Verordnung über die Feſtſetzung der für das Jahr 1932 zuläſſigen Tabakanbaufläche vom 7 April 1932 Für die Feſtſetzung der zuläſſigen Tabak⸗ anbaufläche im Jahre 1932 gelten die Vor- ſchriften der Verordnung über die Feſtſetzung der zuläſſigen Tabakanbaufläche vom 7. April 1931, jedoch unter jeweiliger Aenderung der Jahreszahl „1931“ in„1932“ unter Abänderung von Ab- fſatz 3 über die Verteilung, ſowie Abſatz 4 Be⸗ ſchwerden. Der Abſchnitt 3 lautet folgendermaßen: 1. Grundſätzlich iſt daran feſtzuhalten, daß nur ſolche Pflanzer Tabak anbauen dürfen, die in den Jahren 1927, 1928 und 1929 Tabak angebaut haben. Die Anbaufläche des ein⸗ zelnen Pflanzers ergibt ſich aus dem Durch- ſchnitt dieſer 3 Jahre auf Grund der bei der Bürgermeiſterei befindlichen Unterlagen. „Neu als ſogenannte Neupflanzer können nur 3. Den Eltern oder Schwiegereltern der den vor⸗ ſind, alſo Gewerbetreibende, Lohn⸗, Renten⸗ und Gehaltsempfänger. ö Landwirte im Hauptberufe zugelaſſen werden, die auf eigene Rechnung einen landwirtſchaft⸗ lichen Betrieb bewirtſchaften, welche eine Exi⸗ ſtenzgrundlage darſtellt. Beſitzer landwirt⸗ ſchaftlicher Grundſtücke, die bisher in der In⸗ duſtrie oder anderweitig tätig waren, aber in⸗ folge der Wirtſchaftskriſe arbeitslos wurden und ſich deshalb nur vorübergehend hauptbe⸗ ruflich mit der Landwirtſchaft befaſſen, ſind hiervon ausgenommen; ebenſo Gewerbetreiben⸗ de, Arbeitsloſe, Penſions⸗, Renten- und Unter⸗ ſtützungsempfänger, ſowie Perſonen, die in einem feſten Arbeitsverhältnis ſtehen, alſo Lohn- und Gehaltsempfänger ſind. ſtehenden Aufforderungen entſprechenden Land⸗ wirten, ſofern dieſe ſich bis 1. Juni 1932 ſelbſtändig gemacht haben, iſt ein der Land⸗ abgabe entſprechender Teil der dem Jungland⸗ wirt zuzuteilenden Fläche von der bisherigen Anbaufläche abzuziehen. 4. Wird ein Betrieb geſchloſſen, verkauft, ver⸗ pachtet oder geht er auf nur einen Erben über, Eine Vergrößerung der Anbaufläche für dieſe Altpflanzer iſt nicht zuläſſig; deren An- baufläche ſoll jedoch auch nicht ſtark zugunſten von Neupflanzern gekürzt werden. Gekürzt werden können jedoch die Flächen ſolcher Alt- pflanzer, die nicht im Hauptberufe Landwirte ſo kann der Betriebsnachfolger die Tabakan⸗ Die Anbauflächen von Betrieben, deren Grundſtücke an mehrere Perſonen verkauft werden, fällt dem Pflanzerausſchuß für Neu⸗ pflanzer zurück. 1 Wird dagegen ein Betrieb unter mehrere Erben aufgeteilt, ſo entfällt auf jeden derſelben, wenn ſie landwirtſchaftliche Neupflanzer i. S. von Ziffer 2 ſind, ein der Zahl der Erben entſprechender Anteil der Anbaufläche. Sollten ein oder mehrere Erben nicht als Neupflanzer gemäß Ziffer 2 anzuſprechen ſein, ſo wird dieſe Fläche frei und ſteht dem Pflanzeraus⸗ ſchuß zur Verfügung. Das Gleiche tritt ein, wenn ein Erbe, der Alt⸗ oder Reupflanzer iſt, in einer anderen Gemeinde wohnt und die ererbten Grundſtücke nicht ſelbſt bewirtſchaftet. „Die an ſich zuläſſige Anbaufläche derjenigen Pflanzer, welche im Vorjahre Tabak über die zuläſſige Anbaufläche hinaus angebaut haben, iſt nach Artikel 3 Abſ. 3 der Notverordnung vom 1. Dezember 1930 und die im vorigen Jahre zu viel angebaute Fläche bis zu 50 v. H. zu kürzen. 6. Ausmärker zählen mit ihrer Anbaufläche zur baufläche ſeines Betriebsvorgängers erhalten. 7. Um den Erforderniſſe Anbaugemein 8 Erforderniſſen des Qualitätsbaues entſprechend den Anbauvorſchriften des deu:⸗ ſchen Tabakbauverbandes Rechnung zu tragen, iſt der Pflanzerausſchuß berechtigt, die Anbau⸗ fläche ſolcher Pflanzer, die in den letzten 3 Jahren nachweislich ſchlechten Tabak geliefert haben, zu beſchränken. Die hierdurch frei⸗ werdende Anbaufläche wird neu verteilt. Abſchnitt 4, Beſchwerden, erhält folgenden Zuſatz: „Mit Einreichung der Beſchwerde iſt gleich ⸗ zeitig zur Deckung der Koſten des Schiedsgerichts der Betrag von Mk. 2.— einzuzahlen.“ Darmſtadt, den 7. April 1932. Heſſiſches Miniſterium der Finanzen Abteilung für Laudwirtſchaft. gez. Dr. Rößler. Vorſtehende Verordnung bringen wir hier⸗ mit zur allgemeinen Kenntnis. Dieſe Beſtim⸗ mungen gelten auch für 1933. Viernheim, den 27 März 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: A. Winken bach. Vermögens⸗Bilanz vom 31. Dezember 1932 ll. 1096,60 1 500,.— Aktiva: 22 37 386,94 59 142,75 110 769,25 45 000,.— 4 350,.— 27 000,.— 230 400,29 2 846,.— Paſſiva: Reſervefonds„„ Geſchäftsguthaben der Genoſſen 1713,25] Bankſchuld, a) in laufender Rechnung e 36,77 0 b) Kredit⸗Konto B laufender Rechnung 50 c) Abzahlungskonto Wechſel(Akzeptee) Spareinlagen 5 Kartengelder e Schuld in laufender Rechnung an Gengſſe nn Rückſtellung für zweifelhafte Forde- Tüngengngzngn; Rückſtändige Verwaltungskoſten und Steuern. 1 Aufwertungs-Gläubiger Kaſſenbeſtand Wertpapiere. Bankguthaben, Separat⸗Konto Poſtſcheckkonto Guthaben in bei Genoſſen ca. 70% d. Eintr. geſichert e Darlehen auf Schuldſcheine Hypotheken 5 Immobilien 7 15 Geſchäftsguthaben b. Genoſſenſchaften Geſchäftsmobilar und Utenſilien Zinſen 492 731,12 93 433,45 20 691,12 6300,.— 24 500,— 1,.— 17277,67 57 461,40 24 000,— 1500,— 56.717,51 656 574,14 2 701,84 659 275,98 Summe der Paſſiva Reingewinn Summe der Aktiva 659 275,98 Geſamtumſatz RM. 1330 270,78 Mitgliederſtand Ende 1911 8 Zugang in 1932: 5; Abgang in 1932: 114 Mitgliederſtand Ende 1932 672 Die Geſchäftsguthaben der Genoſſen haben ſich im Laufe des Geſchäfts- jahres vermindert um RM. 47,30, die Haftſumme um RM. 109 000,—. Geſamthaftſumme der Mitglieder Ende 1932 RM. 672 000,— Viernheim, den 26. März 1933. Viernheimer Kreditverein e. G. m. b. H. Viernheim. Der Direktor: Riehl Der Kontrolleur: Hanf Der Rechner: Bugert Bekanntmachung. Betr.: Verbotswidriger Tabakanbau 1933. Auf Grund eines Erlaſſes des Reichs— finanzminiſters vom 18. März 1933 machen wir die Tabakpflanzer darauf aufmerkſam, daß bei künftiger Ueberſchreitung des noch zuzuwei⸗ ſenden Tabakanbaukontingents mit dem bisherigen Entgegenkommen nicht mehr zu rechnen iſt. Bei Zuwiderhandlungen muß die Anwendung der Beſtimmung über die Beſchränkung der Anbau⸗ fläche in Erwägung gezogen werden. Viernheim, den 25. März 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In kommiſſariſcher Vertretung: Winken bach, Volkschor Mitglieddes Deutschen Arheitersängerbundes. Fiörensameresen aer dt 7 Blumenſamen, Küchenkräuter, 4 74 85 Dickrüben u. Kuhrübenſamen nur Originalſaaten erſter deut⸗ ſcher Züchter, daher Gewähr für höchſte Erträge Grasſamen, Kleeſaaten, Grünfutterſaaten, Steckwelſchkorn, Futtermais, Saatkartoffeln werden beifroſt⸗ freiem Wetter in Norddeutſch⸗ land verladen. Garten⸗ und Blumendünger, ſowie alle anderen Düngeſorten auf Lager. Torſmull loſe u. in Ballen. Alois Walter Erſtes und älteſtes Samenfachgeſchäft am Platze. 2 Zimmer und Küche und 1 Zimmer u. 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Morgen(Mittwoch) Abend 8 ¼ Uhr im Lokal Verſammlung der Schützenabteilung. Vortrag und Schießeinteilung Schießbücher Turnverein v. 1893. Heute nachmittag 5 Uhr Schülerturnſtunde auf dem Sportplatz. Alles Hlesucht die Revus Operette: Das del v. Hecharstrand Heute Dienstag 8 Uhr im„Karpfen“ Bühnen⸗ probe für alle Mitwirkende. Es wird pünktliches Er⸗ ſcheinen erwartet. Der Vorſtand. NB. Mitglieder mit ihren Angehörigen die die Revue⸗Operette„Das Mädel vom Neckarſtrand“ beſuchen wollen, löſen ſich am beſten Karten für die Samstagvorſtellung zu 30 Pfg., da am Bekanntmachung. Betr.: Feſtſetzung der Sprungzeiten in dem ge⸗— meinheitlichen Faſelſtall. Nachſtehend geben wir die Sprungzeiten für den gemeinheitlichen Faſelſtall für das Sommer⸗ halbjahr 1933(ab 1. April bis 1. Oktober 1933) bekannt: Werktags: vorm. von 6½ Uhr bis 10 Uhr nachm. von 12 Uhr bis 1 Uhr nur für Großvieh nachm. von 4 Uhr bis 8 Uhr Sonntags: vorm. von 7 Uhr bis 8 Uhr. Viernheim, den 28. März 1933. Training der Liga und 2. Mannſchaft. der Kraftſportler. und AH.⸗Mannſchaft. einshaus. und Schüler. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. In kommiſſariſcher Vertretung: Winkenbach. Sonntag der Eintrittspreis für alle Plätze 50 9 beträgt.. Karten zu 4 Mk. zur Verfügung. 9 Wochenplan der Sportver⸗ einigung Amicitia 09 E. VB. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag und Donnerstag nachm. 5 Uhr: Mittwoch und Freitag abend 8 Uhr: Training Mittwoch nachm. 4 Uhr: Training der 3., 4. Mittwoch abend 8 Uhr: Spielausſchuß im Ver⸗ Freitag nachm. 5 Uhr: Training der Jugend NB. Zur Fahrt nach Saarbrücken ſtehen noch aatkartofſel Am Lager ſind vorrätig: Holländer Erſtlinge(ſehr früh) reifezeit Anfang Juli— Zwickauer Frühe— Böhms allerfr. Gelbe— Odenwalde Blaue— Ackerſegen— Edeltraut ue 9 gelbe Induſtrle. Alles garantiert norddeutſche Saat. einrich Faltermann aße 15 3 e Lelefen, 76. Mol Pier (Biernheimer Tageblatt— Piernheimer Nachrichten) helmet Anztiger Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. 4,40 Mi fre ine Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim eiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rnſprecher 117.— Telegramme; A rankfurt a. M.— Scheiflleltung u. Verlagt Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung 8 (Biernheimer Bürger⸗Zig.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige e koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes ee bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme au beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kaum jedoch eine Gewähr nicht übernommen werben Nummer 75 C Nationale Fettwirtſchaft Reichskanzler Hitler hat in ſeiner Pro⸗ grammrede vor dem Reichstag erklärt, daß die een die Wiederherſtel⸗ lung der Rentabilität der Land⸗ wirkſchaft als eine ihrer vornehmſten Aufgaben betrachte. Inzwiſchen iſt bereits die erſte Maßnahme auf dieſem Gebiet ge⸗ troffen worden: eine Verordnung des Reichs⸗ präſidenten über die Neugeſtaltung der deut— ſchen Fettwirtſchaft iſt ergangen. die damit ausgeſprochene Löſung der Fettfrage verwirft zwei Wege, die bisher be— ſonders eifrig beſprochen und in der Haupt⸗ ſache abgelehnt worden waren: ſie verzich⸗ tet 1. auf die Butterbeimiſchung zur Margarine vornehmlich wegen der von der Kunſtfettinduſtrie erhobenen techniſchen Bedenken und 2. auf die Verhängung einer Sperre für die Einfuhr von auslän⸗ diſchen Edelfetten Butter und Schmalz) we⸗ gen der dadurch aller Wahrſcheinlichkeit nach entſtehenden handelspolitiſchen Gegenwir— kungen. Dagegen geht die Verordnung vom 23. März den Weg der Kontingentie⸗ rung der inländiſchen Margari⸗ ne⸗Erzeugung. Sie ſtellt folgende Ueberlegung an: Wird von der inländiſchen Margarine⸗Erzeugung in einer jährlichen Geſamtmenge von 450 000 Tonnen 40 Pro⸗ zent gleich 180 000 Tonnen durch Kontingen— tierung gekürzt, ſo entſteht in der deut⸗ ſchen Fettverſorgung ein leerer Raum, der mit hochwertigen inländiſchen Speiſefetten ausgefüllt werden kann. Soweit die pro⸗ duktionspolitiſche Seite. Wie aber kann der Verbrauch zu dem gewollten Ziel geleitet werden? Der Zweck der Aktion iſt es, der deutſchen bäuerlichen Veredelungswirtſchaft nicht nur glatteren Verkauf der erzeugten Butter- und Schmalz⸗ mengen, ſondern auch beſſere Preiſe zu ver⸗ ſchaffen. Darum müſſen die rund 120 bis 150 000 Tonnen Edelfett, die an die Stelle der um 180 000 Tonnen verringerten Mar⸗ garineverſorgung treten ſollen, im Preis gehoben werden. Dies kann wieder nur geſchehen, wenn der Preisabſtand zwiſchen den inländiſchen Edelfetten und dem billig⸗ ſten Kunſtfett für die beſſer geſtellten Ver⸗ braucherkreiſe nicht noch mehr verbreitert wird. Dies ſoll durch die Belaſtung aller ausländiſchen Fette und Oele mit einer Aus⸗ gleichsabgabe von 25 Pfennig das Pfund er⸗ reicht werden. Aus techniſchen Gründen wird ein ODel⸗ und Fetteinfuhrmo⸗ nopol(ähnlich dem Maismonopol) einge⸗ richtet. Dadurch werden die deutſchen Mar⸗ garinefabriken gezwungen, ihren geſamten Rohſtoffbedarf durch vom Reich autoriſierte Stellen zu beziehen. Die Margarine⸗Indu⸗ ſtrie arbeitet faſt durchweg mit ausländiſchen Rohſtoffen. Das Reichsarbeitsminiſterium hat es über⸗ nommen, den Kreis derjenigen Fettverbrau⸗ cher fil ene en, die nicht imſtande ſind, für das billigſte Kunſtfett, das heute für etwa 25 Pfennig das Pfund erhältlich iſt, künftig 25 Pfennig mehr, alſo das Doppelte, zu bezah⸗ len. Es wird ſich im weſentlichen um die 75 von Kriegsbeſchädigten⸗, Sozial-, Arbeitsloſen⸗ und Wohlfahrtsrenten ſowie um ihre Familienangehörigen handeln, Die⸗ ſe Verbrauchergruppen machen etwa 20 bis 25 Millionen Menſchen, mithin etwa ein Drittel des deutſchen Volkes, aus. Der Er⸗ trag der„Ausgleichsabgabe“ von ausländi⸗ ſchen Fetten und Oelen ſoll in voller 1 (180 bis 200 Millionen Mark) zur Verbilli⸗ gung der einfachſten Sorten Margarine für die am wenigſten kaufkräftigen Bevölke⸗ rungskreiſe verwandt werden. Dies ſoll durch Fetigeldkarten geſchehen, die Gutſcheine in Höhe von 25 Pfennig auf je ein Pfund Fett darſtellen. Die Reichsregierung möchte tiefere Ein, griffe in die Fettwirtſchaft und beſonders in die Margarineerzeugung vermeiden Wenn lug aber ſachliche Schwierigkeiten oder gar abotageartige torungserſuche herausſtel⸗ len ſollten, würde die Reichsregierung von Ermächtigungen Gebrauch machen, die ſie ſich vorſorglich erteilt hat. Maßnahmen ſol⸗ cher Art wären das Verbot, die Margarine Katholiſche Kirch 50. Jahrgang NSDAP Kundgebung der Fuldaer Viſchofskonferenz— Verbote und Varnungen der Bischöfe gegen die N50 AP. werden aufgehoben Köln, 29. März. Der Erzbiſchof von Köln, Kardinal Schulte, gibt für die Erzdiözeſe Köln eine Kundgebung der Fuldaer Bi⸗ ſchofs konferenz bekannt, in der es heißt: Die Oberhirten der Diözeſen Deutſch— lands haben aus triftigen Gründen, die wie— derholt dargelegt ſind, in ihrer pflichtmäßi— gen Sorge der Reinerhaltung des katho⸗ liſchen Glaubens und für den Schutz der un— antaſtbaren Aufgaben und Rechte der katho— liſchen Kirche in den letzten Jahren gegen— über der Bewegung eine ablehnende Haltung durch Verbote und Warnungen eingenommen, die ſolange und die ſoweit in Geltung bleiben ſollten, wie dieſe Gründe fortbeſtehen. Es iſt nunmehr anzuerkennen, daß von dem höchſten Vertreter der Reichsregierung, der zugleich aukoritärer Führer jener Bewegung iſt, öffenllich und feierlich Erklärungen gegeben ſind durch die der Unverletzlichkeit der katho⸗ liſchen Glaubenslehre und den unveränder— lichen Aufgaben und Rechten der Kirche Rechnung getragen werde, ſowie die vollin— haltliche Geltung der von den einzelnen deut— ſchen Ländern mit der Kirche abgeſchloſſenen Staatsverträge durch die Reichsregierung ausdrücklich zugeſichert wird. Ohne die in unſeren früheren Maßnah- men liegende Verurteilung beſtimmter religiös ſikllicher Irrtümer aufzuheben, glaubt daher der Episkopak das Ver- trauen haben zu können, daß die vorge- Wan allgemeinen Verbole und arnungen nicht mehr als notwendig betrachtet zu werden brauchen. Für die katholiſchen Chriſten, denen die Stimme ihrer Kirche heilig iſt, bedarf es auch im gegenwärtigen Zeitpunkt keiner beſonde— ren Mahnung zur Treue gegenüber der rechtmäßigen Obrigkeit und zur gewiſſenhaften Erfüllung der ſtaats— bürgerlichen Pflichten unter grundſätzlicher Ablehnung allen rechtswidrigen und um⸗ ſtürzleriſchen Verhaltens. In Geltung bleibt die ſo oft in feierlicher Kundgebung an nach Art der Butter zu färben und ſie mit Butteraroma zu verſehen. Ueberhaupt ſoll die Verbraucherſchaft durch Aufklärung und Propaganda für verſtärkten Konſum der ſcher Edelfette gewonnen werden. Gaſtſtätte., kann auferlegt werden, die Verwendung von Margarine zur Speiſenbereitung den Gäſten Sitte, für trägliche alle Katholiken ergangene Mahnung ſise⸗ wachſam und opferfreudig einzutreten für Frieden und ſoziale Wohlfahrt des Volkes, für den Schutz der chriſtlichen Religion und Freiheit und Rechte der katho— liſchen Kirche und Schutz der konfeſſionellen Schule und katholiſchen Jugendorganiſatio— nen. In Geltung bleibt ferner die Mah⸗ nung an die politiſchen und ähnlichen Ver⸗ eine und Organiſationen im Gotteshaus und kirchlichen Funktionen aus Ehrfurcht vor der Heiligkeit derſelben zu vermeiden, was als politiſche oder parteimäßige Demonſtration erſcheinen und daher Anſtoß erregen kann. In Geltung bleibt endlich die ſo oft und eindringlich ergangene Aufforderung der Ausbreitung und Wirkſamkeit der katho⸗ liſchen Vereine, deren Arbeit ſo überaus ſe⸗ gensreich iſt, für Kirche, Volk und Vaterland, für chriſtliche Kultur und ſozialen Frieden ſtets mit weitblickender Umſicht und mit treuer opferwilliger Einigkeit einzutreten. * Gegen die Greuelpropaganda Kundgebungen und Proteſte. Berlin, 29. März. Zu den verlogenen Behauptungen von an— geblichen Greueltaten, die in Deutſchland gegen Juden begangen worden ſeien, ſind weitere Proteſtkundgebungen erfolgt. So hat Reichsarbeitsminiſter Seldte in einem aus⸗ führlichen Kabeltelegramm an die amerikani⸗ ſchen Frontkämpferorganiſationen gegen die Greuelpropaganda, die bekanntlich in Amerika beſonders toll getrieben wird, ſchärfſten Proteſt erhoben. Der frühere Kronprinz hat an den amerikaniſchen Schriftſteller Viereck einen Brief gerichtet, der ſich mit Nachdruck gegen die Greuelpropa⸗ ganda wendet. Es heißt in dem Schreiben, daß es unbegreiflich ſei, wie das ausländiſche NRublikum, nachdem es ſich erſt vor wenigen ihren davon überzeugen konnte, wie ſehr es während des Weltkriegs inbezug auf Deutſchland belogen worden iſt, erneut einer derartigen plumpen Pſychoſe verfallen könne. Der Präſident des Deutſchen Evangeliſchen Kirchenausſchuſſes. Dr. Kappler. iſt mit füh⸗ renden Perfönlichteiten der amerikaniſchen Kir⸗ chen in Verbindung getreten, um dieſe vor übereilten Schritten zu warnen. Der Verband Deutſcher Waren⸗ und Kaufhäu⸗ ſer hat ſich an die internationale Handels⸗ kammer in Paris, ſowie an den amerikaniſchen, engliſchen und ſchweizeriſchen Warenhausver⸗ band mit Telegrammen gewandt, in denen die Meldungen über angebliche Störungen des Geſchäftsverkehrs als Lügen bezeichnet wer⸗ den. Am Dienstag begann in verſchiedenen Gegenden des Reiches die nationalſoziali⸗ ſtiſche Abwehraltion gegen die jjdiſche Hetzpropaganda des Auslandes. Vor zahlreichen jüdiſchen Geſchäften ſtanden SA⸗Poſten, die die Kaufwilligen vom Betreten der Läden durch Aufklärung ab⸗ zuhalten ſuchten. Viele jüdiſche Geſchäfle ſchloſſen daraufhin ihre Betriebe. Nachrichten, die aus dem Ausland kommen, laſſen erkennen, daß die deutſchen Gegenaktio⸗ nen bereits Eindruck gemacht haben. So berich⸗ ken die Londoner Blätter ausführlich über die nachdrückliche Zurückweiſung der Greuelpropa— ganda ſeitens des deutſchen Reichsaußenmini⸗ ſters. Der halbamtlich gemeldete Beſchluß der deutſchen Regierung, der deutſch⸗feindlichen jü⸗ diſchen Propaganda mit energiſchen Gegenmaß⸗ nahmen entgegenzutreten, wird von der eng⸗ liſchen Preſſe an hervorragender Stelle und in allen Einzelheiten wiedergegeben. Das Handwerk gelegt Stockholm, 29. März. 85 Die aus Deutſchland geflüchtete berüchtigte Kommuniſtin Maria Reeſe iſt endlich von der Stockholmer Kriminalpolizei feſtgenom⸗ men worden, nachdem ſie zuerſt in Dänemark und dann in Schweden wüſt gegen die deut⸗ ſche Regierung gehetzt hatte. Nachdem vorher ein Redeverbok gegen die Kommuniſtin erlaſſen worden war, wurde ſie nunmehr in Polizeigewahrſam genommen, weil ſie an mehreren Orten ohne Erlaubnis öffenklich aufgetreten war und Brandreden gehalten hatte. Der deutſche Geſandte war mehrere Male nachhaltig bei den ſchwediſchen Behörden vorſtellig geworden. i ausdrücklich rund zu tun. Nur wenn kalle der⸗ artigen Maßnahmen nicht helfen und auch die ſchweren Strafandrohungen für Geſetzes⸗ verletzungen und Sabotage wirkungslos ble. ben, erwägt die Reichsregierung die naa, Verhängung des Butterbei⸗ miſchungszwanges für Margarine. Stahlhelm in Braunſchweig aufgelöſt Zahlreiche Verhaſtungen— Altion rein lokaler Natur Braunſchweig, 29. März Der braunſchweigiſche Innenminiſter Klagges hat am ienstag früh folgende Ve 170 gung veröffentlicht:„Nach mir vorliegenden Meldungen hat der Stahl ⸗ helm im ganzen Lande Braunſchweig plan⸗ mäßig in Maſſen Mitglieder marxiſti⸗ cher Organiſationen aufgenommen. Selbſt ganze Ortsgruppen des Reichsbanners und der SPD. ſind auf Grund von Verhand⸗ lungen und Verabredungen geſchloſſen über⸗ getreten. Der Weiterbeſtand dieſer nunmehr vorwiegend marxiſtiſchen Organiſation wür⸗ de eine ſchwere Gefahr für den Erfolg der nationalen Erhebung bedeuten. Ich löſe alſo daher den Slahlhelm, Bund der Frontſoldaten. und alle ſeine Neben organiſationen im Freiſtaat Braun- ſchweig mit ſoforkiger Wirkung auf. Eine amtliche Mitteilung, die ſchon vor dieſem Erlaß veröffentlicht worden war, be⸗ ſagte, daß der Stahlhelm, Ortsgruppe Braunſchweig, ſeit einigen Tagen ganze Scharen neuer Mitglieder aus den aufgelö⸗ ſten und niedergeſchlagenen marxiſtiſchen Or⸗ ganiſationen aufgenommen hat. Dieſe Ein⸗ trittsbewegung nahm neuerdings Maſſen⸗ charakter an. Hunderte ehemaliger Reichsbannermitglieder, Sozialdemokraten und Kommuniſten zogen zum Teil in ge⸗ ſchloſſenen Abteilungen und unter Bedeckung der Stahlhelmhilfspolizei zum Wachtlo⸗ kal des Stahlhelms in dem Gebäude der Ortskrankenkaſſe. Tortaeſent murde Fr Heil, Front Heil und RotFront gerufen. Es kam ſogar zu Mißhandlungen von Hitler⸗ jungen durch Stahlhelmer. Miniſter Klagges ſah ſich jetzt gezwungen, einzugreifen. Schutz⸗ polizei wurde unter Führung des Komman⸗ deurs zur Ueberholung der Krankenkaſſe ein⸗ geſetzt, während SA und Sc Plätze und Straßen in der Umgebung abſperrten und ſäuberten. Die Stahlhelm⸗Hilfspolizei wurde entwaffnet, Hunderte von Ziviliſten, die ſich in dem Gebäude aufhielten, namentlich feſt⸗ geſtellt, und ganze Pakete von ausgefüllten Anmeldungen beſchlagnahmt. Rur eine rein lokale Angelegenheit Berlin, 29. März. Amtlich wird mitgeteilt: Am Dienstag vormittag fand zwiſchen Reichsminiſter G ö⸗ ring und dem Stahlhelmführer Reichsmini⸗ ſter Seldte eine Beſprechung wegen der Vorgänge in Braunſchweig ſtatt. Die eingehende Unterſuchung ergab, daß es ſich um eine rein lokale Angelegenheit andelt, die von der Reichsregierung in rdnung gebracht wird. Die Juſammen⸗ arbeit von SA, Ss und