Ein ſubildum des, weißen Fesſes der Qualia Was sich 30 Jahre bewährt kat, mus gut sein! Der Ruf unseres Hauses Ist, Solange es Weide Wochen gibt, eng verknüpft mit diesem schönen Groſverkauf! 3 Vorzüge unserer Weihen Woche Baumwellwaren mme Hemdentuch 80 em breit, solide dichte Qualitäten für 20 9 Leibwäsche geeignet... Mtr. 28, Rein Maltotuch N 80 em breit, solide feinfädige Qualität für 32 0 ö 9 elegante Leibwäsche... Mtr. 48, 38, Croise* 80 em breit. solide gut gerauhte Strapa- zlerqualitäten M* Streitendamast 180 om breit. schöne glanzende Streifen- 5 muster. 5 Mtr. 88. 68, 3 Rein Mako Bettdamast 130 om breit elegante. seidenglänzende E Qualitat. in mol. Must. Mtr. 1 45, 1.25, Haustuc 150 om breit beste Westfãlische Qualitat 68 8 tür solide Bettücher.. Mtr. 1.25. 88, Halbleinen 150 em breit, dicht geschlossene Strapa- zieiqualitäten Mtt 165, 18 Haustuch, verstärkt. Mitte 150 em breit. solide schöne bestens- 5 bewährte Dauerqualität. Mtr 1.26, Rohnessel 78 om breit Bett- u. Tischwäsche eee Kissenbezüge ca. 808 om ſestoniert in verschieden- 5 artiger Ausführung... Stück 95, 78, 6 0 Auhergewöhnliche Leistung Einige Runder Warade- Kissen mit Klöpeleinsatz, Spitze und Fältchen 3 195, 1 75, 145. Halbleinen Tisch- u. Tateltücker. 10 schlesisches Fabrik, apatte Muster Serviette 160 H 160 120 1⁰ 50 2700090 180080 0 895 45 55053 N U 12 Schönheit · Gediegenheit · Billigkeit! Damen- Wäsche Rüunmmummmuimunmmumunumn imm Trägerhemd kräftiger Stoff, mit schöne Stickerei Motiy 1555 1 483 Trägerhemd farbiger Batist mit reicher Handhohlsaumgarnierung Nachthemd kräftiges Hemdentiucß 98 3 mit tarbigem Besatz: Nachthemd mit langem und farbigem Be· 1 65 1 0. 5 3* ats DAMEN- NACHTHEMDEN weiß u bunt. m. lang. Arm, nur feine Batist- 2 7 5 Qualitäten, in erster Verarbeit. Stück 2.93 n S ehlaf- Anzüge Wümme Umm Schlaf⸗Anzu bunter Batist, iber Mo 1.65 Schlaf ⸗Anzu e bunter Baiist, ne Am 1 95 Schlaf ⸗Anzug a Popeline mit mile Fleur-Besatz Kunstseiclene Wäsche eiue munen Prinzeſröcke„Tramafein“ 1 25 mit Marokmotiv Größe 4248 l. Prinzeſlröcke Charmeuse, einmaschig. teil- weise Bemberg · Charmeuse, mit großem Marok⸗ 1 65 Motiv tailliert Größe 4248 In Prinzeßröcke gute Charmeuse- Qualliät 2 75 * mit groſjem Handaibeitsmotiv Größe 4248 Etwas Außergewöhnbiehes: Einige Hundert Prinzehröde Charmeuse, gute Qualität, mit hübsdlem 1 95 Motiv Größe 42—48 l Die Mode zum Frühlahr! Kunstseidenröcke aus Nat: · Charmeuse Prinzehrock taliert Prinzeßrock Uefmatt, besondere Luxus- 3 50 Qualität mit vornehmen Motiven, Gr. 42. 48. N r Aε˙ο e* 140 b 0 Ka. Neseltiöeher 5 intent Gerstenkorn Handtücher, vollwhß. 28 mit farb Band, ges. u. geb., St. 42. 3b, Dreil- u. Gerstenkorn- Handtüch. 16 gtau od.., mit rot. Rand. St. 25, 18, 4 Gläsertücher, Halbleinen, rot-weiß 20 u. blau- wh. Kart., ges. u. geb., St. 392, 24, Y 9 9 7777 N Frottier- Wäsche Imnnnnneeneneenmenteenenununmten Frottier-Handtuch, 37480, w. m. 22 bunten Streifen Stück 9. Frottier- Handtuch, 50 100, weiß 65 mit bunt. schwere Jacquardqual., Stüd 9 in Pastellfarben. schw. Jacquardqualit. 2000 Frottierhandtücher, 60* 120, 95 9 77 Acker altes Weidſtück, 22 o, zu verkaufen. Von wem, ſagt die Exped. ds. Bl. I erhadlen 2 Hompl. eiten 2 Hlelderschränze 1 Wasenusen mit Spiegelauſſatz 1 usziennisen und noch anderes. Auch find noch einige Zentner Kartoffeln abzugeben. MWasserstrate 13 1 2 Zimmer und Küche evtl. auch 4 Zimmer und Küche zu vermieten Weinheimerſtr. 78 Harkreile Für jeden Zweck durch das Bank⸗Komm.⸗Geſchäft Thoma, Mannheim Waldhofſtraße 83 Laufend Auszahlungen Rückporto erbeten Haue Auresse naaehten 15 Senlachipewürze Pfeffer gar. weiß rein *. Pfund 38 Pfg. Majoran, Salpeter Wurſtkordel empfiehlt: Rathaus⸗Drogerie Feder Moskogg i dae ch aden So eep ahn eddgghh.⸗addanm: ddnd adh aldddnd dla Kath. Männer⸗ verein Hierdurch ergeht freundliche Einladung zu unſerem Familien⸗Abend am Sonntag, den 29. Januar 1933 im„Deutſchen Kaiſer“ Des reichhaltigen Programms wegen beginnt die Ver- anſtaltung präcis 8 Uhr und bitten wir daher um früh⸗ Der Vorſtand. zeitiges Erſcheinen. Morgen Sonntag abend ab 7 Uhr „ IAN Z 2 Schöner warmer Aufenthalt! Mäßige Tanzpreiſe! Getränke nach Belieben! Es ladet höflichſt ein Hans Haas Die Kapelle Tanzlehrer Blau⸗Weiß Fürst Alexander Vornehme Tanzſtätte NB. Offene Getränke..—: Stühle umlegen verboten. Gebe cd ddp df cih dll pan 1 2 . 5 e eee e eg dg 1 N . ama Turnverein von 1893. Am Sonntag, den 29. Januar, abends ½8 Uhr, findet im Saale zum„Goldenen Karpfen“ ein großer 0 ö im Seräteturnen zwischen IV. Lamperineim. Iv. 1884 Mäatsnelm, Iv. 1883 Mernzeim Hierzu ladet freundllekst eln Die Turnleitung- eee e Me Morgen Sonntag von 6 Uhr ab großer TAN2 Neueſte Schlager! Stimmung! Humor! Wir laden hierzu höflichſt ein Joſef Klee Orig. Jazz Band W. Hanf Saftlaulen zum grünen Laub MorgenSonntag gutbeſetzte Es ladet froͤl, ein ber wir! ie Kagel Jus Dani barkeit kann jeder, der an 10. I fahren, wie ich meine Schuppen, Haarausfall und Kahlheit los würde und wieder mein volles, ſchönes Haar erlangte. Karl Söggler, Riedlingen Nr. 101 M bei Donauwörth. chreibt, vollſtändig koſtenlos er⸗ SS rr e 5 Morgen Sonntag, den 29. Januar, abends 8 Uhr, findet im Gaſthaus zum„Engel“ unſer eingeladen. M. G. U. Harmonie z 1205 Samstag, den 4. Februa im Saale„Zur Vorſtadt Winterfestlichkeit mit lieger-, Sinssgiel- un 8 5 Aaschlie gend KKonzertleitung: Herr Gauchormeiſter Hook. 5 Orcheſter; Kapelle Schwarz⸗Weiß. Alle Mitglieder haben mit einer Dame freien Eintritt. Nichtmit⸗ glieder 35 Pfg. pro Perſon.— Unſere werte Mitgliedſchaft, unſere lieben Sangesbrüder aller Vereine, Freunde u. Gönner ſind herzlich Der Vorſtand. ess. abends 8% uhr, f 8 2 jernheimer Anzeiger bsteruhelmer Tageblatt— Viernhelmer Nachrichten) Er 1 1 0 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeila aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjäh i ochenti bas e 58 preis monatl. ge illuſtrierte wie einen Wanb⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäfts u. beim Zeitungs träger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim her 117.—: Anzeiger, Bi— checktonto Nu. 21077 Amt Fanbrb l eheiteb end deu Bree db. br Bachaubft. Nummer 25 Viernheimer Zeitung iſe! Di alti d W 5 9 eee nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ (Biernheimer Bürger-Btig.— Siernh. Volksblatt) koſtet 20 Pfg., die Reklamezelle 60 Pfg., 3 r, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer U. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen chlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes f f 1 E erer n a Kerr rd ft f de diener e Zurück nach Genf Deutſchland kehrt am 31. Januar wieder auf die Abrüſtungskonferenz zurück, die es am 23. Juli vorigen Jahres verlaſſen hatte, um gegen ihre ſechsmonatige Vertagung zu proteſtieren. Die in den letz⸗ ten Wochen des vergangenen Jahres ein— ſetzenden Bemühungen der Mächte um den Wiedereintritt Deutſchlands in die Abrü⸗ tungskonferenz ſind ja dann bekanntlich in⸗ feen von einem Erfolg geweſen, als durch das Fünfmächteabkommen vom 11. Dezem⸗ ber uns zugeſtanden wurde,„die Konferenz werde ſich durch den Grundſatz der Gewäh— rung der Gleichberechtigung an Deutſchland und die anderen durch Vertrag abgerüſteten Staaten leiten laſſen.“ Daß uns dieſes von Amerika, England, Frankreich und Italien gegebene Verſprechen zu beſonderen Hoffnungen hinſichtlich der Durchſetzung unſerer Gleichberechtigung auf der Abrüſtungskonferenz verleiten kön⸗ te, werden nur unverbeſſerliche Optimiſten zugeben können. Ganz abgeſehen davon, daß uns die genannten Mächte nur einen Wech⸗ ſel auf die Zukunft in die Hand ge— geben haben, muß überhaupt erſt abgewartet werden, ob er einlösbar iſt. Die Auf⸗ nahme, die das Fünfmächteabkommen jeden⸗ falls in der Sitzung des Allgemeinen Aus⸗ ſchuſſes der Abrüſtungskonferenz am 14. Dezember gefunden hat, läßt keinen Zweifel darüber, daß wir mit den allergrößten Schwierigkeiten zu rechnen haben werden. Aus den Aeußerungen, die die Vertreter der kleineren Staaten in dieſer Ausſchuß⸗ ſitzung machten, ſprach nicht nur Verärge⸗ rung darüber, daß man über ihre Köpfe hin⸗ weg das Fünfmächteabkommen geſchloſſen hatte, ſondern auch die Furcht vor einer neuen deutſchen Auf rüſt ung. Man wird ganz beſonders in Paris dieſe Beunruhi⸗ ung bei den kleineren Mächten über das Fünfmächteabkommen mit einer gewiſſen Freude feſtgeſtellt haben, weil der franzöſi⸗ ſchen Politik nichts gelegener kommen kann, als wenn von Seiten dieſer kleineren Mächte, von denen vor allem Belgien, Jugoſlawien, die Tſchechei, Polen, Rumänien immer noch als die Trabanten Frankreichs zu gelten haben, neue Schwierigkeiten für Deutſchland erwachſen. Ohne ſelbſt alſo gegen das von ihm unterſchriebene Fünfmächteabkommen zu handeln, kann Frankreich Deutſchlands Ver⸗ ſuche, ſeine Gleichberechtigung durchzuſetzen, mit Hilfe der ihm ergebenen Freunde ener⸗ giſch bekämpfen. Mit welchen Mitteln das unternommen werden ſoll, das haben bereits die Gerüchte über die Aufrollung der D ſtlocarno⸗ frage in Verbindung mit der Sicher heiksfrage gezeigt, das iſt weiter deut⸗ lich geworden durch die Ankündigung der Frage nach der Gleichberechtigung inbezug auf das Minderheitenrecht von Sei⸗ ten der Warſchauer Regierung. Schon dieſe beiden Beiſpiele genügen, um uns klar zu machen, daß man die Abrüſtungskonferenz mit allen möglichen Problemen belaſten will, die an ſich mit der Abrüſtung und unſerer Forderung nach Gleichberechtigung im Rü⸗ ſtungsweſen nichts zu tun haben, die wohl aber dazu geeignet ſind, die Verhandlungen in jeder Weiſe zu erſchweren. Unſere Delegation wird darum alle Ener⸗ gie anzuwenden haben, um die Verhandlun⸗ gen nicht ins Uferloſe kommen zu laſſen, ſie wird ſich gegen jede Verquickung anderer Fragen mit unſerer Glei berechtigungsfor⸗ derung mit aller Rückſichtsloſigkeit zu wen⸗ den haben. Für uns 13 es auf der Ab- rüſtungskonferenz zunächſt um nichts anderes als um die Anerkennung der militäri⸗ ſchen Gleichberechtigung, weil ein Weltabrüſtungsprogramm nur dann erreicht werden kann, wenn alle Ungleichheiten der Rüſtungsmöglichkeiten, wie ſie durch die Frie⸗ densdiktate für uns und unſere Werbunee feſtgelegt wurden, aus der Welt wach worden ſind. Wir fordern die milltäriſche Gleichberechtigung nicht, um für Europa das 50. Jahrgang Schleicher zurückgetreten Papen mit neuen Verhandlungen beauftragt— Kanzlerſchaft Hitlers? Berlin, 