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Das Reichskabinett von Schlei⸗ cher wird alſo am Dienstag mit ſeiner pro⸗ grammatiſchen Erklärung vor das Reichs⸗ parlament treten und im Anſchluß daran wird eine politiſche Ausſprache ſtattfinden. Wenn man annimmt, daß dieſe drei oder vier Sitzungstage in Anſpruch nehmen wird, kommt man darauf, daß die entſcheidenden Abſtimmungen Ende der kommenden Woche vorgenommen werden. d Es iſt ſchlechterdings unmöglich, im Rah⸗ men dieſer kurzen Betrachtung auf die vie⸗ len Irrungen und Wirrungen einzugehen, die das innerpolitiſche Kuliſſen⸗ ſpiel auch in der abgelaufenen Woche wie⸗ der brachte. Erfreulich waren dieſe Vorgän⸗ ge für den wahrhaft national denkenden Deutſchen jedenfalls nicht. Denn ſtatt der Stabiliſierung der politiſchen Kräfte, die wir dringend brauchten, ſtatt des Zuſammenſte- regungen auf einen anderen Termin als den hens und Zuſammenarbeitens aller vernünf⸗ tig denkenden Menſchen, ſahen und ſehen wir ein Auseinanderſtreben auf der ganzen Linie ein gegenſeitiges Mißtrauen, Intriguen von den verſchiedenſten Seiten— faſt möchte man ſagen, einen Kampf Aller gegen Alle. Das politiſche Ziel, das dabei verfolgt wur⸗ de und wird, ift der Sturz des Reichskabi⸗ netts von Schleicher. Der Angriff gegen den derzeitigen Kanzler wird beſonders energiſch von den Deutſchnationalen geführt, deren Reichstagsfraktion am Mittwoch eine aus⸗ geſprochene Kampfanſage an die ganze Po⸗ litik der derzeitigen Reichsregierung veröf⸗ fentlicht hat. Dem deutſchnationalen Führer Hugenberg ſchwebt bei ſeinen Angriffen auf Herrn von Schleicher die Bildung eines deutſchnational⸗nationalſozialiſtiſchen Kabi⸗ netts vor, das natürlich im Reichstag ebenſo wenig eine Mehrheit hätte, wie das Kabinett Schleicher und das daher ebenfalls wie die⸗ ſes als Präſidialkabinett ſein Amt führen müßte. * Auch abgeſehen von dem Hin und Her um Reichskabinett und Reichstag war in der deutſchen Innenpolitik in den letzten Tagen allerlei„los“. Der Haushaltsausſchuß des Reichstags hat ſeine Ausſprache über die Oſthilfe zu Ende geführt und beſchloſſen, den Rechnungshof des Deutſchen Reiches zu beauftragen, die Verwendung der Oſthilfe⸗ gelder nachzuprüfen. Man kann durchaus da⸗ mit einverſtanden ſein, daß jetzt einmal eine unabhängige und unparteliſche Inſtanz dieſe Dinge unterſucht, denn die Ausſprache im Haushaltsausſchuß ſtand natürlich ſtark un⸗ ter parteipolitiſchen Geſichtspunkten und war daher nicht immer objektiv. Wenn aber dieſe Ausſprache den Anlaß gegeben hat, offen⸗ kundige Mißbräuche bei der Verteilung der Oſthilfegelder feſtzuſtellen und für die Zu⸗ kunft unmöglich zu machen, ſo ſind die Haus⸗ haltsausſchußberatungen trotzdem nicht un⸗ nütz geweſen. * Für Frankreich ſtand die Woche im Zeichen des Kampfes um den Ausgleich des taatshaushaltes. Der Finanzminiſter Che⸗ ron hat dem Parlament einen großen Plan zur Finanzreform vorgelegt. Durch neue Steuern und Abſtriche an den Ausgaben ſol⸗ len insgeſamt zehn Milliarden Franken zu⸗ ſammenkommen. Wie zu erwarten war, gab es ſchon im Finanzausſchuß der Abgeordne⸗ tenkammer eine ſcharfe Oppoſition gegen die Regierungsvorlage, weil der Franzoſe gan; Viernheimer Anzeiger (Biernheimer Bürger-Zig.— Viernb. Volksblatt) erholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inserate und Nutizen vor⸗ Unzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeue koſtet 25 Pfg., die Rietlamezeue 60 Pig. 5 5 mittags 8 u Geſchäftoſ r r, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer 105 95 ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes bei i den nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme eee eee, 925 jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden mstag, den 28. Januar 1933 Dienstag Neiih Die Reichsregierung wird ihr Programm darlegen— Es folgt eine polſtſſche Anz fprathe Was dann?— Neichskommiſſar Gereke über die Arbeitsbeſchaffung Am Freitag nachmittag hat die Sitzung des Aelteſtenrats des Reichstags ſtattgefunden, der man mit großer Span— nung entgegengeſehen hatte. Ueber ihren Verlauf wird berichtet: Der Aelteſtenrat des Reichskages beftä⸗ tigte am Freitag nachmiltag ſeinen vor acht Tagen gefaßten Beſchluß, wonach die nächſte Reichstagsſitung am Diens⸗ tag, den 31. Januar ſtaltfinden ſoll. Auf der Tagesordnung ſteht die Ent⸗ gegennahme einer Erklärung der Reichs- regierung. Daneben ſollen einige inker⸗ nakionale Abkommen ſozialpolitiſcher Ark erledigt werden, ſoſern das ohne Ausſprache möglich iſt. Der Aelteſtenrat hat alſo keine weite ⸗ re Vertagung des Reichstags beſchloſ⸗ ſen, es bleibt vielmehr bei dem vorgeſehenen Termin, ſo daß der Reichstag alſo am Diens⸗ tag kommender Woche zuſammentreten wird und zwar nachmittags drei Uhr. Es wurden— wie ergänzend gemeldet wird— in der Aelteſtenratsſitzung am Freitag An⸗ 31. Januar nicht laut. Auf beſonderes Befragen erklärke Slaaksſekretär Dr. Planck, daß die Reichsregierung keinerlei Erklärungen abzugeben habe. Dieſe Erklärung des Staatsſekretärs Planck iſt nicht verwunderlich, denn die Reichsregierung hatte gar keine Veranlaſ— ung zu einer Stellungnahme, da ſie ſchon rüher wiederholt erklärt hatte, ſie ſei jeder⸗ zeit bereit, im Reichstag ihre programmati⸗ che Erklärung abzugeben. Der Reichstag wird ſich nunmehr nach Entgegennahme der RNegierungserklä⸗ rung am dienskag auf Mittwoch verla⸗ en, um dann in die Ausſprache einzu- reten. Ueber den Zeitpunkt, zu dem über die vorliegenden Mißtrauensankrä- ge abgeſtimmt werden ſoll, iſt auf der Sitzung des Aelkeſtenrates nicht geſpro⸗ chen worden. Die ganze Aelteſtenratsſitzung dauerte knapp eine Viertelſtunde. Sie hat die Situa⸗ tion inſofern geklärt, als ſie wenigſtens die endgültige Entſcheidung nicht noch weiter hinausgeſchoben hat. der Kanzler geht zum Neichspräſidenten Reichskanzler von Schleicher wird am heutigen Samstag den Reichspräſi⸗ denten aufſuchen, um mit ihm die politi— ſche Lage durchzuſprechen. Man nimmt an, daß der Kanzler die Vollmacht erbitten und erhalken wird, den Reichstag aufzulöſen, falls dieſer ei⸗ nen Mißtrauensankrag gegen das Reichskabinett annehmen ſollte. Da aber die Abſtimmung über die Miß⸗ frauensanträde erſt nach der politiſchen eee* n A EN 105 c a onders ungern Steren bezahlt. Im Ple⸗ 0 Kohimer war dann der Widerſtand ſo heftig, daß dem Finanzminiſter nur übrig blieb, nachzugeben oder ſeinen Rücktritt zu erklären. Wider Erwarten hat er nachgege⸗ ben, indem er auf drei Milliarden Franken neue Einnahmen verzichtete. Auf dieſe Weiſe wurde eine Regierungskriſe, die man ſchon als unvermeidlich 5 noch einmal ver⸗ mieden. 4 Von den Ereigniſſen der„großen Politik“ een wir f ießlich nuch den Verzicht der Roveiniaten Staaten von Nordamerika Ausſprache vorgenommen werden wird, wird die Reichstagsauflöſung wohl erſt Ende nächſter Woche erfolgen. Daß es zur Auflöſung kommen wird, iſt nach der An⸗ kündigung des„Völkiſchen Beobachters“. die NSDAP. werde dem Mißtrauensantrag der Kommuniſten zuſtimmen, wohl nicht mehr zweifelhaft. Trotzdem gehen die Verhandlungen über eine andere Löſung weiter. Auch Adolf Hitler iſt dazu wieder in Ber⸗ lin eingetroffen. Große Ausſichten haben die— ſe Bemühungen allerdings nicht, denn es ſind keine Anzeichen dafür vorhanden, daß ſich Herr von Hindenburg von Reichskanzler von Schleicher trennen will. Der Weggang Schleichers wäre aber die Vorausſetzung für die Bildung eines Kabinetts, wie es die Deutſchnationalen erſtreben. Gegen einen neuen Wahllampf Das Präſidium der Vereinigten Va⸗ terländiſchen Verbände erläßt fol⸗ gende Erklärung:„Mehr denn je wird unſer Volk zerriſſen durch machtpolitiſche Kämpfe zwiſchen Regierung und Parteien. Dieſe Kämpfe beſſern aber weder unſere außenpo⸗ litiſche Lage, noch die wirtſchaftliche Ver⸗ zweiflung vieler Millionen von Volksgenoſ— ſen. Die Entfachung eines neuen Wahl⸗ kampfes würde eine völlige Verkennung un⸗ ſerer bedrohlichen Lage bedeuten. Wir for— dern daher Führung, Einigung und ſachliche Arbeit.—Präſidium der Vereinigten Vater⸗ ländiſchen Verbände Deutſchlands. gez. Graf von der Goltz.“ * Die Arbeitsbeſchaffung Komm ein geſetzlicher Zwang zur Arbeits- zeikverkürzung? Berlin, 28. Januar. Der Häushaltsausſchuß des Reichstags beſchäftigte ſich am Freitag mit den Anträgen des Sozialpolitiſchen Aus⸗ ſchuſſes über Arbeitsbeſchaffungs⸗ fragen und mit den ihm überwieſenen An— trägen auf gänzliche oder teilweiſe Aufhe— bung der Notverordnungen vom 4. und 5. September Miniſterialdirektor Dr. Brecht wies fül die preußiſche darauf hin, daßz die jährlichen Ausgaben für die bloße Unterſtützung der Arbeiksloſen in Höhe von mehr als drei Milliarden Mark héher ſeien als das Erträgnis von Einkommen-, Kriſen- und Umſatzſteuer. Die preußiſche Staatsregierung ſei zwar mit einer großzügigen Arbeitsbeſchaffung durch⸗ aus einverſtanden. Sie glaube aber keines⸗ wegs, daß dies dazu angetan ſein werde, eine Erſparnis in den ungeheuren Ausgaben für die Arbeitsloſen zu bringen. Deshalb müſſe Staatsregierung J J auf die Inſelgruppe der Philippinen im Großen Ozean. Die Freigabe iſt durch einen Senatsbeſchluß, der den Widerſpruch des Präsidenten Hoover unwirkſam machte, diefer Tage entſchieden worden. Im Ver⸗ lauf von höchſtens zehn Jahren ſollen die Philippinen die volle Selbſtändigkeit erhe ten, nachdem ſie, 1899 von Spanien verloren, den Vereinigten Staaten ſeit dieſer Zeit ver⸗ bunden und mit ihnen im freien Güteraus⸗ tauſch vereinheitlicht ſind. Der auf den erſten Blick ſehr großherzig anmutende Beſchluß des amerikaniſchen Parlaments hat aber einen ſehr materiellen Hinterarund: die Jahrgang ö zu der Arbeitsbeſchaffung die rationelle Ver⸗ teilung der normalen Arbeit treten. Das könne nur durch geſetzliche Arbeils⸗ zeitverkürzung geſchehen, die zwar Aus⸗ nahmen vorſehen müſſe aber nur im f Einzelfall. Es werde dann möglich ſein, von den volks⸗ wirtſchaftlich nutzlos ausgegebenen drei Mil⸗ liarden etwa zwei Milliarden freizubekom⸗ men, die als echte Finanzierung der Arbeits⸗ beſchaffung verwendet werden können. Reichslommiſfar Dr. Gerele erklärte, die im Ausſchuß geäußerte Sorge, es könnten Fehlinveſtitionen vorkommen, iſt unbegründet, da die Durchführungsbeſtim⸗ mungen gerade in dieſer Beziehung ſehr ſtreng gehalten ſind. Auch das Bedenken, daß viele Gemeinden von den angebotenen Dar⸗ lehen nicht genügend Gebrauch machen könn⸗ ten, iſt ungerechtſertigt. Die Höhe der unverbindlichen Voran⸗ meldungen zeigt ſchon jetzt, daß die zur Verfügung ſkehende Summe um ein Vielſaches überzeichnet werden wird. Die Verteilung der Geſamtſumme von 500 Millionen Mark, die zunächſt zur Verfügung ſtehen, iſt in der Weiſe vorgeſehen, daß für die Zwecke des Reiches und der Reichsbahn⸗ Zeſellſchaft etwa 100 Millionen, für die Zwecke der Länder, Gemeinden, Gemeinde⸗ verbände und gemiſchwirtſchaftlichen Betriebe etwa 400 Millionen Mark zur Verfügung ge⸗ ſtellt werden. Die neuerdings zur Verfügung geſtell⸗ ken 56 Millionen Mark für Iwecke der Hausreparaturen ſind in den 509 Milt io⸗ nen nicht enkhalten, dagegen iſt es bei den 40 Millionen für die ZJwecke der Skadkrandſiedlung der Fall. Von beſonderer Bedeutung für den Erfolg dieſes Sofortprogramms iſt es, daß die Ar⸗ beiten ſelbſt ſofort nach Beendigung der Froſtperiode beginnen können. Die Landes⸗ zentralbehörden bzw. die von ihnen beſtimm⸗ ten Staatsbehörden prüfen im Einverneh⸗ men mit dem Präſidenten der Landesar⸗ beitsämter die Anträge der Gemeinden und Gemeindeverbände vor. Ohne weitere Bera⸗ tung in Ausſchüſſen ſoll auf ſchnellftem Wege der Darlehensantrag durch die Hand des Reichskommiſſars dem zuſtändigen Kredit⸗ inſtitut zugeleitet werden. Ich hoffe, daß bereits in der nächſten Woche die erſte Entſcheidung über Darlehensan⸗ kräge gefällt werden kann, und daß noch im Februar erhebliche Aufträ⸗ ge an die Induſtrie für Materialbeſchaffung herausgehen können, die noch während der Froſtperiode ausgeführt werden. * Landwirtſchaft des amerikaniſchen Weſtens empfindet nämlich die Konkurrenz des phi⸗ lippiniſchen Zuckers, Hanfs und Obſtes ge- rade in der heutigen Kriſenzeit ſo ſehr, daß ſie ihren Einfluß im Intereſſe der Selbſtän⸗ digmachung der Philippinen ausgeübt hat. Sind die Philippinen Ausland, dann kann man ſich durch Zölle gegen die Einfuhr von dorther ſchützen, was ſetzt natürlich doch un⸗ möglich iſt. Es ſind alſo, wie bereits er⸗ wähnt, recht materielle Erwägungen, die das amerikaniſche Parlament zu dem Ffei⸗ gabebeſchluß veranlaßt haben. Lokales Die Familienfeier des Kath. Arbeitervereins findet morgen Sonntag Abend im Engelſaale ſtatt.(Siehe Inſerat) Der Kath. Männerverein veran⸗ ſtaltet worgen Sonntag abend im„Deutſchen Kaiſer“ ſeine diesjährige Familienfeier.(Siehe Inſerat) *Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes übernimmt Herr * Dr. Günther den ärztlichen Sonntagsdienſt. Volksſchule wegen Grippe ge⸗ ſchloſſen. Von der Schulbehörde wurde die Schließung der hieſigen Volksſchule am Montag, Dienstag und Mittwoch, der kommenden Woche, wegen der vielen Grippenerkrankungen angeordnet. Der Unterricht der Berufsſchulen fällt nicht aus. Zentralverband der Arbeits⸗ invaliden Ortsgruppe Viernheim. Die Gene⸗ ralverſammlung findet am Sonntag, den 5. Februar 1933 im Gaſthaus zum Storchen ſtatt. Näheres im Inſerat nächſte Woche. * Verſammlung der Neuhaus⸗ beſitzer Sonntag mittag 3 Uhr im„Fürſt Alexander.“ Auf obige Verſammlung ſeien alle Mitglieder mit ihren Frauen ſowie die Mieter der Neuwohnungen nochmals beſonders aufmerk- ſam gemacht, da der Referent ein ausführliches Bild über die derzeitige Lage im Hausbeſitz geben wird. * Das neurenovierte Gaſthaus „zum Löwen“ wird am heutigen Samstag neu eröffaet. Wir wollen nicht verfehlen, auf die in geſtriger Nummer unſeres Blattes er⸗ folgte Anzeige auch an dieſer Stelle empfehlend hinzuweiſen. Alle Lokalitäten ſind neu herge⸗ richtet und wirken wohltuend auf das Auge des Beſuchers. Wir wünſchen den neuen Unter- nehmern, Herrn Bernhard Brückmann und Frau, einen guten Erfolg. *»Sandhofen auf dem Waldſport⸗ platz. Kein Fußballfreund darf ſich morgen Sonntag das Verbandspokaltreffen auf dem Wald⸗ ſportplatz gegen Sandhofen entgehen laſſen. Im Vorſpiel ſtehen ſich die 2. Mannſchaften der DK. und Sportvereinigung gegenüber. * Deutſcher Abend der NSDAP. Die hieſige Ortsgruppe der NSDAP. hält einen Deutſchen Abend ab. Siehe Inſerat. Deutſche Jugendkraſt. Sportvorſchau! Mannheim's Rotweißen auf dem D. J. K.⸗Stadion. Das Nachrunden⸗ Treffen auf dem Waldſportplatz! Durch die erlittene Niederlage unſerer 1. Handballmannſchaft in Edingen iſt das morgige Zuſammentreffen gegen Rotweiß Mannheim zu einem wichtigen Faktor geworden. Beide Mann⸗ ſchaften befinden ſich z. Zt. noch in Punktgleich⸗ heit und die Frage; wer wird Tabellenzweiter, ſteht daher weit, offen. V. war wohl in der Vorrunde der Glücklichere und fertigte ſ. Zt. ſeinen morgigen Rivalen auf Mannheimer Boden knapp 3:4 ab. Wird es am morgigen Tage Tage wiederum gelingen. Freunde des Handballſports! Gewährt unſeren Spielern die Bitte und kommt alle auf unſer Stadion. Folgt ihren einladenden Worten und verhelft ſo zu einem hoffentlich glücklichen Siege. Erwähnt ſei noch, daß der Tabellen⸗ zweite um den Aufſtieg in dieGauklaſſe kämpft. Soll unſeren Blauweißen dieſe Freude zuteil werden? Wir hoffen und wünſchen es. N. B. Die Spiele in Waldhof wurden infolge Erkrankung der meiſten Spieler abgeſetzt. Jugendkraft Heil! An unſere Mitglieder, Spieler und Sporifreundel Ein neues Geſchäftsjahr iſt mit dem Ab⸗ ſchluß der Jahresverſammlung am vergangenen Sonntag begonnen worden. An der Spitze unſeres Vereins wurden neue bewährte Männer, altbewährte Kräfte durch das Vertrauen unſerer Mitglieder berufen, die weitere Berufung mit⸗ arbeitender Herren in der kommenden General⸗ verſammlung ſteht bevor. Mitglieder: neue Wege zum Wohle des Vereins werden zu begehen ſein! Die Einig⸗ keit aller Mitglieder iſt erforderlich, ſollen auch dieſe Zeiten größter Not gemeiſtert werden! Wer die Zeichen dieſer Zeit aber nicht verſteht und ſtellt ſich weiterhin im Gegenſatz zu den idealen Beſtrebungen des Vereins, der ſoll ſich in letz- ter Minute nochmals fragen, ob er recht han⸗ delt und dann die nötigen Konſequenzen ziehen. Wir brauchen die Einmütigkeit und das Ver⸗ trauen unſerer geſamten Mitgliedſchaft! Wir verzichten auf perſönliche Eigenbrödeleien zum Schaden des Vereins! Unſere Spieler, vornehmlich die 1. Mann⸗ ſchaft braucht die Einmütigkeit des Vereins, um in ſportlichen Kämpfen jederzeit einen morali⸗ ſchen Rückhalt ſeitens unſerer Mitglieder und Sportfreunde zu haben. Genau ſo auch die unteren Mannſchaften, für die wir auf ſchnell⸗ ſte Weiſe ſportliche Betätigung in Privatſpielen zu erreichen ſuchen. Das Vertrauen eines jeden Spielers zu dem neuen Vorſtand iſt oberſter Grundſatz. Ebenſo auch ſeitens der Schwerathl. Abteilung, für welche bereits ein Freundſchafts⸗ kampf abgeſchloſſen iſt. Unſere Sportfreunde alle, in unſerer Ge— meinde und auswärts: gewährt weiterhin eurer Sportvereinigung Amicitia 09 das ganze Ver- trauen in ihre Führung und ſportlichen Geiſt der Mannſchaften! Viele von Ench haben in letzter Zeit dem Verein durch Fernbleiben von Spielen die Unterſtützung verſagt! Stellt wie⸗ der Eure ſportliche Geſinnung, unbeſchadet alles Vorgekommene, den idealen Beſtrebungen des Vereins und ſeiner Mitglieder, vor allem aber den verſchiedenen Mannſchaften bei Spielen zur Verfügung. Der Name des Vereins und ſeiner Gemeinde ſoll wieder allerbeſten Klang und An- ſehen genißeen. Wer in dieſem Sinne mit uns ſein will, uns unterſtützt, iſt uns jederzeit willkommen. Viernheim, Januar 1933. Sportoereinigung Amicitia oo E. U. Der Vorſtand: Fr. Bender, Fr. Kempf, Gg. Sommer L. Winkenbach. Viernheimer Tonfſilmſchau „Unter falſcher Flagge“,„Das Vagabunden⸗ liebchen“,„Artur iſt beliebt“ dieſe Woche im Central⸗Film⸗Palaſt. Eine ausgezeichnete Tonfilm⸗Sehenswürdig⸗ keit iſt wieder dieſe Woche im obigen Theater zu ſehen und zu hören. So kommt zur Auf⸗ führung das weltbekannte und erfolgreichſte Standard⸗Tonfilmwerk aus der Sonderklaſſe der deutſchen Univerſal„Unter falſcher Flagge“ mit Charlotte Suſa, Guſtav Fröhlich, Hans Brauſe⸗ wetter, Hedwig Wangel, Theodor Loos, Harry Hardt uſw. Eine Spitzenleiſtung deutſcher Ton- filmkunſt von beſter Tonwiedergabe. Ein 100% Ton-, Sprech- und Geſangsfilm in 10 Akten. Eine Tonfilm⸗ Sehenswürdigkeit erſten Ranges. Ein Tonfilmwerk für jeden Filmfreund, den ſich alle anſehen. Ueberall ſpricht man von dieſem und wird auch hier zum Tagesgeſpräch werden. Iſt doch ein Beſuch des Central⸗Film⸗Palaſtes eine Erholung, eine Freude für den Filmfreund. Eine Unterhaltung muß der Menſch auch hab 0 und die findet er am ſchönſten und billigſtey in dieſem Theater. Hier werden nur gute Film werke vorgeführt, kein Vorurteil ſondern erſt kommen, ſehen und hören, dann erſt urteilen. Behauptet wird, daß im Theater am wenigſten geſündigt wird. Iſt doch ein Kino⸗Theater von allen Ländern der Erde als 1. Kulturſtätte an⸗ erkannt. Sämtliche Filmwerke werden von der Reichsprüfſtelle und von der Bildſtelle des Zentralinſtituts für Erziehung und Unterricht geprüft und können daher der ganzen deutſchen Bevölkerung anſtandslos vorgeführt werden Ein Beſuch des Cefipa iſt beſtens zu empfehlen. Geſchäftliche Mitteilung. „Weiße Woche“ das Feſt der Hausfrau iſt immer ein großes Ereignis. Auch in dieſem Jahre wird dieſe große Kaufgelegenheit für Weiß⸗ waren und Wäſche die übliche Anziehungskraft nicht verfehlen, denn wenn auch das Geld knapp iſt, die Preise haben einen Tiefstand erreicht, dass sogar gute Oualſtäten kaum glaublich billig sind. Weisse Woche kauft man im Spezlalgeschäft, wo jahrzehutelange Erfahrung zum Nutzen der Käufer ſich auswirkt und wo neben ſachgemäßer Bedienung Wert darauf ge⸗ legt wird, nur haltbare Ware zu mäßigen Preiſen in den Verkauf zu bringen. Die Firma hermann Fuchs⸗ Mannheim, an den Planken, neben der Hauptpoſt, hat gute Bedienung und richtige Ware gelegt und iſt hierfür in weiteſten Kreiſen aufs Beſte bekannt. Viele Anerkennungen ſind derſelben zuteil gewor- den und wenn Sie leſen, wie eine Kundin ſchreibt: „Senden Sie mir den Anlaß nehmen, Ihnen zu ſagen: Alles, was Sie mir lieferten, ist einkach nieht kaputt zu kriegen! Genau ſo iſt es aber auch mit Kleider- und Mantelſtoffen. Darum haben wir(auch alle meine Verwandten) Ihnen die Treue bewahrt und kaufen alles, was wir nötig haben, heute immer noch gleich gern, wie früher, bei Ihnen“. a Ergebenſt grüßt Frau Oberregierungsrat ſo wiſſen auch Sie verehrte Leſerin, wo Sie vertrauensvoll kaufen können, und darum ſei die Loſung für die„Weisse Woche 1033“ auch in dieſem Jahre wieder: Zuerſt zu Fuchs! ſtets beſonderen Wert auf „Es ſind nun ſchon bald 20 Jahre, daß ich meine komplette Aus⸗ ſteuer von Ihnen erhielt und ich möchte heute Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit ⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Sänger⸗Einheit. Samstag abend 8½ Uhr Singſtunde. Um pünkliches und vollzähliges Erſcheinen wird gebeten. Sonntag den 29. Januar nachmittag 1 Uhr Generalverſammlung im Lokal, wozu alle Mitglieder freundlichſt eingeladen werden. Wir machen beſonders darauf aufmerkſom, daß Anträge zur General- verſammlung bis ſpäteſtens Samstag nach⸗ mittag 1 Uhr, alſo gemäߧ 32 der Statuten 24 Stunden vor der Generalverſammlung, ſchriftlich beim 1. Vorſitzenden Herrn Zöller abzugeben ſind. Der Vorſtand. Klub der Gemütlichen 1915. Heute abend um 8 Uhr findet im Lokal zum Anker eine wichtige Mitgliederverſammlung ſtatt. Um reſtloſes Erſcheinen der Mitglieder wird dring⸗ end gebeten. Der Vorſtand. Gottesdienst Ordnung der katholiſchen Gemeinde Viernheim 4. Sonutag nach Erſcheinung des Herrn. Aopſte lkirche: 8 7 Uhr hl. Meſſe. i 8 Uhr hl. Meſſe mit Predigt 10 Uhr Hochamt mit Predigt. 2 Uhr Andacht. Marienkirche: 7/9 Uhr hl. Meſſe mit Predigt. ½11 Uhr Kindermeſſe. f 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag: ½8 Uhr 1., ¾8 Uhr 2. S.⸗A. f. Korn. Bauer 2. Dienstag: ½8 Uhr 2., 8 Uhr 3. S.⸗A. für ledig f Anna Maria Niebler. Mittwoch: ¼8 Uhr Jahresgedächtnis f. Bäcker⸗ meiſter Peter König. 3/8 Uhr 3. S.⸗A. für Korn. Bauer 2. Donnerstag: ¼8 Uhr beſt. E.-A. für Nikol' Mandel 5., Ehefrau Anna Maria geborene Winkenbach und Angehörige. 75 348 Uhr beſt. E.⸗A. für Joh. Bapt. Illert, Eltern, Schwiegereltern, Tochter Maria Joſefa geehl. Kempf und Angehöcige. 1 Freitag: ¼8 Uhr S.⸗M. für gefallenen Krie⸗ ger Lehrer Karl Joſef Hofmann, Eltern, Groß⸗ eltern und Anverwaudte. 8 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Mich. Haas 2. und Familie Lippert. 3¼8 Uhr beſt. E.⸗A. für Franz Sax, Ehe⸗ frau Sophia geb. Gutperle, Tochter Cäcilia und Angehörige. Samstag: /8 Uhr 1., ¾8 Uhr 2. S.⸗A. für Jakob Kirchner 4. 335 7/8 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Georg Platz und Anna Maria Kühner. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein, am Dienstag und Donnerstag bei den Barmherzigen Schweſtern 7 Uhr hl. Meſſe. Am Donuerstag vor dem 1. Gottesdienſt findet die Kerzen⸗Weihe ſtatt. Am Donnerstag von 5—7 Uhr Gelegen⸗ heit zur hl. Beicht. Am Freitag während und nach dem 2. Gottesdienſt wird der Blaſius⸗ Segen ausgeteilt. Am Freitag ½7 Uhr Herz Jeſu Andacht. Am Dienstag und Donnerstag um 7 Uhr hl. Meſſe in der Marienkirche. Am nächſten Sonntag gemeinſchaftliche hl. Kommunion für die 1. und 2. Abteilung der Jungfrauen⸗Kongregation, zugleich gemeinſchaftl. hl. Kommunion für die Schüler der Herren Lehrer Lipp, Spengler, Nau, Schmuck, Fräulein Hofmann und Penſel. Mädchen beichten Frei⸗ tag 5 Uhr, die Knaben Samstag 2 Uhr. Kirchliche Anzeigen der Eu. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 29. Jan. 1933 4 S. n. Epiph. Vormittags 10 Uhr: Gottesdienſt. Vormittags 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendverein u. Mädchenbund. Montag, den 30. Januar 1933 Abends 8½ Uhr: Uebungsſt. des Kirchenchors. Mittwoch, den 1. Februar 1933 Abends 8 Uhr: Turn- und Spielſtunde. Donnerstag, den 2. Februar 1933 Abends 8 Uhr: Hauptverſammlung des Kirchen⸗ i chors. Heute 4 Blätter (16 Seiten) Berückſichtigt beim Einkauf von Waren die Inſerenten dieſer Zeitung. — 898995982599 9 3999959998 Mul- Aber lerch Ms 9 EEEEEEFFFECCCC en Morgen Sonntag Abend, um 8 uhr, findet im„Kaiſerhof“, bei Kamerad Mich. N 5 * * 55559889399 ScececeCe eee(e Froſchauer unſere diesjährige Winterfeier mit theatraliſchen Darbietungen und Tanz. 7 ſtatt.— Hierzu laden wir unſere allverehrten Kameraden nebſt. Familienangehörigen, ſowie Freunde und Gönner höflichſt ein. 5 Der Vorſtand.* 4 Getränke nach Belieben.———— Aller Reichtum beruht auf der Macht der Reklame! Eintritt frei. denkende FF M. S. D. A. P. Orisgruppe Viernheim ———————— 2 ͤ—3¹j4. n Heute Samstan Abend, 8 Uhr, veranſtalten 27 wir im Saale zum„Kaiſerhof“ einen mit Theater und anschlleß. deutschen Tanz Sämtliche ind heren le und alle Deutſch⸗ ind hierzu herzlichſt eingeladen. CEintritt pro Perſon 30 Pfg. 1 * S * 10. 8 2 faggaggnggmenmaenee Eintritt frei! acggggggdaggndhnhpunmaanaggaamamgaſſe E rieger- u. Soldatenverein„Jenutonia“ mlt Schiltzenabteilun ggg Einladung Morgen Sonntag, den 29. Januar 1933 findet im Vereinslokal zum Schützenhof abends 8 Uhr unsere Uanteriesiüchhelt Statt. Wir laden unsere werten Mitglieder frdl. ein. Jedes Mitglied ist berechtigt, zwei Personen einzuführen. Mitgliedskarten sind vorzuzeigen. Der Vorstand. zohelle Klärung notwendig Vor dem Empfang Schleichers bei Hindenburg a Berlin, 29. Januar. Die Notwendigkeit einer ſchnellen Klärung der politiſchen Lage macht ſich immer mehr eltend. Man erwartet ſie mit größter Wahr⸗ cheinlichkeit bereits von dem Empfang des Reichskanzlers beim Reichspräſidenten. Es iſt anzunehmen, daß dieſe Klärung auch nach der Auffaſſung des Generals von Schlei⸗ cher dringend erfordenlich iſt. Die erſte Vor ausfetzung dafür liegt in der Frage der Auf⸗ löſungsvollmacht. Sie wird durch die Be⸗ sprechung aus dem Dunkel der Gerüchte ge⸗ hoben werden. In dieſe Erörterungen ſpielen noch zwei andere Fragen eine wichtige Rolle. Da iſt einmal der Gedanke eines halbjährigen Burgfriedens, zum anderen die Not⸗ verordnung zur Befriedung des öffentli⸗ chen Lebens. Im Reichstag glaubt man, daß beides in der Unterredung ebenfalls zur Sprache kommen wird. Ob dieſe Annahme 00 zutrifft, läßt ſich im Augenblick nicht feſt⸗ tellen. f Die Entſcheidung liegt jetzt alſo beim Reichspräſidenten. Von der Antwort, die er gibt, wird es abhängen, ob der Kanzler aus der Situation Konſequenzen zieht. In politi⸗ ſchen Kreiſen rechnete man Freitagabend mit der Möglichkeit, daß es zum Rücktritt des Reichskabinetts kommen könne. Das Reichskabinett trat heute vormittag zu elner Sitzung zuſammen. Notruf des Handwerks Berlin, 29. Jan. Die Kundgebung des Reichsverbandes des deutſchen Handwerks and nach Beendigung der Ausſprache ihren bſchluß in der Annahme einer Entſchlie⸗ gung, in der auf die Notlage des deutſchen Handwerks hingewieſen wird. Weiter wird auf die Folgen der Schwarzarbeit für das Handwerk aufmerkſam gemacht und mit Nachdruck die immer wieder verlangte Be⸗ rückſichtigung der Belange des gewerblichen Mittelſtandes durch eine eigene enge Verbin⸗ dung zur Reichsregierung gefordert. Am Schluß der Entſchließung heißt es: Das Handwerk ſieht ſich nicht länger in der Lage die Mißachtung ſeiner Rechte und des ihm in der Verfaſſung zugeſicherten Schutze! zu ertragen Den Führern des Handwerks iſt eg nicht möglich, den Unmut ihrer Schutzbe⸗ fohlenen nieder zu halten und Ausbrüchen der Verzweiflung vorzubeugen. Wir fordern Arbeit zu erträglichen Prei- ſen und mürdigen Bedengungen, damit die J Handwerker ihren Pflichten ge⸗ genüber ſhrer Familie, ihren Mifarbeitern und gegenüber dem Staate erfüllen können. Die Schüſſe in Dresden Keine weiteren Todesopfer. Dresben, 28. Januar. Entgegen anderslautenden Gerüchten iſt eſtzuſtellen, daß ſich die Zahl der Opfer der orgänge im Keglerheim nicht erhöht hat. Sieben Tote ſind, wie bereits berichtet, na⸗ mentlich feſtgeſtellt, bei zwei weiteren Toten konnte die Perſönlichkeit noch nicht ermittelt werden. Einer der Token iſt übrigens nicht erſchoſ⸗ en, ſondern bei der Panik, die nach den er ⸗ en Schüſſen unter der dichtigedränglen Menge im Saal und im Treppenhaus aus- brach, niedergelramvelt und dabei ſo ſchwer verletzt worden, daß er dann im Kranken- haus ſtarb. Die Landtagsſitzung, in der die Angelegen⸗ 995 beſprochen wurde, mußte vorzeitig abge⸗ rochen und auf Dienstag vertagt werden, da es zu großen Tumultſzenen gekommen war. Nach Abbruch der Landtagsſitzung hat 1 die Stimmung allmählich wieder beru⸗ igt. Der Demonſtrationsſtreik der Arbei⸗ terſchaft des Sachſenwerkes in Niederſedlitz hat im ganzen nur drei Stunden ge⸗ dauert. Die Belegſchaft iſt am Freitag wie⸗ der vollzählig in den Betrieb zurückgekehrt. Auch ſonſt herrſcht in Dresden und Umge⸗ bung Ruhe. Die Untersuchung der Schießerei Die Unterſuchung der Vorgänge im Keg⸗ lerheim iſt unter Hinzuziehung eines beeidig⸗ len Schießſachverſtändigen inzwiſchen durch⸗ ate worden. Es wurden mehrere Ge⸗ choßeinſchläge am Podium und auf dem Fußboden des Saales ee i Bei einem dieſer Geſchoſſe iſt mit Sicher it nachgewiesen, daß es aus der Richtung r rechten Eckſäule des Balkons abgefeuert worden iſt und zwar aus einem Revolver aͤlterer Konſtruklion Kaliber 11 Millimeter. Deutſche Tagesſchau Die beanſtandeten Oſthilfefälle. Der Unterſuchungsausſchuß des Haushaltsausſchuſſes des Reichstages ſtellte in vertraulicher Sitzung einen Arbeitsplan für die Nachprüfung der in der Oſthilfe be⸗ anſtandeten einzelnen Fälle auf. Der Aus⸗ chuß wird ſich die Unterlagen vorlegen laſ⸗ en und die nennenswerten Einzelfälle ſelbſt nachprüfen. Ueber die übrigen Fälle wir ein Gutachten eingeholt werden, an deſſen 5 Ausſtellung auch dernechnungshof des veur⸗ ſchat Reiches beteiligt iſt. Der Unteraus⸗ huß will ſeine Arbelten möglichſt beſchleu⸗ nigen, er wird am Dienstag nächſter Woche wieder zuſammentreten. Keine Elektrifizierung der badiſchen Bahnen. Finanzminiſter Dr. Mattes teilte im badiſchen Landtag mit, daß die Reichsbahn⸗ verwaltung ihm in Berli erklärt habe, ſie abe kein Intereſſe an der Fortführung der lektrifizierung über Stuttgart hinaus, d. h. die Linie Stuttgart-Mühlak⸗ ker—Karlsruhe wie auch die Rheintal⸗ linie Mannheim.-Heidelberg—Ba⸗ ſel ſeien nicht im Programm der Reichs⸗ bahn über die Elektrifizierung der nate auf⸗ genommen. Das bedeute eine Zurückſtellung der badiſchen Elektrifizierungswünſche auf viele Jahre hinaus. Bayern ſenkt die Schlachtſtener. Die bayeriſche Regierung hat neuer⸗ dings eine Minde ung der Schlachtſteuer ein⸗ treten laſſen. Durch eine in den nächſten Ta⸗ gen erſcheinende Verordnung werden bei je⸗ nen Schlach'tierklaſſen, die am ſtärkſten unker der Marktentwicklung zu leiden haben, trotz des zu befürchtenden erheblichen Steueraus⸗ falles, nochmals ſteuerliche Erleichte⸗ rungen eingeführt. Die St uerſen kong tritt am 1. März ds. Is. in Kraft. Der neue bayeriſche Sch'achtſteue tarif iſt nunmehr, mit Ausnahme von Heſſen, der niedrigſte aller deutſchen Tarife. N Grippe und Kälte Weitere Schulſchließungen.— Beſchränkun⸗ gen im Poſidienſt. Eſſen, 29. Januar. Die Grippe⸗Epidemie hat beſonders in Weſtdeutſchland weiter um ſich gegriffen. In Bochum und Herne mußten weitere Schulen geſchloſſen werden. In den meiſten Fällen handelt es ſich jedoch nur um leichte Erkran⸗ kungen. In Duisburg ſind die Erkrankun⸗ gen beim Perſonal der Poſtämter ſo ſtark aufgetreten, daß Beſchränkungen im Zaſtell⸗ dienſt vorgenommen werden müſſen. Ueber 3000 Todesopfer in England. Die Grippeſeuche in England breitet ſich weiter aus. In den letzten drei Wochen be⸗ trug die Zahl der Todesopfer in den größten Städten Englands und Wales 3311. Schnee verhindert Lebensmittelzufuhr. Infolge der ſtarken Schne fälle ſtößt die Verſorgung der Hauptſtadt Vukareſt mir Brotgetreide auf Schwieris keiten, da alle Bahnen nach der Moldau durch große Schnꝛeverwehungen unterbeo hen. und die Vorräte in der Stadt nur gering ſind. In Sibirien 40 Grad unter Null. In Rußland wird eine neue Källewelle Deimold, 28. Januar. Im Erdgeſchoß des dreiſtöckigen Hotels zur„Traube“ brach am Freitag früh um 3 Uhr ein Großfeuer aus, das ſich bin⸗ nen kurzer Zeit auf alle drei Stockwerke aus⸗ dehnte Die im Hotel wohnenden 15 Perſo⸗ nen, die zum Teil im tiefen Schlaf lagen, flohen auf das Dach und ſprangen von dort aus auf die niedriger liegenden Dächer der Nebenhäuſer. Mehrere Kabarettkünſt⸗ ler, die in dem Hotel ihr Heim hatten, konnten ſich jedoch nicht rechtzeitig in Sicher⸗ heit bringen. Morgens gegen 8 Uhr waren zwei Tole und 10 verletzte geborgen. Das Gebäude iſt vollſtändig ausgebrannk. Die A al- te bei der ſtarken Kälte ſehr ſchwere Arbeit, weil die Schlauchleitungen dauernd zufroren und die Uniformen vereiſten. Die Brandur⸗ ſache dürfte auf Ueberhitzung des im Gaſt⸗ zimmer ſtehenden Ofens zurückzuführen ſein. Drei Tode⸗ opfer Bei dem Brand ſind, nach den bisherigen Feſtſtellungen, drei Todesopfer zu beklagen. Neben der Frau des Artiſten Kramer aus Berlin iſt auch die ſchwerverletzte Artiſtin Gertrud Skiniki aus Eſſen im Krankenhaus eſtorben. Die vermißte Frau Dettmer, die chwiegertochter des Hotelbeſitzers, wurde vollkommen verkohlt unter den Trümmern aufgefunden. Der Mann der Artiſtin Kra⸗ mer ſchwebt noch in Lebensgefahr. Die übri⸗ en elf Schwerverletzten befinden ſich außer zebensgefahr. Noch ein Großleuer bei Teimold Während die Feuerwehr noch mit der Lö⸗ ſchung des Brandes im Hotel„Zur Traube“ beſchäftigt war, brach in dem benachbarten Dorf Heiligenkirchen Feuer aus. Das im Jahre 1732 erbaute Fachwerkshaus des Köllerhofes und die angrenzenden Stallun⸗ gen waren bald in ein rieſiges Flammen⸗ meer verwandelt und brannten nieder Trotz Einſalzes der Detmolder Mokor- ſpritze ſind auch die Ernkevorräte milver⸗ brannt. Nach den bisherigen Feſtſtellungen iſt ein Schaden von elwa 100 00 Mark ent. ſtanden. Das Jeuer iſt wahrſcheinlich durch eine ſchadhafte Stelle im Schornſtein enk⸗ ſtanden. Das Vieh erlitt teilweiſe Brand- wunden. Zwangsverwaltung über Amerilas größten Filmkonzern Neuyork. 28. Januar. Der größte Filmkonzern Ameri⸗ kas, die Paramount Publie Corpo⸗ ration die in Deutſchland durch die Pa⸗ ramount Film AG. vertreten iſt, und deren Aktienkapital faſt 700 Millionen Mark be⸗ trägt. wurde unter Zwangsverwaltung ge⸗ ſtellt, die verſchiedene Aktionäre wegen Ak⸗ erwartet. In Irkulſk iſt die Temperalur un⸗ ter 40 Grad geſunken. Die Behörden haben in den Straßen der Stadf offene Jeuer an⸗ gelegt, um die Menſchen vor dem Erfrieren zu retten. ö tienverſchiebungen beantragt hatten. Vor wenigen Tagen wurde bereits über die Radio Keith Orpheus Corporation wegen eines Rieſenfehlbetrages die ZIwangsver⸗ waltung verhängk. Auch Public Inkeryres, eine Tochtergeſellſchaft der Varomounth, hat mit 41 Millionen Dollar Schulden und 23 Millionen Dollar Aktiven freiwillig die Iwangs verwaltung beantragt. Tagung des deutſchen Handwerks Handwerlkervertreter beim Reichspr ſidenten— Eine Nede des Reichswirtſchaltsminiſters Berlin, 28. Januar. Reichspräſident von Hindenburg empfing am Freitag eine Abordnung des deutſchen Handwerks, beſtehend aus den Herren Berlin, Präſident des Reichsverbandes des Deutſchen Handwerks, Pflugmacher. Präſident des Deutſchen Handwerks⸗ und Gewerbekammertages, die Hermann, Generalſekretär des Reichsver⸗ bandes des Deutſchen Handwerks und Dr. 8 Meuſch, Generalſekretär des Deutſchen Handwerks⸗ un dGewerbekammertages, die dem Reichspräſidenten über die Lage des deutſchen Handwerkes berichteten und Vor⸗ ſchläge zur Beſſerung des vorhandenen Nor⸗ ſtandes unterbeeiteten. Reichsverband des Deutiſchen Handwerks Der Reichsverband des Deut- ſchen Handwerks veranſtaltete am Freitag im Plenarſitzungsſaal des ehemali⸗ gen Herrenhauſes eine ſtark beſuchte öffent⸗ liche Kundgebung. Unter den Ehrengäſten bemerkte man den Reichs wirtſchaftsminiſter Dr. Warm bol d, den Vertreter des Reichs⸗ arbeitsminiſters, Staatsſekretär Dr. Grie ⸗ b und den Reſchskommiſſar für Arbeits⸗ eſchaffung Dr. Gereke. Reichswiriſchaftsminiſter Dr. Warmbold erklärte, die heutige Tagung ſtehe wiederum wie die vorjährige im Zeichen der Not. die alle Kreiſe der Wirtſchaft erfaßt habe. Die Reglerung ſtehe ſtändig in engſter Fühlung mit den Vertretern des Handwerks und nie⸗ mand in der Regierung habe die Auffaſſung, daß man dieſer Not tatenlos zuſehen könne. Es geſchehe alles was möglich ſei, um dieſer Not zu ſteuern. So habe die Reichsregierung zu Gunſten der gewerblichen Genoſſenſchaften Bürg⸗ cha im Rahmen non 65 Millionen frieben zugutekommen. Mark zur Verfügung geſteut. Weiter ⸗ hin ſeien dieſen gewerblichen üreditge⸗ noſſenſchaften 32 Millionen Mark a's verlorene Juſchüſſe zugeführt worden und die Reichsregierung habe beſchloſ⸗ ſen, dem Reichspräſidenken vorzuſchla⸗ gen, dieſe hilfe um einen letzten welſoren verlorenen Juſchuß in Höhe von 28 Mil⸗ lionen Mark zu erweitern. ur Deckung derjenigen Verluſte gewerb⸗ licher Genoſſenſchaften, die aus ihremland' wirtſchaftlichen Kreditgeſchäft er⸗ wachſen ſeien, würden im Zuge der Sanie⸗ rung der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaft 20 Millionen Mark verwendet werden. Für die ſogenannte Kleinkreditaktion habe die Reichsregierung der Bank für Deut⸗ ſche Induſtreobligationen 40 Millionen Mark in Form von Reichsſchatzanweiſungen zugeführt, um Kredite an das mittlere und kleine Gewerbe zu ermöglichen. Die für die Inſtandſetzungsarbeiten an Wohngebäuden bereitgeſtellten 50 Millionen. Mark, deren Erhöhung um weitere 50 Millionen Mark zugeſagt ſei, würden den handwerk ichen Be⸗ Schwierigkeiten bei der Finanzierung des durch den Zuſchuß nicht gedeckten Teiles von 80 v. H würden offenklich mit Hife des Reiches in Kürze be⸗ 2 gt ſein. Zu dem Kapitel Schwarzarbeit bemerkte der Miniſter, daß die Rg erung ernſtlich bemüht ſei, dieſen Mißſtand zu be⸗ ſeitigen. Auch eine Erweiterung des Ver⸗ botes der Errichtung neuer Einheits⸗ preisge ſchäfte ſei im Intereſſe des Handwerks und Mittelſtandes erfolgt. Weiter ſei eine Unterſuchung über die Enkhbehrlichkeit der Regiebetriebe der öffentlichen Hand im Gange, deren Ergebnis demnächſt dem Reichsrat zugeleitet werde. Wenn Glieder erſroren ſind Wenn einzelne Glieder erfroren ſind, O ren, Naſe uſw. wird die Haut wachsgelb bis ſchneeweiß und gefühllos. Die erfrorenen Körperteile müſſen hochgelagert werden, erſt feſt mit Schnee oder kaltem Waſſer abgerie⸗ ben werden, bis das Gefühl wieder vorhan⸗ den iſt. Erwärmung darf immer nur allmäh⸗ lich einſetzen, denn zu raſches Erwärmen be⸗ wirkt Abſterben der erfrorenen Teile, warme Kompreſſen oder gar warmes Baden iſt ſehr gefährlich. Im übrigen ſei gerade die Damen⸗ welt vernünflig und verſehe ſich mit war⸗ men wollenen Strümpfen uſw. Erinnert ſei nur an die vielen Froſtſchäden die der Win⸗ ter 1929 brachte und wer damals davon be⸗ troffen wurde, wird nicht wieder zu den Leid⸗ tragenden zählen wollen. Ein Erfrorener darf nur in einem ungeheizten Raum entkleidet werden, anfangs mit Schnee oder kaltem Waſſer abreiben, erſt nach und nach in wär⸗ mere Temperaturen bringen, vorausgeſetzt, daß der Kranke wieder Lebenszeichen von ſich gibt. Die künſtliche Atmung muß ſehr vorſich⸗ tig gemacht werden, um die erſtarrten Ge⸗ webe zu ſchonen. Miltchwirtſchaftliche Familiennamen Von J. Brechenmacher, Oberſtudiendirektor. Wenn die auf die Käſe bezüglichen Faml⸗ liennamen viel ſtärkere Verbreitung haben als die von der Butter ausgehenden. ie hängt dies damit zuſammen, daß die Butter immerhin das koſtbarere Erzeugnis, mithin ein Leckerbiſſen iſt, während der Käſe ſeit äl⸗ teſter Zeit zum feſten Nahrungsbeſtand des einfachen Mannes gehört, ja gerade ein Sinnbild der Schlichtheit und der Kargheil der Lebensführung iſt. Die einfachen Kaas, Käs, Käß. Kes. Kees, Keeß, Käſe, Keſe 15 in ganz Deutſchland ſo ſtark verbreitet, daß 15 Nachweiſungen erübrigen. Dieſe Formen es Familiennamen Käs können vereinzelt auch der Nachhall alter Taufnamen ſein. Daß ſie aber ſchon in alter Zeit, und wohl mil Recht, auf bie Käſe bezogen wurden, be⸗ weiſt der von Socin angeführte Heinricht Ca⸗ eus vom Jahre 156. In und um Baſel ſind chon im 13 Jahuhundert die Keſelin, Keſeli, Chaſili, Kesli zahlreich vorhanden, und daß es ſich hier nicht um Koſeformen alter Tauf⸗ namen, ſondern um bewußt geſchöpfte Ueber⸗ namen handelt, zeigt das öfters beigefügte „dictus“(genannt). Alle dieſe Familien⸗ namen gehen von irgend einer Käſeliebhabe⸗ rei aus, können aher auch den Herſteller von Käſe bezeichnen. Genauer fut dies der Be⸗ rufsname Käſer, Kaſer, Keeſer, der gleich⸗ falls früh als Fam'lienname erſcheint und ols ſolcker noch in allen Stammesgebieten zu Hauſe iſt. Eine Gruppe für ſich bilden die tätigen Liebhaber von Käſeſpeiſen. Schon 1395 iſt in dem kleinen ſchwäbiſchen Donauſtädichen Riedlingen das Brüderpaar Hermann und Hans Käsundbrot genannt, und dieſer Fami⸗ liennome, der ein eigentlicher Bauernname iſt, inſofern Käs und Bot die Hauptnahrung des kleineren Mannes und geradezu deſſen Sinnbild waren, findet ſich in alter Zeit al⸗ lenthalben in Deuſtchland, im 14. Jahrhun⸗ dert in Breslau als Nie und Brot, 1449 in Danzig als Keſe mebrot. Das alte Breslau hatte eine Famiſte Keie in der Taſche. Wenn Familiennamen dlieſer Ar heute ſeltener ge⸗ worden ſind, ſo hönet dies damii zuſammen, daß die aus dem Bauer ſtand emporgeſtiege⸗ nen Träger höherer Ve. ufe v'ellch ihre Fa⸗ miliennamen ünderte.. f Käſebeißer— vermutlich als Hungerleider — ſind die Kaeſebieter, Kaeſebiter, Keesbiter in Berlin, die dort auch(infolge Erweichung des b) als Käſewitter und verkürzt als Käſe⸗ bier erſcheinen. Die Käswurm in München und Elbing ſind von Haus aus Leute, die ne⸗ fer in die Käſeplatte hineingreifen, als es einer ſchmalen Wirtſchaftszuträgſichkeſit und einer ſvarſamen Hausmutter erwünſcht iſt. Man kann ibnen den Bruder Heinrich Brot⸗ wurm zur Seite ſtellen, der im Jahr 1300 in Rottweil vorkommt und ſeinem Namen nach ein gewohnheitsmäßiger Minderer des Brotkorbes war. Kleine Leute denen als Abgabe kein gan⸗ zer Käſe zugemutet werden konnte, waren die Theilkäſe Sie ſind heute nach in der Schweiz zuhauſe, und auch der Hans Theilkäße, der ſich 1692 in Gilen in der Mark anſiedelte, ſtammt aus der Schweiz. Ich ſchließe mit einem hübſchen Gerätenamen, der durch einen gelehrten Träger in der Gegenwart berühmt geworden iſt: Cascorbi. Dieſer Famjlien⸗ name lautet 1808 Sisforb, 1607 Keſekorh und wurde dann in die late'niſche Form Caſe⸗ corbis gepreßt. woraus heutiges Cascorb' bervoraing. Daß ein ſolcher Gerätename als Fomiljenname nichts Ungewöhnliches iſt, zeigen die vielen Vrotrorb und Prodehkorb, die über Deutſchland verſtreut ſind. Alſo hier wie allenthalben ein herzerfreu⸗ ender Niederſchlag geſunden alten Bauern⸗ meſons das uns„ mir eine Zukunft ha⸗ ben wollen, erhalten bie den muß. ge ind oi d E in e 12299999 ul. Släseftuch oo, ee aur üben 1 0 0 gebändett. eine g 3 Gebrauchs wate Stück m ob, aus ca. 80/0 estalkiadige m besondere„Skuck gese nde! vorteil tat. 2 22 50311 Ilreſten-Damasle haltbate 30 em breit, billig 1 exita Qualitäten, Mtr. 65, s dlen 2— Se ee idge- Mato preit, aus guter 80 1 seht geeignet 3 f 0 munion-Kleidet ür Kom Mie. 2 62„4 u m. totem Qual., Stück 4 89 bes 5 9 in kleiner mustetung. Gtundwate —172¹ Wie xlis bee daled kae 1 Bettuch-iber 1 and n Much-Nessel tt eine onde„ eee 8 bteſt, 7700 ät ür warme a 5 5 eit. starkſädige öpetqua 1 dauethafte 10 0 3 Bettücher e 30 cm pteit. 8 130 C seidenglänzenge 5 Neuen kad Mu. 1.25 ae Waxo-Damast 180 em 3 Qualitat 3 Ein 2 g sond- Kautgele gene 5 fatbeen Feoiler Landtuen 40 zumt und J. u eehö nen P Stück 2 e bot! ca. 80 em br., schöner Aus- aui gutet 1 gute 15 billiges angnebet — zietlähige Mitt hocholznzende ine fein; f anz in eine f ualltät, in San ir. 0 7 eisen 21 2 2 v D. 10 tr. N aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübnet-Wehn Copyrigbt by Martin Feuchtwanger, kalle(Saale) 24 Die Wirkung dieſer Worte war auf zwei Menſchen eine ſehr verſchiedene. Frau Wanners Antlitz, über das ich ein finſterer Schatten bei der Szene von vorhin ge⸗ breitet hatte, erhellte ſich wieder. Die Worte des Arztes waren ihr direkt ins Herz gefallen. Und ſie erriet ſeine Abſicht ganz deutlich, die ihr zeigen ſollte, daß er ſeine Freundſchaft mit ihr vor ſeiner hochmütigen Kuſine in leiner Weiſe verleugnen wollte. Daran erkannte ſie wieder ganz ſeinen feſten, geraden und gütigen Sinn, und eine tiefe Bewunderung für ihn erfüllte ſie. Sie wollte, nach⸗ dem ſie ſeinen Abſchiedsgruß erwidert hatte, nun wirklich ins Haus zurücktreten, aber wieder hielt ſie die grelle Stimme ſeiner herzloſen Verwandten wie gebannt zurück: „Da ſcheine ich ja eine ganz großartige Entdeckung gemacht zu haben! Alſo von hier aus laufen die Fäden, die dich immer meht deiner Familie entziehen. Und hier iſt wohl jenes Vorſtadtmädel zu Hauſe, das du deinem Papa vor die Naſe ſetzen wollteſt, wenn er nicht ſo klug geweſen wäre. einen Schlaganfall vor Schreck über dieſen ſauberen Familienzuwachs zu bekommen! Das muß ich Tante—“ Sie kam nicht mehr weiter in ihrer verletzenden Rede, denn mit einer rückſichtsloſen, harten Bewegung hatte der junge Arzt ſie in die Polſter des Wagens zurückgedrückt und ihr, ganz bleich vor Wut, ins Geſicht geſchrien: „Genug jetzt Du biſt augenblicklich ſtill oder ich ver⸗ geſſe mich. Ich verbitte mir ein für allemal, daß du dich auch nur irgendwie in meine Angelegenheiten miſcheſt. Du weißt, ich verſtehe darin keinen Spaß.“ Sie duckte ſich unter dieſem flammenden Blick und dieſem harten Griff, der ihr den Mund jäh verſchloß. Fräulein von Haller betrachtete, ſichtlich unwillig, dieſe nicht einmal das beſaß, was oft der einfachſte Menſch ſein eigen nannte: Herzenstakt. In der nächſten Minute ſchoß das Auto mit einem Schwung von dannen, und Evas Mutter trat mit einem erleichterten Aufatmen ins Haus hinein. ** 7. Am dritten Tage nach ihrer Abreiſe kam der erſte Kartengruß von Eva, mit dem ſie einen baldigen ausführ⸗ lichen Brief ankündigte. In dem kleinen Häuschen des Armenviertels, wo vor vielen Jahren einſt der durch ſeinen Leichtſinn von der Höhe der Kunſt in die tiefſte Not herabgeſtürzte Kurt Wanner mit ſeiner Familie Unterſchlupf geſucht hatte, war es nun ſo ruhig geworden wie noch nie. Denn Heinz, der immer frohe, bildhäbſche Junge, hatte nun auch die Mutter verlaſſen. Er war gleich am nächſten Tage nach Evas Abreiſe in das ſchöne, maſſive Haus mit dem ge⸗ pflegten, prächtigen Garten gezogen, das Meiningers be⸗ wohnten. Das Gärtnerehepaar, das anfangs gehofft hatte, Eva würde nun zu ihnen überſiedeln, um ihnen eine Tochter zu erſetzen, ſah ſich in ſeinen Hoffnungen getäuſcht und hatte Frau Wanner ſo lange mit Bitten und Verſprechun⸗ gen zugeſetzt, bis dieſe ſich entſchloß, ihnen wenigſtens Heinz ins Haus zu geben, um ihnen über die troſtloſe Einſamkeit der nächſten Zeit hinwegzuhelfen. Die Frau wußte, daß dieſes zu ihres einzigen Sohnes Beſtem geſchah, denn er wurde von der erſten Stunde an von den Meiningers gehalten, als wäre er ihr eigenes Kind, und er wurde mit Zärtlichkeiten und Geſchenken überhäuft. So war ihr denn nur noch Marie geblieben, die jede freie Stunde, wenn ſie von ihrer Lehrſtelle in einem Wäſchemagazin nach Hauſe kam, ihr mit doppelter Innig⸗ keit widmete. Es war ein ſtiller Sonntagmorgen, als Evas erſter Brief aus Genf in dem kleinen Häuschen eintraf. Marie ar gerade z ſaß allein auf ihrem Lieblingsplatz im Wohnzimmer vor den roten Geranien am Fenſter. Eine Stelle von Evas Brief mußte ſie immer wieder leſen. Die lautete: Millionärin von der Seite, die trotz ihres vielen Geldes Zm Kraftwagen ertrunken Skralſund, 28. Januar. Ein Kraftwagen geriet zwiſchen Alfdhr und Stralſund auf dem zugefrorenen Eis des Strelaſund in eine offene Stelle. Im nächſten Augenblick war der Wagen im rom ver. ſchwunden. Die Tiefe beträgt hier ewa 10 bis 12 Meter. Der eine Jahrgaſt hafte auf dem Grund des Sundes die ungfaubliche Geiſtesgegenwark, die Tür des Ankos zu ſprengen. Durch den Auftrieb des Waoſſev⸗ wurde er an die Oberfläche gebracht. Nach vielen Mühen konnle ergerettet werden. Die beiden anderen Inſaſſen erlranken. Schiedsspruch für die Fenl⸗ A5. Jrankfurt a. M., 28. Jan. Der Lohnkonflikt bei den Lederwerken der Cornelius Heyl AG. in Worms(der etwa 2500 Mann ſtarken Belegſchaft war zum St. Januar vorſorglich gekündigt) iſt durch Schiedsſpruch des Schlichters beendek wor⸗ den. Die von Arbeitgeberſeite geforderte Ermäßigung der Stundenlohn⸗ und Aßford⸗ ſätze wurde für verbindlich erklärt. Aus Vaden Mannheim, 28. Jan.