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Februar 1933, vorm. Stämme: e Riefern 3,03 Fm; 1 Pappel (Nr. 144— 148 Grabenſchlag, 13,7 Buche, 169 Eiche, 11 Kiefer; Aus Alt. Eichwald 28 die Eichen Scheit RGE EMNE GES HIER- A νιννι νονονμι,umAνYοοναννν.V,j¾ʒ˖ q- O ν,”ỹ¹v N 9 FN YO SCHFEETZ VM H N O CCC O 8 7 n Cferumound Mili imlkrleili der b Vaterliebe, die Rebe eines Sträflings zu ſeiner Tochter iſt das Hauptthema dieſes Muſterfilmes. 2. Der Paramount⸗Weltlacherfolg: Volldampf Charly 8 der beſte Lachſchlager in 7 luſtigen Akten.. 3. Wild weſtſchlager: Der dunongg aus gemm wicen Westen. Verſäume niemand dieſen fabelhaften Paramount⸗ Spitzenſpielplan. 471 An allen Tagen ab 7 Uhr, ab 9 Uhr nochmals, Ende 12 Uhr. Sonntag große Kinder vorstellung 10 Volldampf— Charli, Luſtſpiel und Wildweſt. Jeder einmal ins Unlon! Seuſation! Senate, Olernheim Seien, Saftladen zum grünen Laub Samstag, den 18. Febr., abends 8.11 Uhr in den ſchön dekorierten Lokalitäten großer öffentlicher Maskenball mit Prämierungſ! 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M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 43 Ingendnot— Jugendhilfe Die Fürſorge für die von der Not der Zeit hart bedrängte deutſche Jugend hat das Reich vor beſonders ernſte und ſchwierige Aufgaben geſtellt. Der Schutz der Jugend vor Verzweiflung und Zerrüttung gehört zu den unmittelbaren Exiſtenzbedin⸗ gungen der Nation. Denn Deutſchland wird ein Menſchenalter ſpäter das Geſicht tragen, zu dem ſich das Innere Antlitz der heutigen Jugend ausformt. Aus dieſem Grunde hat das Reich eine Reihe von Maßnahmen zu Gunſten der deutſchen Jugend ergriffen und wird auch in Zukunft der Jugendfrage ſeine beſondere Aufmerkſamkeit widmen. Die bisher ergriffenen Maßnahmen gliedern ſich in mehrfache Einrichtungen, die verſchiedene ſoziale Ausgangspunkte haben. Das Kernſtück von überragender Bedeu⸗ tung bildet der Freiwillige Arbeits⸗ dien ſt. Nach den erſten taſtenden Verſu⸗ chen im Herbſt 1931 waren Ende Dezember 1931 insgeſamt 6810 Arbeitsdienſtwillige be⸗ ſchäftigt. Ein Jahr ſpäter, alſo am 31. De⸗ zember 1932, war die Zahl der Arbeitsdienſt⸗ willigen bereits auf 241 766 geſtiegen. Der Höchftſtand war am 30. November 1932 mit 285 494 Mann erreicht. Die Arbeitsleiſtung betrug im Dezember 1931 insgeſamt 156 738 Tagewerke, im Dezember 1932: 6 752 186 Tagewerke. Den Ausbau des Arbeitsdienſtes als eines Ehrendienſtes der deutſchen Ju⸗ gend an Staat und Nation hat ſich die neue Reichsregierung zur beſonderen Aufgabe ge⸗ macht. Zu den Grundpfeilern ihres Pro⸗ gramms gehört, wie im„Aufruf an das deutſche Volk“ verkündet wurde, insbeſonde⸗ re auch der Gedanke der Arbeitsdienſt⸗ pflicht. Eine neue Sonderaktion bildet die Orga⸗ niſation des freiwilligen Werkhalbſah⸗ res für die Abiturienten. Dieſes Werkhalbjahr ſieht eine viermonatliche Ar⸗ beit mit Hacke und Schaufel und ſechswöchige Ausbildung im Geländeſport vor. Für die Pflege des Geländeſports ferner trägt das Reichskuratorium für Ju⸗ gendertüchtigung Sorge. Dieſe Or⸗ ganiſation bildet Führer aus den Reihen der Jugendverbände in beſonderen Schulungs⸗ lagern im Geländeſport aus. Mit der Erzie⸗ hung zur Wehrhaftigkeit fällt die körperliche und die moraliſche Ausbildung zuſammen. Der junge Deutſche ſoll in Kraft und Geſin⸗ nung geeignet ſein, als Staatsbürger über die Zukunft des Vaterlandes zu wachen. Eine weitere Maßnahme bildet das„No f⸗ werk der deutſchen Jugend“. Die Bedeutung des Notwerks liegt zunächſt da⸗ rin, daß es die verſchiedenartigen Hilfsmaß⸗ nahmen zu Gunſten der arbeitsloſen Jugend außerhalb des Freiwilligen Arbeitsdienſtes organiſch miteinander verbindet. Arbeits⸗ loſe Jugendliche ſollen ſich durch kamerad⸗ ſchaftliche Selbſtorganiſation gegen die Fol⸗ gen der erzwungenen Untätigkeit ſchützen, indem ſie ſich mit ſtaatlicher Hilfe gemein⸗ schaftlich verpflegen, körperlich ſtählen und geiſtig fortbilden. Neben der Mitwirkung der Arbeitsämter, Jugendämter der Gemein⸗ den und Stellen der freien Wohlfahrtspflege iſt die aktive Mitarbeit der Jugendlichen ſel⸗ ber in weitem Umfange eingeſchaltet wor⸗ den. Die Kameradſchaften ſollen ſich aus den engſten nachbarlichen Zellen, Geſinnungs⸗ und Arbeitsgemeinſchaften ſpontan zuſam⸗ menfinden. Im ganzen geſehen ergibt ſich durch dieſes Notwerk fortan für jeden jungen Deutſchen eine Möglichkeit zum Anſchluß an eine Gemeinſchaft, die ſich die Ueberwin⸗ dung der Zeitnöte zum Ziel ſetzt. Bereits Ende Januar 1933 l über 100 000 jugendliche Arbeitsloſe im Not⸗ werk erfaßt. Die freiwilligen Kameradſchaf⸗ ten der Arbeitsloſen bildeten ſich Überwie⸗ gend aus der Teilnehmerſchar der beruflichen Fortbildungskurſe bei den Arbeitsämtern und aus den Mitgliedern der Jugend⸗, Be⸗ rufs⸗, Wehr⸗ und Sportverbände heraus, mehrfach auch aus den Kreiſen der bis dahin im freiwilligen Arbeitsdienſt tätigen Ju⸗ gendlichen. würden ſchätzungsweiſe Montag, den 2 Viernheimer Zeitung 20. Februar 1933 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berü chtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 50. Jahrgang Die ſozialpolitiſche Verordnung 29 Millionen für Härtemilderungen— Falſche Behauptungen über die Krankenſchein⸗ Berlin, 19. Februar. Die Notverordnung zur Milderung von Härten in der Sozialverſicherung und in der Reichsverſorgung iſt vom Reichspräſidenten unterzeichnet und veröffentlicht worden. Im weſentlichen enthält die Verordnung die in den letzten Tagen ſchon verſchiedent⸗ lich in der Preſſe genannten Beſtimmunger und vor allem Vorſchriften, die Erleichterun⸗ gen für die Kriegsopfer darſtellen. Die in der Notverordnung im einzelnen vorgeſehe⸗ nen Maßnahmen ſtellen einen Mehrauf⸗ wand von etwa 27 bis 29 Millionen Reichs⸗ mark dar. Den Hauptanteil davon, ca. 15 Millionen, machen die neuen Beſtimmungen über die Inva⸗ liden- und Kriegsopferrenken aus. Die in der Notverordnung vom 14. Juni vorigen Jahres enthaltenen ſogenann⸗ ten Ruhensvorſchriften, die ein Ruhen der Rente aus der Invalidenverſiche⸗ rung für den Fall anderer Rentenbezüge vorſahen, ſind ſehr erheblich gemil⸗ dert worden, und zwar in der Form, daß zum mindeſten ein Drittel der Rente zahl- bar bleibt. In Zukunft dürfen höchſtens 50 Mark der Invalidenrente ruhen bleiben. Weitere 8 bis 10 Millionen Mehrausga⸗ ben ſind dadurch bedingt, daß in Zukunf! das Höchſtalter für den Empfang von Kinderzulagen und Waiſenrenten 16 Jahre (bisher 15 Jahre) beträgt. Beſtehen bleiben daneben die Beſtimmungen, die für Jugend⸗ liche in der Berufsausbildung die Weiter⸗ zahlung bis zum vollendeten 21. Lebensjahr vorſahen. Erleichterungen auf dem Verwaltungswegt Im zweiten Teil der Notverordnung iſt dann eine Reihe von Erleichterungen, die im Verwaltungswege erfolgen ſollen, in Ausſicht genommen. daß diejenigen Kriegsopfer, deren l durch Kapilalabfindung abgelöſt worden iſt und die in der gegenwärkigen wirkſchafklichen Lage in Not geraten ſind. in Zukunft Unter. Deulſhes Kreditabtömmen 1833 ſchlag gebühr kutzungen vis zu 500 Mark jährlich durch die Verſorgungsämter erhalten können. In beſonderen Fällen kann dieſe Unterſtützung durch Genehmigung des Reichsarbeilsmini⸗ ſteriums erhöht werden. Man rechnet dabei mit einem Geſamtbe⸗ trage von ein bis zwei Millionen. Ferner iſt eine Reihe von Milderungen für die K rie⸗ gerwitwen vorgeſehen, die Zuſatzrenten für Kinder und Angehörige erhielten. Dieſe Milderungen machen ebenfalls einen Betrag von ein bis zwei Millionen Mark aus. Dazu kommen noch etwa 150 000 bis 250 000 Mark Zuſchüſſe für ſtudierende Krieger⸗ waiſen. Nur ein Anfang Der RNeichsprüſident und die Reichsregie⸗ rung ſehen dieſe Erleichterungen als einen An⸗ fang an. Es wird demnüchſt erwogen werden, welche weiteren ſozialen Härten gemildert wer⸗ den können, die ſich aus der Notverordnung vom 14. Juni 1932 ergeben. Der Reichspräſtdent hat erklärt, daß er ſich dafür einſetzen werde, daß weitere Milderungen in abſehbarer Zeit ein⸗ treten. * Die Krankenſcheingebühr Von zuſtändiger Stelle wird in dieſem Zu⸗ ſammenhang eine Münchener Blättermeldung als abſolut unrichtig bezeichnet, wonach die Ablehnung der Aufhebung der 50⸗Pfennig⸗ Krankenſcheingebühr im Neichskabinett durch eine ausdrückliche Stellungnahme des Reichskanzlers veranlaßt worden ſei, der den nationalſozialiſtiſchen Antrag zu Fall ge⸗ bracht habe. Von zuſtändiger Seite wird feſt⸗ geſtellt, daß erſtens die Aufhebung der 50⸗ Pfennig⸗Krankenſcheingebühr nicht abgelehnt worden, und daß es zweitens unwahr iſt, zu ſagen, der Reichskanzler habe den national⸗ ſozialiſtiſchen Vorſchlag zu Fall gebracht. Das Vor allem handelt es ſich dabei darum, Gegenteil iſt richtig. Rente Der Reichskanzler hat ſich gemeinſam mit ſeinen nationalſozialiſtiſchen Miniſterkollegen ausdrücklich für dieſen Vor⸗ eingeſetzt; ein Beſchluß iſt über⸗ haupt noch nicht erfolgt. Das Ergebnis der Slllihalteverhandlungen— der Kampf um den Zinsſatz Berlin, 19. Februar. Die am 30. Januar zuſammengetretene Stillhaltekonferenz hat ihre Arbeiten been⸗ det. Das am 28. Februar ds. Is. ablaufen⸗ de Stillhalteabkommen(Deutſches Kredit⸗ abkommen von 1932) wird durch ein am 15 März 1933 in Kraft tretendes und bis zum 28. Februar 1934 laufendes neues Abkom⸗ men(Deutſches Kreditabkommen von 1933) erſetzt. Ueber das Ergebnis der Konferenz wird eine ſehr ausführliche amtliche Mittei⸗ lung veröffentlicht, die den Inhalt des aus 31 Druckſeiten beſtehenden Abkommens wie⸗ dergibt. Noch rund 3,75 Milliarden machen die Kredite aus, die von dem Skillhalteabkom⸗ men erfaßt werden. Deutſchland hat bei den Verhandlungen inſofern einen Erfolg erzielt, als eine Herabſetzung der Zinſen um durch 80. ein halbes Prozent erreicht worden Freilich hat ſich Deutſchland zu einem Zu⸗ geſtändnis entſchließen müſſen, und zwar in Geſtalt einer Verm inderun der Kreditſumme um 5 Prozent. Es müſſen alſo bei einer Geſamtſumme von 3.75 