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Martin, Geſchafteſtelle imer Anzeiger Viernheimer Zeitung me der Soum- und Feiertage. monatl. e e üluſtrierte latt“, einen einen Wand⸗ Annahme von Abonnements tägl. in rn 2⁰⁵ dis Netl 60 b arg Ebe- eg fr p Annahme von Anzeigen im unseren u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes 2. ke dere ec 2. bd a, Cvalr il eee Nummer 37 Montag, den 13. Februar 1933 50. Jahrgang Die Kataſtrophe von Neunkirchen FJurchtbare Bilder der Verwüſtung und des Schreikens— Aeber 100 Tote?— Noch leine endgültigen Zahlen— Hindenburg spendet 100 000 Mark Neunkirchen, 12. Februar. Das furchtbare Exploſionsunglück, das die Stadt Neunkirchen im Saargebiet heimge⸗ ſucht hat, gehört zu den größten Kata⸗ ſtrophen bieſer Art, die ſich jemals ereig⸗ net haben. Es geht in ſeinem Umfang und ſeinen entſetzlichen Wirkungen über die größte Gaſometerexploſion der Vorkriegszeit, diejenige des Hamburger Gaswerks im Frei⸗ hafengebiet vor rund einem Vierteljahrhun⸗ dert noch weit hinaus. Die Kunde von dem großen Unglück hat überall lebhafte Anteil⸗ nahme hervorgerufen. Sogar die engliſchen Blätter bringen ganze Seiten darüber, und die„Times“ ſtellt Betrachtungen an über den Widerſtreit zwiſchen Wiſſenſchaft und Natur⸗ kräften. Es geſchieht nicht oft, daß ein moder⸗ ner Gaſometer explodiert. Die Wiſſenſchaft hat den Menſchen eine erſtaunliche Beherr⸗ ſchung der Naturkräfte verliehen. Aber dieſe Kräfte leiſten immer noch Widerſtand, und wenn die geringſte Vorſicht außer Acht gelaſ⸗ ſen wird, rächen ſie ſich an den Menſchen. Eine ganz nebenſächliche Nachläſſigkeit mag dieſe Tragödie verurſacht haben. ö Die erſte Exploſion ereignete ſich kurz vor 6 Uhr. Sämtliche Beamte des Wer⸗ kes waren der Anſicht, daß es ſich um eine minimale Detonation handelt, die eventuell nur lokalen Charakter tragen könnte. Fünf Minuken ſpäter ereignete ſich die Hauptexploſion, wobei der Deckel des 85 Meter hohen Gaſometers bis zum Bahn⸗ hof Neunkirchen geſchleudert wurde, alſo über eine Enifernung von faſt einem Kilometer. Mit furchtbarem Getöſe ſauſte der Deckel auf die Bahnanlage, ſo daß keine Züge ein⸗ oder ausfahren konnten. die Exploſion war ſo ſtark, daß in den Nebenſtraßen, ganz beſon⸗ ders in der Saarbrücker Straße, die Häuſer vollkommen zerſtört wurden.. In den meiſten Fällen wurden die Giebel und die erſten Stockwerke vollkommen weg⸗ geriſſen. Bei kleineren Häuſern war es ſo, daß ſelbſt die Grundſtöcke angegriffen wur⸗ den. Die Saarbrückerſtraße, die nach Bild⸗ ſtock führt, iſt vollkommen zerſtört. Auch in der Bahnhofſtraße und in der Wellesweiler⸗ ſtraße ſind die Vernichtungen durch die Ex⸗ ploſion ſehr ſtark. Der erſte amtliche Bericht Noch am Freitagabend wurde folgender amtliche Bericht ausgegeben: 18,05 explodierte aus unbekannter Urſache der große Gasbehälter des Neunkirchener Eiſenwerkes vormals Gebrüder Stumm, Neunkirchen. Im Anſchluß daran geriet die Benzolfabrik in Brand. Durch die gewaltige Exploſion wurden die Häuſer in nächſter Nähe zerſtört und in weitem Umkreiſe Fenſter zer⸗ trümmert und beſchädigt. Leider ſind auch viele Tote zu beklagen. Zahlreiche Verwun⸗ dete, die meiſten in den Häuſern, die durch die Erſchütterung betroffen wurden, und ſich in den in nächſter Nähe liegenden Straßen befinden, ſind in die Lazarette eingeliefert worden. Die Sicherungsmaßnahmen ſind ge⸗ ordnet. Die zuſtändigen Behörden befinden ſich an den Unglücksſtelle. die Nacht nach dem Anglütk Die Aufräumungs⸗ und Rettungsarbeiten in den durch die furchtbare Kataſtrophe zer ſtörten Straßenzügen Neunkirchens ſind noch in vollem Gange. Das Hüttengelände ſteht immer noch in Brand, die Koksanlage und der mit dem Gaſometer verbundene Konden⸗ ſator bildeten die ganze Nacht hindurch ein rieſiges Flammenmeer. Starke Po⸗ n te ſind zuſammengezogen. In der Un⸗ ücksſtadt Neunkirchen wird beſonders die Hilfe aus den angrenzenden deut⸗ schen Geheten warm empfunden. Aus Kaiſerslautern, Zweibrücken und Pirmaſens ſind Aerzte und Sanitä⸗ ter zur Hilfeleiſtung nach Neunkirchen geeilt. Der explodierte Gaſometer konnte bis 150 000 Kubikmeter Gas faſſen. Er war der drittgrößte Deutſchlands. Im Ge⸗ genſatz zu den bisher gebräuchlichen Gaſo— metern war er waſſerlos. In ſeinem Innern befand ſich eine gegen die Wände gut abge⸗ dichtete Scheibe, die mit dem Gasdruck auf⸗ und abglitt. Der Gaſometer beſaß vier Eta⸗ gen von je 17 Meter Höhe. Man hielt ihn für abſolut exploſionsſicher. Dichte Menſchenmaſſen umſäumen die nächtliche Landſtraße vor der Stadt. Zu⸗ fahrende Wagen werden kontrolliert, abge— leitet und teilweiſe für den Verwundeten— transport requiriert. Der Eiſenbahnver— kehr war vorübergehend unterbrochen, wur; aber nach anderthalb Stunden, nach— dem durch Befahren der Gleisanlagen feſt⸗ geſtellt worden war, daß kein ernſthafter Schaden an den Bahnanlagen eingetreten war, wieder aufgenommen. Durch die Räumung verſchiedener Straßen iſt die Verwirrung ungeheuer. Kin⸗ der irren umher und ſuchen ihre Eltern, Frauen ihre Männer, und darüber ſteht der Feuerſchein vom Hüttengelände. Furchtbare Wirkung Der explodierte Gaskeſſel war im Jahre 1931 zur Gas⸗Fern⸗Verſorgung des Saarge⸗ bietes nach einer Lizenz der Maſchinenfabritk Augsburg⸗Nürnberg(MAN.) gebaut worden. Er war einer der größten Gaskeſſel Deutſch⸗ lands. In ſeiner nächſten Nähe befindet ſich eine Arbeiterkolonie mit 15 Doppelhäuſern. Dieſe Kolonie iſt vollſtändig in Trümmer gelegt. Es iſt anzunehmen, daß die Zahl der Toten allein aus dieſen Häuſern 60 bis 70 beträgt. Die Gebäude ſind durch die ſchweren Eiſen⸗ ſtücke der Konſtruktion des Gaskeſſels völlig vernichtet worden. Die Feuerwehr iſt mit den Aufräumungsarbeiten im Stadtzentrum, das ſofort nach der Exploſion abgeſperrt wurde, beſchäftigt. Höher gelegene Häuſer wurden abgedeckt, das Ladenviertel im Stadtzentrum iſt ein Trümmerhaufen. In der Nähe des Exploſionsherdes ſind die Gas⸗ und Benzol⸗ anlagen der Hüttenwerke. Ungeheurer Sach⸗ ſchaden iſtin dem Werk angerichtet worden, da die Anlagen für die Nebenprodukte voll⸗ kommen zerſtört wurden. In einem Licht⸗ ſpielhaus in Neunkirchen ſtürzte durch die Exploſion die Decke ein. Drei Perſonen wur⸗ den hier getötet und zahlreiche verletzt. In einem katholiſchen Krankenhaus iſt die Decke eines Saales eingeſtürzt. Von der Polizei und den Landjägereibeamten ſind umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, da man während der Nacht Unruhen und Plün⸗ derungen befürchlete. 5 8 Ein Straßenbahnwagen, der ſich zur Zeit der Katastrophe in der Nähe des Gas⸗ keſſels befand, wurde bis auf das Geſtell abraſiert. Wie viele Menſchen dabei ums Leben gekom⸗ men ſind, läßt ſich noch nicht feſtſtellen. Ver⸗ letzt wurde bei dem Unglück auch der Direktor Dr. Pupp vom Otto Wolff⸗Konzern, der ſich auf Beſuch in dem Direktionsgebäude be⸗ fand. Zahlreiche Perſonen wurden auf den Stra⸗ ßen durch herunterſtürzende Fenſterglasſchei⸗ ben, Dachziegeln, Steine uſw. ſchwer verletzt. Ganze Fenſterrahmen wurden durch die furchtbare Gewalt der Exploſion herausge- riſſen, und durch die Luft geſchleudert. Einige Straßen machen den Eindruck, als ob dott der Krieg gewütet habe. Der 86 Meter hohe Gaſometer iſt völlig vom Erdboden wegraſiert. 10—15 Meter lange zentnerſchwere Stücke flogen durch die ganze Umgebung und liegen wild zer⸗ ſtreut umher. Das ganze Landjägerkorps des Saargebietes wurde in Laſtkraftwagen nach Neunkirchen gebracht. Wie kam es? In maßgebenden Kreiſen mmmt man an, daß die Exploſion dadurch entſtanden iſt, daß kurz vor 18 Uhr durch eine kleine Explo⸗ ſion in der Benzolanlage infolge eines ſich ſchnell ausbreitenden Brandes die Gaszu⸗ leitungen zu dem Gaſometer in Brand geſetzt wurden, und daß auf dieſe Weiſe die Glyzerinmengen von unten her in Brand ge⸗ rieten, was weiter die Exploſion des Gaſo⸗ meters zur Folge hatte. Nebenher erhält ſich aber das Gerücht, das ſelbſtverſtändlich nur mit äußerſter Vorſicht zu behandeln iſt, daß der Gaſometer durch einen Sabotageakt in die Luft geſprengt wurde. Dies erſcheint jedoch umſo weniger wahrſcheinlich, als der oder die Täter ja ihr eigenes Leben häkten opfern oder zum mindeſten aufs Spiel ſetzen müſſen. Von der in die Luft geflogenen An⸗ lage wird u. a. auch das Eiſenwerk Homburg geſpeiſt. Dieſes Eiſenwerk mußte daher noch im Laufe der Abendſtunden ſtillgelegt werden. Das Eiſenwerk Neunkirchen, das dem Otto Wolff⸗Konzern angehört und das mit zu den größten Stahlproduzenten Deutſchlands gehört, arbeitet in den weſentlichſten Betrieben weiter. die Bergungsarbeiten Die Rettungsarbeiten mußten in den Mor⸗ genſtunden längere Zeit eingeſtellt werden, weil infolge der nachlaſſenden Helligkeit des Brandes ein ſicheres Arbeiten bei Pechfackeln und künſtlichem Licht nicht mehr möglich war. Immer noch brennen die Koksanlage und der Kondenſator. Im Laufe des Sams⸗ tag wurden fortgeſetzt Tote aus den Trüm⸗ mern hervorgeholt. U. d. hat man eine ganze Familie von Vater, Mutter und zwei Kindern aufgefun⸗ den, ebenſo eine andere Familie von fünf Perſonen. Eine Frau mit ihren zwei Kin⸗ dern liegt kot im Hüktenlazarekl. Eine große Jahl von Schwerverletzten, deren Rektung kaum möglich erſcheint, iſt in den umliegen⸗ den Orten unkergebrachk. Herzzerreißende Szenen Obwohl die Unglücksſtätte in weitem Um⸗ fange nahezu hermetiſch abgeſperrt iſt, hat man doch die zahlreichen Angehörigen der Vermißten zu der Unglücksſtätte herangelaſ⸗ ſen. Vor den Häuſertrümmern ſpielen ſich i Szenen der früheren Bewoh⸗ ner ab. Niedergeſchlagen, wie geiſtesabweſend ſtehen die einzelnen FJamilienangehöri⸗ gen vor der Skäkte der Verwüfſtung. Es iſt kaum zu ſchildern, wie die traurigen, tiefunglücklichen Menſchen ſich bemühen, aus den entſetzlichen Trümmerhaufen ſelbſt wert⸗ loſeſte Sachen, vielleicht Andenken an ver⸗ mißte Familienangehörige, zu retten und zu bergen. Je länger man an der Stätte der Verwüſtung weilt, um ſo mehr häufen ſich die Eindrücke, die