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Anzei 5 75 Die einſpaltige Petitzeile koſtet 20 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., (Ciernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) cee (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Aauustiocli u. Cretouue 160 em bit., tadellos im Gebrauch per Neter 1,40 Mt. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wochentl das achtſeltige illuſtrierte 0* 2 bei Wiederholung abgestufter Rabatt.— Annahnieſchtuß for Inserate und Notizen vor⸗ attuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ 5 i mittags 8 Uhr, großere Artitel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Geſchͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Peutſchlands u. des Auslands 4 zu außergewöhnlich billigen Preiſen. 5 ö Nobert Oteiert 1 Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 8 aungrecher 11 1 9 8 Anzeiger, Viernheim.— Poſiſchecktonto Nr. 21577 Amt Plazvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit 5 770 eee ote Bettliclier 160/240 cm, teils mit verstöfkter Nitte, per Stück Sonntag von 1— 6 Uhr geöffnet. 8 5 1. f eine Gewähr nicht übernommen werden Manufakturen und Modewaren, 3 an tung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. an deſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann ſedöch eine Gewähen e Wäſche⸗ und Ausſteuerartikel, Damen- 5 Nummer 295 ich habe mich in Lampertheim als Rechtsanwalt niedergelassen. Mein Büro befindet sich Ernst-Ludwigstr. 41 (früöher Büro Westheimer), 1 Minute vom Bahnhof. Montag, den 19. Dezember 1932 konfektion. 8 Weinheimerstranle 63 Telefon 112 f r D Die Breitestr. gegenüber dem alten Ratheus Mannneim ings Sodalität. Dienstag, den 20. Dezember, abends 8 Uhr Oersammlung in der Sporthalle. Alle ſind freundlichſt eingeladen. Weil, Präſes. Terrorverordnung aufgehoben. Das Ergebnis der Kabinettsſitzung.— Das Republilſchutzgeſetz.— Schutz des Reichs⸗ prälidenten, der Wehrmacht, der Staatsform und der Neichsſarben. mit der Wintkerhilfe beſchäftigt. Die Beratungen hierüber ſind nach Auskunft unterrichteter Stellen ziemlich Au 1, 7 Zugend und Arbeitsloſigleit. Manchem erwerbsloſen Familienvater, mancher Witwe, die vergeblich Arbeit ſucht, um ihre Kinder zu ernähren, mag es hart und ungerecht vorgekommen ſein, wenn ſo oft in der Oeffentlichkeit davon geredet wird, daß die Jugendli chen am ſchwerſten un⸗ ter unſerer Arbeitsnot zu leiden haben. Es wäre durchaus begreiflich, wenn der Ruf nach bevorzugter Hilfe für die Jugendlichen, hier oder da eine gewiſſe Verbitterung er⸗ weckt; und es hieße die ſeeliſche Aus⸗ wirkung der anhaltenden und fortſchreiten⸗ —— Empfehlen: Kopfſſalat, Endivien⸗ u. Feldſalat (alles unter Glas) Schwarzwurzeln Rote⸗ und Gelberüben, Roſenkohl, Rot⸗ und Wirſingkraut, Lauch u. Sellerie. Theo Zimmermann Rechtsanwalt. Thoma, mannheim Gärknerſtr. 85. 0000000000800 Heute! Siegfried Arno und Anny Ondra in dem grandioſen Lachſchlager! 8 Akte—: 8 Akte Berlin, 18. Dezember. Die Samstag-Sitzung des Reichskabinetts dauerte über zwei Stunden. Im Vorder⸗ abſichtigte Streichung des Paragraphen ge— knüpft worden ſind, völlig fehl. W Mernheim- 1916. Harry Piel neuester Grolltonfilm im Central-Filmnalas: Dle sehenswürdige Tonfilmschau der Woche. Der Pionier des Senſations- und Abenteuerfilms, bisher immer der Beſchützer ſchöner Frauen, diesmal iſt Der Bekämmfung des SGiftgaskrieges. Außer atemraubenden Senſationen, Abenteuern und Ueberraſchungen zeigt der Film noch die Gefahren u. Folgen 55 25 eines Gaskrieges. Im 2. Teil kommt: Laura la Plante in ihrem beſten u. ſchönſten Luſtſpielſchlager Die Liebes falle PPP o( Mauſefallen, Raubtierfallen und ähn⸗ liche gefährliche upparate, um Lebeweſen zu fangen, ſind ja allgemein bekannt. Jetzt hat Laura la Plante etwas Neues entdeckt„Die Liebesfalle“. Dieſe neueſte Erfindung wird ſie ab heute allen Be⸗ ſuchern des„Cefipas“ vorführen. Ein außerordentlich luſtiges Film⸗ werk mit Bomben⸗Lacherfolg. J. Aaorg nat den Tap zummel Der Luſtſpielſchlager der Woche. Größte Heiterkeit. Dieſes hervorragende Tonfilm ⸗Pro⸗ gramm iſt eine Tonfilm⸗Sehenswür⸗ digkeit großen Formats. An allen Tagen Anfang ½8 Uhr ab 9 Uhr nochmals alles zu ſehen. Sonntag Mittag 3 Uhr groe jugend-u. Mindervorstellung Kinder 10 Pfg. onntag abend Bekanntgabe dor Sportresultats. Seheimagent des Bunges zur Gärtnerei fischer-Scabell Leeres Fimmer von alleinſtehendem jungen Manne zu mie⸗ ten geſucht. Näheres Am Sonntag, den 18. Dez. 2 findet im Lokal, ZumKaiſerhof“ 92 2 zahlreichem Beſuche herzlichſt eingeladen. 92 Bauer, zur Lache Un k2. Nrogd. bgrgstran- Gül- Hus siallund Verbunden mit Lokaler denugelschau sdall. Alle Mitglieder, Freunde u. Intereſſenten unferer Sache ſind zu 6 Kaninchen- und Geflügelzuchtverein 9 Die Ausstellungsleitung. Scecocccececccoocch Die Zahlungen können von 1.5 Uhr. Intereſſe ſeiner Achtung! Spar⸗ u. Weihnachtskaſſe Lampertheim. Damit für die früheren Mitglieder obiger Kaſſe weitere Unkoſten wie Fahrt und Porto erſpart bleiben, ſo erhielt Herr Jakob, Viernheim vom Konkursverwalter die Voll⸗ macht, die Beiträge mit RM. 5.20 zu kaſſieren. Waldſtraße 31, auch in Raten gemacht werden, Montags und Freitags, nachm. Weitere Unkoſten entſtehen nicht, da Herr Jakob ſich bereit erklärt hat im Viernheimer dies unentgeltlich zu tun. . boden. 1 in ſeiner Wohnung, Es ladet ein Tannhäuser Morgen Sonntag ab 7 Uhr treffen ſich alle tanzluſtigen Damen u. Herren im Tannhäuſer zum Ngrohenſanz Neuhergerichteter ſpiegelglatter Tanz⸗ Getränke nach Belieben. Für Stimmung und Humor ſorgt die Kapelle Grün-Not. Hans Haas, Tanzlehrer. Leidensgenoſſen Die Kommiſſion. WN Alois Walter 7 50 Allerfeinſtes Confektmehl Auszugsmehl„00“ Blütenmehl Allerfeinſte Teebutter Margarine Cocosfett Schöne friſche Eier Stck. Neue Mandeln Neue Haſelnußkerne Kokosflocken fein Backpulver Streichwachs— Backböle nenhonig— Amonium— Zur Weihnachts⸗Bäckerei Vorzugspreise! Pfund⸗Tafel ab 26 Pfg. Margarine, Clever Stolz Buttererſatz Pfd. 80 Pfg. Mandeln und Nußkerne werden auf Wunſch koſtenlos gemahlen.—— Eitronat— Orangeat— ff. 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Ihr fehlt das Erleb⸗ Inis anderer Verhältniſſe, leben und empfinden, N irgendwie eine Stärkung des Selbſtbewußt⸗ ſeins, der Daſeinsberechtigung und der Le den wirtſchaftlichen Not der erwachſenen Er⸗ acht laſſen, wollte aller Erkennt⸗ dieſe furchtbare Lage für jeden Erwerbsloſen daß die junge ſeeliſcher Bezie⸗ Und dennoch wird man bei aus dem ſie den Glauben ſchöpfen könnte, daß auch dieſe ſcheinbar ewige Kriſe zu überwinden iſt und überwunden werden wird! dieſen ltiſch Sie kennt nur uſtand der Not, kennt meiſt nur po⸗ Bale oder ſie verirrt ſich in natürlichem etätigungsdrang auf Abwege, die oft ge⸗ nug ein Leben verpfuſchen, das noch kaum beonnen hat. Der Staat oder ſagen wir deut⸗ licher: ein Volk, das nicht zu erkennen ver⸗ mag, daß es ſeinen wertvollſten Beſitz, die junge reifende ö folcher Not aus purem Selbſterhaltungstrieb ſchützen muß, würde unverantwortlich frei⸗ willig an ſeinem Verfall arbeiten. Generation, vor Aber auch wenn man ſo weit geht, daß man für dieſe Erwägungen bei den hungern⸗ den Erwerbsloſen kaum oder nur geringes Verſtehen vorausſetzt, dann bleibt noch ein . anderes Argument für die beſondere Sorge um die jugendlichen Erwerbsloſen— vom Frein menſchlichen Standpunkt aus. Jeder Er⸗ wachſene, der im Berufsleben ſteht oder ſtand, wird ſich der Größe des Augenblicks erinnern, an dem er zu arbeiten begann! Es iſt ſchwer in Worte zu faſſen, was man dabei innerlich erlebte, als man ſich eingereihl and in die Gemeinſchaft derer, die durch eigene Leiſtung ihr täglich Brot verdienen. Jeder wird das wohl eine Nüance anders er⸗ immer aber wird es bensſicherheit ausgelöſt haben. Millionen unſerer jungen Menſchen kön⸗ nen das heute und lange Jahre ſchon, nich! mehr erleben! Wie oft ſtößt man in Geſprä⸗ chen mit ſolchen Jugendlichen auf Bnungsloſigkeit, die grenzenlos iſt. We aber ernſtlich den Willen haben, die inneren Verhältniſſe im Volks⸗ eine Hoff⸗ Wenn wir wie im Staatsleben, d. h. in der Politik, in der Wirtſchaft und in allem was damit zufammenhängt, ſo zu ge ſtalten, daß wieder ein geordnetes Leben aller möglich wird, dann muß vor allem an⸗ deren und die unſerer Jugend Arbeit Möglichkeit für ihre Lebensgeſtaltung gege— ben werden. Wie das geſchehen kann, iſt eine Aufgabe. die nicht mit ſtarrem Programm zu löſen iſt. Man hat bereits verſchiedene Verſuche ge⸗ macht, zum Teil— man denke nur an den freiwilligen Arbeits dien ſt. mit ganz beachtenswertem Erfolg. Nötig iſt aber, daß man unaufhaltſam nach weiteren Arbeitsmöglichkeit für die Jugend weiter ucht. Niemand kann heute vorausſagen, ob die Wiriſchaftsankurbelungene rend den von allen erſehnten Erfolg haben werden, wenn 0 g fl daß zum mindeſten in manche Wirt' dieſe Bemü⸗ auch zu könſtatieren wieder etwas Bewegung ſchaftszweige kam. Aber bevor ellungen der Urfachen, die dazu führten, und ſie ſteht entweder rat⸗ los und gleichgültig allen Geſchehniſſen ge⸗ grund der Beratunggen ſtand die Aufhe⸗ bung der Notverordnungen gegen den Ter⸗ ror, über die Sondergerichte und die Preſſe. Dieſe Verordnungen werden nach der Enkſchließung des Keichskabinelts zum größ⸗ ten Teil aufgehoben. Was noch an allgemei- nen Beſtimmungen in Kraft bleiben muß, wird in eine neue Verordnung eingebaut, die in den erſten Tagen der neuen Woche veröf- fenklicht werden wird. Gleichzeitig wird man in dieſe neue Verordnung vorausſichklich auch gewiſſe Beſtimmungen des Republik⸗ ſchutzgeſetzes übernehmen, das mit Ende die⸗ ſes Jahres abläuft. Dabei handelt es ſich in erſter Linie um die Schutzbeſtimmungen für den Reichsprä⸗ ſidenten. Die Strafbeſtimmungen gegen Ausſchreitungen dieſer Art ſollen verſchärft werden, da die Würde und Ehre der Nation verlangen, daß das Reichsoberhaupt unter allen Umſtänden aus der Gehäſſigkeit des Tageskampfes herausgehalten wird. Die weiteren Beſtimmungen, die aus dem Republikſchutzgeſetz genommen