1. 0 n. ö N a K roller Sänger-Maskenhal Maskenkarten à 60 Pig. im Vorverkauf: Gaſthaus Harmonie, Gaſtha 5 8 neben der„Traube“ und Franz Hofmann, Drehſcheibe. Eintritt für Nichtmasken abends an der Kaſſe 40 Pfg. pro Perſon, 4 N Sonntag, en 28. fahr, abends d. I Ur, uſer Aiuirnung 75 pe des„M. C. V. Harmonie“ Im närrisch dekerlerten Saale des 11 a us zum Karpfen, bei Chormeiſter Hvok, Rathausſtraße 1, in den Cigarrengeſchäſten J. Bugert, Ludwigſtraße, L. Winkenbach Es laden närriſchſt ein: Jer Harslenwirt. Der Vorstand des N. G. V. Harmonie. 2 N Tokale hachrichten. * Abſchluß ⸗Verſammlung der Fünfzigjährigen. Heute Dienstag Abend findet in der„Gambrinushalle“ die Abſchluß⸗ verſammlung ſtatt, worauf wir alle Altersge⸗ noſſinnen und Altersgenoſſen beſonders aufmerk⸗ ſam machen. Das 1. große Viernheimer Jo⸗ Jo⸗Treffen verſammelt am kommenden Sonn- tag abend alle hieſigen Männergeſangvereinler und deren Freunde. Beſonders närriſche und qualifizierte Jo⸗Jo⸗ Spielerinnen und Spieler ſollen mit Preiſen bezw. mit Auszeichnungen bedacht werden. Das Jo- Jo⸗ Spielfeld im großen Engelſaale bietet vorzeitig reichlich Gewähr, um in den engeren Kreis der Preisträger zu gelangen. Die Parole für Samstagabend kann daher nur lauten:„Auf zum 1. großen Viernheimer Jo⸗ Jo⸗Treffen! Jo⸗Jo⸗Heil! „gung! gung! Hier Wellen⸗ länge 1111! Närriſcher Rundfunk. Bitte notieren Sie: Samstag, den 25. Febr., abends 3,5 Stunden vor Mitternacht ſteigt im feenhaft dekorierten Alexander⸗Saale des Welt- bades Viernheim, der mit Spannung erwartete, über die Grenzen Deutſchlands hinaus berühmte und bekannte Flora⸗Maskenball. Den Vorbe— reitungen nach zu ſchließen wird dieſer Ball alle ſeine Vorgänger aus früheren Jahren in den Schatten ſtellen. So wird unter anderem Prinz Karneval, eigens für dieſe Veranſtaltung, aus Nizza, der Hochburg des Narrentreibens der ganzen Welt, importiert werden. Welche Bedeutung man auch in den Nachbarländern dem Flora-Maskenball beimißt, erhellt ſchon aus der Tatſache, daß die Regierungen von Käfertal, Wallſtadt, Heddesheim uſw. an die Feſtleitung mit der Bitte eine Delegation entſenden zu dür— fen herangetreten ſind, welcher Bitte auch bereit- willigſt entſprochen wurde. Zum Schluſſe ſei noch bemerkt, daß auch einige Pracht⸗Exemplare der Flora für die nötige Stimmung und Humor bemüht ſein werden. Stunden dem grauen Alltag entfliehen und neuen Lebensmut ſchöpfen will, beſuche unbedingt den Flora⸗Maskenball. Eintrittspreiſe Masken Mk. 0.80, Zivil Mk. 0.50. Auf Wiederhören! * Großer Erfolg des Volkschor⸗ Kabaretts. Das etwas ſterotype Lächeln des Volkschor⸗Kaſſiers, weitete ſich am Sonntag⸗ abend zu einem freudigen Lachen, als er ſah, daß der Stoß Eintrittskarten zuſammenſchmolz wie der Schnee in der Sonne. Der größte Saal am Platze, der„Karpfen⸗Saal“, erwies ſich wieder einmal als viel zu klein. In feierliſcher Enge zuſammengedrängt konnte noch einen Eröff⸗ nungsmarſch der Kapelle Hanf. Blank der Anſager Max Werner, Mannheim, alle Erſchienenen will- kommen heißen. Das marmorierte Badezimmer des Vorſitzenden erfuhr hierbei eine treffende Gloſſierung. Ein Männer- Quartett des Volks- Wer darum für einige chors brachte in ſicherer Weiſe ein heiteres Quodlibet zum Vortrag um dann die Bühne für einen ungariſchen Nationaltanz frei zu machen. Das ehemalige Mitglied des Mannheimer National⸗ theaters, Betty Sauter und Hermann Moraſch, Mannheim, erhielten für ihre Darbietungen ſtürmiſchen Beifall. Alsdann betrat das Uni⸗ verſal⸗Genie Werner die Bühne um alls humor⸗ iſtiſcher Manipulator den ganzen Saal in Staunen zu verſetzen. Mixi, der Negerparodiſt hatte es durch ſeine drolligen Einfälle leicht, das Publi- kum auf ſeine Seite zu bringen. Das beifällig aufgenommene Duett„Die guten ältern Herren ſind richtig“, geſungen und getanzt von Betty Sauter und Fritz Gallei, bildete den Schluß des erſten Teils. Den zweiten Teil eröffnete Eliſe Katzenmaier mit dem„Weiblichen Sipo“, dem ſich„Maxello“ als Exzentrik⸗Jongleur anſchloß. Im weiteren traten noch auf Jakob Müller, Viernheim als Humoriſt und Jakob Hanf als Xy lophaniſt. Im Anſchluß an die letzte Tanz- nummer von Betty Sauter wirbelte das„Volks- chor⸗Ballett“ durch den Saal, das ebenſo wie bei der letzten Operette ſtürmiſchſt gefeiert wurde. Den Schluß bildete der Schnellmaler„Morré“, der mit mehreren Porträts Staunen und Heiter⸗ keit erregte. Für die muſikaliſche Untermalung ſorgte unſere Lokalkapelle Hanf-Blauk in der von ihr gewohnten ſicheren Weiſe. Bis zur Feierabendſtunde wurde noch von Alt und Jung dem Tanz gehuldigt. Das etwas gewagte Ex— periment iſt geglückt, auf dieſe Veranſtaltung kann der Volkschor mit Recht ſtolz ſein. Die Vereinsleitung ſagt allen Beſuchern für die Unter- ſtützung freundlichſten Dank. Dieſen Dank ver⸗ binden wir mit der Bitte, bei unſerer demnächſt ſtattfindenden Aufführung der Revue-Operette „Das Mädel vom Neckarſtrand“ uns ebenfalls zu beſuchen.(Für die Aktivität findet am Don⸗ nerstag(nicht Samstag) eine Singſtunde ſtatt. Um pünktliches Erſcheinen aller Sänger und Sängerinnen wird gebeten). —— Sport und Spiel. In überzeugendem Kampf wird Bft. Neckarau 4:3 beſiegt! 2. M. ſchlägt Wallſtadt 1. M. 4:2, 3. M. gew. gegen Wallſtadt 2. M. 54. Aufſtellung einer Pokalmannſchaft für 1. M. Reſerve. Die Senſation der Doppelveranſtaltung auf dem VfR⸗Platz war der grandioſe Sieg und das aufopferungsvolle Spiel, entſtanden aus einem großen Siegeswillen der Viernheimer! So und ähnlich lauten die Berichte der Tages⸗ zeitungen unſerer Nachbarſtadt, die die Grünen von vor 14 Tagen nicht mehr wieder erkannten. Die Einſtellung von Mandel als Mittelſtürmer dürfte ſich bewährt haben, denn er leitete den Sturm mit Umſicht und ſeine Nebenleute gingen auf ſeinen Aufbau gut ein, vortrefflich unter- ſtützt von Läufern und Verteidigern, die dem Gegner weit überlegen waren. Krug im Tor muß wieder ſeine alte Sicherheit bekommen, ſchneller zupacken und ſich werfen— und man wird wieder bald ſich in aufſteigender Linie be⸗ wegen. Durch intenſives Training und Willen jeden Spielers werden wir wieder auf die Höhe kommen. Der Anſang iſt gemacht, mit aller Energie nun ans Werk, noch iſt nicht alles verloren und Viernheims Namen wird wieder allerbeſten Klang bald haben.— Das Pokal⸗ ſpiel gegen Boruſſia Neunkirchen iſt auf 9. 4. verlegt— auf unſeren Antrag hin wegen Faſt⸗ nachtſonntag.— Verhandlungen wegen eines Spieles hier oder auswärts ſind im Gange. — Die Aufſtellung einer Pokalm. iſt geplant, worin all die Spieler verwendet werden, außer⸗ halb den beſtehenden aktiven Mannſch., die ſtets für die 1. M. herangezogen werden können. Kraftſportabend im„Engel“ gegen Sportugg. 1884 Mannheim. Der Beſuch war infolge der Verhältniſſe etwas ſchwach, unſere Mitglieder und Sport⸗ freunde unterſtützen unſere junge, aufſtrebende Schwerathl. Abt. noch nicht ſo, wie es gut wäre. Die Leiſtungen waren befriedigt, wenn auch die Ringer ſich noch durch eifriges Training ſtark verbeſſern müſſen, wenn ſie in der A⸗Klaſſe gut beſtehen wollen. Die Niederlage von 12:4 iſt dazu der beſte Maßſtab. Einen feinen Sieg erzielte Jakob Benz im Weltergewicht in knapp 2 Minuten, während Wörner Hs. unentſchieden gegen den bek. Hammer kämpfte, Adler im Schwerge. erlitt eine knappe Punktniederlage. Die Stemmer erzielten im Dreikampf ein ehren- volles Unentſchieden mit 2620 Pfd. Wochenplan der Sportver⸗ einigung Amieitia 09 E. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag nachm. 3 Uhr: Training der 1. und 2. M. Mittwoch nachm. 3 Uhr: 4. M. Mittwoch abend 8 Uhr: Geſchäftsſtelle. Mittwoch und Freitag abend 8 Uhr: Training der Athleten im Lokal. Donnerstag nachm. 3 Uhr: und 3. M. Freitag nachm. 3 Uhr: Training der Jugend und Schüler. Training der 3. und Spielausſchuß in der Training der 1. Wochenplan des Turnvereins. Montags und Donnerstag: Fechtabteiluug ab 8 Uhr im Lokal. Dienstags: Turnſtunde der Schüler ab 5 Uhr im Lokal. Mittwochs: Turnſtunde der Schüler von 3— 5 Uhr auf Sportplatz l. Training ſämtlicher Handballſpieler auf Sportplatz l. Mittwochs: Donnerstags: Turnſtunde der Turnerinnen ab ö 8 Uhr im Lokal. Kath. Jugend Viernheim Wochenplan Montag: 5—7 Uhr Schülerturnſtunde Dienstag: Platztraining für die oberen Fuf⸗ ballmannſchaften 4—6 Uhr Training der Schüler. 8½ Uhr Verſammlung des Inugmänntr. bundes im„Löwen.“ Mittwoch: Platztraining für die Handballmann-⸗ i ſchaften. Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde und Schülertraining. 1/9— 10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde.! Schutzſportabtlg. des Reichsbanners Handball T. E. Weinheim— Viernheim (Sonderklaſſe)(A⸗Klaſſenmeiſter) 312 Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Brennholz. Am Mittwoch, den 22. Februar 1933, vor⸗ mittags 10 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes ca. 180 Rm. Brennholz öffentlich ver- ſteigert. Betr.: Das Heimfahren des Gemeinde-Brennholzes Das Heimfahren von 60 Rm. Scheitholz ſoll im öffentlichen Wettbewerb vergeben werden. Die Angebotsformulare mit den Bedingungen ſind auf dem Büro des Gemeindebaumeiſters erhält.“ lich. Die Angebote ſind verſchloſſen und mu! entſprechender Aufſchrift verſehen, bis 25. ds. Mts., vormittags 10 Uhr, auf dem vorgenann⸗ ten Büro einzureichen, woſelbſt die Eröffnung der 5 etwa erſchienener Bieter Angebote im Beiſein ſtattfindet.— Zuſchlags- und Bindefriſt 14 Tage Betr.: Schweineſchwiſchenzählung am 3. März 33. Am 3. März 1933 findet eine Schwein zwiſchenzählung zu ſtatiſtiſchen Zwecken ſtatt.! Verbunden mit dieſer Zählung iſt die Ermittlung der nichtbeſchaupflichtigen Hausſchlachtun⸗ gen für die Zeit vom 1. Dezember 1932 bie Dieſe Ermittlung ſoll dazu 28. Februar 1933. dienen, einen Ueberblick über den ſaiſonmäßigen Verlauf der Geſamtſchlachtungen an Schweinen zu erhalten. Die Zählung wird von ausgeſteuerten Kauf⸗ 5 leuten vorgenommen und empfehlen wir deshalb, dieſen richtige Angaben zu machen.. Wer vorſätzlich die Angaben, zu denen er bei dieſer Zählung aufgefordert wird, nicht er⸗“ ſtattet oder wer wiſſentlich unrichtige oder un vollſtändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu Auch kann Vieh, deſſen Vorhandenſein verſchwiegen worden iſt, im Urteil 1 10000 RM. beſtraft. für den Staat verfallen erklärt werden. Viernheim, den 21. Febr. 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Aünmuumummunmumuunnmmunnummuvnmunwuimunumuinuunmdnmuunu duden Fin Samstag Abend, den 25. februar 1933, findet unter Mitwirkung des Math. Jungmännerverein Viernheim(Sodalität) Dienstag, den 21. Febr. abends 8 ½ Uhr gegr. 1846 Mannergesangberelns e a in den humorvoll und festlich dekor- ierten„Engelsälen“ der grobe FEC statt. Alle aktiven, passiven, Ehren- mitglieder und deren Angehörigen so- wie Freunde und Gönner des Vereins ladet hierzu herzlichst ein. Der Engelwirt. NB. Maskenkarte Rm. I.— erhältlich bei Mitglied Franz Hof- mann(Drehscheibe) Mitglied Gg. Helbig, Kühnerstraße 8. PF 2 immer und Küche mit Zubehör, an ruhige, gute Mieter zu ver⸗ geben. Näheres in der Ex. d. Blattes. fünunummmmmmmmmmenmmmummnmnummunuunmmnnnnnmmnumnmanuntunanannnnnminp tt Feet Landw. Geld⸗ und Warengenoſſenſchaft. Thomasnhl und Kainit Der Vorſtand. am Lager. Verſammlung mit Vortrag im Heim (Gaſthaus zum„Löwen“, Thema: Die mo- terne Sozialnolitik der Kirche. Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß während der Verſammlungen im Saal Trink- und Rauchver⸗ bot iſt. Zu recht zahlreichem Beſuch ladet Euch recht herzlichſt ein. Der Präfekt: Weidner. FEC Hchtung Achtung „Zum Ochsen“ Dienstag, den 21. Februar abends a 811 Uhr großer Bier-NRummel Es ladet recht freundlichſt ein Die Kapelle Der Wirt M. Kempf. Alte Zeitungen zum Einschlagen u. zum Tapezieren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. —— samstag, den 28. Februar 1033, abends 7,71 Uhr großer Flora⸗Maskenba der Hauskapelle. hierzu laden wir die geschätzte Einwohnerschaft ins- besonders die Mitglieder der Flora nebst Angehörigen, sowſe Freunde und Gönner herzlichst ein. Die Hauskapelle. Der Vorstand d. Ges.-Ver. Flora. Jos. Rlee u. Frau Eintritt: Masken 80 3 Zivil 50 3 Fürsten Hlexander, musikhaus hanf und bei den Sängern der Flora. — im„Fürsten Hlexander“, unter fra. Mitwirkung des Ges.⸗Ver. Flora unc Maskenkarten im Vorverkauf im hat zu verkaufen. Beigeordneter Roos. Darlehen von RM. 300 bis 30000 Bed. u. koſtenl. Ausk⸗ durch Ernst en, Mann- nem d 2, 13. Anfragen 50⸗Jährige. Heute Dienstag Abend 8 Uhr in der „Gambrinushalle“ bei Altersgenoſſe Michacl Faltermann Abſchluß⸗Verſammlung, wozu alle Altersgenoſſinnen und Alltersgenoſſen freundlichſt eingeladen ſind. Der Vorſtand. 2 ———— (0:1) 5 klären, ert ſich zu dem Problem wie folgt: ſtehenden„Verbandes zur Entwicklung der Luft⸗ und e“, wird das Intereſſe der Bevölkerung er⸗ Poeckt und wachgehalten. Der Präſident des Nates der Volkskommiſſare hat ſich ſelbſt In die Spitze des Verbandes geſtellt, ein eeiterer Beweis, welche Bedeutung man der irbeit gibt. Die Organiſation ſoll im Rah⸗ nen des Fünffahresplanes auf 13 Millionen Mitglieder gebracht werden. 8 ⏑ PTT ö (G Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) 2 7 2 7 15 17922—f 8 1 Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl.“ 1,40 Mk fre ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen; wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗-Anzeigeblatt in Vieruheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Hranffurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 45 Mittwoch, aunbeler Anteizr Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an den 22. Februar 1933 Der Luftſchutz Im Auslande und in Deutſchland. [Ddeutſchland hat kein Militärflug⸗ weſen mehr. Das Verſailler Diktat hat uns dieſe Waffe entriſſen. Dagegen haben die taaten rund um unſere Grenzen die Flug⸗ waffe immer mehr ausgebaut und vervoll⸗ kommnet und zwar ſowohl der Zahl als hauch der Leiſtungsfähigkeit der Flugzeuge Rach. Das gilt insbeſondere für Frank ⸗ reich. Darüber hinaus aber haben alle dieſe Staaten auch noch ihren Luftſchuß, das will heißen, den Schutz der Zivilbevöl⸗ erung gegen feindliche Luftangriffe ſorg⸗ Hältig organiſiert. In Frankreich liegt die Durchführung des zivilen Luftſchutzes in Händen des Mini⸗ ſters des Innern und iſt in dem„Plan für den zivilen Luftſchutz“ zuſammengefaßt. Der genannte Miniſter wird in ſeiner Tätigkeit Purch den„Oberen Rat für den zivilen Luft⸗ chutz“ unterſtützt. Marſchall Petain iſt der Veneralinſpekteur der„Luftverteidigung des Heimatgebietes“, das Programm iſt bis um 1. Januar 1935 durchzuführen. In England wird neben der aktiven litäriſchen Luftabwehr dem zivilen Luft⸗ chutz große Aufmerkſamkeit beigelegt. Hohe engliſche Regierungsbeamte haben mehrfach zum Ausdruck gebracht, daß nichts verſäumt Pert dürfe, um die Bevölkerung über die ihr drohenden Gefahren rückhaltlos aufzu⸗ mit Gasſchutzmitteln auszurüſten und in ihrer Handhabung auszubilden. Die Belehrung der Jugend iſt in die Wege ge⸗ eitet, ſie wird in den Schulen regelmäßig ber das Verhalten bei Luftangriffen unter⸗ ichtet. Carl of Halsbury, der Vorſitzende er engliſchen Völkerbundsgeſellſchaft, 512 „Die Frage der Zukunft iſt nicht die, wie es den ausgebildeten Truppen, ſondern den un⸗ Pusgebildeten Ziviliſten in einem ünftigen Kriege ergehen wird!