ins zu lich die gen ift⸗ ohn ind en. ren eſes daß mit nuß tuch oße die ſtot⸗ eim izei⸗ teil. nzt, Jor⸗ Bis tatt⸗ heit. iſter. lern (Sternheimer Tageblatt— Biernheimer Nachrichten) frei ins Haus gebra Kante intereſſante 8 1 taglich mit en der Sonn- und Feiert 8 latt“, halbj atze.— monatl. — Gratisbeilagen: wochentl. das e illustriert: gabe de b ane, ag. l: d Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt m Viernheim M eee eee Viernheimer Zeitung cer A er Siernheimer Bürger- Big.— Oilerng. Volksblatt) 0 115 ee, einen 106 vorher 0 7 me von esch 5 amtlichen Annoneen- Expeditionen— 3 1 Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Poltzeiamtes E kette ez e Lies, len Lg de gevhe gt ame e M bie Retlamegelle 0 vg Nummer 27 Mittwoch, den 1. Februar 1933 9 50. Jahrgang Ein hiſtoriſches Ereignis Der Uebergang der regierenden Gewalt im Reiche an die Parteien und Gruppen der „Harzburger Front“ unter Führung d olf Hitlers iſt zweifellos ein wichtiger hiſto—⸗ riſcher Augenblick. Seit vielen Jahren hat insbeſondere die Nationalſozialiſtiſche Deut⸗ ſche Arbeiterpartei auf die Uebernahme der Macht zielbewußt hingearbeitet. Jetzt hat ſie erreicht, was ſie erſtrebte. Zwar nicht in vollem Umfange, denn die NSDAP. ſteilt nicht allein die Mitglieder des Reichskabi⸗ netts, aber Adolf Hitler iſt Reichskanz⸗ ler geworden, und nach der Reichsverfaſ⸗ ſung beſtimmt der Kanzler die Richtlinien der Reichspolitik. Außerdem ſind zwei wei⸗ tere prominente Nationalſozialiſten Mitglie— der des Kabinetts. Das neue Kabinett iſt im Lager der Harz⸗ burger Front, alſo bei der NSDAP., den Deutſchnationalen und dem Stahlhelm, mit ungeheurer Begeiſterung begrüßt worden. Man ſieht in ihm den Erfolg einer vieljährigen politiſchen Arbeit, die auf die Zuſammenfaſſung aller dieſer Kräfte gerich⸗ tet war. Und man erwartet, daß das Kabi⸗ nett Hitler, geſtützt auf das einmütige Ver⸗ trauen dieſer nationalen Kreiſe, in der Lage ſein wird, fruchtbare Arbeit für das Volks⸗ ganze zu leiſten. Auf die Frage, wie die neue Regie⸗ rung ſich zum Reichstag ſtellen wird, äußerte ſich Reichsinnenminiſter einem Preſ⸗ ſevertreter gegenüber:„Jedenfalls kann mit den wenigen Vollmachten nicht mehr regiert werden. Wir werden dem Reichstag ein Ermächtigungsgeſetz vorlegen, das dieſer entſprechend den Beſtimmungen der Verfaſſung, der Reichsregierung ausſtellen ſoll. Wir benutzen dieſe Vollmachten, um das große Werk, das wir mit Einſetzung aller Kräfte durchzuführen gewillt ſind, näm⸗ lich die geiſtige und nationale Erneuerung unſeres Volkes, endlich zur Tat werden zu laſſen.“ Auf die Frage, ob an beſondere Maß⸗ nahmen gegen die kommuniſtiſche Partei gedacht ſei, erwiderte der Reichs⸗ miniſter, daß er in dieſer Richtung vorerſt noch nichts unternehmen werde. Es ſei ihm allerdings bekannt, daß von einzelnen Kom⸗ muniſten ſchon in der letzten Woche Flug⸗ blätter verteilt worden ſeien, in denen zum Generalſtreik aufgerufen wurde.„Sollte ſich die KPD. das nicht noch anders überlegen, ſo werden wir mit den ſchärfſten Maßnah⸗ men gegen einen derartigen Generalſtreik vorgehen.“ Sehr intereſſant ſind die Auslands ſtimmen über das neue Reichskabinett. Die Pariſer Blätter haben zwar mit der franzöſiſchen Kabinettskriſe genug zu tun, aber ſie widmen dem Regierungswechſel in Deutſchland trotzdem meiſt recht ausführliche Kommentare. Der„Temps“ ſchreibt bei⸗ ſpielsweiſe, mit der Uebernahme der Regie⸗ rung durch Hitler werde für Deutſchland eine Zeit beginnen, in der die Türen allen Aben⸗ teuern weit geöffnet ſeien. Hugenberg falle die ſchwere Aufgabe zu, die Intereſſen der Induſtrie und die der Landwirtſchaft mitein⸗ ander zu vereinen. Der„Paris Soir“ ſagt, das neue Kabinett habe wie eine Bombe ge⸗ wirkt. Das große Fragezeichen ſei, was ge⸗ ſchehen werde, wenn der Reichspräſident ein⸗ mal nicht mehr vorhanden ſei. In der Au⸗ Zenpolitik werde man ſich auf weniger ge⸗ ſchmeidige Methoden gefaßt machen müſſen. Der neue franzöſiſche Miniſterpräſident Da⸗ ladier hat Preſſevertretern gegenüber er⸗ klärt, daß die Schwierigkeiten der Innen⸗ und Außenpolitik immer größer würden. Man dürfe die Ernennung Hitlers nicht als nebenſächlich anſehen. Auch die engliſche Preſſe beſpricht ſehr ausführlich den Regierungswechſel im Reich, ſa, man kann ſagen, daß die Berliner Ereig⸗ niſſe für die Londoner Preſſe alles andere in den Hintergrund gedrängt haben. Sie ſpricht in ausführlichen Artikeln von dem „erſtaunlichen Aufſtieg“ Adolf Hitlers. In Hitler tritt vor den Neichstag Eine Programmrede Hitlers angekündigt— Maſſenandrang zur nächten Neichstags⸗ ſitzung— Politiſche Beſprechungen— Der Neichspräſident an den früheren Kanzler Berlin, 1. Februar. Der Aelteſtenrat des Reichstags hat bekanntlich beſchloſſen, den Reichstag uf ſpäteſtens Dienstag nächſter Woche einzube⸗ rufen. Reichskanzler Hitler wird in die⸗ ſer Reichstagsſitzung das Programm der neuen Reichsregierung entwickeln. Es iſt möglich, daß dann die Vollſitzung um einen Tag vertagt werde, um den Fraktionen Ge— legenheit zu geben, eingehend zu den Dar- legungen des neuen Kanzlers Stellung zu nehmen. Erſt dann wird ſich eine für meh⸗ rere Tage berechnete große politiſche Aus⸗ ſprache anſchließen. Die ganze Februarta⸗ gung des Reichstags ſoll etwa achk Täge in Anſpruch nehmen. Die Ankündigung, daß Hitler im Reichs tag das Regierungsprogramm enkwik⸗ keln wird, hat einen ungeheuren An⸗ ſturm auf die Tribünenplätze des Reichstagsſitzungsſaales zur Jolge ge⸗ habt. Die Reichstagsfraklionen, die über den größten Teil der Karten verfügen, und die Reichskagsverwallung werden mit Geſuchen um Gewährung von Ein⸗ kriftskarten aus allen Teilen des Rei- ches beſtürmt. Die Folge iſt, daß die Karten für die erſte Sitzung und die folgenden bereits id vergriffen ind. Außer den Kommuniſten haben jetzt auch die Sozialdemokraten ein Mißtrauensvotum gegen das neue Reichskabinett im Reichstag eingebracht. Es dem Urteil über die politiſche Bedeutung des Regierungswechſels wird allerdings Zurück⸗ haltung geübt. Vielfach wird die Frage auf⸗ geworfen, ob die Uebereinſtimmung. zwiſchen Hitler und Hugenberg von Dauer ſein werde. Selbſtverſtändlich bringen auch die Neu; horker Blätter die Berliner Meldungen in größter Aufmachung. Die amerikaniſchen Finanzkreiſe werden in ihrer Beurtei⸗ kung der Lage weſentlich beeinflußt durch die Tatſache, daß die deutſchen Werte an der Neuyorker Börſe ſich nach einem anfäng⸗ lichen Abbröckeln der Kurſe ſehr raſch wieder erholt haben. Der bekannte amerikaniſche Politiker Senator Bor ah erklärte:„Hitler und Hindenburg, vereinigt in gemeinſamer Arbeit, ſollten in der Lage ſein, die Intereſ⸗ ſen der deutſchen Republik beſtens wahrzu⸗ nehmen. Ich halte Hindenburg für den größten Mann aller Zeiten. Es macht Ein⸗ druck auf mich, daß Hitler mehr und mehr zur Stimme des deutſchen Volkes wird, ins⸗ beſondere bezüglich des Verſailler Vertrags, der im Intereſſe des Weltfriedens revidiert werden muß.“ a Einen ſehr großen Eindruck hat die Regie⸗ rungsbildung auch in Moskau gemacht. Die Einigung der Nationalſozialiſten, des Stahlhelms und der Deutſchnationalen ſei, ſo heißt es, das größte poliliſche Ereignis in der deutſchen Nachkriegsgeſchichte. Das Triumvirat Hitler—Hugenberg— Papen ſei eine ſchwere Gefahr für die marxiſtiſchen und kommuniſtiſchen Beſtrebungen des deut⸗ ſchen Proletariats. Die KPD. müſſe jetzt be⸗ weiſen, daß ſie eine revolutionäre Partei ſei. Sehr gehäſſige Betrachtungen bringt die pol⸗ niſche Preſſe zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. So ſpiegelt ſich in der Preſſe des geſam⸗ ten Auslandes der Kabinettswechſel im Deutſchen Reich wieder, und man erkennt auch an dieſem Auslandsecho die große hi ſtoriſche Bedeutung des Ereigniſſes 1 wußtſein wird über dieſe Anträge im Anſchluß an die politiſche Ausſprache abgeſtimmt werden. Mit der Annahme eines Mißkrauens⸗ antrages rechnet man aber nicht. weil man annimmt, daß ſich das Zen⸗ trum und die Bayeriſche Volkspar⸗ tei zum mindeſten der Stimme enthalten werden. Hitlers Besprechung mit den Jentrumsſührern Amtlich wird mitgeteilt: Am Dienstag vormittag hatte der Reichskanzler mit dem Parteivorſitzenden des Zentrums, Prälat Dr. Kaas, und dem Vorſitzenden der Reichstagsfraktion des Zentrums, Dr. Per⸗ litius, eine längere Beſprechung, über die nach Bildung der neuen Regierung geſchaffe⸗ ne politiſche und parlamentariſche Lage. Prälat Kaas ſtellte in Vertretung der Jenkrumsparkei eine Reihe von Fragen über den in Ausſicht genommenen po- litiſchen Kurs der neuen Regierung. Die Beantworkung dieſer Fragen, deren ge⸗ naue Fixierung noch erfolgt, hak ſich der Reichskanzler vorbehalken. Am Dienstag nachmittag vier Uhr trat ſodann das neue Kabinett zu einer Sitzung zuſammen, um das Arbeitsprogramm der Regierung zu beſprechen.— Reichskanzler Hitler hat an den öſterreichiſchen Bundes⸗ kanzler Dollfuß nachſtehendes Tele⸗ gramm gerichtet:„Durch den Herrn Reichs⸗ Eindrucsvolle pruſtwenten an die Spitze ber deutſchen Re⸗ gierung berufen, beeile ich mich, Ihnen, Herr Bundeskanzler, die herzlichſten Wün⸗ ſche für die Wohlfahrt des deutſchen Bruder⸗ volkes in Oeſterreich zu übermitteln.“ Hindenburg an schleicher Der Reichspräſident hat an den ſcheiden⸗ den Reichskanzler von Schleicher fol⸗ gendes Handſchreiben gerichtet:„Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Ihrem Antra⸗ ge um Entbindung von den Aemtern als Reichskanzler und als Reichswehrminiſter habe ich durch den Ihnen inzwiſchen zuge⸗ gangenen Erlaß entſprochen. Für die von Ihnen in letzten, ſchickſalsſchweren Jahren in Krieg und Frieden dem Vaterland geleiſteten Dienſte, insbeſondere für Ihre Arbeit als Reichswehrminiſter und Reichskanzler, ſpre⸗ che ich Ihnen im Namen des Reiches wie ei⸗ genen Namens meinen aufrichtigen Dank aus. Ihres erfolgreichen Wirkens für den Aufbau der neuen deutſchen Wehrmacht werde ich ſtets mit beſonderer Anerkennung gedenken. Mit den beſten Wünſchen für Ihr Wohlergehen und mit kameradſchaftlichen Grüßen bin ich Ihr ergebener gez. von Hin⸗ denburg.