hier der Beobachter gewinnt Zahllos ſind die Augenzeugen und ebenſo zahllos ſind die Einzelheiten, die über dieſen Schreckenstag zu melden wär ren. Da liegt zum Beiſpiel an der Straßen— ſeite, kaum 30 Meter von dem in die Luft ge— flogenen Gaſometer entfernt, ein Aute auf der Straße. Der Lieferkraftwager fuhr in dem Moment an dem Gaſometer vor bei, als die Exploſion erfolgte. Im hohen Bo, nen wurde der Magen gegen eines der Sied, lungshauſer geſchleudert. Die Wand brach ein und zerſchellt ſtürzte der Kraftwagen zu Boden. Die vier Inſaſſen konnten, entſetzlich zugerichtet, nur als Leichen geborgen werden. Und immer noch harren die Sanitätswagen, die aus dem ganzen Lande, ſelbſt aus Kaiſerslautern und anderen pfälziſchen Ortſchaften herbeige⸗ rufen worden waren, unermüdlich aus. In Homburg zum Beiſpiel haben die Hotels und Gaſthäuſer ihre Räume für die Unter⸗ bringung der Flüchtlinge der Stadtverwal⸗ tung zur Verfügung geſtellt. Zum Teil ſind auch in Neunkirchen Stadtteile in der Nähe des Unglücksortes zwangsweiſe geräumt worden, da fortgeſetzt Einſturz⸗ gefahr der Häuſer beſteht. Noch in den ſpäten Nachtſtunden leuchtete über Neunkirchen ein roter Feuerſchein, der von der brennenden Benzonkläranlage herrührte. Wahnſinnig geworden! In dem ſchwerbetroffenen Häuſervierkel der Saarbrücker Straße wurde ein bettlägeri⸗ er Mann von den einſtürzenden Hauswän⸗ begraben. Als er nach mehreren Stun⸗ den lebend geborgen wurde, mußte man feſt⸗ ſtellen, daß er wahnsinnig geworden war und ſich mit allen Mitteln ſträubte, ſich in Sicher ⸗ heit bringen zu laſſen. der unglückliche Mann wurde der Klinik zugeführt. Das Trümmerfeld Die Stadt Neunkirchen, die insgeſamt 42 000 Einwohner zählt, bietet ein furchtba⸗ res Bild der Verwüſtung und der Erregung. Ueberall ballen ſich Menſchengruppen, die die Ereigniſſe der letzten ſechs Stunden mit allen ihren Einzelheiten beſprechen. Sanitätsautos durchkreuzen die straßen der Stadt, Aerzte aus der ganzen Umgebung ſind alarmiert worden, um an der Unglücksſtelle Hilfe zu leiſten. Feuerwehren der gan⸗ zen Umgebung ſind in Neunkirchen konzen⸗ triert, ebenſo die Sanitätskolonnen und ver— richten ihre mühſelige Rettungsarbeit. 500 Arbeiter ſind mik den Aufräumungs⸗ arbeiten beſchäftigt. Mit Sauerſtoffge⸗ bläſen müſſen die Verſchükketen aus den zuſammengeſtürzlen Eiſenkonſtruktionen herausgeſchweißk werden. Wie gewaltig ſich die Exploſion ausgewirkt hat, wird deutlich, wenn man erkennen muß, daß Teile des großen Gaſometers und der meterſtarken Rohrleitungen teilweiſe drei Kilometer weit ins Land geſchleuderk worden ſind. Die Saarbrücker Straße, die zum Unglücksort führt, iſt mit Eiſenkonſtruk⸗ tionsteilen, Rohren und Gaſometerverklei⸗ dungen überſät. In den weiter entlegenen Ortſchaften Homburg, Zweibrücken, Wellesweiler, Bexbach, Fran⸗ kenholz, St. Ingbert uſw. ſind zahl⸗ loſe Fenſterſcheiben durch den ungeheuren Luftdruck eingedrückt worden. Kilometerweit iſt der Gasgeruch zu verſpüren. Auf den Landſtraßen ſind Kandelaber und Hochlei⸗ tungsmaſte umgeworfen worden. Ein Bild des Grauens Die in unmittelbarer Nähe des Gaſometers gelegene Werkskolonie bietet ein Bild des Grauens. Die Häuſer ſind bis auf die Grundmauern dem Erdboden gleichge⸗ macht worden. Auf den Straßen häuft ſich das Hausgerät, das im Laufe der Aufräu⸗ mungsarbeiten noch gerettet werden konnte. Unter den Trümmern eines zuſammenge⸗ ſtürzten Hauſes liegt noch die ganze Familie begraben. Auf Türen als Tragbahren wer⸗ den die Token und Verwundeien herausge- kragen. Die Krankenhäuſer der ganzen Um- gebung bis nach homburg ſind mit Ver- letzten überfüllt. Die meiſten Toten liegen wohl unter den Trümmern der Häuſer begraben. In einer Wirtſchaft in der Saarbrücker Straße wurden durch einſtürzende Mauerteile allein vier Arbeiter getötet. Die Zahl der Verletzten läßt ſich zur Stunde noch nicht feſt⸗ ſtellen. Groß iſt natürlich die Zahl der Ver⸗ letzten allein durch einſtürzende Fenſterſchei⸗ ben und herabſtürzende Mauerteile. a Die Gefahr, daß weitere Exploſio⸗ nen erfolgen, ist noch nicht ganz veſeitigt, da unter dem brennenden Teil der Benzol⸗ anlage noch einige mit Benzol gefüllte Tanks lagern. Nur der Geiſtesgegenwart eines A. beiters war es zu verdanken, daß die Gas⸗ leitung ſofort abgeſperrt wurde. Dieſer Teil der Anlage hätte noch 18 Stun⸗ den automatiſch Gas geliefert. Die Ausmaße der Exploſion wären dann noch viel größer geweſen. Ueber die Urſache ſind naturgemäß ſehr vage Feſtſtellungen zu machen. Man vermutet daß die Exploſion des 120 000 Kubikmeter großen Gasbehälters, der allerdings nur 12000 Kubikmeter zur Stunde der Exploſion enthielt, durch die in der Benzolfabrik entſtandene kleine Exploſion etwa 5 Minuten vor 6 Uhr veranlaßt wurde. Nach einer anderen Lesart dürfte die Ex⸗ ploſion dadurch entſtanden ſein, daß der Auspuff eines Motors einen Brand verurſacht hat, der ſich auf die Benzolanlage ausdehnte und dieſe zur Exploſion brachte, und in weiterer Folge den großen und den kleinen Gaſometer in die Luft ſprengte. Die Exploſion hat ſelbſtverſtändlich eine außerordentlich große Anzahl Neugierig herbeigelock l f 1 El durch heru gen hervorgerufe Die Stad ein furchtbares Bild der Zerſtörung. Auf Schritt und Tritt ſtößt man auf Glasſcherben, zer⸗ brochene Mauerteile und Eiſenſtücke. Licht- und Straßenbahnmaſten ragen verbogen und zerknickt in die Luft. Zertrümmerte Fenſter und Türen liegen auf der Straße. 4 Anabſehbare Folgen Die Auswirkungen der Kataſtrophe ſind un— überſehbar. Der reine Materialſchaden geht in die hohen Millionenz er läßt ſich heute noch nicht genau abſchätzen. Die Folgen der Exploſion werden kataſtrophal ſein. Durch die Stillegung der Kokerei werden Tauſende von Menſchen arbeitslos. Von fünf Hoch- öfen können nur noch zwei den Betrieb aufrechterhalten. Die Folge wird ſein, daß die Nohſtoffproduktion gelähmt iſt; die zirka 15 Millionen Mark ausmachen⸗ den Ruſſenauftrüge werden kaum erfüllt werden können. Wenn man bedenkt, daß bei einer Bevölkerung von 42 000 rund 3000 Mann arbeitslos ſind und von der zurzeit noch werktätigen Arbei⸗ terſchaft der größte Teil nur verkürzt auf der Hütte arbeitet, ſo wird ohne weiteres klar, daß die Stadtverwaltung kaum in der Lage ſein wird, die ungeheuren Laſten, die ſich den alten laufenden Laſten hinzuge— fügt haben, zu tragen. Hier wird das Reich mit einer großzügigen Unterſtützungsaktion ein⸗ greifen müſſen. Den Obdachloſen muß Unter⸗ kunft geſchaffen werden. Aller Barmittel be⸗ aubt. wird die Lebensmittelverſoraung der fortgeſchleuderte Arbeiterſchaft ebenfalls der Stadtverwaltung zur Laſt fallen. Auch die Gasfernverſorgung des Eiſenwerks Homburg iſt vollkommen ſtillgelegt worden. Auch hier ſind die Arbeiter brotlos geworden und fallen der Fürſorge zur Laſt. i Das Elend, das dieſe wenige Minuten des Grauens in die Stadt Neunkirchen geſchleu⸗ dert hat, wird deutlich, wenn man überlegt, daß zirka 80 Prozent der Bevölkerung aus Arbeitern beſteht. Landestrauer angeordnet Die Regierungskommiſſion des Saargebie⸗ tes hat eine Sonderſitzung abgehalten. Sie beſchloß, den ſchwerbetroffenen Familien der Stadt Neunkirchen, der Firma, der Beleg⸗ ſchaft und der geſamten Einwohnerſchaft von Neunkirchen ihre innigſte Anteilnahme aus⸗ zuſprechen. Sie ſtellte zunächſt zur Linderung der allererſten Not einen entſprechenden Kredit zur Verfügung. Die Regierungskommiſſion hat bis ein⸗ ſchließlich des Tages nach der Beerdigung der Opfer öffentliche Trauer angeordnet und die Abhaltung öffentlicher Luſtbarkeiten jeder Ark unkerſagk. Beileid des Neichspräſidenten 100 000 Mark überwieſen. Der Herr Reichspräſident hat an den Bür⸗ germeiſter in Neunkirchen das nachſtehende Beileidstelegramm gerichtet: „Tiefbewegt durch die Nachricht von dem furchtbaren Unglück, das die Stadt Neunkir⸗ chen betroffen hat, ſpreche ich Ihnen und der Einwohnerſchaft Ihrer Stadt meine herzliche, aufrichtige Teilnahme aus und bikte Sie, dieſe beſonders den betroffenen Jamilien zu übermitteln. Als erſte Hilfe für die Opfer der Kataſtrophe überweiſe ich 100 000 Mark an die Skadtkaſſe Neunkirchen. In kreudeulſchem Gedenken v. Hindenburg.“ Das Beileid der Pfalz Der Regierungspräſident der Pfalz hat an den Oberbürgermeiſter von Neunkirchen fol⸗ gendes Telegramm gerichtet:„Angeſichts des entſetzlichen Unglücks, das unſere blühende Nachbarſtadt Neunkirchen betroffen hat, bitte ich, die Verſicherung herzlichſter Anteilnahme der pfälziſchen Kreisregierung und der gan⸗ zen pfälziſchen Bevölkerung entgegenzuneh— men.“ Die Exploſion als Erdſtoß vegiſtriert Wie aus Karlsruhe gemeldet wird, re⸗ giſtrierten die Seismographen des Geodäti— ſchen Inſtituts des Naturwiſſenſchaftlichen Vereins Samstag abend gegen 18,10 Uhr einen leichten Erdſtoß Es dürf ſich um die Erſchütterung durch das Neuntrchener Ex⸗ ploſionsunglück handeln, das ſich um die gleiche Minute ereignete. Wieviel Opfer? Wieviele Perſonen noch unter den Trüm⸗ mern liegen, weiß man nicht. Es wird noch einige Tage dauern, bis man die genaue Zahl der Toten und Verletzten ermittelt haben wird. Bis Samstag nachmiktag waren 55 Lei- chen geborgen. Es iſt anzunehmen, daß die Geſamtzahl der Token 100 überſteigen wird. Die Jahl der Schwerverletzten dürfte etwa 300 betragen, während die der Leichtverletz⸗ ten mit 1000 bis 1200 nicht zu hoch angege⸗ ben ſein wird. Das Bild der Stadt erinnert an eine ſchwere Be ei Krieges. Zu 900 Toten und Schwerverletz⸗ loſigkeit. Es wird der ten zählen nicht nur zahlreiche Arbeiter und Angeſtellte der Belegſchaft des Werkes, ſon⸗ dern auch Frauen und Kinder aus den umliegenden Häuſern. Sämtliche Laſt⸗ kraftwagen aus Saarbrücken ſind mit Trag⸗ bahren, Pechfackeln und ſonſtigen Gerätſchaf⸗ ten eingeſetzt worden. Alle Kranken⸗ häuſer von Neunkirchen und der Umge⸗ bung bis nach Friedrichsthal ſind bereits mit Schwerverletzten überfüllt. 