— ff.. Der elegante Herr 3 frägt nur NHaharbeiſ. Ermdßigte Preise! Neelle Bedienung Valentin Brechtel 3. Sehne jdermels ler bampertheimerstraße 5. 9 cl Rödl kon egsslon erstens ab heute im Central- Film- Palast! Harry Pie J ber Uedüng Aller Fllmipeunde in ſeinem neueſten und aufſehenerregenden Tonfilmwerk Nünion-Füm.- Falze bie Glanzleistung der Lichtspleikunst! 5 Au heute. Die brillante Paramount⸗Prachtfilmſchau 1. Ranges Zwei Spitzenwerke wie ſie noch nie geboten wurden. Richard Dix in ſeinem ſenſationellen Großfilm größten Formats Vitrnheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung 4(Eiernheimer Tageblatt— Blerngeimer Nachrichten)(Biernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) E 70 10 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— 1, a monatl. k. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige ill rierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahr 1 einen ie kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchaftsſtelle u. beim Zeitungsträger 7 Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes rnſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Biernheum.— Poſtſchecktunto Rr. 21577 i ichter ichtigt.— Far di Fanart. echeile tung er, Biernheim* Tan 8 werden nach e e 0 t.— Für die Aufnahme 5 5 I„ TARANNHAUSER 10— 2. u. Verlag! Joh. Martin,. t abernommen werden 1 5 e.. 4% Morgen Sonntag abend ab 0 ü 5 1 „ F 15 Jiepiralenvom Nummer 19 Montag, den 23. Januar 1933 50. Jahrgang Suenl. N ranz 1— 3 11. 2— ̃ 7 6 ö 8 im dekorierten Saale. Schöner N 5 N f e 1 —, Leben 0 die Arbeitsbeſchaſſung Eule 10 1 Nach Mitteilungen von amtlicher Seite Ein atemraubendes Abenteuer, das jeden in Hochſpannung Ein 100% Tonfilm voll Schneid und 1 enpreiſe: Die 9 75 er g abgeſtufter Ra Lach 88 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer chats e U. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands W koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., An bei att. nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor; K Nach dem Vertagungsbeſchluß Wer ergreift die Initiative?— Neuwahlen bringen leine Aenderungen Prollamierung eines„politiſchen Notſtandes“? warmer Aufenthalt für Jung u. Alt. Es ladet freundlichſt ein. Hans Haas Die Hanelle Tanzlehrer Blau⸗Weiß agcghauggngaggamadgaſdaagaagangaggang vollem Gange ſein. Dann werden auch die Tempo wie ihn das große Rückwirkungen auf dem Arbeitsmarkt ein⸗ hat die Durchführung des Programms hält bis zum letzten Meter, die meiſterhafte Darſtellung von Publikum wünſcht, flott, friſch und ſchlagfertig, ſpannender von für öffentliche Arbeitsbeſchaf⸗ fung begonnen. Im Februar ſoll die Auf⸗ Richard Dix. Akt zu Akt. Das Beſte und Intereſſanteſte was je Harry Piel geleiſtet hat. Harry Piel den Meiſter der Senſationen und tragserteilung an Induſtrie und Gewerbe in Abeuteuer muß man geſehen und gehört haben.— Im 2. Teil: Das wunderbare Filmwerk der Brigitte Helm u. Guſtav Dießel's oder: Seelen in Leid und Freud. Das iſt ein Filmwerk, das packende Schickſa U le mit feſſelnder und ergreifender Beredfamkeit erzählt. Ein Film für das Weltpublikum. Im 3. Teil: Der Tonfilmſchlager der Woche i 4 Größte Heiterkeit m. einem Bombenlacherfolg Her Anallenlent 5 Dieſes Harry Piel-Großtonfilm-Weltſtadtprogramm muß man un⸗ bedingt beſucht haben, denn Harry Piel's Tonfilme ſind überall 5 die größten Senſationen und überall Maſſenandrang und über⸗ fültte Häuſer. Preiserhöhung. mals das geſamte Programm zu ſehen. — Trolz enorm höherer Unkosten diesmal keine Anfang an allen Tagen ½8 Uhr, ab 9 Uhr noch⸗ 1 Sonntag mittag a Unr groge Jugend- u. Minder-Vorstenlung. Hinder 10 3 Harry Piel: Woche und noch 2 Luſtſpiele. „Jonny ſtiehlt Europa“,„Der Knalleffekt“, die Ufa⸗ Alle Kinder gehen zu Harry Piel. eniung! Tachsſe Woche:„Unter falscher flagge“ 5 Landw. Geld⸗ und Warengenoſſenſchaft. Am Montag Früh 9 Uhr ab wird am Staatsbahnhof Thomasmehl und Kainit ausgeladen. Der Vorſtand. Schöne (parterre) mit Zubehör ſofort mieten. 1 Verlag. Honmuno 2 Zimmer u. Küche allem zu ver⸗ Von wem, ſagt der Möbel die Ihr Heim verschönern und echte Freude aufkommen lassen, deren Qualitat nichts zu wünschen Übrig läßt, deren Preise erschwinglich sind, die bringt in größter Auswahl g Frieren Her! Bau- und Möbelschreinerel änngmammagenneene f Malm. Tavber Salllaben Zum grunen Laub wunsent Sie als L ſaacgaaadagggaggaggagagam agg f Scho Samstag abend 9 im„Karpfen“ für den Männer- Frauenchor. T Uhr Apbstunde und Um pünktliches Erſchei⸗ nen erwartet. Der Vorſt and. Bei Husten, Heiserkeit g Verschleimung Emeukal bosle Fucapplus-Bonbons Beutel 25 u. 50 Pig. Bienenhonig gar. rein, Gl. 1.30, 88 u. 40 dummibeltttaschen v.. 35 empflehlt RATHAUS- DROGERIE Peter Mos kopp. acnaammagamg LQ eee Zur Miſſion empfehle bei Bedarf: Gebet⸗ u. Geſangbücher Gebetbücher mit großen Druck g⸗teilige Stehkreuzgarnituren wWeihwaſſerkeſſel Ampeln und Leuchter Wachs kerzen mit u ohne Verzierung Gebe auf alle hier angeführten Artikel während der Miſſion 10% Rabatt. J. Schweikart, Rathausſtraße. Wade fang 15 * cery cooner Lupe Velez in ihren wuchtigſten Standartwerk der letzten Jahre Auuchra ger erde Ein packendes Drama der Leidenſchaft, das hohe Lied von 8 der Liebe und Freiheit. Gery Cooper, Lupe Velez, zwei Film⸗ 8 f 5 0 e 5 ſterne, die alle Herzen der Viernheimer Kinofreunde erobern. ber Mochentachschlabber Glas dehtgbung“ Verſäumen Sie nicht dieſe glänzende Darbietung der Woche. Motto: leder einmal ins beliebte U.- J. Anfang je 7 Uhr. Ab u9 Uhr nochmals. Ende 12 Uhr. Sonntag groge dugend- u. Kiguervorsteng Voranzeige! ner gigantische Paramount- Großfilm „Jer Hochzeitsmarsch“ ast Du krgenduie Tet und Gelg. dann fährst Du nieht in die Went. Sondern bleibst daheim und Rehrst in den Saftlagen ein. 1 5 8 raucht Dieh ann nicht Zu gereuel denn Du Hannst Dich im Saftladen imme e Es ladet zum dauernden Beſuche 1 M. Träger Thomasmehl 4 Hrüben zu verkaufen Lorſcherſtraße 38 „ Schrittl. Heimarbeit Verlag Vitalls, unenen 13 Schöne 3 Zimmer⸗ mit Küche in der Bahnhofſtraße zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag. 1 Kainit, Kaliſalz, Kalkſtickſtoff, ſchwefelſ. Amon Düngekalk, Torfmull loſe und in Ballen Hühnerfutter, Taubenfutter und Vogelfutter 1 in beſter Qualität zu haben bei Alois Wal 1 Richtigstell ochtigstellung. Um allen törichten Gerüchten ein Ende zu bereiten, erkläre ieh: Am 28. Dezember 1932 hat einer meiner Mitarbeiter, der be- auftragt war, ein Stück Grohvieh zu schlachten, in der Absicht, eine Gewichtsverminderung herbeizuführen und dadurch die neu eingeführte erhöhte Schlachtsteuer zu sparen— ohne mein Wissen und Einverständnis— dem Stück roßvieh am Schwanz ende den Unrat entfernt und ritzte dabei das Tier laut poll zelllckher Feststellung am letzten Schwanzwirbel. Ein an sich bedauerlicher aber unbedeutender Vorfall, der jedoch weiter keinen Menschen interessiert hätte, wurde aus polltisshen Gründen vom hiesigen„Rakenkreuxbanner“ zu einer antisemi- tischen Hetze in einem Artikel males Ubertriehen. Seln Inhalt entsprieht in keiner Weise den Tatsachen. Rudolf Hirsch mu Mannheim 8 2. 13 1 1 Septemberprogramm volkswirtſchaftlichem Geſichtwinkel eine entſcheidend wichtige Frage, ob und in welchem Umfang die öffentliche Hand in der Lage iſt, der Privatwirtſchaft auch durch Aufträge— neben der notwendigen ſteuer⸗ lichen Entlaſtung— jede nur mögliche Un⸗ terſtützung angedeihen zu laſſen. Eeindeichungen und anderes. bände, ſonſtige f. lichen Rechts, owic gemiſcht⸗wirtſchaftliche Unternehmungen— ſind zunächſt insgeſamt Durchführung volkswirtſchaſtlich ſetzen. Dieſes Programm iſt keine Einzel⸗ maßnahme. Es fügt ſich als grundlegende wichtige Aktion in den Geſamtrahmen der Wirtſchaftspolitik des Reiches ein. Auch das vom vorigen Jahre iſt in ſeiner letzten Zielſetzung auf Arbeits⸗ beſchaffung gerichtet. Sein Schwergewicht liegt in der ſteuerlichen Entlaſtung der Wirt⸗ ſchaft und im Anreiz zur Einſtellung von Ar⸗ beitskräften. Dieſen Zwecken dienen insbe⸗ ſondere das Syſtem der Steuergut⸗ ſcheine und beſtimmte Reichshilfen. Gleichzeitig wurden aber im vorigen Jahre bereits Maßnahmen zu direkter Arbeitsbe⸗ ſchaffung unter Einſatz öffentlicher Mittel eingeleitet. Das neue Programm ſetzt die Bemühun⸗ gen um Ueberwindung der Arbeitsnot unter zweckentſprechendem Einſatz von 500 Millio- nen Mark auf breiter Baſis fort. Es geht von dem Grundgedanken aus, daß gerade die Privatwirtſchaft ein Intereſſe daran ha⸗ ben muß, wie früher von dem größten Auf⸗ traggeber, nämlich der öffentlichen Hand, wieder Aufträge zu erhalten. Gerade in Kri⸗ ſenzeiten, wie den heutigen, iſt es, unter geſehen, Zur Beurteilung dieſer Zuſammenhänge itt eine Feſtſtellung wichtig; es hat zu jeder geit volkswirtſchaftlich unbedingt notmen⸗ dige Arbeiten gegeben, die entweder aus⸗ ſchließlich oder zum größten Teil nur von der öffentlichen Hand finanziert wor⸗ den ſind. Das betrifft vor allem Steaßen⸗ und Brückenbauten, Flußregulierungen, Da dieſe Ar⸗ beiten zumeiſt der Privatwirtſchaft zur Durchführung übergeben werden, ſind zweifellos große Teile der Pripatwirtſchaft überhaupt auf derarlige Aufträge angewie⸗ ſen. Sie ſind teilweiſe zum Erliegen gekom⸗ men, weil infolge der Notlage der öffent⸗ lichen Kaſſen die Sachausgaben der öffent⸗ lichen Hand auf ein Min deſtmaß herunterge⸗ drückt worden ſind Hier will das Programm Abhilfe ſchaffen. Für Träger öffentlicher Arbeſten— das ſind Reich, Länder, Gemeinden, Gemeindever⸗ Körperſchaften des öffent⸗ bis 500 Millionen Mark Darlehen zwecks wertoollet Arbeiten bereitgeſtellt worden. Die öffent⸗ liche Hand kann dementſprechend neue Auf⸗ träge insbeſondere an die Privatwirtſchafl verteilen. Im ganzen geſehen, wird durch dieſes Programm, das nach Grundſätzen durchge⸗ führt wird, die geeignet ſind, Mißbräuche auszuſchließen, und den erreichbaren Nutz⸗ effekt zu erzielen, eine nicht unbeträchtliche Anzahl von ſeeliſch und materiell Notleiden⸗ den wieder zu Arbeit und Brot zurückgeführt werden können. Allerdings: alle Maßnah⸗ men zur Arbeitsbeſchaffung können nicht das ganzegroße Heer von Arbeitsloſen mit einem Schlag wieder in den Wirtſchafts⸗ und Ar⸗ beitsprozeß eingliedern. Dazu liegen die Wurzeln dieſer furchtbaren wirtſchaftlichen Erkrankung, die bei uns wie bei anderen Völkern gleich verhängnisvoll auftritt, gu tief: dazu wird es eines allmählichen, zäh und mit allen wirtſchaftlichen Mitteln tat⸗ kräftia zu fördernden Geſundungsprozeſſes Berlin, 23. Januar. Der Vertagungsbeſchluß des Aelteſtenrates wird in politiſchen Kreiſen dahin beurteilt, daß der Konflikt zwiſchen Reichstag und Reichsregierung eigentlich ſchon dadurch 1 0 Ausbruch gekommen iſt. Wenn ſich die eichsregierung jetzt an weiteren Beſpre⸗ chungen und Parteiführerverhandlungen