„Für dich Mädi“ betitelt ſich unſer neuer Roman, mit deſſen Abdruck wir heute be⸗ ginnen. Wir machen unſere Leſer hierauf auf⸗ merkſam. * Generalverſammlung des deut⸗ ſchen Metallarbeiterverbandes(Bezirk Viernheim.) Am vergangenen Sonntag fand im Gaſthaus zur Erholung die diesjährige General⸗ verſammlung des deutſchen Metallarbeiterverban⸗ des ſtatt. Kollege Haas eröffnete die Verſamm⸗ lung und erteilte dem Referent Betriebsratsvor⸗ ſitzenden Kollege Mittmana M'heim das Wort zum Geſchäftsbericht. Mit großem Intereſſe lauſchten die Anweſenden den Ausführungen des Redners, woraus zu erſehen war was der Ver- band in dem verfloſſenen Kriſenjahr alles ge⸗ leiſtet hat und auch weiterhin leiſten wird, wenn die Mitglieder ihr Vertrauen durch ihre Mit⸗ gliedſchaft und Werbung neuer Mitglieder, den Verband ſtärken, damit der Verband den kom⸗ menden Angriffen der Reaktion auf die Rechte der Arbeiter, mit Erfolg abwehren kann und die Arbeiterſchaft zum Endziel zum Sszialis⸗ mus führen. Bei der nun folgenden Wahl wurde dem ſeitherigen Vorſtand das einſtimmige Vertrauen durch Wiederwahl ausgeſprochen, es iſt ſomit auf ein weiteres Jahr Hans Haas Obmann, Karl Martin, Kaſſier, Philipp Stein, Schriftführer, Valtin Müller, Delegierter. Nach einer ſehr regen Diskuſſion ſchloß Kollege Haas gegen 12 Uhr die Verſammlung. Freiheit! * RNationalſozialiſten ſprengen Zentrumsverſammlung. In Krefeld wurde geſtern abend eine Zentrums-Kundgebung von Nationalſozialiſten geſprengt. Der Redner, der ehemalige Arbeitsminiſter Stegerwald, trug Ver- letzungen davon. Auch gegen anweſende Geiſt— liche, die verſuchten, die Menge zu beſchwichtigen, wurde tätlich vorgegangen. * Auszeichnung auf dem Schries⸗ heimer Mathaiſemarkt. Auf dem„Schries- heimer Mathaiſemarkt“ der alljährlich auch mit einer Ausſtellung verbunden iſt, war auch unſer einheimiſches Gewerbe durch Herrn Sattlermeiſter Fritz Bläß, Holzſtr., vertreten. Herr Bläß hat unter der Abteilung„Gewerbliche Erzeug- niſſe“ zwei Pferdegeſchirre ausgeſtellt, wofür er bei ſtarker Konkurrenz der ganzen Umgegend mit einem 1. Pr. ausgezeichnet wurde. Wir freuen uns über dieſen ſchönen Erfolg unſeres einheim⸗ iſchen Handwerksmeiſters u. gratulieren herzlichſt. Ab morgen Donnerstag ſind die zwei Pferde- geſchirre im Schaufenſter bei Herrn Schmiede meiſter Jean Wunderle, am Marktplatz, ausge— ſtellt. »Zur Reichstagswahl am 5. März. Hierzu wird uns geſchrieben: Innerhalb der ſozialiſtiſch orientierren Arbeiterſchaft von Viernheim iſt in letzter Zeit eine erfreuliche Aktivität feſtzuſtellen. Dies zeigte ſich ganz be⸗ . ſonders bei der am letzten Freitag im„Roten Kreuz“ ſtattgefundenen Kampfausſchußſitzung der Eiſernen Front. In diefer Sitzung, an der die Vertreter ſämtlicher Gewerkſchaften, Arbeiter⸗ ſportorganiſationen ſowie der SPD. teilnahmen, wurden die Richtlinien feſtgelegt, die zu einem erfolgreichen Wahlausgang notwendig ſind. Der Kampfausſchuß wurde neu gewählt und ſetzt ſich wie folgt zuſammen: 1. Vorſitzerder Albert Diet⸗ rich, 2. Vorſitzender Philipp Stein, Schriftführer Ludwig Benz, Kaſſier Franz Petry, Michel Müller (Bauarbeiter), Auguſt Walter(Fabrikarbeiter), Hans Haas(Metallarbeiter), Philipp Koob (Maler und Tüncher), Viktor Schöch(Reichs ⸗ banner), Johann Bugert(Arbeiter⸗Radfahrer), Karl Weidner(Partei), Alexander Schloßhauer (Rathausfraktion der SPD.) Die Pionierleitung ſetzt ſich zuſammen aus Georg Herbert, Karl Weidner und Franz Koob. Zur beſſeren Er⸗ faſſung der Wählerinnen und Wähler wurde der Ort in 14 Bezirke eingeteilt und die hierzu notwendigen Vertrauensleute gewählt. Mit dem Schlußwort des Vorſitzenden Dietrich konnte gegen Mitternacht die Sitzung geſchloſſen werden. — Die Viernheimer Einwohnerſchaft iſt zu der am Freitag Abend ſtattfindenden Wahlkund⸗ gebung im Karpfen freundlichſt eingeladen. Thema:„Harzburger Front oder Freiheitsfront“. Ref. Rektor Külb⸗ Worms. * Drei Miniſter kommen nach Viern⸗ heim. Dieſe drei Miniſter heißen: Geiſt, Witz, Humor. Wollen Sie dieſe drei ſehen und hören, dann kommen Sie am Sonntag, den 26. Februar, in den Deutſchen Kaiſer zur Fremdenſitzung des C.d. G. Es wird ein ganz neues Programm ge— geben. Lachſtürme werden den Saal durchbrau⸗ ſen, wenn die neueſten Büttenreden vom Stapel laufen. Geſangsvorträge des Volkschor- Quar- tetts werden die Stimmung des Abends heben helfen. Außerdem ſind Tanzgirls zu dieſer Ver- anſtaltung verpflichtet. Alles in allem gibt es einen ſo vergnügten und fröhlichen Abend, wie ſie ihn wohl kaum erlebt haben. Alſo auf in den Deutſchen Kaiſer zur Fremdenſitzung am Sonntag, den 26. Februar, abends 8,11 Uhr. Ahoi! Deutsche Jugendhraſt Fußball-⸗Reſultate: Sandhofen 1.— Viernheim 1. 1 2. 05 7 B. Viernheim Igd.— Feudenheim Igd. D. J K. 1. Sch.— T. V. 1. Sch. 7 2.„ 97777 5 0 2.„ Handball⸗Reſultate: Viernheim 1.— Herrnsheim 1. 771 Lindenhof 2.— Piernheim 2. 3:3 Am verfloſſenen Spielſonntage hatte der Raſenſport in der D. J. K. wieder einmal Hoch- konjunktur. Nicht weniger als 7 Mannſchaften aus. Den Kern des ganzen Sportprogramms bildete das zweite Plakettrundenſpiel unſerer 1. Fußballmannſchaft in Sandhofen, welches nach ſchönem und fairen Spiele 3:1 gewonnen wurde. Es war wirklich eine Freude unſeren Blau⸗Weißen zuzuſehen, zeigten ſie doch wieder einmal einen Fußball, ſo recht dem Verlangen des Zuſchauers nachkommend. V. konnte ſeinen Sieg auf Grund beſſerer Geſamtleiſtung ſtellen. Schon in der 4. Minute ging V. durch den Halbrechten nach gut aufgezogener Kombination in Führung. Vor Halbzeit konnte Sa. auf 2:0 erhöhen. Im Verlauf der 1. und 2. Spielhälfte ſetzte V. Mittelſtürmer mehrmals gefährliche Strafſtöße aufs Netz, welche von S. Torhüter meiſterhaft zunichte gemacht wurden. Das 3. Tor durch den Mittelſtürmer erzielt, ſtellte den verdienten Sieg ſicher. Ehrentreffer fiel im Zuſammenhang mit einem Eckball zu Beginn der 2. Halbzeit. Herr Klein aus Reilingen leitete korrekt. Auf unſerem Stadion reichte Herrnsheim unſerer 1. Handball⸗Elf die Hand zum Freund⸗ ſchaftskampfe. Was in der 1. Hälfte ausblieb, brachte die 2. Halbzeit zur Genüge ein. Es wollte und wollte anfänglich nicht klappen. Ja man befürchtete ſogar zeitweiſe, daß V. ins Hintertreffen käme. Ein Glück, daß der Tor- mann in der 1. Periode guter Laune war und Herrnsheims Fünferreihe nur die Querlatte traf. Wer weiß wie es dann gekommen wäre? V. Blau⸗Weißen waren im Vergleiche zuvor, nicht wieder zu erkennen. Es raſſelte gerade ſo und mit dem Bombenreſultat von 7:1 zugunſten V. trennte man ſich für heute. Hallo die Kleinen! Was gab es da für nette Leiſtungen zu ſehen. Alt und Jung ſtand auf dem Platz 3 Spalier und erfreute ſich an den Darbietungen unſerer Jungens. Das muß doch ſpäter einmal Kanonen geben, dachte man bei ſich. Während T. V. 2. Schüler mit 2: lerfolgreich waren, konnte darauffolgend Jugendkrafts 1. Schüler ein Bombenreſultat von 7:21 gegen TV. 1. Schüler aufſtellen. Manch ältere Spieler konnten ſich hier ein ausgezeichnetes Beiſpiel nehmen, wie man es anpackt, den Augenblick beizeiten Schuſſes auszunützen. Nur ſo weiter, dann wirds gut. Immer vorwärts— aufwärts! Kath. Jugend Viernheim Wochenplan Freitag: Platztraining für Jugendmannſchaften. 9 Uhr Uebungsſtunde der Turnabtl. Alle Turner müſſen erſcheinen(Gerätekampf Käfer⸗ tal—Seckenheim— Viernheim am 12. März.) Die Sportleitung. NB. Nächſten Sonntag entſcheidungsvolles Fußballtreffen in der Plakettrunde gegen Neckarau auf unſerem Stadion. trugen teils Pflicht- und Freundſchaftskämpfe 1. Handballmannſchaft gegen Bürſtadt 1. Sandhofens m Jahre 19 einer ſchweizeriſchen Sammlung von hiſto⸗ riſchen Apothekergegenſtänden der erſte ae gelegt, wozu dann noch Geſchenke, Ankäufe, ſowie die wertvolle Sammlung des verſtorbenen Baſler Apothekers Engelmann kam. Dieſe Sammlung ſteht in ihrer Größe und ihrem Werte einzig in der eiz da. Die Geſchichte der Pharmazie bezeichnet übrigens Baſel als eine der erſten Städte Europas, wo der Apothekerberuf gelernt wer⸗ den konnte. Das neue Muſeum ſoll am Totengäßlein in den Räumen des früheren Arbeiternachweisbüros untergebracht werden. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein von 1893. Tell⸗Schauſpiel Heute Abend halb 8 Uhr Probe des 2. Aufzuges. Pünktliches Erſcheinen erwartet. Die Leitung Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia(Schützen⸗ abteilung). Heute Mittwoch abend Verſamm⸗ lung der Schützenabteilung. Vortrag des Herrn Heim„Mit dem Motorrad nach den Balkan⸗Staaten“. Der Vortrag iſt für die⸗ jenigen, die am freiwilligen Arbeitsdienſt teil⸗ nehmen, verbindlich. Der Vorſtand. Wochenplan des Turnvereins. Donnerstags: Training ſämtlicher Fußballer von 5— 7 Uhr auf Sportplatz l. Freitags: Turnſtunde für Turner, Sportler und Spieler im Lokal ab 8 Uhr. Wir bitten unſere Sportler dieſen Wochen⸗ plan genau beachten zu wollen und die Turn⸗ ſtunden vollzählig und pünktlich zu beſuchen. Die Turnleitung. Bekanntmachung. Betr.: Steuerſprechtag des Finanzamts Heppen⸗ heim. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts wird am Dienstag, den 7. März 1933, auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Freitag, den 3. Mürz 1933, vormittags 11 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 21, melden und genau an- geben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betr. Sprech⸗ tag nicht rechnen. Viernheim, den 22. Februar 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth⸗ Danksagung. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme bei dem schmerzlichen Verluste unseres teuren Verstorbenen Herrn Valentin Nempf ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruhe- stätte, für die Kranz- und Blumenspenden, sowie den Stiftern von Seelenmessen sagen wir hier- durch herzlichen Dank. Viernheim, den 22. Februar 1933. Die trauernden Hinterbliebenen. Hmm Selbstrasierer verwenden 0 Schöne beſtehend aus 4 Zim⸗ nnen 10 Stück Anstandstose Zurüchnahme talls nient Tulrieden mer oder 3 Zimmer und Küche mit Balkon u. allem Zubehör zu vermieten. Wohnung wird neu hergerichtet. Näheres zu erfragen im Verlag ds. Blattes. Rohraden hat zu verkaufen Naſierſeife —, 7˙ v 7˙·˙*¾'‚ ferner empfehle Naſierpinſel Nathaus- Drogerie Peter Moskopp ſſappearcrpeecepeepaeaceee Reichert Lorſcherſtraße Nr. 8 Reife Milch⸗ ſchweine hat zu verkaufen. Beigeordneter Roos. Alaunſteine 2 Landw. Geld- und Warengenossenschaſt g fn. h. N. (Bauernverein) Ein Vertreter des Heſſ. Bauernvereins hält am Donnerstag, den 23. fehruar ab 2½ Unr, nachmittags im Gaſthaus„Zum Löwen“ Pprechtag Es wird Auskunft erteilt über alle Steuerſachen Steuergutſcheine, Rechts⸗ und Verſicherungsan⸗ . uſw. Wir bitten unſere Mitglie- er ſowie die Landwirte von Viernheim und ſonſtige Intereſſenten von der günſtigen Gelegen⸗ heit regen Gebrauch zu machen. Der Vorſtand Volkscehor His Morgen Donnerstag 9 Uhr im„Karpfen“ Singſtunde des Frauen⸗ und Männerchors. Wir bitten um pünkt⸗ liches Erſcheinen, Der Vorſtand. AUA ber gheganſe Herr 9 frägt nur Haßurbeifl Eabgte Preise ſeœelle Bedienung! Valentin Brediſel 3. Se hnejdermneis ler bamperiheimersttaße 5. J be/ von 2 Mk. an eln Sillek Felnssie Landwirte! Am Donnerstag Abend 8 Uhr findet im Gaſthaus„Zum Kaiſerhof“ eine Juſammenkunft aller Landwirte, die durch das in den nord⸗ öſtlichen Gebieten(Schlotlache, Krottenwieſen, Weide uſw.) Grund⸗ und Hochwaſſer geſchädigt wurden. 