„Mixi“ der Neger- Parodist beim Volkschor- Kabarett am kommenden Sonntag abend, ½9 Uhr, im Konzertsaal des„Goldenen Karpfen“. Motto: Lebt wohl ihr Sorgen, Lallt mich in Ruh, bis Morgen. Meinst Du die Zeiten ändern sich, Wenn Du zu Haus vertrauerst? Komm her und sei nicht lächerlich, Eh' Du zu Haus versauerst; Leg Deine Kinder schnell ins Bett, Und geh zum Volkschar-Raharett. Weillt Du nicht mehr was Freude ist? Hier kannst Du's wieder schauen: Musik, Jongleur, ein Humorist Und süße kleine Frauen; Die wirbeln farbig als Ballett Durch unser Volkschor-Nabaretl. Vom ludus kommt ein Zaubrer her Und selbst ein Meger-Parodist, So was sieht Viernheim nimmermehr, Drum eile, eh' zu spät es ist. Das Weltprogramm es ist komplett: Kommt all' zum Volksehor-Nabarett. Eintrittskarten zum Volkschor- Kabarett für Mitglieder 35 Pfg. und für Nichtmitglieder 50 Pfg. sind erhältlich bei: Gg. Herbert, Goethestraße 15; Michael Müller, Neu- häuserstraße 10; Gg. Umhauer, Tivoli 5; jakob Wiegand, Hansstr. 4; Karl Martin, Bertholdus- Pfenninghstrade 15 und im Lokal zum„Karpfen“. ö K. K. U. f Donnerstag Unterhaltungs⸗ abend in der Vorſtadt. Der Vorſtand. Opel⸗ wagen Zweiſitzer, 416, guter⸗ halten, zum Preiſe von 350.— Mark zu verkaufen. Angebote wollen unter 2100 an den Verlag d. Bl. abgegeben werden. Zweiſtöckiges mit Scheuer, Stallung und großem Grabgarten aus freier Hand zu verkaufen. Von wem, ſagt der Verl. Wohnhaus mit Stallung u. Scheune ſowie Garten zu vermieten. Von wem, ſagt der Verl. Milch⸗ ſchweine zu verkaufen. Valentin Hanf, Wieſenſtraße 10. — Todes-Anzeige. Schmerzgebeugt geben wir Verwandten, Freunden und Bekannten die Trauerkunde, daß heute Nacht mein lieber Mann, unſer guter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel herr Valentin Kempf unerwartet ſchnell, infolge eines Herzſchlages, im Alter von 28 Jahren, von Gott in die Ewigkeit abgerufen wurde. Wir bitten für unſeren lieben Verſtorbenen zu beten. Viernheim, den 15. Februar 1933. In tiefem Schmerze Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Freitag Nachmittag um 3 Uhr vom Trauerhauſe, Ludwigſtr. 2 aus, ſtatt. Berückſichtigt beim Einkauf von Waren die Inſerenten dieſer Zeitung. Zwangs ⸗Verſteigerung Morgen Donnerstag, den 16. Febr. 1933, nachm. 14 Uhr verſteigere ich hier, teilweiſe im Verſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle zwangsweiſe, öffentlich, meiſtbietend gegen Barzahlung: 1 Klavier, 1 Flügel, 1 Grammophon, 1 Radioapparat, 2 Sekretäre, 1 Schrank, 1 Sofa, 5 Nähmaſchinen, 1 Ziege u. mehrere Schweine Zuſammenkunft der Steigliebhaber am Gaswerk. Viernheim, den 15. Febr. 1933. Roßmann, Vollz.⸗Beamter. 1 Zimmer u. Küche mit Zubehör zu mieten geſucht. Angebote wolle man im Verlag abgeben. 2- Zimmer- Wohnnng zu vermieten. Von wem, ſagt der Verlag 7. gl Programm der spornt Ugg. Amicitia oo. Freitag, den 17. Februar 1933 Abends 8.11 Uhr närriſcher . Abend in allen Räumen des Vereinshauſes mit närriſcher Muſik. Alle Mitglieder u. Anhänger die närriſch veranlagt ſind, ſind eingeladen. Sonntag, den 19. Febr. 1933, Abends 1/8 Uhr im Saale„Zum goldenen Engel“ Großer Kraſtſportabend Grosskämpfe im Ringen u. Gewieht heben gegen Sport- Ogg. Iss4 Mannheim! wozu wir unſere Mitglieder und Anhänger des Kraftſportes einladen. Eintrittspreiſe für Mitglieder und Erwerbsloſe 20 Pfg. Nicht⸗ mitglieder 30 Pfg. Anſchließend veranſtaltet der Saalwirt unter der Mitwirkung der be⸗ kannten einheimiſchen Künſtlerkapelle Schwarz⸗ Weiß eine Tanz unterhaltung deren Beſuch wir allerſeits empfehlen. Der Vorſtand. Sonntag, den 19. Februar 1933 Doppelspiel um den Uerbandspokal: 32 Uhr: UR. mannheim— Mundenheim 4 Uhr: UfL heckarau— Amicitia U heim Abfahrt der Liga um 2,16 Uhr Oe. NB. Spiele der unteren Mannſchaften werden am Samstag bekannt gegeben. 3 Tage p Sonder ⸗Preiſe auf alle Futtermittel Hühner⸗Legefuttermehl Muskator 10 Pfd. nur 1.05 Hühner⸗Legemehl 1„ 1.05 Garneelen 5 0.34 Mais 10 1.15 Gerſte 10 1.05 Weizen 10 1.20 Weizen ⸗Nachmehl 10 Futtermehl 10 Weizenkleie 10 Haferflocken 10 Leinſamenſchrot 10 Soyaſchrot 10„ Futterkalk 10 Pfd. Beutel und 5 Prozent Rabatt! Mikolaus Effler Lampertheimerſtraß e 1 1.05 0.75 0 60 1.45 1.35 0.85 3.00 PF Guftladen zum grünen Laub. Heute Mittwoch großer Kubpeuabend Anfang 8,11 Uhr. Es ladet freundlichſt ein M. Träger. K n 1 N in büttw och tun e ue auf Extra- Tischen im 2. Stock in gewaltigen Mengen zu unseren bekannt billigen Freisen! Gleichzeitig im Parterre: ede dd Enorm billige Kurzwaren: 1 Otz. perlmutter-Hemdenknöpfe sehr gute Qualitt. 1½ Dtz. Druckknöpfe garantiert rostfrei 1½ Dtz. 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Sanitätskolonne v. Roten Kreuz Viernheim Sonntag, den 19. Februar 1933, nachm 1 Uhr findet im Gaſthaus„zum grünen Haus“ unſere diesjährige a Jahres⸗Hanyt⸗VBerſannlang ſtatt. Um reſtloſes Erſcheinen ſämtlicher aktiven wie inaktiven(zahlende) Mitglieder wird dringend und herzlich gebeten. Wünſche und Anträge ſind bis 19. Febr. an Ehren⸗Kolonnen⸗Führer, Mannheimerſtr. 19 zu richten. Aktive Mitglieder in Uniform. Die Führung. Aazuoe solange der Vorrat reicht für 10 Mk. An- u, Verkauf AKavafferhaus Mannheim J 1, 20 1 5 in Ne Daelehen von RM. 300 bis 30000 0 5 1. Een durch 1 0 1 ee Nes gen Kathol. Arbeiter ⸗ Verein. Morgen Donnerstag, den 16. Febr., nach⸗ mittags von 2—5 Uhr Sprechſtunde des Arbeiter⸗Sekretärs in der„Harmonie“. Der Vorſtand. Tabakbauverein! Wir laden hiermit unſere Mitglieder zu unſerer am Mittwoch den 15. Februar 1933, abends 8,30 Uhr im„Tannhäuſer“ ſtattfindenden Generalverſammlung ergebenſt ein. Der Vorſtand. Hallladen zum grunen Laub. ast Du Argengwe Lell und seit. bann 1050 Du nent In de Wen, Sondern blelbel daheim 170 714 Il fen. KN ein, denn du Maagst bien im Ssfsden treuen*** 10 1* 15 1* Es ladet zum dauernden Beſuche ein M. Trager arbeitsminiſterium 1 9 alle 0 1 uſw. li des bereitgeſtellt worden find. Der Juſtändigkeit iſt in den Durchführungsbe⸗ inan en für die Ausführung des Sofort⸗ Sr. Dre Erſcheint täglich mit Aus 740 Nit fel heimer Anzeiger me der Sonn- und Fetertatze.— Bezugspreis monatl. ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das 5 aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen 8. lan ſowie einen ſalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäfts e 0 0 and⸗ e u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim — 4. M.— Anzeiger, Viernheim.— Poſiſchecktonto Nr. 2107 Ann . 90 804 955 Waerin Seicha aten Ratbausſtr. Nummer 40 Viernheimer Zeitung enpreiſe: Die eimſpaltige Betitzeile toſtet 2d g., die Retlamezeile 60 Pig. lernhebmer Dürger- tg.—. Niernb. De be B. erholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, großere Artitel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unserer Geſchäftsſtelle u. von fämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſteren und dee Polizeiamtes Plazvorſchriſten bei Anzeigen werben nach Moglichten verückſichtigt.— Für die Kunatme A ee vorgeichriebenen Tagen kann ſebock eine Wewähr nicht übernommen werben 50. Jahrgang Die Arbeitsbeſchaſſung Was ſind„zuſätzliche“ und„gemeinnützige“ Arbeilen? Die Arbeitsbeſchaffung ſteht ſeit Wochen im Brennpunkt allgemeiner Diskuſſion. Da⸗ bei wird häufig die Frage nach der Zuſätz⸗ lichkeit und Gemeinnützigkeit der durchzufüh⸗ renden Arbeiten aufgeworfen. Für die Beur⸗ teilung insbeſondere der öffentlichen Arbeits⸗ beſchaffung iſt die Beantwortung dieſer 1 Frage zweifellos von grundſätzlicher Bedeu⸗ tung. Was aber iſt„zuſätzlich?“ was„ge⸗ meinnützig?“ Dieſe viel erörterten Begriffe aufzuhellen und in ihrem weſentlichen Inhalt zu umgrenzen, iſt daher von allgemeinem und aktuellem Intereſſe. f Zuſätzlich ſind, nach dem vom Reichs⸗ und von den öffentlichen Körperſchaften übernomme⸗ nen Sprachgebrauch, nur jene Arbeiten, die von den öffentlichen Körperſchaften, Reich, Länder, Provinzen. Kreiſe, Gemeinden, Ge⸗ meindeverbänden in Angriff genommen, in eigener Regie oder durch Privatfirmen durch⸗ geführt werden, weil die Privatwirtſchaft ſie in abſehbarer Zeit ſonſt nicht in Angriff nehmen würde. Dazu zählen Arbeiten, die keine ſofortige Rentabilität verſprechen und die deshalb in Kriſenzeiten noch ſeltener und zurückhaltender von der Privatwirtſchaft in Angriff genommen werden als in Zeiten . normaler Rentabllität und günſtigeren Ge⸗ ſchäftsgangs. 1 Sieht man ſich die bereits durchgeführten Der einzuleitenden Arbeitsbeſchaffungsmaß, nahmen des Reiches auf ihren„zuſätzlichen Charakter hin an, ſo findet man, daß in er⸗ ſter Linie als zuſätzlich bezeichnet werden, 5 die Straß en⸗ und Waſſerbauten ſowie die landwirtſchaftlichen Meliora⸗ tionen, für die im laufenden Etatsjahr ein Betrag von insgeſamt 342 Millionen aus geworfen worden iſt. Zuſätzlich ſind ferner die mit Reichsmitteln ermöglichten Haus⸗ reparaturen(100 Millionen), der Vau von Eigenheimen(20 Millionen), die Anlage von Kleingärten und Vor ⸗ ſtadtſſedlungen(83 Millionen) ſowie Arbeiten für bäuerliche Siedlun⸗ gen(100 Millionen). Zuſätzlich ſind ferner vom freiwilligen Arbeits⸗ dienſt durchgeführten oder geplanten Ar⸗ beiten der Bodenverbeſſerung und Waſſer⸗ regulierung, der Verkehrsverbeſſerung, die Wald⸗ und Forſtarbeiten, die Mithilfe an Siedlungen, an der Erſchließung von Klein ⸗ Zufätzlich ſind ſchließ⸗ ch auch alle Arbeiten im Rahmen „Sofortprogramms“, für die bekanntermaßen 500 Millionen vom Reiche Begriff der programms vom 6. Januar klar feſtgelegt. Rur jene Arbeiten ſollen gefördert werden, die„ſich vorwiegend auf Inſtandſetzung, Verbeſferung und Vollendung vorhandener Anlagen oder auf die Förderung der Boden⸗ kultur erſtrecken“. Es muß ſich demgemäß insbeſondere um Arbeiten handeln,„die aus Mangel an Geldmitteln bisher nicht ausge⸗ führt werden konnten und auch in abſehba⸗ rer Zelt aus Haushaltsmitteln vorausſicht⸗ lich nicht ausgeführt werden können.