29. Januar. Reichskanzler v. Schleicher hat im Ver⸗ lauf ſeiner Aussprache mit dem Neichsprä⸗ ſidenten dieſem ſein Nülltrittisgeſuch über⸗ reicht. Der Neichspräfident hat es ange⸗ nommen und ihn mit der vorläufigen Führung der Geſchüſte beauftragt. Schleicher hatte vom Reichspräſidenlen die Vollmacht für Auflöſung des Reichskages ver- langt. Der Keichspräſident glaubte nicht in der Lage zu ſein, bei der augenblicklichen po⸗ litiſchen Lage ihm dieſe Vollmacht geben zu können. Im Anſchluß an die Unkerredung mit Schleicher empfing der Keichspräſident den ehemaligen Reichskanzler von Papen und be⸗ auftragte ihn damit, Verhandlungen mit den Parteien zu führen, um feſtzuſtellen, ob eine Regierungsbildung auf parlamenkariſcher Grundlage möglich wäre. Bevor der Reichskanzler ſich zu Hindenburg begab, war das Reichs kabinett zu einer Sit⸗ zung zuſammengetreten, in der dem Reichs⸗ kanzler die Eventualvollmacht gegeben wurde, dem Reichspräſidenten die Demiſſion des Ka⸗ binetts anzubieten für den Fall, daß der Kanzler die Auflöſungsvollmacht nicht erhal⸗ ten ſollte. Um 12.15 Uhr begann die Be⸗ ſprechung des Reichskanzlers beim Reichs— präſidenten. Die Unterredung war nur von kurzer Dauer. Der Reichskanzler hatte die Kabinettsmitglieder gebeten, zuſammenzu⸗ bleiben, um das Ergebnis der Ausſprache mit dem Reichspräſidenten ſofort entgegen⸗ nehmen zu können. Gegen 12.45 Uhr fand dann noch eine Ausſprache beim Staatsſekre— tär Meißner ſtatt. Die drei Möglichkeiten Von unterrichteter Seite erfährt man, daß der Reichskanzler in der Unterredung mit dem Reichspräſidenten drei Möglichkeiten zur Löſung der Kriſe genannt hat. Die eine Möglichkeit ſei die Bildung einer parlamenktariſchen Mehrheitsregie⸗ rung. Dieſe Möglichkeit beſtehe nur, wenn Hitler die Führung eines derarligen Ka⸗ binelts erhalte. Zweitens ſei die Bildung einer auf eine ſtarke Volksſtrömung geſtützten Minderheitsregierung möglich, die wohl ebenfalls nur unter Führung Hitlers, aber mit Unterſtützung der übrigen Gruppen der Rechten zu erreichen wäre. Wenn der Reichspräſident ſeinen Widerſtand, den er Kriegsgeſpenſt wieder erſtehen zu laſſen“, wie das 5 Pepe polniſche Preſſe die Welt glau⸗ ben machen will, ſondern wir fordern ſie, weil nur ſo das uns in Verſailles gegebene Verſprechen einer allgemeinen Abrüſtung wahr gemacht werden kann. Nicht dem Krieg, ſondern dem Frieden wollen wir dienen, wenn wir uns frei machen wollen von un⸗ haltbaren und mit dem Selbſtbewußtſein einer großen Nation, wie es das deutſche Volk iſt, unvereinbaren Veſtimmungen des Ver⸗ ſailler Diktats. a f Wie weit man in Genf nun bereit ſein wird, dieſem unſeren Standpunkt, der alles Recht und alle de dce Moral auf ſei⸗ ner Seite hat, ernſtlich Rechnung zu tragen, das werden die Verhandlungen. ergeben. Verſchließt man ſich ihm weiterhin ebenſo Niue wie bisher, dann wird allerdings eutſchland auf der Abrüſtungskonferenz nichts mehr zu ſuchen haben. bisher gegen eine ſolche Löſung gehabt habe, aufgeben würde, ſo hätte auch dieſe Löſung Ausſichten auf Erfolg. Die dritte Möglichkeit ſei die Bildung eines Präſidialkabinetts, das, wie das jetzige, vollkommen über den Parteien ſtehend und mit keiner verbunden, die Staats— autorität als Sachwalter des geſamten Volkes zu wahren hätte. Einem ſolchen Präſidial⸗ kabinett müßten dann aber auch die nöti⸗ gen Vollmachten gegeben werden, wenn es keine Mehrheit im Reichstage fände. Der Reichskanzler hat vor einer Löſung geglaubt warnen zu müſſen, nämlich vor der, daß unter dem Namen eines Präſidialkabi— netts etwa eine Regierung gebildet würde, die tatſächlich nur die Regierung einer einſei— tigen Partei darſtellen würde und dann den Angriffen der überwiegenden Mehrzahl des geſamten Volkes ausgeſetzt wäre. * Am 17. November 1932 war das Kabinett Papen zurückgetreten. Nach langwierigen Verhandlungen hatte dann am 2. Dezember der Reichspräſident den bisherigen Reichs⸗ wehrminiſter General von Schleicher den Auftrag zur Bildung einer neuen Re— gierung erteilt und ihn zum Reichskanzler er⸗ nannt. Am 6. Dezember vertagte ſich der Reichstag, wodurch der neuen Regierung Ge— lengenbeit zu ungeſtörter Arbeit gegeben wurde. Am 15. Dezember hielt Reichsranz⸗ ler von Papen eine Programmrede unter dem Leitſatz:„Arbeit ſchaffen!“. Die Regie⸗ rung von Schleicher war nur 8 Wochen im Amt. Von manchen Seiten waren bei ihrem Antritt große Hoffnungen auf die Perſon des neuen Kanzlers geſetzt worden. Pauens Vorſchlag: Hitler Von zuſtändiger Stelle wird der Auftrag des Reichspräſidenten an Herrn von Papen wie folgt wiedergegeben: Reichspräſident von Hindenburg berief den Reichskanzler a. D. von Papen und beauf— tragte ihn in Verhandlungen mit den Par— teien die politiſche Lage zu klären und die vorhandenen Möglichkeiten feſtzuſtellen. Ergänzend verlauket in unkerrichteken Krei⸗ ſen, daß Herr von Papen möglicherweise ſchon bald dem Reichspräſidenken die Kanzlerſchaft Adolf Hitlers vorſchlagen werde. Adolf Hit⸗ ler bleibt übrigens nunmehr in Berlin. Ein Telegramm der Gewerlſchaſten Der Allgemeine Deutſche Gewerkſchafts⸗ bund, der Allgemeine Freie Angeſtellten⸗ Bund, der Geſamtverband der Chriſtlichen Gewerkſchaften, der Gewerkſchaftsring Deut— ſcher Arbeiter-, Angeſtellten- und Beamten⸗ verbände und der Allgemeine Deutſche Be— amtenbund haben an den Reichspräſident ge— meinſam folgendes Telegramm gerichtet: „In kiefer Sorge über die unſer Volk beunruhigenden und bedrohenden poliki⸗ ſchen Gefahren ſind die Gewerkſchaften al⸗ ler Richkungen zur Beratung der überaus ernſten Lage zuſammengelreten. Sie halken ſich in dieſer entſcheidenden Skunde für verpflichletl, darauf hinzuweiſen, daß die Berufung einer ſozialreaklionären und ar⸗ beiterfeindlichen Regierung von der ge⸗ ſamlen Arbeilerſchaft als eine Herausfor- derung empfunden werden würde Die Ge⸗ werkſchaften erwarlen, daß Sie, Herr Keichspräſidenk, allen unkerirdiſchen Be⸗ ſtrebungen, die auf einen Slaaksſtreich hinzielen, Ihren entſchiedenen Widerſtand entgegenſetzen und auf einer verfaſſungs⸗ mäßigen Löſung der Kriſe beſtehen. Die gewerkſchaftlichen Spitzenverbände ha⸗ ben gleichzeitig um einen Empfang beim Reichspräſidenten nachgeſucht. i Paul⸗Voncour geſtürzt Die 30zialiſten gegen den Jinanzſanjerungsplan Paris, 29. Januar. Die Regierung Paul-Boncour iſt in der Kammer bei Beratung des Regierungsankra- ges, die direkten Steuern um 5 Prozenk zu erhöhen, mit 390 gegen 193 Stimmen ge- ſtürzt worden. Dieſes Abſtimmungsergebnis wurde da⸗ durch herbeigeführt, daß die Sozialiſten ſich weigerten, bei dem Regierungsankrag mit den Radikalen und Sozialrepublikanern zu gehen. Ueber den Regierungsantrag war im Fi⸗ nanzausſchuß der Kammer nicht entſchieden worden. Der Finanzausſchuß hatte die Ab⸗ trennung, d. h. Zurückſtellung des betreffen— den Paragraphen, verlangt. Gegen dieſe Zu—⸗ rückſtellung hatte Miniſterpräſident Paul⸗ Boncour in der Kammer die Vertrauensfrage geſtellt. gechsmal Vertrauensſrage! Die Kammerſitzung, die dem Sturze vor⸗ ausging, hatte einen 11 95 bewegten und ſpan⸗ nenden Verlauf genommen. Bis zwei Uhr 4 nachts hatte die Regierung bereits vier⸗ mal die Vertrauensfrage geſtellt und das Feld ſtets behauptet. Allerdings wa⸗ ren die meiſt umſtrittenen Artikel für den Schluß der Leſung zurückgeſtellt. Die erſte größere Schwierigkeit tauchte gegen 2 Uhr nachts auf und forderte eine einſtündige Paute. Ein kritiſcher Augenblick trat bereits bei der fünften Vertrauensfrage ein, aber Leon Blum rettete die Lage, indem er ſeine Fraktion, die Sozialiſten, für die Regierung ſtimmen ließ. In den frühen Morgenſtunden kam es dann zu einer dramaliſchen Steigerung der Verhandlungen in der Kammer, als man ſich den Punkten zuwandte, über die zwiſchen der Regierung und dem Finanzaus⸗ ſchuß noch keine Einigung erzielt werden konnte. Die Regierung verteidigte den Grund⸗ ſatz, daß der Fehlbetrag gleichzeitig durch Abſtriche und Steuermaßnahmen gedeckt wer⸗ den müſſe. aul-Boncour erklärte, daß die Regierung, elbſt in dem Bewußtſein in Gefahr zu lau⸗ en, auf die Unterſtützung der Sozialiſten ver ⸗ gichten zu müſſen, die Vertrauensfrage ſtelle. Anſchließend griff Herriot in die Aus⸗ ſprache ein und verteidigte den Standpunkt der Regierung. Darauf beſtieg der Soziali⸗ ſtenführer Leon Blum die Pribüne. Er beſchwor die Regierung, nicht auf ihrem Standpunkt zu verharren und betonte gleich⸗ zeitig den Willen zur Zuſammenarbeit. Die von den Sozialiſten geforderten Opfer könn⸗ ten jedoch nicht gebracht werden. Die Sozia⸗ liſten ſeien daher gezwungen, gegen die Re— gierung zu ſtimmen. Es kam dann zu der Abſtimmung, bei der die Regierung mit 390 gegen 193 Stimmen in die Minderheit verſetzt wurde. 1 Schneller, als es bei der Kompromißnei⸗ gung der Regierung und der Sozialiſten in den letzten Tagen den Anſchein hatte, iſt das Zwiſchenſpiel des„Kabinetts Herriot ohne Herriot“, das den beliebten Advokaten und erfolgreichen Konjunkturpolitiker cour an das Ziel ſeiner Wünſche geführt hat, beendet worden. Ebenſo wie Herriot in den ar a wen des 14. Dezember anläßlich der Schuldenfrage, wurde Paul-Boncour bei der Budgetberatung von derjenigen Frak⸗ tion geſtürzt, ohne die eine Linksregierung im Sinne der Maiwahlen unmöglich iſt, den Sozialiſten, die in Frankreich grundſätzlich eine Koalition mit bürgerlichen Parteien ablehnen, aber einem linksgerichteten Kabi— nett ihre mehr oder weniger weitgehende par⸗ lamentariſche Unterſtützung gewähren. Daladier der lommende Mann? Der Staatspräſident hat die Präſidenten der Kammer und des Senats empfangen, um die durch den Sturz der Regierung geſchaf⸗ fene Lage zu prüfen. Als Nachfolger Paul⸗ Boncours wird zunächſt der Kriegsminiſter Daladier genannt, der im Kabinett Herriot Miniſter für öffentliche Arbeiten war. Er ge⸗ hört dem linken Flügel der Radikalſozialiſten an. Daladier wird die Abſicht zugeſchrieben, für den Fall, daß er mit der Reglierungsbil⸗ dung betraut werden ſollte, den Sozialiſten ein ſeſt umrifſenes Programm vorzuſchlagen. Wenn die Sozialiſten auf dieſer Grundlage eine Beteiligung an der Regierung ablehnen ſollten, würde Daladier, ſo nimmt man an, eine Kehrtwendung nach rechts un⸗ ternehmen und den Verſuch machen, eine Konzentration zu machen. Auf alle Fälle kommt es darauf an. eine feſte Reaierungs⸗ Paul⸗Bon⸗ rage bleibt. Die Kammer hat bisher nur ein vorläufi⸗ ges Haushaltszwölftel für Januar verabſchie⸗ det. Vom 1. Februar an beſteht alſo gewiſ⸗ ſermaßen ein vertragsloſer Zu⸗ ſtand, wenn bis dahin kein Ausweg ge⸗ funden wird. Inzwiſchen wächſt jedoch der Fehlbetrag . 