K. K. V. Die Hauptverſammlung am Donnerstag, den 9. Februar hatte eine zahlreiche Beteiligung aufzuweiſen. Jahres- u. Kaſſenbericht müſſen als gut bezeichnet werden. Der ſeitherige Vorſtand wurde durch Zuruf wiedergewählt.— Das Winterprogramm ſieht noch einige Vorträge über die letzte Enzyklika vor und müßte der Beſuch der Vortragsabende Pflicht der Mitglieder ſein.— Am Mittwoch, den 15. ds. Mts. hält der Jung K. K. V. in der Vorſtadt eine Verſammlung ab, in der Gau⸗ jugendleiter Schäfer aus Mannheim ſprechen wird. Hierzu ſind auch die Herren des Stamm— vereins herzlich eingeladen. „Schlager auf Schlager“, kenn⸗ zeichnet den diesjährigen traditionellen Maskenball am 25. Februar im Engelſaale. Der fendalen Saaldekoration und märchenhaften Beleuchtung des Saales nach zu ſchließen, verſpricht dieſer Maskenball ſchon im Voraus ein beſonders groß⸗ artiger zu werden. zumal unter der Mikwirkung des Männergeſangvereins 1846. * Turner⸗Maskenball. Wir wei⸗ ſen hier an beſonderer Stelle auf den am Samstag, den 18. Februar 1933, abends 8.11 Uhr ſtattfindenden großen Turner⸗Masken⸗ ball unter Mitwirkung unſerer bekannten ein- heimiſchen Künſtlerkapelle Schwarz⸗Weiß hin. (Näheres ſiehe Inſerat.) *1000% Amerika. Unter dieſem Titel gibt der bekannte Neger ⸗Parodiſt„Mixi“, ein Bundesgenoſſe der Hawai⸗Nigger, am Sonntag abend im„Karpfen Saal“ ein Gaſtſpiel. Er wird gemeinſam mit dem Zauberer Werner Willkoff, dem Schnellmaler Me. Morré und dem Exzentriker Maxello beim„Volkschor-Kaparett“ auſtreten. Weiter wirken noch mit Betty Sauter vom Mannheimer Nationaltheater ſowie der ſüd⸗ deutſche Humoriſt Max Werner von der Libelle Mannheim. Von Viernheimer Kräften treten auf Georg Kempf als Stimmungsſänger, Fritz Gallei, Eliſe Katzenmeier, ſowie das Ballett des Volkschors. Den muſikaiiſchen Teil übernimmt die Kapelle Hanf- Blank, Viernheim, die auch an- ſchließend zum Tanz aufſpielen wird. Die Tanz⸗ ordnung übernimmt Frl. Sauter. Eintrittskarten (ohne Tanz) für Mitglieder 35 Pfg. und für Nichtmitglieder 50 Pfg., ſind jetzt ſchon im Vor⸗ verkauf erhältlich. Die unentgeltliche„ Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 15. Febr. von 2— 4 Uhr im hieſigen Krankenhauſe ſtatt. Landwirtſchaflliche Renkabilikätsfragen. Von Diplomlandwirt Böttrich⸗ Dar mſtadt. Wenn auch unſere heimiſche Landwirt⸗ ſchaft ſchon während der letzten Jahre unter dem Druck der allgemeinen Wirtſchafts⸗ kriſe geſtanden 30 ſo hat dieſe noch letzt⸗ hin durch den Zuſammenbruch der Welt⸗ marktpreiſe für landwirtſchaftliche Erzeug⸗ niſſe und den allgemeinen konjunkturellen Preisrückgang geradezu kataſtrophale For⸗ men angenommen. Ganz beſonders hart wird hiervon die bäuerliche Veredelungs⸗ wirtſchaft betroffen, wofür die Zunahme der Zwangsverſteigerungen und Konkurſe ein trauriges und beredtes Zeugnis ablegt. Dieſe Verhältniſſe ſtellen nun an jeden Be⸗ triebsleiter— gleichgültig ob es ſich um Groß⸗ oder Kleinbetrieb handelt— die höchſten Anforderungen. Zwingt die Lage an ſich ſchon zu weiteſtgehender Sparſam⸗ keit, ſo muß beſonders reifliche Ueber⸗ legung bei jedem Arbeitsaufwand und beim Einſatz jeglicher Betriebsmittel ob⸗ walten. Hat ſich doch gezeigt, daß es nur durch wohlbedachte Betriebsorganiſation möglich iſt, die Lage zu meiſtern. Genauere Betrachtungen laſſen erken⸗ nen, daß heute der Wirtſchaftserfolg um ſo geſicherter iſt, je höher die Erzeugung durch ſparſame Anwendung der teueren und reichliche Anwendung der im Preiſe niedrig ſtehenden Betriebsmittel wird, da hierdurch die Erzeugungskoſten geſenkt werden. Auf dieſem Umſtande beruht der große betriebswirtſchaftliche Wert einer ausreichenden ſachgemäßen Düngung unter beſonderer Berückſichtigung der die Ernte qantitativ und qualitativ hebenden Kali⸗ düngung; denn die Koſten für eine Voll⸗ düngung ſtehen auch heute noch in Ein⸗ klang mit den Preiſen für landwirtſchaft⸗ liche Erzeugniſſe und verzinſen ſich hoch und ſicher. Bei Unterlaſſung der Düngung iſt der Wirtſchaftserfolg gefährdet. Für viele kleinhäuerliche Betriebe kommt noch hinzu, daß ihnen nur dann eine ſelbſtän⸗ dige Ackornahrung gegeben iſt, wenn eine entſprechende Erzeugung ſtattfindet! Die Praxis hat es ſelbſt bewieſen, und viele einwandfreie Buchführungsergebniſſe laſſen erkennen, daß gerade in dieſer Kriſenzeit eine Wirtſchaftsweiſe mit vernunftgemäßer Handelsdüngeranwendung das Weiter⸗ beſtehen der landwirtſchaftlichen Betriebe gewährleiſtet. Werden doch durch die Han⸗ delsdüngeranwendung nicht allein die Er⸗ träge weſentlich geſteigert und durch dieſe Ertragsſteigerung die Geſtehungskoſten je Zentner Erntefrucht verbilligt,“ ſondern es kommt noch hinzu, daß ſpeziell unter dem günſtigen Einfluß der Kalidüngung auch die Qualität der Ernteprodukte ver⸗ beſſert wird. Betriebswirtſchaftlich von größter Bedeutung iſt fernerhin die wieder⸗ holt beobachtete lagerverhütende Wirkung 5 * ver Kalwungung, durch vie vie Ernre⸗ arbeiten erleichtert und verbilligt werden, ſowie die größere Widerſtandskraft der reichlich mit Kali ernährten Pflanzen i be Nit Fußkrankheiten und Dürre. eg für die höchſt mögliche Nutz⸗ wirkung jeder Düngung iſt natürlich ihre ſachgemäße und rechtzeitige Anwendung auf der Grundlage eines guten Kalk⸗ und Humuszuſt ed e Podons. Wochenplan der Sportver⸗ einigung Amieitia 09 E. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag nachm. 4 Uhr: Training der 1. M. Mittwoch nachm. 4 Uhr: Training der 3. M., 1. Igd. und 4. M. Mittwoch abend 8 Uhr: Spielausſchuß in der Geſchäftsſtelle. Mittwoch abend 8 Uhr: Training der Kraft- ſportler im Lokal. Donnerstag nachm. 4 Uhr: Training der 1. und 2. M. Freitag nachm. 4 Uhr: Training der Jugend und Schüler. Freitag abend 8 Uhr: Training der Kraftſport⸗ ler im Lokal. Nächſten Sonntag auf dem V. f. R. Platz an den Brauereien Neckarau— Viernheim Doppelſpiel mit V.f. R.— Mundenheim. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Arbeiter Samariter Bund E. V., Kolonne Viernheim. Unſeren werten aktiven und paſſiven Mitglieder zur Kenntnis, daß am Sonntag, den 19. Febr., nachm. 2 Uhr im Lokal zum„Rheingold“ unſere diesjährige Generalverſammlung ſtattfindet. Um 1 Uhr findet dortſelbſt eine Vorſtandsſitzung ſtatt. Anträge ſind ſchriftlich bis zum 18. Febr. an den Vorſitzenden, Lampertheimerſtr. 18, einzureichen. Hierzu ladet höfl. ein Der Vorſtand. Klub der Geflügelzüchter 1926. Unſeren Mitgl. zur Kenntnis, daß unſere diesjährige General⸗ verſammlung am Donnerstag, den 23. Februar, abends 8½ Uhr, im Lokal zum Gold. Stern ſtattfindet. Wünſche und Anträge ſind einzu- reichen an den 1. Vorſitzenden M. Reinhardt, Steinſtraße 22. Der Vorſtand. Kath. Jugend Wochenplan Montag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde Dienstag: Platztraining für die oberen Fuß. ballmannſchaften a Mittwoch: Platztraining für die Handballmann- ſchaften.. 1 Donnerstag: 5¼— 7 Uhr Schülerturnſtunde 8 Uhr Generalverſammlung der Marian. Jünglingsſodalität in der Sporthalle. Freitag: Platztraining für Jugendmannſchaften, 9—10 Uhr Uebungsſtunde der Turnabi ½) Uhr Spielausſchußſitzung in der „Harmonie.“ Die Sportleitung. NB. Nächſten Sonntag 2. Plakettrundenſpiel gegen Sandhofen. Bekanntmachung. Betr.: Den Ausſchlag und die Erhebung der Beiträge der Viehbeſitzer zu den Koſten der Entſchädigung für Viehverluſte in Ri. 1932. Die Hebliſte über die Beiträge der Viel- beſitzer zur Deckung der gezahlten Entſchädigung für an Maul- und Klauenſeuche gefallenen Rinder und für an anſteckender Gehirn⸗ und Rücken- 8 markentzündung gefallenen Pferde für das Rechnungsjahr 1932 liegt vom Mittwoch, den 15. Februar 1933 ab 1 Woche lang zur Ein ſicht der Beteiligten auf unſerem Büro Nr. offen. Einwendungen können während dieſer Zeit! bei uns erhoben werden. — Betr.: Das Faſelweſen der Gemeinde Viernheim. Wir haben einen jungen Faſeleber der ſich nicht zum Sprung eignet und einen Ziegenbock Die Abgabebedingungen können auf! abzugeben. dem Büro Nr. 5, eingeſehen werden. Angebote ſind ſchriftlich und mit entſprech⸗“ ender Aufſchrift verſehen bis Donnerstag, den 16. ds. Mts. vormittags 11 Uhr einzureichen. Die Eröffnung der Angebote findet im Bei-“ ſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlagsfriſt 8 Tage. Betr.: Unterhaltung des Faſelviehes. Für den Faſelſtall werden ca. 60 Zw Dickrüben benötigt. Die Rüben müſſen geſund ſein und frei Faſelſtall geliefert werden. Angebote ſind verſchloſſen und mit entſprech⸗ ender Aufſicht verſehen bis Donnerstag, der f 16. ds. Mts. vormittags 11 Uhr auf dem Zim⸗ mer Nr. 5 abzugeben. Die Eröffnung der Angebote findet im Bei⸗ ſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 8 Tage. Viernheim, den 13. Febr. 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. 2— Schwägerin und Tante, Frau Eua Babylon geb. Werle ſagen wir allen, die uns bei dem herben Verluſte treu zur Seite ſtanden, ſowie für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und für die vielen Kranz- und Blumenſpenden unſeren tiefge⸗ fühlten Dank. Beſonders innigen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den ehrw. barmh. Schweſtern für die liebe⸗ volle Pflege, ſowie den Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, den 14. Februar 1933. Die teftrauernden Hinterbliebenen. Danksagung. Zurückgekehrt vom Grabe unſerer lieben, unvergeßlichen Mutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwiegermutter, Schweſter, 5 Donnerstag Abend 8 ½ Uhr ſindet in der Sporthalle unſere Mar. Jungungssodana u heim * 8 ö A5 Heneralwersammung 1 3 mit üblicher Tagesordnung ſtatt. Um recht zahlreichen Beſuch wird gebeten. diesjährige Der Vorſtand. mit Stallung u. Scheune ſowie Garten zu vermieten. Von wem, ſagt der Verl. Zu verkaufen 2 Necker uad ler Turner Maskenbal findet in den Freiſchützſälen abends 8,11 Uhr ſtatt. Wir laden hierzu die werten Einwohner unſerer Stadt närriſchſt ein. Der Vorstand des Turnvereins 1893. Maskenkarten 1.— RM. Vorverkauf in den Gaſthäuſern„Freiſchütz“ und„Walfiſch.“ Eintrittspreiſe: Nichtmitglieder J.— RM., Mitglieder Der Wirt. und Damen 0.30 RM. enenennnmmnmamnuninmunnmsnninumnndmöggimpnssubupammnmanhnmnamuum 7 5 am samstab, den 18. februar 1883, 8 in guter Lage Näheres bei: Adam Brechtel Rechner des Bauernvereins. Z3weiſtöckiges 1 8 —4¹. 2 lll lle mit Scheuer, Stallung und großem Grabgarten aus freier Hand Von wem, ſagt der Verl. Zinner zu verkaufen. Dichrüben zu verkaufen Jean Haas Aus. „Zum Tannhäuſer“ Milch⸗ ſchweine zu verkaufen. Valentin Banf, Wieſenſtraße 10. Sagung. Zurückgekehrt vom Grabe unseres lieben Verstorbenep, Herrn Valentin Mirchner 2. sprechen wir Allen für die innige Teilnahme an dem herben Verluste unseren herzlichsten Dank Besonderen Dank der Hochw. Geistlichkeit, den ehrw. barmh. Schwestern, dem Radfahrer-⸗ verein Eintracht für den ehrenden Nachruf, sowie für Kranzspenden u. Stiftern von hl. Seelenmessen. Viernheim, den 14. Februar 1933. IIe Metrauer nden aclerbusbenen. 