“ Derartige Beſtimmungen ſind der dritten Gruppe von Arbeitsbeſchaffungsmaßnah⸗ men, der Bereitſtellung von Steuergut⸗ ſcheinen durch die Notverordnung vom 4. September, nicht hinzugefügt worden. Hier handelt es ſich vielmehr um die„Ankur⸗ belung“ der Privatinitiative; um die Ermunterung der Privatwirtſchaft, auf Grund gewiſſer ſteuerlicher Erleichterungen und Kreditmöglichkeiten aus eigenem, freiem Ermeſſen„zuſätzliche“ Arbeit vorzu⸗ nehmen. 7 9 Schwieriger abzugrenzen iſt der Begri der Gemeinnützigkeit. Einwandfrei iſt die Frage der Gemeinnützigkeit überall dort ge⸗ klärk, wo der Träger der Arbeit eine Kör⸗ perſchaft des öffentlichen Rechtes(Land, Pro- Der neue Vollſtreikungsſchutz Alle Zwangsverſteigerungen bis 31. Oktober 1933 unterſagt Berlin, 16. Februar. Die Reichsregierung hat am Mittwoch die bereits angekündigte Verordnung des Reichspräſidenten über den landwirt⸗ ſchaftlichen Vollſtreckungsſchutz und die Ausführungsbeſtimmungen hierzu veröffentlicht, die beide mit dem 16. Februar in Kraft treten. Danach dürfen bis zum 31. Oktober 1933 Jwangsverſteigerungen landwirtſchaftlicher Grundſtücke vorbehaltlich der in der Aus- führungsverordnung beſtimmten Ausnah- men nichk mehr durchgeführt werden. Wei⸗ terhin ſind auch Jwangsvollſtreckungen bei dem beweglichen Betriebsvermögen des Landwirts ſowie bei ſeinem und ſeiner FJa⸗ milie Hausrat vorbehaltlich beſtimmter Aus- nahmen bis zum gleichen Termin nicht mehr zuläſſig. Der Vollſtreckungsſchutz findet für das gende Reich gleichmäßige Anwendung and ient in erſter Linie der Sicherſtellung der kommenden Ernte. Sehr weſentlich iſt hier⸗ bei, daß die getroffenen Schutzmaßnahmen auch jenen Betrieben zugute kommen, ze⸗ gen die bereits der Konkurs beantragt iſt. In dieſen Fällen wird das eingeleitete Ver⸗ fahren bis zum 31. Oktober 1933 eingeſtellt und zwar auch dann, wenn der Zuſchlag beim Inkrafttreten der Verordnung bereits 0 aber noch nicht rechtskräftig geworden iſt. Ausnahmen: Eine vorzeitige Fortſetzung des Zwangs⸗ verfahrens des immobilen Beſitzes kann nur auf Antrag des Gläubigers ſtattfinden und nur unter ganz beſtimmten Vorausſetzungen. vinz, Landkreis, Gemeinde) iſt und demnach die Gewähr gegeben iſt, daß die Arbeit der Allgemeinheit zugute kommt. Die Voraus⸗ ſetzung der Gemeinnützigkeit iſt auch in allen Fällen vorhanden, in denen die Arbeit zu⸗ nächſt nur einem begrenzten Perſonenkreiſe Nutzen bringt, an deſſen Wohlfahrt die Allgemeinheit aber intereſſiert iſt. Hierher 1 beiſpielsweiſe die Arbeiten der eichgenoſſenſchaften, der Me⸗ liorations⸗ und Waſſergenoſſenſchaften, die Arbeiten der Siedlunggasſellſchaften und an⸗ Einem ſolchen Erſuchen darf nur ſtatkgege⸗ ben werden, wenn der Gläubiger nachweiſt. daß der Schuldner nach dem Inkrafttreten des Geſetzes aus Nachläſſigkeit oder Abſicht ſeinen Verpflichtungen nicht nachkommk. wenn er ſeine Wirtſchaft unſachgemäß führt, oder wenn die Ausſichksloſigkeit der Enk⸗ ſchuldung gegeben iſt. Dabei können jedoch von dem Landwirt auch Gegengründe auf⸗ geführt werden wie Unwekkerſchäden ode Nokſtand infolge Preiskonjunkturverhält. niſſe. Wenn die Vorausſetzung des ſogen,„bös willigen“ Schuldners nicht gegeben iſt, ſoll die Erlaubnis zur Zwangsvollſtreckung beim mobilen landwirtſchaftlichen Beſitz im allgemeinen dann regelmäßig erteilt werden, wenn es ſich um Forderungen aus Alten⸗ teilen, Unterhaltungsverpflichtungen, Löh— nen, Steuern und dergleichen handelt. Zu den Verordnungen wird von zuſtändi⸗— ger Seite noch ergänzend bemerkt, daß die Maßnahmen keineswegs als ein Heil- ſon⸗ dern nur als ein Linderungsmittel anzuſe⸗ hen ſeien. Je eher es der Landwirtſchaft wieder beſſer gehe und ſie rentabel geſtaltet werden könne, um ſo eher ſei ein Abbau der verſchiedenen Hilfsmaßnahmen möglich. Die Gefahren, die ſich aus der getroffenen Rege⸗ lung auch für die Gläubiger ergeben, ſeien von der Regierung keineswegs verkannt worden. Der allgemeine Vollſtreckungsſchutz für die Landwirtſchaft ſtelle gewiſſermaßen eine Umkehrung des bisherigen Juſtandes dar, kraft Geſetzes würden alle ſchwebenden wangsvollſtreckungsverfahren gegen land-, orſtwirtſchaftliche und gärtneriſche Betriebe eingeſtellt und nur auf Ankrag des Gläubi⸗ derer ausdrücklich als gemeinnützig aner⸗ kannter Stellen. Dagegen bedarf die Feſt⸗ ſtellung der Gemeinnützigkeit einer eingehen⸗ den Prüfung bei Arbeiten, die von privaten auf Erwerb gerichteten Unternehmungen angeblich im Intereſſe der Allgemeinheit durchgeführt werden. Hier muß der privat⸗ wirtſchaftliche Nutzen ſtets durch eine un⸗ mittelbare Leiſtung für die Allgemeinheit abgegolten, aufgewogen ſein, wenn von Ge⸗ meinnützigkeit die Rede ſein ſoll. Muſſolinis Antwort an Frankreich Es lohnt ſich der Mühe nicht, zu dementieren! Rom, 16. Februar. Zu Beginn des italieniſchen Miniſterrates, der am Mittwoch in Rom ſtattfand, berichte⸗ te Muſſolini über die letzten außenpolitiſchen Ereigniſſe. Hierbei erklärte er, daß die im Auswärki⸗ gen Ausſchuß der franzöſiſchen Kammer auf⸗ getauchte Nachricht über das Vorhandenſein eines Bündnisvertrages zwiſchen Italien, Deulſchland und Ungarn vollkommen frei er funden ſeien. Wenn dieſe Mitteilungen nicht an ſo bemerkenswerter Stelle gemacht wor⸗ den ſeien, ſo hätte es gar nichk einmal die Mühe gelohnt ſie zu demenlieren. Auch Muſſolinis Blatt„Popolo d'Italia nimmt in einem, wahrſcheinlich von Muſſo⸗ lini 108 verfaßten Leitartikel noch einmal zu den franzöſiſchen Behauptungen über ei⸗ nen italieniſch⸗deutſch⸗ungariſchen Geheim⸗ vertrag in ungewöhnlich ſcharfer Weiſe Stellung. Man faße mit dieſen unqualifi⸗ franzöſiſch⸗italieni zierbaren franzöſiſchen Lügenverſuch ein ausgeſprochenes Atlenkat auf den Frieden verſucht. Wer eigentlich könne angeſichts der Verbrei⸗ tung ſolcher Stickgaſe die beſtimmt ſeien, die europäiſchen Völker in Verwirrung und Alarmzuſtand zu bringen, noch an die Auf⸗ richtigkeit der franzöſiſchen Friedensliebe und an die aiielichen Se der Abſichten, die chen Beziehungen zu beſ⸗ Myſtifikations⸗ und ſern, glauben? Die Wahrheit ſei die, daß Frankreich nicht abrüſten wolle und auch nicht ab⸗ rüſten werde. Es werde keine einzige Flinte aufgeben, aber um ſich vor der Welt ein Alibi zu ſchaffen, verſteige es ſich zu Phantaſtereien über Ge⸗ heimbündniſſe und Kriegsgefahren über dem Rhein und über den Alpen. Der Artikel ährt wörtlich fort gers unter gewiſſen Vorausſetzungen weiter betrieben. Verringerter Ausfuhrüberſchuß 23 Millionen im Januar gegenüber 68 Mil- lionen im Dezember. Berlin, 16. Februar. Die deulſche Handelsbilanz ſchließt im Ja- nuar 1933 mit einem Ausfuhrüberſchuß von 23 Millionen Mark gegenüber einem Aus- fuhrüberſchuß von 68 Millionen Mark im Dezember 1932 ab. Im Januar ſind Ein- und Ausfuhr er⸗ wartungsgemäß ſtärker gefallen. Die Ein- fuhr hat ſich gegenüber Dezember um 55 auf 368 Millionen Mark verringert. Von dem Rückgang entfallen 26 Millionen auf die Lebensmitteleinfuhr, 18 Millionen Mark auf die Rohſtoffeinfuhr und 10 Millionen Mark auf die Fertigwareneinfuhr. Der Durchſchnittswert für die Geſamteinfuhr hat ſich um annähernd 3 v. H. geſenkt, ſo daß der Wertabnahme der Einfuhr um 13. v. H., eine mengen mäßige Abnahme um 10 v. H. entſpricht. Die Ausfuhr beträgt im Januar 391 Millionen Mark und hat gegenüber Dezem— ber eine Abnahme um 100 Millionen Mark erfahren, an der die Fertigwarenausfuhr mit 88 Millionen Mark, die Ausfuhr von Rohſtoffen und halbfertigen Waren mit 10 Millionen Mark beteiligt ſind. Wert⸗ und Volumenrückgang der Geſamtausfuhr ma⸗ chen übereinſtimmend 20 v. H., alſo das Doppelte des Einfuhrrückgan⸗ ges aus. Zwei Drittel des Geſamtrückgan⸗ ges entfallen auf die europäiſchen Abſatz⸗ länder. „Wir kennen jetzt den, der den Frieden will und den der einen Krieg vorbereitel, um Europa zu beherrſchen. Die Verankworklich⸗ keit liegt jetzt feſt. Kein Menſch bedroht feinen in Aber es iſt Frankreich, das mit einen ins Anermeßliche angewachſenen Rü⸗ ſtungen, mit ſeinem Geiſt der Intrigen, mit ſeinem Ehrgeiz, mik ſeinem wilden, wenn auch nicht heiligen Egoismus, mit ſeiner ur⸗ alten Ignoranz hinſichtlich der Bedürfniſſe anderer Völker, mit ſeinen Bündniſſen und mit ſeiner von der Känonenfabrikation fi- nanzierken Preſſe Europa und die Welt be⸗ droht.