Senta lr Teig. Ifl. 27 Achtung! Wir bringen diese Woche Achtung! Die brillanteste Tonfilm Operette S% 22 2 100% Con, 100% gesang, 100% musſk, 100% Stimmung, 100% Begeisterung. Eine Bomben⸗Confilm⸗Opereite mit den neuesten Schlagern: 1. Ein kuß mit Liebe kann keine Sünde sein. 2. Seit jener Stund träum ſch von dix. 3. Dſenst am Kunden, alle Cage, alle Stunden. das ist der sang des Fräuleins vom Amt. in der Hauptrolle: Magda Schneider, Trude Berliner, Johannes Riemann und viele mehr.— Doppelte Freude hat man an der bezaubernden Conſilm⸗Opereite u. man verlebt einen der schönsten Abende seines kebens. Diese entzückende Ponfilm- Operette hat auch überall den größten Erfolg.— Achtung! Im 2. Teil bringen wir mal wieder die besten und belfebtesten Komiker der Welt. Ein Großton- Lustspiel . S U bibi 9 72 Pat und Patachon auf Freiersfüßen Der größte Lacherſolg, der ſe da war. Ein 50% confilm⸗schlager. Als Einlage: Der Tonlustspiel- Schlager der Woche. Dieses Tonfilm- programm steht wieder an der Spitze aller Darbſetungen und darf von keinem Film- freund versäumt werden. Anfang an allen cagen ½8 Uhr, ab 9 uhr nochmals das Gesamte zu sehen.— Sonntag mittag: Sroße Jugend- u. Kinder- Vorstellung. Kinder 10 Pfg. file kinder kommen zu pat u. Patachon. Demnächst: Der gewaltige Louis crenker Tonfilm„Serge in Flammen“. Aufnahme in die volksſchule! Ostern 1938. Am Montag, den 13. und Dienstag, den 14. ds. Mts. nachmittags von 2— 4 Uhr ſollen die an Oſtern 1933 in die Schule auf⸗ zunehmenden Kinder in der Schillerſchule zur An⸗ meldung vorgeſtellt werden, und zwar die vom 1. Okt. 1926 bis zum 1. April 1927 geborenen am Montag, die vom 1. April 1927 bis zum 30. Sept. 1927 geborenen am Dienstag. Gillig, Rektor. Uerschönerungs⸗ und Uerkehrs verein. Am Sonntag, den 12. März, nach⸗ mittags ½4 Uhr, findet bei unſerem lang ⸗ jährigen Mitglied, Herrn Peter Buſalt, im Gaſthaus zur Sonne, die diesjährige General⸗Verſammlung ſtatt. Tagesorònung: 1. Jahresbericht, 2. Kaſſenbericht, 3. Pflanzungen, 4. Anträge. Es ladet aufs freundlichſte ein Der Vorſtand. dammariler-Holonne blernneim. Montag, den 13. März 1933, abds. 8 Uhr beginnt in der Goetheſchule unſer diesjähriger Uehungs-MHurs unter der Leitung des Ko⸗ lonnenarztes Herrn Dr. Blaeß. An dem Kurſus können alle weiblichen und männlichen Ortseinwohner unentgeltlich teilnehmen. Es iſt für jeden die Gelegenheit geboten, ſich die Kenntniſſe über den menſchlichen Organis- mus ſowie bei Unglücksfällen praktiſche Hilfe leiſten zu können. Anmeldungen bei allen Mit⸗ gliedern, ſowie am Kursabend. Der Vorſtand. Jeder Heuabonnent des„Viernheimer Anzeiger“ erhält die Zeitung bis zum 6 1 d 11 51 Ende dieſes Monats Spree U. Thesterpssgüschad Drrbhem 188. Am Sonntag; den 12. März 1938, abends 8 Uhr gelangt im „Kaiserhofsaale“ zur Aufführung „ die Bettelprinzessin“ Schauſpiel mit Geſang in 4 Akten von W. A. Pannek.— Muſik von Max Vogel. i N— 5 Theater⸗Orcheſter Geier⸗Schmitt Viernheim. Wir laden hierzu die verehrlichſte Einwohnerſchaſt recht freundlichſt ein. Kartenvorverkauf: Hans Froſchauer, Friſeur, Bismarckſtraße; Ludwig Winkenbach, Cigarrengeſchäft, Lor⸗ ſcherſtraße; Georg Lang u. Filiale Waſſerſtraße; Im Kaiſerhof, ſowie bei den Mitgl. Nummerierter Stuhlſitz 50 Pfg. Schöne 3 Zimmer- mit Küche, Balkon, Ab- ſchluß und allem Zu⸗ behör per ſofort oder 1. April zu vermieten. Emil Krauſe Waſſerſtraße 58. Die Leitung. UNiöN-FILN- FA Ab Heute die größte Tonſilm⸗Senſation für Viernhein) Der 100 ſ% Großtonfilm für die heutige Zeit, kein Luſtſpiel ü 5 ſondern ein Zeitfilm. eee von der FTEMPEIS TEILE mit Evelyn Hof Nargarethe Kupfer 20 Millionen kämpfen um Arbeit und Brot! Der Tonfilm der für Millionen ſpricht. Ein Film der turmhoch über viele Ereigniſſe ſteht! Schlicht! Lebenswahr! Das Lied vom Stempeln Schwer iſt die Zeit, die Sorgen ſind groß. Stempeln gehn wir— ſind arbeitslos. Dreimal die Woche, es ſei verdammt, läuft man zum Arbeits- zum Wohlfahrtsamt. Wir wollen keine Wohlfahrtsgaben, Wir wollen wieder Arbeit haben, Wir wollen nicht mehr Stempeln gehen, Wir wollen wieder Arbeit ſehen. Alle Erwerbslsſen müſſen dieſen einzigartigen Tonfilm ſehen und hören. Im 2. Jeil ein Groftiim ersten Ranges El verdugo„Der Henker“ Ein Film der jeden in atemraubende Hochſpannung verſetzt. Der orginelle Wochenlachſchlager III Mil als Salonheld“ Da bei dieſer Aufführung ein Maſſenbeſuch ſtattfindet bitten wir die erſten Vorſtellungen beſuchen zu wollen. N Werktags ab 7 Uhr, Sonntags halb 7 Uhr. Auf zu den 3 von der Stempelstelle Sonntag große Familien- und Kindeworstellung. Zur Aufführung kommt„3 von der Stempelſtelle“, El ver⸗ dugo„Der Henker“, Loyd Mil als Salonheld(Luſtſpiel) Wo geht ihr alle hin: Zu den 3 von der Stempelstelle. Jetzt iſt es Zeit an die Frühjahrs⸗ ſtellung zu denken! Alle die dafür in Betracht kommenden Düngemittel und Fämereien habe ich auf Lager: schwefels. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Ta g vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriſten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme em immt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gew r nicht ubernommen werden Nummer 61 der Kampf um den Dollar Was jetzt in Amerika mit dem Dollar vorgeht, iſt von ſchickſalhafter Bedeutung für die Beantwortung der Wee ob der ent⸗ ſcheidende Punkt der eltwirtſchaftskriſe, der nun erreicht iſt, die Geneſung oder neuen Abſturz bringt. Daß das reichſte Land der Erde in eine Geld⸗ und Bankenkriſe hineingeriſſen worden iſt, die ſogar zu den für amerikaniſche Ver⸗ hältniſſe unerhörten Maßnahmen der Schlie⸗ zung von Hunderten von Banken geführi hat, und deren Auswirkungen das Problem der ſtaatlichen Stützung und Subventionie⸗ rung privater Banken nach dem Muſter der deutſchen Bankenkriſe vom Sommer 1931 aufwerfen, iſt ein Ereignis von epochaler Bedeutung in der Wirtſchaftsgeſchichte. Wir ſind unmittelbar an dieſen Dingen intereſſiert und auch ſchon in Mitleidenſchaft gezogen dadurch, daß die Verbilligung des Diskontſatzes der Reichsbank nun weiterhin aufgeſchoben werden muß, bis eine Klärung der amerikaniſchen Vor⸗ gänge und ihrer Auswirkungen auf die übrige Welt erfolgt iſt. Denn Amerika hat dieſer überraſchend in die Erſcheinung getre⸗ tenen Banken⸗ und Geldkriſe nur dadurch ſich zu erwehren gewußt, daß es zu dem un⸗ ter den obwaltenden Verhältniſſen ganz un⸗ gewöhnlichen Schritt der Heraufſetzung des Diskontſatzes um ein volles Prozent, nämlich von 2,5 auf 3,5 Prozent griff. Damit hat Amerika einen Schritt getan, der einen Rückfall in die Defla⸗ tionsmethoden bedeutet, und der erſt dadurch verſtändlich wird, daß durch die Bankenſchließungen eine ſelbſt für amerika⸗ niſche Begriffe unerhörte Hamſterung von Noten erfolgte. Dadurch, daß an⸗ dererſeits unmittelbar die Gefahr des Ver⸗ luſtes von Bankeneinlagen wie des Einſpie⸗ rens von Bankkrediten gegeben iſt, hat ſich eine Entwicklung herausgebildet, an die wir uns in Deutſchland nur mit Schrecken eren⸗ nern, die aber ſelſt den feſtaefügten ameri⸗ kaniſchen Goldpanzer nicht unberührt laſſen kann. Selbſt die über die Londoner Rate we, hinausgehende Erhöhung des amerika⸗ niſchen Diskonts hal nicht verhindern kön— nen, daß die Dollar⸗Abzuge und damit die Goldforderungen an Awerikg abgeſtoppt werden. Amerika hat in wenigen Tagen für nahezu 50 Millionen Dollar Gold vorab nach London verſcheffen müſſen. Außerdem werden die Summen, die von den privaten Kreiſen inzwiſchen an Dollar gehamſtert worden ſind auf den gleichen Vetrag ge— ſchätzt. f Man muß bei allem berückſichtigen, daß das amerikaniſche Kreditſyſtem au ßerordentlich rückſtändig iſt, weil es mit einer Vielzahl kleiner und kleinſter Banken belaſtet iſt, die eher mit Kramläden verglichen werden können. Tatſächlich be⸗ ſtehen ſie auch vielfach nur aus einem Laden, der Bankier ſteht ſelbſt hinter dem Laden⸗ tiſch, und ſeine einzige Verbindung mit dem Kreditſyſtem des Landes beſteht darin, daß er ein Konto bei der Bank der nächſten größeren Stadt unterhält. 5 Bei allem was in Amerika im Verlaufe dieſer Kriſis geſchehen iſt, muß man ſich doch immer vergegenwärtigen, daß auch jetzt noch Amerika das größte und ſtärkſte Goldland iſt. Selbſt nach den durch Ka⸗ pitalflucht und Goldabzüge und Hamſterun⸗ gen eingetretenen Verluſten verfügt Amerika auch jetzt noch über nicht weniger als eine runde Milliarde Dollar Gold mehr, als zu der geſetzlichen Notendeckung überhaupt not⸗ wendig iſt. f Die amerikaniſchen Vorgänge ſind ein ky⸗ piſches Beiſpiel dafür, wie verderblich ein fortgeſetztes Inflationsgere de wir⸗ ken kann, wie ſchließlich eine Inflationsangſt erwächſt und welche Folgen für das geſamte Wirtſchafts⸗, Geld⸗ und Kreditſyſtem eines Landes daraus ſich entwickeln können. Aber trotz allem werden die Spekulationen derer, die ſchon ſeit langem auf eine Inflation der amerikaniſchen Währung hinarbeiten, die Montag, den 13. März 1933 50. Jahrgang Der Reichstag einberufen Kommuniſten werden nicht zugelaſſen— Trotzdem leine Zweidrittelmehrheit ohne Zentrum Berlin, 13. März. Reichstagspräſident Göring hat auf Grund der Artikel 23 und 27 der Reichsverfaſſung den neugewählten Reichstag nunmehr offi⸗ ziell berufen, am Dienstag, den 21. März 1933, nachmittags 5 Uhr, zuſammenzukreten. Dieſe Sitzung des Reichskages findet in der Krolloper ſtakt. Eine über die Einberufungsorder hin— ausgehende Tagesordnung liegt für die erſte Sitzung nicht vor und dürfte auch kaum zu erwarten ſein, weil nach den Verfaſ— ſungsbeſtimmungen der noch amtierende Präſident des alten Reichstages zunächſt lediglich das neue Parlament einberufen kann. Es liegt dann am neuen Reichstag ſelbſt, eventuell noch die Neuwahl des Prä⸗ ſidiums nachträglich auf die Tagesordnung zu ſetzen. Die Wahl der verhälknismäßig ſpäten Nachmittagsſtunde iſt darauf zurückzuführen, daß am Vormiktag des 21. März in Pols- dam noch die Golkesdienſte und im Anſchluß daran der feierliche Siaatsakt in der Gar⸗ niſonkirche in Anweſenheit des herrn Reichspräſidenten durchgeführt werden. Der Staatsalt in der Garniſonskirche In Zuſammenhang mit der nun offiziell erfolgten Einberufung des neuen Reichsta— ges verlautet, daß der feierliche Staatsakt in der Potsdamer Garniſonkirche, der der Reichstagsſitzung vorangehen ſoll, am 21. März, 12 Uhr mittags, ſtattfindet, im An⸗ ſchluß an die um 11 Uhr gleichfalls in Pots— dam beginnenden Gottesdienſte der beiden Konfeſſionen. Demgegenüber wird im Reichsinnen⸗ miniſterium, von dem die Einladun— gen für die feierliche Potsdamer Veranſtal— tung ausgehen, betont, daß zur Stunde ein zeitlicher Termin für dieſe Veranſtaltun— gen noch nicht beſtimmt ſei— zum mindeſten eine Wertminderung des Dollars und eine Abkehr vom Gold⸗ ſtardart propagieren, ſich nicht erfüllen. Denn die amerikaniſche Währung iſt kei⸗ neswegs in Gefahr und die Wäh⸗ rungsſtabilität und damit die Erhaltung der Parität des Dollars wird ebenfalls durch dieſe jetzigen Vorgänge nicht in Frage ge— ſtellt. N Was aber wiederum vor aller Welt deut⸗ lich erwieſen iſt, das iſt dieſes: In einer die ganze Welt ergreifenden Wirtſchaftskriſis ſind alle Länder und alle Völker in Mitlei⸗ denſchaft gezogen und an Gedeih und Ver— derb der gemeinſchaftlichen Abwehrmaßnah— men intereſſiert. Die Kriſe macht keinen Unterſchied zwiſchen den Schuldnerländern und den Gläubigerländern. Wo die leben digen Kräfte und Verbindungen fehlen oder erlahmen, da gibt es bei einer Kriſe kein Halten mehr. Und wenn einmal das Ver— trauen ins Gleiten gekommen iſt, dann ſchreitet das Unheil weiter und weiter. Ame— rika, die unüberwindliche Finanz- und Geld⸗ macht, hat das jetzt erfahren müſſen. Kaum daß eine Bank die Schalter ſchließen mußte, folgten im Verlaufe von wenigen Tagen viele Hunderte ſolcher Banken nach! Das Fundament aller Wirtſchaft iſt und bleibt Vertrauen und Vernunfl. Die Weltwirtſchaft iſt heute auf politiſchen Akten und Verträgen aufgebaut, die dieſe Erforderniſſe nicht erfüllen. Sie ſind eine Verhöhnung der Vernunft und damit die Quelle eines Mißtrauens, das erſt ausge— rottet werden kann, wenn eine vertrauens— volle und verſtändige, den Intereſſen der Geſamtheit Rechnung tragende Zuſammen— arbeit der Völker gewährleiſtet iſt. Ausſchluß der Kommuniſten Nach den Erklärungen des Reichsinnenmi⸗ niſters Dr. Frick iſt mit einem endgül⸗ igen Ausſchluß der Kommuniſten aus allen Parlamenten zu rechnen, ſodaß alſo der Reichstag zunächſt nur 566 Abgeordnete umfaſſen wird. Dadurch ändert ſich auch die Jahl für die Jweidrittelmehrheit, die jetzt 378 bekrägk. Die Regierung hat von vornherein bei einem Ausſchluß der Kommuniſten 341 Stimmen der Nationalſozialiſten und der Kampffront Schwarz⸗Weiß⸗Rot, alſo auch für einfache geſetzgeberiſche Maßnahmen die Mehrheit. Wenn jedoch Ermächtigungsgeſetze mit verfaſſungsänderndem Charakter vor⸗ geſehen ſind, dann fehlen der Regierung 37 Stimmen zur Zwei⸗Drittel⸗Mehrheit. Alſo auch für dieſe Fälle müßlen nach An⸗ ſicht der Regierungskreiſe Verhandlungen mit dem Jentrum und der Bayeriſchen Volkspartei aufgenommen werden, um bei Berfaſfungsänderungen die.— nolwendige Mehrheit zu erhalten. Bis jetzt ſind noch keine Mitteilungen ge⸗ macht worden über die Pläne der Reichsre⸗ gierung bezüglich einer Aufhebung einzel⸗ ner Teile der Reichsverfaſſung, obwohl man von der Aenderung der Reichs⸗ flagge ſpricht, von der Ausſchaltung des Art. 54 der Reichsverfaſſung. Es iſt weiter hin noch völlig ungewiß, wann Beſpre⸗ chungen mit dem Zentrum ſtattfin⸗ den, auch nicht von wem ſie geführt werden und wer daran teilnehmen ſoll. Für Preußen rechnet man mit der Wie⸗ derwahl des bisherigen Landtagspräſiden⸗ ten Kerrl, während dieſe Frage für das Reich noch ungeklärt iſt, da keineswegs feſt⸗ ſteht, datz Reichsminiſter Göring weiter⸗ hin die Funktionen eines Reichstagspräſi⸗ denten ausüben wird. Zurückweiſung etwaiger Einmiſchung. Berlin, 13. März. In Zeitungsmeldungen aus Paris iſt da⸗ von die Rede, daß Frankreich eine diploma tiſche Aktion wegen der Aufſtellung der Hilfspolizei in Deutſchland beabſichtige. Die franzöſiſchen Miniſter ſollen dieſe Frage bei den Beſprechungen mit dem engliſchen Pre— mierminiſter angeſchnitten haben. Man iſt in politiſchen Kreiſen der Auf⸗ faſſung, daß, wenn wirklich eine der⸗ arkige Aktion erfolgen ſollke, dieſe Ein⸗ miſchung in rein innerpolitiſch deutſche Verhältniſſe entſchiedene Zurückweilung finden wird. Wenn Frankreich etwa darauf hinaus will, die Hilfspolizei, die angeſichts der politiſchen Verhältniſſe in Deutſchland lediglich eine rein polizeitechniſche und ſicherheitspolitiſche An- gelegenheit iſt, als eine getarnte Armee dar— zuſtellen, ſo kann man dem nur entgegenhal— ten, daß gerade Frankreich angeſichts ſeines eigenen bis zum Letzten ausgebildeten Mi⸗ litärſyſtems ſoviel Fachleute haben ſollte, die den„militäriſchen Wert“ der Hilfspolizei richtig zu beurteilen in der Lage ſind. Es handelt ſich bei dem Perſonal der Hilfspoli⸗ zei um behelfsmäßig ausgerüſtete und nicht ausgebildete Aushilfskräfte, die auch nicht den geringſten militäriſchen Charakter ha⸗ ben.. Will Frankreich wirklich der Welt erzüh⸗ lehn, daß eine mit Piſtolen und Gummi- knüppeln ausgerüſtete„Armee“, die über⸗ haupt keine Armee iſt, eine Bedrohung des Weltfriedens darſtellt? Es ſcheint vielmehr d ſo, als ob man in Frankreich tranthaft em Frankreich und die Hilfspoltzei Ermächtigungsgeſetz auch in Preußen Es iſt kaum damit zu rechnen, daß der neue preußiſche Landta es ermöglichen kann, den preußiſchen Staatshaushalt für 1933 friſtgerecht, nämlich bis zum 31. März, zu verabſchieden. Das gilt insbeſon⸗ dere auch, weil an der parlamentariſchen Erledigung des Etats neben dem Landtag der Staatsrat beteiligt ſein muß. Man hält es in informierten Kreiſen nicht für ausgeſchloſſen, daß auch der neue Land. tag der neuzuwählenden Staatsregierung ein Ermächkigungsgeſetz geben wird, auf Grund deſſen die Regierung den Eklat verab- ſchieden kann Eine Antikorruptionsverordnung Bekannigabe noch dieſe Woche. Berlin, 13. März. In einer Wahlrede in Eſſen hatte Reichs- miniſter F eine Ankikorruplionsverord⸗ nung angekündigt. Bon zuſtändiger preu⸗ ßiſcher Stelle wird nun miklgeteilt, daß dieſe Verordnung, die der Vetternwiriſchaft in Skädten und Gemeinden ein Ende bereiten ſoll, vorausſichklich ſchon Anfang dieſer Woche bekannkgegeben wird. In ſeiner Rede erklärte Miniſter Göring u. a., in Zukunft werde mancher Oberbür— ermeiſter und mancher Magiſtratsbeamte für ſeine nähere Verwandtſchaft andere Tä— tigkeiten ſuchen müſſen. Heute glaube diefe ganze Sippſchaft der Parteibuchbeamten, 2s könne ihnen ja nichts geſchehen, weil ſie wohlerworbene Rechte hätten, höchſtens könne man ſie beurlauben. Man werde im Reichstag ein Geſetz vorlegen, daß nicht nur ohne Penſion verabſchiedet werden kann, ſondern er hoffe, daß ſich darüber hinaus eine Mehrheit dazu entſchließe, daß gewiſſe Herren verpflichtet werden können, zurück— zuzahlen, was ſie unrechtmäßigerweiſe er— worben haben. mer wieder nach neuen Vorwänden fuchk, um von ſeinen eigenen Rüſtungen, deren ho. hen militäriſchen Wert die Franzoſen ſonſt ſehr deutlich zu betonen wiſſen, abzulenken. Die erfolgreiche Winterhilſe Ueber eine Million Familien mit Kohlen verſorgt. Berlin, 13. März. Nach den Aufſtellungen der Deutſchen Liga für freie Wohlfahrtspflege ſind für die dies⸗ jährige Winterhilfe vom September 1932 bis Ende Februar 1933 Liebesgaben im Geſamt- gewichk von 4.033 Millionen Jentnern von der Reichsbahn befördert worden gegenüber 1.6 Millionen Jenknern in der gleichen Zeit 193132. Im Einzelnen waren davon 843 000 Zent⸗ ner Kartofeln, über 134000 Zentner andere Lebensmittel wie Obſt und Gemüſe, Fleiſch und Fette, Kolonialwaren, Getreide und Mehl, 3,05 Millionen Zentner Kohlen, Bri⸗ ketts und Holz, über 3000 Zentner Klei⸗ dungsſtücke. Die Zahlen bedeuten, daß von den allein auf dem Schienenwege zur Ver⸗ teilung an die Hilfsbedürftigen geforderten Liebesgaben 421 500 Familien mit je zwei Jenknern Kartoffeln verſorgt werden konnten. Ferner konnten Hunderttauſende von Fami⸗ lien Zuteilungen anderer Lebensmittel er⸗ halten. Ueber eine Million Familien konnte mit je drei Zentner Kohlen oder Holz durch die Spenden, die an Ort und Stelle geſam⸗ melt worden ſind, bedacht werden. Leipart an Hindenburg Schutz für die Gewerkſchaften erbelen. Berlin, 13. März. Im Auftrage des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes hat deſſen Vorſitzender Leipart an Reichspräſident von Hindenburg ein Telegramm gerichtet, in dem er den Reichspräſidenten als Repräſentanten der Einheit des Volkes bittet, parteipolitiſcher Willkür entgegenzutreten und die Millionen organiſierter deutſcher Arbeiter und ihre Familien zu ſchützen, die ſich bedroht fühlen. Der Ausgang der Wahlen vom 5. März, die Bildung einer klaren Regierungsmehrheit in den Parlamenten des Reiches und der Länder müßten es den Anhängern der herr⸗ ſchenden Parteien ſelbſt gebieten, ſich jeder Tätlichkeiten gegen unbewaffnete Bür⸗ ger zu enthalten. Leipart weiſt dann darauf hin, daß die Gewerkſchaften in allen kritiſchen Lagen der ſchickſalsſchweren Jahre ſich gegen den Ter- rorismus in jeder Form ausgeſprochen und in jeder Gefahr das Volksganze verkeidigt hätten. Er bittet den Keichspräſidenken, ſeine Macht dafür einzuſetzen, daß das Eigen- tum der Gewerkſchaften nicht zerſtört und ihre Anhänger nicht verfolgt würden. Göring und Genf Rede bei Eröffnung der Deutſchen Luftfahrk⸗ ausſtellung. Eſſen, 13. März. In Eſſen wurde die Dela, Deutſche Luft— fahrtausſtellung 1933 eröffnet. Miniſter Gö— ring verwies auf das Programm der Ausſtellung, das mit dem Kapitel„Vergan⸗ genheit und Zukunft der deutſchen Luftfahrt“ beginnt. Die Vergangenheit der deutſchen Luftfahrt, ſo hob er hervor, verpflichtet Euch, meine Kameraden, für die Zukunft. Wir kämpften im Kriege gegen eine zahlenmä— ßige Uebermacht, die auf keinem Gebiete ſo groß war wie zur Luft, wo das Verhältnis im allgemeinen 1:10 war. Ich werde nicht nur im Innern das Inſtrument der Luft⸗ fahrt auszugeſtalten haben, ſondern es wird auch einer vielleicht noch zäheren Arbeit bedürfen, um unſerer Luftfahrt die ihr ge— bührende Geltung auch nach außen zu ver⸗ ſchaffen und ihre Feſſeln abzuſtreifen. Wenn man jetzt in Genf nichk mehr über die militäriſche Luftfahrt ſprechen will, ſondern in ſcheinheiligem Ton über die zivile Luftfahrt, ſo liegt dahinter der BVernichtungswille unſerer Gegner, der Wille, die Luftfahrt zu zerſchlagen, kaum, daß ſie ihre erſten Regungen gezeigt hat. Aber, ſeien ſie überzeugt: In dieſer Rich⸗ tung werden die Gegner an mir zerſchellen. Ich verſpreche Ihnen, mich