Central- Film- Palast. Telefon 27 i Heul die groge Sgnsalon Diernheims ia Varietä- und fonflim- Programm 1. Ieil: Persönlich auf der Bühne Die beste Tauherschau der Gegenwart sehen Sie hier Bacceſino der Zaubermeiſter iſt allen ein Rätſel.— Alles ſtaunt, alles iſt geſpannt auf ſeine unerhörte Zauberei. Noch nie dageweſen. Den groflen Zauberer mull man gesehen haben. im 2. Jeil: Der erste Bomhen-Tonlilm- Schlager d. J. 7 Oer Schlager dis dem F nichts Jaaser Hein 1 In den Hanpt rollen: Lien Deyers, Hans Brauſewetter, Senta Söneland, Joh. Riemann, Ilta Grüning, Julius Falkenſtein, Paul Otto, Leo Peukert, Albert Paulig, Jakob Tiedtke uſw. Ein Tonflimschlager 1. Ranges. Ini 3. Teil: Das schöne ljuhilaums Filmwerk der Evelyn Holt. das fechl du Mebe! Hier iſt ein Filmwerk, das den Ramen des„Nur Unterhaltungs- ſtückes“ ſprengt, ein Film, der mit ſeinſtem menſchlichen Takt, brennend notwendige, ernſte Fragen zur Diskuſſion ſtellt.—— Fragen, die sich vielleicht einmal jede Frau, PPP ã ͥ jede Mutter und jedes junge CC ͤ b Mädchen vorlegen mul. Ee eee Im 4. Jeil: Der Lustspielschlager der Woche. Werktags gewöhnliche Preiſe, Sonntags 10 Pfg. Aufſchlag. Dieſes ausgezeichnete Varieté⸗ u. Tonfilmprogramm iſt das Beſte vom Beſten. Anfang ½8 Uhr ab 9 Uhr noch das geſamte Programm Man möge nach Möglichkeit ſchon die heutige zu ſehen. Vorſtellung beſuchen. Sonntag mittag ½¼4 Uhr abe Aupend. U. Kaderuos gelung Minder 15 Pig.— Schulentlassene 30 Pig. 1. Der große Zauberer Bacceſino. 2. Der große Eirkusfilm„Gaukler“ 3.„Das Geheimnis von Jrapur“ und Luſtſpiel. Alle Kinder gehen zum Zauberer Baccesino! cler Sämtliche Futtermittel wie: Weizenkleie, Weizenfuttermehl, Weizennachmehl, Weizenkeime, Soyaſchrot, Treber, Malzkeime, Schnitzel, Viehſalz.— Reys⸗ und Erdnuß⸗ kuchen.— Gerſte⸗, Hafer⸗ und Maißſchrot Alle Sorten Hühner⸗, Tauben- und Vogel⸗ futter empfiehlt zu den Tagespreiſen. Alois Walter Miehlebertran hält Schweine geſund und mäſtet. Liter 70 Pfg. Rathaus⸗Drogerie fler Hostopg Dichrüben zu verkaufen Aus. Inu. + AN 2 im dekorierten Saale. Es ladet recht freundlichſt ein r Tanzlehrer lau⸗Weiß Amicitia 09 E. V. V'heim. Sportplatz im Wald mit 0 g Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 8. Januar, vorm. ½11 Uhr. I. Pokalspiel gegen F. V. Saarbrücken in Saarbrücken. Abfahrt/ 6 Uhr per Omnibus ab Stern. Der Vorſtand. Treff 9 aller Viernheimer im Saftladenl Volkschor Mitolied des Deutschen Arbeitersängerbundes. Heute Samstag Abend Singſtunde des Frauen⸗ und Männerchors. Reſtloſes Erſcheinen er⸗ wartet Der Vorſtand. Die Generalver- ſammlung findet am Samstag, den 14. Jan. im Karpfen ſtatt. Rück⸗ ſtändige Beiträge können morgen Sonntag bei unſeren Unterkaſſierern beglichen werden. Die paſſiven und aktiven Mitglieder ſind jetzt ſchon zur Generalverſammlung freundlichſt eingeladen. Der Vorſtand. ( er gleganſe 2 frägt nur Maßarbeit! Ermdßigie Preise! Hœelle Bedienung Da/ enſin Brechtel 3. be/ So hnelder meister U hamperſfieimerstraße 5. 9 Weißwein im Rotwein Ltr. 65, 88 u. 1. Sämtliche Sorten Süd⸗ und Krankenweine zu den niedrigſten Preiſen. Morgen Sonntag ab 7 Uhr Heute Mittwoch Abend 8 Uhr Spielausſchuß Abb dA NTöf xd Alois Walter Reichsbanner Schwarz Rot Gold Ortspruppe Viernheim. Unſere alljährliche findet am Sonntag, den 8. Januar 1933, abends ½9 Uhr im„Karpfen⸗ ſaale“ ſtatt. Hierzu laden wir die Einwohner- ſchaft freundlichſt ein. i Der Vorſtand. Getränke nach Belieben. Eintritt 20 Franz Mandel Hansſtraße 8 Ab Heute] Wieder 2 Prachtfilmwerke allererſten Ranges. Eine unerhörte Snitzendarbietung, wie sie noch nie gezeigt wurde. Der newaltigste Indianergrontiim, ein Miilienenwerk, das Meisterwerk in natürlichen farben, in noch nie dagews- sener Vollendung. g ö A-, Th Jess l. las 2Hονν 228 (ok lob ESA MDF EINER RASSE) Lege: VHctor Scheleinges Dieſer Film ſchlägt alle Rekorde und bringt nur volle Häuſer. Der nrächtisste Film seit Jahren in 10 Anten. Der König des Lachens! Die grüne Sensation ter Woche! „Er“ Harold Loyd, in ſeinem ſchönſten u beſten Rieſenlachſchlager N * I 1 C 9 N U 0 Ine Reihe von Igkeiten in der Aurchgeführt. au verlangt mit Recht Schutzmaßnahmen. Her deutſche Bauer ſelbſt ſei erfreulich mit— urde. jernheimer Anzeiger Giernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 1,40 aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjah kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchürfts Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feierta— monatl. 1 frei uus Haus gebracht.— 1 chen das 125 1 J lan ſowie einen en: w ich einen Al and⸗ e u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Erd —— checkkonto Nr. 21577 Amt e Rathausſtr. Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Biernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſet Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wi 5 5 abgeſtufter Rabatt.— mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeig Geſchͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen mahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ en in unſerer eutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 1 bee bel Anzeigen werden Nummer 7 Montag, den 9. Januar 1933. Moglichkeit 850 ti 1 Naa a Gewa 1 — die Aufnahme t 18 werden 1 50. Jahrgan Genoſſenſchaftsfragen In Darmſtadt fand dieſer Tage eine gro⸗ e Landwirtſchaftliche Woche ſtatt, bei der ragen dieſes wichtigen Be⸗ fsſtandes, der Grundlage jeder Volkswirk⸗ aft, behandelt wurden. Daß dabei das Penoſſenſchaftsweſen nicht fehlen durfte, iſt lar, und ſo war denn der letzte Tag ganz em Genoſſenſchaftsgedanken gewidmet. Die eihe der Vorträge eröffnete Direktor ztrasburger vom Verband der Heſſiſchen entralgenoſſenſchaft Darmſtadt mit Aus⸗ ihrungen über die Getreidever⸗ ertun g. Der Redner betonte die Schwie— deutſchen Getreideverwer— ng infolge der Umgeſtaltung der Weltge— Peideverſorgung. Wie in Deutſchland iſt auch Ausland die Getreideanbaufläche ganz heblich vergrößert worden. Ein Glück, daß dieſem Jahre Rußland mit ſeiner Ge— eideernte vollkommen für den Weltmarkt sfiel. Faſt alle Produktionsländer haben nen weitgehenden Schutz für die Erzeu— ng und Verwertung ihres Getreides Auch der deutſche Getreide— gegangen, um ſeine Produktion zu verbeſ— rn. Der Redner erinnert an die Standar— ſierung, die auf den genoſſenſchaftlichen bſatz belebend eingewirkt habe und noch eiter intenſiviert werden müſſe. Bedauer⸗ ch ſei, daß die Uebernaturalvergütung der rankfurter Börſe nicht wieder dekretier: Die Landwirtſchaftliche Hauptge⸗ oſſenſchaft halte ſich ſtreng an die Liefe⸗ ungsabmachungen. Mindernaturalgewicht erde eingerechnet, Uebernaturalgewicht in tſprechender Weiſe vergütet. Um dem etreidehandelsgeſetz einen praktiſchen Wert verleihen, ſeien verſchiedene Aenderungen ptwendig. Die völlige Ablehnung der Ge⸗ eideterminbörſe durch einen Tei! er Landwirtſchaft ſchieße über das Ziel naus. Gewiß biete ſie vielfach Gelegenhein boten, a0⁰οαε οο ⁰⁹ë’⁰t AS se HAROILD LOV lie triumnhalste Llachkanone in 12 Aten. So haben Sie noch nie gelacht, wie Sie lachen werden. Dazu fler Worhenlachschlager. Verſäume niemand bieſedomben⸗ Darbietung. 22 Auie. Man möchte bitte die Werktagsvorſtel⸗ lungen beſuchen(gewöhnliche Preiſe.) Werktags ab 7 Ühr. Sonntags ab halb 7 Uhr, ab 9 Uhr nochmals alles zu ſehen Alle Filmfreunde gehen wieder ins Union, zur Großſchau! 5 Fonntag groe Nindervorstellung Zur Aufführung„Indianerfilm Rothaut“ und Luſtſpiel. Face 5 enchelts-Uerlroung und-Fnnlanlung Den geehrten Einwohnern, insbeſondere meiner werten Kundſchaft die ergebene Mitteilung, daß ich meine Schuhmacherei ab 1. Januar nach Meinheimerstrage 48 verlege. Für das bisher gezeigte Wohlwollen beſtens dankend bitte ich, mir dasſelbe auch weiterhin bewahren zu wollen. 5 Hochachtend! Georg Ehrhardt l. Herminbörſe. Preiskalkulation. Nach er die Maßnahmen zur diesjährigen Ern⸗ rſchaft laſſe fi Voranzeige: Emi dannings Homml! in seinem melsferwerz ger Hilfe ſei eine haftsjahr gleichbleibende Preisregulierung Ur deutſches Getreide anzuſtreben, wodurch ˖ʃcch eine ſtarke Verringerung der Preis⸗ It und im perſönlichen Verhältnis frivolem Spiel, aber richtig angewendet gebe ſich erſt die beachtliche Bedeutung der Für Süddeutſchland jaßgebend ſeien vor allem die Frank⸗ Irter und Münchener Getreidenotie⸗ ungen. Allerdings gingen die Intereſſen dn Landwirtſchaft, Mühlen und Handel tig aneinander. Faſt zwecklos ſeien die kannheimer Getreidenotierungen. Die nmäßige Arbeit der Genoſſenſchaften ffe den Genoſſen— und damit auch den lichtgenoſſen— die Möglichkeit einer einem Ueberblick werwertung dem kam der Redner zu Ichluß, daß in Deutſchland eine freie Ge⸗ eidewirtſchaft nicht mehr beſteht. Getreide⸗ 9 von den übrigen Pro⸗ ktionszweigen der Landwirtſchaft losgelöſt ſcht betrachten. Das in dieſem Erntejahr lebte fordere gebieteriſch Abhilfe. Zuerſt üſſe das deutſche Volk ſeine eigenen Pro⸗ Mfkte aufnehmen und nur bei wirklich drin⸗ Mit reichsſei⸗ für das ganze Wirt⸗ ndem Bedarf importieren. Pere möglich werde. Unbegründet ſei die in — wiſſen Kreiſen auftretende Geſpenſterſehe⸗ wegen der Forderung nach einer plan⸗ äßigen Regulierung der Getreideprodut⸗ Fon. Das genoſſenſchaftliche Geld⸗ und Kre⸗ tgeſchäft in der Kriſe behandelte Di⸗ ktor Feldmann⸗Köln. Er iſt der Meinung, gaß mit der Deflation bereits der zweite Teil r Wirtſchaftskriſe eingetreten ſei. In der iſe reagieren die Genoſſenſchaften nich: ders alsBanken und Sparkaſſen in Bezug Vermögen, Wirtſchaftlichkeit, Liquidi⸗ zum unden, alſo den Genoſſen. Wenn auch im nzelnen verſchieden, ſo müſſe objektiv feſt⸗ ſtellt werden, daß es gelungen ſei, im nof en Geld⸗ und Kreditweſen n Kriſenfolgen ſo zu begegnen, daß nam⸗ Die Arbeitsbeſchaffung Die Durchführungsbeſtimmungen erlaſſen Berlin, 9. Januar. Die Durchführungsbeſtimmungen zur Förderung der Arbeitsbeſchaffung und der ländlichen Siedlung ſind jetzt veröffentlicht worden. In den Richtlinien wird beſtimmt, daß für Arbeiten im Rahmen des Arbeitsbe— ſchaffungsprogramms den Trägern der Ar— beit auf Antrag von der Deutſchen Geſell— ſchaft für öffentliche Arbeiten oder der Deut— ſchen Renten⸗Kreditanſtalt ein Darlehen gewährt werden kann. Die Arbeiten müſſen für die Volkswirk⸗ ſchaft wertvoll ſein, möglichſt im Laufe des Jahres 1933 beendet werden, ſich vorwiegend auf Inſtandſetzung, Verbeſſerung und Voll- endung vorhandener Anlagen oder auf die Jörderung der Bodenkultur erſtrecken, die durch den Kapikalaufwand enkſtehenden Zu- kunftslaſten