Lokales Der goldene Sonntag. Der letzte Sonntag vor Weihnachten, von der Geſchäftswelt wegen der großen Einkäufe zu Weihnachten, der goldene Sonntag benannt, nahm in unſerem Orte ſelbſt einen ruhigen Ver- lauf. Das Straßenbild war am Nachmittag etwas belebt, da die Geſchäfte wegen Weihnach⸗ ten geöffnet waren. Es wurden auch Einkäufe gemacht, die jedoch an dieſe von früheren Jah- ren lange nicht heranreichen. Das Geld iſt eben ſehr knapp.— Schon ſeit einigen Tagen lagert dichter Nebel über unſerem Ort, der ſich zeit⸗ weiſe lichtet, jedoch bei Nacht immer dichter wird. Die Bäume uſw. ſind ſehr mit Rauhreif be- hangen und bieten ſo ein prächtiges winterliches Bild.— Auf dem Waldſportplatz wurde geſtern das letzte Verbandsſpiel der diesjährigen Saiſon ausgetragen. Die ſpielſtarken Mundenheimer waren die Gegner. Die„Grünen“ konnten in hartem Spiel einen 3:2 Sieg erringen.— Im „Karpfen“ hielt der Volkschor Weihnachtsfeiern für die Kleinen ab und im„Freiſchütz“ feierte der Turnerbund mit ſeinen Schülerinnen und Schülern Weihnachten mit Beſcheerung.— Im „Kaiſerhof“ hatte der Kaninchen- und Geflügel- zuchtverein 1916 die 12. Große Bergſtraß⸗Gau⸗ Ausſtellung verbunden mit lokaler Geflügelſchau. Die Schau wurde von Geflügelfreunden ſehr gut beſucht, zumal es für Kenner allerlei In- tereſſantes gab.— In verſchiedenen Gaſtſtätten wurden am Abend Unterhaltungskonzerte abge⸗ halten. *Verſammlung der Jünglingſodalität morgen Dienstag in der Sporthalle, worauf auch an dieſer Stelle hingewieſen wird. *Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Verſtoß gegen die Durchführung des Milchgeſetzes, 2 wegen Radfahren ohne Licht, 1 wegen Laden- ſchluß an Sonntagen, 1 wegen Körperverletzung und 1 wegen Diebſtahl eines Fahrrades. Viernheimer Tonſilmſchau Harry Piel in ſeinem neueſten Großtonfilm- werk„Der Geheimagent“. Laura la Plaute in ihrem beſten Luſtſpielſchlager„Die Liebes- falle“. Nur noch heute im Central⸗Film⸗Palaſt. Ein außergewöhnliches Tonfilm-Programm wird dieſe Woche im Cefipa gezeigt, das wieder ein großer Erfolg hatte. Trotzdem dieſes Pro⸗ gramm ein überaus Teures war, trat keine Preiserhöhung ein. Deshalb konnte jeder Film⸗ freund ſich dieſe erſtkl. und ſehenswerte Tonfilm⸗ Darbietung anſehen und anhören. Von den obengenannten beiden Filmwerken wollen wir keine Worte ſchreiben. Jedenfalls wird für eine außerordentliche Tonfilm⸗Darbietung garantiert, an dem alle Beſucher ihre hellſte Freude haben werden. Bringt doch der Central-Film⸗Palaſt ſtets das Neueſte und Beſte an Tonfilmwerken, ſodaß dem hieſigen Publikum die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen zuteil werden. Ein Beſuch des Central-Film⸗Palaſtes kann ſtets beſtens empfohlen werden Heute 1. Platz 40 Sport und Spiel Verbandsſpiele in der Gruppe Rhein. Mundenheim 3:2 geſchlagen. Im letzten Verbandsſpiel auf dem Wald⸗ ſportplatz wurde Mundenheim im harten Ringen 3:2 geſchlagen. Die Grünen haben nun noch ein Spiel und zwar in Friedrichsfeld auszutragen, in welchem der 3. Platz unbedingt ſicher geſtellt werden muß. Die Reſultate: Viernheim— Mundenheim 32 Neckarau— 08 Mannheim 32 Kaiſerslautern— Sandhofen 2:2 Tabellenſtand am 18. Dezember: Vereine Sp. gew. unent. verl. T. Punkte Waldhof 18 14 76:26 30:6 Phönix L'hafen 17 12 42:25 24:10 Viernheim 17 10 36:30 21:13 Neckarau 17 10 41:34 21:13 VfR Mhm. 18 47:30 18:18 08 Mannheim 17 34:46 14:20 Mundenheim 18 34:42 14:22 Sandhofen 17 22:35 13:21 Friedrichsfeld 16 27:44 11:21 Kaiſerslautern 17 26:63 6:28 10 10 10 13 9 0 o 8 Schutzſportabtlg. des Neichsbanners Heddesheim 1.— Viernheim 1. 5·8(4:4) Mit obigem Reſultat ſchüttelte unſere Hand- ballelf ihren Rivalen ab, dank dem Einſetzen aller Energie in der letzten Viertelſtunde. Viern⸗ heim nahm ſeinen Gegner vorweg zu leicht und erſt als Heddesheim in gefährlicher Form auf⸗ lief, waren die Schutzſportler den Ernſt der Lage bewußt, um nicht die evtl. Meiſterſchaft preisgeben zu wollen und ſicherten ſich bis zum Schlußpfiff die Punkte Heſſens Finanzlage. 5,36 Millionen Fehlbetrag.— Rückgang der Neichsſiberweiſungen und Einnahmen. Darmſtadt, 18. Dezember. Im Landtagsausſchuß machte der Finanz⸗ miniſter Angaben über die Finanzlage Heſſens. Nach den neueſten Feſtſtellungen der Reichs⸗ regierung wird ſich bei den Reichsſteuer⸗ überweiſungen ein Ausfall von 4,7 bis 4,8 Millionen Mark ergeben. Die Lan⸗ desſteuern haben zwar bis jetzt nur ver⸗ hältnismäßig geringe Einbußen gezeigt, immer⸗ Die Sorge um die Lage der Landwirtſchaft hin wird aber auch hier infolge der Steuer⸗ hat die Regierung weiter veranlaßt, weit⸗ nachläſſe mit einem Ausfall zu rechnen ſein. gehende Pachtnachläſſe zu gewähren; ſie werden das Jahr 1932 mit 260 000 Mark belaſten. Die Einnahmen aus den Forſt⸗ domänen laſſen einen Rückgang von 200000 Mark erwarten. Bei den Verwaltungsgebüh⸗ ren wird man mit einer Verſchlechterung von vielleicht einer halben Million rechnen müſſen. Ein Mehr an Einnahmen wird die inzwiſchen eingeführte Schlachtſteuer erbringen, die ür das Jahr mit 2,5 Millionen veranſchlagt iſt. Für den Reſt des Haushaltsjahres kann mit 800 000 Mark gerechnet werden. Dieſes in groben Umriſſen gezeichnete Bild der Staatsfinanzen würde alſo für den Ab⸗ ſchluß einen Fehlbetrag von 5,36 Millionen Mark erwarten laſſen. Von den im Voranſchlag vorgeſehenen Ein⸗ nahmen ſind rund 10 Millionen von den Gemeinden zu leiſten. Hiervon iſt bis jetzt nur ein geringer Teil eingegangen, während die Leiſtungen des Staates gegenüber den Ge⸗ meinden in der gleichen Zeit in höherem Maße abgedeckt ſind. Alle anderen Länder ſind von der gleichen Sorge bedrückt. Schon mehr⸗ fach ſind die Länder deswegen beim Reichs⸗ finanzminiſter vorſtellig geworden, auch die Frage der immer noch rückſtändigen Eiſen⸗ bahnabfindungen ſpielte dabei immer wieder eine Rolle. Die ſtark gedroſſelte Ausgabenſeite des Votanſchlags hat, wie der bisherige Lauf des Haushaltsjahres zeigt, gehalten, was man erwarten konnte. Die vorgeſehene ſummariſche Einſparung von 1,9 Millionen wird in vol⸗ lem Maße erreicht werden. Es beſteht ſogur begründete Ausſicht, daß vielleicht darüber hinaus Minderungen der Ausgaben erzielt werden. Nach dieſen Darlegungen des Finanzmini⸗ ſters fuhr der Finanzausſchuß in der Beratung der Tagesordnung fort. Er nahm einſtimmig einen Zentrumsantrag an, der die Re⸗ gierung erſucht, für den kommenden Voran⸗ ſchlag Beträge für erſte Hilfe in den drin⸗ gendſten Fällen einzuſetzen, in denen Exiſten⸗ en 10 ind. Ein ſozialdemolraticcher ntrag, der die Regierung um eine Vorlage erſucht, die die Betefligung von Erwerbslosen und e ern an der Oſt⸗Weſtſiedlung ermöglichen ſol wurde gegen die kommuniſtſſchen Stimmen an genommen. Einſtimmig angenommen wurde ein nationalſozialiſtiſcher Ankrag, der die Re⸗ gierung erſucht, in ſtaatlichen Anſtallen gewerbliche Arbeiten nach Möglichkeit nicht ausführen zu laſſen, ſondern dem örtlichen Gewerbe zuzuweiſen. Der Ausſchuß vertagte ſich dann auf den 22. Dezember. Aus Heſſen und Naſſau. * Frankfurt a. M., 18. Dez.(Rabiete Mieter) In der Paradiesgaſſe kam es we⸗ gen Mietſtreitigkeiten zwiſchen zwei Arbei⸗ kern zu einer Schlägerei. Dabei ſchlug der eine mit einem Stuhl und einer Latte auf ſeinen Gegner ein und verſetzte ihm noch einen Tritt in den Unterleib. Der Angegrif⸗ 15 blieb bewußtlos liegen und mußte durch ie Rettungswache in das Krankenhaus ge⸗ bracht werden. Der Täter wurde feſtgenom⸗ 92 75 und in das Polizeigefängnis eingelie⸗ ert. Motorrad mit Auto zuſammengeprallt. In einer gefährlichen Kurve ſtieß ein mit zwei Perſonen aus Kanten beſetztes Motorrad en voller Fahrt mit einem von Cleve kommen⸗ den Kraftwagen zuſammen. Der Motorrad⸗ fahrer wurde auf der Stelle getötet ſein So⸗ ziusfahrer erlitt lebensgefährliche Verletzun⸗ gen. Der Kraftwagen ſtürzte die fünf Meter hohe Böſchung hinunter. Der Fahrer blieb unverletzt. f Poſikaſſe mit 11000 Mark gestohlen In Neuſtadt a. A. wurde aus einem Schup⸗ pen eine vorübergehend dort aufbewahrte Blechkaſſette, enthaltend 7900 Mark in Pa⸗ pier ſowie 3300 Mark in Silber geſtohlen. Die Oberpoſtdirektion Nürnberg hat 200 M. und zwei Prozent des geſtohlenen Betrages für die Wiederbeibringung ausgeſetzt. Der Beamte hatte ſich nur kurze Zeit aus dem Schuppen entfernt, um eine andere Kaſſette zum Zug zu liefern Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗ Mit. glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Süänger⸗Einheit. Heute abend 7 Uhr Theater⸗ probe. 8 Uhr Studentenchor und Damen. Dienstag abend 8 Uhr Vorſtandsſitzung im Lokal. Der Vorſtand. Jer eheim M„ Liabestdhs“ piel und Laura la Plante Heute letzter Tag l. Platz nur 40 Pig. i Jünglings⸗Sodalſtät. „ 8 Dienstag, den 20. Dezember, 8 7 abends 8 Uhr Versammlung in der Sporthalle. Alle ſind freundlichſt eingeladen. Weil, Präſes. Für den Arbeſtsdienst ſoll die Lieferung von 2 mal 10 Zentnern Joelschar olle (Induſtrie) gegen Zahlung bei Lieferung vergeben werden. Angebote können bis zum Dienstag Abend 6 Uhr bei Herrn Lehrer Knapp(Germania) abgegeben werden. Viernheim, den 19. Dezember 1932 Die Leitung: Weil, Kaplan. Volkschor Mitglied des Deutschen Arbeiters ängerbundes. Heute Uhr — Abend Y im Karpfen Bühnen⸗ SA für die Theaterſpieler. Die Singſtunde fällt dieſe Woche aus. ſſi probe 2 Praktische Weihnachts Geschenke zu außergewöhnlich billigen Preiſen. Sonntag von 1— 6 Uhr geöffnet. ober Glelett Manufakturen und Modewaren, Wäſche⸗ und Ausſteuerartikel, Damen- konfektion. MWeinheimerstraſe 63 Telefon 112 Der Vorſtand. Freiw. Feuerwehr Montag, den 19. Dez., abends ½8 Uhr, findet im Kinoraum der Schillerſchule, durch Herrn Kreis⸗ u. Landesvorſitzen⸗ den Knaup ein Lleninlider- Vortrag ſtatt.— Gleichzeitig wer⸗ den die Kameraden Heinr. Helbig mit dem 40 jährigen, und Kamerad Jakob Kempf mit dem 25jährigen ſtaatl. Abzeichen geehrt. Wir bitten die Mitglieder, ſowohl aktive als Pflichtmannſchaft, reſtlos zu erſcheinen, damit die Mühe, die aufgewendet wird, 55 wird. unzug: 1. Garnitur. Es wird ausdrücklich betont, daß um halb 8 Uhr begonnen wird und alles bis dahin erſchei⸗ nen muß, damit keine Störung entſteht. Das Kommando. für das Nuto für das Schaufenster für die Brille Das vorzügliche Präparat gegen das Anlaufen und Gefrieren der Scheiben. Allein-Verkauf: Rathaus Drogerie Peter Moskopn. Namlendar senen fügt Suns Vorsgesön! dummen Drone Friolse! urch ire Nasse. elne Aber sie müssen im Aüroschaft. Keine Ver- pfüändung. Auszahlung in „Viernh. Anzeiger“ zu lesen sein!:: wenigen Tagen. Diskrete Bearbeitung. Rückp. er⸗ beten. Bezirksdirektion Thoma, mannheim Gärknerſtr. 85. Wochenplan des Turnvereins. Dienstags ab 5 Uhr Schüler im Lokal. 1„ 8 Uhr Turnſtunde der Turner im Lokal. Mittwochs nachm. Schülerinnen im Lokal. 1„ 5 Uhr 1. und 2. Handballmann⸗ ſchaft auf Sportplatz 1. Donnerstags 5 Uhr 1. u. 2. Handballjugend auf Sportplatz 1. 8¼ Uhr Turnerinnen im Lokal. 5 Uhr Fußball der 1. und 2. Schüler auf Sportplatz 1. 8 Uhr Turner und Sportler im Lokal. „ ½8 Uhr Sämtliche Trommler u. Pfeifer mit Inſtrumenten im Lokal. Freitags Fechter: Jeden Montag und Donnerstag halb 8 Uhr im Lokal. Aller Reichtum beruht auf der Macht der Rellame! 