e ſernheimer Anzeiger — Viernheimer Zeitung Gerede Busze-UI. ee e monatl.. f mit Auen der Sonn- ud— 2 Angel 1 8 koſtet 25 die Rerlamegelle 60 Pg 2 e C e r e de 0 u. beim Heitungs träger N A von ſamtlichen Annoncen- Expebitionen— Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Poltzeiamtes Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 85: i ö im. bel werben Möglichkeit t.— Jar die EAA een benen S.dg: 98. eri. C. sg fr dabei Eee rene 2s Tes Lad big din Grife id 8 weren weber Zwangs ⸗Verſteigerung Morgen Freitag, den 10. 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Sterbeſakramente, im Alter von 67½ Jahren, zu ſich in die Ewigkeit abzurufen. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſere lb. Verſtorbene. Viernheim, Weinheim, Fahr b. Koblenz, Mannheim, den 9. Februar 1933. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Danksagung. Für die liebevolle Anteilnahme und Beileids- kundgebung, beim Hinscheiden unserer lieben Verstorbenen sagen innigsten Dank. Für die trauernden Hinterblieben: —. Die Beerdigung findet am Samstag, nachm. 3 Uhr, vom Trauerhauſe, Kiesſtraße 20 aus, ſtatt. Schellfiſche und Fillet billigſt. Von heute Donnerstag ab Seeirischer Mahliau Kempf, Hügelstr. 0 Teigwaren. waren. Eier-Schnllinudelm 36. a 0. Jenninudeln Pfd. ab All kler- Mauwaronl a 4e 90. Harigries-Makharonl wo dd, klor-spagheld pd. ab 12. Har lgrles⸗Shaphel Pfd. ab 30 felnsles Mischobs! aus beſten Früchten letzter Ernte Pfund 52, 45, 38, 30 Pfg. Pflaumen— Damnfäpfei Calif. Birnen— Pfirsiehe Calif. 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Februar 1933 Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. Die Wirtſchaftswothe „teine übereillen Experimente“.— Zunah⸗ me der Spareinlagen.— Auflöſung der ge⸗ hamfterten Notenbeſtände.— Gegen weilere Einſchränkung des Juckerrülſenbaues.— Stärkerer Verbrauch deutſchen Tabaks. Noch ſind Einzelheiten über die wirk⸗ ſchaftspolitiſchen Pläne der neuen Reichsre⸗ gierung nicht bekannt. Immerhin hat Reichs⸗ wirtſchafts⸗ und ⸗Ernährungsminiſter Dr. Hugenberg dieſer Tage in einer Unter⸗ redung einige Andeutungen gemacht. Er er⸗ klärte, daß zu übereilten Experi⸗ menten die Zeit ebenſowenig angetan ſei wie zur Paſſivität. Insbeſondere ſei er ſich darüber klar, daß es eine Börſe gebe, und daß es nicht die Aufgabe des Wirtſchaftsminiſters ſein könne, zu ſpekulativen Entwicklungen Anlaß zu geben. Diejenigen ſeien ſchlecht be⸗ raten, die jetzt auf unſeren Rentenmarkt drücken.„Zwangseingriffe in die beſtehen⸗ den Zins vereinbarungen“, fo er- klärte Hugenberg,„wie ſie die Dezemberver⸗ ordnung des Kabinetts Brüning enthielt, entſprechen meinen wirtſchaftspolitiſchen Auf⸗ faſſungen ebenſowenig wie ſonſtiges Herum⸗ pfuſchen des Staates an Dingen, die ſich organiſch aus ſich ſelbſt entwickeln können. Damit vertrete ich allerdings nicht die Theo⸗ rie vom Staate als Nachtwächter. Daß Staat und Wirtſchaft an einer organt⸗ ſchen Senkung des übermäßig hohen Zinsfußes gleichmäßig intereſſiert ſind, be⸗ darf keines Wortes.“ Daß ein Mann wie Hugenberg keine Experimente etwa in Rich⸗ tung einer Planwirtſchaft machen wird, kann man ſich denken. Er ſelbſt äußerte in der genannten Unterredung, daß er über ſeine wirtſchaftspolitiſchen Auffaſſungen nichts zu ſagen brauche, da er in dieſer Hinſicht ja kein unbeſchriebenes Blatt ſei. Wie und wo im einzelnen die brennenden Fragen anzufaſſen ſeien, wolle er in aller Ruhe entſcheiden. Auch auf die Spareinlagen kam Hugen⸗ berg zu ſprechen und erklärte, auch für den Gläubiger ſei die ſo oft bedrohte Sicher⸗ heit des Sparkapitals wichtiger als die Höhe des durch die organiſche Entwick⸗ lung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe beding⸗ ten Zinsfußes. Daß der Spartrieb trotz des bedeutend geſunkenen Einkommens erfreu⸗ licherweiſe wieder wächſt in unſerem Volke, geht aus den neueſten Zahlen über die Spar⸗ einlagen hervor. Im Dezember 1932 haben die Einlagen bei den deutſchen Sparkaſſen um über 120 Millionen Mark zugenom⸗ men und betrugen 9917 Millionen Mark gegen 9726 Millionen Mark zu Beginn des Jahres 1932. Die Vertrauenskriſe, die im Jahre 1931 zu einer ſtarken Abhebung von Sparguthaben geführt hatte, iſt ſo gut wie ganz überwunden, wenn auch der Stand von Anfang 1931 mit 10 401 Millionen Mark noch nicht wieder erreicht wurde; dies liegt allein an dem ſtarken Rückgang des Volks⸗ einkommens überhaupt. Es gibt ja in einer Zeit ſinkender Löhne, Gehälter und Preiſe und ſtarker Arbeitsloſigkeit nicht mehr viel Leute, die etwas zurückzulegen haben. Und doch iſt es lobenswert, wenn auch Leute mit geringem Einkommen ſich, und ſei es pfen⸗ nigweiſe, eine kleine Reſerve ſchaffen. Ein ſicher nicht geringer Anteil an der Zunahme der Spareinlagen iſt auf das Wie⸗ derauftauchen gehamſterten Gel⸗ des zurückzuführen. Das Statiſtiſche Reichs⸗ amt ſtellt feſt, daß durch den überraſchend ſchnellen Rückfluß gehamſterter Noten der Stand der Notenbanken ſtark beeinflußt wurde. Dieſer Rückfluß hat ſich nicht gleich⸗ mäßig über das ganze Jahr 1932 verteilt. Stärkere Bewegungen waren erſtmalig An: fang Februar und dann im April und Mai zu beobachten. Im Sommer ſcheint ein Teil der Noten für den Reiſeverkehr benutzt wor⸗ den zu ſein, ſo daß erſt im Auguſt wieder größere Beträge zur Reichsbank zurück⸗ ſtrömten. Vom Okkober an hat dann die Schrumpfung der Stückgeldmenge eine er; hebliche Beſchleunigung angenommen. Im Jollerh Die amtliche Begründung— Vor den Reichstagswahlen Berlin, 10. Februar. Amtlich wird mitgeteilt: Auf Vorſchlag des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft Dr. Hugenberg hat die Reichsregierung zunächſt zu Gunſten der be-⸗ ſonders ſchwer darniederliegenden deutſchen; Landwirtſchaft eine Reihe wichtiger Zoller— höhungen beſchloſſen. Es handelt ſich um eine Verſtärkung des Jollſchutzes für lebendes Vieh, Fleiſch und Schmalz. Auf dieſen Gebieten ſoll jede überflüſſige Einfuhr vermieden werden. Die neuen Zollſätze wurden am Donners⸗ tag im„Reichsanzeiger“ veröffentlicht. Die Zollerhöhungen entſprechen oft geäußerten Wünſchen der deutſchen Landwirtſchaft. Die neuen Jollſätze Im einzelnen werden erhöht der Zoll für lebendes Rindvieh auf 50 Mark je Doppelzentner, für Schafe auf 45 Mark und entſprechend für lebende Schwe ine auf 50 Mark je Doppelzentner. Die Fleiſchzölle werden erhöht auf 100 Mark je Doppelzentner für friſches Fleiſch, 150 Mark je Doppelzentner für Fleiſch ein⸗ fach zubereitet und auf 280 Mark je Doppel⸗ zentner, zum feineren Tafelgenuß zubereitet. Ein Einfuhrbedarf liegt bei dieſen Er⸗ zeugniſſen nicht vor. Die deutſchen Vieh- beſtände ſind größer als vor dem Kriege und reichen für die einheimiſche Verſor⸗ gung völlig aus. Ein Eingreifen war auf dieſen Gebieten dringend, da die Preiſe im Verhältnis zur Vorkriegszeit hier beſonders niedrig liegen. So beträgt beiſpielsweiſe der Index für die gegenwärtigen Preiſe bei Rindern nur 53, bei Schweinen 67, bei Schafen 64, bei Vieh insgeſamt 62 Prozent gegenüber der Vor⸗ kriegszeit. Die Erhöhung des Schmalz⸗ zolles auf 50 Mark hat die Aufgabe, eine ſtärkere Deckung unſeres Fettbedarfes aus einheimiſcher Erzeugung herbeizuführen. Dieſe Maßnahme iſt für unſere Schwei⸗ nezucht von nicht zu unterſchützender Bedeutung. Der außzerordentliche Tiefſtand der Schweinepreiſe hat zu einem nicht uner⸗ heblichen Teil ſeinen Grund in den Ab ſatzſchwierigkeiten der Schweinezucht. die unter dem Einfluß einer ſteigenden Schmalaeinfunt einkraten. Dezember erreichte der Notenrückfluß mit 240 Melkionen Mark ſeinen Höhepunkt. Das nachtsgeſchäft ſcheint die Hamſterbeſtän⸗ de an Noten weitgehend aufgelöſt zu haben. Nimmt man an, daß der Konjunkturabſtieg und die Senkung der Einkommen und Prei⸗ ſe den Verkehrsbedarf an Stückgeld um etwa 5. 600 Millionen gegenüber dem Stand vor Ausbruch der Kreditkrise vermindert hat, ſo kann jetzt die Periode des Notenhamſterns als abgeſchloſſen gelten. Durch die Auflöſung der Hamſterbeſtände und die Senkung des Verkehrsbedarfs hat ſich die Stückgeldmenge in 1932 um faſt eine Milliarde Mark ver⸗ ringert. f f Natürtich haben auch gewiſſe Einnahmen der Landwirtſchaft zum Anwachſen der Spargelder beigetragen. Es handelt ſich da⸗ bei in vielen Gegenden Süddeutſchlands um Gelder für verkauften Tabak, für Zuckerrüben und andere Handelsge⸗ wächſe, wobei man b en muß, daß dieſe Beträge im Laufe des Jahres meiſt wieder abgehoben werden. Der Zuckerrüben⸗ bau ſoll im neuen Jahr nach einem Vor⸗ Tie erhöhten Zollſätze treten mit Ablauf der Zolibindungen im deutſch⸗ſchwediſchen Han⸗ delsvertrag am 15. Fecru de 1933 in Kraft. Ein Vergleich mit den bisherigen Sätzen Zum Verſtändnis der Verordnung über Zolländerungen geben wir einen Vergleich der bisher geltenden Zölle mit den neuen Zollſätzen: Je Doppelzentner betrug bisher der Zoll für lebendes Rindvieh 27 Mark (jetzt 50 Mark), lebende Schafe 22.50(45), lebende Schweine 27(50), Friſchfleiſch 45 (100), einfach zubereitetes Fleiſch 60(150), Fleiſch zum feineren Tafelgebrauch 120(280), Schmalz 12.50(50) Mark. Ueberwachungsausſchuß des Reichstages Der Ueberwachungsausſchuß des Reichstages iſt jetzt von ſeinem Vorſit⸗ zenden Löbe auf Dienstag, den 14. Februar 12 Uhr einberufen worden. Die Tagesordnung iſt. unverändert geblieben. Auf ihr ſtehen die ſozialdemokratiſchen An⸗ träge auf Sicherung der Wahlfreihe it und auf Weiterberatung der O ſt⸗ hilfe. der Auſmarſch der Parteien Zuſammenſchluß der Mitktelparteien. Berlin, 10. Februar. techniſche Deut⸗ Wie bekannt wird, iſt das Wahlbündnis zwiſchen der ſchen Volkspartei, dem Chriſt⸗ lich⸗Sozialen Volksdienſt und der Deutſchen Bauernpartei abge⸗ ſchloſſen worden. Die drei Parteien werden durch liſten⸗ mäßiges Zuſammengehen in den bevor- ſtehenden Wahlkämpfen alle für ſie ab⸗ gegebenen Skimmen zur Verwerkung bringen. Weiter wird gemeldet, daß die Verhandlun⸗ gen zwiſchen Wirtſchaftspartei und Bayeri⸗ ſcher Volkspartei über ein liſtenmäßiges Zu⸗ ſammengehen noch nicht endgültig abgeſchloſ⸗ ſen ſind. Die Wirtſchaftspartei hat die Ab⸗ ſicht, ſich auch den Weg des Anſchluffes an die Gruppe Volkspartei—Volksdienſt—Bauern⸗ partei offen zu laſſen. ſchlag der Wirtſchaftlichen Vereinigung der deutſchen Zuckerinduſtrie auf 64 Prozent des Grundkontingents eingeſchränkt werden. Die Vertreter der Rübenbauer im Reichsausſchuß für die Zuckenkontingentierung haben beim Reichsernährungsminiſter gegen die Schät⸗ zung Einſpruch erhoben, da ſie den wirt⸗ ſchaftlichen Tatſachen nicht genügend Rech⸗ nung trage. Sie weiſen dabei u. a. darauf hin, daß ſich die Zuckerpolitik mehr denn je wieder auf die große Bedeutung des Rüben⸗ baues als des Kernſtücks unſerer intenſiven Landwirtſchaft einſtellen müſſe. Nachdem der Rübenbau im vorigen Jahr vielerorts durch eine unkontrollierte und zu weit gehende Einſchränkung aufs ſchwerfte getroffen wur⸗ de, ſei es dringend geboten, ihn im Anbau⸗ jahr 1933 ſo weit wie eben zuläſſig wieder auszudehnen. Auch die kritiſche Lage am Ge⸗ treidemarkt fordere im Geſamtintereſſe der Landwirtſchaft eine derartige Einſtellung zur Zuckerpolitik. Die Rübenbauvertreter haben dem Reichsernährungsminiſter gleich⸗ zeitig ins einzelne gehende Vorſchläge unter⸗ breitet und um Erlaß miniſterieller Richt⸗ Deutſchnationale gehen ſelbſtändig vor Von deutſchnationaler Seite wird mitge⸗ teilt, daß die Behauptung, eine Vorſtands⸗ ſitzung der Deutſchnationalen Volkspartei werde ſich mit der Frage des Zuſammenge⸗ hens mit anderen Parteien im Wahlkampf beſchäftigen, nicht richtig ſei. Die hier und da erörterte Möglichkeit eines Juſammengehens mehrerer Par- teien auf einer Lifte werde ſchon aus techniſchen Gründen wegen der kurzen Friſt, die bis zur Einreichung der Liſte zur Verfügung ſtehe, gar nicht in Frage kommen können. Aus dieſer parteioffiziöſen Mitteilung geht hervor, daß die Deutſchnationalse Volkspartei ſelbſtändig vorgeht, alſo keinerlei Wahlabkommen mit anderen Par⸗ teien abſchließen wird. Staatspartei und Sozialdemokraten Zu der techniſchen Liſtenverbindung zwi⸗ ſchen Deutſcher Staatspartei und Sozialdemokratiſcher Partei wird ergänzend bekannt, daß die Deutſche Staatspartei ſo viel Sitze auf der Reichs⸗ bzw. Landesliſte der ſozialdemokratiſchen Partei zugeſtanden bekomme, daß alle in den einzelnen Wahlkreiſen für ſie abgegebenen Stimmen zu Gunſten der Staatspartei ver⸗ wertet werden. Als ſtaatsparteiliche Kandi⸗ daten werden auf ausſichtsreichen Plätzen der frühere Reichsfinanzminiſter Dietrich ſowie der frühere Abg. Lemmer erſchei⸗ nen, für den preußiſchen Landtag der Staatsminiſter Schreiber und der bis⸗ herige Landtagsabgeordnete Nuſchke. Zeitungsverbote Oldenburg, 10. Februar. Auf Grund der Reichsnotverordnung zum Schutze des deutſchen Volkes vom 4. Fe⸗ druar hat das oldenburgiſche Innenminiſte— cium die„Tageszeitung für den Amtsbezirk Frieſoythes“— ein Zentrumsblatt— ins⸗ zeſamt auf ſechs Tage verboten. Das Verbot erfolgte wegen der Veröffentlichung des Wahlaufrufs des Landesvorſtandes der aldenburgiſchen Zentrumspartei, und zwar msbeſondere wegen gewiſſer Stellen, in de⸗ ten das oldenburgiſche Innenminiſterium zine Perächtlichmachung des Reichskanzlers hitler, außerdem Verbreitung unrichtiger Nochrichten entſprechend den Verbotsbeſtim⸗ nungen, ßeht. anten fur die Durchfuhrung der Kontingen— tierung im Anbaujahr 1933 nachgeſucht. Die Tabakanbaufläche iſt im Ern⸗ tejahr 1932/33 erneut geſtiegen. Auch die Erntemenge weiſt eine Zunahme auf; der Wert der Tabakernte 1931/32 hatte nach amtlicher Schätzung 22,3 Millionen Mark betragen. Der Grund für die Zunah⸗ me des Tabakbaues dürfte wohl in den im Vorjahre erzielten beſſeren Preiſen zu ſuchen ſein. Nach vo rläufiger Ermitt⸗ ung betrug der Umfang der Tabakpflanzung 10 846 Hektar gegenüber einer Erntefläche don 10 382 ha im Jahre 1931/32. Die Tabak⸗ anbaufläche hat ſich ſomit um über 4 Prozent erhöht. Die Zahl der gewerblichen Tabak⸗ pflanzer weiſt eine Zunahme von 51.953 auf 55 886 auf. Im Jahre 1928 machte der Er⸗ trag der heimiſchen Tabakernte nur 18 Pro⸗ zent, im Jahre 1932 aber 30 Prozent der Ta⸗ bakeinfuhr aus. Der Konſum der deut⸗ ſchen Tabakverbraucher wird alſo in erhöh⸗ tem Maße aus Tabaken heimiſcher Herkunft befriedigt. In furzen Worten: Die Reichsregierung hat zugunſten der Landwirtſchaft die Zölle für Vieh, Schweine und Fleiſch erhöht. Während der zweiten Januarhälfte iſt die Zahl der Arbeitsloſen um rund 48 000 auf 6 014 000 geſtiegen. Der deutſche Geſandte in Stockholm iſt im ſchwediſchen Außenminiſterium wegen der unfreundlichen Haltung einiger ſchwediſcher Blätter gegenüber der Reichsregierung vor— ſtellig geworden. Deutſche Volkspartei, Chriſtlich⸗Sozialer Volksdienſt und Deutche Bauernpartei ha— ben für die Reichstagswahl ein techniſches Wahlabkommen getroffen. Im Auswärtigen Ausſchuß der franzöſi— ſchen Kammer behauptete ein Abgeordneter es beſtehe ein geheimes deutſch-italieniſch-un⸗ gariſches Abkommen. Die Mitteilung wird von zuſtändiger deutſcher Stelle dementiert. In Rom iſt am Donnerstag der Kanzler der römiſchen Kirche, Andreas Frühwirt, ge— ſtorben. Gleichberechti Irankreich ſtellt die Regelung in Abrede Genf, 10. Februar. In der Sitzung des Hauptau ſſ Abrüſtungskonferenz wies B dolny darauf hin, daß die Gle grundſätzlich und endgültig. müchtekonferenz vom 11. Dezember geregelt ei. N Paul-Boncour ſtellte Gleichberechtigungsfrage rede. Ueber die Tragweite Vereinbarung ſeien verſchiedene 2 gen vorhanden. Die Erklärung bin Konferenz nicht und ſei lediglich eine einbarung zwiſchen einigen Mächten. Gleichberechtkigungsfrage könne nur in lösbarem Zuſammenhang mit der Or a ſalion der europäiſchen Sicherheit behandelt werden. Die franzöſiſche Regieru mit zum erſten Mal die am 11. Dezen 0 kroffene Anerkennung der deutſchen Gleich! cechtigung abgelehnt. Nadolny meldete ſich daraufhin zum Wort. Ebenſo bat der engliſche Staatsſekretär Eden den Präſidenten um das Wort zu einer Be— antwortung der an ihn von Nadolny gerich⸗ teten Frage, ob die engliſche Regierung den deutſchen Standpunkt über die endgültige Regelung der Gleichberechtigungsfrage teile. Henderſon lehnte es jedoch ab, den Vertre— tern Deutſchlands und Englands das Wort zu erteilen mit der Begründung, daß die Sit— gung wegen anderweitiger Sitzungen geſchloſ— ſen werden müſſe. Botſchafter Nadolny wird in der nächſten Sitzung des Präſidiums die offizielle deutſche Erklärung abgeben, daß die deutſche Regie⸗ rung die Gleichberechtigungsfrage als end— gültig geregelt anſehe, daß für Deutſchland allein die Vereinbarung der fünf Großmächte vom 11. Dezember maßgebend ſei, und daß die deutſche Regierung eine weitere Aus⸗ ſprache über dieſe bereits entſchiedene Frage unter keinen Umſtänden zulaſſen werde. Die Verhandlungen wurden ſodann auf Freitag vertagt. von Roſ Ein kritiſches Stad tum Die Erklärungen Paul⸗Boncours ferenz werden in engliſchen Kreiſen als die ſchärfſte Stellungnahme von franzö⸗ ſiſcher Seite gegenüber Deulſchland be⸗ wertet, die man in den letzten Jahren gehört habe. Nach allgemeiner Auffaſſung hat ſich damit die franzöſiſche Regierung von der Fünf⸗ mächte⸗Erklärung vom 11. Dezember über die Anerkennung der deutſchen Gleichberechti⸗ gung losgeſagt. Der neue Vorſtoß wird damit zu einer bewußten Sabotage der Abrüſtungskonferenz durch Frankreich. Allgemein wird erwartet, daß der Führer der deutſchen Abordnung nun die franzöſiſche Auffaſſung aufs ſchärfſte ablehnen und an den franzöſiſchen Außenminiſter die offi⸗ zielle Frage richten wird, ob ſich dar⸗ nach die franzöſiſche Regierung an die Fünf⸗ Mächteerklärung nicht mehr gebunden fühle. Die Verhandlungen der Abrüſtungskonfe⸗ renz ſind durch die Stellungnahme der fran ⸗ zöſiſchen Regierung unerwarket ſchnell in cen ungewöhnlich kritiſches Stadium eingetreten. Wichtige Entſcheidungen ſtehen damit bevor. Deutſcher in der Sitzung des Präſidiums der Abrüſtungskon⸗ Proteſt in 8. Staatsgelder für Parteizweile Eine Erklärung der Reichslommiſſare für Preußen. ö Berlin, 10. Februar. Amtlich wird mitgeteilt:„Am 5. Februar 1933 hat das Kabinett Braun in der Preſſe eine Erklärung veröffentlicht, in der die im preußiſchen Landtag am 4. Februar 1933 von einem Abgeordneten aufgeſtellte Behauptung, das Kabinett Braun habe Staatsmittel für Parteizwecke zur Verfügung geſtellt, als ob⸗ jektiv unrichtig bezeichnet wird. ö Wie der Amtliche preußiſche Preſſedienſt mit⸗ teilt, müſſen die Kommiſſare des Reiches dem⸗ gegenüber feſtſtellen, daß die Mittel, die bis zum Betrage von 2 Millionen Mark durch ein⸗ ſtimmigen Beſchluß des Kabinetts Braun vom 6. April 1932 durch Aeberſchreitung des Haus⸗ haltsfonds„Bekämpfung des Verbrechertums“ gewonnen werden ſollten, nach den amtlichen Anterlagen nicht der Zweckbeſtimmung des Fonds entſprechend, ſondern faſt ausſchließlich für andere Zwecke verwendet worden ſind. Im übrigen wird über die Angelegenheit mit Beſchleunigung ein Gutachten der Oberrech⸗ nungskammer erbeten werden. Die Kommiſſare des Reiches behalten ſich weitere Schritte vor, ſobald dieſes Gutachten erſtattet iſt.