Im Reichsta Douaumont im U 0 — ————— ——— Todes-Anzeige. Nach Gottes heiligem Willen entſchlief am Samstag Nachmittag 4 Uhr unſere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schwägerin und Tante Fràu Magdalena Niehler geb. Winkenbach nach längerem Leiden, wohlverſehen mit den hl. Sterbe⸗ ſakramenten, im gottbegnadeten Alter von 92 Jahren. Wir bitten, Ihrer im Gebete zu gedenken. Viernheim, den 4. März 1933 g Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Dienstag, den 7. März, nachmittags 3 Uhr, vom Trauerhauſe Holzſtr. 6 aus, ſtatt. S—— —— ..— —— 1 — —— ä S——— —— — ä— mile zu verkaufen. Waſſerſtraße 69 Mist zu kaufen gesucht. Wo, ſagt der Verlag. 1 uchlsenwein zu verkaufen oder gegen 1 Lage zu tauſchen. Pandurengaſſe 1 Ein faſt neuer weißer Mnderwagen zu 25.— Mk. zu ver⸗ kaufen. Von wem, ſagt — 2 ——— — c— — ö 8 5— 5 Statt besonderer Anzeige. Nach Gottes heiligem Willen wurde heute Nacht 3½ Uhr nach kurzer Krankheit meine liebe Gattin, unſere gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroßmutter, Schweſter, Schwä— gerin und Tante zaun Katharine Schmitt geb. Hoock verſehen mit den Tröſtungen unſerer heiligen Kirche im gott⸗ begnadeten Alter von 80 Jahren in die ewige Heimat abgerufen. Wir bitten, unſerer lb. Verſtorbenen im Gebete zu gedenken. Viernheim, Mannheim, den 6. März 1933. Die fieftrauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Mittwoch, nachmittags 3 Uhr, vom Trauerhauſe, Weinheimerſtraße 8 aus, ſtatt. der Verlag ds. Blattes. 2 Fimmer und Küche mit Zubehör per ſofort zu vermieten. Joſef Weidner Tivoli 9 J. b und eindrucksvoller wirkt von allen Werbearten die Talungs-Aazeige Tausende haben es mit Erfolg erprobt! Das Reichstagswahl Ergebnis. Nationalſozialiſten 1337 Sozialdemokraten 679 Kommuniſten 1442 Zentrum(einſchl. Bayr. Volkspartei) 2734 Schwarz ⸗Weiß⸗ Rot 27 Deutſche Volkspartei 17 8. Chriſtl. Soz. Volksdienſt 9. Deuiſche Staatspartei 27 10. Deutſche Bauernpartei 2 Wahlberechtigte in Viernheim: 7572; Abgegeben: 6322 85 Im Reich: 44 600 000; Abgegeben: 39 317 Viernheim 13 Reichs⸗Ergebnis 17266000 7177000 4845000 5496000 3133000 432000 384000 383000 114000 Mand. Prozent (im Nov. 1932: 35 759 000) Abgeordnetenzahl im neuen Reichstag: 6 47, im alten waren es 584. Ergebniſſe der letzten Reichstagswahl: 6. Nov. 1932 in Viernheim: 805 461 1454 2213 34 16 15 17 15 Parteien: Nationalſozialiſten Sozialdemokraten. „Kommuniſten „Zentrum Schwarz-⸗Weiß⸗Rot Deutſche Volkspartei 8. Chriſtl. Soz. Volksdienſt 9. Deutſche Staatspartei 10. Deutſche Bauernpartei 6. Nov. 1932 im Reich: 11713 785 7237894 5 974209 4228633 3064977 660092 412 685 338 064 148 990 Mandats⸗Verteilung im alten Reichstag: NS Duc 195; SPD 121; Kp” 100; Zentrum 69; DNVP 51; Bayer. Volkspartei 19; Dp 11; Deutſche Staatspartei 2; Chriſtlich⸗Soziale 5; Wirtſchaftspartei 2; Deutſch⸗ Hannoveraner 1; Deutſche Bauernpartei 3; Thüringiſcher Landbund 1; Wttbg. Bauernbund 2. f Bei den Preußiſchen Landtagswahlen, die geen zuſammen mit ö den Reichstagswahlen ſtattfanden, erhielten Stimmen und Mandate: Nationalſoz. 10 309 000 (210), Sozialdem. 3 961000(79), Kommuniſten 3 136 000(63), Zentrum 3 368 000(68), Schwarz⸗Weiß⸗Rot 2 110 000(44), Deutſche V. 243 000(3), Staatspartei 215 000(3), Deutſch⸗Hannoveraner 1 Mandat. Der neue Preuß. Landtag zählt 475 Adgeord., der alte(423). ſowohl, als auch im e 5 Na onale und Nationalſoz alten chere wiehehel n. tzt Deutſch⸗ Gut 8 erhalt. Anzüge Mäntet, Kittel, Hosen, Schuhe, Lederjacken Smoking, Hoch- zeits-Anzüge (auch leihweise) Konfirm. Anzüge 9 Mark. An- u. Verkauf Mavalierkaus Manne m, J 1, 20 FEE zu beſetzen. Bekanntmachung. Vei unſerer Kaſſe iſt die e l Dienerſtelle Geeignete Bewerber, die in der Lage ſind eine kleine Kau— tion zu ſtellen, wollen ſich bis ſpäteſtens Mittwoch, den 8. ds. Mts. bei der unterzeichneten Stelle melden. Viernheim, den 6. März 1933. Bezirksſparkaſſe Lorſch Zweigſtelle Viernheim. Bekanntmachung. Betr.: Vergebung der Allmoſenſärge. Die Lieferung der Almoſenſärge ſoll im öffentlichen Wettbewerb vergeben werden. Die Angebotsformulare ſind auf dem Büro des Ge⸗ Angebote verſchloſſen und mit entſprechender Auf⸗ ſchrift verſehen bis Samstag, den 11. ds. Mts. vormittags 11 Uhr einzureichen ſind. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Betreffend: Vergebung der Leichenfuhren. Die Leichenfusren für das Rechnungsjahr 1933 ſollen im öffentlichen Wettbewerb verge⸗ ben werden. Die Angebotsformulare ſind auf dem Büro des Gemeindbaumeiſters erhältlich, woſelbſt auch die Angebote bis zum 11. ds. Mts., vormiitags 10 Uhr verſchloſſen und mit entſprechender Auf- ſchrift verſehen abzugeben ſind. Die Eröffnung der Angebote findet im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Betr.: Das Aufreißen des Gemeindebrennholzes. 1 Das Aufreißen des Brennholzes ſoll im öffentlichen Wettbewerb vergeben werden. An⸗ gebotsformulare ſind auf dem Büro des Ge⸗ meindebaumeiſters erhältlich, woſelbſt auch die Angebote verſchloſſen und mit entſprechender Auf⸗ ſchrift verſehen bis 11. ds. Mts., vormittags 10 Uhr einzureichen ſind. Die Eröffnung der Angebote findet im Bei⸗ ſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Betr.: Vergebung der gemeinheitl. Fuhren. 5 Die gemeinheitlichen Fuhren ſollen im öffent⸗ lichen Wettbewerb vergeben werden. Die Ange⸗ botsformulare mit den Bedingungen ſind auf dem Büro des Gemeindebaumeiſter erhältlich, woſelbſt auch die Angebote, verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift verſehen bis 11. ds. Mts. vormittags 11 Uhr einzureichen ſind. Die Er⸗ öffnung der Angebote findet im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Zuſchlags⸗ und Bindefriſt 14 Tage. Viernheim, den 3. März 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Um den Verbandspokal Rhein Saar. Mundenheim 4:2 geſchlagen. Die„Grünen“ konnten geſtern anf dem Waldſportplatz wieder ſiegreich ſein. 4:2 wurde Mundenheim geſchlagen und ſomit der 4. Platz in der Tabelle errungen. Allerdings demonſtrierten die„Grünen“ eine halbe Stunde Fußball, den man als ſchön bezeichnen konnte, der Reſt war nicht weiter her. Es muß hier unbedingt noch manches und vieles beſſer werden. Die Reſultate: Viernheim— Mundenheim 42 Bor. Neunkirchen— Saar Saarbrücken 3:0 IV. Saarbrücken— VfR. Mannheim 3283 VfL. Neckarau— 08 Mannheim 2·8 Tabellenſtand am 5. Mürz: Vereine Sp. gew. unent. verl. T. Punkte Bor. Neunkirchen 6 18:4 1920 VfR. Mhm. 20˙6 11:3 F.