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Der Aelteſtenrat des Reichs lags beſchloß Dienstag abend gegen die Stimmen der Kommuniſten und der Sozialdemokralen, vor Weihnachten keine Reichs tagsſitzung mehr ſtattfinden zu laſſen. Der Aelkeſtenrat wird zwiſchen Weihnachten und Neujahr noch einmal zuſammenkreken, um dann Zeitpunkt Nummer 297. 0 36— 42 1 Hausschuhe 95, 75, 65 00 Schwerze Filzschuhe mit Lederbesatzæz Eine Votſchaft Hoovers .. 0,0 In den Vereinigten Staaten von Nord⸗ „ 00 amerika gilt noch immer die alte Verfaſſungs⸗ beſtimmung, daß der Präſident im Novem⸗ 0 145 ber gewählt wird, aber ſein Amt erſt im Frühſahr des nächſten Jahres antritt. Dem⸗ nach iſt alſo Hoover noch bis März 1933 Präſident, obwohl er dei den Wahlen am 8. November vernichtend geichlagen worden iſt. Sein ſiegreicher Gegenkandidat Rooſe⸗ velt hat offiziell noch nich's zu ſagen, er wird erſt nach Ablauf der Hooverſchen Wahl⸗ periode in ſein neues Amt eingeſetzt. Präſident Hoover hat ſoeben an den Kongreß— das iſt die amtliche Begeich⸗ nung für das aus zwei Häuſern beſtehende Ueberseh nne Elegante Lederpantotel braun, rot, blauu Hierzu möchte ich noch bemerken, daß dies alles nur Qualitätsware und kein Schund ist. Frau loh. Pfenning beschalt Seegartenstraße 10. Nds. Der weiteste Weg lohnt sich. Schuh-Vertrieb Schindler Viernheim— Molitorstraße 1 Aufhebung der Sondergerichte. Durch eine weitere Verordnung werden auch die Sondergerichte aufgehoben. Durch die Aufhebung der einzelnen Notver— ordnungen fallen auch die vomReichsminiſter des Innern auf Grund der Ermächtigung er— laſſenen Verordnungen fort, wonach die Verſammlungen und Aufzüge un⸗ tor Sperr namens der bayeriſchen Staatsregierung gegen das vom Reichstag beſchloſſene Amneſtiegeſetz Einſpruch einzu⸗ legen. Er betonte dabei u. a., daß der Erlaß von Amneſtien im Grun⸗ de genommen Sache der Länder ſei. Ueberdies gehe der Entwurf des Reichstages Reichstages fiel, beantragte Miniſterialdirek⸗ Se E 5 2 VDorſobungs- ſiehlebertran hält Schweine geſund und mäſtet. Druckſacſien ſiofort in vornoſimor Ausfüſirung VDiornſieimer Anzeiger — —— — I. B. UDerſobungs Anzeigen für die Weih- nadifsdusgabeè bilten wir eilig duſfgugeben. FF e Cigarren- Geschäft Wunder Torſcherſtraße 44—.— Lorſcherſtraße 44 empfiehlt zum Weihnachtsfeſt: ö bigarren, Pfeifen- und Cigarettentabake in ſch önnen Geſchenk packungen 0 Cigareiten(Alle Marken) Holz-, Porzellan- und Tonnfeifen sowie Klöhchen Große Auswahl von 25.9 an Uur erſtkl. Qualitäten B— Liter 70 Pfg. Rathaus-Drogerie Pöler Mosgopg Kompl. Rüche, neueſtes Model, m. Rühlſchrank beſtehend aus: 1 Büffet, 1 Credenz, 1 Tiſch, 1 Hocker, 1 Handtuchhalter zuſammen Mk. 178.— M. Rosenberg,, Mannheim Schwetzingerſtraße 47 Telefon 43905 Koſtenloſe Abholung durch Auto. Füähnard wöner, lg. H. Bauer l. Telefon 51. 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Nachmittags Platztraining mannſchaften. Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde und Schülertraining. 281/29 Uhr Hallentraining für die Hand⸗ ballmannſchaften. 9—10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde. Freitag: Platztraining für Jugendmannſchaften. 1/9— 10 Uhr Turnſtunde. Sämtliche Platz- und Hallentrainings ſind ge⸗ nau einzuhalten. Am 1. Weihnachtsfeiertag iſt Spielverbot! Am 2. Feiertag Nothilfeſpiele: Fußball gegen Amicitia und Handball gegen Turnverein. für die Handball- Das kleine Geſchäft das ſich große Mühe macht, der Wa lohnt ſich. a Herren-Mäntel M. IW. 00, 25.50. 2.50 Georg Martin, Kiesſtraße 22 8 Uhr Verſammlung der Jünglingsſodalität. ö 3—4 Uhr 1. Abteilung Schülerinnen in der Wochenplan der Sportver⸗ einigung Amicitia 09 E.. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Abteilung Fußball: Dienstag Nachm. 3 Uhr: Training der 1. und 3. Mannſchaft. Mittwoch Nachm. 3 Uhr: Training der Schüler und Jugend. Abends 8 Uhr: Spielausſchuß. Donnerstag nachm. 3 Uhr: Training der 1, 2. und 4. M. Vorſchau: 2. Weihnachtsfeiertag, /3 Uhr: Sp. Ugg. Amicitia 1. DJK. Uiernheim!. Vorher um 1/2 Uhr: Turnvein 93 1. DJK. Uiernheim 1. nana! (Beide Spiele zu Gunſten der Nothilfe Viernheims! 4 Für den Gab 4 jchöne Geſchenke wie: Photo⸗Kameras und Zubehörteile Geſcheukkartons mit Parfüms und Seiſen Wein, Weinbrand, Alalaga Liköre, Schokoladen und Pralienen Chriſtbau m ſſch mn u ck I Alles in großer Auswahl 11! s zu günſtigen Preiſen! Nathaus-Drogerie ter Moskopp N 5 4.*— Olgarren- Ul N 9 0 Geschäft L. f El 1 Lorſcherſtr. 4—: Lorſcherſtr. 4 chenken Sie zu Weihnachten S Cibarron, Cigarenen usw.! Mein Lager iſt gut ſortiert in allen Preislagen: Mk. 1.00; 1.20; 1.50; 2.00; 2.50; 3.00 u. 5.50. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit; glieder⸗ u. Generalverſammlungen nder Turnverein 1893. Die Turnſtunde für Tur⸗ nerinnen findet dieſe Woche ausnahmsweiſe heute Dienstag abend 8 Uhr ſtatt. Die Turn- ſtunden der Schüler und Schülerinnen fallen in der Weihnachts- und Neufahrswoche aus. Die Turnleitung. Parlament der Vereinigten Staaten— eine Botſchaft gerichtet, die auch für Europa höchſt beachtenswert iſt. Selbſtverſtändlich ſpielt in den Ausführungen Hoovers, zu de⸗ nen er ſich übrigens die Zuſtimmung ſeines Nachfolgers Rooſevelt geholt hat, die Frage der Kriegsſchulden eine große Rolle. Hoover ſagt darüber, es wäre zweck mäßig, wenn der Kongreß wieder eine Kriegsſchuldenkommiſſion ein⸗ ſetzte. Die Oppoſition gegen eine ſolche Ein⸗ ſezung ſei jedoch ſo ſtark, daß er nicht die Hoffnung habe, ſein Wunſch werde erfüllt werden. Deshalb werde er unabhängig vom Kongreß vorgehen müſſen, um einen Orga⸗ nismus zu ſchaffen, der eine neue Eröctecung der Kriegsſchuldenfrage mit denjenigen Län⸗ dern beginnen ſolle, die nicht in Verzug ſeien. Man ſieht: mit Frankreich ſoll nicht verhandelt werden, es ſei denn, die Franzoſen bezahlen noch nachträglich! Es iſt für uns in Deutſchland beſonders intereſſant, daß Hoover im Zusammenhang mit der Schuldenfrage und der Frage der Weltwirtſchaftskriſe auch auf die eurgpäiſchen Rüſtungen zu ſprechen kommt. Er ſtellt feſt, daß Europa(lies: Frau reich!) ſich eine Rüſtung zulegt, die auch Amerika genötigt habe, zu ſeiner Verteidigung höhere Ausgaben zu machen als vor dem Kriege. Eine Herabſetzung der Rüſtungen e! auch für die Lage 1 von weittragender Bedeutung. Obwohl ſich die Weltwirtſchaftskonferenz mit. dieſer Frage nicht beſchäftigen dürfe, müſſe man dennoch auch bei dieſer Gelegenheit auf einen Fortſchritt der Abrüſtungsfrage Bedacht neh⸗ men. Zur Weltwirtſchaftslage erklärt Hoover ſodann noch, eine der hauptſächlich⸗ ſten Anstrengungen, die die Welt machen müſſe, ſei die Wiederherſtellung des Preas, nive aus, und zwar ſei eine? der wichtig⸗ ſten Mittel hierfür die Wieder herſtellung ei⸗ nes feſten Deviſen⸗ und h ſ ell. kurſes. die Goldwährung bleibe die einzig mögliche praktiſche Grundlage für der internationalen Weltverkehr und die Feſtig⸗ keit der Währung bei den fort schrien Induſtrieſtaaken. Eine beſſere Ausnutzung, des Silbers als zuſätzliches Geld würde zur Feſtigung der Währung in vielen Län⸗ dern der Welt beitragen Hoover beſtreitet, daß Zahlungen zwiſchen Nationen ſtets di⸗ rekt in Waren oder Gold geleiſtet wor⸗ den ſeien, denn normaler Weiſe ſei der dre ſeitige„Hande!“ ein ſehr großer Fak⸗ tor im internationalen Austauſch, und man kunft auch Dienſte wie die Ausgaben amen kaniſcher Vergnügungs nder und die Geldfendungen von A anderern an die meiſten Schuldnerländer n Rechnung ſtellen, was oft den Betrag der Schuldenzahlungen an die USA. überſteige. Hoover betont noch⸗ mals ſeinen Standpunkt, daß die Wirtſchafts⸗ konferenz ſich nicht mit der Schuldenfrage beſchäftigen und daß keine gemeinſame Kon⸗ ferenz mit den Schuldnern ſtattfinden dürfte. Der Präſident faßt ſeine in der Botſchaft dargelegte Anſicht zum Schluß zuſammen. Er ſagt dabei nochmals, daß ein geeigneter „Organismus“ zur Behandlung der Schul: denfrage geschaffen werden müſſe. Einige Vertreſer des zu ſchaffenden Organismus ſollten ſofort ausgewählt werden zur Vor⸗ der Weltwirtſchaft Wechſel⸗ g und Tagesordnung der nächſten Reichslags- ſitzung feſtzuſetzen. die nicht vor Anfang Januar ſtaltfinden dürfte. Der Veſchlußz des Neichsrats. Am Dienstag nachmittag 5 Uhr fand die mit großer Spannung erwartete Sitzung des; Reichsrates wegen des Amneſtiege⸗ ſetzers ſtatt. Es handelte ſich dabei um die Frage, ob der Reichsrat gegen das vom Reichstag beſchloſſene Amneſtiegeſetz für Ver— gehen und Verbrechen, die aus politiſchen Motiven begangen ſind, Einſpruch erheben ſollte. Der Reichsrat beſchloß mit 44 gegen 19 Sfimmen der Verkreier von Bayern, Württemberg, Baden und Brandenburg bei drei Stimmenthaltungen von Hanno⸗ ver, Braunſchweig und Mecklenburg; Strelitz gegen daß Amneſtiegeſetz keinen Einſpruch zu erheben. die nolwendige Mehrheik iſt alſo im Reichsrat für die Amneſtie zuſtandegekommen. Der Reichsrat nahm noch eine Entſchlie⸗ ßung an, in der die grundſätzlichen Be⸗ denken gegen die Amneſtie zum Ausdruck gebracht werden, dann aber erklärt wird, daß durch einen Einſpruch das Zuſtandekom— men des Geſetzes nicht verhindert, ſondern nur hinausgeſchoben und dadurch dien; politiſche Entſpannung und Beruhigung ver— eitelt würden. Konfliktsſtoff aus der Welt geſchafft. Durch den Beſchluß des Reichsrats, gegen das Amneſtiegeſetz keinen Einſpruch zu erheben, iſt ein Konfliktsſtoff aus der Welt geſchafft. Bekanntlich hatte der Aelteſtenrat des Reichstags beſchloſſen, das Reichstags— plenum noch vor Weihnachten zuſammenzu— berufen, falls der Reichsrat gegen das Am⸗ neſtiegeſetz Einſpruch erhebt, Durch den jetzigen