Lokales Sterbetafel. Geſtern Vormittag ver⸗ ſtarb im Mannheimer Krankenhaus nach erfolgte Operation Frau Agnes Müller geb. Beyer im Alter von 54 Jahren. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch Nachmittag 4 Uhr vom Trauerhauſe, Holzſtraße 21 aus, ſtatt. * Eine Gemeinderatsſitzung mit ſehr wichtiger Tagesordnung findet heute Diens⸗ tag Abend im Sitzungsſaale des Rathauſes ſtatt. » Die Bettelprinzeſſin. Wie wir bereits hörten, führt die Operetten- u. Theater- geſellſchaft Viernheim, am Sonntag, den 12. März 1933, abends 8 Uhr im Kaiſerhofſaale dieſes wunderſchöne Schauſpiel mit Geſang in 4 Akten von W. A. Pannek, Muſik von Max Vogel, auf. Die Operetten- und Theatergeſell⸗ ſchaft hat keine Unkoſten geſcheut um dieſem Stück eine ſchöne Bühnenausſtattung zu bewerk⸗ ſtelligen. Herr Adam Englert der Bühnendeko⸗ rator hat ſein ganzes Können eingeſetzt, um die Bühne zu einem wirklich reizenden Bild umzu⸗ geſtalten. Fabelhaft hat dieſer Bühnenmaler⸗ künſtler alles in Wirklichkeit umgeſetzt. Auch dem Schriftſteller W. A. Pannek hat dieſer ſehr intereſſante Stoff Anlaß zu einem ganz hervor- ragenden Schauſpiel gegeben, das in ſeinen teils ſtimmungsvollen, teils dramatiſchen Szenen die größten Wirkungen auslöſt. Eine Anzahl Lie- dertexte ſind in die außerordentliche bewegte Handlung eingeſtreut, die dem Stücke etwas wunderbar Anziehendes geben, Lieder, die in ihrer volkstümlichen Sprache von Freud u. Leid künden und ſehr zu Herzen gehen. Die Ver— tonung der Lieder ſtellte den bekannten Kompo— niſten Max Vogel vor eine ſeiner ſchönſten Aufgaben, die er in feinſinniger Anpaſſung an den Text in reizenden Melodien löſte. Auch das Spielerenſemble iſt aus den beſten Vereins- kräften zuſammengeſtellt und verſpricht dem Pu— blikum einen genußreichen Abend zu verleben. Wir können den Beſuch dieſer Vorſtellung nur empfehlen.(Näheres ſiehe Plakate in den Schau— fenſtern.) Höhe des Krankengeldes der Arbeitsloſen. Nach 8 120 des Geſetzes über Arbeits- loſenverſicherung erhält der Arbeitsloſe Kranken- geld in gleicher Höhe, als er Arbeitsloſenunter— ſtützung erhalten würde, wenn er nicht Arbeits- unfähig krank wäre. Durch die Verordnung vom 16. 6. 1932 iſt die Bezugsdauer der Arbeits ⸗ loſenunterſtützung auf 36 Tage feſtgeſetzt worden. Weitere Unterſtützung wird nur gewährt, wenn der Arbeitsloſe als hilfsbedürſtig anerkannt wird. Für die Prüfung der Hilfsbedürftigkeit gelten die Vorſchriften der Kriſenfürſorge. Der Reichsarbeitsminiſter hat durch Be⸗ ſcheid vom 12. 11. 1932(Reichsarbeitsblatt 1. S. 248) zum Ausdruck gebracht, daß dem Arbeitsloſen im Falle der Arbeitsunfähigkeit Krankengeld in Höhe der Arbeitsloſenunterſtützung nur ſolange zuſteht, als die Bezugszeit der Ar- beitsloſenunterſtützung und des Krankengeldes zuſammen die geſetzliche Höchſtdauer von 36 Tagen nicht überſchreitet. Nach dieſer Zeit kann der Arbeitsloſe Krankengeld nur in Höhe desjenigen Unterſtützungsbetrages erhalten, der ſich nach Prüfung der Hilfsbedürftigkeit ergibt. Den arbeitsunfähigen Arbeitsloſen iſt, ſo⸗ weit ſie vor der Erkrankung noch im Bezug von Arbeitsloſenunterſtützuug(Alu) geſtanden haben, zu empfehlen, ſofort bei ihrem zuſtändigen Ar- beitsamt die Prüfung ihrer Hilfsbedürftigkeit zu beantragen, damit beim Ablauf des Anſpruchs auf Arbeitsloſenunterſtützung eine Unterbrechung in der Krankengeldgewährung nicht eintritt. Waldſportplatz. Sportvergg. Amieitia— Mundenheim 42 2.— Heddesheim 1. 1:2 5 1 3.— Kleinhauſen 1. 3:0 5„A! Jug.— Ilvesheim 1Jg. 2:0 Das Spiel begann wirklich hübſch. Groß wurden die Angriffe aufgezogen und im Hand— umdrehen lagen die Grünen mit 4:0 in Führung. Das war das Ergebnis des weitgezogenen Flü— gelſpieles und ſchneller Ballabgabe. Die Ma— ſchine lief ſo, daß man annehmen konnte, es käme eine hohe Niederlage für Mundenheim. Dies erwachte aber, d. h. ſeine Läuferreihe wurde beſſer und ſchneller als man glaubte, war der Ball zweimal in den Viernheimer Maſchen. Der Viernheimer Sturm verlor den Zuſammenhalt und daher wurden auch keine Er— ſolge mehr erzielt. Die 2. Mannſchaft ſpielte in Heddesheim gegen die Liga der Fortunen und mußte eine knappe 1:2 Niederlage hinnehmen, die dem Sturm zu verdanken war, da er ſich nicht zu Torſchüſſen aufraffen konnte. Von dieſem Uebel abgeſehen, war die Partie ganz gut. Die 3. Mannſchaft überfuhr die 1. Mann- ſchaft der Kleinhauſener ſicher und glatt mit I 77 3:0. Hier ſchob man eine wahre Ewigkeit den Ball hin und her, anſtatt ihn in das Tor zu befördern. Der Tormann(Trollo genannt) hielt übrigens einen Elfer prachtvoll. Die 1. Jugend holte in Ilvesheim einen ſicheren 210⸗Sieg und ſteht damit ungeſchlagen an erſter Stelle, die hoffentlich auch behalten wird. 5 Bekanntmachung. Betr.: Anmeldung zum Tabakbau für 1933. Wir machen darauf aufmerkſam, daß die Anmeldungen zum Tabakbau für der Jahr 1933 bis ſpäteſtens Samstag, den 11. ds. Mts. mittags 12 Uhr bei uns, Zimmer 21, zu machen ſind. Die hierzu erforderlichen Fragebogen werden zum Selbſtkoſtenpreis auf unſeremBüro abgegeben. Viernheim, den 7. März 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. Lamberth. Heidelberg, 7. März. Am Samstag nach⸗ mittag geriet ein aus Richtung Eberbach kom⸗ mender, von dem Kaufmann Meyerhöfer aus Heidelberg geſteuerter Perſonenwagen oberhalb Hirſchhorn aus noch unbekannter Urſache ins Schleudern und fuhr mit voller Gewalt gegen die Stützmauer der Eiſenbahn. Während der Fahrer nur geringfügige Verletzungen davon— trug, erlitt der Mitfahrer Joſef Engeſſer aue Heidelberg, Vertreter des Molkereiverbandes Kempten(Allgäu) einen ſchweren doppelten Schädelbruch, an deſſen Folgen er bald nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus verſtarb. a Mannheim, 7. März.(Gefängnis als Wahlbezirk). Auf Drängen der politiſchen Gefangenen wurde noch am Sonntag nach⸗ mittag das Mannheimer Bezirksgefängnis zum eigenen Stimmbezirk erklärt. 50 Gefangene durften ihr Wahlrecht ausüben, davon wählten 1 nationalfſozialiſtiſch, 1 ſozialdemokratiſch und 48 kommuniſtiſch. Mannheim, 7. März.(Erwin Eckert in Schutzhaft). Wie die„Volksſtimme“ erfährt, wurde der ehemalige Pfarrer Eckert am 2. März in Düſſeldorf in ſeiner Wohnung in Schutzhaft genommen. Damit ſind die ver⸗ ſchiedenen Gerüchte, die wiſſen wollten, der Kommuniſt Eckert ſei von verſchiedenen poli⸗ tiſchen Gegnern erſchoſſen oder ſchwer verwun— det worden, als unrichtig erwieſen. Heidelberg, 7. März.(Eine Frau überfahren.) In der Hauptſtraße wurde bei der Großen Mantelgaſſe eine Frau beim Ueberqueren des Fahrdamms überfahren. Sie erlitt ſchwere Verletzungen am Kopfe. Dr. Landmann teitt in den Ruheſtand. Frankfurt a. M., 7. März. Oberbürger⸗ meiſter Dr. Landmann erreicht in dieſem Jahre die geſetzliche ee und wird daher ſpä⸗ teſtens bis 1. Oktober 1933 in den geſetzlichen Ruheſtand treten. Oberbürgermeiſter Land⸗ mann gehört der Staatsparbei an. Halenkreuzfahne auf dem Heſſiſchen Landtag. Auf Anordnung des Landtagspräſidenten Werner, der Nationalſozialiſt iſt, wurde am Montag auf dem Gebäude des Heſſiſchen Land⸗ tags in Darmſtadt eine Hakenkreuzfahne ge⸗ hißt. Anſammlungen von Nationalſozialiſten auf dem Platz vor dem Landtagsgebäude wurden von der Polizei zerſtreut. * Darmſtadt, 7. März.(Aus dem Ge⸗ richtsſaal.) Die Große Strafkammer ver⸗ handelte gegen einen Journaliſten aus Frank⸗ furt wegen fahrläſſiger Körperverletzung. Der Angeklagte hatte im Oktober v. J. an einem Sonntag abend auf der Seligenſtädter Chauſ⸗ ſee einen Zuſammenſtoß mit einem Radfah⸗ rer, der ſofort tot war. Nach den Ausſagen des Angeklagten iſt ihm der Mann, der übri⸗ gens geiſtig nicht normal war, direkt ins Auto gefahren. Das Gericht ſieht jedoch auch ein Verſchulden des Angeklagten darin, daß er beim Abblenden nicht auch abbremſte und er⸗ kennt anſtelle einer an ſich verwirkten Gefäng⸗ nisſtrafe von einem Monat auf eine Geldſtrafe 210 Mark. Groß⸗Zimmern, 7. März.(Uufgeklärte Einbrüche und Diebſtähle.) In der letzten Zeit wurden hier verſchiedentlich Ein brüche und Diebſtähle begangen, die jetzt ihre Aufklärung fanden. U. a. iſt dabei auch der Diebſtahl einer Partie Schuhe aufgeklärt wor— den. Die Täter, ein 35jähriger Weißbinder, ein 20jähriger Weißbinder, ein 20jähriger Schreiner und zwei Ehefrauen im Alter von 37 und 30 Jahren, alle in Groß-Zimmern wohnhaft, kamen in Unterſuchungshaft. Langen, 7. März.(Reue Diphtherie erkrankungen?) Nach Blättermeldungen ſind durch das Kreisſchulamt drei Schulen geſchloſſen worden, weil— wie im Januar— wieder eine Reihe von Kinder an Diphtherie erkrankt ſind. Zur Feſtſtellung der Bazillen— träger ſollen ſämtliche Kinder unterſucht wer— den— Bei amtlicher Stelle war noch nichts über die Erkrankungen zu erfahren. Hammelbach 7. März.(Brandſtif⸗ tung?) Vermutlich durch Brandſtiftung ge— riet das Anweſen des Landwirts Hch. Schmitt 2. in Brand. Die Scheune wurde ein Raub n das Wohnhaus iſt ſtark beſchä⸗ 1. 7 Gott, dem Allmächtigen hat es in ſeinem unerforſchlichen Ratſchluße gefallen, geſtern vormittag unſere liebe Mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante, Frau Agnes Müller geb. Beyer im Mannheimer Krankenhaus nach kurzer ſchwerer Krankheit, wohlvorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbeſakramente, im Alter von 54 Jahren, zu ſich in die Ewigkeit abzurufen. Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſere liebe Verſtor— bene. Viernheim, den 7. Mäz 1933. Die fleftrauernden Hinterbliebenen. Tabausamen abzuholen! Tabakpauverein d 2 Zimmer und Küche mit Zubehör per ſofort zu vermieten. Joſef Weidner Tivoli 9 Cb. Die Beerdigung findet morgen Mittwoch nachm. 4 Uhr, vom Trauerhauſe, Holzſtraße 21 aus, ſtatt. Milehziege zu verkaufen. Waſſerſtraße 69 Komplette h g G dunglnps- u. Jangmänggrograim (Mar. Jünglingssodäalität) F Dienstag, den 7. März, abends 9 Uhr im Löwen Verſammlung des Jungmännerbundes mit Vortrag. Thema:„Tut ench Amon“, ein ägyptiſches Königsgrab. Lichtbildervortrag v. Herrn Lehrer Müller. Um recht zahlreichen Beſuch bittet A Der Präfekt: Weidner. Alte Zeitungen zum Einschlagen u. zum Taperleren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. Laden- Einrichtung für Spezereigeſchäft be⸗ ſonders geeignet zu verkaufen. Schriftliche Angebote an den Verlag erbeten. Friſchmelkende und i trächtige Ziegen zu verkaufen. Andreas Mayer Lor ſch(Heſſen) Mittelſtraße 2. Dreharbeiten n Reparaturen an Maschinen, Fahrräder u. Nahmaschinen — von Werkzeugen Schleifen brust und Gewerbe bel Ellllgster. Berechnung. Valentin Froschauer Bismarckstraße 48. worden 1a. hohlgeschlif.- Scheeren fon und ff. 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Dienstag: Platztraining für die oberen Fuß— ballmannſchaften 4—6 Uhr Training der Schüler. 8-10 Uhr Turnſtunde. ſchaften. 2—9 Uhr für die 2. Abtlg Schülerinnen. 3— 4 der Sporthalle. Donnerstag: 5— 7 Uhr Schülerturnſtunde und Schülertraining. 