000 Angaben des Finanzminiſters ſtünd⸗ lich um über eine Million Franken au. So iſt nun in einem außerordentlich heiklen Augenblick eine Miniſterkriſe entſtanden. Die Mehrheit, die das Kabinett Paul⸗Boncour ſtürzte, ſetzt ſich zuſammen aus den Mittel⸗ und Rechtsparteien und aus den Sozialiſten. Es wird dem Präſidenten der Republik kaum anderes übrig bleiben, als wiederum einen linksſtehenden Politiker zu berufen, der auf der gleichen Grundlage wie Paul-Boncour aufbauen kann. Neichstag abgeſagt Einberufung des Aelteſtenrats. Berlin, 30. Januar. Nach einer Mitteilung des Hauptbüros des f Reichstages iſt die für Dienstag, den 31. Ja⸗ nugr vorgeſehene Reichstagsſitzung abgeſagt worden. Der Aelteſtenrat iſt für nachmittags des gleichen Tages einberufen worden. Die Sozialdemokraten haben in einem Schreiben an den Reichstagspräſidenten Gö⸗ ring gegen den Ausfall der Reichstagsſitzung entſchiedenen Proteſt eingelegt. Sie ſind der Auffaſſung, daß dieſe Maßnahme dem Beſchluſſe des Aelteſtenrats widerſpricht und bezeichnen das Vorgehen des Reichstagspräſidenten als ein Ueberſchreiten ſeiner Befugniſſe. Es wird die Einberufung des Aelteſtenrates für Montag gefordert. Auch die kommuniſtiſche Reichstagsfraktion hat in einem Brief an Göring Proteſt gegen die Auf⸗ hebung der Sitzung erhoben und ebenfalls die Einberufung des Aelteſtenrates verlangt. Papens Zwiſchenbericht Berlin, 30. Jan. Reichskanzler a. D. v. Pa⸗ pen hat am Sonntag nachmittag dem Reichs⸗ präſidenten einen Zwiſchenbericht über ſeine bisherigen Beſprechungen erſtattet. Die christl. Gewerlſchaften an Hindenburg Der Geſamtverband der Chriſtlichen Ge⸗ werkſchaften hat an den Reichspräſidenten ein Telegramm gerichtet, in dem auf die Beun⸗ ruhigung der Arbeiterſchaft der weſtdeutſchen Induſtriegebiete durch die politiſchen Kriſen⸗ gerüchte hingewieſen wird:„Wir vertrauen darauf“, heißt es in dem Telegramm,„daß der Herr Reichspräſident dieſem Wirrwarr kraftvoll ein Ende bereitet“. Das Telegramm ſchließt:„Deutſchland kann nur unter Zu⸗ ſammenfaſſung des ganzen Volkes geſunden“. Kundgebung der 5D. Berlin, 30. Januar. Die Sozialdemokratiſche Partei veranſtaltete am Sonntag eine Kundgebung im Luſtgarten. Bei Beginn der Kundgebung war der Luſt⸗ garten faſt voll beſetzt. Das Reichsbanner rückte in Stärke von einigen tauſend Mann geſchloſſen an. An der Schloßrampe war ein mehrheit für ein finanzpolitiſches Pro ramm ä 81 ſchaffen, da der Haushalt die wichligſte f roßes 8 ange und Reichstagsabgeordnete 170 00 ührte u. a. aus: Berlin iſt rot. Das iſt die Parole der Sozialdemokratie r 1933. er Redner beſchäftigte ſich eingehend mit den politiſchen Tagesfragen. Die letzten Vor⸗ gänge in der Wilhelmſtraße ſind für die Eiſerne Front ein Signal zur höchſten Alarm⸗ bereitſchaft. Es geht um alle ſozialen Rechte. Es iſt jetzt nicht Zeit zum Kampf von Ar⸗ beiter gegen Arbeiter. Arbeiterklaſſen von Berlin ſeid einig. 8 Die Kundgebung endete mit dem Geſang der Internationale. Zu Zwiſchenfällen iſt es, ſoweit bisher bekanntgeworden, nicht gekom⸗ men. Furchtbare Bluttat Haßloch, 30. Januar. „In den Hilben“ zwiſchen Haßloch und Iggelheim fand man unter einer Graben⸗ brücke die 1005 der 29 Jahre alten Ehe⸗ frau Marie Geis aus Mutterſtadt. Die Leiche war über und über mit Blut beſpritzt. Die Kleidee waren wie nach einem ſchweren Kampfe zerriſſen. Der Hals wies mehrere Stichwun⸗ den auf. Ein Stich hatte die Halsſchlagader zerriſſen. Der als gewälttätig bekannte Ehe⸗ mann hat den Mord eingeſtauden. Die im 0 geſchloſſene Ehe war ſehr un⸗ glücklich. Papens Auftrag. Nur acht Wochen war das Kabinett Schlei⸗ cher im Amt. Nachdem Reichskanzler v. Papen ſah, daß er den Widerſtand gegen ſein Ka⸗ binett nicht überwinden konnte, hatte er Herrn v. Schleicher ſelbſt zu ſeinem Nachfolger vor⸗ geſchlagen, und mit dem Amtsantritt des Ka⸗ binerts Schleicher hat ſich auch zuerſt eine ge⸗ wiſſe Entſpannung der Lage bemerkbar ge⸗ macht, die allerdings nur von verhältnismä⸗ ßig kurzer Dauer war. Schon wenige Wochen ſpäter wurden die verſchiedenſten Angriffe ge⸗ gen das Kabinett gerichtet. Eine wirkliche Be⸗ urteilung, ob der Kanzler ſein Programm, Arbeit zu ſchaffen, hätte durchführen können, dürfte bei der Kürze der Amtszeit nicht mög⸗ lich ſein. Daß die Arbeitsbeſchaffung nicht in dem gewünſchtem Tempo durchgeführt wer⸗ den konnte, liegt doch nicht zuletzt an den Hinderniſſen und Schwierigkeiten, die an allen Ecken ſich entgegenſtellen und die ſich auch nicht ſo ohne weiteres überbrücken laſſen, man denke allein an die Frage der Finanzierung. Was nun? v. Papen dürfte ſeine ihm vom Reichspräſidenten geſtellte Aufgabe, die Möglichkeiten für die Bildung einer Mehr⸗ heitsregierung zu prüfen— er iſt nicht mit der Bildung einer Regierung beauftragt— erledigt haben. Praktiſch bedeutet das, daß Herr v. Papen feſtzuſtellen hat, ob ein Ka⸗ binett von Nationalſozia l iſten, Deutſchnaliona⸗ len und Zentrum möglich iſt. Dieſe Son⸗ dierungen fußen auf den Verhandlungen, die bereits zwiſchen den Parteien der ſogen. Harz⸗ burger Front ſtattgefunden haben. Zunächſt wird Herr v. Papen ſich mit Hitler in Verbindung ſetzen, um feſtzuſtellen, ob er eine Koalition mitmachen Wider Dann wird der Reichspräſi⸗ dent von der Antwort Hitlers unterrichtet wer⸗ den, und es wird ſich zeigen müſſen, ob die Annäherung jetzt möglich iſt, die im Novem⸗ ber nicht herbeigeführt werden konnte. Wenn dieſe erſte Etappe des Herrn v. Pa⸗ pen zurückgelegt iſt, wird er ſich auch an das Zentrum wenden. damit geklärt wird, ob ſich sparent angebracht, mit der In. chrift„Berlin bleibt rot“. Der Berliner Be. a e Gan fine Das Zentrum l es n Kabinett unterſtützen, indem es entweder in ihm vertreten iſt, oder es wenigstens to⸗ leriert. Die Zentrumsfrak ion des Reichstages hat beſchloſſen, vorläufig eine abwartende Hal⸗ tung einzunehmen. Der Wee Beobachter“ verlangt abermals eine Kanzlerſchaft Hitlers. Einen neuen Kanzler v. Papen würden die Nationalſozialiſten genau ſo ablehnen wie den alten.. Die Verhandlungen Papens waren am Sonntag abend noch zu keinem Abſchluß ge⸗ langt. Sie waren vor allen Dingen auf die Nationalſozialiſten und Deutſchnationalen er⸗ ſtreckt. Parallel gehen Verhandlungen des Zentrums und der Bayeriſchen Volkspartei mit den Nationalſozialiſten, um zu einer Verſtän⸗ digung zu kommen. Hitler verhandelt alſo nach zwei Seiten. Der Hauptteil des Sonn⸗ tags war von Beſprechungen innerhalb der nationalſozialiſtiſchen Führerſchaft ſtark aus⸗ gefüllt. Den Nationalſozialiſten liegen ganz beſtimmte Vorſchläge vor, die auch die Billi⸗ gung der Deutſchnationalen gefunden haben und zu denen Herr Hitler ſich zunächſt äußern muß. In parlamentariſchen Kreiſen überwiegt noch eine ſtark zurückhaltende Beurteilung ge⸗ genüber allen optimiſtiſchen Erwartungen einer ſchnellen poſitiven Löſung. Dem Reichspräſi⸗ denten kommt es darauf an, die deutſche Po⸗ litik, wenn irgend möglich, aus dem Stadium der Verfaſſungserperimente herauszubringen. Deshalb hat er die neuen Verhandlungen mit Adolf Sitler in Gang gebracht. Der FA d. im Jahre 1933 Die finanzielle Lage des Reiches hat eine weitgehende Abdroſſelung des freiwilligen Arbeitsdienſtes in dieſem Winter erforderlich gemacht. Neuanträge können zurzeit mit Ausnahme der Arbeiten für die Winterhilfe nur in ganz beſonderen Fällen genehmigt werden. Um zu erreichen, daß im Frühjahr der freiwillige Arbeitsdienſt ſchnellſtens in ſtar⸗ kem Maße eingeſetzt werden kann, hat der Herr e e für den freiwilligen Arbeitsdienſt(Bezirk Landesarbeitsamt Heſ⸗ ſen) gebeten, die Gemeinden uſw., die als Träger von Arbeiten des freiwilligen Ar⸗ beitsdienſtes in Frage kommen, anzuweiſen, die vorangemeldeten Arbeiten bereits jetzt antragsmäßig mit allen techniſchen Unterla⸗ gen zwecks Genehmigung dem zuſtändigen Arbeitsamt bekanntzugeben. Daneben iſt an Staatsrat Karcher im Miniſterium des In⸗ nern(Arbeit und Wirtſchaft), der mit der Verbindung der amtlichen Beziehungen zwi⸗ ſchen der Landesregierung und den beiden Bezirkskommiſſaren in Frankfurt a. M. (Landesarbeitsamt Heſſen) und Stuttgart (Landesarbeitsamt Südweſtdeutſchland) be⸗ traut iſt, eine kurze Mitteilung zu geben über die Art der beabſichtigten Maßnahme, Ge⸗ ſamtkoſten und Anzahl der Tagewerke, Trä⸗ ger der Arbeit und Träger des Dienſtes. Da bei kleineren Arbeiten die Aufgaben des freiwilligen Arbeitsdienſtes— nachhal⸗ tige Beeinfluſſung der Jagend, Förderung des Gemeinſchaftsſinns, des kameradſchaft⸗ lichen Verhaltens— ſich nicht erfüllen laſſen, können in Zukunft Arbeiten, die nicht minde⸗ ſtens 1000 Tagewerke umfaſſen, mit Mitteln des freiwilligen Arbeitsdienſtes nicht mehr gefördert werden. VVFVVVVVVVVTVVCVVVVVVVVVVVTVTVUPHVUFVwVwVTVFTFTVTF—F— p y By y ¶’ ̃ ̃—— ⁰»»» ²·˙¹⁴˙̃·ummã. e. Evchen aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Sie finden es doch nicht anmaßend von mir, Frau Wanner, wenn ich Sie bitte, mir die Gründe zu ſagen, warum Ihre Tochter ſo plötzlich die Stadt verlaſſen hat und wohin ihre Reiſe geht. Sicher hat Ev— ich darf doch den geliebten Namen ſo vertraulich ausſprechen— Ihnen anvertraut, wie wertvoll ſie mir geworden iſt, daß ich ihren ſpäteren Beſitz erſtrebe. Wenn mir auch zur Zeit die durch den Krankheitsfall meines Vaters bedingte eine längere Wartezeit auferlegt, ſo habe ich doch keinen Augenblick daran gedacht, endgültig auf Ev zu verzichten. Vorausgeſetzt natürlich, daß ſie ſelbſt ſo viel Vertrauen zu mir hat, um ſich für mich bereit zu halten und auf mich zu warten...