Beſchluß des Reichs- rats iſt aber nun eine Weihnachtskagung des Reichstags unnötig geworden. Das Amneſtiegeſetz wird jetzt in Kraft treten. Die preußiſche Regierung hat bereits er- klärt, daß ſie alle Vorkehrungen getroffen habe, um die Strafgefangenen, die durch die Amneſtie ihre Freiheit wieder erlangen, noch vor den Weihnachtsfeiertagen aus den Straf⸗ anſtalten zu entlaſſen. der Einspruch der üddeutſchen. In der Reichsratsſitzung, in der die Ent⸗ ſcheidung über die Amneſtievorlage des bereitung der Weltwirtſchaftskonfe⸗ renz, ferner um Anſichten über die Schul⸗ denfrage mit einigen Nationen auszutauſchen und andere Nationen Ratſchläge über die von ihnen eee e Haltung zu geben. Es wäre vorteilhaft, wenn einige von den erwähnten Vertretern auch der Abrü⸗ ſtungskon ferenz beigeordnet würden. Hoover fügt hinzu: es iſt nach meiner An⸗ ſicht augenſcheinlich, daß die Ausſichten auf ein erfolgreiches Ergebnis der Weltwirt⸗ chaftskonferenz ſehr verbeſſert würden, wenn 25 Schuldenproblem zuvor ſtudiert würde, obwohl ein endgültiges Abkommen ſehr wohl von einer befriedigenden Löſung der Wirt⸗ ſchaftsfrage und der Abrüſtungsfrage ab⸗ ngen kann, an denen unſer Land unmittel⸗ bar intereſſiert iſt. weit über das erträgliche Maß hinaus, zumal er auch ſchwere Einbrüche in die Rechtsord— nung umfaſſe. Die Tendenz, in kurzen Zeit⸗ abſchnitten auch ſchwere ſtrafbare Handlun— gen nur deshalb ſtraflos zu laſſen, weil die Täter ein parteipolitiſcher Grund geleitet habe, führe letzten Endes zu einer ſo ernſten Erſchütterung der Staatsordnung, daß die Länder als Träger der Juſtizho⸗ heit Einſpruch dagegen erheben müßten. Der Vertreter der württem bergi⸗ ſchen Staatsregierung ſchloß ſich dieſem Kraft geſetzt. Einſpruch an und hob insbeſondere hervor,] Vesd, f 0 0e! blikſchutzgeſetzes übernommen worden. Hier- daß wiederholte Amneſtien den Erfolg der Abſchreckung abſchwächten und Hemmungen gegen die Störung der öffentlichen Ordnung beſeitigten. Auch der Vertreter Badens ſchloß ſich dem Antrag Bayerns an. Amneſtiegeſetz unterzeichnet! Der Reichspräſident hal noch am Dienslag abend das Amneſtiegeſetz unkerzeichnek, ſo daß es ſofork in Kraft frelen kann. Es kommt etwa 15 000 Perſonen zugute, von denen ek. wa 9000 noch vor Weihnachten in Freiheit geſetzt werden. Neue Notverordgung. „Verordnung des Keichspräſidenten zur Er- g i ihre Verfaſſung,. oder die deutſche Wehrmacht bef haltung des inneren Friedens.“ Berlin, 21. Auf Grund des Artikels 48 der Reichsver⸗ faſſung hat der Reichspr äſident am Dienstag eine Verordnung erlaſſen, die die ſogenannten Terrornotverordnungen vom Juni und Auguſt ds. Js. in weſenklichen Teilen außer Kraft ſetzt. Dez. Es iſt ter freiem Himme lwverboten waren. Weiter iſt noch hervorzuheben, daß auch alle Beſtimmungen über die amtlichen Auflagenachrichken in der Preſſe jetzt in Fortfall kommen. Das Republikſchutzgeſetz. Durch die neue Notverordnung wird auch das Republikſchutzgee ſe tz, das am 31. Dezember abläuft, zum größten Teil au ß er Es ſind aber in die neue Verordnung einige Vorſchriften des Repu⸗ bei handelt es ſich in erſter Linie um Er⸗ gänzungen des Strafgeſetzbuches nach drei Richtungen hin: Die Verabredung zu Verbrechen gegen das Leben bleibt weiterhin unter Skrafe geſtellt. Dasſelbe gilt für Gewalktäkig⸗ keiten gegen den Reichspräſidenken, oder öffeniliche Beſchimpfung oder Ber- leumdung des Beichspräſidenken. Fer- ner war zur Auſrechkerhalkung der Skaatsaukorikät ein dauernder Schutz des Stages, ſeiner Symbole und der mehrmacht verkörpernden Hoheit des Staates gegen Verhetzungen notwendig. ſich in der daher in das Strafgeſetz buch eine Strafvorſchrift gegen den eingefügt, der ſchriften öffentlich das Reich oder eines der Länder, ihre Farben oder Flaggen, ſchimpft, oder böswillig und mit Ueberlegung verächtlich macht. Abgeſehen von dieſen drei Strafvor— ſind aus dem Republikſchutzgeſetz mit gewiſſen Abänderungen nur diejenigen Porſchriften Sicherung Die amtliche Erläuterung zu dieſer Maß⸗ nahme weiſt darauf hin, daß die politiſche Beruhigung, die mit Erlaß der Terrornot— verordnung eingetreten ſei, die Reichsregie— rung veranlaßt habe, dem Reichspräſidenten die Aufhebung eines Teiles dieſer Sonder— vorſchriften, und zwar die Aufhebung der Verordnungen gegen politiſche Ausſchreitun⸗ gen und gegen den politiſchen Terror vorzu— ſchlagen, deren Geltungsdauer von vorn— herein nur für die Zeit beſonderer politiſcher Spannungen gedacht war, und die daher jetzt entbehrt werden können. Die Notverordnung ſtellt die pollitiſchen Freiheiten des Skaatsbürgers in weitem Umfange wieder her, und enthält eine Reihe von Uebergangsbeſtimmungen. durch die feſtgelegt wird, wie mit Perſo⸗ nen zu verfahren iſt. die nach den alten Beſtimmungen beſtraft worden ſind. In der Verordnung iſt beſtimmt, daß Ver⸗ ſtöße gegen die bisherigen Ausnahmevor— ſchriften, ſoweit ſie nicht etwa ſchon unter die vom Reichstag beſchloſſene Amneſtie fallen würden, künftig nicht mehr verfolgt werden. Die Strafmilderungsvorſchriften der Verord⸗ nung gegen politiſche Ausſchreitungen vom 14. Juni 1932 ſind ausdrücklich aufrecht er⸗ halten. Auch iſt das ſofortige Außerkraft⸗ treten der auf Grund der bisherigen Vor⸗ ſchriften erlaſſenen Zeitungsverbote ausge ſprochen worden. übernommen worden, die der des Staates gegen hochverräte— riſche Angriffe dienen. Purglrieden bleibt bestehen. Wie man von zuſtändiger Stelle ergän⸗ zend mitgeteilt wird, bleibt die zurzeit gül— tige Verordnung über den poliliſchen Burgfrieben, die noch bis zum 1. Januar einſchließlich Gültigkeit hat, beſtehen. Dieſe Verordnung wird alſo durch die neue Verordnung ni cht betroffen. Eine Mahnung. In dem amtlichen Kommentar zu ber neuen Notverordnung heißt es u.a. noch: Die teichsregierung ging von der Erwartung aus, daß die politiſchen Meinungsverſchie⸗ denheiten künftig in der Oeffentlichkeit in ei— ner Form ausgetragen werden, die des deutſchen Volkes als einer Kul- turnakion würdig iſt. Wie der Reichskanzler bereits in ſeiner Rundfunkrede vom 15. Dezember mitgeteilt hat, hat der Reichspräſident dem Vorſchlag der Reichsregierung im Vertrauen auf den geſunden Sinn der ordnungsliebenden Be⸗ völkerung entſprochen, dabei aber zum Aus- druck gebracht, daß er nicht zögern würde, eine ſcharfe Verordnung zum deutſchen Volkes zu erlaſſen, falls er ſich wider Erwarten in Schutze des ſeinem Vertrauen getäuſcht ſehen ſollte. Staatsgerichtshof⸗Entſcheidungen. Geſchäſtserdnung des preußischen Landtags verfaſſungsmäßig. Leipzig, 21. Dez. In der verfaſſungsrechtlichen Streitſache der nationalſozialiſtiſchen Fraktion im pre u⸗ ßiſchen Landtag gegen den preußiſchen Landtag, angeſtrengt mit dem Ziele, die er⸗ folgte Umgeſtaltung des Paragraph 20 der Geſchäftsordnung des preußiſchen Landtages (Wahl des Miniſterpräſidenten betreffend) für verfaſſungswidrig zu erklären, verkündete Reichsgerichtspräſident Dr. Bum⸗ ke namens des Staatsgerichtshofes für das Deutſche Reich am Dienstag mittag folgende Entſcheidung: Die Ankräge werden zurückgewieſen. Die Abänderung des zweiten Satzes des Ab ⸗ ſatzes 2 des Paragraph 20 der Geſchäfts⸗ ordnung des preußiſchen Landtages, wo⸗ nach eine Siſchwahl bei der Wahl des Miniſterpräſidenten nicht mehr zuläſſig iſt, iſt demnach vom Staatsgerichtshof als der Verfaſſung enkſprechend bezeich⸗ net worden. Wie man ſich erinnert, war die Aende— rung der Geſchäftsordnung durch den alten Landtag kurz vor Ablauf ſeiner Sitzungs— periode vorgenommen worden, um die Wahl des Miniſterpräſidenten zu er ſchwe— ren. In der Begründung wird darauf hingewieſen, daß mehrere Lan⸗ desverfaſſungen die Stichwahl bei der Regie⸗ rungsbildung ausſchließen, ohne daß die Un— vereinbarkeit dieſer Ausſchließung mit der Reichsverfaſſung geltend gemacht worden wäre. Eine gleiche Regelung kann dem preußiſchen Landtag nicht verwehrt werden. Das Zuſtandekommen dieſer Geſchäftsord— nungsvorſchrift iſt ebenfalls nicht verfaſ— ſungswidrig geweſen. So iſt die Wahl zwar erſchwerk worden, ſie iſt aber möglich geblieben. Um ſie zuſtandezubringen, muß ſich die größte Partei mit anderen verſtändigen. Die⸗ ſer Zwang zur Verſtändigung kann nicht als verfaſſungswidrig angeſehen werden, denn in Deutſchland iſt ja noch nicht das Iweiparteienſyſtem eingeführt. Die Schwierigkeit iſt ſo wohl verſtärkt, aber ſie iſt nicht unerträglich geworden. Aus all dem ergibt ſich auch zugleich, daß der Vor⸗ wurf der Sittenwidrigkeit nicht durchgreift, auch wenn die damaligen Mehrheitsparteien ſich von parteipolitiſchen Beweggründen bei ihrer Abſtimmung haben leiten laſſen, ſo er⸗ gibt ſich nicht, daß das Ergebnis der Ab— ſtimmung der Verfaſſung widerſpricht. 8 1 Noch eine Eniſcheidung. In der verfaſſungsrechtlichen Streitſache der ſozialdemokratiſchen Fraktion des preußiſchen Landtages gegen den Prä— ſidenten des preußiſchen Landtags verkün⸗ dete Reichsgerichtspräſident Dr. Bumke namens des Staatsgerichtshofes für das Deutſche Reich am Dienstag folgende Ent— ſcheidung: Nach Artikel 17 Abſatz 3 Sah 2 der preußiſchen Verfaſſung durfte der Prä- ſident des preußiſchen Landkages auf Norlangen der 1E N N Sozialdemokratliſchen Fraktion vom 3. Auguſt 1932 den Land- ſag nicht erſt am 30. Auguſt einberufen. Dieſe Entſcheidung hat natürlich praktiſche Bedeutung nur für etwaige ähnliche Fälle in der Zukunft. Der ſächſiſche Staat verurteilt. In der Klage der Evangeliſchen Landeskirche Sachſens gegen das Land Sachſen wegen Zahlung von Entſchä⸗ digung an die Kirche hat der Staatsgerichts⸗ hof für das Deutſche Reich unter dem Vor⸗ ſitz des Reichsgerichtspräſidenten Dr. Bu m⸗ ke die Entſcheidung am Dienstag mittag da⸗ hin verkündet, daß den Anträgen der Kirche im weſentlichen ſtattgegeben worden iſt. Der Staat muß alſo für eine Reihe von Einkünften, die die Kirche nicht mehr hat, Erſatz leiſten. Er muß zu den Beſoldungen der Pfarrer und Kirchenbeamten Zuſchüſſe leiſten, und muß außerdem in Höhe von fünf Millionen Mark nachzahlen, was er bisher zu zahlen verwei— gert hat. Aus dem Aelteſtenrat. Eine Warnung der Reichsregierung.