(Der Mannhei⸗ mer Stadtrat und das Spargut⸗ achten.) Der Stadtrat ſtimmte den Vor⸗ ſchlägen des Oberbürgermeiſters hinſichtlich der Weiterbehandlung des Gutachkens des Reichskommiſſars zu. Zu den noch nicht durchgeführten Sparvorſchlägen des Guta! tens ſollen ſich zunächſt die zuſtändigen Ab teilungen der Verwaltungen äußern. Hierauf werden ſich die ſtädtiſchen Ausſchüſſe mit den Einzelabſchnitten des Gutachtens und den hierzu vorliegenden Aeußerungen der Ver⸗ waltung befaſſen. Das Ergebnis dieler Be⸗ ratung wird, ſoweit die Zuſtändigkeit des Stadtrats gegeben iſt, ſodann dem Stadtrat vorgelegt werden. ——— Ans der Pfalz Schifferſtadter Gemüſeauktion vom. Jan.: Auf der heutigen Auktion murden folgende Preiſe notiert: Tafeläpfel 16.5 22 Kreſſe 20 Rotkraut 3—3,75, Dänentohl 2.252,50, Weißkraut 1,25—1 50, Wirſing 4—6, rote Rüben 1,50—2, Zwiebeln 4, Krauskohl 6, Erdkohlrabi 1, Karotten 150, Schwarzwun⸗ zeln 15, Blumenwohl 3—12, Sellerie 4—7, Lauch 1—2,5, Grünes 2—2,5. * 5 Ludwigshafen. 28. Jan.(S Hhulen ſchließen.) Die Ludwigshafener ulen haben wegen der täglich zunehmenden Grippe bis zum 4. Februar den Unterricht eingeſtellt. Neuſtadt a. d. H., 28. Jan.(10 Monate Gefängnis für rückfälligen Be⸗ trüger.) Wegen Betrugs hatte ſich der 22⸗ jährige Weber Ehrhardt Leibfried aus Neu⸗ ſtadt a. d. H. vor dem Amtsrichter zu ver⸗ antworten. Leibfried, der zurzeit in der Ge⸗ fangenenanſtalt Zweibrücken eine Freiheits⸗ ſtrafe verbüßt, verübte im Sommer 1932 fortgeſetzt Betrügereien aller Art, ſo in Mußz⸗ bach, Neuſtadt a. d. H., Lambrecht, Linden⸗ berg, St. Martin, Edesheim uſw. Das Gee richt erkannte wegen Betrugs im Rückfall auf 10 Monate Gefängnis. 2 8 Ae N. ur Kirche weggegangen und Frau Wanne Es iſt, als habe die überwältigende Schönheit der Natur hier einen Schleier über mein bisheriges Leden geworſen, ſo daß ich es nur in verſchwommenen Um⸗ riſſen erkennen kann. Ich komme mir im Anblick der mächtigen, majeſtätiſchen, ſchneebedeckten Bergrieſen, die ſchon ſo viele Menſchenſchickſale und Zeitgeſchehniſſe überdauert, mit all meinem Seelenſchmerz und all meiner Seelennot plötzlich ſo klein und nichtig vor. Und ich glaube, daß ich hier ſo viel Kraft und Ruhe erwerben kann, um über das frühe Leid meines jungen Lebens ruhiger und verſöhnlicher denken zu lernen. Und ich bitte dich, geliebte Mutter, mich dabei dadurch zu unterſtützen, daß du vorerſt in deinen Briefen an mich mit keinem Worte das Vergangene erwähnſt und mich an Menſchen erinnerſt, die ich gern vergeſſen möchte und vergeſſen lernen muß! i Die Frau am Fenſter fühlte aus dieſen Worten förmlich den ſchmerzlichen Aufſchrei nach Ruhe und Vergeſſenheit. Durfte ſie da die Bitte ihres Kindes übergehen? War es aber andererſeits jetzt nicht erſt recht ihre Pflicht, dem Mädchen zu ſchreiben, wie ſich hier inzwiſchen alles andere geſtaltet hatte und daß ein liebender Mann ſie hier ſehn⸗ ſüchtig erwartete als ſeine Braut! Durfte ſie ihr Ver⸗ sprechen, das ſie dem jungen Arzt gegeben hatte, brechen? Rur, um ihrem Kinde die Ruhe nicht zu nehmen? Da tauchte vor ihrem geiſtigen Auge jene häßliche Szene an ihrem Hauſe mit der hochmütigen Kuſine Herbert; Hainers auf. Frau Wanner hatte ſofort gewußt, ohne daß man es ihr geſagt hätte, daß dieſe Fran niemand anders war als jenes Mädchen, das der Profeſſor als Vol waiſe zu ſich ins Haus genommen hatte und das von ſeinen verſtorbenen Eltern ein Vermögen von rund zwei Millis⸗ nen Mark geerbt hatte. f 0 Fortsetzung ſolgt Ein Inſaſſe rettet ſich durch Geiſtes gagentvart Von Franz Friedrich Oberhauſer. Frau Voldt hatte ſich nie gedacht, wie ſchwer es für eine Mutter ſein lönnte, wenn das Kind, groß geworden, die Familie verläßt und ſich ſelbſtändig macht. Ihr Sohn Richard hatte ſich, obwohl er nicht 0 8 5— das hätte Frau Boldt noch begreif⸗ ch gefunden—, in der Stadt eine kleine Woh⸗ nung genommen, einen Teil ſeiner Möbel dort⸗ hin ſchafſen laſſen und war damit aus dem Kreiſe der Familie getreten. Für die Mutter Boldt war dies ein großes Ereignis, das jedes⸗ mal, ſo oft ſie in das Zimmer trat, das ihrem Sohn gehört hatte, von neuem Feuer durch⸗ flammt wurde. Dort an der Wand ſtand ja der Kleiderkaſten, man ſah noch jetzt, daß er dort geſtanden hatte. „Wir müſſen das Zimmer friſch tapezieren laſſen!“ ſagte der Vater. Aber die Mutter war damit nicht einverſtanden. „Dummheiten!“ brummte der Vater, und fühlte doch ganz gut die wehmütige Süßigkeit in dieſer bitteren Schwäche des Herzens. Manchmal, wenn es ſehr einſam war, dann entflogen den Lippen der Mutter Boldt einige Worte, die ſie eigentlich gern für ſich behalten hätte. Sie ſagte da zum Beiſpiel: „Ich kann es nicht verſtehen, daß Richard von uns ſort iſt. Er heiratet doch nicht! Warum hat er uns dann verlaſſen? Kann er unſeren Anblick nicht mehr vertragen?“ „Mutter!“ ſagte Vater Boldt vorwurfsvoll, „ſo gib dich damit zufrieden! Man zieht die Kinder groß, damit ſie ſelbſtändig werden, da⸗ mit ſie auf eigenen Füßen ſtehen! Das iſt doch das ſchönſte Ziel! Willſt du einen Taugenichts in deinem Sohn erzogen haben? Statt, daß du dich freuſt, grübelſt und ſinnierſt du und biſt traurig!“ „Es iſt doch mein Sohn!“ ſagte die Mutter ſtill. Der Vater hatte recht, ſie fühlte es. „Er iſt nicht fort, und kommt, ſo oft er kann! Ich gehe zum Tapezierer; in dieſer Woche noch wird er mit der Arbeit anfangen!“ 4 Der Vater ging. Die Mutter Boldt ſtand auf und trat in das ſtille Zimmer. Sie ſah wieder dorthin, wo der Kaſten geſtanden hatte und die Tapeten ein wenig dunkler waren. Sie ſah auf die Wand, dorthin, wo immer einige Photo⸗ graphien hingen. Sie waren fort. Der Schreib⸗ tiſch ſtand noch da und eine Aſchenſchale mit wenig Zigarettenaſche. Mutter Boldt ließ ſie da; ſie trug die Aſche nicht fort! Wie empfindſam ſind doch Frauen, und Frau Boldt ging an ihre häusliche Arbeit. Mütter müſſen reſignieren. Und können es. a Eines Tages ſagte Frau Boldt: „Ich will ihn beſuchen gehen; er war ſchon eine Woche lang nicht da!“ a „Arbeit!“ ſagte der Vater.„Du weißt doch, ſein Beruf!“ f 5 „Macht nichts aus! Für die Mutter muß der Sohn immer einige Augenblicke Zeit haben!“ „Dann gehe hin!“ 5 „Du gehſt doch mit?“ fragte Frau Boldt laut. „Natürlich“, ſagte der Vater langſam,„gehe ich mit!“ 1 „Ich gehe jetzt einkaufen, Herr Boldt!“ ſagte Bobdetle, die Frau, die die Wohnung Richards in Ordnung hielt. Frau Babette hatte ſchon ziemlich weiße Haare, aber das Geſicht war noch friſch und voll, der Körper ſtark, die Hände flink. Und die Arbeit machte der älteren Frau eine Freude. Kein Stäubchen war in der Woh⸗ nung zu ſehen, fortwährend war das Schürzen⸗ zipfelchen in Bewegung, wenn Frau Babette in einem der Zimmer ſtand. „Es iſt gut, Babette!“ ſagte Richard und ſchrieb eifrig weiter, Bald nachdem Babette gegangen war, kamen Mutter und Vater Boldt. 5 „Du kommſt ja gar nicht mehr, Richard!“ „Ich habe viel Arbeit, Mutter! Wollt ihr es euch bequem machen;?“ „Ich muß mich einmal umſehen, ob du es rein haſt!“ 6 a Die alte Sorge erwachte in Mutter Boldt. Sie wiſchte über Käſten und Vitrinenrücken, über die Ziegel des Kacheloſens, zog Laden heraus und beſah ſich die Wäſche. Sie ſagte nichts. N Biſt du zufrieden, Mutter?“ fragte Richard. Da lam Frau Babette. Oh, es war ein eigen⸗ artiges Zuſammentrefſen. abette wollte gleich wieder gehen, als ſie den Beſuch ſah. „Nein, machen Sie doch ihre Arbeit, Babette!“ 11912 Richard. 5 Mutter Boldt machte die Aeuglein rund und konnte den Blick nicht von Frau Babette laſſen. Babette lannte die Eltern Richards nicht. Es war ihr wirklich gleichgültig, wer die beiden Leute waren. 5 0 Sie ſtellte Blumen auf den Tiſch, ſchöne weiße Margueriten, auf den Kaminſims kamen Gera⸗ nien und dann noch eine Handvoll junger köſt⸗ licher Roſen auf den Schreibtiſch. Richard die Roſen Und wie er Aepfel und Pfirſiche liebte! es Frau Boldt gedacht, da kam Babette— und ſie ging immer ſo leicht und ruhig und war freundlich und beſcheiden— und brachte einen Aufſatz mit großen flaumigen Pfirſichen! Waren Goldene Sonnenſaiten ſpannen ſich durch das Zimmer. Eine goldbeſaitete, ſunkelnde Harfe war es, und vereinzelt flogen Blitze von Krü⸗ gen und Geſchirren auf. Es war ſehr ruhig und ſtill in den beiden Zimmern. Babette war längſt ſort. Mutter Boldt ſchwieg. Richard ſah ſie an, dann ſagte er leiſe: „Mutter, weinſt du?“ „Nein!“ lächelte Frau Boldt und griff uach der Hand des Sohnes.„Ich kann mich nicht ſo ſchnell an dein Fortſein gewöhnen, weißt du!“ „Ach, Mutter, die Sorge! Nein! Siehſt du“, ſagte Richard, nach einem kleinen Weilchen Nachſinnens,„ſiehſt du nicht, wie alles, alles...“ „Ich bitt' euch!“ brummte der Vater,„hört doch auf!“ Richard gab ihm eine Zigarre; langſam zün⸗ dete ſich der Vater Boldt die Zigarre an. „Es iſt hier alles wie zu Hauſe, Mutter. Alles geht in deinen Spuren. Alles, was du mir tateſt und gabſt, vermiß ich auch hier nicht, wenn es auch eine andere Frau macht, Mutter. Sie macht dasſelbe...“ Das Kammerkätzchen am Faſching. die nicht reizend? Und eine Schſiſſel mit ſaft⸗ roten Aepfeln. ö . ich habe das alles beſtellt?“ lieben es doch?“ fragie Babette aufzuhören, die Sachen in Ord⸗ Sie ging und tam gleich Service Kaffee. zurück, ohne nung zu bringen. wieder mit einem Se! des Kaffees hing wunderſam in Mutter Boldt hatte einen einen Groll gegen Babeite. ſeine Mutter! Sohnes! Wie ſie agte eine blaſſe ch um ihn ſein! Richard gehen? 0 Art und Weiſe, das im Weſen die Mutter Boldt. Augenblick lang Das iſt nun ſozu⸗ t?! Sieh einmal an!, Eiſerſucht in ihr. Oh, könnte Warum, warum mußte denn Hatte er es hier beſſer? Aber Unaufdringliche ſer weißhaarigen Frau beruhigte Nur ein ganz klein wenig von Groll blieb, und auch von der Eiſerſucht. Eine Mutter empfindet tief, und ſie betrachtet das Kind als ihr einziges Eigentum, als einzig und allein ihren Beſitz. Orig. von Erich Will. „Dasſelbe, Richard? Nein! Es iſt nicht das⸗ ſelbe!“ 5 „Mutter! Verſtehſt du nicht: dein Geiſt lebt darin, deine Sorge und deine Mühe!“ „Ja!“ ſagte Mutter Boldt und kam mit ihren Gefühlen nicht mehr zurecht. Sie ſah ja alles richtig ein, ſie verſtand alles ſehr gut, aber ſie war doch nicht ganz zufrieden. Sie ſchämte ſich ihrer Tränen, die ſich immer wieder aufdrängen wollten. Sie kämpfte— ſie ſiegte. „Es iſt alles recht und gut!“ ſagte ſie leicht⸗ hin. f Es war, als begänne die goldene Sonnen⸗ harſe zu ſpielen, ganz ſein und leiſe. So zart und voll Innigkeit und wunderbarer Melodie, daß ſie nicht das Herz der Mutter allein um⸗ ſang, auch der Vater fühlte es und Richard. Aber der Vater blies ſtramme Rauchwolken aus der Zigarre und ſtand am Fenſter. Männer ver⸗ ſtecken den Ausdruck ihrer empfindſameren Ge⸗ fühle gern. Mutter Boldt ſtand auf: „Wir wollen gehen!“ „Ja!“ ſagte Vater Boldt.„Eine ſeine Marke rauchſt du, Richard! Grüß dich Gott, Junge!“ Als Frau Boldt in das Vorzimmer kam— Babette hatte die Tür geöffnet—, lächelte ſie Babette an und reichte ihr die Hand. Ein leich⸗ ter Druck der Hände. Babette war ein wenig verwirrt; ſie kannte das Brauſen der Gefühle nicht, die jäh in ihr waren, aber bald wußte ſie: es war die Freude. Von Hans Bauer. Peter geht auf den Tanzſaal. Er guckt ſich den Betrieb erſt eine Weile an. Dann geht er auf eine Dame zu, verbeugt ſich leicht vor ihr. Bittet ſie durch dieſe Verbeugung, ſeine Tanzpartnerin zu ſein. Sie ſchlägt ihm ſeinen Wunſch ab. Es bedeutet dies, daß ſie keinen Wert auf ſeine Partnerſchaft legt, daß ihr irgend etwas an ihm ſo wenig behagt, daß ſie ſich keinen Ge⸗ nuß von einem Tanz mit ihm verſpricht. Wäh⸗ rend er durch ſeine Verbeugung zu erkennen gab, daß er keine Bedenken dagegen hatte, ſie während einer Tanztour von fünf Minuten in ſeinen Armen zu halten, betonte ſie durch ihre Ablehnung, daß ſie ihn für keinen ebenbürtigen Partner halte. Peter wendet ſich wieder ab von ihr. Im Gefühl des Unterlegenſeins. Sie ſtellt An⸗ ſprüche an ihre Tänzer, denen er nicht ge⸗ nügt. Soundſo vielen anderen hat ſie die Tour nicht abgeſchlagen. Er hat das beobachtet. Er hat die Bedingungen, die ſie zu ſtellen pflegt, nicht erfüllt. Sie iſt mit ihm nicht zufrieden geweſen. Es iſt dies nicht kränkend an ſich. Es verletzt dies nichts Innerliches. Peters Selbſtein⸗ ſchätzung iſt nicht abhängig von dem unmoti⸗ vierten Richtſpruch einer beliebigen Frau. Von einem Richtſpruch noch dazu, deſſen Bewerten⸗ des nur Aeußerliches meint. In dieſem beſonderen Falle iſt trotzdem ſeine Manneswürde in ſo etwas wie einer Zucht⸗ wahl en miniature beleidigt worden. Vier Tage ſpäter lehnt Peter im Polſterſtuhl ſeines Büros und prüft Stenotypiſtinnen, die auf ein Inſerat hin ſich bei ihm vorſtellen. Als er die fünfte geprüft und gefunden hat, daß ſie ſo wenig wie dle anderen ſeinen ver⸗ wöhnten Anſprüchen genügt, tritt in ſein Büro — nun, noch ein junges Mädchen. Jenes. Sie grüßt höflich. Legt auf ihre Mienen zu⸗ vorkommende Höflichkeft. Plappert eingelernt herunter: „Ich möchte mir ertauben, auf das Inſerat hin vorſtellig zu wernen...“ Und wie ſie ſo weit iſt, weiß Peter, daß ſie ihn wiedererkennt. Ein leiſer Schreck huſcht über ſie hin. Beherrſcht, aber dennoch um Nuancen verändert, vollendet ſie: „. in dem eine Sienotppiſtin geſucht wird.“ Jetzt ſoll Peter entſcheiden. Jetzt bietet ſie an. Jetzt verbeugt ſie ſich. Peter hat das Gefühl, daß einem von ihnen beiden die Situation namenlos peinlich ſein müßte. Eine äußerſte Beklemmung herrſcht. Eine ſoziale Ueberlegenheit kollidiert mit einer anderen. Es iſt nicht ſo, daß Peter einen kleinen Triumph erlebt, daß er frohlockt: Jetzt darf ich mich revanchieren! Es ſteht für ihn keinen Augenblick im Zweiſel, daß er ſachlich fein, objektiv prüfen muß, daß kein Wort über das Vergangene hier ſallen darf. Es. iſt nur die Frage in ihm aufgeſprungen: Wer iſt der Blamierte? g Peter ahnt dunkel, daß jetzt einer von ihnen beiden eine Niederlage erleidet. Aber er weiß nicht, wer. Und er hat das Gefühl, daß in ihr auch dieſe Ungewißheit quirlt. Sie hatte ihn nicht als Tänzer gewollt. Er war ihr nicht gleichwertig erſchienen. Jetzt ſtellt ſich heraus, daß ſie ihm ſozial nicht gleichwertig war.. Hebt dieſe ſoziale Ueberlegenheit die körperliche Unterlegenheit auf; Macht um⸗ gekehrt die Nachwirkung des Unterlegenſeins damals die ſoziale Ueberlegenheit lächerlich? Berühren ſich die Ueberlegenheiten gar nicht!? Welche Ueberlegenheit iſt bedeutungsvoller? Welche zählt, auf den Generalnenner Menſchen⸗ wert transformiert, mehr? 8 Die körperliche Ueberlegenheit iſt urſprüng⸗ licher, wuchtiger, die ſoziale fundierter, aus⸗ wirkungsfähiger. 85 0 Peter engagiert nicht. Sie war unzulänglich. Aber er grübelt heute noch darüber, wem die Situation hätte peinlicher ſein müſſen. Und ja: und ob ſie überbaupt peinlich war. . Die Frau und ihre Welt Richard Wagners Franengeſtalten. Von Florentine Gebhardt. Der Dichterkomponiſt Richard Wagner, deſſen Todestag ſich am 13. Februar zum fünfzigſten Male jährt, hat in ſeinen Muſitdramen eine Reihe von Frauengeſtalten geſchaffen, die wie Typen für die Frau aller, auch unſerer Tage, erſcheinen. Gehen wir dieſe Dramen in Gedanken durch, ſo treten die Frauen darin uns lebensvoll entgegen, und wir ſehen ſogleich, daß die Wagnerſchen Typen ſich in drei Gruppen trennen laſſen. Da iſt zuerſt das heldiſche Weib, wie die Brünhild, die Walküre des„Ringes“ es verkörpert. Dieſem verwandt erſcheint das dämoniſche, wie die Ortrun im„Lohengrin“, und, mit einem Stich nach dem Sinnlichen hin, die„Venus“ im Tannhäuſer. Als zweiten Typ ſehen wir die ganz in Liebe ſich Hingebende, Opferbereite, wie die Senta im „Fliegenden Holländer“, oder Eliſabeth im„Tannhäuſer“. Der dritten Gruppe dürfte man die erdhafteren, kraft⸗ vollen Geſtalten zuweiſen, bei denen Hingebung, Tat⸗ kraft und Opfermut ſich mit Verſtand und kluger Einſicht, zu⸗ weilen mit etwas Schalkheit miſchen.— Aber wie im Leben ſelten irgendein Typus unvermiſcht ſich zeigt, ſo miſcht auch der Dichter Wagner in den Weſenszügen feiner Frauengeſtalten Verſchiedenes, ja Sich-Widerſprechendes durcheinander. Schon die Walküre Brünhild, nachdem ſie des Walkürentums ent⸗— kleidet wurde, zeigt ſich als die Hingebende, Liebende, bis zum Schluß das Heldiſche— in der„Götterdämmerung“— wieder hervorbricht. Ihr Widerſpiel findet ſie im zweiten Teil des Zyklus in Sieglinde, in der alles Liebe und opferbereite Hin— gabe iſt; im letzten Teil in der Gutrune, die nur duldendes Weib bleibt, ohne zu Heldentum ſich aufzuraffen. Die„Fricka“ im„Rheingold“ und der„Walküre“, obgleich Göttin, wirkt doch ganz erdhaft als„Hausfrau und Gattin“, und zeigt doch dämoniſchen Einſchlag, denn ſie iſt es, die Wodan durch ihre Anklage zur Vernichtung Siegmunds des Wäſungen treibt.— Auch in der einzigen Frauengeſtalt des„Parſifal“, in Kundry, zeigt ſich Heldiſches, Dämoniſch-Sinnliches und opferbereite Hingabe gemiſcht— das letzte ſiegt über die dämoniſchen Regungen und wirkt ſich als Heldentum des„Dienens“ und Sühnens aus.— In„Triſtan und Iſolde“ finden wir zwei kongeniale Frauengeſtalten: Iſolde als Heldin der Liebe, mit dämoniſchem Einſchlag, und Brangäne, in der das Fraulich⸗ Mütterliche, Sorgende am meiſten hervortritt. Die beiden Frauen im„Tannhäuſer“ ſind Widerſpiele, oben ſchon gekenn⸗ zeichnet, faſt unvermiſchte Typen. Im„Lohengrin“ dagegen ſteht neben der rein dämoniſchen Ortrun die Elſa, die Zarte, Hingebende, Hilfebedürftige, die dann aber, durch Ortrun ver⸗ führt, ähnlich wie Fricka, wie Gutrune, zu ihrem Unheil ihre Macht als„Weibchen“ dem Manne gegenüber— die Macht, die aus ihrer Schwäche quillt— erprobt. Senta im„Holländer“, ganz, wie geſagt, die Heldin des Sich-Opferns. Eine beſondere Stellung unter den„Wagner⸗Frauen“ aber nimmt die Eva in den„Meiſterſingern“ ein, eine Geſtalt aus Fleiſch und Blut, erdhaft in gutem Sinne, hingebende Liebe neben freier Selbſt⸗ behauptung der Perſönlichkeit, ein wenig Schalkheit in die Zartheit gemiſcht; und ihr Widerſpiel die derbere Magda— lene.— Evchen iſt ſo recht das Urbild eines geſund empfinden⸗ den deutſchen Bürgerkindes, das Verſtand und Herz auf dem rechten Fleck hat. In den obengenannten Hauptgeſtalten von Frauen der Wagnerſchen Opern verkörpert ſich überhaupt im Weſentlichen das Empfinden und Denken der Frau, beſonders der deutſchen. Immer iſt ſie, auch wo ſie ſcheinbar im Hintergrunde bleibt, die treibende Kraft: die Macht, die zum Schaffen und Handeln drängt, die Wege weiſt und ebnet, die den Siegespreis reicht, aber auch vom rechten Pfad abzulocken ſucht im Verderben und Untergang; das Weib als Führerin, als Tröſterin und Retterin neben dem Dämon des Abgrunds. Doch immer ſtehen die Frauen der erſten Art ſieghaft über denen der anderen, immer ſiegt bei Wagner auch bei der Frau das Licht über die Finſternis. Aufbauſtoffe in der menschlichen Nahrung. Von Profeſſor Dr. von Drigalſki, Stadtmedizinalrat von Berlin. Die Einführung der Kalorienberechnung, d. h. der Berech⸗ nung des Brennwertes in die Ernährungslehre durch Profeſſor Max Rubner, bleibt auch dann eine außerordentliche Tat, wenn, wie wir wiſſen, jener nicht allein für den Wert einer Nahrung beſtimmt iſt. Die Ernährungslehre, insbeſondere die Exkenntnis der therapeutiſchen Wirkung einer Nahrung beim Säugling, beim Kinde und beim Erwachſenen, hat viel⸗ mehr eine überaus wichtige Bereicherung erfahren durch die Entdeckung der„Vitamine“. Mangelkrankheiten, wie der Skorbut, waren ſeit langer Zeit bekannt; aber dieſe alten Er⸗ fahrungen ſind, wie ich mich aus meiner Studienzeit wohl er⸗ innere, ſehr lange überhaupt nicht gewürdigt worden. Die Auf⸗ zucht des Säuglings war bis vor verhältnismäßig kurzer Zeit ein zahlreiche Gefahren aufweiſendes Problem. Vor dem Kriege war die Rachitis eine nicht nur entſtellende, ſondern Mütter und Nachwuchs geradezu bedrohende, weit verbreitete ſchwere Volkskrankheit. Das iſt heutzutage ganz anders geworden. Die Erkenntnis, daß überaus kleine Mengen höchſt wirkſamer Stoffe(Vitamine) der Nahrung nicht fehlen dürfen, wenn das Leben des kleinen Kindes nicht gefährdet werden und bei älteren Menſchen nicht ſchwere Störungen auf⸗ treten ſollen, iſt neueren Datums. Nur derjenige, der weiß, wie vor wenigen Jahrzehnten die Rachitis unſere Kinder entſtellte und unſere Frauen gefährdete, wer das Maſſenſterben lebensberechtigter Säuglinge bei künſtlicher Ernährung mit⸗ erlebt und geſehen hat, wie fürchterlich das Schickſal der Kinder noch vor 25 Jahren in gut geleiteten Säuglingskliniken und Säuglingsheimen war, kann ermeſſen, was die Erkenntnis von der Rolle und dem Wert der Vitamine für das Leben des Säuglings, für die Bekämpfung der Rachitis und die Er⸗ nährungstherapie überhaupt bedeutete. Der Umſchwung war ſo ſchnell und ſtark, daß es begreiflich und auch berechtigt iſt, wenn bei Aerzten und in der breiten Oeffentlichkeit jene unentbehrlichen Nährſtoffe eine Wert⸗ ſchätzung genießen, deren Grad im umgekehrten Verhältnis ſteht zu den Mengen, die zu ihrer Wirkſamkeit erforderlich ſind. Menſchen und Tiere, die jener Vitamine entbehren,„kümmern“ bei einer ſonſt vollkommen ausreichenden und' kräftigen Nahrung. Ich kann es daher nicht billigen, wenn in an ſich begreiflicher Reaktion gegen Einſeitigkeiten und Ueber⸗ treibungen auch ernſthafte Gelehrte ſchon wieder von einem „Vitaminrxummel“ ſprechen. Dieſe Stoffe ſind nun einmal nicht entbehrlich. Man hat ſie übrigens inſtinktiv und alter Erfahrung folgend ſchon lange vor ihrer Entdeckung angewendet, wenn man zur Kräftigung der durch Infektionskrankheiten geſchwächten oder durch Tuberkuloſe bedrohten Kinder, beſonders aber zur Be⸗ kämpfung der Rachitis, von jeher mit Vorliebe Lebertran ver⸗ wendete. Dabei war es eigentümlich, daß gerade bei Rachitis der Lebertran allein nicht zum ausreichendem Erfolge führte, ſondern viel wirkſamer war, wenn Phosphor in tleinen Mengen zugeſetzt wurde, während Phosphor allein wieder nicht wirkte. Ein früher unbegreifliches Verhalten, das der Kinderarzt Profeſſor Stöltzner ſeinerzeit geradezu als„ein Wunder“ bezeichnete. Heutzutage wiſſen wir, daß bei Rachitis Phosphormangel im Blute herrſcht und vor allem Vitamine fehlen. Die Licht⸗ und Lufttherapie bei Rachitis wirkt zum Teil wenigſtens dadurch, daß durch die Beſtrahlung der Haut mit biologiſch wirkſamen(kurzwelligen) Strahlen ſich dieſe rätſelhaften Stoffe im Hautorgan ſelbſt bilden: der beſtrahlte menſchliche Körper wird zum Vitaminbildner! Beſtimmte Stoffe werden gleich⸗ falls durch Beſtrahlung wirkſam„aktiviert“. Das alles aber hat bis heute den Lebextran keines⸗ wegs entbehrlich gemacht. Man ſieht aber, daß Lebertran und Lebertran häufig nicht dasſelbe iſt. Man mußte dazu über⸗ gehen, die unwirkſamen Trane auszuſchalten und die Einfuhr „ſtandardiſierten“ Lebertrans zu organiſieren. Weiterhin hat man in Einzelfällen mit Phosphorlebertran, ſo ausgezeichnet er im allgemeinen wirkt, ſo ſchwere Zufälle erlebt, daß an⸗ geſehene Pädiater erſchreckt gewarnt haben. Das bildet für die bewährte Lebertrananwendung zweifellos eine Belaſtung. Sie wird durch die volkswirtſchaftliche verſtärkt, denn Lebertran muß importiert werden, iſt alſo teuer und ſchädigt unſere Han⸗ delsbilanz. Aus unſerer Jugendzeit erinnern wir uns auch, daß das Einnehmen von Lebertran nicht