1 ö f „ 0 ö zu verkaufen. Georg Pfenning, Waſſerſtraße 65. Ein leeres zu vermieten. Wer, ſagt der Verlag dieſer Zeitung. mit neuer Abteilungs- Einteilung des Viernheimer und Lampertheimer Wat für Fuhrleute, Holzhändler, sowie allen Waldfreunden als zuverlässiger Führer — Wialdkarten zu 785 PASS des, empfiehlt J. Schwelkart Buchhandlung. — 97 eint täglich mit 2 kalender.— Annahme von Abonnements ernhe 2———————— 2 ee deggen 8e, monat datt“, da ce.. Band. tägl. in der u. Beim Heitungs träger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rer e r-- inet Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: 7e e ee 2⁰„ bie Neklamegelle 60 ie, — und 95 28 aer Kat,. einen Tag eee e n. von fümtlichen Annoncen · Erpebitiomen u. bes Auslands Nummer 39 Mittwoch, den 15. Februar 19338 * 50. Jahrgang Was will Frankreich? In Frankreich hat eine politiſche Nervoſität Platz gegriffen, die allmäh⸗ lich zu einer ernſten Gefahr wird. Die fran⸗ zöſiſchen Zeitungen und Zeitſchriften ſind an⸗ efüllt mit alarmierenden Nachrichten und Kufſätzen. Beſonders der frühere Miniſter⸗ präſident Herriot iſt bemüht, in Artikeln und Reden vor Deutſchland zu warnen und ſeine Landsleute darauf aufmerkſam zu ma⸗ chen, daß die europäiſche Lage zurzeit äußerſt geſpannt ſei. Den Franzoſen hat es natürlich die Regie⸗ rungsumbildung in Deutſchland angetan. Ihre Blätter orakeln eifrig darüber, wie ſich die deutſche Außenpolitik unter dem Regime Hitler geſtalten werde. Dagegen wäre natür⸗ lich nichts einzuwenden, wenn ſich dieſe Be⸗ trachtungen im Rahmen der Sachlichkeit hal⸗ ten würden. Das iſt aber keinerwegs der Fall ſondern man verdächtigt die deutſche Politik planmäßig und tut alles, um jede Verſtändi⸗ gung mit Deutſchland unmöglich zu machen. So hat beiſpielsweiſe Herriot dieſer Tage in einem Marſailler Blatt die außenpolitiſche Lage als ſehr ernſt bezeichnet und dann er⸗ klärt, daß alle Konzeſſionen Frankreichs die Gegner nicht zufriedenſtellen würden, ſon⸗ dern nur die franzöſiſchen Alliierten entmu⸗ tigten. Allerdings ſtecke in gewiſſen„provo⸗ zierenden“ Handlungen Deutſchlands ein gu: Teil Einſchüchterung, Bluff und Verdrehung. Herriot lehnt jede Begünſtigung der konſer⸗ vativen Elemente in Deutſchland ab. Wenn ſchon ein Mann wie Herriot, der be⸗ kanntlich zur franzöſiſchen Linken gehört, ſolche Anſichten äußert, ſo klingt es, was nicht verwunderlich iſt, aus dem Lager der franzöſiſchen Chauviniſten noch derber. So hat im auswärtigen Ausſchuß der franzöſi⸗ ſchen Kammer bekanntlich ein Abgeordneter ſchlankweg behauptet, es beſtehe ein veutſch⸗ italieniſch⸗ungariſches Geheimbündnis; dieſes Bündnis ſei militäriſcher Natur und richte ſich in allererſter Linie gegen Frank eich. Sowohl aus Italien wie auch aus Deutſch⸗ land kamen daraufhin ſofort kategoriſche und unzweideutige Dementis. Aber man glaabt ihnen nicht in Frankreich Bei dieſer Sachlage iſt es begreiflich, wenn man auch im franzöſiſchen Volde nervös zu werden beginnt. Schon vor eini⸗ gen Monaten hatte der Bürgermeiſter einer größeren Ortſchaft in Oſtfrankreich in alſch verſtond em Uebereifer die Mobilmachung in ſeinem Dorfe angeordnet, was ſich dann als Irrtum herausgeſtellt hat. Das Gleiche iſt nun am letzten Sonntag dem Bürgermei⸗ ſter von Griſy⸗ſur⸗Seine bei Pro⸗ vins paſſiert. Dort wurden in verſchloſſe⸗ nem Umſchlage die für den Fall der Mobil⸗ machung vorbereiteten Schriftſtücke verteilt. Der Bürgermeiſter hielt dies aber für eine Aufforderung zur Mobilmachung ſelbſt und ließ, ſeinen Anweiſungen gemäß, durch einen Trommler im Dorf die Mobilmachung verkünden, was unter der Bevölkerung große Erregung auslöſte. Erſt nach zwei Stunden wurde der Irrtum aufgeklärt. Ein ſolcher Irrtum wäre natürlich garnicht mög⸗ lich geweſen, wenn nicht an ſich ſchon eine überreizte Stimmung geherrſcht hätte. Auch der neue franzöſiſche Miniſterpräſi⸗ dent Daladier— bekanntlich ebenfalls ein Mann der Linken— iſt bereits ein Opfer der allgemeinen Pſychoſe geworden. Er hat in einer Parlamentsrede über die Reorganiſation des franzöſiſchen Heeres ge⸗ ſprochen und dabei betont, daß Frankreich „ohne Furcht und Panik“ den Ereigniſſen ins Geſicht ſchauen müſſe. Es dürfe aber nicht vergeſſen, daß es dreimal während ei⸗ nes Jahrhunderts 7(0 worden ſei. Er als Kriegsminiſter fordere nichts, was die Stärke der Armee beeinträchtige. Die organiſche Heereszeform beruhe auf dem Gedanken, daß eine Reduzierung des Ma⸗ terials nur parallel mit der induſtriellen Mopfliſierung erfolgen könne. Wenn das reſtlos 1 0 rchgeführt werde, werde Frankreich Das Neichslabinett an der Arbeit Vollſtreſkungsſchutz für die Landwirtſchaft— Anterſuchungsausſchuß zur Oſthilfe Ein Staatsſelretär für den Mittelſtand Das Reichskabinett hat am Diens⸗ tag eine Sitzung abgehalten, die ſich mit der Frage des Vollſtreckungsſchutzes für die Landwirtſchaft befaßte. Der Vollſtreckungsſchutz iſt ſo gedacht, daß er für die geſamte Landwirtkſchaft im Reich, alſo nicht nur für die Oſt⸗ hilfegebiele gelten ſoll. Ein Berliner Blatt hatte gemeldet, daß die— ſer Vollſtreckungsſchutz auf den oeſamten Mittelſtand ausgedehnt werden ſoll. Demgegenüber wird von zuſtändiger Stelle feſtgeſtellt, daß der Vollſtreckungsſchutz, der der Inhalt der augenblicklichen Beratungen iſt, ſich ausſchließlich mit der Landwirtſchaft beſchäftigt.— Die Regierung wird gleichfalls in Kürze neue Zollſätze fur die auf Grund des Zuſatzab⸗ kommens mit Frankreich gekündigten Poſi⸗ tionen für Frühgemüſe, einzelne Jiſcharken, gewiſſe Oele, Oelſaaten uſw. herausſtellen, die als Grundlage für die be⸗ vorſtehenden neuen Verhandlungen mit Frankreich zu gelten haben. Von franzöſi⸗ ſcher Seite wird der Geſamtwert der betrof⸗ fenen franzöſiſchen Einfuhrwaren für 1932 auf rund 30 Milliarden Franken für indu⸗ ſtrielle und 4,5 Milliarden Franken für landwiriſchafktliche Erzeugniſſe beziffert. Man hofft auf deutſcher Seite, daß ſich in den bevorſtehenden Verhandlungen ein Ab⸗ kommen finden läßt, das auch den deutſchen Ausfuhrintereſſen vollauf gerecht wird. Stantzſelretariat für den Mittelſtand In einer Beſprechung, die Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter Dr. Hugenberg mit den Abordnungen des Mittelſtandes hatte, er— klärte Dr. Hugenberg, daß er die Einrichlung eines Slaaksſe⸗ kretariates beim Reichswirkſchaftsmini⸗ ſterium für den neuen Ekat beankragen werde, deſſen Aufgabe es ſei, in der Wirtſchaftspolitik von Reich und Preu⸗ ßen dafür zu ſorgen, daß die Geſichts⸗ punkte miktelſtändiſcher Wirtſchafiser⸗ faſſung e e e fin en. Dr. Hugenberg wies in der Beſprechung fer⸗ ner auf die Notwendigkeit hin, die ungeſun⸗ de Zentraliſierung des mittelſtändi⸗ ſchen und ländlichen Kredites, die Init Kriegsbeginn eingefſetzt habe, wieder ab⸗ die Gewißheit beſitzen, endgültig geſichert zu ſein.„Die Sicherheit Frankreichs iſt unſere Religion“, rief Daladier pathetiſch dem Parlamente zu. Dieſe Aeußerungen zeigen deutlich, wo⸗ rauf es Frankreich mit dem ganzen Getue eigentlich ankommt: man braucht Porwände, um die Sabotierung des Abrüſtungsgedan⸗ tens, die Frankreich konſequent betreibt, rechtfertigen zu können. Die Genfer Konfe⸗ renz iſt ſetzt an dem Punkte angelangt, wo es zu irgend einer Entſcheidung kommen muß. Deutſchland, Italien, England, Ame⸗ rika und Rußland drängen darauf, daß jetzt endlich einmal irgend etwas geſchieht und daß nicht fortwährend nur leeres Stroh ge⸗ droſchen wird. Frankreich dagegen wil! einfach nicht abrüſten und muß deshalb das Märchen von ſeiner bedrohten Sicherheit immer wieder erneut herunterplappern. Es muß Aufgabe der deutſchen Vertretung auf der Genfer Abrüſtungskonferenz ſein, ieh franzöſiſche Hinterhältigkeit ſchonungs⸗ los zu entlarven. zubauen und zugleich auch ſolche Härten und Schäden zu beſeitigen, wie ſie ſich z. B. durch die ſeinen Auffaſſungen nicht entſyrechende Geſtaltung der Oſthilfe zu Laſten des Handwerks, Einzelhandels uſw. entwickelt habe. Er ſei mit den zu treffenden neuen Maßregeln beſchäftigt und werde ſie ent⸗ ſprechend der großen Wichtigkeit der Sache beſchleunigen. Um die Oſthilſe Durch Auflöſung des Reichstages und ſeiner Ausſchüſſe entfällt die parlamentariſche Mög⸗ lichkeit di evon der Linken erhobenen Anklagen betreffend die Handhabung der O ft hilfe weiter zu verfolgen. Wie mitgeteilt wird, be⸗ ſteht aber bei der neuen Reichsregierung ſelbſt⸗ verſtändlich ein lebhaftes Intereſſe, die angeb⸗ lichen Mißſtände im Oſthilfe⸗ und Siedlungs⸗ weſen gründlich zu unterſuchen und in jeder Hinſicht zu klären. Det RNeichskommiſſar für die Oſthilfe, Reichsminifter Dr. Hugenberg, beabſichtigt daher zu dieſem Zweck einen beſonderen Ausſchuß einzuſetzen, der in der Haupt⸗ ſache aus Mitgliedern des mit dem Reichs⸗ tag aufgelöſten Unterſuchungsausſchuſſes beſtehen ſoll. Wie man ſich erinnert, hatte es im Haus⸗ haltsausſchuß des Reichstags ſcharfe Ausein⸗ anderſetzungen über die Verwendung der Oſt⸗ hilfegelder gegeben. * Tumult im Ueberwachungsausſchun Sitzung abermals aufgeflogen. Berlin, 15. Februar. Der Reichstagsausſchuß zur Wahrung der Rechte der Volks- vertretung— kurz Ueberwa⸗ chungsausſchuß genannt—, der auch bei einer Reichstagsvertagung oder Auflö⸗ ſung des Reichstags weiterbeſteht, trat am Dienstag mittag wieder zuſammen. Nach⸗ dem der Vorſitzende, Abg. Löbe(Soz.) die Sitzung eröffnet hatte, erhob ſich der Wort⸗ führer der nationalſozialiſtiſchen Ausſchuß— mitglieder, Abg. Dr. Frank 2 und prote⸗ ſtierte erneut in ſchärfſten Ausdrücken gegen den Vorſitzenden. Die übrigen Nationalſo⸗ zialiſten ſtimmten in die Rufe gegen den Ausſchußvorſitzenden mit ein. Abg. Dr. Frank 2 erklärte, die ſtärkſte Fraktion wer⸗ de es auf keinen Fall dulden, daß ein Mar⸗ xiſt und Verleumder wie Lobe den Vorſitz führe. Abg. Frank 2 ging ſchließlich auf den Abg. Löbe zu und drängte ihn beiſeike. Hierauf verließen ſämkliche Ausſchuß⸗ mitglieder bis auf die Nationalſoziali⸗ ſten den Saal. Hierbei kam es noch zu Juſammenſtößen Jwiſchen Nafionalſo- zialiſten und anderen Mitgliedern des Ausſchuſſes. Dr. Frank hielt vom Platz des Vorſitzenden aus eine Anſprache, in der er auch der Opfer des Neunkirchener Unglücks gedachte. Die Sozialdemokraten und Kommuniſten wur⸗ den, als ſie den Saal verließen, von den Nationalſozialiſten beſchimpft. Der Abg Morath(Deutſche Volkspartei), der ſich gleichfalls der Ausgangstür genähert hatte und eine Zigarre rauchte, wurde