— Dro- hung mit Konflikt. Berlin, 21. Dez. In der Sitzung des Aelteſtenrates des Reichstags hatten die Kommuniſten als Ta— gesordnung nicht nur die Beratung der Winterhilfe, ſondern auch die der po litiſchen Anträge verlangt; ihr An⸗ trag fand bei den anderen Fraktionen über⸗ haupt keine Unterſtützung. Die Sozial⸗ demokraten wünſchten nur die Bera— tung der Winterhilfsanträge noch vor Weih— nachten, aber auch dafür traten außer den Antragſtellern nur noch die Kommuniſten ein. Eine nationalſozialiſtiſche Anregung, den Reichskag ſelbſt zwar nicht mehr für Weihnachten, aber doch wenigſtens un⸗ mittelbar nach Weihnachten einzuberu⸗ fen, wurde zurückgeſtellt zu Gunſten ei⸗ nes Ankrags des Zenkrums. wonach der Aelteſtenrat zu gegebener Zeit nochmals zuſammentreten ſoll, um ſich mit der Frage der Einberufung des Plenums zu befaſſen. Die Regierung war in der Aelteſten⸗ ratsſizung durch Reichsarbeitsminiſter Dr. Syrup und durch den Staatsſekretär der Reichskanzlei, Planck, vertreten. Skaaksſekretär Planck warnte vor einem Zuſammenkrikt des Reichstags. Er führte dus, die Regierung habe ja in der Frage der Amneſtie ihr Enkgegenkommen gegenüber dem Reichstag bewieſen. Wenn der Reichs ⸗ tag nun Beſchlüſſe faſſe, die für die Regie. rung nicht kragber wären, müſſe man mit ernſten Konflikten rechnen. Ein Juſamm tritt des Reichstages noch vor Weihnachten würde den ſoforktigen Konfliktsfall bedeuten. Die Minterhilfe. Reichsarbeitsminiſter Dr. Spyrup aab Aus— S(.. A kunft über den Stand der Beratungen des Reichskabinetts über die Winterhilfs⸗ ma ß nahmen. Es werde ſich vorausſicht⸗ lich ermöglichen laſſen, daß für jeden Haupt⸗ unterſtützungsempfänger 4 Pfund Fleiſch zu je 30 Pfennig verbilligt abgegeben wer⸗ den könnten und ferner zwei Zentner Koh⸗ le n, ebenfalls um ſe 30 Pfennig verbilligt. Bei gegenwärtig 6,9 Millionen Hauptunter⸗ einen Aufwand von 37 Millionen Mark erfordern. Dazu würden noch einige Millio⸗ Kinder ⸗ ſtützungsempfängern würde das nen kommen für Zwecke der peiſung. Das Reichskabinett werde am Mittwoch hierüber endgültige Beſchlüſſe faſ⸗ ſen. Aus finanziellen Gründen könne die Regierung über das ſo ſkizzierte Ausmaß der Winterhilfe nicht hinausgehen. Neue Plünderungen in Verlin. Polizeiliche Sondermaßnahmen. Berlin, 21 Dez In Berlin kam es auch am Dienstag wie⸗ der an zwei Stellen zu Plünderungen von Ladengeſchäften. So erſchienen in einem Konfektionsgeſchäft in Schöneberg 15 junge Burſchen, ven denen zwei die Inhaber mit Piſtolen bedrohten. Die übrigen ſuchten ſich inzwiſchen Mäntel und Anzüge aus. Die Täter entkamen unter Mitnahme pe. zehn Mänteln und etwa 15 Anzügen. Im Norden der Stadt erſchienen nach Einbruch der Dunkelheit mehrere junge Burſchen vor einer Gänſeſchlachterei. Sie ſchnitten die vor den Schaufenſtern hängenden Gänſe ab. Die Köpfe ließen ſie hängen. Insgeſamt wurden 26 Gänſe geſtohlen. Auch hier ent— kamen die Täter unerkannt. Infolge der käglichen Ladenplünderungen ſind nunmehr vom Polizeipräſidenten neue Maßnahmen gelroffen worden. Zur Förde⸗ rung der Aufklärung jeder einzelnen in der Jeit vom 21. bis 24. Dezember in Berlin ekwa noch vorkommenden Plünderung eines Lebensmittelgeſchäftes wird eine Belohnung von je 300 Mark ausgeſetzt. Konflikt in Württemberg. Wegen der Amneſtie. Stuttgart, 21. Dezember. Im württembergiſchen Landtag wurden am Dienstag nachmittag Anträge der National⸗ ſozialiſten, Kommuniſten und der Sozialdemo⸗ kraten angenommen, in denen gefordert wird, daß die Regierung ihren Einſpruch gegen das Reichsamneſtiegeſetz zurückziehe und die würtlembergiſchen Vertreter im Reichsrat an⸗ weiſe, für das Reichsamneſtiegeſetz zu ſtimmen. Dieſe Anträge gelangten mit 41 gegen 31 Stimmen zur Annahme. Daraufhin erklärte Staatspräſident Dr. Bolz, daß die Regie⸗ rung ſich weigere, einen ſolchen Beſchluß aus⸗ zuführen. Der Landtag ſolle ſich eine andere Regierung wählen, wenn er derartiges for⸗ dere. Der ſozialdemokratiſche Abg. Keil beantragte ſodann als nächſten Gegenſtand einen Antrag ſeiner Fraktion auf die Tagesordnung zu ſet⸗ zen, der ſich gegen das Verhalten der würt⸗ tembergiſchen Regierung richtet. Gegen den Antrag, dieſe Sache ſofort auf die Tagesord⸗ nung zu bringen, wurde Widerſpruch erhoben, worauf ein Antrag, die Sitzung aufzuheben, angenommen wurde. Die Sitzung wurde ſo⸗ dann unterbrochen. f — Magdalen zwischen den zwei ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger. Halle(Saale — ſagen wir zehntauſend Mark. weſen. Er freute ſich nicht über das Geld, aber er war doch froh, daß ſein Name vor der Welt rein bleiben würde, da er nun alles bezahlen konnte. Er würde auch in das Leben Magdalens nicht mehr eingreifen, er wollte alles dieſem vornehmen Menſchen hier überlaſſen. „Ich möchte mich verabſchieden, Herr von Lindsmühlen. Ich habe in einer Stunde noch eine wichtige Beſprechung mit meinem Anwalt.“ „Dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Würden Sie alſo die Güte haben und mir die Vollmacht für Frau Oberhoff zuſtellen laſſen?“ „Noch heute, Herr von Lindsmühlen.“ Der Schloßherr begleitete ſeinen haupt kein Geld hatte? Lindsmühlen ſah die ſtaubigen Schuhe des alten Herrn erſt jetzt. Er nahm den Arm des alten Herrn. „Ich darf Ihnen doch den Wagen zur Verfügung ſtellen? Wir trinken unterdeſſen noch ein Glas Wein. Ich werde Sie nun doch nicht ſo fortlaſſen, und ich überlege Beſuch Draußen aber wartete kein Wagen. Gerring mußte zu Fuß den immerhin weiten Weg gegangen ſein. Ob er über⸗ Wagen verſonnen nach. morgen ab., Schwinden begriffen, denn hinaus. Herren, den verſtorbenen mir eben: die Rente für dieſen Monat nebſt der Anweiſung der zehntauſend Mark können Sie gleich mitnehmen. Sie erſparen mir dadurch ein bißchen Arbeit.“ Gerring konnte nichts antworten, aber eine Träne rollte über ſeine eingefallene Wange. Eine Viertelſtunde ſpäter fuhr er fort, und Linds⸗ e. b 46 mühlen ſtand auf den Stufen der Freitreppe und ſah dem „Dann würde ich Vollmacht für Frau Linda Oberhoff ſchriftlich von Ihnen erbitten, lieber Herr von Gerring. Was ich noch ſagen wollte: Ich laſſe Ihnen neben der erſten Rente gleich noch eine größere Summe überweiſen Das wird zur Be— gleichung einiger Angelegenheiten reichen, denke ich.“ Der alte Mann, der in den letzten Wochen nur noch ein halber Menſch geweſen war aus Angſt und Reue, fühlte wieder feſten Boden unter ſich. Aber er war nicht mehr der alte Gerring, der er noch vor einem halben Jahre ge— Einige Tage ſpäter hielt Lindsmühlen die Antwort auf ſeinen langen, ausführlichen Brief in den Händen. Ludwig Oberhoff ſchrieb, er ſei zwar wenig erbaut, ſeine gewohnte Ordnung und Verhätſchelung ſeitens ſeiner Frau zu miſſen, aber natürlich reiſe Linda ſchon über⸗ Die Sache mit dem leitenden Arzt ſei auch ſchon in Ordnung gebracht, und ſo werde ſich ſeine Frau alſo in das Sanatorium für Schwernervenkranke begeben. Sie würde allerdings dort wirken wie eine blühende Roſe unter blaſſen kranken Blumen, aber na, in Ordnung bringe ſie es, wenn wirklich noch etwas in Ordnung zu bringen ſei. Er ſolle alſo ganz beruhigt ſein, die Sache ſei jetzt in den allerbeſten Händen. Im übrigen wünſche er für die Zukunft alles Glück, und der Verdacht, der ſcheine ſchon im jedenfalls Detektiv ſchon wochenlang in der dortigen Gegend umher. Es ſcheine niemand außer ihm zu wiſſen, er ſpreche auch nicht darüber, denn er habe ja das größte Intereſſe daran, daß der ganze Unſinn, der bis jetzt geſchehen ſei, eine Reviſion erfahre. Jedenfalls habe ihn beſagter Mann aus⸗ führlich in aller Freundſchaft über Baron Reuter aus⸗ gefragt, und er habe nicht hinterm Berge mit den Ant⸗ worten gehalten. Wenn man natürlich auch da nicht wüßte, was gerade Reuter für ein Intereſſe hätte haben ſollen, und er hatte ſich ja gleich von vornherein ein wunder⸗ ſchönes Zeugnis verſchafft: Frau von Eltzen, die die beiden Friedrich Reuter, getroffen und, nachdem Lindsmühlen ſich ver⸗ abſchiedet, mit Reuter wohl gut und gern zwei Stunden verhandelt hatte wegen gegenſeitiger Gutsangelegenheiten, In kurzen Worten: Der Reichspräſident hat eine Notverorz⸗ nung erlaſſen, durch die die Terrornotverord. nungen vom Juni und Auguſt ds. Is. außer Kraft geſetzt werden. Durch eine ergänzende Verordnung werden die Sondergerichte auf⸗ gehoben. Der Reichsrat hat am Dienstag den An⸗ trag, gegen das Amneſtiegeſetz Einſpruch zu erheben, mit Stimmenmehrheit abgelehnt, Das Geſetz wird alſo nunmehr in Kraft treten. Der Staatsgerichtshof für das Deutſch Reich fällte am Dienstag verſchiedene Ent. ſcheidungen. U. a. wurde die bekannte ge ſchäftsordnungsänderung des preußiſchen Landtags für verfaſſungsmäßig erklärt. Der engliſche Premierminiſter Macdonal richtete durch Rundfunk einen Aufruf an 01 engliſche Volk, die Arbeitsloſen durch Spen⸗ den zu unterſtützen. Das Kabinett Paul-Boncour will in de Schuldenfrage die Entſcheidung der lier achten und Verhandlungen mit Waſhington aufnehmen, um eine Verſtändigun ſu⸗ enn f gung zu ſu Genſer Vertagungsmaſchine. Der Völkerbund verklagt alles. Genf, 21. Dez. Der Völkerbundsrat behandelte in öffem⸗ licher Sitzung die große Agrarbeſchwerde des Deulſchkums in Polen und beſchloß die Angelegenheit auf die Rats- tagung im Januar zu vertagen. Vor der Beſchlußfaſſung kam es zu einem heftigen Zuſammenſtoß zwiſchen dem deutſchen Vertreter, dem Leiter der Oſtabteilung des Auswärtigen Amtes, Miniſterialdirektor Meyer, und dem polniſchen Regierungs- vertreter Graf Raczynſki. Der polniſche Ver— treter verlangte, daß auch Deutſchland für die polniſchen Minderheiten in ſeinen Grenzen die gleichen Verpflichtungen, wie Polen ge— genüber den deutſchen Minderheiten über⸗— nehme. Demgegenüber betonte Miniſterial— direktor Meyer, daß die Lage der polniſchen Minderheit in Deutſchland als außerordents lich befriedigend bekannt ſei und daß die bisherigen Beſchwerden der polniſchen Min— derheit in Deutſchland noch niemals zu ei— nem Vorgehen des Pölkerbundsrates geführt hätten.