29—10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde 1/9 Uhr Spielausſchußſitzung im Eichbaum. Freitag: Platztraining für Jugendmannſchaften, 9—10 Uhr Turnſtunde(alles erſcheinen) N. B. Diejenigen Spieler, die noch nicht im Be⸗— ſitze der Paßmarke 1933 ſind, wer⸗ den aufgefordert, dieſelben im Laufe dieſer Woche zu bezahlen. Auch wird an die Vergünſtigung betr. Verſicherungsmarke erinnert. Selbstrasierer verwenden 5 10 Sieh Anstandstost kurüchnanme talls nicht Tufrieden! ferner empfehle Raſierſeife Raſierpinſel 5 Alaunſtein⸗ f urs gelen und Nala gernbeiner Auel ger Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mt fre ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Geſchaͤftsſtelle u. von äämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Fa 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit Sen 9 5 Für die Aufnahme rankſurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kan jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden * (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger-Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Axtikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Mittwoch, den 8. März 1933 Nummer 57 50. Jahrgang Kath. Jugend Viernheim 1 Mittwoch: Platztraining für die Handballmann⸗ b N 95 5 5 , 7 1 5 11„ 9 Die Auswirkungen der Wah Konferenz beim Reichspräſidenten— Sitzung des Reichslabinetts— Nächſte Wothe endgültiges Wahlergebnis— Für Schwarz⸗Weiß⸗Not als Neichsfarben Berlin, 8. März. nalen Einigung geſtellt und damit die Eni⸗ Am Dienstag fanden die erſten Beratun⸗ ſcheidung des Herrn Reichspräſidenten vom gen der amtlichen Stellen über die Aus: 30. Januar bekräftigt hat, iſt es der Wunſch wirkungen der Reichstagswahl weiteſter Volkskreiſe, daß dieſem gewaltigen ſtatt. Am Vormittag empfing Reichspräſi⸗ Umſchwung der politiſchen Verhältniſſe auch dent von Hindenburg den Reichskanz' in den äußeren Symbolen der Reichsgewalt ler Hitler, den Vizekanzler von Papen, Rechnung getragen wird. Reichsminiſter des Innern Dr. Frick, Im Sinne dieſer Auffaſſung richte ich an Reichswehrminiſter Freiherrn van Sie, ſehr verehrter Herr Reichskanzler, Blomberg und Reichsminiſter und die Bitle, für den Dienſtbereich des Rei- Reichstagspräſident Göring zu einer ge⸗ ches Anordnungen zu kreffen, die— un⸗ 8 meinſamen Beſprechung der politiſchen Lage beſchadet der noch zu kreffenden formal⸗ Rhein, in Baden und Bayern. Dort hat die[Es dürfte ſich bei dieſer Beſprechung im we⸗ rechtlichen Aenderungen bisheriger Be- NSA. ihre Poſition mächtig gestärkt.] ſentlichen um die Eröffnung und die Form ſtimmungen der Reichsverfaſſung—ſchon trotzdem hat ſich ſowohl das Zentrum der 8 geht in der Regelung der Flaggenfrage wie die Bayeriſche Volkspartei in einen Juſtand ſchaffen, der den Auf⸗ dieſen ihren Domänen voll behauptet. Die faſſungen der national geſinnten Bevöl- nationalſozialiſtiſchen Ziffern ſind geſtiegen kerung entſpricht und der Ehrfurcht vor die Sprache der Zahlen Der neue Reichstag zählt 647 Mitglieder, ſt alſo eine ſehr ſtattliche Verſammlung. In den Reichstagen vor dem Kriege war die Zahl der Abgeordneten geſetzlich auf 397 eſtgeſetzt, unter dem jetzigen Wahlrecht da⸗ gegen hängt dieſe Zahl von der Wahlbeteili⸗ gung ab. Da auf je 60 000 abgegebene Stimmen ein Abgeordneter entfällt, iſt die Geſamtzahl der Reichstagsmitglieder umſo höher je ſtärker die Wahlbeteiligung iſt. Der vorige Reichstag hatte 584 Abgeordnete. Dieſes Mal wurden 39,3 Millionen Stimmen abgegeben, gegenüber 35,7 Millionen im November und 37,1 Millionen im Juli v. J. Es ſind alſo faſt 4 Millionen Stimmen aus den Reſerven der Wählerſchaft heraus⸗ geholt worden, die zum größten Teile den Natlonalſozialiſten zugute kamen. Das zeigt der ſtarke Stimmengewinn dieſer Partei auch in den katholiſchen Gegenden, am berg weht die Hakentreuzfahne auf den Regierungsgebäude, dem Stadthaus, ſämt⸗ lichen ſtädtiſchen Werken, der Univerſität und dem kommuniſtiſchen Lenin-Hauſe. Reichsminiſter Göring als Kommiſſar für das preußiſche Miniſterium des In⸗ nern hat an die Oberpräſidenten und Regierungspräſidenten in Preußen das Erſuchen gerichlet, dem Hiſſen von Ha- kenkreuzfahnen und ſchwarz-weiß- roten Fahnen auf den öffentlichen Gebäuden in dieſen Tagen keinen Widerſtand enk⸗ gegenzuſetzen. Wieder Einwohnerwehren Nach einer Meldung aus Breslau ſind jetzt im Landkreis Breslau die erſten Ein Eröffnung des neuen Reichskages gehandelt haben. Am Nachmittag fand eine Notetat für das Reich Für die Monate April, Mai und Juni. Berlin, 8. März. 31. März läuft das Rechnungsjahr 1932 ab und damit auch die Gültigkeit des Etats für 1932, der bekanntlich in. Wege der Notverordnung verkündet worden war. Eine Fertigſtellung des Reichsetats für 1933 iſt bis zum 1. April keinesfalls zu erwarten. Es iſt damit zu rechnen, daß ſich das Reich wie im Vorjahre zunächft mit einem Nokhaushalt für die drei Monate April, Mai und Juni behelfen wird, in denen dann die Ausgaben weiter auf Grund des vorjährigen Etats geleiſtet werden. Die dadurch gewonnene Zeit wird dann dazu benuht werden. den neuen Reichshaushalksplan endgülkig aufzuſtellen. Im vorigen Jahr wurde der Notetat gleich⸗ falls durch Notverordnung feſtgeſtellt. Ob man diesmal den gleichen Weg einſchlagen oder den Notetat durch den Reichstag verab⸗ ſchieden laſſen wird, iſt noch nicht beſtimmt. vorigen Reichstag einen Sitz errang. Im , Was geſchieht in den Ländern? iti Kreiſen neigt man der Auf⸗ a g e de 01 parlamenta— Vor einer Umgeſtaltung der Lünderregierungen 1 0 In Heſſen hat, wie veretis verannt, die eben mit Ausſchußberatungen und ähnlichen wichtigen Einrichtungen für die gurcheleeleng deeſe nargele nächſte Zeit kaum in Frage kommt. Die bo gen h den e den Ookeegerngel litiſchen Entſcheidungen werden vielmehr im Be. ilteren 1 055 n Reichskommiſſar für das geſamke Berlin, 8. März. In den Erörterungen, die in allen politi⸗ ſchen Kreiſen um das Wahlergebnis im Reich geknüpft worden ſind, ſpielt ail⸗ gemein die Frage der Auswirkung auf die zun anderen Länder eine weſentliche Rolle. Insbeſondere die Tatſache des ſtarken Anwachſens der nationalſozialiſtiſchen Stimmen in den ſüddeulſchen Ländern wird in den Kreiſen, die poliliſch der Re⸗ gierung naheſtehen, zum Anlaß genom: men, eine eniſprechende Umbildung der Länderregierungen zu verlangen. Es hat den Anſchein, daß bei den beteiligten Ländern ſelbſt dieſe Forderungen nicht auf Ablehnung ſtoßen. Man rechnet mit ziem⸗ licher Beſtimmtheit damit, daß in den näch⸗ ſten Tagen endgültige Entſcheidungen über die Folgerungen, die aus dem Wahlergeb⸗ nis zu ziehen ſind, getroffen werden. von 11,7 Millionen Stimmen im November Miniſterbeſprech ung und im, An⸗ den geſchichflichen Werken unſeres Bol⸗ wohnerwehren gebildet worden. auf 17,26, Millionen Stimmen im März. ſchluß daran eine Kabinettsſitzung kes, den Farben ſchwarz⸗weiß- rol Rech⸗ Die Gründung dieſer Selbſchutzorgani⸗ Sehe e e der ee nung krägk. ſakionen entſpricht einer Anregung, die aao ee ie Das endgültige Wahlergebnis An den e von Preußen, Reichsminiſter Göring gegeben 125 auch. 0 i ürke ie. i i.. Herrn Vizekanzler von Papen, werde ich Die Einwohnerwehren haben die Aufgabe auch nur. annähernd gleiche Stärke hat nie⸗ Wie verlautet, erfolgt die Feſtſtellung der die entſprechende Bitte um Maßnahmen fürn die Heberwächung des Dorfes freiwillig zu mals eine Reichstagsfraktion inne gehabt.[Wahlerge bn ile unter Einhaltung de. den preußiſchen Dienſtbereich richten. übernehmen und das Eigentum der Dorfe. die Kampffront Schwarz Weſeß, auch bisher üblichen goletllchen Friſen Fe Aeberall alte Reichsflaggen wohner zu ſchützen. Die Tätigkeit der Ein⸗ Ro het getan ihte e Mandi ballen kreiswaßausſchiſe wet deff, porausſichtlich enen 8 age! wohnerwehren erfolgt ebenſo wie ihre Or die ſie im vorigen Reichstag beſaß. Prozen⸗(ſtellung ihrer Wahlergebniſſe vorausſichtlich und Halenkreuzſahnen ganisation und Leitung ehrenamtlich. tual hat ſie eingebüßt, weil ſie aus der ſtar⸗ bis Mitte nächſter Woche fertig werden. a ad geben e Nei douumen ganif 9 ken Wahlbeteiligung keinen Vorteil ziehen man rechnet damit, daß die ab⸗ Meldungen über das Hiſſen der ſchwarz⸗ 0 i krat tten im ſchließende Sitzung des Reichswahlaus⸗ weiß⸗roten Fahnen und der Hakenkreuzfahne 3% ee 72 1 9 Stim:] ſchuſſes Ende nächſter Woche ſtallſaden auf öffentlihe n. Gena udien. Auf n e een ain s Mia 80 000 kann, alſo ewa am 17 oder 18. März. dem Hauſe des Reichstagspräſiden⸗ Dun e de 1 hat ſic alſo Früheſtens zu dieſem Zeitpunkt iſt auch ten gegenüber dem Reichstag iſt am Diens⸗ e ee e 5 in( die Schlußſitzung des Landeswahlaus⸗ tag nachmittag die Hakenkreuzfahne Am ee e e e e ſie ſchuſſes wegen der Ergebniſſe der preu⸗ gehißt worden. Auf dem Turm des Ber- 1 5 0 Ae t dbeteiligung kitten„ ßiſchen Landtagswahlen zu erwarken. liner Rathauſes iſt Dienstag mittag ö a ee 4 1 5 4 1 1. 0 Ihr 10 ſchwarz u eiß⸗ rote Anteil e 1 1 ſtiſchen Stim-] Erſt dann beginnen die Friſten zu laufen, 0 5 e e In 91 8 1 55 men, die im Juli 53, im November 6 Mil. die den Alogenrdnede sii die Erkitirung der würden 15 Gegenwart einer zahlreichen lionen betrugen, ſind 1 Nee nee über die Annahme des Mandats geſetzt ſind Bach bn nee unter Abhaltung 10 5 89055 e ee bange Für die Farben gchwarz⸗Weiß⸗Rot genparade der SA. auf dem Neuen Rathaus Alon. Heutſche Volke part, eee 135 ſch ⸗weiß⸗rote d Hakenkreuzfahnen ge⸗ liſcher 11 Deutſche Bauernpartei der ſtellvertretende Vorſitzende der ii n Ng e bu A duden af da, dae e e e Welfen) hien] Deutſchnattonaken Volkspartei, 95 1931 Regierungsgebäude und auf verſchiedenen darunter gelitten, daß die Stimmen vom 6. Winterfeldt, hat an den Reichskanzler Küſernen dle ſchrparz⸗weih⸗ rote, die preu⸗ November faſt an keiner Stelle erreicht wor-] Adolf Hitler in der Flaggen rage ßiſche und die Hatentreugfahne aufgezogen. den ſind. Damit wurden die Grundmandate, ein Schreiben gerichtet, in dem er die Bitte SA., SS., Stahlhelm und Schugpolizei mar⸗ mit denen man rechnen konnte, zum Teil) ausſpricht, für den Dienſtbereich des Reiches ſchierten zu einer feierlichen Flaggenparade hinfällig. Die Deutſche Vol kspartei] Anordnungen zu treffen, die dem Wunſch det auf. Auf dem Aan dgerſchtsgehäude in Ale hat nut ein Grundmandat i Sachſen, der nationalgeſinnten Bevölkerung auf Wieder tona hißten SA⸗Leute die Hakenkreuzfahne er Weſtfalen und] einführung der Fareen Schwarz-Weiß Rol unter dem Geſang des Horſt⸗Weſſel-Liedes. Württemberg, die Bauernpar tei ein Rechnung tragen Es heißt darin u. a.][In Breslau wurden die Hakenkreuz⸗ und Mandat in Nieder⸗ und Oberbayern erringen[„Nachdem nunmehr die Mehrheit des deut.] die ſchwarz⸗weiß⸗rote Fahne auf ſämtlichen e Reichstageſig dee e ſchen und des preußiſchen Volkes ſich klar un! Polizeidienſtaebäuden gehißt. In Königs⸗ 5 in Hannover iſt weggefallen. 