Milliarden im Laufe des nachſten Jahres aus dem Stillhalteabkommen annähernd 200 Millionen Mark zurückbezahlt werden. Doch ſind reichsbankſeitig dafür ſchon vor⸗ ſorgliche Maßnahmen getroffen worden. Die Rückzahlung dürfte aber daher ohne größere Beeinkrächtigungen des Devi⸗ ſenbeſtandes durchgeführt werden kön⸗ nen. Der entſcheidende Punkt der jetzt abgeſchloſ⸗ ſenen Stillhalteverhandlungen bewegt ſich um die ſogenannte„Schweizer Klau⸗ ſel“. Damit verhält es ſich folgendermaßen: Dieſe Klauſel gibt den ausländiſchen Gläu⸗ bigern das Anrecht auf Rückforderung ge: ö gebener Valutakredite in Reichsmark. Es müſſen nur beſtimmte Kündigungsfriſten eingehalten werden, und auch die Kredit⸗ ſummen ſelber ſind begrenzt. Sie belaufen ſich bei Barkrediten bis zu 50 Prozent im Jahr, bei Induſtrie⸗Barkrediten bis zu 30 Prozent, bei Bankwechſelkrediten bis zu 20 Prozent, und bei Induſtrie⸗Wechſelkrediten bis zu 10 Prozent im Jahr. Die auf ſolche Weiſe freigewordenen Gelder werden reai⸗ Erhöhung der Holzzölle Zur Hebung des deutſchen Holz- abſatzes. Berlin, 19. Februar. In der Samstagausgabe des„Deutſchen Reichsanzeiger“ iſt eine Verordnung veröf⸗ fentlicht, durch die die Zölle für Holz neu ge⸗ regelt werden. Hervorzuheben iſt insbeſon⸗ dere die Erhöhung des Zolles für hartes Rundholz auf 36 Pfennig und für ſtärkeres Nadelrundholz auf 40 Pfennig je Doppel⸗ zentner. Dementſprechend ſind die Zölle für Schnittholz aus hartem Holz auf drei Mark und für ſolches aus Nadelholz auf 2.50 Mark je Doppelzenmer feſtgeſetzt. Die Zölle für Holzwaren ſind entſprechend geſtaltet worden. Dieſe Jollerhöhung war notwendig, um der ſchwer leidenden deutſchen Forſtwirtſchaft in ſtärkerem Maße als das bisher möglich war, den deutſchen Markt zu ſichern, und überflüſſige Einfuhren fernzuhalten. Die durch dieſe Maßnahme zu erwarkende Ver⸗ beſſerung des Abſatzes für deukſches Holz wird auch zu einer günſtigen Beeinfluſſung der Preiſe führen, die zurzeik nur etwa auf der Hälfte der Friedenspreiſe liegen. Dadurch wird nicht nur der privaten ander geholfen, ſondern auch den ändern und Gemeinden, in de⸗ ren Beſitz etwa 50 v. H. der geſamten Wald⸗ fläche ift und die infolge der bisherigen nied⸗ rigeren Preiſe nicht mehr wie bisher Ein⸗ nahmen aus ihrer Forſtwirtſchaft hatten, ſondern ſogar aus allgemeinen Steuergel⸗ dern erhebliche Zuſchüſſe leiſten mußten. Die Bemeſſung des neuen Schnittholzzol⸗ les wird ferner die Beſchäftigungsmöglichkeit in der Sägeinduſtrie welentlich heben und damit von unmittelbarer Wirkung auf den Arbeitsmarkt ſein, der gerade in der Holzwirtſchaft einen beſonders hohen Hun⸗ dertſatz von Arbeitsloſen aufweiſt. 72 ſtriert und bilden die ſogenannte Regiſter⸗ mark. Dieſe Regiſtermark iſt zur Anlage in- nerhalb Deulſchlands, vor allem alſo in Immobilien, Hypotheken, oder auch in Effektenkäufen, freigegeben. Die Reichsbank hat aber jederzeit das Recht des Einſpruchs, ſo daß alſo Störungen der Geld⸗ und Deviſenpolitik abgewehrt werden können. Einer Kürzung der Kreditlinien um 5 v. H., die im weſentlichen durch Strei⸗ chung unbenutzter Kredite erfolgt, ſteht eine Empfehlung der Gläubigeraus⸗ ſchüiſſe an ihre Mitglieder gegenüber, in gleichem Ausmaße neue Kredite fair deutſche Ein⸗ und Ausfuhrfinan⸗ zierung außerhalb der Stillhaltung zu gewähren. Das Abkommen, ſo heißt es am Schluß der amtlichen Verlautbarung, zeigt den Ver⸗ ſuch, die Umlegung von kurzfriftigen Balu takrediien in anderweitig der deulſchen Wirtſchaft willkommenere Anlagen zu för⸗ dern, und beſchreitet hiermil wenigſtens bis zu einem gewiſſen Grade den Weg einer Dauerregelung. Die Zinſenfrage Bei den Verhandlungen hat die Zinſen⸗ frage erhebliche Schwierigkeiten gemacht. 2 eidesſtattlichen Verſicherung, zumal es ſich un Erſt nach langwierigen Ver⸗ andlungen konnten die deutſchen Wün⸗ nach einer weiteren Herabſetzung der en durchgeſetzt werden. Die Sätze für elder und Kaſſavorſchüſſe an che Banken ſowie an deutſche Handels⸗ und In⸗ duſtrieſchuldner ſind durchweg um ein Vier⸗ tel v. H. und die Höchſtſätze für Trattenkre⸗ dite um 0,5 v. H. bis 0,625 v. H. geſenkt worden. Schlußfolgerungen der Gläubiger Außer der amtlichen deutſchen Verlautba⸗ rung wurde auch eine Mitteilung des aus⸗ lündiſchen Gläubigerausſchuſſes über den Verlauf der Stillhalteverhandlungen veröf⸗ fentlicht. Von allgemeinem Intereſſe ſind die von den Gläubigern gezogenen Schlußfolge⸗ rungen. Beder ein weſenkliches Anfteigen der deutſchen Wohlfahrt, noch eine ausrei- chende Beſchäftigung der Bevölkerung Deukſchlands ſei möglich, ohne eine Zu⸗ nahme des deulſchen Außenhandels. Dieſe ſei in gleichem Maße abhängig von einer Verbeſſerung der Lage in anderen Län⸗ dern, wie von der Aufrechterhaltung und Stär⸗ kung des Vertrauens zum deutſchen Kredit im Auslande, ohne daß die Finanzierung eines vergrößerten Außenhandels unmöglich ſei. „Wir erkennen an, daß das deutſche Problem mehr und mehr mit den Weltproblemen iden⸗ tiſch geworden iſt. Wie groß auch die Anftrengungen und Opfer des deutſchen Volles und die der deutſchen Wittſchaft innewohnenden Wiederaufbaukräfte ſein mögen— beide haben tiefen Ein⸗ druck auf den Gläubigerausſchuß gemacht— ſo können ſie ſich doch wohl nur in einer Welt auswirken, die von dem Alpdruck der Kriegs⸗ ſchulden, der handelszerſtörenden Zolltarife und det wertloſen Währungen befreit iſt.“ Die Forderungen an Oeſterreich Keine Note, aber mündliche Vorſprache. Wien, 19. Februar. Wie von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird. handelt es ſich bei der Veröffentlichung der franzöſiſchen„Note“ im„Giornale d'Italia“, deren Text hier authentiſch nicht vorliege. um die Vorſprachen des engliſchen und fran⸗ zöſiſchen Geſandten beim Bundeskanzler. Der Inhalt dieſer Vorſprachen ſei in den Einzel heiten durch die Mitteilungen Kroftas in Prager Parlament ſowie durch die Berichter⸗ ſtattungen über die Arbeiten der Kleinen En tente bekannt. a Der ſachliche Inhalt dieſer Aufſehen erre⸗ genden Altjmativ forderungen Frankreichs an. Oeſterreich, denen ſich England angeſchloſſer hat, wird ſomit voll beſtätigt. Scharfe deutſche Stellungnahme „Die Note unerhört“. Berlin, 19. Februar. Zu der in Wien am 11. Februar über⸗ reichten engliſch⸗franzöſiſchen Note wird in Berliner politiſchen Kreiſen erklärt: „Die Note iſt nach Form und Inhalt un⸗ erhört. Es handelt ſich dabei um eine glatte Vergewaltigung eines kleinen Staates. Ganz unverſtändlich iſt das Verlangen nach einer eine Lappalje von ein Paar tauſend Geweh⸗ ren oder Maſchinengewehren handelt. Ebenſe 5 des B Germain und Trianon zu beſeitigen. g Es iſt auch unbegreiflich, daß gerade die hochgerüſteten Staaten, die ihre Verpflichtun⸗ gen zur Abrüſtung ſeit 14 Jahren noch in keinem Punkte erfüllt haben, das moraliſche Recht fühlen, einen derartigen Akt vorzu⸗ nehmen.“ Keine ſozialen Neuwahlen Verlängerung der Amtsdauer. Berlin, 19. Februar. Amtlich wird mitgeteilt: Die Amtsdauer der Perſonen, die ein Ehrenamt in der So⸗ zialverſicherung bekleiden, die z. B. als Bei⸗ ſitzer in Verſicherungsämtern, Oberverſiche⸗ rungsämtern tätig ſind oder dem Vorſtand oder Ausſchuß einer Krankenkaſſe, einer Landesverſicherungsanſtalt uſw. angehören, war an ſich mit dem Schluß des Jahres 1932 abgelaufen; ſie wurde aber durch Ver⸗ ordnung vom 25. Juni 1932 vorläufig um ein halbes Jahr verlängert. Durch eine neue Verordnung wird nun⸗ mehr die Wahlzeit weiter bis zum Schluß dieſes Jahres verlängert. Auf die⸗ ſe Weiſe iſt der frühere Zuſtand wieder her⸗ geſtellt, daß die Wahlzeiten immer mit dem Schluß eines Kalenderjahres enden. Tütlicher Angrifl auf Minister Maier Oberndorf, 19. Februar. In einer demokratiſchen Wahlverſamm⸗ lung, in der der württembergiſche Wirt⸗ ſchaftsminiſter Dr. Maier ſprach, kam es zu ſchweren Zuſammenſtößen. Wie von demo⸗ kratiſcher Seite mitgeteilt wird, hatten ſich zahlreiche politiſche Gegner ſchon vor Be⸗ ginn der Verſammlung eingefunden. Es ha⸗ be geraume Zeit gedauert, bis ſich der Red⸗ ner im Lärm habe durchſetzen können. Nach Schluß der Rede ſei es unter Führung des nationalſozialiſtiſchen Abg. Reiner zu einem Tumult gekomen. Dem den Saal verlaſſen⸗ den Miniſter ſeien Stühle und anderes nachgeworfen worden. Am Saalausgang ſei es bei einem tätlichen Angriff auf Dr. Mai⸗ er zu einer ſchweren Schlägerei mit Natio⸗ nalſozialiſten gekommen, bei der es mehrere Verletzte gegeben hat. Schwedenzölle gegen Schwarzwälder Uhren Donaueſchingen, 19. Febr. Nachdem Deutſchland eine Reihe Einfuhrzölle für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe erhöht har, was durch die Kündigung des deutſch⸗ ſchwediſchen Handelsvertrages möglich ge⸗ worden iſt, hat nunmehr auch Schweden als Gegenmaßnahme Zollerhöhungen für na⸗ mentlich aus Deutſchland kommende Erzeug⸗ niſſe vorgenommen. Das ſchwediſche Par⸗ lament hat die Zollvorlage am 15. Februar erledigt. In dieſer ſind auch die Zölle für Großuhren um 50 Prozent erhöht worden, eine Maßnahme, die ſich ausſchließlich gegen die deutſche Uhreninduſtrie richtet, da Schwe⸗ den bisher faſt die geſamte Einfuhr an Großuhren und Großuhrwerken aus dem unverſtändlich iſt es. daß eine ſolche Demarch⸗ gerade im gegenwärtigen Augenblick erfolgt, wo in Genf die Abrüſtungskonferenz tagt, deren Hauptziel es geweſen iſt, die beſon⸗ ders diskriminſerende Beſtimmung des Tefles alller Vertrages und der entſpre⸗ chenden Beſtimmungen des Vertrages von St. London, 5. hani Kabinett, daß Japan ſoſort aus dem Völlerbund austreten ſoll. Der erſte von dieſer Entſcheidung unterrichten. Mit dieſer Meldung ſtehen Telegramme von Reuter und der Britiſh United Preß im Gegenſatz, welche beſagen, daß die Kabinetts⸗ ſitzung abgeſagt wurde, da die allgemeinen Richtlinien für das Vorgehen Japans bereits feſtgeſetzt worden ſeien. Die endgültige Ent⸗ ſcheidung ſoll erſt Montag fallen. Deutſche Tagesſchan „Germania“ für drei Tage