1 Vollzähliges Erſcheinen erwarten Die Einberufer. Mur 3 Tagel Sonder⸗Preiſe auf meine Lebensmittel vom Donnerstag, den 23. his einschlleflien Samstag, den 25. fehraar 5 Lele und faite a fſt. Salatöl gar, gutſchmeckend Ltr. 42 Pfg. 15 fſt. Tafelöl 5 boeosfett Pfd. Tafel nur 24„ Margarine Pfd. Würfel nur 24„ Pfd. Tafel nur 39„ Nußmark 3 Mein Schlager! Beim Einkauf von 1 Pfd. guter Margarine zu 70 Pfg. erhält jeder Kunde sine Halieelasse mit Unterteller gratis! Auges Mehl i 0 Weizenbrotmehl 5 Pfd. nur 75 Pfg. Weizenmehl 5 Pfd. nur 85„ Fſt. Konfektmehl 5 Pfd. Beutel nur 1.15 Miſchobſt Pfd. nur 35 Pfg. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Retlamezeile 60 Pfg., dei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Donnerstag, den 23. Februar 1933 Für den Mittelſtand Der ſelbſtändige Mittelſtand gehört zu den wertvollſten Gliedern der Ge⸗ ſamtwirtſchaft. Dieſe volkswirtſchaftliche Tatſache wird heute nicht mehr beſtritten. Sie iſt auch von ſolchen Kreiſen anerkannt, zie früher einmal der Auffaſſung waren, Handwerk und Kleingewerbe ſeien dem Un⸗ ergang geweiht, hätten im Zeitalter des Hochkapitalismus keine Exiſtenzberechtigung mehr. Heute weiß man, daß nicht etwa die⸗ jenige Volkswirtſchaft am widerſtandsfähig⸗ ſten iſt, die die größten Unternehmungen hat, ſondern jene, in der eine geſunde Mi⸗ ſchung von Klein⸗, Mittel⸗ und Großbetrie⸗ ben vorhanden iſt. Der Weg zum Rieſen⸗ betrieb und von da zur Zuſammenballung zu großen Konzernen und Truſts hat ſich nicht immer als der richtige erwieſen. Ganz im Gegenteil: als die große Wirtſchaft⸗ kriſe kam, fielen ihr zuerſt dieſe unnatürlich aufgeblähten Gebilde zum Opfer. Selbſtver⸗ ſtändlich hatten auch die Mittel⸗ und Kleinbetriebe unter der Kriſe zu lei⸗ den, aber doch nicht in dem Ausmaße, wie das bei vielen der völlig unüberſichtlich ge⸗ wordenen Rieſenunternehmungen der Fall deweſen iſt. Es iſt Pflicht des Staates, ſeine Wirt⸗ ſchaftspolitik und Steuerpolitik ſo einzurich⸗ ten, daß der Mittelſtand durch ſie nicht er⸗ drückt wird. Das iſt gegenwärtig beſonders nötig, da die wirtſchaftliche Depreſſion im⸗ mer drückender wird. Die Sorgen dieſer Wirtſchaftsgruppe werden daher immer drückender. Auch ſonſt hat der Staat die Aufgabe, praktiſche Mittelſtandspolitik zu treiben— an Möglichkeiten dazu fehlt es ihm nicht, wenn man natürlich auch nicht an⸗ nehmen darf, der Staat ſei in der Lage, dem Mittelſtand— oder irgend einem an⸗ deren Berufsſtand— alle Sorgen abzu⸗ nehmen. Im Rahmen des irgend Möglichen helfen— das muß der Staat allerdings tun. Ueber neue Maßnahmen der Reichsregierung zu Gunſten des ge⸗ werblichen Mittelſtandes iſt be⸗ reits gemeldet worden, daß— entſprechend einem Wunſche des organiſierten Hand⸗ werks— ein Reichskommiſſariat für den gewerblichen Mittei- ſtand eingerichtet werden ſoll. Hierzu wird jetzt noch mitgeteilt: Die Einſetzung des neuen Reichskommiſſars und die finanziellen Hilfsmaßnahmen für die mittelſtändi⸗ ſchen Kreditinſtitute liegen in der Linie einer entſchiedenen Mittelſtandspolitik, wie ſie von der Reichsregierung vom erſten Tage ihres Beſtehens an unterſtrichen wurde. Die Zuſchüſſe zu den Koſten der Wohnungsinſtandſetzungen ſol⸗ len erweiterk werden. Das bedeutet eine wertvolle Arbeitsbeſchaffung für Handwerk und Gewerbe. Es handelt ſich jetzt darum, daß die Zuſchüſſe auch auf landwirtſchaftliche Betriebe ausge- dehnt werden. Wenn dafür 20 0 zur Verfügung geſtellt werden, ſo würde das, da 80 Prozent der Reparaturkoſten von den Eigentümern zu tragen ſind, eine weite⸗ re Arbeitsbeſchaffung für 100 Millionen Mark bedeuten. Dazu kommt dann noch der Nutzen, den auch die Landwirtſchaft aus der Ausbeſſerung und VPerbeſſerung ihrer Betriebe hat. Für ſie iſt übrigens demnächſt noch mit einer weiteren Hilfe zu rechnen. Es iſt nämlich der Verwendungs- zwang für Inlandskäſe(d. h. Weißkäſe oder Buarb) zur Herſtellung von Schmelzkäse vorgeſehen. N. ließlich muß in dieſer Aufzählung der nächſten 1 die Erleichterung, Ar⸗ beit und Brot ſchaffen ſollen, noch auf die beabſichtigte Senkung der Kraft⸗ fahrzeugſteuer um rund 40 Prozent und auf den Plan hingewieſen werden, die Stadtrandſiedlung energiſch vor⸗ wärts zu bringen, die vielen ſtädtiſchen Ar⸗ beitern wieder eine edin. bie⸗ ten ſoll. Für die Stadtrandſiedlung werden e weitere Mittel zur Verfügung ge⸗ te Millionen Gegen den politischen Terror 50. Jahrgang Ein Aufruf des Neithskanzlers Adolf Hitler an die N5 DAP.— Kundgebungen anderer Parteiführer an Neichspräſident und Neichslanzler— Neden im Rundfunk Berlin, 23. Februar. In den letzten Tagen haben ſich die politiſchen Terrorakte geradezu beängſtigend gehäuft. Ueberall kam es zu Störungen von Wahl⸗ verſammlungen oder zu blutigen Zuſammen⸗ ſtößen auf der Straße. Daß dieſe Vor⸗ kommniſſe von den verantwortlichen Füh⸗ rern der Parteien mißbilligt werden, ergibt ſich aus verſchiedenen Kundgebungen, die heute vorliegen. Dieſe Kundgebungen werden überall be⸗ grüßt werden, wo man in dem polili⸗ ſchen Kampf einen dampf der Geiſter ſieht, der mit geiſtigen Waffen, aber nicht mit Dolchen und Revolvern ausge- tragen werden muß. Hoffentlich tragen ſie dazu bei, den politi⸗ ſchen Kampf wieder auf das höhere Niveau zu bringen, das des deutſchen Volkes allein würdig iſt. Hitler verlangt äußerste Diſziplin Wie die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. mitteilt, hat der Führer der NSDAP., Adolf Hitler, folgenden Aufruf an alle Nationalſozialiſten erlaſſen: Nationalſozialiſten! Provokatoriſche Elemente verſuchen unter dem Deckmantel der Partei durch Störung oder Sprengung insbeſondere von Zen⸗ trumsverſammlungen die nationalſozialiſti⸗ ſche Bewegung zu belaſten. Ich erwarte, daß alle Nationalſozialiſten ſich in äußerſter Disziplin gegen dieſe Abſichten wenden. Der Jeind, der am 5. März niedergerungen werden muß, iſt der Marxismus! Auf ihn hal ſich die eſamte Propaganda und damit der ge⸗ amte Wahlkampf zu konzenkrieren. Wenn das Zentrum in dieſem Kampf durch Angriffe gegen unſere Bewegung den Mar⸗ xismus unterſtützt, ſo werde ſchſelbſt von Fall zu Fall mich mit dem Zentrum ausein⸗ anderſetzen, dieſe Angriffe zurückweiſen und damit erlediaen Wenn das Reichskabinett ſich auch mit der ſinanziellen Lage beſchäftigt, ſo ſoll mit die⸗ ben Beratungen der Unterbau für die pro! „eſche Durchführungsmöglichkeit der geplan. ten Hilfsmaßnahmen geſchaffen werden. Jedenfalls zeigen die gegenwärtigen Maß⸗ Der Wolf Verſammlungen, ſondern ſorgt dafür, daß unſere eigenen Verſammlungen zu gewalti⸗ gen Kundgebungen der erwachenden Nation 6 werden! Nationalſozialiſten! Ihr habt ſeit 14 Jah⸗ ren die deutſche Erhebung vorbereitet, ihr müßt ſie heute vollenden! Berlin, den 22. Februar 1933. Adolf Hitler. Auch der Vizekanzler von Papen hat erklären laſſen, daß er alle Terrorakte auf das ſchärfſte verurteilt und ſtrenge Unter⸗ ſuchung insbeſondere des Krefelder Terror⸗ falles— wir berichten darüber an anderer Stelle— angeordnet hat. Proteſt bei Göring Die Zentrumspartei Krefeld hai an den Reichskommiſſar für das preußiſche Innenminiſterium, Reichsminiſter Gö⸗ ring, zu den Vorgängen in einer Wahl⸗ kundgebung der Nentrumsnartef ein Tele⸗ gramm geſandt, in dem ſchärfſter eingelegt wird gegen die Störung Wahlkundgebung. .. und bei Hindenburg Der Führer des Chriſtlich-Sozialen Volks⸗ dienſtes, Simpfendörfer, hat an den Reichs⸗ präſidenten und den Reichskanzler folgendes Telegramm gerichtet:„Die Führung des Ehriſtlich⸗Sozialen Volksdienſtes, die ſich dafür einſetzt, daß Ihre Regierung im Kampfe für Freiheit nach außen und Ge⸗ rechtigkeit nach innen durch eine Zuſammen⸗ faſſung aller aufbauwilligen nationalen Kräfte unterſtützt werde, verfolgt mit größ⸗ ter Sorge die von Tag zu Tag ſich ſteigernde Verwilderung des politiſchen Kampfes und die damit verbundene Selbſtzerfleiſchung des deutſchen Volkes. Wir bitten dringend, jeden Terror, woher er auch komme, mit größter Strenge zu unterbinden.“ Wegen der Vor⸗ fälle in Kailerslautern und Krefeld haben Im übrigen: beſucht keine gegneriſchen dieſet nahmen des Reichskabinetts, daß die Hilfs- maßnahmen für die notleidenden Teile der Bevölkerung trotz des Wahlkampfes entſchie⸗ den in Angriff genommen und vorange— bracht werden. im Schafspelz Wie Frankreich eine Kontrolle der deutſchen Luftfahrt erreichen will Genf, 23. Februar. Im Luftfahrtausſchuß der Ab rüſtungskonferenz wurde am Mitt⸗ woch die Ausſprache über die Kontrolle und Internationaliſierung der Zivilluftfahrt fort⸗ geſetzt. Auf Anregung des Vertreters Eng⸗ lands, der eine klare Stellungnahme ämt⸗ licher Ausſchußmitglieder forderte, brachte der 10 Fh 10 ee fra, öſiſchen Fahrwaſſer— die Anſicht ſeiner e zum Ausdruck, daß die Interna⸗ tionaliſſerung der Zivilluftfahrt das beſte Mittel zur Vermeidung der Gefahr eines Luftkrieges ſei. Unerläßlich ſei die Grün⸗ dung einer internationalen Luftpollzei zum Schutze gegen eine Verletzung der Verträge und zur gegenſeitigen Hilfeſefſtung, wiſchenfrage des deutſchen . ſeaſterialdiretter Bran- burg, was man ſich eigenlich unler Nieder internationalen Luftpolizei vorzm⸗ ſteuen have, ertiarte Praſndent Mada⸗ ringa- Spanien, daß der Zeikpunkt für die Klärung dieſer Frage noch nicht ge⸗ kommen ſei. Der Vertreter Italiens betonte, daß durch die Klärung der Frage der Internationali⸗ ſierung der Zivilluftfahrt noch nicht die voll⸗ ſtändige Abſchaffung der Militärluftfahrt ge⸗ klärt ſei. In einer großen Rede erläuterte dann der franzöſiſche Luftfahrtminiſter Pierre Cot den franzöſiſchen Plan einer Internationalen Luftverkehrsgeſellſchaft, die mit drei Aufgaben betraut werden ſoll: 1. Alleinige Durchführung der Inkerna⸗ liongliſierung der großen Verkehrs- und Transporklinien 1 Inker⸗ eſſes. Es ſei ſelbſtverſtändlich ausgeſchloſſen, ſo ſagte der Miniſter weiter, daß die Interna⸗ tionale Luftverkehrsgeſellſchaft ihre Satzun⸗ gen einreichen und bekanntgeben, aus wel⸗ Aehnliche Protest die Zentrumsorganiſationen der Pfalz und die chriſtlich-nationale Arbeiterſchaft Proteſt⸗ telegramme an den Reichspräſidenten ge⸗ ſandt, in denen ſie an ihren Abwehrkampf ge⸗ gen die Separatiſten und ihren Einſatz für die Präſidentenſchaft Hindenburgs erinnern und Schutz gegen die Verſamm⸗ lungsſtörungen erbitten. Telegramme Reichskanzler und den 1 0 geſandt. Der Nundſunk im Wahllampf Auf Veranlaſſung der Reichsregierung übertragen alle deutſchen Sender folgende Veranſtaltungen: Samstag, den 25. Fe⸗ bruar von 20.00 Uhr bis 21.15 Uhr aus Dortmund eine Kundgebung der NSDAP. mit einer Rede des Reichsminiſter Gö⸗ ring, Sonntag, den 26. Februar von 16.00 Uhr bis 16.20 Uhr die auf Wachs aufgenom⸗ mene Rede des Reichsminiſters Seldte anläßlich einer Kundgebung der Stahlhelm⸗ ſelbf 10 il 0 Und ace öl 5. ls 17.15 Uhr eine Rede des Reichsminiſters Dr. Hugenberg von einer Kundgebung der Kampffront Schwarz⸗Weiß⸗Rot Kaſſel, Au⸗ ßerdem wird am Sonntag von 20.15 bis 20.30 Uhr als Sendung für Amerika ein Interview des bekannten amerikaniſchen Journaliſten Siegfried S. Miles Bonton mit Reichsminiſter Dr. Hugenberg von Kaſ⸗ ſel aus geſendet