von einem nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten tätlich angegriffen. Er erhielt einen Jauſtſchlag in den Nücken. Als er ſich das energiſch verbat, wurde er von den Nationalſozialiſten aus dem Saal gedrängt. Unter allgemeiner Unruhe gingen die Ausſchußmitglieder auseinander. Proteſte Die ſozialdemokratiſchen Mitglieder des Ueberwachungsausſchuſſes des Reichstages veröffentlichen zu den Vorgängen im Aus⸗ ſchuß eine Erklärung, in der darauf hinge⸗ wieſen wird, daß die nationalſozialiſtiſchen Mitglieder des Ausſchuſſes die ordnungsge⸗ mäß eerufene Sitzung abermals unter tätliche Anariffen gegen den Abgeordneten Morath geſprengt hätten. Der Reichstags präſident habe nichts zum Schutze des Aus⸗ ſchuſſes getan. Durch dieſe Vorgänge ſei er⸗ wieſen, daß das verfaſſungsmäßige Recht des Ausſchuſſes, die Rechte der Volksvertre⸗ tung zu wahren, nicht mehr gewährleiſtet und damit die Verfafſung gebrochen ſei. Der volksparteiliche Führer Din geldey hat in einem Telegramm an den Reichstags⸗ präſidenten und bei dem Vorſitzenden der nationalſozialiſtiſchen Reichstagsfraktion, Reichsinnenminiſter Dr. Frick, telegra⸗ phiſch ſchärfſten Einſpruch erhoben und volle Genugtuung verlangt. Trauerfeier in Neunkirchen Beifetzung der Opfer der Exploſionskataſtronphe— Trauerbezeugungen aus der ganzen Welt Neunkirchen, 15. Februar. Am Dienstag nachmittag wurden die T o⸗ desopfer der furchtbaren Explo⸗ ſionskataſtrophe beigeſetzt. Während ſchwere Wetterwolken am Tage der Kata⸗ ſtrophe die Stimmung der ohnehin ſchwer⸗ geprüften. Bevölkerung noch mehr umdüſter⸗ ten und niederdrückten, lag am Tage d Beiſetzung ſtrahlender Winterſonnenſchein über dem Lande, gleichſam als Symbol der frohen Hoffnung und des unbeuaſamen Auf⸗ bauwillens. Vom frühen Vormittag an tra⸗ fen mit jedem Zug zahlloſe Trauergäſte in Neunkirchen ein. Die Straßen der Stadt wa⸗ ren mit den umflorten preußiſchen und Reichsfarben geſchmückt. Aus allen Teilen der Welt ſind Bei- leidsbezeugungen eingegangen, ſo Tele · gramme von Muſſolinſ, der luxembur⸗ giſchen Regierung, des füdſlawiſchen Miniſterpräſidenten uſw. Die Stadt Saarbrücken hat zuſammen mit einer Beileidskundgebung dem Hilfswerk für die Opfer 100 000 Franken überwieſen. Selbſt in Amerika iſt die Anteilnahme der deutſchen Kolonien an dem Neunkirchener Exploſionsunglück außerordentlich groß. Am Montag ging ein Telegramm der Neuyorker deutſchen Zeitungen bei der Stadtverwal⸗ tung ein, ſofort die Namen der Toten tele⸗ graphiſch nach Neuyork zu kabeln. Der hol⸗ ländiſche Geſandte hat gleichfalls ſeine in⸗ nigſte Anteilnahme ausgedrückt. —— Die Unterbringung der Obdachloſen Neunkirchen, 15. Februar. Der Trierer Regierungspräſident Dr. Saaßen verſichert, daß Anfang kommen⸗ der Woche 80 bis 90 Prozent der Belegſchaft des Werkes wieder in Brot und Arbeit ſte⸗ hen werden. Die Stadtverwaltung iſt be⸗ müht, die obdachlos Gewordenen unterzu⸗ bringen. Sie werden zunächſt in Schulen und Neubauten Platz finden. In 14 Tagen ſollen für 69 Familien Wohnbaracken her⸗ geſtellt ſein. 5 Die zerſtörten Häuſer in der Saarbrük. ker Straße werden nicht wieder aufge baut. Für die obdachloſen Familien ſoſt eine Neubaukolonie errichtet werden. Die Neubauten ſollen noch im Laufe dieſes Jahres bezugsferkig werden. Nicht viel hat gefehlt, ſo hälte ſich zu dem Unglück ein zweites geſellt. Auf der Grube Phönix war die Luftzuführung zerſtörk worden. Es war ein Glück, daß der Jörderkorb intakt blieb. Sonſt wären Hunderte von Vergknappen au- ßzer den bei dem Anglück Getöteten noch ums Leben gekommen. Aus Paris wird gemeldet, daß der In— nenminiſter Anweiſung gegeben hat, auf ſämtlichen öffentlichen Gebäuden in Paris und in der Provinz während der zungsfeierlichkeiten halbemaſt zu a Die Trauerlundgebung Eine unüberſehbare große Trauerverſamm— lung hatte ſich am Nachmittag in der Chri⸗ ſtuskirche und auf dem Platz vor ihr verſammelt. Rieſige Blumenſpenden bedeckten die ſchlichten braunen Särge. flaggen. Als Vertreter der Reichsregierung wa⸗ ren Vizekanzler von Papen und Reichsar⸗ beitsminiſter Seldte anweſend. Auch eine franzöſiſche Offiziersabordnung war erſchienen, ebenſo ein Vertreter der franzöſi— ſchen Regierung. Mit einem Trauermarſch von Beethoven begann die Feier. Nach einem Lied des Arbeiter-Sängerbundes ſprach der Generalſuperintendent der Rheinprovinz D. Stoltenhoff⸗Koblenz. In engſter Verbundenheit mitfühlender und mittragender Liebe ſtehe die weite deutſche Hei— mat zu allen ſo ſchwer Heimgeſuchten. Je fin⸗ ſterer der Tag und je unbegreiflicher unſer Erleben, deſto ſehnſüchtiger müßten wir unſere Hände durch die ſchier undurchdringlichen Wol⸗ ken äußerer und innerer Bedrängnis emporhe⸗ ben. Alles ſei zu überwinden durch die Kraft deſſen, der die Menſchheit gebildet habe: Gott. Gott gebe, ſo ſchloß D. Stoltenhoff, daß die gegenwä tige Trauerſtunde auf dem Markt von Neunkirchen für alle ein tiefeindringlicher Ruf ſet hin zu dem, der das unerhört gewaltige Wort ſprechen durfte: Ich bin die Aufer⸗ ſtehung und das Leben.— Nach einem Lie⸗ dervortrag des Saar-Sängerbundes ergriff Weihbiſchof Dr. Moench⸗Trier, der ſelbſt lange Jahre Seelſorger in Neunkir⸗ chen geweſen war. das Wort. Wenn die Frage Beiſet⸗ J ker Teilnahme nach dem Warum dieſes Ungluckes auftauche, ſo ſagte er, ſo gebe es keine Antwort. Aber vielleicht ſollte es ſein, um in unſerer Zeit des Eigennutzes und der kalten Selbſtzucht die enge Verbundenheit der Menſchen in ein helles Licht zu rücken; die heldenmütige Treue der Feuerwehren, der Männer vom Roten Kreuz, der Polizei, der Behörden, der Aerzte und Krankenſchweſtern, der Opferwilligen im ganzen Lande. Vielleicht habe Gott eine Ge⸗ legenheit geben wolle, der ganzen Welt zu zei⸗ gen, daß dieſes Pflichtbewußtſein, dieſe reine Menſchenliebe, dieſe echt chriſtliche Bruderge⸗ ſinnung immer noch und unterſchiedslos vor⸗ handen ſeien. Nach dem von der Feuerwehrkapelle geſpiel⸗ ten Choral„Wenn ich einmal ſoll ſcheiden“ ſetzte ſich der Tranuerzug unter Glockenläuten nach dem Bewegung. Am gemeinſamen Grab Auf dem Friedhof war ein gemeinſames großes Grab ausgehoben worden, in dem die 62 Todesopfer vereint die ewige Ruhe finden ſollen. Unter den Kränzen ſah man zwei große Kränze aus Roſen mit weißen Nelken, die im Namen des Reichspräſidenken niedergelegt worden waren, daneben Kränze der Reichsregierung, des Reichs ⸗ kommiſſars der Saarregierung und der Jamilie von Stumm. Feierliche Choräle ſowie Gebete und Segen der beiden Ortsgeiſtlichen beſchloſſen die ein⸗ drucksvolle Feier, die unter ungeheuer ſtar⸗ der geſamten Bevölkerung Friedhof in vor ſich ging. Reich und Lünder Konferenz der Miniſterpräſidenten. Berlin, 15. Februar. Am heutigen Mittwoch findet in Berlin auf Grund einer gemeinſamen Vereinbarung eine Konferenz der Miniſterpräſiden⸗ ten bezw. Staatlspräſidenten der ſüddeutſchen Länder einſchließlich der Län- der Sachſen und Thüringen und der Hanſaſtädte ſtatt. Thema der Beſprechung iſt die Stellungnahme der Länder im Reichs⸗ rat. Länderproteſte im Reichsrat Reichsinnenminiſter Dr. Frick hat den Reichsrat— die Vertretung der Län⸗ derregierungen— zu einer Plenarſitzung auf Donnerstag einberufen. Inzwiſchen haben die Kommiſſare des Reiches für Preußen fol⸗ gende Zuſammenſetzung der Vertretung des preußiſchen Staates im Reichsrat beſchloſſen: Als Bevollmächtigter des preußiſchen Staa⸗ tes die Kommiſſare des Reiches von Papen, Göring, Popitz, Hugenberg, Helſcher und Ruft. Als ſtellvertretende Bevollmächtigte im Haupt⸗ amt Staatsſekretär Dr. Nobis, die Miniſterial⸗ direktoren Dr. Landfried, Schütze, Neumann, Dr. Hoa Kmanzminiiterium) und Hauptmann — 65 a. D. Körner(Utiniſterium des Innern). Die Kommiſſare des Reiches haben weiter beſchloſ⸗ ſen, die Miniſterialdirektoren Dr. Badt, Brecht und Coſzmann in den einſtweiligen Ruheſtand zu verſetzen. i f Da nach dem bekannten Urteil des Staats⸗ gerichtshofes die Kommiſſare des Reiches zur Vertretung der preußiſchen Regierung im Reichsrat nicht berechtigt ſind, nimmt man an, daß es in der Reichsratsſitzung am Doönners⸗ tag zu einem Proteſt der übrigen Länder⸗ regierungen kommen wird. i f Frankreichs Finanzreform Eine 37 ſtündige Parlamenksſitzung. Paris, 15. Februar. Die Abgeordnetenkammer hat nach einer Sitzung von über 37ſtündiger Dauer die Finanzvorlage der Regierung mit 336 gegen 215 Stimmen angenommen, nachdem Miniſterpräſident Daladier die Vertrauensfrage geſtellt hatte. Nach dieſer Höchſtleiſtung hat die Kammer ſich auf Freitag 15.00 Uhr vertagt. Nach der Kammerſitzung hat der Generalberichterſtat⸗ ter des Finanzausſchuſſes folgende Ueber⸗ ſicht über die Finanzgeſetze gegeben: Die verabſchiedeten Entwürfe ſollen brin⸗ gen durch Steuerkontrolle 901 Millionen Franken, Steuereinnahmen 1313 Millionen, verſchiedene Einnahmequellen 1025 Millio- nen, Herabſetzung der Ausgaben 2023 Mil⸗ lionen, im ganzen alſo über 5 Milliarden Francs. Wenn man die im Juli vergange- nen Jahres verabſchiedeten Steuer- und Ein⸗ ſparungsmaßnahmen hinzurechnel, ergeven ſich innerhalb acht Monaten 15 Milliarden [Francs für Ausgleich des Budgets. Nachdem die franz Kammer die Fi⸗ nanzvorlage verabſchieden hat, wird ſich der Senat wahrſcheinlich am kommenden Frei⸗ tag mit der gleichen Frage beſchäftigen. Man betont in parlamentariſchen Kreiſen, daß die entſcheidende Kammerſitzung ſeit der Errichtung der dritten franzö⸗ ſiſchen Republik bei weitem die längſte ununkerbrochene Sitzung geweſen iſt, die die Kammer je abgehalten hat. Gleichzeitig weiſt man darauf hin, daß der Senat aller Vorausſicht nach einſchneidende Abänderungen anbringen wird, die ſich ins⸗ beſondere auf die Kriſenſteuer und auf die Militärkredite beziehen werden. Politik und Film Eine Anfrage im engliſchen Parlament über den deutſchen Film„Morgenrok.“ London, 15. Februar. Der konſervative Abg. Sir Charles Cayzer fragte im Unterhauſe den Außen⸗ miniſter, ob feine Aufmerkſamkeit auf den Charakter des deutſchen Seekriegsfilms „Morgenrot“ gelenkt worden ſei, in dem Männer der engliſchen Marine als unritter⸗ lich und verräteriſch daraeſtellt würden. 5 un deutſchen Regierung erheben n Kommiſſion der und ob der Minister Sir John Simon erwiderte:„Ich bin un terrichlet, daß der Film„Morgenrot“ keiner⸗ lei Andeutungen eines unrſtterlichen oder verräleriſchen Verhaltens von Seiten der engliſchen Marine enthält.“ Er ſei nicht der Meinung, daß der Film irgendeine ſchäd. liche Wirkung auf die deulſch⸗engliſchen Be. Fe e haben werde. Die Antwort auf en zweiten Teil der Frage des Abgeordne⸗ ten ſei daher verneint. Der Frager gab ſich damit nicht zufrieden und wollte durchaus wiſſen,„ob die Regie⸗ rung aus beſonderen Gründen Vorſtellungen erheben will.