dieſen Wider— ſtänden wie ein rocher de bronce entgegenzu— ſtellen. Ich habe es bisher krotz verſchiedener Auf- forderungen abgelehnt, ſelbſt nach Genf zu gehen Gehe ich aber dorthin und ſpreche ich dort, dann iſt das letzte Wort geſprochen. Das verſpreche ich Ihnen. Erdmann Ullrichs Proteſt bei Hindenburg Karlsruhe, 13. März. Die Uebergabe der Amtsgeſchäfte au die lommiſſariſche Regierung hat ſich in ruhiger Form abgeſpielt. Der in Schutzhaft genom⸗ mene Staatspräſident Dr. Schmitt hat tele⸗ graphiſch beim Reichspräſidenten gegen die Unterſagung jeglicher Amtshandlungen mit der vorläufigen Ausnahme der im Urteil des Staatsgerichtshofes den Länderregierungen vorbehaltenen Rechte Einſpruch erhoben. Auch proteſtierte er dagegen, daß ihm der Beſuch des Gottesdienſtes am Vollstrauertag aus⸗ drücklich verboten worden ſei. Als Hilfskommiſſare wuden noch er⸗ nannt Major a. D. Univerſitätsprofeſſor Dr. Schmitthenner⸗ Heidelberg(Dn.) und Major a. D. Hildebrand⸗Ober⸗ kirch(Stahlhelm). Dr. Schmitt aus der aft entlaſſen. Die kommiſſariſche Preſſeſtelle des Staatsminiſteriums teilt mit, daß ſie den Herrn Staatsminiſter Dr. Schmitt habe in Schutzhaft nehmen müſſen, und daß Dr. Schmitt gegen dieſe Maßnahme Proteſt beim Reichspräſidenten eingelegt die Entſcheidung des Reichskommiſſars auf die Beſchwerde abzuwarten. Die Behauptung des Dr. Schmitt, der Beſuch des Gottesdien⸗ ſtes am Sonntag ſei ihm verboten worden, entſpreche nicht den Tatſachen. Die Schutzhaft⸗Verfügung gegen den Herrn Skaatspräſidenten Dr. Schmitt iſt am Späk⸗ nachmittag des Samskag aufgehoben worden Dad badiſche Zentrum an den Reichs⸗ präſidenten. Die badiſche Zentrumsfraktion hat an den Reichspräſidenten ein Telegramm gerichtet, in dem ſie Schutz gegen die Amtsenthebung der badiſchen Regierung und die Inſchutzhaftnahme des Staatspräſidenten Dr. Schmitt und die Ermöglichung der Tagung des Landtages er— bittet. Am Dienstag ſchnifrei. Der Kommiſſar für das badiſche Miniſte— rium des Kultus und Unterrichts hat ange— ordnet, daß am Dienstag, 14. März, in jeder Schule eine gemeinſame Feier abzuhalten iſt, in der von den Direktoren und Schulleitern die Bedeutung der nationalen Erhebung zu würdigen iſt, der Unterricht fällt an dieſem Tage aus. Deutſche Tagesschau Kein Zwang in der Schuldenregelung. Ausführungen des Reichsminiſters Dr. Hu⸗ genberg im Rundfunk über die Schuldenrege⸗ lung bei Gemeinden und Kreiſen haben in der Oeffentlichkeit zu Mißverſtändniſſen geführt. Wie wiederholt ſchon dargelegt, ſind zwangs⸗ läufige Eingriffe nicht beabſichtigt. Daß eine Regelung der auswärtigen Schulden erfolgen muß, iſt ſchon wiederholt ausgeſprochen wor⸗ den. Ebenſo liegt es auf der Hand, daß eine Schuldenregelung der überlaſteten Ge— meinden dringend notwendig iſt. Nachträglicher Fund im Lieblnecht⸗Haus. Mei dor Durckſuchuna des Karl Liebknecht⸗ habe ohne Hauſes in Berlin hat die Pol in der aufgeriſſenen Polſterung e einen Brief gefunden, deſſen Inhalt ſich der Zerſetzung der Reichswehr befaßt ſowie Angaben über militäriſche Angelegenheiten ent⸗ hält, die als ſolche nicht veröffentlicht werden können. Die KPD. hat dieſes Material geſam⸗ melt, um es im Falle eines bewaffneten Auf⸗ ſtandes zu verwenden. 15 Bombenleger freigelaſſen. 5 Nach einer Meldung aus Elmshorn ſind dort verurteilte Nationalſozialiſten des letzten Bombenlegerprozeſſes aus der Strafanſtalt Rendsburg eingetroffen. Sie haben gegen ehrenwörtliche Verpflichtung einen längeren Urlaub erhalten, nachdem ſich der örtliche Elmshorner Führer in Berlin für ihre Beur⸗ laubung eingeſetzt hat. a Auslands⸗Nundſchau Elſaß⸗Lothringen⸗Debatte. In der franzöſiſchen Kammer kam es zu einer Ausſprache über die Lage in Elſaß⸗ Lothringen. Abg. Sturmel fragte, aus wel⸗ chen Gründen die Regierung ein wahres Re⸗ gime der Bedrückung in dem Paßdienſt zu⸗ laſſe. Kein Land Europas, mit Ausnahme des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland, des kom⸗ muniſtiſchen Sowjetrußlands und des Muſſoli⸗ niſchen Italiens, kenne ein ähnliches Regime. Kürzlich ſei das Viſum von Profeſſoren der Univerſitäten Baſel und Freiburg verweigerl worden. Die ganze Angelegenheit habe einen Skandal hervorgerufen. Sturmel betonte die Notwendigkeit, den wirtſchaftlichen Forderun⸗ gen Elſaß⸗Lothringens Rechnung zu tragen, indem man eine Zollunion mit den Nach⸗ barn abſchließe. Er beſtand darauf, daß ſeine Interpellation baldmöglichſt behandelt würde. Starker Andrang der Goldrückzahler. Der Andrang der Goldrückzahler war der⸗ art ſtark, daß die Newyorker Federal Re⸗ ſerve Bank gezwungen war, die Schalterſtun⸗ den bis 23 Uhr zu verlängern, ſowie weitere 14 Schalter, ſomit insgeſamt 22 Schalter, zu öffnen. Karl Marx⸗Feiern in Japan verboten. Das japaniſche Innenminiſterium teilt mit, daß Feiern zum 50. Todestage Karl Marx! verboten ſind. Die Ausgabe von Büchern und Zeitſchriften, und die Ausſtellung von Büſten oder Bildern von Karl Marx iſt ver⸗ boten. Die Polizei iſt angewieſen, alle Kund⸗ gebungen und Feiern zu unterbinden. Politisches Allerlei Alkong. Zum kommiſſariſchen Oberbür⸗ ermeiſter von Altona wurde der preußiſche andtagsabgeordnete Brix ernannt. Die vollziehende Gewalt iſt dem SS⸗Führer Mo⸗ der, Mitglied des Reichstages, unter gleich⸗ zeitiger Ernennung zum kommiſſariſchen Stadtkommandanten von Altona, übertragen worden. Paris. Die engliſchen Miniſter und der fran⸗ zöſiſche Außenminiſter ſind von Paris nach Genf abgereiſt. Der negative Eindruck über die Unterredung findet ſeine Beſtätigung in den enttäuſchten Slättern. Eine Richard Wagner⸗Geden münze in Bronze und Feinſilber gibt aus Anlaß des Richard⸗Wagner⸗Jahres die Zentralwerbeſtelle Deutſcher Gedenkmünzen heraus. Der Entwurf der Münze ſtammt von dem Münchener Bild⸗ hauer Karl Goetz. Tödliche Schüſſe im Arbeitslager. In dem Hunsrückdorf Blankenrath kam es zu einem folgenſchweren Zuſammenſtoß zwiſchen dem Leiter des Arbeitsdienſtlagers Kaindl und mehreren ehemaligen Arbeitsdienſtwilligen. Kaindl, der ſich bedroht ſah, gab mehrere Schüſſe ab, wodurch einer der Erwerbsloſen getötet und der Arbeitsloſe Hillen ſo ſchwer verletzt wurde, daß er ſtarb. Der ungetreue Geldzähler feſtgenommen. Der nach Unterſchlagung von 39 000 Mark flüchtige ſtädtiſche Geldzähler Paul Koch in Köln wurde auf der Straße in dem Augen⸗ blick feſtgenommen, als er ſeine Geliebte treffen wollte. In ſeinem Beſitz hatte er noch über 5500 Mark. Ueber den weiteren Fehlbetrag gab Koch zunächſt an, daß ihm 30 600 Mark von einem unbekannten Manne geſtohlen worden ſeien. Sie wurden aber ſpäter bei der Durchſuchung ſeines möblier⸗ ten Zimmers vorgefunden. Schwindelanfall koſtet das Leben. Beim Ausſchlacken einer Maſchine wurde der au der Eiſenhütte Oberhauſen beſchäftigte Hei⸗ zer Johann Möller von Uebelkeit befallen. Er ſchlug mit dem Kopf ſo unglücklich gegen die Maſchine, daß er beſinnungslos liegen blieb. Auf dem Vege zum Krankenhaus iſt er ſeinen Verletzungen erlegen. größte Hochachtung zolle; aber ſie hält ſich in einem Rahmen, der zu gering für das Werk iſt. Bei ruhiger Erdmann erhob ſich. „Erlaube, Mama, daß ich auf mein Zimmer gehe; ich WECAAUZLEL. Gre ſt e Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) RO man von „So iſt es, Tante. Wir arbeiten jetzt mit zwölf Mann.“ „Potztauſend, das iſt ja fein!“ Schrader lachte.„Das ſoll was ſein! In einem Werk, das darauf eingerichtet iſt, ein paar hundert Leute zu beſchäftigen, arbeiten zwölf! Flicken an alten Karren herum! Was ſagen Sie dazu, Doktor?“ Er ſah zu Brödjukoff hin, der mit Lotte ſprach. „Daß es ſchade iſt um die Anlage. Es könnte etwas daraus gemacht werden.“ „Was ſich eben daraus machen ließ, hat Laudin ge— macht“, ſagte Erdmann. ö „Seit einem halben Jahre läuft der Betrieb; ohne nennenswertes Kapital iſt er aufgenommen worden und bringt nun jeden Tag Geld. Was will man mehr?“ „Alles gut und ſchön, Erdmann; aber ſo geht es nicht weiter!“ „Warum nicht?“ Erdmanns Geſicht rötete ſich, ſeine Augen flammten auf, blickten herausfordernd. Schrader ſah ihn mit eingekniffenen Augen an. „Warum nicht, fragſt du noch? Na, mein Junge, ſo jung du noch biſt, das ſollteſt du dir doch ſchon allein ſagen können: du entwerteſt das Werk.“ „Durch ehrliche Arbeit kann ein Werk nicht entwertet werden.“ Brödjukoff, die Arme über die Bruſt verſchränkt, ſah mit einem überlegenen Lächeln auf ihn herab. Erdmanns Körper ſtraffte ſich unwillkürlich. „Das iſt meine Meinung, Herr Doktor! Sie können anderer ſein.“ i „Erdmann!“ Leiſe mahnend, kam der Ruf von ſeiner Mutter. Er beachtete ihn nicht. Er beachtete es auch nicht, daß Lillys Augen bewundernd auf ihm ruhten. Brödjukoff räuſperte ſich, dann ſagte er:„Ich brauche Ihnen wohl nicht erſt zu ſagen, daß ich Ihrer Arbeit Ueberlegung werden Sie das ſelbſt einſehen. Ihnen wird allmählich ſelbſt der Wunſch kommen, mehr aus der Sache zu machen.“ Schrader fiel dem Doktor ins Wort:„Stelle dir vor, Erdmännchen, wir bauten neue Wagen; Wagen, die alles bisher Dageweſene übertreffen! Doktor Brödjukoff hat einen neuen Typ konſtruiert. Ich ſage dir, Junge, was ganz Feines. Ein Typ von märchenhafter Vollendung. Wir werden Aufträge kriegen, ſage ich dir, daß wir die Arbeit gar nicht ſchaffen können.“ „Dacht' ich es mir doch!“ ſagte Erdmann, und ſah ſeine Mutter an.„Der Plan liegt fix und fertig da, und ich habe nichts weiter zu tun als zurückzutreten.“ Brödjukoff beſchwichtigte:„Warum zurücktreten? Sie machen mit!“ Die Mutter nickte ihm zu. „Natürlich, Erdmann!“ Er ſah ſtarr vor ſich hin. „Ich glaube nicht, Mutter! Aber erſt muß einmal auf⸗ gearbeitet werden, was an Aufträgen vorliegt. Und dann: Was wird aus Laudin? Du haſt einen Vertrag mit ihm abgeſchloſſen, auf drei Jahre, Mutter!“ Sie zog die Schultern hoch.„Was ſoll mit ihm werden! Er bleibt im Betriebe.“ „Als Betriebsleiter?“ „Nee, natürlich nicht!“ ſagte Schrader. „Betriebsleiter kann nur Doktor Brödjukoff ſein. Will er nicht unter dem Doktor arbeiten, kann er einpacken.“ Erdmann ſah ihn ſcharf an. „So! Na, vorläufig iſt es wohl noch nicht ſoweit, Onkel Alex. Wollen mal abwarten, wie es kommt!