werden. Wie die Reichsrundfunkgeſellſchaft weiter mitteilt, wird im Rundfunk übertragen: Donnerstag, den 23. Februar von 20.00 bis 20.15 Uhr über die Sendergruppe Frank⸗ furt a. M. und von 20.30 Uhr ab auch übe: die Sendergruppen Stuttgart und Breslas eine Rede des Reichskanzlers Hitler aus der Frankfurter Feſthalle, ſowie von 20.00 bis 21.15 Uhr über die Sendergruppen Kö— nigsberg und Hamburg eine Rede des wurden an den Reichsinnenminiſter Reichsminiſters Seldte aus Königsberg. chen Mitteln ſie unterhalten werde, ſo daß eine wirkliche Kontrolle und mit ihr die Si⸗ cherheit aller Staaten verbürgt werde. Un⸗ erläßlich dabei ſei jedoch, daß die Herſtellung von Material vollſtändig verboten würde, das ſich zur Umwandlung von Zivil- in Mi⸗ litärflugzeuge eignen könnte. Ein eigenartiger Veſchlußz In Anſchluß an die Rede von Pierre Cot beſchloß der Luftfahrtausſchuß trotz des ener⸗ giſchen Widerſtandes von deutſcher und hol⸗ ländiſcher Seite, ſowie anderer Mächte, die immer wieder betonten, daß man jetzt den Weg uferloſer Verhandlungen über Neben⸗ fragen beſchreite, die in dem franzöſiſchen Plan ſchriftlich niedergelegten Vorſchläge für die Internationaliſierung zu erörtern. Auf deutſcher Seile wird darauf hinge wieſen, daß der Lufkfahrkausſchuß ſich nunmehr in einen Verkehrsausſchuß verwandelt habe und Fragen erörlere, die in keinerlei Juſammenhang mit der Abrüſtungskonferenz ſtänden. Zivilflug⸗ zeuge würden jetzt als Waffen erklärk. während Militärflugzeuge ſcheinbar nach franzöſiſcher Aufaſſung nur harmloſe Spielzeuge ſeien. Die franzöſiſchen Pläne haben jedoch wenig Ausſicht auf eine internationale Dur rung, da die außereuropäiſchen Staaten, be⸗ ſonders Sowjetrußland und Japan eine Jn⸗ terngtionaliſierung der Zivilluftfahrt ent⸗ ſchieden ablehnen. In kurzen Worten: Um die Geſchäftsführung der Kranlenkaſſen zu reorganiſieren iſt die Einſetzung eines Reichs⸗ kommiſſars für das Krankenkaſſeweſen beab⸗ ſichtigt. Hauptausſchuß und Vorſtand des Reichs⸗ ſtädtebundes wenden ſich in einer Entſchlie⸗ zung gegen die planmäßige Beſchränkung des Selbſtperwaltungsrechtes. Gegen den politiſchen Verſammlungsterror erläßt Reichskanzler Hitler in ſeiner Eigen⸗ ſchaft als Führer der NSDAP. einen Aufruf. Der Luftfahrtausſchuß der Abrüſtungskon⸗ ferenz beſchloß trotz energiſchen Widerſtandes Deutſchlands, die franzöſiſchen Vorſchläge für die Internationaliſierung der geſamten Zivil⸗ luftfahrt und Schaffung einer internationalen Luftverkehrsgeſellſchaft zu erörtern. Die Geheimpolizei beſchlagnahmte auf dem Newyorker Hauptpoſtamt ein an Nooſevelt adreſſiertes Paket, in dem ſich eine Höllen⸗ maſchine befand. f Die japaniſchen Truppen in der Provinz Jehol haben Paipiao genommen. Ec Nadolnn antwortet Cot Deutſchland verlangt gleiches Recht für alle. Genf, 23. Februar. Botſchafter Nadolny gab Mittwoch nach⸗ 4—— N— 22 5 + mittag im Hauptausſchuß der Abrüſtungs⸗ konferenz den allgemein mit großer Span⸗ nung erwarteten grundſätzlichen Standpunkt der Reichsregierung zu den franzöſiſchen Borſchlägen auf Vereinheitlichung der kon⸗ tinental⸗europäiſchen Er erklärte, Heere bekannt. daß die deutſche fenſiven oder offenſiven Charakter der Heere mehr das Heeresſyſtem als die Aufrüſtung mit aggreſſiven Waffen entſcheidend ſei. Deshalb ſei eine alle Staaten ohne Aus- nahme in gleicher Weiſe treffende Ab- ſchaffung der Angriffsmiktel und ein Ausgleich auf dem Gebieke des Mate- rials von ausſchlaggebender Bedeukung. Notwendig ſei ferner eine namhafte Revidierung der Perſonalbeſtände und ein Ausgleich, der dem Recht aller Stag ten auf gleiche Sicherheit enkſpreche. Botſchafter Nadolny faßte ſeine Ausführun gen in einer formulierten Erklärung ind in einem Reſolutionsentwurf zuſammen, den er dem Hauptausſchuß unterbreitete. In Anſchluß an die Bekanntgabe der Er⸗ klärung und des Antrags der Reichsregie⸗ rung machte Nadolny noch einige ergän⸗ zende Erläuterungen. Hierbei führte er u. a. aus: Die Ausſührungen des Vertreters Frankreichs bezüglich der Umbildung der Heere mit reinem Verteidigungscharakter ſcheinen nicht vollkommen überzeugend. Das Heeresſyſtem und die Dienſtzeit ſpielen kei⸗ neswegs die entſcheidende Rolle. Wenn man, wie Frankreich jetzt wünſcht, den An⸗ griffscharakter der Heere ſchwächen will, ſo muß in erſter Linie eine weilgehende Herabſetzung der effektiven Truppen⸗ beſtände der ſchwer gerüſteten Staaten und ein zahlenmäßiger Ausgleich der Heere erfolgen. Evchen aus dem Armenviertel Delegation! ihre endgültige Stellungnahme von der be friedigenden Löſung beſtimmter Fragen ab- heingig mache und betonte, daß für den de⸗ Ohne einen ſolchen Ausgleich würde eine Herabſetzung der Dienſtzeit nur problemati⸗ ſchen Wert haben. Vom Standpunkt des An⸗ griffscharakters aus, ſpielt die Frage des Zahlenverhältniſſes der Heere eine ent⸗ ſcheidende Rolle, Wahre Abrüſtung und wahre Sicherheit wird daher nur zu erreichen ſein, wenn das ſchwere Angriffsmaterial vollſtän⸗ dig abgeſchafft wird. Der Hoover-Plan iſt auch ohne Vereinheit⸗ lichung der Heere durchführbar. Anruhiger Wahlkamp Fünf Tole und viele Schwerverletzte im po⸗ litiſchen Kampf. Berlin, 23. Februar. Der politiſche Kampf fordert täglich neue Todesopfer, die in den letzten Wochen eine noch nie erreichte Höhe angenommen haben. Auch heute werden aus verſchiedenen Teilen des Reiches politiſche Zuſammenſtöße ge⸗ meldet. In Berlin-Spandau wurde bei einer Schießerei ein 20 Jahre alter National- ſozialiſt getöket. Etwas ſpäler fiel eine noch unbekannte Perſon einer Kugel zum Opfer. Mehrere andere Perſonen wurden durch Bauch- und Bruſtſchüſſe ſchwer verletzt. In Hamburg wurden bei einem Aeberfall auf ein Verkehrslokal der NSDAP. zwei Perſonen geköket und mehrere verletzt. In Hannover wurde in zwei Verſammlun⸗ gen der 5PD. geſchoſſen. Ein Verſamm⸗ lungsteilnehmer wurde gekölet, fünf ſchwer verletzt. In einer anderen Verſammlung der 5D. wurde ebenfalls geſchoſſen. Vier Per⸗ ſonen wurden ſchwer, ſieben leicht verletzt. In Wittenberge gerieten Kommüniſten und Nationalſozialiſten auf der Straße an- einander. Ein Kommuniſt feuerke und ver⸗ 5 0 einen Nationalſozialiſten lebensgefähr⸗ ich. Verſammlungsterror Täklicher Angriff auf Stegerwald. Krefeld, 23. Februar. In einer Zentrumsverſammlung in Kre— feld entwickelte ſich auf der Galerie ein Tu— mult. Gegen den Redner, Reichsarbeitsmi⸗ niſter a. D. Stegerwald, wurde ein Feuer⸗ werkskörper geworfen, der jedoch keinen Schaden anrichtete. Bei dem Tumult im Saal wurde auch der Miniſter angegriffen und erhielt mehrere Fauſtſchläge. Die Verſammlung wurde auf gelöſt, nachdem es der Polizei nicht gelungen war, die Auhe und Ordnung wieder herzu- ſtellen. Die Vorgänge haben bereits zu Beſpre— chungen im preußiſchen Miniſterium des In⸗ nern geführt. Es iſt anzunehmen, daß der Reichsminiſter Göring als Reichskommiſſar für das preußiſche Innenminiſterium eine genaue Unkerſuchung anordnen wird. Der Reichskommiſſar für Preußen, Vizekanzler von Papen, läßt er— klären, daß er die Vorfälle auf das ſchärfſte mißbillige. de Beſchlagnahmt Beamte der politiſchen Polizei nahmen in München⸗ Gladbach in den Be⸗ triebsräumen der Rheiniſchen fertigt iſt. Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(Saule) Und gerade dieſes Schweigen war es, das ihn zu reizen ſchien: „Ich habe ganz beſtimmt erwartet, daß du deine Trauer um den jungen Burſchen, dem du ſo nachdrücklich den Kopf verdreht haſt, in einer etwas weniger beleidigenden Weiſe zur Schau trägſt. Meinſt du etwa, daß es ein Vergnügen für mich iſt, dich mit dem beleidigten Geſicht einer Königin, der man ihren Lieblingspagen weggenommen hat, mir hier gegenüberſitzen zu ſehen?“ Eva hob die großen, dunklen Augen voll zu ihm auf. Beherrſcht und leiſe ſagte ſie: „Du biſt krankt, Werner, und dementſprechend will ich auch deine Worte beurteilen, denn ſonſt müßte ich jetzt von dieſem Tiſche hier aufſtehen und aus dem Zimmer gehen.“ Da ſchlug er mit der Fauſt ſo feſt auf den Tiſch, daß Alle Selbſtbeherrſchung hatte der ſonſt ſo gütige, überlegene Mann wieder einmal In ſeinen Augen lauerte ein ſo wilder, jäh⸗ zorniger Funke, daß er faſt an Irrſinn erinnerte. Hinweis Krankheit. Schon vor kurzem einmal haſt du mich in der verletzendſten Weiſe daran erinnert, daß ich ein leidender Mann bin; und das ſoll nun ſo fortgehen, Tag für Tag!? Ich ſoll das wohl künftig bei jeder paſſenden und un⸗ paſſenden Gelegenheit als Nachtiſch ſerviert bekommen von dir? Das iſt nun der Dank für meine Güte, für meine Liebe, die ich dir vom erſten Tage unſerer Ehe an be⸗ das feine Porzellan aufklirrte. verloren. „Schon wieder dieſer taktloſe wieſen habe.“ Hier legte die Majorin dem Bruder mit feſtem Druck die Hand auf die Schulter: „Du ſteigerſt dich wieder einmal in eine Stimmung hinein, lieber Werner, die durch Evs Worte nicht gerecht⸗ 43 ihrer Hand und ſagte: in ſeiner Gegenwart auf meine ö ſchönen, dunklen Augen. Druckerei, früher Volksvereins⸗Verla„eine Sſu⸗ chung vor. Sie ae mten dabei eine] menge ö lugzetteln, die von der Reichsarbeitsgemeinſchaft der 0 N owie enden eie en Wen ae f große Auflage von wähler herausgegeben worden iſt, 30 000 weitere Broſchüren. Aufgehobenes Zeitungsverbol. Wie die„Rheiniſche Zeitung“ mitteilt, iſt das am 4. Februar 1933 gegen dieſe Heitung verhängte dreitätige Verbot am 20. Fe⸗ bruar vom 5. Strafſenat des Reichsgerichts als unbegründet aufgehoben worden. Die Koſten des Verfahrens fallen dem Freiſtaat Preußen zur Laſt. Politiſches Allerlei Berlin. Die ſchwebende Schul? des Rei⸗ ches betrug am 31. Januar 1900,3 Millionen Mark gegenüber 1836,2 Millionen Mark am 31. Dezember 1932. London. Sir John Simon teilte im Un⸗ terhaus mit, daß 27 Mitgliedsſtaaten des Völkerbundes mit ihren Beiträgen im Rückſtand ſeien. Der Reichsſtädtebund tagt Eine Rede des Reichsinnenminiſters Frick. Berlin, 23. Februar. Als Erſatz für die diesjährige Mitglieder- verſammlung fand am Mittwoch im Reichs⸗ wirtſchaftsrat die Tagung des Geſamtvor⸗ ſtandes und des Hauptausſchuſſes des Reichsſtädtebundes ſtatt.(Der Reichsſtädtebund iſt die Organiſation der kleinen und mittleren Städte.) Als Vertreter der Reichsregierung war Reichs⸗ innenminiſter Dr. Frick anweſend. In einer Anſprache führte er aus, die mittleren und kleineren Städte würden der Regierung nicht weniger am Herzen liegen, als die gro⸗ zen Städte. Die Erörterung der mit der Selbſtverwaltung zuſammenhängenden Fra⸗ gen führe zugleich auch zur Finanzfrage. Nur auf der Grundlage geſunder Gemeinde⸗ finanzen könne eine erfolgreiche Verwaltung in Reich und Ländern aufbauen. Die Haupklaſten, die Arbeitsloſenfürſorge, könnten aber in abſehbarer Zeit noch nicht fallen gelaſſen werden. Eine nicht minder wichtige Aufgabe ſei es, daß die Politik, die ſich bisher in den Gemeindeparlamenken un⸗ heilvoll genug ausgewirkt habe, einer ziel ⸗ ſicheren Verwaltung Platz mache. Der Kampf um die Zukunft der deutſchen Selbſt⸗ verwaltung würde nur dann ausſichksreich geſtaltet werden können, wenn die Organe der Selbſtverwaltung zuſammenwirkten in dem einen Gedanken: Alles für Deutſchland. Mllenmaſchine für Nooſevelt Akkenkat vereitelt. Waſhington, 23. Februar. Die Geheimpolizei gibt bekannt, daß ein neuer Anſchlag auf Rooſevelt ver⸗ hindert werden konnte. Auf dem Hauptpoſt⸗ amt in Neuyork traf ein an Rooſevelt adreſſiertes Paket ein. Bei der Oeffnung ſtellte man feſt, daß das Paket eine Höllenmaſchine enthielt. Den Poſtbeamten fiel die mangelhafte Ver⸗ packung der Sendung auf, ſo daß eine Un⸗ terſuchung vorgenommen wurde. Dabei stellte ſich heraus. daß in dem Paket eine worden. Das dreſſie „Franklin D. Nooſevelt, Waſhington.