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Anfang 8 Uhr! Lokales Neujahr 1933. Jahre kommen und vergehen und wir Men— ſchen, wir werden alt dabei. Auch das Jahr 1932 gehört nun der Vergangenheit an. Das Jahr 1933 iſt nun an ſeine Stelle getreten. Dunkel und undurchdringlich liegt nun das neue Jahr vor uns. Was wird es wohl bringen? Hoffen wir zuverſichtlich, daß alle guten Wünſche, die froh ausgetauſcht wurden, in Erfüllung gehen. — Die Sylveſter-Nacht war in dieſem Jahre außerordentlich ruhig. Bis 12 Uhr lagen die Ortsſtraßen faſt verlaſſen da. Als um 12 Uhr der eherne Mund der Glocken die Ankunft des neuen Jahres verkündete, wurde es auf den Straßen lebhafter. ProſitNReujahr⸗Rufe erſchallten. Die Menſchen ſchüttelten ſich froh die Hände und alle guten Wünſche wurden ausgetauſcht. Doch nicht lange währte das Treiben. Während in früheren Jahren bis zum frühen Morgen Leben und Treiben auf den Straßen herrſchte, war es in dieſem Jahre ſehr kurz. Bald war wieder Ruhe eingetreten. Auch in den Lokalen war kein übermäßiger Betrieb.— Der Neujahrstag ſelbſt war in Bezug auf die Witterungsverhältniſſe nicht beſonders einladend. Am Nachmittag ſetzte ein leiſer Regen ein, der bis zum Abend anhielt. — Die„Grünen“ traten, von einigen Unent⸗ wegten begleitet, in Friedrichsfeld zum letzten Verbandsſpiel an und gewannen 113, ſo Revanche nehmend für die hier erlittene Niederlage.— Von den Neujahrsveranſtaltungen ſind beſonders die, der beiden größten hieſigen Geſangvereine, des Mäunergeſangvereins und der Sänger-Ein⸗ heit zu erwähnen. Die Männergeſangvereins⸗ Familie hatte im Engel ihre Feier und die Sänger-Einheits⸗Familie traf ſich im Freiſchütz, um dort froh beiſammen zu ſein. Die gebotenen Aufführungen unterhielten die Gäſte auf das Beſte und in froher Sängerrunde wurden recht gemütliche Stunden verbracht.— Im Kaiſerhof fand eine große Brieftaubenſchau ſtatt, die von den Mitgliedern und Freunden ſehr gut beſucht war. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet 1 Anzeige wegen Radfahren ohne Licht. * Vom Standesamt. Im Monat Dezember 1932 wurden in unſerer Gemeinde 15 Kinder zur Welt gebracht. 9 Perſonen ſind geſtorben. Weiter ſind 14 Eheſchließungen zu verzeichnen.— Im Jahre 1932 wurden ſtandes⸗ amtlich regiſtriert: 201 Geburten, 119 Sterbe⸗ fälle und 137 Eheſchließungen. Stand der Exwerbsloſigkeit in Viernheim. Am 1. Januar hatten wir hier 1319 unterſtützte Erwerbsloſe. Hiervon bezogen 85 männliche und 13 weibliche Perſonen Arbeits- loſenunterſtützung, 186 männliche und 35 weib⸗ liche Perſonen Kriſenunterſtützung und 981 männ⸗ liche und 19 weibliche Perſonen Wohlfahrts⸗ unterſtützung. Elternabend der D. J. K. Am Dienstag abend veranſtaltet die DK. in der Sporthalle zum 1. Male einen Eltern⸗ abend für die Eltern ihrer Schüler. Seit mehreren Wochen bereiten die Leiter der Turn⸗, Sport- und Theatergruppe der Schülerabteilung die Darbietungen vor. Mit Begeiſterung waren die Kleinen bei der Sache, es wurde eifrig geübt und gelernt, und morgen abend wollen ſie nun zeigen, was ſie können. Wir können heute ſchon verraten, daß die Erwachſenen manchmal über die Leiſtungen unſerer Jungſchar ſtaunen und begeiſtert dem friſch⸗ fröhlichen Treiben der Jugend folgen werden. Staunen wird auch mancher, wenn er die neu erbaute, geräumige Vorhaugbühne erblickt, die auf den Beſchauer einen mächtigen Eindruck macht.— Der 1. Teil des Programms iſt ſehr abwechslungsreich ge— ſtaltet. Flotte Uebungen wechſeln mit humor⸗ vollen„Bubenſtücken“ ab. ein größeres Weihnachtsſpiel, das die ſchauſpie- leriſchen Talente unſerer Schüler erkennen läßt. Zu dieſer Veranſtaltung ſind vor allem die Eltern und Geſchwiſter unſerer Schüler einge- laden. Aber auch unſere aktiven, paſſiven und Schutzmitglieder und Freunde der Jugendkraft ſind willkommen! Allen ſei verſprochen, daß ſie es nicht bereuen werden, den Elternabend beſucht zu haben. Es wird jedoch gebeten, recht- zeitig zu erſcheinen, damit die Veranſtaltung pünktlich um 5/9 Uhr beginnen kann und die Kleinen nicht zu ſpät nach Hauſe kommen. Viernheimer Tonfilmſchau Wo die Wolga fließt. Das Tonfilmwern des großen Erfolgs. Heute 1. Platz nur 40 Pfg. Alle die geſtern keinen Platz mehr be⸗ kamen, für die iſt heute die letzte Gelegenheit, das wunderbare und ergreifende Tonfilmwerk „Wo die Wolga fließt“ zu ſehen und zu hören. Zwei Menſchen ſprechen zu Ihnen„Fürſt Dim⸗ tri und Katjuſcha Maslowa.“ Zwei Menſchen, die die ewige Sehnſucht der Liebe in ſich tragen — die das Schickſal hin- und herwirft, die der Zufall zuſammenbringt und wieder auseinander- reißt— Zwei Menſchen, die im Strudel des Lebens die Liebe in all ihrer Größe und auch in all ihrer Bitternis kennen lernen. Hier iſt ein Tonfilmwerk geſchaffen, das zu den aller⸗ beſten zählt. Heute iſt noch ein großer Beſuch zu erwarten, da heute 1. Platz nur 40 Pfg. koſtet. Alles beſucht noch heute den Central⸗ Film⸗Palaſt. Das Haus der erſten Darbietungen. Sport und Spiel Gruppe Rhein. Die Grünen Nl das letzte Verbandsſpiel Germ. Friedrichsfeld— Amieitia Viernheim 123 Das letzte Verbandsſpiel, das geſtern in Friedrichsfeld ausgetragen wurde, konnten die Der 2. Teil bringt „Grünen“ 113 für ſich entſcheiden. Durch dieſen Sieg dürfte nun der 3. Platz ſicher geſtellt ſein. Von 18 Spielen haben nun die„Grünen“ 11 gewonnen, 6 verloren und 1 Spiel ging unent⸗ ſchieden aus. Tabellenſtand am 1. Januar: Vereine Sp. gew. unent. verl. T. Punkte Waldhof 18 14 2 76:26 30:6 Phönix L'hafen 17 12 f 5 42:25 24:10 Viernheim 18 11 6 39:81 2815 Neckarau 17 10 6 41.34. 2113 VfR Mhm. 187 7 47:30 18:18 08 Mannheim 17 6 9 34.46 14:20 Mundenheim 18 6 2 10 34:42 14:22 Sandhofen 15720 10 2285 1320 Friedrichsfeld 17 11 28:47 11:23 Kaiſerslautern 17 2 13 28:63 628 Der Rieſenerfolg in Viernheim. Heute Moutag nochmals: Die triumphale Senſation Hans Schneider, Hede Mann per⸗ ſönlich in ihrem Welterfolg: Im weißen Röß'l Union Palaſt. Wie nicht anders zu erwarten, war geſtern abend um 8 Uhr der Union⸗Palaſt ausverkauft. Viele kehrten wieder um, da ſie keinen Platz mehr fanden. Kein Wunder aber auch ganz Viernheim erzählt und ſingt vom weißen Röß'l. Eine Bombendarbietung, die alles in den Schat⸗ ten ſtellt. Es iſt ein künſtleriſches Erlebnis, Hans Schneider u. Hede Mann perſönlich kennen zu lernen. Applaus auf Applaus erſchallte durchs Haus, als Herr Schneider und Hede Mann ſich perſönlich dem Publikum vorſtellten und die Viernheimer Kinofreunde auf das herzlichſte be⸗ grüßten. Den größten und bei weitem verdienten Rieſenbeifall erhielten die beiden Künſtler am Schluß des Filmes. Der Applaus wollte kein Ende nehmen. Es iſt auch wirklich eine Höchſtleiſtung ſolch eine Aufführung zu Stande zu bringen. Darum heute die große Parole: Auf zu Hans Schneider und Hede Mann mit ihrem Welterfolg: Im weißen Röß'l. Heute wird nochmals mit einem vollen Haus gerechnet, zumal heute billige Preiſe ſind, darum ſichert euch Plätze. Heute nur ins weiße Röß'l! Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vopſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold. Heute abd. um 8 Uhr Bühnenprobe im Karpfenſaale. Um pünktliches Erſcheinen wird dringend ge⸗ beten. a Die Leitung. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 5. Januar 1933, abends 8 ½ Uhr fin⸗ det im Lokal zum„gold. Stern“ unſere Mo- natsverſammlung ſtatt. Da dieſe Verſamm⸗ ſammlung von großer Wichtigkeit iſt und die Tagesordnung reichhaltig, wird pünktliches und vollzähliges Erſcheinen erwünſcht. f f Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betr.: Winterhilfsmaßnahmen der Reichsregierung zur Verbilligung von Friſchfleich für die hilfsbedürftige Bevölkerung. Die Reichsbezugsſcheine der Ausgabe vom 6. Dez. 1932 ſind am Mittwoch, den 4. Jan. 1933, nachmittags 2— 3 Uhr durch die Metzger auf unſerem Büro Nr. 6 abzuliefern. Es wird ausdrücklich darauf hingewieſen, daß die Abſchnitte bei der Ablieferung vorſchrifts⸗ mäßig entwertet und aufgeklebt ſein müſſen. Viernheim, den 2. Jan. 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. La mberth. Aus Heſſen. Darmſtadt, 1. Jan.(Konſulatge⸗ ſchäfte für Braſilien). Der zum braſili⸗ aniſchen Generalkonſul in Hamburg ernannte Carlos Ferreira de Aurojo, dem namens des Reichs das Exquatur erteilt worden iſt, iſt anerkannt und zur Ausübung konſulariſcher Verrichtungen im Volksſtaat Heſſen zugelaſ⸗ ſen worden. Offenbach, 1. Jan.(Lieferauto fährt in eine Radfahrergruppe.) Meh⸗ rere Radfahrer aus Dreieichenhain wurden beim Paſſieren der Sprendlinger Landſtraße von einem Lieferauto von hinten angefah⸗ ren. Dabei wurden drei Mann der Radfah⸗ rergruppe ſchwer verletzt und mußten mit dem Krankenauto abtransportiert werden. Offenbach, 1. Jan.(Er wollte freu ſein.) Beim Zimmerreinigen ging in der Straße der Republik einem Dienſtmädchen ein Papagei durch. Der Vogel hatte es ſich auf dem Dach des Hauſes gemütlich gemacht und freute ſich der Freiheit. Alles Locken war vergeblich, auch einem Dachdecker ent⸗ wiſchte der Vogel, als dieſer ihm in die Nähe kam. Erſt als man in einem Käfig einen zweiten Papagei als Lockvogel aufſtellte und Schlingen gelegt hatte, konnte man den Aus⸗ reißer wieder in Nummer Sicher bringen. Lorſch, 1. Jan.