Lokales „Operettenabend der Sänger⸗ Einheit. Die Neujahrsveranſtaltung der Sänger⸗Einheit nahm einen überaus ſchönen Ver⸗ lauf und war ein voller Erfolg für den Verein in jeder Hinſicht. Wenn man auch von großen Vereinen gute Leiſtungen vorausſetzen darf, ſo übertraf dieſe wahrhafte Familienfeier doch alle Erwartungen. Ein ſchneidiger Marſch der Kapelle Hanf⸗ Blank leitete die Feier ein. Nach dem Vereinswahlſpruch und herzlichen Worten der Begrüßung des 1. Vorſitzenden an die Anweſen⸗ den folgten zwei Männerchöre:„In Epiphania Domini“ von M. Neumann und„Morgenlied“ von Rietz, die unter der zielbewußten Leitung des Chormeiſters E. Hartmann von dem ſtatt⸗ lichen Männerchor ſehr wirkungsvoll zum Vor⸗ trag gelangten. Den Glanzpunkt des Abends bildete jedoch zweifellos die dreiaktige Operette „Waldvöglein“ von Georg Mielke, die in ihrer natürlichen Art und abwechslungsreichen Hand⸗ lungen, gewürzt mit herzerfriſchendem Humor, großartig wirkte und die Zuhörer in Begeiſterung mitriß. Die gut verteilte Rollenbeſetzung trug zu dem guten Gelingen viel bei und machte es auch den ausgezeichneten Kräften möglich, den an ſie geſtellten hohen Anforderungen gerecht zu werden. Wir müſſen es uns verſagen, einzelne Spieler auszuzeichnen, denn alle ohne Ausnahme waren auf der Höhe und gaben ihr Beſtes. Die geſanglichen Darbietungen waren ausgezeichnet und die einzelnen Partien, von den Duoſzenen angefangen, dem Blindekuhſpiel, bis zu den herr⸗ lichen Studentenchören und Tanzreigen, wurden von den Mitwirkenden großartig gemeiſtert. Wahre Lachſalven riefen die urkomiſchen Szenen der Sibylle mit dem Koller Stanislaus, ſowie des verliebten Schneiders Hieronymus hervor. Die herrliche Muſik, von der bekannten Kapelle Hanf-Blank in der gewohnten, vorzüglichen Weiſe begleitet, die ſich an die Stimmungen der Hand- lung ſehr wirkungsvoll anpaßte, gab der ganzen Aufführung den rechten Rahmen. Langanhalten⸗ der Beifall der begeiſterten Zuhörer ſind wohl der ſicherſte Beweis des guten Gelingens und die beſte Anerkennung der hervorragenden Leiſtun⸗ gen der Mitwirkenden. Daher auch herzlichen Dank allen Mitwirkenden und beſonderen Dank dem unermüdlichen Chormeiſter Herrn Hartmann, ſowie dem Spielleiter Herrn Jakob Neudörfer, die in mühevoller Arbeit dieſes ſchöne Werk er⸗ ſtehen ließen.— Die Wiederholung des ganzen Programms für die Oeffentlichkeit findet am Samstag, den 7. Januar ſtatt, wie aus dem Inſerat näher hervorgeht. Nach dem Karten⸗ vorverkauf zu ſchließen, iſt auch bei dieſer Vor⸗ ſtellung ein vollbeſetztes Haus zu erwarten. Wer ſich daher dieſen Kunſtgenuß nicht entgehen laſſen will, der beſorge ſich noch rechtzeitig Eintritts- karten, die bei den Mitgliedern erhältlich ſind. * Du mußt dich vorſehen. In an⸗ erkennenswerter Weiſe gibt der Männergeſang⸗ verein ſeinen zahlreichen Freunden und Gönnern am Donnerstag Abend Gelegenheit, ſich an dem einzigartigen Dreigeſtirn von Einaktern zu er⸗ freuen, von dem am Neujahrsabend die Mitglieder geradezu entzückt waren. Ein Luſtſpiel, ein Sing · ſpiel, eine Operette! Immer eines ſchmiſſiger wie das andere. Den Höhepunkt bildet das „Luxusweibchen“ mit ſeiner prickelnden Muſik und ſeinen reizenden Melodien. Du mußt dich jetzt ſchon mit Karten vorſehen, wenn du dir einen Platz ſichern willſt. Die Veranſtaltung findet bekanntlich bei niederſtem Volkspreiſe und bei Beſtuhlung des Saales ſtatt. * K. K. V. Von unſeren Loſen vom Bauverein für die Krieger⸗Gedächtniskapelle auf dem Schaumberg wurden die Nummern 16917, 16927 und 16930 mit Wertgewinnen bedacht. Die Loſe wollen alsbald beim Vorſitzenden ab⸗ gegeben werden. Sport und Spiel Sportvergg. Amicitia in Hochform ſchlägt Friedrichsfeld 3:1! Revanche gelungen! Man fuhr gerade nicht in angenehmer Stim⸗ mung nach Friedrichsfeld zu den Germanen, die in allerhöchſter Abſtiegsgefahr ſind. Die ſtiegen mit aller Energie hinein und ſchonten die Knochen der Grünen in keiner Weiſe. In techniſcher und taktiſcher Hinſicht waren die Grünen den Germanen eine Klaſſe überlegen und bewieſen dadurch, daß der Sieg in Viernheim eine reine Zufallſache, iregulär war. Man war froh als die Holzerei von ſeiten Friedrichsfeld zu Ende, zumal der Schiedsrichter in den meiſten Fällen beide Augen zudrückte.— Nun zu den Grünen. Man konnte mit den Leiſtungen ſehr zufrieden ſein. Der Tormann mit ſeiner Verteidigung hielt den Laden rein. Der Elfmeter war eine regelrechte Kon⸗ zeſſion des Schiedsrichters. Daß dieſer die Buben hinter Krugs Tor nicht fortbringen konnte war wirklich allerhand. Raketen und Schſiſſe knallten nur ſo, um die Hinterleute aus der Ruhe zu bringen. Von der Halfreihe kann man nur gutes berichten. Die Einſtellung von Fetſch machte ſich bemerkbar. Mit ſeinem Partner Martin und dem glänzend ſpielendem Bauers⸗ feld war die Läuferreihe ein Prachtſtück. Sie deckte aufmerkſam und ſervierte die ſchönſten Vor⸗ lagen, ſo daß dem Sturm Gelegenheit in Maſſe geboten waren. Der neue Sturm, d. h. mit H. Schmidt als Mittelſtürmer bewährte ſich außerordentlich gut. Die Kombinationen wurden ſchnell und flüßig vorgetragen und die Flügel- leute wieder einmal ſtark ins Gefecht geſetzt, wodurch die Flügel ſich Geltung verſchaffen konnten. Die Stürmer ſollten noch etwas härter ſein und ſich nicht die Courage abkaufen laſſen. Jeden⸗ falls der Sieg war durchaus verdient, er hätte ſogar noch höher ausfallen können. Den Sturm ſollte man ſo ſtehen laſſen. Die Tore: Nr. 1 fiel durch einen Prachtſtrafſtoß von Winkler der bildſchön von Fetſch eingeköpft wurde. Das 2. Tor und auch das 3. waren Durchreißer des Rechtsaußen Kiß 3.— Das Facit der Ver⸗ bandsſpiele: Die Grünen könnten mit leichter Mühe an zweiter Stelle ſein. Man iſt letzten Endes mit der dritten Stelle zufrieden, wenn man dieſe auch mit Neckarau teilen muß. Es hat eben nicht ſollen ſein. Wochenplan der Sportver⸗ einigung Amieitia 09 E. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Tüglich Betrieb Abteilung Fußball: Dienstag Nachm. ½3 Uhr: Training der 1. M. und der komb. Mannſchaft. Dienstag Abend 8 Uhr: Vorſtand⸗ und Ver⸗ Unser neuer Roman: „ Glauben und vertrauen?“ Roman von Gert Rothberg Aus dem Inhalt: b um Mittelpunkt ein junger Arzt und seine schöne, junge Frau. Einst tändelnd, spie gefestigt, gereift. lerisch ist sie in ihrer Liebe Aber haherfüllte, neidische Menschen verstehen es, die harmonische Ehe zu untergraben. Die beiden Liebenden leiden, quälen sich, ringen sich adurch Hunderte von Hinder- 5 s nissen, bis ihnen das vohe Glück wieder * lacht. . 7 waltungsausſchuß im Verwaltungszimmer. Donnerstag nachm. 3 Uhr: Training der 1. und 3. Mannſchaft. N. B. Sämtliche Jugendſpieler haben ihre Karten dieſe Woche in der Geſchäſtsſtelle abzuliefern. Viernheimer Tonſilmſchan Achtung! Heute! Großer Ausnahme⸗Tag im Central⸗Film⸗Palaſt. 1. Wo die Wolga fließt. 2. Hinter Schloſt und Riegel. peſchenreiter. 1. Platz nur 40 Pfg. Auf vielſeitiges Verlangen und des großen Erfolges wegen kommt heute Dienstag das er⸗ habene Filmwerk„Wo die Wolga fließt“ letzt⸗ mals zur Aufführung. Wie überall ſo auch in Viernheim je länger dieſes Filmwerk auf dem Spielplan iſt je großer wird die Beſucherzahl von Tag zu Tag. Von Mund zu Mund hört man ſagen: Ich habe den Tonfilm„Wo die Wolga fließt“ geſehen. Ich habe weinen müſſen ſo ſchön war dieſer uſ.w. gehe hin und ſehe ihn dir auch an, ſo was ſchönes muß man doch geſehen haben. Um den heutigen Tag zu einem Ausnahmetag zu machen, kommen heute 3 Groß⸗ filmwerke zur Aufführung. So kommt noch zu dem ſchönen Wolgatonfilm dazu 1.„Hinter Schloß und Riegel“, ein 100% Tonfilm in 10 Akten ſowie der beſte Ken Maynardfilm„Der Anſchlag auf den Depeſchenreiter.“ Letzterer ein außergewöhnliches Abenteuer⸗Senſationsfilm⸗ werk. Alles in Allem. Der letzte Mann be⸗ ſuche heute den Ausnahme⸗Tag im Central⸗Film⸗ Palaſt. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein 1893. Heute Dienstag nachmittag 5 Uhr Turnſtunde der Schüler im Lokal. Der Turnwart. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 5. Januar 1933, abends 8½ Uhr fin⸗ det im Lokal zum gold. Stern“ unſere Mo⸗ natsverſammlung ſtatt. Da dieſe Verſamm⸗ ſammlung von großer Wichtigkeit iſt und die Tagesordnung reichhaltig, wird pünktliches und vollzähliges Erſcheinen erwünſcht. Der Vorſtand. Alte Zeitungen zum Einschlagen u. zum Tapezieren Achtung! Auf vielſeitigen Wunſch, ſowie des großen Erfol Ila de helga ent 2. Haer Scptogu fegel 3 her As Das beſte Tonfilmwerk vorig. Is. Der luſtigſte Tonfilmſchlager. ges wegen, zeigen wir heute das Rieſen-Tonfilm⸗Programm, Z Großgfilmwerke für nur 40 Pfg. cfdaha gen pebrsc fene Ken Maynard in ſeinem beſten Filmwerk. Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 4. Januar von 2— 4 Uhr im hieſigen Krankenhauſe ſtatt. Viernheim. Die Mitglieder werden gebeten, bis zum 15. Januar ſämtliche Rechnungen an den Geſchäftsführer zwecks Auszahlung abzugeben. Der Vorſtand. Entlaufen ſeit Weihnachten ein junges weiß⸗graues Kätzchen Um gefl. Rückgabe wird gabeten. Cudwigſtraße 52 2Z3immer u. Küche zu vermieten. Schutt kann an der Neubau⸗ ſtelle verl. Waldſtr. 58 abgeladen werden. beſtehend aus 2 Zimmer u. Küche (parterre) zu vermieten. Jägerſtraße 15 10 Aud ald ld dl dn dad fta fh gtdhd gffdddatllbd lte Sänger- Einheit Miernheim — gegr. 1872 Samstag, 7. Januar 1933, abends 8 ½ Unr in len Freischützsälen Wiederholung der dreiaktigen Operette 85 Waldvöglein von Georg Mielke mit Orcheſterbegleitung der Kapelle Manf-⸗ Blank. Eintrittspreis 50 Pig. 197 Karten im Vorverkauf bei den Mitgliedern erhältlich. Der Vorſtand. d um ue u uuN v U Weinheimerſtr. 16 Für die Wirtſchaft zu den, vier Jahreszeiten“ auf dem Muckenſturmer Hof werden zu günſtſgen Bedingungen tüchtige Pächter geſucht. Näheres bei hiehlebertran hält Schweine geſund und mäſtet. Liter 70 Pfg. Rathaus⸗Drogerie Peer Hosgopp Geräumiges Neben⸗ immer Franz Brechtel fur 1255 und Geſell⸗ Bierniederlage ſchaften empfiehlt Viernheim M. Träger Blauehutſtraße 35 Zaftladen. gr. Laub Tel. 10. Zwei ſtarke Kleine Anzeigen haben dem Uiernheimer Anzeiger Einleg⸗ ſchweine hat zu verkaufen. Johann Schall Friedrichſtraße 66 3 Zimmer u. 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Der Anſchlag auf den De⸗ i ſtändnis mit den amtlichen *„ Es ladet zum dauernden Beſuche ein (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) er 10 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbfährlich kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäfts epreis monatl. ige illuſtrierte wie einen Wand u. beim Heitungsträger einen Fahrplan Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rtr e ret Nummer 3 Vlutende Grenze. Im deutſchen Süden und Weſten beſchäf⸗ tigte man ſich mit der Lage des deutſchen Oſtens.