ politiſchen Ausſchuſſes zu beſtimmen. Sportnachrichten. Verbandsſpiele in Süddeutſchland. Rhein: Germania Friedrichsfeld— Sp. Pgg. Mun⸗ denheim 3:1. e er— Amicitia Viernheim 08 Mannheim— BfR. Kaiſerslautern 2:3. SV. Waldhof— Pf. Neckarau 2:1. VfR. Mannheim— Sp.⸗Vgg. Sandhofen . Saar: SV. Völklingen— FK. Pirmaſens 3:2. Saar Saarbrücken— SP. 05 Saarbrücken 4:0. FV. Saarbrüden— 1. FC. Idar 2:1. 1. FC. Kaiſerslautern— Boruſſia Neun⸗ lirchen 2:1. Main: Eintracht Frankfurt— Kickers Offenbach 212. Germania Bieber— FC. Hanau 93 2:0. Rot⸗Weiß Frankfurt— FSV. Frankfurt 12. VfB. Friedberg— Sportfreunde Frankfurt 3:0. Union Niederrad— Pf. Neu⸗Iſenburg 4:1. Heſſen: FV. Kaſtel— 1. FC. Langen 3:0. FSV. Mainz 05— Olympia Lorſch 2:1. Alemannia-Olympia Worms— FV. Mom⸗ bach 2:0. VfR. Bürſtadt— Wormatia Worms 0:1. Viktoria Urberach— SV. Wiesbaden 25. Württemberg: Stuttgarter Kickers— FC. Birkenfeld 1:0. Stuttgarter SC.— 1. FC. Pforzheim 1:1. Germania Brötzingen— Sportfreunde Eßlin⸗ gen 2:2. Union Böckingen— SV. Feuerbach 3:1. VfB. Stuttgart— Normannia Gmünd 421. Baden: SV. Schramberg— SC. Freiburg 3:2. FC. Mühlburg— Phönix Karlsruhe 0.2. Freiburger Fe.— FV. Raſtatt 4:0. 5 Frankonia Karlsruhe— FV. Offenburg 210. Nordbayern: FC. Bayreuth— 1. FC. Nürnberg 1.2. SV. Erlangen— Sp.⸗Vgg. Fürth 1:6. VfR. Fürth— FV. Würzburg 42. Germania Nürnberg— Kickers Würzburg 5:2. Südbayern: Jahn Regensburg— 1860 München 2:0. Bayern München— DSB. München 30. Teutonia München— SSV. Ulm 1.1. Ulmer FV.— SV. Landshut 11. i Schwaben Augsburg— Wacker München 1K. Belgien— Oeſterteich 1:6(0:3). Vor 25 000 Zuſchauern trat Oeſterreich zum Länderſpiel gegen Belgien in Brüſſel an. Die Oeſterreicher ſiegten verdient mit 6:1 und zeigten ſich nach dem ſchweren Londoner Spiel gut erholt. Sie waren techniſch und taktiſch den Belgiern vollkommen überlegen. E SV. Waldhof— Vfe. Neckarau 2:1. Da der SV. Waldhof bereits am Vor⸗ ſonntag ſeinen Meiſtertitel neuerdings geſi⸗ chert hatte, war er im großen und ganzen an dem Ausgang ſeines letzten Verbandsſpieles nicht überheblich intereſſiert. Einzig, und allein der Bfe. Neckarau war bemüht, ſeine ſchwa⸗ chen Ausſichten auf den zweiten Platz ernſthaft zu wahren, was ſchon der große Kräfteeinſatz und Eifer bis zum Seitenwechſel offenbarte. Bis zu dieſem Zeitpunkt war das Spiel wohl wechſelvoll. Der VfL. Neckarau hatte es in der Hand, bis zur zehnten Minute eine 20 Führung zu erringen. Die Chancen fanden aber eine unfreiwillige Hinderung in der Tor⸗ latte. Nach dem Wechſel kam der SV. Wald— hof gleich nach Beginn zu einer 2:0O-Führung, die den Sieg ſicherſtellte. Erſt kurz vor Schluß kamen die Neckarauer zu ihrem Ehrentreffer. F. Saarbrücken— 1. FC. Idar 211. Beide Mannſchaften lieferten bis zum letz⸗ tien Moment einen feſſelnden und abwechs⸗ lungsreichen Kampf. Saarbrücken war erſt⸗ mals wieder mit dem Mittelläufer Sold an⸗ getreten, der eine ganz große Partie lieferte. Die Saarbrücker Elf war während des ganzen Spiels beſſer und lag vorwiegend nach der Pauſe faſt ſtändig im Angriff, obwohl die Elf zu dieſem Zeitpunkt nur neun intakte Spie⸗ ler hatte. In der 23. Minute ging Saar⸗ brücken durch den Mittelſtürmer Cohnen in Führung. Nach der Pauſe wurde Saarbrücken drückend überlegen. Als ſich die Idarer ein⸗ mal freimachen konnten, erzielte der Miltel⸗ ſtürmer Keßler den Ausgleich. Die reſtliche Spielzeit lag Saarbrücken vor dem Idarer Tor. Mit letztem Kräfteeinſatz gelang es dem Läufer Gaber den ſiegbringenden Treffer zu erzielen. Schiedsrichter Birk⸗Offenbach leitete gut. VfR. Bürſtadt— Wormatia Worms 0:1. Der Altmeiſter Wormatia Worms ſtieß in Bürſtadt auf den erwarteten Widerſtand des Bf., der auf heimiſchem Boden eine recht gute Partie lieferte. Der Sieg der Gäſte war überaus glüclich und ein Unentſchieden hätte dem Spielverlauf weit eher entſprochen. Bür⸗ ſtadt zeigte nach dem Wechſel immer eine leichte Ueberlegenheit, obwohl der ausgezeich⸗ nete Verteidiger Gotha, der bei einem Sturz verletzt ausſcheiden mußte, hier nicht mehr mit von der Partie war. Worms bot eine recht geſchloſſene Mannſchaftsleiſtung, aber vom Sturm hätte man doch etwas mehr erwartet. Der Bürſtadter Sturm ließ die einheitlichen Aktionen vermiſſen und verzettelte ſich in über⸗ triebenem Einzelſpiel. In dem durchweg aus⸗ geglichenen Treffen ſtel der einzige Treſſe des Tages in der 34. Minute der erſten Ha zeit durch den Halblinken Müller, der ei Vorlage von Winkler unhaltbar verwandelte * J5. Frankfurt Main⸗Meiſter. Not⸗Weiß Frankfurt— FSW. Frankfurt 1:2. In ſeinem letzten Spiel hat ſich der FSV. Frankfurt nun endgültig die Mainmei⸗ ſterſchaft geſichert. Daran kann auch die ominöse Angelegenheit Adler(Union Nieder⸗ rad) nichts mehr ändern, ſelbſt wenn die Ein⸗ tracht noch den einen Punkt bekommt, da der ſüddeutſche Meiſter ſein Treffen gegen Kik. lers Offenbach nicht gewinnen, 1 070 nur unentſchieden geſtalten konnte. Ueber die Qua⸗ litäten des neuen Mainmeiſters kann man ge⸗ teilter Meinung ſein; immerhin dürfte ſeſt⸗ ſtehen, daß der FSV. als Meiſter bei den üddeutſchen Endſpielen die gleiche Rolle ſpie⸗ len wird, wie im Vorjahr die Eintracht. Das Spiel der Bornheimer gegen Rot⸗Weiß war wenig überzeugend. Gut war die Läufer- reihe, auch die Abwehr war auf der Höhe, während im Sturm eigentlich nur