Todes-Anzeige. Nach Gottes unerforſchlichem Ratſchluß wurde unſer liebes Töchterchen und Schweſterchen Maria 1 heute Nacht, plötzlich und unerwartet, im Alter von 3 Jahren, in den Himmel aufgenommen. Um ſtille Teilnahme und ein frommes Gebet bitten Viernheim, den 17. Februar 1933. a In tiefem Schmerze: Familie Nikolaus Wunderle. motto: 188 gde Sorgen daheim Zum Deutschen Malser. Rohr im Deuisc nen Ralser ein. Samstag Abend e h er K Maskenball teh, Aflenilieher mit Prämierung. Schöne Maskenpreiſe!— Auserleſener dekorierter Saal Angenehmſter Aufenthalt. Bengaliſche Beleuchtung. Alles in Allem große Ueberra⸗ schungen. Für Stimmung u. Humor ſorgt die Stimmungs⸗Matroſen⸗Kapelle ö III IIIA Tanten 5 77 Herren 25 Masten 50 Es ladet frenndlichſt ein g 1 Met: R. Bruchmann Musik: IMiatrosen 8 Immungs- Orchester E. Mamenun. HO G. e e N FP Central. Film-Palast Jelefen 27. Achtung Diese woche das schönste Ula-Jonlümprogramm Zwel 100% Ton-, Sprech- u. Gesangsfume der Ula Im 1. 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Heute im Zeichen fler Paramount. 2 Stollillme atsten Nauges. eine brodelnde, gärende (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mi fre ins Haus gebracht.— Gratisbeila en: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Sea 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 42 Viernheimer Zeitung Niernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Juſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Am Webſtuhl der Zeit g 5 olitiſche Wochenbekrachtung. Von Argus. Innenpolitiſch wie außenpolitiſch iſt es eit. Keiner weiß, wo das alles hinaus will. Der Probleme und Schwierigkeiten ſind es ſo viele, daß man ſie kaum überſehen, geſchweige denn von heute auf morgen löſen oder beſeitigen kann. Glauben wir an die geſunde Kraft des deut⸗ ſchen Volkes, die im Laufe der Geſchichte ja ſchon mancherlei ſchwere Zeiten überwunden hat,— Der Reichsrat, die verfaſſungs⸗ mäßige Vertretung der deutſchen Länder⸗ regierungen, hat es nicht zu einem Konflikt mit der Reichsregierung kommen laſſen, ſon⸗ dern vorgezogen, einem Vermittlungsantrag zuzuſtimmen, der zwar Rechtsverwahrung einlegt gegen das Vorgehen des Reichskabi⸗ netts der alten preußiſchen Regierung ge⸗ genüber, aber die endgültige Entſcheidung vertagt bis zum Urteil des Staatsgerichts⸗ hofs, den das Kabinett Braun bekanntlich an⸗ gerufen hat. Man kann die Stellungnahme des Reichsrats begrüßen, wie man über⸗ haupt über alles froh ſein muß, was geeig⸗ net erſcheint, in dieſer mit Konflikten über⸗ reich geladenen Zeit neue Zwiſtigkeiten zu vermeiden. Dabei darf man andererſeits nicht überſehen, daß das Vorgehen der Reichsregierung gegen das größte deutſche Land bei anderen Länderregierungen Be⸗ ſorgniſſe ausgelöſt hat, die nicht ohne weite⸗ res aus der Welt zu ſchaffen ſind. Eine Lö⸗ ſung muß alſo irgendwie gefunden werden. die beſte wäre die, daß Preußen nach dem 5 März ſich auf dem durch die Verfaſſung vorgeſchriebenen Weg eine neue Regierung ibt. Uebrigens ſind auch in Heſſen die po⸗ itiſchen Verhältniſſe recht eigenartig: das Kabinett Adelung iſt ſchon vor längerer Zeit zurückgetreten führt aber die Geſchäfte wei⸗ ter, da bei den Mehrheitsverhältniſſen im Landtag die Wahl einer neuen Regierung nicht möglich iſt. Die Situation iſt nun da⸗ durch noch komplizierter geworden, daß In⸗ nenminiſter Leuſchner— er gehört wie der Staatspräſident zur Sozialdemokratie— dieſer Tage ſeinen Rücktritt in Ausſicht ge⸗ ſtellt hat. Schon vor ſeiner Erklärung hatte aus Berlin na das Reich einen höheren Miniſterialbeamten Darmſtadt geſchickt, um die 1 Lage an Ort und Stelle zu prüfen. In Heſ⸗ een hat dieſe Aufſehen erregt. 0 FRO ESSENEGZSSNHTEN · uur clit Sοονανiũñ. οννναν⁰ Dä BEA EE Vir Scr E Y οοοιινονν En Clerumound Milim iim Ihnteiß den auf Vaterliebe, die Liebe eines Sträflings zu ſeinei Tochter iſt das Hauptthema dieſes Muſterſülmes N 2. Der Paramount⸗Weltlacherſolg: Volldampf Charly der beſte Lachſchlager in 7 luſtigen Akten 3. Wilbweſtſchlager: Hep Jundung züs Gem könen Masten Verſäume niemand dieſen fabelhaften Paramount Spitzenſpielplan. 8 An allen Tagen ab 7 Uhr, ab e9 Uhr nochmals, Ende 12 Uhr Sonntad große v e e 104 Volldampf— Charli, Luſtſpiel und Wildweſt Jeder einmal ins Unlon! 9 075 wahlkampf f gen im früheren Sinne finden allerdings mwenſchluß „Inſpektion“ natürlich viel * * 0 Mittlerweile geht der Reichstags ⸗ weiter. Wahlverſammlun⸗ lange nicht mehr ſo häufig ſtatt wie einſt. An ihre Stelle ſind Aufmärſche und Demon. ſtrationen getreten, die leider immer wieder zu blutigen Zuſammenſtößen Anlaß geben. Auch die großen Kundgebungen mit einzel⸗ Führern ſind beliebt. So Hitler immer ſtarken Zu- nen prominenten hat Reichskanzler 1 lauf; er ſprach dieſe Woche in Stuttgart und wird nächſte Woche in Frankf die Reichsregierung hat inzwiſchen umfaſ⸗ 179 1 e e, nahmen verfügt: a U wirkſchaft wurden die Zölle auf Vieh, Fleiſch Frankfurt ſein.— Maß zum Schutze der Land⸗ und Schmalz erhöht und der Vollſtreckungs⸗ ſchuz wurde auf das geſamte Reichsgebiet ausgedehnt; für die Sozialrentner ſoll durch Aufhebung der Rentenkürzungen et⸗ was getan, für den Mittelſtand ſoll ein be⸗ ſonderes Staatsſekretariat beim Reichsmini⸗ ſterium des Innern geſchaffen werden. * Das reichlich verworrene Spiel der außen. polſtiſchen Entwicklungen wird durch zwei große Ereigniſſe überſchattet: das eine iſt die 71 der oſtaſiatiſchen Kriſe, das andere der neue enge Zuſam⸗ a der ſogenannten„Kleinen Entente“, 5 der Tſchechoſlowakei, Süd: lanieng und 1 zwichen beiden leren in durchaus verſchiedener Rich Samstag, den 18. Februar 1933 0 50. Jahrgang Mazznahmen des Neichskabinett⸗ Verordnung über die Aufhebung der Rentenkürzung— Weitere Maßnahmen zum Schutze der Landwirtſchaft— Miniſter Goering über ſeine Personalpolitik Berlin, 18. Februar. Die Notverordnung zur Auf⸗ hebung der Rentenkür zungen bei der Sozial verſicherung wird am heutigen Samstag veröffentlicht werden. Durch dieſe neue Verordnung ſoll die Not⸗ verordnung vom 14. Juni 1932 abgeändert werden, und zwar in erſter Linie die Be⸗ ſtimmungen über die ſogenannten Ruhens⸗ vorſchriften für die Fälle, in denen bis zum Juni v. Is. Renten aus der Invalidenver⸗ ſicherung und der Kriegsbeſchädigtenfürſorge gewährt worden waren. Bekanntlich be⸗ ſtimmte die Juniverordnung dann, daß un⸗ ter gewiſſen Vorausſetzungen bei Doppel⸗ empfängern eine der beiden Renten zu ru⸗ hen habe. Dadurch entſtanden Härten, die jetzt beſeitigt werden ſollen. Das finanzielle Ausmaß dieſer Härte⸗ milderung beträgt für die Reichskaſſe etwa 24 Millionen Mark im Jahr. Wie die„Kreuzzeitung“ zu berichten weiß, ſollen die Vorſchriften über die Anrechnung der Renten aus der Reichsverſorgung und der Beamtenpenſion auf Leiſtungen der ſo⸗ zialen Verſicherung dahin geändert werden, daß mindeſtens ein Drittel der Leiſtungen auf Invaliden⸗ und Angeſtelltenverſicherung 00 Knappſchaftsverſicherung zahlbar bleiben. Von dieſen Leiſtungen darf höchſtens ein Betrag von monaklich 50 Mark gekürzt werden. die Mehrkoſten ſollen den Trägern der Invalidenverſicherung vom Reich erſtaltet werden. Jür Kinderzu⸗ lagen und Waiſenrenken wird die Al⸗ kersgrenze um ein Jahr vom 15. auf das 16. Lebensjahr erhöhl. Im Verwaltungsweg ſollen Unterſtützungen zur Erhaltung der Eigenheime bei ſolchen Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebe⸗ nen, die eine Kapitalabfindung erhalten ha⸗ ben, angeordnet werden. Schließlich iſt die Gewährung einmaliger Unterſtützungen für ſtudierende Kriegerwaiſen ſowie für Kriegs⸗ beſchädigte und Witwen, die keine Zuſchuß⸗ renten erhalten, in Ausſicht genommen. Die Kranlenſcheingebühr Wie weiter gemeldet wird, hat ſich das Reichskabinett auch mit der Frage der Krankenſcheingebühr, die bekannt⸗ lich 50 Pfennig beträgt, beſchäftigt. tung und doch ſind ſie beide Kennzeichen der gleichen Entwicklung, einer Entwicklung nämlich, die— wenigſtens für die Gegen⸗ wart— den Traum von der Univerſalität des Völkerbundes, von der Gemeinſchafts⸗ arbeit der Völker als unerfüllbar erweiſt. Japan entzieht ſich nach monatelangem Hin und Her bewußt der Einwirkung des Völ⸗ kerbundes und der Großmächte, um ſeine nationale Ausdehnungspolitik rückſichtslos durchzuführen. Es iſt entſchloſſen, dafür auch ſeine Zugehörigkeit zum Völkerbunde zu op⸗ fern. Und die„Kleine Entente“ ſchafft ſich einen eigenen„Machtblock“, eine eigene O ganiſation zur Vertretung ihrer außenpole chen und wirtſchaftlichen Intereſſen, ohne die weitere Entwicklung der Genfer Pläne von der Europa⸗Union, dem Donaubunde und den Abkommen über e abzu⸗ warten. Wer den Gang der Dinge in Genf aufmerkſam verfolgt hat, wird ſich darüber allerdings nicht wundern. Denn es hat ſich ſchon ſeit langem gezeigt, daß der Genfer Bund nicht viel mehr iſt,, als eine Plattform auf der ſſch die Vertreter wichtiger Mächte Eine Entſcheidung über die Abänderung dieſer Beſtimmung iſt noch nicht ge⸗ troffen, doch hält man in unterrichlelen Kreiſen eine Halbierung, alſo eine Her⸗ abſetzung auf 25 Pfennig für wahr- ſcheinlich. Das Kabinett hat ſich weiterhin mit dem Nachtragshaushalt für das Luftfahrtkommiſ⸗ ſariat befaßt. Die Erörterungen hierüber ſind gleichfalls noch nicht abgeſchloſſen. Handwerk und Landwirtſchaft Reichskanzler Hitler empfing am Freitag Vertreter des Handwerks und des Mit- kelſtandes, die ihm den Wunſch auf Schaffung eines Staaksſekretariats für den Mitlelſtand im Reichswirtſchafts⸗ miniſterium vorkrugen. Dieſem Wun⸗ ſche wird enkſprochen werden. Amtlich wird mitgeteilt: In der Sitzung des Reichskabinetts wurden neue Vorſchläge des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft, Dr. Hugenberg, für die Pflege des Getreidemarktes ange⸗ nommen. Darnach allen vor allem neue krſchioſse Abſatzmöglichkeiten für Getreide erſchloſſen werden, während andererſeits ausländiſches Getreide jeder Art— abgeſe⸗ hen von Austauſchgetreide— vom Markt ferngehalten werden wird. Die Perſonalpolitik in Preußen Reichskommiſſar und Reichsminiſter Gö⸗ ring äußerte ſich anläßlich eines Empfan⸗ ges bei Vizekanzler von Papen über die von ihm in dieſen Tagen durchgeführten [Perſonalveränderungen in Preu⸗ ßen. Er teilte dabei u. a. mit, daß ihm jeg⸗ liche Rachemotive bei ſeiner Perſonalpolitit fernlägen. Wenn ein Beamter eine im na⸗ tionalen Sinne poſitive Leiſtung aufzuwei⸗ ſen habe, ſo verſöhne das in, den Miniſter, mit einem Dutzend gemachter Fehler. Die mittlere und unkere Beamtenſchaft würde demnächſt in gleicher Art wie die leitenden Beamten überprüft werden. Hier unkerſcheide er allerdings genau, wie weit dieſe unteren Beamten lediglich Aufträge ihrer vorgeſetzten Dienſtſtellen gehorſam ausgeführt hätten und wie⸗ weit ſie darüber hinaus ſich zu ſelbſtän⸗ digen Schikanen der damaligen nationa⸗ len Oppoſition hälten hinreißen laſſen. Der Erſaß werde künftiahin nur aus na⸗ zu mehr oder minder intereſſanten Ausſpra⸗ chen regelmäßig zuſammenfinden. Das iſt beſtimmt nicht völlig wertlos— ob aber der gewaltige Verwaltungsapparat des Völker⸗ bundes dazu nötig iſt, iſt eine andere Frage. Nebenbei bemerkt, wird der enge Zuſam⸗ menſchluß der Tſchechoſlowakei, Rumäniens und Südſlawiens vor allem dadurch außen ⸗ politiſch ſehr intereſſant, daß alle drei Staa⸗ ten Freunde und Verbündete Frankreichs ſind. Es iſt geplant, auch Polen in den neuen Bund einzubeziehen. Dann wären alle vier franzöſiſchen Vaſallenſtaaten im europäiſchen Oſten eng unter ſich zuſammengeſchloſſen. Das wäre ein neuer Erfolg der franzöſiſchen Außenpolitik, die konſequent auf eine völlige Iſolierung Deutſchlands hinarbeitet. Völlig geglückt iſt ihr zwar die Erreichung dieſes Zieles noch nicht, denn ſowohl Italien wie auch Rußland haben wiederholt erklärt, daß ſie dabei nicht mitmachen. * Zwei bedeutſame Nachrichten ſind in die⸗ fer Woche aus Amerika gekommen: in Detroit, am Sitze der amerikanſſchen Auto⸗ überhaupt noch nicht lional eingeſtellten Männern genommen werden. Eine völlige Umorganiſation ſei auch bei der Kriminalpolizei notwendig, die in Bekämpfung des Verbrechertums durchzu⸗ führen. Beſondere Zeiten erforderten beſon⸗ dere Maßnahmen, und dieſe werde er in kurzem treffen. Reichswehrminiſter an die Marine „Für uns gibt es keine Parteien und keine Klaſſen!“ Kiel, 18. Februar. Reichswehrminiſter von Blomberg, der zu einer Beſichtigung der Marine in Kiel weilte, hielt am Freitag auf dem Ka⸗ ſernenhof an die Truppen des Standortes Kiel und die Abordnungen der Flottenſtreit⸗ kräfte eine Anſprache, in der er ausführte: Ich bin ſtolz als Euer Reichswehrminiſter vor Eurer Front ſtehen zu können. Als mich das Vertrauen des Generalfeldmar⸗ ſchalls von Hindenburg auf dieſen Poſten rief, da waren es zwei Punkte, die mich be⸗ ſonders ſtolz machten, einmal daß ich das Mitglied einer Regierung ſein durfte, hinter der Millionen deutſcher nationaler Männer ſtehen und zweitens, daß ich durch meine jetzige Stellung als Befehlshaber der Wehr⸗ macht in ein beſonderes Verhältnis zur Reichsmarine trete. Ich habe in den letzten Jahren als Befehlshaber in Oſtpreußen die Marine kennengelernt und habe erfahren, welche entſcheidend wichtige Rolle die Reichs⸗ marine für die Verteidigung des Vaterlandes ausfüllen ſoll. Das deulſche Volk erlebt in dieſen Tagen in dieſen Wochen und Monalen eine be⸗ ſondere innere Bewegung. Da ſieht die Welt beſonders auf uns, die Wehrmacht. denn wir verkreken in vorderſter Linie die deulſche Ehre und das deutſche An⸗ ſehen, ja noch mehr, jeder weiß, daß wir Soldaten herausgehoben ſind aus dem polifiſchen Kampf des Tages. Für uns gibt es keine Parteien und es gibt auch eine flaſſe. Für uns gilt nur das gan⸗ ze Deukſchland und mit uns fühlen viele Millionen deutſcher Männer. Sie fühlen mit uns und ſie wiſſen, daß es für einen wahren deutſchen Mann nur eines gibt, für Deutſchlond zu leben, für Deutſch⸗ land zu kämpfen und für Deutſchland zu ſterben. modilünduſtrie, hat es große Bank⸗ ſchwierigkeiten gegeben und es wären buchſtäblich alle Auszahlungen zeitweilig unmöglich geworden, wenn nicht die Jen⸗ tralbehörden mit Goldſendungen eingegrif⸗ fen hätten. Das iſt ein Zeichen des Erlah⸗ mens des wirtſchaftlichen Kreislaufs, eine bedenkliche Kriſenerſcheinung auch im„rei⸗ chen Amerika“. Das zweite Ereignis, das aufhorchen ließ, war das Attentat auf den neuen Präſidenten Rooſe⸗ velt, der in einigen Tagen ſein neues Amt antreten ſoll. Rooſevelt ſelber blieb unver⸗ letzt, aber mehrere ſeiner Begleiter— dar⸗ unter der Bürgermeiſter von Chicago wurden ſchwer verwundet. Die Popularität Rooſevelts wird durch das Attentat ſicher⸗ lich nur gewinnen, aber man erkennt die Erregung und die politiſche Unklarheit daraus, daß gegen einen im öffentlichen Le⸗ ben, mit ungeheurer Mehrheit zum Staats- oberhaupt gewählten Mann, der ſein Amt angetreten hat, die Waffe erhoben wurde. Wie ſagten wir oben? Eine brodelnde, gärende Zeit Lokales * Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes übernimmt am kommenden Sonntag Herr Dr. Bla aß den ärzt⸗ lichen Sonntags dienſt. * Viernheims größter Sänger⸗ Maskenball findet am Sonntag, den 26. Februar, abend 811 Uhr im„Karpfen⸗Saale“ ſtatt, unter Mitwirkung des Männergeſangvereins Harmonle. Die niedrig. Eintrittspreiſe für Masken und Nichtmasken ermöglichen es einem jeden, auch mit wenig Geld ſich auf einige frohe Stunden dem Karneval zu widmen. Näheres im Inſerat am Montag. 1450 * Alt und Jung tanzt morgen abend nach dem Volkschor⸗Kabarett im„Karpfen⸗ Saal. Die Muſik wird von der Kapelle Hanf⸗ Blank ausgeführt. * Nationaltänze ſind der Ausdruck des Volksempſindens einer Nation. Das ehe- malige Mitglied des Mannheimer Nationaltheaters, Fräulein Betty Sauter, zeigt morgen Sonntag abend beim Volkschor-Kabarett zuſammen mit ihrem Partner, Herrn Moraſch, verſchiedene Nationaltänze im Koſtüm. 1 * Karnevaliſtiſche Sitzung. Der Club der, Gemütlichen veranſtaltet am Sonntag, den 26. Febr. im Saal des deutſchen Kaiſer eine karnevaliſtiſche Sitzung. Wir können unſere Freunde und Gönner heute ſchon darauf auf⸗ merkſam machen, daß auch dieſer abend voll Witz, Humor und Heiterkeit ſein wird. Es wird ein ganz neues Programm geboten und wer ſeine Sorgen einige Stunden vergeſſen will beſucht die karnevaliſtiſche Sitzung am Sonntag, den 26. Februar im wunderbar dekorierten Saal des deutſchen Kaiſer. Den muſikaliſchen Teil übernimmt wieder die Hofkapelle Hanf⸗Blank. * Zauberer und Jongleure ſind immer intereſſant. Etwas von dieſer Kunſt ſehen Sie morgen abend beim Volkschor-Kabarett im„Karpfen“. Anſchließend Tanz. „Iſt das nicht wundervoll? Ja das iſt wundervoll!“ Ja knorke wird es werden bei dem großen Maskenball am kommen- den Samstag, den 25. ds. Mts. im herrlich dekorierten Engelſaale. Schlager auf Schlager! und dazu noch ein Prinz Karneval nach Kölner Format und nicht zuletzt auch die Mitwirkung des Männergeſangvereins 1846. Zuſammen⸗ faſſend ſei geſagt, daß es diesmal ein ausnahms⸗ weis buntes und ſtimmungsvolles Narrentreiben ſein wird. a Sport und Spiel. Viernheimer Sportler aufgepaßt! Doppelſpiel auf dem UfR⸗Platz! Kraftſportabend im Engel! viernheimer benützt den Vorverkauf! Aus dem Inſerat der Sportygg. Amicitia kann man ein volles Programm erſehen, die Fußballer und auch die Athleten treten auf den Plan. Die Grünen treten mit Mandel Fritz als Mittelſtürmer, ſonſt in unverändeter Auf⸗ ſtellung. Ob ſie ſich bewährt, wird ſich wohl beweiſen, hoffentlich nach der poſitiven Seite. Vorverkauf für Mitglieder morgen Vorm. von 10 Uhr in der Geſchäftsſtelle und zwar zu 40 Pfg. anſtatt 70 Pfg. Nichtmitglieder zahlen 50 Pfg. anſtatt 70 Pfg. Wir bitten um rege Benützung. Abends 38 Uhr beginnen die Kraftſport⸗ ler mit ihrem Werbeabend im Goldenen Engel. Es wird gerungen und auch geſtemmt gegen die ſtarke Sportogg. 1884 Mannheim. Die Leute ſind tadellos durchtrainiert und bieten dem ver⸗ wöhnteſteu Kraftſportler einen genußreichen Abend. Der Eintriit iſt ziemlich nieder gehalten. Anſchließend findet eine Tanzunterhaltung ſtatt und zwar ungefähr um 9 Uhr. Die be⸗ kannte, immer beliebter werdende Muſikkapelle Schwarz. Weiß ſpielt auf. Sportuorſchau Süddeutſche Fußball⸗Endſpiele.— Vob⸗Welt⸗ meiſterſchaften in Schreiberhau.— Eishockey⸗ Weltmeiſterſchaft in Prag. Nach der Abſage der Deutſchen Skimeiſter⸗ ſchaften, die wegen der ſchlechten Schneeverhält⸗ niſſe im Schwarzwald um eine Woche ver⸗ ſchoben wurden, konzentriert ſich das Haupt⸗ intereſſe in Süddeutſchland wieder auf die Fußball⸗Endſpiele. Sonſt weiſt das nicht allzu umfangreiche Programm des Sonntags noch die Kämpfe um die Bob⸗Weltmeiſterſchaften in Schreiberhau und um die Eishockey⸗Welt⸗ meiſterſchaften in Prag auf.— Im 15 Fußball ſtehen, wie geſagt, die Were Endſpiele im Vordergrund des Intereſſes. Während drei der 16 Endſpielteilnebmer bereits am ver⸗ gangenen Sonntag die erſte Spielſerie been⸗ deten, iſt dies bei faſt allen übrigen Mann⸗ Feen erſt an dieſem Fe der Fall. olgende Spiele ſind vorgeſehen: bteilung 1: FK. Pirmaſens— 1860 München, Bayern München— 1. FC. Nürnberg, Phönir Lud⸗ wigshafen— 1. FC. Kaiſerslautern und SVg. Fürth— SV. Waldhof; Abteilung 2: Eintracht Frankfurt— Phönix Karlsruhe, Karlsruher FV.— FSV. Frankfurt, FSV. 05 Mainz— Union Böckingen und Stutt⸗ garter Kickers— Wormatia Worms.— In der Abteilung 1 ſtehen der 1. FC. Nürnberg und 1860 München, die beiden Tabellenfüh⸗ rer, vor recht ſchweren Aufgaben.— In der zweiten Abteilung dürfte die Frankfurter Ein⸗ tracht weiter an Boden gewinnen, zumal noch der FSV. Frankfurt in Karlsruhe gegen den KFV. antreten muß und hier einen ſehr ſchwe⸗ ren Stand haben wird. In den beiden reſt⸗ lichen Spielen ſind 05 Mainz und Stuttgar⸗ ter Kickers in Front zu erwarten.— Im Po⸗ kalwettbewerb gibt es in allen Bezirken recht intereſſante Begegnungen.— Im Reich und im Ausland werden die Meiſterſchafts⸗ und Pokalſpiele fortgeſetzt.— Im Handball werden die entſcheidenden Spiele bei Turnern und Sportlern fortgeſetzt. In den DS.⸗ Endſpielen der Abteilung Weſt treffen ſich SV. Waldhof— SV. 98 Darmſtadt und VfR. Kaiſerslautern und VfR. Schwanheim. Nach dem guten Abſchneiden der Waldhöfer in Schwanheim, darf man auf ihr Spiel gegen Darmſtadt geſpannt ſein. Auch das Spiel in Kaiſerslautern wird man hinſichtlich des Aus⸗ gangs offen laſſen müſſen.— Im Reich iſt der 19. Städtekampf zwiſchen Berlin und Leipzig(DT.) zu erwähnen.— Der Radſport bringt Bahnrennen in Berlin(„Die Nacht'), in Breslau(„1000 Runden“) und in Paris (nationale Wintermeiſterſchaften). In Stutt⸗ gart iſt das Sechstagerennen im Gang, das bereits am Freitag abend begonnen hat.— Der Winterſport wird durch die ungünſtigen Schneenerhältniſſe 000 ˖ deutſchen Mittelgebirgen frarr beef krächtigt. Baiersbronn mußten jetzt um eine Woche deiſhoben werden, in der affrunz, dad de. der k dahin wenigſtens Schnee gefallen is den Alpen gibt es zahlreiche Skiveran 1 10 b eiſter⸗ ſchaften in Römerſtadt und das Parſenn⸗Derby darunter als bedeutendſte die HDW. in der Schweiz.— Im Eis⸗ und Schlitten⸗ ſport findet man ſchon beſſere Verhältniſſe vor, da die Temperaturen in den Gebirgen doch meiſt unter Rull liegen. In Schreiber! au wird am Wochenende die Zer⸗Bobweltmeiſterſchaft ausgetragen. Erploſion eines Pulvermagazins Peking, 17. Februar. Nach Meldungen aus der Provinz Dſche⸗ flog in Luchua in der Rübe der Haupt⸗ tadt der Provinz ein Pulvermagazin in die Luft. Die Jahl der getöteten und verwunde⸗ ten Soldaten beträgt 40. Man behauptet, daß es ſich um einen Anſchlag mandſchuri⸗ ſcher Anhänger handele. 95 Die Perſonalveränderungen in Heſſen⸗Naſſan * Frankfurt a. M., 17. Febr. Die Kom⸗ miſſare des Reichs in Preußen haben beſchloſ⸗ ſen, die Regierungspräſidenten Dr. Friedens⸗ burg in Kaſſel und Ehrler in Wiesbaden, den Polizeipräſidenten Steinberg in Frankfurt a. M. und den Landrat Apel in Frankfurt a. M.⸗Höchſt unter Gewährung des geſetzlichen Wartegeldes ſofort in den einſtweiligen Ruhe⸗ ſtand zu verſetzen. Zu Regierungspräſidenten, in Kaſſel und Wiesbaden wurden vorbehaltlich der Zuſtim⸗ mung der Provinzialausſchüſſe ernannt Land⸗ rat Rotbeig in Goslar für Kaſſel und Mini⸗ ſterialrat Iſchitſch im preußiſchen Innenmini⸗ ſterium für Wiesbaden. Zum Polizeipräſidenten in Frankfurt a. M. iſt General a. D. von Weſtrem in Wiesbaden⸗ Biebrich ernannt worden. Aus dem Vilderbuch des Lebens Die gestohlenen Flöhe— seltene Zeugen— Ein ſonderbarer Ka Ein alter Anſug 5 Es ereignen ſich immer noch recht merk⸗ würdige Dinge, daß man ſich oft wundern könnte, aber wir ſind ja heute ſo weit, da, wir uns über nichts mehr wundern, leider iſt es ſo, aber die Zeiten bringen es nun ein⸗ mal mit ſich, daß geſtohlen wird, was nicht niet- und nagelfeſt iſt. Daß man aber Flöhe ſtiehlt, denen man doch immer recht[gern aus dem Wege geht, dürfte nicht alle Tage vorkommen. Aber es waren keine gewöhnliche Flöhe, die nur dazu da ſind, den Menſchen zu quälen und beſonders dann, wenn er aus ge⸗ wiſſen Gründen nicht in der Lage iſt, ſich gegen dieſe Geiſter zu wehren, ſondern es waren„künſtleriſch begabte Flöhe“, die auf der letzten Kirmes in Müllheim in einer Schachtel einem Flohzirkus entwendet wor⸗ den ſind. Es gab ein ewilde Hetzjagd zwi⸗ ſchen Karuſſells und Schaubuden nach dem vermeintlichen Täter, in deſſen Beſitz die blut⸗ durſtigen Künſtler jedoch nicht mehr gefunden wurden. Erſt ſpäter fand man die Schachtel mit den Flöhen hinter einem Bretterzaun wie⸗ der. Der geſchädigte Flohzirkusbeſißer hatte nun gegen den jungen Mann, der ſeinerzeit feſtgenommen worden war, Strafanzeige wegen Diebſtahls von Zirkusflöhen erhoben. In einer rührenden Ausſage, die er ſchriftlich zu Proto⸗ koll gegeben, ſchilderte der Zirkusdirektor das Schickſal ſeiner armen Flöhe. Danach hatten vier„Balleutteuſen“ durch die ruchloſe Hand des Räubers ihr Leben laſſen müſſen, wäyrend zwei andere, darunter der„ſtarke Auguſt“, der ſo ſchön Fußball ſpielen konnte, ſchwer verletzt worden waren. Infolge dieſes Tat⸗ beſtandes gab ſich das Gericht die erdenklichſte Mühe, den Täter ſeines Verbrechens zu über⸗ führen. Da es aber keinen Zeugen gab, der den Diebſtahl beobachtet hakte, mußte das Vergehen ungeſühnt bleiben. Das klaſſiſche Urteil lautete: Der Angeklagte muß mangels Beweiſes freigeſprochen werden, da ihm der Diebſtahl von Zirkusflöhen nicht nachgewieſen werden konnte. Da wir nun gerade bei dieſen Tierchen ſind, noch ein Fall, in dem dieſe braunen Geſellen nicht geſtohlen, ſondern als Zeugen geholt wor⸗ den ſind. In einer ſüdweſtdeutſchen Stadt wollte ein Geſchäftsmann ſeinen Laden vor Ablau fdes Vertrages verlaſſen mit der Be⸗ gründung, daß Flöhe dort wären. Der Haus⸗ beſitzer erklärte dagegen, daß es gar keine Flöhe mehr gäbe. Ein Sachverſtändiger wurde geſchickt zur weiteren Feſtſtellung, und ſiehe da, er brachte ſieben dieſer munteren Tierchen mit. Der Ladenbeſitzer hatte unter der Wucht die⸗ ſer Zeugen ſeinen Prozeß gewonnen. Wir wollen dieſes wenig erfreuliche Gebiet verlaſſen und feſtſtellen, daß es nicht nur ſon⸗ derbare Dinge, ſondern noch viel ſonderbarere Menſchen gibt. So weiß die ölniſche Zei⸗ tung“ von einem Mann zu berichten, der nicht genug Steuern zu zahlen glaubte, obwohl die Finanzämter doch ihr Möglichſtes tun, um dem Staat zu Geld zu verhelfen. Dieſer Sonderlina lebte einen ziemlich ſoraloſen Taa. aufbringt, hier einen Schlußſtrich zu ziehen es wäre zu 15 t 5 Ble nur daß das Finanzamt ihm Sorgen macht wegen der zu geringen Einſchätzung. Durch Schimpfen und Drohungen hat er die Beamten verſucht zu beeinfluſſen, ihm höhere Sätze ab⸗ zuverlangen, aber die Beamten konnten nicht über die vorgeſchrievenen Steuern hinaus. Der Unbelehrbare erklärte, das Finanzamt betrüge auf dieſe Art den Staat und ſorge ſo für den Staatsbankrott. Die Beamten haben die größte Not, dem aufgebrachten Herrn klarzumache daß bei ſeiner Steuerveranlagung alles ſeine Richtigkeit habe und ſie ihm mik dem beſten Willen(den wohl kein Menſch dem Finanz⸗ amt abſtreiten kann) nicht mehr Steuern ab⸗ nehmen könnten. Unzufrieden, immer wieder leiſe vor ſich herſchimpfend, eilt der Sonder⸗ ling zur Poſt und erſteht dort mehrere Bogen Freimarken. Hocherhobenen Hauptes trägt er ſie nach Hauſe; dort übergibt er ſie mit feier⸗ licher Geſte den Flammen ſeines häuslichen Herdes. Nun iſt ſein Gewiſſen beruhigt. Er hat dem Staat gegeben, was ihm zukommt, worum das Finanzamt ihn ſchädigen wollte. Jetzt kann das Leben wieder ſeinen geruh⸗ ſamen Gang weitergehen— bis zum näch⸗ ſten Steuerzettel. Der Mann kann ſich wirklich für Geld ſehen laſſen. Vielleicht hätte er auf einer der immer noch ſo beliebten Schönheilskonkurrenzen Erfolg. Für die Rieſenausſtellung in Chicago werden wieder einmal die 51 ſchönſten leider nur Frauen der Welt geſucht, ausgerechnet 511 Manbraucht eine Königin, eine erſte und eine zweite Hofdame und 48 Damen des Gefol⸗ ges. 51 ſchönſte Frauen ſollen koſtenlos nach Chicago reiſen, ſich dort längere Zeit aufhal⸗ ten, aus ihrer Mitte die Schönheitskönigin wählen laſſen und dann wieder nach Hauſe gebracht werden. Zum Anreiz ſind noch etliche Preiſe ausgeſetzt. Wann endlich wird dieſer grobe Unfug ein Ende haben? Ein Unfug, der lediglich einigen Geſchäftsleuten die Ta⸗ ſchen füllt. Die Türkei wird den anderen Kulturvölkern mit gutem Beiſpiel vorangehen. Mit verbiſſener Energie hatte Kemal Paſcha darauf hingearbeitet, daß die Türkei mehr und mehr auf das europäiſche Niveau ge⸗ bracht wurde. Neben manchen guten Neue⸗ rungen war es leider nicht zu vermeiden, daß auch europäiſch⸗amerikaniſche Unſitten ihren Einzug hielten. Beſonders die Schönheitskon⸗ kurrenzen, die von geſchickten Managern in der ganzen Welt aufgezogen werden, fanden auch in der Türkei ſtatt und erlebten in der Wahl der„Miß Turque“ ihren„grandio⸗ ſen“ Abſchluß. Das türkiſche Volk ſoll jetzt von dieſem Unſinn nicht mehr behelligt werden. Nach einem im Parlament eingebrachten An⸗ woch der aller Vorausſicht nach angenommen werden wird, ſind derarkige Schönheitskon⸗ kurrenzen in Zutunft für das geſamte Staats⸗ 1 1 unter Verbot geſtellt. Man kann der ürkei nur gratulieren, wenn ſie den Mut chen, weün recht viel oſgen würden. d. dieſem Beiſpiel ieſem 5 5 Die deutſchen Skimeiſterſchaften in Son Apoſtelkirche: ½7 Uhr hl. Meſſe. 