Lokales »Es iſt kalt geworden. Nunmehr hat der Winter mit Macht von ſeiner Herrſchaft Gebrauch gemacht; es iſt bitter kalt geworden. Das in unſerer Umgegend befindliche Gewäſſer iſt mit einer feſten Eisdecke verſehen und hat ſich hierauf bereits ein fröhlicher Winterbetrieb entwickelt. Der Schlittſchuhlauf kommt zu ſeinem Recht. Mit der Rodlerei iſt es noch nichts, da Frau Holle es noch nicht für notwendig erachtet hat, ihre Betten auszuſchütteln. Doch auch dieſer Sport wird ſicherlich bald zu ſeinem Rechte kommen. Silberne Hochzeit. Das Feſt der Silbernen Hochzeit feiern morgen Mittwoch, den 25. Januar, die Eheleute Herr Adolf Meſſer, und Frau Anna geb. Lammer. Wir gratu⸗ lieren! Glückauf zur Goldenen! * K. K. V. Die Gewinn⸗-Nummern 16927 und 16930 für die Krieger-Gedächtnis⸗ kapelle ſtehen immer noch aus. Morgen letzter Tag der Ablieferung an den Vorſitzenden. * Speiſekartoffeln für Ausge⸗ ſteuerte. Die Anmeldung zum Kartoffelbezug hat am Donnerstag, den 26. Januar, vorm. im Sitzungsſaale des Rathauſes zu erfolgen. Vorgeſehen iſt bedürftige verheiratete Ausge- ſteuerte, die keine Kartoffeln gebaut haben, mit einem Zentner pro Kopf zu beliefern. Der Preis beträgt 2.30 Mk. pro Zentner und wird von der Gemeinde vorlagsweiſe bezahlt und den Unterſtützundsempfängern in 10 Raten an der Wolu in Abzug gebracht. Man beachte die Bekanntmachung in vorliegender Nummer. * Der Operettenabend des Män⸗ nergeſangvereins 1846, der kommenden Samstag, den 28. ds. Mts., in Anbetracht des großen Erfolges der beiden erſten Aufführungen zum 3. Male gegeben wird, dürfte den Beſuchern höchſt genußreiche Stunden bereiten und ſei hier⸗ mit letztmals auf den Kartenvorverkauf(Buch⸗ binderei Hofmann) hingewieſen. Auf das Ge⸗ botene nochmals beſonders einzugehen, erübrigt ſich, da dies die Preſſe und das befähigte Spieler⸗ material ſchon zur Genüge tat. Für alle die⸗ jenigen, die bei der zweiten Aufführung keinen Platz mehr bekommen konnten und die den Oper⸗ etten noch nicht beigewohnt haben, iſt kommenden Samstag das letzte Mal zu einem Beſuch Ge⸗ legenheit gegeben. * Holzverſteigerung. Morgen Mitt⸗ woch von Vorm. ½9 Uhr ab findet im Saale des„Deutſchen Kaiſer“ eine Holzverſteigerung des hieſigen Forſtamts ſtatt, worauf wir die Intereſſenten beſonders aufmerkſam machen. * Sichert die Waſſerleitungen. Seit einigen Tagen iſt beſonders harter Froſt eingetreten. Es iſt deshalb unbedingt notwen— dig, daß die Hausleitungen, insbeſondere die Waſſermeſſer genügend gegen die Kälte geſchützt werden, damit durch den Froſt kein Schaden entſteht, für den die Hausbeſitzer verantwortlich gemacht werden. Wir bringen deshalb in unſe⸗ rer vorliegenden Nummer die diesbezügliche Be⸗ kanntmachung der Bürgermeiſterei nochmals zum Eingeſandt antwortung). Die verſtechte Bahnhofsuhr. Woran liegt das? wirtſchaft“ in die Sicht ſtellen. werden, um damit die Sicht zur Bahnhofsuhr frei zu machen. Da gerade jetzt die Zeit iſt, in der die Bäume ohne Schaden beſchnitten werden können, empfehlen wir den maßgeben⸗ den Stellen hier das Notwendige zu veranlaſſen. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Kaninchen⸗ und Geflügelzuchtverein 1916. Am Sonntag, den 29. Januar, nachmittags 22 Uhr findet im Lokal„Kaiſerhof“ unſere diesjährige außerordentliche Generalverſamm⸗ Für Einſendungen unter dieſer Rubrik übernimmt die Redaktion außer der preßgeſetzlichen keine Ver⸗ Es wird wohl ſchon jedem Ortseinwohner auf⸗ gefallen ſein, daß man im Sommer die Uhr am O. E. G.⸗Bahnhof beim Einbiegen in die Bahnhofſtraße, nicht ſehen kann. Ja, ſelbſt das Verwaltungsgebäude iſt zum Teil unſichtbar. An dem dichten Blätter⸗ wald, den uns die Bäume in der Gaſtwirtſchaft vom„Deutſchen Kaiſer“ und der„Bahnhofs Unſere An⸗ regung ſoll nun dahin gehen, zu erreichen, daß an den Bäumen die hinderlichen Aeſte entfernt Abdruck und empfehlen dringend deren Beachtung. Druckſachen aller Art, liefert ſchnell u. billigſt Viernh. Anzeiger lung ſtatt. Der Vorſtand. Es iſt Pflicht eines jeden Mit⸗ gliedes pünktlich zu erſcheinen und bitten um zahlreiche Beteiligung. Sonntag vormittag 9 Uhr Vorſtandſitzung bei Kaſſier Jöſt. Bekanntmachung. Betr.: Verſorgung von Ausgeſtenerten mit Speiſe- kartoffeln. a Die Anmeldung zum Kartoſſelbezug wind am kommenden Donnerstag, den 26. ös. Mts,, vormittags, im Sitzungsſaale des Nat⸗ hauſes entgegengenommen. Vorläufig ſollen be⸗ dürftigen, verheirateten Ausgeſteuerten, die leine Kartoffeln gebaut haben, bis zu 1 Zentner pro Kopf zugeteilt werden. Der Durchſchnitts preis beträgt 2.30 RM. pro Zentner und wird von der Gemeinde vorlagsweiſe bezahlt und von den Unterſtützungsempfängern in 10 Raten an der Wolu. in Abzug gebracht. Diesbezügl. Erklärung iſt bei der Anmeldung abzugeben. Viernheim, den 24. Januar 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Wochenplan der Sportver⸗ einigung Amieitia 09 E. B. Dienstag Nachm. 3 Uhr: Training der 1. M. und der 3. Mannſchaft. Mittwoch Nachm. 3 Uhr: Training der Jugend und Schüler. Mittwoch abend 8 Uhr: Training der und Stemmer. 2 Donnerstag nachm. 3 Uhr: Training der 2. und 4. Mannſchaft. Freitag Nachm. 3 Ubr: Training der Jugend. Sonntag, den 29. Januar, nachmittags/ 3 Uhr Pokalſpiel gegen Sandhofen in Viernheim Samstag, den 4. Februar 33 abends 8 Uhr: Außerordentliche Generalverſammlung. im Vereinshaus Tagesordnung: 1. Neuwahlen. 2. Anträge. 3. Verſchiedenes. Ringer 5 Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem Heimgange unſeres lieben, treubeſorgten Vaters, Großvaters, Schwiegervaters und Onkels, Herrn Jakob Kirchner 4. ſowie für die ſo überaus zahlreiche Beteiligung beim Gange zur letzten Ruheſtätte ſagen wir unſeren tiefſſten Dank. Beſonders herzlichen Dank der Hochw.Geiſtlichkeit für den troſt⸗ vollen Zuſpruch während der Krankheit des Verſtorbenen, den ehrw. barmh. Schweſtern für die liebevolle, aufopfernde Pflege, der Vereinigten Feuerwehrkapelle für das wohltuende Grabge— leite und die erhebenden Trauerchoräle ſowie den Kranzſpendern und Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, den 24. Januar 1933. Die tleftrauernd Hinterbliebenen. 1 5 5 60 0 Wa ig. Arehner N 7 Heute Dienstag Abend Tanzstunde des letzten Kursus. Freitag Abend im Fürst Alexander Beginn der Nepeller-Slungen wozu die Damen u. Herren dl. eingeladen sind. Bekanntmachung. Betr.: Waſſerleitung; hier Sicherung der Haus— leitung gegen Froſt. Wir machen die Hausbeſitzer hierdurch wiederholt darauf aufmerkſam, die auf ihrem Grundſtück befindlichen Waſſerleitungs⸗ einrichtungen rechtzeitig und ausreichend gegen Froſt zu ſichern. Die Kellerfenſter ſind zu ſchließen und mit ſchlechten Wärmeleitern Stroh, Holzwolle, Lumpen etc. abzudichten. Garten- leitungen ſind vor Eintritt des Winters zu ent- leeren und während des Winters leer zu hal⸗ en. Die Waſſermeſſerſchächte ſind mit doppel- tem Deckel zu verſehen und die darin unterge- brachten Waſſermeſſer beſonders mit ſchlechten Wärmeleitern zu umwickeln. Ausdrücklich weiſen wir darauf hin, daß die Hausbeſitzer auf Grund der Waſſerbezugs⸗ ordnung verpflichtet ſind, ſämtliche auf ihren Grundſtücken angebrachten Waſſerleitungseinrich⸗ tungen, insbeſondere die Waſſermeſſer, ausrei- chend gegen Froſt zu ſichern und auch ſonſt vor jedweder Beſchädigung zu ſchützen. Die Koſten für auftretende Froſtſchäden ſind in allen Fäl⸗ len vom Hausbeſitzer zu tragen. Es liegt daher im eigenen Intereſſe der Hausbeſitzer, geeignete Schutzmaßnahmen zu tref⸗ fen, um vor unnötigen Koſten und unliebſamen Störungen in der Waſſerverſorgung bewahrt zu bleiben. Viernheim, den 3. Jan. 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Fleißiges, ehrliches Mädchen oder junge Frau tagsüber für den Haus⸗ halt geſucht. Intereſſenten wollen bitte ihre Adreſſe im Verlag abgeben. 1 Zimmer evtl. auch 2 Zimmer mit Küche zu vermieten. Von wem, ſagt der Ver⸗ lag dieſes Blattes. Welcher edle Menſch 71. Praktisches Kleid tür stärkere Frauen, aus gemustertem Wollstoff. Der Stoff wird quer und längs ge- nommen, was besonders bei dem zweiteiligen Glockenrock zum Ausdruck kommt. Der Gürtel aus gleichem Stoff schließt mit einer Schnalle. Die Bluse ist schräg geknöpft. Schmale Armel. Plisseerüschen als Garnierung. Stoffverdrauch für Größe IV 3 ½% m dei 130 em Breite. 72. 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Volksblatt) Unzeigenpreiſe: Die eimſpalti ber Wicher lung abgeſtufter a e 1 5 0 toſtet 20 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg. 1— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- 23 rtikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſch 1. 478 0 1 3 e e Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes ˖ lichteit berückſichtigt.— Far die Aufnahme — vorſchriſten bel Anzeigen werden nach Moglichkeit 11 9 en Tagen kann jedoch eine Gewa Mittwoch, den 25. Januar 1933 Hände weg! Mitten in unſere innerpolitiſchen Ausein⸗ anderſetzungen fällt ein Angriff auf die Sou⸗ veränität des Reichs, zu deſſen Abwehr das ganze deutſche Volk zuſammenſtehen ſollte— über alle Parteiſchranken hinweg. Zwar handelt es ſich um eine Angelegenheit, die in erſter Linie den deutſchen Oſten angeht, aber auch der Weſten und der Süden des Reichs haben alle Veranlaſſung, ſich um dieſe Dinge zu kümmern, weil ſie nicht nur regionale Bedeutung haben. Es handelt ſich um die Oder⸗Schiff⸗ fahrtsakte, die ſoeben— nach drei⸗ zehnjähriger Verhandlung— Deutſchland diktiert werden ſollte, die aber durch die Reichsregierung abgelehnt worden iſt. Man muß, um die ganze Frage richtig zu verſtehen, ſie in ihren Zuſammenhängen ſchildern. a Die Artikel 331—364 des Verſailler Dik⸗ tates haben die deutſchen Ströme interna⸗ tionaliſiert, was ſonſt nur rückſtändigen Uferſtaaten auferlegt worden iſt, die nicht in der Lage waren, den Strom für den Ver⸗ kehr zu entwickeln. Für die Oder, die im Gegenſatz zu den anderen deutſchen Strömen überhaupt keine anderen Ufer⸗ ſtaaten hat, iſt ein beſonders entwürdigen⸗ des Diktat in der Einſetzung der Oder ⸗ Kommiſſion geſchaffen worden. I ihr ſitzen außer Deutſchland mit je einem Ber⸗ treter Mächte, die überhaupt mit der Oder nichts zu ſchaffen haben: Polen, die Tſchecho⸗ flowakei, Frankreich, Großbritannien, Däne! mark und Schweden. Dieſe ſieben Mächte ſollen nach Artikel 344 eine Oder⸗Schiff⸗ fahrtsakte aufſtellen. i f Das Syſtem ſolcher rein ſachlichen Schiff · fahrtsakte iſt durch ein großes internatio⸗ nales Abkommen von Barcelona geregelt. In einem ſolchen Abkommen ſtehen durchaus gute Dinge drin, alle ganz unpolitiſch. rein wirtſchaftlicher Natur, wie: Regime, Zoll⸗ weſen, Hafenordnung, öffentlicher Schiff⸗ fahrtsdienſt, Strompolizei, Stromarbeiten, Regelungen für Kriegszeiten und Streitfälle. Keine der Deutſchland