DP die Seniation und das Tagesgeipräch Viernheims Der Orbsse Zauberer Baecesine Außerdem noch das geſamte u. erſtkl. Tonfilm⸗Programm N Hul wlelseuigen wunson sowie 08 gro880ll Erſolges Weben 1. Zum erstenmal verlient 2. Das Recht auf Liehe Tal heute Montag versangert! 3. Liebe und Radsport Alles beſucht heute noch das glänzende Varietee⸗Tonfilm⸗Programm im Central⸗ Film Palaſt. Heute letzter Tag. jetzt Mk. 18.—, 15.—, Diese ilbigbeit- Herren- Sfoffe nur bei Kinder- Anzüge, NMänfel Knickerbocker, Sfreifenhosen T0 in Riesen-Auswahl AlZuge, NISUfel 1 2 in gröhter Aus wahl kräftige Stoffe, mod. Farben jetzt Mk. 8.—, 3.—, 3 Mannheim N 1, 5 in tragfähigen Qualitäten I jetzt Mk. 7.30, 3.30, 7 . jetzt Mk. 6.30, 4.90, 3.30, Diese Quialitatea- 3 Saftladen zum grünen Laub ast Du irgendwie Tell und geld. Jann fährst Du nieht in die Welt. sondern lebst daheim und Rehrst in den Saftladen ein. s braucht Dich dann nicht zu gereuen, 101 Du kannst Dich im Saftladen immer FFC AT Es ladet zum dauernden Beſuche ein M. Träger Inventur- Verkauf TTlend Raban ausgenommen Marken- Artikel Derag. Dopenneimer Rathauss trade. 2Z3immer u. Küche zu vermieten. Weinheimerſtr.78 Inserieren bringt Gewinn! Entlaufen Deutſche Dogge abzugeben Nikolaus Werle Hügelſtraße 2 „ Schriftl. Heimarbeit Verlag Uitas, Munchen 13 ns Zur Miſſion empfehle bei Bedarf: Gebet⸗ u. Geſangbücher Gebetbücher mit großen Druck z⸗teilige Stehkreuzgarnituren weihwaſſerkeſſel— Ampeln und Leuchter Wachskerzen mit u. ohne Verzierung Gebe auf alle hier angeführten Artikel während der Miſſion 10% Rabatt. J. Schweſkart, Rathausſtraße. — r A Kath. Jugend Viernheim Wochenplan Montag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde Dienstag: Platztraining für die oberen Fuß⸗ ballmannſchaften 4—6 Uhr Jugendkraftſtunde 1. u. 2. Schüler Verſuche: Die Elektrizität in der Poſtkarte 128—1/9 Hallentraining der Handballm. Mittwoch: ½9 Uhr Hallentraining ſämtl. Fuß⸗ ballmannſchaften.: a Nachmittags Platztraining für die Handball- mannſchaften. Donnerstag: 5¼— 7 Uhr Schülerturnſtunde 2810/29 Uhr Hallentraining für die Hand⸗ ballmannſchaften. 9—10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde. Freitag: Platztraining für Jugendmannſchaften. ½29— 10 Uhr Turnſtunde. Nächſten Sonntag Spielverbot. Beginn der Männermiſſion. Sämtliche Mitglieder müſſen müſſen ſich reſtlos beteiligen. Iventuf-bernaut rücksichtslos herabgesetzte Preise! Sie sparen, wenn Sie jetzt kaufen! Cord-Anzug 28teilig Mk. 11.50 Sport⸗Anzug mit Knicker⸗ oder langen Hoſe Mk. Anzug, beſte Strapazierqualität Mk. Hoſen 2.25 Mk. Schloſſer-Anzüge Mk. Hüte 2.90, 2.60, Mk. Mützen—.75,—.70, Mk. weiße Herren-Hemden Mk. Einſatz-Hemden weiß, Macco mit ſchönen Einſätzen Mk. Herren⸗Unterhoſen Mk. Futter- 0 Mk. Plüſch⸗ 5 Mk. Kragen, 3 Stück Mk.—.90 Selbſtbinder Mk.— 35 Proz. Preisnachlall auf Sämtil. nicht besonders — herabgesetzten Waren! Karl Steiert Herren⸗Moden Berufskleidung Schulſtraße 6 Telefon 112 17.50 21.50 1.90 3.20 2.25 —.65 1.70 1.95 —.85 1.10 1.70 venlur. Derhau Jalzl Haid 28 Zudrellen! eee Waäscheluch 80 em breit 22. 2 Meter 33, 40 u. welg- Croce 3 .. Meter 45, 58 u. 9 Mandluchsloll, 2 17, Schur zensloll doppelbr. 50 %% ͤß”;kpvſ Meter 0 9 Bellnalun ne, 2 00. delldamasl 130 em. breit 10 3 meter 110 Münuamäsl.„, f 55 19 8 Meter 1.70, 2.25 1 Mleinertanel waschecht 95 . Meter nur 60, 70 u. 393 Spopiitanelt echtfarbig 50. Meter nur 80 u. 0 anähaushür nen. 16 „Meter 25, 38 u. 9 Herren Manet 7. „ nr 0 an ulldahrn: Beulbarcham sowie auf sämtliche hier nicht auf. geführten Artikel(ausgenommen Marken- Artikel) 10 Profen bau Bernbard Lobende Neale Elder Jag der Drachentöter 2. Rothaut 1. Harold Ilm Unlon-Film- Palast— Heute nur 40 Pig. Lokales Vom Sonntag. In Viernheim iſt Miſſion. Miſſionszeit iſt für die geſamte gläubige Gemeinde eine Zeit der Gnade und der unerſchöpflichen Liebe Gottes. Mehrere Patres ſind anweſend, die in Predigten den Glauben ſtärken, ihn feſtigten und Zweifler wieder zurückzuführen zu dem allgütigen Gott. Es ſoll wieder einmal General-Abrechnung ge— halten werden, wir ſollen alle wieder einmal rein ſein, wie die Kinder. Ueber 1100 Schul⸗ kinder gingen geſtern zum Abſchluß der Miſſions⸗ tage der Kinder zur hl. Kommunion. Mit dem geſtrigen Tage ſetzten auch die Miſſionspredigten für die Frauen und Jungfrauen ein. Die Miſ⸗ ſionspredigſen für die Männer u. Jünglinge begin⸗ nen am nächſten Sonntag. Die Beteiligung der Jungfrauen und Frauen war am geſtrigen Tage außerordentlich groß.— Das Wetter am geſtrigen Sonntag war recht trübſelig. Am frühen Mor- gen ſetzte ein feiner durchdringer Landregen ein, der den ganzen Tag über, die Nacht hindurch und auch jetzt noch ununterbrochen anhält. Der Verkehr auf den Ortsſtraßen, war außer den Kirchgängern ſehr ruhig. Im molligen Zimmer war es am gemütlichſten. Von Sonntags⸗-Ver⸗ anſtaltungen wurde wegen der Miſſion überall Abſtand genommen.— Am Samstag Abend wiederholte die Sänger-Einheit ihr Neujahrs⸗ konzert im„Freiſchütz!“ Der Saal war ſchon lange vor Beginn dicht beſetzt und der Vor— ſitzende konnte mit Recht bei ſeiner Begrüßungs— anſprache feſtſtellen, daß die Sänger⸗Einheit auch außerhalb ihrer Mitgliederkreiſen viele Freunde und Gönner hat. Die aufgeführte Operette „Waldvöglein“ war prächtig und alle Beſucher waren vom Verlauf des Abends reſtlos befrie⸗ digt. Ausführlicher Bericht hierüber folgt mor⸗ gen.— Das Reichsbanner hielt im„Karpfen“ eine gutbeſuchte Winterfeier ab. Was geboten wurde, gefiel allgemein und erntete großen Applaus. *Der Polizeibericht der letzten Woche meldet 1 Anzeige wegen Radfahren ohne Licht, 1 wegen Ruheſtörung, 1 wegen Diebſtahl. * Koffer⸗Diebſtahl. Am Mittwoch, den 4. Januar, abends zwiſchen 7 und 8 Uhr wurde aus einem Auto, das vor einem Hauſe in der Hügelſtraße aufgeſtellt war, ein Muſter⸗ koffer mit Tabakwaren geſtohlen Wer über den Verbleib des Koffers oder den Täter Aus⸗ kunft geben kann, möge dies der Kriminalpoli⸗ zei melden. Diskretion zugeſichert. „Geſangwettſtreit Aurelia⸗Ilves⸗ heim. Geſtern nachmittag fand als Auftakt zum großen Geſangwettſtreit in Ilvesheim im Gaſthaus zum Schiff ein ſehr gut beſuchter De⸗ legiertentag ſtatt. Es beteiligen ſich am Wett⸗ geſang, der am 7. Mai ſtattfindet, 17 namhafte Vereine und an dem damit verbundenen Wertungs⸗ ſingen ebenfalls 10. In der höchſten Klaſſe mit über 80 Sängern ſingen der Reihenfolge nach folgende Vereine: Männerchor Pirmaſens mit 85 Sänger, Männergeſangverein Viernheim mit 95 Sänger, Teutonia Feudenheim mit 103 Sänger, Sängervereinigung Großzimmern mit 95 Sänger. Als Preiſe ſind in dieſer Klaſſe ausgeſetzt 500 RM., 250 RM. und wertvolle Kunſtgegenſtände. Am kommenden Sonntag iſt der Delegiertentag zum Geſangwettſtreit in Lam⸗ lebhaftes Intereſſe erweckt. Sport und Spiel. Das erſte Pokalſpiel verloren! Die„Grünen“ weilten geſtern in Saar- brücken, um gegen den dortigen Sportverein das erſte Pokalſpiel auszutragen. Die knappe 2:1 Niederlage beweiſt uns, daß ſich die„Grünen“ tapfer geſchlagen haben.— Am nächſten Sonn⸗ tag werden wir„Saar“ Saarbrücken auf unſerem Platze ſehen, da werden ſicherlich die Punkte in Viernheim bleiben. 1 pertheim, der in hieſigen Sangeskreiſen ebenfalls 2 Gtoßfilme in U. T. Filnpalafl „Rothaut— der Todeskampf einer Raſſe“ und „Harald der Drachentöter“, 22 Akte. Man iſt gewöhnt, im Union⸗Filmpalaſt nur erſtklaſfige Filme zu ſehen, nur herrliche und angenehme Unterhaltung zu finden. Auch dieſe Woche wieder wird ein wunderbares Pro⸗ gramm geboten, wie man es in ſeiner Schön⸗ heit und Reichhaltigkeit ſelten findet. Als 1. Hauptſchlager kommt Richard Dix in ſeinem prächtigen Farbenfilm„Rothaut“ oder„Der Todeskampf einer Raſſe“. Dieſer Film führt uns das Leben und Treiben der Rothäute, die⸗ ſes ſterbenden Volkes, eindringlich vor Augen, verbunden mit einer prächtigen Handlung, ſodaß an dieſem Film alle ihre Freude haben werden. — Im 2. Hauptſchlager ſehen wir„Er“, der Welt beliebteſter Luſtſpieldarſteller Harold Lloyd in dem urkomiſchen Lachſchlager„Harold der Drachentöter.“ Hier wird in 12 Akten etwas zum Lachen geboten, wie man es ſelten erlebt. Kein Kinofreund darf ſich deshalb die prächtige Filmſchau im Union⸗Filmpalaſt entgehen laſſen. Deshalb lautet für alle dieſe Woche wieder die Parole: Auf ins Union⸗Filmpalaſt, das Haus der guten und ſchönen Filme. Hand Hilfe angedeihen allgemeinen hat der Reichskanzler in letzter Zeit erneut mit eindeutiger Klarheit zum Ausdruck ge⸗ ſchaffung in Angriff Dieſes Sofort⸗Programm ſoll den öffent⸗ lichen Körperſchaften verſchiedener Art, Ge⸗ meinden, Provinzen uſw., die Möglichkeit geben, ei⸗ men Kredit aufzunehmen, Was Rechts betrifft: die Aufhebung der ſozial⸗ Ppolitiſchen Ermächtigung aus dem Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 1,40 Er. täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeila aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährit r kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſt — monatl. een woche bas ec ge lune ich einen 1 wie einen Wand⸗ e u. beim geitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Te Feanhurt a. M.