(Gegen das Wein⸗ heimer Kanaliſierungsprojekt.) Eine Vertreterverſammlung der Gemeinden Lampertheim, Viernheim und Lorſch in der gegen die Abſicht der Stadt Weinheim, das Waſſer des Kanaliſationsnetzes der Stadt in den Landgraben abzuleiten, Stellung ge⸗ nommen wurde, tagte in Lorſch. Durch das geplante Projekt würde der Landgraben und Weſchnitz noch mehr überlaſtet und da⸗ durch eine nicht zu vermeidende Hochwaſſer⸗ gefahr für die betroffenen Gebiete herauf⸗ beſchwören. Für das Ruto für das Schaufenster Für die Brille Das vorzügliche Prüparat gegen das Anlaufen und Gefrieren der Scheiben. iniein hemavl: nathaus roger Peter Heels e u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 0 Feaufcb dr ehe ramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſiſcheckkonto 1 A0— 9 tung, u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäͤftsſtelle u. von sämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes eee bel Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme geſchriebenen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben Nummer 2 Dienstag, den 3. Januar 1933 50. Jahrgang Der Neichspräſident. Der Einfluß des Reichspräſi⸗ denten auf das politiſche Geſche⸗ hen in Deutſchland iſt in der letzten Zeit ſtark gewachſen. Man betrachtet ein „Präſidialkabinett“, alſo eine Reichsregierung, die ſich ausſchließlich oder doch in erſter Linie auf das Vertrauen des Reichspräſidenten ſtützt, längſt als ganz ſelbſtverſtändlich, obwohl die Reichsverfaſ⸗ ſung ein ſolches Kabinett nicht kennt. Die Stellung des Reichspräſidenten hat ſich ſomit erheblich gewandelt. Der frühere Reichsgerichtspräſident Dr. Simons, der, wie man ſich erinnert, nach dem Tode Eberts das Amt des Reichspräſi⸗ denten vertretungsweiſe verſah— bis zum Amtsantritt Hindenburgs— veröffentlicht jetzt in der„Deutſchen Juriſtenzeitung“ ei⸗ nen intereſſanten Aufſatz über dieſes The⸗ ma. Seine Ausführungen intereſſieren auch weitere Kreiſe. Dr. Simons ſtellt feſt, daß aus dem„Hüter der Verfaſſung“, als der der Reichspräſident neuerdings gerne be⸗ zeichnet werde, ein„Neuformer der Verfaſſung“ geworden ſei. Dr. Simons weiſt ſodann eingehend nach, daß der Ein⸗ fluß des Parlaments auf die Regierung in der Praxis die verfaſſungsmäßigen Gren⸗ zen weit überſchritten hatte und daß eine Rückkehr zu den Grundſätzen der geltenden Verfaſſung nötig iſt. Die Abhängigkeit der Regierung vom Parlament habe ſich nun in den letzten dreizehn Jahren als das größte Hindernis einer ſtetigen und kraftvollen Reichspolitik herausgeſtellt. Daran knüpft Dr. Simons folgende Be⸗ trachtung: Es iſt bezeichnend, daß auf der einen Seite die Parteien, die am parla⸗ mentariſchen Syſtem intereſſiert ſind, die reichsgeſetzliche Einſchränkung des Artikels 48 der Reichsverfaſſung(Notverordnungs⸗ artikel— Red.) verlangen und auf der an⸗ deren Seite der Reichspräſident ſeine Be⸗ reitſchaft, Hitler den Poſten des Reichskanz⸗ lers zu übertragen, davon abhängig gemacht hat, daß er in der Anwendung des Artikels 48 nicht beſchränkt werde. Ich halte die heutige Auslegung und Anwendung des Artikels 48 nicht für verfaſſungsgemäß. Schon daß das Notverordnungsrecht aus Artikel 48 auf Fälle der Wirtſchafts ge⸗ e ausgedehnt wurde, war be⸗ enklich, weil es dem Ermeſſen der Exeku⸗ tive einen zu weiten Spielraum ließ. Ich habe deshalb als Stellvertreter des Reichs⸗ präſidenten abgelehnt, eine befriſtete Not⸗ verordnung betreffend eine Regelung des Bankweſens nach Friſtablauf zu erneuern, weil ich die Verordnung ſelbſt für verfaſ⸗ ſungswidrig hielt. Die ſchlimmen Fol⸗ gen der Ablehnung, die mir damals der Fachminiſter ausmalte, um mich zur Un⸗ terſchrift unter den Notverordnungsentwurf zu bewegen, ſind nach keiner Richtung ein⸗ getroffen. Seitdem wurde freilich die Ge⸗ fahr, die unſere Wirtſchaftstage bedroht, un⸗ gleich größer, aber zugleich die Gefahr einer verfehlten Notverordnungspolitik. Die Kriſe der Präſidialregierung wächft ſich allzuleicht zu einer Präſidialkriſe aus. Deshalb glaube ich, daß bei der Reform der Reichsverfaſſung eine genauere Umgren⸗ zung der Machtfülle nötig wird, die Artikel 48 dem Reichspräſidenten gibt. Sie muß ihm grundſätzlich eihalten bleiben. Denn er iſt nicht ſo ſehr Hüter der Verfaſ⸗ ſung als Hüter der Daſelns grundlagen von Volk und Reich, vor deren Notwendigkeiten unter Umſtänden ſelbſt die Verfaſſung zu⸗ rückzuſtehen hat. Wie weit das der Fall ſein darf, wie tief der Reichspräſidenn nicht nur in die Grundrechte, ſondern auch in dieRechte der Länder eingreifen darf, ſollte nicht ſtaatsgerichtlicher Entſcheidung überlaſſen bleiben, ſondern als Machtfrage ver⸗ faſſungsrechtlich klargeſtellt werden. Wird ſomit der Reichspräſident ſich auf der einen Seite eine gewiſſe Einſchränkung „kurz erwidert Reich und Länder. Kein Zwischenfall beim Neujahrsempfang des Neichsrats.— Veſprechungen über die Lage in Preußen.— Eine Mahnung Hindenburgs. Berlin, 3. Januar. Reichstagspräſident Göring wird am heutigen Dienstag in Berlin zurückerwartet. Er wird am Mittwoch die Sitzung des Ael⸗ teſtenrates des Reichstags leiten, in der der Termin der nächſten Reichstags⸗ ſitzung feſtgelegt werden ſoll. Kommuniſten und Sozialdemokraten ſind nach wie vor für einen möglichſt frühen Termin, alſo den 9. oder 10. Januar. Die Nationalſozialiſten haben ihre Stel- lungnahme zu dieſer Frage bisher noch nicht bekannkgegeben. Ein Berliner Blatt hatte die anläßlich des Neujahrsempfangs beim Reichspräſiden⸗ ten durch den Reichsrat geforderte Beile— gung des Preußenkonfliktes in ſenſationeller Weiſe aufgemacht. Der preu— ßiſche Vertreter, Miniſterialdirektor Co ß-⸗ mann hat erklärt:„Das abgelaufene Jahr hat im Verhältnis von Reich und Ländern Schwierigkeiten beſonderer Art mit ſich ge⸗ bracht. Der Reichsrat darf dem Wunſch Ausdruck geben, daß es der bewährten Weisheit Eurer Exzellenz gelingen werde, hier einen gerechten Ausgleich zu finden zwiſchen der Notwendigkeit einer einheit⸗ lichen Staatsführung und den berechtigten Intereſſen der Länder.“— Hindenburg hat und erklärt, daß ſicher ein 1 der alle befriedige, ſich finden laſſe. Von zuſtändiger Seite wird aber darauf hingewieſen, daß bereits vorher be⸗ kannt geweſen ſei, daß der Keichsrats⸗ vertreter eine derarlige Bemerkung ma⸗ chen und daß der Reichspräſident in enk⸗ ſprechender Form ankworten werde. Es liege alſo keinerlei Anlaß vor, aus die⸗ ſer Begebenheit einen ſenſalionellen Zwiſchenfall zu machen. Aus dieſer halbamtlichen Verlautbarung ergibt ſich, daß der Vorſtoß Preußens kei⸗ ne Ueberraſchung war— bemerkens⸗ wert bleibt er aber trotzdem. Er zeigt jeden⸗ falls, daß die Dinge in Preußen zu einer Löſung drängen. Bekannt iſt auch, daß alle Länderregierungen Wert auf eine Wiedereinſchaltung des Reichsrats legen, die bisher deshalb nicht erreicht wur⸗ de, weil die Verhältniſſe in Preußen nach wie vor ungeklärt ſind. Immer noch hat fa gefallen laſſen, ſo muß auf der anderen die Regierung ſeines Vertrauens auch von der Feſſel befreit werden, die in Artikel 54 der Reichsverfaſſung um ihre Hände gelegt iſt. (Artikel 54 der Reichsverfaſſung beſtimmt, daß Reichskanzler und Reichsminiſter zu ih⸗ rer Amtsführung des Vertrauens des Reichstags bedürfen und zurücktreten müſ⸗ ſen, wenn ihnen der Reichstag durch aus⸗ drücklichen Beſchluß ſein Vertrauen entzieht. Red.) Deutſchland bedarf in noch höherem Maße als die Vereinigten Staaten einer ſtetigen Regierung, die nicht wechſelnden Parteimehrheiten, ſondern der Zukunft des Volkes verantwortlich iſt und über deren Beſtand der Präſident entſcheidet. Dr. Simons faßt ſeine Vorſchläge für die Re⸗ form der Stellung des Reichspräſidenten in der Verfaſſung folgendermaßen zuſammen: Abſchaffung des Artikel 54; reichsgeſetz⸗ liche Klarſtelkung der Tragweite des Artikel 48; Hebung des Reichsrats zu einer ſchaff; berechtigten geſetzgebenden Körperſchaft: Verbindung der Stelle des Reichspräſidenten mit der eines preußiſchen Staatspräſidenten. das größte deutſche Land zwei Regierun⸗ gen: das alte Miniſterium Braun und den bom Reichskanzler eingeſetzten Reichskom⸗ miſſar mit ſeinen Gehilfen. Keine neue Klage Brauns. Wie aus Kreiſen der preuß. Staatsregie⸗ rung Braun verlautet, entſpricht die Preſſe⸗ meldung von einer bevorſtehenden neuen Klage des preußiſchen Staatsminiſteriums gegen die Reichsregierung nicht den Tat⸗ ſachen. Auch die Mitteilung, daß Miniſter— präſident Braun in dieſer Angelegenheit un— mittelbar nach Neujahr mit Reichskanzler von Schleicher eine Unterredung haben wer— de, wird in der gemeldeten Form als unzu— treffend bezeichnet. Richtig ſei vielmehr, daß der Keichs⸗ kanzler und Miniſterpräſident Braun im Dezember eine Beſprechung über die Regierungsverhältniſſe in Preußen hal⸗ ten und daß bereits damals in Ausſicht genommen wurde, die Verhandlungen im Januar zu 1 Zeit forkzu⸗ etzen. Bei dieſer Gelegenheit ſei darauf hinge— Verhandlungen zwiſchen Nationalſo⸗ zialiſten und Zentrum in Preußen noch nicht wieder aufgenommen worden ſind. Es iſt auch für die nächſte Zeit mit der Fort— ſetzung der Verhandlungen nicht zu rechnen. Ein Vorſtoß Bayerns? In unterrichteten Kreiſen rechnet man da— mit, daß in den weiteren Tagungen des Reichsrates etwa Mitte Januar die Frage Reich—Länder wiederum eine große Rolle ſpielen werde. Insbeſondere könne man einen bayeri⸗— ſchen Vorſtoß erwarten, wie ja der Füh⸗ rer der Bayeriſchen Volkspartei, Slaaks- rat Schäffer, ſchon kürzlich angedeuket habe, daß von den Ländern der Druck genommen werden müſſe, daß ihre Selbſtverwalktung und Selbftändigkeit vom Reiche her allzu ſlark beeinkrächkigt werden könnte. Unter dieſen Umſtänden meint man in po⸗ litiſchen Kreiſen, daß auch der Appell in Coßmanns Ausſprache vor allem auf bea y e— riſche Initiative zurückgehen werde. * Wien, 3. Januar. In Oſt⸗Steiermark, vornehmlich in Vo⸗ rau und Hartberg, iſt es in den letzten Tagen wiederholt zu Bauernkundgebungen und Ausſchreitungen bei Zwangsverſteige⸗ rungen gekommen, bei denen auch orts⸗ fremde radikale Elemente feſtgeſtellt wur⸗ den. Es wurden neun Verhaftungen vorge— nommen. Die Bauern fordern nun die Freilaſſung der Feſtigenommenen und drohen im ge⸗ genteiligen Fall mit Aufmärſchen, die ſie gegebenenfalls bis in die Landes; hauptſtadt Graz führen wollen. Dieſem Zug wollen ſich auch die Arbeits⸗ loſen aus dem induſtriellen Mürztal an⸗ ſchließen, unter denen ſich viele Kommu⸗ niſten befinden. Die Regierung entſandte eine aus 100 Mann beſtehende Kompagnie des Grazer alten Jäger-Regiments ſowie 100 Mann Gendarmerie in feldmarſchmä⸗ wieſen, daß die im Dezember abgebrochenen g„Seid einig, einig, einig!“ Der Keichspräſident mahnt. Berlin, 3. Januar. Ein Vertreter des„Berliner Lokal⸗Anzei⸗ ger“ hatte eine Unterredung mit dem Reichs⸗ präſidenten von Hindenburg. Er be⸗ richtet darüber in ſeinem Blatt, daß Hinden⸗ burg das deutſche Volk wiederholt zur Ei⸗ nigkeit gemahnt habe. Immer wieder, ſo habe der Reichspräſident geſagt, müſſe er dem Volke zurufen: „Seid einig, einig, einig!“ Weiter habe Hindenburg erklärt:„Man muß das Vaterland ſo hoch ſtellen, daß man ſich ſelbſt darüber vergißt.“ Zum Schluß äußert er ſich: „Unſer Volk hat ſoviel geleiſtel. Es wird durchkommen. Es geht nicht ſo ſchnell, wie die Jungen denken. Man muß ge⸗ duldig ſein und kapfer. Ich glaube, daß wir es mit Gott ſchaffen. Es wird Stufe um Stufe gehen, aber wir wer⸗ den durchkommen, wenn wir uns treu ſind.“ Ein Neujahrsbrieſwechſel. Reichstagspräſident Göring hat an den Reichspräſidenten von Hindenburg folgendes Glückwunſchſchreiben gerichtet: „Ew. Exzellenz bitte ich im Namen des Reichstags und ſeines Präſidiums ergebenſt, Ihnen aus Anlaß des Jahreswechſels auf dieſem Wege unſere ehrerbietigſten und auf⸗ richtigſten Glückwünſche aussprechen zu dür⸗ fen. Möge Gottes Gnade auch ferner über Ihnen walten, damit Ew. Exzellenz im neu⸗ en Jahre ihre Kräfte ſo wie bisher dem Dienſte am Volk und Vaterland widmen können. In ausgezeichneter Hochachtung und aufrichtiger Verehrung habe ich die Ehre zu ſein Ihr ſehr ergebener gez. H. Göring.“ Der Reichspräſident hat auf dieſes Schreiben mit folgendem Briefe geantwor⸗ tet:„Sehr geehrter Herr Reichstagspräſi⸗ dent! Haben Sie herzlichen Dank für die freundlichen Glückwünſche, die Sie mir an⸗ läßlich des Jahreswechſels im Namen des Reichstages und ſeines Präſidiums erwidert haben. Ich erwidere Ihre Glückwünſche mit den beſten Wünſchen für Ihr perſönliches Wohlergehen, wie für eine gute Arbeit des Reichstages. Mit freundlichen Grüßen gez. von Hindenburg.