rechtfertigen. Es muß feſtgeſtellt werden, daß der Trä— ger der Arbeit nicht aus eigener finanzieller Leiſtungsfähigkeit in der Lage iſt, die Ar⸗ beiten zu finanzieren. Iſt er hierzu teilweiſe imſtande, ſo kann ihm für den Reſt ein ent— ſprechendes Darlehen gewährt werden. Bedingungen des Darlehens Die Gewährung des Darlehens erfolgt un— ter folgenden Vorausſetzungen: Der Träger muß in der Lage ſein, die aus der Darle— hensaufnahme und der Ausführung der Ar— beit entſtehende zukünftige Belaſtung zu tragen. Die Vergebung der Arbeiten an Unternehmer iſt der Ausführung in ei⸗ gener Regie grundſätzlich vorzuziehen. Die Arbeiten ſollen möglichſt nicht freihän⸗ dig vergeben, ſondern ausgeſchrieben werden. Bei der Vergebung der Aufträge ſind die mitlleren und kleineren Betriebe ausreichend zu berückſichkigen. Generalunternehmer ſind arundſätzlich aus— zuſchalten; ſoweit das nicht möglich iſt, ſind auch ſie zu verpflichten, die Auftragsſumme auf möglichſt viel mittlere und kleine Be— triebe zu verteilen. Der Gewinn des Un⸗ ternehmers iſt auf ein möglichſt geringes Maß zu beſchränken. Alle Arbeiten ſind, ſoweik dadurch keine weſenkliche Verteuerung einkrikt, durch menſchliche Arbeitskraft auszuführen. Au- ßerdeutſche Bauſtoffe dürfen nur dann ver- wendet werden, wenn geeignete inländiſche Bauſtoffe nicht vorhanden ſind. Bei Ausfüh⸗ rung der Arbeiten müſſen in weiteſtem Um⸗ fange Arbeiksloſe eingeſtellt werden, vor⸗ nehmlich ſind langfriſtig Erwerbsloſe, vor allem Kinderreiche und Jamilienernährer, zu berückſichtigen. Die Arbeilnehmer ſind bei den Arbeiten unler den Bedingungen des freien Arbeitsvertrages zu beſchäftigen; die Arbeikszeit ſoll 40 Stunden wöchentlich nicht überſchreiten. Ueber die Darlehensbedingungen im ein- zelnen wird beſtimmt, daß die Lauf— zeit eines Darlehens Dauer der Arbeit angepaßt werden, jedoch 25 Jahre nicht überſchreiten ſoll. Die Lauf— zeit beginnt für den Darlehensnehmer am 1. Juli 1935. Ausnahmsweiſe kann der Aus— ſchuß der Reichsregierung den Laufzeit um ein weiteres Jahr hinausſchie— ben. Die Zahlungen ſind von den Dar— lehensnehmern in gleichen Halbjahresraten (Renten) nachträglich zu leiſten. Bei einer Tilgungszeit von 20 Jahren ſind 6 v. H. des urſprünglichen Darlehensbetrages für das Jahr als Rente zu zahlen. Vei längerer oder kürzerer Tilgungszeit tritt eine entſprechende Verminderung oder Erhöhung der Rente ein. Die übrigen Laſten aus der Darlehens— gewährung trägt das Reich. Für Anlagen, die Nutzungen in wirtſchaftlich angemeſſener Höhe ermöglichen, hat der Darlehensneh— mer anſtelle der obengenannten Rente die hafte Nachteile für die Genoſſen vermieden werden konnten. Gewiſſe Verluſte bei den Genoſſenſchaften entſtanden aus vier Haupt⸗ urſachen: aus einer ſchickſalhaften Wirt⸗ ſchaftskriſe, aus betriebswirtſchaftlichen Fehl⸗ dispoſitionen, aus mangelnder Zahlungs- willigkeit und aus einer Umkehrung der moraliſchen und geſchäftlichen Begriffe. Das Ueberwiegen des Bankmäßigen iſt vielen Genoſſenſchaften bitter aufgeſtoßen. Infla⸗ tionserſcheinungen ſind die zahlreich aufge⸗ tretenen Verirrungen moraliſcher Begriffe. Bei Behandlung der Verluſtdeckung beſtä— tigt der Redner, daß die kleinen Kreditge⸗ noſſenſchaften mit geringem bankmäßigen Einſchlag ſich als ſehr kriſenfeſt erwie⸗ ſen haben. Dem genoſſenſchaftlichen Gedan⸗ ken liege jeder Zwang, auch in der Zins⸗ frage— heute beſtehe vielfach eine Zins— ſpanne von drei weniger ein halb Prozent— im Prinzip fern. Das nach der Bankenkriſe zutage getretene Mißtrauen in die Kre⸗ ditgenoſſenſchaften ſei verſchwunden. Enkgegentreten müſſe man dem„Schwarz⸗ handel“ mit Kapital, der ſich verſteckt breit⸗ mache. Da exiſtenzfähig, ſei das genoſſen⸗ ſchaftliche Geld⸗ und Kreditgeſchäft zur Ret⸗ tung der Landwirtſchaft unbedingt notwen⸗ dig. Unberechtigt hält der Redner die Reichsgenoſſenſchaftshilfe, da dieKriſenfolgen manche Genoſſenſchaften ebenſo trafen wie die Banken. Aus der Erkenntnis gemachter Fehler müſſe das genoſſenſchaftliche Geld⸗ und Kreditweſen die Folgerungen ziehen und das ihm gebührende Vertrauen noch weiter feſtigen, indem es in erſter Linie für den Genoſſen arbeite. Ueber ſeine Unterredung mit Hitler. Berlin, 8. Januar. Die zahlreichen Kommenkare und Kombi- nalionen, die an die Kölner Unterredung zwiſchen dem früheren Reichskanzler von Pa⸗ pen und dem Führer der NSDAP., Adolf Hitler, geknüpft worden ſind, haben den frü⸗ heren Reichskanzler von Papen veranlaßt, dem Reichskanzler mikzukeilen, er ſtehe am Montag oder Dienskag zu einer Ausſprache mit Reichskanzler von Schleicher in Berlin zur Verfügung. Herr von Papen wird dem Reichskanzler einen ausführlichen Bericht über die Beſprechung in Köln einſchließlich der Vorgeſchichke erſtatken. Die Blätter beſchäftigen ſich nach den verſchiedenen Erklärungen nochmals einge— hend mit der Unterredung Schleicher—Hitler. In einem„Schluß mit der Hetze!“ überſchriebenen Artikel betont die„Deutſche Zeitung“ u. a.: Wenn ſich zwei nationale Männer, die ſich noch vor kurzem ſo ſcharf bekämpft haben wie Hitler und Papen, zu einer erſten Ausſprache über die Anbah— nung einer großen nationalen Einheitsfront zuſammengefunden hatten, ſo werde ſich je— der, der den gegenwärtigen Zuſtand der nationalen Zerriſſenheit als nationales Un⸗ glück empfindet, darüber nur aufrichtig freu⸗ en können. Wenn es wirklich um die Sache und nicht um die Perſon gehe, werde gewiß kein Verbrechen und keine Intrigue darin erblickt werden, wenn man ſich um die Bildung einer nationalen Front bemühe. der vorausſichtlichen! Beginn der wirtſchaftlichen Verwaltung dafür Sorge getragen Papen berichtet Schleicher vonen Zins⸗ und Tugungslaſten zu tragen. Die Laufzeit des Darlehens beginnt in dieſem Falle für den Darlehensnehmer mit Fertig⸗ 10040 der Anlage, ſpäteſtens am 1. April Die Darlehensanträge ſind von den Trägern der Arbeit an den Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung zu richten, der die Anträge der Deutſchen Geſell⸗ ſchaft für öffentliche Arbeiten oder der Deut— ſchen Rentenbank-Kreditanſtalt zuleitet. Sie entſcheiden über die Zuteilung der Darlehen. Dem Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung ſteht gegen ablehnende Entſcheidungen das Einſpruchsrecht zu. Macht er hiervon Ge— brauch, ſo kann er die Entſcheidung des Aus— ſchuſſes der Reichsregierung herbeiführen. der Abſchluß der Vorarbeiten Die Verordnung über die Durchführungs⸗ beſtimmungen zur Arbeitsbeſchaffung be⸗ deutet den Abſchluß der Vorarbeiten des Reichskommiſſars für Arbeitsbeſchaffung zur Ingangſetzung des Arbeitsbeſchaffungspro⸗ gramms. Die Verfahrensvorſchriften be⸗ zwecken, dan Inſtanzenzug für die Kre— dithergabe ſo kurz wie möglich zu ge⸗ ſtalten. An zuſtändiger Stelle befolgt man den Grundſatz, daß ein Antrag inner- halb 14 Tagen erledigt ſein muß. Es iſt nicht beabſichtigt, die zur Verfügung ſtehenden Summen kontingentweiſe auf die einzelnen Länder zu verteilen, ſon— dern die Verteilnug ſoll ausſchließlich nach Geſichtspunkten erfolgen. Selbſtverſtändlich wird dabei innerhalb der werden, daß kein Land ganz ausfällt. Inkereſſant iſt die Tatſache, daß die bis- herigen unverbindlichen Anmeldungen auf Kredite bereits weit über die zur Verfügung ſtehenden Mittel hinausgehen. Die„DA.“ ſtellt die Frage, ob die Zu— ſammenkunft wirklich eine ſo ungeheuerliche Senſation ſei. Es ſei zu begrüßen, daß keiner der beiden Herren ſich der Ausſprache entzogen habe. Der„Tag“ nimmt an, daß Herr von Schleicher noch ſelbſt das Wort in 1 7 ganzen Auseinanderſetzung ergreifen wird. Anderſeits gibt die„Voſſiſche Zeitung“ der Auffaſſung Ausdruck, daß mit dem Bekannt⸗ werden der Unterredung die Ausſichten für den Verſuch, die Harzburger Front wieder ins Leben zu rufen, die ohnehin nicht groß ſeien, faſt ganz geſchwunden wären. Der„Börſenkurier“ ſagt, der Reichskanzler werde wohl kaum den Eindruck gewonnen haben, daß die hinter dem Kölner Bankhaus ſtehenden Induſtriellen beziehungsweiſe deutſchnationalen Kreiſe bei dem Verſuch des Zuſammenleimens der Harzburger Front es juſt auf die Stärkung des Kabinetts Schlei⸗ cher abgeſehen hätten. Italien Rumänien Keine Einigung über die„Freundſchaft“. a Bukareſt, 8. Januar. Die italieniſch⸗rumäniſchen Verhandlungen über eine fünfjährige Verlängerung des Freundſchaftsabkommens von 1927 haben nun⸗ mehr einen vorläufigen Abſchluß gefunden. Eine Verlängerung auf fünf Jahre bezw. der Abſchluß eines neuen Vertrages kam zwar nicht zuſtande, weil Italien gewiſſe Be⸗ dingungen ſtellte, die unvereinbar waren mit der Politit eines Staates der kleinen En⸗ tente. Deutsche Arbeitsfront! Bedeutſamer Zuſammenſchluß der Verbände. Einigkeit im Arbeits dienſt. Berlin, 9. Januar. Hier iſt die Arbeitsgemeinſchaft der Ar⸗ beitsdienſtverbände gegründet worden, dem die Verbände von rechts bis links angehören, u. a. Stahlhelm, Jungdeutſcher Orden, der nationalſozialiſtiſche Verein für Umſchulung, die Eiſerne Front, die evangeliſche Zentral⸗ organiſation für den F AD., das katholiſche Heimatwerk, der DH., die Techniſche Not⸗ hilfe, die Deutſche Turnerſchaft, der unter Führung von General Faupel ſtehende Reichs⸗ bund für Arbeitsdienſt und die Deutſche Stu⸗ dentenſchaft. Der Zuſammenſchluß iſt frei⸗ willig erfolgt. Die Selbſtändigkeit der Ver⸗ bände wird dadurch in keiner Weiſe beein⸗ trächtigt. Durch die Arbeitsgemeinſchaft, die in den Landesarbeitsamtsbezirken durch Be⸗ zirksarbeitsgemeinſchaften der beteiligten Ver⸗ bände untermauert wird, ſoll die Selbſtver⸗ waltungsaufgabe der Verbände im Geſamt⸗ rahmen des Arbeitsdienſtes zum Ausdruck kom⸗ men, weiter ſoll dadurch eine ſinnvolle und poſitive Zuſammenarbeit mit den ſtaatlichen Inſtanzen erreicht werden. Die große Bedeutung dieſes Zuſammen⸗ ſchluſſes iſt vor allen Dingen darin zu ſehen, daß über politiſche und weltanſchauliche Un⸗ terſchiede hinweg ſeit der Revolution von 1918 aus der praktiſchen Tätigkeit am Arbeits⸗ dienſt zum erſten Mal eine gemeinſame Front der Bünde zur Löſung einer poſitiven Auf⸗ gabe zuſtande gekommen iſt. Für den Ar⸗ beitsdienſt bedeutet dieſer Zuſammenſchluß einen großen Schritt vorwärts. Anterredung Jitler— Schleicher? „Nichts bekannt“ an zuſtändiger Stelle. Berlin, 9. Januar. Hier verlautet, daß außer der Anter⸗ redung Papens mit Reichskanzler v. Schlei⸗ cher auch eine Beſprechung Hitlers mit dem Kanzler ſtattfinden ſoll, und zwar Ende dieſer Woche, beſtimmt aber noch vor dem 24. Ja⸗ nuar, dem Tage des Wiederzuſammentritts des Reichstags. An zuſtändiger Stelle wird allerdings er⸗ klärt, daß von derartigen Abſichten nichts be⸗ kannt ſei. Röhm und Helldorf in Arlaub Berlin, 9. Jan. Der Stabschef der SA., Röhm, ſowie der SA.