“ In ähnlicher Weiſe hat der Reichspräſi⸗ dent auch den anderen ausgeſchiedenen Mit⸗ gliedern der Reichsregierung ſeinen Dank für die geleiſtete Arbeit ausgeſprochen. Am Dienstag empfing der Reichspräſident den ſcheidenden Reichskanzler und Reichswehr⸗ miniſter von Schleicher in Abſchieds⸗ audienz. EPC bCcCCCCcCCcCCcCcCcCcCCcCcCccccCcCcCCcCcCcCcCcCocCcCcCcCcCcCcCcCcCcCcCcCcCcCcCcCcCccccccccccccccccccc Kundgebung Bemerkenswerte stimmen aus dem In⸗ und Auslande Berlin, 1. Februar. Die große Kundgebung der S A-Abtei⸗ lungen und des Stahlhelms zu Eh⸗ ren des Reichspräſidenten und des neuen Reichskanzlers haben einen nachhalti⸗ gen Eindruck hinterlaſſen. Die„Deut⸗ ſche Allgemeine Zeitung“ hebt hervor, die Wilhelmſtraße habe wahrſcheinlich ſeit ih⸗ rem Beſtehen nichts ähnliches geſehen. Nich“ nur die jugendlichen Geſtalten der Sen. Männer, nicht nur der ſoldatiſche Geiſt des Stahlhelmheeres habe ans Herz gegriffen, der größte Eindruck ſei die Verbundenheit von hoch und niedrig geweſen, von jung und alt.— Die„Deutſche Zeitung“ ſagt, das Be⸗ an einem Wenden un! de Ge ſchichte die geſamte nationale Front an ſich vorbeiziehen zu ſehen, habe eine Stimmung der ernſten und doch frohen Zuverſicht ge⸗ ſchaffen. Der„Tag“ hebt hervor, wer dieſen einzigartigen Dankeszug der Hunderttauſen⸗ de vor dem greiſen Hindenburg miterlebt habe, fühle es tiefer noch als zuvor, daß Deutſchland lebe. „Hiltoriſche Szenen“ London, 1. Februar. Die große Kundgebung von Hindenburg und Hitler wird von der engliſchen Preſſe in großer Aufmachung wiedergegeben, und in allen Einzelheiten beſchrieben.„Hiſtoriſche Szenen in Berlin“ überſchreibt die konſerva⸗ tive„Morning Poſt“ ihren Bericht. Die Meere der Hakenkreuzbanner, der Glanz der Fackeln auf den Inſtrumenten der Kapellen, der Sturmtrupp und die begeiſterte Menge machten einen unvergeßlichen Eindruck. „Daily Telegraph“ ſchreibt von der Sieges⸗ nocht in Perlin. liner Es ſei eine hinreißende und eindrucks⸗ volle Kundgebung geweſen. Das Blalt unkerſtreichk beſonders, daß keinerlei Unruhen während der Kundgebung vor⸗ gekommen ſeien, da die Kommuniſten anſcheinend im Bewußtſein ihrer nieder⸗ ſchmetternden Niederlage ſich vollkom⸗ men verkrochen hälken. Alle Zeitungen weiſen beſonders darauf hin, daß Hindenburg und Hitler gemeinſam Zeu⸗ gen der eee waren. Auch die Tat⸗ ſache, daß der Stahlhelm und die National⸗ ſozialiſtiſchen Sturmtrupps brüderlich zu⸗ ſammen marſchierten, wird hervorgehoben. Was Paris meint die große Berliner Kundgebung des Stahlhelm und der Nationalſozialiſten fin⸗ det in der Pariſer Preſſe außerordentlich ſtarke Beachtung. Die Blätter weiſen darauf hin, daß man in Berlin ſeit den Auguſt⸗ tagen von 1914 eine derartige Maſſenbegei⸗ ſterung nicht mehr geſehen habe. Der Ber⸗ Sonderberichterſtatter des„Matin“ ſchreibt u. a., daß der Vorbeimarſch der Truppen vor dem Präſidentenpalais und der Reichskanzlei einen erhebenden Eindruck von patriarchaliſcher Freiheit gemacht habe. Die Hände von Tauſenden von Männern, Frauen und Kindern hätten ſich unter den Klängen des Deutſchland⸗Liedes wie ein Wald gen Himmel erhoben. Der Sonderberichterſtatker des„Jour- nal“ bezeichnet die Begeiſterung als ge. 7 übermenſchlich. Auch er ſpricht von dem geſchichtlichen Tag, der mik den Auguſttagen von 1914 oergleichbar ſei. Man habe den Eindruck gehabt, als ob In furzen Worten: Reichspräſident von Hindenburg empfing den ſcheidenden Reichskanzler und Reichs⸗ wehrminiſter von Schleicher in Abſchieds⸗ audienz. Reichskanzler Hitler wird in der nächſten Reichstagsſitzung das Programm der neuen Regierung entwickeln. bung der SA. und des Stahlhelms zu Ehren Hindenburg und Hitler einen ſtarken Ein— druck hinterließen. In Berlin und in verſchiedenen anderen Städten kam es zu Zuſammenſtößen politi⸗ ſcher Gegner. In Charlottenburg gab es zwei Tote. Am Dienstag mittag hat der Abgeordnete Daladier das neue franzöſiſche Kabinett ge⸗ bildet. Der Völkerbundsrat hat die Verhandlun— gen über die Beſchwerde des Deutſchtums in Polen ergebnislos abgebrochen. Deutſchland wird den Streitfall vor den Internationalen Haager Gerichtshof bringen. Der engliſche Dichter John Galsworthy iſt im Alter von 66 Jahren geſtorben. die noch Tauſenden zählende Menſchen⸗ menge ſich plötzlich auf die nie werfen werde, um dem Herrgott zu danken Selbſt die Polizei ſei von der Begeiſte⸗ rung mitgeriſſen worden. Der„Petit Pariſien“ bezeichnet den 30. Ja⸗ nuar als den Tag des nationalen Deutſch⸗ land, den Tag, an dem das deutſche Deutſch⸗ land die Führung des Landes aus den ge⸗ ſchwächten Händen der Linken und gemä⸗ ßigten Parteien übernommen habe. Die Weimarer Zeit ſei abgeſchloſſen. Ein neuer Abſchnitt der deutſchen Politik beginne. Ein engliſches Märchen Schleicher ſoll Skaaksſtreich geplant haben. London, 1. Februar. Um die Senſationsluſt des liſchen Publikums über die Ereigniſſe in Deutſchland zu befriedigen, bringt der „Daily Expreß“ aus Berlin in großer Auf⸗ machung eine Meldung über einen angeblichen militäriſchen Skaatsſtreich, den General Schleicher nach ſeinem Rücktritt zur Errichtung einer Diktatur in Deutſchlund ausführen wollte. Der Bericht von dem Anſchlag, ſo heißt es, ſtamme aus erſtklaſſiger Quelle und werde von gut unterrichteten Perſonen beſtätigt. Schleicher habe mehrere höhere Offiziere zur Teilnahme an dem Staatsſtreich überredet, ſolange Deutſchland noch ohne Regierung ſei. Die Potsdamer Garniſon ſei bereit geweſen, auf Berlin zu marſchieren. Die Nachricht von dem Anſchlag habe Hitler kurz nach 11 Ahr am Sonnkag abend erreicht, nachdem er den Kanzler⸗ poſten zunächſt abgelehnt halte. Er ſei ſofork mit Papen in Verbindung getre⸗ ten. und Papen habe ſich mik Hinden⸗ burg in Verbindung geſetzt. Zwiſchen eng⸗ * Mitlernacht und 5 Ayr morgens hätten Papen und Hitler, nachdem ſie ſich nun⸗ 1 einem gemeinſamen Feinde gegen⸗ über 11 de einen Kompromiß zuſtande gebracht, der die Bildung einer Koali⸗ kionsregierung ermöglichte. Bei dieſer Meldung handelt es ſich natür⸗ lich um eine Erfindung. Von zuſtändi⸗ ger Seite wird mitgeteilt, daß alle angeb⸗ 72 272 is ie 75 750 Die geſamte Preſſe des In⸗ und Auslan⸗ lich beteiligten Herren bis zum Reichspräſi des hebt hervor, daß die Berliner Kundge⸗ denten ſelbſt von dieſen Dingen nichts wüßten. Keine Experimente! Die Währungs- und Wirtſchaftspolitik der neuen Regierung. Berlin, 1. Februar. Von zuſtändiger Stelle wird die vor der ausländiſchen Preſſe abgebene Er⸗ klärung wiederholt, daß irgendwelche Ex⸗ perimente währungs⸗ und wirtſchafts⸗ politiſcher Natur nicht in Frage kämen. Sie ſieht ſich zu dieſer wiederholten Er⸗ klärung dadurch veranlaßt, daß gewiſſe deul⸗ ſche Anleihen attackiert worden ſeien, und verſichert, daß ein Grund für ſolche Aktacken ſachlich in keiner Weiſe vorhanden ſei. Sol⸗ che Vorſtöße enkſprängen ganz anderen als fachlichen Motiven. Jedenfalls hätten die Beſitzer von deutſchen Anleihen keine Veran- laſſung, irgendwie beunruhigt zu ſein. Die Frage eines Wechſels in der Lei⸗ tung der Reichsbank iſt, wie von zu⸗ ſtändiger Stelle weiter mitgeteilt wird, im Augenblick nicht aktuell. Hauſſe an der Börſe Die Erklärungen der neuen Reichsregie⸗ rung löſten am Dienstag an der Börſe Be⸗ unruhigung aus. Die Tendenz war im Zuſammenhang mit größeren Käufen des Publikums und des Induſtriereviers auf allen Gebieten ſehr feſt, da man nunmehr allgemein erwartet, daß durch das Zuſtan⸗ dekommen der neuen Regierung die politi⸗ ſche Stabilität für die nächſte Jeit gewahrt iſt, und die Hoffnungen auf das Arbeits⸗ beſchaffungsprogramm ſich in ſtärkerem Maße als bisher erfüllen werden. Die Kursſteigerungen gingen auf einzel- nen Gebieten bis zu 7 v. 9. Beſonders fa⸗ voriſiert waren Braunkohlenwerke. Auch der Elektromarkt war im Durchſchnikt 3 bis 4 v. H. höher. Der Rentenmarkt lag ruhiger, da hier keilweiſe Tauſchoperationen gegen Akkien erfolgten, doch konnten die angebote. 1215 Reichsanleihen ſich wieder krüftig erho⸗ en. Eine Demonſtration Am Dienstag kam es kurz vor dem Bör— ſengebäude in Berlin zu einer De— monſtration. Etwa 400 bis 500 Perſo⸗ nen, darunter viele Leute in nationalſozia⸗ liſtiſcher Uniform und Studenten, hatten ſich vor der Börſe eingefunden, und brachten Schmäh⸗ und Schimpfrufe, wie„Ausbeu⸗ ter“, auf die Börſenbeſucher aus. Von ei⸗ nigen Kraftwagen aus wurden Reden an die Demonſtranten gehalten. Nach etwa 20 Mi⸗ nuten gingen die Demonſtranten ausein⸗ ander. Zu weiteren Zwiſchenfällen iſt es nicht gekommen. Frick vor dem Reichsrat Bekenntnis zum Jöderalismus.— Hitler am Donnerstag vor dem Reichsrat. Berlin, 1. Februar. Der Reichsrat hielt am Dienstag nachmii⸗ der neue Innenminiſter Dr. Frick erſchien. Nachdem er ſämtliche Reichsratsmitglieder begrüßt hatte, übernahm er den Vorſitz und führte in einer Anſprache aus, daß er die erſte Gelegenheit wahrnehmen wollte, um mit dem Reichsrat Fühlung zu nehmen. An⸗ ſchließend erinnerte er daran, daß auch er in den Jahren 1930 und 1931 dem Reichsrat als Vertreter der Thüringer Regierung an⸗ gehört habe. Da er damals keine Gelegen⸗ heit gehabt habe, den Sitzungen ſelbſt beizu⸗ wohnen, möchte er heute zunächſt ſagen, daß er großen Wert darauf lege, vertrauensvoll. mit den Ländern zuſammenzuarbeiten. Als Bayer habe er das nötige Verſtändnis für den föderaliſtiſchen Aufbau des Reiches zentraliſiert werden könne. Der Miniſter kam dann auf die Ziele der NSDAP. zu ſprechen und führte hierzu aus: Nach unſerer poliliſchen Einſtellung wiſ⸗ ſen Sie, daß wir die Vertreter einer ſtar⸗ ken Einheit des Reiches ſind, daß wir wün⸗ ſchen, daß das Reich nach außen eine Einheit darſtellt und unerſchütterlich iſt, damit es ſich der Angriffe von außen erwehren kann. Aber das ſchließt nicht aus, daß auch den einzelnen Gliedern des Reiches die nötige Freiheit, insbeſondere auch in kultureller Be⸗ ziehung gegeben iſt, um die Aufgaben zu er⸗ füllen, die hier den Ländern geſtellt ſind. Ich darf alſo verſichern, daß Sie Vertrau⸗ en in die Leitung der Reichsgeſchäfte haben dürfen. Ich möchte bemerken, daß der Reichskanzler ſelbſt am Don⸗ nerstag die Gelegenheit wahrnehmen wird, ſich Ihnen perſönlich vorzuſtellen. Heute iſt er noch durch eine Kabinettsſitzung daran verhindert, das zu tun. Unſere poli⸗ tiſche Einſtellung iſt Ihnen ja aus unſerer bisherigen Tätigkeit bekannt. Jedenfalls ſind wir ehrlich beſtrebt, das Beſte des deutſchen Volkes zu wollen. Gerade in dieſer ungeheu⸗ ren Notzeit iſt es notwendiger denn je, daß eine ſtarke Regierung in Deutſchland gebil⸗ det wird und ich hoffe, daß wir Anſätze dazu in dieſen Tagen gemacht haben, die womög⸗ lich noch verſtärkt werden ſollen. Der Völkerbund versagt Beſchwerde der deutſchen Minderheiten in Polen ergebnislos. Genf, 31. Januar. Die Verhandlungen des Völkerbundsrates über die große Beſchwerde des Deutſchtums in Polen ſind am Diens⸗ tag endgültig ergebnislos abgebro⸗ chen worden. In der Verhandlung zeigte ſich, daß der Dreier⸗Ausſchuß des Völker⸗ bunds rates jede Anerkennung des grundſätz⸗ lichen deutſchen Standpunktes über die Wie⸗ dergutmachung des dem deutſchen Grundbe— ſitz in Polen zugefügten Schadens in den Verhandlungen für die Zukunft ablehnt. Ebenſo hat die volniſche Regierung in den tag eine Vollſitzung ab, zu der erſtmalig auch und er wiſſe, daß nicht alles von Berlin aus Verhandlungen der letzt ablehnende Haltung uneing erhalten. 