— Auch die Beratungen über den Mandſchurei-Konflikt ſind auf den 16. Januar vertagt worden. In einer kurzen Schlußſitzung des Ausſchuſ⸗ ſes wurde eine rein formale Entſchließung angenommen, in der der Präſident und der Generalſekretär des Völkerbundes mit der Weiterführung der Verhandlungen beauf— tragt werden. Dieſe Entſchließung kann je— doch den wahren Tatbeſtand der völligen Er⸗ gebnisloſigkeit der bisherigen Vermittlungs verhandlungen des Völkerbundes nicht ver— ſchleiern. Der Völkerbund ſteht damit nach anderthalbjährigem Bemühen, den Konflikt im Fernen Oſten beizulegen, vor einem vollſtändigen Juſammenbruch ſeiner Bemühungen. Vertagt wurde ſchließlich auch die Be⸗ ratung des engliſch-perſiſchen Oeſ⸗ konflikts. hatten. treibe ſich ein Spiel. Karl und Baron Und in dieſ Wenige Tage ſpäter. draußen; Schnee und Regen vermiſchten ſich, und der Sturm trieb dieſes Gemiſch an die Scheiben. Karl Joachim ſaß in ſeinem Arbeitszimmer und ſuchte in den Papieren des Verſtorbenen. Vor einigen Tagen hatte er verſchiedene Schreiben ge— funden, die ihm die Augen über Friedrich Karl geöffnet Und es war ſein Wunſch, dieſe Angelegenheiten alle ſo ſchnell als möglich zu ordnen. Er hatte ſchon tags— zuvor bis ſpät nach Mitternacht gearbeitet, aber er war doch nicht ganz fertig geworden. Nun wollte er jetzt noch einige Stunden dazu verwenden, und das Wetter da draußen war ganz dazu geſchaffen, ſich im Zimmer zu ver⸗ graben. Aber erſt lehnte er ſich noch ein Weilchen in den tiefen Seſſel zurück und dachte nach. Wie vorſichtig die Nachbarn ihm aus dem Wege gingen! Man ſchnitt ihn nicht direkt, aber man legte Diſtanz zwiſchen ſich und Schloß Lindsmühlen. Lindsmühlen lächelte bitter. Er fragte gewiß nicht nach der Meinung der Welt er Zeit ſei die Tat geſchehen. Scheide alſo Reuter ſchon aus, falls er nicht Helfershelfer gehabt habe. Aber er, Oberhoff, habe große Hoffnung, daß ſich die Sache bald zum Guten wenden würde. Wie eine Koſtbarkeit legte Karl Joachim von Linds⸗ mühlen den Brief in ein Fach des Schreibtiſches. 735* * Es war ein wüſtes Wette! Aber hier ſtand alles auf dem Seine ſchön geformte, ſchlanke Hand ſtrich über die Stirn, ſtrich dann das volle dunkle Haar zurück. Magdalen! Wie ich dich liebe! Du mußt geſund werden für mich. Ich will gut machen an dir, was mein Bruder geſündigt! Auch daran, an dieſes Glück, falls es mir zuteil wird, würde der Klatſch ſich heranmachen, aber das würde mich nicht berühren. darum iſt ein Glück möglich, ein wahres, reines Glück! zwiſchen uns ſteht keine Schuld, (Fortſetzung ſolgt.) 0 Flugzeug ſtürzt auf ein Haus. Feuer durch Explofion des VBenzintants.— 2 Tote, 10 zum Teil Schwerverletzte. Paris, 21. Dez. In Antony, einer kleinen Orlſchaft in der Nähe der franzöſiſchen Hauptſtadt ſtür zie ein Militärflugzeug aus noch nicht bekannker Aach auf ein Haus. Der Benzinbehälter explodierte und das Haus und der Apparai ſtanden in wenigen Augenblicken in Flam⸗ men. Die beiden Inſaſſen des Flugzeuges verbrannken bei lebendigem Leibe, bevor es gelang, ihnen zu Hilfe zu kommen. Zehn Bewohner des brennenden Hauſes wurden mit zum Teil ſchweren Brandwunden gebor⸗ gen. In den Vormittagsſtunden wurden die Einwohner von Antony auf ein Flugzeug aufmerkſam, das in ſehr niedriger Höhe über den Häuſern kreiſte und den Eindruck er⸗ weckte, als ob der Führer die Maſchine nicht mehr in der Gewalt habe. Nachdem das Flugzeug mehrere Male um einen Meter ab⸗ deſackt war. aber immer wieder aufgefangen werden konnte, ſtürzte es plötzlich unter furchtbarem Getöſe auf das Dach eines Hau⸗ ſes. Unmittelbar darnach ſtieg eine Stich⸗ flamme gen Himmel. Der Brennſtoff ergoß ſich über das Wohnhaus, das bald nur noch ein einziges Flammenmeer bildete. Die Feuerwehr von Antony erſchien, wenige Minuten ſpäter an der Unglücksſtelle, konnte aber nicht verhindern, daß die beiden Inſaſſen des Apparates bei lebendigem Leibe verbrannten. Das Dach des Hauſes war un⸗ ter dem Gewicht des Flugzeuges eingeſtürzt und hatte die Einwohner unter den Trüm⸗ mern begraben. Mit vieler Mühe gelang es der Feuerwehr in das brennende Haus vor— zudringen und zehn Einwohner zu bergen. Die Bewohner haben zum Teil ſchwere Brandwunden erlitten. Innenminiſter Chau— temps hat ſich ſofort an die Unglücksſtelle be— ten wo er perſönlich die Unterſuchung eitet. gahresverſammlung der Viehhändler Proteſt gegen die Erhöhung der Fleiſchſteuer. Karlsruhe, 21. Dezember. Der Verein badiſcher Viehhändler hielt in Karlsruhe ſeine Jahrestagung ab, die aus allen Teilen ſehr zahlreich beſucht war. Außer den Delegierten konnte der Vorſitzende Kahn⸗ Karlsruhe den Vertreter des Miniſteriums des Innern, Reg.⸗Rat Hammer, den Vorſit⸗ zenden der Reichsorganiſation der Viehhändler, Ernſt Kebbel und zahlreiche Vertreter von be⸗ freundeten Verbänden begrüßen. In ſeinen weiteren Ausführungen ging der Vorſitzende auf die Notlage der badiſchen Viehhändler ein und begründete eine Reih von Wünſchen und Forderungen an die Adreſſe des Innenminiſteriums bezw. des Landes⸗ finanzamtes. Sehr ſcharf wandte ſich Kahn gegen die Erhöhung der Fleiſchſteuer und ver⸗ langte eine weſentliche Senkung dieſer Steuer⸗ ſätze. Der Vorſitzende der Reſchsorganiſation, Kebbel, ſprach dann über die Wege und Ziele des deutſchen Viehhandels. Als völlig untragbar für den Viehhandel bezeichnete er die 2prozentige Umſatzſteuer und die geplante Fleiſchſteuererhöhung. Insbeſondere unterſteich er die notwendige Gleichſtellung der Viehver⸗ wertungsgenoſſenſchaften hinſichtlich aher ſteu⸗ erlichen und ſonſtigen Pflichten. Beſondere Aufgabe der Organſſation ſei, den Stand der Viehhändler von allen unsauberen Elementen freizuhalten. f Hierauf hielt Rechtsanwalt Dr. Fried⸗ berg ⸗Karlsruhe zwei Referate über die Steuergutſcheine und ihre Bedeutung für den Viehhandel und die Frage des Eigentumsvor⸗ behalts im Viehhandel. Rechtsanwalt Schön konnte dieſe Vorträge durch ſpezielle Ausfuh⸗ rungen noch ergänzen. Die Vorträge und die lebhafte Ausſprache bewieſen die Wichtigkeit dieſer Fragen für den Viehhandel. Am Schluß der Tagung wurden noch die Regularien er— ledigt. Statiſtit der Höheren Lchuten. Nach der ſoeben vom Badiſchen Philologen⸗ verein hergusgede enen„Standesliſt⸗“(Schul⸗ behörden, Schulen und Lehrer) beſitzt Baden im laufenden Schuljahr 1932⸗33 im Ganzen 84 höhere Lehranſtalten. Im Einzelnen be⸗ ſtehen 17 Gymnaſien, 15 Realgymnaſien, 2“ Oberrealſchulen, 1 Aufbau-Oberrealſchule, 1 Aufbaurealprogymnaſtum, 14 Realſchulen und 13 Mädchenrealſchulen. Die Geſamtſchülerzahl beträgt 26 933, darunter 4120 Mädchen. Es entfallen auf die Schulen mit dem Lehrplan dem Gymnaſiums 4743 Schuler und 575 Schülerinnen, auf die Sch len mit dem Lehr⸗ plan des Realgymnaſiums 5440 Schüler und 942 Schülerinnen, auf die Schulen mit dem Lehrplan der Oberrealſchule 7630 Schüler und 1530 Schülerinnen, auf die Mädchengymnaſten 142, auf die Mädchenrealgymn ien 139, auf die Mädchenoberrealſchulen 491 und auf die Mädchenrealſchulen 4701 Schi erinnen. Die Oberprima beſuchen in den C mnaſien 392 Schüler und 36 Schülerinnen, in den Real⸗ gymnaſien 391 Schüler und 38 Schülerinnen, in den Oberrealſchulen 766 S er und 103 Schülerinnen, in den Mädch! imnaſien 26, in den Mädchenrealgymnaſien 123 und in den Mädchenoberrealſchulen 175 Schüleriaßen. Die badi ichen ſtaat ichen Lih e ldungsanſtal⸗ ten in Freiburg, Heidelberg und Karlsruhe ſind zurzeit geſchloſſen, dagegen beſteht die Landesturnanſtalt in Karlsruhe nach wie vor weiter. „FJchweres Autounglück. Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Duclach 21. Dezember. Auf der Fahrt von Blankenloch nach Spöch wurde ein Gaſtwirt, der mit ſeinem Auto in den Hardt Gemeinden für die Winternolhilfe Kartoffeln einſammelle, unterwegs von eineiſ entgegenkommenden Auto, das ſeine Schein⸗ werfer nicht abgeblendet hatte, von der Straße abgedrängt. Der Wagen ſtürzte den Abhang hinunter und kippte um. Ein Inſaſſe des Autos wurde ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Transport ins Durlacher Krankenhaus ſtarb. Die anderen beiden Inſaſſen erlitten ſchwere Verletzungen. 5 Aus Vaden. Die Unterſchlagungen im Landesfinanzamt. Karlsruhe, 21. Dez. Zu dem neuerlichen Fall einer Unterſchlagung im Landesfinanz⸗ amt wird von zuſtändiger Seite mitgeteilt, daß es ſich nicht um die Unterſchlagung von Steuergeldern, ſondern um Mietgelder aus der zu Wohnungen umgebauten Gottesauer Kaſerne handelt. Der ſchuldige Beamte gab an, den Betrag— es ſollen etwa 1000 Mark ſein— nicht unterſchlagen zu haben. Er hätte ihn mit nach Hauſe genommen, das Geld aber dann auf dem Heimweg verloren. ſen Angaben wird kein großer Glaube ge— ſchenkt und es wurde eine Unterſuchung zur Ermittlung der unterſchlagenen Summe ein⸗ geleitet. Man ſchätzt ſie amtlicherſeits auf etwa 2000 Mark. Nach einer anderen Verſion handelt es ſich um eine weit höhere Summe. Die bei der letzten Einkaſſierung als Fehlbe⸗ trag feſtgeſtellte Summe betrage allein 6009 Mark. Die⸗ Tagung des Zentrums. Karlsruhe, 21. Dez. Der Landesvorſtand und die Landtagsfraktion der Badiſchen Zen⸗ trumspartei werden am heutigen Mittwoch nachmittags 3 Uhr in Freiburg zu einer ge⸗ meinſamen Sitzung zuſammentreten.