(Wahrſcheinlich wird es umge⸗ kehrt ebenſo ſeinl) Gewiß haben auch Süden und Weſten ihre beſonderen Sorgen und Nöte, aber die Dinge im Oſten dürfen darüber doch nicht ganz überſehen werden. denn es handelt ſich dabei um allgemein⸗ deutſche, um wahrhaft nationale Fra⸗ gen. Die deutſche Oſtgrenze iſt eine bluten⸗ de Grenze. Die Machthaber der Entente haben nach Abſchluß des Weltkrieges, als ſie in Verſailles den neuen Staat Polen ſchu⸗ fen, die Grenze willkürlich durch deutſches Gebiet gelegt. Sie haben ſogar mit dem be⸗ rüchtigten„Korridor“ deutſches Land einfach entzweigeſchnitten, ſo daß Oſtpreußen vom übrigen Land Preußen überhaupt los— geriſſen iſt. Danzig iſt zu einem eige⸗ nen Staat unter Völkerbundskontrolle gemacht worden, die Polen richten aber ſchon längſt ihre habgierigen Blicke auf die alte deutſche Stadt an der Oſtſee. Das Me⸗ melland gehört ebenfalls nicht mehr zum Reich und in Oberſchleſien hat man deutſches Gebiet zu Polen geſchlagen, ob⸗ wohl die Bevölkerung ſich in ihrer Mehrheit zu Deutſchland bekannt hatte. Dieſe Zuſtände ſchreien geradezu nach Ab⸗ hilfe! Die Dinge werden aber noch verwik⸗ kelter dadurch, daß unſer öſtlicher Grenz⸗ nachbar Polen mit ſeinem jetzigen Ge⸗ bietsumfang keineswegs zufrieden iſt und ſich gerne weiteres deutſches Land aneignete. Um aber die eigenen Ziele zu verhüllen, ſtel⸗ len die Polen einfach Deutſchland als den Friedensſtörer hin. Die Neujahrsartikel der Warſchauer Blätter waren in dieſer Hinſicht ſehr lehrreich Sie waren auf die Parole: „Im Oſten(alſo mit Rußland!— Red.) Freundſchaft— im Weſten(alſo gegen Deutſchland!— Red.) Feindſchaft eingeſtellt. Größte Aufmerkſamkeit verdient hierbei der Leitartikel des maßgebenden Regie⸗ rungsblattes„Gazeta Polska“ aus der Feder des früheren Miniſters und Chefre⸗ dakteurs Miedzinſki. Der Nichtangriffsver⸗ trag mit Sowjetrußland wird gleich⸗ ſam als Symbol der Friedfertigkeit beider Nachbarn im Oſten dargeſtellt. Ganz anders ſtünden hingegen die Dinge im We⸗ ſten. Dabei wird auf die„Verkfindigung der Botſchaft von Eroberungs⸗ und Revan⸗ cheabſichten durch eine deutſche Welle(ge⸗ meint iſt eine Grenzlandkundgebung des Oſt⸗ markenrundfunks!— Red) vor aller Welt“ hingewieſen, wobei mit Beſtimmeheit ange⸗ nommen wird, daß dies nicht ohne Einver⸗ Kreiſen des Deutſchen Reiches geſchehen ſei.„Der heuti⸗ ge Ausblick bringt der Welt zwei Stimmen aus der Mitte Europas, eine redliche und reale Friedensbeſtrebung von polniſcher Sei⸗ te und die Stimme der unverſöhnlichen An⸗ griffsluſt der deutſchen Seite.“ Das heißt denn doch die Dinge auf den Kopf ſtel'en! Tatſächlich iſt die Lage doch ſo, daß das Deutſchtum im Oſten ſchwer bedrückt iſt, und daß der polniſche Chauvinismus eine ſtändige Bedrohung der deutſchen Oſtgrenze bedeutet. Den Blick auf den Oſten gerichtet, hat da⸗ her das deutſche Volk als nächſte Pflicht, ſei⸗ ne Oſtgrenzen zu ſchützen und, da ſie in ih⸗ rer feigen Geſtalt der dem deutſchen olke geſtellten Aufgabe nicht entſprechen, auf ihre zreckmäßige Aenderung bedacht zu ſein. Durch den Verſailler Vertrag gebunden, worden wir nicht alles tun können, was ſonſt möglich und notwendig at. Aber eines kenn und muß geſchehen: Die Grenzgebiete politiſch, wirtſchaftlich und kulturell ſo aus⸗ zu en, daß ſie ein 5 lebendiger Schutz⸗ wall des Reſches werben, Die Erfüllung die⸗ ſer wichtigen nationalen Pflicht darf nicht der Grenzbevölkerung allein überlaſſen blei⸗ ben, auch nicht bloß Sache der amtlichen Stellen ſein, ſondern muß vom verſtändnis⸗ vollen und opferbereiten Intereſſe des gan⸗ zen Volkes getragen ſein. Wie ſehr es an . i nt Nx. 21577 95 Martin, 4 Viernheimer Zeitung lernheimer Anzeiger Giernbetmer Buzgr- ug.—. Bberb.- Baze i enpreiſe: Die a 1 e Annahme von An 25— ſanatlichen Annonten- Expebitionen mittags 8 U Lesch e koſtet 25 Pig, die Reklamezeile 60 i abnleſchenz r Haſerate aud Krtzgen pur zeigen in unſerer lands u. bes Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 15 eee E N — die Aufna ee eee 50. Jahrgang Neichstagsauflöſung? Nie innerpolitiſche Tage.— Aelteſtenrat des Reichstags.— die politiſche Debatte im Plenum.— Wie werden die Abstimmungen ausgehen? Berlin, 4. Januar. Die innerpolitiſche Lage im Reich iſt noch immer ungeklärt. Der politiſche„Burg⸗ friede“ iſt am 2. Januar abgelaufen, ſo daß jetzt wieder öffentliche politiſche Verſamm⸗ lungen möglich ſind. In Lippe⸗Det⸗ mold hat übrigens ein Wahlkampf be⸗ gonnen: dort ſind am 15. Januar Landtags⸗ wahlen und beſonders die NSDAP. hält überall— auch in den kleinſten Orten— Wahlverſammlungen ab. Am heutigen Mitt— woch nachmittag tritt der Aelteſtenrak des Reichslags zuſammen. um zu den kommuniſtiſchen Ankrägen auf ſoforkige Einberufung des Keichs⸗ tags Stellung zu nehmen. Einerlei, ob das Plenum des Reichstags nun ſofort oder erſt Mitte Januar zuſam— menkommen wird— jedenfalls darf man ſich auf ſcharfe Auseinanderſetzungen gefaßt machen. Zunächſt geht die parlamentariſche Debatte um die Regierungserklärung, die Reichskanzler von Schleicher abgeben wird. Dann erfolgt die Behandlung der zahlreichen politiſchen und wirtſchaftspoliti⸗ ſchen Anträge, bei denen die Parteien Ge— legenheit haben, ihren Standpunkt gegen— über der neuen Regierung darzulegen. Dieſe Debatte würde alſo mindeſtens eine Woche in Anſpruch nehmen, weil kaum eine der Parteien darauf verzichten kann, ausführlich zu reden, ſchon im Hinblick auf die immer noch zu befürchtende Reichstagsauflöſung. Die Auflöſung wird nicht mehr zu ver⸗ hindern ſein, wenn die Reichsregierung bei der Abſtimmung über die Mißtrau— ensanträge und über die Ankräge auf Aufhebung aller bisherigen Notverord- nungen unterliegen ſollte. Vielleicht zum 23. oder 24. Januar könnke ſich ſo⸗ mit das Schickſal des Reichskages erfül- len, und dann würde das deukſche Volk auch das neue Jahr wieder mik einem Wahlkampf beginnen müſſen. Selbſtverſtändlich wäre ein anderer Aus— gang wenigſtens theoretiſch möglich. Die Entſcheidung über das Schickſal der Miß⸗ trauensanträge uſw. liegt bei der NSDAP., die es in der Hand bot, ſie zur Ablehnung zu Verſtändnis für die Oſtfragen ſelbſt bei Be⸗ hörden fehlt zeigt ein Vorfall, über den der ſchleſiſche Reichstagsabgeordnete Ulitz⸗ ba berichtet. Er ſchreibt nämlich:„Kam da neulich in Gleiwitz, einer oberſchleſiſchen Stadt mit 112 000 Einwohnern, die Verfü⸗ gung eines Berliner Amtsgerichts an, die die Ortsaufſchrift trug: Gleiwitz in Polen und mit Auslandsporto frankiert war!“ Es kommen aber noch weitere Perſpek⸗ tiven hinzu: Bei aller Sorge um die Gegen⸗ wart und nächſte Zukunft darf die große Zukunftsfrage, die eine Schickſalsfrage nicht bloß für Deutſchland, ſondern für ganz Eu⸗ ropa, ja für die beſtehende Geſellſchaftsord⸗ nung und Kultur der ganzen Welt iſt, nicht außer acht gelaſſen werden. Wohin treibt die Entwicklung im nahen und fernen Oſten? Wie eine Sphinx ſchaut ſie uns an. Was wird aus Rußland und was wird es am Ende ſeiner gigantiſchen Entwicklung über Europa bringen? Was tut ſich im Fernen Oſten, und was bereitet ſich da für Euro⸗ pa und die Kultur des Abendlandes vor? Zunächſt freilich handelt es ſich um die deutſche Oſtgrenze, um dieſe blu⸗ tende Grenze, die irgendwie berichtigt werden muß. a flikt hat ſich weiter verſchärft. bringen. Augenblicklich ſcheint aber bei der Führung wenig Neigung dazu vorhanden zu ſein, denn der„Völkiſche Beobachter“ gibt am 7 ſstag in einem längeren Ax— tikel die Parole aus: „Jort mit Schleicher!“ Das Blatt erhebt ſcharfe Angriffe gegen den Reichskanzler, weil dieſer anläßlich des Neu⸗ jahrsempfanges beim Reichspräſidenten er— klärt hatte:„Meinen beiden Vorgängern im Kanzleramt iſt es gelungen, Deutſchland von der Laſt der Reparationen zu befreien.“ Der „Völkiſche Beobachter“ bezeichnet dieſe Aeußerung als taktiſch höchſt ungeſchickt und verlangt den Rücktritt Schleichers. Es bleibt natürlich abzuwarten, wie die Reichstags⸗ fraktion der NSDAP. ſich ſchließlich ent⸗ ſcheiden wird. Um den Reichshaushalt. Am 10. Januar tritt der Haushalts⸗ ausſchuß des Reichstages zuſam⸗ men. Es wird erwartet, daß der Reichs⸗ finanzminiſter im Verlauf der Ausſchußbe— ratungen einen Ueberblick über den Haus- haltsplan für das Jahr 1933 geben wird, wenn bis dahin die Frage des Aus- gleiches gelöſt iſt, die diesmal beſon⸗ dere Schwierigkeiten bereitet, weil die Einnahmen ſchwer zu ſchätzen ſind. Wie verlautet, liegen die Haushaltsvor— ſchläge der einzelnen Reichsreſſorts jetzt vollzählig vor. Hitler und Papen. Der preußiſche Preſſedienſt der NSDAP. befaßt ſich mit den in letzter Zeit aufgetauch⸗ ten Gerüchten über die Haltung der NSDAP., wobei er von Wichtigtuern und Geſchäftelhubern ſpricht. Alles, was man bisher über den Führer, Unterführer und die Organiſation der NSDAP. gemeldet habe, ſei als haltloſe Kombinationen zu bezeichnen. Meldungen des„Jungdeutſchen“ über eine Ausſöhnung zwiſchen Hitler und Papen be— zeichnet das genannte Organ als von A bis Z erfunden.— Von Intereſſe iſt auch ein Befehl des Bannführers der Berliner Hitlerjugend. In dieſem wird angeordnet, daß aus Anlaß der Ermordung des 16 jäh— rigen Hitlerjungen. Walter Magnitz, ſamt⸗ liche Fahnen und Wimpel ſolange mit Trau⸗ erflor zu verſehen ſeien, bis Adolf Hitler Führer des Deutſchen Reiches ſei und die er⸗ mordeten Kameraden gerächt ſeien. * Preußen und Neich. Landlagsauflöſung in Preußen? Berlin, 4. Januar. Für die angekündigte Unterredung des preußiſchen Miniſterpräſidenten Braun mit dem Reichskanzler von Schleicher iſt ein Zeitpunkt noch nicht feſtgeſetzt worden. Es beſteht auf beiden Seiten anſcheinend die Abſicht, zunächſt abzuwarten, ob der Aelte— ſtenrat die Einberufung des Reichstages be— reits für die nächſte Woche beſchließen wird. Eine ſolche Entſcheidung würde auch für die Beſprechung der preußiſchen Angelegenhei— ten von Bedeutung ſein. Miniſterpräſident Braun hat übrigens um die Weihnachtskage herum ein aus- führliches Schreiben an den KReichskanz⸗ ler gerichtet, in dem er alle bereits mit dem früheren Reichskanzler von Papen und dem Keichskommiſſar Dr. Bracht erörterten Forderungen und Beſchwer⸗ den des preußiſchen Skaaksminiſteriums wiederholt hat. Wie ein Berliner Blatt zu der Ausſprache zwiſchen Schleicher und dem Miniſterpräſi— denten Braun erfährt, werden neben ande— ren Möglichkeiten der Löſung der Preußen— frage insbeſondere die Frage der legalen Wahl eines neuen Miniſterpräſidenten für Preußen und demzufolge die Beendigung der kommiſſariſchen Regierung erörtert wer— den. Sollte eine Neuwahl des Miniſterprä— ſidenten gemäß den geſetzlichen Beſtimmun— gen nicht zuſtande kommen, ſo dürfte mit der Auflöſung des Landtages auch unab- hängig vom künftigen Schickſal des Reichstages zu rechnen ſein. Zwangsläufig würde ſich allerdings bei der Notwendigkeit neuer Preußenwahlen eine Auflöſung des Reichs— tages kaum vermeiden laſſen. Verſcüſung der Lage in Japaniſche Truppen rütlen in Peking, 4. Januar. Der japaniſch⸗chineſiſche Kon⸗ Die Lage iſt höchſt gefährlich geworden, da es jetzt auch bei der chineſiſchen Stadt Schanhaikwan und damit im eigent⸗ lichen China zu Kämpfen zwiſchen japa⸗ niſchen und chineſiſchen Truppen gekommen iſt. Bisher waren die Japaner bekannllich nur in die Mandſchurei einmarſchierk, alſo in ein Gebiet, deſſen Verbindung zu China in den letzten Jahren etwas locker geworden war. Die Stadt Schanhaikwan jedoch liegt im eigentlichen chineſ. Reich. Von chineſiſcher halbamtlicher Seite wird mitgeteilt, daß die japaniſchen Truppen nach längerem Kampf den Bahn⸗ hof Schanhaikwan beſetzt haben. Mehrere ſapaniſche Bombenflugzeuge haben die Stadt bombardiert. das eigentliche China ein. Die Urſache des neuen Konflilts. Nach chineſiſcher Darſtellung iſt der Streit folgendermaßen entſtanden. Am Sonntagabend richteten die japaniſchen Mi⸗ litärbehörden die Forderung an die Chine⸗ ſen, daß die Stadt Schanhaikwan von der ganzen chineſiſchen Zivilbevölkerung geräumt werde. Die chineſiſchen Führer erwiderten, ſie hätten keine Befugnis, eine ſolche Wei⸗ ſung zu geben. Am Monkag früh 2 Uhr ſtellten die Ja⸗ paner die Forderung, die chineſiſchen Truppen ſollten die Stadt räumen. Dies wurde abgelehnt. Am Monkag mittag eröffnete ſapaniſche Artillerie das FJeu⸗ er auf die Stadl. 