elmer Anttigtr 1 (Viernheimer Bürger⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) (Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk fre ine Haus gebracht.— eee wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Achtung! ütz“ tag, abends kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim ernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Fanfare M.— Schri 8 0 Poſtſchecktonto Ar Amt itung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 51 Geſchäftsſte Mittwoch, den 1. März 1933 Flammen! Der Reichstag in Flammen! Als ſchrille, mißtönende Diſſonanz klang dieſe Nachricht hinein in den Mummenſchanz der Roſenmontagsnacht. Der Reichstag in Flammen, in Brand geſteckt von einem ausländiſchen Kommuniſten, der ganz be⸗ ſtimmte politiſche Ziele verfolgte... Die Flammen warfen große Schlaglichter auf die dee Situation im Reich, die wie⸗ der einmal bis zum Zerreißen geſpannt iſt. Parteipolitiſcher Fanatismug, ein Fanatis⸗ mus allerdings, der ſchon an Wahnſinn grenzt, iſt, nach den amtlichen Feſtſtellungen, das Motiv zu der furchtbaren Brandſtiftung. An ſich iſt die Tat völlig ſinnlos. Denn ſie hat zwar ungeheure Sachwec“e und wohl auch wertvolle Dokumente vernichtet— aher ſie hat niemanden, keiner Perſon und keiner Ma e irgendwelchen Nutzen ge⸗ bracht. Das wußten die Attentäter natürlich ſchon vorher ganz genau. Alſo iſt das Feuer nur Mittel zum Zweck geweſen. Der amtliche u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Ausland Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berl ichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gew r nicht übernommen werben 50. Jahrgang „Gegen kommuniftiſche Gefahr“ Neue Notverordnung des Neichspräſidenten— die Wahl am 5. März findet ſtatt Die Geheimniſſe des Lieblneiht⸗Hauſes Berlin, 1. März. Das Reichskabinett hielt am Diens⸗ tag eine Sitzung ab, um einen ausführ⸗ lichen Bericht des Kommiſſars für das preu⸗ ßiſche Innenminiſterium, Reichsminiſter Gö⸗ ring, entgegenzunehmen über die Vorgän⸗ ge bei der Brandſtiftung im Reichstag ſowie im königlichen Schloß und fer⸗ ner Mitteilungen über das in den unterirdi⸗ ſchen Gewölben des Karl Liebknecht⸗Hauſes gefundene Material. Das Reichskabinett wird auf Grund die⸗ er Mitteilung dem herrn Reichspräſi⸗ enten noch heute den Erlaß einer Not- Kommandos der Schutzpollzei, auf den ein ſatz von Schnellwagen und dergleichen. In den aufgefundenen kommuniſtiſchen Schriftſtücken ſei ſogar die Rede von An⸗ wendung von Gift in Speiſen und Brunnen. Als der geiſtige Leiter ſei der bekannte kommuniſtiſche Zeitungsher⸗ ausgeber Münzenberg feſtgeſtellt wor⸗ den. Münzenberg konnte bisher noch nicht verhaftet werden. Es iſt einwandfrei erwieſen, daß kommu⸗ niſtiſche Führer mit der Brandſtiftung im Reichstag in direktem Zufſammen⸗ 4a ng ſtehen, ferner daß die Kommuniſten Terrorakte vorbereitet haben, gegen die ein fur Dienstag fruh 4 Uhr waren in Ber⸗ lin große Plünderungen angeſetzt. Es ſteht feſt, daß mit dieſem heutigen Tage in ganz Deutſchland die Terrorakte gegen einzelne Perſönlichkeiten, gegen das Pri⸗ vateigentum, gegen Leib und Leben der friedlichen Bevölkerung beginnen und den allgemeinen Bürgerkrieg entfeſſeln follten. Soweit die amtliche Darſtellung, die den ganzen Ernſt der Lage und die Größe der Gefahr aufzeigt. Schärſſte Gegenmaßnahmen Der Amtliche Preußiſche Preſſe⸗ Bericht ſagt ja auch, daß es ein Signal verordnung zum 1 es Volkes Uiſitige Einſchrei 257 N dienſt teilt weiter mit: ſein ſollte um Bürgerkrieg, der am vor der ommunifff n Gefahr vor- W e e e Der Kommiſſar des Reiches im preußiſchen geſtrigen Diensta ſchlagen. Dieſe Notverordnung wird ſeſtgeſtellt worden, daß die Miniſterium des Innern, Reichsminiſter Gö⸗ in ganz Nau en von kommuniſtiſcher Seite eröffnet werden ſollte. Eine unheimliche Feſtſtellung. Und eine Feſt⸗ e die im ganzen deutſchen Volke zu⸗ gleich bſcheu hervorgerufen hat vor„Politi⸗ kern“, die mit ſolcherlei Methoden arbeiten! Daß ein Ausländer den Brand gelegt hat, verſtärkt die Entrüſtung über die Tat. Das deutſche Volk hat ſich in der letzten Zeit häufig darüber gewundert und hat darüber geklagt, daß ſich das Ausland in ſeine inne⸗ ren Verhälkniſſe eingemiſcht hat. Geradezu empörend aber iſt es, wenn jetzt ein Auslän⸗ der in den prächtigen Bau des deutſchen Reichstages die Brandfackel wirft und ſich maßt, damit das Signal zum Bürgerkrieg weitreichende Eingriffe in die perſön⸗ liche Freiheit zulaſſen. Von zuſtändiger Seite wird die Preſſe „auf den ganzen Ernſt dieſer Ver⸗ ordnung“ hingewieſen. Ein militäriſcher Ausnahmezuſtand ſoll aber nicht verhäng! werden. Die Wahlen finden ſtatt Im Zuſammenhang mit der Verſchär⸗ fung der innerpolitiſchen Lage wurde vielfach die Frage erörtert, ob die Reichstagswahl jetzt etwa abgeſagt wird. Demgegenüber wird von zuſtändiger Arbeit der Provokateure weitergeht und daß dieſe Provokateure zum Teil auch in der Uniform von Polizei, Stahlhelm und SA auftreten. „Signal zum Bürgerkrieg“ Der Amtliche Preußiſche Preſſe⸗ dienſt ſchreibt über die jetzt aufgedeckten Pläne der Kommuniſten: 5 Dieſe Brandſtiftung iſt der bisher unge⸗ heuerlichſte Terrorakt des Bolſchewismus in Deutſchland. Unter den Hunderten von Zent⸗ nern Zerſetzungsmaterial, das die Polizei bei der Durchſuchung des Karl Liebknecht⸗Hauſe⸗ ring, iſt dieſer ungeheuren Gefahr mit den ſchärfſten Maßnahmen entgegengetreten. Er wird die Staatsautorität unter allen Umſtän⸗ den und mit allen Mitteln aufrecht erhalten. Es kann feſtgeſtellt werden, daß der erſte An⸗ griff der verbrecheriſchen Kräfte zunächſt abge⸗ ſchlagen worden iſt. Die geſamte Schutzpolizei und Kriminalpolizei in Preußen iſt ſofork auf höchſte Alaxmſtufe geſetzt worden. Die Hilfspolizei iſt einberufen. Gegen zwei führende lommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete iſt wegen dringenden Tatverdachts Haftbefehl erlaſſen. Die übrigen Abgeordneten und Funk⸗ tionäre der Kommuniſtiſchen Partei werden in Schutzhaft genommen. Die kommuniſtiſchen iter zu geben. Die vernünftigen Elemente aller Stelle milgekeilk, daß die Wahlen am entdeckt hat, fanden ſich die Anweiſungen zur J Zeitungen, Zeitſchriften, Flugblätter und Pla⸗ I one erwarten, daß die Zuſammenhänge nächſten e auf 1250 Fall ſtakt⸗ Durchführung des kommuniſtiſchen Terrors nach 84 ſind 0 1 Wohn für 1155 G a dieſes Frevels ſo ſchnell wie möglich aufge⸗ e. bolſchewiſtiſchem Muſter. verboten. Auf 14 Tage verboten ſind zegliche er⸗Ausſchant hellt werden. Brandſtiftung iſt keine Waffe Bekanntlich wird am Sonntag, 5. März Hiernach ſol en Regierungsgebärde Schlaſ Zeitungen, Zeitſchriften, Flugblätter und Pla⸗ ——————j—. im politiſchen Kampf. Wer ſich ihrer be⸗ auc der preußiſche Landtag neuge⸗ ſer, Muſeen und lebenswichtige Betriebe late der Sozialdemokratiſchen Partei, da der 6 dient, muß als gemeiner Verbrecher 55 wählt werden. in Brand geſteckt werden. Es wird ferner Brandſtifter aus dem Reichstag in ſeinem Ge⸗ 10% gane 1 der Geſetze zu ſpüren be⸗ Die Funde im Lieblnecht⸗Haus 0 e gegeben bei e. 115 N 1 05 7 zug. 5 ommen! 0 f 27 7 5 Zuſammenſtößen vor den Terrorgruppen geben hat. Durch dieſes Geſtändnis iſt die jol fein! Die Brandstiftung im Reichstag hat, wie(„ Unter dem in der kom muniſteſchen Frauen und Kinder vorzuſchicen, nach kommuniſtiſch⸗ſozialdemoktatiſche Einheits ron 1 zu erwarten war, nicht nur im deutſchen( Parteizentrale im Karl Liev⸗ Möglichteit ſogar ſolche von Beamten der erwieſen. i i olk helle Empörung ausgelöſt, ſondern wird[an echt Hau: aufgefundenen Material, Polizei. Durch die Auffindung dieses Ma⸗ Reichsminiſter Göring fordert in dieſer ern⸗ ſchütz doch, auch im Aus lanß ſtark beachtet und viel-] das Hunderte von Zentnern umfaßt, beſin⸗ terials iſt die planmäßige Durchführung ſten Stunde von der deutſchen Nation äußerſte ener mache ſach kommentiert. Es iſt aber bezeichnend, den ſich nach Mitteilung von zuſtändiger der bolſchewiſtiſchen Revolution geſtört Disziplin. Er erwartet die reſtloſe Unterſtüt⸗ m lache. daß ausgerechnet ein Pariſer Blatt— Stelle u. a. gefälſchte Befehle von Polizei⸗ worden. Trotzdem ſollte der Brand des zung der Bevölkerung, für deren Schutz und der ſozialiſtiſche„Populgire“— ſeinen Le⸗ offizieren und von Führern der SA und Ss Reichstages das Fanal zum blutigen Auſ⸗ Sicherheit er ſich mit eigener Perſon ver⸗ 5 08 a itt 1 8 a ee Die gefälſchten Befehle beziehen ſich auch auf uhr und zum Bürgerkriea jein. Schon bürgt hat. 1 ö ei dem entat um— zia⸗⸗- 8 FFF 1 liſtiſches Manöver, das als Auftakt für die itige i ſondern als Mahnung; wie gerade in dieſen Tagen. Hoffentlich ver⸗ 125 leit langem angekündigte ee e 0 zum 3 11 a m⸗ fehlt daher der Appell der Reichsregierung Eiſenkonſtruktion der Glasdecke herunter. 