-Obergruppenführer für Berlin und Brandenburg, Graf Helldorf, ſind zurzeit beurlaubt und haben eine Er⸗ holungsreiſe nach Italien angetreten. Stabschef Röhm und Obergruppenführer Graf Helldorf teilen auf Anfrage mit, daß die Behauptung, der von ihnen angetretene Urlaub ſtehe mit Meinungsverſchie⸗ denheiten zwiſchen ihnen und Adolf Hit⸗ ler in Zuſammenhang, frei erfunden ſei. Sie befänden ſich zu einem kurzen Erholungsur⸗ laub, von dem ſie in wenigen Tagen zurück⸗ kehren würden, in Südtirol. Sie ſtänden in ſelhſtnerſtändlicher Treue hinter ihrem Führer Adolf Hitler, mehr denn je überzeugt von der Richtigkeit ſeiner Politik. Die Beisetzung des gitler⸗Jungen Große nationalſozialiſtiſche Demonſtration. Berlin, 9. Januar. Hier erfolgte unter ſtärkſter Anteilnahme der nationalſozialiſtiſchen Parteigenoſſenſchaft die Beiſetzung des Hitler⸗Jungen Walter Wag⸗ nitz. Wagnitz, der im 16. Lebensjahr ſtand, war in der Neujahrsnacht am Wedding von einem politiſchen Gegner durch Bauchſtich ſchwer verwundet worden und iſt bald darauf ſeinen Verletzungen erlegen. Der Trauerzug führte vom Leichenſchauhaus in der Nähe des Oranienburger Tores am Schloß vorbei, durch Alt⸗Berlin und dem Südweſten nach dem alten Luiſenſtädtiſchen Friedhof. Den mit vier⸗ ſpännigem Leichenwagen geführten Sarg, dem Fackelträger der Hitſerjugend zur Seite gin⸗ gen, deckte die Hakenkreuzflagge. Der nach Zehntauſenden zählende Trauerzug, in dem ſich auch Prinz Wilhelm von Preußen befand, erreichte den Friedhof bei einbrechender Dun⸗ kelheit. An der offenen Gruft ſprach nach dem Geiſtlichen zunächſt der Führer der Hitler⸗ Jugendſchar Wedding, Reichsjugendführer Baldur von Schirach. Der Berliner Gauleiter, Dr. Göbbels, erklärte, daß man dieſen 16jährigen unbekannten Jungen wie ainen König zu Grabe getragen habe. Anverſöhnlich! Vergeltungsmaßnahme 11 0 der Beſatzungs⸗ zeit. Ludwigshafen, 9. Januar. Die franzöſiſche Regierung hatte in der Beſetzungszeit die„Pfälziſche Rundſchau“ für ganz Frankreich verboten. Das Verbot wurde mit der Haltung gegenüber Frankreich und den franzöſiſchen Beſatzungsbehörden begründet. Auf neuerliche Anfrage über die deutſche Botſchaft in Paris hat die franzöſiſche Re⸗ gierung erwidert, daß das Verbot weiter be⸗ ſtehen bleibe. Die Zeitung habe auch in der Zwiſchenzeit ihre Angriffe ſtändig wiederholt. Das Verbot der franzöſiſchen Regierung ſtellt damit den in der Geſchichte der Preſſe einzig daſtehenden Fall einer Fortſetzung von Ver⸗ e aus der Beſatzungszeit dar. Miniſterwahl in Baden Wer wird Innenminiſter? 15 Karlsruhe, 9. Januar. Auf die Tagesordnung der nächſten Land⸗ tagsſitzung am Dienstag, den 10. Januar, wurde nachträglich auch die Wahl des neuen Innenminiſters geſetzt. Danach erfolgt die Wahl des Staatspräſidenten und ſeines Stellvertreters. Wie man hört, iſt für den Poſten des Innenminiſters der Miniſterialrat im Juſtiz⸗ miniſterium, Dr. Umhauer, der in der Evangeliſchen Landesſynode als Präſident fun⸗ giert, in Ausſicht genommen. Von anderer Seite wird aber auch der derzeitige Landes⸗ kommiſſär in Mannheim, Dr. Scheffel⸗ meier, genannt. Beusheim, 8. Jan. 199 den Folgen eines Unfalles geſt 5 ſigen Krankenhaus ſtarb ein jungverheirateter Einwohner aus Reichelsheim i. O. Er war mit Arbeitsloſen im Walde beim Holzholen, flüchtete vor einem ſtürzenden Aſt, kam zu Fall und wurde von dem Aſt getroffen. Eine ſchwere Schädelverletzung erlitt er auch dadurch, daß er auf einen Felsblock aufſchlug. Bürſtadt, 8. Jan.(Kampf mit einem Marder.) Zwei junge Leute waren am Holzleſetag mit Steigeiſen auf einen hohen Baum geſtiegen, um dort dürre Aeſte abzu⸗ ſchlagen. In einer Gabelung in großer Höhe hatte ſich ein Edelmarder eingeni tet, der den Arbeiter angriff und ihm einen Biß in den Arm verſetzte. Der Marder konnte nicht aus⸗ reißen und brachte dem zweiten Arbeiter einen Biß ins Bein bei, als dieſer ſeinem Kameraden zu Hilfe eilte. Nun gelang es dem erſten Arbeiter, mit einem inzwiſchen abgeriſſenen Aſt dem Marder einen Schlag zu verſetzen, worauf das Tier tot in die Tiefe ſauſte. Worms, 7. Jan. Die Kriminalpolizei iſt einem umfangreichen Tabakſchmuggel von der holländiſchen Grenze nach Worms auf die Spur gekommen. Der Haupttäter, ein 34⸗ jähriger arbeitsloſer Einwohner aus der Friedrichſtraße, hat in letzter Zeit etwa zehn Fäſſer Tabak erhalten, deren Inhalt als He⸗ ringe deklariert war. Nach den bisherigen Feſtſtellungen dürften die Schmuggler Ziga⸗ rettentabak im Werte von 5000 Mark ge⸗ ſchmuggelt haben. Der Haupttäter wurde in Haft genommen. Alzey, 8. Jan.(Nicht mit einer Wunde im Mund rauchen.) Der Sohn eines hieſigen Gaſtwirtes hatte trotz War⸗ nung nach erfolgter Zahnbehandlung ſofort geraucht. Es ſtellte ſich Nikotinvergiftung ein, an deren Folgen der junge Mann ſo ſchwer er⸗ krankte, daß man an ſeinem Aufkommen zwei⸗ felt. * Biedenkopf, 8. Jan.(Eine Hundert⸗ jährige.) In wenigen Tagen begeht Frau Sophie Plitt in Biedenkopf ihren 100. Ge⸗ burtstag. Sie ſtammt aus Soeſt in Weſt⸗ falen und iſt ſeit 1862 in Biedenkopf an⸗ ſäſſig und die älteſte Bürgerin der Stadt, jedenfalls aber auch eine der älteſten Frauen des heſſiſchen Hinterlandes. Neues aus aller Welt Ungeklärter Tod im Unterſuchungsgefäng⸗ nis. Die Kriminalpolizei hat den Bürovor⸗ ſteher Born in Neuwied wegen umfang⸗ reicher jahrelanger Verfehlungen im Amt feſtgenommen. Die Verfehlungen erſtrecken ſich auf Untreue, Unterſchlagung und Be⸗ trug. Die veruntreute Summe ſoll ſich auf mehr als 50 000 Mark belaufen. Nach mehr⸗ ſtündiger Vernehmung durch den Unterſu⸗ chungsrichter wurde der Verhaftete in das Gerichtsgefängnis Neuwied eingeliefert, wo er ſchon eine Stunde nach ſeinem Eintreffen tot aufgefunden wurde. Ob der Tod durch einen Schlaganfall eingetreten iſt, oder ob Selbſtmord durch Cyankalivergiftung vor⸗ liegt, muß die Unterſuchung ergeben. torben.) Im hie⸗ Sonnenaufg. 8,08 18290 Der Reiſende Adolf v. Schlagintweit in München K 0 1873 Napoleon III. in Chislehurſt geſtorben. 1908 Der Maler und Dichter Wilhelm Buſch in Mechtshauſen am Harz geſtorben. 1909 Shakletons Südpolexpedition erreicht 8 Grad 23 Minuten ſüdliche Breite. 1927 Der Schriftſteller Houſton Stewarf Chamberlain in Bayreuth geſtorben. Sonnenunterg. 16,00 Mondunterg. 6,53 Mondaufg. 13,13 Prot. Beatus. Kath. Julian. * Der Sündenbollk Er wird nie ausſterben, denn er wird un⸗ gemein häufig benötigt. Jeder braucht ihn, der etwas verſiebt hat und zu feige iſt, dies vor anderen oder auch nur vor ſich ſelbſt einzugeſtehen. Er ſchiebt ſeine eigene Schuld dann eben auf den, den man den Sünden bock nennt. In der Mehrzahl der Fälle wird der Sündenbock ja zwar ein Menſch ſein, aber es iſt ſehr wohl möglich, daß irgend ein, nicht von Menſchen beeinflußte Einwirkung als Sündenbock verwendet wird So komm es beiſpielsweiſe gar nicht ſelten vor, daß man ſich beim Zuſpätkommen mit dem an haltenden Regen entſchuldigt, wenn auch dieſer Regen durchaus kein Verhinderungs grund geweſen iſt. Zuweilen allerdings und beſonders dann wenn er ein Menſch iſt, kann der Sünden— bock auch unbequem werden. Nämlich dann wenn er von der Rolle erfährt, die er ſpie len ſoll und wenn er mit dieſer Rolle nich einverſtanden iſt. Dann kann er zur ungele genſten Zeit die ſchönſte Ausrede ung Schwindelei aufdecken und zu mehr alz peinlichen Situationen Anlaß geben. 5 beweis Wer einen Sündenbock braucht, 5 damit in keinem Falle beſonders gute Cha rakterzüge. Noch viel peinlicher aber muß e berühren, wenn man jemanden ohne vorheß irgend einer Ungehörigkeiſ rige Prüfung oder einer Verfehlung beſchuldigt, nur w man auf„die günſtige Gelegenheit“ ſchon lange gewartet hat. Wenn dieſer Schein ſich dann nicht als trügeriſch und falſch erwieſen hat, ſo iſt von der Anſchuldigung doch imme etwas hängen geblieben. * Die Reichspoſt prüft Anſchriften, Kar, teien, gegen mäßige Gebühr. Zahlreiche Poſth ſendungen werden wegen mangelhafter An ſchrift verſpätet ausgehändigt, oder ſind überß haupt nicht anbringlich. Beſonders gilt dieß für Werbedruckſachen, deren Anſchriften viel fach veralterten Anſchriftenverzeichniſſen en Reichspoſ übernimmt gegen mäßige Gebühr Prüfung und Berichtigung von Anſchriftenverzeichniſ nommen werden. Die Deutſche ſen und ⸗karteien. ** Rotes Schlußlicht bei Auslandsfahrten Der Reichsverkehrsminiſter macht darauf auf merkſam. daß ſich bei Auslandsfahrten vo 0 N 1 Das beiudſurte Handandpidnamai in ellen Apotheken ethäliſſch zum Preſse von RI. 0.89, 1.30, 1.88. Nus ech mm dem Namens- zug Raunen aut jede Feckung. Evchen aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 5 Da fühlte ſie, daß ſie im tieſſten Winkel ihres jungen Herzens auf ein großes, gewaltiges Geſchehnis wartete, das jäh vom Himmel herniederfiel, wie ein leuchtender Stern, und das für immer den Hunger ihrer Sehnſucht ſtillte; daß ſie wartete auf ihren Märchenprinzen, der ſie zu erlöſen kam aus dem erdrückenden Alltag ihrer Um⸗ gebung. Doch dieſer Prinz hatte mit Ferdinand Mei⸗ ningers plumper Geſtalt gar nichts zu tun, und ſie ſtreckte abwehrend die Hände von ſich, wenn ſie daran dachte, daß ſie ihm einſtens ganz gehören ſollte. Und oft nahm ſie ſich in ſolchen Stunden vor, mit dem Freund ihrer Kindheit ehrlich darüber zu ſprechen. Doch immer wieder verſchloß ihr die Erinnerung an all das Gute, das ſie von ſeinen Eltern empfangen hatte, den Mund Und nun war Evchen Sekretärin bei Konſul Martens, der neben ſeinem Beruf als Konſul auch noch wiſſenſchaft⸗ liche und hiſtoriſche Werke herausgab, die ihn weit über die Grenzen des Landes hinaus berühmt gemacht hatten. Zweimal des Tages nun machte Evchen den Weg über jene Brücke, die ſie als Kind ſo zaghaft betreten und die ſie im ſtillen die„Brücke zum Paradies“ getauft hatte. Zu Martens blickte ſie mit Bewunderung und Achtung empor, und ſie war ſtolz darauf, die Gehilfin eines ſo chervoörragenden und geiſtig hochſtehenden Mannes zu ſein. Vormittags pflegte er ihr zu diktieren; er hatte dabei die Angewohnheit, mit auf dem Rücken gekreuzten Händen im Zimmer auf und ab zu gehen. Sein ſtreng geſchnittenes Geſicht mit der vorſpringenden Adlernaſe hatte dann einen ſſo durchgeiſtigten und verklärten Schimmer, daß Evychen ganz erfaßt wurde davon. Seltſam kontraſtierte das volle, ſilbergraue Haar zu dieſem ſtraffen, jugendlichen Geſicht, daß es faſt unmöglich war, ſich ein Urteil über