115 1 ündeutig hinter die Regierung der natio— den ſomit für dieſe Gruppen nur vier Grund a 2 a 5 mandate(Wahlkreismandate) geſchaffen. Da man aber von der Reichsliſte höchſtens o oiel Sitze zugeteilt erhält als man Wahlkreis⸗ mandate errungen hat, erhielt ſie ebenfalls nur vier Reichsliſtenmandate, insgeſamt alſo 8 Sitze. Auf die Deutſche Volkspar⸗ be, die bisher 11 Sitze hatte, ſind davon nur zwei Sitze entfallen. Die volks e Stimmen 135 Wee 100 Stammſitzen am ſtärkſten zurückgega ö 5 rden im 9 t ſie fh 5 manchen anderen Reichskabinett fallen, als in einen e 5 il a Wahlkreiſen, in denen ſie nur ſchwach vertre⸗ ment, das ſchon durch ſeinen rde g 19 5 beſſiche Polizeſtveſen beſteut hal. ten iſt, behauptet oder auch kleine Stimmen⸗ fang kaum verhandlungsfähig 9 5 Wahl 0 Dr. Müller hat ſein Amt bereits angetreten gewinne zu verzeichnen. Die Deutſche Volks⸗ 0. hat auch bereits 1 0 f 10 0 0 den dane d e e er 8 500 Stimmen w e 9— 99900 1 wunchigungsglſeg geben later wid Wenn kumente bekannten nationalſozialiſtiſchen i iſt j i Ermüchtigungsgeſetz g. 0 1 Beſt zu ſeinem dal d Se e e ee e g See and Weder 1 N ich ⸗ ia⸗ änderungen v„ 1e Es 175 Cvangel ee den 910 90 5360 im Reichstag von einer Zweidrit⸗ Minitterrat in München Nes 555 10 0 f. Deutſch⸗ Hanno tel⸗Mehrheit angenommen ſein. Uebec eine Mane hstag drei und die bel Zweidrittel⸗Mehrheit verfügt die Regierung nchen, 8. März veraner zwei Mandate belegen.. Zentrum und Bahyeriſche die Frage der bayeriſchen Regie⸗ Die Staatspartei hat ihre ee Vockspactei für ſie ſtimmen. Ob das der rungsneubildu ng iſt durch den Aus⸗ „ gemeinsame Reichsliſte Grund-] Fall ſein wird, läßt ſich zurzeit noch nicht fall der Reichstagswahlen, der die NSDAP. mand eee ch nicht J ſagen, wird ſich aber wohl bald herausſtel⸗ bur weſtaus ftärfſten Rartei des Van 5 ate hat ſie 1 e ſie im] len, da ja der Reichstag möglichſt bald zu⸗ macht hat, in den Vordergrund getreten. . 8 ſanmenberufen Weben seu Offizielle Verhandlungen zwiſchen der Baye⸗ richen Volkspartei und den Naticnalſozia⸗ liſten dürften vermutlich erſt in einigen Ta⸗ gen in Gang kommen. Der bayeriſche Miniſterrat hat ſich am Dienstag vormittag mit der durch den Wahlausgang geſchaffenen Lage befaßt. Bemerkenswert iſt eine Aeußerung des „Regensburger Anzeigers“— das Blatt gilt als Sprachrohr des Miniſterpräſiden⸗ ten Dr. Held— wonach auch ohne Land- tagsauflöſung die Möglichkeit zu einer der politiſchen Kräftegruppierung entſpre⸗ chenden Mehrheitsregierung in Bayern durchaus vorhanden ſei. Im übrigen erklärt das Blatt, die Bayeriſche Volkspartei ſei keineswegs darauf verſeſſen unter allen Umſtänden Regierungsverant— wortungen in Bayern zu tragen. „Die Stunde drängt“ Mürzburg, 8. März. Die in Würzburg erſcheinende Zeitſchrift „Die Monarchie“ ſchreibt in einem Ar⸗ tikel u. a., daß in Bayern, wo alle Vor⸗ ausſetzungen zur Uebernahme der Führung durch die Krone gegeben ſeien, der Weg für den rechtmäßigen König freige— macht werden müſſe, nicht nur um Bayerns willen, ſondern eben gerade im Hinblick auf Deutſchland. Wer ſich heute in Bayern zur Monarchie bekennt, müſſe auch enkſchloſſen ſein, der Krone wirklich die Ausübung ihres Rech- tes zu ermöglichen. Und wer die deutſche Zukunft zum Beſſern lenken wolle, der müſſe die Uebernahme der Regierungsgewalt durch die Krone begrüßen, gerade wenn er nicht nur von bayeriſchen Geſichtspunkten ausgehe. Nülltritt des Bremer Sengts Bremen, 8. März. Der Senat der freien Stadt Bremen hat ſeinen Geſamtrücktritt beſchloſſen, nachdem die ſozialdemokratiſchen Senatoren bereits vorher ausgeſchieden waren, weil der Senat beſchloſſen hatte, auf dem Rathaus die ſchwarz-weiß-rote Fahne zu hiſſen. Die Lage in Heſſen Darmſtadt, 8. März. In einer Unterredung mit einem Preſſever— treter erklärte Landtagspräſident Dr. Wer- ner, der der NSDAP. angehört, die Erklä⸗ rung der heſſiſchen geſchäftsführenden Re⸗ gierung, daß Neuwahlen ſtattfinden ſollten, ſei nicht auf ihn zurückzuführen. Neu⸗ wahlen wolle niemand außer der Regierung Adelung. Das Ergebnis der Reichstagswahl angewandt auf den heſſiſchen Landtag er⸗ gebe eine Rechtsmehrheit von drei bis vier Stimmen. Da Staatspräſident Adelung ſich geweigert habe, von ſeinem Amt zurückzutreten. ſei der Reichsinnenmini— ſter auf die Lage in Heſſen und die Unruhe im Lande aufmerkſam gemacht worden und habe die Befugniſſe der oberſten heſſiſchen Landesbehörde auf Grund der Verordnung zum Schutz von Volk und Staat ſelbſt über⸗ nommen unter gleichzeitiger Uebertragung der Polizeigewalt an Dr. Müller. Auf Grund neuer Verhandlungen hat dann dis geſchäftsführende Regierung endlich ihrs Aemter übergeben. Auf die Frage nach der vorausſichklichen Weiterentwicklung, äußerle ſich Dr. Wer⸗ ner dahin, daß Dr. Frick Donnerskag nach Frankfurt am Main komme, um in der Jeſthalle zu ſprechen und daß man dann endgültige Beſchlüſſe faſſen werde. Es ſei durchaus möglich, daß der heſſiſche Landtag ſchon am Freitag dieſer Woche zuſammenkrete, um die neue Regierung. zu bilden. Bekanntlich ſei der Wunſch der National- ſozialiſten der, lediglich einen Miniſter— den Stoatspräſidenten zu beſtellen und im übri⸗ gen die Miniſterien durch Miniſterialdirekto— ren verwalten zu laſſen. Immer noch Bluttaten Ein Hilfspoliziſt erſchoſſen.— Zwei Tote, zehn Schwerverletzte in Hamburg. Berlin, 8. März. Der Wahlkampf iſt vorüber, aber immer noch nehmen die Bluttaten kein Ende, die abermals eine Reihe von Menſchenleben ge— fordert haben. In den frühen Morgenſtunden wurde in Berlin⸗Hohenſchönhauſen auf den vom Dienſt heimlehrenden SA-Mann und Silfspolfziſten Kürt Eckert mehrere Schüſſe abgegeben, denen er im Krankenhaus erlag. In Hamburg⸗Alto⸗ na wurde ein Fackelzug der SA in Altona beſchoſſen. Es wurden eine Perſon getötet und— ſoweit bisher feſtgeſtellt werden konnte — 13 verwundet, darunter vier altive Polizei⸗ beamte. Die Ruhe in der Stadt konnte balo wiederhergeſtellt werden. Hilfspoliziſt erſchießt einen 5A⸗Mann In Handorf bei Peine kam es zu Reibereien zwiſchen Reichsbannerleuten und Nationalſozia— liſten. Als ein aus Peine herbeigerufener Hilfspoliziſt mit ſeinem Motorrad ins Dorf kam, flüchteten die Teilnehmer an der Ausein— ſetzung, ohne die Halt-Rufe des Hilfspoliziſten zu beachten. Dieſer feuerte aus ſeiner Piſtole zwei Schüſſe ab, die den 22jährigen SA-Mann Voß trafen, der bald ſeinen Verletzungen erlag. Kommunist von 5A⸗Mann erſchoſſen In Selb in Bayern hat der Porzellandreher Johann Nager die Schreinersehefrau Marga— rete Meſſing erſchoſſen. Der Täter, der ſich in SA-⸗Uniform befand. habe ſich unmittelbar nach der Tat der Polizei geſtellt. Die Natio⸗ nalſozialiſten hatten einen Fackelzug durchge⸗ führt. Bei dem Fackelzug wurde beſonders der Nationalſozialiſt Nager von der Kom⸗ muniſtin angepöbelt. Anſchlag auf Hochſpannungsleitung. An der 60 000 Volt Hochſpannungsleitung des Steinkohlenbergwerrs Barſinghau⸗ ſen(Hannover) wurde durch noch nicht er⸗ mittelte Perſonen der Verſuch gemacht durch einen Draht Kurzſchluß herzuſtellen, doch konnte die frevelhafte Abſicht noch vereitelt werden. Wohl aber war die Fernſprechleitung bereits durchſchnitten. Hitler fährt nicht nach Gen Deutſchland und die Abrüſtungskonferenz. Berlin, 8. März. Gegenüber den ausländiſchen Anregungen durch eine Zuſammenkunft der Miniſter⸗ präſidenten bzw. Außenminiſter in Genf, die Abrü'ſtungskonferenz wieder neu zu beleben, nimmt man in poli⸗ tiſchen Kreiſen Berlins eine durchaus ab⸗ wartende Haltung ein. Sicher dürfte ſein, daß jedenfalls Reichs kanzler Hitler wegen anderweitiger drin. gender politiſcher Aufgaben nicht nach Gen gehen wird. der Annahme, fernbleiben wird. Die Haltung der Reichsregierung iſt hin⸗ reichend durch die Tatſache gekennzeichnet, daß Deutſchland nach wie vor Gläubiger der Abrüſtung iſt. Deutſchland hat auch, nach⸗ dem ihm die Gleichberechtigung zugeſtanden worden war, den Beratungen in Genf ſich wieder zur Verfügung geſtellt in der beſtimm—⸗ ten Hoffnung, daß die Abrüſtungsverhand— lungen nun einen ſtarken Auftrieb erhalten würden. Dieſer Auftrieb iſt gänzlich ausge⸗ blieben. Dies hat man nun auch in England als alarmierend empfunden. Der engliſche Miniſterpräſident Macdonald hat dar⸗ auf die Initiative ergriffen, um durch per— ſönliche Verhandlungen von Regierungsver⸗ tretern die Abrüſtung wieder flott zu machen Es beſteht ebenſo Grund zu daßz auch Muſſolini Gen Fünf Nüſtungsfeierjahre? London, 8. März. Die Blätter befaſſen ſich angelegentlichſt mit der Abrüſtungskonferenz. Man glaube in manchen Kreiſen, daß britiſcher⸗ ſeits ein fünfjähriger Rüſtungsfeiertag vor⸗ geſchlagen werden wird, begleitet von dem Verſprechen, daß keine Macht während die⸗ ſer Zeitperiode ſchwebende Fragen durch Gewaltanwendung zu löſen verſuchen wird. „Daily Telegraph“ erklärt, nach Anſicht gut unterrichteter Kreiſe gebe die Lage keinerlei Grund zu irgendwelchen 1 1 fen, Sogar ein fünfjähriger Rüſtun würde eine große Enttäuſchung ſein, und wenn auch Deutſchland noch nicht erklärt habe, es 0 tun da die vormaligen Alliier. ten ihr Abrüſtungsverſprechen nicht erfüllten, ſo entwickele ſich die Lage in Genf in dieſer Richtung. N Nach Pariſer Meldungen nimmt man dori an, daß das Zuſammentreffen des franzöſi⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Daladier mit dem engliſchen Premierminiſter Macdo⸗ nald Ende der Woche in Paris ſtattfin⸗ den wird und daß beide Staatsmänner zu⸗ ſammen nach Genf reiſen werden. Der polniſche Nechtsbruch Danziger Proleſte. Danzig, 8. März. Wie bereits bekannt, hat die polniſche Re⸗ gierung die Wachmannſchaft auf der ſoge⸗ nannten„Weſternplatte“, einem Grundſtück im Danziger Hafen, verſtärkt, obwohl die Anzahl der Mannſchaften vertrag⸗ lich genau feſtgelegt iſt. Die Danziger Re⸗ gierung hat beim Völkerbundskommiſſar ge⸗ gen den polniſchen Rechtsbruchprote⸗ ſti ert. Völkerbundskommiſſar Roſting hat daraufhin an den diplomatiſchen Vertreter Polens in Danzig, Dr. Papee, ein Schreiben gerichtet, worin er unter Beifügung einer Abſchrift des Schreibens des Danziger Se⸗ nats den polniſchen Vertreter auffordert, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, daß die fraglichen Polizeimannſchaften unverzüg⸗ lich zurückgezogen werden, da die Ver⸗ größerung der Beſtände erfolgte, ohne daß die polniſche Regierung vorher ein Erſuchen in dieſer Richtung an den Hohen Kommiſſar gerichtet hatte und ohne daß dieſer die erfor— derliche Erlaubnis gegeben hatte. Es beſteht Grund zur Annahme, daß nach der dringenden Beſchwerde der Freien Stad Danzig der Völkerbundsrat ſich in dieſer ſer Woche noch mit dem neueſlen Jall der Vergewaltigung Danzigs durch Polen befaſ ſen wird. Die Danzig⸗-Polniſche Abmachung beſagt ausdrücklich, daß ſich die polniſche Re. gierung das Recht vorbehält, ein Geſuch um Verſtärkung der Bewachung auf der Weſtern. plafte einzureichen, falls es die Umſtände er forderlich machen ſollten. Auf Grund des polniſchen Gewaltſtreiches iſt vom Danziger Polizeipräſidenten ein Tei der Danziger Einwohnerwehr als Hilfs⸗ polizei aufgeboten worden. Sie verſieh zuſammen mit der Schutzpolizei den Straßen dienſt. Der Danziger Senat erläßt Aufruf, in dem gegen die polniſche Aktion proteſtiert wird, die Danziger Bevölkerung zur Wahrung von Ruhe und Ordnung aufge— fordert wird. einen — 227— Erdmann Ullrichs O m An een Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Nein!