“ Die äonſtruttion des Spte uglon ar ſoſort Beamte 10 e* war adreſſierk an: Deutſche Tagesſchau Ein Reichskommiſſar für das Krankenkaſſen⸗ weſen. Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, iſt beabſichtigt, einen Reichskom⸗ miſſar für das Krankenkaſſenwe⸗ ſen einzuſetzen. Der Reichskommiſſar ſoll die Geſchäftsführung der Krankenkaſſen re⸗ organiſieren, und die Verwaltungsverhält⸗ niſſe, wie ſie ſich bei den Krankenkaſſen ent⸗ wickelt haben, unterſuchen, um eine Beſeiti⸗ gung der erheblichen Mißſtände im Kran⸗ kenkaſſenweſen zu erreichen. Man glaubt, daß auch bei dem endgültigen Fortfall der Krankenſcheingebühr eine Erhöhung der Kaſ⸗ ſenbeiträge nicht notwendig ſein werde. Reichszuſchüſſe auch für Inſtandſetzung landwirtſchaftl. Wirtſchaftsgebäude. Amtlich wird mitgeteilt:„Die Reichs⸗ zuſchüſſe für Inſtandſetzungsarbeiten dürfen, nach einem Beſchluß des Reichskabinetts, in Zukunft auch zur Inſtandſetzung land ⸗ wirtſchaftlicher Wirtſchaftsgebäude gegeben werden. Erweitert iſt ferner die Be⸗ fugnis des Reichsarbeitsminiſters zur Ueber⸗ nahme der Reichswirtſchaft für Inſtand⸗ ſetzungskredite. Die Bürgſchaft kann 19 9 für Kredite übernommen werden, die für dit Inſtandſetzung, landwirtſchaftlicher Wirt⸗ ſchaftsgebäude und für den Umbau von ge⸗ werblichen und ſonſtigen Räumen zu Woh⸗ nungen gegeben werden.“ Reich und Würktemberg. Zu der Bemerkung, die Reichsinnenmini⸗ ſter Dr. Frick in ſeiner Dresdener Rede in Bezug auf Württemberg gemacht und in der er darauf angeſpielt hat, daß möglicherweiſe die Autorität der württembergiſchen Staats⸗ regierung gefährdet ſei, erklärte Staatspräſi⸗ den Dr. Bolz in einer Rede in Ebingen: Wir in Württemberg haben neun Jahre lang keine Regierung mit Marxiſten gehabt. Bei uns herrſchen geordnetere Verhältniſſe in jeder Beziehung als anderswo. Niemand kann ſagen, daß wir uns gegenüber dem 19 05 irgendwie pflichtvergeſſen gezeigt ha⸗ en. Ende der weltlichen Schulen Abbau in Preußen beſchloſſen. Berlin, 23. Februar. Der Amtliche Preußiſche Preſſedienft teilt mit: Die Kommiſſare des Reiches für das Land Preußen ſtimmten in ihrer Sitzung am Mittwoch einem Vorſchlag zu, einen Abbau der ſogenannten welklichen Schulen(Sam- melſchulen) ab Oſtern 1933 in die Wege zu leiten. N Sie haben außerdem grundſätzlich ihr Ein⸗ verſtändnis dazu erklärt, daß der Reli⸗ gionsunterricht als ordentliches Lehrfach in den Berufsſchulen und Fort⸗ bildungsſchulen eingeführt wird. Die nähe⸗ ren Durchführungsbeſtimmungen ſind in Vorbereitung. f Sie hat dich ſicher in keiner Weiſe verletzen wollen; ihre Worte waren nur von ehrlicher Sorge um deine Geſundheit durchdrungen.“ Doch Martens, der ſonſt ſo gern von ſeiner Schweſter einen Rat annahm, war jetzt deren Mahnungen unzu⸗ gänglich. Er befreite ſich mit einem heftigen Ruck von „Ach was, Sorge um mich! Das ſind ſchöne Alltags⸗ phraſen, mit denen ich mich nicht abfertigen laſſen kann. Wenn eine Frau ſich wirklich Sorgen macht um den Ge⸗ ſundheitszuſtand ihres Mannes, dann unterläßt ſie es vor allen Dingen, irgend etwas zu tun, was ihn unnötiger⸗ weiſe ärgert und erregt. Sie unterläßt es auf jeden Fall, mit einem anderen Manne zu kokettieren und das Urteil der anderen Menſchen, die da⸗ bei ſind, herauszufordern. Wenn du nur geſehen hätteſt, Schweſter, wie ſie ſich an dem letzten Abend unſeres Mün⸗ chener Aufenthalts mit Rüder zuſammen benommen hat in einem Kreiſe neugewonnener Freunde! Taktlos in der höchſten Potenz war damals ihr Betragen. Aber wo ſollte bei Ev auch Herzenstakt herkommen? Das hätte ich mir doch früher ſchon ſagen können, wenn man bedenkt, in welchen Verhältniſſen ſie aufgewachſen iſt...“ Das war ein ſeeliſcher Peitſchenhieb für Eva. Auch die Majorin empfand es ſchmerzhaft. Sie biß ſich, ſelbſt ärger⸗ lich über den ſo ſehr ungerechten Bruder, auf die Lippen. Eva jedoch erhob ſich, bleich im Geſicht, erloſchen die Die Worte ihres Mannes hatten ſie ſo tief getroffen, daß ſie fühlte, wie jäh eine Kluft entſtand zwiſchen ihm und ihr, die vielleicht nie wieder zu überbrücken war. Denn gerade dieſer Mann, zu dem ſie ſtets aufgeblickt, ſeines erhabenen und großzügigen Geiſtes willen, und den ſie weit entfernt wähnte von jeder kleinlichen Empfindung, hätte ſich nie ſo weit vergeſſen dürfen, daß er ihr die armen Verhältniſſe, denen ſie entſtammte, vorwarf und daraus eine Waffe formte, mit der er ſie jetzt bekämpfte.. Die Maforin hatte ſich ebenfalls erhoben und verſuchte, Eva im Zimmer zurückzuhalten. Sie bat dieſe eindring⸗ dir ſprechen.“ lich, doch jetzt nicht ohne Verſöhnung und in dieſer Er⸗ regung von dem Gatten wegzugehen, der ſicher in dieſem Augenblick ſchon ſeinen harten Ausſpruch bereue, an dem nur die ſchlimmen Nerven ſchuld wären. Die Majorin richtete während ihrer Worte die Blicke eindringlich und mahnend auf den Bruder. Eva blieb noch einmal ſtehen; ihr erloſchener, gebrochener Blick ſuchte den des Gatten, fragend, zweifelnd und— hoffend. Doch der Konſul ſchwieg und wandte mit einer zornigen Bewegung ſein verfinſtertes Geſicht zur Seite. Da ging Eva mit tiefgeſenktem Haupte und ſchlaff herabhängenden Armen aus dem Zimmer. Sie hatte, als ſie den kurzen Weg hinüber in ihr eigenes Zimmer machte, die unbeſtimmte und dunkle Empfindung, daß dieſer Weg der erſte war zu einer Reihe von Leidensſtationen, die ſie neu zu durchwandern hatte Es war ſchon Mitternacht vorüber, als es leiſe und ſchüchtern an ihre verſchloſſene Schlafzimmertür pochte. Da die junge Frau bis jetzt noch kein Auge geſchloſſen hatte, hörte ſie das Klopfen ſogleich. Verwundert fragte ſie, wer vor der Tür ſei. f 1 Da hörte ſie nun die Stimme ihres Gatten ſo weich und bittend, wie ſie dieſe noch nie zuvor gehört: „Mache doch bitte auf, Ev, ich muß unbedingt noch mit Die junge Frau, die bis jetzt in ihrem weichſeidenen Kimono am geöffneten Fenſter geſeſſen und in den dunk⸗ len Garten hinausgeträumt hatte, kämpfte einen ſchweren Kampf mit ſich ſelbſt. Ihre erſte Empfindung war, den Mann, der ſie mit ſo harten Worten beleidigt, zurückzu⸗ weiſen; doch dann dachte ſie daran, daß es der Vater ihres geliebten Kindes war, der jetzt als ein Bittender demütig vor ihrer Tür ſtand. Sie dachte daran, daß dieſer Mann, als das Rauſchgift ſeinen Körper und ſeine Nerven noch nicht zermürbt hatte, ihr viel Schönes und Erhabenes an ſeiner Seite geboten hatte; kurzum, das weiche, gütige Herz Evas gewann wieder die Oberhand über den ver⸗ letzten Frauenſtolz. Sie ging zur Tür, um zu öffnen. FGortſetzung folgt.) FDofnarren Woge und elt auth kiuge Bemerlungen vergangenen Jahrhunderten, als man Gefallen an recht derben Späßen hatte. gehörte der Hofnarr zum eiſernen Beſtand ſurſtlichen Hofhaltes. Es war nicht Sieſas Amt auszufüllen, wer es aber verſtand, der hatte als Narr einen größeren auf den Regenten als mancher Mi⸗ nister. Dabei waren die Narren oft hoch⸗ gebldete Räte.„Jeder Fürſt muß zween Narren haben, einen, den er veriert und einen, der ihn vexiert“, ſagte Doktor Lam⸗ pechler, der Hofnarr Karls V. Mauche wizigen, aber auch klugen Bemer⸗ 17 75 von 10 haben ſich durch Jahr⸗ hunderte hindurch bewahrt, und einige ſeien in folgendem wiedergegeben; ſie wurden von den Fürſten durchaus als das, was ſie ſein ſollten, als Scherz oder als guter Rat auf⸗ genommen. Vom Kaſſer Rudolf von Habsburg iſt be⸗ kannt, daß er eine lange Adlernaſe hatte. Emſt begegnete er auf einer ſchmalen Straße ſeinem Narren. Die Begleiter des Königs befahlen ihm, fortzugehen, aber der Mann rief läglich:„Ich kann nicht vorbei wegen des Königs lange Naſe.“ Der Kaiſer drehte den Kopf zur Seite und ſagte: Gehe vorbei, mein Freundl Weine lange Laaſe iſt dir jetzt nicht mehr im Wege!“ Im Jahre 1315 rüſtete ſich Ludwig von Oeſterreich zum Einfall in die Schweiz, wel⸗ chem die verhängnisvolle Schlacht bei Mor⸗ garten folgte. Nachdenklich ſagte da ſein Narr:„Wir haben wohl beſprochen, wie wir in das Schweizerland hineinkommen, nicht aber, wie es hinausgehen ſoll.“ Als Prinz Moritz von Oranien ſeine Trup⸗ pen bei Nymwegen muſterte, fragte er ſeinen Narren, ob er mit ihm tauſchen wolle; der meinte aber:„Das iſt nicht zu empfehlen, denn dann würden die Generalſtaaten keinen von uns brauchen können.“ Kitligren, der luſtige gelehrte Rat des Königs Karl II. von England, hatte vergeb⸗ lich darüber nachgedacht, wie er ſeinem Herrn die Trunkſucht abgewöhnen könnte Da trat er einſt in Pilgertracht vor dieſen und bat um Urlaub. Er wollte nach der Hölle reſſen, um Cromwell zu holen, damit dieſer ſich wenigſtens etwas um die Geſchäfte des es kümmern könne. Karl der Einfältige von Frankreich einſt zu ſeinem Narren:„Du haſt ſo viel Macht, Hans, daß man dich faſt für den König und mich für den Narren halten könnte. Was denkſt du, wollen wir mit⸗ einander tauſchen?“ Als der Narr ein trau⸗ riges Geſicht machte, fragte ſein Herr ihn. „ob er ſich etwa ſchäme, ein König zu ſein.“ „Nein. das nicht,“ meinte der Narr,„aber ich ſchäme mich eines ſolchen Narren.“ Als die Flotte Philipps VI. größtenteils zugrundegegangen war, wagte es niemand. dem jähzornigen König dieſe Mitteilung zu überbringen. Da half der Hofnarr. Er ging zum König und ſagte mehrmals vor ſich hin: „O, dieſe Feiglinge von Engländern! Das hätte ich nicht von ihnen gedacht!“ „Was redeft du da“, fragte der König. „Warum beſchimpfſt du ſie?“—„Weil ſie nicht den Mut hatten, mit ihren Schiffen unterzugehen wie unſere braven Franzoſen“. antwortete jener. g „Mafeſtät,“ ſagte der Hofnarr des Königs Franz J. von Frankreich zu dieſem,„ich bin nicht der einzige Narr Es gibt deren drei.“ —„Wer find dieſe?“ fragte der Fürſt.— „Einer iſt Karl V., weil er nach Paris kommt. Der zweite ſeid Ihr daß Ihr ihn nicht ſofort gefangen nehmt und der dritte bin ich, weil ich Euch ſo etwas ſage.“ Königin Eliſabeth von England hatte ver⸗ boten, ihren„bitteren“ Narren Pace wieder vorzulaſſen. Endlich, auf ſein Bitten geſtat⸗ tete ſie ihm wieder den Zutritt.„Nun, Pace,“ fragte ſie,„bekomme ich wieder bittere Wahrheiten zu hören?“„Nein,“ ſagte Pace lächelnd,„ich rede nicht gern pon Sachen, von denen die ganze Stadt ſpricht.“ ſagte Der Küſter Theun von der Kathedrale von a Löwen wurde durch ſeine witzigen Einfälle ſo berühmt, 9 5 zu dem Amte eines Hof⸗ narren Kaiſer Karls V. aufſtieg. Als der Kaiſer ſich vor ſeinen biſſigen Scherzen nicht retten konnte, wies er ihn aus dem Lande, aber bald kehrte der Narr auf einem mit Erde bedeckten Karren mieder, von dem Volke unter großem Hallo zum kaiſerlichen Palaſt begleitet. Auf Befragen antwortete er:„Ich werde mich wohl hüten, in Euer Mafeſtät Land zu kommen. Ich befinde mich 1 0 auf dem Grund und Boden von e f Wie man beſonders in trüben Zeiten die Gefellſchaft eines Narren ſuchte, zelate fol⸗ ende! iu e Als im Jahre 1525 die ar gräfin Suſanne von Brandenburg Ans⸗ dach ihr jüngſtes Söhnchen durch den Tod verloren hatte, empfand ſie, wie ſie ſelbſt rieb, das lebhafte Bedürfnis, ihre Trauer er den erlittenen Verluſt durch erlauhte erſtreuung einigermaßen zu mildern“ Sie reh daher an eamund von Schmarzen⸗ 8 1 1 1 5 1 1 ſtein ee Wize⸗Homherr zu Strau⸗ bing in Niederbayern, er möchte ihr ſeinen Narren, den Hansl.