“ Vauernunruhen in Leſterreich. Große Kundgebungen in Oſtſteiermarl.— Militär aufgeboten. ßiger Ausrüſtung mit Maſchinenge⸗ wehren nach Vorau. Den Ordnungsdienſt verſieht die Gendarmerie, während das Mi⸗ litär in Bereitſchaft liegt. In dem Haupt⸗ quartier im Stift Vorau iſt eine militäriſche Funkſtation eingerichtet. Auch eine Brief⸗ taubenabteilung ſteht zur Verfügung. Am Montag in den Vormittagsſtunden iſt es in Vorau und Hartberg ziemlich ruhig zugegangen. Gegen Mittag kam es in Vorau auf dem Marktplatz, wo ſich Hunderte von Bauern angeſammelt hatten, zu lärmenden Kundgebungen. Es verſtärkte ſich auch ſicht⸗ lich der Zuzug. Auf den Anmarſchſtraßen begegnete man zahlreichen Gruppen von Bauern, die mit langen Holzknüppeln bewaffnet heranmarſchierten. Redner fordern die Bauern zum Marſch nach Graz und zur Anwendung von Gewalt auf. Ein an⸗ ſcheinend kommuniſtiſcher Agikakor Max Hieß wurde verhafkek. die Bewegung In kurzen Worten: 0 In unterrichteten Kreiſen erwartet man einen neuen Vorſtoß Bayerns wegen der Ab⸗ grenzung der Rechte der Länder gegenüber denen des Reiches. Reichstagspräſident Göring hat dem Reichs⸗ präſidenten die Neujahrswünſche des Reichs⸗ tages in einem Schreiben ausgeſprochen, das der Reichspräſident ebenfalls ſchriftlich erwi⸗ dert hat. Die Meldung von einer bevorſtehenden neuen Klage des preußiſchen Staatsminiſte⸗ riums gegen die Reichsregierung entſpricht nicht den Tatſachen. Landrat Dr. Ernſt Wiskott in Beeskow wurde zum kommiſſariſchen preußiſchen Land⸗ wirtſchaftsminiſter ernannt. Der Auslieferungsantrag gegen die des Mordes an dem Dresdener SA.⸗Mann Hentſch beſchuldigten Perſonen iſt vom Auswärtigen Amt an den deutſchen Botſchafter in Rom weitergeleitet worden. Aus der Oſtſteiermark(Oeſterreich) werden Bauernkundgebungen und Unruhen gemeldet. Der Eiſenbahnerſtreik, den die Anarchiſten am 1. Januar in ganz Spanien entfeſſeln wollten, ſcheint vollkommen geſcheitert zu ſein. hat ſich weiter ausgedehnk. Das Ge. meindegebiet Pöllau hat ſich der Bewe⸗ gung angeſchloſſen und ſelbſt auf das niederöſterreichiſche Grenzgebiet hat die Bewegung übergegriffen. Auch von dork ſind Gruppen 0 Vorau geſandt wor- en. Der unmittelbare Anlaß zu der ganzen Bewegung, der Streit über die Leiſtungen an die landwirtſchaftliche Sozialverſi⸗ cherung, iſt mehr oder weniger nur ein äußerer und zufälliger. Der tiefere Grund liegt darin, daß die Bauernſchaft durch die Wirtſchaftskriſe an den Rand des Abgrundes gebracht iſt. Es gibt faſt keinen Hof, in dem der Steuereinzieher nicht ſtändiger Gaſt iſt. Nene Reform in Preußen. Zur Vereinfachung und Verbilligung der Verwaltung. Berlin, 3. Januar. Unterrichtete Kreiſe wollen von einem be— vorſtehendem Erlaß einer neuen Verordnung über eine Vereinfachung und Verbilligung der Verwaltung wiſſen. Nachdem durch ſolche Ver— ordnungen bisher die Neueinteilung der Land⸗ kreiſe, die Zuſammenlegung von Ober- und Regierungspräſidien, die Auflöſung von Pro— vinzialſchulkollegien, die Auflöſung des Wohl⸗ fahrtsminiſteriums uſw. geregelt wurde, ſollte die neue Verordnung Reformmaßnahmen bei den beſtehenden Städte-, Kreis⸗ und Gemein⸗ deordnungen bringen. Der Amfang der Regierungsbehörden und der Verwaltungsgerichtsbarkeit ſolle verein⸗ facht werden, insbeſondere auch durch einfachere Geſtaltung des Verwaltungsſtreit⸗ und Be⸗ ſchlußverfahrens. Inwieweit damit Intereſſengebiete der kom⸗ munalen Selbſtverwaltung berührt weeden, war bisher authentiſch noch nicht feſtzuſtellen. Magdalen zwischen den zwei In Kreiſen der Regierung Braun iſt üder die neue Verordnung noch nichts bekannt. In der kommiſſariſchen Regierung naheſtehenden Krei⸗ ſen verlautet, daß die etwa bevorſtehende Ver⸗ ordnung keineswegs umfaſſend ſein werde, ſon⸗ dern lediglich dem Zwecke dienen ſolle, neben der weiteren Verbilligung und Vereinfachung der Verwaltung die Finanzſchwierig⸗ keiten bei den Gemeinden zu mil⸗ dern durch Exleichterung der Umſchuldungs⸗ aktion und durch Förderung des Zieles, die Arbeitsloſigkeit in den Kommunen zu be⸗ kämpfen. Politiſche Zuſammenſtöße. Todesopfer und Verletzte. Berlin, 3. Januar. In der Reichshauptſtadt und in verſchiede⸗ nen anderen Städten iſt es wieder zu ſchwe⸗ ren Zuſammenſtößen zwiſchen poli⸗ tiſchen Gegnern gekommen. So wur⸗ den in Berlin ein Hitlerjunge und ein Kommuniſt durch Meſſerſtiche getö⸗ tet. Zahlreiche Perſonen wurden verletzt, fünf davon ſchwer. Die Polizei nahm viele Verhaftungen vor. Am Montag wurde im Norden Berlins die 37 jährige Marta Künſt⸗ ler von einem noch unbekannten Mann durch einen Schuß in die Herzgegend ſchwer verletzt, ſo daß der Tod unmittelbar darauf eintrat. „Weitere politiſche Zuſammenſtöße wer⸗ den aus Halle, Wanne-Eickel und Ehrang(bei Trier) gemeldet. In Burg⸗ Leſum bei Bremen kam es zu ſchweren politiſchen Ausſchreitungen von Kommuniſten gegen Polizeibeamte. Als zwei Beamten gen grober Ruheſtörung einſchritten, wurden ſie von etwa 50 Kommuniſten tätlich ange⸗ griffen. Die Beamten mußten vom Gummi⸗ knüppel Gebrauch machen. Einer von ihnen wurde zu Boden geworfen und verletzt. Jetzt ſahen ſich die Beamten gezwungen, zur Waffe zu greifen. Die Jahl der An- greifer war inzwiſchen auf über 100 angewachſen. Weitere Polizeiverſtär⸗ kungen wurden ebenfalls kätllich ange⸗ griffen. Aus der Maſſe heraus wurde mit Steinen geworfen, wodurch zwei Beamte getroffen wurden und Beſchädi⸗ gungen am Tſchako erlitten. Auch aus Hamburg werden Zuſam⸗ menſtöße gemeldet. In Rieſa hat ſich der 24 jährige Gendarmeriewachtmeiſter Walter Dorn auf der Hauptſtraße erſchoſſen. Dorn hatte eine Streitigkeit mit Zivilperſo— nen bei einer Silveſterfeier gehabt, und war dadurch und durch Alkoholgenuß in ſtarke Erregung gekommen. * In Notwehr erſchoſſen. Weſel, 3. Januar. In Friedrichsfeld bei Weſel wurde der Arbeiter Mahron durch den Landjä⸗ ger Wengler in Notwehr erſchoſſen. Wie da⸗ zu von amtlicher Seite mitgeteilt wird, war Mahron Vorſitzender der Ortsgruppe der Kommuniſtiſchen Partei in Friedrichsfeld bei Weſel. Er war als gewalttätiger Menſch be⸗ kannt und wegen Roheitsvergehen mehr— fach vorbeſtraft. Mahron hatte kurz vorher einen 60 jährigen Poſtbeamten, der ſich auf dem Dienſtwege befand, ohne jeden Grund mit einem Meſſer in den Arm geſtochen. Als der Landiäger Wenaler den Angeariffe⸗ õͥõãĩ?t:u d . nen nach Hauſe bringen wolte, ging Mah⸗. ron mit offenem Meſſer auf den Angegriffe⸗ nen los. Der Beamte griff zu ſeiner Schuß⸗ waffe und verletzte Mahron tödlich. Meh⸗ rere unparteiiſche Augenzeugen haben beſtä⸗ ball 15 der Landjäger in 1 5 gehan⸗ elt hat. b Ueberfall auf ein Arbeitsdienſtlager. Weimar, 3. Januar. Auf das Arbeitslager des Freiwilligen Arbeitsdienſtes auf dem Ellenbogen an der Rhön wurde ein Ueberfall ausge⸗ führt. Ein Trupp Kommuniſten wollte die Baracke anzünden, während drinnen die Ar⸗ beitsfreiwilligen mit ihrem Lagerleiter, Hauptmann a. D. Schmückle, Silveſter feier⸗ ten. Die Lagerwache konnte jedoch rechtzeitig das Lager alarmieren, und ſo entſpann ſich ein längeres Handgemenge, wobei es ver⸗ ſchiedene Verletzte gab, und von den Kom⸗ muniſten auch geſchoſſen wurde. Hauptmann Schmückle wurde dadurch leicht verletzt, daß ein Kommuniſt verſuchte, ihm den Daumen abzubeißen. Auf kommuniſtiſcher Seite gab es einen Schwerverletzten und mehrere Leichtverletzte. Deutſche Tagesſchan. Jur Finanzlage im Reich. Nach Mitteilung des Reichsfinanz⸗ miniſteriums ergibt ſich im Novem⸗ ber v. Is. im ordentlichen Haushalt eine Mehrausgabe von 74,5(im Vormonat 98,1) Millionen Mark. Der aus dem Vor⸗ jahre übernommene Fehlbetrag verminden! ſich nach dem Schuldentilgungsgeſetz um 280,0 Millionen Mark auf 1252,3. Im au⸗ ßerordentlichen Haushalt wurden im No⸗ vember 1,5(3,9) Millionen Mark veraus⸗ gabt, während Einnahmen nicht ausgewieſen werden. Für beide Haushalte errechnet ſich Ende November ein Geſamt⸗ defizit von 1285,3 Millionen Mark. Neuer kommiſſariſcher Landwirtſchafts mini ⸗ ſter in Preußen. Der bisherige Landrat des Kreiſes Bees⸗ kow, Dr. Ernſt Wiskott, iſt zum Staats⸗ ſekretär im preußiſchen Landwirtſchaftsmini⸗ ſterium ernannt und mit der Wahrnehmung der Geſchäfte des kommiſſariſchen Land⸗ wirtſchaftsminiſters von der kom⸗ miſſariſchen Regierung betraut worden. Auslands⸗Nundſchau. Geſcheiterker Streikverſuch in Spanien. Der Eiſenbahnerſtreik, den am 1. Januar die Anarchiſten in ganz Spanien ent⸗ feſſeln wollten, ſcheint vollkommen geſcheitert zu ſein. Auf allen Eiſenbahnlinien herrſcht regelmäßiger Betrieb und auch keine Ar⸗ beitseinſtellungen ſind zu verzeichnen. Nur in Saragoſſa iſt es zu einigen Störun⸗ gen gekommen. Mehrere Perſonen wurden feſtgenommen. Der Religionskrieg in Indien. In dem indiſchen Staate Alwar ſind wieder Unruhen ausgebrochen. Das von Hindus bewohnte Dorf Harſauli wurde von bewaffneten Mohammedanern angegriffen, da die Hindus ſich weigerten, an der Proteſtbewegung gegen die Verwal⸗ Karl Joachims Stimme: „Magdalen!“ ungleichen Brüdern Roman von Gert Rothberg Copyright by M. Feuchtwanger, Halle(Saale) Magdalen hatte Goldfäden im Haar, die ſich von ihrem Blondkopf nur wenig abhoben. ö Die Tür öffnete ſich; Linda kam mit hochroten Wangen 1 und fröhlich blitzenden Augen herein. „Na, Kleine? Du biſt ja fleißig geweſen. Nun ſtecke Aber warte, wir wollen Licht machen, ſonſt fällſt du mir noch herunter.“ doch, bitte, noch die Lichter an. Und ſie ſchaltete das Licht ein. Wie die Tanne ſtrahlte! Und wie Magdalen unter dem Baume ſtand in ihrem ſchwarzen Kleid mit dem großen gelben Spitzenkragen und Manſchetten, dem goldſchim⸗ mernden Haar und dem ſüßen, weißen Geſicht. Die junge Gutsherrin dachte: Selige Weihnacht auch für dich! Dann küßte ſie Magdalen und ſagte: „Nun verteile noch die Kuchen an die Leute, wenn du die Lichter aufgeſteckt haſt, Magdalen. Drüben im großen Saale iſt die Tanne auch geſchmückt. Die Leute bekommen zuerſt beſchert, damit ſie ſich noch unter ſich weiterfreuen können, und wir ziehen uns dann gemütlich hierher zurück, wo du ein wahres Weihnachtsidyll geſchaffen haſt. Ich ſchicke dir dann Sette, die kann den großen Korb mit den Kuchen hinübertragen, und du verteilſt ſie dann auf die Plätze. Es bekommt jeder ſo viel wie der andere. Die großen Geſchenke habe ich ſchon geordnet und an jeden Platz ein Schild mit Namen aufgeſtellt.“ Linda ging hinaus, und Magdalen ſtieg auf die Treppe, zum die oberen Lichter zu beſeſtigen. Sie bemerkte es nicht, daß ſich die Tür zum Salon geöffnet hatte und jemand zwiſchen der grünſeidenen Portiere ſtand. Magdalen überſchaute prüfend ihr Werk, dann ſtieg ſie herunter. Im nächſten Augenblick zuckte ſie zuſammen blickte nach rechts. Dort ſtand ſchloß ſie die Augen, flüſterte: Mit weit geöffneten Augen blickte ſie ihm entgegen. Er trat zu ihr, ſchloß ſie feſt in die Arme. „Ich liebe dich, Magdalen! Sei endlich mein! Ich habe ſo lange warten müſſen auf dich!