verboten. Die„Germania“, das Organ der Deutſchen zeitung“, das Organ des Berliner Zentrums, ſind für drei Tage bis einſchließlich Dienstag Lächſter verboten worden. Feuerüberfall auf ein Bootshaus. In der Nacht wurde auf das Bootshaus der kommuniſtiſchen Freien Waſſerfahrer in Hamborn⸗Alſum von bisher noch unbekannten Tätern ein Feuerüberfall verübt. Die Täter gaben auf die Anweſenden eine Anzahl Schüſſe ab. Ein Arbeiter wurde getötet, zwei erhiel⸗ ten Kopf⸗ und Bruſtſchüſſe. Die ſofort auf⸗ genommene Verfolgung der Täter blieb er⸗ folglos.. Auslands⸗Nundſchau Der Streit Columbien— Peru. Die Regierung von Columbien hat am Samstag den längſt erwarteten amtlichen Schritt beim Völkerbund unternommen und unter Berufung auf Artikel 15 des Völker⸗ bundsvertrages den ſofortigen Zuſammentritt des Rates zur Behandlung des Letitia⸗Streit⸗ falles verlangt. Die columbianiſche Regierung weiſt darauf hin, daß die diplomatiſchen Be⸗ ziehungen mit Peru abgebrochen 190 und der Ausbruch eines Krieges drohe. r General⸗ ſekretär des Völkerbundes hat daraufhin un⸗ verzüglich den Völkerbundsrat zu Montag ein⸗ berufen. i Vandſtenüberfall Ein Bulterhändler am Kaffeetiſch ermordet. Geilenkirchen, 19. Februar. In Teveren, unweit von Scherpenſeel, wurde der 52jährige Butter⸗ und Eierhänd⸗ ler Michael Plum in der Küche ſeines Ge⸗ ſchäftes ermordet. Plum, der unverheiratet iſt, befand ſich gerade mit ſeinen ebenfalls unverheirateten Geſchwiſtern, einem Bru⸗ der und einer Schweſter, beim Kaffee⸗ tiſch, als zwei junge Burſchen, die den drei Geſchwiſtern ſchon vorher wegen ihres verdächtigen Benehmens aufgefallen waren, in die Küche eindrangen und mit vorgehal⸗ tenen Schußwaffen zur Herausgabe von Geld aufforderten. Die Ueberfallenen ließen ſich jedoch nicht einſchüchtern; vielmehr erhob ſich Plum, um die benachbarte Polizeiwache zu verſtändigen. 1 In dieſem Moment ſprang einer der Bur⸗ Schwarzwald bezogen hat. ſchen auf ihn zu und mißhandelte ihn mit einem Gummiknüppel. Als der Bruder des Einem Telegramm der Erchange Telegraph⸗ N Company aus Tokio zufolge, beſchloß das Miniſter wird den Präſidenten Saionſi, einen der älteren Staatsmänner, beſuchen und ihn und 5 en ſofo erkannt un feſigen Unglütsſahrt und 1 Verſitherungsbetrug Zentrumspartei und die„Märkiſche Volks⸗ Der abgelaufene Führerſchein. Neuwied, 19. Februar. Vor der Großen Strafkammer beim Land⸗ gericht Neuwied kam ein Betrugsprozeß zur Aburteilung, der gegen den iener Kaufmann Adolf Rechtſchaffer wegen Er⸗ 0 einer Verſicherungsſumme von 000 Mark geführt wurde. Rechtſchaffer weilte vor mehreren Jahren auf einer län⸗ geren Geſchäftsreiſe durch Deutſchland vor⸗ übergehend in Neuwied und Trier. Von hier aus machte er mit einer Frau Dr. Walter häufig Autofahrten in die Umge⸗ bung. So fuhren ſie auch eines Tages nach Betzdorf⸗Sieg. Kurz vor Betzdorf fuhr ſein Wagen im raſenden Tempo gegen eine Te⸗ legraphenſtange und wurde zertrümmert. Rechiſchaffer und Frau Dr. Walter wurden auf die Straße geſchleudert, wobei beſonders die Dame ſchwere Verletzungen davontrug, ſo daß ſie lange Zeit in Lebensgefahr ſchwebte. Obwohl die Verſicherung nur zu zahlen brauchke, wenn der Wagen von einem ge⸗ prüften Chauffeur gefahren worden wäre, gelang es Rechiſchaffer, deſſen FJührerſchein unglücklicherweiſe an dem Tag des Unfalles abgelaufen war, von der Verſicherungs⸗ geſellſchaft eine Verſicherungsſumme von 22 000 Mark zu erſchwindeln, indem er an⸗ gab, einen Chauffeur mitgehabt zu haben. Rechtſchaffer kehrte dann nach Wien zurück. Eine Nachprüfung, die die Verſicherungs⸗ geſellſchaft ſpäter vornahm, ergab den Be⸗ trug Rechtſchaffers, der daraufhin auf Anor⸗ nung der Neuwieder Staatsanwaltſchaft vor mehreren Monaten in Wien verhaftet und dann nach Deutſchland ausgeliefert wor⸗ den war. Er erhielt nun von der Großen Strafkammer eine Gefängnisſtrafe von 6 Monaten. Engliſche Spende für Neunkirchen 7500 Mark von einem Engländer. Berlin, 19. Februar. Für die Opfer des Neunkirchener Unglücks gehen auch aus dem Ausland Spenden ein. Eine beſonders namhafte Spende von 500 engliſchen Pfund(etwa 7500 Mark) hat der Reichsaußenminiſter für die Opfer von Neun⸗ kirchen von dem ihm aus ſeiner Tätigkeit in London bekannten engliſchen Staatsangehö⸗ rigen Leopold Albus erhalten. Der hoch⸗ herzige Spender hat die Hoffnung ausgeſpro⸗ chen, daß ſein Beiſpiel im Auslande Nach⸗ ahmung finden möge. Franzöſiſche Spende bewilligt Paris, 19. Febr. Die franzöſiſche Kammer hat mit großer Mehrheit einen Regierungs⸗ antrag angenommen, der die Eröffnung ei⸗ nes Kredites in Höhe von 500 000 Franken (rund 100 000 Mark) zur Unterſtützung der Opfer der Exploſionskataſtrophe in Neunkir⸗ chen vorſieht. * Evchen aus dem Armenviertel er glaubte ſeinem Onkel unbedingt. Doch Eva, die auf⸗ merkſam ihres Mannes Geſicht ſtudiert hatte und jede Be⸗ wegung darin leſen konnte, erkannte die Gefahr, die ſie 1 gar nicht der Fall iſt. Jedes Selbſtbewußtſein und jedes Selbſtvertrauen iſt wie zerbrochen in mir.“ Die Majorin hatte bei dieſer Klage dem Bruder be⸗ Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 140 Als er eine Stunde ſpäter dem anderen beim duftigen Nachmittagskaffee auf der ſchön gedeckten Veranda gegen⸗ überſaß, war er noch ſo verſtört und verbittert von ſeiner eingebildeten Erkenntnis, daß die anderen ſeine Verſtim⸗ mung wohl merkten, aber keine Begründung wußten dafür. Die Majorin ſah beſorgt auf den Bruder. Sie, die keine Ahnung von ſeiner quälenden Eiferſucht hatte, glaubte, ihm fehle weiter nichts als der belebende Genuß des Morphiums, und nahm ſich vor, über ihn zu wachen und auf jeden Fall zu verhindern, daß er wieder zu dem abſcheulichen, zerſtörenden Rauſchgift greife. RNüder trug die Koſten der Unterhaltung faſt ganz allein; doch ſoviel er ſich auch mühte, durch reizende Schilderungen ſeiner Studentenerlebniſſe des Onkels Intereſſe wachzurufen, gelang es ihm doch nicht. Nur die beiden Frauen hörten ihm zu und warfen ab und zu eine ſcherzende Zwiſchenfrage mit ein. Da fiel es denn Rüder endlich auf, daß der Konſul ſo abſichtlich ein Geſpräch ver⸗ mied, doch auf den Gedanken, daß es Eiferſucht war, die dieſem die Lippen verſchloß, kam er immer noch nicht. Er glaubte vielmehr, durch irgendeine Redewendung des Onkels Mißfallen erregt zu haben, und fragte ihn auch direkt deshalb. Doch Martens erhob ſich langſam und ſagte: „Es iſt nichts von Bedeutung. Nur meine armen Kopf⸗ nerven ſind wieder einmal böſe in Aufruhr, und da brauche ich Ruhe und wieder Ruhe. Ich habe in den letzten Tagen ſcheinbar doch zuviel gearbeitet, und das macht ſich jetzt auf Koſten meiner Geſundheit bemerkbar. Alſo laßt euch durchaus nicht ſtören, wenn ich mich jetzt wieder zurückziehe.“ g f Der blonde Hüne war mit dieſer Auslegung zufrieden; ſcheinbar durch ihr zu ungebundenes und ausgelaſſenes Weſen im Zuſammenſein mit dem gleichaltrigen Rüder heraufbeſchworen hatte. Sie erhob ſich augenblicklich, um ihren Mann in ſein Zimmer hinüber zu begleiten. Doch mit einer herriſchen Bewegung wehrte er ihr ab: „Bleib bei deinem Gaſt; für mich iſt es jetzt beſſer, wenn man mich ganz allein läßt.“ Betrübt nahm Eva ihren Platz am Tiſch wieder ein. Als der Konſul am Abend nicht zum Eſſen erſchien, trotzdem ſeine junge Frau zweimal an ſeine verſchloſſene Tür geklopft hatte, da ging die Majorin, ihn zu holen. Erſt auf ihr wiederholtes und energiſches Klopfen hin machte er endlich auf. Die Schweſter erſchrak, als ſie ſein verfallenes und leidendes Geſicht ſah. Sie zog die Luft durch die Naſe; es war ein herb⸗ſüßlicher Geruch im Zimmer, der ſie zur Uebelkeit reizte. Sie kannte dieſen Geruch nur zu gut; aber ſie wunderte ſich, wie ihr Bruder doch noch zu dem Gift gekommen war, denn ſie hatte ihm doch kurz zuvor ein ganzes Fläſchchen voll von dieſer waſſerhellen Flüſſigkeit aus dem Waſchtiſch entwendet. Auf ihren erſtaunten und ſuchenden Blick hin ſenkte der Konſul müde den Kopf und ſagte, während ſeine Hand in eine Ecke des Zimmers wies: 5 „Das war eine meiner letzten Reſerven, die ich ſo gut verborgen hatte, daß dein wachſames Auge ſie nicht finden konnte. Doch heute habe ich noch einmal die Kraft gehabt, die Spritze ſtatt in mein Fleiſch, auf den Boden zu entleeren. Es war ein Glück, daß die Phiole dabei zerbrochen iſt, denn in der nächſten Minute hätte ich ſchon nicht mehr die Kraft beſeſſen dazu... ach, Schweſter, es ſteht ſchlimm mit mir. Die Gier nach dem Rauſchgift überfällt mich wie ein wildes Tier in der Nacht.. ich finde die Ruhe, die Kon⸗ zentration nicht mehr ohne dasſelbe. Ich werde wankel⸗ mütig, mißtrauiſch, mißgünſtig wie ein eiferſüchtiges, alterndes Weib. Ich ſehe überall Bitterkeiten und Ge⸗ häſſigteiten gegen meine Perſon gerichtet, wo es vielleicht * gütigend die Hand auf die Schultern gelegt; ſchon wollte ſie ihm eine ermunternde Antwort geben, da riß er ihre Hände plötzlich herab und drückte ſie ſo feſt zwiſchen den ſeinen, daß ſie darüber Schmerz empfand. Doch ſie ſchwieg. „Oder ſollte das alles Wahrheit ſein, was ich ſehe und was mein Gefühl mir ſagt. Oh, hilf mir doch, Schweſter, das Richtige zu erkennen. Sag', glaubſt du, daß Ev und Rüder es fertigbrächten, mich unter meinen eigenen Augen hier zu betrügen? Ich glaube, ich würde Ev mit meinen eigenen Händen hier erwürgen, wenn das Wahr⸗ heit wäre“ Die Majorin war ehrlich beſtürzt: „Aber lieber Bruder, wohin ſteuerſt du mit deinen finſteren Phantaſien. Ev und Rüder! Dieſe beiden ſind wie zwei harmloſe, fröhliche Kinder, die gern zu gemein⸗ ſamen Streichen aufgelegt ſind. Und Rüder, der liebe, goldtreue Kerl, würde es niemals wagen, im Ernſt die Augen zu der Frau zu erheben, die deinen Namen träge. Ev hat durch das Zuſammenſein mit ihm ihre, durch eine harte Lebensſchule viel zu früh begrabene Jugend ein wenig zurückbekommen. Aber auch das legt ſich wieder, ſo⸗ bald der gleichaltrige Kamerad aus dem Hauſe iſt und ihr Leben wieder in ſeinen gewohnten Bahnen weiterläuft.