“ Sir John Simon antworte⸗ te:„Meine Information geht dahin, daß die Filmhandlung einen Vorfall zwiſchen einem engliſchen Hilfskreuzer und einem deutſchen Unterſeeboot darſtellt, und dieſe Darſtellung eines Vorfalles des Seekrieges iſt im allge⸗ meinen zutreffend. Der engliſche Hilfskreu⸗ zer hißt in dem Film die Kriegsflagge der Marine, bevor er das Feuer eröffnet.“ Sicherheit und Abrüſtung Frankreich in Genf iſoliert. Genf, 15. Februar. Dienstagsſitzung der politiſchen Abrüſtungskonfe⸗ renz wurde die Sicherheitsfrage er⸗ örtert. Die franzöſiſche Delegation beantrag⸗ te, den kontinental⸗europäiſchen Pakt in den Vordergrund der Beratungen zu ſtellen. In der Demgegenüber regten die Engländer, unter⸗ ſtützt insbeſondere von der deutſchen und ger belgiſchen Delegation, an, die Diskuſſion ei⸗ nes Uebereinkommens ſämtlicher europäi⸗ ſcher Stagten zu beginnen, worin dieſe ſich verpflichten, in Zukunft Streitigkeiten nie⸗ mals mehr durch Gewaltanwendung auszu⸗ tragen. Es wurde beſchloſſen, mit dem eng⸗ liſchen Vorſchlag die Beratungen zu er⸗ öffnen. Zu Beginn der Sitzung gab der italieni⸗ ſche Berkreter, Sorragni, eine formulierke Erklärung ab, in der er ſehr ſcharf von den Erklärungen Paul⸗Boncours über den Zu- ſammenhang zwiſchen Sicherheit und Abrü⸗ ing abrückte und den itkalieniſchen Stand- punkt noch einmal präziſierte. Auch der deut⸗ ſche Verkreker, Bolſchafter Nadolny, nahm in der Diskuſſion nochmals Gelegenheit, den grundſätzlichen Standpunkt Deutſchlands dar⸗ zulegen. Engliſcher kommuniſtiſcher Führer in Skock⸗ holm verhaftet. Der Sekretär der Kommuniſtiſchen Partei Englands, James Androw Jenkin, wurde von der Stockholmer Kriminalpolizei verhaftet, als er gerade im Begriff ſtand, Schweden zu verlaſſen. Der engliſche Kom⸗ muniſt war nach Stockholm gekommen, um an der kommuniſtiſchen Parteitagung teil⸗ zunehmen. Angeblich hat die Polizei bei ihm belaſtendes Material gefunden. taſie des 20. Jahrh Are ſcheinen. Laut Reiſeführer iſt es Filtrierprozeß Evche aus dem Armenviertel „ e eee ee ee la sllen Apotheken ethäliſch zum Ptede von TABLETTEN Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) ſchienen war, längern müſſen. Die Tage vergingen wie im Fluge. Eva fühlte ſich äußerſt behaglich in der herzenswarmen Atmoſphäre, die ſie rings umgab. Und als die Zeit vorbei war, die ſie für ihren Münchener Aufenthalt feſtgeſetzt hatten, mußten ſie unbedingt noch eine Woche zugeben, einen derartigen Entrüſtungsſturm hatte die Nachricht von ihrer gewollten Abreiſe entfacht. Die neuen Bekannten rechneten es ſich als Ehre an, dem berühmten nordiſchen Gelehrten alle Schön⸗ heiten und Sehenswürdigkeiten Münchens zu zeigen. Ach, was gab es doch noch alles an impoſanten Bauten, monumentalen Denkmälern, an herrlichen Anlagen mit rauſchenden Fontänen und ſagenhaften, künſtleriſchen Brunnen zu ſehen! Aber nicht nur die Tage waren für Eva ausgefüllt mit N Staunen und Bewundern, auch die Abende waren es, mit Da der Profeſſor auch hier einige gute Bekannte traf, immer wieder neuem Erleben. Da gab es ſo viele Theater, daß man unmöglich alle beſuchen konnte; man beſchränkte ſich deshalb auf den Beſuch der größten und berühmteſten. Aber auch die bekannten Münchener Bohemekneipen mußte man kennenlernen, die originellen Künſtlerdielen, wo man die berühmten Schwabinger Bohemetypen noch rein und unverfälſcht zu ſehen bekam. Künſtlervolk, das auserwählt! Herren des fuhr man heim. 5 zuſammen Feſte feierte und Erfolge, das gemeinſam hun⸗ gerte, das oft frierend, ohne die wärmende Glut eines Feuers, bei einem Talglicht in Kammern mit ſchiefen Wänden zuſammenhockte, aber trotzdem voll glühender Ideale und mit wehenden Fahnen durch die Miſere ihres bitter⸗ſeligen Künſtlerdaſeins ſtürmte, um zu ſiegen oder 36 zu unterliegen. Denn: viele ſind berufen, doch wenige ſind Der Konſul, deſſen Bild als Wiſſenſchaftler und Hiſto⸗ riker ſchon des öfteren in illuſtrierten Zeitſchriften er⸗ wurde bald von einigen Komitees erkannt, begrüßt und den anderen vorgeſtellt. Eva war überraſcht und erfreut von der natürlichen, ungezwungenen Herzlichkeit, mit der man den Konſul, nachdem man ihn erkannt hatte, begrüßte und einlud. Hätten ſie all den Einladungen, die von allen Seiten nun kamen, Folge geleiſtet, ſo hätten ſie ihren Aufenthalt ver⸗ Der letzte Tag des Münchener Aufenthalts war dem Beſuch des Starnberger Sees und des Schloſſes Berg gewidmet. Ein Akademieprofeſſor hatte den Konſul und deſſen junge Frau eingeladen. Pünktlich um zwei Uhr fuhren die beiden Wagen von München ab. Die Fahrt nach Starnberg war herrlich, denn die Straßen waren in vorzüglicher Verfaſſung; der Tag ſtrahlend blau, mit einer leichten, weichen Melancholie des beginnenden Herbſtes in der Luft. Das Würmtal, durch das man fuhr, war romantiſch ſchön. Nur zu ſchnell war man in Berg, beſichtigte auch eingehend das ent⸗ zückende Schlößchen, ſtand ſpäter dann voll weher Emp⸗ findung in Anbetracht aller irdiſchen Vergänglichkeit vor jener Stelle, wo Bayerns einſamer König mitſamt ſeinem Leibarzt, Doktor Gutten, ertrunken war. Man fuhr hinauf zur Rottmanshöhe, einem der Lieb⸗ lingsplätzchen Ludwig II., und fühlte immer noch eine leichte ſeeliſche Beklemmung angeſichts des tragiſchen und jähen Endes eines ſo ſchöpferiſchen Lebens. a Erſt als man gegen Abend im Reſtaurant des Undoſa⸗ bades landete und dort mitten hinein in eine fröhliche Münchener Privatgeſellſchaft geriet, die eine Segelregatt abgehalten hatte, wich die Beklemmung. ö wurden ſie eingeladen, an der anſchließenden Tanzreunion teilzunehmen. Erſt ſpät nachts, in glänzender Stimmung, So waren die Tage wie im Fluge vorüber und der letzte Abend vor der feſtgeſetzten Abreiſe war herangekom⸗ men. Da jeder der neugewonnenen Münchener Freunde das Ehepaar an dieſem Abend zum Abſchied bei ſich zu ENA. 0.89, 1. 30, 1.88. Nus edu mm dem Namen- 4 aud Nin auf jede Fackung. 5 hoben: „Nur gemach, mein Junge, du erdrückſt mich ja faſt mit deiner hünenhaften Figur. Laß mich mal erſt richtig zu Atem kommen. Potztauſend, die Ueberraſchung iſt auch für mich groß und ebenſo freudig. Damals trugſt du noch die Abiturientenmütze, als ich dich das erſte Mal ſah, und nun biſt du ein Kerl geworden... ein Prachtexemplar von einem Menſchen.. potztauſend... und einen Händedruck haſt du dir zugelegt, der iſt nicht von Pappe! Ah, wenn das doch deine zarte, feine, kleine Mutter erlebt hätte, dich als einen zweiten hörnenen Siegfried! vor ſich zu ſehen. Aber nun will ich dir wirklich meine junge Frau nicht länger vorenthalten. Dein Vater hat ſicher nicht zu viel geſchwärmt, was? Und hier, meine Münchener Freunde: Herr Profeſſor Gebhardt mit Frau, Herr Kommerzienrat Riedinger mit Frau und Tochter, einer unſerer erſten Münchener Kunſtmäzene...“ Gaſte haben wollte, entſchied man ſich, um mit allen ein Kompromiß zu ſchließen, einen Tiſch im Speiſeſaal des Preyſing⸗Palais reſervieren zu laſſen und dort gemein⸗ ſam zu Abend zu ſpeiſen. Die Freunde hatten heimlich den Tiſch mit einem köſt⸗ lichen Blumenarrangement ſchmücken laſſen, und der Sekt lagerte bereits in ſilbernen Kühlern, als man eintraf. Der Konſul hatte erſt noch an der Garderobe in der Muſchelhalle eine unerwartete und höchſt freudige Begeg⸗ nung gehabt. Der älteſte Sohn ſeines Bruders, der in Oſt⸗ preußen ein Gut hatte, war eben mit einem anderen Herrn eingetreten. Auf den erſten Blick erkannte er ſeinen lieben Onkel und fiel ihm vor Freude faſt um den Hals. „Onkel Werner! Iſt es möglich, dich hier zu finden! Das hätte ich nicht erwartet! Welch ein Glück, daß mein Freund den guten Einfall hatte, in München die Fahrt ein wenig zu unterbrechen. Ich hätte dich vielleicht bei meinem Be⸗ ſuch, den ich dir auf meiner Heimreiſe machen wollte, ſonſt gar nicht angetroffen! Ah! Und das iſt wohl deine junge Frau, von der Papa ſo viel geſchwärmt hat, als er von deiner Vermählung, bei der er Trauzeuge war, heimkam?“ Der Konſul hatte in ſcherzender Abwehr die Hände er⸗ (Fortſetzung folgt.) * * noch weiter vorzudrinen, Dunkel mit unſeren Taſchenlaternen erhellen. Wir gelangen ſo in eine Höhle, über der die Hier herrſcht ein bedrückendes das Schweigen der ſtummen Erde, wo ſelbſt und das Leben zu erlöſchen ſchwacher Schrei einer Frau! Er kommt aus dem Munde einer Beſucherin, die mit Ent⸗ ſetzen beim Ableuchten der Wände ein Ge⸗ wirr von Fledermäuſen erblickte, die im tie⸗ fen Schlaf mit dem Kopf nach unten herab⸗ laſſenen Reſte einer unterirdiſchen einer Troglodytenſtadt, deren Exiſtenz 10 000 Jahre weit zurückgehen mag. Zahl der Bewohner einer gewiſſen Ziviliſationsſtufe Siun Felſenabyriuth die Perlmutter⸗Höhlen am Perioſa— Anterirdiſcher Böllenſumpf In der italieniſchen Provinz Salerno liegt im den neapolltaniſchen Appenninen verſteckt, die kleine G Pertoſa, die Eingangs bforte zu den perlmutterſchimmernd. Wundergestten, deren Zugang zwiſchen Fel⸗ ſen und Wäldern verläuft. Der Weg weck! die Mufion, nach Hawai oder Neuſeeland verſetzt zu ſein, wo ſich der erſchöpften Phan⸗ Underts neue Geheimniſſe die Grotte von Pertoſa, in Wirklichkeit aber befindet man ſich am Eingang eines Felſen⸗ 1 labyrinths, das ſich 10 bis 12 Kilometer weit unter dem Gebirge ausbreitet. Vielleicht iſt dieſe Ausdehnung au größer, denn nie⸗ mand hat bisher den Mut aufgebracht, dieſe unterirbiſche Welt zu durchforſchen, die von den geheimen Kräften der Erde geſchaffen iſt, und deren tiefes Schweigen nur von dem Murmeln ferner Gewäſſer unterbrochen wird. Dort ſtößt eine Periode der geologi⸗ ſchen Geſchichte der Erde mit einer nicht minder reichen und geheimnisvollen Periode der vorgeſchichtlichen Zeit zuſammen. Zwiſchen der gewaltigen und phantaſti⸗ ſchen Architektur, die mehr als tauſendjäh⸗ rige Minſerarbeit der Gewäſſer aufgebaut hat, lebten die erſten Menſchen, abgeſchloſ⸗ ſen vom Sonnenlicht, ihre erſte Heldenzeit. „Auf einem Waſſerſpiegel, der im Grün des Porphyrs ſchimmert“ ſchreibt ein Mitarbei⸗ der der„Stampa“, liegt eine eiſerne Barke ohne Ruder, die den Reiſenden zum Eingang der Grotte bringt. Woher mag dieſes dunkle ſtille Gewäſſer ſtammen, das mit einer lang⸗ ſamen, aber beſtändigen Bewegung auf einen unſichtbaren Zuſtrom ſchließen läßt? Man glaubte früher an einen unterirdiſchen Lauf des Tanagro. Aber wenn dieſes Flüßchen früher kilometerlang unterirdiſch dahinfloß, ſo fließt es heute doch vollſtändig an der Oberfläche. Wahrſcheinlich iſt das Waſſer der Grotte auf das beſtändige Durchſickern des Regenwaſſers zurückzuführen, das in jahr⸗ hundertelanger Arbeit das Karſtgeſtein in einen Höllenfumpf umwandelte. Dieſer über tauſend Jahre hat auch