— Für morgen Donnerstag iſt nachmittags 6 Uhr eine Sitzung der Fraltion der Deutſchen Volks⸗ partei im Landtagsgebäude anberaumt. Eine Broschüre:„Das badiſche Kontordat“. Freiburg, 21. Dez. Demnächſt wird im Verlage Herder eine von dem badiſchen Zen⸗ trumsführer Dr. Föhr bearbeitete roſchüre unter dem Titel„Das Konkordat zwiſchen dem Heiligen Stuhl und dem Freiſtaat Baden vom 12. Oftober 1932“ erſcheinen. Die Bro⸗ ſchüre enthält den italieniſchen und deutſchen Text, nebſt erläuterndem Anhang, dazu die Texte einiger wichtiger Dokumente der frü⸗ heren Konkordate und auch den Wortlaut des Vertrages mit der evangeliſchen Landeskirche. * Mannheim, 21. Dez.(Die Wertbrief⸗ Unterſchlagung.) Wie berichtet, hat kürz⸗ lich der Kaſſenbote einer hieſigen Großfirma einen Wertbrief mit 11000 Mark, den er nach Karlsruhe gſgder ſollte, bei der Poſt nicht abgeliefert, ſondern für ſich behalten. Mit der zwei Tage darauf erfolgten Verhaf⸗ tung des Täters konnte der Verbleib des Wertbrieſes nicht aufgeklärt werden, vielmehr verlegte ſich der Mann auf verſchiedene Aus⸗ flüchte; u. a. gab er an, überfallen und beraubt worden zu ſein. Das Rätſel um den Vecbleib des Wertbriefes bezw. des Geldes konnte noch nicht gelöſt werden. Eine Klärung war bisher nur inſofern möglich, als der Täter zugegeben hat bezw. überführt werden konnte, daß er den Wertbrief ſelbſt geöffnet hat. Der Kaſſen⸗ bote hatte, als er in total betrunkenem Zu⸗ ſtande aufgegriffen wurde, eine ausgedehnte Bier⸗ und Weinreiſe hinter ſich, die inzwiſchen von der Polizei genau ve folgt wurde. Die Möglichkeit, daß das Geld bei dieſer Gelegen⸗ heit abhanden gekommen iſt, erſcheint nicht ausgeſchloſſen, nach Lage der Dinge aber ſehr unwahrſcheinlich. Der Täter war bereits ein⸗ mal in einer Trinkerheilſtätte untergebracht, auch ſoll er früher einmal auf ſeine Frau ge⸗ ſchoſſen haben. Heidelberg, 21. Dez.(Leichenländung) Bei der Mühlſtraße wurde die Leiche einer ca. 30 bis 35 Jahre alten Frau geländet. Die Tote, die 1,65 Meter groß iſt, war mit einem ſchwarzen Kleid bekleidet. Sachdienliche Mit⸗ teilungen werden erbeten. Wiesloch, 21. Dez.(Beim Futter⸗ ſchneiden verunglückt.) Der Landwirt Egon Zutavern geriet beim Futterſchneiden mit der Hand in die Häckſelmaſchine, wobei ihm vier Finger abgeſchnitten wurden. Er wurde in das Akademiſche Krantenhaus nach Heidelberg gebracht. Aus Heſſen und Naſſau. Haftprüfungstermin in der Mordſache Förſter. * Fraulfurt a. M., 21. Dez. Vor der gro⸗ zen Beſchluß⸗Straſkammer fand Hafſprüſungs⸗ termin in der Mordſache Förſter und Ge⸗ noſſen ſtatt. Nach mehrſtündiger Verhand⸗ lung wurde die Entſcheidung vertagt.— Nach dem augenblicklichen Stand der Unterſuchung ift mit einer Haftentlaſſung Förſters nicht zu rechnen. as blaue Vand des Schienenſtrangs gchnelltriebwagen der Reichsbahn. Hamburg, 20. Dez. Am Montag wurde der erſte Schnell- triebwagen der Reichsbahn auf der Strecke Berlin- Hamburg ausprobiert. Der Wagen verließ 8.02 Uhr den Lehrter Bahnhof in Berlin. An der Fahrt nahmen nur Fachleute teil. Der Wagen iſt mit elek⸗ triſchen Fahrmotoren ausgerüſtet. Der Probewagen traf programmäßig um 10.22 Uhr auf dem Hamburger Hauptbahnhof ein. Er erreichte im erſien Teil der Fahrt eine Höchſtgeſchwindig⸗ keit von 150 km, ſo daß er das ungeſühr auf der Hälfte der Skrecke gelegene Wit⸗ tenberge noch 5 Minnlen vor der pro⸗ grammäßigen Zeit paſſierte. Späler ver⸗ langſamie er die Geſchwindigkeit etwas, um die vorgeſehene Zeit einzuhallen. Trotzdem paſſierke der Schnelltriebwa⸗ gen die Bahnhöfe noch mit einer Ge⸗ ſchwindigkeit von 120 km. Pünktlich um 10.22 Uhr kam er auf dem Bahnſteig 2 des Hamburger Hauptbahnhofes zum Skillſtand. Schon lange vor dem Eintreffen des Pro⸗ bezuges hatte ſich eine rieſige Menſchenmen⸗ ge auf dem Hauptbahnhof eingefunden. Der Bahnhof ſelbſt war ſchwarz von e de ö Zug durchfuhr, waren dicht mit Menſchen beſetzt. Auch die Brücken, unter denen der Bei dem Herannahen des Triebwagens, der mit ſeiner Stromlinienform und ſeiner beige- ſchmucken violetten Tönung einen äußerſt Eindruck machte, brach die Menge in begen ſterte Jubelrufe aus. Der Schnellwagen hat die 2868 km lange Strecke in 142 Minuten durchfahren. Der F D⸗Zug braucht zur Be⸗ wältigung dieſer Strecke 179 Minuten. Da die bisher höchſte Geſchwindigkeit im Eiſenbahnverkehr der Welt auf der eng⸗ liſchen Strecke Swinden- Paddengkon mi 123 Stundenkilometer! erreicht wird. ſo wir) die Reichsbahn mit ihrem Schnelltriebwagenverk hr Berlin Ham- burg ſozuſagen das Zloue Bond des Schienenſte inges an ſich reißen Der Krukenberg'ſche Propellerwagen erreichte bei Verſuchsfahrten im Januar 1931 auf der Strecke Hambura— Berlin eine handen. Metern, und ein Er iſt alſo bedeutend leichter als em Für die Probefahrt Berlin—Hamburg, die in 142 Minuten zurückgelegt wurde, war eine um 13 Minuten längere FJeit veranſchlagt worden als wie für den ſpäteren normalen Schnellverkehr benö⸗ tigt werden ſoll. Das iſt darauf zurück⸗ zuführen, daß die Fahrlkgeſchwindigkeit mehrmals infolge von Banken auf der Strecke nicht voll ausgenützt werden konnke. Von den Fahrtteilnehmern wird verſichert, daß die Fahrt trotz der großen Geſchwindig⸗ keit weſentlich ruhiger war als in einem De Zugwagen. Im Januar ſoll ein achtwöchiger Probeverkehr beginnen. Durchſchnittsgeſchwindigkeit von 157 Stun⸗ denkilometern und eine vorübergehende Höchſtgeſchwindigkeit von 230 Stundenkilo⸗ metern. Aber die Fahrt war nicht im Rahe men des normalen Geſamtverkehrs, ſondern bei freigemachter Strecke durchgeführt wor⸗ den. Der großen Fahrtgeſchwindigkeit iſt bei der Konſtruktion des Schnelltriebwagens Rechnung getragen worden, indem man ihm die Stromlinlenform gab. Dement⸗ ſprechend ſind alle bei den gewöhnlichen Wa⸗ gen vorſpringenden Teile eingebaut, verſenkt oder ſo geſtaltet worden, daß der Luftwider⸗ ſtand auf das geringſte Maß beſchränkt wird. Die innere Einrichtung des Magens entſpricht ungefähr der des Rheingold⸗ zuges. Die eine Wagenhälfte iſt für Raucher, die andere für Nichtraucher eingerichtet. In der Mitte befindet ſich ein Erfriſchungsraum. Insgeſamt ſind 102 Sitzplätze 2. Klaſſe vor⸗ Die Maſchinenanlage beſteht aus zwei Mayhach⸗Dielelm ren bon le 410 NPS. Der Wagen hat eine Geſamtlänge von 42 Gewicht von 77 Tonnen. gewöhnlicher FD⸗Wagen. Die Rüdlahrt. Der Schnelltriebwagen verließ Hamburg wieder am Montagnachmittag 15.05 Uhr ur Rückfahrt nach Berlin. Wiederum hatten ſich viele Tauſende am Hauptbahnhof eingefunden. Frankfurt a. M., 21. Dez.(Sen ken⸗ bergiſche Naturforſchende Geſell⸗ ſchaft). Unter dem Vorſitz des erſten Die rektors, Profeſſor Dr. E. Goldſchmidt, fand die Generalverſammlung der Senckenbergiſchen Geſellſchaft ſtatt. Im Feſtſaal war eine Büſts des geſtorbenen 890 ors Drevermann auf⸗ geſtellt, dem der Vorſitzende zu Beginn der Sitzung dankbare Worte des Gedenkens wid⸗ mete. Das vergangene Jahr hat trotz alle e vorwärts geführt. Erfreulich ſind die Verbindungen mit Ländern aller Erd⸗ teile, durch die im Austauſch nicht allein der größte Teil der naturwiſſenſchaftlichen Litera- tur hereinkommt, ſondern auch fortlaufend viel fehlendes, wiſſenſchaftliches Arbeitsmaterial. Das neue Jahr, das mit einem Fehlbetrog von rund 32000 Mark beginnt, ſtellt die Ge⸗ ſellſchaft vor neue Schwierigkeiten, die nun überwunden werden können, wenn alle Frank- furter, wie in den früheren Jahren, über die augenblickliche ſchwere Zeit hinweghelfen. * Fraakfuct a. Pl., 21. Dez.(29 Ein- brüche innerhalb 48 Stunden). In den letzten zwei Tagen wurden nicht weniger als 29 Einbrüche in Wohnungen, Läden und Schaukäſten verübt. U. a. wurde das Schau⸗ fenſter einer Firma in der Liebfrauenſtraße von einer unbekannten Perſon durch einen Stein zertcümmert und ein Fohlenmantel im Werte von 100 Mark geſtohlen.