5 Der deulſche Vertreter in den Verhand- lungen, Miniſterialdirektor Meyer, hal daraufhin dem Generalſekrekär des Völker. bundes Mitteilung gemacht, daß die deutſche Regierung den Skreitfall im Klageverfahren vor den Inkernakionalen Haager Gerichtshof bringe. 5 ſchr kt ufrecht 1 Auslands⸗Nundſchau Ausſperrung in Dänemark endgültig verhütet. Wie aus Kopenhagen gemeldet wird, wurde im Parlament am Dienstag früh das Geſetz, das Dänemark einen einjährigen Ar⸗ beitsfrieden ſichert, mit 70 Stimmen der beiden Negierungsparteien gegen 25 Stimmen der Konſervativen und Kommuniſten bei Stimmenthaltung der Venſtreparten ange nommen. Damit iſt die Ausſperrung am 3. Februar verhütet. Sogar China beſchränkt die Einfuhr. Ein Londoner Blatt gibt Gerüchte aus China wieder, daß die chineſiſche Regierung die Erhöhung aller Einfuhrzölle aus Baum⸗ wollwaren nach China um 100 v. H. beab⸗ ſichtige. Eine ſolche Zollerhöhung würde, wie der Vizepräſident der China⸗Abteilung der Handelskammer von Mancheſter erklärte, alle Einfuhren ausländiſcher Textilwaren nach China unmöglich machen. Nauther und Nichtraucher Für die Verteilung der Raucher⸗ und Nicht⸗ raucherabteile in den Reiſezügen der Reichs⸗ bahn beſteht bisher die Regelung, daß je die Hälfte für Raucher und Nichtraucher zu be⸗ ſtimmen iſt und daß bei ungerader Wagenzahl der überſchießende Wagen für Raucher einzu⸗ richten iſt. Durch dieſe Einteilung fühlten ſich die nichtrauchenden Reiſenden benachteiligt, zu⸗ mal dann, wenn bei kurzen Zügen mit unge⸗ rader Wagenzahl die Zahl der Abteile für Nichtraucher erheblich geringer war als die für Raucher. Zur gleichmäßigen Zufriedenſtel⸗ lung der Raucher und Nichtraucher und im Intereſſe der Ordnung in den Zügen wird da⸗ her vom 1. Januar 1933 ab wie folgt ver⸗ fahren: Im Stammpark der Reiſezüge wird je die Hälfte der Wagen oder Abteilungen— dieſe ohne Einrechnung der Frauenabteile— für Raucher und Nichtraucher vorgeſehen und be⸗ ſchildert, wobei möglichſt ganze Wagen für Raucher und Nichtraucher beſtimmt werden. Bei ungerader Wagenzahl wird der überſchie⸗ ßende Wagen je zur Hälfte für Raucher und Nichtraucher bei ungerader Zahl der Einzelab⸗ teile innerhalb der beiden Abteilungen die größere Abteilung für Raucher und die klei⸗ nere für Nichtraucher eingerichtet, weil auch nach neueren Feſtſtellungen entgegen den Be⸗ hauptungen aus Nichtraucherkreiſen die Nach⸗ frage nach Raucherabteilen größer iſt als Nicht⸗ raucherabteilen. In Kurswagen und Wagen mit Abteilen verſchiedener Wagenklaſſen wird die Einteilung für Raucher und Nichtraucher nach in ſich ge⸗ ſchloſſenen Abteilungen oder Einzelabteilungen vorgenommen, wobei überſchießende Abteilun⸗ gen oder überſchießende Einzelabteile für Rau⸗ cher beſtimmt werden. Evchen aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Die Wirkung dieſer Worte war auf zwei Menſchen eine ſehr verſchiedene. Frau Wanners Antlitz, über das ſich ein finſterer Schatten bei der Szene von vorhin ge— breitet hatte, erhellte ſich wieder. Die Worte des Arztes waren ihr direkt ins Herz gefallen. Und ſie erriet ſeine Abſicht ganz deutlich, die ihr zeigen ſollte, daß er ſeine Freundſchaft mit ihr vor ſeiner hochmütigen Kuſine in keiner Weiſe verleugnen wollte. Daran erkannte ſie wieder ganz ſeinen feſten, geraden und gütigen Sinn, und eine tiefe Bewunderung für ihn erfüllte ſie. Sie wollte, nach⸗ dem ſie ſeinen Abſchiedsgruß erwidert hatte, nun wirklich ins Haus zurücktreten, aber wieder hielt ſie die grelle Stimme ſeiner herzloſen Verwandten wie gebannt zurück: „Da ſcheine ich ja eine ganz großartige Entdeckung gemacht zu haben! Alſo von hier aus laufen die Fäden, die dich immer mehr deiner Familie entziehen. Und hier iſt wohl jenes Vorſtadtmädel zu Hauſe, das du deinem Papa vor die Naſe ſetzen wollteſt, wenn er nicht ſo klug geweſen wäre, einen Schlaganfall vor Schreck über dieſen ſauberen Familienzuwachs zu bekommen! Das muß ich Tante—“ Sie kam nicht mehr weiter in ihrer verletzenden Rede, denn mit einer rückſichtsloſen, harten Bewegung hatte der junge Arzt ſie in die Polſter des Wagens zurückgedrückt und ihr, ganz bleich vor Wut, ins Geſicht geſchrien: „Genug jetzt. Du biſt augenblicklich ſtill oder ich ver⸗ geſſe mich. Ich verbitte mir ein für allemal, daß du dich auch nur irgendwie in meine Angelegenheiten miſcheſt. Du weißt, ich verſtehe darin keinen Spaß.“ Sie duckte ſich unter dieſem flammenden Blick und dieſem harten Griff, der ihr den Mund jäh verſchloß. Fräulein von Haller betrachtete, ſichtlich unwillig, dieſe 12⁴ 4 lichen Brief ankündigte. wohnten. überhäuft. a keit widmete. Millionärin von der Seite, die trotz ihres vielen Geldes nicht einmal das beſaß, was oft der einfachſte Menſch ſein eigen nannte: Herzenstakt. In der nächſten Minute ſchoß das Auto mit einem Schwung von dannen, und Evas Mutter trat mit einem erleichterten Aufatmen ins Haus hinein. Am dritten Tage nach ihrer Abreiſe kam der erſte Kartengruß von Eva, mit dem ſie einen baldigen ausführ⸗ In dem kleinen Häuschen des Armenviertels, wo vor vielen Jahren einſt der durch ſeinen Leichtſinn von der Höhe der Kunſt in die tiefſte Not herabgeſtürzte Kurt Wanner mit ſeiner Familie Unterſchlupf geſucht hatte, war es nun ſo ruhig geworden wie noch nie. Denn Heinz, der immer frohe, bildhübſche Junge, hatte nun auch die Mutter verlaſſen. Er war gleich am nächſten Tage nach Evas Abreiſe in das ſchöne, maſſive Haus mit dem ge⸗ pflegten, prächtigen Garten gezogen, das Meiningers be⸗ Das Gärtnerehepaar, das anfangs gehofft hatte, Eva würde nun zu ihnen überſiedeln, um ihnen eine Tochter zu erſetzen, ſah ſich in ſeinen Hoffnungen getäuſcht und hatte Frau Wanner ſo lange mit Bitten und Verſprechun⸗ gen zugeſetzt, bis dieſe ſich entſchloß, ihnen wenigſtens Heinz ins Haus zu geben, um ihnen über die troſtloſe Einſamkeit der nächſten Zeit hinwegzuhelfen. Die Frau wußte, daß dieſes zu ihres einzigen Sohnes Beſtem geſchah, denn er wurde von der erſten Stunde an von den Meiningers gehalten, als wäre er ihr eigenes Kind, und er wurde mit Zärtlichkeiten und Geſchenken So war ihr denn nur noch Marie geblieben, die jede freie Stunde, wenn ſie von ihrer Lehrſtelle in einem Wäſchemagazin nach Hauſe kam, ihr mit doppelter Innig⸗ Es war ein ſtiller Sonntagmorgen, als Evas erſter Brief aus Genf in dem kleinen Häuschen eintraf. Marie * war als jenes 1 war gerade zur Kirche weggegangen und Frau Wanner ſaß allein auf ihrem Lieblingsplatz im Wohnzimmer vor den roten Geranien am Fenſter. Eine Stelle von Evas Brief mußte ſie immer wieder leſen. Die lautete: Es iſt, als habe die überwältigende Schönheit der Natur hier einen Schleier über mein bisheriges Leben geworfen, ſo daß ich es nur in verſchwommenen Um⸗ riſſen erkennen kann. Ich komme mir im Anblick der mächtigen, majeſtätiſchen, ſchneebedeckten Bergrieſen, die ſchon ſo viele Menſchenſchickſale und Zeitgeſchehniſſe überdauert, mit all meinem Seelenſchmerz und all meiner Seelennot plötzlich ſo klein und nichtig vor. Und ich glaube, daß ich hier ſo viel Kraft und Ruhe erwerben kann, um über das frühe Leid meines jungen Lebens ruhiger und verſöhnlicher denken zu lernen. Und ich bitte dich, geliebte Mutter, mich dabei dadurch zu unterſtützen, daß du vorerſt in deinen Briefen an mich mit keinem Worte das Vergangene erwähnſt und mich an Menſchen erinnerſt, die ich gern vergeſſen möchte und vergeſſen lernen muß! g Die Frau am Fenſter fühlte aus dieſen Worten förmlich den ſchmerzlichen Aufſchrei nach Ruhe und Vergeſſenheit. Durfte ſie da die Bitte ihres Kindes übergehen? War es aber andererſeits jetzt nicht erſt recht ihre Pflicht, dem Mädchen zu ſchreiben, wie ſich hier inzwiſchen alles andere geſtaltet hatte und daß ein liebender Mann ſie hier ſehn⸗ ſüchtig erwartete als ſeine Braut! Durfte ſie ihr Ver⸗ ſprechen, das ſie dem jungen Arzt gegeben hatte, brechen? Nur, um ihrem Kinde die Ruhe nicht zu nehmen? Da tauchte vor ihrem geiſtigen Auge jene häßliche Szene an ihrem Hauſe mit der hochmütigen Kuſine Herbert Hainers auf. Frau Wanner hatte ſofort gewußt, ohne daß man es ihr geſagt hätte, daß dieſe Frau niemand anders Mädchen, das der Profeſſor als Vollwaiſe zu ſich ins Haus genommen hatte und das von ſeinen verſtorbenen Eltern ein Vermögen von rund zwei Millio⸗ nen Mark geerbt hatte. Fortſetzung folgt.) off il des Neichslabineltz heute Joriſetzung.— Noch keine Antwort an das Jentrum. Berlin, 1. Februar. 1 In der Sitzung des Reichskabinetts am ag abend wurde beſchloſſen dem 0 eine Verordnung über den Reichskommiſſar für das Land Preußen vor⸗ zuſchlagen. Danach ſollen die nach der Ver⸗ ordnung des Reichspräſidenten vom 20. Juli vs. Is. dem Reichskanzler in ſeiner Eigenſchaft als Reichskommiſſar für das Land Preußen zuſtehenden Befugniſſe dem Stellvertreter des Reichskanzlers und Reichskommiſſar für das Land Preußen, Reichskanzler a. D. von Papen, übertra⸗ gen werden. Ferner ſetzte das Kabinett ſeine Ausſpra⸗ 00 aber dle polniſche Lage 128 Der Keichs⸗ kanzler erſtäftete Bericht über die Verhand⸗ lungen mit dem Jenkrum. Eine Beantwor⸗ tung der agen des Zentrums iſt noch nicht erfolgt. Einen beſonderen Raum in den Be⸗ tatungen nahm die Aussprache über Maß. nahmen zur Steuerung wirtſchaftlicher Schüden ein.