“ In Italien iſt der zivile Luftſchutz durch ein Geſetz aus dem Jahre 1931 gere⸗ gelt. Danach iſt die territoriale Luftſchutz⸗ niliz eine Sondertruppe der Nationalen Freiwilligen Sicherheitsmiliz. Der Schwer⸗ Punkt der Abwehr liegt bei den militäriſchen tellen. In Polen iſt das ausführende Organ des zivilen Luftſchutzes die„Liga Obrony Powietzony Pauſtawa“(LO PP), die unter trengſter Aufſicht der Behörden arbeitet. Veſonders rührig aber iſt die Arbeit in Pom⸗ erellen und in den an Oberſchleſien gren⸗ zenden Bezirken. 1931 will die Organiſation Hallein in Pommerellen 50 000 Mitglieder ge⸗ habt haben. Mit beſonderer Sorgfalt wird Pie Jugend bearbeitet. Rußland iſt verhältnismäßig frühzeitig die Aufſtellung eines Luftſchutzes für die 2 Nivilbevölkerung gegangen. Mit Hilfe des unter ſtagtlicher Aufſicht irrderung der miſchen Waf⸗ Das alles ſind Maßnahmen in Staaten, die ſelber über Militärflugzeuge verfügen. Wie viel mehr muß dann ein Land, das— wie Deutſchland— keine Flug ⸗ waffe beſitzt, auf den Schutz ſeiner Bevöl- kerung vor Fliegerangriffen bedacht ſein! Trotzdem ſteht die Organiſierung des zivilen uftſchutzes bei uns noch in den Anfängen. Die Lufkſchutzarbeiten in Deutſchland ſtehen unter der Leitung der 8 Reichsregie⸗ kung. Durchführendes Organ in den ein⸗ elnen Städten ſind die örtlichen 30 15 eibehörden, denen örtliche Luft⸗ A und Arbeitsaus⸗ üſſe zur Seite ſtehen. N ee bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 50. Jahrgang Dem Wahltag entgegen gitzung des Neichswahlausſchuſſes— Nur acht Neichswahlvorſchläge angenommen Reich und Länder— Die monarchiſtiſche Bewegung in Bauern Berlin, 22. Februar. Der Tag der Reichstagswahl— Sonntag, 5. März— rückt allmählich näher, aber von einer eigentlichen Wahlbewegung, wie man ſie von früheren Wahlen her kennt, iſt dieſes Mal nichts zu bemerken. Am Dienstag iſt der Reichs wahlaus⸗ ſchuß unter Vorſitz des Reichswahlleiters. Präſident Profeſſor Dr. Wagemann, zwecks Prüfung und Zulaſſung der Reichs⸗ wahlvorſchläge zuſammengetreten. Es ren, wie bereits bekannt, neun wahlvorſchläge eingereicht. Acht davon wurden zugelaſſen. Es ſind die folgenden: 1. Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbei- kerpartei(Hitlerbewegung): 2. Sozial- demokratiſche Partei Deutſchlands; 3. Kommuniſtiſche Parkei Deutſchlands; 4. Deutſche Jenkrumspartei; 5. Kampf- front Schwarz⸗Weiß⸗Rol; 6. Bayeriſche Volkspartei; 2. Deutſche Volkspartei, Chriſtlich⸗ſozialer Volksdienſt(Evang. Bewegung), Deutſche Bauernparkei, Deulſch⸗Hannoverſche Parkei; 11. Würk⸗ kembergiſcher Bauern- und Weingärt⸗ nerbund(Landbund). Die Zwiſchennummern 8 bis 10 fallen aus, weil ſie für im Reichstag bisher vertretene Parteien vorgeſehen waren, von denen ei⸗ gene Reichswahlvorſchläge nicht eingereicht worden ſind. Nicht zugelaſſen wurde der Reichswahl⸗ vorſchlag der Sozialiſtiſchen Kampfgemein⸗ ſchaft, die auf Grund der Sammlung von 60 000 Unterſchriften im Wahlkreis Chem⸗ nitz—Zwickau einen eigenen Kreiswahlvor⸗ ſchlag hat. Für die Reichsliſte fehlten aber von den 20 notwendigen Unterſchriften bei Ablauf der geſetzlichen Friſt 16, die der Ver⸗ trauensmann, wie er in der Sitzung ſelbſt zugab, nicht rechtzeitig beſchaffen konnte. Jur Wahl am 6. November 1932 wa- ren 18 Reichswahlvorſchläge zugelaſſen worden, ſo daß jetzt die Jahl der Reichs wahlvorſchläge zu mehr als die Hälfte geringer geworden iſt. Die Reichswahlvorſchläge ſind bekanntlich die Reichsliſten, auf die die Reſtſtim⸗ men aus den einzelnen Wahlkreiſen verrech— net werden.— Für die Wahlen zum preu—⸗ ßiſchen Landtag, die bekanntlich ebenfalls am 5. Mirz vorgenommen wer—⸗ wa⸗ Reichs⸗ Wenn die Frage aufgeworfen wird, ob die Aufgabe des Luftſchutzes den Einſatz der ge⸗ ſamten Volkskraft lohnt, ſo vergegenwärtige man ſich, was auf dem Spiele ſteht. Nach den Erfahrungen des Weltkrieges— und nach dem Verlauf der Genfer„Abrüſtungs“⸗ verhandlungen— muß damit gerechnet wer⸗ den, daß leider Kriegshandlungen nicht vor der Zivilbevölkerung haltmachen werden, ſondern daß der Feind beſtrebt ſein wird, die Kraftquellen des Volkes zu treffen und zu zerſtören. Gas-, Waſſer⸗ und Elektrizi⸗ tätswerke, induſtrielle Werke, Knotenpunkte und wichtige Anlagen des Verkehrs ſind die Angriffsobjekte, wobei natürlich Eigentum und Leben der Zivilbevölkerung ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen werden. Die große Bevölkerungsdichte Deutſchlands und die en ben der enſchen in den roßſtädten bedingen gerade in unſerem Vaterlande eine große Empfindlichkeit Luft⸗ angriffen gegenüber. Man bedenke dabei, daß nahezu alle Großſtädte Deutſchlands nur 1—2 Luftſtunden vom nächſten auslän⸗ diſchen Bombenflughafen entfernt ſind; ab⸗ geſehen aber davon iſt natürlich jeder Punkt Deutſchlands in kurzer Zeit feindlichen Luft⸗ angriffen preisgegeben. i den, wurden folgende ſreben Landeswahl⸗ vorſchläge zugelaſſen: 1. Nationalſozialiſti⸗ ſche Deutſche Arbeiterpartei(Hitlerbewe— gung); 2. Sozialdemokratiſche Partei Deutſchlands; 3. Kommuniſtiſche Partei Deutſchlands; 4. Preußiſche Zentrumspartei; 5. Kampffront Schwarz⸗Weiß⸗Rot; 6. Deut⸗ ſche Volkspartei, Chriſtlich⸗Sozialer Volks- dienſt(Evang. Bewegung), Deutſch-Hanno⸗ veraniſche Partei; 16. Nationale Minderhei— ten in Deutſchland. Reich fordert Zeitungsverbote f Reichsinnenminiſter Dr. Frick hat an das badiſche Innenminiſterium die For— derung gerichtet, den„Badiſchen Ve⸗ obachter“ in Karlsruhe, das Haupt⸗ organ des badiſchen Zentrums, wegen ſeiner Kritik an der Runfunkrede des Reichskanz⸗ lers Hitler in Stuttgart auf die Dauer von acht Tagen zu verbieten. Die badiſche Behörde lehnte die Aus⸗ führung dieſes Verbotes ab und rief die Entſcheidung des zuſtändigen Senals des Reichsgerichis in Leipzig an. Auch die bayeriſche Regierung hat den Staatsgerichtshof angerufen wegen des Er⸗ ſuchens des Reichsinnenminiſters, die„Mün⸗ chener Neueſten Nachrichten“ zu verbieten. Banern und die Monarchie München, 22. Februar. Zeitungsmeldung, wo⸗ nach man in Berliner Regierungskreiſen ſich für angebliche Pläne intereſſiere, in Bayern einen Staatspräſidenten zu ſchaffen und dafür den Kronprinzen Rupprecht in Ausſicht zu nehmen, ſtellt die Bayeriſche Volkspartei⸗Korreſpondenz feſt, daß die Staatspräſidentenfrage in Bay⸗ ern überhaupt keine akute Bedeu⸗ tung habe. Was die Perſon des Kron⸗ Jprinzen anbelange, die hier herangezogen werde, ſo dürfte gerade die Idee des Staats- präſidenten, der doch nur ein ſelbſtgewähltes Staatsoberhaupt ſein könnte, mit jenen Rechten am allerwenigſten vereinbar ſein, die der Chef des Hauſes Wittelsbach zu ver⸗ treten und zu wahren habe. Der Vorſitzende des Bayeriſchen Königs⸗ und Hei⸗ matbundes, Frh. zu Guttenberg, erklärt zur Frage des Staatspräſidenten: Gegenüber einer Genf, 22. Februar. Am Dienstagnachmittag herrſchte im Völkerbundsgebäude anläßlich der Eröffnung der außer ordentlichen Vollverſammlung für den Fern⸗ oſtkonflikt ein ungewöhnlich bewegtes Bild. Der Sitzungsſgal iſt von den Mitglie⸗ dern der Abordnungen, Völkerbundsbeam⸗ ten und Sachverſtändigen überfüllt. Die ja⸗ paniſche Abordnung, unter Führung Mat⸗ ſuokas, iſt in außerordentlich großer Zahl er⸗ ſchienen. In der entgegengeſetzten Ecke des Saales hat die weſentlich kleinere chineſiſche Abordnung, an deren Spitze der Geſandte Dr. Jen ſteht, Platz genommen. Der Präſi⸗ dent der Völkerbundsverſammlung, der bel⸗ giſche Außenminiſter Hymans, eröffnet die Verhandlungen und verlieſt ſeinen ſchriftlich verfaßten Bericht an die Völker⸗ bundsverſammlung. Hymans ſchildert in großen Zügen die zur Beilegung des Streit⸗ falles ſeit dem 21. September 1931 geführten „Die Sehnſucht des vayeriſchen Voltes gilt nicht einer Staatsſpitze, die durch Verhandlungen von Parkeien und durch dieſe gebunden aus einer Wahl hervor- geht, ſondern nur dem Manne, der Gokk, ſeinem Gewiſſen und der kauſendſähri⸗ gen Geſchichte ſeines Landes verpflich- tet, frei und ohne jede Bindung an Par- leien aus eigenem Recht König ſeines Volkes iſt“. Auf einer Tagung des Bayeriſchen Heimat⸗ und Königbundes wurde die gleiche Auf⸗ faſſung vertreten. Die Arbeitsbeſchaffung Eine Rede des Reichskommiſſars. Berlin, 22. Februar. Auf einer Veranſtaltung der Vereinigung der leitenden Angeſtellten ſprach der Reichs⸗ kommiſſar Dr. Gereke über das Ar ⸗ beitsbeſchaffungs programm Der Reichskommiſſar führte u. a. aus: In kurzer Zeit iſt es gelungen eine grundſätzliche Eini⸗ gung über das 500 Millionen⸗Sofort⸗Pro⸗ gramm zur Arbeitsbeſchaffung herbeizufüh⸗ ren, das bereits in den nächſten Wochen ſeine ſichtbaren Auswirkungen zeitigen dürfte. Es werden aber in der Oeffentlichkeit Stimmen laut, die ſich nicht nur auf das Tempo der Durchführung des Sofort-Programms, ſon— dern auch auf die Höhe der jetzigen Mitte erſtrecken. Bei nüchterner Betrachtung der Lage mußte ſich allerdings jeder von Anfang an ſagen, daß 500 Millionen für die geſam⸗ ten öffentlichen Körperſchaften Deutſchlande nichts ausrichten könnten, um auch nur an⸗ nähernd die Sachausgaben der öffentlichen Hand wieder herzuſtellen, die von 1929 um faſt 4 Milliarden Mark zurückgegangen ſind. Gerade in einer hochpolitiſch ſo beweg⸗ ten Zeit, wie der heutigen, muß aber die Arbeitsbeſchaffung weiterhin den über⸗ parteilichen Charakter der Schickſals⸗ frage einer ganzen Nation haben, wie ihn der Keichspräſident von jeher ge⸗ wünſchk und geförderk hat. Wenn alle Stellen ihren Einfluß zum Ein⸗ 125 bringen, um die erfolgreich begonnene rbeitsbeſchaffung weiter auszubauen, dann habe ich keinen Zweifel daran, daß es gelin⸗ gen wird, ſchon in dieſem Jahre dem Ziel ein erhebliches Stück näherzukommen. Fernoſttonſtült vor dem Völkerbund Eröffnung der Vollverſammlung Verhandlungen und betont dabei mehrfach, daß die Vorſchläge der japaniſchen Regie⸗ rung nicht nur für China ſondern auch für den Völkerbund unannehmbar ſeien. Er ſtellt dann ausdrücklich feſt, daß die Ver⸗ ſuche des Neunzehnerausſchuſſes, zu einem Vergleich zwiſchen Japan und China zu ge⸗ langen, zum größten Bedauern als geſchei⸗ tert angeſehen werden müſſe. Als die entiſcheidende Hauptfrage be⸗ zeichnet er die Skellungnahme zum neuen mandſchuriſchen Staat, deſſen Anerkennung Japan verlangt, während der Neunzehnerausſchuß die Errich- kung einer Aukonomie unter der Ober⸗ hoheit Chinas vorgeſchlagen hat. 17 Monate ſeien am heutigen Tage verfloſ⸗ ſen, ſeitdem der Völkerbund mit dieſem Streitfall befaßt ſei. Die Verſicherung der japaniſchen Regierung, die Truppen an den J füdmandſchuriſchen Eiſenbahnen zurückzu⸗ Zu kürzen Worten: Der Reichswahlausſchuß hat von den neun eingereichten Reichswahlvorſchlägen acht ge⸗ nehmigt. der preußiſche Landeswahlaus ſchuß hat von den neun Vorſchlägen ſieben angenommen. 8 Zum Vorſitzenden des neuen Ausſchuſſes zur Nachprüfung der Verwendung der Oſt⸗ hilfegelder iſt der frühere Reichswirtſchafts⸗ miniſter Neuhaus auserſehen. Die Exploſionskataſtrophe des Neunkirche⸗ ner Hüttengaſometers iſt wahrſcheinlich durch Arbeiten mit dem Schneidebrenner an einem undichten Umgehungsrohr verurſacht worden. 5 In Genf wurde am Dienstag die außeraor⸗— dentliche Vollſitzung des Völkerbundes zur endgültigen Stellungnahme zum oſtaſiati⸗ ſchen Konflikt eröffnet. In Schanghai iſt eine Gummifabrik in die Luft geflogen. Es gab viele Tote und Ver⸗ letzte. ziehen, ſei von Japan nicht eingehalten wor⸗ en. Die drei großen Oſtprovinzen Chinas ſeien heute von japaniſchen Truppen beſetzt. Die Linie der Großen Mauer ſei überſchrit⸗ ten. Schanhaikwan ſei beſetzt worden. Neue militäriſche Operationen zur Beſetzung der Provinz Dſchehol ſeien im Gange. Die Ver⸗ ſammlung vertagte ſich ohne weitere Aus⸗ ſprache auf Freitag nachmittag. Kein Austritt Japans? Tokio, 22. Februar. Die japaniſchen amtlichen Stellen verſi⸗ rn, daß die Nachrichten aus Genf über einen Austritt Japans aus dem Völker⸗ bund und der Abrüſtungskonferenz nicht den Tatſachen entſprächen. Die japaniſche Abordnung habe ſolche Weiſungen aus To⸗ kio nicht erhalten. Die japaniſche Regie⸗ rung hat dem Völkerbund wenige Stunden vor dem Zuſammentritt der außerordent⸗ lichen Völkerbundsverſammlüng eine Note zugeſtellt, in der die Gründe für das militä⸗ riſche Vorgehen Japans in der Provinz Dſchehol an Hand einer Generalſtabskarte dargelegt werden. Die regulären und irregulären chine⸗ ſiſchen Truppen zur Verkeidigung in Dſchehol werden in der Note mit insge⸗ ſamt 478 000 Mann angegeben. Die An- weſenheit der chineſiſchen Truppen be⸗ deute eine außerordenkliche Gefahr für den Mandſchukuoſtaat. die Mandſchu⸗ kuo-Regierung ſei daher gezwungen, gegen Marſchall Tſchanghſueliang mili⸗ käriſch vorzugehen. Das erſte große Gefecht an der Dſchehol⸗ Front begann— einem japaniſchen Bericht zufolge— am Montag abend in Tſchao⸗ gang. Die Japaner behaupten, daß die Chineſen die japaniſche Garniſon angegriffen hätten. Dſchehol will Widerstand leiſten Peking, 22. Februar. Der Chef der Dſchehol, General Tajulin, Hauptſtadt der Provinz, Tſchende. eine An⸗ ſprache, in der er erklärte, daß die Chineſen ſich mit allen Kräften gegen die japaniſch⸗ mandſchuriſche Offenſive in Dſchehol wehren würden. Die Chineſen würden ſich zwar im Not fall aus der Provinz zurückziehen, wür den ſie aber vorher in eine MWüſte ver ⸗ wandeln. Tajulin betonte weiter, daß die Provinz Dſchehol jetzt genügend mi⸗ litäriſch befeſtigt eiten. Widerſtand zu ei * Nach Londoner Blättermeldungen hat Japan in England Schiffe zum Truppen⸗ transport, China in Italien Flug⸗ zeuge gekauft. Krtenberg Tiefe Erregung in Oeſterreich. Wien, 22. Februar. Die tiefe Erregung der öſterreichiſchen Be⸗ oölkerung über das Vorgehen der Entente hält an. Die Oeffentlichkeit iſt nicht ſo ſehr wegen der Befriſtung der franzöſiſchen Note, als vielmehr wegen der unerhörten Zumu⸗ tung eines eidesſtattlichen Bekenntniſſes ſo⸗ wie darüber entrüſtet, daß man Oeſterreich bei einer ſo geringfügigen Angelegenheit wie ein unartiges Kind behandelt, das man auf die Strafbank verweiſt. Was ferner die öſter⸗ reichiſche Bevölkerung beunruhigt, iſt das dumpfe Gefühl, daß es tatſächlich irgendwo Beſtrebungen gebe, Oeſterreich irgendwie in den Aktionsradius der„Kleinen Entente“, alſo Tſchechoſlowakei, Südſlawien, Rumä⸗ nien— hineinzuziehen. Für eine derartige Selbſtentäußerung werde Oeſterreich nie⸗ mals freiwillig zu haben ſein. Am Dienstag vormittag fand ein Mini- ſterrat ſtatt. In der amtlichen Verlautbarung darüber wird lediglich mitgeteilt, daß die Vorſchläge des Bundeskanzlers einſtimmie genehmigt worden ſind. Ne Italieniſche Flugzeuge für Ungarn? Budapeſt, 22. Februar. Das dem franzöſiſchen Generalſtab nahe⸗ ſtehende„Echo de Paris“ will aus beſtunter⸗ richteter Quelle erfahren haben, daß die franzöſiſche Regierung gemeinſam mit den Regierungen der Kleinen Entente neue diplomatiſche Schritte in Rom und Budapeſt wegen angeblicher Flugzeuglieferungen Italiens an Ungarn unternehmen werde. Oeſterreich werde diesmal überhaupt nicht in die Angelegenheit hineingezogen werden, da die betreffenden Flugzeuge das öſterreichiſche Gebiet in einer Höhe von 6000 Metern überflogen hätten. Die öſterreichiſche Regierung habe ſogar in Rom gegen dieſes Ueberfliegen durch fremde Provinzregierung von hielt in der Milſtärflugzeuge proteſtiert, worguf man ihr geantwortet habe, daß die Flieger ſich nur verflogen hätten. Geſandtſchaſten geplündert 1 „Einſchließlich des Weinkellers.