“ Wie unverſchämt dieſer Bengel war! Schrader maß ihn mit zornigem Blick. Der machte ja ganz offenſichtlich Oppoſition gegen ihn. Damit auch gegen ſeine Mutter. Wie konnte ſich Lotte das bloß gefallen laſſen? Aber er würde den Bengel ſchon klein kriegen. Dann ſetzte Kommerzienrat Schrader auseinander, daß es für Erdmann an der Zeit ſei, die Hochſchule zu be⸗ ſuchen. Er habe an Dresden gedacht, und auch Lotte ſei mit dieſem Plan einverſtanden. f. Das Mädchen kam, um zu melden, daß gedeckt ſei. 2 1 ee bin müde!“ „Ja, aber wirſt du denn nicht erſt mit uns eſſen?“ „Ich habe ſchon zu Abend gegeſſen, bevor ich herunter⸗ kam.“ „Ach ſo! Na ja, dann geh, unſere Gäſte werden es dir nicht übelnehmen!“ Er küßte ihre Hand. „Gute Nacht, Mutter!“ g Lotte war an dieſem Abend auffallend ſtill, während Grete äußerſt vergnügt war. Sie ſcherzte mit Onkel Alex und lachte mit Brödjukoff. Ihre Blicke gingen immer wieder bewundernd zu Goswin. Der war doch ein ge⸗ ſcheiter Menſch! Daß er Onkel Alex für ſeinen Plan ge⸗ wonnen hatte, war famos! Das würde einen ſchnell vorwärts bringen. Onkel Alex wollte auch ein halbes Mil⸗ liönchen in das Werk ſtecken; er hatte es ihr im Ver⸗ trauen geſagt. Mamas Vermögen dazu, dann ließ ſich ſchon etwas machen. In etwa drei Monaten würde die Erbſchaft an Mama und Onkel Alex zur Auszahlung kommen. Jeder von ihnen erhielt eine Million dreimal⸗ hunderttauſend Mark. Sie mußte immerfort daran denken. Herrgott, was würde ſie für eine Zukunft haben! In ihren kühnſten Träumen hätte ſie an eine ſolche nicht ge⸗ dacht. Und der Erdmann, ihr eigener Sohn, ſtemmte ſich gegen das Unternehmen! Goswin ſprach eben mit der Mutter darüber. Grete lächelte ſtill vor ſich hin. Wirklich, Goswin war ein ge⸗ ſcheiter Menſch! Er befolgte das Prinzip: Wer die Tochter freien will, muß es mit der Mutter halten. Onkel Alex, der ſich ſchon ein bißchen an dem ſchweren Burgunder übernommen hatte, ſprach von der Ausgeſtal⸗ tung des Werkes. Viel zu viel ſprach er davon. Sein Kopf glühte und ſeine Augen ſchwammen. Die Zahlen, mit denen er rechnete, wurden immer größer. Lotte gab ihm ein Zeichen, daß er ſchweigen ſollte. Sie wollte nun nichts mehr von der Geſchichte hören. Heute nicht mehr. Sie fühlte ſich elend. Brödjukoff ſah ſie beſorgt an, drückte unter dem Tiſche verſtohlen ihre Hand. Er fühlte: vor⸗ ſichtiger mußte zu Werke gegangen werden, wenn». zum Ziel kommen wollte. f 4* Soriſ. folgt.) Niaggenerleß NMudenburgs Schwarzweiß- rot und Hakenkreuzfahne ſind gemeinſam zu hiſſen.— Bekanntgabe durch den Reichskanzler im Rundfunk. 1 Berlin, 12. März. Reichsprezüdent v. Hindenburg erläßt fol⸗ gende Kundgebung: 0 Am Tage, an dem in ganz Deul d die alten ſchwarz⸗ weiß ⸗roten 10, u Ehren unſerer Gefallenen auf Halbmaſß wehen, beſtimme ich, daß vom morgigen Tage ab bis zur endgültigen Re ⸗ gelung der Reichsfarben die ſchwarz⸗weiß⸗ role Jahne und die Hakenkreuzfahne gemein⸗ am zu hiſſen ſind. Dieſe Flaggen verbinden ie ruhmreiche Vergangenheit des Deutſchen Reiches und die kraftvolle Wiedergeburt der deuiſchen Nation. Vereint ſollen ſie die Macht des Staates und die innere Verbundenheit aller nalionalen Kreiſe des deulſchen Volkes verkörpern!.. Die militäriſchen Gebäude und Schiffe hiſ⸗ en nur die Reichskriegsflagge, Berlin, den 12. März 1933. gez. Der Reichspräſident v. Hindenburg. Gegengezeichnet: Der Reichskanzler: Adolf Hitler Eine Aufprache Hitlers Dieſe Kundgebung des Herrn Reichspräſi⸗ denten gab der Herr Reichskanzler Sonntag nachmittag um 2 Uhr über alle deutſchen Sender dem deutſchen Volke bekannt: Im Anſchluß daran hielt der Reichskanz⸗ ler folgende Anſprache: „Mit dieſem Erlaß hat der Herr Reichs⸗ präſident bis zur endgültigen Regelung von ſich aus verfügt, daß die Fahne der natio⸗ nalen Erhebung nunmehr auf den Staats⸗ und öffentlichen Gebäuden neben unſerer unvergeßlichen ehrwürdigen Traditionsfahne des alten deutſchen Reiches künftighin zu wehen hat. Nationalſozialiſten, die Ihr in dieſer Stunde mithört! S A- und SS-Männer! Damit iſt auch nach außen hin ſichtbar durch dieſe Vermählung der Sieg der nationalen Revolution gekenn⸗ zeichnet. Uns alle muß in dieſer hiſtoriſchen Stunde, die wir eben zurückkehren von den Feiern für unſere toten Kameraden, neben dem Gefühl der tiefen Dankbarkeit für den hochherzigen Entſchluß des Generalfeldmar⸗ ſchalls eine ſtolze Vefriedigung erfüllen. Ein 14jähriger Kampf um die Macht hat nun⸗ mehr ſeinen ſichtbaren ſymboliſchen Ab⸗ ſchluß gefunden. Es iſt aber nunmehr an uns ſelbſt, dafür zu ſorgen, daß dieſe Macht von jetzt ab durch nichts mehr erſchüttert wird. Als Euer Führer und im Namen der Regierung der nationalen Revolution fordere ich Euch daher auf, die Ehre und damit auch die Würde des neuen Regiments ſo zu ver⸗ treten, daß es vor der deutſchen Geſchichte dereinſt auch in Ehren und Würden zu be⸗ ſtehen vermag. Mit dem heutigen Tage, da nun auch ſym⸗ boliſch die geſamte vollziehende Gewalt in die Hände des nationalen Deutſchland gelegt iſt, beginnt der zweile Abſchnitt unſeres Ringens. Von nun ab wird der Kampf der Säube— rung und Inordnungbringungen des Rei⸗ ches ein planmäßiger und von oben geleite⸗ ter ſein. Ich befehle Euch daher von jetzt ab ſtrengſte und blindeſte Dißziplin. Alle Ein⸗ zelaktlonen haben von jetzt ab zu unkerblei⸗ ben. Mur dork, wo die Feine der naliona⸗ len Bewegung ſich unſeren geſetzlichen An. ordnungen mit Gewalt wid eſetzen oder wo ſie einzelne unſerer Männer oder marſchie⸗ rende Kolonnen überfallen, iſt der Wider- stand dieſer Elemente ſofork und gründlichſt u brechen. Im übrigen aber iſt es nun un ere Aufgabe, dem ganzen 1 be und vor al lem auch unſerer Wirtschaft des Gerün der unbedingten Sicherheit zu geben. Wer es bon jetzt ab verſuchl, durch Einzelaktionen Ae e Verwalfungs- oder des gesch chen Lebens herbelzuführen, handel! wußzt gegen die nationale Regierung. Denn heute ſind wir für das Reich verantworllich, weil es in unſere Hand gegeben iſt. Meine Parteigenoſſen! Ihr habt in 14 jähriger Arbeit für dieſes nunmehr entſte⸗ hende Deutſchland gekämpft. Heute iſt die Fahne dieſes Kampfes ſtaatlich ſanktioniert, Ihr könnt daran aber auch erſehen, wohin uns Eure Disziplin und Unterordnung ge⸗ führt hat. Nur ſie allein kann uns weiter⸗ leiten. Unſer Sieg iſt ſo groß, daß wir nicht kleinliche Kachſucht empfinden. Sollten die Feinde der nationa⸗ len Erhebung irgendeinen Widerſtand ver⸗ ſuchen, dann wird der Wille der Regierung der nationalen Revolution ſie blitzſchnell nie⸗ derzwingen, und Ihr werdet die Befehle er⸗ halten. Hütet Euch aber vor Provokateuren und Spitzeln, die, wie wir heute durch die Belege wiſſen, von der Kommuniſtiſchen Partei in unſere Formationen entſandt wor⸗ den ſind. Wir werden ſie dank unſexes heu⸗ tigen Einblicks in das Treiben dieſer Ver⸗ brecherorganiſation in kürzeſter Friſt ohne⸗ hin entfernt haben. 0 Anſchließend dankte der Reichskanzler für die bisberige Treue und Disziplin und gab eine Anordnung des Neichsminiers Dr. Frick bekannt: Zur Feier des Sieges der nalionalen KRevolukſon haben ſämtliche öffentliche Ge⸗ bäude des Reiches von morgen, Montag, ab auf die Dauer von drei Tagen in den vom Herrn Reichspräſidenten anbefohlenen bei ⸗ den Fahnen zu flaggen. Ein Aufruf an die Bevöllerung Zeigt die Flaggen! Nach dem Flaggenerlaß des Herrn Reichs⸗ präſidenten verbinden die alte ſchwarz⸗weiß⸗ rote Flagge und die Hakenkreuzflagge die ruhmreiche Vergangenheit des deutſchen Vol⸗ kes und die kraftvolle Wiedergeburt der deutſchen Nation. Vereint ſollen ſie die Macht des Staates unb die Verbundenheit aller nationalen Kreiſe des deutſchen Vol⸗ kes verkörpern. Um dieſen Willen des Herrn Reichspräſidenten Ausdruck zu verleihen und damit gleichzeitig den Sieg der natio⸗ nalen Revolution zu feiern, hat der Reichs⸗ miniſter des Innern angeordnet, daß in den Tagen von morgen, Montag, bis kommenden Miktwoch einſchließlich, alle Reichsbehörden, Reichsſtellen und Reichsanſtalten die ſchwarz⸗ weiß⸗rote Fahne und die Hakenkreuzflagge gemeinſam hiſſen. Die militäriſchen Gebäude hiſſen die Reichskriegsflagge. Der Reichsminiſter des Innern hat die Landesregierungen und die Kom⸗ miſſare des Reiches in den Ländern gebeten, für die Landes⸗ und Kommunalbehörden die Maßnahme der Reichsregierung zu übernehmen. Die Reichsregierung ruft das ganze Volk auf, ſich ihrem Vorgehen anzu⸗ ſchließen und damit der Verbundenheit aller nationalen Kreiſe des Volkes mit der ſtaat⸗ lichen Macht feierlichen Ausdruck zu verlei⸗ gen. Rede Hitlers in Verlin Der Kanzler über den Aumſchwung und die neuen Jiele.— Vernichtung des Marxismus. Berlin, 13. März. Bei einer Kundgebung der NSDAP. ſprach Reichskanzler Adolf Hitler in den überfüllten Berliner Ausſtellungshallen. Die Veranſtaltung, die durch alle Sender über— tragen wurde, wurde mit einem Stim⸗ mungsbild eingeleitet, bei dem Dr. Göbbels darauf hinweis, daß er eben aus dem Luſt⸗ garten von der gewaltigſten Kundgebung komm, die Berlin jemals geſehen habe. Ueber 120 000 nationalſozialiſtiſch geſinnte Arbeiter ſeien auf dem hiſtoriſchen Platz ver⸗ ſammelt geweſen, um der Regierung der na⸗ tionalen Revolution ihre Huldigung darzu⸗ brangen. Unter gewaltigem Jubel betrat Reichs⸗ kanzler Hitler die Halle. Hitler begann mit einem Dank an Alle, die am 5. März ihre Pflicht erfüllt hätten. Es iſt, ſo fuhr der Kanzler fort, für mich und meine älteren Mitkämpfer etwas wunderbares, nun nach einem 14jährigen Ringen endlich den Erfolg erleben zu dürfen, an dem ganz Deutſchland teilgenommen hat. Alle deulſchen Stämme haben in kaum zehn Stunden einen Alt in der deulſchen Geſchichte vollzogen, um den ſich Jahr⸗ hunderte in Deutſchland bemüht haben. Wir danken aus übervollem Herzen dieſen Millionen, die ſich zuſammengefunden haben und die beiſammenbleiben werden jetzt und für die Zukunft. Bei dieſem Erfolge über⸗ kommt uns alle wohl das Gefühl der Dank⸗ barkeit für den greiſen Feldmarſchall der an ſeinemLebensabend noch einmal durch ſeinen Spruch der deutſchen Jugend Tür und Tor für die Zukunft die Hand reichen kann. Heute will niemand von uns die Hand, ſondern ſie wollen von uns das Geld. a a Ich will keine Rache. Aher etwas will ich: Daß diejenigen, die verantwortlich ſind für dieſe Schäden, endlich in Deutſchland verſchwinden. Wenn man im internationalen marxiſtiſchen Lager heute vielleicht glaubt, wir würden auch eines Tages nachlaſſen. dann kann ich nur ſagen: Täuſcht euch hier nicht. Hier iſt mein Entſchluß unerſchütterlich. Ich werde niemals und zu keiner Stunde und unter keinen Umſtänden den Kampf gegen diejenigen einſtellen, die ſchuldig daran ſind, daß unſer Volk ſo tief gefallen iſt. Sechs Wochen ſind wir in der Regierung tätig und in dieſen ſechs Wochen haben wir das deutſche Volk zu einer unerhörten Kraft⸗ äußerung emporgeriſſen. Wir haben Millio⸗ nen den Glauben eingepflanzt, daß Deutſch⸗ land nicht verloren iſt, daß wir der Schwie⸗ rigkeiten Herr werden, daß wir das Reich wieder herausreißen aus dem Verfall des Volkes und der Wirtſchaft und daß wir da⸗ mit auch die Gemeinden retten. Es iſt das das Wunder des kommenden Vertrauens. Die deutſche Nation wird ſich wiederfinden in gemeinſchaftlicher Arbeit. Aber das eine wollen wir uns geſagt ſein laſſen, geſchenkt wird nichts auf dieſer Welt. Alſo wollen wir kämpfen und arbeiten. Neichspropagandaminiſterium Dr. Goebbels als Leiter.