30 Granaten fielen innerhalb der Stadtmauern nieder und richteten ſchweren Schaden an. Gleich- zeitig warfen fünf japaniſche Flugzeuge zehn Bomben ab einige von dieſen ſie⸗ len ebenfalls in der Sladt nieder. In kurzen Worten: Am heutigen Mittwoch nachmittag wird der Aelteſtenrat des Reichstages zuſammen⸗ treten, um über die Anträge auf ſofortige Einberufung des Reichstages zu entſcheiden. Der Ausweis der Reichsbank vom 31. De⸗ zember zeigt eine Notendeckung von 25,8 Prozent. Reichskanzler a. D. Cuno, Vorſitzender des Vorſtandes der Hapag, iſt am Dienstag ei⸗ nem Herzſchlag erlegen. In Niederſchleſien dürften etwa 80 000 Morgen und in Oberſchleſien etwa 50 000 Morgen nicht entſchuldungsfähige Güter der Siedlung zugeführt werden. Die Regierung des Freiſtaates Irland hat das Parlament aufgelöſt. Der ſowjetruſſiſche Eisbrecher„Malygin“ iſt bei Spitzbergen auf einen Eisberg ge⸗ rannt. Das Schiff hat 100 Mann Beſatzung an Bord. Aus Spanien kommen Meldungen über zahlreiche Bombenattentate und politiſche Unruhen. Der japaniſch-chineſiſche Konflikt hat ſich verſchärft. Japaniſche Truppen ſind aus der Mandſchurei in das eigentliche China ein⸗ marſchiert. S N Japaniſche Meldungen beſagen, daß die Japaner in der Nacht zum Dienstag die chineſiſche Grenzſtadt Schanhaikwan voll⸗ ſtändig beſetzt und damit zum erſtenmale den Fuß in das eigentliche China geſetzr haben. Widerſprechende Meldungen. Der Kommandeur der chineſiſchen Trup— pen an der Mandſchureigrenze, Marſchall Tſchanghſueliang hat die ccineſiſche Regierung verſtändigt, daß die Meldungen, die von ſapaniſcher amklicher Stelle verbreitet wurden, wo⸗ nach Schanhaikwan von ſapaniſchen Truppen beſetzt worden ſei, nicht den Tatſachen enkſprechen. Auf Grund eines Funkſpruches des Befehls— habers in Schanhaikwan teilt er mit, daß ſich noch in der Nacht zum 3. Januar die chi— neſiſchen Truppen verteidigt hätten. Die Japaner ſeien zurückgeſchlagen worden. China unterrichtet den Völkerbund. Die chineſiſche Regierung hat dem Völ— kerbund Mitteilung von den Kämpfen um Schanhaikwan gemacht; ſie hat aber keine Proteſtnote an Japan gerichtet und wird auch in dieſem Sinne nichts unterneh— men, bevor die Lage geklärt iſt. Indeſſen hat ſie den Truppen weitere Anweiſung ge— geben, jedem Angriff auf die chineſiſchen Stellungen Widerſtand zu leiſten. Internationale Verwicklungen? Einer Meldung aus Dok io zufolge, ſind die Befehlshaber der ausländiſchen Truppen in Tientſin zu einer dringen⸗ den Konferenz im Hauptquartier der japa— niſchen Garniſon zuſammengetreten, um ſich mit der Lage zu befaſſen, die nach der Sprengung einer Eiſenbahnbrücke drei Ki— lometer weſtlich von Schanhaikwan, die an— geblich von chineſiſchen Truppen herbeige— führt wurde, entſtanden iſt. In der japa⸗ niſchen Meldung heißt es weiter, daß die Giſenhahnlinie Schanbaikwan Peking auf ö Grund des Boxer⸗ Protokolls von ausländi⸗ ſchen ae geſchützt werde. General Nakamura, der Befehlshaber der japaniſchen Truppen in Nordchina, hat ſich mit General Tſchanghſueliang wegen der Vorfälle in Schanhaikwan in Verbindung geſetzt. Er behauptet, die Chineſen hätten die in Schan⸗ 1 getroffenen Vereinbarungen ver⸗ etzt. Nach amtlichen Depeſchen des Vertreters der Vereinigten Staaten in Schinwankao ha⸗ ben die Japaner heute um 16.30 Uhr die Stadt Schanhaikwan vollkommen beſetzt. Dr. Cuno geſtorben. Der frühere Reichskanzler. Hamburg, 4. Januar. Der Generaldirektor der Hamburg⸗Ame⸗ rikalinie und frühere Reichskanzler, Geheim ⸗ rat Dr. Cuno, iſt am Dienstag im 57. Le- bensjahr einem Herzſchlag erlegen. Zum Ableben von Geheimrat Cuno teilt die Hapag mit, daß Dr. Cuno ſeit einigen Tagen an Anfällen von Herzneuralgie ge⸗ litten habe. Der Arzt hatte ihm am Montag geraten, ſchleunigſt einen Urlaub anzutreten. Dr. Cuno war am Dienstag früh im Begriff, ſich für eine Urlaubsreiſe, die er mit ſeiner Gattin unternehmen wollte, zu rüſten, als ein Schlaganfall ſeinem Leben ein Ziel ſetzte. Der Wiriſchaftler und Politiler. Wilhelm Cuno hat Rechtswiſſenſchaft ſtu⸗ diert und trat 1907 als Regierungsaſſeſſor in das Reichsſchatzamt ein. Während des Krieges bearbeitete er die kriegswirtſchaft⸗ lichen Fragen(Ernährung) und leitete bis zum Juli 1916 die Reichsgetreideſtelle. Nach⸗ her ſtand er an leitender Stelle bei der Or⸗ ganiſation des Kriegsernährungsamtes. Im Jahre 1917 verließ er den Reichsdienſt und trat in den Vorſtand der Hamburg-Amerika⸗ Linie ein, deren Generaldirektor er nach dem Tode Ballins im Jahre 1918 wurde. Bei den Waffenſtillſtandsverhandlungen und den zahlreichen folgenden Konferenzen der erſten Nachkriegszeit wirkte Dr. Cuno als Sachver⸗ ſtändiger für Schiffahrtsfragen mit. Am 22. November 1922, nach dem Nück⸗ tritt des Kabinetts Wirth, bildete Cuno als Reichskanzler ein„Kabinett der Arbeit“, in dem Männer der Praxis und von den Par- keien das ZJenkrum, die Deutſche Volkspartei und die Demokraten vertreten waren. Das Kabinelt Cuno organiſierte dann nach dem Einmarſch der Franzoſen ins Ruhrgebiet die Politik des paſſiven Widerſtandes, die jedoch im Auguſt 1923 wieder aufgegeben werden mußte. Cuno krat wieder in die Hapag ein. Sein Nachfolger im Kanzleramt wurde Stre⸗ ſemann. Im Mai 1926 wurde Cuno wiede⸗ rum Vorſitzender des Direktoriums der Ha⸗ pag. Die Kanzlerſchaft Cunos brachte den Höhepunkt der Inflation. Nach ſeinem Wiedereintritt in die Hapag pflegte er auf ſeinen häufigen Reiſen nach Amerika die Beziehungen zu ſeinen dortigen Geſchzftsfreunden. Im März 1929 gelang ihm die Gründung einer deutſch⸗eng⸗ liſchen Vereinigung, die die Bezie⸗ hungen zwiſchen beiden Ländern fördern und vertiefen ſollten. Halbmaſt in Hamburg. Anläßlich des Todes des Geheimrats Cund hat der Norddeutſche Lloyd ein Beileidstele⸗ gramm an die Hapag geſandt. Auch der Se⸗ nat der Stadt Hambura hat an die Hapag 1 1 ſein Beileid basegugſe diego, Sümtliche Verwaltungsgebäude und Schiffe der Hapag und des Norddeutſchen Lloyd haben die Flag⸗ gen auf Halbſtock geſetzt. N Die Vutterbeimiſchung. Die Margarine-Induſtrie prokeſtiert. Berlin, 4. Januar. Der Verband der Margarinefabriken ver⸗ öffentlicht einen ſcharfen Proteſt gegen den Butter⸗Beimiſchungszwang bei der Margarineherſtellung. Die Butter⸗Bei⸗ miſchung— ſo heißt es in dem Proteſt— gefährde die Haltbarkeit der Margarine, wie ſich in Holland gezeigt habe. Die bäuerliche Landwirtſchaft ſträube ſich gegen die Maß⸗ nahme, die für mindeſtens 40 Millionen der deutſchen Bevölkerung einen ſchweren Schlag darſtelle. ie Vertreter der Gewerkſchaften haben dem Keichsernährungsminiſter einen Pro- teſt gegen die Margarineverordnung vorge⸗ tragen. Die ſozialdemokratiſche Reichstags. fraktion hat einen Ankrag eingebracht, der die Außzerkraftſetzung der Verordnung ver⸗ langt. Neugliederung bei der NSA. Die Zuſammenſetzung der Reichsorganiſations⸗ leitung. München, 4. Januar. Nach einer Anordnung des Stabsleiters der nationalſozialiſtiſchen Parteiorganiſation glie⸗ dert ſich die Reichsorganiſationsleitung der NSDAP. wie folgt: Der Stab, das Perſonal⸗ amt, das Organiſationsamt, das Schulungs⸗ amt. Ley ernennt zu ſeinem Stellvertreter den Gauleiter Robert Wagner, Karls⸗ ruhe. Wagner wird gleichzeitig zum Leiter des Perſonalamtes ernannt. Gauleiter Wag⸗ ner behält ſeinen Gau und ſein Landtags- mandat. In einer Verfügung Hitlers über national⸗ ſozialiſtiſche Bauernſchaften heißt es u. a., ſoweit der Leiter des Amts für Agrarpolitik bei der Reichsleitung der NSDAP., Walther Darre, die Einrichtung von NS. Bauernſchaf⸗ ten in den Gauen und Landesteilen geneh⸗ mige, müßten dieſe in den agrarpolitiſchen Apparat der NSDAP. eingebaut und von die⸗ ſem ſo geführt werden, wie es die Anord⸗ nung des Amtsleiters vorſehe. Alle bereits gegründeten NS.⸗Bauernſchaften bedürften der nochmaligen Beſtätigung von Darre. „Trauer, bis Hitler Führer des Reiches iſt.“ Der„Völkiſche Beobachter“ veröffentlicht einen Befehl des Bannführers der Berliner Hitlerjugend. In dieſem wird angeordnet, daß aus Anlaß des Ermordung des Hitlerjungen Magnitz ſämtliche Fahnen und Wimpel ſo⸗ lange mit Trauerflor zu verſehen ſeien, bis Adolf Hitler Führer des Deutſchen Reiches ſei und die ermordeten Kameraden gerächt ſeien. Für den Bann Berlin 2 iſt bis zum 15. 2. die Mitgliederaufnahme geſperrt. Nooſevelt zur Sthuldenſrage Erleichterungen für den Schuldner, aber keine Streichung. Waſhington, 4. Januar. Der neugewählte Präſident der Vereinig⸗ ten Staaten, Rooſevelt, gibt in einem Zeitungsartikel die Richtlinien bekannt, die ſeine Politik nach ſeiner im März erfolgen⸗ den Amtsübernahme beſtimmen werde. Hier⸗ hinaus(Aus bei 10 erwäh landwirtſch der Zollſeite h wirt durch Gen günſti gungen. fahr rämien) ommen ſicherſtellen will. Was das die Solea Welt bewe ende Schuldenproblem rifft, ſo iſt Rooſevelt der Auffaſſung, daß die Schulden des Aus⸗ landes an Amerika bezahlt werden müßen. Allerdings müßten den Schuldnern Jah⸗ lungserleichterungen gewährt werden, doch ſei eine Streichung weder durchführbar, noch mit dem Begriff von Recht und Ehre vereinbar. Die Skabiliſierung des interna⸗ tionalen Geldmarkles könne am beſten durch die Anerkennung übernommener Verpflich⸗ kungen erreicht werden. 9705 Die kommende nationale Regierung wer⸗ de bei der Prüfung der Sachlage nicht ver⸗ Nollen, daß ſich die Menſchheit aus einzelnen ölkern und Nationen zuſammenſetze, und daß es daher die Pflicht jeder nationalen Regierung ſei, zunächſt und vor allem das Wohl des eigenen Volkes zu fördern. Politisches Allerlei. Berlin. Der deutſche Geſandte in Kowno, Morath, der zum Geſandten in Montevideo (Uruguay) auserſehen iſt, verläßt in den näch⸗ ſten Tagen ſeinen Poſten. Sein Nachfolger wird der bisherige Generalkonſul in Leningrad Dr. Erich Zechlin, ein Bruder des frühe⸗ ren Preſſechefs der Reichsregierung. Warſchau. Zwiſchen Deutſchland und Polen fand ein Notenaustauſch ſtatt, wo⸗ nach für Polen ein Butter⸗ und Garnkon⸗ tingent feſtgeſetzt wurde, gegen Gewährung entſprechender Einfuhrkontingente für deutſche Garne und Rohhäute nach Polen. Hungermarſch Heilbronner Arbeiter Heilbronn, 4. Januar. Ein angekündigter Hungermarſch, der ſeit dem 29. Auguſt 1932 ausgeſperrten Arbei⸗ terſchaft der Glashütte Heilbronn AG, iſt nunmehr angetreten worden. Es handelt ſich um etwa 60 Arbeiter, die vor dem Haupt⸗ vorſtand des Fabrikarbeiterverbandes in Hannover, der ihnen vor ungefähr drei Wo⸗ chen die Unterſtützung geſperrt hat, demon⸗ ſtrieren wollen. Unter Mitführung von Pla⸗ katen ſetzte ſich der Zug in Richtung Neckar⸗ ſulm in Bewegung. Die Arbeiter hoffen ſich durch Unterſtütung von Verbandsmitglie⸗ dern und durch Inanſpruchnahme der Ob⸗ dachloſenhilfe durchſchlagen zu können. Veſtätigtes Todesurteil. Gegen den Mädchenmörder von Eller. Leipzig, 4. Januar. Das Reichsgericht beſtätigte nun das vom Schwurgericht Koblenz am 20. 