bisher diktierten Stromakte entſpricht dieſen internationalen Grundſätzen, alle ſind vielmehr politiſche Machtinſtrumente aus dem Geiſte von Ver⸗ ſailles. Beſonders ſchlechte Erfahrungen hat Deutſchland an der Elbe machen müſſen. die Krone in ſolchem Mißbrauch von Strom⸗ Schiffahrtsakten zur politiſchen Knebelung diba jedoch die neue von den übrigen ſechs Mächten in ſo verdächtiger Eile unterzeich⸗ nete Oder⸗Schiffahrtsakte. g Es iſt eine ſehr auſſchlußreiche Tatſache, daß im Zeitalter der offiziell anerkannten militäriſchen Gleichberechtigung Deutſchlands die übrigen ſechs Mächte wie im Jahre 1923 bei der Elbeakte den Verſuch machen, das im Verſailler Vertrag gegebene Diktatrecht ge⸗ genüber Deutſchland anzuwenden und ul⸗ kümativ die Unterzeichnung der Oder-Akte bis zum 28. Januar zu verlangen. Liegt darin ſchon eine ungeheure Zumm⸗ tung an eine ſouveräne Großmacht, ſo wird der völlig politiſche Charakter der Oder⸗Akte in den einzelnen Beſtimmungen klar. Wer den nun dreizehnjährigen zähen Kampf um die Abwehr dieſes neuen politi⸗ ſchen Diktates, vor dem Haager Schiedsge⸗ richt, in den Kommiſſionen und Konferenzen verfolgte, wußte, daß hier Frankreich mit ſeinen Trabanten Polen und Tſchechei zu einem ganz großen Schlage gegen den deutſchen Oſten ausholten. Nun iſt dieſer Schlag gewagt! Nun wird diktiert, daß Deutſchland im Kriegsfall den Tſchechoſlo⸗ waken einen gleich wertvollen, der Oder ähn⸗ lichen Weg zum Meere A ee zu ſtellen hat; daß Strompolizei, tromabga⸗ ben, große Stromregulierungspläne nicht mehr unter der politiſchen Souveränität Deutſchlands, ſondern unter dem Diktat der Oder⸗Kommiſſion ſtehen ſollen: daß die han⸗ delspolitiſchen Schutzbeſtimmungen und die Grenzen der Inergalonabſteng enmſcdaß pollliſch auf Deutſchland gemünzt ſind; da nicht übernommen wer 50. Jahrgang Deutſchnationale Abſage Eine ſcharje Erklärung der deutſchnationalen Reichstagsfraktion— Kein„Staatsnotſtand“ Vor der Tagung des Aeltenrats des Reichstages Berlin, 25, Januar. ohl die Blätter aller Parteirichtungen 1 Dienstag wieder lange Betrachtun⸗ gen über die innerpolitiſche Lage bringen und allerlei Möglichkeiten einer Klärung durchſprechen, ſieht man noch immer nicht poſitiv, wie die ſchwierige Situation nun ei⸗ gentlich entwirrt werden ſoll. Es hat daher auch keinen Zweck, die vielen Mutmaßungen und Kombinationen wiederzugeben, zumal ſie nichts neues enthalten. Bemerkenswert iſt nur die amlliche Mil⸗ teilung, es werde an zuſtändiger Stelle zu den in der Preſſe erörterten Staals- notſtandsplänen erklärt, daß die Reichs regierung keine Erwägungen eines Staalsnotſtandes anſtelle. Man nimmt in politiſchen Kreiſen an, daß dieſe amtliche Verlautbarung mit dem Be⸗ uch des Reichskanzlers beim Reichs⸗ 15 ſiden 615 zuſammenhängt. Offenbar hat Herr von Hindenburg dem Reichskanzler dabei erklärt, daß er für keine Löſung zu ha⸗ ben ſei, die der Reichsverfaſſung zuwider⸗ läuft. Freilich iſt aber andererſeits nicht zu ſehen, wie eine ſtreng verfaſſungsmäßige Löſung gefunden werden ſoll. Unter dieſen Umſtänden iſt man auf die Sitzung des A e l⸗ teſtenrates des Reichstags, die be⸗ kanntlich am nächſten Freitag nachmittag ſtattfinden wird, wieder einmal beſonders geſpannt. Verſchiedentlich hört man die Auf: faſſung, daß der Aelteſtenrat ſich auf den Vorſchlag einigen werde, den der national⸗ ſozialiſtiſche Abg. Dr. Frick bereits in der Sitzung am letzten Freitag gemacht hatte, der aber damals abgelehnt worden war. Dieſer Vorſchlag ging dahin, den Reichs⸗ tag erſt dann einzuberufen, wenn der Reichshausbaltsvlan für das neue Etal- icht einmal der deutſche, ſondern der fran⸗ böſche Text gilt. Und zahllose andere 19 5 litiſche Beſtimmungen mehr. Alles Beſtim⸗ nungen, die ſogar weit über das pine hen, was im Verſailler Diktat ſelbſt als Zie ver Oder⸗Akte bezeichnet iſt. So iſt die Oder⸗Akte das erſte ſichtbare Do⸗ t des neuen gegen Deutſchland, ſeine Seide und Gleichberechtiaung, gerichteten Wieder Die Entſchließung enkhält eine ö jahr 1933/ 34 vorliege, das wäre etwa im März dieſes Jahres. Wenn dieſer Vorſchlag tatſächlich angenom⸗ men werden ſollte, hätte die Regierung eine neue Friſt bekommen, die ihr wohl nicht ge⸗ rade unangenehm wäre. Ob es aber tatſäch⸗ lich ſo gehen wird, läßt ſich heute noch nicht ſagen. Deutſchnationale gegen Reichslabinett Die deutſchnationale Reichstags⸗ fraktion veröffentlicht am Dienstag abend eine Entſchließung, deren weſentlich⸗ ſter Inhalt dem Reichskanzler von Schlei⸗ cher bereits am Samstag bekanntgegeben worden iſt. ſcharfe Abſage an die Politik des derzeitigen Reichskabinetts. Es heißt darin, die Reichstagsfraktion der Deutſchnationalen Volkspartei ſei der Auf⸗ faſſung, daß eine grundſätzliche Entſcheidung in einer Reihe von Lebensfragen der Nation, insbeſondere eine durchgreifende Löſung der ſchwebenden Wirtſchaftsfra— erforderlich ſei, um der unerträglichen ſozialen Not zu ſteuern. 8 0d u müſſe in erſter Linie eine ſtandige Neubüdnag des Kabinetts er⸗ folgen, um die erforderliche Schlagkraft und Einheitlichkeit der Regierungsfüh⸗ rung ſicher zu ſtellen.. Die wachſende Notlage und Erbitterung im Volke 1 5 Klärung. Die Verhandlun⸗— gen und Beſprechungen in Berlin dauerten allzu lange, um noch Verſtändnis im Volke zu finden. Die Politik. des Hinhaltens und Zauderns ſtelle alle Anſätze einer Beſſerung in Frage. Die Gegenſätze vertieften ſich wei⸗ ter. Dazu trügen auch mangelnde Einheit lichkeit in den Aeußerungen der einzelnen [Reſſortminiſter bei. Der unnatürliche Ge⸗ Geiſtes. Aber es iſt ich RNeichsregierung in allen Parteilagern Zu- ſtimmung fand, als ſie es ablehnte, dieſes Diktat entgegenzunehmen. Die Oder iſt ein (deutſcher Fluß. Hände weg davon! Was Frankreich will, iſt eine neue Demütigung ür uns, zu deren Abwehr das ganze deutſche Bott, trotz ſeiner ſonſtigen Zerriſſenheit, ei⸗ nig ſein und bleiben muß. deulſche U-Boote? Enaliſche Betrachtungen über„Deutschlands Recht, A⸗Boote zu bauen“ Bekanntlich iſt es Deutſchland durch das Verſailler Diktat verboten, Unterſeeboote zu bauen, während die übrigen Marinemäch⸗ te ſich nach wie vor dieſer Waffe bedienen dürfen. Das Londoner Blatt„Daily Tele⸗ graph“ veröffentlicht nun einen Artikel eines a ehe enter, der unter der Ueber⸗ ſchrift„Das deutſche Recht, Unterſeeboole zu bauen“ auf die Möglichkeit einer baldigen Wiederaufnahme des Baues von Unterſee⸗ booten durch Deutſchland im Zuſammenhang mit der deutſchen Gleichberechtigungsforde— rung hinweiſt. Infolge der deutſchen Forderung auf Gleichberechtigung in den Verteidigungswaf⸗ fen entſtehe zurzeit eine weitverbreitete Agi⸗ tation(von der in Deutſchland allerdings noch nichts zu merken war D. Red.) das Ver⸗ bot für den Bau deutſcher Unterſeeboote aufzuheben. Dies ſcheine das Vorſpiel einer formellen Forderung der U⸗Bootbaugeneh. migung oder der Ankündigung zu ſein, daß Deutſchland angeſichts der großen U-Boot ⸗ bauprogramme ſeiner Nachbarn, eine neue U⸗Bootflotte zu ſchaffen beabſichtige. Der Berichterſtatter führt dann aus, daß ſeit 1921, als England auf der Waſhing⸗ toner Konferenz die Abſchaffung der U- Boofe forderte, mehr Unkerſeeboote ge⸗ baut worden ſeien, als bei Ausbruch des Krieges vorhanden waren. Frankreich allein habe 90, Italien 50 und Japan 60 U-Boote gebaut. Außerdem beſäßen die baltiſchen Staaten, Deutſchlands nächſte n 33 000 Tonnen an A- a oolen. Der deutſche Anſpruch auf den Bau von U⸗ Booten 91 u die wiederholten Erklä⸗ rungen ausländiſcher, beſonders japaniſcher und franzöſiſcher Marineſachverſtändiger be⸗ ſtärkt, wonach Unterſeeboote unerläßlich für die Verteidigung ſeien. Warum, ſo fraat wan. ſolle Deutſchland allein das Recht erfreunch, daß die enſatz zwiſchen Stadt und Land werde ver⸗ fieft e ien Gefahr bedeute es, wenn man Gegenſätze zwiſchen Großbetrieb und Kleinbetrieb in der Landwirtſchaft ent⸗ ſtehen laſſe und dadurch die Gefahr eines Bolſchewismus auf dem flachen Lande her⸗ vorrufe. Ueberall tauche der Verdacht auf, daß die jetzige Reichsregierung nichts ande⸗ res bedeuten werde, als die Liquidation des autoritären Ge dankens, den der Herr Reichspräſident mit der Berufung des Kabinelts v. Pa- pen aufgeſtellt hatte und die Jurückzie⸗ hung der deutſchen Politik in das Fahr; waſſer, das dank dem Erſlarken der na⸗ tionalen Were verlaſſen zu ſein ien. Die deutſchnationale Reichstagsfraktion gibt erneut ihrer Ueberzeugung Ausdruck, daß die Staats⸗ und Wirtſchaftskriſe nur durch eine ſtarke Staatsführung überwunden werden kann. Vor neuen Kundgebungen in Berlin Gegenüber den von kommuniſtiſcher Seite aufgeſtellten Behauptungen, Reichs⸗ kanzler von Schleicher habe ſich in einer Un⸗ terredung mit kommuniſtiſchen Abgeordneten dahin geäußert, daß er die Demonſtration der Nationalſozialiſten auf dem Bülowplatz als eine Provokation anſehe, wird von zuſtändiger Stelle feſtgeſtellt, daß der Reichs⸗ kanzler derartige Aeußerungen nicht getan hat. Es ſei allerdings aber ſeine Auffaſſung, daß im gegenwärtigen Zeitpunkt derartige Demonſtrationen unerwünſcht und nicht zweckmäßig ſeien. Die angekündigte Kundgebung der Kom- muniſten am Miltwochnachmitlag auf dem Bülowplatz und die der Sozialdemokraten am nächſten Sonntag ſind genehmigt wor⸗ auf den Beſitz dieſer wichtigen Verteidi⸗ gungswaffe verweigert werden? Es bedürfe keiner beſonderen Erwähnung, daß engliſche Marinekreiſe die Ereigniſſe mit großem In- tereſſe verfolgten. Die nicht amtliche Anſicht fei, daß, wenn der engliſche Plan einer voll⸗ ſtändigen Abſchaffung der U-Boot⸗Waffe nicht von anderen Mächten angenommen werde, das Wiedererſcheinen einer deutſchen Unterſeebootsflotille nur eine Frage der Zeit ſein werde. Es könne zuverläſſig geſagk werden, daß deutſche Marinekonſtrukteure ſich ganz auf der Höhe des kechniſchen Jork-⸗ ſchrittes gehalten und ins einzelne ge⸗ hende Pläne für Ankerſeebooke vorberei⸗ let hätten. Die Deutſchen würden 3. B. keine Schwierigkeit haben, einen 25 Knoten zurücklegenden AUnkerſeekreuzer zu bauen, der fünf Knoken ſchneller wä⸗ re als jedes det ſchwimmende U⸗ ook. Soweit der Artikel des Londoner Blattes. Was will England mit dieſem Vorſtoß? Will es die Abrüſtungskonferenz zu größerem Ei⸗ fer antreiben oder will es nur die anderen Mächte— vorab Frankreich— gegen Deutſchland wieder einmal ſcharf machen? Deutscher Kriegsſchiſt⸗Beſuch in England Der„Daily Telegraph“ meldet, daß in die⸗ ſem Jahr Ausſicht auf einen deutſchen Kriegsſchiffbeſuch in England beſtehe, der vielleicht während der Coweswoche ſtattfin⸗ den werde. Es ſeien zwar noch keine be⸗ In kurzen Worten: An zuſtändiger Stelle wird zu den in der Preſſe erörterten Staatsnotſtandsplänen er⸗ klärt, daß die Reichsregierung keine Erwä⸗ gungen über die Erklärung eines Staatsnot⸗ ſtandes anſtelle. Die deutſchnationale Reichstagsfraktion veröffentlicht eine ſcharfe Erklärung gegen die Politik des Kabinetts von Schleicher. Der Haushaltsausſchuß des Reichstags ſetzte am Dienstag die Ausſprache über die Oſthilfe fort. Das Preisgericht für ein Gefallenen— Reichsehrenmal hat am Dienstag ſeine Ent⸗ ſcheidung veröffentlicht. In Genf trat der Völkerbundsrat zu ſei⸗ ner 70. Tagung zuſammen. Er hat in gehei⸗ mer Sitzung die Regierungskommiſſion des Saargebietes für ein weiteres Jahr beſtätigt. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat ſich zu Verhandlungen über die Kriegs⸗ ſchuldenfrage bereit erklärt, aber nur mit jenen Staaten, die mit ihren bisherigen Zah— lungen nicht im Rückſtand geblieben ſind. ſtimmten Vereinbarungen getroffen worden, aber in zuſtändigen Kreiſen ſpreche man von dieſem Plan. Der Beſuch von zwei deutſchen Kreuzern habe im vorigen Jahr wahrſchein⸗ lich aus Erſparnisgründen nicht ſtattgefun— den. Sollte er aber dieſes Jahr erfolgen, ſo würden die engliſchen Seeleule die Mög⸗ lichleit haben, die herzliche Aufnahme zu erwidern, die dem 2. engliſchen Kreuzer⸗ geſchwader in Kiel in Sommer 1931 zu⸗ teil geworden ſei. Jalls das Weſtenka⸗ ſchen-Panzerſchiff„Deutſchland“ nach Spithead komme, würde es eine unge- heure Anziehungskraft ausüber. Das„Weſtentaſchenpanzerſchiff“, wie die Engländer den neuen deutſchen Kreuzer nen⸗ nen, hat bekanntlich in England von Anfang an großes Intereſſe gefunden. Der Bau des Schiffes mußte, wie man ſich erinnert, gele— gentlich auch dazu herhalten, die Unmöglich— keit einer weiteren Herabſetzung der eng⸗ liſchen Marineſtreitſträfte zu erweiſen. Das Reichsehreumal in Verla Die Entſcheidung des Preisgerichts. Berlin, 25, Januar. In dem Wettbewerb für das Reichsehren⸗ mal in Bad Berka bei Weimar in Thüringen hat das Preisgericht nach einer abermaligen Beſichtigung des Hains nach mehrtägiger Verhandlung einen Spruch gefällt. Drei gleiche erſte Preiſe erzielten der Entwurf von Profeſſor Wilhelm Kreis⸗Dresden, der Entwurf von Bildhauer Profeſſor Ulfert Janſſen und Profeſſor N. Wetzel, Architekt, beide in Stuttgart und der Entwurf von Profeſſor Oswald Bieber und Bildhauer Profeſſor J. Wackerle in Mün⸗ chen. Für zwei weitere Entwürfe, in denen verwertbare Ideen enthalten ſind, wurden Geldbeträge zugeſprochen. Das Preisgericht hat in einem ausführ⸗ lichen Gutachten der Stiftung für das Reichsehrenmal eine Beurteilung an die Hand gegeben, in der empfohlen wird mit den Bearbeitern der drei jetzt mit einem er⸗ ſten Preis ausgezeichneten Entwürfe zum Zwecke von Verhandlungen über die Aus⸗ führung in Verbindung zu treten. An die Entſcheidung des Preisgerichts wird die Er⸗ wartung geknüpft, daß es nunmehr gelingen wird eine Löſung zu finden, die ſowohl der Auffaſſung der in der Stiftung vereinigten Wehrverbände ebenſo entſprechen wird, wie den Anforderungen an eine hohe künſtleriſche Qualität. Am die Oſthilfe Jortſetzung der Ausſprache. Berlin, 25, Januar. Der Haushaltsausſchuß des Reichstags ſetzte am Dienstag die Aus⸗ prache über die Oſthilfe fort. Der Abg. Schmit t⸗Köpenick meinte, von einer be⸗ ſonders ſchlechten Lage der Landwirtſchaft könne keine Rede ſein. Der Landwirtſchaft ſei es nicht beſſer aber auch nicht ſchlechter gegangen als anderen Berufsſtänden. Der (Reinertrag der Landwirtſchaft ſei ſtändig im Steigen begriffen. Die Art und Weiſe wie bei der Oſthilſe Reichsgelder vergeben wor— den ſeien, müſſe eingehend unterſucht wer⸗ den. Es ſei durchaus berechtigt, hier von ei— nem Panama zu ſprchen. Der Redner führte eine Reihe von Fällen an, die ihm bekannt geworden ſeien, wonach adelige Großgrund⸗ beſitzer Hunderttauſende von Mark von Reich erhalten hätten, die jetzt verloren ſeien. Ganz erhebliche Beträge ſeien in Dutzenden von Fällen auch an die NSDAP. gefloſſen. Reichsernährungsminiſter, Freiherr von Braun, trat den Ausführungen des Red⸗ ners über die Reinerträge der Landwirt⸗ ſchaft entgegen. Dann erklärte er weiter: Wenn behauptet worden ſei, daß einige Grundbeſitzer Oſthilfegelder erhalten hätten, um dieſe nachher ihrer Partei oder anderen Organiſationen weiterzugeben, ſo wiſſe er nicht, wie das praktiſch möglich ſei, denn die Gelder der Oſthilfe bekomme nicht der e ſondern deſſen Gläu⸗ iger. Wenn an der einen oder anderen Stelle ein Mißbrauch eingetreten ſein ſolle, ſo ſei er bereit, jedem Falle nachzugehen. Miniſterialdirektor Reichardt gab dann Auskunft über die Einzelfälle, wo⸗ bei er hinzufügte, daß er Ziffernangaben nur im Unterſuchungsausſchuß machen wolle. Er teilte zunächſt mit, daß ſich die Gattin des ehemaligen Kaiſers nicht im Entſchul⸗ dungsverfahren befinde. Dagegen ſeien zwei Mitglieder der Familie Schönaich⸗Carolath im Entſchuldunasverfahren. die mit der Gat⸗ tin des ehemaligen Kaiſers verwandt ſeien. Im Fall des Kammerherrn von Oldenburg⸗ Januſchau iſt die Entſchuldung abgeſchloſſen. In den Entſchuldungsverhandlungen iſt Oldenburg- Januſchau auferlegt worden, eines von den Gütern Lichterfelde zur Siedlung freizugeben und die Belräge, die daraus hereinkommen, unmikkelbar zur Abdeckung des N zu ver⸗ wenden. Zu dem Entſchuldungsverfahren des Prä⸗ Hagen von Flemming wird mitgeteilt, aß es ſich hier um mehrere Güter handele, das Verfahren aber noch nicht weitergekom⸗ men ſei. Präſident von Flemming erhalte in ſeiner Eigenſchaft als ſtellvertretender Vorſitzender des Aufſichtsrates der Indu⸗ ſtriebank keine Bezüge. Er bekomme auch als Präſident der Landwirtſchaftskammer keine feſten Bezüge. In der weiteren Ausſprache bezeichnete der Abg. Dr. Schreiber(3. den Apparat der Oſthilfe mit 1400 Angeſtell⸗ ten als zu groß. Soviel Köpfe umfaſſe das Auslandsperſonal des Auswärtigen Amtes. Der Zentrumsabgeordnete Erſing betonte, die Oſthilfe dürfe nur eingreifen, wo nach⸗ weislich eine Berechtigung dazu beſteht. Die Mitteilung der Regierung, daß Verwandte der Gattin des ehemaligen Kaiſers in das Sicherungsverfahren gegangen ſeien, ſei ge⸗ eignet berechtigtes Erſtaunen auszulöſen. Die kaiſerliche Familie hätte die Verpflich⸗ tung ihren Verwandten zu helfen, daß dieſe nicht auf Reichshilfe angewieſen ſeien. Der deutſchnationale Abg. von Reſtorf wies die ngriffe gegen den Kammerhern von Olden— burg⸗Januſchau nochmals energiſch zurück. Unterſuchungsausſchuß über die Oſthilſe? Wie verlautet, wird in parlamentariſchen Kreiſen, insbeſondere auch bei den Sozialde⸗ mokraten, die Anſicht vertreten, daß ein Ankerſuchungsausſchuß des Reichstags gebildet werden müſſe zur Nachprüfung der Vorwürfe, die wegen angeblicher Mißſtände bei der Oſthilfe in der Nee erhoben worden eien. Ein ſolcher Unterſuchungsausſchuß werde insbeſondere dann nötig ſein, wenn die Reichsregierung nicht dem Rechnungsunter⸗ ausſchuß des Haushaltsausſchuſſes eventuell in vertraulicher Sitzung Auskünfte gebe, die von den Parteien als erſchöpfend betrach⸗ tet werden. 6 Rußlands Außenpolitik Eine Rede des Volkskommiſſars Molokow. Moskau, 25. Januar. In einer Sitzung des Zentralexekutivko⸗ mitees der Sowjetunion hielt Volkskommiſ⸗ ſar Molotow eine Rede über Rußlands Wirtſchafts⸗ und Außenpolitik. Dabei hob er beſonders hervor, daß un⸗ ker den europäiſchen Staaten Deufſch⸗ land eue ende Stelle Mit dieſem Lande ſtehe Jean ſten wirtſchafllichen Veziehun Der Völkerbund habe ſich ein Jahr lan e bemüht, den chineſiſch⸗japa⸗ niſchen Konflikt aus der Welt zu ſchaffen. In Bezug auf die ruſſiſch⸗japaniſchen Be. ziehun dhe miolhſan daß die ſapa⸗ niſche Regierung den Abſchluß eines Nicht. i e mit Rußland abgelehnt habe. Durch dieſes Angebot habe Rußland den Be. weis ſeiner Beſtrebungen zur Feſtigung des Friedens erbringen wollen. Wegen der Spannung der politiſchen Verhällniſſe im Fernen Oſten müſſe die Schlagkraft der roten Armee gefeſtigt werden. Ein ernſter Schritt in dieſer Richtung werde der Ausbau der Induſtrie ſein. f Arbeits dienſtpflicht a. edroht Moskau. 25. Januar. Eine Verordnung der Sowjſetregierung ſpricht ſich außerordentlich ſcharf über die Widerſtände aus, die die Durchführung des Getreideplanes in einem der wichtig⸗ ſten Brotgebiete im Nordkauka ſus ge⸗ funden hat. Um die kommende Kampagne ſicherzuſtellen, wird deshalb verordnet, daß ein beſonderer Ausſchuß gebildet⸗werden ſoll. deſſen Aufgabe iſt, die kollektiven Bauern⸗ wirtſchaften zur Zuſammenarbeit mit den Sowjetbehörden zu zwingen. Jalls ſich für die Durchführung des Aus- ſaatplanes, der unker allen Amſtänden bis zum 15. Juli erfüllt ſein muß, Schwierigkei⸗ ken ergeben, ſoll der zwangsweiſe Arbeits⸗ dienſt eingeführt werden. Auf Grund des außerordenklichen Geſetzes wird außerdem jeder Diebſtahl von Saatgut als Gegenrevo⸗ lution betrachtet und mit dem Tode beſtraft⸗ Ein Frũhlingstraum Eine Geschicfite. in der sich Kraft mit Schönheit, Trotz mit Liebe. Rauhelt mlt Weichheit paaren. Wir beginnen morgen mit dem Abdruck ln ellen Apotheken erhäliſſch zum prese von RN. 0.89, 1. 30, 1.88. Nur echt m dem Nemens- zug Nan auf jede Packung. A4 Ausflug, Theater, Kinobeſuch, auf das ſonſt verzichtet werden und vorwiegend eckigem mäßig gebildet ſind, keine„Zeilenverſtrickungen“ auftreten, àus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 19 Eva lehnte mit ſchmerzendem Kopf und wie zerſchlagen in ihrer Ecke. Sie hielt die Augen feſt geſchloſſen, um nicht das Bild der beiden vom Jammer gebrochenen Menſchen zu ſehen; aber ſie ſah es durch die geſchloſſenen Lider hin⸗ durch immerfort noch vor ſich. Und ſie erblickte in ſich ſelbſt die Urheberin allen Unglücks, das hart über Herbert Hainers Familie und nun auch über jene Menſchen, die ihr von früheſter Jugend an nur Gutes und Schönes ge⸗ boten, hereingebrochen war. Sie grollte in dieſer Stunde ſich ſelbſt und ihrer jungen, heißen Liebe, die bis jetzt nur zerſtörend auf das Schickſal anderer Menſchen über⸗ gegriffen hatte. Starke Zweifel ſtiegen plötzlich in ihr empor, ob ſie wirklich das Recht gehabt hatte, ſich von dem Jugend⸗ freund loszulöſen, nachdem ſie doch erſt jahrelang ſtill⸗ ſchweigend geduldet, daß er in ihr nichts anderes als ſeine zukünftige Frau erblickte. Das Schickſal, das ihr erſt den jungen Arzt in Liebe zugeführt, ſchien ſie nun wieder mit Gewalt von ihm trennen zu wollen. Ihn, den Geliebten ihrer Seele, hatte es an die Seite ſeines Vaters gefordert, und ihrer bedurfte nun der kranke, vielleicht gar ſterbende Freund! Sie ſah in ſeinem Unglücksfall die Fügung eines höheren Willens, wenn nicht ſogar ſeines eigenen. Endlich fuhr der Zug in die kleine Bahnhofshalle des Städtchens ein. Eine Viertelſtunde ſpäter befanden ſich die drei von Angſt und Sorge gequälten Menſchen dem dienſt⸗ habenden Krankenbaus-Arzt gegenüber, der ihnen ſeinen ziemlich hoffnungsloſen Bericht übermittelte: Der Verunglückte war