8 N 2 E — 2 Für den G. ſchöne Geſchenke wie: Photo- Rameras und Zubehörteile Geſchenkkartons mit Parfüms und Seifen Wein, Weinbrand, Malaga Liköre, Schokoladen und Pralienen Chriſtban m ſ ch min u ck Ales in großer Auswahl T! ü zu günſtigen Preiſen““ Nathaus-Drogerie 8 Peter Moskopp 1 * 2 D — 2 Ei kti i i Kamelhaar⸗ Wunderſchuh mit Creppſohlen, für Damen und Herren Großer Poſten eingetroffen. ffüu Jheh pon We. Schuhgeschäft. * SSS für Kinder von 20-35 u* ** N Giernhelmer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) [Frankreich Deutſchland: cour das neue Kabinett gebildet, nachdem in der Zwiſchenzeit Chautemps vergeb⸗ lich verſucht hatte, ein Miniſterium zu ſtellen. beſſen Spitze auch Herriot geſtanden hatte. Paul⸗Boncour iſt ein Mann von brennendem präſidentſchaft geſtrebt hat. Nun hat er die⸗ litiſche Laufbahn ihre Krönung gefunden. fand in ihm einen ſeiner eifrigſten Verfech⸗ ter. Die große franzöſiſche Nil Aufſehen erregte, weil Nation der Kommandogewalt der Generäle Funterſtellt wird, hatte in dem damaligen ſo⸗ zialiſtiſchen kriſcher Geſchicklichkeit es auch mit zu verdan⸗ ken iſt, daß die Vorlage in der Kammer an⸗ genommen wurde. verhandlungen in on cour ebenſo geſchickt wie zäh den franzöſi⸗ ſchen Standpunkt, daß nicht abgerüſtet wer⸗ den dürfe, bis die franzöſiſche. rantiert ſei. Wobei er nie vergaß, daß dieſer Zeitpunkt noch lange nicht gekommen trotz der neuen franzöſiſchen Befeſtigungen an der Oſtgrenze Polen uſw. Als Paul⸗Boncour im vorige Jahre in den Parlaments— gewählt wurde, trat er der ſozialdemokratiſchen 0 ſich einer anderen Gruppe anzuſchließen. Im Miniſterium Herriot wurde er Kri ſter, ein Amt, zu dem er ſich nach ſeiner gan⸗ zen Vergangenheit und ſeinen ſchauungen ſa auch beſonders bat er, wie bereits erwähnt, neben der Lei⸗ übernommen. Boncour eine höchſt nung auf der politiſchen und der Weltpolitik. franzöſiſchen 1 10 gierung Herriot angehört. pol krachtek, gehören die meiſten der ſetzigen Mi⸗ gniſter der radikalen Partei an. Partei, eine Gruppe der bürgerlichen ſiſchen Parlament, hat aber für ſich allein noch nicht die Mehrheit. Das Kabinett Herriot. das eine ähnliche Zu- politiſche Haltung gerade lehr ſympathiſch Viernheimer Anzeiger Erſ 140 kalender.— Annahme rankfurt a. M.— Schrif eint täglich mit Ausnahme der Sonn- ur k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeila aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjähr ad Feiertage.— Bezugspreis monatl. en: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte ihrlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher en Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt leitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. (Viernheimer Bürger⸗Btg.—. Viernh. Volksblatt) Viernheimer Zeitung bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— mittags 8 Uhr, großere Artikel Amtsblatt der Heſſiſchen Bür Pla an vorſchriften bel Anzeigen werden eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen An 0 Die einſpaltige Petit einen Tag vorher.— Geſchaͤftsſtelle u. von sämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands nach Möglichkeit berückſichtigt. kann ledoch eine Gewähr nicht ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ Annahme von Anzeigen in unſerer germeiſterei und des Polizeiamtes — Für die Aufnahme übernommen werden Nummer 296 Paul⸗Voncour. Regierungskriſen werden raſcher beigelegt als in am Mittwoch hat die franzöſiſche Abgeordnetenkammer das Mini ſterium Herriot geſtürzt, am Sonntag hat der bisherige Kriegsminiſter Paul⸗-Bon⸗ U in Paul⸗Boncour iſt alſo jetzt fran⸗ zöſiſcher Miniſterpräſident. Das Kriegsminiſterium hat er abgegeben und da⸗ für das Außenminiſterium übernommen, an Ehrgeiz, der ſchon lange nach der Miniſter⸗ ſes Ziel erreicht, nun hat ſeine glänzende po⸗ Der neue franzöſiſche Miniſterpräſident war urſprünglich Rechtsanwalt und ſchloß ſich ſchon ſehr früh der ſozialdemokratiſchen Par⸗ tei an. Aber er war ein recht merkwürdiger Sozialiſt: der franzöſiſche Militarismus tungsvorlage die vor einigen Jahren außerordentliches ſie vorſah, daß im Mobilmachungsfalle die ganze franzöſiſche Abg. Paul⸗Boncour einen gera- dezu fanatiſchen Befürworter, deſſen retho⸗ Bei allen Abrüſtungs⸗ Genf vertrat Paul⸗Von⸗ Sicherheit ga⸗ ſei, Rüſtungsvorlage, trotz der trotz der franzöſiſchen Militärbündniſſe mit des aus Partei aus, ohne Senat— das Oberhaus Kriegsmini— ganzen An— eignete. Jetzt tung des Kabinetts, das Außenminiſterium Im ganzen geſehen, iſt Paut⸗ unerfreuliche Erſchei⸗ Bühne Frankreichs die Mehrzahl der Mitglieder des neuen 5 u. bereits der Re⸗ Parteipolitiſch be⸗ Dieſe Linken, ſſt die weitaus ſtärkſte Fraktion im franzo⸗ Sie muß ſich alſo darauf verlaſſen, daß ſie von Fall zu Fall die Stimmen anderer Fraktionen erhält. ſammenſetzung hatte wie die Regierung Paul⸗Boncour, hat meiſtens die Stimmen der Sozialiſten bekommen. Paul⸗Von⸗ edur rechnet wohl ebenfalls damit. Außer- dem wird er aber wohl Stimmen der bürger⸗ lichen Mittelpartei und womöglich auch ſol⸗ che einiger weiter rechts ſtehenden Abgeord⸗ neten auf ſich vereinigen, da ſeine bisherige dieſen Gruppen iſt. So e denn die Pariſer Preſſe bereits mi ein ſtarken mehrheit für Paul⸗Boncour. der wunde Punkt des Kabinetts Paul- Boncour iſt die Finanzfrage. Es i dem neuen franzöſiſchen Miniſterpräſidenten nicht gelungen, einen Finanzminiſter aus geweſen 24 Stunden hinausgeſchoben ein routinierter Finanzſachverſtändiger iſt, den Reſhen der radikalen Partei zu jinden. r hat nun einen Mann, der früher in der⸗ Donnerstag Neith 49. Jahrgang stag? Der Aelteſteurat vertagt die Entſcheidung.— Der Reichsrat und die Amneſtie. Würde der Reichsrat ablehnen, ſo müßte das Geſetz abermals vor den Reichstag gebracht werden. Nimmt es dann der Reichstag mit Zweidriktelmehrheit an, ſo wird die Vorlage Geſetz. Kommk dieſe Zweidrittel⸗Mehrheit nicht zuſtande, ſo gilt die Vorlage als abgelehnt. Wie der Reichsrat entſcheiden wird, iſt noch nicht abzuſehen. Verſchiedene Länderregie— rungen haben, wie man weiß, ſchwere Be⸗ denken gegen die Amneſtie. Aus dem Aelteſtenrat. Ueber die Sitzung des Aelteſtenrats Reichs tags vom Montag iſt noch zu berichten, daß nach über einſtündiger Debatte beſchloſſen wurde, am Dienstag unmit— telbar nach der Sitzung des Reichsrats noch einmal zuſammenzutreten, um über die Reichstagseinberufung zu entſcheiden. Präſident Göring erklärte einleitend, es würde ſich wohl nicht empfehlen, noch vor Weihnachten eine Tagung des Reichstags abzuhalten, zumal der Reichsrat, falls er gegen die Amneſtie Einſpruch erhebe, noch eine Begrün- dungsfriſt von 14 Tagen habe. Die So- Berlin, 20. Dez. Der Aelteſtenrat des Reichstags trat am Montag abend zu einer Sitzung zu⸗ ſammen, um zu dem kommuniſtiſchen Antrag auf ſofortige Einberufung des Reichstags Stellung zu nehmen. Der Aelteſtenrat des Reichstags beſchloß, die Enkſcheidung erſt nach der Voll ſitzung des Reichsraks am Dienskag abend zu fällen. Der Reichsrak kritt am heuligen Dienstag um 17 Uhr zuſam⸗ men. Sollte die Amneſtievorlage im Reichsrat ſcheitern, ſo iſt mit ziemlicher d Sicherheit damit zu rechnen, daß der Aelteſtenrat den Zuſammenkritt des Parlaments beſchließen wird. Die Entſcheidung darüber, ob der Reichs⸗ tag ſofort zuſammentreten ſoll, iſt alſo um wor⸗ den. Sie wird davon abhängen, wie ſich der Reichsrat— die Vertretung der Regie⸗ rungen der deutſchen Länder— zu dem vom Reichstag beſchloſſenen Amneſtiegeſetz ſtellen wird. Dieſes Amneſtiegeſetz, das bekannt⸗ lich einen Strafnachlaß für Vergehen und Verbrechen aus politiſchen Motiven— mit ö Ausnahme politiſcher Mordtaten und des zialdemokraten beankragten krohdem, Hoch und Landesverrats— ausſpricht, be⸗ den Reichstag ſofort für Donnerskag ein darf, wenn es in Kraft geſetzt werden oll, zuberufen und neben der eventuellen der Zustimmung des Nei hete neuen Abſkimmuna über die Amneſtie ſelben Senatsfraktion ſaß wie Poincare, aber aus dieſer Gruppe ausgetreten iſt, den Senator Cheron zum Finanzminiſter ge: macht. Ob es dieſem Manne, der übrigens gegenüber durchſetzen kann iſt allerdings eine andere Frage. Für Deutſchland nicht unweſentlich iſt ſchließlich noch, daß Dala⸗ dier das Kriegsminiſterium übernommen hat, ein Politiker, der immer für deutſch⸗ franzöſiſche Verſtändigung und für Abrü⸗ ſtung eingetreten iſt. Im übrigen wird man die Regierungser⸗ klärung des neuen Kabinetts abwarten müſ⸗ ſen, die für Donnerstag angekündigt iſt. In⸗ nenpolitiſch iſt es, wie ſchon geſagt, die Fi⸗ nanzfrage, an der ſich das Schickſal des Mi⸗ niſteriums Paul⸗Boncour entſcheiden wird. Daß ſich außenpolitiſch viel ändern wird, iſt nicht anzunehmen, insbeſondere iſt nicht zu hoffen, daß die deutſch⸗franzöſiſchen Beziehungen durch den Miniſterwechſel beſſer werden. elingen wird, das Budget auszugleichen, ohne paß darüber das ganze Miniſterium zu Fall kommt, muß abgewartet werden. Ohne Opfer— neue Steuern!— zu verlangen, wird auch er es nicht ſchaffen können. Be⸗ kanntlich zahlen aber die Franzoſen Steuern beſonders ungern. 1 a a 9 fe UEnkerſtaatsſetretär geht in das Außenminiſterjum der junge ra⸗ dikale Abg. Cot ein. Er gehört zu jener jungen Generation, die aus dem Kriege ge⸗ lernt hat, jeden engſtirnigen Chauvinismus abzulehnen. Ob er ſich einem Paul⸗Boncour Die neue franzöſiſche Regierung. Die Miniſterliſte.— Die Aufnahme in Paris und Berlin. gen ſchreibt, man könne von Paul-⸗Boncour die ſchwerſten Fehler erwarten, obgleich ma! ihm ſeine guten Abſichten und vor allem ſei— ne Ehrlichkeit nicht abſprechen könne. Er ſei ein Schwätzer, der ſich an ſeinen eigenen Worten berauſche, ein Schwäch⸗ ling, der den Skarken ſpiele. Sein Patriotismus, der zeitweiſe ſogar die Form von Chauvinismus annehme, ſei oberflächlich und drücke ſich lediglich darin aus, daß er die Fahne Frankreichs recht tief grüße. Donnerstag Negierungserklärung. Das neue Kabinett Paul-Boncour wird ſich am kommenden Donnerstag der Kammer oorſtellen, wo der neue Miniſter⸗ rräſident die Regierungserklärung verleſen tuind. In politiſchen und parlamenka/ ſchen Kreiſen rechnef man damit, daß Paul- Boncour bei feiner erſten Begegaung mit der Kammei einn 80 Stimmen von den 644 auf ſich vereinigen wird. die das Haus zählt. Paris, 20. Dez. Paul⸗Boncouk hat ſein neues Kabinett dem Präſidenten der Republik vorgeſtellt. Das Kabinett Paul⸗ Boncour beſteht aus 17 Miniſtern und 12 Unterſtaatsſekretären. Ihm gehören fünf Senatoren und 24 Abgeordnete an. Unter den Miniſtern und Unterſtaatsſekretären be⸗ kleideten 19 bereits im Kabinett Herriot Po ſten. 10 Miniſter und Unterſtaatsſekretäre ſind neuerdings eingetreten. Paul⸗Boncour hat neben der Miniſterpräſidentſchaft auch das Außenminiſter jum übernommen. Die meiſten Miniſter gehören der radi⸗ kalen Partei an; außer dieſen ſind die Sozialrepublikaner und die Gruppen der itte im Kabinett verkreten. Dieſes Kabinett findet in parlamentariſchen und politiſchen Kreiſen eine ſehr geteilte Auf nahme. Niemand verhehlt ſich die Schwierig⸗ keiten, denen der neue Miniſterpräſident ent⸗ gegengeht und die diesmal in erſter Linie auf innenpoliti ſche m Gebiet liegen. Einzelne Blätter rechnen trotzdem auf eine ſtarke Kammermehrheit für das neue Kahinett. Das„Echo de Paris“ dage- Miniſterpräſident auch die Winterhilfsanträge auf die Ta- gesordnung zu ſetzen. Die Kommuniſten verlangten außerdem für Donnerstag ſchon die Behandlung der po⸗ litiſchen Fragen und der Mißtrauensanträge. Beide Anträge wurden jedoch vorläufig ab- gelehnt. Was wird der Reichsrat