⸗V. Saarbr. 15:9 10:4 Viernheim 14:13 8:6 Sportfr. Saarbr. 16:10 713 Neckarau 20:18 719 08 Mannheim 15:24 6:10 Eintracht Trier 14:20 6:8 Mundenheim 13:19 3:9 Sandhofen 4:15 3:11 05 Saarbrücken 617 S D O N — 0 2 288 08 meindebaumeiſters erhältlich, woſelbſt auch die P Tabakbauverein! Zur gefl. Kenntnis, daß der beſtellte Tabak⸗ ſamen bei dem Unterzeichneten abgeholt weeden kann.— Das beſtellte Delpapier wird in; Haus gebracht. Der Vorſitzende: Roos. Die größte und gewaltigste Tonfilm- Darbietung Heute Montag letztmals in bontral-Füm- Palast Heute 1. Platz nur 40 Pfg. Das 100% deutſche Tonfilmwerk der Deutſchen Kriegsflotte Ein Meldenenos der Deutschen Flotte. Die Emien, der Schrecken ies indischen Ozeans. 5 Wieviel Schiſſe unſere Emden gekapert und welche Kämpfe ſie beſtanden hat, bis ſie zuletzt in den Meeresgrund ge⸗ bohrt wurde, zeigt uns dieſes einzig daſtehende Tonfilmwerk. Vereint gelebt, vereint gekämmit, und wenn es sein muß, auch vereint se- lallen. Jen Sieg zu Sieg zog Kreuzer „Emden“ bestes Schiff von Allen. Im 2, Teil des Programms kommt: Eine entzückende Liebesgeſchichte aus der Stadt an der ſchönen blauen Donau Mader Herzau Die gute alte Zeit erwacht, und weckt trauten Wiederhall in aller Herzen! In der Hauptrolle: Werner Fütterer und Lilian Ellis. Im 3. Teil: Jas dwigb kom In zuuu Jan Dieſe Tonfilm⸗Darbietung kann niemals überboten werden, und alle Filmfreunde beſuchen dieſe Woche das erſtklaſſige und reichhaltige Tonfilm-Programm! an allen Tagen ½8 Uhr, ab 9 Uhr als a 5 f fehlt Ee 12 ug (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl., 1,40 Mk fre in? Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand— kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim 2 9 912 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt ran urt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Anzeiger Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-Ztg.— Wiernh. Vollsblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäͤftsſtelle u. von ſamtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei en werden nach Möglichkeit Gewähr ache Aber die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchrie Nummer 56 Der Sieg der Regierung Die Reichsregierung Hitler hat an die Wählerſchaft die klare und eindeutige Frage geſtellt, ob ſie ihr Vertrauen genießt. Klar und eindeutig iſt auch die Antwort ge— weſen, die das deutſche Volk am vergange⸗ nen Sonntag auf die Frage erteilt hat: ber einer außergewöhnlich ſtarken Wahlbeteili— gung haben die beiden Regierungsparteien, Rationalſozialiſten und Kampffront Schwarz weißrot(Deutſchnationale)— eine Mehrheit von rund 52 Prozent der abgegebenen Stim- men auf ſich vereinigt. Damit hat die Reichsregierung vom Volke den Vertrauens- beweis erhalten, den ſie verlangt hat. An dieſem Ergebnis iſt nicht zu deuteln und nicht zu rütteln. Das iſt das charakteriſtiſche Merk— mal der Wahl vom 5. März. Beſonders gut haben die Nationalſo⸗ zialiſten abgeſchnitten. Mit über 17 Millionen Stimmen errangen ſie 288 Reichs- tagsſitze und erreichen damit eine Fraktions⸗ ſtärke, wie ſie bisher in deutſchen Parla⸗ mentsgeſchichten noch niemals da war. Von 11,7 Millionen Stimmen, die ſie am 6. No⸗ vember vorigen Jahres erhalten haben, iſt ihre Stimmenzahl auf 17,2 Millionen geſtie⸗ gen; der Mandatsgewinn beträgt 92: ſtatt der 196 nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten des alten Reichstags wird der neue 288 zäh⸗ len. Ganz beſonders ſtark iſt der national⸗ ſozialiſtiſche Zuwachs in den ſüddeut⸗ ſchen Staaten, vor allem auch in Würt⸗ temberg. Was das für politiſche Konſe⸗ quenzen haben wird, bleibt abzuwarten. Be⸗ merkenswert iſt aber, daß Reichsminiſter Regierungen hätten nicht mehr das Recht, namens des Volkes weiter zu regieren. Aehnlich wie im Reich, liegen die Dinge in Preußen, wo am vergangenen Sonn— tag bekanntlich auch der Landtag neue ge— wählt worden iſt. Sowohl im Reichstag wie auch im preußiſchen Landtag iſt eine abſo⸗ luke Mehrheit der Rechten geſchaf⸗ fen worden. Im Reich beträgt dieſe Mehr⸗ heit etwa 16, in Preußen etwa 14 Stim⸗ men. Politiſch bedeutungsvoll iſt dabei, daß in beiden Parlamenten das Zentrum ſei⸗ ne frühere ausſchlaggebende Stellung verlo— ren hat, obwohl das Zentrum bei den Reichstagswahlen ſeine Stimmen⸗ und Mandatsziffern erhöhen konnte. Im Reichs⸗ tag und im preußiſchen Landtag ſind aber künftig einwandfreie Mehrheiten vorhanden ohne Rückſicht auf die Stellung, die das Zen⸗ trum einnehmen wird. Das Gleiche gilt für die Sozialdemokratie. Sie hat, rein zahlenmäßig geſehen, zwar nicht ſchlecht ab⸗ geſchnitten, aber durch das außerordentlich ſtarke Anſchwellen der NSDAP. iſt ſie par⸗ lamentariſch matt geſetzt. Auch die Kom⸗ muniſten haben mit 81 Mandaten eine noch recht beträchtliche Abgeordnetenzahl— es beſteht aber für ſie nicht mehr die Mög⸗ lichkeit, zuſammen mit den Sozialdemokraten eine Mehrheit zu bilden. So iſt auf der gan⸗ zen Linie ein Sieg de zr Rechten, alſo ein Sieg der Regierung feſtzuſtellen. Daß die kleineren Parteien— insbeſon⸗ dere die Parteien der bürgerlichen Mitte— dieſes Mal beſonders ſchlecht abſchneiden würden, war vorauszuſehen. Die Erwar⸗ tung hat nicht getrogen. Deutſche Volkspar⸗ tei, Deutſche Staatspartei, Evangeliſcher Volksdienſt und Deutſche Bauernpartei be⸗ deuten im Parlament praktiſch ſo gut wie nichts mehr. Nach den Andeutungen, 6 Regierungsmitglieder bereits im Verlaufe des Wahlkampfes gemacht worden ſind, wird die weitere Entwicklung dahin gehen, daß ſich die Reichsregierung vom neuen Reichs- tag, der ſobald wie möglich zuſammentreten ſoll, ein Ermächtigungsgeſetz wird bewilligen n dieſes Geſetz ſoll die Re⸗ gierung bevollmächtigen, in allgemein⸗poli⸗ kiſcher und in wirtſchaftspolitiſcher Hinſicht alle Maßnahmen zu treffen, die ſie für nö⸗ lig oder zweckmäßig hält, um die derzeitigen Notſtände zu überwinden. Die Reichsregug rung wird alſo nicht nötig haben, von Ja die ſeitens einiger Berlin, 7. März. Reichskanzler Adolf Hitler wurde am Montagmittag