an einer Kreuzung der Land⸗ ſtraße in raſendem Tempo an ein entgegenkommendes Laſtfuhrwerk gefahren, wurde vom Rad geſchleudert und kam unter die Hufe der wild gewordenen Pferde, die ihn völlig zertreten hatten, wenn nicht der beherzte Fuhrmann, unter Einſetzung ſeines eigenen Lebens, ihn noch recht⸗ zeitig hervorgezogen hätte. Wie ein Wunder war der junge Motorradfahrer dem Tode entronnen, aber die ſchweren inneren Verletzungen und die eingedrückten Rippen waren vielleicht ſchlimmer als der Tod. Denn ſelbſt wenn der Kranke jemals geſund würde, ſo wäre ein dauerndes Siechtum ſein künftiges Los! Von einer voll⸗ ſtändigen Geneſung und Heilung der zerquetſchten Unter⸗ leibsorgane konnte keine Rede ſein, trotz aller Bemühungen der Aerzte. ö Nachdem der Arzt einer herbeigerufenen Kranken⸗ ſchweſter Weiſung gegeben hatte, die Beſucher zu dem Ver⸗ unglückten zu führen, ſchärfte er nochmals dringendſt ein, jegliche Gemütserſchütterung von dem Schwerverletzten fernzuhalten und ihn nur ja nicht zum Sprechen zu ver⸗ anlaſſen, denn die inneren Blutungen würden bei der ge⸗ ringſten Ueberanſtrengung wieder einſetzen, und dann wäre vielleicht alle Hoffnung vergebens. War das ein Wiederſehen... Ferdinand Meininger lag in einem Separatzimmer mit verbundenem Kopf und bandagierten Armen. Die weiche Morgenſonne brach in goldener Fülle zum geöffneten Fenſter herein und goß über das ſtille, gelblich-blaſſe Schmerzensgeſicht einen Schimmer von Verklärung. Als die drei, von der Schweſter geleitet, eintraten, hielt Ferdinand die Augen geſchloſſen. Ganz leiſe, kaum wahrnehmbar, hob ſich die Bruſt in unregelmäßigen, ringenden Atemzügen. Es ſchien, als wolle der Hauch des Lebens, der aus ſeinem Munde kam, jeden Augenblick entfliehen. „Er ſchläft“, ſagte die Schweſter leiſe.„Wir dürfen ihn nicht wecken, ſondern wollen warten, bis er von ſelber aufwacht.“ In dieſem Augenblick ſchlug der Verwundete die Augen auf, die ſeltſam leer und gebrochen an der atemlos ver— harrenden Gruppe hingen. Doch dann zuckte es plötzlich wie ein belebendes Erkennen und Begreifen über die ein⸗ gefallenen, blutleeren Züge; die Augen belebten ſich in warmem Glanz, als ſie endlich auf Eva haften blieben. Matt hob der Kranke die Hand. Es war wie ein fernes, wehes Winken. Aber Eva verſtand dieſe Sprache. Mit ein paar leiſen, behenden Schritten war ſie auch ſchon an ſeiner Seite. Sie flocht die Finger feſt ineinander, wie zum inbrünſtigen Gebet, und beugte ſich in flehender Zärt⸗ lichkeit über ihn: „Lieber, lieber Ferdi..., nicht ſprechen.., ganz ruhig ſein. Ich bin bei dir, und alles wird wieder gut.“ Nun ergoß ſich ein Strom der tiefſten Freude über das wachsbleiche Leidensgeſicht. Der Mund öffnete ſich zu einem ſeligen Lächeln, zu einer ſeligen Frage. Doch Eva drückte ſofort die kleine weiche Hand auf den Mund: „Pſt, Ferdi, du darfſt nicht ſprechen. Du mußt auch ganz gehorſam ſein, ſonſt wirſt du nicht wieder geſund.“ Doch des Kranken Ungeſtüm und Seligkeit über die An⸗ weſenheit des geliebten Mädchens war zu groß. Er ver⸗ ſuchte mit gewaltſamer Kraftanſtrengung ſich ein wenig in die Höhe zu richten und ſeinen Mund Evas ſchützender Hand zu entziehen. „Ev“, hauchte er,„gehörſt du denn auch ganz mir für immer... 2“ f Er ſchien den ſchweren, innerlichen Kampf zu fühlen, der ſich in der Bruſt des jungen Mädchens vollzog, denn in unſagbarer Spannung hing ſein Blick an ihrem er⸗ blaßten Geſichtchen. Doch nur für den Bruchteil einer Minute währte ihr Kampf Aus all der Zerriſſenheit und Qual ihrer Gefühle ſtieg leuchtend und mächtig das Gefühl des tiefſten Mitleids in ihr empor: Sie durfte dem Schwerkranken, deſſen Heilung vielleicht von dieſem ein⸗ zigen Wort abhing, nicht„Nein“ ſagen. Darum hob ſie den Kopf hoch und feſt in den Nacken, ſah dem Jugend⸗ freund tapfer in die Augen und ſagte mit feſter Stimme: „Ja, Ferdi, ich will für immer die Deine ſein.“ Der Blick des Kranken ſuchte die Eltern: „Vater, Mutter, hört ibr's? Kommt ganz nahe.., gebt mir eure lieben Hände! Und du, Ev, lege mir deine ch aufs Herz, daß ich dich ſpüre. Ach, ich bin ja ſo glück⸗ (Foriſetzung folat.) klares, logiſches Denkvermögen, das mit gegebenen Tatſachen Von Fritz Hocke(Wien). Jede Ehe iſt nicht in letzter Linie auch eine wirtſchaſtliche Angelegenheit, und für ihr Glück ſowie ihren Beſtand iſt ewiß auch der Umſtand maßgebend, inwieweit die Frau in hrer Domäne„Häuslichkeit“ zu wirtſchaften verſteht. Vor allem in den gegenwärtigen ſchweren Verhältniſſen wird die Eigenſchaft der Wirtſchaftlichkeit bei einer Frau beſonders eſchätzt. Gewährleiſtet doch dieſe manche Anſchaffung im aushalt, die— wenn auch noch kein Luxus— doch das Daſein angenehmer erſcheinen läßt, manches Vergnügen, wie müßte, kulturelle Annehmlichkeiten, die wir gänzlich doch nicht entbehren können, ſoll das Leben nicht ausſchließlich auf das rein Vegetative beſchränkt bleiben. Die Graphologie, die uns in ſo vielen Belangen des praktiſchen Lebens wertvolle Finger⸗ zeige zu geben vermag, wird uns wohl auch über die im Titel geſtellte Frage ſehr intereſſante Aufſchlüſſe erteilen können. »Was bedingt vor allem die Eigenart der Häuslichkeit? Da müſſen wir in erſter Linie erwähnen: Sparſamkeit, Ein⸗ tellungsſinn, Ueberblick, die Fähigkeit, mit gegebenen peku⸗ niären Mitteln klug rechnen zu können. Sparſamkeit werden wir auf Grund einer Handſchrift dann ſeſtſtellen können, wenn lints und rechts im Schriftſtück kein oder nur ein beſcheidener Reſpektraum“ vorhanden iſt, beziehungsweiſe wenn ſich der inke Rand gegen das Ende zu verkleinert, ferner wenn die Schrift einen gedrängten Duktus auſweiſt, wobei vielfach das letzte Wort der Zeile zuſammengedrängt am rechten Briefrand inuntergezogen wird. Als Begleiterſcheinung des haus⸗ älteriſchen Sinnes werden wir auch Selbſtbeherrſchung und etliche Willensſtärke vorausſetzen müſſen, da eine ſparſame Frau ſich des einen von ihren Leidenſchaften nicht ſo leicht wird hinreißen laſſen, des anderen aber auf die Erfüllung manches Wunſches wird Verzicht leiſten müſſen. Die Selb beherrſchung offenbart ſich nun in einer Schrift vor allem in einer mehr ſenkrechten Schriftlage, in mehr oder minderer Gleichmäßigkeit ihrer Elemente. Sie wird eher eckig als ab⸗ gerundet erſcheinen und ziemlich genau ausgeführte Juter⸗ punktionen aufweiſen, neben vornehmlich ſchmaler Schleifen. bildung und geringer Längenunterſchiedlichkeit; die Willens⸗ ſtärke wird ſich in Druckbetonung zeigen, in Regelmäßigkeit Duktus. Bei haushälteriſch ver⸗ anlagten Naturen werden wir auch eher eine kleine als große Schrift antreffen, da ja hierdurch die Möglichkeit geboten wird, den zur Verfügung ſtehenden Raum beſſer ausnützen zu können. Freilich darf deshalb der Sinn für Sparſamleit in einer hohen Schrift nicht immer verneint werden; falls dieſe auch eng und einfach iſt, legt die Größe bloß Zeugnis für die ſtarte Selbſtſchätzung ihrer Urheberin ab. Auf Einteilungsſinn und Ueberblick in einer Schrift werden wir dann ſchließen dürfen, wenn Rand-, Zeilen⸗ und Wortabſtand ziemlich gleich⸗ das heißt, die Oberlängen der unteren Zeile mit den Unter⸗ kängen der oberen ineinandergreifen, der Schriftraum gut aus⸗ genützt iſt, ohne daß die Klarheit des Schriftbildes hierdurch Einbuße erleidet. In Zuſammenhang mit einer vorwiegend verbundenen Schrift deuten dann dieſe Merkmale auf ein gut zu rechnen verſteht, Nicht unerwähnt mag bleiben, daß ein anfänglich links ſchmaler, nach unten immer breiter werdender Rand wohl das Beſtreben zur Sparſamkeit anzeigt, daß aber die Schrifturheberin aus mangelnder Selbſtdiſziplin und. Willenskraft jene nicht konſequent zu beobachten verſteht und immer wieder zu Geldausgaben verleitet wird. Anders ſchreibt die verſchwenderiſche Frau, die für den Wert des Geldes wenig Verſtändnis aufzubringen vermag, dieſes nicht als„Beſitz“ wertet, ſondern lediglich als ein Mittel, um es ausgeben zu können und ſich den jeweils ge⸗ wünſchten Lebensgenuß zu verſchaffen. Auch wenn ſie wenig beſitzt kauft und ſchenkt ſie, ohne lange zu überlegen; bar der Selbſtbeherrſchung erſcheint ſie als ein Opfer ihrer Triebe. Sie wirtſchaftet großzügig darauflos und verſteht es micht; ſich einzuſchränken und auch mit geringeren Mitteln ihr Aus- kommen zu finden Selbſtdiſziplin und Willenskraft ihrer ſparſamen Geſchlechtsgenoſſin mangeln ihr jedenfalls und ſo werden wir in ihrer Schrift vor allem Unregelmäßigkeit, aus⸗ geprägte Schleifenbildung, große Länugenunterſchiedlichkeit, un⸗ genaue Setzung der Satz⸗ und Oberzeichen, ſtarke Rechts⸗ geneigtheit, neben mangelnder Druckbetonung und Vorherrſchen von Rundungen bzw.„Fadenſchrift“(Wechſel von Girlanden⸗, Arkaden und Eckenduktus) wahrnehmen können. Für ihre Großzügigkeit ſpricht die Größe ihrer Schrift, für ihr Re⸗ präſentgtionsbedürfnis die breite Randbildung und für die Sorgloſigkeit, die ſie Geld und Geldeswert entgegenbringt, die Weite der Schrift, neben Größe der Zwiſchenräume zwiſchen den einzelnen Zeilen, Worten und Buchſtaben. Die seringe Raumausnützung bleibt das herporſtechendſte Merkmal derartiger Schriften. Die weite, geräumige Schrift allein verrät bloß eine Neigung zu Geldausgaben; iſt die weite Schrift ſtark nach rechts geneigt und fehlen in ihr die Kenn⸗ zeichen der Energie, ſo liegt Verſchwendungsſucht vor, gleich⸗ (wie bei übermäßiger Randbildung links und rechts. Die mangelnde Ordnungsliebe der Schrifturheberin äußert ſich in zeigt die Schrift einen ieigigen, verſchmierten Duktus: Die e⸗Köpfe, oft auch ganze Buchſtaben, wie a, o und e, ſind kleckſig, gleichwie die Schleifen vieler Langbuchſtaben. Sehr häufig können wir Gutmütigteit im e. Frauen feſtſtellen, beſonders dann, wenn die Schrift ſtarke Rundungen und einen leicht teigigen Duktus aufweiſt; ſie eigennützigen Mitwelt. Wird der anfangs links breite Schrift⸗ rand gegen unten zu immer enger, dann haben wir eine Schrifturheberin vor uns, die nach außen gern Freigebigkeit durch eine günſtige Heirat in gute Verhältniſſe gelangt ſind, ſich dieſen auch in puncto Geldausgaben anpaſſen wollen, aber den veranlagungsgemäß gegebenen Sinn für Sparſamkeit auf die Dauer nicht zu unterdrücken vermögen. a 8 Bei der Feſtſtellung von haushälteriſchem Sinn oder Ver⸗ ſchwendungsſucht in einer Handſchrift ſpielt— wie aus Ge⸗ weis liefern, da in der Regel Schrifturheberinnen mit weiter Formate von Engſchreibenden bevorzugt werden. Den Effelet des winterlichen Anæaugs bestimmt der Schal. Die neue Furbe. Die Farbe, die ſich als Neuheit präſentiert, iſt, wie man ſchon ahnte, Lila, ein Fuchſia⸗Lila. 5 großen W ſchöpſer die Winterkollektion berieten, ließen ſie die Farbe „Lila“ als Verſuchsballon ſteigen, ohne zu ahnen, daß ſie, die viele Jahre ſo gut wie ausradiert