“ Der Konſul, der ſehr viel von dem geſunden Urteil ſeiner Schweſter hielt und gern auf ſie hörte, ließ ſich auch jetzt wieder beruhigen: ö 0 „Du haſt recht“, ſagte er,„ich war wieder einmal ein Narr, der ſich von ſeinen ſchwarzen Gedanken ſo wehrlos überfallen ließ. Aber wir wollen jetzt zu den beiden ande⸗ ren gehen, ſonſt müſſen ſie noch länger wegen uns mit hungrigem Magen am gedeckten Tiſch ſitzen.“ Während dieſes Geſpräch zwiſchen den beiden Ge⸗ ſchwiſtern ſtattfand, hatte ſich auch zwiſchen Eva und Rüder eine kleine Szene abgeſpielt, die den Konſul in ſeinem Mißtrauen aufs neue beſtärkt und die etwas welt⸗ fremde Majorin ſehr verwundert hätte.(Norti tolat.! ö. Anfällen heimgeſucht wurde, 2 Ole Kompanie des Kapitäns Markow befand ſich auf dem Wege zur Vereinigung mit einer Strafexpedition. Die müden, gereizten, durch den langen Transport in unbequemen Eiſen⸗ bahnwagen ſtark mitgenommenen Soldaten waren wortkarg und mürriſch. Auf irgendeiner Station mit ſonderbar fremd⸗ artig klingendem Namen wurden ſie von unbekannten Menſchen in kuſſiſcher Tracht mit Bier und Schnaps bewirtet. Die Soldaten ſchrien„Hurra!“, ſangen Lieder und tanzten mit ſtarren Geſichtern. 1 i Dann ging es los. Die Kompagnie konnte ſich nicht mit Ge⸗ fangenen abgeben, und deshalb wurden alle verdächtig er⸗ ſcheinenden oder auch nur einfach paßloſen Menſchen, die er⸗ griffen wurden, auf der Stelle füſiliert. Kapitän Markow täuſchte ſich nicht in ſeiner pſychologiſchen Berechnung: er wußte, daß die allmählich wachſende Erbitterung der Soldaten im blutigen Verfahren gegen die Eingeborenen eine gewiſſe Genugtuung erfahren werde. Am Abend des 31. Dezember machte die Kompanie Raſt in einer halbzerſtörten Farm eines baltiſchen Barons Bis zur Stadt waren es noch etwa fünſ⸗ undzwanzig Werſt, und der Kapitän hoffte, dort am nächſten Tage gegen Mittag einzurücken. Er wußte, daß der nächſte Tag ſeinen Leuten ſchwere und blutige Kämpfe bringen würde, und wollte ihnen dieſe kurze Raſt gönnen, damit ſich die Mannſchaft wenigſtens einigermaßen erholte, beruhige und ſtärke. Er ſelbſt richtete ſich zur Nacht in einem großen, hallenden, leeren Saal ein, mit einem in gotiſchem Stil gehaltenen Kamin und einem Beit, das man dem Paſtor des Ortes abgenommen hatte. Die ſchwarze, ſternenloſe Nacht, mit Regen und Wind, ſenkte ſich raſch und plötzlich über die Farm. Markow ſaß allein in dem großen leeren Raum vor dem Kamin, worin praſſelnd die Bretter eines zerſtörten Zaunes brannten. Die Beine auf das Kamingitter geſtützt, breitete er über ſeine hageren, ſpitzen Knie ———— Eine Erz die Generalſtabskarte aus und prüfte mit den Augen ſorgfältig die Gegend zwiſchen der Farm und der Stadt. Im roten Schein des Feuers ſchien ſein Geſicht, mit der hohen Stirn. dem gekräuſelten Schnurrbart und dem eigenſinnigen, ſtumpfen Kinn noch viel grimmiger als ſonſt. Der Feldwebel trat ein. Von ſeinem Wachstuchmantel lief das Regenwaſſer in Strömen herab. Er blieb eine Weile in der Tür ſtehen; da aber der Kapitän gar keine Notiz von ihm nahm, trat er ein paar Schritte vor und hüſtelte leiſe „du biſt es?!“ Der Kapitän wandte den Kopf um.„Was gibt es?“ Melde gehorſamſt, Herr Kapitän, alles in Ordnung! Der dritte Zug iſt gerüſtet, ſo daß alſo der erſte Zug bei der Kirche ſteht; der zweite...“ 1 „Schon gut! Parole ausgegeben? „Zu Befehl, Herr Kapitän!“ Er ſchwieg eine Weile, als warte er weitere Fragen ab: doch der Kapitän ſchwieg ebenfalls, und der Toldat fuhr um einen Ton tiefer fort:„Wie befehlen Herr Napitän wegen der drei, die alſo...?“ a. „Werden in der Morgendämmerung erſchoſſen!“ ſchnitt nun Markow die Rede des Feldwebels ab.„Und“— er blickte den Soldaten mit zuſammengekniffenen Augen an—„daß ich ſolche Fragen Wet 51 apt Veiſtanvens! „Zu Befehl, Herr Kapitän!“ 05 5 N . Wieder 5 beide. Der Kapitän warf ſich angekleidet ins Bett; der Feldwebel 90 6 an der Tür im Schatten ſtehen. Er ſchien mit dem Hinausgehen zu zögern. 1006 etwas?“ fragte Markow ungeduldig, ohne den Kopf zu 0 51 90 1 1 f Zu Befehl, Herr Kapitän! 4 Her Soldat ränſperte ſich verlegen; dann ſagte er plötzlich mit entſchloſſener und beharrlicher Stimme:„Herr Kapitän— die Soldaten alſo 1 0 wie der Herr Kapitän wegen des Alten befehlen, der alſo. 0 5 ö iausle rief Marko und ſprang mit zornigem Geſicht vom Bett. Es ſchien, als wolle er ſich auf den Feldwebel ſtürzen. Der Soldat machte ſofort, wie beim Exer zieren, geſchickt kehrt und öffnete die Tür. An der Schwelle blieb er aber einen Augenblick ſtehen, wandte ſich nochmals um und ſagte in offi⸗ iellem Ton: 5„Geſtatten, 710 1 0 daß ich 0 91 5 bevorſtehenden ne ahre gratuliere nd wir wünſchen— 1 9 50 Freund!“ erwiderte Markow trocken.„Vergiß nicht, die Gewehre gründlich nachſehen zu laſſen! 4 Allein geblieben, warf ſich Markow wieder aufs Bett. Sein Geſicht veränderte ſich ganz plötzlich, als ſei er gealtert; die Augen erloſchen und ſchloſſen ſich mit müdem, leidendem Aus⸗ Drlick. 5 arkow litt ſchon ſeit einer Woche an qualvollen Malaria⸗ anfallen, wund 09 bedurfte der Anwendung ſeiner ganzen Willensiraft, um die Krankheit zu beinen, We wen den E n den 1 Kompanie ahnte auch nur, daß er 1 1955 ugenblicke Schlaf fand und von wüſten. pantaſtſchen enen Hebel wurde. Der Kapitän lag auf dem Rücken, beobachtete das Züngeln der bläulichen Flammen im erlöſchen⸗ den Kamin und 0 005 wie ihn aufs neue der gewohnte Malariaanfall beſchlſch Seine Gedanken waren merkwürdiger. weiſe auf den an ae% 0 J Greis gerichtet, i eben der Feldwebel meldete. wol be 1 55 mit dem Verſtand zu, daß der Feldwebel recht hatte: Der Alte hatte tatſächlich ewas Ungewöhnliches an ſich, trug eine gewiſſe majfeſtätiſche Gleichgültigteit gegen das Leben zur Schau und war zugleich von milder Sanſtmut erfüllt. Solche Menſchen— aber auch nur bis 5 einem ge⸗ wiſſen Grade— hatte der Kapitän bisher nur auf den Feldern der Mändſchurei, bei Liau⸗yang und Mulden geſehen, unter ven einfachen Soldaten, die ſtill und ohne Murken zu ſterben wußten. Als man ihm heute die dre Gefangenen vorſührte und er ihnen mit zyniſch⸗deutlicher Gebärde erklärte, daß man mit * ihnen wie mit Spionen verfahren werde, da erblaßten plötz⸗ lich die Geſichter der beiden anderen und verzerrten ſich in tödlichem Schrecken; nur der Alte blieb ruhig und lächelte mit einem ſonderbaren Ausdruck von Müdigkeit, Gleichgültigkeit und ſogar—— ja, ſogar von miidem, ſanftem Mitleid mit dem Führer der Strafexpedition ſelbſt.. Gehört er tatfächlich zu den Revolutionären, überlegte Markow, die entzündeten Augen ſchließend und in den weichen bodenloſen Nebel verſinkend, der allmählich ſeine Sinne um⸗ fing, ſo hat ker dort gewiß einen wichtigen Poſten und ich handle nur klug, wenn ich ihn erſchießen laſſe. Wie aber, wenn er ganz unſchuldig iſt? Nun, um ſo ſchlimmer für ihn. hlung aus Rußlands blutigen Nevolutionstagen. „Nein—— nein!“ f Markow ſchlug ärgerlich mit der Fauſt aufs Bett.„Ja, wer biſt du denn— zum Teufel? Und warum kommt mir dein Geſicht ſo furchtbar bekannt vor? Haben wir uns ſchon irgendwo geſehen?“ Der Alte blieb eine Weile ſtumm. Dann begann er wie ſinnend:„Ja, Markow, wir begegneten uns ſchon im Leben, doch geſehen haſt du mich nicht. Denkſt du noch daran, oder weißt du es nicht mehr, daß zur Zeit der Peſi dein Oheim an einem Morgen neunundfünfzig Menſchen hängen ließ? Au jenem Tage ſtand ich dicht neben ihm, doch er ſah mich nicht! „Ja— es ſtimmt— neunundfünſzig... flüſterte Markow Ich kann doch nicht zu feiner Bewachung ein paar Mann her⸗ und fühlte, wie ſich die Fleberglut ſeiner immer aualvoller geben, beſonders wo uns morgen ein heißer Tag bevorſteht. Und ſchließlich, weshalb ſoll gerade ihm das Schickſal ſener fünſzehn erſpart bleiben, die wir ſchon hinter uns gelaſſen haben? Nein, das wäre eine Ungerechtigkeit gegen die anderen! bemächtigte.„Es waren aber Rebellen...“ g „Ich war Zeuge der grauſamen Heldentaten deines Vaters bei Sebaſtopol und deines Großvaters bei Otſchakowo“, ſuhr der Alte mit ſeiner tonloſen Stimme ſort.„Vor meinen Der Kapitän öffnete langſam die Augen und ſprang plötz⸗ Augen iſt ſchon ſo viel Blut gefloſſen, daß darin die ganze lich, zu Tode erſchrocken, auf. Vor ihm ſaß, auf einer niedrigen Bank zuſammengekauert, die Hände auf die nie geſtützt, mit ruhigem und traurig⸗nachdenklichem Geicht der zum Tode verurteilte Alte. Der Kapitän war bern Feigling im gewöhn⸗ lichen Sinne des Wortes, wenn er auch an Uebernatürliches glaubte und ſogar irgendein Amulett auf der Bruſt trug. Ein Rückzug, ſelbſt vor der geheimnisvollſten immateriellen Er⸗ ſcheinung, würde ihm ebenſo ehrlos dünken wie die Flucht vor dem Feinde oder eine demütige Bitte um Pardon. Er riß mit raſchem, gewohntem Griff den Revolver aus der ledernen Hülle hervor, ſpannte den Hahn, richtete den Lauf gegen den Kopf des Unbekannten und rief mit ſtarker Stimme: „Wenn du dich rührſt, biſt du des Teufels!“ Der Alte hob langſam den Kopf. Ueber ſeine Lippen alitt dasſelbe Lächeln, das der Kapitän ſeit dem heutigen Morgen nicht mehr vergeſſen konnte.„Beruhigen Sie ſich, Kapitän“ ſagte der Alte.„Ich komme nicht in böſer Abſicht. Verſuchen Sie aber, ſich bis zum Morgen des Mordens zu enthalten Die Stimme des merkwürdigen Gaſtes war ebenſo rätſel⸗ haft wie ſein Lächeln: gleichmäßig eintönig und faſt ganz Vor langer, langer Zeit, noch von der früheſten Kindheit, vernahm Markow öfters, wenn er einmal allein in einem Zimmer zurückgeblieben war, ſolche farb⸗ und ausdrucksloſe Stimmen, die ihn beim Namen riefen. Dem un⸗ erklärlichen Einfluß dieſes Lächelns und dieſer Stimme un⸗ willkürlich gehorchend, ſchob der Offizier den Revolver unter das Kopfkiſſen und warf ſich wieder aufs Bett. 900 11095 nuten herrſchte im Zimmer eine ſchwüle, bange Stille: n 0 Gee des aleſen Brudeds don Haß dau Reed lat es cerca ohne Klanafarbe. der Feldzugschronometer des Kapitäns tickte eilig die Sekunden und die Kohlen im Kamin zerfielen mit leiſem Kniſtern. „Sage mir, Markow“, hob ſchließlich der Alte an, was ant⸗ worteſt du, nicht deinen Richtern, nicht der Obriakeit. nicht einmal dem Kaiſer, ſondern deinem Gewiſſen. wenn es die Frage an dich richtet, wie du dich zu dieſem ſchrecklichen, un⸗ gerechten Morden hergeben konnteſt?