5 g 10 96 ge den e„Niemand läßt menſtehen. die wirtſchaftliche Not iſt ſo[ zur Einigkeit an das deutſche Volk nicht ſei«[ Auch die etwa 30 Meter über der zerſtörten eieh gefagt, ſch durch dieſes letzte Manöver der Natio“ groß und die außenpolitische Lage ſo un- ne Wirkung. Dann hätten die Flammen[ Glasdecke befindliche 19 5 nalſozialſſten hinters Licht führen“, ſchreibt 1 daß Einigkeit und Geſchloſſenheit un⸗ nicht nur Zerſtörungen Ae ſondern 5 Kuppel des Reichs lagsgebäudes M. H. das Blatt. Man verſtehe nicht, welche Vor⸗ r 12 A. 4 10 25 5 A 00. e it in Mitleidenſchaft gezogen worden. Man eee teile die kommuniſtiſ e Partei aus einer 9 5 7 5 0 1 0 0 ſieht geſchwärzte Eiſenträger. Kaum eine ranke derartigen Brandſtiftung ziehen ſollte. Selbſtverſtändlich, ſo könnte man dem Pa⸗ riſer Blatt erwidern, zieht die kommuniſtiſche Partei aus einer ſolchen Tat keine unmittel⸗ baren„Vorteile“. Wenn aber, wie inzwi⸗ der Brand im Reithstag Das Bild der Verwüftung— Ungeheurer Schaden— Der Attentäter Scheibe iſt ganz geblieben. Auch in den Um⸗ gängen des Sitzungsſaales hat das Feuer zum Teil ſehr erheblichen Schaden angerich⸗ tet. Dort bemerkt man auch noch deutlich die Spuren von zwei Brandherden, deren von 2—4 ſchen amtlich feſtgeſtellt worden iſt, der einer in den Vorraum des Reichsratsſaales Brand das Zeichen zur Eröffnung des Bir, Weiters weten führt. Die ſchweren Teppiche in den Wan: berg dre gerkriegs hal ſein ſollen, dann gewinnt die Berlin, 1. März. Dahinter ſieht man kahle Wände mit delgängen ſind zum größten Teil ein Rau ng! ennig! che des Pfennig. randſtiftung einen Sinn, und man hal nicht 115 nötig, ſo plumpe Verdächtigungen auszuſprechen, wie es das erwähnte franzö⸗ ſiſche Organ tut. Wir leben in einer furchtbar ſchweren Zeit. Zu den wirtſchaftlichen Nöten hat ſich die parteipolitiſche Verblendung geſellt, die jetzt das otiv zu einer derartig gemeinen und verabſcheuungswürdigen Tat, wie es Das Großfeuer, das ein holländiſcher Kommuniſt in der Nacht zum Dienstag im Reichstagsgebäude gelegt hat, hat ſich in ſeinen Auswirkungen erſt am Diens⸗ tagmittag einigermaßen überſehen laſſen. Was man dann im Gebäude ſah, waren Bilder grauenvollſter Verwüſtungen. meterhohem Schukt, nichts, rein gar⸗ nichts erinnert hier daran, daß an dieſer Stelle der Vollſitzungsſaal des Deukſchen Reichstags ſeinen Platz gehabt hat. An den Stellen, wo ſich die Sitzreihen der Abgeordneten, das Rednerpult, der er⸗ höhte Platz für das Präſidium, die Re; gierungseſtrade befanden, ſieht man von alledem nichts mehr. Der ganze Boden der Flammen geworden. Der angerichtete Schaden iſt natürlich ungeheuer. Mittelbau völlig ausgebrannt Nach dem amtlichen Preußiſchen Preſſe⸗ dienſt liegt die bisher ſchwerſte Brandſtif⸗ tung vor. Die polizeiliche Unterſuchung hat ergeben, daß im geſamten Reichstagsgebäude vom Erd⸗ die Berliner Brandſtiftung bedeutet, ge.] Die große vor dem Sitzungsſ gelegene d li Saales iſt ein einziger geſchoß bis zur Kuppel Brandherde ange⸗ worden iſt. Sollte nicht noch im letzten Au⸗] Wande i 15 Id Kai⸗ es ehemaligen Saales ziger ſegt waren. Sie beſtanden aus Teerprä⸗ e 1. c Schutihaufen. Verkohlteholzreſte, verbo paraten und Brandfackeln, die man in Le⸗ genblick eine Umkehr möglich ſein? Sollte gicht unſer ganzes Volk die Flammen, die im Reichstagsgebäude gewütet haben, auf⸗ ſaſſen können als das genaue Gegen. teil von dem, was ſie lein ſollten? Nämlich als ein Warnungsſig na!! Als Sig⸗ nal nicht zum Bürgerkrieg, ur gegen ſer Wilhelms J. iſt zwar beinahe unverſehrt, aber anſtelle der von der Wandelhalle nach dem Sitzungsſaal führenden Zugänge ſieht man jetzt ein großes Loch. Die den Saal von der Wandelhalle trennende Wand iſt herun⸗ tergebrannt. N gene Eiſenſtangen, die von der herunker⸗ gebrochenen Oberlichtdecke ſlammen, Mauerſchult uſw. Auch alle Tribünen ſind ausgebrannt. An der Seite der großen Publikumstribüne hänat ein aroßer Teil der völlig verbogenen derſeſſel, unter Reichstagsdrucſachen, an Türen, Vorhänge, Holzverlleidungen und andere leicht brennbaren Stellen gelegt hatte. Ein Polizeibeamter hat in dem dunklen Ge⸗ bäude Perſonen mit brennenden Fackeln beob⸗ In kurzen Worten Eine neue Notverordnung des Reichspräſi⸗ denten zum Schutze des deutſchen Volkes vor der lommuniſtiſchen Gefahr bringt weitrei⸗ chende Eingriffe in die perſönliche Freiheit. Im Zuſammenhang mit dem durch die Be⸗ hörden aufgedeckten kommuniſtiſchen Bürger⸗ kriegsplan ſind am Dienstag in Berlin rund 100 Perſonen feſtgenommen worden. Der Brand im Reichstagsgebäude hat einen Sachſchaden von einigen Millionen Mark ver⸗ Urſachk. Die Wiederherſtellungsarbeiten wer⸗ den ein Jahr dauern. Das Reichskabinett beſchloß eine Neurege— lung der Zölle für Käſe und Eier. Die von den Locarnomächten in Geuf ange⸗ nommene europäiſche Erklärung über den Ge⸗ waltverzicht vermeidet eine neue Bekräftigung der für Deutſchland entehrenden Beſtimmungen des Locarnovertrages. Die Bankenkriſe in den Vereinigten Staa⸗ ten von Nordamerika hat ſich weiter ver⸗ ſchärft. achtet. Er hat ſofort geſchoſſen. Es iſt ge⸗ lungen, einen der Täter zu faſſen. Es handelt ſich um den 24jährigen Maurer van der Lübbe aus Leyden in Holland, der einen ordnungs— mäßigen holländiſchen Paß bei ſich hatte und ſich als Mitglied der holländiſchen Kommuni— ſtiſchen Partei bekannte. Der Mittelbau des Reichstages iſt völlig ausgebrannt. Der Situngsſaal mit ſämt⸗ lichen Tribünen und Amgüngen iſt vernich⸗ Es iſt anzunehmen, daß der verhaftete Hollän— der nicht der einzige Täter iſt, ſondern noch Komplizen hat. Nicht verſichert! Von unterrichteter Seite wird erklärt, daß weder der Reichstag noch der preußiſche Landtag irgendwie gegen Feuerſchäden ver— ſichert ſeien. Abgeſehen von der Zweifels— frage, ob im Falle einer derartigen Brand⸗ ſtiftung überhaupt die Verſicherungsgeſell⸗— ſchaft voll haftbar gemacht werden könnte, ſcheint man in den zuſtändigen Stellen der Anſicht zu ſein, daß die Verſiche⸗ ben haben, iſt dieſer ſeit langer Zeit aktiv in der kommuniſtiſchen Bewegung Hollands tä⸗ tig. f Er machte ſich in Leyden einen Namen als einer der fanatiſchſten Vorkämpfer der kommuniſtiſchen Bewegung. Im Jahre 1930 gab er eine Propaganda ſchrift unter dem Titel„Der Panzer“, die in erſter Linie dazu beſtimmt war, kommuniſtiſche Ideen in die Wehrmacht hineinzutragen, heraus. Er kam öfters mik der Polizei und dem Strafrichter in Konflikt. Im April 1931 begab ſich van der Lübbe nach Berlin. Hier nahm er Fühlung mii der Komintern, deren Zentrale für Weſt⸗ europa ſich in Berlin befindet. Späterhin wurde er jedoch als unbequemer Ausländer aus Deutſchland ausgewieſen. Er kehrte nach Leyden zurück. i Man vermutet, daß van der Lübbe ſich vor einigen Tagen nach Berlin begab, um die Brandſtiftung beim Reichstag vorzubereiten und an ihrer Durchfüh⸗ rung aktiv teilzunehmen. Da van der Lübbe keine feſte Beſchäftigung hat und eine geringfügige Rente wegen ei⸗ nes vor Jahren erlittenen Unfalles bezieht, muß angenommen werden, daß Geldmittel für ſeine Reiſen von intereſſierter Seite zur Verfügung geſtellt wurden. Lübbe, der übrigens die Brandſtiftung ſofort zugab und erklärte, er habe aus Haß gegen den Kapitalismus gehandelt, hat am Dienstag- nachmittag nach ſtundenlangem Verhör einen kör⸗ perlichen Zuſammenbruch erlitten ueld mußte in das Polizeigefängnis gebracht werden, wo er ſofort in einen tie— fen Schlaf verfiel. Ein Reichstagsabgeordneler hal ausge- ſagt, daß er den Kommuniſten Torgler und einen anderen Kommuniſten na⸗ mens Kühne mit dem Täter van der Lübbe zuſammen geſehen habe. Torg⸗ ler und Kühne hätten dann ſehr eilig das Reichskagsgebäude verlaſſen. Dies müſſe etwa eine Viertelſtunde nach An⸗ legen des Brandes geweſen ſein. Die Vernehmung der Verhafteten und Feſtgenommenen hat bereits ſehr intereſſan⸗ tes Material zutage gefördert. Die anläßlich der Verhaftungen vorgenommenen Haus⸗ ſuchungen haben ebenfalls reiches Mate⸗ ihm die Für die Polizei iſt es klar, daß nie ein einzelner, ſondern mehrere Perſonen den Brand im Reichstag angelegt haben. Unter den Verhafteten befindet ſich der Abg. Torgler, ferner der als Verteidiger von M. Aan bekannte Rechtsanwalt Dr. der Reinickendorfer Stadtrat Dr. med. Ha⸗ dann, der Landtagsabgeordnete und Füh⸗ rer der kommuniſtiſchen Lehrerorganiſation, Studienrat Dr. Ausländer, ſowie der Verfaſſer des Buches„Krieg“, Ludwig Renn, der mit ſeinem richtigen Namen Arnold Vieth von Goldenau. f Erllärung des Vorſtandes der Pd. Der Vorſtand der SPD. hat eine Erklä⸗ rung erlaſſen, in der betont wird, daß das Verbot der ſozialdemokratiſchen Preſſe durch kein Geſetz und keine Notverordnung gedeckt ſei. Die Erklärung wendet ſich weiter ſcharf gegen die Annahme, daß die KPD. irgend⸗ etwas mit den Reichstagsbrandſtiftern zu tun hätte. Am Dienstag früh wurde das „Vorwärts“-Gebäude polizeilich beſetzt und durchſucht. Die Polizeiaktion war dadurch veranlaßt worden, daß der politiſchen Poli⸗ zei zu Ohren gekommen war, daß der„Vor⸗ wärts“ die Schuld an der Brandſtiftung im Reichstagsgebäude Nationalſozialiſten zu⸗ ſchieben wollte, während das Gegenteil be⸗ reits amtlich feſtgeſtellt war. Bei der Durch⸗ pfel, ſuchung des„Vorwärts“⸗Gebäudes und der Beſchlagnahme der in Druck befindlichen Nummer des„Vorwärts“ wurden noch weiter beſchlagnahmt: 125 000 Exemplare ei⸗ ner Werbenummer, 90 000 Stück eines Flug⸗ blattes„Zwanzigtauſend neue Mitglieder“, 3500 Exemplare der Wochenſchau, 14000 Exemplare der Zeitſchrift„Der Kommunal⸗ beamte“ und 17000 Exemplare der Zeit⸗ ſchrift„Einigkeit“. Die Beſetzung wurde nach drei Stunden wieder aufgehoben. Maßnahmen im übrigen Neich Berlin, 1. März. Nicht nur in Berlin ſelbſt, ſondern auch in anderen Teilen des Reichs ſind bereits um⸗ faſſende Maßnahmen gegen die kommuni— ſtiſche Gefahr getroffen worden. So wird aus Königsberg berichtet, daß das Le⸗ nin⸗Haus polizeilich beſetzt worden iſt; die dort untergebrachten Druckmaſchinen wurden ſtillgelegk. Aus Dresden wird gemeldet, daß für die geſamte ſtaatliche Po⸗ lizei in Sachſen der Alarmzuſtand angeord⸗ net worden iſt. Das Landtagsgebäude ſteht niſte Landtag ch geſperrt, och Abgeord⸗ nete und 1 das Vorgehen der Regierung. Ein Kommentar zur neuen Nolverordnung. 