e r 10 K 2 2 u neee! 1 1 emen tunheimer Anzeiger (Biernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ 1,40 Mk fre ine Haus gebracht.— Gratisbeila aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fa 117. ramme a Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt ranlfurt a. M. tung, Dru u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. — Mittwoch, den Viernheimer Zeitung und Feiertage.— Bezugspreis monatl. en: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte (Viernheimer Bürger-Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige e koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes We bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeschriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr ni t übernommen werden 5. April 1933 Praktische Arbeit Das Reichskabinett geht mit erfreulicher 1 Talkraft an die Erledigung ſeines Ar⸗ beitsprogramms. Ungehemmt durch parlamentariſche Bindungen oder partei⸗ müßige Schwierigkeiten kann die jetzige Re⸗ gierung viel freier und dadurch auch mit viel mehr Ausſicht auf Erfolg arbeiten als ihre Vorgängerinnen. Die Beratungen dieſer Woche gelten hauptſächlich der Vorbereitung des neuen Arbeitsbeſchaffungs⸗ programms. Die Wirtſchaft erhofft von 1 der Reichsregierung die Erweiterung des . Arbeitsbeſchaffungsprogramms in der Ver⸗ gebung von Aufträgen über die Kommunen hinaus an die Privatwirtſchaft, um ſo zu einer direkten Ankurbelung der Produktion zu kommen. Der Reichskanzler ſelbſt iſt ſol⸗ chen Gedankengängen nicht abhold, aber die Entſcheidungen liegen bei den zuſtändigen Reſſorts, mithin bei dem Reichs wirtſchafts⸗ miniſterium und dem Reichsarbeitsminiſte⸗ rium. * Die Reichsregierung hat auch bereits ſtark auf die Reichsbahn eingewirkt, was ſich u. a. an der auffallend kraftverkehrs-freund⸗ lichen Haltung der Reichsbahn zeigt. Bisher war die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft der 1 ſchärfſte Gegner der Automobil⸗Induſtrie. aber in der letzten Verwaltungsratsſitzung wurde eine Aenderung in dieſer Richtung deutlich verſpürbar. Das hat auch ſofort zu praktiſchen und für die Wirtſchaft beſondere erfreulichen Maßnahmen ſeitens der Reichs bahn geführt, da ſie ſich entſchloſſen hat, grö⸗ ßere Beſtellungen in La ſt kraftwager aufzugeben, die vor allem für den ſogenann⸗ ten Haus⸗Haus⸗Verkehr zur Verwendung kommen ſollen. Es wird nur noch eine Frage der allernächſten Zeit ſein, daß nach außen hin deutlich die Verſchmelzung zwiſchen Kraftverkehr und Eiſenbahn ſichtbar wird Dieſe Verſchmelzung bringt ohne weiteres neue organiſatoriſche Aufgaben für die Reichsbahn. So iſt bereits die Aufgabe vor kleineren Nebenbahnen geplant, außerdem die Einrichtung von Güterſammelbahnhöfen die den reibungsloſen Abtransport und die Anfuhr im Laſtkraftverkehr der Reichsbahn zu regeln haben werden. In welcher Höhe die Beſtellungen in Laſtkraftwagen den Reichsbahn erfolgen werden, darüber ſind abſchließende Mitteilungen nicht zu machen. aber in unterrichteten Kreiſen ſpricht man davon, daß die erſte Beſtellung mindeſtens ſich auf 2000 Laſtkraftwagen er ſtrecken wird. Das führt ſofort zu einer fühlbaren Ankurbelung der deutſchen Auto⸗ mobilinduſtrie, denn nur dieſe komm für die Herſtellung der von der Reichsbahn in Auftrag gegebenen Laſtwagen in Frage 10 Die Reform der Autoſteuer ſol ebenfalls noch in dieſer Woche verabſchiede werden. Sie ſoll am 1. Mai in Kraft treten und wird u. a. vor allem eine für die deulkſche Automobilinduſtrie ſehr wichtige Neuerung enthalten: beim Neuerwerb eines deutſchen Kraftwagens tritt nämlich eine gewiſſe Steuererleichterung oder ſogar zeit lich begrenzte Steuerfreiheit ein, die bein Kauf eines ausländiſchen Autos nich! in Frage kommt. Noch umſtritten ſind da⸗ gegen andere vorgeſehene und auch bereite vorbereitete Steuernovellen, ſo die Herabſet⸗ zung oder Aufhebung der Lu ſtbarkeits⸗ ſteuer und die Aufhebung der Ge⸗ tränkeſteuer. Hier werden noch einge⸗ hende Vorarbeiten ſeitens des Reichsfinanz⸗ miniſteriums zu leiſten ſein, weil es ſich für den Etat immerhin um größere Einbußen handelt, ſo daß für dieſe Steuerausfälle un⸗ bedingt der finanzielle Ausgleich irgendwie gefunden werden muß. Steuererhöhungen ſollen aber ſelbſtverſtändlich keinesfalls in Betracht kommen. In dieſer Woche werden auch wieder die Arbeiten über die Löſung des Sied- lungsproblems in Angriff genommen. Auch daran iſt die Wirtſchaft ſehr ſtark in⸗ tereſſiert, da bel einer gefunden und finan⸗ ziell geſicherten Siedlung weite Produktions⸗ 50. Jahrgang Einigung des Vauernſtandes Einheitliche Standes vertretung des geſamten deutſchen Vauerntums wird gebildet Reichsführergemeinſchaft unter Schirmherrschaft Adolf Hitlers Berlin, 5. April. Die Vereinheitlichung der bäuerlichen Or⸗ U ganiſationen, die ſich bisher oft ſcharf be⸗ 1 kämpften, iſt eine alte Forderung des deut⸗ ſchen Bauernſtandes. Jetzt wird dieſe Forde⸗ rung endlich verwirklicht werden. Es tra⸗ ten nämlich am Dienstag auf Einladung des Präſidiums des Reichslandbundes im Landbundhauſe zu Berlin die Leitung des agrarpolitiſchen Apparates der NSDAP., ſowie der nationalſozialiſtiſchen Bauernſchaft, die Spitzenvertretung der Vereinigung der Deutſchen chr i ſt⸗ lichen Bauernvereine und andere Bauernverbände und das Präſidium des Reichslandbundes zu einer Sitzung zuſammen, um eine Einigung des deutſchen Bauernſtandes herbeizuführen. Auf Vor⸗ ſchlag des geſchäftsführenden Präſidenten des Reichslandbundes, Graf von Kalckreuth, wurde einſtimmig beſchloſſen, ſofort eine Gemeinſchaft zur Schaffung einer einheitlichen Stkandesverlrekung des geſamken deutſchen Bauerntums zu bilden. Die Durchführung der organiſa⸗ koriſchen Regelung müſſe ſpäkeſtens zum 1. Januar 1934 abgeſchloſſen ſein. Dar⸗ auf wurde die„Keichsführergemein⸗ ſchaft des dee eee ge; ildet. Sie ſetzt ſich aus folgenden Perſönlichkeiten zuſammen: Dem Präſidenten des Reichs⸗ ſandbundes Graf Kalckreuth, Lind, Willi⸗ kens, Meinberg, den Vertretern des agrar politiſchen Apparates der NSDAP. und der dieſem angegliederten nationalſozialiſtiſchen Bauernſchaften Darre, Luber, Backe, Deinin⸗ ger, den Spitzenvertretern der Vereinigung der Deutſchen chriſtlichen Bauernvereine 00 zweige der heimiſchen Wirtſchaft eingeſpannt und mit Aufträgen bedacht werden können. Aber es iſt nichts darüber bekannt, auf welchen angeblich neuen Wegen die Siedlung fortgeſetzt werden ſoll, nur ſo viel weiß man, daß wahrſcheinlich die Ernennung eines beſonderen Siedlungskommiſſars vorgenom⸗ men wird, aber Entſcheidungen ſind nach kei⸗ ner Richtung hin bisher getroffen worden. Kabinettsbeſchlüſſe Schächtverbot, Handelsverkräge, Todesſtrafe für politiſche Gewalttaten. Berlin, 5. April. In der Kabinettsſitzung vom Dienstag, an der zum erſten Male der neue Reichsbank⸗ präſident Dr. Schacht teilnahm, beſchäf⸗ tigte ſich das Kabinett wider Erwarten nicht mit der Außenpolitik. Das Kabinett verab- ſchiedete mehrere Geſetze: f 1. Das Geſetz über das Schlachten von Tie⸗ ren, in dem beſtimmt wird, daß warmblü⸗ tige Tiere beim Schlachten vor Beginn der Blutentziehung zu bekäuben ſind(Schächt⸗ verbot). Dieſes Geſeh iſt ſchon in verſchiede; nen Ländern eingeführt worden und enk; ſpricht einer allen Forderung des Tierſchutz⸗ vereins. 2. Das Geſetz über die vorläufige Anwen⸗ dung zweiſeitiger. Wirtſchafts⸗ abkommen mit, ausländiſchen Staaten. Durch dieſes Geſetz wird der Reichsaußen⸗ miniſter ermächtigt im Falle eines dringen⸗ den wirtſchaftlichen Bedürfniſſes die vorläu⸗ ſige Anwendung zweiſeitiger Wirtſchafts⸗ abkommen mit ausländiſchen Staaten zu verordnen. 