“ Quayaquil(Ecuador), 22. Febr. Der bolivianiſche Geſandte Lozano iſt mit ſeiner Familie im Flugzeug aus Lima hier eingetroffen. Er erklärte, peruaniſcher Pöbel ſei in die bolivianiſche Geſandtſchaft eingedrungen, und habe das Gebäude ein⸗ ſchließlich des Weinkellers ausge⸗ 1 Die Archive ſeien jedoch in Sicher⸗ eit. Die columbianiſche Geſandtſchaft in Lima iſt von einer fanaliſchen Menſchenmenge in Brand geſteckt und zerſtört worden. Der co; lumbianiſche Geſandte und ſeine Familie konnten ſich in der chileniſchen Geſandtſchaft in Sicherheit bringen. Der Streit zwiſchen Columbien und Peru Genf, 22. Februar. Am Dienstag trat der Völkerbunds⸗ rat zu einer außerordentlichen Sitzung zu⸗ ſammen, um über den Konflikt Peru und Columbien wegen des Le⸗ titia⸗Gebietes zu verhandeln. Der Völkerbundsrat hat nach Anhörung des VBertrelers von Columbien einen Dreier- ausſchuß aus Vertretern von Irland, Spa⸗ nien und Guatemala eingeſetzt, der die be; reits eingeleiteten Vermiftlungsverſuche zur Beilegung des Konfliktes zwiſchen Colum⸗ bien und Peru fortführen ſoll. Nach Meldungen aus Lima fanden neuerdings weitere Kämpfe zwiſchen den peruaniſchen und columbianiſchen Truppen bei Tarapaca ſtatt. 80 Peruaner, die ſich im Dſchungel verborgen hatten und demHunger⸗ tode nahe waren, ergaben ſich dem Feinde. Deutſche Tagesſchau Der neue Ausſchuß zur Nachprüfung der Oſthilfe. Zu der Abſicht der Reichsregierung, von ſich aus einen Ausſchuß zur Nach⸗ prüfung der Oſthilfefragen einzurichten, wird gemeldet, daß die Einladungen zur Teil⸗ nahme an dieſem Ausſchuß bereits abgeſchickt worden ſind. Dem Ausſchuß ſollen acht Mit⸗ glieder angehören, die allen Fraktionen des Reichstages, mit Ausnahme der Kommuniſten entnommen werden. Von der NSDAP. ſind aufgefordert, die Abgg. Reinhardt und Mar⸗ tin, von den Deutſchnationalen Harmon, vom Zentrum Erſing, von den Sozialdemokraten Heinig und Wiſſel, von der techniſchen Frak⸗ tion Behrens und von der Bayeriſchen Volks⸗ partei Dr. Pfleger. Den Herren iſt eine Friſt bis zum 23. geſtellt worden, ſo daß über die endgültige Zuſammenſetzung des Ausſchuſſes noch im Laufe dieſer Woche Klarheit geſchaf⸗ fen wird.— Der frühere Reichswirtſchafts⸗ miniſter Dr. Neuhaus iſt als Vorſitzender des Oſthilfeausſchuſſes auserſehen. zwiſchen uſtſchule n Vorgängen haben, als Unter⸗ onderauftrag der Kultus- ſt Veſchlüſſe des Neichskabinettz Gründliche Reorganiſation des Krankeniah. ſenweſens.— Berlin, 22. Fehruar. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabi⸗ nett beſchäftigte ſich nochmals eingehend mit der Krankenſcheingebühr in der Kranken wer ſicherung. Es wurde einſtimmig beſchloſſen, den Krankenſchein vollſtändig zu beſeitigen. Bei der Aufrechterhaltung der augenblick. chen Wirtſchaft und Verwaltung der Kran. kenkaſſen kann e nur eine Ermäßt gung der Gebühr um 25 Pfennige eintreten. Um die völlige Beſeitigung der Kranken. ſcheingebühr zu errei i Reorganiſation des geſamten Krankenkaſſen. weſens notwendig, wobei insbesondere eine weſenkliche Ermäßigung der Verwaltungs. koſten eintrelen muß. Es ſoll aper auch das ganze Finanzweſen der Krankenkaſſen ge. prüft werden. 5 Hierzu iſt eine weſentliche verſicherung notwendig. Das Reichs kabine wird hierfür alsbald die geſetzlich erforden lichen Vorausſetzungen ſchaffen.— Fernen 5 beſchloß das Reichskabinett die Bereitſtellung von 30 Millionen Reichsmark für die Gewährung von Zu⸗ ſchüſſen an mittelſtändiſchestreditinſtſtule und die Weiterzahlung von Beihilfen für der! Metallerzbergbau. Das Reichskabinett genehmigte den Reich haushalt für den Reichskommiſſar für d Luftfahrt und beſchloß die E. zung eines Reichskommiſſar für den gewerblichen Mittel ſt and beim Reichswirtſchaftsminiſterium. Schließlich befaßte ſich das Reichskabinel e ee Wirtſchafts bee mit der Prüfung der 5 triebe der öffentlichen Hand ſowie mit den Bezügen der leitenden Angeſtellten ſubventionierter Unternehmungen. * Der neue Reichslommiſſar Das Reichskabinett wird dem Reichs prä ſidenten zum Reichskommiſſar für den ge Reichs wire ſchaftsminiſterium den Syndikus der Hand Wien bei werblichen Mittelſtand beim werkskammer in Hannover, vorſchlagen. Die Kabinettsſitzung, die bis gegen 10 Uhr dauerte, wird am Mittwoch um 111 fortgeſetzt werden. Ermäßigung der Kranken. ſcheingebühr.— Hilfe für den Miktelſtand. n, iſt eine gründliche Ausde he nung der Aufſicht über die Kranken Einſet ia ollen n bl. 0.89, 1.30, 188. Nus ed cn dem Namaas-. dg Evchen aus dem Armenviertel eee renn über erfüllte ihn. Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Eine unſägliche Bitterkeit allem Kommenden gegen⸗ Die Majorin, die erſt ſelbſt ärgerlich über des Bruders Sticheleien geweſen war, wurde nun wieder von tiefem Mitleid mit ihm erfüllt. Sie beugte ſich mit einer mütter⸗ un dul jedes kackung erneuern können, ehe dieſes Verlangen ganz ausſtirvt W a uns. Du wirſt alſo gegen dieſes Geſpenſt immer wieder g kämpfen müſſen und vielleicht in einiger Zeit dich auß neue einer Entwöhnungskur unterziehen. Und trotzden bitte ich dich, ſchnellſtens ein Sanatorium aufzuſuchen: 42 Als Rüder ſo jäh und mit ſolch ſchmerzlichen Emp⸗ findungen abgereiſt war, lag eine tiefe Niedergeſchlagen⸗ heit über Eva. Nicht, daß ſie Sehnſucht empfunden hätte nach ihm, obwohl ſie ſein frohes, klingendes Lachen über⸗ all vermißte, ſie machte ſich vielmehr ſchwere Selbſt⸗ vorwürfe, daß ſie nicht zurückhaltend genug ihm gegenüber geweſen war und ihn durch ihre zu große Vertrautheit ſelbſt zu dieſer unglückſeligen Liebe verleitet hatte. Der Konſul merkte die Traurigkeit in Evas Weſen und deutete ſie natürlich ganz anders. Er machte gehäſſige Be⸗ merkungen hierüber, und zwar in ſo unverblümter Weiſe, daß ſogar die Majorin, die nach wie vor von der abſo⸗ luten Harmloſigkeit von Rüders Verehrung überzeugt war, für ihn und Eva lebhaft eintrat und den Bruder ganz energiſch zurechtwies. Als aber die Sticheleien von ſeiten Martens ſich jeden Tag wiederholten, da riß Eva endlich doch die Geduld, und ſie erwiderte in zorniger Erregung: „Allerdings iſt das Zuſammenſein mit einem harmo⸗ niſch abgeſtimmten und weſensverwandten Menſchen an⸗ genehmer als mit einem Manne, deſſen Nerven völlig zer⸗ mürbt ſind und der durch ſeine ſchrecklichen Launen ſeine Umgebung ſchlimmer quält als eine hyſteriſche Frau.“ Sie wartete die Erwiderung ihres Gatten gar nicht erſt ab, ſondern verließ haſtig das Zimmer. So ſah ſie auch nicht mehr die ungeheure Wirkung ihrer Worte. Der Konſul ſtützte mit einer unſäglich müden Bewegung den Arm auf den Tiſch und legte das Haupt mit den ſilber⸗ grauen Locken darauf. Ein lautloſes Weinen erſchütterte jäh ſeinen Körper. Zum erſten Male hatte Eva ihm die Troſtloſigkeit und Verächtlichkeit ſeines Zuſtandes zum Vorwurf gemacht.— g f lich⸗zärtlichen Bewegung über ihn, den Haltloſen, den Ge⸗ quälten, und ſagte, während ihre Hände wie beruhigend über ſein Haar glitten: 1 „Armer Bruder, daß ſich auch gerade an dir wieder das Tragiſche unſeres Geſchlechts erfüllen muß. Jeder zweite der Familie verfällt dem Rauſchgift. Es wäre ent⸗ ſchieden beſſer, an mir hätte dieſes unheilvolle Erbe ſich erfüllt; denn ich habe nichts zu verlieren als mein eigenes, alterndes Leben, mit dem ich der Welt ja doch nichts mehr zu geben vermag. Während du ein junges Weib, ein ent⸗ zückendes Kind dein eigen nennſt und der Welt auch geiſtig noch viel zu geben haſt.“ Martens umſchlang die Schweſter mit beiden Armen und hielt ſich an ihr feſt wie ein Ertrinkender an ſeinem Retter. Er ſtöhnte wie in tiefſter Seelenpein; dann fragte er mit leiſer, ſtockender Stimme: i „Glaubſt du denn ernſtlich daran, Schweſter, daß mich ein längerer Aufenthalt in einem Sanatorium, in dem ich der ſtrengſten Entziehungskur unterworfen bin, noch retten kann? Bei dem Andenken an unſere toten Eltern bitte ich dich, mir ehrlich und rückſichtslos deine Meinung zu ſagen. Sprich aus falſchem Mitleid keine Lüge aus, Schweſter, ich bitte und beſchwöre dich.“ Die Majorin zögerte lange mit der Antwort; man ſah ihr an, daß ſie mit ſich ſelbſt um einen Entſchluß kämpfte. Doch als ſie den dringenden, mahnenden Augen des Bruders begegnete, antwortete ſie ebenſo leiſe und ſtockend, wie er gefragt hatte: 1 „Eine Heilung verſpreche ich mir unbedingt davon, Werner, wenn auch vielleicht nur eine vorübergehende; ich weiß, daß du immer aufs neue den Kampf mit der Verſuchung aufnehmen mußt, denn du weißt ja ſelbſt, daß die Sucht nach Morphium ſchon ſeit Generationen in unſerem Blut ſteckt. Wir müßten erſt dieſes Blut völlig denn eine Heilung, wenn ſie auch nur vorübergehend ſein. ſollte, wird eine große ſeeliſche, körperliche und geiſtige Kraftquelle ſein für dich. Denn ſo, wie dein Zuſtand zur Zeit iſt, ſo haltlos, ſo gereizt, ſo unberechenbar und ver⸗ 5 1 fallen, ſteuerſt du unbedingt deinem nahen Ende entgegen das mußt du doch ſelber fühlen, geliebter Bruder.“ Der Konſul nickte ſchwermütig: „Dann rufe ſofort Profeſſor Hainer an, daß er ſchnuell 7 ſtens zu mir kommt und die nötigen Anordnungen einer Aufnahme in einem Sanatorium trifft. Aber rufe auch wirklich ſogleich an, Schweſter, denn ich kenne mich! In einer halben Stunde denke ich ſchon wieder viel leichtet über meinen Zuſtand. Ach, du glaubſt ja Zar nicht, wie zermürbt, wie willenlos ich geworden bin.“ Es war ein tragiſches Verhängnis, daß der alte, er fahrene Hausarzt und Freund, Profeſſor Hainer, gerade 1 für einige Tage nach Berlin zu einem Aerztekongreß gereiſt war. tigen Sanitätsrat inzwiſchen die Vertretung übergeben, aber der Konſul wollte dieſen nicht in ſeine Angelegenheit einweihen; er wollte lieber warten, bis Hainer, der ihn ſchon einmal mit Erfolg behandelt hatte, wieder von 1 Berlin zurückgekehrt ſei. Und unaufhaltſam nahm nun das Schickſal ſeinen Weg weiter, in der von wilden Roſen und Klematis umſponne— nen Villa des Konſuls. 5 g Ein paar Tage ſpäter fing es ſchon an. Eva ſowie die Majorin hatten bemerkt, daß Martens von einer quälen den Unruhe befallen war, die geradezu anſteckend auf ſeine Umgebung wirkte. Immer und immer wieder wanderte ſein finſterer Blick zu Eva hinüber, die ſchweigend vor ihrem Teller ſaß. 48 60 6 g a(Fortſetzung folgt.) Er hatte wohl einem bekannten und auch ſehr tüch⸗ * N N W 0 eee ee ee eee — 15 5 g.— r. PPUPPPPTPH ,, .. ĩr˙.—— 7 8 — eee ee „Heiliger Darwin!“ rief mich Profeſſor Hawkes an.„Eben habe ich an dich gedacht, mein Junge! Haſt du einen Monat oder zwei Zeit?“ „Sehr beſchäftigt bin ich nicht“, antwortete ich. „Na la, ſo ein Amateur⸗Archäologe wie du, lieber John⸗ one, hat niemals was zu tun. Aber paſſ' auf, du ſollſt eine eiſe auf meiner Jacht mitmachen Ich will in die Sonne Minaus, Salzlufi atmen, aus dem Nebel und Regen Londons raus!— Fort mit dir! Packe deine Koffer!“ ſchrie er mich an und ſah nach ſeiner Uhr.„In einer Stunde und ſieben⸗ d Minuten hole ich dich ab“ Pünktlich zur ſeſtgeſetzten Zeit war er bei mir, und for: ging es zur Bahn. Ich kannte meinen Freund Hawkes. und es war mir durchaus keine Ueberraſchung, als ich ſah. daß die Jacht ein Schiff mit allen erdenklichen nautiſchen Er⸗ findungen war. a Aber alle die verſchiedenen Erfindungen machten keinen ſolchen Eindruck auf mich wie das einzigartige Laboratorium. ir verließen Plymouth am nächſten Morgen und nahmen Kurs nach Süden, ohne indeſſen ein beſtimmtes Ziel vor Augen u haben Unſere Reiſe war zu Anfang recht angenehm, und ie warme Sonne war eine wahre Wohltat nach dem aräß⸗ lichen Londoner Nebel Sogar im Golf von Biskaya war das Meer ruhig. Erſt als wir bereits fünf bis ſechs Tage vor der portugieſiſchen Küſte gekreuzt hatten, kamen die erſten Vor⸗ boten ſchlechten Wetters. Plötzlich begann ſich das Meer zu kräuſeln, obwohl man nicht eine Spur von Wind bemerken konnte. „Sonderbar— was?“ murmelte der Kapitän nachdenklich. Das Barometer iſt nicht gefallen. Von Wind kann man kaum ſprechen, und doch wird die See bewegt.“ Die Jacht tanzte herum wie ein Kork. Und trotzdem ſtrahlte die Sonne hell vom Himmel herab. Auf einmal wandte ſich der Kapitän zu uns und ſchrie: Deckung ſuchen— und die Türen zu!— Schnell! Ins Karten⸗ baus! Es war etwas in ſeiner Stimme, das uns ohne Widerrede gehorchen ließ Einige Augenblicke geſchah nichts. Wir ſtiegen und fielen mit den Wellen Und dann war es, als führen wir tief in das Meer hinein. Vor den Bullaugen des Kartenhauſes quirlte das grüne See⸗ waſſer, und im nächſten Augenblick lagen Hawkes und ich lang auf dem Erdboden. Das Schiff taumelte und zitterte in allen Fugen. Langſam wurde es wieder hell. Der„Dädalus“ nahm ſein gemächliches Schlingern wieder auf Hawkes ſprach von Unterſee⸗ Beben, die auf dem Grunde des Atlaniſchen Ozeans öfters vorkommen.„Gerade dieſer Meeresboden“ ſagte er,„weiſt die meiſten Verände⸗ rungen auf— Veränderungen, die auf dem Lande einen ganzen Kontinent vernichten würden.“ Was er ſagte, erinnerte mich an den ſagenhaften Unter⸗ gang des Erdieils Atlantis, und ich ſprach mit ihm darüber. „Das Land ſoll“, ſagte ich„hier in der Nähe geweſen ſein, und es heißt, daß ſeine Bewohner in der ganzen Welt wegen ihrer Weisheit und Geheimwiſſenſchaft bekannt waren Aber der ganze Erdieil verſant unter den Waſſern des Meeres, und nur einige ganz hohe Berge, wie die Azoren und die Kana⸗ riſchen Inſeln, ragen noch über dem Meeresſpiegel hervor. Es handelt ſich zwar nur um eine Sage, aber ſie iſt weit⸗ verbreitet. Zudem haben ſie eine Sage über ein geheimnis⸗ volles ‚Glasland', das nun tief auf dem Boden des weſtlichen Ozeans ruhen ſoll.“ „Das ſtimmt“, rief in heller Aufregung der Erſte Offizier dazwiſchen.„Ich habe viel Geſchichten über das Glas land gehört. Seine Bewohner ſollen ſehr klug, aber gottlos ge⸗ eſen ſein, und dann...