— 100 Ladendiebe ſind kurz vor dem Weihnachtsfeſt ſtark an der Arbeit. * Frankfurt a. M., 21. Dez. 16 05 ganz gerifſener Heiratsſchwindler.) In einem Cafe wurde der 35jährige Kaufmann Joſef Pabelik Finnen Er hatte kürz⸗ lich ein junges Mädchen kennengelernt. Inner⸗ halb weniger Tage verſtand er es, das Mäd⸗ chen ſo zu beeinfluſſen, daß es ihm zunächli 500 Mark und dann nochmals 150 Mark gab. Als er dem Mädchen dann vorſchlug, ſich das Gehalt im Voraus zahlen zu laſſen, da er noch Geld haben müßte, wurde das Mädchen ſtutzig und begab ſich zur 1 9 98 die den geriſſenen Gauner jetzt verhaftete. Es iſt anzunehmen, daß er noch weitere Mäd⸗ n auf ähnliche Art geſchädigt hat. Dieſe vonnen ſich beim Betrugskommiſſariat, Zim⸗ mer 450, Polizeipräſidium melden. Auf Wunſch werden die Angaben vertraulich behandelt. Pabelik iſt ſchon mehrfach wegen Betrugs vorbeſtraft. Feuerschutz in den Jchulen. Der heſſiſche Miniſter für Kultus und Bil⸗ dungsweſen hat an die Direktionen und Lel⸗ ter der ihm unterſtellten Schulen ein Rund⸗ ſchreiben gerichtet, welches Maßnahmen be⸗ züglich des Feuerſchutzes in den Schulen trifft. Auf Speichern, in Dachkammern oder unter Treppen dürfen Brennſtoffe, Futtervor⸗ räte uſw. in Schulhäuſern, auch bewohnten, nicht aufbewahrt werden. Wo Waſſerleitun⸗ gen in einer Gemeinde beſtehen, müſſen dieſe bis zum oberen Stockwerk durchgeführt wer⸗ den. Auf jedem Flur muß mindeſtens eine Zapfſtelle vorhanden ſein. Wo Waſſerleitun⸗ gen nicht vorhanden ſind, ſind für jedes Stock⸗ werk froſtſichere Feuerlöſcher vorzuſehen. Um bei Ausbruch eines Brandes im Schulhaug Panik unter den Kindern zu vermeiden, iſt Feuerdrill durch regelmäßige vierteljährliche Proben nach Vorſchrift zu üben. 5⸗Uhr⸗Labenſchluß am Heiligen Abend. Entſprechend den reichsgeſetzlichen Beſtim⸗ mungen dürfen am 24. Dezember offene Ver⸗ kauſsſtellen nur bis 5 Uhr nachmittags ge⸗ öffnet ſein. Eine Ausnahme beſteht lediglich für Verkaufsstellen, die ausſch ließ ich oder über⸗ wiegend Lebensmittel, Genußmittel oder Blu⸗ men verkaufen, für die der Ladenſchluß am 6 Uhr nachmittags feſtgeſetzt iſt. Die beim Ladenſchluß ſchon anweſenden Kunden dürfen noch bedient werden; die gleichen Vorſchriften gelten auch für Verkaufsſtellen von Kon⸗ ſum⸗ und ähnlichen Vereinen, für ſolche auf Eiſenbahngelände, für das gewerbsmäßige Feil⸗ bieten außerhalb offener Verlaufsſtel ten ſowie für den Markt⸗ und Meſſeverkehr. Sie gel⸗ ten nicht für Apotheken. Es wird darauf hin⸗ gewieſen, daß Umgehung des Geſetzes durch unbefugten Warenverkauf in Schank⸗ und Gaſtwirtſchaften und Friſeurgeſchäften uſw. polizeilich entgegengetreten wird. Die Pollzeiſtunde an Weihnachten und Sils veſter in Heſſen. Wie im Vorjahr, iſt auch diesmal wieder im Volksſtaat Heſſen mit Rückſicht auf die beſondere wirtſchaftliche Notlage des Gaſt⸗ wirtegewerbes die Polizeiſtunde für den 2. Weihnachtsfeiertag und den Nejahrstag auf 2 Uhr und für Silveſter auf 6 Uhr feſtge⸗ ſetzt worden. Das Betreten zugeftoren te Flüſſe, Teiche uw. iſt unterſagt. Nach Art. 297 des Heſſiſchen Pollzeiſtraf⸗ geſetzbuches dürfen zugefrorene Flüſſe, Teiche und tiefe Bäche bei Me dung gerich licher Be⸗ ſtraſung nicht betceten oder mit Schliltſchuhen, Wagen oder Schlitten befahren werden, ſo⸗ lange dies durch poliz'iliche Anordnung aus⸗ drücklich unterſagt iſt. Eltern, Erzieher und Lehrer werden erſucht, ihre Kinder und Schü⸗ ler auf dieſes Verbot und die Gefahren des verbotenen Betretens von zugefrorenen Flüſ⸗ ſen, Teichen und tiefen Bächen aufmeriſam zu machen. 8. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Nelly fühlte es, wie ihre Wangen glühten. Der Aufent⸗ halt in dem Raum, in dem ſich ſo viele Paare dicht⸗ gedrängt bewegten, wurde ihr unerträglich. Ihr pochen⸗ des Herz, ihr ſchwergehender Atem dürſtete nach friſcher Luft. Und die erſten Worte, die ſie ihrem Partner ſagte, waren: „Es iſt furchtbar heiß.. hier, gehen wir.. kommen Sie mit auf die Terraſſe...“ Da zuckte es in den Augen Kurts freudig auf. Die kleine Komödiantin, dachte er. Sie will mir ein Beiſam⸗ menſein unter vier Augen gewähren. Gut, ich nehme die Einladung an. Heute würde ich ſie nicht mehr nur an⸗ ſchwärmen wie einſt. Das Leben hat mich gelehrt, weniger naiv und vertrauensſelig zu ſein. Hat Schröder recht? Vielleicht, vielleicht Willig folgte Kurt ſeiner vorangehenden Tänzerin, die auf die Terraſſe hinaustrat. Zurückblickend ſah er die tanzenden Paare im hellerleuchteten Raum vorbeitanzen. Zugleich ſtellte er auch feſt, daß dieſe von dem hellen Raum nicht in die Dunkelheit hinausblicken konnten, die den Garten und die Terraſſe in ein verſchwiegenes Gewand hüllte. Er war mit Nelly allein... ganz allein. Noch immer fand er keine Worte. Eine ſeltſame Be⸗ klemmung legte ſich ihm auf die Bruſt, in der ſein Herz ſtürmiſch ſchlug. Diocch auch Nelly blieb ſchweigſam. Sie ließ den kühlen⸗ den, ſanften Wind um ihr glühendes Geſicht ſtreichen, der den Duft blühender Fliederbüſche zu ihr trug. Regungs⸗ los blickte ſie, an das Geländer gelehnt, in den dunklen Garten, und fragte ſich: Warum iſt er gekommen? Will er mir es noch ſchwerer machen, mein Los zu ertragen? Prüfend ſah Kurt ſie an. Wie ſchön ſie iſt, dachte er wieder. Wenn je eine Sünde entſchuldbar iſt, dann muß diejenige entſchuldigt werden, die man mit dieſem Weibe begeht. Und die ſechs langen Jahre, in denen ich blöde hoffte, um enttäuſcht zu werden, geben mir ein Recht zur Sünde... mit ihr. Noch zögerte Kurt, ob er die kleine, zarte Hand er⸗ greifen ſollte, die auf dem Geländer ruhte. Doch dann er⸗ innerte er ſich an die Worte Schröders. Ach was, ſie be⸗ trügt ja ohnehin ihren Mann. Bin ich es nicht, ſo iſt es ein anderer. Und leiſe legte er ſeine Hand auf die kleinen Finger, die das Geländer umſchloſſen hielten. Nelly durchlief es heiß. Sie empfand es: der Mann, den ſie noch vor einem Jahre als harmloſen Freund be⸗ handelte, er war ihr Schickſal. Doch als Kurt ihre Hand immer feſter in der ſeinen zuſammenpreßte, ſpürte ſie plötzlich den harten Druck des Eheringes. Erſchrocken zog ſie die Hand zurück. Doch Kurt war zu ſehr von einem Rauſch erfaßt, als daß er die Ernüchterung in dem Blick Nellys leſen konnte. Die Komödiantin, dachte er. Sie täuſcht ſich, ich bin nicht mehr der ſchwärmende Tor von einſt. Entſchloſſen griff er nach ihren Schultern und riß ſie an ſich. Zitternd ſuchten ſeine brennenden Lippen ihren Mund. Da ſtieß ihn Nelly empört von ſich. Hält er mich für Freiwild, daß er mich zu küſſen verſucht? Hat er ver⸗ geſſen, daß ich die Frau eines anderen bin? Wortlos kehrte ſie ihm den Rücken zu und ging zu ihren Gäſten zurück. Mit finſter zuſammengezogenen Brauen blieb Kurt zurück. Er hielt ihre Entrüſtung für Mache, ihre Sprödig⸗ keit für Koketterie, und ärgerte ſich darüber, daß ſie ihre vermeintliche Rolle länger ſpiele, als er es erwartete. Will ſie ihr Spiel, das ſie jahrelang mit mir trieb, wiederholen? Macht ihr die Rolle einer Madonna Freude? Nun, das könnte ſie doch wiſſen, daß ich eine Frau, die mir gegenüber Liebe heuchelte und einen ande⸗ ren wegen der gefüllten Geldbörſe nahm, doch ſchon durch⸗ ſchaut habe. So wurde im Mißverſtändnis eine unheilſchwere, trennende Wand zwiſchen den beiden Herzen aufgebaut. Mißmutig ging Kurt in das Spielzimmer und ergriff die Karten. Er ſpielte hoch, war zerſtreut und verlor ſtändig. Als er ſich bei Morgengrauen vom Hausherrn verabſchiedete, war ſeine ganze Barſchaft, die er im Laufe eines Jahres durch hohe Prämien für aufgedeckte Schmuggeleien erworben hatte, dahin. *.* *. Nelly fand ihr inneres Gleichgewicht nicht wieder. Als ſie am ſpäten Morgen erwachte, war es ihr nicht wie ſonſt möglich, mit gleichgültigem Ton zu befehlen: „Chauffeur, wir fahren ſpazieren“, um im ſcharfen Zug⸗ wind und bei den vorbeifliegenden abwechſelnden Bildern den Reſt ihrer drückenden Träume zu verſcheuchen. Sie empfand es: ihr Mittel, alle Gedanken durch ſtändige Haſt und Tätigkeit zu vertreiben, wirkte nur ſo lange, als es neu war. Gegen ihre Gewohnheit blieb ſie noch lange wach in ihrem Bett liegen und blickte ſinnend vor ſich hin. Sie war ſich mit ihren Gefühlen ſelbſt nicht im klaren. Sollte ſie ſich freuen, daß Kurt es ihr ſo leicht gemacht hatte, ſtandhaft zu bleiben? Denn das eine wußte ſie mit Beſtimmtheit: hätte Kurt zart an alte Erinnerungen angeknüpft, hätte er leiſe, weh⸗ mutvolle Stimmungen wachgerufen und eine verſunkene Jugendliebe vorſichtig zu neuem Feuer entfacht: ſie wäre widerſtandslos in den ſüßen Taumel verſunken. Zu ſehr hatte Kurts ernſte Männlichkeit ihr Herz gefangen⸗ genommen. Doch daß er ſie ſtürmiſch, bedenkenlos zu nehmen ver⸗ ſuchte, als wäre ſie ein herrenloſes Gut, daß er nicht einen Augenblick zögernd vor der Schranke des neunten Gebots halt machte, verletzte ſie. Ihr war Kurts Vorgehen un⸗ erklärlich. Sie fand keine Verbindung zwiſchen ſeinem Charakter von einſt und jetzt. Sie konnte es nicht be⸗ greifen, daß ihr Jugendfreund Kurt und der Fremde, der ſo überraſchend in ihr Haus kam, ein und dieſelbe Per⸗ ſon ſeien. Schmerzbewegt erkannte ſie, daß ein Jahr im Leben eines Menſchen eine lange Spanne Zeit iſt. Und während Nelly ſich darüber zu freuen verſuchte, daß ihr Kurts verändertes Weſen einen ſchweren Seelen⸗ kampf erſpart hatte— denn trotz ihrer Abneigung gegen ihren Gatten wurzelte in ihrem Innern, noch feſt ver⸗ ankert, die Ehrfurcht vor der Heiligkeit der ehelichen Gemeinſchaft, ſchimmerten in ihren Augen Tränen, deren Urſache ſie ſelbſt nicht kannte. War es die Ent⸗ täuſchung darüber, daß das Bild Kurts, das ſie ein Jahr lang im Herzen trug, in Wirklichkeit ein Zerrbild war? Mit einem Ruck ſprang Nelly aus ihrem Bett.„Schluß damit“, rief ſie gezwungen munter aus,„zu Ende ge⸗ träumt!“ * 0 l Sie redete ſich ein, mit ſich ſelbſt ſchon ins reine ge⸗ kommen zu ſein. Doch als ſie vor dem Fenſter ſtand und ſinnend auf die bewegten Wipfel der Bäume ihres Gartens blickte, da tauchte vor ihren Augen wieder die hohe Ge⸗ ſtalt Kurts auf, mit ſeinen dunklen, wehmütigen Augen. Und mit einem Male wußte Nelly es: Wie er auch immer geworden ſei, ſie liebte ihn, wie ſie keinen anderen Mann auf der Welt lieben konnte. Ver⸗ gebens kämpfte die Vernunft gegen dieſe Liebe an. Das geräuſchvolle Aufreißen der Zimmertür ſchreckte Nelly aus ihren Gedanken. Unwillig drehte ſie ſich um und ſah ihren Gatten mit finſter zuſammengezogenen Brauen vor ſich ſtehen. „Warum klopfſt du nicht an, wenn du in mein Zimmer trittſt?“ Um Reiners Mund ſpielte ein böſer Zug.„Anklopfen? Bin ich ein Fremder?“ Ironiſch ſah Nelly ihn an.„Für mich, ja!“ Da brauſte er auf.„Ja, für dich bin ich ein Fremder, ſolange du ungeſtört bleiben willſt. Dann ſorge aber auch dafür, daß die Rechnungen dir und nicht einem Fremden' zugeſtellt werden..“ Wütend warf er ein Blatt Papier vor Nelly auf das Fenſterbrett. Spöttiſch betrachtete ſie es.„Alſo dieſe Rechnung bringt dich ſo aus dem Häuschen? Iſt dieſes denn ſo viel? Drei Frühjahrsmäntel?“ Reiner geriet in immer größere Wut.