Stahlhelm im e Reichsgebiet wird durch dieſe 0 rührt. Es beſteht auf allen Seiten der alen Vorgänge in keiner Weiſe be⸗ einſtimmige g die kameradſchaft⸗ In kurzen Worten: Im Reichsminiſterium für Ernährung und Lamdwirtſchaft ſind die Vorarbeiten für eine Reform des landwirtſchaftlichen Marktwe⸗ ſenis im ganzen Reich eingeleitet worden. Die Fuldaer Biſchofskonferenz nahm in einer Erklärung die Verbote und Warnun⸗ gen gegenüber der nationalſozialiſtiſchen Be⸗ wegung zurück. Der preußiſche Kommiſſar des Innern hat angeordnet, daß die Vertreter der KPD. an Sißungen der Vertretungskörperſchaften von Gemeinden und Gemeindeverbänden nicht teilnehmen dürfen, da ſie unter dem Verdacht des Hochverrats ſtehen. Im Lande Braunſchweig iſt der Stahlhelm aufgelöſt worden, weil er marxiſtiſche Orga⸗ niſationen aufgenommen hatte. Die Angele⸗ genheit hat aber nur rein lokale Bedeutung. Der langgeſuchte Führer der Königsberger Kommuniſten, Schütz, iſt in der vergangenen Nacht verhaftet worden. Er gilt als der gei⸗ ſtige Urheber zahlreicher Mordtaten. Die franzöſiſche Kammer hat die Ausſpra⸗ che über die Auswärtige Politik auf Erſuchen Daladiers auf unbeſtimmte Zeit vertagt. liche Juſammenarbeit dieſer Verbände zu feſtigen und zu verbreitern. Reichsarbeitsminiſter Seldte, der erſte Stahlhelmbundesführer, hat ſich mit Beglei⸗ tung in einem Flugzeug nach Braun⸗ ſchweig begeben, um an Ort und Stelle die Vorgänge im Braunſchweiger Stahlhelm zu unterſuchen. In einem zweiten Flugzeug hat ſich eine gemiſchte Kommiſſion, beſtehend aus dem Führer des Landesverbandes Berlin des Stahlhelms, Major a. D. Stephani, und dem perſönlichen Adjutanten des Reichsminiſters Göring, Hauptmann a. D. Körner, nach Braunſchweig begeben. Die Abſichten des Vraunſchweiger Neichsbanners Ueber die Lage im Lande Braun⸗ ſchweig gibt das Kommando der Schutz⸗ polizei einen Bericht heraus, in dem es heißt: Im Reſtaurant Myerhenke in Negen⸗ born wurden 34 Reichsbannerleute feſtge⸗ nommen. Die Reichsbannerleute, nach ihrem Jiel befragt, gaben an, daß ſie das Reichs⸗ banner weiterführen wollten unter der Sage des Slahlhelm, um damit ihre N Ziele weiter zu 10 da es ſo nicht weitfergehe. Es müſſe vielmehr ewas unternommen werden. Auch de es 27 wieder anders herumge⸗ hen. Um ſich den Hausſuchungen zu enk⸗ ziehen, ten ſie im Stahlhelm mit- machen. Insgeſamt ſind in Braunſchweig 1350 Perſonen verhaftet worden. Bei den Ver⸗ hafteten wurden zahlreiche Waffen gefunden. Unter ihnen befinden ſich Leute aus übelbe⸗ rüchtigten Straßen der Stadt, die erheblich vorbeſtraft ſind. Die geſamte Stahlhelmfüh⸗ rung des Landes Braunſchweig iſt bis auf den Führer Winter, der nach Berlin zur Be⸗ richterſtattung gefahren iſt, in Haft ge⸗ nommen worden. Der Führer des Stahlhelms, Landesverband Braunſchweig, Studienrat Schrader⸗Wolffenbüttel, wurde ebenfalls feſt⸗ genommen. Erklärung des Stahlhelmbundesamtes Vonſeiten des Stahlhelm bundes⸗ amtes wird mitgeteilt, daß eine geſchloſſene Aufnahme von roten Verbänden zum Stahl⸗ helm Braunſchweig nicht vorgenommen worden ſei. Allerdings ſeien ſolche Verbände in ge⸗ ſchloſſenem Zuge zwecks Aufnahme zum Werbe⸗ büro des Stahlhelm gezogen. Etwaige gegen die Reichsregierung gerichtete Rufe aus die⸗ ſem Zuge fielen alſo nicht dem Stahlhelm zur Laſt. Im übrigen ſchwebten die Verhandlungen noch, doch laſſe ſich ſchon überſehen, daß eine Verſchwörung des Braunſchweiger Stahlhelms gegen oie Regierung, insbeſon⸗ dere gegen den Reichskanzler, unter keinen Amſtänden in Frage komme. Der Bund habe Aufnahmen geſchloſſener Ver⸗ bände ſchon vor Wochen verboten und für Einzelaufnahmen äußerſte Vorſicht und län⸗ gere Probezeit angeordnet. Jondergericht gebildet Der Braunſchweigiſche Juſtizminiſter hat dem Oberlandesgerichispräſidenten und dem SGeneralſtaatsanwalt eine W den zuge; 50 laſſen, durch die für den Bezirk des landesgerichts Braunſchweig ein Son- dergericht 19 wird. Zu Pee Sonder- 25 wird der Oberstaatsanwalt beſtellt, als Berkreter die Sigatsanwälte Raſche und Dr. Seelemeyer beigegeben ſind. der neue Kurs Kommuniſten von den Gemeindeverirelun⸗ gen ausgeſchloſſen. Berlin, 29. März. Der Reichskommiſſar für das Land Preu⸗ „Vizekanzler von Papen, teilt mit: Der preu K des Innern (gommiſſour des Reicyes) hat durch egen. 0 ſes ren Kunderlaß vom 20. März die ahres eordnet, daß die Vertreter der Kommu- 0 ni 8 Deutſchlands an Sitzungen der ga un e von eh den und Gemeindeverbänden nicht keilneh⸗ men dürfen, da ſie ſämklich unter dem Ver⸗ dacht des Hochverrais ſtehen. Ihre Ladung hal daher zu unterbleiben. Soweit die amtliche Mitteilung über dieſen preußiſchen Erlaß. Es iſt anzunehmen, daß auch die übrigen deutſchen Länder dem Vor⸗ gehen Preußens ſich anſchließen werden. Zum Verbot der ſozialdemolratiſchen Preſſe Das Verbot der ſozialdemokrati⸗ ſchen Preſſe in Preußen iſt auf unbe⸗ ſtimmte Zeit verlängert worden. Einzelhandel und N dA Als Ergebnis von Verhandlungen zwiſchen der Hauptgemeinſchaft des Deutſchen Einzel⸗ handels und der Reichsleitung des Kampf⸗ bundes des gewerblichen Mittelſtandes der NSDAP. über ein Zuſammengehen in wich⸗ tigen Fragen, liegt nunmehr ein bindendes Abkommen der beiden Vertragspartner vor, wonach an die Stelle des erſten Vorſitzenden der Hauptgemeinſchaft ein der NSDAP. an⸗ gehörender führender Einzelhändler und zwar Herr Paul Freudemann Berlin treten ſoll. Stellvertretender Vorſitzender bleibt Herr Kalbfuß⸗Darmſtadt, während an die neuzuſchaffende Stelle eines zweiten ſtell⸗ vertretenden Vorſitzenden Herr Tengel⸗ mann(in Firma Bernhard Leineweber⸗ Verlin) tritt. Kommuniſtenführer verhaftet Königsberg, 29. März. Angehörige der SS verhafteten nach an⸗ 8 Fahndungen den ſeit Wochen von der Kriminalpolizei ohne Erfolg geſuch⸗ ten Führer der Königsberger Kommuniſten und den oſtpreußiſchen Spißenkandidaten der KPD. Walter Schütz. Mit ihm zuſammen wurden 10 kommuniſtiſche Funktionäre feſt⸗ genommen. Weiterhin gelang es der SS, eine Stelle auszuheben, in der illegales kom⸗ muniſtiſches Flugſchriften⸗Material herge⸗ ſtellt wurde. Schütz 91 7 wie die„Preußiſche Jeifung“ erklärt, als einer der größten kommuniſti⸗ ſchen Hetzer, auf deſſen Konko eine große An⸗ zahl von Ueberfällen und Mordtaten inſofern 11 ſetzen ſei. als man ihn als den geiſtigen rheber bezeichnen müſſe. Schütz und Ma⸗ zern werden vor allen Dingen deshalb ge⸗ ſuchk, weil ſie die geiſtigen oder auch die di⸗ rekten Urheber eines Anſchlags auf Hitler an dem Tage, an dem er in Königsberg vor der Wahl im Hauſe der Technik ſprach, ſind. Reform des Murktweſens Amkliche Kontrolle der landwirkſchaftlichen Märkte. Berlin, 29. März. Wie verlautet, ſind im Reichsminiſte⸗ rium für Ernährung und Land⸗ wirtſchaft die Vorarbeiten für eine Re⸗ form des landwirtſchaftlichen Marktwe⸗ ſens im ganzen Reichsgebiet eingeleitet worden. Es handelt ſich dabei nicht nur um eine Reform der Produktenbörſen und Ge⸗ treidemärkte, ſondern auch die Märkte der übrigen landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe ſol⸗ len neu organiſiert und in n ont weitge⸗ hendem Maße einer amtlichen Kontrolle un⸗ terworfen werden. Hierfür kommen u. d. die Märkte für But⸗ ker, Eier, Kartoffeln, Gemüſe uſw. in Frage. Dieſe Märkte ſind bisher durchweg rein pri⸗ vater Natur. Im Hinblick auf die große Be⸗ deutung der Preisnotfierungen, die an dieſen Märkten vorgenommen werden, erſcheink es jedoch noiwendig eine Umorganiſation ſo vorzunehmen, wie es das öffentliche Inkereſſe gebielel. Was geſchieht im Ernſtſal? Macdonald über die engliſchen Luft- abrüſtungspläne. London, 29. März. In Beantwortung einer Reihe von Fra⸗ gen im Unterhaus über die Luftabrü⸗ ſtungsbeſtimmungen im engliſchen Abrüſtungsentwurf teilte Macdonald mit, daß die Pläne vor Veröffentlichung die volle Zuſtimmung der militäriſchen Chefs und des Verteidigungsausſchuſſes des Weltreiches gefunden hätten. Auf die Frage, ob nicht die harte Nolwen⸗ digkeit des Arieges alle Vereinbarungen nie⸗ derreißen würde, ſagte Macdonald, daß die⸗ wohl der Fall ſein könne und wenn man ſich die Jorm, in der die diesbezüglichen eng ⸗ liſchen Erklärungen abgegeben 1 60 anſehe, ſo würde man finden, daß an dieſe Möglich⸗ keit gedacht worden ſei. —— Japan und Völlerbund Berliner politiſche nreiſe zum Austritt Japans. Berlin, 29. März. In Berliner. Kreiſen erklärt kerbul, daß die Grtidennng der ſapaniſchen und, e r er n Reaieruna nicht als 23 ſofortſaer Austeſtt Britiſchen Ankündigung aus dem Völkerbund zu bewe en dern gemäß Artikel 1 der Völkerbun erſt nach zweijähriger gu. Bund austrete. Selbſtverſtändlich könne nie⸗ mand die japaniſche Regierung zwingen, ak⸗ tiv an den Arbeiten des Völkerbundes noch mitzuarbeiten. Anderereits aber bleibe die 1 0 7 Re gierung ſelbſtverſtändlich gehalten allen den ⸗ jenigen Verpflichtungen, die in den Völker⸗ bundsſatzungen niedergelegt ſeien, nachzu- uulchen R ie i müssen. 5 10 fe n egierung zugeſtehen müſſen, daß ſie die Rechle die ſich für ein Mitglied aus der Völkerbundsſatzung ergeben, ausüben könne, aber natürlich nicht auszuüben verpflichtet ſei. Es werde ſelbſtverſtändlich von den deut- ſchen Regierungsſtellen aus bedauert, daf; Japan dieſen Schritt getan habe, denn er ſei unzweifelhaft mit einer gewiſſen Schwächung des Völkerbundsgedankens verbunden. Wie aus Tokio gemeldet wird, hat die lapaniſche Regierung beſchloſſen, dem ſapa⸗ niſchen Kaiſer eine Verordnung über eine formelle Verwaltung der ehemaligen deut⸗ en Kolonien durch die ſapaniſche Regie⸗ rung vorzuſchlagen. Dieſe Verordnung ſoll demnächſt vom japaniſchen Kaiſer unterzeich⸗ net werden. Deutſche Tagesſchan Koſtenloſer Roggen für bedürftige Bauern. Wie der Regierungspräſident von Trier mitteilt, ſind im Rahmen der Hilfsmaßnah⸗ men für Bauern in den Gebirgswaldgegen⸗ den, in denen kein Brotgetreide angebaut wird, für den Bezirk Trier 20 000 Zentner Roggen unentgeltlich von der Reichsregie⸗ rung zur Verfügung geſtellt worden, die frachtfrei bis zur nächſten Bahnſtation gelie⸗ fert werden. Die Reform des Krankenkaſſenweſens. Der Reichsarbeitsminiſter hat in Fortführung ſeiner Maßnahmen auf dem Gebiet der Reform des Krankenkaſſenweſens einen Reichskommiſſar für die Allgemeinen Ortskrankenkaſſen Gotha, Gera, Sonneberg, Gehren.