werden, ſind die zum Schutze der Wehrmacht, der Staats⸗ form und der Reichsfarben. e hat ſich das Reichskabinett auch no weit gediehen. Das Kabinett wird alle An⸗ ſtrengungen machen, um die Winterhilfe ſo ſchnell wie möglich zu verwirklichen. Der angebliche Kaiſer⸗Paragrauh. In der Preſſe iſt im Zuſammenhang mit den Kabinettsbeſprechungen über die Aufhe⸗ bung und Umänderung der politiſchen Not⸗ verordnungen davon die Rede, daß mit dem Ablauf des Republikſchutzgeſetzes auch der ſo— genannte Kaiſer⸗Paragraph falle, der in die neue Notverordnung nicht wieder aufgenom⸗ men werden ſolle. Von zuſtändiger Stelle wird darauf hingewieſen, daß dieſe Darſtel⸗ lung völlig abwegig iſt, da dieſer„Kaiſer Paragraph“, wonach dem früheren Kaiſer die Rückkehr nach Deuiſchland verboten war, überhaupt nicht mehr beſteht. Bei der Verlängerung des Republikſchutzge⸗ ſetzes im März 1930 iſt dieſer Paragraph be⸗ reits geſtrichen worden, da im Reichstag nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit vorhanden war. Angeſichts dieſer Tatſache gehen alle Erörterungen, die auch in der aus— ländiſchen Preſſe über die Rückkehr des früberen Kaiſers an die angeblich be⸗ hungen dahin führen können, daß eine nen⸗ 1 1 Arbeitsloſer wieder Arbeit und Brot hat, müſſen wir weiter lebendige Fürſorgearbeit an unſeren Jugendlichen lei⸗ ſten. Und von dem Geſichtspunkt aus geſe⸗ hen, daß alle und jede Arbeit menſchenwür⸗ digere Verhältniſſe ſchafft als Nichtstun, ſei als Wunſch eine Aeußerung wiedergegeben, die des öfteren von Jugendlichen gemacht wurde:„Es wäre ſchön, wenn Hausfrauen oder wenn alleinſtehende Berufstätige uns hin und wieder mit Arbeiten betrauen woll⸗ ten, die ſie aus Zeitmangel nur. ſchlecht oder mit Schwierigkeiten ſelber tun können. Wenn wir hiermit oder durch andere Dienſte in der Woche nur ein paar Groſchen verdienen können, dann iſt das mehr wert, als wenn man ſie uns ſchenken würde.“ Jeder, der noch in der Arbeit ſteht und ſeinen Lohn empfängt, wird wiſſen oder ahnen, was hin⸗ ter den Worten ſteht: die Pein, ſich nutzlos zu fühlen! Dagegen iſt bei gutem Willen aller noch viel Hilfe zu finden. Wo ein Wille iſt, iſt auch ein Weg! Papenrede im herrenllub. Rückblick auf ſeine Tätigkeit. Berlin, 18. Dezember. Beim Jahreseſſen des Herrenklubs hielt der frühere Reichskanzler von Papen eine Anſprache. Darin wandte er ſich beſonders gegen die Darſtellung, als ſei ſein Kabi⸗ nett ein Organ des Herrenklubs geweſen. Im übrigen ſei der Herrenklub nichts anderes als eine loſe Vereinigung po⸗ litiſch intereſſierter Menſchen aus allen Krei⸗ ſen und Berufen, in der man verſuche, zu einer ſoziologiſchen Neubildung der Führer⸗ ſchicht beizutragen Man habe auch die Ver⸗ treter der organiſierten Arbeiterſchaft zur Teilnahme 00 c 8 rühere Reichskanzler nahm 10 5 dem Sinn und dem Ziel des rogramms der bisher von ihm geführlen eglerung. Er erläulerte die Nolwend gkeit einer„grundſätzlich neuen Staatsführung“, über die er zu Beginn ſeiner Regierung ge⸗ ſprochen babe. der Weimarer Geſenaebe habe die uralte Erfahrung vernachläſſſigt, daß Regierungsgewall und Kontrolle der Volksvertretung zwei völlig getrennke Dinge ſein müßlen. Das Kernſtück der Verfaſſungs⸗ reform ſei eine Neubildung der Willens⸗ bildung zwiſchen Reich und Ländern, und die Ausſchaltung des Dualismus Reich— Preu- ßen. Sein Freund und Nachfolger habe ein kla⸗ res und ſachliches Programm entworfen. Die Klugheit des Kanzlers wie die Sach⸗ kenntnis und Energie ſeiner Mitarbeiter verdienten volles Vertrauen. Trotz aller Tak⸗ tik, die die Stunde verlangen möge, müſſe auch die neue Reichsregierung die grund⸗ ſätzlichen Ziele unverändert im Auge be⸗ halten. Man habe ihn, den früheren Kanzler, oft verſpottet und kritiſiert, weil er eine Po- litik aus dem Glauben verlangt habe. Es ſei aber ſein unerbitterliches Be⸗ kenntnis, daß die Kriſe unſerer Tage nur überwunden werden könne durch eine ſolche Fundierung unſerer Politik. Dementis der NSDAP. München, 18. Dezember. Die Reichsleitung der NSDAP. erklärt, daß die Meldung eines Berliner Blattes, das von einem ſtarken Mitgliederrückgang der NSDAP. berichtete, reine Erfindung ſei. Die NSdA. freue ſich, ſo heißt es weiter, demgegenüber feſtſtellen zu können, daß ihre Mitgliederzahl nach wie vor anſteige. Wei⸗ ter wird erklärt, daß die Reichsleitung der NSDAP. eine Einſtweilige Verfügung ge⸗ gen Verbreitung der Meldung veranlaßt habe. Die NSK. veröffentlicht ferner eine par⸗ teiamtliche Bekanntmachung, worin die von einem Teil der Preſſe gebrachte Meldung, daß die NSDAP. 12 Millionen Mark Schulden habe, als eine„gemeine Lüge bezeichnet wird. Von der Reichsleitung wird erneut erklärt, daß die Finanzlage der NSDAP. durchaus geſund und unerſchüttert ſei. Litzmann und Hindenburg. Stellungnahme zur Rundfunkrede Schleichers. Berlin, 18. Dezember. Der nationalſozialiſtiſche Alterspräſident des Reichstages, General Litzmann, verbrei⸗ tet eine Erwiderung auf die Rundfunkrede Schleichers, ſoweit ſie ſich mit der Perſon Litzmanns beſchäftigt. Litzmann ſagt darin, Generalfeldmarſchall von Hindenburg ſei ihm in der langen Zeit einer 60jährigen Be⸗ kanntſchaft niemals mit Kameradſchaft entgegengetreten, daher ſei es abwegig, wenn General von Schleicher es„tief be⸗ dauerlich“ finde, daß General Litzmann ſich„gegen den alten Kameraden“ gewandt habe. Trotzdem ſei er, Litzmann, für Hin⸗ denburgs Wahl zum Reichspräſidenten ein⸗ getreten. Hindenburg ſei aber für ihn eine Enttäuſchung geweſen. Treue Kamerad⸗ ſchaft dem einzelnen Menſchen gegenüber könnte, falſch angewandt, zum ſchweren Feh⸗ ler werden. Dieſe Tugenden ſeien nur zwei gegenüber am Platze: unſerem Gott und dem Vaterlande. ramüſſcher Rüzuge Ein bezeichnender Havasbericht aus Waſhingkon. Paris, 18. Dezember. Der franzöſiſche Botſchafter in Waſhington hatte eine längere Unterredung mit dem Staatsſekretär Stimſon, dem er von dem Sturz der franzöſiſchen Regierung ſowie von dem Wortlaut der Kammerentſchließung zur Schuldenfrage Kenntnis gab. Havas meldet hierzu, daß die Unterredung ſehr herzlich ge— weſen ſei. Das Staatsdepartement habe nach Kenntnis des genauen Wortlautes der Ent⸗ ſchließung den Eindruck gehabt, daß die Mei⸗ nungsverſchiedenheiten zwiſchen den beiden Ländern augenſcheinlich weniger ernſt ſeien, als man nach dem Verlauf der Kammeraus⸗ ſprache hätte annehmen müſſen. Man glaube, daß es nicht unmöglich ſein werde, eine annehmbare Formel zu finden. zumal die amerikaniſche Regierung bereit ſei. auch nach dem Ablauf des Fälligkeitstermins die Jahlung der in Frage kommenden Rate entgegenzunehmen. Es ſcheine jedenfal 8 daß die amerikaniſche Regierung ihr Mög⸗ lichſtes tun werde, um die meinunasverſchie⸗ denheiten zu beſeitigen, die ſie lebhaft be⸗ dauere. Dieſe beruhigenden Meldungen aus. Wa⸗ ſhington haben in Frankreich ihren Eindruck nicht verfehlt, zumal eine Spannung mit den Vereinigten Staaten auch hier nicht ge⸗ wünſcht wird. Zunächſt ſcheint allerdings die Kammer noch auf ihrem ablehnenden Stand⸗ punkt zu beharren. In Cincinnati haben, einer Meldung aus Newyork zufolge, 400 Angeſtellte einer gro⸗ ßen Verſicherungsgeſellſchaft den Boykott franzöſiſcher Waren beſchloſſen. Ein mFrauenverband in Nord⸗Carolina, der im nächſten Sommer eine Reiſe nach Europa un⸗ ternehmen will, ſei entſchloſſen, Frankreich nicht zu berühren, wenn bis dahin die Schul⸗ denrate nicht bezahlt worden ſei. — Späte Einſicht. Kriegsleilnahme—„der größte Jehler“. Waſhington, 18. Dezember. Der demokraliſche Senalor Long aus Louiſiana erklärte im Senat, der Einkritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg ſei der größte Fehler, den die amerikaniſche Nation ſe gemacht habe. Alle Nationen, für die Amerika gekämpft und ſein Geld ausgegeben habe, verdächtig⸗ ten Amerika, daß ſeine Politik in den letzten 15 Jahren weiter nichts dargeſtellt hätte als ein Experiment mit Morgan⸗Inveſtierun⸗ gen in Europa. Long erhob ſchließlich den Vorwurf, die amerikaniſchen Regierungen hätten in Europa und Aſien imperialiſti⸗ ſche Politik getrieben. Genfer Einigungsſormel klar. Gegen die franzöſiſchen Quertreibereien. Berlin, 18. Dezember. Von franzöſiſcher Seite iſt in den letzten Tagen ſyſtematiſch verſucht worden, die Gen⸗ fer Einigungsformel in einer Weiſe auszulegen, die eine völlige Entwertung des Genfer Ab⸗ kommens bedeuten würde. Deutſcherſeits iſt bereits vor zwei Tagen darauf hingewie⸗ ſen worden, daß die ſeinerzeit in Genf veröf⸗ fentlichte und von allen beteiligten Mächten unterzeichnete Einigungsformel vollkom⸗ menklar und eindeutig ſei. Die Auslegungsverſuche können nichts an der Tatſache ändern, daß die deutſche Gleichberechtigung anerkannt worden ſei. Sämtliche Mächte hätten in der Ausſchußſit⸗ zung die Abmachungen der Fünfmächtebeſpre⸗ chungen gebilligt, mit Ausnahme der Polen, die gewiſſe Vorbehalte gemacht hätten. Daß der Franzoſe Maſſigli, der Urheber der Havas⸗ Erklärung, ſich gegen die in Genf gefundene Einigungsformel wende, ſei verſtändlich, wenn man bedenke, daß die Einigungsformel dem bis zu dem Abſchluß der Genfer Beſprechungen aufrechterhaltenen franzöſiſchen Standpunkt nicht mehr entſpreche. Das gehe auch aus der Havas⸗Erklärung ſelbſt hervor, die ausdrück⸗ lich beſtätige, daß Teil 5 des Verſailler Ver— trages durch die neuen Abrüſtungsabmachungen erſetzt werden ſolle. Wenn ſich dieſe Zuſage nicht erfülle, werde natürlich für Deutſchland eine völlig neue Lage entſtehen. Der Artikel 53 des Abkommens der vor⸗ bereitenden Abrüſtungskonferenz hatte die Aufrechterhaltung des Rüſtungsſtandes der beſiegten Mächte nach dem Verſaifler Vertrag als Vorausſetzung für ein Abrüſtungsgbkom⸗ men der übrigen Mächte vorgeſehen. Dieſer Artikel iſt, wie von keiner Seite zu beſtreiten war und auch nicht beſtritten wird, durch die Genfer Gleichberechtigungsformel endgültig ge⸗ fallen. Deutſche Tagesſchau. Zur Beurlaubung Straſſers. In einer Verſammlung der NSDAP. in Alsfeld(Oberheſſen) ſprach der national⸗— ſozialiſtiſche Landtagsabgeordnete und Vize⸗ präſident des