“ 56 Sie konnte nichts ſagen, ſah ihn nur an, fühlte, wie das Glück ſie ſchwach werden ließ. Sie ſah nur die bitten⸗ den, zugleich herriſchen Augen, hörte ſeine Worte: „Ich liebe dich, Magdalen!“ Und ſie fühlte ſeine heißen Küſſe auf ihrem Munde. Da „Karl Joachim, du biſt bei mir— nun iſt alles gut!“ Und der Mann küßte, küßte! Unser neuer Roman 5 „Evchen aus dem Armenviertel“ 5 von Käthe Hübner-Wehn Evchen tung teſtzuneymen. Alwar hal eingeborene Tru ſauli in Marſch geſezt. sie hatten ſih Mut getunten. Aufruhr in einem Verſorgungsheim. Hamburg, 3. Januar. Acht Inſaſſen des Hamburger Verſorgungs⸗ 99 0 Fan die auf noch nicht geklärte Weiſe in den Beſitz von Alkohol gekommen waren, fielen im Gemeinſchaftsſaal über den dienſttuenden Wärter her, der ſie zur Ruhe verwieſen hatte und mißhandelten ihn ſchwer. Der von den anderen Inſaſſen herbeigerufene Stationsaufſeher wurde von den Betrunkenen, die bereits Stühle und Tiſche zerſchlagen hat⸗ ten, ebenfalls angegriffen und aus dem Raum gedrängt. ö Mit Hilfe anderer Aufſeher gelang es, die beiden Rädelsführer der Betrunkenen zu über⸗ wältigen. Dabei wurde einer der Wärter durch Meſſerſtiche und durch einen Schlag mit einer Latte ziemlich ſchwer verletzt. Erſt ein herbeigerufenes Ueberfallkommando der Schutzpolizei konnte die Ruhe wieder her⸗ ſtellen. Vier der Aufſäſſigen wurden feſtge⸗ nommen. Der Mordfall Hentch. Auslieferungsankrag an Italien geſtellt. Berlin, 3. Januar. Der Antrag auf Auslieferung der in Italien weilenden drei Dresdener SA⸗ Leute, die des Mordes an ihrem Kameraden Hentſch verdächtig ſind, iſt dem deutſchen Botſchafter in Rom zur Ueberreichung an die italteniſche Regierung zugeleitet worden. Unabhängig von diesem Auslieferungs⸗ verfahren hat die ſächſiſche Regierung an den deulſchen Generalkonſul in Mailand das Erſuchen gerichtet, bei den zuſtändigen ita⸗ lieniſchen Polizeibehörden die Feſtnahme der Verdächtigen, die in Bozen weilen ſollen, zu beankragen. Wie aus Dresden gemeldet wird hat der Generalſtaatsanwalt bei dem ſächſiſchen Landtag den Antrag auf Aufhebung der Immunität des nationalſozialiſtiſchen Abge⸗ ordneten Dr. Bennecke beantragt, da dieſer unter dem Verdacht ſteht, die Flucht der mutmaßlichen Mörder des SA⸗Mannes Hentſch begünſtigt zu haben. Die Veiſetzung des Ermordeten. Dresden, 3. Januar. Am Montag nachmittag fand im Kremato⸗ rium in Tolkewitz die Beiſetzung des erſchoſ⸗ ſenen SA⸗Mannes Herrmann Hentſch ſtatt. Trotz der Abſperrungen durch die Po⸗ lizei hatte ſich eine ungeheure Menſchenmen⸗ ge vor dem Friedhofe und in der Nähe des Krematoriums eingefunden, darunter viele Angehörige des Reichsbanners und der Eiſernen Front. Auf Wunſch der Angehörigen des Ermordeten wurden keine Anſprachen gehalten. Pfarrer Bundesmann wies lediglich kurz darauf hin, daß kein Menſchenwort imſtande ſei das große Leid zu ſchildern, das über die Angehörigen des Ermordeten hereingebrochen ſei. Damit war die Feier beendet und der Sarg ſank in die Tiefe. Zu Zwiſchenfällen iſt es nicht ge⸗ kommen. 77ũã d Zwei Jahre ſpäter reiſte die Oberin Suſanne von Lindsmühlen nach Schloß Lindsmühlen, um Magdalens kleinen Knaben zu begrüßen und ſich an dem großen, reinen Glück zu freuen, das in Schloß Lindsmühlen eingezogen. — Ende.— aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Das Schicksal des kleinen, schönen Evchens aus dem Armenviertel ist so ergreifend und rührend, daß keiner, der diesen Roman von Käthe Hübner-⸗ Wehn gelesen hat, die kleine Ev je wieder ver- gessen wird. Ihr gehört unser Herz, solange sie im dünnen Röckchen jenseits der Brücke steht und zu den Villen der Reichen hinüberschaut, ihr gehören unser Herz und unsere Liebe, auch wenn sie noch so Bitteres und Kränkendes von der anderen Seite erfahren muß. Mit ihr trauern wir um den Verlust des Mannes und Kindes, und mit Genugtuung erfüllt es uns, daß das Schicksal sie schließlich doch noch mit dem Manne vereint, den sie in ihrer Engelsreinheit liebt. Die kleine Ev wird bald das Tagesgespräch bilden. 0 Foyllege Veſpertilio. Hin und wieder kann man neuerdings in deutſchen Wäldern, in Parken und an Stra⸗ ßenrändern Bäume finden, die ein Markie⸗ rungsſchild mit den Umriſſen einer fliegen⸗ den Fledermaus und dem Aufdruck„Collega Veſpertilio“ tragen. Es handelt ſich faſt aus⸗ schließlich um ältere Bäume, die wie irgend⸗ wie anbrüchig ſind, Hohlräume und Aſtlöcher aufweiſen; alſo nach der allgemeinen Volls⸗ meinung und dem ABC des Forſtmannes längſt axtreif ſind. Jedoch die mit dieſem von dem Oberförſter a. D. Ingenieur Eicke propagierten Zeichen verſehenen Bäume bleiben ſtehen. Und mit Recht. Es handelt 187 nämlich um die leider in Deutſchland ehr ſelten gewordenen Schlafbäume des „Kollegen Veſpertilio“, deſſen äußerſt nütz⸗ liche Sippe in Deutſchland den Namen „Fledermaus“ führt. Mit der zunehmenden Induſtrialiſierung und der Unterwerfung der geſamten Natur⸗ welt und den Rationaliſierungsgedanken ſind die Lebensbedingungen der Fledermaus immer mehr eingeſchränkt worden, ſo daß dieſe nächtlichen Flieger bei uns— auch auf dem Lande— immer ſeltener werden. Ge⸗ rade für den Forſt⸗ und Obſtwirt aber er⸗ füllt die Fledermaus Funktionen, die nie⸗ mand ſonſt erſetzen kann; denn dieſes etwas unheimliche, dabei aber beſonders harmloſe Tierchen leiſtet in der Maſſenvertilgung ſchädlicher Inſekten für den Schutz der deut⸗ ſchen Forſt⸗, Obſt⸗ und Gartenwirtſchaft au⸗ ßerordentliches. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte mit dem plötzlichen Maſſenauftreten ſchäd⸗ licher Inſekten, wie Kieferneule und Kiefern⸗ ſpinner, Prozeſſionsſpinner, Nonne, Eichen⸗ wickler uſw., weiſen auf die Notwendigkei⸗ ten hin, alle natürlichen Kräfte auszunützen, um derartige Kataſtrophen einzuſchränken, und die Rieſenſchäden auf ein erträgliches Maß herabzumindern. Die meiſten der ſchädlichen Inſekten ſind nachts am beweg⸗ lichſten, zu einer Zeit, wo die Vögel ihnen nicht mehr gefährlich werden können und wo nur die Fledermäuſe Jagd auf Inſekten dieſer Art machen. Sie vertilgen dabei in raſchem Fluge rieſige Mengen. Es gibt Bei⸗ ſpiele genug aus den vergangenen Jahr⸗ zehnten, daß in Gegenden, die vorher von, Raupen und anderen Inſektenplagen Jahr⸗ zehnte hindurch verſchont geblieben waren, nach dem Ausmerzen einer großen Anzahl alter Bäume, insbeſondere anbrüchiger Ei⸗ chen, in wenigen Jahren wertvolle Forſtbe⸗ ſtände und Edelobſt auf Meilen im Umkreiſe vom Prozeſſionsſpinner vernichtet wurden. Man hatte mit den alten hohlen Bäumen und Aeſten die Winterquartiere und Schlaf⸗ bäume Tauſender von Fledermäuſen ver⸗ nichtet, die bisher das Ungeziefer kurzgehal⸗ ten hatten. Der Kollege Veſpertilio braucht nämlich zur Ruhe am Tage und zum Ueberwintern Schlupfwinkel in hohlen Bäumen, altem Ge⸗ mäuer uſw. In derartigen Schlupfwinkeln hängen die Tiere in kleinen Völkern eng beieinander. Vernichtet man aber bieſe Wohnſtätten, ſo entzieht man dieſen äußerſt nützlichen Tierchen die Lebensgrundlage. Die Ueberwinterungs⸗ und Schlafſtellen der Fle⸗ dermäuſe ſind durch den Forſtmann und Obſtgärtner unſchwer feſtzuſtellen. Es emp⸗ fiehlt ſich daher ſehr, dieſe Stellen beſonders zu ſchützen, derartige Bäume als„Fleder⸗ mausbäume“ zu markieren und in den Repierbeſchreibungen zu verzeichnen. Beim Schlagen des Holzes aber die Anweiſung überall herauszugeben, daß dieſe Bäume un⸗ bedingt ſtehen bleiben müſſen zum Nutzen zunſerer ganzen Forſt⸗ und Obſtwirtſchaft. Wiſſen Sie das? Das menſchliche Auge iſt imſtande, einen Gegenſtand zu erblicken, der den Teil eines Quadratszolls einnimmt. Ein Klavierſpieler muß mitunter in der Minute 2000 Fingerbewegungen machen. Welt und Wiſſen. Die 10 größten Städte Böhmens. DA J. Nach einer Veröffentlichung des Sta⸗ tiſtiſchen Staatsamts in Prag auf Grrund der Volkszählungsergebniſſe von 1930 ergibt ſich folgende Reihenfolge der 10 größten Städte Böhmens: 1. Prag 828 823, 2. Pilſen 114704, 3% Außig 43793, 4. Budweis 43 788, 5. Rei⸗ chenberg 38 568, 6. Gablonz 33 958, 7. Komo⸗ tau 33 270, 8. Eger 31546, 9. Teplitz 30 799, 10. Pardubitz 28 846. Vom deutſchen Stand⸗ punkt iſt dabei zu beachten, daß von dieſen 10 Städten mehr als die Hälfte, nämlich 6, 1600ſten deutſch ſind, und zwar Außig, Reichenberg, Gablonz, Komotau, Eger und Teplitz. Die Haſelnüſſe kommen aus der Türkei. Nach der türkiſchen Statiſtik ſteht Deutſch⸗ land mit einer Abnahme von Haſelnüſſen im Werte von Türkpfund 1189 403 bei weitem an erſter Stelle in der Türkei. Der nächſt⸗ größere Abnehmer hat nur für Türkpfund 488 217 ausgeführt. Das Bild wird aber noch ganz anders, da die Abnahme für Türk⸗ prund 1317 089, die für Italien notiert iſt, ebenfalls auf deutſches Konto kommt, weil es ſich dabei um Verſchiffungen über Trieſt im Tranſit nach Deutſchland handelt. „4000 beutſche Sänger“ fahren nach Amerika. Hieefiederte, aus Andreasberg, Ilfeld, Hohn⸗ n Die moderne Bühne. Die technischen Einrichtungen eines modernen Theater; Durch den Brand im Wormſer Feſtſpiel⸗ haus ſind die techniſchen Einrichtungen dieſes Kulturinſtituts zum großen Teil vernichtet worden. In erſter Linie waren es die Re⸗ quiſiten, die dem Feuer zum Opfer fielen und dann iſt der eigentliche Bühnenraum mit ſeinen Einrichtungen vernichtet worden. Der Schaden, der hier entſtand, wird ſehr verſchieden geſchätzt. Um einen Begriff zu geben, was eigentlich hinter der Bühne vor⸗ geht, was dort alles erforderlich iſt, um eine Aufführung zuſtande zu bringen, bringen wir intereſſante Mitteilungen, was bei einem modernen Theater erforderlich iſt an tech⸗ niſchen Einrichtungen. Ab das kann nur einen ganz verſchwindend kleinen Einblick geben, gibt es doch noch keinen Aufſchluß über die Tauſende von Koſtümen uſw., die von Jahren und Jahrzehnten ſich anſam⸗ meln. Zur Zeit Shakeſpeares ſtellte man in Eng⸗ land eine Tafel auf die Bühne, die dem Publikum ſagen ſollte, wo der Auftritt ſpielt. Der Fantaſie des Zuſchauers blieb es dann überlaſſen, ſich die ganze Umgebung der Handlung vorzuſtellen. Mit dieſen primi⸗ tiven Mitteln kann jedoch das moderne Thea⸗ ter nicht mehr arbeiten. Heute kommt dem äußeren Rahmen einer Aufführung beinahe ebenſo viel Wichtigkeit zu, wie dieſer ſelbſt. Aber um ein gutes Bühnenbild ſchaffen zu können, ſind mehr Hilfskräfte und Materia⸗ lien nötig, als der Zuſchauer, der nur das Endprodukt ſieht, meiſtens ahnt. Denn nicht nur Leinwand und Pappe, ſondern auch ſämtliche anderen Rohſtoffe, wie z. B. Holz und Eiſen, werden benutzt. Sämtliche Arbeiten werden meiſt im Haus ſelbſt ausgeführt in eigenen Werkſtätten für Schreiner, Schloſſer, Elektrotechniker, Maler, Tapezierer, Schneider, Friſeure uſw. Außer dieſen