Heldmann gefallen konnte. Bei Rot⸗Weiß war die ge⸗ ſamte Abwehr einſchließlich Torhüter, der den zweiten Treffer verſchuldete, recht ſchwach, wäh⸗ rend im Sturm nur Dietzel eine befriedigende Leiſtung bot. Der Karlsruher Schiedsrichter Bachmann war gut. Drei Todesurteile. Mutter läßt ihren Sohn ermorden. Torgau, 11. Dezember. Das Schwurgericht verurttite den Schmiede⸗ geſellen Bernd und den Arbeiter Pietzſchle wegen Mordes und die Witwe Thieme wegen Anſtiftung zum Morde zum Tode. Frau Thieme hatte die Angeklagten Bernd und Pietzſchke veranlaßt, ihren Sohn Otlo, mit dem ſie ſehr oft harte Auseinanderſetzun⸗ gen hatte, zu beſeitigen. Am 8. Juni lockten die beiden den jungen Thieme in den frühen Morgenſtunden nach dem Teich, um dort zu fiſchen, wo Bernd dann auf Thieme vier Schüſſe abgab und ihm außerdem noch meh⸗ rere Schläge mit dem Gewehrkolben verſetzte. Darauf warfen ſie die Leiche in den Teich. Kirchenräuber nach Waldshut gebracht. Trier, 11. Dezember. Die bei Wadrill auf dem Hochwald feſt⸗ genommenen Kirchenräuber, die auch für den großen Säckinger Kirchenraub in Frage kom⸗ mne, ſind auf Anordnung der Staatsanwalt⸗ ſchaft von Waldshut(Baden) dorthin ge⸗ bracht worden. Es handelt ſich bei den Ver⸗ hafteten um den Ruſſen Federoclow, den in Wadrill wohnenden Saarländer Reichert, eine Frau Tierry und einen 20jährigen Wander⸗ durſchen aus Elberfeld. Soweit bis jetzt ermit⸗ telt werden konnte, hat der Wanderburſche mit dem Säckinger Diebſtahl nichts zu tun, ſoll jedoch zwiſchen den drei erſtgenannten Verhafteten eine gewiſſe Vermittlungstätig⸗ keit ausgeübt haben. Mutter ertränkt ihre drei Kinder. Gladbeck, 11. Dez. Anter dem Verdacht, ihre Kinder umgebracht zu haben, wurde die Ehefrau Margareta Koncelia verhaftet. Fran Koncelia iſt geſtändig, in Heſſen⸗Alteneſſen ihre drei Kinder im Alter von fünf bis ſie⸗ ben Jahren in den Kanal geworfen und auf dieſe Weiſe getötet zu haben. Samstag mor⸗ gen wurde der fünfjährige Sohn Franz ben reits tot geborgen, während die Leichen der anderen Geſchwiſter Margarete und Irmgard noch geſucht werden. Als Urſache des Feuers iſt einwandfrei Brandſtiftung feſtgeſtellt. Der Verdacht rich⸗ tete ſich gegen das 19jährige Dienſtmädchen, das dann auch ſpäter vor der Leiche des ver⸗ brannten Schwachſinnigen ein Geſtändnis ab⸗ legte. 5 Exploſionsunglück. 1 Toter, 1 Schwerverletzter. Ottobeuren, 11. Dezember. In der Hirſchbranereſ Ottobeuren ereignete ſich am Samstag im Hofe ein Exploſionsun⸗ glück. Beim Auspichen explodierte ein großes Lagerſaß. Durch den ungeheuren Luftdruck wurden die dabei Beſchäftigten in weitem Bogen fortgeſchleudert. Der Küfermeiſtet blieb mit ſhweren Verletzungen tot am Platze liegen, während ein Bränmeiſter am Arn, im Nacken und am Vecken ſchwere Veclet⸗ zungen erlitt. dab es ir wohler gehe. 1 G 1 7 ZI . Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) — Roman von Fritz Poppenberger f 2 Nachdruck verboten. Wollenſetzen jagten über den Himmel hin, ließen für wenige Augenblicke die ſchmale Sichel des Mondes ſehen, der dem gewundenen Flußlauf des Pruths ſilberhellen Glanz verlieh. Der kalte Wind einer herben Märznacht bewegte die alten Weiden, die ihre langen, dünnen Aeſte wie drohende Fangarme der Straße zu in die Luft reckten, als wollten ſie jedem den Weg verſperren. Da zerriß das laute Rattern eines Fuhrwerks die Stille der ſpäten Nacht. Bergauf, bergab jagte das Gefährt über den holprigen Weg und drohte, oft ächzend und ftöh⸗ nend, den ſtellen Abhang zum Flußbett hinabzuſtürzen. Doch der Kutſcher achtete keiner Gefahr. Die Zähne auf⸗ einandergepreßt, hieb er unabläſſig auf die mit Schweiß bedeckten Pferde ein, obwohl dieſe ohnehin ihre letzten „Kräfte hergaben, Nur ab und zu blickte ſich der unbarm⸗ herzige Lenker des Wagens ſcheu um und bohrte ſeine Blicke in die Dunkelheit der Nacht. 0 „Wenn nur, in Teufels Namen, der Mond wieder ver⸗ ſchwinden würde“, murmelte er.„Ich finde den Weg auch mit geſchloſſenen Augen; meine Verfolger aber können ſich meinetwegen auch den Hals brechen.“ Von der Nutzloſigkeit überzeugt, doch nur, um nicht un⸗ tätig auf dem Wagen ſitzen zu müſſen, peitſchte er auf die Pferde mit nervöſer Haſt weiter... Unwillig über die Störüng, ſchüttelten die Weiden ihre Aeſte. Ein dürrer Zweig fuhr dem Kutſcher ins Geſicht, ſo daß er erſchrocken die Zügel fahren ließ, Da geriet der Wagen in den Graben. Der Kutſcher ſprang ab und ſtemmte ſeine Schultern gegen den Wagen, um ihn wieder auf die Straße zu heben. Es ging nicht. Er drehte die Peitſche um und hieb mit „dem Stiel auf die abgehetzten Pferde ein. Doch ſie waren ſchon zu ſtumpf gegen alle Mißhandlungen geworden. Da verſuchte er nochmals, den rückwärtigen Teil des Wagens zu heben, Vergeblich; die Laſt ſchien zu ſchwer zu ſein. Verzweifelt blickte der Kutſcher auf den Wagen und ſah unruhig in die Ferne. Da ſchien es ihm, als ſehe er auf dem Bergabhang Lichter, die näher kamen. Blaß vor Aufregung und Anſtrengung griff er nochmals zu. Der Schweiß trat ihm auf die Stirn, ſein Atem wurde zu einem Stöhnen, ſeine Adern an den Schläfen drohten zu platzen Da zogen beide Pferde gleichzeitig an— und das ſteckengebliebene Rad kam wieder auf den Rand der Straße. 