(Thüringen) und Wandsbeck er⸗ nannt. Ebenſo wird ein V eſchaſe des Reichsarbeitsminiſters die Geſchäfte des Hauptverbandes Deutſcher Krankenkaſſen. der zurzeit von der Deutſchen Reviſions⸗ und Treuhandgeſellſchaft geprüft wird, führen. Auslands⸗Nundſchau Wegen Deutſchſprechens verurkeilt. Die beiden reichsdeutſchen Studenten der Danziger Techniſchen Hochſchule, Götze und Böttcher, die am Wahlſonntag auf der Rückfahrt von Marienberg nach Danzig auf dem Dirſchauer Bahnhof— alſo im pol⸗ niſchen„Korridor“— wegen des Gebrauches der deutſchen Sprache von einem polniſchen Polizeibeamten verhaftet wurden, wurden nunmehr vom Stargarder Bezirks ericht we⸗ gen angeblicher„Beleidigung“ zu ſieben bzw. drei Wochen Haft verurteilt. In der Beweis⸗ aufnahme wurde lediglich feſtgeſtellt, daß Götze in deutſcher Sprache laut nach Erfri⸗ ſchungen gerufen habe, während Vöttcher den feſtgenommenen Götze habe befreien wollen. Außzenpolitiſche Debatte in der franzöſiſchen Kammer verklagt. Wie aus Paris gemeldet wird, bean⸗ tragte am Dienstag in der Abgeordneten⸗ kammer Miniſterpräſident Daladier die Rückverweiſung der Interpellation über die Außenpolitik auf unbeſtimmte Zeit, und die⸗ ſem Antrag hat die Kammer mit 369 gegen 212 Stimmen ſtattgegeben. Außenminiſter Paul⸗Boncour erklärte, die gegenwär⸗ tigen internationalen Verhandlungen ſeien ernſt, aber man ſpreche mit allzugroßer Leichtfertigkeit von Eventualitäten, deren eine ungerechtfertigte Beun⸗ ruhigung hervorrufe. Frankreich müſſe kal⸗ tes Blut bewahren, um das Spiel zu ſpielen und zu gewinnen. Scharfes Vorgehen gegen Unregelmäßigkeiten bei amerikaniſchen Banken. Wie aus Waſhington gemeldet wird, teilte der amerikaniſche Schatzſekretär Woo ⸗ din mit, es ſei der beſondere Wunſch des Präſidenten Rooſevelt, daß jede Unregel⸗ mäßigkeit bei Banken ſofort den Staatsbehör⸗ den mitgeteilt wird.„Die e kann verſichert ſein, wie ich mit allem Nachdruck hervorheben möchte, daß unter der gegenwär⸗ tigen Verwaltung nichts verheimlicht oder un⸗ terdrückt werden wird“ erklärte Woodin. Politiſches Allerlei Berlin. Amtlich wird mitgeteilt: Der Herr Reichspräſident hat Dr. Gerecke von dem Amt als Reichskommiſſar fir Arbeitsbeſchaf⸗ jung entbunden. f München. Der frühere bayeriſche Geſandte in Berlin, von e iſt auf der Rückreiſe von Aegypten nach Genua auf einem Damp⸗ fer geſtorben. 1 165 75 Klel. Wie die Marineſtation der Oſtſee mitteilt, muß die für den Sommer des Jah⸗ res 1933 beabſichtigt geweſene Auslands⸗ ausbildungssreiſe unſerec Seeſtreit⸗ kräfte wegen notwendiger Aenderungen des . der Flotte aus⸗ allen. 0 ö Ne atzung Die Vorf als eine Kündigung. Jedes Mitglied kann nach der Völkerbundsſatzüung Kündigung aus dem lle uſchweig der Preſſeſtel a 15 Stahl. eine Erklärung e rlin, 29. März. Die Reichspreſſeſtelle des Stahlhelm⸗Bun⸗ des der Frontſoldaten teilt zu den Vorfällen. in Braunſchweig u g. mit: Nach dem Bericht der verantwortlichen Landesamtschefs ſind in den letzten Wochen nur ganz vereinzelte Aufnahmen erfolgt. Hingegen haben ſich die ſchriftlichen und per⸗ 0 Anmeldungen zum Stahlhelm aus n verſchiedenſten Bevölkerungskreiſen in letzter Zeit von Tag zu Tag geſteigert und am Montag ein ungeheures Ausmaß er⸗ reicht. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß jede An⸗ meldung zum Stahlhelm zunächſt durch Aus⸗ füllung eines Anmeldeformulars mit genau⸗ er Anſchrift feſtgelegt wird. Ebenſo werden bei Anfragen e Belegſchaften oder Gruppen die unaufgefordert eingereichten Anſchriftenliſten entgegengenommen und aufbewahrt. Dieſe Anmeldungen als Auf⸗ nahmen anzuſehen und zu bezeichnen iſt der grundlegende Irrtum, dem die Braunſchwei⸗ giſche Regierung erlegen iſt. Die Annahme der Anmeldung geſchloſſener Formationen, welcher politiſcher Richtung dieſe auch angehören, hat die Stahlhelm⸗ führung in Braunſchweig ebenſo grufidſäg⸗ lich abgelehnt, wie dies überall im Reiche auf Grund einer Verfügung des Bundesam— tes abgelehnt wird. Stahlhelmverbot wird aufgehoben Braunſchweig, 29. März. Der braunſchwei. gaſchd Innenminiſter Klagges wird das Ver. ot des Skahlhelms mil Wirkung vom 1. April wieder aufheben, nachdem die Reichs. regierung ſein Vorgehen fle ei und Reichsarbeitsminiſter Seldte die diſziplina. riſche Erledigung zugeſagt hal. Aufruf der NS DA. Boykoktausſchuß gegen das Judentum. 5 Berlin, 29. März. Die Reichsleitung der NSDAP. veröffent⸗ licht einen Aufruf an alle Parteiorganiſatio⸗ nen, der ſich in ſchärfſter Form gegen die 50 jüdiſche Greuelpropaganda wen⸗ et In dem Aufruf wird einleitend feſtgeſtellt, daß das deutſche Volk nach 14 jähriger inne⸗ rer Zerriſſenheit eine Erhebung durchgeführt hat, die dem marxiſtiſch⸗züdiſchen Spuk blitz⸗ ſchnell ein Ende bereitete. In jämmerlicher Feigheit hätten die jüdiſch⸗marxiſtiſchen Bon⸗ zen ihre Machtſtellungen geräumt. Weiter heißt es u. a. in dem Aufruf: Die kommuniſtiſchen und marxiſtiſchen Verbrecher und ihre jüdiſch⸗ intellektuellen Anſtifter, die mit ihren Kapitalien rechtzeitig in das Aus⸗ land ausrückten, entfalteten nun von dort aus eine gewiſſenloſe landesverräteriſche Hetzkampagne gegen das deutſche Volk über⸗ haupt. Lügen und Verleumdungen von ge⸗ radezu haarſträubender Perverſität werden über Deutſchland losgelaſſen zu dem Zweck, das deutſche Volk in der Welt zum zweiten Male ſo zu verfemen, wie ihnen das im Jah⸗ re 1914 bereits gelungen war. Millionen unſchuldige Menſchen, Völker, mit denen das deutſche Volk nur in Frieden leben will, wer⸗ den von dieſen gewiſſenloſen Verbrechern ge gen uns aufgehetzt. Die deutſchen Waren, die deutſche Arbeit, ſollen dem internationalen Boykott verfallen. Die Not in Deutſchland iſt ihnen allſo zu klein, ſie muß noch größer wer⸗ den! In dem Aufruf wird dann angeordnet. daß in jeder Ortsgruppe und Organiſations⸗ 1 dla eue 15 805 iſchen, planmäßigen Durchführung des Boy⸗ zolls jüdiſcher Geſchäfte. Waren, Aerzte. Rechtsanwälte, gebildet werden. Die weitere Anordnung über die prak— iſche Durchführung des Boykotts beſtimmt, ſaß in Zweifelsfällen ſolange von einer Boy⸗ ottierung ſolcher Geſchäfte abgeſehen werden ſoll, bis nicht vom Zentratromitee in Mun⸗ chen eine anders beſtimmende Anweiſung er⸗ folgt. Vorſitzender des Zentralkomitees iſt Parteigenoſſe Streicher. Der Boykott ſetzt ſchlagartig Samslag, den 1. April punkt 10 Uhr vormittags ein. Er wird forkgeſetzt ſolange, bis eine Anordnung der Parteileitung die Aufhebung befiehlt. Aufforderung zum Boykott Ein Aufruf der Kommiſſare der Stadt Mannheim. In einem Aufruf der Kommiſſare der Stadt Mannheim wird auf die Hetze des Weltjudentums gegen das deutſche Volk hin ⸗ ewieſen. Alle Warnungen und diplomati⸗ chen Schritte wären ohne Erfolg geblieben. us Ausland fa deutſche Juden wä⸗ ren die Hauptinſpiratoren der Propaganda⸗ aktion 0 eutſchland. Dem deutſchen Volke wäre daher ein Kampf aufgezwungen, für deſſen Härte das internationale Juden. tum verantwortlich zu machen wäre. Am Schluß des Aufrufes heißt es: Pflicht und Sorge um das Leben des deutſchen Volkes verlangen von uns die vernichtende Abwehr dieſer gewiſſenloſen Schädlinge am deutſchen Volkskörper. 55 5 Die Mannheimer Bevölkerung wird dahe zum 5 egen die jüdiſchen Todfeinde e ee rufen, indem ſie den wirtſchaftl a 50 tlichen Boykott über die Juder annheims verhünat. a. M., 28. März. Im Auf⸗ arbeitst N 155 5 5 R Sminiſters hat Prä⸗ ſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermitt⸗ lung und Arbeitsloſenfürſorge den Präſiden⸗ ten des Landesarbeitsamtes Heſſen, Dr. h. c. Engler, bis auf weiteres beurlaubt. Die 0% ien werden von dem ſtellvertreten⸗ den Präſidenten, Oberregierungsrat Kühne, geführk. Dr. Engler war bis zum Jahre 1923 Arbeitsminiſter in Baden. Nach Auf⸗ hebung dieſes Miniſteriums wurde ihm die Leitung der ſozialpo i iſchen Abteilung im ba⸗ diſchen Miniſterium des Innern und des Ge⸗ werbeaufſichtsamtes übertragen. Während 1905 ner Amtszeit als Arbeitsminiſter hat Dr. Engler eine Organiſauon der Arbeitsnachweiſe geſchaffen, wie ſie dann un Jahre 1928 von der Reichsanſtalt für das ganze Reich durchge⸗ führt wurde. Dr. Engler wurbe am 1. Januar 4928 mit der Leitung des Landesarbeitsamts Heſſen betraut. Dr. Engler gehört der S. P. D. an. Forderungen der heſſiſchen Landwirtschaft. Darmſtadt, 28. März. Die gemeldete Denk⸗ ſchrift, die von der heſſiſchen Landwirtſchafts⸗ kammer anläßlich des Beſuches beim Staats⸗ präſidenten Dr. Werner dieſem übergeben wurde, befaßt ſich u. a. mit Reichs-, Landes⸗ und Gemeindeſteuern. U. a. wird die Nieder⸗ ſchlagung der Reichswinzerkredite gefordert ſo⸗ wie Senkung der Grund-, Sondergebäudeſteuer und Bürgerſteuer. Die Schlachtſteuer ſoll wie⸗ der aufgehoben werden. Schließlich wird noch auf die Verbrauchsabgaben, die Neugeſtaltung der geſamten Sozialverſicherung ſowie die Ver⸗ einheitlichung der Landwirtſchaftsförderung in Heſſen eingegangen. Bismarckfejer des Staates. Darmſtadt, 28. März. Am Sonnlag, den 2. April vormittags 11 Uhr wird im Gr. Haus des Landestheaters eine große Bismarckfeier durch den Heſſiſchen Staat veranſtaltet. Die einzelnen Sturmbanne werden verlreten ſein. Geſprochen wird vorausſichtlich in Vertretung des Heſſ. Staatspräſidenten von Miniſter Dr. Müller oder dem Kunſtreferenten Dr. Kulz. Mitwirken wird das Kampfbund⸗Orcheſter un⸗ ter Dirigent Hans Simon und ein Teilchor der Darmſtädter Sängerſchaft, der vom Vor⸗ ſitzendes Roth zuſammengeſtellt wird und in Stärle von über 300 Sängern unter Leitung von Gauchormeiſter W. Etzold ſteht. ö Nachprüfung der Einbürgerungen in Heſſen. Darmſtadt, 23. März. Der Staatskommiſ ſar für das Polizeiweſen in Heſſen Dr. Beſt hat angeordnet, daß alle ſeit 1918 in Heſſen erfolgten Einbürgerungen zuſammengeſte lt und einer Nachprüfung hinſichtlich volksfremder Elemente unterzogen werden. Dieſe Meſß⸗ nahme dient zur Vorbereitung der Durchfüh⸗ rung der von der Reichsreglerung in Aus⸗ icht genommenen Maßnahmen auf dem glei⸗ chen Gebiet. Neue steuerverordnung ür 1933 Ausbau der Warenhaus⸗ und Filialſterer. Darmſtadt, 29. März. Die heſſiſche Regierung erläßt ſoeben eine Steuerverordnung für das Rechnungsjahr 1933, die neben formalrechtlichen die 1 erhebung der bisherigen Steuern regelnden Vorſchriften vor allem zwei wichtige Neuerun⸗ gen enthält, die in den Kreiſen des gewerb⸗ lichen Mittelſtandes mit beſonderer Befrie⸗ digung aufgenommen werden dürften. Die Gemeinden werden durch dieſe Verord⸗ mung verpflichtet, eine Fi ialſteuer nach dem zeliſſigen Höchſtſatz einzuführen. Eine zweite Vorſchrift bringt die rdoppelung der be⸗ ſtehenden Warenhausſteuer und deren Aus⸗ dehnung auf die Einheitspreisgeſchä te. Faſt ebenſo bedeutſam wie dieſe Anordnun⸗ gen iſt die Tatſache, daß von zwei anderen Beſteuerungsmöglichkeiten kein Gebrauch ge⸗ macht wurde. Es iſt nämlich eine Erhöhung der Steuerſätze der ſtaatlichen Grund⸗ und Gewerbeſteuer, obwohl ſie nach der Lockerung der reichsgeſetzlichen Realſteuerſperre und an⸗ geſichts der wenig befriedigenden Staats'inan⸗ zen nicht ausgeſchloſſen war, unterblieben. Ebenſowenig iſt von der reichsgeſetzlich eröff⸗ Kleinbetriebe zu einer nenden Möalichkeit. bisher gewerbeſteuerfreie N uſchalen Gewerbe⸗ ſteuer heranzu'iehen, Gebrauch gemacht wor⸗ den. Dieſe Tatſachen, daß einerſeits die Fi⸗ lialſteuer und die Warenhausſteuer ausgebaut, andererſeits aber eine Erhöhung der allge⸗ meinen Staatsſteuern und insbeſondere eine Neube aſtung der Klei igewerbetreibenden ver⸗ mieden wurde, beweiſen den feſten Willen der Regierung, auch auf ſteuerlichem Gebiele zu. geſunden Verhältniſſen zu kommen. Die Frage, ob eine Ermäßigung der bis⸗ herigen Steuern möglich und wie ſie gegebe⸗ nenfalls am zweckmäßigſten zu geſtalken ſei, kann begreiflicherweiſe im gegenwärtigen Zeit⸗ punkt noch nicht abſchließend beantwortet wer⸗ den. Erfreulicherweiſe machen ſich Anzeichen einer Beſſerung der Steuereingänge bemerk⸗ bar. Es iſt