un⸗ intereſſiert erklärt und ankündigt, daß ſie nach Ablauf von acht Tagen die Entſchei⸗ dung zu erzwingen gewillt iſt, ſo ſcheinen andererſeits dieſe acht Tage dem Verſuch dienen zu ſollen doch noch eine Lö⸗ ſung aus der Mitte der Parteien heraus zu— ſtande zu bringen, in der der General von Schleicher zum wenigſten als Kanzler keine Rolle mehr ſpielen würde. Erreicht wurde allein durch die jetzige Ver⸗ tagung zum mindeſten, daß die Neuwah⸗ len kaum noch im Februar ſtattfinden wür⸗ den, ſondern erſt im März. Es fragt ſich nun, wie die Verſuche zu be⸗ werten ſind, in der Zwiſchenzeit doch noch zu einer Löſung zu kommen, die die Natio⸗ nalſozialiſten auf die Regierungsſeite bringt. Zu dieſem Ziele ſcheinen die Verhandlungen und Vermittlungen der letzten Tage weiter⸗ geführt werden zu ſollen. Dabei iſt für das Zentrum maßgebend, daß unter allen Umſtänden und offenbar doch auch ohne Rückſicht auf die Perſon des jetzi⸗ gen Reichskanzlers der Verſuch gemacht werden ſoll, alle verfaſſungsmäßigen Möglichkeiten auszuſchöpfen, um eine Ausſchaltung des Reichstages zu vermeiden. Sollte eine ſolche Löſung nicht gelingen, ſo iſt man ſich in politiſchen Kreiſen allerdings darüber klar, daß baldige Neuwahlen nichts anderes bedeuten würden, als die fataliſtiſche Erfüllung einer Verfaſſungsbeſtimmung, deren Ergeb⸗ nis genau die gleiche Situation ſein würde wie die vor der man heute ſteht. Neuwahlen würden wieder keine poſitive Mehrheit, ſondern nur negative Mehrheiten zeiligen und den weiteren zweifelhaſten Erfolg haben, daß die Wahlagitalion die Parteien und politiſchen Kräfte noch weiter auseinandergeredet haben wird, als dies ſchon jetzt der Fall iſt. Man hält es darum heute ſchon nicht mehr für ausgeſchloſſen daß Reichsregierung und Reichsregierung gewiut ſein wurden, eine beſondere politiſche Notlage als gegeben zu erachten. Unter dieſem Ge⸗ ſichtspunkt ſah man auch der inzwiſchen ge⸗ nehmigten großen Berliner Kundgebung der NSDAP. auf dem Bülowplatz in der Nähe der kommuniſtiſchen Hochburg, des Lieb— knechthauſes, mit Spannung entgegen. Die allgemeine politiſche Lage bleibt nach wie vor ungeklärt, und ſelbſt, wenn das Experiment von Neuwahlen nun doch noch einmal gemacht werden müßte, ohne daß eine neue Lage geſchaffen würde, ſo hört man heute vielfach die Auffaſſung, daß dieſe Wahlen dann vorläufig die letz— den ſein würden. Die„Deutſche Allgemeine Zeitung“ meint auch, für den Fall, daß es am 31. Januar zur Einberufung des Reichstages und dann zum Konflikt zwiſchen Regierung und Par⸗ lament komme, oder auch für den anderen Fall, daß dieſer Konflikt, durch andere Ereig⸗ niſſe ausgelöſt werde, ſei zunehmend mit der Verhängung des mehrfach erörterten Staatsnotſtandes zu rechnen. Die Regierung würde in einem ſolchen Fall das Parlament auflöſen, den Zeit⸗ punkt für die Neuwahl aber voraus- ſichklich bis zum Frühherbſt feſtſetzen. Nach Anſicht der„Täglichen Rundſchau“ gibt es nur folgende Möglichkeiten, die heu⸗ tige Kriſe der Untätigkeit und des Geſchehen⸗ laſſens zu beenden. Entweder die Reichs⸗ regierung mache Ernſt mit ihrem Willen zum Handeln, dann könne ſie es ohne das Par⸗ lament und die Parteien tun, dann müſſe ſie den Kreis, in dem ſie heute noch gefan⸗ gen ſei, durchbrechen und gegebenenfalls auch über die Verfaſſung zeit⸗ weiſe hinweggehen. Und wenn ſie nichts anderes tue, als den Artikel 54 der Reichs⸗ verfaſſung, der den Kanzler an das Ver⸗ trauen des Reichstages bindet, zeitweiſe außer Kraft zu ſetzen. Dazu brauche keinen großen„Staatsnotſtand“ Die zweite Möglichkeit wäre die, daß die Parteien eine arbeitsfähige Koalition her⸗ ſtellen, die den autoritären Staat überhaupt beſeitigen würde. Die„Germania“ ſagt:„Wenn die kurze Vertagung einen poſitiven Sinn ha⸗ ben ſoll, dann ſollte es der ſein, daß man die neugewonnene Zeit nicht unnötig ab⸗ bedürfen, von dem wir ohne übertriebenen Ontimismus annehmen können, daß er be⸗ reits begonnen hat. Ihn durchzuſetzen, wird die vordringlichſte Aufgabe ſein, die uns in der nächſten Zeit geſtellt iſt. Und das Ar⸗ beitsbeſchaffungsprogramm hat, recht be⸗ trachtet, den oberſten Zweck- das ſchwierige Zwiſchenſtadium von der Depreſſion zum klangſam einſetzenden Wirtſchaftsaufſchwung zu überbrücken, das Tempo dieſes Bele⸗ bungswerkes zu beſchleunigen. der 5A⸗Aufmarſch in Verlin Starke polizeiliche Sicherung.— Zahlreiche Zuſammenſtöße.— Ueber 20 Perſonen verletzt. Berlin, 23. Januar. Die Berliner Schutzpolizei befand ſich ſeit Sonntag früh in höchſter Alarmbereitſchaft. der Aufmarſch der Berliner SA. und SS. ur Gedenkfeier am Grabe Horſt Weſſels, und die Aufforderungen der kommuniſtiſchen Preſſe, dem Aufmarſch der Nationalſozialiſten Wider⸗ tand entgegenzuſetzen, hatten die Poltzei zu deſonderen Vorſichtsmaßnahmen veranlaßt. Die Nacht zum Sonntag verlief in Berlin techt unruhig. In zahlreichen Stadtgegen⸗ rühig. den tam es zu Zufammenſroßen zwischen ven Gegnern. So wurden in der Wörther⸗Straße zwei Nationalſozialiſten durch Meſſerſtiche und Schläge verletzt. Von den Fahrern eines Mo⸗ korrades mit Beiwagen wurden in mehreren Straßen Schüſſe auf Gaſtwirtſchaften abgege⸗ ben, wobei eine 50jährige Frau einen Schuß durch den Arm erhielt. Die Schützen entkamen unerkannt. Die Zuſammenſtöße ſetzten ſich am Vormittag fort. Die geſamte Berliner Schutzpolizei und die politiſche Polizei waren am Sonntag vormit⸗ tag aufgeboten. Ein großer Teil der Schutz⸗ polizei war mit Karabinern ausgerüſtet. Das Karl Liebknecht⸗Haus, auf dem eine große Sowjetfahne wehte, wurde von der Polizei nach Waffen durchſucht und polizeilich beſetzt. e waren ebenfalls polizeilich eſetzt. die Feier auf dem Friedhof In kurzen Abſtänden traf ein SA. ⸗Zug nach dem anderen auf dem Bülowplatz ein. Der Platz und die Zugangsſtraßen waren von allen Anſammlungen polizeilich geräumt wor⸗ den. Vom Bülowplatz aus erfolgte dann der Weitermarſch zum Friedhof. Der Gedenkſtein war verhüllt. laufen laßt ſondern nochmals aue erwa ich bietenden Möglichkeiten prüft, eine Klärung herbeizuführen. man Die Pauſe über Sonntag Nach dem Beſchluß des Aelteſtenrates ruhten am Samstag die Verhandlungen zwiſchen den einzelnen Parteien vollſtändig. Es dürften lediglich zwangsloſe interne Be⸗ ſprechungen innerhalb einzelner Parteien ſtattgefunden haben, in denen die Lage er⸗ örtert wurde. Man rechnet allgemein da— mit, daß vor Montag oder Dienstag nichts mehr geſchieht und daß dann erſt von irgend⸗ einer Seite die Initiative zu Verhand⸗ lungen aufgenommen wird. Bisher iſt, jedoch völlig unklar von wem dieſe Initiative aus- gehen ſoll. Der Beſchluß des Aelteſtenrates auf kurz⸗ friſtige Verkagung des Reichstages iſt, wie ſich herausgeſtellk, unter dem ſtarken Druck der Wirtſchaft erfolgt, die ſowohl bei der Ke ⸗ gierung, wie bei den Parteien ihren Einfluß dahingehend ausgeübt haben dürfte, doch noch einmal eine Verſtändigung zu verſu⸗ chen. Hierbei dürfte darauf hingewiesen worden ſein, daß in der nächſten Zeit eine Reihe von Meſſen beginnen ſollen, deren Er ⸗ folg durch Wahlkämpfe ſchwer beeinkrächkigt werden würde. Das Intereſſe wandte ſich unter dieſen Umſtänden dem Verlauf der Demonſtration am Bülow⸗Platz zu, von der für weitere in⸗ nerpolitiſche Entſcheidung viel abhinge. Der Reichskanzler hatte im Laufe des Samstag eine Beſprechung mit dem Innen⸗ miniſter Dr. Bracht, um ſicherzuſtellen, daß alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen würden. * Gewerlſchaſtsführer bei Hindenburg Der Reichspräſident empfing am Samskag als Vertreter des Bundesvorſtandes des Allge⸗ meinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes und des Allgemeinen Freien Angeſtelltenbundes, die Herren Leipart, Graßmann, Eggert und Stähr zur Entgegennahme eines Berichtes über die Notlage in der Arbeiterſchaft Deutſchlands und gleichzeitig von Vorſchlägen auf wirt⸗ ſchaftlichem, handelspolitiſchem und ſozialem Gebiet. Nach dem Gebet eines Geiſtlichen nahm Adolf Hitler das Wort. Er bezeichnete Horft Weſſel als den Sänger des deutſchen Frei⸗ heitskampfes, der nationalſozialiſtiſchen Bewe⸗ gung, der ſich durch ſein Lied ſelbſt ein un⸗ vergängliches Denkmal geſetzt habe. Unter den Klängen des Liedes vom guten Kamera⸗ den wurde der Gedenkſtein enthüllt. Nachdem noch ein alter Herr des Berliner Korps Normannia kurze Gedenkworte geſpro⸗ chen hatte, folgte die Niederlegung zahlreicher Kränze; u. a. bemerkte man Kranzſpenden des Kronprinzen und des Stahlhelm. Neue Zuſammenſtötze Die Züge der SA. wurden an verſchie⸗ denen Stellen mit Schmährufen empfangen und mehrfach wurde die Lage recht bedrohlich, ſodaß die Polizei immer wieder mit dem Gummiknüppel vorgehen mußte. An einigen Stellen mußten ſogar Schrecſchüſſe abgegeben werden. In der Gormannſtraße erhielt ein Polizeibeamter zwei Lungenſtiche und einen Stich in den Kopf. Der Beamte gab acht Schüſſe ab, dann wurde er entwaffnet. Zwei bei dem Zuſammenſtoß anſcheinend ſchwer ver⸗ letzte Pekſonen find von ihren Anhängern fortgebracht worden. e Suler gegen„Deſaltismus“ Eine Rede in Berlin. Berlin, 22. Januar. Im Sportpalaſt ſprach Hitler vor den Amtswaltern der Berliner nationalſozialiſti⸗ ſchen Parteiorganiſation. „Wer einen ſo gigantiſchen Kampf um die Erhebung eines Volkes führt wie unſere Be⸗ wegung, benötigt nicht nur Zeit und Kraft, Mut und Ausdauer, ſondern vor allem Be⸗ harrlichkeit auch denen gegenüber, die ſich von Tagesereigniſſen blenden laſſen. Von der Führung einer ſolchen Bewegung muß man erwarten, daß ſie nicht plötzlich angeſichts der Möglichkeit zu einer billigen Verſtändigung zu kommen, die Zukunft preisgibt und die Opfer der Vergangenheit vergißt. Man darf nicht plötzlich glauben, daß taktiſche Winkel⸗ züge Grundſätze erſetzen können. In ſolchen Fällen— rief Hiller unter ſtürmiſchem Beifall der Berſammelten aus— muß die Führung mit heroiſchem Entſchluß dieſem verfluchten Defaitismus das Genick brechen. Wer in unſere Bewegung eintritt, kann nicht nach eigenem Ermeſſen handeln, ſon⸗ dern muß ſeinen Willen zuſammenſchmelzen mit dem von Millionen. Mag die Führung, mag ich ſelbſt mit Fehlern behaftet ſein, aber wer will behaupten, er ſei ohne Irrtum und Fehler? Einzeln werden 10 Millionen viel⸗ fältig irren, unter einer Führung unterliegen ſie vielleicht nur einem Fehler. Aber die Kraft von zehn Millionen iſt ſtärker als wenn dieſe auseinanderfließen, ſich ſelbſt den Wog ſuchen. Wenn mich heute jemand fragt, ob ich denn jetzt noch an einen Er⸗ folg glaube, ſo antworte ich ihm nur: Wenn ich ſo kleinmütig geweſen wäre, ſtün⸗ den wir heute nicht hier. * Kommuniſtiſche Verſammlungen verboken. Berlin, 22. Januak. Der Berliner Polizeipräſident hat ſich ver anlaſzt geſehen mit Rückſicht auf die aufrei- zende Schreibweiſe der kommuniſtiſchen Preſſe in den letzten Tagen, durch die die öffentliche Ruhe und Ordnung erheblich ge fährdet werde, alle kommuniſtiſchen Ver. ſammlungen und Umzüge unter freiem Him- mel für Sonntag für eine Reihe von Ber- (iner Bezirken zu verbieten. Gerele in Stuttgart mede auf dem Gemeindetag. Stuttgart, 22. Januar. Durchführung der Arbeiten durch Privak⸗ 1 0 nicht durch Reglebetelebe. billige nur durch eine Rente zu tilgende zangfriſtige Kredite, wobei für die Tilgungs⸗ zeit die Lebensdauer der Arbeiten maffge⸗ end ſein ſoll. Es ſei gelungen eine Ein'⸗ gung über die Finanzier des Pre n 8 gramms herbeizuführen und die Richtlinien ſür die Durchführung aufzuſtellen. Das Urogramm ſehe keine ſchematiſche Verteilung der 500 Millionen Mark vor. Die Initiakive liege bei den öffentlichen Körperſchaften. die eniſprechende Vorſchläge einreichen müßten. Deutsche Tagesſchau Maßnahmen zu Gunſten der Siedler. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat im Anſchluß an die Sen⸗ kung der Siedlerrenten für die Dauer von zwei Jahren auf 3.5 v. H. jährlich angeord⸗ net, daß unverzüglich eine Bereinigung hin⸗ ſichtlich der Rückſtände der Siedler ſtattfin⸗ den ſoll. Unter Mitwirkung der Siedlungs⸗ träger, Siedlungsbehörden und der Deut⸗ ſchen Siedlungsbank ſollen innerhalb be⸗ ſtimmter Friſten Vereinbarungen über die Rückſtände getroffen werden. * Ausſchluß Stegmanns aus der NSDAP. Der„Völkiſche Beobachter“ veröffentlicht ein Telegramm Hitlers an den SS⸗Trup⸗ penführer Dietrich, Nürnberg, in dem er ſagt, nachdem der frühere SA-Führer Steg⸗ mann ihm unter Zeugen„flennend und zer⸗ knirſcht“ verſichert habe, daß er an den Nürnberger Vorfällen perſönlich gänzlich un⸗ beteiligt geweſen ſei, geſtehe er nunmehr in einem an den Reichskagspräſidenten gerich⸗ teten Brief ein, daß er ſelbſt den Befehl zu dieſen Ausſchreitungen gegeben habe. Mit ſeinem Hitler in Gegenwart der Zeugen ge⸗ gebenen feierlichen Ehrenwort, ſich künftighin aller weiteren parteiſchädigenden Handlun⸗ gen zu enthalten, habe Stegmann ihn auf das niederträchtigſte belogen und ſein Wort gebrochen. Das veranlaßte Hitler nunmehr, Stegmann ſofort aus der NSDAP. auszu⸗ ſchließen. Wer ſich zu dieſem Mann bekenne, werde ebenfalls aus der NSDAP. ausge— ſchloſſen. * Indexziffer der Großhandelspreiſe. Die vom Statiſtiſchen Reichsamt für den 18. Januar 1933 berechnete Indexziffer der Großhandelspreiſe iſt mit 90,8 gegenüber der Vorwoche(91,2) um 0,3 Prozent zurück⸗ gegangen. Die Indexziffern der Hauptgrup⸗ pen lauten: Agrarſtoffe 80,7(—0,9) Prozent, induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 87,3 (unverändert) und induſtrielle Fertigwaren 112,8(—0,3) Prozent. tei wünscht, daß England und Irland die beſten Beziehungen zueinander haben und die Urſachen der gegenſeitigen Mißverſtänd⸗ niſſe beſeitigt werden. ö 5 Blutiger Zuſammenſtoß in Chicago. 5000 Kommuniſten veranſtalteten in Chi⸗ cago in der Nähe der Amtsräume der Not⸗ hilfe eine Kundgebung. Dabei kam es zu einer wilden Schlägerei mit der Polizei, die vom Gummiknüppel Gebrauch machte. Die johlende Menge bewarf die Polizei mit Stei⸗ nen und Holzknüppeln. Mehrere Perſonen wurden niedergetreten. Auf beiden Seiten gab es zahlreiche Schwerverletzte. * Aufſtand in Senegal. Im Innern Senegals, nahe der Grenze von Mauretanien iſt es zur Erhebung eines Eingeborenenſtammes gekommen. Nördlich des Senegalfluſſes kam es zu einem Kampf mit dem Militär. Die Aufſtändiſchen wurden in die Flucht geſchlagen. Auf ihrem Rückzug erſtörten ſie die Telegraphenlinien zwiſchen Aleg und Mudjeria. Der Streit um die Mandſchurei 19er Ausſchuß gibt Verſöhnungsverfahren auf. Genf, 23. Januar. In den Verhandlungen des 19er Ausſchuſ⸗ ſes des Völkerbundes iſt eine entſcheidende Wendung eingetreten. Die chineſiſche Vertre⸗ tung in Genf hatte eine ſcharfe Erklärung ver⸗ öffentlicht, n der dem Ausſchuß ſchwere Vor⸗ würfe gemacht werden. China würde jeden Pergleich mit Japan ablehnen, ſolange nicht ausdrücklich die Nichtanerkennung des mand⸗ ſchuriſchen Staates vom Völkerbund ausge⸗ ſprochen ſei. Die Zuziehung der ſowjetruſſi⸗ ſchen und der amerikaniſchen Regierung zu der Konfliktsregelung ſei unerläßlich. Der Ausſchuß hat, wenn auch noch nicht formell, das Verſöhnungsverfahren zwiſchen Japan und China als ausſichtslos aufgege⸗ ben und beſchloſſen, das Verfahren des Arti⸗ keis 15 Abſatz 4 des Völkerbundsvertrages vorzubereit:a, nachdem der Völkerbund nun⸗ mehe unverzüglich zu einer endgültigen Stel⸗ lungnahme des Mandſchureiſtreitfalles gezwun⸗ gen iſt. Im Ausſchuß lag eine amtliche Mitteilung von Matſucka vor, wonach die dem Ausſchuß nichtamtlich mitgeteilten japaniſchen Gegenfor⸗ derungen als die amtlichen Vorſchläge der japaniſchen Regierung anzuſehen ſeien. Der 19er Ausſchuß hat es in großer Uebereinſtim⸗ mung abgelehnt, zu den japaniſchen Gegenfor⸗ derungen Stellung zu nehmen. Der 19er Ausſchuß hat ſich jedoch auf den Standpunkt geſtellt, daß das formelle Schei⸗ teen des Verſöhnungsverfahrens nur von der Selbſt für den andere Wölkerbundsinſtanze Na Selbſt 155 egen Japan annehmen würden, b ine Rotwendigleit, daß Japan desh⸗ Völkerbund verlaſſe. Die japaniſche Regie⸗ rung könnte dann andere Maßnahmen treffen, um die Entſchließungen nicht zu erfüllen und im Völkerbund zu verbleiben. Der Kriegsminiſter nahm dann zu den Un⸗ terredungen zwiſchen Stimſon und Rooſevelt Stellung und gab der Anſicht Ausdruck, daß die japanfeindliche Stimmung in den Ver⸗ einigten Staaten in der letzten Zeit ſtark über⸗ trieben worden ſei. Die japaniſche Regierung hoffe, mit den Vereinigten Staaten auch wei⸗ terhin in einem freundſchaftlichen Verhältnis zu bleiben. Ueberfall auf Laſtwagen Gelſenkirchen, 23. Jan. In Horſt Süd wurde ein Chauffeur, als er ſeinen Wagen verlaſſen wollte, von Räubern niedergeſchoſ⸗ ſen und ſchwer verletzt. Die Räuber ergriffen mit dem Lieferwagen die Flucht. Sie entkamen mit 3000 Mark Beute, die ſich in einer Alten⸗ taſche auf dem Führerſitz befanden. Regierungsrat verhaftet Berlin, 23. Jan. Der Geheime Regierungs— rat Scholte⸗Douglas wurde in einem Ber⸗ liner Hotel aufgrund eines von der Staafs anwaltſchaft Karlsruhe erlaſſenen Steclbrieſe verhaftet und ins Unterſuchungsgefängnis ein⸗ geliefert. Scholte wurde nach Berliner Zei tungsmeldungen wegen Mietbetrugs geſucht. Sven Hedin wieder in China Wo iſt der Kartograph Dr. Ambolt?— Neue Enkdeckungen. Berlin, 22. Januar. Sven Hedin befindet ſich zurzeit dition wieder ſelbſt zu übernehmen. Zur Ankunft Dr. Hedins werden ſich die Leiter“ der verſchiedenen Teilexpeditionen, Dr. Hör⸗ ner, Dr. Hohlin und Dr. Brexell, nach Pe⸗ king begeben, um mit dem ſchwediſchen For ſcher die Durchführung der weiteren Arbei ten zu beſprechen. 5 Von Dr. Nils Ambolk, dem Aſtronomen und Kartographen der Expedition, fehlt ſeil längerer Zeit jede Nachricht. Er wollte ver. ſuchen, von Termilik aus die ſüdlich des be. rühmten Sees Lopnor gelegenen zentral. ueren, aſiatiſchen Wüſtengebiete zu dur Sven Hedins Berechnungen ſollte Dr. Ambolt etwa Ende November in Peking ein. treffen; er iſt alſo jetzt zwei Monate über⸗ dabei, die Leitung der großen Zentralaſien-Expe⸗ Auf der achten Vollverſammlung des Württembergiſchen Gemeindetages ſprach am Samstag der Reichskommiſſar für Arbeits⸗ beſchaffung und Präſident des deutſchen Landgemeindetages, Dr. Gereke, über die affentliche Arbeitsbeſchaffung und das So⸗ fortprogramm. Er erklärte, eine Geſundung der öffentlichen Finanzen könne nur dann erfolgen, wenn durch wirkſame Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit die öffentlichen Haus⸗ halte entlaſtet würden. Das Sofort⸗ programm für eine öffentliche Arbeits⸗ beſchaffung, das auch die Grundforderungen des Landgemeindeprogramms enthalte, ſehe Uu. a. vor: erwartete Auslands⸗Nundſchau de Valeras Wahlkundgebung. Der iriſche Miniſterpräſident de Valera gab ſeine in ganz Irland mit größter Spannung Wahlkundgebung heraus. Die Hauptpunkte ſind die Abſchaffung des Treu⸗ eides zur engliſchen Krone und Nichtzahlung der Landentſchädigungen an England. Neu iſt dagegen die Abſicht, den iriſchen Senat, wenigſtens in ſeiner jetzigen Form, ſchaffen. Die Abſicht, eine unabhängige iriſche Republik zu ſchaffen, wird nicht direkt er⸗ 1 wähnt. de Valera ſaate jedoch: Unſere Par⸗ außerordentlichen feſtgeſtellt werden könne. abzu⸗ Völkerbundsvetſammlung Amtlich wird mitgeteilt, daß bis zur Stel⸗ lungnahme der Vollverſammlung noch immer die formale Möglichkeit einer Verſtändigung mit Japan offen bleibe, obwohl kaum mehr Ausſicht beſtehe. Ueber die Einberufung der außerordentlichen Völkerbundsverſammlung iſt noch kein Beſchluß gefaßt worden. Japanische Gegenmaßnahmen Der japaniſche Kriegsminiſter Araki erklärte in einer Unterredung, daß man das Ergebnis der Verhandlungen des[ger Ausſchuſſes in Genf ruhig abwarten müſſe. ö fällig. zunehmen. Dr. Horin macht die Ambolt aufgenommenen des Karakorumgebirges gibt. Evchen— aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 17 Leiſe, wie in zärtlicher Liebkoſung, glitten Evas Finger über den engbeſchriebenen, weißen Bogen. Ein weicheres Licht trat plötzlich in ihre Augen, die erſt vor Schmerz und Zorn ganz hart geblickt hatten. Es war wirklich ſo, wie die Mutter ihr eben noch ge⸗ ſagt! Daß ſie aus Hainers Brief nur ſeine Abſage heraus⸗ geleſen, aber nicht all das Gute, Reine und Schöne, das zwiſchen dieſen Zeilen mitſchwang. In ihrer maßloſen Erregung hatte ſie ſeine Handlungsweiſe gar nicht richtig erfaßt und in einem völlig falſchen Lichte geſehen. Sie ſchämte ſich jetzt bei dem Gedanken, daß ſie den geliebten Mann ſo verkannt und ihm kleinliche, krämerſeelenhafte Geſinnungen zugemutet hatte. i Ein großes Mitleid mit ihm erfaßte ſie, als ſie ver⸗ ſuchte, ſich den Zwieſpalt ſeiner gegenwärtigen Empfin⸗ dungen vorzuſtellen. Hier ſeine heiße und hoffnungsfrohe, jungerblühte Liebe zu ihr und dort die ſelbſtverſtändliche Pflicht dem Manne gegenüber, der ſein Vater war und den er durch ſeinen Starrſinn ſo weit gereizt, daß die Kata⸗ ſtrophe hereingebrochen war. Es war die natürlichſte Sache von der Welt, daß Her⸗ bert ſich vorerſt ganz in den Dienſt des kranken Mannes zu ſtellen hatte und das ſehnſuchtsvolle Verlangen ſeines Herzens in den Hintergrund drängen mußte. Sie fühlte ſich mitſchuldig an dem Unglück des Profeſſors und be⸗ trachtete es als ihre Pflicht, dem Geliebten den Herzens⸗ kampf, in dem er ſich befand, erleichtern zu helfen und ihm ſeine innere Ruhe wiederzugeben. In ihrem Herzen, in dem vor kurzem noch ungeſtümes Fordern und heißes, lechzendes Verlangen brannte, wurde es plötzlich hell und ſonntäglich ſtill. 