(Es dürfte ſich hier im weſenk⸗ lichen um landwirtſchaftliche Fragen han⸗ deln.) Das Reichskabinett tritt heute um 11.30 Uhr zu einer weiteren Sitzung zuſammen, in der die politiſche Ausſprache fortgeſetzt wird. In dieſer Sitzung dürfte wahrſchein⸗ lich auch die Frage behandelt werden, wann die Regierungserklärung im Reichstag abgegeben werden ſoll. Perſonalfragen ſind in der Diens⸗ tagſitzung des Kabinetts nicht beſprochen worden, ſo daß dieſe ebenfalls in der Miti⸗ wochſitzung behandelt werden dürften. Wie verlautet, beabſichtigt die Reichsre⸗ gierung auch eine Stelle für Arbeits⸗ recht zu ſchaffen. Die Haltung des Zentrums Enkſcheidung erſt nach Hitlers Ankwork. Berlin, 1. Februar. Die Zentrumsfraktion des Reichstags nahm am Dienstag nachmittag den Bericht We en e Dr. Kaas über ſeine erhandlungen mit dem Reichskanzler Hit, ler entgegen. An den Bericht ſchloß ſich eine ausgedehnte Ausſprache. In den Verhand⸗ lungen mit dem Reichskanzler handelt es ſich hekanntlich darum zu klären, ob das Zentrum zu einer Tolerierung in der Form einer Ermächtigung an die Reichsregierung bereit iſt. Für ein ſolches Ermächtigungsgeſetz. würde, da verfaſſungs⸗ ändernde Maßnahmen nicht vorgeſehen ſind, die einfache Reichstagsmehrheir genügen. Das Zentrum hat aber an den Reichskanzler eine Reihe formulierter Fra⸗ gen geſtellt, um die Haltung der Reichsregie⸗ rung gegenüber beſtimmten, verfaſſungs⸗ rechtlichen, ſozialen und wirtſchaftlichen Fra⸗ gen zu klären und ſomit Garantien zu er⸗ halten, die geeignet wären, die beſtehenden Bedenken gegen eine Ermächtigung an die Reichsregierung auszuräumen. Von der von Reichskanzler Hiller zuge⸗ ſagten Beantwortung dieſer Fragen will das Jentrum ſeine Haltung abhängig machen. Demgemäß wurden Beſchlüſſe noch nicht ge⸗ faßt. Doch beſtand am Dienstag abend der Eindruck, daß jedenfalls eine Konfliklſtim⸗ mung nicht vorherrſche. Baheriſcher Landtag Keine Wahl des Miniſterpräſidenken.— Enl⸗ ſchließung gegen Hitler abgelehnt. e München, 1. Februar. Der bayeriſche Landtag trat am Dienstag nachmittag zu ſeiner erſten Vollſitzung im neuen Jahre zuſammen. Nach Eröffnung wies Präſident Stang darauf hin, daß vor Weihnachten beſchloſſen worden ſei auf die Tagesordnung dieſer Sitzung die Wahl des Miniſterpräſidenten zu ſetzen. Da die Vor⸗ arbeiten zu dieſem Punkte aber noch nicht abgeſchloſſen ſeien, habe er den Aelteſtenrat gebeten, den Punkt wieder von der Tages⸗ ordnung abzuſetzen. Nachdem der Aelteſten⸗ rat dieſer Bitte zugeſtimmt habe, erſuche er das Haus demſeilben Standpunkt beizutreten. Für die Bayeriſche Volkspartei teilte dann Abg. Dr. Wohlmuth mit, daß ſeine Frak⸗ tion mit dieſem Vorſchlag einverſtanden ſer und bemüht bleibe, dem Landtag ſchon ſehr bald Vorſchläge für die Wahl zu unterbreiten. Hierauf verwies Abg. Buttmann (RS.) darauf, daß heute das erſte deutſche Länderparlament ſeit der Ernennung Hit⸗ lers zum Reichskanzler tage.„((hräſident Stang; Das gehört nicht zur Sache!) Die Natſonalſozialiſten begrüßten Adolf Hitler als den Ausdruck des Willens des deutſchen Vol⸗ kes gegen das überlebte parlamentariſche Syſtem. Die Zeit werde nicht für diejenigen ſein, die ſich an ein Syſtem klammern, deſſen Schädlichkelt täglich klarer werde. Die Baye⸗ riſche Volkspartei zerbreche ſich den Kopf über eine Regierungsprogramm. Man möch⸗ te aber meinen, daß dieſe ſeit Jahren un⸗ umſchränkt regierende Partei ſich ihr Regie- rungsprogramm ſchon längſt überlegt haben müßte. Aba Dreſſel(Kd) volemiſierte dann gegen die Bayeriſche Volkspartei und ſchlug eine Entſchlie ßung vor, die ſich gegen die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler richte. Sodann wandte ſich Abg. Scheifele(BBB.) gegen den Vor⸗ wurf. daß der Bayeriſche Bauernbund daran ſchuld ſei, daß die Wahl des Miniſterpräſi⸗ denten noch nicht vorgenommen werden könne. Als ſodann Abg. Schaper(KPd.) die Nationalſozialiſten ſcharf angriff, kam es zu ſtürmiſchen Zurufen, ſo daß ſich der Präſident ſchließlich veranlaßt ſah, dem Redner das Wort zu entziehen. Nach weiteren Ausführungen des Abg Eſſer(NS.) wurde die Geſchäftsordnungs⸗ debatte geſchloſſen und das Haus trat in die Abſtimmung ein. In dieſer wurde gegen die Stimmen der Kommuniſten und Nafionalſozialiſten be⸗ ſchloſſen, die Wahl des Miniſterpräſidenken von der Tagesordnung abzuſetzen. Weiter hin wurde die von den Kammuniſten einge- brachte Enkſchließung, die ſich gegen die Er⸗ nennung Hitlers zum Reichskanzler richtet, mit allen gegen die kommuniſtiſchen Stim⸗ men abgelehnt. Die Wirren in Oſtaſſen 50 000 Japaner gegen Dſchehol. Schanghai, 1. Februar. Die chineſiſche Preſſe bringt Alarmmeldun⸗ gen über eine neue Verſtärkung der japani⸗ ſchen für den Vormarſch gegen die Provinz Dſchehol beſtimmten Truppen.. Im Gebiet von Tunlao ſollen neuerdings ſtarke Truppenmaſſen konzenkriert ſein, die Geſamtzahl der japaniſch⸗mandſchuriſchen Truppen wird mit 50 000 Mann angegeben. In das Gebiet nördlich von Schanhaikwan ſind fünf neue Militärtransporie entſandt worden. An der Grenze der Provinz Dſche⸗ hol werden große Munilions- und Lebens- mikkelvorräte eingerichlet. Wie aus Tokio gemeldet wird. wird im Zuſammenhang mit dem letzten Angriff des japaniſchen Kriegsminiſters Araki im japa⸗ niſchen Oberhaus gegen die Politik Stalins mitgeteilt, daß dieſer Zwiſchenfall jetzt durch eine Ausſprache zwiſchen dem ſapaniſchen Außenminiſter und dem ruſſiſchen Botſchaf⸗ ter beigelegt worden iſt. Der Zwiſchen⸗ fall werde keine weiteren diplomatiſchen Folgen mehr haben. i Deutſche Tagesſchan Die St: lung des Rei hsarbeitsminiſters. Hinſichtlich der Stellung des neuen Reichs⸗ arbeitsminiſters Franz Seldte ſeien, wie der Stahlhelmpreſſedienſt ſchreibt, inſofern einige Unklarheiten in der Oeffentlichkeit auf- getreten, als man nicht beachtet habe, daß dieſes Miniſterium in Zukunft weſentlich an⸗ dere Aufgaben haben werde als bisher. Es ſei beabſichtigt, die rein wirtſchaftlichen Fragen dieſes Reſſorts, insbeſondere die Tariffragen, künftig dem Reichswirtſchaftsmini⸗ ſterium zuzuteilen. Das Schwergewicht im Reichsarbeitsminiſterium werde vielmehr bei der Frage des freiwilligen Arbeits⸗ bienſtes und der Jugendertüchti⸗ gung liegen, Aufgaben, für die gerade der Stahlhelm auf Grund ſeiner bisherigen Leiſtungen als beſonders befähigt gelten müſſe. Der Zwickelerlaß. Der Hauptausſchuß des preußi⸗ ſchen Landtages beriet am Dienstag zahlreiche Anträge verſchiedener Fraktionen. Unter anderem beſchäftigt er ſich auch mit den bade o izeiſichen Verordnungen(„Zwickel⸗ erlaß“). Mit den Stimmen der Na jonal⸗ ſozialiſten und des Zentrums wurde dazu ein Antrag angenommen, worin die Tendenz der Anordnungen gebilligt, ihre Form jedoch als nicht glücklich beztihnet wurde. Nicht gebilligt werden die Vorſchriften über die männliche Badekleidung. Im Intereſſe einer einheitlichen Regelung der Materie wird das Staatsminiſterium erſucht, mit den übrigen Ländern eine entſprechende Verſtändigung her⸗ beizuführen. Politiſche Demonſtrationen Nationalſozialiſtiſche Kundgebungen. Karlsruhe, 1. Februar. Von den Nationalſozialiſten wurden anläß⸗ lich der Ernennung Hit ers zum Reichskanzler im ganzen Lande Kundgebungen mit Fackel⸗ zügen veranſtaltet. So zog in der Landeshaupt⸗ ſtadt ein aus etwa 700 SA. und Sc. Leuken beſtehender Fackelzug durch die Hauptſtraßen der Stadt, um dann auf dem Schloßplatz in einer Kundgebung zu enden. Zwiſchenfälle er⸗ eigneten ſich nicht, doch mußte die Polizei in der Altſtadt, wo ſich verſchiedentlich größere Anſammlungen von Kommuüßiſten gebi det hat⸗ ten, einſchreiten. Dabei wurden einige Verhaf⸗ en vorgenommen. n Mannheim veranſtalteten etwa 1000 Angehörige der NSDAP. einen Fadlelzug, der mit einer Kundgebung auf dem Marktplatz endete. Während der Fackelzug ſelbſt ſtorungs⸗ frei verlief, kam es beim Abmarſch der SA. und SS.⸗Leuten mehrfach zu Zuſammenſtößen mit Andersdenkenden. Dabei entwicelte ſich an der Friedrichsbrücke in der Neclarſtadt eine ſchwere Schlägerei, wobei die Polizei mit dem Gummiknüppel energiſch eingreifen mußte. Ein RNommumt wurde grervei von emem vrarrondi⸗ ſozialiſten ſchwer verletzt. Die in Freiburg veranſtalteten Demon⸗ ſtrationen verlieſen vollkommen reibungslos. Hier endete der von etwa 700 Perſonen ver⸗ anſtaltete Fackelzug mit einer Kundgebung auf dem Marktplatz, wobei, wie in den übrigen Städten, noch eine politiſche Anſprache gehalten wurde. Der Milchabſatz in Mittelbaden Konſtituierung des Milchwirtſchaſtlichen Zufammenſchluſſes. Karlsruhe, 1. Februar. Durch Bekanntmachung des Miniſters des Innern vom 21. Dezember 1932 wurde der Milchwirtſchaftliche Zuſammenſchluß Mittel⸗ badens verfügt. Am Donnerstag, den 26. v. Mts. fand nun im Zieglerſaal in Karlsruhe die konſtituierende Vertreterverſammlung unter dem Vorſitz des Präſidenten des Badiſchen Molkereiverbandes Karlsruhe ſtatt. Von den 215 Gemeinden des Zuſammenſchluſſes hatten 200 Gemeinden Vertreter entſandt. Der Milchwirtſchaftliche Zuſammenſchluß Mittelbadens umfaßt die Milcherzeuger der Bezirke Bühl, Raſtatt, Ett ingen, Karlsruhe, Bre ten, Bruchſal und einige württembergiſche Gemeinden, die milchwirtſchaftlich mit Baden zuſammenhängen. Dem Zuſammenſchluß ge⸗ hören ferner an, die Milchzentralen und Molke⸗ reien, ſoweit ſie im Zuſammenſchlußgebiet ihren Sitz haben. Durch die Bildung des Zuſammenſchluſſes Mittelbadens ſind die Vorausſetzungen gegeben, auch in Mittelbaden zu einer, wie in anderen badiſchen Gebieten, angeſt ebten Regelung des Milchmarktes zu kommen, die dem Landwirt wenigſtens noch einigermaßen Sicherheit gibt für den Abſatz und die Verwertung eines ſeiner wichtigſten Produkte zu den der jeweiligen Marktlage entſprechenden Preiſen. Auch für den Verbraucher ergeben ſich aus einer ſolchen Regelung Vorteile, die in der Belieferung mit nur einwandfreien Produktion zu angemeſſenen Preiſen liegen. Für unſere Volkswirtſchaft wer⸗ den dadurch Werte geſchaffen, die der Allge⸗ meinheit zugute kommen. Aus Paden Eisbericht. Die Waſſer⸗ und Straßenbaudirektion Karls⸗ ruhe teilt über die Eisverhältniſſe in den grö⸗ ßeren Flüſſen des Landes folgendes mit: Auf dem Rhein hat das Treibeis aufgehört. Vom Neckar liegen keine Meldungen über Verände⸗ rungen vor. Auf dem Main hat ſich die Eis⸗ decke oberhalb Fechenbach wieder etwas nach Oberſtrom ausgedehnt. 