15 8 Berlin, 1. März. An zuſtändiger Stelle wird erklärt, daß die Regierung nur in der Erkenntnis der höchſten Gefahr ſich zu der Verordnung zum Schutz von Volk und Staat entſchloſſen habe. Im Reichskabinett habe völlige Einmütigkeit darüber beſtanden, daß dieſe Verordnung umgehend erlaſſen werden müſſe. Der Wahlkampf als ſolcher ſolle dadurch nicht behindert werden. Die Regie⸗ rung ſei aber der Meinung, daß trotz der Wahlen dieſe Verordnung erlaſſen werden müſſe, weil tatſächlich Gefahr für Volk und Staat beſtanden habe und noch beſtehe. Es ſei begründeter Verdacht vorhanden, daß die kommuniſtiſche Aktion forkgeſetzt werde. Die Zenkkale dieſer Aktion ſei möglicherweiſe bereits von Berlin fort⸗ verlegt worden. Man habe weiter begründeten Anlaß zu der Annahme, daß auch an anderen Stel⸗ len als im Karl Liebknecht⸗Haus ſich un⸗ terirdiſche Gewölbe und Gänge befänden, durch die es den Kommuniſten immer wieder möglich ſei, zu verſchwinden. An den Grenzen ſeien die nötigen Vor⸗ kehrungen bereits getroffen worden. Die Regierung ſei entſchloſſen, mit aller Brutalität gegen die Kommuniſten vorzu- gehen. Auch dieſenigen, die mit den Kommu- zuſammenarbeiteten, würden ebenſo rückſichtslos von der neuen Verordnung ge- troffen wie die Kommuniſten ſelbſt. Nach- dem der Angriff gegen die Reichsregierung, wie es ſcheine, ins Ausland verlegt worden ſei, würde dafür geſorgt, daß auch dieſe An. griffe unterbunden würden. Lolaltermin im Neichstag Van der Lübben war es nicht allein. 7 Berlin, 1. März. Im Reichstagsgebäude, deſſen Umgebung auch weiterhin in weitem Umfange abge⸗ ſperrt iſt, fand am ſpäten Nachmittag des rung derartiger Reichs- oder Staaksge⸗ bäude ſo hohe Prämienkoſten verurſa⸗ chen müßte, daß eine ungerechffertigte Belaſtung der öffentlichen Ausgabe- Elats enkſtehen würde. Der Reichsfiskus wird infolge dieſer Ver⸗ hältniſſe den bei dem Brande entſtandenen Schaden ſelbſt tragen müſſen. Der Brandſtiſter Wie die in Leyden(Holland) angeſtell ten Nachforſchungen nach der Perſönlichkei! und Vergangenheit des in Berlin verhafte⸗ ten Kommuniſten van der Lübbe ſerge⸗ leiten. rielt ergeben, das die Notwendigkeit der Po⸗ lizeiaktion noch einmal bekräftigt. Der feſtgenommene Kommuniſt hat aus⸗ geſagt, daß er mit Führern Verbindung gehabt habe. Oberreichsanwalt Werner iſt in Ber⸗ lin eingetroffen, um die Unterſuchung zu Weit über hundert Festnahmen In Berlin ſind am Dienstag rund 130 Perſonen— Angehörige RG.(Rote Gewerkſchaftsoppoſition) uſw., feſtgenommen worden. ſozialdemokratiſchen beſondere tagnachmitkag das bäude beſichligt, der unterrichten. der KPD., der Anordnung unter ſcharfer Kontrolle. Für die ſtädtiſchen Werke und Betriebe und für alle lebenswich⸗ tigen Einrichtungen der Stadt wurde em verſtärkter Schutz eingerichtet. Das Reichsgericht in Leipzig iſt durch Polizeipoſten geſichert wor den. Maßgebende Perſönlichkeiten der Leipziger Feuerwehr haben am diens⸗ Reichsgerichtsge⸗ um bei ausbrechender Feuersgefahr ſich über die zweckmäßige Brandbekämpfung zu In Mecklenbura⸗ Schwerin wur⸗ Dienstag ein Lokaltermin auch der Brandſtifter, rer Maurinus van war. a min zeigen, wie angelegt hat und wie er es an van verübt haben kann. tatt, bei dem er holländiſche Mau⸗ der Lübbe, anweſend Van der Lübbe ſollte bei dieſem Lokalter⸗ wie er die einzelnen Brandherde f eblich fertig bekommen hat, die zur Brandſtiftung benutz ten großen Mengen Brennſtoffs ungeſehen ins Gebäude zu ſchaffen und dort zu verwah⸗ ren. Es hat ſich ganz offenbar gezeigt, daß der Lübbe unmöglich die Tat in der zur Verfügung ſtehenden kurzen Zeit allein aus dem Armenviertel Roman von Käthe Hübner-Wehn Copyrigut by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 48 Und die Majorin ſah das alles ein. Auch ſie ſelber litt es nicht länger in den verödeten Räumen; auch ſie wollte Raum und Trennung zwiſchen ſich und die letzten, er⸗ ſchütternden Ereigniſſe legen. Sie wollte ebenfalls für einige Zeit fort von hier, um über die ſchlimmſte Zeit des Verluſtes leichter hinwegzukommen. Die Majorin telegraphierte an ihren Bruder, an Rüders Vater, und kündigte ihr baldiges Eintreffen an. Sie wußte im voraus, daß ſie dort mit Herzlichkeit und Liebe empfangen wurde und daß in dem frauenloſen Haushalt eine Menge Arbeit für ſie vorzufinden war, nach der ſie ſich ſehnte, um vergeſſen zu können. Das Haus des Konſuls wußte ſie während ihrer Abweſenheit in den Händen des treuen, erprobten Perſonals in beſter Obhut, ſo daß ſie ſowie Eva ohne Sorgen für einige Zeit ab— kommen konnten. Schon viele Wochen weilte nun die junge Frau bei den Ihren. Doch auch hier ſprach ſie nicht viel, war am liebſten allein, und die anderen verſtanden ſie und ließen ſie ge⸗ währen. K Auch jetzt ſaß Eva wieder im Garten in der jasmin⸗ umrankten Laube, intereſſelos, apathiſch, mit müde im Schoß verſchlungenen Händen. Sie ſah auch heute nicht die holde Schönheit, die ſie umgab; ein ſchluchzendes Auf⸗ ſeufzen hob dann und wann ihre Bruſt. Und plötzlich ſtreckte ſie die Hände, die ſo blaß und ſchmal geworden waren, daß man Mitleid mit ihr bekam, wenn man ſie an⸗ ſah, ſehnſüchtig ins Leere, und ſie klagte nun mit leiſer Stimme: „Bübchen, mein ſüßes Bübchen, warum kommſt du denn ſolange nicht mehr zu deiner Mutti...“ TABLETTEN Das bed eee in allen Apotheken erhältlich zum Preise von RM. 0.93, 1.34, 188. Nur ect mit dem Namens- zug„Nn auf jeder Packung. Und dann ein jäh liches Erkennen und Begreifen: das Kind war ja tot, es lag neben ſeinem unglücklichen Vater, Seite an Seite in der prächtigen Familiengruft der Martens! Ein Aufſchrei, aus einem jungen Frauenmund, ſo wild und gell, daß die Schwalben verwundert aufhörten zu zwitſchern, durch⸗ ſchnitt die duftende Frühlingsluft! Auf dieſen Aufſchrei hin wurde es lebendig in dem freundlichen Gärtnerhauſe, und eilige Schritte kamen den Kiesweg heraufgeſprungen. Gleich darauf ſtanden Evas Mutter und Frau Mei⸗ ninger vor der ſeeliſch ſo ſchwer Ringenden. Sie hielten ſie liebevoll umfangen und ſprachen beruhigende Worte zu ihr. 5 Doch ſie konnten der Nervenkriſis, die einem ſolch erwachenden Erkennen und einem ſolch gellen Aufſchrei folgte, nicht Herr werden. Eva lag in den Armen der Frauen und weinte ſo faſſungs- und hemmungslos, als wolle ſie mit ihren Tränen das ganze Leid der Welt hin⸗ wegſpülen. b „So ſchlimm wie heute war es ſchon lange nicht mehr“, ſagte Frau Wanner.„Wenn nur Doktor Hainer bald käme; er iſt der einzige Menſch, der ſie beruhigen und tröſten kann. Wenn er ſich nicht ſoviel Mühe und Sorgen um ſie machte, wäre Ev wohl ſchon lange nicht mehr unter uns und bei uns, ſondern ſie ruhte vielleicht neben ihrem Manne und ihrem Bübchen in der kühlen Gruft.“ Eva hörte und verſtand der Mutter Worte nicht. Teil⸗ nahmslos, mit geſchloſſenen Augen, lag ſie da, die Wangen blaß und die Lippen bläulich gefärbt. Durch ihren Körper rann ein ſtoßweiſes Schluchzen. f. „Bübchen, Bübchen, Bübchen...“, ſtammelten dieſe Lippen immer wieder. 5 Ein anderes Empfinden und ein anderer Gedanke ſchien nicht mehr Raum zu haben in dem Gefühlsleben der jungen, ſo ſchwergeprüften Frau. Gibt es wirklich in unſerem Leben derartige Zu⸗ ſammenhänge, daß ein Menſch, der einen anderen liebt, mit der ganzen Kraft ſeines Geiſtes und ſeines Herzens, — erwachendes Erinnern, ein plötz⸗ deſſen ſeeliſche Qual an ſich ſelber ſpürt und mit⸗ empfindet? g. Oder war es ein bloßer Zufall, daß gerade in dieſem Augenblick der Wagen Doktor Hainers vor dem Gärtnerei⸗ anweſen vorfuhr und dieſer in der nächſten Sekunde auch ſchon unter der kleinen, freundlichen Gartenpforte er⸗ ſchien? Mit ein paar haſtigen Schritten eilte er den ſchmalen Kiespfad hinab, direkt auf die Jasminlaube zu, denn er wußte, wo er Eva an ſolch ſonnendurchleuchtetem Tage zu ſuchen hatte; er wußte, daß ihre Angehörigen ſie da nicht im Zimmer duldeten, ſondern ſie hineinſetzten in all die Schönheit des trunkenen, duft⸗ und farbenſpendenden Frühlings, um nach Möglichkeit ihr krankes Gemüt zu be⸗ ruhigen und zu entlaſten. „Sie kommen wie gerufen, Herr Doktor“, ſagte Frau Wanner, erleichtert aufatmend, als ſie den jungen Mann unter dem Eingang der Laube plötzlich auftauchen ſah. „Heute iſt es wieder ganz ſchlimm mit ihr: ſie hat von ihrem Kinde geträumt... hören Sie nur, in einem fort flüſtert ſie den geliebten Namen.. wir wiſſen uns nicht zu helfen, um ſie wieder zu ſich ſelbſt zu bringen.