tun? Dienstag nachmittag um fünf Uhr tritt der Reichsrat nochmals zu einer Voll- ſitzung zuſammen, um das vom Reichstag beſchloſſene Amneſtiegeſetz zu beraten. um 12 Uhr mittags kreten die Ausſchüſſe des Reichsrals zuſammen, um die Am- neſtievorlage in einer zweiten Leſung fertig zu beraten. Dieſe zweile Leſung iſt notwendig geworden, weil bei der erſten Beratung in den Ausſchüſſen noch keine endgültige Stellungnahme einiger Länder vorlag. Wie verlautet, hofft man in Kreiſen der Reichsregierung und des Reichstags nach wie vor, daß der Reichsrat auf einen Ein⸗ ſpruch gegen das Amneſtiegeſetz ve rzich⸗ ten wird, ſo daß eine Weihnachtstagung des Reichstags zur Wiederbeſeitigung dieſes Einſpruchs vermieden wird. Die Bemühun— gen der Reichsregierung gehen insbeſondere dahin, zu erreichen, daß Baden ſich im Reichsrat dem Einſpruch nicht anſchließt. Der Eindruck, den das neue Kabinett in der Oeffentlichkeit macht, iſt nicht ungünſtig. Vor allem die Beſetzung des Finanzminiſteriums mit Henry Cheron wird allgemein günſtig aufgenommen. Auf der Linken findet die Zuſammenſetzung des Kabinetts umſo grö— ßere Anerkennung, als von den 29 Miniſtern und Unterſtaatſekretären 19 dem Kabinett Herriot angehörten. Miniſterpräſident Paul⸗ Boncour ſelbſt gab nach der Vorſtellung ſei— ner Mitarbeiter im Elyſee eine kurze Erklä⸗ rung ab, in der er darauf hinwies, daß ſeine Regierung in ihrer Zuſammenſetzung und in ihrem Programm eine 5. Foriſetzung des Kabinetts Herriot be; deute. Die Uebernahme des Finanzminiſteriums durch Cheron beweiſe, daß die Regierung dem Lande die volle Wahrheit über den Stand der Finanzen ſagen wolle, und daß ſie gewillt ſei, unverzüglich die Maßnahmen zu treffen, die für die Wiedergeſundung der Fi⸗ nanzlage notwendig ſeien. Was Verlin meint. Berlin, 20. Dez. nehmen zu dem fran⸗ Boncour ausführlich Allgemeine Zeitung Die Berliner Blätter zöſiſchen Kabinett Pau Stellung. Die„Deutſche In kurzen Worten: Der Aelteſtenrat des Reichstages hat die Entſcheidung über eine ſofortige Einberufung des Plenums auf den heutigen Dienstag ver⸗ tagt. Der Reichsrat wird am heutigen Dienstag nachmittag in einer Vollſitzung das vom Reichstag beſchloſſene Amneſtiegeſetz beraten. Die Ende der vorigen Woche begonnene Ausſprache zwiſchen Reichswirtſchaftsminiſter Warmbold und den Vertretern aller Gewerk⸗ ſchaften über eine Reihe aktueller Fragen auf allen Gebieten der Wirtſchaftspolitik wurde am Montag mit den Vertretern der Unterneh⸗ merverbände fortgeſetzt. Der ruſſiſche Volkskommiſſar Litwinow ſtat⸗ tete auf der Rückreiſe von Genf nach Moskau dem Reichskanzler und dem Reichsaußenmini⸗ ſter Beſuche ab. Ein neuer Schnelltriebwagen der Reichsbahn hat die erſte Probefahrt Berlin—- Hamburg fahrplanmäßig in 142 Minuten zurückgelegt. Das neue franzöſiſche Miniſterium Paul⸗ Boncour wird von der Pariſer Preſſe im all⸗ gemeinen günſtig aufgenommen. Die Berliner Preſſe weiſt darauf hin, daß Paul-Boncour jedes Verſtändnis für Deutſchland fehle. ſchreibt, der neue Miniſterpräſident werde die ſtarke Zurückhaltung der Deutſchen gegen ſei! Perſon begreifen. Das Blatt nennt die Kritik, die das dem franzöſiſchen Generalſtab naheſtehende„Echo de Paris“ an Paul-Von⸗ cour geübt hat, einen Akt der Undankbarkeit und fragt: Konnke man ſich einen beſſeren Anwalt der militäriſchen Oberhoheit Frankreichs über Europa denken als dieſen ſoge⸗ nannten Sozialiſten mit ſeinem ſcharfen dialektiſchen Sinn e Beredſam- eit? In Wirklichkeit ſei Paul⸗-Voncour zu einem kaum zu übertreffenden Sachwalter des Ge— neralſtabs geworden, ein militäriſcher Sach— verſtändiger von höchſtem Rang. Was die Verhandlung mit Paul-Boncour noch weiter erſchwere ſei ſeine vollkommene Unkenntnis Deutſchlands.— Die„Ddeutſche Tageszei— tung“ nennt Paul-Voncour einen phraſen— reichen oft ſehr wirkungsvollen Redner, dem aber der geniale Funke Briands fehle. So opportuniſtiſch er als typiſcher franzöſiſcher Parteipolitiker ſonſt ſein möge, ſo zielbewußt erfahren und energiſch ſei er als Widerſache Deutſchlands inGenf.— Der„Lokal-Anzei⸗ ger“ bezeichnet den neuen franzöſiſchen Mi⸗ niſterpräſidenten als den typiſchen Vertreter deſſen, was man in Paris unter„Abrü— ſtung“ verſtehe und in Genf dafür ausgebe. Paul⸗Boncour habe auch Deutſchlands Ein— kreiſung im Oſten betrieben.— Die„Germa— nia“ ſchreibt in ihrem Leitartikel, für Deutſchland bedeute die Betrauung Paul— Boncours eine grundſätzliche Fortſetzung des außenpolitiſchen Kurſes der letzten Monate. Politiſches Allerlei. Belgrad. Hier kam es zu großen italien⸗ feindlichen Kundgebungen. Die Studenten riefen vor der italieniſchen Geſandtſchaft„Nie⸗ der mit Italien, nieder mit Muſſolini!“ Die Polizei zerſtreute die Demonſtranten. Hilfsaktion für Erwerbsloſe. Juſätzliche Mittel für FIleiſchverbilligung. Im Reichsarbeitsminiſterium fand am Montag eine abſchließende Beratung der zu⸗ ſtändigen Referenten des Reichsarbeitsmini⸗ 1 über die Durchführung der Friſch⸗ leiſchverbilligungsaktion für die Erwerbsloſen ſtatt, für die neue zuſätz⸗ liche Mittel bewilligt werden ſollen. Als Er⸗ gebnis dieſer Beratungen wurde folgendes feſtgeſtellt: 1. Der Kreis der zum Empfang von Friſchfleiſchbonds berechtigten Erwerbs⸗ loſen wird durch die Hereinnahme der allein⸗ ſtehenden Arbeitsloſen um 2,5 Millionen Perſonen erweitert. 2. Die verbilligte Fleiſchmenge wird von bis⸗ her zwei Wochenkarten im Monat auf vier Wochenkarten je ein Pfund Friſchfleiſch aus⸗ gedehnt. 3. Um den beſonderen Verhältniſſen der alleinſtehenden Erwerbsloſen Rechnung zu tragen, kann in Zukunft auch ſtatt des Friſchfleiſches für jede Karte ein Pfund fri⸗ ſche Kochwurſt(Leber-, Blut- Fleiſchwurſt) uſw., jedoch keine Dauerwurſt bezogen wer⸗ den. Dieſe Karten können weiterhin auch auf Friſchfleiſch ausgeſtellt werden, jedoch können wahlweiſe die Erwerbsloſen ſämtliche Gutſcheine auch für die genannten Wurſt⸗ waren in Zahlung geben. 4. Um den Er⸗ werbsloſen ein billiges Aufſtrichmittel zur Verfügung zu ſtellen, iſt es auch geſtattet, auf eine Wochenkarke im Monat wahl⸗ weiſe ein Pfund Schmalz zu kaufen. Hier beſteht alſo ein Unterſchied zur Friſchwurſt, die auf alle Karten genau wie Fleiſch bezogen werden kann. Die Friſchfleiſchverbilligungsaktion, die bisher nur in den Monat Februar hineinreichte, wird vorläufig bis Ende März 1933 ausgedehnk. Die Erweiterung der Friſchfleiſchverbilligung der Reichsregierung erfordert zuſätzliche Mü im Betrage von etwa 30 Millionen ark. Die Arheitsloſigkeit in der Welt 30 Millionen Erwerbsloſe. Genf, 20. Dez. Das Internationale Arbeits⸗ amt hat zur Vorbereitung der Sonderkon⸗ ferenz über die Herabſetzung der Arbeitszeit im Intereſſe einer Bekämpfung der Arbeits⸗ loſigkeit, die am 10. Januar nächſten Jahres zuſammentreten ſoll, verſchiedenen Regie— rungen einen Bericht übermittelt, in dem die Geſichtspunkte, unter denen eine Herabſet⸗ zung der Arbeitszeit vorgenommen werden könnte, unterſucht werden. Der Bericht verweiſt im übrigen dar uf, daß die Zahl der Arbeitsloſen gegenwärtig 30 Millionen beträgt und daß die Arbeits- loſigkeit, die zunächſt eine Folge der Wirk- ſchaftskriſe war, nunmehr eine Urſache der 1 der Wirkſchaftskriſe geworden deutsch ruſſiche Veſprechungen. Litwinow bei Schleicher und Neurath. Berlin, 20. Dez. Der ruſſiſche Volkskommiſſar für Aus⸗ wärtiges, Lit winow, der auf der Rück⸗ reiſe von Genf nach Moskau zu kurzem Aufenthalt in Berlin eingetroffen iſt, ſtatte⸗ te am Montag dem Reichskanzler von Schleicher und dem Reichsaußenminiſter Freiherrn von Neurath Beſuche ab. In den Ankerredungen wurden die Deutſchland und die Sowſetunſon gemeinſam berührenden Fragen durchgeſprochen und die völlige Uebereinſtimmung in den Auffaſſun⸗ fel der beiden Regierungen erneut feſtge⸗ ellt. Dieſe Ausſprache gewinnt beſondere Be⸗ deutung, wenn man an die Bemühungen der franzöſiſchen Außenpolitik denkt, durch eine Annäherung an Rußland die deutſch⸗ ruſſiſchen Beziehungen zu trüben. Das Handwerk zur Kanzlerrede. Hannover, 20. Dez. In einer Stellung nahme des Reichsverbandes für das deutſche Handwerk zu der Rundfunkrede des Reichs⸗ kanzlers wird u. a. erklärt, daß der Reichs⸗ verband dem einzigen Programmpunkt der neuen Reichsregierung„Arbeit ſchaffen“ leb⸗ haft zuſtimme. Er erwarte jedoch, daß auch die Vorſchläge der handwerkerlichen Spitzen⸗ verbände Beachtung und Verwirklichung finden, was insbeſondere für den wiederholt vorgebrachten Antrag gelte, für die Inſtand⸗ ſetzung des Althausbeſitzes weietere 200 Mil⸗ lionen Mark zur Verfügung zu ſtellen. Die Finanzierungsfrage des Arbeitsbeſchaffungs⸗ programms dürfe keine Gefährdung der Währung mit ſich bringen. Auch die Not⸗ wendigkeit möglichſt viel zu ſiedeln, begrüße das Handwerk. Baden im Südfunk. Nach der Neuordnung des Rundfunkweſens. Karlstuhe, 19. Dezember. Ueber die nähere Ausgeſtaltung und vor allem über das Verhältnis Badens zum Süd⸗ funk fand im Rathaus hier eine Ausſprache im Rundfunkausſchuß des Verkehrsvereins ſtatt, an der auch Vertreter des Innen⸗ und des Kultusminiſteriums teilnahmen. Wie Ober⸗ regierungsrat Kühn vom Miniſterium des Innern in einem Vortrag ausführte, wird die ſeitherige Südfunk AG. mit 300 000 Mark Aktienkapital in eine GmbH. mit 50 000 Mark Stammteilen verwandelt. Im Gegenſatz zu früher iſt Baden an dieſer neuen Geſellſchafts⸗ form auch finanziell beteiligt, indem es 22 v. H. der Anteile übernimmt(Württemberg 27 v. H. und die Reichsrundfunkgeſellſchaft 51 v. H.). Auch an der Reichsrundfunkgeſellſchaft 4100000 Mark Stammkapital) iſt Baden mit 4000 Mark beteiligt. Im Verwaltungsrat der Neichsrundfunkgeſellſchaft wird auch Baden vertreten ſein, dagegen erſcheint es fraglich, ob es einen Sitz in dem Programmbeirat der Reichsrundfunkgeſellſchaft, der 15 Mitglieder zählt, erhält. Der Programmbeirat des Südfunks zählt 11 Mitglieder, ſechs aus Württemberg und fünf aus Baden. Die Rundfunkgeſellſchaft iſt ver⸗ pflichtet, in allen grundſätzlichen Fragen den Programmbeirat zu hören, dagegen iſt für die Programmgeſtaltung allein der Intendant ver⸗ antwortlich. Die an einer Ausſprache Beteiligten ſtell⸗ ten ſich einmütig auf den Standpunkt, daß ſich der Südfunk in Zukunft von jeglicher eigener privater Konzerttätigkeit zurückziehen und auch keine Mittelsmänner hiermit betrauen ſolle. abſetzung der Eintrittspreiſe rer“ auf die Hälfte für ſolche ha normalen Preiſe. daß bei den Sendungen des Südfunks der Grenzlandcharakter Badens und die ſich daran ergebende Bedeutung des Landes ſtärker ag bisher betont werden müßte. Die Kritik rich tete ſich ſchließlich auch gegen verſpätete Durh, gabe hochwertiger künſtleriſcher Darbietungen lerſt nach 23 Uhr), während vorher die Hörei mit Kursberichten und wenig wichtigen Nach, richten aufgehalten würden.(Sehr zutreffend. — Die Schriftleitung). 