gerade zu unſerer Erheiterung beitrug. Es wäre daher ſehr vorteilhaft und intereſſant, wenn etwa weitere Erfahrungen die Ergebniſſe namhafter Phyſiologen beſtätigten, nach denen es ſcheint, als ob durch Eidotter in geeigneter Form eine dem Phosphorlebertran gleichwertige Wirkung in ſicherlich viel angenehmerer Art zu erzielen wäre. Wenn zum Beiſpiel das aus deutſchem Friſchei hergeſtellte Ei— dotterpräparat„Heliocitin“ hält, was es zur Zeit auf Grund der Unterſuchungen bekannter Fachgelehrter verſpricht, wenn„Heliocitin“ tatſächlich einen haltbaren, gleichmäßig be- ſchaffenen Erſatz für Phosphorlebertran bei beſtimmten Krank⸗ heiten und zur Bekämpfung der Rachitis darſtellt, dann wäre dies ein mediziniſch wie volkswirtſchaftlich höchſt beachtlicher Fortſchritt. Volks wirtſchaftlich beſonders, weil dieſes Prä— parat ausſchließlich aus deutſchen Friſcheiern gewonnen wird. Schiene die Sonne länger und ausgiebiger in unſerem Lande, ſo würden wir bei der Rachitisbekämpfung, die uns trotz aller Fortſchritte immer noch ſehr am Herzen liegen muß, weniger Sorgen haben. Die meiſten Vitamine entſtehen durch die wunderbare Wirkung der kurzwelligen Strahlen des Sonnenlichtes. Durch die längere Lagerung oder durch Er— hitzen geht in vielen Nahrungsmitteln der Vitaminegehalt deutlich zurück, ſo daß wir in beſtimmter Jahreszeit auf Ein⸗ fuhr aus dem Ausland oder auf künſtliche Beſtrahlung(wirt⸗ ſief alſo auf vermehrten Kohleverbrauch) angewieſen ind. Verhältnismäßig unabhängig von ſolchen Schwankungen ſcheint beſonders der Gehalt des Eidotters an wirkſamen Sub⸗ ſtanzen zu ſein. Während vor 25 Jahren vielfach noch die Meinung herrſchte, es ſei ganz zwecklos, jungen Kindern Ei⸗ dotter oder ein gleichwertiges Eidotterpräparat zu geben, ſind maßgebliche Fachleute heute ganz anderer Anſicht. Ich halte es für möglich, daß unſere Landwirtſchaft, in der richtigen Weiſe unterſtützt, wie auf anderem ſo auch auf dieſem Gebiete uns im Laufe der Zeit vom Ausland in höherem Grade als bisher unabhängig machen kann. Die doppelte Arbeit. Tagsüber ſitzen ſie in Büros, an der Schreibmaſchine oder an den Geſchäftsbüchern, ſtehen in den Fabrikſälen an den Maſchinen, verrichten dies und jenes Handwerk, ſchafſen und mühen ſich den ganzen Acht⸗Stunden⸗Tag hindurch um ihren Lohn. Wie die Männer, mit den gleichen Pflichten, mit all ihren Anſtrengungen, Verantwortungen und demſelben Kräfte⸗ darſaß Und wenn der Feierabend anfängt— was tun ſie ann? Ich weiß nie, ſoll ich traurig ſein oder lachen, wenn mir einer oder der andere im Tone der ſittlichſten aller Entrüſtungen ſagt, daß die„Geſchäftsmädels“ und die„Fabrikmädels“ in den Dielen und Kinos herumlungerten und ihr Geld nur verdien⸗ ten, um es zu veramüſieren. Es iſt anſcheinend die einzige menſchliche Allgemeingültigkeit, daß man an ſeinem Neben⸗ menſchen immer nur die wenigen Stunden ſeiner Ausſpannung bemerkt und— rügt, und daß die volle Arbeitsleiſtung dem⸗ gegenüber gleich nichts geachtet wird. Selbſt einmal an⸗ genommen, ſie„flögen“ in Dielen und Kinos“ herum, ſo wär's wohl nur der eine oder andere Abend, und die Ablenkung wäre mit 48 Arbeitsſtunden, die in ihrem Gleichmaß und meiſt auch in ihrer vollkommenen Mechaniſierung des Menſchen ermüden und ſeeliſch belaſten, im voraus verdient. Aber dieſe Behaup⸗ tung iſt ein Trugbild, und zwar eines, das geeignet iſt, die Achtung vor dem Vollmaß an Leiſtung dieſer„Geſchäfts⸗ mädels“ zu verringern. Denn die allermeiſten unter ihnen tun nicht nur die tägliche Berufsarbeit, ſondern ſie belaſten ſich willig auch noch mit vielen häuslichen Tätigkeiten. Sie leiſten doppelte Arbeit. Vom Sohn des Hauſes verlangt kein Menſch, daß er nach den Mahlzeiten den Tiſch abräumen und das Geſchirr ſpülen hilft. enn er eine Ausbeſſerung an einem Kleidungsſtück braucht— wer tut ſie? Die Mutter oder die Schweſtern oder bezahlte Kräfte. Das„Geſchäftsmädel“ ſitzt abends und ſtopft die Strümpfe, beſſert Wäſche aus, ändert ſich eine Bluſe, einen Rock, und manches von den zierlichen und hübſchen Stücken iſt von ihren eigenen geſchickten Händen zuſammengebaut. Aber wenn ſie darin gut angezogen daherkommt, behauptet der liebe Nebenmenſch wohl wieder, daß ſie„Geld wild mache“. Ihr ſtillen, tapferen Mädels mit euren geſchickten Händen, ihr leiſtet doppelte Arbeit, und leiſtet ſie vergnügt, weil euch nachher die weibliche Freude an ſchönen Kleidern und zier⸗ licher Wäſche belohnt. Die Hohlſäume und Spitzen aus euren Händen ſind nicht weniger fein als die der Haustöchter. Und ihr beweiſt es wieder einmal mit eurer Tüchtigkeit: kein Beruf macht unweiblich— im Gegenteil: er erzieht zur Ausdauer und zur Arbeitsfreude. Dr. Martha Werth. Heiraten oder ledig bleiben Mädchen, die im Beruf ſtehen und eine geſicherte Stellung mit einem auskömmlichen Gehalt haben, werden es ſich heute kteiflich überlegen, ob ſie heiraten ſollen. Die Ehe als Ver⸗ ſorgungsinſtitut kommt ja für ſie nicht in Frage. Warum ſollen ſolche Töchter heiraten? Liebe? Das iſt gut und ſchön, aber die jungen Leute von heute denken über dieſen Punkt anders als wir. Was hat man von der Ehe? Von der Liebe allein kann man nicht leben. Die Männer, die in der Lage wären, eine Familie gut zu ernähren, ſind ſehr rar, und gerade dieſe wollen in den meiſten Fällen nicht heiraten. Sie wollen weiterhin ein ſorgenfreies, bequemes Leben führen. Wer heute heiratet, hofft von ſeiner Frau, daß ſie mindeſtens tüchtig mitverdient. Frauen, die ſſich mitarbeiten müſſen, ſind nur ſehr dünn geſät. Und nun ſich in der Ehe wenn möglich bog mehr abſchuften zu müſſen als im Berufsleben, das wäre do ein Unſinn. Heute bedeutet eine Ehe in den meiſten Fällen ein Mehr an Leiſtungen und Pflichten, jedoch keineswegs Siche⸗ rung der Exiſtenz. Einer Frau, die immer ſelbſtändig berufs⸗ tätig war, wird es ſehr ſchwer fallen, ſich einem fremden Willen beugen zu müſſen, was aber in der Ehe unvermeidlich iſt. Eine Ehefrau hat ſo gut wie keine perſönliche Freiheit; eine Ledige iſt ihr freier Herr, ſie iſt frei, kann ſich nach getaner Arbeit ausruhen, kann tun und laſſen, was ſie will. Früher war es der Herzenswunſch einer jeden Mutter, daß die Tochter zum Heiraten komme. Die Mütter gingen förm⸗ lich auf die„Heiratsjagd“. Jetzt mutet uns dieſe Ehewut etwas komiſch an. Allerdings war ja auch früher die Ehe die ein⸗ zige Verſorgungsmöglichkeit. Es gab damals ſo gut wie keine Frauenberufe, und dann war es auch für ein Mädchen aus beſſerem Hauſe„blamabel“, einen Beruf zu haben. Es war alſo kein Wunder, daß ſo viel Vernunftehen geſchloſſen wurden. Es iſt ein wahres Glück, daß es die jungen Mädchen von heute nicht mehr nötig haben, als einzige Rettung für eine geſicherte Exiſtenz die Ehe anzuſehen. Die Mädchen von heute können ſich meiſt ſelbſt durchs Leben bringen; durch ihren Fleiß, ihre Energie und ihre Tatkraft. Natürlich liegt eine Gefahr in der Einſtellung der modernen weiblichen Jugend. Das Bewußtſein der eigenen Kräfte darf nicht überſpannt werden. Man muß ſich davor hüten, zum Lebensegoiſten zu werden; zu leicht droht die Vereinſamung. Und nun! Heiraten oder ledig bleiben? Richte nicht dein ganzes Sinnen auf die Heiratsmöglichkeit! Das haſt du nicht nötig! Aber wenn ſich die Gelegenheit bietet und es begegnet dir ein Mann, den du lieben kannſt, ſo heirate, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß du eventuell mehr arbeiten mußt als jetzt! Wenn der Schintzen ſchlecht wird. 5 Einige Tips für den„Selbſtgepökelten“. Verſchiedene Umſtände können dazu führen, daß der ſelbſt⸗ gepökelte Schinken im Laufe der Zeit verdirbt. Hat man mehrere Schinken in der Kammer hängen, iſt dieſe Erſcheinung natürlich unangenehm. Die meiſten Fälle beruhen aber auf falſcher Behandlung des Schinkens, nicht nur beim Pökeln, ſondern ſchon beim Schlachten. Wird das Schwein geſchlachtet, achte man unbedingt ſchon darauf, daß der Knochen nicht zu weit ausgeſchält wird und vor allem, daß die Schnittſtellen glatt ſind. Das heißt: es dürfen ſich nirgends etwa loſe anhängende Fleiſchſtücke be⸗ finden, beſonders nicht am Knochen, da hier das Schlecht⸗ werden zuerſt beginnt. Nachdem der Schinken dann aus der Salzlake genommen wird, laſſe man ihn zunächſt recht gut trocknen und hänge ihn dann erſt in den Rauch. Nach dem Räuchern aber reibt man alle Schnittſtellen mit einem Brei aus Eſſig, Pfeffer und Salz ein, zieht einen Gazebeutel dar⸗ über, der ringsum gut ſchließt, und hängt ihn trocken und luftig auf. Wird der Schinken aber trotzdem oder infolge Nichtbeach— tung einer dieſer Regeln ſchlecht, ſo trenne man einfach den Knochen ganz heraus, da dieſer ja erfahrungsgemäß zuerſt den zerſetzenden Bakterien zum Opfer füllt, weil er am wenigſten Widerſtand zu leiſten vermag. Es genügt auch, den Knochen vor dem Räuchern mit weißem, geſtoßenem Pfeffer einzureiben und gut durchzupökeln. Nach dem Räuchern beſtreicht man den Knochen und alle Vertiefungen des ganzen Schinkens mit Rin⸗ dertalg ein, der vorher zerlaſſen wird. Vor dem Anſchneiden oder Kochen läßt ſich dieſer ſehr gut beſeitigen. Wer auf dieſe Weiſe ſeine Schinken behandelt oder nach behandelt, wird niemals über Verderbnis zu klagen haben. Es liegt immer an der Behandlung! Gertrud Reinsch. — f. Hunde reinigen. Man löſt gelbe Kaliſeiſe(in jeder Drogerie erhältlich) in warmem Waſſer, bürſtet mit ſtarker Bürſte das Fell des Hundes gegen den Strich und läßt das Tier— im Sommer— in den Teich, Fluß oder See. Im be 505 man den Hund im warmen Zimmer möglichſt trocken ab. f. Haltbarer Ofenkitt. Man ſiebt reine Holzaſche durch ein feines Sieb und vermiſcht ſie mit geſtoßenem oder geſiebtem Lehm und etwas Salz. Dieſe Miſchung feuchtet man mit ſo viel Waſſer an, daß ein Teig entſteht, und ſtreicht mit ihm die Riſſe dicht zu. Er wird ſteinhart und ſpringt nie. f. Oeldruckbilder auffriſchen. Alte, verſtaubte, unanſehnlich gewordene Oeldruckbilder werden wie neu, wenn man ſie zu⸗ nächſt mit einem Schwamm und friſchem Waſſer ſehr vor⸗ ſichtig reinigt und ſie dann mit einem anderen Schwamm mit einer Miſchung beſtreicht, die aus einem Glas Brannt⸗ wein, einem Eiweiß und drei Gramm feingeſtoßenem Kandis⸗ zucker, gründlich vermengt, beſteht. f. Das Gefrieren der Fenſterſcheiben verhüten. Miſchen Sie 55 Gramm Glyzerin mit einem Liter verdünntem Weingeiſt, dem zur Verbeſſerung des Geruchs irgendein map Mittel, zum Beiſpiel eine Kleinigkeit Bernſteinöl, beigefügt wird. Sobald die Miſchung waſſerklar iſt, reiben Sie die innere Fenſterfläche mit dem Fenſterleder oder Leinenlappen ab. Dies verhindert das Frieren und Schwitzen der Scheibe. 7 2 1 15 2 fk. Marinierte Heringe. Die Heringe werden 24 Stunden ge⸗ wäſſert und gut gereinigt, Dann nimmt man Pfefferkörner, Lorbeerblätter und ziemlich viel in Scheiben geſchnittene Zwiebeln. Die Heringe werden lagenweiſe, immer von den Zwiebeln und den Gewürzen unterbrochen, in einen ſteinernen Topf gelegt und mit eingekochtem Eſſig übergoſſen. f. Sauerkraut mit Wein gekocht. Das Kraut wird nebſt f geſchnittenen Zwiebeln in heißes Gänſefett gegeben, nach Be⸗ lieben ein Apfel daran geſchnitten, etwas Weißwein daran⸗ gegoſſen und das Kraut ganz langſam weich gedünſtet; als Champagnerkraut gibt man kurz vor dem Anrichten ein Glas Champagner darunter und ſerviert. f. Kartoffeln, geröſtet, mit Kümmel. Rohe, geſchälte, in Scheiben geſchnittene Kartoffeln werden in Gänſefett, in dem ſeinverwiegte Zwiebeln gedünſtet wurden, nebſt Salz, Pfeffer, Kümmel und Fleiſchbrühe geröſtet; wenn ſie gar ſind und Krüſtchen bekommen, werden ſie ſofort angerichtet. f. Vanille⸗Nudeln(ſüße Speiſe). Ein halbes Pfund Makka⸗ roni zerbricht man, kocht ſie in ganz ee e Waſſer weich, läßt ſie abtropfen und ſchwenkt ſie in Butter(oder guter Margarine) mit reichlich Vanillezucker und einigen Löffeln ſüßer Milch. Nun ſchichtet man ſie in einer ſeuerſeſten Schüſſel immer abwechſelnd mit Apfelbrei, der mit Quittenmarmelade durchſogen iſt. Ganz obenauf ſtreicht man eine Vanille⸗Creme, ſtreut geriebene Mandeln und Zucker über die Oberfläche und läßt alles etwa eine halbe Stunde lang im heißen Ofen durchbacken. SNF TROTZ/ GE — 2 125 Nachdruck verboten. Ein ſchräger Blick Frank Dahlmanns ſtrich über ſie bin: ein kleines Lächeln zuckte um ſeinen Mund. Troy kopf, ſüßer! dachte er. Frant Dahlmann blieb gleich zum Eſſen da. Dann aber mußte er fort. Er hatte noch eine ſehr wichtige geſchäftliche Beſprechung. Die ganze Familie begleitete ihn zum Schloßhof, wo ſein Chauffeur mit dem großen, dunkelblauen Maybach⸗Wagen wartete. Frant Dahlmann beugte ſich zu ſeiner Braut, küßte ſie auf die Stirn „Auf Wiederſehen heute abend, kleine Lore!“ Dann fuhr der Wagen geräuſchlos davon. Die Geſchwiſter nahmen Lore in die Mitte. „Na, wie iſt dir ſo als Braut?“ fragte der Bruder derb. „Oh, mir iſt ſehr wohl Ich werde eine reiche Frau ſein und werde immer wiſſen, daß ich mich verkauft habe.“ Lore riß ſich los und lief davon. Faſſungslos ſahen ſich die Geſchwiſter an. Kurt meinte: „Solch ein Kücken! Es weiß tatſächlich noch immer nicht, was für ein Glück ihm heute widerfahren iſt!“ „Meinſt du? Ich kann aber Lore ſehr gut verſtehen. Sei du lieber in Zukunft ſtill!“ ſagte Eliſabeth und ging hinter der Schweſter her. Dorothee und Herta ſahen ſich verlegen an, und Kurt murrte:„Verrückte Weiber!“ Aber er war ſehr froh, daß er jetzt ſeine Schulden dem Schwager beichten würde und nicht ſeinem Vater! Herr von Loringen aber ging mit ſeiner Gemahlin noch ein Weilchen im Park ſpazieren Sie hatten noch ſo vieles zu beſprechen. Sie hatten ſich immer ſehr gut ver⸗ ſtanden. Frau von Loringen wußte auch, wie ſolid und ſparſam ihr Mann immer geweſen war; aber er hatte das Gut ja vollſtändig verſchuldeti von ſeinem Vater über⸗ nommen. Nun hatte er es eben nicht durch alle Zeiten hindurch verbergen können, wie es um Voringen ſtand. Aber nun ſchien doch wieder die Sonne zu ſcheinen. Sie hoffte es Und ſie hoffte auch, daß Lore ihr Glück mit dem großen, ſchönen Manne fände. Am Abend erhielt dann Lore wundervolle rote Roſen und einen herrlichen Schmuck von ihrem Bräutigam. Still legte ſie es beiſeite. Er ſah es, und es kam wie Zorn in ſeine Augen; doch gleich war er wieder liebenswürdig und höflich zu ihr. Lore aber dachte: „Wenn ich doch vorher ſterben könnte, dann wäre er um ſeinen Preis betrogen!“ Zweites Kapitel. Die Senſation, längſt geahnt und durchgehechelt, war alſo jetzi da. Lore von Loringen hatte ſich mit Doktor Frank Dahl⸗ mann verlobt! Sie hatte ihn alſo! Sie wurde ſeine vielbeneidete, verwöhnte Frau ſein! Es war zum Todärgern. Aber manche Menſchen ſtolperten, wo ſie auch immer gingen, über das Glück. Andere dagegen angelten ein Leben lang vergeblich danach. Als ob man es nicht ganz genau wüßte, daß Loringen dicht vor dem volligen Zuſammenbruch geſtanden hatte! Als ob man nicht wüßte, daß Lore von Loringen nichts mit in dieſe Ehe brachte wie ihre Jugend und— na ja— auch ihre Schönheit! Aber alles Reden änderte nichts. Das Brautpaar beſuchte Konzerte, Theater, Geſellſchaften. Obendrein ſchienen ſie glücklich zu ſein. Das war das Schlimmſte. Das verzieh man ihr nun ſchon gleich gar nicht. Bei den Herren war die Stimmung ungefähr ſo: Das verfluchte Geld! Wer es hatte, vor dem katzbuckelte die Welt. Der machte ſich die Menſchen untertan. So war es ſchon immer geweſen, und ſo würde es bleiben. Fritz Rohrbeck war außer ſich. „Hätt ich bloß geſprochen! Hätt' ich ſie mir bloß geſichert! Ich habe ſie ſo lieb gehabt, die ſchöne, blonde, kleine Lore Aber natürlich— wer hält wohl einen Ver⸗ gleich mii Frank dahlmann aus? Ich beſtimmt nicht. Ich habe nichts, werde nie was anderes haben wie Schulden und muß zuletzt noch froh ſein, wenn mir die einmal mein zukünftiger Schwiegervater bezahlt. Uebrigens, ich werde mich beruhigen. Es ändert ja doch nichts mehr an der Sache. Hede Lürmeiſter iſt auch nicht ohne. Einzige Tochter, der Alte iſt ſchwer, Chancen habe ich obendrein. Was wollt ihr noch mehr?“ „Verſtell dich doch nicht, Rohrbeck! Du biſt fuchs⸗ teufelswild, weil dir der Dahlmann die Braut weg⸗ genommen hat.“ „Er hat ſie mir nicht weggenommen, denn ſie hat mir kein Recht gegeben, ſie meine Braut zu nennen.“ „Oyo, bei dir ſitzt es auſtändig tief. Nimm einen Kognat, rat ich dir, und mach ſonſt keine Dummheiten.“ WIRD GEZ AHHT ROA von SENTL 20 THBERE Copyright by Martin Feuentwanger, Halle(Saale) „Sei ſtill, du. Du kannſt es nicht verſtehen, wie weh es tut.“ „Das will ich nicht behaupten. Mir hat der Treubruch Friedel von Papenbrücks auch weh getan, aber ich habe mich getröſtet. Sie ſollte den Triumph nicht haben.“ „Torner?“ Der Rennreiter wandte ſich ab. Fritz Rohrbeck dachte plötzlich anders über den bisher für toloſſal leichtſinnig gehaltenen Freund. Frauen! Daß die immer an allem ſchuld ſein mußten! Fritz Rohrbeck ſann vor ſich hin. Er hatte Lore wirklich geliebt. Aber er hatte doch auch gewußt, wie es auf Loringen ſtand, und da hatte er eben gar nicht erſt gewagt, ihr ſeine Hand anzubieten. Was hätte es denn auch für einen Zweck gehabt? Sie hatte nichts, und er hatte noch weniger. Das gab eine un⸗ erträgliche Disharmonie. Frank Dahlmann! Er haßte ihn! Den Plebejer! Den Emporkömmling. Den brutalen Geldmenſchen! Der ſich Lore von Loringen gekauft hatte! Jawohl, gekauft hatte er ſie! Ganz einfach gekauft! Und ſie?— ſie hatte ſich kaufen laſſen! Wie verächtlich das war! Aber— hatte ſie es nicht tun müſſen? Hatten die Ver⸗ hältniſſe ſie nicht zu dieſem Schrin gezwungen? Sie hatte die Ihren retten müſſen— ganz einfach. Es war ihr nichts anderes übriggeblieben. Das war ein Troſt! Ein ganz kleiner Troſt! Aber dieſer Troſt berechtigte zu großen, verwegenen Hoffnungen. Lore hatte ihn doch auch geliebt! Ihn, Fritz von Rohrbeck! Kein Wort wan zwiſchen ihnen darüber gefallen. Aber ſo etwas ſpürt man doch, wenn man Fritz Rohrbeck hieß und die Frauen ſo gut kannte. Er wußie es, daß ſie ihn geliebt hatte! So etwas merkt man doch! Nun war es vorüber. Aber man konnte— hm! Die Gedanken des jungen, leichtſinnigen Mannes be⸗ wegten ſich nach einer ganz beſonderen Richtung. Wenn er ſich an dem ſiegreichen Nebenbuhler rächen könnte? Ein wundervoller Gedanke! Die Ausführung aber war gefährlich, wenn der Gegner Frant Dahlmann hieß. Immerhin! Der Gedanke blieb. Er nahm nach und nach ſogar greifbarere Formen an. „Was grübelſt du denn?“ fragte Baron Lichtenau. „Ich dachte gerade daran, daß Sie mich am Freitag falſch beraten haben, lieber Lichtenau ‚Zenaide' hat nicht gewonnen. und ich habe einen Hunderter verloren.“ „Pech! Es war wirklich Pech.„Zenaide' mußte ge⸗ winnen, aber da Jockei Förſterberg...“ „Ich weiß ſchon, weiß ſchon“, nickte Rohrbeck und ſchob ſich nach dem Fenſter zu, wo ſeine Freunde ſtanden. Er wußte ſchon, warum er jetzt dorthin ging. Am Eingang des Klubzimmers erſchien Doktor Dahlmann in Begleitung ſeines zukünftigen Schwagers Kurt von Lo— ringen. Allgemeines Gratulieren und Händeſchütteln. Zwiſchen den Zähnen preßte auch Fritz Rohrbeck ſeinen Glückwunſch hervor. Ein ſcharfer Blick Dahlmanns, dann ſagte der Börſen— mann ruhig:„Ich danke Ihnen, lieber Rohrbeck.“ In Rohrbecks Herzen ſtieg finſterer Haß empor. Der küßt jetzt Lore— dachte er, und ſein hübſches Geſicht war ganz blaß. Einige ältere Herren drängten ſich an Dahlmann heran, beſtürmten ihn um einen kleinen Wink für die Holzmann⸗ Aktien. „Ich möchte doch lieber abwarten. Immerhin, be— halten Sie die Papiere, meine Herren“, ſagte Frank Dahlmann. Die Herren zwinkerten ſich vergnügt zu. Jetzt wußten ſie, was an der Börſe los war. Im vaufe der nächſten Stunde ergab es ſich, daß Doktor Dahlmann noch einmal an Fritz Rohrbeck herankam. „Ihre Wechſel an Bankier Morgen ſind am erſten Juli fällig. Darf ich fragen, was Sie zu tun gedenken?“ „Ich— es geht doch niemand etwas an, ich— werde bezahlen.“ „Deſto beſſer, Rohrbeck. Wenn Sie aber Schwierig⸗ keiten haben ſollten, ich ſtehe Ihnen gern zur Verfügung. Denken Sie an Ihre alte Mutter.“ Frank Dahlmann brannte ſich ſehr ſorgfältig eine neue Zigarette an. Hellauf ſprühte der erbſengroße Brillant am kleinen Finger der linken Hand. Im nächſten Augenblick wandte Dahlmann ſich ſchon an einen anderen Herrn. „Sehen Sie ſich ihn an. Iſt es ein Wunder, wenn ihn die ſchöne Lore von Loringen nimmt?“ flüſterte Bruno Heidegg ſeinem Freunde, dem Kammerſänger Chriſtenſen, zu. „Wer hütte ihn wohl nicht genommen. Ich habe dem Mann immer beneidet.“ „Um ſeinen Reichtum?“ „Nee, um ſeine Figur. Er ſieht fabelhaft gut aus.“ „Ach ſo! Ja, allerdings, gut ſieht er aus.“ „Aber er kann wotzdem Lore von Loringens Vatet ſein— dem Alter nach“, ſagte der Kammerſänger und klemmte das Einglas ein. „Ja! Allerdings. Nun, vielleicht hätte die junge Dame doch einen anderen lieber genommen? Schließlich hat man ſie gezwungen zu dieſer Verlobung, das iſt offenes Geheimnis“ „Was man aber vor Doktor Dahlmann nicht gerade laut werden laſſen braucht. Ich möchte mit ihm lleber keine Händel anfangen, obwohl ich ſonſt nicht feige bin.“ „Ich auch nicht Uebrigens gehen uns die Verhältmiſſe in Loringen nichts an Es ſind ſehr liebe, nette Menſchen dort, und man müßte ſich von Herzen freuen, daß nun das alte, ſchöne Beſitztum den Loringens verbleibt. Wahrſcheinlich wird uns nun doch ab und zu eine Ein⸗ ladung erreichen, und auf Dahlmanns gaſtliches Haus freue ich mich auch.“ „Ja, das mag ganz nett werden. Ich habe aber die ganz veſtimmte Ahnung, daß Dahlmann uns ſeine ſchöne, junge Frau nicht allzuoft zu einer Unterhaltung gönnen wird Vielleicht können wir ſogar noch allerlei Ueber⸗ raſchungen erleben— meinen Sie nicht auch?“ „Hml, vielleicht haben Sie recht.“ Im Spielzimmer rückte man die Stühle zurecht. „Lieber Dahlmann, ein Spielchen gefällig?“ fragte Kommerzienra Haferkorn. „Ich ſpiele heute nicht! Aber zuſehen werde ich ein Weilchen: ich finde, das iſt auch ganz intereſſant.“ Fritz Rohrbeck ſetzte ſich an den Spieltiſch. Trotzig ſah er zu Frant Dahlmann herüber. Der lächelte! * 4. In Schloß Loringen vergingen die Sommertage raſch und voll Sonne. Je näher der Hochzeitstag heranrückte, deſto blaſſer und ſtiller wurde vore. Ihre Augen waren beängſtigend groß. Frau von voringen ſprach mit ihrem Gatten. Der lachte froh. „Lore iſt ein dummes Kind. Frank wird ſie ſich ſchon modeln, wie er ſie braucht.“ Seine Frohlaune iat der Gattin plötzlich weh, doch ſie ließ ſich nichts merten. Sie wagte es aber auch nicht, noch einmal mit Lore zu ſprechen Dabei war das Mädchen direkt rätſelhaft. War Frank da, dann plauderte ſie liebenswürdig mit ihm. Daß er ſie mit Zärtlichkeiten überhäufte, konnte man auch nicht behaupten. Die Mutter vermutete jedoch, daß das Mädel ſich dieſe Zärtlichkeiten verbeten hatte. Nun begriff die Mutter aber wiederum die Langmut des Bräutigams nicht. Dave blieb er ſich immer gleich in ſeiner Rolle als Gebender. Stets brachte er Geſchenke mit. Für Lore, für die anderen. Mit Lore trieb er direkt einen Kultus, der an Verſchwendung grenzte. Einmal hatte ſie eine dreireihige Perlenkette entſetzt zurück⸗ gewieſen. „Sie ſind viel zu koſtbar für mich.“ „O nein, Lore! Nichts iſt koſtbar genug, dich zu; ſchmücken.“ Gleichmütig ſagte er es. Sie ſah ihn von der Seite an. Sie fürchtete ſich noch immer grenzenlos vor ihm. Da er aber jede Zärtlichkeit gegen ſie ſtreng vermied, wurde es nach und nach ruhiger in ihr. N Freilich, der Hochzeitstag rückte beängſtigend näher. 1 Frank Dahlmann fühlte ſich augenſcheinlich ſehr woh in dem alten, ſchönen Loringen. Er neckte ſich mit Lores Schweſtern, überhäufte ſie mit Süßigkeiten und ſonſtigen kleinen Geſchenten. Kurt ſchwärmte von ihm, wenn er abweſend war. „Das Geſcheiteſte, was du tun konnteſt“, meinte er einmal anerkennend zu Lore, als ſie ohne Frank Abend- brot eſſen mußten, weil er eine kleine Reiſe angetreten hatte. 