5 n Es war aber auch höchſte Zeit. Denn die Lichter, die für den Kutſcher das Feuer der Hölle zu ſein ſchienen, waren bedenklich nahe gekommen. In toller Fahrt ging es weiter, bis dem Kutſcher von der Anhöhe herab die Lichter der Stadt entgegenblinkten. Erleichtert atmete er auf. Als er zu ſeiner Linken die einſamen, verlaſſenen Kabinen des Strandbades mit ihren hellen Bretterwänden durch die Bäume leuchten ſah, verlangſamte er das Tempo. Vor einem kleinen, verfallenen Häuschen, in der Nähe der Brücke, hielt er. Ein kurzer Pfiff und das Hoftor wurde aufgeriſſen. Wortlos trieb er die Pferde in den Hof und ſchob den Wagen in eine Scheune. Mit dem Fuß ſcharrte er einen kleinen Haufen Heu vom Boden fort und legte eine Falltür frei. Haſtig warf er die Ballen in die dunkle, gähnende Oeffnung. Ein Fußtritt— und die Tür klappte wieder zu. Dann ſchob er das Heu darüber und jagte die Pferde in den Stall. Erſt jetzt ging er in das verfallene Wohnhaus.„Sind Sie ſchon da?!“ empfing ihn ein kleiner, buckliger Mann. „Ich war ſchon beſorgt, es ſei diesmal ſchlecht aus⸗ gefallen.“ „Laſſen Sie das Schwatzen, ſchnell meine Kleider. Die Lumpen ſind mir knapp auf den Ferſen.“ „Gott ſteh' mir bei“, jammerte der Bucklige,„dort im Nebenzimmer ſind Ihre Kleider.“ f In dem eleganten Herrn, der einige Minuten ſpäter aus dem Wohnzimmer trat, hätte niemand den Kutſcher . erkannt. An die Stelle des abgeriſſenen grauen Arbeiter- änzuges war ein dunkler, vornehmer Salonrock getreten. Den wolligen Bauernmantel hatte er durch einen mit Pelz beſetzten Wintermantel erſetzt. Statt der Schafsmütze, be⸗ deckte ein ſchwarzer Hut das Haupt des abgeſpannt aus⸗ ſehenden Mannes. Nur der gehetzte Ausdruck in ſeinem Blick und das durchfurchte Geſicht des ungefähr Fünfzig⸗ jährigen waren dasſelbe geblieben. Müde ſchritt er dem Innern der Stadt zu und beachtete eine Abteilung von Grenzſoldaten, die eilig an ihm vor⸗ beieilten, mit keinem Blick. Nur als die Soldaten, die jemand zu ſuchen ſchienen, ihm mit der Laterne in das Ge⸗ ſicht leuchteten, hob er unwillig den Kopf und quittierte dieſe Beläſtigung mit einem halb u, terdrückten Fluch. Jachend zogen die Soldaten weiter und glaubten, es mit einem Betrunkenen zu tun zu haben, denn ſein Schritt war unſicher.. Als er quer über den Ringplatz ſchritt, ſtand der Zeiger der Rathausuhr auf fünf. Langſam ſetzte er ſeinen Weg fort und blieb dann vor einem mehrſtöckigen Hauſe ſtehen. Mit ſchwerer Hand griff er nach der Türklinke, eher einen Halt ſuchend als die Tür öffnend. 5 „Gott ſei Dank!“ murmelte er, als er im zweiten Stock vor einer Tür ſtand, auf deren blankem Meſſingſchild zu leſen war: Rudolf Rügel, Großkaufmann. „ In ſeinem Arbeitszimmer legte er Mantel und Hut 5 läſſig über eine Stuhllehne und warf ſich erſchöpft in einen Klubſeſſel. Schwer ſtützte der Nachtſchwärmer ſein Haupt in die Hände. Er ſchien nachzudenken. All die ſchweren Stunden der letzten Jahre zogen an ſeinen Augen vorbei. Er erinnerte ſich, wie ſein Stoffgeſchäft en gros immer ſchlechter ging, wie die drückende Wirtſchaftskriſe es ihm unmöglich machte. billige Kredite zu erlangen und wie ſchließlich ſein anſehnliches Vermögen in nichts zerfloß, „Hätte ich damals nur den Mut gehabt, mich in d hätte vielleicht ruhig leben können“, ſtöhnte er. zurück als früher. mein Leben riskieren.“ Mit geſchloſſenen Augen brütete Rügel weiter, bis ih Zimmer. „Nelly, was willſt du ſo ſpät? Geh' ſchlafen!“ betrachtete ſie ihn. Beratungen. Haſt du es denn noch notwendig?“ gen ünſerer Bank dabei ſein.“ du nicht da warſt, ſagte ich ſelbſt zu.“ Rügel blickte faſt erſchrocken auf. „Wird das viel koſten?“ „Ach wo. Es werden ja höchſtens dreißig Perſonen ge Nellys Vater nickte mit dem Kopf. „Nur dreißig Perſonen— nur jede vierte Woche.“ Nelly ſah ihn erſtaunt und fragend an.„Aber Vater ſei doch nicht ſo geizig. Wir können ja nicht zurückſtehen Gerade wir...“ Zärtlich ſtrich ſeine Hand über ihre ſchwarzen Locken „Natürlich, wir können nicht zurückſtehen... geh' ſchlafen.“ „Oh, du Guter!“ einen Kuß auf die Stirn und ging zur Tür. „Gute Nacht!“ du weiter zur„guten Geſellſchaft“ zählſt. „Verfluchtes Großſtadt-Dorf“, ziſchte er.„Teuer genug, Leute in den Magen hineinſchauen können.“ 15 Ungeduldig ſtocherte Larowiez mit ſeinem Spazierſtock in den Kieſelſteinen, mit denen der Weg vor der Garten⸗ bank geſchottert war. Trotz des ſchönen, für März ſeltenen Frühjahrswetters, war der„Volksgarten“ faſt ganz leer, ſo daß die ungeduldigen Blicke des Wartenden die Haupt⸗ allee bis zum erſten großen Rundplatz überſehen konnten, auf dem Nelly jeden Moment erſcheinen mußte, wenn ſie Wort halten wollte. Die dunklen Augen des jungen Mannes glänzten voll Erwartung und freudiger Hoffnung. Ach, wenn ſie ſchon kommen würde, dachte er, ich muß es ihr unbedingt noch heute mitteilen, daß ich die Prüfung beſtanden habe. Nur noch die letzte im Juni, und ich bin mit der Univerſität fertig. Dann kann ich vor ihren Vater hintreten und ſagen: „Gib mir deine Tochter, ich bin ſchon...“ „Ja, ein dummer Bub biſt du“, ergänzte eine neckiſche Stimme hinter ſeinem Rücken die letzten Worte, die er un⸗ bewußt laut geſprochen hatte. Freudig ſprang Larowicz auf. „Da biſt du ja! Wie kommt es, daß ich dich nicht ſah?“ „Weil es auch Seitenwege gibt, und weil man das Schöne und Gute nicht nur auf dem geraden Wege er— warten muß.