— Beſchluß des Reichs kabinetts. Berlin, 13. März. Das Reichskabinett hat ſich, wie amtlich mitgeteilt wird, ſehr ausführlich mit den vom Reichsernährungsminiſterium vorgeſchlage⸗ nen Maßnahmen für eine Regulierung des Oel⸗ und Fettmarktes befaßt, hne dieſen Fragenkomplex zum Abſchluß zu brin⸗ gen. Wie verlaulet, hal ſich das Kabinelt fer⸗ ner mit der Errichtung eines Reichsminiſte⸗ riums für Volksaufklärung und Propaganda beſchäftigt und ſich mit der Errichtung eines ſolchen Miniſteriums einverſtanden erkläct, vorbehaltlich der Klärung einiger Einzelfra⸗ gen. Zum Leiter des Miniſteriums dürfte der Reichspropagandaleiter der NSDAP., Reichstagsabgeordneter Dr. Goebbels, ernannt werden, zum Staatsſekretär Mini⸗ ſterialdirektor Funk unter Beibehaltung der Funktion als Leiter der Preſſeabteilung der Reichsregierung. Die Ernennungen wer— preſſeſtelle wird wahrſcheinlich beim wärligen Amt verbleiben, während die In⸗ landsabteilung dem neuen Miniſterium un⸗ terſtellt werden wird. Gedenkfeier in Verlin. Die Reichsregierung auf der Veranſtaltung des Bundes der Kriegergräberfürſoege. Berlin, 13. März. Der Volkstrauertag wurde in Berlin unter außerordentlich ſtarker Teilnahme aller Be⸗ völkerungsſchichten begangen. Den Mittelpunkt bildete die Gedenkfeier des Volksbundes deut⸗ che Kriegergräberfürſorge in der Staatsoper. ö m 1 ſch e Ade de in erſter Linie auf die Länderſpielkandidaken Punkt 12 Uhr erſchien Reichspräſident von Hindenburg, der die Generalfeldmarſchallsuni⸗ form trug, mit den Mitgliedern der Reichs— regierung. Auf der Bühne ſah man Reichs⸗ wehrſoldaten mit ihren ruhmreichen Reziments⸗ fahnen, SA.⸗Leute, Stahlhelmer, deutſchnatio⸗ nale Kampfbündler, ſtudentiſche Chargierte mit insgeſamt ekwa 200 Fahnen. Nach muſikaliſchen geöffnet hat. Das deutſche Schickſal iſt nicht nur für die nächſten vier Jahre entſchieden, nein: Es iſt entſchie⸗ den dadurch überhaupt. Was ſich in dieſen 1 Wochen vollzogen hat, iſt mehr als ein ö Regierungswechſel: Ein Volk hat ſeine ſchlechte Geſinnung abgelegt, es hat ſich wiedergefunden. Wenn wir gegen den Marxismus kämpfen, ſo nicht, weil wir den Arbeiter treffen wollen, weil wir ihn erlöſen wollen von Wahnſinn, der ihn und die Nation und Alle vernichtet. Wenn ich heute den Marxismus vernich⸗ ten will, ſo darum, weil es den Arbeiter zu erobern gilt. Ich kämpfe nicht gegen den Marxismus weil ich den Arbeiter haſſe, ſondern weil ich an ihm hänge und weil ich die Gefähr- ten meines früheren Lebens nicht vergeſſen kann und nicht vergeſſen will. Man ſagt von mir: Er iſt kein Pazi⸗ fiſt. Schön iſt der Friede, aber gut eſtees, wenn man ſtark iſt und ſein Leben ſelbſt geſtalten kann. a Man ſagt von mir: Er will keine Ver⸗ ſtändigung mit den anderen Völkern. Wer ſollte dieſe Verſtändigung nicht lieben? Allein Verſtändigung kann nur ſtattfinden zwiſchen Zweien, die gleiches Recht beſitzen. weil ich die Verſtändigung will, will ich mein Volk in einen ſolchen Juſtand bringen, daß es für andere nüßlich iſt, ſich mii ihm zu verſtändigen. Wenn das deutſche Volt in Sladt und Fand und in jedem Beruf zich wieder zuſammengefunden hal, dann wird daraus eine ſo unerhörte Kraft kommen, dan dieſes Bolk dann auch anderen Nölkern ſondern einem 1 und geſanglichen Darbietungen hielt Pfarrer Dr. Schaack aus Konſtanz die Gedenkrede. An⸗ ſchließend ehrten die Verſammelten das An⸗ denken an die Toten des Weltkrieges durch eine Minute ſtillen Gedenkens. Die Gedenffeier ſchloß mit dem Geſang des Deutſchlandliedes. Unter den Klängen des Präſentiermarſches ſchritt der Reichspräſident mit ſeinem Gefolge die Front der Ehrenkompagnie und der natio⸗ nalen Verbände ab, um ſich nach dem Ehren⸗ mal hinüberzubegeben, wo er einen Kranz nie⸗ derlegte. Ruhige Wahlen in Preußen. Bedeutend ſchwächere Wahlbeteiligung. a Berlin, 13. März. Nach den bisherigen Ergebniſſen iſt die Wahl in Preußen ruhig verlaufen. Die Wahlbeteili⸗ gung erſcheint im allgemeinen ſchwächer als am vergangenen Sonntag. In den Vormittags⸗ ſtunden war das Wahlgeſchäft ſehr ſchleppend, erſt in den Nachmittagsſtunden wurde es etwas lebhafter. Zwiſchenfälle ernſterer Art ſind bis⸗ her nicht bekannt geworden. Auch die Pro⸗ pagandatätigkeit am Sonntag hielt ſich in engem Rahmen. Ein Neichskommiſſar für Lübel Lübeck, 18. März. Der Reichsinnenminiſter hat ſoeben dem Se⸗ tat mitgeteilt, daß er für die Reichsregierung die Befugniſſe der oberſten Landesbehörde übernehme, ſoweit dies zur Erhaltung der „Ifentlichen Sicherheit und Ordnung nötig iſt. Die Wahrnehmung dieſer Befugniſſe iſt dem Syndikus Dr. Völtzer übertragen. Sport vom Sonntag Fußball.. Länderſpiele. Mannheim: Süddeutſchland— Südweſtſtank, N reich 10:0. ö Stuttgart: Süddeutſchland— Schweiz⸗B 970 Meiſterſchafts⸗Endſpiele. Abteilung 1(Oſt⸗Weſt): 1. FC. Nürnberg— Sp.⸗Vgg. Fürth 1. Bayern München— 1860 München 1:2. Abteilung 2 Mord⸗Süd): Union Böckingen— Phönir Karlsruhe 2:4. Pokalſpiele. Nord⸗Süd⸗Bahern. SV. Ulm— Wacker München 53. Teutonia München— Germania Nürnberg 1:0. FC. Bayreuth— ASV. Nürnberg 5:1. Schwaben Augsburg— FC. Schweinfurt 11. Bombenſieg Süddeutſchlands Süddeutſchland— Südweſtſranfreich 100. Die Revanche Süddeutſchlands für die Vorjahr in Bordeaux von Südweſtfrankreich bezogene 3:4⸗Niederlage fiel im Mannheimer Stadion mit 10:0 Treffern überaus ſräflig aus. Aber es war wirklich kein Kunſtſtück, dieſe franzöſiſche Mannſchaft zu ſchlagen, da ſie, an deutſchen Verhältniſſen gemeſſen, höch tenz mittlere Bezirksliga repräſentierke. Knapp eine halbe Stunde lang konnten ſich die Franzoſen in ihren blauen Hemden be⸗ haupten, dann waren aber die kleinen Un⸗ ſicherheiten in der deutſchen Verteidigung und in der Läuferreihe behoben, und von da an wickelte ſich das Spiel nur noch in der Hälfte der Franzoſen ab. In der zweiten Halbzeit ka⸗ men die Gäſte nur noch gelegentlich über die Mittellinie, während der ſüddeutſche Sturm dank einer großartigen Läuferreihe im Rücken ſich voll entwickeln konnte und Treffer auf Treffer in das Netz des franzöſiſchen Hükers ſetzte. Bei etwas neyr Uneigennützigkeit im ſüddeutſchen Sturm f hätte gut und gerne noch ein halbes Dutzend niehr fallen können, aber wie das aun einmal bei einer ſtark über⸗ legen Mannſchaft iſt, zum Schluß wollte ſeden Tore ſchießen. U. d beim Sidden beteiligten ſich ſogar Hergert und Gramlich, der in letzter Stunde auf höheren Befehl(im Hinblick auf gier V 0 das Berliner Länderſpiel!) noch nach Mann⸗ den vorausſichtlich Anfang dieſer Woche er⸗ i folgen. Die Auslandsabteilung der Reichs- Aus⸗ heim beordert worden war, am Bombardement auf das franzöſiſche Tor. Es war in der zweiten Hälfte ein Training au ein Tor, aber das Spiel war keineswegs langweilig, eben weil die ſüddeutſche Elf ſo ſchön zuſammen⸗ ſpielte, daß die über 12 000 Zuſchauer ſogar bis zum Schluß, iff aushielten. In der Kritik kommen natürlich die ſüddeutſchen Spieler dies⸗ mal recht gut weg. Giſpert, der Torhüter, hatte in dieſem Treffen wirklich keine Ge⸗ legenheit, ſein Können unter Beweis zu ſtel⸗ len, da er nicht ein einziges Mal ernſthaft „angefaßt“ wurde. Beide Verteidiger brauchten lange, um einige Sicherheit zu gewinnen, dann erfüllten aber Haber und May alle Erwar⸗ tungen. In der Läufe reine war man natürlich Hergert und Gramlich geſpannt. Nun, man kann beide Spieler ruhigen Gewiſſens für Berlin empfehlen. Hergert war nicht nur groß in der Abwehr, ſondern er zeigte auch ein überraſchend gutes Aufbauſpiel und beherrſchte bald ſouverain das Mittelſeld. Gramlich brauchte 20 Minuten, um ins Spiel zu kom⸗ men, aber dann bekam der ſchlanke Frank⸗ ſurter mehr als einmal Beifall auf offenen Szene. Der Neckarauer Größle war anfangs auch unſicher, hielt ſich dann aber gan ausgezeichnet. Im Sturm überraſchte die link Flanke Fath⸗Lindner durch ein gan großartiges Spiel. Der noch nicht 20jährig Wormſer wurde von dem Frankfurter Eintrachtmann vorzüglich bedient und immer und immer wieder trug die linke Flanke emi⸗ nent gefährliche Angriffe vor. Lindner 1 00 im Feldſpiel ganz vorzüglich, daneben verfüg er über eine Schußkraft, wie man ſie nicht jeden Tag findet. Schade, daß der Frankfurter manchmal zu lange den Ball hält, aber ſon war er wirklich neben Fath und Hergerk der überragendſte Spieler auf dem Felde. Der Mannheimer Mittelſtürmer Siffling war nicht ſchlecht, aber körperlich kam er nicht immer mit. Rechtsiunnen Wagner aus Pir⸗ maſens hatte mit ſeinen Schüſſen Pech, aber auch er wird nicht zum letzten Mal in einer Verbandsmannſchaft geſtanden haben. Der ſchwächſte Stürmer war der Rechtsaußen Wei⸗ dinger, der erſt gegen Schluß ſeine Be⸗ fangenheit abgelegt hakte und dann ein voll⸗ wertiges Mitglied des vorzüglichen Stürmer⸗ quintetts war. Alles in allem ſah man eine famos zuſammenwirkende ſüddeutſche Elf, die dieſem Gegner nie eine Chance ließ. Bei den Franzoſen hielt ſich die Abwehr noch am beſten, wenn auch der Tor⸗ hüter an zwei oder drei W mitſchuldig war. In der 1 el der Miktel⸗ läufer eine halbe Stunde lang, dann hatte auch er leine Puſte mehr. Im Sturm war die linke Seite verſchiedentlich gefährlich, aber von g nik und Schießen hatten alle Stürmer ni oiel Ahnung. — ee eee 3 77 * ä Nachdruck verboten. Der Majoratsherr auf Hohentann erhob ſich an einem Junimorgen, der voll von Sonne und Roſenduft war, zeitiger als gewöhnlich. Der am Ende der vierziger Jahre ſtehende Baron zog, nachdem er ein laues Bad genommen hatte, das Reit⸗ foſtüm an. Sporenklirrend, mit der Reitgerte luſtig wippend, lief er beinah jünglingshaft die Marmorſtufen hinab, die in die geräumige Diele führten. Er betrat das Herrenzimmer. Sogleich verfinſterte ſich ſein Geſicht. Ignaz, der Kammerdiener, ſtand mit einem Staubwedel in der Hand an der Längsſeite des Raumes und ſtäubte ein Oelgemälde ab, das eine auffallend hübſche, junge Dame in Lebensgröße zeigte. Der Majoratsherr blieb auf der Schwelle ſtehen. Ein drohendes Räuſpern klang aus ſeiner Kehle. Ignaz fuhr herum. Jetzt erſt hatte er ſeinen Herrn bemerkt. „Schockſchwerenot!!