— Sch g, Dru ramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 2107 Amt 1 1 Verlag: Joh. Near Geſchäftsſtelle Rathaus tr. Nummer 8 um den ſozialen Ausgleith Die Aufbauarbeit im neuen Jahr erfordert das Zuſammenwirken aller Kräfte des ge⸗ ſamten Volkes— eine Binſenwahrheit, die bei der inneren Zerklüftung doch immer er⸗ neut ins Bewußtſein aller gerufen werden muß. So verſchieden die Intereſſen auch im Einzelnen bei der mannigfaltigen ſoziologi⸗ ſchen Gliederung in Deutſchland und den ſchweren Sorgen faſt aller Berufsgruppen liegen mögen, es darf in der kommenden Zeit, die über den allmählichen Aufſtieg un⸗ ſeres Volkes zu entſcheiden haben wird, kei⸗ nen Kampf aller gegen alle, ſondern nur einen Ausgleich, eine gegenſeitige An⸗ gnäherung, ein Bemühen nach wechſelfe Verſtehen eitigem eben. Die logiſche Folgerung aus dieſer Tatſache iſt der Leitgedanke, von dem jede Politik des Reiches, mag ſie ausgeübt werden von wem immer, ſich unter den heutigen Zeitum⸗ ſtänden beſtimmen laſſen muß: die inneren Spannungen im deutſchen Volk zu mil⸗ dern, neue Brücken des gegenſeitigen Ver⸗ 0 trauens zu ſchlagen. Das gilt für das weite Gebiet der Wirtſchaftspolitik aber auch auf dem der Sozialpolitik. Es bedeutet nicht zuletzt: ſchaffen, insbeſondere den Schwachen und Notleidenden im Rahmen der engbegrenzten finanziellen Möglichkeiten der öffentlichen zu laſſen. Dieſe Richtpunkte der bracht. Der ſoziale Geſichtspunkt kommt in einer eihe von Maßnahmen des Reiches beſon⸗ ders zur Geltung. Um aus letzter Zeit nur das Wichtigſte zu erwähnen: im Vorder⸗ grund ſteht ſelbſtverſtändlich nach wie vor die Frage der Arbeitsbeſchaffung. Ne⸗ en zahlreichen bereits laufenden und neu eplanten Maßnahmen iſt vor allem ein So⸗ rt⸗Programm für öffentliche Arbeitsbe⸗ genommen worden. Gemeindeverbänden, Kreiſen, um volkswirt⸗ chaftlich wichtige Arbeiten, die ſie zu norma⸗ n das heißt wirtſchaftlich und finanziell eſſeren Zeiten unbedingt durchgeführt hät⸗ en, bereits jetzt in Auftrag zu geben. Ins⸗ eſamt umfaßt dieſes Sofort⸗Programm 500 ſtillionen Mark. Eine weitere Aktion des Reiches, die einer ozialen Zielſetzung dient, iſt die ſogenannte Winterhilfe, die in dieſem Jahre noch über en Umfang der vorjährigen hinausgeht. Sie mfaßt 7 Millionen Menſchen; insgeſamt 35 illionen Mark ſind bereitgeſtellt, um eine erbilligung von Lebensmitteln und Brenn⸗ offen für die Monate Januar bis März urchzuführen. Im vorigen Jahre umfaßte die Winterhilfe einen Perſonenkreis von 4, Millionen, und für die gleichen Zwecke wur⸗ en 23,5 Millionen Mark ausgegeben. Eine poſitive Hilfsmaßnahme neuer Art ſt das in der Weihnachtsbotſchaft verkündete totwerk der deutſchen Jugend, eſſen Durchführung in allen Arbeitsamts⸗ ezirken unverzüglich in Angriff genommen urde. 9 Millionen Mark ſind bis Ende ärz 1933 ausgeworfen worden, um insbe⸗ ondere kameradſchaftlich zuſammengefaßten ugendlichen Arbeitsloſen im Alter bis zu 25 ahren Zuſchüſſe zu einer gemeinſamen varmen Mahlzeit täglich gewähren zu önnen. Weitere Hilfsmaßnahmen zu Gun⸗ ten der Jugend ſind, neben dem im Som⸗ mer dieſes Jahres bereits weſentlich ausge⸗ auten freiwilligen Arbeitsdienſt Gebiet des geplant. ferner das ſozialen Verord⸗ ungswerk vom 4. Sepkember 1932 iſt vom Reichstag beſchloſſen worden; die Reichsre⸗ gierung hat anſchließend die auf dieſer Er⸗ nächtigung beruhende Lohnſenkungsverord⸗ ung vom 5. September beſeitigt. ſozialen Ausgleich Reichspolitik bei er (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) . reiſe: Die einſpaltige Peti i 1 0 abgeſtufter Rabatt.— ile koſtet 25 Pfg., die Rekl ile 60 Aa eſching 15 Inſerate a 1 7 mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen eutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes vorſchriften bel Anzeigen werben nach — Far die Au 1 Möglichkeit b ti fn A dee vorgeſchriebenen Tagen kann Pdoch eine nen eee e Berlin, 10. Januar. Da der Reichstag erſt am 24. Januar wie⸗ regierung Verhandlungen mit parlamenta⸗ riſchen Inſtanzen augenblicklich noch nicht zu führen. Trotzdem fehlt es nicht an wichtigen politiſchen Beſprechungen in dieſen parla⸗ mentsloſen Tage. Daß ſich auch der frühere Reichskanzler von Papen in dieſe Ver handlungen eingeſchaltet hat, iſt bereits be— kannt. Er hatte am 4. Januar in Köln eine Beſprechung mit Adolf Hitler. Am Montag wurde nun herr v. Papen von Keichskanzler von Schleicher emp- fangen zu einer Rückſprache über ſeine Begegnung mit Hiller. In der Preſſe war bekanntlich behauptet worden, daß das Kölner Geſpräch Papen zeitigen Reichskanzler bedeute, den Herr von Papen mit Hilfe Hitlers ſtürzen wolle. Auf dieſe Preſſemitteilungen bezieht ſich die nach⸗ ſtehende Meldung, die das halbamtliche deut⸗ ſche Nachrichtenbüro über den Empfang Pa⸗ pens durch den Reichskanzler ausgibt. Die Meldung lautet: Der Reichskanzler empfing Herrn von Papen zu einer Rückſprache über ſeine Begegnung mik Herrn Hitler am 4. Januar und die daran geknüpften irre⸗ führenden Preſſekommenkare. Die Aus- ſprache ergab die völlige Hallloſigkeit der in der Preſſe aus dieſer Begegnung gefolgerkten Behauptungen über Gegen⸗ ſätzlichkeiten zwiſchen dem Reichskanzler und Herrn von Papen. Soweit die halbamtliche Mitteilung. Ein Berliner Blatt weiß noch zu melden, daß ſich die Beſprechung zwiſchen Reichskanzler von Schleicher und Herrn von Papen nicht nur auf die Kölner Unterredung, ſon— dern auch auf die geſamte innerpo⸗ litiſche Lage bezogen hat, da der Reichs kanzler ſelbſt ein Intereſſe daran habe, durch Herrn von Papen die Auffaſſung einer ganzen Reihe von politiſchen und wirtſchafklichen Perſön⸗ lichkeiten kennenzulernen. mit denen Papen in der letzten Zeit Unter⸗ redungen gehabt habe. In den letzten Tagen habe Herr von Papen mehrere Beſprechun— gen mit Vertretern der Wirtſchaft im Ruhr- gebiet geführt, u. a. am Samstag eine Be— ſprechung mit Generaldirektor Dr. Vögler und Dr. Springorum. Auf Grund dieſer Beſprechungen ſei von weſkdeutſchen induſttiellen Kreiſen er- klärt worden, daß man gewiſſe Beden⸗ ken gegen die Sozialpolitik und die Ar⸗ beiksbeſchaffungspoliktik des jetzigen Reichskabinelts habe. Dr. Springorum habe, nach offiziöſen Er— klärungen weſtdeutſcher induſtrieller Kreiſe, in der Unterhaltung mit Papen darauf hin⸗ gewieſen, daß in vielen Induſtriezweigen wieder ein Stillſtand eingetreten ſei, deſſen Urſache die allgemeine Unſicherheit bilde, da man nicht genau wiſſe, welchen wirtſchaftspolitiſchen und ſozialpolitiſchen Wer aber, von ſeinem persönlichen Staro punkt aus vielleicht mit Recht, den Rahmen aller dieſer und ähnlicher Anſtrengungen auf wirtſchaftlichem und ſozialem Gebiet für un⸗ zureichend, für zu eng, nicht umfaſſend ge⸗ nug für alle Berufsgruppen hält, dem iſt zweierlei entgegenzuhalten: kein Staat kann zu etwas verpflichtet werden, wofür die teuerkraft der noch in Arbeit und Brot be⸗ findlichen Staatsbürger nicht ausreicht. Dienstag, den 10. Januar 1933 der zuſammentreten wird, hat die Reichs⸗ mit Hitler eine Intrige gegen den der— Kurs das jetzige Kabinett einſchlagen werde. Die„Deutſche Allgemeine Zeitung“ be⸗ zeichnet die Ausſprache Schleicher— Papen als eine neue wichtige Phaſe innerhalb der hochpolitiſchen Verhandlungen, die gegen— wärtig zu dem Zweck geführt würden, eine neue Reichskagsauflöſung und da⸗ mik eine Gefährdung der wirkſchaft⸗ lichen Beruhigung zu vermeiden. Ueber den Weg der dafür beſchritten werden könnte, laſſe ſich zur Stunde Näheres nicht ſagen. Ueber dieſe Dinge ſei zwiſchen Herrn von Papen und Hitler und ſei auch am Montag zwiſchen dem Reichskanzler und ſei— nem Vorgänger geſprochen worden. Die Entſcheidung im Lippiſchen Wahlkampf bilde natürlich einen wichtigen Faktor innerhalb dieſer ganzen Entwicklung, die vermutlich zu einer weiteren Verſchiebung des Reichstags— zuſammentritts führen dürfte. Es gebe Opkimiſten, die nicht nur mit ei⸗ ner Verlängerung der parlamentariſchen Kampfpauſe bis zum März, ſondern ſogar mit einer Ausſchalkung des Parlaments über den Sommer rechnen. Um die Arbeitsbeſchaffung Wie zu den Unterredungen von Papen mit weſtdeutſchen Induſtrieführern noch ver— lautet, ſei dabei offenbar auch das Arbeits- beſchaffungsprogramm Dr. Gereke kritiſiert worden. Herr von Papen ſei von den Ver⸗ tretern der weſtdeutſchen Induſtrie gebeten worden, ihre Bedenken dem Reichskanzler bei der Berichterſtattung über die Kölner Unterredung gleichzeitig mitzuteilen. In die⸗ ſem Zuſammenhange erwähnen wir noch ein weiteres wichtiges politiſches Geſpräch: Der Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung, Dr. Gereke, empfing am Montag die Vertreter aller Wichtige politiſche Geſpräche Papen bei Schleicher— Keine Gegenſätzlichleiten— Die Auffaſſung weſtdeutſcher Induſtrieführer— Vertreter des Vangewerbes bei Dr. Gerele Spitzenverbände des Baugewerbes u einer ausführlichen Beſprechung über die durchführung des Arbeitsbeſchaf⸗ ungs programms. Schließlich iſt noch u melden, daß der Reichskanzler am Mon— ag nachmittag Vertreter des Chriſtl. cetallarbeiter verbandes emp⸗— angen hat. Einigung über Agrar- und Handelspolitil Reichsernährungsminiſter An Berliner zuſtändiger Stelle wird be— tätigt, daß in einer Beſprechung zwiſchen Reichskanzler von Schleicher, Reichs⸗ virtſchaftsminiſter Warmbold und von Braun ine grundſätzliche Einigung über die Agrar- und Handelspolitik erzielt wor⸗ den iſt. f Unmittelbarer Anlaß zu dieſer Ausſprache waren die vor der Tür ſtehenden Handels⸗ bertragsverhandlungen mit einer Reihe vor Ländern. * Der Neichspräſident wohlauf Gegen falſche Gerüchte. Berlin, 10. Januar Ein weſtdeutſches Blatt hatte gemeldet daß der Geſundheitszuſtand des Reichsprä⸗ ſidenten in letzter Zeit viel zu wünſchen übrig laſſe. An zuſtändiger Stelle wird hierzu erklärt, daß derartige Gerüchte immer dann auf⸗ kauchlen, wenn man hieraus politiſchen Nut. zen ſchlagen zu können glaube. Es ſei feſtzu⸗ ſtellen, daß der Keichspräſidenk friſch und geſund ſei, und käglich ſeine regelmäßigen Empfänge abhalke. Anſturzverſuch in Spanien Straßenkämpfe in Barcelona— Fchießereien in anderen Städten Madrid, 10. Januar. Wie aus Barcelona gemeldet wird, haben in der Nacht zum Montag Anar⸗ chi ſten und Kommuniſten einen neu⸗ erlichen Umſturzverſuch unternommen. Es wurden eine Infanteriekaſerne ſowie das Gebäude der Polizeidirek⸗ tion geſtürmt. Außerdem fiel der Haupt⸗ bahnhof in Barcelona in die Hand der Auf⸗ ſtändiſchen, die in ungewöhnlichem Maße Gebrauch von Bomben und Handgranaten machten. Im Laufe der Nacht kam es zu Kämpfen zwiſchen den Aufſtändiſchen und der Polizei. Nach den letzken Nachrichten ſind acht Perſonen ums Leben gekommen. 