„au ein Viertelſahr zur Kurzioeil leihen“. Hanel mar ſa ßeröhmt in ſeineig Fache, daß ihn Fürſten und Fürſtin⸗ nen ſich öfter zu dieſem Zweck geliehen“ hatten. Dem Domherrn kam dieſe Bitte recht ungelegen, da„er derſelben Zeit in Traser ſterbenshalber ſeiner freundlichen. lieben Hausfrau geſtanden und der Eroetzung recht not war“. Die Markgräfin ließ aber mit Bitlen nicht nach, bis er nachgab und ihr den Hoanusl auf drei Monate ſchickte. Als aber die Markgräfin nach dieſer Ffriſt den Narren nicht herausgab, forderte der Schwarzenſtein ihn erſt beſcheiden und dann energiſch zurück; er wandte ſich an Markgraf Kaſimir, den Gemahl Suſannes und der ant⸗ wortete ihm am 14. Oktober 1525, daß keine Gattin den Hansl ſchon länaſt zurückgeſchickt hätte,„aber er will nicht wieder zu dir und entſetzt ſich vor der Rückkehr und ſtellt ſich dermaßen, daß uns der gute frumb Moenſch erparmbt alſo daß unſer freundlich lieb Ge⸗ mahl noch wir ihn darüber nit von uns ſchicken mögen“. Noch zwei Jahre geng der Schriftwechſel hin und her, und 1527 ſchrſeb Kaſimir:„Unſer freundlich ſſeb Gemahl hat den Henslein von uns laſſen ein groß Be⸗ ſchwerd, und widerſetzt ſich auch des Hensſein desſelben auf das allerhöchſt.“ Dabei blieb es, und der Domherr mußte ſich ohne„Er⸗ getzung“ ſeines Hofnarren behelfen. Auch Hofnärrinnen gab es im Mittelalter. Eine derſelben, eine Eliſabeth Backoff, war am Hofe des Kurfürſten Johann Georgs i!. von Sachſen„zur Ergetzung der Herrichof⸗ ten“ als„kurzweilige Dienerin“ angeſtellt. In kecker Anmaßung verlanate ſie in einem Schreiben an die ſächſiſchen Kandſtände die Verleihung einer goldenen Ehrenkette: aber man hatte keine Luſt darauf einzugehen. Die ſpätere Zeit, die verfeinerte Sitten brachte, ließ den Hofnarren dann verſchwin⸗ den. wenngleich noch manche rauhe Naturen wie der Preußenkönig Friedrich Miſhelm! ſich an ihren Späßen ergötzten. Hier wa⸗ es Paul Gundling, welcher die Geſellſchaft des Tabakkollegiums erheitern mußte ſelbſ. aber wohl noch mehr unter den Späßen der Gäſte zu leiden hatte. Eine Million Wahlkandidaten An den beiden erſten Sonntagen des März, am 5. und 12. März ſind, wie die„Wandel⸗ halle“ berechnet hat, nicht weniger als 200 000 Volksvertreter zu wählen. Es ſind an dieſen beiden Tagen zu wählen rund 800 Reichstagsabgeordnete, elwa 400 preuß ſche Landtagsabgeordnete, 11000 Provinzial and⸗ tags⸗ und Kreistagsabgeordnete in Preußen. Dazu kommen eine ungeheure Zahl von Stadt⸗ verordneten und Gemeindevertretern, die ebenfalls in Preußen neu gewählt werden müſ⸗ ſen. In Preußen gibt es etwa 1100 Städte, die durchſchnitilich 20 Stadtrerordnete wäh⸗ len(Berlin 225). Es handelt ſich alſo bei den kommenden Gemeindewahlen auch um die Wahl von 22 000 Stadtverordneten. In 30 000 preußiſchen Landgemeinden werden durchſchnittlich fünf bis ſechs Gemeindever⸗ treter, insgeſamt alſo 150180 000 Ge⸗ meinderelt eier gewählt werden müſſen. Zu⸗ ſammen ſind alſo rund 220000 Volfsber⸗ treier im Reich und in Preußen an dieſen Märztagen zu wählen. Da eine ganze Reihe von Parteien um den Sieg kämpft, kann man mindeſtens eine Million Kandidaten rech⸗ nen. Woher kommt das Wort Zigarre? Das Tabakrauchen iſt zweifellos in Ame⸗ rika entſtanden, und alle Verſuche, in einem anderen Erdteil ſeinen Urſprung zu ſuchen, ſind bisher geſcheitert. Das Wort Tabat kommt aus dem Weſtindiſchen und bedeutet in der Taino⸗Sprache die aus Kogiobaoblät⸗ tern beſtehende Rauchrolle-tabaco und die Tä⸗ tigkeit, die aus dem Einziehen des Rauches beſteht— tabaco machen. Weniger Klar⸗ heit beſteht über das Wort Zigarre. Seine Herkunft aus der Maya⸗Sprache iſt ſicher. Man kann vermuten, daß ſich in der Folge cig, ſigan, cicar das ſpaniſche cigarro gebil⸗ det hat. Es würde in der urſprünglichen Sprachabt ung bedeuten, einen Rauchgenuß, bei dem einige trockene Tabakblätter, in einem anderen Blatt, das ſpiralförmig herumgewik⸗ kelt und am Mundende befeſtigt iſt, durch ein Deckblatt zuſammengehalten wird. Bezüglich der erſten Einführung des Wortes in Europa herrſchez aber noch manche Unklarheiten. 2 1. Das größte deutſche Frauenturnſeſ An dem 15. Deutſchen Turnfeſt in Stutt⸗ gart werden Zehntauſende deutſcher Frauen und Mädchen teilnehmen. Es ſind die Auser⸗ wählten von 0,5 Million deutſcher Frauen und Mädchen, die in den 13 000 Vereinen der Deutſchen Turnerſchaft frauengemäßes und neuze l tliches Turnen betreiben. Die vorgeſehenen Wettkampfperan⸗ ſtaltungen wenden das Volkstüm iche und Freudvolle des Deutſchen Frauenturnens in Muſterleiſtungen re anſchaulſchen. Für Tau⸗ ſende jungfriſcher Wettlämpferinnen bringen die Mehrtämpfe im Geräteturnen, Volkslurnen und Schwimmen, die Mannſchaftswe lte werbe in den Staſſein und Kampfſpee en, die Einzel⸗ wettlämpfe im Lauf, Wurf und Sprung, im Schwimmen, im Fechten, im Tennis und im Waſſerfahren Geſegenhelt, ihre Kräfte zu meſ⸗ ſen. Im Turnjeſtwettlampf, der eine Ausleſe der beſten Turnerinnen aus allen deutſchen Gauen vereinigt, wird die deutſche Turnerin vor aller Oefſent ichleit bekunden, daß ein im Turnen planmäßig und vielſeitig geſchulter Frauenkörper auch einer hohen Wettkampf⸗ leiſtung gewachſen iſt. Die ſtrengen Wett⸗ lampfbeſtimmungen laſſen der Höchſtenta ung einer an Verſuch und Uebung gereiften Kraft Freiheit genug. Sie wachen aber auch zu⸗ aleich darüber, daß überall die von Frauen⸗ Märliſche Holzſchuhmacher Haut werker oh e goldenen Boden Holzſchuhmachen iſt ein Gewerbe des Waldlandes. Friedrichswalde, das 1200 Einwohner zählende Koloniſtendorf Fried⸗ richs des Großen an der Vahnſtrecke Ebers⸗ walde— Templin, iſt von allen Seiten von großen Wäldern umgeben. Es war über ein Jahrhundert der Hauptſitz des preußiſchen Holzſchuhgewerbes. Holz⸗ und Forſtarbeiter waren die Urväter geweſen, die Friedrich der Große hier angeſiedelt hatte, arm und in dürftigen Verhältniſſen, aber ſelbſtbewußt und breit auf der Erde ſtehend. Und aus dieſer Armut erwuchs die Holzſchuhmacherei. Was erſt für den eigenen Holzgebrauch zu⸗ ſammengebaſtelt wurde, entwickelte ſich hald zum Gewerbe. Später haben die Holzſchuhe nach holländiſchem Muſter Friedrichswalde beinahe berühmt gemacht. Ueber 200 Fa⸗ milien übten das Handwerk aus. Die meiſten Holzſchuhe, die vor dem Kriege in Deutſchland getragen wurden, kamen aus Friedrichswalde. Während die Holzpantinen ſchon im vorigen Jahrhundert fabrikmäßig hergeſtellt wurden, blieb das Holzſchuhmachen eine Heim⸗Induſtrie, ein Gewerbe, und ein ſchweres Gewerbe: denn der Holzſchuh wird aus einem Stück Holz gehauen und geſchnit⸗ ten. Nach dem Kriege war es etwas ruhiger geworden um dieſes ehrſame Handwerk, Holzſchuhe waren nicht mehr gefragt. Selbſt auf dem Lande war der Bedarf ſehr gering. Es ſchien, daß die Holzpantinen das Rennen machten. Die Friedrichswalder Holzſchuh⸗ macher wurden hart von den Zeifen betrof⸗ fen. Neuerdings lebt das Gewerbe wieder etwas auf, gerade jetzt zur Winterszeit, wenn auch der Vorkriegsſtand kaum erreicht wer⸗ den wird. Durch fabrikmäßige Herſteflung find die Holzpantinen konkurrenzlos billig. Und die Haltbarkeit? Das iſt eine andexe Frage. Holzpantinen werden auf dem Lande durchſchnittlich 6 bis 8 8 getragen, Holzſchuhe aber ein ganzes Jahr. Dem iſt es duch zuzuſchreiben, daß gerade in Men Jahren, Holzſchuhe wieder bevorzugt werden. Die Hauptarbeitszeit der Holzſchuß macher iſt der Winter. Im Sommer geht der Holz. ſchuhmacher auf Holzkauf,. Er hät ſich„leine“ das Holz durch, Demnach läßt ſich denken, al Stämme bereits ausgesucht: terzengrade ge⸗ wachſenes, bis ins Mark geſundes und riß⸗ freies Holz. Das Holz iſt nicht billig. Etwa 40 Mark müſſen für einen Stamm gezahlt merden. Mit Geſchick und wobl auch mit Glück laſſen ſich daraus 50 bis 60 Paar Holz⸗ ſchuhe machen. Zunächſt muß der Stamm mit aller Sorgfalt zerteilt werden. Man hat dazu eigene Keiſe, die mehr Meſſern als Kei⸗ len gleichen. Dieſe Meſſer gehen glatt durch ſo doß kaum Riſſe und Brſiche entſtehen. Nun fährt die Säge drein und ſchneidet die erforderlichen Stücke ab. Dann hebt die eigentliche Arbeit der Holz⸗ ſchuhmacher an, eine Arbeit die mühſam und anſtrengend iſt und Geſchicklichkeit erfordert. Das Holz wird behauen, bis es die richtige Form hat, und mit dem Pruſthpohrer eine Höhſung ausgehehrt. in der der Fuß genau Platz haben muß. Dieſe Arbeit iſt auser⸗ ordentlich ſchwierig und geſundheitsſchädi⸗ tend. Die meiſten Holzſchuhmacher leiden an der ſogenannten Bruſtſeuche. Wenn die Holzſchühe dann geräuchert ſind. können ſſe verkauft werden. Auch das iſt heute ziem⸗ lich thwierig Holzſchuhe haben eine lange Lebensdauer. daß der Bedarf nicht ſo groß iſt, wie an Holzyantinen Der Verkaufspreis beträgt heute 150 bis 2 Mark. Bor dem Kriege bekam man ſchon für 90 innig und eine Mark ein Paar Holzſchuhe. Und der Verdienſt? Ja, was wird der ſchon gus machen? Ein ſehr fleißiger Holzſchuh⸗ acher bringt unter Mithilfe von Frau und ſeindern hüchſtens zwei bis drei Paar Sdih⸗ am Tage fertig. Dann muß er aber ſchon 14 Stunden arbeiten und eine geſunde Natur haben, Und was hat er dabei verdient“ Föchſtens zwe Mark bis zwe Mark fünfzig. Wer in Friedrichswalde während des Win⸗ 5 60 tunden 1 695 und wer hat die 1 dat 99 7 n Heſchickl beſigt, mas eber. gn e t art und Frauentum geſetzten Grenzen ge bleiben. e Iſt der Wettkampf nur eine Angelegenheit einzelner oder kleiner Gruppen, ſo werden bei den Sondervorführungen der Kreiſe und Gaue ſtets viele Hunderte von Turneriußen zu gemeinſamen Uebungen zuſammengefaßft. Bei dieſen in ſich geſchloſſenen Gemeinſchafts⸗ übungen kommt in ſeinſter Ausprägung und Reinheit die vielgeſtaltige Frauenwelt des deut⸗ ſchen Frauenturnens in ſeinen beſten Stücken zur Darſtellung. Die frei gewählten und von den Füh tern ſelbſt erſonnenen Uebungsfolgen ſind auch darum beſonders wertvoll und auf⸗ ſchlußreich, weil in ihnen ſich ſtets ein gut Stüc heimiſcher Eigenart offenbart. Die große Zahl der Vorführungen ermöglicht es, alle Schafſensgebiete zu erfaſſen, von der reinen Bewegungsſchulung bis zum Grußpeuchor und Tanz, von der Arbeit mit Stab, Keule und Hantel bis zu den Uebungen mit dem großen und kleinen Ball und dem Turnen an Bar⸗ ren und Pferd. Erſtmalig treten auf dem Stuttgarter Feſte die Frauenab teilungen der DT. vor die Oeffentlichtet. In der Stunde der Frau zeigen ſie all ſene ſorgſam aus⸗ gewählten Uebungsſormen, weſche die Deulſche Turntunſt bereithält für die celſere Frau. Die Krönung aller feſtlichen Formen des Frauenturnens bringen die von Zeche taufenden gemeinſam veranſtalteten Feſtübungen heim grohen Schauturnen am Sonntag, dem Höhe⸗ punkt und feierlichen Ausklang des ganzen Turnſeſtes. Ob dort im Chorfeſttanz Be⸗ wegung, Farben, Muſik und Lied wie ein eln⸗ ziger rauſchender Chorgeſang ſtrahlender Le⸗ bensfreude aufklingen,— ob im freudeb ſchwingten Schritt und Schwung bei den Feſtfreiübungen Zehntauſende im lich⸗ ten