10. v. Js, ge- gen den Metzger Viktor Krutzek aus Hinden⸗ burg(Oberſchleſien) wegen Mordes ausge⸗ ſprochene Todesurteil. Krutzek hatte am 12. 9. v. Js. ſeine Braut Emma Lange im elter⸗ lichen Hauſe in Eller a. d. Moſel durch einen Revolverſchuß ködlich verletzt und ſich dann der Polizei geſtellt Das Reichsgericht erachtete die Ueberle⸗ gung bei der Ausführung der Tat durch das Schwurgericht als einwandfrei feſtgeſtellt und verwarf daher die Reyiſion des Ange⸗ klagten, der angeblich nur im Affekt gehan⸗ delt haben will. Evchen= aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright dy Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 1 Schon als kleines Mädchen hatte Evchen oft vor jener Brücke geſtanden, die das Armenviertel der Stadt von jenem Teil trennte, in dem die Reichen und Vornehmen ihre großen Villen erbaut hatten. Auch den Verſuch einer Entdeckungsreiſe in dieſes von ihr heimlich angeſchwärmte „Paradies“ hatte ſie ſchon einige Male gewagt; doch jedes⸗ mal noch war ſie auf halbem Wege wieder umgekehrt. Das eine Mal, als ſie mitten auf der Brücke ſtand, da war Hoch⸗ waſſer; der Fluß war breit und hoch aus ſeinem Bett ge⸗ treten und hatte die Ufer überſchwemmt. Als das kleine Mädchen nun das dumpfe Rauſchen und Brauſen ſo un⸗ mittelbar unter ſich vernahm, wurde ſie von einer unſäg⸗ lichen Angſt befallen; mit wehendem Röckchen und zer⸗ zauſten Haaren war ſie wieder in ihr Armenviertel zurück⸗ geflüchtet. Aber Sehnſucht und Neugierde nach jener Stätte, wo die prächtigen, parkumrauſchten Villen leuchteten und lock⸗ ten, ließen ihr ſchon damals keine Ruhe. Als das Hoch⸗ waſſer endlich gefallen war, hatte ſie den Weg über die große, wuchtige Brücke doch noch einmal gewagt. Und dieſes Mal war ſie auch bis an das Ende derſelben ge⸗ kommen. Da ſtand ſie nun, an einen Brückenpfeiler gelehnt, hatte die Hand auf das vor Freude wild pochende, kleine Herz gepreßt, während ihr ſüßer, roter Kindermund ſich öffnete in einem Ruf des Erſtaunens. Mit heißen Augen ſtarrte ſie zu den von wildem Efeu, Roſen und Klematis um⸗ rankten Villen hinüber, die nur durch die mit Akazien⸗ bäumen beſetzte Straße von ihr getrennt waren. Da öffnete ſich die große, geſchnitzte Tür des ihr un⸗ mittelbar gegenüberliegenden Hauſes und ein etwa vierzehnjähriges Mädchen, ſowie ein großer, ſchlanker Knabe mit der weißen Gymnaſiaſtenmütze traten heraus. Ihnen folgte eine ſtattliche, elegante Frau. Lebhaft plau⸗ dernd ſchritten die drei die breiten Steintreppen hinab, die zu dem im ſchönſten Blumenſchmuck prangenden Vorgärt⸗ chen führten. Erſt, als ſchon die Gartenpforte klirrend hinter ihnen ins Schloß gefallen war, gewahrten ſie das kleine, fremde Mädchen am Brückenpfeiler, das unver⸗ wandt zu ihnen hinüberſtarrte Im Vorübergehen wandte die Frau nochmals den Kopf nach dem Kinde um; auch der Junge ſah ſich verſchie⸗ dene Male um, während das elegant angezogene Mädchen an ſeiner Seite ihn mißmutig in die Seite puffte und aus böſen, harten Augen zu ihm hinſah. In dieſem Augenblick ſchlug Evchen beide Hände vor ihr entzückendes, rotblühendes Geſichtchen und wandte ſich haſtig um. Denn zum erſten Male in ihrem Leben wurde ſie ſich ſo richtig ihrer Armut bewußt, und zum erſten Male ſchämte ſie ſich ihres ausgewaſchenen, geflickten Kleidchens, ihrer unbeſchuhten, braunen Füße wegen, auf denen grau der Staub der Straße lag. Sie glaubte aus den Augen der drei Menſchen, die eben auf der anderen Seite der Straße an ihr vorübergegangen waren, nichts anderes zu leſen als die verwunderte Frage:„Was will denn dieſes ſchmutzige, armſelige Mädchen hier bei uns? Was ſtarrt ſie uns ſo frech an?“ i So dachte Evchen! Sie konnte freilich nicht wiſſen, daß die ſchöne, ſtattliche Frau ſich deshalb nach ihr umgeſehen hatte, weil ſie ſich wunderte, ſo viel Schönheit und Lieb⸗ reiz bei einem Kinde aus dem Volle vereinigt zu ſehen. Und Evchen konnte auch nicht ahnen, daß der ſchöne, große Junge bei ſich im ſtillen dachte, als er ihr lockenumwogtes Köpfchen an dem Brückenpfeiler lehnen ſah: „Ach, wie iſt dieſes Mädchen dort ſchön! Warum iſt das ſüße, arme Geſchöpf nicht reich wie meine häßliche Kuſine hier, damit es ſeine Schönheit in Seide einhüllen kann?“ Wie gehetzt eilte unterdeſſen Evchen wieder über die Brücke zurück, hinüber in das Reich der Armen, Freud⸗ loſen, zu denen ja auch ſie gehören mußte. Immer noch weinend, kam ſie zu Hauſe an. Die Mutter kochte gerade die Suppe für den Abend. Bei dem Eintritt des Mädchens in die Küche wandte die Mutter das einſt ſicher ſehr hübſche, jetzt aber ſtark vergrämte Geſicht der Tür zu: „Es iſt gut, daß du endlich kommſt, Evi. Ich kann dich nötig gebrauchen. Heinz und Berta müſſen noch ihre Schul⸗ aufgaben machen. Nimm deshalb du den kleinen Karl aus dem Bettchen und gib ihm Milch zu trinken.“ Doch Evchen, das folgſame Kind, ſchien der Mutter Worte gar nicht gehört zu haben. Wie traumverloren ſah ſie ſich in der niedrigen, kleinen Stube um. Und zum erſten Male wurde es ihr auch heute richtig bewußt, wie troſtlos es hier eigentlich ausſah; überall ſchimmerte die Dürftig⸗ keit durch. „Ach Gott“, ſagte Evchen plötzlich aus ihren trüben Ge⸗ danken heraus, und ließ ſich ſchwer und mutlos auf die Holzbank, die neben dem Ofen ſtand, nieder.„Wie iſt es doch bei uns ſo häßlich und arm. Sag', Mutter, biſt du ſchon einmal in einer Villa bei den reichen und vornehmen Leuten über der Brücke geweſen?“ „Freilich war ich ſchon drüben“, entgegnete die Mutter. „Vor drei Jahren habe ich bei einigen Herrſchaften die Wäſche beſorgt. Aber wie ich dann bei den reichen Gärt⸗ nersleuten hier meine regelmäßige Tagesarbeit bekam, gab ich alles andere auf. Warum auch ſollte ich erſt jeden Tag einige Male den Weg über die Brücke machen, wenn ich hier in allernächſter Nähe noch beſſer und leichter unſer Brot verdienen kann?“ 9 a 155 Aus dem Kinderbettchen, das in einer Ecke des Zim⸗ mers ſtand, drang leiſes Weinen. Haſtig erhob ſich Evchen und trat hinzu. Mit liebevoller, mütterlicher Gebärde, die das kaum elfjährige Mädchen um Jahre älter er⸗ ſcheinen ließ, hob ſie den kleinen, blaſſen Jungen heraus. „Ach, ſieh nur, Mutter, Karlchen wird doch von Tag zu Tag ſchwächer und bleicher im Geſicht. Ich glaube, die ſchlechte Luft, die bei uns hier im Armenviertel weht, be⸗ kommt ihm nicht und läßt ſeine Wangen nicht rot werden.“ 5 ortſetzung folgt.) aus⸗Garten⸗ Scholle der mer. e Wenn wir die gärtneriſchen Gewächshäuſer beſuchen, ſo ſind wir immer etwas überraſcht über die wechſelnd kühle und feuchtwarme Luft. Der Gärtner iſt eben ſehr viel günſtiger geſtellt als der Laie. Die Blumen im Wohnhauſe ſind meiſt nur auf einen Raum angewieſen. Infolgedeſſen machen ſich Störungen bemerkbar, die zu Erkrankungen führen können. Bei Pflanzen, die unter Umſtänden auſwachſen, die ihren Lebens bedingungen nicht entſprechen, iſt das Befallenwerden von Schädlingen nur eine ſekundäre. Erſcheinung. Zu dieſen Schädlingen gehören der Blaſenſuß, die Blatt⸗, Woll⸗ und Schildläuſe, die rote Spinne, der Meltau, der Roſt und die Fäulnispilze. Die Bekämpfung in einem Wohnraum iſt oft ſehr erſchwert, ſchon wegen des Geruchs, der mit den Be⸗ kämpfungsmitteln verbunden iſt. Die Lausarten vertilgt man am beſten mit einer lauwarmen, einprozentigen Nikotinbrühe. Hartlaubige Pflanzen, die nicht im Blühen ſtehen, tauche man am beſten ganz in die Löſung, während man die anderen be⸗ ſpritzt. Das Spritzen wiederhole man zwei⸗ bis dreimal in ſechs⸗ bis achttägigen Abſtänden, um die ausſchlüpfende Brut zu vernichten. Die rote Spinne, den Blaſenfuß und auch die Schildlaus bekämpft man am beſten mit Nikotin⸗Schmier⸗ ſeifenbrühe, indem man den Nikotinpräparaten Schmierſeiſe in ausreichendem Maße zuſetzt. Auch kann man hier die Löſung 1prozentig nehmen. Sind hartblättrige Pflanzen, wie Aza⸗ leen, Korallenbäumchen, Weihnachtsſterne und Paſſionsblumen von roten Spinnen, Blaſenfuß, der Woll⸗ oder Schildlaus be⸗ — fallen, ſpritze man ſie einige Male mit kaltem Waſſer ab. Häufiges Ueberſtäuben der Pflanzen mit reinem, lauwarmem Waſſer iſt eine allgemeine, einfache Vorbeugungsmaßnahme. Pflanzen, die an Meltau erkrankt ſind, hält man dagegen trocken, da feuchte Luft die Entwicklung dieſer Schädlinge fördert. La. Getrocknete Kräuter im Kaninchenfutter. Im Winter kann das Futter auch den Kaninchen nicht mehr ſo abwechſlungsreich vorgeſetzt werden wie im Sommer. Es fehlen Gras, grüne Blätter und Stengel. Mit der Verfütterung von Rüben und Mohrrüben muß man im Winter beſonders bei den Kaninchen ſehr vorſichtig ſein; denn gefrorene Rüben und Mohrrüben oder auch bereifte Blätter vom letzten Kohl, der noch draußen ſteht, können die Kaninchen nicht vertragen. Schon geringe Mengen von ſolchem gefrorenen und bereiften Futter können zu langwierigen Erkrankungen führen. So wird das Kaninchenfutter ziemlich einſeitig und infolgedeſſen ver⸗ lieren viele Kaninchen auch einen Teil ihrer Freßluſt. Da gibt es nun ein einfaches Mittel, um das Futter wieder etwas ab⸗ wechſlungsreicher zu machen und die Freßluſt anzuregen. Man gibt den Kaninchen jeden Tag etwas getrocknete Kräuter, die man im Sommer geſammelt und getrocknet hat, mit in das Weichfutter. Dann wird ſich die Freßluſt bald wieder heben. Als Kräuter für das Kaninchenfutter eignen ſich Peterſilie, Fenchel, Sellerie, Thymian und noch andere Gewürzkräuter.“ A. M. 5 5 15 5 Die Pechräude. Urſachen: Unreinliche Haltung, ſchlechte Ernährung, mangelnde Hautpflege, Mangel an Abwechſlung im Futter ſäugender Schweine. Erſcheinun gen: Die Haut der Ferkel wird rot, entzündlich, es treten Bläschen auf, die eine kleine Menge Flüſſigkeit entleeren, die zu einem ſchwarzen, pechartigen Schorf auf der Haut vertrocknet. Ferkel können bei dieſem Ausſchlag an Kräftezerfall zugrunde gehen. Behandlung: Man bringe die Ferkel in warmen, rein⸗ lichen Räumen unter. Den ſäugenden Müttern gebe man anderes Futter, beſonders aber etwas Grünfutter. Außerdem gebe man zwei Gramm Kalomel unter das Freſſen, wöchentlich zwei⸗ bis dreimal. Die kranten Ferkel waſche man mit Karbol⸗ ſeiſe oder Lyſollöſung(ein Gramm Lyſol auf ein Liter warmes Waſſer). Auch bade man ſie in Kleienwaſſer und reibe ſie mit Kleie ab. Die Räude, Urſache: Beim Schweine kommen zuweilen Milben vor, die einen Hautausſchlag verurſachen. Es können dieſes Grabmilben(Abb. 1) oder Balgmilben ſein. Er⸗ ſcheinungen: An den Augen⸗ lidern, den Backen, in der Ohrgegend, am Hals und Rücken und zuletzt an den Seitenflächen des Körpers ent⸗ ſtehen bei Anweſenheit von Grab⸗ milben trockene, kleinartige Schuppen. Später bilden ſich graue Kruſten, wo⸗ bei die Haut ſich verdickt und runzelig wird. Handelt es ſich dagegen um durch Balgmilben verurſachte Räude, dann iſt die Haut in der Umgebung des Rüſſels und der Lippen, die Innenfläche der Schenkel, die Beuge⸗ Räudemilbe des flächen der Gelenke und der Bauch Schweines. befallen. Es entſtehen weiße bis gelb⸗ liche Knötchen in der Größe eines Hirſekornes, die auf Druck in einer käſigen Maſſe große Mengen von Milben und Eiern entleeren. ehandlung: Sie iſt einfach und in der Regel auch lohnend. Zuerſt weicht man die Krüſten mit einer Löſung von grüner Seiſe auf, ſodann wäſcht man zuerſt das Hinterteil, nach zwölf Stunden das Vorderteil gründlich mit Lyſol oder Kreolin(30 bis 50 Gramm auf ein fernung der erkrankten Tiere empfiehlt ſich Reinigung und Desinfektion des Stalles. 