20 Perſonen wurden verletzt. Bier von ih⸗ nen ſchwer. Unter den Verhafketen be⸗ findet ſich der Me Anarchiſt Garcia livier. Manifeſtanten zogen vor die Polizeipräfek⸗ tur und warfen einige Bomben. Zwei Chauffeure wurden verletzt. Manifeſtanten drangen auch in eine Garage ein und be⸗ mächtigten ſich mehrerer Automobile. Am Monkag früh iſt es der Polizei im Verein mit dem Militär gelungen, die Ruhe und Ordnung wieder herzuſtellen. Die Polizei iſt der Auffaſſung, die Putſch⸗ bewegung ſei von den Anarchiſten deshalb entfacht worden, weil man den Geldgebern den Beweis habe erbringen wollen, daß man nicht untätig ſei. vie Polizei halt bie Be—⸗ wegung für endgültig geſcheitert. Der geſamte Verkehr in der Stadt ſoll völlig ſtillgelegt ſein. Die ſtrategiſchen Punk⸗ te Barcelonas ſind mit Infanterie und Ma⸗ ſchinengewehrabteilungen beſetzt, die Stra⸗ ßen von dem eingeſchüchternen Publikum Berlaſſen. Auch in Madrid und anderen Städten Die Aufſtandsbewegung in Barcelona hat nun auch auf eine Reihe anderer Städte in Spanien übergegriffen. Scharfe polizeiliche Sicherungsmaßnahmen, die in Madrid getroffen wurden, haben ſich als notwendig erwieſen, denn eine Gruppe radikal Geſinn⸗ ter verſuchte, eine im Weichbild Madrids ge⸗ legene Kaſerne zu ſtürmen. Es kam zu einem Feuergefecht, bei dem einer der Angreifer verletzt wurde. In Lerida ſind die Aufſtändiſchen in die Infankeriekaſerne eingedrungen, wurden aber nach kurzem Feuergefecht, dem vier Perſonen zum Opfer fielen, zurück⸗ geſchlagen. Auch ein Sturm auf das Schloß wurde erfolgreich abgeſchlagen. Die Aufſtändiſchen büßten zwei Mann ein. Zu kleineren Unruhen kam es in Oviedo, Saragoſſa, Tarraſa und Vals. Ferner verſuchten Anarchiſten in den heiden vor Madrid liegenden Militärlagern Cuatro vientos und Carabanches ſich in den Beſitz In kurzen Worten: Reichskanzler von Schleicher empfing am Montag den früheren Reichskanzler von Pa⸗ pen. Ueber die Unterredung wird amtlich mitgeteilt, daß ſie die völlige Haltloſigkeit der Behauptung, es beſtänden Gegenſätzlich⸗ keiten zwiſchen dem Kanzler und Herrn von Papen ergeben. Reichskommiſſar Dr. Gereke empfing Ver⸗ treter des Baugewerbes zu einer ausführ⸗ lichen Beſprechung über die Durchführung des Arbeitsbeſchaffungsprogramms. In Genf haben die Beratungen des Sach⸗ verſtändigenausſchuſſes für die Vorbereitung der Weltwirtſchaftskonferenz begonnen. In Spanien iſt ein anarchiſtiſcher Um⸗ ſturzverſuch niedergeſchlagen worden. Ein engliſcher Vermittlungsverſuch im oſt⸗ aſiatiſchen Konflikt iſt geſcheitert. der Kaſernen und des Militärflugplatzes zu ſetzen, und die Verbindung mit der Stadt ab⸗ zuſchneiden. Nach lebhaftem Feuergefecht gelang es den militäriſchen Wachen und den raſch eingeſetzten Ueberfallkommandos die Angreifer in die Flucht zu ſchlagen. Bisher konnten zwei Tote und mehrere Verwundete feſtgeſtellt werden. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Ordnung wieder hergeſtellt Nach den neueſten Meldungen ſind auch die Aufſtandsverſuche in den Barcelona vor- gelagerten Induſtrieorten niederge⸗ ſchlagen worden. Die Polizei machte wie⸗ derum zahlreiche Bombenfunde und beſchlag⸗ nahmte eine erhebliche Anzahl von Schuß⸗ waffen. Sogar in abgeſtellten Eiſenbahnwa— gen hatten die Kommuniſten Vomben ver— ſteckt. Auch in Saragoſſa wurde die Polizei von den radikalen Elementen angegriffen, wobei mehrere Verletzte am Platze blieben. In Cadiz verſuchten die Anarchiſten durch Verbreitung von Flugblättern die Arbeiter aufzuhetzen. Bei einem Jußballſpiel kam es denn auch zu einer Schießerei, wobei zwei Leute getötet wurden. Im allgemeinen ſcheint die Ordnung im ganzen Lande wiederhergeſtellt zu ſein. Starke Polizeiaufgabote ſind in allen in Be— tracht kommenden Städten, auch in Madrid, als Sicherheitsmaßnahme eingeſetzt. Veſchäftigte und Arbeitslose Ein zuverläſſiges Bild vom Arbeitsmarkt. Berlin, 10. Januar. Im Zuſammenhang mit den Veröffent⸗ lichungen über die Lage am Arbeitsmarkt im Reich nach den von den Arbeitsämtern abge⸗ gebenen Berichten wird von zuſtändiger Stelle darauf hingewieſen, daß es zur Ge— winnung eines einigermaßen zuverläſſigen Bildes vom Arbeitsmarkt zu empfehlen iſt, nicht nur die Arbeitsloſenzahlen miteinander zu vergleichen, ſondern auch die Ziffern der Beſchäftigten. Eine große Zahl von Arbeits— loſen läßt ſich ſtatiſtiſch nicht erfaſſen. Es müſſe als ſicher angenommen wer- den, ſo wird an zuſtändiger Stelle wei⸗ ker erklärt, daß ſich bei ſich beſſernder Konjunktur mehr Arbeitsloſe bei den Arbeiksämtern meldeten, als das ge⸗ meinhin der Fall ſei. Das gehe u. a. ouch aus folgenden ZBifferr hervor Vie Krankenkaſſen⸗Statiſtik habe im Auguſt vorigen Jahres 12 755000 Perſonen verzeichnet, die bei den Krankenkaſſen gemel⸗ det geweſen ſeien. Ende November 9. Is. hätten die Krankenkaſſen 12 699 000 Perſo⸗ nen gemeldet, alſo 56 000 Beſchäftigte weni⸗ ger. Demgegenüber ſtünden die Ziffern über die Entwicklung der Arbeitsloſigkeit. Ende Auguſt habe ſich die Zahl der Arbeitsloſen auf 5 224 000 belaufen, und Ende November ſeien bei den Arbeitsämtern 5 355 000 gemel⸗ det geweſen, was alſo einer Steigerung von 131 000 gleichkomme. Vor zehn Jahren Zum Gedächtnis des Ruhrkampfes. Berlin, 10. Januar. Zum Gedächtnis des Ruhrkampfes, der am 10. Januar mit dem Einmarſch der franzöſiſchen Truppen in das Ruhrgebiet be⸗ gann, erlaſſen der Verein„Deutſcher Rhein“ und der Reichsverband der Rheinländer ei⸗ nen Aufruf, in dem es u. a. heißt: In ein⸗ mütiger Begeiſterung erhebt ſich das ganze deutſche Volk, um entwaffnet durch das Verſailler Diktat, in paſſivem Widerſtand den gewalttätigen Anſchlag auf die Reichs⸗ einheit abzuwehren. An Rhein und Ruhr verloren Tauſende Heimat und Freiheit, opferten Hunderte Geſundheit und Leben. Unter der Fauſt des„Siegers“ ſchwiegen die Parteien⸗ und Konzeſſionsgegenſätze. Alle Stämme des beſetzten Gebietes ſtan⸗ den in lückenloſer Front zuſammen gegen den verbrecheriſchen Landesverrat der Se⸗ pccatiſten. Der Rhein iſt der heilige Strom des deulſchen Landes, die Ruhr das Zen- trum deutſcher Wirkſchaftskraft geblieben. In Treue und Einigkeit wird das deutſche Volk in ſeiner Geſamtheit die Dankes ſchuld abtra⸗ gen müſſen für die Leiden ſeiner rheiniſchen Brüder und Schweſtern während der Be— ſatzungszeit. Die Weltwirtſchaſtskonferenz Der Vorbereitende Ausſchuß kagt. Genf, 10. Januar. Die Beratungen der Sach verſtändi⸗ genkommiſſion für die Vorbereitung der Weltwirtſchaftskonferenz ha⸗ ben am Montag begonnen. Die Konferenz wurde mit einem einleitenden Expoſee des Kommiſſionsvorſitzenden Trip(Holland) er— öffnet. Einer der amerikaniſchen Vertreter betonte, daß auch die Wirtſchaftsfragen mit politiſchem Einſchlag in den Kommiſſionsver⸗ handlungen zur Ausſprache gebracht werden ſollen. Es heißt jedoch, daß die eigentliche Kriegsſchuldenfrage nicht zur Kompetenz der Kommiſſion gehöre. Mehrere Kommiſſions mitglieder haben neue Memoranden eingebracht. darunker Miniſterialdirektor Poſſe ein ſolches über verſchiedene handelspolitiſche Fragen. Die Kommiſſion wird zunächſt eine allgemei- ne Ausſprache führen und ſich dann in Un- terausſchüſſe für die Wirtſchafts fragen und Finanzfragen unkerkeilen. Die Ausſichten für eine materiell ergebnis⸗ reiche Behandlung der dringenden Finanz- und Wirtſchaftsprobleme werden wenig günſtig beurteilt, da die internationale Schuldenfrage und die großen Gegenſätze in der Frage der Goldwährung völlig ungeklärt ſind, und dieſe beiden beherrſchenden Haupt⸗ probleme die ſachliche Arbeit vollſtändig läh⸗ men. Man nimmt in unterrichteten Kreiſen an, daß der Ausſchuß ſich angeſichts dieſer ungeklärten Lage im weſentlichen auf eine rein formale Aufſtellung der Tagesordnung für die Weltwirtſchaftskonferenz beſchränken und die ſachliche g Behandlung der großen dringenden Probleme auf die Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz vertagen wird. Deutſche Tagesschau Haushaltsausſchuß des Reichstags. Der Haushaltsausſchuß des Reichstags tritt am Dienstag, 10. Ja⸗ nuar, nachmittags zu einer Sitzung zuſam⸗ men. Reichsfinanzminiſter Graf Sch werin⸗ Kroſigk wird die angekündigte Rede über die Finanzlage des Reiches halten. Konferenz der Länderregierungen. Nach einer Berliner Blättermeldung ſoll Mitte Januar eine neue Zuſammenkunft der Miniſterpräſidenten der deutſchen Länder beim Reichskanzler ſtattfinden. Die Anre⸗ gung zu dieſer neuen Länderkonferenz ſei von Reichskanzler von Schleicher aus⸗ jegangen. Die Kämpfe in Oſtaſſen Japaniſche Jliegerbomben auf chineſiſ Truppen. g Tokio, 10. Januar. Japaniſchen Preſſemeldungen zufolge ſol⸗ len die chineſiſchen Truppen Vorbereitungen zur Wiedereinnahme von Schanhaikwan treffen. Japaniſche Flagzeuge bombardierken die 16. und 19. Infankeriebrigade, die nach ja⸗ paniſcher Angabe gegen Schanhaikwan vor⸗ rücken. Von japaniſcher militäriſcher Seite wird erklärt, daß die japaniſchen Truppen berechtigt ſeien, im Inkereſſe der Verkeidi⸗ gung der Mandſchurei in die Provinz Jehol einzumarſchieren.(1) Das japaniſche Oberkommando hat die Schaffung eines Pufferſtaates mit Schanhaikwan als Hauptſtadt vorge⸗ ſchlagen. Die chineſiſche Regierung lehnt nach einer Erklärung des chineſiſchen Außen⸗ miniſters ſolche Vorſchläge entſchieden ab. Japaniſche Niederlage Peking, 10. Januar. Wie hier verlautet, ſollen an der Eiſen⸗ bahnlinie Kirin—Tſchangtſchun chi⸗ neſiſche Freiſchärler in Stärke von 4000 Mann zwei japaniſche Bataillone angegrif⸗ fen und in mehrſtündigem Kampf völlig vernichtet haben. Die chineſiſchen Ver⸗ luſte ſollen ſich auf 900 Mann belaufen. Die japaniſchen Behörden verlangten auf Grund des chineſiſch-japaniſchen Abkommens vom 14. Mai 1932 ſoforkige Maßnahmen zur Abſtellung dieſer Mißſtände, widrigenfalls Japan ſich gezwungen ſehe, von ſich aus Maßnahmen zur Sicherung des Friedens und der Inkereſſen ſeiner in Schanghai le⸗ benden Skaaksangehörigen zu kreffen. Geſcheiterter Vermittlungsverſuch Tokio, 10. Januar. Das japaniſche Kabinett hat am Montag den Bericht des Außenminiſters, Grafen Ut⸗ ſchida, über deſſen kürzliche Unterhaltung mit dem britiſchen Botſchafter Sir Francis Lind⸗ len bezüalich des Völkerbundes einmütia ge⸗ gehmigt. ver britiſche ſchida kürzlie ee 8 Erwägun aus der durch die Haltung könnten. after hatte Ilt⸗ lil fei, des entſtandenen Lage wieder herausführen Nach japaniſchen Mitteilungen hal Außen, miniſter Utſchida erwiderk, daß Japan, ſoweit es ſich um den mandſchuriſchen Konflikt han⸗ dele, keinerlei Jugeſtändniſſe machen könne. Das ſei Japans endgültige Entſcheidung. Auslands⸗Nundſchau Franzöſiſches Elektrizitäfswerk auf Repara⸗ tionskonto. g Wie aus Paris gemeldet wird, iſt das große Elektrizitätswerk, das auf Repara⸗ tionskonto bei Auxerre gebaut wor⸗ den iſt, fertiggeſtellt. 600 deutſche Inge⸗ nieure und Arbeiter, die bei dieſem Bau jahrelang beſchäftigt waren, ſind nach Deutſchland zurückgekehrt. 