“ 8 Ein Völkerbund im Kleinen Die Kieine Enzente als Staatenbund gegen die Reviſion der Friedensverkräge. Genf, 16. Februar. Wie aus einem Kommunique der Kleinen Entente hervorgeht, haben die Außzenmini⸗ ſtler der Tſchechoſlowakei, Rumäniens und Südſlawiens beſchloſſen, einen Pakt über die Organiſation der Kleinen Entente auszuar⸗ beiten, der dieſe zu einer einheiklich handeln⸗ den internalionalen Organiſakion zuſammen⸗ ſchließen ſoll. Der polikiſche Teil dieſes Pak⸗ tes ſei bereits redigiert, während der wirk⸗ ſchafkliche Teil noch beraten werden ſoll. Während die Vorſchläge des franzöſiſchen Konſtruktivplanes zur Organiſierung eines geſamteuropäiſchen Sicherheitsſyſtemes ge⸗ gen jede Art von Reviſionsbeſtrebungen ſich auf der Abrüſtungskonferenz als eine Utopie herausgeſtellt haben, hat ſich eine Entwicklung vollzogen, die ganz in der Linie dieſer Vorſchläge liegt und ihre auf den Do⸗ nauraum bezogene Verwirklichung darſtellt: Die Umgeſtaltung der Kleinen Entente aus In kurzen Worten: Die NSDAP. hielt am Mittwoch in der Stuttgarter Stadthalle eine Wahlverſamm⸗ lung ab, in der Reichskanzler Hitler ſprach und die im Rundfunk auf alle deutſchen Sen⸗ der übertragen wurde Die Verordnung des Reichspräſidenten über den landwirtſchaftlichen Vollſtreckungs⸗ ſchutz iſt veröffentlicht worden und tritt am Donnerstag in Kraft. Die Reichsregierung hat beim Staatsge⸗ richtshof beantragt, die Friſt für die Beant⸗ wortung der Klageſchrift der Regierung Braun—Severing zu verlängern. JJ einem politiſch-militäriſchen Bündnis zu ei⸗ nem Staatenbund, d. h., wie das amtliche Kommunique beſagt, zu einem„einheit⸗ lichen, internationalen Orga⸗ nismus“. Nimmt man hinzu, daß der endgültig vereinbarte politiſche Organiſa⸗ tionspakt einen ſtändigen Rat und ein ſtän⸗ diges Sekretariat vorſehen ſoll, ſo ſtellt ſich das neue Gebilde als ein Völkerbund im kleinen dar, der— immer in ſeiner regionalen Begrenztheit— genau den Zielen entſpricht, die Frankreich im großen und in wechſelnder Taktik mit ſeiner Völker⸗ bundspolitik, ſeinen europäiſchen Födera⸗ tionsplänen und ſchließlich mit dem Kon⸗ ſtruktivplan verfolgt hat. Der feſte or⸗ ganiſatoriſche Rahmen, der künftig die drei durch den Zerfall der Donaumonarchie neu oder in neuer Geſtalt entſtandenen drei Länder Tſchechoſlowakei, Südſlawien und Rumänien umſchließen und ihre einheitliche außenpolitiſche Willensbildung ſichern ſoll, iſt nichts anderes als ein neues Inſtru⸗ menk in dem Ganzen des Verſailler Sy- ſtems gegen den Reviſionismus, dem beſonders der tſchechoſlowakiſche Außen— miniſter, der auch der Schöpfer der neuen Organiſation iſt und wahrſcheinlich künftig als ihr Mandatar auftreten wird, in letzter Zeit öffentlich den Kampf angeſagt hat. Die Sicherung des Status quo, die un⸗ verhüllt als Ziel des neuen Blockes hervor— tritt, beruht freilich bei den drei Beteiligten auf einer viel größeren Gemeinſamkeit der Intereſſen als ſeine zweite Aufgabe, die wirtſchaftliche Organiſierung. Verſtimmung in Italien Rom, 16. Februar. In italieniſchen Kreiſen hat die neue Block— bildung der kleinen Entente größtes Aufſehen erregt, da man übereinſtimmend darin eine deutliche gegen die italieniſche Balkanpolitik gerichtete Orientierung ſieht. Es wird allgemein angenommen, daß der neue Allianzvertrag auf ſtarken diplomati⸗ ſchen Widerſtand ſtoßen und weitgehende in⸗ ternationale Folgen in der Richtung eines engeren Zuſammenſchluſſes anderer Mächte ſich ziehen wird. Politiſches Allerlei Wien. Die Kaſſenlage der öſterreichiſchen Bundesbahnen hat ſich derart verſchlechtert, daß ſie am nächſten Monatsende nicht in der Lage ſein werden, ihren Penſionsverpflich— tungen nachzukommen. Paris. Der franzöſiſche Außenminiſter Paul-Boncour kehrte am Mittwoch abend nach Paris zurück, um an der Kabinetts⸗ ſibeing am Donnerstag teilzunehmen. Rede Hillers NSDAFp.⸗Aundgebung in Stuttgart. Rundfunküberkragung geſtört. Stuttgart, 16. Februar. Die württembergiſche NSDAP. hielt am Mittwoch abend in der Stuttgarter Stadt⸗ halle eine Maſſenkundgebung ab, in der als einziger Redner Reichskanzler Hitler über innerpolitiſche Fragen ſprach. Die Kundge⸗ bung wurde auf Veranlaſſung der Reichsre⸗ gierung auf den Stuttgarter Rundfunkſender übertragen. Während der Rede des Reichskanzlers wurden nach 9 Uhr plötzlich alle Leitungen, die von der Stadthalle zum Rundfunkhaus führten, geſtörk, ohne daß man die Störung häkte beſeitigen können. Eine halbe Stunde ſpätler wurde dann den Kundfunkhörern mikgekeilt, daß die nationalſozialiſtiſche Kund⸗ gebung in der Stadthalle beendet ſei. Wie vermutet wird, wurden die Telephonleitun⸗ gen in und außerhalb der Stadthalle an mehreren Stellen von polikiſchen Gegnern der Nationalſozialiſten durchſchnitten, ſo daß eine raſche Beſeitigung der Störung nicht möglich war. Die Kundgebung wurde eingeleitet durch einen Rahmenbericht, den der Reichspropa⸗ gandaleiter der NSDAP., Reichstagsabge⸗ ordneter Dr. Göbbels⸗ Berlin, gab. Als gegen 8.20 Uhr Reichskanzler Hitler die überfüllte Stadthalle betrat, wurde er von einem nicht endenwollenden Beifall ſeiner Parteifreunde begrüßt. Sodann eröffnete der württembergiſche Gauleiter die Verſamm⸗ lung und erteilte, nachdem er den national⸗ ſozialiſtiſchen Führer begrüßt hatte, dieſem das Wort. Hitler ging zunächſt davon aus, daß das Zentrum und mit ihm der württembergiſche Staatspräſident Dr. Bolz jetzt beſonders be⸗ tone, daß auch das Zentrum gegen die Mar⸗ riſten ſei. Wenn man aber gegen die Mar⸗ xiſten wäre, dann hätte man nicht 14 Jahre lang ſich mit ihm verbünden können. Das Zentrum habe während 14 Jahren mit den Marxiſten die Geſchichte Deutſchlands be⸗ ſtimmt und man könne ſich heute nun nicht plötzlich trennen von der Schuld des Andern, wenn man ſie ſelbſt 14 Jahre lang mitge⸗ macht habe. Der Reichskanzler fuhr dann fort, er möchte an einer Reihe von Tatſachen feſt⸗ ſtellen, daß aus der Verbindung der beiden Parteien eine Welt von Illuſionen erzeugt worden ſei, die geradezu verhängnisvoll wurde für Deutſchland. Angefangen bei der deutſchen Außenpolitik hätten dieſe beiden Par⸗ teien ſchon mitten im Kriege die Geſchicke Deutſchlands an ſich geriſſen und beſtimmt. Schon die Friedensreſolution vom Jahre 1917 habe bewirkt, daß nicht der Friede kam, ſondern daß die Entſchloſſenheit der Gegner gewachſen ſei, Deutſchland zu vernichten. Dann ſei der Munitions- ſtreik des Jahres 1918 gekommen, der den Feindmächten die Ueberzeugung beigebracht habe, daß der Sieg doch noch zu erringen ſei. Dann ſei der November 1918 gekom- men und das Zentrum ſolle nicht ſagen, daß es daran unſchuldig ſei. Es kam die Zeit der 14 Punkte Wilſons und ihre An⸗ nahme. Hitler kam dann darauf zu ſprechen, daß das Zentrum immer befürchte, daß die chriſtliche Reliaion in Gefahr kom⸗ (Zentrum und Sozialdemokratie) me. Hierzu mochte er nun bemerten, 9 1 der Spitze der Reichsregierung und de der chriſtliche Männer ftünden und keine 0 J aber das Zentrum immer wieder dieſe Frage ſtelle, dann müſt⸗ Atheiſten. Wenn 1910 190 an ſeine politiſche Arbeit erinner, und chriſtlich zu verantwortendes Unterfangen ge⸗ weſen ſei, oder ob die Zerſtörung des Wirt⸗ ſchaftslebens in Deutſchland als chriſtliche Tat angeſehen werden könne. „Seit 1918 hätten die Parteien wirtſchaft⸗ lich genau ſo gehandelt, wie ſie politiſch ge⸗ handelt hätten. In dieſer Zeit ſei der deut⸗ ſche Bürger, der Mittelſtand, verkommen, ſei der Bauer dem Elend zugeführt worden und hätten wir über 8 Millionen Arbeitsloſe. Jetzt könnten dieſe Parteien nicht verlangen, daß man ſie nochmals an die Arbeit laſſe. Der Himmel habe ihnen 14 Jahre Allmacht gegeben und ſie hätten auf allen Gebieten verſagt. Als der Youngplan unterſchrieben werden ſollte, hätte Herr Staatspräſident und ſeine Freunde geſagt, von deſſen Annahme hänge Deutſchlands Zukunft ab. Man ſagte da⸗ mals, in einem Jahr könne man an einen großzügigen Abbau der Steuer gehen. Statt Steuerabbau aber ſei ein großzügiger Steu⸗ eraufbau gekommen und eine faſt reſtloſe Erdroſſelung der Wirtſchaft. Wenn man ihn nun auf Zentrumsſeite frage, wo ſein Programm ſei, ſo müſſe er fragen, wo während der 14 vergangenen Jahre das Programm des Zentrums und ſei⸗ ner Freunde geweſen ſei. Entweder ſei es ſehr ſchlecht geweſen, oder man hätte es nicht durchführen können. Es ſeien lauter Irrun⸗ gen geweſen, ebenſo die vielen Notverord⸗ nungen, die uns das Kabinett Brüning be⸗ ſchert habe. Heute könne gar nicht beſtritten werden, daß die Steuerpolitik die Wirtſchaft abdroſſelte. Wenn wir jetzt den Schaden gutmachen und binnen vier Jahren die öffentlichen Fi⸗ nanzen in Ordnung bringen wollen, dann erfordert das einen Betrag von etwas über 19 Milliarden(Hört, hört). Was die Herren an Rettungsmitteln in letzter Zeit empfah⸗ len, war aus unſerem Gedankengut ent⸗ nommen, aber ſchlecht und unvollkommen übernommen. Das gilt vom Arbeitsdienſt und anderen Aufbauprogrammen. Ich kann dieſen Vertretern eines verkehrten Syſtems nur eine Verſicherung geben: Dieſe Ent⸗ ſchloſſenheit und Beharrlichkeit, die wir an⸗ wandten, um in 14 Jahren dieſe Millionen⸗ bewegung zu geſtalten, werden wir weiter anwenden, um das heutige Deutſchland wie⸗ der aus dem Elend emporzuheben zu neuer Größe. Wir ſind überzeugt, daß die Geſundung des deutſchen Volkes ausgehen muß von der Geſundung des Volkskörpers ſelbſt. Die Zu⸗ kunft des Volkes liegt genau ſo wie die Ver⸗ gangenheit zunächſt im deutſchen Bauern. Wir wollen den deutſchen Bauern helfen, wir wollen dem deutſchen Arbeiter helfen. Die Zeit der internationalen Zerſetzung und der Zerſtörung unſeres Waterlandes ſei vor⸗ bei. Die Intelligenz ſolle auch die Freiheit wieder erlangen, die ihr unter dem bisheri⸗ gen Regime genommen war. Deutſchland ſolle wieder frei gemacht werden aus den Hemmungen einer unmöglichen Demokratie. Weil wir den Terror haſſen, wollen wir die Verantwortlichen wieder zu ſich finden laſ⸗ ſen. Die Reichsregierung will vier Jahre Zeit haben zur nrafktiſchen Arheit Dann ſoll ragen, ob vielleicht die Inflation ein Die Klage Preußen-Reich Reichsregierung verlangt Friſtverlängerung g auf unbeſtimmte Zeit. Berlin, 16. Februar. Die vom Stagtsgerichtshof in der Klage⸗ ſache der preußiſchen Regierung Braun ge⸗ gen die Notverordnung des Reichspräſiden⸗ ten über die Neuordnung der Regierungs⸗ verhältniſſe in Preußen für die Antwort der Reichsregierung feſtgeſetzte Friſt lief am Mittwoch ab. a Bis zu dieſem Zeitpunkt war eine Ant. wort der Reichsregierung nicht ergangen. Vielmehr hat ſie eine Friſtverlängerung be⸗ ankragt und zwar offenbar auf unbeſtimmte Zeit Berufsheer oder Miliz? Die Genfer Abrüſtungsverhandlungen. Genf, 16. Februar. Der vom Hauptausſchuß der Abrüſtungs⸗ konferenz eingeſetzte Sonderausſchuß für die Vorbereitung der allgemeinen Verhandlungen über die Heeresfragen trat am Mittwoch un⸗ ter dem Vorſitz von Politis zuſammen. Bot⸗ ſchafter Nadolny, Paul⸗Boncour und Eden nahmen an der Sitzung teil. Der Sonderausſchuß beſchloß dem Haupt⸗ ausſchuß die ſofortige Eröffnung der Verhand⸗ lungen über die Vereinheitlichung der europäi⸗ ſchen Armeen und Amgeſtalt ung der Armeen in Heere mit kurzer Dienſtpflicht und geringen ziffernmäßigen Beſtänden, entſprechend dem franzöſiſchen Plan vorzuſchlagen. Auf frau⸗ zöſiſcher Seite will man die Reichswehr heſei⸗ tigen und an deren Stelle ein für alle Staa⸗ ten bindendes Milizſyſtem ſetzen. Auf deutſcher Seite wird der Standpunkt vertreten, daß die gegenwärtige Heeresform Deutſchland im Verſailler Vertrag aufge⸗ zwungen iſt und daß für Deutſchland nach dem Grundſatz der Gleichberechti⸗ gung in Zukunft die gleiche Regelung des Heeresſyſtems zu gelten habe, wie für die übri⸗ gen Mächte. deutſche Tagesschau Die Nummern der Wahlvorſchläge. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Wahlvor⸗ ſchläge unter der Bezeichnung„Kampffront Schwarz⸗weiß⸗rot“ die Nummer 5 führen, die für die Deutſchnationale Volkspartei vorgeſehen war. Die Deutſche Volkspartei, der Chriſtlich⸗Soziale Volksdienſt(Evange⸗ liſche Bewegung), die Deutſche Bauernpartei und die Deutſch⸗Hannoverſche Partei, die ſich auf einen gemeinſamen Reichswahlvorſchlag geeinigt haben, behalten die für ſie bereits vorgeſehenen Nummern 7, 8, 10 und 12. Die Deutſche Staatspartei, die ihre Reſtſtimmen an den Reichswahlvorſchlag der Sozialde⸗ mokratiſchen Partei Deutſchlands abführen läßt, behält für ihre Kreiswahlvorſchläge die Nummer 10 5 Evchen àus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 137 Weitere Namen folgten, die der junge, blonde Hüne aber nicht mehr behalten konnte. Er ſtellte nun ſeinerſeits ſeinen Freund vor, der in München Medizin ſtudierte und dem er urſprünglich nur auf der Durchfahrt an der Bahn „Guten Tag“ hatte ſagen wollen, der ihn verleitet hatte, noch in letzter Minute mit ſeinen beiden Koffern aus dem Zuge zu ſpringen, um München, dieſe prächtige, urwüchſige Stadt, kennenzulernen. Es war nun ſelbſtverſtändlich, daß man nach dieſem überraſchenden Wiederſehen den Abend beiſammen blieb. Und ebenſo ſelbſtverſtändlich ſchien es, daß der blonde Rüder zwiſchen dem Konſul und deſſen ſchöner, junger Gattin zu ſitzen kam. Eva hatte gleich im erſten Augenblick, als ſie des Neffen ihres Mannes anſichtig wurde, eine überraſchende Aehn⸗ lichkeit mit Herbert Hainer feſtgeſtellt. Nicht nur der Schnitt ſeines Geſichtes, nein, auch die Figur und die Art ſeiner Bewegungen erinnerten ſie auf das Deutlichſte an den unvergeßlichen fernen Mann. Der blonde Hüne erſchien ihr ſo längſt vertraut und weſensverwandt, als würde er ſchon jahrelang um ſie ſein. Und auch er ſelbſt gab ſich gar keine Mühe, ſein helles Entzücken an der ſchönen, liebreizenden Frau ſeines Onkels zu verbergen. Eva ahnte nicht, daß ihr Gatte ſie mit immer argwöh⸗ niſcheren Augen betrachtete, und in ihrer Freude an der angeregten Unterhaltung merkte ſie auch gar nicht, daß er ſelbſt ſich immer mehr aus der Unterhaltung mit ihr zu⸗ rückzog und immer häufiger dem Weine zuſprach. Man war mittlerweille beim Mokka angelaugt, und einer der Herren hatte die famoſe Idee, noch einen Beſuch in der reizenden Kleinkunſtbühne„Die Bonbonniere“ zu machen. Dieſer Vorſchlag wurde allgemein von den Ein⸗ heimiſchen mit Begeiſterung aufgenommen; man wollte den Gäſten aus Norddeutſchland am letzten Abend noch etwas Stimmungsvolles bieten. Eine Viertelſtunde ſpäter landete die elegante Geſellſchaft in der Kleinkunſtbühne. Sie hatten das Glück, eine Rangloge vollſtändig frei vorzufinden, in der ſie alle gemütlich Platz fanden. Man beſtellte zur Feier des Tages Sekt und roten Burgunder. Die Stimmung wuchs von Minute zu Minute. Eine faſt ausgelaſſene Heiterkeit, wie ſie nur in München auf⸗ kommen kann, bemächtigte ſich aller, bis auf den Konſul. Da alle ziemlich laut waren und ein Scherz den anderen ablöſte, das wahre Lachſalven hervorrief, ſo fiel es weiter gar nicht auf, daß ſich Martens immer mehr zurückzog, denn jeder hatte mit ſeiner eigenen Fröhlichkeit ſo viel zu tun, daß er gar nicht auf den anderen achten konnte. Doch Eva, die ſelbſt ſchon benommen war von dem reichlich ge⸗ noſſenen Wein, ſah, daß ihres Gatten Geſicht immer blei⸗ cher wurde und immer verſallener. Sie erzitterte leicht, als ſie einen ſeiner finſter und drohend auf ſie gerichteten Blicke begegnete. Solch einen Blick hatte ſie aus ſeinen Augen noch nie geſehen. Im erſten Augenblick wußte ſie wahrhaftig keine Deutung dafür. Als ſie aber ſah, wie der Konſul nun ſeine Augen zorn⸗ ſprühend auf Rüder richtete, der jedoch nicht das mindeſte davon bemerkte, da wußte ſie den Grund und erſchrak heftig. Sie war ſich bei der herzlichen und fröhlichen Unterhaltung mit dem Neffen ihres Mannes keiner ſchlech⸗ ten Handlung bewußt, und Aerger über dieſe ungerecht⸗ fertigte Eiferſucht überkam ſie. Als ſie aber das erregte Zittern der Hand ihres Mannes ſah, der eben wieder nach dem Sektglas griff und es mit einer heftigen Bewegung zum Mund führen wollte, da überkam ſie Mitleid mit dem alternden Manne, der ſich vielleicht zum erſten Male der Ueberlegenheit einer, glücklicheren Jugend ſo richtig bewußt wurde. Sie legte ihre Finger auf ſeine Hand und ſagte leiſe, nur ihm verſtändlich: f b „Du ſollteſt nichts mehr trinken, Werner, es ſchadet dir doch! Wenn du willſt, dann fahren wir jetzt ins Hotel zurück.“ Er ſah ſie an, als wolle er ihren Worten nicht glauben. Doch als er den guten, beſorgten Ausdruck ihrer Augen ſah, da erhellte ſich ſein Geſicht in jäher Freude. Sich tief zu ihr niederbeugend, gab er ebenſo leiſe zurück: „Das willſt du wirklich tun, Liebſte? Dich von einer fröhlichen Geſellſchaft und Unterhaltung meinetwegen los⸗ reißen? Verzeih mir, wenn ich dir in meinen Gedanken unrecht tat. Aber du haſt recht, es t beſſer, wir fahren jetzt nach Hauſe.“ Doch das war nicht ſo leicht getan wie geſagt. Die anderen proteſtierten derart lebhaft gegen einen ſo früh⸗ zeitigen Aufbruch des Ehepaares, daß den beiden nichts anderes übrig blieb, als doch noch zu bleiben und ſich von der ausgelaſſenen Heiterkeit mitreißen zu laſſen. Der Kommerzienrat hatte eine kalte Ente beſtellt. Eva, der dieſes Getränk vorzüglich ſchmeckte, trank in durſtigen Zügen in raſcher Reihenfolge, zum Ergötzen aller, ein Glas nach dem anderen leer. Nun mußte der Konſul, der ſich an der Unterhaltung emſig beteiligt hatte, plötzlich warnen und mahnen „Trink nicht ſo viel, Liebſte, es könnte dir ſchaden.“ Doch Eva lachte nur ihr perlendes Lachen, das ſie nur in Stunden höchſten Uebermutes kannte und mit dem ſie dann alle Herzen eroberte. Eine Ausgelaſſenheit, eine Losgelöſtheit war mit einem Male üher ſie gekommen, wie ſie dieſe noch nie im Leben empfunden. Sie hätte jeden einzelnen in ihrer Nähe umarmen, ihm etwas Liebens⸗ würdiges ſagen können. Sie fühlte, daß ſie einen kleinen „Spitz“ hatte, wie die Kommerzienrätin ſo mütterlich⸗ huldvoll ſagte, aber ſie konnte ſich nicht mehr aufraffen aus dieſer ſüßen Benommenheit. Sie wußte gar nicht, daß ſie ihrem Manne allmählich den Rücken und ſich immer mehr Rüder zugewandt hatte, ſie wußte nur, daß es ſich herrlich in dieſes ſchöne, junge Männergeſicht, das ſie ſo ſehr an Herbert Hainer erinnerte, hineinträumen ließ, daß man wundervoll untertauchen konnte in dem kriſtallenen Blau dieſer großen Augen.(Fortſetzung folgt.) 1 Ein italieniſcher Schriſtſteller, Guido Ferri, hält gegenwärtig in Italien Vor⸗ kräge, in denen er einen phantaſtiſchen Zu⸗ kunftsplan entwickelt. Er behauptet, daß die Zeit nicht mehr fern ſei, in der die Antipoden Durch einen in die Erde gebrochenen Rieſen⸗ kunnel miteinander verkehren könnten. Das Projekt, das ſelbſt Muſſolini als in ferner Zu⸗ kunft für möglich erklärt hat, iſt gar nicht ſo unwahrſcheinlich, wie man es im erſten Augen⸗ blick halten könnte. Damit iſt von neuem eine Utopie zur Diskuſſion geſtellt, über die ſich ſchon Plutarch den Kopf zerbrochen hat. Bis heute hat man in der Erforſchung des Erdinnern ſeit der Antike nur geringe Fort⸗ ſchritte gemacht. Während man die Bewegung der entfernteſten Geſtirne mit mathematiſcher Genauigkeit errechnen konnte, ihr ſpeziſiſches Gewicht, ihre chemiſche Zuſammenſetzung in Er⸗ fahrung brachte, die Einflüſſe unterſuchte, denen die Sterne unterliegen, weiß man von dem, was ſich fünſtauſend Meter und mehr unter unſeren Füßen abſpielt, nichts oder nur ganz wenig. Der italieniſche Forſcher fordert die Wiſſenſchaft auf, die Vorarbeiten zu leiſten, damit in ab⸗ ſehbarer Zeit mit dem Bau des Erdtunnels begonnen werden könne. Die alten Forſcher nahmen an, daß das Innere des Erdballs ſeuerſlüſſig ſei und das die Verhärtung des Erdballs nur auf eine wenige tauſend Meter dicke„Kruſte“ beſchränkt wäre. Dieſe Annahme hat ſich längſt als irrig erwieſen, nachdem es gelang, den Charakter des Mondes wiſſenſchaſtlich zu definieren. Es iſt heute jedem Kinde bekaunt, daß der Mond durch ſeine Anziehungskraft die Erſcheinung von Ebbe und Flut bedingt. Wäre das Innere der Erde wirklich feuerflüſſig, müßte ſich die Anziehungskraft des Mondes auch auf dieſe Flüſſigkeit geltend machen. Der Einfluß des Mondes hätte die Erdkruſte längſt geſprengt und unaufhörlich Erdtataſtrophen hervor⸗ gerufen, falls unter uns ein Meer von Feuer und Lava vorhanden wäre. Die Hypotheſe, daß das Erdinnere feuerflüſſig ſein könnte, iſt daher für den modernen Forſcher hinfällig geworden. Woraus beſteht das Erdinnere nun in Wirk⸗ lichkeit? Man kann dieſe Frage nur nach der negativen Seite beantworten. Aus ſeuer⸗ flüſſiger Materie nicht. Der italieniſche Schriſt⸗ teller ſtößt den Ruf aus: Gelehrte aller Länder, bereinigt euch! Stellt euch auf die Erforſchung der Geheimniſſe unter unſeren Füßen ein! Und errechnet vor allem, wie ſtark der enorme Druck iſt, den die Maſſen im Zentrum unſeres Planeten auszuhalten haben. Iſt dieſes erſt einmal geklärt, ſollen die Techniter der Zukunft das Wort haben. Die Zeit iſt nicht mehr ſern, in der wir im Eiſenbähnzug quer durch den Bodo Ii Hegel aſbeſtartigen Bauſtoſf zu erfinden, der auch gegenüber hölliſchen Temperaturen unempfind⸗ lich iſt. Vorſtellen könnte man ſich, daß derartige Aſbeſt⸗Mauern von mehreren hundert Metern Dicke genügten, den Tunnel vor der Hitze des Erdinnern hinreichend zu ſchützen. Die beiden Tunneleingänge müßten von großen Ausmaßen ſein. Drei bis fünf Kilo⸗ meter Durchmeſſer dürften auf jeden Fall ge⸗ nügen. Irgendwo in Europg und vielleicht in Japan hätten die beiden Schächte zu liegen. Dem Erdinnern zu könnten ſie enger zuſammen⸗ —— S —— —— — — laufen. Im Zentrum der Erde hätte die Tunnel öffnung aber auf jeden Fall noch ſo viel Raum zu bieten, daß ein Gegenſtand von der Größe eines Eiſenbahnwagens hindurchgelangen könnte. 