“ Er ſtieß es faſt ſchroff hervor, nahm die Geld— ſcheine vom Tiſche, um ſie in den Schreibtiſch zu ver— ſchließen; dazu mußte er in das Zimmer der Mutter gehen. Ein Duft von Parfüm und feinen Zigaretten empfing ihn. Er erkannte ihn und wußte, woher er kam. Er verabſcheute ihn, verabſcheute den Menſchen, der ihn verbreitet hatte. Weit riß er die Fenſter auf, ſog tief die reine, kühle Abend— luft ein. Dann ging er ins Wohnzimmer zurück, in der Grete FFVCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCGCbCbCbCbCbCbbPbPPCCPCboCPCPCGCCoGPPCGPCGGTCPTCGTCCCTCCCCC unwillig. Erwartung, daß die Mutter ihm ſagen würde, wer bei ihr den Sinn. geweſen war. Es geſchah nicht, und er fragte:„Du hatteſt heute Be— ſuch, Mutter?“ Sie antwortete nicht, ſchien ſehr verlegen und ſenkte nur getroffen ſeien. bejahend den Kopf. Eine helle Röte ſtieg langſam in ihr zukommen brauchen.“ Geſicht; ſie ſah in ihrer Verlegenheit wie ein junges Mäd⸗ chen aus. Endlich hatte ſie ſich ſo weit gefaßt, daß ſie den Blick zu erheben wagte. „Doktor Brödjukoff war hier“, ſagte ſie. „Aha!“ ſagte Erdmann.„Er iſt es auch, der dich und Grete zum Ausländerball eingeladen hat?“ Wieder ſenkte die Mutter nur bejahend den Kopf. Erd- ſchäftliche Erfolge.“ manns Blick ruhte auf ihrem Geſicht. Ihm war auf einmal an dem älteren Bruder. elend zumute; ſtets war es ſo, wenn er von Goswin Bröd— jukoff hörte. Warum er ihn nur ſo haßte? Er fragte es ſich ſelbſt, ohne eine Antwort darauf zu haben. Er ſpürte, zurück. im Hauſe ſeiner Mutter eine Gefahr für ſie war. Spürte deutlich das Unheil, das Er hatte ſchon einige Male verſucht, die Mutter vor ihm zu warnen; aber von der B ſie hatte ſeine Warnung abſichtlich überhört. Einmal hatte ſie ihm geſagt:„Du biſt noch zu jung, Erdmann, um dir ein rechtes Urteil über Menſchen zu bilden, auch mußt du daß der Verkehr dieſes Menſch. eines Tages daraus entſtehen würde. ahn gekommen.“ es mir überlaſſen, darüber zu entſcheiden, wer würdig iſt, kann!“ in unſerem Hauſe zu verkehren!“ Seitd 7 N.* em ſchwieg er. chte heute ſchon um fünf Uhr Feierabend. „Es muß ſchon ſein“, ſagte er zu Laudin. Mutter und meine Schweſter kommen mit dem Sieben— uhrzug aus Dresden zurück; ich muß ſie abholen.“ Laudin blickte einen Moment von ſeiner Arbeit auf. „Na ja, das iſt doch ſelbſtverſtändlich“, entgegnete er „Sie haben doch nicht nötig, 14 ſchuldigen, wenn Sie mal früher aus der Bude weggehen; Sie ſchuften ja gerade genug.“ Erdmann nahm ſeine Mütze. Beim indirekten Lob des Alten hatte ſich ſein Geſicht gerötet. „Auf Wiederſehen, Meiſter!“ Laudin knurrte ſeinen Gegengruß. die Arbeiter und ging feſten Schrittes durch die Halle. Laudin ſah ihm nach.„Das wird mal einer, wie ſein Vater es geweſen, ein tatenfroher Schaffer“, ging es ihm durch Zu Hauſe wurde Erdmann von Hans mit der Nach⸗ richt empfangen, daß Mutter und Schweſter ſchon ein⸗ „Na u ſo was! Da hätte ich ja gar nicht früher heim⸗ „Das iſt doch mal ganz nett; ſo haſt du recht viel Zeit, mit Mama von deinen geſchäftlichen Erfolgen zu ſprechen.“ Erdmann gab ihm einen freundſchaftlichen Puff. „Du, Bürſchchen, du willſt mich wohl flaxen?“ „Nee, wie käme ich dazu? Du haſt doch tatſächlich ge⸗ Seine blauen Jungenaugen hingen voll Bewunderung „Mama und Grete ſind im Wohnzimmer?“ Erdmann wollte gleich zu ihnen gehen. Hans hielt ihn „Nee, du, ſo kannſt du dich ihnen nicht zeigen. Biſt ja ſchwarz wie'n Deibel. Unſere Kuſine Lilly iſt bei ihnen, vielleicht auch ſonſt noch wer. Lilly iſt mit ihnen zuſammen „Aha— na dann los,'rauf in unſere Bude! Sorg' mal dafür, Hanſeken, daß die Klara genügend warmes ſerſtaunt. Waſſer'rauf ſchafft, daß ich mich gehörig abſchrubben Als Erdmann unten erſchien, fand er Brödjukoff bei den Damen. Der Ruſſe ſaß mit ihnen am Teetiſch, als Das bewafunte Fandaudnidnanqt in allen Apotheken erhältlich zum Prelse von RN. 0.93, 1.34 1.88. Nur echt mit dem Namens- zug TABLETTEN lameweſte. habt?“ kam—“ Erdmann und Hans das Zimmer betraten. „Meine war überraſcht, wie ſchön die Mutter ausſah. Sie trug ein Kleid von mandelgrünem Seidenkrepp mit Silber- Herrlich ſtand ihr das. Sie ſtreckte ihrem Aelteſten die Hand hin. 5 „Endlich ſehen wir uns wieder, mein Junge! Haſt ſich zu ent⸗ wohl geglaubt, wir kommen niemals mehr heim?“ Er preßte ſeine Lippen auf ihre mit Juwelen ge⸗ ſchmückte Hand. „Reichlich viel Zeit war es für einen Ball, Mama.“ „Ja, mein Junge, da haſt du recht. Eine ganze Woche. Aber weißt du, es war ſo ſchön in Dresden; wir konnten Erdmann grüßte uns gar nicht trennen. Wir haben die Tage ſo innig ge⸗ noſſen. Und ich konnte um dich und Hans ja unbeſorgt ſein. Ihr waret hier ja gut aufgehoben. Die gute Hoppe hat euch doch wohl ſo verſorgt, daß ihr nichts vermißt auf jeder Packung. 1. Erdmann Ihre tiefblauen Augen ſtrahlten zu Erdmann auf. Er blickte ſie voll Zärtlichkeit an. i „Gewiß, Mama, uns hat es an nichts gefehlt. Dich habe ich vermißt, ſonſt nichts, wenn ich abends nach Hauſe Sie ließ ihn nicht ausreden. „Ja, gewiß, mein Junge, ich verſtehe! Du hätteſt mir immer gern berichtet, was der Tag gebracht; nun, du holſt es ſpäter nach.“ Erdmann begrüßte Lilly Schrader und rend er das tat, ſtand Brödjukoff abwartend nec Seſſel. Er hatte ihn noch mit keinem Blick geſtreift; aber ſchließlich mußte er anſtandshalber auch ihn begrüßen. Eine knappe Verbeugung, ein raſcher, flüchtiger Händedruck wurde gewechſelt. Dann ſetzte man ſich. Grete goß den Brüdern Tee ein. Mama berichtete von ihren Erlebniſſen. Grete erzählte, wie herrlich es auf dem Ball geweſen war. Brödjukoff erkundigte ſich bei Erdmann nach dem Be⸗ trieb. Erdmann ſagte voll Stolz:„Der Betrieb läuft; wir haben viel Aufträge.“ „Bauen Sie denn neue Wagen?“ fragte Brödjukoff ih⸗ nem „Nein, das können wir eben nicht. Darauf ſind wir noch nicht eingeſtellt.“ „Aha!— Na, was machen Sie denn?“ „Reparaturen.“ ortſetung folgt.) Adritta Novelle von Stephan Georgi. Lee murmel die Wellen der Körös ihr ewi⸗ ges altes Lied und nahmen im Vorüber⸗ eilen das rauſchend kniſternde„Fahrt wohl!“ des Schilfes mit auf ihren Weg. Irgendwo am Ufer flötete der Rohrſänger ſeine Abend⸗ melodie über die weite, melancholiſche Stille hinaus in die ſtarre Endloſigkeit der Pußta. Sterne erwachten. Ein leichter Weſtwind blies unter den Rädern des Planwagens hindurch in das Lagerfeuer, um das herum braune, bizarre Geſtalten ſaßen. Zigeuner. Der flackernde Schein fiel auf bärtige Geſichter mit langbe⸗ wimperten, ſchwarzen Augen, in denen das Unſtete und Scheue des Tages jetzt der Leb⸗ haftigkeit der Nacht Platz zu machen begann. Am großen Lagerfeuer ſaß der Vajda, der Führer der kleinen Truppe, und zeichnete mit einem Stück Holz eine Art Landkarte in den Sand. Dunkelbärtig das Geſicht; ſcharf und klug der lebhafte Blick. „Wohin, Vetter?“ fragte ein anderer, der aus dem Dunkel trat.„Auf Szegedin?“ Der Alte ſchüttelte den Kopf.„Weſtwärts, über die Theiß, auf Budapeſt zu. Da ſitzt mehr Geld für Muſikanten.“ Eine Weile ſah er ſtumm dem neben ihm Sitzenden zu, der zur Bereitung des Nachtmahls dem lebenden Igel die Stacheln abſengte, dann winkte er einen jungen Burſchen herbei.„He! Beppo! Gib uns zu trinken!“ Der Gerufene, eben damit beſchäftigt, ſeine Geſchicklichkeit in der Handhabung der Wurf⸗ angel zu üben, mit der ſich die Zigeuner treff⸗ lich auf den Fang von Kleinvieh verſtehen, warf das Nußgerät beiſeite und brachte in Eimern Branntwein und Ungarwein heran. Noch ein paar andere Geſtalten traten in den Lichtkreis und griffen zu den Bechern. Ein paar der am Feuer Hockenden ſtritten ſich beim Würfeln, bis aus einem ſchnapsgefeuch⸗ teten Munde eine unflätige Redensart her— vorquoll. Jäh ſprang der Beleidigte auf und griff zum Meſſer. Aber da ſtob plötzlich etwas feurig Buntes in den Kreis, drehte ſich wirbelnd, daß die Reifen an den braunen Armen klirrten und die flatternden Kleider vom Feuer ergriffen zu werden ſchienen. Adritta. Dunkel wie die Nacht dort draußen wehte ihr Haar, bieg⸗ ſam und ſchlank war ihr Körper.„Auf, ich will tanzen! Stimmt das Zymbal! Wo iſt Hajos?“ Der Streit war bis auf weiteres vergeſſen. „Wo iſt Hajos?“ tönte es. Wie der Wind war das Mädchen in der Dunkelheit verſchwunden. Vom Fluſſe her klangen leiſe Geigentöne. So etwas unruhig Eilendes, ſehnſüchtig Kla⸗ gendes lag in ihnen, daß das Mädchen auf einmal aufhofchend ſtehenblieb, reglos lauſchte. Ein plötzliches Ahnen, ein Wiſſen, quälte ſich in ihr auf. Es war, als wollte ſie nach dieſen wehenden, verwehenden Tönen greifen, ſie zurückhalten. Dann ſprang ſie hinüber. „Hajos!?“ Der junge Zigeuner hörte auf zu ſpielen und wandte ſich um. Fahler Mondſchein brachte die ſcharfen, ebenmäßigen Konturen eines intelligenten Geſichtes hervor.„Du, Adritta? Was gibt es?“ a e Das Mädchen ließ ſich an ſeiner Seite nie⸗ der. Glutvoll ſchlangen ſich zwei nackte Arme um ſeinen Hals.„Du willſt wieder von uns gehen, Hajos, wieder hinaus in die Städte, in die du ſchon einmal flohſt...“ Hajos legte ihr die Hand auf den Mund. „Still, der Vajda würde mir fluchen, wenn es wahr wäre. Komm, laß uns gehen. Das Mädchen hielt ihn feſt. Große, dunkle Augen funkelten ihm zu.„Du weißt, daß es der Wille unſerer Mutter Erde, der Wille unſeres Schickſals iſt, daß der 1 bei den Seinen bleibe und jede Gadſchas dort draußen haſſe. Du weißt, daß wir beide zu⸗ ammengehören, daß unſere Väter uns durch 8 Wort verbanden, bevor wir noch das Licht der Sterne erblickten. Hüte dich! Ich kann lieben und— haſſen!“—— N Wochen waren vergangen. Die kleine Truppe muſizierender Zigeuner hatte die am Rande der Pußta liegende ungariſche Haupt⸗ ſtadt bereits wieder verlaſſen. Auf einer Sanddüne ließen ſich die Muſikanten zur abendlichen Ruhe nieder. 1 Am Morgen rief der Vajda zur Hütte des erſten Geigers hinüber, um mit ihm zu be⸗ ratſchlagen, ob die Wanderung nach Ab Ader oder Debreczin fortgeſetzt werden ſoll. ber ſo rief vergeblich. Die Hütte war leer, Hajos or egen Abend zog ein Trupp zottiger Män⸗ ner in einiger Entfernung vorüber, die mit Peitſchenhieben das vor den Planwagen ge⸗ ſpannle elende Pferd antrieben. Der Vafda legte die Hände an den Mund und rief hin⸗ über:„Han dume Zſygani?“(Seid ihr vom olke der ene Bejahende Antwort kam zurück.„Sahet ihr Hajos, Geiger?“ i „Wir ſahen einen, nach Budapeſt zog.“ brach ein grimmiger ein aus dem Munde des Alten. Er ergriff ein Stück Holz, zerbrach es und warf die beiden Teile hart auf den Boden.„Bei den Toten! So ſei er verflucht von den Seinen und von unſerem Feuer veriaat für alle Zeit!“ der mit ſeiner Geige unſeren „Bei den Toten!“ Schwur ringsum im Echo. Mit ſtarren, flackernden Augen ſaß Adrit⸗ ta neben der alten Malena, die aus Nacht⸗ ſchattengewächſen und Stechapfelſamen heim⸗ liche Getränke und Salben herſtellte.„Der Haß iſt das Erbe unſeres Volkes Adritta ſchwieg. Plötzlich ſprang ſie auf. „Ja, ich kann haſſen!