notwendig, daß alle, die guten Willens ſind, am Neuaufbau unſerer wirt⸗ ſcha t ichen und ſtaatlichen Verhältniſſe mitzu⸗ arbeiten, ſich ihrer Verpflichtung gegen den Staat durchaus bewußt ſind und ihren ſteuer⸗ lichen Beitrag pünktlich leiſten. Je gewiſſen⸗ hafter dies beachtet wird, umſo näher rückt die Möglichkeit von Steuerſenkungen. Wenn ſich überſehen läßt, daß die Anſätze des Staatsvoranſchlags ſicher erreicht werden, kann mit entſprechenden Steuerermäßigungen ge⸗ rechnet werden. ö Wieder Sommerurlaub skarten Wieder um 20 Prozent verbilligt— Verbeſſerungen gegen das Vorjahr Berlin, 29. März. Durch Sommerurlaubskarten mit 20prozenti ger Ermäßigung ſoll auch in dieſem Jahr der Sommerurlaubsverlehr eine beſondere Erleich⸗ terung erfahren. Die Reichsbahn hat dieſe ſchon im vorigen Jahre beliebte Vergünſtigung noch verbeſſert. Sommerurlaubskarten werden in dieſem Jahr in der Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober ausgegeben. Um auch Urlaubs ei⸗ ſen von kürzerer Dauer dieſe Ermäßigung zugete kommen zu laſſen, kann von Som⸗ merurlaubsta ten ſſon Gebrauch gemacht werden, wenn der Urlaub eine Mindeſt⸗ dauer von ſieben Tagen hat(im Vorjahr elf Tage). Dadurch, daß auf der Hin⸗ reiſe eine einmalige Fahrtunkerbrechung, auf der Rückreiſe eine dreimalige Anter⸗ brechung der Fahrt geſtattet iſt, erfährt das Reiſen mit Sommer rlaubskarten eine weitere Erleichterung. Die Sommerurlaubskarten, die eine tungsdauer von zwei Monaten ha⸗ ben, werden für alle Verkehrsverbindungen der Reichsbahn aufgelegt, für die auch gewöhn⸗ liche Fahrkarten vorliegen. Dabei iſt die Min⸗ deſtentfernungsgrenze wieder auf 200 Kilometer feſtgelegt. Bei Benützung von Schnell⸗ und Eilzügen iſt der ta⸗ Gel⸗ Erdmann Ullrichs Grete von 8 V O mn Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle(Saale Eſchweges wußten natürlich auch, wie die Züge gingen. Daß zu ſeiner Reiſe keine ſonderlichen Vorbereitungen nötig waren, wußten ſie auch, alſo würden ſie ſeine Ab⸗ ſage übelnehmen. Er mußte hin. In Haſt nahm er Hut und Mantel und ſtürzte davon. Es hatte zu regnen be⸗ gonnen, und der Weg von Erdmanns Wohnung bis zur Eſchwegeſchen Villa war weit. Abgehetzt und mit durch⸗ näßtem Mantel kam er mit halbſtündiger Verſpätung an. Es habe gar nichts zu ſagen, daß er zu ſpät komme, verſicherte Frau Eſchwege mit nachſichtigem Lächeln, als Sie fuhrte ihn gleich ins Speiſezimmer, wo ihr Mann und ihre Tochter warteten. „Denkt doch, Herr Ullrich hat ein Telegramm bekom⸗ men, das ihn nach Hauſe ruft“, verkündete ſie. Der Profeſſor ſah Erdmann mit ungeheucheltem Inter— er ſich bei ihr entſchuldigte. ü eſſe an. „Nanu, was kann da ſein? Iſt es von Ihrer Frau Mutter?“ Erdmann bejahte.„Ich ahne nicht, was meine Mutter zu dem Telegramm veranlaßt hat.“ „Vielleicht liegt etwas Beſonderes im Werk vor“, meinte Frau Eſchwege. 5 b Ihr Mann nickte.„So wird es ſein.“ 5 Er wartete voll Ungeduld, daß mit dem Eſſen be⸗ gonnen würde, ſah auf ſeine Uhr und erinnerte ſeine daran mochte der dunkle Tag ſchuld ſein. Dann verabſchiedete ſich Profeſſor Eſchwege und ſeine Frau begleitete ihn hinaus. Otga blieb mit Erdmann allein zurück, Dies plötzliche Alleinſein machte ſie verlegen. Erdmann bemerkte es Er Frau daran, daß er um drei Uhr fort müſſe. Man ſetzte ſich zu Tiſch, und die Mahlzeit wurde in etwas haſtigem Tempo eingenommen. Nach der Mahlzeit ſaß man dann noch eine gute Weile um den Tiſch, ohne daß die Unterhaltung ſo recht in Fluß kam. Man war in gedrückter Stimmung; ſie ſchreibt mir ſo ſelten.“ nicht ſagen. Fräulein“ tüchtig ins Gebet nehmen.“ auf ihm laſtete. empfand es auch peinlich, weil er fühlte, daß Olga etwas Beſonderes von ihm erwartete. Ein herzliches Wort des Abſchiedes, einen warmen Händedruck. Einen Moment dachte er daran, ihr ein Wort des Be⸗ dauerns darüber zu ſagen, daß er ſie nun lange nicht ſehen würde, aber es erſchien ihm zu banal, und er ließ es ſein Das Schweigen zwiſchen ihnen bedrückte. Endlich brach es Olga. Sie fragte nach Grete. „Daß ſie in Schierke iſt, wiſſen Sie?“ Olga ſenkte bejahend den Kopf. „Das iſt ſo ziemlich alles, was ich eben von ihr weiß; Er ärgerte ſich, daß er das geſagt. Warum log er? Sie ſchrieb ja gar nicht. Seit er in Dresden war, hatte er keine einzige Zeile von ihr. Das mochte er aber Olga „Mir hat ſie auch ewig lange nicht geſchrieben. Seit Ihre Frau Mutter und Grete bei uns geweſen, hörte ich direkt nichts mehr von ihr. Bei ihre: Abreiſe von Dresden gab ſie mir das Verſprechen, mir recht häufig zu ſchreiben.“ „Ich will ſie an ihr Verſprechen erinnern, gnädiges Frau Eſchwege kam ins Zimmer. „Ach, ihr ſprecht von Grete? mann, was iſt es mit ihr, iſt ſie uns böſe? Olga geſagt, daß ſie uns gar nicht mehr ſchreibt?“ „Ja, gnädige Frau, ich begreife es nicht. Ich will ſie Während er das mit lächelndem Munde ſagte, wurde er von der geheimen Sorge um Grete gefoltert. Er ver⸗ ſuchte ſich von ihr zu befreien, während er ſich mit den Damen unterhielt. Unmöglich ſie hielt ihn ſeſt. Endlich war es ſo weit, daß er ſich verabſchieden mußte Kurz nach der Abfahrt nach Berlin gab er ein Telegramm an ſeine Mutter auf:„Laß Hans mich auf der Bahn er⸗ warten.“ Er freute ſich, den Jungen wiederzuſehen. Als der Zug langſam in die Halle des Anhalter Bahn⸗ hofs einfuhr, ſtand Erdmann ausſpähend am Fenſter, weil er gar nicht abwarten konnte, Hans zu ſehen. Die freudige Erwartung löſte den ſchweren Druck, der Langſam glitt der Zug in die Bahnhofshalle hinein, ſtand, Erdmanns Augen ſuchten. ifmäßige Zuſchlag zu zahren. Die Sommerurlaubskarten ſind nicht über⸗ tragbar und müſſen vom Inhaber unter⸗ ſchrieben werden. Um einen Mißbrauch für andere Zwecke als Erholungsreiſen vorzu⸗ beugen, muß die Hinreiſe am erſten Geltungstage angetreten werden. Reichsbahn und Kraftwagen Der Verwaltungsrat der Reichsbahn be— ſchäftigte ſich eingehend mit dem Ve 5 ä l= nis der Reichsbahn zum Kraft⸗ wagen. Nachdem die Reichsbahn die An⸗ fuhr und Abfuhr von Gütern nicht zu ihrem Aufgabenkreis und den der angeſchloſſenen Spediteure geſtellt hat, muß ſie dazu über⸗ gehen den Kraftwagen mehrals bisher in ihren gemeinſchaftlichen Betrieb einzuglie⸗ dern. Der Verwaltungsrat ermächtigte den Generaldirektor die dazu notwendigen Schritte zu ergreifen, insbeſondere durch Be⸗ ſchaffung von Laſtkraftwagen, den Verkehr zum Nutzen der Verfrachter auszugeſtalten. Im Ferngüterverkehr ſoll nun im Benehmen mit den beteiligten Reſſorts der Reichsregierung eine baldige Regelung geſucht werden, die im Intereſſe des Reiches, der Reichsbahn wie der Wirtſchaft im allge⸗ meinen und der Kraftverkehrswirtſchaft im beſonderen dringend erforderlich iſt. . K 5 7 7 Die Auſpauarbeit der Preſe Darmſtadt, 29. März. Der Staatspräſident Dr. Werner em ing die Verleger und Redakteure der heſſiſchen Preſſe. Einleitend erklärte Dr. Werner, die Regierung wolle der heſſiſchen Preſſe die Richtlinien bekanntgeben, nach denen in Zu⸗ lunft die geſamte preſſepolitiſche und kultur⸗ politiſche Arbeit in der heſſiſchen Preſſe gelei⸗ tet werden ſollen. Der Leiter der amtlichen heſſiſchen Preſſe⸗ ſtelle, Falck, gab in 10 Geundſäſeen ölen gefaßte Richllinien für die zukünftige he iſche Preſſepolitif bekannt, in denen es u. a. 1115 Das Maß aller Dinge— auch für die Preſſe ist auf immer und ewig: der deutſche Menſch— das deulſche Volk! g Grundlage für Form und Inhalt aller Zeitungen iſt die geſchihtliche Tatſache der völliſchen Revolution und der Sieg der natio⸗ nalſozialiſtiſchen Idee. Ein Bekämpfen die⸗ ſer, die Zukunft unſeres Volkes beſtimmenden Idee, wird als Volksverrat angeſehen werden. Preſſefreiheit heißt: Freiheit aller guten aufbauenden, aber rückſichtsloſe Vernichtung aller im völkiſchen Sinne zerſtörenden Kräfte. Es iſt in Zukunft unmöglich, daß die Preſſe, wie in der Vergangenheit, Miniſter oder Re⸗ gierungen„macht“. Der Vorrang der Re⸗ gierung wird in Zukunft unbedingt bewahrt werden. In der Berichterſtattung wird Wahr⸗ heit verlangt. Tie Schnelligkeit hat erſt an zweiter Stelle zu ſtehen. Wahrheit und Klar⸗ heit ſind zehnmal wichtiger als das berüchtigte Tempo oder„die jüdiſche Hatz“. Die Preſſe ſoll nicht nur ein Spiegelbild, ſondern auch eine Vildnerin der öffentlichen Meinung ſein. Damit fallen ihr verantwor⸗ tungsvolle, wichtige Erziehungsau gaben zu. Ehrenſache der deutſchen heſſiſchen Preſſe iſt es, im Nachrichten⸗, Unterhaltungs⸗ und An⸗ zeigenteii frembraſſige, internat'onale, jüdi⸗ ſche Einflüſſe auszuſchalten. Kritik iſt er⸗ wünſcht— aber nur fachliche, aus Liebe zu Voll und Vaterland geborene Kritik. Sie darf nicht zerſtören, ſondern ſoll auf⸗ bauend, fördernd und beſſernd ſein. Sie wirkt doppelt gut, wenn jeder kritiſchen Aeußerung ein Vorſchlag zum Beſſermachen angefügt iſt. Miesmacherei wird auf kei⸗ nen Fall geduldet. Die von der nationalſozialiſtiſchen Regie⸗ rung der Preſſe geſtellten erzieheriſchen Auf⸗ gaben find ungeheuer groß und ſchwer. Die⸗ ſen Aufgaben kann die Preſſe in vollem Maße nur dann gerecht werden, wenn alle ihre Ver⸗ treter ſich nun eingehend— ſoweit es noch nicht geſchehen iſt— mit der nationalſozia⸗ liſtiſchen Weltanſchauung beſchäftigen. in slien Apotheken erhältlich zum Preise von Rü. 0.93, 1.4, 1.88. Nur echt mit dem Namens zug Fan auf jeder Packung. teiſtungsfähig.“ jukoff die Hand. Sagen Sie, lieber Erd⸗ bedrückt. Da ſtand plötzlich Brödjukoff vor ihm. Erdmann zeigte nicht ſeine Enttäuſchung. „Wie gehn es meiner Mutter?“ war die erſte Frage, die er an Brödjukoff nach der Begrüßung richtete. Daß ſie geſund war, wie Brödjukoff verſicherte, beruhigte ihn ein wenig. Aber Brödjukoffs Miene verriet ihm, daß etwas Unerfreuliches ihn erwartete. Würde es ja noch früh genug erfahren. Vor der Bahn⸗ hofshalle ſtand das Auto. „Ach, einer von Ihren Waden?“ ſagte Erdmann. Er ging um ihn herum und bewunderte das Auto. „Sieht famos aus!“ „Nicht nur das“, lobte der Chauffeur, der neben dem Auto ſtand.„Der Wagen gibt was her. Iſt ztabil und Er mochte nicht fragen. „So! Sind ſchon viel davon verkauft?“ a Sehr viel. Wir können nicht ſo viele Autos bauen, wie verlangt werden“, gab der Chauffeur Auskunft. jukoff ſtand teilnahmslos dabei. „Alle Käufer ſind begeiſtert von der Leiſtungsfähigkeit des Wagens“, ſagte der Chauffeur. „Na, da gratuliere ich!“ Erdmann reichte Doktor Bröd⸗ Bröd⸗ ieber„Danke, danke!“ Er ſagte es ſo obenhin; kein Zug Hat Ihnen ſeines Geſichts verriet, daß er ſich über das Lob, das man ſeinem Wagen zollte, freute. Erdmanns Blick ſtreifte ſein Geſicht. Er ſand e fallend verändert. darin. Es hatte einen ſorgenvollen oder auch unſteten Ausdruck. Sollte es im Werk doch nicht klappen? Sie ſtiegen ein. Saßen einige Minuten lang ſchweigend nebeneinander. Erdmann fühlte ſich von Brödjukoffs Nähe Daß die Mutter Warum hatte ſie nicht Hans geſchickt? Hans und Grete? Daß ſie nicht gekommen, das hatte etwas zu bedeuten. Seine Gedanken kreiſten um Grete. Plötzlich empfand er wieder ganz deutlich: da war etwas nicht in Ordnung. Ein heißer Schreck durchfuhr ihn. Ja natürlich, mit Grete war etwas Eine Unruhe erfaßte ihn. Die Frage nach ihr brannte auf ſeinen Lippen. „Sie ahnen wohl ſchon, daß Sie Unerfreuliches er⸗ wartet?