aus dem farbigen Mode⸗ bild war, ſolch guten Empfang finden würde. Aber die Farbe der Fuchſia ſteht ja allen Blondinen gut, und auch einer großen Anzahl von brünetten Frauen. Es iſt zwar noch nicht mit Beſtimmtheit zu ſagen, ob die neuerwachte Liebe zu Lila au⸗ hält. Oft genug hat man ja erlebt, daß man bei Beginn einer Saiſon große Vorliebe für eine Farbe zeigte, die ſich dann als Strohſeuer erwies, wohingegen plötzlich eine andere die erſte Rolle ſpielte, der dann die„wahre Liebe“ der Damen gehörte und der ſie dann(ür modiſche Dinge bedeutet das faſt eine Ewigkeit) bis zur nächſten Saiſon treu blieben. So ging es dem etwas harten Blau, das die Frühlingsſaiſon ein⸗ leitete und das trotz der allgemeinen Begeiſterung von Rot und Weiß verdrängt wurde. Weiß konnte man ſa überhaupt als Sieger der Sommerſaiſon anſehen. Aber greifen wir nicht vor und denken wir nicht heute ſchon an etwaige Nach⸗ folgerinnen der Farbe Lila. Man erzielt mit ihr entzückende Effekte, ſowohl am Nachmittag wie am Abend; bekanntlich beſitzt gerade bei Licht dieſe Farbe eine warme Leuchtkraft, die noch erhöht wird, wenn ſie durch Samt„materialiſiert wird. Die reiche Farbenſkala in Lila läßt viele Möglichkeiten offen, und jede Dame, gleich welche Haar- oder Hautfarbe ſie beſit kann für ſich den geeigneten Farbton treffen. Für die 9 blonden hat Lilg einen bezaubernden Reflex. vorausgeſetzt, daß ſie friſche Wangen haben, die nicht bei der kleinſten Er⸗ müdung blaß werden; denn Lila läßt ein blaſſes, müdes Geſicht doppelt ſchlaff erſcheinen und wird leicht zu einer ſchlechten Beleuchtung, die ungünſtige Lichter und Schatten wirft. Das wiſſen die ſungen Frauen der allerfüngſten Generation genau, die noch in der erſten Entfaltung ihrer Blüte ſtehen, und auch die weißhaarigen Großmütter, mit ihren leuchtenden Ge⸗ ſichtern, die ſich von jeher gern und mit Erfolg dieſer Farbe bedienten. Aber es gibt ſo viele Abſchattierungen zwiſchen Not⸗ und Blaulila, daß eigentlich jede Dame mit einigem Farbenſinn den richtigen Ton für ſich finden müßte. Eventuell kann man durch die Farbe des Puders oder durch ein wenig mehr oder weniger Auftragen desſelben. den letzten Ausgleich ſchaffen. Damen, die mit ein wenig Rot auf Wangen und Lippen nachhelfen, ſeien beſonders darauf aufmertſam gemacht, daß dies Rot, wenn man Lila trägt, mit beſonderer Sorgfalt ausgewählt werden muß, damit es keinen Gegenſatz zur Farbe des Kleides bildet. Eugènie Buchwald. Ab und An. der bereits erwähnten ungenauen Setzung der Interpunktfons⸗ zeichen, des anderen aber auch in einer ungleichmäßigen Rand⸗ bildung. Eine peinlich ordnungsliebende Natur ſchreibt die infänge der einzelnen Zeilen zweifellos fallrecht unter⸗ einander und trachtet auch am rechten Rand keine zu großen Lücken zu laſſen; wo dies nicht der Fall iſt, dürfen wir jeden⸗ falls auf Mangel an Einteilungsſinn auch in wirtſchaftlicher Hinſicht ſchließen. Beſonders in einer weit auseinander⸗ gezogenen, ſtark nach rechts geneigten Schrift iſt der Schluß auf unbeſonnene, mit den Einnahmen nicht in Eluklang ſtehende Geldausgaben naheliegend. Prägt ſich die Genußſucht der Schrifturheberin vornehmlich in materiellen Dingen aus. Eine Studie aus der Kinderſtube von Frida Schanz. 9 Ein trauriges kleines Geſicht, edg klägliches Stimmchen, ein erſter kleiner Schmerz: Das alles iſt wohl meiſt darin vereint, wenn ſo ein winziges Menſchenweſen zum erſten Male deutlich „Ab!“ ſagt. Charakter derartiger wird dann allerdings mitunter vertrauensſelig das Opfer einer und Vornehmheit bekunden will, im engeren Familienkreiſe jedoch und bei kleinen Ausgaben vielfach ſpart; mitunter ſinden wir dieſe Schrifteigentümlichkeit auch bei Frauen, die Als die großen Mode- ö ö 1 Der ſchöne lange Schwanz vom geliebten Hotts iſt auf, un ö mal ablf„Ab“ il der Henkel, an dem man den hochgeſchätzten Sanbeimer auf den Buddelplatz ſchleppt. Puppis Arm ſſt„ab“ Oder gar der Kopf vom geliebten Teddy.„Ab! 5 Da wendet ſich das kleine bange Herz ſo ſchnell wie möge an die helfende Macht— das wird wohl Mutti ſein—, mu Drei Tũubchen. ſagtem erhellt— die Ausnützung des zur Verfügung ſtehenden Raumes eine hervorragende Rolle und es erſcheint daher ohne weiteres verſtändlich, daß ſich für Rückſchlüſſe auf dieſe Eigen— ſchaften Poſt⸗, Anſichts⸗ und Beſuchskarten wenig eignen, da die Schriftgröße unwillkürlich von dem beſchränkten Raum beeinflußt wird. Des anderen aber kann oft ſchon das Brief⸗ format für die erwähnten Eigenſchaften einen wertvollen Hin⸗ Schrift ſich großer Briefbogen bedienen, wie umgekehrt kleine 1 dem inſtinktiv gefundenen Gegenwort. Das traurige Schnut⸗ chen bettelt:„An!“ 2 i f An genäht wird der Pferdeſchwanz, der Puppenarm, der Teddykopf; wieder an gebogen der Eimerhenkel. Glückliches, erlöſendes:„An!“ Das Kind ſtellt die beiden Gegenſätze„ab“ und„an“ bald in ſehr reizenden ſelbſtändigen Verbindungen einander gegenüber. Der dreijährige Hans⸗Jochen har ge⸗ heiratet: ſein vergöttertes„Fräulein“ Charlotſe. Aber in der jungen Ehe ſind böſe Szenen vorgekommen. Hans⸗Jochen ha gebockt und hat Wichſe von ſeiner Frau bekommen, worauf er der Familie erklärt:„Ich habe wieder a b geheiratet“ Am nächſten Tage, an dem gegen ſeine Folgſamkeit und Tugend nichts einzuwenden war, heiratet er wieder an. Sprachlich hat der kleine Kerl dabei entſchieden mehr Geſchmack bekunde: als ſeine erwachſenen Zeitgenoſſen, wenn ſie von Entlobungen ſprechen. Entlobt!— ein ſchreckliches Wort. Hans⸗Jochen würde entſchieden lieber a b verlobt ſagen. g 1 Vortrefflich verſtehen es unſere kleinen Diplomaten, ſich mit Hilfe des lieben Wörtchens„ab“ aus einer für ſie ungemütlich werdenden Affäre zu ziehen. A b gewachſen, ſtatt abgepflückz. ſagte ein kleiner Schlingel in ſeiner Bedrängnis. Er ſollte ſich keine Birne im Garten von Vaters ſorgſam gehüteten Edelobft ſpalier aneignen und hatte es doch getan. Da hält er. bei de; Tat ertappt, die ſchöne Frucht dem Vater keck und reumftige zugleich ſelber hin:„Abdewachſen!“ N 75 3 588 Alles, was Kinder abreißen, abbrechen, zerſtören, iſt immer „abgegangen“. Die Troddel der neuen Sonntagsmütze, an der man ſo eifrig herumdrehte, iſt„a b ggenäht“, das Fahrbrett vom Räderſchaf iſt„a bageleimt“. 4 N „Du ſollſt doch keine Blumen abbe n“, herrſchte eine drei jährige Mauſi ihre zweijährige Schweſter, die eine Aurikeldolde vom Beet geſtiebitzt hatte, entrüſtet an.„Gleich abſt du ſit wieder an!“: f 5 d „Nun, Bübchen, haſt du dich auch ſchon mit einem kleinen Mann aus deiner Klaſſe angefreundet?“ wird der kleine Studie mit dem wichtigen nagelneuen Bücherränzel am dritten Tagt ſeines erſten Schulſemeſters von Mutti gefragt. Stolz und freudig kann Bübchen ja ſagen. Mit einem Banknachbar, de; eine lebendige Eidechſe zu Hauſe hat, verknüpfen ihn Herzens bande Aber irgendein dunkles Vorkommnis muß das Glück gegenſeitiger Begeiſterung raſch getrübt haben. Bübchen erklär am nächſten Tage kleinlaut, aber feſt:„Karli iſt nicht mehr mein Freund; ich habe mich wieder a b geſreundet.“ 5 ö Otto, ein beſonders berühmter kleiner Bengel, Verrichter von auserleſenen Wildfangſtreichen auf dem allerdings auch. ſehr verlockenden Schauplatz von Vaters großem Holzlager wird nach irgendeiner tollen Untar ſehr ernſt von den Eltern ins Gebet genommen Er ſoll ſich überlegen, daß das ſo nich; weitergeht, daß er nun endlich einmal vernünſtig und artig werden müſſe. Er überlegt es ſich wirklich. Er verſpricht es Kühn und ehrlich tritt er aber am nächſten Tage nach einen neuen fragwürdigen Heldentat vor die Richter hin, geſteht un! verkündet frei:„Ich habe es mir wieder a b überlegt. Ja, tch bin unartig. Ich fühle unartig. Warum ſoll ich denn nich! unartig ſein?“ Hersische Liebessprache. Wenn eine Perſerin einem Manne eine Birne ſendet, zn bedeutet dies: Du kannſt Hoffnung faſſen. Eine Feder: Sei unbeſorgt, du wirſt erhört. a 5 Etwas Erde: Gib vor allem deine bisherige Liebſchaft auf Etwas Flachs: Biſt du böſe auf mich? 78 3 Eine Bohne: Die Sorge um dich raubt mir den Schlaf. Ein Goldfaden: Warum ſehe ich dich nicht? 1970 Eine Gurke: Meine Nebenbuhlerin bringt mich zur Ver⸗ zweiflung. Eine Olive: Lieber wollte ich dich tot, als ungetreu ſehen Eine Zwiebel: Komm in meine Arme, daß ich dich feſt um ſchließen kann. Eine Feige: Schalte über mich, wie dir's beliebt. Behutsume Aritile. Nun, Männchen, wie ſchmeckt dir mein Kuchen!“ „Tia, Liebling, wenn ich ehrlich ſein ſoll: Er iſt gerade ze wie der, von dem mein Vater immer ſagte, er wäre nicht so, wie ſeine Mutter ihn zu backen pflegte.“ „Glauben ſollſt du und vertrauen!“ 10 b man von Sert Roth ght by Martin Feuchtwanger, Halle 16. Nortſetzung. Nachdruck verboten. „Ich werde mir Danie zurückgewinnen. Jetzt werde ich nicht ether weichen, als bis mir Danie ſelbſt ſagt, daß ſie mich noch liebt“, ſagte Brünneck. „Danie liebt dich, hat immer nur dich geliebt! Sie iſt krank vor Sehnſucht nach dir. Es iſt an dir, ſie endlich ver⸗ geſſen zu laſſen, was du ihr damals ſagteſt“, ſagte Frau von Lorring ernſt. Er preßte das Kind an ſich. 5 „Ja, Tante Maria, vergeſſen ſoll ſie es! Ich war ja ein Menſch mehr in all den Jahren, ſeit Danie mich ver⸗ ne. Ich liebe Danie wie einſt, Tante Maria. Ob ich ſie mär zurückgewinnen kann?“ „Gehe zu ihr, Rudolf! Heute abend, wenn das Kind zur Nuhe iſt, werde ich ihr ſagen, was vorhin geſchah Ich werde ihr auch ſagen, daß ich den Herrn, der Annemarie rettete zu uns gebeten habe. Ich werde mich dann ent⸗ jernen Zögere nicht mehr mit einer Ausſprache! Es iſt manchmal nur eine Stunde, an der das Glück des Menſchen hängt“, ſagte Tante Maria eindringlich. „Ich danke dir! Ich komme!“ Brünneck übergab ſein Kind den treuen Händen Tante Matias und ging nach einigen herzlichen Worten ſchnell on. — 15* „Tante Maria, das iſt ja entſetzlich! Wie konnte das nur geſchehen? Mein Gott, ich darf nicht daran denken Wenn mir das Kind genommen worden wäre, mein Leben wäre mit zu Ende geweſen!“ „Ich glaube es dir. Und ich fühle mich ſchuldig, Danie. weil ich das lebhafte Kind einen Augenblick vergeſſen hatte Was ich gelitten habe durch die Angſt um Annemarie, kann ich dir nicht beſchreiben.“ Danie ſtreichelte die Hände der alten Dame. „Ich glaube es dir. Du liebſt das Kind ja nicht weniger. als ich“ Schweigen herrſchte im Zimmer. Nach einer langen Pauſe ſagte die Tante: 0 „Ich habe den Retter unſeres Lieblings zu einer Taſſe Tee eingeladen. Es iſt dir doch recht. Danie?“ f Danie zuckte zuſammen. Ihre Menſchenſcheu erwachte wieder Doch die Dankbarkeit gegen dieſen Mann überwog ſchließlich alles andere. „Ich will ihm danken, Tante Maria.