„Aber ich ſagte dir doch, du ſollſt dich etwas einſchränken. Woher ſoll ich denn dieſes Vermögen nehmen, um deinen Aufwand zu bezahlen? Mein Bargeld iſt dahin, mein Gehalt reicht nicht aus, um...“ „Mache Schulden“, warf Nelly trocken ein. „Schulden? Wie lange noch? Wer leiht mir denn überhaupt noch etwas? Es iſt ſchon längſt bekannt, daß ich nichts mehr habe. In dieſer kleinen Stadt...“ „Belaſte das Haus“, unterbrach ihn Nelly achſelzuckend. „Das gehört beinah nicht mehr mir“, antwortete er bitter.„Die Laſten überſteigen faſt den Wert.“ „Dann mache, was du willſt, ich werde mich nicht ein⸗ ſchränken.“ In Reiners Augen blitzte es drohend auf. Dicht trat er an ſie heran, die ihm trotzig den Rücken zugekehrt hatte. „Vergiß nicht, du biſt meine Frau. Habe ich...“ „Eben deswegen, weil ich deine Frau bin, werde ich mich nicht einſchränken. Ich habe nicht um dich, ſondern du um mich geworben.“ Haßerfüllt ſprudelte ſie die Worte heraus.„Du zwangſt mich, dich zu heiraten, du raubteſt mir meinen Frohſinn, du gabſt mir nichts dafür als Geld.. und dieſes will ich behalten.“ Angeſichts des Gefühlsausbruchs ſeiner Frau wurde Reiner ſelbſt wieder ruhiger. Faſt bittend klang es:„Aber Nelly, ſei doch vernünftig! Ich habe gar nichts mehr. Ich bin am Ende meiner letzten Kräkte. Was ich konnte, tat ich für dich. Du weißt doch, daß ich bis jetzt nicht ſparte. Ich verlange auch nicht, daß du Not leiden ſollſt. Aber nicht gar zu unvernünftig ſollſt du ſein...“ „Dieſes alles hätteſt du vor dem Heiraten wiſſen ſollen Hätteſt du mir nicht meine Jugendliebe zerſtört, ſo würdeſt du heute kein Geld für mich auszugeben brauchen. 55 „Jugendliebe? Haſt du noch immer nicht dieſen Studenten vergeſſen? Ich dachte, es ſei überhaupt nur eine Spielerei geweſen?“ „Spielerei?“ „Nun ja. Als man mir erzählte, daß du vor unſerer Hochzeit mit irgendeinem Studenten verkehrteſt, da legte ich auf dieſe Sache überhaupt keinen Wert. Ich weiß auch bis heute nicht, wer es war. Doch ſei vernünftig, Nelly: Er hätte dir doch nicht ein Hundertſtel von dem bieten können, als ich...“ „Dafür aber liebte ich ihn“, antwortete Nelly leiden⸗ ſchaftlich. Sie war zu nervös, um ſich beherrſchen zu können.—„Ja, dafür liebte ich ihn, dich aber haſſe ich...“ „Nelly!!“ „Ja, ihn liebte ich“, antwortete ſie nochmals ruhiger. „Du aber fragteſt nicht nach meinem Willen, du 1 8 8 Reiner ſuchte ſie zu beſchwichtigen.„Aber Nelly, wegen Menſchen, die ſchon längſt aus deinen Augen entſchwunden ſind, wirſt du doch nicht unſere Ehe zerſtören wollen?!“ Spöttiſch ſah Nelly ihren Mann an. Es machte ihr Freude, ihn zu reizen, und jedes Beſchwichtigungswort erzielte nur das Gegenteil.„So?? Längſt aus den Augen entſchwunden?? So?? Du irrſt doch nicht...“ In Reiner erwachte die Eiferſucht. Finſter blickte er auf Nelly. Erſt jetzt, da ſie jede Rückſicht fallengelaſſen hatte, erkannte er, daß ſein un⸗ bekannter Nebenbuhler an allen Enttäuſchungen in ſeiner Ehe ſchuld ſei. Ein tiefer Haß keimte gegen den Fremden empor, trotzdem er ihn nicht kannte. „Nelly, ich hoffe, du biſt mit dieſem Menſchen nicht mehr zuſammengekommen, ſeit...“ „Nicht zuſammengekommen? Du ſelbſt haſt ihn ja in unſer Haus gebracht!“ Erſtaunt ſah ſie Reiner an:„Ich ſelbſt?“ „Nun, ja, Larowiez...!“ Einen Moment blieb Reiner betroffen ſtehen, dann kehrte er Nelly den Rücken und verließ das Zimmer. In ſeinem Mißtrauen wollte er ruhig überlegen, was die Mitteilung Nellys bedeutete. Doch ihr ſpöttiſches Lächeln machte es ihm unmöglich, ruhig zu bleiben, wes⸗ halb er es vorzog, mit ſich allein zu bleiben. Den Kopf auf die Hände geſtützt, ſaß er vor ſeinem Schreibtiſch und blickte ſinnend vor ſich hin. Durch ſeinen Kopf gingen verſchiedenartige Gedanken. Erſt dachte er, Nelly habe ihn belogen, um ſich über ihn luſtig zu machen. Dann aber fand er ihre Ironie zu echt und verdächtigte ſie wieder, mit Larowicz unter einer Decke zu ſtecken und ihn bewogen zu haben, ſich Eintritt in ihr Haus zu ver⸗ ſchaffen. Er erinnerte ſich nun auch, daß Larowicz ſich ihm ohne jede Urſache genähert und ihm beim Spiel ge⸗ holfen hatte, als ſei er ſein beſter Freund. Er dachte auch daran, daß Larowiez leugnete, ihn vorher je geſehen zu haben, ſondern einen Bruder zu Hilfe nahm, der gar nicht exiſtierte. So wogten ſeine Gedanken zweifelnd hin und her. Nur eines wußte er gewiß: daß er dieſen Menſchen, den er für all ſein Unglück in der Ehe verantwortlich machte, unauslöſchlich haßte. Unbewußt verglich er im Geiſte das blendende Aeußere des in Jugend ſtrahlenden Mannes mit ſich ſelbſt und erkannte gifterfüllt, daß ihn Larowicz unvergleichlich weit hinter ſich ließ. 5** Kurts Urlaub ging zu Ende. Doch er dachte nicht daran, in ſeinen Dienſtort zurückzukehren. Die Stille und Eintönigkeit hätte er nicht ertragen. Er hatte Nelly ge⸗ ſehen. Er hatte ihren heißen Atem getrunken. Er hatte ihren Herzſchlag gefühlt. Er hatte ihre Taille umfaßt und Nelly an ſich gepreßt. Und mit ſeiner ein Jahr lang geſuch⸗ ten, durch größte Selbſtbeherrſchung errungenen Ruhe war es zu Ende. Er lebte wie in einem Taumel. Was er tat, kam ihm nebenſächlich und nichtig vor. Nur das eine Gefühl be⸗ herrſchte ihn: daß ihm ein großes Ereignis bevorſtehe. Er konnte den Gedanken nicht loswerden, daß etwas in ſeinem Leben anders werden mußte. War es eine Ahnung? War es nur Selbſtbetrug, weil er das Leben nicht ertragen hätte, wenn er ſeinem Hoffen keinen Spielraum gab? Der Gedanke war ihm unerträg⸗ lich, daß er jetzt wieder in die kleine Grenzſtatlon zurück⸗ kehren ſollte, um nach dem Dienſtplan zu leben: zwölf Stunden Dienſt, vierundzwanzig Stunden dienſtfrel, zwölf Stunden Dienſt, vierundzwanzig Stunden dienſt⸗ frei, einmal Tages⸗, einmal Nachtdienſt. So lebte Kurt nur für die Zukunft. Die Gegenwart war ihm gleichgültig. Am Abend legte er ſich ſchlafen und wartete— wartete auf den nächſten Tag, um, wenn dieſer vorüber war, auf den nächſtnächſten zu warten. Er wartete und hoffte. Auf was? Er wußte es nicht. An einem Freitagnachmittag traf er wieder Schröder. Sie ſprachen über vielerlei, doch an nichts fand Kurt Intereſſe. Im ſtillen hoffte er, Schröder werde ihm neue Mitteilungen über Reiner oder deſſen Gattin machen. Doch als ſein Freund von einem Geſprächsthema auf das andere kam, ohne das einzige, das Kurt intereſſiert hätte, zu berühren, ging er ſelbſt direkt auf ſein Ziel los. „Weißt du, lieber Freund, nichts Neues über Reiner? Dieſer Menſch intereſſiert mich.“ „Warum?“ „Der Grund iſt nebenſächlich. Du würdeſt mir einen großen Gefallen...“ „Nun, ich bin weiter nicht neugierig. Doch was ſoll ich dir über Reiner erzählen? Er iſt ein Alltagsmenſch wie tauſende andere. Hätte er nicht eine Frau, die viel von ſich reden macht, ſein Name würde ſicherlich nicht ſo oft genannt werden, Bei ihm ſelbſt iſt nur der auffällige Ab⸗ ſtieg bemerkenswert. Vor einem Jahre noch ein ver⸗ mögender Mann und heute ſchon bis über den Kopf in Schulden.“ Kurt nickte nur mit dem Kopfe. „Ja, Schulden. Dazu noch ſeine Spielerleidenſchaft, die das Bankdirektorium meiner Anſicht nach ſehr ungern ſieht.“ „Glaubſt du, daß Reiners Stellung erſchüttert iſt? Heute, bei dem ſtändigen Veamtenabbau, wäre dieſes für Ihn „Erſchüttert kann man nicht gerade ſagen. So hat er, wie ich zufällig hörte, gerade für die nächſten Tage eine ſehr verantwortungsvolle Aufgabe erhalten.“ „Welcher Art?“ Schröder zögerte mit der Antwort.„Dieſes ſollte ich eigentlich nicht ausplaudern. Es iſt ein Geheimnis, das ich nur zufällig erfuhr. Verſprich mir...“ „Selbſtverſtändlich. Ich behalte es für mich.“ „Ich glaube dir. Welchen Grund hätteſt du auch, es der Konkurrenz zu verraten? Nun: die große Dampfbrett⸗ ſäge, die unſere Bank im Gebirge hat, benötigt zu ihrem Ausbau einige angrenzende Grundſtücke, die ſich im Beſitz von reichen Bauern befinden. Die ſoll Reiner nun zum Verkauf bewegen.“ „Dies iſt die verantwortungsvolle Aufgabe?“ „Ja, die Sache ſieht leichter aus, als es auf den erſten Blick erſcheint. Die zweite Säge dieſes Bezirks bedarf dieſe Gründe ebenfalls als Stapelplatz, da außer dieſem nur bergige Abhänge vorhanden ſind. Nun fürchtet man bei uns, daß die Konkurrenz uns zuvorkommt.“ „Was hat da Reiner zu tun?“ fragte Kurt wenig inter⸗ eſſiert. „Am Sonntag fährt er hinaus— denn an Wochen⸗ tagen ſind die Bauern bei der Arbeit— und ſoll den An⸗ kauf durchführen. Er hat dabei ſämtliche Vollmachten; denn bei der Hartköpfigkeit unſerer Bauern muß man froh ſein, wenn ſie einmal ja ſagen. Da hat man nicht Zett, erſt Informationen einzuholen und Sitzungen abzu⸗ halten.“ 1 f(Fortſetzung folgt.) Letzte Nachrichten. Haftbefehl gegen Mog. Schehr. Berlin, 21. Dez. Der Vernehmungsrichter beim Polizeipräſidium hat gegen den auf fri⸗ ſcher Tat in Berlin feſtgenommenen kommu⸗ hiſtiſchen Reichstagsabgeordneten John Schehr (Hannover) Haftbefehl wegen Verrats militä⸗ liſcher Geheimniſſe erlaſſen. Aus dem glei⸗ chen Grunde iſt Haftbefehl gegen die Ehefrau Marie Bohn geb. Schmidt erlaſſen worden. Mißglückter Hungermarſch. München, 21. Dez. Die Kommuniſten hat⸗ ten einen Hungermarſch zum Münchener Rat⸗ haus angekündigt. Die Kundgebung kam aber nicht zuſtande. Es bildeten ſich nur da und dort Gruppen, die von der Polizei zerſtreut wurden. Bombenanſchlag in Tientſin. Tokio, 21. Dez. Halbamtlich wird gemeldet, daß in Tientſin ein Auſchlag auf das japa⸗ niſche Generallonſulat verübt worden iſt. Ein Unbekannter hat eine Bombe in das Kon⸗ ſulatsgebäude geworfen, wobei zwei Japa⸗ ner verwundet wurden. Ein Motorſegler überrannt. Schiffsunglück auf der Unterelbe. Hamburg, 21. Dezember. In den frühen Morgenſtunden iſt auf der Unterelbe bei Kcautſand in der Dunkelheit ein Motorſegler von dem ankommenden finni⸗ ſchen Dampfer„Anverſoiſe“ überrannt wor⸗ den und gleich darauf geſunken. Das Schickſal er Beſatzung des geſunkenen Fahrzeuges iſt noch ungewiß. Bisher konnten Name und Hei⸗ matsort der geſunkenen Fahrzeuges nicht er— mittelt werden. 