8 Uhr hl. Meſſe mit Predigt. 10 Uhr Hochamt mit Predigt. 2 Uhr Chriſtenlehre für die Jünglinge. 2 Uhr Andacht, darauf Verſammlung des chriſtlichen Mütterverein. 4 Verſammlung für die 3. Abteilung der Jungfrauenkongregation. Marienkirche: ü 1/9 Uhr hl. Meſſe mit Predigt. ½11 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der Apoſtelkirche an Werktagen: b Montag: ¼7 Uhr 1., ½8 Uhr 2. S.-A. für Magd. Hoock geb. Bugert. Dieustag: ¾7 Uhr 1, ½8 Uhr 2. S. A. für Valentin Kempf. Pfenning geb. Burkert. 8 Uhr 3. S.⸗A. für A. M. Rhein geb. Weidner. Neff geb. Mandel. 7/8 Uhr 3. S.⸗A. für Valt. Kirchner 2. und Angehörige. 3¾7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Mich. Hoock 5. Brechtel, beſt. von ihren Schulkameradinnen. Samstag: 3/7 Uhr 3. S. A. für Eva Babylon geb. Werle. 3/7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Familie Eruſt und Adam Mandel. für Kath. Hofmann geb. Adler. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Barmherzigen Schweſtern 7 Uhr hl. Meſſe. alten Kirche um 7 Uhr hl. Meſſe. f Am nächſten Sonntag gemeinſchaftliche hl. Kommunion des Männerapoſtolates, zugleich ge⸗ des Herrn Rektor Beller und Lehrer Mohr. Beicht am Samstag 2 Uhr. Am nächſten Samstag gemeinſchaftliche hl. Kommunion der vorjährigen Erſtkommunikanten werden gebeten, auf jeder Seite die erſten acht Kinder beichten Freitag und zwar die Knaben 5 Uhr, die Mädchen um 6 Uhr. hl. Vater. Dienstag ½9 Uhr Verſammlung des Jung ⸗ männervereins im Löwen. Kirchliche Anzeigen der Vormittags 10 Uhr: Gottesdienſt. Vormittags 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Montag, den 20. Februar 1933. Mittwoch, den 22. Februar 1933 Abends 8 Uhr: Turn- und Spielſtunde. Donnerstag, den 23. Februar 1933 Abends 8 Uhr: Männerverſammlung. Untererhebſtelle. bis Ende ds. Mts. Februar ohne Mahnkoſten bezahlt werden, ebenſo alle Pacht- und Holzgeld⸗ bezahlt werden. 1932 noch ohne Mahnkoſten JüRivchner. 1 2 nur 23 Pfd. Ferner biete ich an: Weizenmehl Margarine Cocosfett 5 Rund noch 5 Prozent Rabatt! Pfd. 16 und 18 Pfg⸗ Pfd. von 24 Pfg. an Alois Walte: ans Dampf. Staatstat dayeriſchen Staatsregierung. des Reichs Mittwoch: ¼7 Uhr Uhr 3. S.⸗A. für Sabing Donnerstag: ¼ 7 Uhr 3. S.A. für A. M.“ Freitag: ¼7 Uhr beſt. E.⸗A. für den ver. unglückten Jakob Gutperle, Vater Nikolaus ½8 Uhr beſt. EA. für A. M. Müller geb. 8 Uhr Singmeſſe anſtatt eines beſt. JG. Fräulein, am Dienstag und Donnerstag bei den Am Dienstag und Donnerstag iſt in der meinſchaftliche hl. Kommunion für die Schüler während des 2. Gottesdienſtes. Die Gläubigen 0 Bänke für die Kinder frei zu halten. Die Am nächſten N Sonntag Kollekte an den Kirchentüren für den Kleiner Saal. Ein. 1 gang im Hof. Trink- u. Rauchverbot im Saal Ev. Gemeinde Viernhein Sonntag, den 19. Febr. 1933 7. S. u. Epipf 10 Abends 8 Uhr: Jugendverein u. Mädchenbund. Abends 8 ½ Uhr: Uebungsſt. des Kirchenchor. Das 5. Ziel Landesſteuer 1932 kann noc 5 ſchuldigkeiten, die bis 1. März geſtundet waren Bis zum gleichen Zeitpunkt kann das 1. gie Hundeſtener 1933 und das 4. Ziel Kirchenſteuer Qufta- Gutscheine werden noch angenommen, das ganze Pfd kostet Weizenauszugsmehl 00 Pfd. 20 und 22 Pfg. Pfd. von 25 Pfg. au kurzen Worten: ef empfang am Freitag er als Vertreter der r. Der Reichskanzler empfing das Präſidium bsverbandes des Deutſchen Hand⸗ werks und ſagte die Beſtellung eines Ver⸗ trauensmannes der mittelſtändiſchen Wirt⸗ ſchaft an entſcheidender Stelle mit entſpre⸗ cenden Vollmachten zu. Der uß der Stillhalteverhandlungen und der günſtige Status der Reichsbank machen, wie man in unterrichteten Kreiſen erfährt, die Diskontſenkung um ein halb möglich. Prozent Relchswehrminiſter von Blomberg ſtattete der Reichsmarine in Kiel einen Beſuch ab. Er hielt bel dieſer Gelegenheit Anſprachen an das Marine⸗Offizierskorps und die Trup⸗ penteile des Standortes Kiel. Bisher wurden 63 Todesopfer der Exvlo⸗ ſionskataſtro 1 0 Gerüchte über neue Exploflonsmöglichkeiten haben ſich als unbegründet herausgeſtellt. 7ͤͥͤͥͤ Kd Der Wahlkampf Sozlaldemoltat ſhe und kommuniſtiſche Kund⸗ gebungen im Bezirk Köln verboten. Köln, 18. Februar. Der Regierungspräſident von Köln teilt mit:„Die Erſchießung eines SA⸗Mannes aus dem SpPDD⸗Volkshauſe in Siegburg hat eine lebhafte Erregung in vielen Kreiſen der Be⸗ völkerung hervorgerufen. Oeffentliche Ver⸗ ſammlungen der SPD, der Eiſernen Front und der dieſen naheſtehenden Organiſationen bedeuten eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit und werden darum auf Grund der Verordnung zum Schutze des deut⸗ ſchen Volkes vom 4. Februar 1933 auf weite⸗ res verboten. Nach Beerdigung des be⸗ dauernswerten Opfers wird geprüft werden, ob dieſes Verbot aufgehoben werden kann.“ Weiter wird vom Regierungspräſidenten mit⸗ geteilt, daß aus Anlaß der Vorfälle in Köln⸗ Ehrenfeld, wo vor einigen Tagen mehrere Schuüſſe auf einen Kundgeberzug der NSDAP. abgegeben worden waren, alle öffentlichen Ver⸗ ſammlungen der KPD— auch ſolche in geſchloſſenen Räumen— bis auf weiteres verboten ſind. Eine Saalſchlacht Berlin, 18. Februar. Im Verlauf einer Wahlverſammlung der Eiſernen Front in Zöhdenick kam es zu einem blutigen Zwiſchenfall. Nach den Schluß⸗ worten des ſoziauidemokratiſchen Redners fielen plötzlich auf und hinter der Bühne Schüſſe, durch die drei SPD ⸗Anhänger ſchwer verletzt wurden. In einer auf der Straße fortgeführ⸗ ten Schlägerei und Schießerei zwiſchen Mit⸗ gliedern der Eiſernen Front und National⸗ ſozialiſten wurden weitere Perſonen verletzt, darunter ein Polizeibeamter. Ein anderer Po⸗ lizeibeamter konnte einen Spandauer SA⸗ Mann aus einem Graben, in den er durch die Eisdecke eingebrochen war, herausfiſchen. Zwei Nationalſozialiſten wurden verhaftet. Das Attentat auf Nooſevelt Vernehmung des Attentäters. Miami, 18. Februar. Sufſeppe Zangara, der das Revolvperatten⸗ tat auf den künftigen Präſidenten Nooſevelt verübt hat, rief, als er dem Kriminalgericht vorgeführt wurde, in herausforderndem Ton: „Ich will von niemanden Hilfe haben. Sie find der Richter und ſie können tun, was ſie wollen“. Der Neuterkorteſpondent, der in Nooſevelts Zuge mitfährt, meidet, der wirtſchaſtliche Rat⸗ ber des künftigen Präsidenten Rooſevelt, Pose r Moley, teilt mit, er habe Zangara ausgeftagt und dabei den Eindruck gewonnen, waß dieſer leine polit ſche Ueberzeugung habe. Er habe keinerlei Intereſſe für den Kommu⸗ nismus zur Schau getragen und habe leine Ahnung von anarchiſtiſchen Theorlen. Er ſei einfach von det fixen Idee der Feindſchaft ge⸗ gen alle Negierungshäupter beherrſcht. der Bürgermeister von Chicago, der bei dem Agena auf 0 ident Rooſevelt in Miami N durch einen Brüſiſchuß erheblich verletzt wurde. f in in einer Zelle des 21. Stock der Stadt einoead non 167 Familien mit rund 0 los. Außerdem haben ſich zahlreiche Far lien in ihren Wohnungen notdürftig einrich⸗ 0 7 7 2 werks des Gefängniſſes untergebracht worden. Er wird wegen Mordverſuchs angeklagt werden, worauf 20 Jahre Gefängnis ſtehen. Menn jedoch eines der von Zangara verletzten Opfer ſtirbt, würde der Täter der Todes⸗ ſtrafe verfallen. Sicherheitsmaßnahmen für Nooſevelt Newyork, 18. Februar. Nach dem Attentat hat man rieſige Sicher⸗ heitsmaßnahmen für den künftigen Präſiden⸗ ten getroffen. Ganze Hundertſchaften von Be⸗ amten begleiten ihn auf Schritt und Tritt. Im Befinden Cermaks iſt eine leichte Beſ⸗ ſerung eingetreten. Dagegen iſt der Zuſtan von Frau Gill nach wie vor beſorgniserregend. Der Attentäter Zangara lehnte den ihm ge⸗ ſetzlich zuſtehenden Rechts beiſtand ab. ———— Neue franzöfiſche Kriegsſchiffe Die Furcht vor Deutſchland. Paris, 18. Februar. „Wie die„Journee Induſtrielle“ meldet, iſt der Kammer ein Geſetzentwurf eingereicht worden, nach dem anſtelle der im Flottenbauprogramm 1932 vor⸗ geſehenen vier geſchützten Kreuzer zu 7500 Tonnen ein zweiter Panzerkreuzer zu 26 000 Tonnen auf Kiel gelegt werden ſoll. In der Begründung wurde auf die Not wendigkeit hingewieſen, ſich Deutſchland ge · genüber zu Gilf n Im übrigen würde das Großkampfſchiff zu 26 000 t eine gering ge Beſatzung erfordern, als die vier 7500 Tonnen-Kreuzer zuſammen. Die vier Kreu⸗ zer wären einer einzigen„Deutkſchland“ ge. genüber machtlos 1 9 70980 Aid n.—— 1 Kampf gegen die ſieben italieniſchen Kreuzer zn 1900 Tonnen aufzunehmen, wenn ſie Mittelmeer aufeinandertreſſen ſollten. Ebenſo könnten ſie den neuen ſapaniſchen Kreuzern dieſer Kalegorie nicht ſtandhalten, die weſentlich beſſer bewaffnet ſeien.(Will 8 gegen die ganze Welt kämpfen? ie Red.) Die„Journee Induſtrielle“ erklärt zu die⸗ ſer Maßnahme u. a.: Falls wir nicht eine zweite„Dünkirchen“ fertiggeſtellt haben, wenn Deutſchland ſeinen vierten Panzer⸗ kreuzer im Jahre 1937 beendet hat, ſo mer⸗ den wir die Herrſchaft über den Atlantik endgültig verlieren und uns einer Nieder⸗ lage im Falle eines Konfliktes ausſetzen. Geſchäftsſtreit in Frankreich Als Proteſt gegen die neuen Steuern. Paris, 18. Februar. In Frankreich wurden am Freitag als Proteſt gegen die neuen Steuern die La⸗ dengeſchäfte geſchloſſen gehal⸗ ten. Die Schließung der Geſchäfte als Pra⸗ teſt gegen neue Steuern hat ſich in ganz Pa⸗ ris in größter Ordnung vollzogen. Soweit bekannt, ſind nur ganz wenige Zwiſchen⸗ fälle zu verzeichnen. Auch in den übrigen franzöſiſchen Städten, die ſich dem Beiſpiel von Paris angeſchloſſen haben, iſt die Ge⸗ ſchäftsſchließung ruhig verlaufen. In Montpellier drang die Bevölkerung in einige größere Geſchäfte ein, die dem Aufruf zur Schließung nicht Folge leiſteten. Die Aas nahm darauf die Schließung vor, um Ausſchreitungen vorzubeugen. In Colmar veranſtalteten Kaufleute, Gaſtwirte und Kraftdroſchkenbeſitzer eine Proteſtrundfahrl durch die Stadt. a Jinspolitik und Währung Eine Rede des Neichsbankwräſidenten Dr. Luther Frankfurt a. M., 18. Febr. Bei der Weihe des neuen Reichsbankge⸗ g bäudes in Frankfurt a. M. machte Reichs bankpräſident Dr. Luther Ausführungen über Zinspolitik und Währung. Er erklärte u. a.: Aus dem allgemeinen volkswirtſchaft⸗ lichen Wunſch, daß ſich alle der deutſchen Wirtſchaft zu gewährenden Kredite als wirt chaftlich ie erweiſen mögen, hebe ch als beſonders dringender Ge enwarts⸗ wunſch das Verlangen hervor, dieſe Kredite ſo billig wie nur irgendmöglich zu geſtalten Grundfalſch ware es, dabei an künſtliche Eingriffe in die Zinsbildung und in die Jins vereinbarungen zwiſchen Schuld- nern und Gläubigern zu denken. Aber vernünftig ſei alles Wünſchen, das ſich auf eine organiſche in ſi wirtſchaftlich gegründete Wendung des Zinspegels beziehe. Die Bereitwilligkeit zur Her⸗ 91 von möglichſt billigen Krediten ſei i der Reichsbank auch 1705 vorhan⸗ den. Mit einem Diskontſatz von vier Prozent ſei jetzt wieder der Stand vom Sommer 1930 erreicht und die Reichs- bank werde alles möaliche tun. um den Das Hilfswerk für Diskontsatz ſo niedrig wie möglich zu halten. Das Erwachen eines neuen Kreditlebens in Deutſchland werde weſentlich von der Wie⸗ derherſtellung einer die Nationalwirt⸗ ſchaften in vernünftiger Weiſe ergänzen⸗ den Weltwirtſchaft abhängen, ſo daß die nied⸗ rigen Geldſätze und Kapitalmarktſätze eines großen Teiles des Auslandes auch für die deutſche Wirtſchaft nutzbar gemacht werden könnten. Das bedeute kein Verlangen nach einer Vermehrung der Auslandskredite. Für die Entſtehung und Dauerhaftigkeit billiger Zinsſätze in Deutſchland ſeien Rechtsſicher⸗ heit und Kapitalbildung die wichtigſten Vor⸗ ausſetzungen. Weiter befaßte ſich Dr. Luther mit der Sicherung der Währung. Die Unabhängigkeit der Währung und ihrer Verwaltung von politiſchen Ent⸗ ſcheidungen müſſe gewährleiſtet ſein. Wie immer in ſchweren Wirtſchaftskriſen, ſo ſeien auch jetzt Tauſende von Plänen ent⸗ ſtanden, die ſich über die Grundſätze alles Währungsweſens hinwegſetzten. Noch immer ſeien aber mit Nachlaſſen der Kriſe die zahl⸗ ioſen Phantaſtereien und Wunderrezepte der Vergeſſenheit anbeimgefallen. —.———— Neunlirchen Eine traurige Bilanz— Die Hilfsmaßnahmen FJalſche Gerüchte Neunkirchen, 18. Febr. Im Verwaltungsausſchuß des hilfswerkes für Neunkirchen gad Bürgermeiſter Dr. Blank einen Ueberblick über den Stand und die Ausmaße der Ka⸗ kaſtrophe. i Danach beläuft ſich die Zahl der Token bis jetzt auf 63. In den Krankenhäuſern der Umgebung ſind 191 Verletzte einge; liefert, unter denen ſich 88 Schwerver; letzte befinden. Was die r äden angeht, ſo hat man 65 Häuſer eſlgeſtellt, die zerſtört und unbewohnbar wurden. Hierdurch wurden 700 Köpfen obdach⸗ Fami⸗ ten müſſen. An Hilfsmaßnahmen wurden getroffen: Die von der Regierungs⸗ 1 zur Verfugung geſtellten 500 000 Franken ermöglichten es, daß jeder Familie mit einem oder mehr Todesfällen und auch mit einem oder mehreren chwerverletzten eine ſofortige Barunterſtützung von 1500 Franken zur Verfügung ge tellt werden konnte. Von den obe n i lien konnten bisher 102 in Schulen, in Heimen und bei Privaten untergebracht wer⸗ den. Die Einrichtung von zehn Wohnbarak⸗ ken iſt bereits begonnen worden. Dadurch werden 60 Kleinwohnungen mit ſe zwei Zu mern geſchaffen. Seitens der Stadt und des Grund und gen J 1 zur Bereitſtellung von e Einzelräumen uſw. Darau ſſt bereits eine ganze Menge Angebote be loſen Fam Hausbeſitzervereins ergin⸗ Auf das Konko des hufswerts dei der Städtiſchen Sparkaſſe ſind bis jetzt 200 696 Mark und 189 120 Franken überwieſen worden. Seitens verſchiede⸗ ner Firmen wurden Sachſpenden, wie Lebensmittel uſw. angeboten, u. a. auch von Pirmaſenſer Schuhfabriken die freie Belieferung mit gulem Schuhwerk. Es iſt beabſichtigt, die zerſtörten Häuſer auf dem Siedlungsweg wieder aufzubauen. Die unbewohnbar gewordenen Häuſer in der Saarbrücker Straße und auf der Schlawe rie follen niedergelegt und nicht wieder aufge⸗ baut werden. Dafür ſollen an anderer Stelle Siedlungen erſtellt werden. Näheres iſt noch nicht feſtgeſtellt. Auch das durch die Exploſion baufällig gewordene Schulhaus an der Schlawerie wird abgeriſſen. Nach einer Meldung aus Paris hat der fran⸗ zöſiſche Miniſterrat beſchloſſen die Kammer um die Bewilligung eines Kredits von 500 000 Franken zu bitten, die zur Unter“ 1. zung der Opfer von Neunkirchen verwandt werden ſollen. Keine neue Exploſionsgeſahr In Neunkirchen verbreitete ſich plöß⸗ lich die Nachricht, daß eine neue Exploſion in der Benzolanlage des Neunkirchener Werks zu erwarten ſei. Aus Angſt vor einer neuen Kataſtro he fuhren infolgedeſſen 16 15 reiche Neunkirchener Einwohner nach Saar⸗ brücken, um dort die Nacht zu verbringen. Von der Leitung des Neunkirchener Werks wird auf das Beſtimmteſte verſichert, daß Gerücht Grundl ibehren. 8 noch 1. ſich die Glut eiwas vergrößert, worauf die — eingehen g Alter ee geben, daß keinerlei Gehe 3 beſtehe. Es ſtehen große Kämpfe bevor. London, 18. Februar. Der ſapaniſche Einmarſch in Dſcheh ol wird, wie der diplomatiſche Berichterſtatter des„Daily Expreß“ zu wiſſen glaubt, am kommenden Montag beginnen. Stunden ſpäter werde Japan ſeinen Auskrilt aus dem Völkerbund ankündigen. Die Marine iſt bereit, irgend⸗ weichen Perſuchen die japaniſchen Man inſeln im Pacifiſchen Ozean zu erobern. Wioerſtand zu leiſten. In Tokio eingelaufenen Meldungen 38. folge, habe Wizung ulla deulſ und amerikaniſche Flugzeuge gekauft und baue neue Flugplätze mit hilfe ausländiſcher Sachverſtändiger. Tſchanghſueliang habe an⸗ gekündigt, er werde England, Frankreich, Italien und Amerika anrufen, um die Ein⸗ nahme Pekings und Tienkſins durch Japan zu verhindern, falls die chineſiſchen Streil⸗ kräfte an dieſen Punkten zurückgedrängt werden ſollten. Nach einer Meldung aus Tokio erklärte der japaniſche Kriegsminiſter Araki in ei⸗ ner Unterredung mit Preſſevertretern, der endgültige Beſchluß, aus dem Völkerbund auszutreten, ſei von Japan noch nicht ge⸗ faßt worden. Was die Angelegenheit der Provinz Dſchehol anbetreffe, ſo ſei dies eine innere Angelegenheit des Mandſchuſtaates, ſtehe alſo außerhalb der Völkerbundsaffäre und gehe überhaupt niemand an(1). Dienstag Völlervund Genf, 18. Februar. Der Präſident der außerordentlichen Voll⸗ verſammlung für die fernöſtlichen Konflikt, der belgiſche Außenminiſter Hy mans, hat offiziell die Völkerbundsverſamm⸗ lung für Dienstag, den 21. Febru⸗ ar, 3 Uhr nachmittags einberufen. In dem Begleitſchreiben betont Hymans, daß eine Regelung des Streites im Einvernehmen mit den beiden Regierungen ſich als unmög⸗ lich erwieſen habe. Das bisherige Vergleichsverfahren nach dem Artikel 15 Abſatz 3 des Völkerbunds⸗ paktes werde damit abgeſchloſſen und das Verfahren des Artikels 15 Abſatz 4 eingelei⸗ tet, nach dem die Völkerbundsverſammlung ohne die beteiligten Regierungen zu einer endgültigen Stellungnahme gelangen mußz. Ein Ilugzeugmutter schiff Luftverkehr nach Süd rank reich. Bremerhaven, 18. Februar. Der von der Deutſchen Lufthanſa als Flug⸗ zeugſtützvunkt für den atlantiſchen Flugverkehr beſtimmte und zu dieſem Zweck beſonders her⸗ gerichtete Dampfer„Weſtfalen“ des Nord⸗ deutſchen Lloyds wurde am Freitag von zahl⸗ reichen Vertretern der in⸗ und ausländiſchen Preſſe beſichtigt. Noch iſt es nicht möglich, den Südatlantik ohne Zwiſchenlandung mit dem Flugzeug ſicher zu überqueren. Daher ſoll auf der Hälfte der etwa 2000 Kilometer betragenden Strecke die„Weſtfa⸗ len“ gewiſſetmaßen als Flugzeug enſel ſtatio⸗ niert werden. Sie dient dem Flugzeug als Hafen zue Anbordnahme von Brennſtoff und Etſatzteilen. Die„Weſtfalen“ mute zu dieſem Zweck einem durchgreifenden Um bin unterzo⸗ gen werden und eine entſprechende Ausſtattung erhalten, die es nicht nur möglich macht das Flugzeug an Bord zu nehmen, ſondern es auch wieder und zwar durch die Schleudereineich⸗ tung abzuſchießen. Beides iſt vollauf geg ückt. Die„Weſtfalen“ wurde am Heck mit einem Schleppfegel verſehen, ein ziemlich großes Se⸗ gel, das zu Waſſer gelaſſen wird und auf deſ⸗ ſen Oberfläche dann das Flugzeug geht Deutſche Tagesſchan Kommt eine Diskontſenkung? Nach dem ſoeben erſchienenen Ausweis der Reichsbank für 15. Februar 10 08 die Gold⸗ und Deviſenbeſtände insgeſamt um rund 150 000 Mark zugenommen. Dieſe Zunah⸗ me ſtammt lediglich aus dem laufenden Ge⸗ ſchäft. der Zahlungsmittelumlauz hat ſich weiterhin verringert. Er betrug am 18. Februar 5,12 gegenüber 5,23 Milliarden Mark am 8. Februar und gegenüber 6,64 Milliarden Mark am 15. Februar des vorr⸗ gen Jahres. die Notendeckun zeigt eine leichte Zunahme von 28,4 auf 28,9 vom Hundert. Die Frage nach der Möglichkeit einer Diskonkſenkundg kann dahin be⸗ antwortet werden, daß die innere Lage der Reichsbank eine Senkung des Diskontſatzes durchaus geſtatten würde. Staatsſekretär a. D. Schmid ins preußiſche Innenminiſterium berufen. Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt. daß Staatsſekretär a. D. Schmid vom Reichsminiſter Göring in das 28 In⸗ nenminiſterium berufen worden iſt. Mini⸗ ter Göring hat, wie hinzugefügt wird, die bſicht, ſich die reichen Erfahrungen des Staafsſekretärs Schild zur Nachprüfung von Vorgängen zu eigen zu machen, die un⸗ ter früheren preußiſchen Reglerungen die Oeffentlichkeit beunruhigten. Dr. Schmit 15 ſeine Tätigkeit ehrenamilich aus- en. Aus Heſſen und Naſſau Die Kaudidatenliſte der Deutſchen Volls partei ö für Heſſen⸗Naſſau. Die Deutſche Volkspartei ſtellt im Wahl⸗ heis Heſſen⸗Naſſau für die Reichstagswahl fol⸗ ende Liſte auf: Kaufmann Dr. Richard Mer⸗ ton⸗Frankfurt a. M., Oberſtudiendirektor Dr. Franz Becker⸗Kaſſel, Hausfrau Marie Roether⸗ Wiesbaden, Landwirt Friedrich Dinges 5. Bad Soden i. T., Vermeſſungstechniker Adolf Geyer⸗Kaſſel, Amtsgerichtsrat a. D. Dr. Wal⸗ ter Lohmann⸗Weilburg⸗Lahn.— Für die Wahl zum Preuß. aLndtag ſind folgende Per⸗ ſönlichkeiten aufgeſtellt: Magiſtratsoberſchulrat Wilhelm Schwarzhaupt⸗Frankfurt a. M., Hausfrau Dr. Elſe Bröckelſchen⸗Goslar, Juſtiz⸗ rechnungsreviſor Karl Beeres⸗Frankfurt a. M., Architekt BDA. Fritz Catta⸗Kaſſel, Amtsge⸗ richtsrat 1. R. Dr. Walter Lormann⸗Wi ug⸗ Lahn, Hausfrau Marie Roether⸗Wiesbaden, Generalſekretär Paul Schind er⸗Frankfurt⸗M. Der Wiesbadener Polizeipräſident auf drei Wochen beurlaubt. Wiesbaden, 18. Febr. Der kommiſſariſche preußiſche Innenminiſter hat Polizeipräſident Froißheim entſprechend ſeinem Antrag auf die Dauer von drei Wochen beurlaubt. Etlaß der Zinſen der Reihswinzerkredite für das Jahr 1932. Daärmſtadt, 18. Febr. Das heſſiſche Mini⸗ terium der Finanzen teilt mit:„Von der Er⸗ hebung der Zinſen aus den verzinslichen Reichswinzerkrediten für das Jahr 1932 wird Abſtand genommen. Etwa für das genannte Jahr ſchon gezahlte Zinſen ſind den Dar⸗ lehensſchuldnern von den den Kredit vermit⸗ telnden Banken und Kaſſen zurückzuvergüten.““ ** Frankfurt a. M., 18. Febr.(Gefäng⸗ nis für einen rückſichtsloſen Auto⸗ fahrer.) Ein Schöffengericht hat gegen einen Autofahrer, der verſucht hatte, in einer der Hauptverkehrsſtraßen in Bockenheim zwi⸗ hen der Radfahrerin und der ellektriſchen ahn durchzukommen, obwohl der Raum zu eng war, auf 14 Tage Gefängnis wegen rück⸗ ſichtsloſen Fahrens erkannt, wiewohl kein Ma⸗ terial oder Perſonenſchaden eingetreten war. Daemſtadt, 18. Febr.(Vorſicht beim Ueberſchreiten der Gleiſe.) An einer Halteſtelle der Straßenbahn in Eberſtadt er⸗ eignete ſich ein ſchwerer Unfall. Ein 5jäh⸗ riger Reichsbahnoberſekretär, der einer Stra⸗ ßenbahn entſtieg, wurde, als er das Neben⸗ gleis überſchreiten wollte, von einer Straßen⸗ bahn, die aus der Gegenrichtung kam, er⸗ faßt. Er mußte mit lebensgefährlichen Kopf⸗ verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Eberſtadt, 18. Febr.(Ein Skelett von 1000 Jahre Alter gefunden.) Beim Ausgraben fanden Arbeiter in etwa eigem Meter Tiefe ein guterhaltenes männliches Ske⸗ lett, das von ſachverſtändiger Seite auf etwa 1000 Jahre geſchätzt wird. Offenbach, 18. Febr.(Ein Radfahrer vom Auto totgefahren.) Der aus Frankfurl ſtammende Wilhelm Weiß ſtieß, als er mit ſeinem Fahrrad durch die Ketteler⸗ ſtraße in Bürgel fuhr, mit ſeinem Perſonen⸗ auto zuſammen. Weiß wurde zu Boden ge⸗ ſchleudert und ſchwer verletzt. Er ſtarb kurz nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus. Mainz, 18. Febr.(Die Füße geſün⸗ der als der Kopf.) Ein ſonderbarer Hei⸗ liger hatte am Rheinufer Spaziergänger auf⸗ n zunehmen. Er ſelbſt war barfuß und gehörte anſcheinend einer Sekte an. Es hatte ſich bald eine Gruppe Menſchen um ihn eee aber keiner tat ihm den Gefallen. So ging er denn laut ſchimpfeno ſelbſt ins Waſſer bis an die Knie und entfernte ſich dann mit aller⸗ lei Gebärden. Es handelt ſich jedenfalls um einen Menſchen, deſſen Füße geſünder ſind, als ſein Kopf. Worms, 18. Febr.(Schüſſe im Dun⸗ kel.) Auf der Landſtraße zwiſchen Becht⸗ heim und Weſthoſen kamen beim Friedhof einige junge Leute von Weſthofen und Oſt⸗ hofen mit jungen Bechtheim rn in Wortwechſel, der zu einer Schlägerei ausartete. Es fielen auch einige Schüſſe, die zwei Arbeiter aus Bechtheim in das Geſäß und den Ober⸗ chenkel trafen. Die Schützen entkamen in r Dämmerung. Anterſuchung iſt eingeleitet. Mettenheim, 18. Febr.(Für die Rhein⸗ dammverſtärkung.) Der Ceneinderat beſchäftigte ſich mit dem Projekt der Rhein⸗ dammvelſtärkung und beſchloß einſtimmig, ſich mit dem für die Gemeinde errechneten Betrag zu beteiligen. f Der Etat in Heſſen Darmſtadt, 18. Februar. Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Land⸗ tages begann mit der Beratung des Staats⸗ voranſchlags für 1933. Da Finanzminiſter Dr. Kirnberger erkrankt iſt, gab an ſeiner Stelle Miniſterialdirettor Dr. Schäfer eine Erläuterung zur Denkſchrift der Regierung. Er wies nach, daß ſeit 1929 die Abſchlußſumme ſich um faſt 37 Millionen vermindert hat und daß auch gegenüber dem Jahre 1914 de St ge zung der Ausgaben bereits weſentlich hinter der Stligerung der Lebenshaltungskoſten zu⸗ rückbleibt. wenn man die Mehraufwendungen berückſicht'gt, die dem Staat durch die Ueber⸗ nahme der Perſonalkoſten der Volksſchule durch die Verſtaatlichung der Polizei, dur die Vermehrung der Ausgaben für die Wohl⸗ fahrtspflege(die allein mehr als 7 Millionen Mark bet lagen), für den Wohnungsbau uſw. entſtanden ſind. f Heines Baues eine Frau zu bergen, Die Fmanzlage ſei beſonders durch den ſtarken Rückgang der Ueberweiſungsſteuern be⸗ droht, die faſt 5 Millionen geringer angenom⸗ men werden müßten, als im Vorjahre. Der Rückgang an Landesſteuern ſei abſolut und relativ weſentlich geringer und werde durch die neueingeführte Schlachtſteuer ausgeglichen. Beſonders erſchwert werde die Finanzgebarung durch die außerordentliche Höhe der Ein⸗ nahmerückſtände, die weit mehr als 20 Mil⸗ lionen betragen. Es beſtehe gewiß kein Anlaß, mit der Fi⸗ nanzlage des Landes zufrieden zu ſein, insbe⸗ ſondere, da leider von einer über die Maß⸗ nahmen der letzten Jahre hinausgehenden Enk⸗ laſtung der Bevölkerung noch keine Rede ſein könne. Es dürfe aber doch auch darauf hinge⸗ wieſen werden, daß das Bild, das der Staaks⸗ voranſchlag zeige, nicht ungünſtiger ſei, als man angefichts der ſchweren und anhaltenden Wirtſchaftskeiſe erwarten mußte. Demonſtrationsverbot in Bensheim. Bensheim,. Febr. Auf Grund der Vor⸗ kommniſſe der letzten Tage hat der Kreis⸗ direktor von Bensheim für die Orte Bens⸗ heim, Auerbach und Reichenbach bis auf weiteres ein allgemeines Demonſtrations⸗ verbot erlaſſen, das ſich auf alle Parteien erſtreckt. Wunderbare Nettung Eine Frau lebend aus den Trümmern geborgen. Neunkirchen, 18. Febr. Einer Reltungskolonne aus Neunkirchen iſt es gelungen, aus dem unterſten 17 65 ie an⸗ ſcheinend kot war, aber keine Verletzung auf⸗ wies. Man verſuchte ſie ins Leben zurück⸗ zurufen und halte nach einer halben Stunde vollen Erfolg. Sie halle ſeit Freitag abend unverſehrt unter den Trümmern gelegen und war nur dadurch am Leben geblieben, daß die Retlungsmannſchaften in die noch nicht völlig zerſtörten Räume Sauerſtoff blieſen. Amerika wieder„naß“? der Senat fordert Widerruf des Alkohol Waſhington, 18. Februar. Im Senat— Oberhaus des Parla- ments— wurde mit der erforderlichen Zwei⸗ drittel⸗Mehrheit die ſogenannte Baine⸗Vor⸗ lage angenommen, die den Widerruf des 18. e ee(Alkoholverbot) vorſieht. Die Ausſichten für die Annahme des Antrages im Repräſentantenhaus find allerdings zweifelhaft. i Der Ankrag ſieht u. d. auch vor, daß die Staaten, die trocken bleiben, gegen die Ein⸗ fuhr alkoholiſcher Getränke geſchützt werden. Der Ankrag iſt setzt dem Repräſenkantenhaus (Abgeordnetenhaus) zugeleitet worden. Be. vor er ee werden kann, müſſen ſich 11 70 die 48 Staaten mit dem Geſetz beſchäf⸗ gen. Daemſtadt, 17. Febr.