8 Mannheim, 1. Febr.(Politiſche Zu⸗ ſammenſtöß e). Am Dienstag kam es vor dem Arbeitsamt und im Hofe desſelben un⸗ unterbrochen zu politiſchen Zuſammenſtößen. Sie waren darauf zurückzuführen, daß einige Nationalſozialiſten, die in Uniform oder mit politiſchen Abzeichen verſehen, erſchienen waren, von poliliſch Andersdenkenden angegriſſen und blutig geſchlagen wurden. Die Polizei mußte mit verſtärkter Bereitſchaft und unter Einſatz des Ueberfallkommandos die anliegenden Stra⸗ zen und Ecken ſäubern. Teilweiſe mußte ſie auch in das Gebäude des Arbeitsamtes ſelbſt eindringen. Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. Mannheim, 1. Febr.(Die Grippe.— Oeffnung weiterer Krankenhaus- a bteilungen). Trotz Schließung der Schu⸗ len hat die Grippe in Mannheim eine weitere Ausdehnung erfahren, wie auch die verſtärkten Krankmeldungen bei den Krankenkaſſen bewei⸗ ſen. Durchſchnittlich liegen die Krankmeldungen 50 bis 60 Prozent über dem Normalſtand. Für die Heftigkeit der Grippe zeugt die Tatſache, daß die Einweiſungen in die Krankenhäuſer in den letzten Tagen ſehr ſtark zugenommen haben. Beim Allgemeinen Krankenhaus muß⸗ ten einzelne, bisher unbenützte Abteilungen und Zimmer in Betrieb genommen werden. Die mediziniſche Abteilung iſt zur Zeit voll belegt, lediglich die chirurgiſche Abteilung hat noch Plätze frei. In der Regel wird das Krankenhaus in den Fällen aufgeſucht, in denen eine häusliche Pflege nicht vorhanden oder nicht ausreichend iſt. Mannheim, 1. Febr.(Sämtliche Schu⸗ len geſchloſſen!) Nachdem ſchon der größte Teil der Schulen wegen Grippe ge⸗ ſchloſſen werden mußte, wurden jetzt noch fol⸗ gende Schulen geſchloſſen: die Gewerbeſchule! und II, das Fröbelſeminar und die Soziale Frauenſchule, und zwar alle zunächſt bis 4. Fe⸗ bruar. Damit ſind nun ſämtliche Mannheimer Schulen geſchloſſen. Heidelberg, 1. Febr.(Kind verbrüht). Hier ſtürzte ein drei Jahre alter Knabe in der elterlichen Wohnung in einen Eimer mit kochend heißem Waſſer. Das Kind erlitt er⸗ hebliche Verbrühungen, ſo daß es ins Kran⸗ kenhaus verbracht werden mußte. Plaukſtadt bei Schwetzingen, 1. Febr.(Un⸗ terſchlagung). Bei der hieſigen Landw. Ein⸗ und Verkaufsgenoſſenſchaft wurden Diffe⸗ renzen in Höhe von 10000 RM. feſtgeſtellt. Die Veruntreuungen reichen bereits einige Jahre zurück. Der Genoſſenſchaft gehören ledig⸗ lich ortsanſäſſige Landwirte an; ein großer Teil der Fehlbeträge dürfte durch Bürgſchaflen wieder gedeckt werden. Letzte Nachrichten Den Ehemann im Streit erſchlagen. i Lübeck, 1. Febr. Hier hat ſich ein bares Ehedrama ereignet. r Da 1 2 Dieckmann lebte ſeit längerer Zeit mit ſeiner 4 im Unfrieden. Als nun Dieckmann am Abend in angetrunkenem Zuſtande nach Hauſe dam, verlangte er von ſeiner Frau die Heraus⸗ gabe ihres letzten Geldes. Da ſie das jedoch verweigerte, ſchlug Dieckmann mit einem Gum⸗ miknüppel auf ſie ein. In der Notwehr griff die Frau zu dem ſchweken Spazierſtock ihres Mannes und verſetzte ihm Schläge über den Kopf, ſo daß er zuſammenbrach. Auch der 22. jährige Bruder der Frau, der in dieſem Augen⸗ blick hinzukam, beteiligte ſich an dem Schla⸗ gen, ſo daß Dieckmann bald darauf geſtorben iſt. Die Polizei nahm den Bruder der Frau feſt, während die Frau ſelbſt vorläufig bei ihren drei Kindern gelaſſen wurde. Dieckmann war vor ſeiner letzten Ehe bereits dreimal ver⸗ heiratet. nulruf Adolf Hitler⸗ an die NS DA p. Berlin, 1. Febr. Adolf Hitler hat an die NSDAP. folgen⸗ den Aufruf gerichtet: „Ein vierzehnjähriges in der deutſchen Ge⸗ ſchichte wohl beiſpielloſes politiſches Ringen 25 nunmehr zu einem großen Erfolg ge⸗ ührt. Herr Reichspräſident von Hindenburg er⸗ nannte mich, den Führer der nationalſozia⸗ liſtiſchen Bewegung zum Kanzler des Deut⸗ ſchen Reiches. Nationale Verbände und Parteien ſchloſ⸗ ſen ſich zum gemeinſamen Kampf für Deutſchlands Wiederauferſtehung zuſammen. Die Ehre, vor der deutſchen Geſchichte nun⸗ mehr an dieſem Werke führend teilnehmen zu dürfen, verdanke ich neben dem großher⸗ zigen Entſchluß des Generalfeldmarſchalls, Eurer Treue und Anhänglichkeit, meine Par⸗ teigenoſſen. Ungeheuer iſt die Aufgabe, die vor uns liegt. Wir müſſen ſie löſen und wir wer⸗ den ſie löſen. An Euch meine Parteigenoſſen richte ich nur die eine große Bitte: Gebt mir Euer Vertrauen und Eure Anhänglichkeit in ſem neuen großen Ringen genau ſo wie in der Vergangenheit.“ Kabinett Daladier gebildet Wieder eine Minderheitsregierung. Paris, 1. Februar. Die am Samstag ausgebrochene franzö⸗ ſiſche Regierungskriſe wurde am Dienstag nach dreitägiger Dauer bereits beendet: Daladier, der vom Präſidenten der Republik mit der Kabinettsbildung beauftragt worden war, hatte zunächſt mit den Sozialiſten ver⸗ handelt, denen er fünf Miniſterpoſten und ein Finanzprogramm anbot, das den ſozialiſtiſchen Wünſchen weit entgegen gekommen war. Da die Sozialiſten aber nicht die Abſicht hatten, ſich an der Regierung zu beteiligen, forderten ſie eine hunde tprozentige Erfüllung ihres Fi⸗ nanzyrogramms, ſo daß Daladier die Verhand⸗ lungen mit ihnen abbrach. Er nahm nach deren Scheitern die Be⸗ ſprechungen mit der bürgerlichen Lin⸗ ken auf und bildete im Laufe des Dienstags ſein Kabinett. Dieſem gehört der bisherige Miniſterpräſident Paul⸗Boncour als Außenminiſter an und auch die Miniſter Thautemps, Lamonreusaæ, Ley⸗ gues, de Monzie und Sarraut gehören der Regierung wieder an. Bis auf unweſentliche Aenderungen ist ſo⸗ mit das neue Kabinett eine Neuguflage der Negiteung Panl⸗Boncour. Als Minderheits⸗ regierung wird es daher den gleichen Schwie⸗ rigkeiten ausgesetzt ſein wie ſeine Vorgänger und man wird im nach dieſen Erfahrungen keine lange Leh nsdauer vorgqusſagen können. Wie Mährungsnamen emiftanden Der Franken verdankt ſeinen Namen der lateiniſchen Inſchriſt„Francorum rex“(Kö⸗ nig der Franken), die auf den goldenen De⸗ naren ſtand, die die erſten Frankenkönige prägen ließen.— Das Pfund leitet ſeine Bezeichnung von ſeinem Silbergewicht ab. Dieſer Name iſt in England, Italien(Lira ſt gleichbedeutend mit Livre), in der Türkei und in Aegypten gebräuchlich.— Das ſpa⸗ niſche Work Peſete bedeutet„kleines Stück“. Die deutſche Mark iſt mit dem franzöſiſchen Wort„marc“ verwandt, das früher ein Gold⸗ oder Silberſtück bedeutete.— Der Flo⸗ rin oder Gulden ſtammt aus Florenz wie auch ſein Name.— Rubel kommt vom ſla⸗ wiſchen„rubli“, das„Auszackung heißt. Die erſten in Rußland geprägten Goldmün⸗ zen waren tatſächlich geßackt.— da⸗ portu⸗ gieſiſche Wort Eseuda iſt die, Abwandlung des franzöſiſchen Wortes„ecu glei Wap⸗ penſchild, Taler.— Dollar iſt die merika⸗ niſierung des deutſchen Wortes Taler. 12 Rule kommt aus dem Sanſkrit, wo es „Pieh“ bedeutet. EINE TNOTZ VUE WD SEZAHH T OMAN Voi e ee eee Go by Martin Feuchtwanger, Halle Saale) Nachdruck verboten. Die Zeit verging ſchnell. Sie hörten unten das wohl⸗ bekannte Hupen des Dahlmannſchen Wagens. Lore war es, als lockere ſich unter ihr plötzlich der Boden, als ſänke ſie tief, tief hinunter. Sie ſchloß die Augen. Als ſie ſie wieder öffnete, hatten die Schweſtern leiſe das Zimmer verlaſſen. Aber auf dem Gang draußen erklang ein raſcher, elaſtiſcher Schritt. Frank trat herein. Lore blickte dem hochgewachſenen Manne entgegen. In ihren Augen lag die ganze Furcht eines gehetzten Wildes, das keinen Ausweg mehr ſieht. Er ſah es. In ſeinen dunklen Augen zuckte es auf; doch er ſagte ganz ruhig: a „Du biſt ſchon fertig? Guten Morgen, Kind. Nun— wir haben ja noch etwas Zeit, da können wir noch ein Weilchen mit den Eltern plaudern.“ Er küßte ihr nur die Hand; ſeine Stimme klaug kühl, faſt gleichgültig. Er bot ihr den Arn; ſie legte ihre Hand darauf. So ſchritten ſie nebeneinander hinaus, beide von den unaus⸗ ſprechlichſten Gefühlen durchwühlt. Drüben plauderte man noch angeregt; die Schweſtern ließen den Ernſt der Stunde nicht hochkommen. Sie lachten und plauderten und neckten trübe Gedanken fort. Frank Dahlmann war ihnen ſehr dankbar dafür. Dann war es ſoweit. Der Wagen brachte das Brautpaar nebſt Herrn von Loringen zum Standesamt, wo ein mittelgroßer, ſehr vornehm ausſehender Herr ſie bereits erwartete. „Prinz Leuchtenberg— lieber Otto, meine liebe Braut und mein ſehr verehrter Schwiegervater, Herr von Lorin⸗ gen, auf Loringen“, ſagte Doktor Dahlmann vorſtellend. Mit großen Augen blickte Lore auf den Fremden. Solche Freunde beſaß Frank? Wie lam ſie dann dazu, ihn innerlich einen Plebejer zu nennen? Frank hatte nur geſagt: ſein beſter Freund Leuchtenberg werde ſein Trau⸗ zeuge ſein. Herr von Loringen ſtaunte auch; er verbarg es aber geſchickt. Verloren aber hatte Frank durch dieſe Freund⸗ ſchaft bei ihm beſtimmt nicht. Prinz Leuchtenberg fuhr mit nach Schloß Loringen hinaus Er blieb gleich dort, während Frank noch einmal nach Hauſe fuhr. Er kam erſt kurz vor der Trauung nach Schloß Loringen zurück. Faſt alle Gäſte waren in den vornehmen Räumen ſchon verſammelt. Da kam er! Onkel Geſandtſchaftsrat aus Berlin hatte erſt zu dieſer Hochzeit gar nicht kommen wollen Er ſchrieb, es hätte ſich doch gewiß ein anderer Weg gefunden, anſtatt dieſen Men⸗ ſchen in die Familie aufzunehmen. Daß er wenigſtens den Doktor hat, das geht ja immerhin; aber die Herkunft, die Herkunft! Die läßt ſich doch niemals verleugnen. So hatte er geſagt, obgleich er ſehr vermögend war, aber immer feſt die Hand auf beide Taſchen hielt. Durch ihn hätte alſo durchaus keine Hilfe nach Loringen kommen können. Jetzt war er aber doch ſprachlos. Dieſer geſellſchaftlich vollkommen ſichere, ſchöne Menſch war der Mann, den er geſchmäht hatte, ohne ihn zu kennen? Völlig aus der Faſſung gebracht, wandte er ſich ſeiner Gattin zu: „Katharina, was ſagſt du?