“ Frau Wanner betrachtete ihn in ſchmerzlicher Er— griffenheit. Du alſo biſt meines Kindes Schickſal geworden, dachte ſie bei ſich im ſtillen, und ich kann dir nicht einmal gram ſein darum, denn ich muß dich ja ſelber lieben und bewun⸗ dern in deiner ſtolzen Männlichkeit und ernſten Schön⸗ heit. Sie fuhr ſich mit der Hand haſtig über die Stirn, als beſinne ſie ſich jetzt erſt wieder auf die Gegenwart. Mit bebender Stimme erwiderte ſie: „Selbſtverſtändlich haben Sie ein Recht, lieber Herr Doktor, zu wiſſen, wo meine Tochter iſt und warum ſie überhaupt ſo ſchnell von hier abreiſte. Geſtern gegen Abend läutete es plötzlich noch bei uns, und ich ſelber ging, um zu öffnen. Da ſtand die Schweſter von Herrn Konſul Mar⸗ tens vor der Tür und bat mich um eine kleine Unter⸗ redung. Ich führte ſie ins Wohnzimmer hinein. Sie ſaß gerade an der Stelle, wo Sie augenblicklich ſitzen, Herr Doktor. Ev kam aus ihrem Zimmer verwundert hinzu, Rückſichtnahme trachten könne. geben. na, kurz und gut, nach einigen belangloſen, freundlichen Redensarten, ging die Dame auf den Kernpunkt ihres Be⸗ ſuches über. Ihr Bruder müſſe am nächſten Tage nach Genf, wo ſein neueſtes Drama zur Aufführung gelange; man wünſchte, daß er ſelber der Generalprobe, die über⸗ morgen ſchon ſtattfindet, beiwohnen ſolle. Da es ſchon 22 längſt beſchloſſene Sache ſei, daß auch ſie, die Schweſter, bei der Uraufführung des Stückes anweſend ſein wollte, würde ſie natürlich morgen ebenfalls mitreiſen. Da ihr Bruder nun gegenwärtig an einem Roman, der hauptſäch⸗ lich am ſchönen Vierwaldſtädter See und in St. Moritz ſpielt, arbeite, wolle er ſeinen Aufenthalt in der Schweiz auf einige Wochen ausdehnen, um dann gleich an Ort und Stelle den Stoff für ſeine neue Arbeit zu bekommen. Er hätte nun ſehr gern Ev mitgenommen, damit die Fort⸗ ſetzung ſeines Romans keine Unterbrechung zu erleiden brauche. Natürlich wäre die Arbeitszeit in der Schweiz nur auf ein paar Stunden täglich beſchränkt, ſo daß Ev die übrige Zeit zu ihrer Verfügung hätte und ihren dorti⸗ gen Aufenthalt zugleich als eine glänzende Erholung be⸗ Ev wie auch ich waren zuerſt beide überraſcht und über⸗ haupt keines Entſchluſſes fähig und wir baten die Dame, uns wenigſtens eine Stunde Zeit zum Ueberlegen zu geben. Ev würde dann ihren Entſchluß telephoniſch kund⸗ Die Frau Major war zufrieden und verabſchiedete ſich überaus liebenswürdig. Sie legte Ev noch einmal ans Herz, ſich doch dieſe günſtige Gelegenheit, einmal etwas anderes von der ſchönen, weiten Welt zu ſehen, als unſere alte Stadt hier, nicht entgehen zu laſſen und auch ihrem Bruder dadurch die Möglichkeit, Romanmanuſkript in der Schweiz zu vollenden, zu geben. Die Frau Major war kaum eine halbe Stunde fort, als Ev, die ſich in ihr Stübchen eingeſchloſſen hatte, um mit ſich ſelber einig zu werden, herauskam und mir feſt ent⸗ ſchloſſen erklärte, daß ſie das Anerbieten des Konſuls an⸗ nehme und ihn in die Schweiz begleiten wolle, natürlich nur unter der Bedingung, daß ich ſie für dieſe kurze Zeit würde. würde.“ ſein umfangreiches freigäbe. Sie hätte das beſtimmte Gefühl, daß ſie über ihr gegenwärtiges großes Leid leichter hinwegkommen könne, wenn ſie in eine völlig neue Umgebung verſetzt würde, wenn ſie durch ſtündlich neue Eindrücke mit Ge⸗ walt ihren Grübeleien entriſſen werden könnte. Sie be⸗ trachte es als eine Fügung des Himmels, als ein gnädiges Geſchenk, daß ſie nun wenigſtens fürs erſte der Gefahr einer Begegnung mit Ihnen, lieber Herr Doktor, enthoben Sie fürchtete, daß Ihr Anblick wieder alles, was ſie allmählich in ſich niedergekämpft, in Aufruhr bringen Frau Wanner ſchlang verlegen die Finger ineinander und warf einen ſcheuen Seitenblick auf den jungen Arzt: „So, nun wiſſen Sie alles, Herr Doktor, und Sie ſind mir ſicher nicht böſe über meine Offenheit.“. Ein weiches Lächeln ſtahl ſich über die ernſten Züge des jungen Arztes. Er erhob ſich und trat dicht neben die Frau, ihr vertraulich die Hand auf die Schulter legend: „Ganz und gar nicht bin ich böſe, Mutter Wanner., im Gegenteil! Ich ſehe daraus, daß Ev mich fliehen will, wie ſehr ſie mich eigentlich noch liebt, und ich fürchte des⸗ halb auch die Entfernung, die ſie zwiſchen uns gelegt hat, nicht. Mag Ev in vier oder mag ſie erſt in acht Wochen wiederkehren, ſie wird meinem Herzen noch genau ſo teuer ſein wie ich dem ihren. Sie ſoll ſich erholen in der ſchönen Schweiz; ſie ſoll frohe, ſonnige Stunden dort erleben und ſoll die Erinnerung an alles Leid über Bord werfen. Nur ſoll ſie die Liebe zu mir in ſich bewahren und zu mir zurück⸗ kehren, als— meine Braut... Ich bitte Sie, liebe Frau, ſchreiben Sie ihr das, ſobald ſie Nachricht von ihr haben.“ Frau Wanner, die ſich nun ebenfalls erhoben hatte, umſpannte wie beſchwörend ſeinen Arm: N „Sie wagen zuviel für mein Kind, Herr Doktor“, ſtam⸗ melte ſie.„Denken Sie an die Kämpfe, die Sie mit Ihrer Familie durchzufechten haben, wenn Sie Ihr Vorhaben wahr machen wollen. Ihr Vater hat ſich von dem erſten Schlag noch nicht erholt. Sie ſind ſein einziger Sohn, ſein Stolz, ſeine Stütze, ſeine Hoffnung.“ (Fortſ. folgt.) Neues aus aler Welt er erſchießt Fünfzehnſährige. 22 w Augsburg wurde der 19 Jahre alte 5 8 s verurteilt. Völkle unterhielt mit der Bjährigen Eleonore Vogt, die in Heine weiler bei Verwandten lebte, ein Verhältnis. Als die Eltern des Mädchens davon erfuhren, legten ſie dem jungen Manne nahe, das Ver⸗ tnis abzubrechen. Dieſer beſchloß nun, das Mädchen und ſich zu erſchießen. Als die⸗ ſes am 7. November ins Nachbardorf ging, lauerte ihr Völkle auf, trat ihr in den Weg und ſchoß das Mädchen nach kurzem Wort⸗ wechſel nieder, das durch eine Kugel in den Kopf tödlich getroffen wurde. Die Seiſſt⸗ mordverſuche, die Völkle darauf anſtellte. waren nicht erfolgreich. Einbrecherkönig ſchreibk Erinnerungen. Der berüchtigte bayeriſche Ein⸗ und Ausbre⸗ cher Georg Bauernſachs iſt im Zuchthaus Kaisheim in ſeiner Freizeit damit beſchäftigt, ſeine„Erinnerungen“ niederzuſchreiben. Mebrigens hat Bauernſachs in der Zwiſchen⸗ zeit eine Reihe weiterer Einbrüche geſtanden, bie zur Feſtnahme von Mittätern und zur Aufdeckung von Diebesgut geführt haben. Mord am Schwiegervater. Das Schwur⸗ gericht Deggendorf verurteilte den 35jährigen verwitweten Gütler Max Kaufmann aus Göttersdorf⸗Holzhäuſer wegen Totſchlags, begangen an ſeinem Schwiegervater Dullin⸗ ger, zu 15 Jahren Zuchthaus. Der Staats⸗ anwalt hatte die Todesſtrafe beantragt. Am 29. Auguſt lauerte der Angeklagte abends im ö Walde ſeinem Schwiegervater auf und gab aus einer Armeepiſtole zwei Schüſſe auf ihn ab. Eine Kugel ging in die rechte Bauch⸗ gegend und führte nach kurzer Zeit den Tod Dullingers herbei. Landesverband gegen den Alloholismus Karlsruhe, 29. Jan. Der Bad. Landesver⸗ band gegen den Alkoholismus e. V. hielt in Karlsruhe ſeine alljährliche Landesausſchuß⸗ litzung ab.— Die einzelnen Arbeitsausſchüſſe berichteten über ihre Tätigkeit im Jahr 1932. — Nervenarzt Dr. Neumann, Vocſizender der Heilſtältenkommiſſion, be i hlete über die Heil⸗ ſtätte Renchen. Im Jahre 1932 ſind in die Heilſatte 38 Pfleglinge neu aufgenommen worden, welche den verſchiedenſten Berufen angehörten. Gegenüber den früheren Jahren iſt ein Rückgang zu verzeichnen. Geſchäftsführer Gerdon berichtete über die Organiſation und Tätigkeit der Trinkerfür⸗ ſorge. In Baden beſtehen neben der Landes⸗ trinkerſürſorgeſtelle Kar sruhe weitere Trinler⸗ furſorgeſtellen in Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Pforzheim, Offenburg, Freiburg und Konſtanz. Bei den Trinkerfürſorgeſtellen a im Jahre 1932 insgeſamt 1069 Neumel⸗ ngen gegenüber 1347 Neumeldungen im Jahre 1931 und 1360 Neumeldungen im Jahre 1930 zu verzeichnen. Von dem Umfang der Arbeit einer Trinkerfürſorgeſtelle kann man ich eine Vorſtellung machen, wenn man hört, bh z. B. die Tir ikerſücſorgeſtelle Karlsruhe 55, die Trinkerfürſorgeſtelle Pforzheim 86 Vormundſchaften zu führen habe. Aus Baden Mannheim, 27. Jan.(Schiffe ſu chen Häfen auf.) Die Frage„Friert der Rhein u?“ beſchäftigt in ſtarkem Maße die Schiff⸗ ahrtsgeſellſchaften und Hafenämter an bei⸗ n Seiten des Stromes. Das Rheinbauamt Mannheim erhielt die Meldung, daß bei St. Goar der Rhein zugefroren ſei. Da auch 1929 das Zufrieren des Rheins am Unterlauf ge⸗ ſchah, wird die Dauer bis zum völligen Zu⸗ frieren bis nach Mannheim⸗Ludwigshafen auf drei bis vier Tage berechnet, wenn es nicht gelingt, die Eisdecke aufzubrechen oder aufzuſprengen. Der Vorſtand des Straßen⸗ und Flußbauamts Speyer weilte beim Baye⸗ riſchen Hafenamt Ludwigshafen, um die evtl. Maßnahmen bei einem Zufrieren des Rheins u beſprechen. Die Schiffahrtsgeſellſchaften Ja ſämtliche noch unterwegs befindlichen und im Rhein ankernden Schiffe angewieſen, raſcheſtens in einen Hafen einzulaufen. Mannheim, 29. Jan.(Nationalthea⸗ tet). Zum Empfang des Mannheimer En⸗ Ans Heſſen und Naſſan im Foyer des Berliner Theaters ein Begrü- ßungsabend ſtattfinden, den die Direktion des ſembles in Ber in an äßlich des Gaſtſpiels mit CTremers„Marneſchlacht“ wird am 1. Februar Berliner Theaters gemeinſam mit dem Deut ſchen Bühnenverein, der Bühnengenoſſenſchaft und den anderen Organiſationen des Theater⸗ weſens veranſtaltet. Auch Vertreler der ſtaat⸗ lichen und ſtädtiſchen Behörden werden an dem Abend teilnehmen. Durch dieſen Empfang der Mannheimer Schauſpieler wird— zufolge Ber⸗ Uner Preſſeſtimmen— zum Ausdruck gebracht, welche Bedeutung man dem erſten Be ſuch bei⸗ mißt, den Deut chlands älteſtes Ku tärthlater in Berlin abſtaltet. Die Ber iner Erſtaufſüh⸗ rung iſt auf den 3. Februar feſtgeſetzt. Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Heimerich, ber ſich zur Sit zung des Deutſchen Städtetages in Berlin be⸗ fe wird dem Empfang und der Berliner Premiere beiwohnen. Mannheim, 29. Jan.(Großſtadtelen d). der Beil i a Januar Nummer der Zeitſchrift„Der Städte⸗ tao“ ſind die Eraehnſſſe der Vierteliabreser⸗ Ernſt Völkle zu 15 Jahren Zucht⸗ age„Städte und Statiſtik“ zur biet.) Paiſon des Deutſchen Städtetages über den Perſonenkreis und die Koſten der öfſentlichen Fürſorge für das Vierteljahr Juli bis Sep⸗ tember 1932 veröffentlicht worden. Daraus ergibt ſich, daß Mannheim hinſicht ich der Zahl der auf eine unterſtützte Partei entfallenden erſonen am 30. September 1932 an erſter telle aller Großſtädte mit mehr als 200 000 Einwohnern ſtand. Wiesloch, 29. Jan.(Erhöhung der Ge⸗ tränkeſteuer). Mit Wir ung vom 1. Ja⸗ nuar 1933 wurde hier nach Genehmigung durch das Be ieksamt Wiesloch eine Get äneſteuer in Höhe von 10 v. H. des Kleinhandelspreiſes erhoben. Oſterburken, 29. Jan.(In der Werk⸗ tatt erhängt). Hier hat ſich der Ende er 20er Jahre ſtehende Schuhmacher Joſef Gramlich in ſeiner Werlſtatt erhängt. Was den geachleten und fleihi)en jungen Mann in den Tod getrieben hat, iſt bis jetzt ungeklärt. Schweigern, 29. Jan.(Durch Schlag eines Pferdes lebensgefährlich verletzt). Dem Milchhändlerſohn Eugen Kaufmann von hier wurde von einem Pferd ſo heſtig ans Knie geſchlagen, daß ihm die Knieſch ibe ze ſ i tert wurde. Der bebauerns⸗ werte junge Mann wurde nach Würzburg ge— bracht. Die Verletzung ſoll ſehr bedenklich ſein. Königshofen bei Tauberbiſchofsheim, 29. Jan.