(Ein guter Fang) Der Darmſtädter Kriminalpolizei gelang es, einen langgeſuchten Mankeldieb feſtzunehmen, als er Diebesgut, das von einem Diebſtahl in der Techniſchen Hochſchule herrührte, ver⸗ kaufen wollte. Es handelt ſich um einen 35 jährigen Muſiker aus Wiesbaden⸗Biebrich. Der Täter fuhr täglich von Wiesbaden mit ſei⸗ nem Fahrrad nach Darmſtadt, wo er ſein: Diebereien ausführte. Darmſtadt, 17. Febr.(Aus Krankheit in den Tod.) In der Niederramſtädterſtraße ſtürzte ſich die 2 jährige Tochter eines Schnei⸗ dermeiſters in ſelbſtmörderiſcher Abſicht auf die Straße. Sie erlitt ſchwere Verletzungen und ſtarb auf dem Wege zum Krankenhaus. Eine ſchwere Krankheit, an der das Mädchen litt, dürfte die Urſache des Freitodes ſein. Worms, 17. Febr.(mit der Beru⸗ fung hereingefallen) Der 24jährige Chauffeur Karl Appel aus Worms iſt wegen Autodiebſtahls vorbeſtraft. Als er hier kürz⸗ lich wiederum ein Auto ſtahl, erlitt er ſchon in einem Vorort einen Unfall und ließ den beſchädigten Wagen einfach ſtehen. Die Trauerfeier in Neun⸗ kirchen. Auf dem Marktplatz. Zu beiden Seiten ſieht man die Wagen mit den Sär⸗ gen der Toten. geforderl, um Rhein eine Fußwaſchung vor⸗ ... X ddddddß ² dd AAA d ⁵ p Evchen— 1 aus dem Armenviertel ö Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 39 Da warf ſie mit einer zornigen Bewegung den ſchönen Kopf in den Nacken: f „Aber ich kann mich doch dafür nicht entſchuldigen, daß ich gern in ein ſchönes, angenehmes Männerantlitz ge⸗ ſehen habe. Damit iſt doch keine ſchlechte Handlung ver⸗ bunden.“ ö Der Konſul ſah ſeine junge Frau lange verwundert und forſchend an. War ſie wirklich ſo naiv, oder ſtellte ſie ſich nur ſo? Doch ein Blick in ihre groß auf ihn gerichte⸗ ten Augen zeigte ihm die ganze reine Holdſeligkeit ihres Empfindens, und er ſchämte ſich plötzlich vor ihr. Mit beiden Händen umſpannte er ihren Kopf und zog ihn zu ſich empor, um die jungen Lippen mit den ſeinen zu ver⸗ ſchließen. Doch heftig entzog ſich ihm Eva: f „Jetzt will ich auch von deinen Zärtlichkeiten nichts mehr wiſſen, nachdem du mich erſt beleidigt und öffentlich vor der ganzen Geſellſchaft gerügt haſt. Auch Rüder haſt du beleidigt und vor den anderen blamiert. Laß uns jetzt ſchlafen; es kommt wirklich nichts Gutes dabei heraus, wenn wir uns noch weiter über die dumme Geſchichte unterhalten.“ Da gab der Konſul ſie mit einem finſteren Gute⸗Nacht⸗ Gruß frei. Als Rüder am nächſten Vormittag im„Regina⸗Palaſt⸗ Hotel“ eintraf, um ſeine Aufwartung zu machen, erfuhr er, daß die Herrſchaften ſchon mit dem Acht⸗Uhr⸗Frühzug abgereiſt ſeien. ö 8 4„ Als Eva wieder zu Hauſe weilte, merkte ſie erſt, wie ausgehungert vor Liebe ſie nach ihrem kleinen Bübchen eigentlich war. Sie hatte in den erſten Tagen überhaupt für nichts anderes Intereſſe als für ihr Kind. Auch der Konſul ſchien von der Reiſe viele neue, geiſtige Eindrücke gewonnen zu haben, denn er vertiefte ſich in eine neue ſchriftſtelleriſche Arbeit, die ihn für einige Zeit wieder auszufüllen und zu befriedigen ſchien. Die Majorin ſowie Eva ſahen in dieſer jäh erwachten Arbeitsluſt ein gutes Zeichen für eine eingetretene Beſſe⸗ rung und freuten ſich ungemein darüber. Eva hatte auch den unangenehmen Eindruck jener häß⸗ lichen Szene, die ihr den Gatten in ganz anderem Lichte zeigte, überwunden und bemühte ſich, die neueingetretene Harmonie nicht zu zerſtören. Sie wollte das Idealbild, das ſie ſich von ihm, dem ſtets Gütigen, Vornehmen und Verſtehenden, in ihrem Herzen geſchaffen hatte, nicht zum Verblaſſen bringen; denn er war doch der Vater ihres ge⸗ liebten Kindes, und durch dieſes mit unlöslichen Banden mit ihr verknüpft. i Es war noch keine Woche vorüber, als Rüder ſeinen Beſuch telegraphiſch anmeldete und dadurch in den beiden Gatten wieder die Erinnerung an jenen letzten Münchener Abend wachrief. Sie ſahen ſich, lange ſchweigend, in die Augen, und ſie reichten ſich plötzlich, wie aus einem uner⸗ klärlichen Impuls heraus, die Hände, und in ihrer beiden Blicken ſchien es wie ein unausgeſprochenes Gelöbnis zu ſtehen: Wir wollen beide aneinander glauben und Ver⸗ trauen haben. Und doch kam mit Rüder augenblicklich ein ganz anderes Leben in die ſtillen, abgedämpften Räume. Die laute, klingende Stimme des jungen Mannes, ſein fröh⸗ liches Lachen durchhallten das ganze Haus, wenn er mit Bübchen, das er im Sturm ins Herz geſchloſſen hatte, umhertollte. Es war ein köſtliches Bild, wenn man mit anſah, wie der große Hüne ſich mit dem kleinen, kaum richtig auf ſeinen Beinchen ſtehenden Menſchlein herum⸗ balgte. Auch Eva wurde wieder mitgeriſſen von dem fröhlichen Tempo einer ſtrahlenden Jugend, und wenn ſie nur irgendwie abkommen konnte, ſo war ſie ſtets bei den beiden. Die erſten Tage ſreute ſich der Konſul über das hatte. lärmende junge Leben, das ſich ſo unmittelbar um ihn ab⸗ ſpielte, dann aber begann es ihn nervös zu machen. Vor allem aber der Umſtand, daß Eva ſcheinbar wieder alle guten Vorſätze und alle Zurückhaltung vergeſſen hatte, verdroß und ärgerte ihn. Sie war wieder ausgelaſſen wie ein junges Mädel, wenn ſie mit Rüder, der Bübchen auf ſeinen breiten Schultern trug, durch den Garten ſprang. Das war doch kein Gebaren für eine junge Frau, die noch dazu ſchon Mutter war! Der Konſul, der ſie vom Fenſter aus ſcharf beobachtete, mußte neidvoll erkennen, daß es da erſt einen wahren Vollakkord zwiſchen zwei Menſchen gab, wo Jugend zu Jugend kam. Ihm war es nie gelungen, Eva ſo aus ihrer fraulichen Ruhe und Scheu herauszulocken, wie dieſer Rüder hier. Nie war ſie in ſeiner Geſellſchaft ſo jung⸗ mädelhaft fröhlich geweſen, und nie hatte ſie ſo voll über⸗ ſchäumender Lebensluſt die Arme von ſich gebreitet, wie ſie es jetzt eben tat. Sahen die beiden denn nicht aus wie ein zärtliches, verliebtes, junges Ehepaar? Und mußte nicht der größte Neid eingeſtehen, daß die beiden ein prächtiges Bild der ſtrahlenden Jugend und des Glücks abgaben? Ein bitteres Gefühl der Zurückſetzung überkam den alternden Mann. Alles Intereſſe an ſeiner Arbeit hatte er plötzlich verloren; er ſtand am Fenſter.. eine Stunde verrann und noch mehr... Her konnte den Blick von den beiden, die mit dem Kinde im Garten herumtollten, nicht abwenden. Mit gierigen Augen verfolgte er jede ihrer Be⸗ wegungen. Hätte Martens allerdings die Wunſchloſigkeit und Reinheit von Rüders Verehrung für Eva richtig geahnt, er hätte wohl dann nicht länger mit vor Eiferſucht bren⸗ nendem Herzen am Fenſter geſtanden, ſondern wäre einfach zu den dreien hinausgegangen und hätte ſich gemeinſam mit ihnen erfreut. Aber ſo verbiß er ſich immer mehr in die Idee, daß der blonde, ſtrahlende Rüder ihm die Liebe ſeiner Frau genommen, daß die beiden ſich liebten, ſeit der erſten Minute ihrer Begegnung, und daß ſie ihn unter ſeinen Augen bereits, im Geiſte ſchon ſtändig betrogen. (Fottſetzung folgt.) J Von Wilhelmine Baltineſter. Ganz rot, mit zerraufſtem Haar und Bart, lief der Schuſter Dagobert über die ſtaubige Landſtraße. Der Müller, der eben auf ſeinem kleinen Wägelchen aus der Stadt heimkehrte, hielt verwundert an. „He?! Was iſt denn los, Schuſter?“ „Ich habe die Hölle im Hauſe!“ Dagobert blieb ſtehen und ſah traurig zu dem behaglich breiten Müller auf. „Deine Frau..?“ fragte der gleich verſtänd⸗ nisvoll und wies mit der Peitſche gegen das Dorf. „Ach ja! Heute hat ſie zuerſt meine drei Geſellen geohrfeigt, dann mir einen Leiſten an den Kopf geworfen. Weil ſie das Geld hat, iſt ſie Herr im Hauſe. Aber ich mache nicht länger mit— ich will auswandern!“ Der Müller lächelte.„So— nur mit Hemd und Hoſe bekleidet?! Na, verſchnaufe erſt ein wenig, ſetz' dich da neben mich auf die Bank und komm' mit in die Mühle. Du kannſt bei uns zu Mittag eſſen. Dann wollen wir alles in Ruhe beraten.“ Die beiden waren weitläufig verwandt, und der Müller hatte ein gutes Herz in dem rund⸗ lichen Leib. Dagobert ließ es ſich an des Müllers gaſt⸗ freundlichem Tiſche wohl ſein. Hier war der Mann der Herr im Hauſe, was dem armen Schuſter geradezu paradieſiſch erſchien. Still und nachgiebig ſchaltete die hübſche Müllerin als demütige Weggefährtin im Hauſe. „Ach.., ſeufzte Dagobert und griff nach ſeiner Stirn, wo der Leiſten eine apfelgroße Beule geſchlagen hatte. Um den unglücklichen Ehemann aufzuheitern, erzählte der Müller allerhand Geſchichten. „Weißt du, Schuſterchen, unſere Mühle iſt eine Sehenswürdigkeit geworden. Alle Leute erzählen davon, ſogar die Fremden, die im Sommer hier waren, beſuchten mich und wollten allerlei Geſchichten vom böſen Mönch wiſſen. Ich konnte ihnen nichts weiter erzählen, als daß hier vor mehr als hundert Jahren ein einſames Kloſter geſtanden habe, das auch einen Mönch beherbergte, der unfromm und ſündig war, ein elendes Doppelleben führte, ſich nachts heimlich über die Kloſtermauer ſchwang, um im Dorfe Leute zu berauben oder gar zu ermorden, und nun verdammt ſei, ewig zu wandern, ruhe⸗ los, Nacht um Nacht.. Meine Vorgänger wollen ihn in den Gängen geſehen haben, wie er im weißen Totenhemd umherſchlich, ſich auf die Mehlſäcke ſetzte und weinte. Ich glaube nicht an den Spuk; Mäuſe werden es ſein, die in keiner Mühle fehlen! Aber dennoch rinnt es den Leuten kalt über den Rücken, wenn ſie nachts an meiner Mühle vorbeikommen— und die Liebespärchen, die hier ſpazierengehen, glauben auch an den Spuk. Das iſt natürlich eine Falle des Burſchen, denn wenn ſein Mädel eben ſchnippiſch iſt, die Küſſe nicht erwidern mag oder Streit ſucht, dann führt es der Burſche zur Mühle, und ſie ſchreiten dicht an der Mauer auf und ab. Da hört man es plötz⸗ lich winſeln und beten, ſchlurfen und ſtöhnen, daß dem Mädel angſt und bang wird. Und der kluge Burſche nützt den Vorteil aus und ſagt ganz ruhig: Das iſt der böſe Mönch! Und das Mädel faßt des Burſchen Arm, ſchmiegt ſich ängſtlich an und verweigert ihm nicht mehr den Kuß. Ja, Angſt müſſen die Mädel haben, wenn ſie ja ſagen ſollen, und zum Manne müſſen ſie flüchten, Schutz ſuchen und ihn als Retter betrachten!“ Der Müller lachte über das ganze Geſicht. „Zuweilen ſpiele ich den Mönch! Dann öffne 19 leiſe ein Fenſter und ſinge und klage und ſchlurſe mit den Holzpantoffeln, und im Mond⸗ ſchein ſehe ich daun aus wie ein Geſpenſt, ob⸗ wohl meine Alte immer ſagt, ich ſei zu dick!— Puh! Wie ſich das junge Volt dann fürchtet!“ „Das wäre was für meine Frau“, ſagte Dagobert,„die iſt ſo abergläubiſch und ſieht überall Geſpenſter.“ Dis Müllerin, die leckere Karpfen brachte, unterbrach das Geſpräch, und bei der ſſißen Speiſe dachte keiner mehr an den argen Mönch. Dagobert ging heim, nachdem ihm der Müller geraten hatte, den Herrn zu ſpielen, ſeine Frau einmal tüchtig zu verprügeln und auf einen Tag bei Waſſer und Brot in die Bodenkammer 19 ſperren. Als Dagobert langſam über die ieſen ſchritt, blickte die Müllerin ihm vom enſter aus nach, und ſich umwendend, ſagte e zu ihrem Manne:„Das tut er beſtimmt nicht— der kann keine Fliege zertreten!“ Daheim bekam der Schuſter Schelte, weil er ſo lange ausgeblieben war, und war froh, als er in ſeinem Bett lag. Frau Martha war eine große, ſtämmige Frau, derb und laut. Im Dorfe war ihr Treiben bekannt, und den kleinen Buben, die einmal unfolgſam waren, ſagte man nicht ſelten:„Wenn du dich nicht beſſerſt, be⸗ kommſt du mal eine Frau wie die Schuſterin!“ Oder:„Ich hole die Schuſter⸗Martha!“ Das wirkte immer. Frau Martha wollte eben das Licht aus⸗ blaſen, als es heftig gegen die Tür klopfte. Sie fragte barſch, wer da ſei. „Ein Bote aus der Mühle!“, war die Ant⸗ wort. Durch die Türſpalte ſchob er einen Zettel, auf dem die eilig geſchriebenen Worte ſtanden: Liebſte Frau Schuſterin! Kommen Sie gleich zu meiner Frau! Sie iſt ſehr krank! Ich kenne Sie als gute, fromme Perſon, die mir nicht abſagen wird. Auch will ich Ihre Hilfe mit einigen Säcken feinſten Mehles bezahlen! Der Müller. Frau Martha überlegte nicht lange; ſie fühlte ſich auch geſchmeichelt, daß der Müller von der ganzen Verwandtſchaft gerade ſie auserkoren hatte, und feines Mehl war ſchließlich auch nicht zu verachten. Sie zog alſo haſtig eine Jacke an und ſtieg auf das Müller⸗Wägelchen, das draußen wartete. „Betrübt kam ihr der Müller entgegen.„Sie ſchläft jetzt!“ ſagte er leiſe.„Setzen Sie ſich unterdeſſen hier in die Stube.“ Die Schuſterin bemühte ſich, das liebe, demütig⸗ſanfte Geſicht der Krankenpflegerin zu machen. „Ich muß nun in die Mühle“, ſagte der Müller.„Wir haben harte Nachtarbeit; es iſt eine unruhige Nacht, der böſe Mönch hat ſchon ein paarmal geſtöhnt!“ Und er ging. Die Schuſterin ſaß unruhig in der Stube, in der eine Kerze trübe flackerte. Im Krankenzimmer, deſſen Tür geſchloſſen war, blieb es ſtill. Ein kaltes Gruſeln jagte durch ihre Seele. Und da tauchte auch ſchon der Geiſt pül Mönchs auf, in ein weißes Totenhemd ge⸗ üllt. „Schuſterin!“ Wie aus dem Grabe klang die dumpfe Stimme. Das Weib zitterte. „Unſer Reſthänchen“ „Schläfſt du, Schuſterin?“ Ach, ſie nicht; halbtot lehnte ſie in dem rührte ſich nicht. „Du biſt ein ſchuldbeladenes Weib— du haſt deinen Mann jahrelang mißhandelt und ihm erſt heute wieder eine blutige Beule geſchlagen. Schuſterin, es tut nicht gut, auf Erden zu ſündigen. Oh— ich leide heute, nach hundert Jahren, noch darunter! Das Fegefeuer iſt heiß, du ſchmorſt und röſteſt, und ſie zwicken dich mit eiſernen Zangen. Dein Trunk iſt Feuer, Eiſen deine Nahrung!“ Das Weib ſtöhnte. „Ich bin geſandt worden“, ſagte das Geſpenſt, „dir zu künden, daß du dich beizeiten beſſern mögeſt; aber die Zahl deiner Vergehungen gegen den armen Mann iſt ſchon zu weit gediehen, und mir wurde aufgetragen, dich Buße tun zu laſſen!“ „Das will ich!“ flüſterte das bange Weib. „Nun gut— du ſollſt heute nacht dreimal im eiskalten Mühlbach untertauchen und dann in deinen naſſen Kleidern, barfuß, heimgehen, deinen guten Mann wecken, ihm einen Riemen in die Hand geben und ihn bitten, dich zu ſchlagen! Schlägt er dich nicht— denn ſein Herz iſt weich—, ſo darfſt du einen Tag lang nichts eſſen und mußt einen Monat lang auf dem Fußboden ſchlafen. Den Schuſter mußt du hegen und pflegen, ihm den kleinſten Wunſch erfüllen und demütig ſein, wie es einer Frau geziemt! Tuſt du nicht Buße, dann werde ich dein Haus finden und in jeder Nacht an deinem Bett ſtehen mit den Marterzangen der Hölle!“ Das Geſpenſt verſchwand. Die Frau ſtand mit ſchlotternden Knien auf, ging zum rauſchenden Mühlbach hinunter, tauchte in dem eiskalten Waſſer unter und zog die Schuhe von den Füßen, um barfuß über die ſteinige Landſtraße heimzulaufen, Mit bluten⸗ den Füßen, am ganzen Körper zitternd, kam ſie zu Hauſe an, ſtürzte vor dem Bett ihres Mannes in die Knie und bat ihn, ſie zu ſchlagen. Der ſchlaftrunkene Schuſter glaubte, ſie wäre verrückt geworden und ſuchte ſie zu beruhigen. Aber ſie jammerte und weinte; da er ſie nicht ſchlagen wollte, legte ſie ſich auf den Fußboden der Stube und betete die ganze Nacht. Der Schuſter war ganz verwirrt, als er dieſe Veränderung ſah; weinend vor Mitleid ſtieg er aus dem Bett und brachte ihr ein Kiſſen— aber mit demütigen Worten wies ſie es zurück. Am nächſten Morgen kam der Schuſter ganz verſtört in die Mühle und verlangte den Müller zu ſprechen.„Du haſt hier etwas angeſtellt! Meine arme Frau ſitzt zu Hauſe und weint ſich die Augen aus, ißt nicht und ſchläft ohne Kiſſen auf dem Fußboden...“ Der Müller lachte.„Geh du nur wieder heim zu deinem reumütigen Weib! Glaubſt du, der Sput in der Mühle ſei nur da, um die Leute zu unterhalten und die ſpröden Mädel gefügiger ſchlief Stuhl und Originalaufnahme von Annemarie Schilling. zu machen? Zuweilen muß ſich der böſe Mönch auch zu größeren Aufgaben entſchließen; er muß einem gepeinigten Menſchen beiſtehen— un⸗ glücklichen Ehemännern zum Beiſpiel! Und jetzt gehe ruhig heim, ſage deiner Büßerin, daß es meiner Frau ſchon beſſer geht, und das Mehl ſchicke ich noch heute; ſie möge dir Lecker⸗ biſſen backen!“ Dagobert ging kopfſchüttelnd ins Dorf zurück. Und der Müller trat mit ſchallendem Gelächter in die Stube, wo ſeine Frau eben lächelnd das Totenhemd bügelte, daß ihr ſpaßluſtiger Mann vielleicht demnächſt wieder brauchen würde... Der Sinn des Sonntags. Es gibt keine ſchönere Rechtfertigung für den wöchentlichen Ruhetag, als jene Schilderung des Schöpfungsvorgangs am Anfang der Bibel, wo es heißt:„Und der Herr ſah an, was er ge⸗ ſchaffen hatte, und ſiehe da— es war alles gut. Und er ſegnete den ſiebenten Tag und heiligte ihn“ Wir feiern allerdings heute nicht mehr den ſiebenten Tag der Woche, aber immerhin jeden ſiebenten Tag, ſo daß wir in dieſer Be⸗ ziehung wenigſtens noch die alte Ueberlieferung hochhalten. Selbſt wenn wir jetzt den erſten Tag der Woche feiern, ſo können wir doch noch über die vergangenen ſechs Tage zurückſehen und ſehen, ob„alles gut“ iſt, was wir in dieſer Zeit getan haben. Das iſt der Sinn des Sonn⸗ tags: die Rückſchau, die denkende Einſicht in ſeine Arbeit. Das Chriſtentum, mit ſeiner Verſchiebung des Sonntags vom letzten auf den erſten Tag der Woche, hat damit auch den Gedanken der Vor— ausſicht aufgenommen.„Erſt beſinn's, dann be- ginn's!“ So ſteht der Sonntag jetzt gewiſſer⸗ maßen zwiſchen den ſechs Tagen, die ihm vorangehen, und den ſechs Tagen, die ihm folgen, iſt Abſchluß und Anfang zugleich. Unſere Staaten verſchließen ſich der Notwendigkeit eines Ruhetages am Wochenende nicht, ſo daß die Sonntagsruhe geſetzgeberiſch geregelt iſt. Leider wird aber dieſer Ruhetag am Ende der Woche von vielen Menſchen irrigerweiſe als Vergnügungstag aufgefaßt und in einer Weiſe verwendet, die weder eine Erholung von der Wochenarbeit, noch eine Vorbereitung in ge⸗ ſundheitlicher Hinſicht für die Arbeit der kom- menden Woche bedeutet. Ja, man kann ganz ruhig ſagen, daß er von einer ſehr großen Menge Menſchen direkt in geſundheitsſchädlichem Sinne verwendet wird. Eine ſolche Verwendung des Sonntags führt zur Verarmung, zur Sinn⸗ loſigkeit des Lebens, unter der heute ſo viele Menſchen leiden. Sie wiſſen nicht mehr, wozu ſie auf der Welt ſind, weil ſie ſich nie auf ſich ſelbſt und auf ihre Arbeit und ihren Lebens- zweck beſinnen können. Sie feiern den Sonntag mit„Anläſſen“ und wundern ſich nachträglich, wenn ihnen das Leben ſinn- und zwecklos vor⸗ kommt. „Die Erholung iſt nicht Selbſtzweck und darf nicht um ihrer ſelbſt willen geſucht werden, ſondern nur als Mittel, um uns zur Arbeit wieder tüchtig zu machen.“ Dieſe Worte von Silvio Antonianos ſollte jeder berückſichtigen, möge er alt oder jung ſein. Der Sinn des Lebens liegt eben nicht ſo auf der Hand, daß man ihn von ſelber findet. Er geht einem ver⸗ loren, wenn man nicht die Sonntagsruhe kennt, die ihn einem ſozuſagen von ſelbſt nahebringt. Nur in der Ruhe und Selbſtbeſinnung des Sonntags findet man die nötige Einſicht und die nötige Kraft, um zu tun, was das Leben von uns verlangt und um ſeinen Zweck und Sinn zu verſtehen. Was kann es wohl Schöneres und Geſünderes geben, als ein Leben in freier Natur? Dieſe allein iſt unſer Geſundbrunnen;: im Umgang mit ihr können wir unſere erſchöpften Nerven⸗ kräfte wieder ergänzen, ſtärken und ſtählen für die heute ſo aufreibende Berufsarbeit und das beinahe maſchinelle Haſten und Treiben im Kampfe ums Daſein. A. E. Der Gentleman. Der Zug Hamburg—Ulzburg iſt überfüllt. Im letzten Augenblick ſteigt in ein Raucher⸗ abteil ein etwas angejahrtes Fräulein.„Die Nichtraucherabteile ſind ja alle überfüllt...“ Damit ſetzt ſie ſich neben einen Mann, aus deſſen Pfeife wahre Schlotwolken aufſteigen. Eine Weile bleibt alles ſtill. Dann meint das Fräulein gereizt:„Wenn Sie ein Gentleman wären, würden Sie nicht ſo entſetzlich rauchen“ „Wenn Sie'n Frölin wär'n, würd'n Sie ſich 'n bisken wider affſetten.“ Wieder Stille. Die Pfeife raucht weiter Schlotwolken. Das ganze Abteil iſt eingehüllt. Das Fräulein beginnt zu huſten und huſtet immer öfter. Endlich kann ſie nicht länger an ſich halten.„Wenn Sie mein Mann wären, würde' ich Ihnen Gift geben!“ Der Mann ſieht ſich das Fräulein von oben bis unten an.„Wenn Sie min Fru wär'n, würd' ick et nehmen!“ Eka. Der Menſch iſt ein nichtiges, ungleichmäßiges. unbeſtändiges Geſchöpf: es iſt ſchwer, etwas Bleibendes, Einheitliches von ihm auszuſagen. 1. Wir ſind nie bei uns, immer in Sorge um die Zukunft: die Furcht, die Hoffnung, die Be⸗ gierde ſchnellen uns der Zukunft entgegen. . Die Frau und! Ne Arzneiverſorgung der Kaſſenbrantzen. Von Dr. med. Heinz Heitan. Arzt und Apotheker erfreuen ſich im allgemeinen keiner großen Beliebtheit. Die Inanſpruchnahme beider iſt durch Krankheit bedingt und mit unvorhergeſehenen Geldausgaben verbunden. Dieſe Sorge war allerdings einem Teil der Be⸗ völkerung bis vor kurzem abgenommen durch die deutſche Krantenverſicherung. Inzwiſchen ließen Wirtſchaftskriſe und ſteigende Zahl der Arbeitsloſen die Einnahmen der Kranken⸗ verſicherung zurückgehen und zwangen zur Einführung von Sparmaßnahmen. Gegen vernünftige Sparmaßnahmen wird niemand etwas einzuwenden haben. Wenn aber ein Gebiet beſonders herausgegriffen und hier durch übertriebene Vor⸗ ſchriften Schaden hervorgerufen wird, dann iſt es Zeit, die Oeffentlichkeit aufmerkſam zu machen. Die ausreichende Arzneiverſorgung der Verſicherten iſt in Frage geſtellt. Bis zum Erlaß der erſten Notverordnung des Reichspräſidenten vom 26. Juli 1930 wurde den Verſicherten mit wenigen Ausnahmen die Arznei koſtenlos gewährt. Durch die Notverordnung wurde eine einmalige Krankenſcheingebühr von 50 Pfennig und eine Gebühr von 50 Pfennig für jede ärztliche Verordnung eingeführt. In der Familienverſicherung müſſen die Kranken ſogar in allen Fällen 50 Prozent der Arzneikoſten tragen. Die Krankenkaſſe hat keine Möglichkeit, in Notfällen die vollen Arzneikoſten zu übernehmen. Lebens⸗ wichtige Arzneien können nicht abgeholt werden, weil die Koſtenanteile nicht aufgebracht werden können. Der Apotheker hilft, wo er kann. Es geht aber heute auch den Apothekern ſchlecht; ein großer Teil hat mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen, ſo daß er nicht ſo helfen kann, wie er möchte. Hier ſollte eine Aenderung der Krankenverſicherung Er⸗ leichterung bringen. Ebenſo wie eine Herabſetzung der Arzneikoſtenbeteiligung(von 50 Pfennig für ſede Verordnung) augebracht iſt. Weitere Maßnahmen zur Droſſelung des Arzneiverbrauchs der Krankenverſicherung ſind der Regel⸗ betrag und die Richtlinien des Reichsausſchuſſes für Aerzte und Kerankenkaſſen für wirtſchaftliche Arzneiverordnung. Der Regelbetrag iſt ein kompliziert errechneter Betrag, der dem Arzt bei der Arzneiverordnung zugebilligt wird. Ueberſchreitet der Arzt dieſen Betrag, dann wird die Differenz von ſeinem Kaſſenhonorar abgezogen. Der Arzt wird alſo beſtrebt ſein. ſo billig wie möglich zu verordnen. Die Richtlinien für wirtſchaftliche Arzneiverordnung ſind am ſchärfſten amkämpft. Sie ſtempeln in ihren Auswirkungen den Kaſſenpatienten zum Patienten zweiter Klaſſe. In zahlreichen Verordnungen wird der Arzt angehalten, billig zu verordnen, ja, darüber hinaus muß er ſo verordnen, daß der Kranke ſich die Arznei aus dem verordneten Arzneimittel ſelbſt herſtellen ſoll. Der Kranke wird gehalten, ſich Löſungen von den empfindlichen Jod⸗ und Bromſalzen ſelbſt anzufertigen, Tees ſelbſt zu miſchen, Abgüſſe und Abkochungen von beſtimmten Drogen ſelbſt zu bereiten, obwohl dem Apotheker für die Bereitung derſelben im Deutſchen Arzneibuch genaue Vorſchriften gemacht ſind, die weder Arzt noch Patient kennen. Kein Wunder, daß auch in ärztlichen Kreiſen dieſe Richtlinien lebhafter Kritik begegnen. Beſonders die Herſtellung von Löſungen durch den Kranken wird mit Recht als eine unmögliche Forderung bezeichnet. Man kann ſich den kritiſchen Aeußerungen der Aerzte nur anſchließen. Auch der Kaſſenkranke hat ein Recht auf aus⸗ reichende Arzneiverſorgung. Die verantwortungsvolle Arbeit des Apothekers läßt ſich nicht ausſchalten. Es wird durch ſolche übertriebenen Maßnahmen aber auch die Exiſtenz der deutſchen Apotheke und damit die Aufrechterhaltung einer geordneten Arzneiverſorgung gefährdet. Der Schaden an der Volksgeſundheit wird weſentlich größer ſein, als die beſten⸗ falls erzielten Einſparungen.„Verſchwendungen von Geldern für Medikamente und Apparate“, ſo ſchreibt die Zeitſchrift „Der Kaſſenarzt“ dazu,„iſt mit allen Mitteln zu unterbinden. Man gerate aber nicht in das andere Extrem, die Aerzte zur „Nur⸗Wirtſchaftlichkeit! mit derartigen Richtlinien erziehen zu wollen. Wenn ſchon Richtlinien— und notwendig ſind ſie natürlich—, dann ſolche, die ernſt zu nehmen ſind, die von Praktikern verfaßt werden und in aller Oeffentlichkeit vorher zur wiſſenſchaftlichen Diskuſſion ſtehen. Dann werden ſich auch die Aerzte ihnen gern fügen, während jetzt die Empörung der Aerzte gegen ſolche Maßnahmen ſich auf die Patienten zu übertragen droht. Und den Schaden wird die Volksgeſundheit haben!“ Dieſem Zitat aus der Zeitſchrift„Der Kaſſenarzt“ iſt nichts mehr hinzuzufügen. Süßigkeiten ein Luxus? Von Prof. Dr. von Drigalſki(Berlin). Zu jeder Feſtzeit wird das ſtarke Verlangen unſerer Kinder (und nicht nur dieſer) nach Süßigkeiten auch von beſorgten Eltern als berechtigt und legitim infolge alter Feſtgewohn⸗ heiten anerkannt. Sonſt aber iſt man immer noch geneigt, die Vorliebe von Kindern und Jugendlichen nach Zuckerwaren für ein Zeichen laſterhafter Naſchhaftigkeit oder ein unberech⸗ tigtes Luxusverlangen zu halten. Der witzige Bernard Shaw hat in ſeinen„Helden“ das Wort von„Pralinenſoldaten“ geprägt. Wenn das bedeutet, daß dieſer Soldat ein großer Liebhaber von Süßigkeiten war, ſo waren die meiſten und die beſten Soldaten Leute ſeines Schlages. Der Zuckerhunger unſerer Mannſchaften bei anſtrengenden Märſchen und im Felde war außerordentlich ſtark. Ich erinnere mich eines in jeder Beziehung n Grenadiers, der, nach Deutſchland zurückgekehrt, in einer Sitzung für acht Mark Kuchen verzehrte, ohne die geringſten Beſchwerden! Er war nur einer von vielen. Bei Sportleuten, Wanderern, Bergſteigern findet man dieſes Bedürfnis ähnlich ſtark wie bei den Kindern, die ja auch einen ſtarken eee Trieb haben, ſich zu tummeln und körperlich auszuarbeiten. Das Bedürfnis iſt leicht erklärlich. Wir brauchen in der Nahrung außer Waſſer, Salzen und Vitaminen vor allem Fett, Eiweiß und Kohle⸗ hydrate. Zu den Kohlehydraten gehören die Mehle der Kar⸗ toffel, der Getreide uſw. und vor allem der Zucker ſelbſt. Die Mehle uſw. werden im Körper durch die Verdauungsſäfte verzuckert und ſo erſt ausnutzbar gemacht. Zucker wird raſch und mühelos ohne weiteres aufgenommen und iſt für den Körper als ein leicht umzuſetzender Brennſtoff eine wichtige Kraft⸗ und Wärmequelle. Der Bedarf an Kohlehydraten be⸗ trägt etwa das Zehnfache des Fettbedarfs und mindeſtens das Fünffache des Eiweißbedarfs. Zucker iſt alſo ein reines, ſehr konzentriertes Nahrungsmittel. ö Man hat vor einiger Zeit behauptet, daß mit dem Steigen des Zuckerverbrauchs auch ein Anſtieg der ſogenannten Zucker⸗ krankheit(Diabetes) einherginge. Völlig unbegrenzt iſt die Toleranz gegen Zucker bei den meiſten Menſchen nicht, aber mit dem Entſtehen der Zuckerkrankheit har der geſteigerte Zuckerkonſum ſicher gar nichts zu tun. Einige Länder mit ſehr ftarkem Zuckerverbrauch gehören zu denjenigen mit der ge⸗ kingſten Diabetesſterblichteit. In anderen Länderſ, ſo in deutſch⸗ Sterblichteit bei Steigerung des Zuckerverbrauches beohachten. Viel 5 als die Ernährung kommt alles, was das Nerven⸗ Wal belaſtet, für die Förderung der Diabetes in Betracht; erhältniſſe, die noch ehe ſehr klar Profeſſor E. Leſchke an Hand anſchaulicher Tabellen dargeſtellt hat.