“ Markow zuckte ſpöttiſch die Achſeln.„Du haſt aber, mein Alter, einen recht ungezwungenen Ton für einen Menſchen eſſanter als ſich ſchlaflos im Fieber zu wälzen.— Was ich alſo meinem Gewiſſen antworten würde? Erſtens, daß ich Solda es wagt, ſich gegen die Größe meines Vaterlandes aufzulehnen zermalmt wird, und ſelbſt ſein Grab wird der Erde gleich⸗ gemacht... 5 1„O Markow, Markow!“ rief der Alte.„Wieviel wilden blutdürſtigen Hochmut verraten deine Worte! denn nicht auch das gleiche einſt die Perſer und die Maze eiſernen Klammern hielt, und die wilden Horden der Hunnen. die Europa überſchwemmten, und das mächtige Spanien, das drei Welkteile beherrſchte? Frage die Geſchichte, was aus der unermeßlichen Macht dieſer Völker geworden iſt! Ich aber will dir ſagen, daß ſchon vor ihnen, tauſend Jahrhunderte früher, große Reiche geweſen ſind, die mächtiger, ſtolzer, ent wickelter waren als es dein Vaterland iſt. Spur, keine Erinnerung..“ die Kiſſen zurückſinkend. vorſchreiben.“ Der Alte lachte tonlos. e! Vogel, der den Kopf in den Sand vergräbt, wenn ihn di Jäger verfolgen. i 5 werden ſich die Kinder deiner Kinder Pflüge verwandeln wollen. 0 Reich ſtrofulöſer Neuraſtheniker und rachitiſcher Idioten nu eiſerne Charaktere geſchmiedet! weſentlich 0 0 das Gefühl, daß du nicht lügen wirſt. Biſt du ein Hieſiger? „Nein“, ſagte der Alte koßſſchüttelnd. „Aber ein Europäer biſt du doch? Ein Franzoſe? Ruſſe Deutſcher!“ der in vier Stunden am Baume erſchoſſen werden ſoll. Doch, bin und zu gehorchen habe, ohne zu überlegen; zweitens. daß ich Ruſſe bin, und die ganze Welt möge wiſſen, daß jeder der Und wieviel Unwahrheit! Du betrachteſt die Dinge aus der nächſten Nähe und ſiehſt nur die kleinen Aeußerlichkeiten. Blicke ſie aber aus einiger Entfernung an, und ſie werden ſich dir in ihrem wahren Weſen offenbaren. Glaubſt du denn wirklich, daß dein großes Vaterland unſterblich ſei? Sagten denn das und glaubten Das Leben aber, das ſtärker iſt als alle Völker, das älter iſt als alles. Erhaltene, es fegte ſie hinweg, und nichts blieb von ihnen übrig, keine „Sei nicht wie jener afrikaniſche laube mir, ehe hundert Jahre vergehen, 90 baunder ihres Ah den, des Kapitäns e A 0 een en „Start geſagt, Alter! Doch au abe 5. ale 7 e Trä i tierter antaſten gehört, die Schwerter in laſſen, aufs Bett zurſck. Der Feldwebel ſtand vor ihr Fei e 10 Habahnl Wenn ich mir dieſes und harrte der Erde ertränkt werden könnte. Ich war mit Napoleon auf den. Feldern von Auſterlitz, Friedland, Jena und Borodino. Ich Guillotine herab das blutige Haupt Ludwigs zeigte. Ich folgte den Kriegerſcharen von Attila. Tſchingis⸗Khan und Solimans des Großen! Ihre Wege waren durch Berge menſchlichen Gebeins gezeichnet. Zuſammen mut dem wilden Pöbel von Rom war ich im Zirkus, als Chriſten, in Felle genäht, von wilden Tieren gehetzt wurden, als Körper gefangener Sklaven ſah die wahnſinnigen, blutigen Oraien Neros und hörte das Klagen der Juden über den zerſtörten Mauern von Jeru⸗ ſalem...“ meines kranken Hirns— laß ab von mir...“, fröhnte Markow. g Der Alte erhob ſich von der Bant. Seine gebeugte Geſtalt ſchien plötzlich zu wachſen, ſein Haupt ragte ſchon bis zur Zimmerdecke empor. Und er fuhr fort zu ſprechen, eintönig und gebieteriſch:„Ich ſah das Menſchenblut zum erſten Male fließen. Es lebten zwei Brüder auf der Erde. Der eine war ſanft und freundlich, arbeitſam und mitleidig. Der andere, ältere, war ſtolz. grauſam und neidiſch. Einſt brachten ſie nach der Sitte der Väter ihrem Gott ein Opfer dar. Der jüngere erbeuteten Tiere. Doch der ältere hegte Zorn in ſeinem Herzen gegen den jüngeren Bruder, und der Rauch ſeines Opfer⸗ ſtockes haftete an der Erde, während der Rauch vom Opferſtock des jüngeren ſäulenartig zum Himmel ſtieg. Da überquoll das der erſte Mord auf Erden...“ 15 „Verſchwinde— hebe dich hinweg— um Himmels wiſlen!“ blutgetränkten Sande wühlten. Und als er ſich zum letzten ˖„Fort, laſſe mich!“ ſtöhnte Markow mit ſchwerer Zunge. Hüter meines Bruders ſein?“ Da verfluchte mich der Herr U mir erſchaffene Welt ſteht. Todes, in dem du den letzten Seufzer deines Bruders er⸗ kennen wirſt.“ i 14 35 Der Alte verſtummte für eine Weile. Als er wieder zu ſprechen anhob, fiel jedes Wort wie ein Keulenſchlag auf, „lich iſt dein Zorn. Jahrhunderte und Jahrtauſende ſchon irke wo Mütter weinen und mir, dem erſten „ſehe ſein Auge brechen und ſeine erſtarrenden Finger den Boden aufwühlen... Und vergeblich wil ich den Menſchen zurufen: Erwachet! Es iſt Zeit! Erwachet!“ beharrlich, dicht an Markows Ohr, die Stimme des Feld⸗ — 3 8 1„ „Unſinn!“ erwiderte der Kapitän mit ſchwacher Stimme in webels.„Eine Depeſche.. „Die Geſchichte nimmt ihren Weg und läßt ſich von uns weder korrigieren, noch ſich die Bahnen heitsmäßig ſeinen Willen. Die Kohlen im Kamin waren längſi erloſchen, durch die Fenſter des Zimmers drang ſchon das blaue Licht des dämmernden Tages ein.„ud wie iſt es mit e jenen?“ fragte Markow mit bebender Stimme. „Zu Befehl. Herr Kapitän—— ſoeben.“ „Und der Alte—— der Alte...?“ „Auch?“ i i Der Kapitän ſank, als hätten ihn plötzlich alle Kräfte ver⸗ eſehle„Höre, mein Freund“, begann Mar⸗ r kow mit ſchwacher Stimme.„Du übernimmſt an meiner Stelle vorſtelle! Nein, nur im Kriege werden athletiſche Körper und das Kommando. Ich reiche noch heute den Rapport ein, weil Uebrigens, das alles iſt un⸗ Was wollte ich doch fragen? Ja, ſo! Ich habe ich— weil mich— dieſes verdammte Fieber ganz zugrunde, nhl Und vielleich!“— ex verſuchte zu lächeln, doch das „Lächeln mißlang—„vielleicht werde ich auch ganz den Ab⸗ ful nehmen müſſen.“ 5 * Der ſaluſerte:„Zu Beſehl, Herr Kapitän!“ in weißen Marmorbaſſins Alliga toren zum Fraße dienten. Ich „Du biſt ein Alp— verſchwinde— du biſt ein Fieberwahn opferte Früchte der Erde, der ältere das Fleiſch der von ihm ſtöhnte Markow, ſich in dem aufgewühlten Bett wälzendd Doch der Alte ſprach weiter:„Ich ſah, wie ſich ſeine Augen im Todeskampf weiteten, wie ſeine Finger krampfhaft im 0 ſah den Pöbel Sanſon zujubeln, als er vom Gerſüſt der 117 Male ſtreckte und dann kalt, ſtarr und leblos auf der Erde lag. da erfaßte qualvolle Anaſt den Mörder. Er floh, ſein⸗ Antlitz verbergend, ins Dickicht des 11 0 1 51 120 1 5 1 Das f in i„zitternd und bebend bis zum ſpäten Abend, a e Stimme meinetwegen wollen wir plaudern. Das iſt immerhin inter des Herrn erſchallſe Kain wo ſſt dein Bruder Abel 1 „Mit Beben antwortete ich dem Herrn: Soll ich denng. zur ewigen Verdammnis:„Du wirſt leben, ſolange die von f Als obdachloſer Wanderer wirſt du durch alle Zeiten. Völker und Länder ärren, und deine Augen werden nichts als das von dir vergoſſene Blut ſehen, i und deine Ohren werden nichts hören als das Stöhnen des Markows gemarterten Kopf:„O Herr! Gerecht und uner him: f f gelt i ich auf Erden und harre vergeblich des Todes. Eine höhere, donier und das ſtolze Rom, das die ganze Welt in ſeinen eee e Gewalt zerrt mich dahin, wo auf Schlacht feldern blutende, entſtellte Menſchen im Todeskampfe liegen.. Brudermörder. fluchen. Und mein Leid hat kein Ende. In jedem Menſchen, der in ſeinem Blute ſtirbt, erkenne ich meinen Bruder; ſch. 10 11 „Es iſt Zeit, Herr Kapitän, erwachen Sie!“ wiederholte . Der Kapitän ſprang jäh auf und beherrſchte foſort gewohn⸗ eldwehel, der ſich über nichts zu wundern pflegte. 1 „ ee, , 2 2 A, „it der Ordonnanzoffizier, den ich befohlen habe, im Vor zſyſmer?“ g „Zu Befehl, Maieſtät!“ „Soll kommen!“ König Fe ergriff ſeinen feſten, mit Silber beſchlagenen Krückſtock, den er an ſeinen Schreibtiſchſeſſel gelehnt hatte, und in der Mitte des Zimmers ſtehend, ſtützte er ſich jetzt ſchwer auf den Stock, die Blicke nach der aufgehenden Tür gerichtet. Der Page, der vorher den kurzen Befehl erhalten, hatte dieſe Tür weit geöffnet, und auf der Schwelle erſchien jetzt ein junger Offizler, hoch, ſchlant gewachſen mit dem von der Sonne ge⸗ hrännten Geſicht, auf der linken Wange eine kaum verheilte Narbe, ein ſicheres Zeichen dafür, daß er in einem erſt kürzlich heflandenen Gefecht eine Verletzung davongetragen hatte. 5 „Nähertreten!“ rief der König. Der junge Offizier mar⸗ ſchierie bis auf drei Schritte vor den König hin, blieb ſtehen und ſchlug ſodann die mit ſilbernen Sporen bewehrten Abſätze deiner Stiefel zusammen, „Er iſt der Trenck!“ ſtieß König Friedrich kurz und gemeſſen Verbor, und, ſeiner Gewohnheit nach, ließ er ſeine Blicke vom Scheitel bis zür Sohle des jungen Mannes gleiten. Aber der junge Offizier ertrug Aan ruhig und feſt den Blick des Königs. Es ſchlen in dieſer Hinſicht überaus feſte Nerven zu haben und ſich vor dem Blick nicht im geringſten zu fürchten. ech kenne Ihn“, fuhr König Friedrich nach einer kleinen f fort.„Er hat mich tapfer herausgeriſſen, als die öſter⸗ keichſſchen Reiter mir in einem Hohlweg auflauerten und ich in der allergrößten Gefahr ſtand, von ihnen gefangen genommen zu werden. Iſt damals verwundet worden, ſo viel ich mich zu erinnern weiß. Er iſt entſchloſſen und tapfer; das liebe ich bei meinen Soldaten! Er heißt Trenck— aus welcher Familie ſtammt Er? Ich glaube, dieſen Namen bereits einmal gehört zu hahen!“ N „Mein voller Name“, antwortete der junge Offizier mit ein⸗ nehmender Stimme,„lautet Friedrich Freiherr von der Trenck. Ich hin im Jahre 1726 zu Königsberg in Preußen geboren und Ha 17/0 in preußiſche Kriegsdienſte ein. Durch die große Gnade Eurer Majeſtät wurde ich vor etwa ſechs Wochen zum Rilſſeiſter ernannt und zugleich auch zum perſönlichen Onpvonganzoffizier Eurer Majeſtät.