8 Forderung der Landwirte: Das Metzgergewerbe ſoll die Schlachtſtener ſelbſt tragen. Freiburg, 20. Dez. Der„Badiſche Bauer“, das amtliche Organ des Badiſchen Bauern⸗ vereins, nimmt in ſeiner neueſten Nummer zu der Erhöhung der Schlachtſteuer in Baden Stellung und wendet ſich dagegen, daß man unter Ausſchaltung des Landtages und Ueber⸗ gehung der betroffenen Berufsverbände die Steuererhöhung in aller Stille durchgeführt habe. In den angrenzenden deutſchen Ländern hätten die höheren Schlachtſteuern bei unge⸗ fähr gleichen Viehpreiſen kein Anziehen det Fleiſchpreiſe zur Folge gehabt, ſodaß die Bruttoverdienſtſpanne des Metzgergewerbes dort die gleiche war wie in Baden. Das badiſche Metzgergewerbe Jabe im Gegenteil in den letzten Monaten praktiſch eine höhere Nein, verdienſtſpanne gehabt, als in den anderen angrenzenden deutſchen Staaten und es ſollt⸗ daher wohl in der Lage ſein, die neue Bela⸗ ſtung ſelbſt zu tragen, ſtatt ſie auf die Land, wirtſchaft abzuwälzen. Im Uebrigen würden die Einnahmen aus der neuen Schlachtſteuer bei weitem nicht ausreichen, um den Fehlbe⸗ trag im badiſchen Staatshaushalt ah decken, Eine Mahnung Hindenburgs. „Die Not muß alles Trennende überwinden.“ Berlin, 20. Dez. Um für Weihnachten die Opferwilligkeit derer, die noch helfen können, zu Gunſten unſerer notleidenden Volksgenoſſen zu wee— ken, hat Reichspräſident von Hindenburg der Deutſchen Liga der freien Wohlfahrtspflege als Reichszentrale der Winterhilfe das fol⸗ gende Werbewort für die Winterhilfe in handſchriftlicher Aufzeichnung zugehen laſſen: „Die Not muß alles Trennende über⸗ winden. Wer den Ruf der Winterhilfe: „Wir wollen helfen“ befolgt, der ſchafft neue Hoffnung und neuen Glauben an Gott und Vaterland!“ Raubüberfall auf eine Kirchenlaſſe. Berlin, 20. Dez. Ein ungewöhnlich dreister Raubüberfall wurde am Montag auf die Ge⸗ meindekaſſe der Luiſenſtädtiſchen Kirchen⸗ gemeinde ausgeführt. Zwei noch unbekannte Männer drangen dort ein und forderten die allein anweſende Büroangeſtellte zur Heraus⸗ gabe der Kaſſe auf. Gleichzeitig gaben ſie ſechz Schüſſe aus einer Gaspiſtole ab und riſſen eine Geldtaſche mit 800 Rm. an ſich. Auf die Schüſſe eilte der Küſter herbei, dem die Räuber in die Arme liefen. Ehe er aber noch die Lage erkaunt hatte, warfen ihm die Räuber Pfeffet in die Augen, ſodaß er kampfunfähig r Mundfungn. % da ee e bee en, da ſie vielfach zu Täuſchungen geführt be, denn die Preiſe ſeien doch dgentlih N an trat ferner dafür ei, Ebenſo müſſe die ſeitheriae Uebung der„Her⸗ war. Die Täter entkamen ungehindert. —. b x. ̃⅛˙ O:“ ̃ ͤK2 ¶ AA]⅛˙ ⁵ Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle Saale) 45 Er ſagte: „Mit mir verkehrt man nicht mehr. In den Händen Ihres verſtorbenen Bruders befanden ſich Wechſel, die— die nicht echt waren. Ich bitte, mir zu ſagen, was Sie be⸗ ſchloſſen haben.“ „Ich habe nichts zu beſchließen. Mein Bruder hat die Angelegenheit geregelt.“ „Dann—— danke ich Ihnen. Sie ſind ſehr gütig. Mein verſtorbener Schwiegerſohn hatte aber vor ſeinem Tode die Wechſel noch. Er ſagte mir höhniſch, daß er ſie behalte, denn ſie ſeien eine famoſe Waffe gegen Magdalen!“ 10 Joachim dachte bei ſich: Arme, liebe Frau! Daher alſo! Laut ſagte er: „Die Toten mögen ruhen! Die Wechſel werden Ihnen zugeſtellt werden.“ „Ich danke Ihnen. Doch Sie ließen mich rufen, Herr von Lindsmühlen. Darf ich fragen, womit ich Ihnen dienen kann?“ „Wollen wir uns zunächſt nicht ſetzen?“ Gerring ſah ihn faſſungslos an. „Jetzt noch?“ „Ja]! Denn Sie ſind der Vater Magdalens!“ Nun ſetzte ſich der alte Herr. Jetzt wußte er auch, warum Herr von Lindsmühlen ihn rufen ließ. Ohne eine Frage abzuwarten, ſagte er: „Magdalen befindet ſich im Sanatorium von Doktor Lange in K... in Thüringen. Sie iſt völlig menſchen⸗ ſcheu und ſpricht mit niemand.“ ö »Ich kenne das Sanatorium. Es iſt eines der beſten. Was ſagen die Aerzte?“ „Sie ſind ratlos. Und Profeſſor Allenberg ſprach be⸗ reits von einer Irrenanſtalt, wenn ſich der Zuſtand nicht beſſere.“ Lindsmühlen ſtand auf. Es ließ ſich nicht mit Worten beſchreiben, wie es in ihm ausſah. Die Frau, die einzige Frau, die er je wahrhaft geliebt hatte und jetzt mehr liebte denn je— die ſollte an dieſer Ehe, die der Tod gelöſt, nun doch noch zugrunde gehen? Sollte für ihn verloren ſein? Für ihn verloren? Hatte er denn vorläufig überhaupt ein Recht, die Hände nach ihr auszuſtrecken? Er, der mit dieſem Makel eines ſolchen Freiſpruchs behaftet war? Nein! Bevor er nicht rein daſtand vor aller Welt, ſo lange durfte er ſich Magdalen nicht nähern. Mit großen Schritten ging er im Zimmer auf und ab. Zuſammengeſunken ſaß Freiherr von Gerring im Seſſel, und man wußte nicht, ob er überhaupt noch lebte, ſo grau und verfallen ſah er aus. Ihn ſchüttelten Reue und Schuld⸗ bewußtſein. Lindsmühlen ſah zu ihm hin, ſagte aber nichts. Plötz⸗ lich durchzuckte ihn ein Gedanke. Wenn Magdalen an ſeine Schuld glaubte und aus dieſem Grunde gemütskrank ge⸗ worden war? Oder war es der Verluſt ihres Kindes, das ſie hergeben mußte, noch ehe es geboren worden war? 0 Mit einem Ruck blieb Lindsmühlen ſtehen, ſagte: „Herr von Gerring, glaubt Magdalen an meine Schuld?“ i „Nein! Sie hatte in einem unbewachten Augenblick damals die Zeitung mit der ausführlichen Beſchreibung des Mordes und des Verdachtes gegen Sie geleſen, und da ſagte ſie ganz beſtimmt und feſt: Niemals hat Karl Joachim das getan! Niemals!“ 5 Lindsmühlen atmete tief auf. a Magdalen glaubte an ihn! Das war ein Gnaden⸗ geſchenk, war alles! f „Was aber kann die Urſache dieſer jetzigen Krankheit ſein?“ fragte er nach einer Weile. Gerring ſagte ohne Zaudern: „Magdalen hat furchtbar gelitten in den letzten Jahren. Es mag nun eben alles zuſammengekommen ſein. Nicht zuletzt noch dieſes Nervenfieber, das ſie an den Rand des Grabes brachte. Aber das Schwerſte war wohl für meine Tochter, als ſie wußte, daß man Sie, Herr von Linds⸗ mühlen, verhaftet hatte!“ Tief ſenkte der Majoratsherr den Kopf. Magdalen! Liebe, liebe, ſüße Magdalen! Nichts weiter dachte er, wie dieſe Worte, immer nur dieſe Worte. Dann kam wieder das jähe Bewußtſein: Man wollte Magdalen in eine Irrenanſtalt bringen! Das durfte nicht ſein! Nein, das nicht! Doch wo ſollte ſie hin? Hier vor ihm ſaß ihr Vater, der in den letzten Jahren immer nur von der Gnade Friedrich Karls gelebt hatte. Wo alſo ſollte Magdalen nun hin? Und er durfte nicht für ſie ſorgen, nicht einmal indirekt. Plötzlich ſtand vor ſeinem geiſtigen Auge die roſige, immer fröhliche Linda Oberhoff. Sie mußte er für irgend⸗ einen Plan gewinnen. Sie mußte es ſein, die das Ver⸗ trauen Magdalens gewann. Und Linda Oberhoff würde zu einem großen Opfer bereit ſein, vielleicht gar zu dem Opfer, ſich für einige Wochen von ihrem Manne und ihrem geliebten Haushalt zu trennen. Er wandte ſich wieder zu Gerring. „Würden Sie mir geſtatten, Ihnen eine monatliche Rente zu zahlen? Sie ſind ein Verwandter meines Hauſes, und es war von jeher ſo Sitte, daß der Majoratsherr den weniger begüterten Verwandten eine Rente zahlte. Und würden Sie Ihr Einverſtändnis dazu geben, daß die Frau meines Freundes, Frau Linda von Oberhoff, ſich um unſere Kranke kümmert? Ich verſpreche mir davon ſehr viel. Es iſt eine wundervolle, mütterliche junge Frau, mit der ich Magdalen zuſammenbringen möchte, damit ihre kranke Seele geſundet.“ 5 „Ja, ich bin mit allem einverſtanden. Sie ſind ſehr gütig, Herr von Lindsmühlen.“ 10 5 f Foriſetzung folgt.) Skizze von M. G. Brandt. Florian war einer der letzten, die das große. geſchwärzte Gebäude verließen. Als er die Straße inapſchrig wandte er ſich noch einmal um, und da wurde gerade das i Tor zugeſchlagen. Nun war die Fabrik tot. Und hinter ſelnem ſorgloſen Leben ſiel auch eine Tür ins Schloß— Was nun? Dieſe Frage war oft in den letzten Wochen aufgetaucht und 4 9 ſein zum Frohſinn neigendes Gemüt verdüſtert. Unter⸗ inſtzung nehmen? Die Hände in den Schoß legen— er, der junge, kräftige Menſch? Aber das war ja heutzutage das Los von Millionen. Was würde ihm anderes übrigbleiben. Er bog in die Straße, in der das Häuschen ſeiner Tante lag, die ihm Pflegemutter und Koſtgeberin war. Die Straße öffnete ſich zu einem Blick in die Weite, und da leuchtete es golden vor ihm auf: die fernen Berge erſtrahlten im Maienlicht, lockend, Freude verheißend. Florians Geſicht klärte ſich auf. Was hinderte ihn jetzt, einmal die Gegend zu durchſtreifen, was er ſich immer ge⸗ wünſcht hatte! Jetzt war er frei! Er konnte umherziehen, ſo⸗ lange er wollte. Einen Zehrgroſchen hatte er, und vielleicht ſand er auch irgendwo Arbeit Er war einer jener glücklichen Menſchen, die ſtark im Hoffen ſind. „Ich gehe aug die Wanderſchaft“, ſagte er mit lachenden Augen zu ſeiner Tante, die ihn kummervoll empfing. Sie ſchüttelte verwundert den Kopf, als begrifſe ſie nicht. Aber dann ſagte ſie: „Dein Großvater war auch auf der Wanderſchaſt. Davon hat er viel erzählt. Aber damals waren noch andere Zeiten, da gab es überall Arbeit. Nun, lieber Junge, würdeſt du wohl vergebens anklopfen.“ Doch Florian meinte, er würde ſchon was finden. Vorläufig täte es ja ich noch nicht not, er könne ſich doch auch einmal eine Wanderſchaft gönnen. Kenne er überhaupt ſeine Heimat? Nein, die kenne er nicht. Und das ſei eigentlich eine Schande. So zog er denn am anderen Tage in hübſcher Ausrüſtung und mit vollgepacktem Ruckſack los. Zuerſt wollte er ſein liebes Heſſenland durchſtreifen. Wie lieblich es dalag im Kranz ſeiner grünen Berge, mit den ſonnigen Tälern. War es nicht an⸗ uſchauen wle ein Mädchen im Sonntagsſtaat? Er lam durch odere Dörfer, in denen es ſoviel freundliche Menſchen gab; ganz zaghaſt ſteckten ſie die Groſchen ein, die er ihnen für Milch und Brot bot. War er doch ein Arbeitsloſer, wie ſie teilnahmsvoll erkundeten. Dann ging er die Weſer entlang durch duftende Wälder und vorbei an den wogenden Getreidefeldern Weſtfalens. Wie ſchön und ſauber das alles dalag. Das iſt Deutſchland, dachte er, unſer Deutſchland. Gibt es ein herrlicheres Land? In all ſeiner Not und Armut ſteht es ſchmuck und ungebeugt da, voll ſtarkem Lebenswillen. a. Nach acht Tagen fand er Arbeit bei einem Großbaueru. Es waren Rüben zu pflanzen und Diſteln in einem Weizenſeld zu ſtechen. Das dauerte fünf Tage, ſo daß er ſeinen Zehrpfennig wieder auffüllen konnte. Aber mehr als dies hatte ihn die Arbeit ſelbſt gefreut. So unter Gottes blauem Himmelszelt bei Lerchengeſang zu ſchaſfen, war doch eigentlich das, wonach der Menſch ſtreben ſollte. 5 5 N Ach, hätte er doch ſo ein kleines Anweſen, wie wollte er ſo ſchien es Florian, in höchſter Aufregung in das Buſchwerl hinein. Florian trat heran und ſpähte hinab. Da ſah er ein buntes Pückchen ſchimmern. Ein Kind hing in dem Geſträuch, ſo daß ſein Körperchen im Waſſer lag. Erſchrocken ſprang Florian hinab und hob es empor. Lebte es noch? Er ſetzte ſich an das Ufer, das Kind auf den Knien haltend, um das Leben, das entflohen ſchien, zurückzuruſen. Der Hund ſaß winſelnd daneben und leckte bald des kleinen Mädchens Geſicht, bald die Hand des jungen Mannes, der angſtvoll ſeine Bemühungen betrieb. Wenn das Kind tot war, und er mußte es ins Haus tragen— den Jammer mit erleben— da— Gott ſei Dank— es atmete, es ſpie Waſſer aus—— „Was machen Sie da mit meinem Kind?“ ſchrie plötzlich eine Frau neben ihm und riß die Kleine an ſich. „Ich habe Ihr Kind aus dem Waſſer gezogen“, ſagte Florian ſchroff.„Achten Sie doch beſſer darauf, Frau.“ Er erhob ſich und ſah die Mutter leichenblaß und mit ſchwankenden Schritten davoneilen. kein Wort des Dankes für ihn hatte, merkte er gar nicht. Er ſtand noch ein Weilchen, als miiſſe er die Aufregung in ſich kleinſten Fiſchen— von denen etwa 15 000 Stück in einem verklingen laſſen. Da ſah er die Frau zurückkommen und wandte ſich zum Gehen. Aber ſie lief hinter ihm her und zupſte ihn am Ruckſack. „Ich wollte nur fragen, ob Sie nicht ein wenig bei mir ein⸗ treten wollen“, ſagte ſie verlegen. Die Kleine iſt wieder ganz bei ſich.