9 Wie in Verachtung wandte Lore den ſchönen, blonden Kopf zur Seite. Hatten ſie denn hier alle vergeſſen, welches Opfer ſie ihnen brachte? Einmal nahm der Vater ſie mit in ſein Arbeitszimmer. Hier ſprach er von allem möglichen mit ihr, wie ſie es früher auch manchmal getan halten. Plötzlich aber ſagte der Vater: „Kind, wäre es dir nicht möglich, etwas freundlicher gegen Frank zu ſein?“ „Han er ſich bei dir beklagt?“ fuhr ſie auf. 5 „Durchaus nicht! Oder ſieht ihm das etwa ähnlich? Es ſind nur meine eigenen Beobachtungen, Mädel. Da habe ich aber gefunden, daß dein Benehmen ihm gegen⸗ über nicht ganz einwandfrei iſt.“ „Ich kann nicht heucheln! Ich haſſe ihn, weil er die Situation ausnützte“, ſagte Lore außer ſich. ö Der Vater trat zu ihr.. Ganz feſt nahm er die unruhigen, weißen Hände der Tochter in die ſeinen. „Wie weil willſt du dich vergeſſen, Lore? Du haßt Frant nicht! Es iſt nur kindiſcher Trotz von dir— nichts weiter. Und ich rate dir, dieſen kindiſchen Trotz lieber beizeiten zu bezwingen. Ich glaube nämlich nicht, daß Frank mit ſich ſpaßen läßt.“ Lore ſah ihn an. Das war ihr Vater? 5 Der ihr immer alles nachgeſehen hatte? Deſſen Lieb⸗ ling ſie von jeher war? „Ich wil mir Mühe geben, doch— ich fürchte mich vor ihm.“ 5 „Fürchten? Wieſo? Frank iſt der beſte Menſch auf der Welt; wenn du das doch nur endlich einſehen wollteſt. Einſehen wirſt du es beſtimmt noch; ich fürchte nur, es könnte dann zu ſpät ſein.“ Fortſetzung folgt.) Skizze von Nun war die Geheim⸗ rätin Campe von ihrem langen Leiden erlöſt, und Renate, ihre jüngſte Toch⸗ ter, die ſie in treuer Liebe gepflegt und ihre f Schmerzen mitgelitten 1. hatte, ſah ſich nach der Beerdigung faſt unüberwindlichen Aufgaben gegenüber. Der Nachlaß mußte geordnet, Ueberflüſſiges verkauft, anderes ver⸗ packt werden. Wohin mit Vaters wertvoller Bibliothek? „Am beſten iſt es, eine Auktion zu veranſtalten, damit der ganze Krempel auf einmal weggeht“, ſagte Schwager Fritz. Hilde, ſeine Frau, Renates ältere Schweſter, nickte dazu. Das wäre wirklich am beſten, Renate. Wir haben in unſerer Wohnung keinen Raum, und die koſtbaren Bücher irgendwo Aunterſtellen, iſt doch gefährlich bei der heutigen Unſicherheit. Na, und verkaufen? Wer hat Geld übrig? Und man möchte die Bücher doch auch nur bewährten Händen übergeben.“ Sie waren dann abgereiſt mit der ſehr herzlichen Einladung, Renate ſolle zu ihnen kommen, ſobald hier alles erledigt ſei. „Du bleibſt bei uns, Renate— mach dir keine Sorge um die Zukunft“, hatte Hilde ein über das andere Mal geſagt. Und Fritz hatte dies gutmütig bekräftigt. Doch bei Renate ſtand es feſt, daß ſie ſich nicht als Familien⸗ anhängſel den Geſchwiſtern aufbürden würde. Sie wußte zwar. daß ihr kaum für ein Vierteljahr zum Leben übrigblieb, wenn e alle Rechnungen und ſonſtigen Abgaben bezahlt hatte. Aber n der Zeit würde ſich ſchon etwas für ſie finden. Als Geſell⸗ ſchafterin, als Pflegerin, als Hausdame— ganz gleich; was ſich ihr irgendwie bot, wollte ſie ergreifen. Nur nicht als fünftes Rad am Wagen bei Verwandten unterkriechen. Und das ſtand auch feſt bei ihr: die Bibliothek und die Bilder, auch die gut erhaltenen Möbel, ſollten nicht ver⸗ schleudert oder verſchenkt werden Ihr bedeuteten dieſe Gegen⸗ ftände ein Stück Heimat. Vielleicht konnte ſie einmal eine Heine, eigene Wohnung halten; dann ſollten ſie um ſie ſtehen. und ſie würde wieder zu Hauſe ſein. Die Bücher könnten in Kiſten verpackt werden, falls Hans noch einmal wiederkäme Hans, der Bruder, der verlorene Sohn! Wie oft hatte Mutter auf ihrem Krankenlager nach ihm ge⸗ fragt! Und was für Lügen hatte ſie erſinnen müſſen, um zu tröſten und zu beruhigen. Briefe hatte ſie in Schreibmaſchinen⸗ ſchrift abgefaßt und durch Bekannte über Amerika hergehen laſſen, damit das arme Mutterherz nicht weiter den Kummer um den Liebling zu tragen brauchte. Fritz hatte den Kopf dazu geſchüttelt.„Aber Renate“, ſagte er verweiſend. Hilde jedoch hatte ſie mit Tränen in den Augen geküßt. Hilde hatte Hans auch mehr geliebt denn ſie, ihre Schweſter. Hilde wußte auch nichts davon, daß Haus der Mutter Brillautnadel und Renates Ring mit dem Smaragd genommen Hatte, bevor er fortging... Renate lehnte den Kopf zurück. Tränen überſtrömten das vlaſſe Geſicht. Ihr Glück hatte er genommen mit jenem un⸗ glückſeligen Ring! Hätte er dieſes Verbrechen nicht begangen, dann ſäße ſie jetzt als Doktor Wendels Frau unter dieſen lieben alten Möbeln, und die Bibliothek, die alten Bilder und alles, alles konnte erhalten bleiben.— Der Ring, der Unglücksring! Sie war damals ſo ſtolz ge⸗ weſen, als Gerhard Wendel ihr das koſtbare Kleinod übergab. Es war ein Andenken an ſeine geliebte Mutter, die den Ring immer getragen hatte. „Jetzt ſoll er die Hand meiner liebſten Frau zieren“, hatte Gerhard geſagt und dieſe Hand zärtlich geküßt.„Bewahre ihn gut. Seinen Verluſt würde ich ſchwer verſchmerzen.“ Und dann— war er fort und Gerhard forſchte vergeblich nach ihm. Sie wußte es ſofort, wer ihn entwendet hatte; aber 55 konnte Hans nicht verraten. Sie ſchämte ſich ſo grenzenlos, aß ihr Bruder ein gemeiner Dieb war. So kam es zum Bruch mit Gerhard; er zweifelte an ihrer Liebe, weil ſie ihm micht vertraute. Das war vor rf Jahren. Sie hatten ſich nie mehr ge⸗ ſehen, da Gerhard einer Berufung nach Königsberg folgte. Wohl um aus ihrer Nähe zu kommen, denn in der kleinen Univerſitätsſtadt war ein Ausweichen nicht gut möglich.—— Renate verpackte die Bücher und das Porzellan und alles, was ihr teuer war, ſorgfältig in Kiſten und ließ es mit den Möbeln und Teppichen auf einem Speicher unterbringen. Was übrigblieb, verſchenkte ſie an ihre Helferinnen. Es war ihr unmöglich, den alten Hausrat zu verſchleudern. Als ſie die halbjährliche Miete für den Speicher und alle andere Schuld beglichen hatte, blieben ihr knapp dreihundert Mark. Das reichte nur für die erſten Wochen aus. Sie wollte Zach Berlin fahren wo eine Freundin ihrer Mutter wohnte. neigt, wie es ſeine Gewohnheit war. Ernſt und nachdenklich ſah er vor ſich hin. Renates Herz ſchlug ihm entgegen.— Gerhard! Meine Liebe iſt nicht.. Dieſe Tante, wie ſie von ihr genannt wurde, hatte viele Ver⸗ bindungen und konnte ihr vielleicht auch ſonſt guten Rat erteilen. Schon nach kurzer Zeit fand ſie durch die regſame Tante Stellung bei einer reichen alten Dame, Frau Stein. die einen Io gevollen jungen Menſchen um ſich haben wollte. Später dachte Renate oft: die Menſchen werden wie auf einem Schach⸗ breit hin und her geſchoben und mancher ſtößt dabei blindlings ins richtige Feld, um das Rennen zu gewinnen. Denn was Hotte ſie aus der e eee nach Berlin und hier in das Haus der Frau Stein getrieben? Hatte nicht eine unſichtbare Hand ſie geſchoben? Wenige Tage nach ihrer Ankunft bei Frau Stein kam deren Schwiegertochter Gerda zu Beſuch. „Mutter telephonierte uns, daß ſie eine ſo liebe Haus⸗ genoſſin gewonnen habe“, ſagte dieſe liebenswürdig zu Renate. „Da war ich ſehr neugierig auf Sie und mußte herauskommen, ia ai heute nicht mein Tag iſt. Wir beſuchen Mutter näm⸗ lich immer am Mittwoch, von Kaffee bis Abendbrot, beides eingeſchloſſen. Bel dieſem Geplauder ſtrich ſie zärtlich über den Arm der alten Dame un dabei bemerkte Renate an der kleinen weißen Hand den Ring. Ihr Herz ſtocktte. Sie konnte auf die freundlichen Worte laum etwas erwidern, das Auge ließ den Ring nicht los. Ja, es war ihr— nein, ſein Ring mgragd Platin eingefaßt— oh, ſie kannte 11 genau; der 90 ſtand in ihrer Erinnerung, als hätte ſie ihn geſtern noch getragen. e ſank ſie auf ihrem Seſſel zuſammen. m ſprang auf, ſie zu ſtſitzen.„Na, das iſt gut“, ſagte ſie halblaut und dachte weiter: eine ſo ſchwächliche Dame kann Mukter doch nicht brauchen Renate richtete ſich mühſam auf.„Es der Schreck“, fuse 9 a a 1 0 Es war nur 5 1 reck. dchen?“ fragte Frau Stein, die a Warum erſchrecken Sie d. ſich e erhoben hatte.„ Schwiegertochter..“ Renate riß ſich zuſammen und lächelte mit bleichen Lippen. Der große Smgragd, von immels willen, was iſt Ihnen?“ rief Gerda und M. G. Brandt. „Ich bin töricht, ich weiß. Aber der Ring hier“— dabei faßte ſie die Hand, die noch auf ihrer Schulter lag, und zog ſie näher an ihr Geſicht—,„er rief ſehr ſchmerzliche Erinnerungen in mir wach. Ich hatte einmal einen ähnlichen. Verzeihen Sie, bitte, daß ich mich nicht beſſer beherrſchte.“ 5 Die beiden Frauen verſtummten einen Augenblick. Gerda ſah finſter aus »Ich hab' es ja immer geſagt“, ſtieß ſie hervor,„an dem Ring haften Tränen.“ Die alte Dame ſchüttelte bedenklich den Kopf. „Liebes Kind, wenn wir ſo denken wollten— woran ſitzen nicht auch Tränen! Zum Beiſpiel an den feinen Spitzen, die du ſo liebſt. Die armen Spitzennäherinnen mögen manche Träne darauf tropfen laſſen.“ „Du haſt recht, Mutter— man ſoll kaufen, wenn man die Miltel dazu hat. Aber hier.“ Dann wandte ſie ſich an Renate:„Mein Mann hat den Ring nämlich auf einer Ver⸗ ſteigerung erſtanden, weil er ſo ſehr ſchön iſt und ſonderbarer⸗ weiſe innen meinen Namenszug trägt: G. S.“ Dabei zog ſie ihn vom Finger und reichte ihn Renate „G. S.“, wiederholte Renate leiſe. Gertrud Silling, der Mädchenname ſeiner Mutter. Sie hatte ſich nicht getäuſcht: es war der Unglücksring.„Gerda Stein, ja, er wollte zu Ihnen, der Ring“, ſagte ſie dann mit mattem Lächeln und gab ihn zurück.„Daß er mich ſo erſchrecken konnte“, fügte ſie nochmals entſchuldigend hinzu. Widerwillig ſteckte Gerda ihn an.„Ich mochte ihn nicht tragen! Du weißt. Mutter, daß ich ihn lange Zeit im Schmuck⸗ kaſten liegen ließ, bis Karl ernſtlich böſe wurde. Jetzt iſt er mir lieb geworden wie ein Lebendiges.“ Sie ſprachen nun von etwas anderem. und die beiden fungen Menſchen taſteten zueinander. Renate hatte das mitfſhlende Herz geſpürt, und Gerda ſah die neue Hausgenoſſin von tränenfeuchten Blumen der Romantik umkränzt. Schon am zweiten Tage kam ſie wieder aus der Stadt in den entlegenen Vorort hinaus. Sie ſuchte Renate allein zu ſprechen. „Ich bin mir klar darüber geworden: es iſt Ihr Ring. den ich zwei Jahre trug. Hier bringe ich ihn der richtigen Hand wieder“, und ſie ſteckte das kleine Käſtchen in Renates Hand. Renate fuhr auf.„Nein— nein!“ rief ſie. Dann ſchlug ſie die Hände vor das Geſicht und weinte herzbrechend, als ſolle all die Qual, die ſie um dieſes Kleinod gelitten, fortgeſpült werden. Gerda ſtreichelte ſie immerzu und küßte und tröſtete ſie.„Du hatteſt ihn von einem geliebten Menſchen— nicht wahr?“ ſagte ſie und wußte gar nicht, daß ſie das noch fremde Mädchen mit Du anredete. Renate nickte.„Er gehört ihm ja“, brachte ſie endlich hervor „Er wurde geſtohlen, und dann——“ Und dann erzählte ſie die ganze traurige Geſchichte ihrer Liebe und ihrer Trennung. Und ſprach auch zum erſten Male davon. daß ihr eigener Bruder der Dieb war. der ihr Lebens⸗ glück mit dem Ring raubte. Zum erſten Male floß die Bitter⸗ keit von ihren Lippen, die wie ein harter Druck ihr Herz um⸗ preßt hatte. Hier, dieſer fremden, warmen, mitfühlenden Frau gegenüber konnte ſie ſprechen. Gerda hielt ſie im Arm. weinte mit ihr und fand lauter beruhigende Worte.„Wir werden ihn ſuchen, deinen Doktor Wendel, und ihm den Ring zurückgeben. Er ſoll bereuen, daß er dir nicht vertraute, der Elende.“ „O nicht ſo. nicht ſo!“ ſagte Renate„Er iſt der beſte Menſch Er glaubte wohl. ich ſelbſt hätte den koſtbaren Ring für meinen Bruder geopfert, und verzieh mir nicht, daß ich nicht offen zu ihm war Aber ich konnte es nicht. Ich ſchämte mich ſo meines Bruders. Ich war noch jung damals.“ Wenige Tage ſpäter kam Gerda in freudiger Aufregung an: „Er iſt hier in Berlin. Liebſte. Oberarzt in einem ſtädtiſchen Krankenhaus. Hier habe ich es dir aufgeſchrieben, und nun ſieh zu, daß er ſeinen Ring zurückbekommt und dir abbittet.“ Renate kämpfte einen ſchweren Kampf. Wie ſollte ſie den Ring an Gerhard zurückgehen laſſen? Ihn hinſchicken. mit einer kurzen Erklärung? Das war wohl das Richtige. Aber die unſichtbare Hand ſchob ſie ſelbſt auf den Weg zum Krankenhauſe. Alle Hemmungen, die ſich vor ihr auftürmten, wurden beiſeite geſtoßen, überrannt; ſie ſtand plötzlich in dem großen Gebäude und fragte mit einer Stimme, die gar nicht die ihre war, nach Doktor Wendel. Dann wurde eine willenloſe ſchwarze Geſtalt von jener un⸗ ſichtbaren Hand weitergeſchoben, in einen langen Korridor mit unzähligen weißen Türen, und die fremde Stimme fragte wieder nach Doktor Wendel. „Der Herr Oberarzt?“ ſagte die Schweſter freundlich.„Dort kommt er gerade“, und eilte weiter. a Da kam er, im weißen Kittel, den blonden Kopf leicht ge⸗ Aber ſie ſagte es nicht. Sie trat nur ganz ſacht einen Schritt vor, damit er nicht an ihr vorbeiſtürme. 5 Er ſiußie. Er ſah ſie an und wurde weiß bis in die Lippen. „Renate!“ Dann ſich verbeſſernd:„Fräulein Crampe!“ „Ich bringe dir den Ring, Gerhard“, ſagte ſie ſchlicht.„Den Ring deiner Mutter, der damals geſtohlen wurde. Ein gültiges Geſchick hat ihn mir wiedergebracht.“ Sie reichte ihm das Er nahm es. ohne es anzublicken. Sein Auge blieb an der ſchmalen ſchwarzen Geſtalt haften. 15 „Und ich wollte dir noch die Aufklärung geben, die du da⸗ mals von mit verlangteſt. Mein Bruder Hans“, ſie ſtockte, fuhr dann aber leiſe fort,„hat ihn entwendet. Ich konnte es damals nicht ſagen— ich konnte nicht Aber jetzt— ich möchte doch gern, daß du mich als er Gen Menſchen ſiehſt, wenn ich irgendwie einmal in deiner Erinnerung auftauche. Und nun lebe wohl“ 9 „ Sie hatte leiſe mit bebender Stimme geſprochen und wandte ſich zum Gehen, langſam, lauſchend, ob da nicht ein Wort zu ihr käme, das ſie zurückhielt— ein freundliches Wort. Aber es blieb totenſtill. Da ſank ihre Geſtalt zuſammen; über die blaſſen Wangen perlten Tränen.. 1 Eeine 228 abgewälzt? Ja, und eine andere aufgeladen: die Liebe, die den letzten Hoffnungsſchimmer erlöſchen ſah und nun ſich ſchwer ins Herz ſenkte. Käſtchen. 5 „Kein Wort ſagte et?“ ſließ Gerda ärgerlich hervor, als ſie Renates Bericht vernahm.„Der Idiot!“ 1 Er war wohl zu überraſcht“. entſchuldigte Renate,„Viel⸗ leicht auch 100 wohl schoß ver⸗ lich berührt. Denn er iſt do heiratet.“ Bieſe Ausrede hätte ſie für ſein Betragen erfunden und glaubte ſelbft daran. Aber ſchmerzlich blieb es doch, daß er ſie ohne ein Wort gehen 15 Nun war alles aus. Die Schickſalshand zog ſich zurück. Ihr Ziel, einen falſchen Ver⸗ N e war erreicht. nd da geſchah das Wunderbare, das Unglaubliche: Doktor n lang haben Sie ihin die Selle vergiftet. d aben, Doktor. 3 0 Wendel ließ ſich nach ein paar Tatzen bet rüsten Stb 1 melden! g Sie ging in das Empfangszimmer. Da ſtand er— ſtürzte er auf ſie zu bei ihrem Eintritt— da faßte er ände:„Renate, verzeih mir, liebe Renate Ich an + 11 ſel, ein vor den Kopf e Eſel, daß ich 4 feſthleln als du ſo plötzlich wie eine Erscheinung vor wr tauchteſt. Und auch ſo leiſe entſchwandeſt Wir was 4 träume ich. Dann warſt du fort als ich wach wurde und 9 ande und erſt heute wurde mir deine Wohnen meldet.“ 1 Er hielt ſie noch immer bei den Händen, ihr in die An ſchauend,„Renate, liebſt du denn den demmen Wengen 10 ein bißchen.“ b ö Sie lächelte ihn an. Da nahm er ſie in ſeine Arme.„Du Gute, Trewef Wieviel habe ich an dir au zu machen.“ Und dann ſteckte er den Rin wieder an ihren Finger.„Hier wollte er hin und ſand auch der 00 ſeinen Irrwegen. Nur eine Frau Wendel darf ihn ragen!“—— „Wie gut, daß Renate die Einrichtung behalten har“, fager Hilde, als ſie von der Verlobung erfuhr.„Als hälde ohn geeter Geiſt ſie beraten.“ Von Max Dörner. Eines Morgens fand man Fred Marcus tot in ſeinem Bett Frau Rita vermochte nicht Auskunft zu geben. Man ſchlief getrennt. Fred ſei noch am Abend vorher bis gegen zehn Uhr mit ihr und Freunden des Hauſes zuſammen geweſen. Dem hinzugezogenen Arzt gelang es nicht, die Todesurſche feſtzuſtellen. Er ſchloß auf Gift und erſtattete Meldung. „„Das übrige entwickelte ſich ſchnell und folgte Schlau auf Schlag. Die Obduktion beſtäuigte die Vermutung. Arſenitk! Recherchen der Kriminalpoſizei ergaben ſchon am erſten Tage belaſtende Momente und führten binnen 24 Stunden zu Frau Ritas Verhaftung unter dringendem Mordverdacht Die Verhaftete gebärdete ſich verzweifelt, beteuerte ihre Unſchuld in erſchütternder Weiſe und brach nach Vorhalt des Belaſtungsmaterials völlig zuſammen, ohne ſich zu einem Ge⸗ ſtändnis durchzuringen. Jedes weitere Verhör verlief er⸗ gebnislos. Die Anklage wurde erhoben, obwohl der Schlußſtein en der Beweisführung des Unterſuchungsrichters fehlte. Als erwieſen konnte gelten, daß Frau Nita Martens dde ſieben Jahre verheiratet war, ſich ſeit vier Jahren innerlich von ihrem Gatten losgeſogt hatte und die eheliche Gemoln⸗ ſchaft verweigerte. Die Ehe blieb vollkommen zerrſitet und nur in den äußerlichen Formen aufrecht erhalten. Vom Zeit⸗ punkt der Entfremdung der Ehegatten an. alſo ſeit vier Jahren, ſtand Frau Rita in Beziehungen zu Kurt Loſſen, einen Freunde ihres Mannes, von denen Fred Marcus— nach Ritas Ausſage— bis zu ſeinem Tode nicht unterrichtet war. Erwieſen iſt ferner, daß Eheſcheidungsanträge beiderſeltz geſtellt und zurückgezogen waren Erxwieſen aber it endlich Und vor allem. daß Rita Marcus ſich ſechs Wochen vor dene Tode des Mannes auf Grund eines offenbar gefälſchten Ne⸗ zeptes in den Beſitz einer größeren und konzentrierten Arſenik⸗ menge zu ſetzen verſuchte. Es iſt ihr dies zwar damals nicht gelungen. Der Apotheker erklärte, die Dame habe auf ihn den Eindruck jener Selbſtmordkandidaten gemacht, die darch Raffiniertheit und konſequente Beharrlichkeit leider nur zu oft zum Ziel gelangen. Trotzdem kam es nicht zum Prozeß. Drei Wochen vor dem Termin hob der Staatsanwalt die Anklage auf und ordnete die Haftentlaſſung von Frau Rita Marcus an. Dieſer überraſchenden Wendung lag ein Brief zugrunde, von Fred Marecus' Hand, der an ſeinen einzigen in Barcelona lebenden Bruder gerichtet war, den Adreſſaten aber erſt nach Monaten erreichte. Der Brief war am Tage vor dem Tode Freds geſchrieben, geſtempelt und an ſeiner Authentizität be⸗ ſtand kein Zweifel. 5 Fred ſchrieb:„. erlaſſe mir, Bruder, Dir das Marwetum meiner Ehe zu ſchildern. Am letzten Tage meines Ledens will ich nicht in den Staub ziehen, was ich rein gehalten und ge⸗ liebt habe ſeit nunmehr ſieben Jahren. Ich erweiſe Rita geiete noch einen Liebesdienſt und dann bleibt mir nichts mehr u tun. Möge ſie nie erfahren, daß meine Augen heller maren als ſie glaubte, ſie— und Kurt Loſſen nicht. Und als dleſeſhen blinden“ Augen durch Ritas Uhachtſamkeit nun vor ſechs Wochen ſahen daß einer auf der Welt zuviel— da wußte eh mit einem Schlage, wie ich noch einmal um ſie werben könnte So will ich Rita vor dem Schickſal einer Mörderin bewahren Daß ich dasſelbe Gift, an das doch Rita dachte, daß ich die gleiche Waffe wähle, iſt keine Rache, nur Zufrieden hell. cher iſt es recht, ich gehe gern von dieſer Welt“ 1 87 5„„ 0 5 4* Doktor Bud kam aus der geſchloſſenen Stanon, ettte in ſeinem weißen Mantel durch die ſonnige Liegehalle, winere nur freundlich einigen Patienten zu und verſchwand in dem N 9 5 abgeſonderten Pavillon, am Ende der Haßfe, wohln mat ihn gerufen hatte. „Nun, Schweſter, was gibt es?“ 5 „Sie hat geſprochen, Herr Doktor, zum erſten Maſe heile ſeit der Einlieferung, ſeit vier Wochen. Wirres 111 10 Bebe Zuchthaus kam drin vor. Aber ich dachte, vielleicht 1201 r Doktor mehr aus ihr heralts.“ 3 „Gnädige Frau“ 3 „Ich bin ganz klar, Herr Doktor! Ich bin nicht verreckt“ „Daran zweifle ch ja gar nicht. Aber wir wollen uns ſchonen— ficht hmm „Sie ſollen es ihm telegraphieren, höten Sie. „Was ſoll ich, wem ſoll ich telegraphleren? „Daß er nicht kommen darf, daß ich ihn nicht ehe win und daß er ja nicht ins Zuchthaus geht, ich baſſe ihn—. daß ich ihn verachte— den anderen liebe ich— 118 ö 1 2 er haf es alles gewußt— auch das mit dem! s dat er gewußt— wie hat er nur das Gift bekommen. „Ruhig, liebe Frau! Das alſo ſoll 10 telegraph ieren!“ „Alles, alles teiegraphſeren— der Richter fügt reed eus zum Staat anwalt gehen. Das kann och 00* 00 ſchuldig! Warum hat er mit denn nit 15 du mir nichts geſagt? Haſt du das ſehr, das Geſetz kann Sie nicht verurtel 8 1 e i n Zu N er der ann e die Seele ver 1115 dd 1 1 ea 2 J die Seele vergiftet 5 vergiftet haben, Doktor— 10 ten Sie Fred„ Dokren oktor— ich ſoſil ihm nicht die See 1 0 i deen. ele 1 e ſalteſ, die iſt u bil er n e nicht die Seele vergiftet haben— ich will ihm die S a vergiftet haben— ich wiimggs. „Arme Frau!—— Schweſter, geben Sie Verena.“ will ihm — halten a „Unheilbar?“ „Ich fürchte— geheilt!“ 10 145. 4 177 * 0 ber Vexurteiite treibt. 2 pern wieder legt man großen Wert darauf. Go pkt htzetgs rnb: e I— ee n Die wenigen Wochen, die der Hinrichtung des franzöſiſchen Präfidentenmörders vorausgingen, boten den Beobachtern ge⸗ nügend Material, das Seelenleben der zum Tode Verurteilten 57 fudieren. Trotz allem ergaben ſich auch bei Gorgulow keine eberraſchungen. Vor der Hinrichtung ſind alle gleich. Der eine oder der andere vermag die tiefſten Regungen ſeines Herzens beſſer zu verſtecken, aber im Grunde genommen läuft bei jedem das Seelenleben auf zwei beſtimmende Faktoren zuriick: Augſt und Hoffnung. Oder Hoffnung und Angſt. Dieſe den Gefühlskomplexe bilden je nach der Veranlagung des betrelſenden Mörders die ſchwankenden Säulen, um die ſich digg Denken der zum Tode Verurteilten in den letzten Tagen und Nächten vor der Hinrichtung dreht. Das iſt gleich in allen Ländern, in allen Zonen und bei den Delinguenten jeden Alferg. Vor dem Tode verwandeln ſie ſich ſämtlich in erbärm⸗ liche, arme Kreaturen, denen das Sterben Angſt einſagt und die in ihrer regen Phantaſie hoffen, hoffen und immer wieder hoſſen, doch noch im letzten Augenblick begnadigt zu werden. Dns Daſein des zum Tode Verurteilten ſchreitet durch eine Dramatit, die die grauenhafteſte eines Menſchenlebens iſt Schon vor der Gerichtsverhandlung malen ſich in ſeiner Seele die Zweifel aus: Wird er verurteilt? Wird er freigeſprochen oder milde beſtraft? Erfahrungsgemäß nehmen auch die über⸗ führten Mörder in ihrem krankhaften Seelenleben im tiefſten Grunde doch immer noch an, nicht zum Tode verurteilt zu werden. Die Schwurgerichtsverhandlung iſt für ſie unberechen⸗ bare Schickſal. Und daneben: ein Schauspiel, das ihrer Eitel⸗ kein ſchmeichelt. Ein letztes Mal ſteht der Mörder im Mittel⸗ hunt eines großen Menſchenaufwandes. Daß Zeugenverhör bietet Abwechſlung und Ablenkung. Alte Ermnerungen tauchen auf und für Minuten vergißt der arme Sünder bisweilen, was hier auf dem Spiele ſteht. In die Wuklichteit zurück reißt ihn die nüchterne, klare Stimme des Sigasanwalts, der unerbittlich alle Tatſachen aufzählt, die gehen ihn ſprechen. Und wenn der Staatsanwalt dann ſeine Rede mit der Forderung nach dem Leben des Angeklagten ſchließt, it der arme Sünder immer noch geneigt, dieſes Ver⸗ langen nicht ganz ernſt zu nehmen. Der Verteidiger bemüht ſich, für ſeinen Mandanten bei den Geſchworenen das Gefühl der Rachſicht zu erregen. Er ſpricht Worte. die oft den An⸗ geklagten zu Tränen rühren, weil ſie tief in ſein Inneres hineinleuchten. Er beginnt ein letztes Mal Hoffnung zu ſchöpfen. Und während ſich die Geſchworenen zurückgezogen haben, iſt er, unter dem Eindruck der Rede ſeines Ver⸗ teidigers, feſt überzeugt, daß es doch noch gelingen werde, das Leben zu retten. Mit ernſten Geſichtern kehren die Ge⸗ ſchworenen in den Saal zurück einm Menſchenleben entſchieden. Und wenn der Obmann dann vorlieſt, daß der Angeklagte tatſächlich des Mordes ſchuldig befunden iſt, bäumt es ſich auf in der Seele des Angeklagten. Neln das kann doch nicht ſein! Der Mann in der Anklage⸗ ham läßt ſchlaff die Hände ſinken, ſeinen Körper erſchauert ein Zittern und ſein Mund ſtarrt verzerrt nach dem Sprecher hinſihez. Che ſich das Gefühl der Enttäuſchung gelegt hat, ehe die halte Lähmung vorüber iſt, tritt das Gericht ſchon wieder von ſeiner ge in den Saal. Mit der letzten Kraft reißt ſich hex Angeklagte in ſeiner Bank in die Höhe. um das Urteil anzuhören. Noch ein letzter Schimmer von Hoffnung belebt heine Seele, aber der Funke erliſcht. wenn der Vorſitzende ſagt: 21 Wird der Angeklagte zum Tode verurteilt.