5 Liter Waſſer). Die Waſchungen werden zuerſt nach acht Tagen; und nochmals nach drei Wochen wiederholt. Buchten und Stallgerätſchaften ſind gründlich zu reinigen und mit Kreolin⸗ löſung(3prozentig) zu desinfizieren. Knochenweiche der jungen Schweine. Urſachen: Mangel an Kalk in der Nahrung, übermäßige Fütterung mit Kar⸗ toffeln, zu frühzeitige Mäſtung, Mangel an Bewegung im Freien uſw. Erſcheinungen: Die Ferkel werden ſteif, ſie liegen viel und ſcheuen ſich zu gehen, da ihnen jede Bewegung Unbehagen verurſacht. An den Gelenken ſtellen ſich Knochen⸗ auftreibungen ein; die Knochen verbiegen ſich und es entſtehen verkrümmte Beine (Abb. 2). Auch der Rücken kann ſich ſeitlich verbiegen oder nach unten ſenken. Bei längerer Dauer der Krankheit ver⸗ ſchwindet der Appetit, die Ferkel magern ab, die Haut wird grau und erſcheint immer ſchmutzig. Nicht ſelten ſtellen ſich im weiteren Verlaufe Durchfälle ein, und ſchließlich gehen die Ferkel an Ab⸗ zehrung zugrunde. Behandlung: Man gebe den Tieren Gerſtenſchrot, Haferſchrot, gekocht oder gedämpft, Magermilch uſw. Haben die Patienten viel Kartoffeln erhalten, dann kürze man die Kartoffelrationen und gebe dafür Fleiſchfuttermehl, zwei Eßlöffel voll prä⸗ pariertes Knochenmehl oder einen Tee⸗ löffel voll phosphorſauren Kalk bzw. Chlorkalziumlöſung. Auch gebe man ihnen ſtark verdünntes Kalkwaſſer. 19 85 5 Außerdem bringe man die Schweine viel ins Freie. Hat die Krankheit größere Fortſchritte gemacht, dann iſt in der Regel jede weitere Behandlung vergeblich. Die Schweine werden, wenn ſie einmal verkrüppelt ſind, immer das Futter ſchlecht verwerten. Die Schnüffelkraukheit. Urſachen: Erweichung der Naſenknochen und des Oberkieſers, Tuberkuloſe der Naſen⸗ knochen und der Knochenhöhle oder auch blutig⸗eitriger Katarrh der Naſe. Erſcheinung: Im allgemeinen erkranken nur jüngere Tiere, und zwar Ferkel und Läuferſchweine bis zum halben Jahre. Das Atmen iſt erſchwert und erſolgt unter einem eigentümlichen, ſchnüffelnden Geräuſch. Anfangs tritt das ſchnüffelnde Atmen nur beim Freſſen auf, ſpäter ver⸗ ſchwindet es nie mehr ganz, auch nimmt es mit der Zeit an Heftigkeit zu. Häufig ſtellt ſich auch ein ſchleimig⸗eitriger, öfters mit Blut durchſetzter Naſenausfluß ein. Mit der Zeit entſteht noch eine Verkrümmung und Auftreibung der Naſe und des Rüſſels(Abb. 3. Behandlung: Das Leiden muß als völlig unheilbar betrachtet werden und iſt deshalb eine möglichſt frühzeitige Abſchlachtung anzuraten. Nach Ent⸗ eine gründliche Durch Knochen⸗ weiche entarteter Vorderſchenkel⸗ knochen eines Schweines. Kopf eines mit Schnüffelkrankheit behafteten Zchweines. W. B. Nie Geflügelfütterung in der kalten Jahreszeit. Je mehr ſich die Tage verkürzen und ſich die Witterung verſchlechtert, deſto mehr wird in der Geflügelhaltung Futter verbraucht werden. Das gilt beſonders für Geflügel mit unbeſchränktem Auslauf. Bei dieſem iſt man gewohnt, daß es ſich vieles ſelbſt ſucht. Darauf verläßt man ſich aber häuſig allzuſehr bzw. allzulange. Gewiß geht Geflügel, das nicht verwöhnt iſt, gern auf Futterſuche; aber es iſt nicht gewiß, ob die Tiere überall und zu jeder Zeit ſoviel finden, wie ſie zur vollen Sättigung und darüber hinaus zu guten Legeleiſtungen brauchen. Dieſe Frage ſollte man daher erſt einmal ganz allgemein prüfen. Sodann verändert ſich die Situation noch mit dem Wechſel der Jahreszeiten und auch mit der Witterung. Beides ſpielt für den Magen unſeres Geflügels eine große Rolle. Dieſer verdaut nämlich ſehr ſchnell. Deshalb muß das Geflügel bei eigener Futterſuche oft freſſen. Im Freien bleibt das Geflügel eigentlich auch dauernd beim Freſſen; aber es füllt ſich trotzdem den Kropf ſelten ganz voll, weil es immer nur wenig iſt, was es mit einem Male findet und frißt, und weil auch ſtändig Unterbrechungen eintreten. Werden nun die Tage kürzer, ſo können ſich die Tiere viel weniger einverleiben und müſſen doch ebenſo lange aushalten wie bei reichlichem Futter. Ebenſo wird die Nahrungsaufnahme durch ſchlechte Witterung geſtört. An regneriſchen und ſtürmiſchen Tagen gehen die Hühner ſo manches Mal des Abends hungrig in den Stall, ohne daß dies ſeitens des Geflügelhalters rechte Beachtung findet. Wenn nun aber das Abnehmen der Tageslänge mit der Ver⸗ ſchlechterung des Wetters zuſammenteifft, ſo iſt die Gefahr des Hungrigbleibens beſonders groß. Da nun die Tiere mit den größten Leiſtungen— alſo die beſten Legerinnen und bei Junggeflügel die Tiere mit dem beſten Wachstum— immer am hungrigſten ſind, ſtürzen gerade ſie ſich hinaus in das ſchlechte Wetter, um nach Futter zu ſuchen. Dabei ziehen ſie ſich leicht die typiſchen Erkältungskrankheiten, wie Schnupfen, Bräune oder gar Diphtherie, zu. An den erſtgenannten Leiden können die Tiere lange kranken und an letzterem gehen ſie meiſtens ein. Der erlittene Verluſt wird dann vom Geflügel⸗ halter recht ſchwer empfunden. Unter Einſchluß der mittel⸗ baren Verluſte bedeutet es häufig das Vielfache von dem, was eine frühere Steigerung der Futterrationen gekoſtet hätte. Mancher Geflügelhalter hat nun zwar nicht die Abſicht, ſo mit dem Futter zu geizen, aber er möchte das Geflügel dadurch abhärten, daß er es recht lange und auch bei ſchlechter Witte⸗ rung zur Futterſuche zwingt. Man muß aber dabei bedenken, daß unſere Kulturraſſen allgemein und Tiere mit hohen Lege⸗ leiſtungen im beſonderen empfindlicher geworden ſind und ſich mit freilebenden Vögeln nicht mehr vergleichen laſſen. Für das Geflügel— wenigſtens für Hühner und Tauben— können ſogar ſchon im Herbſt Tage eintreten, an denen auf eigene Futterſuche gar nicht zu rechnen iſt. Dann ſind die Tiere vollends aus der Hand zu füttern. Hühner, die ſich noch ſtark in der Mauſer beſinden, ſetzt man am beſten in einen beſon⸗ deren Stall mit anſchließendem Gehege und verabreicht ihnen ebenfalls ein reichliches und jeden Tag einmal ein warmes Futter; denn ſie frieren natürlich noch mehr als die anderen Hühner, weil ihre alten Federn ſchon locker ſitzen und der Wind ſie daher leicht auseinanderbläſt. Um ſo fühlbarer wird dann auch ein kalter Regen ſein. M. Schumann. verbiß, der aber viel Arbeit und ſtärkeren Bäumen ein ift daher Flechten und Mooſe finden ſich hauptſächlich in Gegenden mit hohem Gehalt an Luftfeuchtigkeit. Sie ſchädigen den Obft⸗ baum vor allem dadurch, daß ſie vorzügliche Niſtplätze für Schädlinge abgeben. Außerdem aber erſchweren ſie durch ihr dichtes Gewebe den Luftzutritt zu den von ihnen befallenen Baumteilen. Sie können dieſen Luftzutritt ſogar ganz ver⸗ hindern, was eine ernſtliche Erkrankung des Baumes zur Folge hat. Bei ſtark befallenen Bäumen können ganze Zweige und Aeſte dadurch zum Abſterben gebracht werden. Die ein⸗ fachſte Bekämpfung iſt ein tüchtiges Abkratzen der befallenen Teile und ein Beſtreichen oder Beſpritzen mit Kalkmilch oder einer 15⸗ bis 20 prozentigen Obſtbaumkarbolineumlöſung. Als vorteilhaft erwies ſich die ſogenannte Obſtbaumkarbolineum⸗ Kalkmilchbrühe. Man ſtellt ſie her, indem 172 Kilogramm ge⸗ löſchter Kalk zu einem Brei angerührt und mit 100 Liter Waſſer unter ſtändigem Rühren verdünnt werden. Dann gießt man 15 bis 20 Liter gut waſſerlösliches Obſtbaumkarbolineum hinzu und verrühre das Ganze gut. Bei jungen Bäumen (Stein⸗ und Spalierobſt) gebe man jedoch niemals über 8 bis 10 Liter Karbolineum. Beim Abkratzen der Stämme und Aeſte lege man Tücher auf den Boden um den Baum herum, um die herunterfallenden Mooſe und Flechten auffangen und reſt⸗ los verbrennen zu können, da ſie bei der geringſten Feuchtig⸗ leit ſich wieder ſehr ſchnell vermehren. Durch dieſe Behandlung iſt es auch möglich, den Apfelwickler zu vernichten, der gern unter den Flechten und Mooſen überwintert. Das iſt wichtig, da er ſich ſonſt ſchwer vertilgen läßt. Dr. Werner. Haſen, Rehe und Kaninchen nagen jetzt an unſeren Oyſt⸗ bäumen und ⸗ſträuchern. Beſonders groß iſt der Schaden auch in Kieſernwaldungen. Die beſte, aber teuerſte Schutzmaßnahme iſt die Draht⸗ umzäunung, entweder der einzelnen Bäume oder der ganzen Pflanzung. In beiden Fällen muß man den Draht, etwa 30 Zentimeter nach außen gebogen, in die Erde eingraben. damit das Wild ſich nicht durchgräbt. 5 Von dem Einbinden der Obſtbäume mit Stroh, wie es noch in vielen Gegenden erfolgt, hält man im allgemeinen nichts, da die Baumſtämme verweichlicht werden und Na fröſte bei zu früher Entſernung oft empfindlich ſchaden. Es gibt Wildſchutzmittel, die durch ihren ſtark das Wild abſchreckend wirken. Dieſe Präparate ſin nur muß man ſie in drei⸗ bis vierwöchigen Ah neuern. Man tränke Tuchläppchen mit der Flüſſigk hänge ſie an Se etwa zwei bis dtei auseinander, um d ſamte Obſtpflanzun auf. Man kann aue Baumſtämme ut mit ſolchen ſtreichen. Die einfachſte Schutz⸗ maßnahme, die man kennt und mit der man immer ſehr gute Erfolge hat, iſt die: Man läßt einen Teil des Abfallholzes von Winterſchnitten liegen oder ſteckt kleine Reiſer⸗ bündchen in die Nähe der Bäume. Das Wild nagt lieber an em weichen, faftigen Holz der Reiſer als an den harten Borken der Stämme und läßt dann die Obſtbäume in Ruhe. B. Witz. Mitteln be⸗ Lin ſicherer Schutz gegen Wild⸗ Geld koſtet. 1 wieder ein ſtreuger Winter, wie dies vorausgeſagt wurde, werden auch an Bäumen wieder die ſogenannten Fro entſtehen; Stämme ſpringen mit einem lauten, weit baren Knall, dem ſogenannten Froſtknall, auf, und es ein großer Riß. Solche Riſſe entſtehen bei großer Kälte, wenn infolge der Froſteinwirkungen zwiſchen äußerem und innerem Teil des Stammes zu große Spannungen entſtehen. Die Froſtſpalten gehen oft bis in die Krone hinauf, haben an Breite von 2 bis 8 und eine Tieſe bis zu 20 Zentimeter. Von den Park⸗ und Straßenbäumen find Froſtſpalten beſonders bei den Platanen häufig, von der Obſtbäumen ſind die Kirſchbäume ſolchen Einwirkungen des Froſtes am meiſten ausgeſetzt. Oftmals verheilen ſolche Froſt⸗ beſchädigungen wieder, jedoch ſoll man ſich darauf nicht ſo ſeſt verlaſſen. Ebenſogut kann die Eutſtehung einer Froſtſpalte der Anfang vom Kränkeln und Eingehen des Baumes ſein. Es zweckmäßig, dieſe Spalten durch Beſtreichen mit Baumwachs zu ſchützen. Ia. Selleriehlätter als Gänſe⸗ und Entenſutter. Nach den Beobachtungen vieler Gänſe⸗ und Entenzüchter wird das leiſch von Gänſen und Enten bedeutend ſchmackhafter, wenn die Tiere vom Sommer bis in den Herbſt hinein öfter mit Sellerie⸗ blättern gefüttert werden. Da es längſt feſtſteht, daß gewiſſe Futterſtoſſe einen Einfluß auf den Geſchmack der Schlachttiere haben und daß auch der Geſchmack der Eier vom Futter be⸗ einflußt wird, iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß auch Sellexle⸗ blätter einen Einfluß guf den Geſchmack des Fleiſches von Gänſen und Enten haben. Ein Verſuch mit dieſem Futter kann jedenfalls weder Gänſen noch Enten Schaden bringen. la. Froſtſpalten an Bäumen und ihre Behandlung. Kommt „ 1 0 1 1 ..—„Daß es dir wohlergehe 2„ 5——— 8— 19. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Nur nicht zu große Hoffnungen, lieber Freund. Ich bin alles andere als ein guter Geſellſchafter...