vom Reichspräſidenten emp— fangen zum Vortrag über die durch den Wahlausfall geſchaffene Lage. Am heutigen Dienskag um 16.15 Uhr findet zunächſt eine Miniſterbeſprechung ſtatt, an die ſich ein Kabinettsrat an- ſchließl. Es wird hierbei die Frage be⸗ handelt werden, wann dieſer neue Reichstag zuſammenkritl. Es ſleht noch immer der 22. März, der Geburtstag Wilhelms I., im Vordergrund. Wie bereits bekannt, wird die nungsſitzung des Reichstags in der Potsdamer Garniſonkirche ſtatt⸗ finden. Alterspräſident wird wiederum der 83 jährige nationalſozialiſtiſche Abg. Litz⸗ mann ſein, der übrigens auch der älteſte Abgeordnete des preußiſchen Landtags iſt und ſomit auch die Eröffnungsſitzung des neuen Preußenparlaments leiten wird. Ob die Arbeitstagung des Reichstags im Pots⸗ damer Exerzierhaus, dem ſogenannten„Lan⸗ gen Stall“ abgehalten werden kann, ſteht noch nicht feſt, da die Frage, ob ſich dieſer Raum zu parlamentariſchen Zwecken eignet oder umgeſtalten läßt, von den Sachverſtän— digen noch nicht entſchieden iſt. Das Reichskabinett wird ſich in ſeiner Dienskagsſitzung möglicherweiſe auch ſchon mit dem Ermächtigungsgeſetz be⸗ faſſen, das dem Reichskag vorgelegt wer⸗ den ſoll. Ob es ſich dabei um ein Geſetz, das mit einfacher Mehrheit angenom- men werden kann, oder um ein ſolches, das eine Zweidriktel⸗Mehrheit braucht, handelt, hängt naturgemäß von den Ab⸗ ſichten der Reichsregierung ab. Die Regierung wird ſich weiterhin nun auch mit außenpolitiſchen Fragen, insbeſondere mit der Lage in Genf zu beſchäftigen haben. Es muß darüber entſchieden werden, wel⸗ ſche Regierungsmitglieder ſich zu der Abrü⸗ ſtungskonferenz begeben ſollen. Mandatsſtärken und Mehrheitsverhältniſſe Nach den im Laufe des Reichswahlleiter eingelaufenen haben ſich in der Mandatsſtärke der Par⸗ teien gegenüber den erſten vorläufigen Nach⸗ richten nur geringfügige Aenderungen erge; Montag beim wie folgt zuſammen: NS DA p. 288 Abgeordnete(bisher 196), SPD. 120(121), 8D. 81(100). Zen frum 73(71), Schwarz- Weiß⸗Rot 92 (52), Bayer. Volkspartei 19(20), Staats- partei 5(2). Auch die verbundenen Li- ſten der Deutſchen Volkspartei, des Chriſtlich-Sozialen Volksdienſtes, der Bauernpartei und der Hannoveraner entfielen 8 Sitze, auf die Liſte des Würt⸗ ſemberg. Bauern- und Weingärtner- bundes enkfiel ein Mandak. Insgeſamt zählt der neue Reichstag ſomit 910 Aekontte Von dieſen ſtehen un be⸗ dingt hinter der Regierung. dis 288 Abgeordneten der NSDAP. und die 52 der Kampffront Schwarz⸗Weiß⸗Rot, zuſam⸗ men alſo mindeſtens 340 Abgeordnete.„Auch von den reſtlichen 307 Abgeordneten dürften der Regierung noch Stimmen zufallen. zu Fall die Zuſtimmung des Reichstags ein⸗ zuholen, ſondern ſie wird ohne parlamenta⸗ riſche Hemmungen arbeiten können. Damit ii e gegenüber allen ihren Vorgängerinnen im Vorteil, denn dieſe mußten immer dck⸗ rauf bedacht ſein, Mißtrauensvoten zu ent⸗ gehen und deraleichen. 1 Hitler beim Reichspräfident Eröff⸗ Meldungen ben. Der neue Reichstag ſetzt ſich demnach, enen Tagen kann jedoch eine Gewä r nicht übernommen werben Da die absolute Mehrheit 324 Stimmen beträgt, verfügt die Regierung mit ihren mindeſtens 340 Stimmen unker allen Umſtänden über ſie. Die Wahlbeteiligung war bekanntlich au⸗ gerordentlich groß: ſie betrug etwa 89 Pro⸗ zent. Die Verteilung der acht Mandate auf die Volkspartei, die Chriſtlich⸗Sozialen, die Deutſche Bauernpartei und Ne Hannove— raner erfolgt in der Geſtalt, daß die Volks—⸗ partei 2, dle Cheiſtlich⸗Sozialen 4, die Bau⸗ ernpartei 2 und Hannoveraner tein Mandat bekommen Hitler, Dr. Frick und Göring 36 mal, Dr. Hugenberg 26mal gewählt Durch das ſeit einigen Jahren üblich ge⸗ wordene Verfahren, namhafte Parteiführer überall als Spitzenkandidaten aufzuſtellen, iſt auch jetzt wieder eine große Zahl von Mit⸗ gliedern des neuen Reichstages vielmals ge⸗ wählt worden. Auf den nationalſozialiſtt⸗ ſchen Liſten ſtanden durchweg Reichskanzler Hitler und der Reichsminiſter Dr. Frick und Göring an der Spitze, ſo daß dieſe drei Abgeordnelen insge- ſamt 36 mal gewählt worden ſind, näm⸗ lich in den 35 Wahlkreiſen und einmal auf der Reichsliſte. Dr. Hugenberg wur⸗ de 26 mal gewählt. Der frühere Reichs- kanzler Dr. Brüning, der an der Spitze aller Jentrumsliſten ſtand, iſt außer auf dem Keichswahlvorſchlag des Jenkrums 21 mal auf Kreisliſten gewählt worden. Vizekanzler von Papen gilt auf dem Reichswahlvorſchlag der Kampffront Schwarz-⸗Weiß-Rot und in ſechs Kreiſen als gewählt. Reichsminiſter Seldke iſt auf dem Reichswahlvorſchlag und auf fünf Keichsliſten der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot zu einem Mandat gekommen. Auch bei den übrigen Parteien finden ſich Abgeordnete, denen zwei- oder dreimal ein Sitz im Reichstag angetragen worden iſt. Maßnahmen gegen die ſüddeutſchen Länder? In Kreiſen der Reichsregierung iſt man der Anſicht, daß die Klage der früheren Re— gierung Braun beim Staatsgerichtshof durch das Wahlergebnis hinfällig geworden ſei. Jedenfalls komme der Klage keine praktiſche Bedeutung mehr zu. Auf die Frage, ob irgendwelche Maß- nahmen gegen die ſüddeukſchen Regie- ngen in Ausſicht gene ſeiea, wird an zufländiger Reichsſtelle erklärt, das hänge von den ſüddeulſchen Ländern ſelbſt ab. In Hamburg hat die SA. bereits das Polizeipräſidium beſetzt, in men verlangt die NSDAP. den ſofortigen Rücktritt des Senats und Neuwahlen der Bürgerſchaft. Heſſenregierung für ſofortige Neuwahlen Amtlich wird aus Darmſtadt mitge— teilt:„Im Hinblick auf das Ergebnis der Reichstagswahlen hat die heſſiſche Staatsre— gierung an den Landtagspräſidenten das Er— ſuchen nach ſoforliger Einberufung des Landlages gerichtet mit dem Ankrag auf Auflöſung 91 Bre⸗ So iſt die innerpolitiſche Lage völlig ge- ge: klärt. die Reichsregierung hat vom ſamten Volke einen Vertrauens: beweis erhalten, wie noch keine Regie⸗ rung je zuvor. Es iſt nicht mehr nötig, aller⸗ lei Rechenexperimente über Koalitionsmög⸗ lichkeiten anzuſtellen. es iſt auch nicht mehr ö en— Heute Dienstag Kabinettsſtzung— Wann trilt der Reichstag zufſammen?