65 Sie empfand es in dieſer Minute, daß es noch höhere Dinge gab als die Erfüllung einer heißen, jungen Liebe. Dinge, die fordernd in das Schickſal eines Menſchen ein⸗ greifen konnten und denen er ſich zu beugen hatte. Sie erhob ſich, wieder ſtark und feſt in ihren Entſchlie⸗ ßungen geworden, und ging zu dem kleinen, altmodiſchen Schreibtiſch hinüber. Und mit feſter Hand ſchrieb ſie: Liebſter Mann! Ich bedaure tief und ſchmerzlich, daß durch mich— ohne mein Wollen— Unfrieden und Unglück in Deine Familie getragen worden ſind. Natürlich iſt Dein Platz nunmehr an der Seite Deines Vaters, der mitten aus ſeinem ſegensreichen Schaffen und Wirken nun ſo plötz⸗ lich herausgeriſſen worden iſt. Du ſollſt Dich auch nicht beſchwert fühlen durch ein Verſprechen, das Du mir in jener köſtlich⸗ſtillen, unvergeßlichen Stunde gegeben, ſon⸗ dern Dich künftig frei betrachten, wie auch ich! Wenn unſere Liebe jedoch ſtark genug iſt und wenn es unſer Schickſal will, dann werden wir beide trotz allen Kämp⸗ fen und Stürmen die Brücke nicht aus unſerer Erinne⸗ rung verlieren, die zueinander führt. Wir werden uns wiederfinden, um einander anzugehören für immer. Ich bin in dieſer ſchweren Zeit bei Dir mit ganzer Seele! Ev! Mit dieſem Brief in der Hand ging ſie zur Mutter hin⸗ über. Schweigend reichte ſie ihr das Blatt. Aber ihre Augen, dieſe wundervollen, ſamtdunklen Augen fragten unverkennbar dabei: f ö „Habe ich es ſo recht gemacht? Biſt du zufrieden mit mir?“ 5 b Die Mutter las. In tiefer Bewegung reichte ſie dem jungen Mädchen endlich das Blatt wieder zurück. Sie legte ihre arbeitsharte Hand auf das ſchimmernde Blondhaar ihres Kindes und nickte wortlos. Tief ruhten ihre Augen dabei ineinander. Sie verſtanden ſich plötzlich wieder. * 1 10 Gerade hatte die Kuckucksuhr die achte Morgenſtunde verkündet, als Eva, die ihren Dienſt erſt um neun Uhr an⸗ zutreten brauchte, der Schweſter eine neue Handarbeit er⸗ klärte, die dieſe beginnen wollte. Alles an ihr war Ge⸗ ſtrafftheit und feſter Wille. Und obwohl die Augen matter und dunkler erſchienen als ſonſt, und in den Mundwinkeln ſchmerzliche Schatten lagerten, hätte niemand die qualvoll durchwachte Nacht aus dem ſo harmoniſch ſchönen Antlitz geleſen. Eben, als die beiden ſo ungleichen Schweſtern, die nur das üppige, goldblonde Haar und den ebenmäßigen Wuchs gemeinſam hatten, ſich über die Näharbeit beugten, wurde heftig an die Tür der Wohnſtube geklopft, und ohne daß eine Aufforderung zum Oeffnen abgewartet wurde, die⸗ ſelbe haſtig aufgeriſſen. ö Hans, der zweite Gärtnerburſche der Meiningerſchen Gärtnerei, ſtand auf der Schwelle. Die beiden Mädchen, die erſchrocken herumgefahren waren, ſahen ihn erſtaunt an. Doch der Burſche ließ ihnen gar keine Zeit zu einer Frage ihrerſeits, ſondern ſtieß ſchweratmend, in ſichtbar ſtarker Erregung hervor: f 97 90 „Sie möchten ſofort mit Ihrer Mutter zu Meiningers 0 Fräulein Ev. Mit Ferdi iſt ein ſchweres Unglück paſſiert.“ i 5 Nun war es aber doch vorbei mit Evas mühſam er⸗ worbener Faſſung. Die Nachricht eines neuerlichen Un⸗ glücks, bes zweiten nun ſeit geſtern, machte ihre Knie er⸗ beben, und ſie mußte ſich vor Schwäche in den nächſten Seſſel ſinden laſſen. 9 „Lauf rasch zur Mutter in die Küche hinaus, Mariele“, ſtammelte ſie, und ſage ihr das Schreckliche. Ich kann es nicht!“. 5 Eva wandte n dem Gärtnerburſchen zu: „Es iſt gut, Haus. Sie können ſagen, daß wir gleich kommen.“ 1 5 00 i Der Burſche warf einen mitleidig⸗ſcheuen Blick auf Eva. Wußte er doch genau wie alle anderen, daß die Mei⸗ ningers in ihr ihre künftige Schwiegertochter ſahen. Mit einem leiſen Gruß ging er zer Tür hinaus.(Fortſ. folgt.) 4 Von Dr. Horin einem geologiſchen Mit⸗ glied der Zentralaſien⸗Expedition Spen He⸗ dins, traf ſoeben ein Telegramm aus Kaſch mir ein. Es iſt Dr. Horin nach mehrmonat, gem, ſchwierigem Marſche gelungen, da⸗ Kuenlum⸗Gebirge und den Karakoruk zu durchqueren und ein großes, bisher noch nicht erforſchtes Gebiet kartographiſch auf⸗ aufſehen—⸗ erregende Mitteilung, daß ſeine Karte zu ſammen mit den früher von Hedin und dre ein geſchloſ⸗ ſenes Kartenbild des Kuenlum⸗ und dr ängſtlich war, 1 mac den Abend, ſchon gegen Ende der Saiſon, ging eine fämmen, aber die Luft war wundervoll Von M. G. Schönſee. Am Mittwochahend verſammelte ſich bei Profeſſor Steffens allwöchentlich ein Kreis Getreuer zu einem gemüllichen „Plauderſtündchen. Das war ſchon ſen vielen Jahren ſo In beſſeren Zeiten ſtand dann in dem gaſtfreien Hauſe ein reich⸗ gedeckter Tiſch, an dem manch junger Student oder Künſtler eine ſonſtige ſchmale Koſt vergeſſen durfte. Jetzt langte es wohl nur noch zu einem beſcheidenen Butterbrot und einer Taſſe Tee. der allerdings immer das allerfeinſte Aroma aus⸗ Wa wenn er in den hauchfeinen Porzellantaſſen gereicht Es war an einem ſolchen Mittwoch. In der Nacht waren die naſſen Straßen gefroren und am Tage fiel Schnee, ſo daß leder der Gäſte mit einem Gefühl der Sicherheit von der glatten Straße in das hellerleuchtete Haus trat. Dieſes Gefühl ſchuf eine frohe Stimmung. Mit Behagen goſſen die Herren ch einen Schuß Rum in den Tee, und es war ſchon ein leb⸗ ec und angeregtes Geſpräch im Gange, als der alte Baurat „Ich bitte um Entſchuldigung, Gnädigſte, daß ich ſo ſpät 14 15 ſagte er.„Aber ich konnte mit meinem Fußzeug nicht eher fertig werden.“ e 1 epi 1 einen daß vor, der ſauber m Bindfaden umwickelt war, ſo daß nur die Stieſel⸗ ſpitze ſichtbar blieb. 1 1 „Meine Erfindung gegen Glatteis“, ſagte er ſtolz.„Funktio⸗ niert famos.“ Man lachte und ſpottete liebenswürdig über dieſe den Stiefel nicht gerade zierende Erfindung. „Ste würden nicht lachen, wenn Sie ſolchen Fall erlebt hätten wie ich am Vormittag“, meinte der alte Herr. „Oh, Sie ſind gefallen?“ Und wie! Ich ſchlug der Länge nach hin, glatt auf den Rücken. Hinter mir hörte ich ein bedauerndes:„Ooh“! Und dann— klatſch!— lag etwas neben mir. Ganz dicht neben mir. Eine Dame...“ ö„Na, das war doch kein ſo übler Fall“, rief man munter. „Ich danke! Wenn man auf dem Rücken liegt und ſich nicht rühren kann, um der Dame beizuſtehen! Ich ſtrampelte mit Armen und Beinen, um hochzukommen— es ging einfach nicht, da ich mich doch nicht auſ meine Genoſſin ſtützen konnte. Die ſtrampelte übrigens ebenſo, denn ſie hatte auch ſchon ſteiſe Knochen. Ich fluchte— ſie kicherte. Wir ſchickten uns gerade an, uns von der Rückenlage auf die Vorderſeite zu kollern, als wir von hinten gepackt und aufrecht geſtellt wurden, Wie a 1 0 Holzpuppen. Mitleidige Paſſanten hatten ſich unſer er⸗ armt und klopften auch den Schnee von unſeren Mänteln. Steifbeinig ſtelzte ich weiter.“ „Und die Dame?“ „Die lief 8a flink davon, und ich hörte ſie noch immer kichern. Dabei war ſie gewiß auch ſchon an die Sechzig. Die Frauen verſtehen eben, ihre Jugend feſtzuhalten“ „Sie hätten die Dame nicht ſo ohne weiteres davongehen laſſen ſollen, Herr Baurat“, ſagte Maler Anders.„Was einem das Schickſal in den Schoß wirft, muß man zu halten ſuchen.“ Dabei zwinkerte er ſeiner Frau luſtig zu. Die errötete. „Ja, ja, unſer Freund verſtand es nicht ſo gut wie Sie, den Fall auszunutzen“, lachte die Hausfrau.„Erzählen Sie ihm doch einmal, Herr Anders, wie Sie einſt zugriffen.“ Anders ſtreifte ſeine noch immer hübſche Frau mit einem zärtlichen Blick. N „Das iſt ſchon ein bißchen lange her“, begann er.„Ich war damals noch jung, im Anfang meiner Laufbahn, und hatte den großartigen Auftrag, einen Zaun um einen Geſchäftsbau mit Reklamebildern zu bemalen. Ich pinſelte flott drauflos Als ich einmal zurücktrat, mein Kunſtwerk zu beſchauen, ſtolperte ich über einen Stein und fiel rücklings um. Dabei hörte ich einen leiſen Aufſchrei. Zwei Hände griffen um meinen Hals, und dann ſank mein Haupt ſanft und weich in den Schoß einer jungen Dame, die hinter mir geſtanden und meine Malerei bewundert hatte.“ ———— Von Hans Natonel. Zweimal in der Woche, ziemlich regelmäßig, ſtieg der Doppeldecker vom benachbarten Flughafen auf, ſenkte ſich in urrenden Kreiſen auf die See und ſtieß mit ſchaufelnden Flügeln an den bunten, wimmelnden Strand. Das Badepublikum von W. nahm an den abendlichen Luft⸗ fahrten des Waſſerflugzeuges lebhaft Anteil— allerdings zu⸗ meiſt nur als Zuſchauer; denn eine ſolche Spazierfahrt kam iemlich teuer zu ſtehen. Das Flugzeug, das ſtets von dem jungen Flughaſenleiter begleitet war, bot dem müßigen Bade⸗ publikum eine ſehr willkommene Zerſtreuung. Es gab da einen ganz paſſionierten Flieger, der ſaſt keine Fahrt verſäumte: eine junge, entzückende, faſt zerbrechlich zarte Dame, deren Schwärmerei für die abendliche Luftfahrt über 0 See und Dünen bereits ſtrandbetannt war. Stets war ſie mit ihrem Begleiter, einem diſtinguierten, etwas gelangweilt aus⸗ e farbloſen, älteren Herrn am Strand, wenn das Waſſerflugzeug knirſchend im Sande anſuhr. Und das Publi⸗ um lief aus allen Strandkörben herbei und ſtaute ich in der Spannung der einen Frage: Wird ſie auch heute fliegen? Und ſie flog. Und der alte Herr entnahm, etwas lächelnd und etwas 1 ſeiner Brieftaſche einige Banknoten und lehnte die liebenswürdige Aufforderung des jungen Flug⸗ hafenleiters, doch mitzukommen, jedesmal kühl und gelaſſen ab. Ob er es tat, um weitere Ausgaben zu ſparen, oder weil iſt nicht feſtzuftellen. ſtarke Briſe, die Dünung rollte in langen um⸗ mmen, a ö klar und müld, wie an 1 1810 Na Frühlingstag. Der an ie d ſehr ge⸗ 8 1. unlich, maleriſch und ſchön, ſtand im Licht der ſinken⸗ den Sonne auf der Tragfläche des Apparates und hielt Aus⸗ „Da fiel das Aufſtehen wohl ſchwer?“ meinte jemand ſcher zend. „Na und ob! Ich erhob mich erſt, als die Händchen ſehr energiſch meinen Kopf fortzuſchieben verſuchten Aber da ge— wahrte ich eiwas Furchtbares Der Farbtopf war mit um⸗ dümmer ſchtindchen. Dialog eines ſächſiſchen Ehepaares. „Weeßte. Häddwich, nu gennten mer awer ändlſch s Licht angnibſen So änne gohlbächrahmſchwarze Dunkelheer in dr Schtuwwe find ch eenſach greilich.“ „Weilde gee häbbchen Boeſie haſt, Emil. Ich gann mir iwerhaubt niſcht Idillſcheres dänken, als ſo à gemiedliches Dämmerſchtindchen.“ „Nu la, ſo fimf bis zähn Minuden laß ch mer die Duſſeler ſchon gefallen. awer bei dir wärd immer glei änne halwe Schtunde draus.“ „Bis froh, daß de ſo änne ſchbarſame Hausſrau haſt, mei liewer Emil, die de Groſchen ſcheen zuſammenhält un nich un⸗ nitzerweiſe mit's Licht rumgoogelt. De haſt wohl noch nich genuch von dr vorchen Rächnung, heh? Da hatten mer doch ſchone fier zwee Mark und värzch Fänge mähr gebrannt als dn Monad vorhär“ 5 „Dadrſier hamm mer doch nu eemal letz de gorzen Dagche, Häddwich. Das geht meiner Ahnſicht nach ganz nadierlich zu.“ „Deiner Ahnſicht nach. nu a, drfier iſſes ähmd deine, daſſe falſch is Jedenfalls wärd letz noch änne Weile Dämmer⸗ ſchtindchen gemacht— un damit baſta.“ 8„Na ſcheen, da verbleeden mer ähmd jeder in unſrer Sofa⸗ ecke. „Verbleeden? Wohl. weilde nu deine alwerne Verbands⸗ zeitung nich glei läſen gannſt? Die leeft di nich drvon, mei Guder, die wart't biſſes hälle is.