“ Die meinte mit feinem Lächeln: „Ich meine, daß mein Alterchen ſeine Einzige dieſem Manne vielleicht auch ſehr gern gegeben hätte.“ Er ſagte nichts darauf; aber er ſchämte ſich. Nun hatte er wochenlang daheim über dieſe Sache ge⸗ ſprochen, hatte ſich in eine förmliche Wut hineingeredet— und nun war er durch die Perſönlichkeit Frank Dahlmanns vollkommen beſiegt. So etwas! Na, Irrtümer waren dazu da, gutgemacht zu werden. Das wollte er! Lore ſtand drüben in ihrem Zimmer. Ueberirdiſch ſchön, aber blaß— beängſtigend blaß. Sie blickte ſtarr vor ſich nieder. „Ich kann es nicht! Ich kann ihm nicht gehören! Ich fürchte mich!“ Da waren ſie wieder, die Worte, die in ihr empor⸗ ſtiegen. Und es hätte doch endlich ſchweigen müſſen in ihr. Sie war ja bereits ſeine Frau! Vor dem Geſetz war ſie es. Es war alles zu ſpät! „Liebe Lore— darf Frank kommen?“ Der Mutter Stimme. Zitternd, wie ſchuldbewußt. Lore ſagte leiſe: „Er ſoll kommen, Mutter.“ Frau von Loringen blickte auf ihr ſchönes Kind. Sie ſchloß die bräutliche junge Geſtalt in die Arme. „Kind, gib ihm Liebe, er verdient es doch. Und— mm es nicht ſo ſchwer. Du wirſt ſehr glücklich ſein, wenn zu—, wenn..— Frank wird dir jeden Wunſch erfüllen. Sie beneiden dich doch alle, und ich werde dich immer ſegnen, weil du uns gerettet haſt. Sieh, ich bin ſo oft nachts aus tiefſtem Schlafe aufgewacht, weil ich immer dachte— der— Vater— würde ſich— etwas Gräßliches antun. Nun iſt ſo viel Frieden, ſo viel Schönes in unſer altes Loringen gekommen. Durch ihn! Durch Frank! Und deswegen verdient er es, daß du dich nicht als Opfer be⸗ trachteſt, ſondern daß du ihm eine große Liebe ſchenkſt.“ „Liebe läßt ſich nicht zwingen, Mutter; aber ſonſt iſt ja alles gut. Ich werde meine Pflicht ten.“ Lore löſte ſich von der Mutter. Die ging ſtill hinaus. Nach einer Weile kam Frank. Er blieb an der Tür ſtehen. Sein aufleuchtender Blick umfaßte die lichte Geſtalt. Alles in ihm drängte, das junge Weib in die Arme zu nehmen. Nicht in ſinnloſer, begehrender Leidenſchaft, ſon⸗ dern in der ſeligen Gewißheit, daß etwas Köſtliches, Un⸗ erſetzliches ihm gehöre. Er trat auf ſeine Braut zu. „Lore! Ich möchte dir heute, an unſerem Hochzeitstage, noch einmal danken, daß du mir dein Jawort gabſt!“ ſagte er und blickte auf ſie nieder, den Blick in ſchärfſter Gewalt. Er küßte die ſchlanken weißen Hände; dann überreichte er ihr den Brautſtrauß, der ein Kunſtwerk war, ein ganz ſeltenes Kunſtwerk. Solch ſchneeig-weiße Blüten, ſolche wie weiße Seide ſchimmernde Roſen hatte Lore noch nie geſehen. Tief ſenkte ſie das Geſicht in die weißen Blüten. Dieſe Bewegung war wie ſtumme Ergebung, und dem Manne krampfte ſich das Herz zuſammen in wildem Weh. Weshalb konnte der heutige Tag nicht der Beginn un⸗ ermeßlichen Glücks für beide Teile ſein? Noch eine Weile ſtanden ſie ſchweigend voreinander— dann ſchritten ſie hinaus. 5 Ein lautes„Ah!“ der aufrichtigſten Bewunderung ging durch die Reihen der Gäſte, als das Brautpaar erſchien. Tante Friederike aus Königsberg meinte, daß ſie ſo etwas überhaupt noch nicht zu Geſicht bekommen habe. Solch ein ſchönes Brautpaar! Das wolle etwas heißen, wo ſie doch in ihrem Leben ſo gegen achtzig Hochzeiten mit⸗ gemacht habe. Sie küßte Lore und ſchüttelte Frank ſehr herzlich die Hand. Viertes Kapitel. Im großen Feſtſaal von Schloß Loringen hatte die Feier ihren Höhepunkt erreicht. Wie gewöhnlich bei einer großen Hochzeit, hatten ſich auch diesmal einige Menſchen zuſammengefunden, die ſich vornahmen, den Lebensbund miteinander zu ſchließen. Aſſeſſor Stetten hatte ſich ſterblich in Dorothee von Loringen verliebt. Daß er vorläufig nichts weiter war wie ein flotter, junger Aſſeſſor, das ſtörte weder Dorothee noch ihn. Er wußte, daß er der einzige Erbe ſeines alten Onkels Chriſtian war. Der gab ſchon jetzt mit vollen Händen und würde das erſt recht tun, wenn er, Rudi Stetten, dem alten Griesgram auf dem ſtillen, einſamen Gut in Mecklenburg, die hübſche, luſtige Dorothee brachte. Prinz Leuchtenberg aber war immer in Eliſabeth von Loringens Nähe. Sie gefiel ihm immer mehr; er unter⸗ hielt ſich ausgezeichnet mit ihr und kam zu der Ueberzeu⸗ gung, daß ſie einen ausgezeichneten Lebenskameraden für ihn abgeben würde. i. In dieſem Sinne ſprach er auch mit ihr und erhielt keine ablehnende Antwort. f Die Gäſte bemerkten, was vorging, und lächelten ein bißchen neidiſch. Herrje! Die guten Loringens hatten doch mit einem Male ein unerhörtes Glück! So auf einen Haufen gleich drei Mädel unter die Haube zu bringen... Die Schönſte, Eigenartigſte hatte ſich der intereſſante Doktor Dahlmann geholt, das ſtand ja nun über jeden Zweifel feſt. Aber es war doch ſchon rein zum Totärgern, wenn nun auch noch ein Prinz als Freier auftrat. Obendrein ſollten die Leuch⸗ tenbergs ſehr vermögend ſein; Geheimrat Felber wußte das, der kannte die Linie. Ja, es gab viel Geſprächsſtoff für die älteren Herr⸗ ſchaften, dazu gab es verſchiedenen Sekt. Marken von Weltruf! Das Eſſen übertraf alles bisher Dageweſene, und man hätte alſo nicht gewußt, was noch beſſer hätte ſein können. Die jungen Herrſchaften tanzten wie beſeſſen und wünſchten, daß der Tag überhaupt lein Ende nahm. Schließlich gab der Hausherr noch die Verlobung ſeiner Schweſter Edwing mit Herrn von Jorow bekannt. Sie waren beide verwitwet und noch ſehr ſtattlich und lebensluſtig. Tante Eulalia, das gefürchtete Familien⸗ übel, die uneingeladen zu dieſem Feſt gekommen war und nun wie ein zerknittertes Stück voriges Jahrhundert umherſchlich in ihrem mausgrauen, mit prachtvollen alten Spitzen garnierten Kleid, die hatte die beiden in einer etwas verfänglichen Situation geſehen. Sie ſollten ſich geküßt haben. Skandallüſtern ſchleppte Eulalia dieſe Neuigkeit umher, und als ſie dem Brautvater zu Ohren kam, nahm der ſich Herrn von Jorow vor, der ein guter Freund von ihm war, und kurz danach wurde die Ver⸗ lobung bekanntgegeben. Neuer Geſprächsſtoff! 0. Den Mittelpunkt hatte ſtets das Brautpaar gebildet Um dieſes herum plätſcherte das allgemeine Geſpräch. Aber als dieſe Verlobung bekanntgegeben wurde, Hatte man Lore und ihren ſchönen, intereſſanten Mann ein bißchen vergeſſen. Es war eine geſchickt arraugterte Situation; dennoch war alles reiner Zufall geweſen. Das Brautpaar hatte dieſe Situation benützt, um zu ver ſchwinden. Es war ſowieſo die höchſte Zeit, wenn man den Schnellzug erreichen wollte, in dem bis Italien ein Abteil reſerviert war. 0 5 f In ein ſchlichtes, graues Reiſekoſtüm gehüllt, ein ent zückendes Hütchen auf dem Kopfe, trat Lore Dahlmaun ihre Reiſe an der Seite des Gatten an. Unermüdlich umſorgte der Gatte ſie im Zuge. Bücher, Zeitungen, Konfekt! Aber Lore legte den blonden Kopf müde in die Polſter. Frank ſchob ihr ein Kiſſen liebevoll zurecht Dann deckte er die leichte Decke über ihre Nute. So unaufdringlich und ſelbſtverſtändlich war jede Be⸗ wegung an ihm, daß ein ſonderbares Gefühl durch Lore rieſelte. Aber ſie dachte nicht über dieſes ſonderbare Gefühl nach. Sie ſchloß die Augen. Sie wollte ſchlafen. Schlaf⸗ abteil hatte ſie von vornherein zurückgewieſen. Sie hätte den Grund nicht anzugeben gewußt, doch ſie hatte ſich dahin ausgeſprochen, und Frank war ihrem Wunſche auch nachgekommen und hatte eine diesbezügliche Beſtellung unterlaſſen. Frank ſetzte ſich in ſeiner Ecke zurecht. Die Reiſemmtze hatte er längſt abgeworfen. Er faltete eine Zeitung aus⸗ einander; doch er las nicht. Hinter der Zeitung hervor ruhte ſein fiebernder Blick auf dem ſüßen, jungen Geſicht. Und der Schnellzug raſte durch die Nacht! 4. 0* Sie waren bis Rom durchgefahren. Man konnte dort einige Tage bleiben, donnte Ausflüge unternehmen. Lore hatte den Wunſch geäußert, einige Wochen in Florenz zu verbringen. So wollte man denn dorthin, obwohl Doktor Dahlmann den Frühling in Florenz entſchieden vor⸗ gezogen hätte. Doch ſo lange konnte er ja ſowieſo nicht fort von ſeinen Geſchäften. Und es war gewiß auch fetzt jehr ſchön an den Ufern des Arno. Vorläufig aber war man in einem der vornehmſten Hotels in Rom abgeſtiegen. Eine Zimmerflucht ſtand dem deutſchen Paare zur Ver⸗ fügung. Die Kellner, das Perſonal in den Stockwerken, der Hoteldirektor verneigten ſich tief, als die Gäſte kamen. Lore betrat die für ſie beſtimmten Zimmer. Ueberwältigt ſtand ſie ſtill! Daß es ſolche Pracht geben konnte! Dieſe wundervollen Stuckverzierungen, dieſe Säulen, bemalt von Künſtlerhand, dieſe Gemälde und Zieſe mie geſehenen alten, geſchnitzten Möbel! Das Beit mit dem Baldachin, über dem Engel ſchwebten, die eine Roſengirlande trugen, deren Dußt mau zu ſpüren meinte. Die Spitzen der Bettwäſche, die ſchwere Seide vor Fenſtern und Türen— alles war alt, prunkvoll, atem⸗ beraubend. Dazu Teppiche, in denen die Füße verſanken. Lore knöpfte die Jacke ihres Koſtüms auf. Langſam ſchritt ſie durch die Räume. der hohen, gewölbten Fenſter ſtehen. Vor ihrem Blick breitete ſich das grandioſe Bil der ewigen Stadt aus. Lange ſtand das junge Weib in Gedanken verloren. Plötzlich ſchrak Lore heftig zuſammen. Ein Geräuſch. Jäh wandte ſie ſich um. Der Gatte ſtand im Zimmer. Erſtaunt glitt ſein Blick über ſie hin. „Du biſt noch immer im Reiſeanzug? Haß du über die Bedienung zu klagen? Iſt dein Bad noch nicht vor⸗ gerichtet?“ Selbſtverſtändliche Fragen, die gewiß gutgemein waren, ihr jedoch wie eine Maßregelung vorkamen. „Ich möchte mir etwas Zeit nehmen, es iſt— doch alles ſo ungewohnt, ſo neu“, ſtammelte Lore ſcheu. Ein ſchönes Lächeln irrte um ſeinen Mund, daun ſagte er: „Richtig, kleine Frau, das ſtimmt ja, und ich bin riück⸗ ſichtslos. Trotzdem bitte ich dich, dich nunmehr eiwas zu beeilen, da wir ſonſt vielleicht kein erſtklaſſiges Eſſen mehr bekommen, und ich muß geſtehen, daß ich rechtſchaffenen Hunger habe.“ Sie ging vor ihm her, in ihr Schlafzimmer. „Ich werde mich beeilen.“ „Einen Augenblick. Wäre es dir recht, wenn wir hier zu zweien ganz gemütlich tafelten? Oder wollen wir uns unten begaffen laſſen? Ich richte mich ſelbſtverſtändlich nach deinen Wünſchen, Kind, wenn du dir das gütigſt merken willſt.