— Die Zuſammenſetzung des neuen Reithsparlaments des heſſiſchen Landtages und ſoforkige Anberaumung von Neuwahlen. Für den Fall der Ablehnung des Antrages im Landtag iſt die Regierung entſchloſſen, auf Grund eines Volksbegehrens von ſich aus unverzüglich die Auflöſung und Neu— wahl des Landtages herbeizuführen, damit entſprechend einer wiederholt offiziell zum Ausdruck gebrachten Anſicht ſo raſch wie möglich auf verfaſſungsmäßiger Grundlage die Neubildung der Regierung des Volks— ſtaates Heſſen vollzogen werden kann.“ Börſe und Reichstagswahl Berliner Börſe reagierte am Montag auf den großen Wahlſieg der Regierung mit einer neuen ſlürmiſchen Aufwärks⸗ bewegung, die einheitlich alle Märkte umfaßzke. Im Vordergrund ſtanden JG-Farben-Aktien, die 5 vom Hundert höher bezahlt wurden. Auch die ſchweren Elektrowerte wurden 4 bis 6 vom Hundert höher umgeſetzt. Am Montanaktienmarkt waren die Kursſteige— rungen ebenfalls beträchtlich, da ſo gut wie kein Angebot vorlag. Eine Reihe von Wer⸗ ten konnte mit Kursgewinnen von 5 vom Hundert den pari-Kurs überſchreiten. Man bemerkte hauptſächlich Anlagekäufe, denen ſich die Spekulation mit Rückkäufen an⸗ ſchloß. Am Rentenmarkt waren die Anleihen kräftig befeſtigt. Die Die preuziſche Landtagswahl Zuſammenſetzung des neuen Landkags. Berlin, 7. März. Bei der Neuwahl des preußiſchen Land— tags ſtimmten insgeſamt 86,3 v. H. der Wahlberechtigten ab. Nach der amtlichen Feſtfetzung erhielten Mandate: NSDAP. 211 Sitze(bisher 162), SPD. 80(93), Staatspartei 3(2), KPD. 63(57), Zentrum 68(67), Kampffront Schwarz⸗Weiß⸗Rot 43 (31), Deutſche Volkspartei, Chriſtlich-Soz. Volksdienſt und Hannoveraner zuſammen 6 (10). Insgeſamt zählt der neue Reichstag 474 gegen bisher 423 Sitze. Miniſterpräſident v. Papen? Wie in preußiſchen parlamentariſchen Krei⸗ ſen verlautet, darf als ſicher angenommen werden, daß der preußiſche La Itag nach ſei⸗ ner konſtituierenden Sitzung die Neuwahl eines Miniſterpräſidenten auf die Tages⸗ ordnung ſetzen wird. Die Regierungsparteien, Nationalſozialiſten und Kampffront Schwarz⸗ weißrot verfügen nunmehr im preußiſchen Par⸗ lament über die erforderliche Mehrheit aller gewählten Abgeordneten, die ohne weiteres imſtande iſt, den Kandidaten dieſer Mehrheit zum Miniſterpräſidenten zu wählen. Ob Herr von Papen als Miniſterpräſident für Preußen in Frage kommt, ſteht im Augenblick noch nicht feſt, dürfte ſich aber in lürzeſter Friſt entſcheiden. Bisher iſt ein Termin für die erſte Land⸗ tagsſitzung noch nicht beſtimmt worden; man denkt an den 14. April, den Geburtstag Bis⸗ marcks, bis zu welchem Termin wohl auch der Landeswahlleiter in der Lage ſein wird, das amtliche, endgültige Ergebnis fertigzuſtel⸗ len. nötig, mit den Parteien und zwiſchen den Parteien zu verhandeln, ſondern es iſt von vornherein eine breite und tragfähige Re⸗ gierungsbaſis gegeben. Die Reichsregierung wird die nötige Handlungs- und Bewe⸗ gungsfreiheit haben. Sie kann ihren An⸗ kündigungen jetzt die Taten folgen laſſen. In lurzen Worten: Der Reichspräſident empfing am Montag Reichskanzler Adolf Hitler zum Vortrag über die durch die Wahlen geſchaffene Lage. Reichskabinett und preußiſche Regierung werden am heutigen Dienstag zu dem Wahl⸗ ergebnis Stellung nehmen. luf den öffentlichen Gebäuden zahlreicher Städte des Reiches iſt die Hakenkreuzfahne gehißt worden, u. a. in Karlsruhe, Darm⸗ tadt, Mannheim, Deſſau, Remſcheid, Wei⸗ mar und Kaſſel. Die Berliner Börſe reagierte auf den Wahlſieg der Reichsregierung mit einer ſtürmiſchen Aufwärtsbewegung. Der autonome Zoll für Eier iſt von 30 800 70 Mark je Doppelzentner erhöht wor⸗ den. ——— Parlamentskriſe in Wien Der öſterreichiſche Nationalrat ohne Präfiden Wien, 7. März. Zum erſten Mal in der Geſchichte des öſterreichiſchen Parlaments haben im Na⸗ tionalrat ſämtliche Präſidenten des Hauſes ihre Aemter niedergelegt, wo⸗ mit die Sitzung geſchloſſen wurde. Infolgedeſſen iſt niemand vorhanden, der nun nach den vorhandenen Beſtimmungen den Nationalrat wieder einberufen könnke. Was nun geſchehen wird, darüber iſt man ſich noch vollſtändig im Anklaren. Während auf der einen Seite die Auffaſſung verkrelen wird, daß nun der Bundespräſident den Na- tionalrat einberufen müßte, glaubt man auf der Rechten, jetzt müßte eben die Regierung ohne Parlament regieren. Es könnte aber auch ſein, daß damit die eigentlich ſchon längſt beſchloſſene Auflö⸗ ſung des Nationalrates zur Tat⸗ ſache wird und Neuwahlen ausgeſchrieben werden. Deutſche Tagesſchau Schutz für die deutſche Eier- und Käſe⸗ Erzeugung. Im„Reichsanzeiger“ wird eine Verord⸗ nung des Reichsfinanzminiſters und Reichs⸗ miniſters für Ernährung und Landwirtchaft veröffentlicht, durch die der autonome Zoll für Eier von 30 auf 70. Mark je Doppelzent⸗ ner erhöht wird. Gleichzeitig wird der Reichsminiſter der Finanzen ermächtigt, die Einfuhr von 30 000 Doppelzentner Hart⸗ käſe zum Zollſatz von 30 Mark auch noch nach der allgemeinen Käſezollerhöhung zuzu⸗ laſſen. Damit wird der vor der Wahl bereits angekündigte Schutz für die deutſche Eier⸗ und Käſe⸗Erzeugung geſchaffen. General von Stülpnagel geſtorben. In Berlin iſt am Montag der Vorſit⸗ zende des Reichskuratoriums für Jugender— tüchtigung, General a. D. Edwin von Stülpnagel geſtorben. Er war 1876 in Berlin geboren. Hervorgegangen aus dem 2. Garderegiment zu Fuß, kam er nach dem Beſuch der Kriegsakademie 1907 als Haupt⸗ mann in den Großen Generalſtab, dem er mit kurzer Unterbrechung bis 1919 ange⸗ hörte. Am Weltkrieg nahm er hauptſächlich an der Weſtfront zuerſt als Generalſtabs⸗ offizier der 16. Infanteriediviſion, dann als Chef des Generalſtabs des 3. Armeekorps und ſchließlich als Chef der Auslandsabtei⸗ lung der Oberſten Heeresleitung teil. Am 31. Oktober 1931 ſchied er mit dem Charakter eines Generals der Infanterie aus dem ak⸗ tiven Heeresdienſt aus. Schulfrei am 8. März in Preußen. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der Kommiſſar des Reiches für das preußiſche Miniſterium für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung anläßlich der ge⸗ ſchichtlichen Wende, die der überwältigende Wahlſieg der nationalen Front für Deutſchland bedeutet, verfügt, daß am ſämklichen ihm un⸗ terſtehenden Schulen Preußens am Mitt; 70171 den 8. März der Unterricht aus⸗ ällt. NSDDaq. fordert den ſofortigen Rücktritt der badiſchen Regierung. Der nationalſozialiſtiſche Gauleiter für Ba⸗ den, Walter Köhler, hat an das Staats miniſterium folgenden Brief gerichtet:„Ange⸗ ſichts der politiſchen Situation erwarte ich den ſofortigen Rücktritt der badiſchen Staatsre⸗ gierung und die Bildung einer neuen badi⸗ ſchen Regierung unter nationalſozialiſtiſchen Führung, entſprechend dem Ausgang der geſtri. gen Reichstagswahl“. Leipziger Frühiahrsmeſſe Beſuch und Verlauf befriedigend. Leipzig, 7. März. Es war vorauszuſehen, daß die diesjäh⸗ rige Meſſe nicht den Umfang haben würde, wie ihre Vorgängerin vor einem Jahr. Hat doch inzwiſchen eine ganz erhebliche Wirt⸗ ſchaftsſchrumpfung eingeſetzt, und gar man— che Firmen, die früher zu den ſtändigen Aus⸗ ſtellern gehörten, ſind von der Kriſe hinweg⸗ gewiſcht. Berückſichtigt man dieſe Tatſache, ſo erſcheint der Rückgang der Ausſteller um rund 1000 nicht erheblich. Auffallend iſt, daß an dieſem Rückgang das Ausland ſo gut wie gar nicht beteilig iſt. man wird nicht fehl gehen, wenn inan hieraus ſchließt, ß im Ausland die allge meine Wirtſchaftslage wieder opiimiſtiſch beurteilt wird. Mehr als 10 v. 9. der ge⸗ ſamten Ausſtellerſchaft rekrukiert ſich nun mehr aus dem Ausland. Nach den bisheri. gen Wahrnehmungen gehen die Ausländer anmeldungen aus Holland, Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Spanien nichl unerheblich über den Vorjahresſtand hinaus. Auch das In“ andsgeſchäft wird zu⸗ nächſt nicht ungünſtig beurteilt, da man von dem Geſichtspunkt ausgeht, daß ſich die Ueberzeugung allgemein durchgeſetzt hat, die Deflation ſef veendet Die natürliche Folge davon iſt, daß der Einzelhändler daran den— ken muß, ſeien ſo außerordentlich ſtark ge⸗ leerten Läger wieder aufzufüllen. Auslands-Rundſchan Wahlſonderzug in Oeſterreich von kommu- niſten angegriffen. Der Sonderzug Paſſau— Wien, der die öſterreichiſchen Reichsdeutſchen von der Wahl zurückbrachte, wurde in Scherding mit Steinen beworfen. Als in Wels der Zug längeren Aufenthalt hatte und die Rei⸗ ſenden ausſtiegen, kam es zu einem Streit mit Kommuniſten, in deren Verlauf ein Kommuniſt mit einem Meſſer zwei der Rei⸗ ſenden— es ſcheinen Nationalſozialiſten zu ſein— durch Stiche in den Bauch bzw. ins Geſäß ſchwer verletzte. Beide mußten ins Krankenhaus gebracht und einer Operation 1 werden. Der Täter wurde ver⸗ haftet. Wieder ein polniſcher Uebergriff. Wie von zuſtändiger Seite in War; ſchau verlautet, hat die polniſche Regierung nach Danzig eine größere Polizeiabtei⸗ lung entſandt, deren Stärke im Augenblich noch nicht zu ermitteln geweſen iſt. Dieſe Abteilung der polniſchen Staatspolizei ſoll die auf über 100 Mann beſtehende polniſche Militärwache auf der Weſternplatte im Dan ziger Hafen verſtärken. Politiſches Allerlei Berlin. Wie aus dem Reichsinnenminiſterium auf Anfrage mitgeteilt wird, trifft es nicht zu, daß der Reichsinnenminiſter eine Anord⸗ nung erlaſſen hat, nach der ſämtliche Rathäu⸗ ſer in Deutſchland mit der Hakenkreuzfahne zu beflaggen ſeien. Berlin. Reichspräſidenl von Hinden⸗ burg empfing am Montag den Reichsminiſter des Auswärtigen, von Neurath, zum Vor⸗ trag über die außenpolitiſche Lage. Berlin. An zuſtändiger Stelle wird beſtätigt, daß der frühere preußiſche Miniſterpräſident Braun am Samstag nach der Schweiz gefahren ſei, am Sonntag aber auf deutſchem Boden ſeiner Wahlpflicht Genüge getan hat. Braun ſei darauf wieder nach der Schweiz zu ſeiner kranken Frau gefahren. London. Nach einer Meldung aus Tokio beherrſchen die Japaner ſämtliche ſieben Tore der Großen Mauer. Ein weiteres Vorrücken ſei jedoch nicht beabſichtigt. Cermak geſtorben Ein Opfer des 5 1188 auf Präſident Nooſevelt. f Neuyork, 7. März. Wie aus Miami gemeldet wird, iſt der bei dem Anſchlag auf Rooſevelt ſchwer ver⸗ letzte Bürgermeiſter von Chicago, Cerma k, nunmehr geſtorben. Bereits am Sonn⸗ tag hatte ſich ſein Zuſtand von Stunde zu Stunde verſchlechtert. Er erkannte weder ſei⸗ ne Töchter noch die Verwandten. Bürgermeiſter Cermak war insbeſondere durch ſeinen energiſchen Kampf gegen das Verbrecher⸗ und Schmugglerunweſen in Chi. cago bekannt geworden. Erdmann Ullrichs WEGZUMZLTEL R O m a n vo n Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Käthe!“ Laudins Stimme rief ſie zurück. „Meine Tochter“, ſagte er zu den Damen.„Sie holt mich immer des Abends ab.“ Lotte lächelte. Grete v „Das finde ich rührend!“ Mädchen, das näherkam, die Hand hinſtreckend, ſagte ſie: „Ich bin erſtaunt darüber, wie groß Sie geworden ſind, Sie wich ihm aus. „Das wäre ja gleich.“ du denkſt.“ berührt. Sie haßte Streit. Und dem „An wen verpachtet, wenn ich fragen darf?“ „Dir wäre es nicht gleich; ich weiß recht gut, an wen „Kinder, laßt doch das Geplänkel!“ ſagte Lotte, peinlich Wie Grete es prophezeit hatte, der Eröffnungstag ver⸗ lief ohne ein geſchäftliches Ereignis. Nicht einmal die Tankſtation hatte man in Anſpruch genommen. Laudin ſagte, daß er es gar nicht anders erwartet hätte. Erdmann war ein bißchen bedrückt. Daß die Grete triumphieren würde, ärgerte ihn. Er arbeitete verdroſſen werden. kieſige Waffen und iſchechoſlowakiſche Ein Sonderbericht des„Daily Telegraf! meldet aus Le Creuſot von rieſigen Waf— beine Seht der franzöſiſchen Rüſtungs, rma Schneider nach Japan und anderen Staaten. Die franzöſiſchen Rüſtungsfirmen ſo meldet der Berichterſtatter, arbeiten Tag und Nacht für die größte Munitionserzeu— gung ſeit dem Weltkriege. Die Holchkiß⸗Werke ſenden Kanonen nach Thing, Japan, Rußland und Argentinien. Von Boulogne und Rouen gehen Maſchinen. gewehre nach Bolivien und Paraguay. In Le Creuſot ſind alle Werkſtätten, die gewöhn. lich Traktorenräder, Lokomokivräder, Schie. nen uſw. herſtellen, auf Munitionsherſtellung umgeſtellt worden. Einen ähnlichen Bericht erhält der„Daily Expreß“ aus Prag über die Tätigkeit der Skoda⸗Werke, wo ebenfalls Tag und Nacht Munition und Waffen herge. ſtellt würden. Gegenwärlig ſeien über 7000 Mann bort beſchäftigt gegenüber 4000 Mann vor einigen Monaten. Die Tſchechoſlowaleſ habe während der letzten Monake nicht nur gewiſſe europäiſche Staaten mit Waffen be. liefert, ſondern auch große Mengen nach den ſüdamerikaniſchen Staaten Bolivien, Equa. dor, Peru, Uruguay, Paraguay und nach dem Fernen Oſten geſandk. Die Waffenausfuhren nach den einzelnen Ländern werden nicht in den amtlichen Sta⸗ tiſtiken