diele andauernde wunde baren Spitzſäulen, die Stalagmiten, geſchaffen, die über unſeren Köpfen ſchweben. Man ſcheint zwiſchen den Säulen eines marmornen Do⸗ mes unter dem Himmel von umgeſtülpten Tropfſteingebilden zu wandeln. Die Reiſe im Wunderland ſteigert ſich 0 zu einer Viſion, die uns die Linien aller Zeit⸗ Falter, aller Stile, aller Naturen und aller Künſte vor Augen zaubert. Einen öhnlichen Eindruck mögen vielleicht nur die Hindu⸗ tempel oder die erhabenen Reſte verſunkener Ziviliſation der Inkas oder Mayas des vor⸗ kolumbiſchen Amerika auf die Phantaſie her⸗ vorbringen. Der Weg führt annähernd über drei Ki⸗ lometer. Dann erliſcht das Licht ganz, und es öffnet ſich der endloſe Raum, das dunkle Geheimnis, in das von fern das Geräuſch abtropfenden Waſſers dringt. Wir verſuchen, indem wir das Gänge in den Abgrund zu ſtürzen ſcheinen. Schweigen, der lebenſpendende Sauerſtoff zu fehlen ſcheint. Ein hängen. Auch dem Licht gegenüber zeigen ſie ſich unbeweglich. Die zerfreſſenen Stein⸗ wände, vom Waſſer in Ziſternen umgewan⸗ delt, ſind voll von einer ekelhaften dicken Maſſe. Es iſt Guano, von einem Reichtum, der den Abbau lohnen würde. Wahrſcheinlich lind die Fledermäuſe die einzigen Bewohner dieſer Höhlen, wenn man die winzigen In⸗ ſekten ausnehmen will, die zwiſchen den Sta⸗ laktiten und den Kalkverkruſtungen herum⸗ kriechen. Und doch ſind dieſe Höhlen nur die ver⸗ Stadt, Die zahlrei⸗ chen Gegenſtände und Geräte, die man hier findet, weiſen auf das Steinzeitalter und die Bronzezeit zurück. Wie groß mochte die dieſer unterirdiſchen Stadt ſein? Wenn man annimmt, daß auf je 10 Quadratmetern drei Menſchen wohnten, ſo würde allein in der erſten Grotte, die eine Länge von 88 Metern hat, eine Bevöl⸗ kerung von 500 Köpfen vorhanden geweſen Lein, d. h. ein regelrechtes Dorf. Aber wer kann ſagen, wie biele Menſchen in den ande⸗ ren Kilometern der Grotten unter dem Maf⸗ ſiv der Alburnaberge gehauſt haben mögen? 500 iſt, daß nach dem Ablauf der Bronze⸗ periode dieſe Troglodyten nach Erreichung aus dem Dunkel der Erde auf die Hänge der Berge hinaufſtiegen und ſich zwiſchen Wäldern und Ante anſiedelten. Damit begann die Hir⸗ tenperio'ſe der ans Licht gekammenen Hüb⸗ Jenderhirſchen und bei den uns lenbewohner, der ſpater die Ackerwertſchaft folgte. Man würde gern forſchend weiter vor⸗ dringen zur Entdeckung neuer unterirdiſcher Kräfte. Aber es wäre eine Tollkühnheit, wenn man ſich ohne Stricke und entprechende Augrüſtung und ohne Beleuchtungskörper weiter vorwagen würde. Spalten und Ab⸗ gründe können ſich hier auf Schritt und Tritt öffnen. Wie man ſieht, iſt noch alles zu entdecken. Man braucht nur Augen zu haben, um zu ſehen, wo das„Unbekannte“ beginnt. Blut als Heilmittel Die Blutſpenderzeutrale in Frankfurt a. M. Gemeinſam mit dem Bund für Volksbil⸗ dung in Frankfurt a. M. hielt der Frank⸗ furter Aerztliche Verein ſeinen erſten öffent⸗ lichen Vortragsabend ab, bei dem Profeſſor Dr. A. W. Fiſcher über die Blutübertra⸗ gung von Menſch zu Menſch ſprach. Schon im Altertum und im Mittelalter kannte man die heilende Wirkung des Blutes, und in alten Schriften wird das Trinken von Blut immer wieder als Heilmittel empfohlen. Ja, man ging ſogar ſo weit, daß dem Blut⸗ trinken der Aebergang der Eigenſchaften des Spenders zugeſchrieben wurde. Man verſuchte Greiſe zu verſüngen, indem man ihnen da⸗ Blut junger Menſchen zu trinken gab. Der Redner betonte jedoch, daß die Wirkung der Blutübertragung nicht ſo einfach zu erklären ſei. Das Bluttrinken lei ledialich eine Nah⸗ Das verlorene Geweih Wenn der Hirſch die stangen abwirft Dem Naturfreund bietet ſich im Monat Februar im Walde ein überaus beachtens⸗ wertes Naturgeſchehen. Es iſt faſt unglaub⸗ lich, daß unſere Hirſche das ganze, mitunter klobig⸗ſchwere Geweih Jahr für Jahr ver⸗ lieren, daß ihnen dann ein neues, meiſt noch ſchwereres wächſt mit mehr Enden als das abgeworfene, und daß dies neue Geweih ſpä⸗ teſtens im Auguſt fix und fertig iſt. Ein weitverbreiteter Irrtum iſt die Annahme, daß der Hirſch in jedem Jahre an jeder Geweih⸗ ſtange ein Ende mehr„ſchiebe“, ſo daß man die Endenzahl nur durch zwei zu teilen brauche, um das Alter des Geweihträgers feſtzuſtellen. Gutveranlagte Hirſche tragen häufig ſchon im zweiten Jahre ſechs Enden, im dritten zehn und noch mehr. und alte Hirſche„ſezen“ in der Regel„zu⸗ rück“ und tragen z. B. in dieſem Jahr nur zwölf Enden, während ſie im vergangenen deren 14 oder 16 aufwieſen. Beim lebenden Hirſch läßt ſich alſo das Alter nur annähernd ſchätzen, beim toten dagegen bilden nach dem heutigen Stand der Wiſſenſchaft nur die Zähne ein einigermaßen ſicheres Mittel zur Altersbeſtimmung. i Die Anregung zum Abwerfen der Geweihe geht von Nebengebilden der Geſchlechtsdrüſen aus, ebenſo der Beginn, das Wachstum und die Vollendung der neuen Kopfzierde. Im Laufe der Entwicklungsgeſchichte hat ſich das Abwerfen und die Neubildung der Geweihe bei den alen der echten Hirſchgrup⸗ pen im weiteren Sinne, alſo bei Rehen, ame⸗ rikaniſchen Hirſchen, Spießhirſchen, Elchen, Renntieren, Muntjaks, aſiatiſchen Sechs⸗ bekannten europäiſchen Hirſchen herausgebildet. Alle übrigen Wiederkäuer dagegen werfen nicht ab; man ſieht das z. B. beim Büffel, beim Rind, bei der Ziege, beim Steinbock und bei der Gemſe. Die einzige Ausnahme bildet die nordamerikaniſche Gabelantilope; ſie verliert alljährlich die Hornſcheide ihres Gehörns und erſetzt ſie durch eine neue f Trotz eifrigſter und ſchärfſter Beobachtung elingt es nur wenigen Jägern, Zeuge des Albwwerfens zu ſein. Einer von denen, die den Vorgang beobachtet haben, iſt der Direktot des Berliner Zoologiſchen Gartens, Dr. Lutz Heck, der darüber folgendes mitteilt:„Ein einziges Mal habe ich in der Wildbahn das Glück gehabt, genau zu ſehen, wie ein Hirſch ſeine Stange verlor. Ein mittelſtarker Zwölfer ſchüttelte beim Aeſen unwillkürlich den Kopf, und zu meiner größten Ueber⸗ raſchung fiel durch dieſe leichte Bewegung eine Stange zu Boden. Der Hirſch zeichnete (benahm ſich) wie nach einem Schuß, machte eine ungeheuerliche Flucht und ſtürmte mit einer einzigen Stange auf dem Haupt davon. weit ihm ging bas geſamte mudel av, das dei ihm ſtand. Die Stange habe ich ſofort auf⸗ gehoben. An der Bruchſtelle war ſie rötlich von Blutfarbſtoffen. Derartige Blutreſte ſind auch in den tieferen Knochenbildungen des Geweihes ſtets vorhanden, haben aber keiner⸗ lei fließende Verbindung mehr mit den Adern des Körpers.“ Danach ſcheint alſo das Abwerfen ſchmerzlos vor ſich zu gehen. „Schieben“, dem Neuwachstum des Ge⸗ weihes, iſt es aber anders. Die urſprünglich weiche Maſſe, die in einer ſamtartigen Hülle, dem Baſt, ſchnell heranwächſt, iſt äußerſt empfindlich. Inſekten und andere Schma⸗ rotzer peinigen den Hirſch oft bis zur Raſerei, und er kann ſich der Blutſauger nur ſehr ſchwer erwehren, denn jeder Stoß auf die Kolben, wie das werdende Geweih genannt wird, ſchmerzt empfindlich. Darum ziehen die Kolbenhirſche auch nur unter größter Vorſicht durch die Dickungen. All das Ungemach hört erſt auf, wenn der neue Kopfſchmuck völlig ertig gewachſen, vollkommen verhärtet(ver⸗ fertig g 9 eckt) und vom VBaſt durch Reiben an Stäm⸗ men uſw. befre't oder. wie der fachmänniſche Ausdruck laute! N k In gepflegten Revieren ſuchen die Jagd⸗ ſchutzbeamten von der Mitte des Februar ab eifrig nach den Abwurfſtangen derjenigen Hirſche, die ſie kennen, um ſie aufzuheben Vergleiche zwiſchen Abwürfen und letztem Geweih Studien zu machen. Aber das Fin⸗ den iſt nicht ſo einfach; hat man wirklich eine Stange in der Hand, dann fehlt immer noch die„Paßſtange“, die zwar häufig in der Nähe liegt, weil beide Stangen gleichzeitig fielen, und doch nicht gefunden wird— dis aber ebenſo häufig erſt nach Stunden oder Tagen abgeworfen und nur durch weit von der erſten Fundſtelle entdeckt wird. Manche Jagdhunde ſind Spezialiſten im Fin⸗ den von Abwurfſtangen und leiſten ihrem Führer bei der Suche wertvolle Dienſte. Im Februar werfen in Deutſchland nur die Hirſche ab. Der Rehbock hat andere Zei⸗ ten. Der brave(gute) Bock verliert ſein Ge⸗ hörn meiſt ſchon Anfang November. Das iſt aber keine überall gültige Regel, denn in vielen Revieren erfolgt das Abwerfen bei den beſten Böcken noch im Dezember. Trotz der verſchiedenen Abwürfzeit pflegt aber das Rehbockgehörn allgemein bis Anfang April völlig ausgebildet zu ſein. Nur bleiht es dann noch mehrere Wochen unter dem Schutze des Baſtes, bis dieſer durch Fegen abgeſcheuer: wird. Der Wiederaufbau des Gehörns fäll: alſo beim Bock größtenteils in den Winter; beim Hirſch kann er, wenn ſich der Februar noch kalt anläßt, in ſeinen Anfang fallen. Mit dem Mark⸗Gewinn der [Rhede bei Bocholt gefallen. und ſpäter, wenn ein Hirſch erlegt iſt, durch Zeitungen von ihrem Glück Friſeur und ein Nachtwächter aus Rhede, die zuerſt mitſpielten hatten vor einiger Zeit berzichtet. 5 Zufall e) verlegt hatte und dort eine Hühnerfarm be⸗ rungsaufnayme, auerongs ſteue das B einen hochwertigen Nährſtoff dar. Der Referent erläuterte dann näher die Zu⸗ ſammenſetzung des Blutes und die Auf; 25 und Funktionen ſeiner einzelnen Beſtandkeilt und ging dann zur Schilderung des heutigen Forſchungsſtandes über. Man ſei heute bereits ſo weit, daß man an der Zuſammenſetzung des Blutes viele Krankheiten, z. B. Zucker und Krebs, ſchon im Anfangsſtadium erkennen könne. Einen breiten Raum in der Blutfor⸗ ſchung nehme heute die Blutübertragung von Menſch zu Menſch ein. In vielen Fällen des Blutverluſtes, wo durch Kochſalz⸗ und Zucker⸗ löſung nicht mehr geholfen werden könne, ſei die Uebertragung menſchlichen Blutes da⸗ einzige Rettungsmittel. Aber auch bei Blut⸗ und inneren Krankheiten ſei der Medizin hier ein ausgezeichnetes Mittel in die Hand gege⸗ ben. Die Erforſchung der Blutgruppen habe viel zum Fortſchritt der Blutübertragung bei⸗ getragen, denn es dürfe nur Blut der gleichen Gruppe übertragen werden. Bei der Uebertra⸗ gung gruppenfremden Blutes oder gar Tier⸗ blutes in größeren Mengen ſeien ſchwere Schä⸗ digungen unvermeidlich, ja es könne ſogar der Tod eintreten. Der Vortragende erläuterte die Technik der Blutübertragung. Er erklärte weiter, daß die außerordentliche Entwicklung dieſer Heilme⸗ thode es notwendig gemacht habe, die Blut; ſpender zu organiſieren und zuſammenzufaſſen, wie das in Amerika ſchon längſt der Fall ſei. In Frankfurt a. M. habe man zu dieſem Iwecke die Einrichtung der Blutſpenderzentrale geſchaffen. Von 300 Perſonen, die ſich auf einen Aufruf hin gemeldet batten, ſeien 100 als tauglich ausgewählt worden und nach einer genauen Unterſuchung, Blutgruppenbe⸗ ſtimmung uſw. zur Verfügung der Klinik ge⸗ halten, ſodaß