“ ſagte Brödjukoff langſam.„Ihre Mutter bat mich, Sie darauf vorzubereiten.“ auf⸗ Der ſpöttiſche Zug war nicht mehr ihn geſchickt, verdroß ihn. (Fortſetzung folgt.) 14. Foriſetzung. 5 N i„Nachdruck verboten „Es iſt ſehr ſpät in der Nacht, liebſter Baron“, ſagte Urſula und löſte ihren Arm aus dem ſeinen.„Mich fröſtelt — ich fühle mich übermüdet und möchte ſchlafen gehen. Empfehlen Sie mich den Herren!— Hören Sie ihre Stimmen aus dem Speiſezimmer? Sie waren ſolider als wir und ſind vor uns ins Schloß zurückgekehrt.“ Ich wünſche Ihnen eine gute Nacht, gnädigſte Kom⸗ ſeßße!“ Er küßte ihre Hand und konnte ſich nur ſchwer ent⸗ ſchließen, dieſe freizugeben. Dann kehrte Henckelsberg zu ſeinen übrigen Gäſten vu lick.. Mit„Hallo!“ wurde er empfangen. „Wo waren Sie denn auf einmal hin, meine Herren?“ „Wir wollten uns einen kleinen Scherz erlauben“, er⸗ Härte Reindl.„Wir wollten uns als Schloßgeiſter ver⸗ Heiden; aber das kam uns doch zu fad vor, und wir ließen o lieber.“ „Sie hätten auch wenig Wirkung bei der Komteſſe und bei mir mit dem Jux hervorgerufen, denn wir ahnten ſchon etwas Derartiges“, entgegnete aufgeräumt der Majorats⸗ herr. Mit einem Blick in die Runde, fragte er: Wo iſt denn Axel?“ „Er läßt ſich entſchuldigen; er hat ſich zurückgezogen, weil er Kopfweh hatte“, bemerkte Horſt von Keller. „Der Junge gefällt mir in letzter Zeit überhaupt nicht mehr. Sein Weiberhaß hat ſich zu wahrem Fanatismus geſteigert. Er iſt der Komteſſe gegenüber von einem Be⸗ nehmen, das an Ungezogenheit grenzt.“ „Axel iſt Sportsmann. Er lebt nur dem Sport“, ent⸗ gegnete Engelbert Lützow ſchnarrend, und der kleine Feehſen ergänzte:„Aber er iſt ein prächtiger Kerl, der für ſeine Freunde durch dick und dünn geht.“ „Von der Komteſſe, meine Herren, ſoll ich Ihnen Emp⸗ pfehlungen ausrichten; ſie hat ſich bereits zur Ruhe be⸗ geben. Sie aber, meine Herren, hoffe ich, halten noch ein wenig aus.“ Er machte ein geheimnisvolles Geſicht und drückte auf die Klingel. Ignaz erſchien. „Ignaz— vier Flaſchen Sekt!“ Der Kammerdiener verſchwand. „Ja, meine Herren, große, freudige Ereigniſſe werfen ſozuſagen ihre Schatten voraus. Was ich Ihnen ſogleich ſagen werde, iſt wert, mi Sekt begoſſen zu werden Es iſt mir lieb, daß Axel nicht zugegen iſt. Er erfährt es noch frühzeitig geuug. Außerdem wird es ihm morgen eine noch größere Ueberraſchung ſein als heute.“ Erſtaunte Geſichter. Ungeduldiges Fragen. Halb ver⸗ ſtändnisinniges Augenblinzeln Ignaz goß den Sekt ein. Als der Diener ſich ab⸗ gewandt hatte, hob der Majoratsherr ſein Glas. Elegant und ſtattlich ſtanden die vier jungen Herren um ihn herum. „Meine Herren“, ſagte Sigwart von Henckelsberg mit gehobener Stimme,„gratulieren dürfen Sie mir heute noch nicht, denn erſt morgen wird hierzu die rechte Zeit ſein. Dann dürfen Sie nicht nur mir, ſondern auch der Kom⸗ teſſe Urſula von Neußen Glück wünſchen. Heute aber. meine Herren, gebe ich Ihnen mein großes Ehrenwort, daß die Komteſſe von Neußen Majoratsherrin auf Hohentann werden wird.— In dieſem Sinne wollen wir unſere Gläſer leeren“ Hell und fröhlich tönend klangen die Kelche, in denen der köſtliche Sekt perlte, aneinander. 5* R Schräge Strahlen ſandte die morgendliche Spätſommer⸗ ſonne auf die Glasdächer des Orchideenhauſes, wo Sig⸗ wart von Henckelsberg jetzt eine ſtrenge Muſterung unter ſeinen Lieblingen vornahm. Nur die allerſchönſten der Blumen hielt er für würdig, als Verlobungsgabe der Komteſſe zu dienen. Ein ſüßes, taumeliges Gefühl durchpulſte ihn bei dem Gedanken, daß er heute ſeinem ſchönen Gaſt den Heirats— antrag machen würde. War es da nicht ſelbſtverſtändlich, Daß er ſchon äußerlich ſeine große Verehrung für die Dame ſeines Herzens ausdrückte, daß er die werwollſten der von ihm gehegten Orchideen abſchnitt— für ſeine Braut?! Die feucht⸗heiße Luft in dem Treibhauſe verurſachte einen lähmenden Druck auf den Kopf. Vielleicht aber war es an die Erregung vor den nächſten Stunden, da er ſich die untwort von Urſula von Neußen holen würde, die in ihm zitterte. 5 Gedankenlos klappte er die Blumenzange auf und zu, ſo daß es ein metalliſches Geräuſch gab, während er weiter durch das lichtdurchflutete Gewächshaus ſchritt und ſeine fleglinge auswählte. 5 Nun begann er mit dem Abſchneiden der phantaſtiſchen Pflanzen Einen leichten Stich gab es doch jedesmal in ſeinem Herzen, wenn der ſcharfen⸗Zange eine Orchidee zum Opfer fiel. Mit vorwurfsvollen Geſichtern ſahen ihn die Gewächſe an. Es war ihm, als weinten einige große Tränen. Aber das war das Waſſer, mit dem der Gärtner ſie vorhin be⸗ netzt hatte und das noch zwiſchen ihren buntleuchtenden Blütenkelchen hing. „Onkel!“ Dieſer Ausruf ließ den Majoratsherrn her⸗ umfahren. Er erkannte Axel, der am Eingang ſtand und ihm ſchon eine ganze Weile lang zugeſchaut haben mochte. „Was tuſt du denn da, um Gottes willen, Onkel?— Deine Orchideen..“ Der Aeltere betrachtete die geſchnittenen Blumen in ſeiner Hand. Dann hielt er ſie ſeinem Neffen entgegen und erklärte mit ſtrahlendem Geſicht: „Für die Komteſſe!“ Axel ſchien dies alles nicht faſſen zu können. „Deine Lieblinge, Onkel... die koſtbaren Pflanzen Du zerſtörſt enorme Werte!“ „Für eine Frau, die man liebt, iſt einem halt kein Opfer zu hoch— merke dir das, lieber Axel! In betreff Frauen mußt du noch ſehr viel lernen, mein Junge!“ Min dieſen Worten drängte er ſeinen Neffen aus dem Gewächshaus hinaus, ließ noch einen letzten Blick über die abgegraſten Orchideenkulturen gleiten, aus denen nur noch vereinzelte Blütenköpfe traurig und verlaſſen hervor⸗ lugten, trat ins Freie und ſchloß die Tür. „Onkel, es iſt heller Wahnſinn, was du getan hat. Die Komteſſe wird eine ſolche Gabe“— er deutete auf die ſterbenden Orchideen in des anderen Hand—„niemals zu würdigen wiſſen.“ a Ein überlegenes Lächeln ſpielte um die Lippen des Majoratsherrn. Sie nahmen jetzt beide die Richtung zum Schloſſe hin „Was weißt du denn von der Komteſſe?— Du kennſt ſie ja gar nicht. Ihr verkehrt doch wie die ärgſten Feinde miteinander.“ g „Und doch weiß ich, daß ſie dich bitter enttäuſchen wird.“ Sigwart von Henckelsberg blieb ſtehen Er legte wohl⸗ wollend ſeinem Neffen die Hand auf die Schulter, ſah ihn ruhig an und entgegnete: „Mein lieber Junge, das laß, bitte, meine Sorge ſein.“ „Ja, was gedenkſt du denn zu tun, Onkel?— Du willſt doch nicht etwa der Komteſſe“ a „Auch das laß meine Sorge ſein, Axel! Eines aber will ich dir vorläufig ſchon verraten: Sie liebt mich!“ „Nicht möglich!“ „Na, erlaube einmal!“ „Verzeihung, Onkel, das erſcheint mir unglaubhaft.— Sie iſt eine Kokette, die mit den Männern ſpielt. Ich warne dich vor ihr.“ „Mein lieber Axel“, erwiderte der andere aufgeräumt, „ſie hat es mir ſogar geſtanden daß ſie mich liebt.“ „Sie— hat..?“ Axel war ſprachl s. Sigwart nickte und ſagte:„Sie liebt einen, der im Schloſſe iſt, erklärte ſie mir. Wer kann das anders ſein als ich... 2“ „Aber Onkel!“ „Oder denkſt du vielleicht, ſie hat dich damit gemeint?“ Er brach in ein herzhaftes Lachen aus.„Na, eher geht wohl ein Kamel durchs Nadelöhr.“ „Allerdings... aber...“ „Vielleicht hat ſie ſich in Ignaz verliebt“, unterbrach ihn der Majoratsherr ſcherzend. „Ich habe den Eindruck, lieber Onkel, daß man mit dir über dieſe Angelegenheit nicht ernſthaft reden kann.“ „Sie iſt auch abſolut noch nicht ſpruchreif, mein Lieber.“ „Auf Wiederſehen, Onkel!“ Er zog die Schultern hoch. „Alter ſchützt vor Torheit nicht. Ich laſſe mir den„Keller- meiſter' ſatieln.“ Er winkte mit der Hand und ſchlug die Richtung nach den Stallgebäuden ein. Sigwart von Henckelsberg betrat, mit erwartungsvollen Gefühlen in der Bruſt, ſein Arbeitszimmer. Noch war die Komteſſe nicht aufgeſtanden Auch ſeine übrigen Gäſte lagen noch in den Federn. Die Zeit bis zur offiziellen Frühſtücksſtunde wollte er dazu benutzen., Einladungen zu ſchreiben. Selbſtverſtandlich ſollte das Feſt ſeiner Ver⸗ lobung in einem großen Kreiſe ſeiner Freunde gefeiert werden. Da er aber ſeinen Bekannten den Grund der Ein⸗ ladung noch nicht mitteilen, ſondern ſein Verlöbnis mit Urſula von Neußen bis zum letzten Augenblick als Ge— heimnis betrachten wollte, mit deſſen Lüftung er ſchließlich als Ueberraſchung hervorzutreten gedachte, bat er ſeine Freunde in der Stadt nur zu einem„kleinen Feſt“ für den nächſten Sonnabend zu ſich. „Heute haben wir Montag“, überlegte er.„Fünf Tage werden genügen, um alle Vorbereitungen zu der Feier treffen zu können.“ i Nachdem er zehn Einladungen geſchrieben hatte, er⸗ kannte er, daß ſie ja nur an Herren gingen. Es fehlten alſo die Damen. Wo ſollte er, der bisher ſtets ein Weiber⸗ feind geweſen war, nun ſchnell die dazugehörigen Damen hernehmen?— Aber da fiel ihm ein, daß die Komteſſe wohl ſicherlich über einen großen Kreis von Freundinnen verfügen würde Ah! Eine war ihm ſogar perſönlich be⸗ kannt: die ſcharmante Gräfin Schweinitz. Alſo würde ſeine zukünftige Braut für die übrigen Einladungen ſorgen. Er rieb ſich ſchmunzelnd die Hände. Dieſes Verlobungseſſen ſollte eine Feier werden, wie ſie Hohentann noch nicht ge— ſchaut hatte. Auf ein Klingelzeichen erſchien Ignaz. Henckelsberg übergab ſeinem Kammerdiener die zehn mit der Freiherrnkrone geſchmückten Umſchläge. „Beſorgen Sie dieſe Briefe ſogleich zur Poſt“, befahl Sigwarizvon Henckelsberg und erhob ſich, denn er hatte ſoeben die Stimme der Komteſſe im Garten vor ſeinem Fenſter gehört. 5 Mit glücklichem Geſicht ging er ihr entgegen. „Haben Sie Zeit für mich, Herr Baron?“ fragte ſie ſtrahlend und morgenfriſch.„Es iſt ein herrlicher Tag heute Die Sonne meint es ſchon jetzt am frühen Morgen ſehr gut. Ich habe bereits gefrühſtückt und hätte Luſt, ein wenig Kahn zu fahren!“ „Für Sie, meine Gnädigſte, habe ich immer Zeit.“ Sie gingen durch den ſonnenbeglänzten Park, gelang⸗ ten ſchließlich zu dem Kahn, der ſich mit gluckſendem Laut auf dem Waſſer ſchaukelte. 1000 Der Majoratsherr löſte das Seil. Mit behendem Sprung hüpfte die Komteſſe in das Fahrzeug. Sigwart von Henckelsberg ergriff die Ruder. Mit wenigen Stößen dirigierte er den Kahn nach der Mitte des Teiches zu. Eine blaue Libelle zitterte in der warmen Luft über dem Waſſer, umſpielte die beiden Menſchen in dem Fahr⸗ zeug, tauchte leicht ein in das kühle Naß, entſchwebte den Blicken. Urſula von Neußen hielt die ſchmale Hand über den Bootsrand. Das ſanfte Plätſchern des Waſſers, das ihre Finger kühlte, tat ihr ſeltſam wohl. Dieſe Stunde auf dem Teiche wurde zur ſtillen Feier der zwei Menſchen, das empfanden ſie beide unein⸗ geſtanden.. „Waſſerroſen!“ rief Urſula plötzlich und deutete auf die ſchwimmenden Blüten mitte großen, flachen Blättern hexvorleuchteten. „ a 5 Sigwart von Henckelsberg ſteuerte auf die Stelle zu Die Komteſſe ſtreckte die Hand nach den Teichblumen aus. Der Kahn geriet in ſchwankende Bewegungen. „Die Nixen werden Sie hinabziehen“, warnte er. Sie zog die Hand zurück„Man ſoll die Natur nicht ihres ſchönſten Schmuckes berauben. Ich hätte nir gern ein Andenken an dieſe Stunde gehabt.