“ „Schon gut“ ſchnitt ihm der Kapitän das Wort ab.„Sehen Sie lieber zu, was an der drahtloſen Anlage zu reparieren iſt.“ Sofort nahm Pricharv dienſtliche Haltung an und eilte von der Brücke auf Deck. Der Kapitän wies mit dem Zeigefinger nach der Stirn.„Ein guter Seemann ſonſt, aber manchmal bekommt er merkſvürdige Ideen und dann benimmt er ſich etwas ſonderbar.“ Wir dachten dann nicht weiter an den hungen Mann. fm die Nachmittagszeit war das Meer ein wahres Un⸗ 1 0 5 Trotzdem war kaum Wind zu ſpüren, und am Himmel h man faſt keine Wolke Das ſchäumende Meer ſaſzinierte mich. Ich zog meinen Weitermantel an, arbeitete mich zum Bug hin und hielt mich krampfhaft an einem Tau ſeſt. Plötzlich flatterte etwas durch die Luft und ſlel ſchwer aufs Deck. Eben ging Prichard, der Erſte Offizier, vorbei und ich machte ihn aufmerkſam Es war eine tote Möve. die auf das Deck geſchleudert war. Wenn ſie noch nicht 101 war, als ſie an Bord geſpült wurde, ſo mußte ſie der ſcharfe Sturz auf die Deckplanten getötet hahen.„Armer Vogel“ ſagte Prichard, Als er das tote Tier aufhob, um es über Bord zu werſen.„das Weiter war nichts für dich! Aber was iſt das?“ Am Schnabel des Tieres fand er eine Art von Kugelring, verſehen mit einem zu einem Haken gebogenen Stift, der in der ut ſteckengeblieben war. Das Metan war von einer vicken Kruſte bedeckt, ſo daß man nicht feſtſtellen konnte worum es ſich handelte. Prichard ſtarrte den Fund mit entgeiſterten Augen an. Die Augen traten ihm faſt aus den Höhlen, und jeder Muskel in 21 Geſicht war geſpannt. 0 0 die Ohrringe der Frau meiner Träume“, mur⸗ melte er. Weſſen Ohrringe?“ fragte ich. Und nun kam eine ganz merkwürdige Geſchichte. Ex war förmlich beſeſſen von einer Viſion, die Viſion eines Mädchengeſichts. das ihm im Träu⸗ men und auch oft im Wachen vor Augen erſchien. Er ſah es über den Wleſentälern ſeiner Heimat, in den Wollen. im ſchäumenden Waſſer neben dem ch Stets war es das def Geſicht, wie er mir ſetzt in einer Flut von Worten ſchrieb. Ich entnahm ſeiner Rede, daß das Mädchen von außerordentlichen. aber fremdartigen Schönheit war, —— 7 2 5 5— —— 1 5——— Lee Flik Ce rr dunkel, majeſtätiſch und ſtolz, aber doch mit einem Zug von Güte um die Augen und Lippen. Ich war faſt beuneuhigt von der Leidenſchaft und der Haſt, mit der unſer junger Walliſer von ſeiner Traumjungfrau erzählte. Da ertönte die beſehlende Stimme des Kapitäns. Sofort nahm ſich Prichard zuſammen und eilte davon. Was mochte im Kopfe dieſes jungen Menſchen vorgehen? Den Ring nahm ich mit zu Hawkes hinunter. „Was hältſt du davon!“ fragte ich ihn. „Außen ſieht die Kruſte wie friſch kriſtalliſiertes Seewaſſer aus und ſchmeckt auch ſo Aber darunter iſt noch eine ſeſtere und ältere Schicht. Ich muß die Sache ganz genau unterſuchen.“ Am nächſten Morgen ſtand Hawkes neben mir, den Ring in der Hand„Ich habe gefunden, was es iſt“, ſagte er.„Oben auf dem Ring war eine dünne Salzkruſte vom Seewaſſer, aber darunter befand ſich eine Schicht Tiefſeeablagerung. Schlamm vom Meeresboden. Nach meiner Anſicht hat der Ring jahr⸗ hundertelang auf dem Grunde des Weltmeeres gelegen. Wollen ehen, was wir weiter erfahren können.“ Er gab mir den ting, den er inzwiſchen mit Säure gereinigt hatte Das ein⸗ gravierte Muſter war unverkennbar. Es zeigte ein ſtiliſiertes, vorſintflutliches Muſcheltier. Der Ring war aus überaus feinem Gold. Hawkes hatte die ganze Nacht hindurch gearbeitet. Auf mein Zureden legte er ſich nieder und war ſofort eingeſchlafen. Ich ging an Deck. Die Jacht lag ſtill, und vor uns, etwa eine Meile entſernt, ſah man eine kleine Inſel. „Was iſt das für eine Inſel?“ fragte ich den Zweiten Offizier. „Darüber zerbrechen wir uns gerade auch den Kopf, Herr Johnſtone“, war die Antwort.„Auf den Karten iſt ſie nich! zu finden. Bisher hat man in dieſer Breite keine Inſel gekannt!“ Der Gedanke kam mir, daß das plötzliche Erſcheinen der Inſel im Zuſammenhang mit dem Unterſeebeben ſtehen müſſe. Auf jeden Fall mußte man Hawkes fragen. Er würde mir ſeinen feinen Meßinſtrumenten die Poſition des Schiffes ganz genau feſtſtellen können. Ich weckte Hawkes. Er ſtürmte an Deck und eilte in den Kartenraum zum Kapitän. Die beiden wurden ſich einig, daß die Inſel friſch aus dem Meer auf⸗ blen ſein müſſe. Das ging ſchon daraus e daß ſie ahl und ohne jede Vegetation war. Die eleltriſche Pinaſſe würde herabgelaſſen. Hawkes, der junge Prichard und ich waren alsbald auf der Fahrt zu dem Neuland. Vergeblich ſuchten wir nach einer zur Landung geeigneten Stelle.„Das kommt mir hier alles ſo ſonderbar bekannt vor“, rief Prichard plötzlich.„Hier um die Ecke muß man landen können.“ Sein Geſicht glühte vor Aufregung. Er Wau die Pinaſſe mit einem Ruck um einen Felsvorſprung herum, und wir befanden uns in einer kleinen Einbuchtung. i Wir arbeiteten uns an Land. Die Oberfläche der Inſel war ſchwarz und granithart. Sie war unter Waſſer geborſten. Alſo mußte das Geſtein kriſtallhaltig ſein. Es war nicht anders möglich als daß das Land zuerſt über dem Meeresſpiegel lag, dann verſank und zuletzt wieder auftauchte. Stellenweiſe war Schlamm zu ſehen. Es war der gleiche, mit dem der Ring überzogen war Wir ſtiegen in ſchnellem Tempo die Felſen hinauf. Plötzlich hielten wir alle am Rande einer mächtigen Felsſchlucht. „Hier muß die Brücke geſtanden haben. Eine Steinbrücke mit einem ſtändigen Wächter“, murmelte Prichard. „Jawohl“ beſtätigte Hawkes.„hier fing ſie an!“ Er deutete auf einige Einſchnitte, die ſich im Felſen vorſanden. „Wir können, glaube ich, weiter oben beſſer hinüberkommen, Johnſtone“, ſagte Hawles. Wirklich kamen wir oben glücklich hinüber und erreichten den Gipfel. Er hatte die Form eines kleinen Plateaus. Der junge Walliſer ſtürmte ſofort zur Mitte hin, wo ſich etwas zu befinden ſchien Ueber den ſchlüpfrigen Boden eilten wir ihm nach, und nach einigen Minuten ſtanden wir vor einem niedrigen, runden Bauwerk, überdeckt mit einem zackigen Dach. Hawtes und ich unterſuchten die Struktur. Die Blöcke, die die Winde bildeten waren ſo geſchicht auſeinandergevaßt deß nicht einmal eine Meſſerſchneide in die kaum ſichtbaren Fugen eingedrungen wäre. Einen Eingang ſah ich nicht! Hawles war ſchon an der anderen Seite des Baues. Ich eilte ihm nach und wir ſtanden vor einer Art Konus aus blauem Material, der aufrecht in die Wand eingelaſſen war. Es ſab aus, als handle es ſich um opales Flaſchenglas mit Spinn⸗ webmuſtern auf der Oberfläche. Der Konus war ſo ſeſt in die Wand eingefügt, als ob man zwei Metalle zuſammen⸗ geſchweißt hätte. Das Sonderbarſte an dem Konus aber war ein merkwürdiger Vorſprung, etwa von der Größe eines Männerarmes, der aus der Mitte herausragte. „Hier geht es hinein“ ſagte Hawkes zuverſichtlich, nachdem er alles genau mit einer kleinen Lupe unterſucht hatte. Die erregten Einwürfe und Geſten Prichards, der in höchſter Auf⸗ regung neben ihm umherlief, wie ein Mann. der gerade einen Nervenanfall erlitt, ignorierte er vollſtändig. „Was iſt's mit dieſem Vorſprung?“ fragte ich. Er erklärte;„Haſt du ſe von einem Prinz⸗Rupert⸗Tropfen gehört? Nicht? Prinz Rupert ſtrint unter Karl dem Erſten; die Tropfen waren eine ſeiner vielen Erfindungen. Die Tropfen ſchuf er, indem er geſchmolzenes Glas in kaltes Waſſer fallen ließ, wo ſich die Flüſſigteit in Perlenform konſolidierte. Die Tropfen waren etwa drei bis fünf Zentimeter 1 Sie hatten— und das iſt die Hauptſache— die Eigentümlichkeit. daß ſie ſofort in Glasſtaub zuſammenſielen, ſobald man ihnen die Spitze abbrach. Dies erklärt ſich aus der plötzlich auf⸗ hörenden Spannung in der Glaswand. Auf jeden Fall bin ich ſicher, daß dieſes Tor vor uns aus duntlem Glas geſchafſen iſt, das man plötzlich abtühlte, ſo daß es zu einem Prinz⸗Rupert⸗ Tropfen wurde. Und hier“— er legte die Hand auf den Vor⸗ ſprung—„iſt der Schlüſſel zum Eingang. Bricht man dieſen Vorſprung ab, jo fällt der ganze Konus in lich ſelhft zu⸗ ſammen.“ 1 g Kaum hatte er geendet, da ſchob uns der junge Walliſer aur Seite und packte den Vorſprung mit beiden Händen. Mit ver⸗ einten Kräften gelang es uns. ihn zurückzuhalten. 7 5 „Loslaſſen, Sie Narr!“ ſchrie ihn Hawtes an.„Wenn, Sie den Zapfen abbrechen, geht das ganze Ding mit uns in die Luft! Ueberlaſſen Sie mir die Sache!“ Ter junge Menſch ſtammelte eine Entſchuldigung und wir drei zogen uns etwa zwanzig Schritte zurück. Dann machten wir hält und Hawkes zog ſeinen Revolver. Das Ende des Zapfens boi em Ziel von der Größe eines Pfennigſtückes Auf den Schuß erfolgte eine dumpfe Detonauion, und vor dem Konus ſah man eine Wolke aus glitzerndem Staub Langſam verſchwand die Wolte, und als wir näher traten ſahen wir daß auch der Konus verſchwunden war und der Eingang frei lag. Jetzi war Prichard nicht mehr zu halten. Er rannte voraus und ſprong förmlich durch den Eingang. Wir ſtiegen langſam ins Innere der Strukturen hinein. Ein ſanftes, grünes Licht, das durch das glasſörmige Dach. fiel, erhellte den Innenraum. Als wir aus dem Eingang heraus⸗ traten, drang die Sonne uns nach, und ihre Strahlen fielen auf einen mächtigen Block von maſſivem Glas oder Kriſtal. Der Block war eiwa drei Meter lang und halb ſo hoch und breit. Wir beugien uns über ihn, ohne die Sonnenſtrahlen behindern. Erſchrocken ſuhr ich zurück. Mitten in dem Glas⸗ block befand ſich ein menſchlicher Körper in voller Länge aus⸗ geſtreckt. Es war ein Menſch, ganz natürlich wie im Lehen. und die Subſtanz, die den Körper von uns trennte, war ſo durchſichug, daß wir trotz ihrer Dicke jede Einzelheit gendu ſehen konnten. Mit fiebernden Augen wandte ſich Prichard uns zu.„Ich habe ſie gefunden!“ rief er heiſer.„Sie iſt die Frau, deren Geſicht ich immer vor mir ſah!“ Es war wirklich der Körper einer ſehr ſchönen Frau. Ihre edlen Züge, die ſaſt noch wie lebend ausſahen, ſprachen von großer Würde. Ihre Augen, waren geſchloſſen, und lange, dunkle Wimpern fielen auf die Wangen herab. Die Hände waren über die Bruſt zuſammen⸗ gelegt, die Finger waren lang und ſchmal, die ſchlauten Füße und Feſſeln waren unbekleidet. Herrlich!“ ſagte Hawkes.„Es muß die Leiche einer Prin⸗ zeſſin von Atlantis ſein, die man in dieſem Grabmal ans 0 präſerviert hat. Eine Kunſt, von der wir nichts mehr wiſſen.“ 5 „Sie iſt nicht tot!“ rief Prichard.„Sehen Sie boch, fine et die Augen. Sie lacht!“ Es war unheimlich. Das Sonnenlicht fiel durch die Tür mitten auf das Geſicht der Frau, und es ſchien, als ob ihre Augenlider zuckten und ats b der Mund ſich zu einem Lächeln verzog. e Aber, Prichard!“ ſagte ich.„Sie iſt ſeii Laufenden von Jahren tot!“ Und ich ſage Ihnen, daß ſie aimet!“ ſchrie er.„Sehen Sie doch, ſie leb! Ja“. Tatſächlich hätte ich darauf ſchwören können, da ſich 95 5 Bruſt hob und ſenkte, als ob Leben in ihr wäre. Auch Hawkes hatte es bemerkt. In tiefem Schweigen ſtanden wir da, Plöh⸗ lich ließ ſich der Irre— denn jetzt hielt ich ihn für wahnſinnz — wieder vernehmen.„Wir müſſen ſie herausholen!“ ſchr er, und zog aus der Taſche einen Dolch. mit dem er wie raſend auf den Block einſtach. Ich wollte ſeinen Arm aufhalten, doch kam ich zu ſpät. „Brauchſt dich nicht zu beunruhigen, Johnſtone“, ſagte Hawkes trocken.„Dieſe Kriſtallſubſtanz Wird er nie zer⸗ ſchneiden.“ Der Dolch des Walliſers glitt von dem Block ab. Zu meinem Schrecken brach er aber eine der Muſchelverzierungen an den Kanten ab. Der Wahnſinnige zerſtörte eine wunderbare Reliquie einer untergegangenen Kultur! Ich warf mich auf ihn und wollte ihn zurückreißen. Doch er ſchüelle mich ob wie ein Kind. f „Hören Sie zu, Prichard!“ ſagte Hawkes.„Wir gehen an Bord zurück und holen uns Inſtrumente, um dieſen Block auf unſer Schiff zu bringen. Stecken Sie Ihr Meſſer ein, und kommen Sie mit.“ 1 5 Der Walliſer hörte überhaupt nicht auf ihn. Er farric in das Antlitz der Frau. Ihr Lächeln ſchien noch heller zu werden. Wir verſuchten, Prichard mit Gewalt mitzubeſommen, doch er wehrte ſich wie ein geſtelltes Raubtier. Hawtes zuckle die Achſeln:„Wir müſſen zur Jacht und Hilfe holen. Ohne Metz bringen wir ihn nicht von der Stelle.“ ir verließen den Raum. Prichard zerrte wie ein Raſender an dem Block und lallte Koſenamen, die der Frau im Glasblock 9005 Wir kreuzten das Plateau und kamen glücklich wieder au unſer Boot zurück. Mehr als einmal fühle ich den Boden unter mir erzittern und ſchloß daraus, daß datz Seebeben noch nicht ganz vorüber war. Als wir uns bei Rarkem Wogengang der 0 näherten, ſchrie uns der Kapitän aufgeregt elwas zu. Wir wandten uns nach unſerer Inſel um. Die See ſchüumze um die Klippenküſte herum, wie die ſteigende Flut am Meeres⸗ ſtrande. Der Kapitän ſchrie:„Wo iſt Prichard?“ Wix jagten ihm, daß der Walliſer ſich geweigert habe, mii uns zu gehen. So ſei Gott ſeiner Seele gnädig. Die Inſel fin wiever zus Meer zurück—!“ 157 „Wir müſſen ihn herunterholen!“ rief Hawkes. „Zieht die Pinaſſe hoch!“ brüllte der apitön den Mutroſen zu.„Wir können ihm nicht mehr helfen, meine Herren!“ uhr er, zu uns gewandt, fort.„Sehen Sie doch ſelbſt. Kein Bot könnte ſetzt auch nur in die Nähe der Inſel tlommen. Ihr Landungsplatz liegt ſchon tief unter Waſſer. Ich muß wit ber Jacht ſofort weiterfahren. Jede Minute Aufenſhall kann Ge⸗ fahr bringen. Sinkt die Inſel, ſo zieht uns der Strudel noch“ „Stimmt— leider!“ ſagte Hawkes bedauernd„Der gene junge Mann!“ 5 N „Ich würde ihn retten, wenn es möglich wäre das wiſſen Sie!“ Die Maſchine des„Dädalus“ begann zu arbeiten und in wenigen Sekunden hatte der Kapitän gewendet und beſand 5 auf der Rückfahrt. Mächtige Wogen von immer ſtelgenner ut verſolgten uns.— Manchmal konnten wir nichts 4 75 als die ſtrudelnden Wellenberge. Und dann wieder würden wir emporgehoben und ſahen, wie dle Inſel immer ſieſer uns nieſer in den Ozean verſank. 41 Ein Roman von Benzin und Liebe von Fritz Lange Vas Feſt war verrauſcht. Die Räume Rita Belmonts lagen nun, weit Viuonerſchaft löſchte die Lichter aus. Schweigen herrſchte geheimnisvoll in den Ecken des 5 Und die Finſternis niſtete ſich in die teppichbelegten Treppen⸗ aufgänge, in die Winkel der Salons, wo vor einer Stunde noch ſtrahtende Helle war, wo ſchöne Frauen und elegante wellen Parks, breitete ſich über die Villa. Mönner getanzt und gelacht hatten. Nur durch ein Fenſter ſtrahlte noch rotes Licht in die louß Juninacht. Das war wie ein überwaches, in Sinnenbrand glühen⸗ den Auge Nachdruck verboten.[er Ehre und Vermögen opferte. a R nach Minſernacht, wieder verlaſſen da. Zigarettendunſt und der Hauch ſchwülen Parfüms hingen noch in der Luft. Die Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) hinter ſich zu ſchließen. führeriſche Frau!? Deutlich hörbar aber ſagte ſie:„Komm, Bobby, Nita Belmont lag läſſig in der buntſchillernden Farbig⸗[macht ſich zwiſchen uns nötig!