Ateliers iſt ein Cachierraum vorhan⸗ den, wo alle plaſtiſchen Arbeiten, zum Bei⸗ ſpiel Felſen, aus Holz, Leinwand und Leim hergeſtellt werden. Sind nun in dieſen Werkſtätten ſämtliche Einzelteile eines Bühnenbildes fertiggeſtellt, ſo werden ſie auf der Bühne aufgebaut. Da⸗ bei gibt es drei Möglichkeiten: Man ſtellt alles direkt auf den Bühnenboden, auf ein⸗ zelne fahrbare Wagen oder auf die Dreh ſcheibe, die durch Zuſammenſetzen der Wa— gen und Anſchrauben von Segmenten her⸗ geſtellt werden kann. Die Drehſcheibe beſitzt einen Durchmeſſer von 15 Metern und iſt durch elektriſchen Antrieb nach beiden Seiten drehbar. Als Wagen dient ſie zum ſchnelle⸗ ren Szenenwechſel für größere Dekoratio— nen. Da ſie auseinanderſchraubbar iſt, kann man beliebig große Wagen herſtellen, die auf der ſogenannten Hinterbühne aufge— baut und nach vorne gezogen werden. Auf dieſe Weiſe kann man B. ganze Zimmer ſtein uſw. Es iſt erſtaunnch, wie alljayrlich ſich in dieſer Zeit der Erport von Kanarien⸗ vögeln nach den Vereinigten Staaten hebt. Die kleinen gelben Sänger ſind offenbar drü⸗ ben ein ſehr begehrtes Weihnachtsgeſchenk. Mit dem Hapagdampfer„Hamburg“ traten am 1. Dezember etwa 23 000, mit dem Hapag⸗ Dampfer„Deutſchland“ am 8. D iber wei⸗ tere 23 000 Kanarienvögel ihre Ausreiſe nach Newyork an. Jeder dieſer Transporte wurde von ſieben Wärtern betreut, die von morgens bis abends beſchäftigt waren, die Käfige zu reinigen, ihre Pfleglinge mit Futter und fri⸗ ſchem Waſſer zu verſorgen und ſie vor Zug⸗ luft zu ſchützen. Dank dieſer Sorgfalt iſt zu hoffen, daß die Sänger, wenn ſie nach dem Maſſenchorgeſang der Ueberfahrt zum Einzel⸗ geſang vor ihren beglückten gehen, ſo gut bei Stimme ſind, wie es einem „Harzer Roller“ zukommt. * Vorgeſchichtlicher Urnenfriedhof. Beim Gra⸗ hen in der Sandgrube der Gemeinde in der Nähe des Goldbacher Bahnhofs in Aſchaffen⸗ burg wurde eine Urne freigelegt, die aus vor⸗ zeſchichtlicher Zeit ſtammt. An jener Stelle wurden ſchon des öfteren ſolche Gefäße gefun⸗ den, ſo daß ſich die Vermutung beſtätigt, daß man es hier mit einem Gräberfeld oder Urnenfriedhof aus der Zeit 1000 bis 500 v.“ Chr. zu tun hat. Ein zweiter Urneufriedhof iſt ſchon vor einigen Jahren inmitten des Dorfes Goldbach ſeſtgeſtellt worden. Wünfchelrute i und archnologiſche Jorſczung. Vom Württ. Landesamt für Denkmalspfleg, wird geſchrieben: In den Tagesblättern wurbe kürzlich berichtet, aß in dem auffallenden Hü⸗ gel„Käpfle“ am Südhang des Wochenbergo bei Schörzingen, OA. Spaichingen, durch Wün⸗ ſchelrutengänger einwandfrei das Vorhanden⸗ ſein von Metall feſtgeſtellt worden ſei. Von dem Hügel geht die Sage, daß in ihm ei Graf in goldenem Sarge begraben liege. Der Beſitzer ließ nun, ohne einen archäologiſchen Fachmann zu fragen, einen Stollen in den Hü⸗ vortreiben. Als man auf glatte Wände eh ein man in die Tiefe, um auf del Grund der etwa 1,512 Meter großen„Grab⸗ dammer“ zu lomwen. Eine ee das Landesamt ergab, daß es ſich nicht un wurde. auf einem Wagen über die Bühne fahren. Ein anderes Mittel zur ſchnellen Verände⸗ rung der Szenerie ſind die Verſenkungen. Durch hydrauliſchen Druck ſind einzelne Teile der Bühne verſenkbar. Die Größe dieſer Fläche kann durch Kuppelung beliebig ver⸗ ändert werden. So iſt es z. B. möglich, gan⸗ zu Häuſer verſchwinden zu laſſen. Um Hintergründe, die nicht feſt abſchlie⸗ ßen, wie Landſchaften, darzuſtellen, ſind zwei Möglichkeiten gegeben. In der ſoge⸗ nannten Obermaſchinerie, die ſich über der Bühne befindet, ſind Gewichtszüge einge— baut, an denen gemalte Dekorationen hän⸗ gen, die ſehr ſchnell herabgelaſſen werden können. Doch wird dieſe ältere Methode heute vielfach nicht mehr benutzt, ſondern man projeziert den Hintergrund auf eine große Leinwand, die ſich in einem Halbkreis um die Bühne ziehen läßt. Sind die fertigen Dekorationen aufgebaut, ſo wird die Sze⸗ nerie ausgeleuchtet, damit möglichſt echte Wirkungen entſtehen. Doch um dieſen Vor⸗ gang zu verſtehen, müſſen erſt ein paar Worte über die Beleuchtung geſagt werden. Im Heſſiſchen Landestheater z. B. ſind über 3500 Lampen inſtalliert, von denen ſich der größte Teil auf der Bühne befindet. Sie erhält ihr Licht aus den verſchiedenſten Quellen: Von der ſogenannten Vorbühne, die über dem Zuſchauerraum hängt und durch Fernſchaltung bedient wird, aus den beiden vorderſten Seitenlogen und aus der Mittelloge. Das ſind die Lichtquellen, die ſich im Zuſchauerraum befinden. Auf der Bühne ſelbſt kommen, von unten nach oben aufgezählt, die Fußrampe, dann die beiden ſogenannten Türme(das ſind die ſeitlichen Abſchlüſſe der Bühne, in denen Scheinwer⸗ fer angebracht ſind) es folgen die Oberlichter, das heißt mehrere, über der Bühne parallel laufende Rampen, die aus verſchiedenfarbi⸗ gen Birnen zuſammengeſetzt ſind. Endlich ſind noch große Horizontlampen eingebaut, die— wie der Name ſchon ſagt— den Rundhorizont beleuchten. Außer dieſen feſt⸗ inſtallierten Beleuchtungskörpern ſind noch eine Menge anderer in Gebrauch. Verſchie⸗ denartigſte bewegliche Scheinwerfer, Pro— jektionsapparate uſw. Außerdem rechnet man noch Maſchinen für Wind, Regen, Donner und andere Geräuſche zur Beleuchtungsein⸗ richtung. Mit dieſen verſchiedenartigſten Hilfsmit⸗ teln iſt es in der Dekorations- und Beleuch⸗ tungsprobe dann möglich, jede gewünſchte Stimmung herzuſtellen. So gibt es Mor⸗ gen⸗, Mittag⸗ und Abendſtimmungen, Son⸗ nenſchein, Regen uſw. Alle dieſe techniſchen Einrichtungen mit der künſtleriſchen Arbeit verbunden, ergeben dann die Vorſtellung, bei der alles ſcheinbar mühelos abläuft, was in wochenlanger vielſeitiger Arbeit geſchaffen einen künſtlichen Grabtumulus, ſondern um einen natürlichen Hügel aus gewachſenem un⸗ terſtem Braunjuraton handelt. Die„Grabkammerwände“ ſind Klüfte im Geſtein. Die bachſteilen Hänge des Hügels, ſeine langgeſtreckte ſchmale kenform und ſeine Lage im Gelände ſprachen von vornher⸗ ein gegen die Deutung als Grabhügel. Der Rutenausſchlag der WMünſchelrutengänger iſt offenbar nur ihrer Kenntnis der Sage vom vergrabenen Sck en, nicht der Einwirku g ben. i 1 Wünſchelrute noch nicht Wer auf Geund der gängern einen S möge ſich vor Be Frage vorlegen ſoweit ſie vergra ſpüren glauben und warum no gefunden wu der wiſſenſchaftlichen dauerlich, wenn ſolche Vor fen würden. Ain 4** Hundert Millionen Pferde. Wollte man nach dem Eindruck gehen, den die heutigen Großſtädte und die großſt he Preſſe vermitteln, ſo müßte man annehmen, daß ſeit Erfindung der Automobile u 5 anderen Motorfahrzeuge der Pferdebeſtand in Deutſchland und in der ganzen Welt in raſen⸗ dem Tempo abnimmt. Es iſt aber nicht ſo. Zwar iſt die Pferdehaltung durch die fortſch e dende Mechaniſierung der Verkehrswirtſchaft im Vergleich zur Vorkriegszeit nicht unerheb⸗ lich zurückgegangen. Jedoch nicht ſo ſtark, als man ſich dies gemeinhin vorſtellt. Im Ver⸗ gleich mit der Vorkriegszeit gibt es B. in Deutſchland 350 000 Pferde weniger. Das iſt bei einem Geſamtbeſtand von 3,451 Millionen Pferden im Jahre 1931 in Deutſchland ein Rückgang von noch nicht ganz 10 v. H. des Vorkriegsbeſtandes. Bedenklich iſt allerdings die Tatſache, daß die Anzahl der Jungpferde und Fohlen ſeit 1924 um mehr als die Hälfte zuſammengeſchrumpft iſt. Es gibt in Europa nur ſechs Länder, die einen Pferdebeſtand von über 1 Million Stück haben. Am ſtärkſten iſt der Beſtand in— Polen mit 4.123 Millionen Pferden. Deutſch⸗ i ö land ſoigt an zweiter Stelle und Frankreich mit 2,924 Millionen Pferden an dritter Stelle. Ueber eine Million Pferde zählen auch NRumä⸗ nien mit 1,8 Millionen, England mit gleich⸗ falls 1,8 Millionen und Jugoſlawien mit 12 Millionen Pferden. Rechnet man aber Ruß⸗ land auch noch zu Europa hinzu, ſo verbleichen allerdings alle bisher genannten Ziffern. Denn Rußland regiſtriert trotz einer ſtarken Minde⸗ rung ſeiner Pferdebeſtände durch die bekann⸗ ten politiſchen und wirtſchaftlichen Wirrniſſe in dieſem Lande— allerdings einſchließlich Sibirien 31,158 Millionen Pferde. Der Ge⸗ ſamtbeſtand an Pferden in Europa einſchließz⸗ lich Rußland beträgt rund 55 Millionen Pferde. Nach Rußland zählen die Vereinigten Staa⸗ ten von Amerika den weitaus ſtärkſten Pfer⸗ debeſtand. Hier wurden nach der Viehzählung von 1931 trotz der Ueberflutung des Landes mec Automobilen und Traktoren 12 679 000 Pferde feſtgeſtellt. Kanada zählte im gleichen Jahre 3,1 Millionen Pferde und Mexiko rund 1 Million Pferde. Südamerika hat nahezu den gleichen Pferdebeſtand wie Nordameriſa. An der Spitze ſteht Argentinien mit 9,9 Millionen Pferden, weiterhin Braſilien mit 5,3 Millionen und Columbien mit rund einer Million Pferden. Es ſei hierbei daran erin⸗ nert, daß das Pferd erſt mit der Einwan⸗ derung der Europäer nach Amerika gekom⸗ men iſt. Heute beträgt der Geſamtbeſtand der Neuen Welt 35 Millionen Pferde. Ganz Aſien dagegen zählt nur 5,6 Millionen Pferde, während in Afrika und in Auſtralien je etwa 2,2 Millionen Pferde feſtgeſtellt wur⸗ den. Man darf allerdings nicht vergeſſen, daß in verſchiedenen Staaten, insbeſondere der Subtropen und der Mittelmeerländer ein beträchtlicher Beſtand an Maultieren und Eſeln vorhanden ift. Insgeſamt wird der heutige Weltbeſtand an Pferden trotz der raſenden Mechaniſierung des menſchlichen Lebens auf rund 100 Millionen Pferde geſchätzt. Das erſte tönende Buch. Im Verlag Knorr und Hirth, München, iſt das erſte„tönende Buch, mit dein Titel „Schrei der Steppe“ erſchienen. Während bis⸗ her das gedruckte Wort lediglich durch bild⸗ hafte Darſtellung ergänzt und belebt werden konnte, iſt es durch die Einſchaltung eines weiteren Sinnes, nämlich des Gehörs, gelun⸗ lungen, die Vorſtellung von dem im Buch geſchilderten Vorgang eindrucksvoller zu ver⸗ mitteln. Zu dieſem von dem Direkkor des Berliner Zoologiſchen Gartens Dr. Lutz Heck geſchriebenen Buch gehört eine Schallplatte, die die Stimmen und idiomatiſchen Laute der abgebildeten Eingeborenen und auch die Schreie der Tiere der afrikaniſchen Steppe wie⸗ dergibt. Newyorker Nockefeller⸗Haus ſertiggeſtellt. Flaggengeſchmückt wird der letzte Stein des neuen Rockefeller Hauſes in Newyork empor⸗ gezogen. Der Bau iſt mit ſeinen 70 Stock⸗ werken das größte Haus des Rockefeller⸗Zen⸗ trums. 8 Ermordung eines Geiſtlichen. Der Pröfekt des Lehrerinnen⸗Seminars in Poſen iſt in der Nähe des Domes niedergeſchoſſen und ſeiner Brieftaſche und Geldbörſe beraubt worden. Er wurde ſo ſchwer verletzt, daß er nach wenigen Minuten ſtarb. Die Verbrecher ſind unerkannt entkommen. Erdbeben in Südafrika. Ein ſehr ſtarkes Erdbeben erſchütterte einen großen Tell der ſüdafrikaniſchen Union. Das Beben dürfte wohl das ſchwerſte ſein, das bis Lande verſpürt wurde. Der dauerte rund 100 Sekunden. Dos trum des Bebens dürfte etwa 300 ter von Johannesburg entfernt iſt nichts Näheres bekannt gewor Nom am von Fritz Poppenberger 18. Fortſetzung. ö Nachdruck verboten. Grüners faltiges Geſicht wurde noch durchfurchter.