— Nach all⸗ gemeiner, aber irriger Anſicht ſoll der Zucker den Zähnen ſchaden; aber eine ſolche Schädigung tritt durch alle mehl⸗ altigen Speiſereſte dann ein, wenn ſie längere Zeit in der undhöhle verweilen. Dies ift beſonders der Fall, wenn abends die Zähne vor dem Schlafengehen nicht gereinigt werden und daher die Speiſereſte die ganze Nacht hindurch in der warmen Mundhöhle bleiben, wo ſie ſich zerſetzen können. Das gilt für die meiſten Speiſereſte, während gerade der Zucker leicht löslich iſt und von dem Speichel leichter als zum Beiſpiel Gebäckreſte weggeſchwemmt wird. Abhilfe kann 1 8 einfach geſchaffen werden: Nach jeder Mahlzeit und ns⸗ beſondere nach dem Abendeſſen ſollen die Zähne geputzt, die Mundhöhle gründlich mit Waſſer ausgeſpült werden. Dem⸗ nach iſt der Zucker für das Gebiß unſchädlich, wenn man Zähne und Mundhöhle hinterher gründlich reinigt.(Erzieh⸗ liche Wirkung der Schulzahnpflege!) Der Zucker iſt ein viel zu wertvolles Nahrungsmittel, als daß wir auf ihn verzichten könnten oder ſollten. Der Zucker⸗ hunger der Kinder und der körperlich ſtark Arbeitenden iſt phyſiologiſch wohl begründet. Deutſchland iſt ein Zucker erzeugendes Land und der Zucker iſt, gemeſſen an ſeinem Genußwert wie an ſeinem Nährwert, außerordentlich billig. Wir haben volkswirtſchaftlich und geſundheitlich gar kein Intereſſe daran, ſeinen Konſum zu ſenken. Er verträgt ebenſo wie der Milchkonſum bei uns noch eine ganz beträchtliche Steigerung zum Nutzen des einzelnen wie des Ganzen. Süßigkeiten gelten als„Luxus“, weil ihr Genuß für die meiſten natürlichen Menſchen etwas ungemein Angenehmes darſtellt. Ernährungsphyſiologiſch und volkswirtſchaftlich ge⸗ ſehen iſt aber Zuckergenuß kein Luxus, ſondern eher eine Notwendigkeit. Glücksſache. Seit einiger Zeit trafen ſich die beiden Kuſinen beinahe täglich vor dem Wartepavillon der Straßenbahn. Jede ver⸗ ſuchte aus den Mienen der anderen die Antwort zu leſen auf eine unausgeſprochene Frage. Dieſe eine Frage in Worte zu formen, hatten beide längſt aufgegeben; denn es war zu niederdrückend, immer ſagen zu müſſen:„Ich habe nichts gefunden, man hat mich nicht genommen!“ Vielleicht folgte noch unter Seufzer die Schlußbemerkung: Alles ſei Glücks⸗ ſache im Leben, und man habe eben kein Glück! Doch heute kam Edith mit beſchwingten Füßen auf die wartende Kuſine zu, die ſchon aus der Entfernung merkte, daß Edith etwas Gutes erlebt haben müſſe. Sie hielt den Kopf höher als gewöhnlich und bewegte im Schreiten munter die Arme. Dann ſtand ſie mit frohem Antlitz vor der anderen, die begierig fragte: „Haſt du Glück gehabt? Bitte, erzähle.“ Da haſpelten ſich vor freudiger Bewegung die Worte über die Lippen, ſie hing ſich in den Arm der anderen und zog ſie mit ſich fort. „Ich habe die Stellung erhalten, Martha. Diesmal kann ich wirklich ſagen: ich kam, ich antwortete, ich ſiegte.“ Martha blickte ohne Mißgunſt auf die Glückliche und meinte nachdenklich: „Wie kam es?“ „Sehr einfach, Martha. Ich nahm mir feſt vor, reſolut zu ſprechen, recht aus einem ſchönen Selbſtvertrauen heraus.“ Darin ſteckt wohl das ganze Geheimnis. Martha lauſchte, während Edith 1 9 wie ſie endlich zur Selbſterkenntnis gekommen ſei. Nur der Menſch mit ünbedingtem Selbſt⸗ vertrauen gelange zum Ziel. „Beſſer iſt es, ſich ein wenig mehr zuzutrauen, als ſich zaghaft zu zeigen. Zaghaftigkeit kommt der Unfähigkeit gleich und wirkt auf andere, auf deren Urteil es gerade ankommt, und ſtellt unſere Leiſtungen in den Schatten.“ Martha hatte ſtill zugehört. Jetzt meinte ſie: 5 „Du magſt recht haben. Wenn ich meine Verſuche über⸗ denke, die ich unternommen habe, um eine Beſchäftigung zu finden, muß ich geſtehen, daß ich eher ſchüchtern aufgetreten bin als ſelbſtſicher. Aber das ſoll von jetzt an anders werden. Ich weiß nun, daß der mutvolle Menſch, der ſich ſelbſt vertraut, auch bei ſeinen Mitmenſchen Vertrauen erweckt und leichter zum Ziele gelangt.“ 41 1 15 ie hatten beide aus ihren Erfahrungen Nutzen gezogen. e 5 5 N. Kaulitz, Niedeek Pflege der Herrenkleidung. Die Pflege der Herxenkleidung muß mit Sorgfalt bor⸗ genommen werden, da Herrenkleider nach wie vor ſehr teuer ſind. Eine Selbſtverſtändlichkeit iſt es, daß ſie gründlich und oft ausgebürſtet werden. Niemals dürfen Beinkleider an den Hoſenträgern aufgehängt werden, dafür gibt es e mit Steg bzw. Spannern. Grundbedingung iſt es für die Pflege, daß die Kleider immer auf achſelbreite Kleiderbügel gehängt werden. a Bei Herren, die viel ſitzen, zeigen die Anzüge leicht Glanz⸗ ſtellen; um dies zu vermeiden und die Anzüge zu ſchonen, iſt es ſehr zu empfehlen, ein Schwammgummikiſſen zu benützen. Die meiſten Hausfrauen ſind im Ausbeſſern von Herren⸗ anzügen nicht geübt; deshalb ſollte man jedes Ausbeſſern ein für allemal dem Schneider überlaſſen. Von großer Wichtigkeit iſt auch das Aufbügeln der Herren⸗ kleider. Schwere Tuche dürfen niemals direkt mit dem heißen Bügeleiſen in Berührung kommen; man verwendet zum Auf⸗ dämpfen ein feuchtes Tuch. Das Bügelbrett darf nicht zu weich ſein. Das feuchte Tuch darf nicht vollkommen trocken⸗ gebügelt werden, ſoll aber liegen bleiben, damit der Dampf gut in das Gewebe eindringen kann. Wer dieſes Aufdämpfen nicht gut verſteht, ſollte auch dieſes beſſer einem Fachmann überlaſſen. Durch unfachgemäße Behandlung wurde ſchon mancher Anzug verdorben. Beim Bügeln der Beinkleider muß ſorgfälti 1 580 werden, daß die Bügelfalte an Gewißt, ich ſehe es dir an! der richtigen Stelle 5 edes Bein wird für ſich gebügelt. Man legt die Beinkleider ganz gerade und muß auch darauf achten, daß die Innentaſchen uſw. gerade liegen. Nie ver⸗ ele man, beim Bügeln ein feuchtes Tuch aufzulegen. eſten werden vorn aufgedämpft; zuerſt werden ſie von rück⸗ wärts gebügelt. f f Röcke zu bügeln ist bedeutend ſchwieriger; Nh iſt ein land, konnte man in beſtimmten Jahren ein Abſinken dieſer ſtrammes z rundes Kiſſen en wie es die neider ba 00 man die gebügelten Anzüge in den Schrank ängt, müſſen ſie ganz trocken ſein. Isabella. durch Lagerung von Woche zu Woche. die Köchin lat. die Hausfrau ſelbſt und obendrein eine, die ihre Arbeln von Grund auf verſteht und ſie mit Luſt und Liebe tut. Sie iſt eine von den Hausfrauen, bei der man ſich mit aller Vor⸗ freude an den Tiſch ſetzt, weil jedes Gericht, und wären es Salzkartoffeln, vollkommen zubereitet iſt. Ihre Kuchen ſind Meiſterwerke. Bei ihrem Gänſebraten kniſtert das Meſſer erſt, dann ziſcht es, dann ſinkt es lautlos durch das Fleiſch. Ihre panierten b e ſind von außen trocken gebacken und goldbraun, und innen ſickert hell der Saft aus weißem Fleiſch. Und gerade dieſe Frau— klagt, beklagt ſich bitter. Und dies iſt es, was ſie ſagt:„Gewiß macht es mir Freude! Schon wenn ich Gemüſe ausſuche oder Fleiſch wähle; ſogar das e hat ſeine heimlichen Reize, wenn die Augen ſäuberlich und ohne Verſchwendung herausgenommen ſind, wenn die Kartoffel weiß und reinlich ins Waſſer rutſcht. Ich freue mich an den vielen kleinen zierlichen Handgriffen, die beim Würzen zu tun ſind, ich freue mich an dem lang⸗ ſamen Werden jeder Speiſe, wenn aus den Zutaten all⸗ mählich das Gericht zuſammenkommt, wenn es dann über der Flamme oder im Backofen ſeine Geſtalt annimmt. Ich lege jedes Gericht, auch das einfachſte, liebevoll auf die Platten oder in die Schüſſeln; es freut mich, wenn das Ergebnis meiner vielen Arbeit auf dem Tiſch ſteht, wenn's ſchmeckt. Und es ſchmeckt immer. Aber warum fällt es meinen Kindern oder gar meinem Mann ſo ſelten ein, mich dafür zu loben, daß es ihnen ſchmeckt? Sie eſſen mit Behagen, ſie hören es auch gern, wenn ein Gaſt am Tiſch ſich wundert und freut— aber gelobt werde ich nie. Und wenn ich dann, beim Geſchirr⸗ hinausräumen, die abgegeſſenen Platten ſehe, weiß ich nie recht, ob's auch all der Mühe wert war.“ So klagte die Meiſterköchin. Und ich ſtreichelte ihre Hand und ſagte:„Schimpfen ſie nie?“ „O ja, wenn mir wirklich einmal etwas mißlungen iſt, dann beſinnen ſie ſich auf einmal alle, daß ich gekocht habe. Und gerade das reizt mich dann und ärgert mich, daß von dreihundertſechzig guten Mahlzeiten keine gelobt und fünf zu beanſtandende gründlich getadelt werden...“ Da mußte ich lachen und ſagte:„Genau wie bei uns!“ Sie guckte verwundert.„Ja, wie bei uns in der Zeitung. Wenn's ihnen geſchmeckt hat, redet kein Menſch ein Wort. Da ſchlucken ſie ſtumm und mit Behagen. Aber wenn uns ein Bock paſſiert — uijehl, dann ſchreiben ſie grob und faule Witze. Wir ſind nicht beſſer dran als Sie, liebe Köchin. Und beide müſſen wir uns mit dem einen tröſten: wenn ſie uns auch nicht loben, gerade wenn ſie uns nicht loben— bann ſchlucken ſie mit Be⸗ hagen. Und darauf kommt es uns ſchließlich an— nicht wahr?“ a Martha Werth. Wie alt ſind die Eier? Für die Hausfrau iſt es immer eine ſehr unangenehme Sache, wenn bei Zubereitung einer Speiſe ſich ein Ei beim Zerſchlagen als nicht mehr einwandfrei erweiſt. Wie manche Speiſe iſt dadurch ſchon verdorben worden, abgeſehen von dem pekuniären Verluſt. Es iſt eine unbeſtreitbare Tatſache, daß jedes Erzeugnis der Natur nur eine beſtimmte Zeit ſeinen urſprünglichen Wert behält. Niemand wird beſtreiten wollen, daß mit dem Alter eines Naturproduktes eine Wertminderung eintritt. Es ſei nur an die Kartoffel erinnert, die wohl eins unſerer haltbarſten Naturerzeugniſſe iſt; ſie verändert ſich Das gleiche gilt auch beim Ei. Je friſcher das Ei, deſto angenehmer der Geſchmack, deſto größer der Nährwert. Je älter das Ei, deſto mehr läßt der Geſchmack zu wünſchen übrig: durch die fortſchreitende Zerſetzung— wie dies bei allen Naturprodukten eintritt— mindert ſich der Nährwert. Wann hört nun das Ei auf friſch zu ſein? Wann verliert das Ei ſeinen hohen Nährwert? Mit dieſen Fragen beſchäftigt ſich zur Zeit noch die Wiſſen⸗ ſchaft. Der Schwierigkeiten wegen konnte das Ziel noch nicht erreicht werden, immerhin wurden wichtige Feſtſtellungen gemacht. Solange wir noch keine feſtſtehende Norm haben, iſt es für die Hausfrau immerhin wichtig, das Alter des Eies ſelbſt feſtſtellen zu können. Man bedient ſich hierzu einer Lichtquelle(künſtliches oder Tageslicht) zur Durchleuchtung und Feſtſtellung der Größe der Luftblaſe die in jedem Ei am ſtumpfen Ende enthalten iſt Durch die Poroſität der Eiſchale verdunſtet mit der Zeit der Inhalt des Eies. Je älter das Ei, um ſo weiter iſt der Verdunſtungsprozeß fortgeſchritten und um ſo größer iſt die Luftblaſe. Eine kleine Luftblaſe iſt in jedem Ei enthalten, ſie dehnt ſich aber mit dem Alter des Eies aus. Am beſten iſt das bei gekochten Eiern feſt⸗ ſtellbar. Nachſtehende Richtlinien für die Beurteilung des Alters ſind ſehr wertvoll für die Hausfrau. Ein friſches Ei (Alter höchſtens vierzehn Tage im Sommer, vier Wochen im Winter) hat eine Luftblaſe, die nicht breiter als 2d Millimeter und nur wenige Millimeter hoch iſt. Eier bis zu einem Alter von ſechs Wochen haben eine Luftkammer von einem Sechſtel der Eihöhe und von etwa 25 bis 30, Millimeter Durch⸗ meſſer. Vier Monate alte Eier haben eine Luftblaſe von einem Drittel des Eiles Das Alter der Kühlhauseier läßt ſich leider 15 dieſer Methode nicht feſtſtellen, weil der Feuchtig⸗ keitsgrad in den Kühlräumen eine Verdunſtung kaum zuläßt. Konſervierte Eier ſind zwar an der rauhen, glanzloſen Schale erkennbar, durch die oben angeführte Methode läßt ſich das Alter aber auch nicht feſtſtellen, weil die Luftkammer häufig mit Waſſer angefüllt iſt. Es gibt aber noch eine weitere e und zwar die Schwemmprobe. Man löſt in einem Liter Waſſer 125 Gramm Kochſalz. In dieſe Löſung legt man die Eier. Friſche Eier liegen horizontal am Boden. Je älter das Ei iſt, um ſo mehr hebt ſich das ſtumpfe Ende. Ein etwa acht Tage altes Ei hebt ſich in einem Winkel von annähernd 45 Grad, ein drei Wochen altes Ei hebt ſich in einem Winkel von etwa 75 Grad, während ein vier Wochen altes nahezu auf der Spitze ſteht. Aeltere oder gar faule Eier werden ſchweben oder ſchwimmen. Auf dieſe einfache Weiſe 1 es der Hausfrau leicht möglich, ihren Eiervorrat nach Friſche zu ſortieren und zu verbrauchen. A. E. f. Schwarzgebrannte Töpfe reinigt man am beſten, indem man 1 0 en größeren, mit Sodawaſſer gefüllten Keſſel ſtellt und darin eine Viertelſtunde kochen läßt. Will man aber die Töpfe ſchneller reinigen, ſo kann man auch mit Soda⸗ waſſer abwaſchen und mit Side abreiben. Schonender für den Topf iſt allerdings das Abkochen. a 7. Wermuttee iſt ein ausgezeichnetes Mittel, das die Verdauung fördert und den Appetit anregt. Beſonders nach ſchwer verdaulichen Speiſen, die Magendrücken ver⸗ urfachen, genügen ein paar Schlucke dieſes Tees, um die Be⸗ ſchwerden ſchnell zu beſeitigen. Setzt man dem Tee etwas Honig zu, ſo wird die Wirkung noch erhöht, Die Köchin, die ich meine, iſt keine Hausangeſtellte. Sie iſt LVores. 8 19 TROTZI GE MD GEZ AUHNH ROA VOI S ENT RO THIBERE 214 i Nachdruck verboten. Vote lauſchte den Worten, dann ſagte ſie leiſe: „Bon mir wollen wir nicht ſprechen, Gräfin! Was kamm ieh für Sie tun?“ „Für mich? Nichts! Es iſt aus mit mir! Ein Leiden, das lch längſt hätte beachten ſollen, vernichtet mich nun. Nein, wär wollen von Ihnen ſprechen, ſchöne, kleine Lore Dahlmann!“ Lore zuckte zurück. Die andere lächelte verzerrt. „Ich bin nach Berlin gekommen, um Sie in irgend etwas hineinzutreiben, ſei es auch nur in eine Ehe mit einem ſteinreichen Manne. Aber Sie ſollten fort aus Franks Leben, weil ich ihn mir wieder erringen mußte. Jetzt, da ich Sie kenne, weiß ich, daß er nie mehr zu mir zurückgekehrt wäre. Er war längſt fertig mit mir. Und ich kam um ſeinetwillen in unſere Stadt zurück. Nur um ſeinetwillen, um niemand ſonſt. Aber er wies mich zurück und ſtellte mir ſein junges Weib rühmend entgegen. Doch er gab ruhig zu, daß ein Riß zwiſchen Ihnen beiden be⸗ ſteht. Er ließ ſchonend durchblicken, daß Sie ihn nicht lieben und daß er nicht wollte, daß Sie nur gezwungen an ſeiner Seite blieben. Er ſagte mir auch, daß er Sie liebt, Sie allein; aber er wollte, daß Sie die Wahl hätten. Ihn, Ihre Kunſt oder einen anderen Mann. So ruhig, ſo ſtolz hat mir Frank Dahlmann das erklärt, daß ich wußte, wie kalt er mir gegenüberſtand. Daß er mit mir fertig war für alle Zeiten. Von ihm konnte ich nichts mehr erreichen. Alſo mußte ich ſehen, Vorſehung auf Ihrem Wege zu ſpielen, kleine Frau Lore. Aber das Schickſal hat mit harter Hand in mein eigenes Leben eingegriffen. Und— ich hätte auch nichts erreicht! Kehren Sie zu Ihrem Gatten zurück, gnädige Frau! Ich werde ruhiger ſterben können, wenn ich weiß, Sie ſchenken ihm ein großes, wahres Glück.“ Die letzten Worte waren kaum verſtändlich geweſen. Lore ſtand wie erſtarrt da. Sprach die Kranke die Wahrheit? Gräfin Orlande ſtrich über die weißen Künſtlerhände „Wird es Ihnen ſo ſchwer, ihm das Glück zu ſchenken? Könnten Sie Frank Dahlmann wirklich je im Leben ver⸗ geſſen?“ „Vergeſſen wohl nie! Doch ich wollte den Weg frei⸗ machen. Zufällig hatte ich gehört, daß Ihnen einmal ſeine Liebe gehört hatte und daß Sie ſeinetwegen zurückkämen.“ „Manches ſtimmt! Nur das war ausgeſchloſſen, daß Fraukls Liebe mir nur noch fünf Minuten lang gehören konnte.“ Lore ſenkte den blonden Kopf. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle aale) „Gehen Sie zurück zu ihm“, forderte die Sterbende, ser liebt nur Sie, und einen Mann wie Frank Dahlmann läßt man nicht allein. Seine Liebe und Treue gehören Ihnen— wiſſen Sie nicht, was für ein Himmelsgeſchenk das iſt?“ Lore lehnte ſich gegen das Bett. „Ich— weiß— nicht—!“ „Sie müſſen gehen. Wenn er das Alleinſein nicht er⸗ tragen würde?!“ Lore wurde totenblaß. „Sie meinen, Gräfin Orlande?“ fragte ſie bebend. grunde“, ſagte die Kranke und legte ſich zurück. Eine grauſame Veränderung ging mit ihr vor. Die Züge wurden ſpitz, das Geſicht verfiel. Lore lief zur Tür, öffnete ſie. Der Arzt und die Schweſtern eilten herbei. Der alte Arzt ſchloß der Toten die Augen. „Sie hat alles geregelt. Der Orden vom Heiligen Sankt Klaus iſt Erbe. Ich danke Ihnen, gnädige Frau, füllten.“ „Danken Sie mir nicht. Ich muß der Gräfin Orlande immer dankbar ſein!“ ſagte Lore und drückte dem alten Herrn die Hände. Er begleitete ſie noch hinaus. Schweigſam ſaß Lore im Wagen neben dem Fräulein, das mit keinem Wort an dieſes Schweigen rührte. * 20* Tage vergingen. einen kleinen Koffer. Die Damen fragten nichts, als ſie ihnen mit großen, leuchtenden Augen erklärte: „Ich fahre heim!“ Und ſie reiſte! Sie wußte nicht, ob Frank daheim war. Sie hatte längere Zeit nichts von ihm gehört. Aber es zog ſie mit tauſend Banden hinaus in das einſame Schloß Friedrichs⸗ heim. Wenn er nicht dort war, dann wollte ſie auf ihn warten. Und wenn es Tage, Wochen, Monate wurden— ſie wollte warten. Mit einem Mietſchlitten kam ſie an. Ein heftiges Schneegeſtöber machte jede Sicht unmöglich. So mochte auch niemand das fremde Geſpann beachtet haben, das ein Stück von dem breiten Schloßtor entfernt hielt. Lore gab dem Kutſcher ein reichliches Trinkgeld, und gleich darauf klingelte der Schlitten wieder davon. Es ſchneite und ſchneite. Mühſam kämpfte Lore ſich weiter. Endlich ſtand ſie in der Halle, wo der alte Diener ſie anſtarrte wie ein Geſpenſt; aber dann ging ein ver⸗ Der Heiligabend kam. Lore packte „Es gibt Männer, die kämpfen mit der ganzen Welt und bleiben Sieger, aber an einer Frau gehen ſie zu⸗ daß Sie der Toten den letzten, dringenden Wunſch er⸗ klärter Schimmer über ſein Faltengeſicht. Eilig nahm en ihr die Sachen ab. „Die gnädige Frau! Wie Herr Doktor ſich freuen wird. Ich will ſofort—“ „Nichts! Ich will meinen Mann überraſchen.“ Lore ging raſch die Treppe hinauf. Er ſtarrte ihr nach, dann ging ein verſtehendes Lächeln über ſein Geſicht. Eilig ſtelzte er in die Küche, um die ungeheure Ueber⸗ raſchung ſeiner alten Freundin zu melden. Lore ſtand im Arbeitszimmer ihres Mannes. 420 Es war leer! Frank war hier! Ihr Herz hatte richtig geahnt. Wo aber war er jetzt? Leiſe ging die junge Frau durch das Zimmer, öffnete die nächſte Tür. Da zuckte ſie zuſammen. Sie ſtand von der Portiere verdeckt. Frank! 7 Groß, dunkel, ſtand er am Feuſter und ſah ſchweigend in das Schneetreiben hinaus. Dann wandte er ſich ins Zimmer zurück. Seine Züge ſchienen Lore ſeltſam ſteinern. Und dort— lag auf dem Tiſch der Revolver! Frank nahm ihn auf, beſah ihn und lächelte. Dann legte er ihn ins Fach. Aber an der Tür ſtand das Jagdgewehr! Sein Mantel, Hut und die Jagdtaſche lagen auf einem Seſſel. Alles war bereit, wie es ſonſt war, wenn er früh zur Jagd ging. Mit einem geheimen Grauen blickte Lore auf das Gewehr. a Weshalb ließ der Anblick des Gewehrs ihr das Blut in den Adern gerinnen? Wollte Frank— einen Jagd⸗ unfall— vortäuſchen? Auf dem Bett lagen mehrere Briefe! Lore ſah ſie erſt jetzt. Weiß, heimtückiſch, furchtbar glänzten ſie von der blauſeidenen Bettdecke, herüber. Lores Hände griffen nach dem Herzen. Ein Laut drängte ſich ihr auf die Lippen. Sie ſchwankte vorwärts. „Frank!“. Der Mann ſtand wie vom Donner gerührt da, blickte auf die ſchlanke, blonde Frau, ſtürzie plötzlich hin zu ihr, riß ſie empor zu ſich, wühlte ſein Geſicht in das vom Schnee noch feuchte Blondhaar— ſtöhnte: 5 „Was ſoll das, Lore! Weshalb kamſt du? Geh doch, deine Kunſt und deine Knechte warten. Du haſt ja doch geſiegt, Lore. Du biſt die große Künſtlerin geworden, und alles liegt dir zu Füßen. Was willſt du hier?“ Er war zur Beſinnung gekommen, ſchüttelte ſie in Wut und Liebe, fragte noch einmal: „Weshalb biſt du zurückgekommen? Wollteſt du mir noch einmal zeigen, wie machtlos Frank Dahlmann iſt?“ Lore lächelte zu ihm auf, trotzdem ſie die Schultern ſchmerzten von dem harten Griff ſeiner Hände. „Was ich will? Ich will deine Frau ſein, Frank. Weil ich dich liebe. Weil es ſo grauſam einſam iſt da draußen, weil ich ohne dich nicht ſein kann!“ Er ſchwieg! Und hilflos blickte ſie in ſein Geſicht. Da riß er ſie au ſich— küßte, küßte ſie immer wieder. „Lore, wenn das ein Traum iſt— ich will nicht wieder erwachen. Ich liebe dich, Lore, ich liebe dich. Du biſt zu mir gekommen, du! Nun gibt es kein Zurück mehr für dich. Dieſe Heimkehr, heute, am Weihnachtsabend, die ver⸗ bindet uns bis in den Tod! Hörſt du, Lore?“ Willenlos lag ſie in ſeinen Armen. Und draußen ſchneite es, ſchneite immer weiter, hüllte die Erde ein in ein weißes, ſtilles Gewand. Ende! 1 1 Von Jo Lherman. * Spätabends kam Arnold nach Nane Er ſchaltete das Licht ein, warf nachläſſig den Hut in die eine, den Mantel in eine andere Ecke des mäßig geräumigen Ateliers und ſchritt auf die Stafſelel zu, auf der das faſt vollendete Bild Marias ſtand. Aus dem blaulilg getönten Hintergrund ſprang plaſtiſch das maponnengleiche Antlitz der blonden Frau und zeigte in ſorm⸗ ſchöner Reinheit das Ebenmaß der Linien. Arnold legte in ewußter Ehrerbietung den Strauß roter Roſen, den ex mii⸗ ebracht, an das Bild, wandte ſich um ging, die Hände auf dem ücken ein paarmal auf und ab und trat an den Tiſch In der Karienſchale lag ein Brief Er nahm ihn an ſich und betrachtete mi leiſem Erſtaunen die Schriftzüge: es waren die Marias Schon? Vor kaum vier Stunden hatte er ſie erſt ver⸗ laſſen. Was mochte ſie ihm zu ſagen haben? Oder liebte ſie ihn ſo ſehr?—— Er wog den Brief nachdenklich in der Hand. ritz dann den Umſchlag raſch auf und las. „Mein Lieber!“ een, Maria.„Mein Lieber! Da ich schreibe, ſehe ich bereits vor mir Deine erſtaunten. erſchreckten, gekxänkjen Augen— und ſch bitte dich im voraus, ſage mir Ae eder, was Du mir ſo oft geſagt haſt: Daß ich das Leben nicht zu leben verſtehe, Du macgſt recht haben: aber ich kann es eben nicht.. Ich ſaſſe den Entſchluß. Dich 15 bitten, mi e en zu wollen. Weißt Du, wie ſchwer es mir fällt, das zu ſchreiben? Aber ich bin mit feſten Banden an meine Umgebung gekettet— und ſch habe Rückſicht auf ſie. auf die f haliung des häuslichen Friedens, auf die Meinung der Men cen nehmen Sage mir nicht, daß ich, im Schatten eboten Mi f f ten leben und ſterben werde; ſage es mir erſt. ich 9 05 wohl und gebe mſch damit zufrieden, 1 VI nicht ändern kann. 407 ſagteſt mir oft, wie ſehr mich ft. es iſt das erſte und N. einzige Mal, daß u wirſt mir ſeine Er⸗ ich richte; Du n ne en. Hat mich von Dit; ſuche mich nicht m 1 1 5 . Arnold erhob ſich vom un beiſelte und trat an ſtille Straße, die nicht weit von ſeinem Wohnhauſe von den Propyläen geteilt war. Die wohlgeformten Steinquadern ragten in einſamer Schönheit in die mondhelle, ſchweigende Nacht; durch die Torbogen hindurch ſchien die Straße in un⸗ endliche Weiten hinaus zu laufen. Silbergraue Luftwellen fluteten um eine Reihe ſehr feiner, rötlich violen leuchtender Bogenlampen. Ging der Friede, der Arnolds Bruſt verlaſſen, über die Straße? ö Der Maler. deſſen Geſicht in kurzen Minuten um Jahre ge⸗ altert ſchien, ging vom Fenſter und ſetzte ſich an ven Schreib⸗ tiſch; er nahm Papier und Feder zur Hand und begann zu ſchreiben. Immer mehr vertiefte ſich der harte Zug um ſeine undwinkel. »Da du mich nicht mehr liebſt. Marig, gebe ich Dich frei. Und ich werde Deine Münſche erfüllen. Aber immer habe ich es gewußt daß Deine Liebe eine Probe nicht beſtehen würde. Siehe. Maria: ich habe Dich gemalt— und glſo beſitze ich Dich und werde Dich als ein Geſchöpf meiner Sinne und meines Geiſtes ſtets beſitzen. Aber meine Liebe zu Dir, die ich zutieſſt im Herzen getragen, iſt nicht mehr rein, und Dein Bild iſt mir nicht mehr das einer Heiligen— denn das Gerede der Men⸗ Kiel und der Schmutz der Straße hat den Saum Deines Kleides berührt Und alſo kann ſch Dich nicht mehr achten. Wäreſt Du geſtorben. Maria, niemals könnte eine andere Dich aus mit verdrängen: wie eine blühende Roſe würde die Liebe immer in mir ſein. Nun aber entblättert ſie ſich für und für und wellt— und nun werde ich Dich vergeſſen und das Ge⸗ denten an Dich in mir auslöſchen... Warum biſt Du nicht geſtorben, Marla! Du hätteſt beſſer daran getan; als ein un⸗ vergeßlicher Marientag wäreſt Du in ſtrahlender Schönheit gegangen. So aber haſt Du wider den Geiſt und die Heilig⸗ leit der Liebe geſündigt.. Und ich wollte. Maria. Du wäreſt tot.“ Arnold ſchloß unbeweglichen Geſichts den Brief in die Umhüllung ſiegelte und legte ihn in den Vorraum, von wo jeden Morgen die Bedienerin Geſchriebenes wegzunehmen und Ih Poſt zu geben beauftragt war. Er zog ſich langſam aus, chichtete ſehr ſorgfältig die Kleidungsſtücke und legte ſich zu Beit. In ihm war kalte, tote Ruhe. Maria erhielt den Brief des Nachmittags; es iſt aus der Zeitung bekannt daß ſie eine knappe Stunde, nachdem ſie ihn geleſen, ihr Haus verließ, den Abend ſchweigſam und allein in dem kleinen Caſéreſtaurant am Chineſiſchen Turm zubrachte, Het t an die Iſarbrücke ging und ſich im Fluß erttänkie ö Arnolds Brief wurde in Marias A 8 5 unden: die Staatsanwaltſchaft erhob auf Grund ſeine Inhalts gegen ihn Anklage wegen Mordes. 