“ weden Wegen Beleidigung des Reichskanzlers durch die ſchwediſche Preſſe „ Stockholm, 10. Februar. Die Stockholmer Zeitung„Sozialde⸗ mokraten“ gab in Form eines Berliner 8 wieder, nach der der hieſige deutſche Ge nberg beim ſtellvertretenden ſchwe diſchen Außenminiſter einen Schritt unter⸗ nommen und ſich über die Haltung der ſo— zialdemokratiſchen g beſchwert habe. Hierzu wird mitgeteilt: Telegramms die Meldung des„Vorwärts“ 1. Es iſt nicht richtig, daß der deutſche Geſandte im Auftrag des Reichskanzlers gehandelt hal; er hal aus eigener Ini- kiative gehandelt: 2. Herr von RNoſen⸗ berg hat den Arkikel aus dem„Sozial- demokraten“ vom 7. ds. Mis. beanſtan⸗ det, weil es ſich hierbei nicht mehr um eine ſachliche Kritik, ſondern um eine Beleidigung des deulſchen Volkes und der Regierung gehandelt, und außerdem die Perſon des Reichspräſidenken(„nur Namenſtempel“) hineingezogen wurde: 3.der deulſche Geſandte hat nicht um amtliche Maßnahmen der ſchwediſchen Regierung, ſondern nur um eine Ein⸗ wirkung auf die ſchwediſche Preſſe ge⸗ beten. Wie weiter gemeldet wird, hat der deutſche Reichsminiſter Göring an die Gotenbur⸗ ger„Handels-Tidningen“ ein Telegramm geſchickt, in dem er aufs Schärfſte gegen Aeu⸗ ßerungen proteftiert, die„Handels-Tidnin⸗ gen“ am 3. Februar über Reichskanzler Hitler veröffentlicht hat. Göring erklärt in dieſem Telegramm, daß er als aufrichtiger Freund Schwe⸗ dens in ſolch ſchmutzigen Aeußerungen eine ernſte Gefahr für das Verhältnis zwiſchen beiden Ländern ſieht und ehe weitere Maßnahmen ergriffen werden, um Auskunft erſucht, ob die Redaktion in Zukunft gegen derartige Aeußerun⸗ gen einſchreiten werde. e „Ich habe dieſen Aufenthalt wirklich nicht nötig, „Dagens Nyheter“ hat hierauf Reichsmi⸗ niſter Göring durch ihren Berliner Korreſ⸗ pondenten befragen laſſen. Göring erklärte, daß er nicht an Repreſſalien gedacht habe. Der Artikel von„Handels⸗Tidningen“ ſei für den deutſchen Reich ler unerhört kränkend geweſen. Was tte man in Schweden geſagt, wenn eine deutſche Zeitung einen ebenſo kränkenden Artikel über den jetzigen ſozialdemokratiſchen Miniſterpräſi⸗ denten in Schweden geſchrieben hätte. Aus Berlin wird hierzu noch halbamtlich mit⸗ geteilt, daß die ſchwediſchen Regierungsſtellen für die Vorſtellungen des deutſchen Geſandten volles Berſfändnis gezeigt und zugeſagt haben, auf die Preſſe einwirken zu wollen. Bei dem Telegramm des Reichsminiſters Göring habe es ſich um eine reine Pri⸗ vatinitiative des Reichsminiſters ge⸗ handelt, zu der ſich der Miniſter offenbar auf Grund ſeiner perſönlichen guten Bezie⸗ hungen zu Schweden veranlaßt geſehen hat. Das Auswärtige Amt iſt mit dieſem Tele⸗ gramm nicht befaßt worden. Franzöſiſche Phantaſien Ein angebliches deutſch⸗ilalieniſch⸗ungariſches Bündnis. Paris, 10. Februar. Im Auswärtigen Ausſchuß der Abgeordnetenkammer ſtellte der rechtsgerichtete Abg. Ibarnegary die Behauptung auf, daß zwiſchen Deutſch⸗ land, Italien und Ungarn am 7. Auguſt vorigen Jahres ein Defenſiv- und Offenſiv⸗Abkommen unterzeichnet worden ſei. Herriot ſoll darauf erklärt haben, daß er ein derartiges Abkommen zwar ver⸗ mute, daß er aber den Quai d'Orſay verlaſ— eee ane nein Profeſſor den dortigen Aufenthalt in ſo roſigen Farben l ba libe Beweiſe in Hünder babe 1 5 40 ſchleßlich gtlürt baben ß zum mindeſten zwiſchen Deutſchland und Ungarn einerſeits und Ungarn und Italien andererſeits ein derartiger Vertrag untern zeichnet worden ſei. 1 5 Im übrigen bezeichnete der ehemalige Miniſterpräſidenk die gegenwärtige au⸗ ſjenpolitiſche Lage als äußerſt ernſt, gab aber der Hoffnung Ausdruck, daß die nationalſozialiſtiſche Bewegung in Deutſchland und vor allem der Kampf gegen den Kommunismus dazu beitra- gen würden, die franzöſiſch⸗ruſſiſchen Beziehungen zu verbeſſern. In dieſem Zuſammenhang erklärte Herriot, daß in der nächſten Zeit in Moskau und Paris an der franzöſiſchen und der ruſſiſchen Botſchaft wieder Militärattaches er ⸗ nannk werden ſollen. Ibarnegary erklärte ergänzend, daß der Reichskanzler Frankreich und den übriger Großmächten demnächſt ein Bündnis geger den Kommunismus anbieten werde.(Di Abſicht bei dieſer Behauptung iſt deutlich D. Red.) Daß man ſich franzöſiſcherſeit⸗ aber vor einem derartigen Angebot hüten müſſe, da das einzige Ziel der nationalſo⸗ zialiſtiſchen Bewegung in Deutſchland die Vergeltung ſei. Eine deutſche Eiklürung Berlin, 10. Februar. Zu den Behaupkungen eines franzöſiſcher Abgeordneten im Auswärkigen Ausſchuß der Kammer über ein deulſch⸗fkalieniſch⸗ungari⸗ ſches Geheimablkommen wird von zuſtändiger deutlſcher Stelle erklärt, daß hiervon nichks bekannt ſei. Eine ähnliche Behauptung iſt übrigens ſchon vor einigen Wochen aufge⸗ ſtellt und bereits damals dementiert worden. 155 3 Medes eat 35 Saglſchlacht in Braunſchweig Viele Verletzte.— Gefährliche Schießereien. Berlin, 10. Februar. Im Konzerthaus in Braunſchweig ent⸗ wickelte ſich vor Beginn einer SPD.⸗Ver⸗ ſammlung eine Saalſchlacht, als etwa 200 uni⸗ formierte SS.⸗Leute nach Auseinanderſetzun⸗ gen mit Mitgliedern der Eiſernen Front in „Deutſchland erwache“-Rufe ausbrachen. Tiſche und Stühle flogen durch den Saal. Viele Per⸗ ſonen wurden leicht, ſieben Perſonen ſchwer verletzt. In der Stadt kam es nach der Auf⸗ löſung der Verſammlung an mehreren Stellen zu Rempeleien. An mehreren Stellen der Reichshauptſtadt kam es zu Schießereien. In Charlotten⸗ burg wurden zwei Leute, die der KPD. nahe⸗ ſtehen ſollen, durch Schüſſe verletzt. Am Bra⸗ banter Platz wurden Kommuniſten von einer Gruppe Nationalſozialiſten beſchoſſen. Eine Kommuniſtin erhielt einen Lungenſteckſchuß, zwei Kommuniſten Armſchüſſe. Die Täter flüchteten. Die Polizei fand bei der Durchſu⸗ chung eines Verkehrslokals des NSDAP. 11 Piſtolen mit Munition. In Königsberg(Preußen) ereignete ſich im Anſchluß an eine Verſammlung der SPD. ein Zuſammenſtoß zwiſchen Reichsbannerleuten und Nationalſozialiſten. Zwei Reichsbanner⸗ leute wurden ſchwer und einer leicht verletzt. In Hamburg wurden Nationalſozialiſten von politiſchen Gegnern überfallen. Als Krimi⸗ nalbeamte einſchritten, wurden ſie bedroht und mußten von der Schußwaffe Gebrauch machen. Ein Beamter wurde durch Bruſtſchuß ver⸗ letzt. n Fychen aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 5 132 Sein Geiſteszuſtand iſt ja bisher immer noch ziemlich normal geblieben. Aber dieſes iſt nur mehr eine Frage der Zeit. Jedenfalls iſt es unbedingt nötig, daß Ihr Gatte abermals eine Entziehungskur, die aber zu Hauſe nicht durchgeführt werden kann, ſondern nur in einem ent⸗ ſprechenden Sanatorium, durchmacht. Doch der Konſul ſetzt all meinem Bitten hartnäckigen Widerſtand entgegen, ſo daß mir nichts anderes übrig bleibt, als Sie zur Hilfe⸗ leiſtung heranzuziehen, gnädige Frau. Machen Sie all Ihren Einfluß auf Ihren Mann geltend und ſorgen Sie dafür, daß er möglichſt raſch mit dieſer Kur beginnt, denn jeder Tag vergrößert die Gefahr für ſeine Geſundheit und ſein Leben.“ Eva verſprach dem Arzt, ihr möglichſtes zu tun, um auf ihren Gatten einzuwirken, und mit einem feſten, warmen Händedruck nahm Profeſſor Hainer Abſchied von ihr. Als ſie drei Tage ſpäter mit dem Konſul allein in ſeinem Zimmer weilte, ſetzte ſie ſich ganz dicht zu ihm und ergriff ſeine Hand, an der noch der weiße Verband ſchim⸗ merte, und ſtreichelte ſie leiſe. „Willſt du nicht dem Rat deines Arztes folgen, du Lieber“, begann ſie zögernd,„und auf einige Wochen in ein Sanatorium gehen. Du weißt doch, was für dich auf dem Spiele ſteht und daß du dich für mich und das Kind zu erhalten haſt; denn was ſollen wir beide ohne dich?“ Martens richtete ſich höher auf und bog den Kopf, wie in einem unabänderlichen Entſchluß, tiefer in den Nacken zurück. Sekundenlang kämpften noch Verlegenheit und Aerger über ſich ſelbſt auf ſeinem Geſicht, doch in ſeinen Augen leuchtete die alte Energie: 1 Lieb“, ſagte er beſtimmt;„ihr macht euch alle viel zu ſehr unnötige Sorge um mich. Im übrigen werde ich, ohne jede Hilfe eines Zweiten, von ſelber ſoviel Kraft und Willen aufbringen, dem Morphium für immer zu ent⸗ ſagen. Habe Glauben und Vertrauen zu mir. Ich will dir verſprechen, immer an dich und unſeren kleinen Liebling zu denken, wenn ich wirklich einmal ſchwach werden ſollte, und die Angſt um unſer Glück wird mir dann die Kraft geben, die Kriſis zu überwinden. Ich habe ja nun ſelbſt ſehen müſſen, wie weit ich durch dieſe Leidenſchaft ge— kommen bin, und möchte nicht noch einmal eine ſolche Stunde ſeeliſcher und geiſtiger Erniedrigung durchkoſten, wie jene, als ich die Fenſterſcheibe zertrümmerte.