3. EinGeſetz zur Abwehr politiſcher JGewalktaten. In dieſem Geſetz wird Freiherrn von Luning⸗Koblenz. Schill Hundhamer, Stewes. Auf Antrag des Grafen Kalckreuth wurde beſchloſſen, aus der beſonderen Verbundenheit des deutſchen Bauern- tums mit dem Führer des neuen Deutſchlands Adolf Hitler, dieſen zu bit⸗ ten, der„Schirmherr der Keichsführer⸗ gemeinſchaft des deutſchen Bauernſtan- des“ zu ſein und dadurch dem Einigungs⸗ werk ſeinen eeſeihen. Schutz zu ver⸗ eihen. Der große Einigungsgedanke des geſamten Berufsſtandes ſoll durch die unmittelbare und eindeutige Vermittlung mit der Perſon des Staatsführers klar und offen aus den Niederungen des Parteidenkens herausgehoben werden. Die Geſchäftsführung der Reichsführerge⸗ meinſchaft wurde in die Hände von Graf Kalckreuth gelegt. Weiter wurde beſchloſſen, daß die in der Reichsführergemeinſchaft zu⸗ ſammengeſchloſſenen Führer in ihren Ver⸗ bänden und Bereichen das Erforderliche ver⸗ anlaſſen, um örtliche Führergemeinſchafken in entſprechender Zuſammenſetzung in den Ländern und Bezirken zur Durchführung der Abſichten der Reichsführergemeinſchaft bal⸗ higſt zu bilden. Mit denjenigen wirtſchafts⸗ politiſchen landwirtſchaftlichen Organiſatio⸗ nen, die nicht in der Reichsführergemeinſchaft vertreten ſind, wurde zunächſt nicht in engere Verhandlungen eingetreten. Die Reichsfüh⸗ rergemeinſchaft hat aber ihren Vorſitzenden gebeten, das Gebotene zu unternehmen, um auch den Bauern der noch ausſte⸗ henden Organiſakionen den Weg zum ſoigendes veſtimmt: Mit dem Tode oder mit lebenslänglichem Juchhtaus oder mit Zuchthaus bis zu Jahren kann, ſoweit bisher mildere Strafen angedroht ſind, beſtraft werden: Wer Verbrechen gegen Paragraphen 5 Ab⸗ ſatz 1 und 2 des Geſetzes gegen den verbre⸗ cheriſchen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengſtoffen vom 9. Juni 1884 begeht Wer ein öffenklichen Zwecken dienendes Bauwerk in Brand ſetzt oder ſprengt, oder wer eine Inbrandſetzung in der Abſicht begeht, in der Bevölkerung Angſt oder Schrecken zu erregen. Wer ein Verbrechen gegen Paragraph 229 Abſatz 2, die Paragraphen 312, 315, Ab⸗ ſatz 2, 324 Strafgeſetzbuch begeht(Giftbei⸗ bringung, Ueberſchwemmung, Beſchädigung von Eiſenbahnanlagen, gemeingefährliche Vergiftung). 5 Dieſes Geſetz iſt beſchloſſen worden, weil trotz der verſchärften Straſandrohungen der letzten Zeit neue Gewalttaten begangen worden ſind, ſo beſonders der Sprengſtoff⸗ anſchlag auf das Bismarckdenkmal und der Bombenanſchlag auf ein SA-Lokal in Ham burg. Dieſe Vorkommniſſe beweiſen, daß die bisherigen Strafmaßnahmen nicht ausrei- chen, Auf der Flucht erlthoſſen Bonn, 5. April. In der Nacht wurde der kommuniſtiſche Funktionär Renois in ſeiner Wohnung verhaftet. Als er auf dem Wege zur Wache einen Fluchtverſuch unternahm, wurde er erſchoſſen. Düſſeldorf, 5. April. Der langgeſuchte Kommuniſtenführer Baeßler konnte von Hilfspolizeibeamten geſtellt werden. Bei der Geibesviſitation benutzte der PVerhaftete 1 Eintritt in die freie, große, alle Angeho⸗ rigen des Berufsſtandes vertretene Ge⸗ ſamkkörperſchaft des deulſchen Bauern- ſtandes freizumachen. Reichskanzler Adolf Hitler empfing am Dienstag nachmittag das Präſid iumdes Reichslandbundes, und zwar die Präſidenten: Graf Kalckreuth, Lind, Willi⸗ ens, Meinberg und die Direktoren Kriegs⸗ heim, von Sybel, Dr. Siburg, Boeß und den Chef der Präſidialabteilung, Regierungsrat a. D. Dr. Wenzel. Der Reichskanzler gab bei dieſem Anlaß ſeiner beſonderen Verbundenheit mit dem deutſchen Bauerntum lebhaft Aus⸗ druck und leilt mit, daß er bereit ſei, der Schirmherr der neuen„Reichsführerge⸗ meinſchaft“ des 1 0 Bauernſtandes zu ſein. der Leiter des agrarpolitiſchen Apparates der NSDAP., Dr. Walter Darre, wurde einſtimmig gebeten, den Vorſitz der„Reichs⸗ führergemeinſchaft“ zu übernehmen. hitler und Hugenberg beim Deutſchen Landwirtſchaſtsrat Am Dienstag hat in Berlin die diesjährige Vollverſammlung des Deutſchen Tandwirtſchaftsrates, der Spitzen⸗ organiſation der halbamtlichen Berufsvertre⸗ zungen der geſamten deutſchen Landwirt⸗ ſchaft mit einer geſchloſſenen Sitzung begon⸗ nen. An der öffentlichen Verſammlung am heutigen Mittwoch, auf der Präſident Brandes über den Aufbau einer natio⸗ aalen Agrarpolitik ſprechen wird, werden dorausſichtlich auch Reichskanzler Hitler und Reichswirtſchafts⸗ und Ernährungsmini⸗ ſter Hugenberg teilnehmen. »inen unbewachten Augenblick zu einem Fluchtverſuch. Bäßler wurde durch einen Schuß getötet. Chemnitz. 5. April. In dem Ort Limbach bei Chemnitz iſt der Kommuniſt Paul Ja⸗ ros in der Nacht bei einem Fluchtverſuch erſchoſſen worden. Jaros hatte im Jahre 1931 den SS⸗Mann Grobe erſchoſſen und war nach ſeiner Rückkehr aus Rußland in Limbach verhaftet worden. Verbotener Waſſenhandel 200 Piſtolen und Munition gefunden. Skuktgart, 5. April. Die Polizei iſt einem umfangreichen Waf⸗ fenhandel auf die Spur gekommen. Nach⸗ dem einige Zwiſchenhändler und Käufer, die der KPD. angehören, feſtgenommen wur⸗ gen, gelang es den Wafſenhändler aus Nürnberg zu ermitteln. Er geſtand, insge⸗ ſamt 400 Waffen und Munition geliefert zu haben. Die Nummern waren aus den Waf⸗ fen gefeilt worden. Das Hauplwaffenlager befand ſich in einer würktembergiſchen Oberamksſtadt in Kiſten vergraben und ſorgfällig verſteckt. Das Ca- ger enthielt 200 Piſtolen und etwa 1200 Schuß Munition. Vonkottkomitee aufgelöſt München, 5. April. Das Jentralkomitee zur Abwehr der jüdi⸗ ſchen Greuel- und Boykotthetze hat die wei⸗ lere Abwicklung ſeiner Geſchäfte einſtweilen der Reichskampfbundführung des gewerbli- chen Miltelſtandes übergeben. Der Sitz der Reichskampfbundführung iſt München, Ho- el Reichsadler. In kurzen Worten: Der Reichspräſident hat den Reichsarbeits⸗ miniſter Seldte zum Vorſitzenden des Ku⸗ ratoriums für Jugendertüchtigung beſtellt. Das geſamte deutſche Bauerntum hat ſich zu einer Reichsführergemeinſchaft des deut⸗ ſchen Bauernſtandes zuſammengeſchloſſen, Der Boykott jüdiſcher Geſchäfte wird am heutigen Mittwoch nicht wieder aufgenom⸗ men werden, weil er durch die Entwicklung der Dinge überflüſſig geworden iſt. Laut Mitteilung des Regierungspräſiden⸗ ten hat ſich bei der Prüfung der Geſchäfts⸗ führung der Kölner Handwerkskammer ein Defizit von etwa eineinhalb Millionen Mark ergeben. Es ſind bereits mehrere Strafanzeigen— darunter gegen den Reichstagsvizepräſidenten Eſſer(Z.)— er— ſtattet worden. Das amerikaniſche Marineluftſchiff Acron iſt auf dem Meer bei Newyork geſunken. hindenburgs Beileid Auch Telegramm Hitlers und Görings. Berlin, 5. April. Reichspräſident von Hindenburg hat an den Präſidenten der Vereinigten Staaten von Amerika nachſtehendes Telegramm ge— richtet: „Tief erſchüttert durch die Nachricht von dem ſchweren Unglück, das das Luftſchiff „Akron“ betroffen und ſo viele Opfer an blühenden Menſchenleben gefordert hat, ſpreche ich Euer Exzellenz, dem amerikani- ſchen Volk und den Hinterbliebenen der kap feren Beſatzung auch im Namen des deut⸗ ſchen Volkes wärmſte Ankeilnahme aus.“ Auch Reichskanzler Adolf Hitler und der Reichskommiſſar für die Luftfahrt, Gö⸗ ring, haben Telegramme an den Präſiden— * ten der Vereinigten Staaten gerichtet. Weitere Luftſchiffunglütle Franzöſiſches Luftſchiff im Skurm zerſtörk. Paris, 5. April. Während eines heftigen Skurmes mußze das einzige größere lenkbare Luftſchiff, über das die franzöſiſche Marineluftfahrk verfügt. zwiſchen Rochefort und Lorient nollanden und zerbrach in zwei Teile. Von der zwölf köpfigen Beſatzung wurden ein Korvektken⸗ kapitän und ein Fähnrich zur See ſchwer verletzt. Das verunglückte fransöſiſche das die Bezeichnung„E 9“ trägt, iſt ein halbſtarres Schiff von 10 000 Kubikmeter Das Luftſchiff war erſt vor wenigen Mona— ten in Dienſt geſtellt worden. Amerilaniſches Kleinluftſchiff abgeſtürzt Newyork, 5. April. Das amerikaniſche Kleinluftſchiff„J 3“ ſtürzte auf der Suche nach den Ueberleben⸗ den des Luftſchiffes„Akron“ in der Nähe der Bond-Küſtenwachtſtation ins Meer. Küſten⸗ flugzeuge und Küſtenwachktſchiffe eilten dem verunglückten Kleinluftſchiff zu Hilfe. Unker der übernommenen Beſatzung ſind zwei Leichtverletzte. Man ſpricht von fünf Token. Stahlhelm und A Bundesvorſtandsſitzung des Stahlhelm. Berlin, 5. April. Ueber eine Sitzung des Bundesvorſtands des Stahlhelm, die in Berlin ſtattfand, wird mitgeteilt: Die Sitzung ſtand unter dem Zeichen des einmütigen Willens zur eng⸗ ſt en Ka meradſchaft zwiſchen den gleichberechtigten Wehrverbänden der natio— nalen Bewegung, Stahlhelm, SA. und SS. Es herrſchte Uebereinſtimmung darüber, daß die lokal aufgetretenen Spannungen überall in kürzeſter Friſt beſeitgt werden müßten. Weiter wurde die Aeberzeugung zum Aus- druck gebracht, daß es dem enltſchiedenen Eingreifen des Reichskanzlers Adolf Hitler als Führer der nationalſozialiſtiſchen Bewe⸗ gung und des Miniſters für Arbeit und Ju⸗ gend, Franz Seldle, als erſten Bundesführer des Stahlhelm unbedingt gelingen müſſe, ein ehrliches Zuſammenarbeiten unter Wahrung vollſter Selbſtändigkeit beider Gruppen her⸗ beizuführen. Luftſchiff, Regierungskriſe in Danzig Bruch der Regierungskoalition. Danzig, 5. April. Amtlich wird mitgeteilt:„Die Fraktion des Blockes der nationalen Sammlung(be⸗ ſtehend aus Nationalliberaler Bürgerpartei, Wirtſchaftspartei und Bürgerlicher Arbeits- gemeinſchaft. D. Red.) hat dem Präſidenten des Senats mitgeteilt, daß die Mehrheit des Blockes gegen das dem Volkstag vorgelegte Ermächtigungsgeſetz ſtimmen werde. Der Senat hat daher feſtgeſtellt, daß die bisher beſtehende Kegierungskoalition als zerbrochen zu bekrachlen iſt. der Senat hat as Ermächtigungsgeſetz zurückgezogen Wei⸗ tere Beſchlüſſe des Senats und rungs parteien werden folgen.