„So ſollen Sie nicht reden. Niemand darf ſich ſelbſt Verzeihung verweigern. Wer einmal einen Fehler beging, muß ihn nicht ſein ganzes Leben wiederholen.“ Nelly ſchüttelte langſam den Kopf.„Fehler? Nein, ich beging keinen“, begann ſie leiſe, monoton, als hätte ſie es auswendig gelernt.„Mein Vater iſt der Schuldige.“ Sie erwartete keine Antwort,. In ihrem leidenſchafts⸗ loſen, gleichgültigen Ton fuhr ſie fort, nur immer ſchneller werdend:„Welch Unterſchied iſt zwiſchen einer Frau, die ohne Liebe heiratet, und allen jenen Gefallenen? Ob der Kaufpreis in wenigen Geldſtücken oder in einem ganzen Vermögen beſteht, es bleibt dasſelbe.“ Faſſungslos blickte Grüner ſie unter ſeinen buſchig⸗ weißen Brauen an.„Aber die Geſellſchaft denkt anders als Sie? Wollen Sie ſich weiter verachten laſſen?“ „Ich werde nie anders denkea, ich will nie anders denken, ich will nicht, ich will nicht“, rief Nelly mit ver⸗ zweifelter Stimme. i Daun ſank ſie mit dem Geſicht auf das Sofa und redete kein Wort mehr.. Silveſternacht Det Wind trieb eiſige Schneeflocken gegen die kleinen Fenſterſcheiben, die ihren matten Lichtſchein hinaus in die dunkle Nacht warfen. Die luſtige Geſellſchaft in der kleinen Stube merkte nichts von der kalten Nacht. Bei heißem Punſch war es iht warm geworden. Sie alle, der Wachtmeiſter Jonica, der Poſtmeiſter, der Bahnvorſtand und die Zollbeamten, darunter auch Kurt; Larowicz, hatten am letzten Tage des Jahres ihren Dienſt; ſchuell erledigt und waren am Abend zuſammengekommen,! um das neue Jahr in vollſter Fröhlichkeit zu überraſchen. Auch Kurt ſchien gut gelaunt. Die dunklen Schatten auf ſeiner Stirn waren verſchwunden. Allmählich hatte er ver⸗ zichten gelernt. Dabei half ihm der Gedanke, daß er alles getan hatte, was in ſeiner Macht ſtand, um Nelly zurück⸗ zugewinnen. Sie aber hatte ihn keiner Antwort ge⸗ würdigt.— „Es nähert ſich die mitternächtige Stunde“, ſtellte einer der Auweſenden feſt.„Ich habe einen Vorſchlag: Gießen wir Blei! Ich bin neugierig, was uns das neue Jahr beſchieden hat! Glück oder Unglück? Den Tod oder eine Braut?“ „Gießen wir Blei!“ antwortete der Chor der Lacher. Bald lagen die Bleiſtückchen in einem Löffel, der von dem Poſtmeiſter über die mächtige Flamme des Ofens ge— halten wurde. Langſam wurden ſie breiter, zergingen in ſilberglänzende Flüſſigkeit. Ziſchend goß ſie der Poſtmeiſter in das kalte Waſſer eines Eimers.„Die Zukunft will ich wiſſen“, gröhlte er, Und berſuchte den erkalteten Bleiklumpen zu deuten.„Das Blei ſagt dir nichts. Du haſt keine Zukunft“, klang es in der Runde der Spötter. Da griff Larowiez nach dem Löffel.„Lacht nicht, ich glaube“, ſagte er ernſt und blickte unverwandt auf das Blei, das den Löffel füllte.„Ich glaube.“ Eine zeitweilige Stille trat ein. Man war neugierig, was für Kurt der Schoß der Zukunft barg. Brodelnd und ziſchend gluckſte das Blei in das kalte Waſſer. Es hatte ſonderbare Formen angenommen. „Seht da, ſeht da, zwei Geſtalten“, ſtellte der Wacht⸗ meiſter Jonica ſeſt.„Sie ſtehen nebeneinander. Die eine iſt Rurt! Und die andere?“ „Die andere iſt eine Frau; ſeht nur, hier der Rock, und dies hier iſt ihr Zopf“, ergänzte der Poſtmeiſter. „Zopf?“ warf Kurt gleichgültig ein.„Heute haben Frauen keine Zöpfe mehr.“ „Immerhin, es iſt eine Frau“, beharrte der Poſtmeiſter. „Sie ſteyt neben dir, als hielte ſie dich mit beiden Händen. Kein. Zweifel: Noch in dieſeen Jahre heirateſt du!“ Kurt lächelte müde.„Das glaube ich nicht. Das Blei lügt!“ „Ich glaub's auch nicht“, warf Jonica polternd ein. „Solche Dummheiten macht er nicht mehr. Ja, im vorigen Jahre noch, da hatte er manchmal ſolche Flauſen im Kopf.“ Kurt war es nicht lieb, an die Vergangenheit erinnert zu werden. Seine Miene verfinſterte ſich. Doch der Wachtmeiſter merkte es nicht. Er war in red⸗ ſeltger Stimmung.„Ja, ja“, fuhr er fort,„im vorigen Jahre, da waren ihm die Weiber zu Kopf geſtiegen. Und wenn er jetzt wieder luſtig und frei iſt, dann iſt es nur mein Verdienſt.“ Kurt blickte auf:„Dein Verdienſt? Inwiefern?“ „Na, du weißt doch: dich quälte der Satan, indem er irgendein Frauenzimmer in deinen Kopf hineinſetzte. Doch ich war dein Freund! Damals freilich konnte ich es dir nicht ſagen. Aber heute, wo du wieder geiſtig normal ge⸗ worden biſt, wirſt du es mir nicht mehr übelnehmen...“ ü Kurt hatte ſich leicht von ſeinem Sitze erhoben und blickte dem Wachtmeiſter unverwandt in das Geſicht.„Was oll ich dir nicht übelnehmen?“ „Na, die Geſchichte mit dem Brief...“ 5 „Was machteſt du mit dem Brief?“ unterbrach ihn Kurt rauh. Jonica wollte förtfahren, doch ein fremder, ſtechender Ausdruck in Kurts Augen und der verzerrte, halboſfene Mund ließ ihn unſicher werden. Es kam ihm vor, als habe er mit ſeiner Redſeligkeit eine Dummheit begangen, und gern hätte er einen Rückzug angetreten. Doch Larowicz lleß nicht locker?„Was machteſt du mit dem Briefe?“ kam es leuchend von Kurts Lippen. Jonica wich vor dem bleichen, verzerrten Geſicht ſeines Fieundes zurück. Er zweifelte nicht mehr: ein Geſtändnis tam zu früh. Da faßte ihn Larowicg an der Bruſt und hn an „Geſicht an Geſicht ſtieß er zum dritten! hervor: machteſt du mit dem Zrleſe, Unglückſeliger?“ „Daß es dir wohlergehe.. Kleinlaut klang die Antwort:„Ich dachte ja nur, dir Gutes zu tun. Ich— gab— ihn— nicht auf.“ Einen Moment ſchien es, als wollte Kurt den Wacht⸗ meiſter erwürgen. Doch deſſen hilfloſes Geſicht ſchien ihn zu ernüchtern. Mit wirrem Blick ſah er ſich in der Runde um. Plötzlich ergriff er Pelz und Mütze und ſtürmte ins Freie. Stumm blieben ſeine Freunde zurück. Sie wußten nicht, was geſchehen war. Doch die gute Stimmung war fort.— Am nächſten Tage ſagte der Zollchef verdrießlich zu einem Untergebenen:„Larowiez hat heute ſeinen Dienſt nicht angetreten und iſt nirgends zu finden. Vielleicht hat er auf ſeinen Poſten verzichtet. Seitdem er ſeinen Onkel beerbt hat, äußerte er manchmal die Abſicht, ſeine Stellung f f N fremdes, gleichgültiges Geſicht auftauchen ſah. aufzugeben.“ „Er iſt in der Nacht Hals über Kopf in den Zug ge⸗ ö 5 N i jemand hinter ſeinem Rücken beobachtet. Er wandte ſich ſprungen und fortgefahren“, miſchte ſich ein Bahnbeamter ins Geſpräch. 1 * In Schneckentempo— ſchien es Kurt— ſchraubte ſich der Zug in die Landſchaft hinein, die in hellen Mondſchein getaucht war. dieſem Tollpatſch anvertraut? 171 2 eres 0 1 i erloren. Schi a 2 2 9 10 2 2 7 1 Ein langes, ſchweres Jahr ſchien ihm verloren. Schien beleidigt.„Sie müſſen nämlich wiſſen“, fuhr er fort,„daß ſpurlos verſchwunden, als wäre es nie vorbeigegangen. Die aufreibenden Kämpfe mit ſich ſelbſt, ſie waren umſonſt gekämpft. Alle Bemühungen, um vergeſſen zu lernen, waren vergeblich. Das ſchwer errungene ſeeliſche Gleich⸗ gewicht hatte wieder einem toſenden, von nagenden Zwei⸗ feln, quälenden Vorwürfen, brennenden Wünſchen und zitterndem Hoffen erfüllten Sturme Platz gemacht. Das Geſtändnis einer unachtſamen Zunge hatte Kurt im Innerſten aufgewühlt. Mit dem unabwendbaren Schickſal hätte er ſich abfinden können. Doch das ſein Glück und die Erfüllung ſeiner heißeſten Wünſche vielleicht ganz nahe waren und nur durch eine Fügung des ſchadenfrohen Zufalls unendlich weit entfernt wurden: der Gedanke war ihm eine furchtbare Erkenntnis. Er verfluchte die Energie, mit der er an ſeinem Ent⸗ ſchluß, zu vergeſſen, ſeſthielt. Denn nur ſie hielt ihn davon ab, auf ſeinen unbeantworteten Brief ſelbſt in die Stadt zu eilen und durch wenige Worte das Mißverſtändnis auf⸗ zuklären, das eine ungeſchickte, von einem ſchwerfälligen Hirn geführte Hand verurſachte. Der Gedanke, daß Nelly, die Geſtalt ſezner Träume, vielleicht ſehnſüchtig auf ihn wartete, während er ſich kaſteite, um nicht an ſie zu denken, quälte ihn ſtändig. Viel⸗ leicht war ſie in Not und brauchte mich, dachte er. Ich aber kam nicht. Vielleicht lebte in ihr nach dem Tode ihres Mannes ein Teil ihrer Zuneigung gegen mich auf? Aber ich ließ nichts mehr von mir hören. Vielleicht hat ſie in⸗ zwiſchen ihre Hand wieder vergeben, und ich lomme zu ſpät! Ach, nur gutmachen können, was ich mit meinem Ver⸗ trauen zu dem hirnloſen Wachtmeiſter verſchuldete! Nur nicht zu ſpät kommen! Nur ſich nicht ſagen müſſen, daß es hätte anders werden können! Nur ſchnell zu ihr! i Und langſam ſchlängelte ſich der Zug weiter, mit ſeinem gleichmäßigen, nie übeßhaſteten Rattern. Schon dämmerte der Tag, als Kurt die grauen Steine des Bahnſteigs betrat. Endlich war er am Ziel. Mit aller Macht mußte er ſich einreden, daß es doch keinen Zweck habe, um dieſe Tageszeit ſich auf die Suche nach Nelly zu machen. Denn das Warten ſchien ihm un⸗ erträglich. Noch ſchlief aber die Stadt. Nur vereinzelt ratterte ein Fuhrwerk über das holprige Pflaſter oder ſauſte ein Auto vorbei. Fröſtelnd ging Kurt in das Bahnhofsreſtaurant zurück und ließ ſich einen Tee geben. Mit erzwungener Aufmerkſamkeit überflog er die auf dem Tiſche liegenden Zeitungen und wunderte ſich, wie fremd ihm alles in dieſer Stadt geworden war, die ſchon ſeit einigen Jahren nicht mehr ſein Aufenthaltsort war. Endlich war es neun Uhr geworden. Da hielt es Kurt nicht mehr im überheizten Bahnhofsreſtaurant aus, mit den vielen gleichgültigen Leuten um ihn her, die kamen und gingen, nervös von einem Fuß auf den anderen trip⸗ pelten, auf den nächſten Zug warteten oder verſchlafen aus den ankommenden Zügen dem Büfett zutorkelten. Haſtig zahlte er und eilte auf die Straße. Doch hier blieb er unſchlüſſig ſtehen. Wohin? Ein un⸗ erklärliches, drückendes Gefühl ſagte ihm, daß er Nelly in dem Hauſe, in dem ſie heiratete, nicht mehr finden würde. Trotzdem ließ er ſich von einem Auto bis zum Eingang des Volksgortens bringen und ſtampfte durch die ver⸗ ſchneiten Wege dem Villenviertel zu, um ſich zu über⸗ zeugen, ob ihn ſeine Ahnung nicht betrog. Endlich ſtand er vor dem ſchweren Gittertor, das ab⸗ weiſend den Eingang zum Hauſe verſperrte. Sinnend blieb er ſtehen. Was nun? Unſchlüſſig machte er einige Schritte, ſuchte ſein pochen⸗ des Herz zu beruhigen. Doch es gelang ihm nicht. Aus dem reichen Vorrat ſeiner trüben Erinnerungen ſtieg ein Bild auf, das ſich unauslöſchlich in ſeine Seele gebrannt hatte: Beleuchtete Fenſter— im dunklen, frühlingduften⸗ den Garten ein Jüngling mit brennend⸗heißen Augen, der unverwandt auf einen Punkt ſtarrt— Nelly, die Frau eines anderen Tief atmete Kurt auf und ſuchte den Druck zu ver⸗ ſcheuchen, der auf ihm laſtete. Aber das iſt doch alles längſt überwunden, ſagte er ſich, jetzt iſt Nelly doch frei! Iſt ſie wirklich frei? Wohnt ſie als Witwe noch immer hier? Hat ſie ſich vielleicht wieder gebunden? Auf all die Fragen wollte Kurt Antwort haben, und kurz entſchloſſen drückte er auf den Glockenknopf. Ein mürriſches, 1 Frauenzimmer kam beran⸗ aeſchlürkt.