Blau, wie ein Gruß des Himmels die grüßen Bieiten der Feſtwieſen füllen— immer und überall wird auch der Zuſchauer hinter den Schranken ahnend mitempfinden: Dort eint ein Wille die deutſche Jugend, dort leüth⸗ tet die rolwangige Geſundheit, dort wächſt aus Vertrauen zur eigenen Kraft und aus freudiger Lebensbejahung der Glaube an die eigene Zukunft und die Zukunft des Volkes. Das Deutſche Turnfeſt in Stuttgart ſoll Zeuge und Künder werden für den ungebro⸗ chenen Lebenswillen, der im deutſchen Volke lebt. In dieſem Wollen iſt der deukſchen Frau, der Mutter des künftigen Geſchlechts, zine bedeutſame Aufgabe zugewleſen. Das Frauenturnen des Deutſchen Turnſeſtes wird bor aller Welt bekunden, daß die Deutſche Turnerſchaft gewillt und fähig iſt, ihre Tür⸗ nerinnen einzureihen in die Kampffront aller deutſchbewußten Frquen, die freiwillig und freudig ſich überall für Volk und Vaterland einſetzen. Tie erſte Silberhochzeit Der Urſprung der Silberhochzeit liegt etwa ein Jahrtauſend zurück. In der Chronik von Clugny aus den Jahren 1000 bis 1040 wird darüber folgendes berichtet: Als Hugo Ca⸗ pet, der um das Jahr 937 König von Frank⸗ reich wurde, einſt die Vorſtädte von Paris beſuchte, um hier die 1 4% eines verſtor⸗ benen Oheims zu regeln, der in den verſchie⸗ denen Orten große Besitzungen halte, fand er auf einer derſelben einen im Dienste ſei⸗ nes Verwandten ergrauten unveie helichten Die⸗ ner vor. Dieſer war ſeinem Herrn 25 ahre hindurch ſo ergeben geweſen, daß er als ein Tamilieum'tglied betrachtet wurde. Auf dem⸗ ſeiben Gul aber und ebenſo lange Zeit wie de Alte befano ſich eine nicht minder bo⸗ jahrte Dienerin, die ebenfalls noch unver⸗ heiratet wo Auch ſie war die arbeitſamſte, ergebenſte weiblichen Untergebenen des Oheims des Königs geweſen. 5 Nachdem der König nun, der in der Ge⸗ ſchichte gls ſeyr liebenswürdig und hum en geſchildert wird, von den beiden gehört hatte, ließ er ſie vor ſich kommen und redete zuerſt die Frau folgendermaßen an;„Dein Perdſenſt iſt groß, größer noch als das dieſes Mannes, das immerhin groß genug iſt; doch die Be⸗ ſtändigkei! del der Frau hinſichtlich der Ar⸗ beit und des Gehorſams iſt viel, viel ſchwe⸗ ter, und deshalb will ich dir einen Lohn zuteil werden laſſen. In deinem Alter aber wüßte ich keinen beſſeren als eine Mitgift und — einen Gatten. Die Mitgift ſſt bereits da; dieſe Me. gehört von heute ab dir, Wenn nun der Mann, der fünfund wanzig Jahre hin⸗ durch mit dir gearbeitet ii, einwilligt, Nr elne Hand zu geben, dann ift der Gatte ehen⸗ alls da!!“—„Maſfeſtät“, ſo ſtotterte jetzt verwirrt der greife Bauer,„wie iſt das mög⸗ lich, daß wir uns verheitaten, da wir ſchon Silberhaar haben?“—„So wird es eine Silberhochzeit ſein! entgegnete der Könſg, „und hiermit geb. ich euch den Hochzeits⸗ ring.“ Gleichzeitig zog der Herrſcher einen mit reichen Steinen heſetzten ſilbernen Ring vom Finger, ſteckte ihn auf die Hand der 15 und führte die Hande der beiden alten e te zuſammen, die ßen in, tzefſter Rüh⸗ rung dan fen. 1% Dieſe“ Jorkommnis, das mit Blitzesſchnelle J be ee de, inen ſen Enthuſſasmus hervor, dad agen ice wüde, g Hufen ahn e de den dee Und auch die goldene 0 i gt der Mönch de Aug in ſeiner it nur eine 1 ah. 1 ra 156 mals en. ine Wiederholung diefes B ach aher⸗ derholu + aher . Fortsetzung Nachdruck verboten. Der andere mußte an elne flüchtige Jugendliebe denken, vie jedoch ſchon vor vielen Jahren in die Brüche ging. Da⸗ mals hatte„ſie“ das Verhältnis gelöſt. Seitdem war Hans Bach den Mädchen gegenüber etwas zurückhaltend und mißtrauiſch geworden. „Meine Liebe gilt nun ſchon ſeit zwei Jahren dem Ver⸗ gaser!“ geſtand er offenherzig. Der Mann am Steuer lachte und ſagte:„Die iſt dann Wenigſtens echt platoniſch.“ Mit gedroſſelter Kraft erreichte man nach i dulliſcher Fahrt durch Wald⸗ und Wieſenpartien„Weidmannsruh“. Hier war es um dieſe Zeit ſchon ſtill. Die Ausflügler, die dieſes herrlich unter turmhohen Linden gelegene Wirts⸗ haus beſuchten, hatte heute ein ſeit Stunden am Himmel gehendes Gewitter beizeiten vertrieben. „Guten Abend, meine Herren!“ begrüßte ſie der Beſitzer, eim prächtiger, alter Oberförſter, aus der Küche in die ver⸗ zäucherte, aber ſehr anheimelnde Wirtsſtube tretend. Man ſetzte ſich an den gemütlichen Ecktiſch; durch das offene Fenſter konnte der Lindenblütenduft ungehindert hereinſtrömen. Eine Flaſche einundzwanziger Berncaſtler Schloßberg wurde beſtellt. Während ſich Braun eine Zigarre anbrannte, muſterte ſein Freund die Jagdtrophäen un den Wänden: einige kapitale Geweihe und viele Reh⸗ gehörne. Auf dem Klavier friſtete ein ausgeſtopfter Fuchs im fahlen Sommerkleid ſein Fortleben nach dem Tode. Es ſah aus, als ſchiele er noch jetzt nach dem Birkhahn, der über der Tür hing. Und dann brachte das Wirtstöchterchen den Wein. Hans Bach warf einen Blick auf das Mädchen und ließ tein Auge von ihr. Donnerwetter, ſo etwas konnte im Verborgenen blühen! „Bitte, Fräulein Elsbeth, ein Glas für Sie!“ forderte Braun ſie auf. Und dann ſagte er:„Darf ich bekannt machen: mein Freund, der Ingenieur und Erfinder Hans Bach— Fräu⸗ lein Elsbeth Reimer!“ Der Kontakt war ſofort hergeſtellt. „Oh, Sie erfinden Maſchinen?“ fragte begeiſtert das Mädchen mit dem braunen Bubenkopf, und ſogleich ent⸗ pündeten ſich zwei goldene Fünkchen in den dunklen Augen. Bach lächelte beſcheiden. „Mein Freund übertreibt. Ich bin nur mit einem Reinen Automobilzubehörteil beſchäftigt. Das iſt alles!“ „Alſo weder etwas mit Raketen noch Dampf?!“ ſagte Elsbeth, vergnügt kichernd. „Proſit!“ Die Gläſer klangen aneinander. Der Wein 5 90 ſüffig und von edler Reife. Seine Geiſter weckten eben. Das wurde ein vergnügter Abend, wie ihn Hans Bach, der Pflicht⸗ und Arbeitsmenſch, ſeit langer Zeit nicht mehr erlebte. In der gegenüberliegenden Ecke las der alte Haudegen, der Oberförſter a. D., ſeine Zeitung, blinzelte zuweilen wohl auch einmal zu dem redſeligen Trio hin⸗ über, ſtörte aber nicht und ließ ſich auch ſelber nicht ſtören. „Ihr kennt euch wohl ſchon ſeit längerer Zeit?“ forſchte Hans, zu Elsbeth und Robert hingewandt. Braun ſchüttelte mit dem Kopfe. „Ich habe Fräulein Elsbeth erſt einmal geſehen, auf einer Entdeckungsfahrt, aber mir iſt, als wären wir be⸗ teits jahrelang bekannt.“ Und zu Elsbeth gewandt, ſagte er:„Stimmt's?“ Sie nickte, ſah aber dabei Hans an. Als der Oberförſter die Zeitung weglegte, wurde auch er aufgefordert, ein Gläschen mitzutrinken. Nun, der Alte war kein Spielverderber und half gern mit, daß die zweite Flaſche herangeholt werden mußte. Er gab einige Koſt⸗ proben Jägerlatein zum beſten, daß das junge Trio aus dem Lachen nicht herauskam. Elsbeth hörte dieſe Sachen zwar ſchon zum ſoundſovielten Male, aber die Heiterkeit der anderen ſteckte an, und der Wein ölte die Lachmuskeln. Dabei fügte es ſich faſt unmerklich, daß Elsbeth mit Ihrem Stuhl immer näher an Hans Bach heranrückte. Sie hatten ſich dies und jenes zu fragen und zu ſagen, ohne das Geſpräch der anderen zu ſtören. Dabei fühlte der junge Ingenieur gar nicht, daß er ſich immer tiefer in die Reize dieſes lieben Mädels verſtrickte. Elsbeth war eigentlich nicht ſein Typ. Er liebte die mnabenhafte Schlankheit. Die Brünette aber war hübſch vurchwachſen, ſogar von einer ſanften, echt weiblichen Molligkeit. Ihre Formen zeigten Schwung in den Kon⸗ uren. „Ja, meine Herren, weil wir gerade bei den Geweihen ind— da kann ich mir eine kleine Scherzfrage nicht ver⸗ meifen: Welcher Unterſchied beſteht zwiſchen einem Reh⸗ bock und einem Ehemann?—— Sie finden's nicht. Nun, das iſt doch ganz klar: Der Rehbock wird wegen ſeines Gehörns geſchätzt, der Ehe⸗ nann dagegen verlacht.“ Lebhaftes Bravo folgte. Jetzt erſt fiel es Braun auf, daß Elsbeth und ſein Freund miteinander tuſcheltien und zicht bei der Sache waren. »Fräulein Elsbeth“, richtete er jetzt unvermittelt das Bort an ſie,„ich geſtatte mir, Sie für morgen nachmittag ju einer kleinen Spazierſahrt einzuladen.“ ö Das Mädchen wagte nicht, rundweg abzuſchlagen, ſah e von Hans Bach zum Vater hinüber. Der e. 5 f »Na ja, fährſt mit, unter einer Einſchränkung: Wenn is viel zu tun gibt, muß die Fahrt natürlich unterbleiben.“ „Verſchoben werden“, korrigierte Braun lächelnd. »Ich bin allein“, erklärte der Alte,„und ſtark auf die bilfe meiner Jüngſten angewieſen. Nachmittags haben wir meiſt viele Gäſte aus der Stadt hier, und wenn ich eben der Bedienung auch noch die Küchenarbeit über tehmen ſoll, ſo wird mir das zuviel.“ 5 Hans atmete auf. Ihn band zwar nichts an dieſes chen, aber er ſah es auch nicht gern, daß ſich Robert, Lebemann, mit dieſem Geſchöpf befaßte. 5 5 5 5 — Beim Abſchied drückte ihm Elsbeth eiwas feſter die Hand, als es für ein Mädchen üblich iſt. „Auf Wiederſehen“, ſagte ſie ſo warm— und nur zu ihm!—, daß er ſich vornahm, ſobald als möglich ſeinen Beſuch zu wiederholen. „Nun, was ſagſt du zu meinem Geſchmack?“ fragte Braun am Steuer. Hans mußte ſich gewaltſam aus ſeinen verliebten Ge⸗ danken reißen. Die Nacht mar kuppleriſch und lau. Das Mädel ging dem Unverdorbenen nicht aus dem Sinn. „Die kleine Elsbeth iſt viel zu hübſch für dich.“ „Sie iſt eine Ausgeburt von Schönheit. Ich muß ſie haben.“ Hans biß die Zähne aufeinander. In ihm keimten Wut und Widerwillen auf. e „Du wirſt ſie verderben und zerbrechen.“ 5 Der Mann am Steuer lachte auf.. „Die Weiber verdienen es nicht beſſer.“ Sein Freund ſchwieg. Aber er ballte die Fäuſte und hätte dem Zyniter an die Kehle fahren können für dieſes Wort. Die Kluft, die ſchon ſeit der Schulzeit zwiſchen den Freunden war, wurde breiter und tiefer. Eine Well trennte dieſe beiden jungen Männer. Die Scheinwerfer warfen ihr grelles Licht in die Nacht. Robert Braun fuhr ein Tempo, das er nicht ver⸗ antworten konnte. Neben ihm ſaß Hans Bach, Ange und Ohr in die Finſternis geſpannt, immer bereit, dem Hühnen ins Rad zu greifen. Sein Fuß war angezogen, um für den Fall der Gefahr im Bruchteil einer Sekunde auf das Bremspedal treten zu können. Vielleicht haͤtte der beſonnene Bach die böſen Worte des zweifelhaften Freundes vergeſſen, wenn Robert Braun nicht dieſes mörderiſche Tempo gefahren wäre. Er iſt ein Draufgänger und will mir das auch mit ſeiner tollen Fährerei beweiſen, dachte Hans, innerlich glühend vor bittere Ironie. Nach einer Weile nahm Robert das Geſpräch wieder auf, immer in derſelben überlegenen Tonart, die Hans ſo au ihm haßte. „Weißt du, dieſes Wirtsmädel iſt mir ein Rätſel! Sie markiert die Unſchuld vom Lande, aber ich wette eins zu hundert, daß ſie es fauſtdick hinter den Ohren hat.“ Er lachte vor ſich hin.„Wirtstöchter, die im Betrieb mithelfen, hören und ſehen zuviel.“ Hans, dem dieſes Geſpräch auf die Nerven ging, be⸗ gann nun ſeinerſeits, etwas Waſſer unter den Wein Roberts zu miſchen. „Ich möchte wiſſen, was Rita Belmont zu dieſen deinen merkwürdigen Anſichten ſagen würde...“ Braun riß den Wagen viel zu ſchnell um eine Kurve Zum Glück war die Straße frei. Ein Schupo fand noch Zeit, ſich die Wagennummer zu notieren. „Nun fahre doch wenigſtens im Stadtgebiet ver⸗ nünftig!“ gebot Hans, ſich zur Ruhe zwingend. „Pah, Rita ſieht mir alles nach, wenn ich nur ihre koſtſpieligen Launen befriedige. Um ſie iſt es mir nicht bange.