“ ihr ins Haus „Kommen Sie“, ſagte die Fran und führte ihn in die Schlaftammer an das Kinderbetichen,„ſehen Sie, es will ſchlafen, ihm ſehlt doch nichts. Meinen Sie nicht auch! Das Waſſer hat es ausgeſpien.“ Ste blickte ihn mit angſtvollen Augen au. Er beruhigte ſie, und ſie gingen in das Wohnzimmer, wo ſie ihm einen bequemen Seſſel hinſchob. Dann deckte ſie flink den Tiſch und ging in die Küche, um das Eſſen fertig zu machen. Als ſie nach kurzer Zeit mit einem duftenden Eierkuchen und einer Schüſſel voll Kirſchenſuppe hereinkam, ſchien es Florian, als wäre da eine ganz andere Frau. Die Freude über die Rettung ihres Kindes ſchien ſie verklärt zu haben. Sie hatte friſche Farben und ährengelbes Haar, und ihre blauen Augen hatten ein warmes Leuchten. Aber ſie ſah ihn nicht au; vielleicht ſchämte ſie ſich wegen ihres Betragens vorhin, da draußen, dachte er und war freundlich und ge⸗ ſprächig, um ihr über die Verlegenheit hinwegzuhelſen. Während des Eſſens erfuhr er, daß ſie allein die Wirtſchaft beſorge. Der Mann war im vorigen Jahr geſtorben, und der alte Knecht, den ſie gehabt hatte, war vor einigen Wochen ge— gangen, weil ſie den Lohn nicht mehr zahlen konnte. gefallen. Das Pferd habe ich ſchon verkauſen müſſen.“ auch genug mit ihrer eigenen Wirtſchaft zu tun. werden ſoll, weiß Gott. Wie das den Garten eingebrochen, und ich mußte es hinaustreiben. Da habe ich die Gartenpforte wohl nicht gut geſchloſſen, ſo daß Lenchen—“ ſchuften von ſrüh bis ſpät und zufrieden ſein. 2 Leicht war die Arbeit nicht, o nein. Der Rücken ſchmerzte, und die Sonne ſtach recht unbarmherzig. Aber dann kam der Abend mit ſeiner Kühle und ſeiner beſeligenden Stille, und alle Mühe war vergeſſen. 2 Dieſe Gedanken verfolgten ihn, als er weiterwanderte. Da ſtand er plötzlich in einer unüberſehbaren Ebene mit grünen Wieſen und Heide, auf der Gruppen kleinen Buſchwerks wie verzauberte Urtiere verſtreut lagen. Keine Stadt, kein Dorf. Nur vereinzelt Baumreihen, hinter denen Häuſer verborgen lagen. Die lautloſe Stille ringsum bedrückte ihn faſt. nie der Lärm der Welt gedrungen? 1 5 Da, als er an einem Buſch vorüberſchritt, die Augen immer noch in die Weite gerichtet, ſtieß er auf einen im Sande steckenden Kraftwagen. Erſchrocken hielt er an, entzaubert beim Aublick dieſes hier ſo wenig paſſenden Gefährtes. „Eine Panne“, dachte er. Ein älterer dicker Herr lag am Boden, unter Stöhnen bemüht, die Urſache der Panne zu ent⸗ decken; im Graſe ſaß eine junge Dame und ſah ſeinem Treiben trübſelig zu. Florian trat heran. höflichem Gruß. f 5 Die beiden ſchauten überraſcht zu ihm auf. 50 „Ja, junger Mann“, rief der Dicke erleichtert und erhob ſich 195 und ſchweißtriefſend.„Sie werden gewiß beſſer mit em Racker von Auto Beſcheid wiſſen als ich, der ich mich ſonſt immer auf meinen Chaufſeur verlaſſe.“ 1 Florian warf den Ruckſack ab, prüfte mit Sachkenntnis die Maſchine und hatte ſie in einer Viertelſtunde wieder in Gang gebracht. 555 e Der Herr ſchaute ihm intereſſiert und wohlgefällig bei ſeiner Arbeit zu. 5. „Eine Kleinigkeit alſo“, ſagte er kopfſchüttelnd. Siehſt du, Traute, dein alter Vater talgt nicht auf den Chauffeurſitz; ich ſagte dir's ja im voraus. Na, nun iſt noch einmal alles 1 0 abgelaufen. Was bin ich Ihnen ſchuldig, lieber junger Freund und Helfer in der Not?“ g d Florian rieb ſich die Hände mit trockenem Gras ab 1 5 griff nach ſeinem Ruckſack,„Eine kleine Gefälligkeit kann ich mir doch nicht bezahlen laſſen“, erwiderte er und ſah dabei ehr abweiſend aus. 5 i 3 f Oder 9255 horchte auf.„Sie ſind kein Arbeitſuchender! Sie wandern zum Vergnügen?“ fragte er, halb ſich nenen oe Florian wandte ſich zum Gehen.„Ich bin arbeitslos“, ſagte er mit kurzem Gruß.: 1 nes Fri „Halt, halt, dann dürfen Sie wenigſtens. ein end f ſtück nicht zurückweiſen“, rief der Herr und hielt ihn am Aernſe eſt.„Pack mal aus, Traute“ 1 5 1 de Dame holte geſchäftig ein Köſſerchen aus dem Wagen, breitete ein weißes Tuch über das Gras und Nice allerhand leckere Biſſen zum Vorſchein, Florian mußte zwiſe hen Vater und Tochter Platz nehmen, und es wurde ein ſehr 05. mütliches und hetteres Mahl, bel dem der fremde derttedere raus Geſchichte erfuhr und auch einen Einblick in das biedere und offene Weſen des jungen Mannes geibaun, 84e Ihre Belm Abſchied reichte er ihm eine Karte.„Wenn Sie 8 1 malte e beendet haben und leine Arbeit finden, face melden. ſich bei mir. Vielleicht kann ich dann helſen“, ſag er freundlich. 5 Die 105 und Roggenernte hatte begonnen, da 90 0 Florian überall einſpringen, wo er mit Koſt und Mt 1015 Ba n war. Nur Geld war knapp bei den 1 Ructſa 5 duerin packte ihm ein Stück Speck oder Wurſt 0 19 9 3955 und der Bauer geleitete ihn, wenn er ging, bis an lde hn ſtel wäre er ein lieber Gaſt hier geweſen. Das beglückte ih ets von neuem. 17 de m Auguſt führte ihn die Straße durch ein Dorf in den Nabſchen, pee 11 verſtreut kleine VBauernſtellen 90 65 8 er an einem Haus vorüberging, hörte er 1 19 0 55 gebell. Ein kleiner Köter 1 5 an einer Böſchung. N leſer ein Wäfſexlein rleſelte, und kläfſte oder ſchrie vielmehr, War hierher „Darf ich helfen?“ fragte er nach Sie brach ab.. 1 plötzlich griff ſie über den Tiſch hinweg nach ſeiner Hand. „Ich danke Ihnen auch recht ſehr“, ſagte ſtie leiſe. Florian wanderte nicht weiter. Er hatte hier ein Ziel er⸗ reicht, wie es ihm in den letzten Wochen immer vorſchwebte.— Die Scholle hielt ihn. Nicht die eigene zwar— aber kounte er die arme Frau im Stich laſſen? Wenigſtens wollte er ihr die Ernte einbringen helfen. Und dann auch die Rüben⸗ und Kartoffelernte— es gab hier noch viel für ihn zu tun. Nach drei Tagen war es ihm, als gehöre er in das Haus zu der blonden Frau und dem kleinen Leuchen. Auch der Hund erkannte ihn als Hausgenoſſen an. Es ſtörte ihn wohl, wenn die Frau immer betonte, ihr verſtorbener Mann habe das ſo und ſo gemacht, und weun ſie oft ſein Wild in die Hand nahm, das im hübſchen Rahmen auf der Kommode ſtand, als hielte Sie war treu, keine Flache, die er nie hatte leiden mögen.. Das Grundſtück war tief verſchuldet und die Einnahme ſo klein, daß die Sorge mit der Frau auſſtand und ſchlaſen ging. Florian wußte nichts vom Minnedienſt der alten Ritter, aber er lebte ihn: er begehrte leinen anderen Lohn für ſeine Arbeit als einen freundlichen Blick aus den blauen Augen, und es ſchien ihm manchmal, als erhielten dieſe Sterne einen tieferen Glanz. Er ſann und grübelte, wie er das drohende Zuſammen⸗ brechen der kleinen Wirtſchaft verhindern könne, denn das ſah er, daß Arbeit allein hier nicht ausreichte, wenn der Vieh⸗ beſtand nicht wieder inſtand geſetzt wurde. in die Hand. Er hatte ſie bisher noch gar nicht einmal geleſen, und nun ſchoß ihm ein märchenhaſter Gedanke durch den Kopf. Ob der Herr wohl Geld auf das Grundſtück leihen würde? Er war aus Hamburg— wenn er hinreiſte 5 Am anderen Tage ſaß er im Kontor des Kaufherrn und trug ihm ſein Anliegen vor. Der betrachtete ihn dabel, als wolle er auf den Grund ſeiner Seele ſehen. 5 „Wollen Sie die Frau heiraten?“ 1„„ Florian erſchral und wurde rot Daun aber ſagte er ehr⸗ lich:„Ich weiß nicht, ob ſie mich Ritt 5 Der Herr lächelte. Es war ja nur eine beſcheidene Summe, die dieſer junge, biedere Mann begehrte, und die Leutchen konnten dadurch gerettet werden— konnten aufbauen, was heute überall not tut. Er blätterte in ſeinen Notizen und nickte. „Ich komme mit Ihnen, mir das Grundſtück anzuſehen“, ſagte er und drückte dem glücklichen Florian ſeſt die Hand. Wie legt man eine Forellenzucht au? Die Anlage der Fiſchteiche.— Die Brutauſtalt.— Künſſtliche Befruchtung.— Die ſchwierige Abſatzregelung. Immer mehr findet mau in der Landwirtſchaſt heutzutage ſogenannte Nebenbetrtebe. Der eine hat eine Hühnerfarun der andere züchtet Pelztiere. Sehr wenig findet man jetzt noch Forellenfarmen, trotzdem an manchem Ort eine ſolche Anlage gut möglich wäre. Was iſt notwendig, wenn man Forellen züchten will? Zunächſt iſt auf jeden Fall erforderlich, daß in den Teichen ſtändig fließendes Waſſer iſt. Das wird in einer volltommen ebenen Gegend ſchon ſchwer zu erreichen ſein. Das fließende Waſſer muß aber auch ſauber ſein. Das iſt nur ſicher, wenn der Bachlauf von der Quelle bis zu den Teichen durch das Land des Fiſchzüchters fließt. In bergigen Gegenden iſt das nicht ſelten. Da ſollten auch in der Hauptſache Forellen⸗ teiche angelegt werden. Nur lu gebirgigen Gegenden hat man meift ſo ſchnelle Bäche, daß ſie nicht zufrieren und. auch im Sommer nicht verſiegen. Der Bach, der durch die Fiſchteiche fließt, muß nämlich im ganzen Jahre die gleiche Waſſermenge führen. 1 f bind dieſe Vorausſetzungen erfüllt, ſo wird mit dem Aus- bau der Teiche begonnen. Man leitet den Bach zunächſt ab und legt eine Reihe von Teichen an, deren Spiegel immer etwas! Sie tat ihm leid. Daß ſie „Es iſt gerade Mittagzeit. Er wollte ſie nicht durch eine Ablehnung kränken und folgte ſie Zwieſprache mit ihm. Aber wiederum geſiel ihm das auch. Eines Tages fiel ihm die Karte des Herrn mit der Panne Die Abgaben ſi t mir die beſte Kuh gefunden. „Die Abgaben ſind zu groß, und dann iſt mir die beſte Kuh gefu en. Jas Pf daga Ste Gefäß kommt. verlor den freudigen Glanz; ihre Stirn furchte lch.„Nun der Eier enten e helfen die Nachbarn mir, ſoviel ſie können, aber ſie haben ja fruchtung mit etwa 85 Prozent rechnet. l gelegt, die ſich, überdacht, oberhalb der Teiche befinden Vorhin“, fing ſie zaghaft wieder an,„da war das Kalb in 0 ö tiefer liegt als der vorherige. Das muß ſchon desspegen ſo ſein, weil das Waſſer des Baches durch alle Teiche fließen ſoll, wenn es in den oberen hineingeleitet iſt. Das Waſſer, das auf der Bergſeite in den oberſten Teich einfließt, kommt ſchließlich— nachdem es alle Teiche paſſiert hat— an der Talſeite aus dem unterften Teich heraus und fließt im alten Bachbett weiter. Die Teiche ſind alſo nur in den Bachlauf eingeſchaltet. Jeder Teich wird gewöhnlich ſo angelegt, daß er eine Fläche von 70 bis 100 Quadratmetern bedeckt und etwa anderthalb Meter tief iſt. Wenn man die Maße größer wählt, iſt der Teich zu ſchwer abzufiſchen und zu reinigen. In den Teichen wachſen nun die Forellen allmählich zum verkaufsfertigen Tier heran. Sie werden als knapp zentimeterlange Tiere in den oberſten Teich eingeſetzt und nach zwei Jahren ſind ſie ſchlachtreiſ. Je größer ſie werden, um ſo ſchneller werden ſie in einen tieſer gelegenen Teich geſetzt. Wenn ſie verkauft werden, ſind ſie im ünterſten Teiche angelangt. Man muß beſonders darauf achten, daß die Siebe von den oberſten Teichen zu den tieferen recht engmaſchig ſind, da fonſt die junge Brut in die Teiche der größeren Fiſche ſchtüpft und ſoſort verſpeiſt wird. Gefüttert werden die kleinen Fiſche mi! geriebenem Ei, die größeren mit zerkleinerten Fleiſchabſällen und Schellfiſchſtücken. Es verſteht ſich, daß die Teiche nach einer gewiſſen Zeit eine Reinigung nötig haben. So wird alle halbe Jahre der Teich abgelaſſen und von Grund auf gefäuberi. Das macht der Züchter auch ſchon deswegen, weil er genau wiſſen muß, wie viele Tiere er in ſeinen Teichen hat. Er muß feſtſtellen, wie viele Tiere ausgeſchieden ſind, denn bei de Forelleuzucht muß man die Rentabilitätsberechnung ganz exolt durchführen. Man wird es nicht glauben, aber