“ ſchrie Sigwart von Henckelsberg, und ſchlug wuchtig mit der Reitpeitſche auf den Tiſch, daß es klatſchte und die leichte ſilberne Aſchenſchale, die dort stand, einen kleinen Sprung machte.„Schockſchwerenot!! Habe ich Ihnen nicht ein für allemal verboten, den Vor⸗ bang von dem Bilde wegzuziehen?!“ Mit ein paar langen Schritten trat der Baron auf das Bild zu. Ohne einen Blick auf das Gemälde zu werfen, jaſtete ex nach der Schnur, die ſeitlich hing. Sein Geſicht war beſorgniserregend gerötet, als er jetzt mit raſchen, ein wenig fahrigen Bewegungen den ſchweren Samtvor⸗ hang vor das Frauenbildnis zog. Der Majoratsherr atmete wie von einer Laſt befreit auf. „So!“ ſagte er, ſich den Schweiß vom Geſicht wiſchend. Dann ſiel ſein Blick wieder auf den Diener, der wie eine Götzenfigur in der Nähe der Tür ſtand und auf etwaige Befehle ſeines Herrn harrte. „Dieſes Bild bleibt verhängt, verſtehen Sie!?“ fuhr ber Baron wieder den Diener an. „Ich bitte gehorſamſt um Vergebung, Herr Baron. Ich wollte nur den Staub entfernen.“ „Der Staub kann fingerdick auf dem Ding da liegen bleiben, verſtehen Sie!? Ich befehle Ihnen ausdrücklich, ſich nicht mehr in die Nähe dieſes Bildes zu wagen.— Haben Sie mich verſtanden?“ „Ich habe verſtanden, Herr Baron.“ „Gut! Abtreten!“ Als der Majoratsherr allein war, verfinſterte ſich ſein Blick wieder. Er ballte unbewußt die Hand zur Fauſt, hob ſie gegen das verdeckte Gemälde und ziſchte zwiſchen den Zähnen hindurch:„Canaillen!!— Canaillen!!— Alle Weiber ſind Ungeheuer!“ Plötzlich öffnete ſich die Tür. Sanitätsrat Doktor Beyerſchmidt, ſein intimſter Freund, der die Sommer⸗ monate auf Hohentann als Gaſt des Barons verbrachte, lrat in das hohe, in ſtrenger Würde gehaltene Gemach. „Nanu!“ rief Sigwart von Henckelsberg,„biſt du auch ſchon aus den Federn?“ „Solch herrliche Tage muß man genießen, ſie ſind uns nicht allzuoft vergönnt“, entgegnete der Sanitätsrat, und rückte an ſeiner goldenen Brille, in deren Gläſern ſich die Strahlen der Frühſonne brachen, die durch die offen⸗ tehende Verandatür hereingeſchlüpft kamen. Da haſt du recht, lieber Bruno, ſolche Sommertage ind ſelten; um ſo ſchlimmer, wenn man auf leeren Magen gleich Aerger hat.“ „Haſt du ſchlecht geſchlafen?“ „Nein, danke— im Gegenteil: ausgezeichnet. Ignaz, mein Diener, verdarb mir die Stimmung für den ganzen heutigen Tag. Dieſes Bild da— du weißt ſchon— hatte er enthüllt, als ich gerade dazukam.“ „Na, wenn du weiter keinen Kummer haſt“, lachte der Sanitätsrat, und gab ſeinem Freunde einen kleinen, gut⸗ mütigen Klaps auf die Schulter. „Weiter keinen Kummer! Weiter keinen Kummer!“ wiederholte der Baron aufs höchſte empört.„Du weißt, ich dulde kein weibliches Weſen auf Hohentann— außer e e der alten Trine, der Wirtſchafterin, und ein paar dienſt⸗ baren Geiſtern, die aber auch nicht bis in meine Privat⸗ Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) gemächer vordringen dürfen. Ja, ich dulde ſogar nicht ein⸗ mal die Bilder weiblicher Weſen hier im Schloſſe— außer dieſem da— und dieſes iſt verhängt, ſoll immer verhüllt bleiben.“ „Aber, wenn dir der Anblick dieſes Gemäldes ſo ver⸗ haßt iſt, weshalb entfernſt du es dann nicht aus dem Zimmer?“ fragte der Sanitätsrat, liſtig ſchmunzelnd, und ſeine kleinen, lebhaften Aeuglein blickten erwartungsvoll ſeinen Freund an. „Das iſt ſehr einfach! Weil ich immer daran erinnert ſein und weil ich allen meinen Beſuchern ſinnbildlich ver⸗ gegenwärtigen will, daß ich die Frauen haſſe, daß ſie für mich nicht mehr exiſtieren, ſeit— nun ja—“ Er atmete ſchwer.„Alſo dieſes verhängte Bild ſoll gewiſſermaßen eine Demonſtration ſein, die allen meinen Gäſten und mir ſelbſt in ſtummen Worten zuruft: Alles Uebel kommt vom Weibe!“ „Ein wenig ſehr verallgemeinert, finde ich“, ſagte der Sanitätsrat, indem er den ſichtlich erregten Freund beob⸗ achtend von der Seite anſchielte.„Es gibt ganz gewiß reizende, entzückende, begehrenswerte, ſüße, goldige, her⸗ zige Weibchen.“ Der Baron verzog verächtlich den Mund.„Du kannſt mich abſolut nicht reizen, Bruno!“ „Ich will nichts anderes, als dich bekehren, Sigwart.“ „Bekehren!!? Mich bekehren? Haha!— Geſtatte, daß ich lache!— Falſches Schlangengezücht, ungetreue Brut ſind die Frauen. Ich glaube, der ganze Schatz an Schmäh⸗ worten eines Therſites würde nicht ausreichen, wollte ich meinen Gefühlen dem“— er verzog das Geſicht zu bitterer Grimaſſe—„holden Geſchlecht gegenüber einmal gründ⸗ lich Luft machen.“ „Aber man kann doch nicht alle über einen Kamm ſcheren, guter Freund. Ich gebe zu, du haſt Pech gehabt, haſt Enttäuſchungen erlebt mit dieſer da“— der Sanitäts⸗ rat deutete mit dem Kopfe nach dem verhüllten Bilde—, „aber das iſt doch wahrlich noch kein Grund, nun gleich ein geſchworener Weiberfeind zu werden.“ „Du redeſt, wie du es nicht beſſer verſtehſt, Bruno“, erwiderte der Baron von Henckelsberg, und ſchlug nach⸗ denklich mit der Reitgerte gegen die Sporen.„Sie, die ich liebte, der ich all mein Vertrauen ſchenkte, betrog mich in der Brautzeit mit einem meiner Kameraden!“ Er hatte ſeine Stimme gedämpft.„Das ſitzt tief!“ Seine letzten Worte waren ein Flüſtern geworden.„Das läßt ſich nicht ſo einfach überwinden, wie du denkſt, Bruno.“ Der Sanitätsrat war ernſt geworden. Er nickte.„Ich weiß ſchon, das war damals eine vertrackte Geſchichte. Die Feſtungshaft und ſchließlich dein Abſchied vom Militär.“ Der Majoratsherr wurde wieder lebhafter: „Was nutzte das Duell? Durch einen Kugelwechſel konnte ich mir die Reinheit meiner Braut nicht wieder⸗ erkaufen. Im Gegenteil, ich ſchnitt ſogar noch ſchlecht dabei ab. Mein Gegner verwundete mich. Ich war alſo meine Braut los und bekam extra noch einen Denkzettel. Noch heute ſchmerzt mich die vernarbte Wunde am Bein, wenn anderes Wetter in Ausſicht ſteht.“ „Hans Huckebein, der Unglücksrabe!“ warf der Sani⸗ tätsrat dazwiſchen, und verſuchte ſo, die trüben Bilder zu verſcheuchen und die Angelegenheit ins Humoriſtiſche zu ziehen. ü „Seitdem, ſiehſt du, ſeitdem verachte und haſſe ich die Frauen. Wenn ein Mann in ſeinen reinſten Gefühlen ver⸗ letzt wird— doch nun genug davon. Der Morgen iſt wirklich zu prächtig zum Grillenfangen. Draußen auf der Terraſſe iſt der Frühſtückstiſch gedeckt. Komm!“ Der Baron hakte ſeinen Gaſt unter, und die beiden Herren ſchritten auf die ſonnenüberflutete Terraſſe, wo Ignaz bereits ſerviert hatte. Um die Roſen, die unten im Garten blühten, ſummten die Bienen. Ein Pfauenauge taumelte, trunken vom Duft dieſes Sommermorgens, über das Meer von Blüten, ver⸗ ſchwand zwiſchen den Sträuchern des Parks. Die beiden Herren ließen ſich das Frühſtück ſchmecken. Sanitätsrat Beyerſchmidt hörte nur zerſtreut den Worten ſeines Freundes zu, der von ſeinen Pferden ſprach. Der Sanitätsrat weilte in Gedanken noch immer bei dem ſo⸗ eben beendeten Geſpräch mit Sigwart. Schon lange hatte er ſich vorgenommen, einmal ernſtlich mit Henckelsberg über ſeinen faſt krankhaften Widerwillen gegen das weib⸗ liche Geſchlecht zu ſprechen. Der Anfang war gemacht worden. Auf eine eindringliche und entſchloſſene Art nahm er ſich vor, zu einem gewiſſen Ziele zu gelangen. „Es iſt ja gewiß wunderſchön“, nahm gelegentlich der Arzt das Wort,„Schloßherr, Majoratshert, Beſißer all dieſer Naturſchönheiten, ſo weit das Auge reicht, zu ſein. Du haſt alles, was dein Herz begehrt, haſt die ſchönſten Pferde im Stall, das teuerſte Vieh, die fruchtbarſten Aecker. einen alten Beſitz, um den dich jeder Fürſt beneiden könnte; prächtig gehegte und gut beſetzte Jagdgründe, treue Freunde, die monatelang bei dir zu Gaſte weilen dürfen, geſchultes Perſonal, Geſundheit, bis auf das kad teote Bein, das aber immerhin als Barometer noch gute Dieuſte leiſtet—, na, kurz ſo ziemlich alles, was man ſich an irdi⸗ ſchen Gütern erſehnen kann, bis auf—“ Er hiels inne, ſchlug mit energiſcher Bewegung einem Ei die Spitze ab, und ergänzte dann vorſichtig:„bis auf— ein Frauchen!“ Der Baron, der ſoeben Honig auf ſeine Semmel träu⸗ feln wollte, hielt vor Schreck den Löffel ſchief, ſo daß die köſtliche Klebrigteit auf ſeine Hand tropfte. Aergerlich entfernte er mit der Serviette den Honig von ſeinen Fingern. Zwiſchen ſeinen Augen zeigten ſich ein paar energiſche Zornesfalten. i „Willſt du mir nun auch noch den Appetit verderben?!“ rief der Baron erboſt, nahm einen großen Schluck Kaffee, verſchluckte ſich jedoch, und der Huſten konnte erst befeitigt werden, nachdem der Sanitätsrat ihm mit der fachen Hand ordentlich den Rücken bearbeitet hatte. „Alſo, Spaß beiſeite, Sigwart! Ich meine es gut mit dir. Ein Mann in deinem Alter kann eine junge Pau durchaus noch glücklich machen. Du biſt noch elaſtiſch wie ein Jüngling. Wie du ausſchauſt— da könnte ſich mancher junge Laffe von dreißig Jahren verſtecken!! Ja, ja, die alte Schule, die hat auf ſtraffe Zucht gehalten. Die zunge Generation iſt zu ſchnellebig; ſie vergeudet ſich zu vaſch. Du haſt noch Schneid, Sigwart. Man könnte dich faſt für einen Vierziger halten.“ „Na, willſt du mir da eine Liebeserklärung machen?“ „Ich ſpreche im Ernſt, lieber Freund. Du mußt doch zugeben, daß in einen ſo großen Haushalt, wie in den deinen, eine Frau gehört.“ i „Was willſt du? Die Trine beſorgt ganz gut alles Nötige. Für die Gutsverwaltung iſt der verheiratete In⸗ ſpektor da, und für meine perſönliche Bedienung habe ich Ignaz. Uebrigens iſt Ignaz ein ausgezeichneter Kammer⸗ diener, mit dem ich äußerſt zufrieden bin. Die Entgleiſung vorhin mit dem Bild will ich ihm noch einmal veozeihen. Er hat ſonſt wirklich allerhand Vorzüge.“ „Möglich, möglich, liebſter Freund. Aber trotz allem fehlt die Frau, die Hausfrau.“ Der Baron trommelte nervös mit den Fingern auf den Tiſch. Ein großer Brummer flog ihm um ſeinen Kopf: das irritierte den Baron jetzt. Er ſchlug mit der Hand nach der dicken Fliege, traf aber nur ins Leere. „Wir wollen doch wirklich mit dieſem nichtswutzigen Ge⸗ ſprächsthema ein Ende machen.