“ Eva umſchlang ihn in aufwallender Freude und küßte ihn in dankbarer Zärtlichkeit. „Oh, ich danke dir für dieſes Verſprechen“, ſagte ſie, „nun habe ich leine Sorgen mehr, denn ich weiß, daß dein Wille mächtig iſt und dich über alle Gefahren hinweg⸗ tragen wird. Und nun will auch ich dir eine Freude be⸗ reiten. Du wollteſt doch ſchon vor ein paar Wochen eine Sommerreiſe in die bayriſchen Berge machen, aber ich brachte es nicht fertig, mich von unſerem kleinen Rolf zu trennen. Wenn du nun die Reiſe noch machen willſt, ſo bin ich gern damit einverſtanden, denn unſer Kind iſt ja letzten Endes in den Händen deiner Schweſter in der beſten Obhut!“ Der Konſul wurde nun lebhaft: „Das iſt allerdings eine freudige Ueberraſchung, mein Liebes; mir ſcheint, daß du ein wenig Gedanken leſen kannſt. Denn kurz bevor du kam? echte ich daran, dich nochmals zu bitten, mit mir irgen sido ein paar Wochen Sommerferien zu verleben. Ich brauche wieder Luft⸗ veränderung, neue Eindrücke und Erlebniſſe. Erſt dachte ich, wir wollten an die Nord⸗ oder Oſtſee, doch mich zieht es mehr nach den bayriſchen Alpen; und wenn es dir recht iſt, dann würde ich das ſchöne, von Bergen umſchloſſene und an den See gebettete Tegernſee vorſchlagen. Dort ſind übrigens auch die Hainerſchen Damen, und die haben dem geſchildert, daß er ſogar die Abſicht hat, ſich für acht Tage hier vertreten zu laſſen, um ebenfalls dort auszuſpannen. Wir hätten dann etwas geſelligen Anſchluß, was in bezug auf dich, mein Liebling, ſehr wünſchenswert wäre.“ Eva dachte im ſtillen, daß ihr gerade an dieſem An⸗ ſchluß herzlich wenig gelegen wäre, und ſie war ſchon nahe daran, ihren Gatten zu bitten, einen anderen Platz für ihre Sommerferien zu wählen; doch dann wieder tat es ihr leid, dem Konſul die Freude zu verderben. Sie wußte, wenn er einmal einen beſtimmten Plan gefaßt hatte, dann ging er nur ſehr ungern davon ab. So kam es, daß ſie drei Tage ſpäter auch ſchon in dem entzückend gelegenen Tegernſee eintrafen. In München hatten ſie ſich nicht aufgehalten, dort wollten ſie erſt auf der Rückreiſe kurze Zeit Station machen und dieſe präch⸗ tige Stadt eingehender beſichtigen. An demſelben Abend, als ſie in Tegernſee eingetroffen waren, ſtießen ſie noch auf die Frau Profeſſor und deren Nichte. Während die erſtere ihrer Verwunderung ſchnell Herr wurde und in liebenswürdigſter Weiſe das Ehepaar begrüßte, konnte ihre Nichte ihren Mißmut über dieſe Be⸗ gegnung nicht verbergen. Ihr war dieſelbe aus einem zweifachen Grunde höchſt unangenehm. Erſtens, weil ſie eine glühende Abneigung gegen die junge, ſchöne Frau ge⸗ faßt hatte, wie es ſehr oft Frauen anderen gegenüber tun, die von der Natur mehr begünſtigt worden waren als ſie, und zweitens, weil ſie ihren Verlobten in den nächſten Tagen erwartete und ſie von einer verzehrenden Eiferſucht ihm gegenüber befallen war. Es war ein Glück, daß Eva das zu dieſer Stunde noch nicht wußte, es wäre ſicher um ihre ganze Ruhe geſchehen geweſen. f Die Tage am ſchönen Tegernſee vergingen wie im Fluge, und ſie waren voll ausgefüllt mit Schwimmen, Rudern, Segeln, Bergſteigen, ſo daß kaum Zeit blieb, Zeit zu finden, um den Lieben zu Hauſe einen ordentlichen Bericht zu ſchreiben. Und Karte um Karte flog nach Hauſe, die einen längeren Brief ankündigten. (Fortsetzung folgt.), N 5. e 1 0 0 Das Baſteln, Erfinden und Entdecken liegt dem Deutſchen, wie keinem anderen Volke der Welt, im Blut. Die große Arbeitsloſigkeit der letzten Jahre und nicht zuletzt der Selbſt⸗ bau von Radio⸗ und anderen Geräten haben dazu beigetragen, daß die Zahl der Erſinder nach dem Kriege ſich erhöht hat. Es erſcheint auffallend, iſt aber doch ganz natürlich, daß faſt 90 Prozent aller Erfindungen vorzugsweiſe Verbeſſerungen an Apparaten im Haushalt und ähnlichen nützlichen Geräten dar⸗ 1 ſtellen. Ich ſitze im Büro des Chefkonſtrukteurs eines großen Werkes, in deſſen„Entwicklungs⸗Abteilung“ jahraus, jahrein eine große Anzahl von Konſtrukteuren und Erfindern arbeitet, denn noch nie war eine Erfindung ſofort gebrauchsfertig. Vielmehr mußte ſie von Fachleuten in langſamer Entwicklung um⸗ und auf⸗ gebaut werden. In einem großen Regal liegen fein ſäuberlich Stöße von Briefen aufgeſtapelt. Der Chefkonſtrukteur lächelt. „Die meiſten der Gelegenheitserfinder wenden ſich nämlich gar nicht an das Patentamt, weil die hohen Koſten für ſie einfach unerſchwinglich ſind. Eine genaue Ziffer dieſer Erfinder an⸗ zugeben, iſt alſo einfach unmöglich. Sie alle ſind natürlich davon überzeugt, daß ihre Arbeit, das Produkt jahrelangen, an⸗ geſtrengten Nachdenkens“ und, wie ſie faſt immer behaupten, von unſchätzbarem Wert iſt. Aber ſie wiſſen eines nicht, näm⸗ lich: Daß tatſächlich faſt alle Erfindungen ſchon einmal da⸗ geweſen ſind! Die Gelegenheitserfinder können ja auch nicht dieſe Erfahrung beſitzen!“ „Bekommen Sie ſehr viel Angebote von„Gelegenheits⸗ erfindern'?“ „Ja— täglich bringt die Poſt mindeſtens zwei, manchmal auch drei und vier Briefe mit ſolchen Angeboten neuer Er⸗ findungen, die immer Millionen einbringen würden, wenn wir ſie annehmen ſollten. Aber ganz ehrlich geſagt: Wir ver⸗ zichten gern auf die Millionen und geben die Idee dem Ein⸗ ſender wieder zurück!— Man kann dabei ganz merkwürdige Beobachtungen machen: Es gibt Vorſchläge und Ideen zu Er⸗ findungen, die tatſächlich auf den erſten Blick etwas Ueber⸗ raſchendes haben, ſo daß man begeiſtert werden kann. Die genaue Entwicklung und Ausarbeitung der Idee aber überzeugt uns ſehr bald, daß die Koſten der Herſtellung und die des Vertriebs ſo ungeheuer hoch ſind, daß die Arbeit nicht lohnt!“ Der Chef⸗ konſtrukteur denkt einen Augenblick nach; dann weiſt er auf die hohen Briefſtapel.„Je Tag drei Angebote— das macht im Jahre über tauſend, und da ich bereits fünf Jahre auf dieſem Platz ſitze, ſo kann ich ſagen, daß ich in dieſer Zeit fünftauſend vis ſechstauſend Erfindungen zu überprüfen hatte!“ „»Und wie viele davon haben Sie angenommen?“ Der Chefkonſtrukteur iſt ganz ernſt, als er wahllos aus dem . 1 Fach einige Briefe herauszieht.„Nicht eine einzige dieſer ſo⸗ genannten Erfindungen iſt von uns angenommen worden. Nicht eine der vorgeſchlagenen Verbeſſerungen erwies ſich als wertvoll genug. Ich entſinne mich nur noch eines Angebots, das im Modell bereits fertig vorlag, und das wir ganz ernſt⸗ haft prüften. Der Erfinder ſelbſt— ein Fachmann' und kein ‚Gelegenheitserfinder“!— hatte ſchon Jahre zuvor ſein ganzes Vermögen bei ſeinen Arbeiten eingebüßt! Erfinder ſind be⸗ kanntlich hartnäckige Leute, wie kaum ein anderer Menſchen⸗ ſchlag! Aber auch dieſe Erfindung mußten wir ſchließlich nach eingehenden Unterſuchungen ablehnen, da nach unſeren genauen Kalkulationen die Herſtellung viel zu teuer wurde! An dieſer 1 Tatſache kranten übrigens die meiſten Erfindungen: Sie her⸗ zuſtellen und in den Handel zu bringen, iſt ſchon ganz gut möglich. Sie würden auch Aufſehen erregen— aber kaufen würde ſie lein Menſch. weil der Preis viel zu hoch wäre! Und des iſt ganz klor, daß man Erfindungen nie allein vom ideellen, Fondern auch vom materiellen Standpunkt aus betrachten muß!“ „Aus weichen Kreiſen erhalten Sie Angebote b Der Chefkonſtrukteur blättert in den Briefen, die vor ihm den gleichen Vorſchlag als zureigenſte neue Idee! bekomnten liegen.„Ganz ohne Unterſchied aus allen Kreiſen und Schichten:— ein Beweis dafür, daß Ideen tatſächlich in der Luft liegen Heute von einem Muſiker, von einem Bergmann, von einer Hausfrau, morgen von einem penſionierten Beamten, der ſofort einen Vorſchuß erbittet, oder von einem Reiſenden, der uns— ehe wir überhaupt noch erfahren, um was es ſich handelt— mit einem Prozeß und einem Anwalt droht, wenn wir es wagen würden, ihn beſtehlen zu wollen! Manche ver⸗ langen nur eine kleine Summe als Abfindung, andere wollen beteiligt und Mitinhaber des Werks werden, und wieder andere fordern ein paar tauſend Mark und Reiſegeld, um uns beſuchen zu können! Die meiſten klagen heute über die wirt⸗ ſchaftliche Not und langjährige Arbeitsloſigkeit, und erklären ſich gern bereit, mit ein paar hundert Mark zufrieden zu ſein!— Natürlich können wir unmöglich alle Briefe beantworten; aber trotzdem tun wir es doch in den meiſten Fällen, weil es ja gar nicht ausgeſchloſſen iſt, daß der Zufall ſeine Hand im Spiel hat und ein Gelegenheitserfinder eine„große Sache aus⸗ geknobelt' hat!“ „Kommt es nicht vor, daß die gleiche Erfindung ein paarmal gemacht und angeboten wurde?“ „Ja, das kommt täglich vor, denn Ideen liegen, wie geſagt, in der Luft! Vor einigen Jahren kam jemand darauf, uns einen Staubſaugerbeutel aus Papier vorzuſchlagen. Die Idee war naheliegend und ſtellt ja auch tatſächlich eine weſentliche Verbeſſerung des populär gewordenen Staubſaugers dar: Man wirft den geſaugten Staub mitſamt dem Beutel fort. Der Vorſchlag an ſich war übrigens damals ſchon für uns nicht neu. Die Staubſaugerbeutel aus Papier wurden aber zur Peſt. Jede Woche zählten wir acht oder mehr Zuſchriften, denen die gleichen Ideen zugrunde lagen. Die Erfindung ſcheitert aber hier, wie in den meiſten Fällen, an der Aus⸗ führung: Es gibt nämlich gar kein Papier, das ſich dazu ver⸗ wenden ließe. Iſt es porös genug, ſo läßt es den Staub hinten wieder durch. Iſt es zu feſt, ſo ſetzt es die Kraft des ſaugenden Luftſtroms im Staubſauger auf ein unwirkſames Minimum herab. Die Erfindung wird alſo bis auf lange Jahre illuſoriſch bleiben.