heſſiſchen Landtages, Kloſter⸗ mann, über Gregor Straſſer. Er führte aus: Die NSDAP. habe oraaniſiert und dabei — 5 Magdalen zwischen vergeſſen, die Macht zu erobern. Die Wirt⸗ ſchaftsabteilung beſchäftigte allein in Mün⸗ chen 240 ausgezeichnete Köpfe. Eine Rieſen⸗ zahl von Kämpfern ſei im Geſamtaufbau der Organiſation, wie ſie ausgebreiteter kein Staat habe, lahmgelegt. Straſſer, der dies alles eingerichtet habe, in der Zuverſicht, bald die Staatsmacht zu übernehmen, habe einſehen müſſen, daß trotz aller Verhandlun⸗ gen dieſer Weg in eine Sackgaſſe geraten ſei und die NSDAP. auf ihm nicht weiter komme. Deshalb ſei er in Urlaub gegan⸗ gen, müde von der ungeheuren Arbeitslaſt 815 von dem Wirbelſäulenbruch im vorigen Jahre. ZIwiſchenfall im Skaalsgerichkshof. Im Staatsgerichtshof iſt es bei der Ver⸗ handlung der verfaſſungsrechtlichen Streit⸗ ſache der Preußenfraktion der NSDAP. ge⸗ en den preußiſchen Landtag zu einem wiſchenfall gekommen. Der Vertreter der Landtagsmehrheit, Profeſſor Heller, Frank⸗ furt a. M., wurde plötzlich gegen die Na⸗ tionalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei ausfällig. Die Vertreter dieſer Partei wa⸗ ren im Begriff die Sitzung zu verlaſſen. Der Vorſitzende, Reichsgerichtspräſident Dr. Bumke, griff aber ein und veranlaßte den Profeſſor, ſich wegen ſeiner Ausfälle zu entſchuldigen. Als dies geſchehen war, konnte die 0 wieder in Ruhe fortgeſetzt werden. Befriedigende Entlaſtung der Reichsbank. In dem Ausweis der Reichsbank vom 15. Dezember ſind bereits Anzeichen des nahenden Jahresultimos zu erkennen. Die Entlaſtung iſt nicht ſo ſtark wie ſonſt in der Mitte des Monats, hält ſich aber mit 57,6 Millionen Mark durchaus in befriedigenden Grenzen. Die Bewegungen auf den Dek⸗ kungskonten, die ſich insgeſamt um 1,9 auf 916,1 Millionen Mark verringert haben, zeigen, daß zur Beſchaffung von Deviſen Gold abgegeben wurde. Der Notenumlauf hat ſich um 38,5 auf 3400,4 Millionen ver⸗ ringert, und auch der Umlauf an Scheide— münzen iſt zurückgegangen, da ſich die Be⸗ ſtände der Reichsbank an Scheidemünzen um 31,3 auf 234,3 Millionen erhöht haben. Der geſamte Zahluligsmittelumlauf beträgt 5,42 Milliarden gegenüber 5,43 Milliarden ber 190 und 6,3 Milliarden Mitte Dezem— er 1931. Notſtandsgebiete des Weinbaues. Der Landwirtſchaftsausſchuß des preußi— ſchen Landtages nahm einen nationalſozia⸗ liſtiſchen Antrag an, das Weinbaugebiet von Moſel, Saar, Ruwer, Ahr und Nahe als Notſtandsgebiet zu erklären und in gleichem Sinne auf die Reichsregierung einzuwirken. Außerdem ſoll ſofort eine Ent⸗ und Umſchuldungsaktion veranlaßt und Zinsverbilligungen für die nächſten fünf Jahre gewährt werden. Die dortigen Win— zergemeinden ſollen weiteſtgehende Unterſtüt⸗ zung durch Vornahme von Notſtandsarbei⸗ ten erfahren, und Zinſen für Steuerrück— ſtände ſollen nicht erhoben werden. Kommuniſt bei Zuſammenſtoß erſchoſſen. Der Kommuniſt Albert Rückert in Ham⸗ burg, der bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen Polizei und Kommuniſten durch mehrere Schüſſe ſchwer verletzt worden war, iſt ge⸗ ſtorben. Bei Rückert wurden ein Revolver, mehrere Patronenhülſen und 14 Patronen den zwei gefunden. f ungleichen Brüdern 0 Magdalen! Nun war ſie frei! Aber was ſtand zwiſchen ihnen... Eine Kluft, die niemals zu überbrücken war— wenn der wahre Schuldige nicht gefunden wurde! Und Magdalen war noch immer krank. Dem Nerven- fieber war ein völliger Zuſammenbruch gefolgt. Das alles wußte er und konnte ihr doch nicht helfen. Er, mit dem Brandmal des Freiſpruchs„aus Mangel an Beweiſen“, konnte ſich nicht einmal nach ihr erkundigen. Nun wartete das einſame Lindsmühlen auf ihn, denn Magdalen hatte es verlaſſen. Sie weilte in Thüringen in einem Sanatorium. Aber die Herren hatten recht: Vielleicht war es doch möglich, den wahren Schuldigen zu finden? Eine Hoffnung, winzig klein, aber doch vorhanden, ſich aus all dem Schweren der letzten Zeit nun in den Vorder⸗ grund drängend. Wenn der Schuldige gefunden würde! Auf dem Bahnhof verabſchiedete ſich Lindsmühlen von den Herren, nur Miſter Michlin ſtieg mit in den Zug. Aber er redete kein Wort während der ganzen Fahrt, weil er genau wußte, daß er damit Herrn von Lindsmühlen die größte Wohltat erwies. * ö* 0 Und Lindsmühlen merkte es trotz ſeiner Verſunkenheit, wie ihn das Perſonal in Schloß Lindsmühlen ſcheu muſterte. Er rügte es nicht, redete kaum einige Worte. Er Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale) hatte. ſchaft. und ſtolz tragen können.“ ſtand lange an der Gruft und legte einen Strauß blaſſer, gelb getönter Roſen nieder, die er ſich vom Gärtner hatte geben laſſen, der ſie mühſam im Treibhaus zog. Am Abend ſaß er noch lange mit Miſter Michlins zu⸗ ſammen, der den Auftrag von ihm erhielt, die wundervolle Beſitzung in Braſilien zu verkaufen, da Miſter Kennot 44 ſeinem jungen Freunde dies in eigenes Ermeſſen geſtellt Seine Gedanken ſuchten die, die ſchwer krank danieder lag, wie er durch ſeine Anwälte erfahren hatte. Miſter Michlins war traurig; aber er wagte keinen Einwand, und ſchließlich ſah er die Notwendigkeit dieſer Maßnahme ja auch ein. Lindsmühlen bat ihn herzlich, ſeine Intereſſen bei dem großen Truſt zu wahren, dann könne er beruhigt hier in Deutſchland zurückbleiben, denn dann ſei ja alles in den beſten Händen. Dieſe Worte beglückten den alten Amerikaner ſehr, und er verſicherte Lindsmühlen ſeine Treue und Freund⸗ Die beiden Herren ſaßen noch lange beiſammen und plauderten. Lindsmühlen ſammelte ſich doch nun nach und nach wieder, und er hoffte auf eine Löſung des Knotens. Der alte Herr wiegte den Kopf hin und her. „Wie ich die Sache auffaſſe, liegt ſie klar vor mir. Ihr Herr Bruder reiſte zu einem ganz beſtimmten Zweck nach Henninghofen in Pommern. Er muß ſich dort mit irgend jemand verabredet haben. Das Gericht glaubt: mit Ihnen; dem iſt aber nicht ſo. Nachdem Sie ſagen, Sie haben ſich nicht mit ihm getroffen, wiſſen wir es alſo beſſer. Und darum iſt die Löſung auch eine ganz andere. Sie muß unter allen Umſtänden gefunden werden. Und ich denke, daß ſie gefunden werden wird Ich habe einen wunder⸗ vollen Menſchen in den letzten Tagen kennengelernt: den Detektiv Molander! Er hat ſo eigenartig gelächelt, wenn jemand von Ihrer Schuld ſprach. Es ſah direkt ſchaden⸗ froh aus. Man muß dem Manne Zeit laſſen. Ich denke nämlich, daß er ſchon einer beſtimmten Spur nachgeht.“ „Ja? Michlin, es wäre wunderſchön. Denn ich weiß es noch nicht, wie ich es aushalten werde, mit dem Brand- mal auf der Stirn zu leben. Ich habe meine Stirn frei NSA p.-Fraktionsführer Lenz legt Mandat nieder. Der Fraktionsführer der Nationalſoziali⸗ ſten im heſſiſchen Landtag, Karl Lenz, hat ſein Mandat krankheitshalber niedergelegt. Auf der Kandidatenliſte ſteht als Nachfol⸗ ger Rechtsanwalt Klein, Darmſtadt, der da⸗ mit in den Landtag einziehen dürfte. Auslands⸗Nundſchau. „Weihnachten muß gearbeitet werden!“ Der Arbeitskommiſſar der Sowjetunion hat Anweiſung gegeben, daß der 25. und 26. Dezember Arbeitstage ſind und daß in den Betrieben voll gearbeitet werden muß. Alle nicht zur Arbeit Erſchienenen werden friſt⸗ los entlaſſen. Früherer ruſſiſcher Bolſchafker verhaftet. Wie der ruſſiſche Korreſpondent des, Daily Expreß“ aus Moskau erfährt, iſt Sokolnikow der bis vor zwei Monaten als Londoner Botſchafter im Amte war, kurz nach ſeiner Ankunft in Moskau von der GPU. verhaftet und nach Sibirien abgeſchoben worden. Grund zur Verhaftung ſollen die Beziehun⸗ gen Sokolnikows zu dem oppoſitionellen rech⸗ ten Flügel der kommuniſtiſchen Partei ſein, der erſt kürzlich durch die Ausſtoßung Si⸗ nowjews und 20 weiterer namhafter Partei⸗ führer ſchachmatt geſetzt wurde. Anſcheinend war der Londoner Botſchafter, der offen auf den Sturz Stalins hingearbeitet hat, über die gegen ihn beabſichtigten Schritte bereits vor⸗ her unterrichtet, denn er machte mehrere Wo⸗ chen nach Niederlegung ſeines Botſchafterpo⸗ ſtens noch keine Anſtalten, nach Rußland zu⸗ rückzukehren. Ausweiſungen aus der Schweiz. Der Schweizer Bundesrat hat beſchloſſen, geſtützt auf Artikel 70 der Bundesverfaſſung, die in die ſogenannte Teſſiner Spitzelaffäre verwickelten fünf italieniſchen Staatsangehö⸗ rigen und einen Spanier aus der Schweiz auszuweiſen. Umſturz in Argentinien verhindert. Die argentiniſche Regierung hat in letzter Minute einen revolutionären Umſturzverſuch aufgedeckt, der am Freitag zur Ausführung kommen ſollte. Die beiden früheren argenti⸗ niſchen Präſidenten Dr. Irigoyen und Alvear wurden verhaftet. Buenos Aires Bombe, wodurch der Polizei die Aufdeckung eines großen Bombenlagers mit etwa 1300 Bomben ermöglicht wurde. wurden zahlreiche Anhänger Irigoyens ver⸗ haftet. Auch Offiziere der Polizei und der Ar⸗ mee wurden gefangen geſetzt. Die Regierung wird von dem Kongreß Vollmachten zur Ver⸗ hängung des Belagerungszuſtandes gen. In einer Vorſtadt von explodierte frühzeitig eine Anſchließend verlan⸗ Vranntweinſteuerhinterziehung. Den Staat um Hunderttauſende betrogen. Dortmund, 18. Dezember. Der Dortmunder Zollfahndungsſtelle iſt es in Zuſammenarbeit mit dem Finanzamt gelun⸗ gen, eine langjährige Branntweinſteuerhinter⸗ ziehung auf dem Gute des Rittergutsbeſitzers Paul Schultze⸗-Gahmen in Lünen⸗Gahmen auf⸗ zudecken. In der Gutsbrennerei iſt etwa vier Jahre lang in großem Amfanae heimlich Branntwein Bibliothek ſaß. kam?! geweſen war? Der Amerikaner nickte. „Man konnte Sie verdächtigen, weil man Sie nicht kannte!“ ſagte er einfach. Da gab Lindsmühlen ihm die Rechte mit feſtem Druck. erzeugt und der Verſteuerung entzogen worden. Der dem Staat zugefügte Schaden geht in de Hunderttauſende. Der Beſitzer, ſein Sohn un ein Brenner ſind feſtgenommen worden. der Fall erregt weit über die Grenzen Weſt falens umſo größeres Aufſehen, als der Beſit, zer Vorſitzender des Nei hsverbandes Deutch Kornbranntweinbrenne reien, ehemaliger Reich, tagsabgeordneter und Mitglied der Monopol verwaltung iſt. Im Zuſammenhang mit der Steuerhinter, ziehungsangelegenheit dürften gegen mehrer der Beteiligten Verfahren wegen Erpreſſung eingeleitet werden. 