“ Der Arzt winkte ihr, ihm den Platz freizugeben; ſofort erhoben ſich die beiden Frauen und überließen Eva der zärtlichen Obhut des jungen Arztes. Dieſer legte mit einem leiſen, aber feſten Druck ſeine Hand mit den ausgeſpreizten Fingern auf Evas Hinter⸗ haupt, es ſo umſpannend, als ob er eine koſtbare Schale vorſichtig halte, während die andere Hand ganz leiſe über Evas ſchmerzende Stirn und Schläfen ſtrich. 6 Erſt nach einiger Zeit öffnete Eva die in verzweifelter Qual ſchimmernden Augen. Sie blickte lange und ein⸗ dringlich in das ſchöne, ernſte Männerantlitz, und obwohl ſie kein Zeichen des Erkennens gab, wurde ihr Weinen doch allmählich ruhiger. ö„ Als Doktor Hainer merkte, wie das Schluchzen immer mehr verſiegte, begann er mit liebevoller, ſanfter Ueber⸗ zeugung auf ſie einzuſprechen. i ö 1(Fortſehung folat) * 9 du hoben. 0 a Was ißt Jiu⸗Jitſu? Ein Sport?„Eine VPerteidigungs⸗ W Es iſt mehr, man tann ſageſt, die Wellanſchauung Volles— der Japaner. Jiu⸗Jitſu heißt ſiegen durch achgeben. um dadurch die Kraft des Angreifers richtig aus⸗ 9 5 Man ſetzt dem Kraftaufwand des Gegners ſcheinbar gleiche entgegen und bringt ihn durch plötzliches Zurück⸗ weichen mii ſeiner eigenen Kraft zu Fall. Jiu⸗Jitſu iſt eine alle Kunſt. Die 9 0 5 behaupten, daß Ilu⸗Jitſu ſchon ſeit Jahrhunderten bel ihnen geübt wurde. Bestimmt weiß man, daß Mitte des ſiebzehnten Jahrhunderts Jiu⸗Jitſu⸗Schulen * 18 111 N Meriſeen iſt jedenfalls Jiu⸗Jitſu ein keldigungs⸗ und Sportſyſtem, dem nichts Beſſeres ent⸗ e 10 6 15 19 05 3 Ii ⸗Iiſu iſt nicht nur eine Körper⸗, ſondern auch in hohem a 0 zeiſteswaffe. Das Gehirn muß hier einen 90 00 der Arbeit leiſten Durch dle Vielſeitigkeit eines Griſſes 1. a0 und ſchnelles Denken vom Schüler verlangt w. ihm anerzogen. Bei einem unerwarteten Angriff darf kein langes Beſinnen geben, da müſſen Gehirn und Muskeln blitzſchnell reagieren. Jiu⸗Jitſu iſt eine Ver⸗ N an die dem Angegriffenen ermöglichen ſoll. einen Edentend 1 N Körperkraft überlegenen Gegner, auch wenn Erfelbde bewaffnet iſt, zu überwältigen.— Die Zahl der im Jui⸗Jiiſu Ausgebildeten beträgt viele Tauſende. Aber auch zahlreiche Damen 1 Altersſtufe erſernen es in ſo geſchickter und grazlöſer Weiſe, daß die eleganten Bewegungen der ein⸗ zelnen Jiu⸗Jitſu⸗Griffe geradezu eine 9 enweide ſind. Es der durchgreifenden Körperkultur die einzelnen Griffe und Paraden in ſchier endloſer Menge. Hals⸗, Meſſer⸗ und R Nene dee werden auch von den Praten mit einer 5 75 lichen Leichtigleit und Gewandtheit ausgeführt. Wenn eie Ftan dieſe Kunſtgriffe beherrſcht, kann ſie ſich ſeloſt in bor perzweifeltſten Lage jeden unliebſamen Rohling in reſpekt⸗ voller Entfernung halten. 5 Es unterliegt keinem Zweifel, daß man Iiu⸗Jitſu wie den anderen körperlichen Sport, wenn man währen Gewinn Ar Leib und Seele von ihm haben will. mit Maßen, Vernunft 1 Sage Ueberlegung treiben muß. Nicht ein wildes. in der Begelſterung wohl zu verſtehendes Drauflosſtürmen iſt . tige. Jiu⸗Jitſu wird dem Menſchen zu einem körper⸗ en Durchtraining verhelfen, das ihn gesch und ge⸗ ſchmeidig, ſicher und hart gegen Schmerzen ingcht, ihn zum ellen Erfaſſen der Situation, 10 kürzem Entſchluß zu Fi ber und Ruhe erzieht und ihn in dem beruhigenden Ge. 355 der gewiſſen Ueberlegenheit unter der Wirkung morallſcher elbſtzucht zum ritterlichen Kämpfer bildet. W. B. Arzt. Nieſe und Hammerwellmeiſter. Der iriſche Arzt O'Calla⸗ Ader(193 Meter groß ber 200 Pfund ſchwer) Hammerwurſweltmeiſter 1932 mit 53,88 Metern. Wie heißt Oeutſchlands atteſter und größter 110 65 Sporiperein? Von Dr. Hans Steen. Intereſſantes von den Geburtstagen und Mitgliederzahlen 1 der deutſchen Sportvereine. 8 f! 9050 in enz Deutschland teinen Sporwerein, der ſchon n 1 ährlges Jubiläum gefeiert hat. Aber 1936 5 dieſel Greiguis zum erſten Male ein. Die Ham⸗ burger Turnerſchaft, die 1816 1 9 wurde, tan denn auf eine 120lährige ae ichte zurückblicken. Da es intereſſant, einmal die älteſten Vereine der verſe ledenen „Spotierbände zuſammenzuſtellen. Die Deutſche Turnerſchaft un ſtolz e ſein, daß auch der zwelitälteſte deuiſche Jortwerein in ihren Reihen 1 Das it der Mainzer urnberein, der ſonſt n 1015 5 5 n der erſte t Ha m 6 * ger Ruder ⸗ 4 A NN b dee ade up iche en 10 2 5 0 Sate des 10 Nah 197 is vollzogen u b. wurde 8 1 1 0 * 1 der Allgemeine Alſter⸗Club 1844 gegründet. Aber das ſind ſchon alle Vereine, die vor 1850 gegründet worden ſind. Der Deutſche Fußball⸗ Bund hat in Turu, Düſſeldorf, ſeinen älteſten Verein. Dort entſtand um 1880 der erſte Fußballverein. H S. V. Damburg und B. F. C. Germania n Berlin ſolgen dem Gründungsdatum nach Die Berliner ſind aber recht in Vergeſſenheit geraten Etwa um dieſelbe Zeit ſind übrigens in Deutſchland ſehr viele Sportvereine gegründet worden Der Deutſche Fußballverein Hannover gilt als der älteſte Verein, der Tennis treibt Er entſtand 1878 und heißt danach auch meiſt nur„78“ Frankfurt 1880, noch heute einer der bedeutendſten deutſchen Klubs, iſt nur zwei Jahre jünger. Auch der älteſte deutſche Schwimmverein ſtammt aus dem Jahre 1878 Es iſt der Berliner Schwimm⸗ verein Ein Jahr ſpäter wurde ſchon in Hamburg das überhaupt durch den engliſchen Einfluß ſehr früh ſportliche Vedeutung erlangte, der Schwimmverein Hamburg gegründe. Aber man darf nicht glauben, daß der Sport immer zuerſt in Großſtädten zu Hauſe war der älteſte Athletenverein wurde 1879 in Wandsbeck gegründet. In Offenbach entſtand ſchon 1863 der erſte deutſche Fecht⸗Clu b. Der älteſte eutſche Verein, der Rugby reibt, ſitzt. in Heidelberg. Das iſt der Heidelberger Ruder⸗Club von 1872. Der älteſte Seglerverein iſt auch nicht in Hamburg oder in Berlin, ſondern in Königsberg. 1855 würde dort der Segel⸗Club Rhe gegründet. chließlich wird niemand den kleinen Ort Todinau als Großſtadt bezeichnen, in dem 1891 der er ſte be Skitlub entſtand. Der erſte deutſche Rodel⸗ verein wurde ein Jahr ſpäter in Braunlage gegründet. Bei den BdR.⸗Radfahrern müſſen ſich drei Vereine den Ruhm teilen, die erſten Pioniere dieſes Sports zu ſein. Es 0 nämlich 1869 in Altona, München und auch ſchon n Magdeburg Vereine entſtanden Als Kurioſum kann man erwähnen, daß ſogar der ſicherlich ganz unbekannte Ort Tollmingkehmen im Kreiſe Goldap den Ruhm hat, einen Veteran unter den Sporwereinen zu beherbergen. Der Veteran At zwar erſt zwölf ganze Jahre alt, trotzdem iſt der dortige Schieß verein dei älteſte Klub, der dem Reichs⸗ verband deutſcher Kleinkaliber⸗Schützenverbände angeſchloſſen iſt. Ebenſo wie die Geburtstage der Vereine iſt auch die Stärke der verſchiedenen Klubs meiſt unbekannt. Wer weiß es zum Beiſpiel, daß die Sektion München im Du De AVV. mit 7797 Mitgliedern Deutſchlands größter Verein iſt? Um den weiten Platz in der Mitgliederrangliſte aber ſtreiten ſich ſchon rei Vereine, die alle noch über 5000 Mitglieder haben. Die „Berliner Turnerſchaft von 1863“ hat ganze neun Mitglieder mehr(5281) als der Dresdner Kegelbund und kann deswegen als Deutſchlands zweitſtärkſter Verein be⸗ zeichnet werden. Die Sektion Schwaben des Du OeAV. folgt aber dicht mit 5040 Mitgliedern. Die Fußballer können auch ganz reſpektable Vereine auf die Beine bringen.„Poſt“, Berlin, ein Verein, der doch keine große Rolle im Fußballſport der Reichs hauptſtadt ſpielt, iſt Deutſchlands größter Fußballverein mit 4200 Mitgliedern. Es folgt noch ein Berliner Klub, nämlich die Polizei mit 3571, dann 0 n Hamburg mit 3382 und nun der 1. FC. Nürnberg mit 2209 Mitgliedern. Solche Maſſen können natürlich die wenigſten Vereine auf⸗ bringen. Immerhin hat der Lawn ⸗Tennis⸗Turnier⸗Club, Berlin⸗Grunewald, doch 1506 Mitglieder. Bayern 97, Nürn⸗ berg, hat als größter deutſcher Schwimmverein 1294 Anhänger, der Kaiſerliche Vacht⸗Club iſt im Deutſchen Segler⸗Verband mit über 2000 Mitgliedern der Spitzenreiter. ogar einen Golfklub gibt es in Deutſchland, der über 1300 Mitglieder hat! 1. e in Berlin. Das iſt der Golf⸗ und Land⸗Club annſee. ee dieſen Zahlen 1 es aber auch Vereine, die war die meiſten Mitglieder in ihrem Verband haben, aber och abſolut genommen Zwerge ſind. Der„größte“ Verein des Deutſchen Bob⸗Verbandes iſt der Bob⸗Club Ilmenau. Er hat aber nur 90 Mitglieder. Der Dresdner Motorrad⸗Club 1914 i mit 142 Felde noch der größte Klub des Deutſchen Motorradfahrer⸗Verbandes. Der Offenbacher Fecht⸗Club hat auch nur 160 Mitglieder aufzuweiſen und ſteht damit doch ſchon an der Spitze beim Deutſchen Fechterbund. Auch gib! es keinen Verein im Reichsverband deutſcher Kleinkaliber⸗ Schützenverbände, der über 190 Mitglieder hat. Dieſe Zahl wird gerade noch von. dem Verein Marienburg erreicht. Auch der größte Kanuverein(Saarbrücker Kanu⸗Club) hat nur 202 Mitglieder, während der größte Ruderverein Germania Frankfurt doch etwa 1200 hat. Nun iſt mit einer geringen Mitgliederzahl ja kein Wert⸗ urteil gegeben. Im Gegenteil kann man oft ſeſtſtellen, daß es in verhältnismäßig kleinen Klubs am gemütlichſten zugeht. Auch hängt nur in ſeltenen Fällen die ſportliche Leiſtung von der Zahl der Vereinsmitglieder ab. Der kleinſte deutſche Verein it wohl der Rüderverein in Bad Kleinen, das in Mecklenburg liegt. Er hatte vor ein paar Jahren nur ſieben Mitglieder. Davon ſetzten ſich fünf in einen Vierer. Vier ruderten einer ſteuerte. Dieſe fünſ Leute fuhren nach Ham⸗ burg zur Regatta und holten ſich prompt einen erſten Preis. Mehr kann man beim beſten Willen nicht von dieſem Liliput⸗ verein verlangen. Es iſt übrigens wohl bekannt, daß es im Ausland noch größere Vereine gibt, als in Deutſchland. Der FC. Barcelona wird gls der größte Sportklub der Welt bezeichnet. Er hat ungefähr 10000 Mitglieder. Höhere Ziſſern ſind nicht be⸗ kannt. Aber zum Schluß darf man nicht vergeſſen, daß auch die deutſchen Vereine im Ausland wen beträchtliche Mit⸗ Aliederzahſen aufweiſen können. Wer weiß z. B. bei uns in Deutſchland, daß es in Sao Paulo(Braſilſen) einen deutſchen Sportklub Germania gibt, der über 1000 Mitglieder hat? Sport⸗Karikatur. Das war die Senſation von Los Angeles! Der Pole Kuſoczynſti ſchlug im 10 000⸗Meter⸗Lauf die javoriſierten Finnen und ſiegte in neuer Rekordzeit. Vorkampf ohne Handſchuhe. Es gibt heutzutage noch viele Menſchen, die das Boxen 6. kolben Es iſt Ahnen zu. 1 nie einen Boxkampf geſehen. rüher— elwa um das* 1900— als noch mit bloßen Fan 5 bun en geſchlagen wurde, konnte man das Boxen mit Recht roh nennen.