“ len ſeidener Diwankiſſen und rauchte, in Gedanken ver⸗ blauſilberne Harmonie des Bondoirs bildete einen köſtlichen Rahmen für die blonde Sthönheit dieſer Frau, die ihr Leben ſorglos genoß, wie eim Schmetterling, der im Sonnenglaſt von Blüte zu Blüte klonen, eine Zigarette. Die ktrmelt. „Ich muß konſtatieren: ein netter Menſch, dein Freund Hunz!“ Mita ſagte das warm und anerkennend, wobei ſie an den Zigarette ſog. Jetzt richtete ſich, wie aus einem Traum erwachend. Mohert Braun auf. Er ſaß auf einem Hocker neben dem Diwan, müde und halb in ſich zuſammengeſunken. Sein Lebemannsgeſicht verzog ſich zu einem blaſierten Vücheln. „Ach ſo— der Hans Bach...“ Die Blonde ließ den Blick nicht von dem ſchwarz⸗ glänzenden Scheitel ihres Freundes, dieſes jungen Snobs, deſſen Reichtum auch ihr zugute kam. „Ein wenig unbeholfen, aber doch ein patenter Kerl milk all den Nieten..“ In den Augen der Frau glomm ein ſpöttiſches Funkeln. Jetzt hob Robert Braun den Kopf hoch. „Wie du das ſagſt: Nieten...!“ Seine Stimme bebte. Mita beeilte ſich, zu ſagen:„Bitte ſehr, Anweſende jelhſtverſtändlich ausgeſchloſſen!“ Mraun ſchüttelte heftig mit dem Kopfe, als wollte er eien böſen Gedanken gewaltſam verſcheuchen. „Gib dir keine Mühe! Hans iſt harmlos. Der geht dit Miihd ins Garn.“ Mita betrachtete dieſe Entgegnung als Herausforderung zum Widerſpruch. „Das käme auf einen Verſuch an, mein Lieber!“ Ihre Blicke trafen ſich, feindſelig, ſtreitſüchtig. Robert Braun begehrte eiferſüchtig auf. „Laß doch dieſe dummen Witze, Rita! Ich bin wahr⸗ hatig nicht dazu aufgelegt!“ Die Blondine richtete ſich nachläſſig auf, zerdrückte den Noßt ihrer Zigarette in dem Kriſtallaſcher auf dem ſilbernen Munchtablett. „Nanu, Bobby, haſt du Sorgen?“ Er wandte den Blick vos ihr ab, dieſen Blick, der noch immer hart und ſcharf war. Die kluge Frau ſah nun, daß die gleichgültige Haltung ihres Freundes während der letzen Minuten Maste war, nichts als Maske. Im Ge⸗ licht des Mannes arbeitete geheime Bewegung. Plötzlich lachte Bobby— ſo nannte ihn Rita in zärt⸗ lichen Anwandlungen— rauh auf. Es klang gequält und ge nicht. 5 „Sorgen Unp nach einer kurzen Pauſe fuhr er erbittert fort:„Du lehſt in Saus und Braus, du gibſt Feſte, du feierſt Tijumphe, du wirfſt das Geld mit vollen Händen zum 9 7 hinaus! Natürlich: Robert Braun bezahlt ja es!“ Während ſeiner unbedachten Worte hatte ſich Rita Heimont völlig aufgerichtet. Wie eine Katze lauerte ſie m den Kiſſen, ſprungbereit, mit glühenden Augen. Der ſchmale Spalt zwiſchen dem Rot der Lippen ließ die Zähne ſehen, kleine, ſcharſe Marderzähne. Unter vem Silber⸗ flizer des Abendkleides wogte in mühſam gebändigter Er⸗ regung der junge Buſen. Und ein unbeherrſchtes Zittern gieſ durch den ſchlanten Leib dieſes frauenhaften Mädchens. Für mehrere Sekunden herrſchte Schweigen in dem Maume. Es war dem Manne unerträglich lang, dünkte ihn eine Ewigkeit. Schließlich wäre jeder Fluch aus Ritas Munde eine Erlöſung geweſen, nur nicht dieſes entſetzliche Schweigen. f 3 Es kam wie eine Entſpannung über die Blonde, als he endlich ſagte:„Ich habe immer den Schein für bare Munze gehalten. Verzeih, Robert, aber du beginnſt wirk⸗ lich, mich zu langweilen!“ Mit einem Sprung war ſie an ihm vorbei, flüchtete uch der Tür, die zum Schlafzimmer führte. Ihre Worte wirkten auf ihn wie ein Peitſchenhieb. Sie d wangen Robert Braus hoch trieben ihn zu der Frau, der Han deiner von der Geliebten getrennt. Rita ſah auf Diſtanz. Erbe des deutſchen Automobilkönigs Heinrich Braun biſt Dir unterſteht das Chemnitzer Zweigwerk und—“ Robert unterbrach ſie heftig.„Wir wollten von Hans Bach ſprechen...“ haben?“ Verärgert, ohne aufzuſehen, ging Robert auf das Thema ein. Er geſtand:„Ich habe Schulden gemacht, über meine Verhältniſſe gelebt. Daß Generaldirektor Braun mein Onkel iſt, will gar nichts beſagen. Du kennſt den Alten nicht. Er hält mich knapper als ſeinen erſten In⸗ genieur.“ Jetzt erſt ſchien Rita zu begreifen. Aus ihren ſpott⸗ ſüchtigen Mundwinkeln wich die Auflehnung. Ganz leiſe ſagte ſie:„Du haſt bisher nie davon zu mir geſprochen...“ Ueber dieſen Vorwurf mußte Robert quittieren. „Ich wollte dich nicht beunruhigen, Liebling.“ f Rita griff nervös nach der goldenen Zigarettendoſe. In ihrer Frage zitterte Fronie:„Wie denkſt du dir die Zukunft? Soll ich dies alles verkaufen und wieder zum Film gehen von wo du mich wegholteſt?“ Reſignation und Bitternis ſchnürten ihr die Kehle zu. In ſtillen Stunden erinnert ſich der großgewordene oder gemachte Menſch zuweilen ſeiner armſeligen Herkunft. Für Rita Belmont hatte jetzt eine dieſer Stunden geſchlagen. Vielleicht dachte ſie daran, daß ſie vor einem halben Jahre als Filmſtatiſtin die Bekanntſchaft des jungen Groß⸗ induſtriellen machte, daß ſie eben dieſem Robert Braun doch viel zu verdanken hatte. Jetzt erſt fand ihr Freund den Mut zum Handeln wieder. „Unſinn, Liebes!“ Er reichte ihr impulſiv die Hand hin⸗ über, die ſie unbeachtet ließ. i Mürriſch entgegnete ſie:„Bitte, ich erwarte deine Vor⸗ ſchläge!“ Er zog die Rechte enttäuſcht zurück, ſchob den Rauch⸗ tiſch beiſeite und rückte näher an die Blondine heran. Während er den Blick von ihren ſeidenbeſtrumpften Beinen fortzwang, entwickelte er ihr ſeinen Plan. Anfangs hörte Rita Belmont ſchweigſam zu. dann hellten ſich ihre Mienen auf. Die Circe in ihr war erwacht. Zwei⸗, dreimal fiel der Name Hans Bach. Dann war man ſich einig. Dieſes blonde Weib war ſchon immer eine große Abenteurerin. Sie fühlte, ahnte, wußte, daß ſie nun, wenn das Wagnis gelang, beide in ihre Hand bekam: den Geliebten und ſeinen Freund. Und nach dem Trubel des Tanzfeſtes, nach dem kleinen, feindſeligen Intermezzo endigte dieſe Nacht in Küſſen, die wie ein Narkotikum über die wahre Sachlage hinſweg⸗ täuſchten. g N 11: 5 11 „Hallo, Hans, jetzt iſt Feierabend!“ Mit dieſeb! Ruf betrat Robert Braun die Werkſtatt, in der iagsüber ans Motorräder reparierte. a Der Ueberraſchte erhaſchte einige Blatt Schmirgelleinen 1 4 0 eine ſogenannte Blaupauſe. Das ſah der Be⸗ er. 5 „Mache doch nun endlich einmal Schluß mit deiner Ge⸗ heimnisträmerei, Haus!“ erboſte ſich Braun, ſchnell ane tretend und nach der Zeichnung greifend. Aber der Freund kam ihm zuvor, riß die Pauſe an ſich und ließ ſie in der Taſche ſeines Kittels verſchwinden. e „Menſch, du biſt unausſtehlich! Ich weiß doch, daß d dung arbeiteſt, daß du einen nellen! 5 Beim Aufſpringen ſtieß er den Hocker um. Rita kam nicht mehr dazu, die Tür „Rita— du— ſo war es nicht gemeint! Du haſt mich nur verrückt gemacht mit deiner Bemerkung über Hans Bach.. Du weißt, daß ich dich nicht miſſen mag— du!“ Er hing an ihrem Halſe, ſog ihren Duft ein, atmete den Hauch ihres Haares, das als kurzgeſchnittene blonde Mähne dem Kopfe eine charakteriſtiſche Kontur gab. Was war in dieſem Augenblick der Plunder dieſes Raumes, was der Wert allen Goldes gegen dieſe berückende, ver⸗ Sie dachte bei ſich— triumphierend und machtſicher: In meinen Armen hat er ſich noch immer wiedergefunden! ö fünſ Minuten noch gönne ich dir. Ich glaube, eine Ausſprache . Wie ſie das ſo hinwarf! Als ob es ſich um die gleich⸗ gültigſte Sache von der Welt handelte! So konſtatierte der Mann. Und— fügte ſich. Er ließ ſich behandeln wie ein Diener: ſaß auf einem Taburett, durch ein Rauchtiſchchen „Ich habe mir über deine Vermögensverhältniſſe nie Gedanken gemacht, weil ich wußte, daß du der Neffe und Sie fuhr unbeirrt fort:„Und ich glaubte, mit Rückſich: Aber Bach mit einigen Schloſſern defekte Automobile und und warf ſie ſchnell über eine kopierte Konſtruktions⸗ Win gaſer herausbringen willſt, der den Benzinverbrauch um vierzig Prozent reduziert. Ueber kurz oder lang wirſt du ihn meinem Oheim in Berlin ſowieſo zum Kauf anbieten. Was gibt es da noch zu verheimlichen?“ Der Ingenieur Hans Bach ſchnitt eine Grimaſſe, die ſein ſympathiſches, offenes Geſicht entſtellte. In den grau⸗ blauen Augen des Achtundzwanzigjährigen lachte kieber⸗ legenheit. b f „Wer ſagt dir, daß ich meine Erfindung ausgerechnet den Braun⸗Werken anbieten werde? Vielleicht fahre ich viel beſſer, wenn ich ſie nach Amerika verkaufe. Drüben iſt man großzügiger.“ 5 Robert Braun, groß, ſchlank, in hellgrauem Sommer⸗ ſakkoanzug, ſtellte ſich vor den gleichaltrigen, etwas kleineren Freund Er hatte die Hände in die Taſchen vergraben und ſah dem Blonden, der ſchon die Schulbank mit ihm drfickte, forſchend ins Geſicht. 5 „Soſo. du willſt alſo dein eigenes ſpringen bei der Verwertung deiner Erfindung?“ Ge⸗ künſteltes Erſtaunen lag in ſeinen Worten. a „Die Braun⸗Werke ſind nicht mein Vaterland“, fagte Hans gleichgültig und legte das kleine Werkſtück, an dem er gearbeitet hatte und das ein Beſtandteil des zukünftigen Bach⸗Vergaſers war, in einen Kaſten. N Robert Braun drehte ſich mit einer ſcharſen Wendung auf dem Schuhabſatz herum und meinte mit geheuchelter Intereſſeloſigkeit: i „Du kannſt natürlich mit deinem Vergaſer machen, was dir beliebt! Ich glaubte dir uur behilflich ſein zu können, wenn du ihn meinem Oheim zum Kauf angeboten hätteſt. „Uebrigens vergeht kaum eine Woche, in der uns nicht eine Neukonſtruktion auf dieſem Gebiete vorgelegt wird.“ 5 Hans ſtutzte Donnerwetter, daran hatte er noch nicht gedacht, daß vielleicht auch andere Köpfe ſchon an derſelben Idee ͤͤrbeiteten Es kam nicht ſelten vor, daß beim Patent⸗ Eile! Er hatte ſich ſchon wieder völlig in der Gewalt, als er gewollt überlegen ſagte: 5 l „Vergaſer und Vergaſer iſt zweierlei! Der meinige wird ſeinen Weg machen!“ Sein Freund lachte mit gutmütigem Spott und ſagte: „Ich will dir deinen Glauben nicht nehmen!“ f Die Blicke der beiden Männer mieden ſich. Sie wan⸗ derten zu den Wagen hin, die im Dämmerlicht der Werk⸗ ſtatt, mit geöffneten Motorhauben, auf neue Kurbelwellen oder ſonſtige Erſatzteile warteten. Da ſtanden Räder aller Syſteme, Sie wollten mit neuen Ventilen oder Kolben verſehen ſein. Hier war das Getriebe ausgebaut, dort die Bremſen. Ueberall wartete Arbeit. Von draußen herein drang der Lärm der Straße, das Klingeln der Straßenbahn, das Hupen der Automobile. Robert Braun wandte ſich dann wieder an ſeinen Freund: F wartet ſchon!“ ö Bach ſtreifte den Montagekittel ab. 0 0 „Wohin ſoll die Fahrt gehen?“ 1 Der andere verhielt ſich geheimnisvoll. f a „Du wirſt ſchon ſehen, Ich habe ein kleines, feines Wirtshaus im Walde entdeckt. Gar nicht weit von hier. In einer halben Stunde ſind wir dort. Und ein ſchmuckes Mädel krevenzt uns den Schoppen.“ 3 i Hans ſagte geringſchätzig:„Ach!“ f „Bitte ſehr— kein Ach! Das blonde Kind vom Rhein iſt das achtbare Wirtsköchterchen ſelber!“ 1 „Wie kann dich ein Rotkehlchen reien, wo du dot deinen Paradiesvogel im goldenen Käfig haſt?“ fragte ſein Freund, der an der Waſchſchüſſel ſtand. f Robert lachte. „Erſt ſehen— dann urteilen!“ 1. 3* Der rote e ſich ſeinen Weg durch den noch immer ſehr lebhaften Chemnitzer Abendverkehr. Erſt draußen auf der Zwickauer Straße bekam er etwas freie Fahrt. Vollgas konnte Robert Braun aber auch hier noch nicht geben, denn die Fahrt führte andauernd durch Ortſchaften. e 5 * jungen Leben geliebt?“ 5 99 Während Braun dies fragte, wandte er den Blick nicht für eine Sekunde von der Straße. Seine Hände lagen am Steuerrad wie mit ihm verwachenn. dae ſchnippte die Aſche von 1 Zigarette in den ind, entgegnete lächelnd:„Wie kommt du de 9 „Weil man dich nie ausgehen ſie de frei iſt bei dir ausgefüllt mit Pfli 5 e 1 1 51 0 f 8415 ift ſehr freimütig.“ „Ja! Aber Hans, bedenke: du ve hre! Die Mädels n gel Vaterland über⸗ amt zwei ähnliche und im Prinzip völlig gleiche Er⸗ findungen angemeldet wurden: Wieder ein Anſporn zur „Komm, Hans, bevor es Nacht wird! Mein Wagen 5 „Sag' mal, Hans, haſt du überhaupt jemals in deinem 1 weiterfuhr. A ezember 1932 vertrekungs⸗ ſeit I. Hezenthe verkre der Führung der Geſchäfte in Ber⸗ Ain beauftragte Mifiiſterialdirektor Franz Sperr wurde zum bayeriſchen Geſandten in Berlin ernannt. Vor einem Eintritt der NSDAP. in die . Danziget Regierung. Danzig, 22. Febr. Zwiſchen dem Präſiden⸗ ten des Senats und Vertretern der NSDAP., die in der letzten Zeit wiederholt ihre Bereit⸗ ſchaft erklärt hatten, mit der jetzigen Regie⸗ rung zuſammenzuarbeiten, fanden Beſprechun⸗ gen ſtatt, in denen die NSDAP. dem Präſi⸗ denten des Senats beſtimmte Forderungen un⸗ terbreitete. Der Senat veröffentlicht eine Er⸗ Hlarung, in der er ſagt, daß die in der Re⸗ gierung vertretenen politiſchen Parteien be⸗ reit ſeien, die beſtehende Regierungskoalition durch die NSDAP. zu erweitern und einem entſprechenden Antrag der NSDAP. entge⸗ genſehen. Strafmaßnahmen gegen Teilnehmer am fran⸗ zöſiſchen Beamtenſtreil. Paris, 22. Febr. Der Miniſterrat hat ſich mik dem Proteſtſtreik der Beamten und An⸗ geſtellten befaßt. Nach einem Bericht des Mi⸗ niſterpräſidenten wurde beſchloſſen, gegen Be⸗ anite, die ſich ernſterer Verſtöße gegen die Disziplin ſchuldig gemacht haben, mit Skraf⸗ maßnahmen vorzugehen. Drei RNaubmorde aufgeklärt Der Haupttäter flüchtig, zwei Mittäter verhaftet. Dortmund, 22. Februar. Wie bereits berichtet, war am 9. Fe⸗ bruar der Holzhändler Narowſki aus Wit⸗ ten⸗Annen in einem Wäldchen in der Nähe von Holzwickde ermordet aufgefunden wor den. Als mutmaßliche Täter wurden dann der erwerbsloſe Auguſt Scheer und der 25. jährige Chauffeur Eberhardt Pieper aus Dortmund verhaftet, während der Kutſcher Auguſt Schulte aus Dortmund von der Po⸗ lizel noch geſucht wird. 5 Die von der Kriminalpolizei angeſtellte Unkerſuchung hat nun ergeben, daß die Ver- haftelen in Gemeinſchaft mit dem flüchtigen Schulte nicht nur den Holzhändler Narowſki. ſondern auch die Kontoriſtin Schneider aus Herford und die Witwe Schur aus Hagen i. W. beraubt und ermordet haben. Scheer und Schulte arbeiteten derart Hand in Hand. ö Scheer in Zeitungsinſeraten Hausan⸗ gesellte ſuchte, dieſe nach Dorkmund beſtellle und in der Umgebung ermordete. Auf dieſe Weiſe ermordeien ſie die Schur und die Schneider. und auch der Holzhändler fiel ih ⸗ nen auf ähnliche Weiſe zum Opfer. Die Kriminalpolizei konnte deshalb die drei Mordfälle aufklären, weil ſie in gleicher Weiſe durchgeführt worden waren. Scheer und Pieper haben bereils ein Geſtändnis ab⸗ gelegt. Abſchaffung der Prohibition Antrag der„naſſen“ Abgeordneten. Waſhington, 22. Februar. Die„naſſen Mitglieder“ des Repräſen⸗ tantenhauſes(Abgeordnetenhaus) brachten nach der Abſtimmung über die Abſchaffung der Prohibition einen Geſetze nt wu rf ein, der den Kongreß ermächtigt, die Volks vertretungen in den 48 Staa⸗ ten einzuberufen. N Durch dieſen Geſetzenkwurf ſoll verhindert werden. daß die„krockenen“ Poliliker in den Skaaken, deren Einſtellung zur Prohibition zweifelhaft iſt, die Abſchaffung der Prohibi- ſion hinauszögern, indem ſie die Einberu⸗ fung der Volksvertretu ben der einzelnen Staaten, die das 0 über die Abſchaffung der Prohibition raliftzieren müſſen, verka⸗ gen. Politiſche Zufammenſtöze Nach einer Rede Dr. Brünings. Kaiſerslautern, 22. Februar. Nach Schluß einer Zentrumskundgebung, auf der u. a. Reichskanzler a. D. Dr. Brüning ſprach, lam es während des ſich anſchließenden Fackelzuges zu ſchweren Schlägereien zwiſchen Verſammlungsteilnehmern und politiſchen Geg⸗ nern, wobei von bisher unbekannter Seite eine Anzahl Schüſſe fiel, durch die vier Mitglie⸗ der der Pfalzwacht ſo ſchwer verletzt wurden, daß ſie dem Krankenhaus zugeführt werden mußten. Ferner gab es eine Anzahl Leicht- verletzte, darunter mehrere Nationalſozialiſten. Die auswärtigen Teilnehmer der Verſammlung konnten nur unter ſtarkem Polizeiſchutz dis Stadt verlaſſen. Von der Polizeidirektion Kai⸗ ſerslautern wird mitgeteilt, daß bei den Zwi⸗ ſchenfällen keine a getötet worden ſei. Drei ſchwerverletzte Mitglieder der Pfalzwacht liegen im Krankenhaus noch in Narkoſe. Elf Perſonen ſind leichter verletzt, darunter zwei SA.