“ „Ach ja, warum habb ich in dr Juuchend nich ni mein'n Freind Guſtav geheert!“ 1 gefallen, und ein blauer Strom hatte ſich über das ſchöne weiße Kleid der Dame ergoſſen. Das war eine neite Beſcherung!' ö Wir ſtanden beide ganz eniſetzt da Und dann ſahen wir uns an und— lachten! Wir ſprachen kein Wort— wir ſahen uns nur immerzu in die Augen und lachten Dann ließ ich Zaun Zaun ſein, hüllte das blauweiße Weſen in meinen Mantel und führte es heim. Als der Zaun fertig war, ver⸗ lobten wir uns“ n „Das war ein reizender Fall“, ſagte eine ältere Dame mit luſtigen Augen.„Ich hatte einſt ein weniger hübſches Erlebnis auch beim Fallen.“ 5 „Erzählen, erzählen!“ rief man. „Eigentlich ſollte ich es nicht tun. Aber wenn man alt wird lächelt man über mancherlei Situationen, die in der Jugend niederſchmetternd wirken Sie wiſſen, ich bin vom Lande. Ich war eine wilde Hummel und kletterte an den Bäumen hinauf wie ein Junge, wenn es galt, eine beſonders ſchöne Birne zu erhaſchen. Einmal brachte mein Bruder, der Student war, zu den Sommerferien einen Freund mit Ich war damals ſech⸗ zehn Jahre alt und verliebte mich raſend“, wie man in jenem Alter zu ſagen pflegt, in den jungen Mann, der mit ſeinem blaſſen Geſicht und der blonden Stirnlocke ſo recht zum An⸗ ſchwärmen für ein Backfiſchchen geſchaffen ſchien. Eines Abends promenjerten wir im Garten. Mein Held hob einen Apfel auf, biß ihn an und warf ihn mit einer Gebärde des Abſcheus fort: es war ein Wurm in dem Apfel. Sein ent⸗ ſetztes Geſicht kam mir eigentlich lächerlich vor, aber ich wollte ihn doch gern tröſten Eins. zwei. drei— war ich in dem Baum. um ihm einen recht ſchönen Apfel herunterzuholen. „Was gawatſchſte da? Riedrichens Guſtaven meenſte?“ „Freilich! Wäm ſeiner denn ſonſt? Där hat's gut gemeent mir mir, awer ich Eſel bin ähmd ſo ä Ochſe gewäſen, un habb's nich einſäh'n woll'n“ f „Na nu baable nich ſo in Rätſeln, dricke dich geſällichſt deitlicher aus, wänn de mit mir red'ſt— verſchtanden!“ „Awer de därfſt nich glei hochgeh'n, Häddwich. Alſo ich meente bloß, Riedrichens Guſtav, där hat dich ſchon in unſrer Danzſchtundenzeet richtich dorchſchaut Där hat mich oſte genug vor dir gewarnt“ „Wa? Gewarnt vor mir? Nu ſo änne niedetträchtche Ge⸗ meenheet! Das ſoller awer bießen, där grumme Hund lei morchen frieh ſock' ich niewer in ſeine Wärkſchzan, un da muß er das Ooche in Ooche mit mir wiederhol'n. Wänn dr Gefölle drbei is, nadierlich, damite ch glei ä Zeigen habbe.“ 73 „Nu, de wärſcht Guſtaven doch nich etwa verglaachen wollen däshalb?“ a „Freilich mach' ich das Wär mer an meiner Weiwerähre rummährt, där gricht ä Brozäßchen angedreht, anderſch is niſcht. Un jetz anibſe mal ändlich's Licht an, du Mormeldier Ich weeß gar nich, was de bloß egal baſt mit deinen dämlichen Dämmerſchtindchen.“ Lend! Voipt. Für die Jugend. Als ich aber in meinem Eifer nicht acht aab alitt ich von dem Aſt, auf dem ich ſtand, und— blieb mit dem Rockſaum an einem Aſtzacken hängen.“ ö „Und der Saum riß?“ ö „J bewahre! Wir trugen auf dem Lande derbe Stoſſe. Ich hing da wie ein ſchwebender Engel am Weihnachtsbaum, mit ausgebreiteten Armen.“ Alles lachte.„Nun, da Retter erſcheinen.“ 4„Ja, der... Anſtatt mir zu helfen, ſtand er da und hielt ſich die Seite vor Lachen, das Ekel! Konrad. ſieh bloß deine Schweſter!, rief er meinem Bruder zu. Ich höre heute noch ſein häßliches Lachen. Meine Liebe war verraucht, und zwar ganz ſchnell“„ 1 „Aber wie kamen Sie denn nun aus dieſer gefährlichen Lage heraus?“ fragte die Hausfrau, die dazu neigte, bei der— artigen Vorkommniſſen immer zu bedenken, was daraus Böſes hätte entſtehen können. „Nun, der Konrad erlöſte mich, wenn auch mit großer Mühe. Und was ich ihm beſonders dankte: er verwies dem Freunde ſein häßliches Betragen“ „Das war alſo ein Kapitel vom Fallen und Gefallen, das uns keineswegs mißfallen hat“, ſagte der Profeſſor.„Laßt uns einen Schluck auf unſere Jugendzeit trinken! Was ſie uns konnte der Bewunderte ja als gab, das wird uns nie entfallen!“ ſchau nach Fluggäſten.„Es iſt die letzte Fahrt heute!“ teilte er dem Publikum mit. Niemand meldete ſich.„Nicht geſchenkt möchte ich das Defizit dieſer Rundfahrten haben!“ ſagte jemand (es war ein Herr aus Berlin). Da tauchte in höchſter Eile die junge Dame auf; und hinter ihr, etwas lächelnd und etwas mißgelaunt, der ältliche Herr. „Bei dieſem ſtarken Wind willſt du wirklich... Lucie?“ fragte er, etwas beſorgt und etwas indigniert. „Es iſt völlig gefahrlos!“ ſagte der Flughaſenleiter. „Wünſchen Sie zwei Karten?“ Der Herr winkte kühl ab und entfaltete, ganz Kavalier, aus der Brieftaſche die obligate Summe. Jemand äußerte den Wunſch: „Wiſſen Se, das Geld mecht ich haben, das das Freilein oder die junge Frau— weeß merſch denn?— ſchon verflogen hat!“(Es war ein Herr aus Sachſen.) Das Flugzeug flog, flog weit hinaus über das Meer, flog, bis es im Aether zu einem winzigen Punkte zuſammenſchmolz — flog, wie es noch nie geflogen. Der Herr ſtierte dieſem Punkte im unendlichen Luftraum nach, etwas hilflos und etwas verdutzt, bis ihm die Augen flimmerten. Jemand äußerte: „Donnerwetter, eine ſo ausgedehnte Rundſahrt iſt wenig ſtens ihr Geld wert!“(Es war ein Herr aus Berlin.) Und in die ſpannungsvolle Stille vernahm man eine Stimme, mehr für ſich:„Es iſt, als ob ſie aus der Welt hinaus⸗ geflogen wären in die Abendröte hinein und nie wieder⸗ kämen.“(Es war ein Feuilletoniſt.) Plötzlich wandten alle die Köpfe landeinwärts: dort, aus dem zarten Abenddunſt, ſurrte es libellengleich heran und ſenkte ſich in ſeltſam verſchlungenen Monogrammen auf die bewegte See. Langſam arbeitete ſich das Flugzeug durch die ſtarke Dünung, immer wieder von den Wellen zurückgeworfen. Da hob der Flughafenleiter kurz entſchloſſen die junge, zer⸗ brechlich zarte Dame behutſam aus dem Apparat und krug ſie in ſeinen ſtarken, hocherhobenen Armen, bis an die Knie im Waſſer watend,. von Wellen umſpritzt, trocken ans Land. Der Herr, etwas verlegen und etwas ärgerlich, fühlte ſich angeſichts des gaffenden Publikums herausgefordert, auch etwas zu tun, und machte ein paar hilfloſe Schritte ins Waſſer, mit aus⸗ geſtreckter Hand Lucie u— mit dem einzigen Erſolg, daß ſein weißer Handſchuh im Schlamm ſteckenblieb; worauf er ſchleunigſt den Rückzug antrat. Das Publikum lachte. Dem Flughaſenleiter aber, der zwar durchnäßt, aber vorſchriftsmäßig in Leder, ſeine zarte, kaum von einem Wellenſpritzer ieee Laſt mit einer leichten Ver⸗ beugung ihrem Herrn ablieſerte, applaudierte man begeiſtert und ſpontan wie einem Helden. Es war ein ausgeſprochener Publikumserfolg. Und dabei wußten die guten Leute nicht einmal, warum ſie applaudierten. „Tante Doris war zu Beſuch bei uns und ſollie Ini uns „Sechstagerennen“ ſpielen Schnell war der Tiſch absseium,, das Spiel herbeigeſchafft, und es ſollte losgehen. Tante Doris, als Gaſt, durfte natürlich anfangen. Sie nahm die Würfel, holte aus— aber plötzlich hielt ſie inne. Aha! Sie hat wieder etwas Neues! Richtig! Sie ſetzte die drei Würſel aufeinander, daß die Eins obenauf lag und fragte:„Wieviel Augen liegen unſichtbar unter der Eins?“—„Die kann ich doch nicht ſehen!“ ſagte die kleine Gerda Die anderen aber dachten angeſtrengt nach.„Zwanzig“ ſagte Max und blickte ſtolz um ſich, als ihm die Tante Doris zunickte„Das iſt doch ganz einfach“ erklärte ſie.„Auf je zwei gegenüberliegenden Seiten des Würſels ſind zuſammen immer ſieben Augen, zweimal ſieben iſt nun vie; zehn, dazu die Sechs, die unter der Eins liegt, gibt zwanzig.“ —„Das geht doch einfacher zu rechnen. Ich brauche ja nur die ſichtbaren Augen, die obenauf liegen von 21 abzuziehen“, er⸗ läuterte Hans.—„So iſt es“ ſagte die Tante. Nun nahm ſie die Würſel wieder und tat den erſten Wurf: 13 Augen. Doch als wir ihren Rennfahrer rücken wollten, fragte ſie wieder: „Wieviel Augen ſind jetzt an allen drei Würfeln ſichtbar? Wer rechnet es aus?“ Mit dieſen Worten verdeckte ſie die Würfel Eine ganze Weile Schweigen Nach langem Kopfzerbrechen fand diesmal Hans die richtige Löſung 55 Augen ſind es. Wie ho: er das errechnet?„Da wir einmal bei den Würfelſpielen ſind. will ich euch noch eins zeigen“ meinte Tante Doris.„Wir nehmen nur einen Würſel und zählen abwechſelnd die Augen zuſammen. Wer zuerſt dreißig hat, bekommt von mir eine Mark Belohnung“ Max wollte ſich natürlich die Mark ver⸗ dienen und paßte genau auf wieviel Augen die Tante vorlegte, Tante: 5 Max: + 5= 10 Tante: + 6 16 Max: 5= 22 Tante:— 23 Max: 1 2 24 Tante: + 6= 30. Da war nun Max ſprachlos und wollte ſelbſt anfangen, aver er verlor wieder. Die Tante aber tröſtete ihn und ſagte, nun bekäme der die Belohnung, der zuletzt die 30 erreichte. Freudig fing Max wieder an und— fiel wieder herein, denn er mußte die 30 diesmal als Erſter vollmachen. Max: 65 Tante: Marx:* Tante: + 5 Max: Tante:: Max:. Tante: + 6 Max: 1 1 Wie hatte es nun die Tante gemacht? Zuerſt hatte ſie verſucht, die Zahlen 9, 16 und beſonderes 23 zu errechnen, denn, wenn der nächſte auch nur 1 dazugelegt, gibi es 24. Und dann iſt die 30 leicht zu erreichen. Beim zweiten Spiel muß man 8, 15, 22 und beſonders die 29 erreichen, damit der nächſte Spieler die 30 als Erſter überſchreiten muß. Alle waren e von dieſen luſtigen Denkaufſgaben. Und es war zur 0 L. R. l u auch intereſſanter, als immer„Sechstagerennen“ ſpfelen „Glauben ſollſt du und AI 14. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Kurz, ſachlich waren die Worte hin und her gegangen. Brünneck wandte ſich einem Bündel zu, aus dem es leiſe wimmerte. Der Arzt entfernte die Ledermütze, die Jacke Er ſchob den Arm unter den Kopf des Verletzten. Der öffnete die Augen. „Brünneck? Fort, du willſt mich töten!“ Brünnecks ſchönes, düſteres Geſicht war fahl. Ohne ein Wort linderte er zuerſt die Qualen des Verletzten durch eine Einſpritzung. Man reichte ihm den Verbandskaſten des Sanitäters. Brünneck nahm, was er brauchte. Niemand merkte, wie im tieſſten Innern ſeines Herzens ein maßloſer Kampf wütete. Oſtendorf! Er, der jetzt hilflos in ſeinen Armen lag— er, der ihm ſein mühſam wieder errungenes Glück zertrümmert hatte Doch jetzt hatte aller Haß zu ſchweigen, nun Oſtendorf hilf⸗ los, mit dem Tode ringend, dalag. Brünneck erhob ſich. „So ſchnell wie möglich auch mit fort! Vielleicht iſt doch noch Hilfe möglich! So lange noch Leben da iſt, muß man hoffen“, ſagte er zu dem ihm bekannten Herrn. „Nein, Brünneck, mit mir iſt's aus Gib dir alſo keine Mühe. Daß du dich mit mit abgegeben haſt, iſt ſchon viel mehr, als dir nach meiner Schuftigkeit zugemutet werden konnte. Ich will alles ſagen“ Der Verletzte richtete ſich mühſam auf, ein Blutſtrom quoll aus ſeinem Munde, ein heiſeres Röcheln folgte „Hierher. es wird gleich Schluß ſein. Brünneck, ſchnell, und die Herren hier. So, jetzt endlich einmal eine gute Tat vollbringen.