5. Eine beſonders wichtige Frage ſtellt das Problem der Entlüftung und Kühlung dar. In die Aſbeſt⸗Wände des Tunnels könnten rieſige Kühlanlagen eingebaut ſein, die dafür ſorgen, daß die Wände unter dem Einfluß der großen Hitze keinen Schaden nehmen. Venti⸗ latoren von unerhörter Größe hätten ununter⸗ brochen ganze Orkane von Kaltluft in das Erdball fahren Normalerweiſe nimmt die Temperatur alle 33 Meter Tieſe um einen Grad zu. In einigen Innere des Tunnels zu pumpen. Das Ganze Kohlenbergwerken arbeiten Menſchen bereits in f einer Tiefe von 800 Metern. Hier ſchon iſt das Leben faſt unerträglich, ſelbſt wenn man Ent⸗ lüftungsmaſchinen verwendet. Welche Tempe⸗ raturen werden nun in zehntauſend Meter 8 Tiefe und mehr herrſchen? Es iſt nicht aus⸗ offt, daß die Wiſſenſchaft ſich bald auf ihre ilſeng nen und alle Schwierigkeiten aus dem Wege räumen wird, um dann den Prak⸗ tikern das Wort zu überlaſſen. 9 Guido Ferri hat einen Plan fix und fertig berelts in der Taſche, wie ſich der Bau des Erdtunnels geſtalten ſoll. Immerhin wird es eine gigantiſche Aufgabe ſein. Ein ſolches Werk e Aber der italieniſche Schriftſteller vermöchte ein ae Volk allein nicht zu be⸗ wältigen. Alle Nationen der Erde hätten ihre 2 Arbeitskräfte und ihre maſchinelle Energie zur Verfügung zu ſtellen. Nachdem man über die Anfangsarbeiten hinaus wäre, alſo das Bohr⸗ loch bis zu einer Tiefe von etwa fünftauſend Metern vorgetrieben hätte, ergäbe ſich eine Ueberraſchung. Der Temperaturunterſchied, der zwiſchen Erdoberfläche und Erdinnern herrſcht, enſigte allein, um nunmehr alle erforderlichen 1 inen ſelber zu reiben. Das in rieſigen Rohren in das Innere der Erde geleitete Waſſer verwandelt ſich unter dem Einfluß der Hitze in Dampf, der imſtande wäre, Turbinen in Be⸗ wegung zu ſetzen und Euergie von einer Stärke zu liefern, die alle bisher bekannte Energie um ein Vielfaches übertrifft. ˖ 980 In zehntauſend Jahren wird man das Per⸗ Venen muell gefunden haben. So verſichert Guido Ferri. ner und 1 55 wird ſich nicht vergeblich bemühen. Mit dem Bau des Erdtunnels werden ſich neue 9 5 der menſchlichen Energiewirtſchaft auftun! ein, daß die Frage des Materials, aus dem Tunnelwände beſtehen ſollen, ale Schwierig⸗ eiten böte. Hier hat eben die Wiſſenſchaft ihre Pflicht und Schuldigteit zu tun. Sie hat elnen Man ſuche nur im Erdinnern, 0* Der italieniſche Forſcher geſteht ee 5 würde einen zyklopiſchen Gefrier⸗ ſchrank darſtellen, oder vielmehr eine Gefrier⸗ röhre, die jeden Augen platzen könnte, wenn einmal einige Minuten die Kältezufuhr ſtocken würde. Der italieniſche Forſcher hat ſich nicht darüber ausgelaſſen, wie lange der Bau des Tunnels dauerte. Setzt man voraus, daß ſich in zehn⸗ tauſend Jahren die Technik enorm vervoll⸗ kommnet hat, ſo brauchte man doch Jahrhun⸗ derte dazu, um das Rieſenwerk zu vollenden Einmal wird es aber doch fertiggeſtellt ſein. Man wird an den Bau einer Bahn denken. die ganz eigenartiger Konſtruktion ſein wird. Aeußerlich werden die transglobalen Züge einer Rakete ähneln. Die Abteile ſind völlig luftdicht abgeſchloſſen. Die Räume werden durch elek⸗ triſches Licht erhellt. Apparate für künſtliche Atmung ſorgen dafür, daß die Paſſagiere wäh⸗ rend der Reiſe nicht erſticken. Der Zug beſteht natürlich auch aus einem Material, das un⸗ verbrennbar iſt. Kühlanlagen haben die Auſ⸗ gabe, die Hitze zu mildern. Der Zug, der mitten durch die Erde fahren kann, führt in beſonderen Behältern große Mengen komprimierter Luft mit ſich. Sie hat den Zweck, die Antriebskraft zu liefern, nachdem zwei Drittel der Reiſe zurückgelegt ſind. Im übrigen beſitzt die Zug⸗ Rakete keinerlei Motor oder Lokomotive. Gibt der Stationsvorſteher das Zeichen zur Abfahrt, drückt der Führer auf einen Hebel. Im gleichen Augenblick gleitet der Zug in die Tiefe... Er läuft auf Stahlſchienen, bei denen ein Entgleiſen völlig ausgeſchloſſen iſt. Allein von der Schwerkraft getrieben, nimmt der Zug nach wenigen Sekunden eine raſende Geſchwindig⸗ keit an. Mit jedem Meter vergrößert ſich dieſe Geſchwindigkeit. Schließlich erreicht ſie ein Tempo von 9546 Metern in der Sekunde. Das heißt eine Stundengeſchwindigkeit von 34365 Kilometern. Die transalobalen Züge der Zu⸗ kunft ſollen nach der Verſicherung des italie⸗ niſchen Schriftſtellers, der die Phantaſie eines Jules Verne in den Schatten ſtellt, mit einer Geſchwindigkeit von über fünfunddreißigtauſend Kilometern in der Stunde fahren! Dieſes Tempo genügt, um den toten Punkt im Zentrum der Erde zu überwinden. Der Zug, von einer raſenden Geſchwindigkeit ge⸗ trieben, ſteigt wieder auf der Gegenſeite empor. Nach und nach aber verlangſamt ſich ſeine Ge⸗ ſchwindigkeit. Has ſie einen gewiſſen Grad er⸗ reicht, ſo münden die Stahlſchienen in einen ſpeziellen, ganz engen Tunnel aus Stahl, deſſen Tür ſich ſofort hermetiſch ſchließt, ſobald die Wagen eingefahren ſind. Durch einen Hebel öffnet der Zugführer die Behälter mit kompri⸗ mierter Luft. Unter dem dadurch entwickelten Druck ſteigt der Raketenzug auf der anderen F 8 85 8 5 7 2 , 1 Seite der Erde wieder in die Höhe, gleichſam eine rieſige Rohrpoſtrolle. Es iſt bemerkens wert, daß dieſe Art der Fortbewegung aber nur für das letzte Drittel des Weges in Betracht käme. Für die übrigen zwei Drittel verſügt der Raketenzug ſelbſt über eigene Schwerkraft, alſo über einen Motor, der nicht einen Pfennig koſtet. Die ganze Reiſe von einem Ende des Erd⸗ balls bis zum anderen ginge theoretiſch in er⸗ ſtaunlich kurzer Zeit vonſtatten. Zweiundvierzig Minuten ſpäter, nachdem der Zugführer auf der Abfahrtſtation den Hebel löſte, trifft der Zug bereits am Ziel ſeiner Reiſe ein. Natürlich wäre durch beſondere Vorkehrungen dafür geſorgt, daß ſich die Sitze der Paſſagiere am„toten Punkt“, im Zentrum der Erde. un 180 Grad drehen. denn ſonſt kämen die Fahr gäſte mit dem Kopf nach unten, den Füßen nach oben am Reiſeziel an. Auch über dieſe kleinen Einzelheiten hat der italieniſche Schriftſteller alle Details errechnet. Wenn es nach ihm ginge. wäre der Bau eines ſolchen Tunnels und der Betrieb der transglobalen Eiſenbahn ein Kinderſpiel. Guido Ferri ſchließt ſeine Vorträge, die er gegenwärtig in Italien hält, ſtets mit der Ver ſicherung, daß die Errichtung des Erdtunnel ein goldenes Zeitalter einleiten würde. Pere tuum mobile. die geſamte Energie von din Kräften des Erdinnern geliefert— was well man mehr? Der ganze Erdball würde durch die Turbinen des Tunnelwerkes mit elektriſchen Strom verſehen; ein einziges rieſiges Kraft werk ſorgte dafür, daß der Menſch keinen Hand ſchlag mehr zu tun brauchte. Ein Vergnügen würde es dann ſein, die phantaſtiſche Bahn zu beſteigen, um in 42 Minuten durch den Erd ball zu ſauſen. Und ob es nun mögalich iſt, eine ſolche Eiſen⸗ bahn zu erbauen? Mindeſtens mit der gleichen Wahrſcheinlichkeit, mit der es gelingen wird. mit einer ſtratoſphäriſchen Rakete von Eu ropa nach Amerika oder gar von der Erde auf den Mond zu gelangen. Wenn man dieſe Pro bleme heute ernſthaft diskutiert, wenn Mil⸗ lionen von Menſchen durch ſie in Spannung gehalten werden— warum ſollte man es nich, auch mit der Utopie einer transglobalen Eiſen⸗ bahn tun? Es iſt verwunderlich, daß man bis⸗ her auf dieſen Gedanten noch nicht verfallen iſt, während man von der Eroberung des Planeten⸗ reiches träumte. Der phantaſtiſche Zukunfts⸗ plan des italieniſchen Schriftſtellers wird gewiß bald ſeine Früchte zeitigen: in der Fülle der techniſchen Utopien, die uns in Romanforn vorgeſetzt werden, darf der Traum von der Eiſenbahn, die quer durch den Erdball geht, beſtimmt nicht fehlen! ao Sen: OMAN vo SRT AOTH BERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) i 30 Nachdruck verboten. Der Mann trat noch näher, beugte ſich zu dem jungen Weßbe. „Lore! Wie konnteſt du fortlaufen? Bin ich nicht dein eund? Weshalb kommſt du nicht zu mir, wenn dich eiwas kränkt? Haſt du vergeſſen, was ich dir geſagt bohrer?“ Jore ſtand auf. Groß und traurig blickten ihre Augen ihn au. „Ich habe nichts vergeſſen; aber es geht über meine Kit, dieſes Leben. Darf ich bald nach Berlin?“ „Aber gewiß. Jetzt iſt dieſe Doppelhochzeit ja vorüber. Mun ſteht deiner Abreiſe nichts im Wege.“ „Nächſte Woche, Frank?“ „Ja! Ganz wie du willſt! Je ſchneller, deſto beſſer iſt wohl für dich. Eigentlich, wenn ich es mir überlege, paßt dein heimliches Fortgehen doch zu unſerem Plan, der Oeffentlichkeit zu ſagen, du ſeieſt krank und müßteſt in Herlin dauernd in Behandlung bleiben. Manchmal hat ſolch eine kleine, trotzige, unüberlegte Frau doch noch etwas Gutes angerichtet.