jederzeit eine Uebertragung vor⸗ genommen werden könne. Einem ſolchen Blitt⸗ ſpender könnten ohne jegliche Beſchwerde 300 bis 600 Kubikzentimeter Blut entnommen wer⸗ den. Der Redner wies noch darauf hin, daß eine Uebertragung der Eigenſchaften des Spen⸗ ders in das Reich der Fabel gehöre. Neues aus aller Welt Im Kohlenſtaub erſtickt. In einem 125 werk zu Ahlen wollte ein Bergmann fe ſitzende Kohlenmaſſen auflockern und hatte ſich bei der Arbeit zu weit in den Staubkoh⸗ lenbunker vorgewagt. Kohlenmaſſen löſte ſich plötzlich eine große Beim Auflockern der Menge Staub, in der der Bergmann erſtickte. Iwei glückliche Gewinner. Der 300 000. Preußiſch⸗Süddeutſchen Los Nr. 347087 iſt nach Die glück⸗ lichen Gewinner ſind zwei Gaſtwirte, die das Los je zur Hälfte ſpielten und erſt durch die erfuhren. Ein Klaſſenlotterie, 380 000 Mark Geldſtrafe für einen Schmuggler. Als man einem Falſchmünzer auf die Spur gekommen war, der ſeine Woh⸗ nung von Gladbach nach Heydhauſen trieb, durchſuchten Zollbeamte das ganze An⸗ weſen. Pei Nachgrabungen am Hühnerſtall ſtießen ſie bald auf das dort vermutete un⸗ terirdiſche Verſteck für Schmuggelwaren, das eine erhebliche Menge Feinſchnitt⸗Tabak ent⸗ hielt. Der Beſitzer, der wegen Falſchmünzerei noch in Unterſuchungshaft ſitzt, wurde vor⸗ läukig vom Schöffengericht wegen Zollhinter⸗ ziehung zu 380 000 Mark Geldſtrafe verur⸗ teilt. Im Streit erſchoſſen. In Bochum geriet der 23 jährige Dreher Kruck, der ſich in Be⸗ gleitung ſeines Bruders und eines Freundes befand, vor einem Hotel mit zwei Polizei⸗ offizieren in Zivil in Streit. Einer der Po⸗ lizeioffiziere gab einen Schuß auf Kruck ab. der dieſen tödlich verletzte. Der Offizier gab auf der Wache an, in Notwehr gehandelt zu haben. Rooſevelks künftige Mitarbeiter. Oben: Senator Carter Glaß, Schatzamt; Bankier S. W. Strauß, Handel; Senator Brouſon Cutting, Inneres.— Unten: Se⸗ nator Thomas Walfh, Ge⸗ neralſtaatsanwalt; James A. Farley, Generalpoſt⸗ meiſter; Miß Franeis Per kins, Arbeit. * Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle Gaalef Nachdruck verboten. Der Schweſtern Hochzeitstag! Lore faltete die Hände.„Laß ſie beide glücklich ſein, lieber Gott!“ betete ſie leiſe. Zwei Stunden ſpäter fuhr ſie mit ihrem Manne wieder nach Loringen hinaus. Frank ſah müde und überwacht aus. Hatte er vielleicht gar gearbeitet? Lore hätte ihn gern gefragt, aber eine eigentümliche Scheu hielt ſie davon ab. * 5. Schloß Loringen war heute voll Gäſte. Und hier war es auch, wo Lore Fritz Rohrbeck wieder gegenübertrat. Die Begegnung gab ihr nichts. Er war ihr fremd ge⸗ worden, glich in nichts mehr dem Manne, von dem ſie ge⸗ acht hatte, ſie liebe ihn. Aber es war ja keine Liebe ge⸗ weſen, ſondern eine ganz harmloſe Jungmädchen⸗ ſchwärmerei. Aufatmend ſtellte Lore das endgültig bei ſich feſt. Er aber ſah ſtarr in ihr ſchönes Geſicht; und er hätte gegen das Schickſal aufbrüllen mögen— dieſes grauſame Schick⸗ ſal, das Lore von ſeinem Wege trieb und ihm eine un⸗ geliebte Frau zuſchob. Das Schickſal? Trug das wirklich ganz allein die Schuld? Oder trug dieſe Schuld er ſelbſt? Ein Mann wie Frank Dahlmann wartete nicht, was das ſogenannte Schickſal beſchloß. Ein Mann wie er meiſterte das Leben. Machte ſich die Menſchen untertan. Er kannte nur ſeinen eigenen ſtarken Willen. Damit hatte er auch Lore von Loringen zu ſich gezwungen. Nun gehörte ſie ihm! War unerreichbar für jeden Wunſch und Gedanken eines anderen Mannes. Frank Dahlmanns Frau war geſchützt wie kaum im Leben eine zweite Frau. Fritz Rohrbeck hatte übrigens gewaltig eingebüßt. Er war zerfahren, nervös und faſt krankhaft abgemagert. Seine Ehe, ſeit wenigen Wochen erſt geſchloſſen, rieb ihn vollſtändig auf, und er trug ſich mit dem Gedanken, eines Tages doch noch ins Ausland zu gehen. Jetzt hing ja hier kein Makel an ſeinem Namen, und wenn er ſich in einer Ehe unglücklich fühlte, ſo war das einzig ſeine eigene Angelegenheit. Seine Frau war in San Remo. Ihre Lungen waren nicht in Ordnung. So war Fritz Rohrbeck allein anweſend. Wielleicht hätte auch Herr von Loringen ſeinen Gäſten die Anweſenheit dieſer Frau nicht zugemutet. So aber paßte es ja recht gut, daß Fritz Rohrbeck nun das Feſt allein be⸗ zuchen konnte. Herr von Loringen war eng befreundet geweſen mit dem alten Herrn von Rohrbeck. Nun hatte er immer ſo ein Gefühl der Verpflichtung dem Sohne des Freundes gegenüber. Ganz fallenlaſſen konnte er ihn nicht. Auf deinen Fall wollte er das. Im Grunde genommen war Fritz ein guter Kerl— nur dieſer Leichtſinn! Dieſer infame Leichtſinn! Und die Kleine, die hätte er ja doch niemals bekommen. So, da waren Herrn von Loringens Gedanken wieder bei Lore und Frank. Was das nur heißen ſollte? Ein Experiment, das Frank da aufſtellte. Ein gefähr⸗ liches Experiment! Wenn es nun mißlang? Wenn die Kleine einen fand, der ihr beſſer gefiel? Herrn von Loringen wurde es ſiedend heiß. Er fingerte au ſeinem Kragen herum. Wenn die Sache doch bloß gut ausginge! Der alte Herr wußte: Zur rechten Ruhe würde er nun nie mehr kommen. Aber daß der Frank dem Kindskopf ſo den Willen ließ, das war etwas, was er nicht begriff. Herr von Loringen hatte ſo viele Pflichten an dieſen zwei Tagen; er dachte aber trotzdem immer wieder über Das Schickſal ſeiner Lieblingstochter nach. Frank tanzte einmal mit Lore. Und ſogar jetzt traten die geſchmückten Bräute in den Hintergrund vor Lores hetörender Schönheit. Der dunkle, intereſſante, außer⸗ gewöhnlich große Frank Dahlmann und in ſeinen Armen dieſe kindhaft zarte, blonde, ſchöne Frau! Alle ſahen atemlos auf dieſes Bild. Das weiße Spitzen⸗ kleid Lores weckte die Bewunderung ſämtlicher Damen, und fernſtehendere ſagten es ſich ganz ungeniert, daß Lore von Loringen mit ihrer Ehe doch wohl den beſten Griff getan, denn obwohl jetzt ſogar ein Prinz in die Familie komme, bleibe Doktor Dahlmann dennoch entſchieden der veichſte und intereſſanteſte Schwiegerſohn des Loringſchen Hauſes. 0 f Lore wußte nicht, welches Aufſehen ihr Tanz mit Frank erregt hatte. Er aber wußte es und biß die Zähne zu⸗ fammen. ö Lore fragte ſich ſcheu: Wiſſen ſie denn etwas? Weiß man denn ſchon, daß Frank und ich uns trennen wollen? Frank ſagt aber doch, daß es niemand wiſſen darf? Auch nicht, daß ich mich in Berlin ausbilden laſſe? Scherzen und Lachen ringsum. Einmal ſagte Frau von Meller: NE, TROTZ SE OH VON SENI O TIHISERG ———— „Ja, meine Herrſchaften, was ſagen Sie? Die Gräfin Oſtenbruch hat Schloß Heiden gekauft! Die wilde Gräfin will ſich alſo zur Ruhe ſetzen.“ Ein Herr lachte. Dann meinte er: „Zur Ruhe ſetzen? Aber nein! Bankier Droſſelheim ſagte mir erſt geſtern, daß die Gräfin alles umſtürzen wolle. Feſte wird ſie geben, daß die liebe Mitwelt ſtaunen wird.“ „Ah!“ 5 Man beſtürmte den Herrn, noch mehr zu verraten. Er zuckte mit den Schultern, lachte geſchmeichelt, weil er nun doch noch zum allgemeinen Mittelpunkt geworden war. Schließlich meinte er: „Gräfin Orlinde Oſtenbruch iſt eine ſehr liebenswürdige Frau. Zweitens iſt ſie ſchön. Und reich! Und wenn ſie in ihrem Hauſe ein Feſt nach dem anderen gibt, ſo können wir anderen nur froh ſein, denke ich. Es iſt nämlich immer ſehr nett, wenn jemand den Ton ein bißchen angibt. Und das verſteht die ſchöne Gräfin beſtimmt. Und die Feſte bei ihr werden Tauſende koſten. Die Dame verſteht es, Feſte zu veranſtalten. Es wird viel los ſein in nächſter Zeit.“ Die Damen ſahen ſich begeiſtert an. Oh, man konnte ſo etwas ſchon gebrauchen. Eigentlich, wenn man es ſo recht betrachtete, war nicht mehr viel los. Immer und immer wieder hieß es: Sparen! Natürlich würden in dem reichen Hauſe der Gräfin auch genügend Kavaliere verkehren, und wenn man das Glück hatte, mit im Hauſe der Gräfin verkehren zu dürfen, ſo boten ſich nie geahnte Chancen, die Töchter unter die Haube zu bringen, denn ſo ein Glück, wie die Loringens es hatten, das wurde nun eben doch nicht jeder Familie zuteil. Ein luſtiges, angeregtes Geſpräch kam in Gang. Das Thema war eben nun doch beinah unerſchöpflich. Da klang Frank Dahlmanns ruhige Stimme: „In einer ſolch ſchweren Zeit, wie der jetzigen, ſollte man rauſchende Feſte, ſoweit ſie nicht im Familienkreiſe gefeiert werden, vermeiden. Die Not iſt viel zu groß, als daß der eine wagen dürfte, ſeine Gier nach Vergnügen ſo offen zu zeigen.“ Schweigen! Verlegenheit! Empörung! Dann ſagte Herr Jorſten, der berühmte Bildhauer: „Du haſt recht, Frank! Die Frau wird nichts Gutes anrichten. Ich habe gehört, ſie iſt eine Patrona für ver⸗ ſchiedene Wohltätigkeitsveranſtaltungen. Da gleicht ſich das ja wieder aus.“ 5 Und wieder Frank Dahlmanns Stimme: „Solche Frauen brauchen immer einen Deckmantel für ihre ſonſtigen Neigungen.“ Graf Auerbach lenkte geſchickt auf ein anderes Thema über, obwohl er im Grunde ſeines alten Herzens den Damen dieſe Abfuhr durch Frank Dahlmann gönnte. Er achtete dieſen Mann ſehr hoch, und deſſen freie, offene Worte waren ihm mehr wert als irgendein Kompliment von einer anderen Seite. Baron Haberkron flüſterte ſeinem Nachbar zu: „Eigentlich unglaublich, was ſich dieſer Mann heraus⸗ nimmt! Sagen Sie mal, man hat mir neulich geſagt, die Wiege Dahlmanns habe in einem kleinen Bauernhauſe geſtanden?“ „Ja! Das erzählt er übrigens ſelber“, meinte der Gefragte gleichmütig. Baron Haberkron zog den Kopf ein. Unglaublich, daß ſolch ein Menſch die erſte Geige in der beſten Geſellſchaft ſpielt, dachte er erboſt. Lore blickte auf ihren Mann. Es war ihr, als müſſe ſie zu ihm hinlaufen, ihm ſagen: Ich liebe dich, Frank! Ich will nicht nach Berlin! Ich will bei dir bleiben. Franks ſtolze Figur überragte alle anderen. Und merkwürdig, gerade die Herren, die ſonſt ſehr exkluſiv waren, mühten ſich, ihn in ein Geſpräch zu ziehen. Die Damen ſahen nicht klar. War dieſe Ehe nun eigentlich glücklich oder nicht? Doktor Dahlmanns Benehmen gegenüber ſeiner Gattin war tadellos; dennoch war irgend etwas da, was ſenſa⸗ tionslüſternen Seelen Stoff gab, ohne daß man wagte, die Vermutung in Worte zu kleiden. Aber ſchließlich wurde man doch wieder abgelenkt. Es gab eben zu viel zu ſehen und zu hören. Aber dann fiel es ſpäter doch auf, daß Frau Doktor Dahlmann nicht mehr anweſend war. Wo war ſie? Frank hatte Lore auch vermißt. Er ſuchte ſie unauf⸗ fällig, dann fragte er ſeinen Schwiegervater. Der lachte ärgerlich. 5 „Natürlich wieder der Tollkopf. Was hat ſie denn nun bloß wieder?“ g 6 Sie gingen zuſammen hinaus, fanden die Geſuchte jedoch auch jetzt nicht. Da trat Tante Gertraude zu ihnen. Sie war die Schweſter Frau von Loringens und lebte in größter Zurückgezogenheit auf ihrem Schlößchen in Thüringen. 