das Alter dieſes Mannes zu bilden. Er konnte genau ſo gut Mitte Dreißig, wie fünfzig Jahre alt ſein! Evchen war ſchon einige Zeit bei ihm, als ihr eines Tages bei Aufräumungs⸗ arbeiten unter den Manuſfkripten ein alter Paß Martens! in die Hände fiel, aus dem ſie erſehen konnte, daß dieſer Mann bereits das zweiundfünfzigſte Lebensjahr über⸗ ſchritten hatte. Da ſtand ſie erſtaunt und faſſungslos vor dem Wunder eines kultivierten, ſportgeſtählten Körpers und eines ſcharfen Geiſtes. Wenn der Konſul ſein Diktat beendet hatte, dann kam die Mittagspauſe, und Evchen durfte an dem Mittagsmahl teilnehmen, bei dem noch Martens' jüngere Schweſter, eine verwitwete Majorsgattin, die ſeinem Haushalt vor⸗ ſtand, anweſend war. Um fünf Uhr nachmittags war Evchens Dienſt bei Konſul Martens beendet, und er begleitete ſie oft noch bis in den Garten hinab, um dort einen Strauß leuchtender Blumen für ſie abzuſchneiden. Der Konſul hatte ſein äſthetiſches Entzücken an dem ſchönen, jungen Mädchen; ihr natürliches, friſches Weſen war ihm bald unentbehrlich geworden, und es kam für ihn eines Tages die Stunde, da er ſich eingeſtehen mußte, daß er ſein alterndes Herz an ſoviel Schönheit und Jugend verloren habe. Daß er ſich ſehnte nach ihr, von dem Augenblick an, wo ſie ſein Haus verlaſſen, und daß er erſt wieder zufrieden war, wenn ſie neben ihm ſaß und um ihn war. 1 5*. Währenddeſſen ging das Leben in dem kleinen Häus⸗ chen, wo Evchen wohnte, weiter Die jüngere Schweſter von ihr war nun gerade das Gegenteil. Sie hatte ein ſommerſproſſiges, etwas eckiges und ziemlich farbloſes Geſicht, und Mutter Wanner konnte gar nicht begreifen, daß ihr zweitgeborenes Kind ſo wenig von der ſtrahlenden Schönheit des Vaters geerbt hatte. Auch ſie ſelber, die Mutter, hatte in jungen Jahren friſcher, blühender und lieblicher ausgeſehen als Mariele. Heinz dagegen, das dritte Kind, ſah Evchen zum Ver⸗ wechſeln ähnlich. Er hatte dieſelben großen, ſamtdunklen Augen mit den langen, gebogenen Wimpern und den ſchön geſchwungenen, dunklen Brauen. Er hatte dasſelbe feine Oval des Geſichts und dasſelbe köſtliche Goldblond der Haare. Aber Heinz war trotz ſeiner äußeren Schönheit doch ein gewalttätiger und leichtſinniger Junge. Es verging faſt kein Tag, an dem nicht Klagen einliefen über ihn. Er konnte dann ſo rührend um Verzeihung bitten und ſo be⸗ teuernd ſeine Beſſerung verſprechen, daß man gar nicht anders konnte, als ihm wieder gut zu ſein, um aber bei nächſter Gelegenheit wieder erkennen zu müſſen, daß alle ſeine Beteuerungen lächerlich, zwecklos waren und er immer wieder in dieſelben Fehler verfiel. Karlchen nun, das jüngſte von Frau Wanners Kindern, hatte wohl ein gar hübſches, feines Geſichtchen mit den ſchönen Blauaugen der Mutter, aber er war körperlich wie geiſtig ziemlich zurückgeblieben; denn er fiel von einer Krankheit in die andere, ehe er noch richtige Zeit gehabt hätte, ſich zu erholen. So machten alſo die beiden Knaben der Frau große Sorgen, jeder auf eine andere Art. Manchmal ging Evchen ſchon mit recht trüben Sinnen von zu Hauſe fort; je weiter ſie aber den Weg über die Brücke zurückgelegt hatte und je näher ſie ihrem heimlichen Paradies entgegenkam, deſto mehr fiel alles Mißtönige und Schwere von ihr ab. Und ſteis kam ſie mit blanken, frohen Augen bei Konſul Martens an, um froh und leicht⸗ beſchwingt ihre Arbeit zu beginnen. Sie hatte in dem einen Jahre ihrer Tätigkeit bei ihm faſt vergeſſen gelernt, daß ſie aus dem Viertel der Armen kam, und fühlte ſich in der lauſchigen Villa wie zu Hauſe. Und der Gelehrte ſelbſt hatte ſich bereits ſo an ihre lichte, weiche Schönheit und an ihr tiefes, geiſtiges Ver⸗ ſtehen und Eingehen auf ſeine Wünſche und Gedanken ge⸗ wöhnt, daß er unruhig wurde, wenn die Stunde nahte, da Evchen ihr Tagewerk vollendet und ſich zum Heimweg Fortſetzuna folat.) Und in ſich gekehrt durch die Linie der Poliziſten.„He, hallo, Wollen Sie es mit Micki aufnehmen? Micki iſt ein kleiner Bengel von ungefähr ſechs Jahren. Wenn er Glück gehabt hätte, wäre er ſo eine Art Jackie Coogan geworden; aber im Leben gibt es ja keine flimmernden Filmſchickſale, kein Glück, das über Nacht kommt und alles vergoldet— ſo war denn Micki nur beſchieden, als blinder Paſſagier einiges Erſtaunen und Kopfſchütteln zu erregen. Sehen Sie, der kleine Micki war ſchon mit ſechs Jahren Zeitungsausträger in Neuyork. Mor⸗ gens, wenn noch die ganze Stadt in Nebel gehüllt war— ſo richtigen kalten Hudſonnebel—, mußte er ſchon mit der Horde der anderen zum Zeitungsautomobil rennen und ſeinen Packen holen. Und dann ging es los, ſtraßauf, ſtraßab. Eines Tages erzählte ihm ein Kollege, daß in Chikago eine Stelle frei ſei, ein guter„job“. Drei Tage lang überlegte unſer Held, was zu tun ſei— denn es ſtand von vornherein bei ihm feſt, daß dieſe ſagenhaft gute Stellung nur ihm und keinem anderen zufallen dürfte. Von wo aber ſoll Micki das Reiſegeld nach der Stadt am Michiganſee bekommen? Von niemand— das ſtand ebenfalls feſt. So drückte er ſich denn ein paar Tage in den Hallen des Grand Central herum. Er verſuchte auf alle mögliche Weiſe in den Chikagoer Zug hineinzukommen, aber nicht einmal das gelang ihm. Mochte er ſich plötzlich auf einen ahnungsloſen Reiſenden ſtürzen und ihm die Schuhe putzen, immer mitkriechend bis zur Sperre; an dieſer Linie jedoch wurde er jedesmal mehr oder weniger ſanft zurückgewieſen, und als er ſchließlich mit ſeinem Gekrieche auffiel, da drohte man mit einer fürchterlichen Tracht Prügel. Kann Micki nicht abhalten! Keineswegs! Verſucht er es als Kofferträger. Ver⸗ hebt ſich dabei und iſt ein paar Tage gänzlich kampfunfähig. Kaum wieder ſoweit, daß er ſtehen kann, iſt er ſchon wieder im Bahnhof und eines Abends hat einer der Reiſenden ſeine Taſche ſtehengelaſſen; der Kleine ſieht es, ſtürzt ſich darauf und läuft damit zu dem Herrn, der winkend am Fenſter des Waggons ſteht— und wird anſtandslos durchgelaſſen. Nun iſt ex drin! Niemand achtet mehr auf den kleinen Burſchen, der da eben verſchwunden iſt. Der Zug entrollt durch die Neuyorker Tunnels. Ja— und was tut nun Micki? Zunächſt empfängt er ein nettes Trinkgeld von dem Reiſenden und ſetzt ſich in irgendeine Ecke. Laſſen wir ihm ſeinen Optimismus! Un⸗ gefähr zwanzig Minuten ſpäter iſt der Kontrolleur in ſeinem Wagen angelangt. Micki verläßt fluchtartig ſeinen Platz und tut das, was jeder andere jetzt auch getan hätte: er verſteckt ſich in einem Waſchraum. Dort bleibt er wieder eine Stunde lang. Dann hört er zu ſeinem Schrecken Stimmen; man be⸗ ginnt an der Tür zu rütteln. Irgend jemand beſchwert ſich empört. Und in dieſem kritiſchen Augenblick vollbringt unſer „Blinder“ eine akrobatiſche Kunſtleiſtung; bedenken wir ſein Alter! Er klettert, während der Zug im 90⸗Kilometer⸗-Tempo fährt, aus dem kleinen, ſchmalen Fenſter ſeines Verſtecks heraus und ſetzt ſich aufs Dach. Wie er das gemacht hat und auf welche mögliche und unmögliche Weife er mit dem Leben davongekommen iſt, das bleibt ſein Geheimnis. Micki iſt bis nach Buffalo auf dieſe ebenſo billige wie komfortable Weiſe gereiſt, ohne entdeckt zu werden. Auf den Stationen machte er es genau ſo wie in den Tunnels: er ſtreckte ſich lang aus, und ſo ſah ihn niemand. In Niagara endlich begeht er„die große Dummheit“! Sie wiſſen, daß der Zug in der Nähe der Fälle langſam fährt oder ſogax hält, um den Reiſenden Gelegenheit zu geben, den wundervollen Anblick in Ruhe zu genießen. Plötzlich großes Hallo! Dort auf dem Dach des letzten Waggons ſitzt jemand— ein kleiner Junge! Micki wird heruntergeholt und gefragt, was er da oben wolle, was er da mache und dergleichen geiſtreiche Dinge mehr. Er antwortete — wie Sie damals in allen Zeitungen leſen konnten, daß er ſich„die Fälle anſehen“ wollte. Das war ein Freſſen für die Reporter! Nun, geſchadet hat ihm dieſe luftige Reiſe nicht. Da er nun ſowieſo faſt in Chikago war, ließ man ihn ruhig mitfahren. Ja, man verpflegte ihn ſogar, veranſtaltete eine Sammlung im Zuge für ihn— und ſeine Stelle hat er dann auch bekommen. Das war mal ein blinder Paſſagier! Aber ſo einfach iſt die Sache nicht immer. Ich würde Ihnen dringend raten, dieſe Reiſe nicht ohne weiteres nachzumachen; man kann auch vom Dach fallen. 77*. U Nun muß ich mit einem ganz tollen Ding aufwarten: mit Bujhalwic z. Sehen Sie, Sie ſind ſchon geſchlagen— Sie können nicht mal den Namen dreimal hintereinander aus⸗ ſprechen von dieſem blinden Paſſagier. So verrückt wie er heißt, ſo abwegig iſt auch ſeine Art zu reiſen. Bujh...— er⸗ ſparen wir uns die Zungenwurſt—, B. alſo wandelt eines nebligen Morgens im Hamburger Hafen umher. Verſuchte in den Freihafen hineinzukommen. Wollte gratis nach Amerika, Geld machen. Viel, ungeheuer viel Dollar. B. geht einige Tage im Hamburger Hafen ſpazieren, immer bis zu der be⸗ kannten eiſernen Brücke bei den Speichern, wo eben die Gen⸗ darmen ſtehen und die Papiere prüfen. B. geht in die nächſte Hafenkneipe, macht Bekanntſchaft mit irgendeinem Heizer. Am nächſten Tage, vormittags gegen elf Uhr, erſcheint er wieder auf der Brücke und wandelt ruhig Mann!? Wo ſind Ihre Papiere?“—„Keine!“ knurrt er zurück.—„Dann dürfen Sie den Freihafen nicht betreten!“— Will aber meinen Freund Hein beſuchen, Heizer auf Chriſtian Siebenlen““—„Der 0 t ja in zwei Stunden ab!“—„Darum eben.“ Der Poliziſt beſieht noch einmal unſeren Abenteurer kurz, dann läßt er ihn durch. Sie ſehen Auf dem däniſchen Dampfer wartet B.s Bekannter bereits, denn jetzt ſoll er ſeine verſprochenen 50 Mark erhalten. Be⸗ ., 2 e 2. 2 W +. 