— Auf einer Wieſe bel Farnborough fand der letzte Boxkampf mit bloßen f flatt. Die Gegner waren der engliſche Meiſter Tom Sayers und der Amerikaner Jon Heenon. Die Zeitungen brachten ſchrie damals ſpaltenlange Vorſchauen und ſogzr Thacker rieb mehr als eine Zeile über das Sportereignis. Zwei Stunden und zwanzig Minuten ſchlugen die beiden Boxer auß einander ein. Da mußte der Kampf abgebrochen werven, w die Polizei das Publitum nicht mehr vom Ring zurückdrän 0 konnte. Sayers hatte den rechten Arm gebrochen und der Amerikaner konnte beide Augen nicht mehr öffnen, weil ie zugeſchwollen waren. Er war vollkommen auf ſeinen Taſtſing angewieſen und als er den Engländer einmal an den Seile erwiſchte, klammerte er ſich an 5 feſt und ließ trotz erdenk⸗ licher Ermahnungen nicht los. an ſchnin die Taue durch, um den Engländer von ſeinem Gegner zu befreien, und ae chließlich die Polizei eingreifen wollte waren belde Boxer purlos verſchwunden. Die Fernen Boxbehörden nahm aber die Sache todernft und erklärten den Aang ſchieden. Trochenſi als Vortra ning. 7 zu können. Der Winter läßt in dieſem Jahre recht lange a 15 warten. Nach nut die Beſitzer der Gate 15 den 102 5 lurorten, ſondern auch die in den Städten wohnenden Wintet⸗ sportler, die ſo gern en möchten, ſchauen tägli nach dem Himmel, als könnten ſie miſ ihren perſangenden Blicken den erſten haltbaren Schnee aus den Wolken hole Wenn alſo die Betätigung auf freier Eisfläche, auf Vobbahh ehe e e 8 b werden muß, jetzt gerade die rechte Zein, um zu Haufe ſchon eig Weng Ke zu Alle ce bert e 5 0. 100 Jedet der ſeine erſte uche auf den Skiern in Winterfriſche machte, wird wiſſen, daß es dec falle Kab bis man in die Geheimniſſe dieſes wunderſchönen Sports ein⸗ geweiht wird, bis man ſſch zu Berg und zu 1 21 ſo bewegen ſann, wie man gern möchte Beim Stitauſen it es wie überall im Leben: nur der ha; einen richtigen Genuß, der ewas vo der Sache vetſteht. Die Stümper find weder geachte noch gibt ihnen das Laufen Befriedigung. Das Bobfahren kann man nur an Ort und Stelle erlernen und ausüben; guch der Eis⸗ lauf iſt nur dort, gußerhalb der natürlichen Fläche, möglich wo eine künſtliche Bahn exiſttert n Bähnen ſind i Deutſchland leider zu zählen. Miß dein Eishockey i es nicht anders. f. Aber im Trockenſki har man eine Möglſchleiz gefunde das Training für dieſen Sport bereits zu Hauſe gehe . Fast in ſeder Stadt gibt es Leher, die es einem beibringen, und jeder mittlere Saat if als Trainingsplatz ge⸗ eignet. Der richtige Genuß, die uneingeſchräntte Freude hat man natürlich nur guf der freien und natürlichen Skifläche, aber bekanntlich macht nirgends ſo wie im Sport die Uebun den Meiſter; üben ſann man' auf der ſogenannien trockenen Bahn beſſer als im ſteien Felde; denn man lernt in der Halle die erſten Schritte und macht die erſten ſchüchternen Geh⸗ verſuche mit viel größerer Sicherhen, weil man feine Angſt zu haben braucht, am nächſten Abhang davonzuſauſen und auf Nimmerwiederſehen in irgendeiner Mulde 7 verſchwinden, aus der man dann erst wieder ausgebuddel! werden muß. Wer ſich mit Fleiß und Energte dem Frockenſtt hingibt, der wird in der Winterfriſche nicht mehr die Anſangsgründe durch⸗ zumachen haben, ſondern ſich nit ganz anderer Energie und größeret Sicherheit dle Bretter unſer die Füße ſchnallen. Es dürfte ſich empfehlen, bereits beim Unterricht die praktiſche Ski⸗ lleidung zu tragen: möglicht den aus einem Stück gearbeiteten „Norweger“, in dem man ſich beſonders warm und ſicher e der waſſerdicht iſt und gut gusſiehſ. Auch für Damien iſt di Fe denn ſie haben mieſſt Rollſchuh ſt ſport. Die Nöcke ſind dabel nur hinderlich. 5 Hoſenmode zu empfehlen; denn der Skiſporz iſt ein 14 05 Nollſchuhhocken, ein neuer Sport. N 2 = r 8 —— — 2— 2— . ockey weilt ähnliche, packende Spletmomente wie das Efshockehſpiet auf, wenn es auch deſſen Schnelligkeit niche f ganz beſitz!. 5 Auſten zweimal Für dich, Mädi! Copyright by Martin Feuchtwanger, II. K Portſetzung Nachdruck verboten. Sie war entzückt über dieſen Vorſchlag und beſtimntte das„Hotel Erzelſior“. Popeſcu klatſchte in die Hände wie um vergnügtes Kind. „Herrlich! Sie werden dort Zimmer nehmen? Dann wohnen wir unter einem Dach!“ Sie entnahmen dem neuartigen Automat am Inſtru⸗ mentenbrett Zigaretten und zündeten ſie elektriſch an. Die eimouſine Popeſeus zog an. Janku ſah ſeinem Herrn nach, machte ſeinem Herzen in einer ganzen Serie gewürzter Balkanflüche Luft. Wenn die Kiſte jetzt nicht funktionierte, e wäre imſtande geweſen, ſie anzuzünden. Er brauchte ſeinen ſchönen Vorſatz nicht in die Tat um⸗ pußetzen: Der Motor ſprang an. * 2 85 e Florica ſand in Robert Braun einen ergebenen Kava⸗ Mer, der alles daranſetzte, um ihr näherzukommen. Roberts kühnſte Hoffnungen und Wünſche gingen in Erfüllung. Auf der Baſis beiderſeitiger, ſpieleriſch leichter Lebens⸗ guffaſſung fanden ſich die beiden ſchneller, als zu erwarten war. Im Betrieb erſchien Braun nur noch vormittags. Die Nachmittage gehörten ſeiner neuen Liebe. Einmal rief er bei Rita an Die Zofe war am Apparat. „Das gnädige Fräulein iſt fortgefahren. Ziel un⸗ bekannt.“ Keineswegs erleichtert durch dieſe Meldung, legte Rohert den Hörer auf. Ein Verdacht quälte ihn: Sollte die blonde Hexe nach Berlin zu ſeinem Oheim... 2 Unſinn! Rita war viel zu ſchlau. um einen Verrat zu inſzenieren. Sie wußte ganz genau, daß ſie dabei ſelber deineswegs in glänzendem Lichte erſcheinen würde. Nein, mein, dieſe Annahme paßte abſolut nicht zu dem Charakter⸗ bild ſeiner Freundin. Und übrigens würde ſie den General⸗ direktor gar nicht mehr in Berlin antreffen. Der ſaß ſchon iu ſeiner Innsbrucker Sommerreſidenz. in Villa Irene. Trotz allem: eine geheime Unruhe blieb. Selbſt in den glücklichen Stunden des Alleinſeins mit Florica wagte ſich der leiſe Verdacht an ihn heran, daß ſich hinter ſeinem Rücken etwas anſpinne, was ihm gefährlich werden mußte. Noch nie in ſeinem Leben war Robert Braun ſo feinfühlig. io ſenſibel wie in dieſen Sommertagen. Und hundertmal ſchon hatte er das Abenteuer mit dem Bach⸗Vergaſer be⸗ keut, dieſe verrückte Idee, die ihn wehrlos machte und an Rita Belmont auslieferte. Vielleicht wäre er ruhiger geworden, wenn er gewußt hälte, daß ihn Rita überwachen ließ, daß ſie ſchon gleich am Tage der Ankunft Floricas über ſeine neue Freundin und ihren Vater Beſcheid wußte.„Argus“ ſchilderte dieſe Rumänin als Millionenerbin. Und Rita Belmont ſah bereits viſionär die Zukunft: Florica als Retterin für den verſchuldeten Robert! Eine Frau fühlt inſtinktiv, was der Mann mit ſeinem gröberen Nervengeflecht erſt viel ſpäter wahrnimmt. i Aber die kluge Rita erfuhr auch, daß der Rumäne, der Vater Floricas, am nächſten Vormittag wieder abreiſte. Wahrſcheinlich aber hätte den Schuldbewußten die Kenntnis dieſer Tatſachen nur noch mehr bedrückt. Die Klugheit und Umſicht, die er an Rita als ſchöne Zugabe zu ihren körperlichen Vorzügen in dem vergangenen halben Jahre ſchätzen gelernt hatte, mußte er nun fürchten. Und alle Liebe verwandelte ſich in Haß, ſo raſch und unerbittlich, daß ihm zuweilen ſelber vor dieſer Umwertung grauſte. In ſolchen verzweifelten Stunden konnte er die Fäuſte ballen und knirſchen:„Rita, ich krieg' dich klein— darauf kannſt du dich verlaſſen!“ ö Florica konnte natürlich ſein Zuſtand auf die Dauer nicht verborgen bleiben. Eines Nachmittags, als er ſie von ihrem Hotel zu einem Ausflug ins Gebirge abgeholt hatte, kam es zu einer Ausſprache. Sie hatten am Bahnhof Stein geparkt und waren zu Fuß zur Prinzenhöhle ge⸗ pilgert. Und nun, auf der hochgelegenen Felsterraſſe des Reſtaurants, fiel der Rumänin der gequälte Geſichts⸗ ausdruck ihres Begleiters auf. Sie beugte ſich vor, wagte die entſcheidende Frage:„Sie drückt ein Kummer, lieber Freund?