8 a c i nach gore db Hauſe gefahren“ Ihre klugen Augen ſtreiften Franks jet Geſicht. Um ihre ſchmalen Lippen lag ein eigener Herr von Loringens Geſicht wurde dunketwot. wollte lospoltern; da ſagte Frank!: 0 „Keine Aufregung, Papa! Ich fahre nach. Es iſt ja ſowieſo ſchon ſpät. Unwohlſein entſchuldigt eben.“ Doch ſeine Stimme klang nicht ſo ruhig wie fonſt. Tante Gertraude ging zu den Gäſten zurück. Sie wußte jetzt, daß etwas zwiſchen Frank und Lore ſtand. Daß dieſe ſich noch gänzlich fremd waren, konnte ſie nicht ahnen. Sie hatte ſelbſt eine unglückliche Ehe hinter ſich und war gegen alle Männer verbittert. Daß die ſchöne kleine Nichte dem ſtolzen großen Manne dort ſo offen ihren Trotz zeigte, gefiel ihr. Trotzdem! ö ö e Lore hatte ganz weiß ausgeſehen. Es mußte irgend etwas geſchehen ſein, was ſie in eine ſinnloſe Aufregung verſetzt hatte. Sehr befriedigt rauſchte Tante Gertraude davon. Die Aufregung der beiden Männer war erwiefen, wenn der eine ſie auch zu verbergen verſtand. Es war ein Zufall, daß gerade ſie, Tante Gertraude, um Lores heimliches Fortgehen vom Feſt wußte. Sie hatte die Kleine getroffen, als ſie gerade im Mantel da⸗ vonhuſchen wollte. Nun war Lore ihr ſelbſtverſtändlich eine Erklärung ſchuldig geweſen. „Tante Gertraude, mir iſt gar nicht gut. Bitte, ſage es doch meinem Manne und Papa. Ich möchte keine Störung in das Feſt bringen, deshalb gehe ich heimlich. Ich fanhve mit unſerem Wagen nach Hauſe. Willſt du ſo freundlich ſein und es ausrichten, Tante?“ N Ohne daß ſie, die Tante, etwas hatte entgegnen können, war Lore davongelaufen. g Tante Gertraude ging zu ihrer Schweſter und teilte es auch ihr mit. Frau von Loringen war außer ſich. Das Kind, das unbeſonnene! Sie hätte ſich doch eben⸗ ſogut in ihr kleines Mädchenſtübchen zurückziehen können? Aber nein, es mußte gleich alles auf die Spitze getrieben werden. Was mochte nur da wieder geſchehen ſein? Ach, du lieber Gott, da kamen ihr Mann und Frank. Was ſollte ſie nur ſagen? Da verkündete Frank Dahlmann, daß ſeine Frau ſich leider habe zurückziehen müſſen, es ſei ihr nicht gut. Und er bitte gleich für ſich mit um Entſchuldigung, da er ſeine Frau nicht allein laſſen wollte. Ein verſtehendes Lächeln. Na ja, bei ſolch jungen Frauchen! Wer weiß? Und man bedauerte und nickte und lächelte. Frank Dahlmann aber verabſchiedete ſich kurz von ſeinen Verwandten. Die Brautpaare waren vor zwei Stunden etwa bereits abgereiſt. Er konnte ſich alſo ganz gut empfehlen. Sein Schwiegervater drückte ihm die Hand. „Frank! Zieh die Zügel ſtraff! Ich warne dich! Mit dem Trotzkopf kannſt du ſonſt noch etwas erleben!“ Frank nickte nur und ging dann. Raſte die breite Treppe hinunter. Im Schloßhof ſuchte er vergeblich ſeinen Wagen. Einer der Chauffeure meldete ihm, daß eine junge Dame mit dem roten Wagen fortgefahren ſei. „Mit dem Chauffeur?“ „Jawohl, gnädiger Herr.“ i „Danke! Sagen Sie, wem gehört Ihr Wagen?“ „Graf Auerbach!“ „Dann fahren Sie mich ſofort in die Stadt. Ich lenne den Herrn Grafen perſönlich und werde morgen tele⸗ phoniſch mit ihm ſprechen.“ „Jawohl!“ Bald darauf fuhr Frank Dahlmann vor ſeiner Vill vor. Er gab dem Chauffeur einen hohen Betrag. „Hier, für Sie, und melden Sie Ihrem Herrn noch heute abend, daß ich den Wagen benützt habe.“ f Doktor Dahlmann ſah zu den Fenſtern hinauf, die zu Lores Zimmern gehörten. Wie nun, wenn ſie nicht hier war? Er war doch auch ſeinem Wagen nicht begegnet? Der konnte zufällig ein paar andere Straßen im Stadt⸗ innern entlang gefahren ſein, ehe er die Landſtraße nach Loringen zu wieder benützte, denn der Chauffeur würde ja unverzüglich wieder weggefahren ſein. Zorn und Sorge waren im Herzen des Mannes. Wenn er nur erſt wüßte, ob Lore hier war! Endlich war er oben. Alles blieb ſtill. Die Diener⸗ ſchaft ſchien zu ſchlafen. Alſo mußte Lore, wenn ſie hier war, ſehr vorſichtig gegangen ſein. Frank betrat das Zimmer Lores und machte Licht. Haſtig ſah er ſich um. ö Nichts. Er ſchritt weiter— kam in ihr Schlafzimmer. Die Ampel brannte matt und ſandte ihr Licht über alle Gegenſtände, mild, verſchleiert. 15 ö Im Seſſel am Fenſter kauerte eine ſchmale, feine Ge⸗ ſtalt und ſchluchzte wild. Lore! 1 Sie hatte vielleicht nicht einmal ſein Kommen gehört. Lore blickte auch nicht auf. 15 5 Da glaubte Frank, ſie zu verſtehen. a Sie hatte das große, wahre Glück der Schweſtern melt anſehen müſſen, und nun war ſie eben fortgelauſen, weil ſie nicht länger unter all den fröhlichen Menſchen weilen konnte. Weil ſie ſelbſt nicht glücklich geworden war. Frant Dahlmann ſchien es plötzlich eine übergroße Ueberhebung, daß er hatte glauben können, ſie finve ſich langſam zu ihm. Ganz ratlos mochte dieſes junge Menſchenkind ſein. Seeliſch vollkommen zermürbt. Und nun wollte er ihr vielleicht noch Vorwürfe machen N Leiſe trat er näher.! „Lore!“ ö N 1 a Sie blickte auf, aber gleich ſank ihr blonder Kopf wieder auf die Seitenlehne des Seſſels.(Fortz. fobat n übe 0 8 u Worten: Das skabinett hat die Beratungen die Neuregelung des Vollſtreckungs⸗ hutzes beendet. Die Veröffentlichung iſt für ittwoch zu erwarten. a g Der Ueberwachungsausſchuß des Reichs⸗ tages iſt am Dienstag erneut aufgeflogen, nachdem es dem Vorſitzenden Löbe wegen des Proteſtes der Natlonalſozialiſten nicht gelang, eine Erklärung abzugeben. Der Reichskommiſſar für die Oſthilfe, Reichsminiſter Dr. Hugenberg beabſichtigt, einen Sonderausſchuß zur Unterſuchung der angeblichen Mißſtände im Oſthilfe⸗ und Sied⸗ lungsweſen einzuſetzen. ̃ i Der Vorſtand des Reichslandbundes hat in einer Entſchließung dem Reichspräſidenten ſeinen Dank für die Berufung der Führer der nationalen Bewegung zur Staatsfüh⸗ rung ausgeſprochen. Unter gewaltiger Teilnahme der Bevölke⸗ rung wurden am Dienstag nachmittag die Opfer der Exploſionskataſtrophe beigeſengt. 0 Chlorodont 5 25 Qualitäts Zahnpast Chlorodont, morgens und vor allem abends angewendet: beseitigt häßlichen Zahn- belag u üblen Mundgeruch ist sparsam im Verbrauch 0 und daher preis ert Letzte Nachrichten 12 Todesopfer infolge Genuſſes ſchlechten Alkohols. Budapeſt, 15. Febr. Nach einer Meldung aus Szegedin, bewirtete in dem Walde bei Sandorfalva der Landwirt Stephan Nemek, der ſic? auch mit dem Deſtillieren von Alko- hol beſchäftigte, eine Reihe von Holzhackern und Tagelöhnern im Walde mit ſeinem Er⸗ zeugnis, um ihnen Luſt zum Ankauf zu ma⸗ chen. Nach dem Genuß des offenbar nicht einwandfreien Alkohols wurde eine große Anzahl der eule unwohl und mußte in das Szegediner Krankenhaus gebracht werden. Hier ſind bisher 12 geſtorben, während 13 in bedenklichem Juſtand liegen. Papen vor der ſaarländiſchen Preſſe Saarbrücken, 15. Februar. Vizekanzler von Papen und Reichsar⸗ beitsminiſter Seldte empfingen die Ver⸗ treter der ſgarländiſchen Preſſe im Gebäude der Regierungskommiſſion. Vizekanzler von Papen erklärte, er ſei ins Saargebiet ge⸗ kommen als Vertreter des Reichspräſidenten deſſen beſonderes Mitempfinden nochmals auszudrücken, er beſonders vom Reichsprä⸗ ſidenten gebeten worden ſei. Als er von der 100 000 Mark⸗Spende des Reichspräſidenten ſprach und in dieſem Zuſammenhang er⸗ wähnte, daß er ſich für die preußiſche Regie⸗ rung dieſem Vorgehen angeſchloſſen habe, wies er eindringlich darauf hin, daß es ſich nur um eine vorläufige Hilfe handeln könne. Auch der Reichskanzler hal mit kiefem Mitgefühl von dem ſchweren Unglück vernommen und erwägt gegenwärkig den Gedanken, für die von dieſem furcht⸗ baren Unglück Betroffenen eine Samm⸗ lung ins Leben zu rufen. Hierauf ſprach der Vizekanzler ſein Bedau⸗ ern aus, daß zu dem heutigen Empfang, zu dem die Anregung nicht von ihm, ſondern von der Preſſe ausgegangen ſei, Vertreter der ſozialdemokratiſchen und der Zentrums⸗ preſſe nicht erſchienen ſeien. Noch fünf Tote geborgen Bei den Aufräumungsarbeiten in Neun⸗ kirchen. Neunkirchen, 15. Februar. Die Aufräumungsarbeiten wurden auch am Dienstag mit aller Energie weiterge— führt. Von den zwölf Vermißlen konnten noch am Vormittag fünf als Leichen geborgen werden, die 9 mit den übrigen To⸗ ten am Nachmittag im Rahmen der großen Trauerfeier beerdigt wurden. Die Saarbrücker Straße iſt nahezu voll ſtändig geräumt. Man iſt zurzeit mit dem Abbruch der am ſchwerſten beſchädigten Häuſer beſchäftigt. In fantaſtiſchen Formen ragen nur noch die Ueberreſte der Benzolbe⸗ water ind Gaſometer hervor. Der ausge⸗ unvermeidlich 164 9. 6 1 74 15 1 5 Kondenſatot droht einzuſtürzen, ſo d. dewiſſe Abſperrungen 1 An der Trauerfeier nahm als Vertreter des Kaiſers General Graf Kageneck teil. Die Erdbebenlatauſtrophe in China Zahlreiche dörſer und Städte zerſtört— Hunderte von Toten und Verwundeten Peking, 15. Februar. Ueber die furchtbare Erdbeben⸗ kataſtrophe, die die chineſiſche Provinz Kan ſu heimgeſucht hat, laufen die Meldun⸗ gen wegen der großen Entfernungen und der Unzulänglichkeit der Verkehrsmittel nur ſehr ſpärlich ein. Feſt ſteht, daß es ſich um eine Naturkataſtrophe ungeheuren Ausma⸗ ßes gehandelt haben muß, wenn auch die er⸗ ſten Meldungen über die Zahl der Todes⸗ opfer— bekanntlich hieß es, daß etwa 70000 Menſchen ums Leben gekommen ſei⸗ en— ſtark übertrieben war. Die Kataſtrophe hat aber zweiſellos zahlreiche Todesopfer gefordert und zählt zu den ſchwerſten Erdbeben, die ſich je in Oſtaſien ereignet haben. Die Provinz Kanſu liegt im Nordweſten Chinas. Sie iſt rund 351000 Quadratkilo⸗ meter groß und hat etwa vier Millio⸗ nen Einwohner. Die Provinz iſt ſehr gebirgig und hat zahlreiche Metallbergwerke. Die Hauptſtadt der Provinz Kanſu iſt Lan⸗ tſchou. 