“ Larowicz lachte. „Laß das Philoſophieren und hör' mich lieber an: heute haben wir die offiziellen Reſultate erfahren. Ich habe die Prüfung beſtanden, und ſchon im Juni kann ich ein gemachter Mann ſein...“ a „Ja, ja, ein gemachter Mann als Aſſeſſor mit zwei⸗ hundertzwanzig Mark monatlichem Gehalt“, ſpottete Nelly gutmütig.„Für Puder und Parfüm wird es ſchon reichen und.. brauche ich denn mehr?“ Der freudige Ausdruck im Geſicht des jungen Aſſeſſors wurde von einem Schatten des Unmuts erdrückt. „Geh', ſpotte nicht, ich habe mich doch ſchon ſo gefreut.“ „Aber Kurt, wie kannſt du denn alles gleich ſo ernſt nehmen?! Du weißt doch, nicht des Geldes wegen wünſchte ich es, daß du vor allem deine Prüfung machſt! Mein Gott, Geld habe ich genug. Es ging mir nur darum, daß du nicht als Student vor meinen Vater trittſt. Denn er gibt doch ſo viel auf Stellung und guten Namen.“ Kurt wurde wieder froh. Glücklich blickte er auf die zierliche Geſtalt Nellys herab, die er um einen Kopf über⸗ ragte.„Wie ſchön du heute wieder biſt“, ſtieß er bewun⸗ dernd hervor. b „So? Gefalle ich dir?“ Er antwortete nicht. Nur verſtohlen ergriff er die kleine Hand Nellys und drückte ſie feſt. Leicht Schulter an Schulter gelehnt, verließen ſie die aufgezehrt von zwanzigprozentigen Zinſen. — Hauptallee und ſchritten wortlos durch die gewundenen Wege des Gartens, der den Duft von jungfräulicher Erde neue Lage hineinzufinden. Ein kleines Geſchäft in einer Seitengaſſe, und wenn auch nur ein Trödlerladen, und ich „Doch nein“, fuhr er in ſeinem Selbſtgeſpräch fort, „ich brachte nicht die Ueberwindung auf, meiner einzigen Tochter zu ſagen: Liebes Kind, wir haben nichts mehr; wir ſind blutarm. Nein, ich ließ ſie weiter im Glauben, ich ſei ein Kröſus— und jetzt, jetzt kann ich noch weniger Zur geregelten Arbeit ſind meine Ner⸗ ö ven nicht mehr geeignet. So muß ich faſt allwöchentlich Beſorgt ſah dieſer das Mädchen an ſein das Knarren der Türangeln aus ſeinen Träumen ſchreckte. biſt, nicht.“ Sachte wurde die Tür geöffnet und ein allerliebſter, zauſi ger Lockenkopf blinzelte mit verſchlafenen Aeuglein in das „Dasſelbe könnte ich dir ſagen, Vater!“ Vorwurfsvoll „Schon wieder haſt du ſolange ge— arbeitet! Geh', laß doch dieſe ekelhaften Sitzungen und „Das verſtehſt du nicht, liebes Kind“, antwortete Rügel matt lächelnd.„Ich muß doch bei den Aufſichtsratsſitzun⸗ „Ja, ja. Aber ich wollte, du wäreſt heute abend zu Hauſe geweſen. Meine Freundinnen waren bei mir und machten mir den Vorſchlag, in jeder Woche, abwechſelnd natürlich, in je einem Hauſe ſo kleine, niedliche Fünf-Uhr⸗Tees zu veranſtalten. Ich wollte mich erſt mit dir beraten; doch da laden. Und wir kommen ja nur jede vierte Woche dran!“ Jetzt aber Luſtig drückte Nelly ihrem Vater Mit einem warmen Blick ſah Rügel der duftigen Ge— ſtalt im hauchdünnen Nachthemd nach. Armes Kind, wenn du wüßteſt, wie ſchwer ich das Geld verdienen muß, damit Dann nahm ſein Geſicht einen bitteren Ausdruck an. um Großſtadt zu ſein, und klein genug, damit einem die ie und erwachendem Leben ausſtrömte. Die ſinkende Sonne verlieh den noch kahlen Aeſten einen rötlich⸗goldenen Schimmer, der mit zunehmender Abenddämmerung immer Garten in Flammen. Als die Dämmerung vollends hereinbrach, mahnte ein kühler Abendwind das junge Paar, daß der Frühling noch kein ſtändiger Gaſt im Lande war. Erſchauernd ſchloß Nelly den hellen Frühjahrsmantel und lehnte ſich noch, feſter an Kurt. 1 0 1 er Seite an. „Iſt dir kalt?“ ö n„Nein, nicht mehr“, flüſterte Nelly.„Wenn du bei mir i⸗ Verzückt, wie ein höheres Weſen, betrachtete der junge Referendar Nelly, die er im ſtillen ſchon Braut nannte. Nur Nelly geſtattete ihm nicht, dieſe Feſtſtellung laut hören zu laſſen, denn„verloben iſt ein überlebter Standpunkt“, meinte ſie oft altklug. 8 12 f Faſt unbewußt war das junge Paar in die Nähe des Ausganges gekommen und lenkte die Schritte heimwärts, In der Herrenſtraße fluteten auf beiden Bürgerſteſgen dichte Menſchenmaſſen auf- und abwärts, die Nelly jedoch nicht hinderten, ſich in den Arm ihres Begleiters zu hän⸗ gen.„Damit meine Freundinnen, wenn ſie mich ſehen, vor Erſtaunen große Augen machen“, meinte ſie beluſtigt.„Ich wollte auch, mich ſähe Reiner; der würde ſich am meiſten ärgern.“ ö e „Reiner? Wer iſt denn das?“, fragte Larowiez miß⸗ trauiſch. i n ö „Den kennſt du noch nicht? Das iſt mein neueſter Ver⸗ ehrer!“ 5 „Neueſter Verehrer?“ ⸗gegnete Kurt gereizt. „Nicht gleich ſo unwillig, wilder Mann“, beſchwichtigte Nelly gutmütig.„Reiner iſt ein Mann, auf den du wahr⸗ lich nicht eiferſüchtig zu ſein brauchſt. Häßlich, glatzköpfig, „und die wenigen Haare, die andeuten, wo er einſt eine .Friſur trug, ſind zum Ueberfluß noch rot.“ Larowicz ſchien beruhigt. 5„Woher kennſt du dieſen Menſchen?“ „Er kam zu meinem Vater. Zuerſt als, Prokuxiſt irgendeiner Bank in Geſchäftsangelegenheiten, jetzt aber anſcheinend nur meinetwegen, um mich bei lebendigem; Leibe zu verſchlingen— natürlich nur mit den Augen.“ Inzwiſchen war Nelly vor dem Haustor ihrer Woh⸗ nung angelangt. Doch Larowiez war mit-ſeinem Verhör noch nicht zu Ende. f: „Kannſt du dieſem Menſchen denn nicht zu verſtehen geben, daß ſeine Anweſenheit dir nicht gerade ein Ver⸗ gnügen bereitet?“ ü f „Unhöflich kann ich doch nicht ſein, dazu hat er mir noch keinen Anlaß gegeben. Doch beruhige dich, ich— liebe doch nur dich.