5 Große Not unter der Bevöllerung Die Not unter der ſchwerbetroffenen Be⸗ völkerung iſt ungeheuer, aber, anerkennens⸗ wert iſt auch die Opferbereitſchaft, die ſich allenthalben zeigt. Die Leute riſſen ſich geradezu darum, die Verwundeten in ihre Wohnungen mitzunehmen, um ihnen eine vorläufige Unterkunft zu gewähren. Die Schwere des Unglücks wird erſt erkenn⸗ bar, wenn man bedenkt, daß die Kataſtrophe das ganze Neunkirchener Eiſenwerk für ein volles Jahr zum Stilliegen bringt. Zu dem Schmerz und der Not der Bevölke⸗ rung kommt nun vermehrte Arbeits⸗ Anſtrengungen der ganzen Saarbevölkerung bedürfen, um dieſe rieſenhaft anwachſende Sorge zu über⸗ winden. Weihbiſchof Mönch von Trier, der früher Pfarrer in Neunkirchen war, traf hier ein, um ein Hilfswerk einzuleiten. Halbmaſt für Neunkirchen! Allgemeine Hilfsbereitſchaft.— Beiſetzungs⸗ feier am Dienstag. Berlin, 13. Februar. Am geſtrigen Sonntag wehten im ganzen Reich auf den öffentlichen Gebäuden die Flag⸗ gen auf Halbmaſt zum Zeichen der Trauer für die Opfer der Kataſtrophe von Neunkir⸗ chen. Ebenſo wurde angeordnet, daß auch am Tage der Beiſetzung, vorausſichtlich am Diens⸗ tag, die Fahnen auf Halbſtock zu ſetzen ſind. Wie aus Neunkirchen gemeldet wird, laufen von überallher Beileidskundgebungen ein, aber auch die tätige Hilfsbereitſchaft iſt groß, von vielen Seiten werden Spenden überwieſen. Die Regierungskommiſſion des Saargebiets hat 500 000 Franken zur Verfügung geſtellt. Jede Familie, die einen Toten oder Schwerverletzten hat, bekommt von dieſer Seite 1500 Franken. Für die Unterbringung der Obdachloſen iſt geſorgt. Es iſt überhaupt jede mögliche Maß⸗ nahme getroffen, um die Schwere des Un⸗ glücks wenigſtens von der materiellen Seite her zu mildern. Das Eiſenwerk hat ſoforl die nötigen Mittel für die notwendigſte Spei⸗ ſung und Kleidung hergegeben. Glücklicherweiſe bewahrheitet es ſich nicht, daß das Werk faſt ein Jahr ſtillgelegt werden muß. Zwar kann die Kokerei nicht arbeiten, da das Nebenpro⸗ duktewerk vollſtändig zerſtört iſt. Der Hoch⸗ ofenbetrieb geht in beſchränktem Umffang weiter. Man hofft, in etwa acht Tagen auch die Betriebe des Stahl⸗ und Walzwerks wieder aufnehmen zu können. i Das Beileid der Reichsregierung Der Reichskanzler hat an den Bürger⸗ meiſter von Neunkirchen das nachſtehende Bei⸗ leidstelegramm gerichtet: „Die Nachricht von dem ſchweren Un⸗ alücksfall. dem ſo viele Volksagenoſſen in es 3 t mich a efſte ers den Hinterbliebenen m regierung innigſte Anteilna 9 518 1 0 Gee di 1 905 auf baldige Herſtellung zu üb n. It. bitte, auch den Helfe 1 n herzlichſten Dank für ihre e Beteiligung an dem Ret⸗ tungsarbeiten zum Ausdruck zu bringen. Die Reichsregierung wird unverzüglich die Organiſation eines Hilfswerks veranlaſſen.“ Die Aufräumungsarbeſten Die Stadt Neunkirchen iſt von einer unge⸗ heuer großen Zahl Fremder aus der näheren und weiteren Umgebung ſowie aus dem Aus lande überſchwemmt. Journaliſten aller Spra⸗ chen beſuchen die Unglücksſtätte. Die Geſchäfte ſind geſchloſſen. Die Landjäger haben Mühe, den ungeheuren Verkehr auf den Straßen zu regeln. Die Bevölkerung macht ſich ſchon jetzt wieder daran, die Schäden zu reparieren. Die Läden der Geſchäfte ſind mit Brettern zugena⸗ gelt, um Diebereien zu verhindern. Die Häu⸗ ſer in der Saarbrücker Straße, die zur Un⸗ glücksſtätte führt, ſind vollkommen geräumt, da weiterhin Einſturzgefahr beſteht. Der Re⸗ generator, der noch die ganze Nacht und den Tag über brannte, iſt erloſchen. Er bietet jedoch in ſeiner ſchiefen Lage eine dauernde Gefahr. Wie die Generaldirektion des Eiſenwerks mit⸗ teilt, iſt die Gefahr einer weiteren Exploſion noch nicht ganz behoben. Dauernd brechen aus den noch ſtehenden Benzoltanks Stichflammen empor und erzeugen immer wieder eine neue Panik unter den Bergungsmannſchaften. Die frü⸗ heren Bewohner der zerſtörten Häuſer ſind damit beſchäftigt, den letzten Hausrat zu ber⸗ gen. 62 Leichen geborgen Die Zahl der geborgenen Toten hat ſich auf 62 erhöht. Unter ihnen befinden ſich etwa 15 Tote, die bisher noch nicht identifiziert wer⸗ den konnten. Man rechnet damit, daß eine Belegſchaft von 20 Mann, die in unmittel⸗ barer Nähe des Gaſometers beſchäftigt war, unter den rieſigen Schuttmaſſen begraben liegt. Die Zahl der Toten dürfte damit auf min⸗ deſtens 82 ſteigen. Neues aus aller Welt 300 Zentner Thomasmehl geſtohlen. Ein tolles Stück leiſteten ſich zwei junge Leute, indem ſie auf raffinierte Weiſe aus dem Lager einer Trierer Firma nach und nach 300 Zent⸗ ner Thomasmehl entwendeten. Da das Lager unbeaufſichtigt war und in letzter Zeit der Eigentümer auf dem Lager nur wenig zu tun hatte, konnten die beiden Diebe tagelang un⸗ gehindert in dem Lager ſchalten und walten. Die Ware boten ſie den Landwirten in der Umgebung Triers zu dem billigen Preiſe von 3 Mark pro Zentner an und hatten natürlich reißenden Abſatz. Mehrere Tage wiederholte ſich nun das gleiche Spiel, bis ſchließlich der Eigentümer den Diebſtahl bemerkte. Die Land⸗ wirte müſſen nun, ſoweit ſie das Thomasmehl noch nicht verbraucht haben, die ſo billig ein⸗ gekaufte Ware wieder herausrücken. Tierbändiger von einem Tiger angefallen. Im Olympiatheater in Dortmund wurde der Dompteur Cliff Aeros von einem Königs⸗ tiger während der Vorſtellung angefallen. Dem ſofortigen Eingreifen der Hilfsperſonen iſt es gelungen, die raſende Beſtie durch Fangſtan⸗ gen abzuriegel. l Evchen aus dem Armenviertel Er lachte zornig auf: Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Wie er nun Eva herankommen ſah, ließ er von ſeiner Beſchäftigung ab und kam hurtig auf ſie zugetrippelt, um ihr vertraulich ſein Patſchhändchen entgegenzuſtrecken. Als die junge Frau mit dem Kleinen der Bank zuſchreiten wollte, um dort ihre Näſchereien vor den erwartungs⸗ vollen Augen auszubreiten, ſah ſie Herbert Hainer ſitzen, der ſo ſehr in den Anblick der Landſchaft verſunken war, daß er ihr Kommen gar nicht bemerkt hatte. Erſt, als ſie faſt unmittelbar vor ihm ſtand, hörte er das Geräuſch ihrer Schritte und wandte ſich um. Eine Weile ſahen ſie ſich ſchweigend an, ohne ein Wort des Grußes zu finden. Endlich riß der junge Arzt ſich aus ſeiner ſchmerzlichen Ueberraſchung und erhob ſich: „Bitte, gnädige Frau, der Platz iſt frei. Ich werde nicht länger ſtören, und Ihnen die Peinlichkeit eines Allein⸗ ſeins mit mir verkürzen.“ Sie hatte ihre Betroffenheit über dieſes gänzlich un⸗ und mit warmen Leuchten in den Augen, das aus der Bewegtheit erwartete Wiederſehen überwunden, ihres Herzens kam, bat ſie: „Beiben Sie doch, Herr Doktor, es iſt ja Platz für uns beide hier. Und Sie waren ſo in den Anblick der Schön⸗ heiten der Berge hier verſunken, daß ich es als barbariſch betrachten würde, Sie hier zu verdrängen.“ „Sie waren nicht immer ſo rückſichtsvoll in Ihrer Ge⸗ ſinnung mir gegenüber, gnädige Frau, und haben es nicht als barbariſch betrachtet, eines anderen Menſchen Glück und Hoffnung für alle Zeiten zu zerſtören.“ Die junge Frau ſchüttelte in ſchmerzlichem Vorwurf das ſchöne, blonde Haupt: „Warum dieſe Bitterkeit, Doktor? Muß das ſein, und glauben Sie, daß dadurch Geſchehenes zu ändern iſt?“ hat.“ einem „Sie fragen noch, warum dieſe Bitterkeit? Sollten Sie ſo ſchnell vergeſſen haben, daß ich einſt ein ganzes Meer von Liebe an Sie zu vergeben hatte! boten Sie mir dafür? Verrat und Untreue! Erbärmliche Zweifel und kleinliche Bedenken. Mit beiden Händen 34 griffen Sie nach der ſchnelleren und beſſeren Verſorgung. Oh, das war ſehr klug von Ihnen, denn als unbedeuten⸗ der Aſſiſtenzarzt an irgendeinem kleinen, fernen Kranken⸗ hauſe hätte ich Ihnen ein wenig feudales Leben bieten können, als Ihr jetziger Gatte es kann...“ „Jetzt iſt es genug... halten Sie ein, Herbert Hainer; denn jedes Wort, das Sie ſprechen, trifft mich ins Herz, das Ihnen damals keine Minute die Treue gebrochen Sie nahm haſtig aus ihrer Taſche eine Tüte Bonbons und drückte ſie dem Bübchen in die Hand. „Geh zu deiner Mutter, Hänschen, und gib ihr auch etwas aus der Tüte“, ſagte ſie erregt und ſchob das Kind dem Hauſe zu. Als der Kleine verſchwunden war, wandte ſie ſich wieder dem Manne zu: „Klagen Sie nicht mich, klagen Sie vielmehr Ihre Mutter an, die ſich nicht ſcheute, den Weg zu uns, in unſer beſcheidenes, kleines Häuschen zu nehmen, und die meiner Mutter ſo zuſetzte, daß dieſe gern ihr Verſprechen gab, jede Verbindung zwiſchen uns beiden zu vereiteln. Und das Werk der Frau Profeſſor Hainer einzig und allein iſt es, daß jener letzte Brief aus Ihrer Hand, der die Er⸗ eigniſſe hätte aufhalten können, nicht zu mir gelangte. Aus meiner zerriſſenen, ſeeliſchen Verfaſſung heraus flüchtete ich zu meinem jetzigen Manne; um allen Kämpfen ein Ende zu ſetzen, griff ich nach der Hand, die ſich mir rettend entgegenſtreckte. Wenn Sie wüßten, wie zart der Mann um mich warb, wie gütig und väterlich ſeine Sorge um mich war, und wie mein krankes Herz allmählich an ſeiner Seite geſundete, dann würden Sie begreifen können, daß ich damals nicht anders handeln konnte, nachdem ich mich vergeſſen und verſchmäht von Ihnen glaubte.“ Eva ſchwieg erſchöpft und trocknete die Tränen, die ihr f i während ihrer leidenſchaftlichen Anklage über die Wangen Und was rannen. Herbert Hainer aber ſtand bewegungslos, wie er⸗ ſtarrt vor Staunen da. Ganz bleich war ſein Geſicht ge⸗ worden, und in den Augen brannte ein düſteres Feuer. Endlich ſtrich er ſich mit der Hand, wie erwachend, über die Stirn; ein ſchweres Atemholen kam über ſeine Lippen. „Verzeihen Sie mir, Ev“, ſagte er, ſchmerzlich bewegt, „jetzt ſehe ich das alles in einem anderen Lichte, und ich kann Ihr Handeln verſtehen und ſogar entſchuldigen. Nicht anzuklagen, ſondern um Vergebung zu bitten, habe ich für den brutalen Eingriff meiner Mutter in unſer Liebesglück. Es iſt gut, daß ich nun den Zuſammenhang weiß. Jetzt werden mich meine Eltern nie und nimmer dazu bringen, die Verbindung mit meiner Kuſine einzugehen. Noch heute löſe ich dieſes mir ſo verhaßte Verlöbnis. Und meine Mutter ſoll als Strafe für ihr— allerdings von ihrem Standpunkt aus— herzlich gutgemeintes Schickſalſpielen⸗ wollen im nächſten Jahre nicht ſpüren, daß ſie einen Sohn hat. Ich werde ſie heute noch zur Rechenſchaft ziehen.