13 ein Fluchtverdacht nicht beſtand und die Voxunterſuchung ſehr lange Zen in Anſpruch nahm — es erwies ſich als notwendig, Gutachten der hervorragend⸗ ſten Autoritäten auf dem Gebier der Kriminalpfychologie ein⸗ zuholen—, wurde Arnold auf freiem Fuß belaſſen.. In der Verhandlung— ſie ſand im März des 99115 1897 Sch ſtatt— bejahten die Geſchworenen einſtimmig die uldfrage auf Mord Den Angeklagten zur Verbüßung eimer Strafe ſu verurteilen erklärte ſich ſedoch das Gericht außerſtande; darum, wie es in der Begründung hieß weil es ſich der Erkenntnts nicht verſchließen konnte, daß ohne den Tod dieſer Frau nie⸗ mals der Kulturſchatz des Volkes um dies Meiſterwerk eines ſchaffenden Geiſtes bereichert worden wäre— und alſo ſei eine Entſtehung mit einem Menſchenleben gewiß nicht zu hoch 1 Tulma und der Bucklige. Während mehrerer Wochen bemerkte Talma, der große Tragöde zu Napoleons Zeit, bei ſeinem jedesmaligen Auftreten in der erſten Reihe vor der Bühne einen Buckligen, der ſtets denſelben Platz inne halte Dieſer kleine Mann nun krüiſierte Talmas Spiel durch ſeine Gebärden und ſeine Bewegungen auf die aufſallendſte und leidenſchaftlichſte Weiſe. ſo daß dies Talma allmählich ſehr läſtig wurde. Jeden Abend nahm er ſich vor ſich nicht durch die Kritit ſenes Herrn beirren zu laſſen und ſich nur um ſeine Rolle zu kümmern; aber geradeze magnetiſch wurde ſein Blick ſteis wieder von jenem angezogen. Endlich eniſchloß ſich Talma. der Sache ein Ende zu machen, und er ging in die Wohnung jenes Herrn und erſuchte ih dringend um die große Gefälligkeit doch einen anderen Plaß zu wählen als jenen der der Bühne gerade gegenüber lag. Ich bekenne ganz offen“, ſagte Talma,„daß Ihre Ge⸗ bärden Ihre Bewegungen, Ihre bange Perſönlichkeit mich ſo in Anſpruch nehmen, daß ich kaum in der Lage bin, meine Rolle zu ſplelen. Sie haben eine Macht über mich, die mir unerklärlich iſt; aber ſie iſt vorhanden.“ 6 Der Bucklige jedoch war nicht zu bewegen, Talmas Wunſch au ace und ſo verließ dieſer zornig das Haus und ſann uf Rache. V f Er ging an die e und kaufte ple fünf Plätze, bie neben dem des Buckligen waren. Am Abend ung erſchien zu ⸗ nächſt ein Herr und beſetzte einen dieſer 990„Seht“, ſagten die Stammgäſte des Orcheſters,„unſer Freund, der Bucklige, wird heute einen Ebenbürtigen 1555 Nachbarn haben.“ Und wieder öffnete ſich die Eingangstür zum Sperrſitz und herein trat ein zweiter buckliger Herr. Ein dritter ſolgte, ſo daß mae bald tuſchelte, dies müſſe eine abgetartete Sache ſein. Wieder wird die Tür geöffnet. Gelächter bewillkommmnei einen vierten Buckligen und als endlich der fünfte von Talma engagt Bucklige erſcheint wird er mit lautem Jubel e der Vorhang in die Höhe gehn komm der alte Bucklige 15 ſeinen Sitz. Die 1 uer hatten ihn ſchon lange mit Ey 070 erwartet; alle erhoben ſich. e en 59 eM, 55 ravos donnerten von allen Selten auf ihn. Unſer liger ſetzte ſich blaß vor Nerger, zu ſeinen Velden. de ſelb ber die N lachte 1 1 1057. urze Zeit, bevor der Termin herankam, ſiellte er ſein nun e. ie tote Madonna“ aus Es erregte Auſſeben, eſen hatte, und ſtand, den Brief ö 13 er e wöge. en Augen ſtarrte er in die nicht nur b. weil ſeine Geſchichte bekannt geworden war; es war das reife Wert eines vollenpeten Künſelers. 4 en. i 8 Im Zwiſchenakt aper verſchwand der alle Bucklige— und wurde auf dem Pla in der erſten See mehr g Talma jedoch hatte ſich, wenn auch nicht getade ſehr lüblend. aerächt. g 5 nen Von Jutta Wilfing. In düſteren Kellerräumen, tief über ein wunderlich hoch⸗ beiniges Rahmengeſtell gebückt, ſaßen die geſchickteſten Schleier⸗ macherinnen von Paris. Ihre Auftraggeberin war keine ge⸗ ringere als Katharina von Medici, und das Gewebe, das da, zarter als ein Morgentraum, wetteiſernd mit der Duftigkeit des Waldſpinnennetzes, unter ihren emſigen Fingern entſtand, ſollte ein Brautſchleier werden; die Schottenkönigin Marta Stuart ſollte ihn bei ihrer Vermählung mit Frankreichs König tragen. Wahrhaftig, es war ein Kunſtwerk von einem Schleier. Das ewig verſchleierte Myſterium der Chriſtusgeburt, die blut⸗ und tränenüberronnene Leidensgeſchichte des Herrn wurde von den Stickerinnen in das koſtbarſte Geſpinſt gebannt. Freilich verwoben ſie auch, ohne daß ſie es ſelber recht merkten, ihre jungen Augenſterne mit hinein. An jedem Faden hing un⸗ widerbringlich ein Stück Sehkraft; durfte doch während der 1 0 75 Arbeitsdauer kein Lichtſtrahl von außen dieſe armen ugen treffen, denn nur ſo konnten ſie für die ungemein ſeine Arbeit tauglich erhalten werden. Und ſo haftete am Ende zehnfach dahingegebenes Lebensglück an den Maſchen des Ge⸗ webes, als es fertig war. Taumelnd, taſtend, von Angehörigen Fe entſtiegen jene Unglücklichen— verbannt geweſenen eſpenſtern gleich— ihrem freiwillig gewählten Kerker, das warme Sonnenlicht nicht mehr ſehend, nur noch ſehnſüchtig empfindend. Und wirklich, kein glückbringender Schleier ſollte es ſein, der da das Haupt der hohen Braut umſchloß. Ein blutroter Faden hatte ſich, von den ſchwächer und ſchwächer werdenden Augen im Kellerdüſter unbemerkt, unter die weißen eſtohlen, das Gewebe in deſſen ganzer Breite durchkreuzend. ar es nicht ein Symbol für Marias Geſchick? Mord und Bluttat, ausgeheckt hinter alabaſterner Stirn, zogen ſie ſich nicht jenem roten Faden gleich durch ihr ganzes eben hin? Umſonſt hatte ſie ſich an dem Tage ihrer erſten Vermählung fromm in das Leiden und Sterben Chriſti gehüllt. Ihre Seele ſtrauchelte auf dem Pfade der Macht; freilich, das Blut, das auf dem Schafott aus ihrem perlumſäumten Nacken ſprang, hat auch dieſe Schmach zuletzt getilgt— und wie ſonderbar: der entſtellende Faden in jenem Brautſchleier ſoll ſeitdem ver⸗ ſchwunden ſein. In ungetrübter Weiße leuchtet aus ſeinem Glasſchrein das edle Geſpinſt durch die Jahrhunderte. * Margarethe, eine Tochter Karls V., nachmalige Herzogin von Parma, war häßlich von Angeſicht, aber unſäglich ſtolz von Gemüt. Der Knabe Ottavio Farneſe war ihr zugeſprochen als Gemahl, um eine Zeit, da ſie ſelber ſchon nicht mehr die jüngſte war. Und doch zweifelte ſie nicht im mindeſten, daß er ſich im Beſitz ihrer Hand glücklich ſchätzen würde. Wie denn auch nicht? Eine natürliche Tochter Karls V. zur Gattin zu haben, dünkte ſie wahrlich kein Geringes. Es focht ſie wenig an, daß ſie an Jahren des fünfzehnjährigen Farneſe Mutter hätte ſein können; wohl aber war ſie, vielleicht aus weiblichem Inſtinkt heraus, beſtrebt, ſich ihrem jugendlichen Verlobten vor der Vermählung nicht von Angeſicht zu zeigen. Deshalb wählte ſie einen Schleier aus köſtlicher Brabanter Spitze, ſchwer und dicht gewebt, der als Deſſin einen üppigen Kranz von Eichen⸗ blättern zeigte, das Geſchenk Philipps II., ihres Bruders. Dieſer allein ſchien ihr geeignet, während der Trauungs⸗ zeremonie ihr Haupt und Antlitz ſo völlig zu verhüllen, daß man es nicht erkennen konnte. Während nun der kaum dem Knabenalter entwachſene Gemahl, um Hauptes Länge von ſeiner Braut überragt, die Stufen des Altars hinabſchritt, ver⸗ ſuchten ſeine jugendfeurigen Blicke vergebens die dichte Hülle zu durchdringen, um das Geheimnis zu enträtſeln, das ſich dahinter verbarg. Zwei dunkle Augen ſah er dabei auf ſi gerichtet, die Margarethes; denn dieſe, ſchon einmal vermählt geweſen, beſaß keineswegs die Schüchternheit einer bräutlichen Frau. die zum erſten Male zum Altar tritt. Und eben jene Augen, das einzige, das der wachſame Schleier erkennen ließ, dünkten ihn heiß und alſo zugleich verheißungsvoll. Seine. finnlich frohe Phantaſie beſchäftigte ſich erregt mit den un⸗ bekannten Zügen, die ſich kaum andeutungsweiſe hinter den ſchweren Schleierfalten abzeichneten; er zweifelte nicht, daß hinter Margarethes Klugheit, von der er viel gehört hatte auch ihre Schönheit nicht zurückſtehen würde. Die Tochter eines großen Kaiſers konnte nicht anders als ſchön ſein, dachte der Fünfzehnjährige. Kaum alſo im Brautgemach angelangt, be⸗ tg er beinah heftig die Lüftung des Schleiers. Indeſſen, Margarethe, nun doch von Zagen ergriffen, zauderte noch und war beſtrebt, aus einer ihr ſonſt fremden Unſicherheit heraus den Augenblick, da die dienſtbare Hülle fallen mußte, hinaus⸗ zuſchieben. Da löſte der Ungeduldige ihr ſelbſt den Schleier vom Haupt. Aber welch ein Auftritt folgte! Ergrimmt über die Enttäuſchung und wohl auch in jugendlicher e eit wandte ſich der Neuvermählte ſchroff ab und in ſeiner Mutterſprache entfuhr ihm das höhnende Wort:„Mit der Hülle fiel die Schönheit!“ Margarethes ſtolzes Herz vermeinte da einen Augenblick lang ſtillzuſtehen. Sie hatte die Geſte, mehr noch, ſie hatte die Worte verſtanden! Ihre dunklen Augen, das einzig Schöne in ihrem Geſicht, verdunkelten ſich noch mehr; aber nicht von liebender Glut— nein, von beißenden Tränen. Zornbebend ergriff ſie den Schleier, den unſchuldigen Ver⸗ eimlicher ihres wahren Geſichts, und warf ihn zerknüllt in die Brände des Kamins, die gierig nach dem koſtbaren Raub leckten, ihn im Nu verzehrend. Ein Traum von Glück ging damit in Rauch und Flammen auf. * Marie Antoinette, die Tochter der apoſtoliſchen Majeſtät, ſaß vor dem ſchimmernden Spiegelglas ihres bräutlichen An⸗ Heidezimmers zu Verſailles und lächelte ihrem reizenden Ab⸗ bild fröhlich zu. Monſieur Abälard, der kunſtreichſte Coiffeur ſeiner Zeit und ſeines Landes, baute beben ihr puderüber⸗ glitzertes, goldſchimmerndes Haar zu ner pompöſen Braut⸗ ſriſur auf. Es war das ein Gebäude, das dem erfindungs⸗ reichen Kopfe eines Architekten alle te, gemacht hätte. Schlupfen und Schleifen aus gewickeltem Nockenhgar erhoben ſich in zierlicher Abſtufung über ihrer klaren Stirn, türmten ſich empor als ein Tempelchen der bern dee Mode über dem Altar lächelnder Anmut und Jugend. Alabaſtern ſtieg das Säulchen ihres e Halſes aus den muſchelhaften Rundungen der ein wenig vorgeneigten Schultern, während löftliche Perlen, die Brautgabe ihres königlichen Verlobten, es in zärtlichem Gewinde umſchmiegten. Auf ſamtenem Kiſſen aber, noch in Aken Bügen zuſammengefaltet, laß, wartend der Schleier, ein Seen der Slabt Pais an die hohe Braut, ihr zu Füßen.— Eben jetzt machten ſich die geſchickten Finger des Haarkünſtlers daran, das duftige Gewebe von ſeinem Platz zu entfernen, um es ſorgfältig dem Gefüge der 2 ein⸗ uordnen. Plötzlich aber zögerte Monſieur Abälard einen Herz⸗ 5 400 etwas wie verlegene Beſtürzung trat in ſeine Züge — hatten feine Augen doch ſoeben einen fatalen Fehler in dem Gewebe entdeckt. Eine Anza e 1 1 war, Gott weiß, durch welches eſchick, in das 1 geraten und a te ein kle 17 endes Kreuz.— Wah 12 che Gemüter! Ein Blick 8 1 AN 1 0 f 8 dog in das Spiegelglas vor ihm— gottlob, Ihre Raiſerliche iche abgeben— iſt do ſte 5 zu ſehen. Und rlich eine üble Hoheit hatten nichts gemerkt. Alſo raſch gehandelt, unter Schlupfen und Tuffen die gefährliche Stelle verſteckt. So, nun war es geglückt! Devot keichte Monſieur Abälard der Ge⸗ chmückten den ſilbergerahmten Handſpiegel, in dem ſie ſich zu⸗ rieden betrachtete, während ſie huldvoll und ein wenig kokett lächelnd fragte:„Ob ich den Pariſern wohl ſo gefallen werde?“ 5 1 Zweifel, Madame! Aber ohne Kopf entſchieden noch eſſer War der Kerl von Pais verrückt geworden? Und mit welch heiſerer Stimme hatte er ihr dieſe ungereimten Worte zugeflüſtert! In höchſtem Unwillen wandte ſie den Kopf.— Da, was war das? Der da hinter ihr aus dem Spiegelglas grinſte, war ja gar nicht Monſieur Abälard, war ein ſcheuß⸗ liches Skelett, kopfnickend und gräßlich, das ſich mit ſpitzen Knochenfingern an ihrem Brautſchleier zu ſchaffen machte! Einen Schrei ausſtoßend, griff ſie taumelnd nach der Stuhl⸗ lehne, der Spiegel entglitt ihrer Hand und zerbrach. Kammer⸗ frauen ſprangen hinzu und fingen die Gleitende auf. Mon dieu, eine Ohnmacht!— Man löſte den Schnürleib, hielt ihr duftende Flakons unter die Naſe— nicht lange, und ſie kam zu ſich. Ein Blick nach dem Spiegel überzeugte ſie, daß das Phantom verſchwunden war. Erleichtert atmete ſie auf. Es iſt nichts, dachte ſie, ſich matt über die Stirn ſtreichend, es geht vorbei. Der Kerzenduft, die fröhliche Aufregung— viel⸗ leicht hat das alles mich ſchwindeln gemacht. * In den dahinrauſchenden Tagen ihres Glanzes dachte ſie ſpäter kaum noch an die grauſige Viſion ihres Hochzeitstages zurück. Und doch kam einmal der Augenblick, wo ſie den Pariſern ohne Kopf weit beſſer gefiel als in der ſchönſten Lockenpracht. Ibur⸗Kreuger⸗Auehdoten. Als Jvar Kreuger eines Tages in der Halle eines Pariſer Hotels ſaß, kam ein Bankier in ziemlich aufgeregtem Zuſtaude zu ihm heran und teilte ihm in etwas vorwurfsvollem Ton mit, daß er Kreuger an dieſem Tage ſchon mehrmals tele⸗ phoniſch angerufen habe— immer vergeblich. „Ja, mein Lieber, Sie haben eben keinen guten Ruf!“ er⸗ widerte Kreuger. 4 Am Schluß einer wichtigen Wirtſchaftskonferenz machte ein ſehr einflußreicher Finanzmann Kreuger den Vorſchlag, ein 5 7 Auto zu nehmen und zuſammen nach dem Hotel zu fahren. „Warum denn“, melute Kren er, ich fahre hon of immer zuſammen, wenn ich Sie ehe!/ 1 ſchon 1 f Kreuger, der immer wenig Zeit hatte, erhiett eine? den Beſuch eines hohen 28 5 und obwohl er davon hatte, bat er dieſen, do ſchnell noch zu einer kleinen Beſprechung gehen ſagte zu ihm: d 5 F f 5 9 Sie ſich bitte inzwiſchen einen Stuhl, ich tonme ofort!“ 8. 1 8 Voller Entrüſtung machte dieſer Kreuger aufmerkſam, daß er der e ee C. ſei. N 5 10 ſol Alſo nehmen Sie ſich meinenwegen zwei Stühle!“ war Kreugers Antwort. 65 Auf einer Feſtlichkeit, bei der Kreuger zwangles mit einer uch l. wurde er von dieſer gefragt, wie man gelick⸗ würde. 2 5 „Man braucht nur zwei Eigenſchaften zu haben, nämlich Anſtändigkeit und Geſchick“, erwiderte Kreuger. „Und was verſtehen Sie unter Anſtändigkeit?“ fragte e. „Seine Pflichten gewiſſenhaft zu erfüllen.“ 55 „„Und was unter Geſchick?“ a a 5 „Keine zu übernehmen.“ F. P. Was itt parabur⸗ Es iſt paradox, wenn Herr Herbſt im Winter in Sommers Hotel erſcheint und ſich eine Frühlingsſuppe beſtellt. Wenn die kalte Mamſell heiß geliebt wird. Wenn ein Konditor ſauer reagiert. Wenn ein Flötiſt den Pikkolo anhaucht. Wenn Herr Oſſenkopp ein Schwanzſtück erhält. Wenn der Kellermeiſter auf dem Boden arbeiten muß. Wenn in der Eisbeinecke heiße Knackwürſte beſtellt werden. Wenn ein Kommuniſt„Fürſt Pückler“ liebt. Wenn ein Kranzbinder keine„Blume“ hat. Wenn der Koch auf dem Fiſchmarkt Schnepſen kauft. Wenn ein Freidenker für Götterſpeiſe ſchwärmt. Wenn ein Schnelläufer ſich nur einen Gang leiſtet. Wenn der Hausdiener Fritz für ſein Trinkgeld ſich was zu eſſen kauft. a. ü Wenn ein Schneider kein Maß hat. a Wenn der Meſſerſchmied ein Gabelfrühſtück liebt. Wenn Herr Harke einen„Spaten“ erhält. Wenn der Silberputzer Kupfergeſchirr reinigt. ſchwärmt. 5 Wenn der Abſtinenzler einen„Schluck“ nimmt. Wenn ein Herr mit einem winzigen, mageren Hündchen ſich „Fetttöter“(bekanntes norddeutſches Bier) beſtellt. a Wenn in einem Ausſchank nichts mehr eingeſchänkt wird. Wenn ein Geflügelzüchter ace gebacken“ ißt. Wenn ein Nachtſchwärmer Tagesſuppe beſtellt. Wenn in der Garküche Rohkoſt abgegeben wird. Wenn ein Reiſender in einem dunklen Gemach einen hellen Gedanken hat. 5 Wenn ſchon auf der Freitreppe Eintrittsgeld genommen wird. Wenn ein Zuckerbäcker Salzſtangen liebt. g Wenn ein ſtark beſchopfter, moderner Jüngling ſich eine Platte beſtellt. Und endlich iſt es paradox, wenn eine alte Gans ein Han⸗ burger Kücken verzehrt. Hans Runge. Oſtafrikaniſche Skizze von Curt Bloedorn. Elefanten hatten die Felder des Dorfes Arika, ſüdöſtlich von Aruſcha gelegen, des öfteren heimgeſucht, und beſonders in den 905 reifen, übermannshohen Durraſtücken derart gehauſt, daß ie Eingeborenen fürchteten, eine vollſtändige Mißernte zu be⸗ kommen. Ein Dorf ohne Ernte iſt dem Hunger preisgegeben, denn mit den primitivſten Waffen, die den Schwarzen nur er⸗ laubt ſind, iſt es ihnen unmöglich, genügend Wild, alſo Fleiſch, herbeizuſchaffen.— Am Spätnachmittag, zwei Tage vor dem vollen Mond, kam unſere Safari vor Arika an. Und merk⸗ würdig— wir hatten keine Ahnung von ſeiner Nähe— traf am anderen Morgen, von der entgegengeſetzten Seite kommend, der Schwede Erik Anderſen, der eine Jagdexpedition am Viktoriaſee hinter ſich hatte, ebendort ein. Helle Freude, wenn Weiße ſo weit von der Küſte im 1 ſich treffen; auch, wenn die e in engliſcher Sprache geſchehen muß. Ganz Arika war auf den Beinen, um unſere Seriba(Lager) zu ſehen, zu beſtaunen, hauptſächlich aber die ihnen unbekannten Gebrauchsgegenſtände ſowie die modernen Waffen zu be⸗ wundern. Während wir unſere Erlebniſſe austauſchten, hatten die aufgeſtellten Poſten die größte Mühe, die aufdringlichen Dorfbewohner auf eine gewiſſe Diſtanz zu halten. Und ſeinen Stammesleuten ſchob ſich ein älterer Mann, das Oberhaupt des Ortes, mit ſeinen Räten heran, die die Weißen zu ſprechen wünſchten. Na— ſchön! Aber nur die! Alle anderen fünfzig Schritie vom Lager, damit ihnen nichts an den Fingern kleben bleibt, denn in manchen Gegenden laſſen die Schwarzen nur heißes Eiſen und Granitblöcke liegen. Große feierliche Begrüßung. Wir fürchteten die Forderung reicher Geſchenke ſeitens der Geſellſchaft und einen endloſen Palaver, und waren freudig überraſcht, als der Graukopf uns bat, ſeine Dorffelder von einer Elefantenplage zu befreien. Wie auf Kommando ſchüttelten wir die Köpfe. Einmal durften wir ohne Abſchußſchein nicht auf die Dickhäuter ſchießen, und dann, in der Nacht 1. N bei unſicherem Mondſchein einen zu gewagt. Die grauen Koloſſe ver⸗ en, angeſchoſſen, keinen Spaß. Doch der Alte jammerte und klagte ſo an altend, daß wir ihm verſprachen, durch Schreck⸗ ſchüͤſſe die Elefanten zu vertreiben. Nun ſchüttelte er mit dem Kopfe und behaupiete, das hätte keinen Zweck; ſeine Leute hätten mit den alten Vorderladern geſchoſſen, mit Blechtöpfen geklappert, geſchrien— die Tiere wären den Lärm gewöhnt und 1 0 ſich nicht mehr an ihn. Ja, angriffsluſtig ſeien ſie und trieben die Wächter von den Feldern. Niemand getraue ſich nach Sonnenuntergang dorthin. 5 Intereſſant iſt es 1 5 wieder für 1 000 Weißen, Ele⸗ da ſtarke und hohe Bäume in den Feldern eckung und 15 u vergrämen. Auf dem Wege nach den Durrafeldern meinte nderſen: Wenn ihm ein beſonders ſtarker Bulle mit ſchwerem Elfenbein käme, würde er ihm doch die Kugel geben Er hätte zwar ſeine beiden Elefanten, die er abſchießen durfte, bereits erlegt; die Strafe für dieſen würde er gern bezahlen. Wir rieten ab. f ochſitze boten, wollten wir uns die nüchtlichen Sek dickfelligen Beſucher anſchauen, ſie beobachten und 1 Ini Zwielicht, zwiſchen Dämmerung und auf⸗ gehendem Mond, ſaßen wir verteilt auf ſtarken Bäumen. Die Felder unter uns waren zerfreſſen, zertrampelt; breite Steige hatten die Mb, getreten. Hinter den Feldern war ſchütterer Baumbeſtand, dahinter Steppe. Und nach kaum einer Stunde Wartens löſte ſich aus dem Waldſtück erſt ein grauer dann mehrere; ſchließlich rückten von allen heran. Lautlos kam die Geſellſchaft, als ſchliche ſie a Ein prachtvoller Anblick, der immer wieder dem Jäger das Herz zum Halſe ſchlagen läßt. Um uns, unter uns rupfte, trampelte, brach und gurgelte die Herde. Ans Schießen dachten wir gar nicht, ſo nahm uns das Bild gefangen. Der Mond, ſtetig höher kommend, beleuchtete die ickhäuter mit vollem Licht, ſo daß wir das Elfenbein blitzen ſahen. Groß und lein. vom Baby bis zum alten Herrn und der zahnloſen Urſehwieger⸗ mutter waren alle Altersſtufen vertreten und taten etzt ganz ungeniert und laut und ohne Vorſicht am ſüßen Durra gütlich. Da!— mitten unter der Herde ein ganz beſonders ſtarker Bulle mit ſchweren Zähnen. Auch Anderſen, der auf einem Nachbarſtamm ſaß, wurde auf den Starken aufmerkſam. Ich ſah ihn ſeine Büchſe heben, für Sekunden lag Mondſchein auf dem Lauf, ſah ihn anbacken und nach einem Bruchteil eines Augenblicks brach ſein Schuß. Ein gellender Trompetenſchrei, holler Kugelanſchlag ſo, als ob das Geſchoß auf Stein Mit einer Schnelligkeit, die man immer wieder an i de⸗ wundern muß, waren alle Dickhäuter von der Bildfl ver⸗ 5 ſchwunden und raſten polternd durch das Holz in Der Schuß hatte ſein Ziel verfehlt. Wir blieben vo noch auf den Bäumen; ein verwundeter Elefant umſchlägt sst den Ort, an dem er die Kugel bekommen hat, ſucht Witterung ſeines Feindes und nimmt 1. ſofort an. So kounte es auch der Bulle tun. Neugierig und fleiſchlüſtern wie die Schwarzen es einmal ſind, kamen aus dem Dorfe die Leute in hellen Haufen, denn der Weiße ſchießt und trifft. Wir fahen die Leute kommen und warnten ſie durch laute Zurufe. Es half kein Schelten. Und wie recht wir behalten ſoll das Feigen uns die nächſten Minuten. Plötzlich ein g Todesſchrei eines Menſchen, Angftſchreie davonſtürmen gegengeſetzten Richtung gekommen, hatte einen Maun riffen, ihn hochgeriſſen, auf ſeine 998 8 5 111 daun Elefant gekommen, hatte Rache genommen und ve vand uit lauten gornesſchrelehn B 30 Beune ſwialte fich u wenge Sekunden ab; an ein Schießen war gar nicht zu en Wibrenchle da g nach einem erlegten Bullen am u 0 blieb ohne R.„Wir nahmen an, die Kugel n ei 1. Une de „ ö Wutausbr 15 e ende de 1 wachte gel von d ein wenig Platz zu nehmen, da er 5 9 Platz zu ee Wenn eine Rieſendame für„Magerfleiſch“(bekannter Korn) tten, iten Elefanten 455 geborener. Lautlos war der beſchoſſene Bulle 1 de⸗ u Brei getrampelt. Wie 100 raſendes Urwelt war der „Jubitzumsjahr für die wichtigſten techniſchen Fermohe⸗ tiſt, noch immer nicht völlig auf⸗ 9 195 154 ä „ . 1 1 Na * 0 7 2 5 5 * N 0 N 2 0 Wo n * 8 W Eim kleiner Ueberblick. Das Jahr 1933 iſt ein Jubiläumsjahr für Erfindungen und Entdeckungen. Eine große Anzahl von Neuerungen der Technik und Wiſſenſchaft kann in dieſem Jahre jubilieren. Alle dieſe Dinge haben wir heutigentags in täglichem Gebrauch, als wären ſie immer ſchon dageweſen: wir denken nicht daran, wieviel Mühen und Sorgen mit der Herſtellung der erſten iochniſchen Errungenſchaften verbunden waren. ö Viele Dinge, die uns heute als„modern“ oder als Neuheit in die Hand kommen, waren scham bei den Germanen, den Aegyptern und Babytenſern in Gebrauch, obwohl man nicht mit Meſtimmtheit weiß, daß jene ſie ſchon er⸗ janden over ob dieſer Zeitpunkt nicht doch auf viel frnhere Zeiten zurückfällt. aus denen uns nur Meberlieferungen und Funde fehlen. So ſoll das Schießpulver ſchon bei den Germanen bekamm geweſen ſein. obwohl ſie es nie zum Töten emwandten. Darum notierte man nur die Nacherfindung von Berthold Schwarz um 1313. Im Jahre 1866 erfand dann Vielle das Schießpulver ohne Rauchentwicklung und 1888 Nobel das Dynamit. So kennt man den Zucker aus gelben Rüben durch Marggraf ſeit 1747. Das erſte Wachslicht in Kerzenſorm ſtellte Bracounot 1818 her: bis dahin gab es nur Kienſpan⸗ und Oellampen⸗ beleuchmng, jedoch darf man ſich unter den damaligen Oellampen nicht etwa eine in der Art der heutigen Petroleumlampen vorſtellen. Die erte Paraffinkerze wurde erſt 1837 her⸗ geſtelln, die erſte Glühbirne von Grave 1840, mit Kohlenfaden von Ediſon 1879. Die erſte Sicherheiltslampe gegen Schachtexploſionen ſtellte Dayy 1815 her, dann in verbeſſerter Form mit Benzm als Leuchtſtoff Wolf im Jahre 1882. Der Altumulator als kleiner Kraftſpeicher für eletwiſche Energie wurde von Planté im Jahre 1859 hergeſtellt. Aher das Jahr 1933 iſt in der Tat ein wahres Erfindungen. 350) Jahre Fernrohr. Oir Geſchichte der Erfindung des erſten geklärt. Gewiß iſt, daß ſie in Holland gemacht worden iſt und im Jahre 1583 zum erſten Male in größerem Umfange erwähnt wird. Anſpruch auf dir Erfindung des Fernrohrs machen Jan Lapprey oder Hans Lippersheim, Jakob Meiſus und Zacharias Janſen, Nach den Forſchumgen van Swindens ſcheint dem erſte⸗ — ten, Hans Lippersheim, die Priorität zu ge⸗ bülten. Er war Brillenmacher in Middelburg und lebte von 1540 bis etwa um 1610. Galilei erfuhr von der Erfindung der Fernrohre erſt im Jahre 1609. Er baute darauf ſelbſt, und zwar mit gutem Erfolg, ein Fernrohr. Galilei war auch der erſte, der Fernrohre zu aſtrono⸗ miſchen Zwecken benutzte. Das holländiſche Fernrohr nach Lippersheim iſt letzt aus der Aſtrenomie vollſtändig verdrängt durch das wein volltommenere aſtronomiſche oder Key · theoretiſche Erklärung zum Fernrohr gab.] und der letzte optiſche Telegraph gebaut. Nach⸗ Newton hat im Jahre 1671 das Spiegelteleſkop erfunden, das heutzutage noch in Sternwarten und Obſervatorien hauptſächlich Verwendung findet. Das größte Fernrohr der Welt befindet ſich in der Sternwarte in Pittsburgh in Nord⸗ amerita. ö 150 Jahre Luftballon. Im Jahre 1783, alſo vor 150 Jahren, wurde der erſte Luftballon gebaut. Die offiziellen Er⸗ finder des Luftballons ſind die Brüder Mont⸗ dem Volta 1800 die Erkenntnis der galvani⸗ Lorentz. Fünfzig Jahre iſt auch die Entdeckung des Cholerabazillus her, die dem Mediziner Robert Koch um die Wende des Jahres 1882/83, nachdem er bereits zwei Jahre früher die Tuberkelbazillen entdeckt hatte, gelungen war. Auch über das Weſen der afrikaniſchen golfiere, die am 5. Juni 1783 den erſten öffent⸗ lichen Verſuch unternahmen und damit die 1 deſſen im großen nicht zur Anwendung ge⸗ kommen iſt, weil für jedes Zeichen ein be⸗ ſonderer Draht nötig war. Erſt 1833 wurde von den berühmten Forſchern Weber und Gauß zwiſchen der Göttinger Sternwarte und dem 1836 den elektriſchen Telegraphen zum Geben bleibender Zeichen und errichtete 1837 eine Telegraphenlinie von München nach Bogen⸗ in Göttingen ein elektromagnetiſcher Telegraph magnetiſchen Obſervatorium(2,8 Kilometer Entfernung) ausgeführt und zur Nachrichten- förderung wirklich benutzt. Steinheil befähigte ö ſchen Elektrizität angebahnt hatte, ſtellte Sömmerung 1809 den erſten elektriſchen, und zwar elektrochemiſchen Telegraphen her, der in- Sehnſucht der Menſchen, zu fliegen, zum erſten hauſen in einer Entfernung von zehn Kilo- Male erfüllten. Der Ballon, mit dem die Brüder aufſtiegen, war ein ſogenannter Warm⸗ luftballon; der Ballon würde durch erwärmte Luft zum Steigen gebracht. Jetzt ſind faſt ausſchließlich nur noch mit Gas gefüllte Ballons in Gebrauch. Die Brüder Montgol⸗ ſiere bauten ihren erſten Ballon nach einem Vorbild des Paters Franzisko Lana, der. bereits im Jahre 1670, alſo hundert Jahre früher, verſucht hatte, große, luftverdünnte Hohlkugeln als Luftſchiff zu benutzen. Pater Bartholomeo Loureneo de Gusman baute ſich einen Ballon, den er mit heißer Luft füllte und mit dem er in Liſſabon am 8. Auguſt 1709 60 Meter hoch in die Luft ſtieg. Maßgebend für die Entwicklung der Luftſchiffahrt waren metern. Gleichfalls hundert Jahre alt iſt das Stereoſkop, das der engliſche Forſcher Wheat⸗ ö ö Schlafkrankheit wurden vor fünfzig Jahren die erſten grundlegenden Aufzeichnungen veröſſent⸗ licht. Gleichfalls hat der große Forſcher Max Pettenkofer im Jahre 1883 ſeine Theorie über die Entſtehung von Seuchen bei Aenderung des Grundwaſſers entſcheidend ergänzt Die Erfindungen der neueren Zeit. Vor vierzig Jahren(1893) erbaute der In⸗ genieur Rudolf Dieſel ſeinen berühmt ge⸗ wordenen Motor, der mit billigſtem Heizöl arbeitet und eine viel günſtigere Ausnutzung der Wärmeeinheiten ermöglicht. Die Vorzüge des Dieſelmotors ſind: hoher Wirkungsgrad (über 35 Prozent), billiger und nicht exploſibler Brennſtoff und ſtete Betriebsbereitſchaft. Er wird angewendet für ſtandfeſte Kraftanlagen, Schiffahrt, Auto, Eiſenbahn, Flugzeug und Luftſchiff. Dieſer Dieſelmotor hat in den vierzig Jahren einen Siegeszug durch die ganze Welt angetreten.— Im gleichen Jahre wurde auch auf wiſſenſchaftlichem Gebiet eine hervorragende Entdeckung gemacht: Emil von Behring, der deutſche Mediziner und Nobel⸗ preisträger von 1901, fand das Diphtherie⸗ ſione 1833 zuerſt baute. Hundert Jahre ſind es heilſerum.— Vor dreißig Jahren begann die auch her, daß! Faraday das elektrolytiſche Grundgeſetz entdeckte. 