200 franzöſiſche Arbeiter beendigen noch einige unweſentliche Arbeiten außerhalb des eigentlichen Gebäu⸗ des. 30 Verletzte bei einer Wahlverſammlung in Dublin. In einer Wahlverſammlung der Cosgra⸗ ve⸗Partei in Dublin kam es zu blutigen Anhängern de Cosgrave-⸗ Partei. Auf beiden Seiten wurden mehre⸗ Zuſammenſtößen zwiſchen Valeras und Mitgliedern der re Schüſſe abgefeuert, durch die etwa 30 Perſonen verletzt wurden. Ein Polizei mit Gummiknüppeln und die Menge zerſtreuen mußte. Das Jugendnotwerk Rede des Reichsarbeitsminiſters. g Bielefeld, 10. Januar. Reichsarbeitsminiſter Dr. Syrup 0 im Montan abend in Bielefeld im Weſtfä⸗ iſch⸗Lippeſchen Wirtſchaftsbund über das zugendnotwerk und den Freiwilligen Ar⸗ deitsdienſt. Der Miniſter verwies eingangs darauf, daß im Reich ſechs Millionen ar⸗ beitsfähiger und arbeitswilliger Menſchen aus dem Arbeitsprozeß ausgeſchieden ſeien, die mit Frauen und Kindern annähernd ein Fünftel der Geſamtbevölkerung ausmachten. Mehr als eine Million männli⸗ cher Jugendlicher und 400 000 weiblicher Ju⸗ gendlicher ſeien arbeitslos und lebten ohne Berufserziehung und Arbeitszucht heran. Die Not der Arbeitsloſigkeit treffe am ſchwerſten die von der Volksſchule kommenden Arbeits⸗ loſen, die als Arbeiter oder Angeſtellte ihren Lebensunterhalt zu erwerben hofften. Sie erfaſſen aber auch die Abiturienten der hö heren Schulen, die Studenten und Jungaka⸗ demiker. Hinter den 300 000 Akademi⸗ kern in vollakademiſchen Stellungen ſtün⸗ den ſchon heute 150 000 vollausgebildete An⸗ wärter unbeſchäftigt oder in unbefriedigen⸗ der Arbeit. Hinzu kämen weiter die zweiten und weiteren Bauernſöhne, denen der väterliche Hof keine Beſchäftigungsmöglich⸗ keiten gebe und die jungen Handwer⸗ ker, die ihre Werkſtätten hätten ſchließen Wirkliche Hilfe gegen die Arbeitsloſigkeit könne nur aus der nakürlichen Geſun⸗ dung der Geſamtwirtſchaft kommen. müſſen. erbittertes Straßengefecht entwickelte ſich, ſo daß die einſchreiten ſprach Evchen aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 16 Eines Tages nun, da ſie eben mit einem Strauß feuer⸗ roter Nelken im Arm zum Gartentor der Villa heraus auf die Straße trat, ſollte ſie eine Begegnung haben, die ſie aus der ſtillen Harmonie ihres Lebens zu ſelig⸗-unſeliger Pein emporſcheuchte. Lächelnd waren ihre Lippen noch geöffnet, von dem Gruß, den ſie zu dem Konſul zurückgerufen hatte, der regungslos an der Gartenpforte lehnte und ihr mit ſinnen⸗ dem Ernſt nachblickte. Da wäre ſie faſt mit einem hochgewachſenen, eleganten, jungen Mann zuſammengeſtoßen, der eben um die Ecke kam. Sie wußte in demſelben Augenblick, als er den Strohhut zog und eine Entſchuldigung ſtammelte, daß ſie dieſes ſchmale, bräunliche Geſicht mit den leuchtend blauen Augen ſchon einmal geſehen hatte. Nur wo ſie dieſen dunkelhaarigen, ernſten Männerkopf ſchon geſehen hatte, wußte ſie in dieſem Augenblick nicht. In ſuchendem Erinnern wandte ſie noch einmal den Blick nach ihm. Da drehte auch er ſich noch einmal um, und ihre Augen glitten forſchend und fragend ineinander. Noch einmal zog er den Hut, und dann eilte er haſtig weiter. Evchen ſtand in tiefſter Verwirrung da. Sie wagte nicht mehr, ihm nachzuſchauen, um ſeine enteilende Ge⸗ ſtalt noch einmal in ſich aufzunehmen; denn ſie wußte, daß Martens immer noch an der Gartentür lehnte. Lang⸗ ſam ſetzte ſie endlich ihren Weg fort. Wie ſie nun am Abend dieſes Tages, als die Mutter mit den Geſchwiſtern längſt im tiefen Schlummer lag, wieder am offenen Fenſter lehnte und in die ſtille Sommer⸗ nacht hinausträumte, fiel ihr mit einem Male ihre Be⸗ gegnung vom Nachmittag wieder ein. Wo nur hatte ſie dieſes gebräunte, ſchmale Männer⸗ geſicht ſchon geſehen? Dieſes Antlitz, das ihr ſo wohl⸗ bekannt, ſo längſt vertraut erſchien? Sie ſann und ſann! Und plötzlich kam es wie eine Erleuchtung über ſie! Und ſie ſah ſich ſelber wieder als kleines Mädchen, bar⸗ fuß, im dürftigen, ausgewaſchenen Kleidchen, am Brücken⸗ pfeiler lehnen; ſie ſah im Geiſte jene Tür der Villa ſich öffnen, die gerade ihr gegenüber lag, und eine ſchöne, ſtattliche Frau heraustreten, an deren Seite ein Mädchen und ein Knabe ſchritten. Und kein anderer war der junge Mann, mit dem ſie heute faſt zuſammengeprallt, als jener Knabe, deſſen verwunderter Blick ihr damals zum erſten Male ihre Armut zum Bewußtſein gebracht hatte. Ob wohl auch er ſie wieder erkannt hatte? Und warum hatte er auch heute wieder den Blick nach ihr gewendet? Heute war ſie doch nicht mehr dürftig und arm angezogen, wie damals, als ſie am Brückenpfeiler lehnte und in kindlichem Entzücken in dieſes kleine Paradies der Reichen ſtarrte. Warum alſo hatte er ſich heute nach ihr umgeſehen? Und plötzlich ſagte ihr eine innere Stimme ganz be⸗ ſtimmt und deutlich: N „Wein du ſchön biſt, Eva Wanner! Weil deine Schön⸗ heit ihn heute genau ſo verwunderte wie damals, da du noch ein armes, kleines Mädchen warſt und er erſt acht⸗ los an dir vorübergehen wollte.“ f Mit einem jähen Ruck wandte ſich Eva vom Fenſter und ſchloß dasſelbe. Heiß rann das Blut ihr durch die Adern; ein ſeliges Taumelgefühl erfaßte ſie. Mit zittern⸗ den Fingern taſtete ſie nach der Streichholzſchachtel und zündete die Kerze an, die auf dem Tiſch ſtand. Dann ging ſie damit zum Spiegel und hielt das Licht über ihren Kopf. Voll leuchtete ihr ihr eigenes Bild entgegen. In langen, ſchweren Wellen floß das aufgelöſte Blondhaar ihr über Bruſt und Schultern. Seltſam hoben ſich die großen, dunk⸗ len Augen, mit dem faſt tiefſchwarzen Bogen der Brauen darüber, von dem ſatten Blond der Haare ab. Wie eine üppigrote, vollerblühte Roſe flammte der Mund ihr ent⸗ gegen. 5 5 1 a Die Schweſter, die ihr gegenüber lag, warf ſich im Schlafe unruhig hin und her. Eva löſchte raſch das Licht, um ſie nicht völlig wach zu machen. Sie entkleidete ſich, ſchlüpfte mit einem Gefühl des Wohlbehagens in ihr weißes Nachthemd und glitt leiſe in ihr Bett. Ganz reg⸗ los lag ſie, die Hände unter den Kopf geſchoben und die offen gehaltenen Augen zur Decke emporgerichtet, auf die der Mond geſpenſterhafte Kringel warf. Strahlend und lockend ſtand plötzlich das Bild des Un⸗ bekannten wieder vor ihrer Seele; ein Sehnſuchtsſeufzer ſchwellte ihre junge Bruſt. Mit einem letzten Gedanken an ihn ſchlief ſie endlich ein. Täglich mußte Eva, wenn ſie ihren Dienſt bei Konſul Martens antrat, an jenem Hauſe, aus dem ſie damals die ſchöne, ſtattliche Frau mit den beiden Kindern heraus⸗ kommen ſah, vorüber, aber noch nie war es ihr eingefallen, nach der kleinen Marmortafel, die an der Gartentür an⸗ gebracht war, zu ſehen, um den Namen derer zu wiſſen, die in der ſchönen, geräumigen Villa wohnten. Aber jetzt, nach ihrer geſtrigen Begegnung, hatte ſie plötzlich Intereſſe dafür. Im langſamen Vorübergehen las ſie: Profeſſor Dr. Hainer, Privatklinik. Noch nie war Eva zerſtreut bei ihrer Arbeit geweſen, die ihr doch ſo viel Freude und Intereſſe bereitete. Heute aber ſehnte ſie das Ende ihrer Arbeitsſtunden herbei, er⸗ füllt von der leiſen Hoffnung, vielleicht wieder jenem jun⸗ gen Manne zu begegnen, deſſen Anblick ſie ſo ſehr aus ihrem ſeeliſchen Gleichgewicht geriſſen hatte. Doch ihre Hoffnung war vergeblich. Sie ſah ihn weder heute, noch in den nächſten Tagen. Sie begann ſchon, mit Gewalt die Erinnerung an ihn, die ſie ſchmerzlich bedrückte, aus ihrem Herzen zu bannen, als der Zufall ihr von neuem ein Zuſammentreffen mit ihm ſchenken ſollte, und zwar auf eine Art, an die ſicherlich keines von beiden gedacht hätte. Ihr jüngſtes Brüderchen war ſchwer erkrankt. Bewußtlos und ſchwer röchelnd lag der arme Kleine da, deſſen ſchwacher, elender Körper ſich bäumte unter den wilden Schauern des Fiebers. f (Fortſetzung folgt.) Augenweide für die Frau Iſt ſo eine Modenſchau. Insbeſond're junge Damen Stets mit Luſt und Liebe kamen Zu Frau Mode aus Paris In das Kleider⸗Paradies; Denn die armen Evatöchter Haben Kleider, immer ſchlechter 65 T. Wie ſie Mann und Vater ſagen Als die Freundin, und ſie klagen: Gar nichts hab' ich anzuziehen, Trotzdem will ich mich bemühen Allergrößter Sparſamkeit, Wie's erheiſcht die heut'ge Zeit.— Guten Vorſatz ſo im Sinn, Geht's zum„Modeſchauſpiel“ hin: Zierlich, wie im Nixenreigen, Mannequins geputzt ſich zeigen In den Kleidern feinſter Art, Flatternd hin wie Falter zart, Reizvoll weiſend, was der Kern Neu'ſter Schöpfung, hochmodern! Ach, wie dann der Damenwelt All das„Schicke“ wohlgeſällt! Manche ſchlüpft voll Eitelkeit Schon im Geiſt ins ſchönſte Kleid. Nicht ſo ſehr ſind Frau'n da bang, Daß die Rechnung werde lang; Eher ſchon die Männerwelt, Die da„anhänglich“ ans Geld. Wär' man daran nicht gebunden— oh, wie froh würd' das empfunden! Zo von Frau'n, in deren Sinn Mode herrſcht als Königin, Wird der„Maſeſtät“ ſo traut Kühn manch Luftſchloß hier gebaut. J. Limbach. Von Dr. Martha Werth. Es gießt vom Himmel. Auf den beſtgepflaſterten Straßen ſtehen ſeit dem Morgengrauen ſchon die Pfützen, und gar draußen, in den ländlicheren Teilen der Stadt, wo es noch Vorgärten gibt, vor jeder Bauſtelle, wo das Pflaſter noch nicht da oder aufgeriſſen iſt, verwandeln ſich die Bürgerſteige in Schlammwege. Oder es ſchneit. Aber es ſchneit auf warmen Boden. In einer halben Stunde iſt die Straße mit Eisſchlamm bedeckt. Oder es taut— mit demſelben Erfolg. Was tut die tüchtige Frau unſerer Tage? Sie nimmt getroſt ihre Ueberſchuhe aus dem Schrank, ihre ſchönen ſtoffgefütterten, gummigeſchützten Ueberſchuhe, und tritt mit dem leichten Lederſchuh hinein. Was jetzt an kalt und naß und naßkalt auf ihrem Wege geſchieht, iſt ihr gleich. Sie ſtapft vergnügt im Ueberſchuh daher, und wenn ſie ankommt, entſteigt ſie ihm trockenen und reinen Fußes, kann auf jeden Teppich, auf das ſauberſte Linoleum oder Parkett 19 und hinterläßt ſich und anderen keine Unannehmlich⸗ eiten. Aber die Herren! Wir Frauen bilden uns immer noch ein, ſie machten die Wirtſchaft; ſie kümmerten ſich um das Was, Wieviel und Wozu der Produktion. Warum erfand denn dann noch kein Schuhfabrikant, kein Männermode⸗Macher den Ueber⸗ ſchuh für den gepflegten Mann? Warum müſſen die Herren mit Lederſchuhen durch Regen, Schnee und Tauwetter durch⸗ ſtapfen, naſſe Füße kriegen und die geärgerten Blicke der Haus⸗ ö 1 einſtecken, denen ſie den Bodenbelag verunzieren, oder in ihrem Büro oder Laden den ganzen Tag auf feuchten Spuren ſtehen? Es gibt keinen Ueberſchuh für euch armen Männer; höchſtens den alten, ehrlichen Gummiſchuh, der ſich gleich aus⸗ atſcht und der ſchlappt und nicht warm hält. Ueberſchuhe habt ihr alſo nicht. Leichte Sommexkleidung habt ihr auch nicht. Euer Anzug iſt ein Röhren⸗ und Schichten⸗ ſyſteim mit zwei bis drei Aermeln übereinander, und im Win⸗ ter habt ihr mindeſtens vier, wenn nicht fünf Lagen verſchiede⸗ ner Stoffe auf dem Rücken und über dem Bauch, Doppelhüllen allezeit an den Beinen, und ſelbſt im Sommer noch wollene Strümpfe. Seid ihr feſtlich, ſo glänzt ihr von Stärke— Reis⸗ ärke 10 gemeint. Und während eure Frau mit zwei Griffen hr Kleid Mmöpft ihn und mit zwei weiteren komplett und adrett drin ſitzt, knöpft ihr an euch herum, holt Weib, Magd, Tochter und Nachbarn zu Hilfe, um des Kragenknöpfchens oder des Manſchetten⸗ oder Hemdenknopfes willen. Soll ich den gerührt Lauſchenden noch weiter von den Leiden des armen Zeit⸗ 1925 en erzählen, von der ſtets zu knüpfenden und häufig rut⸗ chenden Krawatte, von dem Hut, den man immer vom Kopf nehmen muß, von Sockenhaltern, die immer zu feſt oder zu loſe ſind? Oder ſoll ich davon erzählen, aß die Männer 19745 wegen ihrer e— die Frauen verhöh en?! Ach, wir 18 keine Sklavinnen, wir ſind Scherzende, wir ſind Spielerinnen mit den leichten Dingen unſeres Anzugs ge⸗ W W. worden, und wandeln wohl ab mit Längen und Kürzen, mit. Rüſchen und Glätten, mit Falten und Glocken— aber wir unterwerfen uns keiner Unbequemlichkeit mehr. Wir ſind alle nicht konſervativ genug, drei Jahre lang dieſelbe Form zu wollen, aber wir würden uns nicht mehr in Fiſchbein und Drähte, in Stehbünde und Cul de Paris zwingen laſſen, auch ohne lautes Nein und Aufruhr, einfach, weil wir nicht wollen. Oh, ihr Herren der Schöpfung! Wie lange wollt ihr euch noch von euren Schichten und Röhren knechten und Zeit rauben Miet Ihr armen Sklaven keiner Mode, ſondern einer Und außerdem müßt ihr euch auch noch alle Tage raſieren. Ne ſchlichte Note des Abenduleides. Mancher Blumenfreund vermag nicht zu verhindern, daß ſeine Topfpflanzen in kalten Wintermonaten. 