“ 08 „Lrenck— Trenck! Sag' Er einmal: Iſt Er vielleicht ein Verwandter von dem Abenteurer, der in dieſem Kriege ſo eneigiſch und tüchtig an der Seite der Kaiſerin Maria Thereſia lämpſi, von jenem Trenck, der tauſend Panduren auf eigene Koſſengausgerüſtet hat und mit ihnen in Schleſien eingefallen A, und der auch meinem Heere viel Schaden zugefügt hat?“ Ich bin ein Vetter dieſes Trenck, Majeſtät!“ lautete die zul Antwort dieſes jungen Offiziers. „It ein ſchrecklicher Abenteurer; wird nicht beſonders gut enden, ſein Vetter. Wenn er mir in die Hände fällt, ſo werde ich kleinen langen Prozeß mit ihm machen, werde ihn an den enſtheſten Baum hängen laſſen! Ja, ganz einfach hängen laßſen; nichts weiter, denn er verdient kein anderes Schickſal. Er hel kein Recht dazu, ſich in meine Angelegenheiten mit der Oeftenpeicherin zu miſchen und ſeine Naſe in dieſen Krieg Nen f Langſam ſchritt der König an dem jungen Ordonnanz⸗ offizien vorüber und nahm an ſeinem kunſtvoll geſchnitzten Schreihiiſch Platz. „Nun höre Er einmal, Trenck, ich will Ihm einen Beweis nene ganz beſonderen Vertrauens geben; ich habe Ihm einen ehrenvollen Auftrag zu erteilen, den Er ſicherlich auch nach bestem Wiſſen und Gewiſſen e wird, ohne auch nur eine Minute zu verlieren. Es iſt dies ein Auftrag, den ich nur in die Hand eines ehrlichen, offenen und vollkommen zu⸗ e Mannes zu legen in der Lage bin.“ „Majeſtät können feſt davon überzeugt ſein, daß ich jeden Auftrag, den Eure Majeſtät mir übertragen werden, beſtens anz führen werde!“ verſicherte der junge Offizier mit feſter, enſchloſſener Stimme. Der König aber fuhr fort:„Es handelt ſich um meine 8 eſter, die Prinzeſſin Amalie. Bei Ausbruch des Krieges ſchſckte ich 1 in das Kloſter von Kamenz, ins Karmeliter⸗ klöſten, dam abholen, von der Trenck, und Er ſoll mir mit ſeinem Kopfe gſchraſtehen, daß meine Schweſter glücklich und wohlbehalten in reiner Reſidenz ankommt.“ „Zu Befehl, Majeſtät!“ f „Kennt Er meine Schweſter? Ha! Er ſie vielleicht in ſeiner Jugend bereits einmal geſehen?? „Niemals, Majeſtät! Das Schickſal hat mi deze chnet, mir eine ſolche Gelegenheit zu verſchaffen!“ N r keine ſolche dümmen Phraſen, Treuck; dort iſt ihr Wilh. ſehe Er es ſie ganz genau 15 damit Er weiß, wie die⸗ enz aussieht, gie, ir nach Berlin eskortieren ſoll.“ Dem Könſg den Rücken zuwendend, ſah er ſt Bild a 0 0 e 1 1 00 een 100 1 0 05 1 zwanzig von ſeinen beſten und zuperläſſigſten Dragonern“, de ee e Er ſich pie Leute aus, lauter ent⸗ chloſſene Kerle, die bei einem etwaigen 4 nicht etwa — 4 die Flucht ergreifen. der Relſewagen der Prinzeſſin rd von einem zuverläſſigen Kutſcher gefahren, und eine Dienerin wird ihn begleiten— alles iſt beſtens geordnet. Hier t ſie dort ſicher vor der ganzen Welt ſei. Er ſoll! nicht ſo aus⸗ das Bild an. ———— S D D S iſt die verſiegelte königliche Kabinettsorder, die nur Ihre Königliche Hoheit die Prinzeſſin Amalie von Preußen zu öffnen hat; es ſei denn, daß die Aebtiſſin kraft des Rechts, das ſie im Kloſter beſitzt, das königliche Schreiben zuerſt leſen will. Und nun weiß Er ganz genau, was Er zu tun hat“, fuhr König Friedrich fort.„Ich ſelbſt begebe mich nach dem Kriegs⸗ ſchauplatz zurück, denn ich muß dort nach dem Rechten ſehen. Sobald Er die königliche Prinzeſſin hier in Berlin ſicher und geſund abgeliefert hat, hat Er ſich wieder bei ſeinem Regiment einzufinden. Verſtanden, von der Trenck!“ „Zu Befehl, Majeſtät!“ „Er iſt entlaſſen. Mache Er ſeine ihm übertragene Sache gut, begehe Er keinen Fehler.“ Trenuck ſalutierte und zog ſich dann, das Antlitz dem König zugewandt, zurück. In aller Eile hatte der junge Rittmeiſter Freiherr Friedrich von der Trenck den Weg von Berlin bis in die ſchleſiſchen Berge zurückgelegt. Auf dem Wege hatte er mehr als genug Bilder des Elends, des Entſetzens und des Grauens zu Geſicht bekommen. Nicht ſpurlos waren die bisher geführten Kriege an dieſer ſonſt ſo ſchönen Gegend vorübergegangen. Es war gegen Abend, als das große und ſtattliche Kloſter der Karmeliterinnen vor Rittmeiſter von der Trenck auftauchte. Der Rittmeiſter von Trenck ſchwang ſich, ſtaubbedeckt wie er war, von ſeinem Roſſe herab, übergab es ſeinem Burſchen und ſtieg dann die Felskreppe hinan, die zum großen Tor des Kloſtergebäudes führte. Bald darauf ſtand er der Aebtiſſin, Schweſter Laurentia, die früher, als ſie noch der Welt angehörte, einen vornehmen, hochadeligen Namen getragen hatte, gegenüber. Ehrerbietig verbeugte ſich Rittmeiſter von Trenck 1 50 vor ihr, dann er⸗ griff er ihre Hand und führte ſie reſpektvoll an die Lippen. „Ihr kommt im Namen und im Auftrag Seiner Majeſtät des Königs?“ fragte die Aebtiſſin mit ſanft klingender Stimme. „So iſt es, ehrwürdige Mutter!“ antwortete Freiherr von Trenck.„Und ich lege hier dieſen Brief Ihrer Majeſtät in Eure Hände, der für Ihre Königliche Hoheit Prinzeſſin Amalie beſtimmt iſt!“ Die Aebtiſſin trat an ihren Arbeitstiſch, nahm ein Meſſer und trennte ohne weiteres das königliche Siegel vom Brlefe ab. Sie hielt es für ihre Pflicht, zuerſt zu leſen, was das königliche Handſchreiben enthielt, bevor ſie dasſelbe dem ihr anvertrauten Schützling übergab. „Ihr habt den Auftrag, Herr Rittmeiſter“, rief die Aebtiſſin dann aus,„Ihre Königliche Hoheit die Prinzeſſin Amalie hier im Kloſter zu übernehmen und ſicher und ungefährdet nach Berlin zu geleiten.“ „Dieſer ehrenvolle Auftrag wurde mir in der Tat zuteil, ehrwürdige Mutter!“ „Habt die Güte, Herr Rittmeiſter, nehmt inzwiſchen hier Platz; ich ſelbſt werde die Prinzeſſin davon unterrichten, daß ſie unverweilt mit Euch aufbrechen muß.“ Eine reiche Mahlzeit wurde nun dem Rittmeiſter ſerviert, und 1 6 hatte der Keller des Kloſters zwei Flaſchen edlen, ausgezeichneten Wein ge⸗ 1 der bald darauf goldig in dem hohen Glaſe vor Trenck perlte. Sein hübſches junges Geſicht hatte ſich während der Mahl⸗ zeit leicht gerötet, und er war gerade mit den ihm auf⸗ getragenen Speiſen fertig, als die Tür wieder leres Ritt⸗ meiſter Freiherr von Treuck ſprang auf— ex ſalutierte ſtumm, dann aber verbeugte er ſich, wie es einem Edelmann einer Dame von Rang gegenüber ziemt. Die Prinzeſſin Amalie war an der Seite der Aehtiſſin in be ehe getreten, in dem ſich der Rittmeiſter von Treuck efand. „Sie kommen im Auftrag meines königlichen Bruders!“ ſagte Amalie mit ihrer ſchönen Stimme, die wie Geſang in den Ohren des jungen. ertönte,„Oh, Sie haben um meinetwillen ſicherlich ſehr viel Mühe gehabt, Herr Rittmeister A bin bereit, 00740 ſofort zu folgen und mit Ihnen, Herr iitmeiſter, die Reiſe nach Berlin anzutreten, um ſobald als möglich dem Wunſche meines nate n Bruders zu will⸗ fahren, der mich ſicherlich ſchon längſt ſehnſüchtig erwartet.“ Dieſe huldvolle Anrede beantwortete imeiſt er von Trenck mit einer neuerlich tiefen, ehrerbietigen Verbeugung, denn ſo cin er auch ſonſt e ſo klug und geſchickt er auch n allen Situationen des Lebens zu em r 1900 5— der hold⸗ Pagen Prinzeſſin gegenüber blieb ihm förmlich das Wort im Halſe ſtecken— und ihre große Schönheit und die ganze Art und Weiſe, wie ſie ie des verwirrte ihm förmlich die Sinne. Sie N ſehr einfaches Kleid aus dunklem Stoff, und der einzige Schmuck, den ſie ſich hier im Kloſter gönnte, war ein blanſeidenes Band, das ihre herrlichen braunen ſammenhielt. ö 195 1 i 50 werde mich unter 8 chutz⸗ voll mien 585 befinden!“ ſagte Pr zefſin Amglie.„Rur möchte ich bitten, n Sie während unſerer Reiſe 1855 Unterbrechung eintreten. Nehmen Sie nicht die geringſte Riick⸗ ſicht auf mich deren wir nirgends ein, ſteigen wir nirgends ab, bringen Sie mich ſo ſchnell wie möglich nach Berlin, und wenn wir 110 und. müßten— ich bin bereit!“ „Ihr Wunſch iſt mir Beſehl, Königliche Hoheit! Uebrigens habe ich bereits auf meinem Herrin dafür geforgt, daß wit 5 liches, direkt abſtoßendes Geſi ocken zu: rem Schutze, Herr Rittmeister, d ragoner mi ſie durch wohlgezielte e „ dem Pandurenfühter 1275 ſich an beſtimmten Stellen friſche Pferde vorfinden werden. Wir dürften alſo durchaus nicht notwendig haben, Könkgliche Hoheit, irgendwo Station zu machen.“ Rittmeiſter von Trenck reichte ihr den Arm und führte ſie den kleinen Hügel hinunter zum Reiſewagen, auf dem der Kutſcher und der Diener bereits Platz genommen hatten. „Steigen Sie in mir ein?“ fragte die Prinzeſſin, mit einen holdſeligen Lächeln, den jungen f „Zu Befehl, Königliche Hoheit! Ich werde mein Roß be⸗ ſteigen; aber ich bleibe beſtändig an Ihrer Seite, um jede Gefahr abzuwenden, falls Sie von einer ſolchen von irgend⸗ einer Seite bedroht werden ſollten.“ 5 Er hob bei dieſen Worten Amalie in den Neiſewagen hinein, und er bemerkte wohl, daß, als ſeine Hände ſie um⸗ ſchlangen, ein leichtes Zittern über ihren ſchlanken Rörper dahinlief. Amalie hatte bereits herzlich Abſchied von der Aebtiſſin des Kloſters genommen. Die Kammerfrau Bennecke 1 85 ich reſpektvoll ihr gegenüber. Die Dragoner hatten längſt hre Pferde beſtiegen, und nun ſchwang ſich denn auch der Rittmeiſter von Trenck leicht und gewandt in den Sattel ſeines Roſſes, riß den Säbel aus der Scheide, ſchwenkte ihn über ſeinem Haupte und rief mit feſter Stimme ſeinen Leuten zu: „Vorwärts mit Gott!“ Der Reiſewagen rollte dahin. Und vorwärts ging es in geſtrecktem Galopp, immer in der Richtung Berlin dahin, um Prinzeſſin Amalie in die Arme ihres ſie ſehnſüchtig erwartenden Bruders zu führen. Es war eine helle, freundliche Mondnacht, und die Prin⸗ eſſin dachte nicht im geringſten an Schlummer. Sie unterhielt ich lebhaft mit dem Rittmeiſter von Treuck und verriet keine Furcht. Etwa gegen Mitternacht hatte der Reiſewagen der rinzeſſin mit ihren Begleitern einen Weg erreicht, der an hinlief. Auf der anderen Seite aber rollte ein wildes Waſſer dahin, das offenbar einem in der Nähe befindlichen Fluſſe zuſtrömte. Die Prinzeſſin war in einem kleinen Bergſee da einen leichten Schlummer verſunken, auch die getreue Kammer frau Bennecke 100 ſchon lange; aber Rittmeiſter von Treuck war auf ſeinem Poſten. Da plötzlich be die voranreitenden Dragoner ihre Roſſe zurück. Ein Schuß krachte, dann ein zweiter, und das Hand⸗ nieder. „Wir ſind überfallen, Herr Rittmeiſter!