“ Flink, wie eine Katze, lief Nelly nach ihren letzten Worten, ohne eine Antwort abzuwarten, ins Haus. Lange noch blieb Larowiez vor dem Haustor ſtehen und blickte auf den Treppenaufgang, den Nelly hingufgeeilt war. Noch nie hatte er von ihr dieſes Bekenntnis ſo offen gehört. Bisher hatte ſie ihn immer nur als guten Freund behandelt, obwohl ſie manchmal auch vom Heiraten ſprachen. i Larowicz hatte Nelly kennengelernt, als er noch als Primaner die Schulbank drückte. Damals half er dem kleinen Mädchen mit dem kurzen Röckchen und dem langen Zopf die mathematiſchen Aufgaben löſen. Als ſie daun zwei Jahre ſpäter gemeinſam den Tanzkurſus beſuchten, da wob Amor in verfehlte Walzerſchritte und ungeſchlickte Shimmyfiguren das zarte, duftige Band einer unbefange⸗ nen Jugendliebe hinein. Erſt einige Jahre ſpäter ſtieg in beiden das Bewußtſein auf, daß in der rauhen Wirklichkeit zu einem Bunde mehr gehört, als nur zwei junge, ſorg⸗ loſe Herzen. Da hielt ſich Kurt mit Feuereifer an ſeine Prüfungen, von deren Beenden ihn nur noch die kurze Spanne Zeit dreier Monate trennte. Erſt als ein Paſſant, der es ſehr eilig zu haben ſchlen, Larowiez unſanft anſtieß, wurde er aus ſeinen Gedanken aufgeſchreckt. Noch war er in zu gehobener Stimmung, als daß er den Aufenthalt zwiſchen den vier Wänden ſeines kleinen Zimmers ertragen hätte; ſo lenkte er ſeine Schritte wieder dem Volksgarten zu. Er mied die gerade von Bogenlampen erleuchtete Hauptallee und ſuchte die einſamen dunklen Seitenwege auf, die er vor einer Stunde mit Nelly durch⸗ ſchritten hatte. a Tief aufatmend ſetzte er ſich auf eine Gartenbank und 0 lehnte ſich weit zurück. Seine Augen blickten auf das dukle Firmament, an dem unzählige Sterne blinkten. Es ſchlen ihm, als fliege er in weitem, unergründlichem, grenzen⸗ loſem Weltenraum als glänzender Stern unter vielen anbe⸗ ren. Wunſchloſe, tiefe Glückſeligkeit umgab ihn, und die ewige Ruhe des rätſelhaften Weltenſeins teilte ſich ſeiner Seele mit. a Da fiel ſein Blick auf die leuchtende Venus, die ihm zutraulich zuzuwinken ſchien, und froh rief er aus: „Du, Göttin der Liebe, ſei du mein Stern, führe du mich!“ 1 1. 1 Was ſoll das heißen?!“ ent⸗ . Die Hausglocke ertönte. Im nächſten Augenblick betrgt der Prokuriſt Reiner das Zimmer Rügels. Der Angekchi⸗ mene bemühte ſich, den Hausherrn recht herzlich zu be⸗ grüßen, doch ſeine Wärme wirkte gekünſtelt, Er gehörte zu jener Art Menſchen, die, von Natur aus finſter und ün⸗ freundlich, noch unſympathiſcher wirken, wenn ſie gegen ihre Eigenart es verſuchen, die Freundſchaft ihrer Mit⸗ menſchen zu erwerben.(Fortſetzung folgt.) * dunkler wurde, bis es ausſah, als ſtände der ganze, weite 1 Wiſſenswertes aus der Stumpeninduſtrie (2. Fortſ.) a das„Raucherkollegium“— Der Kauf mit der Naſe — Tauſend verſchiedene Geſchmäcker. Das Fach verſtehen, heißt in der Stumpenfabri⸗ ation alles,. Das Büro kann die eleganteſten Briefe, vom Stapel laſſen, wenn es im e nicht klappt, oder wenn der Stumpen nicht ganz ſorgfältig ge⸗ arbeitet iſt, ſo iſt alles für die Katze. Deshalb wird bei Billiger zunächſt im Einkauf jahraus jahrein mit einer Beharrlichkeit und Gründlichkeit gepröbelt, von der ſich der Leſer kaum eine Vorſtellung machen kann. Immer und immer wieder verſammelt ſich das »Raucherkollegium“, beſtehend- aus der Fabrik⸗ leitung, den Meiſtern und einigen Vorarbeitern, um die Miſchungen durchzuprüfen. Jeder Teilnehmer an dieſen Raucherſitzungen hat ſein ſachmänniſches Urteil ſchriftlich abzugeben, damit er nicht durch die Meinung ſeines Kollegen beeinflußt werden kann. Tabakkennt⸗ lis iſt eine Sache des Auges, der Naſe, der Zunge und des Gaumens. Das fachmänniſche Auge unterſcheidet zunächſt zwiſchen dem„ſehr Guten“, dem„Guten“ und dem„weniger Brauchbaren“. Für die endgültige Auswahl muß der Tabak geraucht werden; da ſprechen ſodann die Geruchs⸗ und Geſchmacksorgane das letzte Wort. Jeder Raucher weiß aus eigener Erfahrung, wieviele geruchliche und geſchmackliche Abweichungen beim Stumpen vorkommen. Für den Fachmann, mit ſeiner durch jahrzehntelange Praxis geſchulten Naſe, ind dieſe Abweichungen noch viel mannigfaltiger. Die Fachſprache unterſcheidet zwiſchen„herb, trocken, ſüffig, blumig, ſaftig, prickelnd, langweilig, ſpitzig, beiſſend, rund, voll, kernig, räs, ſcharf, tot, lau, fad, wäſſerig, ſüßlich, bitter, pfefferig, lecker, delikat uſw.“ Oft muß dieſe Begriffsreihe noch durch Vergleiche mit gewiſſen Weinſorten ergänzt werden, um die Tabakprüfungsergebniſſe zutreffend niederzulegen. Nicht immer kommen die guten Tabakpartien be⸗ muſtert ins heimatliche Kontor geflogen. Wenn man Auswahl haben will, ſo muß man ſelber den Tabak an der Quelle aufſuchen und raſch zugreifen, denn wirklich feine Qualitäten ſind ebenſoſchwer er⸗ hältlich, wie gewiſſe feine Weinſorten. Aus dieſen Gründen reiſen die Inhaber der Stumpenfabriken Villiger mehrmals im Jahr nach Amſterdam an die Tabakauktionen. Ueber den ſpannenden Verlauf einer ſolchen Auktion berichten wir in der nächſten Fort⸗ ſetzung.