„Sie wün 71 1 3 60 Copyright by Martin Feuchtwanger Halle Saale) „Wohnt Frau Reiner hier?“ „Nein!“ i „Wiſſen Sie nicht, wo ſie jetzt wohnt?“ „Nein. Das Haus gehört nicht mehr ihr.“ Niedergeſchlagen ging Kurt fort. Nun wußte er alles und doch nichts. Unbewußt ſchlug er den Weg zu dem Hauſe ein, in dem Nelly als Mädchen gewohnt hatte, und N war ſelbſt überraſcht, als er vor dem dunkelbraunen Haus⸗ ior ſtand, das ſo oft Zeuge verliebter Abſchiedsworte war. a In Gedanken verſunken blickte er zu den Fenſtern auf, hinter denen er oft mit pochendem Herzen den Schatten Nellys vorbeiſtreichen ſah. Wie eine profane Entweihung ſeiner wehmütigen Erinnerungen empfand er es, als er am Fenſter des früheren Mädchenzimmers Nellys ein Da hatte er plötzlich das Gefühl, als würde er von um und ſah in die tiefen, nachdenklichen Augen eines grau⸗ bärtigen Alten. 1 Schon wollte ihm Kurt wieder den Rücken kehren, als es ihm vorkam, als wenn der Alte ihm freundlich mit dem Kopfe zunickte. f Kurt dachte: Habe ich den Menſchen denn ſchon je 1 15 f ehen? Er zitterte vor Erregung und fiebernder Erwartung. geſehen? Bittere Selbſtvorwürſe ſchüttelten ihn. Warum habe ich! den Brief nicht ſelbſt aufgegeben? Warum habe ich ihn! Da trat der Graubärtige an ihn heran:„Entſchuldigen Sie meine Zudringlichkeit. Doch— ſuchen Sie jemand?“ Kurt zögerte mit der Antwort. Doch der Alte ſchien durch das Mißtrauen Kurts nicht Sie mir nicht unbekannt ſind. Ich habe Sie ſchon öfters geſehen; nicht allein, ſondern in Begleitung. Und gerade an dieſem Hauſe blieben Sie oft ſtehen. Doch— was ſchwatze ich da! Alſo nochmals, Sie ſuchen jemand, nicht wahr?“ „Ja“, ſchlüpfte es Kurt über die Lippen, ohne es zu wollen. „Wenn es jemand aus dem Haufe iſt, das Sie da be⸗ trachten, dann kann ich Ihnen vielleicht dienen...“ „Wiſſen Sie nicht, wo ſich jetzt Frau Reiner, die Tochter des verſtorbenen Großkaufmanns...“ „Ich weiß, ich weiß“, warf der Alte ein.„Grüner weiß alles. Die Tochter des Großkaufmanns Rügel, wollten Sie ſagen, nicht wahr?“ In Kurt kam Leben.„Sie wiſſen? Nun?“ „Ja, Frau Reiner iſt jetzt in Berlin. Nicht lange nach dem Tode ihres Mannes und dem ihres Vaters kehrte ſie der Stadt den Rücken.“ „In Berlin?“ fragte Kurt zweifelnd.„Wirklich?“ „Ich habe ſie dort ſelbſt geſehen“, antwortete Grüner ſinnend mit leiſer Stimme, als ſei es ihm ſchon wieder leid, Nellys Aufenthaltsort verraten zu haben. Haſtig forſchte Kurt weiter:„Was macht ſie dort? Wo wohnt ſie? Wo könnte ich ſie treffen?“ Da blickte der alte Mann mit ſeinen ſeltſam tiefen, ver⸗ ſtehenden Augen das vor Ungeduld nervös zuckende Ge⸗ ſicht Kurts lange an. Die pergamentgelbe Stirn, die viel Menſchenkenntnis zu bergen ſchien, legte ſich in ſinnende Falten, und leiſe, aber entſchieden kam die Antwort:„Ich weiß nicht, was ſie dort macht; ich weiß auch nicht, wo ſie zu treffen iſt. Ich weiß nur, daß ſie ſich in Berlin aufhält.“ Kurt blickte auf die Uhr, ſah, daß der Schnellzug nach Berlin in wenigen Minuten abging, und ſprang in ein vorbeifahrendes Auto.„Danke“, rief er dem Alten zu. „Zum Bahnhof!“ ſagte er zum Chauffeur. Kopfnickend ſah ihm Grüner nach. Und leiſe, daß es nur ſein grauer Bart hörte, murmelte er:„Lügen kann manchmal auch eine güte Tat ſein.“ : 15* Zehn Tage ſchon weilte Kurt in Berlin, durchſtreifte die Stadt von einem Ende zum anderen und fand Nelly nicht. Er ſuchte ſie unabläſſig. Schon beim Morgengrauen verließ er ſein Hotelzimmer, und erſt tief in der Nacht kehrte er müde zurück. In allen Hotels hatte er ſich die Liſten der Hotelgäſte zeigen laſſen, im Meldeamt der Polizei hatte er nach⸗ gefragt, die Dienſte zweier Auskunftsbüros in Anſpruch genommen, doch er fand ſie nicht. i Nur noch dem Zufall vertraute er, und er war ſich be⸗ wußt, daß ſeine Hoffnungen auf tönernen Füßen ſtanden. Trotzdem gab er ſein Suchen nicht auf und irrte den ganzen Tag in den Straßen umher, in der Hoffnung, eines Tages Nelly zu begegnen. An einem unfreundlichen Nachmittag ließ er ſich von der Menge, die auf den Trottoiren hinwogte, treiben, und verſäumte es nicht, jeder vorbeigehenden Frau in dus Ge⸗ ſicht zu ſchauen. Gar mancher feurige Blick traf ihn, gar manches feuer⸗ rot gemalte Mündchen verzog das Geſicht zu ermuntern⸗ dem Lächeln, doch der junge, hübſche Mann mit dem ſchwer⸗ mütigen Zug um den Mund beachtete es nicht. 5 Je lauter es auf der Straße wurde, je heftiger die Autobuſſe hupten, die Zeitungsjungen brüllten, die fahren⸗ den Händler tobten, die Leute ſchwatzten, je dichter ſich die Autos und Wagen zu einem unentwirrbaren, ungeord⸗ neten Knäuel verſtrickten und die geſchäftigen und doch nichts arbeitenden Leute ſich zuſammenballten, um ſo tiefer wurde die düſtere Falte auf der hohen, ſchönen Stirn Kurts. Um ſo lieber wäre er wieder in ſein Zimmer ge⸗ gangen, wie ungemütlich es auch mit ſeinen gleichgültigen Hoteltapeten ſein mochte. 5 0 er mußte auf der Straße bleiben, denn er ſuchte elly f „Hallo, alter Junge, was machſt denn du hier?“ ſchlug eine Stimme an ſein Ohr. 11285 Ueberraſcht drehte er ſich um und ſah ſeinem geweſenen Schulkollegen Schröder ins Geſicht:„Was ich hier mache? Ich— verbringe hier meinen Urlaub.“ 5 „Aber das trifft ſich ja wunderbar! Endlich habe ich einen Menſchen, mit dem ſich wieder einmal vernünftig reden läßt...“(Fortſetzuna folat.) N Im Laufe dieſer Woche kommen wieder zwei neue Romane zum Abdruck. Der erſte Roman, betitelt:„Evchen aus dem Armen⸗ viertel“, deſſen Abdruck bereits morgen Mitt⸗ woch beginnt.— Der zweite Roman:„Glau- ben ſollſt Du und vertrauen“, der jeweils ganzſeitig erſcheint, nimmt am Freitag dieſer Woche ſeinen Anfang. Beide Romane ſind ſehr ſchöne Leſeerzeugniſſe, womit wir den geſchätzten Leſern gewiß Freude bereiten werden. Eine Warnung. „Gewaltſame Umänderung iſt möglich.“ Waſhington, 3. Jan. Der von Hoover eingeſetzte„For⸗ ſchungsausſchuß für Sozialprobleme“ hat das Ergebnis ſeiner dreizehnjährigen For⸗ ſchungsarbeit veröffentlicht. In dem Bericht wird erklärt, daß die Möglichkeit einer gewaltſamen Umwälzung in den Vereinigten Staaken nicht von der Hand zu weiſen ſei, falls nicht bald Maßznah⸗ men zur Löſung des Sozialproblems unter nommen würden. der Bericht macht die zunehmende Mechaniſierung, die falſche Wirtſchaftspolitik und die Kreditpolitik für das Durcheinander auf dem Gebiet der 80 zialpolifik verantwortlich. Schließlich wird in dem Bericht vor einer Jorlſetzung de Vogel-Straußpolitik gewarnt. Nach Blättermeldungen ſollen vorhanden ſein, daß eine vertrauliche un) günſtige Verbindung zwiſchen Hoover und Rooſevelt geſchaffen worden ſei Die Arbeiten des Vorbereitenden Ausſchuſſe⸗ für die Weltwirtſchaftskonferenz ſeien dahe— nicht der Gefahr einer möglichen Abände— rung nach dem Amtsantritt Rooſevelt aus— geſetzt. Anzeichen Kanzler erwartet Klärung. Schleicher will vor den RKeichskag kreten. f Berlin, 3. Januar. Einige Berliner Blätter geben Gerüchte wieder, die ſich im Zuſammenhang mit dem Fall Straſſer mit der künftigen Haltung der NSDAP. gegenüber der Regierung von Schleicher beſchäftigen. Es handelt ſich hler⸗ bei lediglich um Kombinationen, denen die verantwortlichen Stellen fernſtehen. Die Reichsregierung wird die Entwicklung inner⸗ halb der NSDAP. abwarten. In welcher Form aber oder ob überhaupt in abſehbarer Zeit die ſachlichen Gegenſätze zwiſchen Gre⸗ gor Straſſer und der Parteiführung der NSDAP. eine Klärung erfahren, ſteht noch dahin. Sollte ſie in abſehbarer Zeit erfol⸗ gen, ſo würde damit auch über die endgültige parlamentariſche Haltung der NSDAP. Klarheit geſchaffen ſein. Die Reichsregierung ihrerſeits wird ſich, ſo wird in unterrichteten Kreiſen verſichert, den Wünſchen des Reichstages nach Abgabe der Regierungserflärung und nach einer politiſchen Ausſprache keines⸗ wegs entziehen, und auch hinſichtlich des Zeitpunktes den Wünſchen des Reichstages zweifellos entgegenkommen. Ueber den Tag des Zuſammentritts des Reichstages wird ſich der Aelteſtenrat am Mittwoch noch ent⸗ ſcheiden. Auf jeden Fall aber wird der Reichskanzler ſelbſt ein klares Bekenntnis der NSDAP. für oder gegen ſich fordern. An einer etwaigen Verſchleppung dieſer Klärung habe die Reichsregierung kein In⸗ tereſſe. Daß dieſe Klärung in einer vorhe⸗ rigen Fühlungsnahme zwiſchen dem Reichs⸗ kanzler und der Führung der NSDAP. ge⸗ ſucht wird, hält man durchaus für möglich. Japaner nehmen Schanhailwan. Schanghai, 3. Jan. In Schanhaikwan ſind neue ſchwere Kämpfe zwiſchen Japanern und Chineſen ausgebrochen. Die japaniſchen Truppen ſind durch das Haupttor in das be⸗ feſtigte Schanhaikwan eingedrungen, wo ſich blutige Straßengefechte abſpielten. Die Zahl 117 2 05 und Verwundeten iſt noch nicht ekannt. Nach hefligen Kämpfen haben nach einer Havas-Meldung aus Peking die Japaner die Stadt eingenommen Güterzug gegen Personenzug. Ein Toter, ein Verletzter. Hagen, 3. Januar. Am Montag abends ereignete ſich im Bahnhof Letmathe ein folgenſchweres Eiſen⸗ bahnunglück. Der Güterzug 10209 fuhr auf den Perſonenzug 631 Letmathe— Schwerte auf. Der 7 17 1 5 Neb Schneider 1 vom Bahnhof Schwerte wurde aus dem Zug ge⸗ ſchleudert, und von dem noch nicht zum Ske⸗ en, gebrachten Güterzug überfahren und ge⸗ tötet. Eine weitere Perſon wurde verletzt. Zur Beachtung 1 „Nordende Millionen“. Eine Denlſchrift der Kinobeſitzer. 