“ „Was? Vielleicht wieder Liebesgram?“ Kurt antwortete nicht.. g „Nur keine Sorgen“, ſetzte Schröder lebhaft fort.„Hier gibt es Liebe und Liebenswertes en gros. Dieſe Stadt iſt wie geſchaffen für Leute, die darauf aufmerkſam ge⸗ macht werden müſſen, daß es auf der Welt nicht ein, fondern wohl einige Millionen weiblicher Geſchöpfe gibt: blonde, ſchwarze, große, kleine, hagere, mollige...“ Kurt unterbrach den Redeſchwall ſeines Freundes: „Du redeſt, als wäre ich unglücklich verliebt. Wer ſagt dir denn das...“ „Wer das nicht wüßte! Deine Augen ſpiegeln, ſo lange ich dich kenne, himmelhoch jauchzende, zu Tode betrübte Verliebtheit wieder.— Uebrigens, wer iſt ſie denn jetzt?“ Kurt ſchwieg. „Nun, dann eben nicht. Ich will nicht indiskret ſein.“ Gern hätte Kurt ſeinen Freund gefragt, ob er nicht Frau Reiner getroffen habe, doch es widerſtrebte ihm, ſich zu verraten. ö Schröder ſchlug taktvoll ein anderes Thema an.„Wo biſt du heute abend zu treffen? Ich möchte gern mit dir ausgehen.“ Kurt dachte nach.„Vielleicht kommſt du zu mir?“ „Aber Menſchenskind! Man ſieht, daß du unglücklich verliebt biſt. Zu dir, zwiſchen vier enge Wände?! Heute abend, an einem Sonnabend?! In der Faſchingszeit?! Ganz Berlin hüpft Charleſton, läßt Konfetti ſchneien und mordet Flaſchenhälſe— Wer ſetzt ſich denn da in ein Zimmer? Vielleicht ſollen wir Patiencen legen?“ „Was geht mich der Faſching an!“ ſtieß Kurt unwirſch hervor. Schröder lachte.„Ich ſehe ſchon, ich muß dich mit Ge⸗ walt ins Schlepptau nehmen! Alſo aufgepaßt: Schlag halb zehn Uhr abends bin ich bei dir. Du ziehſt rechtzeitig deinen Smoking an, ſetzt einen Zylinder und eine freund⸗ liche Miene auf und gehſt mit mir. Wir gehen zuſammen zu einem Maskenball...“ „Fällt mir nicht ein“, warf Kurt entſchieden ein. „Aber, ſei kein Spielverderber! Du wirſt es nicht be⸗ reuen. Die Veranſtalter haben mir verraten: es wurden Tänzerinnen aus mehreren Varietés eingeladen. Alſo wie ich ſagte: Liebe und Liebenswertes en gros.“ „Laß mich mit dem Dirnengezücht in Ruhe!“ „Hu, hu, hu“, lachte Schröder beluſtigt,„ſo moraliſch? Tröſte dich übrigens: es kommt auch die beſte Geſellſchaft hin. So genau nimmt man es nicht bei uns. Die paar kleinen Varietékätzchen ſind nur ſo dazwiſchengeſtreut wie die Noſinen im Teig. Ein ganz raffinierter Einfall der Veranſtalter. Denn mit viel mehr Freude geht man unter die Masken angeln, wenn man weiß, daß man manchmal ein weniger ſprödes Fiſchchen herauszieht.“ Kurt ſchüttelte den Kopf.„Nein, das iſt nichts für mich.“ „Ach, ſei nicht fad. Maskenfreiheit, Faſchingsrummel. — Alſo, ich hole dich ab.“ Mit einem Blick auf die Uhr reichte er Kurt, ſich ver⸗ abſchiedend, die Haud.„Muß noch ins Büro. Bin hier ruſſiſcher Korreſpondent.— Seit einem Jahre— Servus. Auf Wiederſehen.“ Kurt ſah ihm einen Augenblick zögernd nach. Gern wäre er ihm noch nachgeeilt und hätte ihn nach Nelly ge⸗ fragt, aber die Art ſeines Freundes ließ ihn die Frage nicht über die Lippen kommen. Feſt entſchloſſen, ſich am Abend vor Schröder verleug⸗ nen zu laſſen und den vorgeſchlagenen Bummelgang nicht mitzumachen, ſchritt Kurt weiter. * 150* Kurt hatte es ſich feſt vorgenommen, Schröders Ein⸗ ladung nicht nachzukommen. Wieviel Selbſtbetrug lag aber darin, daß er ſich dachte, Schröders Vorſchlag endgültig aus ſeinem Sinn geſchlagen zu haben! Den jungen vollkräftigen Mann, den eine unglückliche Liebe zu einem Mönchsleben verdammt hatte, erfaßte eine tiefe Sehnſucht nach betäubender Luſtigkeit, nach einem munteren Lachen. Er wollte fliehen, vor ſich ſelbſt, vor ſeinem Lebens⸗ überdruß, vor ſeiner Lebensverachtung. Wie oft er auch im Laufe des langſam dahinſchleichen⸗ den Tages ſeine aufſteigenden Gedanken verdammte, immer wieder kehrten ſie zurück und ließen ihn unſchlüſſig werden. 5 Und als es Abend wurde, ſtand Larowicz vor ſeinem Spiegel, bürſtete ſich nochmals ſein Haar glatt und ſah auf die Uhr.— Bald mußte Schröder kommen. Nur langſam rückte der Zeiger vor und ließ Kurt Zeit, wieder wankend zu werden. Warum bleibe ich denn nicht lieber zu Hauſe? Was ſoll ich unter dieſen Leuten, die kein Kummer drückt? Er konnte es ſich ſelbſt nicht erklären, warum er ſich doch für den Ausgang bereit gemacht hatte, wunderte ſich über ſich ſelbſt und wußte nicht, daß menſchliche Entſchlüſſe haltſoſe Gedanken, die Menſchen aber willenloſe Mario⸗ netten in der Hand des Schickſals ſind. Er durchwühlte ſein Inneres nach einer logiſchen Begründung für ſeinen Stimmungsumſchwung, und redete ſich ein, daß es wohl die Hoffnung ſei, Schröder werde ihm ungefragt Mit⸗ telungen äber Nelly machen. Er zergliederte ſein Wollen und Denken, ſuchte naiv nach Urſache und Folgen, und ahnte nicht, daß das Schickſal ihn, den Willenloſen, ſchob, ihn launiſch einfügte in die vorher jeſtſtehende Handlung: ihn der Entſcheidung zu⸗ ehrte. Ex wußte es nicht Woch als Schröder bei ihm erſchien, zögerte er nicht mehr, ibm zu folgen und ſich kopfüber in den Strudel des Rergnügens zu ſtürzen. Während ſie das Auto durch die hell erleuchteten Straßen führte, blieb Kurt einſilbig. Doch auch Schröder war nicht geſprächig. Im Vorgefühl des kommenden Vergnügens, überzeugt, daß Kurt ihm dankbar ſein werde, ſchwieg er und wollte die Dinge nachher für ſich ſelbſt ſprechen laſſen. 0 Mit einem Ruck hielt der Wagen vor einem hel er⸗ leuchteten Portal. Scheu ſah Kurt auf den breiten Eingang. Die vielen Leute um ihn her, die auf den Trottoiren ſtanden und neugierig die Ankommenden begafften, bedrückten ihn. Es kam ihm vor, als würde ihn jeder fragen:„Was willſt du hier? Du gehörſt doch gar nicht hierher!?“ Schröder gab Kurt einen Rippenſtoß:„Mache doch nicht ein ſo entſetzlich finſteres Geſicht! Du gehſt doch zu keinem Begräbnis!“ Von Schröder unter den Arm genommen, ſtieg Kurt die teppichbelegten Stufen aufwärts. Gern wäre er wieder umgekehrt. Doch Schröder ließ ihn nicht los. In der Garderobe legten ſie ihre Mäntel ab. Von irgendwo, wie aus der Ferne, durch Türen gedämpft, drang Stimmengewirr an ihr Ohr, vermengt mit Bruch⸗ ſtücken von Muſikklängen. Doch Kurt ſah ſich nicht um. Es kam ihm alles— er wußte nicht warum— ſo unwirklich vor, ſein Tun ſo lächerlich, ſein Hierſein ſo überflüſſig, ſein eigenes Ich ſo fremd. Doch ſchon hatte Schröder ihn wieder unter den Arm gefaßt, führte ihn durch einen Gang, öffnete mehrere Türen, ſchob einen Vorhang zur Seite, und ſchon ſtand er im hellen, bunt geſchmückten, von lärmenden, lachenden Menſchen erfüllten, von Tanzmuſik durchtoſten Saal mit dem ſpiegelnden Parkett. Schröder zog ihn weiter, mitten ins Treiben, hinein in den Reigen hüpfender Pierretten und grotesker Pierrots, grinſender Neger und rundrückiger Chineſen, be⸗ ſchwörender Wahrſagerinnen und ſchweigender Mephiſtos, ſinnesbetörender Bajaderen und ausgetrockneter Falire, fezgeſchmückter Türken und zerbrechlicher Rokokodamen, zerlumpter Vagabunden und gleißender Königinnen. „Gefällt dir das Treiben? Sei luſtig!“ rief ihm Schröder ins Ohr und ließ ihn allein. Hilflos blieb Kurt zurück. Um ihn her brandete die Woge der Ausgelaſſenheit, die ſich ihn, den Unmaskierten, als Zielſcheibe ausgeſucht hatte. Er wurde gedrängt und geſtoßen, umringt und umtanzt, geneckt und verlacht. Ein appetitliches, leichtgeſchürztes Ballettdämchen hängte ſich an ſeinen Arm, eine andere zupfte ihn am Rock und ſchreckte vor ſeinem finſteren Blick zurück. Konfetti flimmerte vor ſeinen Augen, ein grün⸗glänzender Ballon hüpfte auf ſeinen Kopf, gepflegte Frauenhände fuhren ſcherzend durch ſein weiches Haar; kokette Schultern, wiegende Hüften, freche Blicke, ſinnliche Hände, begehrende Lippen ſah er; ſchrille, verſtellte Stimmen, eine aus den Fugen geratene Muſik, ſtampfende und ſchlürfende Füße hörte er; die Atmoſphäre dumpfiger Theaterkoſtüme und benzin⸗ gereinigter Handſchuhe umgab ihn, nahm ihm die Sinne. Er hatte dasſelbe Gefühl wie einſt, als ihn ein ſchaden⸗ froher Schulkamerad als Anfänger mitten auf den Eis⸗ platz führte und dann ſtehenließ. Auch jetzt wollte er hinaus, fliehen vor einer tollgewordenen Menſchheit, und konnte keinen Schritt machen. Ihm, dem in ſeiner Abgeſchiedenheit menſchenſcheu Gewordenen, war der Trubel mit ſeiner gezwungenen Ungebundenheit widerwärtig. Faſt grob machte er ſich aus dem Arm ſeiner Begleiterin los und eilte, ſich einen Weg bahnend, einer ihm entgegenwinkenden, offenen Tür zu. Von ſeinen Quälgeiſtern befreit, blieb er auf der er⸗ höhten Schwelle ſtehen und blickte zurück in das bunt⸗ wogende Meer. Nur ein verächtliches Lächeln fand er für die tollen Masken, die Menſchen karikieren wollten und in ihrer Verrücktheit nicht wußten, wie naturgetreu ſie wirkten. Dann kehrte er dem Tanzſaal endgültig den Rücken. Die wohltuende Kühle eines Wintergartens umfing ihn. Die zwiſchen Palmen und Oleandern gebildeten Logen waren noch leer; noch war die Stimmung nicht ſo weit geſtiegen, um Paaren das Alleinſein verheißungs⸗ voller erſcheinen zu laſſen als die Teilnahme an der ge⸗ meinſamen Zügelloſigkeit. Aufatmend ſchritt Kurt weiter, tiefer in den Garten unter dem Glasdach hinein. Die farbigen Glühbirnen ſpendeten nur gedämpftes Licht und ließen die Palmen⸗ blütter in allen Farben ſchimmern. Welch ſinnloſes Treiben, in dem dampfenden Saal zu bleiben, während hier wohltuendſte Stille herrſcht, dachte Kurt und wollte ſich an einen Tiſch ſetzen. Da fiel ſein Blick auf eine dunkle Geſtalt in der Ecke der Loge. Regungslos ſaß der ſchwarze Pierrot da, hatte den Kopf in die Hände geſtützt. Auch jemand, der die Einſamkeit ſucht, dachte Kurt und wollte ſich entfernen, doch das Rücken des Seſſels ließ die maskierte Geſtalt aufblicken. Kurt murmelte eine Eutſchuldigung und machte einen Schritt nach rückwärts. Ein ihm unerklärliches Gefühl zwang ihn aber, ſeinen Blick wieder der einſamen Geſtalt zuzuwenden. g Zwei große, ſtarre Augen ſahen ihn, aus der Larve hervorleuchtend, unverwandt an, regungslos, faſſungslos. Kurt ging wieder zwei Schritte nach vorn und beugte ſich fragend vor. Doch die fremde Geſtalt rührte ſich nicht. Nur ein leiſes Zittern ließ ihre Finger auf der Tiſchplatte vibrieren. Da glaubte Kurt ſein Gegenüber anſprechen zu müſſen, zu dem er, dem ebenfalls Einſamkeit Suchenden, einige Sympathie fühlte:„Enutſchuldigen Sie meine Störung! Auch ich entfloh dem Lärm des Saales und ſuchte die Stille. Wenn ich Sie erſchreckt haben ſollte, ſo nehmen Sie die Verſicherung entgegen, daß ich ganz ungefährlich bin. Wenigſtens ungefährlicher als die tollgewordene Menge dort drinnen.“ 5 Seine Worte löſten die ſtarre Bewegungsloſigkeit der kauernden Geſtalt. Die Lippen der Fremden— erſt in der Nähe erkannte Kurt, daß es eine Frau ſei— bewegten ſich, formten ſich zu Lauten, und doch kam kein Wort her⸗ aus. b Kurt, der plötzlich das Bedürfnis fühlte, mit einem Menſchen zu reden, wiederholte ſeine Worte.. Doch die fremde Maske ſchwieg noch immer und hielt den Kopf wieder krampfhaft in die Hände gepreßt. Erſt nach einer geraumen Zeit, die Kurt endlos ſchien, löſten ſich die Hände von dem verdeckten Geſicht, das blaß unter der ſchwarzen Larve hervorblickte. Seltſam eintönig, wie aus der Ferne klingend, kam die Antwort: „Kein Mann iſt ungefährlich. Alle ſind brutal, rück⸗ ſichtslos, egoiſtiſch, tieriſch. Auch Sie werden nicht anders ſein.