auch bei den Teiche ſind— weiß der Züchter genau die Zahl und ſtellt ge⸗ wiſſenhaft jeden Abgang feſt. Man ſieht: Im Grunde genommen iſt die Forellenzucht gar kein Neben betrieb. Mindeſtens ein Maun muß ſich ſtändig mit der Fiſchzucht beſchäftigen wenn die Sache mit Liebe ge⸗ macht werden ſoll. Wenn aber die Laichzeit kommt, muß noch Hilfe für den Fiſchzüchter zur Hand ſein. Die Forellenzucht würde ſich natürlich wenig rentieren, wenn man ſich die Brut kaufen ſollte. Durch künſtliche Befruchtung züchtet man lich ſelbſt den Nachwuchs für die Teiche. Im Bach legt die Forelle ihre Eier in das Waſſer und ſchwimmt davon. Das darf in den Zuchtteichen nicht vor⸗ kommen. Der Forellenzüchter paßt genau auf, wenn die Zeßt da iſt, daß die Forellenweibchen ihre Eier abſtoßen wollen. Die Fiſche werden aus den Teichen genommen und nach Männchen und Weibchen getrennt. Jeder einzelne Fiſch wird mit einem Tuch ſorgfältig abgetrocknet und dann werden den Weibchen durch Entlangſtreichen mit zwei Fingern vom Kopf zun Schwanz die reifen Eier ausgedrückt und in ein abſolnt trockenes Gefäß getan. Das iſt nicht etwa eine Tierquäleres, ſondern nur eine Erleichterung des natürlichen Vorgangs. Den Fiſchen fehlt nichts danach. Sie werden wieder ausgeſetzt und ſchwimmen und wachſen weiter. Nachdem nun die Eier der Weibchen in der Schüſſel ſind, vird den Männchen die Milch auf dieſelbe Weiſe entfernt und über die Eier der Weibchen geſchüttet. Mit einer trockenen Feder werden Milch und Eier umgerührt. Die Miſchung bleibt einige Minuten ſtehen und die Befruchtung ha: ſtatt⸗ Vorausſetzung iſt aber, daß kein Waſſer in das Im Waſſer werden nämlich nur fünf Prozent während man ber einer künſtlichen Be⸗ Sind die Eier nun befruchtet, ſo werden ſie in flache 118 Nach kurzer Zeit kann man beobachten, wie ſich in den ſagokorn⸗ artigen Eiern ein ſchwarzer Punkt entwickelt. Das iſt der Kopf der kleinen Forelle, die einige Wochen nach der Befruchtung aus dem Ei ſchlüpft und ſich wie eine Kaulquabbe ſorthewegi. Ihre Augen füllten ſich mit Träuen. Und Nur noch einige Tage und die jungen Forellen kommen in den oberſten Teich. Viel iſt nun die Frage geſtellt worden: Lohnt ſich denn eine Forellenzucht? Zunächſt muß nicht wenig Geld in eine ſolche Anlage hineingeſteckt werden Wem das ſehr ſchwer fällt, dem iſt nicht zu raten, ſich eine Zucht anzulegen, denn in den erſten anderthalb Jahren iſt mit keinem Ertrag zu rechnen. Sind die erſten Fiſche nach zwei Jahren verkaufsreif, ſo muß die Abſatz⸗ frage geregelt ſein. Am beſten ſchließt man feſte Lieferungs⸗ verträge mit den Gaſtſtätten der näheren und weiteren Um gebung ab, denn die Verſchickung zu den entfernteren Märkten iſt nicht billig, weil die Forellen dauernde Sauerſtoſſzuſuhr brauchen und meiſt lebend verſchickt werden. Möglich iſt es, daß Schäden in den Teichen durch Unwetter auftreten. Ueberſchwemmen die Teiche, ſo kommen die Fiſche in Teiche, in denen größere Fiſche ſind, und ein großes Morden ſetzt ein. Wenn man aber vorſichtig ſein will, baut man einen zweiten Graben um die Farm herum, damit bei Hochwaſſes 0 der Waſſerſtand in den Teichen bequem reguliert werden kann Es iſt beſſer, man äußert dieſe Schwierigkeiten, ehe man die Sache gar zu optimiſtiſch darſtellt. Man kann aber heutzutage ſagen, daß die Forellenzucht rentabel, wenn man gauz bei dez Sache iſt. Es gibt noch genug Abſatzmöglichkeiten; es iſt auch nicht damit zu rechnen, daß ſich das verſchlechtert. Jedermann kann ſich zwar eine Hühnerfarm aulegen, aber zu einer Forellenzucht ſind doch manche Vorbedingungen erforderlich, die durch die Lage des Grundſtücks nicht überall gegeben ſind. Aus der Praxis kann berichtet werden, daß im Weſergebirge jetzt verſchiedene Landwirte Forellenteiche angelegt haben und — ſoweit man das bis heute beurteilen kann— auch Erfolg damit hatten. Dr. Hans Steen. Intermezzo. Von Erwin Nielſen. Die Straßenbahn hält. Eine ſehr entzückende Dame in Ge⸗ ſellſchaft eines Herrn ſteigt ein. 1 Sie nimmt neben mir Platz, ohne den lebhaften Waſſerſol ihrer Mollſtimme einzudämmen. 5 Er lehnt ſich, in die Zeitung blickend, auf die Tür des Wagens. Wenn er einmal nach langem Intervall ein Wort entgegnet, merkt man, daß er Fehler im Zuhören begangen ha: „Aber du paßt ja gar nicht auf!“ 1 g Er lächelt zerſtreut, nickt markiert flüchtig Aufmerkſamkeit, läßt wieder die Augen in die Druckſpalten irren. Sie fährt zu ſprechen fort. „Du biſt ungezogen“, ſchärferer Betonung. 5 1 Ich entnehme meiner Aktentaſche eine umfangreiche, prächtig illuſtrierte Modenrevue, deren Blätter ich rauſchend umwende. — Die Dame ſtußzt. Buckt ſcheinbar zufällig kurz muſternd herüber. Ich war bei„Unterkleidern und Schuhen“, nun gehe ich zu „Bluſen und Jacken“ über. Die Dame plaudert langſamer und ſchickt andauernde Blicke. Er läßt etwas häufiger einen Satz vom Stapel. 1 Ich bin bei den„Koſtümen“ angelangt. ſprächspauſen, er ſpricht anhaltender. Nun aber ſchlage ich die„Hüte“ auf. Sie ſpricht nich! mehs, ſcheint jegliche Scheu überwunden zu haben und bligt mi erklingt es plötzlich mit etwas Sie tiacht Ge⸗ angelegentlicher Intereſſtertheit in meine Zeitſchriſt.— Er han mit einem energiſchen Knick ſeine Zeitung zufammengeſattes, eingeſteckt und ſpricht, mir haßerfüllte Blicke zuwerſend, vun ununterbrochen. Die Modenrevue hat ihren Zweck erfüllt. Ich ſchiebe ſle wieder in die Aktentaſche. Die Dame lächelt— Und der Herr nun beginnt langsam wieder die Zeitung aus der Taſche zu ziehen. —— 3 von Fritz Poppen berger„Daß ES ö dir wohlergehe 5 66 Copyright by Martin. 8 3 9— 7 Fortſetzung. 8 Nachdruck verboten. Der Prokuriſt blickte überraſcht auf:„Dieſen Namen habe ich ſchon mal gehört. Waren Sie nicht... waren Sie nicht.. warten Sie, gleich werde ich es wiſſen...“ Mit der Hand ſich über die Stirn fahrend, dachte er nach. Möglichſt unbefangen fiel Larowicz ein:„Sie dürften meinen Bruder kennen, denn ich war noch nie in dieſer Stadt..“ „Ja, ſo wird es ſein“, antwortete Reiner aufblickend, „jetzt erinnere ich mich Die Aehnlichkeit iſt auch ſtark. Nicht wahr, Sie ſind der Aeltere?“ Larowiez nickte mit dem Kopfe. „Ja, man erkennt es. Ich lernte Ihren jüngeren Bruder einmal bei einem Abend kennen. Doch, apropos, ſpielen Sie gern?“ „Mitunter!“ „Bitte, wenn es Ihnen nicht unangenehm iſt— in meinem Haufe kommt an jedem Sonnabend eine luſtige Geſellſchaft zuſammen. Die einen tanzen, die anderen ſpielen— ich meine Karten, denn die Muſik beſorgt ein Grammophon. Alſo, wenn Sie nichts Beſſeres vor haben, beſuchen Sie mich ruhig einmal an einem der nächſten Sonnabende.“ Kurt antwortete nur mit einer leichten Verbeugung. Als ihm Reiner dann freundſchaftlich die Hand ſchüttelte und ihn verließ, zog er das Taſchentuch aus der Taſche und wiſchte ſich die rechte Hand ab:„Ekelhaft feucht⸗kalte Hände“, murmelte er,„und dieſem Manne muß Nelly ge— hören. Unbegreiflich Was mag ſie dazu bewogen haben? Nur das Geld! Und deswegen ließ ſie mich fahren!“ Finſter ließ ſich Kurt wieder an einem Tiſch nieder, und ſaß bei einem Glaſe Wein regungslos, bis ihn der wellner aufmerkſam machte, daß die Polizeiſtunde ge— tomimen ſei. Noch vor wenigen Stunden glaubte er für inimer ſeine Ruhe wiedererlangt zu haben, und jetzt ſah er ſich wieder in den Bannkreis der Geſchehniſſe gezogen, die er längſt für vergeſſen hielt; Geſchehniſſe, die ihn wieder in den wirbelnden Strudel hineinzuziehen droh— ten. Erſt jetzt wurde er ſich auch bewußt, daß er nur des— wegen Reiner beim Spiel geholfen hatte, weil ihm eine heimliche, lockende Stimme zuraunte, er könnte ſo wieder Gelegenheit finden, ſich Nelly zu nähern Nicht Spieler— letdenſchaft war es— dieſes erkannte er nun, denn er hatte bisher nie Gefallen am Spiel gefunden—, ſondern eine nie erſtorbene, höchſtens ſchlummernde Leidenſchaft für Nelly, die ihn für einen Augenblick ſogar ſeinen tief— gehenden Haß gegen Reiner vergeſſen ließ. Es war eine Leidenſchaft, die, in einer lauen Früh— (ngsugcht mit k elementarer Gewalt in der Bruſt des zum Manne gewordenen Jünglings erwacht, keine Schranken kaunte, auch nicht das neunte Gebot. Und was er von Nelly nicht glauben wollte, als Schröder ſie in ſeinen Mit— tetlungen in Beziehung zu anderen Männern brachte, diefes tauchte in dunklen, verborgenen Winkeln ſeiner eigenen Seeie als keimendes Begehren auf. Larowicz war ein anderer geworden. Doch wußte er, daß er bei dieſem Spiel ſein eigenes Ich als Einſatz bot. Denn wenn er nicht ſein Ziel er— reichte, würde er nie mehr die Ruhe aufbringen, in die eintönige Tretmühle des Lebens zurückzukehren. Er zögerte, ob er die Einladung Reiners annehmen ſollte. Der Schritt über die Schwelle zu Reiners Heim war für ihn der Schritt in den Kreis eines brauſenden, toſenden, nervenaufpeitſchenden Reigens, der ihm nur die Erfüllung oder den Untergang bringen konnte. Und als er müde, nachdenklich ſeinen Hut aufſetzte und den Garten verließ, dachte er: Soll ich gehen? 21: 15* Sinnend blickte Nelly auf ihr Bildnis, das im Schlaf— Jülnt! hing und ſie im Brautſchleier darſtellte. Ich glaubte den Tag der Hochzeit nicht überleben zu können und jetzt ertrage ich dieſe Ehe ſchon mehr als ein Jahr, dachte ſie. 8 Mit einer müden Bewegung kehrte ſie dem Bilde den und warf ſich auf ein Sofa. Ihre ganze Haltung drückte tiefen Ueberdruß an allem aus, was ihr Leben erfüllte. Ein Jahr lang hetzte ſie ſich ſelbſt von Unterhaltung zu Unterhartung, von Zerſtreuung zu Zerſtreuung, die ſie innerlich vollkommen kalt ließen, ihr aber die Möglichkeit boten, trübe und ſchmerzliche Erinnerungen nicht an ſich herankommen zu laſſen. An dem regneriſchen Nachmittag aber, der ſie an ihr Heim feſſelte, überkam ſie eine von Hoffnungsloſigkeit und Ueberdruß erfüllte Müdigkeit, die ihr die Kraft nahm, an ſle heranſchleichende, wehmütige Gedanken von ſich zu weiſen. Es war ein Augenblick, der wohl jeden Menſchen elnmal überkommt, in dem er ſich Rechenſchaft über die Pfade gibt, die er in ſeinem Leben durchſchritten hat. Willenlos gab ſich Nelly ihren Gedanken hin. Solange ſie in ihrer Erinnerung bei der ſorgenloſen oheit verweilte, behielt ihr Geſicht den Ausdruck reiner, ungelrübter Glückſeligkeit bei. Doch ſchon bei ihrer frühe- sten Vackfiſchzeit angelangt, wob ſich ein ſchmerzlich⸗weh⸗ leltiger Zug in den Ausdruck glückhafter Freudigkeit hineln. Es war die Zeit, in der Kurt Larowicz zum erſten Male ihre Lebenspfade kreuzte. Denn zugleich mit den ſchönen, von ſtrahlender, frühlingshafter Jugend erfüll⸗ ten Erinnerungen erhob ſich auch vor ihrem geiſtigen Auge im Hintergrund der dunkle Schatten zweier gierig gekrall⸗ ter Hände, die erbarmungslos nach dem unſchuldvollen Paare griſſen und das zarte Band zwiſchen ihnen un⸗ barntherzig zerriſſen. Es waren dieſelben roten, immer feuchten Hände, die Nelly ſpäter immer abgrundtiefer haſſen lernte und die nur in zwei Augenblicken ſich gleich gierig⸗zitternd zu Krallen bogen: wenn ſie die Kleider von Nellys er⸗ ſchauerndem, bebendem Körper riſſen oder das blanke, die Allmacht bedeutende Geld zählten. Und weiter wanderten Nellys Gedanken. Da umflog ein leiſes, ſpöttiſch⸗triumphierendes Lächeln ihren ſchönen Mund. Sie ſah, wie der Mann, der erſt die Kraft hatte, ihr den freien Willen zu rauben, nun immer mehr vor ihrer unerbittlichen Härte zur willenloſen Kreatur herab⸗ ſank. Mit Genugtuung dachte ſie daran, wie der ſparſame Reiner zum Verſchwender wurde, wenn es galt, ihr eine Freude zu bereiten, und wenn er hoffte, ſich dadurch bei ihr eine freundliche Miene zu erkaufen. Sie fühlte leb⸗ hafte Freude bei dem Gedanken. daß Reiner, der früher mit ſeinem Reichtum protzte und dem das Geld der Inhalt des Lebens bedeutete, ſich nun ihretwegen zum Bettler machte. Sie war ſich nicht ganz klar bewußt, weswegen ſie ihn dem Ruin entgegenführen wollte. Denn ſie wußte, daß auch ſie dann vor dem nackten Nichts ſtand. Doch ſo weit wollte ſie ihre Gedanken gar nicht weiter⸗ ſpinnen. Vorläufig war es ihr einziges Lebensziel, ihrem Haß Genüge zu tun, und dem Manne, der ihr das Glück raubte, ebenfalls die Lebensfreude zu nehmen. Während ſie darüber nachdachte, wie ſich ihre Zukunft geſtalten würde, glitten ihre Gedanken wieder zu einem Manne hinüber, der in ihrem Herzen noch immer den größten Raum einnahm: Kurt.