“ Er ging zur Tür. „Jetzt lege dich hin, Lore. Es waren reichlich viele Feſſtunden— das übermüdet. Und deine Nerven ſind wirklich nicht ganz in Ordnung.“ Regungslos ſtand ſie da; die Arme hingen am Körper hezab, der ſchöne blonde Kopf war zur Seite geneigt in Schmerz und Verachtung. Franks Hand umkrampfte den Griff der Tür. Ein turzer Kampf— dann verließ er das Zimmer. Lore aber ſtöhnte: „Jetzt weiß ich es endlich, weshalb er mich fort haben bin. Jetzt weiß ich es!“ Drüben ging Frank ruhelos in ſeinem Schlafzimmer uf und ab. Lore entglitt ihm weiter und weiter. Das war kein Trotz mehr, es war eine feſtſtehende Tatſache, daß ſein Traum von Liebe und Glück ſich nicht erfüllen würde. Wenn er geahnt hätte, daß Lore hörte, wie Baron Sberkron zu Horſt von Weller ſagte: „Was ſagen Sie zu Dahlmann? Er kennt die wilde Gräfin von früher, und nun fällt er ſolch ein abfälliges Niieil?“ „Wieſo abfällig? Er hat doch recht?! Was aber nicht dusſchließt, daß es Methode ſein kann. Er gönnt viel⸗ leicht die ſchöne Orlande keinem anderen? Sie ſoll es doch ganz offen erzählt haben, daß ſie nur um ſeinetwillen hierher zurückkommt?!“ „Donnerwetter! Wie intereſſant. Erzählen Sie doch nuch, Weller“, näſelte der Baron aufgeregt. „Da gibt es nichts weiter zu erzählen. Sie iſt toll nach hm und leugnet das nicht mal.“ „Hat eigentlich— hm!— hat eigentlich was be— anden?“ „Möglich! Wahrſcheinlich ſogar! Er war doch viel in biem Hauſe.“ „Tja! Aber jetzt hat er eine Frau! Eine wunder⸗ ſchöne blonde Frau! Ob er da noch Chancen bei der Gräfin hat?“ „Als ob Orlande je gefragt hätte, ob ein Mann ver— herratet iſt, wenn er ihr gefällt!“ Die Herren hatten ſich eine Zigarette angebrannt und been fortgegangen aus der Fenſterniſche, hinter deren Bothang die Frau Frank Dahlmanns lehnte. Zwölftes Kapitel. Deine Ehe hat einen Philiſter aus dir gemacht!“ Gräfin Orlande Oſtenbruch lehnte an einer gewun⸗ denen Säule, rauchte mit viel Genuß eine ſehr ſtarke Zigarette und blickte ſpöttiſch auf Frank Dahlmann. „Es tut mir leid, Ihr Mißfallen zu erregen, Frau Gräfin.“ N Ihr raſſiger Kopf hob ſich ruckartig; die Zigarette flog in den Becher. „Frau Gräſin? Ah!? Frank Dahlmann will alſo ein⸗ nge Stunden ins Meer der Vergeſſenheit verſenken?“ „Es braucht nicht erſt zu geſchehen. Ich bereue nichts! Ich wünſche jedoch auch nichts zurück.“ Schroff und voll beißender Schärfe fielen die Worte. Der ſchöne, ſchlanke Frauenkörper zuckte empor. „Das ſoll— unſer Wiederſehen ſein, Frank? Nach ſochs langen Jahren unſer Wiederſehen? Weißt du nicht, daß ich nur um deinetwillen zurückgekommen bin in dieſes angweilige Neſt? Daß ich Schloß Heiden gekauft habe, en dir nahe zu ſein?“ Er zuckte mit den Schultern, dann ſagte er: „Ich bin verheiratet, Frau Gräfin. Auch wenn ich es nicht wäre, hätten die Stunden von früher keine Wieder⸗ kehr zu erhoffen.“ „Deine Frau! Ja!— Ein junges Ding, ganz recht! Zudem war ſie arm; trotzdem haſt du ſie geheiratet! Weil lie dir gefiel! Oder vielleicht auch, weil du einem anderen beweiſen wollteſt, daß du deinen Willen durchſetzt. Schön! Das mag alles ſein. Lieben wirſt du ſie nicht. Sonſt wäre ze nicht von dir fort. Man munkelt ſchon ſo allerlei und glaubt es dir durchaus nicht, daß ſie krank iſt. Du ſiehſt alſo— ich kenne ſo allerlei.“ „Was hat Ihr Wiſſen in bezug auf uns beide zu tun? Wenn Sie doch begreifen wollten, daß zwiſchen uns keine Gemeinſchaft mehr möglich iſt.“ „Ich liebe dich wie früher, Frank! Bin halb toll vor Sehnſucht nach dir hierher gekommen— und du ſagſt mir das?“ N Ganz nahe ſchob ſie ſich an ihn heran. Ihr roter Mund lockte verführeriſch. In Frank Dahlmanns Augen kam es wie Haß. Er blieb dennoch höflich: „Wie geſagt— das tut mir leid! Aber es läßt ſich leider an meiner Geſinnung nichts ändern.“ Sie ſchlug die Arme um ſeinen Hals. „Du wirſt mir wieder gehören, Frank! Wieder ſo wie einſt. Dieſes junge Ding kann dir niemals ſein, was ich dir war. Haſt du nicht damals geſagt: du tauſchteſt nicht mit dem Himmel, nicht mit der Hölle? Waren wir nicht glücklich? Glück? Paßte das noch zu den Wonnen?— Sag, Frank?“ Der Haß in ſeinen Augen wurde zur gelben Flamme. Langſam, grauſam fielen die Worte: „Möglich, daß ich dir ſolche Worte geſagt habe. Aber ſie hat vielleicht auch Fürſt Arhendbrück geſagt? Wir teilten uns in deinen Beſitz, ohne es voneinander zu wiſſen. Bleibe ruhig, ſchöne Orlande, der Tadel fällt nur auf uns Männer, die wir uns ſo klug dünken und uns doch von einer Frau betrügen laſſen.“ Mit geballten Händen ſtand ſie vor ihm. „Es iſt Lüge! Es iſt nicht wahr! Fürſt Arhendbrück war nur mein väterlicher Freund!“ „Lüge doch nicht, Orlande! Du gewinnſt durchaus nicht dadurch in meinen Augen. Daß ich alles weiß, muß dir genügen. Wozu von ſolch peinlichen Dingen ſprechen? Ich bin auch nur hierher gekommen, weil du mich in einer geſchäftlichen Angelegenheit ſprechen wollteſt. Ich bitte, mir zu ſagen, was für eine Angelegenheit das iſt.“ „Nichts! Ich wollte dich ſehen! Laß doch die Geſchäfte! Dich will ich, dich! Deine Frau hat dich verlaſſen, und du biſt ein frendloſer Mann, der völlig zurückgezogen lebt. Das Leben iſt ſo kurz, Frank, ſo ſehr kurz! Man ſoll glücklich ſein dieſes kurze, armſelige Leben— hörſt Die dunkle weiche Stimme ſchmeichelte ſich ins Ohr des Mannes. Seine Sinne verwirrten ſich einen Augenblick lang, dann hatte Frank Dahlmann ſich wieder in der Ge⸗ walt. Er ſchob die ſchöne Frau von ſich. „Es iſt alles geſagt! Ich will keine Gemeinſchaft mehr mit dir. Sonſt aber werde ich gern kommen, wenn du es wünſcheſt, daß ich in deinem Hauſe verkehre.“ „Wie edel! Ich danke dir! Vorläufig weiß ich noch nicht, wie ich deine Kälte ertragen ſoll!“ ſagte ſie, und ihre großen, ſchwarzen Augen ſahen ihn faſt ver⸗ zehrend an. f Frank Dahlmann aber dachte an ein ſüßes, blondes Geſchöpf. a Wenn Lore ſich doch zu ihm fünde? Wenn ſie ſich zurückſehnte in ſein Heim? Zu ihm?! Das Glück wäre nicht auszudenken! Was hatte denn dieſe ſchöne leiden⸗ ſchaftliche Frau hier noch in ſeinem Leben zu ſuchen? Wenn Lore nicht kam, niemals wieder zu ihm kam, dann blieb er ein einſamer Mann. Er war ſchon einmal faſt menſchenſcheu geweſen. Ein Frauenhaſſer! Und er hatte dieſen Zuſtand der Frau ver⸗ dankt, die heute um ſeine Liebe girrte. ̃ Er hatte an ſie geglaubt, bis er erfahren mußte, daß ſie ihm nicht treu war und Fürſt Arhendbrück ihm ſagte, daß der Bauernſohn es ſich doch ſelbſt ſagen müſſe, daß eine Gräfin Oſtenbruch nicht für ihn da ſei. Die übliche Auseinanderſetzung ſchien unvermeidlich; da teilte ihm aber der Fürſt mit, daß er aus Geſundheits⸗ rückſichten auf Reiſen gehen müſſe. 5 Frank hatte verächtlich gelächelt. Auch gut ſo. Sehr gut. Aber fertig war er mit dem Glauben an die Frauen. Da lernte er nach Jahren Lore von Loringen kennen, und da hatte ſich eine tiefe, heiße Liebe in ſein kühles, ſtolzes Herz geſchlichen. Er hatte geglaubt, ihre Liebe gewinnen zu können, vielleicht hatte er auch eine Zeitlang geglaubt, Rechte geltend machen zu wollen. Aber ſie hatte ihm gezeigt, die ſchöne kleine Lore, daß ſie ſich ohne eine große, heilige Liebe niemals verſchenkte. Und dann war eben alles gekommen, wie es jetzt war. Folgerichtig; man brauchte ſich nicht einmal mehr zu wundern. Nun dieſe Frau hier! Der einſt eine kurze, wilde Leidenſchaft gehört hatte. Keine Liebe!. Er hatte die Liebe erſt kennengelernt, als er Lore ſah. Lore, deren Ausbildung in Berlin ihrem Ende zuging. Der italieniſche Meiſter ſchrieb ihm begeiſterte Briefe. Die Welt würde einfach begeiſtert ſein von ſeiner fleißigen Schülerin. In ſechs Wochen trete ſie das erſte Mal auf. Vor einem ganz großen, ausgewählten Publikum werde ſie ſpielen. Er hoffe, daß Herr Doktor Dahlmann auch komme. Ode vielleicht beſſ. 0. wüßte. 5 i Durch dieſen Brief hatte direkt der Wun er, Frank, möge nicht kommen. Vielleicht wa die Forderung, er möge ganz aus gehen, um dieſer begnadeten Künſtlerin nicht Unruh, bringen. Immer wieder aufs neue Unruhe und Oder— hatte Lore ſelbſt dieſen Wunſch geäußert, und der alte Mann dort in Berlin teilte ihm zwiſchen ſeinen Zeilen dieſen Wunſch mit?. Ein leiſes, girrendes Lachen weckte ihn aus ſeiner Verſunkenheit. 5 0 „Denkſt du an dein blondes Gretchen, Frank?“ 0 „Schweigen Sie! Ich wünſche, daß wir uns fremd ſind— für immer! Dabei hat es zu bleiben! Wenn ich komme, tue ich es der öffentlichen Meinung halber. Auf Wiederſehen, Frau Gräfin!“. „Auf Wiederſehen, Herr Doktor! Man hat mir ein⸗ mal geſagt, daß Ihnen die gute Kinderſtube ſehlt. Viel⸗ leicht holen Sie es noch nach, während die Frau Gemahlin ſich in Berlin amüſiert? Sie hat nämlich auf einem Feſt des Maharadſcha von Kingsbur geſpielt. Violine!— Merkwürdig, daß du deine Frau allein läßt, Frank. Der Maharadſcha iſt ſehr reich und ein ſchöner Mann. Siehſt du da keine Gefahr? Man ſoll deine Frau ſehr gefeiert haben. Lord Phillipp Weſternsclair hat ihr ſeinen Namen und ſeine wundervollen Beſitzungen in Südengland zu Füßen legen wollen.“ Frank ſtand wie erſtarrt da. Dann übermannte ihn maßloſer Zorn. Er packte das Handgelenk der Frau, die mit triumphierendem Lächeln vor ihm ſtand. „Du wirſt ſchweigen über das alles!“ „Aber natürlich, Frank. Du mußteſt es aber doch wiſſen.“ J f Er ließ ihr Handgelenk los und ſagte: „Verzeih! Was meine Frau anbetrifft, ſo ſollſt du ruhig wiſſen, daß ich ſie bis zum Wahnſinn liebe. Sie aber iſt nur aus einem Zwang heraus meine Frau ge⸗ worden. Ich entdeckte ihre große Kunft und laſſe ſie in Berlin ausbilden. Daß ſie bereits vor der Geſellſchaft ge⸗ ſpielt hat, wußte ich nicht. Sie ſoll wählen zwiſchen ihrer Kunſt und mir oder— ja— vielleicht auch einem anderen Manne. Das iſt alles!