“ Soweit die amtliche Mitteilung. Die jetzt zerbrochene Regierungskoalition hatte vor 5 05 Tagen die Einbeziehung der NSA in die Regierung abgelehnt. Jetzt wird dieſe Frage erneut akut werden. der Regie- deutsche Tagesschau Verbrauchsſteuer für Margarine, Fette und 0 Oele. In dem Geſetz über die Neuregelung der Fettverſorgung iſt von einer Ausgleichs⸗ Ibgabe in Höhe von 25 Pfennigen pro Pfund die Rede. Wir von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, ſoll dieſe Ausgleichsabgabe in Form einer Verbrauchsſteuer er⸗ hoben werden. Die Verbrauchsſteuer gilt für Margarine, Fette und Oele; Butter und Schmalz fallen nicht darunter. Das Geſetz wird früheſtens am 1. Mai in Kraft treten. Neue Spitzenverkretung der Beamtenſchaft? Nach einer Meldung des preußiſchen Preſſedienſtes der NSDAP. ſoll in Zukunft die Beamtenabteilung der NS D A P. an die Stelle der demokratiſch— parlamentariſchen Beamten verbände treten. An ihrer Spitze ſtehe der durch den Führer ernannte Leiter. Die Beamtenab⸗ teilung werde neben den bisherigen ideellen Aufgaben auch die Betreuung in wirtſchaft⸗ licher und perſoneller Hinſicht übernehmen und alle ſtändiſchen Arbeiten miterledigen. In der Beamtenabteilung der NSDAP. ſeien 19 Fachſchaften für Reichsbahn, Reichspoſt, Steuer, Zoll, Reichswehr, Polizei, Juſtiz, Lehrer, Kommunale Verwaltungen uſw. eingerichtet. Der 1. Mai: Tag der deutſchen Arbeit. Wie aus Berlin gemeldet wird, wird der 1. Mai auch von der Nationalfſszialiſti⸗ ſchen Deutſchen Arbeiterpartei feierlich be— gangen werden. Es iſt geplant, den 1. Mai als„Tag der deutſchen Arbeit“ zu begehen. Die Organiſation der Feierlichkei⸗ ten wird von der nationalſozialiſtiſchen Be⸗ triebszellenorganiſation durchgeführt. Grzeſinſti vom Preußiſchen Landtag aus⸗ geſchloſſen. Die Verwaltung des preußiſchen Landtages hat den ſozialdemokratiſchen Abg. Grzeſin⸗ ſki, der ſich in der Schweiz aufhält, auf⸗ gefordert, ſeine Freifahrtkarte und ſeinen Land⸗ tagsausweis zurückzuſchicken, da er ſich wegen unentſchuldigten Fehlens bei Zuſammentritt des Preußiſchen Landtages aufgrund der neuen Beſtimmungen der Geſchäftsordnung ſelbſt für 90 Sitzungstage von den Tagungen des Land⸗ tages ausgeſchloſſen habe. Die neue Geſchäfts⸗ ordnung ſieht für dieſen Fall den Verluſt der Aufwandsentſchädigung und des Freifahrt⸗ rechtes vor. Die Aufforderung an Grzeſinſki iſt bereits am 23. März ergangen, eine Ant⸗ wort liegt jedoch noch nicht vor. In ſozial⸗ demokratiſchen Kreiſen rechnet man damit, daß Grzeſinſki ſein Landtagsmandat niederle⸗ gen wird. Auslands⸗NRundſchau Franzöſiſches Petroleum-⸗Monopol. Der Finanzausſchuß der franzöſiſchen Ab⸗ geordnetenkammer hat mit 15 gegen 12 Stimmen eine Beſtimmung über die Einfüh⸗ rung des Petroleum⸗ Monopols angenommen in der auch das Raffinade-Mo⸗ nopol vorgeſehen iſt. Die ſozialiſtiſchen Ausſchußmitglieder haben dieſe Maßnahme begrüßt, aber man nimmt an, daß die Be⸗ ſtimmung in der vorliegenden Form einen Streitpunkt zwiſchen Kammer und Senat bilden wird. Pilſudſki Außenminiſter? Aus Warſchau wird gemeldet: In Zu ſammenhang mit der längeren Konferenz zwiſchen Marſchall Pilſudſki und Miniſter präſident Pryſtor verlautet nunmehr mi Beſtimmtheit, daß Aenderungen innerhalb des Kabinetts Pryſtor unmittelbar bevor— ſtehen ſollen. Ein Blatt weiß ſogar von einer Uebernahme des Außenminiſteriums durch Marſchall Pilſudſki, unbeſchadet ſeiner Obliegenheiten als Kriegsminiſter zu berichten. Der Abwehrboykott Keine Wiederaufnahme. Berlin, 5. April. Die Reichsregierung hat mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß der Ab⸗ wehrboykott gegen die deutſchfeindliche Hetze ſeine Wirkung im Ausland nicht verfehlt hat. Abgeſehen von kleineren Ueberbleibſeln der Greuelhetze gegen Deukſchland iſt im übrigen die Hetze vollkommen abgeſtellt worden. Die Reichsregierung ſteht auf dem Skandpunkt, daß es keinen Zweck hat, gegen dieſe Ueberbleibſel im Wege des Boykolts weiter vorzugehen, zumal es ſich hier um eine Hetze handelt, die ihren Urſprung bei den gommuniſten hal. Der deutſche Abwehrboykolt wird alſo am Mittwoch vormittag nicht wieder aufgenommen, da er überflüſſig gewor⸗ den iſt. i Die Reichsregierung betont jedoch, daß die Abwehrorganiſation der Nationalſozialiſti⸗ ſchen Partei noch aufrechterhalten bleibe, ſo daß für den Fall eines Wiederauf— lebens der Hetze der Abwehrkampf jederzei wieder einſetzen könne. Politiſches Allerlei Berlin. Der Reichspräſident hat den Reichs⸗ arbeitsminiſter Franz Seldte zum Vor⸗ ſizenden des Kuratoriums für Jugendertüch⸗ tigung beſtellt.. Berlin. des Reichskanzlers Adolf Hitler am Don- nerstag, den 20. April wird das geſamte Tagesprogramm der Funkſtunde auf die Bedeutung des Tages eingeſtellt werden. München. In einer großen Kundgebung ö bes Münchener Lehrervereins teilte der baye⸗ riſche Kultusminiſter Schemm mit, daß er alle Bib liotheken, angefangen von der e e zur letzten Schülerbüche⸗ rei von pazifiſtiſch⸗marxiſtiſchen und athei⸗ ſtiſchen Büchern ſäubern laſſe. 8 Anlüßlich des Geburtstages Letzte Nachrichten Engliſcher Journaliſt in Verlin verhaſtet Berlin, 5. April. Der engliſche Journaliſt T. C. Catchpole iſt wegen Verbreitens un. wahrer Nachrichten feſtgenommen worden. Bei der Durchſuchung ſeiner Wohnung fand man umfangreiches Makerial, das hetzeriſche Darſtellungen der letzten Ereigniſſe in Deutſchland enthält. Catchvole iſt der inter. nakionale Sekretär der Society of Friends (Quakers). Abgeordneter Breitſcheidt in die Schweiz ge⸗ reiſt. Friedrichshafen, 5. April. Bei der Ausreiſe nach der Schweiz wurde der ſozialdemokra⸗ tiſſche Reichstagsabgeordnete Dr. Breit⸗ ſcheidt⸗Berlin hier in Schutzhaft genom⸗ men, die jedoch nach Weiſung aus Berlin wieder aufgehoben wurde, ſo daß der Abge— ordnete Breitſcheidt ſeine Reiſe fortſetzen konnte. Freitod eines Landgerichtsrates. Berlin, 5. April. Der Landgerichtsrat beim Landgericht, Alexis Hollevorden, hat ſich in ſeiner Wohnung erſchoſſen. Seit vorigen Samstag war er aufgrund der bekannten Maßnahmen beurlaubt worden. Der Mord in Waltershauſen. Königshofen, 5. April. Unter dem dringen— den Verdacht des Mordes an dem Haupt⸗ mann Werther auf Schloß Waltershauſen wurde der Chauffeur Liebig neuẽerdings in Haft genommen. Bekanntlich wurde vor mehreren Monaten der Hauptmann Werther auf dem Schloß Waltershauſen erſchoſſen. Als Täter wurde ſein Chauffeur Liebig zu— erſt nach den Angaben der Frau Werther in Haft genommen, jedoch vach einiger Zeit außer Verfolgung geſetzt. Unter dem Verdacht der Täterſchaft ſtand auch zeitweiſe die Frau des Hauptmanns Werther, die eben— falls Verletzungen erliten hatte. Nieſenluftſchiff im Meer verſunken Das amerilaniſche Luftschiff„Acron“ untergegangen— Deutſcher Dampfer leiſtet Hilfe Newyork, 8. April. Das neue amerikaniſche Marineluftſchiff „Acron“, das im Auguſt 1931 in Dienſt geſtellt worden iſt, wurde infolge heftiger Ge⸗ witterſtürme an der Küſte von New⸗Jerſey bei dem Barnegat⸗Feuerſchiff, etwa 150 Kila⸗ meter ſüdlich von Newyork zu einer Notwaf⸗ ſerung gezwungen. Der deutſche Tauldampfer„Phöbus“ hat, nach einem Funkſpruch, von der 77 Mann ſtarken Beſatzung den erſten Offizier und drei weitere Beſatzungsmitglieder gerettet. Bei Morgengrauen ſind ſämtliche amerikani⸗ ſchen Flugſtreitkräfte zur Hilfeleiſtung für die „Acron“ aufgeboten worden. Es verlautet, daß ſchwerſte See die Rettungsarbeiten außer- ordentlich behindere. Der deutſche Dampfer „Phöbus“ funkte Dienstag früh 2 Uhr:„Wir ſuchen nach Ueberlebenden. Leutnant Com⸗ mander Wiley und drei Mann der Beſatzung der„Acron“ befinden ſich bei uns an Bord. Sie leiden an Schocks und dem langen Ver⸗ bleiben im Waſſex.