280 Todesopfer Die Meldungen über die Zahl der Opfer der Erdbebenkataſtrophe weichen voneinan⸗ der ah. In der Umaebuna der Stadt Koati * Tragiſches Ableben. Heute Nacht verſchied infolge eines Herzſchlages Herr Val. Kempf, Sohn des t Kohlenhändlers Georg Kempf, Ludwigſtraße 2, im Alter von nahezu 28 Jahren. Das Ableben des nunmehr Ver- blichenen iſt von beſonders tragiſchen Umſtänden begleitet. Sollte doch heute Vormittag um halb 112 Uhr die kirchliche Trauung des jungen Mannes mit ſeiner ihm bereits geſtern Abend ſtandesamtlich angetrauten Gattin, Frau Sophia geb. Haas, Tochter des Herrn Landwirts Konrad Jakob Haas, Holzſtraße, ſtattfinden. Als man ihn heute Früh zum Freudenfeſte rufen wollte, fand man ihn tot im Bette vor. Der Tod muß bereits geſtern Abend eingetreten ſein, da der Verſtorbene noch mit Hoſen und Strümpfen bekleidet auf der Bettdecke liegend, aufgefunden wurde. Aus dem Freudenfeſt iſt nun ein Trauer⸗ akt geworden. Anſtatt ſich mit Feſtkleidern ſchmücken zu können, müſſen nun Trauerkleider getragen werden. Den ſchwergeprüften, ſchmerz⸗ gebeugten Hinterbliebenen auch unſere herz⸗ lichſte Anteilnahme. Wie wahr ſind in dieſem Falle die Worte geworden, die Schiller die Barmh. Brüder in ſeinem„Tell“ ſprechen läßt: Raſch tritt der Tot den Menſchen an Es iſt ihm keine Friſt gegeben Es ſtürzt ihn mitten in der Bahn Er reißt ihn fort vom vollen Leben Bereitet oder nicht, zu gehen Er muß vor ſeinem Richter ſtehen. * Maskenball im„Deutſchen Kaiſer“. Samstag abend, Präcis 8.11 findet ein öffentlicher Prämierungs⸗Maskenball ſtatt. Die Vorbereitungen ſind in voller Arbeit, ſodaß alles zu einem gemütlichen Abend im Reiche des Prinzen Karneval, mit großen Ueberraſchungen verſpricht einen ſchönen Abend zu verleben. Die Eintrittspreiſe ſind die niedrigſten, ſodaß ein jeder ohne Sorgen, ein Heer ſorgenloſe Faſchings⸗ ſtunden mitmachen kann. Die Stimmungs- Matroſen⸗Kappelle Kamenzin, ſorgt für angenehme ſtimmungs volle Stunden. Wir bitten unſere Inſerate zu beachten und laden freundlichſt ein. *Die Nohſtoffe ſind ausſchlag⸗ gebend. Eine Ware, die unter Verwendung beſter Rohſtoffe hergeſtellt iſt, bezeichnet man als erſtklaſſig. Wußten Sie ſchon, daß die groß⸗ artige, ſtets gleichbleibende Qualität der berühmten Chlorodont⸗Zahnpaſte darauf zurückzuführen iſt, daß immer die gleichen hochwertigen Rohſtoffe verwendet werden? Jedes Jahr verbraucht die Chlorodont⸗Fabrik 20000 Kilo des feinſten Pfef⸗ ferminzöles, das aus eigenen Planzungen ge⸗ wonnen wird. Neuerdings ſind ſolche Pfeffer⸗ minzkulturen in Oberbayern entſtanden, die vielen deutſchen Bauern Arbeit und Verdienſt bringen. Das iſt Aufbauarbeit und Sicherſtellung der Qualität, e Faſtnachtszeit. In früheren Jahren war nun 05 die 32 der Pfannkuchen, der Krep⸗ pel und wie das Gebäck all hieß. Am Abend hörte man die Glöckchen klingen und frohe Menſchen eilten nach den Tanzſälen. Es war Faſtnachtszeit, Zeit des Karnevalstrubels. Das Wort Faſtnacht hieß in alter Zeit Faſenacht ase he 10 viel wie Poſſen kreiben. Heute ehnt es ſich an faſten an, weil in katholiſchen Ländern nach der lustigen Faſtnacht die Faſten⸗ zeit einſetzte. Zuletzt dehnten ſich die 9 1 8 5 keiten n lange Zeit vor der eigenklichen Faſtna* 5 58 hieß dieſe Zelt Karne⸗ ſollen allein 40 Pörfer und Stadte zerſtört ſein. In einem Dorfe ſtürzten die Schulgebäude während des Unterrichts zuſammen. 300 Schüler und elf Lehrer wur⸗ den verſchüttet. Die Chineſen verſuchen mit allen Mitteln, die Provinz Kanſu, in der alles Leben ruht, zu verlaſſen. Andere Meldungen von verkrauenswür⸗ diger Seite beſagen, daß bei dem Erd- beben 280 Perſonen getötet und 300 ſchwer verletzt wurden. 800 Häuſer wur⸗ den zerſtört. Erdbeben ſind übrigens in Kanſu häufig und ſie werden wegen der Abgelegenheit der Gebietes immer erſt mit ſtarker Verſpätung bekannt. Uebrigens hat ſich die Erdbebenkataſtrophe bereits am 26. Dezember vorigen Jahres er— eignet, aber erſt in den letzten Tagen liefen die erſten Meldungen davon ein. Erdbeben in Argentinien Buenos-Aires, 15. Die Stadt Tucuman in wurde von einem Erdbeben heimgeſucht. Mehrere Gebäude wurden ſchwer beſchädigt. Die Bevölkerung wurde von einer Panik ergriffen. Todesopfer ſind nach den bisher Februar. vorliegenden Meldungen nicht zu beklagen. valszeit in manchen Gegenden auch Faſching. Von der diesjährigen Faſtnachtszeit iſt in dieſer Zeit der Not ſehr wenig zu merken. Der eigentliche Faſtnachtstag fällt in dieſem Jahr auf den 28. Februar mit dem der Monat ausklingt. * Die ſteuerliche Belaſtung des Fleiſches. Nach einer Unterſuchung des Statiſtiſchen Reichsamts beträgt die fiskaliſche Belaſtung des Fleiſches 19 bis 24 Pfg. pro Kilo, wobei Preußen an der Spitze marſchiert, wäh⸗ rend Baden die niedrigſte Belaſtung aufweiſt. Es folgen dann Bayern, Sachſen und Würt⸗ temberg. Hierbei iſt das Schwein das höchſt⸗ belaſtete. Das Pfund Fleiſch iſt alſo durch Steuern allein mit durchſchnittlich 11 Pfg. belaſtet, was faſt einem Drittel des Lebendge⸗ wichtpreiſes, den der Landwirt im vergangenen Jahre ab Stall für ſein Vieh erhielt, gleich- kommt. Die Generalverſammlung des Kr. u. Soldatenvereins „Teutonia“ mit Schützenabteilung bot ein freundliches Bild. Der 1. Vorſitzende, Herr Kamerad Dölcher, be⸗ grüßte gegen 4 Uhr die zahlreich erſchienenen Kameraden, beſonders den Altveteran Franz Wilhelm Kempf. Im verfloſſenen Jahr hat der Tod unter den Vereinsmitgliedern keine reiche Ernte gehalten. Die Anweſenden ehrten in üblicher Weiſe die verſtorbenen beiden Alt⸗ veteranen, ſowie 2 Kameraden. Der Geſchäfts⸗ bericht betonte die große Arbeitsleiſtung während des verfloſſenen Jahres. Winterfeſtlichkeit, 70. Geburtstag des 1. Vorſitzenden Kam. Dölcher, Gauſchießen im Juni, 6 Beteiligungen an aus- wärtigen Gauſchießen und Freiwilliger Arbeits ⸗ dienſt waren markante Punkte. 4 Kameraden konnten bei der letzten Winterfeſtlichkeit für 25jährige Zugehörigkeit zum Verein geehrt wer⸗ den. Der Kaſſenbericht des Rechners Vonderheid war in gewohnter Weiſe aufgeſtellt. Prompte Genauigkeit und Sparſamkeit erübrigte einen anſehnlichen Kaſſenbeſtand. Rechner und Vor- ſtand wurden von der Generalverſammlung ent- laſtet. Bei der Vorſtandswahl wurden die ſeit⸗ herigen Vorſtandsmitglieder: Wilhelm Bläß, Jakob Kühner und Jakob Klee wiedergewählt. Neu hinzu wurde gewählt: Kam. Ernſt Bläß. Dem erkrankten Rechner Vonderheid wurde Herr Stephan Winkenbach als 2. Rechner beigegeben. Die Schützenabteilung wird im Vorſtand ver- treten durch die Schützen Mich Kempf u. Fritz Niebler. Bei dem Punkt Verſchiedenes betonte der 1. Vorſitzende die große Arbeit die der Vorſtand hatte dadurch, daß wir 45 junge Leute im freiwilligen Arbeitsdienſt beſchäftigen. Doch wurde dieſe gern hingenommen, da es ſich er- möglichen ließ, den Schießſtand zu einer Muſter⸗ anlage auszubauen. Es erging der dringende Ruf an die Schützen auch in dieſem Jahr mit gleichem Eifer an die Arbeit zu gehen wie im verfloſſenen. Wurde doch die Arbeit reichlich gelohnt. Die Meiſterſchaft im Einzelſchießen im Gau hat Herr Mich Kempf an ſich gebracht. Die Jungſchützen brachten den Wanderpreis und die Reichsmeiſterſchaft des ſüdweſtdeutſchen Sport⸗ verbandes nach Viernheim. Auch viele andere Schützen wurden auf den verſchiedenen Gau⸗ ſchießen mit erſten Preiſen ausgezeichnet. Die Schützenabteilung ſteht an erſter Stelle des Gaues Bergſtraß⸗Süd. Mit dem Wunſch, daß der eingeſchlagene Weg auch im nächſten Jahr gegangen wird, ſchloß mit Worten des Dankes der 1. Vorſitzende die Generalverſammlung. wieder in Sport und Spiel. Ein prächtiges Spiel auf dem Waldſportplatz Viernheim unterliegt knapp 220 gegen VfR Mhm. Es war das 3. Spiel auf dem Waldſport⸗ platz gegen die Raſenſpieler und auch die dritte Niederlage. Da läßt ſich nun nichts mal dran ändern, daß ausgerechnet gegen dieſen Verein das Barometer ſinkt. Und doch: das Spiel begeiſterte, es war Schneid und Elan drin, prächtige Kampfſzenen wechſelten, mit Hingebung und Aufopferung wurde gekämpft: es war wie geſagt zu dreiviertel der alte Kampfgeiſt erwacht, wenn auch nun die einzelnen Stürmeraktionen als Abſchluß nicht den oft in nächſter Nähe ge⸗ legenen„Goalruf“ auslöſten. Und win leicht hätte es bei etwas Glück ſchon in der Pauſe 3:0 lauten können. Das Glück war wieder bei den Gäſten, die aus den paar Vorſtößen zwei Tore erzielen konnten. Der Glücklichere, nicht der Beſſere, hat gewonnen. Mit der ſpieleriſchen Leiſtung ſelbſt kann man unbedingt zufrieden ſein. Dieſer Kampf hat es gezeigt, daß ſich die Grünen aufſteigender Linie beſinden. Man .... wird im Sturm noch etwas ausbeſſern und den Argentinien f richtigen Mann die Führung anvertrauen, nach⸗ dem die Aufſtellung des früheren Sturmführers durch ſeine eigene Ausſchaltung in Frage ſteht. So wie die Jugend im Vorſpiel der Sache des Sportes und ihrem Verein dienten, iſt es auch Pflicht eines jeden Aktiven, dies in gleicher Weiſe zu tun. Wir werden uns damit abfinden müſſen, nicht direkt mehr in den Führungskampf k ein⸗ greifen zu können, aber Boruſſia Neunkirchen und Sportfreunde Saarbrücken werden mit uns in ihrem Gang zur Meiſterſchaft zu rechnen haben. Es heißt jetzt, alle Spielerreihen neu zu formieren, um zu den Privatſpielen und wei— teren Verbandskämpfen die beſte Mannſchaft her- auszubringen. Die Leiſtung an ſich muß aus- ſchlaggebend ſein, nicht immer nur ein magerer Sieg. Dazu müſſen unſere Mitglieder und Sport- freunde der 1. Mannſchaft Vertrauen und etwas Geduld für den Aufbau entgegen bringen. Kümpfender Tag Einmal Sonnenſchein, einmal Regen, ein⸗ mal blauer Himmel, dann wieder dunkle Wol⸗ ken im trüben Tag— ſo geht der Februar durch die Lande. War er bislang von mil⸗ den, frühlingshaften Winden begleitet, ſo ha⸗ ben ſich mehr und mehr ihm rauhere zugeſellt. Bereits leſen wir von einer Kältewelle in Amerika, von neuerlichen leichten Schneefäl⸗ len da und dort in den Bergen und davon, daß es wieder kälter werden ſoll. Wahrſchein⸗ lich wird der Winter einen umfaſſenden Ver⸗ ſuch zur Wiedereroberung ſeiner Herrſchaft machen. Dieſe Tage ſtehen im Zeichen des Kampfes zwiſchen den Jahreszeiten. Das Licht muß ſich durchſetzen gegen die Mächte der Finſternis, das Leben muß ſich auflehnen gegen die win⸗ terliche Erſtarrung. Schauplatz dieſes Kampfes iſt die Heimat. Auch die Menſchen kämpfen auf dieſer Walſtatt den Kampf ihres Lebens. Solange ſie werkeln und ihren Mann ſtellen im Treiben der Dinge hört dieſer Kampf nicht auf, er iſt gleichſam ein Lebensgeſetz ſowohl der Natur als auch der Geſchöpfe. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Arbeiter Samariter Bund CE. V., Kolsnue Viernheim. Unſeren werten aktiven und paſſiven Mitglieder zur Kenntnis, daß am Sonntag, den 19. Febr., nachm. 2 Uhr im Lokal zum„Rheingold“ unſere diesjährige General verſammlung ſtattfindet. Um 1 Uhr findet dortſelbſt eine Vorſtandsſitzung ſtatt. Anträge ſind ſchriftlich bis zum 18. Febr. an den Vorſitzenden, Lampertheimerſtr. 18, einzureichen. Hierzu ladet höfl. ein Der Vorſtand. Klub der Geflügelzüchter 1926. Unſeren Mitgl. zur Kenntnis, daß unſere diesjährige General- verſammlung am Donnerstag, den 23. Februar, abends 8½ Uhr, im Lokal zum Gold Stern ſtattfindet. Wünſche und Anträge ſind einzu- reichen an den 1. Vorſitzenden M. Reinhardt, Steinſtraße 22. Der Vorſtand. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia(Schützen⸗ abteilung). Mittwoch abend 8 ½ Uhr Ver⸗ ſammlung der Schützenabteilung im Vereins- lokal zum Schützenhof. Vortrag des Kamera- den Heim über„Die moderne Kleinkaliber⸗ büchſe“. Dieſer Vortrag iſt auch für die Teil⸗ nehmer am freiwilligen Arbeitsdienſt verbind⸗ lich. Um vollzähliges Erſcheinen aller Kame⸗ raden bittet Der Vorſtand. Turnverein von 1893. Tellſchauſpiel. Heute abend ½8 Uhr Probe für 3. und 4. Auftritt des 1. Aufzugs. Die Leitung.