“ Kurt wußte nicht, warum die Stimme der Fremden in ihm ein Gefühl der Wehmut auslöſte. Es ſchien ihm, als hätte er ſie ſchon oft gehört. Oder war es nur der melancholiſche Ton, der in ihm eine Saite des Mitgefühls mitklingen ließ? Er ſchwieg betroffen. Dann fragte er, ſich zu einem ſcherzhaften Ton zwingend:„Wie, Sie fällen ein Urteil, ein vernichtendes, über alle Männer? Haben Sie die Bekanntſchaft aller gemacht, um über ſie zu urteilen?“ „Aller nicht. Aber genug, um vor allen einen Ekel zu haben!“ Kurt fand, daß ein ſcherzender Ton angeſichts dieſer ſchwermütigen, tieftraurigen, voll erſchreckender Bitterkeit klingenden Stimme unangebracht ſei. Auch er wurde plötz⸗ lich ernſt. „Sie ſcheinen in Ihrem Leben bittere Erfahrungen gemacht zu haben.— Vielleicht faſt ſo viel wie ich.“ „Vielleicht“, wiederholte die Fremde mechaniſch. Doch plötzlich ſprang ſie von ihrem Sitz auf und wollte forteilen, als fürchtete ſie, ſchon zu viel geſagt zu haben. Sanft faßte Larowiez die zarte, ſchmale Hand der Fremden:„Warum fliehen Sie vor mir? War ich zu⸗ dringlich?“ Die ſeltſame Fremde ſchwieg. „Warum wollen Sie in den wüſten Trubel zurück? Ich kann es mir nicht erklären, wie ich zu der Annahme komme; aber ich empfinde es, als gehörten Sie gar nicht her, als wären Sie lieber fort... ſo wie ich...“ Aufmerkſam ließ Kurt ſeine Blicke über die aufrecht vor ihm ſtehende Geſtalt gleiten. Unter dem koketten Hütchen quollen volle Locken hervor und umrahmten die ſchwarze Larve. Vom Geſicht war nicht mehr als ein zierlicher, feuerroter Mund und ein feines, rundes Kinn zu ſehen, das heruntergezogen auf der weißen, rabförmigen Krauſe ruhte. Den ſchlanken Körper umſchloß ein enganliegendes, ſchwarz glitzerndes Koſtüm, das die Eigenartigkeit der Fremden noch mehr erhöhte. Kurt hatte das Bedürfnis, nochmals die melodiſche Stimme zu hören, die ihn ſo ſeltſam berührte. Bittend lud er die Fremde abermals zum Bleiben ein. Widerſtrebend folgte ſie ſeiner Bitte.„Es iſt beſſer, Sie laſſen mich fort. Ich bin keine gute Geſellſchafterin.“ „Nein, bleiben Sie. Ich verlange keine humorſprühende Konverſation. Sonſt wäre ich im Saal geblieben. Denn dort drüben feiert die Tollheit ihre Feſte.“ „Warum ſind Sie ein Menſchenfeind?“ fragte die fremde Maske. „Weil die Menſchen mir den Krieg erklärten. Gutes erhielt ich von keinem“ „Vielleicht verdienten Sie es nicht anders?“ „Verdienen? Nein, auf dieſer Welt fragt man nicht nach Recht und Billigkeit. Ich bin mir nicht bewußt, wo⸗ mit ich mir etwa die Strafe des Schickſals zugezogen hätte.— Doch finden Sie nicht auch, daß dieſes ein ganz ſonderbares Geſpräch für einen Maskenabend iſt?“ Die Fremde ſchien die letzte Frage überhört zu haben. Aus ihrer vibrierenden Stimme klang etwas mit, was den gleichgültigen Ton gekünſtelt erſcheinen ließ.„Haben Sie in Ihrem Leben wirklich ſo viel Unglück erlitten? Wie ertrugen Sie es? Lag es nicht in Ihrer Hand, es abzu⸗ wenden?“ Kurt ſchüttelte müde das Haupt.„Kann das Sie als Fremde intereſſieren?“ f „Vielleicht doch... Jedes Menſchen Schickſal iſt lehze⸗ reich. Auf jeder Lebensbahn läßt ſich die Stelle erkennen, an der der ungeſchickte Lenker das Steuerrad auf die falſche Seite drehte. Das, was dem Menſchen in ſeiner Kurz⸗ ſichtigkeit als unverdientes Geſchick erſcheint, iſt die natütr⸗ liche Folge ſeiner eigenen Unzulänglichkeit. Und daun muß er büßen... büßen... büßen, ſein Leben lang. Die Strafe iſt hart.. aber gerecht.“ Die leidenſchaftsloſe, tieftraurige Stimme berührte Kurts Inneres tief. Er vergaß, daß er zu einer Fremden ſprach, als er ſich rechtfertigte:„Nein, nicht alles iſt ver⸗ dient. Mein Mißgeſchick traf mich ungerecht...“ „Dann war es mindeſtens einmal in Ihre Hand ge⸗ geben, es zum Beſſeren zu wenden. Sie aber taten en nicht. Dieſes iſt Ihr Fehler“ 4 ich machte keinen Fehler“, antwortete Larowlez rotzig. i Die Fremde mit den tiefen Augen neigte ſich ſo nahe an ihn heran, daß er ihren Atem ſpüren konnte:„Jah mache Ihnen einen Vorſchlag: Sie erzählen mir Ihre Lebensgeſchichte— aber wahrheitsgetreu, denn ich merkte, wenn Sie lügen—, und ich werde Ihnen beweiſen, daß Sie nicht immer richtig handelten. Dann, vieleicht— viel⸗ leicht— erzähle ich Ihnen die meinige. Und am Ende gehen wir auseinander: zwei Fremde, die ſich nicht keunen, nicht einmal dem Namen nach. Zwei Menſchenſchickſale, verwandt und doch ſo fern voneinander.“ 5 Kurt lächelte matt.„Es ſei denn.. Niemandem noch erzählte ich, was mich, den Neunundzwanzigjährigen, zum alten Manne machte. Doch Ihnen, der Fremden, die mich nicht kennt, deswegen ſchon morgen vergeſſen hat und auch nicht bedauern wird, Ihnen kann ich es ja ſagen.“ 0 (Schluß folgt.) der deulſche Einſpruch.— Hinweis auf die konnte auf Grund der über den Fall vorlie⸗ freundlich gedacht haben, auf dieſem Wege Deviſenbeſtandes um 3,7 Millionen Mark Rußland zugefloſſen. Der größere Betrag, 5 Rußland überwieſen iſt, iſt hierin noch nicht enthalten, ſo daß auch der nächſte Ausweis würde. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf liegt jetzt mit 5657 Millionen Mark um ſtert worden waren. Das Deckungsverhältnis 0 auf 25,8 vom Hundert zurückgegangen. eine Verordnung unterzeichnet, die bis zum Ernennungen vom Finanzminiſter und vom der Neueinſtellung von Beamten und Staals⸗ neẽer Arbeitsmethoden und einer Reform der Staatsverwaltung tun. 2 bel Sl, Erregung. ö Brüſſel, 4. Januar. Gegen die Ausweiſung des reichsdeutſchen Kaplan Gilles aus Eupen hat am Dienstag der deutſche Geſandte bei der belgiſchen Re⸗ tierung Einſpruch erhoben. Der Geſandte enden Darſtellung des Kaplan Gillesdarauf idee daß dieſer während ſeiner Tätig⸗ keit in Belgien die in politiſchen Dingen ge⸗ botene Zurückhaltung ſtets beobachtel und ſich nicht nur jeder antibelgiſchen Po⸗ litik, ſondern überhaupt jeder politiſchen Be⸗ kätigung enthalten habe. ö Der Geſandte betonte beſonders die Ge. fahr einer erheblichen Verſchärfung der Be. ziehungen zwiſchen den beiden Ländern, die ſich aus Maßnahmen wie der Ausweiſung des faplan Gilles und die dadurch in dei deutſchen Oeffenklichkeit hervorgerufene au- ßerordentliche Erregung ergeben müßte. Der harmloſe Kriegsminiſter. Natürlich iſt China ſchuld! Tokio, 4. Januar. Nach einer Meldung der„Schimbu Ren⸗ go“ fand am Dienstag im Kriegsminiſte⸗ rium über die Lage in Schanhaikwan eine Beſprechung ſtatt, an der alle maßgebenden militäriſchen Perſönlichkeiten teilnahmen Nach der Beſprechung erklärte Kriegsmini⸗ ſter Araki, die Ereigniſſe ſeien ſo weit ge⸗ trieben worden, daß Japan nichts weiter übrig bleibe, als die Ereigniſſe ihren Lau nehmen zu laſſen. Die japaniſche Regierung habe genug ge. warnk und erklärt, daß Marſchall Tſchangh. ſueliang die Verankworkung für die politi⸗ ſche Lage krage, da er durch ſeine Truppen zuſammenziehungen die japaniſche Armee provoziert habe. Deutſche Tagesſchau. Hindenburgs Dank. Amtlich wird mitgeteilt: Anläßlich des Jahreswechſels iſt dem Herrn Reichspräſi⸗ denten wiederum eine Fülle telegraphiſcher und brieflicher Glückwünſche aus dem In⸗ und Auslande zugegangen. Da die Einzel⸗ deantwortung ihm nicht möglich iſt, ſprichi der Herr Reichspräſident allen, die ſeiner einen herzlichſten Dank und ſeine Erwide⸗ rung der Glückwünſche aus. Die Reichsbank am Jahresende. Nach dem neuen Reichsbankaus⸗ weis war die Inanſpruchnahme der Reichsbank zum Jahresſchluß mit 325,3 Millionen Mark geringer als je zuvor. Es zeugt dies von der außerordentlichen Geld⸗ bali am deutſchen Markt. Da an Schei⸗ emünze 85 Millionen Mark in den Verkehr gegeben wurden, erhöhte ſich der Notenum⸗ lauf nur um 189 Millionen Mark auf 3560 Millionen Mark. Einer Zunahme des Gold⸗ beſtandes um 6,1 ſteht eine Abnahme des gegenüber. Der Reichsbank iſt Gold aus der nach einer Meldung der Reichsbank aus eine Zunahme des Goldbeſtandes ausweiſen mehr als eine Milliarde unter demienigen der gleichen Zeit des Vorjahres, ein Beweis dafür, in welch außerordentlich ſtarkem Maße im Vorjahr Zahlungsmittel geham⸗ iſt von 27,2 vom Hundert in der Vorwoche Auslands⸗Nundſchau. Beamtenſperre in Frankreich. Wie aus Paris gemeldet wird, hat der Präsident der Republik auf Vorſchlag des Miniſterpräſidenten und des Finanzminiſters 31. Dezember 1933 jede Neueinſtellung von Beamten, Angeſtellten und Arbeitern durch den Staat unterſagt. Ausnahmen können nur zugelaſſen werden, wenn die betreffenden zuſtändigen Reſſortminiſter gegengezeichnet wer⸗ den. Die Regierung will mit dieſem Verbot angeſtellten den erſten Schritt zur Einführung Das iriſche Parlament aufgelöſt. Die Regierung des iriſchen Frei⸗ 10 hat das Abgeordnetenhaus und en Senat(Oberhaus) aufgelöſt. Die Neuwahlen ſind auf den 24. Januar feſtge⸗ 0 t. Der Schritt der Regierung erklärt ich aus den Schwierigkeiten, in die ſie in der letzten Zeit geraten iſt. Die Arbeiterfraktion, durch deren Stimmen allein eine Mehrheits⸗ bildung Reap iſt, will nichts von der ge⸗ planten Herabſetzung der Bezüge der unte⸗ ren. tellten(Poſtbeamten uſw.) wiſſen. Bomben und Banditen. Sprengſtoſſanſchtäge in Spanien. Madrid, 4. Januar. Wie aus Oviedo berichtet wird, ſind in Felguera mehrere Bomben explo⸗ diert. Die Ausſagen der Augenzeugen lau⸗ ten verſchieden. Die einen behaupken, daß die Bomben aus einem fahrenden Auto geworfen wurden, die anderen, daß die Bomben vom Dach eines Kinos gefallen ſeien. Die Kaffeehäuſer und Theater ſind geſchloſſen. Auch aus anderen Orten der Provinz werden Sprengſloffan⸗ ſchläge gemeldel. 50 explodierten zwei Bom⸗ ben in Sama de Langreo und mehrere in den Bergwerken von Sokos und Penarrubia. Feuergeſecht mit Banditen. Die Polizei hat in der Bergen von Ran⸗ da nach tagelangen Streifen einen berüchtig⸗ ten Banditen mit ſeinen Begleitern auf⸗ geſtöbert. Die Bande hatte zahireiche Morde ausgeführt, und die ganze Gegend in größte Aufregung verſegt. Nach mehrſtündigem Feuergefecht gelang es der Polizei, den gut verſchanzten Bandi⸗ kenführer zu lölen, der kurz vorher noch einen Poliziſten niedergeſchoſſen und zwei ver⸗ wundet halte. Ständige Unruhe. In einem Dorfe bei Alcazar ſtürmte die Einwohnerſchaft das Rathaus, deſſen Einrichtung vollſtändig zerſtört wurde. Der Bürgermeiſter und Gemeindeſekretär wur⸗ den verletzt. Nur mit äußerſter Mühe konnte die Polizei, die ſelbſt angegriffen wurde, die Ruhe wiederherſtellen. In dem Grubengebiet von La Ferguera, wo ſchon ſeit zwei Monalen ſtändige Unru⸗ hen und Streiks feſtzuſtellen ſind, haben die Kommuniſten neuerdings zahlreiche Sabo⸗ tageakte verübt, dabei 50 Bombenanſchläge auf die elektriſchen Leitungen, wodurch der Bekrieb in den meiſten Gruben ſtillgelegt wurde. Die Polizei konnte einige Rädels⸗ führor foſfnonhmen. Mie gqus Senilla verlau- tel, iſt die Kirche von Real de La Jara voll- kommen niedergebrannt. Man vermutet, daß das Jeuer von Kommuniſten angelegi wurde. Vier verdächtige Kommuniſten wur⸗ den bereits verhaftet Aus Villa Cisneros in der ſpani⸗ ſchen Kolonie Rio de Oro(Weſt⸗Sahara) wird gemeldet, daß 23 von den dorthin ver⸗ bannten Offizieren und Ariſtokraten mit Hilfe von eingeborenen Fiſchern auf ein franzöſiſches Segelſchiff geflüchtet und mit dieſem in See gegangen ſind. Es iſt an zu⸗ nehmen, daß die ſpaniſche Regierung