“ 76 Todesopfer Der amerikaniſche Kreuzer„Portland“ teilte durch Funkſpruch von der Unfallſtelle des Luftſchiffes„Acron“ mit, daß kein Wrack mehr geſichtet werden könne. Das Wrack iſt ſomit anſcheinend untergegangen. Die vom deutſchen Tankdampfer geretteten Perſonen wurden auf den amerikaniſchen Küſtenkutter „Tucker“ überführt. Der Admiralſtab erhielt einen Funkſpruch des erſten Offiziers der„Acron“ von Bord des Tankſchiffes„Phobus“. Das Telegramm beſagt, daß die„Acron“ 20 Seemeilen öſtlich von Kap Barnegat in⸗ folge Gewitterböen abgeſtürzt ſei und daß er ſich mit drei Mann der Luftſchiffbeſat⸗ zung an Bord der„Phöbus“ befinde. An Bord des Luftſchiffs befanden ſich 19 Offiziere und 57 Mann Beſatzung, außerdem der Marineflugchef Admiral W. A. Moffatt und drei Admiralſtabsoffiziere. Kommandant des Luftſchiffes iſt Korvettenkapitän F. C. McCord- Aus dem Büro des amerikaniſchen Flot⸗ tenchefs verlautet, daß wenig Ausſicht beſteht, die Beſatzung des verunglückten Marineiuftſchiffes„Acron“ zu retten. Un⸗ ter den gegebenen Umſtänden muß damit gerechnet werden, daß die Kataſtrophe 76 Todesopfer gefordert hat. Ein Funkſpruch der„Phöbus“ meldet: Kurz nach Mitternacht ſahen wir die Lichter des Lenkluftſchiffes ſchimmern, als wir Kurs von Neuyork auf Tampico nahmen. Einige Minuten ſpäter wurden die Lichter auf dem Waſſer geſichtet. Wir entſchloſſen uns, an den Ort heranzufahren. Gleich dar⸗ auf hörten wir Schreie, die aus den Fluten zu uns empordrangen. Wir ließen Boote auf das Meer hinab, das in dieſem Augenblick ein Gewitterſturm aufwühlte. Trotzdem konnten wir drei Mann an Bord nehmen.— Die Flugſtation Lakehurſt teilte dem Marine⸗ amt mit, daß ſie die Ausſichten für Rettung des Luftſchiffes„Acron“ infolge der ſchlech⸗ ten Wetterverhältniſſe als gering be⸗ trachte. fil Konſtantinoff Taneff, geb. ſucht jeden, der über die Perſönlichkeit der o Helfer des Reichstags-Brandſtifters. 1900 in Plewen), George Dimitroff, geb. 18. 6. 1882 in Radomir(hatte falſchen Pa Rudolf Jan Hediger, geb. 20. 8. 1884 in Aargau, nannte ſich au geb. 28. 11. 1902 in Drjen. Dr. Jan Schaa Unter dem Verdacht des Hochverrats wurden drei Ausländer feſtgenommen. Die Verhafteten ſollen viel in linksradi⸗ kalen Kreiſen verkehrt und mit dem een van der Lübbe in Verbindung geſtanden haben. Die Polizei er⸗ en Abgebildeten Auskunft geben kann, um Mitteilung. Von links: Waſ⸗ 1. 11. 97 in Gewgeli(nannte ſich auch Nikola Iwanof 15 geb. am 15. 12. auf den Namen Dr. iminoff Popoff. a), Blagoi Bei„Dulel Alhert“ Am 30. April findet ein Reichoge⸗ warde. aun 8 Jugendher⸗ d Opfertag für 8 bergen ſtatt. Per nachfolgende Beitrag f ub einen Einblick in das Leben und reiben in den en Die Schar munterer Buben will zu 200 Sie haben ihre Schlafſäcke und Nacht⸗ hemden unter den Armen und reden aufge⸗ regt durcheinander. N 5 „Ich komme nach oben!“—„Ach ja, Werner, ich darf es?“—„Ich, ja ich, ich abe doch noch nie oben gepennt!“ Der ührer wehrt lachend ſeinen Jungen. Da kommt„Onkel Albert“, der Herbergs⸗ vater, langſam die Treppen herunter. Sein Mund zuckt verräteriſch. Er muß ein Lä⸗ cheln unterdrücken.„Was iſt denn hier für ein Krach?“ fragt er und rollt ſeine Augen. Werner ſagt:„Sie wollen alle oben ſchla⸗ 17 „Das iſt verſtändlich. Aber ich kann, doch nur der Hälfte ihren Wunſch erfüllen.“ „Ich, ich, ich, ich!“ ſchreien die Frech⸗ dachſe, heben ihre Finger wie in der Schule, drängeln ſich an den Herbergsvater, ſchmei⸗ cheln, lächeln ſchelmiſch. Kurz und gut, es muß ſich wohl bei„Onkel Albert“ ein furcht⸗ barer Seelenkampf abſpielen, wie dieſen doch ſehr berechtigten Wünſchen Rechnung getragen werden kann.„Na, dann komm erſt einmal mit! Ohne Tritt— marſch! Die Jungen ſtampfen die Treppen hinauf Im Schlaffaal ſammeln ſich alle um den Herbergsvater. Der hat die Löſung ſchon gefunden, er hebt die Hand, gebietet Ruhe und fragt:„Wer von euch kann nich! schwimmen, nicht radfahren? Vortreten! Faſt die Hälfte der Jungen meldet ſich. „Gut, ihr ſchlaft alſo unten! Großer Proteſt. i 5 „Bitte, laßt mich doch erſt einmal cusre— den. Alſo, damit jeder zu ſeinem Recht kommt, werde ich heute nacht um drei Uhr wecken, dann wird getauſcht!“ Alle lachen vergnügt. Keiner iſt mehr böſe Die ſchwie⸗ rige Frage iſt gelöſt. Die Jungen ſind zu— frieden. a Als die Frechdachſe in den Betten verſtau; ſind, ſagt„Onkel Albert“:„So, jetzt wird geſchlafen. Wer noch nicht müde iſt, ſoll ſick melden, dem klebe ich eine Briefmarke über die Augen.— Nacht, Kameraden!“ „Nacht, Onkel Albert!“ Der Morgen iſt da. Die Jungen haben ſich gewaſchen. Onkel Albert kommt und nimmt den Schlafſaal ab, ob auch alles in Ordnung iſt. Er zeigt auf ein Bett:„Kerl Kerl! Wer hat denn hier geſchlafen? Ein Knirps meldet ſich ſtrahlend. 10 0 ct der Schlingel „Hau!“ ni er Schlingel. f 3 „Siehſt du die Decken? Sind die glatt! Mann!“ Onkel Albert tippt auf des Buber Bruſt.„Die Decke iſt ja noch ſo faltig, daf ſich ein Floh darauf die Beine zerbrecher kann!“. Der Junge lacht und zieht ſeine Decken und Tücher glatt. „Wer von euch kann leſen?“ Herbergsvater. Alle melden ſich erſtaunt. f „So, dann kannſt du und du hier mal der Dreck aufleſen!“ dienſtwillig fragt den 1 Nach zehn Minuten iſt die Bude biitzſauber. Die Horde zieht mit einem Liedlein des Dankes von dannen. Drei Monate ſpäter kommt eine Karte. Sie iſt von dem Knirps. „Lieber Onkel Albert! Ich komme nächſte Woche mit meinem Freund. Wir wollen acht Tage bleiben. Ausweis haben wir. Kommen wir auch in die Herberge, wenn wir erſt elf Jahre alt ſind? Mutter läßt einen ſchönen Gruß beſtellen. Sie läßt auch fragen, ob ich oben ſchlafen darf. Mit freundlichen Grüßen bin ich Dein ſehr erge⸗ bener Joſeph!“ f 10 Der Herbergsvater ſchreibt zurück:„Sicher darfſt du kommen! Ihr beiden Freunde dürft mit mir in den Wald gehen und Wild beobachten und die Meiſen füttern. Mit Her⸗ bergsheil: Or“ bert.“ Verſchiedenes Deutſchland hat die meiſten Kinos in Europa. Aus einer bemerkenswerten ſtaliſti⸗ ſchen Aufſtellung über die Ausdehnung der Kinos in der Welt geht hervor, daß Deutſch⸗ land von den europäiſchen Ländern die mei⸗ ſten Lichtſpielhäuſer aufzuweiſen hat. Insge⸗ ſamt wurden in Europa 30 623 Kinos ge⸗ zählt, davon 17 822 für Tonfilme. Deutſchland zählt allein 5071 Lichtſpieltheater; danach jommt England mit 4950. In den Vereinig⸗ ten Staaten gibt es 19 042 Kinos, davon 13000 mit Tonfilmvorrichtung. Es folgt La⸗ teinamerika mit 5546. Der ferne Oſten be⸗ ſitzt 904 Kinos. Kanada hat 1100 Theater. Was Schlösser erzählen Von Richard Taſſilo Graf von Schlieben „Zu Charlottenburg im Garten in dem düſtern Fichtenhain“, ſo beginnt ein Gedicht, das früher einmal in Deutſchland allgemein bekannt war, da es ſich faſt in jedem Schulleſe— buch befand. Aber dieſe Worte geben eine völlig falſche Vorſtellung von dem wunder⸗ baren Park, der Schloß Charlottenburg beſon⸗ ders reizvoll macht. Nur die breite Allee, welche zu dem weltberühmten Mauſoleum führt, iſt ſtimmungsvoll von dunklen immer⸗ grünen Nadelhölzern eingefaßk. Im übrigen kann man nur feſtſtellen, daß die ganze An⸗ lage einen liebenswürdigen, ja man könnte ſogar ſagen, einen heiteren Charakter trägt, trotz mannigfacher tragiſcher Erinnerungen, die unlösbar damit verknüpft ſind. Als für die erſte preußiſche Königin Char⸗ lotte der Grundſtein zu dieſem Schloſſe gelegt wurde, die erſten Bäume für dieſen Park ge⸗ pflanzt wurden, ſchwebte der geiſtvollen Für ſtin der Prachtbau von Verſailles vor. Aber die bei weitem intimere Wirkung von Schloß und Park Charlottenburg laſſen nie jenes Frö— ſteln aufkommen, das die kalte Pracht des prunkvollen Schloſſes von Ludwig 14. bei dem Beſchauer unwillkürlich auslöſt, wenn der Mit⸗ telbau mit den beiden Flügeln und der Schloß⸗ hof mit dem hohen, eiſernen, goldverzierten Gitter ſich ſtark an das franzöſiſche Vorbild anlehnen. Charlottenburg hat zur Erinnerung an die ſo früh verſtorbene Fürſtin dieſen Namen erſt nach ihrem Tode durch ein Dekret Friedrichs 1. vom 5. April 1705 erhalten, demzufolge Friedrich ſich entſchloſſen habe, zum Gedächtnis ſeiner„in Gott ruhenden hoch⸗ und herzgeliebten Gemahlin“ dem Ort Lietzen— burg fortan den Namen Charlottenburg zu verleihen und ihn mit Stadtrecht zu begaben. Lietzenburg iſt von dem Namen des Dorfes Lietzow oder Lützow