“ b Lore ſagte leiſe: „Lieber hier; es iſt mir auch nicht angenehm, jetzt dort unten zu ſitzen. Die Gäſte ſind doch längſt mit ihrem Mahle fertig, und wir müſſen uns von allen Seiten wuftern laſſen.“ „Alſo gut— dann hier!“ Die Antwort klang kühl, ſie verriet nicht, wie glücklich Lores Worte ihren Gatten gemacht hatten. Frank Dahlmann wußte, daß Lore nicht gefallſüchtig war. Ihr lag nichts daran, ſich jetzt unten im prunkvollen Saale anſtaunen zu laſſen. Er hatte die Blicke der au⸗ weſenden Herren nur zu gut bemerkt, hätte ſich aber mit ihr ſofort an die im Speiſeſaal gedeckte Tafel geſetzt, ſo⸗ fern ſie dies gewollt hätte. Er verbeugte ſich. „Darf ich alſo in einer Stunde ſervieren laſſen?“ „Ja, ich bitte dich darum. Ich werde beſtimmt fertig ſein“ Sie ſaß ihm dann in einem loſen, weißen Kleide gegen ⸗ über Hell ſchimmerte das goldige Haar im Schein der vielen elektriſchen Birnen.(Fortſetzung folgt) Dann blieb ſie an einem 7 verſtärkt werden. trage des Staatsanwalts zu zamillenverſotgung in ſchweret Zeit. Fünf wertvolle Winke. In Deutſchland gibt es ungefähr 15 Millionen Haushalte und— was ſehr bezeſchnend iſt— gleichfalls etwa 15 Millionen Lebensverſicherungen. Angeſichts dieſer intereſſanten Tatſache iſt es ganz nalerl daß 5 in letzter Zelt die breiteſte Oeffentlichkeit mit der Frage beſchäftigt, ob und wie es möglich ſein wird, den Familien ſener 15 Milſionen cen die Verſorgung trotz ſchwieriger Zeit zu erhalten. Hier handelt es ſich durchaus nicht lebiglich um die Belange einzelner, ſondern um den„Nolgroſchen“ ODeutſchlands, was ſchon die n Millionenziffer hinreichend kenn⸗ zeichnet. Dieſes allgemeine Intereſſe erfordert aber auch eine zeitgemäß gewordene Aufklärung. Denn manchem, der aus Fürſorge für ſeine Familie oder zwecks Verſorgung des eige⸗ nen Alters eine Lebensverſicherung ab⸗ geſchloſſen hat, fällt es heute zuweilen ſchwer, die Beiträge dafür pünktlich auf⸗ zubringen. Nur zu ſchnell entſteht dann der Gedanke, die Lebensverſicherung verfallen zu laſſen. Nichts wäre jedoch kurzſichtiger und für die Familie nachteiliger, als ſolch ein übereilter Ent⸗ ſchluß. Notwendiger als ſe iſt Verſorgung gerade jetzt! Daher ſollen die nachſtehenden Ratſchläge den überaus zahlreichen Verſicherten zuverläſſige und nützliche Hinweiſe zwecks Erhaltung der Verſor⸗ gung bieten: Die Beleihung. Beſteht die Verſicherung ſchon mehrere Jahre, ſo hat ſie meiſtens einen„Nückkaufwert“. Zis zur Höhe dieſes Rückkaufwertes kann die Police beliehen werden. Beſteht z. B. eine Lebensverſicherung über 6000 Mark ſeit 1 Jahren und der Jahresbeitrag von 300 Mark kann anderweitig nicht aufgebracht werden, ſo kann die Geſellſchaft dem Verſicherten ein Darlehen ge⸗ währen, mit dem der Verſicherte den Beitrag bezahlt und dadurch die Verſicherung in Kraft erhält. Aatenzahlung der Beiträge Hat man bisher den Beitrag jährlich eingezahlt und es fällt ſchwer, den ganzen Jahresbeitrag auf einmal aufzubringen, ſo beantrage man halbjährliche oder vierteljährliche Raten. Manche Geſellſchaften laſſen ſogar Zahlung in Monatsraten zu. Ermäßigung der Beiträge durch längere Verſiche⸗ rungsdauer. Hat man z. B. vereinbart, daß die Verſicherungs⸗ ſumme 20 Jahre nach Beginn der Verſicherung aus- gezahlt werden ſollte, ſo kann man beantragen, daß die Verſicherungsſumme erſt 30 Jahre nach Beginn der Verſicherung ausgezahlt werden ſoll; die monat⸗ lichen Beiträge würden ſich dadurch entſprechend er⸗ mäßigen. Vorausſetzung hierfür iſt allerdings erneute Prüfung und befriedigendes Ergebnis der Geſund⸗ heitsprüfung. Ermäßigung der Beiträge durch Aurechaung des Gewinnanteils. Bei manchen Lebensverſicherungen iſt vereinbart, daß der Gewinnanteil angeſammelt und erſt bei Ablauf der Lebensverſicherung ausgezahlt werden ſoll. Be⸗ antragt man in ſolchen Fällen, daß der Gewinn⸗ anteil auf den laufenden Beitrag angerechnet wird, ſo bedeutet das in vielen Fällen eine weſentliche Ermäßigung des laufenden Beitrags. Ermäßigung der Beiträge durch Herabſetzung der Zerſicherungs ume. Dieſer Weg ſollte nur dann beſchritten werden, wenn alle anderen Wege nicht zum Ziele führen. Im Jalle eines nur vorübergehenden Geldmangels kann auch eine. der Prämienzahlung gegen entſprechenden Stundungszins in Betracht kommen. Dieſer Leberblick läßt hinreichend die zahlreſchen Möglichkeiten, auch in ſchwerſter Zeit ſich die er⸗ ſtrebte Verſicherung zu erhalten, erkennen. Natürlich ſind die Verſicherungs⸗Geſellſchaften verpflichtet, nähere Auskünfte zu erteilen; ſie haben obendrein ſelbſt ein Intereſſe daran, ihren in jahrelanger Arbeit aufgebauten Verſicherungsbeſtand ſoweit irgend möglich zu erhalten. Die Verſicherten aber können ſich durch Beachtung obiger Hinweiſe ſelber ſchützen und vor unnöſigen Verluſten de wren. Gerade in einer olze die ſchon genug„fer erfordert, iſt dieſer Selbſiichu, norwendig geworden. E Heſſen und Naſſau * Frankfurt a. M.,(Feuer durch nicht abgeſchloſſenes Bügel⸗ eiſen.) Im Kettenhofweg hatten Hausange⸗ ſtellte am Samstagabend nach dem Gebrauch des elektriſchen Bügeleiſens verſäumt, dies von der Leitung wieder abzuſchließen. Die Folge war, daß ſich während der Nacht ein Brand entwickelte, der beträchtlichen Schaden anrichtete. Die Feuerwehr hatte eineinhalb 1 mit der Löſchung des Brandes zu n. Aainz, 1. Febr.(Demonſtrationen in Mainz.) Nachdem hier die Bildung des neuen Kabinetts bekannt geworden war, for⸗ derten die Kommuniſten durch Sprechchöre zur Straßendemonſtration gegen die Ernen⸗ nung Hitlers auf. Etwa 3000 Perſonen durchzogen unter Kundgebungen gegen Hit⸗ ler die Straßen der Stadt. Gegen 21 Uhr veranſtalteten die Nationalſozialiſten einen Fackelgug zu Ehren Hitlers. Es kam dabei mehrmals zu Zuſammenſtößen mit politi⸗ en Gegnern, die aber von der 1 0 im Keim erſtickt wurden. Zwei Nationalſoziali⸗ ſten erhielten Meſſerſtiche an Hals und Rücken. Eine Kommuniſtin erlitt durch einen Fackelträger Brandwunden im Geſicht. Wäh⸗ rend des Fackelzuges riſſen Kommuniſten an den Häuſern in den Wohngegenden Haken⸗ kreuzfahnen ab. Der Polizeiſchutz mußte Mainz, 1. Febr.(Ein Jahr Zucht- haus wegen Meineids). Das Schwur⸗ gericht verurteilte den 46 Jahre alten Mine⸗ ralwaſſerhändler Andreas Markert aus Worms wegen vorſätzlichen Meineides nach dem An⸗ einem Jahr Zuchthaus, drei Jahren Ehrverluſt und dauern⸗ der Eidesunfähigkeit. Fünf Monate der Un⸗ rethuch geee wurden auf die Strafe ange⸗ * t. Der Angeklaate hatte im Juli 1930 bei der Leiſtung des Offenbarungseides er⸗ klärt, daß nicht er, ſondern ſeine Frau Inhabe⸗ rin des Geſchäftes ſei. Anfang vorigen Jahres beſchwor ſeine Frau in einem anderen Prozeß das Gegenteil, worauf der Angeſchuldigte ver⸗ haftet wurde. Worms, 1. Febr.(Das älteſte evan⸗ eliſche Gotteshaus.) Die Magnus⸗ irche in Worms, eine ehrwürdige Erinne⸗ rungsſtätte der Lutherſtadt am Rhein, iſt jetzt wiederhergeſtellt worden. Die kleine evangeliſche Pfarrkirche in der Nähe des herrlichen romaniſchen Domes iſt das erſte und älteſte lutheriſche Gotteshaus in Worms und eine der erſten evangeliſchen Kirchen Deutſchlands. Schon während des Lutherreichstages 1521 in Worms war der Kaplan Joh. Rom von St. Magnus für die neue Lehre tätig. 1524 iſt die Magnuskirche bereits das Gotteshaus der evangeliſchen Chriſten von Worms. Bad⸗Nauheim, 1. Febr.(Senkung der Bad⸗ Nauheimer Bäderpreiſe). Wie die Bad⸗Nauheimer Zeitung mitteilt, hat der zuſtändige heſſiſche Miniſter eine Senkung der Bäderpreiſe in Bad⸗Nauheim genehmigt. Die neue Regelung ſtellt inſofern eine Aenderung dar, als nicht mehr ein Einheitspreis für ſämk⸗ liche Bäder in Anſatz gebracht wird, ſondern und einzelnen Bäderformen preislich abgeſtuft ind. Alsfeld, 1. Febr.(Die beſte Kuh in Heſſen.) Die Spitzenkuh aller Raſſen in Heſſen iſt die Fleckviehkuh Ilſe, die eine Jah⸗ resleiſtung von 7026 Kg. Milch mit 4,19 Prozent Fettgehalt— 294,57 Kg. Fett auf⸗ weiſt. Beſitzer der Kuh iſt Lehrer Roth in Zell, Kreis Alsfeld. Störungsverſuche der K Po. Streikparole nicht befolgt.— Blutige Zuſam⸗ menſtöße. Hamburg, 1. Februar. Bei den Depots der Straßenbahn in Den— heide und am Sandweg verſuchten Kommu— niſten das Ausfahren der Wagen zu verhin— dern. An einigen Wagen wurden die Scheiben zertrümmert. Polizei ſtellte die Ruhe ſchnell wieder her. Am Sandweg mußte die Polizei, von einer größeren Anzahl Leuten angegriffen, von der Schußwaffe Gebrauch machen. Ein Rädelsführer wurde verhaftet. Auch im Ham⸗ burger Hafen fand die Aufforderung zum Streik keine Beachtung. Die Flugblätter mit der Aufforderung ſind als beſchlagnahmt er⸗ klärt, ſo daß die Verteilung eine hochverräte⸗ riſche Handlung darſtellt. Von der Glacis⸗Chauſſee aus wurden auf einen Polizeiſtreifenwagen zahlreiche Revolver⸗ ſchüſſe abgegeben. Die Beamten erwiderten das Feuer. Es gelang, drei Männer feſtzunehmen, bei denen zwei geladene Revolver beſchlag— nahmt wurden. Zwei Todesopfer in Berlin In der Wallſtraße in Charlottenburg wur⸗ den heimkehrende SA.⸗Leute aus einen Hauſe heraus, vermutlich von Angehörigen der KPD., beſchoſſen. Ein Polizeiwachtmeiſter, der zu den Begleit⸗ mannſchaften gehörte, wurde durch einen Bruſt⸗ ſchuß ſchwer verletzt. Ein SA.