5 Der oberfränkiſche„Kneißl“ verurteſſ Jehneinhalb Jahre Juchthaus für Bauern. ſachs. Kronach, 18. Dezember. Der„oberfränkiſche Kneißl“, der berüch⸗ tigte Ein⸗ und Ausbrecher Georg Vauerf⸗ ſachs, war wegen ſeiner Raubzüge ſeinerzeit zu ſieben Jahren Zuchthaus verurteilt wor⸗ den. Im Frühjahr brach er aus dem Zucht, haus Kaisheim aus und hielt ſich monatelang in den oberfränkiſchen Wäldern auf, wobel er, vielfach durch ſeine Verwandten und Komplizen unterſtützt, es immer wieder ver— ſtand, ſich der einſetzenden Jagd auf ihn durch Gendarmerie⸗ und Polizeibeamte zu entzie⸗ hen. Bei ſeiner endlich erfolgten Feſtnahme wurde er ſchwer verletzt. Die Verhandlung gegen Vauernſachs fand jetzt unter großem Andrang der Bevölkerung aus Nah und Fern ſtatt. Er wurde zu drei Jahren ſechz Monaten Zuchthaus für jene Straftaten ver⸗ urteilt, die er nach dem Ausbruch aus dem Zuchthaus verübt hatte. Bauernſachs hat alſo mit den ihm früher bereits zuerkannten ſie— ben Jahren Zuchthaus insgeſamt zehneinhalb Jahre Zuchthaus zu verbüßen. ö Eiſenbahnunglück in Frankreich. 7 Tote, 30 Verletzte.— 4 Deutſche unler den Opfern. Paris, 18. Dezember. In den Abendſtunden hat ſich bei Eaudy in der Nähe von Perpignan ein ſchweres Eiſenbahnunglück ereignet. Infolge von Ueberſchwemmungen mußte der von Paris kommende Eilzug auf ein Nebengleis umge⸗ leitet werden, das ſich als nicht hallbar ge. nug für den Eilzug erwies. Der Jug ent gleiſte, wobei ein Wagen vollkommen zer. krümmerk wurde. Nach den bisher vorlie⸗ genden Meldungen kamen dabei ſieben per. ſonen ums Leben, darunter der Heizer, det Lokomotivführer und ein weiterer Eiſen⸗ bahnbeamter. Unter den Verletzten befinden ſich vier deutſche Staatsangehörige und zwar ein Ehepaar namens Gerber, ein Fräulein Charlotte Bremer und ein gewiſſer Alfred Buß. 30 Perſonen erlitten ſchwere Verlet⸗ zungen. Es handelt ſich um einen Hilfszug, der die Reiſenden des bei Carcaconne durch die Ueberſchwemmung aufgehaltenen D⸗Zuges übernomen hatte. Die Entgleiſung wurde durch einen Kraftwagen verurſacht, der die geſchloſſene Bahnſchranke durchfuhr, ſo daß die Schienen voller Holz und Eiſenteile la⸗ gen. Der Streckenwärter konnte die Ueber⸗ fahrt nicht mehr rechtzeitig ſäubern und 8* Und einige Tage ſpäter war Karl Joachim, der jetzige Majoratsherr von Lindsmühlen, allein in dem alten Schloß. Es kniſterte und ſchwebte wie auf leiſen Sohlen um ihn, wenn er noch einſam zu ſpäter Stunde in der Manchmal ging er durch die Zimmer, die Magdalen be⸗ wohnt hatte. Dann ſtrich ſeine Hand liebkoſend über irgend⸗ einen Gegenſtand, den ſie beſonders gern gehabt. Ja, er preßte wohl zuweilen ſeine Lippen auf dieſen Gegenſtand, und die Frau, die er ſo ſehr liebte, war um ihn in ſolch einſamen Stunden. Manchmal auch ſah man im alten, maſſiven Turm, auf dem bei Freuden⸗ oder Trauerfeiern die Flagge gehißt wurde, noch gegen Mitternacht ein einſames Licht. Dann ſagten die Bewohner der ringsum liegenden Dörfer, es ſpuke in Schloß Lindsmühlen. Es war aber nur der einſame Schloßherr, der mit einem Buch in dem alten Turmzimmer ſaß, um deſſen Fenſter geſpenſtiſch Fledermäuſe flatterten. Und Karl Joachim hörte nichts von Magdalen. Nichts! Eines Tages bat er ihren Vater zu ſich, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß dieſer ablehnen würde. es denn dem Freiherrn verdenken, wenn er nicht hierher⸗ Wer wollte Doch Gerring kam! Ein alter, gebrochener Mann, der ſich ernſt und tief verbeugte. N Karl Joachim war erſtaunt. War denn das wirklich der elegante Gerring, der trotz ſeines Alters immer ein gern geſehener Kavalier in dem Salon einer ſchönen Frau Und Gerring ließ es zu keinem freundlichen Wort von ſeiten des Schloßherrn kommen. (Fortſetzung folgt.) Montag, den 19. Dezember 1932 . 3—.«Ü— der Verrat von Langemart. Zehn Jahte Zuchthaus für Jäger. 9 Leipzig, 19. Dezember. Vor dem Reichsgericht hatte ſich der Kraft⸗ wagenführer Jäger aus Erfurt wegen Kriegsverrat zu verantworten. Der Ange⸗ klagte war in der Nacht zum 14. April 1915 aus der Stellung der 5. Kompagnie des J. R. 234 zu den Franzoſen übergelaufen und hat dort auf die an ihn gerichteten Fragen Ant⸗ wort gegeben, namentlich in der Richtung, daß aus der deutſchen Stellung heraus für die allernächſte Zeit ein Gasangriff für die Fran⸗ zoſen drohe. Dieſer Gasangriff war der erſte im Blasverfahren, der von den deutſchen Stellungen aus unternommen werden ſollte. Wegen Verbrechens nach Paragraph 56 Abſatz 8 des Militärſtrafgeſetzbuches, begangen in der Zeit vom 13. bis 14. April 1915, wird der Angeklagte zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechtsverluſt verurteilt. Das Gericht erklärte begründend, der Ar⸗ tilel des franzöſiſchen Generals Forry in der „Revue des Pivanta“, in dem der Angeklagte als Verräter gebrandmarkt wurde, ſei für das Urteil nicht maßgeblich geweſen. Entſchei⸗ dend aber ſei für das Gericht das Verhal⸗ ten des Angeklagten in der Stellung 6⸗234 und ſpäter in der franzöſiſchen Gefangenſchaft. Wenn man die eigenen Ausſagen des Ange⸗ klagten über ſein Verhalten, über ſeine Be⸗ weggründe und über ſein Tun zuſammenhalte mik den Ausſagen der vielen Zeugen, ſo müſſe ſich die Ueberzeugung aufdrängen, daß der Angeklagte bewußt zu den Feinden überge⸗ laufen ſei und daß er den Verrat, der ihm zur Laſt gelegt wird, dort auch begangen habe. Paul⸗Boncour nimmt an. Paris, 19. Dezember. Kriegsminiſter Paul⸗Boncour hat dem Staatspräſidenten einen Veſuch abgeſtaltet und erklärt, daß err den Auftrag zur Regierungs⸗ bildung endgültig annehme. Beim Verlaſſen des Elyſees erklärte Paul⸗ Boncpur u. a. daß er Herriot nicht habe be⸗ wegen können, ſeine Politik fortzuſetzen.„Ich hätte gern“, ſo äußerte er weiter,„die Ge⸗ dankengänge weiterverfolgt, die ich bisher hatte, und die Sozialiſten an der Verantwor⸗ tung an der Regierung beteiligt, um auf dieſe eine weitgehende Vereinigung der Linken her⸗ zuſtellen, die im Augenblick der internationalen und Haushaltsſchwierigkeiten notwendiger denn je iſt. Die Sozialiſten haben mein Ang bat nicht annehmen können, jedoch freundſchaft⸗ liche Achtung für mich und Sympathie für meine Bemuͤhungen bekundet. Ich will ſo ſchnell wie möglich ein Kabinett aufſtellen, das in ſeiner Zuſammenſetzung wie auch in ſei⸗ nem Programm am wirkſamſten der Vereini⸗ gung der Linken dient.“ Die vorausſichtliche Miniſterliſte. In den Wandelgängen der Kammer war bereits eine vorläufige Miniſterliſte im Um⸗ lauf, die allerdings wohl noch eine ganze Reihe von Aenderungen erfahren wird. Hiernach ſol— len u. a. erhalten: Miniſterpräſidium und Auswärtiges: Paul⸗ Boncsur, Innenminiſterium: Steeg(Rad. Soz.), Juſtiz: Ehautemps(Rad. Soz.), Kriegsminiſter: Daladier(Rad. Soz.), Finanzminiſterium: de Monzie(Rad. Soz.). Keine Entspannung. Das Schuldenproblem nicht geklärt. iner möglichen Entſpannung zwiſchen den Vereinigten Staaten und Frank eich und von aner angeblichen Verhandlungsber itſ haft des kongreſſes berichten, ſtellt der halbamtliche „Temps“ feſt, daß das Schuld nnroblem ſeit dem Sturze Herriots in keiner Weiſe eine Klä⸗ rung erfahren habe. Von der aue ikgnifchen Regierung ſeien keinerlei Mittelung, doch Autegungen gemacht worden, die die Lage irgendwie geündert hätten. Belgiens neues Kabinett. Brüſſel, 19. Dez. Nach mehrtägigen Net 1. 1105 gelangen es, ein zwetles. Kabinet de Broqueville zu bilden. Das Kabinelt wird u. a. folgende Namen aufweiſen: Miniſter⸗ präſident: Graf de Broqueville(Katgolſt) Finanzen Jaſpar(Kath.), Inneres: 15 0 (Chr. Dem.), Aeußeres: Hymans(Liberah, Nati. Verteidigung: Deveze(Lib.). Es hat erſt des Eingreifens des Königs bedurft, um die Verſtändigung zwiſchen Libe⸗ ralen und Katholiken herbeizuführen. „Eduard Bernſtein f Berlin, 19. Dez. Der frühere ſozialdemokra⸗ tische Reichstagsabgrordnete Eduard Bernſtein iſt n faſt vollendetem 83. Lebensjahre an Altersſchwäche geſtorben. Bernſtein gehörte der Sozfaldemokratiſchen Partei ſeit dem Kahre 1872 an. Gebürtiaer Berliner. war er in ſeiner Jugend eine Zelt lang Banlange⸗ tellter, widmete ſich aber bald ganz der politi⸗ chen Tätigkeit. Neues Anglück in der schweiz. Drei Tote, 20 Verletzte. Baſel, 19. Dezember. Ein neues ernſtes Unglück hat ſich auf den (anes chen Bundesbahnen am Sas er⸗ ignet. Kurz vor 18 Uhr führ dicht beim Bahnho Oerlikon, etwa 5 Kilometer von Zurich 0 fernt, ein Eilzug auf eine Lokomotive in voller Fahrt auf, die anſcheinend auf dem Gleis ver⸗ geſſen worden war. Der Zug hält in Oerli⸗ kon nicht, ſodaß er ſeine Fahrt nicht vermin⸗ dert hatte. Bei dem Zuſammenſtoß löſte ſich die elektriſche Zuglolomotive von dem Pack⸗ wagen los, verkeilte ſich in die Dampflokomo⸗ tive und ſauſte mit ihr bis faſt zum Bahnhof Oerlikon hinein. Der Packwagen des Zuges und der nachfolgende 3. Klaſſe⸗Perſonenwagen wurden ganz ineinander verſchachtelt. Drei Perſonen wurden getötet und 20 verletzt. Unter den Toten befindet ſich der Heizer der Rangierlokomotive und zwei Privatper⸗ ſonen aus Zürich. Verletzt wurden etwa 20 Perſonen, davon etwa die Hälfte ſchwer. Sie ſtammen alle aus der Umgebung von Zürich. Ein Fahrgaſt kam dadurch ums Leben, als etwa 10 Minuten ſpäter ein Ran⸗ gierzug auf einem Nebengleis dem quer über dem Gleis ſtehenden Perſonenwagen zu nahe kam. Der Heizer der Rangierlokomotive wurde durch glühende Kohlen, die aus der Feuerung auf ihn fielen, ſo ſchwer verbrannt, daß er an den Verletzungen ſtarb. Kraltdroſchlenführer ermordet. Köln, 19. Dez. In der Nacht wurde gegen 2 Uhr morgens auf der Landſtraße Köln— Frechen der 49jährige Kraftdroſchkenführer Simon Derkum erſchoſſen aufgefunden. Man nimmt an, daß Derkum von einem Fahrgaſt erſchoſſen wurde. Er hatte kurz nach 1 Uhr vom Bahnhof aus eine Fahrt in den Land— kreis Köln angetreten. Schiffsbrand in Le Havre. Fünf Perſonen ums Leben gekommen. Paris, 19. Dezember. Im Hafen von Le Havre geriet ein fran— zöſichſes Tankboot, das 1800 Ballons Brenn- ſtoff geladen hatte„in Brand. Das Feuer griff ſchnell auf einen daneben