“ „Ich bin froh, daß ich endlich einmal neit dir über dieſen Punkt reden darf.“ „Aber du darſſt es eben nicht“, ſagte der Baron laut. „Ich verweigere jede weitere Antwort bei dieſem Thema, hörſt du! Jede!“ Er ſtrich erregt über ſein leicht an⸗ gegrautes, engliſch geſtutztes Bärtchen. Der Sanitätsrat ließ ſich nicht einſchüchtern: „Du mußt doch auch einmal an ſpäter denken, beſter Sigwart. Wenn ein Mann ſchließlich alt wird, will er doch jemanden haben, der ihn pflegen kann, der lieb zu ihm dt, der Mitleid mit ihm hat, der es gut und fürforg lich meint.“ Henckelsberg brach ſein Wort. Er war ſehr aufgeregt; deshalb antwortete er: „Du biſt wirklich rührend um mich beſorgt, lieber Bruno.“ „Ich habe als Freund und Arzt die Pflicht, dich auf all dies aufmerkſam zu machen.“ „Damit du ruhig ſchlafen kannſt, will ich dir ſagen, daß Ignaz mich genau ſo gut pflegen kann, wie eine Frau. Er hat es ſchon bewieſen— damals, als ich die Kugel in die Wade erhielt.“ Immer Ignaz, Ignaz!“ rief Beyerſchmidt jetzt, aus ſeiner Ruhe gebracht.„Menſchenskind! Du ſollſt leben, wie es ſich für dich als Majoratsherr gehört— nicht als Junggeſelle, ſondern mit einer Frau zur Seite Sag' meal. Sigwart', fragte er jetzt ruhiger,„haſt du denn gar nicht manchmal Sehnſucht nach— Liebe! Das kann doch nicht alles tot da drinnen ſein.“ Er legte die Fand auf ſeine Bruſt.„Ein Mann in deinem Alter kann ſich doch nicht ganz der heiligen Flamme verſchließen.“ Plötzlich kicherte er in ſich hinein und dämpfte ſeine Stimme geheimnisvoll ab.„Wenn erſt der Johannistrieb kommt— ja daun dann iſt es manchmal zu ſpät. Das weh, das ſchmerzt.“ Er hielt inne. Der Majoratsherr überging die letzten Worte des Arztes mii Stillſchweigen. be „Du weißt“, ſagte er endlich,„was ich von den Frauen halte. Sie ſind bei mir vielleicht eine Art Idioſyntraſte— ſo ſagt ihr Aerzte wohl.“ 1 f 8 Der Medizinalrat lachte aus vollem Halſe. ee „Du biſt köſtlich, Sigwart. Ich ſehe, da kann man wirk⸗ lich nichts machen, da iſt Hopfen und Malz verloren.“ Gortſebuna bolat) heim wird von dieſem reden. Aus den Nachbarländern Verhaftung und Waffenbeſchlagnahme. Oggersheim, 12. März. Stadtrat Müller, ein Beamter des Wohlfahrtsamtes Ludwigs⸗ hafen, wurde nach Hausſuchung in ſeiner Woh⸗ nung wegen verbotenen Waffenbeſitzes in Straf und Schutzhaft genommen. Man fand bei ihm zwei gebrauchsfertige Armeepiſtolen und in ſeinem Arbeitstiſch im Wohlfahrtsamt 90 Schuß Munition vor. Die Polizei hat außerdem einige kommuniſtiſche Funktionäre und Reichsbannerführer in Schutzhaft genom⸗ men. Die damit verbundenen Hausſuchungen nach Druckſchriften und Waffen verliefen er⸗ gebnislos. Autounglück.— Ein Todesopfer. Speyer, 12. März. Ein in Richtung Lan⸗ dau fahrendes 5⸗Tonnen⸗Laſtauto der Fa. Müller u. Co. in Landau kam auf der Schwe⸗ genheimerſtraße unweit Speyer von der Straße ab, fuhr über die Böſchung und ſtürzte um. Der Wagenlenker Alfons Müller aus Albers⸗ weiler kam ſo unglücklich unter das Fahrzeug zu liegen, daß er von deſſen Gewicht erdrückt wurde und auf der Stelle tot war. Der Bei⸗ fahrer blieb unverletzt. Ueber die Urſrache des Unglücks war noch nichts Näheres zu erfahren. * Ludwigshafen, 12. März.(Verurteilte Schmuggterbande.) Vor dem Amksge⸗ richt Ludwigshafen hatten ſich nicht wemger al 12 Perſonen wegen Zigarettenpapier- und Tabakſchmuggels zu verantworten. Die An⸗ geklagken ſtammen keris aus Pirmaſens, keit aus Mannheim und nur einer wohnt in Lud⸗ wigshafen. Die Schmuggelware wurde in zwei Perſonenautos aus dem Saargebiet eingeführt und bei einer ſolchen Fahrt auf der Rhein⸗ brücke Ludwigshafen Mannheim von einem Schupobeamten, dem die Nummer des ver⸗ dächtigen Wagens bekannt war, angehallen. Insgeſamt wurden 33 800 Päckchen Zigarel⸗ enpapier herübergebracht bezw. feſtgeſtellt. Die Verhandlung, die den ganzen Tag in Anſpruch nahm, brachte die Verurteilung von 10 Ange⸗ klagten zu Gefängnisſtrafen von zwei bis zehn Monaten mit Zuſatzgeldſtrafen von insgeſamt 60000 Mark. Zwei Angeklagte wurden frei⸗ geſprochen. Die zwei Perſonenautos und die Koffer ſowie die beſchlagnahmte Schmuggel— ware wurden eingezogen. Ludwigshafen, 12. März.(Jugend⸗ licher Betrüger.) Der erſt 26jährige Tag⸗ ner Karl Ameis aus Ludwigshafen hat im vergangenen Jahre in einer Reihe von Fällen Diebſtähle ausgeführt und verſchiedene Firmen erheblich betrogen. Er wurde vom Schöffen⸗ gericht wegen Diebſtahls und Betrugs zu zwei⸗ einhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Darmſtadt, 12. März.(Urkunden⸗ fälſchung eines Dienſtmädchens.) Ein junges Dienſtmädchen aus Darmſtadt er⸗ hielt vom Bezirksſchöffengericht wegen einer ſchweren Urkundenfälſchung unter Zubilli⸗ gung mildernder Umſtände eine Woche Ge⸗ fängnis mit fünfjähriger Bewährungsfriſt. Die Angeklagte hatte ein Rad auf Raten ge⸗ kauft und auf der Bürgſchaftsurkunde die Unterſchrift gefälſcht. Die Sache wäre viel⸗ leicht nie ans Tageslicht gekommen, wäre nicht das Mädchen arbeitslos geworden und hätte dadurch die Raten nicht bezahlt. Eiſte Viernheimer Tonfilm ſchau Die neueſte u. entzückendſte Tonfilm⸗Operette Dieſe Woche im Central⸗Film⸗Palaſt. 1. Fräulein, falſch verbunden— 2. Pat u. Patachon auf Freiersfüßen— 3. Vergeſſen Sie nicht ihre Antenne zu erden. Heute Montag 1. Platz nur 400 Filmfreunde! Ein Bomben ⸗Schlagerpro- gramm iſt dieſe Woche im Central-Film⸗Palaſt zu ſehen. Eine Tonfilm⸗Darbietung die wirk⸗ lich nicht zu überbieten iſt. Ueberhaupt iſt keine Darbietung des obigen Theaters zu über⸗ vieten. Daher iſt ein Beſuch ſtets ein Voll⸗ treffer, ſo auch wieder dieſe Woche. Wie ſchon oben erwähnt, kommt die entzückende Tonfilm⸗ Operette„Fräulein, falſch verbunden“ mit der Magda Schneider, Trude Berliner und mit Jobannes Riemann zur Aufführung, die den verwöhnteſten Beſucher hoch befriedigt. Wunder⸗ bare Mufik und Geſangs, luſtigſte und ſpannen⸗ ſte Handlung, alſo alles was das Herz begehrt. Im 2. Teil zeigt man den Pat und Patachon Großtonfilm„Pat und Patachon auf Freiers⸗ füßen.“ An dieſen beiden Weltkomikern, die ſchon lange nicht mehr da waren werden alle Beſucher eine ganz große Freude erleben. In dieſem Tonfilmwerk ſind dieſe beiden ganz fabel⸗ haft in Form. Tränen werden gelacht und vieles mehr. Im 3. Teil kommt der tönende Luſtſpielſchlager der Woche. Dieſes erfolgreiche und reichhaltige Großtonfilmprogramm wird ſich kein Filmfreund entgehen laſſen. Ganz Viern⸗ Alle Beſucher werden es andern ſagen, damit dieſelben die wunderbare Tonfilm⸗Darbietung auch anſehen. Heute Montag 1. Platz nur 40.9 Vadens Staatspräſident in Haft Neue lommiſſariſche Regierung.— Hakenkreuz⸗ fahnen auf Staatsgebäuden zugelaſſen. Karlsruhe, 13. März. Reichslommiſſar Wagner hat am Sams⸗ tag die geſamte Regierungsgewalt perſönlich übernommen und einen Teil der Miniſterien lommiſſariſch anderweitig beſetzt. Der Staatskommiſſar Wagner hat mit der Wohrnehmung der Miniſterialgeſchäfte kom⸗ mi ſariſch keimt agt: Finanzmitgiſterium Land⸗ tagsabg. Walter Köhler- Weinheim, im Juſtizminiſterium: Rechtsanwalt Ru pp, M. d. R., Karlsruhe, im Miniſterium des Kultus und Unterrichts: Haupfſchriftleiter des„Füh⸗ rer“, Dr. phil. Otto Wacker. Als Kommiſſar zur beſonderen Verwendung des Reichskommiſſars wurde Polizeioberleut⸗ nant a. D. Pflaumer⸗ Heidelberg, zurzeit beauftragter Perſonalreferent für den geſam⸗ ten Polizei⸗ und Sicherheitsdienſt ernannt. Weiter wurden ernannt je ein Hilfskommiſſar aus der Deutſchnationalen Volkspartei und dem Stahlhelm. Sämtliche Kommiſſare und Hilfskommiſſare führen ihre Geſchäfte ehren⸗ amtlich. ö a Das Hiſſen von Hakenkreuz⸗ und ſchwarz⸗weiß⸗ roten Fahnen auf ſtaatlichen Gebäuden wird zugelaſſen. Staatspräſident Dr. Schmitt wurde in ſeiner Wohnung zu ſeiner perſönlichen Sicher⸗ heit in Schutzhaft genommen. Gegen den be⸗ urlaubten Polizeioberſten Blankenhorn und Polizeimajor Krauth iſt Schutzhaftbe⸗ fehl ergangen. a Schießerei in Karlsruhe Karlsruhe, 13. März. Abends nach 21 Uhr wurden in der Karls⸗ ruher Altſtadt, in der viele Kommuniſten wohnen, heimkehrende SA-Leute aus den Fenſtern zweier Häuſer der Markgrafen⸗ ſtraße von kommuniſtiſchen Parteifunktionä⸗ ren beſchoſſen. Die Schutz- und Hilfspolizei riegelte das Unruheviertel ab und nahm eine planmäßige Durchſuchung der Häuſer vor. Die Schießerei dauerte bis nach Mitternacht an. Es wurden etwa 30 Schüſſe abgegeben. Die Polizei hat einige Verhaftungen vorge⸗ nommen. Bisher wurden vier durch Schüſſe verletzte Perſonen, darunter ein Schwerver— letzter, dem Krankenhaus zugeführt. Reichsbanner in Vayern verboten Beſchlagnahme des Vermögens. München, 13. März. Der Kommiſſar für das bayeriſche Skaats⸗ miniſterium des Innern hal mit Anordnung vom 10. März mit ſofortiger Wirkung das Reichsbanner Schwarzrotgold mit fſämtli⸗ chen Formationen, einſchließlich Schufo, Eiſerne Front und Sozialiſtiſche Arbeiter⸗ Jugend mit ſämtlichen Nebenorganiſationen für das Gebiet des Freiſtaates Bayern ver⸗ boken und aufgelöſt. Das Tragen von Abzeichen und das Zurſchauſtellen von Symbolen und Fahnen der vorgenannten Verbände wird verboten. Vermögensſtücke der verbotenen Or⸗ ganiſationen ſind bis päteſtens 20, März an die Polizeidirektion abzuliefern. Jede Un⸗ terſtützung der verbotenen Organiſationen mit Rat und Tat ſowie jeder Verſuch der or⸗ ganiſatoriſchen Weiterführung derſelben iſt verboten. Zentrum in Württemberg weiße Zettel bei der Staalspräſidentenwahl Skuktgark, 12. März. Die Wahl des neuen Staatspräſidenken, des nalionalſozialiſtiſchen Abgeordneten Murr, wurde vom Zentrum durch die Ab⸗ gabe weißer Jektel ermöglicht. N Die weitere Haltung der Zentrumspartei zu der neuen Regierung wird, wie das Zen⸗ krumsorgan, das„Deutſche Volksblatt“ er⸗ klärt, von der Politik der Regierung abhän⸗ gen. Das Zentrum ſei in ſeiner Halten zu der Regierung völlig frei. Für den Poſter des Landtagspräſidenten anſtelle des bisherigen Landtagspräſidenten Mer⸗ genthaler, der das Kultusminiſterium über— nehmen wird, iſt von den Nationalſozialiſten der Landtagsabgeordnete, Rechtsanwalt Jo— nathan Schmid, in Ausſicht genommen. * Kommuniſtenverhaftungen in Würltemberg. Die Ulmer Polizei hat etwa 40 Funktio⸗ näre und Führer der KPD. in Schutzhaft genommen. Weitere Verhaftungen erfolgten in Schramberg, wo 22 Kommuniſten in Schutz⸗ haft genommen wurden. In Freudenſtadt wurde der ſeit Tagen geſuchte Kommuniſten führer und Stadtrat Georg Link verhaftet. Tannenlirch, A. Lörrach, 12. März.