abgeleitet, das mitten im heutigen Charlottenburg lag. Lützow und der Boden, auf dem Schloß Charlottenburg ſteht, gehörten früher mit allen dazugehörigen Ländereien dem Jung— frauenkloſter zu Spandau. An dieſes Klo⸗ ſter in Spandau erinnern noch heute die Na— men„Nonnendamm“ und„Jungfernheide“. Der Dreißigjährige Krieg verſchonte auch dies kleine Dörfchen nicht. Die Zahl der Eiun⸗ wohner ſank tief herab. Erſt Kurfürſtin Sophie Charlotte war es, die den Aufſtieg des Ortes vorbereitete. Nach dem Tode des Großen Kurfürſten, deſſen Schwiegertochter ſie war, wünſchte ſie ſich von ihrem Gemahl, dem Kurfürſten Friedrich 3., den Neubau eines Landſitzes dicht bei dem Dörfchen Lützow, da ſie dieſe Gegend bei einer Spazierfahrt kennen— gelernt und außerordentlich reizvoll gefunden hatte. Der Bau wurde 1695 begonnen. Für die Anlage des Parkes war der Gartenkünſtler Simeon Godau aus Paris beſtellt worden. Zu Anfang Juli 1699 wurde das Schloß feierlich eingeweiht. In dem im Park erbauten Theater wurden mik Vorliebe Opern und Singſpiele gegeben, bei denen die ganze Hofgeſellſchaft mitwirkte, wodurch gleichzeitig die Koſten für ein ſtän⸗ diges Hoftheaterenſemble geſpart wurden. Preußens erſte Königin ſtarb ſchon am 10. März 1709, erſt 36 Jahre alt, in Hanno— ver. Um ihr Andenken zu ehren, hielt es der König ſpäter für angezeigt, den noch immer nicht ganz fertiggeſtellten Schloßbau genau ſo vollenden zu, laſſen, wie ihn die ſo früh Heimgegangene ſich erträumt hatte. Aber viele fröhliche Feſte hat Charlottenburg nach dem Tode ſeiner erſten Herrin nicht mehr geſehen. Als Friedrich Wilhelm 1. zur Regierung lam, war es eigentlich nur die Schloßkapelle, die er dort mit Vorliebe beſuchte. Nur wenn höfi— ſche Repräſentation, der Beſuch des Königs und des Kronprinzen von Polen, dem Sol datenkönig geſellſchaftliche Pflichten auferieg— ten, ſtrahlte das Schloß im früheren Glanze. Erſt Friedrich der Große ließ Charlottenburg in neuer Pracht erſtehen. Nach der Vollendung des Schloſſes Sans— ſouci vernachläſſigte Friedrich der Große Schloß Charlottenburg gänzlich, nur als er aus dem Siebenjährigen Kriege heimkehrle, hörte er tiefergriffen in der Schloßkirche das Tedeum:„Herr Gott, dich loben wir.“ Erſt ſein Nachfolger Friedrich Wilhelm 2. hat während ſeiner Regierungszeik wieder in dem Schloß Charlottenburg gewohnt. ö gen an ihn ſind nicht mehr vorhanden, um ſo mehr von ſeiner Schwiegertochter, der Königin Luiſe. Viele Gemächer in dem Oberſtock des rechten Flügels blieben den Erinnerungen an ſi: eweißt Da Empfangs immer, das Wohn⸗ Erinnerun⸗ derbar erhalten. Ihr neben dem Speiſeſgal gelegenes Schlafzimmer hatte ſich Napoleon, als er 1806 in Charlottenburg eintraf, als Ruheſtätte ausgeſucht. Aber ein ſonderbater Zufall vertrieb ihn, wie man erzählt, ſehr ſchnell. Der Morgen dämmerte noch kaum, als er durch die Klänge eines preußiſchen Ka⸗ valleriemarſches ſehr unſanft aus dem Schlaf geſchreckt wurde. Er glaubte nicht anders, als daß ein preußiſches Kavallerie-Regiment in den Schloßhof einrückte. Aber es war kein Kavallerie-Regiment, ſondern nur das Schlag⸗ werk einer großen Uhr, ein Wunderwerk der damaligen Ührmacherkunſt.— 28 Stücke ſpielt dieſe Uhr, aber nur preußiſche Kavallerie märſche. Dem großen Korſen, der bekanntlich ſehr abergläubiſch war, ſchien der unerwünſchke Weckruf eine ſchlimme Vorbedeutung, und ſehr ſchlecht gelaunt verließ er ſchon am nächſten Tage die ungaſtliche Stätte auf Nimmerwie⸗ derſehen, vergaß aber nicht, den Billardſtock Friedrichs des Großen als wertvolles Reiſe⸗ andenken mitzunehmen. Der Part iſt heute ſchon lange nicht mehr ganz der Park Sophie Charlottes mit ſeinen geſchnittenen Taxusbecken, ſeinen abgezirkelten Blumenbeeten, ſeinen Vaſen und Figuren. Die Bäume ſind prächtig gewachſen, Flieder, Gold⸗ regen und Roſen blühen in üppiger Fülle und wunderbarer Schönheit, und der Blick auf Die weiten Spreewieſen läßt die Nähe der Rieſen⸗ ſtadt völlig vergeſſen. So war es wohl der Zauber dieſer reizvollen Parklandſchaft, der 1888 Kaiſer Friedrich 3. dazu bewog, Schbaßz Charlottenburg zum Aufenthalt während ſeiner kurzen, ſchmerzvollen Regierungszeit zu wäh⸗ len, als er aus San Remo in die Heimat zu⸗ rüdtehrte. Hier ſah er noch einmal die erſten Waſſerroſen auf dem kleinen See erblühen. Er konnte noch eine Parade, die einzige, die während der 99 Tage ſeiner Regierung ge⸗ halten wurde, im Park abnehmen. Er durfte noch, freilich ohne ſprechen zu können, von Nollſtuhl aus der Trauung ſeines Sohnes Heinrich mit Prinzeſſin Irene von Heſſen zuſchauen, die in der Schloßkapelle am 24. Mai ſtattfand. Es ſind viele kragiſche Erinnerungen, die ſich an dies ſo heiter erſcheinende Schloß, an den ſo wunderbaren Park knüpfen; aber jetzt ſpielen in den Alleen jauchzende Kinder, ſchlen⸗ dern glückverklärte Liebespärchen Arm in Arn die Sonne ſcheint— das Leben lacht— es lebe das Leben! Der Giftkoch von Klein-Partwitz. Der Schuhmacher Juſt aus Klein⸗Partwigz (Kreis Hoyerswerda) iſt am 10. September vergangenen Jahres vom Schwurgericht in Görlitz wegen vierfachen Mordes zum Tode und wegen Vergiftung mit Todeserfolg in einem Fall zu lebenslänglichem Zuchthaus unter Aberkennung der bürgerlichen Ehren⸗ rechte auf Lebenszeit verurteilt worden. Der zweite Strafſenat des Reichsgerichts hatte ſich nun mit der Reviſion des Juſt gegen dieſes Urteil zu befaſen, die damit begründet war, daß Juſt in keinem Fall mit Ueberlegung ge⸗ handelt habe. Der Strafſenat hat die Revi ſion des Juſt als unbegründet verworfen, Das Görlitzer Todesurteil iſt damit rechts kräftig geworden. Das aibt ein Geſchrei der Begeiſterung Erdmann Ullrichs R O m a „Nein, ich bin erſt geſtern in Moskau angekommen.“ „Ach ſo! Sie ſind erſt angekommen. Woher, wenn ich fragen darf?“ „Aus Berlin.“ f Das Mädchen brachte den Wein und einen Teller mit Teegebäck. N f „Aus Berlin“, wiederholte Smirnow, und füllte die Gläſer. Erdmann das ſeine reichend, ſagte er:„Auf Ihr Wohl, Herr Ullrich!— So, und nun erzählen Sie mir, was Sie nach Moskau geführt?“ Er ſah Erdmann, den ſeine Frage in ſichtliche Ver— legenheit gebracht, forſchend an. 1 „Ich habe hier eine beſondere Miſſion zu erfüllen“, er— widerte Erdmann ausweichend. Smirnow nickte, ſeine Augenbrauen zogen ſich hoch, „Dabei ſollte Ihnen Baron Paſturoff ſicher helfen?“ „So iſt es.“ Kurz und ablehnend ſtieß er es bervor. Aber Smirnow fragte unbeirrt weiter:„Sie haben gewiß noch andere Bekannte in Moskau?“ „Nein, aber ich bin an einige Herren empfohlen.“ „Darf man wiſſen, wer dieſe ſind?“ f Erdmann war verſtimmt. Was fiel dem Alten ein, ihn auszufragen! Schickte ſich das? Da ſagte Smirnow mit ſanftem Lächeln:„Ich frage nicht aus Neugier, junger Freund. Nein, gewiß nicht, was intereſſieren mich dieſe Herren; ich möchte Ihnen nur helfen können.“ 3 4 „Das iſt ſehr freundlich von Ihnen, Herr Smirnow. „Nun ja, das tut man doch gern. Trinken Sie Ihren Wein aus, Herr Ullrich; erlauben Sie, daß ich Ihnen das Glas noch einmal fülle. So, trinken wir noch eins!“ Erdmann trank mit Widerwillen. Er hatte den Wunſch, ſo ſchnell wie möglich fortzukommen. a „Ich habe noch einige Beſuche vor, Herr Smirnow. wiederſehen.“ aus dem Bett, ſchlüpfte in ſeine Unterbeinkleider. „So eilig, oh, das bedaure ich. Nun, wir werden uns In ſeinem langen, blaſſen Geſicht war auf einmal ein Ausdruck, der Erdmann erſchreckte. Während des ganzen Tages blieb er von dem Beſuch bei Smirnow be⸗ unruhigt. Von den anderen Herren, die er aufſuchen wollte, traf er keinen. Am Abend ſpät fiel ihm ein, daß es das ein— fachſte geweſen wäre, auf die Fremdenpolizei zu gehen, um ſich nach Gretes Adreſſe zu erkundigen. War ſie in Moskau, ſo wußte man es dort gewiß. Er nahm ſich vor, am nächſten Tage in der Frühe als erſtes dieſen Weg zu machen. Dieſer Vorſatz gab ihm Ruhe. Er legte ſich frohen Mutes ſchlafen. Wie furchtbar war das Erwachen! Ein fahlgelbes Licht fiel durch die Spalten der Fenſter⸗ vorhänge, als er von irgendeinem Geräuſch erwachte, die Augen öffnete. Noch halb im Schlaf ſah er um ſich. Ein Klopfen an der Tür— hart, fordernd— brachte ihn völlig zur Beſinnung. Was hatte das zu bedeuten? Er ſprang „Wer iſt da?“ fragte er durch die Tür, an die erneut und ſtärker geklopft wurde. „Oeffnen!