liegenden Leich⸗ ler über. Beide Schiffe ſind verloren. Bei den Löſcharbeiten erlitten zwei Perſonen ſo ſchwere Brandwunden, daß ſie ſtarben. Drei weitere Perſonen werden vermißt; ſie ſind an— ſcheinend erte ken. Nachſpiel aus der Beſatzungszeit. Koblenz, 18. Dez. Eine Sache, die in die Beſatzungszeit zurückgeht, fand vor dem Schöf⸗ fengericht ihren Abſchluß. Ein Büchſenmacher⸗ meiſter und deſſen Sohn waren wegen betrü⸗ geriſcher Manipulationen gegenüber dem Reichsfiskus angeklagt. Während der Beſat⸗ zungszeit mußten alle Waffenbeſitzer ihre Waf⸗ fen an die Behörden abliefern, wobei dieſe na⸗ turgemäß meiſtens Schaden erlitten oder auch von Beſatzungsangehörigen geſtohlen wurden. Mit dem Abſchluß der Beſatzung war es den Maffenbeſitzern möglich, ihre Schäden anzu— melden, die vom Reich erſetzt wurden. Ein Büchſenmachermeiſter und deſſen Sohn aus Koblenz hatten für beſtimmte Sachſchäden er⸗ heblich höhere Koſten angeſetzt, als ſie nor⸗ malerweiſe koſten durften. Auch für abhanden gekommene Waffen ſetzten ſie höhere Vergü⸗ 1; kungsbeträge ein und ſteckten den Gewinn in Gegenüber den Preſſemeldungen, die von 2 9 die Taſche. Den Schaden, den das Reich durch dieſe Handlungsweiſe erlitten hatte, be⸗ lief ſich auf mehrere tauſend Mark. Das Ge⸗ richt verurteilte den Büchſenmachermeiſter zu fünf Monaten Gefängnis und deſſen Sohn zu zwei Monaten Gefängnis. gchwerer Unfall in Laubfägewerk. Trier, 18. Dez. Beim Reinigen von Laub⸗ ſägen in einem Laubſägewerk in. Sch we p. pen hauſen auf dem Hunsrück ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Eine 15 jährige. Ar⸗ beiterin hatte ihre Kleider mit Benzin über- ſchüttet. Als das Mädchen kurz darauf ſeinen Kittel zum Trocknen an den Ofen hing, fin⸗ gen die Kleider Feuer und im Nu war die Unglückliche in Flammen gehüllt. Ein Arbei⸗ ter eilte ſeiner Kollegin zur Hilfe und riß ſich die Kleider vom Leibe, um den Brand zu erſticken. Das Hilfswerk glückte aber nicht; vielmehr erlitt der Arbeiter ſelbſt ſchwere Brandwunden Das Mädchen liegt in hoff⸗ nungsloſem Zuſtand darnieder. Dörſer von Wölſe belagert. Ankara, 18. Dezember. Die ſtrenge Kälte, die mit kaum gekannter Jntenſivität Oſtthrazien heimſucht. hat viele del Wölfe, die ſonſt in den dichten Wäl⸗ been 1 0 ohne je die ages zu behel⸗ helligen, aus ihren Hohlen au geſcheucht und in bewohnte Gebiete getrieben. 7 Von Heißhunger überwältigt, gehen die Be⸗ ſtien jet ſogar zum Angriff auf menſchliche Siedlungen über; mehrere Dörfer, wie zum Beiſpiel Havraui und Suleymanie wur⸗ den tagelang von den Tieten belagert und konnten erſt durch Einſatz von auswärtigen Hilfskräften aus ihrer mißlichen Lage befreit Werden. Neues aus aller Welt. Gefährliche Einbrecherbande unſchädlich ge macht. In den letzten Wochen ereigneten ſich faſt nächtlich ſchwere Einbruchsdiebſtähle in Koblenz, die mit ſolchem auffälligem Ge⸗ ſchick und Raffineſſe durchgeführt waren, daß die Polizei zu der Ueberzeugung kam, daß es ſich um eine gut organiſierte Einbrecherbande handeln müſſe. Dem beſonders verſtärkten nächtlichen Streifendienſt der Polizei gelang es zunächſt zwei Einbrecher feſtzunehmen, die auf die Spur einer ganzen Bande führten. Es handelt ſich ausſchließlich um Koblenzer im Alter von 24 bis 39 Jahren, die bei ihren a ek ganz erhebliche Beute gemacht hatten. Den Freund über die Felswand geſtürzt. Das Schwurgericht Feldkirch verurteilte den Tiſchler Ludwig Wild aus Hittisau we⸗ gen tückiſchen Mordes zu acht Jahren ſchwe⸗ ren und verſchärften Kerkers. Wild hatte ſei⸗ nen Freund Johann Unterweger, mit deſſen Frau er Beziehungen unterhielt, auf einer Bergtour in der Steiſwand des Grünen Für⸗ kele durch Loslöſen des geſicherten Kletterſei⸗ les dem Tode überliefert. Wild war 70 Me⸗ ter tief abgeſtürzt und mit zerſchmettertem Schädel tot liegen geblieben. In der Chemieſtunde ködlich verunglückt. In einer ſtädtiſchen Schule in Nantes ex⸗ plodierte während der Chemieſtunde ein Probierglas, mit dem der Lehrer einen Ver⸗ ſuch unternahm. Durch die Glasſplitter wur— den zwei zwölfjährige Knaben verletzt. Einem von ihnen drangen die Glasſoplitter in die Schlagader. Trotz ärztlicher Hilfe konnte der Knabe nicht gerettet werden. Unfall bei einer Felddienſtübung. Eine Ab⸗ teilung des Artillerie-Regiments von Be⸗ ſancon war bei einer Felddienſtübung mit dem Legen von Telefonleitungen beſchäf⸗ tigt, als plötzlich— wahrſcheinlich infolge Ve⸗ rührung mit einem Hochſpannungskabel— eine ſtarke Entladung erfolgte. Ein Mann wurde getötet, drei Mann erlitten ſchwere Brandwunden. Filmgeſellſchaft vermißt. Seit dem 28. No⸗ vember wird eine franzöſiſche Jacht vermißt, die 28 Mitglieder einer Filmgeſellſchaft nach Para(Südamerika) befördern ſollte, wo ſie eine wiſſenſchaftliche Filmaufnahme machen wollte. Vor acht Tagen hat in der Gegend, die das Schiff durchfahren mußte, ein ſchwe— rer Sturm gewütet. Weitere Bergmannsleiche geborgen. Sams⸗ tag früh wurde die Leiche des verunglückten Heuers Wiedum aus Oſtoberſchleſien aus den Delbrück-Schächten geborgen. An der Ber⸗ gung der Leiche des Hauers Woikowſki wird noch gearbeitet. Sport vom Sonntag. Meiſtecſchafts⸗Endſpicle. Abteilung 1: SV. Waldhof— SVg. Fürth 0:0 Verbandsſplele. Gruppe Nordbayern: VfR. Fürth— SVg. Erlangen 1.3 ASV. Nürnberg— Mürzburger FV. 3.1 Kickers Würzburg— FC. Bayreuth 92 FC. Schweinſurt— Germania Nürnberg 10 Gruppe Südbayern: Bayern München— SVg. Landshut 10:1 60 München— SSV. Ulm 2:0 3 f Ulmer FV. 94— Teutonia München 42 Jahn Regensburg— Wacker München 111 Gruppe Württemberg: 1. FC. Pforzheim— Stuttgarter Kickers 3:3 Stuttgarter SC.— VfB. Stuttgart 22 0 SV. F uerbach— Germania Brötz gen 313 FC. Birkenfeld— Union Böclingen 3:5 Sfr. Eßlingen— Normannia Gmünd 170 Gruppe Baden: Karlsruher FB.— S. Freiburg 6:1 Phönix Karlsruhe— Frenko ia Ka l ube 5:0 FV. Raſtatt— FC. Mühlburg 0.2 FV. Offenburg— VfB. Karlsruhe 113 Gruppe Rhein: fe. Neckarau— 08 Mannheim 3.2 Ami'i ia Viernheim— Sig. Mund eh in: VfR. Kaiſerslautern— SVg. Sandhofen 2: Gruppe Saar: 1. Fc. Idar— SV. Völklingen 3 Gruppe Main: FC. Hanau 93— C. icht Frankſur! Geſellſchaft ſpieie. 8 Alemannia Worms— D. Student nelf n Stadtelf Saarbrücken— D. Studentenelſ 2: FSV. Frankfurt— VR. Mann n 1. FC. K'lautern—, Wormatia Ports aber keinen Einfluß hältnismäßig leicht an die Eintracht. N ſonderlich aus ſich herauszugehen, holten die güddeutſche Endſpiele. SV. Waldhof— SVg. Fürth 00. Das erſte Endrundenſpiel um die ſüddeutſche Fußballmeiſterſchaft zwiſchen SV. Waldhof und der SVg. Fürth ging im Mannheſmer Stadion unter den denkbar ungünſtigſten Um⸗ ſtänden vor ſich. Dichter Nebel lagerte über dem Spielfeld, der den etwa 6000 Zuſchauern nur wenig Sicht ließ. In der zweiten Spiel⸗ hälfte war es z. B. von der Tribüne aus⸗ vollkommen unmöglich, die Spieler auf den Feld auseinanderzuhalten, ſelbſt der Schied⸗⸗ richter hatte Mühe, klare Entſcheidungen zu fällen. Zehn Minuten vor Schluß mußte der Unparteiiſche die Spieler zuſammenrufen, um über einen etwaigen Abbruch des Spiels zu beraten. Man einigte ſich auf Weiterſpielen, 7 und ſo wurden auch noch glücklich die reſt⸗ lichen Minuten unter Dach und Fach gebracht. Sehr ſchwer hatten es die Spieler, die auf dem glatten, gefrorenen Boden nur wenig Halt fanden und nur mit größter Vorſicht zu Werke gehen konnten. Unter dieſen Um⸗ ſtänden war es nicht weiter verwunderlich, daß beide Mannſchaften unter der gewohnten Form ſpielten. Fürth ſpielte im Feld ſehr ſchön, zumal Leinberger voll auf der Höhe war, aber der Sturm ließ die nötige Durchſchlagskraft vermiſſen. Die Elf des Rheinmeiſters kämpfte mit großer Aufopferung und Energie und kam nach einiger Unſicherheit recht gut ins Spiel. Sehr ſchöne Aktionen zeigte der Waldhöſer Sturm, und oft gab es im Für⸗ ther Strafraum brenzliche Momente. Es war ſehr ſchade, daß Waldhofs ausgezeichneter Mittelſtürmer Siſſling kurz vor der Pauſe durch eine Verletzung außer Gefecht geſetzt wurde und in der Folge nur noch als Statiſt auf dem rechten Flügel mitwirken konnte. Ueberhaupt zeichnete ſich das Spiel zeitweiſe durch große Härte aus, wobei die Fürther meiſt die Schuldigen waren. Beſonders Lein⸗ berger und Frank fielen hier verſchiedentlich unangenehm auf. Schlimm wurde es in der zweiten Halbzeit, als der Schiedsrich⸗ ter, Schlemmer aus Karlsruhe, der ſonſt recht zufriedenſtellend leitete, durch den Nebel in der Sicht behindert war und verſchiedene Fouls der Fürther ungeſtraft ließ. * 9 1 0 701. Iuürth 1 1 In der erſten Halbzeit hatte Fürth, das ſich auf dem Boden weit beſſer zurecht fand als Waldhof, etwas mehr vom Spiel. Bei verſchiedenen Durchbrüchen erwies ſich aber Waldhofs Sturm als äußerſt gefährlich und mehr als einmal lag ein Treffer„in der Luft“. Die größte Chance des ganzen Szels hatte in der 28. Minute der Waldhöfer Mit⸗ telſtürmer Siffling, als er nach ſehr ſchönem, Zufammenſpiel völlig frei im Fürther Straf⸗ raum ſtand, aber trotz einem plazierten Schuß den Fürther Hüter Wenz nicht überwinden konnte. Im dichten Nebel ging ſchließlich bas Spiel torlos zu Ende, ein Ergebnis, das ſicher beiden Mannſchaften gerecht wurde. Ein Sieg der einen oder anderen Partei wäre jedenſalls als überaus glücklich zu bezeichnen gewesen. Waldhof ſtand auf alle Fälle dem Sieg näher als Fürth, das durch ſein hartes Spiel iich viel Sympathien verdarb. BfN. Kaiſerslautern— SVgg. Sandhofen 2:2(2:2). Beide Mannſchaften teilten ſich in dieſem Treffen, das für Sandhofen entſcheidender als für den Platzbeſitzer war, mit 2:2 die Punkte. In der erſten Hälfte wurde das End⸗ refultat ſchon hergeſtellt, da ſich beide Mann⸗ ſchaften, beſonders in der zweiten Halbzeit, als ziemlich gleichwertig erwieſen. In der 15. Minute kam Kaiſerslautern durch den Halblün⸗ len Hans in 1:0⸗Führung. Zehn Minuten ſpäter erhöhen die Einheimiſchen durch den Linisaußen auf 2:0. Sandhofen kommt zu einem Gegentreffer durch ein Eigentor des linken einheimiſchen Verteidigers. Den Aus⸗ gleich brachte der Linksaußen der Gäſte. Der Schiedsrichter Sauer⸗Bingen war gut. Hanau 93— Einttacht Frankfurt 1.2. Die Eintracht Frankfurt beſtritt in Hanau ihr letztes Verbandsſpiel, das auf die Tabelle N mehr hatte. Obwohl Hanau in der erſten Halbzeit mit 1:0 führte, fiel der Endſieg in der zweiten Halbzeit ver⸗ Ohne Frankfurter nach der Pauſe durch Möbs und Behning zwei Tore auf und ſtellten ſomſt den Sieg ſicher. Bei Hanau war Philippi der Schütze. Schiedsrichter Albrecht⸗Mannheim leitete gut. 1. FC. Kaiſerslautern— Wormatia Worms 1:1(0:J). Die Tabellenzweiten der Gruppen Saar und Heſſen trafen ſich am Sonntag vor 6000 Zuſchauern zu einem Freundſchaftsſpiel in Kaiſerslautern, das von Müller⸗Kaiſerslau⸗ tern nicht beſonders gut geleitet wurde. Die Wormſer zeigten größere Routine, während Kaiſerslautern dieſen Vorſprung durch großen Eifer ausglich. Die Gäſte waren im An⸗ griff beſſer und konnten durch; den Mittel⸗ ſtürmer Trumpfheller in 150⸗Führung gehen, Nach dem Wechſel ſtel't Keaiſerslautern zwei neue Spieler ein, die ſich aber nicht bewähr⸗ ten. Die Einheimiſchen kamen durch ihren Linksaußen Weber zum Ausgleich, was dem Spielverlauf im allgemeinen gerecht wird. 1 Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(Saale) 6. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Er begann ein ausſchweifendes Leben zu führen, ſich in übelbeleumundeten Lokalen mit Frauenzimmern her⸗ umzutreiben. 8 Als ſein alter Onkel von dem Leben des geliebten Neffen hörte, ſuchte er ihn wieder auf den rechten Weg zu bringen. Da barg Kurt ſein Haupt aufſchluchzend an der Bruft des alten Mannes, der ihn mit keiner Frage bedrängte. Freiwillig begann er zu erzählen, ohne auf die Reihen⸗ folge der Geſchehniſſe zu achten. Doch der alte Mann, dem der ſchneeweiße Bart ein ehr⸗ würdiges Ausſehen verlieh, verſtand ihn ſchon bei den erſten Sätzen. In ſeiner Erinnerung tauchte ein blond⸗ gelocktes Mädchen auf, das ihm einſt als Student eine ſchwere Enttäuſchung bereitete und ihn bewog, die faſt be⸗ endeten phlloſophiſchen Studien aufzugeben und ſich der Theologie zuzuwenden. 5 Als Kurt geendet hatte, betrachtete ihn der Pfarrer lange Zeit gedankenvoll. Dann ſagte er:„Du mußt wieder eine geordnete Lebensweiſe aufnehmen. Es hat keinen Wert, ſich das Leben ſchwerer zu machen als es iſt. Jeder findet ſich auf einem anderen Wege zum eigenſten Sinn des Lebens zurück, wenn er ſich auf dem einen in eine Sackgaſſe verrannt hat. Nur Kopf hoch!“ Kurt widerſprach nicht. Wie ſonderbar: noch vor einer Stunde ſchien es ihm, als wenn der Tod die einzige Löſung ſeines Lebens ſein könnte, und jetzt fand er es gar nicht ungeheuerlich, wieder in die Reihe der brauch⸗ baren Menſchen zurückzukehren. So ſehr hatte es ihm Er⸗ leichterung verſchafft, ſein Herz einem Mitmenſchen aus⸗ ſchütten zu können. Nur dagegen, wieder ſein Studium aufzunehmen, ſträubte er ſich mit aller Kraft. Es wäre ihm unmöglich geweſen, wieder zu einer Prüfung zu gehen, nachdem er dieſe früher nur als ein Mittel betrach⸗ tet hatte, um Nelly zu erwerben. Doch ſein Onkel beſtand nicht unbedingt darauf.„Viel⸗ leicht iſt es beſſer ſo“, meinte er.„Als Juriſt haſt du heute ohnehin nicht viel Ausſichten. Wenigſtens für die nächſte Zeit nicht. Ich werde einem alten Freunde ſchreiben. Der nimmt in einem Miniſterium eine hohe Stellung ein. Kann er dir ſelbſt keine entſprechende Staatsanſtellung verſchaffen, ſo wird er wenigſtens wiſſen, wo man den Hebel mit Erfolg anzuſetzen hat.“ Kurt ſchien zufrieden zu ſein. Nur zweifelte er, ob er ohne Spezialwiſſen eine Stellung erhalten würde. * 4* Ein Jahr verging. Wleder lag ſommerliche Wärme über den Dächern der hügeligen Stadt. Da kam Larowicz zum erſten Male wieder in die Heimatſtadt zurück, nachdem er vor faſt einem Jahre ſeinen Poſten als Zollbeamter an der Grenze angetreten hatte. Sein Onkel hatte recht behalten. Die neue Umgebung, der anſtrengende Dienſt, dem Kurt mit Feuereifer nach⸗ ging, die wohltuende Wirkung der Zeit hatten ihm ſein inneres Gleichgewicht wiedergegeben. Zwar ſchlichen ſich in unbewachten Augenblicken immer noch wehmütige Erinnerungen in ſeine Gedanken ein, doch der brennende, unerträgliche Schmerz war von ihm ge⸗ wichen. Ja, er glaubte ſchon ſo weit Herr ſeiner ſelbſt zu ſein, daß er es wagte, in die Stadt ſeiner Jugend zurück⸗ zukehren, auch auf die Gefahr hin, Nelly am Arm ihres Mannes begegnen zu müſſen. Trotzdem fühlte er eine ihm unerklärliche Unruhe in ſich, als er am Abend des erſten Urlaubstages im Garten eines der beſten Reſtaurants ſaß und an den Tiſchen rund um ihn her bekannte Geſichter ſah, die in ihm eine zu Grabe getragene Zeit lebhaft erinnernd zurückriefen. Noch⸗ mals prüfte er ſich genau, ob er wirklich ſchon vergeſſen gelernt hatte, und kam zu dem Schluß, daß er für Nelly keinen Funken Zuneigung mehr aufbringe. Nur gegen den Mann, der ihm ſeine Jugendliebe zerſchlagen hatte; ja vielleicht auch gegen Nelly ſelbſt fühlte er einen nagenden Haß, der ihm ſchon während ſeines Aufenthalts in ſeinem Dienſtorte oft unruhige Stunden bereitet hatte. Die Ueberzeugung, Nelly nicht mehr zu lieben, ließ ihn wieder ruhig werden, und als er an ſeinem Tiſch einen geweſenen Schulkameraden vorbeigehen ſah, lud er ihn ein, ſich zu ihm zu ſetzen, froh, alte Erinnerungen aus⸗ tauſchen zu können. Schröder— ſo hieß der ehemalige Schulbankgenoſſe— begrüßte Larowicz herzlich, und freute ſich aufrichtig, ihn nach längerer Zeit wlederzuſehen. Bald waren ſie in ein lebhaftes Geſpräch verwickelt, und oft lachten ſie auf Koſten ihrer geweſenen Profeſſoren laut auf, wenn ſie ſich gegenſeitig daran erinnerten, wie ſie eine lebende Katze in die Schublade einſperrten, damit dieſe mit ihrem Miauen die trockenen Ueberſetzungen aus Homers „Odyſſee“ mit Humor würze, oder wenn ſie ſich die genia⸗ len Methoden in die Erinnerung zurückriefen, mit denen man ſich eine gute Note aus einer Schularbeit er⸗ ſchwindelte. Plötzlich aber zuckte Kurt zuſammen und brach ſein Ge⸗ ſpräch ab. Aufmerkſam heftete er ſeine Blicke auf einen langſam an ihm vorbeigehenden Mann, den er zu kennen ſchien. Kein Zweifel, dachte er, es iſt Reiner. Zwar ſcheint er ſehr gealtert zu ſein, und auch ſeine nachläſſige Kleidung konnte im erſten Augenblick täuſchen, doch dieſe wider⸗ wärtige Fratze würde er auch erkennen, ſelbſt wenn zwanzig Jahre vergingen. 1 Schröder folgte dem Blick Kurts.„Wen betrachteſt du ſo intereſſiert? Etwa den Prokuriſten Reiner?“ Der Gefragte wandte ſich wieder ſeinem Tiſchgenoſſen zu.„Kennſt du ihn?“ „Sogar ſehr genau. Ich bin ja bei derſelben Bank an⸗ geſtellt!“ „Ach ja, ich habe nicht daran gedacht. Du kennſt ihn alſo. Es ſchien mir, als wenn er ſich ſtark verändert hätte. Ich kannte ihn allerdings nur flüchtig, aber..“ „Aber es fiel dir doch auf, nicht wahr? Na ja, Reiner hat ſich wirklich ſtark verändert, in jeder Hinſicht.“ Schröder beugte ſich zu Larowiez hin. „Weißt du, dies iſt bei Reiner wirklich ganz ſonderbar. Der Menſch war früher die Ordentlichkeit ſelbſt. Es kam bei ihm nie vor, daß er auch nur eine Minute zu ſpät ins Büro kam. Dabei arbeitete er wie ein Laſttier. Bei dem Verwaltungsrat erfreute er ſich des beſten Anſehens, und ſeine Ernennung zum Direktor einer Filiale hätte nicht lange auf ſich warten laſſen. In der Bank hatte er ſelbſt eine bedeutende Einlage, die er von Monat zu Monat vergrößerte.“ Larowiez hörte geſpannt zu.„Und jetzt... 2“ „Jetzt iſt dieſes alles ganz anders geworden. Schon vor ſeiner Hochzeit hob er einen anſehnlichen Teil ſeines Geldes ab, doch war dieſes nur eine Bagatelle angeſichts der ſpäteren Ausgaben, die ſich Reiner leiſtete. Faſt täglich hob er große Summen ab, und vor ungefähr zwei Monaten war ſein Guthaben auf Null angelangt. Jetzt iſt er gezwungen, von ſeinem bloßen Gehalt zu leben, der für unſere Verhältniſſe ſehr hoch iſt, aber nicht für den Aufwand, den Reiner treibt. Ich glaube, er hat ſchon hohe Schulden...“ „Er hat ſchon hohe Schulden“, wiederholte Larowicz nachdenklich. „Dieſes wäre ja noch nicht alles“, ſetzte Schröder ge⸗ ſprächig fort,„er vernachläſſigt aber auch ſeinen Dienſt und ſcheint jede Luſt zum Arbeiten verloren zu haben. Ich glaube, die Herren des Verwaltungsrats ſchütteln ſchon lange die Köpfe...“ Kurt ſchien nachzudenken.„Und kommt Reiner oft hierher?“ „Faſt täglich. Auch dieſes iſt eine ſeiner neuen Ge⸗ wohnheiten. Er ſpielt oft Karten. Wenn ich mich nicht irre, ſo ſpielt er ſehr hoch. Vielleicht verſpielt er auch viel... ich weiß es nicht.“ Lange ſchwieg Larowiez. Die Mitteilungen ſeines Freundes beſchäftigten ihn mehr als er wünſchte. Trotz⸗ dem hätte er es doch gern gehört, wenn ſein Tiſchgenoſſe auch über Reiners Gattin zu ſprechen begonnen hätte. Doch ſelbſt fragen wollte er nicht. Je länger das Schweigen dauerte, um ſo ſtärker wurde ſeine Neugierde, und wie gezwungen, kam es endlich zögernd über ſeine Lippen: „Und Reiners Frau? Wie geht es ihr?“, wobei er ſeiner Stimme einen möglichſt unbefangenen Ton zu geben ſuchte. Schröder merkte nichts von der Unruhe ſeines Freun⸗ des. Bereitwillig antwortete er:„Eben das iſt es, was ich dir noch ſagen wollte: Ich glaube, gerade ſie ſcheint die Urſache von Reiners Abſtieg zu ſein. Der Luxus, den ſie treibt, iſt in der Stadt ja geradezu ſprichwörtlich ge⸗ worden. Dazu reichen die Einkünfte Reiners nicht...“ „Deswegen braucht er aber doch nicht unordentlich zu werden!?“ „Es ſcheint aber auch, als wenn die Ehe nicht glücklich ſei. Bei jeder Gelegenheit ſieht man ſie von einer Schar von Herren umgeben; ihr Mann iſt aber nur ſelten dabei. Ich glaube“— Schröder ſenkte ſeine Stimme zum Flüſter⸗ ton—,„die junge Frau ſetzt ihrem Manne nicht ſelten die Hörner auf...“ Faſt wäre Kurt bei der letzten Mitteilung entrüſtet auf⸗ geſprungen. Doch noch im letzten Augenblick beſann er ſich, daß er ſich dadurch vor ſeinem Freunde höchſtens lächer⸗ lich machen könnte, und er ſchwieg betreten. Schröder ſah ihn prüfend an:„Kannteſt du die Frau Reiners nicht als Mädchen? Sie beſuchte doch auch das Gymnaſium...