(Ein jugendlicher Lebensret⸗ ter). Beim Spielen auf dem noch nicht ſeſt⸗ gefrorenen Eiſe der Tauber brach die neun⸗ jährige Tochter des Baumaterialienhändlers Johann Hol er hier ein. Durch Einſetzung des eigenen Lebens rettete der raſch hinzugeeilte 11jährige Sohn der Familie Johann Ott das Mädchen vom ſicheren Tode des Ertrinkens. Katisruhe, 29. Jan.(Ehrung eines Jugenderziehers). Der Vorſtand der badiſchen Jugendherbergen hat auf Anregung des erſten Vorſitzenden beſchloſſen, die pracht⸗ volle neue Jugendherberge Todtnauberg„Mi⸗ 2 8 chael Fleiner⸗Haus“ zu nennen.— Damit ſoll ein Mann geehrt werden, der um die Entwick⸗ lung der Jugendherbergen in Baden ſich die größten Verdienſte erworben hat. Studienrat Fleiner wohnt in Freiburg und betätigt ſich Karlsruhe, 29. Jan.(Zahlungsein⸗ gen eine Einbrecherbande verhängt, die unter Führung des aus Frankfurt ſtammenden Margraf ſtand, der trotz ſeiner erſt 25 Jahre ebenſo wie ſeine Komplizen meiſtens erheb⸗ lich vorbeſtraft war. Die Bande fuhr mit ei⸗ nem Kraftwagen auf ihre Raubzüge und ſuchte Offenbach. Darmſtadt und Wiesbaden heim, um vor allen Dingen Tabakwarenge⸗ ſchäfte zu plündern. Das Diebesgut brachten ſie in dem Auto nach Frankfurt, wo es an die ebenfalls angeklagten Hehler— der Haupthehler iſt inzwiſchen in Unterſuchungs⸗ haft geſtorben— abgeſetzt wurde. Nach dreiſtündiger Verhandlung wurde erkannt gegen Ott auf vier Jahre Zuchthaus, Mar⸗ graf drei Jahre Zuchthaus, Korbmacher zweieinhalb Jahre Zuchthaus(alle drei au⸗ ßerdem ſe drei Jahre Ehrverluſt) Scheffler auf zwei Jahre Zuchthaus. Thomä auf neun Monate Gefängnis und Frank auf ſieben Monate Gefängnis. Ein Angeklagter wurde wegen mangelnden Beweiſes freigeſprochen. * Wiesbaden-Biebrich, 29. Jan. èUnter⸗ ſchlagungen bei einer Genoſſen⸗ ſchaft.) Bei der Kohlenkaſſe der Reichsver⸗ einigung ehemaliger Kriegsgerangener, Orts— gruppe Wiesbaden-Biebrich, ſind Unterſchla⸗ gungen feſtgeſtellt worden, die dem Ge⸗ ſchäftsführer der etwa 300 Mitglieder zäh⸗ lenden Genoſſenſchaft zur Laſt gelegt werden. Darmſtadt. 29. Jan.(SL¶om Schwurge⸗ richt.) Die Schwurgerichksſitzung, die auf Freitag angeſetzt war, gegen drei Offenba⸗ cher wegen Meineid und Beihilfe dazu, muß⸗ te wieder abgeſetzt werden da ein Angeklag⸗ ter nicht erſchtenen war. Er ſoll zwar zwi⸗ ſchen 6 und 7 Uhr aus ſeinem Hauſe gegan⸗ gen ſein angeblich zur Verhandſung, erſchien aber nicht. Das Gericht erläßt Haftbefehl und will verſuchen, die Sache am Samstag, den 4. Februar. zu verhandeln. Darmſtadt. 28. Jan.(Neue Straßen- namen.) Es iſt beabſichtigt, in Darmſtadt einige Straßen um⸗ berw. neu zu benennen. So ſoll die am Gerichtsgebäude gelegene Wieſenſtraße in Guſtav⸗Lorenz⸗Straße, nach dem Erfinder des Schweinerotlauf-Herums umbenannt werden. Lorenz war bekanntlich leine. urg und heſſiſcher Miniſterialrat. ſeit Jahren auf dem Gebi le der Jugendpflege. ſtellung). Die Lebensmitt lhandlu g faun⸗ luch u. Co. Gmbh., die allein in Karlsruhe 15 und in Pforzheim fünf Fi ſinlen unterhält, der hat ſich genötigt geſehen, die Zahlungen ein⸗ 8 E 1 1* 3 zuſtellen und das gerichtliche Vergleichsper⸗ fahren zu beantragen. Angeſtrebt wird ein Moratorium; der Status wird zur Zit auf⸗ geſtellt. Pforzheim, 29. Jan. (Vermißter als Leiche gefunden.) Am 7. Januar ent— Die Verlängerung der Büchenerſtraße ſoll künftig nach dem Dichter Gerhart Hauptmann benannt wer⸗ den. Groß- Cerau. 29. Jan.(Kundgebung Gaſtwirte im Kreiſe Groß⸗ Gerau.) Die Gaſtwirtevereinigung des Kreiſes Groß⸗Gerau faßte nach einer Aus⸗ ſprache eine Entſchließung in der von den verantwortlichen Regierungsſteſlen in Rück⸗ ſicht auf die ſchlͤchte Lage des Gewerbes Be— ſeitigung der Gemeindegetränkeſteuer, Er⸗ fernte ſich der 43 Jahre alte Kaufmann Wil⸗ helm Volz von hier aus ſeener Wohnung und hinterließ ſeinen Angehörigen, daß er ſich zum Winterſport begebe. Seither blieb er aber vermißt. geglaubt hatte, daß er ſich tatſächlich im Sondergebäudeſteuer s Nachdem man urſprünglich! Schwarzwald aufhalte, kommt jetzt die Nach⸗ richt, daß er als Leiche aus dem Starnberger, See gezogen worden iſt. 5 Poſſenhofen und Nieder-Vonſting am gongen. Freiburg, 29. Jan. eines Fürſorgebeamten). Vein liſ⸗⸗ gen Fürſorgeamt hat ein 25 Jahre alter Kauf⸗ mann, der als Aushiſfsangeſtellter tä li) war, erhebliche Bettäge veruntreut. Er legte den zuſtändigen Beamten Anwez ungen für Miel⸗ beihilfen zur Unteſcheiſt vor, worauf er das Geld durch eigen Miet smann ſü ſich abhe len ließ. Das ergaunerte Geld lieh er ſtinerſei wieder an Bekannte aus. Insgeſamt re das Fürſorgeamt um einen Betrag von 3000 RM. geſchädigt worden ſein. Mat en bei Kehl, 29. Jan.(Tabakver⸗ käufe). Hier kam der letzte Reſt des 1932er Obergutes an vier Käufer aus verſchiedenen Drten zum Verkauf. Grundpreis 665 RM. je Zentner. Nur die Laſdliſtch feskemmer zahlte 66,50 RM. Zuſchläge gab es bis zu 10 v. H., (Betrügereien Er wurde zwiſchen Ufer geborgen und hat zweifellos Selbſtmord be⸗ Abzüge bis zu 10 RM.— In Frieſenheim kamen 625 Zentner zur Ablieferung. Der Preis beträgt je Zentner 60 RM.— In M ißen⸗ heim wurden 2400 Zentner zu 64 RM. für den Zentner ver'gu't. Urteil im Prozeß Zigeuserſchlacht. Darmſtadt, 29. Jan. Im Prozeß vor dem Schwurgericht über die„Zigeunerſchlacht im Zigeunerwäldchen bei Worms wurde das Urteil geſprochen. Michael Krauß, der den Scherenſchleifer erſchlagen hat, erhält zwei Jahre Gefängnis, abzüglich 6 Monaſe Unter⸗ ſuchungshaft. Mathias Krauß erhält eine Woche Gefängnis, das Ehepaar Gerhardt, das die eigentliche Veranlaſſung zu den gan⸗ zen Vorfällen gab, erhielt 6 bzw. 3 Monale Gefängnis. ihr Helfer Achenbach ebenfalls 3 Monate Gefängnis, L. Kimel, der Mathias Krauß geſtochen hat, erhält 7 Monate Ge⸗ fängnis und Volkmann. Michel und Moll werden mangels Beweiſes freigeſprochen. E * Wiesbaden, 29 Jan.(Raubzſige mit Auto ins Rhein⸗Main⸗Ge⸗ Empfindliche Strafen wurden von der Großen Strafkammer in Wiesbaden ae mäßigung der Bierſteuer im Reichsmaßſtabe, Herahſetzung der Nergnigungsſteuer und der Verwaltungsgehſſhren mit einheitlicher Tabelle im ganzen Reich, ehen der 7„ murde. Sport vom Sonnta 1 eiſterſchafts⸗Endſhiele. Abteilung 1(Oſt Weſt): Sp. Vgg. Fürth— Bayern München 1 1860 Mühen— Phönix Ludwigshafen 3 FK. Piema ens— 1. FC. Nürnberg 1.1. SV. Waldhof— 1. Fc. 5 Abteilung 2(Norb⸗Süd): Karlsruher FB.— Phönix Kar“sruhe 1:0. Stut garter Kilers— Uin Böckingen 4:2. Eintracht Frankfurt— Wormalia Worms 4:2. Mainz 05— FSV. Frankfurt 114. Pokalſgiele. Nard⸗Süd⸗Bayern. DSV. München— AS. Nürnberg ausg f. Germania Nürnberg— Schwaben Au. sburg 2:1. Fm. Mürzburg— Teutonia München 22. V. Ulm— VfR. Fürth 1:3. FC. Schweinfurt— SV. Ulm 5:0. Württ mberg⸗Baden; * 1 0. 0 Kaiſerslautern Stutlgarten SC.— Fc. Mühlburg 2 FC. Pforzheim— Germania Bröbingen FC. Frei urg— SV. Shramberg 418. Rhein ⸗Saat: VR. Mannkeim— Saar Saarbrücken 511. Sp Vg. Mu denh im— Cint acht Ir! 721 V. Saarb ünen— 03 Mann) im 3:1. Amii in Viernh im— Sg. ⸗Vig. Sandhoſen 20. Main⸗Heſſen: Alemannia Olympia Worms— Kickers Oflen⸗ bach 2:1. Sportfreunde Frankfurt— FV. Kaſtel 1:2. SP. Wiesbaden— BfR. Bürſtadt 2:41. 1860 München— Phön'x Luhwigshaſen 3:0. Es kam zu einem prächtigen Kampfe, den die Münchner ohne ihren Intern tionalen Lachner durchführen mußten, während die Gäſte in ö ſtärkſte Alſt'l un) erſhienen wren. De Toc⸗ reigen eröffnele Kiener in der 20. Miaute. Bei den Ludwigshafenern war es immer wie⸗ der die linke Seite, in der Hörnle ſehr go⸗ fährſiche Angriffe einleit te, die aber von der Münchner Verteidigung immer wi der reczt⸗ zeitig geſtoppt wunden. Für die Gäſte doren ſich aber auch Chancen zum Schuß freiſtehend vor dem Tore, ſie brachten es aver keinem Treffer. Mit dieſem Siege haben die ungeſchlagenen Löwen die Ta ellenſy erkämpft. Einteacht Franknutt Wormatia Worum 0 Die Angſt vor der e hielt die Le zuhauſe, aber auch die Mannſchaften hal darunter zu leiden. Die Eintracht mußte ven ſchiedene Erſatzleute einſtellen und ſah ſich ge⸗ zwungen, den Läufer Hugo Mantel mit der Spielſührung zu betrauen. Die heſſiſchen Paſter brauchten nur Ludw. Müller zu erſetzen. Beides Mannſchaften zeigten ein ſehr gutes Spiel, Beim Süddeutſchen Meiſter war die Verteiot⸗ gung in einer lange nicht mehr geſehenen⸗ Hochform, die Läuferreihe arbeitete lug und wirtſam und ſelbſt der Sturm zeigte Durch⸗ ſchlagskraft und gute, taktiſche Züge. So ka⸗ men die Frankfurter denn auch zu einem ſicheren und verdienten Siege, der durch Treſ⸗ fer von Behning und Lindner(je zwei) ſicher⸗ geſtellt wu de, während Worms ſeine Gegen⸗ tore durch Winkler ſchoß. Sp.⸗Vgg. Fürth— Bayern München 111. Bei 12 Grad Kälte ſtanden ſich am Sonn⸗ tag die Sp.⸗Vgg. Fürth und der Deutſch Meiſter, Bayern München, vor 7000 Ju⸗ ſchauern gegenüber. Es war ein Spiel der verpaßten Gelegenheiten, denn beide Stürmer⸗ reihen hätten wiederholt durch Ausnutzung der herausgearbeiteten Torgelegenheiten dem Sieg an ſich bringen können. Das Eckenver⸗ hältnis lautete wohl 8:3 für Fürth, doch war auch der Deutſche Meiſter zeitwei ig im Feld⸗ ſpiel klar überlegen, ſo daß dieſe Zahl den Spielverlauf nicht rihtig wiederſpi⸗gelt. Bei Fü th war die Verteidigung ausgezeichnet, auch Leinberger in der Degung ſehr gut, während im Sturm der liake Flügel mit Frank⸗Wolß ſehr gut war. Bei Bayern München zeichnete ſich Haringer wieder beſonders aus, in der Dedung war der alte Kämpe Nagelſchmitz der Turm in der Schlacht. Die gefähr'ichſten Leute im Sturm waren Krumm und Bergmaier, die aber von der gegneriſchen Deckung ſcharf be⸗ wacht wurden. Schiedsrichter Dölker⸗Stutlgartz leitete recht gut. Mainz 05— FSV. Frankfurt 14. Der FSV. Frankfurt beſiegte vor 7000 Zu⸗ ſchauern den Heſſenmeiſter, Mainz 05, ei wand⸗ frei und verdient mit 4:1(1:0). Wieden waren es die hervorragende körperliche Ver⸗ faſſung und die Schnel'igkeit in Lauf und Spiel, mit denen die Frankfurter in erſter Linie beſtachen. Sie zeigten aber auch eine flüſſige Kombigalion und ei ſe Ballarbeit, die eine wachſende Reife aufweiſt. Dabei hatten ſie diesmal wegen Grigprerkranfungen zwei Erſatzleute einſtellen müſſen. Mainz 05, das mit vollſtändiser Mannſchaft an' rak und auch den begnadigten Poſſe mann me törachle, kam gegen das beſſere Spiel der Gäſte nur in ein⸗ zelnen Phaſen der zweiten Halb'eit ſtärker zur Geltung. Die Mannſchaft ſchuug ſich nicht ſchlecht, aber die Niederlage war kaum zu ver⸗ meiden. Karlsruher FV.