vermerkt, ſondern liefen unter dem allgemeinen Titel„Eiſen und andere Metall— waren“. Neues aus aller Welt Wegen 70 Mark ein Jahr Zuchthaus. Der 35 Jahre alte ehemalige Verwaltungsſekre⸗ tär beim Arbeitsamt Kempten, Joſef Förgg, wurde vom Landgericht wegen ſchwe⸗ rer Amtsunterſchlagung und Verbrechens der Urkundenfälſchung zu einem Jahre Zucht⸗ haus verurteilt. Förgg hat in drei Fällen auf zwei Zahlbogen Beträge in Höhe von 27.90 Mark doppelt gebucht und nur einmal ausbezahlt. Auch nahm er an Zahlbogen Radierungen vor.. Im Wohnwagen verbrannt. In der Nähe von Trier ging ein Wohnwagen in Flam⸗ men auf. Als das Feuer niedergebrannt war, fand man die völlig verkohlte Leiche eines Mannes, deſſen Perſonalien nicht feſt⸗ uſtellen waren. Man nimmt an, daß es der Beſitzer des Wagens war, der wahrſchein⸗ lich in unvorſichtiger Weiſe im Wagen mit Feuer hantiert hat.. Beim Anhören von Wahlergebniſſen er ſchoſſen. In der Nacht zum Monkag kam ez in der Krahnenſtraße in Trier zu einem blutigen Zwiſchenfall. In einer vor einem Lautſprecher verſammelten Gruppe, die ſich Wahlergebniſſe anhörte, wurde plötzlich ein Schuß abgegeben, der einen jungen Mann tödlich traf. Die näheren Umſtände der Tat werden von der Polizei noch geprüft. ein Leben!“ „Zehn Jahre weiter, dann helfe ich dir! Hier meine Hand darauf! In zehn Jahren bin ich ſchon was; dann trete ich bei dir ein. Dann ſchaffen wir beide zuſammen. So Seite an Seite.“ Er reckte ſich auf.„Männe, das wird „Sei mal ruhig, Hans!“„ „Einen alten Wagen verſchleudern iſt noch kein ge⸗ ſchäftlicher Erfolg“, ſagte Grete ſpitz. Erdmann war heute unverwundbar. „Nee, Grete, da haſt du recht— aber für den Anfang mitzunehmen. Daß einer die alte Karre kaufen würde, hätte ich nie erwartet. Muß ja auch ganz neu überholt Reparaturen müſſen natürlich extra bezahlt Letzte Nachrichten Anſchlag auf den Reichskanzler? München, 7. März. der Polizeibericht meldet: Zwei Kellner, die ſich im Arbeiksamf äber die Möglichkeit der Ermordung des Reichskanzlers unterhielten und diesbezüg che Verabredungen getroffen hauen, wur zen verhaftet und dem Amtsgericht zuge⸗ führl. Wegen Verbreitung hochverräteriſcher Schriften und Vorbereitung zum Hochverral wurden ſieben Perſonen feſtgenommen Hakenkreuzfahne auf dem Reichstagsgebände gehißt und wieder entfernt. Berlin, 7. März. Auf dem Nordoſtturm des Reichstagsgebäudes wurde am Montag nachmittag eine Hakenkreuzfahne gehißt. Die Fahne iſt, nachdem die Reichstagsverwaltung durch Anruf von dieſer Tatſache unterrichtet worden war, auf Veranlaſſung der Hausinſpek⸗ tion nach einiger Zeit wieder entfernt worden. Der ehemalige Berliner Polizewizepräſident Weiß unauffindbar. Berlin, 7. März. Wie der„Angriff“ mel⸗ det, wurde in der Nacht auf Montag eine umfangreiche Fahndung nach dem ehema⸗ ligen Polizeipräſidenten Bernhard Weiß durchgeführt. Es iſt jedoch bisher nicht ge⸗ lungen, ſeiner habhaft zu werden. Er habe am Sonntag gegen 20.30 Uhr ſeine Woh⸗ nung verlaſſen und ſei ſeitdem nicht mehr zurückgekehrt. Er müſſe ſich jedoch noch in Deutſchland befinden, da er ſeinen Paß nicht mitgenommen habe. Japan tritt aus dem Völterbund Tokio, 7. März. Wie mitgeteilt wird, bereitet das japa⸗ niſche Außenminiſterium die amtliche Erklä⸗ rung über den Austritt Japans aus dem Völkerbund vor. Die Erklärung wird dem Kabinett am 8. März vorgelegt und dann an den Geheimen Rat weitergeleitet werden. Man erwartet unter dieſen Umſtänden, daß die Auskrittserklärung am 20. März ar den Völkerbund gedrahtet werden wird. * Der Jenkralverein deutſcher Skaafsbürge! züdiſchen Glaubens in Thüringen verboker— Die Thüringer Regierung ha ſich veranlaßt geſehen, den Zentralvereit, deutſcher Staatsbürger jüdiſchen Glauben⸗ aufzulöſen und zu verbieten. Be⸗ gründet wird dieſer Schritt damit, daß der Tätigkeit dieſes Vereins zuzuſchreiben ſen, wenn das nationale Deutſchland, die natio⸗ nalen Führer und die Regierungen in einer un verantwortlichen, talmudiſtiſchen und un⸗ wahrhaftigen Weiſe, beſonders in der au⸗⸗ ländiſchen Preſſe, herabgeſetzt worden ſeier. Großer Fabrilbrand Wertvolle Maſchinen verbrannt. Köln, 7. März. In Sührt bei Köln brach in der Schis⸗ fabrik Reimann u. Horn ein Feuer ame, das ſich außerordentlich ſchnell ausbreitete. Die Feuerwehr war dem entfeſſelten Ele⸗ ment gegenüber zunächſt machtlos, zumal es an Waſſer mangelte. Die Kölner Feuerwehr mußte ſchließlich ein über 300 Meter langes Rohr an den Rhein leiten. Das Hauptge⸗ bäude, in dem ſich die Maſchinenſäle und das Fertiglager ſowie die Büroräume be⸗ fanden, wurde vollſtändig vernichtet. Auch die über 600 zum Teil aus Amerika eingeführten Spezialmaſchinen ſind zum größten Teil vernichtet. Im Lager brannten etwa 20 000 Damen-Luxusſchuhe. Der Scha. den wird auf nahezu 600 000 Mark geſchähl. iſt aber durch Verſicherung gedeckt. Gerelle⸗ werden konnten lediglich einige Nebenge Amerilas große Vanlenkriſe Bantſeiertage— Um den Goldſtandard— Ein Auftuf Nooſeyelts Waſhington, 7. März. Die ſchwere Kriſe im amerikaniſchen Bankenweſen dauert an. Sie wurde bekanntlich hervorgerufen, durch einen gro⸗ zen Anſturm auf die Banken. Beſonders die leinen Einleger wollten ihre Guthaben zu⸗ rückziehen. Präſident Rooſevelt hat jetzt„nationale Bankfeiertage“— alſo Bankenſchluß— bis Anſchließlich Donnerstag erklärt. Jür die dauer der Vankfeiertage wird Amerika praktiſch vom Goldſtandard abgehen, da die Jederal Reſervebanken während der Bank- feiertage keine Goldzertifikate in Gold ein- löſen. Die amerikaniſche Vanknotencorporgtion hat ſchon mit dem Drucken von Clea ring⸗ Haus⸗Scheinen begonnen, die anſtelle der Geldnoten benutzt werden ſollen, ſobald die Banken wieder eröffnet werdey. Dieſe Scheine werden in Einheiten von 1, 5, 10 und 20 Dollar gedruckt. Die Lithographen und Drucker haben den ganzen Sonntag hin⸗ durch gearbeitet, um die rechtzeitige Bereit⸗ ſtellung des Notgeldes zu ermöglichen. Kein dauernder Abgang vom Golbſtandard Schatzſekretär Woodin erklärte in einer Erläuterung. zum Erlaß Rooſevelts. Freiſpruch wegen ködlich verlaufener Be- ſtimmungsmenſur. Ende ds. Is. hatte der Student Janſſen als Angehöriger einer Göttinger Burſchenſchaft auf einer Be⸗ ſtimmungsmenſur eine Verletzung erlitten, an deren Folgen er geſtorben war. Der Ge⸗ genpaukant Janſſens bei dieſer unglücklichen Menſur ſtand nunmehr unter der Anklage der Körperverletzung mit tödlichem Ausgang infolge eines Zweikampfes vor dem Göttin⸗ ger Schöffengericht. Der Staatsanwalt be— antragte drei Monate Feſtung, doch das Ge— richt ſprach den Angeklagten frei. In der Ur⸗ teilsbegründung wurde auf den Unterſchied hingewieſen, der zwiſchen einer bei Anwen⸗ dung weitgehender Schutzmaßnahmen ledig⸗ lich zur Stählung des Körpers und Entwick— lung der Entſchlußkraft ausgefochtenen Be⸗ ſtimmungsmenſur und einem Duell beſteht. Lokomotive ins Meer geſtürzt. Bei Town (England) wurde ein längs der Küſte fah⸗ render Perſonenzug von einem Bergrutſch überraſcht. Die Lokomotive wurde von den herabſtürzenden Geſteinsmaſſen vom Zuge losgeriſſen und über die Klippen 20 m tief ins Meer geſchleudert, wo ſie ſofort unter⸗ ging. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden getötet. Die Erdbebenkataſtrophe Die amtliche Verluſtliſte.— 56 000 Menſchen obdachlos. Tokio, 7. März. Das japaniſche Innenminiſterium teilt mit, daß die amtliche Zählung der Opfer der letz⸗ ten Erdbeben⸗- und Sturmkataſtrophe noch nicht beendet iſt; 56 000 Menſchen ſind vollkommen ob- dachlos geworden. Die ſachlichen Schäden und Verluſte betra⸗ 1635 ungefähr 14 Millionen Yen(rund eben⸗ oviel Mark) Wie weiter verlautet, ſind bis⸗ 55 ſchon über 2000 Leichen geborgen wor— en. Einſchließlich der Vermißten betragen die Geſamiverluſtte 3000 Perſonen. 4600 Häuſer ſind vollkommen vernichlek, 9000 Häuſer ſtark beſchädigt worden. Der japaniſche Kaiſer hat eine Million Yen daß der Bankſeiertag rein ſtandiges Ab- gehen vom Goldſtandard bedeutet. Er glaube, daß der Tiefpunkt der Kriſe nunmehr erreicht ſei. Falls das amerikaniſche Volk zu ſeinem neuen Präſidenten Vertrauen habe, würde das Land die Kriſe ſchnell überwinden. Auf eine Frage erklärte Woodin, daß vorläufi⸗ noch ungewiß ſei, was nach dem Donnerstag geſchehen würde. Rundſunkrede Nooſevelts Präſident Rooſevelt erließ über alle Runfunkſender der Vereinigten Staaten ei nen Aufruf, in dem er„alle Frontſoldaten und gute Bürger der Vereinigten Staaten“ zum Kampf gegen die Wirt⸗ ſchaftsdepreſſion aufruft. Dieſer Kampf erfordere Opfer- und Dienſt⸗ bereitſchaft. Die Anforderungen dieſes Kampfes im Frieden ſeien nicht weniger groß und ernſt als die Anforderungen wäh · rend des Krieges. Man ſolle nicht glauben, daß ſich die kriegeriſchen Tugenden von de⸗ nen der Friedenszeiten unterſcheiden. Zum Schluß ſeiner Rundfunkrede forder⸗ te Rooſevelt zur Zuſammenfaſſung aller Kräfte zur Wiederherſtellung der Volks⸗ wohlfahrt auf. Präſident Rooſevelt hat den Kongreß— das Parlament der USA.— auf Donnerstag mittag einberufen. Reiſewinle von 100 Jahren Der„Paſſagier“, ein Reiſehandbuch für je⸗ dermann alls dem Jahre 1811, gewährt ei⸗ nen wertvollen Einblick in das Reiſeleben, wie es ſich unſeren Urgroßeltern vor hundert Jahre darbot. Ein beſonderer Abſatz des Buches warnt, wie Hans Werner Ludwig in der Zeitſchrift„Die Jugendherberge“ mit⸗ teilt, vor dem damals anſcheinend üblichen Annehmen falſcher Namen auf der Reiſe: „In welchem Lande man auch reiſe, gebe man ſich nie aus kindiſchem Muthwillen in einer Stadt oder am Thor einen fremden Namen. Dies iſt das leichteſte Mittel, ſich Verdruß zuzuziehen, wo Policey und Thor— wachen ſich nicht gern äffen laſſen.“ Ein lan⸗ ges Kapitel iſt der Bewaffnung der Reiſen⸗ den gewidmet, in dem es u. a. heißt:„Piſto— len mit doppelten Läufen— zumal wenn beyde Läufe nebeneinander ſind, daß man nicht nötig hat, die Piſtole umzukehren— ſind die beſten Waffen zur Verteidigung ei⸗ nes Reiſenden. Es macht den Angreifer ſtutziger, wenn man ihm zwei Läufe entge— enhält; denn ſollte auch der eine verſagen, fo iſt es doch nicht wahrſcheinlich, daß der andere ein nämliches thun werde.“ i Zu den Notwendigkeiten, die kein Reiſen⸗ der vergeſſen foll, gehört auch ein feſtes Schraubſchloß oder kleine Nachtriegel in Ge⸗ ſtalt eines Kreuzes; ſie laſſen ſich beinahe an allen Thüren anſchrauben. Es verſteht ſich, daß man nicht eher als an verdächtigen Oertern, in abgelegenen Wirtshäuſern uſw. ſich ihrer bediene; denn da die Thüren immer Merkmale davon behalten, ſo ſehen es die Wirte ſelten gern, und es iſt überhaupt ein ſchlechtes Kompliment, das man der Sicher⸗ heit ihres Hauſes macht.“ Beim Aufenthalt in Gaſthäuſern wird ge⸗ raten, ſtets geräumige Zimmer zu wählen, ſie gut durchzulüften und mit Räucherwerk auszuräuchern; dasſelbe gilt für die getrage⸗ nen Kleider und für die Gaſthausbetten. Für mitgenommene Reiſebetten wird die ptak⸗ tiſche Erfindung einer vornehmen Englän— derin geprieſen, die die Füße hres eiſernen Bettgeſtells in kleine blecherne, mit Waſſer gefüllte Eimerchen ſetzen ließ,„wodurch dem Ungeziefer alle Communication abgeſchnitten ſeit ich Sie nicht ſah!“ „Es ſind drei Jahre her, gnädige Frau.“ Sie machte einen Knix und reichte Grete die Hand. Wie hübſch das Mädel war! Lottes Blick ruhte bewundernd auf dem feinen Geſicht mit dem gebogenen Näschen und den großen dunklen Augen.. „Was betreiben Sie jetzt?— Sind Sie fertig mit der Schule?“ „Ja, gnädige Frau, ich bereite mich darauf vor, Muſik zu ſtudieren. Ob es aber zum Studium kommen wird— ich ahne es nicht.“ Sie ſtre' des Vaters Geſicht mit einem lächelnden Blick. „Na, alen mal ſehen“, ſagte er.„Wollen wir die Damen nicht ſolange aufhalten— wenn es Ihnen recht iſt, gnädige Frau, will ich Ihnen ein Auto beſorgen. Wir müſſen zum Wilhelmplatz; da ſtehen immer welche.“ Lotte dankte ihm. Als man im Auto ſaß, ſagte Erdmann:„Na, ich bin geſpannt, wie ſich morgen unſer Betrieb anlaſſen wird?“ Grete lachte kurz auf. „Das kann ich dir ganz genau ſagen: lahm. Wenn es hoch kommt, wird man neu auffüllen bei euch. Dafür muß ſechs Leuten der Lohn gezahlt werden— ach, was ſage ich: Laubins Lohn, der gar nicht knapp iſt, kommt ja noch hinzu. Eine elende Pleite wird es! Ich, an Mamas Stelle, wäre nicht auf deinen Vorſchlag eingegangen. Verpachtet hätte ich die ganze Geſchichte.