“ „Ja, ja, ich kannte ſie flüchtig“, unterbrach ihn Kurt. „Es gab ſogar eine Zeit, in der ich näher mit ihr ver⸗ kehrte“, ſetzte er dann hinzu, ohne zu merken, daß er ſich ſelbſt widerſprach. Schröder lächelte leiſe. Erſt jetzt erinnerte er ſich deut⸗ lich, daß Kurt Larowiez und Nelly Rügel einſt eine vor⸗ bildliche Gymnaſiaſtenliebe hatten. Und taktvoll ver⸗ abſchiedete er ſich von Larowicz, der plötzlich mißgeſtimmt zu ſein ſchien.—. Dann fragte er: Kurt blieb mit ſeinen Gedanken allein, die lebhaft auf ihn einſtürmten. Er hatte früher immer gedacht, die Mit⸗ teilung, daß es Nelly ſhlecht gehe, würde ihn kalt laſſen, wenn nicht gar freuen. Und doch.. als er jetzt von Schröder erfuhr, daß ſie nicht glücklich ſei, gab es ihm einen tiefen Stich ins Herz. Noch ſtärkeren Eindruck machte 1 auf ihn, daß Nelly ihrem Manne nicht treu ſein ſollte. Obwohl er Reiner jedes Unglück gönnte und obwohl er ſchon oft in ſchlafloſen Nächten Nelly wegen ihres Treubruches herzlos und charakterlos nannte, ſträubte ſich doch ſein Empfinden dagegen, Nelly als leichte Beute in den Armen von Männern zu wiſſen, mit denen ſie kein Schwur fürs Leben verband. Lange dachte er nach, von widerſtrebenden Gefühlen und grübelnden Zweifeln erfüllt, bis er ſich mit einem Male ſagte: Dieſes alles geht dich ja nichts mehr an. Um ſeine Gedanken zu bannen, beſah er ſich die Be⸗ ſucher des Reſtaurants und ließ ſeine Blicke bis in die entgegengeſetzte Ecke des Gartens ſchweifen, in der eine kleine Gruppe von Gäſten dem Kartenſpiel einiger paſſio⸗ nierter Spieler zuſah. In der Hoffnung, Zerſtreuung zu finden, erhob ſich Larowicz von ſeinem Sitz und ging auf die Gruppe zu. Doch ſchon auf dem Wege erkannte er, daß einer der Spieler Reiner war. Einen Augenblick zögerte er, dann aber ſetzte er entſchieden ſeinen Weg fort. Warum feig ſein? fragte er ſich. Warum dieſem Menſchen ausweichen? Ja, er nahm ſich ſogar vor, Reiner ſehr freundlich ent⸗ gegenzukommen, wenn dieſer ihn erkennen ſollte. Doch Reiner erkannte ihn nicht, als er für einen Augen⸗ blick von ſeinen Karten aufblickte und ſich flüchtig die Männer um den Tiſch herum beſah. Mit Sorgfalt und doch mit unterdrückter Haſt gab er die Karten und ſchien vom Spiel ganz in Anſpruch ge⸗ nommen zu ſein, das, nach den Geldpäckchen zu ſchließen, um hohe Einſätze ging. Eine Zeitlang ſah Kurt teilnahmslos zu, ohne das Spiel zu verſtehen. Nur an dem ſtändigen Geben der Karten und dem häufigen Zahlen und Einſtreichen des Geldes erkannte er, daß es ein reines Hazardſpiel war. 5 Je länger er aber dem Spielverlauf folgte, um ſo bekannter ſchien ihm das Spiel, das den Geiſt nicht im geringſten in Anſpruch nahm, ſondern nur ruhige Nerven und die vollkommenſte Beherrſchung des Mienenſpiels verlangte. Denn aus dem Geſichtsausdruck des Gegen⸗ ſpielers verſuchte der jeweilige Bank haltende Partner zu leſen, ob er genügend Punkte habe oder noch ziehen müſſe. Es war das Hazardſpiel„Einundzwanzig“, das Kurt als Knabe in der Zeit der Inflation kennenlernte, als man an allen Straßenecken und in Höfen, in allen Parkanlagen und Wirtshäuſern die Gruppen von vier bis fünf Män⸗ nern ſitzen ſehen konnte, die ſtundenlang dem zermürben⸗ den Hazardſpiel huldigten. Mit dem ſteigenden Verſtehen des Spiels wuchs auch Kurts Intereſſe, und geſpann ſah er den vier Spielern zu, von denen jeder eine beſondere Type abgab. Reiner ſchien nervös zu ſein. Seine Augenlider zuckten ſtändig, und auf ſeinen Wangen brannten zwei kreisrunde, rote Flecken, die ſeine innere Aufregung verrieten Sein Gegen⸗ über wieder, ein hagerer, nicht mehr junger Mann, ſchien aus Stein zu ſein. Ob er gewann oder verſpielte, nie wechſelte der Ausdruck ſeines Geſichts. Die anderen beiden ſchienen ihrem Ausſehen nach Viehexporteure zu ſein, und gaben ſich keine Mühe, ihre Freude zu verbergen, wenn ſie gewannen, ebenſo wie ſie durch lautes Räſonieren ihren Aerger abzuſchütteln ſuchten, wenn ſie verloren. Doch wäre es weit gefehlt geweſen, ſich ſtreng nach ihrem Gebaren zu richten, denn oft fluchten ſie über ſchlechte Karten, während ſie volle einundzwanzig Punkte in der Hand hatten. Kurt ſtudierte die Mitſpieler Reiners eingehend, wo⸗ bei er feſtſtellte, daß die Ruhe des„eiſernen Mannes“ ge⸗ künſtelt war, während die beiden Rinderexporteure mit einer ſehr fadenſcheinigen Methode ſpielten, indem ſie den Gegner durch ihr äußeres Gebaren immer vom Gegen⸗ 190 des wirklichen Standes ihrer Karten überzeugen wollten. Da kam wieder die Reihe an Reiner, die Bank zu hal⸗ ten, nachdem er vorher faſt ſtändig verloren hatte. Nervös gab er die Karten und wartete geduldig auf die An⸗ ſagen. Dann begann er offen zu ziehen. Bei ſiebzehn blieb er zögernd ſtehen. Da warf ihm Larowicz, nachdem er die Kontraſpieler angeſehen hatte, ruhig zu: 1 8 0 Sie noch ein Blatt, ſonſt verlieren Sie auf alle 8 e!“ Ohne ſich nach dem unbekannten Ratgeber umzu⸗ ſchauen, zog Reiner noch eine Karte— es war eine Dame — und hatte zwanzig Punkte. Mit einem böſen Blick auf Larowicz zahlten die drei Spieler, und die Bankeinlage verdoppelte ſich. Wieder begann das Spiel, und wieder konnte Larowicz dem Bankhalter einen gewinnbringenden Rat geben. Dieſes wiederholte ſich mehrmals, und das Geldpäckchen Reiners auf dem Tiſche wuchs immer mehr an. Larowicz konnte ſich ſelbſt keine Rechenſchaft darüber geben, warum er Reiner zu den hohen Gewinnen verhalf. Er hatte allen Grund, Reiner das Gegenteil zu wünſchen, aber es war nicht Intereſſe für dieſen, das ihn bewog, ſich als ſtiller Spieler zu betätigen, ſondern anſcheinend die Spielerleidenſchaft, die ſich in ihm regte. Dann machte es ihm auch Spaß, das eiſige Gegenüber aus der Ruhe zu bringen. Reiners Partner hatten auf dem Tiſche kein Geld mehr liegen. Alle Banknoten und Geldſtücke waren einträchtig in der Mitte vereint und bildeten die Bankeinlage. Und nochmals gab Reiner die Karten. Da blitzte es in den Augen des vor Aerger puſtenden „Exporteurs“ freudig auf. Er hatte eine gute Karte, doch fürchtete er bei der hohen Bankeinlage auf den ganzen Betrag zu ſetzen. Seine Mitſpieler, die in ihrem gemein⸗ ſamen Pech eine geſchloſſene Front gegen Reiner bildeten, ermunterten ihn aber, die Sprengung der Bank zu ver⸗ ſuchen, und beteiligten ſich mit je einem Drittel auf ſeiner Karte. Mit zitternder Hand zog Reiners Gegenſpteler die zweite Karte, und faſt einſtimmig riefen alle drei: „Genug!“ Da begann Reiner zu ziehen. Das Glück ſchien ihm nicht günſtig. Auf einen Achter folgten zwei Könige, und ſo ſtand er denn bei ſechzehn, unſchlüſſig, ob er noch eine Karte nehmen ſollte. Da betrachtete Larowiez den Un⸗ beweglichen genau. Sein Geſicht blieb nach wie vor wie aus Stein gemeißelt. Nur in den Augen ſchien heimlich verſteckte Freude zu glimmen. Die anderen Mitſpieler aber machten geſucht⸗betrübte Geſichter. Schon wollte Reiner die Karten weglegen, als ihm 779 1 55 faſt grob zurief:„Nehmen Sie doch noch eine arte!“ Reiner deckte das nächſte Blatt auf— es war ein dritter König— und wutſchnaubend zogen die Gegenſpieler die Brieftaſchen. f Sie zahlten und hatten dann genug vom Spiel. Erſt jetzt, während Reiner ſeinen hohen Gewinn ein⸗ ſteckte, ſah er Larowicz voll an. f „Mein Herr, ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Sie ſind ja wirklich die Fortuna in Perſon. Doch— Sie kennen mich ja nicht.. Reiner!“ Kurt verneigte ſich leicht und hatte dabei Zeit, ſeinen Widerwillen gegen Reiner zu unterdrücken, der in ihm wach wurde, als er ihm jetzt wieder Auge in Auge gegen⸗ überſtand. „Zollbeamter Larowlez!“(Fortſetzung folgt.) verſuchte vergebens, den heranngyenden Zug durch Signale zum Stehen zu bringen. An Wagen dritter Klaſſe wurde zerſchmettert. Jodesurteile gegen Mutter und ohn Tode. Der wegen Mitwiſſerſchaft angeklagte Gefängnis verurteilt. 5 Mutter in der Nacht zum 13. April den Vater im Bett erwürgt und die Leiche, nach⸗ eufgehängt, um einen Selbſtmord vorzutäu— Schon wieder Geldbrieſträgermord. 1 briefträger auf einem Beſtellgang im Wald beer Täter ſchlug den Beamten einem Meſſer den Hals durch. Darauf raubte 5 fanden und flüchtete. Manne bemerkt, der nahm. Da dem Räuber die Geldtaſche zu 5 zunächſt. Die Polizei konnte ihn aber kurz darauf feſtnehmen. 5 nach der internationalen Kirchenräuberbande, die vor einigen Wochen mehrere hunderttauſend geräte erbeuteten, führte inſofern zu einem Erfolg, als feſtgenommen werden konnte, der erwähnten teht. Der Verhaftete hat bereits eingeſtan— den, im Beſitze der geſtohlenen Kirchengeräte! zu ſein. Weiter gab er zu, an dem Kirchen⸗ einbruch beteiligt geweſen zu ſein. N 5 Wiſſenswertes aus der Stumpeninduſtrie der Bahnüberführung entgleiſte der Zug. wei Lokomotiven ſtürzten um und ein Den Vater erwürgt und aufgehängt. Torgau, 18. Dezember. Das Schwurgerricht verurteilte den 20jäh⸗ rigen Landarbeiter Walter Ließ aus Brauns⸗ dorf(Kreis Wittenberg) wegen Vatermordes zum Tode, und ſeine Mutter, die Witwe Lina Ließ, wegen Anſtiftung zur Tat ebenfalls zum H4jährige Willi Ließ wurde zu einem Jahr Walter Ließ hatte auf Anſtiftung ſeiner dem er ſie angekleidet hatte, im Schuppen ſchen. Den Hals durchſchnitten. Kakkowitz, 18. Dezember. In der Nähe von Uſtron wurde ein Geld- von einem Manne überfallen und beraubt. mit einem Knüppel nieder und ſchnitt ihm darauf mik er die Geldkaſche, in der ſich 2100 Sloty be⸗ Der Räuber einem die Verfolgung auf⸗— wurde jedoch von ſchwer war, warf er ſie von ſich und entkam gaarbrütker Kirchenräuber geſaßt. Sdarbrücken, 18. Dez. Die Ermittlungen in die katholiſche war und dabei für Franken Kirchen— Kirche eingedrungen Italiener mit der Verbindung von der Polizei ein Räuberbande in (4. Fortſ.) . Ein Abſtecher nach Nordamerika— Im 60. Stock⸗ werk— Die rote Erde von Tenneſſee. Gewiſſe nordamerikaniſche Tabakarten bilden ſozu⸗ ſagen den Pfeffer, der den Villiger⸗Stumpen würzen muß. Die bedeutende Rolle, welche der ſogenannte Kentucky⸗Tabak, deſſen beſſere Grade zwar im ſüd—⸗ licher gelegenen Staate Tenneſſee wachſen, in der Qualitätsſtumpenfabrikation ſpielt, veranlaßte vor einigen Jahren einen unſerer Inhaber zu einem Abſtecher ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. — In Gedanken machen wir nun mit dem Leſer einen Sprung über Bremen nach New⸗Vork. Nach einer ſtürmiſchen Ueberfahrt glätten ſich die Wogen und die erſten Möven erſcheinen. Der Gedanke, nach mehrtägigem Unterbruch wieder feſtes Land unter den Füßen zu haben, elektriſiert alle Lebensgeiſter. Alles iſt auf Deck verſammelt. Noch 10 Minuten— dann ſteigt ein Wald von rieſigen Wolkenkratzern am Horizont empor. Gegen dieſe gewaltigen Stein- und Stahlrieſen ſind die größten Bauwerke Europas die reinſten Spielzeuge. f Nach vollzogener Landung führt uns der erſte ang zum Woolworth⸗Building. Mit einem der 40 rpreß⸗Lifts ſauſen wir im Schnellzugstempo auf ie Beobachtungsgalerie des 60. Stockwerks, um das randioſe Schauſpiel des Verkehrs aus höchſter ogelſchau zu betrachten. Endloſe Automobilkolonnen urchfließen wie ein ununterbrochener Strom ein wunderbar ſymmetriſch angelegtes Straßennetz. Tief unten erinnern geſchäftige Menſchen an den Betrieb einer Ameiſenkolonie. Nur wie ein dumpfes Brummen vernehmen wir hier oben in zweihundertſiebzig Meter Höhe den Lärm der Straße und ganz leiſe glauben wir die Vibration der dreifach untereinander ge lagerten Untergrundbahnen zu verſpüren. Erſchüttert und ſprachlos geben wir uns für eine Weile der Wucht der überſtürmenden Eindrücke hin. Inzwiſchen iſt es Abend geworden. Raſcher als zu Hauſe ſenkt ſich die Nacht hernſeder. Millionen Lichter blitzen auf und im Handumdrehen iſt New⸗Vork in ein Lichtmeer oerwandelt. Am nächſten Morgen ſteigen wir in den Baltimore- und Ohio⸗Expreß, und fahren ununter⸗ brochen zwei Tage und zwei Nächte in das Herz der Vereinigten Staaten. Unſer Reiſeziel iſt Springfield im Staate Tenneſſee. Hier, in einem mittleren Land⸗ ort, iſt die Zentrale der weltberühmten Springfield⸗ Tabate. Da, wo vor hundert Jahren der Indianer auf dem wilden Muſtang in der Ebene den Büffel lagte und undurchdringliche Urwälder die Hügel be⸗ ränzten, ſtehen heute unermeßliche Tabak⸗Plautagen, denn Klima und Bodenbeſchaffenheit eignen ſich in etvorragender Weiſe für den Tabakbau. Der erſte Eindruck dieſer Landſchaft iſt die ziegelrote Tabakerde, In Verbindung mit dem feuchtwarmen Klima bringt Pieſe eigenartige Erde ein Gewächs hervor, das mit dem gleichen Samen ſonſt nirgends in der Welt gezogen werden kann. Aber nicht auf jedem Acker gedeiht der Tabak gleich gut. Die Bodenbeſchaffenheit der einzelnen Aecker, die Düngung und Wartung, die Per Farmer der Pflanze zugutekommen läßt, ſind von ausſchlaggebender Bedeutung. Vor allen Dingen ſber kommt es auf den Jahrgang an. Wenn der⸗ be gut iſt, ſo legt der Stuͤmpenfabrikant den letzten broſchen in den Tabak hinein um weniger gute Jahr- unge im Einkauf ganz überſpringen zu können. urch die hiermit verbundene lange Lagerung wird guter Tabak noch beſſer. Genau wie der Wein, macht duch der Tabak Jahr für Jahr eine natürliche Gärung ermentatſon) durch und gewinnt damit an Milde ind Bekömmlichkeit.(Schluß folgt.) Aus der Heimat. Gedenktage. 19. Dezember. 1594 Guſtav(II.) Adolf von Schweden in Stockholm geboren. 1790 Der engliſche Polarforſcher Sir William Edward Parrey in Bath geboren. 1914 Sieg der Deutſchen über die Franzoſen und Engländer bei La Baſſee. Prot.: Lot— Kath.: Nemeſius Sonnenaufg. 8,02 Sonnenunterg. 15,53 Mondunterg. 11,33 Mondaufg. 22,51 E Winterfreuden. Es ſcheint ſo, als würde nunmehr auch die Jugend in dieſem Winter zu ihren Rechten kommen, denn endlich geſtattet das Froſtwet⸗ ter der letzten Tage das Betreiben des Win- terſports. Die Eisbahnen ſind eröffnet. Hier und da tanzen die Metallſchienen ſchon auf der ſpiegelblanken Fläche, hier und da kann man ſchon richtige„Achten“ ſchreiben, den „Dreher“ machen, der„Korkenzieher“ uſw. Man kann nach den Takten der Muſik Eistanz allein und zu zweien veranſtalten, kurzum, es gibt der Abwechſelungen in Hülle und Fülle. Leider ſind es noch keine Natureisbahnen, die für die Ausübung des Schlittſchühſportes zur Verfügung ſtehen. denn die Eisdecken ſind Der neue„Villiger“ nat ZWei besondere Vorzüge: Er ist mild und rassig zugleich. Diese seltene Erscheinung ist auf die ausge- suchten Ueberseetabake der hervor- ragenden 1930er Ernte zurückzuführen. Noch nie waren unsere Lagerhäuser mit so prächtigen Tabaken bis zum Bersten angefüllt. Unsere Hauptsorge, die stets gleichbleibend gute Qualität ist damit auf lange Zeit hinaus behoben. Villiger-Stumpen sind etwas Besonderes! Preislagen 8, 10 und 15 Pfg. Villiger Söhne, Tiengen-Baden. München 23 ) VVT noch viel zu dünn, als daß man hätte die Gewäſſer für den Sport ſchon freigeben kön⸗ nen; lediglich die Kunſteisbahnen, die auf den freien Plätzen oder Gartengeländen gegoſ⸗ ſen wurden, ſtehen einſtweilen zur Verfügung. Bei dieſer Gelegenheit iſt es vielleicht gut, darauf hinzuweiſen, daß ſich jeder einzelne unter den Schlittſchuhläufern hüten ſoll, vor⸗ zeitig ein Naturgewäſſer zu betreten. Will man den Herren Wetterpropheten Glauben ſchenken, dann ſteht uns für die nächſte Zeit mehr Kälte, Schnee und Eis bevor, als uns lieb iſt. Freilich, die Jugend kann es nicht derb genug bekommen, für ſie iſt mit Recht der Winterſport alles. Wunder⸗ voll, wie das den Körper ſtählt, wie das Freude macht, wenn man auf Skiern die Berge hinabgleiten kann, wenn der Bobſchlitten zu Tale ſauſt oder der kleine Rodelſchlitten von der Anhöhe in die Ebene fährt! Die Winter⸗ freuden ſind doch viel größer, als die Mehr⸗ zahl aller Menſchen annimmt. * % Weihnachts- und Neujahrskarten. Ge⸗ druckte einfache Weihnachts⸗ und Neujahrs⸗ karten, die in Größe, Form und Papierſtärke den Beſtimmungen für Poſtkarten entſprechen und ohne Umſchlag verſandt werden, unterlie⸗ gen einer ermäßigten Gebühr. In dieſen Kar⸗ ten dürfen außer den Abſenderangaben(Ab⸗ ſendungstag, Name, Stand und Wohnort nebſt Wohnung des Abſenders) noch weitere fünf Worte, die mit dem gedruckten Wortlaut im Zuſammenhang ſtehen müſſen, handſchriftlich hinzugefügt werden. Als ſolche zuläſſigen Nach⸗ tragungen gelten z. B. die üblichen Zuſätze „ſendet“,„Ihre“,„Dein Freund“,„ſendet Dir“,„ſendet mit beſten Grüßen Ihre“ uſw. Die Gebühr beträgt ſowohl im Ortsbereich des Aufgabeorts als auch im innerdeutſchen Fernverkehr ſowie im Verkehr mit der Freien Stadt Danzig, Litauen und Memelgebiet, Lu⸗ kemburg und Oeſterreich für einfache Karten (ohne Umſchlag verſandt) 3 Rpf., für Karten in offenem Umſchlag bis 20 g 4 Rpf. 5 “ Vorſicht beim Auftauen von eingeſko⸗ renen Leitungen. Manchmal kommt es vor, daß trotz aller Vorſichtsmaßregeln Leitungen eingefrieren. Zur Inſtandſetzung dieſer be⸗ ſchädigten Leitungen ſollte man nur den Fach⸗ mann oder ſehr zuverläſſige Perſonen beauftra⸗ gen. Denn das Hantieren und Inſtandſetzen dieſer Leitungen erfordert Vorſicht und Zu⸗ verläſſigkeit, ſonſt kommt es vor, daß der Schaden ſehr groß werden kann. 5 und Waſſerleitungen und die Meſſer, ebenſo Kana⸗ liſationseinrichtungen u man nun gut ſchüt⸗ zen durch Umhüllen mit Stroh, Holzwolle oder Papier. bamnenschirm-Seide ca. 90 em breit eine besonders schöne reinseidene japonware in ca. 10 Farben vorrätig. 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Arbeit wäre genügend vorhanden weſen, es ſoll ſogar die Möglichkeit der Neu— einſtellung von Arbeitern beſtanden aber es war nicht mehr möglich, die hohen öffentlichen Abgaben aufzubringen. Jetzt auch Vauhngiene. Das Inſtitut für Bauhygiene in Verlin hat die Aufgabe, die biologiſchen Geſichts— punkte der Bauwerke feſtzulegen, alſo alles zu erproben, was mit der Luft, dem Licht zuſammenhängt und entſcheidend iſt für den menſchlichen Organismus und ſeine Be— wegung. Der Menſch ſoll geſund wohnen und aber auch in geſunden Arbeitsräumen nur beſchäftigt werden. Vorläufig iſt die Einrichtung des Inſtituts noch beſchränkt in der Hauptſache auf bakteriologiſche Unter— ſuchungen. Wie wirkt ſich der Staub in der Wohnung, an der Arbeitsſtelle, im Büro aus? Welche Infektionserreger finden ſich in ihm vor, wie iſt die Luftzufuhr, die Luftreinigung? Ein neuartiges Mikroſkop, welches unmittelbar auf die Zimmerwand aufgeſetzt werden kann, zeigt ſelbſt die winzigſten Schimmel⸗ pilzſporen, welche oft nur einen Durchmeſſer Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 374 Stück Verkauft: 211 Stück Milchſchweine das Stück 5—9 Mk. Läufer das Stück von 10— 27 Mk. Marktverlauf mittel. haben, von 15 Tauſendſtel Millimeter haben und doch einen nachhaltigen Einfluß auf die menſchliche Geſundheit ausüben. Dann wer⸗ den die Wirkungen des Schalls unterſucht. Für Stadt und Land wäre zu hoffen, daß das Inſtitut für Bauhygiene mit Sorge da⸗ für trägt, daß keine Elendshütten und keine Wohnkaſernen mehr errichtet werden; denn das ſind die ſchlimmſten Feinde menſchlicher Geſundheit und Entwicklung. Fliegende Baumpolizei. Die Zeit iſt gekommen, in welcher ſich die Schwanzmeiſen, ſo benannt wegen ihres langen, aus ſchmalen Federn beſtehenden Schwanzes, wegen Nahrungserwerb auf den Strich in be⸗ nachbarte Gegenden in kleinen Flügen bege— ben. Wegen ihres Schwanzes werden dieſe lieblichen und überaus nützlichen Tiere auch Pfannenſtiele oder Backofendreſcher genannt. Der Kopf der Schwanzmeiſe iſt weiß, Rücken, Flügel und Schwanz ſind ſchwarz, die äußer⸗ iten Schwanzfedern haben weiße Flecken. die Unterſeite des Vögelchens iſt gleichfalls weiß⸗ lich. An den Winterflügen der Schwanzmeiſen beteiligen ſich öfters herzige Goldhähnchen mit der gelblich-grünen Oberſeite des Kopfes. Die auch Tannenmeislein genannten Tiere ſind die kleinſten aller Vögel. Dieſer kleinen Geſell⸗ ſchaft fliegt immer als Führer ein Schwanz⸗ meiſen⸗Großvater voraus, der ſtets auf Zucht und Ordnung hält. So fliegt man mit Ab⸗ ſtand hintereinander von Baum zu Baum, von Buſch zu Buſch, wobei beſonders Ringſpinner, Kiefernſpinner Eichenwickler, Blattweſpen und andere Inſekten mit ihren Eiern und Larven verhaftet und verzehrt werden. Wiſſen Sie das? Durch die Gotthardbahn iſt die Nordſee dem Mittelmeer im Güterverkehr zu Lande um drei Tage nähergerückt worden.