⸗Führer namens Maikowſki erhielt gleichzeitig einen Bauchſchuß. Beide ſind kurz darauf im Krankenhaus ver⸗ ſtorben. Eine ſofort vorgenommene Durchſu⸗ chung des Hauſes blieb erfolglos. Jedoch wur⸗ den in angrenzenden Häuſern zwei Perſonen mit Schußverletzungen aufgefunden und vor⸗ läufig feſtgenommen. In Spandau kam es zwiſchen Nationalſozia⸗ Rliſten und Kommuniſten zu einer Schießerei, bei der ein Kommuniſt ſchwere Schußverletzun— gen erhielt und ein weiterer Kommuniſt leicht verletzt wurde. Anruhige Nacht in Halle Halle a. S., 1. Februar. Hier kam es verſchiedentlich zu ernſten Zu⸗ ſammenſtößen zwiſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten, die ſich bis in die frühen Mor⸗ genſtunden fortſetzten. Auf dem Markt wurde ein Kommuniſt von Nationalſozialiſten angegriffen und mit einem Meſſer verletzt. Etwa zur gleichen Zeit ent⸗ ſtand auf dem Anterberg eine Schlägerei zwi⸗ ſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten, an der ſich etwa 200 Perſonen beteiligten. Die Beteiligten waren faſt ſämtlich mit Stuhlbei⸗ nen, Gartenſpaten uſw. bewaffnet. Aus der Menge heraus wurde ſcharf geſchoſſen. Die Polizei wurde tätlich angegriffen und gab mehrere Schreckſchüſſe ab. Ein Kommuniſt er⸗ hielt einen Streiſſchuß, ein zweiter iſt durch einen Schlag mit einem Spaten am Kopf ſchwer verletzt worden. Die Einrichtung eines kommuniſtiſchen Verkehrslokals wurde zer⸗ ſchlagen. Im ganzen wurden ſieben Perſonen, dar⸗ unter einige ſchwer, verletzt. Mehrere Demon⸗ ſtranten wurden von der Polizei feſtgenommen. Zwei Zeitungen beschlagnahmt Die Ausgabe der Berliner„Roten Fahne“ vom 31. Januar iſt auf Veranlaſſung des Berliner Polizeipräſidenten beſchlagnahmt wor⸗ * Vermutlich erfolgte dieſe Beſchlagnahme auf Grund der teilweiſen Wiedergabe des Aufrufs des Zentralkomitees der KD., der die Auf⸗ forderung zum Generalſtreit enthielt.— In Dresden wurde die kommuniſtiſche„Arbeiter⸗ ſtimme“ beſchlagnahmt, weil das Blatt im Zu⸗ ſammenhang mit dem Regierungsantritt Hit⸗ lers und der Beerdigung der kommuniſtiſchen Toten vom Keglerheim zu einem Generalſtreik cufgefordert hat. Vorläufig keine Sondermaßnahmen. Auf Anfrage, ob etwas gegen die neue Aktivität der Kommuniſtiſchen Partei unter⸗ nommen würde, wurde von zuſtändiger Stelle mitgeteilt, vorläufig ſeien die üblichen polizei⸗ lichen Sicherungen getroffen. Beſondere Maß⸗ nahmen ſeien nicht angeordnet worden. Ein Demonſtrant erſcheſſen Breslau, 1. Februar. Im Anſchluß an eine kommuniſtiſche Kund⸗ gebung verſuchten die Kommuniſten mehrere Demonſtrationszüge zu bilden, die von der Polizei aufgelöſt wurden. An einer Stelle leiſteten die Demonſtran⸗ ten der Polizei Widerſtand. Es ſollen gegen die Polizei auch Schüſſe gefallen ſein, ſo daß dieſe von der Schußwafſe Gebrauch machte. Dabei wurde eine Perſon getötet und zwei ſchwer verletzt. der Krach bei der Volksbank Vorſtand und Aufſichtsrat auf der Anklagebank. Darmſtadt, 1. Februar. Am 24. Auguſt 1931 mußte die Darmſtäd⸗ ter Volksbank Gmbh. ihre Schalter ſchließen Getroffen wurden hierdurch hauptſächlich kleine und kleinſte Leute. Der Verluſt, der damals beſchönigend mit rund zwei Millio⸗ nen angegeben wurde, ſtellt ſich tatſächlich auf etwas über drei Millionen. Die Gründe für den Zuſammenbruch haben zu der An— klage geführt. Sie liegen in der Ueberſchrei⸗ tung der Kreditgrenze(feſtgeſetzte Höchſt⸗ grenze 200 000 Mark), wobei in einem Falle ſogar 500 000 Mark kreditiert wurden. Es handelt ſich dabei weitgehend um Spekula— tionskredite, an denen ſich ſowohl der Vor— ſtand wie auch Aufſichtsratsmitglieder(nicht alle) beteiligten. Einen Anklagepunkt bildet auch die Tatſache, daß an Baugenoſſenſchaf⸗ ten per Bilanztag Finanzwechſel diskontiert worden ſind. Der Hauptgrund für den Zuſammenbruch der Bank iſt in der Tatſache zu erblicken, daß ſie ſich immer mehr von ihrer genoſſenſchaftlichen Aufgabe entfernte und dem Effektengeſchäft zuwandte, wofür Direktor Becker eigens ein⸗ geſtellt wurde. Trotzdem der Reviſionsver⸗ band ſeit 1928 die Mängel rügte, wurde das Treiben bis zum Zuſammenbruch fortgeſetzt. Die Bank iſt nach ihrer Sanierung, die das Reich mit 335000 Mark Kredite förderte, heute wieder völlig geſund. Zunächſt wurden in dem Prozeß die An— geklagten vernommen. Die meiſten erklären, daß ſie die Bankſtatuten nicht eingehend ge⸗ nug ſtudiert hätten, da ſie mit ihrem eige⸗ nen Geſchäft zu überlaſtet geweſen ſeien und ſich als kleine Gewerbetreibende auch um den inneren Betrieb der Bank nicht genü⸗ gend kümmern konnten. Dr. Neumann, Prä⸗ ſident der Landesverſicherungsanſtalt, be⸗ kundet, daß Reichsbankdirektor Müller ihm die Genoſſenſchaft als das beſte Inſtitut am Platze bezeichnet habe. Der Landesverſiche⸗ rungsanſtalt ſeien jederzeit erhebliche Bar⸗ ſummen ohne Anruf ausgezahlt worden. Bei der Beſprechung der Satzung, der Ge⸗ ſchäftsanweiſung für den Aufſichtsrak und den Geſchäfisbedingungen ergab ſich, daß die meiſten Angeklagten die Satzungen wohl einmal geleſen, aber von der Geſchäftsanwei⸗ ſung keine Ahnung hatten. Nur zwei oder drei Mitglieder, darunter Direklor Becker kannken die Satzung. Direktor Becker hat ſich aber, wie aus ſeinen Ausſagen hervorgeht, auf den ſehr ſachkundigen verſlorbenen Di- rektor Weiler verlaſſen. die Angeklagten ſind der Anſicht, daß es unmöglich geweſen ſei, immer genau nach der Satzung zu ver⸗ fahren. Direktor Becker beſtreitet, daß man Kredit ohne Genehmigung des Aufſichtsrats gegeben habe. In dieſem allgemeinen Rahmen gingen die Erörterungen noch weiter. Günſtige Entwicklung des Weinabſatzes Bingen, 1. Febr. In der Generalverſamm⸗ lung des Binger Winzervereins ſtellte dieſer Tage der Verſammlungsleiter Kaufmann Leonhard Eich in ſeinem Begrüßungswort feſt, daß in den kataſtrophalen Schwierigkei⸗ ten für die Winzer ſich in letzter Zeit ein kleiner Umſchwung vollzogen hat. Stadtober⸗ geometer Gölz erſtattete den Geſchäftsbericht, wobei er die ſchlechten Weinerlöſe des Be⸗ richtsſahres erwähnte, aber mit Freunden mitteilte, daß das finanzielle Ergebnis trotz⸗ dem nicht als ungünſtig anzuſprechen ſei. Das gute Ergebnis iſt darauf zurückzuführen, daß die Trauben ſaftiger und dadurch ergie⸗ biger waren. Die Weine ſind ſehr ſchön und entwickeln ſich ſehr gut. Da die diesjährige Ernte in quantitativer Hinſicht nicht beſon⸗ ders gut war und die Weine nunmehr knapp geworden ſind, ſteht zu erwarten, daß die Weinpreiſe noch mehr anziehen. Karlsruhe, 1. Febr.(Unſchuldig im Zuchthaus). Am 3. August 1931 1195 die 22jährige Katharina Müller aus Sand⸗ weier wegen Meineids vom Karlsruher Schwur⸗ gericht zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt. Die Verurteilung erfolgte auf Grund einer falſchen Ausſage des 24jährigen Maurers Friedrich Graß aus Baden⸗Lichtental, der da⸗ mals ſowohl wie in dem vorangegangenen Anterhaltsprozeß vor dem Amtsgericht Baden⸗ Vaden unwahrhafterweiſe unter Eid ausgeſagt hatte, mit der Kindesmutter Beziehungen ge⸗ habt zu haben. Später ſtellte ſich heraus, daß die Ausſagen der Verurteilten auf Wahrheit beruhten und Graß ſich des Meineids ſchuldig gemacht hatte. Im Februar vorigen Jahres wurde die unſchuldig Verurteilte aus der Stra, anſtalt entlaſſen, nachdem ſie den größten Teil der Strafe verbüßt hatte. Nun ſtand Graß wegen Meineids por dem Karlsruher Schwur⸗ gericht. Mitangeklagt iſt der 21jährige ledige Maurer Hugo Gerber aus Sandweier, dem zur Laſt gelegt wird, den Graß unter Ver⸗ ſprechen von Geldgeſchenken zu dem Meineid angeſtiftet zu haben. Entſprechend dem Antrag des Staatsanwalts wurde Graß zu drei Jah⸗ ren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverluſt und dauernder Eidesunfähigkeit verurteilt. Der Mitangeklagte Gerber wurde mangels Bewei⸗ ſes freigeſprochen. Aus der Heimat Gedenktage 1. Februar. 962 Otto J. wird zum Kaiſer gekrönt(Be⸗ ginn des„Heiligen Römiſchen Reiches Deutſcher Nation“). 1819 Der Dichter Wilhelm Jordan in Inſter⸗ burg geboren. 1827 Der Maler Oswald Achenbach in Düſ⸗ ſeldorf geboren. 1829 Der Naturforſcher Alfred Brehm in Renthendorf geboren. Sonnenaufg. 7.41 Sonnenunterg. 16.47 Mondunterg. 1.04 Mondaufg. 9.50 Prot.: Mariä Reinigung. Kath.: Mariä Lichtmeß. * Jebruar Mit dem Hornung kommt der letzte Win⸗ termonat an die Reihe. Es gibt Leute, die den Februar als vollwertigen Wintermonat gar nicht mehr gelten laſſen wollen. Ganz unrecht haben ſie nicht. Immer länger wer⸗ den die Tage und immer wärmer ſtrahlt die Sonne. An einem ſonnigen Februartag liegt ſchon ein Hauch von Vorfrühlingsodem in der Luft, wenn der Schnee von den ſteilen Dächern rutſcht und die Vogelwelt im kahlen Geäſt ſingt und übt. Freilich, es iſt noch 10 85 bis zum Lenz, aber wir ahnen ihn be⸗ reits. Am Ausgang des Monats nimmt die Fa⸗ ſchingszeit, die diesmal beſonders lang gera⸗ ten iſt, ihr Ende. Mummenſchanz und Firle⸗ fanz werden in den letzten Februartagen ihren Höhepunkt erreichen. Bis jetzt hat es noch wenig Lärm um den Narrenprinzen ge⸗ geben. Es iſt zu hoffen, daß auch die Hoch⸗ tage des Karnevals ſich in jenen Grenzen halten, die Not und Elend gezogen haben. Eins bleibt noch zu erwähnen: Alle Ge⸗ haltsempfänger ziehen den Hut vor dem Februar. Denn für jeden, der rechnen und wirtſchaften muß, iſt es nicht gleichgültig, ob ein Monat um drei Tage kürzer oder län⸗ ger iſt. * ** Bauernregeln im Februar. Der Fe⸗ bruar will noch als richtiger Wintermonat angeſprochen werden. Heißt es doch:„Mat⸗ theis brichts Eis, hat er keins, dann macht er eins“. Wer glaubt, daß warme, ſchöne Tage im Februar ſchon den Frühling machen, täuſcht ſich, denn der Bauer warnt:„Wenn im Hornung die Mücken ſchwärmen, muß man im März die Ohren wärmen“. Eine wichtige Rolle ſpielt das Wetter am Licht⸗ meßtag. Eine alte Wetterregel ſagt:„Iſts Wetter zu Lichtmeß hell und rein, wirds ein langer Winter ſein— Wenn es aber ſtürmt und ſchneit, iſt der Frühling nicht mehr weit“ Oder:„Lichtmeß im Klee, Oſtern im Schnee“. e Achkung: Grippe! In den letzten Ta⸗ gen haben die Erkrankungen an Grippe in ganz Deutſchland zugenommen. Die Kran⸗ kenhäuſer weiſen vermehrten Zugang an Erkältungskrankheiten auf, und auch die Er⸗ krankungsziffern bei der Ortskrankenkaſſe haben ſich vermehrt. Wenn auch die Erkran⸗ kungen bisher im allgemeinen leicht verlau⸗ fen, iſt es für jeden einzelnen dringend ge⸗ boten, der Anſteckung nach Möglichkeit aus dem Wege zu gehen. Die Abwehrmaßregeln, die empfohlen werden können, ſind die glei⸗ chen, wie gegen Erkältungen ganz allgemein. Ein eigentliches Vorbeugungsmittel gegen Grippe gibt es nicht. Nicht genug kann da⸗ gegen die perſönliche Rückſichtnahme auf den Nachbar beim Nießen und Huſten angeraten werden. Größere Mnſchenanſammlungen ſind nach Möglichkeit zu vermeiden. Kranke ſuchen möglichſt frühzeitig das Bett auf und ziehen namentlich bei raſchem Anſteigen von Fieber ſo bald wie möglich den Arzt hinzu. * Weiterbericht Wettervorherſage: Anhaltendes mildes Wel⸗ ter, vorübergehend heiter.