— Es iſt mit dieſer Papierbeutel⸗Idee wie mit der Erfindung eines Mannes, der ſeit Jahren ſein ganzes Lebenswerk in der Bekämpfung des Feuers nach neuen Methoden ſieht: Dieſer Erfinder will das Feuer auf ſeinen Entſtehungsherd lokaliſieren und belächelt unſere moderne Feuerwehr, die heute noch am Brandherd ſofort Luftabzug ſchafft, indem ſie Dächer und Türen einſchlägt, um an den Brandherd zu gelangen! Der Erfinder iſt natürlich überzeugt davon, daß er mit ſeinem genialen Gedanken doch noch eines Tages durchdringen wird und daß er zehntauſendmal Hüger und geſcheiter iſt, als alle Fachleute der Welt. Automatiſch will er bei Entſtehung eines Brandes alle Klappen und Fenſter ſchließen. Licht und Glockenſignale ſollen den Poſten Beſcheid geben von dem entſtandenen Feuer. Aber ſie brauchen ſich nicht um die Flammen zu ſorgen, denn da alle Türen und Fenſter geſchloſſen ſind, erſtickt das Feuer in ſich ſelbſt, da es keinen Denn unmöglich können dieſe Gelegenheitserfinder“ in Oſi⸗ preußen, im Rheinland, in Thüringen und in Breslau ſich verabredet haben, uns mit der ‚pöllig neuen und umwerfenden Idee! gleichzeitig zu beglücken. Angeregt iſt das Auftauchen dieſer Idee anſcheinend durch die ‚ſtaubſaugende Bürſte', die kürzlich in den Handel kam. Auch ſie zieht eine wahre Flut von ‚Verbeſſerungen und Nach-Erfindungen' hinter ſich her. Faſt täglich erhalten wir die kurioſeſten Vorſchläge zur Ver⸗ beſſerung dieſer Bürſte: Der eine will einen Kaften zum Sam⸗ meln des Staubes anbringen, der andere einen kleinen Motor, oder eine winzige Lampe, damit man den Staub auch ſeben kann— und wir wären gar nicht überraſcht, wenn jſemaud uns eines Tages den Vorſchlag machte, wir ſollten ein kleines Mufſikinſtrument einbauen, damit das Bürſten mehr Spaß bereitet!“ i „Und nun noch eine letzte Frage: Kommen auch viele„Ge⸗ legenheitserfinder' perſönlich zu Ihnen?“ 5 „Ja— mehr als genug, und wir hören ſie alle an, deun es iſt ja doch tatſächlich möglich, daß hier oder dort eine wert⸗ volle Anregung unter den Tauſenden gegeben wird!— Inu dieſem Sommer beſuchte uns beiſpielsweiſe ein Herr aus dem Elſaß. Weit über 60 Jahre alt, hatte er, wie er ſelbſt ein⸗ geſtand, die weite Reiſe gemacht, um hier„ſeine Erfindungen an den Mann“ zu bringen. Er bot mir gleich ſechs verſchiedene epochemachende Entdeckungen auf einmal an.„Zum Aus⸗ ſuchen!“ erklärte er.„Wenn Ihnen die eine Erfindung nicht gefällt, dann nehmen Sie bitte die andere!“ Wir nahmen natürlich keine, denn die bedeutendſte ſeiner Konſtruktionen. die er in Zeichnungen, genau ausgeführt, vorlegte, war von einer unbeſchreiblichen Komik, und das Tollſte war, daß der alte Herr gerade auf dieſe Erfindung unbeſchreiblich ſtolz war. Es handelte ſich um—„Babywindel mit Alarmvorrichtung“! In allem Ernſt ſetzte er uns auseinander, wie zwiſchen zwei dünnen Windelſtoffen zwei Folien zu liegen kämen, die ihrer⸗ ſeits durch einen Draht mit einer kleinen Batterie und einer Glocke verbunden wären, die am Kinderwagen befeftigt ſind. Vergißt ſich nun das Baby, ſo entſteht durch die Näſſe der Windeln„Schluß“, der Strom kann durch die Folien zur Klingel, und die Alarmglocke verkünder der Mutter, daß das Baby wieder trocken geleg: werden muſſe! Die Erfindung wurde, wie geſagt, abgelehnt; aber wir wieſen darauf hin, daß man vielleicht zu Nutz und Frommen der kommenden Genera- tionen die Kinderwagen auch mit Winker, Schlußlicht und Zündung verſehen könne!— Der alte Herr war, wie alle Er⸗ finder, ſtarrſinnig, und blieb bei der Behauptung, daß ſeine „Windel mit Alarmglocke“ doch die Zukunft erobern würde, denn Kinder gäbe es immer auf der Welt. Er wurde ſchließ⸗ lich ſogar ſehr böſe, daß wir die Millionen nicht verdienen wollten, die ſeine Erfindung uns einbringen müßte!“ „Und man hat nichts mehr von dieſen Windeln gehört?“ Der Cheftonſtrukteur erhebt ſich lächelnd und ſchließt die Sauerſtoff findet zur Weiterentwicklung! Die Idee iſt zu ſchön, Briefe wieder in das Regal ein. Nein! Natürlich hat der 1 um wahr zu ſein: Der Erfinder vergißt die lächerlich einfache Herr noch andere Firmen und Werke in Berlin aufgeſuche. Tatſache, daß es ſo dichte Stoffe an Glas, Holz und anderem Material gar nicht gibt, wie er ſie zur Erſtickung im Brand⸗ Alle Erfinder ſuchen hartnäckig nacheinander alle Fabriken heim, aber faſt immer ohne Erkolg. Wenn wir bente ein neues herd“ benötigt!— Außerdem ſollten alle Gelegenheitserfinder“ Angevot bekommen, laſſen wir uns nicht davon bluſſen, da wirklich davon überzeugt ſein, daß unſere Fachleute auf allen Gebieten ſeit Jahren dergleichen Mögliches bis in alle Details hinein erwogen haben!“ „Die Idee mit dem Staubſauger⸗Veutel aus Papler iſt alſo erledigt?“ ö „Vorläufig ja! Faſt über ein Jahr haben wir nichts mehr davon gehört, aber ſeit ungefähr zwei Monaten baben wir plötzlich wieder aus den verſchiedenſten Teilen Deutschlands wir es an erſter Stelle“ erhalten und daß noch niemand etwas von der grandioſen Idee weiß! Wir prüſen ſachlſch, wir unter⸗ ſuchen und entwickeln!— Eines aber müſſen ſich alle„Ge⸗ legenheitserfinder“ immer nor Augen halten: Erf. 1 n d en iſt tatſächlich ein Beruf!— Das ſchließt natürlich nicht aus, daß gelegentlich und durch Zufälle wirklich dervorragenve und gebrauchsfähige Erſindungen vom Mianſachleuten gemach werden können!“ Manns Marschall. 9 a 5 Nachdruck verboten. Oiatten fuhr ſich über die Stirn. „Flichtig, Dorothee hab' ich faſt ein bißchen vergeſſen. Abe Rixenaugen ſind ja immer gefährlich.“ Sppach kes und verſchwand drüben im Kreiſe der jungen Vu mon. „zauk reichte ſeiner Frau ein Glas Sekt. Die lehnte es ab. „Sei nicht böſe, Frank! Ich möchte lieber ein Glas Limonade trinken.“ Sofort reichte er ihr das Gewünſchte. Den Sekt trank en ſeſhſt. Er rollte ihm wie Feuer durch die Adern. In ſeie Augen kam fiebernder Glanz. Ein engliſcher Walzer erklang. Sünnverwirrend tönten ſeine Klänge. ze ſah ihren Mann an. „Du möchteſt wieder tanzen, Kind? Bitte, ich will dich nich, tören. Etwas geruht haſt du ja.“ „ch möchte dieſen Walzer mit dir tanzen, Frank!“ zuckte zuſammen. Einen Augenblick lang ruhten lügen ineinander, dann legte er den Arm um die Geſtalt des jungen Weibes. Ihr Tanzen fiel ſofort auf. Man beobachtete ſie, tuſchelte. „Da ſoll doch— ich muß mich doch geirrt haben“, dachte Herz von Loringen. Mizektor Gerling flüſterte ſeiner Frau zu: „Wenn das eine unglückliche Ehe iſt, dann will ich nicht länger gern Auſtern eſſen. Kind, was man doch manch⸗ mal für dummes Zeug denkt! Die ſind mächtig verliebt ineinander. Alle Wetter! Frank Dahlmann zeigt es deut⸗ lich, was ihm die kleine ſüße Frau wert iſt. Und die Ge⸗ ſchenie! Die ſprechen doch auch einen Band für ſich. Weißt dy mas? Es wird letzthin ein kleiner Krach geweſen ſein. Um ſo köſtlicher dann die Verſöhnung. Sie ſcheint erfylgt zu ſein. Um ſo beſſer. Die zwei paſſen zuſammen. Herrgott noch mal, es iſt direkt ein ſchönes Bild. Meinſt du zicht?“ pte gf O* „NN Man möchte dieſes Bild malen“, ſagte Frau Suſe jeiſe, ganz verſonnen. Am dieſem Abend wich Frank Dahlmann gefliſſentlich einer Unterredung mit ſeinem Schwiegervater aus. Er ſah am deſſen glücklichen Augen, daß der ſich in einem rieſengroßen Irrtum befand. Er konnte und wollte ihm lebych nicht Rede und Antwort ſtehen, bevor er ſelbſt noch einen unumſtößlichen Entſchluß gefaßt hatte. s war ſehr ſpät, als die letzten Gäſte das gaſtliche Haus Frank Dahlmanns verließen. Der Hausherr geleitete die Gäſte hinaus, während Lort ſich in der ſchönen, großen Diele von ihnen ver⸗ ahſchürdete.— Sie ſtand in ihrem Zimmer und lauſchte hinaus, wo luſtiges Stimmengewirr ertönte. Lachen, fröhliche Zurufe, einmal ganz deutlich vernehmbar Franks liefe Stimme. Vores Herz klopfte laut und ſchmerzlich. „ch will ihm endlich den Dank abtragen. Doch— er will iich ja von mir trennen. Was hätte es wohl für einen Zweck, wenn ich mich vor ihm demütige?“ Daß waren die Gedanken, die durch ihren Kopf jagten. Praußen erklang ein raſcher Schritt. Lore blickte mit großen, angſtvollen Augen auf die Dunz. Es war ihr, als müſſe ſich heute noch etwas Wich⸗ gige“ entſcheiden. Arank trat über die Schwelle, kam langſam näher. „Nun, Kind, biſt du müde? Kein Wunder. Du haſt J jede Tour getanzt. Lege dich hin, damit du dich ordent⸗ ch ausſchläfſt.“ „Ja, ich werde deinen Rat befolgen! Ich wollte dir—“ Sie ſtockte. Das Herz des Mannes ſchlug ſtark und raſch. Er nahm hre Hände in die ſeinen. „Wollteſt du mir etwas ſagen, Lore?“ „Ja! Ich will— ich möchte dir ſagen, daß ich dir ſehr Dankbar bin für all deine Güte, die du mir und den Meinen erwieſen haſt, ohne je einen Dank dafür zu er⸗ ballen. Ich wollte dir nur ſagen, daß— daß ich es be⸗ reue— mich ſo kindiſch benommen zu haben. Ich möchte— guntmachen, Frank!