(Fortſetzung folgt). Vogelſchutz, eine notwendige Schädlingsbekämpfungsmaß⸗ nahme. Eine wichtige, indirekte Schädlingsbekämp⸗ fungsmaßnahme, die vor allem zu Beginn und während des Winters durchzuführen iſt, iſt der Vogelſchutz; denn die heimiſche Vogel⸗ welt iſt für uns ein äußerſt wichtiger Bundes⸗ genoſſe im Kampf gegen alle möglichen Schäo⸗ linge. Daß in manchen Gegenden Schäd⸗ lingsplagen von Jahr zu Jahr häufiger und ſtärker werden, dürfte in vielen Fällen auf ein Zurückgehen des Vogellebens zurückzufüh⸗ ren ſein. Das Beſtreben, auch das kleinſte Fleckchen Erde landwirtſchaftlich nutzbar zu machen, hat es mit ſich gebracht, daß beſonders bei der Durchführung von Feldbereinigungen durch Beſeitigung von Rainen, Hecken, alten Bäumen uſw. zahlreiche Niſtgelegenheiten ver⸗ ſchwunden ſind. Dadurch iſt der Vogelbe⸗ ſtand allenthalben ſtark zurückgegangen. Die ungeheuren Fraßleiſtungen, die unſeren leinen Singvögeln eigen ſind, bringen es mit ſich, daß dieſe gefiederten Freunde als eine ſtarke Hilfstruppe in unſerem Kampfe gegen tieriſche Schädlinge, vor allem die dem Obſt⸗ bau ſchadenden Inſekten anzuſehen ſind. Als Beiſpiel ſei hier angeführt, daß drei Sumpf⸗ meiſen, eine Tannen⸗, eine Schwanzmeiſe und zwei Goldhähnchen mit einem Geſamtgewicht von 65 Gramm, täglich durchſchnittlich 1876 Raupen mit einem Gewicht von insgeſamt 97,55 Gramm verzehren.. 1 Die Notwendigkeit, die ſich für viele Vögel ergibt, für ihr Brutgeſchäft ungeeignete Niſt⸗ ſtätten zu wählen, bringt eine Vermehrung der unſeren Vögeln drohenden Gefahren mit ſich. Durch geeignete Maßnahmen ſind wir leicht in der Lage, die Vogelwelt zu ſchützen. Sowohl Höhlen⸗ als auch Strauchbrütern kön⸗ nen wir geeignete Niſtgelegenheiten ſchaffen. Den Höhlenbewohnern hängen wir Niſtkäſten auf. Die Wintermonate ſind die geeignetſte Zeit dafür, weil ſich dann die Vögel recht⸗ zeitig an die neue Wohnung gewöhnen kön⸗ nen. Die nach dem Syſtem des Freiherrn von Berlepſch hergeſtellten, den natürlichen Niſthöhlen nachgebildeten Käſten ind bekannt und bewährt. Die Riſtkäſten ſind 3 bis 4 m hoch an Bäume ſo aufzuhängen, daß das Flugloch nach Südoſt gerichtet und der obere Teil etwas nach vorn übergeneigt iſt. Soll der Vogelſchutz in einem größeren Ge⸗ biet als Schädlingsbekämpfungsmaßnahme wirkſam ſein, ſo ſind auf der Fläche von 0.25 Hektar etwa 2 Käſten aufzuhängen. Die Strauchbrüter(z. B. Nachtigall und Gras⸗ mücke) ſind durch Anlage von Vogelſchutzge⸗ hölzen zu ſchützen. Beſonders eignen ſich dafür Weiß⸗ oder Rotbuche, Fichte, Weißdorn, Wild⸗ roſe, wilde Stachelbeere, Holunder. Durch An⸗ lage ſolcher Gehölzer können ſonſt wertloſe Geländeflächen, z. B. alte Steinbrüche, Hänge, Gräben uſw. zweckmäßig genutzt werden. Auch die Anlage ſogen. lebender Zäune(Hecken) iſt ſehr zu empfehlen.. 1 935 die Ae ene der Vögel ſei an die Futterſteine erinnert. Sie können in flüſſigem lerhitztem) Zustande über den Weihnachtsbaum gegoſſen werden, wenn er ſeinen urſprünglichen Zweck erfüllt hat. Auch das bekannte ſog. Heſſiſche Futterhaus ſei hier erwähnt. Sobald tiefer Schnee gefallen iſt oder kahler Froſt oder Rauhreif und Glatteis eingetreten ſind, iſt mit der Fütterung zu beginnen. Auch Aufhängen von Fleiſ reſten, Knochen mit anhaftendem Fleiſch, Speckſchwar⸗ ten uſw. leiſten gute Dienſte. Brot dagegen ders beliebt, denn da beginnt mit den kür⸗ wird leicht ſauer und iſt für Vögel ſchädlich. Schlahtſeſt Ein„großer Tag“ auf dem Lande.— Sitten und Gebräuche. Wintersanfang iſt auf dem Lande beſon⸗ zeren Tagen für den Landmann eine ar⸗ beitsſtillere Periode, und es iſt die Zeit, wo am meiſten geſchlachtet wird. Der„Schlacht⸗ monat“ iſt eine alte Bezeichnung des No⸗ vembers oder auch Dezembers, denn ſtel— lenweiſe beginnt die Schlachtzeit erſt im Dezember. Jetzt ſchmeckt das Schweinefleiſch erſt richtig, und das Pökelfleiſch hält ſich erſt mit Wintersbeginn. Nicht ohne Grund iſt im Bauernhauſe das Schweineſchlachten ein Schlachtfeſt. An die⸗ ſem Tage ſind die Schulkinder des Hauſes vom Schulbeſuch befreit und machen ſich nach Kräften bei der verheißungsvollen Ar— beit nützlich, oder auch umgekehrt. Alle Fa⸗ milienmitglieder und Hausinſaſſen müſſen mithelfen, vom Großknecht bis zur Klein— magd. Die Hausfrau läßt ſchon am Tage vorher alles vorbereiten und ſtellt es handlich zurecht. Die Pökelfäſſer werden gebrüht und gut ausgelüftet. Gewürz und Pfeffer wird gemahlen, Majoran und Pfefferkraut in der. Ofenröhre getrocknet. Wurſtbretter und Wurſtſtopfmaſchinen werden in Ordnung ge— bracht. 5 b Das Schlachtfeſt iſt ein freudiges Ereig— nis nicht nur für das betreffende Haus, ſon⸗ dern auch für die Nachbarſchaft und Freund⸗ ſchaft und für die Dorfarmen. Vielfach hilft auch der Nachbar das Schwein„an den Ha⸗ ken bringen“. Beim Fleiſchhacken muß die ganze Familie nebſt Geſinde mithelfen, oft werden auch die Gäſte hierzu herangezogen. Ein kräftiges Frühſtück ſchließt ſich an dies Ereignis, und die Branntweinflaſche kommt in Bewegung. Am Abend, wenn das Wurſt— machen fertig iſt, geht es dann an den eigentlichen Schlachtſchmaus. Je nach Landesgebrauch iſt Art und Name des Schlachtfeſtes verſchieden. In dem Werk von Kück und Sohnrey„Feſte und Spiele des deutſchen Landvolkes“ findet ſich eine Reihe von Bezeichnungen für den Schlachtſchmaus und ſeinen Inhalt. In der Lüneburger Heide hieß er„Slachtköſt“ oder„Wuſtköſt“; es gab Buchweizengrützſuppe und nachher Beutel⸗ wurſt, die aus Grütze, Roggenmehl, Blut, Fleiſchreſten, Zwiebeln und Salz hergeſtellt war. Im Braunſchweigiſchen aß man friſche gebratene Semmelwurſt mit Weißkohl. Im Heſſenland liebt man den„Schlachte⸗ kohl“, ein in Fleiſchhrühe mit Wurſtfett ge⸗ kochtes Sauerkraut, Quellfleiſch, Leber⸗ und Weckewurſt und„trockene Brotſuppe“. Bei der ſüdd ulſchen„Metzel'n ppe“ iſt der Tiſch mit Wurtorühe, Sauerkraum und Juell⸗ leiſch, Dlinwurſt und gekochten Aepfeln, Schweinepfeffer und Bratwurſt beſetzt; die nötigen ſcharfen Getränke dürfen nicht feh⸗ len. Der Metzaer, der Held des Tages. ſitzt Aus der Heimat. Gedenktage. 