3 75 90 1 1 75 e ahnen, daß ganz andere unde liegen, deren Aus g 5. wagen find 9 swirkungen leicht zu be zei etwa. 10 Grad Celſius verlieren die Pflanzen die Fähigkeit, das durch die Verdunſtung en ee Waſſer wieder zu erſetzen, ſelbſt wenn es in genügender Menge zur Verſügung ſteht. Die Wurzeln ſind dann nicht imſtande, es auſzuſaugen. Zur Aufnahme des Waſſers ſind alſo Tempe⸗ raturen von über 10 Grad erforderlich. Fehlt dieſe Tempe⸗ i Tage, ſo geht die Pflanze an Waſſermangel zu⸗ „Dieſe Erſcheinung kann leicht verhütet werden wenn man den gefährdeten Pflanzen, die alſo bei ſtrenger Kälte 0 geheizten Räumen ſtehen, Gelegenheit gibt, den fehlenden Waſſerbedarf zu decken. Zu dieſem Zweck bringt man ſie mehrere Stunden in einen geheizten Raum und begieß ſie aus⸗ giebig mit angewärmtem Waſſer. Sie ſaugen ſich voll wie ein Schwamm, und zwar auf Vorrat, ſo daß man den Verſuch nach vier bis fünf Tagen wiederholen kann. Der Temperaturwechſel muß allmählich erfolgen. Daß immergrüne Pflanzen, wie Nadelbäume, Stechpalme und Efeu, Temperaturen von— 20 Grad und weniger zu trotzen vermögen, liegt darin begründet, daß ihren Nadeln und Blättern Schützvorrichtungen zur Verfügung ſtehen, die ein Herabſetzen des Waſſerverbrauchs auf ein Minimum ermog⸗ lichen. Geht bei langanhaltender Kälte die eine oder andere zugrunde, ſo liegt das am Waſſermangel. Das Erfrieren der Zimmerpflanzen kommt verhältnismäßig ſelten vor, da die Zellen mit einer Löſung angefüllt find, die erſt bei mehreren Graden unter Null erſtarren, wodurch dann die Zellenwände zerriſſen werden. Solchen Pflanzen iſt nicht mehr zu helfen, während die ſcheintoten durch Waſſerzuſuhr im geheizten Zimmer leicht zu neuem Leben erweckt werden können, auch wenn die Blätter längſt verwelkt ſind. W. B. ,. 4 2 225 . ee — Links: Die Abendjacke mit eng anliegendem Schoß und den modernen Keulenärmeln wird ſchräg geknöpft. ö Mitte: Jugendliches Abendkleid mit Puffärmeln, rück wärts gebundenem Gürtel und reicher Falbelgarnierung. Rechts: Schönes Abendkleid mit fichuartigem Kragen. Als Material wird Seide in hellen Farben verwendet. Mißerfolge. Mißerfolge ſind das Unangenehmſte und daher am wenig⸗ ſten Geſchätzte im Leben. Natürlich gibt es Leute, denen ſie nie begegnen, die ſie überhaupt nicht kennen. Wir kennen alle dieſe lieben Zeitgenoſſen, denen alles glückt, weil ſie eben fabelhaft tüchtig ſind..., und die nie Fehlſchläge zu verzeichnen haben. Sie gleichen den Schauſpielern, die— angeblich— nur Er⸗ folge haben und niemals eine einzige Kritik über ſich leſen; übrigens auch darin, daß ſie ſelbſt die Kritik über ſich längſt verloren haben. Mißerfolge— ſie ſind wie unangenehme Me⸗ dizin, die noch dazu Geld koſtet. Man muß ſie widerwillig hin⸗ unterſchlucken und obendrein mehr oder weniger teuer bezahlen. ö Nur helfen ſie glücklicherweiſe auch öfter(klug verwendet) zum Fortſchritt; ſo wie gute Arznei zur Geſundung hilft. Nach dem Nietzſcheſchen Rezept:„Was mich nicht umbringt, macht mich ſtärker.“ Wenn uns Fehlſchläge richtige Wege erkennen laſſen, führen ſie zu Erfolgen. Es kommt alles auf die Verwendung an. Schließlich war auch die Entdeckung Amerikas ein Miß⸗ erfolg, denn Columbus hatte ja wohl den Weg nach Oſtindien geſucht.. Und Berthold Schwarz verdankte einem Mißerfolg, der ſich in unangenehmer Exploſion bemerkbar machte, die Er⸗ findung des Schießpulvers. Aber ſelbſt wenn ſich die Mißerfolge unſeres Daſeins nicht immer direkt oder indirekt in Erfolge abwandeln laſſen, eins müſſen wir verſtehen: ſie nicht zu ſchwer und zu ernſt zu nehmen, und namentlich nicht durch ſie verbittern zu laſſen; ſonſt werden ſie zu tückiſchen kleinen Gnomen, die doch würgende Rieſenkräfte haben und uns zunächſt Rieſel, dann Felsblöcke ſperrend auf den Weg ſchleudern. Das Grübeln und Sorgen um Unabänderliches verwirft ſchon die uralte Edda als zwecklos und lebensunklug: ö „Den nenn' ich nicht weiſe, der Nächte durchwacht, Und ſorgt ſich um kleinliche Sachen. Muß müde doch ſein, eh' der Tag noch erwacht— Und ſind doch die Sorgen die gleichen...!“ Mißerfolge lachend in Erfolge umzubiegen und Stufen künftig vermeiden ö falſche — das iſt wahre Lebenskunſt. Gedanken über die Frau. Nirgends gibt's ſoviel Tragödien wie im nüchternen All⸗ ö tag; den meiſten Mädchenherzen iſt es vom Schickſal beſtimmt, im ſtillen zu brechen. J 1 1 * Mit größter Sorgfalt, mit liebendem Eiſer ehre deine Frau! Denn die Frau iſt es, die den Segen Gottes ins Haus bringt. 4 Daß eine Frau kolett iſt, merken bloß dle anderen Leute; das Opfer ihrer Verführungskünſte merkte es nie. Riel kleine 1 aus Das Jackenkleid urzhaarigem Pelz. Muff, 14 0 aus Pelz und Samt kom⸗ mit Pelzbeſatz biniert, iſt wieder modern. uus braunem Das alle Büfett. Wir haben ein Büſett, Kinder, ein altes Büſett. Es iſt eine Kreuzung zwiſchen einer romantiſchen Ritterburg und einem Gebrauchsgegenſtand, der unpraktiſch iſt. Auf jeden Fall eine höchſt unglückliche Miſchung. Aber wir haben es nun einmal „in der Familie“. Dadurch iſt es einfach„tabu“. a Es repräſentiert eine Unmenge prächtigen Uebrigens Eichenholz, das einer beſſeren Sache würdig ge⸗ weſen wäre. Doch eine Butzenſcheibenromantit, eine miß⸗ verſtandene Renaiſſance hat dieſes Monſtrum geſchaffen. Wir aber haben es geerbt. Auch einem geerbten Gaul ſieht man nicht ins Maul. Jetzt ſind wir durch Familientradition daran gebunden, gleichſam mit ihm verheiratet. Was helfen uns die neuen Wege zu Kraft und Schönheit und neuer Sachlichkei:. Bis hierhin und nicht weiter!“ erklärt unſer Büfett und stellt ſich uns breitſpurig in den Weg. 8 „Aber warum verkaufen Sie es denn nicht?“ werden Sie mich fragen. Erſtens bekommt man keine fünfzig Mark dafür und zweitens wäre man in der Familie, ſoweit ſie aus konſer⸗ vativen Elementen beſteht(und das, ſipd die Elemente, die Perſianer. Eichenholzes. meiſt das größte Portemonnaie haben!), einfach unten durch. Das aber laun ſich nicht jeder leiſten Alſo bleibt das ominöſe Büfett, dank dem Beharrungs⸗ vermögen alter Dinge, an ſeinem Platz. Gewiß har es allerlei Dinge, die einem ehemals erfreut haben mögen: Galerien und Galeriechen, kleine Aufſätze und Türmchen, dazu holzgeſchnitzte Ritter, die Schwerter und Standarten halten. Es erinnert zu⸗ gleich an eine Torburg und ein Muſeum. Man fühl ich ordentlich in alte Zeiten bei ſeinem Anblick verſetzt! Sehen Sie, ich bin weder pietät⸗ noch traditionstos und deset Went an ind e die dance en sind, nur des peil ſie alt ſind, mit uns fortſchleppe d womög ſelbſt wieder vererben? ee en e en Das alte Büſett verhindert uns, uns als moderne Menſchen in zeitgemäßer Umwelt fe fühlen. Ihm eventuell ein Schleif⸗ lackmöbel zur Seite zu ſtellenk Schon der bloße Gedanke er⸗ weckt eine Gänſehaut! So bleibt einem nichts anderes Ubrig, W ſelbſt antiquiert zu fühlen in ſeiner veralteten Gegen⸗ Denn:„Was du ererbt von deinen Vätern haſt, beſitz' es, ohne drob zu ſtöhnen..“ Toe-To. 7 4 g f No m an von Gert Rothberg 3. Fortſetzung. Nun rief ſie im Krankenſtift an. „Hier Brünneck. Guten Abend, gnädige Frau. Ich habe für einen Kollegen den Nachtdienſt übernommen. Es ziſt mir tatſächlich nicht möglich.“ 8 „Es muß gehen, Herr Doktor. Daniela ſieht aus, als ob ſie ein Nervenfieber bekommen könnte. Und in ihren wirren Reden verlangt ſie immer wieder nach Ihnen. Eine Krante ruft, Herr Doktor!“ i „Ich komme ſofort!“ Frau von Lorring ſtützte ſich auf den zierlichen Schreib⸗ tiſch. Was für Kämpfe kamen denn da mit einem Male inn ihr ſchönes, friedliches Heim? Still ſetzte ſie ſich dann wieder an das Bett Danielas. Deren heiße Hände fuhren unruhig über die weiße Spitzen⸗ decke. Der Kopf mit dem dunklen, ſchweren Haar ſchob ſich bin und her, und der Mund ſtand halb offen. i Draußen erklang kurz hintereinander das Hupen eines Autos. Kurze Zeit darauf meldete die Zofe den Arzt. Frau von Lorring ging ihm entgegen, reichte ihm die Hand, die er küßte, wobei ſein Blick bereits ſuchend nach dem Lager ging. Brünneck richtete ſich auf. Sein Geſicht zuckte. „Sie haben recht, gnädige Frau, ein Nervenfieber iſt im Anzuge. Größte Vorſicht geboten. Iſt geeignete Pflege vor handen? Wohl kaum. Ich werde ſoſort eine Pflegerin herbeirufen.“ Schon nach wenigen Minuten kam er zurück. „Schtweſter Irmgard kommt. Sie iſt erprobt in ſchwer⸗ ſten Fällen. Das gnädige Fräulein iſt dann in vorzüg⸗ lächſter Pflege.“ „Werden Sie die Behandlung übernehmen?“ „Kaum! Profeſſor Schönborn oder deſſen Schwieger⸗ ſohn, Herr Doktor Rehn. Letzterer iſt Spezialiſt für ſolche Fälle.“ „Rudolf Vrünneck ſoll kommen, Tante Maria. Ich ſterbe doch, wenn er nicht kommt. Ich habe ihn lieb, oh, ſo lieb, Tante Maria.“ Der alten Dame ſianden helle Tränen in den Augen. Brünneck aber war jäh erblaßt. Seine Hände um⸗ ſchloſſen die kleinen, heißen Mädchenhände. Plötzlich lag Daniela ganz ruhig. „Du biſt da! Du!