“ * * * Brünneck hatte nur kurze Zeit geſchlafen, nachdem er am Nachmittag heimgekommen war. Das Bad hatte ihn ſehr erfriſcht nach den Anſtrengungen des letzten Tages Nun ging er in ſeinem dunklen Abendanzug unruhig hin und her. Gleich war es ſoweit! Gleich würde er Danie gegen⸗ überſtehen. Die Uhr ſchlug achtmal. Brünneck ging langſam den langen Gang hinunter. Alles Blut ſtrömte ihm zu Herzen, und es ſang und rauſchte in ihm. „Ich will nur ſchnell mal ſehen, ob auch unſer Tee pünktlich kommt“, ſagte Tante Maria und ging hinaus. Daniela blieb allein. Seltſam, wie ihr das Herz plötz⸗ lich klopfte War ſie wirklich ſchon ſo unbeholfen, daß ihr der Beſuch eines Fremden Aufregung bringen konnte? Es klopfte. g Daniela erſchrak. Nun war Tante Maria noch nicht zurück Doch ſie konnte doch den Mann nicht warten laſſen. „Herein!“ Auf der Schwelle ſtand ein großer, ſchlanker Mann; un⸗ verwandt ſah er zu ihr hinüber. Sie ſtarrte ihn an, als habe ſie eine Viſion. Ein augſt⸗ volles Stammeln löſte ſich von ihren Lippen. „Rudolf, du?!“ Mit ein paar Schritten war er bei ihr. 20 1 1055 verzeih, was ich dir einſt angetan! 2 es dich wie einſt, Danie! Verzeih mir um unſeres Kindes willen!“ 4 Langſam ſtand ſie auf. „Und was war in den Jahren unſerer Trennung, Rudolf?“ a 1 „Nichts,. Danie! Ich habe gearbeitet, Danie. Und immer habe ich mich an die Hoffnung geklammert, daß ich dich doch noch einmal in die Arme ſchließen darf. Danie. denkſt du denn gar nicht mehr an die erſte Zeit unſerer Liebe?“. „Ja, ich denke daran. Immer, in den langen Jahren habe ich daran gedacht. Und auch daran, daß du es ſerkig⸗ brachteſt— nein, ich will nicht mehr daran denken, es ſchmerzt zu ſehr.“ ö 913 „Danie“, ſchrie er auf,„laß es mich gutmachen! Komm wieder zu mir!“. Da trat ſie zu ihm, reckte ſich an ihm hoch und flüſterte leiſe: „Ich habe doch auf dich gewartet, Rudolf. kamſt nicht!“ f „Danie!“. Er hielt ſie wieder an ſeinem Herzen wie einſt; er küßte den weichen Mund, flüſterte zärtliche Worte und trug ſie im Zimmer hin und her wie ein Kind. Er ließ ſie nicht aus ſeinen Armen. Als die Schatten der Nacht heraufzogen, trat er mit ſeiner leichten Laſt auf den Balkon hinaus. Tief dankbar grüßte er die Alpen, die ihm das Glück gebracht. Dann küßte er wieder den kleinen Mund, der ſich ihm darbot in Liebe und Sehnſucht. Und um ſie war die ſchweigende Natur. ö. Und, du ö — Ende. N Her verkehrte Griff. Humoreske von Hannamaria Batſchewſki. (Nachdruck verboten.) Frau Gertrud Lieblein, ſeit drei Wochen glückſelige Ehefrau ves Junglehrers Ernſt Lieblein, kam freudeſtrahlend vom erſten Markigang in ihrer Ehe nach Hauſe. Auf dem Wege begegnete ihr ihre Freundin Kläre. i a„Du, denk' mal“ rief Trudchen ſchon von weitem,„ich hab' heute nen feinen Kauf gemacht! Einen halben Zentner blaue Pflaumen für ſieben Mark! Denk' dir mal!“ „Na, was is dabei?“ fragte Kläre ungerührt.„Mehr koſten ſie ſa gar nicht.“ „So? Na, geh' mal hin! Sechzehn und achtzehn Mark jordern ie: manche ſind noch ganz rot Was hab' ich für große Pflaumen und mindeſtens fünf Pfund mehr Heute abend kannt du kommen, mein Pflaumenmus ſchmecken, hörſt du?“ Mit dieſer freundlichen Einladung verſchwand ſie hinter ihrer Haustür, und hinter ihr drein ſtapfte ein Burſche mit zwel Kartoffelkörben voll wirklich ſchöner Pflaumen. Nach dem Abendeſſen fand ſich Fräulein Kläre ein zur be⸗ ſtellten Roſtprobe. Sie ſah ſich verwundert um In der„Puppen⸗ füche“ Frau Gertruds herrſchte ein wahres Tohuwabohu. Auf dem Fußboden lagen Pflaumenkerne herum. Wannen. Schüſſeln und Töpfe zierten Tiſche und Stühle „Mach' dir man irgendwo Platz!“ ermunterte die Hausfrau. „Ich will's noch eine Stunde lang kochen laſſen.“ Dabei rührte ſie, mit hochrotem Geſicht, in dem quackernden „Ohfettche“ oder. wie die Süddeutſchen es ſo ſchön benennen: „Heiſchepetſch.“ a Das rote, brodelnde Zeug erfüllte zwar die ganze Küche mit wunderſchönem Duft, aber es beſaß eine ſehr unangenehme Eigenſchaft: es ſpritzte. Bald hierhin, bald dorthin Der ganze Sentingherd war rot betupft Frau Trudes Schürzenärmel. die zur Vorſicht übergeſtrelften alten Lederhandſchuhe ta. ſogar Küchenſchrank und Gaskocher hatten etwas abbekommen. „Dies Spritzen— nun ſchon vier Stunden lang— macht mich ganz verrückt Komm. rühr du mal in bißchen] Ich will Zucter daranſchütten; nachher löſe ich dich wieder ab“ ſaagte Trudchen und reichte Kläre die langſtielige breite Holzkelle. „Immer rühren, ſonſt brennt's zu guter Letzt noch an!“ er⸗ mahnte ſie und beuate ſich ein wenia tiefer. um nach der Farbe des Muſes zu ſehen. „Quick— auack!“ ſagte das Lafettche und ſchickte einen großen Klacks an die linke Wange der fungen Frau Mit einem Schrei fuhr ſie zurück„Au, auf Siehſt du, das verdrehte Zeug! Mu' rühr' doch, ſteh' nich lange: s brennt im Nu an!“ Sie wurde ganz zappelig Ritſche. ratſch. flogen die Pflaumenkerne beiſeite die Töpfe bullerten ge eneinander und Lump, der Teckel, der gemütlich zuſammengerollt unterm Stuhl lag, bekam einen Schubs deſſen Urſache er nicht zu ergründen vermochte. „Aber Trude!“ ſagte Kläre vorwurfsvoll. „Na ſa, was denkſt du, wie das brennt, und dazu ſteht noch alles verquer. Rühr! man weiter, ich gebe jetzt Zucker dran.“ Damit ſchüttete ſie den Inhalt einer großen blauen Tüte mit einem Schwupp in die rote Maſſe. „Ordentlich durcheinander rühren und dann ſchmecke mat!“ beſahl ſie kategoriſch. 5 Kläre befolgte gehorſam, wie ihr geheißen. Aber das Mus? Brrr Es roch ſo ſchön... 5 1 „Du Trudel. von wem haſt du den Zucker?“ erkundigte ſie ich vorſichtig. „Warum?“ „Na, weil— es ſchmeckt merkwürdig ſal zig. „Salzig?“ Die kleine Frau ſah gau enkgeiſtert „Salzig?— Zeig' her!“ Sie koſtete mit einem Teelöſſel das Mus— und verzog das Geſicht Im nächſten Moment ſtand ſie am Liſche und hob die leere Tüte auf. Ganz bedeppert ſank ſie auf den Küchenſtuhl. „Weißt du. Kläre, was dran iſt? Ueber drei Pfund Salz. Da, auf der Vorderſelte ſteht's! Meine gelbe Salztilte war mir neulich entzweigegangen. Na, denk' ich, nimmſt'ne blaue Zucker⸗ tüte und ſchreibſt drauf: 37 Pfund Salz. Dann weißt du's! Und nun mit dem Geſpritze.— O Himmel. Kläre. es iſt zum Heulen! Da ſteht die richtige Zucker tüte.“ Sie eiß die Speiſekammertür auf.„Ich Duſſel. ſo in der Rage. Was ſoll ich nun machen? Wenn das Ernſt erfährt, der wird ſchimefen! Sieben Mark die Pflaumen. all die Feuerung, die Arbeit, futſch— futſch!“ Die allzeit luſtige, kleine Kochfrau fing auf einmal an. herz⸗ zerbrechend zu weinen. Kiäre wollte kröſten, aber Trudel fuhr auf.„Sei 9 Wem ſoll ich das Salzmus vorſetzen? Willſt du's eſſen 175 ich Unglücswurm!“ Von neuem floß der Tränenſtrom, bis ſie plötzlich wie elektriſter! aufſprang. g aus. „Weißt du, was mir einfällt? Ich fülle das Zeug in nen Topf und bringe es Tante Lotte nach Dubberow. Die wird ſchon etwas damit machen. Wenigſtens erfährt Ernſt dann nichts!— Zwei Tage ſpäter wunderte ſich der Herr Junglehrer Lieb⸗ lein über den mächtigen Topf Rübenkreude, den die ſonſt ſehr knauſerige Tante aus Dubberow durch den Milchmann mit⸗ geſchickt hatte Aber da er ſie leidenſchaftlich gern auf den knuſprigen Morgenbrötchen aß. ſo tauchte er ſchnell einen Tee⸗ löffel ein, um zu ſchmecken. „Weißt du. Trudel“— er leckte wieder—,„weißt du. ſchmecke mal, mir kommt ſe ſalzig vor. Die Tante iſt mit der Zuckertüte verunglückt!“ 1 Gehorſam 1 10 ee fte Löffel ab und nickte.„Ein anz klein bißchen ſalzig, Ernſt! d 9„Ja ſo mag ich ſie aber nicht gern. Weißt du was, Onkel Franz hat keinen ſo feinen Geſchmack; der freut ſich, wenn's nur vom Lande kommt Dem tragen wir den Topf voll hin. Onkel Franz war begeiſtert von dem Geſchenk, Er ſtellie eine anſehnliche Revanche dafür zu Weihnachten in Ausſicht. Als aber Neffe und Nichte fort waren, nahm auch er mit einem Teelöffel eine Probe und ſchüttelte den Kopf. l „Hm hm. da hat ſich die Köchin im Zucker geirrt, ſchmeckt ſalzig— füß— ſäuerlich— bitter Hm. bm. ich glaub', ich geb's weiter an Schweſter Anna nach Puch.“ 5 So kam der Topf mit ee eee Hetſchepetſch nach uch zu Frau Poſtmeiſter Müller . Dei Teelöſſel trat in Aktion und flog auf den Tiſch. „Was, Rübenkreude, und noch dazu ſalzig? Die hat Franz bloß geſchickt, weil ſie ihm nicht ſchmeckte. Puh, nee. alles an⸗ dere, bloß nicht ſalzige Rübenkreude Die werde ich Trudchen Lieblein ſchicken. Solche Flitterwochenleute können ſüß und ſalzig nicht unterſcheiden Ueberhaupt verſalzen verliebte, junge Frauen in der erſten Zeit ja alles“ So kam es. daß nach vierzehn Tagen der Kreudetopf wieder in Frau Trudels Puppenküche prangte Reſigniert fügte ſie ſich in ihr Schickſal und ſchenkte den Inhalt ihrer Waſchfrau, die ſieben Kinder beſaß. Aber erſt am Tauftage ihres Erſt⸗ geborenen erfuhr der Herr Funglehrer Lieblein, welchen falſchen Griff ſeine herzliebe Trude beim Lafettchekochen getan hatte und wie das Schickſal die verſalzene Kreude bis zu den ſieben Kindern der armen Waſchfrau führte. Tulyche. Von GElſa Maria Bud. (Nachdruck verboten.) Tulpche hieß irgendwie anders. Aber dieſer Name war ſeine Erkennungsmarte. Er ſah prahlenderot, rund und ſelbſt⸗ gefällig aus, in guten und ſchlechten Tagen. Schlechte Tage gab es ſo eigentlich nie für ihn; die geſunde Fülle ſeiner Natur wußte immer das nötige Lebensminimum heranzuſchafſen. Und hatte er ſein Minimum, war es auch gleich ſein Maxi⸗ mum; er wollte nicht höher, er arbeitete ſtark in Phantaſie⸗ produkten und Luftgeſchäften. 5 5 In Amerika jonglierte ex eine Weile durch die üblichen Berufe: Tellerabwäſcher, Feuſterputzer, Zeitungsverkäuſer. Landsleute, die ihn trafen, ſahen ſeine ſelbſtzufriedene, un⸗ ſchmelzbare Behäbigteit. Denen ſagte er gern:„Ich bin da in eine größere Firma eingetreten—“ Und wenn er wieder draußen war:„Die Leute waren nichts. Ich habe eine größere Sache vor.“ 5 1 165 5 Von einer ſeiner größeren Gachen erzählt die Ehronik: Weißbier wollte er brauen; er trank es gern. Er hatte einen alten Neger mit ſeinen paar erſparten Dollar zum Sozius er⸗ koren; dem ſang er Weißbierhymnen vor: Das ſei ein Stoff, ganz Amerika würde ſchleckan. Die große Schwierigkeit wur⸗ den die Flaſchen. Steinkrufen mußten es ſein. Aber ſoviel Noah, der Neger, auch in Spelunken herumkroch: die hatte keiner, kannte keiner. Tulpche ſelber ſchaffte endlich welche heran. Sie brauten in einem Keller nach geheiligten Lexikon⸗ rezepten ihren Stoff; Tulpche wirtſchaftete rot und preiſend mit viel ſchönen Reden in dem Gemenge.„Waſſer iſt die auptſache!“ ſagte er. 7 None e Kruten; ein paar Hundert marſchierten an den kahlen Kellerwänden auf. Dann verſchloſſen die Sozien ihre Fabrik mit Segenswünſchen. Das Bier ſollte drei Wochen reifen. Nach dieſer Zeit traſea ſie ſich vor ihrem Etabliſſement, öffneten die guf verwahrten Türen. Da ſtanden die kleinen ee Soldaten mit den Patentköpfen; ſie würden auf das 5 05 losmarſchieren und es erobern. Tulpche ſchwoll in Goldphantaſien. Er hatte ein, Glas mitgebracht: Koſtprobe. eierlich warde die erſte Kruke genommen.