⸗Leute.. Bis nach Mitternacht war die ganze Stadt in heller Auftegung. Wegen der Gefahr neuer Zufammenſtöße wurde Dr. Brüning unter ſehr 195 1481. nach Mannheim geleitet, von wo et ſofort mit dem Berliner Schnellzug l 1 2 Schanghai, 22. Februar. Am Dienstag haben ſich in Schanghai zwei furchtbare Exploſionen ereignet. Die Zahl der Todesopfer wird auf rund 200 geſchätzt. Bisher wurden 150 Leichen geborgen. 70 Meunſchen 100 mit ſchweren Verletzungen ins Kranlenhaus gebracht worden und über 15 werden noch ver⸗ N mißt. Die Exploſionen ereigneten ſich in zwei Ga⸗ ſolin-Vulkani jerungsapparaten in der Fabrik, die ſich in einem öſtlichen Be⸗ zirk Schanghais befindet. Durch die erſte Exploſion wurde ein zweiſtöckiges Gebäude zer⸗ ſtört. Alle Perſonen, die in dieſem Gebäude arbeiteten, wurden entweder getötet oder ſchwer verletzt. Teile von Maſchinen, Steine und Eiſenſtücke flogen durch die Luft. Kurz darnach brach ein Großfeuer aus. Einige Seiunden ſpäter ereignete ſich eine zweite Exploſion. Dadurch wurden das Dach und die Mauern eines Boilerraumes in die Luft geſprengt. 160 Mädchen, die dott arbeiteten, wurden in ein Feuer ge⸗ ſchleudert, das im Stockwerk darunter wütete. Die geſamte Feuerwehr von Schanghai wurde mobiliſiert, um eine Ausdehnung der Flam⸗ men auf andere Gebäude zu verhindern. * die Katastrophe von Neunlirchen Grobe Jahrläſſigkeit als Exploſionsurſache. Saarbrücken, 22. Februar. Das Gewerbe⸗Aufſichtsamt veröffentlicht einen Bericht über die neueſten bei der Un⸗ Aus Heſſen und Naſſau Die Kreisbauernſchaft Untertaunus gegen die Eleltrizitätswerke. Hahn(Taunus), 22. Febr. Die hier un⸗ ter dem Vorſitz von Bürgermeiſter a. D. Guckes ſtattgefundene Generalverſammlung der Kreisbauernſchaft Untertaunus beſchäftigte ſich u. d. auch eingehend mit den Tarifen für Licht⸗ und Kraftſtrom und den Zählermieten. Die Zählermiete wurde von dem Referenten Dr. Pfiſterer(Limburg) als geſetzlich unzu⸗ läſſig bezeichnet. Es wurden zwei Wege der Selbsthilfe erörtert: der Lichkſtreit und der Zahlungsſtreik. Bei dem Zahlungsſtreik ſoll der Strom wie bisher weiter verbraucht, aber bei Vorzeigung der Rechnung die Zahlung der Zählermiete verweigert und außerdem ein Betrag von 20 Prozent an der Rechnung in Abzug gebracht werden. Nach lebhafter De⸗ batte wurde der Vorſchlag des Zahlungsſtreiks einſtimmig gut geheißen. Die Bezirksbauern⸗ ſchaft ſoll aufgefordert werden, die anderen Kreisbauernſchaften zu der gleichen Maßnahme zu veranlaſſen. Aerzte verlangen Geſetz gegen Kurpfuſcher. Kaſſel, 22. Febr. Im Stadtverordneten⸗ ſaal des Kaſſeler Rathauſes fand unter dem Vorſitz von Dr. de Bary(Frankfurt a. M.) eine Sitzung der Aerztekammer für die Pro⸗ vinz Heſſen⸗Naſſau ſtatt, an der u. a. auch Oberpräſident Dr. von Hülſen, Oberregie⸗ rungs⸗ und Medizinalrat Dr. Viereck und Oberregierungsrat Siemons teilnahmen. Die Beratungen fanden ihren Niederſchlag in zwei Entſchließungen. In der einen wird dringend die Schaffung eines Geſetzes gegen das Kur⸗ pfuſchertum gefordert, da die für die Bekämp⸗ fung der Kurpfuſcher zur Verfügung ſtehen⸗ den Mittel überhaupt nicht ausreichen. In der zweiten Entſchließung werden ſchärfere Be⸗ ſtimmungen für Prüfungen der Medizinſtudie⸗ renden gefordert. Außerdem wurden noch Impffragen beſprochen. Wie die„Kaſſeler Poſt“ aus zuverläſſiger Quelle erfährt, iſt ge⸗ planst die nächſte Hauptverſammlung de; Deut⸗ ſchen Aerztevereinsbundes in Kaſſel ſtaktfin⸗ den zu laſſen. Notkundgebung der Handwerker. Schlüchtern, 22. Febr. Die Handwerker⸗ ſchaft des Kreiſes Schlüchtern hielt hier eine Notſtandskundgebung ab, an der die Ver⸗ treter der Staats⸗ und kommunalen Behör⸗ den ſowie der Innungsausſchuß des Kreiſes Gelnhauſen teilnahmen. Ueber die Forderun⸗ gen des deutſchen Handwerlerſtandes im Jahre 1933, insbeſondere über die Frage, wie. dem Handwerk geholfen werden könne, referier⸗ ten der neue Vorſitzende des Kurheſſiſch⸗Wal⸗ deckiſchen Handwerkerbundes, Malermeiſter Stühler aus 1 Handwerkskammer Kaſſel, Dr. Harkmann. Letz⸗ terer wandte ſich u. a. dagegen, daß der Staat immer noch zum Schaden des Hand⸗ werks ſelbſt auftrete, anſtatt die neutrale, aus⸗ gleichende Stelle zu ſein, die gleichmäßig und gerecht handeln könne. Der Vollſtreckungsſchutz dürfe unter keinen Umſtänden zu Laſten des Handwerks gehen, vielmehr müſſe die Arbeit des Handwerks ebenſo geſchützt werden, wie die anderer Berufsſtände. Die Gewerbe⸗Frei⸗ heit müſſe erträglich für alle geſtaltet wer⸗ den, und überhaupt das Anſehen des Hand⸗ Kaſſel und der Syndikus der bril in die Luft geflogen Erploſionstataſtrophe in Schanghai— Viele Tote und Verletzte terſuchung der Exploſionskataſtrophe ge⸗ 17 70 ee Der Exploſion des roßen asbehälters iſt bekanntlich eine leinere Exploſion in dem Umgehungsrohr des Gaſometers vorausgegangen. Es iſt be⸗ reits früher feſtgeſtellt worden, daß an die⸗ ſem Umgehungsrohr kurz vor der Exploſion noch gearbeitet worden iſt. Man nahm aber an, daß nur mit dem Hammer, alſo aut kaltem Weg, gearbeitet worden ſei. Nunmehr wurde ermittelt, daß mit größ⸗ ter Wahrſcheinlichkeit unmittelbar vor der Exploſion Arbeiten mit dem Schneidebren⸗ ner an dem Umgehungsrohr vorgenommen wurden. da das Umgehungsrohr vorher gasfrei gemacht worden war und eine An⸗ dichtigkeit dieſes Rohres gegen das mit Gas gefüllte Nachbarrohr von den Arbeikern nicht bemerkt worden war, hielt man dieſe Arbei ten für ungefährlich. Daß die Exploſion nun auf dieſe Arbeiten mit dem Schneidebrenner zurückzuführen iſt, ſagt zwar der Bericht des Gewerbe-Aufſichtsamtes nicht. Es iſt aber zu vermuten, daß dies auf nichts anderes zu⸗ rückgeführt werden kann, und daß infolge deſſen grobe Jahrläſſigkeit den Tod ſo vieler Menſchen verurſacht hat. Vom Gewerbeauf⸗ ſichlsamt iſt, nachdem es einmal die Vermu⸗ tung ausgeſprochen hat, zu fordern, daß es ohne Rückſicht auf Perſonen die Exploſions⸗ urſache einwandfrei klarſtellt, was mit am eheſten zur Beruhigung der Gemüter bei⸗ tragen dürfte. werterſtandes, der die größten Wirtſchafts⸗ opfer gebracht habe, wieder gehoben werden. Der Kampf Dr. Richter geht weiter. Mainz, 22. Febr. Die in den letzten Tagen erſchienenen Preſſenachrichten, wonach das Wie⸗ deraufnahmeverfahren Dr. Richters von dem Strafſenat des Oberlandesgerichts Köln abge⸗ lehnt worden iſt, beſtätigen ſich. Dagegen be⸗ ſtätigt ſich nicht die in den gleichen Nach⸗ richten enthaltene Annahme, daß das Verfah⸗ ren endgültig abgeſchloſſen ſei. Ein Wieder⸗ aufnahmeverfahren kann, wenn es einmal ab⸗ gelehnt iſt, immer wieder beantragt werden. Der ablehnende Beſchluß des Oberlandesge⸗ richts hat ſogar auf dieſe Möglichkeit ausdrück⸗ lich hingewieſen und in den Gründen vermerkt, daß es dem Angeklagten unbenommen ſei, den Wiederaufnahmeantrag zu wiederholen. Wie wir hören, iſt auch mit einer Wiederholung des Riederaufnahmeantrags und mit weiteren neuen Anträgen für die allernächſte Zeit zu rechnen. Die Verteidigung beabſichtigt, die Anträge ſo lange zu wiederholen, bis eine neue Schwurgerichtsverhandlung den Fall er— neut behandelt. * * Kaſſel, 22. Febr.(Landrat Rot⸗ berg will nicht Regierungspräſi⸗ dent werden). Wie aus Goslar gemel⸗ det wird, verſucht der zum Regierungspräſident in Kaſſel ernannte Landrat Rolberg ſeine Ernennung wieder rückgängig zu machen. Ro! berg hatte bereits im vorigen Jahre ei. Berufung nach Berlin abgelehnt, da er wei⸗ terhin als Landrat tätig ſein wollte. Damals wurde ſeinem Wunſche ſtattgegeben. Ob die jetzigen Bemühungen Rotbergs in Berlin einen e haben werden, ſteht bisher noch nicht eſt. Etatberatungen im Finanzausſchuß Darmſtadt, 22. Febr. Der Finanzausſchuß des heſſiſchen Landtages ſetzte die Etatbera⸗ tungen bei den„Vorbemerkungen“ fort. Ein Antrag von allen Fraktionen befaßt ſich mit den Unterhaltszuſchüſſen für die Staatsdienſt⸗ anwärter. Nach Ausführungen des Regie⸗ rungsvertreters würden bei einem Anſatz von 500 Mark pro Anwärter 600— 750000 Mark für die Ausführung der Anträge erforderlich, zur Ausführung des kommuniſtiſchen Antrags ſogar 1,5 bis 2 Millionen. Die Regierung glaubt bei der heutigen Finanzlage Anträge dieſen Ausmaßes nicht vertreten zu können. Nach eingehender Ausſprache fand ein Zen⸗ trumsantrag gegen 1 Stimme(Kom.) An⸗ nahme, der beſagt: Für Anterhaltszuſchüſſ an Staatsdienſtanwärter und Anwärter im Vorbereitungsdienſt ſollen 200 000 Mark zur Verfügung geſtellt werden. Die Unterhalts- zuſchüſſe ſollen nur im Falle der Bedürftigkeit gewährt werden. Zu den Vorbemerkungen werden dann an⸗ genommen: Ein Zentrumsantrag, eine be⸗ grenzte Anzahl von Anwärtern zum Vorberei⸗ fungsdienſt für die gehobene mittlere Beam⸗ tenfaufbahn zuzulaſſen, damit jüngerer Nach⸗ wuchs für dieſe Stellen herangebildet wird, nach einem weiteren Zentrumsantrag wird die Ziffer 5 der Vorbemerkungen geſtrichen, nach einem Antrag Blank⸗Heinſtadt wird die Re⸗ gierung erſucht, die unterſtellten Behörden zu ermächtigen, für den Kanzleidienſt Lehrlinge anzunehmen. 7 Ausſchreitungen in Irland Iwiſchenfälle im Eiſenbahnerſtreik. Dublin, 22. Februar. Streikende iriſche Eiſenbahner verübten mehrere Anſchläge. Ein zum erſten Mal ſeit Beginn des Streiks von Dublin nach Dundalk fahrender Omnibus wurde von der erregten Menge in Brand geſteckt, nachdem mehrere Poliziſten in die Flucht ge⸗ jagt worden waren. Der Verſuch, den Om⸗ nibusführer ins Waſſer zu werfen, konnte durch Polizeiverſtärkungen verhindert wer⸗ den. Ein zweiter Omnibus wurde von einer 2000 köpfigen Menge mit Steinen beworfen, obgleich er von einem mit Bürgergardiſten beſetzten Panzerwagen begleitet war. Der Führer wurde erheblich verletzt. Die Menge wurde von der Polizei mit Gummiknüppeln auseinandergetrieben. Ein weiterer Anſchlag wurde an der Grenze von Ulſter und Südirland ausge- führt. Dort waren von einer Eisenbahnlinie Schienen entfernt worden. Ein Anglück konnte verhindert werden. Auf einer ande⸗ ren Strecke blieb ein Güterzug ſtecken, weil die Schienen mit Fell eingerieben waren. Der Streik dauert bereits drei Wochen. Nach Mitteilungen der Regierung ſind bereits über eine halbe Million Mark Uakoſten enlſtanden. a Aus der Heimat Gedenktage 22. Jebruar. 1732 George Waſhington, Begründer der Unabhängigkeit Nordamerikas, in Weſt⸗ moreland geboren. 1788 Der Philoſoph Arthur in Danzig geboren. 1 05 1840 Der Sozialiſt Auguſt Bebel in Köln a. Rh. geboren. 1857 Der Phyſiker burg geboren. Prot und kath.: Petri Stuhlfeier. Sonnenaufg. 7.03 Sonnenunterg. 17.25 Mondaufg. 6.31 Mondunterg. 14.42. sonnige Wege Das ſind jetzt wunderſchöne Tage. In den klaren Nächten gefriert der Boden und am Morgen liegt leichter Reif auf den Dächern und Fluren. Aber ſchon früh am Tag erwacht die Sonne und leckt den dünnen, weißen Nie⸗ derſchlag wieder auf. Goldenes Licht ſchüttet ſie über die Straßen und im kahlen Geäſt ringeln ſich die freundlichen Strahlen. So gegen Mittag, da merkt man es deutlich: die Sonne wärmt ſchon. Es iſt nicht mehr die kalte, gleichſam gefühlloſe Pracht des win⸗ terlichen Sonnenballes. Es iſt ſchon Leben und Wärme, Verſprechen und Verheißung. Wo immer nur ein Menſch Zeit hat, da wandelt er bedächtig und langſam auf ſon⸗ nigen Wegen, knöpft den Mantel auf, ſtreift Schopenhauer Heinrich Hertz in Ham⸗ die Handſchuhe ab und freut ſich des köſtlichen Geſchenkes dieſer ſchönen Tage. Auf den Bäu⸗ men ſchwatzt und ſingt es, als ob für die Vogelwelt ſchon richtiger Frühling wäre. Baum und Strauch ſtehen noch kahl. Aber immer ſtärker und länger ſcheint die Sonne. Vielleicht noch ein paar Tage, dann lockt ſie ſchon die erſten Blüher ins goldene Licht. Winter und Lenz zugleich ſtehen dann dieſen zarten Kin⸗ dern der Natur Pate. Wunderbar auch, wie der Tag wächſt. Jeden Morgen erwacht er früher und bis gegen die ſechſte Nachmik⸗ tagsſtunde hält ſich ein rotgoldener Schimmer des Sonnenlichtes. Ein Hauch von Vorfrühlingsodem geht durch dieſe Tage. Lenzesahnen liegt über der Welt. Können wir da noch an einen grimmigen Winter glauben, wenn ſein Nachfolger, der Lenz, ſchon halb im Lande ſteht? * Vergiftungen durch rohe Enteneier. In den letzten Monaten ſind in mehreren Gegen⸗ den Lebensmittelvergiftungen beobachtet wor⸗ den, die mit hinreichender Sicherheit auf En⸗ teneier zurückgeführt werden konnten. Es iſt auch gelungen, die Erreger der Lebensmittel⸗ vergiftungen— Bac. enteritidis Breslau und Gärtner— auf der Schale ſowie im Innern von Enteneiern nachzuweiſen. Es muß daher vor dem Genuß roher oder ungenügend ge⸗ kochter Enteneier, auch als Zuſatz zu Mayon⸗ naiſe, Kartoffelſalat, rohem Haclfleiſch und dergl., gewarnt werden. Enteneier ſollten nur in gut gekochtem Zuſtande genoſſen werden. lr Poſtwurfſendungen. Poſtwurſſendungen ſind zuläſſig innerhalb Deutſchlands, mit Aus⸗ nahme des Saargebiets. Ihre Mindeſteinlie⸗ ferung beträgt im Ortsverkehr 100 Stück, im Fernverkehr 500 Stück gleicher Art. Poſt⸗ wurfſendungen ſind unverſchloſſene Druckſachen oder Miſchſendungen(zuſammengepackte Druck⸗ ſachen) ohne Einzelanſchrift. Sie werden durch die Poſt an die vom Abſender gewünſchten Gattungen von Empfängern verteilt. Auf feder Sammelſendung können bis zu fünf verſchie⸗ dene Empfängergattungen angegeben werden, z. B. Haushaltungen, Bäckereien, Buchhänd⸗ ler, Lehrer, Lebensmittelgeſchäfte uſw. Im Jahre 1931 wurden 37, Millſonen Poſt⸗ wurfſendungen eingeliefert. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 5 Nachdruck e Das Feſt war verrauſcht. Die Räume Rita Belmonts lagen nun, weit nach Minzer nacht, wieder verlaſſen da. Zigarettendunſt und der Hauch ſchwülen Parfüms hingen noch in der Luft. Die Piomerſchaft löſchte die Lichter aus. f Schweigen herrſchte geheimnisvoll in den Ecken des welten Parks, breitete ſich über die Villa. Und die Finſternis niſtete ſich in die teppichbelegten Treppen⸗ gufgänge, in die Winkel der Salons, wo vor einer Stunde Noch ſtrahtende Helle war, wo ſchöne Frauen und elegante Mönner getanzt und gelacht hatten. Nur durch ein Fenſter ſtrahlte noch rotes Licht in die laue Juninacht. Das war wie ein überwaches, in Sinnenbrand glühen⸗ den Ruge a Mita Belmont lag läſſig in der buntſchillernden Farbig⸗ lei ſeidener Diwankiſſen und rauchte, in Gedanken ver⸗ loden eine Zigarette. Die blauſilberne Harmonie des Bonpoirs bildete einen köſtlichen Rahmen für die blonde Schönheit dieſer Frau, die ihr Leben ſorglos genoß, wie eim Schmetterling, der im Sonnenglaſt von Blüte zu Blüte melt. N i„Ich muß konſtatieren: ein netter Menſch, dein Freund Hunt!“ i Mita ſagte das warm und anerkennend, wobei ſie an den Zigarette ſog. Jetzt richtete ſich, wie aus einem Traum erwachend. Nobert Braun auf. Er ſaß auf einem Hocker neben dem Diwan, müde und halb in ſich zuſammengeſunken. Sein Lebemannsgeſicht verzog ſich zu einem blaſierten Anicheln. „Ach ſo— der Hans Bach...“ „Die Blonde ließ den Blick nicht von dem ſchwarz⸗ Ulünzenden Scheitel ihres Freundes. dieſes jungen Snobs, doſſen Reichtum auch ihr zugute kam. „Ein wenig unbeholfen, aber doch ein patenter Kerl uner all den Nieten..“ In den Augen der Frau glomm ein ſpöttiſches Funkeln. 5 etzt hob Robert Braun den Kopf hoch. „Wie du das ſagſt: Nieten...!“ Seine Stimme bebte. Mita beeilte ſich, zu ſagen:„Bitte ſehr, Anweſende jelhſtverſtändlich ausgeſchloſſen!“ Braun ſchüttelte heftig mit dem Kopfe, als wollte er rien böſen Gedanken gewaltſam verſcheuchen. „Gib dir keine Mühe! Hans iſt harmlos. Der geht dir niich ins Garn.“ Mita betrachtete dieſe Entgegnung als Herausforderung zum Widerſpruch. „Das käme auf einen Verſuch an, mein Lieber!“ Ihre Blicke trafen ſich, feindſelig, ſtreitſüchtig. Robert Haun begehrte eiferſüchtig auf. „Laß doch dieſe dummen Witze, Rita! Ich bin wahr⸗ haftig nicht dazu aufgelegt!“ Die Blondine richtete ſich nachläſſig auf, zerdrückte den oft ihrer Zigarette in dem Kriſtallaſcher auf dem ſilbernen Munchtablett. „Nanu, Bobby, haſt du Sorgen?“ Er wandte den Blick von ihr ab, dieſen Blick, der noch immer hart und ſcharf war. Die kluge Frau ſah nun, daß die gleichgültige Haltung ihres Freundes während der lehſen Minuten Maste war, nichts als Maske. Im Ge⸗ licht des Mannes arbeitete geheime Bewegung. Plötzlich lachte Bobby— ſo nannte ihn Rita in zärt⸗ lichen Anwandlungen— rauh auf. Es klang gequält und ge nacht. f „Sorgen Un nach einer kurzen Pauſe fuhr er erbittert fort:„Du teh in Saus und Braus, du glbſt Feſte, du feierſt Wrzumphe, du wirfſt das Geld mit vollen Händen zum Fenſter hinaus! Natürlich: Robert Braun bezahlt ja us! 0 Während ſeiner unbedachten Worte hatte ſich Rita Helnont völlig aufgerichtet. Wie eine Katze kauerte ſie in! den Kiſſen, ſprungbereit, mit glühenden Augen. Der ſchmale Spalt zwiſchen dem Rot der Lippen ließ die Zähne feen, kleine, ſcharſe Marderzähne. Unter dem Silber⸗ Aiſter des Abendkleides wogte in mühſam gebändigter Er⸗ regung der junge Buſen. Und ein unbeherrſchtes Zittern le durch den ſchlanken Leib dieſes frauenhaften Mädchens. Für mehrere Sekunden herrſchte Schweigen in dem Nanme. Es war dem Manne unerträglich lang, dünkte ihn eine Ewigkeit. Schließlich wäre jeder Fluch aus Ritas Munde eine Erlöſung geweſen, nur nicht dieſes entſetzliche Schweigen. a 6 Es kam wie eine Entſpannung über die Blonde, als he endlich ſagte:„Ich habe immer den Schein für bare Mpnze gehalten. Verzeih, Robert, aber du beginnſt wirk⸗ lich, mich zu langweilen!“ Mit einem Sprung war ſie an ihm vorbei, flüchtete nuch der Tür, die zum Schlafzimmer führte. er Ehre und Vermögen opferte. er den Hocker um. Rita kam nicht mehr dazu, die Tür hinter ſich zu ſchließen. „Nita— du— ſo war es nicht gemeint! Du haſt mich nur verrückt gemacht mit deiner Bemerkung über Hans Bach.. Du weißt, daß ich dich nicht miſſen mag— du!“ Er hing an ihrem Halſe, ſog ihren Duft ein, atmete den Hauch ihres Haares, das als kurzgeſchnittene blonde Mähne dem Kopfe eine charakteriſtiſche Kontur gab. Was war in dieſem Augenblick der Plunder dieſes Raumes, was der Wert allen Goldes gegen dieſe berückende, ver⸗ führeriſche Frau!? Sie dachte bei ſich— triumphierend und machtſicher: In meinen Armen hat er ſich noch immer wiedergefunden! Deutlich hörbar aber ſagte ſie:„Komm, Bobby, fünf Minuten noch gönne ich dir. Ich glaube, eine Ausſprache macht ſich zwiſchen uns nötig!“ i Wie ſie das ſo hinwarf! Als ob es ſich um die gleich⸗ gültigſte Sache von der Welt handelte! So konſtatierte der Mann. Und— fügte ſich. Er ließ ſich behandeln wie ein Diener: ſaß auf einem Taburett, durch ein Rauchtiſchchen von der Geliebten getrennt. Rita ſah auf Diſtanz. „Ich habe mir über deine Vermögensverhältniſſe nie Gedanken gemacht, weil ich wußte, daß du der Neffe und Erbe des deutſchen Automobilkönigs Heinrich Braun biſt Dir unterſteht das Chemnitzer Zweigwerk und—“ Robert unterbrach ſie heftig.„Wir wollten von Hans Bach ſprechen...“ Sie fuhr unbeirrt fort:„Und ich glaubte, mit Rückſicht auf dich repräſentieren»» müſſen. Sollte ich mich geirrt haben?“ Verärgert, ohne aufzuſehen, ging Nobert auf das Thema ein. Er geſtand:„Ich habe Schulden gemacht, über meine Verhältniſſe gelebt. Daß Generaldirektor Braun mein Onkel iſt, will gar nichts beſagen. Du kennſt den Alten nicht. Er hält mich knapper als ſeinen erſten In⸗ genieur.“ Jetzt erſt ſchien Rita zu begreifen. Aus ihren ſpott⸗ ſüchtigen Mundwinkeln wich die Auflehnung. Ganz leiſe ſagte ſie:„Du haſt bisher nie davon zu mir geſprochen...“ Ueber dieſen Vorwurf mußte Robert quittieren. „Ich wollte dich nicht beunruhigen, Liebling.“ 0 Rita griff nervös nach der goldenen Zigarettendoſe, In ihrer Frage zitterte Fronie:„Wie denkſt du dir die Zukunft? Soll ich dies alles verkaufen und wieder zum Film gehen von wo du mich wegholteſt?“ Reſignation und Bitternis ſchnürten ihr die Kehle zu. In ſtillen Stunden erinnert ſich der großgewordene oder gemachte Menſch zuweilen ſeiner armſeligen Herkunft. Für Rita Belmont hatte jetzt eine dieſer Stunden geſchlagen. Vielleicht dachte ſie daran, daß ſie vor einem halben Jahre als Filmſtatiſtin die Belauntſchaft des jungen Groß⸗ induſtriellen machte, daß ſie eben dieſem Robert Braun doch viel zu verdanken hatte. „Jetzt erſt fand ihr Freund den Mut zum Handeln wieder. f b„Unſinn, Liebes!“ Er reichte ihr impulſiv die Hand hin⸗ über, die ſie unbeachtet ließ. f 5 Mürriſch entgegnete ſie:„Bitte, ich erwarte deine Vor⸗ ſchläge!“ Er zog die Rechte enttäuſcht zurück, ſchob den Rauch⸗ tiſch beiſeite und rückte näher an die Blondine heran. Während er den Blick von ihren ſeidenbeſtrumpften Beinen fortzwang, entwickelte er ihr ſeinen Plan. 5 Anfangs hörte Rita Belmont ſchweigſam zu. Aber dann hellten ſich ihre Mienen auf. Die Circe in ihr war erwacht. Zwei⸗, dreimal fiel der Name Hans Bach. Dann war man ſich einig. Dieſes blonde Weib war ſchon immer eine große Abenteurerin. Sie fühlte, ahnte, wußte, daß ſie nun, wenn das Wagnis gelang, beide in ihre Hand bekam: den Geliebten und ſeinen Freund. Und nach dem Trubel des Tanzfeſtes, nach dem kleinen, feindſeligen Intermezzo endigte dieſe Nacht in Küſſen, die wie ein Narkotikum über die wahre Sachlage hinweg⸗ täuſchten. 1 11 15 25 „Hallo, Haus, jetzt iſt Feierabend!“ Mit dieſey: Ruf betrat Robert Braun die Werkſtatt, in der lagsüber ans Motorräder reparierte. Der Ueberraſchte erhaſchte einige Blatt Schmirgelleinen und warf ſie ſchnell über eine kopierte Konſtruktions⸗ 1 0 eine ſogenannte Blaupauſe. Das ſah der Be⸗ er. 1 5 „Mache doch nun endlich einmal Schluß mit deiner Ge⸗ Fe ſich Braun, ſchnell retend und nach der nung greifend. Aber der Fre kam ihm zuvor, riß 1 K Ihre Worte wirkten auf ihn wie ein Peitſchenhieb. Sie gen R bert Braun hoch trieben ihn zu der Frau, der 1 ſeines Kittels verſchwinden. ö ** an dei Beim Aufſpringen ſtieß Bach mit einigen Schloſſern defekte Automobile und 5 e Pauſe an ſich und ließ ſie in det ö 0 gaſer herausbringen willſt, der den Benzinverbrauch um vierzig Prozent reduziert. Ueber kurz oder lang wirſt du ihn meinem Oheim in Berlin ſowieſo zum Kauf anbieten. Was gibt es da noch zu verheimlichen?“ Der Ingenieur Hans Bach ſchnitt eine Grimaſſe, die ſein ſympathiſches, offenes Geſicht entſtellte. In den grau⸗ blauen Augen des Achtundzwanzigjährigen lachte kieber⸗ legenheit. „Wer ſagt dir, daß ich meine Erfindung ausgerechnet den Braun⸗Werken anbieten werde? Vielleicht fahre ich viel beſſer, wenn ich ſie nach Amerika verkaufe. Drüben iſt man großzügiger.“ f 6 Robert Braun, groß, ſchlank, in hellgrauem Sommer⸗ ſakkoanzug, ſtellte ſich vor den gleichaltrigen, etwas kleineren Freund Er hatte die Hände in die Taſchen vergraben und ſah dem Blonden, der ſchon die Schulbank mit ihm drückte, forſchend ins Geſicht. 5 ſpringen bei der Verwertung deiner Erfindung?“ Ge⸗ künſteltes Erſtaunen lag in ſeinen Worten. 1 „Die Braun⸗Werke ſind nicht mein Vaterland“, fagte Hans gleichgültig und legte das kleine Werkſtück, an dem er gearbeitet hatte und das ein Beſtandteil des zukfinftigen Bach⸗Vergaſers war, in einen Kaſten. f 1 Robert Braun drehte ſich mit einer ſcharſen Wendung auf dem Schuhabſatz herum und meinte mit geheuchelter Intereſſeloſigkeit: ö „Du kannſt natürlich mit deinem Vergaſer machen, was dir beliebt! Ich glaubte dir nur behilflich ſein zu können, wenn du ihn meinem Oheim zum Kauf angeboten hätteſt. „Uebrigens vergeht kaum eine Woche, in der uns nicht eine Neukonſtruktion auf dieſem Gebiete vorgelegt wird.“ g Hans ſtutzte Donnerwetter, daran hatte er noch nicht gedacht, daß vielleicht auch andere Köpfe ſchon an derſelben Idee uͤrbeiteten Es kam nicht ſelten vor, daß beim Patent⸗ amt zwei ähnliche und im Prinzip völlig gleiche Er⸗ Eile! Er hatte ſich ſchon wieder völlig in der Gewalt, als er gewollt überlegen ſagte: 5 f 9 „Vergaſer und Vergaſer iſt zweierlei! Der meinige wird ſeinen Weg machen!“ 5 Sein Freund lachte mit gutmütigem Spott und ſagte: „Ich will dir deinen Glauben nicht nehmen!“ f Die Blicke der beiden Männer mieden ſich. Sie wan⸗ derten zu den Wagen hin, die im Dämmerlicht der Werk⸗ ſtatt, mit geöffneten Motorhauben, auf neue Kurbelwellen oder ſonſtige Erſatzteile warteten. Da ſtanden Räder aller Syſteme, Sie wollten mit neuen Ventilen oder Kolben verſehen ſein. Hier war das Getriebe ausgebaut, dort die Bremſen. Ueberall wartete Arbeit. d Von draußen herein drang der Lärm der Straße, das Klingeln der Straßenbahn, das Hupen der Automobile. 0 Robert Braun wandte ſich dann wieder an ſeinen Freund: 1 5 wartet ſchon!“ Bach ſtreifte den Montagekittel ab. „Wohin ſoll die Fahrt gehen?“ Der andere verhielt ſich geheimnisvoll. a 9365 „Du wirſt ſchon ſehen. Ich habe ein kleines, ſeines Wirtshaus im Walde entdeckt. Gar nicht weit von hier. In einer halben Stunde ſind wir dort. Und ein ſchmuckes Mädel kredenzt uns den Schoppen.“ 0 i Hans ſagte geringſchätzig:„Ach!“. „Bitte ſehr— kein Ach! Das blonde Kind vom Rhein iſt das achtbare Wirtsſochterchen ſelber!“ 45 f„Wie kann dich ein Rotkehlchen reizen, wo du both deinen Paradiesvogel im goldenen Käfig hats“ ftagte ſein Freund, der an der Waſchſchüſſel ſtand. i Robert lachte. 5 „Erſt ſehen— dann urteilen!“ 5*. Der rote Sportwagen bahnte ſich ſeinen Weg dür den noch immer ſehr lebhaften Eee Ae Erſt draußen auf der Zwickauer Straße bekam er etwa freie Fahrt. Vollgas konnte Robert Braun abet auch noch nicht geben, denn die Fahrt führte andauernd Ortſchaften. i „Sag' mal, Hans, haſt du überhaupt jemals in deinen jungen Leben geliebt?“ F Während Braun dies fragte, wandte er den Blick nicht für eine Sekunde von der Straße. Seine Hände lagen am die e mit e a 1 f 08 3 Hans ſchnippte die Aſche von ſeiner Zigarette in d Wü, chene el We ton 18 daran „Weil man dich nie ausgehen ſieht. Jede freie iſt bei dir ausgefüllt mit Pflicht und Arbeit. 1 r „Du bit ſehr ſteimütig.“ „Ja! Aber hre! Die ans, bedente: du verſäumſt d ne ſchönſlen enſch, du biſt unausſtehlich! Ich wei 195 eimer g 5 webe, d Ich 0 doch, daß du du „Soſo, du willſt alſo dein eigenes Vaterland über⸗ findungen angemeldet wurden: Wieder ein Anſporn zur „Komm, Hans, bevor es Nacht wird! Mein Wagen neuer bayeriſcher Geſandter i mM„22. Febr. Amtlich wird gemel⸗ et: Der ſeit 1. Dezember 1932 vertretungs⸗ ſe mit der Führung der Geſchäfte in Ber⸗ lin beauftragte Miniſterialdirektor Franz Sperr wurde zum bayeriſchen Geſandten in Berlin ernannt. Eintritt der NSDAP. in die Danziger Regierung. Danzig, 22. Febr. Zwiſchen dem Präſiden⸗ ten des Senats und Vertretern der NSDAP., die in der letzten Zeit wiederholt ihre Bereit⸗ ſchaft erklärt hatten, mit der jetzigen Regie⸗ rung zuſammenzuarbeiten, fanden Beſprechun⸗ gen ſtatt, in denen die NSDAP. dem Präſi⸗ denten des Senats beſtimmte Forderungen un⸗ terbreitete. Der Senat veröffentlicht eine Er⸗ klärung, in der er ſagt, daß die in der Re⸗ gierung vertretenen politiſchen Parteien be⸗ reit ſeien, die beſtehende Regierungskoalition durch die NSDAP. zu erweftern und einem entſprechenden Antrag der NSDAP. entge⸗ genſehen. Strafmaßnahmen gegen Teilnehmer am fran⸗ zöſiſchen Beamtenſtreil. Patis, 22. Febr. Der Miniſterrat hat ſich mit dem Proteſtſtreik der Beamten und An⸗ geſtellten befaßt. Nach einem Bericht des Mi⸗ gülerp ltdenten wurde beſchloſſen, gegen Be⸗ amte, die ſich ernſterer Verſtöße gegen die Disziplin ſchuldig gemacht haben, mit Stra f= maßnahmen vorzugehen. Drei Raubmorde aufgeklärt Der Haupttäter flüchtig, zwei Mittäter verhaftet. Dortmund, 22. Februar. Wie bereits berichtet, war am 9. Fe⸗ brüar der Holzhändler Narowſki aus Wit⸗ ten⸗Annen in einem Wäldchen in der Nähe von Holzwickde ermordet aufgefunden wor— den. Als mutmaßliche Täter wurden dann der erwerbsloſe Auguſt Scheer und der 25 jährige Chauffeur Eberhardt Pieper aus Dortmund verhaftet, während der Kutſcher Auguſt Schulte aus Dortmund von der Po⸗ lizei noch geſucht wird. 7 5 Die von der Kriminalpolizei angeſtellte Anterſuchung hat nun ergeben, daß die Ber- hafteten in Gemeinſchaft mit dem flüchtigen Schulte nicht nur den Holzhändler Narowſki. ſondern auch die Kontoriſtin Schneider aus Herford und die Witwe Schur aus Hagen i. W. beraubt und ermordet haben. Scheer und Schulte arbeiteten derart Hand in Hand, ö Scheer in Zeitungsinſeraten Hausan⸗ 9 ie ſuchte, dieſe nach Dortmund beſtellie und in der Umgebung ermordete. Auf dieſe Beiſe ermordelen ſie die Schur und die Schneider. und auch der Holzhändler fiel ih⸗ nen auf ähnliche Weiſe zum Opfer. Die Kriminalpolizei konnte deshalb die drei Mordfälle aufklären, weil ſie in gleicher Beiſe 0 worden waren. Scheer und Pieper haben bereits ein Geſtändnis ab⸗ gelegt. Ablchaffung der Prohibition Antrag der„naſſen“ Abgeordneten. Waſhington, 22. Februar. Die„naſſen Mitglieder“ des Repräſen⸗ tantenhauſes(Abgeordnetenhaus) brachten nach der Abſtimmung über die Abſchaffung der Prohibition einen Geſetzentwurf ein, der den Kongreß ermächtigt, die Volks vertretungen in den 48 Staa⸗ ten e ee e N Durch dieſen Geſetzentwurf ſoll verhindert werden, daß die„trockenen“ Politiker in den Staaten, deren h zur Prohibition zweifelhaft iſt, die Abſchaffung der Prohibi- lion hinauszögern, indem ſie die Einberu⸗ fung der Volksvertretungen der einzelnen Staaten, die das 100 über die Abſchaffung der Prohibition ratiftzieren müſſen, verka⸗ gen. Politiſche Zuſammenſtößze Nach einer Rede Dr. Brünings. Kaiſerslautern, 22. Februar. Nach Schluß einer Zentrumskundgebung, auf der u. a. Reichskanzler a. D. Dr. Brüning ſprach, kam es während des ſich anſchließenden Fackelzuges zu ſchweren Schlägereien zwiſchen Verſammlungsteilnehmern und politiſchen Geg⸗ nern, wobei von bisher unbekannter Seite eine Anzahl Schüſſe fiel, durch die vier Mitglie⸗ der der Pfalzwacht ſo ſchwer verletzt wurden, daß ſie dem Krankenhaus zugeführt werden Vor einem mußten. Ferner gab es eine Anzahl Leicht⸗ verletzte, darunter mehrere Nationalſozialiſten. Die auswärtigen Teilnehmer der Verſammlung konnten nur unter ſtarkem Polizeiſchutz dis Stadt verlaſſen. Von der Polizeidirektion Kai⸗ ſerslautern wird mitgeteilt, daß bei den Zwi⸗ ſchenfällen keine Perſon getötet worden ſei. Drei ſchwerperletzte Mitglieder der Pfalzwacht liegen im Krankenhaus noch in Narkoſe. El Perſonen ſind leichter verletzt, darunter zwei SA.