“ 5 b 5 Ein eiſiger Schreck fuhr durch ihn. Er öffnete die Tür und ſah ſich einem mit einer Mauſerpiſtole bewaffneten Tſchekiſten gegenüber. „Bürger Ullrich, wir ſind beauftragt, eine Hausſuchung bei Ihnen vorzunehmen“, ſagte der Tſchekiſt, und trat in das Zimmer, gefolgt von zwei Rotgardiſten. Erdmann verſtand kein Wort. Er klingelte nach dem Hausdiener, befahl, daß man ihm den Portier ſchicke, der die Forderung des Tſchekiſten verdolmetſchen ſollte. Direktor Kitow kam ſelbſt. In großer Erregung mit den kurzen Armen fuchtelnd, bedauerte er: 13 „Daß Ihnen das hier in meinem Hauſe paſſieren muß, ſchrecklich iſt es. Aber was ſoll man machen, man muß es über ſich ergehen laſſen.“ 17 1905 ande es ſich eigentlich? Ich weiß es noch immer nicht!“ ſagte Erdmann mit ſcharfer Stimme. Nun wiederholte Kitow die Worte des Tſchekiſten. „Hausſuchung bei mir?“ Erdmann lächelte ungläubig. „Ja, bitte“, ſagte er dann, und wies auf ſeinen Reiſe⸗ zimmer mit ihrem Schreibtiſch ſind noch wun⸗ Sie geſtatten, daß ich mich nun verabſchiede.“ koffer, der noch unausgepackt war. Die Soldaten wühlten ſeine Garderobe durch, jede Taſche in den Kleidern wurde durchſucht, während Erd— mann ſich wuſch und ankleidete. Er war auf einmal ganz ruhig, ſagte ſich: Vielleicht iſt das, was hier eben geſchieht, in Moskau gebräuchlich. Kitow wandte ſich zu ihm:„Sie können ganz ruhig ſein, Herr Ullrich, es wird Ihnen nichts geſchehen, kann Ihnen nichts geſchehen, wenn——“ Er ſprach nicht weiter. Der Tſchekiſt hatte nach Erd⸗ manns Rock gefaßt, der über einer Stuhllehne hing. Er nahm die Brieftaſche heraus. Erdmann ſprang hinzu. „Was wollen Sie?“ ſchrie er, dem Kerl die Brieftaſche entreißend. „Sie haben nicht zu befürchten, daß man Ihnen Ihr Geld ſtiehlt“, verſicherte Kitow, während der große Kerl mit einem verdutzten, blöden Lächeln auf Erdmann ſtierte. „Erlauben Sie, Herr Ullrich, daß ich dem Manne zeige, was die Taſche enthält.“ Erdmann überließ ſie ihm. Kitow nahm das Geld heraus, reichte es Erdmann. Einige Blättchen, beſchrieben mit Notizen, reichte er dem Tſche— kiſten.„So, das war nicht halsbrecheriſch“, ſagte er lächelnd.„Haben Sie noch irgend etwas Geſchriebenes? Ich rate Ihnen, geben Sie es hin, es wird ja nicht kom— promittierend für Sie ſein.“ „Durchaus nicht“, erwiderte Erdmann, und holte ſein Notizbuch, das auf dem Nachttiſche lag und überreichte es ihm. „Ich bekomme mein Eigentum doch gewiß wieder?“ „Selbſtverſtändlich, ſelbſtverſtändlich“, ſagte Kitow ge⸗ dehnt. Der Tſchekiſt hielt plötzlich ein Schriſtſtück in der Hand, das er Kitow vorwies und etwas dazu ſagte. Kitow nickte mehrmals, ſah danach mit einem unſicheren Blick zu Erd⸗ mann auf und ſagte ihm, daß die Leute den Beſehl hätten, ihn zu verhaften. „Was, mich verhaften? Wofür?“ Ein heftiger Zorn packte ihn; aus ſeinem Geſicht wich alles Blut, ſeine Augen ſtarrten in das Geſicht des Tſche⸗ kiſten und dann in das Kitows. „So erklären Sie mir doch, was das zu bedeuten hat!“ ſchrie er Kitow an. 1 Der legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. (Fortſetzung folgt.) Roman von Hans Mitteweider Liebe in Ketten 4. Foriſetzung. Nachdruck verboten. Sie wartete und wartete. Immer ſehnſüchtiger lauſchte ie auf die Treppe hinaus, ob nicht bald die Schritte de Jrau hörbar würden. Niemand kam— niemand. Es wurde dunkel. Die Frau war nicht gekommen, und Käthe wußte ſich in ihrer Angſt keinen anderen Rat, als vaß ſie an die Küchentür drüben klopfte und die Wirtin fragte. Die Frau ſchlug die Hände über dem Kopfe zuſammen. „So dumm ſind Sie geweſen, Fräulein?“ rief ſie gußer ſich.„Ja, wie konnten Sie denn der Frau den Schein laſſen! Denken Sie denn, die kommt wieder? Wer weiß, wo die jetzt iſt und ſich freut, daß ſie ſo einen Koffer erlangen konnte. Was hatten Sie denn in dem wWoffer?“ „Alles! Auch mein Geld!“ ſtöhnte Käthe auf. „Viel?“ i 5 „Faſt zweitauſend Mark.“ „Ach, du liebe Güte! Das iſt natürlich pfutſch! Nee uber, Fräulein! Wenn Sie mir bloß ein Wörtchen geſagt hätten. Aber freilich, wie konnten Sie ſich das denken Kommen Sie nur ſchnell! Wir müſſen gleich auf die Polizeiwache. Vielleicht erwiſcht man das Frauenzimmer noch.“ 0 Und ehe Käthe zur Beſinnung kam, zog ihre Wirtin, die haſtig die Wohnung abſchloß, ſie ſchon die vielen Stufen hinunter und lief unten mit ihr durch die Gaſſe bis zu einem Hauſe, über deſſen Eingaug eine rote Laterne „rannte.„Polizeiwache“ ſtand auf der mittelſten der Scheiben. Die Beamten hörten an, was die Frau vorbrachte. Sie ſchauten auf Käthe und fragten ſie aus. Sie ſchüttelten den Kopf und telephonierten nach der Hauptwache. „Leider beſteht wenig Ausſicht, daß Sie wieder zu Ihrem Eigentum kommen, Fräulein“, ſagte endlich der Wachtmeiſter.„Es tut mir ja leid. Aber warum haben Sie ſich nicht an die Bahnhofsmiſſion gewandt? Nun, weinen Sie nur nicht! Wir werden uns ſelbſtverſtändlich alle Mühe geben.“ Todmüde und ganz niedergeſchlagen kam Käthe wieder heim und ſank auf das harte Bett. Sie hörte die Wirtin draußen mit einem Manne reden, der dann hereinkam, und dem ſie alles noch einmal erzählen mußte. Doch auch er konnte ihr nicht helſen. Er ſagte ſogar, daß ſie über— haupt nicht erſt auf die Polizei hätten zu gehen brauchen „Die wiſſen einen Dreck!“ ſagte er verächtlich. Das war eine furchtbare Nacht für Käthe Fernau. Sie machte kein Auge zu, bis gegen Morgen, wo die Erſchöpfung ihr endlich die Lider zudrückte; aber als ſie erwachte, war e wie zerſchlagen, und vergebens ſuchte die Wirtin ihr Troſt zuzuſprechen. Gegen Mittag kam ein Poliziſt und beſtätigte, daß der Noffer von der Frau abgeholt worden war. „Wir werden ſie ſchon erwiſchen!“ ſagte er, und ging. Aber man„erwiſchte“ ſie nicht. Käthe war froh, daß ſie wenigſtens noch ein paar Mark hatte, und daß ihre Wirtin Erbarmen mit ihr fühlte Die Frau zeigte ihr die öffentliche Leſehalle, wo ſie in den Zeitungen nach einer Stelle ſuchen konnte; aber Käthe vußte doch nicht, was für eine, und ſo verſtrich ein Tag nach dem anderen, ohne daß ſie Arbeit fand. Sie lief und lief und bat, man ſolle ſie annehmen; aber wenn ſie gefragt wurde, was ſie bisher gemacht hätte, und e die Wahrheit bekennen mußte, dann wies man ſie uberall ab. Verzweifelt ſaß ſie endlich auf einer Bank am Fluſſe und ſtarrte in das ſehnell vorbeifließende WMaſſer. Was ſollte ſie nun beginnen? Hier war es ja tauſendmal ſchlimmer noch als in London, wo ſie wenigſtens einen Menſchen gehabt hatte, und dann, als er nicht wiederkam, Geld... Doch jetzt.... ö Sie griff in die Taſche und holte die paar Münzen heraus, die noch darin waren. Achtundvierzig Pfennige beſaß ſie noch. Und wieder trat eine Frau zu ihr— nein, das war wohl noch ein Mädchen, modiſch gekleidet, mit einem koketten Hute auf dem roten, üppigen Haar. Aber Käthe ſah doch, daß die Augen einen guten Aus— druck hatten, und die Stimme klang weich, als die Un— gekannte nun ſagte: „Schatz, mach' Kaſſe! Viel iſt es nicht, wie ich ſehe. Haben Sie keine Arbeit, armes Haſcherl? Sie ſehen ganz ſo aus, als hätten die Hühner Ihnen nicht bloß die Butter vom Brot gefreſſen, ſondern gleich das noch mit. Wo drückt denn der Schuh?“ Käthe konnte nicht antworten. Sie wollte auch nicht weinen, trotzdem es ihr ſiedend-heiß in die Augen ſtieg; aber ſie konnte ſchließlich nicht hindern, daß die Tränen ihr nur ſo über die blaſſen Wangen liefen, und es tat ihr unbeſchreiblich wohl, als die Fremde ſich neben ſie ſetzte, einen Arm um ſie ſchlang und ſie an ſich zog. „Weine dich nur aus, Kindchen!“ ſagte ſie dabei ganz zärtlich.„Immer weine! Wer das kann, iſt noch nicht ganz elend. Ich wollte, ich...“ Sie ſprach nicht weiter; aber ſie ſtreichelte die Hände Käthes, und ſchließlich wiſchte ſie ihr die Tränen ab, und das tat der Verlaſſenen ſo wohl, daß ſie endlich alles er— zählte— alles. Still hörte die andere zu. „Das iſt freilich ſchlimm“, ſagte ſie.„Man hätte Sie nicht allein hierherfahren laſſen ſollen. Aber wenn Sie niemanden haben, wie Sie ſagen... Na, ſchließlich geht die Welt wegen den paar Kröten noch lange nicht zu⸗ grunde. Munter, mein Häschen! Sie ſuchen Arbeit und finden keine, und ich ſage Ihnen: da können Sie noch froh ſein; denn was Sie in einer Fabrik verdienen, das reicht weder hin noch her, und ich denke, es iſt dort ſchlimmer, wenn man die ganze Woche ſchuftet und nachher doch nichts hat, als wenn man gleich von vornherein nichts macht. Aber natürlich, Geld verdienen müſſen Sie, und da kann ich Ihnen vielleicht helfen, wenn Sie wollen.