“ * Hajos, der von ſeinem früheren Aufent⸗ halt in Budapeſt her noch Verbindungen hatte, war in einem luxuriöſen Cafe als Pri⸗ mas einer kleinen Kapelle engagiert. Das war die Welt, die er erſehnt hatte, in die er abermals geflohen war. Er wußte, daß man ſein muſikaliſches Können anerkannte, wußte auch, daß viele heimlichen Blicke der Buda⸗ peſter Damen ihm galten. Gerüchte began⸗ nen aufzutauchen, ſogar ſolche, die ihn in ei⸗ nem Atemzuge mit der jungen, lebensluſti⸗ gen Gattin des Chefs nannten. Es war an einem ſeiner dienſtfreien Tage, als Haſos im erſten nebligen Abenddämmern auf eine geſchloſſene Droſchke zutrat, die an der Ecke eines wenig beſuchten Parkes war⸗ tete. Ein verſchſeiertes Frauenhaupt wurde am Fenſter ſichtbar, und eine ſchmale, weiße Hand.„Hier iſt der Schlüſſel. Um neun Uhr. Wie? Unbeſorgt, er kommt vor Schluß des Lokals nie zurück. Hintere Haustür. Und— ſei pünktlich.“ Weitere Worte ver⸗ ſchwammen im Nebel. Das Fenſter klappte zu; der Wagen rollte davon. Als Hajos zu⸗ rückging, verſchwand hinter den Parkbüſchen ein dunkler Schatten.— Kurz vor neun Uhr ſchritt durch die Stuhl⸗ reihen des Cafes eine junge Zigeunerin, die den Gäſten Blumen anbot und aus den Handlinien wahrſagte. Ein ſtarres Fiebern lag in ihren großen, dunklen Augen; unacht⸗ ſam vergaß ſie ſogar einige Male, ihr Geld einzukaſſieren. An den runden Eecktiſch trat »ſie endlich, an dem mit einigen Freunden der behaglich korpulente Beſitzer des Cafes ſaß. Vot auch dort ihre Blumen an. Ein paar Scherze fielen, ein paar Münzen rollten über CCC nang der heilige den Tiſch. Vas Madchen wandte ſich an den Cafetier.„Reich mir deine Hand, Herr, ich will barin leſen.“ Die anderen lachten.„Gib ſie ihr.“ Einige Augenblicke lang betrachtete das Mädchen die dargebotene Hand, dann ließ ſie einen kurzen Schrei aus:„Eile nach Hauſe, Herr; deine Frau iſt tot!“ Das Lachen am Tiſche verſtummte. Un⸗ willig zog der Betroffene die Hand zurück. Da tönte es noch einmal:„Eile nach Hauſe, Herr!“ Dann verſchwand das Zigeuner⸗ mädchen. Der Chef des Hauſes kaute nervös an ſeiner Zigarre.„Blöder Quatſch! Man ſollte dieſem Zigeunergeſindel...“ Aber nach einer Weile ſtand er, der unheimlichen Sug⸗ geſtion nachgebend, doch auf, um zu telepho⸗ nieren. Er kam unruhig, mit dem Hut in der Hand, zurück. „Wir kommen mit!“ und erhoben ſich.— Neun Uhr. Hajſos ſah von der unbelebten Straße aus zu den Fenſtern hinauf. Zwei waren erleuchtet. Sie wartete! Er ſchloß auf, ging die mit Läufern empor. Ein ſchmaler Lichtſtreifen fiel aus der nur angelehnten Tür. Nach leiſem An⸗ klopfen trat er ein. er, dann blieb er gebannt ſtehen. ſerer Laut drang aus ſeinem Munde. Auf dem Diwan lag die junge ſchlaff hingen die Arme herab. Aus der Bruſt ragte der Griff eines Meſſers. Mit ſtieren, gläſernen Augen ſtarrte der Zigeuner auf die Daliegende. Dann von einer furcht⸗ baren Ahnung getrieben, beugte er ſich vor. Auf dem Holzgriff war, halb verwiſcht zwar ſchon, der Name Hajos zu erkennen. „Mein Meſſer!“ keuchte er.„Adritta, das iſt dein Werk!“ Schlüſſel raſſelten unten. ſich nicht zu rühren. Kaum, daß er von dem Folgenden etwas ſah und hörte. Willenlos ließ er ſich mit fortführen. * riefen die anderen Hajos vermochte Durch irgendeine Ebene über irgendeinen Das Nätſel der Vienenuht Neue Forschungen über das Zeitgedüchtnis der Bienen Von Dr. F. Sanders. Aka. Je mehr die Forſchung in das Leben ber Bienen eindringt, umſo mehr muß man über die großartigen Leiſtungen dieſes mu⸗ ſterhaft organiſierten Staates und über die Begabung ſtaunen, die dieſe kleinen Bürger bei der Verrichtung ihrer ſozialen Tätigkeiten auszeichnet. Zu den verblüffendſten Fähig⸗ keiten der Bienen gehört ihr Zeitgedächknis. Dieſes Gedächtnis war ſchon früher durch Ver⸗ ſuche nachgewieſen worden. Man fütterte die Bienen an einem künſtlichen Futterplatz einige Tage lang immer zur ſelben Zeit. Wenn man dann mit der Fütterung aufhörte, zeigte es ſich, daß ihn die Bienen danach während der Futterzeiten aufſuchten. 5 Als jetzt dieſe Verſuche eingehender durchge⸗ führt wurden und eine Reihe von Fragen, die mit dieſem Zeitgedächtnis der Bienen zuſam⸗ menhängen geklärt werden ſollten, ergaben ſich, wie Dr. Wahl⸗München berichtet, Rät⸗ ſel im Leben der Bienen, die regſter Nachfor⸗ ſchungen wert ſind. Die Tatſache des Zeitge⸗ dächtniſſes der Bienen wurde ſchnell beſtäligk. Das Gedächtnis reicht nicht nur für eine, ſon⸗ dern für die Zeiten mehrerer Fütterungen am Tage aus, die die Bienen ſich einzuprägen imſtande ſind. Wichtig für den Erfolg dieſer mehrfachen Fütterungen iſt, daß man min⸗ deſtens je zwei Stunden zwiſchen die einzel⸗ nen Fütterungen ſchaltet. Sonſt könnten die Bienen nicht die Wiederholung von einer durch— gehenden Fütterung unterſcheiden. Auch die Dauer der Wirlſamkeit dieſes Ge⸗ dächtniſſes konnte feſtgeſtellt werden. Es reicht nämlich für 6—8 Tage aus. Das iſt für die Arbeitsbkonomie der Bienen ſehr wichtig. Viele Blumen haben Nektar oder Pollen in größerer Menge nur zu beſtimmten Tages⸗ ſtunden. Indem die Bienen ſich dieſe einprä⸗ gen, erſparen ſie ſich viel Arbeit mit unnülk⸗ zem Herumſuchen. Machen aber einige Regen⸗ tage das Ausfliegen unmöglich, ſo bewahrt das Gedächtnis auch über dieſe Zeit hinaus Futterplatz und günſtigſte Futterſtunde auf. Eigentümlich iſt es, daß dieſes Gedächtnis ſich nur nach 24ſtündigen Perioden richtet, d. h. wenn der Zwiſchenraum zwiſchen den einzelnen Fütterungen je 24 Stunden be⸗ trägt, was natürlich für das Gedächtnis an mehreren Futterzeiten am Tage in gleicher Weiſe gilt. Wenn man ſie z. B. alle 19 oder 48 Stunden füttert, wie es bei künstlichem Licht verſucht wurrde, ſo kommen die Bienen regel⸗ mäßig trotzdem 24 Stunden nach der letzlen Fütterung. Dieſe Tatſache läßt die Frage aufwerfen. Woher erfahren denn die Bienen überhaupt, daß 24 Stunden verſtrichen ſind? Welches iſt alſo die Uhr, nach der ſie ſich richten? Da es gerade 24 Stunden ſind, die für ihr Zeit⸗ gedächtnis das Unterſcheidungsmerkmal abge⸗ ben, follte man annehmen, daß ihre Uhr der Ablauf eines Tages iſt, eines jener Kennzei⸗ chen, die einen Tagesverlauf kennzeichnen, alſo 3. B. Sonnenſtand, Temperatur, Luftſeuchlig⸗ keit und die Tagesperiode der elektriſchen Leit ⸗ fähiafeit der Atmosphäre. Aber alle diele Merkmale erwiesen ſich als nicht zutreffend. Denn in der Dunkelkammer wurden Verſuche bei gleichbleibendem Licht, gleichbleibender Temperatur und Luftfeuchtigleit und bei künſt⸗ licher Aenderung der eleltriſchen Leitfähigkeit durchgeführt, und ſie ergaben in gleicher Weiſe das Vorhandenſein des Zeitgedächtniſſes, ob⸗ wohl alle jene Bedingungen fortgefallen wa⸗ ren, die den Ablauf einer Tagesperiode kenn⸗ zeichnen. Auch die Höhenſtrahlung wurde ſhrein Einfluß auf die zeitliche Orientierung der Bienen unterſucht. Hierfür reichte aller⸗ dings die Dunkelkammer nicht aus, da die Höhenſtrahlung in ihr ſich nicht ausſchalten ſieß. Unter der Erde wirkt aber die Höhen⸗ trahlung nicht mehr. und ſo ging man ſogar u ein Salzbergwerk, wo ſich ergab, daß auch die Höhenſtrahlung den Bienen nicht als Uhr dient. Da äußere Merkmale ausgeſchaltet waren, mußte man die„Uhr“ im Organismus der Biene ſelbſt ſuchen. Das ſchien umſo wahr⸗ ſcheinlicher, als ein ſcharſſinniger Verſuch er⸗ gab, daß das Gedächtnis der Bienen nicht eine erworbene, ſondern eine ererbte Eigen⸗ ſchaft iſt. Man nahm nämlich nur Bienen, die im Brutſchrank in der Dunkelkammer ge⸗ ſchlüpft waren, nie das Leben im Bienenſtock kennengelernt und Tageslicht geſehen hatten und ſtellte mit ihnen Verſuche an, die das Vorhandenſein ihres Zeitgedächtniſſes ergaben. Dieſe ererbte Eigenſchaft könnte ſich z. B. unter Vermiltlung eines Hungergefühls äußern, das periodiſch auftritt. Aber wenn man den Bienen Pollenblumen in einem Glashaus dar⸗ bot— und Pollen werden ja von den Bienen nicht gefreſſen, ſondern mit den bekannten Höschen an den Beinen eingebracht— dann prägten ſie ſich auch hierbei die Zeit ein, ob⸗ wohl ja ihr Hungergefühl, wenn es gewirkt haben ſollte, nicht befriedigt werden konnte. Auch andersartige Verſuche zeigten, daß man nicht im Hungergefühl die Erklärung für die Bienenuhr finden kann. Schließlich unterſuchte man den Ablauf des Stoffwechſelhaushalts, indem man von folgendem Gedanken aus⸗ ging: Während der Fütterung iſt der Stoff⸗ wechſel lebhafter, während der Ruhe ſchwächer. Eine Dreſſur auf Zeit iſt alſo gleichzeitig eine Anpaſſung des Stoffwechſels an einen ganz beſtimmten Tätigkeitsrhythmus, die ſich nun ihrerſeits wieder in der von der Biene eingehaltenen Zeit ber Futterſuche und der Ruhe äußern müßte. Aber die Biene iſt ein wechſelarmes Tier, und der Ablauf ſolcher Stoffwechſelperioden müßte deshalb durch künstliche Erhöhung der Temperatur beſchleu⸗ nigt werden können. Dieſe Folge trat aber nicht ein. Immerhin beſteht aber vielleicht noch Ausſicht, daß Unterſuchungen über den Einfluß von Stoffwechſelvorgängen auf das Zeitgedächtnis der Bienen poſitive Reſultate ergeben. Bis jetzt e iſt das Rätſel der Bie⸗ nenuhr nicht gelöſt. Wir können nur die Tat⸗ ſache einer erſtaunlich genauen zeitlichen Orien⸗ tierung der Bienen feſtſtellen, ihre Urſachen aber wiſſen wir noch nicht. belegte Treppe Ein paar Schritte ging Ein hei⸗ Berg, an Ae Flußlauf entlan ein kleiner Trupp muſizierender Zi Ueberall, wo es Geld i wurde haltgemacht. 5 Klarinette lockte, Tamburins klirrten, Zymbal hämmerte, und zu den wirbelnden Klängen tanzte wirbelnd eine junge Zigeu⸗ nerin.. Dann zogen ſie weiter. Wohin? Die Welt iſt groß ——— Koſtſpielige stedenvſerde Von Gerhard Frank. Es hat immer Menſchen gegeben, die ſich für irgendeine Sache ſo ſtark intereſſierten. daß ſie ihre ganze Aufmerkſamkeit, ihre ganze Hingabe und ſchließlich einen Teil ihres Ver⸗ mögens auf dieſe eine Sache verwandten. Einer ſammelt Briefmarken, ein anzerer uralte Bibeln, viele ſammeln Edelſteine, alte Münzen oder ſonſtwas. Solange die„Sports“, dieſe Liebhabereien und Steckenpferde nicht in Leidenſchaft gus⸗ arten, mag es angehen; ſchlimm wird es erſt dann, wenn die Gier nach Vermehrung die⸗ ſer Beſitztümer anfängt, ungeheure Summten zu verſchlingen. Die koſtſpieligen luxuriöſen Liebhabereſen der Kaiſerin Joſephine— Napoleons J. Frau Frau; — waren vor hundert Jahren noch Jas Tagesgeſpräch der Welt. Die Kaiſerin hatte nun leider nicht nur ein Steckenpferd, ſon⸗ dern mehrere. Fürs erſte liebte ſie Schuhe. Sie brauchte jährlich mehr als 500 Paar koſt⸗ barer herrlicher Schuhe. Dann liebte ſie Muſſeline-Kleider, ſie hat ſie zu Tauſenden beſeſſen. Da ſie auch ſchöne Schals liebte (die bis zu 10000 Franken gekoſtet haben) nimmt es nicht wunder, daß ſie ganze Tru⸗ hen voll wunderſchöner Schals beſaß. Ihre Juwelen, die ſie abgöttiſch liebte, wurden auf viereinhalb Millionen Franken geſchätzt. Für ihre Kleidung war ihr nichts zu koſtbar, ſie hat einmal in einem Jahr für kleine Schmück⸗ ſachen, Ketten, Ringe, Broſchen und ihre Garderobe weit über eine Million Franken ausgegeben. Eine Anverwandte des ruſſiſchen Zaren Peter III., namens Eliſabeth, beſaß ebenfalls eine auffällige Neigung für Toiletten. Bei ihrem Tode fand man mehr als fünfzehnhun⸗ dert Kleider, zwei Rieſenkaſten mit ſeidenen Strümpfen, über viertaufend Paar Schuhe und Pantoffel, ſowie Hunderte von N und Truhen voller Spitzen, Stoffe, Bänder, Wäſche uſw. N Im Kleiderluxus hat die ruſſiſche Kaiſerin Katharina J. wohl jeden Rekord geſchlagen, ſie trug niemals ein Kleid länger als einen Tag— und als ſie 1740 ſtarb, beſaß ſie mehr als zwanzigtauſend koſtbare Kleider.. Auch die Männer huldigen oft gewiſſen Liebhabereien. So war der Schah von Per⸗ ſien vor dem Kriege bekannt dafür, die koſt⸗ barſte Kücheneinrichtung zu beſitzen, die es je auf der Welt gegeben hat. Faſt alle Töpfe, Schüſſeln, Teller, Beſtecke uſw. waren verſil⸗ bert und vergoldet, das Geſchirr für die „Ehrengäſte“ war ſogar mit Edelſteinen ein⸗ gelegt. Der Sachwert diefer Küche wurde von Leuten, die etwas davon verſtanden, auf mehr als 20 Millionen Mark geſchützt. Friedrich der Große ſammelte Schnupf⸗ tabakdoſen. Er hatte eine ſehr ſchöne Samm⸗ lung, ungefähr hundertdreißig Doſen, die billigſte hatte einen Wert von ungefähr zwei⸗ tauſend, die teuerſte von zehntauſend Talern. Der König von England und andere Mo⸗ narchen ließen ſich vor dem Kriege beſondere Zigarren herſtellen, in der Preislage von etwa 15 Mark pro Stück. Man ſieht, daß Steckenpferde ziemlich koſtſpielig werden können! f ——— Wiſſen Lie daß der Gebrauch falſcher Haare aus Aſien zu uns gekommen iſt und daß ſich die erſten Friſeure, die Europa ſah, in Athen nieder⸗ ließen? 