“ 5 Sie ſah ihn an, als habe ſie nicht recht gehört. Un⸗ beſchreibliches tobte in ihr. 0 So konnte Frank Dahlmann lieben? So ſelbſtlos? Er ſtrich ſich über die Stirn, dann verbeugte er ſich: „Du wirſt alſo ſchweigen, Orlande! Lebe wohl!“ Sie ſtarrte auf die Tür, dann ſchluchzte ſie haltlos. „Was hat ſie nur vor mir voraus? Was nur?“ 1 Ein Entſchluß reifte in ihr. ö „Ich will ſie kennenlernen!“ 500 Noch einmal zuckte die Leidenſchaft auf, dann aber ſiegte die Vernunft. Sie wußte, daß er ihr verloren war. Sie hätte ſich nicht ſo weit demütigen dürfen. Doch— wenn nun die ſchöne kleine Lore einen anderen lieben lernte? Wurde dann vielleicht nicht doch der Weg zu Frank Dahlmann frei. Er, der große, ſchöne, ſtarke Menſch, der ſo heiß und leidenſchaftlich küſſen konnte, der würde doch niemals ein Leben lang einer Frau nach⸗ trauern können, die ihn um eines anderen willen verſaſſen hatte? Gräfin Orlande ſchritt hin und her, überdachte noch einmal alles; dann war ihr Entſchluß gefaßt. Sie veiſte in den nächſten Tagen nach Berlin. Sie mußte mit Lore Dahlmann zuſammenkommen, und es würde ihr je auch, dank ihrer vielen guten Beziehungen, nicht ſchwer fallen. * Frank Dahlmann war nach Hauſe gegangen. Mit einem wehen Gefühl in der Bruſt ſann er nach, was von ihm aus wohl nun am beſten zu tun ſei. Gröfin Orlande hatte gut beobachten laſſen. Sie wußte alſo jetz: genau, daß ſeine Ehe unglücklich war. Den wahren Sach⸗ verhalt konnte ſie nicht ahnen, und er hatte ſie ſo wel: orientiert, ſo weit es nun noch nötig geworden war, ohne daß ſie doch die ganze Wahrheit wußte. Lore war in Berlin aus ihrer Zurückgezogenheit her⸗ ausgetreten; man hatte ſie gefeiert, man— liebte ſie. Jetzt, jetzt war der Augenblick da, wo es ſich entſchied, au! welche Seite Lore ſich ſtellen würde. i Und er, der am meiſten Beteiligte, reiſte nicht nach Berlin. Er wartete in dumpfem Schmerz, was Lore ihm mitteilen würde. Sie ſchrieb nur ſelten und dann ſo wenig, daß man es den Zeilen anmerkte, wie ſehr ſich die Schreiberin mühte, dieſe wenigen, korrekten Zeilen zu Papier zu bringen. Er hatte ſie mehrere Male beſucht. Pfingſten war ſie in Loringen geweſen, aber es traf ſich, daß er da gerade verreiſt war. Es brauchte niemand zu wiſſen, daß er es ſo eingerichtet hatte, um der Qual des Beiſammen⸗ ſeins zu entgehen. 3 4 Nun hatten ſie ſich länger nicht geſehen. Das letzte Mal war er im September in Berlin geweſen und hatte ſie mit beſucht. Heute ſchrieb man den einundzwanzigſten November. Heute war Mittwoch, und nächſten Montag gab Lore ihr erſtes großes Konzert. Sie hatte auf dem Feſt des in Berlin anweſenden Maharadſchas geſpielt. Das hatte vielleicht nichts weiter auf ſich. Frank Dahl⸗ mann kannte die Gepflogenheiten großer Pädagogen, ihre Lieblingsſchüler erſtmalig in kleinerem Kreiſe vor ein gutes Publikum zu bringen. f f Er würde mit dem Erfolg zufrieden geweſen ſein! Frank Dahlmann wußte: Jetzt würde man es Lore ſchwer machen, in ein bürgerliches Leben zurückzukehren. Aber vielleicht wollte ſie es nicht mehr. Ruhm, Gold und Erfolg waren drei Faktoren, denen faſt jeder Menſch erlag. e Die kleine ſchöne Lore würde es auch. Jetzt war er ſchon davon überzeugt. GWoriſehung sel eite Nachrichten örder zum Tode verurkeilt. Hamburg. 16. Febr. Das Hamburger Schwurgericht verkündete am Mittwoch das Urteil in dem Hamburger Gattenmordpro⸗ zeß Der Kellner Heinrich Gundlach, der am 15. Juni vorigen Jahres ſeine durch fünf Revolverſchüſſe tödlich verletzt tte, wurde wegen Mordes zum Tode ver⸗ Urteilt. Außerdem wurden ihm die bürger⸗ lichen Ehrenrechte auf Lebenszeit aberkannt. Neue Zeitungsverbote Der„Vorwärks“ und das„Achtuhrabend⸗ blatt“ verboten. Berlin, 16. Februar. Auf Grund des Paragraph 9 Abſat 1 Zif⸗ fer 5 und 7 der bi des Reichsprã· ſidenten zum Schuhe des deutſchen Volkes vom 4. Jebruar 1933 ſind die in Berlin er ⸗ nenden Tageszeikungen„Acht⸗Uhr⸗ ndblatt“ und„Vorwärts“ mit ſoforkiger Birkung bis zum 22. Jebruar 1933, ein- schließlich, verbolen worden. Begründet iſt das Verbot des„Acht⸗Uhr⸗ Abendblattes“ mit dem Artikel in der Diens⸗ tagausgabe:„Sind Sie nicht auch der Mei⸗ nung?“, der ſich mit den politiſchen Zuſam⸗ menſtößen in Eisleben beſchäftigt. Das Ver⸗ bot des„Vorwärts“ iſt begründet mit einem Artikel in der Dienstag⸗Morgenausgabe mit der Ueberſchrift:„Für die Wahrheit.— Der Blutſonntag in Eisleben.“ Grubenunglück bei Hindenburg Jehn Bergleute verſchüktet. Hindenburg, 16. Februar. Auf der Königin Luiſe-Grube in Hinden⸗ burg ging auf der 340-Meter⸗Sohle ein Pfeiler zu Bruch, wodurch zehn Bergleute verſchütket wurden. Bei den ſofork aufge⸗ nommenen Reltungsarbeiten gelang es nach mehreren Stunden zunächſt einen und im Laufe des Mittwoch vormittag zwei weitere Verunglückte zu bergen, während vier weite⸗ re Lebenszeichen von ſich gaben. An ihrer Reitung wird mit allen Kräften weiter ge⸗ arbeitek. Man hofft, wenn ſich die Verhäll⸗ niſſe nicht verſchlimmern, ſpäteſtens am Don⸗ nerstag bei ihnen zu ſein Schweres Exploſionsunglück Ein Todesopfer. Ochſenfurth, 16. Februar. Von einem ſchweren Exploſionsunglück wurde das Baugeſchäft Krämer betroffen. Im Holzſägewerk kam auf ungeklärte Weiſe Feuer aus, das raſch auf die Maſchinen⸗ anlage übergriff. Dort explodierte infolge der Hitze der Preßluftbehälter der Mokorenanlage. Dabei wurde das Verſchlußſtück in die Luft geſchleudert, das beim Niederfallen die etwa 80 Meter von der Brandſtäkte enffernk ſte⸗ hende 66jährige Frau Anna Kiltenbacher köd⸗ lich verletzte. Durch die Exploſion geriet auch die mil Fuktervorräken gefüllte Scheune des Brandleiders in Flammen. Durch das Feuer wurden die ſämtlichen Werkanlagen, die ganz neuzeitliche Kraftanlage und die Scheune völlig vernichkel. Eiſenbahnunglück bei Moskau Achk Toke. Kowno, 16. Februar. W aus Moskau gemeldet wird, ſind bei einem Eiſenbahnunglück bei Moskau in der Nähe des Bahnhofes Sorkirowotſchnaja acht Perſonen, darunter mehrere Beamle ums Leben gekommen. Außerdem wurden zahl- reiche Perſonen keils ſchwer, keils leichter verletzt. Die GPU. hat mehrere Verhaftun⸗ gen vorgenommen. Vereitelter Ausbruchs verſuth Gefängniswärker erſchießt einen Ausbrecher. Ein zweiter ſchwer verleßt. Nürnberg, 16. Februar. Nach einer Mitteilung der Staatsanwalt⸗ ſchaft Weiden(Oberpfalz) wurde am Mitt⸗ woch ein Gefängniswachtmeiſter bei ſeinem Dienſtgang von zwei Zelleninſaſſen, von de⸗ nen einer mit einem ſchweren Eiſenſtück be⸗ waffnet war, angegriffen. Der Wachlmeiſter machte von feiner Dienſtpiſtole Gebrauch. Einer der Angreifer wurde gelötet, der andere ſchwer verletzt. Bei den beiden Ausbrechern handelt es ſich um ſchwere Verbrecher. eiche Abwechsjung in der taglichen Suppe beten 6 Suppe,. Es gibt meh 078 30 Soyten Ehefrau heſſen und der Neithstommiſlar Staatspräſident Dr. Adelung zur politiſchen und ſtaatsrechtlichen Lage. Darmſtadt, 16. Februar. Im Zuſammenhang mit den Gerüchten, die über die Ernennung eines Reichskommiſſars für Heſſen umliefen, gab der heſſiſche Staats- präſident in einer Unterredung mit dem Hauptſchriftleiter des„Darmſtädter Tag⸗ blatts“ ſeiner Auffaſſung u. a. folgendermaßen Ausdruck: Die Reichsregierung hat gegenüber umlau⸗ fenden Gerüchten erklären laſſen, daß ihr von der Abſicht, einen Reichskommiſſar nach Heſſen zu entſenden, nichts bekannt ſei. Bei einer Rückſprache mit Mitgliedern des Reichskabi⸗ netts in Berlin und mit andern maßgeben⸗ den Stellen fand ich dieſen Eindruck beſtätigt. Ein ſolches Vorgehen ſtände auch nicht im Einklang mit Wortlaut und Sinn der Reichs⸗ verfaſſung, die in Artikel 48 vorſieht, daß der Reichspräsident erforderlichenfalls mit Hilfe der bewaffneten Macht einſchreiten kann, wenn„die öffentliche Sicherheit und Ordnung des Lan⸗ des geſtört oder gefährdet wird.“ Es muß aber immer wieder betont werden, daß die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Heſſen nirgends geſtört oder gefährdet iſt. Keineswegs konnen vie wenigen Zufammmen⸗ ſtöße links⸗ und rechlsradikaler Gruppen in Heſſen als„erheblich“ bezeichnet werden, be⸗ ſonders dann nicht, wenn man die Nachrich⸗ ten über derartige Zuſammenſtöße im kom⸗ miſſariſch regierten Preußen zum Vergleich heranzieht. Die heſſiſche Polizei hat es bis⸗ her in vorzüglicher Weiſe verſtanden, Sicher⸗ heit und Ordnung zu gewährleiſten und iſt auch in Zukunft im Stande, ſich reſtlos durch⸗ zuſetzen. Es würde allerdings die Arbeit der Polizei ſehr erleichtern, wenn ſich alle Volksgenoſſen unterſchiedslos zur Richtſchnur nähmen, daß die Polizei allein berechtigt und in der Lage iſt, etwaige Störungen des öffentlichen Lebens zu unterbinden, und es wäre beſſer um die Form des politiſchen Kampfes unſerer Tage beſtellt, wenn nicht immer wieder das„Recht auf die Straße“ von den berſchiedenſten Sei⸗ ten ſo einſeikig betont würde. Der Grundſatz der Geſinnungsfreiheit iſt im Volksſtaat Heſſen ſtets gewahrt worden. Das gilt auch für die Beamten und deren poli⸗ tiſche Tätigkeit. Nach wie vor iſt für die Landesregierung oberſter Pflichtſatz die Be⸗ obachtung der Reichsverfaſſung und der Ver⸗ faſſung des Volksſtaates Heſſen. Darin wird ſie ſich auch nicht beirren laſſen durch die plan⸗ voll organiſierten Alarmrufe nach Berlin. Je⸗ der Schritt gegen die Selbſtändigkeit Heſſens und ſeine verfaſſungsmäßigen Rechte wäre Bruch der Reichsverfaſſung. Preſſe⸗ und Verſammlungs freiheit Die Ausführungsbeſtimmungen zur Notverord⸗ nung. Darmſtadt, 16. Februar. Zur Handhabung der Notverordnung des Reſchspräſidenten zum Schutze des deutſchen Volkes vom 4. 