70 Jahre Notations⸗Schnellpreſſe. Während die gewöhnliche Schnellpreſſe nach der Konſtruktion der deutſchen Buchdrucker König und Bauer bereits ſeit dem Jahre 1811 in Gebrauch war, wurde die erſte Rotations- Schnellpreſſe, mit der vor allem hohe Auflagen gedruckt werden können, vor ſiebzig Jahren (1863) gebaut. Die erſte Rotationsmaſchine Epoche des modernen Schnellverkehrs. Im Jahre 1903 wurde der erſte Doppeldecker, das erſte Motorflugzeug überhaupt, von den eng ⸗ liſchen Brüdern Wright erbaut; es war das 0 0 J lerſche Pernrohr feepler war es, der die erſte aber die Verſuche der Brüder Montgolfiere nach der Konſtruktion des Amerikaners Bullock im Jahre 1783. Es bemächtigte ſich Europas wurde in dem großen engliſchen Zeitungs⸗ damals ein wahres Luftſchiffieber. betriebe der„Times“ in London aufgeſtellt. Zehn Jahre ſpäter(1873) ſtellte auch die 110 Jahre Elektromotor. Vierzig Jahre nach der Erfindung des Luft⸗ ballons, im Jahre 1823, wurde die Grundlage für das moderne elektriſche Zeitalter gelegt.. ö 1 Nach den grundlegenden Vorarbeiten Oerſteds— 1 1 über den Elektromagnetismus im Jahre 1820. 8 gingen Faraday und Barlow im Jahre 1823 daran, die Lehre von den durch elektriſchen Strom erzeugten Magnetfeldern in höchſt be⸗ Wiener„Preſſe“ eine Rotations maſchine auf. deutſamer Weiſe für die Praxis auszuwerten.] Nach und nach ſtellten alle großen Tages⸗ zeitungen eigene Rotationsmaſchinen auf, die mit den modernſten techniſchen Anlagen aus⸗ gebaut wurden. Die größte Rotationsmaſchine der Welt ſteht in Dortmund und iſt für einen Druck von 126 Seiten eingerichtet. Die Fünfzigjährigen. Vor fünfzig Jahren wurden die erſten Ge⸗ danken für die moderne Elektronentheorie auf- Sie bauten das Barlowſche Rad, das als Vor⸗ läufer des Elektromotors zu betrachten iſt. Raſch hintereinander folgten dann die Motoren von Jedlicka, Proſeſſor Henry, Dal Negro (1833) und Paecinotti. Damit batte das elek⸗ triſche Zeitalter begonnen. 100 Jahre elektriſcher Telegraph. Durch die Entdeckung des Elektromagnetis⸗ mus durch den däniſchen Naturforſcher Oerſted wurde wenige Jahre ſpäter eine weitere Er⸗ ſindung ermöglicht. die für den modernen Schnellverkehr von größter Bedeutung war. gezeichnet. und zwar von dem niederländiſchen Vor hundert Jahren wurde der erſte elektriſche Phyſiker und Nobelpreisträger Hendrik Antoon Geburtsjahr des Menſchenflugs.— Im Jahre 1903 wurden auch die erſten Grundlagen für die Erzeugung der drahtloſen Telegraphie' durch Marconi gelegt.— Auf wiſſenſchafklichem Gebiet wurde gleichfalls eine Entdeckung von größter Tragweite gemacht. Der Chemiker Richard Zſigmondy, dem 1925 der Nobelpreis verliehen wurde, erbaute zuſammen mit Sieden. topf das erſte Ultra⸗Mikroſkop, das für die wiſſenſchaftliche Forſchung von größter Trag: weite wurde.— Nicht weniger erfolgreich an Erfindungen und Entdeckungen war das. Jahr, 1913. Nachdem Einſtein bereits im Jahre 1905 ſeine ſpezielle Relativitätstheorie entwickelt hatte, erweiterte er dieſe vor zwanzig Jahren auch auf die allgemeine Relativitätstheorie, durch die ein bedeutender Fortſchritt in der neueren Phyſik erzielt war. Im gleichen Jahre überraſchte der däniſche Phyſiker Niels Bohr N die Welt mit dem großartigen Gedankenbau ſeiner neuen Atomtheorie.— Im Jahre 1913 wurden außerdem die erſten Gehezniniſſe der, Kriſtallſtruktur von den engliſchen Phuſikern Bragg und Sohn veröffentlicht! Der Phyſtket Moſeley fand 1913, zwei Jahre vor ſeinem Tode, das Moſeleyſche Geſetz der Röntgen · ſpektroſkopie, und Meißner erbaute den erſten Kathodenröhrenſender.— Nicht weniger be⸗ deutend war die Entdeckung des Inſulins, eines Mittels gegen Zuckerkrankhelt, die vor zehn Jahren(1923) gelungen war.— Daneben wurden in den einzelnen Jubiläums jahren noch eine Reihe kleinerer und weniger be ⸗ deutenderer Entdeckungen und Erfindungen ge⸗ macht, die im Rahmen dieſes Aufſaxes ache aufgeführt werden können. Aber auch ie können im Jahre 1933 fubilieren. 195 Anne Marie Froschsu. „Bleibt dabei, Jungens, und niemand kann daran rütt 1 175* 9 79 e 5 Wir dienen auf dem wichtigſten Schiff der ganzen Flotte 1 der dicke Bootsmann mu weißem Geſicht.„Sie ſehen f e auſ uns, wenn die Geſchichte brenzlig wird. Iſt ein ſonder⸗ 12 Ding um ſo in Admiralsſchiff und ſeine Flagge. Nehmt t⸗Englands Farben vom Topp, und der Satan holt die Sole Schlacht. Iſt auch drüben bei den Franzoſen nicht anders. Sed das Lilienbanner auf dem Flaggſchiff weht, iſt alles in 805 e eee und aus iſt der Tanz. Wißt alle doe Mae e gen, daß ihr juſt auf der Queen Anna Tom, dem Schiffsjungen, klangen dieſe Worte in den O 75 er durch die dicken Schwaden des Pulverdampfes ie ie lastet mit den goldenen Lilien der Bourbonen im Winde 10 905 ſah Vor noch nicht ſo vielen Tagen, als er Jahre 12 0 e, ſaß Tom noch auf der Schneiderbank ſeines ewig gräm⸗ f en Meiſters und ſah mit Verachtung auf die Flickarbeit, die ſe ner Kunſtfertigteit anvertraut war. Den ganzen Tag wenn 4 gekreuzten Beinen auf dem Schneidertiſch hockte, fühlte 4 65. ſterbensunglücklich und erwachte nur zum Leben, wenn 1 e 575 Botengang zu erledigen gab, den er regelmäßig dazu ein e, heimlich für einen Augenblick zum nahen Hafen zu pringen und mit ſehnſüchtigen Augen den Wald der Schiffs⸗ 0 zu betrachten. Eines Tages nun, die Kriegsflotte war 1 und es aab unendlich viel zu ſehen, vergaß er Zeit 90 uftrag, ſo daß er ſpät am Nachmittag heimkehrte, noch lee die Heringe die er zum Mittageſſen hatte beſorgen 06 ö 105 hungrige Meiſter griff ohne viel Federleſens zur f e, und das Strafgericht, das danach über ſeinen Rücken er⸗ ee e ſo 10 daß er noch am ſelben Abend 1 ließ g und ſich auf dem Admiralsſchiff als Junge In den bewegten Kriegsläufen wurde es da i 1 über das Moher nicht ſo ernſt e 4 m 80„daß er kaum eine Woche ſpäter mit glühenden Wangen 19 0 ſtand und die Kugeln der franzöſiſchen Kanonen durch ieee 1 9875 Seit Stunden tobte die Schlacht mit 1 1000 Aber noch immer war keine Entſcheidung Zwei Fregatten der franzöſiſchen Flotte lagen e des Meeres; aber auch eine engliſche i e e 8 uten verſunken, und eben legte ſich die Fregatte„Good Hope“ 10 die 7 und ging rauſchend in die Tiefe. Dem engliſchen Hanh sſchiſf war es gelungen, ſich an das Fahrzeug des feind⸗ 5 hen Befehlshabers heranzumanövrieren Die verwegenen See Geſtalten der Matroſen ſtanden, mit den nterhaken in der Hand, bereit, ſie in die Bordwand des Sede e in, e 9e 1135 man ſchon die 5 en Sprache herüberſ 5 50 date der Junge wieder an die Rede des 00 0 0 95 Pünder auf der Back den Leuten gehalten halte; plötz⸗ 9 Aden te er ſich um und während die Schiffswände an⸗ A u eee 5 905 5 Eichhörnchen die Rahen ö urch den ſchweren Pu i 2 1 u i e ee 1 der Han ane ee 11 Spi f ner Neigung des Schiffes erhaſchte er den günſtigen Augenblick, ergriff ein Tau de ewige 9 Jen da 1 der Luft, s es dhe ö gelang, e n Fuß zu faſſen. Dann klomm unbekümmert darum, daß die Ku fle 0 f geln ihn um e dane ner 1 ele aus den tet ˖ en Schnitten das Banner d durbonen von ſeinem Platz holte. Sich mi in! fl klammernd, legte er ſich die Seide Wi ne Scheele 1 eine 5 und machte ſich dann, als er ſein Wert vollenden baute, den Rückweg. Unten hatten ſich die Mannſchaften in⸗ einander verbiſſen, und jeder verſuchte, die anderen zurück⸗ ten Fuß zu ſaſſen So gelang es Tom. das ü dle ch eines aücßtuch ans hren ee n ee e trieb ein Windſloß die dichten Wollen angel nande die ale A abtes, und eh Schlee N die alles Schlfſe, daß die Flagge des Admk 18 e eee e eee e de 5 ralsſchiffes gestrichen war. ugliſchen Flotte die ſelif Tatſache., und die britiſchen Matroſen erhoben bel⸗ ö 125 Waren 255 alle in dem Glauben, daß der Trani 0 . 0 Schlacht verloren gegeben habe Die nun folgende 11 5 und auf dem Verdeck des feindlichen Fahrzeuges * 8 10 5 1 N e— die Engländer, weſſen verwegener Tat danken hatten. Für Tom, 1 Schiffsjungen, war Beginn einer glänzenden, an Ehren überreichen Laufbahn. Sein Name ſteht als Admiral Sir Thomas Hoppſon mit un⸗ vergänglichen Lettern im Buche der engliſchen Geschichte Das größere der beiden untenſtehenden Sternbilder un 2 2— e nächtlichen Sternhimmels kennt ihr gewiß. Das Kae Siebengeſtirn heißt Großer Bär oder Großer Wagen. Er be⸗ ſteht aus den vier Rädern und der Deichſel. Am mittleren Deichſelſtern könnt ihr mit freiem Auge das„Reiterlein“ ſehen 90 den Arabern dazu diente, die Schärfe des Auges zu prüfen. 0 enkt euch die beiden Hinterräder des Himmelswagens, durch 7 ſogenannten Zeiger, eine gerade Linie gezogen und nach 110 etwa viermal verlängert, dann trifft ſie nahezu einen eb 5 hellen, deutlich wahrnehmbaren Stern, den Polarſtern. So wird er genannt, weil er jahraus, jahrein in der Nähe des Himmelspols ſteht und im Gegenſatz zu den übrigen Sternen 0 von der Stelle rückt. Das wußten auch ſchon die alten 7 0 zier, die vor ungefähr 3000 Jahren ein mächtiges 0 elsvolt waren. Ihr Land lag an der Grenze von Palä⸗ 00 na. Der Polarſtern war der Leitſtern bei ihren nächtlichen eeresfahrten. Als letzten Deichſelſtern gedacht, dreht ſich der Kleine Bär oder der Kleine Wagen um ihn. Worin gleichen 915 wodurch unterſcheiden ſich die beiden Sterngruppen? Die Sterne des Kleinen Bären ſind mit Ausnahme des Polarſterns und eines Hinterrades ſchwächer als die des Großen Bären: 05 ſind ferner in umgekehrter Reihenfolge angeordnet als eſſen Sterne, außerdem iſt ihre Ausdehnung am Himmels⸗ gewölbe viel geringer. Wie könnt ihr in der Nacht, deren Dunkelheit nur durch das Flimmern der Sterne gemildert wird, die Himmelsgegenden finden?— Stellt euch ſo, daß ihr Großer und Kleiner Bär, rechts oben der Polarſtern. den an der Schwanzſpitze des Kleine ͤ g ö n Bären befin Ne vor euch habt, dann liegt in dieſer Michtung den oder Mitternacht, hinter euch Süden oder Mittag. Rechter Fund iſt der Oſten oder Morgen, linker Hand der Weſten 891 Abend Prägt das eurem Gedächtnis ein und ſucht heute abend die beiden Sternbilder auf! Woher die eigentümliche e Großer und Kleiner Bär ſtammen mag? Lykaäon, Erbfolgekrieges gewonnen. Erft nach dem Kampfe erfuhren e ihren Sieg zu ver⸗ e der Sd d ee 2 b n 5 1 8 8 7 0 N — b 8 X 54 75 Arkas, ihr S in einen Bären. Aber au kas, ihr Sohr Ab n 0 oben Halle lh der Zorn der in ihrer Sledge g dec en 2 ttin noch nicht gelfgr Sie bat die Téthys, die Gemahlin des Titanen Okéands, die die Seeungeheuer pflegte, nicht zu ge⸗ ſtatten, daß ſich Kalliſto im Meer ablühte. Daher gehen pie Bären“ nie unter wie die anderen Stern 8 ichtet griechiſche Götterlehre oder Mythologle. e ee Vexierbilb. Wo ſteckt der Afrikajäger? 1 8 g uduijvgz 0 bop 0 a0 9 00 used Sſcpo pu usjun ug 115 1 5 Für den kleinen Jeichenkünſtler. ein fabelhafter König von Arkadien in Griechenland, li in ſein Reich kommenden Fremden ermorden. Wegen plett Eine ganz verzwickte Geſchichte. al ng ben unten die Engländer in 1 f 1 e 400 . 1 5 19 7 wurde vernichtet, ein kleiner Rest 8750 5 be 116800 unter dem Schutz der hereinbrechenden Dunkel⸗ 15 16. die enischeiven Seeſchlacht des ſpaniſchen ene e Grauſamteit wurde ſeine Tochter Kalliſto pon der Gewoß 8 des oberſten Gottes Zeus, Hera, in eine War e b beiden Sternbilder der„Großen Bärin“ und des„Klelnen Die Schreibmaſchine. Humoreste von Lina Müller, Bad Freienwalde. Wohl an die zwanzig Jahre hatte der alte Fuchs, der Vieh⸗ händler, die Rinder und Schweine gekauft, die der Bauer Wenzel aufzog. Daß er ſich nun nicht mehr bei ihm blicken laſſen darf, daran iſt allein die Schreibmaſchine ſchuld. „Guten Morgen, guten Morgen!“ ſo rief er eines Tages ſch 7 0 5 herein.„Ein Kälbchen für mich da? Ein Nutſche⸗ wein?“ g „Heute mal nicht. Aber'reinkommen kannſt du doch. Sollſt einen Kümmel haben.“ „Na, einen Augenblick hätte ich Zeit. Herrjel, du haſt ja am Stall angebaut! Gut ſieht das aus. Haſt du es deinen Kin⸗ dern ſchon geſchrieben?“ „Red' keinen Quatſch! Du weißt doch, daß ich nicht ſchrei⸗ ben kann.“ 5 „Ach ſo, ja! Mußt immer fremde Leute um ſo etwas an⸗ gehen. Sag mal, iſt dir das nicht unangenehm?“ „Furchtbar, furchtbar! Und die Leute machen dann Augen, ſo groß wie Kalbsaugen. Daß ich nicht ſchreiben kann, das würde die nicht ſo verwundern, wenn ſie aufgewachſen wären wie ich. Als ich auf Kindesbeinen lief, da war alles anders wie jetzt. Es war auf einem Vorwerk dahinten im Poſen⸗ ſchen, und der Weg ins Dorf, der ging durch den See, richtig mitten durch! Und wenn der See hoch ſtand, dann war der Damm ſort, und wer da die Furt nicht wußte, der konnte er⸗ ſaufen. Nachher, da iſt ja dann eine Chauſſee gebaut. Die hat Geld gekoſtet! Das haben nun alles die Polen. Was wir ins Land geſteckt haben, das haben die geſchnappt.— Ja, alſo mit dem Schulelaufen, das war nichts. Geärgert hat's mich ja nachher, und wenn ich ſchreiben könnte, ich gäbe was dafür!“ „Kaufe dir doch eine Schreibmaſchine!“ Der Wenzel machte große Augen. „Maſchinen ſind gut. Wenn ich die nicht hätte! Aber eine Schreibmaſchine— davon verſtehe ich nichts. Kann ich die an den elektriſchen Strom anſchließen?“ Der Viehhändler bekam einen Huſtenanfall. Als er ſich be⸗ ruhigt hatte, ſagte er: „Nein, nein, ſo iſt das nicht! Es iſt ein Kaſten mit lauter Knöppen zum Herunterdrücken. Da itzt dann ſo'n Mädchen davor und tippelt drauf rum.— Tippfräuleins heißen die. Aber es kann natürlich auch ein Mann ſein.“ „Geſehen hab' ich das ſchon mal“, meinte der Wenzel nach⸗ denklich.„Neulich beim Rechtsanwalt. Der ſprach vor ſich hin, dabei tippelte ein Fräulein auf einem Kaſten herum und aus dem wuchs ein Papier'raus.“ „Siehſt du, ſiehſt du, ſo iſt das! Du brauchſt nur vor dich hinzuſprechen, was du jemand willſt wiſſen laſſen und dabei die Knöppe herunterdrücken; das Papier, das aus der Ma⸗ ſchine kommt, das iſt dann der Brief.“ „Was koſtet denn ſo eine Schreibmaſchine?“ „Ein paar hundert Mark. Na, na, du kriegſt ſie ja auch billiger! Viel billiger! Es ſind doch jetzt ſo viele Pfändungen, weil die Leute die Steuern nicht bezahlen können. Da ſind auch oft Schreibmaſchinen dabei. Nächſten Donnerstag ſchon wieder zwei. Hier haſt du meine Zeitung. Ach ſo, du kannſt nicht leſen. Na alſo: Donnerstag drei Uhr, in der Pſand⸗ kammer zum Anker. Es ſind die Sachen vom Kaufmann Grell; der iſt pleite!“ Der alte Fuchs ſchielte den Wenzel von der Seite an. Der ſaß in tiefe Gedanten verſunken da. Nachdem der Viehhändler fort war, ging er in ſeine Schlafkammer, holte einen Leder⸗ beutel aus der Bettſtatt hervor und kramte in dem herum. Am nächſten Donnerstag ſtand der Grauſchimmel vom Wenzelhof mit dem Korbwagen vor der Tür. Er zog ſeinen Herrn in die Stadt vor ein großes Haus, da ſtanden ſchon viele Menſchen im Hoftor, und ſein Herr verſchwand auch noch darin. Nach einer langen Zeit kam der wieder heraus und ſetzte vorſichtig einen Kaſten auf den Wagen. Dann mußte der Gaul vor einem Papiergeſchäft halten Der ſonderbare Kaſten wurde in den Laden gebracht und als der Wenzel wieder mit ihm herauskam, da war noch eine Papierxolle dabei.— Ueberhaupt kam der Schimmel nicht zur Ruhe in der nächſten Zeit.— Jemand von der Poſtagentur war auf den Wen elhof gekommen und hatte den Beſitzer zu ſprechen gewünſcht.— Der fuhr gleich am nächſten Morgen in die Stadt zum Schmidt, vereidigten Taxator und Auktiongtor. Aus deſſen Wohnung ertönte da bald ein Lärmen und Schimpfen, daß der alte Gaul auf der Straße die Ohren ſpitzte. Mit hochrotem Kopf kam ſein Herr wieder herunter, hieb ihm die Peitſche um den Kopf und ſagte nach der Wilhelmſtraße, zum Rechtsanwalt.— Dann kam eines Tages der Sohn vom alten Wenzel aus Berlin an⸗ gereiſt. Und als der wieder abfuhr, da wurde zugleich mit feinem Koffer auch die Schreibmaſchine auf das Korbwägelein geſtellt und der Sohn nahm ſie mit ſich in die Eiſenbahn. In dieſer Zeit waren die Dorfbewohner ſehr freundlich zum alten Wenzel. Aber je fröhlicher ſie ihn anlachten, deſto grim⸗ miger ſah er aus. Schließlich ging dann auch das vorüber.— Aber der alte Fuchs, der Viehhändler, der darf ſich nicht mehr bei ihm blicken laſſen. Die Kälber und Schweine vom Wen⸗ zelhof bekommt alle der Schwia⸗Konrad aus Hermsdorf, ob⸗ gleich der zwei Mark weniger bezahlt für den Zentner Lebend⸗ gewicht. Auf zum Faſchingsball zeitgemäß! Von Joſefa Metz. Das Frühſtücksſervice, das Doktor Brunn ſeiner Frau ge⸗ ſchenkt hatte— zwei Taſſen, Teekanne, Milchgießer und Zucker⸗ ſchale—, war ein Traum in Maisgelb. „Klaſſe!“ hatte die Verkäuferin geſagt. Klaſſe war auch die„Anna für alles“ die Frau Doktor 155 5 mit vieler Mühe einer anderen Dame wegengagiert atte. Aber unterſte Klaſſe. Als Frau Doktor Brunn ſie ihrem Manne vorführte, ſagte 5 Tag!“ Und als ſie aus dem Zimmer war:„Guter ott! „Du wirſt ja ſehen!“ ſagte ſeine Frau. Und er ſah. Das heißt: er ſah nicht. Nämlich den Deckel der traumhaften Teekanne. Und zwar ſchon am zweiten Tage von Annas Daſein im Haushalt. „Das kann jedem paſſieren“, ſagte ſeine Frau und beſtellte bei der Firma, die das Service geliefert hatte, ein neues Deckelchen. „Wir müſſen es kommen laſſen“, ſagte begütigend die Ver⸗ käuferin. Die Tage floſſen dahin. Und während ihres ſonſt ſo ruhigen Dahinfließens zerſchellte noch manches andere. Und zwar zunächſt die eine Taſſe des Frühſtücksſervices. „Taſſen haben wir am Lager“, ſagte das Fräulein und erſetzte ſie. „Teuer“, meinte Frau Doktor Brunn. „Markenporzellan“, ſagte die Verkäuferin troſtreich. Dann kam die zweite Taſſe daran, um gleichfalls erſetzt zu werden. Beim Milchgießer brach ja nur der Henkel ab. Aber das genügte ja auch. „Ankitten bei edlem Porzellan?!“ wies die dieſe Zumutung als Beleidigung zurück. Frau Doktor Brunn ſah es ein. Und aus den Trümmern des Milchgießers erſtand ein Phönix. „Iſt der Deckel noch nicht da?“ fragte bei dieſer Gelegenheit Verkäuferin Frau Doktor Brunn. „Ja, ſehen Sie, gnädige Frau. Deckel einzeln haben wir ja nicht am Lager. Da müßten Sie ſchon—“ „O nein]“ wehrte Frau Doktor Brunn entſetzt ab. Aber er kommt bald, die Fabrik iſt ſonſt immer ſehr ver⸗ lablich. beruhigte das Fräulein. 5 ir haben uns ſo an das Service gewöhnt— und, nicht wahr—“ 0 „Gewiß, gnädige Frau, das kann ich vollkommen ver⸗ ſtehen— ein ſo entzückendes Deſſin!“ pries die Verkäuferin ihre Ware, wie eine Mutter ihr Kind.— Eine Zeitlang blieb bei Brunns alles in ſchönſter Harmonie beieinander, bis auf den Deckel, den die„ſonſt ſo verläßliche Fabrit“ noch nicht geliefert zu haben ſchien. Bei jedem neuen Unfall hatte Herr Doktor Brunn freund⸗ lich, aber mit einer perſönlichen Note, gelächelt. Und ſeine Frau, beſorgt um den ſchwindenden Glanz ihrer Perle, hatte abwechſelnd geſagt:„Das hätte dir auch paſſieren können. Du haſt an allein was auszuſetzen. Du machſt das arme Mädchen nur verwirrt.“ Aber der alte Polykrates hatte ganz recht, wenn er den Göttern nicht traute und mit ihrem Neid auf glückliche Zu⸗ ſtände rechnete. Der, wie geſagt, friedliche Strom der Zeit lief ruhig dahin, bis zu dem denkwürdigen Tage, an dem er plötzlich ſtockte, oder beſſer, da er dies ja nicht vermag, ſeine freundlichen Ufer ſich verdüſterten. An dem Tage nämlich, an dem die ganze komplettierte, ingisgelbe Pracht, alles in allem, auf den roten Flieſen des Küchenbodens ein farbiges Stilleben bildete. Nichts war heil geblieben. Nicht ein Henkel. Vor dieſem Jammer verſagten alle Entſchuldigungen und Verſchleierungen. 5 Doktor Brunn aber lächelte. Er lächelte mit der ihm eigenen Note. Dieſes Lächeln war das rote Stiertuch für ſeine Frau. „Warum kaufſt du mir auch ſo etwas Geſchmackvolles? Ge⸗ ſchmackvolle Sachen gehen immer zuerſt kaputt!“ Doktor Brunn lächelte ſeine Note und ſagte:„Das nächſte Mal kaufe ich Emailbecher mit Hähnchen drauf.“ Da klingelte es, und gleich darauf trat die verheulte Perle ein und überreichte ein Paketchen. Geöffnet und dem Seiden⸗ papier entſchält glänzte es maisgelb hervor. Ein Rechnungs⸗ formular aber beſagte, daß hier der beſtellte Kannendeckel folge zum Preiſe von fünf Mark fünfzig Pfennige. Denn es war ja Markenporzellan. Klatſchbaſen. „Nanu, Frau Meiern, Sie wiſſen ſcha heite gar niſcht zu erzähl'n?“ „Ja, wiſſen Se, ich bin ſa boch ſchon drei Tache nich uff der Straße geweſen!“ Große Wäſche beim Walzenführen! Faſchings⸗Kater. Ueble Ausſichten. „Warum weinſt du denn, Karlchen?“ „Hier ſteht, auf dem Lande dreſchen ſie mit Ma⸗ ſchinen. Wenn das nun der Papa erfährt!“ Berliner Jugend. „Wat guckſte imma ſo, vadammta Bengel?“ ſchreit der Sipo einen Jungen an. „Machen Se keen Jemeckere, Herr Wachtmeeſta“, ſagt der Junge,„der Dokta hat mir vaordnet, ich ſoll öftas ins Irüne gucken.“ K. M. Der Elefant und der Narr. Von G. M. Vonau. In die Zirkusarena trottet ein gigantiſcher Elefant. Die ausgefranſten, verwitterten Ohrlappen hängen wie ſchmutzige Gardinen neben den winzigen Augenfenſtern, aus denen ver⸗ ſchlagene, liſtige Blicke wie Lichter aus Diebeslaternen in die Arena, in die bunte Menge der Zuſchauer ſpähen. In der Mitte der Arena, auf einem uralten Bettvorleger, liegt ein großes, rundes Paket. Ein Menſch mit einem Rieſen⸗ ſchädel und verwachſenen Körper: der Narr. Er ſchlottert ängſt⸗ lich mit den kurzen Beinchen. Behäbig trottet der Elefant auf das lebendige Bündel zu. Steht ſtill. Seine Zehen, groß wie Kinderköpfe, ſtreifen den Körper. Sein Herr, hinter ihm, ruft einen ſcharſen Befehl. Da hebt der Koloß den Fuß. Schwerfällig, mühſam. Wie eine Laſt, die jeden Augenblick fallen kann, den Zwerg zermalmend. Ich ſitze davor, weiß, das Tier wird über den Körper hin⸗ wegſchreiten. Aber die drohende Laſt über dem armen, ver⸗ wachſenen Narren nimmt mir den Atem. Grauſam langſam folgt dem erſten Fuß der zweite. Haar⸗ ſcharf umſchreitet die rieſige Sohle den kleinen Körper, könnte drüben noch den Arm zerquetſchen; aber— während die win⸗ zigen Elefantenaugen neugierig, den Menſchen unter ſich gar nicht beachtend, umherblinzeln, treibt der Dickhäuter gelaſſen und ſicher ſein grauſames Spiel mit unſeren Nerven, trottet gemächlich über den Narren hinweg. Dreſſur oder Tierverſtand? Wer ſagt es uns, daß Befehl und Ausführung erſt nach endloſer Dreſſur verbunden wurden? Daß der Koloß dem kleinen Menſchen aufs Wort gehorcht, bleibt uns trotz allen Erklärungen ein Rätſel im Buche der Natur Noch liegt der Narr unter dem Leib des Elefanten, der wie eine dunkle Gewitterwolke unter ihm hängt. Der kleine Menſch ſieht die Wolke mit den Augen des braven Bürgers, ſpannt ein rotes Schirmchen auf und löſt die Spannung der Zuſchauer in helles Lachen. Die Hinterbeine hebt der Koloß über den Narren hinweg und trottet aus der Arena. Der Narr klappt ſein Schirmchen zu, ſpringt auf und verbeugt ſich. Zerſtreut. Zock iſt zerfahren. Breiweich bedauert Frau Zock. „Es muß gräßlich ſein, mit einem zerſtreuten Manne ver⸗ heiratet zu ſein!“ Frau Zock lächelt: „Im Gegenteil!— Er gibt mir in Gedanken ſtets zweimal das Wirtſchaftsgeld!“ J. H. R. Was man vom Lehrvertrag wiſſen muß. Das Lehrlingsweſen iſt in der Reichs⸗ gewerbeordnung geregelt. Danach dürfen nur ſolche Handwerker Lehrlinge ausbilden, die mindeſtens 34 Jahre alt ſind, die Meiſter⸗ prüfung abgelegt haben und im Beſitz der bürgerlichen Ehrenrechte ſind. Der Staat geht in ſeinen Schutzmaßnahmen noch weiter, und zwar hat er vorgeſehen, daß Gewerbetreibenden, die die erwähnten drei Bedingungen erfüllen, aber ihre Pflichten dem Lehrling gegenüber vernachläſſigen, die körperlich oder geiſtig nicht mehr zur Lehrlingsausbildung fähig ſind oder deren Lebensführung ſie dazu ungeeignet er⸗ ſcheinen läßt, das Recht zur Ausbildung von Lehrlingen entzogen werden kann. In der Regel wird der Lehrvertrag ſchriftlich abgeſchloſſen, was bereits vor Eintritt in das Lehrverhältnis geſchehen kann und ſpäteſtens vier Wochen nach Beginn erfolgen muß. Der Abſchluß wird vollzogen durch die Unterſchrift des Lehrherrn auf der einen, des Lehrlings und ſeines geſetzlichen Vertreters auf der anderen Seite. Der geſetzliche Vertreter muß mit unter⸗ ſchreiben, weil der Deutſche erſt mit dem voll⸗ 0185 21. Lebensjahre voll geſchäftsfähig ird. 8 Der Vertrag muß Angaben darüber ent⸗ halten, was der Lehrling erlernen ſoll. Der zu erlernende Beruf muß genau angegeben ſein, nötigenfalls der beſondere Zweig der gewerb⸗ lichen Tätigkeit. Die genaue Bezeichnung iſt be⸗ ſonders wichtig für Lehrlinge, die in größere Betriebe kommen, wo Sonderberufe vertreten ſind. Zweitens muß der Vertrag die Dauer der Lehrzeit enthalten, die gewöhnlich drei oder vier Jahre beträgt. Würde die Dauer nicht feſtgeſetzt, ſo könnten Lehrling oder Lehrherr das Verhältnis ohne triftigen Grund vorzeitig löſen und dadurch den Vertragspartner even⸗ tuell ſchädigen. Drittens müſſen darin die Be⸗ dingungen enthalten ſein, unter denen der Lehrling lernen ſoll, alſo die Rechte und Pflichten von Meiſter und Lehrling, die eben⸗ falls in der Gewerbeordnung feſtgelegt ſind. Danach ſoll der Meiſter für ordentliche Aus⸗ bildung Sorge tragen, d. h. er muß den Lehr⸗ ling ſo weit fördern, daß er nach beendigter Lehrzeit in dem erlernten Beruf ſein Brot per⸗ dienen kann. Er ſoll ferner den Schulbeſuch, zu dem der Lehrling während der Ausbil⸗ dungszeit verpflichtet iſt, überwachen. Er hat den jungen Menſchen auch vor Mißhandlungen und Aufbürdung geſundheitsſchädigender Laſten durch die Mitarbeiter zu ſchützen; ſodann ſoll er ſich auch um die Lebensführungen der ihm anvertrauten Lehrlinge außerhalb der Arbeits⸗ zeit kümmern. Dagegen darf der Lehrling nur ausnahmsweiſe— wenn er nicht bei dem Lehr⸗ herrn wohnt, überhaupt nicht— zu häuslichen Dienſtleiſtungen, die mit ſeiner Ausbildung in keiner Beziehung ſtehen, herangezogen werden. Dem Lehrherrn oder ſeinem Vertreter ſteht auch das väterliche Züchtigungsrecht zu. Außer dieſen Nice er ſollen alle Abmachungen wirtſchaftlicher Art, und zwar welche Entſchädi⸗ gung dem Lehrling oder dem Lehrherrn zu zahlen iſt, wer für Unterhaltung, Wohnung und Werkzeug zu ſorgen hat, welcher Urlaub dem Lehrling gewährt werden ſoll, in den Lehrvertrag aufgenommen werden. Schließlich ſchreibt das Geſetz eine Probezeit vor, die min⸗ deſtens vier Wochen, aber höchſtens drei Mo⸗ nate dauern ſoll. Iſt die vereinbarte Probe⸗ zeit verſtrichen, ſo tritt der Lehrvertrag in Kraft. Jetzt hat der Lehrherr das Recht der ſofortigen Entlaſſung beim Vorliegen eines wichtigen Grundes, alſo bei wiederholter Pflichtverletzung. Der Lehrherr muß jedoch innerhalb einer Woche, nachdem ihm ein ſolches Verhalten bekanntgeworden iſt, von ſeinem Entlaſſungsrecht Gebrauch machen. Umgekehrt kann der Vater für den Lehrling das Lehr⸗ verhältnis löſen, wenn Geſundheits⸗ oder Lebensgefahr bei Fortſetzung der Arbeit be⸗ ſteht, wenn der Meiſter ſeine Pflichten gröblich verletzt oder der Lehrling zu ungeſetzlichen Handlungen verleitet wird. Hat der Lehrling ſeine Lehrzeit ordnungs⸗ mäßig beendet, ſo erhält er ein Zeugnis, das die Angabe des erlernten Berufs, die Dauer der Lehrzeit und ein Urteil über die erworbe⸗ nen Kenntniſſe, Fertigkeiten ſowie das Be⸗ tragen enthält. Der Lehrling ſoll ſich aber auch der Geſellenprüfung unterziehen, deren Ab⸗ legung für eine ſpätere Erwerbung des