5 daß Falken 160 Jahre alt werden können? daß die Jungen des Grönlandwales bei der Geburt fünf Meter lang ſind? 375 daß Schafe auf der Weide 12 Stunden lang ununterbrochen freſſen können? f daß ein ausgewachſener Löwe Sprünge von über neun Meter Länge hintereinander machen kann? daß das Fell eines mit Milch ernährken Kalbes beſſeres Leder liefert als das Fell eines Kalbes, das mit Gras oder Heu gefüttert wurde? ——— Luſtige Elle „Wenn Sie verſuchen, mich zu küſſen, werde ich ſchreien“. ü f 5 „Aber doch nicht hier, wo ſo viele Men⸗ ſchen ſind?“ f „Da haben Sie recht. Laſſen Sie uns alſo einen ruhigeren Platz ausſuchen!“ 2 „Hamburger Illustrierte, 1 135 Inſtallateur:„Ich ſoll Ihre Türklingel mal nachſehen!“—„unsere Türklingel iſt in Ord⸗ nung! Wer ſchickt Sie denn??—„Her Schneidermeiſter Weſter! Er iſt ſchon fünf⸗ zehnmal mit der Rechnung an der Tür ge⸗ weſen, und immer iſt das Klingeln nicht ge⸗ hört worden!“ 15. 5 * 12. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Elsbeth neigte ſich zu ihm.„Schade, daß ſo viele Leute hier ſind. Ich möchte dir gern einen Kuß geben, du guter, wilder Fahrer du!“ In wenigen Minuten hatten ſie die paar Kilometer kurvenreicher Straße bis Mittenwald zurückgelegt. Es blieb ihnen noch genügend Zeit, das Rad im Gepäckraum einzuſtellen, die Bergſtöcke vom Tank loszubinden, ihre Garderobe in Ordnung zu bringen. Auf dem Bahnſteig tranten ſie Kaffee, und Hans verſah ſich mit der zollfreien Menge von Zigarren und Zigaretten. Elsbeth war ſchon wieder dabei, Anſichtskarten zu ſchteiben. „Bitte, füge Grüße bei...“ Sie reichte Hans Photos und Bleifeder. „Vater hat noch nie ſoviel Poſt auf einmal bekommen!“ lachte ſie beluſtigt. Mit zwei elektriſchen Lokomotiven beſpannt, lief der Schnellzug fahrplanmäßig ein. Hans ging den ganzen Zug entlang. „Wo willſt du hin?“ fragte ihn Elsbeth, ſich an ſeiner Seite haltend. „Komm nur.“ Ah, daran hatte ſie nicht gedacht: von der Plattform des letzten Wagens aus hatte man eine ſchöne Sicht auf die zu durchfahrende Landſchaft. Hans kannte die Berge des Karwendelgebirges, war unermüdlich, ſeinem Mädel zu erklären oder auf die vielen Fragen zu antworten. Und dann war Elsbeth minutenlang wieder ſtill, verſunken in die beglückende Neuheit dieſer Reiſe, ganz hingeriſſen bei der Großartigkeit der Alpennatur. Höher und höher hinauf kletterte der Zug. Tunnel gähnten, verſchluckten Maſchine und Wagen, ſpien ſie wieder aus, gaben ſie an die nächſte Bohrung weiter. Und dann plötzlich tief unten der Inn in breitem Tale! In raſchem Lauf wälzte er ſeine grauen Schmelzwäſſer durch geſegnete, grüne Fluren. „Nun ſind wir nahe am Ziel, Elsbeth!“ Es war ein Frohlocken im Tonfall ſeiner Stimme. Sein Mädel nickte andächtig, und es wundernd: „Fünfhundertſechzig Kilometer an einem Tage!“ Gefälle. Die Bremſen hielten die Räder ununter— brochen gepackt. In den Tunnels verſtärkte ſich das Kreiſchen. Näher und näher rückte Tirols Hauptſtadt heran, immer weiter ab fiel die Strecke, die vor kurzem erſt an gefährlicher Berglehne durch eine Geſteinslawine ver— ſchüttet worden war. Die eiſerne Innbrücke vibrierte unter der rollenden Laſt des Münchener Schnellzuges. Und dann endlich: Innsbrucks Hauptbahnhof. Hans reichte Elsbeth die Hand beim Ausſteigen. „Schluß für heute.“ „Was nun?“ fragte ſie in der hohen Bahnhofshalle. „Hotelquartier. Umkleiden.“ Sein Geſicht wurde ernſt, pflichtbewußt.„Und dann: Villa Irene. Geheimrat Braun erwartet mich.“ klang be— 1 21 Im Garten des„Breinößl“ herrſchte der gewohnte große Betrieb. Viele Einheimiſche und noch mehr Fremde ſpeiſten hier preiswert und gut, tranken Bier oder Tiroler Wein. Flotte Bedienung nahm die Wünſche der Gäſte entgegen, ſchleppte Speiſen und Getränke herbei. Und zwiſchendurch drängelten ſich die Händler mit Anſichts— karten, Zeitungen, Tabak und Süßigkeiten. Ziemlich weit hinten, in den Lauben, ſaß Elsbeth Reimer wie verloren in der Menge. Ihr Blick ging immer wieder über die ſchwatzenden Menſchen hinweg, muſterte ſuchend die neu Ankommenden. „Haus bleibt lange...“, flüſterte ſie enttäuſcht. Sie nippte am Glaſe, netzte gedankenlos die Zunge mit dem goldgelben Terlaner, aß ohne Appetit von ihrer Mreinößl⸗Platte. Wie doch die plötzliche Iſoliertheit, das Gefühl des augenblicklichen Verlaſſenſeins niederdrückend wirken konnte! Elsbeth Reimer, die wenig Gereiſte, ſpürte dies nur zu gut. Und wieder tröſtete ſie ſich: Hans wird viel mit dem Geheimrat zu beſprechen haben. Dieſe Unterredung wäre von größter Bedeutung, hatte er geſagt. Es ginge um die Erfindung! Und Elsbeth dachte daran, daß auch ihre Zu— kunft von dieſen Minuten des Wartens abhing. „Wenn du willſt, kannſt du übers Jahr in unſerem gemeinſamen Heim ſchalten und walten als meine rau...“ Dieſe Worte des Geliebten klangen ihr in die Ohren. Wie ſie ſo über die Zukunft nachdachte, über ihre Zukunft nachdachte, verlor ſich ihre Aufmerkſamkeit. Und da ſtand plötzlich Hans neben ihr, heiteren Geſichts, froh über das Wiederſehen. „Haſt dich gelangweilt, Elsbeth?“ „Ich hab' an dich gedacht, Hans.“ El, nun ſchmeckten erſt Terlaner und Brot mit Belag! Und der Lärm war angenehm, weil dadurch die anderen nicht hörten, was Hans erzählte. .„Der Geheimrat hat ſich rieſig gefreut, daß ich heute noch kam. Prinzipiell ſind wir über die Verwertung des Patents durch die Braun⸗Werke einig geworden. Die end⸗ gültigen Verträge werden wir in einigen Tagen unter⸗ ſchreiben. Generaldirektor Braun wird ſeinen Urlaub unterbrechen und dem Vorſtand und Aufſichtsrat der Aktiengeſellſchaft meinen Vergaſer vorlegen und die Fabrikation desſelben empfehlen.“ Elsbeth hörte intereſſiert zu. „Und die Form der Abfindung?“ Hans lächelte. „Du liebe, kleine Materialiſtenſeele!“ Er nannte eine hohe Summe, die ihm der Geheimrat geboſen hatte. In dem Geſicht des Mädels ſpiegelten ſich Freude und Erſtaunen „Hans, du wirſt nicht nur ein berühmter, ſondern auch ein reicher Mann werden!“ Er drückte verſtohlen ihre Hand.„Für dich, Liebling!“ Dann war er wieder ſachlich.„Noch eine Neuigkeit wird dich intereſſieren: Robert Braun iſt ganz plötzlich aus den Werken ausgeſchieden...“ „Was du ſagſt!“ „Der Geheimrat hat es mir mitgeteilt. Was es ge⸗ geben hat, weiß ich nicht, geht mich auch nichts an. Manche Sachen kommen nie an die Oeffentlichkeit. Jedenfalls hat mir der Geheimrat den freigewordenen Direktorpoſten für das Chemnitzer Werk angeboten.“ Jedes Wort war ein Triumph für den jungen Ingenieur, der dieſen Erfolg höher ſchätzte als die Ab— findungsſumme für ſeine Erfindung. Den braunen Bubenkopf leicht zurückgeneigt, geſpannt vor Erwartung, fragte Elsbeth:„Und du haſt—“ „Angenommen— natürlich!“ unterbrach ſie Bach. „Ich gratuliere, Liebſter!“ In der Erregung ſprach ſie ſo laut, daß die zunächſt Sitzenden aufmerkſam wurden. Man ſteckte die Köpfe zu⸗ ſammen, flüſterte, lächelte. Einer ſagte:„Hochzeits⸗ reiſende...“ Die anderen ſchmunzelten verſtändnisinnig. Man kannte das: bei ſolchen jungen Leutchen hing der Himmel voller Geigen. „Weißt du, was der Generaldirektor geſagt hat, weil ich mich beſonnen habe?“ Hans dämpfte ſeine Stimme. „Herr Bach, hat er geſagt, es iſt doch entſchieden ſchöner, neue Automobile zu bauen, als alte, defekte Klamotten zu reparieren.“ Elsbeth lachte.„Und da haſt du ihm ſelbſtverſtändlich recht gegeben und ja geſagt.“ „Mir blieb faſt nichts anderes übrig. Der Alte iſt ein Menſchenkenner und wird ſchon gewußt haben, daß ich die Sache zu ſeiner Zufriedenheit ſchmeißen werde.“ Die Bedienung ging vorüber. Hans rief ſie heran. „Bitte, zahlen.“ Und dann zu Elsbeth:„Komm, es wird kühl hier draußen. Wir trinken drin im Saal noch einen Roten und laſſen uns von den Tiroler Bauernkomödianten was vor— ſpielen.“ Der Abend verlief glänzend. Noch nie hatte Bach ſein Mädel ſo herzlich lachen hören wie in dieſen kurzweiligen Stunden. 5 Auf der Bühne gaben einheimiſche Künſtler in Geſang, Tanz und Poſſe ihr Beſtes. Und als dann einer in verdunkeltem Saale das Baßſolo ſang:„Zu Mantua in Banden“, da ging eine tiefe Ergriffenheit durch die Herzen der zahlreichen Zuhörer. „Gefällt dir's hier?“ Elsbeth bejahte haſtig. „Es war eine gute Idee von dir, hierher zu gehen, wo man das Leben der Einheimiſchen wenigſtens etwas näher kennenlernt. In den Kaffeehäuſern iſt's ja doch auch wie bei uns und überall.“ Gegen Mitternacht ſuchten ſie ihr Hotel am Bahnhof auf. Vorher aber promenierten ſie noch ein wenig auf der Maria⸗Thereſienſtraße, weil die Nacht gar ſo lau und einladend war. Von irgendwoher fingerte ein Schein— werfer, tauchten die Türme der Straße in Tageshelle auf. Am nördlichen Himmel ſtrahlten mehrere Lichtpünktchen dicht nebeneinander. Elsbeth wies nach ihnen.„Das ſind doch keine Sterne.“ Hans ſchüttelte den Kopf.„Nein, das iſt die Berg— ſtation der neuen Nordketten-Seilſchwebebahn.“ Auf der Straße war noch reges Leben. Leute kamen aus den zahlreichen Lokalen, tauchten unter im Dunkel; aus den Kaffeehäuſern klang kuppleriſche Muſik, zwei ſtark parfümierte Dämchen wippten mit ſuchenden Augen dahin. Hans nahm ſein Mädel feſter in den Arm. „Du, nun haben wir acht lange Tage für uns!“ „Und wir ſind ganz allein“, erwiderte Elsbeth ver- träumt. „Das iſt faſt wie eine Hochzeitsreiſe“, flüſterte er ihr ins Ohr. Sie wich ſeinem Blick aus, ſagte leiſe:„Es iſt zuviel des Glücks.“ Er hatte ſchon einen Plan entwickelt. „Wir bleiben natürlich nicht hier.“ Sie erhob den Kopf.„Sondern?“ „Wir fahren ins Oetztal, nach Sölden. Städte haben wir genug geſehen, nun wollen wir mitten hinein in die Berge. Ich will dir Schneefelder und Gletſcher zeigen.