22 ——, S 2 kommt er. Dafür verſtaut er B. in der Koje. Im ſelben Raum ſchlafen noch drei andere Heizer. Es iſt ihnen gleichgültig, ob da ein„Blinder“ mit drin iſt oder nicht. Aber er ſoll jedem von ihnen 50 Mark geben. Elbe, da verläßt er ſein Verſteck und klettert durch die nächſte Falltür in das Schiff hinein. Denn die 150 Mark hat er natürlich nicht. Dummerweiſe führt ſeine Treppe, die immer dunkler und enger und ſchmutziger wird, in die Kohlenbunker. Aus pechſchwarzer Nacht dringt qualmiger Dunſt und ſchnürt ihm den Atem ab. B. tut dasſelbe, was jeder andere tun würde: er klettert ſchleunigſt die Eiſenleiter hinauf zur freien Luft. Aber diesmal nimmt die dunkle Stiege kein Ende. Und was hat ſich inzwiſchen ereignet? Die Tür iſt verſchloſſen worden. B. iſt in einer Falle gefangen, im Vergleich zu der beiſpielsweiſe einer Maus ihr Fangeiſen als Eldorado er⸗ ſcheinen würde. B. hockt zunächſt auf der oberſten Sproſſe, den Kopf gegen die Eiſenplatte der Tür gepreßt. Er hofft, daß ſein Heizer an ihn denken wird und ihn befreien kommt. So ver⸗ geht die Zeit; wieviel, weiß er natürlich nicht. Aber der Hunger kommt, und der entſetzliche Kohlenſtaub dörrt ihm die Lungen aus und läßt karminrote Schleier vor ſeinen ent⸗ zündeten Augen flimmern. Verzweifelt beginnt der Ein— geſchloſſene gegen die Platte zu hämmern, immer wilder, immer lauter. Doch niemand ſcheint ihn zu hören. Endlich treibt ihn der wahnſinnige Hunger und der mörde— riſche Durſt hinunter, ſuchen, ſich retten, weiterleben. Er taſtet über Kohlenhaufen— und wahrhaftig, er findet eine Jacke. In die Jacke iſt eine Flaſche gewickelt, die Bier enthält, und daneben liegt etwas Brot und Speck. Wahrſcheinlich hat ein Arbeiter beim Einladen ſeine Jacke abgelegt und nachber nicht wiedergefunden. In dieſem Gefängnis hat B. vier und einen halben Tag aushalten müſſen, in dieſem Gefängnis, in dem nicht einmal eine Maus piepte, eine Ratte ſchlurfte, in dieſem Gefängnis, in dem es nichts gab als Eiſenwand und Kohle und ſtickenden Dunſt. Durſt, Hunger und Atemnot ließen ihn endlich am dritten Tage ohnmächtig werden, ſo daß er die nächſten anderthalb Tage ohne Bewußtſein— ein Toter— zwiſchen den Kohlen lag. Dann wurde wieder die eiſerne Platte gehoben, und man ſtieg herunter zu ihm mit Laternen und Hämmern. Denn zu ſeinem Glück zog das Schiff Waſſer, und man ſuchte die undichte Stelle. Und ſo fand man ihn, zuſammengekrümmt, wie einen erſtarrten Käfer, leblos, reglos. Man brauchte Stunden, um ihn wieder zum Leben zu erwecken; und als er erwachte, machte ihm niemand einen Vorwurf. Niemand drohte mit Strafe, mit Anzeige, und niemand lachte über ſeine erſten Worte: 2 5„Sind wir ſchon drüben...?“ Er meinte Amerika. Ach, der Dampfer lag ja feſt, in Southampton. Seit drei Tagen. So hatte B. für ſeine letzten 50 Mark eine Reiſe unter einfach unvorſtellbaren Qualen gemacht, die er für wenig mehr bequem als Paſſagier hätte reiſen können.— i Da ſind die Frauen wieder mal tüchtiger! Kennen Sie die Geſchichte von Jeanne Milton aus Boſton, die ja damals ausführlich in allen amerikaniſchen Zeitungen zu leſen war? Nun, als Jeanne eines ſchönen oder weniger ſchönen Morgens erwachte, findet ſie das Bett ihres Mannes, eines kleinen Verſicherungsbeamten, leer und dafür einen Abſchieds brief auf dem Tiſche. Louis hat das fade Leben ſatt, das um acht Uhr morgens mit dem Gang ins Büro beginnt und um einhalb ſechs mit dem mageren Souper endet. Er iſt gekniffen. Sie können ſich denken, daß die guten Nachbarn dafür ſorgten, daß Frau Jeanne bald erfährt, daß ihr Louis nicht allein verreiſt iſt. Viel ſchlimmer! Er iſt in begleitung auf der„La France“ nach Paris gereiſt. us Das iſt zuviel für die arme Jeanne. Nach! Um jeden Preis ihm nach! Geld hai ſie nicht genug, um die Ueberfahrt nach Europa zu bezahlen; borgen von den Nachbarn will ſie nicht, ſie hat ſchon Spott genug. Was tut ſie? Sie läuft zum Pier und will auf den nächſten abgehenden Dampfer. Unmöglich! Auch eine Lady darf ihn nicht ohne Ticket betreten! Was tut Jeanne? Was hätten Sie getan? Nun, Jeanne geht mit ungeheurem Raffinement zu Werke. Sie wartet, bis der Dampfer faſt abgeht, bis faſt die Lauf. brücken eingezogen werden, faſt... ſie einen kleinen Burſchen hinüber(den ſie bezahlt hat). Der Kleine rennt über den Steg und paſſiert die Deckoffiziere und die Stewards, und verſchwindet den Gang hinunter, ſo wie ihn Jeanne geheißen. Die Stewards, die gerade jetzt bei der Abfahrt ſehr beſchäftigt ſind, haben keine Zeit, hinter dem Kleinen herzulaufen. Er wird ja wohl zu jemanden gehören. Natürlich gehört er zu jemand! Jeanne ſtürzt über den Lauf⸗ ſteg.„Ihr Ticket, bitte?!“—„Ich will ja gar nicht mit Ihrem Dampfer fahren. Mein Sohn iſt an Bord, ein kleiner Junge; haben Sie ihn nicht geſehen?“—„Natürlich, zum Teufel; eben iſt ein kleiner Burſche hier durchgelaufen.“ Die„Mutter“ Jeanne iſt außer ſich. Fieberhaftes Suchen beginnt. Der Junge iſt nicht zu finden. Natürlich nicht. denn Jeanne hat ihn gut inſtruiert, und Sie wiſſen ja, wenn man ſo einem kleinen Neuyorker Zeitungsjungen ein paar Dollar zu ver⸗ dienen gibt, dann iſt er nicht dumm, er leiſtet Ihnen ganze Arbeit. Schließlich ſucht das ganze Schiff ne. dem kleinen Jungen— vergeblich! Dann kommt der Moment, mit dem Jeanne gerechnet hat. Es erheben ſich Stimmen:„Fahrt ab, Zeit iſt Geld!— Setzt die Frau irgendwo ab oder nehmt ſie mit!“ Jeanne„ſträubt“ ſich mit Händen und Füßen, bis ihr der Kapitän ſelbſt zureden kommt:„Sie können doch Ihr Kind nicht allein auf dem Schiff laſſen!“. Reiſe mit, immer ihr Kind ſuchend, bis nach Cherbourg! Man 50. Mark„ B. vertröſtet ſie auf ſpäter, erſt ſoll das Schiff in Fahrt ſein. Kaum iſt der Dampfer auf der Damen- wie In dieſem Moment ſchickt S 5 5 ,, hat der unglücklichen Mutter eine Kabine Zweiter Klaſſe ein⸗ geräumt, man hat ſie ausgeſucht beköſtigt, aufs beſte gepflegt und ſie aufs tiefſte bedauert. In Cherbourg erklärt„Mutter“ Jeanne, daß ſie es nun aufgeben müſſe, ihr Kind wieder⸗ zufinden. Die ergriffenen Paſſagiere veranſtalten die übliche Kollekte; alles ſieht dem Landungsboot nach, das Jeanne an die franzöſiſche Küſte trägt, zu ihren Verwandten, wo ſie „Troſt und Frieden“ ſuchen will. Sehen Sie, meine Herren. ſo machen das die Damen! Ah, Sie wollen gern wiſſen, wo der kleine Bengel geblieben iſt? Na, in Amerika natürlich, wo denn ſonſt? Haben Sie denn nicht geſehen, wie er ſchnell den Gang entlang gelaufen iſt, bis zum Steg der dritten Klaſſe? Und während am vorderſten Steg Jeanne ein triumphierendes Wehgeſchrei erhob, ſchlüpfte ein kleiner Kofſerträger über die dritte Brücke in die Halle. Noch netter iſt es natürlich, wenn die Damen gleich haufen⸗ weiſe„erblinden“. Wollten da eines Tages drei Neuyorker „Lebedamen“ die Gegend wechſeln und in Schanghai alleinſtehenden Männern Geſellſchaft leiſten. Natürlich kalku⸗ lierten ſie„Reiſeſpeſen“ nicht mit ein. Warum auch? Neu⸗ hork—0ſtaſien iſt ein ganz hübſcher Fahrpreis, und ſie wünſchten nicht„geneppt“ zu werden. Dafür waren ſie ja da— — zu neppen natürlich. Alſo zogen ſie geſchloſſen in Maughams Tanzacademy, wo die Marine zu verkehren pflegt. Und ſie ſchloſſen Freundſchaft, die eine mit dem zweiten Ingenieur, die andere mit dem Oberſteward der Erſten Klaſſe und die dritte mit einem entzückenden kleinen Seeleutnant. Und natür⸗ lich waren die alle drei von ein und demſelben Schiff,! nächſten Morgen von Via Schanghai abdampfen wurde ein ganz reizender Abſchiedsabend. harmloſerweiſe getanzt und„taſſenweiſe“ Dann verließ man gegen Mitternacht in Maugham und zog ins Varieté. Unſere dr Marine hatten Neigung, den einmal ihren„Ladies“ fortzuſetzen. Aber wo! man in Amerika ſich nicht zwanglos zurück unſerem geſegneten Kontinent. Aber wozu ſteward unter ihnen? Eine halbe Stunde ſpäter ſalutierenden Schiffswache ein großes Automo vor drei wohlbekannte Herren führen ſorgſam drei Damen in Dampfer. Am nächſten Morgen erſcheint in der ſchön Doppelkabine, in der man die drei Damen unterg Oberſteward, teils um ſich nach dem werten„Befinden“ zu erkundigen, teils um höflichſt darauf daß es nun„bald Zeit wäre“,. laſſen. Entrüſtung!!„Wir ſchlafen klopft der Steward wieder an, jetzt tung de Offiziers. Man verlegt ſich auf Bit dann macht man ſprechungen; endlich droht man. ſchmeißen euck wenn ihr nicht gehen wollt!“ Da hätten Sie unſere drei Ladies ſehen ſollen, wie lich, aber bedauernd lachten: rausſchmeißen Skandal laufe zum Kapitän!“ verſprach die erſte.„Ich renne, bin, über das Deck und erzähle, was los iſt!“ verhief zweite.„Und ich bleibe hier. Mich müßt ihr ſchon mii Bett aus dem Schiff tragen!“ beteuerte die dritte. N ſo eine kleine ſchwarze Hexe. In dieſe liebliche U altung hinein gellten fröhlich die Sirenen: es blieb keine Zeit mehr. Bitten half nicht, Geld half nicht. Nichts half. So mußte der Steward fluchend„umdisponieren“ und er hat auch dafür ge⸗ ſorgt, daß ſeine drei Schützlinge glücklich nach Schanghai ge⸗ kommen ſind. Was blieb ihm auch weiter übrig?! 0 ungen Ver⸗ raus, „Wir ſie herz⸗ * Den Vogel ſchoſſen vielleicht die Brüder Brilles eine ganze kleine Menagerie auf einen Dampfer ſchmr Brüder Brilles— oder wie ſie mit ihren franzöſiſchen! hießen: Brilles frͤres— waren bekannte franzöſiſche Arti Ihre Produktionen beſtanden in allerlei Kunſtſtücken, die unter Mitwirkung verſchiedener Tiger und Giftſchlangen brachten. Nun war Tages ein Manager 0 fallen, ſie für ein Amerika-Tournee zu engagieren. Und irgend⸗ hatten ſie es fertiggebracht, ihr Reiſegeld zu verjubeln kurz, es reichte wohl noch für eine ſtandesgemäße Ueber⸗ fahrt Erſter Klaſſe für die beiden Brüder, den teuren Tier⸗ transport aber konnten ſie nicht mehr bezahlen. Sie beſtachen ihren Steward und ließen ihre Tiger— es handelte ſich um zwei noch junge Tierchen— ſowie ihre Schlangen in mehreren großen Schiffskoffern in ihre Kabinen ſtellen. Und es wäre wohl auch alles gut verlaufen, wenn nicht bei der berüchtigten Neufundlandecke das Schiff in einen üblen Sturm gekommen wäre. Das war das Signal für die wildgewordenen Tiere, ſich aus ihren Koffern zu befreien und im Schiff umher⸗ zulaufen. Sie können ſich vorſtellen, was für Szenen ſich bei der nächtlichen Tiger- und Schlangenjagd auf einem voll⸗ beſetzten Ozeandampfer abgeſpielt haben, der noch dazu in ſchwerſtem Sturm war. Nach und nach wurden die Tiere ein⸗ gefangen, und die beiden Artiſten haben nebſt einer hohen Geldſtrafe auch noch die vollen Transportkoſten bezahlen müſſen. 9 So geht es auf den Dampfern zu und in den großen inter⸗ nationalen Expreßzügen. Ein Kapitän hat mal behauptet, daß die blinden Paſſagiere eines einzigen Monats ein, ganzes großes Schiff füllen würden. Sie ſehen alſo, nicht leder hat das Glück wie der kleine Micki, nicht jeder fährt gratis über den großen Teich wie die ſchlaue Jeanne aus Voſton. Wir eihtes Jeanne macht alſo die anderen, die wir nicht ſo„gewandt“ ünd, follen es lieber laſſen, auch bei der Trambahn. „Glauben ſollſt du und vertrauen! U Roman bon Gert Rothberg Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle Saale 2. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Frau von Lorring dachte an ihren guten Mann, der noch kurz vor ſeinem Tode geſagt hatte: „Zwinge Daniela zu keiner Ehe. Frei ſoll ſie ſein, frei ſoll ſie wählen dürfen. Du weißt, wie unglücklich die Ehe meines armen Bruders war, und weißt, daß er an dieſer Ehe zugrunde ging. Was nützte ihm das viele Geld? Nichts, gar nichts. Was nützte ihm die hochgeborene Frau, die ihn nie verſtanden hat?