— Phönis Karkseuhe 1:0. Man muß in der Geſchichte dieſer Lokal⸗ begegnung ſchon weit zurückgehen, um ein der⸗ arliſes mi derwertiges und k aſſearmes Spiel wieder zu inden. Während in der erſten Spiel⸗ hä fte noch einigermaßen annehmbare Leiſtun⸗ gen geboten wu den, uns insbeſondere Phönir duſch recht beacht iches Können auffiel, artete das Spiel in der zweiten Hälfte immer mehr aus, ſo daß leiſtungsmäßig faſt nichts mehr herauskam. Der einzige Trefſer fiel durch eine feine Leiſtung des K V.⸗Halbrechten Müller, der damit ſeinem Verein zu einem völlig ver dienten Siege verhalf, i 1 „Grüne Sport⸗ und Tlerzucht⸗Woche⸗ Berlin, 29. Jan. Am Samstag wurde in Berlin die„Grüne Sport⸗ und Tierzucht⸗Woche Berlin 1933“ eröffnet. Nach muſikaliſcher Einleitung nahm Oberbürgermelſter Dr. Sahm das Wort zu einer Begrüßungsanſprache. Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft, Freiherr von Braun, wies in ſeiner Eröffnungs⸗ anſprache darauf hin, daß in dieſem Jahr vor allen Dingen der Kleingärtner, Klein⸗ ſtedler und der tierliebende Sfädter Intereſſe an der Ausſtellung finden werde. Der Mini⸗ ſter ſchloß mit dem Wunſch, daß die„Grüne Sport⸗ und Tierzuchtwoche“ dazu beitragen werde, das Verſtändnis für dle Kleintierzucht und diejenigen Gruppen der Bevölkerung zu vertiefen, die ſie betreiben. Der Geburt tag Wilhelms 2. Amſterdam, 29. Jan. Aus Anlaß des 74. Geburtstages des Kaiſers ſind auf Haus Doorn zahlreiche Glückwünſche in mannigfacher Form eingelaufen. Außer den Glückwünſchen iſt eine Fülle von Blu⸗ menſpenden und Geſchenken eingegangen. Unter den Gratulanten befinden ſich wieder die früheren Bundesfürſten, die Generalfeld⸗ marſchälle, die Deutſchnationale Volkspartei, ſowie zahlreiche Vertreter von Wiſſenſchaft und Mirtſchaft, beſonders auch aus Schif⸗ fahrtskreiſen. Die Geburtstagsfeier, die in einfachem Rahmen ſtattfand, trug reinen Fa⸗ miliencharakter. Empfänge von Abordnungen fanden nicht ſtatt. 8 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle aas) — 4 Nachdruck verboten. „Es iſt gut, Vater. Ich werde mir Mühe geben, in Frank etwas Vollkommenes zu ſehen, werde zu vergeſſen ſuchen, wie unſere Verlobung zuſtande gekommen iſt. Du wirſt mir doch zugeben müſſen. daß ich niemals ſeine Braut deworden wäre, wenn wir wohlhabend waren.“ »„Gewiß. Und der Vorwurf wird wohl immer auf mir lien bleiben, daß ich es nicht vermochte, dich vor einer Geldheirat zu ſchützen.“ Die Worte klangen traurig, und der Vater hatte den Kopf geſenkt. Lore ſah es, war im nächſten Augenblick bei ihm, ſchlang die Arme um ihn. „Vater! Ich bin gewiß ſehr ungezogen geweſen. Ich hätte das nicht ſagen dürfen. Wir wiſſen doch alle ganz genau, wie du immer gearbeitet haſt, ohne es ſchaffen zu können. Du konnteſt eben unmöglich das alles gutmachen, was vor dir in Loringen verſchuldet worden iſt.“ Der Vater ſtrich ihr über den Blondkopf. „Biſt mein gutes Kind, Lore. Aber mit Frank— ſei lieb zu ihm, er verdient es doch.“ Raſch ging er dann hinaus. Lore aber ſtand noch lange auf demſelben Platz und ſann und ſann, bis ihr der Kopf ſchmerzte. „Sei lieb zu ihm, er verdient es.“ So hatte der Vater geſagt. Gewiß, Frank hatte alle Sorgen von dem Vater ge⸗ Rommen. Und ſie wollte ihm ja auch dankbar dafür ſein, wenn nur erſt die grenzenloſe Furcht von ihr wiche. Dieſe Furcht aber war da, wenn ſie auch nur an Frank dachte. Lieben würde ſie ihn nie können. Es würde ja doch immer nur bei der Dankbarkeit bleiben müſſen. Langſam ging Lore hinaus. Einige Tage ſpäter ging Lore in den nahen Wald, wo es köſtlich duftete. Sie liebte den heißen Waldboden, ſie liebte jeden Baum. Und wenn man ſo am Rande hinging, dort, wo die große Waldwieſe ſich lang hinzog, dann konnte man manchmal ein ganzes Rudel Rehe ſehen, die zu dem klaren Bach, der die Wieſe durchſchnitt, zur Tränke ſchritten. Wie ſie das alles liebte. Wie ſie von früheſter Jugend auf mit all dem ver⸗ wachſen war! Frant, der ihnen dieſe wundervolle Heimat gerettet hatte! Ohne ihn wäre Loringen in fremden Beſitz über⸗ gegangen. Sinnend lehnte Lore an dem hellſchimmernden Stamm einer ſchlanken Birke. ö Frant, immer er, der ſich in die Erinnerung drängte. Die Dankbarkeit kam von ſelbſt, der Vater brauchte ſie ihr nicht mehr in die Erinnerung zu rufen. Das ſchloß aber nicht aus, daß dieſe Dankbarkeit ſo ſchwer zu tragen war. So ſchwer, daß Lore doch immer wieder vermeinte, ſie nicht abtragen zu können. Dabei beneideten ſie ſie alle um dieſen Mann und ließen ſich das ganz offen merken. Was ſie nur alle hatten? Sie taten, als gäbe es keinen liebenswerteren Menſchen auf der ganzen Wel als ihn. Eine Falte grub ſich in Lores weiße, klare Stirn. Sie beteten ſeinen Reichtum an und neideten ihr nun dieſen Reichtum— ſo war es. Lore ſchloß die Augen. Ich werde ſo wenig als möglich von all dieſem kalten Neichtum für mich beanſpruchen. Er ſoll immer wiſſen, daß alles nur um die Meinen geſchah, dachte ſie. Lore öffnete die Augen. Wie ſchwül es heute war. Ob ein Gewitter heraufzog? Da wollte ſie doch lieber zurückgehen, denn vor einem Ge⸗ witter fürchtete ſie ſich. Der Himmel war noch blau. Ueber dem Walde aber war es ſchon ganz dunkel. Das konnte Lore jedoch nicht ſehen. Aufatmend trat ſie wieder in den Wald hinein. Hier war es zwar auch ſehr heiß, aber immerhin doch noch angenehmer. Hoch und rotglühend ſtanden Rickenblumen da. Lore liebte dieſe Blüten und pflückte einen großen Strauß da⸗ von ab. Dann aber wollte ſie ſich auf den Heimweg machen. Der Vater wollte es überhaupt nicht, daß ſie ſo allein um⸗ herſtreifte. Aber ſie fürchtete ſich nicht. Ihr war jeder Baum, jeder Stein vertraut. Lore fühlte ſich plötzlich ſeltſam müde. Sie nahm auf einem der großen, runden, moos bewachſenen Steine Platz und legte die Blumen in ihren Schoß. Verträumt blickte ſie vor ſich hin. Da rollte es in der Ferne. Alſo doch ein Gewitter? Schnell erhob ſie ſich; da blieb ſie wie angewurzelt ſtehen. Dort drüben hinter dem Baume ſtand ein Mann. Er ſchien ſie zu beobachten. Eiſig kalt krochen Angſt und Entſetzen über das Mäd⸗ chen hin. Dabei bannten ſie ein Paar dunkle Augen an ibren Platz. Eein Lachen— dann ſchob ſich ein Mann hinter dem Baume hervor. Ein zerlumpter Menſch mit frechem, wider⸗ Fee ROMAN Vo e 2 e eee Lore wollte fliehen; da ſagte der Mann: „Hiergeblieben! Ich wäre ja ein Eſel, ließe ich dich laufen, du ſchönes, kleines Mädel!“ Das Mädchen ſah ihn an; totenblaß war das feine Geſicht. Und ſeltſam! Lore dachte in dieſem Augenblick nicht an Fritz Rohr⸗ beck, nicht an den Vater und den Bruder. Sie dachte nur an Frank Dahlmann. „Frank!“ N Der Schrei riß ſich aus ihr empor, durchhallte den Wald. Der Mann kam näher und lachte. „Das nützt nichts! Es iſt keiner hier, der dir helfen könnte, Kleine. Im Walde begegnet einem eben immer mal ein Abenteuer! Damit haſt du Krabbe ja auch ge⸗ rechnet, denn ſonſt wärſt du nicht allein hier!“ ſagte er dreiſt. „Mein Bräutigam kommt! Bitte, gehen Sie doch, er könnte den dummen Spaß ſehr übel vermerken!“ ſagte ſie mit Aufbietung letzter Kraft. Der Mann ſtreckte die Arme nach ihr aus. „Still! Ich kann auch unangenehm werden.“ „Frank! Frank!“ wimmerte das Mädchen. Ju der Nähe knackte Unterholz. Es war, als ob ein Wild durch das Gebüſch bräche. Der Gauner horchte auf; dann blitzte plötzlich ein Revolver in ſeiner Hand. Dicht neben ihm trat Frank Dahlmann aus dem Walde hervor. Und im Rücken des Verbrechers ſtand der Lorin⸗ genſche Förſter. Ein Griff— die Waffe befand ſich in Frank Dahl⸗ manns Hand. Der Förſter packte den Fremden. „Ein guter Fang, Herr Doktor! Es iſt der Peter Hirt aus dem Nachbardorf. Ihn ſucht die Polizei längſt. Wun⸗ dert mich, daß der ſich überhaupt noch einmal hier in unſere Gegend gewagt hat.“ „Lieber Genzinger! Bringen Sie den Mann zum Orts⸗ ſchulzen. Von dort kann er ja dann abgeholt werden.“ „Jawohl, Herr Doktor! Aber ich möchte doch zuvor ein bißchen ſicher gehn. Dem hier iſt nämlich alles zuzu⸗ trauen.“ Der Förſter holte aus ſeiner Taſche einen ſtarken Bind⸗ faden hervor, und dann band er dem Verbrecher die Hände übereinander. i „So! Nun marſch, vor mir her.“ Der Fremde warf einen furchtbaren Blick auf Doktor Dahlmann. „Das gedenke ich dir ſchon noch. Frank Dahlmann ſoll nicht denken, daß ihm alles glücken muß. Rache werde ich ſchon noch nehmen, mag es dauern, ſolange es will.“ Lore blickte auf den hochgewachſenen Mann, der längſt dicht neben ſie getreten war. Kannte Frank Dahlmann denn dieſen Menſchen? Er mußte ihn doch kennen? Ueber Doktor Dahlmanns Geſicht ging ein Lächeln. Es verſchwand jedoch ſofort wieder. Er wartete, bis der Förſter mit Peter Hirt außer Hörweite war. Dann ſagte er: „Nettes Abenteuer. Aber das kommt davon, wenn ein junges Mädel allein im Walde umherläuft. Jedenfalls wünſche ich nicht, daß du in Zukunft ohne jede Begleitung derartige Spaziergänge unternimmſt.“ Lore blickte ihn entſetzt an. Wie ſprach er mit ihr! Was wagte er? Es hatte nicht wie ein Wunſch, ſondern wie ein Beſehl geklungen. Und das trieb ihr erneuten Trotz ins Hirn. „Ich bin immer allein gegangen! Ich— laſſe es mir nicht verbieten!“ Es zuckte wie Lachen über ſein Geſicht; aber er ſagte grollend: „Du haſt ja geſehen, was es einbringen kann. Aus dieſem Grunde wirſt du in Zukunft den Unſinn laſſen. Daß ich mit dem Förſter durchs Revier ſchritt, war ein Zufall. Ein anderes Mal braucht kein gütiger Zufall zu walten— was dann, Lore?“ Sie ſenkte den Kopf. Und jetzt kam auch all die Angſt wieder, die vorhin in ihr geweſen war, als ſie ſich allein und ſchutzlos dieſem verkommenen Menſchen gegenübergeſehen hatte. „Ich— werde nicht mehr allein gehen“, ſagte ſie leiſe. Raſch lief ſie vor ihm her. Mit ein paar Schritten hatte er ſie erreicht. Ruhig ging er neben ihr her, als ſei nichts geſchehen. Aber Lore ſchämte ſich plötzlich vor ihm. Daneben aber ſtand die Frage: „Was verbindet Frank Dahlmann mit dieſem Wege⸗ lagerer?