“ flüſterte ſie dann und vergrub den Nopf ganz tief in die Kiſſen. Er zog ſich einen Stuhl heran und ſetzte ſich, als auch die alte Dame bereits Platz genommen hatte. „So weh hat das getan! So furchtbar weh! Der Prinz? Ich mag ihn nicht. Was er für lange, knochige Hände hat. Ich... Ein haltloſes Weinen ſchüttelte die Kranke. „Herr Doktor, was für ein Mißverſtändnis trennte Sie heute von Danie? Ich habe mich doch wohl nicht getäuſcht, wenn ich Ihren heutigen Beſuch richtig deutete?“ „Ich kam, um Daniela zu fragen, ob ſie mein Weib werden wollte. Sie, liebe gnädige Frau, ſandten mich in den Reitſaal, und da ſah ich Daniela mit dem Prinzen. Ich hatte geſtern abend ſchon Andeutungen hören müſſen, die mich faſt wahnſinnig machten. Nun glaubte ich diefe Andeutungen beſtätigt und war überzeugt, daß Daniela mich nur vor ihren Triumphwagen ſpannen wollte, wäh⸗ tend die Klugheit ihr längſt geboten hatte, den Prinzen zu wählen. Da— habe ich ihr weh getan, ich bereue es tief.“ „Ich wollte dich liebhaben, nicht“, klagte das Mädchen. Schweſter Irmgard kam. Mit ihr kam eine Welle von Ruhe, wie ſelbſtverſtändlicher Menſchenfreundlichkeit und Aufopferung. Brünneck zögerte einen kurzen Augenblick, nur einen Augenblick; dann ſagte er: „Schweſter Irmgard, die Kranke iſt meine Braut. Ein Irrtum peinigt ſie. Wundern Sie ſich nicht, wenn mein Name fällt?“ f Das Geſicht der Schweſter drückte freudige Ueber⸗ raſchung aus. Sie hatten ihn ja alle ſo gern im Marga⸗ retenſtift. Ein Glückwunſch war unter den gegebenen Um⸗ ſtänden nicht angebracht, doch er las deutlich von ihrem Geſicht ab, daß ſie ihm auch ſchweigend alles Gute wünſchte.. Schweſter Irmgard nahm jetzt den Platz am Lager der Kranken ein, während Brünneck mit der Tante ſich etwas abſeits ſetzte und leiſe mit ihr ſprach. Tiefe Reue war in ihm, nun er ſah, wie ſehr dieſes ſchöne, verwöhnte Ge⸗ ſchöpf ihn liebte. Er wollte gutmachen, wollte Daniela auf Händen tragen, ſeine Liebe und Treue würden ihr gehören bis zu ſeinem letzten Atemzug! Daniela ſchwebte wochenlang in ſchwerſter Gefahr. Endlich wich das Fieber. Doch ſie lag matt und apathiſch da und ſchien niemand zu kennen. Es war wie ein Dämmerzuſtand. Es war an einem Novembertage. Draußen tanzten Schneeflocken mitten durch den Regen, und ein heftiger Sturm umheulte die Villa Lorring. Am Bett der Kranken ſaß, wie immer treu und nimmer⸗ müde, Schweſter Irmgard, die die Kranke die ganze Zeit über gepflegt hatte und nur täglich ein paar Stunden ge⸗ ſchlafen hatte, wenn ſie gewiß war, daß Doktor Brünneck während dieſer Zeit mit Frau von Lorring bei der Kranken blieb. b Daniela hob plötzlich den Kopf, ſah ſich ſuchend um. Ihr Blick fiel auf die Schweſter. In die großen, dunklen Augen kam es wie Furcht. Aber ſie hatte doch das Gefühl, daß ihr die weiße Haube, das ernſte, gute Geſicht in letzter Zeit immer nahe geweſen waren. „Schweſter, war ich ſo krank?“ „Gnädiges Fräulein waren krank. Doch nun iſt längſt alles gut.“ Daniela legte den Kopf müde in die Kiſſen zurück Ihre Blicke hingen an der Decke des Zimmers. Und dann ſagte ſie leiſe, ſchmerzlich: „Es iſt nicht gut, nichts iſt gut. Oh, wenn ich doch ge⸗ ſtorben wäre!“ b Nachdruck verboten. ſo lieb, und du kommt „Glauben ſollſt du und vertrauen!“ Die Schweſter antwortete nicht. Ihr Blick ging zur Uhr. Do nickte ſie vor ſich hin und lauſchte nun angeſtrengt hinaus Daniela ſchien zu ſchlafen. Da ging die Schweſter zur Tür, ließ jemand herein; dann ging ſie ſelbſt hinaus. Rudolf Brünneck legte die dunklen Roſen auf die weiße Spitzendecke. Tief beugte er ſich herab und ſah mit er⸗ barmender Liebe in das ſchmal gewordene Geſicht. So alſo hatte ſie um ihn gelitten! Die Roſen dufteten ſüß und betäubend. Daniela öffnete die Augen. Groß und un⸗ gläubig hingen ſie am Geſicht des Mannes. „Danie, liebe, kleine Danie, ich liebe dich! Es war ja nur ein Irrtum. Alles war ein Irrtum, Danie!“ Daniela ſchloß die Augen. Ganz ſtill lag ſie da. Wenn doch der Traum nicht zu Ende ginge, wenn ſie doch nur immer hier ſo liegen und weiterträumen dürfte! Rudolf Brünneck küßte den kleinen, ſchön geſchwungenen Mund. „Danie, ſieh mich doch an! Ich bin ja bei dir. Willſt du meine ſüße Frau ſein, Danie?“ Das war doch kein Traum mehr? Aber Wirklichkeit konnte es doch auch nicht ſein, daß die harte Männerſtimme. die ihr ſagte, daß Rudolf Brünneck ſich zu ſchade dazu ſei, müßige Stunden auszufüllen, jetzt ſo weich und zärtlich klingen konnte? Daniela öffnete die Augen, ſah den Mann an und ſchluchzte: „Du biſt gekommen, nun iſt alles gut!“ „Danie!?. 1 *. So, nun war es alſo geſchehen, was die Geſellſchaft ge⸗ ahnt, zum Teil befürchtet hatte. Daniela von Lorring hatte ſich mit Doktor Brünneck verlobt! Nun, das gab pikanten Geſprächsſtoff während der Winterwochen, wo man ſowieſo auf Unterhaltungen in den Salons angewieſen war. Im März ſollte die Hochzeit ſein, und dann gingen die Vermählten ſofort nach Italien, wo ſich Danielas Geſund⸗ heit kräftigen ſollte. Nach der Rückkehr übernahm dann Brünneck ſofort die Praxis des bekannten Frauenarztes Sanitätsrats Komenus. Daniela und Brünneck kümmerten ſich nicht darum, was die Leute ſagten oder dachten. Sie lebten nur ihrer Liebe und ihrem täglichen Beiſammenſein, und Rudolf Brünneck fragte ſich immer wieder, ob es wirklich möglich ſei, daß er, der ſo lange Jahre einſam war, nun plötzlich ein ſolches beſeligendes Glück gefunden hatte. Die Zeit verging wie im Fluge. Weihnachten war einzig ſchön geweſen, und nun waren bis zur Hochzeit nur noch wenige Wochen. In der Villa Lorring ſollte alles bleiben, wie es war. Es war ja ſo viel Platz. Warum ſollte etwas geändert werden? Daniela ſuchte ſich die Zimmer aus, die ſie mit ihrem Gatten zu bewohnen wünſchte. An einem ſonnigen Märztage wurden Daniela und Rudolf Brünneck in der Sankt⸗Pauls⸗Kirche getraut Was nicht zur Hochzeitsgeſellſchaft direkt gehörte, fand ſich als Zuſchauer ein. Jedenfalls war die Geſellſchaft vollzählig vertreten. Und anſchließend war das Hochzeitsmahl im Hotel„Eſplanade“. Nach der Tafel wurde getanzt. An Daniela brauſte alles vorüber. Wie im Traum erlebte ſie dieſen Tag. Sie wußte nur das eine klar: Nun gehörten ſie zueinander, waren unlöslich verbunden. Und dann tanzten ſie miteinander, allein, den Braut⸗ tanz! Zitternd ſchmiegte ſich Daniela an die Bruſt des Gatten. Der Druck ſeiner Hand war ihr Bürge für das Glück, das ihrer an ſeiner Seite wartete. Man hatte den Walzer ſchon oft gehört; man hatte ſchon oft nach den Klängen der„Dolomiten“ getanzt. Doch heute ſchien dieſer Walzer nur für dieſes Paar komponiert zu ſein. Als die Geigen ſchwiegen, ſahen ſich Daniela und Brün⸗ neck an. Und ſie wußten, daß ſie dieſen Tanz nie vergeſſen würden. Später, als man noch in fröhlichſter Laune beiſammen war, fuhr das geſchloſſene Auto mit den Vermählten zur Bahn. Und eine halbe Stunde ſpäter befanden ſich zwei Menſchen auf der Fahrt ins Glück! 5 8 4 Sie wohnten im Hotel„Exzelſior“ in Rom, einem Hotel vornehmſten Stils. Ihre Zimmer waren mit vor⸗ nehmen Geſchmack eingerichtet, und der große, ſchöne Speiſeſaal mit dem Springbrunnen erregte täglich Danielas Entzücken. Auch die Marmorhallen, mit wunder⸗ vollen, rieſigen Teppichen ausgelegt, fand ſie einzig. Von dem behaglichen Damenſalon nahm ſie weniger Notiz. „Was ſoll ich dort, Rudolf? Soll ich dort ſitzen und du im Rauchſalon? Iſt dazu unſere koſtbare Zeit nicht zu ſchade?“ Mit großen, glückstrunkenen Augen ſah ſie zu ihm auf, deſſen Stirn ſich langſam rötete. „Du haſt recht, Kleines, viel, viel zu ſchade iſt dieſe Zeit, um ſich auch nur auf Minuten voneinander zu trennen“. ſagte er mit mühſam verhaltener Leidenſchaft. Manchmal kam ihm der Gedanke, daß dieſes jetzige Milieu gerade das richtige für das junge, heißblütige Kind ſei. Jetzt, wo er ſtündlich bei ihr war. Würde ſie es aber auch ertragen, wenn erſt ſeine ſchwere Pflicht be⸗ gann, die ihn gewiß manches Mal länger, als ihm ſelbſt lieb war, von ihr fern hielt? Er ſcheuchte dieſe Gedanken ſtets mit eiſerner Beharrlichkeit wieder. Daniela aber dachte an nichts, was in Zukunft kommen konnte. Ihr genügte dieſer Glücksrauſch, in dem ſie dahin⸗ lebte. Die Küſſe des geliebten Mannes ſchläferten ſie ein in eine matte Glückſeligkeit, aus der ſie nicht zu erwachen wünſchte. a In einer der wundervollen Nächte, die es nur in fort; doch ſie kamen Italten gibt da war es auck ale Daniolo ſeiſe ſagte: Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Sas ne) „Warum willſt du arbeiten, Rudolf? Wir ſind ſo reich, ſo reich! Und dann brauchſt du nie fort von mir, dann kann es immer ſo bleiben, wie es jetzt iſt. Du führſt mich in fremde Länder, und wir denken an nichts weiter als uur daran, daß wir zwei uns haben.“ 8 Er küßte ihre weiße Stirn. „Einmal müſſen wir erwachen, Danie. Dieſer Glücks⸗ rauſch kann nicht immer währen. Ich muß verdienen; nie⸗ mals könnte ich tatenlos vom Geld einer Frau leben. Du ſagteſt: wir ſind reich, und das war gewiß recht lieb von dir; doch ich weiß nun einmal, daß ich dieſen ganz un⸗ erhörten Luxus, in dem wir jetzt ſchwelgen, nur dir ver⸗ danke. In Zukunft wirſt du dich ſchon daran gewöhnen. daß ich verdiene, ſo verdiene, daß wir bequem leben können.“. Daniela ſah den Gatten lange und prüfend an. Es zuckte um ihren Mund wie bei einem Kinde, dem man einen Wunſch verſagt. 8 „Du— wirſt dann keine Zeit mehr für mich haben?“ fragte ſie endlich. Er küßte ſie innig. „Zeit? Für dich keine Zeit? Immer, wenn es mir irgend möglich iſt, werde ich jede freie Minute bei dir verbringen. Aber Danie, überlege doch einmal genan! Findeſt du wirklich gar keinen Reiz dabei, wenn du dich ſtundenlang auf meine Heimkehr freuſt, und wie es dann ſein wird?“ ö Sie ſchüttelte den Kopf. a „Ich mag nicht daran denken, Rudolf Ich will nur in der ſeligen Gegenwart leben, will nicht an deinen Beruf denken, will nur daran denken, daß ich hungrig die Tage feſthalten muß, an denen dich niemand von mir fortholen darf.“ Dieſer Liebe waren ſeine Vernunftsgründe nicht ge⸗ wachſen, und zudem beglückte ihn jedes neue Geſtändnis von ihren Lippen viel zu ſehr, als daß er ihr noch länger kühle, vernünftige Worte zu ſagen vermocht hätte. Seine Küſſe brannten auf ihrem Geſicht. „Danie, was machſt du aus mir?!“ „Glücklich ſein, nur glücklich ſein ſollſt du, ſo wie ich es bin“, flüſterte ſie ihm ins Ohr, und da ſchlug auch die Welle der Leidenſchaft über ihm zuſammen. .