bei der franzöſiſchen Schritte in diefer Angelegen⸗ heit unternehmen wird. Die ſponiſche Regie⸗ rung hatte Ende Auguſt vorigen Jahres im Anſchluß an den damaligen Putſch 138 Monarchiſten in dieſe Kolonie verbannt. Selbstmord eines Vombenattentäters. Luxemburg, 4. Januar. Auslandsblätter verbreiten die Meldung, im Gefängnis habe ein Bulgo re ſich er⸗ hängt und ein ſchriftliches Geſtändnis hinter⸗ laſſen, in dem er ſich als Urheber des im Jahre 1925 in Sofia verübten Bomben⸗ attentats in der Nedelia⸗Kathedrale be⸗ zeichnet. Die Tatſache liegt indes faſt zwei Monate zurück.. Der aus Sofia gebürtige 32jährige Georg Konſtantinoff halte ſich am 7. und 8. No- vember 1932 vor dem hieſigen Gerichtshof wegen Ermordung und Beraudung eines ka- tholiſchen Geiſtlichen zu verantworten. In der Nacht zum 8. November erhängte er ſich in ſeiner Jelle. Auf einer Fenſterbank fand man eine Niederſchrift, in der er erklärte, der Urheber des verübten Bombenanſchlags zu ſein, bei dem bekanntlich 140 Perſonen ge- tötet und mehr als 200 verletzt wurden. Die luxemburgiſchen Behörden leiteten eine Unterſuchung ein, die nunmehr beendet iſt und durch den Polizeichef von Sofia, der zur Zeit in Luxemburg weilt, geleitet wurde. E Vlinklicht an Eiſenbahnübergängen. Um die Verkehrsſicherheit an den Kreu⸗ zungen der Eiſenbahn mit den Landſtraßen zu erhöhen, hat die Reichsbahn, in Zuſammen⸗ arbeit mit Kraftfahrverbänden, ſchon ſeit meh⸗ reren Jahren Verſuche mit Warnlichtern ge⸗ macht, die anſtelle der Bahnſchranken treten können. Die Verſuche haben ergeben, daß die Blinklichtſignale ein vollwertiger Erſatz für Schranken ſind und auch bei den Verkehrs⸗ verhältniſſen in Deutſchland eingeführt werden können. Vorläufig ſollen in Deutſchland rund 100 Eiſenbahnübergänge mit Blinklichtſignalen, Pei von Bahnſchranken, ausgeſtattet wer⸗ en. Im Ausland werden optiſche Signale bei Bahnübergängen ſchon in größerer Anzahl verwandt. Das neue Warnlichtſignal kündigt dem Fahrzeugführer die Kreuzung bei Tag und Nacht ſchon aus größerer Entfernung in auffallender Weiſe durch optiſche Zeichen (Blinklicht) an. Es zeigt dem Fahrzeug⸗ führer auch eindeutig, ob die Kreuzung von ihm ohne Gefahr befahren werden kann oder nicht. Die Blinklichtzeichen werden in dop⸗ pelter Art gegeben. Weißes Blinklicht ſagt dem Fahrzeugführer, daß er die Kreuzung ohne Gefahr befahren kann, rotes Blinklicht dagegen, daß ein Eiſenbahnzug ſich der Kreu⸗ zung nähert und er vor der Kreuzung halten muß. Das rote Licht(Gefahrzeichen) blinkt doppelt ſo ſchnell als das weiße. Dadurch wird auch farbenblinden Perſonen eine klare Unterſcheidung ermöglicht. Auf jeder Seite der Kreuzung wird eine weitleuchtende Signal⸗ laterne aufgeſtellt. Der die Bahnſtrecke befahrende Zug ſchaltet das rote Blinklicht ein und auch wieder aus. Das Einſchalten geſchieht ſo zeitig, daß ein auf der Kreuzung oder kurz davor befindliches Fahrzeug ohne jede Gefahr die Kreuzung paſſieren kann. Um die Kreuzung auf größere Entfernungen hin auch bei einem ausnahms⸗ weiſen Verſagen der Lichtanlage kenntlich zu machen, ſind die Signallaternen mit einer rotweißen viereckigen Umrahmung verſehen. Der neue Neichsſender. Umorganiſation des Deutſchlandſenders. Anläßlich des Beginns der Sendungen des Deutſchlandsſenders als Reichsſender erklärte der Intendant Profeſſor Dr. Schubotz, der bisher die Deutſche Welle leitete, einem Preſſe⸗ vertreter gegenüber u. a.: f Mit der Umorganiſation des Deutſchland⸗ ſenders zum Reichsſender, die ein weſentlicher Teil der Rundfunkreform iſt, iſt nicht beabſich⸗ tigt, eine neue große Sendegeſellſchaft aufzu⸗ ziehen. Der Deutſchlandſender ſchafft ſich nur einen Kammerchor und ein Kammerorcheſter die beide aus erwerbsloſen Muſikern gebildet ſind, und voll ausreichen werden, um die eigenen muſikaliſchen Programme zu geſtalten Neben eigenen Abendſendungen übernimmt der Deutſchlandſender ſtändig Spitzenleiſtun⸗ gen und beſonders weſentliche aus dem kultu⸗ rellen Eigenleben der deutſchen Landſchaften erwachſende Sendungen von den einzelnen deut⸗ ſchen Rundfunkgeſellſchaften. Aus dieſer Pro— grammgeſtaltung, die unter Beiſtand des ſeit langem bewährten Intendanten Chriſtian er⸗ folgt— er war bisher für die Zuſammenſtel⸗ lung des Abendprogramms des Deutſchland⸗ ſenders verantwortlich— wird nicht nur ein kultureller Querſchnitt gelegt werden, ſondern auch ein geſunder freier Wettbewerb im Inter⸗ eſſe der Hörerſchaft entſtehen. Der Deutſchlandſender wird ſich entſprechend ſeiner Aufgabe der beſonderen Pflege des Reichsgedankens zunehmen. Er wird ein Spiegel des viel⸗ fältigen kulturellen Lebens Deutſchlands ſein. Darüber hinaus wird er von ſich aus bemüht ſein, das Gemeinſame des deutſchen Wollens, Wiſſens und Fühlens herauszuarbeiten. Auf allen Gebieten, ſei es Wiſſenſchaft, Kunſt, Technik, Geſchichte oder Politik, ſoll das ſpe⸗ zifiſch Deutſche an den Hörer herangetragen werden. Zum Mikrophon des Senders muß jeder Zutritt haben, der etwas Weſentliches und die Allgemeinheit Intereſſierendes zu ſagen hat, der ſich als Deutſcher fühlt und die Grundlage des deutſchen Staatsgedankens an⸗ erkennt. Alle Schichten werden zu Worte kom— men, alle werden dazu beitragen, daß ſich die Deutſchen auf ihre großen Leiſtungen in Vergangenheit und Gegenwart beſinnen, daß ſie mit dem Geiſt ſozialer und religiöſer Duld⸗ ſamkeit durchdrungen werden, daß ſie Nächſſen⸗ liebe üben und die Ueberwindung des Egois— mus im Intereſſe der Geſellſchaft erſtreben. Ein Inſerat vor 90 Jahren. Daß man ſchon vor 90 Jahren geiſt- und humorvoll zu inſerieren wußte, zeigt folgen— des ernſtgemeinte Inſerat in der„Mergent⸗ heimer Ameiſe“ vom 14. Juli 1840, das ein Mittel gegen Wanzen durch folgende Zei— tungsanzeige empfiehlt:„Jungfrau, warum kannſt Du nicht ſchlafen? Denke doch nach! Jüngling, warum wälzt Du Dir auf den Flaumen? Beſinn Dir! Matrone, was ächzeſt Du? Greis, was läßt Dir ſo bald den Mor⸗ gen wünſchen? Denk doch nach! Als im Jahre 1834 die berühmte deutſche Künſtlerin Madame Fege⸗Eiswand⸗Thalfort hier durch⸗ reiſte und im„Schwan“ abſtieg und in 8 Tagen ſiebenmal aus dem Bett ſprang— was wars doch gleich, was ſie aufſchreckte aus ihren Träumen? das Paradies zur Hölle machte, die Wonnen der Reiſe verwünſchen ließ? Leſer, was war es denn? Als der be⸗ rühmte Philoſoph Dr. Lauruth um Mitter⸗ nacht fluchte, daß man meinte, der Adlerwirth hätte ein Dutzend Dragoner einquartiert— was riß ihn jählings aus den Federn? Deutſch⸗ land, fragſt Du noch? Beim Himmel, es waren die Wanzen. Und Wanzen duldeſt Du, Deutſchland? Wohlan, ſo will ich Dir bei⸗ ſtehen. Wähle mein Mittel: Teutonia. Das Fläſchchen koſtet nur vier Groſchen. Ich kann über ſeine Unfehlbarkeit große Zeugniſſe auf⸗ bringen. Eins iſt von der Sängerin Eiche aus Fulda, die ich ſiebenmal von dieſer Gei⸗ zel befreite.— Zu haben bei Maria Wanzig aus Danzig, derzeit in Mergentheim, im gol⸗ denen Kranze 3 Treppen.“ Letzte Nachrichten. Brobeſahrt des Panzerſchiſſs„Deuiſchland“ Kiel, 4. Jan. Am 19. Januar wird das Fanzerſchiff„Deutſchland“ mit einer Werft⸗ beſatzung ſeine erſte Probefahrt vornehmen, nie unter Amſtänden mehrmals wiederholt werden muß. Am 27. Februar wird das Schiff wiederum mit einer Werftbeſatzung in Bord nach Wilhelmshaven übergeführt, wo die Ausrüſtung aus der dort zuſammen⸗ e Schiffskammer erfolgt. Für den 1. ärz 0 das Eindocken in Wilhelmshaven oyrgeſehen. Die Indienſtſtellung ſoll Anfang April erfolgen und zwar mit der Beſatzung des Kreuzers„Emden“. Orlan über Bergen. Oslo, 4. Jan. Seit der letzten Nacht herrſcht an der norwegiſchen Weſtküſte ein Orkan, der ſchon ſehr große Zerſtörungen an⸗ gerichtet hat. Im Hafen von Bergin iſt ein großer Kohlenkrahn, der einen Wert von 200 000 Kronen darſtellt, zuſammengeſtürzt. Von einigen Dockhäuſern im Hafen wurden die Dächer abgeriſſen und mehrere Häuſer eingedrückt, Telegraf⸗, Telefon⸗ und elektriſche Leitungen zerſtört. Die Verbindungen mit dem Land wurden unterbrochen. Aus der Heimat. Gedeultage. 4. Januar. 1839 Karl Humann, Leiter der Ausgrabung von Pergamon, in Steele im Rhld. ge⸗ boren. a 1880 Der Maler Anſelm Feuerbach in Ve⸗ nedig geſtorben. 1913 Der preußiſche General Graf Alfred v. Schlieffen in Berlin geſtorben. Sonnenaufg. 8.10 Sonnenunterg. 16.00 Mondunterg. 0,53 Mondaufg. 11.20 Prot.: Methuſalem. Kath.: Titus. * Würmeſchutz im Winter. Eine der häufigſten Gelegenheitsurſachen für die winterliche Erkältung bilden überheizte Räume. Der jetzige Winter ſteigert die Ge⸗ fahr noch mehr, da vielfach die Heizer der Zentralheizung wie auch die Hausfrauen und Angeſtellten bei der Heizung weniger das Thermometer als die Jahreszeit für maßge⸗ bend anſehen. Man muß wiſſen, welche Wärme den ein⸗ zelnen Räumen angemeſſen iſt. Ein Raum, in dem man ſich bewegt, muß eine andere Temperatur haben, als ein Raum, in dem man bei der Arbeit zu ſitzen oder in dem man zu ſchlafen pflegt. Ein Erxwachſener braucht weniger Wärme als ein Kind, ein Geſunder weniger als ein Kranker. Für einen Wohn⸗ raum ſind 17 bis 18 Grad Celſius angemeſſen, in den Schlafräumen geſunder Erwachſener ſol⸗ len nicht mehr als 13 bis 14 Grad Celſius herrſchen. Die Wärme in den Arbeitsräumen richtet ſich nach der Art der Beſchäftigung. Für ein Krankenzimmer ſind 17 bis 20 Grad zu fordern. Sehr weſentlich iſt es, für die Erwärmung des Fußbodens zu ſorgen. Daß geheizte Räu⸗ me einer ausreichenden Lüftung bedürfen, iſt ſelbſtverſtändlich. Leider wird auch hierin viel⸗ fach geſündigt. Häufigeres Lüften, am beſten morgens und abends für je 10 Minuten, iſt zweckmäßiger als ein einmaliges längeres Lüf⸗ ten. * Wie hilft man Perſonen, die giflige Gaſe eingeatmet haben. Die Fälle, dag Per⸗ ſonen Leuchtgas eingeatmet haben, ſind gar⸗ nicht ſelten. Gut iſt es, wenn man in einem ſolchen Fall gleich richtig zu helfen weiß. Be⸗ vor der Retter den mit vergifteten Gaſen ge⸗ füllten Raum betritt, muß die Luft in dem Raum bewegt werden. Dies geſchieht, indem man nötigenfalls die Fenſter einſchlägt und die Türen weit öffnet. Der Verunglückte iſt raſch an die friſche Luft zu bringen, eventuell muß die künſtliche Atmung gemacht werden. Bei Leuchtgas darf der Raum nie mit offe⸗ nem Licht betreten werden, kein Streichholz anzünden. Der Retter betrete den Raum nur mit einer vor Mund und Naſe befeſtigten Eſſigkompreſſe. Er vergeſſe nicht ſogleich den Gashahnen abzudrehen. Wenn man einen Erfrorenen auffindet, darf man denſelben nie gleich in einen war⸗ men Raum bringen. Man entkleide ihn im kalten Raum, aber ſehr vorſichtig, da Ohren, Naſe und Glieder leicht abbrechen. Dann reibe man ihn tüchtig mit Schnee oder kalten naſ⸗ ſen Tüchern. Dies genügt zur erſten Hilfe bis ein Arzt ſich einſtellt. Bei Scheintoten wird die künſtliche Atmung gemacht, ferner ein küh⸗ les Bad von 15 Grad Reaumur, das lang⸗ ſam warmes Waſſer bis zu 22 Grad Reaumur zugeſetzt bekommt. Nach dem Bade muß Lage⸗ rung in einem kalten Bett erfolgen. Hier kann man warmen ſchwarzen Kaffee oder Tee reichen. * Wetterbericht. Durch das Vorſtoßen der Sturmzyklone nach dem nördlichen Eismeer wird bei uns ein Witterungsumſchlag eintreten. Wettervorherſage: unfreundliches, naßkaltes Wetter mit vereinzelten Regenfällen. In den hoheren Lagen leichtes Froſtwetter,