“ Es iſt vorbei. Bevor das erfrorene Denken auftaut, haben Juſtizſoldaten ſchon den Verurteilten aus dem Saale geführt. Erſt in ſeiner Zelle kommt er wieder ganz zu ſich. Und nun beginnt der gigamiſche Kampf zwiſchen Hoffnung und Angſt, den ſie alle, alle haben durchmachen müſſen. Nach der Verurteilung wird der Delinquent in vielen Fündern in eine beſondere Zelle gebracht. Ihre Beſonderheit heſlehn darin, dem Inſaſſen jede Flucht, ſeden Selbſtmord⸗ veiſuch unmöglich zu machen. Jedes größere Unterſuchungs⸗ 4 Nemis beſitzt eine oder mehrere ſolcher„Todeszellen“. Ihre Einrichtung unterſcheidet ſich in nichts von den anderen Zellen. Meiffenz liegen ſie direkt neben dem Raum der Gefangenen⸗ 5 damit eine Ueberwachung erleichtert wird. Die Gitter vor Fenſter werden häufig kontrolliert, ob ſie noch intakt ind. Die Einrichtung iſt derart beſchaffen, daß nicht ein Nagel oder ein Eiſenſtück entſernt werden kann daß dem zum Tode Veruxieilten als Waffe dienen könnte. In der Tür befinden ſich mehrere Oeffnungen, die eine genaue Kontrolle des Ge⸗ ſangenen ermöglichen. Die Bewachung der zum Tode Verurteilten iſt je nach den cepphnheiten der einzelnen Länder verſchieden. Bei gefähr⸗ Ilſchen Delingnenten erfolgt in Deutſchland eine ſtändige Ueber⸗ ehen Bei weniger gefährlichen begnügt man ſich damit ede Sfünde oder alle zwei Stunden einmal nachzuſehen, was In Deutſchland iſt es allgemein nicht Verurteilten zu feſſeln. In anderen ulow trug . de zum Tode Vig und Nacht eine dünne Stahlkette am linken Fuß, die an de e befeſtigt war Bei der geringſten Bewegung begann die Keite zu klirren, ſo daß die Wärter aufmerkſam wurden. Anzzerdem pflegt man in Frankreich die zum Tode Verurteilten guch noch des Nachts an den Händen mit den üblichen Hand⸗ en zu ſeſſeln. Dieſe Prozedur iſt das Entſetzlichſte, was . für den Delinquenten denken läßt Er kann nicht bequem en, die Feſſeln ſcheuern die Handgelenke auf, aber ſie ge⸗ en immerhin die größte Sicherhenn. Seit die nächtliche Handfeffelung in Frankreich et wurde, hörten Selbſt⸗ ordperſuche und Ausbruchsverſuche völlig 5 Einer, der 1 teich zum Tode verurteilt wird, kann 1050 Schickſa gehen, und wenn er ein Bär an Leibeskräften iſt. In en Ländern ſind dagegen Fluchtverſuche aus den Todes oft eee eweſen. Vorgekommen iſt das ſelbſt in Merita, wo die Delinquenten nicht gefeſſelt werden, aber in oſſenen Käfigen untergebracht ſind. Der Obmann trägt einen Bygen Papier in der Hand. Auf dieſem Bogen iſt bereits über! den die Speiſen in taſſen⸗ Von Bodo M. Vogel. Vielfach glaubt man, daß die zum Tode Verurteilten von dem Gefängnisperſonal beſonders ſtreng behandelt würden Gerade das Gegenteil iſt der Fall. Das Höchſtmaß an Ver⸗ günſtigungen, das es in den Unterſuchungsgeſängniſſen gibt, wird überall auf der Welt den armen Sündern gewährt. Die Wärter ſind erfahrungsgemäß gegenüber den Inſaſſen der Todeszellen beſonders nachſichtig. Früher war es in manchen Ländern einmal üblich, daß ein Wärter mit dem zum Tode Verurteilten in einer Zelle unter⸗ gebracht wurde, um ihm Geſellſchaft zu leiſten. Die beiden ſpielten dann Karten, unterhielten ſich oder ſuchten ſich ſonſt irgendwie die Zeit zu vertreiben Von dieſer Methode iſt man heute überall abgekommen. Oft haben die Gefangenen die Sachlage ausgenützt und die Wärter niedergeſchlagen. Nur in Der franzöſiſche Frauenmörder Landru(rechts, mit der Mitze) wird von dem Scharfrichter Deibler zur Hin⸗ richtung geführt. Amerika gibt es noch etwas Aehnliches. Da die Zellen dort offene Käfige ſind, ſetzt ſich der betreffende Wärter außen vor das Gitter und arrangiert ein kleines Spielchen. Karten⸗ ſpielen iſt oft die letzte Leidenſchaft amerikaniſcher Mörder, bevor ſie den Weg zum elektriſchen Stuhl antreten. Vielfach kam es in dieſem Zuſammenhang ſchon zu tragikomiſchen Zwiſchenfällen. Ein Verurteilter von Sing⸗Sing zum Bei⸗ ſpiel bat, die Hinrichtung noch um einige Minuten hinaus⸗ zuſchieben, da man die Kartenpartie noch nicht beendet habe. Leidenſchaftliche Spieler werden ſich das ſchon vorſtellen können Die zum Tode Verurteil⸗ ten genießen alle Freiheiten, die ihnen die Gefängnis⸗ ordnung geſtatten kann. Sie können leſen, zeichnen und ſchreiben, ſo viel ſte wollen. Schreibfſedern bekommen ſie allerdings nicht in die Hand. Es iſt ſchon oft vorgekom⸗ men, daß ein Delinquent ſich mit der Schreibfeder die Pulsader aufritzte. In einem britiſchen Gefängnis war dieſer Tage ein Wärter ſo unklug geweſen, einem ver⸗ urteilten Mörder eine Schreib⸗ feder zu geben, weil er einen Brief an ſeine Frau abfaſſen wollte Der Delinquent hatte ſich bis dahin völlig ruhig verhalten, ſo daß ſich der Aufſeher nichts dabei dachte, ihm einen Federhalter zu leihen. Als der Wärter nach einiger Zeit in die Zelle kam um das Schreibzeug wieder abzuholen, ging der Gefangene mit dem Feder⸗ halter auf ihn los. Der Auf⸗ ſeher verlor bei dem Kampfe das linke Auge, das ihm von dem Verbrecher aus⸗ geſtochen wurde. Man wird es begreifen, warum es die Geföngnisverwaltungen vor⸗ ziehen, den zum Tode Ver⸗ urteilten keine Stahlfedern zu geben. Vorſichtig geht man in den Zellen der Todeskandi⸗ Ne 0 185 5 find ſie ſehr groß un 0 ec aus Holz. In Amerika wer⸗. 10 1 ö ie Guillotine. artigen Schalen verabreicht. 5 5 o daß der Gefangene den Inhalt ohne Zuhilfenahme eines öffels einnehmen kann. Man wird dieſe Vorſicht begreifen, wenn man bedenkt, daß es in allen Gefängniſſen der Welt eine Spezialltät der Gefangenen iſt, Löffel zu verſchlucken. Nur durch eine ſchwierige Operation kann der Löffel wieder aus dem Magen entfernt werden. Der Gefangene muß zu dieſem Zweck in die Krankenzellen gebracht werden, aus denen eine Flucht leichter bewerkſtelligt werden kann. Während Gorgulow aß, blieben immer zwei Wärter neben ihm ftehen. um ſoſort einzuſpringen, falls der Verurteilte Miene machte, neben dem Gefängnisbrei auch noch den Löffel zu verſchlingen. Während der Friſt zwiſchen Verurteilung und Hintichtung kann der Delinquent Beſuche empfangen. Faſt räglich pflegt ihn ſein Verteidiger zu beſuchen, um ihn über den Stand der Begnadigungsaktion aufzuklären. Für die Verteidiger bedeutet es immer eine große Nervenprobe, die Beſchworungen und Fragen der Verurteilten auszuhalten. In manchen Ländern, wie vor allem in Frankreich, wird der Delinquent nicht vor der Hinrichtung benachrichtigt. Der Verteidiger weiß es ſtets ſchon einige Tage zuvor, darf aber nichts ſagen. Es gehört für den Verteidiger eine große Energie dazu. ſeinem Mandanten die Wahrheit zu verbergen und ihn zu vertröſien. Bei einer Hin⸗ richtung in Frankreich, die nach der Gorgulows an einem Mörder in Verſailles ſtattfand, hatte es der Delinquent dem Verteidiger am Geſicht abgeſehen, daß das Gnadengeſuch ab⸗ gelehnt war. Als man den Verurteilten kurz vor der Hru⸗ richtung wecken wollte, war er ſchon wach. Er wußte genau, was ihm bevorſtand. Gorgulow jedoch ſchlief feſt, als der Staatsanwalt am Morgen in ſeine Zelle trat, um ihm die bevorſtehende Hinrichtung mitzuteilen. Ein paar Worte zu dem Thema: der Schlaf der zuni Tode Verurteilten. Jeder Gefängnisbeamte wird beſtätigen, daß eine volkstümliche Auffaſſung hierüber nicht der Wahrheit ent⸗ ſpricht. Man glaubt, daß der zum Tode Verurteilte, wührend er über ſein Schickſal nicht im klaren ſei, nicht ſchlafen könne. Das ſtimmt nur in wenigen Füllen. Die gebildeten Mörder können oft nicht ſchlafen. Aber die ungebildeten Mörder ſind von den Anſtrengungen des Tages meiſt ſo ermüdet, daß ſie in einen lethargiſchen Schlaf verfallen. Daß zum Tode Ver⸗ urteilte noch in den letzten Nächten vor der Hinrichtung in ihren Zellen ſchnarchen, ſtellt keine Seitenheit dar. Nur die Komplizierten, die Senſiblen finden auch bei Nacht keine Ruhe. In den meiſten Ländern wird dem Delinquenten einige Zeit vorher geſagt, wann die Hinrichtung ſtattfindet. Häufig ſind dann die ſogenannten Henkersmahlzeiten noch üblich. Nach der Meinung vieler Gefängnisdirektoren und Pfychologen iſt es jedoch empfehlenswert, den Delinquenten nicht vorher zu benachrichtigen. Die Seelenqualen der letzten Nacht find un⸗ beſchreiblich, auch wenn die Henkersmahlzeit noch ſo freigebig ausfällt. Vielleicht iſt das franzöſiſche Verfahren. den Ver⸗ urteilten überhaupt nicht vorher zu benachrichtigen, wenn man nun einmal Befürworter der Todesſtrafe iſt, doch das befte. In Frankreich verbringt nicht der Delinquent eine ſchlafloſe Nacht, ſondern der Scharfrichter. Dieſer iſt die ganze Nacht damit beſchäftigt, das Fallbeil zu montieren, während der Ver⸗ urteilte in ſeiner Todeszelle noch ahnungslos ſchläft. Von Wecken bis zu dem Augenblick, in dem die Guillotine den Hals durchſchneidet, vergehen meiſtens nur wenige Minnten. Die ſelbſtverſtändlichen Seelenqualen ſind auf ein Minimum zurückgeſchraubt. Gorgulow war durch die Nachricht ſeiner bevorſtehende Exekution derart erſchüttert, daß er von zwei Gehilfen dee Scharfrichters auf das Schafott getragen werden mußte! Andere Delinquenten wieder beſtiegen lachend das Blutgerüſt, ſo erſt kürzlich wieder ein Mörder in Verſailles. In den amerikani- ſchen Gefängniſſen muß der Zug mit dem Verurteilten erſt einen langen Weg durch das ganze Gefängnis zurücklegen, bis man zum Hinrichtungsraum kommt, in dem die elektriſchen Stühle ſtehen. Auch hier ereignet es ſich oft, daß Verurteilte ſo erſchüttert ſind, daß man ſie tragen muß. N Im letzten Augenblick vor dem Tode zeigen ſich alle Merk⸗ male des Charakters. Der blutgierige Mörder, der in Wirk⸗ lichkeit ein Feigling iſt, wie zum Beiſpiel Haarmann, zittert und bebt, wenn er ſich auf dem letzten Gange befindet. In Stuttgart fand einmal vor ein paar Jahren eine Dappel⸗ hinrichtung im Gefängnishoſe ſtatt. Beide Verurteſkte zeigten einen ſolchen Mut, der einer beſſeren Sache würdig geweſen wäre. Wenn ſich nun nach Kenntnis der bevorſtehenden Hin⸗ richtung jeder arme Sünder je nach ſeiner Veranlagung ver⸗ ſchieden benimmt, verhalten ſie ſich doch vorher, wenn ihr Schickſal noch nicht entſchieden iſt, alle gleich. Mit den Wärtern unterhalten ſie ſich oft lange über die Ausſichten der Be⸗ be ne Dann verfallen ſie plötzlich wleder in hemmmugs⸗ loſe Angſt. In ſolchen Minuten ebend ſie mit allen Einzelheiten nach dem Vorgang der Hinrichtung; aber die Wärter haben Anweiſung, nichts darüber den Vlel⸗ ſach ſitzen die Verurteilten am Tage ſtarr und unbeweglich auf ihrer Bank, den Blick in weite, rätſelhufte Fernen! gerichtet. Nach ſolchen Ueberlegungen laſſen ſie dann 7 eu Ge⸗ fängnisgeiſtlichen holen, um ihm ihr Herz auszuſchütten. Von den Aufegungen ermattet, fallen ſie dann an Abend ſchnell in einen tiefen Schlaf, der vielleicht der letzte it. Aber 64s 355 letzten Minute krampfen ſie ſich an die Möcichtert einet Be gnadigung, wie der Ertrinkende an den Strohhalm. Sie ver⸗ 1 es nicht zu glauben, daß alle Hoffnung vergebens ſein oll. Zwiſchen Hoffnung und Angſt, zwiſchen Autoſuggeſtton und weifel taumelt der zum Tode Verurteilte i er Zelle ieſe Aufregungen ſind für ihn anſtrengender, aufreibenden als ſchwere Arbeit. Und wenn dann das 1 Stündlein kommt, fallen mit den Schuppen vor ſeinen ich alle Verſte Ei ab. Im 17 75 icht des Todes enthüllt ex fein wahren Charakter; und in dieſen kurzen Stunden oder M. zeigt er, was er wirklich iſt: ein erbärmlicher, krregege g Menſch, der zur Sühne ſeiner Tat bereit iſt, willenie oder ſo aufgewühlt, daß er nicht einmal mehr ſeinet en Schritte mächtig ſſt. L 0* 5 2 L 8 Urwald In der glühenden Mittags⸗ fannt balzte ein prächtiger Argus— aſan. Er ſtolzierte gravitätiſch einher. tänzelte und ließ ab und zu ſein Kuau, kuau!“ hören. Sonnenſtrahlen ſpielten im dichten Laub, bis ſie das bunte Fell eines Leoparden gefaßt hatten Blin— zelnd öffneie er die Augen, ſchloß ſie wieder, ſchlug mit der Tatze nach dem übermütigen Sonnenſtrahl, gähnte, ſtreckte und reckte ſich und war auf einmal ganz wach Seine Augen ene„Kuau, kuau!“ klang es wieder verliebt von der onnigen Lichtung„Kuau Kuau!“ Ganz langſam, vorſichtia ſichernd ſprang er von Aſt zu Aſt. Mit einem Sprung war er auf der Erde und ſchlich ſich lautlos durch das dichte Ge⸗ ſtruüpp Vor ihm lag die Lich kung. Der Faſan ſpreizte ſich. ſeine prächtigen Federn bildeten ein wunderbares Rad Immer näher und näher ſchlich der Leopard„Kuau kuau!“ klang es über die Lichtung Der Faſan drehe ſich im Kreiſe Da ſchien er plötzlich zu erſchrecken Doch ſchon war es zu ſpät! Mit einem mächtigen Satz hatte der Leopard ſein Opfer geſaßt und ſchlug mit ſeiner Pranke die prächtigen Federn auseinander daß ſie zerfetzten und herumſchwirrten Schmatzend trank er das ſüße Blut Die Sonnenſtrahlen tanzten auf den Blättern der Urwaldbäume Der Leopard hatte ſein Mahl beendet Er leckte ſich noch einmal die Pranken und ſchlich in den Urwald zurück. In tieſer Stille lag nun die Lichtung. Nur die In— elten ſchwärmien ſummend und brummend in der Luft. Dicke blaue Schmeißfliegen ſetzten ſich auf die traurigen ſeberreſte des ſtolzen Vogels Der Leopard war noch nicht ſann. Ein kleiner Affe wäre ein willkommener Abſchluß für das leckere Mahl geweſen der Urwald ſchien in der Mittagshitze zu träumen Auf den Bäumen ſaßen ſchlaſende Gibbons und Siamangs Einige Affenmüter lauſten ihre Jungen eifrig Der Wind trug dem Hunarigen die Witterung der Aſſen eni— gegen. Unhörbar und immer dem Wind entgegen kletterte der Leopard von Baum zu Baum Vor ihm ſaß plötllich ein junges Aefſchen Noch ein Sprung, und die Beute war ihm gewiß. Da wurde ein großer männlicher Gibbon den Todfeind gewahr und warnte die Herde mit furchtbarem Geichrei Der kleine Affe ſprang entſetzt auf den nächſten Aſt Eine wilde Jaad begann. Non Baum zu Baum von Aſt zu Aſt jagte der Leo— pard hinter den kreſſchenden Tieren her. Der ganze Urwald war wie von einem Teuſelsſpuk in Aufregung verſetzt. Ein junger Forſcher, der erſt kurze Zenn in Sumatra weilte, um ſeltene Pflanzen zu ſammeln, ſchaute erſtaunt empor, als die wilde Jagd auf den Urwaldhäumen heranbrauſte. Plötzlich ur er, von einem Sonnenſtraht beleuchtet, das bunte Fell des urchtbaren Raubſiers In dieſem Augenblick war die Jagd unterbrochen Wie gebannt lag der Leopard auf dem Baum, ſprungabereim Der junge Gelehrte riß das Gewehr an die Backe. und im nächſten Augenblick krachte der Schuß durch den Ur— wald Anaſtvolf kreiſchten die Afſen auf Der Leopard fiel wie ein ſchwerer Sack vom Baum Entſetzt flüchteten die Affen in die hohen Kronen der Bäume. Der Jäger war in wenigen Sätzen nor dem ſcheinbar verendeten Raubtier Doch in dieſem Augenblick ſtraffſſen ſich die Muskeln des weidwunden Leo— varden; aus den weit aufgeriſſenen Lichtern ſprühte wilder Haß. die hochge zogenen Lefzen ließen das weiße Gehiß leuchten, und ehe der unglückliche Schütze einen zweiten Schuß anbringen zennte, ſprang ihm die furchtbare Jatze entgegen Wie zur Abwehr hob er im letzten Augenblick ſeinen rechten Arm: krachend ſchlugen die mächtigen Reißzähne der Beſtie hinein, Das Gewehr ſiel zu Boden Die linke Pranke des Leoparden hatte ſich ſeſt in die Schulter des Mannes gekrallt die hinteren Pranken zerfetzten dem Unglücklichen die Schenkel Er war durch den furchtbaren Blutverluſt und die raſenden Schmerzen der Ohnmacht nahe Da ſprang ein Schikade, ein eingeborener Jäger, der den Weißen begleitet hatte, aus der Dickung Seine gellenden Schreie erſchreckten den Leoparden, daß er von ſeinem Opfer abließ und ſich auf den mächtigen Stamm eines alien Urwaldrieſen flüchtete Der Gelehrte verlor die Beſinnung. Bald ſtanden auch die übrigen Mitglieder der Expedition bei ihm. Sie verhanden ihn notdürftig, legten ihn auf eine ſchnell angeſertigte Babre und trugen ihn ins nahe Lager Der Leo— pard lag immer noch auf einer Aſtgabel Langſam ſickerie das Blut aus der Wunde Er wollie ſich ſetzt in ſeiner verborgenen Höhle, die unter den mächtigen Wurzeln eines wilden Gummi⸗ baumes lag, von ſeinem ſo unglücklich verlaufenen Jagdzuge ausruhen Wein war der Weg, aber dort war er am ſicherſten Mühſelig ſetztie er eine Pranke vor die andere die Wunde atte ſich ein wenig geſchloſſen, doch ſie ſchmerzte noch ſehr tundenlang halte er ſich weitergeſchleppt, bis er den küh⸗ lenden Fluß erreichte, der ihn von ſeinem Lager trennte. Gierig ſchleckie er das kalte Waſſer. Das tat ſeinem ermüdeten Körper wohl, es erfriſchte Er ſuchte ſetzt nach dem vom Sturmwind gefällten Baum, der ihm ſchon ſo oft als Brücke gedient hatte Gluckſend ſchlug das Waſſer an das Ufer; dann und wann ſprang ein Fiſch aus ſeinem kühlen Element Die Nacht war hereingebrochen Trotz ſeiner ſcharſen Augen konnte er nirgends den Baumſtamm erſpähen. Müde lief er am Uſer entlang Trügeriſch ſchwammen auf dem ruhigen Waſſer uralte, verwitterte Baumſtücke. Da plötzlich ſtockte ſein müder 1 * Gang. Alles ſchien neter Raubgier ſchoß aus feinen Lichtern, und wie in alter Gewohnheit duckte ſich der Leopard flach auf den Boden, krallte ſich tief in die Erde hinein und wollte mii einem mächtigen Sprung die Beute reißen. Doch wie vom Blitz getroffen, ließ ihn ein ſurchtbarer Schmerz zu⸗ ſammenzucken— der eben noch friedlich ſchöpfende Pferde⸗ hirſch ſtand eine Sekunde lang wie aus Erz gegoſſen mit auf⸗ eworfenem Haupt, dann ein Krachen von Zweigen, und ſchon 5 das Dunkel des Urwaldes den Flüchtigen verſchlurgen Müde und zerſchlagen wankte das Raubtier am Ufer entlang Endlich, nach langem Suchen, ſichtete er den erſehntien Baum⸗ ſtamm. Lautlos ſchlich der Leopard über den ioten Urwald⸗ rieſen. Murmelnd floß das Waſſer ſilberklar unter ihm dahin Die ſanften Strahlen des Mondes ließen das andere Ufer in greifbarer Nähe erſcheinen Der eben noch ſeſte Siamm klang lötzlich hohl und morſch Argwöhniſch blieb das Raubtier tehen, nur noch eine kurze Strecke hatte es zurückzulegen. Das Ufer winkte, ein kleiner Sprung und bald würde er ſich in ſeiner Höhle ausruhen können. Immer verdächtiger krachte es unter ihm, aber nichts mehr konnte ihn zurückhalten: und als er mit ſeiner ganzen Kraft zum letzten Sprunge anſetzte, ſplitterte der Baum unter ihm fort. Klatſchend fiel der Leo⸗ pard ins Waſſer— da ſchnappte ein rieſiges Krokodit mit Fat furchtbaren Rachen nach ihm und zog in unters Waſſer ur noch ein Brodeln, etwas blutiges Waſſer— und eine Tragödie des Urwaldes ſpülten die trüben Wellen des Fluſſes hinweg. Onkel Heinrich. Man lege ſich aus zehn Streichhölzern die beigedruckte Figur. In das Quadrat 1 lege man ein Dreimarkſtück. darauf ein Zweimarkſtück, ein Einmarkſtück, ein Fünfzigpfennigſtück, ein Zehnpfennigſtück und ein Fünſpfennigſtück. Dieſer pyra⸗ midenartige Turm ſoll nun nach ganz beſtimmten Bedingungen in das Quadrat 2 übertragen werden. Es darf nur immer 9 70 95* 10 2 eine Mſinze abgenommen werden, und dieſe iſt entweder in das Feld 2 oder in das als vorläufiger Ablageplatz dienende Feld 3 zu legen. Dabei iſt weiter zu beachten, daß niemals eine Eine Menagerie aus Streichholzſchach teln. Für den Oberbau neun Innenſchachteln. Zwei bilden jedesmal einen Käfig, bis auf den letzten, den Erſatzkäſig. Die Innenwände und die Vorderwände müſſen herausgenommen werden, und alles auf eine Pappe leimen. In der Mitte von jedem Käfig einen Schlitz zum Durchſtecken der Tiere freilaſſen wie Figur 8 zeigt. Das Gitter ſind Zwirnsfäden, die mit der Nadel durchgezogen werden, wie Figur C zeigt. Danach klebt man eine Pappe als Hinterwand auf und vorn als Sockel drei Schachteln(Deckel), wie Figur A. Die Tiere, die vorher ausgeſchnitten und ausgemalt wer⸗ den, müſſen durch den Schlitz geſteckt und der Falz umgebogen werden wie Figur.— Die ganze Menagerie wird dann, um ſie beſonders anſehnlich zu machen mit Buntpapier bezogen und an die einzelnen Käfige die Namen der Tiere(auf kleine Schilder) geſchrieben. im Wert höhere Münze auf eine geringere gelegt werden darf, ſondern ſie muß immer eine mehrwertige unter ſich haben. Man kann nun beliebig Münzen von Feld 1 nach 2 oder 3. ſowie von Feld 2 nach 1 oder 3. als auch von 1 oder 2 legen — natürlich immer unter Beachtung der gegebenen Be⸗ dingungen—, um das Endziel zu erreichen, nämlich den Turm in Quadrat 2 zu haben. Man könnte alſo ſo beginnen. Den Fünfer nach 2. Den Zehner dürfte man dann aber nicht auf dieſen legen, weil er einen größeren Wert hat Er muß bei 3 abgelegt werden Den Fünfziger kann man nun weder nach 2 noch nach 3 bringen weil in beiden ein geringerer Wert liegt. Man muß letzt erſt ein Feld freimachen für ihn Das geſchieht. indem man den Fünfer von 2 nach 3, alſo auf den Zehner, legt. Nun den Fünfziger nach 2 Für die Mark muß erſt wieder ein Feld geräumt werden. Alſo den Fünfer auf die Mark(1). den Zehner auf den Fünfziger(2), den Fünſer auf den Zehner(2) Jetzt iſt 3 frei für die Mark So geht es weiter mit vielen Wegen und Umwegen, bis die e in Feld 2 ſteht. Die geringſte Zahl von Zügen, mit denen das Ziel zu erreichen iſt. beträgt 63. Dann darf aber kein einziger unnützer Zug dabei ſein. W. B. Pfünderſpiele. Das Vornamenſpiel. Die Spieler ſitzen im Kreiſe. Einer fängt an und nennt einen beliebigen männlichen oder weib⸗ lichen Vornamen. Der nächſte muß nun ſofort einen zweiten Namen nennen, deſſen Anfangsbuchſtabe der Endbuchſtabe des vorigen iſt uſw(z. B. wenn„Luiſe“ genannt war, der nächſte Name mit einem E anſangen— etwa„Erwin“, der folgende dann mit N. alſo„Nanni“ uſw.). Wer zögert, zahlt ein Pfand. Das Rufen. Der Beginnende ruft einen aus dem Kreiſe auf, derart, daß der Anfangsbuchſtabe des Vornamens den eines Eigenſchaſtswortes, der des Vaternamens den eines Dingwortes bilden Beiſpiel: ſtatt„Artur Winter“ ruft er „armes Wurm“ oder auch„adlige Wehr“. Der Gerufene muß nun ſeinerſeits einen anderen anrufen. Wer nicht aufpaßt oder nicht die Worte findet, zahlt ein Pfand. „Der Sultan liebt die E—e nicht.“ Einer beginnt den Nächſten anzureden:„Der Sultan liebt die E—e nicht.“ Gegen⸗ frage:„Was liebt er denn?“ Der erſte Frager muß nun als Antwort ein Ding nennen. Iſt ein E in dem Worte, ſo koſtet es ein Pfand. 5 Verwan unge tpel „Elus, zwei, brei!“ Schneidet mit einer guten Schere das nebenſtehende Rechteck ſorgfältza aus Die Querlinien, die durch das Bild laufen, werden gebrochen, ſauber umge— knickt, und zwar die Stellen, die am Rand mit A bezeichnet ſind nach hinten umgefaltet und die Linien, die mit einem B verſehen ſind nach vorn umgeknickt Was für eine drollige Verwandlung das abt, werdet ihr bald heraus⸗ finden. 2 darch 5 skecken der ſie re. . 5 5 * 10 11. 5 a 3 E* wie ler Falz umgebogen wird. N o muß Kurze Anfrage. „Sagen Sie mal, warum tragen Sie denn eigentlich keine 0 Taſchenuhr?“ — ———— Das Preisausſchreiben. Von Clementine Krämer. Der Dichter X., Träger eines weltberühmten Namens, ſaß mit ſeinem jungen Freund, Rolf Winkler, zuſammen im Kaffeehauſe. Er hatte dieſem eben von ſeiner neuen Arbeit erzählt, die den Titel führen ſollte:„Ich ſehe es wohl, aber ich glaube es nicht“, und die auf jener Anekdote fußte, wonach Goethe einmal mit Eckermann bei einem Abendſpaziergange beobachtet habe, wie ſich im Schein der untergehenden Sonne ein Pferdeknecht und eine junge Dame der Weimarer Hoſ— geſellſchaft küßten. Auf die Frage von Goethes Begleiter: „Haben Sie das geſehen?“, ſoll Goethe geantwortet haben, eben jene Worte:„Ich ſehe es wohl, aber ich glaube es nicht.“— Dieſen Gedanken beabſichtigte der Dichter X. in eine große Weltſchau zu geſtalten: Die Idee der Gebundenheit des menſch— lichen Geiſtes. Der lebhaft intereſſierte Junge hatte einige Fragen, verſchiedene Einwände, die den Dichter ſichtbar an⸗ regten. f Als dies Geſpräch zu Ende war, fragte X. nun ſeinerſeits nach den Plänen des Jungen. Dieſer gab gedrückt ſeiner Hoff⸗ nungsloſigkeit Ausdruck, jemals auch nur im kleinen mit ſeinen literariſchen Arbeiten durchzudringen. Ob er in letzter Zeit etwas Neues geſchrieben habe? fragte X.„O ja!“ ant⸗ wortete Winkler, er könne es einmal nicht laſſen, und zog— einigermaßen verſchämt— ſogleich ein kleines Päckchen mit der Schreibmaſchine geſchriebener Blätter aus der Taſche. Schon las X. das Manufkript.„Gut!