** Ohne daß ſie es wußten, hatten ſie bereits längſt das Intereſſe der geſamten internationalen Geſellſchaft erregt. Man bewunderte die junge, reizende, ſchlanke Frau, deren Schönheit einen ſüdlichen Einſchlag beſaß. Die Damen machten kein Hehl daraus, daß ihnen der große, ſchön gewachſene Mann ſehr gefiel, und ſie verſuchten, mit ihm zu kokettieren, was natürlich vollſtändig erfolglos blieb. Man hatte es herausgefunden, daß ſie Hochzeitsreiſende waren, und ſie entgingen den allgemeinen Neckereien nur dadurch, daß ſie eben ſtrikt an ihrer Zurückgezogenheit feſt⸗ hielten. Einmal— ſie durchſchritten eben die Halle— ruhten die Augen einer ſchönen, üppigen Frau mit verlangendem Ausdruck auf Brünneck Dieſen Blick ſah Daniela, und ſie ſchmiegte ihren Arm enger in den des Gatten, während in ihrem Herzen Zorn, Schmerz und Verachtung ſtritten. Wie durfte dieſe Frau einen Mann, der ihr nicht ge⸗ hörte, ſo anſehen? Daß man ſie ſelbſt auch mit feurigen Blicken verfolgte, bemerkte Danie nicht. Sie ſaß von jetzt an nur mit innerer Unruhe neben ihrem Manne und zitterte, daß auch er an der rotblonden Frau Gefallen finden könnte, die jetzt auf einmal ſo aufdringlich nahe beim Diner ihnen gegenüberſaß. Als ſie ſah, daß ihr Mann keinerlei Notiz von der Rotblonden nahm, beruhigte ſie ſich allmählich; aber der erſte graue Schimmer war am Himmel ihres Glückes und ließ ſich nicht mehr wegwiſchen.— Sie beſuchten die Sehenswürdigkeiten Roms. In den Uffizien hielten ſie ſich immer ſehr lange auf, weil die Kunſtſchätze auf ſie wirkten und ſie nicht müde wurden, dieſe Seltenheiten zu bewundern. Einmal fand ſich auch die Gräfin Lompartz ein, jene rothaarige Dame aus dem Hotel. Es mochte Zufall ſein, daß ſie vor demſelben Bilde ſtand, das gerade das junge Paar bewunderte. Es mochte auch Zufall ſein, daß ihr gerade jetzt ihre Taſche entfiel, die ihr Doktor Brünneck dann mit einer Verbeugung wieder überreichte, doch Danke glaubte nicht an dieſen Zufall Ihre Augen waren groß und ſchmerzlich auf die ſchöne Frau gerichtet, die über dieſen Blick mit einem verführeriſchen Lächeln quittierte. Ein Geſpräch war angeknüpft, ehe man ſich deſſen ver⸗ ſah, und Gräfin Lompartz verließ richtig auch erſt den Raum, als auch ſie ihn verließen. Daniela war ſchweigſam, als ihr Mann ihr die Skulp⸗ turen zeigte und zu erklären verſuchte. Er bemerkte, daß ſie anders war als ſonſt und fragte beſorgt: „Iſt dir nicht wohl? Wollen wir lieber gehen, Kind? Ich ſetze mich natürlich ebenſo gern mit dir auf irgendeine ſchattige Terraſſe, wo wir eine Erfriſchung zu uns nehmen können, Nun? Beſtimme, kleine Königin.“ i „Rudolf, jene Frau, was will ſie eigentlich von dir?“ Er ſah verdutzt in ihr reizendes Geſicht, ſah die großen, dunklen Augen in angſtvoller Frage auf ſich gerichtet. Und da lachte er auf einmal fröhlich auf; er konnte wahr⸗ haftig nicht anders. 7 „Liebling, biſt du bange um deinen Mann? Was du dir denkſt, Danie! Das iſt auf Reiſen nun einmal ſo. Man lernt ſich kennen, plaudert zuſammen, das verpflichtet zu gar nichts. Schließlich geht ein jeder wieder ſeines Weges. und die Sache iſt erledigt. Man ſieht ſich meiſt nie wieder im Leben. Zufrieden, Kleine?“ Daniela ſah von ihm fort. „Nein, Rudolf, dieſe Frau ſucht deine Nähe. Ich fühle es.“ Er ſah ſie nachdenklich an, während das Lachen von ſeinem Geſichi verſchwand. g i „ Fortfetzune kolat.“ 74000 im Sommer 1932 auf mehr als eine Viertel dienſtwilligen Jugend ſelbſt, beſonders beitsdienſtes in der Form der [Frage: Sind die Behauptungen in der licht Papen geſucht habe. Aber ebenſo ſelbſt⸗ 5 ſerſtändlich dh 5 em vorſchreiben laſſe, mit wem ich ſprechen khen werde. Die deutſche Schwerindu⸗ „Politil“ mit Revolver und Neſeer Blutige Zuſammenſtöze im ganzen Reich Berlin, 10. Januar. Seit der Beendigung des Burgfriedens mit dem Beginn des neuen Jahres vergeht kein Tag, an dem nicht Angehörige der radikalen Meſſer, Re⸗ volver und alle möglichen Hiebwaffen ſpielen dabei eine große Rolle, ſodaß meiſt eine An⸗ zahl mehr oder weniger Verletzte auf der Kampfſtätle zurückbleibt. Am Wochenende ſind wieder an vielen Stellen des Reiches derartige blutige Zuſammenſtöße erfolgt. 5 Parteien aneinander geraten. In Berlin entſtanden an verſchiedenen Stellen der Stadt Zu ſimmenſtöße zwiſchen Na⸗ tionalſozialiſten und Kommuniſten, in deren Verlauf insgeſamt fünf Perſonen verletzt wur⸗ ben, 30 Perſonen wurden zwangsgeſtellt. In Frankfurt a. M. wurden ſechs National⸗ ſozialiſten von Kommuniſten angerempelt. In der anſchließenden Schlägerei wurde ein Na⸗ tionalſozialiſt durch einen Meſſerſtich ſchwer verletzt. Auch in Leipzig kam es verſchiedent⸗ ich zu Zuſammenſtößen. Zwei Nationalſozia⸗ liſten wurden wegen Waffentragens feſtge⸗ nommen. Insgeſamt wurden zwei Perſonen Poerhaftet. der KPD. in Stärke von 1500 Mann auf. Die Polizei löſte einen Amzug In Düſſeldorf kam es zu einer Schie⸗ ßerei zwiſchen Kommuniſten und Nationalſozia-⸗ oer Freiwillige Arbeitsdienſt ſei in erſter Linie ein Ausdruck des ſtarken Lebenswillens Per deutſchen Jugend. Die Zahl der im Frei⸗ willigen Arbeitsdienſt Stehenden ſei von Million zu Ende des Jahres ge⸗ prungen. Die volkserzieheriſche Aufgabe des Freiwilligen Arbeitsdien⸗ tes liege im weſentlichen bei der arbeits⸗ bei en älteren Arbeitsdienſtwilligen erwecke der lrbeitsdienſt auf dem Lande eine ſtarke eigung zur Siedlung auf eigener Scholle. Die Reichsregierung ſei von der Notk⸗ wendigkeit zu ſiedeln, und zwar ſo ſchnell und ſo viel wie möglich zu ſiedeln, überzeugt ind geeignete Arbeitsdienſtwillige würden uch die gebührende Berückſichtigung finden. iedlungsmöglichkeiten würden aber nur im egrenztem Umfange Hilfe ſchaffen können Dagegen ſei das Beſtreben der Arbeitsdienſt⸗ willigen beſonders beachtenswert, die Dienſt⸗ ameradſchaft auch nach Beendigung des Ar⸗ Selbſthilfe nd der Kameradſchaftshilfe fortzuſetzen. Aue dem Gedanken der Selbſthilfe ſei das Not⸗ verk der deutſchen Jugend entſtanden. „Aus dem Widerhall“, ſo ſchloß der Mini⸗ ter,„den der Enkſchluß der Reichsregierung allen Kreiſen der Bevölkerung gefunden hat, habe ich den Eindruck gewonnen, daß der Weg, der mit dem Notwerk der deutſchen zugend zum erſten Mal eingeſchlagen iſt, allgemein gebilligt wird. Dabei darf es aber icht bleiben. Nur tatkräftige Mitarbeit und pferwillige Unkerſtützung aller Volksſchich. en, insbeſondere auch der Wirkſchaft und hrer Führer verbürgen den Erfolg“. Fragen und Antworten Hitler über ſeine Begegnung mit Papen. g Berlin, 10. Januar. Einem im„Völkiſchen Beobachter“ enthal⸗ enen Bericht der NSK. aus Detmold zu⸗ blge äußerte ſich Adolf Hitler auf Fragen es Reichspreſſechefs der RSD AP. über ſeine ba ene mit Herrn von Papen u. a. wie Olgt: Frage: Der Kern der öffentlichen An⸗ ſriffe ſcheint in der Behauptung aß der Grund Ihrer konſequenten Oppoſi⸗ ſon in der Abſicht zu ſuchen ſei, ſich und Ihre bewegung der Verantwortung am Staate entziehen. Hat dieſes Argument ſachliche Bedeutung? Antwort: Nein. Tatſächlich war ja neine Forderung nicht eine andere als ge⸗ ade die Uebertragung der perſönlichen Ver⸗ intwortung an die NSDAP. Allerdings ſetzte f hier ſelbſtverſtändlich voraus, daß die ßartei dann aber auch die ihr zukommende führung erhält. Mir zuzumuten die Verant⸗ bortung zu übernehmen für das, was andere n, iſt ein mehr als ſtarkes Stück. ſegneriſchen Preſſe zutreffend, daß Sie Füh⸗ ng mit Herrnvon Papen geſucht und uf dieſem Wege Anſchluß an die hinter hm hkeine Fühlung mit Herrn von iſt es, daß ich mir von nieman⸗ arf und mit wem ich als Politiker ſpre⸗ hen werde, wenn ich es für zweckmäßig an⸗ rie iſt ein Teil der deutſchen Wirtſchaft. ch brauche daher ebenſowenig an ſie„An⸗ hluß zu ſuchen“ wie an irgendeine andere Birtſchaftsgruppe. zu liegen, ſtehenden ſchwerinduſtriellen Kräfte ge- hätten? Antwort: Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß üſten, in deren Verlauf 30 Schüſſe abgegeben wurden. Die Zahl der Verletzten ſteht noch nicht feſt. Die Polizei nahm einige Verhaftun⸗ gen vor. Im Anſchluß an eine Proteſtkund⸗ gebung der Eiſernen Front kam es in Bres⸗ lau zu Zuſammenſtößen mit Nationalſoziali⸗ ſten. Drei Nationalſozialiſten wurden verletzt. Neun Perſonen wurden feſtgenommen. Bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen SA.⸗Leuten und Kommuniſten in Detmold wurden zwei Perſonen verletzt. Auch in Hannover mußte die Polizei mehrmals bei Ausſchreitungen zwi⸗ ſchen SA. und SS.⸗Leuten einerſeits und politiſch Andersdenkenden eingreifen. Ein 5A⸗Lokal demoliert Nach einer Meldung des„Völkiſchen Beob— achter“ drangen in der Nacht etwa 20 uni⸗ formierte Kommuniſten in die Gaſtſtätte Rup⸗ pertshof im Weſten der Stadt München ein und ſchlugen den noch einzig anweſenden SA.⸗Mann nieder. Die Wirtin wurde eben⸗ falls von einem Kommuniſten niedergeſchlagen. Darauf ſchlugen die Eindringlinge ſämtliche Biergläſer, Flaſchen uſw. entzwei, zertrümmer⸗ ten die Stühle, warfen die Fenſterſcheiben der Schränke und Türen ein, und zogen ſchließ⸗ lich wieder ab. — Letzte Nachrichten Deulſcher Dampfer geſtrandek. Leeuwarden, 10. Jan. Ein etwa 2000 Tonnen großer deutſcher Dampfer, deſſen Namen noch nicht feſtgeſtellt werden konnte, iſt heute vormittag im dichten Nebel in der Nähe der Inſel Ameland geſtrandet. Meh— rere Schleppdampfer und ein Rettungsboot ſind dem deutſchen Schiff zu Hilfe geeilt. Die Rettungsarbeiten dürften ſich infolge hohen Seeganges ziemlich ſchwierig geſtalten. Falſchmünzerbande feſtgenommen. „Jülich, 10. Jan. Der Landeskriminalpolizei iſt es im Kreiſe Erkelenz gelungen, eine Falſch⸗ münzerbande zu ſtellen und hinter Schloß und Riegel zu bringen. In der Nacht wurden die Hauptermittlungen durchgeführt und dar⸗ aufhin vier Mitglieder einer Falſchmünzer⸗ bande feſtgenommen. Es konnte den Beteilig⸗ ten nachgewieſen werden, daß ſie über 500 falſche Fünfmarkſtücke hergeſtellt und in den Verkehr gebracht haben. Frankreichs Dank Berlin, 10. Januar. Der Reichsaußenminiſter emp⸗ fing am Montag den franzöſiſchen Botſchaf⸗ ter Francois Poncet, der ihm den Dank der franzöſiſchen Regierung für die Rettungsaktion des deutſchen Schiffes „Ruhr“ und für das Beileid der deutſchen Regierung übermittelte. Kaſſenbote niedergeſche ſſen Berlin, 10. Januar. Auf den Kaſſenboten einer Zig a— rettenfirma wurde am Montag mittag ö auf dem Alexanderplatz ein Raubüber⸗ fall verübt. Mehrere Männer ſpeangen plötzlich aus einer Kraftdroſchte heraus und gaben auf den Kaſſenboten einige Schüſſe ab, die dieſen ſchwer am Oberarm und Dber— ſchenkel verletzten. Die Räuber enkriſſen dem Volken ſeine Ledermappe und beſtiegen wiederum den Wagen, der in raſender Geſchwindigkeit da. vonfuhr. Der Kaſſenbote konnte wegen ſei. ner Verletzungen noch nicht vernommen wer den. Wieviel Geld die Räuber erbeutet ha ben iſt noch nicht bekannt. Die Täter ſind in der allgemeinen Aufregung unerkannk enk⸗ kommen. Wie ſpäter gemeldet wird, hatte der Kaſ— ſenbote Schnell von ſeiner Firma den Auftrag erhalten, 4000 Mark, die er in ei⸗ ner Aktentaſche bewahrte, nach einer Filiale der Deutſchen Bank zu tragen. Er hatte ge⸗ rade die Tür des Geſchäftsraumes geöffnet, um in den Hausflur zu treten, als er von zwei jungen Männern mit Schüſſen empfan⸗ gen wurde. Ein Schuß traf ihn in die Bruſt ein anderer in den Oberſchenkel. Schnell hatte die Geiſtesgegenwark, die Taſche mit dem Geld durch die geöffnete Tür zurück in den Geſchäfksraum zu werfen und brach darauf zuſammen. die Täter konnten, wie verlauket, in einer Droſchke flüchten. i Aufruhr im Gefängnis Ein Gefangener gekötet. Neuyork, 10. Januar. Wie aus Turo in Kanada gemeldet wird, haben 500 Inſaſſen des Gefängniſſes in Dorcheſter einen Aufruhr unternommen, bei deſſen Unterdrückung durch kanadiſche be⸗ rittene Polizei ein Gefangener getötet wurde. Mehreren Sträflingen gelang es zu entkommen. Wie es heißt, ſoll Unzufrieden⸗ 900 mit der Verpflegung und den Arbeits⸗ edingungen die Urſache des Aufruhrs ge— weſen ſein. der Heimat Gedenktage 10. Januar. 