“ Und verächtlich:„Die frißt mir aus der Hand.“ Die Vierradbremſe ſtoppte den Wagen ſo jäb ab, daß er noch einige Meter auf dem Aſphalt rutſchte. Schade um die Pneus, dachte Hans bedauernd und kletterte mit einem Seufzer der Erleichterung von ſeinem Sitz. Bevor er ſich verabſchieden konnte, überfiel ihn nochmals die Neugierde Roberts. Schwerfällig auf das Steuerrad gelehnt, fragte dieſer mit allen Zeichen vibrierender Ungeduld: „Nun, Hans, wie wird es mit dem Vergaſer?“ Bach, der nicht geneigt war, ſich jetzt, gegen Mitter⸗ nacht, in eine Diskuſſion über ſeine Erfindung einzulaſſen. fertigte den Neugierigen mit einer Schärfe ab, die ihn hinterher ſelber reute. „Der Vergaſer geht nach Amerika. Dir kann ich dieſe Sache nicht anvertrauen, denn du biſt durch Weiber⸗ geſchichten viel zu ſehr in Anſpruch genommen, als daß du..“ Robert gab plötzlich Gas. Der Motor heulte auf, aber Hans hörte deutlich, wie Braun ziſchte:„Eſel!“ Dann ſah er nur noch die rote Stoppſcheibe des Schlußlichtes. Merkwürdig, daß mit einmal aller Unmut verflogen war! Wie ausgelöſcht die Empörung über die Renommi⸗ ſterei dieſes Mannes, der ſich„ſein Freund“ nannte, den er ſelber aber keinesfalls als ſolchen anerkannte. „Aus!“ 1 g Hans machte mit der Hand eine tilgende Geſte und trat, den Schlüſſel 9 0 der Taſche nehmend, 105 die Haustür. 10 Robert Braun fand die Zofe ſeiner Freundin noch wach, als er um Mitternacht klingelte. „Wo iſt Fräulein Belmont?“ Das hübſche, junge Ding machte ein bekümmertes Geſicht. ö „Das gnädige Fräulein iſt gegen neun Uhr fort⸗ gegangen und noch nicht wieder zurück.“ „So? Dann werde ich warten.“ Das Mädchen führte den ſpäten Gaſt, der für ſich das Recht in Anſpruch nahm, hier zu jeder Stunde ein⸗ zudringen, in die Bibliothek. ö „Es iſt gut. Sie können ſich niederlegen.“ Nun war Robert allein. Nein, nicht allein: Die vielen, in ſolides Leder oder buntes Leinen gebundenen Bücher umgaben ihn, ſahen auf ihn herab wie lebendige Seelen, die ſtumme und doch ſo veredte Zwieſprache mit ihm führten. Da waren welche, die zum Nachdenken mahnten, die an Dinge erinnerten, die jenſeits dieſer Welt des Scheins lagen. Aber ihrer waren es nur wenige. Sie hatten nur ſelten oder gar nicht das Glück, zur Hand ge⸗ nommen und geleſen zu werden. Sie erfüllten ausſchlietz⸗ lich Repräſentationspflichten. Die geleſenen, das waren die modernen Romane zeligenöſſiſcher Schriftſteler. In denen pulſte das Leben und zeigte ſich nackt und wahr: In heuchleriſchem Glanz, in ſeiner ganzen Erbärmlichkeit und zuweilen— auch Erhabenheit. Da waren die Menſchen 1 Arm nach den, Wapieren.„ 1 5 5 0 1 b 5 5 1 bende ans feen 0 5 Copyright by Martin Feuchtwanger, Mädil gezeichnet, wie ſie tatſächlich lebten, Idealiſten und Mate⸗ rialiſten, Wahrheitsſucher und ſolche, die im Dunkeln gingen. Faſt alle aber waren geblendet vom Glanz des Goldes! 8 i Die Blicke des Wartenden gingen intereſſelos über all die Bücher. „Wo nur Rita bleibt?!“ Es war ſo ſtill in dem dunkel getäfelten Raume, daß Robert Braun über den Klang jeiner eigenen Worte erſchrak. 5 Weshalb war Rita nicht da? Gut, er ahnte, was ſie in dieſer Nacht trieb Das Weib riskierte Leib und Leben für ihn— aber um dieſe Stunde mußte Nita zurück ſein; ſo war es verabredet. Robert Braun war nachdenklich geworden. Den Kopf mit dem gelichteten, tieſſchwarzen Haar etwas geſeukt, dachte der Erbe eines großen Vermögens daran, daß er Rita Belmont dankbar ſein müſſe, denn ſie hatte ſich bereit gefunden, ſich für ihn zu opfern. Aber Dankbarkeit war ein Begriff, der ſich nicht lange hinter der Stirn dieſes Genuß⸗ menſchen hielt. In einem verächtlichen Auflachen gruben ſich zwei hüß liche Falten um den Mund des jungen Spötters. „Warum in ſie es eigentlich? Für mich?“ Er twpte ſich mim dem Zeigefinger an den Kopf„Unſinn! Letzten Endes nur für ſich! Weil ſie um dieſen Plunder bangt...“ Oh, er hatte ſich die Wünſche dieſer launiſchen Frau ein Vermögen koſten laſſen Die Villa im Stadtparkvpiertel nebſt Einrichtung! Die Lebensführung Ritas! Eine Zeit⸗ lang hatte der Onkel in Berlin beide Augen zugedrückt und willig enorme Zuſchüſſe geleiſtet. Als dann aber die Rationaliſierung der Betriebe ein⸗ ſetzte und der Konkurrenzkampf in der Automobilinduſtrie auf der ganzen Linie entbrannte, wurde Heinrich Braun, Geheimrat und Generaldirektor, zäh wie Rindleder. In einer erregten Ausſprache hatte er ſeinem Neffen den neuen kategoxiſchen Imperativ wiſſen laſſen: Alles für den Betrieb, nichts für uns! Robert trommelte mit den Fingerknöcheln ungeduldig auf die eichene Platte des runden Büchertiſches. „Onkelchen, ich werde dich zur Reviſion deiner Anſichten zwingen! Auch die Allmacht eines Generaldirektors hal Grenzen...“ Und wieder ging ſein unſteter Blick nach der Tür.„Wo nur Rita bleibt?!“ . 4* Als Hans Bach ſeine kleine, einfach möblierte Woh⸗ nung betrat, umſchmeichelte ihn ein exotiſch⸗ſußes Parfüm. Das jagte ihm den merkwürdigen Schreck ein: eine fremde Frau war in ſeinem Zimmer! Wie ein Schlag traf ihn dieſe Erkenntnis, noch ehe er zum Lichtſchalter greifen konnte Hatte er zuviel getrunken, daß er den Schalter nicht ſogleich fand? Jetzt halte ihn ſeine Hand ertaſtet. Die Lampe flammtie auf Weißes Licht beleuchtete ein blondes Weib, das in der Mitte des kleinen Zimmers am Tiſch ſaß. Ihr Wuſchelkopf ſchimmerte wie reifes Korn in der Juliſonne. Und in dem bleichen Geſicht brannten zwei Augen, die viel zu dunkel für dieſe Frau waren. „Guten Abend, Herr Bach!“ Der ſchöne Gaſt erhob ſich, ſtreckte dem Manne die kleine Hand hin. Bach ſtand an der Tür, die Arme auf dem Riſcken. Er bon ein Bild völliger Faſſungsloſigleit. Run mußte die Blondine lachen. „Ich tue Ihnen nichts, Herr Bach! Ich welß nicht ein⸗ mal, ob Sie mich noch kennen...“ Nun trat Hans raſch näher, grüßte korrekt, ohne be⸗ ſondere Wärme. „Ich tann mir nicht denken, was Sie zu ſo ſpäter Stunde zu mir führt, Fräulein Rita!“ Und eiwas leiſer, faſt ſchüchtern fügte er hinzu:„Es wäre mir peinlich, wenn Robert von Ihrem Beſuch Kenntnis erlangte.“ Rita Belmont ließ ſich mit einem hellen Lachen wilder auf den Stuhl nieder. „Ach Robert, machen Sie ſich um den keine Sorgen. Der hat mich ja hergeſchickt.“ Ihre Worte ſchleuderten den Ahnungsloſen auf einen Stuhl In ſeinem unkomplizierten, geraden Weſen rich⸗ teten die folgenden Enthüllungen Ritas Verheerungen an. „Ich verſtehe nicht—— was können Sie von mir wollen — wie ſind Sie he reingekommen?“ Rita rückte näher an ihn heran. Sie war nun ſehr ernſt, als ſie ſagte:„Das iſt doch alles furchtbar einfach und durchſichtig. Ich habe um neun Uhr bei Ihnen angerufen. Ihre Frau Mutter ſagte mir, daß Sie mit Nobert weg gefahren ſeien. Dann bin ich eine halbe Stunde späten ſelber gekommen.“ „Und meine Mutter hat Sie hereingelaſſen?“ fragte Hans ungläubig. „Gewiß! Nachdem ich ihr geſagt hatte, daß Sie mich für dieſe Zeit beſtellt hänen. Das müſſe ein Irrtum ſein, hat zwar die Dame des Hauſes eingewendet, aber ich beharrte darauf, zu warten, bis Sie zurückkämen.“ Die dunklen Augen der Aehrenblonden ließen der Staunenden keine Sekunde aus dem Blickfeld. Die Wir⸗ tung ihrer verblüffenden Worte war für dieſe Circe ein Senſation erſten Ranges. Rita Belmont, die vierund⸗ zwanzigjährige, reiſe Schönheit, mußte in dieſem Momen an Robekts kühle Warnung denken:„Gib dir keine Mühe Hans iſt harmlos. Er geht dir nicht ins Garn.“ Um ihren Mund erſchien wieder der ſpöttiſche Zug.— Oh, wenn jetzt Robert Braun gewußt hätte, daß diefe unbedachte Aeußerung zum Anreiz für dieſes Weib wurde, zu einem Leitſatz, der entſcheidend für ſein ganzes Leben wurde! f „Und was ſoll das nun alles?“ Ungeduld zitterte in der Frage Bachs. Da drehie ſich die Abenteurerin halb uach dem Schreie 0 tiſch des Ingenieurs um, wo die gerollten Zeichnungen in wirrem Durcheinander lagen. Rita wies mit geſtrecktem ö 1 1 5 8 32 1 1 5 Sedenttage 23. Jebruar. 1865 Der Komponiſt Georg Friedrich Hände! in d. d. Saale geboren. 1813 Der Theolog und Sprachforſcher Franz 22 0 fende geboren. 1834 Der Reiſende Guſtav Nachtigall in Eichſtedt geboren. 1842 Der Philoſoph Eduard von Hartmann in Berlin geboren. 1863 Der Maler Franz von Stuck in Tetten⸗ weis geboren. Sonnenaufg. 7.01 Sonnenunterg. 17.27 Mondaufg. 6.49 1 Mondunterg. 16.09. Mattheis brichts Eis .. ßhat er keins, ſo macht er eins. Ein alter Volksſpruch, geprägt für den 24. Fe⸗ bruar, den Tag des heiligen Matthias. Iſt um dieſe Zeit nicht mehr viel Eis vorhanden, dann gilt vielleicht der andere Spruch: „Pfeift zum Mattheis ſchon der Star, gibts ein geſegnetes Jahr“. Es kann aber auch der Fall ſein, daß„Wenn Mattheis kein Eis hat, Georgi oft noch Schnee bringt“. So warten wir denn in Geduld ab, was der Tag bringt. Der heilige Matthias war ein frommer Glaubenseiferer, gehörte den Jüngern Jeſu aum und wurde anſtelle des Verräters Iſcha⸗ riot unter die Apoſtel aufgenommen. Er predigte in Meſopotamien und in Paläſtina und erlitt im Jahre 68 nach Chriſtus in Je⸗ ruſalem den Märtyrertod. Er wurde zuerſt geſteinigt und dann enthauptet. Er darf nicht mit dem Evangeliſten Matthäus ver⸗ wechſelt werden, dem in den Abbildungen als Symbol der Engel zugeſellt und dem der 21. September geweiht iſt. In Schaltjahren iſt der 24. Februar der Schalttag und der Nattheistag wird am darauffolgenden Tag gefeiert. 1 u Hände gut abtrocknen! In der kalten Jahreszeit ſind die Hände das Schmerzens⸗ kind vieler Frauen. Die Haut wird riſſig und ſpröde und es bilden ſich Froſtbeulen. Man muß deshalb ſehr vorſichtig ſein, wenn man mit einigermaßen gut ausſehenden Händen durch den Winter kommen will. Niemals darf man ſich, kurz bevor man ins Freie geht, die Hände waſchen, und immer ſoll man lauwar⸗ mes oder doch mindeſtens ſtubenwarmes Waſſer zum Händewaſchen benutzen. Nichts zerſtört die Haut der Hände ſo ſicher, als wenn man ſich unter fließendem kalten Waſſer wäſcht und dann nur flüchtig an einem oft feuchten Handtuch abtrocknet. Sorg⸗ fältiges Abtrocknen iſt unbedingt notwendig. Bei Froſtbeulen ſoll man gleich am Anfang heiße Bäder nehmen; das iſt das einzige Mittel, das helfen kann. Hierauf ſind die Hände gut mit einer recht fettreichen Creme einzureiben. der Der Schnitt der Beerenſträucher muß jetzt vorgenommen werden, dabei iſt zu be⸗ achten, daß die Stachelbeerſträucher zuerſt zu ſchneiden ſind, außerdem iſt es Zeit zum Veredeln von Stachelbeer⸗ und Johannis⸗ beerſträuchern. Vom Warten⸗Können. Das Warten⸗ Können will gerade in der heutigen Zeit ge⸗ lernt ſein. Hat man Gelegenheit, einmal zu beobachten, wenn eine Gruppe wartender Men⸗ ſchen, ſei es vor einem Schalter, oder ſonſtwo ſich drängt, dann wird man feſtſtellen müſ⸗ ſen, wie wenige Menſchen ruhig bleiben. Die allgemeine Ungeduld greift über, eine gefähr⸗ liche Spannung entſteht und unſchöne Auf⸗ tritte folgen. Nachher bereut mancher ein ſchnelles Wort. Die AUrſache zu all den Un⸗ annehmlichkeiten war im Grunde, daß man nicht hat warten können, war mangelnde Selbſtzucht. . Weiterbericht Wetlervorherſage: Leichter Froſt, ſtellen⸗ weiſe neue Schneefälle. 