“, nickte er, wie er zu Ende war, und nannte einige Zeitſchriften, an die die Er— zählung zu ſenden wäre. Es ſei ſchade um das Porto, wehrte der Junge ab, es käme ja doch alles wieder zurück. Der Meiſter fragte, ob er die Arbeit zunächſt einmal behalten dürfe, und ob ihm Winkler erlaube, darüber zu verfügen? Erfreut nickte dieſer. Dann ging er. Allein gelaſſen, blätterte der Dichter Tageszeitungen und neuerſchienene Zeitſchriften durch. Da fiel ihm die Ankündigung eines Preisausſchreibens in die Augen. Schon ſchickte er den Pikkolo ins nächſte Papierwarengeſchäft, ließ ſich zwei Brief⸗ umſchläge verſchiedener Größe und eine dem kleineren Umſchlag entſprechende Karte holen, ſchrieb die Adreſſe, beſann ſich einen Augenblick auf ein Kennwort, das laut Vorſchrift auf dem inneren Umſchlag zu ſtehen hatte, und ſchrieb dann— jenes Goethe-Wort launig umkehrend:„Ich glaube es wohl, aber ich ſehe es nicht“, und auf die Karte noch einmal dieſes Wort, und darunter Name und Adreſſe ſeines jungen Freundes. Alles genau ſo, wie es vorgeſchrieben war. a. Als der Brief in die Redaktionsſtube kam, lächelten die Auguren einander zu. Alle kannten genau die Schrift ihres berühmteſten Mitarbeiters; ſie hatten ſich oft gezankt um die handgeſchriebenen Zettel, wenn dieſe nicht unbedingt zu den Akten gelegt werden mußten. Unverkennbar!— Alle kannten 10 Schriftbild, alle. Und ſie ſprachen von einem beinah unlauteren Wettbewerb, denn wem ſonſt ſollte man den Preis zuerkennen, wenn ſich dieſer unter den Bewerbern befände?— dieſer mit dem Nobelpreis für Literatur Ausgezeichnete?— überhaupt mit allen materiellen und ideellen Ehren, die die ein Jugendwerk?“ fragte er. Dennoch auf alle Fälle ſpürbar: die Klaue des Löwen.„Jugendwerk?“ meinte ein anderer; ganz im Gegenteil, es ſprächen Altersreife und Abgetlärtheit aus jedem Wort dieſer kleinen Arbeit, die er den Kron⸗ 191 4 in dem Diadem der Werke des Dichters nennen möchte. So wurde natürlich der Arbeit mit dem Kennwort:„Ich glaube es wohl, aber ich ſehe es nicht“, einſtimmig der erſte Preis zuerteilt. * Freundes, ſchwenkte ein Papier wie eine Fahne:„Hurra, erſter Preis— eintauſend Mark“, und fiel dem Dichter um den Hals. Dieſer dad de dem Jungen den Rücken. Dabei dachte der große Mann, daß letzten Endes das Echte durchdringe und auf jeden Fall erkannt werde. Dies dachte er, von dem man ſagte, ſein ungewöhnlicher Geiſt reiche bis erfaſſen imſtande wäre. wenn man immer an den 0 5. 9 Aund um den Fasching. „Ich habe mir zum Karneval ein bezauberndes Koſtüm an⸗ und Spitzen— einfach fabelhaft!“ „Was ſoll denn das koſten?“ „Hundert Mark wird es wohl kommen.“ „Du biſt verrückt, eine ſolche Ausgabe in ſolcher Zeit zu machen. Du hätteſt in irgendein Masken-Verleihgeſchäft gehen und dir für drei Mark etwas pumpen ſollen.“ „Sehr richtig. Aber— die drei Mark hätte ich bar bezahlen müſſen...“ Die Bildhauerin Lotte L. erklärte: „Ich gehe dies Jahr ſelbſtredend auf den Maskenball. Der Not der Zeit entſprechend in einem ſehr billigen Koſtüm— als Eva. Den Apfel will mir unſere Nachbarin, Frau Schneegans, leihweiſe für eine Nacht überlaſſen.“ Atelierfeſt in München. Ein Spanier flüſtert einer Südſee-Inſulanerin zu: „Du Holde, du erinnerſt mich an den Himmel!“ Geſchmeichelt erwidert die Maske: „Dank, lieber Torero. Bin ich wirklich ſo ſchön?“ „Nein, aber ſo blau“, ſagt der Spanier. * In Weimar findet ein Goetheball ſtatt. Mein Oskar erklärte mir, daß er ſelbſtredend auch hinginge. Als Werther. „Und deine Frau?“ „Was gibt es da groß zu fragen? Als Werthers Leiden, ſelbſtverſtändlich.“ Freund *. „Sagen Sie mal“, kommt die keſſe Arabella zur Schneiderin, „ich möchte ein originelles Faſchingskoſtüm. Ich möchte als aufrühreriſches Flugblatt gehen. Ließe ſich das machen?“ Welt zu vergeben 50 Man würde ſich ja geradezu blamieren, wenn man nicht ihm den Preis gab. ö Und dieſe Meinung änderte ſich auch nicht, nachdem man die Erzählung geleſen hatte. Einer der Herren fand zwar, a ess keine der beſten Arbeiten des Meiſters wäre.„Vielleicht Schluppes und Struppes. „Schwierige Sache. Aber wie kommen Sie eigentlich auf dieſe ſeltſame Idee?“ „Na, ich hoffe, daß ich bei dieſer Gelegenheit des öfteren beſchlagnahmt werde.“ * fertigen laſſen. Ich gehe als Maria Thereſia. Alles mit Seide Rolf Winkler ſtürzte in die Wohnung ſeines berühmten an die Grenze deſſen, was ein menſchliches Hirn überhaupt zu „Da ſiehſt du, was geſchieht, Ein Schotte wird gefragt: „Warum gehſt du denn als Raubritter auf den Maskenball?“ „Warum ſoll ich nicht?“ „Weil die Rüſtung doch ſo furchtbar unbequem iſt. Dauernd dieſen ſchweren Panzer auf der Bruſt zu haben, iſt doch kein angenehmes Gefühl.“ „Oh, im Gegenteil. Da bin ich wenigſtens ſicher, daß keiner an meine Brieſtaſche ran kann. Die trage ich nämlich unter dem Panzer.“ K. M. Die ſtolze Mama. „Mein Junge hat doch wirklich viele originelle Ideen— nicht wahr, Herr Profeſſor?“ „Ja, ganz beſonders in der Rechtſchreibung!“ Wurſt wie Schale. „Ich ſtelle es mir ſchrecklich vor, lebend begraben zu werden.“ „Tot begraben zu ſein iſt auch kein Spaß.“ J. H., R. Das Gänschen. Ein Landwirt hatte des Geldes wegen ein Mädchen aus der Großſtadt geheiratet. Die Hochzeit war nach der Ernte ge⸗ feiert worden, und als der Gatte ſeinem Weibchen die Felder zeigte, auf denen nur noch die Stoppeln zu ſehen waren, rief ſie voller Freude: „Nein, wie ſonderbar! Jetzt weiß ich wenigſtens, wo die Streichhölzer wachſen!“ F. K. Botanih. „Fremder zum Paxkaufſeher:„Ach, Verzeihung, mein Herr, lönnen Sie mir vielleicht ſagen, ob dieſer Strauch hier zur Familie der Schmetterlingsblütler gehört?“ 'Der Strauch gehört überhaupt keiner Familie, der iſt Eigentum der Stadt!“ gab der Parkaufſeher Auskunft. H. L. Philoſophie. „Wenn einer weiß, was er will, und nur das will, was er kann, und kann, was er will, und weiß, daß er kann, was er will— dann macht er Karriere!“ „Struppes und der Staubſauger.“ GEN CROSS VO e 2 f Ur E Doch Nictf dis RicUNI er VE, DFN 9 e SAO ef N ee eee eee De deer ee ee gr e 30 14 q́ AAA e Wanm Hann der Lehrvertrag gekündigt werden? Sehr häufig iſt es der Wunſch des Lehrherrn oder des e 85 bzw. deſſen geſetzlichen Ver⸗ treters(Vater, Vormund), den zwiſchen ihnen für eine beſtimmte Zeit abgeſchloſſenen Lehr⸗ vertrag vor Ablauf der vereinbarten Zeit zu löſen. Ebenſo häufig ſind aber auch die Strei⸗ tigleiten, die ſich aus der Löſung des Lehrver⸗ trages ergeben, da die eine oder die andere Partei Schadenerſatzanſprüche wegen Nicht⸗Er⸗ füllung des Vertrages ſtellen wird. Es dürfte daher im Intereſſe aller beteiligten Perſonen liegen, einmal die Gründe zu nennen, die eine friſtloſe Kündigung des Lehrvertrages recht⸗ fertigen. Iſt eine Kündigung des Lehrvertrages grundſätzlich nicht ohne weiteres zuläſſig, ſo iſt ſie doch für zwei Fälle beſonders vorgeſehen: einmal während der Probezeit, die bei gewerb⸗ lichen und kaufmänniſchen Lehrlingen minde⸗ ſtens vier Wochen bzw. einen Monat und höch⸗ tens drei Monate beträgt, und zweitens beim Vorliegen eines wichtigen Grundes. Nach Ab⸗ lauf der Probezeit iſt alſo nur eine friſtloſe Kündigung des Vertrages möglich, deren Zu⸗ läſſigkeit für die taufmänniſchen und gewerb⸗ lichen Lehrlinge verſchieden geregelt iſt. Der maufmänniſche Lehrvertrag kann friſtlos aus jedem wichtigen Grunde gekündigt werden. Bei der Beurteilung der Frage, ob ein ſolcher vor⸗ liegt, iſt auf die beſonderen Umſtände des Lehrverhältniſſes Rückſicht zu nehmen. Daher werden Ungehorſam und Nach äſſigkeit des Lehrlings nicht ſo leicht zur Auflöſung des Vertrages führen, wie beim Handlungs⸗ gehilſen. Andererſeits genügt es, wie das Ge⸗ ſetz ausdrücklich hervorhebt, wenn der Lehr⸗ herr ſeine Verpflichtungen gegen den Lehrling in einer deſſen Geſundheit, Sittlichkeit und Ausbildung gefährdenden Weiſe vernachläſſigt. Ein ſchuldhaftes Handeln des Lehrherrn iſt nicht unbedingt erforderlich. Auch Tätlichkeiten, erhebliche Ehrverletzungen, unſittliche Zu⸗ mutungen oder die Verweigerung des Schutzes gegen ſolche Handlungen eines anderen An⸗ geſtellten oder eines Familienangehörigen be⸗ rechtigen den kaufmänniſchen Lehrling zur friſt⸗ loſen Kündigung des Lehrvertrages. Im Falle des Todes des Lehrherrn kann das Lehrver⸗ hältnis ebenfalls innerhalb Monatsſriſt ohne Einhaltung einer Kündigungsfriſt gelöſt wer⸗ den. Der gewerbliche Lehrvertrag kann nur dann friſtlos gekündigt werden, wenn einer der in der Gewerbeordnung einzeln aufgezählten Gründe vorliegt. Danach kann der Lehrherr kündigen, wenn ſich der Lehrling des Betruges, des Diebſtahls, der Untreue und Tätlichkeiten gegen den Arbeitgeber ſchuldig macht oder die ihm obliegenden Pflichten(Fleiß, anſtändiges Betragen, Folgſamkeit) wiederholt ſchuldhaft verletzt. Dazu gehört auch die Vernachläſſigung des Beſuchs der Fortbildungs- oder Fachſchule durch den Lehrling. Gerät der Arbeitgeber in Konkurs, ſo iſt er ebenfalls zur außerordent⸗ lichen Kündigung berechtigt. Die eben genann⸗ ten Gründe können übrigens auch für kauf⸗ männiſche Lehrlinge in Frage kommen. Der gewerbliche Lehrling kaun kündigen, wenn er zur Fortſetzung der Arbeit unfähig wird oder der Arbeitgeber den Lehrling zu Handlungen wider die Geſetze oder guten Sitten anhält oder verleitet. Weiterhin ſieht dem Lehrling das Kündigungsrecht zu, wenn der Lehrherr ſeine geſetzlichen Verpflichtungen gegen den Lehrling in einer die Geſundheit, die Sittlichteit oder die Ausbildung gefährdenden Weiſe vernachläſſigt, das Recht der väterlichen Zucht mißbraucht oder zur Erfüllung der ihm vertragsmäßig obliegenden Verpflichtungen un⸗ fähig wird. Eine Vernachläſſigung wird namentlich bei häufiger Trunkenheit oder Ab⸗ weſenheit des Lehrherrn vorliegen. Natürlich kann auch eine Kündigung durch den Tod des Lehrherrn bedingt ſein. In dieſem Falle kann der Lehrvertrag nur binnen vier Wochen ge⸗ löſt werden. Im Falle des Berufswechſels eines Lehrlings darf derſelbe binnen neun Monaten nicht im gleichen Beruf in ein neues Lehrverhältnis ein⸗ treten. Zuwiderhandlung macht, bei gewerb⸗ lichen Arbeitgebern, den neuen Lehrherrn ſtraf⸗ bar und bei einem kaufmänniſchen Lehrling dieſen und ſeinen neuen Lehrherrn ſchaden⸗⸗ erſatzpflichtig. Das Märchen vom Iungenband Wen. Man kann in der Praxis doch wirklich allerlei erleben. Da ſucht man nun mündlich und ſchrift⸗ lich belehrend und aufklärend zu wirken und alle möglichen altersgrauen Dummheiten auszu⸗ rotten; manchmal gelingt das ja auch, und die⸗ ſer oder jener läßt ſich davon überzeugen, daß noch lange nicht alles wahr zu ſein braucht, was Jahrhunderte hindurch verſchiedene Genera⸗ onen mitgeſchleppt haben. Aber wohl ebenſo⸗ oft muß man ſeſtſtellen, daß aller Aufklärungs⸗ arbeit zum Trotz die tollſten Ideen immer noch geglaubt werden. Zu ſolchen Märchen gehört auch die immer wieder auftauchende Behaup⸗ tung, daß bei dieſem oder jenem Kinde die Zunge„angewachſen“ ſei. Wohlgemerkt: natür⸗ lich iſt die Zunge angewachſen, ſonſt würde ſie ja dem Betreffenden zum Halſe herauskommen. Mit der Bezeichnung der„angewachſenen“ Zunge meint der falſch unterrichtete Laie eine Junge, die an der Spitze durch ein zu kurzes Zungenbändchen dermaßen ſeſtgehalten wird, daß das Neugeborene nicht genügend ſaugen kann und inſolgedeſſen ſozuſagen bei vollbeſetz⸗ ter Tafel verhungern muß. Was iſt gegen dieſen Unſinn nicht ſchon gepredigt worden! Und doch wird er immer wieder geglaubt und führt ſogar— man ſollte es eigentlich nicht für möglich halten— zum Verlangen nach einem trurgiſchen Attentat auf den bedauernswerten ugling: die Mutter vertraut auf die ver⸗ ſtaubte Weisheit irgendeiner Freundin oder alten Tante und geht zum Arzt mit dem Wunſche, die Zunge zu„löſen“, das heißt das en o en zu durchſ neiden. Es kommt ogar vor, daß ſich ein Auch⸗Arzt findet, der die Gefänligkeitsoperation an dem armen Kinde vollzieht! Ich habe kürzlich erſt einen derartigen all erlebt. Eine junge Frau ſuchte mich mit ihrem Neugeborenen auf und wünſchte, infolge der Belehrung einer„tüchtigen“ Hebamme, daß ich dem Kinde die Zunge löſen ſollte. Ich wies die Frau ab und ver 1 ihr den Unſinn aus⸗ zureden; leider erfuhr ich bald darauf, daß ſie dumm genug geweſen war, mir nicht zu glauben: ſie 25 ſogar einen Arzt gefunden, der ihr zu Willen war und mit Meſſer und Schere auf das arme Kind losging. J pflege immer zu ſagen: Unter 10 000 Kindern kommt einmal eine angewachſene Junge vor, und dann iſt es Unfinn! Jedenfalls iſt noch kein einziges Kind an einem zu kurzen Zungenbändchen ver⸗ hungert, und man kann es nur als Pfuſcherei übelſter Art un e wenn ein derartiger Eingriff an dem hilfloſen Säugling vollzogen wird, Man ſollſe doch nicht vergeſſen, daß auch ein Säuglingsmund die er e zahlloſer Bakterien iſt, ſo daß bei jeder Schleimhautver⸗ letzung eine Allgemeinvergiftung eintreten kann. Deshalb iſt ja auch das berüchtigte Mund⸗ auswiſchen bei Säuglingen ein grober Verſtoß egen die Gebote einer ſachgemäßen Säug⸗ lingspflege. Um ſo mehr muß alſo dieſer durch nichts begründete Unfug des Zungenband⸗ Löſens als etwas ganz Ueberflüſſiges und Ge⸗ fährliches verurteilt werden, und man kann nichts Beſſeres tun, als die Leute, die immer wieder auf einen derartigen Unfinn herein⸗ fallen, dem Fluch der Lächerlichkeit preiszu⸗ geben. Damit erzielt man vielleicht mehr Er⸗ folge als mit rein ſachlicher Belehrung. Schönheitspflege. In früheren Zeiten peneſchn mag die Schön⸗ heitspflege als Luxus bezeichnet worden ſein; jetzt iſt ſie eine Selbſtverſtändlichkeit für jede Frau, die etwas auf ihr Aeußeres gibt. Schon im jugendlichen Alter ſoll mit der Kosmetik be⸗ gonnen werden, denn eine Frau, die ſich ver⸗ nachläſſigt, wird 9 und leicht verblühen. Mit Neid und Schrecken wird ſie auf ihre Altersgenoſſinnen ſehen, die konſequent Schön⸗ heitspflege geübt haben. Welche Schönheitsmittel ſollen angewandt werden? Es iſt durchaus nicht dies das Vor⸗ teilhafteſte, was recht teuer iſt. Oft tun ganz e NLueel tüchtig zugreifen; die einfache e die beſten Feten Jede fleißige Hausfrau kann ihre Hände, ihre in⸗ gernägel nicht ſchonen, 01 muß bei det Arbeit olge davon ſind meiſt ungepflegte Nägel und nde. Ein einſaches Gegenmittel hierfür iſt: Man muß dafür Ea daß die Nägel nicht voller Schmutz und taub werden. Deshalb fahre man kratzend mit den Nägeln über ein grobes Stück Seiſe, o daß die Nägel voll Seiſe werden. Nun kann ch hier kein Schmutz anſetzen, und nach ge⸗ ner Arbeit 10 die Hausfrau ſchnell wieder ſalonfähige Fingernägel. Ein gutes Mittel gegen die unſchöne Röte der Hände iſt, wenn man dem Waſchwaſſer einen Löffel voll Honig dei d das verhindert auch das Aufſpringen er Haut. Noch ein paar Worte über die Froſtſchäden an Händen und Füßen. Auf dem Trocken oden oder in kalten Kellern kann man ſich, ſchneller als man glaubt, recht peinliche Froſtſchäden olen. Auch hiergegen 1110 es ganz einfache usmittel. Die Wechſel 5 ekannt ſein. Man macht ſich eine Schüſſel mit anz heißem und eine Schüſſel mit ganz kaltem aſſer zurecht; dann taucht man abwechſelnd die Füße bzw. die Hände in das heiße und einmal in das kalte Waſſer. Man e etwa jede Minute. Dadurch wird die Blutzirkulation angeregt; das hilft meiſt auch in den hart⸗ näckigſten Fällen Die Schönheitspflege iſt nicht nur eine Frage des Geldes, ſondern eine Frage der konſequen⸗ ten Durchführung und der Energie. Der Lachs nimmt in der Laichzeit keine Nahrung zu ſich. 0 Der zur Familie der Sturmpögel gehörende Albatros, der die Weltmeere der ſüdlichen Halb⸗ kugel bewohnt, hat die größte Flügelſpannweite aller Vögel. 10 Es gibt verhältnismäßig wenig vollkommen ausgeſtorbene Tierordnungen. Unſere Freunde aus dem Film. In der Zeit, der mächtig mieſen, Blicken gern wir auf zu dieſen Schönen Männern.— Millionen Mieſepeter aller Zonen b Hielten ſich den Bauch vor Lachen Ueber Charlie Chaplins Sachen. Früher mager, heute voller, Leider, zählt er nur noch Dollar. Buſter Kiiten, niemals lacht er, Doch die tollſten Dinger macht er. Sprich nur ruhig Ke—a.— ton! Ihm iſt's Wurſt. Er rutſcht ja ſchon Ueber Arnos Riechorgan. Siegfried! Halt die Luft mal an! Pat und Patachon, die beiden, Können alle Menſchen leiden. Nördlich, ſüdlich, weſtlich, öſtlich, Ueberall hört man nur: Köſtlich! Harald Lloyd hüpft heut' noch munter Dreiunddreißig Stock hinunter. Doch des Volkes Stimme ſpricht: Menſch! Zerbrich die Brille nicht! Von Timbuktu bis zum Speſſart Und noch weiter kennt man Breſſart! Guter Felix! Dein Humor Kommt beſtimmt nur einmal vor.—— Auf der beſten aller Welten Iſt Humor heut' gräßlich ſelten. Und dem Mann ein Loblied ſingt, Der uns noch zum Lachen bringt. Klabrius. „Guter Nutſch“ in einem Zuge! äder dürften ja da Iſt die Luft mit Feuchtigkeit geſättigt, ſo ver⸗ mögen einige Pflanzen(Frauenmante Mais, Erdbeere, Weizen uſw.) Waſſer in flüffiger Form aus den Blättern heraus zupreſſen. * Der angenehme Duft der Birke rührt von dem Harzüberzug der Blätter her, die ſich gegen allzu ſtarke Verdunſtung ſchützen müſſen. * Manche Pflanzenteile ſind Geotrop(geotrop), d. h. ſie haben die Eigenſchaft, ſich bei ihrem Wachstum in beſtimmter Richtung zur Schwer⸗ kraft zu ſtellen. 1 Der desc 00 unſeres Sonnen⸗ ſyſtems, der Saturn, iſt ſiebenhundertzwanzig⸗ mal ſo groß wie die Erde. Die Maſſe hat jedoch noch 0 einmal die Dichte des Waſſers, denn ſie beträgt nur ein Drittel derjenigen unſeres Planeten. Die Umkreiſung um die Sonne dauert 29 Jahre 166 Tage und 23 Stunden. * Eine Taſchenuhr tickt in der Sekunde fünſ⸗ mal, in der Minute dreihundertmal, in der Stunde achtzehntauſendmal. Mlsel ele Drei Silben. An den drei Silben ſtand der ernſte Mann, Und braute dort, was nicht ein jeder kann. Ein übler Qualm ſtieg aus dem Wort empor, Der ſich nur ſchwer im engen Raum verlor. Doch als zwei Silben brachte ihm die Braut, Da hat der Mann ſie dankbar angeſchaut, Die erſte Silbe fehlte. Zwei und drei, Welch ein Genuß! Und Kaffee war dabei! * Kryptogramm. H 2 — R 1 . Die Buchſtaben der nebenſtehenden Figur er⸗ geben, nach Art des Königszugs richtig ver⸗ bunden, in jeder Hälfte je ein Sprichwort. Der linksſeitige Verbindungszug verläuft dem rechtsſeitigen entgegengeſetzt. Wie lauten die beiden Sprichwörter? Silbenrütſel. Aus den nachſtehenden 78 Silben: ar— as— as— be— beck— bei— blau— burg— chi — dort— du— e— e— ei— ein— ein ge— gel— gen— he— i— is— ka— ka — kel— kir— leb— li— li— li— man— mi— mi— mund— na— na— ne— nes — neu— ni— ni— ni— no— pe phet— pro rau— re— rett— rew— ri— ru— rü— run — ſal— ſau— ſche— ſchlan— ſel— ſeß— ſinn— ta— tau— ten— tenz— ter— ter — ter— tha— toll— truch— tuch— un— ve— wa— wet— wurf— za, ſind 27 Wörter von nachſtehender Bedeutung zu bilden: 1. Charaktereigenſchaft, 2. bibliſche Großſtadt, 3. türkiſcher Gebetsturm, 4. Zeichen wirtſchaft⸗ lichen Aufſtiegs, 5. Fluß in Rußland, 6. Web⸗ ſtoff, 7. Ruhrſtadt, 8. Perſon aus dem Alten Teſtament, 9. giftiges Tropenreptil, 10. Auf⸗ lehnung, 11. Stadt in Hannover, 12. künſtliches Düngemittel, 13. Giftpflanze, 14. Wolgaſtadt. 15. Störenfried, 16. Witterungsvorausſager, 17. klaſſiſches Heldengedicht, 18. Futtergewächs, 19. 5 650 aus dem Alten Teſtament, 20. bib⸗ liſcher Prophet, 21. kleine Rechnung, 22. deutſche Induſtrieſtadt, 23. Zwiſchenbemerkung, 24. Wäſchefarbſtoff, 25. weiblicher Vorname, 256. Hofwürdenträger im alten Deutſchen Reiche, 27. Stadt in Kurland.(ch und ei am Anfang, ß am Ende= ein eee Sind alle Wörter richtig ermittelt, ſo ergeben ihre Anſangsbuchſtaben(von oben nach unten) und die Endbuchſtaben(von unten nach oben) eine Sentenz aus Goethes„Fauſt“. Wie lautet dieſelbe? — Auflöſung des Rätſels„Drei Silben“: Retorte— Torte. . i Auflöſung des„Kryptogramms“: 85 22 8 Links: Den Freund erkennt man in der Not. Rechts: Wer ohne Freund iſt, lebt nur halb. * Auflöſung des„Silbenrätſels“:* 1. Eigenſinn, 2. Ninive, 3. Minarett, 4. Ar⸗ eee 5. Newa, 6. Neſſeltuch, 7. Duisburg, 8. Eſau, J. Rautenſchlange, 10. Renitenz, 11. Einbeck, 12. Chileſalpeter, 13. Tolltirſche, 14. rew, 15. Unruhe, 16. e et, 17. lias, 18. Runkelrübe, 19. Kaleb,. ias, 21. otg, 22. Dortmund, 23. Einwurf 24. Neublau, 25. 1 26. Truchſeſſ, 7. Mitaun. in Mann, der recht zu wirken denkt, muß auf das beſie Werkzeug halten.“ (Goethe,„Fauſt 17.) 1 2 Central fm Palast 2: lontuim- Treat, Aehiung 1. blese Moche ein 8 zen Jonbiim P 1. Das Stendart-Toutdn wet M, eine doltzenlesiüng Gaulsche K Mun 81 1 ö Ein gigantiſches Tonfilmwerkl. Wahre Vegebenheiten. allergrößter Erfolg.—— Im 2. Teil: % RecMAID Dux eM CENE — —— 1 N 2 1 70 Ein abenteuerliches Schauſpiel, das ſich vom Böſen zum Guten wendet . ger Iustspielschlager ger Wozhe:„Arter let he lieh!“ Dieſes Tonfilmp ogramm wird wie überall, jeder Filmfreund beſuchen f 1 Bequeme Sitzgelegenheit, Ceutral-Heizung, ſtets erſttl Tonfilme mit beſter Wiedergabe, machen den Beſuch ſehr angenehm. Daher findet man die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen ſtets im Central Film⸗Palaſt. Preiserkönung. Anfang an allen Tagen ½%8 Uhr. Ab 9 Uhr nochm. das g ſamte brogramm zu ehen. Sonntag mittag/ Uur Srblle lugend- und Kinder Vorstellung. Ai der 10 Pig. Ueberall 9 Amicitia oog G N Vibeim 4 20. Bil. „ e ede Sonntag, den 29. Januar, nachuntiags/ 3 Uhr 3. Verbands- Poka ſpiel gegen Spi lvergg. Sandhofen Vorspiel vo, Liga um 1 Uur: Amicitia 2— d J K. 2. Jugendauswahlſpiel um 12 Uhr: 1 Jugend— 2 Jugend Jugendfreundſchaſtsſpiet auf DJK Platz 12 Uhr DJK Jugend— Amicitia komb. Jugend Jugendverbandeſpiel in Käfertal, 9,30 Uhr: Käfertal B 1— Viernheim 5 1 Abfauri 8.45 Uhr per Auto ab Tanunhäaſer. Vorverkauf fur Ncherwerbsſoſe 50 Bfg. Sonn- tag 1 Uhr Geſchäſts ſtelle. Alle Mitglieder und Sportfreunde laden wir höflichſt ein. Der Vorſtand. Au unſere Mitglieder! Die Generalveſammlung wird foltgeſſtzt am Sonntag, den 5. Febſuar, morgens 10 Uhr, im Vereins haus, mit b kannter Tagesordnung. Der 1. Vorſitz nde: Fr. Bender. „DI K.⸗Stadion an der vor⸗ 0 ſcherſtraße mit Turnhalle u. a Reſtaurant„zur Sporctler⸗ 0 0 e fklauſen und 3. Spielplätze“ Sportprogramm für Soantag, deu 29. Jau. 33 Pl 1) Viers heim A. Michtt.— Worms 1. Beginn 1 Uhr, Spogg.„Amicitia“ 09 2. M.— D. J K. 2. M. Beginn 1 Uhr (Pl. 1) D J. K Igd.—„Amicitia“ komb. Igd. Beginn 12 Uhr Handball: Entſcheidungskampf um den 2. Tabellenplatz. Viernheim 1. Rot/ Weiß M'heim. (Pl. 1) Beginn 21% Uhr Zu recht zahlreichem Beſuche obiger Spiele ladet ein. Die Sportleitung. ( Der gleganſe Herr 3 fragt nur Illahßarbeit Ermdßigie Preise! Neeſſe Bedienung/ DValenſin Bredifel 3. So hneldernelis fler lamperileimersſraßo 8. 9 zſldedeinal-Vberhand Viernheim. hei Morgen, Sonnag, den 29 Januar, vor- mittauas 10 12 Uhr letzte Auszahlung der abgelieferten Richnun en. Mitglieds duch iſt mitzubringen. Der Vorſtand. Notgemeinſchaft der MNeuhaus beſitzer Sonntag, den 29. Januar, mittags 3 Uhr, im„Fürſt Alexander“ Vorſa 1a mi 0 N 0 all Neuhaus⸗ beſitz er mit Vortrag der Herrn Dr. Neuſchäffer, Darmſtadt, 1. Vor ſitzender des Heſſ. Landesver⸗ bandes der Neuhaus beſitzer. Wir bitten pünktl. und vollz. zu erſcheinen. In heute! Die Höchstleistung fer Paramount film, das ge- g waölligste und pipantische Mil tionenwerk. ein Eelgals ünten Stils, das Riesenwerk Adolph Zukot und Jesse L. Lasky seigen in Verbindung tat P. A. Powers 2 or ere An dieſem Kunſtwerk wurde 2 lakre gearbeitet, die Koſten dieſes Monumentalwerkes betrugen über 3 Mililenen Mark. Dieſes Wunderwerk müſſen Sie ſehen. Ein nrächiiges Meisterwerk aus der Glanzzeit Wiens. Der irlumphalste Frankgrogtiim der letzten lahre. Der Film überschattet alles. Ver Brolliilm in 18 Ante n. II red Thomson 7 in ſeinem ſenſationellen Wildweſt⸗Abenteuerſilm Der Schimmelrelter f Ein echter Wildweſtreißer für das Abenteuerherz in d en 3. Die beſte und originellſte Lachkanone. 2 Aue. „Auf dem Dache Hängt ein Jonge Sie ſehen heute ein Rieſenprogramm in 25 Akten. Solch eine Spitzendarbietung darf keiner verſäumen. Parole: lede Woche einmal ins beliebte U J. Anfang 7 Uhr. Ab 9 Uhr nochmals alles zu ſehen. Sonntag 9 one Madervor Stellung. 