“ „Nein, das dürfen Sie nicht tun, Herbert“, rief Eva erregt dazwiſchen.„Ihre Mutter ſoll keinen Vorwurf und keine Klage von Ihnen zu hören bekommen; denn uns beiden kann man ja dadurch doch nicht mehr helfen. Und mir iſt meine geſellſchaftliche Verbindung mit Ihren Eltern, die ich nicht abbrechen kann, erſchwert, Was würde mein Mann ſagen, wenn Ihre Mutter ſich plötzlich von mir zurückziehen würde, was unbedingt der Fall wäre, wenn Sie ſprächen. b Wie bittend umſchlangen ihre Hände die ſeinen. Er zuckte unter dieſer Berührung zuſammen und ſah, ſchmerz⸗ lich bewegt, in ihr glühendes Geſicht. In einer impulſiven Bewegung beugte er ſich dann über ihre Hände und küßte ſie ſcheu und innig: f 5 „Nun gut, ich werde meiner Mutter jeglichen Vorwurf erſparen. Aber meine Verlobung löſe ich, daran könnten auch Ihre Bitten nichts ändern. Mein Kontrakt mit dem Krankenhauſe läuft im nächſten Monat ab. Ich werde ihn f für ein weiteres Jahr erneuern, um einer Heimkehr in den nächſten Zeit aus dem Wege zu gehen.“(Fortſ. folat) i Kondolation In Sas rügen und— in Genf!— Ja nicht e in Berlin! „„ Paris, 13. Februar. Miniſter e Daladier und der Mini⸗ 5 far oer che Arbeiten haben dem Präſi⸗ nten der Saarregierung, Knox, das Beileid der Fre Regierung anläßlich der ſchwe⸗ ren K in Neunkirchen ausgeſprochen und derum gebeten, der Bevölkerung die An⸗ teil zum Ausdruck zu bringen, die die franzöfiſche Regierung an dem Schickſal nehme, von dem ſie durch die Kataſtrophe betroffen worden iſt. Der Vertreter Frankreichs, Maſſigli, hat dem Generalſekretär des Völker⸗ bundes() anläßlich der Neunkirchener Ka⸗ taſtrophe im Namen ſeiner Regierung das Bei⸗ leid Frankreichs ausgeſprochen. Dieſer Schritt Maſſiglis iſt in Genf allge⸗ mein ſtark aufgefallen und wird als eine poli⸗ liſche Demonſtration Frankreichs gewertet. Es keſcheint wenig verſtändlich, aus welchem Gründe die franzöſiſche Regierung ein ſo trauriges Ereignis zum Anlaß genommen hat, um den angeblich internationalen Charakter des Saargebieies und die beſonderen Inter⸗ eſſen Frankreichs im Saargebiet vor aller Welt zu betonen. * In Berlin hat die franzöſiſche Regierung. foweit bekannt iſt, ihr Beileid anläßlich des Neunkirchener Anglücks nicht übermitteln laſ⸗ ſen. Anſcheinend verſucht man in Frankreich gefliſſenklich, die Welt darüber zu täuſchen, daß das Saargebiet noch immer deutſches Land iſt. Vapftfeier in Berlin Zum Ktönungstag Pius XI.— Hindenburg bei Orſenigo. Berlin, 13. Februar. Die Katholiſche Aktion Berlin feierte im großen Saal der Philharmonie die 11. Wie⸗ dertkehr des Krönungstages Papſt Pius XI. Zu Beginn gedachte der Vorſitzende, Mini⸗ ſterialdirektor Dr. Klauſener, während ſich die Verſammlung von ihren Plätzen erhob, der großen Zahl der Opfer von Neunkirchen. Nach ihm ſprach der päpſtliche Nuntius Orſenigo über das Pontifikat Pius XI. im Licht des Heiligen Jahres. Et lennzeichnete das Ziel der Regierung Papft Pius XI. als das unermüdliche Bemü⸗ hen, die Königsherrſchaft Chriſti in den See⸗ len zu errichten. Der Nuntius ſchilderte wei⸗ ter die Beſtrebungen des Papſtes um die Sicherung des wahren Friedens, deren Gip⸗ fel die Verkündigung des Heiligen Jahres ge⸗ weſen ſei. N Rechtsanwalt Dr. Görres⸗Berlin gab dann einen hiſtoriſchen Rüablick über das „Friedensamt der Kirche“. Mit einer kurzen Ansprache Biſchofs Dr. Schreiber, fand die Kundgebung ihr Ende. Aus Anlaß des Krönungstages fand beim Apoſtoliſchen Nuntius ein Eſſen zu Ehren des Reichspräſidenten von Hindenburg ſtatt. Dieſer war mit Staatsſekretär Meißner und ſeinem Sohn erſchienen. Aus Vaden Wieder ein Großbrand in Ninſchheim Drei Scheunen und eine Stallung niederge⸗ e brannt. Buchen, 12. Februar. Junethalb acht Tagen wurde das nahe Dorf Ninſchheim zum dritten Mal von einem Braudunglück heimgeſucht. Trotz Patrouillen⸗ und Wachtdienſt brannten in der Nacht auf Samstag abermals drei Scheunen und eine Stallung bis auf die Grundmauern nieder. Die Scheunen waren mit Heu⸗ und Strohvor⸗ räten gefüllt. Der Brandſchaden beläuft ſich auf etwa 8—10 000 Mark. f Der Bevölkerung hat ſich eine ungeheure Erregung bemächtigt, weil es bisher noch nicht a iſt, den Brandſtifter zu ermitteln, der sher zwei Wohnhäuſer, ſieben Scheunen und eine Skallung in Schutt und Aſche gelegt hat. Die Erdbebenfolgen in Raſtatt. Naſtatt, 12. Febr. Nach den Erhebungen der Polizei 15 die Hälfte aller Gebäude in Raſtatt infolge des Erdbebens beſchädigt wor⸗ den. Eine zahlenmäßige Erfaſſung der Scha⸗ densfälle wird binnen kurzem möglich ſein. Ein ehe der Hauseigentümer gegenüber der Gebäudeverſicherungsanſtalt auf Entſchä⸗ Vonn beſteht nicht. Prof. Paulcke von der Techniſchen Hochſchule Karlsruhe weilte hier, um in Begleitung des Stadtbaumeiſters Bucce⸗ rius Meſſungen vorzunehmen. An Stein⸗ mauern beziffert man den Erdbebenſchaden auf mindeſtens 30 000 Mark. Schweizer„Liebenswürdigleiten“. Konſtanz, 12. Febr. Uns wird geſchrieben: „Die Schweizer an der Grenze verſichern uns bauernd, wie notwendig die Aufrechterhaltung der wirtſchaftlichen und kulturellen Beziehungen diesſeits und jenſeits der Grenze ſeien. Als beſonderen„Beitrag“ zu 99 00 gemeinſamen kulturellen Beziehungen verdient feſtgehalten zu werden, daß in einem Kino im benachbarten Kreuzlingen, das ſich bisher des beſonderen reuzlin Intedeſſes der deutſchen Grenznachbarn er⸗ Fzeriſchen Verleihfirmen waren dieſe Dinge 1105 Treure, ver upie Hetzſum„engel der Hölle“ gezeigt wird, der von einer Filmverleihfirma ſtammt, die bereits 1931 verſichert hat, daß ſie dieſen verhetzenden und abſolut unwahren Film nicht mehr verleihen werde. Der Hetz⸗ film iſt von der amerikaniſchen Firma United Artiſts hergeſtellt worden, deren Filme, nur unter der Bedingung der Zurücknahme die⸗ ſes Filmes, wieder in Deutſchland zugelaſſen wurden. Beim Reichsinnenminiſterium iſt der Antrag geſtellt worden, dieſe Zulaſſung mit ſofortiger Wirkung zu widerrufen. Der ſchwei⸗ wohl bekannt, trotzdem läßt ſie dieſen üblen Film, noch dazu unmittelbar an der deutſchen Grenze laufen.“ Mannheim, 12. Febr.(Schwerer Be⸗ triebsunfall.) In einem Fabrikbetrieb der Bonadiesſtraße nahm ein Arbeiter Schweißarbeiten an einem Eiſenfaß vor, das Oel enthalten hatte. Dadurch, daß er unter⸗ ließ, den Verſchluß abzunehmen, ſammelten ſich in dem Faß Gaſe, die zu einer Exploſion führ⸗ ten. Der Arbeiter wurde durch abgeriſſene Teile des Faſſes im Geſicht erheblich verletzt. Der Sanitätskraftwagen der freiwilligen Sani⸗ tätskolonne brachte ihn in bewußtem Zuſtande in das Allgemeine Krankenhaus. Heidelberg, 12. Febr.(Zuchthaus für Fahrraddiebſtahl.) r 35 Jahre alte Schmied Heinrich Otto Müller ſtahl im Okto⸗ ber 1932 in Heidelberg ein Fahrrad, das er in Darmſtadt zu verkaufen ſuchte. In Mainz wurde er verhaftet. Die 1. Große Straf⸗ kammer in Heidelberg verurteilte den unver⸗ beſſerlichen, 12mal vorbeſtraften, rückfälligen Dieb zu einem Jahr Zuchthaus. Schwetzingen, 12. Febr.(250000 Mar für Arbeitsbeſchaffung). Die Stadt⸗ verwaltung beabſichtigt vorbehaltlich der Zu⸗ ſtimmung des Bürgerausſchuſſes die Aufnahme eines Darlehens von 250 000 Mark aus Reichs⸗ mitteln zur Arbeitsbeſchaffung(Sofort⸗Pro⸗ gramm). Vorgeſehen ſind folgende Notſtands⸗ maßnahmen: Erweiterung des Ortsſtraßen⸗ netzes und dazu gehörige Kanaliſation(Auf⸗ wand 220 000 Mark) und Erweiterung; des Friedhofes(Aufwand 30 000 Mark). Die Zu⸗ teilung der Darlehen erfolgt vorausſichtlich durch die Deutſche Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten. Ferner iſt die Aufnahme von Dar⸗ lehen in Höhe von viermal 2500 Mark, zuſam⸗ men alſo 10 000 Mark, aus Reichsmitteln für vorſtädtiſche Kleinſiedlungen(Aufbau und Einrichtung von vier Siedlerſtellen auf dem Gelände des ehemaligen Holzhofes) geplant. Neulußheim, 12. Febr.(Vermißt). Seit 7. Februar wird die 34jährige Ehefrau Eliſe Scheuber von hier vermißt. Da die Frau in letzter Zeit Anzeichen von Schwermut zeig⸗ te, wird vermutet, daß ſie den Tod im Rhein geſucht hat. Freiburg, 12. Febr.(Unerlaubter Waffenbeſitz.) An der Lehener Unter⸗ führung wurden verſchiedene Trupps umher⸗ ſtehender Perſonen geſtellt, wobei ein 18jäh⸗ riger Kaufmann einen Gummiknüppel und ein verheirateter Mechaniker ein im Griff feſt⸗ ſtehendes Meſſer(Dolch) mit ſich trug. Beide Perſonen verſuchten beim Herannahen eines Polizeibeamten die Waffen unauffällig zu be⸗ ſeitigen. Die Namen wurden feſtgeſtellt, die Waffen weggenommen und die Täter zur An⸗ zeige gebracht. Lötrach, 12. Febr.(Zuckerhehlerei). Im Zuſammenhang mit einem vor einigen Monaten abgeurteilten Zuckerſchmuggel eines Riehener Kaufmanns hatten ſich nunmehr vor dem Lörracher Einzelrichter mehrere Bäcker und Konditoren wegen Hehlerei zu verantworten. Die Betreffenden, die in Kandern, Rheinfel⸗ den, Thumringen und Emmendingen wohnhaft ſind, erhielten Geldſtrafen von 250 bis 450 Mark. Uttenhofen bei Engen, 12. Febr.(An⸗ weſen eingeäſchert). In dem Wohn⸗ und Oekonomiegebäude des Landwirts We⸗ ber, brach infolge Kurzſchluß ein Brand aus, der in kurzer Zeit das geſamte Anweſen ein⸗ äſcherte. Das Vieh und ein Großteil der Fahrniſſe konnten gerettet werden. i Rheinfelden, 12. Febr.