345 000 Mark verſchoben Werkpapierſchiebung entdeckt. Friedrichshafen, 23. Febr. We Zollfahndungszweigſtelle Friedrichshafen iſt es gelungen, eine lunfangreiche Schiebung mit deutſchen Weri⸗ papleren aufzudecken. Ein in Vaduz (Liechtenſtein) wohnender Reichsdeutſcher hat in der Zeit von November 1932 bis Mitte Januar 1933 durch einen Landwirts⸗ ſohn im ſchwäbiſchen Oberland deutſche Wertpapiere aus Ausländerbeſitz im Nomi⸗ nalbetrag von rund 400 000 Mark veräu⸗ zern laſſen. Der Gegenwerl in Höhe von 345 000 Mark iſt reſtlos ins Ausland zurückgebracht wor⸗ den. Die Schiebung wurde in der Haupk⸗ ſache mit ſüddeutſchen Rentenwerken(Gold⸗ pfandbriefen) vorgenommen. Helferdienſte leiſteten zwei Oeſlerreicher und eine angeb⸗ liche Privatſekrelärin aus Vaduz. Als die beiden Oeſterreicher das Geſchäft für eigene Rechnung weiter betrieben, wurden ſie in einem 105 of dabei ertappt, wie ſie ehen weitere Effe Mark an einen Inländer verkaufen wollten. Drei Pet nen wurden in Unterſuchungshaft genommen. 1055 im Nominalwerte von 9500 Lolales Hirtenwort zur Wahl. Mahnwort des Bischofs von Mainz. Geliebte Diözeſanen! Der bevorſtehenden Wahl kommt, ſowohl vom Standpunkt des Katholiken wie auch des Staatsbürgers aus geſehen, eine ganz hervor- ragende Bedeutung zu. Deshalb iſt es notwendig, daß die Gläubigen ihre Pflicht klar ins Auge faſſen und treu und furchtlos erfüllen. In erſter Linie muß der Kampf mit jener Mäßigung geführt werden, wie ſie dem Worte und dem Beiſpiel unſeres Heilandes Jeſu Chriſti entſpricht. Wer ſein Vaterland liebt, muß Aus⸗ ſchreitungen und Ausbrüche des Haſſes, die in letzter Zeit faſt täglich zum Brudermord geführt haben, verurteilen. Hüten wir uns aber auch vor aller Leicht⸗ gläubigkeit gegenüber Geröchten u. Irreführungen, die in Zeiten der Wahl aufzutauchen pflegen. Gewählt werden nur ſolche Männer, die bereit ſind, den katholiſchen Glauben und die Frei⸗ heit der Kirche zu ſchützen, für die konfeſſionelle Schule und Erziehung einzutreten, die Heiligkeit der Ehe zu verteidigen und ſich zur Rettung unſeres Volkes, namentlich unſerer Jugend, vor der immer ſtärker anſtürmenden Propaganda der Unſittlichkeit einzuſetzen. In zeitlicher Hinſicht müſſen wir der Parole des Hl. Vaters folgen, der uns erſt jüngſt wieder eindringlich auf die erſte Chriſtenpflicht hinge⸗ wieſen hat, für die ſoziale Gerechtigkeit und die ſoziale Liebe einzutreten und nicht einſeitig das Wohl einer Klaſſe zum Nachteil der anderen zu befördern. Nach dieſer Weiſung zu handeln, ge⸗ bietet uns der katholiſche Glaube und das Ge⸗ wiſſen. Nur ſo werden mit Gottes Hilfe Un⸗ friede und Not überwunden werden. Mainz, am Sonntag Sexageſima 1933. Ludwig Maria, Biſchof von Mainz? * Evang. Gemeinde. Heute Abend 8 Uhr Männerverſammlung in der Kinderſchule. Sterbetafel. Heute Vormittag ver⸗ kündeten die Sterbeglocken das Ableben von Frau Eliſabetha Neff geb. Herbert, Kühnerſtr. * Wahlkundgebung. Die Ortsgruppe der N. S. D. A. P. Viernheim veranſtaltet morgen Freitag abend ¼9 Uhr eine große Wahlkund⸗ gebung im Gaſthaus zum Kaiſerhof. Es ſpricht Reichstagsabgeordneter Sprenger. Siehe Inſerat. Sänger⸗Einheit. Auf den am Sams⸗ tag abend im Freiſchütz ſtattfindenden närriſchen Bierrummel machen wir auch an dieſer Stelle nochmals aufmerkſam. Den Vorbereitungen nach zu ſchließen, verſpricht der Abend ein genußreicher zu werden. Ueberraſchungen ſtehen bevor. Ver⸗ ſäume keiner dieſe Veranſtaltung, denn einmal im Jahr kann man närriſch ſein. Kanonen von Büttenrednern werden am Sonntag, den 26. 2. 33. im Saale des deutſchen Kaiſer auftreten. So zum Beiſpiel Setzer Mannheim, Helfenſtein Mannheim und Mierſch Viernheim⸗Köln. Schlager auf Schlager Witz auf Witz, Lied auf Lied können Sie bei dieſer Fremdenſitzung am Sonntag hören Die Kabarett⸗Girls müſſen Sie tanzen ſehen. Der Präſident in Hochform wird ſicher keine lang- weilige Minute aufkommen laſſen. Alles wird mitgeriſſen von der Fröhlichkeit und Heiterkeit bei dieſer Fremdenſitzung. Es wird ein Programm entwickelt das eine Großſtadt nicht beſſer bieten kann. Auch die Dekorierung des Saales im deutſchen Kaiſer iſt feenhaft. Alles iſt ſo vor⸗ bereitet, daß jeder Beſucher dieſer Veranſtaltung voll und ganz auf ſeine Koſten kommt. Darum muß für jeden die Loſung ſein: Auf in den deutſchen Kaiſer zur Fremdenſitzung am Sonn- tag, den 26. Februar 1933. Kartenvorverkauf bei den Mitgliedern ſowie im Lokal zum Anker. Ahoi! S„DIK.⸗Stadion an der Lor⸗ ſcherſtraße mit Turnhalle u. Reſtaurant„zur Sportler⸗ 0 4 o klauſe“ und 3 Spielplätze“. Der Sport am 26. Februar 1933 Fußball: Auf unſerem Stadion Platz 1 „3. Plakettrundenſpiel“ Viernheim 1.⸗Neckarau 1. 3½ Uhr (Pl.3) Viernheim B— Neckarau 2. Auswärts: Käfertat 1.— Viernheim Privat 2 Uhr Afahrt der Spieler punkt 12½ Uhr per Rad Drehſcheibe. Umkleidelokal„Turnhalle Wormſer⸗ ſtraße Nr. 16“ Heppenheim Igd.— Viernheim Igd. (Anſtoß- u. Abfahrtszeit folgt in der Samstags⸗ Nummer.) 1½ Ubr Auf unſerem Stadion Platz 1 Freundſchaftsſpiele: Viernheim 1.— Bürſtadt 1. Viernheim 2.— Bürſtadt 2. (ehem. Jugend) Wir laden zu recht zahlreichem Beſuche Handball: 2¼ Uhr 1¼ Uhr Prozeß Lahulen beginnt der Zuſammenbruch des Nordwolle⸗Konzerns— Eine Viertelmilliarde gchulden und 39 Millionen Vermögen! Bremen, 23. Februar. Am 28. Februar beginnt hier der Prozeß gegen die verantwortlichen Leiter des im Jahre 1931 zuſammengebrochenen Konzerns der Norddeutſchen Wollkämmerei, die beiden Brüder Lahuſen. Dieſer Prozeß iſt nicht nur wegen der Größe des Objekts, um das es ſich bei dem Zuſammenbruch des Nordwolle⸗ Konzerns im Juli 1931 gehandelt hat, ſon⸗ dern auch wegen der äußerſt komplizierten Rechtsverhältniſſe, der Verſchachtelungen inner⸗ halb des Konzerns der privaten Geſchäfte der Brüder Lahuſen, ihrer Finanzoperationen mit holländiſchen Geſellſchaͤſten uſw. vorausſichtlich eine der größten gerichtlichen Auseinander⸗ ſetzungen, die jemals in Deutſchlauno über einen Finanz- und Wirtſchaftsſkandal ſtat gefunden haben. Um was es ſich bei dem Nordwolle⸗Konzern handelte, das mögen die folgenden Zahlen kennzeichnen: das Aktienkapital der Ge⸗ ſellſchaft betrug zuletzt 75 Millionen Mark, ihre Fabriken lagen in etwa 20 Städten über ganz Deutſchland zerſtreut; 14 Toch⸗ tergeſeliſchaften, deren Kapilal voll⸗ ſtändig in Händen des Konzerns war, etwa ebenſo viele Unternehmungen, an denen der Konzern durchſchnittlich mik etwa der Hälfte beteiligt war, gehörten zu ſeinem Bereich. Die Zahl der Arbeiter und Angeſtellten des ſeit 1884 beſtehenoen Unternehmens belrug zuletzt etwa 25000. Die Aktien hatten im Jahre 1927 einen Höchſtlurs von 240 Pro⸗ zent, wurden alſo auf etwa 180 Millionen Mark bewertel. Dieſem ſcheinbar gewaltigen und glän⸗ zenden Unternehmen, deſſen Glanz und Ausdehnung feeilich nach den von der An⸗ lage erhobenen Vorwlülrſen in erheblichem Maße durch Bilanzſälſchungen und Bu⸗ chungsmanöver vorgeſpiegelt geweſen ſei, ſtanden nach dem Zufammenbruch, alſo nach dem Verluft des Aktienkapitals, chulden im Betrage von etwa 235 Mil⸗ lionen Marl gegenüber, während die freien Vermögenswerte von dem Konkurs⸗ betwalter auf rund 39 Millionen Mark bewertet wurden. Unter den Grofzalän⸗ bigern ſtand die Darmſtadter⸗ und Na⸗ tionalbank, der dieſer Zuſammenbruch den Todesſtoß verſetzt hat, mit 76 Millionen Mark an der Spitze. Die Dresdner Bank hatte 27,7, die Commerz⸗ und Privatbank 10,4, die D. D.⸗Banken 6, die gleichfalls in der Folge eingegangene Schröder-Bank in Bremen 6,3 Millionen Mark zu fordern. Auch Lon⸗ doner und ſchweizeriſche Bankhäu⸗ ſer waren mit Beträgen von 3 bis 6 Mil⸗ lionen Mark, eine Reihe anderer Auslands⸗ banken mit kleineren Beträgen betroffen. Von den Betrieben ſind einige erhalten geblieben und ſcheinen heute wieder erfolgreich zu ar⸗ beiten. Nach den Feſtſtellungen des Gutachters ſol⸗ len die Bilanzen des Konzerns, der die ganze Wollverarbeitung von der Schafzucht bis zum Betriebe des fertigen Strickprodukts, Tuches uſw. umfaßte, ſeit 1926 gefälſcht worden ſein. Und zwar ſeien in den Jahren 1926 bis 1928 ſtatt entſprechender Verluſte noch Ge⸗ winne ausgewieſen worden, 1929 und 1930 Verluſte aber in einer von den wirklichen Verluſten abweichenden Höhe. So habe der Konzern 1929 0,6 Mimnonen Mark Verluſt ausgewieſen ſtatt 95,7, im Jahre 1930 24 ſtatt 133,9 Millionen Mart Verluſt. Man habe fiktive Debito⸗ ren, insbeſondere im Wege von Schein⸗ vetläufen, an die holländiſche Tochter⸗ geſellſchaft Ultramare vorgetäuſcht, die Brüder Heinz und G. C. Lahufen hätten ſich als Großaltionäre durch Dividenden⸗ und Tantlemenzahlungen widerrechtlich be⸗ reichert, und die Gläubiger, vor allem die Banken, aufs gröblichſte getäuſcht. Die Angeklagten haben ſich in zahlreichen Schriftſätzen, z. T. auch in Beleidigungskla⸗ gen gegen den Konkursverwalter, gegen die erhobenen Vorwürfe mehrfach verwahrt und die Behauptung aufgeſtellt, daß erſt die An⸗ griffe auf das Unternehmen und ſeine Träger und die Herbeiführung des Konkurſes die Ver⸗ luſte hervorgerufe nhätten, die jetzt zur De⸗ batte ſtehen. Man 5 alſo auf lebhafte Auseinanderſetzungen zwiſchen der Staatsan⸗ waltſchaft und der Verkeidigung gefaßt ſein. obiger Spiele freundlichſt ein und verweiſen ganz beſonders auf die beiden Haupttreffen des Tages unſerer 1. Fuß⸗ und Handballmannſchaft. Am gleichen Tage Abends 8,11 Uhr in unſerer Sporthalle großer närriſcher Abend mit Tanz und humoriſtiſchen Einlagen erſter Klaſſe. Alles lacht ſich tot und wieder lebendig.(S. beſ. Inſerat!) Die Sportleitung. Amicitia 09 E. V. V'heim. Sportplatz im Wald mit 9 Jg Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 26. Februar 1933 In Ilvesheim: Alemania Ilvesheim 1.— Viernheim 2. 3 Uhr *„ 2. 950 0 3. 722* Abfahrt wird am Samstag bekannt gegeben. In Viernheim 1913 Mannheim A- 1— Viernheim A1 (3. Verbands⸗Spiel) Beginn 11 Uhr. VfL. Neckarau B.!— Viernheim B. 1 Igd. Beginn halb 1 Uhr. Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betr.: Verſteigerung von Allmendgrundſtücken. Am Samstag, den 25. Februar 1933 vorm 11 Uhr, werden im Sitzungsſaale des Rathauſes nachſtehende Allmendgrundſtücke öffent⸗ lich verſteigert: Oberlück 6. Gew. Nr. 57 Oberlück 11. Gew. Nr. 48 Kleiner neuer Garten Nr. 26 Sandgaben Nr. 22 Kleinbruchfeld 2. Gew. Nr. 30 Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 6 Kl. Neuenacker im Gr. Bruchfeld Nr. 13 Allmenfeld 2. Gew. Nr. 20 Rothfeld 2. Gew. Nr. 71 Dreiruthen Nr. 113 Vierruthen Nr. 51 Kl. lange Theilung Nr. 30 Krottenwieſe(W) Nr. 26 Oberbruchweide 4. Gew. Nr. 5 Unterbruchweide 11 Gew. Nr. 8 ſofort Allmenfeld 1. Gew. Nr. 56 Mittlere Lange Theilung Nr. 90 ſofort Großbruchfeld 1. Gew. Nr. 47 ſofort Großbruchfeld 2. Gew. Nr. 6 ſofort Unterbruchweide 4. Gew. Nr. 27 ſofort Oberlück 1. Gew. Nr. 60 ſofort Schloth Nr. 34 ſofort Schloth Nr. 43 Schloth Nr. 124 Schloth Nr. 136 ſofort Viernheim, den 22. Februar 1933 Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim Lamberth. .. einige Jropfen Mace Würze verbessern dos einfachste ESSen a f m meln Sſe AOC I-Cufscheine? Der Welt größtes Lichtzeichen. Die J. G. Farbeninduſtrie hat auf ihrem Werk Leverkuſen das größte freihängende Lichtzeichen der Welt angebracht. Der Name des Gründers der Farbenwerke vorm. F Bayer u. Co. ſteht in einem Lichtkreis von 70 Metern und ſetzt ſich aus Buchſtaben zuſammen, deren jeder 12 Meter groß iſt. Das Lichtzeichen iſt bis 10 Kilometer weit zu ſehen.