“ „Du haſt nichts gutzumachen, Lore. Ich allein bin der Schuldige, weil ich vermeſſen genug war, deine hold⸗ ſelige Jugend an mich zu ketten. Mein Troſt iſt aber, daß nichis zu ſpät iſt und daß du nichts eingebüßt haſt, als vir Fritz Rohrbeck durch meine Schuld verlorenging. Das wahre, große Glück wird ja auch zu dir noch kommen, Lone. Wer hätte wohl ein größeres Recht darauf als du?“ Sie ſah ihn an, hörte die ruhige, ſachliche, kühle Sümme und kämpfte mit einem Schauer der Bewußt⸗ Jofigleit. Frank hatte ſie abſichtlich mißverſtanden. Er wollte nichts mehr von ihr. Behutſam ließ er ihre Hände fallen, nachdem er ſie ge⸗ rt hatte. „Schlaf wohl, Lore! In Friedrichsheim werde ich dir wahtzeilen, wie ich mir unſere Zukunft denke. Ich irre mich wohl nicht, wenn ich denke, daß auch du ſehr zufrieden mit ver ganzen Löſung der Angelegenheit ſein wirſt.“ eee ee Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) WE. TROTZ/ SE MAD SEZMH ü OMAN Von Er ſchritt zur Tür. Von dort her klang ſein faſt väter⸗ liches: „Geh zur Ruhe, Kind; es iſt wirklich ſchon ſpät!“ Mit beängſtigend großen Augen blickte Lore auf die Tür, die ſich hinter der großen, eleganten Figur des Gatten geſchloſſen hatte. „Er will nichts mehr von mir; es gefällt ihm, wie es jetzt iſt— und— ich— liebe ihn!“ Jetzt, jetzt endlich riß der Vorhang. Lore wußte, wes⸗ halb das Herz ſchmerzte, wenn ſie an eine Trennung von Frank dachte. Sie liebte ihn. Stürzte denn der Himmel nicht ein? Wo blieben Haß und Abwehr? Lore kauerte ſich in die Ecke des kleinen, weichen Sofas. Sie blickte wieder auf die Tür, als müſſe Frank zurück⸗ kommen, müſſe ihr ein paar gute Worte ſagen. Doch er kam nicht. Fröſtelnd erhob ſich das junge Weib endlich und ſchlich hinüber ins Schlafzimmer. Nebenan war alles ſtill. Frank ſchlief wohl längſt, dachte nicht an die törichte Frau, die da verſucht hatte, ihn als ein Nichts zu betrachten und dies nun unter tauſend Qualen büßte. Neuntes Kapitel. „Schloß Friedrichsheim hat früher dem Fürſten Lauterbach gehört. Das Geſchlecht iſt ausgeſtorben, und es war mir ein leichtes, das alte Schloß zu erwerben. Der Mann, in deſſen Händen es ſich befand, hatte wenig Intereſſe an den antiken Sachen, die das Schloß birgt. Viel Kunſtverſtändnis hat vielleicht jahrhundertelang dort geherrſcht. Vielleicht gefällt dir auch einiges? Ich möchte dir Schloß Friedrichsheim ſchenken, Lore. Du liebſt doch alte Gärten ſo ſehr. In Friedrichsheim wirſt du, vor allem im Sommer, auf deine Koſten kommen.“ Sie ſaßen im Wagen, der ſie nach Schloß Friedrichs⸗ heim hinausbrachte. Lore blickte ihren Mann erſchrocken an, dann hob ſie abwehrend die Hand. „Nein, Frank, das nehme ich nicht an! Bitte, beſchäme mich doch nicht noch mehr!“ Lore ſagte es mit leidlich feſter Stimme, trotzdem ſie kaum die Faſſung bewahren konnte. Still betrachtete er ſie von der Seite, ſprach nicht mehr, bis der Wagen die breite Lindenallee zu Schloß Friedrichs⸗ heim entlang fuhr. Tief hingen die Aeſte der uralten Bäume unter der Laſt der Schneedecke herab. Die Park⸗ mauer trug gleichfalls eine dicke Haube, und die Bäume reckten alle ihre Aeſte, dick behangen, von ſich. Die Kuppen und Zinnen des Schloſſes, die ſpitzen Türme— alles, alles trug den weißen Schmuck. Und mitten hinein in dieſes Wintermärchen ſchien die Sonne. Aufatmend blickte Lore ſich um, als ſie an Franks Seite die große Freitreppe hinaufſtieg. In der angenehm erwärmten Jagdhalle nahm er ihr die Sachen ab, legte ſelbſt auch ab, und dann ſchritt er mit ihr in eines der Zimmer, deren Türen alle weit geöffnet waren. Lore dachte: „Das alles gehört Frank? Wie reich er iſt! Und wie freigebig! Aber niemals kann ich dieſes wunderſchöne, alte Schloß annehmen; es wäre viel zu viel. Oder...“ Ganz blaß wurde ſie plötzlich. Er beachtete es nicht, ſprach mit dem alten, weiß⸗ haarigen Diener, gab verſchiedene Anordnungen. In Lore aber tönte es: „Die Abfindung! Die Abfindung Frank Dahlmanns an ſeine Frau ſoll dieſes großherzige Geſchenk bedeuten.“ Frank wandte ſich zu ihr. „Hat dich die Fahrt angeſtrengt, Lore? Dann ruhe dich doch ein bißchen aus. Komm, ich werde dich hinauf⸗ bringen. Es iſt mir ganz recht, erſt noch einmal alles ſchnell allein zu überblicken, um feſtzuſtellen, daß auch wirklich alles in Ordnung iſt, ehe es ſich dir präſentiert. Ich kann mich zwar auf meine Dienerſchaft hier draußen verlaſſen, aber beſſer iſt es ſchließlich doch.“ Er reichte ihr den Arm. Sie hatte zwar widerſprechen wollen, ſagen, daß ſie gewiß nicht müde ſei; aber ſie ging doch gehorſam neben ihm her. Oben war eine ganze Flucht von hell und ſchön ein⸗ gerichteten Zimmern. Hier war das antike verbannt— der vornehme, moderne Stil herrſchte. „Gefällt es dir, Lore? Ich habe dieſe Zimmer für deinen perſönlichen Gebrauch beſtimmt und dachte, daß dir die alte Einrichtung unheimlich wäre. Es iſt nichts ver⸗ kauft worden; das Schloß iſt groß genug. Andere Zimmer ſind damit ausgeſtattet worden.“ Läſſig, vornehm, liebenswürdig plauderte er. Sie wußte nicht, daß ſeine Augen mit brennender Sehnſucht auf der reizenden Linie ihres gebeugten, ſchnee⸗ weißen Nackens ruhten. Leiſe ſagte ſie: f „Schloß Friedrichsheim iſt einzig ſchön einige Tage hier bleiben.“ Ich möchte ſagte er freundlich. i „Gewiß! Ganz wie du beſtimmſt, Lore. Ich kann mich ſehr gut einige Tage frei machen von meinen Geſchäften“ Durch Lore brauſte es: 5 „Wie kann ich nur ſo ruhig mit ihm ſprechen? Nach dem er mir bewieſen hat, was ich ihm wert bin?“ Dann ſiegte die Erkenntnis: Frank hat nur Gleiches mit Gleichem vergolten. Frank legte auf der Chaiſelongue bequeme, weiche Kiſſen zurecht. Eine weiche Decke breitete er auseinander. Dann rückte er einen Tiſch mit Büchern und einer Bon⸗ bonniere zurecht. ö 5 „So! Ein halbes Stündchen, Lore, dann wirſt du wieder friſch ſein.“ f Da ſie wie unſchlüſſig ſtehenblieb, hob er ſie empor, trug ſie hinüber, breitete die Decke über ſie. ü „So! Siehſt du, ſo macht man das mit Kindern, die durchaus nicht wollen“, ſagte er gutmütig und ging zur Tür hinaus. 70 f Draußen preßte er die Hände gegen die Schläfen. „Das Schwerſte alſo noch: die Trennung! Ob ſie— annimmt?“ f Lore lag mit großen, wachen Augen da. „Ich liebe ihn! Was ſoll ich tun, um bei ihm bleiben zu können?“ Das war alles, was ſie denken konnte. Nur um dieſe Frage kreiſten ihre Gedanken, bis der Kopf ſie ſchmerzte. * 5* Die Tage kamen und vergingen. Einer war wie der andere. Wie ein Märchen: ſo ſchön und ſtill und voll Frieden. f Frieden! Doch kein Glück! Und darum war auch der Frieden Trug! Jeder der beiden Menſchen quälte ſich mit ſeiner Sehnſucht. Frank Dahlmann verbohrte ſich vollſtändig in den Ge⸗ danken, daß er Lores Dank nicht annehmen dürfe, daß er ſie im Gegenteil freigeben müſſe. Freigeben für ihre Kunſt! Und Lore dachte: „Ich habe ihn damals zurückgeſtoßen, und jetzt will er nichts mehr von mir.“ Eines Abends— ein ſtarker Schneeſturm umheulte die alten Mauern und ſie ſaßen im gemütlichen Teezimmer von Friedrichsheim— ſagte Frank Dahlmann: „Lore, ich möchte etwas mit dir beſprechen. Etwas Wichtiges, Ernſtes. Möchteſt du mich bitte anhören?“ Sie ſah in ſeine dunklen Augen, die groß und durch⸗ dringend auf ihr ruhten, und ſie quälte ſich, zu ſagen: „Bitte, ſprich doch, Frank.“ Er lehnte ſich etwas in ſeinen Seſſel zurück, ohne die ſtraffe höfliche Haltung dabei aufzugeben, und ſagte: „Wir werden uns trennen, Lore. Es war eine Sünde, die ich begangen habe, als ich dich an mich kettete. Du ſollſt frei ſein. Als Andenken an mich nimm Friedrichs heim. Ich bitte dich darum. Ferner nimm an, daß ich für deine Ausbildung Sorge trage. Ich bin überzeugt, daß du der Welt etwas ganz Großes, Schönes zu geben haſt Eine Verſorgungsehe ſcheidet vollſtändig aus bei ſoleſ einem von Gott begnadeten Menſchenkinde, wie du es biſt. Ich mache dir aber einen Vorſchlag: Die offizielle Tren⸗ nung ſoll vorerſt nicht ausgeſprochen werden. Es— ich meine, du biſt auf dieſe Weiſe beſſer geſchützt gegen ver⸗ ſchiedene häßliche Sachen, die an dich herantreten könnten, Der Gemahlin Frank Dahlmanns wird keiner zu nahe kommen. Wenn du alſo Wert darauf legſt, dann ſoll es ſo bleiben, bis deine Ausbildung vollendet iſt. Länger als ein Jahr wirſt du kaum benötigen, denn dein Spiel iſt faft vollendet. Ich würde dich ab und zu beſuchen, um der Welt gegenüber den Schein zu wahren. Hier kann man ja inzwiſchen glauben, du befändeſt dich auf einer Erholungs⸗ reiſe. Was meinſt du zu meinem Vorſchlag, Lore?“ Ein Zittern durchlief den ſchlanken Körper des jungen Weibes. Lore hatte die Augen geſchloſſen. Nur ſo war es ihr möglich, die zwei Tränen zu verbergen, die heiß, ſchmerzend, unſagbar bitter in ihren Augen brannten. „Es ift auch mein Wunſch, Frank. Ich danke dir, daß du das rechte Wort fandeſt, das dieſe unnatürliche Ehe trennt. Doch dein Geſchenk, eine Abfindung iſt es wohl, nehme ich nicht an. Meine Ausbildung! Ja, wenn du dafür noch ſorgen willſt? Es wäre eine letzte großmütige Tat, die ich dir vielleicht doch ſpäter vergelten könnte. Ich meine, ich würde dir das Geld zurückzahlen. Ferner danke ich dir, daß vorläufig vor der Welt alles beim alten bleiben ſoll. Mein Vater würde es ja auch nicht dulden, daß ich öffentlich auftrete, und es— iſt— doch— nun der beſte Weg für mich.