“ Frau von Lorring ſenkte den Kopf. So früh mußte der lebensluſtige Mann, Danielas Vater, ſterben, nachdem ihn ſeine Ehe vollſtändig zerrüttet hatte. Einige Jahre ſpäter war auch Danielas Mutter geſtorben, und das Kind kam zu ihnen ins Haus, da ihr Mann Vormund der Kleinen war. Daniela war reich, ſehr reich, und was ſie, Onkel und Tante, beſaßen, erbte ſie einſt auch noch. Sie hatten keine Kinder und vergötterten die Nichte. Und ſeit dem Tode ihres Mannes war Frau von Lorring mit dem jungen Mädchen allein. Gerade zu einer Zeit, wo die Männerwelt anfing, Daniela zu umſchwärmen und mit Heiratsanträgen zu überſchütten. Daniela hatte zu allem gelacht. Herzlich gelacht— bis Doktor Brünneck ihren Weg kreuzte. Und das zarte Gewebe der Liebe hatte ſich enger und enger um die beiden jungen Menſchen geſponnen, feſt, un— zerreißbat. Sie hatte ja alles ganz genau kommen ſehen und ſich über Danielas Wahl gefreut. Weil ſie wußte, daß dieſer eruſte, zielbewußte Mann der beſte Halt für Daniela ſein konnte, wenn ſie ihn liebte. Das war der Fall! Und nun wollten Menſchen kommen und mit ein paar Worten Danielas Glück zerſtören? Frau von Lorring zuckte zuſammen. Wahrhaftig, da ſaß ſie hier und hing Gedanken nach, während ſie ſich doch ihren Gäſten hätte widmen müſſen. Eilig erhob ſie ſich und ging in den Kreis der älteren Damen hinüber. *. E Prinz Oldenhauſen ſtand an ſein Pferd gelehnt und beobachtete angeſtrengt den Eingang zum Tatterſall Danielas Fuchs trippelte und tänzelte ſchon ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Luſtiges Lachen durch— tönte den Raum. Der Direktor ging prüfend zwiſchen den Pferden hindurch. Prinz Oldenhauſen begrüßte hier einen Herrn, ver— beugte ſich dort tief vor einer Dame, doch er wich nicht von ſeinem Platz und nahm die alte Stellung immer wieder ein. Sein Pferd hob ein paarmal witternd die Nüſtern, dann ſtand es wieder wie aus Erz gegoſſen. Und da kam Daniela von Lorring! Sofort wandte ſich das allgemeine Intereſſe ihr zu. Langſam kam ſie in ihrem eleganten Reitdreß den Gang herunter. Da ſah ſie den Prinzen, der ihr Pferd hielt und an das ſeine gelehnt ſtand. Ihr ſchien das eine anmaßende Handlung ſeinerſeits. Ihr Pferd hatte der Stallburſche oder ein Bereiter zu halten, nicht der Prinz, weil es nun ausſah, als verbinde ihn etwas mit ihr. Daniela war auf ſich ſelbſt zornig, auf den Fürſten, auf die ganze Welt. Warum hatte Brünneck eigentlich geſtern nicht geſprochen, nach dem, was ſie ihm ſagte? Sie kam ſich gedemütigt vor, und ſie ſtampfte noch in Gedanken daran mitt dem zierlichen Fuß auf, daß die Sporen leiſe und ſilbern klirrten. Prinz Oldenhauſen verneigte ſich tief. Sie reichte ihm die Hand, ihn dabei nicht gerade freundlich anſehend. Er küßte die kleine Hand im ledernen Stulphandſchuh. Dann richtete er ſich auf. „Belnghe glaubte ich, vergebens auf ein Wiederſehen gehofft zu haben. Doch der Direktor ſagte mir, daß Sie ſtets pünktlich erſcheinen; ſo tröſtete ich mich.“ Dautelg ſah ihn an, doch er fühlte, daß ihre Gedanken ganz woanders waren. Er biß die Zähne zuſammen. liebenswürdig: „Gnuädiges Fräulein ſind noch müde von geſtern? Kein Wunder, wenn man ſo viel getanzt hat.“ Daniela riß ſich zuſammen. „Müde? Nein! Nur— eigentlich habe ich heute keine Luſt zum Reiten, möchte nun aber mein Pferd nicht ent- täuſchen. Es iſt ſchon unruhig.“ „Aber der geſtrige Abend iſt Ihnen gut bekommen?“ Sie ſah ihn an. „Danke, Hoheit, mir bekommt alles gut.“ Danlela winkte, und der Bereiter ſprang herbei, um ihr den Bügel zu halten. Doch da ſtand der Prinz ſchon da und hot ſie in den Sattel. Gleich darauf ſaß er ſelbſt auf, und nun ritten ſie in der Bahn. Bankter Roſen flüſterte ſeinem feldt zu: „Donugerwetter, Hoheit legt ſich ſcharf ins Zeug. Das dürfte eine geführliche Konkurrenz für Brünneck werden.“ „Allerdings. Du, aber eher gönne ich ſie ſchon noch Oldenhauſen, wie dem finſteren Arzt. War mir ſowieſo unbegreiflich, was ſie gerade zu dem zog. Ja, da kann man ja in der nächſten Zeit allerlei Ueberraſchungen er⸗ leben“, meinte Haſſelfeldt gemütlich. Da in dieſem Augenblick Bankier Friedland kam, auf den die Herren unt noch gewartet hatten, ſo ging man jetzt zu dettt in das Sportreſtaurant hinüber, um bei einer Flalſhe Wein die neueſten Nachrichten durchzuſprechen. Peinz Oldenhauſen und Daniela ritten ſchweigend nebenelnander. Der Prinz brach dieſes Schweigen endlich. „GAnädiges Fräulein beſuchen am Donnerstag das große Wohltätigkeitskonzert? Die Deruett ſingt. Es ſoll ſchon alles ausverkauft ſein.“ Dauielg nickte.„Die Deruett muß man doch hören! Oder muß man das etwa nicht?“ Der Prinz lachte. „Man muß! Aber ſie ſingt tatſächlich herrlich. Ich hörte ſie borigen Winter in der Oper in Berlin. Man war hingerlſſen. Und das will natürlich etwas heißen, denn Dann aber ſagte er Intimus Haſſel⸗ man iſt ja ſchließlich durch die einheimiſchen Kräfte ſehr verwöhnt.“ f i Daniela hob den raſſigen, dunklen Kopf. Auf ihrem ſchönen Geſicht war endlich wieder das Lachen. N „Iſt ſie ſchon alt, dieſe berühmte Deruett?“ Lachend zuckte Prinz Oldenhauſen die Schultern. „Alt? Warum dieſes harte Wort, gnädiges Fräulein? Man wendet dieſes Wort auf ſchöne Frauen überhaupt nicht an, weil es Frevel wäre.“ „Aha!“ Daniela ſagte es mit Spott. Der Prinz lachte froh. „Um Gottes willen, Sie haben mich doch nicht etwa im Verdacht? Die Dame reiſt in Begleitung ihres Gatten, der übrigens einen ſehr eiferſüchtigen und feudalen Ein⸗ druck hinterließ.“ g Jetzt lachte auch Daniela laut und herzlich. Dann ſagte ſie: a „Der Fuchs iſt viel zu fromm; aber mein Onkel Lembach ſteht dort und paßt auf. Ich möchte viel lieber auf einem ungeſattelten Pferde dahinraſen, ganz allein für mich, nicht immer unter Aufſicht.“ Prinz Friedrich ſah entzückt auf die ſchlanke, raſſige Figur des Mädchens. Er hatte ſie richtig eingeſchätzt. Sie beſaß Temperament, hatte Feuer und Schneid. Himmel, wenn er dagegen an die Kuſinen in Biberſtein dachte, von denen er durchaus eine zur Gemahlin nehmen ſollte. Brrr... Die Sophie auf dem Droſchkengaul in ihrem ekelhaften Reitanzug. Oder die Luiſe! Immer mit einer Handarbeit! Pfui Teufel, er konnte doch nicht von Anfang Januar bis Ende Dezember jährlich auf Reiſen gehen, nur um dieſe Ehe zu ertragen? Nein, das konnte niemand von ihm verlangen. Hier. dieſes entzückende Geſchöpf, das war die paſſende Frau für ihn. An ihrer Seite würde es ganz gewiß niemals langweilig und öde ſein. Eine hohe, ſchön gewachſene Männergeſtalt ſchob ſich zwiſchen ſeine Gedanken und Daniela: Der Arzt!— Prinz Oldenhauſen hatte ein unangenehmes Gefühl zu über— winden. „Ich bin ja verrückt! Was geht mich denn dieſer Mann an? Er hat doch kein Anrecht auf dieſes ſchöne Geſchöpf! Vermeſſen genug von ihm, wenn er ſich mit Wünſchen in dieſer Hinſicht trägt.“ Daniela zuckte plötzlich heftig zuſammen. Ihr Blick hing ſtarr an der Tür. Ein großer, ſchlanker Mann ſtand dort, und ſeine Augen blickten mit verächtlichem Ausdruck zu ihr hinüber. Ihre Hände zitterten, und das Pferd ſprang kurz zur Seite. Daniela hatte die Augen geſchloſſen. Als ſie ſie wieder öffnete, war der Spuk verſchwunden. Prinz Oldenhauſen beugte ſich zu ihr hin. „Was war denn nur? Sie ſehen doch ganz weiß aus, gnädiges Fräulein?“ fragte er beſorgt. Daniela lächelte ſchwach. a „Ich— hatte, ach, es war nichts. Es— war dumm von mir. Doch mir iſt nicht ganz gut, und ich werde doch lieber nach Hauſe fahren.“ Sofort war er vom Pferde und half ihr. Am liebſten hätte er das Mädchen ganz feſt an ſich gepreßt, doch dann ließ er ſie ſanft zu Boden gleiten. Gleichgültig wandte er ſich an den Bereiter: „Führen Sie die Pferde ab.“ Daniela ſah ihn erſtaunt an, dann ſagte ſie: „Hoheit, laſſen Sie ſich doch bitte nicht ſtören. Ich bin morgen wieder pünktlich da.“ Daniel wußte nicht, wie ſie dazu kam, dem Prinzen dieſe Aufmunterung zu ſchenken. Doch ſie bereute es ſchon im nächſten Augenblick, als ſie den feurigen Kuß des Prinzen auf ihrer Rechten fühlte. Eilig ging ſie dann dem Ausgang zu. Prinz Friedrich ließ es ſich nicht nehmen, ſie wenigſtens hinauszubegleiten. Er ſtand dann noch lange da und ſah dem Lorringſchen Auto nach. Trübe und grau hing der Himmel über der Stadt. Der Wind trieb Papier und Laub über die Straße. Vergeblich bemühten ſich zwei Kehrer, den Kehrichthaufen zuſammen⸗ zuhalten; er flatterte ihnen immer wieder davon. Mit einem kurzen Ruck wandte ſich Oldenhauſen um und ging wieder in den Tatterſall zurück. * 5 25 Daniela lehnte ſich in die weichen Kiſſen des Wagens Ihre Gedanken galten nicht im entfernteſten dem Fürſten. Sie weilten bei Brünneck. Bei der Viſion, die ſie vorhin gehabt. Oder war es doch keine Viſion, war er es ſelbſt geweſen? Aber das konnte doch nicht ſein. Er ritt doch nicht Und welche Veranlaſſung ſollte er denn ſonſt gehabt haben, nach dort zu kommen? Daniela wollte ſich ſelbſt verſpotten, doch es gelang iht nicht. Die innere Unruhe und die Sehnſucht waren zu groß. Sie wollte ihn von daheim anrufen. Seine Worte von geſtern gaben ihr dazu ein Recht. Als der Wagen endlich hielt, atmete ſie wie erlöſt auf Sie ging ſchnell die paar Stufen empos und trat dann in das Wohnzimmer ihrer Tante. „Jetzt kommſt du, Daniela? Und ich nahm an, daß du zwei Stunden bliebſt wie gewöhnlich. Doktor Brünneck wollte dich ſprechen, und ich ſchickte ihn zu Hallinger.“ Daniela lehnte ſich an die Tür, griff mit der Hand, wie nach einem Halt ſuchend, um ſich. N „Brünneck war— hier— bei dir— Tante?“ „Ja doch, mein Kind. Er ſchien mir ſehr enttäuſcht Ich glaubte— nun, ich dachte, du hätteſt es eigentlich bei⸗ nahe erwarten können, Danie. Warum biſt du denn nur ſo verſtört?“ 1 a Daniela wiſchte die kalten Schweißtropfen fort, die ihr plötzlich auf der Stirn ſtanden. „Ich ritt mit Prinz Oldenhauſen. Da ſah ich Brünneck plötzlich an der Tür und— ich glaubte es wäre eine Viſion oder Einbildung. Wie du willſt. Alſo er war es! Warum aber verſchwand er dann ſo plötzlich? Warum begrüßte er mich dann nicht, wenn er mich doch erſt ſprechen wollte?“. 5 f Die Tante ſah ſie bekümmert an. „Kind, Kind, warum mußteſt du gerade mit dem Prinzen reiten? Ich fürchte, Brünneck hat das falſch auf⸗ gefaßt. Er iſt ſehr ſtolz und verſchloſſen, und ſolche Men⸗ ſchen trifft eine Enttäuſchung doppelt ſchwer.“ 5 „Ich möchte allein ſein, Tante. Ich muß in Ruhe nach⸗ denken. Es wäre möglich, daß ich ihn anrufe. Habe ich deine Einwilligung zu einer Einladung für heute abend zum Tee? Wir haben heute nichts vor. Und der Abend bei Tante Laura fällt nach dem geſtrigen Zwiſchenfall ja aus.