“ „Ach, Fräulein!“ a 5 Käthe packte beide Hände der Unbekannten ſo feſt, als wollte ſie ſie nie wieder loslaſſen. Da lachte dieſe. „Sie werden in Ihrem Leben nicht geſcheit werden!“ ſagte ſie.„Fürchten Sie denn nicht, daß ich Sie auch wieder bemogeln könnte?“ „Sie? Nein, nein, Sie ſind gut und meinen es gut mit mir! Das merke ich“, verſicherte Käthe, und dann ſetzte ſie flehend hinzu: „Ach, bitte, bitte, helſen Sie mir! Ich will ja alles tun, was man von mir verlangt...“ „Na, ena, verſprechen Sie man nicht zuviel! Alles tun darf der Menſch auch nicht. Aber helfen kann ich Ihnen. Sagen Sie mal, haben Sie noch etwas anderes anzuziehen als das hier? Ach ſo, das hat man Ihnen ja geſtohlen! Na, da muß eben Rat geſchaffen werden. Wollen Sie mit mir gehen?“ Von Herzen gern war Käthe bereit. Sie fuhr mit der Fremden, die auch das Fahrgeld für ſie bezahlte, nach einer anderen Stadtgegend, und dort ſtiegen ſie in einem Hauſe wieder viele Treppen hinauf in eine Dachſtube, in der die Fremde daheim war. Viel war auch nicht darin; aber an den Wänden hing doch allerlei Krimskrams, der dem Raume ein freundliches Ausſehen gab, und die Bewohnerin machte nicht erſt lange Worte, ſondern kramte aus einer Kommode eine weiße Bluſe heraus und ein Tändelſchürzchen und forderte Käthe auf, ſich umzuziehen. Schweigend und verwundert gehorchte Käthe. „Es geht ſchon!“ ſagte die andere.„Ich will Ihnen beides borgen, bis Sie Geld verdient haben und ſich ſelber etwas kaufen können. Nun brauchen wir nur noch eine Rüſche ins Haar— ſo! Und nun gucken Sie mal in das Ding hier, was ſich Spiegel nennen läßt!“ Käthe gehorchte abermals. „Ich ſehe ſo blaß aus!“ ſagte ſie. „Das gibt ſich ſchon, wenn Sie erſt wieder richtig eſſen. Und nun die Hauptſache. Haben Sie Luſt, Kellnerin zu werden? Ich bin nämlich eine und kann Ihnen eine Stellung in meinem Café verſchaffen. Meine Madame nimmt gern Mädchen, die noch nicht bedient haben, und was Sie lernen müſſen, das lernt ſich ſchnell— bloß natür⸗ lich— doch davon reden wir noch! Alſo, wie ſteht's? Geld verdienen Sie, ſchlafen und eſſen können Sie auch dort.“ „Ach ja, Fräulein!“ „Jetzt kommt der große Moment!“ unterbrach die andere ſie.„Ich heiße mit meinem richtigen Namen Berta Krumbholz; aber den darf ich nicht führen, weil er nicht ſchnurrig genug iſt, und ſo nenne ich mich Berty Kolz. Das klingt, nicht wahr? Und nun wollen wir für Sie auch einen Namen ſuchen. Käthe? Na ja, das geht— und nach dem anderen Namen werden Sie nicht gleich gefragt werden. Da können Sie ſich ſchon noch einen ausdenken Alſo Sie wollen?“ Käthe nickte. Sie war ja ſo froh. Bloß Arbeit haben und etwas verdienen. Weiter wollte ſie doch nichts. Und ſo kamen die beiden nach dem„Café Metropol“, wo Berty die Neue einer wunderbar gekleideten, maje— ſtätiſchen Dame vorſtellte, die ſie ſcharf-prüfend anſah und endlich nickte. „Meinetwegen, fangen Sie an! Aber das ſage ich Ihnen gleich: wenn mir was nicht gefällt, dann fliegen Sie wieder! Berty mag Sie mit in ihr Revier nehmen, damit Sie erſt angelernt werden!“ Mit einem vornehmen Neigen des Hauptes entließ Madame die beiden, und nun betrat Käthe das Café, wo ſie künftig als Servierdame wirken ſollte, wie Berty das nannte.. Der Raum war elegant ausgeſtattet mit Marmor- tiſchchen, Plüſchſofas und bequemen Seſſeln. Zwiſchen den Tiſchen waren Holzwände. Es waren auch Niſchen da, und außer ihnen beiden noch vier Mädchen in weißen Bluſen, weißen Schürzchen und Spitzenhäubchen— Kolle— ginnen, denen Berty die Neue vorſtellte, und die dieſer ſehr vornehm vorkamen. Gäſte waren noch nicht anweſend; aber ſie kamen bald, meiſt ältere Herren, die mit Intereſſe auf Käthe ſchauten und ihr allerhand Schmeicheleien ſagten, namentlich wegen ihres ſchönen blonden Haares und ihren blauen Augen; aber Käthe hörte das faſt nicht. Sie ſtellte die Tabletts mit dem Kaffee- und Teegeſchirr hin, rechnete zuſammen und erbebte jedesmal, wenn ſie ſagen mußte: „Und zehn Prozent.“ Dieſes Geld gehörte ihr; denn Madame zahlte keinen Pfennig. Es dünkte ihr aber ungeheuer viel, und als ſie zum Eſſen gerufen wurde und einen Ueberſchlag machte, da beſaß ſie ſchon über fünf Mark. Wenn das ſo fortging, dann hatte ſie bald viel Geld beiſammen, und das Eſſen war auch gut, die Arbeit nicht ſchwer. Käthe war ſo von Herzen froh über dieſe Wendung ihres Schickſals, daß ſie nicht wußte, wie ſie Berty danken ſollte; aber als ſie dies ſagte, lachte die Rote, und er⸗ widerte dann: „Nur nicht zu forſch mit die jungen Pferde!“ Je weiter der Tag vorſchritt, deſto mehr Gäſte ſtellten ſich ein, auch Pärchen, die in den Niſchen Platz nahmen und meiſt erſchrocken auseinander fuhren, wenn jemand an ihnen vorbeiging. Die Mehrzahl waren jedoch Herren, und nun allerdings bekam Käthe manches zu hören, was ihr nicht gefiel. Es war ein Glück, daß ſie den eigentlichen Manche wollten ſie auch an ſich ziehen; aber dann brauchte ſie ſich nicht loszureißen, denn immer tauchte zur rechten Zeit Berty auf. Und wenn Käthe dann fortlief und ſich zurückwandte, ſah ſie, daß die Freundin zu dem be⸗ treffenden Herrn ſprach, daß dieſer vielſagend nickte— und wenn ſie ſchließlich kaſſierte, ſo bekam ſie nicht bloß die Mark. Ach, war ſie froh! Aber ſie war auch todmüde, als ſie abends mit Berty in die Schlafkammer hoch oben unter dem Dache ging. Sie konnte ſich kaum auskleiden, und als ſie ſich ins Bett ge⸗ legt hatte, ſchlief ſie auch ſchon. Dafür erwachte ſie, als die erſten Sonnenſtrahlen in den Raum drangen. Sie war es ſo gewöhnt. Sie ſtand auch gleich auf und wuſch ſich. ſchon wollte. erklärte ſie. f Das hatte Käthe ja nicht gewußt; aber ſie war froh darüber. „Dürfen wir ausgehen?“ fragte ſie. „Natürlich, Kleine! Wo willſt du denn hin?“ „Zu meiner Wirtin und meine Sachen holen.“ „Nee, du, das laß lieber! Unſereins muß außer der Schlafgelegenheit hier eine fſeſte Bleibe haben. Den Grund wirſt du ſchon noch ſpäter erfahren“, meinte Berty.„Gib ja deine Wohnung nicht auf. Die paar Mark Miete ver⸗ dienſt du leicht.“ Käthe war zwar noch nicht überzeugt; aber ſie hatte ja die ganze Woche bezahlt, und ſo verließ ſie den Raum und das Haus, fragte unten einen Schutzmann, welche Straßenbahn ſie benutzen müßte, und fuhr zu der Frau Krauſe. Dieſe machte ſonderbare Augen, als Käthe in die Küche trat, und erwiderte kaum deren freundlichen Gruß. Dann ſagte ſie mürriſch: „Wiſſen Sie, Fräulein, was Sie machen, das kümmert mich ja nicht. Meinetwegen können Sie alle Nächte draußen bleiben. Ich möchte Ihnen bloß raten, nicht hier mit Streitigkeiten anzufangen. Herrenbeſuch und ſo was gibt's bei der Krauſen nicht.“ „Ich habe doch eine Stellung, Frau Krauſe!“ entgegnete Käthe, ohne den Sinn der Worte zu verſtehen. „So? Eine Stellung? Wo denn und als was denn?“ Käthe erklärte, und Frau Krauſe nickte. „Gar nicht dumm“ ſagte ſie lobend„Kellnerinnen ver⸗ dienen viel Geld, und wenn ſie geſcheit ſind, fangen ſie ſich auch einen Gimpel Na, denn man alles Glück, Fräulein! Sie wollen mir nun wohl kündigen? Aber den Zaſter gebe ich nicht wieder'raus!“ „Nein, Frau Krauſe, ich bleibe bei Ihnen wohnen. Ich wollte mir nur das wenige holen, mein Täſchchen...“ „Na, vielleicht kriegen Sie auch das andere wieder. Aber ich ſreue mich, daß Sie nun nicht gleich die Vor⸗ nehme ſpielen, daß es Ihnen bei uns nicht zu ärmlich iſt. Gehen Sie nur hinein! Und wiſſen Sie was, Fräulein? Halten Sie ſich gut! Werfen Sie ſich nicht weg! Die Männer ſind alle ſchlecht. Erſt machen ſie die ſchönſten Worte, und nachher— na, ich will nichts weiter ſagen. Sie werden's ſchon ſelber merken. Immer die Hand von der Butter!