„Vorſicht! Es knallt!“ ſchrie Tulpche. f 1 1 Jawohl! Nichts knallte. Er tippte, goß— nichts ergoß ſich. Leet. Noah ſtand mit offenem Munde da. Er bekam die a——— ſtummes Wackeln. Sie öffneten die zweite Kruke: knallte nicht, goß nicht Leer Die dritte Kruke: ebenfalls leer.. Noah zeigte die Zungenſpitze zwiſchen den Lippen, dann grinſte er zwiſchen Lachen und Weinen. Tulpche riß, knpſerrot, den Tonſoldaten iyre feſtgeſchnallten Kappen herunter; mberall Wee hienl⸗ ſchrt 70 „Geſtohlen!“ ſchrie er. 1. 1 Sie gingen mit gedämpften Geſängen an ein neues Gebräu. Tulpche füllte ſorgfältig ein; der Keller wurde verrammelt mie eine aſſyriſche Schatzkammer. Nach drei Wochen öffneten beide den Keller wieder Tulpche heiß, Noah gelaſſen. Die erſte Krute. „Vorſicht, es knallt!“ Nichts knallte. Er goß; ein paar trübe Tropfen e fübig. durch: Leer, leer, leer. Die ganzen oldaten kampfunfähig. g 1 Das f Meſultat erfüllte Noah mit Schrecken. Er wollte von dem Zauber nichts mehr wiſſen, verlangte den Reſt ſeiner Dollar zurück. Tulpche geriet in Weißglut; beſchwor, beruhigte Schließlich erklärte er:„Ich halte hier drei Wochen Wache. Ich habe ſchon größere Sachen gemacht wie die.“ Er ſchlug ſein Bett im Keller auf; früh, ehe er auf Arbeit ging, nahm er immer irgendeine der zum dritten Male verſorgten Kruken hoch horchte daran und war zufrieden, daß es innen gluckerte. Die Kruken fühlten ſich kühl und feucht an, trotzdem es ein Höllenſommer war der bis in den Keller hineinwärntte. Noah kam nach zwölf Tagen und ſagte:„Laß uns koſten.“ „Noch nicht reif!“ a Maas Herztloſen nahm Tulpche eine Krute vor, olfnete ſie Mit Herzklopfen nahm Tulpche eine Kruke vor, oſſue f Sie ließ Ein bigchen Rauch und ein bißchen trübes, dickes Zeug aus ſich; nicht den vierten Teil eines Glaſes. 17 Ha!“ ſchrie Noah„Haſt ſie geſoffen!“ Und ſiel über das zerbrochene Tulpche her, rollte ihn in eine Ecke, ſchmiß die Kruken au einen Haufen, daß es klatſchte, und verſchwand dann; er ſchloß den Keller auch ab. Tulpche behorchte die ge⸗ bliebenen Reſte ſeiner Brauerei, wie man auf die Atemzüge eines Totkranken lauſcht Nur Reſte ſchwappten. Noah erſchien mit einem Poliziſten; kugelte die Augen und hielt Vortrag mit Mund, Händen und Füßen. Der Poliziſt lachte, beſah ſich die Kruken, lachte mehr, und ſagte dann: 5 a N „Alte Jungens, ſind ja u ngebrannte Flaſchen! Haben euer ſchönes Bier ausgeſchwitzt!“ 3 0 b Danach begann Tulpche ein neues„größeres Unternehmen 1 f ee e Die Geſchichte einer ſeltſamen Grabinſchriſt. 105 (Nachdruck verboten.) So jung konnte ehemals keine Prinzeſſin ſein, daß ſie nicht wenigſtens pro korma vermählt worden wäre. So auch Mar⸗ gareta, die Tochter des öſterreichiſchen Erzherzogs Maximilian, die im 15. Jahrhundert lebte. 4 1 Schon im zweiten Lebensjahre wurde ſie dem Dauphin von Frankreich, dem nachmaligen Karl VIII., verlobt. Ausgeſtaltet mit einer anſehnlichen Mitgift, die in einer Anzahl wertvoller Grafſchaften beſtand, brachte man die Kleine zu ihrer zu⸗ künftigen Schwiegermutter, der Königin Charlotte. Zuſammen mit den franzöſiſchen Kindern wurde ſie im Schloſſe Amboiſe erzogen. n 9 zwiſchen Schwiegermutter und Schwiegertöchterchen ſich Differenzen bildeten, oder ob der junge Prinz durch die ge⸗ meinſame Erziehung mit ſeiner Zukünftigen bereits genug von ihr hatte, wer weiß das heute noch? Auf ſeden Fall entſchied ſich der Dauphin für Auna von Bretagne und ſchickte ohne viel Federleſens die Prinzeſſin ihrem Vater zurück! 1 Doch wer eine Prinzeſſin mit der nötigen Mitgift hat, ſindet ſchon immer noch einen Prinzen! Johann, der Prinz von Kaſtilien, begehrte ſie dann zur Gaktin. So beſtieg alſo in Vliſſingen die Prinzeſſin das Schiff, das ſie nach Spanien bringen ſollte. exhol Schiff mitſamt ſeiner koſtbaren Fracht verloren ſchien.. Margareta aber ſcheint alles andere als ängſtlicher Natur geweſen zu ſein. Mitten im Wogen und Sturmgebraus, als alles um das nackte Leben zitterte, ſetzte ſich die Prinzeſſin k blütig hin und ſchrieb— ihre eigene Grabinſchrift— für ale Fälle! 9 5 „Hier liegt das Fräulein Margaret entſeelt,„ Noch Jungfrau und doch zweimal ſchon vermählt! Dies ſeltſame ienſchliche Dokument wickelte ſie in ein Tuch und band es mit anderen Kleinodien ſeſt um ihren n ent 5 e falls ſie ertrinten ſollte, ihrem Range gemäß beſiatten rde a 5 5 1 Doch der Sturm legte ſich und man lief War g S an und in den Hafen der Che ein. Leider war dieſes nicht von langer Dauer. Jor Gatte ſtarb balb danach. auch ihm die Grabinſchriſt gedichtet hat, darüber ber Schuld, halte unzuverläſſig gefüllt. Der Wollkopf kam in ein Chroniſt nichts! * „ r ee, Für alle Fälle. Doch ein heftiger Sturm erhob ſich ſo daß das ſich einen Rennwagen in 8 2 5 Die Kältewelle Der Rhein führt Treibeis— Die Koblenzer Schiffsbrücke eingefahren Koblenz, 25. Januar. Die anhaltende niedrige Temperatur hat ſich an den verſchiedenen Stellen bereits aus⸗ gewirkt. Der Rhein führt ſchon ſo ſtarkes Treibeis, daß die Koblenzer Schiffsbrücke in den Winterhafen gefahren werden mußte. Die Winterhäfen haben Vorkehrungen für ſchutzſu⸗ chende Schiffe getroffen. Die Moſel iſt ſo dicht mit Eisſchollen bedeckt, daß bei Fortdauer der Kälte mit dem Zufrieren des Fluſſes bei Lay(oberhalb Koblenz) gerechnet werden muß. Auf Deulſchlands höchſtem Berg München, 25. Januar. Nach den Schneefällen der vergangenen Wo— che herrſcht in Südbayern gegenwärtig ſtrenge Kälte. Eigenartig iſt, daß zur gleichen Zeit in den Höhen eine Erwärmung eingetreten iſt, denn während die Zugſpitze am Samstag die tiefſte Temperatur mit 27 Grad meldete, betrug dort am Dienstag die Morgentemperag⸗ tur„nur“ noch 14,6 Grad Kälte. Eishilſsdienſt durch Flugzeuge Wilhelmshaven, 25. Januar. Wie ſchon in früheren ſtrengen Wintern, ſo iſt auch in dieſem Jahre die Nordſeeinſel Wangerood durch die Eisverhältniſſe von je⸗ dem Verkehr mit dem Feſtlande abgeſchnitten. Die Dampferverbindungen mußten bereits ein⸗ Letzte Nachrichten Auſkralien ehrk die Beſatzung der allen „Emden“. Berlin, 25. Jan. Am 29. Januar wird mit dem Motorſchiff„Magdeburg“ der Ham— burg⸗Amerika-Linie ein Lorbeerkranz nach Deutſchland gebracht, den die ehemalige Ve— ſatzung des auſtraliſchen Kreuzers„Sydney“ zu Ehren der„Emden“-Beſatzung am Jah⸗ restag des Gefechts der beiden Schiffe am „Emden“-Geſchütz vor dem Regierungsge— bäude in Sydney niedergelegt hatte. 10 Arbeiter erſchlagen Amſterdam, 25. Januar. Nach Meldungen aus Bangjoewangi(Oſt-⸗ java) ſtürzte infolge ſtarken Windes in der Ortſchaft Genko eine 12 Meter hohe Mauer einer alten Reisſchälerei ein. 16 Arbeiter wurden von den Trümmern gerköket, ſieben erlitten Verletzungen. Aus Sibirien zurück Ein katholiſcher Biſchof von Sowjekrußland ausgeliefert. Riga, 25. Januar. Nach jahrelangen Verhandlungen iſt es der katholiſchen Kirche gelungen, die Frei⸗ laſſung des katholiſchen Biſchofs von Leningrad, Sloskin, zu erreichen, der vor zehn Jahren von der Sowfetregierung zu fünf Jahren Zwangsarbeit und dann zur Verbannung nach Sibirien verurteilt worden war. Biſchof Sloskin kraf ſoeben in Riga ein. Er wurde ſchon an der lettländiſchen Grenze vom lettländiſchen Biſchof Ranzan und an- deren hohen Vertretern der katholiſchen Kir- che empfangen. Auf dem Rigaer Bahnhof erwartete ihn der päpſtliche Nunkius Zecchini und andere Geiſtliche, zahlreiche katholiſche Vereine und eine große Menſchenmenge. Wie die Blätter melden, wird Biſchof Sloskin zunächſt nach Rom reiſen, um dem Papſt über die Lage der katholiſchen Kirche in Sowjetrußland zu berichten. Der Biſchof konnte erſt nach jahrelangen Verhandlungen gegen einen Führer der Dritten Internatio— nale, der in Lettland verhaftet worden war, ausgetauſcht werden. Rennwagen in Weſtentaſchenformat. Die engliſche Rennfahrerin Miß Worlſey hat Miniaturausgabe uen laſſen, mit dem ſie den Kleinwagen⸗ rekord unterbieten will. geſteln werden. Von der Inſel aus hat man ſich daher an die Luftverkehrsgeſellſchaft Wil⸗ helmshaven⸗Rüſtringen gewandt, die im Win⸗ ter 1929 die Nordſeeinſeln von Wangerood bis Norderney mit Poſt, Lebensmitteln und Me⸗ dikamenten verſorgt hatte. Vorläufig hat eine Maſchine den Dienſt aufgenommen. Eis und schnee in England London, 25. Januar. In England herrſcht zurzeit ſtarke Kälte. In London betrug die Temperatur nachts mi⸗ nus ſieben Grad Celſius, was für engliſche Verhältniſſe außerordentlich kalt iſt. Eine ſo niedrige Temperatur iſt ſeit vier Jahren nicht mehr in London gemeſſen worden. Weite Strecken Englands ſind von Schnee bedeckt. Auf den Seen und Teichen widmet ſich das Publikum dem ſeltenen Vergnügen des Schlitt— ſchuhlaufens. 5 Grad unter Null an der Adria Rom, 25. Januar. An der nördlichen Adria iſt zugleich mit einem orkanartigen Nordoſtwind ein ſtarker Kälteeinbruch zu verzeichnen. In Trieſt hat die Kälte in der Nacht 5 Grad unter Null erreicht. Die Bora wehte mit einer Durch⸗ ſchnittsgeſchwindigkeit von 85 Stunden⸗Kilo⸗ metern. Weitere 50 Millionen Mark Reparaturen. Nachdem das Reichskabinett vor einigen Tagen die Bereitſtellung von weiteren 50 Millionen zur Ausführung von Hausrepara— turen im Rahmen des Arbeitsbeſchaffungs— programms beſchloſſen hat, iſt ſoeben die entſprechende Verordnung erlaſſen worden. Die Verordnung gewinnt beſondere Bedeu— tung dadurch, daß dieſe Summe vor allem für Hausreparaturen innerhalb der Ge— bäude zur Verfügung geſtellt wird, daß alſo auch während der Froſtperiode Arbei— ten vergeben werden können. Internationale Nüſtungs kontrolle Der deutſche Standpunkt. Genf, 25. Januar. Das Präſidium der Abrüſtungskonferen; hat am Dienstag das Abkommen über die in⸗ ternationale Kontrolle der Rüſtungen mit den darin vorgeſehenen„Inveſtigationsver⸗— fahren“ gegen vertragsbrüchige Staaten an⸗ genommen. Die Vertreter von Deutſchland, Italien, Japan und England meldeten den Generalvorbehalt gegen das geſamte Kon⸗ trollabkommen an. Bolſchafter Nadolny machte ausdrücklich die endgültige Stellungnahme Deutſchlands zur internationalen Konkrollfrage von dem Ausmaß des allgemeinen künftigen Abrü⸗ ſtungsabkommens und damit von dem geſam⸗ ken endgültigen Ergebnis der Abrüſtungskon⸗ ferenz abhängig. Die allgemeine Tendenz der Verhandlun— gen des Präſidiums über das Inveſtigations— ſyſtem war offenſichtlich auf Deutſchland ab— geſtellt. Die Deutſchland gegebene allgemeine Zuſicherung, ſämtliche Mächte würden ſich ausnahmslos einem Inveſtigationsverfahren unterwerfen, erſcheint angeſichts der vorherr— ſchenden Stimmung als eine leere, unehrliche Phraſe. Aus den Nachbarländern Hungermarſch nach Darmſtadt Darmſtadt, 25. Jan. Die Kommuniſten ga⸗ ben bekannt, daß ein Hungermarſch nach Darm⸗ ſtadt ſtattfände. Offenbar damit im Zuſam⸗ menhang ſteht der Brief eines Führers eines „Erwerbsloſenrates“ an die heſſiſche Regie⸗ rung, in dem mitgeteilt wird, eine Erwerbs⸗ loſenkommiſſion komme nach Darmſtadt, um mit der Regierung zu ſprechen. Staatsprä⸗ ſident Dr. Adelung hat dieſe Ankündigung durch ein Schreiben beantwortet, aus dem hervorgeht, daß der Regierung die Nöte und Bedrängniſſe der Bevölkerung laufend und genau bekannt ſeien, und daß ſie von einer ſolchen Vorſprache eine förderliche Wirkung ſich nicht verſpreche. Die Regierung ſei daher nicht in der Lage, die angemeldeten Vertre— ter zu empfangen. Aus den Richtungen Bensheim, Eberſtadt, Groß-Gerau, Offenbach und Dieburg kommend verſammelten ſich etwa 2 bis 3000 Mann in der Landeshauptſtadt bei zehn Grad Kälte und ſchneidendem Nordoſtwind auf dem Pa⸗ radeplatz. Zahlreiche Fahnen und Inſchriften forderten Winterhilfe, Brot und Kohlen. In Sprechchören und Rufen gaben die Demon⸗ ſtranten ihrer Not Ausdruck. Bis zur Mit⸗ tagsſtunde iſt der Umzug in Ruhe verlaufen. * Ludwigshafen, 25. Jan.