2. 1933, die eine grundlegende Neuordnung der Preſſe- und Verſammlungs⸗ rechte gebracht hat, ſind vom heſſiſchen Innen⸗ miniſter nunmehr die erforderlichen Ausfüh⸗ rungsbeſtimmungen erlaſſen worden. Danach hat die Anmeldung der öffentlichen politiſchen Verſammlungen ſowie aller Ver⸗ ſammlungen und Aufzüge unter freiem Him⸗ mel innerhalb der üblichen Dienſtſtunden bei den Kreisämtern zu erfolgen. In den Ge⸗ meinden mit ſtaatlicher Verwaltung und in den Gemeinden Bingen, Alzey und Gonſen⸗ heim bei den Bürgermeiſtereien anzubringen. Dabei iſt nicht nur allgemein die Gemeinde und der Tag der Veranſtaltung, ſondern es ſind auch die Stunde der Veranſtaltung, der Verſammlungsraum oder platz, bei Aufzügen und Fahrten auch die einzelnen Straßen, die herührt genau anzugeben. Oertlich zuſtändig ſind die Kreisämter, Po⸗ lizeiämter oder Po izeiperwaltungen, in deren Bezirk die anmeidepficht.ge Veranſtaltung ſtattfindet. Erſtreckt ſich eine anmeldepflichtige Veranſtaltung auf mehrere Amtsbezirke, ſo iſt ſie unter Angabe dieſer Tatſache bei jedem einzelnen örtlich zuſtändigen Amt anzumelden. Sollen ſich Veranſtaltungen über einen grö⸗ ßeren Bezirk Heſſens erſtrecken, dann können ſie auch bei dem Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt angemeldet werden. 1 Leitende Beamte des Staates, die in der Verordnung vor Beſchimpfung oder böswilli⸗ ger Veräſchtlichmachung in Verſammlungen (Paragraph 2 Ziffer 2) und in der Preſſe (Paragraph 9 Ziffer 5) unter! beſonderen Schutz geſtellt werden, ſind in Heſſen: Der Staatspräſident, die Miniſter und deren Stell⸗ vertreter, die Vorſtände der Provinzialdirek⸗ tionen und der Kreisämter, der Polizeiämter und des Landeskriminalpolizeiamtes. Die übrigen Paragraphen der Ausführungs- verordnung beſtimmen, welche Behörden in Heſſen für die in der Notverordnung vorgeſe⸗ henen Maßnahmen im einzelnen zuſtändig ſind Jeder Heuabonnent des„Viernheimer Anzeiger“ erhält die Zeitung bis zum Graties! Ende dieſes Monats Lokales Finanzamtliches. Nach einem Erlaß des Herrn Reichs miniſters der Finanzen vom 7. Februar 1933 iſt die Friſt für die allgemeine Abgabe der Steuererklärungen für die Veran⸗ lagung zur Einkommenſteuer, Körperſchaftsſteuer und Umſatzſteuer über den 28. Februar 1933 hinaus bis zum 15. März 1933 ver⸗ längert worden. „Wieder Feſttagsrückfahrkarten zu Oſtern. Die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft hat ſich ent⸗ ſchloſſen, zu Oſtern wieder von und nach allen Bahnhöfen Sonntagsrückfahrkarten mit verlängerter Geltungsdauer(Feſttagsrückfahr⸗ karten) auszugeben und die Geltungsdauer der Arbeiterrückfahrkarten entſprechend zu verlän⸗ gern. Die Feſttagsrückfahrkarten ſollen gel⸗ ten zur Hinfahrt an allen Tagen vom 6. April um 0 Uhr bis zum 9. April um 24 Uhr und vom 13. April um 0 Uhr bis 18. April um 24 Uhr(die Hinfahrt muß an den angegebenen letzten Geltungstagen jeweils um 24 Uhr beendet ſein); zur Rückfahrt an allen Tagen vom 8. April um 12 Uhr bis zum 10. April um 24 Uhr und vom 13. April um 12 Uhr bis zum 19. April um 24 Uhr. (Rückfahrt muß am 10. und 19. April um 24 Uhr beendet ſein). Die Arbeiterrückfahrkar⸗ ten können während der ganzen Geltungsdauer vom 6. bis 19. April an jedem Tage zur Hin⸗ und Rückfahrt benutzt werden. Grenzen menſchlicher Macht „Vieles Gewalt'ge lebt, und nichts iſt ge⸗ waltiger als der Menſch“, ſo klingt das Lied des Chores in der„Antigone“ des Sophokles zum Preiſe des Menſchen und ſeiner Macht. Das war rund 400 Jahre vor Chriſti Ge⸗ burt. Ueber zwei Jahrtauſende ſind ſeitldem vergangen, haben die Entwicklung der Menſch⸗ heit durch Wiſſenſchaft und Technik unaufhalt⸗ ſam weitergetragen und ſchließlich den Men⸗ ſchen zum Herrſcher über die Mächte der Natur gemacht, deren Kräfte er in ſeinen Dienſt zwang. Die Gewalt wilder Ströme wird ge— bändigt, Meere trockengelegt, Gebirge durch— ſtochen, ins Innere der Erde gruben Menſchen tiefe Schächte, um ihr die dort verborgenen Schätze zu entreißen. Es gibt keine Entfer⸗ nungen mehr, das Flugzeug überwindet Raum und Zeit. Der Aether iſt dem Menſchen un⸗ tertan als Bote ſeiner elektriſchen Wellen, die in Sekundenſchnelle alle Kunde hintragen über die ganze Welt. Und ſelbſt die Erde iſt ihm nicht mehr groß genug, ſein Sehnen ſtrebt hinaus in den Weltenraum, um auch dieſen zu bezwingen und ſeinen Fuß auf neue Wel⸗ ten zu ſetzen, der Heros, der Menſch in ſei⸗ nem Siegeszug. Von Zeit zu Zeit aber treten Ereigniſſe ein, die ihn in jähem Entſetzen erſtarren und ihm plötzlich mit furchtbarer Deutlichkeit ſeine Ohnmacht erkennen laſſen gegenüber den urge— waltigen Mächten, die er doch nur zum Teil gebändigt hat und nie ganz bezwingen können wird. Die Erde erbebt, und alles Menſchen⸗ werk ſtürzt zuſammen. Das Meer ſtürmt über das Land, bricht alles vernichtend in wohl⸗ behütete Bezirke ein, oder ein Orkan verwan⸗ dell blühende Provinzen in wenigen Minuten in Wüſten. Oder durch die Kunſt der Tech⸗ nik aus den Schätzen der Natur gewonnene, für den Dienſt des Menſchen gebändigte Kraft bricht plötzlich durch einen unglücklichen Zufall aus, befreit ſich von ihren Feſſeln, und nur ein Trümmerhaufen voller Toten bleibt zu⸗ rück von dem ſtolzen Werk, wie wir es ſoeben in Neunkirchen erlebt haben, uns mahnend an die Grenzen menſchlicher Macht. Sport und Spiel. Hochbetrieb bei der Sp. Vgg. Amicitia 09. Liga gegen Neckarau auf dem Vf. R. ⸗Platz. Kraftſportwerbeabend im Engel; anſchließend Tanz. Die Pokalſpiele werden wieder fortgeſetzt ohne eine Zwiſchenpauſe und zwar wieder mit einem Doppelſpiel auf dem Vf. R.⸗Platz, deſſen Anziehungskraft nicht von der Hand zu weiſen iſt. Das Spiel gegen Vf. L. Neckarau iſt das Hauptſpiel und beginnt um ¼4 Uhr Im Vor⸗ ſpiel treffen ſich bekanntlich der Vf. R. und die Sp. Vgg. Mundenheim.„Wird Neckarau den Viernheimern den k o. geben?“ ſo ſchreibt die A. S. Z. Wir ſind aber anderer Anſicht. Eine geſchickte Umſtellung kann Wunder in der grünen Mannſchaft wirken. Alle Berechnungen können ohne weiteres über den Haufen geworfen werden, wenn die Mannſchaft einen Führer hat. Abfahrt iſt 2,16 Uhr mit der O. E G a Die Kraftſportler veranſtalten am Sonntag abend ½8 Uhr im Engel einen großen Kraft— ſportwerbeabend. Man hat hierzu die bekannte Ringer- und Stemmermannſchaft der Sportvergg. 1884 Mannheim verpflichtet. Dieſe Mannſchaf⸗ ten ſind bekannt durch ihr fein ausgebildetes Können, kurz ſie ſind in der Lage, etwas zu bieten und auch dem Kraftſport Fernſtehende zu werben. Die Schwarzblauen der Sportvergg. ſtehen in kompletter Aufſtellung und werden be⸗ weiſen, daß ſie mit Recht ungeſchlagener Meiſter Eil El! Wie Onkel Ullrich heute aber lacht! Warum? Nun er freut ſich über das am Sonn- tag, den 19. Februar, abends ½9 Uhr, im „Karpfen“ ſtattfinden⸗ de Volkschor-Ra⸗ barett— Für ſich, ſeine Frau und ſeine 3 Töchter, hat er bereits Eintrittskarten geſichert. Tun Sie desgleichen! Es wird Sie nicht gereuen. der B⸗Klaſſe ſind, zumal ſie gut im Training liegen. Der Kraftſport dürfte ungefähr bis 9 Uhr beendet ſein und dann veranſtaltet der Saal- wirt einen großen Tanz, zu dem die Muſikkapelle Schwarz-Weiß aufſpielt. Das dürfte genügen, um die Tanzluſtigen in den Engel zu ziehen. Die Eintrittspreiſe ſind ſo nieder geſtellt, daß hohe Auslagen nicht entſtehen dürften. Deshalb am Sonntag abend in den„Engel“. Die unteren Fußballmannſchaften ſpielen: 2. Mannſch gegen Wallſtadt 1. 3. Mannſchaft gegen Wallſtadt 2. in Wallſtadt. A-Jugend in Neckarau, Schüler in Ladenburg am Samstag. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Klub der Geflügelzüchter 1926. Unſeren Mitgl. zur Kenntnis, daß unſere diesjährige General verſammlung am Donnerstag, den 23. Februar, abends 8 Uhr, im Lokal zum Gold. Stern ſtattfindet. Wünſche und Anträge ſind einzu- reichen an den 1. Vorſitzenden M. Reinhardt, Steinſtraße 22. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Die Singſtunde findet dieſe Woche am Freitag abend punkt 8 ¼ Uhr ſtatt. Kein Sänger fehle! Liederbücher nicht ver⸗ geſſen. Die ſür heute Donnerstag abend an- geſetzte Probe für den Bierrummel fällt aus. Näheres in der Singſtunde. Der Vorſtand. Mänuergeſangverein 1846. Heute abend ½8 Uhr Singſtunde für 1. und 2. Tenor, um 129 Uhr für 1. und 2. Baß. Das Erſcheinen eines jeden aktiven Sängers iſt unbedingt not⸗ wendig. Der Dirigent. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend 29 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betr.: Reichstagswahl am 5. März 1933. Die Stimmkarteien werden vom Sonntag, den 19. Februar bis Sonntag, den 26. Febr. 1933 zu jedermanns Einſicht auf dem Rathaus (Sitzungsſaal) ausgelegt. An Werktagen erfolgt die Auslegung während der üblichen Büroſtunden, an den beiden Sonntagen dagegen nur von Vor- mittags 9 Uhr bis nachmittags 1 Uhr. Wer die Stimmkartei für unrichtig oder unvollſtändig hält, kann hiergegen ſchriftlich oder zu Protokoll bei der Bürgermeiſterei während der obigen Auslegungsfriſt Einſpruch erheben. Betr.: Abgabe der Getränkeſteuererklärung. Wir erinnern hiermit die Wirte Abgabe der Getränkeſteuererklärung für Monat Januar 1933. Viernheim, den 15. Febr. 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Mordanschlag aul Roosevelt! Auf den künftigen Präſident von Amerika, Rooſevelt, wurde ein Mordanſchlag verübt. Ein bis jetzt noch unbekannter Mann feuerte auf den Präſidenten in dem Augenblick 5 Schüſſe ab, als er ſein Auto verlaſſen wollte. Rooſevelt wurde nicht verletzt, dagegen der Bürgermeiſter von Chikago lebensgefährlich verwundet. Der Angreifer wurde ohne Mühe verhaſtet.