“ „Gewiß, Kind. Der Beſuch Doktor Brünnecks iſt mir ſehr angenehm. Sei nicht trotzig, mein Kind; mancher ver⸗ ſcherzte ſich ſchon ſein Glück durch unſeligen Trotz“, ſagte die alte Dame gütig. „Ich danke dir, Tante Maria. Du biſt viel zu gut mit mir.“ Daniela ſchlich ſich hinaus. Und die alte Dame lächelte. Es war alſo alles richtig, wie ſie gedacht hatte. Daniela liebte den Arzt mit einer Kraft und Innigkeit, daß ihr das Herz ſchmerzte bei dem Gedanken, daß er ihr böſe ſein könnte. Und da dachten manche Leute noch, ſie könnten dieſe Liebe mit ein paar oberflächlichen Redensarten von Titeln, Namen, Hinab⸗ ſteigen und ſo weiter, zerſtören. 5 Ausgeſchloſſen! Danielas Herz hatte geſprochen, weil der Rechte ge⸗ kommen war. Nun hielt ſie feſt an dieſer Liebe und würde ſich durch nichts beirren laſſen. Freilich, dieſes unbeſonnene Kind! Wie konnte ſie auch nur dem Prinzen ſo viel Auf⸗ merkſamkeit ſchenken, trotzdem ſie immer wieder behauptet hatte, er gefiele ihr nicht? Frau von Lorring ſeufzte. 0 Daniela würde ſich ändern müſſen, ganz gewaltig ändern! Der Mann mit dem ſchönen, braunen Geſicht und den hellen, durchdringenden Augen würde niemals mit ſich ſpielen laſſen. 0 15 Droben in ihrem Zimmer ſtand Daniela, preßte beide Hände vor das Geſicht und ſtöhnte: „Er war es! Und er hat mich alſo in Wirklichkeit ſo verächtlich angeſehen, weil ich mit Oldenhauſen zuſammen war.“ Wieder nahm ſie den Hörer ab. Ein kurzer Kampf, dann rief ſie an. Frau Rat Stephan meldete ſich. „Herr Doktor iſt nicht daheim, eben wieder fort⸗ gegangen. Ich weiß nicht, wann Herr Doktor Brünneck zurückkommt. Er hatte es ſehr eilig. Vielleicht mußte er ins Krankenſtift! Wenn gnädiges Fräulein einmal dor: anrufen könnten?“ f „Ich danke Ihnen, Ja, das wird wohl das beſte ſein.“ Daniela rief nicht im Krankenſtift an. Matt ſchlich ſie zum Fenſter, ſaß dann dort lange und ſah in den un⸗ freundlichen Herbſttag hinaus. Und genau wie draußen der Tag traurig ausſah, ſo ſah es in ihr traurig und leer aus. Wohl eine Stunde mochte ſie ſo geſeſſen haben, als ſie ſich endlich aufraffte und nochmals an das Telephon ging. Jetzt rief ſie das Krankenhaus an und bat, Herrn Doktor Brünneck zu rufen. „Wen darf ich melden?“ „Fräulein—— ach nein, der Name tut nichts zur Sache. Es iſt dringend.“ f „Es iſt gut, Herr Doktor wird ſofort verſtändigt.“ „Ich danke Ihnen.“ Daniela wartete. Wartete geduldig eine Viertelſtunde am Apparat. Endlich! „Hier Doktor Brünneck! Wer dort, bitte?“ „Daniela Lorring.— Tante und ich bitten Sie für heute abend zum Tee. Wir ſind ganz allein. Ein gemüt⸗ liches Plauderſtündchen, Herr Doktor.“„ Schweigen! Daniela zitterte am ganzen Körper. Angeſtrengt horchte ſie. Endlich hörte ſie etwas. Es klang wie ein tiefes Stöhnen. Und da ſprach auch Brünneck. „Gnädiges Fräulein, was hätte es für einen Zweck? Ich bin mir zu gut dazu, Stunden auszufüllen, in denen der Prinz verhindert iſt.“ Daniela ließ den Hörer fallen. Langſam ging ſie wieder an ihren Platz zurück Große, ſchwere Tränen liefen lang⸗ ſam über ihre Wangen Es waren ſeit langer, ſehr langer Zeit die erſten Tränen, die die ſtolze Daniela weinte.— „Kind, ſchläfſt du?“ Tante Maria kam langſam näher. Sie beugte ſich zu Daniela herab. Da erſchrak ſie. Das Geſicht war ſtark ge⸗ rötet, die Hände fieberheiß. „Kind, was iſt denn nur?“ Da fiel ihr Blick auf den zu Boden gefallenen Hörer. Und nun glaubte ſie alles zu wiſſen.— Sie rief die Zofe herbei und half ſelbſt mit, Daniela ins Bett zu bringen. Dann ſchickte ſie die Zofe wieder fort. Und ſie war froh, als ſie es getan hatte. 1 3 Daniela ſprach leiſe vor ſich hin. Unzuſamnien⸗ hängende Worte. Aber deutlich heraus ſchälte ſich der Satz: „Rudolf Brünneck ſoll kommen. Er ſoll kommen.“ 1 Ratlos blickte die alte Dame vor ſich hin; bann aber ging ſie doch entſchloſſen zum Telephon. „Sofort Herrn Doktor Brünneck, bitte.“ „Herr Doktor iſt nicht da“, meldete Frau Rat Stephan pflichttreu. „Wo vermuten Sie ihn?“ „Im Krankenſtift.“ „Ich danke Ihnen.“ Frau von Lorring ſeufzte. Koſtbare Zeit verloren. Wenn Brünneck unterdeſſen das Krankenhaus verließ? (Fortſetzung folgt.) 7 5 worden. Kartenlegerin der Neuzeit. Kraſtfahrzeugen die Verwendung eines ausge⸗ ea roten Schlußlichtes empfiehlt. Der eußerung des Reichs verkehrsminiſters liegt e Sachverhalt zu Grunde. Nach Ar⸗ ikel 3 Ziffer 4 des internationalen Abkom⸗ mens über Kraftfahrzeugverkehr vom 24. April 1926 muß jedes einzeln fahrende Kraftfahrzeug während der Nacht und nach Anbruch der Dunkelheit hinten mit einem roten Licht ver⸗ ſehen ſein. Stopplichter und Fahrtrichtungs⸗ anzeiger ſind nach dem internationalen Al kommen nicht erforderlich. Es iſt dort für dieſe Signaleinrichtungen auch keine beſtimmte Farbe vorgeſehen. Durch Paragraph 4 Ab⸗ ſatz 1 Nr. 6 der Kraftfahrzeugverordnung vom 10. Mai 1932 iſt entſprechend der in⸗ ternationalen Vereinbarung für Kraftfahrzeuge ein rotes Schlußlicht vorgeſchrieben. Nach Paragraph 4 Abſatz 8 am aufgeführten Ort darf bei Verwendung des Stopplichtes eben⸗ falls nur rotes Licht benutzt werden. Für eilige Leſer Bei den 9. Akademiſchen Skikämpfen in St. Moritz gewann der Norweger Sakshaug den 16⸗Kilometer⸗Langlauf in 1:09:36 Std. vor dem Turiner Holtzner und dem Inns⸗ brucker Reinl. Beſter Deutſcher war der Münchener Stöckl mit einem ehrenvollen 10. Platz. Bei den 9. Akademiſchen Skikämpfen aller Länder wurde noch der Slalomlauf durchge⸗ führt. In der Klaſſe 1 ſiegte der Engländer Clyde in 1:57,4 Minuten und 0 Strafpunk⸗ ten vor Wolfgang⸗Wien 5 Strafpunkte und G. Lantſchner 6 Strafpunkte. Der Engländer Mackintoſh ſicherte ſich den Sieg in der Klaſſe 2 in 1:59,3 Minuten und 0 Straf⸗ punkten vor den Deutſchen Dr. Pahl, Dr. Wernecke und Dr. Vetter. Die Wiener Auſtria ſiegte gegen Boruſſia⸗ Fulda ſicher mit 7:1(5:1). Der Wiener Sportklub gewann in Hildes⸗ heim gegen eine Auswahlelf des hannover⸗ ſchen Südbezirks mit 5:2(0:1). Die Geſchichte der Spiellarten Wenn es vielleicht auch nicht alle gerne hören wollen, ſo läßt es ſich doch nicht be⸗ ſtreiten, daß das Kartenſpiel aus Langeweile entſtanden iſt. Die chineſiſchen Kulis, die Er⸗ finder dieſes Spiels, kamen dazu, weil ſie nichts zu tun hatten. Und es wird ſicherlich auch heute noch in vielen Fällen ſo ſein, weshalb auch die Hausfrau niemals begeiſtert iſt, wenn der Mann ſeinen Skat driſcht. Nach Deutſchland iſt das Spiel im 14. Jahrhundert gekommen. Es wurde wahrſchein⸗ lich von den Sarazenen in Europa eingeführt. Damals hat man ſich allerdings noch große Mühe gegeben, zumal auch in der Urſprungs⸗ zeit der Spielkarte nur koſtbares Material hierzu verwandt wurde. Die Erfindung der Holzſchneidekunſt fand hier ein reiches Feld der Betätigung. Heute werden die Karten typografiſch hergeſtellt, und Altenburg in Thü⸗ ringen darf ſich mit Recht die deutſche Kar⸗ tenſtadt nennen, nachdem die Druckerei in Stralſund eingeſtellt iſt. Die Blattzahl iſt bei den einzelnen Spie⸗ len ganz verſchieden. Zum Tarock⸗Spiel ge⸗ hören 78 Karten, zum Bridge braucht man 52 Karten, das Pokerſpiel zählt 53, Rommee hat die gleiche Zahl an Karten, L'hombre 40, Jaß 36 und der Skat 32. Die deutſche Karte hat 36 Blätter, und zwar 4 Aß, Könige, Ober, Unter, Zehn, Neun, Acht, Sieben und Sechs. Die Schweizer Karte hat als Bilder Roſe, Eichel, Schelle und Schild und zählt ebenfalls 36 Blätter, während die Trappellier⸗Karte, die wahrſcheinlich aus Italien ſtammt, aus viermal 13 Blättern beſteht und zwar aus Re, Cavallo, Fante, Zehn, Neun, Acht; Sie⸗ ben, Sechs, Fünf, Vier, Drei, Zwei und Aſſo mit dem Emblemen Spade, Toppe, Denari und Baſtoni. Die Whiſt⸗Karte hat 52 Blät⸗ ter mit den Bildern Treff, Pique, Ceur und Karo und beſteht aus König, Dame, Bube und der Zahlenfolge eins bis zehn. Neuerdings iſt auch das Polerſpiel hinzugekommen, das aus Amerika ſtammt. Das Rommee⸗Spiel hat noch eine beſondere Karte, den Joker, der im Spiel für jede Karte gelten kann. Es wird unmöglich ſein, feſtzuſtellen, wie⸗ viel Skat an einem Abend in Deutſchland ge⸗ spielt wird. Bridge iſt das Spiel der Mode. Kartenſpiele ſind teils Glücksſpiele und teils Kammerſpiele. Daneben kann man mit den Karten aber auch noch allerhand Kunſtſtücke machen, und dann ſind ſie auch zu Patience⸗ Spielen herangezogen worden, wo ſie über die Zukunft weisſagen ſollen. Die Kunſt des Rärtenleſens ſtammt aus Arabien und iſt namentlich von den Zigeunern ausgebildet Lenormand war die berühmteſte Göbbels amneſtierk. Auf Grund der Amneſtie iſt das gegen Dr. Göbbels vom Oberreichsanwalt im Aprit vorigen Jahres eingeleitete Hochverratsver⸗ Fahren eingeſtellt worden. Das Verfahren war ſeinerzeit eingeleitet worden, weil Dr. Göbbels in verſchiedenen Reden und in meh⸗ reren von ihm als verantwortlichen Redak⸗ teur gezeichneten Artikeln zu gewaltſamem ele s der Verfaſſung et haben * Bekanntmachung. Betr.: Verſtärkte Winterhilfsmaßßnahme der Reichsregierung zur Verbilligung von Lebensmitteln und Breunſtoff für die hilfsbedürftige Bevölkerung. Im Rahmen der Winterhilfe ſtellt die Reichsregierung verſtärkte Mittel zur Verfügung, durch die der hilfsbedürftigen Bevölkerung für die Monate Januar, Februar und März der Bezug von friſchem Rind⸗ oder Schweinefleiſch und anderen Lebensmitteln ſowie von Brennſtoff zu einem verbilligten Preiſe ermöglicht werden ſoll. Für die Durchführung der Maßnahme gelten folgende Beſtimmungen: A. Verbilligung von Fleiſch und anderen Lebensmitteln. 1. Zur Teilnahme ſind berechtigt: a) alle Hauptunterſtützungsempfänger der Ar- beitslaſenverſicherung, b) alle Hauptunterſtützungsempfänger der Kriſen⸗ fürſorge, c) alle von der öffentlichen Fürſorge laufend als Hauptunterſtützte in offener Fürſorge Un⸗ terſtützten(Wohlfahrtserwerbsloſe, Ortsarme, Klein- und Sozialrentner), d) Empfänger von Zuſatzrente nach dem Reichs- verſorgungsgeſetz, ſoweit ſie aus ſchließlich auf Rente und Zuſatzrente nach dem Reichs⸗ verſorgungsgeſetz angewieſen ſind. Der Perſonenkreis iſt alſo gegenüber dem bisherigen inſofern erweitert, als jetzt auch f alleinſtehende u. Perſonen ohne eigenen Haushalt miteinbezogen ſind. Die Empfänger von Kurzarbeiter⸗ unterſtützung können nur wie bisher an der Verbilligung nicht teilnehmen. 