(Ge⸗ meiner Bubenſtreich.) Einem Landwirt wurden hier auf einem Rebgrundſtück an 21 Rebſtöcken die zu Bogen hergerichteten Ruten abgeſchnitten. Man vermutet einen Racheakt. Singen a. H., 12. März.(Feuer in einer Schreinerei). In der Schreinerei Karl Müller, brach Feuer aus. Der Schaden it ziemlich bedeutend, da wertvolle Möbel verbrannten. Der Brand konnte nach kurzer Zeit gelöſcht werden Aus der Heimat Gedenktage 13. März. 1741 0 Joſeph I. von OHeſterreich ge⸗ oren.. 1781 Der Architekt Karl Friedrich Schinkel in Neuruppin geboren. 990 1860 Der Komponiſt Hugo Wolf in Windiſch⸗ grätz geboren. 1 1862 Der Dichter Wilhelm Weigand in Giſ⸗ ſigheim in Baden geboren. Prot.: Ernſt— Kath.: Euphraſia Sonnenaufg. 6.21 Sonnenunterg. 18.00 Mondunterg. 6.32 Mondaufg. 20.13 Miſch dich nicht drein! Es gibt unendlich viele Menſchen, die es nicht Unterlaſſen können, ſobald zwei an⸗ dere etwas miteinander abzumachen haben, ſich überflüſſigerweiſe einzumiſchen und auch ſonſt bei jeder Gelegenheit ihre Weisheit da⸗ zuzugeben. Niemand hat ſie darum gebeten, aber ſie können einfach nicht anders, ſie füh⸗ len ſich verpflichtet, in jede Auseinanderſet⸗ zung mehr oder weniger friedlicher Natur einzugreifen, als ob es ohne ſie garnicht ginge. Es ſchreckt ſie auch nicht ab, wenn ſie ſich noch ſo oft dabei den Mund verbrennen und eine gründliche Abfuhr holen, ſie müſ⸗ ſen unentwegt weiter den Schlichter ſpielen. Ganz abgeſehen davon, daß es eine Takt⸗ loſigkeit iſt, ſich unaufgefordert in Angelegen—⸗ heiten anderer einzumiſchen, iſt es auch ein zumeiſt völlig zweckloſes und oft nicht ganz ungefährliches Unterfangen. Jedes Dazwi⸗ ſchenreden und Parteiergreifen für den einen oder den anderen Beteiligten bringt die Sache nicht aus der Welt und ſchafft keine Klarheit, ſondern erreicht vielfach gerade das Gegenteil von dem beabſichtigten Zweck, in⸗ dem es nur weitere Verbitterung und Kom⸗ plikationen verurſacht. Oftmals iſt es auch der Fall, daß ſich der Zorn und die Erbit⸗ terung der beiden Streitenden plötzlich ge⸗ gen den richtet, der ungefragt in ihren Han⸗ del eingreift. Die beiden Gegner ſind ſich auf einmal einig und fallen über den unbeque⸗ men Dritten her, im ſchlimmſten Falle eine gründliche Tracht Prügel, fühlt er ſich im all⸗ gemeinen noch als Märtyrer ſeiner guten Sache und iſt auch dann noch nicht kuriert. Mancher iſt durch dieſe draſtiſche Kur doch von ſeiner Sucht, den Allerweltsrichter zu ſpielen, abgekommen und hat ſich zu der in dieſen Fällen richtigen Regel bekehrt: „Miſch dich nicht drein!“ * * Mätzluft. Die Märzluft dringt durch und durch— ſo heißt ein altes Hausrezept der Frauen. Und demgemäß werden im März die Schränke ihres Inhalts beraubt und die Kleider der durchdringenden Luft ausgeſetzt. Auch an das Bettenklopfen machen ſich die tüchtigen Hausfrauen, der Winterſtaub und die Bazillen müſſen weichen, alle Ecken müſ⸗ ſen aufgeräumt und friſch werden, damit die erſte Frühlingsſonne, die ſo klar durchs Fenſter kommt, nicht unerbittlich dem Auge die Män⸗ gel zeigt, die in der kalten Jahreszeit entſtan⸗ den ſind. Der März, der in der Natur alles wieder zum Erwachen bringt, muß auch der Monat ſein, in dem in der Häuslichkeit alles rein und blank— frühlinasfriſch wird. Vuntes Allerlei Aufdeckung einer römiſchen Siedlung. Die Auffindung eines mächtigen Quarzgeſteines auf Gemarkung Zeltingen führte zur Aufdeckung einer römiſchen Siedlung. Die Siedlung enk⸗ ſtammt dem 3. Jahrhundert n. Chr. und um⸗ faßte Gehöfte, Straßenwirtshaus oder Tem⸗ pel. Der mächtige Quarzſtein in Balkenform, dreieinhalb Meter lang, 1,40 Meter breit und 90 Zentimeter hoch, iſt ein Denkmal aus uralter Zeit. Man nennt die mehrfach hier Hinkel⸗ vorgefundenen Steinrieſen„alte ſteine“, die von heidniſchen Bewohnern auf⸗ geſtellt worden waren. Sie ſind von den erſten chriſtlichen Glaubensboten zu Fall ge⸗ bracht worden. Die dabei gefundenen Ziegel, Henkel eines braunmarmorierten Gefäßes, ſind aus dem 3. Jahrhundert. Zunahme der Familien. Während die Kopfſtärke der Familien ſtän⸗ dig zurückgeht, wirkt ſich die Bevölkerungsver⸗ mehrung in Deutſchland, ſoweit eine ſolche noch vorhanden iſt, vorzugsweiſe in einer ſtarken Zunahme der Familien und Haushaltungen aus. Die Zahl der Ehepaare iſt von 12,7 Millionen im Jahre 1925 um 1/4 auf 14,1 Millionen bis zum Beginn des Jahres 1933 angewachſen. Die Zahl der verwitweten und geſchiedenen Perſonen hat in der gleichen Zeit um insgeſamt 430000 zugenommen. Etwa die Hälfte dieſer Perſonen lebt mit minderfäh⸗ rigen Kindern zuſammen und iſt daher als Familienzuwachs in Anrechnung zu bringen. Die Geſamtzahl der Familien in Deutſchland (ohne Saargebiet), die bei der Volkszählung 1925 mit rund 14,9 Millionen feſtgeſtellt wurde, hat ſich demnach bis zum 1. Januar 1932 um 1,6 Millionen erhöht. Nimmt man ferner an, daß von den übrigen, kinderloſen Verwitweten und Geſchiedenen wiederum etwa die Hälfte als Einzelperſonen einen eigenen ausſtand weiterführen, ſo wäre demnach die Ja0 der Haushaltungen im Deutſchen Reich um insgeſamt 1.7 Millionen angewachſen Eleltriſches Sehen ö Das Wunder der photoelektriſchen Zelle. Die Erforſchung der Stoffe mit lichtelektri⸗ ſchen Eigenſchaften, die Lichtſtrahlen in elek⸗ triſche Ströme umſetzen, ſchuf die Grundla⸗ gen zur Einführung der lichtelektriſchen oder „Photozelle“, mit der die Entwicklung der Bildtelegraphie, des Fernſehens und insbe⸗ ſondere des Tonfilms aufs engſte verbunden iſt. Neben ihrer Verwendung auf dieſen Ge⸗ bieten hat ſich die lichtelektriſche Zelle neuer⸗ dings aber auch in mannigfachen anderen Aufgaben bewährt, da ſie in hervorragendem Maße geeignet erſcheint, in Verbindung mit elektriſch⸗optiſchen Schaltungen als Steuer⸗ oder Regelorgan für die verſchiedenartigeſtn Einrichtungen zu dienen. Als„Lichtſchranke“ iſt die Photozelle befähigt, einen plötzlich auf ſie auffallenden Lichtſtrahl oder umgekehrt die Unterbrechung eines ſtändig auf ſie auf⸗ treffenden Lichtſtrahls durch Betätigung ei⸗ ner elektriſchen Meldeeinrichtung anzuzeigen und dadurch Alarmanlagen, Sicherheitsvor⸗ richtungen, Zählwerke und dergleichen mehr automatiſch zu betätigen. Sie kann insbe⸗ ſondere dann mit Vorteil verwendet werden, wenn z. B. bei der Herſtellung von Maſſen⸗ artikeln hohe Stückzahlen je Zeiteinheit vor⸗ kommen, und mechaniſche Zählverfahren nicht durchführbar ſind, wenn ſchnell verlau⸗ fende Vorgänge gezählt, und die Zählergeb⸗ niſſe an einer vom Zählort räumlich ge⸗ trennten Stelle abgeleſen werden ſollen. Bemerkenswert iſt die Anwendung der Photozelle bei Papierſchneidemaſchinen. Die⸗ ſe laſſen ſich mit anderen Mitteln meiſt nicht ſo genau einſtellen, daß das Papier z. B. unbedingt zwiſchen bedruckten Stellen durch⸗ ſchnitten wird. Der Aufdruck eines ſchwar⸗ zen Markierungsſtriches am Rande der Pa⸗ pierbahn zwiſchen den bedruckten Stellen ſchafft nunmehr Abhilfe, wenn der Lichtſtrahl auf den Markierungsſtrich fällt, erhält die Photozelle weniger Licht, und dieſer kleine Lichtunterſchied wird zum Auslöſen des Schneidemeſſers verwendet. In einer Ma⸗ ſchine, auf der Packpapier geſchnitten wird, läuft das Papierband z. B. mit einer Ge⸗ ſchwindigkeit von 152 Meter pro Minute von der Rolle ab; die Photozelle„ſieht“ den Mar⸗ kierungsſtrich in einer Zeit von etwa einer vierhundertſtel Sekunde. Ueberhaupt iſt die Verwendung der Pho⸗ tozelle beim Sichten und Verpacken und zur Steuerung von Verpackungsmaſchinen be— reits ſehr weit fortgeſchritten. So dient ſie auch zum Sichten von Zigarren. Je nach der Farbe der Zigarre wird mehr oder weniger Licht reflektiert, wodurch die entſtehenden lichtelektriſchen Ströme über Verſtärker und empfindliche Relais die Ausſonderung von Zigarren in verſchiedene Sammelbehälter bewirken. Beim Verpacken von Zigaretten wird ein ähnliches Prinzip angewandt. Um die oberſte Lage ſo in die Schachtel zu be⸗ kommen, daß die betruckte Seite der Zigaret⸗ ten nach oben liegt, werden die auf einem Förderband ruhenden Zigaretten von einem Lichtſtrahl abgetaſtet, wobei das reflektie⸗ rende Licht auf eine Photozelle fällt. Bei den größeren Stromſtößen, die beim Abta⸗ ſten unbedruckter Zigaretten entſtehen, ſpricht das Lichtrelais an und löſt eine Vor⸗ richtung aus, die dieſe Zigaretten umwendet und dann in der richtigen Lage der Verpack⸗ maſchine zuführt. Auch zur Prüfung und Ueberwachung der Abgaſe von Feuerungen und der Rauchgaſe werden lichtelektriſche Einrichtungen mit Er⸗ folg herangezogen. Der Rauch wird dureh eine Röhre an einem Lichtſtrahl vorbeige⸗ führt, wobei je nach ſeiner Dichte mehr öder weniger Licht auf die Zelle trifft. So ent⸗ ſtehen veränderliche Photozellenſtröme, die verſtärkt werden und Anzeigegeräte oder Regler für die Feuerung uſw. betätigen. Nach dem gleichen Prinzig arbeitende Ein⸗ richtungen zum Prüfen der Färbung und Trübung von Flüſſigkeiten werden vor allem in chemiſchen Betrieben zur Kontrolle von Farbmiſchungen, Abwäſſern, Oel uſw. verwendet. Neues aus aller Welt Der Tote am Leikungsmaſt. Durch einen Streckengeher wurde nahe bei Thalham die Leiche eines 27jährigen Landwirtsſohnes aufgefunden. Er hatte ſeinen Hoſenträger um den Hals geſchlungen und dürfte zwei⸗ fellos einen Selbſtmordverſuch durch Erhän⸗ en an einem Leitungsmaſt verübt haben. nſcheinend iſt er aber von dem Maſt ge⸗ ſtürzt und dann erfroren. Furchtbare Familientragödie. Von einen. Pockholter Landwirt wurde hinter einer Tannenſchonung der Angeſtellte G. T. deſ⸗ ſen Frau und dreijähriges Kind am Sams⸗ lagmorgen im Kanal ertrunken ſind, mit durchſchnittener Kehle aufgefunden. G. T. hatte ſich den Tod ſeiner Frau und ſeines Kindes ſo zu Herzen genommen, daß er während der in id der beiden Selbſt⸗ mord verübte. Ein Kind von kaum einem halben Jahr bleibt als Waiſe zurück. Hochofen geborſten. Wie erſt jetzt bekannt wird, iſt die Wand eines Hochofens der Friedenshütte geborſten. Dabei ereigneten ſich vier Exploſtonen, durch die zahlreiche Fenſterſcheiben der benachbarten Häuſer zer⸗ trümert wurden. Da die Gaszufuhr rechtzei⸗ tig abgeſtellt werden konnte, wurde ein ſchlimmeres Unglück verhütet. ö