“ Hatte ſie vielleicht dieſe ruhigen Worte geſprochen? Aber ihre Stimme hatte ganz anders geklungen. Fremd, kalt, wie zerbrochen.. „Du willſt Friedrichsheim nicht? Wie du willſt. Dann laſſen wir es vorläufig bei der einen Sache bewenden Vielleicht überlegſt du es dir für ſpäter noch einmal. Ich werde dir einen angemeſſenen Monatswechſel ausſtellen, 1 ſelbſtverſtändlich ſollſt du allen Luxus um dich haben, ore.“ 1 „Nein! Für mich genügt ein einfaches Zimmer.“ „Nein! Du wirſt dort wohnen, wohin du als meine Frau gehörſt.“ e s Lore ſchwieg. Die ruhige, kühle Männerſtimme duldet⸗ keinen Widerſpruch. „Und— wenn du dich irrſt? Wenn— ich keine groß Künſtlerin werde?“ N a Er lächelte.. f „Du biſt es ja jetzt ſchon, kleine, ſchöne Lore.“ Er ſtand auf. 5 1 e „Ich fahre morgen früh wieder in die Stadt. Bleib, du noch einige Tage. Die Weihnachts vorbereitungen kan Frau Keller allein treffen. Wozu ſollſt du dich erſt mühen! Und zu der großen, richtigen Feier ſind wir ja dann u Schloß Loringen. Wozu alſo“ Fortſezung folgt.) geihs Millionen Arbeitzloſe Leichtes Anſteigen der Arbeitsloſigkeit im Januar. Berlin, 10. Februar. Die Entwicklung des Arbeitsmarkts wurde durch den ſtrengen Froſt, der wäh⸗ rend der zweiten Januarhälfte in den mei⸗ ſten Teilen des Reiches herrſchte, ungün⸗ ſtig beeinflußt. g Trotzdem blieb die Zahl der bei den Ar⸗ beitsämtern gemeldeten Arbeitsloſen mit rund 6 014000, nach einer Zunahme um rund 48 000, Ende Januar hinter der ent⸗ ſprechenden Zeit des Vorſahres(6 042 000) zurück. In der zweiten Januarhälfle 1932 belief ſich die Zunahme noch auf rund 76 000. Für die Unterſtützungseinrich⸗ tungen des Reiches und der Reichsan⸗ ſtalt hat ſich die wachſende Belaſtung des Arbeitsmarktes der vorigen Berichtszeit erſt jetzt nach Ablauf der Wartezeiten ausgewirkt. In der Arbeitsloſenverſicherung wurden Ende Januar rund 953 000(Zunah⸗ me rund 85 000), in der Kriſenfürſor⸗ ge rund 1419 000(Zunahme rund 71000) Hauptunterſtützungsempfänger gezählt. Da⸗ mit wurden insgeſamt rund 2 372 000 Ar⸗ beitsloſe— alſo wieder rund die Hälfte der Unterſtützten— von der Reichsanſtalt unter⸗ ſtützt. Die Zahl der anerkannten Wohl⸗ fahrtserwerbsloſen belief ſich Ende Januar auf rund 2 427 000. Der Freiwillige Arbeitsdienst Im Freiwilligen Arbeitsdienſt wurden trotz planmäßiger Beendigung oder durch Froſt erzwungener Unterbrechung zahlreicher Maßnahmen Ende Januar noch immer 175 000 Dienſtfreiwillige beſchäftigt. Zur gleichen Zeit waren ſchon mehr als 100 000 Jugendliche vom Not⸗ werk der deutſchen Jugend erſfc ct. Die Zahl der Jugendlichen, die an den be⸗ ruflichen Bildungsmaßnahmen der Reichs⸗ anſtalt teilnahmen, geht weit darüber hinaus Letzte Nachrichten Beim Kohlendiebſtahl erſchoſſen. Hamborn, 10. Febr. In der vergangenen Nacht wurden auf dem Gelände der Auguſt Thyſſen⸗Hütte am Hafen Welgern etwa 10 bis 12 Perſonen von Zechenwächtern beim Kohlendiebſtahl überraſcht. Einer der Diebe konnte feſtgehalten werden, während die an⸗ deren die Flucht ergriffen und aus einer Entfernung von etwa 40 bis 50 Metern die Wächter beſchoſſen. Dieſe erwiderten das Feuer. Hierbei wurde ein 40 jähriger Mau⸗ rer erſchoſſen. Die anderen Perſonen konn— ten entkommen. Den Bruder im Streit erſchoſſen Osnabrück, 10. Februar. Auf dem Hof Schierbaum in Vexkrupp bei Osnabrück gerieten drei Brüder wegen Ja milienzwiſtigkeiten in Skreit. Im Verlaufe der Auseinanderſetzung griff der Milchhänd. ler Kaſpar Schierbaum zum Revolver und feuerte mehrere Schüſſe auf ſeine Brüder ab. Beide erlitten ſchwere Verletzungen. Einer der Verletzten ſtarb bald nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus. Der Täter konnte verhaftet werden. Beſtechungen im Zollamt Frankfurt a. N., 10. Febr. Ein Kaffee⸗ großhändler, ein früherer Autovertreter, ein Expedient, ein ehemaliger Eiſenbahnſchaff⸗ ner und ſechs Zollbeamte waren teils aktiv teils paſſiv an Durchſtechereien auf dem Zoll⸗ amt Hauptgüterbahnhof in Frankfurt a. M. beteiligt. Die Beamten haben körbeweiſe Lebensmittel nach Hauſe geſchafft, die ihnen für die Anfertigung falſcher Wiegeſcheine und Zolldeklarationen gegeben worden ſind. Sie haben auch Bargeld oder größere Dar⸗ lehen empfangen. Die hinterzogenen Zoll⸗ beträge machen über 150 000 Mark aus. Ge⸗ gen 26 Beamte iſt im Laufe dieſes Verfah⸗ rens das Diſziplinarverfahren eingeleitet worden. Insgeſamt wurden wegen fortge⸗ ſetzter Falſchbeſcheinigung, Zollhinterziehung und Beſtechung ſechs Jahre vier Monate Zuchthaus und acht Monate Gefängnis, und für Werterſatz, Zollſtrafen und eingezogene Beſtechungsgelder 2 264531 Mark Geld- strafen verhängt. Hitlers Gehaftsverzicht Berlin, 10. Februar. Amtlich wird mitgeteilt: Die in einem Teil der Preſſe verbreitete Nachricht, Reichskanz⸗ ler Adolf Hitler habe auf ſein Gehalt ver⸗ zichtet, iſt in der Oeffentlichkeit vielfach mit der Behauptung angegriffen worden, ein Gehaltsverzicht eines Reichsminiſters oder eines Beamten ſei rechtlich unzuläſſig. Dem Reichskanzler iſt ſehr wohl bekannt, daß einem generellen Gehaltsverzicht rechtliche Bedenken entgegenſtehen. Hier handelt es ſich jedoch um die Ueberweiſung des monatlichen Gehalts auf Anweiſung des Reichskanzlers Adolf Hitler an ein noch zu bildendes Kura⸗ torium, das die eingehenden Beträge für noch näher zu beſtimmende wohltätige Zwecke ver teilen wird. * Sterbetafel. Unſere geſtrige Notiz haben wir dahingehend zu berichtigen, daß nicht Fräulein Margareta Schalk, ſondern Frau Margareta Hönig geb. Schalk, in Wein⸗ heim, wo ſie bei ihrer Tochter lebte, im Alter von 81 Jahren geſtorben iſt. Infolge der glei⸗ chen Namen und der Verwandtſchaft der beiden Genannten erhielten wir v. unſerem Gewährsmann falſche Inſormationen, zumal auch das Fräulein Margareta Schalk ſchwerkrank im Mannheimer Krankenhaus darniederliegt. * Eine 75⸗Jährige. Heute Freitag feiert unſere achtbare Mitbürgerin, Frau Johannes Müller Wtw., Rathausſtraße, ihren 75ſten Geburtstag. Das greiſe Geburts⸗ tagskind erfreut ſich noch geiſtiger und körper⸗ licher Rüſtigkeit. Zum Ehrentage unſer herz⸗ lichſten Glück⸗ und Segenswünſche und auch weiterhin einen geruhſamen, friedvollen Lebens- abend. Ein 70⸗Jähriger. Morgen Sams- tag begeht Herr Valentin Pfenning z., Maurer, Kreuzſtraße 5, ſein 70ſtes Wiegenfeſt. Herr Pfenning erfreut ſich noch guter Geſund⸗ heit. Dem 70er herzlichen Glückwunſch! „ Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia. Die Generalverſammlung für das Geſchäftsjahr 1932 findet kommenden Sonntag mum halb 4 Uhr im Vereinslokal zum Schützen⸗ hof ſtatt.(Siehe Vereins⸗Anzeiger) Geſangverein Sängertreue. Am 19. Febr. 33 veranſtaltet obiger Verein in ſeinem Lokal Schützenhof einen Bunten Abend, das gute Spieleſemble welches dieſer Verein beſitzt, ver- genußreichen ſpricht jedem Teilnehmer einen Abend. Wie weiſen zurück auf die Weihnachts- feier dieſes Vereins wo doch jeder Beſucher voller Befriedigung war. Karten im Vorverkauf zu 30% ſind bei den Mitgliedern erhältlich. * Heute Spiel⸗ und Operetten⸗ abend. Auf den heute abend ſtattfindenden Spiel⸗ und Operettenabend des Männergeſang- vereins 1846 ſei hiermit zum letztenmal hin- gewieſen. Es dürfte dem theaterliebenden Pub⸗ likum noch nahegeleſt werden, ſich doch dieſen Spieleriſchen Hochgenuß nicht entgehen zu laſſen. * Kappenabende. Morgen Samstag findet im„Deutſchen Michel“ und am Sonntag im„Stern“ ein Kappenabend ſtatt. * Seine Exzellenz General⸗Feld⸗ marſchall von Stiegler wird am Sonntag, den 12. Februar beim Empfang der Prinzeſſin Karneval Maria 1 anläßlich der Fremdenſitzung im„Engelſaal“ ſelbſt anweſend ſein. Täglich laufen von hohen Würdenträgern Beſuchsanzeigen ein. Auch ein Zeppelin⸗Reiſender kommt und wird dem Publikum von ſeinen Reiſen erzählen. Zu dieſer Fremdenſitzung hat alles Zutritt! Damen und Herren. Wer ſeine Lachmuskeln mal ausprobieren will, kommt zu der Damen⸗ Fremdenſitzung am Sonntag, den 12. Februar im Engelſaal.