0 Karlsruhe, 3. Januar. Unter der Ueberſchrift„Mordende Millio⸗ ien“ veröffentlicht der Reichsverband Deut⸗ 19 7 Lichtſpieltheaterbeſitzer e. V. eine Denk⸗ rift, die ſich gegen die wirtſchafts⸗, kultur⸗ und ſozialfeindliche Vergnügungsbeſteuerung der deutſchen Lichtſpieltheater wendet und für die Reviſion und gerechte Geſtaltung der Be⸗ ſtimmungen des Reichs rats über die Vergnü⸗ gungsſteuer eintritt. In der Denkſchrift heißt es u. a.: Das deutſche Lichtſpielgewerbe erwartet, daß den deutſchen Lichtſpieltheatern Gerechtigkeit zu⸗ teil wird und aus wirtſchaftlichen, kulturellen und ſozialen Gründen beſtimmte grundſätz⸗ liche Abänderungen herbeigeführt werden. Es wird die Herabſetzung des normalen Vergnü⸗ gungsſteuerſatzes von 15 auf 5 Prozent ge⸗ fordert, während bei Veranſtaltungen für Ju⸗ gendliche, die der Jugendpflege dienen, völ⸗ lige Steuerfreiheit gewährt werden ſoll. Dieſe wird auch für Eintrittskarten für Erwerbsloſe gefordert. Zum Schluß wird die generelle Befreiung aller vergnügungsſteuerpflichtigen Einnahmen von der Umſaßſteuer und die grundſätzliche Vergnügungsſteuerpflicht auch aller Veranſtaltungen der öffentlichen Hand und für gemeinnützig erklärten Unternehmun⸗ gen gefordert. f Einer der Hitze hat. Jaſt nackter Spaziergänger. Berlin, 3. Januar. Großes Aufſehen erregte in der Nacht zum Montag ein junger Mann, der in der noch ſehr belebten Tauentzienſtraße mit nichts an⸗ derem als einer kurzen Badehoſe und Strümpfen bekleidet, ſeelenruhig ſpazie— ren ging. Begreiflicherweiſe hatte der Mann in kurzer Zeit ein großes Gefolge hinter ſich, das mit Neckereien nicht ſparte. Trotz aller Anſpielungen ſah ſich der ſonder— bare Spaziergänger die Schaufenſter und Anſchlagſäulen mit großer Ruhe an. Mit einem Gefolge von vielen hundert Menſchen begab ſich der Mann dann zum Bahnhof Zoologiſcher Garten und zur dortigen Poli— gzeiwache. Er erklärke dem überraſchten Beamten, er ſei ein 19 Jahre alter Emil Zürich und ſei ohne Fahrkarte von Breslau nach Berlin ge- kommen. Seine Kleidung habe er in einem Hausflur am Kurfürſtendamm abgelegt und nicht wieder gefunden. Die Polizei nahm den jungen Mann, deſſen Angaben nachgeprüft werden, in Schutzhaft. Lebendig verbrannt. Drei Perſonen durch Vrandfälle ums Leben gekomenen. Paris, 3. Januar. Die ehemalige Schauſpielerin Fanny Desgrange, die vollkommen gelähmt, ſchon ſeit Monaten das Bett hüten mußte, fand einen ſchrecklichen Tod. Aus dem im Schlafzimmer angezündeten Kaminfeuer war ein Holzſcheit herausgefallen. Das Feuer dehnte ſich langſam aus, erreichte das Bett in dem die unglückliche Frau hilflos lag. Als Mitbewohner des Hauſes durch die Rauch⸗ entwicklung aufmerkſam wurden und die Feuerwehr alarmierten, war es bereits zu ſpät. Die 71jährige Frau war bei lebendigem Leibe verbrannt. Ein gleicharkiges Unglück, bei dem ein 60jähriger Kankinenbeſitzer und ſeine ſechs⸗ jährige Enkelin den Tod fanden, während ſeine Frau und ein zweites Enkelkind ſchwere Brandwunden erlitten, ereignete ſich in La Rochelle, wo die fankine eines Induſtrie⸗ unternehmens aus bisher: unbekannten Gründen in Flammen aufging. Die alten Leute und ihre beiden Enkelkinder waren im Nu von den Flammen umringt und konnten ſich nicht mehr in Sicherheit bringen. Der Jeuerwehr gelang es unker Einſetzung ihres eigenen Lebens die Greiſin und ein Enkel kind zu reiten. Aus der Heimat. Gedenktage. 3. Januar. 1829 Der Philoſoph Konrad Duden auf Gut Boſſigt bei Weſel geboren. 1890 Der Kirchenhiſtoriker Karl v. Haſe in Jena geſtorben. 1929 Der ruſſiſche Großfürſt Nikolai Nikola⸗ jewitſch in Antibes geſtorben. 1931 Der franzöſiſche Marſchall Joſeph Jae⸗ ques Ceſaire Joffre in Paris geſtorben. Sonnenaufg. 8.11 Sonnenunterg. 15.58 Mondaufg. 11,10 Mondunterg.— Prot.: Enoch— Kath.: Genoveva. ö Jagd im Januar. Rot⸗ und Damwild hat noch in einer Reihe von deutſchen Ländern Schußzeit. In Bayern, Thüringen und Württemberg iſt es bereits geſchont, während in Baden die Schon⸗ zeit erſt am 16. Januar beginnt. In Preu⸗ ßen und Mecklenburg⸗Schwerin dürfen nur noch weibliches Rot⸗ und Damwild und Dam⸗ kälber erleat werden. Mit Ausnahme von Mecklenburg⸗Schwerin, wo Rehgeilßen und Reh kitze noch zum Abſchuß freigegeben ſind, erfreuen ſich die Rehe, wie der„Deutſche Jä⸗ ger“, München, mitteilt, mit Beginn des Ja⸗ nuar allenthalben der Schonzeit. Die Reh⸗ böcke ſchieben ihr neues Gehörn weiter. Sa u⸗ en haben noch Rauſchzeit. Die Haſen beginnen je nach der Witte⸗ rung zu rammeln und es empfiehlt ſich, dies beim Abſchuß zu berückſichligen. In Mecklen⸗ burg⸗Strelitz dürfen Haſen noch den ganzen Januar über abgeſchoſſen wenn, in allen anderen deutſchen Ländern jeboch nur noch bis Mitte Januar, mit Ausnahme von Würt⸗ temberg und der oldenburgiſchen Landesteile Oldenburg und Lübeck, wo ſie bereits völlige Schonzeit genießen. Faſanen, deren Schußzeit in Württem⸗ berg und Thüringen bereits abgelaufen iſt, können noch in faſt allen deutſchen Staa⸗ ten, in Baden, Mecklenburg-Strelitz und Lippe⸗ Detmold jedoch nur bis Mitte des Monats, geſchoſſen werden. Wildenten haben noch überall Schußzeit, ausgenommen in Preu— ßen, Mecklenburg-Schwerin, Oldenburg, An— halt, Lippe⸗Detmold und Lübeck. Im Laufe des Monats beginnt die Ranz⸗ zeit des Fuchſes. Den Krähen, die jetzt mit zunehmendem Froſt und ſteigender Schnee⸗ höhe eine ernſte Gefahr für die Niederjagd bilden, iſt tunlichſt Abbruch zu tun. Die Füt⸗ terungen für jegliches Wild ſind regelmäßig zu beſchicken und in tadelloſem Zuſtand zu er⸗ halten, um Schneeverwehungen und das Ein⸗ dringen von Raubwild zu verhüten. Zäune, Hecken und Buſchreihen ſowie im Wald die durch Dickungen führenden Wildwechſel und Steige ſind fleißig nachzuſehen, da ſie mit Vorliebe von Schlingenſtellern zum Anbrin— gen von Schlingen benützt werden. Der Huchen wird in großen Flüſſen jetzt mit der Spinnangel gefangen. Bachſaibling und Forelle ſind zwar frei, doch wie die Aeſche im Fleiſch noch minderwertig. Die Rutte laicht noch. * Geſundheitsgefährliches Feuerwerk. Es iſt wiederholt beobachtet worden, daß ſpani⸗ ſches Feuerwerk(Radauplätzchen, Teufelskra⸗ cher uſw.) in der Zündmaſſe gelben Phosphor enthielt. Bei einem 10jährigen Knaben, der zwei Radauplätzchen zum Lutſchen in den Mund genommen und dann vexzehrt hatte, traten Uebelkeit, Erbrechen und ſchließlich der Tod ein. Gelber Phosphor iſt ein ſtarkes Gift. Es wird daher dringend davor gewarnt, derartiges Feuerwerk Kindern zugänglich zu machen. * Wetterbericht. Wettervor, age: Etwas friſcher, z. T. ſtarker Bodennebel, ſonſt keine weſentlichen Aenderungen. Sportnachrichten. Nückſchau auf den Sonntag. Fußball. Der Sportbetrieb war am Neujahrstag nicht ſehr rege. Es gab zwei deutſche Länder⸗ pielniederlagen gegen italieniſche Mannſchaften. In Bologna verlor Deutſch⸗ lands Nationalmannſchaft mit 1:3 gegen Ita⸗ lien und kann noch mit dieſem Reſultat der Italiener zufrieden ſein, da heute faſt ein Klaſſenunterſchied zwiſchen beiden Ländern feſt⸗ zuſtellen iſt. In München wurden 20000 Zuſchauer ſtark von den Leiſtungen des ſüd⸗ deutſchen Sturmes enttäuſcht, ſo daß die Feld⸗ überlegenheit der Gäſte aus Oberitalien im Reſultat von 1:0 für die Gäſte ſeine Be⸗ lohnung fand. Erfreulich iſt dagegen der 3:2⸗ Sieg einer Nürnberg-Fürther Kombination ohne die ſtärkſten Spieler, die geſtellt werden können, gegen Ujypeſt Budapeſt. Der Wiener AC. ſiegte in Mannheim 4:0, der Wiener SC. war der Frankfurter Mannſchaft mit 3:1 über⸗ legen und Vienna Wien ſchlug Weſtmark Trier mit 5:0. Die zwei ſüddeutſchen Meiſterſchafts⸗ endſpiele brachten Siege der württembergiſchen Vertreter. In Berlin konnten die Tennis⸗ Boruſſen zu einem 6:2-Sieg über Hertha BSC. kommen. Im Norden ſchlug der HSV. mit 4:3 Armina Hannover. Der Winterſport brachte das Finale des Spengler-Cups zwi⸗ ſchen Prag und Oxford, aber nur ein 0:0 nach dreimaliger Verlängerung. Oxford ver⸗ zichtete zugunſten der Prager. In Krpynicka ſpielte Brandenburg Berlin gegen den Wiener EV. 1:1, Rieſſerſee ſchlug Budapeſt 4:0, der Münchener EV. unterlag mit 0:4 dem EV. Innsbruck, ſiegte aber am Sonntag mit 21 über Innsbruck.— Am Neufahrstag gab es auf der Hochalm einen Sprung- und einen Slalomlauf. Wörndle⸗Partenkirchen ſtand 35 und 40 Meter und ſiegte vor Ertl⸗München. Im Slalomlauf ſiegte Seelos⸗Seefeld in 1:18,6 Minuten vor Martin Neuner. Die Sprungkonkurrenzen in Aroſa und Davos un⸗ ter Teilnahme der ſchweizeriſchen Springer⸗ elite brachten einen Zweikampf zwiſchen Chi⸗ ogna und Kaufmann. In Aroſa ſiegte Kauf⸗ mann mit 6 Punkten vor Chiogna, während in Davos Chiogna einen Punkt vor Kaufmann rangierte, der Grindelwalder aber den wei⸗ teſten Sprung mit 70 Meter ſtand. In Adel⸗ boden und in Gamperdon gab es Konkurrenzen lofaler Art, während verſchiedene Konkurrenzen — Ocutſchland der ſchlechten Witterung zum Opfer fielen. feſtgeſtellt 2 GERT III beginnt in einigen Tagen. Letzte Nachrichten. Ein Schmuggler als Mörder. Gladbach⸗Rheydt, 3. Januar. Auf einem Felde bei Hockſtein fanden Spaziergänger in einem Brombeergeſtrüpp die Leiche des im 18. Lebensjahr ſtehenden Lehrlings Guſtav Janſen aus Rheydt. Der Verdacht der Täterſchaft richtete ſich gegen einen Händler, der in Schmuggler kreiſen unter dem Spitznamen Harry be⸗ kannt war. Der Polizei gelang es, den Ver⸗ dächtigen, der ſich als der 28 jährige Er⸗ werbsloſe Joſef Hütten ausweiſen konnke, zu verhaften. Junächſt leugnele er die Tat, legte dann aber ein Geſkändnis ab. Kaſſenkrach.— 110 000 Mark Verluſte. Berleburg(Weſtfalen), 3. Jan. Durch ei⸗ nen Ausſchuß zur Wahrung der Inkereſſen der Mitglieder iſt unter Zuhilfenahme eines Reviſors bei dem Jeudinger Spar- und Dar⸗ lehenskaſſenverein G. m. b. 9. ein bisher ver⸗ ſchleierter Verluſt in Höhe von 110 000 Mark worden. Eine außerordentliche Generalverſammlung hat bis zur Aufklä⸗ rung des Verluſtes den Vorſtand und Auf⸗ ſichtlsrat beurlaubt. Märkte und Vörſen. Vom 2. Januar. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 1321 Rinder, davon 428 Ochſen, 113 Bullen, 414 Kühe, 310 Färſen, ferner 431 Kälber, 103 Schafe, 3090 Schweine. Vor Marktbeginn ausgeführt: 278 Schweine. Och⸗ ſen 24 bis 26, 22 bis 23, 19 bis 21; Bullen 23 bis 25, 19 bis 22; Kühe 22 bis 24, 19 bis 21, 16 bis 18, 11 bis 15; Färſen 25 bis 27, 22 bis 24, 19 bis 21; Kälber—, 31 bis 34, 27 bis 30, 20 bis 26; Schafe 22 bis 24,—, 20 bis 21; Schweine—, 388 bis 40, 38 bis 41, 36 bis 40, 34 bis 38.— Frankfurter Produktenbörſe. Weizen 20,25 bis 20,35; Roggen 16, 25; Sommergerſte 18 bis 18,50; Hafer 13,25 bis 13,50; Weizenmehl ſüdd. Spezial Null 28,25 bis 29, dto. niederrhein. 28 bis 28,25; Rog⸗ genmehl 22,25 bis 23,25; Weizenkleie 7,50; Roggenkleie 8; Sojaſchrot 10,30 bis 10,60; Palmkuchen 8,75 bis 9; Erdnußkuchen 12,50; Biertreber 10,60; alles per 100 Kilo. Ten⸗ denz ſtetig. Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten per 100 Kilo, waggonfrei Mannheim in Rm.: Weizen inl. 20,75; Rog⸗ gen inl. 16,75 bis 17; Hafer inl. 13,50 bis 14; Sommergerſte 18,50 bis 20, Futtergerſte 17,75; Mais gelber m. Sack 1 9bis 19,25; Weizenmehl, Spezial Null, mit Austauſch⸗ weizen 28,75; Weizenauszugsmehl mit Aus⸗ tauſchweizen 31,75; Weizenbrotmehl ſüdd. mit Austauſchweizen 20,75; Roggenmehl 21,50 bis 24; feine Weizenkleie 7,50; Biertreber 10,60 bis 10,75; Erdnußkuchen 13. Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 147 Ochſen 24 bis 32; 109 Bullen 17 bis 24; 222 Kühe 10 bis 25 285 Färſen 23 bis 33; 614 Kälber 20 bis 35; 41 Schafe 15 bis 23; 2084 Schweine 34 bis 41 Rm.— Marktverlauf: Großvieh ruhig, langſam geräumt; Kälber ruhig, langſam ge⸗ räumt; Schweine ruhig, kleiner Ueberſtand. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 220 Rinder, 106 Kälber, 961 Schweine. Erlös aus je einem Zentner Lebend⸗ gewicht in Rm.: Ochſen a) 24 bis 30, b) 21 bis 25, c) 19 bis 21, d) 18 bis 19; Bullen a) 21 bis 22, b) 18 bis 19, c) 17 bis 18, d) 14 bis 17; Kühe a) 18 bis 24, b) 15 bis 20; Kälber a) 34 bis 36, b) 31 bis 34, c) 20 bis 31; Schweine b) vollflei⸗ ſchige 240 bis 300 Pfd. 41 bis 43, c) vollfl. 200 bis 240 Pfd. 40 bis 43. d) vollfl. 160 bis 200 Pfd. 37 bis 4 Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 341 Stück Verkauft: 279 Stück Milchſchweine das Stück 7—13 Mk. Läufer das Stück von 14— 25 Mk. Marktverlauf gut.