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Eine ſolche Enttäuſchung erlebte eine anze Anzahl von Perſonen, beſonders in üddeutſchlond, die endlich die Erbtante in Amecika gefunden zu haben glaubten, der Traum ach ſo vieler Menſchen, der ſich aber nur zu einem verſchwindend geringen Teil er⸗ füllt. Anfang des Jahres 1931 ſtarb in Neu⸗ ork die Deutſch⸗Amerikanerin Eſſa Wendel jährig. Sie galt als die reichſte Frau der Welt. Sie lebte in ganz beſcheidenen, man muß ſchon ſagen zu beſcheidenen äuße⸗ ren Verhältniſſen und war ebenſo wie die übrigen Mitglieder der Familie ein Sonder⸗ ling. Als man das Jeſtament eröffnete, er⸗ gab ſich daß ſie ihr Rieſenvermögen wobl⸗ kätigen Einrichtungen und— ihrem Pudel vermacht hatte. Nun machten ſich alle, die den Namen Wendel trugen, daran, dieſes eigenartige Teſtament anzufechten. Man chloß ſich zuſammen und beauftragte einen echtsonwalt über den großen Teich zu fah⸗ ren und an Ort und Stelle die Arbeiten in dieſem Sinne zu führen. Daß das mit Koſten verbunden war, iſt ſeſbſtverſtändlich. Die Hoffnung auf ein Erbteil hat jetzt ein jähes Ende gefunden: Die amerikaniſche Nachlaß⸗ behörde anerkannte als erbberechtigt nur neun Perſonen, die ſämtlich in den Vereinig⸗ ten Staaten wohnen. Alle übrigen— es waren ſiber 2000— haben das Nachſehen, dafür dürfen ſie aber die Gerichtskoſten be⸗ zahlen. Wenn es gilt Geld zu nehmen, finden ſich alle ein, wenn es dagegen heißt: zahlen, kann man keinen Andrang an den Kaſſen bemer⸗ ken. Die Steuerſtellen können ein beſonderes Klagelied zu dieſem Thema ſingen. Aber die⸗ ſes Nichtzahlen iſt durchaus keine Eigen⸗ kümlichkeit des Deutſchen, ſie iſt eine inter⸗ nationale Untugend. Auf dem Bankett der Handelskammer in Fulham(England) erhob lich der Vorſitzende und brochte einen Trink⸗ inruch auf dieienigen aus. die ihre Einkom⸗ menſteyer bereits bezahlt haben. Ans einer Geſellſchaft von 250 Nerſonen erhoben ſich nur nier, um mit ihm anzustoßen. Als der Vorſitzende dargufhin mit allen anzuſtoßen wünſchte, die die Steuer nach nicht bezehlt hütten. hatte er das Nergnügen, unter den 246„Nichtzablern“ auch ein hervorragendes Mitalied des Parlaments und einen Lord zu finden. a Nur wenn man nicht zahlt, kann man zu etmas kommen, ſo hehauyten erfahrene Leute und ſie werden ſſcher ihre guten oder auch weniger guten Gründe für dieſe Behauptung haben. Nach dieſem Grundſotz handelte ein erſt 23 Jahre after Franzoſe, der es fertig brachte, etwa 900 Mal in den heſten Poſtau⸗ rants in franzöſiſchen und belaiſchen Städten zu eſſen ohne auch nur einen Pfennig dafür zu bezahlen. Er beſtellte ſich ein Eſſen und monn er ziemlich fertig war,„fand“ er im Eſſen einen Nagel oder einen Knopf oder an⸗ dere Kleinigkeiten wie Schreibfedern. Ste n⸗ chen uſw. Ganz empört ließ er ſich den Ge⸗ ſchäftsfſibrer kommen und murde über dieſen Fund ſehr ungemütlich. Wenn der verant⸗ wortliche Leiter des Geſchäftes eine andere Syeiſe zuſagte, lehnte der Gaſt ab mit dem Bemerken, daß er in dieſem Hauſe nichts mehr eſſen würde und ging. Niemand waate es eine Bezahlung zu verlangen, man mar im Gegenteil zufrieden. daß die Sache obne großen Lärm ein Ende fand. Wenn der Zechpreller nicht verſehentlich in eine Gaſt⸗ ſtätte geraten paire, die er ſchon früher beim⸗ geſucht hatte und desholh nach in„gutem“ Andenken ſtand. wäre ihm der Frick wahr⸗ ſcheinlich noch öfter gelungen. Die Polizei fand in den Faſchen dietoe ſeltenen Gaſtes eine Reihe der„Zuſpeiſen“, die er in den Portionen zu entdecken beliebte. Dieſem Franzoſen kam es darauf an, gut und billig zu eſſen, ſonſt ſpielt ja der Durſt und damit der Alkohol eine große, leider nur zu oft unglückliche Rolle. Der Alkohol iſt nun einmal der Feind des Menſchen und muß deshalb vernichtet werden. Dieſe Ver⸗ nichtung geſchieht am beſten dadurch, daß wir ihn trinken. Darüber war ſich auch ein Mann klar, der ihn aber trank, ohne zu bezahlen. Anſcheinend hatte er mit dieſer Methode chlechte Erfahrungen gemacht und 10 01 ich zu beſſern. Aber mit guten Vorſätzen iſt er Weg zur Hölle gepflaſtert. Das ſagte ſich auch diefer Mann, von Beruf Ziegelarbeiter aus der Näbe Feuchtwangens, und da er ſchien wie der Lebeshrief. mißtrauiſch in ſeine eigene Charokterfeſtigkeit war, erließ er im„Vayeriſchen Gren⸗bolen“ folgendes Erſuchen:„Achtung! Johann Winner. Ziegelarbeiter in Mehlhäuſel, er⸗ ſucht die Gaſtwirte der Umgebung, ihm ab 1. Januar 1933 ohne Geld keine alkoholiſchen Getränke mehr zu verabreichen, da er ſich beſ⸗ ſern will.“ Der Franzoſe wird in Zukunft vorſichtiger ſein und dieſer biedere Zeitungsinſerent iſt es bereits geworden. Vorſicht iſt ſa die Mut⸗ ter der Porzellankiſte, pflegt man verſchie⸗ denenorts zu ſagen und auch nicht mit Un⸗ recht. Das mußte ein Berliner Kaufmann erfahren, der weniger vorſichtig aber deſto mehr ſtürmiſch vorging. Dieſer Kaufmann hatte in den Brieken ſeiner Frau einen mit einer Schreibmaſchine geſchriebenen Liebes⸗ brief gefunden. Seine Nochforſchungen nach dem Nerfaſſer bl zunächſt erfolglos. Als nun der Ehemann einen Angeſtellten durch ein Inſerat ſuchte— denn Inſerote ſind ja immer w'rkſam— meldete ſich ein Vewerher, der den g'eichen Nornamen hatte wie der. der den bewußten Prief unterſchrieben hatte. Das war ſchon verdächtig, aber der Verdacht wurde noch dadurch heſtärkt, daß der Brief auf der gleichen Waſchine geſchrieben zu ſein Ein Sachver⸗ ſtänd iber heſtätigte den Verdacht. Alſo wurde der Pemerber zu einer Räckſprache bestellt, und die Frage, ob er das Bewerbunasſchrei⸗ ben auf ſeiner Maſchine geſchrieben hätte be⸗ jahte er. Und ehe er ſich verſah, erhielt er eine Fracht Prügel obne zunächſt zu w ſſen marum. Als er endlich die Beweggründe fr die Wippandlung erfahren hatte, mußte er die Moſchuldigungen entſchieden ablehnen; es ſtollto ſich heraus, daß der Ebemonn an den Perkehrteyr geroten war, denn der Mann hatte den rief in einer öffentlichen Schrob⸗ ſtube dis ode zr Por fügung geht, ſchyo hon laſſen. is Entſchädigung für die Prügel hat er aber wenigſtens eine gutbezahlte Stel⸗ lung erbaſten. Der Ehemann hielt es für ſeine Pflicht, Noche zu nehmen und ließ ſich durch nichts ohbringen. Mei den kürzſich vorgenommenen Mahlen in Irland gab es einen Ppentweg⸗ ten, der nicht einmel davor zurückſchreckle, ohne Hoſen zur Mahlurne zu gehen. In Roscgmon konnten nämſich veerſchiedene he⸗ jahrte Wähler ihre Kleider nicht finden. Sie waren, mie ſich ſpßter her zusſtellte non ſun⸗ gen Leuten nerſteckt worden. die dafür ſargen wollten, das die Gegenvartei nicht zu plel Stimmen erhielt. Ein olter Mann, der eben⸗ falls ſeine Kleider vermißte, ieß ſich dadurch nicht einſchſchtern. ſondern wanderte ohne Hoſen zum Wahllokal, obwohl es ſehr kalk war und lies ſich erſt durch alarmierte Nor- wondte mit Gewalt nach Hauſe bringen. Gin guter Stogtabürger weiß nun einmal, was ſich gebört. Der Fall möge allen klauen Wäh⸗ lern bei uns ein leuchtendes Beſſplel ſein, aher auch eine Mernung dor einer neuen Wahl ſeine Hoſen in Sich ergeit zu hringen. Hans Dam pf. Die entmilitarifſerte Zone konſequenzen aus der deukſchen Gleichberech⸗ tigung. Straßburg. 28. Janugs. Als erſte Zeitung in Elſaß⸗Lothringen immt die autonomiſtiſche„Elfaß⸗Lotsh⸗ :inger Zeitung“ grundſätzlich Stellung zu der Frage einer beiderſeitigen Entmilitariſierung an der deutſch⸗franzöſi⸗ chen Grenze. Sſe erinnert an die kürzlich⸗ Frörterung in einem großen ſtalieniſchen Blatte, das Frankreich nahelegte, auf ſeinem Zebiete ein Gegenſtück zu der Deutſch⸗ ſand auferlegten entmilitariſterten Zone auf dem linken und rechten Rheinuker zu ſchaffen. Eine vorläufige Antwort auf dieſe Unter⸗ redung ſtelle die Bitte des Generalrates von Belfort an die franzöſiſche Reglerung dar, ſich einer Entmilitariſierung des Elſaſſes zu widerſetzen. Das autonomiſtiſche Blatt ſtellt demgegen⸗ über feſt, daß nach der Nnerlennung der mi⸗ litäriſchen bee n Deutſchlands überhaupt nur noch zwei Möglichkeiten vor⸗ liegen:„Entweder wird die entmi'itariſterte Zone auch auf franzöſiſches Gebiet ausge dehnt, oder ſie verſchwindet überhaupl“. Nach der Anerkennung des deutſchen Rechtes auf Sicherheit ſeiner Grenzen ſei es jedenfalls logiſch nicht mehr möglich, Frankreich eine „zukätzliche Sicherheit“ zur ner ſennen. Die Gleichberechtigung dürfe aber im In⸗ tereſſe des Friedens nicht durch deulſche Auf⸗ rüſtung geſchaffen werden, ſondern durch franzöſiſche An“ n auf den deutſchen. Stord g de enlmilitarr ſierte Zone lines des W t e Inu kurzen Worten: Reichspräſident von Hindenburg empfing am Freitag eine Abordnung des deutſchen Handwerks. Der Aelteſtenrat des Reichstages beſtätigte am Freitag nachmittag ſeinen vor acht Ta⸗ gen gefaßten Beſchluß, wonach die nächſte Reichstagsſitzung am Dienstag, den 31. Ja⸗ nuar ſtattfinden ſoll. f Der Haushaltsausſchuß des Reichstags be⸗ ſchüftigte ſich am Freitag mit dem Arbeits⸗ beſchaffungsprogramm der Reichsregierung. Auf der Berliner Tagung des Reichsver⸗ bandes des deutſchen Handwerks ſprach Reichswirtſchaftsminiſter Warmbold über Raßnahmen der Reichsregierung für das Handwerk. Aus Detroit wird gemeldet, daß die Ford⸗ Motorenwerke ihre geſamten Fabriken in den Vereinigten Staaten mit rund 100 000 Beſchäftigten für unbeſtimmte Zeit geſchloſ⸗ ſen haben. l a Mac Donald Präſident der Weltwirtſchaftskonferenz. Mac Donald wurde vom Organiſationskomitee des Völkerbundes für die Weltwirtſchaftskon⸗ ferenz zum Präſidenten vorgeſchlagen. Neue Kriegsgefahr Eine ſenſakionelle Erklärung des japaniſchen Kriegsminiſters. 5 Tokio, 28. Januar. Im japaniſchen Oberhaus kam Kriegsminiſter Araki auf die Kriegs⸗ gefahr zwiſchen Japan und Rußland zu ſprechen, was erhebliches Aufſe⸗ hen erregte. Er begründete eingehend die Notwendigkeit für den Ausbau der japani⸗ ſchen Flugwaffe, die der ruſſiſchen gleich⸗ kommen müſſe. Araki wies auf eine Erklärung Stalins hin, daß der erſte ruſſiſche Fünfſahresplan durch notwendig gewordene Kriegsvorberei⸗ kungen geſtört worden ſei. Das bedeute ent⸗ weder, daß Rußland einen japaniſchen An⸗ griff erwarte, oder daß es Japan angreifen wolle. Was China angehe, ſo müßzten die Streitigkeiten früher oder ſpäter geregelt werden. Wenn China Truppen nach Dſche⸗ hol entſende, müſſe 7 0 000 entſcheidende Schritte tun. Japan würde ſich dann viel⸗ leicht zu einer„neuen Politik genötigt ſehen.“ Peinliches Aufſehen in Mos lau Moskau, 28. Januar. Der Rede des japaniſchen Kriegsminiſters Araki im japaniſchen Oberhaus wird in Moskau große politiſche Bedeu⸗ tung beigemeſſen. Man glaubt nicht, daß die Erklärung Arakis einfach eine Entglei⸗ fore, ſondern vielmehr einen politiſchen Vor⸗ toß darſtellt mit dem Ziel, die Sowjetregie⸗ rung zur Aenderung ihrer Politik im Fernen Oſten zu veranlaſſen. Rechtsanwalt befreit Zuchthäusler Ausbruchswerkzeuge in die Zelle geſchmuggelt. — Akten vernichtet.— Verhaftung im Ge⸗ . richtsfagal. 1 Berlin, 28. Januar. In Berlin iſt der Rechtsanwalt Dr. Georg Meyer verhaftet worden. Der Fall hat in weiten Kreiſen großes Aufſehen erregt, denn die Gründe, die zu ſeiner Verhaftung führten, ſind ſelbſt in unſerer ereignisreichen Zeit recht ungewöhnlich. Meyer war bereits im ver⸗ gaugenen Jahr in die Automobilſchieberaffaire Erban verwickelt. Es wird Meyer vorgeworfen, daß er wiſſent⸗ lich ſeinen Klienten— er verteidigte beſonders Einbrecher, Geldſchranktnacket uſw.— Gelegen⸗ heit zur Flucht beſorgt hat. Er hat ferner ihnen Ausbruchswerkzeuge ins Gefängnis geſchmug⸗ gelt. Außerdem beſteht der dringende Ver⸗ dacht, daß er in ihrem Intereſſe Akten be⸗ ſeitigte. 5 Meyer wurde verhaftet, nachdem eine Haus⸗ fuchung in ſeinen Büroräumen belaſtendes Ma⸗ terial zutage förderte. So wurde u. a. ein den anderen Gefangenen Teile ſeines Kaſſiber gefunden, den ein Unterſuchungsge⸗ fangener an einen 1 geſchrieben hatte, und den Rechtsanwalt Meyer aus dem Unter⸗ ſuchungsgefängnis mitgenommen hatte. Ferner hat ſich herausgeſtellt, daß Rechtsanwalt Georg Meyer für den Komplizen des Einbrecher⸗ königs Marggraf, Groß, der zu ſechs Jahren Zuchthaus verurteilt iſt, eine Stahlſäge und 16 Sägeblätter in das Unterſuchungsgefängnis ein⸗ geſchmuggelt hat, wie ein Mitgefangener des Groß den Staats⸗ anwälten und dem Vernehmungsrichter be⸗ ſtätigte. Auch eine Anzahl Strafgefangener, die Gefängnisſtrafen im Gefängnis Plötzenſee verbüßen, belaſten Meyer ſtark. 5 Bei dem zweiten Fall handelt es ſich um as Entweichen eines Geldſchraulknachers Fritz Müller. Im Juni gelang es ihm aus dem Anterſuchungsgefängnis zu kommen. Er trug als Friſeur einen weißen Kittel. Ein Straf⸗ anſtaltswachtmeiſter geriet in den Verdacht der Beihilfe. Seine Unſchuld ſtellte ſich aber heraus. Nach der Auffaſſung der Unter⸗ ſuchungsbehörde hatte der Rechtsanwalt bei der Ablenkung des Verdachtes ſeine Hand im Spiele. Schließlich iſt noch der Fall des Gefangenen S. höchſt verdächtig. S. hatte wegen Einbruch in Unterſuchungshaft geſeſſen und war nach ſeiner Aburteilung in ein Gefängnis zur Straf⸗ verbüßung transportiert worden. Er„vererbte“ Aus⸗ bruchwerkzeuges, das ihm ebenfalls von Meyer zugeſteckt worden ſein ſollte. Flucht zweier Mandanten Die Verhaftung Meyers erfolgte im Ge⸗ richtsſaal während er zwei Hehler verteidigte. Der Staatsanwalt hatte gegen die beiden Angeklagten Gefängnis beantragt. Als wäh⸗ rend der Beratung des Gerichtes in dem Ge⸗ richtsſaal bekannt wurde, daß gegen den Rechts⸗ anwalt Meyer Haftbefehl ergangen war, kam es zu Erörterungen darüber zwiſchen den Pro⸗ zeßbeteiligten. Die allgemeine Auf te gung, die durch dieſe ſenſationelle Verhaftung entſtanden war, benutzten die beiden Hehler dazu, das Weite zu ſuchen. Aus Vaden Heidelberg, 28. Jan.(Verhafteter Heiratsſchwindler). Die hieſige Krimi— nalpolizei verhaftete den von mehreren Staats⸗ anwaltſchaften ſteckbrieflich geſuchten Schneider Ernſt Walter Lederle wegen einer Reihe von Heiratsſchwindeleien, die er in Baden, Würt⸗ temberg, der Pfalz, Rheinheſſen und ſogar in der Schweiz begangen haben ſoll. Heidelberg, 28. Jan.(Die Leiche ge⸗ ländet). Die Leiche des am Mittwoch im Neckar ertrunkenen zwölfjährigen Schulknaben Erich Hoffmann wurde jetzt unterhalb der Durchbruchſtelle im Eis gefunden, nachdem die Eisdecke des Fluſſes auf eine lange Strecke aufgeſchlagen worden war. Rohrbach bei Sinsheim, 28. Jan.(Zwei Scheunen und ein Wohnhaus ein⸗ geäſchert). In der Nacht wurden die Scheu⸗ nen von Franz Joſeph Heidlinger und Aug. Eiſenhut ſowie das Wohnhaus von Julius Kuhmann Ww. völlig eingeäſchert. Stark be⸗ ſchädigt wurde ferner das Doppelwohnhaus von J. F. Heidlinger und Franz Mildenber⸗ ger. Der Schaden iſt beträchtlich. Die Unter⸗ ſuchung über die Brandurſache iſt im Gange. Höhefeld(Amt Wertheim), 28. Jan.(Vom Tode des Ertrinkens gerettel). Dem Landwirt Georg Adam Heid gelang es, das dreijährige Kind des Maurers Gottfried Heid, das in den teilweiſe zugefrorenen Ortsweiher gefallen war, vor dem Tode des Ertrinkens zu retten. Karlsruhe, 28. Jan.(Das Stichkanal⸗ projekt genehmigt). Die„Deutſche Ge⸗ ſellſchaft für öffentliche Arbeiten“ ſoll in ihrer letzten Sitzung einen Betrag von 1900 000 Mark für die Durchführung des Projektes der Stichkanalerweiterung in Karlsruhe als Not⸗ ſtandsarbeit bewilligt haben. Pfotzheim, 28. Jan.(Den Verletzun⸗ gen erlegen). Im Städtiſchen Krankenhaus ſtarb Donnerstag früh ein vierjähriger Knabe an den Folgen eines bedauerlichen Unglücs⸗ falles. Das Kind hatte am Montag zu Hauſe einen Topf mit heißem Waſſer vom Herd ge⸗ riſſen, deſſen Inhalt es am ganzen Rücken ſchrecklich verbrannte. Letzte Nachrichten Zwei ſchwere Verkehrsunfälle. Heidelberg. 28. Jan. Die Verkäuferin Leh⸗ mann überfuhr mit ihrem Motorrad den 53 Jahre alten Küfer Heinrich Doll, wobei auch die Fahrerin nebſt einer Mitfahrerin ſtürzte. Doll wurde ſo ſchwer verletzt, daß er ſchon an der Unfallſtelle ſtarb. Fräulein Lehmann wurde leicht verletzt, während ihre Mitfahre⸗ rin, die 32 jährige Frau Merkle einen ſchwe⸗ ren Schädelbruch davontrug und in bedenk⸗ lichem Zuſtand dem Krankenhaus zugeführt wurde.— Im Stadtteil Schlierbach über⸗ uhr der Kraftwagen eines Sinsheimer üchdruckereibeſitzers den 30 Jahre alten Bäckergeſellen Heinrich Schnabel, der ſich mit ſeinem Nag 8 auf der falſchen Straßen⸗ ſeite befand. Schnabel wurde ſchwer verletzt. Gedenktage 28. Januar. 1521 Eröffnung des Reichstags zu Worms. 1547 Heinrich VIII., König von England ge⸗ ſtorben. 1596 Der engliſche Seefahrer Drake vor Portobello in Panama geſt. 1841 Der Afrikareiſende Henry Morton Stan⸗ ley bei Denbigy in Wales gehoren. Sonnenaufg. 7.49 Sonnenunterg. 16.38 Mondaufg. 8.56 Mondunterg. 20.00 Prot. und kath.: Karl der Große. 29. Januar. 1499 Luthers Gattin, Katharina v. Bora ge⸗ boren. 1763 Der Dichter Johann Gottfried Seume in Poſerna geboren. 1814 Der Philoſoph Johann Gottlieb Fichte in Berlin geſtorben. 1860 Der Dichter Ernſt Moritz Arndt in Bonn geſtorben. Sonnenaufg. 7.48 Sonnenunterg. 16.39 Mondaufg. 9.07 Mondunterg. 21.18 Prot.: Valerius. Kath.: Franz von Sales. Sonntagsgedanken Das Leben eine Meerfahrt. Unſer Leben ein Schiff, dahintreibend auf den Wellen. Bewußt oder unbewußt alle mit dem Ziele, die jenſeitige Küſte zu erreichen, über dem Strome der Zeit zu landen am Geſtade der Ewigkeit. Hier ein Leben wie ein Laſtſchiff, mühſam vorwärtsſtrebend; dort ein anderes, klein und unanſehnlich, ein Spiel der Wellen, in jedem Augenblick in Gefahr, in die Tiefe gezogen zu werden; aber ſo verſchieden ſie auch ſein mögen— im Grunde gibt es doch nur zwei Klaſſen von Lebensſchiffen: entweder ſie ſtranden und zerſchellen, oder ſie laufen ein, im Hafen friedvoll geborgen. Die Gefahr iſt groß, daß auf dieſer Meer⸗ fahrt des Lebens ein Menſch zugrunde gehen kann. Die Stürme brauſen. Die Wellen tür⸗ men ſich auf. Die Wogen ſchlagen donnernd an die Planken. Trübſalsfluten rauſchen da⸗ hin. Abgrundtiefen tun ſich auf. Giſcht und Schaum ſpritzen empor. In der Not blickt der Seemann nach dem Himmel. Mach's auch ſo, liebe Seele! Schau nicht auf die Gefahr; blick hin nach dem Ret⸗ ter! Fürchte dich nicht vor der Macht der Ele— mente, halte dich feſt an dem mächtigen Herrn! Wir ſetzen unſere Zuverſicht auf unſeren Gott. Ford legt ſtill Weil 6000 Angeſtellte die Arbeit niederlegten Detroit, 28. Januar. Die Jord-Motor-Company hat bekannk⸗ gegeben, daß ſie ihre Fabriken in den Ver- einiglen Staaten auf unbeſtimmle Zeit ſtill⸗ lege. Anſcheinend iſt dieſe Maßnahme auf die Niederlegung der Arbeit durch 6000 An⸗ geſtellte zurückzuführen, die die Werkſtätten geſchloſſen verlaſſen halten. Die Ford-Geſell⸗ ſchaft beſchäftigt ungefähr 100 000 Perſonen. Kartoffel perſorgung d. Etwerbsloſen. Durch Vermittlung des Erwerbsloſenaus⸗ ſchuſſes kann die Gemeinde an die Bedürftigen jedes Quantum Kartoffeln zum Preiſe von 1.90 Mk.(Nicht 2.30 Mk.) pro Ztr. abgeben. Alle diejenigen, die ſich in den in unſerem Büro Lampertheimerſtr. 20 aufliegenden Liſten eingezeichnet hatten und ihren Bedarf auf dem Rathaus noch nicht gemeldet haben, müſſen ſich am Montag den 30. Januar ab Vorm. 8 Uhr auf dem Rathaus melden, und dort genau ihren Bedarf nach Kopfzahl angeben. Der Erwerbsloſenausſchuß Lampertheimerſtr. 20. 2 2 Union⸗Theater⸗Filmpalaſt. Dieſe Woche wird im U.⸗T.⸗Filmpalaſt eine Prachtfilmſchau geboten. Der Hauptelou der Vorführungen iſt der 1ĩHaktiſche Paramount⸗ Film„Hochzeitsmarſch“, ein Film aus der Glanzzeit Wiens. Dieſen Film müſſen Sie ſehen! Ein hohes Lied der Liebe aus der Kaiſerſtadt Wien mit allem Glanz ihres kirchlichen und militäriſchen Zeremoniells. In dieſer prachtvollen Scenerie ſpielt die Geſchichte einer Liebe zwiſchen einem Ofſizier der Hoch- ariſtokratie und einem Mädchen aus dem Volke, eine Liebe, die zu einem tragiſchen Ende ver⸗ urteilt wird. Bilder von dramatiſcher Wucht und erſchütternder Realiſtik wechſeln mit folchen von zauberhafter Lyrik. Wir ſehen alſo in 15 Akten das alte Wiener Leben, wie es in ſo vielen Liedern beſungen und gefeiert wird. Im 2. Teil kommt Fred Thomſon in„Der Schimmel- reiter“ ein echter Wildweſtreißer, wie er immer gern geſehen wird. Zum Schluſſe die Lach⸗ kanone„„Auf dem Dache hängt ein Junge““. Alles in allem wird dieſe Woche eine Pracht⸗ ſchau geboten, die einfach nicht zu überbieten iſt. Auf der flimmernden ſtummen Leinwand wer⸗ den Filme von ſolch packender, mitreißender Handlung geboten, wie man dies in den mo⸗ dernen Tonfilmen nicht findet. Wer deshalb ein tiefes, inneres Erleben haben will, der be⸗ ſuche den II.⸗T.⸗Filmpalaſt. Sir Francis, Stel EN. Für die Hausfrau Kinder beim Eſſen Daß ſo viele Eltern Schwierigkeiten mit ihren Kindern bei Tiſche haben, liegt nicht immer an den Kindern ſelbſt, oft genug iſt die Urſache ſchlechten Eſſens auf die Eltern zurückzuführen, die ihre Kinder mit Speiſen überladen wollen, gegen die ſie ſich inſtinktiv wehren. Die trifft hauptſächlich zu auf zu ſcharfe, zu fette, zu heiße und zu ſaure Spei⸗ ſen. Was in dieſer Hinſicht dem kleinen Magen oftmals zugemutet wird, iſt unheim⸗ lich. Daß das Wachstum dadurch beeinträch— tigt und die noch ſchwache Verdauung geſtört wird, wollen die Mütter nicht begreifen. Für ſie iſt alle Fleiſchnahrung ſchlechtwee⸗ „kräftige Nahrung“. Ein anderes Kapitel iſt die Schädigung des Magens durch Süßigkeiten. Gewiß baut Zucker Knochen auf, aber übermäßiger Süßigkeitsgenuß verdirbt die Verdauungs⸗ ſäfte und nimmt beſonders den Kindern jedes Verlangen nach anderer Nahrung. Das Kleinkind ſoll reizloſe Speiſen genie⸗ ßen. Milch- und Mehlſpeiſen, Grieß, Hafer⸗ brei, Reis, Gräupchen, Grünkern und ähn⸗ liches ſind die Speiſen, aus denen Kraft für alle Organe gleichmäßig zu entnehmen iſt. Nimmt es dann ſpäter feſtere Speiſen zu ſich, haben wir auf ſorgfältiges Kauen zu achten. In dieſer Hinſicht ſind die Kinder dann beſonders unvernünftig, wenn man ſie eben vom Spiele hereingeholt hat. Sie ſetzen ſich erhitzt und aufgeregt an den Tiſch und ſchlingen hinunter, was ihnen vorgeſetzt wird. Das gibt dann Magenbeſchwerden, Uebelſein und Verſtopfung. Kluge Mütter holen die Kinder ſchon eine halbe Stunde vor Beginn des Eſſens vom Spiele fort. Auch dulde man nicht das viele Erzählen der Kinder dei Tiſche. Launen der Kinder beim Eſſen ſind nicht zu dulden. Gewiß gibt es Speiſen, die manche Kinder nicht vertragen, und gegen die ſie eine unüberwindliche Abneigung haben. Liegt eine ſolche außergewöhnliche Abneigung nicht vor, muß das geſunde Kind alles eſſen kön⸗ nen, was der Nachprüfung auf Güte und richtige Zubereitung ſtandhalten kann. Koch⸗Rezepte. ö Saure Kalbslunge.(Für ſechs Perſonen, an⸗ derthalbe Stunde.) Eine Kalbslunge wird ſau⸗ ber gewaſchen, in Stücke geſchnitten, mit Lor⸗ beerblatt, einigen Nelken, Pfefferkörnern, einem Kräuterbündelchen und einer Zwiebel in Salz⸗ waſſer weichgekocht, dann herausgenommen und in kleine Würfel geſchnitten. Aus 50 Gramm Mehl und 60 Gramm Butter bereitet man eine Mehlſchwitze, gibt die gut eingekochte Lungenbrühe durch ein Haarſieb dazu, läßt die Soße noch recht dick einkochen, legt die Fleiſchwürfel hinein, rührt einen Eßlöffel Eſſig und 10 Tropfen Maggis Würze darunter und richtet an. * Praltiſche Winle Kleie als Schmutzenkferner. Das zarteſte Muſſelin wird vorteilhaft damit gewaſchen; um Oelfarbenanſtriche zu reinigen, iſt ſie vor⸗ züglich. Als Kopfwäſche reinigt ſie die Kopf⸗ haut gründlich und gibt dem Haar Glanz Die Haut damit gewaſchen, wird weiß, und dem Bade zugefügt, iſt Kleie wohltuend. Man bereitet ſie zum Gebrauch folgendermaßen; Einen Leinenbeutel fülle man mit Kleie gieße kochendes Waſſer darüher, laſſe es 15 Minuten ſtehen, drücke den Beutel feſt aus und das Waſſer iſt fertig zum Gebrauch. Kampf gegen die Grippe! Togal⸗Tablelten ſind ein hervorragend be⸗ währtes Mittel gegen Grippe und Erkäl⸗ ungskeankheiten. Togal iſt ſtark harnſäure⸗ öſend und in hohem Maße bakteriemtötend! Im Anfangsſtadium genommen verhindert Togal den Ausbruch der Grippe. Erſtaunliche Erfolge! Mehr als 6000 Aerzte⸗Gutachten! Ein Verſuch überzeugt. In all. Apoth. M. 1.25. 12,6 Lath., 0,46 Chin., 74.3 Acid. acet. salic.