(Siehe Inſerat.) *Der Ortsausſchuß zur Bekäm⸗ pfuug der Grippe hat ſeine Mitwirkung an dem am Sonntag abend ſtattfindenden Jo⸗Jo⸗ Künſtlerfeſt im Fürſt Alexander zugeſagt. Da Lachen bekanntlich geſund macht, werden gewaltige Lachſalven auf das närriſche Publikum abgegeben werden. Auch alle, die ihre Sorgen los werden wollen, können die nie wiederkehrende Gelegen⸗ heit benutzen. Bezugnehmend auf das bereits bekannte Inſerat, ſei noch erwähnt, daß der Ein⸗ tritt für Nichtmasken 50 Pfg. beträgt. Mit⸗ glieder des Geſangvereins„Liederkranz“ zahlen die Hälfte. * Verbilligte Seefiſche für Erwerbslose und Wohlfahrtspfleglinge. In den Kreiſen der Erwerbsloſen und Wohlfahrtspfleglinge iſt noch nicht allgemein bekannt, daß auf die Reichsverbilligungsſcheine für Lebensmittel mo⸗ natlich 2 Pfund friſcher Seefiſch oder 1 Pfund Fiſchfilet bezogen werden kann. Für den See⸗ fiſchbezug gilt der Februar⸗Abſchnitt 7. Ge⸗ genwärtig werden überall in reichlichen Men⸗ gen friſche Seefiſche in guter Qualität billig angeboten, ſo daß der genannte Reichsver⸗ billigungsſchein 7 für Seefiſche vorteilhaft aus⸗ genutzt werden kann, worauf die Bezugsbe⸗ rechtigten hiermit beſonders aufmerkſam ge⸗ macht werden ſollen. n Schweinezwiſchenzählung am 3. März. Der Reichsminiſter für Ernährung und Land⸗ wirtſchaft hat im Einvernehmen mit den Län⸗ dern eine neue Schweinezwiſchenzählung für den 3. März 1933 angeordnet. Gleichzeitig ſoll eine Ermittlung der nicht beſchaupflich⸗ tigen Hausſchlachtungen in den letzten drei Monaten im Reich durchgeführt werden. Der Umfang der Erhebung entſpricht der letzten Schweinezwiſchenzählung. Die Landesregierun⸗ gen ſind wieder auf die Geheimhaltung der 1 Angaben hingewieſen worden. Es ſt demnach ſichergeſtellt, daß ſie keinesfalls zu Steuerzwecken, Umlagen oder zur Erhebung von Gebühren, Umlagsbeiträgen u. a. Ver⸗ wendung finden. Von der Partei. Bei der am Mitt⸗ woch nachmittag in Mainz ſtattgefundenen Tagung des Landesausſchuſſes der Heſſiſchen Zentrums⸗ partei wurde einſtimmig die ſeitherige Kandidaten⸗ liſte ſür die kommende Reichstagswahl unver⸗ ändert wiederaufgeſtellt. Beſonders begrüßt wurde es, daß Herr Reichskanzler a. D. Dr. Brüning auch diesmal wieder an der Spitze kandidiert. — Viernheimer Tonfilmſchau Der erfolgreichſte Tonfilm der Welt„Mutter“ kommt ab heute im Central⸗Film⸗Palaſt zur Erſtaufführung. Außerdem: „Der Witwenball“,„Klänge aus den, Alpen“ „Eier im D-Zug.“ Eine ganz beſondere Tonfilm⸗Darbietung iſt dieſe Woche im obigen Theater zu ſehen und zu hören, das ſicher eine Glanzleiſtung des Unternehmens iſt. Beſtrebt, immer das beſte den Filmfreunden zu bieten, iſt es dieſe Woche gelungen, den gewaltigen„Mutter“ Tonfilm nach Viernheim zu bringen, der, wie überall ein großes Lob und deshalb zum Tagesgeſpräch wird. Ein Mutterſchickſal wächſt hier vor unſe⸗ ren Augen durch viel Mutterleid und karge Mutterfreuden, durch materielle Not und Kinder⸗ undankbarkeit zur Bedeutung eines moraliſieren⸗ den Symbols. Die rührende, dem wirklichen Leben entnommene Handlung brachte auch in den härteſten Zuſchauern Gefühlsſaiten zum tönen. Jene Saite, die vielleicht ſeit ihrer Jugend nicht mehr erklungen war. Die Freu⸗ den und Leiden einer Mutter, einer der Milli- onen Mütter, die in der ganzen Welt das gleiche Schickſal haben, ſind hier mit unvergeß⸗ licher Treue und Realiſtik geſtaltet. Mütter kommt alle zu dieſem Tonfilm, der allbezwingende Größe des Mutterherzens zeigt. Nehmt eure Söhne und Töchter mit, damit dieſe begreifen lernen, welch hohes und heiliges es um Mutter- liebe iſt. Eine glückdurchſonnte Hochzeitsfeier beſchließt verſöhnend dies Mutterdaſein voll Auf⸗ opferung und Arbeit. Im 2. gramms kommt ein Großluſtſpiel„Der Witwen- ball“ mit Siegfried Arno, Lucie Engliſch und Fritz Kampers, ein ganz vorzüglicher und hei⸗ terer Luſtſpielſchlager, da kommt man beſtimmt aus dem Lachen nicht heraus,„Klänge aus den Alpen“ und„Eier im D Zug“ im 3. Teil ſind ſehr ſehenswert. Alles beſucht dieſe Woche das Spitzen⸗Tonfilmwerk„Mutter.“ Die Höchſt- leiſtung menſchlicher Darſtellungskunſt. Verſammlung der Notge⸗ meinſchaft des Neuhaus⸗ ſitzes Viernheim. Die erſte öffentliche Verſammlung des Neu⸗ hausbeſitzes am Sonntag, 29. Jan. im Gaſt- haus Fürſt Alexander hatte einen guten Beſuch aufzuweiſen. Um halb 4 Uhr eröffnete der 2. Vorſitzende, Herr L. Neff mit kurzem Will⸗ kommengruß die Verſammlung und begrüßte insbeſondere den Referenten, den Vorſitzenden der Heſſ. Notgemeinſchaft, Herrn Dr. Neuſchäffer und die Herren Klein und Schneider aus Darm- ſtadt.— In faſt einſtündiger Rede verſtand es der Referent die Nöten des Neuhausbeſitzes und die Ziele der Notgemeinſchaft in ruhiger ſachlicher Art, ohne unmögliche Verſprechungen zu machen, zu ſchildern. Beſonders hob er hervor, daß dem Neuhausbeſitz infolge verſchie⸗ dener ungünſtiger Einwirkungen, ohne eigenes Verſchulden, ſchwere Gefahren drohen, in weitem Umfange ſogar der völlige Ruin. Die im Sept. v. Is. gegründete Heſſ. Notgemeinſchaft erachtet daher folgende Maßnahmen für dringend notwendig: 1. Schaffung eines ausreichenden Vollſtreckungs⸗ ſchutzes, 2. Völlige Steuergleichſtellung der vor dem 1. 4. 31 bezugsfertig gewordenen Neubauten mit den ſpäter errichteten, 3. Streichung der Verzinſung und Tilgung der Hauszinsſteuer⸗Hypotheken, 4. Herabſetzung der Zinsſätze für die 2. Hypotheken, 5. Streichung der Verwaltungskoſtenbeiträge. Nur durch vollſtändigen Zuſammenſchluß aller Hausbeſitzer kann die Notlage des Neuhausbe⸗ ſitzes überzeugend dokumentiert werden, deshalb: Jeder Neuhausbeſitzer muß Mitglied der Not- gemeinſchaft ſein! Die anſchließend recht lebhafte Diskuſſion brachte noch manche Klärung. Einſtimmig be⸗ ſchloſſen wurde, vollzählig der Heſſ. Notgemein⸗ ſchaft beizutreten. Unſere Vertrauensmänner werden am kommenden Sonntag die unterſchriebenen An⸗ meldeformulare abholen. Der 1. Vorſitzende, Herr Bender, gab dann noch Aufklärung über unſere an das Miniſterium in Darmſtadt ge⸗ machten Eingaben uſw. und brachte als Aus⸗ druck der heutigen Verſammlung folgende Reſo⸗ lution ein: Die heute im Saale des Gaſthauſes„Fürſt Alexander“ anweſenden Neuhausbeſitzer von Viernheim fordern dringende Hilfe von Ge⸗ meinde und Staat in der über ſie gekommenen 1. und Teil des Pro- Notlage, nachdem es ihnen weiterhin unmög⸗ lich iſt, die Laſten aus Hypotheken und ſtaat⸗ lichen Baudarlehen zu tragen. Sie verlangen, daß unbedingt ſofort die Zins⸗ und Tilgungsraten aus den ſtaatlichen Bau⸗ darlehen ausgeſetzt werden und erwarten, daß man an den behördlichen Stellen endlich ein Einſehen von der herrſchenden großen Not⸗ lage des Neuhausbeſitzers hat und hilft! Mit dem Dank an den Referenten und der Hoffnung Ausdruck gebend, daß unſer Ar⸗ beiten Einſicht und Verſtändnis ſchaffen und uns dadurch Erleichterung bringen möge, konnte die Verſammlung gegen 6 Uhr geſchloſſen werden. Union⸗Film⸗Palaſt Zur Aufführung des größen Paramountfilmes aus der Weltproduktion, über 100000 Mit⸗ wirkende, ein 5000 köpfiger Negerſtamm, eine unglaubliche Leiſtung. „Vier Federn“ Union bietet heute die Höchſtleiſtung der Paramount. Alle wiſſen, daß Paramountfilme Weltruf haben, aber daß unſer dieswöchentlicher Paramountſpielplan aller Paramountfilme der letzten Zeit bei weitem übertrifft, davon können Sie ſich ſelbſt überzeugen. Hier wurde ein un⸗ glaubliches Meiſterwerk geſchaffen, das Millionen von Mark verſchlang, das ein Maſſenaufgebot von Darſteller hat. Der heldenmütigſte Kampf der Beſatzung eines Afrika- Forts mit einem 5000 köpfigem Negerſtamm. Sklavenhandel im Inneren Afrikas. Kampf mit einer Herde wilder Nilpferde. Mit einem Wort, das größte und triumphalſte Maſſenwerk, das gewaltigſte was je gedreht wurde. Im 2. Teil ein mit Hoch⸗ ſpannung geladener Kriminalſchlager„Der ſchwarze Saphier“ ein Paramountvolltreffer. Zum Schluſſe die ſaftige Lachkanone„Schauermär bei der Feuerwehr“. Hier werden alle Sorgen ver⸗ geſſen, darum hin und gelacht. Alle Filmfreunde gehen wieder zu unſerer beſten Paramountſchau. Ein Beſuch überzeugt. Motto: Jede Woche einmal ins Union; Union bürgt nur für erſtkl. Darbietungen! f Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Geſangverein„Sängerbund.“ 9 Uhr Singſtunde. Wir bitten um voll- zähliges Erſcheinen. Sänger, die früher im Chor aktiv mitgewirkt haben oder ſolche, die neu eintreten wollen, können nunmehr dem Chorkörper beitreten, um am Geſangswett⸗ ſtreit teilzunehmen. Der Präſident. Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold(Ortsgruppe Viernheim). Unſeren werten paſſiven und aktiven Mitgliedern zur Kenntnis, daß am Sonntag, den 12. ds. Mts., nachm. 3 Uhr, im Lokal zum„Anker“ unſere diesjährige Generalverſammlung ſtattfindet. Um 2 Uhr geht eine Vorſtandsſitzung voraus und bitten wir um Pünktlichkeit. Zu zahlreichem Beſuch ladet ein Der Vorſtand. Sünger⸗Einheit. Samstag abend 8 ¼ Uhr Uhr Singſtunde. Da neue Chöre in Bear- beitung ſind, darf keiner fehlen. Um pünkt⸗ liches und vollzähliges Erſcheinen wird ge⸗ beten. Der Vorſtand. Turnverein von 1893.(Fußball) Sonntag, den 12. Februar, vormittags 10 Uhr in Viernheim Freundſchaftsſpiel T. V. Viernheim 1. gegen F. V. Weinheim 2. Heute Freitag abend 8 Uhr wichtige Spielerverſammlung der Fußballen und Verteilung der Trikots. Voll⸗ zähliges Erſcheinen erwartet. Die Spielleitung. Krieger⸗ und Soldatenverein„Teutonia“ mit Schützenabteilung. Sonntag, den 12. Febr. 1933 nachmittags 3½ Uhr findet im Vereins- lokal zum Schützenhof unſere diesjährige Generalverſammlung ſtatt. Wir laden unſere verehrten Ehrenmitglieder, Mitglieder und Schützen hierzu ein und bitte um pünktliches und vollzähliges Erſcheinen. Für den Vorſtand: Dölcher 1. Vorſitzender. Freitag abend Rauhe Haut enaten: CHeme Humor vom Tage. Aus Calau.„Sie wohnen in Lichterfelde?“ —„Nein, im Gegenteil!“—„Im Gegenteil? Wie ſoll ich das verſtehen?“—„Ich wohne in Finſterwalde!“ 8 Schlagfertig: Frau Malſch wird in der Nacht von einem polternden Geräuſch ge⸗ weckt. Als ſie das Licht anzündet, ſteht ihr Gatte betrunken im Türrahmen. Wütend ſchreit ſie ihm entgegen:„Du wirſt dir ooch noch zu Tode ſaufen, oller Duſſel!“— Wo⸗ rauf Malſch friedlich antwortet:„Jib acht, dann erſcheine ick dir— hick— als Jeiſt.“— „Aba hoffentlich nüchtern!“ 6