Meiſter⸗ titels Vorſchrift iſt. Wie verhält man ſich bei einem Blutſturz? Der Blutſturz iſt ſtets ein gefährliches, oft ſogar das Leben bedrohendes Ereignis. Dann muß ſofort ärztliche Hilfe in Anſpruch ge⸗ nommen werden. Aber die koſtbare Zeit— bis zur Ankunft des Arztes— darf nicht ungenützt verſtreichen. Sehr wichtig iſt, daß man weiß, woher das Blut kommt. Die Hauptquellen des Blutes ſind Lunge und Magen. Kommt das Blut aus der Lunge, ſo kann man folgendes beobachten: es wird meiſt ausgehuſtet, iſt hellrot, ſchaumig und enthält für gewöhnlich keine Nahrungsbeſtandteile. Meiſt handelt es ſich um eine tuberkulöſe Erkrankung der Lunge; doch kommt Bluthuſten auch bei manchen Herz⸗ fehlern und nichttuberkulöſen Lungenkrankheiten vor. Selbſtredend tritt ein Blutſturz durch Huſten auch bei Lungenverletzungen auf. Bei einem Blutſturz, der aus dem Magen— Darmkanal— ſtammt, wird im Gegenſatz zum Lungenblutſturz das Blut gewöhnlich aus⸗ gebrochen. Es iſt meiſt ſchwarzrot oder— bei Krebsblutungen— kaffeeſatzähnlich oder ſchokoladenfarben; oft ſind Nahrungsreſte darin nachweisbar. Uebrigens enthält nach ſtärkeren Magenblutungen(auch bei kleineren, länger dauernden Blutungen, die oft nicht zum Blut⸗ ſturz führen) der Stuhlgang in der Regel ſchwärzliche, e Maſſen. Das erbrochene Blut enthält oft dicke, geronnene Klumpen. Meiſt hat liche vorher über mehr oder weniger deutliche Beſchwerden im Magen ge⸗ klagt, die auf ein Magengeſchwür hinweiſen, beſonders über Schmerzen und Druckempfind⸗ lichkeit an einer und derſelben Stelle. Dieſe Schmerzen traten meiſt in deutlichem Zu⸗ ſammenhang mit der Nahrungsaufnahme auf. Auch dauerndes Erbrechen oft ſaurer Maſſen iſt verdächtig. Die genaue Diagnoſe iſt natürlich dem Arzt zu überlaſſen.: Handelt es ſich nun um einen Blutſturz aus der Lunge, ſo iſt jedes Sprechen ſtreng verboten erhöhtem Oberkörper ruhig liegen; jede Be⸗ wegung iſt gefährlich! Man kann ihm eine Kochſalzlöſung— ein Eßlöffel voll Kochſalz auf eine Taſſe voll kaltes Waſſer— zu trinken geben. Auf die Bruſt kommt, eventuell auf die kranke, mitunter ſchmerzhafte Seite, ein mög⸗ lichſt kalter Umſchlag oder eine Eisblaſe. Selbſt⸗ verſtändlich ſind alle einengenden Kleidungs⸗ ſtücke zu löſen. Sehr zu empfehlen iſt als blut⸗ ſtillendes Mittel für Blutungen jeder Art das Darreichen von kalten, mit Gelatine hergeſtellten Speiſen(Rote Grütze aus Gelatine zum Bei⸗ ſpiel). Alkohol iſt verboten! Bei Magenblutungen gilt gleichfalls das Ge⸗ bot abſoluter Ruhe. Jede Nahrung, auch flüſſige, bis auf die genannte, in ds kleinen Stücken eis gekühlt zu nehmende Gelatine⸗ ſpeiſe iſt ſtrengſtens verboten! Man läßt zum Durſtſtillen kleine Eisſtückchen im Munde zer⸗ gehen, deren Waſſer aber auszuſpeien iſt. Auf den Magen kommt eine Eisblaſe. Die Nahrung iſt zunächſt nur durch den Darm zu ver⸗ abreichen; am beſten überläßt man das dem Arzt. Man kann übrigens verſuchen, in die mit Seife gereinigte und mit Benzin entfettete Haut Oele und Fette, etwas Lehertran, ein⸗ zureiben, um dem Körper ſo etwas Nahrung zu⸗ zuführen. * Wovon hängt die Größe des Menſchen ab? Es iſt ſtatiſtiſch feſtgeſtellt worden, daß die Neugeborenen im allgemeinen um ſo größer werden, je ſpäter die Eltern geheiratet haben; die Kinder aus Spätehen ſind größer als die Kinder aus Jugendehen. Dementſprechend müßten die verhältnismäßig ſpät heiratenden nordiſchen Raſſen eine größere Körperhöhe haben als die ſüdlicheren, da bekanntlich in den tropiſchen Ländern Geſchlechtsreife und Ehe⸗ ſchließung in ein Alter fällt, das beim nörd⸗ lichen Menſchen noch zur Kindheit gehört. Dieſe theoretiſche Ueberlegung wird durch die Er⸗ fahrung voll beſtätigt. Die in der Nähe des Aequators lebenden zentralafrikaniſchen Zwerg⸗ völker erreichen Körperlängen von höchſtens 140 Zentimeter; die etwas nördlicher lebenden Buſchmänner ſind im Durchſchnitt 148, die noch nördlicheren Japaner und die Sizilianer ſind im Durchſchnitt 158 Zentimeter groß. Und ſo nimmt die Körperhöhe fortlaufend zu, je weiter man nach dem Norden fortſchreitet— Süd⸗ franzoſen und Ungarn: 163 Zentimeter, Deutſche und Ruſſen: 168 Zentimeter, Engländer: 173,5 Zentimeter, und ſchließlich Standinavier: 175 Zentimeter durchſchnittliche Körperhöhe. Natürlich iſt dies nicht der einzige Faktor, der die Körperhöhe des Menſchen beſtimmt. Klima, Ernährung, Erbmaſſe und Umwelt ſpielen dabei die ausſchlaggebende Rolle. Beſonders die Er⸗ nährung: Hottentotten und Buſchmänner zum Beiſpiel gehören derſelben Raſſe an, ſind aber verſchieden groß; wahrſcheinlich deshalb, weil die Hottentotten in einer fruchtbareren Gegend wohnen als die Buſchmänner, die daher kleiner bleiben. Wie smart man am ssen? Beſondere Zeiten verlangen beſondere Ein⸗ ſchränkungen. Die„Leidtragende“ iſt gewöhn⸗ lich die Hausfrau: ſie ſoll am Eſſen ſparen. Sie kann es, wenn ſie dabei darauf achtet, daß durch ihre Kniffe die Nahrung nicht minderwertiger wird. Das läßt ſich auf verſchiedene Art er⸗ möglichen. So muß eine gute Hausfrau zum Beiſpiel für den Kranken. Der Patient ſoll mit etwas Ei Nährwert beſitzt wie der teurere ausländiſche Käſe, daß ein Stück Bruſtfleiſch billiger iſt als ein gutes Beefſteak, aber auch gleich an Nähr⸗ wert; und daß es noch ſo manche Produkte gibt, die billiger, ebenſo gut, 105 oft noch beſſer ſind als andere. Man verfolgt den gleichen Zweck mit ihnen und ſpart dabei. Semmel und Ei kann man zum Beiſpiel bei Schabefleiſch ſparen, wenn man ſtatt deſſen eine Kartoffel oder Milch einrührt. Anſtatt ein zum Panieren der Koteletts zu verwenden, tut Milch das gleiche. Mit Mehl— ſtatt Sahne — verquirlt, werden Soßen ſämiger und ſchmackhafter, wenn man Milch nimmt. Käſe gerieben und unter Graupen, Reis, Nudeln ge⸗ miſcht, macht die Speiſen bekömmlicher. Rinder⸗ fett 10 noch viel zu wenig Verwendung. Meiſtens wird es enttalgt und mit Butter durchgeknetet, ſo daß unſere Margarine daraus entſteht. Gebräunt erhöht Rinderſett den Wohl⸗ geſchmack eines jeden Gemüſes und iſt billiger als Butter oder Schweinefett. Fleiſchbrühe, aus Rindergrieben bereitet, ſchmeckt ſey gleich bellen wie ander 0 1 Bisweilen können drei bis r lepfel oder einige Backpflaumen, auch ein Eierbecher voll Roſinen, ein kleiner Schuß Wein einem Gericht und ist Etwas verleihen. Getrocknete Bohnen, Pilze, Tomaten bewirken gleiches und ſind niemals ein teures Gewürz. Man kann ſogar ein ſchmack⸗ haftes Gericht herſtellen, das nur preiswerte utaten erfordert: Getrocknete Bohnen oder ilze mit einer Tomate und Kartoffel gekocht, dann aus Haut und Gräten gelöſte Fiſchfleiſch⸗ ſtückchen zugegeben. Selbſt das Kochwaſſer von den ſauber geſchälten Kartoffeln kann noch zu Suppen verwendet werden. Ein billiger Erſatz für Butter iſt eine Miſchung dieſer mit gehacktem Bückling, ge⸗ hackten Fleiſchreſten, geriebenem Käſe, und er⸗ ſetzt den Aufſchnitt. Dies mögen nur einige Anregungen ſein; weitere Möglichkeiten 8 l R. ſich leicht. Ein böſer Bubenſtreich. Eine luſtige Begebenheit in vier Bildern. „Lag mich in Hun'!“ Welcher Wunſch wäre berechtigter als der nach Ruhe! Beſonders in einer Zeit, die alles andere als ruhig genannt werden kann. Wo wir alle von der reinſten Ahasver⸗Unruhe ge⸗ hetzt zu ſein ſcheinen! Und doch, auch hier kommt es auf den Ton an. Und gerade der Tonfall des oft gehörten Wortes:„Laß mich in Ruh'!“ iſt nicht liebens⸗ würdig, wie jeder aus Erfahrung weiß. Meiſt hat ſich irgendeiner irgendwie geärgert. Das kommt täglich und ſtündlich vor und ge⸗ bers mit zu den Alltäglichkeiten, um die keiner erumkommt. Leider aber iſt es nicht jeder⸗ manns Sache, einen Aerger ſtill mit ſich ſelbſt auszumachen. Der Menſch ſucht für ſeine Miß⸗ ſtimmung ein Ventil; alſo läßt er ſeinen Aerger an anderen, oft gänzlich Unſchuldigen aus,. Und Ruhe! entſchlüpft ihm das Wort:„Laß mich in Haben Sie ſchon einmal einen Menſchen beobachtet, der in Ruhe gelaſſen zu werden wünſcht? Er gleicht dann, wie jeder ſehen kann, akkurat unſerem Karo, wenn er an der Kette liegt und jemand hat ihm ſeinen Knochen ab⸗ genommen! Auf jeden Fall macht jeder um ſolch ein„ruhebedürftiges“ Familienmitglied einen weiten Bogen. Man geht ihm aus dem Ruhe wo man kann. Sein Verlangen nach Ruhe hat aber nichts Beruhigendes, eher das Gegenteil. Denn er ſcheint mit Exploſipſtoff einfach geladen zu ſein! Wehe dem Ahnungs⸗ loſen, der ſeine Kreiſe ſtört! Eine beſondere Abart iſt die energiſche Ruhe⸗ bitte des Bayern:„Ich will mei Ruh ham!“ Sie gehört zu ihm wie der Maßkrug. Ein Teil ſeines Charakters. Wer ihm dieſe geheiligte Ruhe ſtören will, den behandelt er, als ob er ihm ſein Bier nehmen wolle! Wehe dem, der an beide zu„tippen“ wagt! Man ſieht, die Ruhe iſt nicht immer eine ruhige Angelegenheit. Oft ſogar das Gegen⸗ teil. Aber man ſieht auch, wie hoch ſie im Kurs ſteht, da ſie der Menſch mit allen nur erdenk⸗ lichen Mitteln zu verteidigen ſucht. Um einen Menſchen, der in Ruhe gelaſſen zu ſein wünſcht, ſchlägt man am beſten einen ele⸗ wiſſen, daß einheimiſcher Landkäſe den gleichen 5 S — 7 ganten Bogen: je weiter, deſto beſſer— für beide Teile! To-To. „Ich weiß, Herr Lehrer— von Papa!“ „Alle die wunderſchönen ſeidenen Kleider, die eure Mütter haben, ſtam keit von einem unſcheinbaren, kleinen Wurm her———-“ a — Uns Woche ich fur meinen nierenkranken ian? Bei Nierenleiden verlangt der Arzt meiſtens kochſalzarme oder gar kochſalzfreie Koſt. Um dieſe für den Kranken erträglich zu machen, muß die Hausfrau wiſſen, wie ſie auf andere Weiſe eine genügende Würzung der Speiſen er⸗ zielen kann. Als Richtſchnur mögen hierbei die folgenden Angaben dienen, die Profeſſor Klewitz in der ger für ärztliche Fortbildung macht. Außer Pfeffer, Paprika und Senf ſind alle Pflanzenwürzſtoffe erlaubt, zum Beiſpiel Peterſilie, Sellerie, Schnittlauch, Tomaten, Karotten, Zwiebeln; zu Salat auch Eſſig oder beſſer Zitronenſaft. Geriebener Parmeſankäſe gibt einen ausgezeichneten Würzſtoff. Kleine Mengen kochſalzarmen Fleiſchextrakts ſind auch zuläſſig, Als chemiſches Erſatzmittel für Koch⸗ ſalz wird neuerdings ameiſenſaures Natron genannt, doch iſt dies kliniſch noch nicht hin⸗ reichend erprobt. MalsebEce Zahlenrätſel. In die freien Fel⸗ der der nebenſte⸗ henden Figur ſind die Zahlen 200, 210, 230, 235, 250 je dreimal, 220, 233, 242 je zweimal und 240 ſechsmal derart einzuſetzen, daß die Summe ſowohl je⸗ der waagerechten als auch ſenkrechten 251000 24⁰ 221 Reihe 1400 be⸗ trägt und die eine Diagonale von rechts oben nach links unten Dante Alighieris Geburtsjahr(1265), die an⸗ dere von links oben nach rechts unten ſein Sterbejahr(1321) ergibt. 7 Wortſpielrätſel. a) b) Fahrzeug Fluß 5 Baum Rückſtand Ausdruck Inſekt Verwandter Verwandter Behälter Pflanze Geiſterweſen Fanggerät Beauftragter Tonzeichen 8. Körperteil Hieb Es ſind acht Wörter zu ſuchen von der unter a) angegebenen Bedeutung. Durch Tauſch der Anfangsbuchſtaben ſind von dieſen Wörtern neue Wörter zu bilden von der Bedeutung unter b). Die Anfangsbuchſtaben der neuen Wörter nennen, von oben nach unten geleſen, einen Beruf. 23⁰ 2 20⁰ EEE 9 N e Reimrätſel. Das Erſte ſind Dinge, die jedermann mag, Man kann dabei ſitzen ſo manchen Tag; Das Zweite bedeutet ein Tier; Als Ganzes man vielfach den Menſchen nennt, Der nur dieſe eine Leidenſchaft kennt. Nun rate! Das rate ich dir! Auflöſung des Zahlenrätſels: 3. 55 e e ee 2400240220200 240250200 2ʃ0 eee 12 2255 * 12⁰⁵ 0 N N des Wortſpielrätſels: a) Kahn, ſche Miene, Enkel, Lade, Engel, Bote, 1) Lahn, Aſche, Biene, Onkel, Rade, Angel, Rote, erz.— Laborar 0 men in Wirtlich⸗ Auflöſung des Rermrätſels: Bücher— An 2 ſicherwurm. 15 8 ſcher . 5 N g 05 Gemüſe oder einer Soße das gewiſſe pikante N 1657 Der Maler, Radierer 1604 Aufhebung der Leibeigenſchaft Erdreich. Der gute Same iſt die Geſamtheit der Gedenktage 18. Jebruar. b 1540 Martin Luther in Eisleben geſtorben. 16564 Der Bildhauer und Maler Michelangelo Buonarrotti in Rom geſtorben. 1 und Bildhauer Max Klinger in Leipzig 0 5 10332 Friedrich Auguſt III., ehemaliger Kö⸗ nig von Sachſen, in Sibyllenort ge⸗ r Sonnenaufg. 7.11 Sonnenunterg. 17.17 Mondaufg. 2.04 Mondunterg. 9.47 Prot, Konkordia. Kath.: Simeon 19. Februar. 1476 Der Aſtronom Nikolaus Copernicus in Thorn geboren. ö 1745 Der Phyſiker Alexander Graf Volta in Como geboren. durch Alexander II. von Rußland. f 1865 Der Forſchungsreiſende Sven v. Hedin in Stockholm geboren. Sonnenaufg. 7.09 Sonnenunterg. 17.19 Mondaufg. 4.22 Mondunterg. 10.37 Prot.: Suſanne. Kath.: Gabinus. * Sonntagsgedanken 5 gibt guten und ſchlechten Samen. Aber auch der gute Samen kann auf verſchiedenes Erdreich fallen, auf den Weg, auf hartes Geſtein, auf von Unkraut überwuchertes, ſonſt 5 05 Erdreich, endlich auf gut gepflegtes Werle, mit denen Gott des Menſchen Sein und Vermögen über die in der Schöpfung in ihn gelegten Möglichkeiten hinaushebt. Treffen dieſe Werke Goktes auf ein„gutes, ja ſehr gutes Herz!, dann reift die Frucht heran. Auf das gute Herz, den guten Willen kommt alſo viel an. Auf der Straße, auf dem Ge⸗ ſtein, mitten unter den Dornen iſt der beſte Same wie verloren. Sei keine Straße, auf der Gottes Same zertreten, von den Vögeln aufgepickt wird. Sel kein Menſch, der ſich von allen Launen des eigenen Ichs und von allen Einflüſſen von außen beſtimmen läßt. Auf dieſem Boden klann nichts Gules gedeihen. Die meiſten von denen, die den Samen aufgefangen haben, verhärten ſich nicht gerade, aber es iſt auch fremde Saat da, vom Böſen ausgeſtreut. Alles Edle iſt nun nicht ſo robuſt und gewalktälig, daß es ſich von ſelbſt gegen die ſchlechte Saat durchſetzt. Gott will unſer Heil nicht ohne uns. Wo nichts gegen das 4 Ueberwuchern der ſchlimmen Saat geſchieht, da erſtickt die gute. 5 Die Angſt vor der Oterzenſur Es iſt nicht mehr allzu lange und die Zeit der Oſterzenſuren iſt da. Je näher ſolch ein Tag rückt umſo größer wird die Angſt eines ſchlechten Schülers. Die wenigſten Eltern ahnen von dieſer Angſt ihres Kindes und Eltern die ſich ihren Kindern gegenüber hinreißen laſſen, wegen einer Nichtverſetzung zu drohen, verſün⸗ digen ſich oft ſchwer an ihnen. Gerade dieſe Angſt iſt oft der Anlaß zu den immer wieder⸗ lehrenden Schülertragödien. Daben kann das nicht Mitkommen oft ſeinen Grund in Krank⸗ heit haben, vielleicht leidet der junge Menſch an angeborener Schwäche, an Blutarmut, und der Vorwurf faul und nachläſſig iſt fehl am Platze. Jedenfalls kann ein Menſch im ſpä⸗ teren Leben doch ſich beſtens bewähren, wenn er halt auch nicht der beſte Schüler war und einen anderen Beruf ergreiſen mußte, als der ihm einſt zugedachte, der die höhere Schulbil⸗ dung vorausſetzte. * 7 Wetterbericht 7 Wettervorherſaͤge: Weiterhin leichter Froßß 5 ö Vellenwdeiſe neue Schneefälle. obwohl jedermann genau weiß, er einige Zeit ſchweigt und Karre hinter ſich herzog, gab das Brantwerbung bel den Eskimos Mit einer ſymboliſchen Anſpielung pflegt das Eskimomädchen öffentlich kundzulun, daß ſie gewillt iſt, in den Stand der Ehe zu treten. Wenn es ſechzehn oder ſiebzehn Jahre alt geworden iſt, zeigt es ſich in der Oeffentlichkeit mit einem Sack über den Schultern; ein zarter Wink an die Intereſſen⸗ ten, daß ſie bereit iſt, ſich zu verehelichen, denn in dieſem Sack tragen die Eskimofrauen ihre Babies. Der junge Mann, dem das Mädchen gefällt, und der bei ihr Gnade fin⸗ det, darf es dann wagen, bei ihrer Familie einzukehren: Es iſt Sitte, daß er dabei keine Ungeduld zeigt und zu keinem Menſchen von ſeinen Heiraksplänen ſpricht. Ebenſo iſt es Pflicht der Höflichkeit, ihn nicht zu fragen, in welcher Abſicht er ſich auf den Weg macht. Auf Um⸗ wegen kehrt er dann bei ſeinem künftigen Schwiegervater ein. Die Etikette will, daß Zurückhaltung übt und nichts von ſeinen Abſichten verlau⸗ ten läßt. Sobald ihm das junge Mädchen zugeſpro⸗ chen iſt, muß er noch einige Zeit bleiben, be⸗ vor er das Wort an ſie richtet. Die Erwählte verfolgt von ihrem Winkel aus alle Forma⸗ litäten des Eskimobrauches und legt ſich Arena Zurückhaltung auf, bis zu dem ugenblick, da ſie das Schlittengeſpann in ihre neue Heimat entführt. Damit beginnt die Hochzeitsreiſe, die das Brautpaar in die Hütte des Mannes bringt. In der Morgen⸗ frühe wechſeln die beiden jungen Leute ihr erſtes zärtliches Wort und reiben ſich die Naſen, um ihre Liebe und ihr Einverſtändnis auszudrücken. Hochzeltsgeſchenke gibt es bei den Eskimos nicht. Der Mann iſt der Herr im Hauſe, was aber nicht bedeutet, daß er ſeiner Frau in jedem Falle ſeinen Willen aufzwingen kann. Es könnte ſein, daß er eines Tages Verlangen trägt, noch eine an⸗ dere Frau oder gar zwei in ſeinen Hausſtand aufzunehmen. Er darf es aber nur, wenn die erſte Gattin einwilligt, was ſie allerdings, dem Brauche gemäß, meiſtens tut. Die retten de Stradivariusgeige Wenn eine neue Strativariusgeige auf— taucht, ſpinnt ſich immer eine romantiſche Geſchichte um ſie. So war es auch mit dem letzten Beſitzſtück des verarmten italieniſchen Muſikers Peter Salas. Allerdings ſoll es ſich dabei tat'ächlich um ein wahres Begeb⸗ nis handeln So behaupten wenigſtens die italieniſchen Zeitungen. 6 Der Muſiker Peter Salas wohnte in Deſio, einer kleinen Stadt in der Lombar⸗ dei. Vor mehreren Jahren, als es ihm noch Wenn eine neue Stradivariusgeige auf— Park, in dem er ſpazieren ging, einen klei⸗ nen Knaben, der mit einem höchſt eigen- artigen kleinen Schubkarren im Sande ſpielte. Das merkwürdige Fahrzeug beſtand nämlich aus einer alten Violine unter der ein paar Garnrollen als Räder angebracht waren. Der Geigenhals diente als Deichſel und wenn der Junge dieſe wunderliche kleine Fahrzeug einen ſchönen Klang von ſich. Beim Anblick der mißhandelten Violine erfuhr Salas ungefähr denſelben Schmerz, den ein Tierfreund fühlt, wenn er irgend— eine Tierquälere; ſieht. Er eilte zu dem Jungen und fragte, ob er den Karren kaufen könnte. Der Knabe hatte nichts dagegen, er hatte ja das Inſtrument zu Haus auf dem. Boden zwiſchen einem ae alten Gerümpeſs gefunden. Salas gab ihm 5 Lire was zur Folge hatte, daß der Knabe ſich wie ein Kröſus fühlte und jubelnd davon eilte. Peter Salas ſelbſt ahnte allerdings nicht, welches gute Geſchäft er dabei gemacht hatte. Er machte ſelbſt die Geige notdürftig zu⸗ recht— die Garnrollen waren glücklicher⸗ weiſe nur mit Gummi angeklebt und nicht feſtgenagelt— und ſpielte auf dem Inſtru⸗ ment ab und zu zu ſeinem Veranügen. Da kam die Weltkriſe und auch für Peter Salas wurden die Zeiten ſchlecht. Er be⸗ kam kein Engagement und mußte allmählich alles was er hatte verkaufen oder verſetzen. Schließlich hatte er nur das ehemalige Sandwägelchen, manchmal im Orcheſter mitgeſpielt Schweren Herzens nahm er eines das Inſtrument und ging mit ihm zu einem Muſikalienhändler. Er würde im⸗ merhin noch einige Lire dafür bekommen können, ſo hoffte er. Um den Preis etwas hinauf zu treiben, behauptete er dem Händ⸗ de gegenüber, das Stück ſei eine alte wert⸗ Violine. Der höfliche Händler wollte dies nicht beſtreiten, da er aber die Katze nicht im Sack kaufen wollte, zumal Form und Ausſehen der Geige ein gewiſſes Miß⸗ trauen erweckten, unterzog er das Inſtru⸗ ment einer genauen Unterſuchung. Plötzlich ſchrie er auf. In der Violine las er in undeullichen, aber doch entzifferbaren Buch⸗ ſtaben:„Antonius Stradivarius Cremonen⸗ ſis fecit— Anno 1717“. Die weitere Un⸗ terſuchung bewies dann auch, daß es ſich wirklich um eine echte Stradwari ha delte. Jetzt iſt Peter Salas einer der wahrſchein⸗ lich ſehr wenigen Menſchen, die davon er⸗ zählen können, wozu eine WMeltkriſe gut iſt. Er bekam ſo Summe für den geretteten noch die Violine, auf der er hatte. Tages eine wirtſchaftliche hohe „Sandwagen“, daß er um ſein tägliches Brot keine Sorge mehr zu haben braucht. Wintersport in Griechenland Nordiſche Landſchaft unter ſüdlicher Sonne. Winterſport in Griechenland? Im ſon⸗ nigen Süden? So unwahrſcheinlich das auch klingt, ſo iſt es doch Tatſache geworden. Der Wunſch nach Eis und Schnee wurde auch in Griechenland lebendig, das in ſeinen hohen Bergen Gebiete aufweiſt, die an Naturſchön⸗ heit kaum denen im Norden Europas nach— ſtehen und die durch ihre hohe Lage im Win⸗ ter wochenlang tief in Schnee eingedeckt ſind. Ja, der Parnas und der hohe Olymp wei— ſen Täler und Schluchten auf, wo oft auch noch im Sommer verſteckt Schnee und Eis gefunden werden. Griechenlands Hauptſtadt Athen iſt eine von der Natur beſonders günſtig und frei— giebig ausgeſtattete Stadt. Man kann ſich im leichten Segelboot auf den ſanften Wellen des ſaroniſchen Meerbuſens ſchaukeln laſſen, kann in den kühlen Fluten von der ſommer⸗ lichen Hitze Erfriſchung und andererſeits in kaum zweiſtündiger Fahrt im tiefen Tannen⸗ wald über 1000 Meter hoch in den Bergen Erholung finden. Im Winter aber iſt Athen rings mit einem weißen Gürtel um⸗ und geben. Beſonders auf dem Pentelikon un Parnas. zu dem eine ſehr gute Autoſtraße in kühnen Windungen und Zick-Zacks hinauf⸗ ührt, fühlen ſich die Athener Winterſportler eimich hier haben ſie ihre Hütten aufge⸗ ſchlagen. Zwei Reſtaurants und ein vom Amtlichen Griechiſchen Büro für Tourismus errichtetes Unterkunftshaus ſorgen für die leiblichen Erforderniſſe der Sportler, wäh— rend die ſchöne Landſchaft Gelegenheit zur Ausübung eines Sports bietet, den man bisher nur als den nordiſchen Ländern vorbe— halten ſich gedacht hatte. Auf den im Frühling blumigen Wieſen liegt im Winter tiefer Schnee, über den junge Griechen mit ihren Skiern hinwegſauſen. In Athen gibt es ſogar Skifabriken, d. h., einige Sportgeſchäfte ſtellen in Griechenland eigne Skier her, die natürlich bedeutend billiger ſind als die aus dem Ausland eingeführten. Leider iſt das Gelände hier oben nicht aus— gedehnt genug zu einem vollſtändigen Genuß dieſes ſchönen Sportes, doch bietet Griechen⸗ land in der„Peleponneſiſchen Schweiz“ ein Gebiet, das durch ſeine rieſigen Schneeland— ſchaften eine Ausübung des Winterſports ge— ſtattet, der in nichts dem Mitteleuropas nachſteht. Auch in den Bergen des weltbekannten Parnaſſes iſt der Winterſport eingezogen, während der Olymp noch zu wenig für dieſe Zwecke erſchloſſen und auch zu weit von Athen entfernt iſt. Nur fehlen noch bequeme und größere Hotels, doch ſind ſie bereits ge⸗ plant und teilweiſe ſind auch ſchon brauchbare Unterkunftsmöglichkeiten geſchaffen worden So ſcheint die Sonne Homers nicht mehr allein 11 homeriſche Landſchaften herab. ſondern ſie wird mit Erſtaunen feſtgeſtellt haben, daß der hohe Norden mit ſeinen kör⸗ perſtähſenden Sportarten auch in Griechen⸗ land eingedrungen iſt, und daß der Winter in Griechenland ſeinen an Hitze und Sonne gewöhnten Einwohnern nun auch die Wohl⸗ taten eines geſunden Winterſports ſchenkt. C. R., Athen. Eine originelle Wette Zur Zeit der Königin Victoria von Eng⸗ land beſaß außer ihr nur noch die Herzogin von St. Albans das Recht, Rotten⸗-Row, den weltberühmten Reitweg im Londoner SHyde⸗ park, mit dem Wagen zu befahren, und zwar die Königin in ihrer Eigenſchaft als Herr⸗ ſcherin und die Herzogin als Frau des erb⸗ lichen Großfalkoniers. Bei einer Erörterung dieſes Priwilegs in einem der vornehmſten Weſtendclubs erlaubte ſich ein damals recht bekannter Sportsmann, dieſes Recht zu be⸗ zweifeln, und erbot ſich zugleich, am hellen Mittag unaufgehalten Rotten-Row entlang zu fahren und am Ende des Weges mit ſeinen Kameraden zuſammenzutreffen. Es wurden Wetten für und wider das Unternehmen ein⸗ gegangen, und die Kunde durchflog ſofort wie ein Lauffeuer ſämtliche anseſehenen Londoner Klubs. Rotten⸗Row war am nächſten Morgen ge⸗ radezu überflutet von Beſuchern; auch die Polizei war vollzählig erſchienen. Alle war⸗ teten mit Spannung auf das große Ereignis, das da kommen ſollte— und nicht kam. Auf dem ganzen Weg war weiter nichts zu ſehen als ein paar hundert Reiter und ein Waſſer⸗ wagen, der langſam einherfuhr und die Straße beſprengte. Der erſte Schlag der zwölften Stunde ertönte, und enttäuſcht fing die Menge an, ſich zu zerſtreuen; nur diejenigen blieben, die ein beſonderes Intereſſe an dem Mißlingen der Wette hatten. Auch die Schutzleute wand⸗ ten ihre Pferde, um zum Lunch nach Hauſe. zu reiten. Da veränderte ſich mit einem Schlage die Szene. Als der Waſſerwagen nämlich am Stelldichein angelangt war, ſprang plötzlich der Fuhrmann ab, warf ſeinen Kittel von ſich und ſtand vor der Menge da als der erfinderiſche Sportsmann, der die Wette vorgeſchlagen hatte. Man erzählt ſich, daß an dieſem Tage ſo manche Hundertpfundnote ihren Beſitzer gewechſelt hat. Lachende Welt Geſchäftsgeheimnis:„Ihr Dösköppe macht ja ſchon wieder die Semmeln alle gleich groß! Das ſollt ihr doch nicht; die Leute kaufen lieber in'nem Laden, wo ſie denken, daß ſie ſich die größten ausſuchen können.“ Aufſtieg im Nebel.„Menſch, ich gebe Ihnen den einen Rat, ſaufen Sie nicht ſo viel!“ ſagte der Erſte Offizier zu Hinnerk, dem Maat, „wenn Sie nicht dem verdammten Suff frön⸗ ten, könnten Sie längſt Erſter Offizier fein wie ich!“—„Ha, wenn ick beſoffen bün,“ ſprach Hinnerk,„bün ick Admiral“. 1 Vom alten Schlag: Maxl:„Du, der neue Lehrer haut aber feſt zu.“— Fritzl:„Ja, das iſt noch einer vom alten Schlag.“ Grippe, Erkältungs⸗Krankheilen! Gegen Grippe und Erkältungskrankheiten ſind 0 Togal⸗Tabletten ein hervorragend bewährtes Mittel. Togal iſt ſtark harnſäurelöſend und in hohem Maße bakterientötend! Im An⸗ fangsſtadium genommen verhindert Togal den Ausbruch der Grippe. Erſtaunliche Er⸗ folge! Mehr als 6000 Aerzte⸗Gutachten! Ein, Verſuch überzeugt. In allen Apoth. 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Ich klag ob der Welt, die der Luſt ſich er⸗ wehrt, Ich klag, daß die Trauer mein Singen ver⸗ zehrt. Wohl würde auch mir, daß mit Grund ich frohlocke, Erblühen von Freuden und Ehren noch mehr; Doch naht ſich da einer und zupft mich am Rocke Und reißt mich herum: ach, was will mir denn der? D»richt er: Vonhinnen nur ſchert euch, ihr Knecht, N Laßt Freuden und Frauen!— und lacht dabei recht! PCC Das Schickſals⸗Quartett Skizze von Stephan Georgi. AN Zuge, der von Düſſeldorf, vom Rhein her kam, wo die Weinbauern gerade die 1853er Leſe hielten, ſaß ein zwanzigjähriger Jüngling mit langwallendem blonden Haar⸗ ſchopf, einem jugendglühenden Weltſtürmer⸗ eſicht und graublauen, tauſend Wünſche und 0 ſprühenden Augen. Abermals — wie oft ſchon!— zog er aus der Rocktaſche die„Neue Zeitſchrift für Muſik“ hervor. Und wieder las er: Er iſt gekommen! Ein junges Blut, an deſſen Wiege Helden und Grazien Wache hielten. Am Klavier ſitzend, fing er an, wunderbare Regionen zu enthüllen. Er heißt Johannes Brahms. So und mehr hatte Robert Schumann, in Worten höchſten Lobes den„blonden Aar“ ankündigend, über den jungen Hamburger geſchrieben. Immer wieder, wenn Johannes Brahms diefen Artikel las, bemächtigte ſich ſeiner eine geheime Angſt. War das nicht zuviel? Konnte er das, was man von ihm erwartete, wirklich erfüllen? Auch hier rüttelte ſeine Beſcheidenheit an den Grundfeſten ſeines Selbſtvertrauens. Doch war ihm nicht ſchon vieles gelungen, worauf er vor Jahren— als ſeine Holzpantoffeln noch durch die arm⸗ ſeligſten Gaſſen Hamburgs klapperten— nicht zu hoffen gewagt hatte? Beſaß er nicht das vorzügliche Fundament einer hoffnungs⸗ vollen Lehrzeit bei Eduard Marxens? War er nicht trotz ſeiner Jugend ſchon bewundernb bei Franz Liſzt, aufgenommen worden? Hatte er nicht Joſef Joachim, den großen Geiger, zum vertrauten Freunde? Und nun gar die edle, zum Licht fördernde Freundſchaft des vergötterten Robert Schumann!