(Diebe an der Arbeit). Während in einer Wirtſchaft in Rheinfelden lebhafter Betrieb herrſchke, durch⸗ 1705 ein Dieb ſämtliche Räume des Hauſes bis in die Dachzimmer der Angeſtellten und ſtahl eine Summe von gegen 800 Franken zuſammen. Andere Wertſachen und deutſches Geld ließ er liegen. In der vorhergehenden Nacht wurden auch die Opfecſtocke der römiſch⸗ katholiſchen Kicche in Rhein keiden geplündert. Richard Wagner und ſein Werk Zum 50. Todestag des großen Meiſters Am 13. Februar 1883 nahm Wagner in Venedig Abſchied von der Welt. Sein Leich⸗ nam wurde von ſeinem königlichen Gönner Ludwig II. nach Bayreuth übergeführt. In der Gruft der Villa Wahnfried ruht der gro⸗ ße Meiſter, aber ſein Werk lebt unvergäng⸗ lich in den Herzen der Deutſchen. Ein Richard⸗Wagner⸗Denkmal bei Großgraupa(Dresden). Am 22. Mai 1813 wurde er in Leipzig auf dem Bühl als neuntes Kind des Pollzei⸗ aktuars Friedrich Wagner geboren. Seine Mutter war Roſine Pätz, eine bildhübſche Bäckerstochter aus Weißenfels, und man ver⸗ wundert ſich zunächſt, woher der künſtleriſche Einſchlag in der Familie ſtammen könnte. Jedoch der Vater war ein großer Förderer der Bühnenkunſt und eine führende Perſön⸗ lichkeit auf den Leipziger Liebhabertheatern. Wagner wollte Dichter werden, und von gendwelcher muſikaliſchen Begabung war zu⸗ nächſt keine Spur zu entdecken. Das Klavier⸗ ſpiel erlernte er als Kind nur ſtümperhaft, ſeine Leiſtungen in der Schule waren unbe⸗ deutend, und die gute Mutter machte ſich bald große Sorgen, was aus dem Knaben wohl noch werden würde. Da hörte Richard Wagner Webers„Freiſchütz“. Begeiſtert rief er aus:„Kein Kaiſer und kein König, aber ſo daſtehen und diriaieren.“ Als er ſpäter die Muſik Beethovens zu Egmont vernahm, war das Feuer in ſeiner Seele angefacht. Er ſah in viſionärem Halbſchlaf die Terzen und Quinten perſönlich erſcheinen, jedoch be⸗ wußte Arbeit wurde nicht aus dieſen Träu⸗ men. Als flotter Student genoß er im Corps „Saxonia“ alle Burſchenluſt, und ſeine Ver⸗ wandten glaubten ſchon nicht mehr daran, daß aus ihm etwas Ordentliches werden wür⸗ de. Da raffte ſich der Jüngling auf, ſtudierte mit Energie Muſik unter der klugen Leitung des Thomaskantors Weinlig. Die Muſikerlaufbahn war beſchritten. Sor⸗ gen über Sorgen kamen über Wagner, der in Magdeburg Minna Plauer geheiratet hat⸗ te, wenig verdiente und vor allen Dingen nicht verſtand, mit dem Gelde umzugehen. Königsberg, Riga, London, Paris ſind die Stationen ſeiner Not, und wan muß ſich wundern, daß n der Modränanis ſeine erſten großen Werke„Rienzi“ und„Der fliegende Holländer“ heranreifen konnten. „Rienzi“ wurde in Drezden angenommen und fand begeiſterte Aufnayme. Der Kom⸗ zoniſt wurde über Nacht berühmt und erhielt ogleich eine Anſtetlung als Kapellmeiſter. Es folgten die Aufführungen des„Fliegen⸗ den Holländer“ und„Tannhäuſer“ aber der „Rienzi“⸗Erfolg wurde nicht wieder erreicht. Da ſich der Komponiit in die revolutionären Händel des Jahres 1848 einmiſchte, folgte wiederum Flucht und Not. Im Exil in Zü⸗ rich begann Wagner mit dem„Ring der Ni⸗ belungen“ und vollendete„Triſtan und Iſok⸗ de“. Im Hauſe Weſendonk fand er in der Hausfrau eine bedeutſame Förderin ſeiner Kunſt. Richard Wagner wurde amneſtiert und ging wieder nich Paris. aber trotz ſchöner Erfolge als Dir gen“ in ganz Europa mur⸗ den ſeine Opern zu ſeinem Leidweſen nicht aufgeführt. Teils lag es am Unverſtändnis, teiks aber auch an den gewaltigen Anforde— rungen, die Wagner in bühnentechniſcher und geſangstechniſcher Hinſicht ſtellte. Da fand der Künſtler in Ludwig II. den Mäzen und Freund, der durch den Bau des Feſt⸗ ſpielhauſes in Bayreuth die ſtolzeſten Träu⸗ me Wagners Wirklichkeit werden ließ. In dieſer Zeit lernte der Meiſter auch Coſima von Bülow, eine Tochter Franz Liſzts ken⸗ nen, die ihm als ſeine zweite Gattin die ver⸗ ſtändnisvollſte Lebensgefährtin wurde. Der„Ring der Nibelungen“,„Triſtan und Aus Heſſen und Naſſan die Kandidatenliste der 8). für den Wat kreis Heſſen ⸗Naſſau. Frankfurt a. M., 12. Febr. Der erwei⸗ terte Bezirksvorſtand der SPD. für den B 1 7 Heſſen⸗Naſſau ſtellte die Kandidaten⸗ iſten für die Reichs⸗ und Landtagswahl für den Wahlkreis Heſſen⸗Naſſau feſt. Auf bei⸗ den Liſten ſind Veränderungen gegenüber der letzten Wahl nicht eingetreten. Für die Reichstagswahl wurden demnach aufgeſtellt: Ph. Scheidemann⸗Berlin, Franz Metz⸗Frank⸗ urt a. M., Heinrich Becker⸗Herborn, Otto itte⸗Wiesbaden, Michael Schnabrich⸗Gers⸗ feld, Ernſt Mulanſky⸗Frankfurt a. M., Friedrich 0 0 Emil Becker⸗Ans⸗ pach i. T., Joh. Berthold⸗Schlüchtern, Frau Marie Bittorf⸗Frankfurt a. M. Auf der Liſte für die Landtagswahlen ſtehen: Dr. Erik Nölting⸗Frankfurt a. M., Karl Kraft⸗ Nieſte(Bez. Kaſſel), Paul Röhle-Frankfurt a. M., Karl Rehbein⸗Hanau, Friedrich Hof⸗ acker⸗Kaſſel, Frau Berta Jourdan-Frank⸗ furt a. M., Otto Häſe⸗Wiesbaden, Heinrich Nöll⸗Anspach i. T., Oswald⸗Göpfahrt⸗Kaſſel, Joh. Rebholz⸗Frankfurt a. M. Die Jentrumskandidalen in heſſen⸗Naſſau. Limburg, 12. Febr. In einer Landesaus⸗ ſchußſitzung der Naſſauiſchen Zentrumspartei wurden die bisherigen Zentrumskandidaten nominiert. Der Zentrumswahlvorſchlag für den Wahlkreis Heſſen⸗Naſſau enthält für den Reichstag an der Spitze demnach die fol⸗ genden Namen: Reichskanzler a. D. Dr. Brüning⸗Berlin, Profeſſor Dr. Deſſauer⸗ Frankfurt a. M., Dr. Crone⸗Münzebrock⸗ Berlin, Mittelſchullehrer Schwarz⸗Frankfurt a. M., Arbeiterſekretär Grün⸗Wiesbaden, Kaufmann Anton Schmidt⸗Fulda. Für den Landtag kandidieren wieder Dr. Graß⸗ Koblenz, Amtsgerichtsrat i. R. Rhiel⸗Fulda, Bürgermeiſter Heinrich Roth⸗Montabaur, Schreinermeiſter Joſef Fink⸗Wiesbaden, Ge⸗ werkſchaftsſekretär Gellings-Fulda. Studentiſche Kammerwahlen in Darmſtadt. Darmſtadt, 12. Febr. An der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt fanden die Wahlen zur Studentenkammer ſtatt. Bei einer Wahlbe⸗ teiligung von 86,6 Prozent(im Vorjahre 79,6 Prozent) verteilen ſich die 40 Sitze der Kammer wie folgt: 1. Nationalſozialiſten 15 (bisher 19), 2. Deutſche Freiſtudenten 3(5), 3. Nationale Mainzer Liſte 2(0), 4. Katholiſch⸗ Freiſtudenten und Unitasverband(mit Stahl⸗ helm und Studentenring Largemarck) 12(12), 7. Arbeitsgemeinſchaft Mainzer Korporationen und Freiſtudenten 4(0).— Zwiſchen Liſte 1 und 3 und zwiſchen Liſte 6 und 7 beſtanden Liſtenverhindungen. 5 * Frankfurt a M., 12. Febr.( Warnung vor einem Betrüger). In den letzten Tagen iſt hier ein etwa 55jähriger Schwindler aufgetrelen, der ſich Fiſcher nannte und im Hainerweg wohnen will. Er beſuchte Gärt⸗ nereibeſitzer und erklärte, daß er geſchäftliche Aufträge zur Lieferung für Bäume häte Er nannte auch Adreſſen, wo er die Bäume hinliefern ſollte und verlangte für die Ver⸗ mittlung 5 Mark. Geſchädigte mußten dann feſtſtellen, daß die angeblichen Auftraggeber keine Beſtellung gemacht hatten. a Hanau a. M., 12. Febr.(Der Gat⸗ tenmörder geiſteskrank.) Der der Landesheilanſtalt Marburg ſeinerzeit zur Beobachtung ſeines Geiſteszuſtandes über⸗ wieſene 60 ſährige Schloſſer Georg Merz aus Hanau, der am Tage vor dem Weihnachts⸗ feſt ſeine 58 jährige Ehefrau durch Schläge mit einem Hammer auf den Kopf tödlich ver⸗ letzte, iſt als gemeingefährlich geiſteskrank anerkannt worden. die Ruhe und Ordnung in Heſſen nicht gestört Ein Vertreter des Reichsinnenminiſteriums orientiert ſich in Darmſtadt. Darmſtadt, 12. Februar. Amtlich wird mitgeteilt: Der heſſiſche Innen⸗ miniſter empfing in Vertretung des zurzeit in Berlin weilenden Staatspräſidenten den Ober⸗ regierungsrat Dr. Medicus vom Reichsmini⸗ ſterium des Innern, der im Auftrage des Reichsminiſters Dr. Frick nach Heſſen entfandt worden iſt, um ſich an Ort und Stelle ein Bild von der Lage in Heſſen zu machen. Die Ent⸗ ſendunz le uht auf den rerſchiedenen Mi tei un⸗ gen, die in den letzten Tagen ſeit Amtsantritt der Regierung Hitler nach Berlin gerichtel worden ſind und dort den Eindruck erweckten, als ſei in Heſſen die öffentliche Ruhe und Ordnung gefährdet und die heſſiſche Regierung nicht Herr der Lage. Der heſſiſche Innenminister hat im Namen det Regierung dem Vertreter des Reichs⸗ innenminiſters erklärt, daß die heſſiſche Regie⸗ tung nichts zu verbergen habe. Es ſei in ſen enhiger als in irgend einem anderen de Iſolde“,„Parſival“, die„Meiſterſinger von Nürnberg“ und die übrigen Werke Wagners ſind an dieſer Stätte Feſtſpiele geworden, die aller Welt die tiefſten Offenbarungen der deutſchen Feele komponiſt wies Magner der Oper neue We⸗ ge, erlöſte ſie von den Arien und Koloratu⸗ ren und ließ die Muſik zum Vermittler dra⸗ matiſcher F. ütterungen werden. Das Werk Richard! es iſt uns ein Denkmal deut⸗ ſcher Kultur geworden. fügiger Art daraus hervorge Fee ee er, e hetvorg ſchen Lande und die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht im geringſten gefährdet. Bei den in Betracht kommenden Ausſchrei⸗ tungen handelt es ſich um Vorgänge 1 5 7 es bei den politiſchen Auseinanderſetzungen in Heſſen ſeit dem Amtsantritt der neuen Reichsregierung weder einen Toten noch ſchwer⸗ verletzten gegeben hat. Der Vertreter der Reichsregierung bekam Gelegenheit, ſich an Ort und Stelle von dem wahren Tatbeſtand zu überzeugen. , WIRD SEZRNHNT goa von SRT NO THBERE Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 16 5 Nachdruck verboten. Marternde Vorſtellungen trieben die junge Frau hoch. Frank beſuchte eine Frau!! Lore lief im Zimmer hin und her. Ruhelos! Wohl eine Stunde lang. Dann ging ſie langſam in ihr Schlafzimmer. Dort ſaß ſie am Fenſter und blickte die breite Straße entlang, die zu Frank führte, zu Frank, nach dem ſie ſich jetzt ſehnte mit jeder Faſer ihres Herzens. Und in ihrer Hand lag die Nadel! Die Nadel, die doch Zeuge davon war, daß Frank in ihrem Zimmer geweſen ſein mußte. ö Lore ſaß auf ihrem Platz und ſtarrte die Straße ent⸗ lang, als müſſe ſie Frank herbeizwingen, als müſſe er wiſſen, wie ſehnſüchtig ſie jetzt auf ihn wartete. Doch alles blieb ſtill und einſam. Kaum, daß einmal ein kleiner altmodiſcher Pferdeſchlitten vorüberklingelte. Plötzlich hob ſie den blonden Kopf. Der alte Trotz kam Knoch einmal zurück. Lore erhob ſich, ging zum Telephon, rief in Loringen an. Ihre Mutter war am Apparat. Ihre Stimme klang müde und abgehetzt. „Du willſt ſchon heute herauskommen zu uns? Mir ein bißchen helfen? Kind, bleibe lieber in deinem ſchönen, geordneten Heim. Bei uns geht alles drunter und drüber. So eine Doppelhochzeit iſt ſchon etwas, das muß ich ſagen. Deine Ankunft würde nur noch mehr Wirrwarr ſchaffen, und es iſt ſchon das ganze Programm aufgeſtellt. Ob es Frank recht ſein würde? Er hat noch geſtern zu Papa ge⸗ ſagt, er wüßte dich in Friedrichsheim gut aufgehoben, und du ſollteſt nicht mit dem ganzen Drum⸗und⸗Dran einer Weihnachtsbeſcherung beläſtigt werden. Er muß dich ſehr lieb haben, mein Kind. Du müßteſt ſehr glück⸗ lich ſein, ihn zu beſitzen. Wir ſehen uns am Heiligabend, Lorekind. Sei nicht böſe, aber ich muß gleich wieder weg. Lebe wohl!