“ Erdmann beugte ſich zu ihr, ſuchte in der Dunkelheit des Wagens ihren Blick. bis zum ſpäten Abend. Den Weg von der Charlotten⸗ burger Chauſſee bis in die Bismarckſtraße legte er zu Fuß zurück. Abſichtlich langſam machte er ihn. Es graute ihm davor, Mutter und Schweſter die Ergebnisloſigkeit des erſten Geſchäftstages zu melden. Das Mädchen empfing ihn mit der Nachricht, daß die Damen in der Oper ſeien. Erdmann empfand ihre Ab⸗ weſenheit erleichtert. Sein Bruder Hans, mit dem er ſein Schlafzimmer teilte, war noch wach, als er es betrat. „Nun, Männe, wie war es?“ fragte er. „Nichts war— gar nichts!“ Der Junge, die Ellbogen in die Kiſſen geſtemmt, ſah ihn erſchrocken an. „O jeh, Männe, was wird werden? Am Ende wird die Kiſte noch ſchief gehen! Was meinſt du?“ „J wo! Man konnte doch nicht erwarten, daß gleich am erſten Tage Aufträge kämen.“ 5 Der Vierzehnjährige nickte verſtändnisvoll. Am folgenden Morgen ſchlich Erdmann ſich aus dem Hauſe, als alle noch ſchliefen. Am Abend betrat er freudeſtrahlenden Geſichts das Wohnzimmer. Seine Mutter und Geſchwiſter ſaßen un den runden Tiſch. Sie ſahen zu ihm auf. In ihren Mienen war ſpannungsvolle Erwartung. Und wie geſtern klang ihm Hans'„Na, was war?“ entgegen. „Wir haben einen Wagen verkauft— den alten Stude⸗ backer. Was ſagt ihr dazu?“ Hans brüllte:„Fein, Erdmann, Männe, du biſt ein Teufelskerl!“ Er umſchlang den Hals des Bruders. werden.“ f „Was hat der Wagen eingebracht?“ fragte Lotte. „Eintauſendzweihundert, Mutter!“ Sie nickte vor ſich hin.„Den Preis finde ich gar nicht ſchlecht.“ „Hoffentlich zahlt der Mann auch!“ ſagte Grete. „Prompt! Fünfhundert hat er gleich heute angezahlt.“ Er nahm ſeine Brieftaſche aus der Bruſttaſche heraus, entnahm ihr die fünfhundert Mark und legte ſie vor der Mutter auf den Tiſch. „Das Handgeld, Mutter.“ Sie lächelte zu ihm auf, rührte das Geld aber nicht an. „Schließe es in meinen Schreibtiſch ein, Männe!“ „Kannſt mir gleich zweihundert Mark davon geben für mein Kleid!“ ſagte Grete. Erdmann ſchüttelte den Kopf. „Das bleibt vorläufig fürs Geſchäft; man darf es nicht vergeuden.“ 5 Die Mutter gab ihm recht. Wenn es nicht eingenommen wäre, hätte man auch auskommen müſſen. Grete warf den Kopf zurück. Hans ſagte zu Erdmann:„Mama und Grete fahren am Mittwoch nach Dresden. Der Verband ausländiſcher Stu⸗ dierender an der Techniſchen Hochſchule Dresden ver⸗ anſtaltet einen Ausländerball. Dazu iſt Mama und Grete eingeladen.“ „Von wem?“ fragte Erdmann. Die Mutter überhörte abſichtlich die direkte Frage, und ſagte:„Wir fahren mit Schraders zuſammen nach Dresden. Hätteſt du nicht Luſt mitzukommen?“(Fortſ. folgt.) bäude. für die Notleidenden zur Verfügung geſtellt. würde Ganz gleich, welche Art Kaffee Sie verwenden, ob Sohnenkaffee, Malzkaffee oder einfachen, gewöhnlichen Setreidekaffee, wie er aus dem Sack oder aus der Schub— lade zugewogen wird,— Mühlen franek, dent ee gut. Schon die gute Kaffeewürze, tut ein kleiner Juſatz ſtärkt und belebt Geschmack, duft und Farbe jedes Kaffees. Mit Mühlen Franck gewürzt, ergibt Ihr Kaffee mehr Taſſen als bisher. Sie ſparen alſo! Aus der Heimat Gedenktage 7. März. 1792 Der engliſche Aſtronom Sir John Her⸗ ſchel in Slough geboren. f 1829 Der Afrikareiſende Eduard Vogel in Krefeld geboren. 3 1850 Thomas Garrigue Maſaryk, Präſident der tſchechoſlowakiſchen Republik, in Göding(Mähren) geboren. 7 1922 Der Mediziner Karl Ludwig Schleich in Sarow-Pieskow geſtorben. 5 1932 Der franzöſiſche Staatsmann Ariſtide Briand in Paris geſtorben. Sonnenaufg. 6.34 Sonnenunterg. 17.49 Mondunterg. 4.58 Mondaufg. 11.54. Achtung vor Weidenkätzchen Zu den erſten Erſcheinungen des Frühlings gehören die Weidenkätzchen. Sie ſpielen als die wichtigſten und erſten Pollenträger im Frühjahr im Haushalt der Natur eine ent ſcheidende Rolle als Bienen-Nahrung. Leider fallen ſie unverantwortlicher Weiſe in großer Mengen menſchlichem Zerſtörungstriebe zum Opfer. Dieſes Verfahren iſt volkswirtſchaft lich ſchädlich und verrät wenig Achtung von der Natur. Es ergeht daher an die Oeffent' lichkeit die herzliche und ernſte Bitte, ſich des Abreißens oder Abſchneidens von Weiden kätzchen im Intereſſe der Allgemeinheit zu enthalten. Unberechtigtes Abreißen oder Abſchneider von Weidenkätzchen iſt zudem ſtrafbar. Der Handel mit Weidenkätzchen, auch wenn ſit rechtmäßig erworben ſind, iſt nur auf Grund von Ausweiſen möglich. Die Polizeibehör⸗ den ſind angewieſen, dieſen Vorſchriften nach drücklichſt Geltung zu verſchaffen. Es darf jedoch erhofft werden, daß jeder aus eigenem Veranwortungsgefühl ohne behördliche Zwangsmaßnahmen ein unzuläſſiges, natur⸗ ſchändendes und ſchädliches Abreißen von Weidenkätzchen unterläßt. 1 * Bezahlt den Handwerker. Wer Einblick in das Schuldnerkonto eines Handwerksmei⸗ ſters hat, der findet unter den ſäumigen Zah⸗ lern häufig Namen der beſten und zahlungs⸗ fähigſten Kreiſe. Der einzelne Geſchäftsinhaber ſcheut ſich naturgemäß, dieſe Kunden energiſch zu mahnen, weil er ſie zu verlieren fürchtet, obwohl er ſelbſt das Geld dringend zur Be⸗ zahlung ſeiner Lieferanten und ſeiner ſteuer⸗ lichen und ſozialen Pflichten benötigt. Im Na⸗ men aller Gewerbetreibenden ergeht an die Käuferſchaft die ernſte Bitte: Zahlen Sie Ihre Handwerkerrechnungen ſofort nach Empfang der Ware! Beſonders gilt dieſe Mahnung denjenigen Damen der Geſellſchaft, die ſich nicht ſcheuen, oft monatelang Kredite bei klei⸗ nen Gewerbetreibenden in Anſpruch zu neh— men. Wir müſſen wieder zu den geſunden Grundſätzen der Barzahlung zurückkommen und deswegen wird die Bitte um prompte Bezah⸗ lung der Handwerkerrechnungen ausgeſprochen. ** Die Sich rizeit im Poſtpakelverkehr Die Sicherheit im Poſtpakeiverkehr hat er⸗ freulicherweiſe in den letzten Jahren ſtändig zugenommen. Die Geſamtzahl der Verluſte und Beraubungen war auf eine Million Poſtpakete im Jahre 1913: 81,3, im Jahre 1919: 3320,5, 1923: 847,3, und bei der letzten Statiſtik nur noch 45,9 im letzten Jahre. Die verhältnismäßig hohen Verluſtzahlen der er⸗ ſten Nachkriegsjahre ſind auf die allgemeine Unſicherheit und die Beſchäftigung zahlreicher Hilfskräfte zurückzuführen. Seit 1919 iſt in⸗ folge verſchärfter Ueberwachung des Betrie⸗ bes ein ſtändiges Sinken der Zahlen der Verluſte und Beraubungen unter den Stand der Vorkriegszeit feſtzuſtellen. Wetterbericht Wettervotherſage: Milde, meiſt heiter, ſchwache Winde, ſtellenweiſe leichte Nieder⸗ ſchläge. SCHOUTZZ MARKE