⸗Leute, Bis nach Mitternacht war die ganze Stadt in heller Auftegung. Wegen der Gefahr neuer Zuſammenſtöße wurde De. Brüning unter ſehr 6 ſarker Bedeckung nach Mannheim geleitet, von wo er ſofotrt mit dem Berliner Schnellzug weite rfuhr. Schanghai, 22. Februar. Am Dienstag haben ſich in Schanghai zwei furchtbare Exploſionen ereignet. Die Zahl der Todesopfer wird auf rund 200 geſchätzt. Bisher wurden 150 Leichen geborgen. 70 Meuſchen 150 mit ſchweren Verletzungen ins Kranlenhaus gebracht worden und über 100 werden noch ver⸗ 5 mißt. Die Exploſionen ereigneten ſich in zwei Ga⸗ e in der Fabrik, die ſich in einem öſtlichen Be⸗ zirk Schanghais befindet. Durch die erſte Exploſion wurde ein zweiſtöckiges Gebäude zer⸗ ſtört. Alle Perſonen, die in dieſem Gebäude arbeiteten, wurden entweder getötet oder ſchwer verletzt. Teile von Maſchinen, Steine und Eiſenſtücke flogen durch die Luft. Kurz darnach brach ein Großfeuer aus. Einige Selunden ſpäter ereignete ſich eine zweite Exploſion. Dadurch wurden das Dach und die Mauern eines Boilerraumes in die Luft geſprengt. 160 Mädchen, die dort arbeiteten, wurden in ein Feuer ge⸗ ſchleudert, das im Stockwerk darunter wütete. Die geſamte Feuerwehr von Schanghai wurde mobiliſiert, um eine Ausdehnung der Flam⸗ men auf andere Gebäude zu verhindern. die Katastrophe von Neunkirchen Grobe Jahrläſſigkeit als Exploſionsurſache. Saarbrücken, 22. Februar. Das Gewerbe-Aufſichtsamt veröffentlicht einen Bericht über die neueſten hei der Un⸗ Aus Heſſen und Naſſau Die Kreisbauernſchaft Untertaunus gegen die Eleltrizitätswerke. * Hahn(Taunus), 22. Febr. Die hier un⸗ ter dem Vorſitz von Bürgermeiſter a. D. Guckes ſtattgefundene Generalverſammlung der Kreisbauernſchaft Untertaunus beſchäftigte ſich u. d. auch eingehend mit den Tarifen für Licht⸗ und Kraftſtrom und den Zählermieten. Die Zählermiete wurde von dem Reſerenten Dr. Pfiſterer(Limburg) als geſetzlich unzu⸗ läſſig bezeichnet. Es wurden zwei Wege der Selbſthilfe erörtert: der Lichtſtreik und der Zahlungsſtreik. Bei dem Zahlungsſtreit ſoll der Strom wie bisher weiter verbraucht, aber bei Vorzeigung der Rechnung die Zahlung der Zählermiete verweigert und außerdem ein Betrag von 20 Prozent an der Rechnung in Abzug gebracht werden. Nach lebhafter De⸗ batte wurde der Vorſchlag des Zahlungsſtreiks einſtimmig gut geheißen. Die Bezirksbauern⸗ ſchaft ſoll aufgefordert werden, die anderen Kreisbauernſchaften zu der gleichen Maßnahme zu veranlaſſen. Aerzte verlangen Geſetz gegen Kurpfuſcher. „ Kaſſel, 22. Febr. Im Stadtverordneten⸗ ſaal des Kaſſeler Rathauſes fand unter dem Vorſitz von Dr. de Bary(Frankfurt a. M.) eine Sitzung der Aerztekammer für die Pro⸗ vinz Heſſen⸗Naſſau ſtatt, an der u. a. auch Oberpräſident Dr. von Hülſen, Oberregie⸗ rungs⸗ und Medizinalrat Dr. Viereck und Oberregierungsrat Siemons teilnahmen. Die Beratungen fanden ihren Niederſchlag in zwei die Schaffung eines Geſetzes gegen das Kur⸗ pfuſchertum gefordert, da die für die Bekämp⸗ fung der Kurpfuſcher zur Verfügung ſtehen⸗ den Mittel überhaupt nicht ausreichen. In der zweiten Entſchließung werden ſchärfere Be⸗ ſtimmungen für Prüfungen der Medizinſtudie⸗ renden gefordert. Außerdem wurden noch Impffragen beſprochen. Wie die„Kaſſeler Poſt“ aus zuverläſſiger Quelle erfährt, iſt ge⸗ plagt die nächſte Hauptverſammlung de; Deut⸗ ſchen Aerztevereinsbundes in Kaſſel ſtattfin⸗ den zu laſſen. Notlundgebung der Handwerker. Schlüchtern, 22. Febr. Die Handwerker⸗ ſchaft des Kreiſes Schlüchtern hielt hier eine Notſtandskundgebung ab, an der die Ver⸗ treter der Staats⸗ und kommunalen Behör⸗ den ſowie der Innungsausſchuß des Kreiſes Gelnhausen teilnahmen. Ueber die Forderun⸗ gen des deutſchen Handwerkerſtandes im Jahre 1939, insbeſondere über die Frage, wie dem Handwerk geholfen werden könne, referier⸗ ten der neue Vorſitzende des Kurheſſiſch⸗Wal⸗ deckiſchen Handwerkerbundes, Malermeiſter Handwerkskammer Kaſſel, Dr. Hartmann. Letz⸗ terer wandte ſich u. a. dagegen, daß der Staat immer noch zum Schaden des Hand⸗ werks ſelbſt auftrete, anſtatt die neutrale, aus⸗ gleichende Stelle zu ſein, die gleichmäßig und gerecht handeln könne. Der Vollſtreckungsſchutz dürfe unter keinen Umſtänden zu Laſten des Handwerks gehen, vielmehr müſſe die Arbeit des Handwerks ebenſo geſchützt werden, wie die anderer Berufsſtände. Die Gewerbe⸗Frei⸗ heit müſſe erträglich für alle geſtaltet wer⸗ den, und überhaupt das Anſehen des Hand⸗ Entſchließungen. In der einen wird dringend Stühler aus Kaſſel und der Syndikus der Gunmlabril in die Luft geſogen Exploſionskataſtrophe in Schanghai— Viele Tote und Verletzte terſuchung der Exploſionskataſtrophe ge⸗ machten Feſtſtellungen. Der Exploſion des leger asbehälters iſt bekanntlich eine leinere Exploſion in dem Umgehungsrohr des Gaſometers vorausgegangen. Es iſt be⸗ reits früher feſtgeſtellt worden, daß an die⸗ ſem Umgehungsrohr kurz vor der Exploſion noch gearbeitet worden iſt. Man nahm aber an, daß nur mit dem Hammer, alſo aui kaltem Weg, gearbeitet worden ſei. Nunmehr wurde ermilkelt, daß mik größ⸗ ter Wahrſcheinlichkeit unmittelbar vor der Exploſion Arbeiten mit dem Schneidebren⸗ ner an dem Umgehungsrohr vorgenommen wurden. da das Umgehungsrohr vorher gasfrei gemacht worden war und eine An- dichtigkeit dieſes Rohres gegen das mit Gas gefüllte Nachbarrohr von den Arbeitern nicht ten für ungefährlich. Daß die Exploſion nun auf dieſe Arbeiten mit dem Schneidebrenner zurückzuführen iſt, ſagt zwar der Bericht des Gewerbe-Aufſichtsamtes nicht. Es iſt aber zu vermuten, daß dies auf nichts anderes zu⸗ rückgeführt werden kann, und daß infolge- deſſen grobe Jahrläſſigkeit den Tod ſo vieler Menſchen verurſacht hat. Vom Gewerbeauf⸗ ſichtsamt iſt, nachdem es einmal die Vermu⸗ tung ausgeſprochen hat, zu fordern, daß es ohne Rückſicht auf Perſonen die Exploſions- urſache einwandfrei klarſtellt, was mit am eheſten zur Beruhigung der Gemüter bei- tragen dürfte. werterſtandes, der die größten Wirtſchafts⸗ opfer gebracht habe, wieder gehoben werden. Der Kampf Dr. Richter geht weiter. Mainz, 22. Febr. Die in den letzten Tagen erſchienenen Preſſenachrichten, wonach das Wie⸗ deraufnahmeverfahren Dr. Richters von dem Strafſenat des Oberlandesgerichts Köln abge⸗ lehnt worden iſt, beſtätigen ſich. Dagegen be⸗ ſtätigt ſich nicht die in den gleichen Nach⸗ richten enthaltene Annahme, daß das Verfah⸗ ren endgültig abgeſchloſſen ſei. Ein Wieder⸗ aufnahmeverfahren kann, wenn es einmal ab⸗ gelehnt iſt, immer wieder beantragt werden. Der ablehnende Beſchluß des Oberlandesge⸗ richts hat ſogar auf dieſe Möglichkeit ausdrück⸗ lich hingewieſen und in den Gründen vermerkt, daß es dem Angeklagten unbenommen ſei, den Wiederaufnahmeantrag zu wiederholen. Wie wir hören, iſt auch mit einer Wiederholung des Wiederaufnahmeantrags und mit weiteren neuen Anträgen für die allernächſte Zeit zu rechnen. Die Verteidigung beabſichtigt, die Anträge ſo lange zu wiederholen, bis eine neue Schwurgerichtsverhandlung den Fall er— neut behandelt. * * Kaſſel, 22. Febr.(Landrat Rot⸗ verg will nicht Regierungspräſi⸗ dent werden). Wie aus Goslar gemel⸗ det wird, verſucht der zum Regierungspräſiden! in Kaſſel ernannte Landrat Rolberg ſeine Ernennung wieder rückgängig zu machen. Ro! berg hatte bereits im vorigen Jahre ei. Berufung nach Berlin abgelehnt, da er wei⸗ terhin als Landrat tätig ſein wollte. Damals wurde ſeinem Wunſche ſtattgegeben. Ob die jetzigen Bemühungen Roltbergs in Berlin einen 10 0 haben werden, ſteht bisher noch nicht eſt. Etatberatungen im Finanzausſchuß Darmſtadt, 22. Febr. Der Finanzausſchuß des heſſiſchen Landtages ſetzte die Etatbera⸗ tungen bei den„Vorbemerkungen“ fort. Ein Antrag von allen Fraktionen befaßt ſich mit den Unterhaltszuſchüſſen für die Staatsdienſt⸗ anwärter. Nach Ausführungen des Regie⸗ rungsvertreters würden bei einem Anſatz von 500 Mark pro Anwärter 600—750 000 Mark für die Ausführung der Anträge erforderlich, zur Ausführung des kommuniſtiſchen Antrags ſogar 1,5 bis 2 Millionen. Die Regierung glaubt bei der heutigen Finanzlage Anträge dieſen Ausmaßes nicht vertreten zu können. Nach eingehender Ausſprache fand ein Zen⸗ trumsantrag gegen 1 Stimme(Kom.) An⸗ nahme, der beſagt: Für Unterhaltszuſchüſſe an Staatsdienſtanwärter und Anwärter im Vorbereitungsdienſt ſollen 200000 Mark zur Verfügung geſtellt werden. Die Unterhalts zuſchüſſe ſollen nur im Falle der Bedürftigkeit gewährt werden. Zu den Vorbemerkungen werden dann an⸗ genommen: Ein Zentrumsantrag, eine be⸗ grenzte Anzahl von Anwärtern zum Vorberei⸗ tungsdienſt für die gehobene mittlere Beam⸗ tenlaufbahn zuzulaſſen, damit jüngerer Nach- wuchs für dieſe Stellen herangebildet wird, nach einem weiteren Zentrumsantrag wird die Ziffer 5 der Vorbemerkungen geſtrichen, nach einem Antrag Blank⸗Heinſtadt wird die Re⸗ gierung erſucht, die unterſtellten Behörden zu ermächtigen, für den Kanzleidienſt Lehrlinge anzunehmen. Ausſchreitungen in Irland Zwiſchenfälle im Eiſenbahnerſtreik. Dublin, 22. Februar. Streikende iriſche Eiſenbahner verübten mehrere Anſchläge. Ein zum erſten Mal ſeit Beginn des Streiks von Dublin nach Dundalk fahrender Omnibus wurde von der erregten Menge in Brand geſteckt, nachdem mehrere Poliziſten in die Flucht ge⸗ jagt worden waren. der Verſuch, den Om⸗ nibusführer ins Waſſer zu werfen, konnte durch Polizeiverſtärkungen verhindert wer⸗ den. Ein zweiter Omnibus wurde von einer 2000 köpfigen Menge mit Steinen beworfen, obgleich er von einem mit Bürgergardiſten beſetzten Panzerwagen begleitet war. Der Führer wurde erheblich verletzt. Die Menge wurde von der Polizei mit Gummiknüppeln auseinandergetrieben. Ein weilerer Anſchlag wurde an der Grenze von Ulſter und Südirland ausge⸗ führt. Dort waren von einer Eiſenbahnlinie Schienen entfernt worden. Ein Anglück g konnte verhindert werden. Auf einer ande⸗ bemerkt worden war, hielt man dieſe Arbei- ren Strecke blieb ein Güterzug ſtecken, weil die Schienen mit Jett eingerieben waren. Der Skreik dauert bereits drei Wochen. Nach Mitteilungen der Regierung ſind bereits über eine halbe Milllon Mark Lakoſten enkſtanden. Aus der Heimat Gedenttage 22. Februar. 1732 George Waſhington, Begründer der Unabhängigkeit Nordamerikas, in Weſt⸗ moreland geboren. 1788 Der Philoſoph Arthur Schopenhauer in Danzig geboren.. 1 1840 Der Sozialiſt Auguſt Bebel in Köln a. Rh. geboren. 4 f 1857 Der Phyſiker Heinrich Hertz in Ham⸗ burg geboren. Prot und kath.: Petri Stuhlfeier. Sonnenaufg. 7.03 Sonnenunterg. 17.25 Mondaufg. 6.31 Mondunterg. 14.42. Sonnige Wege Das ſind jetzt wunderſchöne Tage. In den klaren Nächten gefriert der Boden und am Morgen liegt leichter Reif auf den Dächern und Fluren. Aber ſchon früh am Tag erwacht die Sonne und leckt den dünnen, weißen Nie⸗ derſchlag wieder auf. Goldenes Licht ſchüttet ſie über die Straßen und im kahlen Geäſt ringeln ſich die freundlichen Strahlen. So gegen Mittag, da merkt man es deutlich: die Sonne wärmt ſchon. Es iſt nicht mehr die kalte, gleichſam gefühlloſe Pracht des win⸗ terlichen Sonnenballes. Es iſt ſchon Leben und Wärme, Verſprechen und Verheißung. Wo immer nur ein Menſch Zeit hat, da wandelt er bedächtig und langſam auf ſon⸗ nigen Wegen, knöpft den Mantel auf, ſtreift die Handſchuhe ab und freut ſich des köſtlichen Geſchenkes dieſer ſchönen Tage. Auf den Bäu⸗ men ſchwatzt und ſingt es, als ob für die Vogelwelt ſchon richtiger Frühling wäre. Baum und Strauch ſtehen noch kahl. Aber immer ſtärker und länger ſcheint die Sonne. Vielleicht noch ein paar Tage, dann lockt ſie ſchon die erſten Blüher ins goldene Licht. Winter und Lenz zugleich ſtehen dann dieſen zarten Kin⸗ dern der Natur Pate. Wunderbar auch, wie der Tag wächſt. Jeden Morgen erwacht er früher und bis gegen die ſechſte Nachmit⸗ tagsſtunde hält ſich ein rotgoldener Schimmer des Sonnenlichtes. Ein Hauch von Vorfrühlingsodem geht durch dieſe Tage. Lenzesahnen liegt über der Welt. Können wir da noch an einen grimmigen Winter glauben, wenn ſein Nachfolger, der Lenz, ſchon halb im Lande ſteht? 9 Vergiftungen durch tohe Enteneier. In den letzten Monaten ſind in mehreren Gegen⸗ den Lebensmittelvergiftungen beobachtet wor⸗ den, die mit hinreichender Sicherheit auf En⸗ teneier zurückgeführt werden konnten. Es iſt auch gelungen, die Erreger der Lebensmittel⸗ vergiftungen— Bac. enteritidis Breslau und Gärtner— auf der Schale ſowie im Innern von Enteneiern nachzuweiſen. Es muß daher vor dem Genuß roher oder ungenügend ge⸗ kochter Enteneier, auch als Zuſatz zu Mayon⸗ naiſe, Kartoffelſalat, rohem Hackfleiſch und dergl., gewarnt werden. Enteneier ſollten nur in gut gekochtem Zuſtande genoſſen werden. r Poſtwurffendungen. Poſtwurſſendungen ſind zuläſſig innerhalb Deutſchlands, mit Aus⸗ nahme des Saargebiets. Ihre Mindeſteinlie⸗ ferung beträgt im Ortsverkehr 100 Stück, im Fernverkehr 500 Stück gleicher Art. Poſt⸗ wurfſendungen ſind unverſchloſſene Druckſachen oder Miſchſendungen Guſammengepackte Druck⸗ ſachen) ohne Einzelanſchrift. Sie werden durch die Poſt an die vom Abſender gewünſchten Gattungen von Empfängern verteilt. Auf feder Sammelſendung können bis zu fünf verſchie⸗ dene Empfängergattungen angegeben werden, z. B. Haushaltungen, Bäckereien, Buchhänd⸗ ler, Lehrer, Lebensmittelgeſchäfte uſw. Im Jahre 1931 wurden 37,4 Millionen Poſt⸗ wurfſendungen eingeliefert.