“ „Leb wohl, Mama!“ Lore ſtand da, den Hörer noch immer in der Hand. Noch immer glaubte ſie die müde, abgehetzte Stimme der Mutter zu hören. Sie mußte ſich um alles kümmern. Der Vater war ſehr gut zu ihr; aber er zeigte kein Ver⸗ ttändnis, wenn in Loringen einmal etwas los war, was aus dem gewohnten Rahmen fiel. Er überließ dann alles der Mutter und kümmerte ſich um nichts, wie er aber auch alles gut und ſchön fand, was ſie angeordnet hatte. Selbſt an jedem Weihnachtsabend war die Mutter endlich „todmüde in einen Seſſel geſunken, um aber auch gleich wieder aufzuſpringen und ſich um das Weihnachtseſſen zu kümmern. So war es immer geweſen, als ſie noch Kinder waren. Später hatten ſie der Mutter allerdings geholfen. Jetzt aber, diesmal, ſchienen ihr nur Herta und Kurt zur Ver⸗ fügung zu ſtehen. Die zwei Bräute waren vollauf mit ſich ſelbſt beſchäftigt. Sie waren ja ſo glücklich! Und ſie, Lore, hatte der Mutter helfen wollen. Und nun wollte die Mutter das nicht. Auch dort brauchte man ſie nicht. „Wozu lebe ich überhaupt?“ dachte Lore und preßte die Stirn in die Hand. Endlich legte ſie den Hörer weg. Wie ſelbſtverſtändlich die Mutter es annahm, daß ſie, Lore, glücklich zu ſein hatte. b Lores Blick wanderte durch das Zimmer. Er blieb an dem Geigenkaſten haften. Lore murmelte: „Ich habe etwas. Frank hat recht! Ich will der Welt beweiſen, daß ich etwas kann!“ Lore riß die Geige aus dem Kaſten, ſtarrte auf den verſchnörkelten Namen, den ein Gottbegnadeter einſt hineingeritzt hatte— und plötzlich ſpielte ſie. Spielte ſüß und leiſe; aber nach und nach ſchwoll das Spiel an. Es brauſte, ſang, rauſchte, ſchluchzte unter ihren weißen, ſchönen Händen. Lore vergaß alles um ſich. Spielte, ſpielte unaufhalt⸗ ſam, weinte ihres Herzens Leid in dieſen Tönen aus, die die alte, herrliche Geige hergab. Draußen lief die geſamte Dienerſchaft zuſammen. Einige weinten. Die anderen lauſchten atemlos. „Mein Gott!“ ſagte der alte Joſef.„Ach, mein Gott!“ f Lore legte Geige und Bogen zurück. Ein Weinkrampf ſchüttelte ſie. So fand ſie das Mädchen. Aengſtlich holte es die Mamſell herbei. Die kam ſofort, ſelber zu Tode erſchrocken. Beide betteten die junge Frau auf die Chaiſelongue, Sie glaubten, die junge Herrin ſei ohnmächtig. Lore aber lag nur in ſtummer Qual da, hatte die Augen geſchloſſen und rührte ſich nicht. „Gehen Sie. Ich werde ein bißchen hierbleiben“, ent⸗ ſchied die Mamſell. Das Mädchen ging, und die alte Frau ſetzte ſich an 5 das Lagek. Dabei ſtakrte ſie in das ſchöne, junge Geſicht ud wiſchte ſich die Tränen ab. Die wundervollen Töne don vorhin lebten noch immer in ihr. Ganz leiſe ſagte es die alte Frau und liebkoſend ſtrich ihre verarbeitete harte Hand über die kleine, weiße des jungen Weibes. Lore ſah ſie an. Mamſell erſchrak. ſich, entſchuldigte ſich verlegen. „Gnädige Frau waren ohnmächtig. Wir haben gnädige Frau hierher getragen, und ich habe mich ein biſſel her⸗ geſetzt, weil ich doch ſo in Sorge war und weil mich der Herr Doktor doch für alles verantwortlich macht.“ „Ich danke Ihnen, Mamſellchen. Wenn Sie einen Schluck Wein hätten? Mir iſt gar nicht gut!“ Mamſell ſauſte zur Tür, kam bald darauf mit einer Karaffe zurück. Schnell füllte ſie ein Glas, hielt es der jungen Frau an die Lippen. Lore trant in durſtigen Zügen. Dann legte ſie ſich zurück. „Mamſell, ich möchte ein bißchen allein bleiben. Sorgen Sie dafür, daß ich das kann“, ſagte ſie, und die Mamſell nickte eifrig. Dann lag Lore da und ſtarrte zur Decke empor.. Ihr Spiel vorhin hatte ſie ſelbſt derart aufgewühlt, daß ſie ſich mühſam nur in die Wirklichkeit zurückfand. Jetzt wollte ſie fort. Jetzt gleich! Sie wollte hungern, darben, frieren, wie es andere große Künſtler auch hatten tun müſſen. Aus eigener Kraft wollte ſie etwas werden. Doch es ging ja nicht! Jetzt gleich durfte ſie nicht gehen. Die Hochzeit der Schweſtern! Dazu mußte ſie da ſein. Vor der Welt! f Wenn man ihre Anweſenheit in Loringen auch jetzt als ſtörend empfand— wenn ſie bei der Hochzeit fehlte, würde man ihr das nie verzeihen. Alſo mußte ſie bleiben. Doch dann, dann würde nichts mehr ſie halten. Am Heiligabend kam Frank und holte ſie. Als ſie neben ihm im Wagen ſaß, ſeine beruhigende, ſchützende Nähe atmete, wurde ihr der Entſchluß ſchwer— faſt glaubte ſie, ihn niemals ausführen zu können. Ruhig und freundlich plauderte er mit ihr. „Belangloſe Sachen, die er ebenſogut mit einem Kinde beſprechen könnte“, dachte Lore traurig. Daheim ruhte ſie ſich ein Stündchen aus. Sie fühlte ſich wie ein Gaſt, und man tat alles, daß es ihr gefalle, daß ſie ſich wohl fühlen möge. Im ganzen Hauſe duftete es nach Weihnachtsgebäck, und der Feſtbraten konnte feinen Geruch auch nicht nur auf die Küchenräumlichkeiten beſchränken. Still ging Lore durch die vornehmen Räume, und immer verzagter, immer trauriger wurde es in ihr. Ueberall meinte ſie, Frank Dahlmanns vornehme Perſön⸗ lichkeit zu ſpüren. Ein Plebejer! So hatte ſie ihn bei ſich genannt! Vielleicht auch hatte ſie es den Eltern gegenüber getan— damals, als er um ſie warb. War es denn möglich, daß ſie ſich auch nur einen Augenblick hatte dagegen ſträuben können, ſeine Frau zu ſein? Plebejer! Es konnte keinen größeren Irrtum auf dieſer Welt geben, als dieſes Wort auf Frank Dahlmann zu prägen. Nun war alles zu ſpät, jede Erkenntnis. Er liebte eine andere, er verlangte die Trennung und mochte froh ſein, daß ihm ihre Begabung eine Handhabe bot. Wieder ſaß die junge Frau ſtill und ſinnend da. Alles im Hauſe war ſo wohltuend ruhig. Die Diener⸗ ſchaft war ſo wohlgeſchult— alles lief wie am Schnürchen, auch wenn ſich die Herrin um nichts kümmerte. Eine Drohne, mochte Frank Dahlmann denken. Eine Drohne, die nicht einmal Liebe geben kann und in nichts, in gar nichts ihre Pflicht tut. Er war im Recht. Tauſendmal war er das. Was würden ihre Eltern zu der Trennung ſagen? Sie, die vorläufig doch keine Ahnung hatten? Sie würden es ja auch nicht eher erfahren, als bis ihre Ausbildung vollendet war. f Wieder etwas, das nicht in die Mutmaßung hinein⸗ paßte, daß Frank ſo ſchnell als möglich frei ſein wollte. Weshalb paßte es nicht? Er würde ja doch die Frau ſeiner Liebe beſuchen in dieſer Zeit, in der Lore von Loringen noch ſeinen Namen trug. f f f f Aber es paßte ganz zu Frank, daß er der Welt nicht jetzt bereits ſeinen Eheſkandal als Beute überließ, ſondern daß er ſeine Frau ſolange als irgend möglich vor dieſem Skandal ſchützte. Wenn ſie dann plötzlich eine Künſtlerin war, dann würde man es ſchon verſtehen, daß Frank mit dieſer Frau nicht länger leben mochte. i 1 Es klopfte, Frank trat herein. Sein Blick ging über ſie hin, ſcharf, prüfend. 25 8 Du biſt noch nicht angezogen?“ Schnell erhob ſie Sie blickte an ihrem ſchwarzen Seidentleid herunter, zuckte zuſammen. ö „Nerzeitz', es wird nicht lange dauern.“ ſcherung ein feſtliches „Das Eſſen wartel bereits. Daun zie es Gewand a e Lore. Ihnen ſoll doch nicht die Feſifrende werden. Dies ſchwarze Kleid wirkt ſo düſter, und heute will ein jeder ſich freuen.“„ „Ja, Frank! Ich werde mich dann beeilen. Biel Zeil haben wir wohl auch für die Beſcherung nicht mehr, wenn wir pünktlich in Loringen ſein wollen?? „Oh, wir werden bequem fertig. Wollen wir alſo zunächſt miteinander eſſen?“ f. Er bot ihr den Am. a Schweigend nahmen ſie dann das Eſſen ein. „Mein erſtes Weihnachtsfeſt in Franks Hauſe. Zu⸗ gleich das letzte“, dachte Lore immerfort, und feder Wiſſen quoll ihr im Munde. Er bediente ſie wie immer, legte ihr die beſten Biſſen vor. Er ſelbſt aß wenig, tat aber doch, 5 als ſchmecke es ihm. Dieſes Nebeneinanderſitzen wurde nach und nah für beide zur Qual, und ſie waren froh, als ſie endlich auf⸗ ſtehen konnten. N e Lore ging ſofort in ihr Ankleidezimmer hinüber. Dort ſtand ſie unſchlüſſig vor dem großen Schrank. Schließlich wählte ſie ein duftiges roſa Seidenkleid. Frank hatte es ihr in Nizza gekauft, und ſie hatte es bisher noch nie getragen. a 0 e Nun ſtreifte ſie es ſchnell über, bürſtete die blonden Locken. Sie ſah berückend aus. Aber es war iht latige nicht gut genug. Sie wollte Frank zeigen, wie verſchwende⸗ riſch Mutter Natur ſie bedacht hatte— einmak folkte er es doch ſehen. Ob er ſie nicht doch lieben konnte, wenn er ſte ſo ſah? 1 Der tiefe Ausſchnitt ließ die weißen Schultern, den Nacken ſehen. Um den Hals trug ſie die koſtbaren Perlen, Franks Geſchenk. e Tief und blau und ſehnſüchtig ſtrahlten die Augen aus dem ſchmalen, weißen Geſicht, und die ganze feine Geſtali wirkte wie ein Frühlingstraum. Wenigſtens dachte das Frank Dahlmann, als er ſeine Frau zur Feier holte. f Schmerzhaft pochte ſein Herz, und das Verlangen, Lore an dieſes ſtarke, heiße Herz zu nehmen, war wieder über⸗ mächtig. Weshalb hatte Lore ſich ſo geſchmückt? Sie würde doch auch draußen in Loringen nur noch Unheil ſtiften? 5 4 Auch das Perſonal blickte faſt atemlos auf die junge Herrin. Frau Keller dachte:—. „Wie wunderſchön und jung ſie iſt! Wenn doch nu! das Glück endlich zu dieſen beiden Menſchen käme! Und ich ahne es, es weicht immer weiter zurück von der Schivelle dieſes Hauſes. Wie wird das nur noch enden?? Die Leute freuten ſich ſehr. Sie waren in dieſem Jahre ganz beſonders reichlich beſchenkt worden. Frau Kelle erhielt ihre Geſchenke für ſich allein, und auch ſie bedankte ſich, mit Tränen in den Augen. e e Und dann war Frank Dahlmann mit ſeiner Fra allein. Er führte ſie an den Tiſch, der bisher verdeckt geblieben war. Er nahm das weiße Tuch ab. 5 „Hier, Lore, dein Geſchenk!