“ rief einer der Dragoner vor dem Wagen.„Uniformen tauchten im Dunkel auf, Gewehre blitzten.“„ Prinzeſſin Amalie war natürlich beim Krachen der Schüſſe jäh aus ihrem Schlummer 1 efahren. 8 mit halbem Körper aus dem eil g g feinen, zitternden Hände een in höchſter Angſt na des Ritimeiſters. ber von Trenck war e damit beſchäftigt, Pallaſch aus der 11075 liegen zu laſſen. „Keine Furcht, Prinzeſſin“, rief er ihr zu,„wir verjagen die 1 wer ſie auch immer ſein mögen!“ 5 „Es ſind ſicherlich Räuber, Wegelagerer“ 10 Amalie 00 Und kaum hatte ſich der jun e an die Spitze ſeiner Leute geſetzt, da ſtiemten dunkle Nacht die Feinde heran. Frledrich von Treue 15 ort, 5 es Panduren waren, die natürlich in öſter enſten ſtanden, Es mochten ungefähr achtzig 10 i, voran flog der Führer auf einem 48 1 100 1 dieſer ührer war wohl geeignet, Entſetzen und Furcht einzu flößen. Sein Geſicht war das erkannte der junge und Hieben bedeckt, überdies war es blatterna⸗ . arbig: e „Zurück!“ donnerte ihn 1 d 4 Stimme an.„Zurück, wenn euch euer Le denn Banditen, Wegelagerer, da „Fahre zur Hölle!“ 1 friedliche Reiſende 1 75 Trenck hatte rechtzeitig zur 8 ö„unt ac Age log d 11 00 m bord e 1 5 1 m 1 en mühen omen, werd iich Aetpeſer den ae at 5 furchtbaren Ungeſtüm gegen ſeinen eller. 8 ee e oner init 1. es, hen, 5 160 zallaſch immer näher auf d b ittmeiſter verteivigte ſich in wahrhaft virtuoſer bewies, daß auch er ein ausgezeichneter a der Nähe von Avignon war eine der in Stücke geriſſene Motor ede vor dem Reiſewägen der Prinzeſſin ſtürzte getkoffen ie ute jetzt ewagen herau a 01 f denen e konnte dieſe nicht ekreichen, denn einen gewülltgen f f ten, Art des Regierens ſei natürlich einfacher. Das Zentrum habe der Regierung einige einfache ganz deutlich beim Schein der Wagenla e ult 1 1 Jurchtbare Tragödie Weil der Sohn heiraten wollte. 1 Trebnitz, 19. Februar. Eine furchtbare Bluttat 1 8 ſich in trieſe. der Nacht in dem Dominium Der Juvaliden rentner Paul Liebethal hat ſeige beiden erwachſenen Söhne Bio und 0 und ſeine Tochter Emmy mit einem Bell erſchlagen, das Haus, in dem die Ja⸗ milie wohnte, angezündet und 10 dann in einer Scheune erhängt. Der älteſte Sohn Ki. chard wollte heiraten und der Vater hakte gedroht, ſeine Kinder zu erſchlagen, wenn es 5 5 Hochzeit kommen olle. Die 1105 des Täters und auch die Braut des Sohner ſind mit dem Leben davongekommen. Von dem Hauſe brannte der Dachſtuhl ab. gchwere Motorexploſion 2 Tote, 3 Schwerverletzte. Paris, 19. Februar. In einer Maſchinenfabrik in Rouiſſillon in Gruppe vonn Arbeitern mit der Reparatur eines Schwerölmotors beſchäftigt. Trotz aller Be⸗ müßhungen gelang es nicht, den Motor in Gang zu ſetzen. Bei einem letzken Verſuch ereignete ſich plötzlich eine ſchwere Exploſion, die die Tür der Werkſtatt aus den Angeln 1 0 während as durchſchlug. Zwei der Arbeiter wurden durch die herumfliegenden Eiſenkeile auf der Stelle getötet, während drei andere lebensgefähr⸗ liche Verletzungen erlitten. Ein Faſtenhirtenſchreiben des Freiburger Erzbiſchofs. Fteiburg, 19. Febr. Am 0 den 26. Februar und am Sonntag, den 5. März, wer⸗ den von Kanzeln der Erzdiözeſe Faſtenhirten⸗ ſchreiben und Faſten verordnung verleſen wer⸗ den. Das Faſtenhirtenſchreiben des Freiburger Oberhirten befaßt ſich mit dem Verhältnis des göttlichen Heilandes zu den Kranken. * i Brünings erſte Wahlrede Wär das Vaterland und das chriſtlich politiſche Ideal. Würzburg, 20. Februar. Neichs lanzler a. D. Dr. Brüning hielt in Würzburg ſeine erſte Wahlrede. Er legte die Stellung des Zentrums und der Bayeri⸗ chen Volkspartei zur jetzigen Reichsregierung par. Die Verſammlung in der Frankenhalle war derart überfüllt, daß in der Stadthalle och eine Paralell⸗Verſammlung ſtattfinden mußte. Einleitend wies Dr. Brüning auf die be⸗ dere Bedeutung hin, daß er die erſte Rede gerade hier an der Mainlinie oder beſſer ge⸗ gt, an der Mainbrücke halte. Die heutige Zeit habe erwieſen, daß das Zentrum auf Gedeih und Verderb mit der Bayerischen Volkspartei zum Kampf für Recht und Frei⸗ heit und Verfaſſung verbunden ſei. Zentrum und Bayeriſche Volkspartei würden in Zukunft die lebendige Mainlinie in Deutſchland ſein. Der Parlamentarismus ſei, das leugne er nicht, reformbedürftig geweſen. Als er, Brü⸗ ning, Reichskanzler geworden ſei, habe er den Eingriff des Parlamentarismus ſtark zurück⸗ gedrängt. Auch habe er den Kommunismus bekämpft. Während ſeiner Zeit habe der Kommunismus an Anhängern ſtändig verlo⸗ een, während das heute nicht der Fall ſei. Man ſchimpfe heute ſehr über die Verfaſſung. Leine Verfaſſung der Welt ſei aber ſo ela⸗ ſtich, wie gerade die Weimarer Verfaſſung. Vin müßte aber Beſonnenheit genug beſitzen, mit dieſer Verfaſſung richtig umzugehen. Seit ſeiner Regierungszeit ſei ein Experi⸗ ment nach dem anderen gemacht worden. Der Rundfunk und die Preſſefreiheit ſtünden heute mur noch denen zur Verfügung, die nicht wag⸗ der Regierung entgegenzutreten. Dieſe Fragen vorgelegt. Eine Antwort ſei jedoch uf keine der Fragen erfolgt. Es ſei klar, Paß die Regierung aus agitatoriſchen Grün⸗ den noch einige populäre Maßnahmen ergreifen würde. Zu dem Vierjähresplan 95 0 r Regierung könne man noch leine Stellung nehmen, da er och nicht bekannt ſei. Man habe aber Grund zu der Annahme, daß der Vierjahresplan den Zweck habe, die heutige Regierung vier Jahre an der Macht zu halten. Nur der ſetze ſich durch, und nur der rette as Vaterland, der nicht die Kritik scheue, ondern ein ſachliches Ziel planvoll vor Au⸗ en habe und nur dieſem einen Weg für das eutſche Vaterland gehe. Man dürfe nicht von einem Trümmerhaufen ſprechen, wenn Deutſch⸗ and nach zwei Jahren ſeiner(Brünings) Poli⸗ tit wieder in die treten ſei. 1 Dr. Brüning ſchloß ſeine Ausführungen mit c eihe der Weltmächte einge⸗ dem Hinweis, das Zentrum und die Bayeriſche olkspartei würden nicht unterdrücken laſ⸗ fen 20 ich nich f ö hätten wohl Sorge um das Vater⸗ land, aber keine Angſt vor der Gewalt. Wir kämpfen für das Vaterland und das chriſtlich⸗ 0 olitiſche Ideal. * 1 0. „ Dach ö Rei kan er Mannheim, 19. Febr.(Ein verkom⸗ menes Subjekt.) Der 37jährige Maſchi⸗ nenſchloſſer Joſef Habermehl aus Köln⸗Nip⸗ pes iſt ein ſtark e e Menſch. Den Tropenkoller will er ſich bei der franzöſiſchen Fremdenlegion geholt haben; er ſucht ſich den Paragraphen 51 zu ſichern. Zwei Jahre habe ex in Paris krank gelegen, dann habe man ihn 1927 nach Deutſchland abgeſchoben. Seit 18. November ſchon iſt er in Unterſuchungs⸗ haft. Wiederholt rückfällig treibt er ſich von ſeinem angeblichen Wohnſitze Lampertheim aus in der Umgegend herum, um zu ſtehlen. In Neulußheim ſtahl er einer Frau eine Arm⸗ banduhr. In Ladenburg, Worms und Hand⸗ ſchuhsheim ſtahl er Fahrräder. Der Staats⸗ anwalt hielt zwei Jahre für angemeſſen. Das Amtsgericht ſprach eine Gefängnisſtrafe von einem Jahr ſechs Monaten aus. Mannheim, 19. Febr.(Weitere Mehl⸗ preiserhöhung.) Die ſüddeutſchen Groß⸗ mühlen haben, veranlaßt durch die weiteren nicht unerheblichen Preisſteigerungen am Brot⸗ getreidemarkte, ihre Mehlpreiſe mit Wirkung ab 18. d. M. um 0,50 Rm. pro Sack er⸗ höht. Eppingen, 19. Febr.(Todesfall.) Im Alter von nahezu 77 Jahren iſt der Bank⸗ direktor i. R. Konrad Metzger einem län⸗ geren Leiden erlegen. Von 1895 bis 1928 war er Direktor der Volksbank Eppingen und wurde dann in den Ruheſtand verſetzt. Sonderkommiſſar gegen Schmuggel. Das Reichsfinanzminiſterium hat dem Po⸗ lizeiführer Weſt, Stieler von Heydekampf, einen Sonderkommiſſar beigeordnet, der den Auftrag hat, die geſamten Zollfragen an der Weſtgrenze gemeinſam mit der Polizei zu bearbeiten, hauptſächlich unter dem Ge⸗ 8 der Behinderung des Schmug⸗ gels. Neichsbanneraufmarſch in Verlin Kundgebung im Luſtgarten. Berlin, 20. Februar. Das Reichsbanner Schwarz⸗Rot⸗Gold Gau Berlin⸗Brandenburg veranſtaltete am Sonn⸗ tag eine Kundgebung im Luſtgarten unter dem Schlagwort„Lieber tot als Sklave“. Etwa 8 bis 10000 Reichsbannerleute marſchierten unter Muſik in geſchloſſenen Zügen an. Im Lustgarten hatten ſich außerdem einige Zehn⸗ tauſend Angehörige der ſozialdemokratiſchen Partei eingefunden, daneben zahlreiche Kom⸗ muniſten. ä Aufgehobene Zeitungsverbote Die Zentrumsblätter erſcheinen wieder.