“ f Brünneck kniete neben ihm, auf der anderen Seite ein Beamter des Flugplatzes und der zufällig anweſende Laudgerichtsrat Hille „Ich habe falſch geſchworen in dem Prozeß gegen mich Anna Meterlings Kind iſt auch das meine! Alſo mein Erbe! Brünneck, deine Frau iſt unſchuldig Ich habe ſie ins Jagdſchloß gelockt; die von mir beſtochene Zofe Miennie Schurig war mitbeteiligt an dem Halunkenſtreich Deine Frau glaubte an die Partie mit Hanna Elten Ich haßte dich, wegen damals! Und dann hatte ich deine Frau ge— liebt. Ich wußte auf einmal wie ich mich rächen konnte Ich habe dir deine Ehe zerſtört, verzeihe mir Deine Frau hat ſich mit dem Dolch gegen mich gewehrt mit der Kraft der Verzweiflung. Ich habe ſie dann nur aus Rache als mein Liebchen bezeichnet, ſie die rein über dieſer ganzen Gemeinheit ſtand Ich ſchwöre, daß ich die Wahrheit ge— ſprochan habe.“ Matt ſank der Kopf zur Seite. Hrünnecks Geſicht ſah aus wie verſteinert. Ganz feſt batte er die Zähne aufeinander gebiſſen. „Danie!“ Sein Herz ſchrie dieſe eine wilde Anklage. letzte richtete ſich noch einmal auf „Gib mir die Hand, Brünneck, damit ich ſterben kann Ich war immer ein haltloſer Charakter. Waorſcheinlich weil es mir immer viel zu gut ging, weil ich nie dazu kam, mich im Kampf des Lebens zu ſtählen Na, jetzt iſt es vorbei.“ Seine Hand ſtreckte ſich empor. Brünneck entgegen Man wußte nicht, was im Innern des hochgewachſenen Mannes vorging. Ein reſigniertes Lächeln war auf Oſten dorfs Geſicht „Dit kannſt es nicht! Ich verdenke es dir nicht einmal“, ſagte er kaum verſtändlich. ö Da umſpannte Brünnecks nervige Hand ganz feſt die— jenige des Todwunden a „Ich verzeihe dir. Oſtendorf.“ Es war ganz ſtil(ind nach einer kurzen Zeit drückte Brünneck dem ehemaligen Feind die Augen zu Der hatte gebüßt! Der Tod verſöhnt! Ja, das alſo warm es was die Gemüter nun erregte Frau Daniela Brünneck unſchuldig! Man wußte gar nicht wie man es ihrem Gatten begreiflich genug machen ſollte, daß man im Grunde genommen nie an die Schuld ſeiner Gattin geglaubt. 5 Er blieb ſtolz und in ſich gekehrt Er wußte nur zu genau, wie ſie damals gleich ihm alle den Stab über ſie gebrochen hatten Er hatte an Tante Maria geſchrieben. hatte ihr alles erklärt. Und ſie hatte ihm auch geantwortei Aber ein Satz in ihrem Schreiben war immer wieder— gekehrt. „Danke braucht Ruhe Sie will dich nicht mehr ſehen Ich habe monatelang um ſie gebangt, um ihren Verſtand Laß ſie! Denke, ſie ſei ſchuldig, da ertrugſt du die Tren nung von ihr ja auch Nach dem Kinde frage nicht du konnteſt Danie das Schwerſte zufügen mii den Worten die du ihr damals ſagteſt, als ſie dich beim Leben dee Kindes bat, ihr zu glauben Du haſt ihr nicht geglaubt? Nun will Danie es nicht mehr anders Laß ihr ihren ſebſtgewählten Frieden“ Und Brünneck hatte nicht wieder geſchrieben Er wußte nicht einmal, ob ſein Kind ein kleiner Knabe oder ein Mädchen war. Die vielen Einladungen, die ihm ins Haus flatterten, nahm er nicht an. Er war worttarg und ver⸗ ſchloſſen. Dabei kamen Patienten aus fremden Städten und ließen ſich von dem noch ſo jungen und doch ſo be⸗ rühmten Arzt operieren. Er arbeitete von früh bis in die Nacht hinein Aber ftemand wußte es, daß er in der Nacht vor Danielas Bild ſaß und es mit wilden, leidenſchaftlichen Küſſen bedeckte Die Villa hatte er noch nicht wieder betreten. Er begnügte ſich mit den zwei Zimmern, die ihm in der Klinik zur Verfügung ſtanden. So waren ſeit jenem Tage, da er Daniela ſolches Leid Ziugefügt, vier Jahre vergangen. In dieſem Sommer nun wollte er endlich auch einmal ausſpannen, denn ſonſt ſtand er für nichts Er würde Der Ver⸗ i 1 1 66( vertrauen!“ Die Vorbereitungen waren ſchnell getroffen, und an einem ſchönen Julimorgen trug ihn der Zug davon. Er fuhr bis München, blieb in der ſchönen Kunſtſtadt einige Tage und reiſte dann weiter. Bis nach Innsbruck Von dort aus trat er ſeine Tour an. Bei Sonnenaufgang wanderte er bereits. Den ſchmalen Pfad über ſaftige Wieſen hinauf ging es. Dann nahm ihn der Lärchenwald auf. Und immer höher führte der Weg, immer köſtlicher duftete es, und ein Gezirp und Gezwitſcher war um ihn, daß ihm das Herz leicht wurde. Hoch droben ſtand er dann und ſah hinab. Dieſe ſchweigende Einſamkeit rings⸗ um, ſie ließ ihm auch ſeine Einſamkeit wieder lebendig werden. Drüben winkte das bekannte Berghotel. Ob er ſeinen Koffer bereits vorfinden würde? Er hatte hier ein Zim⸗ mer beſtellt, und er erfuhr am Bahnhof, daß ein Auto das Gepäck der Gäſte hinauffahre. Auf dem Platz vor dem Hotel herrſchte reges Leben. Die Gäſte räkelten ſich gemütlich in ihren Korbſtühlen, die zwanglos umherſtanden. Es duftete nach Tannen und Fichten, und ein Geruch von Heu lag in der Luft Drüben wölbten ſich ſaftige Wieſen am Abhang hoch, und auf ihnen ſtanden Sennhütten. Rings um das weiße, zwei⸗ ſtöckige Hotel lief eine Holzveranda, an der ſich Blumen emporrankten. Ueber dem ſüdlichen Giebel hing eine mächtige Felsſpitze. Brünneck ſah ſich um. Die Gäſte muſterten den Neu⸗ angekommenen neugierig. Frau Aline Sommer, die Gattin des Frankfurter Groß⸗ kaufmanns, machte ihre beiden Töchter verſtohlen auf den hochgewachſenen Fremden aufmerkſam. „Das iſt ein Mann, ſo einen Schwiegerſohn wünſche ich mir Wagt es euch ja nicht, mir noch einmal mit euren kleinen Anbetern zu kommen. Ihr blamiert euch ja.“ Mama Sommer ging im kurzärmeligen Dirndlkleid Das hinderte ſie aber nicht, zu dieſer anſpruchsloſen Tracht eine dicke Perlenſchnur zu tragen, die ein Vermögen prä⸗ ſentierte und die von allen Hotelgäſten immer wieder aufs neue bewundert wurde. Ihre Töchter waren junge, geſunde Mädels, doch ſie waren reizlos Waren Durchſchnitt, was die kluge Mama recht gut wußte, aber durch einen oder zwei ſchneidige Schwiegerſohne verdecken wollte. Frau Bankdirektor Orla ſetzte ſich graziös zurecht. Endlich etwas, wofür man ſich einmal ernſtlich inter⸗ eſſieren konnte Ihr Mann ſollte es ſchon noch büßen, daß er es gewagt hatte, ſie in dieſem Sommer hier in dieſes Berghotel zu führen, wo man weder Schmuck noch koſtbare Toiletten zur Schau tragen konnte. Alſo ſetzte Frau Bankdirektor Orla ihr ſüßeſtes Lächeln auf und ließ gerade in dem Augenblick ihre Taſche zu Boden gleiten, als er an ihrem Seſſel vorüber zur Tür des Hauſes ſchritt Er durchſchaute das kleine Manöver. blickte die Dame prüfend an, hob die äußerſt elegante Taſche auf und überreichte ſie ihr mit einer Verbeugung So! Jetzt war wenigſtens mal etwas Leben in das eintönige Grau des Tages gekommen. Nein, grau war der Tag eigentlich nicht. Ein dunkelblauer Himmel wölbte ſich über dem Ganzen, und die Sonne ſchien beinahe in Tropenglut 0 Brünneck ſchritt weiter. Der Wirt kannte ihn, denn er war vor Jahren ſchon einmal hier geweſen mit einigen Freunden Man hatte ihm ein gutes Zimmer reſerviert, mit dem Blick auf die Berge, was entſchieden die beſte Ausſicht war Unten breiteten ſich die Sennwieſen aus Brünneck unterhielt ſich eine Weile mit dem biederen Manne, dann verabſchiedete ſich dieſer, und Brünneck nahm ein Bad Nach dieſem fühlte er ſich ſehr erfriſcht, und er ging hinunter, um ſein Mittagsmabhl einzunehmen An ſeinem Tiſche ſaßen ein älteres Ehepaar und zwei junge Damen die anſcheinend zuſammengehörten. Seine Ver⸗ mutung wa richtig Oberſtudiendirektor Eiſenberger min Frau und Töchtern aus veipzig Die Mädels kniffen ſich unter dem Tiſch vergnügt, weil gerade der zurzeit intereſſanteſte Gaſt an ihrem Tiſche Platz genommen hatte Man unterhielt ſich ſehr gut, und es kam durch den alten gemütlichen Herrn eine frohe Note in dieſe Unterhaltung. Brünneck vereinbarte ſogar mit Profeſſor Eiſenberger ſofort eine Tour für den nächſten Morgen Und Mama Eiſenberger hatte nichts dagegen Sonſt war ſie nicht ſo ſchnell dabei, ihre Einwilligung zu geben; denn ſie hatte es noch nicht vergeſſen, daß eine rotbäckige Sennerin ihrem Mar eine Kußhand zugeworfen Das ſchien bier eine ganz gefährliche Gegend zu ſein, und es hieß aufpaſſen Das hatte ſie auch getreulich bis jetzt getan Wenn aber Doktor Brünneck mitging, dann mochte Max nur mitgehen Erſtens ſah der junge Arzt nicht nach jetzt nicht dieſe Seite hervorkehren; denn man konnte nie wiſſen! Einen Mediziner hatte ſie ſich immer in die Familie gewünſcht. Und ihre Roſemarie ſah gerade heute zum An⸗ beißen aus. Alſo mochte Max mitgehen, weil aus dieſem Zuſammenſein heraus ſchöne, mütterliche Träume ſich ver⸗ wirklichen konnten. Man blieb am Nachmittag und Abend zuſammen. Abends wurde getanzt. Leider nahm Doktor Brünneck nicht daran teil; er ſtand den ganzen Abend in einer Ecke und ſah dem Tanz zu. Frau Bankdirektor Orla bat ihren Mann: „Freunde dich doch mit ihm an, Ludwig! Wir ſind hier ziemlich iſoliert, finde ich Man kann ja doch nicht mit all und jedem Freundſchaft ſchließen. Er aber iſt inter, eſſant Findeſt du nicht?“ Herr Bankdirektor Orla wiegte den Kopf hin und her Dann ſagte er: „Was für eine gute Witterung du haſt, meine Liebe Iſt dir übrigens bei dem Namen nichts aufgefallen? Brün neck! Wie einfach ihr das alles hinnehmt Dabei iſt es den ſchlechten Streichen aus, und zweitens wollte ſie lieber Nom an von Gert Rothberg Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale?) „Ludwig!!“ f ö „Ja, da fällſt du nun bald in Ohnmacht. Alſo ich hole ihn dir herüber.“ i f Herr Orla ging wirklich. Warum ſollte er ſeiner Frau nicht den Gefallen tun? Er war froh, wenn ſie beſchäftigt war und er ſeine Ruhe hatte. Brünneck war zwar etwas erſtaunt, als ihn ein kleiner, beweglicher Herr anſprach, aber er war doch freundlich und zuvorkommend. Das Geſpräch wurde auch dann herzlicher, weil Bankier Orla von einer Kuſine ſprach, einer Frau Markus, die Doktor Brünneck ihre Rettung verdankte Brünneck erinnerte ſich des Falles vor zwei Jahren, und die Herren kamen ſich näher. Unterdeſſen beobachtete Frau Orla geſpannt den Ver⸗ lauf dieſer Unterredung, und ſie empfand Hochachtung vor ihrem Manne, als dieſer den bekannten Arzt tatſächlich mit zu ihr herüberbrachte. Und ſie war an dieſem Abend bezaubernd. 8 0 Brünneck ſpürte dieſen Zauber und entzog ſich ihm nicht. Aber er dachte ein paarmal grübelnd: 1 „Sie lacht genau wie Danie! So warf Danie auch de Kopf zurück.