— Sie hatte ihn ſeit ihrer Verlobung nicht mehr geſehen. Sein weiteres Schickſal war ihr unbekannt, und ſie wagte es auch nicht, jemanden nach ihm zu fragen. So ſehr ſcheute ſie ſich, ſelbſt an ihren unvernarbten, ſchmerzenden Wunden zu rühren. Doch an dieſem Nachmittag weilte ſie mit ihren Ge— danken rückhaltlos bei Larowiez. Wo mag er jetzt ſein? dachte ſie. Wie hat er die ſchwere Enttäuſchung über⸗ wunden? Werde ich ihn je wiederſehen? Wie würde er ſich mir gegenüber verhalten? Hat er mich ſchon ver⸗ geſſen, oder denkt er noch mitunter an mich? Alle dieſe Fragen ſtürmten auf Nelln ein, und— da ſie unbeanwortet blieben— wollten ſie nicht mehr weichen. Bald geſellten ſich aber auch andere hinzu, die ihr Inneres noch heftiger aufwühlten. Hält mich Kurt für herzlos und falſch, oder ahnt er es, daß ich das Opfer unheilvoller Umſtände wurde? Wahrſcheinlich verachtet er mich als Komödiantin. Und leiſe keimte in ihr der Wunſch auf, ihn über ihr hartes Geſchick aufzuklären. Wie von neuem Leben durch⸗ ſtrömt, leuchteten ihre Augen freudig auf. Dann aber ſchloß ſie wieder müde die Lider. Sie ſah die Unmöglich⸗ keit ein, einem ihr jetzt fremden Menſchen das Geheimnis anzuvertrauen, das die Exiſtenz ihres Vaters umgab. Langſam erhob ſich Nelly wieder und ſuchte ihre quälenden Gedanken zu vertreiben. Da fielen ihre Blicke auf all die Möbel um ſie her, von denen jedes Stück von Reiner gekauft war Wie fortgeweht waren mit einem Schlage alle Wünſche und grauen Erinnerungen. Die Wirklichkeit war ſtärker als nebelhafte und ſechwankende Gebilde, und mit einem Schlage ſah ſie ein, daß ſie als Gattin Reiners für immer mit der Vergangenheit ab— geſchloſſen hatte. Während in den Augen noch ein ſeuchter Schimmer glänzte, ging ſie mit entſchloſſenen, lebhaften Bewegungen in das nächſte Zimmer, um nachzuſehen, ob alles für den Empfang ihrer Gäſte vorbereitet ſei. * 35 Reiners Salon füllte ſich. Es war eine bunte Geſellſchaft, ſcharfer Beobachter zwei verſchiedene Kreiſe von Beſuchern herausfinden können. Die einen waren junge, durch den modernen Schnitt ihrer Kleider, durch ihr aalglatt ge— 'klämmtes Haar oder durch nicht gerade geſchickt in das Auge geklemmte Monokel gekennzeichnete Herren: die Tänzer und Verehrer der Frau Nelly. Die anderen waren nachläſſig gekleidete, berufsmäßige Kaffeehausbeſucher oder beſchäftigungsloſe Direktoren nicht beſtehender Unter⸗ nehmen, Künſtler, die ihre ganze Karriere noch vor ſich hatten, oder protzige Börſianer, bunt durcheinander ge⸗ würfelt und nur durch einen gemeinſamen Wunſch ver⸗ einigt: recht bald und recht oft zwei As zu ziehen. Und während ſich die Angehörigen der erſten Gruppe möglichſt geiſtreich— ſoweit es der Rahmen ihres ſich auf Tanz und Sport, Mode und Flirt beſchränkten Wiſſens geſtattete— mit den anweſenden Damen unterhielten, drückten ſich die anderen gelangweilt in den Winkeln der Zimmer umher und warteten, bis ſie Reiner in das Spiel⸗ zimmer einladen würde. Die Hausfrau ſchien in glänzender Laune zu ſein. Mit jedem tauſchte ſie einige muntere Worte aus; überall hörte man ihr ſilberhelles Lachen, und wie immer zog ſie die ganze Geſellſchaft in den Bann ihres ſprühenden Tempe⸗ raments. Wer jedoch in ihre Seele hätte blicken können, dem wäre aufgefallen, daß ſie nur mit aller Macht ver⸗ ſuchte, eine ihr unbegreifliche Unruhe zu unterdrücken. Auch Reiner war in beſſerer Stimmung als ſonſt. Wenigſtens verzog er oft ſein Geſicht zu einer Miene, die man als freundliches Lächeln auslegen konnte. Gegen ſeine Gewohnheit unterhielt er ſich mit einzelnen Herren, die Nelly eingeladen hatte, und gab erſt ſpäter als ſonſt das Zeichen zum Beginn des Spiels. Im Moment aber, als auf den Spieltiſchchen die elek⸗ triſchen Stehlampen aufflammten, legte Nelly auf das grüne Samtrad des Grammophons den neueſten Tanz⸗ ſchlager. Die Einleitung war vorüber, der eigentliche Zweck, der ſo zahlreiche Perſonen in den gleichen Räumen vereinte, trat jetzt offen zutage. Denn die einen waren doch nur gekommen, um Geld zu gewinnen; die anderen, um unter dem betäubenden Rhythmus irrer Muſik die Hand um die Hüfte jenes anziehenden, faſt unheimlich ſchönen Weibes zu legen, deſſen Hand ſonſt nicht wärmer als üblich gedrückt werden durfte. Und all diejenigen, die die vollſchlanke, biegſame, katzenartig geſchmeidige Geſtalt Nellys mit heißen Blicken betaſteten und jede ihrer Be⸗ wegungen beim Tanz verfolgten, hatten die gleiche Emp⸗ findung, daß Nellys Charakter ein unlösbares Pro⸗ blem ſei. glitten Trotzdem hätte ein Aufreizend temperamentvoll und doch eiſig kühl, wenn der von ihr ausgehende Funke zündete; ſelbſt ſelten frei in ihrem Benehmen und doch beleidigt, wenn ſich einer ihrer Bewunderer auch nur die kleinſte Freiheit heraus⸗ nahm; immer luſtig und doch in den Augen ein fremder, ſchwermütiger Zug; ihren Mann verachtend und ihm doch treu bleibend; ſtets nach neuen Bewunderern und Ver⸗ ehrern ſuchend und dieſe wieder herb zurückweiſend, wenn ſie rettungslos dem Zauber dieſer Frau verfallen waren. Doch Nelly beſchäftigte ſich in ihrem Geiſte nicht ſo ſehr mit ihren Gäſten, wie dieſe ſich mit ihr. Sie dachte darüber nach, warum ſie innerlich eine ſolch rätſelhafte Unruhe ergriffen hatte. Einſilbig antwortete ſie ihrem Tänzer auf ſeine ſcherz⸗ haften Fragen, und war froh, als ſie ſich in einer Tanz⸗ pauſe ungeſtört in eine Sofaecke zurückziehen konnte. Sie war plötzlich müde geworden, und das Stimmengewierr um ſie her klang an ihr Ohr, als käme es aus weiter Ferne. Ehe ſie es ſich verſah, träumte ſie wieder— träumte von vergangenen Zeiten Deutlich ſah ſie Larowiez vor ſich, mit ſeinen ſchwarzen Augen und ſeinem dunklen Teint, mit der hohen Stirn und dem kleinen, faſt mädchenhaft zierlichen Mund, mit den breiten Schultern und der kraft⸗ voll⸗geſchmeidigen Geſtalt. Seltſam deutlich ſtand er vor ihr, als wäre er es wirklich. Da erkannten ihre ſich ſtarr weitenden Augen, daß die Phantaſiegeſtalt ſich lächelnd vor ihr verneigte. So deut⸗ lich ſah ſie es, daß ſie unwillkürlich die Hand ausſtreckte, als wollte ſie ſich überzeugen, ob nicht wirklich Larowiez in Fleiſch und Blut vor ihr ſtehe. Und leiſe ergriff Kurt die Hand der Hausfrau und führte ſie an die Lippen. Mit angenehm voll klingender Stimme— etwas tiefer, männlicher, vibrierender, als Nelly es aus vergangenen Jahren in Erinnerung hatte— kam es von ſeinen Lippen:„Gnädige Frau, obwohl mich Ihr Mann in ſein Haus eingeladen hat, halte ich es doch für meine Pflicht, erſt Sie als Hausfrau zu begrüßen.“ Mechaniſch erhob ſich Nelly von ihrem Sitz. Sie ſah ein, daß ſie nicht mehr träumte. Es war Larowicz ſelbſt und kein Trugbild. Ein leiſes Zittern durchlief ihren Körper und ließ ihre Stimme undeutlich werden, als ſie ſagte: „Willkommen, mein Herr. Mein Mann iſt im Spiel⸗ zimmer.“ Eine leichte Verbeugung, und Kurt ging ins Neben⸗ zimmer. Er begrüßte den Hausherrn, der ihn warm empfing und ihn gleich zur Teilnahme am Spiel einlud. Doch Kurt dankte:„Vorläufig noch nicht. Ich möchte 18 erſt mit allen Anweſenden bekanntmachen laſſen und...“ „Ja, ja, laſſen Sie ſich durch meine Frau vorſtellen.. Ich, ich...“, und vom Spiel ganz gefeſſelt, wandte ſich Reiner wieder den Karten zu.„Noch ein Blatt, bitte! So, ich habe geſchlagene Einundzwanzig!“ Kurt verließ das Spielzimmer und ſah, auf der Schwelle ſtehend, den Tanzenden zu. Seine Augen nervös von Paar zu Paar, und blieben erſt auf der Geſtalt Nellys haften, die wieder am Arm ihres Tänzers durch den Raum glitt. Doch auch ſie blickte mit ihren großen, erſchrockenen Augen unruhig um ſich. Plötz⸗ lich fand ihr flackernder Blick die hohe Geſtalt Kurts. Scheu wandte ſie ihren Kopf wieder ab. Und doch zwang ſie ein quälendes Gefühl immer wieder, zu ihm hinzu⸗ ſehen. Durch ihren Kopf gingen ihr allerlei Gedanken. Warum iſt er gekommen? Hat er mich ſchon ganz oder überhaupt nie vergeſſen, daß er mich wieder aufſucht? Auch Larowiez dachte nach. In ſeinem Innern tobten widerſtreitende Gefühle. Er wußte nicht, ob er Nelly gegenüber vollkommene Gleichgültigkeit an den Tag legen oder verſuchen ſollte, ſich ihr zu nähern. Er war ſich nicht im klaren: ſollte er ſich bemühen, ſie zu haſſen, oder ſollte er ſie lieben? Während er mit ſich ſelbſt kämpfte, folgten ſeine Blicke mechaniſch den Bewegungen Nellys. Wie graziös ſie iſt, dachte er. Man ſieht, ſie iſt älter geworden; voller und fraulicher, aber auch hübſcher. Und während er Nelly anſah, erfaßte ihn plötzlich der brennende Wunſch, ſie ebenfalls ſo an ſich zu preſſen, wie es ihr Tänzer tat. Mit aller Macht kämpfte er gegen ſeine triebhaften Gefühle an, und entſchloſſen ſagte er ſich: Nein, ich darf nicht. Inzwiſchen ſetzte er aber ſchon, faſt ohne es zu wiſſen, langſam einen Fuß vor den andern, und im nächſten Augenblick verneigte er ſich vor ihr: „Darf ich bitten?“ Willenlos glitt Nelly aus den Armen ihres Tänzers und ſetzte mit Kurt den Tanz fort. Sie wagte es nicht, ihn anzuſehen. Sie empfand, daß ſie irgendeine gleich⸗ gültige Phraſe ſagen müßte, doch ſie brachte kein Wort hervor. Und auch Kurt wußte nicht, wie er das Geſpräch an⸗ knüpfen ſollte. Darf ich die Vergangenheit erwähnen? Oder ſoll ich tun, als wäre ich ein Fremder? So ſchwiegen denn beide. Dem Takt der Muſik folgend, ſchwebten ſie durch den Raum. Kurt ſah nicht die Tanzen⸗ den um ſich her; ſein Blick war ſtarr auf das blaſſe, zarte Geſicht Nellys gerichtet, das dem ſeinen ſo nah war. Die Wärme des geſchmeidigen Körpers, den er eng umfaßt hatte, teilte ſich ihm mit und tauchte ihn in einen betäuben⸗ den Rauſch. Sein Blick umflorte ſich, ihr Atem traf ihn wie eine glühende Welle, und immer feſter preßte er die ſchweratmende Frau an ſich— das Weib eines anderen. Widerſtrebend wollte Nelly ſeinen Griff lockern. Doch bald verſank ihr Widerſtand in der üppigen Blüte auf⸗ keimender Leidenſchaft.— Ihr Mann hatte ihre Liebe nicht erringen können; er erweckte ſie nur zum Weibe, und nun ſchlug ihr übervolles Herz demjenigen entgegen, der ihre Träume ausfüllte. Mit Grauen erkannte ſie, daß Larowicz in ſeiner kraftvoll herangereiften Männlichkeit alle Hemmniſſe in ihr erdrückte. Der Gedanke an ihren Gatten verſank in graue Nebel, als wäre er nie ge⸗ weſen.