“ Sofort hatte er ſich wieder in der Gewalt. Donner⸗ wetter, ſo weit war es ſchon, daß man ihm den Katzen⸗ jammer vom Geſicht ableſen konnte?! Er zwang ſich zu einem leeren Lächeln. Florica ließ ſich nicht täuſchen. Noch ehe er eine Lüge zur Hand hatte, ſagte ſie ihm ſeinen Zuſtand auf den Kopf zu. „Sie kämpfen mit ſich, mein Freund!“ taſtend:„Iſt's eine Frau?“ 5 Als er betroffen ſchwieg, baten ihre Augen:„Bitte die Wahrheit! Vielleicht kann ich Ihnen helfen...“ Und leiſe, Er ließ den Blick über die Terraſſe ſchweifen. An den Nachbartiſchen ſchwatzten die Gäſte. Kaffeegeſchirr klirrte. Ein ungeſchicktes Kind warf ein Glas Limonade um. Frauen kreiſchten. „Nicht hier“, ſagte Robert, einen kühnen Entſchluß faſſend. Florica nickte begreifend.„Wir wollen aufbrechen.“ g Er beglich die Zeche. Und dann gingen ſie langſam durch den prachtvollen Buchenwald. Die Juniſonne warf zoldene Strahlen durch das Blätterdach. Die Stämme der Weißbuchen ſtrebten wie ſilberne Säulen ſteil auf, drängten ihre Laubtronen zum Licht. Und der Sonnen⸗ zlaſt prallte auf das Wipfelmeer wie auf einen Baldachin, anter dem die Menſchen luſtwandelten. In den Stämmen hatte ſich mancher Verliebte verewigt. Die Schnitzereien zingen zurück bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahr⸗ hunderts. Und wohl mancher, der ein Herz in die Rinde titzte, lag nun ſchon unter dem Raſen. Robert kämpfte noch mit ſich. Wie ſollte er beginnen wie ſollte er nur beginnen, um dem fremden Mäpchen, das ir doch ſelber kaum kannte, plauſibel zu machen, was ihn bedrückte? Schließlich ſetzte er alles auf eine Karte. Klar⸗ eit über Floricas Einſtellung wollte er haven, Klarheit im jeden Preis!. „Ja, liebe Freundin, es handelt ſich um eine Frau..“ Er ſprach haſtig, ohne Pauſe, um peinlichen Zwiſchen⸗ fragen und Einwürfen zu entgehen. a „Sie har für mich die Pläne zu einer Neuheit auf dem Automobilmarkte beſchafft. Ich wollte dieſe Sache für unſere Werke retten, weil der Erfinder mit Amerika in Verbindung zu treten beabſichtigte. Aber nun fehlt ein Glied in der Kette, eine wichtige Zeichnung, ohne die alle Mühe umſonſt iſt. Nun ſcheint aber meine Freundin er⸗ fahren zu haben—— nein, nicht ſo—— ich will ganz deutlich ſprechen: Rita will mich mit Hilfe ihrer Mitwiſſer⸗ ſchaft zwingen, ſie zu heiraten. Und das kann ich nicht— nun nicht mehr...“ Florica ging mit geſenktem Kopf an ſeiner Seite. Sie hatte jedes Wort verſtanden und verarbeitet. Robert wagte einen Blick in ihr Geſicht. Es war beherrſcht und neutral. 5 Sie drehte den Kopf nach ihm. Es ging ihr um dieſe einzige Frage: „Und das können Sie nicht? Nun nicht mehr! Warum nicht? Warum wollen Sie Ihre— Ihre Freundin nicht zu Ihrer Frau machen?“ Indiskretion?— Florica dachte jetzt gar nicht an dieſen Begriff. Den Menſchen iſt die Sprache gegeben, um ſich in wichtigen Angelegenheiten über das Für und Wider der Herzen klar zu werden. Unter einer rieſigen Buche, dort, wo der Weg ſich gabelt, verhielt Robert den Schritt. f „Weil Sie in mein Leben traten— Sie, liebſte Florica!“ „Oh...“ Um den Mund der Rumänin bildete ſich ein ſpöttiſcher Zug.„Sie wollen mich heiraten?“ Wie ſie das ſagte? Etwa, als ob ſie fragte: Wollen Sie ſich einmal beerdigen oder verbrennen laſſen? Mit einer Art gleichgültigen Intereſſiertſeins. Robert zog den Kopf zwiſchen die Schultern. Ihn fror bei dreißig Grad Hitze im Schatten. Ehrliches Bedauern klang aus ſeinen Worten: „Es tut mir leid, über dieſe Dinge zu Ihnen geſprochen zu haben.“ Mit einem Schlage kam Leben in die Südländerin. Ihre Hände krampften ſich um die ſeinen, ihr Atem flog, als ſie proteſtierte: „Nicht ſo, mein Freund! Ich wollte Ihnen nicht weh tun, beſtimmt nicht. Nur müſſen Sie wiſſen, daß ich ſchon N verheiratet ſein könnte, wenn ich jeden erhört itte.“ Robert Braun blieb ſtoiſch.„Ich bin nicht jeder.“ Nun lachte ſie ihr dunkles Taubenlachen.„Bitte keinen falſchen Stolz, lieber Freund. Unter meinen Bewerbern waren Prinzen und Fürſten.“ „Die eine Vergoldung ihrer Familienwappen bitter nötig hatten“, fügte ihr Begleiter ſarkaſtiſch hinzu. Sie preßte impulſiv ſeine Hände, die ſie noch immer hielt.„Bravo, jetzt gefallen Sie mir.“ Sie gingen weiter. f „Und nun wollen wir über Ihren Fall reden.“ Die höhniſchen Falten um Roberts Mund vertieften ſich.„Wie man vor Gericht eine ſolche intereſſante Affäre behandeln würde...“ „Wie man unter Freunden davon ſpricht“, verbeſſerte Florica.„Alſo hören Sie mal: Ihre bisherige Freundin iſt unſchädlich zu machen, indem man ſie an einen anderen weitergibt.— Bitte, kein Aber! Das iſt zu machen. An die Heiratsidee glaube ich nicht. Weit komplizierter iſt die Sache mit der Erfindung. Hier müſſen Sie entweder liqui⸗ dieren oder——“ Sie ſchwieg. „Oder... 2“ fragte Robert. „.. ganze Arbeit leiſten!“ Er überlegte. ö „Ich kann ihn deswegen nicht über den Haufen ſchießen.“ 0 1 Das müſſen Sie anders machen, Sie großes ind!“ a Sie ſchmiedeten einen Plan, verwarfen ihn, überlegten, diskutierten. Und ſchließlich fand Florica einen Ausweg. „Ja, ſo geht es“, pflichtete Robert bei. Bedenken mel⸗ deten ſich trotz allem. „Es bleibt natürlich immer ein erheblicher Reſt von Riſiko.“ f Die Freundin lachte. „Freund, Sie lieben die fertige Arbeit.“ Er wahrte ſein Preſtige. ö „Ich werde mich für das Gelingen dieſes Planes ein⸗ ſetzen. Das können Sie mir glauben!“ Sie waren auf dem nach der Talſtraße führenden Pfad angelangt. Robert verſtellte ſeiner neuen Freundin den Weg. Nun, nach der vorläufigen theoretiſchen Löſung der Kriſe, ſah er in ſeiner Vertrauten das Weib. Wie ſchön ſie war in der kaum verhüllenden Knappheit ihres dunkel⸗ blauen Seidenkleides! Wie herrlich ihr der ſchwarze Samthut mit dem hellen Ripsband zu Geſicht ſtand! Und ſelbſt der künſtliche Paſtellſchmelz ihrer Wangen, die nach Bukareſter Art zu ſtark betonten Lippen, gehörten zum Bilde dieſer erotiſchen Blüte. „Du!“ begeiſterte er ſich.„Mit dir im Bunde muß es leicht ſein, die ganze Welt zu erobern.“ ö Sie lachte girrend. „In Bukareſt nennt man mich dracul negru, ſchwarzer Teufel.“ b „Und biſt doch ein Engel!“ Er beſann ſich, lächelte ver⸗ bindlich.„Wie aber ſoll ich dich mit einbeziehen in den Kreis dieſes Abenteuers, daß du ſchweigſt für alle Zeiten?“ Seine Hände zuckten nach ihren Schultern, die ſich unter der dünnen Seide rundeten. N a „Heirate mich!“ lockte ſie, ſich ihm entwindend. Er holte ſie ein im Gewirr des Himbeerdickichts, in dem ſie ſich verfing. Sie warf den Kopf zurück, verwehrte ihm ihren Mund, bis er ſie doch bezwang. Sie küßten ſich. arzen Teufel“. 15 mit dieſen Kitſſen verfiel Robert Braun dem w g a * 5 2 Rita Belmont an, Die Zoſe o Der Herr ſtellte ſich als Generalbevollmächtigter der „United Motor⸗Company“ vor. Hans Bach kieß die vor⸗ gelegten Ausweispapiere unbeachtet.. „Sehr liebenswürdig, Ihr Angebot, Herr Reading, uur kommen Sie leider zu ſpät. Mein Vergaſer iſt bereits anderweit zum Kauf angeboten worden.“ g Der Amerikaner nagte an der Unterlippe. „Sie können Ihre Erfindung zurückziehen, falls Sie noch nicht definitiv abgeſchloſſen haben.“ „Ich denke nicht daran, weil ich den Vergaser in Deutſchland herausbringen will. Ich ſtelle Ignen anheim, ſich wegen einer Lizenz mit den Braun⸗Werken in Ver⸗ bindung zu ſetzen.“ Mehr konnte der elegante Beſucher aus dem Maune im Werkskittel nicht herausbekommen. Schließlich ser) er das Zweckloſe weiteren Verhandelns ein und ging. Hans lächelte. Robert Braun würde ſich freuen, daß Amerika nun doch leer ausging. Nur ſchade, daß Gehheem⸗ rat Braun gegenwärtig auf Urlaub weilte; bevor er wich zurück war, durfte eine endgültige Entſcheidung wiche er⸗ wartet werden. So hatte man ihm aus Berlin geſchrieben. Inzwiſchen wurde vielleicht auch die Sache beim Patent- amt ſpruchreif. 5 Außerdem waren dieſe Wochen reichlich mit Verſuchs⸗ fahrten ausgefüllt. Die Modelle für Automobile und Flug ⸗ zeuge waren fertiggeſtellt und harrten der pralktiſchen Ver⸗ ſuche. An ſeinem eigenen Motorrad hatte Hans Bach bei Verwendung ſeines Vergaſers eine Benzinerſparuls von rund vierzig Prozent feſtgeſtellt. An dieſem Vormittag erhielt der junge Ingenſeur noch einen Beſuch, unerwartet, aber herzlich gern geſehhent Elsbeth Reimer kam hereingehuſcht. „n Morgen, Schatz!“ ö „Herze— du?! Willkommen!“ ö Hans wiſchte ſich die öligen Finger ab. „Achtung, Kind, das färbt ab...“ Und lachend:„Du, das nenne ich eine gelungene Ueberraſchung!“ Die älteren Motorenſchloſſer guckten herüber. ß, das war gewiß die Zukünftige ihres Chefs! Donnerwetter, Raſſe! Und was Feines! Wie Neid kroch es in den Besb⸗ achtern hoch: Wer ſo etwas in die Arme nehmen derte! So etwas Junges und Schmiegſames. Inzwiſchen zwitſcherte Elsbeth drauflos. Das Gefühl, in der Nähe des Liebſten ſein zu dürfen, war ſchon be⸗ ſeligend. „Ich muß für Vater Beſorgungen machen, und da gab“ ich mir gedacht: Willſt doch mal ſehen, wo der Haus ſtecktl“ Sie gewahrte die verſtohlenen Blicke der Männer in den blauen Bluſen und ſchwieg. „Komm, Mädi, wir gehen hinauf zur Mutter.“ 4 Elsbeth ſträubte ſich.„Ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten, Hans.