“ Sie jubelte auf. „Du, das wäre herrlich!“ „Wir müſſen die Tage nützen und werden morgen ſchon fahren, gelt?“ „Beſtimme nur! Welt.“ Vor ihren Hotelzimmern, die nebeneinander(agen, gab es noch eine Minute Aufenthalt. „Schlaf gut, Liebling.“ Elsbeth bot ihm die Lippen zum Kuß. „Du auch, Schatz.“ „Wirſt du von mir träumen?“ wollte er wiſſen. Sie ſchüttelte lachend den Kopf. „Ich bin reichlich müde“, geſtand ſie. In den Augen des Mannes war flüchtig wie ein Blitz Verſuchung. Seine Hände krallten ſich um die Schultern des Mädchens. „Du!“ Da riß ſie ſich los. Hinter ihr ſchnappte die Tür ins Schloß. Noch drei, vier Sekunden ſtand Bach ſinnend da. Er hatte ſich wieder völlig in der Gewalt, als er leiſe ſagte: „Elsbeth— mein gutes, tapferes Mädel, du!“ Dann ging er in ſein Zimmer. Wenige Minuten ſpäter ſchlief auch er. Die Anſtrengungen der Motorradfahrt, dieſe ganze Reiſe, die eine Strapaze war, hatte ihn ſtark ermüdet. Ich folge dir bis aus Ende der — Auch im Nebenzimmer war alles ruhig, obgleich Els beth im fremden Bett nicht ſogleich Ruhe finden konnte, Morgen ging es in die Berge. Sie würde mit Hans eine Hochtour machen, nie geſchaute Schönheiten in ſich auf⸗ nehmen, mit ihrem Liebſten hoch über den Tälern, der Sonne nahe, ſtehen. Und tief drunten war die Menge der Herdenmenſchen. So ſollte es auch mit ihrer Liebe ſein: Hoch über dem Alltag ſtehen, fern den Niederungen des Lebens. Bei dieſem Gedanken ſchlummerte ſie ein, noch im Schlaf ein erwartungsfrohes Lächeln um den Mund. 14. 8 11: Geheimrat Braun hatte geſchäumt, als er den Eilbriel ſeines Neffen erhielt. Seine Gattin mußte alle Mühe auf⸗ wenden, um ihn auch nur einigermaßen zu beruhigen. „Da ſchreibt der Bengel, daß er in gutem Glauben ge⸗ handelt habe, als er die Zeichnungen zu Bachs Patent photographieren ließ! Und daß er die Abwanderung dieſer Erfindung ins Ausland habe verhindern wollen. Ja, zum Teufel, wo ſollen wir da hinkommen, wenn ſolche Praktiken einreißen?!“ Er ſchlug mit der Fauſt auf den Schreibtiſch, daß im Tintenfaß hoher Wellengang entſtand. Die Geheimrätin legte ſich ins Mittel. „Na ja, Heinrich, recht iſt das auf keinen Fall von Robert; aber er ſchreibt doch ſelbſt entſchuldigend, daß er im Intereſſe der Firma gehandelt habe. Warum willſt du ihm das nicht glauben?“ Auf der breiten, wuchtigen Stirn des Induſtrie⸗ gewaltigen ſchwoll die Zornesader. „Weil er zwanzigtauſend Mark im voraus erſchwindelt hat! Weil er dieſe Erfindung für ſeine eigene ausgab! Ein Gauner iſt er, ein ganz geriſſener Schwindler!“ Und da die Dame des Hauſes nichts zu erwidern wußte, ſchrie der Geheimrat, hochrot vor Zorn: „Anſtatt ſich zu ſtellen, iſt er feige verduftet, der Burſche. Einfach deſertiert. Ich habe nun die Ehre, dieſe Schwei— nerei zu liquidieren. Wie ſoll ich dem Erfinder unter die Augen treten?“ Er war aufgeſprungen, ging wie ein gereizter Löwe durch das Zimmer. Draußen rauſchte der Inn, lachte ein blauer Himmel ſommerlich gnädig über der Nordkette und den ſüdlichen Bergen, über Glungezer und Patſcher— kofel. „Man ſollte den Kerl einfach verhaften laſſen, wegen Diebſtahls, Patentſchwindels und Betrugs.“ Die Geheimrätin wagte einen ſchüchternen Einwurf. „Denke an den Namen, Heinrich! Es iſt doch der unſrige.“ Braun fuhr herum, fauchte Frau Irene an:„Eben das iſt das Schlimmſte! Mein Bruder würde ſich im Grabe herumdrehen, wenn er das wüßte.“ Allmählich kam Beſänftigung über den Wütenden. „Robert iſt nach ſeiner Mutter geraten. Seine leichte Ader hat mir ſchon immer Sorge bereitet“, ſagte Frau Irene. Ihr Gatte machte eine wegwerfende Geſte. „Und was wird Robert nun beginnen?“ Der Geheimrat langte ſich eine ſchwere Braſil aus der Importenkiſte— ein Zeichen, daß ſich der Sturm gelegt hatte. Der alte Herr war ſchon immer wegen ſeines choleriſchen Temperaments gefürchtet, aber ſo ſchnell er zum Aufbrauſen neigte, war er auch wieder beruhigt. Und die Fleißigen und Tüchtigen unter ſeinem Regiment hatten nichts zu befürchten; ſie achteten ihn alle ſehr hoch. Nur die Hohlen, die Nichtskönner— aber die exiſtierten nich! in den Braun-Werken. Generaldirektor Braun duldete keine Drohnen unter der Belegſchaft. „Was aus Robert werden ſoll?“ nahm er nach längerer Pauſe das Geſpräch wieder auf.„Sorg' dich nicht um den! Der wird ſich an Florica Popeſeu gehängt haben. Das verſtand er ja ſchon ſtets am beſten— und in Bukareſt gibt es ja noch mehr von ſeiner Art.“ Frau Irene ging nach der Tür. Für ſie hatte ſich der Fall erledigt. Nur ihr Gatte knurrte noch lange danach: „Aergert mich, daß es der Burſche fertigbrachte, mich zu düpieren!“ Und mit ironiſchem Auflachen, das fernem Donnergrollen ähnelte:„War ja auch baß erſtaunt, daß der Herr ſoviel Intelligenz und Fleiß an den Tag gelegt hatte, eine Erfindung von dieſer Bedeutung zu machen! Wer konnte ahnen, daß er ſich mit fremden Federn ſchmückte?“ Nun, Robert Braun war für ſeinen Oheim erledigt. Deſſen Heim und Befehlsbereich war ihm für immer ver⸗ ſchloſſen. Wenige Stunden ſpäter erſchien dann Hans Bach auf der Bildfläche. Knapp gefaßt in ſeinen Aeußerungen, be⸗ ſcheiden, aber doch durch entſchiedenes Auftreten impyo⸗ nierend in ſeiner Art. Ihm fiel der Sieg verhältnismäßig leicht zu, denn die Atmoſphäre war gereinigt. Trotzdem prüfte ihn der Geheimrat in einer nahezu zweiſtündigen Ausſprache auf Herz und Nieren. Das Ergebnis dieſer Inquiſition war für beide Teile äußerſt zufriedenſtellend, wie auch Elsbeth Reimer im Garten bei„Breinößl“ fand Und aus dem Erfolg einer großen Leiſtung erwuchs in verſtärktem Maße das Glück einer jungen Liebe: Haus und Elsbeth empfanden dieſe Tage ihrer Alpenfahrt als eine Gnade, als einen Abſchluß für die Monate und Jahre der Ausdauer und des Willens zum Siege. In Sölden vergingen den Liebenden die Tage wie in Fluge. Im Gaſthof„Zur Poſt“ hatten ſie Quartier ge⸗ funden. Das Wetter war anhaltend prächtig, und die Woche beſeligenden Glückes ging bereits ihrem Ende zu Elsbeth hatte tapfer durchgehalten auf den ſteilen Pfaden, die von Sölden aus überallhin in die Täler, auf di⸗ Almen und Berge führen. Nie klagte ſie über Erſchöpfung, immer war ſie friſch wie eine Pfingſtroſe. (Fortſetung folat.) Zu kurzen Worten: „Reichspräſident empfing am Dienstag in e aer, den Reichsinnenminiſter, den Reichswehrminiſter und den Reichstags⸗ präſidenten Göring zu einer gemeinſamen Beſprechung der politiſchen Lage. Aus allen Teilen des Reichs laufen Mel⸗ dungen ein über feierliches Hiſſen von ſchwarz⸗weiß⸗ roten und Hakenkreuzfahnen auf öffentlichen Gebäuden. Die Vorunterſuchung gegen den Brand⸗ ſtifter van der Luppe, der das Feuer im Reichstag gelegt hat, iſt nunmehr eröffnel worden. Der Danziger Senatspräſident hat an den Völkerbundskommiſſar eine Proteſtnote we⸗ gen der polniſchen Beſatzung auf der We⸗ ſternplatte gerichtet. Gegen internationale Luftpolizel Vernichtende deutſche Kritik am franzöſiſchen Plan. Genf, 8. März. Miniſterialdirektor Brandenburg un⸗ terzog im Luftfahrausſchuß der Abrüſtungs⸗ konferenz die franzöſiſchen Pläne über die Schaffung einer internationalen Luftpolizei einer ſochlich geradezu vernichtenden Kritik. Zu der Aufgabe der Luftpolizei, in Zeiten politiſcher Spannung und drohender Kriegs— gefahr den Verkehr zu beſtreiten, betonte Brandenburg, die Deutſche Lufthanſa würde es ſich zur Ehre anrechnen, dem Völkerbund ihre Flugzeuge gegen Erſtatlung der Selbſt⸗ koſten zur Verfügung zu ſtellen und ihn ſo von der Notwendigkeit zu befreien, dauernd eine keure Militärluftflolte zu unkerhalken. Die zweite Aufgabe, in den Gefahrenzonen Aufklärungsflüge zu unternehmen ſcheine völlig unverſtändlich, wenn man ſich die auf die Spitze getriebene Nervoſität der Bevölkerung bei drohender Kriegsgefahr vorſtelle. Wenn dann plötzlich fremde Milt tärflugzeuge das aufgeregte Land überflie⸗ gen, ſo könnte gerade die befürchtete Explo⸗ ſion eintreten. Wenn die Luftpolizei zur Verhinderung des militäriſchen Gebrauches der Zivilluftfahrt verwendet werden ſoll, ſo würde dies bedeuten, daß der feierlich verdammke Bomben⸗ krieg nun ausgerechnet unter der Aegide des Völkerbundes wieder auflebt. Die deutſche Abordnung hat bereits den Vorſchlag eines allgemeinen Bombenabwurf verbotes eingereicht. Wer ſoll den Oberbefehl über die Luftſtreitkräfte führen? Wie ſoll die Polize zuſammengeſetzt ſein? Wer trägt die Koſten? Wie wird die Zuverläſſigkei! und die Schlagfertigkeit der Truppe ſein? Wer entſcheidet über den Aufklärung und Kampfbefehl der interna tionalen Luftflotte? Letzte Nachrichten Schwere Exploſion. Brüſſel, 8. März. Bei einem hieſigen Film⸗ unternehmen ereignete ſich eine ſehr heftige Exploſion, der vier Perſonen und meh— rere Verletzte zum Opfer fielen. Kommuniſtiſcher Anſchlag auf deutſches Kon⸗ ſulat. Madrid, 8. März. Kommuniſten ſchleuderken gegen das deutſche Konſulat in Sevilla Steine und beſchmierten das Konſulatsgebäude mit re⸗ volutionären Inſchriften in roter Farbe. Die Polizei verhaftete neun Perſonen. Nauſchgiſtfabrit emdeckt Sofia, 8. März. In der Stadt Radomir bei Sofia haben die bulgariſchen Behörden eine geheime Rauſchgiftfabrit entdeckt, die aus⸗ ſchließlich Heroin und Morphium erzeugte und auf Schleichwegen ins Ausland ausführte. Ins⸗ geſamt wurden über 100 Kilo Lagerware be⸗ ſchlagnahmt. Das Perſonal ſetzte ſich aus Leu⸗ ten verſchiedener Nationalitäten zuſammen, darunter auch Griechen und Armenier. Man vermutet, daß in Bulgarien noch weitere Rauſchgiftfabriken beſtehen. Schiſfslataſtrophen Engliſcher Fiſchdampfer und ein norwegiſcher Robbenfänger im Sturm geſunken. 5 Oslo, 8. März. Ein furchtbares Unwetter, das an der nordnorwegiſchen Küſte, namenk⸗ lich im Weißen Meer herrſcht, hat mehrere Schiffe als Opfer gefordert. Der engliſche Fiſchdampfer„Lord Dearmone“ Hull ſchei⸗ terte in der Nähe von Vardö und ſank im Laufe von drei Minuten. Vier Maſchinenheizern gelang es nicht mehr, ſich an Deck zu begeben. Sie gingen mit dem Schiff unter. Der Kapitän, ein geborener Däne, weigerte ſich, ſein Schiff zu verlaſſen und ertrank. Sein Sohn, der ſich ebenfalls an Bord befand, konnte gerettet werden. Ein Rettungsboot mit 10 5 hene norwegiſchen iſcherei⸗Inſpeltionsd Michael Sars 5 9 5 15 Fahraäſte de? Einſatz Reichstag Anfang April Rundſunkrede des Preſſecheſs der Reichsregierung N Berlin, 8. März. Der Chef der Preſſeabteilung der Reichs⸗ regierung, Miniſterialrat Dr. Funk, ſprach am Dienstag abend in einem Rundfunk⸗ vortrag, der von allen deutſchen Sendern übernommen wurde, über die politiſche Lage nach den Wahlen. Der Redner berichtete zu— nächſt über die Sitzung des Reichskabinetts, die am Dienstag nachmittag unter dem Vor⸗ ſitz des Reichskanzlers Adolf Hitler abgehal— ten worden war. Das Kabinett beſchloß, daß der neuge⸗ wählte Reichstag in der Zeit vom 3. bis 8. April zuſammenkreten ſoll. Die feier⸗ liche Eröffnungsſitzung wird in der Poks⸗ damer Garniſonkirche ſtattfinden. Der Kaum für die weiteren Sitzungen ſteht noch nicht feſt. Die Gottesdienſte für die Abgeord— neten am Tage der Reichstagseröffnung wer⸗ den in der evangeliſchen Nikolaikirche und in der katholiſchen Stadtpfarrkirche in Pots— dam ſtattfinden. Reichspräſident von Hin⸗ denburg wird am Eröffnungstage des Reichstags am Grabe des Friedrichs des Großen in der Poksdamer Garniſonkirche einen Kranz niederlegen. In der Sitzung des Reichskabinetts hob Reichskanzler Hitler hervor, daß nunmehr eine großzügige Propaganda und Aufklärungsarbeit einſetzen müſſe, damit keine politiſche Lethargie aufkommt. Dieſe Volksaufklärung ſoll von einer neu zu errichtenden Zenkralſtelle aus- gehen. Der Reichskanzler betonte weiter, daß die Reichsregierung auf eine einheitliche Politik in Reich und Ländern wert lege, dem Reichs— tag werde ein Ermächtigungsgeſetz vorgelegt werden, das verfaſſungsän⸗ dernden Charakter trägt. Vizekanzler von Papen ſprach dem Re . norwegiſchen Paſſagierdampfers„Prinzeß Naguhild“ an Bord genommen hatte.