1797 Die Dichterin Annette von Droſte⸗ Hülshoff bei Münſter in Weſtfalen geb. 1858 Der Karikaturenzeichner Heinrich Zille in Radeberg in Sachſen geboren. 1920 Inkrafttreten des Verſailler Vertrages. Die Provinz Poſen wird an den Frei⸗ ſtaat Polen abgetreten. Prot.: Paulus der Einſiedler Kath.: Agathon Sonnenaufg. 8,08 Sonnenunterg. 16,08 Mondunterg. 7,46 Sonnenaufg. 14,10 Inventurausverkauf Große Reklametafeln an den Geſchäftshäu⸗ ſern künden an, daß etwas Außerordentliches vorgeht. Rieſige Buchſtaben ſchreien es in die Straße„Inventurausverkauf“. Die Zeitun⸗ gen bringen umfangreiche Anzeigen. Der Jahresbeginn bedeutet für die Ge⸗ ſchäftswelt ein gerütteltes Maß von Arbeit. Schon zuvor hat die Beſtandsaufnahme viele Mühe gekoſtet. Mit der Eröffnung des Ver⸗ kaufes zum Jahresanfang geht das Werkeln vom Lager in den Laden über. Jeder Tag ſtellt da große Anſprüche an die Inhaber und an das Perſonal. Und wenn das ſo zwei Wochen weitergeht, können ſie mit Recht von ſich ſagen, daß ſie das neue Jahr mit der beſten Form des Anfangens begonnen haben, nämlich mit Arbeit. Es iſt zu wünſchen, daß dieſe Arbeit auch gelohnt wird. Die Preiſe liegen noch niedriger als ſonſt und die Ware iſt von bekannter guter Qualität. Daneben finden die Käufer gerade an den erſten Tagen des Inventurausverkau— fes eine reiche Auswahl. Zwar iſt auch im neuen Jahr das Geld ebenſo knapp, wie es im alten Jahre war; aber es haben ſich doch ſehr viele Leute ihre Einkäufe für den Inven⸗ turverkauf aufgeſpart, weil ſie wiſſen, wie gut und billig ſie da kaufen. Auch ſo man⸗ ches Weihnachtsgeſchenk erlebt erſt jetzt, da es mit weſentlich geringeren Mitteln als zu Weih— nachten gekauft werden kann, ſeine Verwirk⸗ lichung. Und ſelbſt derjenige, der gar nicht zu kaufen beabſichtigt, wird bei einem Rund⸗ gang von der Fülle des Gebotenen angelockt und zum Kauf gereizt. Wollen wir hoffen, daß dieſer geſchäftliche Auftakt des neuen Jahres von Erfolg heglei— tet ſei und daß er eine gute Vorbedeutung werde für den weiteren Verlauf unſeres Wirt— ſchaftslebens! * 1932 ein trockenes Jahr. Die Regen⸗ ſtation Borod im Weſterwald verzeichnete im Jahre 1932 an 199 Niederſchlagstagen, dar⸗ unter 14 mit Schnee und 23 mit Gewittern, eine Geſamtniederſchlagsmenge von 852,3 mm. Das Jahr 1932 kann nach dieſem Ergebnis durchweg als ein trockenes bezeichnet werden. Wenn auch die Monate April, Mai, Septem- ber und Oktober mit zuſammen 88 Regen⸗ tagen und 491,5 mm Niederſchlägen den lang⸗ jährigen Durchſchnitt bedeutend überſtiegen, ſo blieben alle übrigen Monate des Jahres 1932 ganz weſentlich unter demſelben zurück, Der Dezember mit 10,8 mm lieferte nach nichl den 8. Teil des üblichen Durchſchnitts, Liſtentelegramme. Wer häufiger Tele⸗ gramme gleichen Inhalts an ſeine Geſchäfts— freunde, Vertreter, Agenten uſw. gleichzeitig abzuſenden hat, ſpart Zeit und Mühe, wenn er bei ſeiner Telegraſenanſtalt eine Liſte ber Telegrammempfänger niederlegt. Es iſt dann jedesmal nur nötig, den Telegrammtert einmal durch Fernſprecher aufzugeben. Die Telegrafen— anſtalt beſorgt unentgeltlich die Vervielfälti⸗ gung des Telegrammtertes und übermittelt ihn unverzüglich an ſäm iche in der Liſte ange— gebenen Anſchriften. Edelpelztier⸗ und Kaninchenausſtellung Der Reichsbund Deutſcher Pelztierzüchter veranſtaltete in Darmſtadt eine Ausſtellung von Edelpelztieren und Kaninchen. Seit Ur⸗ tagen trägt der Menſch Felle und Pelze als Kleidung und als Schmuck. Deshalb hat ſich der Bund in erſter Linie die Erhaltung und Pflege deutſcher Pelztiere zur Aufgabe ge— ſtellt. Vertreten waren auf der Ausſtellung: Darmſtadt, Ansbach(Bayern), Arheiligen, Worms, Eberſtadt, Pfungſtadt, Pfalz, Fried⸗ richshafen, Mittelfranken, Schmidtmühlen(Oſt⸗ preußen), Görlitz(Schleſien), Trochtelfingen (Hohenzollern), Alſenborn. Die ausgeſtellten Tiere waren durchweg von guter Qualität. Man ſah Iltis, Stein⸗ und Edelmarder, Nu⸗ tria(Sumpfbiber), Nerz(Mink), Waſchbären in grau, auch einen Rüſſelſchwarzbär(Europa⸗ zucht) und einen wunderſchönen Silberfuchs. Bei den Kaninchen iſt bemerkenswert, daß zum erſten Male in Deutſchland ſämtliche Loh⸗ raſſen zuſammengekommen ſind und zwar Feh— Loh, Braun-Loh, Blau⸗eLoh und Schwarz⸗ Loh. Ferner waren Hermelin aus Worms und verſchiedene Rexe(Platin⸗Rerxr, Chin Rex, Gelb Rex) vertreten, ſchöne Chinchillas(König der Kleinpelztiere), auch ein Angora und ver⸗ ſchiedene hervorragende Marderkaninchen. Den Staatspreis für Heſſen(eine Plakette) erhielt Kunſtmaler Kaufmann, Darmſtadt, auf das beſte Nutriatier. Die Landesmeiſterſchaft auf Nerze fiel an Stuckert, Alſenborn(Pfalz), die Landesmeiſterſchaft auf Klein⸗Chinchilla fiel an Kühner, Harleshauſen(Heſſen-Naſſau) und die Landesmeiſterſchaft auf Hermelin fiel an Sportnachrichten Rü Iſchau auf den Sonntag Fußball. f Die Vorſchlußrunde um den DJ B⸗Pokal brachte Südoſtdeutſchland und Süddeutſch⸗ land als Finaliſten. 25 000 Zuſchauer er⸗ lebten einen 31-Sieg des Südens über Brandenburg in Berlin und 15 000 Fuß⸗ ballbegeiſterte erfreuten ſich in Breslau guter Leiſtungen der Südoſtdeutſchen bei ihrem 3:1⸗-Sieg über den Norden auf moraſtiſchem Boden. Die Sieger der ſüd⸗ deutſchen Endſpiele ſind: 1860 München, Spogg. Fürth, 1. FC. Kaiſerslautern, Ein⸗ tracht Frankfurt und FSV. Frankfurt, alſo keine Ueberraſchungen bei der derzeitigen Form der Mannſchaften. Wiener AC., Auſtria und Vienna Wien ſowie Ujpeſt Bu⸗ dapeſt ſiegten im Süden, nur Nicholſon wurde in Freiburg mit 4:2 geſchlagen.— Düſſeldorf kam vor 15000 Zuſchauern zu einem 7:2-Sieg über den FTC. Budapeſt, während die übrigen Spiele im Reich kaum Ueberraſchungen brachten. Der italieniſche Spitzenreiter, Juventus, unterlag in Florenz mit 0:1. Im Handball iſt jetzt die Spogg. Fürth wieder Nord⸗ bayern-Meiſter und auch der SV. 98 Darm⸗ ſtadt konnte ſein Entſcheidungsſpiel in Wiesbaden gegen die Darmſtädter Poliziſten mit 8:5 gewinnen, alſo Heſſenmeiſter werden. Der Winkerſpork hat immer noch nicht Hochbetrieb. Lediglich das alpine Gelände in der Schweiz ermög⸗ licht teilweiſe die Durchführung von Kon⸗ kurrenzen, ſo auch die Austragung der 9. Akademiſchen Welt-Winterſpiele. Am Sams⸗ tag ſiegte Kanada im Staffellauf vor Mai⸗ land, Turin und Innsbruck. Der Schluß⸗ tag brachte den Sprunglauf. Der Norweger Kielland gewann zum dritten Mal das Springen mit 56, 64 und 67 Meter vor ſeinen Landsleuten Guttormſen und Saks— haug. Der beſte Deutſche war Stober(Frei⸗ burg) auf dem ſechſten Platz. Dr. Wer⸗ necke(Partenkirchen) ſiegte in der Klaſſe 2 Kombinationsſieger wurde Sakshoug(Nor⸗ wegen) vor Reinl(Innsbruck), Guttormſen, Pugl(Graz), Kielland und Ertl(München). Der SC. Rieſſerſee ſiegte im Entſchei⸗ dungsſpiel gegen den EV. Füſſen 2:0 und wurde bayeriſcher Eishockeymeiſter. Bran⸗ denburg Berlin wurde in Budapeſt vom dortigen ELV. mit 6:0 bezwungen. Märkte und Vörſen Vom 9. Januar. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Schlachtviehmarlt. Auftrieb: 1003 Rinder, davon 215 Ochſen, 75 Bullen, 370 Kühe, 293 Färſen, ferner 5 16 Kälber, 101 Schafe, 3857 Schweine, davon Memelländer 90. Ochſen 27 bis 29, 24 bis 26, 20 bis 23; Bullen 25 bis 27, 21 bis 24; Kühe 22 bis 24, 19 bis 21, 16 bis 18, 12 bis 15; Färſen 28 bis 30, 25 bis 2, 21 bis 24; Kälber—, 31 bis 34, 26 bis 30, 20 bis 25; Schafe 23 bis 25,—, 20 bis 225 Schweine—, 37 bis 40, 37 bis 39, 35 bis 38, 33 bis 36. Frankfurter Produktenbörſe. Es notierten: Weizen 20,35 bis 20,40; Rog⸗ gen 16,30 bis 16,35; Sommergerſte 18 bis 18,25; Hafer 13 bis 13,50; Weizenmehl ſüdd. Spezial Null, 28,45 bis 29, dto. niederrh. 28,15 bis 28,50; Roggenmehl 22,25 bis 23,25; Weizenkleie fein 7,40; Roggenkleie 7,85 bis 8; Sofaſchrot 10,10 bis 10,60; Palmkuchen 8575 bis 9; Erdnußkuchen 12,25 bis 12,50; Biertreber 10,50 bis 10,60; aller per 100 Kilogramm. Tendenz: leicht befeſtigt, Futter⸗ mittel ruhig. 2 ht befeſtigt, Futte Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Rm., per 100 Kilo, wag⸗ gonfrei Mannheim: Weizen inl. 20,75 bis 20,85; Roggen inl. 16,75; Hafer inl. 13,50 bis 14; Sommergerſte inl. 18,50 bis 20; Futtergerſte 17,65 bis 17,75; La-Platamais gelber mit Sack 18,75 bis 19; ſüdd. Wei⸗ zenmehl, Spezial Null, mit Auskauſchweizen 28,75 bis 29; ſüdd. Weizenauszugsmehl 31,75 bis 32; ſüdd. Weizenbrotmehl 20,75 bis 21; Roggenmehl, nord⸗ und ſüdd. 21 bis 24; Weizenkleie fein 7,50 bis 7,60; Biertreber 9 10,75, und Erdnußkuchen 11,75 bis 12. Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 161 Ochſen 23 bis 31; 129 Bullen 17 bis 24; 240 Kühe 10 bis 24 325 Färſen 22 bis 32; 759 Kälber 20 bis 36; 43 Schafe 15 bis 22; 2306 Schweine 33 bis 40; 42 Arbeitspferde 300 bis 1200; 61 Schlachtpferde 20 bis 100; 3 Ziegen nicht notiert.— Marktverlauf: Großvieh langſam, Kälber langſam, geräumt; Schweine langſam, kleiner Ueberſtand; Arbeitspferde mittel, Schlachtpferde ruhig. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Es waren zugetrieben: 22 Ochſen, 42 Bul⸗ len, 33 Kühe, 113 Färſen, 145 Kälber, 1011 Schweine. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Le⸗ bendgewicht in Rm.: Ochſen 26 bis 30, 24 Buſel⸗Worms. bis 26. 23 bis 25. 91 bis 93. 19 bis 21