12. Dezember. 1801 König Johann von Sachſen in Dresden geboren. 1821 Der franzöſiſche Dichter Guſtave Flau⸗ bert in Rouen geboren. eriſche Feldmarſchall Karl Phi⸗ 17 111 Fürst 190 5 Ellingen ge— ſtorben. f 1865 Der Reiſende Karl Georg Schillings in Düren geboren. Sonnenaufg. 7,56 Sonnenunterg. 15,52 Mondaufg. 14,44 Mondunterg. 7,50 Prot. und kath.: Epimachus. * Weihnachtsauslagen. In den Straßen der Stadt iſt es jetzt trautſam zu wandeln, Wer nur etwas übrig hat für Poeſie und Gemüt, den muß weih⸗ nachtliche Stimmung anwehen, dem muß das Herz unwillkürlich höher ſchlagen, wenn er in dieſen Wochen vor dem Chriſtfeſt durch die Straßen bummelt und die funkelnden, ſtrahlenden Weihnachtsauslagen betrachtet. Es iſt, als ob die Tür zur Chriſtkindlswerk⸗ ſtatt offen ſtände und ein goldener Strahl zu uns herausblitzen würde. Nie im ganzen Jahr ſpielt das Schaufen⸗ ſter eine 10 gewalige Rolle, ſpricht es eine ſo eindrucksvolle Ah 100 aft 1 iderſtehliche Anziehungskr us, 8 1 5 0 0 vor Weihnachten. Man meint, das Chriſtkind ſelbſt habe die Ausla⸗ gen hergerichtet. Feſtlich, märchenhaft, feen⸗ haft, einfach kunſtvoll ſind ſie e Der einfachſte Gegenſtand wirkt und wir verlockend. Ein paar Tannenzweige mit La⸗ metta überſtreut, goldenes und ſilbernes Pa⸗ pier, bunte Bänder, dazu geſchickte Hände und ein natürlicher Geſchmack haben dem ge⸗ wöhnlichſten Alltagsgegenſtand zu einem en ſtilvollen Rahmen en Unaufhörlich ziehen die Menſchen an den e Achber. Mühſam, langſam, Schritt für Schritt ſchiebt ſich der Strom vor⸗ wärts. Die Leute ſtaunen und bewundern. oben am Liſch. Wenn der mehr als reich liche Vorrat an Wellfleiſch und friſcher Wurſt erledigt, und der Tiſch von der Weiblichkeit geräumt war, dann blieben die Männer bei den Flaſchen zurück und ſpielen zur Ver⸗ dauung Karten. 05 Wo es reiche Gelegenheit zu guten Biſſen gibt, finden ſich leicht Gäſte ein, Am Abend pflegten ſich die Burſchen einzuſtellen und in das weibliche Reich der Küche und des Flurs einzufallen. Zum ausgeſprochenen Schlachtfeſt gssört Kurzweil, Fröhlichkeit, Burſchennek⸗ ken und Mädchenlachen. Auch die Mädchen aus der Spinnſtube fanden ſich wohl ein und ſangen ein Liedchen um die Wurſt. Beim Abſchied wurden ſie dann im dunklen Flur von verſteckten und vermummten Burſchen unverſehens mit Töpfen voll Waſſer über⸗ goſſen als„kalter“ Wurſtſuppe Die Haus⸗ inädchen und ihre Mitſchweſtern rächten ſich dann an denVermummten in gleicher Münze zauberten ihnen das Schweineſchwänzchen oder Gurgel und Galle des Borſtentieres an den Rücken und lachten höhniſch hinter⸗ drein. Dem deutſchen Landvolk hat von je neben ernſtem Sinnen auch der Schalt im Nacken geſeſſen, zumal den Evastöchtern. Die Schlachtfeſte ſind die Ausläufer heid.⸗ niſcher Opfer und Opfermahlzeiten. An den Opfer⸗Eber erinnert beſonders der blumen⸗ geſchmückte, einen Apfel(etzt meiſt eine Zi⸗ trone) im Maul tragende Schweinskopf, der die Tafel ziert. Wie der germaniſche Bauer in Urwaldzeiten den heidniſchen Prieſtern eine Opfergabe vom winterlichen Schweine⸗ ſchlachten überließ, ſo iſt es in der chriſtli⸗ chen Zeit bis auf den heutigen Tag im Dorfe üblich, daß dem Geiſtlichen und auch dem Lehrer eine Ehrengabe in Geſtalt einer fri— ſchen Wurſt überſandt wird. Auch Ueberreſte von uraltem Volksglauben haften am dörf⸗ lichen Schweineſchlachten. Man darf das Vieh beim Schlachten nicht bedauern, ſonſt kann es nicht ſterben. Schweine muß man bei zunehmendem Mond ſchlachten, dann quillt Fleiſch und Speck beim Kochen. Wird im Bauernhauſe im Erzgebirge ein Schwein geſchlachtet, ſo muß das jüngſte Kind den Zagel(Schwänzchen) eſſen, ſo wächſt es in einem Jahr ſo viel, als der Zagel lang iſt. Heute, in der bitteren Bauernnot, iſt in den deutſchen Dörfern die harmloſe Freude des Schlachtfeſtes ſtark gedämpft; es iſt mehr und mehr nur noch ein Gebot der Selbſt⸗ verſorgung und zudem dei dem kataſtropha⸗ len Niedergang der Viehpreiſe die rentabelſte Verwertung. Es iſt Zeit, daß dem Landvolk wieder ſein Lebensrecht und der ländlichen Arbeit wieder der gerechte Lohn wird. Und das Schlachtfeſt hat auch ſein Recht aus alter Bauerntradition. Dr. Wie zieht da ein Verlangen in das Gemüt, von all dem Schönen wenigſtens etwas zu erwerben! Die Waren ſind in das beſte Licht geſtellt, die Preiſe ſind geſenkt, ſoweit es nur gegangen iſt. Alle wollen wir kaufen, für uns und für die andern, alle wollen wir Chriſtkind ſpielen. Wir wiſſen doch alle, daß Tauſende verdienen und ihr Brot behalten, wenn wir kaufen. * * Beachtet Gas- und Waſſerleitungen bei Froſt! Dem Schutz von Leitungen und Einrichtungen gegen Beſchädigungen bei eintretendem Forſt iſt ganz beſondere Auf⸗ merkſamkeit zu, ſchenken. Alle Räume, in welchen ſich Gas⸗ und Waſſerleitungen, Gas- und