„Prin⸗ zeß Ragnhild“, die in der Nähe auf Grund geſtoßen war, gehört zu den ſchnellſten Paſſa⸗ gierſchiſſen, die zwiſchen Weſt⸗ und Nordnorwe⸗ gen verlehren. Es dürfte ſehr zweifelhaft ſein, ob dieſer Dampfer noch gerettet werden kann. Die Geretteten des Fiſchdampfers erklärten, daß ein anderes Paſſagierſchiff„Kong Half— dan“ das Rettungsboot paſſiert hatte, ohne es zu bemerken. Ferner iſt ein norwegiſcher Robbenfänger im Weißen Meer untergegan— gen. Er wurde vom Eiſe niedergedrückt, das der Sturm gegen ihn aufgetürmkt hatte. Die Mannſchaft des Robbenfängers wurde von einem anderen Robbenfänger an Bon! m⸗ men. Daz Neunlirchener Hilfswerk Bisher vier Millionen Franken eingegangen. Saarbrücken, 8. März. Bis jetzt ſind beim Ausſchuß für das Neun— kirchener Hilfswerk Beträge in Höhe von etwa vier Millionen Franken eingegangen. Der Ausſchuß teilt mit, daß etwa 950 000 Franken für Kleidungsſtücke, Mobiliar, Bar— zuwendungen, Arztkoſten uſw. ausgegeben wor⸗ den ſind. Für 60 Familien mußte neues Mobiliar beſchafft werden. Jede Familie er⸗ hielt eine Wohnküche mit Herd und ein Schlaf⸗ zimmer. Für 50 Familien wurden Wohnun⸗ gen in Neubauten beſchafft, für die die Stadt Mietszuſchüſſe leiſtete. 5 Mehrere hundert Familien müſſen noch un⸗ tergebracht werden. Für dieſe werden Holz⸗ nothäuſer erſtellt, die jedoch nur als Notwoh⸗ nungen gedacht ſind. Noch im Laufe des Jah⸗ res ſoll eine Siedlung fertiggeſtellt werden, die von den Bewohnern der Holznothäuſer be⸗ zogen werden können. Zum Reichstagsbrand Ein Komplize des Brandſtifters? Aachen, 8. März. In Monſchau(Eifel) wurde, wie erſt jetzt bekannt wird, vor einigen Tagen ein ruſſiſcher Emigrant feſtgenommen, der aus Berlin kam und ſich durch ſein aufge— regtes Weſen verdächtig machte. Er wurde der Kriminalpolizei in Aachen zugeführt, wo er ſich gleichfalls ſehr aufgeregt benahm. und verlangte, daß man ihm die Möglichkeit zu einem Telefongeſpräch nach Paris gebe. Der Verhaftete gibt zu, in Berlin einer ruſſiſchen Kampforganiſalion angehört zu haben. Die Polizei iſt mit den weiteren Er⸗ mikllungen beſchäftigt. Ob die Vermutung zukrifft, daß der Verhaftete mit der Brand- ſtiftung im Reichstagsgebüude zuſammen⸗ hängt, läßzt ſich noch nicht ſagen. Auch Ge. rüchke, daß der Ruſſe Brandwunden am Kör⸗ Weiße Zähne: Chlorod ichskanzler und den nationalſozialiſtiſchen Organiſationen der Dank des Reichskabinetts aus für die bewun⸗ dernswerten Leiſtungen bei der Wahl; das Gleiche tat Reichsarbeitsminiſter Seldte für die Kampffront Schwarz⸗Weiß⸗Rot. Reichsinnenminiſter Dr. Frick berichtete über die Vorgänge in Hamburg, Bremen Lübeck und Heſſen. Er führte aus, daß die Maßnahmen des Reichs erfolgen mußten, weil ſonſt höchſte Gefahr für Ordnung und Sicherheit be- ſtanden habe. Die bisherigen Macht- haber hätten keine Reſananz mehr im Volke und die Diſziplin der Polizei wäre gefährdet geweſen, wenn das Reich nich! eingegriffen häite. In einem Rundfunkvortrag wies Miniſte— rialdirektor Funk ſodann auf den ungeheuren Eindruck hin, den das deutſche Wahlergebnis in der ganzen Welt hervorgerufen habe Das Wahlergebnis habe auch eine erhebliche innenpolitiſche Bedeutung erlangt und zwar vor allem dadurch, daß die Machtſtel⸗ lung, die das Zentrum ſeit Jahrzehnten inne— hatte, jetzt gebrochen ſei, und daß die Natio— nalſozialiſten in Süddeutſchland einen ganz gewaltigen Sieg errungen hätten. Regierungsumbildungen in den ſüddeut⸗ ſchen Ländern müßten nun die unum⸗ gängliche Folge ſein. Der Redner ſchloß:„Die Reichsregierung iſt ſchon wieder mitten in der Aufbauarbeit Schon in den nächſten Tagen werden weitere Maßnahmen zur Behebung der Not der Landwirtſchaft und zur Beſchaffung von Ar⸗ beit und Brot ergriffen werden. Das deutſche Volk hat der Reichsregierung ſein Vertrauen; ausgeſprochen. Geſtützt auf dieſes Vertrauen, und auf die gewährte Friſt von vier Jahren kann die Reichsregierung jetzt an das große ſchwere Werk des Wiederaufbaues von Staat und Wirtſchaft gehen. Das Volk iſt dem Appell des Reichspräſidenten gefolgt. Von hier hebt eine neue Epoche der deutſchen Ges ſchichte an.“ per habe, werden von der Kriminalpolizei nicht beſtäligt. Vorunterſuchung eröffnet Berlin, 8. März. Gegen den bei der Brandſtiftung im Reichs⸗ tal sgebäude eſtgenommenen van der Lu bebe iſt auf Antrag des Oberreichsanwaltes die ge— richtliche Vorunterſuchung wegen Hochver⸗ rates in Tateinheit mit ſchwerer Brand- ſtiftung eröffnet worden. Für Verbrechen dieſer Art kann nach dem Geſetz lebenslängliche Zucht ausſtrafe vethängt werden. Anterſuchungsrichter iſt der Reichs⸗ gerichtsrat Vogt. Liebestragödie in Staufen Staufen, 8. März. Abends erſchoß in der Nähe der Villa Sonnenheim ein 22jähriger arbeitsloſer Konditor eine 21jährige hieſige Bürgerstochter durch zwei Schüſſe und brachte ſich dann ſelbſt einen tödlichen Schuß bei. Bei dem Toten handelt es ſich um den 222 jährigen Konditor Willi Gümpel aus Lörrach und die 21jährige Friedel Hiß, die Tochter eines Gaſtwirts. Gümpel, der in einer Stau⸗ fener Konditorei beſchäftigt war, unterhielt ſeit einiger Zeit ein Verhältnis mit der Hiß, deren Eltern aber von einer Heirat zwiſchen Beiden nichts wiſſen wollten. Die Verhältniſſe ſpitzten ſich zu, als Gümpel vor drei Wochen von ſeiner Arbeitsſtelle entlaſſen wurde. Aus Verzweiflung über die Ausſichtsloſigkeit ihrer Hoffnungen ſcheinen nun die beiden jungen Leute den Entſchluß gefaßt zu haben, gemein⸗ ſam aus dem Leben zu ſcheiden. Geſchäftliche Miſteilungen * Ein alter Förſter erzählte, er habe vor 30 Jahren ein Edelweißrad gekauft, Jetzt iſt er 82 Jahre. Er ſagte, dieſes Rad hätt noch jahrelang und länger als er. Ein neuer Fahrradkatalog Nr. 133 über die äußerſt haltbaren und ſehr billigen Edelweißräder iſt Anfang März erſchienen und wird von Edelweiß Decker, Deutſch⸗Wartenberg, an jeden umſonſt und franko zugeſandt. »Iſt Zahnpflege Luxus? Mit dem gleichen Recht könnte man fragen, ob Sauberkeit Luxus iſt. Regelmäßige, tägliche Zahnpflege mit der eigenen Zahnbürſte und einer guten Zahn- paſte und die jährliche Zahnunterſuchung ver- ſchaffen nicht nur ſchöne weiße, ſondern auch ge⸗ ſunde Zähne. Was geſunde Zähne bedeuten, kann der am beſten ermeſſen, der einmal Zahn- ſchmerzen hatte. Zahnpflege iſt eine Selbſtver⸗ ſtändlichkeit für jeden Menſchen, der etwas auf ſich hält und weiß, daß Vorbeugen beſſer und billiger iſt als Heilen. Wichtig für die Zahn⸗ pflege iſt die Auswahl der Mittel: Chlorodont iſt die Zahnpaſte von höchſter Qualität und ſpar⸗ ſam im Verbrauch. Aus der Heimat Gedenktage 8. März. f 1823 Der ungariſche Staatsmann Graf Ju⸗ lius Andraſſy in Kaſchau geboren. 1855 Der Botaniker Karl v. Goebel in Bil⸗ ligheim(Baden) geboren. 1858 Der Komponiſt Ruggiero Leoncavallo in Neapel geboren. 1917 Graf Ferdinand Zeppelin in Berlin geſtorben. Sonnenaufg. 6.32 Sonnenunterg. 17.51 Mondunterg. 5.24 Mondaufg. 13.13 Prot.: Philemon. Kath.: Johann de Deo * Vorſrühling Iſt der Bann des Winters endgültig ge⸗ brochen? Schon hören wir die munteren, ſchwätzenden Stare, die, als erſte Heimkehrer anſcheinend wieder ſorgenlos in den Tag hin⸗ einplaudern. Schmelzend tönt der Amſel Lied aus hohen Zweigen. Es iſt ein Frühlingslied — und da die Sonne ſchon ſo warm ſcheint, haben unſere Bänke an Wagen und in An⸗ lagen wieder die erſten, dankbaren Gäſte. Die alten Leute und die ganz Kleinen ſammeln ſich hier, die einen zu beſchaulichen Ruhen, die an⸗ deren zum Spiel. Aus dieſen alten und jun⸗ gen Augen leuchtet der Glaube an den Früh⸗ ling und der ſonnige Tag ſpricht ſein Ja dazu. Es iſt Vorfrühling. Mildere Lüfte ſtreichen über die Lande. Wie lange wird es dauern und der letzte Schnee ſchmilzt? Oder täuſchen wir uns in unſeren Ewrartungen, kommt noch einmal ein Rückfall in den Winter? Sei es, wie es wolle: wir wollen uns des Vorfrühlings freuen, den uns der März brachte, wir wollen ſeine Sonne ſuchen— vielleicht fällt Licht und Freude auch in ſoviele Herzen, die nun wieder glau— ben und hoffen. * * Zimmerpflanzen rein halten! Wenn Pflanzen während des Winters im Zimmer nicht recht gedeihen wollen oder gar eingehen, ſo wird dies oft den verſchiedenſten Urſachen zugeſchrieben. Sehr häufig liegt das ſchwere Fortkommen oder das Eingehen der Zimmer— pflanzen einfach daran, daß ſie nicht reinlich gehalten werden. Nicht Lichtmangel, zu große Trockenheit, zu hohe oder tiefe Lufttemperatur ſind ſchuld daran, ſondern einzig und allein der Umſtand, daß die Pflanzen voll Staub und Schmutz ſind. Staub und Schmutz aber ſind die Hauptfeinde der meiſten Zimmer⸗ pflanzen. Die Blätter ſind gewiſſermaßen die Lungen der Pflanzen. Werden die kleinen Spaltöffnungen, die die meiſten Pflanzen in den Blättern haben, durch Staub und Schmutz verſtopft, ſo wird der Pflanze die Atmung erſchwert oder ganz unmöglich gemacht. Die Folge iſt eine Verkümmerung der Pflanze oder das gänzliche Verwelken. *„Strahlende Halsletten“ die nichts tau⸗ gen. Wie die Polizei mitteilt, wird von der Firma Niederſächſiſches Vertriebshaus in Bremen-Vegeſack eine ſogenannte„Funk⸗ ſchmuckkette“ vertrieben, durch die angeblich faſt alle Krankheiten geheilt werden können. Die Funkſchmuckkette, die auch als„Antenne des Menſchen“ bezeichnet wird, beſteht aus einem Metalldraht von einer angeblich eigenartigen Legierung, der durch Glasperlen, Knochen⸗ und Bernſteinſchmuck gezogen und um den Hals gelegt, getragen wird. Von der Firma J. H. Schröder in Bremen wird auch eine ſogenannte„Heilfunkkette“ vertrieben, die gleiche Eigenſchaften beſitzen ſoll. Vom medi⸗ ziniſchen Standpunkt ſind die Ketten völlig wertlos und nicht geeignet, den menſchlicheñ Körper in irgend einer Weiſe zu beeinfluſſen. Einige in Proſpekten angeführten Dankſagun⸗ gen von geheilten Perſonen enthalten un⸗ wahre Angaben und ſind ohne Einverſtändnis der Kranken angefertigt. Die Potsdamer Garniſonkirche. Unſer Bild zeigt einen Blick in die Garniſon⸗ kirche in Potsdam, in der die Eröffnungs⸗ ſitzung des neuen Reichstages ſtattfindet. Un⸗ ter der Kanzel befindet ſich die Gruft Fried⸗ richs des Großen.