(Nächtlicher ee In der Nacht wurde ein an der Lagerhausſtraße ſtehender Eiſenbahnwagen erbrochen und daraus Dörrobſt im Werte von 128 Mark durch bis jetzt noch unbekannte Täter entwendet. für Haus- Aus der Heimat Gedenttage 25. Januar. 1759 Der Dichter Robert Burns in Alloway geboren. 1776 Der Schriftſteller Joſeph von Görres in Koblenz geboren. 1832 Der preußiſche Kriegsminiſter Bronſart von Schellendorf in Danzig geboren. 1851 Der norwegiſche Schriftſteller Arne Garborg in Thime geboren. Prot. und kath.: Pauli Bekehrung. Sonnenaufg. 7.53 Sonnenunterg. 16.32 Mondaufg. 8.05 Mondunterg. 15.39. Eisblumen Mutter Erde hält ihre Blüten noch verbor— gen; unter der weißen Decke verſteckt warten ſie auf den Sonnenſtrahl, der ihnen im Früh⸗ jahr Leben einhauchen ſoll. Blumen ſind der Stolz des Frühlings, auch Sommer und Herbſt beſitzen ihrer noch genug, um ſich zu Feſten zu ſchmücken. Nur der Winter weiß mit den zarten Blumenkindern nichts anzufangen. Er bringt zwar den Schnee, der die Keime vor dem Froſt ſchützt, ſie aber aus der Erde zu locken, das bringt er doch nicht fertig. Aber auch der Winter wollte Blumen ha⸗ ben. Wenn der Froſt klirrt und im Ofen die Holzſcheite luſtig krachen und kniſtern, dann iſt die Geburtſtunde der Winterblumen. Früh⸗ morgens bedecken ſie ihr Beet, die Fenſter, und entzücken den, der ſie zu verſtehen weiß. durchſcheinend und oft von einer Zartheit, die dem größten Künſtler unter den Menſchen Ehre machte. Eisblumen ſind die Kinder der geſtrengen Jahreszeit, ſie und die Eiszapfen, die wie Nadeln von Bäumen und Sträuchern hän— gen, wenn der Froſt der tauenden Sonne ins Handwerk puſcht. * Wie taut man gefrorene Fenſter auf? Man gibt in einen halben Liter Waſſer eine Handvoll Kochſalz oder Alaun, taucht, ſobald dieſes aufgelöſt iſt, einen Schwamm oder Lap— pen hinein und beſtreicht damit die gefrorenen Glasſcheiben. Das Eis wird ſofort verſchwin— den. Die Fenſter werden alsdann mit einem Tuche abgetrocknet und ſind wieder rein und klar. Oder man nehme auf ein Glas Waſſer einen Eßlöffel voll Salz. Man braucht den „Schwamm oder Lappen nur etwas in das Gefäß einzutauchen und ſchnell damit über die Scheiben zu wiſchen. * Schon Iltis und Mauswieſel. Iltis und Mauswieſel gelten als ausgezeichnete Ver⸗ tilger von Mäuſen und Ratten einſchließlich der in den Obſtgärten ſo ſchädlichen Wühl⸗ ratte. Der Iltis hat ſich insbeſondere auch als eifriger Verfolger der Biſamratte, der er in ihrem Bergbau nachſpürt, nützlich gemacht, da ſowohl der Iltis als auch das Mauswieſel nach dem Geſetz jagdbar ſind, dürfen ſie nur von Jagdberechtigten oder von Grundſtücks⸗ beſitzern innerhalb der Gehöfte gefangen und getötet werden. * Poſtſcheckverkehr in Europa. Am 1. Januar 1982 gab es in Deutſchland 1013 060 Poſtſcheckkunden, in Frankreich 539 300, in Bel— gien 296800, Niederlande 184800, Oeſter⸗ reich 129 200, Tſchechoſlowakei 111700, Ita⸗ lien 88 900, Schweiz 91200, Polen 65 000, Schweden 47800, Ungarn 35 200, Dänemark 29 800, Jugoſlawien 20 400, Saargebiet 6400, Luxemburg 6000, Lettland 4900, Danzig 2600, Eſtland 400 und Bulgarien 200. Die Deutſche Reichpoſt unterhält mit dieſen Ländern, aus— genommen mit Bulgarien, Eſtland und Polen Ueberweiſungsverkehr. Das gilt auch für die außereuropäiſchen Gebiete: Japan und Neben- gebiete Marokko(ohne die ſpaniſche Zone) und mit Tunis. * Weiterbericht Wettervorherſage: Anhalten des Froſtwet— ters. Aus dem Tabalbau Saatbeetbehandlung mit Dampf. In der Tabakgemeinde Friedrichstal i. B. wurde über die noch neue Saatbeetbehandlung mit Dampf berichtet. Landesökonomierat Hauck⸗ Graben wies zuerſt darauf hin, daß in dem fortſchrittlich geſinnten Friedrichstal ſchon vor fünf Jahren die Schädlingsbekämpfung durch Spritzen der Tabakbeete durchgeführt wurde. Die Beobachtungen der letzten Jahre haben ge⸗ zeigt, daß man ſich heute noch nicht klar iſt über Urſachen, Verlauf und das verſchiedene Auftreten der Krankheiten des Tabaks, obwohl man die Krankheitserreger kennt. Ausſchlag⸗ gebend ſei aber die Heranzucht geſunden Setz⸗ materials. Das Beizen von Tabakſamen eben⸗ ſo wie die Behandlung des Bodens durch chemiſche Mittel hahen ſich für die große Praxis noch nicht bewährt, die Einführung des Torfes als Bodenverbeſſerungsmittel habe ſich aber im allgemeinen durchgeſetzt. Für die⸗ ſes Jahr ſollen vom Verſuchsring Graben⸗ Hardt Verſuche mit neueren Mitteln zur Ver⸗ beſſerung des Bodens durchgeführt werden. Ueber die praktiſchen Erfahrungen mit der Dampfbehandlung ſprach Dipl.⸗Landwirt Mer⸗ kel⸗Graben. Die erſten Berſuche des Jahres 1930-31 in Friedrichstal. einfache Taſtverſuche — mittels des Viehfutterdämpfers, wurden, da ſie erfolgreich waren, im Jahre 1932 durch die Verwendung eines Dampflokomobils in grö⸗ ßerem Maßſtabe vorgenommen. Die Koſten des Dampfverfahrens belaufen ſich, je nach Benutzung und Leiſtung der Dampfanlage, auf 30 bis 60 Pfennig je Quadratmeter. Dr. König, Direktor des Tabakforſchungs⸗ inſtituts Forchheim, führte u. a. aus, de die exakten Verſuche des Inſtituts beweiſen, daß der Dampf das Idealmittel der Boden⸗ behandlung ſei. Zuſammenfaſſend ſtellte Dr. König die Vorteile der Bodenbekämpfung feſt: Beſſere Bodenkrümelung, günſtige Beeinfluſ⸗ ſung des Waſſerhaushaltes, Abtötung ſchäd⸗ licher Bakterien, Pilze, Unkrautſamen, Vernich⸗ tung tieriſcher Schädlinge und deren Eier. In wunderbar klarer Zeichnung entſtehen ſie, Zukunft des Tabalbaues Von Dr. Klaus Blicke, Rendsburg. Das Jahr 1932 iſt das dritte Jahr einer aufeinanle folgenden Reihe ausgeſprochen guter deutſcher Tabakernten. Die Gute des erzeug⸗ ten Tabaks hängt außerordentlich ſtark von den Witterungsverhältniſſen während der Wachstumszeit ab und ſo iſt es als ein ſeltenes Glück anzuſehen, daß die Jahre 1930, 1931 ſowie 1932 eine Ernte brachten, die in⸗ folge ihrer guten Beſchaffenheit bezüglich Ge⸗ wicht, Aroma, Glimmfähigkeit und ſogenann⸗ ter Blattigkeit einen verhältnismäßig günſtigen Abſatz fand. Da zu gleicher Zeit die meiſten anderen Agrarprodukte einen Preiszuſammen⸗ bruch erlitten, war es naheliegend, daß aus jenen Gegenden Deutſchlands, die den Tabak⸗ bau nur gelegentlich, d. h. nur zu Zeiten günſtigſter Konjunktur für den Inlandstabak⸗ abſatz betrieben, daß aus dieſen Gebieten in letzter Zeit immer häufiger und dringlicher der Wunſch geäußert wurde, die Tabakanbaufläche in Deutſchland für das Jahr 1933 zu er— weitern. Der deutſche Tabakbau produziert noch nicht einmal den fünften Teil des Inlandskonſums, und ſo erſcheint auf den erſten Blick eine Vergrößerung der Anbaufläche für das kom⸗ mende Erntejahr bei dem relativ günſtigen Abſatz der letztjährigen Ernten nur vorteil- haft zu ſein. Nun beruht die Exiſtenz der deutſchen Ta⸗ bakbauern— es ſind etwa 60 000 Pflanzer, die in dieſem Beruf mühevoll ihr Brot ver— dienen— auf Vorausſetzungen, die ihrer⸗ ſeits einer Vergrößerung der Anbaufläche ent⸗ gegenſtehen. Außer der am 1. Januar 1934 in Kraft getretenen Zollerhöhung von 80 auf 180 Rm. je 100 Kilo ſchuf die Gewäh— rung einer Steuererleichterung für Feinſchnitt bei Zumiſchung von 50 Prozent Inlandtabak dem deutſchen Tabakbau erſt die notwendigſten Grundlagen einer Konkurrenzfähigkeit gegen⸗ über den ausländiſchen Erzeugniſſen. Die An⸗ bauflächen der tropiſchen ſowie der Orient⸗ tabake ſind in den letzten Jahren dauernd erweitert worden und bei den unvergleich⸗ lich günſtigeren Wachstums- und Arbeitsver⸗ hältniſſen daſelbſt würde das ausländiſche Ueberangebot ohne dieſe Maßnahmen mit einem Schlag dieſen landwirtſchaftlichen Er⸗ werbsbau vernichtet und etwa 300 000 Men⸗ ſchen brotlos gemacht haben. Ebenſo wichtig wie die erwähnten Zoll⸗ und Steuermaßnahmen war aber die durch Notverordnung vom 1. Dezember 1930 ver⸗ fügte Kontingentierung der Anbaufläche. Der Deutſche Tabakbauverband ſowie die Land⸗ wirtſchaftskammern waren vor Beſchluß die— ſer Maßnahme zu Rate gezogen worden und hatten ſich mit der geſetzlichen Feſtlegung der jährlichen Anbaufläche einverſtanden erklärt. Wurde auf dieſe Weiſe dem deutſchen Tabak⸗ bauer eine Art Monopolſtellung eingeräumt, ſo bedeutete dieſe Regelung dennoch im Grunde nur die Schaffung eines unerläßlichen Schut⸗ zes eines aufs ſchwerſte gefährdeten Berufs⸗ ſtandes. Der deutſche Tabakbau hat in ſeinem heu⸗ tigen Umfang einen Erzeugungswert von 25 Millionen Rm.; der gleiche Betrag an Devi⸗ ſen bleibt durch die Verarbeitung der deut⸗ ſchen Erzeugniſſe im Lande. Es iſt notwendig, immer wieder darauf hinzuweiſen, daß der in Deutſchland gezogene Tabak durchaus nicht den„ſchlechten Geſchmack“ beſitzt, der ihm von den ſogenannten„Kennern“ bisweilen zuge⸗ ſprochen wird, ſondern daß er, gemiſcht mit ausländiſchen Sorten, ein tadelloſes und preis⸗ mortes Rauchmaterial liefert und Spezialſor— ten vielfach recht geſucht ſind. Beſteht die Möglichkeit, die Anbaufläche zu erweitern, ohne dadurch die Qualität zu min- dern— eine Frage, die vom Deutſchen Ta⸗ batbauverband gewiſſenhaft zu prüfen wäre — ſo iſt eine Erfüllung dieſes in letzter Zeil ſo oft geäußerten Wunſches eine nationale Notwendigkeit. Denn Deutſchland darf keine Gelegenheit ungenützt laſſen, den Milliarden⸗ Etat für eingeführte landwirlſchaftliche Erzeug⸗ niſſe auf das äußerſte Minimum zuſammen⸗ zuſtreichen. Wiſſen Sie das? Links gefahren, rechts ausgewichen und rechts überholt wird in England, Irland, Oeſter⸗ reich(mit Ausnahme von Vorarlberg und Nordtirol), in Schweden, Tſchechoſlowakei und Ungarn; in allen übrigen Ländern wird rechts gefahren, rechts ausgewichen und links über⸗ holt. ö Ein ſynodiſcher Monat umfaßt 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten und 2 See den.