“ Drittes Kapitel. Frank Dahlmann weilte in ſeinem Heim. Langſam, nachdenklich ſchritt er durch die Räume. Von den geſchäft⸗ lichen Dingen ſchweiften ſeine Gedanken fort, nach Lorin⸗ gen hinaus Eigentlich— wenn er es ſich recht überlegte— er doch wußte, daß es ihn nicht liebte. Dieſe un täglich heißer, leidenſchaftlicher, begehrender. Und er drängte dem jungen, blonden Mädchen eaagee 156 e ſtehen müſſen. alle Menſchen überragte, wohin er auch kam. Geduld! immer fallen, dieſe Geduld zu üben. f Uebermorgen war ſein Hochzeitstag! Er brachte keine Erfüllung. Er war nur eine Maß⸗ konnte. Hm! a Eigentlich ein ſelbſtherrliches Vorhaben. Aber ſchließlich war doch eine Ehe nicht ein geſchäft⸗ liches Vorhaben, das man vorher genau auskalkulieren verfolgte. In einer Ehe konnte man allerlei Ueberraſchungen ev⸗ leben, das war zum mindeſten ſicher. Daß er— er ſich zu ſolch einem Experiment überhaupt hergab, war einfach erſtaunlich. Seit wann waren auf ſeinem Wege Frauen geweſen, die irgendwelchen Einfluß auf ihn hätten aus⸗ üben können? Lore! Das Leben war kalt, unerträglich, wertlos ohne ſie! Wenn er ihr einmal hätte ſagen dürfen, wie ſehr er ſie liebte!. Wenn er nur ein einziges Mal dieſes goldige Haar küſſen dürfte! Er hätte es gedurft! ö Niemand hätte ihn, den Verlobten, hindern können. Auch Lore nicht! Doch er hätte ſie nur um ſo ſcheuer, furchtſamer ge⸗ macht. Das wußte er. Alſo hatte es zu unterbleiben. Sie bildete ſich ein, Fritz Rohrbeck zu lieben. Bildeie es ſich ein! Denn es war doch unmöglich, daß ſie dieſen hübſchen. inwendig jedoch vollkommen faulen Menſchen lieben konnte. Es war eben völlige Menſchenunkenntnis von ihr. Eine Beruhigung war es, daß Loringen erklärt hatte, Lore hätte die Einwilligung zu einer Heirat mit Noßrbeck niemals erhalten. N Frank Dahlmann atmete tief auf. Rohrbeck hatte Lore nicht geküßt! Das war die Hauptſache, war von unſchätzbarem Wert. Nur ihm mußte dieſer erſte Kuß gehören, ihm, Frank Dahlmann! Peter Hirt! Der Schullamerad, der im Lebenskampfe nicht aus- gehalten hatte und auf die ſchiefe Ebene geraten war. Er— gerade er hatte Lore beläſtigt! Wenn er Lore vor dem nicht hätte ſchützen können! Doktor Dahlmann ballte die Hände. Langſam legte ſich ſein Zorn. Uebrigens, was mochte denn Peter Hirt wieder in die Heimat getrieben haben? Et hatte ihm doch vor einem Jahre noch einmal eine größere Summe geſandt, als er ihm ſchrieb, er möchte ins Ausland, um dort ein neues Leben anzufangen? Wahrſcheinlich hatte der Verkommene das Geld vertan, noch ehe er ein Schiff erreichte. Was ging ihm denn überhaupt dieſer Menſch noch an, von dem nichts übriggeblieben war von einſt? Von dem luſtigen, frohen, allerdings immer ein bißchen zu allen möglichen Streichen aufgelegten Schulkameraden? Dabei waren ſeine Eltern ſolch anſtändige Menſchen geweſen. Wenn die wüßten, was aus ihrem einzigen Sohne ge⸗ worden war! Merkwürdig blieb, daß Peter Hirt ſich nie rühmte, der Schulfreund des reichen Dahlmann geweſen zu ſein. Doktor Dahlmann ſteckte ſich eine Zigarre in Brand. Ihm hätte dieſes Bekenntinie nichts ausgemacht. Was war immer gerade geweſen. Es würde immer der Lauf der Welt bleiben, daß der eine Menſch den geraden Weg ging und der andere eben den ſchiefen. So war es ſchon immer geweſen und ſo würde es ja auch bleiben. Doktor Dahlmonn ſetzte ſich im Erker in einen der dort ſtehenden Seſſel. Er überlegte, was für einen Hochzeitsſchmuck er für perſönlich Myrte und Schleier an Lote genügt, denn ſie war ja doch ſo unſagbar köſtlich geſchmückt durch die eigene Jugendfriſche. Aber es war doch nun einmal ſo üblich, koſtbares Geſchenk erhielt. Seilheimer hatte ihm ein wun⸗ dervolles Halsband gezeigt. Allerdings war der Preis übertrieben teuer. Doch er ſpielte gar keine Rolle, ſobald es ſich um Lore handelte. Um Lore, die ihn lieben lernen ſollte.. Doktor Dahlmann wußte nicht, wie lange er wohl ſe geſeſſen haben mochte. Jetzt ſaß er öfters ſo ſinnend da und vergaß die Zeit. f Das würde anders werden, wenn Lore erſt bei ihm weilte. Vorerſt würden ſie reiſen. Capri! Er konnte ihr ja auch Paris, Nizza, Monte Carlo, Lugano zeigen. Er würde ſehen. Jedenfalls ſollte Lore ſich freuen auf dieſer Reiſe. Behutſam klopfte es. g Seine alte Hausdame trat ins Zimmer. „Darf ich das Eſſen auftragen laſſen, Herr Doktor! Es gibt Geflügel und Paſteten; das möchte alles naht men warten“, ſagte ſie mit ihrer gütigen, ſanſten Aliſrauen lichem Geſicht. verſtand er ſich ſelbſt nicht mehr. Sein ganzes Sein ſtimme. 6 (Fortſetzung folgt.) wußte doch, daß er eine harte Geduldsprode würde de⸗ Frank Dahlmann reckte ſeine elegante Figur, die ſteis Er wollte ſie gewiß haben; leicht würde es ihn nicht nahme, daß Lore ſich nicht an einen anderen verlieren konnte und deſſen Ziel man dann mit eiſerner Energie ſcherte ihn denn das Getuſchel der Menſchen. Sein Weg Lore bei Seilheimer beſtellen ſollte. Eigentlich hätten ihm daß die Braut von einem wohlhabenden Bräutigam ein dernen 5 da e üdige, Arbeiten können in der Form des offenen Arbeitsdienſtes oder des geſchloſſenen J durchgeführt werden. Die Erfahrung hat gezeigt, daß das geſchloſſene Lager dem ſogenannten offenen Dlenſt b unter der beſonderen Be⸗ rückſichtigung der Betreuungsarbeit des Trägers des Dienſtes vorzuziehen iſt. Der Reſchskommiſar hat deshalb angeordnet, daß künftig nur noch ein Drittel aller Dienſt⸗ 10 bei dem ſogenannten offenen Ar⸗ beitsdienſte beſchäftigt werden darf. Zwei Drittel der Dienſtwilligen ſind in geſchloſſe⸗ nen Lagern unterzubringen. Das bedeutet für den Bezirk des Landesarbeitsamts eine völlige Umgeſtaltung des Arbeitsdienſtes. Damit das Verhältnis des offenen Ar⸗ beitsdienſtes zu dem geſchloſſenen Arbeits⸗ lager auch nur einigermaßen eingehalten werden kann, iſt der Bezirkskommiſſar ge⸗ zwungen, die Genehmigung aller Arbeiten von 4000 Tagewerken und darüber von der Ausführung in Form des geſchloſſenen La⸗ gers abhängig zu machen. Auslands⸗Nundſchau Schiffsneubauten auf engliſchen Werften. Seit dem 1. November 1932 ſind, wie der engliſche Schiffsbau⸗Arbeitgeber⸗Verband mitteilt, 57 Schiffsneubauten auf engliſchen Werften in Auftrag gege⸗ ben worden. Hiervon 57 20 Frachtſchiffe, 2 Perſonen⸗ und Frachtſchiffe, 2 kleine Paſſa⸗ gierdampfer, 30 Fiſchdampfer, Schlepper uſw., Kanonenboot für England, ſowie 1 Zer⸗ ſtörer und 1 Kanonenboot für fremde Skaa⸗ ten. Der Bericht fügt hinzu, daß die Tonnen⸗ zahl der Schiffsneubauten im erſten Viertel⸗ jahr 1933 vorausſichtlich diejenige des Vor⸗ jahres übertreffen werde. Blulige Kundgebung in Chicago. Vor dem Wohlfahrtsbüro in Chicago fand eine Erwerbsloſenkundgebung ſtatt, bei der es zu einer ſchweren Schlägerei init der Po⸗ lizei kam. Die Erwerbsloſen ſchlugen mit Eiſenſtangen und Holzknüppeln auf Polizei⸗ beamte ein und verſuchten, ihnen Pfeffer in die Augen zu ſtreuen. Ueber 150 Perſonen, darunter zehn Poliziſten, wärden zum Teil ſchwer verletzt. Die Polizei nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Unter den Verhafteten befinden ſich auch mehrere Frauen, die Hetz— reden gehalten haben. Operationen gegen Dſchehol verſchoben. Die„Times“ meldet aus Peking: Obwohl die Chineſen Stillſchweigen über irgendwelche Friedensfühler bewahren, iſt man in Peking doch überzeugt, daß N irgendwelcher Art gemacht worden ſind. Die Operationen gegen Dſchehol ſind von den japaniſchen Mi⸗ de bis zum Frühling verſchoben wor⸗ en. Politiſches Allerlei Berlin. Zurzeit finden diplomatiſche Vor⸗ beſprechungen über die Einleitung deutſch⸗ an Handelsvertragsverhandlungen att. München. Die in München lebenden preu⸗ ßiſchen Offiziere der alten Armee veranſtalte⸗ ten eine Feier aus Anlaß des Geburtstages des früheren Kaiſers Wilhelm, bei der Kron⸗ prinz Rupprecht eine Rede hielt. Kopenhagen. Wie verlautet, wird die Re⸗ gierung dem Parlament einen Geſetzesvor⸗ ſchlag unterbreiten, wonach Ausſperrung und Streiks auf die Dauer eines Jahres verboten werden ſollen. Union⸗Theater⸗Filmpalaſt. Dieſe Woche wird im U.⸗T.⸗Filmpalaſt eine Prachtfilmſchau geboten. Der Hauptelou der Vorführungen iſt der 1 ᷑aktiſche Paramount⸗ Film„Hochzeitsmarſch“, ein Film aus der Glanzzeit Wiens. Dieſen Film müſſen Sie ſehen! Ein hohes Lied der Liebe aus der Kaiſerſtadt Wien mit allem Glanz ihres kirchlichen und militäriſchen Zeremoniells. In dieſer prachtvollen Scenerie ſpielt die Geſchichte einer Liebe zwiſchen einem Oſſizier der Hoch⸗ ariſtokratie und einem Mädchen aus dem Volke, eine Liebe, die zu einem tragiſchen Ende ver⸗ urteilt wird. Bilder von dramatiſcher Wucht und erſchütternder Realiſtik wechſeln mit folchen von zauberhafter Lyrik. Wir ſehen alſo in 15 Akten das alte Wiener Leben, wie es in ſo nelen Liedern beſungen und gefeiert wird. Im 2, Teil kommt Fred Thomſon in„Der Schimmel ⸗ reiter“ ein echter Wildweſtreißer, wie er immer gern geſehen wird. Zum Schluſſe die Lach⸗ kanone„„Auf dem Dache hängt ein Junge““. Alles in allem wird dieſe Woche eine Pracht⸗ ſchau geboten, die einfach nicht zu überbieten iſt. Auf der flimmernden ſtummen Leinwand wer⸗ den Filme von ſolch packender, mitreißender e e wie man dies in den mo⸗ Fonfilmen nicht findet. Wer deshalb ein tiefes, inneres Erleben haben will, der be⸗ ſuche den U.⸗T.⸗Filmpalaſt. Lokales 30. Januar. 1649 Hinrichtung Karls J. von England vor dem Palaſt Whitehall in London. 1781 Der Dichter Adalbert von Chamiſſo in Boncourt in der Champagne geboren. 1815 Der Dichter Karl Gerok in Vaihingen d. d. Enz geboren. 1889 Kronprinz Rudolf von Oeſterreich in Meyerling geſtorben. 1921 Der Afrikaforſcher Karl Georg Schil— lings geſtorben. Sonnenaufg. 7.46 Sonnenunterg. 16.41 Mondaufg. 9.17 Mondunterg. 