“ f Auf grünem Samt gleißte und ſprühte es ihr entgegen in allen Farben. Ein Halsband! Ein ganz ſeltenes, fremdes Schmuckſtück! Und daneben lag ein Paket Scheine. b „Kind, du wirſt das nehmen. Für etwaige kleine Wünſche. Ich habe für dich in der Penſion Vollmann a Berlin zwei Zimmer beſtellt. Frau Vollmann iſt eine würdige Dame mit zwei ſehr netten Töchtern. Beide ſind ſchon in reiferen Jahren, und eine davon wird zu deiner Geſellſchaft, deiner Begleitung da ſein, wenn du ein Theater, ein Konzert oder ſonſt irgendeine Veranſtaltung beſuchen willſt. Solange du noch meine Frau biſt, Lore, verzeih', aber ſolange iſt es meine Pflicht, dich in güte Obhut zu geben. Dein Lehrer iſt Profeſſor Rino, ein alter Italiener, der zur Zeit in Berlin lebt. Er hat deine Ausbildung übernommen. Ich bringe dich hin, und fämt⸗ liche Koſten für dieſe Ausbildung werden von mix be⸗ ſtritten. Dazu gehört in erſter Linſe auch dein Aufenthalt in der Penſion Vollmann. Es iſt das wenigſte, was ich, noch für dich tun kann. Es iſt kein Almoſen. Durchaus nicht— das bedenke immer, wenn dein Stolz und, jay viel leicht auch dein Trotz meine Sorge für dich am liebſten zurückweiſen würde. Der Mann hat die Pflicht, ſeitten Verhältniſſen nach für ſeine Frau zu ſorgen, um ſo ittehr, wenn er mit allem einverſtanden iſt, was ſeine Frau ulrter⸗ nimmt. Wirſt du es in dieſem Sinne alſo annehme, Es wird beſtimmt nicht länger als ein Jahr nötig eig, dann wird man dir ja doch Ruhm und Gold in Hülle und Fülle zu Füßen legen. Alſo laß es ſchon dabei.“ Die letzten Worte hatten merkwürdig rauh geklungen. Sein dunkles Geſicht ſah fahl aus. e f Lore fand ſich nur mühſam zurecht. Aber ſeine Gründe waren einleuchtend, und vielleicht begab ſie ſich doch zu. ſehr in Gefahren, wenn ſie jetzt ſeine helfende Hand zurück ⸗ ſtieß. Und— es war wohl wahr: Frank Dahlmanils . Frau hatte ein Recht darauf, ſtandesgemäß erhalten zu werden und ſich vor der Welt ſo zu bewegen, daß es für die Gemahlin Doktor Dahlmanns, des berühmten, be kannten Großinduſtriellen, paßte. ö f. Trotz und Stolz kämpften einen harten Kampf mit der Vernunft, dann ſagte Lore leiſ: Fe e 140 „Ja, ich— es wird alles ſo geſchehen wie du es wild f und wie du es angeordnet haft.“ Die weiche, nachgiedige Stimme riß an ihm. Mit einem letzten Aufwand von Kraft ſagte er ruhig;᷑ꝶ. „Ich bade es ja gewutzt, daß du ein vertünftiges tleines Mädel biß. Sole. Was wirft du bir denn füt eic, Namen ſpäter zuleten 777: ») weit 4% 2 es wird ſich etwas fn Loringen werde ich mich alcht neunen vürfen, bas Gauer dene dulden M. berbenp: Mater! Was der waste, Den 75 0 e dae hung sole eßerei in Bensheim Ein Toter. Darmſtadt, 13. Februar. Auf dem Ritterplatz in Bensheim kam es zu einer Schlägerei zwiſchen mehreren ortsan⸗ N 80 ſaſſigen Kommuniſten und fünf Nationalſozia⸗ liſten aus Reichenbach. Dabei wurde ein Na⸗ tionalſozialiſt zu Boden geſchlagen, worauf dieſer aus einem Revolver mehrere Schüſſe abgab. Auch ein anderer Naionalſozialiſt griff zur Waffe. 5 Insgeſamt wurden etwa 12 Schüſſe abge⸗ Cgeben. Ein zufällig vorübergehender, völlig Unbeteiligter junger Mann, der 22jährige J. May aus Bensheim, wurde durch einen Schuß in die Bruſt ſo ſchwer verletzt, daß er kurz darauf ſtarb. Die Beteiligten ſind ermittelt. Darmſtadt, 12. Febr.(Fahrläſſiger Autofahrer.) Die Große Strafkammer derurteilte einen Frankfurter Kraftfahrer we⸗ gen fahrläſſiger Tötung zu einer Geldſtrafe von 400 Mark, anſtelle von zwei Monaten Ge⸗ fängnis. Im Januar 1931 überfuhr der An⸗ geklagte auf der Straße zwiſchen Offenbach und Mühlheim eine Radfahrerin, die auf der reg⸗ neriſch glatten Straße zu Fall gekommen war. Das Mädchen erlitt derart ſchwere Verlet⸗ zungen, daß es kurz nach dem Unfall ſtarb. Der Angeklagte war bereits in zwei Inſtanzen freigeſprochen worden. Auf die Revision der Staaksanwaltſchaft hin hob das RNeichsge⸗ richt jedoch das Urteil wieder auf und wies die Sache an die Vorinſtanz zurück. Das Ge⸗ richt iſt heute der Anſicht, daß der Angeklagte, der den Sturz des Mädchens von Anfang an beobachtet hakte, fahrläſſigerweiſe zu ſpät ge⸗ bremſt habe. Groß-Gerau, 12. Febr.(dem Verkehr entſprechend.) Dem Verkehr entſpre⸗ chend wird die Straßenſtrecke Groß⸗Gerau— Forſthaus Woogsdamm auf der Groß⸗Ger⸗ auer Frankfurter Chauſſee im Wege des Arbeitsbeſchaffungsprogramms mit Klein- pflaſter verſehen werden und ſo die bereits ſchon mit Kleinpflaſter verſehene Decke der Straße zu beiden Seiten durch Teerſchotter⸗ ſtreifen verbreitert werden. Ingelheim, 12. Febr.(Rheindamm⸗ bau auch bei Ingelheim.) Im Rah⸗ men des Arbeitsbeſchaffungsprogramms ſoll auch der Dammbau am Rhein bei Sporken⸗ 909 bis Ingelheim vorgenommen werden. as Projekt iſt mit 75000 Mark veran⸗ ſchlagt. Von dieſer Summe trägt die Ge⸗ meinde Ingelheim 45 000 Mark bei. Das in Frage kommende Gelände wird von den Grundbeſitzern koſtenlos zur Verfügung ge⸗ ſtellt. Beſchäftigt werden rund 50 Erwerbs— loſe über 27 Wochen lang. Nierſtein, 12. Febr.(Unter dem Ver⸗ dacht des Kircheneinbruchs verhaf⸗ tet). Im Frühjahr wurde in die hieſige ka⸗ tholiſche Kirche eingebrochen und dabei ein Eiborium geſtohlen. Dasſelbe konnte jetzt in Nackenheim aufgefunden werden und ein dor⸗ tiger Einwohner unter dem dringenden Ver⸗ dacht, den Einbruch verübt zu haben, wurde feſtgenommen. Gießen, 12. Febr.(Kranzniederle⸗ gung am Grabe Röntgens). Aus An⸗ laß des 10 jährigen Todestages des Geheim⸗ rats Dr. non Röntgen haben der Rektor der Landesuniverſität ſowie die Dekane der Mediziniſchen und der Philoſophiſchen Fakul⸗ tät auf dem hieſigen Allen Friedhof am Grabe des großen Gelehrten, der mehrere Jahre in Gießen als Ordinarius wirkte, in dankbarer Erinnerung Kränze niederlegen laſſen. Gießen, 12. Febr.(Zwei Ruſſen ver⸗ haftet.) Die Gendarmerie in Lollar nahm in einem Uebernachtungslokal zwei Ruſſen feſt, die ſich nicht im Beſitz der vorgeſchrie⸗ benen Päſſe befanden. Die Verhafteten, die aus Frankreich gekommen ſein wollen, wur⸗ den wegen Pasvergehens dem Anitsgericht vorgeführt. Winterende im Schwarzwald Triberg“8. Febr. Die ſtarke Erwärmung hat den Schnee in Mengen ſelbſt in den höchſten Lagen weggefreſſen, ſodaß die ganze ſchöne Schneelage auch im Feldberggebiet auf den exponierten Süd⸗ und Südweſtlagen arge Lük⸗ ten zeigt. Wärmemeſſungen, wie 3 Grad am Feldberg, 9 Grad in Höhen von 900 Meter, kennzeichnen am beſten das Wetterbild, das für den Skiſport recht trübe für dieſes Wochen⸗ ende ſich geſtaltete. Für den ganzen Verkehr war der erſte i ee ein bitterer Ver⸗ luſt, die Sportzüge fielen aus, die ſonſtigen waren ſchwach beſetzt und nur wenige Hoff⸗ nungsfrohe pilgerten zur Höhe, wurden enk⸗ täuſcht und kehrten ſchon um die Mittagszeit wieder zu Tal. Schwer hatten es die Autos auf den im Feldberggebiet vereiſten Hochſtra⸗ in, wo manches Hängenbleiben und Rutſchen Pferdehilfe erforderte. Das Poſtauto der Feldberglinie hatte ſchon von der Wochen⸗ mitte her den Verkehr oberhalb des Jugend⸗ heims einſtellen müſſen und konnte auch auf Sonntag noch nicht wieder wegen der Ver⸗ eifung durchfahren. Auch unterhalb liegen auf den ttenſtrecken noch lange Eisbänder die Schneeketten erforderlich machen. Mit den ſchweren Regengüſſen und der Schneeſchmelze verbunden iſt ein raſches Anſteigen der Schwarzwaldgewäſſer eingetreten, das den Niederungen kräftige Erhöhung der Pegel⸗ ſtände bringen wird. Höhepunkt des Karnevals. Aus der Heimat Gedenktage 13. Februar. 1419 Stiftung der Univerſität Roſtock. 1511 Herzog Albrecht von Preußen wird Hochmeiſter des Deutſchen Ritterordens. 1754 Der Diplomat Fürſt Talleyrand in Pa⸗ ris geboren. 1848 Der Generalfeldmarſchall Hermann von Eichhorn in Breslau geboren. 1883 Richard Wagner in Venedig geſtorben. Prot. und kath.: Benignus. Sonnenaufg. 7.21 Sonnenunterg. 17.08 Mondunterg. 8.14 Mondaufg. 21.09. Taumonat Febrnar Der Februar heißt nicht umſonſt auch der Taumonat. Wie ſchnell wurde er mit der harten gefrorenen Erde und den vereiſten Gewäſſern fertig. Die Schlittſchuhe müſſen zu vieler Leidweſen wieder weggetan wer⸗ den. Nur darf man nicht vergeſſen ſie gut zu behandeln, abzureiben und etwas einzufet⸗ ten, damit ſie nicht verroſten. In der Na⸗ tur fängt ſchon das Pflanzenleben an, den Anfang machen die zarten Schneeglöckchen. Reichlicher ſteht der Saft in den Bäumen, und nicht ſehr lange wollen die Weidenkätz⸗ chen ausharren unter ihrer braunen Hülle. Auch im Tierleben wird es langſam munter und werden die erſten Zugvögel kommen. Zwar iſt einem linden Februar noch nicht zu trauen, denn plötzlich ſchlägt er in Strenge um und wir müſſen immer noch mit Schnee rechnen. Aber dennoch, des Winters Macht iſt gebrochen, auf jeden Fall iſt es beſſer ihn jetzt nochmals zu haben, als ſpäter wenn der Frühling ſchon mehr eingeſetzt hat. *, Die Länge des Tages hat ſchon groge Fortſchritte gemacht. Der Tag im Februar nimmt mehr als um 1,75 Stunden zu; und zwar beträgt der Fortſchritt beim Sonnen⸗ aufgana 55 Minuten und beim Sonnenun⸗ tergang 53 Minuten. Die Sonne geht eben bereits um 7.30 Uhr auf und erſt um 5 Uhr nter. f i * Die Brockenſammlung feiert Jubiläum. Im heurigen Jahr kann die in allen größe⸗ ren Städten eingeführte Brockenſammlung das goldene Jubiläum feiern. Ein Journa⸗ liſt namens Liebich hat vor 50 Jahren in Berlin den Verein„Dienſt an Arbeitsloſen“ gegründet, der es ſich außer Speiſung, Her⸗ berge, Jugendhilfe und Arbeitsvermittlung auch zum Prinzip ſetzte, jeden Abfall ſorg⸗ lich aufzuleſen und ihn einer neuen Beſtim⸗ mung zuzuführen. Für ſeine Gäſte ſammel⸗ te er, die zerlumpt und verkommen von al⸗ len Landſtraßen der Welt zuſammenſtröm⸗ ten. Liebich ſelbſt nannte dieſe Art von ſo⸗ zialer Einrichtung„Brockenſammlung“, und zwar in Anlehnung an das Wort Chriſti: „Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme!“ ** Wohin kann man auswandern? Vie⸗ le Tauſende deutſcher Familien ſind erwerbs— los und manche von ihnen möchten auswan⸗ dern. Wegen der Weltkriſe haben die Haupt⸗ auswanderungsländer: die Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada ihre To— re faſt völlig geſchloſſen. Nur in Südameri⸗ ka, ſpeziell in Südbraſilien beſteht noch die Möglichkeit der Anſiedlung. Wenn auch die wirtſchaftlichen Verhältniſſe dort nicht ent⸗ fernt mehr ſo günſtig ſind wie etwa noch vor fünf Jahren, ſo kann man doch dort mit ei⸗ nem Kapital von etwa 3000 Mark pro Fa⸗ milie eine neue Exiſtenz aufbauen. Doch ſollte niemand hinausgehen, ohne ſich genau⸗ eſtens über die Verhältniſſe zu informieren. ku Die Sonne hat ſchon Kraft. Wenn auch in den Morgenſtunden ſich manchmal noch leichter Froſt bemerkbar macht, ſo hat die Sonne am Tage aber doch ſchon ver- ſpürbare Kraft. Was hatte es das Eis auf einmal ſo eilig, am Fenſter ſitzen die kranken Leute und ſehen ſehnſüchtig auf jeden Son⸗ nenſtrahl der fällt. Der wintermüde Menſch ſehnt ſich nach ein wenig Wärme. du aner, Stender igung in Erne Ein großer Erfolg der Narrengeſellſchaft vom C. d. G. Eine Fremden⸗Sitzung, oder gar Damen- Fremden⸗Sitzung, das iſt eine Sache, die uns vor einigen Jahren in Viernheim noch ziemlich „fremd“ war. Im Rheinland, beſonders in Köln und Mainz, wo Prinz Karneval in hohen Ehren ſteht, bilden derartige Sitzungen den Hier ſprüht Geiſt, Witz und Humor in ſo reichem Maße, wie man dieſe drei Geſtirne der Fröhlichkeit ſelten zu⸗ ſammen findet. Der Club der Gemütlichen hat ſich mit Einführung dieſer Sitzung wie über⸗ haupt in der Pflege der Geſelligkeit und des Humors, das Recht erworben, den Karneval in Viernheim zum Emporblühen gebracht zu haben. Alle Freunde eines geſunden Humors werden ihm hierfür Dank zu ſagen wiſſen.— Das äußere Bild: Närriſch dekorierter Saal, farben⸗ prächtig gezierte Narrentafel für den Hohen Elferrat. Der Engelſaal war gut beſetzt. Alle Beſucher trugen die Narrenkappe. Es herrſchte eine gemütliche Stimmung. Erwartungsvoll wurde dem geharrt, das da kommen ſoll. Und es kam, es kam viel, ſehr viel ſogar an Stim⸗ mung und Humor, ſodaß es den auftretenden Karnevaliſten, Büttenrednern, Humoriſten und Komikern gelang, eine ſolch angeregte und fröh⸗ liche Narrenſtimmung im Saale zu erzeugen, wie man ſie hier noch nicht gefunden hat. Es wurde gemeinſam gefeiert, alles Trennende ſiel, nur Karneval, nur Narrheit war Trumpf. Die Eröffnung war die Verkündigung des Karnevals durch den Hofnarren. Hierauf folgte der feierliche Einzug der Ranzengarde von der „Fröhlich Pfalz“ Mannheim, die in ihrer friederi⸗ zianiſchen Tracht ein prächtiges Bild abgaben, und dem Viernheimer Elferrat als Ehrengarde dienten. Herr Viktor Schöch eröffnete als erſter den Reigen der Büttenredner, indem er als Kritzel⸗Miniſter den Elferrat vorſtellte. Der Präſident, Herr Hans Winkler, begrüßte in einer närriſchen Anſprache alle Narrhalleſen und ſtellte als Ehrengaͤſte die Vertreter der„Fröhlich Pfalz“ Mannheim und der Kanevalsgeſellſchaft Linden⸗ hof vor. Nach dem gemeinſamen Liede„Die Gemütlichkeit“ begann ein bunter Reigen von humoriſtiſchen Vorträgen der verſchiedneſten Art. Herr Schöch und Herr Berg ernteten als Büt⸗ tenredner und Herr Konrad Martin als Couplett⸗ ſänger, alle drei ſind vom C. d. G., reichen Beifall. Dann ſang Herr Jakob Hanf zwei humoriſtiſche Lieder zur Laute. Ein Herr aus Lindenhof, als Stolz der dritten Kompagnie, wurde viel bejubelt. Frau Winkler erzählte ihre Erlebniſſe als Dienſtmädchen. Hierauf wurde Herr Bürgermeiſter Lamberth und Herr Polizeimeiſter Kühne vorgeſtellt, mit Orden aus⸗ gezeichnet und durch den Ehrentrunk der Coch. geehrt. Die Fortſetzung bildete der Vortrag von zwet neuen Kölner Karnevalſchlager durch den Kölner Karnevallſten, Herrn Georg Mierſch, die durch die Schunklerei bald fröhliche Stimmung im Saal hervorzauberten. Herr Schöch als Beſucher der DSG. in der Bütte beſchloß den erſten Teil. Der zweite Teil erhielt durch den feierlichen Einzug der Prinzeſſin Karneval Maria! ein pompöſes Gepräge. Auf der Bühne erwartete ein farbenprächtiger Thron die Prinzeſſin, die unter den närriſchen Klängen der Kapelle, flan⸗ kiert von 6 entzückenden Ehrenjungfrauen, von der Ranzengarde hereingetragen wurde. Ein kurzer Begrüßungsprolog, dann ging das Programm munter weiter. Der bekannte Baritonſänger, Herr Johann Adler, brachte einen ſehr beifällig aufgenommenen Liedervortrag, dem ſich ein fröh⸗ liches Couplet des Herrn Berg vom C. d. G. „Heut wollen wir luſtig ſein“ anſchloß. Nun folgte die Vorſtellung der Ranzengarde bezw. ihrer Hauptleute und des Generalfeldmarſchalls von Stiegler. Das Ranzengarde-Lied wurde der Garde zu Ehren von allen kräftig geſungen. Herr Georg Mierſch trat nun mit ſeinem 6jährigen Töchterchen auf, als Dichter, der aus ſeinen eigenen Werken vorlieſt und durch die komiſchen Zwiſchenrufe ſeines Töchterchens unterbrochen wurde, und erntete rauſchenden Beifall. Die kleinſte Kölner Karnevaliſtin hatte aber auch ihre Sache ſehr gut gemacht. Eine Liedervortrag der Prinzeſſin Maria 1„In der Pfalz da blühen unſere Reben“ wurde kräftig mitgeſungen, dann brachte der Vizepräſident der„Fröhlich Pfalz“, Herr Appel⸗ Mannheim, die delikate Geſchichte von dem bekannten Floh zum Vortrag. Ein Mannheimer aus der Filzbach, Herr Konrad Martin als Bademeiſter und Herr Jakob Hanf als Lautenſänger, hatten mit ihren Vorträgen ebenfalls glänzenden Erfolg. Ein Kylophon⸗Solo des Herrn Jakob Hanf, ſowie nochmals ein Lie⸗ dervortrag von Herrn Johann Adler wurden ſehr beifällig aufgenommen. Nun kam noch unſer einheimiſcher beliebter Humoriſt, Herr Jakob Müller, auf die Bretter, der wie immer ſtürmiſch begrüßt wurde. Zum Schluß erzielte Herr Gg. Mierſch als Berichterſtatter des Zeppelin ⸗Welt⸗ flugs, durch ſeinen wirkungsvollen Vortrag und verrückten Wortverdrehungen einen durchſchlagen⸗ den Heiterkeitserfolg. Noch ein Schunkellied, dann war es aus. Der Präſident, Herr Hans Winkler, der den ganzen Abend ſeinen eigenen Conferenzier gemacht hatte, ſchloß, wohl beſtimmt erleichtert, mit humorvollen Worten die Sitzung. Es war gewiß nichts Leichtes, den ganzen Abend den gewaltigen Anforderungen gerecht zu werden. Nicht vergeſſen wollen wir unſere beliebte Künſtler⸗ Kapelle Hanf-⸗Blank, die den muſikaliſchen Rahmen zu dieſer prächtigen Veranſtaltung ſchuf. Wir haben alle einen ſchönen heiteren Abend im Reiche der Prinzeſſin Karneval verlebt, der uns noch lange in der Erinnerung haften bleiben wird. e. die fermentstion (Gärung) des Tabaks. Die Oualität des guten Weines verbessert sich durch die La- gerung. Genau so ist es mit den feinen Uebersee-Tabaken, die für den Villiger- Stumpen verwendet werden. Die jährlich im Frühling und Sommer wiederkehrende Fermentation(Gärung) verfei- nert das Aroma. Die 1930 er OQualitätstabake haben wir erst unlängst nach bald zweijähriger Lagerung in Arbeit genommen. So ist der Tabak im Villiger- Stumpen aufs Beste gelagert, doppelt und dreifach fermentiert. Williger- Stumpen sind etwas Besonderes! Preislagen 8, 10 und 15 Pfg. vunger Söhne, Tiengen-Baden, München 28 Sport vom Sonntag Fußball. Repräſentativſpiel. Südoſtfrankreich— Süddeutſchland 0:4 Meiſterſchafts⸗Endſpiele. Abteilung 1(Oſt⸗Weſt): b Nürnberg— 1. FC. Kaiſerslautern 7:9 Bhönir Ludwigshafen— SVg. Fürth 1:0 FK. Pirmaſens— SV. Waldhof 0:1 60 München— München 3:2 Abteilung 2(Nord⸗Süd): FSV. Frankfurt— Eintracht Frankfurt 95 Mainz— Phönix Karlsruhe 113 Bayern Nord⸗Süd⸗Vayern. 04 Würzburg— Germania Nürnberg V. Ulm 94— Teutonia München 22 VfR. Fürth— ASV. Nürnberg 4:3 FC. Schweinfurth— 1. F. Bayreuth Schwaben Augsburg— Wacker München Württemberg⸗Baden: Frankonia Karlsruhe— FC. Mühlburg Stuttgarter SC.— SC. Freiburg 1:1 Freiburger Fc.— 1. FC. Pforzheim 1:1 Germania Brötzingen— VkB. Stuttgart 0:3 Rhein⸗Saar: Sfr. Saarbrücken— FV. Saarbrücken 2:0 SVg. Sandhofen— VfL. Neckarau 2:1 Amicitia Viernheim— VfR. Mannheim 012 Eintracht Trier— 08 Mannheim 5:2 Großer Erfolg Süddeutschlands Südoſtfrankreich— Süddeutſchland 0:4. Mit einem großen Erfolg endete das Spiel der jungen ſuͤddeutſchen Auswahlmannſchaft, die in Marſeille gegen eine Vertretung von Südoſtfrankreich antrat. Vor 12 000 Zuſchau⸗ ern und bei ſtrömendem Regen konnte Süd⸗ deutſchland zu einem klaren 4:0⸗(3:0)⸗Sieg kommen und ſich alſo für die letztjährige knappe Niederlage in Marſeille von 3:4 revanchieren. Die ſüddeutſche Mannſchaft lieferte ein ganz ausgezeichnetes Spiel, hatte vom erſten M ment an guten Zuſammenhang, und wurde von dem anfänglich ſich ſehr ruhig verhaltenden Publikum gegen Schluß des Spieles mit ſehr großer Begeiſterung gefeiert. Dieſer Erfolg, auf franzöſiſchem Boden errungen, iſt ſehr be⸗ deutend und läßt die peinliche 1:12⸗Nieder⸗ lage einer ſüddeutſchen Mannſchaft durch Zen⸗ tralungarn in Frankfurt vergeſſen. Schretlenstaten eines Schwachſinnigen Knaben ermordet und Brandſtiftung verübt. Eggenfelden, 12. Februar. Ein ſchwachſinniger 14jähriger ehemaliger Fürſorgezögling hat in der Nähe von Rei⸗ ſchach einen ſiebenjährigen Knaben durch Stock⸗ ſchläge getötet und dann ins Waſſer geworfen. Der Täter, der 14jährige Dienſtbube Joh. Borxhammer, iſt der ledige Sohn einer Bauern⸗ tochter und eines kriegsgefangenen Ruſſen. Der Junge war ſchon früher in einer Fürſorge⸗ anſtalt, wurde zuletzt als landwirtſchaftlicher Dienſtbube beſchäftigt. Mit welcher Wucht er ſeine Stockſchläge auf den Kopf und die Hände des Knaben geführt hat, ergibt ſich daraus, daß um den Ort der Tat eine Menge Holz⸗ ſplitter von dem Stock herumlagen. Als der Burſche von der Gendarmerie abgeführt wurde, ſah man in der Ferne die Brandſtätte des Anweſens des Bauern Kollmannsberger in Femberg. f Plötzlich frug der Burſche:„Gelt, Wacht⸗ meiſter, hauen tuſt mich nicht?“ Auf die Frage, warum er vor Schlägen Angſt habe, antwor⸗ tete der Burſche, daß er bei Kollmannsberger am Samstag angezündet habe. Die Nachforſchungen ergaben, daß die Selbſt⸗ anſchuldigung auf Richtigkeit beruhen dürfte. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 297 Stück Verkauft: 297 Stück Milchſchweine das Stück 8—12 Mk. Läufer das Stück von 14— 25 Mk. Marktverlauf ſehr gut.