“ 1 „Andenken?“ N f 155 „Ja, Herr Baron!“ Sie blickte ihm eruſt in die Augei. „Meine Stunde auf Hohentann hat geſchlagen. Ich reiſe heute abend ab.“ Er ließ die Ruder ſinken. Erſt jetzt nahm er wahr, daß ſie im Reiſekleid war. i g e „Was ſoll das heißen?“ fragte er beſtürzt. „Einmal muß ich mich doch trennen von hier, liebſter Baron“ a Auge ruhte in Auge. Sacht trieb der Kahn dahin. Da legte er ſeine Hände auf die ihren, die in ihrem Schoß ruhten. Sie ließ es gewähren, aber ein Befremden malte ſich auf ihren Zügen. f „Gnädigſte Komteſſe“, ſagte er mit warmer Stimme, „ich hoffte Sie würden nie mehr von hier fortgehen.“ „Aber Herr Baron— wie denken Sie ſich denn das?“ Sie lachte ein wenig, und das klang gezwungen und unfrei. b ö „Ich dachte, meine liebe Komteſſe“, fuhr er fort und nahm ſeine Hände von den ihren wieder fort,„ich dachte es nach dem, was Sie mir geſtern abend ſagten. Wiſſen Sie nicht, es war da drüben auf jener Bank. Ich dachte atſo, daß ich Sie nicht umſonſt bitten würde— Majoratsherrim auf Hohentann zu werden.“ 5 In ihre Augen trat ein jäher Schreck. „Heri Baron, lieber Herr Baron, Ihr Antrag ehrt mich— er kommt mir ſo überraſchend—“ N „Wirklich?“ „Und es tut mir weh, daß ich Ihnen Schmerz bereiten muß.“ Sie ſchüttelte ihr ſchönes Haupt.„Sie haben mich geſtern mißverſtanden, lieber Herr Baron.“ Er wurde um einen Schein bleicher. Ein Zug des Grams erſchien um ſeinen Mund Er ſenkte den Kopf, und in ſeinen Augen lag eine große Traurigkeit. „Da habe ich mir alſo einen Korb geholt!?“ Er machte eine hilfloſe Handbewegung. Seine Worte hatten leiſe, bitter und reſigniert geklungen. Ein großes Mitleid für dieſen Enttäuſchten zog in ihr Herz. 0 „Herr Baron“, ſagte ſie zart,„ich bin Ihnen eine Auf⸗ klärung ſchuldig.“ Er hob den Kopf und ſah ſie mit matten Augen er⸗ wartungsvoll in „Darf ich ſprechen?“ „Bitte!“ N „„Ich ſagte geſtern, ich liebe einen Mann auf Hohen⸗ tann. Ich will Ihnen jetzt geſtehen, wer das iſt. Es iſt— Axel.“ Es war, als habe Sigwart einen Stoß vor die Bruſt erhalten. Er ſtarrte der Komteſſe wie geiſtesabweſend ins Geſicht. „Nun find Sie mir böſe, nicht wahr, Herr Baron?“ Er ſah ſie nicht an, hielt den Kopf geſenkt.„Ich— nein, ich bin Ihnen nicht böſe, niemals— wie könnte ich?“ Gewaltſam riß er ſich aus ſeiner Erſtarrung los.„An mir ſelbſt liegt die Schuld.“ Er ſchlug ſich mit der flachen Hand vor die Stirn, lachte plötzlich, ſich ſelbſt verſpoltend, auf, und ſtieß dann hervor: i „Wie konnte ich auch glauben, daß Sie und ich.. Vek⸗ zeihen Sie, Komteſſe. Ich hatte nicht mit Ihrer Juzond und mit meinem vorgeſchrittenen Alter gerechnet.“ Er lachte wieder, und dieſes Lachen ſechnitt Urſula ins Herz. „Axel— ja freilich— das iſt etwas anderes..“ „Mein lieber Herx Baron“, ſagte ſie leiſe und ſtrich ſcheu über ſeine Hand,„ich habe Sie ſehr, ſehr ſchätzen gelernt, Sie ſind mir ein lieber Freund geworden— in meiner Hohentanner Zeit.“ „Ja, mit dieſem Troſt muß ich mich ja wohl nun zu⸗ frieden geben“, ſagte er heiſer, und plötzlich erſt richtig er⸗ lennend, daß er hier die Rolle des abgewieſenen Freiers ſpielte, legte er ſich ſcharf in die Ruder und brachte in wenig Minuten den Kahn aus Land. Während er neben ſeinem Gaſt dem Herrenhaufe zu⸗ ſchritt, fühlte er die bedauernden, mitleidigen Blicke der Komteſſe. Das ärgerte ihn und verſtärkte ſeinen Schmerz noch mehr. Unter einem dringenden Vorwand verabſchiedete er ſich bis zum Mittag von ſeinem Gaſt. In ſeinem Arbeitszimmer ſetzte er ſich auf einen Stuhl. Dort blieb er lange ſitzen und ſtarrte vor ſich hin.— Vor⸗ bei war das erträumte Glück. Nie mehr im Leben würde ihm, dem Alternden, die Liebe winken. 1150 Plötzlich durchrann ihn ein eiskalter Schreck: er hatte geſtern den Kameraden Axels ſein Ehrenwort gegeben, daß Urſula von Neußen Herrin auf Hohentann werden würde. Wie ſollte er dieſes Wort einlöſen? Was hatte er ſich da eingebrockt!? Wie ſollte er den Weg finden aus dieſem Labyrinth? N Wie ein Keulenſchlag traf ihn der Gedanke an die er⸗ laſſenen Einladungen, die er— voreilig— ſchon zur Poſt gegeben hatte. 1 Vielleicht war ihm das Glück wenigſtens in dieſem Punkt hold. Am Ende hatte es Ignaz nicht ſo eilig ge⸗ habt. Durch ein Klingelzeichen rief er den Kammerdiener herbei.—„Herr Baron befehlen?“„ „Haben Sie die Briefe ſchon zur Poſt geſchafft?“ frachte er, fieberhaft erregt. f a a „Zu dienen, Herr Baron! Ich habe die Brieſſchatern vor einer Stunde dem Johann für die Poſt nach Wieſen⸗ thal mitgegeben.“ f „Es iſt aut!“ Janaz verſchwand.(Schint joan) 1500 Gefangene im gonzenkralionslager f Heuberg. Sluligart, 29. März. Das Konzentra⸗ 11 1 050 auf dem Heuberg umfaßt fetzt be⸗ reits 1300 politiſche Gefangene. Die Gefan⸗ genen werden demnächſt mit Straßenbau⸗ Anbeiten im Lager ſelbſt beſchäftigt werden. e, daß die Gefangenen exerzieren müßten, A Das Konzentrationslager war von Polizeioberſt a. D. Reich⸗Stuttgart eingerichtet worden, der es auch bis zum letzten Samstag geleitet hat. Der neue Leiter des Lagers iſt Major a. D. Kaufmann. Flugzeug abgeſtürzt Brüſſel, 29. März. Beſatzung und 12 Paſſagiere getötet. Ein engliſches Paſſagierflugzeug der Im⸗ perial-Airways geriet in der Nähe von Dix⸗ mmuiden in Brand und ſtürzte über dem Dorf Wouwen ab. An Bord befanden ſich zwölf Paſſagiere. Die Beſatzung des Flugzeuges und ſämkliche Paſſagiere, insgeſamt 16 Per- ſonmen fanden den Tod. Unter den Opfern be ⸗ finden ſich auch mehrere Deutſche. In einem Umkreis bis zu 300 Metern von der Unfallſtelle entfernt fand man die völlig zerſchmetterten Körper von vier Fahrgäſten, die offenbar verſucht haben, im Augenblick des Abſturzes aus dem Flugzeug herauszu⸗ e ie Trümmer des abgeſtürzten ügzeuges ſind weithin auf dem Boden zer⸗ ſtreut. Aus dem Zuchthaus ausgebrochen Vier Schwerverbrecher enkflohen. Bamberg, 29. März. Aus dem Zuchthaus Obracht ſind vier Schwerverbrecher ausgebrochen. Es handelt ſich um den 32 jährigen Wilhelm Werner, der wegen Totſchlags zu 15 Jahren Zucht⸗ haus verurteilt iſt, weiter um den 36 jährigen Gärtner Max Martin, der eine langjährige Zuchthausſtrafe zu verbüßen hat und den 32 Jahre alten Friedrich Sachſe, der wegen ſchweren Diebſtahls eine achtjährige Zucht⸗ hausſtrafe zu verbüßen hat, und ſchließlich um den 29 jährigen Heinrich Aul, der drei Jahre Zuchthaus abzuſitzen hat. Die Schwerverbrecher ſchlugen den Aufſehen Kropfelder nieder und verletzten ihn ſchwer. Einer der Ausbrecher, der 29 jährige Hein⸗ rich Aul, wurde bewußtlos in einem Schacht Zes Zuchthauſes Obracht aufgefunden, wo er bein Ueberklettern der Mauer abgeſtürzt war. Flüchtig ſind alſo nur noch die drei an⸗ deren Verbrecher. Der von den Verbrechern überfallene Aufſeher liegt in hoffnungsloſem Zuftand im Krankenhaus. In einer konzentriſch angeſetzten Streife vom Bamberg und Würzburg her, ausgeführt nem der Landespolizei Bamberg, Gendar⸗ merie und Angehörigen der 85 und SA. wörd ein Ring um das Gebiet gezogen, in dus wahrſcheinlich die Ausbrecher geflüchtet 7 Man glaubt, daß ſie ſich in den dichten Mudern von Obrach und Schlüſſelfeld befin⸗ den und das Jagdhaus des Bamberger Wechtsanwalts Dr. Hennemann erbrachen umd ſich mit Lebensmitteln verſahen. Großſeuer Regensburg, 29. März. In der Ortſchaft March in Niederbayern kunde in der Nacht das Anweſen des Land- wörts Aiger vollſtändig durch ein Großfeuer eüngeüſchert. Die beiden Dienſtknechte Stein⸗ bemer und Diell konnten nicht mehr rechtzei⸗ in geweckt werden und wurden durch den betäubt. Am Morgen wurden ihre henbverkohlten Leichen unter den Trümmern Keporgen. Die Umbildung des Landtags Kabinettsſitzung des badiſchen Staatsminiſte⸗ riums. Karisruhe, 29. März. Die kommiſſariſche Staatsregierung teilt durch die Preſſeſtelle mit, daß ſie am Montag ihre zweite Kabinettsſitzung abgehalten hat, aus der wir bereits berichten konnten, daß be⸗ ö ſen wurde, daß die in Schutzhaft be. findlichen Mitläufer des Marxismus in den nächſten Tagen aus der Haft entlaſſen werden ſollen, da ſie keine Gefahr für die Oef⸗ fentlichkeit darſtellen. Für die in Haft be⸗ findlichen Führer werde ſich die Einrich⸗ tung eines Konzentrationslagers erübrigen, da ſie in Einzelhaft behalten werden können. Weiterhin berichtete Reichskommiſſar Wag⸗ mer über die Umgeſtaltung der ge⸗ Nan Verwaltung und führte aus, daß alle Neueinſtellungen unter dem Geſichts⸗ punkt zu 170 0 ſeien, daß die Verwaltung 5 zu einem abſolut zuverläſſigen Inſtrument des Nationalſtaats werden m e Dabei dürfe d⸗ Parteibuch nicht zum Faktor der Au. leſe werden, da allein auf die Befähigung und ſachliche Eignung der Bewerber geſehen werden müſſe, wobeſ aber die nationale Gefſin nung als ſelbſtverſtändliche Vorausſeßung anzuſehen ſei.“ Schließlich teilte der Neichskommiſſar noch mit, daß die Umbildung des Landtags und damit auch die Sanktionierung der kommiſſariſchen Regierung unmittelbar be⸗ vorſtehe. Finanzminiſter Köhler nahm fernerhin Stellung zu einem in der Preſſe erſchienenen Artikel des früheren Finanzminiſters Dr. Mai⸗ tes und erklärte, er habe die Abſicht, demnächſt im Rundfunk zu dieſem Artikel Stellung zu nehmen. In der Frage des Rheinbrückenbaues ſei bereits eine Einigung mil dem bayeriſchen Finanzminiſter erzielt. „Kultusminister Dr. Wacker berichtete über verſchiedene Fragen ſeines Miniſteriums und erörterte eingehend den Klinikneubau Heidel⸗ berg. Einen breiteren Raum nahm ferner die Reorganiſation des geſamten Schulweſens in ſeinen Ausführungen ein. Schließlich referierte noch Juſtizminiſter Rupp über ſein Miniſterium und die be⸗ freits getroffenen Maßnahmen. Er bemerkte, daß gerade in der Juſtiz ein neuer Geiſt ein⸗ ziehen müſſe und es werde von Seiten des Juſtizminiſteriums alles geſchehen, um die⸗ ſem Geiſte Geltung zu verſchaffen. Die jüdiſchen Geſchäfte geſchloſſen Mannheim, 29. März. „Am Dienstag wurden in ganz Baden die jüdiſchen Geſchäfte geſchloſſen, während die Warenhänſer, Einheitspteisgeſchäfte und gro⸗ ßen Konfektionsgeſchäfte die Türen verſchloſſen, wurden vor den Eingängen der kleineren jü⸗ diſchen Geſchäfte SA⸗ und Sss⸗Leute po⸗ ſtiert, die die Kaufluſtigen darauf aufmerkſam machten, daß ſie ihre Einkäufe in deutſchen Geſchäften beſorgen ſollen. Dem Erſuchen wurde überall ſtattgegeben, ſo daß es nir⸗ gends zu Zwiſchenfällen kam. Ob die Aktion auch auf dem flachen Lande überall durchge⸗ führt wurde, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Kommiſſar für Landwirtſchaft in Baden Karisruhe, 29. März. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Der Geſchäfts⸗ führer des Badiſchen Landbundes, Landwirt Friedrich Schmitt in Leutershauſen, Amt Weinheim, wurde zum Sonderkommiſſar für landwirtſchaftliche Fragen beſtellt. Keine jüdiſchen Staatsanwälte mehr in Baden Karlsruhe, 29. März. Wie die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium mitteilt, hat der Ju⸗ ſtizminiſter die Oberſtaatsanwälte angewieſen, keine jüdiſchen Staatsanwälte mehr in die Strafſitzungen zu entſen den. Landtagsabgeordnete müſſen Dienst tun Karlsruhe, 29. März. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Der kommiſſa⸗ riſche Juſtizminiſter hat Weiſung erteilt, daß die Dienſtaushilfen für Landtagsabgeordnete, welche Beamte ſind, ſofort zurückgezogen wer⸗ den. Die Landtagsabgeordneten haben in Zu⸗ kunft Dienſt zu kun wie jeder andere Beamte. Aus Baden Mannheim, 29. März.(Raddampfer gesunken.) Der Raddampfer„Maintal“, der ſich auf der Fahrt von Mannheim nach Mainz befand, geriet infolge des niedrigen Waſſerſtandes unterhalb Nackenheim auf Grund. Im Vorderteil des Schiffes war ein großes Leck entſtanden, das nicht mehr ge⸗ dichtet werden konnte. Das Schiff konnte aber nicht mehr bis zum Ufer gebracht wer⸗ den und ging 40 Meter vom Strand entfernt auf Grund. Das Hilfsſchiff„Rheinſtrom“ eilte zu Hilfe und ſtellte durch Drahtſeile eine Verbindung mit dem Schiff her, um ein wei⸗ teres Sinken zu vermeiden. Mannheim, 29. März.(Keine Woh⸗ nungslukxusſteuer mehr.) Wohnungs⸗ luxusſteuer wird ab 1. April 1933 nicht mehr erhoben, um die Vermietbarkeit von Groß⸗ wohnungen nicht zu erſchweren. Heidelberg, 29. März.(Konſervenfa⸗ brikabgebrann 9). In der Nacht brannte in Meckesheim die Konſerven⸗, Keks⸗ und Waffelfabrik Gebr. Rudy Gmbh. nieder. Der Brandſchaden wird auf etwa 60 000 Rm. ge⸗ ſchätzt. Die Inhaber, der 1906 geb. Fabri⸗ kant Oskar Rudy und der 1903 geb. Diplom Ingenieur Otto Rudy, wurden unter dem Verdacht der Brandſtiftung verhaftet und ins hieſige Unterſuchungsgefängnis eingeliefert Die beiden Verhafteten waren mit 150 000 Mark verſichert. Heidelberg, 29. März.(Die zahnärzt⸗ liche Klinik bleibt). Der Staatskom⸗ miſſar des Kultusminiſteriums teilt hierher mit, daß nach Erhebungen, bei denen das Gutachten der Sparkommiſſare der Staats⸗ verwaltung zu Grunde gelegen hätte, eine Ver⸗ legung der zahnärztlichen Univerſitätsklinik von Heidelberg nach Freiburg nicht in Frage kom⸗ me. Heidelberg, 29. März.(Ertrunken). In der Nähe der Herrenmühle fiel der drei Jahre alte Knabe des Hausdieners Otto Jaumann in einen Seitenkanal des Neckars. Das Kind wurde zwar ſofort wieder heraus cose, war aber bereits tot. Man vermutet, daß es einem Herzſchlag erlegen iſt.. Mannheim, 29. März.(Anſprachen im Südfunk.) Am Mittwoch, den 29. März werden von 10.00 bis 19.30 Uhr die Herren von Jagow und Ludin im Süddeut⸗ ſchen Rundfunk ſprechen. Herr von Jagow iſt als Führer der n 3 nach rankfurt a. M. beordert. Herr Ludin wird Führer der SA⸗Gruppe Südweſt. Die bei⸗ den Anſprachen werden umrahmt von Dar⸗ bietungen der SA⸗Standartenkapelle 119 un⸗ ter Leitung von Muſikmeiſter Franz. Eberbach, 29. März.(Bei einem Waldbranderſtickt.) In den Staats⸗ malddiſtrikten Kniebreche und Winterlinden⸗ tal bei Hirſchhorn brunnten etwa acht bis zehn Hektar Nadelholzkulturen ab. Das Feu⸗ er breitete ſich mit raſender Geſchwindigkeit aus, konnte aber eingedämmt werden. Eini⸗ ge Meter vom Brandherd entfernt, fand man die Leiche des 72 jährigen Martin Reeb auf. Wie feſtgeſtellt wurde verbrannte der mit der e a von Schlagraum beſchäf⸗ tigte Mann das Abfallreiſig, wobei das Feu⸗ er übergriff. Vermutlich iſt Reeb in den Rauchſchwaden erſtickt. Aus der Pfalz Lambrecht, 29. März.(Schwerer Au ⸗ tounfall.) An dem Perſonenkraftwagen eines Kuſeler Buchdruckereibeſitzers geriet plötzlich aus noch unbekannter Urſache der hintere Radreifen in Brand. Die im Wagen ſitzende Frau des Fahrers ſprang in der Aufregung aus dem fahrenden Wagen und zog ſich ſo ſchwere Verletzungen zu, daß ſie ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte. Neuſtadt a. dk., 29. März.(Ein Rache⸗ akt.) Nach der Beſetzung der hieſigen Orts⸗ krankenkaſſe durch SA kam es zwiſchen einem hieſigen Zimmermeiſter und einem Abtei⸗ lungsarzt zu einer Auseinanderſetzung, in deren Verlauf der Zimmermeiſter den Arzt mit einem Treppengeländerſtab mißhandelt. Der Zimmermann wurde in Polizeigewahr⸗ zam genommen. Er wird dem Schnellrichter vorgeführt. Wie verlautet, handelt es ſich um einen Racheakt des Zimmermanns, der dem Arzt zum Vorwurf macht, den Tod ſei ner Tochter verſchuldet zu haben. Kompetenzſtreitigleiten Ein Zwiſchenſall in Kaiſerslautern. Kaiſerslautern, 29. März. Zwiſchen einem SA⸗Mann, der den Ein⸗ gang zum Arbeitsamt beſetzt hielt und dem Kommiſſar des Reichsarbeitsminiſters für die Pfalz, dem Stahlhelmführer Dr. Pick, kam es zu einem Zwiſchenfall, als Dr. Pick das Arbeitsamt betreten wollte. Im Anſchluß an dieſen Zwiſchenfall tauchte in der Stadt das Gerücht auf, Dr. Pick ſei von den Na⸗ lionalſozialiſten verhaftet worden. Hierzu teilt nun die Polizeidirektion Kai⸗ ſerslautern nüt, der SA⸗Mann habe auf⸗ grund beſtehender Anweiſungen dem Kom⸗ miſſar des Reichsarbeitsminiſters den Ein⸗ laß in das Arbeitsamt verwehrt und ihn aufgefordert, mit ihm zum Beauf⸗ tragien der NSDAP. zu gehen. Dieſem Er⸗ ſuchen ſei Dr. Pick nachgekommen. Dem Vor⸗ fall lägen Meinungsverſchiedenhei⸗ ten über die Dr. Pick vom Reichsarbeitsmi⸗ niſter Seldte gegebenen Kompetenzen zu⸗ grunde, die darauf zurückzuführen ſeien, daß die Verſicherungsämter in Bayern den örtli⸗ chen Verſicherungsämtern unkerſtellt ſind und von München verwaltet werden. Das Anglück von Neunkirchen Staakfsanwalt ſtellt Anterſuchung ein.— Die Verſicherung muß zahlen. Saarbrücken, 29. März. Die Staatsanwaltſchaft hat die Unterſuchung des Neunkirchener Ex⸗ ploſionsunglückes eingeſtellt, weil ein poſitives Verſchulden einer beſtimmten Per⸗ ſon oder beſtimmter Perſonen nicht feſtge⸗ ſtellt werden kann. In einer Erklärung der Staatsanwaltſchaſt wird das Ergebnis der bisherigen Erhebungen wie folgt zuſammen⸗ efaßt: Im Mittelpunkt der Unterſuchung tanden die Ausſagen der beiden Arbeiter, die an dem ſogenannten Umlegungsrohr des Gasbehälters beſchäftigt waren. Aus ihnen ergibt ſich, daß die Exploſion an dem Umle⸗ gungsrohr das Abſchlußventil des Ablei⸗ tungsrohres aufriß und eine 50 Meter hohe Flamme erzeugte, die dann die Exploſion des Behälters herbeiführte, durch Schweißarbei⸗ ten hervorgerufen worden iſt. Ein brscheiſt gegen die gewerbepolizeili⸗ chen Vorſchriften war in der Durchführung dieſer Arbeit jedoch 12590 erblicken, da der⸗ artige Arbeiten in der Nähe von Gasbehäl⸗ tern nicht verbolen waren und die Arbeiter nicht wiſſen konnten, daß in dem letzten Sta ⸗ dium ihrer Arbeit ſich in dem Rohr ein ex⸗ loſives Gasgemiſch bildete. Die übrigen Vor⸗ lte nahmen, Enklüftung der Rohre, nierſuchung des Abſchlußvenkils uſw., wa⸗ ren enen worden. Es werde, ſo erklärt die Staatsanwaltſchaft, jetzt Aufgabe der Aufſichtsbehörde ſein, Bestimmungen zu er⸗ laſſen, die in Jukunft ein ähnliches Juſam⸗ menkreffen unglücklicher Zufälle unmöglich machen. 5 dieſen Feſtſtellungen wird auch die rage der ne des erling⸗Konzerns, die bis jetzt noch offen war, endgültig zugunſten der Neunkir⸗ chener Eiſenwerke erledigt. Exulofion Drei Tole, zwei Verletzte. Paris, 29. März. In Rennes forderte eine Exploſion drei Tote und zwei Verletzte. Zwei Arbeiter des Gaswerkes, die mit der Prü⸗ fung des Gasleitung beſchäftigt waren, wur⸗ den in der Nähe einer ſchadhaften Stelle durch ausſtrömende Gaſe betäubt. Augenzeu⸗ gen eilten zu Hilfe und verſuchten mit Strik⸗ ken die ohnmächtigen Arbeiter aus dem Lei⸗ tungsſchacht herauszuziehen. Ein Feuerwehr⸗ mann, der eine Gasmaske angelegt hatte und hinuntergeſtiegen war, konnte beide Opfer bergen. Als er jedoch den zweiten Arbeiter geborgen hatte, brach er ſelbſt beſinnungslos zuſammen. Augenſcheinlich hatte ſeine Gas⸗ maske nicht dicht gehalten. Während man ſich um ihn bemühle, ent⸗ ſtand an der ſchadhaften Leitungsſtelle eine Exploſion, durch die der Jeuerwehrmann verbrannte und zwei Leute, die ihm beiſtehen wollten, wurden an Armen und Beinen len 427 95 72 55 eee e inzwiſchen ins Krankenhaus ge wor⸗ den,, es nicht, ſie ins Leben zu⸗ rückzurufen. Aus der Heimat Gedenktage 29. März. 1735 Der Märchendichter Johann Karl Auguſft Muſäus in Jena geboren. 1840 Der Afrikareiſende Emin Paſcha (Eduard Schnitzer) in Oppeln geboren. 1863 Der Schriftſteller Georg Frh. v. Omp⸗ teda in Hannover geboren. Sonnenaufg. 5,43 Sonnenunterg. 18,28 Mondaufg. 6,17 Mondunterg. 22,56 Prot. und kath.: Euſtaſius. * Furcht vor der Arznei In weiteſten Kreiſen des Volkes herrſcht noch immer eine Furcht vor der Arznei, die viele davon abhält, rechtzeitig den Weg zum Arzt zu finden und ſie dem erſten beſten Kur⸗ pfuſcher in die Arme treibt. Man trinkt lie⸗ ber vergeblich Heringslauge gegen Diphtherie und legt Kuhmiſt auf offene Wunden anſtatt ein ausprobiertes, ſicherwirkendes Medikament anzuwenden. Viele Aerzte kennen die miß⸗ trauiſche Ablehnung:„Gift nehme ich nicht, Herr Doktor.“ Dabei heißt Gift eigentlich Gabe, und eine Gabe iſt eben auch die vom Arzt verordnete Arznei. Und ſelbſt der Ein⸗ wand, daß ein Zuviel ſolcher Gaben ſchwere Geſundheitsſchädigungen und Tod hervorruft, ſpricht noch nicht dafür, daß ſie Gifte ſind. Auch ein halbes Pfund Kochſalz würde, auf einmal genommen, den ſicheren Tod zur Folge haben, tödlich kann auch eine Bouillon von 10 Pfund Rindfleiſch wirken. Wenn dem Landwirt eine Kuh erkrankt iſt, ſo wird er beſtimmt zum Tierarzt ſchicken. Der Menſch aber vertraut ſich jedem Laienbe⸗ handler an, der weder Ausbildung noch Er⸗ fahrung in der wahren Krankenbehandlung beſitzt und garnicht berechtigt iſt, gerade die wirkſamen Medikamente zu verſchreiben, deren Verordnung dem approbierten Arzt vor⸗ behalten iſt. * * Neue Friedericus⸗Marken. Die Deutſche Reichspoſt gibt noch vor Oſtern zur Erinne⸗ rung an die Feier in der Garniſonskirche zu Potsdam aus Anlaß der Eröffnung des Reichstages am 21. März 1933 eine Gedenk⸗ poſtkarte und Freimarken mit dem Bildnis Friedrich des C oßen in den Werten zu 9, 12 und 25 Reichspfennig heraus. Die Ge⸗ denkpoſtkarte trägt auf der linken Hälfte ein Bild der Garniſonkirche mit einem Hinweis auf den feierlichen Staatsakt. n Der Rückgang des deutſchen Arbeitsein⸗ kommens. Das Arbeitseinkommen iſt der größte Teil des Volkseinkommens. Es be⸗ ſtimmt die Lebenslage der breiten Maſſen und den Gang der ganzen Volkswirtſchaft. Seine Entwicklung in den letzten Jahren wird jetzt durch eine Unterſuchung des Inſtituts für Kon⸗ junkturforſchung geſchätzt. Aus dieſer Schät⸗ zung ergibt ſich, daß das Einkommen der Ar⸗ beiter, Angeſtellten und Beamten ohne Pen⸗ ſion im 3. Vierteljahr 1929 ſeinen Höhe⸗ punkt erreichte. Es betrug während dieſes Jahres 44,5 Milliarden Mark und iſt 1932 auf 25,7 Milliarden, alſo faſt auf die Hälfke, geſunken. Seit Anfang 1932 iſt eine gewiſſe Stabiliſierung zu verzeichnen. Der Rückgang iſt ſtärker als die Einkommensminderung des Arbeiters oder Angeſtellten. Das durchſchnitt⸗ liche Nettoeinkommen des ledigen Arbeiters pro Woche iſt von Ende 1929 bis Ende 1932 von 32,90 auf 21,30 Mark, alſo um 33,7 Prozent, das durchſchnittliche Nettoeinkommen des ledigen Angeſtellten von 211,166 auf 153,70 Mark, oder um 27,2 Prozent gefallen. Der ſtärkere Rückgang der geſamten Lohn⸗ und Gehaltsſumme iſt durch den völligen Aus⸗ fall des Privateinkommens bei den Arbeits⸗ loſen bedingt. * Wetterbericht Wettervorherſage: Anhalten des warmen Frühlingswekters.