22.34. Die Handwerlslehre Viele der jungen Leute, die Oſtern die Schule verlaſſen, haben ſich ein Handwerk als Lebensberuf gewählt. Sie und ihre Eltern müſſen wiſſen, daß das Handwerkslehrlings— weſen in der Reichsgewerbeordnung und in ergänzenden Vorſchriften näher geregelt worden iſt und daß Verſtöße gegen dieſe Vorſchriften, die hier und da noch vorkom⸗ men, ſie ſchwer ſchädigen können. Der Lehr⸗ herr iſt in ſolchem Falle ſtrafbar, der Ler⸗ nende iſt aber unter ſolchen Umſtänden un⸗ gleich härter betroffen. Er läuft Gefahr, daß ihm die ungeregelte Ausbildungszeit nicht auf die Handwerkslehre angerechnet und ihm ſpäter die Zulaſſung zur Geſellenprüfung verſagt wird. Es gilt alſo, ſich davon zu überzeugen, daß der Lehrmeiſter oder die Lehrmeiſterin die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen be— ſitzt. Der Ausweis hierüber iſt entweder ei⸗ ne vom Stadtrat oder Kreisamt ausgeſtellte Urkunde oder das Zeugnis über das Be⸗ ſtehen der Meiſterprüfung. Es muß weiter ein Lehrvertrag unter Benutzung vor— ſchriftsmäßiger Vordrucke abgeſchloſſen wer⸗ den. Ein Vormund bedarf zum Abſchluß des Lehrvertrags im Regelfalle der Genehmi— gung des Vormundſchaftsgerichts. Die eine Ausfertigung des Lehrvertrags iſt zur Lehr— lingsrolle der Gewerbekammer oder der In— nung einzureichen. Im Arbeitsbuch muß der Eintritt in die Lehre unter der ausdrücklichen Bezeichnung des Knaben oder des Mädchens als„Schloſſerlehrling., Schneiderlehrling“ uſw. vermerkt werden. Endlich iſt auch das Augenmerk darauf zu richten, daß die Zahl der im Betriebe des Lehrherrn beſchäftigten Lehrlinge nicht et⸗ wa mit den Beſtimmungen über die Höchſt— zahl der in einem Betrieb zu haltenden ehrlinge in Widerſpruch ſteht. Dieſe Höchſt⸗ zahl iſt in den einzelnen Handwerken ver— ſchieden. , Ein einfaches Mittel gegen kalte Füße empfiehlt ein engliſcher Praktiker. Man ſtelle ſich aufrecht und erhebe ſich dann langſam auf die Spitzen der Füße, ſo daß der ganze Körper auf den Zehen ruht. So bleibe man ruhig ſtehen, ſolange man es ertragen kann und kehre dann langſam in die natürliche Stellung zurück. Dieſes Verfahren wiederhole man mehr⸗ mals hintereinander. Indem dadurch alle Muskeln der Füße in Tätigkeit geſetzt wer⸗ den, entwickelt ſich ein lebhafter Blutumlauf in den Füßen. Ein anderes Mittel beſteht darin, daß man ſie in feines Baumwoll⸗ zeug einhüllt und dann wollene Socken dar⸗ über anzieht. Auch das Einhüllen der Füße in Zeitungspapier, über das man die Strümp⸗ fe anzieht, leiſtet zur Erwärmung gute Dienſte. e Ausländer, die von der Aufenthaltsge⸗ bühe befreit ſind. Der Reichsinnenminiſter hat angeordnet, daß auch rumäniſche Staatsan⸗ gehörige— ebenſo wie die Staatsangehörigen von Dänemark, Danzig, Eſtland, den Nieder⸗ landen, Oeſterreich und Spanien— künſ⸗ tig von beſonderen Aufenthaltsgebühren be⸗ freit ſind, da von den deutſchen Staatsan. gehörigen in dieſen Ländern ebenfalls kein⸗ lei Aufenthaltsgebühren mehr erhoben wen den. 2 * * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Anhängen mit Fahrrädern an Laſtkraftwagen. 1 wegen Körperverletzung, und 1 wegen Diebſtahl. „Sterbetafel. Heute Vormittag um 2½ Uhr verſchied im hieſigen Krankenhauſe, nach längerem ſchweren Leiden, Frau Anna Maria Müller geb. Brechtel im Alter von 54 Jahren. * Die Familienfeier des Krieger⸗ und Soldatenvereins Teutonia hatte wieder ihre beſondere Note. Alles war auf elne abgerundete Geſamtleiſtung abgeſtimmt. Die Muſik ſpielte deutſche Weiſen, der Herr Vor⸗ ſitzende konnte die zahlreich erſchienenen Mitglie⸗ der in gewohnter Weiſe begrüßen, ein Theater- ſtück„Die Maibowle“ unterhielt die Auweſen⸗ den über eine Sturde auf das Angenehmſte, für 50 Pfg. wurde jedem Teilnehmer ein wertvoller Gewinn verabreicht. Zum Schluß des offiziellen Teils kam der Gauleiter des Südweſtdeutſchen Sportverbandes, Herr Dubois, Lampertheim mit ſeinen Ueberraſchungen, zur Freude aller Schützen und Jungſchützen. Fünf Kameraden konnte Herr Dölcher das Ehrenabzeichen für 25jährige Zugehörigkeit zum Verein überreichen. Was an Humor in dem Theaterſtück„Die Mai⸗ bowle“, zwei Junggeſellen, ein junger Ehemann, ein Wirt, ein Schutzmann, ein Schneider, eine junge Frau und eine Schwiegermutter auf die Bühne ſtellten, war doch ſchon allerhand. Zu⸗ letzt kam der Gauleiter des Südweſtdeutſchen Sportverbandes, Herr Dubois, Lampertheim. Er brachte die Frohbotſchaft: Die Viernheimer Jungſchützen haben im Schießjahr 1932 den Wanderpreis errungen und ſind zweitens Reichs- meiſter im Verbande Südweſtdeutſchland. Zwei wunderſchöne Plaketten und ein Diplom konnte der Führer der Jugend, Herr Klee, in Empfang nehmen. Die große Arbeit, die während des Jahres bei der Schützenabteilung geleiſtet wurde, hat ihren gerechten Lohn gefunden. Herr Klee meldete in ſeinen Dankesworten gleichzeitig der Verbandsleitung höchſte Bereitſchaft der Viern⸗ heimer Schützenabteilung für das Schießjahr 1933 an, da durch die Herſtellung des Schießſtandes zu einer Muſteranlage und die Vermehrung der Schützen die Unterlagen gegeben ſind. Von 11 Uhr ab bewegten ſich Jung und Alt nach alten Weiſen ohne Jazz im munteren Reigen. Es war ein ſchöner Abend 4 Vom Sonntag. Der geſtrige Sonntag zeichnete ſich durch recht ſchönes Winterwetter aus. Die Sonne zeigte ihre Strahlen. Es war nicht gar zu kalt. Die Sonntagsſpaziergänger kamen zu ihrem Recht. Man konnte ſich in der herben, friſchen Winter- luft ſehr gut erholen. Die Eisbahnen in der Lache waren ſehr belebt. Die Winterſportfreu⸗ digen tummelten ſich recht vergnügt.— Prinz Karneval reckt auch ſein Haupt. Die Kappen⸗ abende beginnen. Am Samstag abend war im Tannhäuſer Maskenball. Narrheit iſt wieder einmal Trumpf.— Auf dem Waldſportplatz hatten ſich ca. 500 Sportbegeiſterte eingefunden. Die„Grünen“ ſpielten um den Verbandspokal gegen Sandhofen und gewannen 2:0. Es hat allerdings wieder ſehr lange gedauert, bis der Sieg ſichergeſtellt war.— Die Neuhausbefitzer hatten am Nachmittag im„Fürſt Alexander“ eine Verſammlung mit Vortrag. Die Verſammlung war gut beſucht und der Verlauf für alle Teil- nehmer recht zufriedenſtellend.— Die Saalver⸗ anſtaltungen am Abend waren ſehr zahlreich. Der Kath. Männer⸗Verein hielt im„Deutſchen Kaiſer“ und der Katholiſche Arbeiter⸗Verein im „Engel“ ihre traditionellen Familienabende ab. Im„Schützenhof“ feierte der Krieger⸗ und Sol⸗ datenverein„Teutonia“ mit Schützenabteilung ſeine Winterfeier und der Militär⸗Krieger⸗Verein „Haſſia“ hatte im„Kaiſerhof“ ſeine Winterfeſt⸗ lichkeit. Die Mitglieder waren dem Rufe des Vorſtandes mit ihren Angehörigen recht zahlreich gefolgt, ſodaß alle Feiern einen gutbeſetzten Saal zu verzeichnen hatten. In gemütlichem Vereins- Familienkreis wurden dann auch recht ſchöne Stunden verlebt.— Der Turnverein hatte im „Karpfen“ einen Mannſchaftskampf im Geräte⸗ turnen. Die Gegner waren Lampertheim und Mählsheim. Der Beſuch war nicht zufrieden⸗ ſtellend. Es iſt wirklich bedauerlich, daß Turn⸗ vater Jahns edle Sache ſo wenig Verſtändnis und Würdigung findet. Das Reſultat iſt folgen⸗ des: Lampertheim 288 Punkte, Viernheim 283½ Punkte und Mählsheim 256 Punkte. Viernheimer Tonſilmſchau „Unter falſcher Flagge“, heute Montag im Central⸗Film⸗Palaſt. Hente 1. Platz nur 40 Pfg. Unter falſcher Flagge! Unter dieſem Titel wurde dieſe Woche den Beſuchern obigen Thea⸗ ters ein Tonfilm vorgeführt, der einfach groß⸗ artig war. Es iſt einer der erſtklaſſigſten der je hergeſtellt wurde. Es iſt wirklich unglaublich eine ſolche Tonfilm⸗Darbietung wie dieſe, die für den Unternehmer beſtimmt ſehr teuer iſt, ohne Aufſchlag dem hieſigen Publikum zu bie⸗ ten. Der Eintrittspreis iſt für dieſe Darbie⸗ tung klein gehalten. Heute koſtet ſogar 1. Platz nur 40 Pfg. Man ſollte doch meinen, daß heute Montag bis auf den letzten Platz beſetzt wird. Wahrhaftig die Darbietung hätte es ver⸗ dient. Stets ſind hier die Tonfilm ⸗Darbietungen unüberbietbar; ſtets erſtklaſſig und reichhaltig. Die Wiedergabe iſt ganz ausgezeichnet, beſſer findet man ſie in keinem Stadttheater. Der Central Film⸗Palaſt der weder Mühe noch Koſten ſcheut um dem hieſigen Publikum die beſten und neueſten Tonfilmwerke vorzuführen, verdient von allen Filmfreunden beſucht zu werden. Ein Beſuch heute iſt für alle ein Tonfilm⸗Ereignis. Der heſſiſche Tabakbau 1932. Wie 1931 ſo hat ſich auch 1932 der heſſiſche Tabakbau weiter gehoben. Einer Erntefläche von 351 ha in 1931 ſteht eine Anbaufläche von 375 ha in 1932 gegenüber. Die Zahl der Pflanzer beträgt 1152. Bei der leßten Ernte wurden 6136 dz geerntet, das ſind 2,6 Prozent der deutſchen Geſamternte. Der großartigſte Tonfilm des Jahres noch Der König unter den Tabaken N ist immer noch der Havana. Mit diesem Begriff wird leider viel Mißbrauch getrieben. Ha- vana und Havana ist nämlich zweierlei. Da gibt es ganz ge- waltige OQualitäts unterschiede. Grundsätzlich verarbeiten wir nur Havana-Tabake der oberen und obersten Klassen. Aus der prachtvollen 1930 er Ernte haben wir davon viele Waggonladungen gekauft. Villiger- Stumpen sind etvias Besonderes! Preislagen 8, 10 und 15 Pfg. Villiger Söhne, Tiengen-Baden, Munchen 25 Adolf Hitler Reichskanzler! Die neue Reichsregierung iſt gebildet. Herr Hitler wurde Reichskanzler. Herr Seldte Reichsarbeitsminiſter. Herr Dr. Frick wurde Reichsinnenminiſter. Herr Dr. Neurath Reichs- außenminiſter. Herr v. Papen iſt ſtellver⸗ tretender Reichskanzler. Im Laufe des heutigen Nachmittags hält die nene Reichsregierung eine Ausſprache mit dem Zentrum. Um 5 Uhr findet bereits eine Sitzung der neuen Regierung ſtatt. Vereins⸗Anzeiger Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 2ten Februar abends 8 Uhr findet im Lokal zum„goldenen Stern“ eine wichtige Mitglieder-Verſammlung ſtatt. Tagesordnung: Ausſtellung. Es iſt Pflicht aller Mitglieder reſtlos zu erſcheinen. Der Vorſtand. Turnverein von 1893. Donnerstag, den 2. Febr. abends 8 Uhr, Beginn der Einübung der Volks- und Reigentänze zum Tellſchauſpiel. Alle Turnerinnen und ſonſtige Damen, die gewillt ſind, ſich an den Vorführungen zu beteiligen, ſind hierzu freundlichſt eingeladen. Die Hand⸗ und Fußballer werden darauf aufmerkſam ge⸗ macht, daß in Anbetracht der am Samstag abend ſtattfindenden Generalverſammlung, die ſämtlichen Trikots bis ſpäteſtens Freitag beim Spielwart Valt. Kempf abzuliefern ſind. Der Vorſtand. Um den Verbandspolal. Rhein— Saur Das 3. Verbandspokalſpiel gegen Sandhofen wurde von den„Grünen“ 2:0 gewonnen. Ein glücklicher, jedoch verdienter Sieg. Der Sturm, das Schmerzenskind der Mannſchaft, muß unbe⸗ dingt beſſer werden und unbedingt mehr Tore ſchießen, damit die Ueberlegenheit auch im Tor- verhältnis zum Ausdruck kommt. Die Reſultate: Viernheim— Sandhofen 2:0 VfR. Mannheim— 05 Saarbrücken 51 Mundenheim— Eintracht Trier 721 FV. Saarbrücken— 08 Mannheim 3:1 Bor. Neunkirchen— Vf. Neckarau 211 Tabellenſtand am 29. Januar: Vereine Sp. gew. unent. verl. T. Punkte Bor. Neunkirchen 3 3 0 0 7:3 6:0 F.⸗V. Saarbr. 222 1 613 5 Viernheim 2 0 4:2 Neckarau 0 4·2 VfR. Mhm. 0 4˙2 Mundenheim 1 353 Sportfr. Saarbr. 0 22 Eintracht Trier 0 2˙4 Sandhofen 1 15 05 Saarbrücken 1 1:5 O8 Mannheim 0 016 Bekanntmachung. Betr.: Getränkeſteuer. Wir fordern die ſäumigen Wirte hiermit auf, bis ſpäteſtens Freitag, den 3. Februar 1933 die Getränkeſteuer-Erklärung für Monat Dezember 1932 abzugeben. Sollte die Erklärung bis zum genannten Termin nicht bei uns vorliegen, wer⸗ den wir gemäß 8 6 der Getränkeſteuerordnung die Steuerſchuld ſchätzen. Viernheim, den 28. Januar 1938. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. 18. 0 2 — — 2 0 S e. S S O 2 82 85 . 2 Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 153 Stück Verkauft: 96 Stück Milchſchweine das Stück 6—9 Mk. Läufer das Stück von 13—17 Mk. Marktverlauf mittel.