“ In Wahrheit hielt ſie die Scheu vor der künftigen Schwiegermama zurück. Da waren die heimlichen Be⸗ fürchtungen, die in jeder Mädchenbruſt ſchlummern: Würde ſie Hans' Mutter gefallen und ihr gut genug ſein? ü 173 5 zog den Kittel aus, warf ihn über einen Schenub⸗ ock. „Mein Gott, das iſt alles reparaturbedürftig, was hier ſteht?“ fragte das Mädel erſtaunt. 5 „Ja, Elsbeth, hier gibt es Arbeit in Hülle und Fülle,“ Sie ſchüttelte verwundert den Kopf.„Ich glaube. ſo mancher würde ſich kein Rad oder Auto kaufen, wenn er zuvor einen Blick in deine Werkſtatt werfen könnte.“ Hans lachte.„Haſt recht, Mädi. Der Anblick der visken Ruinen würde abſchreckend wirken“. Insgeheim freute er ſich ihres geſunden Urteiks. Das würde mal eine Ingenieursfrau abgeben! Der Empfang vei ſeiner Mutter fiel für alle befriedi⸗ gend aus Die beiden Frauen, die alternde und die funge, freundeten ſich raſch an. Kein Wunder; denn Hans war das Bindeglied, das ſie aneinander kettete. 1. 0. Mit dem Bericht des Gewährsmannes, jenes Pfeudo⸗ Amerikaners, der bei Hans Bach vorſprach, bekam die Situation für Robert Braun ein ganz neues Geſicht und blieb deswegen nicht weniger bedrohlich. Im Gegenteil, die Gefahr wuchs damit ins Uferloſe. Mit der eigenmächtigen Verwertung der Erfindung war es nun aus, denn die Zeichnungen Bachs kagen bereits dem Patentamt vor, das dieſe epochemachende Neu⸗ heit vor Nachahmung ſchützte. N Wie aber war das mit der Aeußerung des Erfinders: er habe den Vergaſer den Braun⸗Werken angeboten e Gine Rückfrage bei der Zentrale in Berlin ergab tatſächlich den Wahrheiisbeweis. Das Ingenieur⸗Komitee war ſchon dei der Prüfung. Nach dem vorläufigen Reſultat war nicht daran zu zweifeln, daß dieſes Patent ſofort nach der Rück. kehr des Geheimrats angekauft werden würde. Robert ſank vernichtet in ſeinen Seſſel Das Ende ſtaud klar vor ſeinen Augen: Der Generaldirektor würde ihn an Hand ſeiner Zeichnungen, die ſich völlig mit denen Bachs deckten, als Schwindler entlarven und hinauswerfen. Ju dieſem Punkt verſtand Onkel Heinrich keinen Spaß. Ja, Kaufmann war er durch und durch, aber über all ſeinen Entſchlüſſen und Handlungen ſtand als unſichtbares, ſethhſt verſtändliches Motto: Abſolute Ehrlichkeit! 0 Das Verhängnis kam alſo ſchon ohne Rias Jutun. Das blonde Gift konnte den Zuſammenbruch uur noch be⸗ ſchleunigen. Zum erſten Male in ſeinem Leben ſab Genußmenſch, wie unheimlich logiſch und folgerich ig dal Schickſal arbeitete. Nichts blieb ungeſtraft. Je Sünde tüchte ſich. 5 Mehr mechaniſch als aus innerem Trieb, tief Roben 105 u le ende eren e ne 70. merzen und könne niemand empfangen. Nein, auch. nicht. Der Arzt habe abſolute Ruhe vero duet. „. Gortte dann letret) gchutzuon Volk und staat Die neue Verordnung. e d Berlin, 1. März. Die Reichsregierung hat am Dienstag eine Notverordnung zum Schutze von Staat und Volk beſchloſſen, die der Reichsregierung weltgehende Vollmachten gibt. Paragraph 1 des Arlikels ſetzt zur Abwehr kommuniſtiſcher Gewaltakte die Arkikel der Reichsverfaſſung außer Kraft, die ſich auf die Beſchränkung der perſönlichen Frei heit, der Preſſefreiheit, der Ver⸗ ſammlungsfreiheit, Hausſuchungen und Beſchlagnahmen beziehen. Der Paragraph 2 beſtimmk, daß die Reichsregierung die Befugniſſe der oberſten Landesbehörden inſoweit vorübergehend wahrnehmen kann, als in einem Land die zur Wiederherſtellung der öffentlichen Si- cherheit und Ordnung nötigen Maßnahmen nicht getroffen werden. Auf Grund dieſer Beſtimmung kann die Regierung die Crekutivgewalt in Ländern über⸗ nehmen. Weitere Artikel der Verordnung bedrohen mit Gefängnisſtrafen bzw. ſchweren Geld⸗ ſtrafen, wer Anordnungen zur Wiederher— ſtellung der Ruhe und Ordnung nicht Folge leiſtet. Mit dem Tode wird beſtraft, wer Verbre⸗ chen des Hochverrats, der Giftbeimiſchung, der Brandſtiſtung, Eiſenbahnanſchlag uſw. begeht. Mit dem Tode oder mit Zuchthaus wird beſtraft, wer es unternimmt, den Reichspräſi⸗ denten oder Regierungsmitglieder zu töten oder zu einer ſolchen Tat auffordert. Ferner wird mit dem Tode beſtraft, wer ſchweren Aufruhr begeht, mit der Waffe in der Hand ergriffen wird, oder Freiheitsberau⸗ bung begeht, um ſich politiſche Geißeln zu ver⸗ ſchaffen. 8 ö Die Regierung erklärt, daß durch dieſe Ver⸗ ordnung der Wahlkampf nicht behindert wer⸗ den ſoll, daß angeſichts der hohen Gefahr, die beſtand, aber mit allen Mitteln durchge⸗ griffen werden müſſe. Nächtliche Schießerei Ein Toter, vier Schwerverletzte. i Berlin, 1. März. Im Südoſten Berlins entwickelte ſich eine Schießerei, in deren Verlauf ein 25jähriger Nationalſozialiſt getötet wurde. Ein 28jähriger junger Mann erhielt einen Bruſtſchuß und der 39jährige Wirt eines Reichsbannerlokals einen Bauchſchuß. Ferner wurde eine Frau durch einen Knieſchuß und eine andere Frau durch einen Beckenſchuß verletzt. In Berlin⸗ Steglitz wurde ein SA.⸗Mann, als er eine Kraftdroſchke verlaſſen wollte, niedergeſchoſſen und ſchwer verletzt. In Duisburg⸗Mei⸗ derich wurde ein koſnmuniſtiſcher Funktionär von Unbekannten erſchoſſen. G. Cael Lahunſen, der ehemalige Leiter der zuſammengebrochenen Nordwolle⸗AG., der ſich in Bremen vor Ge⸗ richt verantworten muß. Der große Strafe prczeß ſollte am Monkag beginnen, iſt aber auf den 14. März verlegt worden. Binmnaſlardnl in Amerikn Eigenartige Finanzvrattiten führender Finanzleute und VBanlen Neuyork, 1. März. Die Bankenkriſe, die ſich vor allem in den Staaten des mittleren Weſtens wei⸗ ter ausgebreitet hat, hat zu ungeheuer ⸗ lichen Enthüllungen über die Fi⸗ nanzgpolitik führender Bankinſtitute und Fi⸗ nanzleute geführt. So verklagte der frühere Unkerſuchungs⸗ beamte im Börſenausſchuß des Senats, Davida Olſen, auf Grund eines Geſetzes aus dem Jahre 1863 den amerikaniſchen Bolſchafler in London, Mellon, der be⸗ kanntlich bis vor einem Jahr noch Staatsſekretär des amerikaniſchen Schatzamtes war, ſowie zwei frühere Beamte des Schatzamtes im Namen des Volkes auf Schadenerſatz in Höhe von 400 Millionen Dollar wegen angeblicher Steuerſchiebungen zu Gunſten amerika⸗ niſcher Schiffahrtsgeſellſchaften in den Jahren 1916 bis 1920. In Chicago hat die Bundesſtaatsan⸗ waltſchaft den Elektromagnaten Samuel In⸗ ſull ſen. ſowie zwei ſeiner Familienmitglie⸗ der und 16 Direktoren des Inſull⸗Konzerns wegen Betruges ihrer Aktionäre unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen und wegen Mißbrauchs des bundesſtaatlichen Poſtweſens in 25 Fällen in den Anklagezu⸗ ſtand verſetzt. Wie in Neuyork bekannt wird, iſt der Rücktritt des Vorſitzenden der National⸗ City⸗Bank of Neuyork, Mitchell und Ba⸗ kers auf Vorſtellungen Rooſevelts zu⸗ rückzuführen. Rooſevelt ſah ſich zu ſeinem Schritt veranlaßt, nachdem im Bankenaus⸗ 7 7 2 Aus den Nachbarländern Mannheim, 1. März. 5 Kind). Auf dem freien Gelände hinter der Habichtſtraße ſteckten mehrere Kinder im Alter von 5 Jahren Papierabfälle, die ſie zuſam⸗ mengetragen hatten, an. Beim Verſuch, das Feuer auszutreten, fingen die Kleider eines Knaben Feuer, ſo daß das Kind mehrere Brandwunden davontrug. Die Eltern brach⸗ ten es in das Allgemeine Krankenhaus. Mannheim, 1. März.(Gefährliches Spiel). Als Indianer verkleidet maskierte eine größere Anzahl Schulbuben aus der Schwetzinger⸗ und Oſtſtadt auf dem Philoſo⸗ phenplatz in der Oſtſtadt einen gegenſeitigen Kampf, wobei mit Kinderpiſtolen geſchoſſen wurde. Einer der Knaben hatte aber eine Flo⸗ bertpiſtole mit ſcharfer Munition und hat aus dieſer auf einen dreizehneinhalb Jahre alten Realſchüler einen Schuß abgegeben, der den Magen durchbohrte. Der Getroffene wurde lebensgefährlich verletzt in das Thereſienkran⸗ kenhaus eingeliefert, woſelbſt er ſofort ope— riert werden mußte. 5 i Heidelberg, 1. März.(Exploſioneines Gasofens). In einem Gasofen einer Woh⸗ nung am Wolfsbrunnenweg entſtand eine Ex⸗ ploſion, wodurch der Ofen ſowie eine An⸗ zahl Fenſterſcheiben zertrümmert wurden. Es entſtand erheblicher Sachſchaden. Die Urſache der Exploſion wurde noch nicht ermittelt. Heidelberg, 1. März. ſchloſſenen Bahnſchranke am Karlstor näherte ſich ein Perſonenkraftwagen in derartiger Ge⸗ schwindigkeit, daß der Lenker nicht mehr in der Lage war, rechtzeitig anzuhalten. Der Kraftwagen durchbrach die Schranke und blieb ſtehen. Die Inſaſſen des Wagens kamen mit dem Schrecken davon. Waldshut, 1. März.(Ueberfall auf S A⸗Mann). Hier wurde ein auf der Durch⸗ fahrt befindlicher und auf den nächſten Zug wartender SA⸗Mann von Kommuniſten an⸗ gerempelt und geſchlagen. Das Naſenbein wur⸗ de ihm zertrümmert. 2 Pirmaſens, 1. März.(Hiebesverſteck an der Straßenböſchung). Bei der Hindenburgbrücke ſpielten mehrere Knaben am Abhang. Als einer derſelben, ein 14jähriger Junge, den Abhang hinunterrutſchte und ſich am Graſe feſthielt, löſte ſich ein Büſchel, un⸗ ter dem ein weißes Säckchen zum Vorſchein kam, das über 300 Mark Silbergeld enthielt. Der Junge lieferte den Fund bei der Po⸗ lizei ab. Es wird vermutet, daß das Geld von einem Diebſtahl herrührt. Hintecweidenthal, 1. März.(Kind ver⸗ brüh t). Das vier Jahre alte Kind des Ar⸗ beiters Großhans von hier fiel in einen Eimer, der heißes Waſſer enthielt, und ver⸗ brühte ſich ſchwer. Aerztliche Hilfe mußte ſo⸗ fort in Anſpruch genommen werden. St. Ingbert, 1. März.