(Fortſetzung folgt.) der ganzen Saiſon. doch nicht unfair. das noch auf eigenem Platze! Die Läufer und die Verteidiger warfen alles vor; Die Zuſchauer der Angſt zu tun und waren auf einmal feurig, wäre im Handumdrehen der Ausgleich gefallen. Schlußpfiff des Pfeifenmannes ertönte. Bis zur Halbzeit war die Sache ſehr zahm, torlos. Kaum war aber wieder angeſtoßen bekamen die Viern⸗ heimer lange Geſichter, denn Mundenheim führte Buſchauern doch zuviel. Spieler doch gründlich vor Augen halten, daß Lokales * Gemeinderatsſitzung. Am Don- nerstag, den 22. Dezember, abends 8 Uhr fin⸗ det auf dem Rathauſe eine Gemeinderatsſitzung mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Den Viernheimer Waldrezeßvertrag. 2. Errichtung eines Notariats in Viernheim. 3. Erhöhung der Allmendauflage. 4. Gewährung einer Pauſchalvergütung der freiw. Feuerwehr. 5. Regelung der Vergütung des Haus meiſters an der Schillerſchule. J. Aenderung der Gebühren des Pfandzeugen Nik. Jäger 2. 7. Bewilligung von einem Ztr. Brennmaterial an die Wolu⸗Empfänger als beſondere Gabe der Gemeinde auf Weihnachten. Aufrechnung von einem Viertel des Gehalts für Feldſchütz Pfenning von den Wieſenloſen. Vergütung der Hilfsfeldſchützen. „Beratung des Voranſchlags der Gemeinde für 1932 Rj. 1 Sterbefall. In Mannheim verſtarb geſtern nach kurzem Leiden der von hier gebürtige Tieſbauunternehmer Herr Heinrich Sax, im Alter von 66 Jahren. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch von der Leichenhalle Mann- heim aus ſtatt. Lobenswerte Anerkennung Viern⸗ heimer Haudwerksarbeit. Die„Neue Badiſche Landeszeitung“ in Mannheim brachte in einer ihrer letzten Nummern einen Artikel, in dieſem hieſige Handwerksarbeit lobende Anerkennung gefunden hat. Das Blatt) ſchreibt: „Zimmermeiſter Karl Fiſcher, Sohn des hieſigen Ortsbürgers Cornelius Fiſcher 1., hat an der Lorſcherſtraße(neben dem Viern⸗ beimer Naturſteinwerk M. Rohrbacher) ein wahres Kunſtwerk in Form eines Fachwerkhau⸗ ſes geſchaffen. Das Einfamilienhäuschen erregt die Aufmerkſamkeit eines jeden fair t In ſämtlichen Balken ſind Verzierungen einge- ſchnitzt. Der an der Ecke angebaute Erker, der mit Schnitzwerk in barokem Stil überſät iſt, bildet ein Kunſtwerk für ſich. Die ſaubere Ar⸗ beit zeugt von wirklich künſtleriſchem Können des Meiſters und dürfte für die Holzbauweiſe eine gute Reklame ſein. Wir wollen einig mit dem Spruche gehen, den der ehrſame Meiſter in den prachtvollen Erker eingeſchnitzt hat:„Gott ſegne das ehrbare Handwerk!“ Die Grünen ſchlagen Mundenheim 3:2 Zuſchauer gewinnen den Kampf! Das Spiel war ſicher eines der härteſten Die Gäſte zeigten wieder einmal wie Fußball geſpielt wird. Die Ausſicht auf die Kreisliga brachte die Schwarzweißen zu ganz enormen Leiſtungen, das beweiſt die zwei⸗ malige Führung und das ſchwere Drängen nach dem Führungstor der Viernheimer. Die Spieler waren durchweg ſehr hart, aber im allgemeinen Der Sturm brauchte faſt eine Stunde um in das Spiel zu kommen und ſahen ein Debaele vor Augen, bekamen es mit wie waſchechte Ungarn aus der Pußta. Und ſiehe da, der Ausgleich und der Sieg kam. Als dieſer ſicher ſtand, fehlte es an der nötigen Taktik. Die Grünen ließen ſich zurückdrängen und faſt Man konnte froh, wirklich froh ſein als der 10. Ein feiner langer Kombinationszug Wink⸗ ler, Vallendor, Schmidt M., brachte durch letzteren den Ausgleich. Viernheim beherrſchte das ganze Spiel drückte fürchterlich und Mundenheim geht durch Eigentor in Führung! Das war den Siehe oben! Der Aus- gleich und der Sieg kam zur Freude der Viern⸗ heimer und zum Leid der Mundenheimer, die dadurch vielleicht abrücken müſſen.— Ein Wort au die Spieler. Es muß kritiſiert werden und bei dem Urteil über die Kritik ſollten ſich die die Perſon völlig ausſcheidet und nur zur Sache geſchrieben wird. Die Zuschauer haben ſchließlich ein Anrecht darauf. Meine Kritik ſoll doch nur in jedem Falle den Weg zur Beſſerung zeigen, mit einer Lobeshymne nach einem ſolchen Spiel iſt den Spielern nicht gedient. Luwinka. NB. Man beſtürmt mich wegen Eingeſandts in den Zeitungen. Die Intereſſenten mögen ſich beruhigen.„Es muß, muß alles beſſer werden“ Der Spielausſchuß hat z. Z. wirklich keinen Aus der Heimat. Gedenktage. 20. Dezember. 1552 Luthers Gattin, Katharina v. Bora, in Torgau geſtorben. 1857 Der Philolog Otto Cruſius in Hanno— ver geboren. 1916 Der Bildhauer Adolf v. Donndorf in Stuttgart geſtorben. 1921 Der Generaloberſt Hans Hartwig v. Beſeler in Neubabelsberg bei Potsdam geſtorben. Prot.: Abraham. Kath.: Ammon. Sonnenaufg. 8.02 Sonnenunterg. 15.53 Mondunterg. 11.45 Mondaufg.— Nur noch einige Tage. Nur noch einige Tage trennen uns von Weihnachten. Bald wird das Feſt vor der Schwelle unſeres Alltages ſtehen. Und in die⸗ ſen Tagen häuft ſich die Vielzahl weihnacht⸗ lichen Zaubers noch mehr als bisher; die Geheimniſſe und Heimlichkeiten, die mit dem Beſchenken zuſammenhängen, weben eine At⸗ moſphäre freundlicher Spannung durch das Haus und gar die Kinder können kaum noch ruhig ſchlafen, ſo ſehr kreiſen in den Köpf⸗ chen die Wünſche. Vater und Mutter haben gerade genug zu tun, um die vielen neugierigen Fragen der Kleinen abzuwehren. Wenn auch das Weis achtsgebäck zum größten Teil ſchon fertig iſt und in den Räumen einen ſüßen Duft verbreitet, ſo wird die Hausfrau doch noch ein ganz beſonderes leckeres Rezept an dem oder jenem Abend backen. Auch die Tannenbäume halten bereits ihren J Einzug in die Wohnungen. Je näher das Feſt rückt, umſo mehr iſt noch mancher not— wendige Gang zum Chriſtkind zu tun, und beim Geſchenkemachen iſt es ähnlich wie bei an— deren Vorhaben: die beſten Gedanken kommen immer zuletzt. So bringen dieſe letzten Tage vor Weihnach— ten noch ein gutes Maß von weihnachtlichem Sorgen, namentlich die Hausfrau hat viel Arbeit zu meiſtern. In ſtillen Stunden, wenn alles ſchläft, wird in ſovielen Stuben noch emſig für Weihnachten gearbeitet und manches Licht in hohen Dachkammern erlöſcht erſt ge— gen Mitternacht. * Vorſicht beim Anzünden der Kerzen am Chriſtbaum. In jedem Jahre werden Chriſt⸗ baumbrände gemeldet. Daher iſt die Mah⸗ nung angebracht, äußerſt vorſichtig beim Be— feſtigen und Anzünden der Kerzen vorzugehen. Die Kerzen müſſen richtig befeſtigt ſein, leicht brennbarer Chriſtbaumſchmuck: Watte, Seiden⸗ haar uſw. iſt in ihrer Nähe nicht angebracht. Der Baum muß von oben nach unten ange— zündet werden, erfolgt dies umgekehrt, ſind die Kleider der betreffenden Perſonen beim ge— ringſten Windzug gefährdet, und beim Herauf⸗ reichen geraten ſie auch leicht in Brand. Stets ſollte ein Eimer Waſſer in der Nähe eines brennenden Chriſtbaumes anzutreffen ſein. Wie leicht findet ein Flämmchen Nahrung und im Nu ſteht der harzige Baum in Brand. Man ſoll den Chriſtbaum auch nicht zu lange ſtehen laſſen und vorſichtig ſoll er(nur in kleinen Rationen) im. Ofen verbrannt werden wegen der Exploſionsgefahr. Denn auch hiermit iſt ſchon viel Unheil angerichtet worden. Der getrocknete Baum, von dem man zerhackt zu⸗ viel auf einmal in den Ofen ſteckt, entwickelt eine unheimliche Glut, außerdem Exploſions⸗ ſtoffe, die ſchon manchen Ofen zerſprengt haben und Wohnungsbrände verurſachten. e Weihnachtspakete. Die Poſt hat um faſſende Vorkehrungen für die ſchnelle und pünktliche Zuführung der Weihnachtsſendun⸗ gen an die Empfänger getroffen. Nach Mög⸗ lichkeit werden die Pakete auch außerhalb der Schalterſtunden ohne Einlieferungsgebühr an⸗ genommen; unter Vermehrung der Betriebs- mittel und Zuſtellungskräfte werden ſie mit gewohnter Pünktlichkeit zugeſtellt. Bei recht⸗ zeitiger Auflieferung, werden die Pakete ſtets zur gewünſchten Zeit den Empfänger errei⸗ chen. Wenn man alle iſt, 19 11 1 Abſt beim Poſtamt einzuliefern, gebe man ſie i e mit, und zwar, kann das überall da geſchehen, wo die Paketzuſtellung mit Fahrzeugen ausgeführt wird, die Schilder mit der Aufſchrift„Annahme von Paleten ſufelseryce, forellan festonſertod rund rand 5 Fog le 20 bers 0 ng Hoffeeservſce, teſſiq tu b fersohen ſafelservice fur 12 fersc e, g teIiq aparte form mit oer dae 0 gedben tel u. erf vernickelt. or qraũ emails vt nit ecke g en 50g eee 65 0 MWinqmaschine Obstservice, J ſ.q. 2 mod. Bandgekor, 1149 70 bor 95 noni holte 9885 garn ur 0 90Ffſſesen fliesen, veruicgelter Rahmeu — D A lIöffelblec“ 5 vernickelt m. A fig. 2 verrickelt loffelgor. Nee We 4 0 Heiek isse. 0x4, mit zuleitunq Zanure qurantie — vernickelt mit o mit 0 dem 9.9 z dle laffee maschine 95 Gd ns he Feischngch maschine. vereinaſ, S Jalre untſe 4 6 ei Er isfaf Nom poffeller 5½ bleiExista. 8 2 ſompotf schale Olek Tiztall ZO bürchMm. ecke 1a 5 d . kae Die Abholung der Pakete, für die ang Hebie 501. 20 Rpf. zu entrichten iſt, kann durch Fernſprecher oder ſchriftlich beim Poſtamt beſtellt werden. Poſtkarten. oder ein⸗ fache Zettel genügen hierfür; ſie können un⸗ Zuſtellern mitgegeben werden. ee eee Märkte und Börſen. Vom 19. Dezember. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produktenbörſe. eizen 20,25 bis 20,35; Roggen 16,25 0 Sommergerſte für Brauzwecke 18 bis 18,50; Hafer inl. 18,20 bis 18,70% Wei⸗ zenmehl ſüdd. Spezial Null 28,25 bis 29; 10 niederrhein. 28,25 bis 28,50 Roggenmeß 22.50 bis 23,50; Weizenkleie 7,60; Roggenkleie 9.255 Sofaſchrot 10,50 bis 10,30 Palm kuchen 9˙75 bis 9; Erdnußkfuchen 12,50; Heu ſüdd. 4,60 bis 4.80; Wöizen⸗ und Roggenſtroh 0 0 gepreßt und gebündelt 2,25 bis 2,50; 92 er getrocknet 10; alles für die 100 Kilo; Ten⸗ leichten Standpunkt. denz: ſtill. frankiert in die Briefkasten gelegt oder den —— Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 1417 Rinder, davon 312 Ochſen, 128 Bullen, 495 Kühe, 422 Färſen, ferner 1010 Kälber, 110 Schafe, 4940 Schweine. Vor Marktbeginn ausgeführt 317 Schweine. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Nm.: Ochſen 27 bis 30, 24 bis 26, 20 bis 23; Bullen 23 bis 26, 20 bis 22; Kühe 23 bis 25, 20 bis 22, 17 bis 19, 12 bis 16; Färſen 27 bis 30, 24 bis 26, 20 bis 28; Kälber 33 bis 36, 29 bis 32, 24 bis 28; Schafe 23 bis 25,—, 20 bis 22; Schweine —, 40 bis 42, 39 bis 42, 38 bis 41, 36 bis 39.— Marktverlauf: Rinder ruhig, aus⸗ verkauft; Kälber, Schafe und Schweine mit⸗ telmäßig, ausverkauft. Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Rm. per 100 Kilogramm, waggonfrei Mannheim: Inlandsweizen 20,60 bis 20,75: Inlandsroggen 16,90 bis 17; In⸗ landshafer 13,50 bis 14; inl. Sommergerſte 18,75 bis 20, Futtergerſte 17,75, gelber La⸗ . mit Sack 18,50, ſüdd. Weizenmehl pezial Null 28,75 bis 29; ſüdd. Weizenaus⸗ zuasmehl 31.75 bis 32: füdd. Weigenbrotmebl 20,75 bis 21; Roggenmehl nord- und ſüdd. 21,75 bis 24,50; feine Weizenkleie 7,75; Bier⸗ treber 10,50 bis 10,75; Erdnußkuchen 12,25. Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 249 Ochſen, 24 bis 32; 170 Bullen, 17 bis 24; 337 Kühe, 10 bis 25; 475 Färſen, 23 bis 33; 1299 Kälber, 2 bis 38; 55 Schafe, 16 bis 24; 3072 Schweine, 36 bis 43; 3 Ziegen, 10 bis 15 Rm.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueber- ſtand; Kälber ruhig, langſam geräumt; Schweine mittel, geräumt. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 45 Ochſen, 43 Bullen, 49 Kühe, 197 Färſen, 240 Kälber, 1477 Schweine. Be⸗ zahlt wurden pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in Rm.: Ochſen 26 bis 30, 24 bis 26, 23 bis 25, 21 bis 23, 19 bis 21, 18 bis 19; Bullen 21 bis 22, 18 bis 19, 17 bis 18, 14 bis 17; Kühe 15 bis 20; Färſen 26 bis 32, 18 bis 24; Kälber—, 34 bis 36, 31 bis 34, 27 bis 31, 15 bis 20; Schweine—, 43 bis 45, 42 bis 45, 39 bis 43, 37 bis 39, —, 29 bis 33.