2. Die Verbilligung erfolgt auf Grund eines von der Reichsregierung herausgegebenen Verbilligungsſcheins, der nicht übertragbar iſt. 3. Die Vebilligung wird gewährt für friſches Rind- oder Schweinefleiſch einſchließ⸗ lich Rückenfett und Lieſen(Flomen) ſowie für friſche Wurſtwaren von Rind und Schwein. Jeder Berechtigte kann monatlich 4 Pfd. verbilligten Fleiſches oder verbilligter Wurſt⸗ waren erhalten. Auf geringere Mengen als 1 Pfund darf eine Verbilli⸗ gung nicht gewährt werden. Je einmal im Monat können an- ſtelle eines Pfundes friſchen Fleiſches oder friſcher Wurſtwaren wahlweiſe bezogen werden: 1 Pfd. Schweineſchmalz oder mindeſtens 2 Pfd. friſcher Seefiſch oder 1 Roggenbrot im Gewicht von mindeſtens 2½ Pfund. Der verbilligte Preis muß für die ange⸗ gebene Warenmenge 30 Pfg. unter dem Tages- preiſe liegen. Hauptunterſtützungsempfänger und Haupt- unterſtützte mit drei Zuſchlagsempfänger und Empfänger von Zuſatzrente nach dem RVG., die mit drei Zuſchlags- und Zuſatzrentenempfän⸗ gern in gemeinſamem Haushalt leben, können 2 Scheine erhalten, wenn man von Zuſchlags- od. Zuſatzrentenempfängern mindeſtens zwei über 16 Jahre alt ſind. Hauptunterſtützungsempfänger und Haupt- unterſtützte mit vier und mehr Zuſchlagsempfän⸗ gern und Empfänger von Zuſatzrente nach dem RVG, die mit vier und mehr Zuſchlags- oder Zuſatzrentenempfängern in gemeinſamem Haus- halt leben, können ebenfalls zwei Verbilligungs- ſcheine erhalten; ſie können auf den zweiten Verbilligungsſchein anſtelle je eines Pfundes Fleiſches uſw. wahlweiſe mindeſtens 1⅛ Liter friſcher Milch beziehen. Sofern es ſich bei den Zuſatzrentenempfän⸗ gern um Kriegsbeſchädigte handelt, iſt die Ehe⸗ frau mit als Zuſchlagsempfänger zu zählen. Hauptunterſtützungsempfänger aus Arbeits- loſenverſicherung und Kriſenfürſorge, die zugleich zum Haushalt einer von der öffentlichen Für⸗ ſorge unterſtützten Partei gehören, erhalten den Verbilligungsſchein als Hauptunterſtützungsemp⸗ fänger und ſind daher von der öffentlichen Für⸗ ſorge nicht mitzuberückſichtigen. 4. Bezugsſtellen für die verbilligten Lebens- mittel ſind alle Verkaufsſtellen, die die bezeich- nete Ware führen und die ſich bereit erklären, den Verbilligungsſchein in Zahlung zu nehmen und den ſonſtigen in dieſem Erlaß gegebenen Vorſchriften zu entſprechen. Die Verkaufsſtellen ſind durch Aushang kenntlich zu machen. 5. Der in den nächſten Tagen zur Aus- gabe gelangende erſte Verbilligungsſchein enthält vier Abſchnitte, die ſämtlich für den ganzen Monat Januar 1933 gültig ſind. Die zur Ausgabe gelangenden Verbilligungsſcheine ſind auf roſa Waſſerzeichenpapier gedruckt. Für Haupt⸗ unterſtützungsempfänger und Hauptunterſtützte mit vier und mehr Zuſchlagsempfängeru und für Empfänger von Zuſatzrente nach dem RVG, die mit vier und mehr Zuſchlags⸗ und Zuſatzrenten⸗ empfängern in gemeinſamem Haushalt leben (vergl. hierzu Ziffer 3 Abſ. 6), wird als zwei⸗ ter Verbilligungsſchein ein beſonderer Schein ausgegeben, der auf weißem Waſſerzeichenpapier gedruckt iſt. Er trägt die beſondere Bezeich- 5 nung:„Für Kindereriche“ und läßt in keinem Aufdruck erkennen, daß auf dieſen Schein wahl⸗ weiſe auch Milch bezogen werden kann(vergl. Ziffer 3 Abſ. 6). Zum Empfang des Verbilligungsſcheins ſind alle unter A Ziffer 14— d genannten Perſonen berechtigt, die an den von der Ausgabeſtelle feſt⸗ geſetzten Ausgabetagen ſich in laufender Unter⸗ ſtützung befinden. Perſonen, die am Ausgabe⸗ tage noch nicht zu dem unter A 14—d genann- ten Perſonenkreis gehören, können, wenn ſie wäh⸗ rend der Gültigkeitsdauer des Verbilligungsſcheins in laufende Unterſtützung kommen, erſt bei der Ausgabe des nächſten Verbilligungsſcheins be⸗ rückſichtigt werden. Eine Verwendung der Abſchnitte nach Ab- lauf der aufgedruckten Gültigkeitsdauer iſt un⸗ zuläſſig. B Verbilligung von Brennſtoff. 1. Die unter A 1 getroffenen Beſtimmun⸗ gen über die Erweiterung des Perſonenkreiſes finden auf die Verbilligung von Brennſtoff keine Anwendung. Empfangsberechtigt ſind vielmehr wie im Vorjahre a) die Hauptunterſtützungsempfänger der Arbeits- loſenverſicherung, b) die Hauptunterſtützungsempfänger der Kriſen— fürſorge — zu a) und b) ſoweit Familienzu— ſchläge gezahlt werden—, c) die von der öffentlichen Fürſorge laufend als Hauptunterſtützte in offener Fürſorge unterſtützten Perſonen(Wohlfahrts- erwerbsloſe, Ortsarme, Klein- und Sozial— rentner), d) Empfänger von Zuſatzrente nach dem RVG., ſoweit ſie ausſchließlich auf Rente und Zuſatz⸗— rente nach dem RVG. angewieſen ſind — zu ch) und d) ſoweit ſie einen eigenen Haushalt führen—, Die Empfänger von Kurzarbeiterunterſtützung können wie im Vorjahre an der Verbilliung nicht teilnehmen. 2. Die Verbilligung erfolgt auf Grund eines von der Reichsregierung herausgegebenen Ver— billigunsſcheins, der nicht übertragbar iſt. 3. Jeder Berechtigte kann monatlich 2 Ztr. verbilligter Kohlen(Steinkohlen, Braunkohlenbri— ketts, Koks) erhalten. Der verbilligte Preis muß 30 Pfg. unter dem Tagespreis oder, ſofern für Unterſtützungsempfänger durch Preisnachläſſe der Kohlenſyndikate und des Groß- und Klein⸗ handels, ſowie durch Frachtermäßigungen oder durch ſonſtige Ermäßigungen bereits Preisnach-— läſſe erzielt ſind, 30 Pfg. unter dieſem verbilligten Preiſe liegen. 4. Bezugsſtellen für die verbilligten Kohlen ſind alle Kohlenverkaufsſtellen, die ſich bereit erklären, den Verbilligungsſchein in Zahlung zu nehmen und den ſonſtigen in dieſem Erlaß ge— gebenen Vorſchriften zu entſprechen. Die Verkaufsſtellen ſind durch Aus hang kenntlich zu machen. 5. Für den Monat Januar wird ein Ver⸗ billignngsſchein mit zwei Abſchnitten für je einen Zentner ausgegeben. Beide Abſchnitte ſind während des ganzen Monats Jauuar gültig. Die zur Ausgabe gelangenden Verbilligungsſcheine ſind auf grauem Waſſerzeichenpapier gedruckt. Zum Empfang des Verbilligungsſcheins ſind alle unter 81 ad genannten Perſonen berechtigt, die an den von der Ausgabeſtelle feſt- geſetzten Ausgabetagen ſich in laufender Unter- ſtützung befinden. Perſonen, die am Ausgabe- tage noch nicht zu dem unter 81 ad genannten Perſonenkreis gehören, können, wenn ſie während der Gültigkeitsdauer des Verbilligungsſcheins in laufende Unterſtützung kommen, erſt bei der Ausgabe des nächſten Verbilligungsſcheins berück⸗ ſichtigt werden. Eine Verwendung der Abſchnitte nach Ab⸗ lauf der aufgedruckten Gültigkeitdauer iſt unzu- läſſig. 6. In Gegenden in denen für den Haus- brand hauptſächlich Holz verwendet wird, der Bedarf aber durch Leſeholz nicht ausreichend be⸗ friedigt werden kann, iſt anſtelle von Kohle der Bezug von Holz zugelaſſen. C. Gemeinſame Beſtimmungen. 1. Die Ausgabe des Verbilligungsſcheins für Lebensmittel und Brennſtoffe erfolgt für die Hauptunterſtützungsempfänger der Arbeitsloſen⸗ verſicherung und der Kriſenfürſorge durch die Arbeitsämter, für die von der öffentlichen Fürſorge laufend unterſtützten Perſonen und für die Empfänger von Zuſatzrente nach dem RBG durch die für den Wohnort zuſtändigen Bürger- meiſtereien. Der Verbilligunsſchein iſt von den Ausgabeſtellen zu verſagen, wo ein Bedürfnis offenſichtlich nicht vor- liegt oder die mißbräuchliche Verwendung mit Grund zu beſorgen iſt. 2. Die Abſchnitte der Verbilligsſcheine wer⸗ den bei den durch Aushang kenntlich gemachten Verkaufsſtellen in Zahlung gegeben. Bei der jeweiligen Abgabe der Ware trennt der Ver- käufer den geltenden Abſchnitt ab, den er durch Abdruck ſeines Firmenſtempels unter Hinzufügung des Datums zu entwerten hat. Der Verkäufer hat die geſammelten Abſchnitte jedesmal zuſammen Die 0 niederländisch indischen Tabake Abarten. Dutzend gut genug. Villiger-Stumpen sind etwas Besonderes! für den Zeitabſchnitt, für den ſie gelten, an die für ſeinen Wohnort zuſtändige Bürgermeiſterei zur Einlöſung abzuliefern. Der Tag, bis zu dem Abſchnitte abgeliefert ſein müſſen, iſt aus den Abſchnitten erſichtlich. Später abgelieferte A bſchnitte können nicht mehr beglichen werden. Die Bezahlung des Gegenwertes erfolgt durch die Gemeindekaſſeu bezw. Stadtkaſſe. Heppenheim, 30. Dez. 1932. J. V.: Metzger. Die Ausgabe der Reichsbezugsſcheine erfolgt: Dienstag, den 10. ds. Mts., vormittags für Wohlfahrtserwerbsloſe bei der Kontrolle beim Arbeitsamt, Dienstag, den 10. ds. Mts., nachmittags von 1 Uhr für Zuſatzrenten im Sitzungs- aal, Dienstag, den 10. ds. Mts., nachmittags von 3— 4 Uhr für Sozialrentner und Klein— rentner im Sitzungsſaal, Dienstag, den 10. ds. Mts., nachmittags von 4—5 Uhr für ortsarme Unterſtützungs- empfänger. Viernheim, den 6. Jan. 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Bacceſino der große Zauberer heute letztmals im Central⸗Film⸗Palaſt. Auf vielſeitigen Munſch iſt heute nochmals im Cefipa der große Zauberer Baceeſino zu ſehen. Geſtern verſetzte er alle Zuſchauer in atemloſe Spannung. Alles ſtaunte. Alles applautie rte über die gut gelungenenZauberſtücke. Ueber eine Stunde lang große Heiterkeit und gewaltige Lachſtürme. Bacceſino, der große Zau⸗ berer, muß man ſich heute noch anſehen. Seine Zauberei iſt wirklich ſehenswert und hochintereſ⸗ ſant. Morgen iſt er ſchon wieder wo anders. Zu dieſer Varietee- Nummer kommt noch das ge— ſamte und erſtklaſſige Tonfilmprogramm 1.„Zum erſten mal verliebt“ mit Lien Deyers, Hans Rieman uſw. 2.„Das Recht auf Liebe“ mit der beliebteu Evelyn Holt. 3. Der Luſtſpiel⸗ ſchlager der Woche„Liebe und Radſport.“ Wer noch die Senſation Viernheims ſehen und hören will, der beſuche noch heute den Central⸗Film⸗ Palaſt. Bacceſino wird jeden Beſucher bezaubern. Verbandsſpiele in Süddeutſchland. Nordbayern: Germania Nürnberg— ASV. Nürnberg 16. Württemberg: Stuttgarter Kickers— Union Böckingen 4:1. Rhein: VfL. 1— Germania Friedrichsfeld Sp.⸗Vgg. Sandhofen— 08 Mannheim 2:0. Pokalſpiele. Nord⸗Süd⸗Bayern. Wacker München— VfR. Fürth 6:1. Rhein⸗Saat: FV. Saarbrücken— Amicitia Viernheim 2:1. Main⸗Heſſen: FC. Langen— Rot⸗Weiß Frankfurt 28. Sportfreunde Frankfurt— Alemannia⸗Olym⸗ pia Worms 28. Union Niederrad— FV. Mombach 6:0. FV. Kaſtel— SV. Wiesbaden 28. BfR. Bürſtadt— Vfe. Neu⸗Iſenburg 018. Geſellſchaftsſpiele. Stadtelf Karlsruhe— Wiener WA 2985. Stadtelf Freiburg— Nicholſon Wien 42. Kickers Offenbach— Auſtria Wien 415. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 362 Stück Verkauft: 273 Stück Milchſchweine das Stück 5— 13 Mk. Läufer das Stück von 13—28 Mk. Marktverlauf mittel. von Java und Vorstenlanden geben dem Villiger- Stumpen das Milde und Blumige. Bei diesen Tabaken gibt es unendlich viele Ueber tausend ver- schiedene Varianten werden an der Amsterdamer Tabakbörse gehandelt. Davon sind für VII- liger- Stumpen nur ein halbes Preislagen 8, 10 und 15 Pfg. Villiger Söhne, Tiengen-Baden, Munchen 25