“ a Den anderen Damen war es natürlich gar nicht rech daß Doktor Brünneck jetzt als Ritter der hochnäſigen Ber⸗ linerin auftrat. Aber man tröſtete ſich ſchließlich; denn er blieb auch dort ernſt und zurückhaltend. a In dieſer Nacht ſtand Brünneck noch lange auf dem Balkon und ſah in die Nacht hinaus Hell leuchteten die Spitzen der Alpen zu ihm herüber Dunkel und geheimnis⸗ voll ſtanden rechts und links von ihm duftende Wälder. Zu ſeinen Füßen lagen weite Wieſen, die ſich den gegen⸗ überliegenden Berg hinaufwanden. Die Sennhütten lagen in tiefſter Ruhe. Das ganze, majeſtätiſche Schweigen dieſer Alpennacht wirkte wie lindernder Balſam auf die Wunden, die ihm die letzten Jahre geſchlagen. Lange ſtand der einſame Mann da und ſah in dieſes Schweigen Er wußte nicht, warum ihm dieſes Berghotel ſo lieb war, daß er für immer hätte hierbleiben mögen. Brünneck dachte über den heutigen Tag nach Nette Menſchen hatte er kennengelernt, kein Zweifel. Doch ſo ſehr er auch nachdachte, es war nichts von den vielen Ge⸗ ſprächen an ihm haften geblieben Sie gaben ihm alle nichts Und am liebſten wäre er auch ganz ſtill für ſich geblieben. Er hatte dieſes Haus hier damals im Winter mit ſeinen Freunden aufgeſucht Da war es hier ziemlich ſtill geweſen. Aber er hatte nun dieſes ſtille Haus in der Bergeinſamkeit in der Erinerung gehabt, hatte gar nicht daran gedacht, daß es im Sommer hier anders ſein könnte Und wenn er daran gedacht hätte, dann hätte er dort höchſtens Touriſten vermutet, die hier eine Nacht ver⸗ brachten und am anderen Tage wieder weiterwanderten. Niemals hätte er denken können, daß man hier Geſel⸗ ſchaften gab mit allem Lurus des großen Hotels. Brünneck lächelte ein wenig vor ſich hin. Er hatte ja eigentlich hier auch nur übernachten wollen, ab und zu hierher zurückkehren, um ſich mit friſchet Klei⸗ dung und Wäſche zu verſehen und dann die meiſte Zeit zu wandern, ſtets in ſchweigender Bergeinſamkeit zu wandern. Gewiß, er würde das auch tun; doch es ſchien ihm auf einmal, als ſei er hierher gebunden Das kam aber wahr⸗ ſcheinlich davon, weil der Wirt es tatſächlich verſtand, es ſeinen Gäſten angenehm zu machen Man fühlte ſich wohl, und das war für ein Fremdenhotel immer die Hauptſache. Brünneck ging endlich doch in ſein Zimmer zurück Aber er ließ Balkontür und die Feuſter weit offen, um den Bergen ganz nahe zu ſein Eine Luft war im Zimmer, ſtrömte immer aufs neue herein, daß er ſich wohlig ſtreckte und in tiefen Atemzügen dieſe Luft einatmete. Tief und, traumlos ſchlief er bis zum nächſten Morgen. ö 1. 8. *.* Brünneck und Profeſſor Eiſenberger, denen ſich noch einige Herren angeſchloſſen hatten, traten ihre auf un⸗ gefähr drei Tage berechnete Tour in die Berge an. Die Damen gaben ihnen noch eine Strecke das Geleit. Man verabſchiedete ſich fröhlich, und dann, als die Herren ſchon ganz droben auf dem ſchmalen Pfade liefen, winkte man ſich noch zu. 0 Die zurückbleibenden Strohwitwen ſchloſſen ſich nun auch aneinander an, und man ergötzte ſich durch Spiele und ſonſtigen Zeitvertreib. Wurde die Sonne gar zu arg, dann ſetzte man ſich unter die Bäume und räkelte ſich Man freute ſich dann auf den nächſten Zuzug, den das Hotel⸗ auto in regelmäßigen Abſtänden wieder mit heraufbrachte. Und es war dann immer eine kleine Abwechſlung, wenn man ſeine Meinung über neue Gäſte austauſchen konnte Frau Bankier Orla, deren Gatte ſich der Herrentour gleichfalls angeſchloſſen hatte, hielt ſich noch immer ab⸗ geſondert. Sie lag in ihrem Liegeſtuhl und las in dem neueſten Roman, den ihr Buchhändler ihr nachgeſandt hatte. Sie wußte ganz genau, daß die Damen ihr nicht beſonders wohlwollten, und ſie lächelte darüber. Sie dachte gar nicht daran, ſich von dem Tratſch dieſer Frauen lang⸗ weilen zu laſſen Es war ihr ſo viel angenehmer Und die zwei jungen Studenten dort drüben ſahen immer zu iht herüber. Der eine gefiel ihr beſonders, der mit dem ſchneidigen Zieher auf der Wange Sie brauchte nun ein⸗ mal ſtets ein bißchen Flirt und Anbetung und— Gott ſeti Dank!— Ludwig war vernünftig genug, das einzuſehen und ihr nie Schwierigkeiten zu machen. 1 Doktor Brünneck! i ö Bei ihm ſchieden Flirt und Leichtſinn aus, ſoviel wußte ſie nun ſchon. Aber je klarer ſie das begriff, deſto größer wurde der Wunſch, ihm ein wärmeres Gefühl für ſie ein⸗ zuflößen. N b Ruth Orla dehnte ſich wohlig. Ah, in wenigen Tagen mußte ja die Antwort von dem Auskunftsbüro da ſein, damit ſie endlich wußte, ob er verheiratet war Sie hatte ihn immer fragen wollen geſtern abend; doch er hatte eine Art an ſich bei aller Höflichkeit und Ritterlichkeit, die keine tagelang wandern, immer wandern Und dann irgendwo raſten, wo es ihm gerade geſiel. f berühmte Frauenarzt.“ Frage an ſich heranlieg.(Fortſetung folgt.“ 5 3 14 [grad zu einer Zeit, als es zu einer Ver⸗ warnte König Alexander, wurde aber Witte landete auch in der gelegt, ſprengte die Ketten, was er als Arliſt gelernt hatte, flüchtete in Offtziersuniform, Indi etwas Besonderes! Kurland explodierte ein Lokomobil eines im Walde arbeitenden Sägegatters. Sechs Ar⸗ beiter wurden gelötet, drei lebensgefährlich verletzt. 15 kom Wege abkam und in die Tiefe ſtürzte. Bei dem Toten handelt es ſich um einen 45 Pahre alten Einwohner aus Bad Ems. 17 00 Radfahrer überfallen. Ein Landwirtsſohn 1 em Fahrrade von der Moſel über Obercos⸗ 9 dirchberg wurde er auf der Landſtraße von 1 ing nicht nachkam, ſchlug der Unbekannte Raß er vom Rade ſtürzte. Pre Schläge über den Kopf. 1 Sport vom Sonntag Poteuung 1(Oſt⸗Weſt): der„Fünſtagekönig von Albanien“ der Köpeniaſtreich eines deutschen Arliſten— Aus dem Leben eines Ahenteurets Berlin, 22. Januar. Der nunmehr 5 jährige, in Düſſeldorf ge⸗ borene Otto Witte, der am 15. Februar 1913 zum König von Albanien proklamiert worden war, die Regentſchaft Albanien aber nur für fünf Tage führte, trat am Samstag in derſelben Phantaſieuniform, die er im Jahre 1913 in Durazzo getragen hatte, vor Gericht auf, um eine Klage wahrzunehmen, die er gegen den Hamburger Verleger Heimann auf Zahlung von 244 Mark angeſtrengt hatte. Witte hatte ſich als Artiſt auf der ganzen Welt herumgetrieben. 1903 war er in Bel⸗ ſchwörung der Gardeoffiziere gegen den König Alexander kam. Otto Witte, der davon hörte, nicht ernſt genommen. Am 11. Juni 1903 wurde König Alexander tatſächlich ermordet. türkiſchen Fremdenlegion, wurde dort in Ketten raubte aus einem Haremeine Kauf⸗ mannsfrau, heiratete dann in Deutſchland und trieb ſich nun hier als Schauſteller mit einem Schauwagen durch die Lande um⸗ her.“ Als 1913 die Selbſtändigkeit Albaniens aus⸗ gerufen war und ein Prinz zu Wied zum Kö⸗ nig proklamiert werden ſollte, trat Witte als der erwartete Die mildesten und reifsten Blätter an der Tabakpflanze sind die sogenannten Sandblätter. Ganz unten am Stock wachsend, sind dieselben gegen allzu grelle Sonne geschützt. Die vom Boden aus- strömende Wärme fördert in besonderer Weise die Reife der Sandblätter. Der sandblattge- deckte Villiger Mocca- Spezial zu 10 Pfg. ist in seinem Aroma mit einer herrlichen, reifen Frucht zu vergleichen. 2 5 2 5 LI 77 Preislagen 8, 10 und 15 Pfg. Villiger Söhne, Tiengen-Baden, München 28 gechs Arheiter getötet Riga, 22. Jan. Unweik Kandawa in Neues aus aller Welt Todesſturz auf Ehrenbreitſtein. Auf der Peſtung Ehrenbreitſtein wurde in einer gro⸗ hben Blutlache die Leiche eines Mannes auf⸗ gefunden. Man nimmt an, daß der Mann, der in angetrunkenem Zuſtand von mehreren euten geſehen wurde, in der Dunkelheit zus Sargenroth bei Kirchberg fuhr mit ſei⸗ eld. Zwiſchen den Orten Obercosfeld und mem unbekanten Manne aufgefordert zu alten. Da der Radfahrer dieſer Aufforde⸗ lößlich mit einem Knüppel auf ihn ein, ſo f 0 Dann verſetzte er Rohling dem jungen Manne noch meh⸗ Meiſterſchafts⸗Endſpiele. „ FC. Kaiſerslautern— 60 München 112 bönir Ludwigshafen— SB. Waldhof 0:0 Vg. Fürth— 1. Fc. Nürnberg 110 bteilung 2(NMord⸗Süd): hönir Karlsruhe— FSV. Frankfurt 172 intracht Frankfurt— Karlsruher FV. 1:1 mion Böckingen— Wormatia Worms 425 SV. 05 Mainz— Stuttgarter Kickers 574 i Pokalſpiele. Rord⸗Süd⸗Bayern. E. Schweinfurt 05— DS. München 210 0 3. 04 Würzburg— Wacker München 371 SV. ulm— AS. Nürnberg 85 C. Bayreuth— FV. 94 Ulm 212 Win au Wied in der Phanta⸗ Ns ist andblatt“! ſieuniform auf, die er auch noch heute tragt, und in Durazzo empfing man ihn feierlich. Nut fünf Tage dauerte der Schwindel, da eine Anzahl Offiziere gewahr wurde, daß Witte niemals der deutſche Prinz zu Wied ſein könne. Mitte wurde ſchließlich der Boden zu heiß, 5 floh in Bauernkleidern und entkam über die renze. 5 In der Verhandlung trug er einen roten Fez mit modernen Quaſten, Orden, einen lan⸗ gen Schleppſäbel und breite gelbe Streifen am Uniformrock. In einem Memoiren⸗ band hat Witte ſein Leben geſchildert. Um einen Betrag für dieſes Buch geht es in die⸗ ſem Prozeß. Der Hamburger Vertreter ließ die Zuſtändigkeit des Amtsgerichts Wedding beſtreiten, da in dem ſchriftlichen Vertrag zwiſchen ihm und Witte als Gerichtsſtand bei eventuellen Streitigkeiten Hamburg vereinbart ſei. Witte dagegen erklärte, daß er eine münd⸗ liche Vereinbarung mit dem Verleger Heimann getroffen habe, daß der Gerichtsſtand ſein jeweiliger Wohnſitz ſei, da er mit ſeinem Schauwagen im Bezirk des Amtsgerichts Wed⸗ ding Winterquartier bezogen habe, ſei das Amtsgericht zuſtändig. Ueber dieſe Zuſtändig⸗ keitsfrage ſoll im nächſten Termin, der am 1. Februar ſtattfindet, verhandelt werden. Der Richter erſuchte aber den„König von Alba⸗ nien“ beim nächſten Termin in einer Klei⸗ dung zu erſcheinen, wie ſie einem deut⸗ chen Bürger zu komme. SC. Freiburg— Ss. Feuervach 11:4 FC. Mühlburg— 1. Fe. Pforzheim 314 VfB. Karlsruhe— Frankonia Karlsruhe 215 Stuttgarter SC— VfB. Stuttgart 2173 Rhein⸗Saar: VfR. Mannheim— 08 Mannheim 3:0 VfL. Neckarau— SbVg. Mundenheim 511 Eintracht Trier— SVg. Sandhofen 2:0 Boruſſia Neunkirchen— Sfr. Saarbrücken 3: Saar Saarbrücken— FV. Saarbrücken 1 Main⸗Heſſen: Kickers Offenbach— FVg. Kaſtel 20 Alemannia Worms— SV. Wiesbaden 3:1 VfR. Bürſtadt— 1. FC. Langen 121 Union Niederrad— Sfr. Frankfurt 513 Rot⸗W. Frankfurt— Vf. Neu⸗Iſenburg 174 Germania Bieber— FVg. Mombach 113 * 1 11 Phönix Ludwigshafen— SV. Waldhof 00. Bei gutem Wetter und ebenſolchen Platz⸗ verhältniſſen trafen ſich die beiden Vertreter der Gruppe Rhein vor rund 5000 Zuſchauern auf dem Phönixplatz. Die Ludwigshafener waren nach ihrem letzten Sies über den deut— ſchen Meiſter auch für dieſe Begegnung leicht favoriſtert, aber der Spielverlauf zeigke, daß der Rheinmeiſter doch beſſer iſt, als ſein bis⸗ heriges Abſchneiden in der ſüddeutſchen End— runde dies vermuten laſſen könnte. Die Mann⸗ heimer ſpielten wieder mit Bretzing als Mit- telläufer. Beſonders während der erſten Spiel⸗ (hälfte drückte er ſeinen Sturm, in dem Walz durch Siffling 2 ſchlecht erſetzt war, immer wieder in des Gegners Hälfte. Bei Waldhof waren Hintermannſchaft und Läuferreihe in ausgezeichneter Form. Der Sturm kombinierte zwar ſchön, war aber im Torſchuß jämmer⸗ lich ſchwach. Aehnlich lagen die Dinge bei Phönix. Der Phönik⸗Angriff verzettelte ſich zumeiſt in Einzelaktionen, die bei der ſoliden Waldhofdeckung kein Verſtändnis fanden. 