4000 Vomben! Gute Vorbereitungen der Umſtürzler in Argentinien. Buenos Aires, 21. Dezember. Im Zuſammenhang mit den Umſturzplänen ſind bis jetzt 117 Perſonen verhaftet wor⸗ den. Die Polizei hat insgeſamt annähernd 4000 Bomben, die von den Umſtürzlern bei der Durchführung des Putſches benutzt werden ſollten, aufgefunden. Die argentiniſche Re- gierung erwägt, den verhafteten früheren Prä— ſidenten Dr. Alevar und andere im Zuſam⸗ 5 menhang mit den Putſchplänen verhafteten führenden Perſönlichkeiten nach Europa zu de— portieren. N 580 000 Morges. . Neues Siedlungsgelände im deukſchen Oſten. Berlin, 21. Dez. Im Siedlungsausſchuß des [Reichstags erklärte am dienstag ein Vertreter des Reichsernährungsminiſteriums, daß 50 000 Hektar Land ſich am 1. Oktober ds. Is. noch in den Händen der Sied⸗ lungsträger befunden hätten und der Siedlung zugeführt werden ſollten. Auf dem Lande ließen ſich etwa 3500 Stellen ſchaffen; die Hälfte davon ſollten noch in dieſem Jahr geſchaffen werden, der Reſtt im nächſten Jahre. Die Landbeſchaffung erfolge aus den entſchuldungsfähigen Gütern im Oſten. Die Landmenge, die aus dem Sicherungs- verfahren ausſcheide, und der Siedlung zu⸗ geführt werden ſolle. betrage in Oſtpreußen 8%o Morgen, in der Grenzmark Poſen⸗ Oſtpreußen 100 000 Morgen, in Pommern 280 000 und in Mecklenburg 120 000 Morgen. Weiß und Schwarz auf dem Weihnachtsmarkt. Zwei intereſſierte Beſucher des Weihnachtsmarktes in Lon⸗ a dons Straßen. Entgleiſung bei Elberfeld. Drei Verletzte. Mupperkal, 21. Dez. Bor dem Elberfelder Haupkbahnhof enk⸗ gleiſten drei Wagen eines Perſonenzuges. Drei Perſonen wurden verletzt. Die Schuld, frage iſt noch nicht geklärt. Aus Baden. Dr. Gugelmeier nach Berlin berufen. Mannheim, 21. Dez. Der bisherige Prüſi— dent des Badiſchen Sparkaſſen- und Giro— verbandes, Dr. Gugelmeier, hat die Berufung in die Leitung des Deulſchen Sparkaſſen⸗ und Giroverbandes angenom— men und wird Anfang Januar ſein neues Amt antreten. Vorausſichtlich wird im Laufe des Januar noch eine außerordentliche Ver— ſammlung des Vadiſchen Sparkaſſen- und Giroverbandes ſich mit der Nachfolgeſchaft im Präſidium befaſſen. Aller Vorausſicht nach wird wiederum ein höherer Kommu— nalbeamter Badens zum Präſidenten ge— wäblt werden. Rarisruhe, 21. Dez.(Wegen Mein eids verurteilt.) Das Schwurgericht verurteilte den Hilfsarbeiter Robert Reiſer aus Karlsruhe-Daxlanden wegen Meineids und Verleitung zum Meineid zu einem Jahr drei Monaten Zuchthaus und zwei Jahren Ehr⸗ verluſt.— Der 45jährige Schreiner Julius Ochs aus Etzenrot im Albtal erhielt wegen Anſtiftung zum Meineid ein Jahr Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt und ſeine 17jäh⸗ rige Tochter Frieda wegen Verleitung zum Meineid drei Monate Gefängnis. Karlsruhe, 21. Dez.(Meſſer⸗ und Bierglashelden.) In der Altſtadt wurde ein Bauarbeiter durch zwei Meſſerſtiche in den Unterleib derart verletzt, daß die Gedirme heraustraten. Der Verletzte wurde ins Kran⸗ kenhaus eingeliefert, wo er ſofort einer Ope⸗ ration unterzogen wurde. Der Täter wurde feſtgenommen.— In einer Wirtſchaft in der Waldhornſtraße wurde ein 19jähriger Schloſ⸗ fer von einem Manne nach vorausgegangenem Wortwechſel mit einem Bierglas auf den Kopf geſchlagen und erheblich verletzt. Pforzheim, 21. Dez.(Führerſchein⸗ entziehung.) Einem Kaufmann von hier wurde der Führerſchein wegen Unzuverläſſig⸗ keit und Ungeeignetheit, er hatte ſich fortge— ſetzt Eigentumsvergehen zu Schulden kommen laſſen, auf drei Jahre entzogen. Freiburg, 21. Dez.(Uutozuſammen⸗ ſto ß.) Ecke Jakobi- und Karlſtraße ſtießen zwei Perſonenwagen zuſammen. Beibe Wagen wurden erheblich beſchädigt. Die Inſaſſen des einen, Metzgermeiſter Richard Sahl und deſ— ſen Schwiegermutter, Frau Katharina Schmitt, beide von Haslach i. K. mußten in die Chi—⸗ rurgiſche Klinik Freiburg verbracht werden. Frau Sahl und ihre Freundin kamen mit dera Schrecken davon. Freiburg, 21. Dez.(Durch Heizgaſe erſticht.) Bewußtlos aufgefunden wurde in der Altſtadt ein 75jähriger verheirateter Mann, der die Heizung in dieſem Gebäude zu verſehen h Er wurde in die Klinik gebracht, wo jedoch nur der inzwiſchen einge— tretene Tod feſtgeſtellt werden konnte. Lokales „Sterbefall. Im Alter von 53 Jah- ren verſtarb geſtern unſer achtbarer Mitbürger, Das allzufrühe Hinſcheiden dieſes braven Mannes iſt umſo be⸗ Herr Johann Bugert 8. dauerlicher, da ſeine treue Lebensgefährtin ſchon vor 4 Jahren ebenſo zu früh im Tod voraus- gegangen iſt. den Ernährer. Troſt ſein. * Weihnachtsfeier. traditionelle Weihnachtsfeier ab. und Muſik kommt ein größeres Märchenſpiel liche und zugleich we itige Gabe Drei Kinder im Alter von 24, 22 und 12 Jahren beweinen ihren treuſorgen⸗ Die aufrichtige Teilnahme aller möge den Hinterbliebenen in ſchwerer Stunde Der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten hält am 1. Weihnachts⸗ feiertage abends im Freiſchützſaale wieder ſeine Neben Geſang „Die Wunderglocke“, das von 20 Kindern ge- ſpielt wird, zur Aufführung. Nach der Programm- ausſtattung wird der R. den Beſuchern wieder mit einer eindrucksvollen ſchlichten Feier aufwarten, die ſich den Feiern in den Vorjahren ebenbürtig anreihen wird. * Die Zwergenpoſt, ein Kinder⸗Weih⸗ nachtsſtück mit 3 Bildern mit Geſang und Rei— gen, wurde am Samstagabend und Sonntagnach— mittag von den Kindern des Volkschors im „Karpfen“ zur Aufführung gebracht. Seit Be— ſtehen des Vereins iſt es das erſtemal, daß ein Stück von dieſem Ausmaß durch Vereinsange— hörige zur Aufführung gebracht wurde. Nach den brfriedigten Erfahrungen kann heute ſchon geſagt werden, daß die Kinder-Weihnachtsfeier von jetzt an alljährlich im Jahresprogramm des Volkschors vorgeſehen werden. Für dieſes Jahr ſoll das Spiel der Kleinen, die Unterſtützung der Eltern und aller Helfer und Funktionäre beſonders lobenswert regiſtriert werden. Die Dankausſprechung, die bereits durch den Vorſtand erfolgte, ſoll auch an dieſer Stelle durch den Berichterſtatter wiederholt werden. Aus der Heimat. Gedenktage. 21. Dezember. 1375 Der italieniſche Dichter Giovanni Boc— caccio in Certaldo bei Florenz geſtor— ben. 1748 Der Dichter Ludwig Hölty in Marien— ſee a. d. Leine geboren. 1853 Die Schriftſtellerin Iſolde Kurz in Stuttgart geboren. Prot. und kath.: Thomas. Sonnenaufg. 8.03 Sonnenunterg. 15.53 Mondaufg. 0.11 Mondunterg. 11.58 ** Wohlfahrtsbriefſmarlen in der Weih⸗ nachtswoche. Es iſt in vielen Ländern eine ſchöne Sitte geworden, in der Weihnachtszeit Briefe und Poſtkarten mit Wohlfahrtsbrief— marken zu frankieren. In Deutſchland geben die Wohlſahrtsbrie marken der Reichspoſt für bie Deutſche othilfe die Möglichkeit, mit igen Pfennigen denen zu helfen, die unter der bitteren Not der Gegenwart leiden. Auch ir den Weihnachtstiſch ſind die fmarken mit den Bildern von fü önſten deutſchen 2 eine hübſche, nütz— e Wie hilft man im Eis Eingebrochenen? Wer im Eis eingebrochen iſt, ſollte zunächſt verſuchen, ſich dadurch ſelbſt zu helfen, er die Arme ausbreitet und ſie links und re des Bruchloches auf das Eis auflegt. das Bandeis, dann keine unnötigen Bewegun— gen mehr machen, ſondern um Hilfe rufen. Die Gefährten(man ſollte in unbekannter Ge— gend nie allein Eislaufen) ſollen ſich dem Ein⸗ gebrochenen vorſichtig nähern und ſich auf dem Bauch vorwärts rutſchend(von hinten gehal— ten) ſo weit heranzukommen verſuchen, daß ſie ihm eine lange Stauge, Leiter, einen Rie- men, ausgezogenen Mantel oder dergleichen reichen können. Dann langſam herausziehen, ſich dabei möglichſt breit aufs Eis legen, da— mit es nicht weiter einbricht. Auch Kinder ſollten darüber ſchon unterrichtet werden. Wetterbericht. ettervorherſage: Keine welentſche Aende⸗ g des gegenwärtigen Witterungscharakters. Aus den Nachbarländern. Hausſuchung bei der pfälziſchen 5d. Ludwigshafen, 21. Dez. In den Geſchäfts⸗ räumen der„Pfälziſchen Poſt“, im Partei⸗ Ffekretariat der SPD. und im Gewerkſchafts⸗ haus in Ludwigshafen, ſowie in der Geſchäfts⸗ ſtelle der„Pfälziſchen Freien Preſſe“ im Ge⸗ werkſchaftshaus ſowie bei Angehörigen des Reichsbanners in Kaiſerslautern wurden von der Polizei Hausſuchungen vorgenommen, die in Zuſammenhang mit der Unterſuchung einer Waffenſchiebung erfolgten. Ueber das Ergeb⸗ Unis der Erhebungen iſt noch nichts bekannt. Schwerer Zuſammenſtoß.— Mit dem Kopf in die Schutzſcheibe. Landſtuhl, 21. Dez. An der Wirtſchaft Straſſer in Queidersbach ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Der 29 Jahre alte Elektri⸗ ker Ludwig Spanier aus Bann rannte mit einem Motorrad mit dem Auto des Viktua⸗ lienhändlers Auguſt Heinrich aus Ramſtein zu⸗ lammen, wobei er mit dem Kopf in die Schutz⸗ ſcheibe des Autos ſtieß. Er erlitt dadurch mehrere Schnittwunden an der rechten Kopf⸗ eite und einen Bluterguß im linken Knie, o daß er in das hieſige Krankenhaus einge⸗ liefert werden mußte. Motorrad und Kraft⸗ wagen wurden ſtark beſchädigt; letzterer mußte abgeſchleppt werden. Die Schuldfrage bedarf noch der Aufklärung. Berlin— Hamburg in 142 Mi- nuken. Bei der erſten Probefahrt des neuen Schnelltriebwagens der Reichsbahn wurde die Strecke Berlin—Hamburg in 142 Mi⸗ nuten zurückgelegt. Der Mo⸗ torblitzzug erzielte auf offener Strecke eine Geſchwindigkeit von über 150 Kilometern. —— ̃ ̃ 2 eee re;