— Am den Aufruf der katholiſchen Verbände. Berlin, 20. Februar. Zwiſchen dem Reichskanzler a. D. Dr. Marx (Vorſitzender der katholiſchen Verbände Deutſchlands), dem Mitglied des Reichslages, Dr. Vockel(Generalſekretär der Zentrumspar⸗ tei) und dem Kommiſſar des Reiches für das preußiſche Miniſterium des Innern, Reichs⸗ miniſter Göring, fand am Samstag eine Be⸗ ſprechung über den Aufruf der katholiſchen Verbände und über die damit zuſammenhän⸗ genden Verbote einer großen Anzahl von Zentrumsblättern ſtatt. In dieſer Beſprechung erklärten Dr. Marx und Dr. Vockel, daß ſie glaubten, im Sinne der katholiſchen Ver⸗ bände, die den Aufruf unterzeichnet haben, zu handeln, wenn ſie die Erklärung abgaben, daß in dem Aufruf in keiner Weiſe eine Beleidi⸗ gung oder böswillige Verächtlichmachung der Reichsregierung gemeint ſei, ſondern daß der Aufruf von der Sorge über die politiſche Entwicklung getragen war, wie ſie nach Mei⸗ nung der katholiſchen Verbände die Zukunft nehmen könnte. Auf Grund dieſer Beſprechung wurde davon abgeſehen, zu einzelnen in dem Aufruf enthaltenen Sätzen, die eine andere Faſſung hätten finden können, eine beſondere Erklärung abzugeben. Daraufhin entſchioß ſich der Reichsminiſter Göring, das bereits verhängte dreitägige Ver⸗ bot der Zeitungen aufzuheben, da durch die obige Erklärung der Standpunkt der Regierung Genugtuung erfahren hat. Reichsminiſter Gö⸗ ring nimmt zugleich Anlaß, die Zeitungen zu warnen, Aufkufe, die beleidigende Erklärungen enthalten, einfach abzudrucken, da ein ſolches Verfahren für die Zeitungen zum Nachteil gereichen muß. Zeitungsverbote in Baden Von der Preſſeſtelle beim Staatsminiſte⸗ rium wird mitgeteilt: Der Miniſter des In⸗ nern hat die beiden ſozialdemokratiſchen Zeitungen„Volksfreund“, Karlsruhe und „Freie Preſſe“, Pforzheim, wegen eines in der Nummer 40 vom 16. Jebruar enthalte · nen Artikels auf die Dauer von drei Tagen verboten und auf Erſuchen des Rechsinnen⸗ miniſters wegen eines in Nummer 36 enk⸗ haltenen „Deutſche Bodenſeezeitung“ in Konſtanz auf die Dauer von acht Tagen verboken. Wei⸗ terhin iſt die in heiedelberg erſcheinende e„Pfälzer Vote“ auf die auer von acht Tagen verboten worden, weil in einem Arlikel in Nummer 37, vom 14. ebruar 1933 Ausführungen enthalten ſind, die eine böswillige Verächtlichmachung der regierung, insbeondere des Reichs. ers, zum Inhalt aben. Die in Raſtatt einende kommuniſtiſche„Rote Sturm- fahne“ wurde auf die Dauer von vier Wo⸗ chen 8 Die Verbote kreten mit ſo⸗ forliger Wirkung in Kraft. Arkikels vom 13. Jebruar die Meiſterſchafts⸗Endſpiele. Abteilung 1(Oſt⸗Weſt): FK Pirmaſens— 1860 München 112 Bayern München— 1. Fc Nürnberg 31 Phönix Ludwigshafen— 1. FC Kaiſerslau⸗ tern 7:2 SpVg. Fürth— SV Waldhof 11 Abteilung 2(Nord⸗Süd): Eintracht Frankfurt— Phönix Karlsruhe 1:0 Karlsruher FV— FSW Frankfurt 4:1 FSW Mainz 05— Union Böckingen 7˙2 Stuttgarter Kickers— Wormatia Worms 611 Pokalſpiele. Nord⸗Süd⸗Bayern. Teutonia München— FC Schweinfurt 2:2 ASV Nürnberg— Germania Nürnberg 110 FC Bayreuth— VfR Fürth 6.3 SSV Ulm— Ulmer FW 94 0.0 FV Würzburg 04— Schwaben Augsburg 613 Württemberg⸗Baden: 1. Fc Pforzheim— Stuttgarter SC 41 Freiburger FC— Sc Freiburg 2.1 VfB Stuttgart— VfB Karlsruhe 710 SV Feuerbach— Frankonia Karlsruhe 311 Rhein⸗Saar: VfR Mannheim— SpVg Mundenheim 40 fe Neckarau— Amicitia Viernheim 3.4 Eintracht Trier— Saar Saarbrücken 3:2 FV Saarbrücken— SpVg Sandhofen 4:0 Boruſſia Neunkirchen— 1908 Mannheim 50 Main⸗Heſſen: Kickers Offenbach— VfR Bürſtadt 5:0 VfL Neu⸗Yſenburg— Sfr Frankfurt 2:2 Alemannia⸗Olympia Worms— Rot-Weiß⸗ Frankfurt 4:3 5 SWV Wiesbaden— Fg 03 Mombach 5:1 Union Niederrad— Fg 06 Kaſtel 1:2 * Eintracht Frankfurt— Phönix Karlstuhe 10 (1:0). Den guten Eindruck, den die Eintracht am Vorſonntag hinterlaſſen hatte, verwiſchte ſie dieſen Sonntag wieder beim Treffen gegen Phönix Karlsruhe. Mit viel Mühe wurde ein Tor erzielt und damit beide Punkte ge⸗ rettet. Der Sieg der Eintracht iſt zwar den Chancen nach, aber nicht an den gezeigten Lei⸗ ſtungen gemeſſen, verdient, woran der Sturm mit ſeinen Aktionen ſchuld iſt. Das Spiel ſtand, an der Leiſtung des Eintrachtſturmes beſonders gemeſſen, auf ſehr mäßigem Niveau und nahm in der zweiten Halbzeit unſchöne Formen an, da Nack(Ludwigshafen) zu groß⸗ zügig leitete. 44 FK. Pirmasens— 1860 München 122(0:2) Von Beginn an waren die Münchener Be⸗ herrſcher des Spielfeldes. Pirmaſens kam über⸗ wehr, wobei der hervorragende linke Flügel immer gefährlich vorſtieß. In der 17. Mi⸗ nute flankte Kronzucker vor das Tor, und Kiener köpfte hochſpringend ein. Immer über⸗ legener wurden die Gäſte, deren ollendetes Spiel die Pirmaſenſer einfach nicht gewachſen waren. In der 37. Minute verwandelte Kron⸗ zuder eine Vorlage zum zweiten Münchener Tor. Aber in der zweiten Halbzeit waren die Pirmaſenſer längere Zeit tonangebend. Zu⸗ nächſt verwandelte Hergert in der 3. Minute einen Handelfmeter. Eine Reihe wuchtiger An⸗ griffe aber ſcheiterten an der vorzüglichen Münchener Deckung. Aber Pirmaſens deckte nun auch beſſer, und verteidigt ausgezeichnet, 0 11 weitere Angriffe der 60er erfolglos ieben. Aus der Heimat Sedenktage 20. Februar. Hofer und Peter Mayr erſchoſſen. 1920 Her Polarforſcher Robert Peary in Wa⸗ ſhington geſtorben. 1 1920 Der Pädagog Wilhelm Rein in Jena geſtorben. Sonnenaufg. 7.07 Sonnenunterg. 17.21 Mondaufg. 5.23 Mondunterg. 11.40 Prot.: Euwerius. Kath.: Eleutherius ** Faſching Nun ſind die großen, die offiziellen Bälle des Jahres an uns vorbeigerauſcht und der Faſching iſt voll in ſeine Rechte einge⸗ treten— Prinz Karneval regiert die Stunde, trotz allem!. Sind auch die Zeiten noch ſo arg— wer es nur irgend kann, der möchte doch, und ſei es auch nur ein einziges Mal, ſich im Fa⸗ ſchingsrummel für ein paar Stunden die Grillen aus dem Kopfe ſchlagen— möchte einmal wenigſtens in Mummerei und Nar⸗ retei des Daseins Grau in Grau vergeſſen, einmal wenigſtens ganz unbeſchwert fröhlich ſein! Und deshalb iſt— im Gegenſatz zu je⸗ nen rauſchenden, offiziellen Feſten, wo, ſe offizieller, je feudaler und exkluſiver es her⸗ ging, es diesmal allerorten deſto minder laut„gerauſcht“ haben ſoll— auf den Ko⸗ ſtüm⸗ und Maskenfeſten diesmal noch ver⸗ hältnismäßig am meiſten„los“. Iſt es doch, als lege man mit dem Koſtüm, mit der Larve für ein paar Stunden einen anderen Menſchen an— einen, der man gern ſein haupt nicht ins Spiel bei ſehr ſchwacher Ab⸗ 1810 Der Tiroler Freiheitskämpfer Andreas möchte und der man nun einmal im Auta und heute am allerwenigſten, nicht ſein darf Deshalb— und dann noch aus einem an⸗ dern, höchſt wichtigen Grund: Man kann da⸗ bei auch viel leichter und beſſer ohne ein all⸗ zugroßes Loch in der Börſe davonkommen denn man braucht ja hier, um zu glänzen keinen koſtbaren und teuren Staat— durck einen guten Einfall, mit geſchickter Hand au⸗ ein paar Billigkeiten„bewirklicht“, kann mar am Ende ſogar zum König oder zur Königin des Abends werden! Früh genug wird ihm das wohlbekannte Aſchermittwochsrieſenkatertier den ſchwer gewordenen Kopf abbeißen und— nach der Demaskierung iſt immer noch Zeit, falſche Anſchlüſſe zu berichtigen! * Autofahrer, ſind die Bremſen in Ord⸗ nung! Die Bremſen des Wagens müſſen in beſter Ordnung ſein, damit der Fahrer die Gefahrenaugenblicke meiſtern kann, daß ſie nicht zu Unglücksfällen werden. Das Geſetz verlangt ja von ihm die Bremſen ſeines Wa⸗ gens in kadelloſem Zuſtand zu erhalten und es iſt unverantwortlich gehandelt, wenn durch dieſes Unbeachten Schaden entſteht. Nun wo die Landſtraßen ſtärker wieder befahren wer⸗ den und in den Städten ſtärkerer Autover⸗ kehr gegen das Frühjahr einſetzt, muß dies erſte Pflicht jedes gewiſſenhaften Menſchen ſein. Entſtandene Unglücksfälle ſind oft nich! mehr gut zu machen, ſie haben außerdem ſehr oft langwierige Prozeſſe im Gefolge. ee Aufnahme von Wechſel⸗ und Scheckpro⸗ leſten durch die Reichspoſt. Nicht immer iſt der Geldzuſteller ein gern geſehener Gaſt. Die Poſt kann beauftragt werden, Wechſel und Schecks bis zu 1000 Rm. zur Zahlung vor⸗ zuzeigen um, wenn die Zahlung unterbleibt, Proteſt mangels Zahlung zu erheben. Im Jahre 1931 ſind mehr als 1,2 Millionen Stück Poſtproteſtaufträge über rund 172 Mil⸗ lionen Rm. durch die Poſt erledigt worden. e Achtung, Falſchgeld! Seit einigen Ta⸗ gen ſind ſehr gut nachgeahmte falſche Fünf⸗ markſtücke im Umlauf und zwar in erheblichen Mengen. Sie beſtehen aus Kupfer und ſind gut verſilbert. Ihr Klang iſt dumpfer als der der echten Stücke. Auch falſche 10⸗ und 50⸗Rentenbankſcheine ſind im Umlauf, die aber bei etwas Vorſicht leicht zu erkennen ſind. Für die Hausfrau Denkſpruch. Wer mit vielen Entſchuldigungen und Erklärungen um ſich ſchlügt, klagt ſich einigermaßen ſelbſt an. Verſchiedene Pfannkuchen Die Eierkuchenherſtellung im allgemeinen ift ja bekannt. In Bayern weicht man Sem⸗ meln ein, nachdem ſie in Schnitten zerteilt wurden, und zerquirlt ſie an den üblichen Eierkuchenteig. Schnittlauch und grüner Sa⸗ lat ſind beliebte Beigaben. Eierkuchen mit Fleiſchreſten iſt ein Gericht, das den hung⸗ rigſten Menſchen ſattmacht. In Frankreich gibt man gern Zitronenſaft zu den Eierku⸗ chen. In Süddeutſchland und der Schweiz liebt man gebrühte Eierkuchen, bei denen al⸗ lerdings nur das Mehl durch Darübergießen kochenden Waſſers gebrüht wird. Etwas an⸗ deres ſind auch gehackte Eierkuchen Die fer⸗ tigen Kuchen werden in feine Streifen wie Nudeln geſchnitten und mit einer Butter⸗ oder Fruchttunke gereicht. 6 1 0 Beſonders munden allerlei Kräuter, die man fein gehackt und beigefügt hat. Alle Ar⸗ ten Pilze, beſonders Pfifferlinge, Steinpilze, Champignons und Morcheln, aber auch die einfacheren Sorten eignen ſich ausgezeichnet zur Beigabe. Will man einen Eierkuchen⸗ pudding bereiten, ſo bäckt man acht bis zehn dünne Eierkuchen, ſchneidet ſie in feine Streifen und füllt ſie in eine Puddingform. Korinthen, Sultaninen oder Apfelſcheiben, Kirſchen uſw. geben dem Pudding, der in üblicher Weiſe aus Milch, Eiern, Zucker uſw. bereitet wird, den gewünſchten guten Ge⸗ ſchmack. Wer etwas Pikantes liebt, der kann Sardellen oder ausgegräteten Bückling dem Eierkuchen beifügen. Andere wieder ziehen Eierkuchen mit Speck jedem anderen ähn⸗ lichen Gericht vor. Eierkuchen mit Spinat iſt beſonders wertvoll, wenn es ſich darum han⸗ delt, der Blutbeſchaffung aufzuhelfen. Kinder, die ſich oft aus Spinat nichts machen, eſſen ihn, wenn er in den Eierkuchen hineinge⸗ backen iſt. * Koch⸗Rezepte Geſchmortes Kalbshirn.(Für vier Perſo⸗ nen.) Zutaten: Ein Kalbshirn, kochendes Waſſer, Mehl, drei Eßlöffel Butter, zwei Eßlöffel Mehl, einen halben Liter Waſſer, ein Teelöffel Salz, ein Eßlöffel Kapern, ein Teelöffel Zitronenſaft, acht Tropfen Maggis Würze. Zubereitung: Das Kalbshirn wird mit kochendem Waſſer gebrüht und Haut und Blutteilchen entfernt. Es wird mit Salz be⸗ ſtreut, in Mehl gewendet und dann in der heißen Butter goldgelb gebraten. Nun gib! man etwas Mehl zu, das man aber nur hell röſtet, füllt Waſſer auf und läßt das Hirn etwa eine Viertelſtunde ſchmoren. uletz ſchmeckt man die Soße mit Kapern, Zitro⸗ nenſaft, Maggis Würze, und wenn nötig, etwas Salz ab. Man kann auch an die Tunke ein Eigelb rühren..