Waſſermeſſer, Kanaliſationsein⸗ richtungen, Aborte mit Waſſerſpülungen be⸗ finden, ſind gegen das Eindringen der Kälte durch Schließen der Türen und Fenſter zu ſchützen. Gefährdete Leitungen und Einrich⸗ tungen, beſonders Waſſermeſſer, ſind durch Umhüllung mit Stroh, Holzwolle oder Zei⸗ tungspapier zu verwahren. Bei anhalten— dem ſtarken Froſt iſt nach jeder Waſſerent⸗ nahme die Abſperrung des Waſſerzufluſſes und die Entleerung der Leitungen geboten. Mit dem Auftauen von Leitungen, welche trotz aller Vorſicht eingefroren ſind, und mit der Inſtandſetzung beſchädigter Einrichtun⸗ gen ſollten nur zuverläſſige Perſonen beauf⸗ tragt werden. Für alle Schäden, die an Meßeinrichtungen und Leitungen durch un⸗ genügenden Schutz gegen Froſtgefahr entſte⸗ ben, haftet nach Paragraph 5 der Bezugs⸗ ordnung für Strom, Gas und Waſſer der Abnehmer. Schutzſportabtlg. des Reichsbanners. Handball: Viernheim 1.— Bonsweiher 1. 7:1 Die Viernheimer Schutzſportler ver- mochten auch geſtern wieder mit obigem Spiel ihre Spitzenſtellung zu behaupten. Die Mann- ſchaft zeigte im ganzen Spielverlauf eine große Ueberlegenheit und Bonsweiher hatte alle Hände voll zu tun, um weitere Tore zu verhindern. Wir vermeiden einen einzelnen Spieler hervor⸗ zuheben, denn alle taten ihr beſtes. Mit dieſem Sieg, kommen zwei wertvolle Punkte nach V'heim, die entſcheident ſind um die Meiſterſchaft. * Zur Kenntnisnahme. Zur Kenntnisnahme der Mitglieder der ehemaligen Spar- und Weihnachtskaſſe Lampert⸗ heim, Zweigſtelle Viernheim. Der vor einigen Tagen beim Amtsgericht Lampertheim angenom⸗ mene Vergleich zwecks Zahlung von 5 Mark (nicht 7 Mk.) pro Mitglied zur Abgeltung der Beitragsleiſtung der Mitglieder iſt von den vor- erſt verklagt geweſenen 300 Mitgliedern durch deren Rechtsbeiſtand, Herrn Rechtsanwalt Löſch zugeſtimmt worden. Für ſie alſo iſt es bereits in Kraft getreten und können die Zahlungen je nach Möglichkeit ganz oder geteilt an den Konkursverwalter Beck geleiſtet werden. Der Vergleich brachte für ſie eine günſtige Löſung inſofern, als ſie ſtatt 20 nur 5 Mark zu zah⸗ len brauchen und damit aller Koſten etc. ledig geworden find, auch ſcheiden ſie damit aus dem Verein aus. Sämtliche Koſten trägt der Kon- kursverwalter. Eine weitere Klage auf Beitrags- zahlung will der Letztere gegen die übrigen Mit- glieder anſtrengen. Dieſen iſt jedoch die Mög- lichkeit gegeben, ſich ebenfalls dem Vergleich an— zuſchließen, indem ſie ſich durch Einzeichnung in die Liſten bei Rechtsanwalt Löſch und Beck, Lampertheim und Froſchauer, Kaiſerhof hier, eintragen kann. Wer aber von den Mitgliedern mit gutem Gewiſſen behaupten kann, daß er im März 1924 die neue Beitrittserklärung nicht unterzeichnet hat, iſt auch von der Leiſtung die⸗ ſer 5 Mark befreit und kann von dem Gericht zur Eidesleiſtung geladen werden. Verjährt ſind die Beitragsforderungen bis vor 4 Jahren, ſodaß nur noch Beiträge für 1928, 1929 und bis zur Konkurseröffnung 1930 eingeklagt wer- den können. Ferner ſind noch Warenſchulden verjährt, alſo Beiträge für erhaltene Waren. Nicht verjährt dagegen Darlehensſchulden. Wer alſo einmal Geld von der Weihnachtkaſſe erhal- ten hat und dies bis heute noch nicht zurückbe— zahlt hat, wird zur Zahlung herangezogen. Der Konkursverwalter will gegen die übrigen Mit⸗ glieder zwecks Beitragszahlung eine Solidarklage anſtrengen, dies bedeutet, daß zahlungsfähige Mitglieder auch für zahlungsunfähige zahlen müſſen. Dieſer Gefahr kann man aus dem Wege gehen, wenn man ſich ſofort in eine der oben erwähnten Liſten einträgt und damit an dem Vergleich der Zahlung von 5 Mk. teilnimmt. Alle anderen Verpflichtungen erlöſchen damit. Es iſt alſo die beſte Löſung, wenn man ſich bis ſpäteſtens 15. Dezember in die Liſte ein⸗ trägt, um damit endgültig von den üblen Be⸗ gleiterſcheinungen der Weihnachtskaſſenmitglied⸗ ſchaft befreit zu werden. Damit den ehemaligen Mitgliedern der Spar- und Weihnachtskaſſe Zeit und Weg erſpart bleiben, können Einzeichnungen in die Vergleichsliſten und Zahlungen auch bei Froſchauer, Kaiſerhof hier, geleiſtet werden. Um die Sache ſchnellſtens aus der Welt zu bringen, wolle man ſofort mit den Zahlungen beginnen, damit weitere Unkoſten erſpart bleiben. Heute Montag ¼8 Uhr iſt nochmals Ver— ſammlung im Kaiſerhof. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalberſammlungen u. Singſtunden Turnverein 1893. Mandolinen Abteil. Heute Montag abend 8 Uhr Probe bei Mitglied Franz Herbert, Kiesſtraße 13. Da die Ab- teilung am Sonutag bei der Weihnachtsfeier mitwirken ſoll, wird um vollzähliges Erſcheinen gebeten. Turner Abteilung: Hiermit zur Kenntnis, daß von Dienstag ab der Saal geheizt iſt, ſodaß die Turnſtunden voll durch- geführt werden. Die Turnleitung. Sänger⸗Einheit. Heute Montag abend 8 Uhr Bühnenprobe(1. Akt) mit Studentenchor im Lokal zum Freiſchütz. Um pünktliches Er- ſcheinen bittet. Der Vorſtand. Druckſachen aller Art, liefert ſchnell u. billigſt Viernh. Anzeiger ür das luto Für das Schaufenster Für die Brille Das vorzügliche Präparat gegen das Anlaufen und Gefrieren der Scheiben. Allein-Verkauf: Rathaus- Drogerie Peter Mos konn- — Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 340 Stück Verkauft: 258 Stück Milchſchweine das Stück 4—8 Mk. Läufer das Stück von 10— 30 Mk. Marktverlauf mittelmäßig.