1. FC. Kaiſerslautern— 60 München 12. Die Münchener Löwen kamen auf dem Bet⸗ zenberg vor 7000 Zuſchauern zu einem knap⸗ pen und etwas glücklichen Sieg. Die Einhei⸗ miſchen ſpielten zu Beginn etwas nervös, ſo⸗ daß die Gäſte leicht überlegen waren. Aber bald hatte ſich Kaiſerslautern gefunden und konnte nach etwa 20 Minuten durch Zahn auf Flanke von Zaengry, die Ertl im Mün⸗ chener Tor verfehlte, den Führungstreffer er⸗ zielen. Doch der Ausgleich der Gäſte ließ nicht lange auf ſich warten. Als die 60er vom Anſtoß weg durchkommen, verfehlt Pir⸗ rung den Ball, er geht ins Aus, doch der Schiedsrichter entſcheidet Eckball, der dann von Kiener zum 1:1 eingeköpft wird. Nach dem Wechſel ſind die Einheimiſchen teilweiſe drük⸗ lend überlegen, ohne daß indeſſen die längſt fälligen Tore erzielt werden können. Die Gäſte aber ſind glücklicher und kommen durch Kiener, vielleicht aus Abſeitsſtellung, zum Sie⸗ gestreffer. FSV. 05 Mainz— Stuttgarter Kickers 54. Beide Mannſchaften lieferten ſich am Sonn⸗ lag auf hartgefrorenem Boden und bei ſchar⸗ fem Nordwind vor 6000 Zuſchauern ein in⸗ tereſſantes, jederzeit ſpannendes, ſchnelles und faires Treffen. Mainz war bis 30 Minuten vor Schluß die beſſere Mannſchaft und hatte hier nach einer 2:1⸗Halbzeitführung den Sieg mit einem 5:1⸗Reſultat faſt ſicher. Stuttgart nahm zu dieſem Zeitpunkt eine Umſtellung ſeines linken Flügels vor, raffte ſich energiſch auf und zeigte einen glänzenden Endſpurt, dem die Mainzer nicht mehr genügend Kraftreſer⸗ ven entgegenſetzen konnten. Die Gäſte konn⸗ ten auf 4:5 herankommen und der Schluß⸗ Wütttemberg⸗Baden: E. Birkenfeld— Sg. Schramberg 115 ermania Brötzingen— Freiburger Fe. 1:3 0 15 der Mainzer hing in den letzten Minuten ehr in der Luft, da Stuttgart bis zum Schluß⸗ pfiff zumindeſt Ausgleichschancen hatte. Aus der Heimat Gedenktage 23. Januar. ry Beyle) in Grenoble geboren. in Paris geboren. 1840 Der Phyſiker Ernſt Abbe geboren. ä Dore in Paris geſtorben. Leipzig geſtorben. Sonnenaufg. 7.56 Mondaufg. 6.33 Prot. und kath.: Emerentiana * Karnevalszeit ſen Tagen finden die erſten Maskenbälle ſtatt. In beſſeren und ſorgloſeren Zeiten hat man er ſeinen Einzug, ſtill und faſt unbemerkt, ohne viel Aufhebens zu machen. Schier möchte einem etwas zweierlei zumute werden: Auf der einen Seite Sorge und Elend im Ueberfluß und daneben übermütige Faſchingslaune und froheſter Mummenſchanz. Die Maſſennot, die heute auf unſerem Volke laſtet, will wenig paſſen zu Firlefanz und Narretei. Es gibt doch unendlich viele, denen in der heutigen Zeit weder der Kopf, noch der Geldbeutel nach faſchingsmäßigen Vergnügun⸗ gen ſteht. Alſo fort mit dem Faſching? Nein! Prinz Karneval meint es gut Er nimmt mutig den Kampf auf gegen ſchlechte Launen und böſe Zeiten, gegen grauen Alltag und traurige Zukunft. Und deshalb darf der Nar⸗ renprinz auch immer wieder kommen. Und dann noch etwas: Haben Sie ſchon einmal darüber nachgedacht, wie vielen Angeſtellten, Gewerbetreibenden und Handwerkern der Fa⸗ ſching zu Brot und Verdienſt verhilft? Ein paar Dutzend Berufe ließen ſich mit Leichtig⸗ keit aufzählen, die vom Karneval Nutzen zie— hen. Für Tauſende und Abertauſende iſt der Faſching Brotgeber, der letzte Hoffnungsanker. Leben und leben laſſen, fröhlich ſein und fröhlich ſein laſſen, das ſoll die Richtſchnur des Faſchings ſein. Sie wird am beſten alle Gegenſätze ausgleichen und Mißſtimmungen verhindern. * Jugendherbergen auch als Raſtorte über Tage. Es iſt noch nicht genügend bekannt, daß die Jugendherbergen nicht nur der wandernden auch Zeit, daß der Januar Nach alter Bauernregel Endlich iſt es Winter geworden. Es war wenigſtens in ſeiner zweiten Hälfte die fällige Winterkälte brachte. Der altdeutſche Name des Monats Januar iſt Hartung, der als richtiger Win— termonat alles hart gefrieren laſſen ſoll. heißt es:„Iſt der Januar ſehr kalt— kommt der Frühling ſehr bald.“ Ebenſo:„Januar muß vor Kälte knak— ken— wenn die Ernte gut ſoll ſacken.“ Schließlich noch:„Reichlich Schnee im Ja⸗ nuar— macht Dung fürs ganze Jahr.“ Der Hartung iſt reich an ſogenannten Lostagen, die für das künftige Wetter, die Ernte und bedeutſame Ereigniſſe des Jahres beſtim— mend ſind. Als ſolche gelten auch der 20. und 21. Januar mit der Beſtimmung:„Fabian und Sebaſtian laſſen den Saft in die Bäume gahn.“ Man darf von jetzt an kein Holz mehr fällen. In dieſen Tagen erprobt der Jand⸗ mann und der Gärtner an den Obſtbäumen durch einen Schnitt in die Baumrinde das Wiedererwachen der Natur. Jetzt beginnen auch die Dorfkinder ſchon, ſich Weidenflöten anzufertigen, wobei ſie durch allerhand Zau— berſprüche die Löſung des Baſtes zu fördern ſuchen. Als Wintermitte gilt der 25. Januar, Pauli Bekehrung. Helles Wetter an dieſem Tage bedeutet ein gutes Jahr. Die Bezeich⸗ nung des Tages hat die Vorſchrift veranlaßt, daß man an dieſem Tage das Haus„kehren“ ſoll, und zwar„verkehrt“, d. h. rückwärts. In einigen Gegenden der Schweiz wurde ehedem„Wyberfyrtag“(Weiberfeiertag) ge— halten, an dem die Frauen allein feiern und ſich gütlich tun durften. Wenn auch der wirkliche Frühling noch fern iſt, ſo gilt für das Land der Tag Mariä Lichtmeß(2. Februar) doch ſchon als der al⸗ lererſte Frühlingsbeginn. Die Arbeit bei Licht hört jetzt auf, und man nimmt das erſte Abendbrot ohne Licht ein. Auch darf vielerorts das Vieh nicht mehr bei Licht ge⸗ füttert werden. Im Bauernhaus ſtellt man Spindel und Kunkel wieder in die Ecke; der im Hauſe vorhandene Flachs muß bis dahin abgeſponnen ſein, weil jetzt draußen in der Feld⸗ und Beſtellarbeit wieder alle Hände voll zu tun haben. Lichtmeß oder Mariä Reinigung in Zu⸗ ſammenziehung beider Bezeichnungen„Ma⸗ riä⸗Lichtmeß“ heißt das im 5. oder 6. Jahr⸗ hundert eingeführte Feſt zum Gedächtnis des Beſuches Maria mit dem Jeſuskinde im 1783 Der Schriftſteller Stendal(Marie Hen⸗ 1832 Der franzöſiſche Maler Edouard Manet in Eiſenach 1883 Der franzöſiſche Zeichner und Maler G. 1922 Der Muſikdirigent Arthur Nikiſch in Sonnenunterg. 16.29 Mondunterg. 12.50 Die Faſtnachtszeit iſt angebrochen. In die— den Prinzen Karneval allſeits mit Freude er⸗ wartet und mit Jubel empfangen. Heute hält Jugend als Bleibe für die Nacht dienen ſondern daß ſie auch über Tage 100 Raſt⸗ orte in Anſpruch genommen werden können. Manche Jugendgruppen oder Schulen müſſen infolge der wirtſchaftlichen Not heute auf mehrtägige Wanderungen verzichten und ſich auf eintägige Wanderungen beſchränken. Auch ſie ſind in den Jugendherbergen willkommen und die Herbergseltern ſind gerne bereit, das Gepäck aufzubewahren, wenn die Gruppen draußen ſpielen oder ſich tummeln wollen. Zur Benutzung berechtigen die bekannten Aus⸗ weise, alſo der Führerausweis bei geführten Gruppen und der Bleibenausweis bei ein⸗ zelwandernden Jugendlichen. Auf die Tages⸗ benutzungsgebühr wird in den meiſten Fällen ohne weiteres dann verzichtet, wenn Speiſen oder Getränke entnommen werden. Schulen und Jugendgruppen ſeien auf dieſe Möglich⸗ keiten beſonders aufmerlſam gemacht. Wenn die Tage langen, kommt der Win⸗ ter erſt gegangen, dieſe alte Bauernweisheit hat ſich wieder einmal bewahrheitet. Nach dem langen milden Wetter, das, wenn es ſchon ein⸗ mal eingeſetzt hat, meiſt auch über Weihnach⸗ ten anhält, hat nun ſeit einigen Tagen regel⸗ rechtes Winterwetter eingeſetzt. Das Ther⸗ mometer kommt über Null nicht mehr hinaus, es weiſt in den Frühſtunden meiſt 6—8 Grad Kälte auf. Rundſunkdirektor beſtochen? Ermittlungsverfahren gegen Profeſſor Knöpfle von der Berliner Funkſtunde. Berlin, 23. Januar. Die Stagatsanwaltſchaft hat ein Ermitllungs⸗ verfahren gegen Direktor Knöpfle von dee Berliner Funkſtunde AG. eingeleitet, do Knöpfke beſchuldigt wird, in den Jahren 1927 bis 1932 von der Verlagsdruckerei Preuß Schmiergelder in Höhe von 500 000 Mark er⸗ halten zu haben. Für dieſe Beträge ſoll die Druckerei Preuß von der Funkdienſt Gmb f., zu deren Vor⸗ ſtandsmitglied Knöpfke gehörte und bei der die Zeitſchrift„Die Funkſtunde“ herausgege⸗ ben wird, für die„Funkſtunde“ die Druck⸗ und Papierlieferungsaufträge erhalten haben. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die Staatsan⸗ waltſchaft auch den Vorfall dahin prüft, ob neben dem Erhalten von Schmiergeldern auch eine ſtrafrechtliche Untreue vorliegt. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt 253 Stück Verkauft: 155 Stück Milchſchweine das Stück 8— 10 Mk. Läufer das Stück von 12— 28 Mk. Der Winter bald Zwiſchen Dreilönigstag und Lichtmeß— Lostage— Jaſchingszeit Marktverlauf mittel. überwunden Tempel zu Jeruſalem. Dieſer Tempelbeſuch pflegte 40 Tage nach der Geburt des Kindes du geſchehen; daher wurde das qhriſtliche Feſt auf den 40. Tag nach Weihnachten, alſo auf den 2. Februar, gelegt. Lichtmeß iſt der Uebergang zur Faſchings⸗ und Faſtenzeit. Im Gegenſatz zu ihr ſteht das Streben, in der vorangehenden Zeit noch einmal freudi⸗ gem Lebensgenuß zu huldigen. An manchen Orten beginnt dieſe Feſtfreude ſich ſchon bald nach dem Dreikönigstag in allerlei Masken⸗ ſcherzen zu äußern. Dieſen Mummereien lie— gen uralte Feſtumzüge gegen Ende des Win— ters zugrunde. Mit dem neuerwachenden Le⸗ ben der Natur, wenn„der Saft in die Bäume geht“, hängt auch eine Sitte zuſam⸗ men, die man ſpäter mit der Faſtnacht zu⸗ ſammengelegt hat; die Berührung mit den vom aufſteigenden Saft wiederbelebten Zweigen, die Glück und Segen, beſonders im Eheleben bringen ſoll. Es iſt ein altgerma⸗ niſcher Hirten- und Bauernbrauch. Die Sonne bedeutet dem Landmann für ſein Leben und ſeine Arbeit ſehr viel und mehr als dem Städter: d. Bauer ſpürt auf Schritt und Tritt die Kra und den Segen des lebensweckenden Him melsgeſtirns. Schon Cäſar berichtet von den Germanen, daß ſie die Götter verehrten, durch deren Hilfe ſie „ſicherlich unterſtützt“ würden, und nennt neben dem Gott des Feuers und dem Mond an erſter Stelle die Sonne. Daß die Zeit vom Dreikönigstag bis zur Lichtmeß der Lebensfreude gehören ſoll und auch für das Glück in Haus und Familie als bedeutungsvoll gilt, beweiſt ein alter Brauch im Schwabenland. Wenn in dieſer Zeit keine Hochzeit oder Verlobung im Dorf zuſtande gekommen iſt, werden alle ledigen Mädchen vor eine mit Dornengeſtrüpp umflochtene Egge geſpannt. Dem„Jungferngeſpann“ voran marſchiert in altertümlicher Tracht ein Sämann, der jüngſte Ehemann des Dorfes und ſtreut Samen(in Wirklichkeit Spre“ aus. Dieſe Ausſaat wird von dem„Jung ferngeſpann“ eingeeggt: aus ihr ſollen Män⸗ ner für die ledigen Mädchen erwachſen. Die ledigen Burſchen, die maskiert an der Belu⸗ ſtigung teilnehmen, treiben das eigenartige Geſpann an, und unter tollſtem Peitſchen⸗ knallen geht der Zug zurück durch das Dorf. Unſere Altvorderen hatten eben neben Ernſt und Sitte auch ein gut Teil Schalk in Herz und Sinn. Dr. Br.