— Ach, dieſe Wochen bei Robert und Klara Schumann! Aufgenommen, wie einer, auf den man ſchon wartete. Dieſe tauſendfältige Sprache verwandter Herzen. Dieſes große erſchloſſene Ja einer jungen, brennenden Künſtlerſeele. Hannover. Johannes hielt im Gewühl der Ausſteigenden vergeblich Umſchau nach Joſef Joachim. Aber er mußte hier ſein. Und ſo zog er kurzerhand die mitgeführte Trompete aus dem Futteral und ließ einige weithin ſchallende Töne rufen. Mit langen Schritten kam der junge, dunkelhaarige Geiger herbei. „Ich ſage dir, Johannes, das G auf deiner Blechblaſe klingt ſchauderhaft. Geh hin und tauſche ſie gegen einen anſtändigen Flügel um“ Joachim zog die Stirn in Falten und nickte nachdenklich, befürchtend vor ſich hin.„Und Klara? Unſere Domina?“ „Oh, Klara!“ Ein Leuchten trat in Jo⸗ fonte Augen, das ſein ganzes Geſicht über⸗ onnte.„Weißt du, Joſef, eine Frau wie 0 78 Schumann gibt es nur einmal in der elt.“— Während Johannes Brahms ſeinen durch Freundes Fürſorge vorbereiteten Weg in die Welt nahm und mit jugendlich ungeduldigen Schritten dem Platz an der Sonne entgegen⸗ eilte, ballten ſich über Düſſeldorf Wolken zu⸗ ſammen und entluden einen vernichtenden Blitz: der Konzertdirektor Robert Schumann tte ſich in einem Anfall geiſtiger Umnach⸗ ng in den Rhein geſtürzt. Noch lebend ge⸗ borgen, war er in einer Privatanſtalt in Endenich bei Bonn untergebracht worden. Ein hoffnungsbanges Jahr. Gleich nach den. Eintreffen der Unglücksbotſchaft war Johannes nach Düſſeldorf zurückgekehrt, der bedrängten alleinſtehenden Frau beizuſtehen. Ich muß dorthin! fühlte er und war trotz ſei⸗ ner ungefeſtigten materiellen Lage in letzter Au 1 bei Klara geblieben. erbſt war es geworden, als der erſte Brlef des Kranken aus Endenich eintraf und auf Klaras blaſſes, 1 illgefaßtes Geſicht wieder einen Hauch zuverſichtlicher Hoffnung legte. Dann wieder dunkles Schweigen, bedenkliche Achſelzucken in den ärztlichen Briefen. Rur für Klara Schumann lebte Johannes. Alles Neue, was er 90 rieben, brachte er zur Hriiſft Wie batte ſie ſich dem Weimarer Tongott, ligen ö Junge. bielt dieſe für einen unter dem belebenden Einfluß Joachims in Hannover entſtanden war. Dann aber wie⸗ der konnte ſie ſagen:„Ihre Muſik, Johan⸗ nes, iſt Anregungsmuſik; ſie kommt von außen her, von den Eindrücken, die Ihnen die Sinne übermitteln. Deshalb wärmt ſie ſo wenig. Wo bleibt das Herz? Haben Sie Ihr Herz noch nicht entdeckt?“ Monate gingen dahin, in denen Johannes immer verſchloſſener, in ſich zurückgezogener wurde.— In ſeinem engen Zimmer ſaß er, das Haupt in beide Hände gelegt, ſtarrte er auf das vor ihm liegende Manuſkript. Der erſte Satz eines neuen Klavierquartetts, in C⸗Moll, war entſtanden. Nein, das durfte ihr nicht vorgelegt werden; auch das andere nicht, der Anfang der erſten Symphonie. Da lag zuviel von ihm ſelbſt drin, zuviel, was ihn verraten könnte. Ein ausbrechend mit ſich ſelbſt Kämpfender ſteht darin, ein qual⸗ voll hin und her geriſſener Menſch, dem nichts weiter übrigbleibt, als ſich zu erſchießen. Haſtig erhob er ſich, öffnete das Fenſter und ſah mit zerwühltem Geſicht in den kühlen Abend hinein. Und wieder, zum vieltauſend⸗ ſten Male, ſtanden ihm zwei Geſtalten gegen⸗ über. Ein blaſſes, ovales Antlitz mit großen, dunklen Augen, einen ſchmalen Reif über der weißen Stirn: Klara! Dahinter ein voll⸗ weiches Geſicht mit ſinnendem Mund, mit einem fühlenden, bahnweiſenden Blick: Robert Schumann, der Freund und Helfer! Johannes warf erſchauernd die Hand vor die Augen. Klirrend ſchlug das Fenſter zu. Hinaus in den Abend! In wilder Flucht durch die Straßen!— Und nun ſtand er doch vor ihr. Er mußte. Beethovens Totenmaske hing an der Wand: Bach, Mozart, ſchauten herab. „Oh, eine Symphonie gonnen? Und das hier?“ Der erſte Satz eines Klavierquartetts. Jo⸗ hannes Stimme klang heiſer. Er fror bei ihren Worten: Sie mir gleich vorſpielen.“ Schon nach den erſten Takten begann haben Sie be⸗ „Das müſſen Klara zu ſtutzen. Aufhorchend vor neuen, unbekannten Tönen, lauſchte ſie einer ſeltſam zerriſſenen, ſprunghaft ſchwankenden Muſik die ſich gequält, von geheimen Schauers durchbrochen, dahinrang, ſich wild aufbäumte und wieder in vergrübelte Selbſtzerfleiſchung verſank. Was war das? Welche Grundtief⸗ tat ſich hier auf? Welch eine zerriſſene, zer⸗ quälte Seele offenbarte ſich hier? War das Brahms? 6 ſich zögernd und ſchw Schubert und Mendelsſohn Als der Spielende ge erh er. Klara mit weitgeöffneten, fragenden Augen auf ihn zu. Sie erſchrak, als ſie das verſtörte Geſicht im Scheine der Klavierkerzen ſah. Schweiß lag auf Johannes! Stirn, die Adern traten an ſeinen 1 0 hervor, die Lippen waren zuſammengepreßt, als wollten ſie Unſagbares zurückhalten „Johannes!?“ Da ſtürzte er vor ihr nieder, umklammerte ihre Knie und deb„Klara!“ Und noch einmal, ganz leiſe:„Klara! Domina!“ Dann war es ganz ſtill im Zimmer. Eine Hand ſtrich langſam über wallendes, blondes Haar.„Steh auf, Johannes.“ Und als er vor ihr ſtand, reichte ſie ihm die Hand und ſagte mit dem milden Lächeln ſchmerzerfüll⸗ ter Güte:„Wir wollen Freunde bleiben, Jo⸗ hannes, wo immer wir uns auch begegnen.“ Nach langen Monaten erſt rang ſich aus dem dunkelwallenden Chaos heraus der Weg t langſam, übrigen Beſtandtelle ſir 8 f o Chlor(0,8 0 9,1 Kilogramm). Das letzt ſich in den Knochen als Fluo eſten Stoffen enthält ein Men ezeichneten Körpergewicht! Kohlenſtoff, 800 Gramm P 110, Gramm Schwefel, 80 Gramm Po 10 7 70 Gramm Sodium und 2,5 Gramm Eiſen. Trotzdem dieſes Metall, wie man ſieht, nur in ſehr geringer Menge im Körper vor⸗ kommt, iſt es doch ein e wichtiger n Beſtandteil der roſen Blutkörper⸗ chen, die zu den weſentlichſten Subſtanzen des Blutes gehören. Die M zum Leben. Eine Stimme, mächtiger als das Ringen mit dem Leid der Entſagung, war Rettung und Weiſung geworden: Er iſt da, der kommen mußte! Ehern ſtand das Wort Robert Schumanns: Es waltet in jeder Zeit ein geheimes Bündnis verwandter Geiſter; . die ihr zuſammengehört, den Kreis eſter, daß die Wahrheit der Kunſt immer klarer leuchte. 5 b Da war der Weg. Die Schwingen ſind dir gewachſen; nun flieg, blonder Aar! Was der Menſch wert iſt Gemeſſen an ſeinen Beſtandkeilen. Es dürfte nicht ganz unintereſſant ſein, einmal zu erfahren, aus welchen chemiſchen Elementen das eigene Ich zuſammengeſetzt iſt. Auf, Grund genaueſter Unterſuchungen läßt ſich das einwandfrei feſtſtellen. Dabei ergibt ſich die beachtliche Tatſache, daß, wenn auch der Menſch in ſeiner Totalität ganz wertvoll ſein mag, er doch ſeinen einzelnen Beſtänden nach billiger als Brombeeren iſt. Der Hauptbeſtandteil unſeres Körpers iſt Sauerſtoff, und zwar in einem Zuſtande von äußerſter Zuſammenpreſſung. Ein normaler erwachſener Menſch im Körpergewicht von etwa 70 Kilogramm birgt 44 Kilogramm Sauerſtoff, eine Menge, die unter gewöhn⸗ lichen Verhältniſſen einen Raum von Kubikmetern beanſpruchen würde. Ferner ſind im Körver enthalten 7 Kilogramm Waſ⸗ — Po ˙ 0 ⁰˙·1—O ⅛˙¹:]m.. Gefälſchte Kunſtwerke die Arbeitsmethoden der Fälſcher Der Fälſcher von Kunſtwerken iſt nicht im⸗ mer ein habgieriger Betrüger, oft iſt es auch die Luſt an der eigenen Geſchicklichkeit, die ihn zu ſeiner Arbeit anſpornt. Uebrigens iſt auch im Publikum das Intereſſe an Fälſchun⸗ 908 groß. Ein Berliner Muſeum war nie ſo eſucht, wie zur Zeit, als Zweifel an der Echtheit der Florabüſte auftraten. Arbeiten von Schülern eines Meiſters oder eine alte Kopie ſind keine Fälſchung. Als der Kunſt⸗ druck noch nicht entwickelt war, ließen ſich Kunſtliebhaber oft Kopien für ihre Galerſen anfertigen. Als Fälſchungen kann man die Kunſtwerke nur dann bezeichnen, wenn ſie mehr ſcheinen wollen, als ſie ſind, wenn ſie alſo als echte Meiſterwerke ausgegeben wer⸗ den. Bei ſtarker Nachfrage nach einer be⸗ ſtimmten Kunſtrichtung ſteigt auch das An⸗ ebot an Fälſchungen, da das Angebot echter erke nicht ausreicht. Beiſpiele dafür er⸗ wähnte Profeſſor Goldſchmidt in einem Vor⸗ trag vor der preußiſchen Akademie der Wiſ⸗ ſenſchaften. Im Jahre 1859 kam eine reiche Sammlung mittelakterlicher Elfenbeinſchnit⸗ zereien, die einem Budapeſter Bibliothekar ehört hatte, an ein Londoner Muſeum. s Muſeum ließ viele Stücke abformen und verkaufte ſie als Nachbildungen. Da da⸗ mals überhaupt das Intereſſe an dieſer Rich⸗ tung neu erwachte, entſtanden zugleich auch zahlreiche Fälſchungen ſolcher Elfenbeinſchnit⸗ zereien. Das einfachſte für den Fälſcher iſt das ſkla⸗ viſche Kopieren aber auch da macht er es ſich leicht. Während die echten alten Schnit⸗ zerelen auf einer aus dem Elefantenzahn gearbeiteten ebenen Platte gearbeitet ſind, benutzt der Fälſcher einfach die geplättete, runde Oberfläche des Zahnes; auch arbeitet er viel roher und läßt die feinen Einzelheiten des Originals außer acht. Oft kopiert er nur einzelne Teile oder Figuren eines größeren Werkes. des Alters zu geben, bringt er abſichtlich Zerſtörungen an, zerſpaltet die ganze Platte der Länge nach, aber ſo vorſichtig, daß keine wertvolle Figur verletzt wird, was ihn ver⸗ raten würde. Oft fälſcht er auch nach einem a Vorbild, deſſen abgebrochene eile er nicht verſteht, ſo daß er ſie in ganz andere Gegenſtände umdeutet und ergänzt, etwa einen Id eines Wie s in eine Gewandfalte. In einem anderen Fall hatte derſelbe Fälſcher ein Chriſtusrelſef unter einem Baldachin mehrmals gefälſcht. Dabei mißdeutete er die dien des Löwen des hei⸗ Markus mit der ee gebrochener U übgebrochen mitkopiert. Ein beſonderes Kenn⸗ halten und ſchar man Maca Reſte von Kerzenwachs an Um der Fälſchung das Ausſehen zum Vorwand um ihnen ſol die Stile vermengt, Kunſtforſcher die Entdeckung. den dabei helfen, mit viel Vorſicht verwenden. den unf] beide g 1 und Kenner ein dauernder Kan machte alſo aus dem Tier einen Adler. Oft dienten als Vorbilder der Fälſchung nicht die Originale ſondern Abbildungen. So konnte man von einem Relief, das den Kai⸗ 5 Otto III. darſtellt, an der eigenartigen mrahmung erkennen, daß es nicht dem Ori⸗ 110 nachgebildet war ſondern eine Abbil⸗ ung in einer Handſchrift. Mancher Fälſcher legt ſich einen beſtimm⸗ ten Stil zurecht, der ihn ebenſo charakteriſiert wie einen großen Meiſter. So wird ein ſonſt nicht näher bekannter Fälſcher als der„Mei⸗ ſter mit den Wurmhaaren“ bezeichnet, da er alle Figuren mit wurmähnlichen Haarſträh⸗ nen ausſtattete. Bei einem von Amerika teuer erworbenen Sarkophag erkannte man auf dem Deckel Einzeldarſtellungen als bun⸗ les Gemiſch aus alt⸗ und neuteſtamenta⸗ riſchen Darſtellungen. Man fand, daß es Nachbildungen des Reliefs von einem Kir⸗ hentor in Monreale waren, wobei der Föl⸗ ſcher in Palermo, der mit mehreren Gehilſen in einer Werkſtatt arbeitete, zuſammenhang⸗ los die am leichteſten nachzuahmenden her⸗ nusgegriffen hatte. Ein andermal wurde eine Altarvorlage zu einem Becher imkom⸗ poniert oder eine Goldſchmiedearbeit zu einem ee Dabei wurde auch in ab⸗ ſſel des heiligen Retrus jeichen für Fälſchungen iſt es, wenn tiefer⸗ iegende Teile, beſanders Augen, nur roh ausgearbeitet werden, als wären ſie durch das Alter beſchädigt, während die vorſpria⸗ enden Teile, 1 Naſen, noch guter⸗ kantig ſind. Auch findet ganz unmöglichen Stellen. Die Zahl ſolcher Fälschungen iſt groß, and da Amerikaner beſonders auf Köpfe erpicht waren, nahm man die I derb Revo⸗ lution, bei der viele Statuen zerſtört wurden, ge angeblich ab⸗ eſchlagene Köpfe zu verkaufen. Auch ver⸗ ucht man, das Craquele, die feinen Haar⸗ riſſe, in alten Gemälden nachzuahmen, was nie richtig gelingt. Da dem Fälſcher meiſt das Kunſtverſtändnis mangelt, und er beim Kombinieren zu ſelbſtändigen Schöpfungen o erleichtert dies dem 1 f Wenn auch moderne chemiſche I yſikaliſche Metho⸗ o muß man 0 50 ſt Verbrecher und Polizei herrſcht ſo git e rvolltommnung der Methoden, der lle eagle. und federt. 7 die Menge des Esens beträgt ſo viel wie etwa die Hälfte einer mäßig ſtarken Stricknadeln. Wie wir ſehen, birgt alſo der g Körper keinerlei Edelmetalle, es würde ſich alſo, wie ein Witzbold einmal meinte, nicht verlohnen, N a des menſchlichen Körpers vorzunehmen. Der Geſamtwert des Menſchen, ſeinen einzelnen Beſtandteilen nach gerechnet, dürfte ſich etwa auf 3 85 Reichsmark belaufen. Wenn man aber den Menſchen erzählt, 160 ihr wirklicher Wert nur ſo gering iſt, dann ſind ſie meiſten⸗ teils enttäuſcht und entrüſtet zugleich. Wie man ſtüher rasierte Schon im graueſten Altertum waren Ra⸗ iermeſſer bekannt. Man kann ſich heute nur chwer vorſtellen, auf welche Weiſe das Ge⸗ ſicht mit dieſem ſtumpfen Meſſer abgeſchabt werden konnte, ohne daß die Haut vorher erweicht wurde. Da erſcheint es uns ſchon wahrſcheinlicher, daß die Neger auf Hollän⸗ diſch⸗Neu⸗Guinea die Baarthagre einzeln her⸗ ausriſſen, indem ſie dieſe zwiſchen den Fin⸗ gernagel und eine Steinklinge faßten. Aller⸗ dings müſſen die unglücklichen Objekte dieſer Raſierkünſte wohl weſentlich ſtärkere Nerven gehabt haben als wir. Im mittelalterlichen Deutſchland wurde das Raſieren ſchon in den ſogenannten Bade⸗ ſtuben vorgenommen. Dle Badeſtube war 1 Antwort wurde bei der Vorlage der Sach a Fee 2 ein einfaches Dampfbad. Durch Dampf und Schweiß wurde das Barthaar ſo erweicht, daß auch ein nicht ſcharfes Meſſer bequem verwendet werden konnte. Anfänglich be⸗ ſorgten es die Leute ſelbſt, ſpäter der be- rühmte Bader. Ddieſe etwas umſtändliche Methode gibt es übrigens auch heute noch in Finnland. Die Mönche führten das ſoge⸗ nannte„Trockenſcheeren“ ein. Der Gebrauch der Seife dagegen iſt 102 ö ſehr alt und wird ſchon bei den Meiſterſin⸗ gern erwähnt. Beim Trockenſcheeren. wurde jedoch noch keinesfalls die Seife in ihrer heu⸗ tigen Form angewandt, ſondern im beſten Fall eine beſondere Art von Lauge Die Bar⸗ 1 biere bewahrten dieſe Raſierlauge in mäch! unden hin⸗ tigen Kannen auf, die ſie zu den ſchafften. In ſpäteren Jahrhunderten brachle der Barbier dagegen einen beinernen Löffel mit, ſteckte ihn in den Mund des Kunden, ſpannte ſo die Backenhaut ſtraff an und raſierte dann. Auf dieſe Weiſe läßt ſich die 1 Redensart„über den Löffel balbieren“ er⸗ klären. Buntes Allerlei Gut„aufgelegk-, Leſſing ſpeiſte einſt u Geſellſchaft einiger Damen. Ihnen gegenüber ſaß ein Herr, der ſich ſehr unmanlerlich mit beiden Ellenbogen auf den Tiſch ſtützte und die Damen e muſterte. Darauf wandte ſich Leſſing an den Herr, ich habe ſelten einen ſo guten Geſell⸗ 108 angetroffen wie Stell— Auf die er. iſſe f 95 tn 10 1 8 ide 5 10 wiſſe, fuhr Leſſing fort:„ ehe nämlich, daß Sie außerordentlich 10 90 „.. eine einzige Meinung.“ Nach dem Siebziger⸗Krieg wurden die Offi⸗ ziere des 13. württembergiſchen Armeekorps mit preußiſchen teilwelſe ausgetauſcht. So kam 1 wie die Berliner„Kreuz⸗Zeitung“ erzählt, de mandeur 1 e ines Tages wurde ihm eine D 0 inarſache gegen gen, aber ſehr bewährten Oberleutnant vor Vaegt⸗ der etwas„ausgefreſſen“ bie Alle orgeſetzten, vom Kompagnieche Regimentskommandeur, chlichten Abſchied aus. bis zum ſprachen ſich füt mit dieſer Beurteilung den Fall der Diviſſon vor. Die Diviſion ſprach ſich gleichfalls 11 ſchlichte Verabſchiedung aus und ſo erſchien eines Tages der Adſutanf des Kommandie-⸗ renden Generals bel H. und frägle ihn, od er an ſeiner Abſicht, mit der er allein ſtehe, ſeſt⸗ halte; der Fall werde dem Kaiſer vorg werden, und bei der ſtrengen Auffaſſun alten Herrn in ſolchen Sachen ſei es moglich, daß der General unangenehm auffalle; dies 119 15 e 57 100 ern. erauf antwortete H.:„ h. Kinder und gar 1 ein Geld, aber bloß Meinung— und die hab J ged l eine Dieſe e cht wie 5 55 99 * 970 eine bergmänniſche Ausbeutung pe gen Mein gelegt ind!“ g r General v. H. als Brigadekom. 5 einen jun⸗ 9% der den Fall an ers und milder beurteilte, wollte es bei einer Strafverſetzung bewenden laſſen und legte N 5 vorgelegt 4 VBieenheimer Tonſllmnchan im Central⸗Film⸗Palaſt Die Gräfin von Monte Chriſto— Emil und die Detektive— Ein Sergeant fliegt durch die Luft. Dieſe Woche kommt im Central⸗Film⸗Palaſt ein Ufa⸗Tonfilm⸗Programm zur Aufführung, das beißt knorke. Ein Tonfilmprogramm für Alle. Alles 100prozentige Tonfilme voll Luſtigkeit, Fröhlichkeit, voll Senſationen und Abenteuer- voll Spannung und Tempo, voll Kriminal und Detektive, ſogar eine ſchöne Liebesgeſchichte fehlt nicht. Wer ſich alſo dieſe Woche eine ſchöne Abendunterhaltung wünſcht, der beſuche den Central⸗Film⸗Palaſt. Dort iſt es am gemüt⸗ lichſten, ſogar am ſchönſten.„Die Gräfin von Monte Chriſto“ iſt eine Senſation für ſich, der überall mit dem größten Erfolg gezeigt wird, In den Hauptrollen ſehen und hören wir: Brigitte Helm, Rolf Förſter, Lucie Engliſch, Guſtav Gründgens, Oskar Sima, Hans Junker⸗ mann, Mathias Wiemann u. ſ. w. In„Emil und die Detektive“ ſehen wir was ganz Neues, an dem Jung und Alt ſeine größten Freuden haben wird, ganz beſtimmt. Zuletzt der Ton- luſtſpielſchlager„Ein Sergeant fliegt dur ch die Luft“ iſt die größte Lachkanone der Woche. Einer ſagts dem andern: Die ſchönſten und billigſten Abendunterhaltungen findet man ſtets Daulſger Metalarbeikewaband erwallungsftelle Mannheim— Bezirk Viernheim Einladung Ptzitts⸗ General- Verſannlung ergeht hiermit auf Sonntag, den 19. Febr., vormittags 9 Uhr in das Lokal„Erholung.“ Tagesordnung: Geſchäftsbericht, „Schickſalsfragen der Arbeiterklaſſe“ Referent: Betriebsratsvorſitzend. Koll. Wittmann⸗Maunheim. 3. Wahl der Bezirksleitung. 4. Wahl der Delegierten. Pünktliches Erſcheinen iſt Pflicht eines jeden Kollegen.(Kein Trinkzwang.) Mit kollegialem Gruß Der Obmann. Selbstrasierer verwenden 10 u Aastandsiost Turüchnahme kalls nicht Zufrieden 8 ferner empfehle Raſierſeife Raſierpinſel Alaunſteine Rathaus- Drogerie Peter Moskopp .. ˙·—........ im Central⸗Film⸗Palaſt. Hier wird was gebo⸗ ten, hier bekommt man was zu ſehen und zu hören, das über dem Alltagsdurchſchnitt ſteht. Kein Filmfreund verſäume daher dieſe erſtkl. Ufa⸗Tonfilm⸗Darbietung. Ein Beſuch lohnt ſich. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Arbeiter Samariter Bund E. V., Kolonne Viernheim. Unſeren werten aktiven und paſſiven Mitglieder zur Kenntnis, daß am Sonntag, den 19. Febr., nachm. 2 Uhr im Lokal zum„Rheingold“ unſere diesjährige Generalverſammlung ſtattfindet. Um 1 Uhr findet dortſelbſt eine Vorſtandsſitzung ſtatt. Anträge ſind ſchriftlich bis zum 18. Febr. an den Vorſitzenden, Lampertheimerſtr. 18, einzureichen. Hierzu ladet höfl. ein 5 Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde. Am Sonntag, den 19. Februar, nachmittags 3 Uhr, Generalver⸗ ſammlung im Vereinslokal zum Ochſen. Die Mitglieder werden gebeten, pünktlich und zahl⸗ reich zu erſcheinen. Der Vorſtand. Reichsbauner Schwarz⸗Rot⸗Gold(Ortsgruppe Viernheim! Sonntag, nachmittag beteiligen wir uns an dem Aufmarſch der Eiſernen Front in Mannheim. Abfahrt 1½ Uhr am Anker. Um zahlreiche Beteiligung wird ge⸗ beten. Der techn. Leiter. Radfahrer⸗Verein Eintracht. Morgen Sonn⸗ tag, den 19. Februar, nachmittags 3 Uhr findet im Vereinslokal„zur Vorſtadt“ unſere ordentliche Generalverſammlung ſtatt Ehren⸗ mitglieder und Mitglieder werden freundlichſt gebeten, vollzählig zu erſcheinen. Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betr.: Reichstagswahl am 5. März 1933. Die Stimmkarteien werden vom Sonntag, den 19. Februar bis Sountag, den 26. Febr. 1933 zu jedermanns Einſicht auf dem Rathaus (Sitzungsſaal) ausgelegt. An Werktagen erfolgt die Auslegung während der üblichen Büroſtunden, an den beiden Sonntagen dagegen nur von Vor⸗ mittags 9 Uhr bis nachmittags 1 Uhr. Wer Zirka 200— 300 Ztr. Dick⸗ rüben zum Tagespreis zu ver⸗ verkaufen. Oskar Remmet, Heddesheim, Mannheimerſtraße. 2 Zimmer und Küche mit Zubehör zu vermieten. Von wem, ſagt der unſere diesjährige und herzlich gebeten. zu richten. Freiwill. Sanitätskolonne v. Roten Kreuz Viernheim Sonntag, den 19. Februar 1933, nachm. 1 Uhr findet im Gaſthaus„zum grünen Haus“ Jahres⸗Haupt⸗Verſammlung ſtatt. Um reſtloſes Erſcheinen ſämtlicher aktiven wie inaktiven(zahlende) Mitglieder wird dringend Wünſche und Anträge ſind bis 19. Febr. an Ehren⸗Kolonnen-⸗Führer, Mannheimerſtr. 19 Aktive Mitglieder in Uniform. die Stimmkartei für unrichtig oder unvollſtändig hält, kann hiergegen ſchriftlich oder zu Protokoll bei der Bürgermeiſterei während der obigen Auslegungsfriſt Einſpruch erheben. Viernheim, den 15. Febr. 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. * U.⸗T.⸗Filmpalaſt. In den letzten Wochen kommen im U.⸗T.⸗ Filmpalaſt die prächtigen Paramount-Filmſchlager zu ihrem Recht. So zeigt man auch dieſe Woche wieder einen ganz großen Filmſchlager, mit einer ſolch dramatiſchen Handlung, daß wieder alle Beſucher in ſeinem Bann ſind. Aus dem In⸗ halt: Unter dem Spitznamen„Heliotrop⸗Harry“ war jahrelang ein Gentleman-Einbrecher in der Verbrecherwelt bekannt, da er eine beſondere Leidenſchaſt für Heliotrop hatte. Er wurde we⸗ gen des Mordes nun dem Liebhaber ſeiner Fran zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Die ſpannende und dramatiſche Geſchichte Heliotrop⸗ Harrys erzählt der neue Paramount⸗Film„Der Schwur des Harry Adams“(Vergeſſene Geſichter) in dem eine Reihe der bekannten Darſteller die Hauptrollen ſpielen: Clive Brook iſt Heliotrop⸗ Harry, die übrigen tragenden Rollen liegen in den Händen von Olga Baclanova, William Powell, Mary Brian und Fred Kohler. Victor Schertzinger beſorgte die Inszenierung. Im 2. Teil wird der Luſtſpielſchlager„Volldampf Charly“ gezeigt, der an die Lachmuskeln der Beſucher wieder reiche Anforderungen ſtellen wird. Ein Beſuch desbeliebten U.⸗T.⸗Filmpalaſtes iſt daher wie immer, auch dieſe Woche wieder beſonders zu empfehlen. Jeder Kinofreund in der Woche einmal im U.⸗T.⸗Filmpalaſt. „DiK.⸗Stadion an der Lor⸗ ſcherſtraße mit Turnhalle u. Reſtaurant„zur Sportler⸗ 0 0 o klauſe“ und 3 Spielplätze“. Sportprogramm für Sonntag, den 19. Februar Fußball: 2. Plakettrundenſpiel in Sandhofen. Ahm.⸗Sandhojen 1.— Viernheim 1. Beginn 3 Uhr Mhm.⸗Sandhofen 2.— Viernheim B.⸗Mannſch. Beginn 1¼ Uhr Die Abfahrtszeiten aller auswärts ſpielenden Mannſchaften werden in der Samstagsnummer Eine Kaute Miſt zu verkaufen. Friedrich⸗ Ebertſtr. 5 as oſgscſior-Nabaroii Erstgſassigos Orogramm Eintriiſ 35u. 50 und im Aushängekaſten an der Drehſcheibe bekanntgegeben. Heute Freitag abends 8 Uhr im Lokale zur Harmonie wichtige Spielerverſammlung. Weitere Freudſchaftsſpiele(Fußball) hier: Viernheim Igd.— Mhm.⸗Feudenheim Igd. Beginn 2½ Uhr. D. J. K. 2. Schüler— Turnverein 2. Schüler Beginn 3 Uhr D. J. K. 1. Schüler— Turnverein 1. Schüler Beginn 4 Uhr Handball in Hernsheim. Herrusheim 1.— Viernheim 1. Beginn 3 Uhr In Mannheim⸗Lindenhof Mhm.⸗Lindenbof 3.— Viernheim 2.(ehem. Igd.) Anſtoßzeit ſiehe in der Samstagsnummer. Zu recht zahlreichem Beſuche obiger Spiele ladet ein Die Sportleitung Amicitia 09 E. V. V'heim. 9 U Sportplatz im Wald mit N 9 ꝗReſt.„Zur Waldſchenke“ Programm der Sport-Ugg. Amicitia oo. Sonntag, den 19. Febr. 1933, Abends 8 Uhr im Saale„Zum goldenen Engel“ Großer Kraftſportabend! Grosskämpfe im Ringen u. Gewicht⸗ heben gegen Sport⸗Ogg. 1ssà4 Mannheim! wozu wir unſere Mitglieder und Anhänger des Kraftſportes einladen. Eintrittspreiſe für Mitglieder und Erwerbsloſe 20 Pfg. Nicht⸗ mitglieder 30 Pfg. Anſchließend veranſtaltet der Saalwirt unter der Mitwirkung der be⸗ kannten einheimiſchen Künſtlerkapelle Schwarz- Weiß eine Tanzunter haltung. deren Beſuch wir allerſeits empfehlen. Der Vorſtand. Sonntag, den 19. Februar 1933 Doppelspiel um den Uerbandspokal: 3% Uhr: UR. mannheim— mundenheim 4 Uhr: UL heckarau- Amicitia U heim Abfahrt der Liga um 2,16 Uhr OEG. Untere Mannſchaften: 2. und 3. M. gegen Viktoria Wallſtadt 1. und 2. M. Abfahrt wird Sonntag Vormittag im Lokal zum Stern bekannt gegeben. 4. M. gegen SC. Neckarſtadt in Neckarſtadt 11 Uhr. Abfahrt um 10 Uhr ab Lokal. A 1⸗Jugend gegen Neckarau in Neckarau, um 11 Uhr, Abfahrt per Auto ab Lokal Stern. Schülermannſchaft heute gegen Ladenburg, dort 3 Uhr. Abfahrt per Auto um 2 Uhr ab Lokal. A 2⸗Jugend gegen Weinheim, dort 2 Uhr. Abfahrt wird morgen vorm. 10 Uhr im Lokal bekannt gegeben. Ehrliches Mädchen zur Hausarbeit geſucht. Von wem, ſagt der Verlag dieſer Zeitung. 1 Zimmer u. Küche zu vermieten. Waſſerſtraße 47. Die Führung. Verlag dieſer Zeitung. Schriftl. Heimarbeit Verlag Uitaus, manchen 13 imueen Mö unn Ae eeeeneneedise nutte „ letzt am billigsten 5 das gute Edelw-Welgred S And die Edelweiß- Ne maschine, gratis und fr anko von Zu verkaufen 2 Aecher . in guter Lage Näheres bei: unn NKatalos mmm ——————— N ggemampggune ——— die Ihr Heim verschönern und echte Freude aufkommen lassen, deren Qualitat nichts zu wünschen übrig läßt, deren Preise erschwinglich sind, die bringt in größter Aus wah! 1 Fichten Mee! Bau- und Möbelschreilnerei üppgpapnmmppnnmnnnanmnnagggmeſ lichſt eingeladen. Volkschor Mitglied des Deutschen Sana Ne 8 9 glieder, die Angehörigen unſerer Mitglieder ſo⸗ wie alle Freunde eines geſunden Humors ſind morgen abend zum„Volkschor⸗Kabnrett“ freund: deim Adam Brechtel, Rechner d. Bausrnverelns. Epileptiſche Krämpfe Leidenden gebe ich aus Intereſſe gern bekannt, wie meine Tochter ſeit Jahren von ihrem Lei den befreit wurde. Rück⸗ porto beilegen, da ich kein Geſchäft betreibe. J. Pohl, Habelschwerdt 1a Flurstr. 3. Darlehen von RM. 300 bis 30000 Bed. u. koſtenl. Ausk durch Ernst lesen. Mann- 2, 13. Anfragen Arbeiters ängerbundes. Heute Samstag abend 9 Uhr im„Karpfen“ Singſtunde des Frauen⸗ und Männerchors. Wir bitten um pünkt⸗ liches Erſcheinen, Der Vorſitzende. Der Dirigent. Unſere verehrlichenMit⸗ Rückp. b Zwangs- Verſteigerung. Die untenſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der Eintragung des Verſteigerungs⸗ vermerks auf den Namen der Margarethe Keller, jetzt Ehefrau des Rarl Platz in Bensheim a. d. 5. im Grundbuch eingetragen waren, ſollen Freitag, den 24. Januar ſoss, nach⸗ mittags 2 Uhr durch das unterzeichnete Gericht auf dem Rat⸗ haus zu Viernheim verſteigert werden. Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvollſtreckung. Der Verſteigerungsvermerk iſt am 9. Dez. 1932 in das Grundbuch eingetragen worden. 22. Dez. 1932. Heſſiſches Amtsgericht. Bezeichnung der Giundſtüche Grundbuch für Viernheim Band 16, Blatt 1138 5. Flur 17, Nr. 197, Acker, in der Schilperts⸗ hecke, 5. Gewann, 3506 qm, Betrag der Schätzung 1400 Rm. 7. Flur 33, Nr. 15, Acker, die Spitzwieſe, 1125 qm, Betrag der Schätzung 250 Rm. 14. Flur 8, Nr. 26, Acker, Waſſerloch, 2. Gew. 1531 qm., Betrag der Schätzung 750 RM. 15, Flur 8, Nr. 75, Acker, Hollerhecke, 1. Gew., 1444 qm, Betrag der Schätzung 800 RM. Lampertheim, den