(Schwerer Ver⸗ kehrsunfalh). Der Althändler Mirra und ſeine Frau fuhren von Friedrichstal, wo ſie ihren Wohnſitz haben, über Elversberg nach Sl. Ingbert. An einer abſchüſſigen Stelle zwiſchen Elversberg und St. Ingbert riß die Kette, Schirra und ſeine Frau ſprangen in der erſten Aufregung ſofort vom Laſtwagen her⸗ unter, wobei Schirra unter das Hinterrad kam und ſofort tot war; ſeine Frau trug eine ſchwere Gehirnerſchütterung davon und wurde dem Bezirkskrankenhaus in St. Ing⸗ bert überwieſen. (Brennendes (Auto fährt durch Eiſenbahnſchranke). Der gen ſchuß des Senats aufſehenerregende Enthül⸗ lungen gemacht worden waren. Dabei war mitgeteilt, daß das Direlln⸗ rium der National⸗City⸗Bank und dn ⸗ dere eigene Spekulalionsverluſte mit Guthaben der Bankaktionäre in Höhe von 2,5 Millionen Dollar gedeckt und faule Südamerika-⸗Anleihen im Bekrage von 90 Millionen Dollar krotz ungün⸗ ſtiger Auskünfte auf den amerikaniſchen Markt gebracht ſowie dem Publikum angedreht hat. Dieſe Angleihen haben heute nur noch einen Wert von einem Zehntel des Nenn⸗ wertes. Weitere Rücktritte führender Fi— nanzmänner werden erwartet. Die Bankenkriſe greift weiter Die Bankenkriſe in den Vereinigten Staaten ſpitzt ſich immer mehr zu. So haben inzwiſchen 50 Banken in Ohio und 20 Ban- ken in Indiana ihre Schalter geſchloſſen und erwarten die Erklärung eines Bankfeierta— ges durch den Gouverneur. Die Banken zahlen nur 1 v. 9. der Guk⸗ haben aus. In Maryland iſt man be- ſtrebt ein dreitägiges Bankmorakorium zu erhalten. Die Welle der Bankfeier⸗ tage hat faſt alle Bundesſtaaken des mittleren Weſtens erfaßt. In Detroit hat Henry Ford öffent⸗ lich bekanntgegeben, daß die beiden von ihm übernommenen Banken die gemachten Ein⸗ lagen für mündelſicher erklären, an die In⸗ duſtrie Kredite nur für produktive Zwecke vergeben und eine geringe oder gar keine Verzinſung vornehmen. Torgler im Verdacht Der Brandſtifter war bei ihm. Berlin, 1. März. Die Verordnung zum Schutze von Volk und Staat iſt auf Grund des Berichtes be— ſchloſſen worden, den Reichsminiſter Göring dem Kabinett am Dienstag über das bei den Kommuniſten vorgefundene Material erſtat— tete. Dieſes Material, das Hunderte von Zenk nern wiegt, hat, dem Bericht Görings zu; folge, den eindeutigen Beweis erbracht, daß die Kommuniſten ganz ſyſtematiſch Terror- aktionen vorbereiten. Die Regierung iſt zu der Auffaſſung ge⸗ kommen, daß dieſe Aktionen für Staat und Volk eine ungeheure Gefahr darſtellen, aus welchem Grunde ſofortiges Handeln be— ſchloſſen wurde. Hinſichtlich der Brandſtiftung im Keichskag iſt der einwandfreie Beweis erbracht worden, daß der kommuniſtiſche Reichskagsabgeord. neie Torgler ſich mit dem verhafteten Brand- ſtifter ſowie mit mehreren anderen Perſo⸗ nen vor der Brandſtiftung im Reichskagsge⸗ bäude mehrere Skunden aufgehalten hak. Kanzlerrede im Rundfunk Ueber„Weltgefahr des Bolſchewismus“. Berlin, 1. März. Wie die Reichspropagandaleitung der NSDAP. mitteilt, wird anläßlich der kom⸗ muniſtiſchen Brandſtiftung im Deutſchen Reichstag und der aufgedeckten Umſturz⸗ pläne der KPD. Reichskanzler Hitler am Donnerstag abend um 20.30 Uhr im Deut⸗ ſchen Rundfunk über„Weltgefahr des Pol— ſchewismus“ ſprechen. — Faltnacht in Oberbaden Donaueſchingen, 1. März. Die Geſellſchaft „Frohſinn“, die traditionsgemäß hier die Faſt⸗ nacht abzuhalten pflegt, konnte dieſes Jahr auf ihr 80jähriges Jubiläum zurückblicken. Es wurde ein großer Narrenumzug veranſtaltet, an dem ſich 35 Wagen beteiligten. Auch das großgünſtige Narrengericht Stockach, der Nar⸗ renrichter von Bräunlingen, die Karnepalsge⸗ ſellſchaft von Schwenningen, Abordnungen aus Villingen und Engen u. a. mehr waren ver“ treten. Verſchiedene Wagen charakkeriſierten lokale Begebenheiten, der eine zum Beiſpiel. die Eingemeindungs rage Donaueſch ingen— All; mendshofen. Am Hanſelebrunnen erfolgte die Uebergabe und Weihe der neuen Fahne der Geſellſchaft„Frohſinn“. Zu der Veranſtal⸗ tung hatten ſich viele auswärtige Gäſte ein⸗ gefunden, die die Straßen, durch welche ſich der Zug bewegte, dicht umſäumten. Breiſach, 1. März. Nach zweijähriger Pauſe wurde am Faſtnachtſonntag der traditionelle Gauklertag, der in dieſem Jahre unter dem Motto„Rudolf von Habsburg“ ſtand, ab⸗ gehalten. Bei herrlichem Wetter hatten ſich annähernd 3000 Zuſchauer aus der näheren und weiteren Umgegend in der alten Mün— ſterſtadt am Rhein eingefunden. Elzach, 1. März. Die Elzacher Faſtnacht, weithin bekannt durch die hiſtoriſchen Schud⸗ digs, wurde am Sonntag um 12 Uhr offi⸗ ziell eröffnet. Um 3 Uhr fand der Schuddigs⸗ umzug mit Wagengruppen ſtatt. Impoſant war auch der 8 Abend. ackelzug der Schuddigs am 71 Aus der Heimat Gedenktage 1. März. g 1268 Markgraf Dietrich von Landsberg be⸗ urkundet die Leipziger Meſſe. 1809 Der polniſche Komponiſt Frederic Cho⸗ pin in Zelazowa bei Warſchau geboren 1871 Einzug der Deutſchen in Paris. 1896 Sieg der Abeſſinier über die Italiener bei Adua. 1929 Der Kunſthiſtoriker Wilhelm v. Bode in Verlin geſtorben. Sonnenaufg. 6.48 Mona Sonnenunterg. 17.38 ondaufg. 7.55 Mondunterg. 23.59 * Aſchermittwoch Dieſer Tag iſt an und für ſich ein Tag wie jeder andere normale Tag des Jahres, ein Mittwoch, wie ja ſchon der Name ſagt, aber doch ein Mittwoch beſonderer Art. Kalen⸗ fan iſt er zwar kein Feiertag, in den mei⸗ ſten Gegenden unſeres Vaterlandes aber iſt er es trotzdem; er iſt ein Feiertag der Seele, ein Umkehrtag zu vernünftiger Einſicht. Wenn noch am Tage vorher die Faſchings⸗ launen hohe Wellen ſchlugen, freudehungrige Menſchen bis ſpät in die Nacht oder gar zum frühen Morgen hin tollem und ausgelaſſe⸗ nem Vergnügen huldigten, am Aſchermitt⸗ woch iſt alles aus. Da beginnt der ſoge⸗ nannte Katzenjammer, der noch einmal inten⸗ ſiv und eindrucksvoll die kleinen und größe⸗ ren moraliſchen„Katertiere“ Revue paſſie⸗ ren läßt, die ſich ſo im Laufe einer Faſchings⸗ ſaiſon bei jedem Beteiligten eingeſtellt haben. Früher kannte man den Aſchermittwoch nur als Faſchingsſchlußtag. Heute hat man ſich an ſolche Dinge gewöhnt, denn Aſcher⸗ mittwoch iſt es allzu häufig im Jahre gewor⸗ den. Nur wenige beſonders Bevorzugte kennen den Aſchermittwoch nur in ſeiner ur⸗ prünglichen Bedeutung, für die große Mehr⸗ zahl aber iſt er wieder das geworden, was er auch kalendermäßig iſt: Ein Tag wie jeder andere! Mit dem Aſchermittwoch, an dem in den katholiſchen Kirchen die Zeremonie des Aſchenkreuzes vollzogen wird, zieht der Geiſt der Buße, die Zeit der 40tägigen Faſten ein. Bei allem Ernſte dieſer ſtillen Wochen erfaßt uns aber vom Aſchermittwoch an ein Froh⸗ gefühl: Es geht nun Oſtern zu. Auch in der Natur merkt man das täglich mehr. *. *r Stimmſcheine rechtzeitig beſorgen! Wer für die Wahl am 5. März einen Stimm⸗ ſchein benötigt, darf mit ſeinem Antrage nicht bis zum letzten Tage warten, ſonſt be⸗ ſteht, wie von zuſtändiger Stelle betont wird, die Gefahr, daß der Antrag nicht mehr recht⸗ zeitig erledigt werden kann. Kleinere Ge⸗ meinden ſtellen allerdings Stimmſcheine auch noch am Sonnabend, den 4. März aus, grö⸗ ßere Gemeinden können jedoch am Sonn⸗ abend Anträge auf Ausſtellung von Stimm⸗ ſcheinen nicht mehr entgegennehmen, weil ſio ſchon an dieſem Tage die Stimmkarteien und Stimmliſten an die Wahlvorſtände aus⸗ geben. *** Wenn der Schornſteinfeger kommk. Wenn der Schornſteinfeger kommt und ſich die Hausfrau vor den unangenehmen Be⸗ gleiterſcheinungen beim Schornſteinreinigen ſchützen will, ſo verſchließe ſie alle Ofenklap⸗ pen und umwickle mit Lappen vorſichtig alle Einmündungen in den Kamin. Natürlich muß ſie ſehr darauf bedacht ſein, daß nichts Feuer fangen kann, wie es ja auch am be⸗ ſten iſt, wenn der Ofen erſt nach dem Weg ⸗ gang des ſchwarzen Mannes angeſteckt wird. Der Kaminfeger iſt ein wichtiger Helfer des Hauſes, denn wenn zuviel Ruß im Kamin iſt, dann entſtehen die läſtigen Schornſtein⸗ brände, in gefährlichen Fällen kann es ſogar zu Exploſionen kommen. Letzte Nachrichten Ruhe in Baden gewährleistet Karlsruhe, 1. März. Die Mitglieder der badiſchen Regierung hiel⸗ ten eine Sitzung ab, auf der ſie ſich auch mit den politiſchen Ereigniſſen im Reich, beſonders mit den letzten Vorgängen in Berlin, beſchäf⸗ tigten. Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt. Die badiſche Regierung hat alle erforderlichen Maß⸗ nahmen getroffen, die bei etwaigem Auftre⸗ ten eines kommuniſtiſchen Terrors beſchleunigt in Kraft treten werden, ſo daß die Aufrecht⸗ erhaltung von Ruhe und Ordnung in Baden gewährleiſtet erſcheint. Jetzt auch Baden vom Glück begünſtigt. Berlin, 1. März. In der preußiſch-ſüddeutſchen Klaſſenlotte⸗ rie fiel ein Gewinn von 100 000 Mark auf die Nummer 197 348. Die Losnummer wur⸗ de in der erſten Abteilung in Viertelloſen in Baden, in der zweiten Abteilung in Viertel⸗ loſen in Berlin geſpielt. Politiſches Allerlei Dortmund. Der größte Teil der Dienskag⸗ Ausgaben des Zentrumsblattes„Tremo⸗ nia“ wurde von der Polizei wegen eines Ar⸗ titels„Die Gewerkſchaften unter Staatsauf⸗ ſicht“ beſchlagnahmt und eingezogen. 8