“ Käthe ſchüttelte den Kopf Dieſe Mahnungen erſchienen ihr ſonderbar. Sie wollte ihr Handtäſchchen nehmen und gehen. Da fiel ihr ein, daß ſie Edelmanns ihre Adreſſe ſchreiben mußte. So ging ſie hinunter, kaufte ſich eine Poſtkarte und ſchrieb darauf, wo ſie wohnte, daß ſie Arbeit gefunden hatte, wie auch einen Gruß. f Das kam ihr jedoch dann ſo ärmlich vor, daß ſie noch eine Nachſchrift hinzufügte und bemerkte, ſie würde bald ausführlich ſchreiben. Von dem Diebſtahl erwähnte ſie nichts. Dann verſuchte ſie zu Fuß den Weg nach ihrer Arbeits⸗ ſtätte zu finden; aber es gelang ihr nicht ganz. Sie mußte ſchließlich doch eine Straßenbahn nehmen und kam recht⸗ zeitig in das Café. Der Vormittag brachte wenig Arbeit, und der übrige Tag verging wie der vorige. Die älteren Herren fanden ſich faſt alle wieder ein, und Käthe wunderte ſich, daß ſie ſich alle in ihr Revier ſetzten. Sie wurde verwirrt durch die ſpöttiſchen Blicke ihrer Kolleginnen; aber ſie ahnte noch nichts. Wieder freute ſie ſich, daß ſie ſoviel Geld verdiente. Sie lächelte, als ſie ſich niederlegte und an die War⸗ nungen ihrer Wirtin dachte. Die Männer waren ja gar nicht ſo ſchlimm. Sie war ganz höflich behandelt worden, und ſogar„Madame“ hatte einige anerkennende Worte zu ihr geſagt. Als ſie zu Berty davon ſprach, zuckte dieſe freilich nur die Schultern, und erwiderte endlich: „Na, dann freue dich, liebe Seele!“ 1:*. * Sie hatte ſich von dem verdienten Geld eine hübſche, weiße Bluſe, zwei Schürzchen und zwei Häubchen gekauft und Berty ihr Eigentum zurückgegeben. Jetzt beſaß Käthe noch etwas über zehn Mark, und ſie merkte, daß es hier nicht nur Geld zu verdienen gab, ſon⸗ dern daß auch welches ausgegeben werden mußte, denn ſie ſollte ſtändig ſauber erſcheinen, und das weiße Zeug war ſehr empfindlich, namentlich die Schürzen. Viel ſchlimmer aber erſchien ihr, daß die Gäſte nicht mehr ſo zurückhaltend waren wie in der erſten Zeit. Manche verſuchten ſie an ſich zu ziehen, andere verlangten ſogar einen Kuß, und einer ſetzte ihr hartnäckig zu, mit ihm auszugehen. ö Sinn der Worte nicht verſtand. Fortſetzung ſolgt. Prozente, ſondern viel mehr. Einer gab ſogar eine ganze Berty erwachte, gähnte herzhaft und fragte, was ſie „Wir brauchen doch erſt um zehn Uhr unten zu ſein!“ Acht Tage war Käthe Fernau nun im Café Metropol. gile für die Landwirtſchaſt Die Pläne des Kommiſſars. Karlscuhe, 5. April. Der Sonderlommiſſar für die badiſche Land⸗ wirtschaft, Schmitt⸗Leutershauſen, teilt dem „Führer“ über ſeine Abſichten und Pläne folgendes mit: Auch die Güter der Badiſchen Landwirtſchaftskammer dürſen leine Einkäufe bei Warenhäusern und Einheitspreisgeſchäften mehr tätigen. Die bisher auf dem Wege über den Verband der badiſchen Rinderkon⸗ trollvereine verteilten Reichs- und Staatsmittel werden künftig unter Kontrolle der Badiſchen Landwirtſchaftskammer ausge⸗ geben. Es wurde bereits ein Betrag von 3000 Nm. für dieſe Zwecke an die Kammer über⸗ wieſen. Dieſe Maßnahme entſpricht durchaus der Abſicht des Sonderkommiſſars, das ge— ſamte landwirtſchaftliche Organiſationsweſen an einer Stelle zu vereinigen und den Dualis⸗ mus zwiſchen Kammer und Miniſterium des Innern zu beſeitigen. Der Kommiſſar iſt für ſcharfe Handhabung des Viehſeuchengeſetzes und der Beſtimmungen über die Sonnkagsruhe. Er hat angeordnet, daß die Schlachtviehmärkte in Baden von Montag auf Dienstag verlegt werden. Sein beſonderes Augenmerk wird der Kom⸗ miſſar auf die Förderung des landwirlſchaft⸗ lichen Abſatzes richten. Die Prüfung, wie weit das Doppelverdienertum für die badi ſche Landwirtſchaft ausgeſchaltet werden kann, iſt im Gange. Beamtete Tierärzte ſollen keine Privatpraxis ausüben. Man plant, die Er⸗ werbsgüter der Landwirtſchaftskammer mög— lichſt ſchnell abzuhängen. Der Sonderkommiſſar erklärte ſchließlich, die Kammer ſei in ihrer jetzigen Zuſammenſetzung zur Durchführung großzügiger und neuer Aufgaben zweifellos unfähig. Hier müſſe die Ueberleitung zur Ständevertretung angeſtrebt werden. Die Wahl zur Landwirtſchaftskammer findet nicht ſtatt. Die Mitglieder ſollen durch das Mini- ſterium des Innern ernannt werden. Die da⸗ durch eingeſparten Gelder— etwa 40 000 Rm.— werden für die Förderungsmaßnah— men der Landwirtſchaft bereitgeſtellt. Fewährung von Straffreiheit in Dienſtſtrafſachen Karlsruhe, 5. April. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Für den Geſamt⸗ betrieb der badiſchen Stadtverwaltung wird mit ſofortiger Wirkung angeordnet: 1. Die Verordnung des Herrn Reichsprä— ſidenten über die Gewährung von Straffrei⸗ heit vom 21. März 1933(RGBl. 1 S. 134) iſt ſinngemäß auch auch auf Dienſtſtrafſachen anzuwenden. 2. Bei bereits vollzogenen Dienſtſtrafſachen iſt zu prüfen, ob und in welcher Weiſe eine Rückgängigmachung angebracht und möglich iſt. Die vorläufige Prüfung obliegt bei Beſtrafun⸗ gen im nichtförmlichen Verfahren der Dienſt⸗ ſtelle, die im erſten Rechtszug die Strafe aus⸗ geſprochen hat, bei Beſtrafungen im förm— lichen Verfahren der Dienſtſtelle, von der das Verfahren eingeleitet worden iſt. Die Ent⸗ ſcheidung trifft im erſten Falle das zuſtän⸗ dige Miniſterium, im zweiten Falle das Staatsminiſterium. 3. Als Dienſtſtrafen im Sinne der Ziffer 2 ſind auch ſolche Maßnahmen im Verwal⸗ tungswege anzuſehen, die nach Veranlaſſung und Wirkung einer Dienſtſtrafe gleichgeachtet werden müſſen. Die vorläufige Prüfung trifft die Dienſtſtelle, die die Maßnahme getroffen hal, die Entſcheidung je nach Zuſtändigkeit das borgeſetzte Miniſterium oder das Staatsmini⸗ ſterium. Ziffer 1 gilt auch für Dienſtſtrafſachen aus dem Verwaltungsbereich der Gemeinden und onſtigen Körperſchaften des öffentlichen Rechts. Die entſprechende Anwendung vorſtehender An⸗ ordnung auch im übrigen wird den Gemein⸗ den und ſonſtigen Körperſchaften des öffent⸗ ichen Rechts empfehlend anheimgeſtellt. Ritlerbilder in den Schulen Karlsruhe, 5. April. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Der Staatskommiſſar im Miniſterium des Kultus und Unterrichts hat an die unterſtellten Behörden und Dienſtſtellen folgende Bekannt⸗ machung erlaſſen: Der Herr Reichskanzler Adolf Hitler iſt der Führer der aus einer Epoche des politiſchen, kulturellen, wirtſchaftlichen, na⸗ tionalen und ſozialen Niederbruchs wiederauf⸗ erſtandenen deutſchen Nation. Seine Ehrung iſt daher eine vaterländiſche Pflicht für jeden deutſchen Staatsbürger. Wo immer dieſe Eh⸗ rung Ausdruck erhalten ſoll, wie das durch die Anbringung des Bildes des Reichskanzlers in den Klaſſenzimmern der Schulen in den letzten Wochen geſchehen iſt, verdient dies weit⸗ gehendſte Förderung durch die Schulbehörden. Schlachtviehmärkte jetzt am Dienstag „Karlsruhe, 5. April. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Der Sonderkommiſſar für Landwirtſchaft hat angeordnet, daß die Echlachtviehmätkte in Ba⸗ den von Montags auf Dienstags verlegt werden. Die beteiligten Kreiſe werden erſucht, e die Umſtellung vorzubereiten. die Verordnung wird mit a rube begründe t. 10. N e Schlachtviehhöſen nicht beſtand. Ler Sonder⸗ lommiſſar für Landwirtſchaft iſt der Auffaſ⸗ ſung, was dem Viehhändler am Schabbes recht iſt, müſſe auch dem deutſchen chriſtlichen Arbei⸗ ter und Angeſtellten am Sonntag als billig zuerkannt werden. Die Verordnung liegt auch im Intereſſe der Landwirtſchaft, da eine we⸗ ſentliche Erſparnis an Koſten für Unterbrin⸗ gung, Fütterung und Verpflegung des Schlachtviehes eintritt. Praktiſch werden dieſe Koſten für den Sonntag geſpart. Die ſei— tens der früheren Regierung gemachten Ein— wendungen konnten nicht mehr als ſtichhattig anerkannt werden. Der heſſiſche Landtag Darmſtadt, 5. April. Nach dem Gleichſchaltungsgeſetz wird die Mandatsverteilung im heſſiſchen Landtag bei einer angenommenen Zahl von 50 Abgeord— neten betragen: NSDAP. SD. KPD. Zentrum Kampffront DPV. 1(1) Das eine Mandat für die DVP. kommt nur zuſtande, falls Liſtenverbindung mit den Chriſtlich-Sozialen und dem Bauernbund er⸗ folgt. Findet keine Liſtenverbindung ſtatt, fällt dieſes Mandat noch an die Nationalſozialiſten. Der Landtag zählte bisher 70 Abgeordnete. Plakatverbote in Heſſen Darmſtadt, 5. April. Die amtliche Preſſe⸗ ſtelle der heſſiſchen Regierung teilt mit: Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſ⸗ ſen hal das vom Reichsbund jüdiſcher Front— ſoldaten verbreitete Plakat, beginnend mit den Worten:„Unſer Führer in Krieg und Frie— den, Herr Reichspräsident Generalfeldmarſchal! von Hindenburg“ und ſchließend mit den Wor⸗ ten:„Unter denen, die für Deutſchland fielen, waren 12000 Juden. Wollt Ihr ſie vergeſ— ſen?“ auf Grund des Paragraphen 1 der Verordnung des Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 verboten und die Einziehung angeordnet. Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen hat weiter das im Verlag von Heinrich Sierakow— ſty in Hamburg 5 erſchienene Plakat, das eine Eingabe des Vorſtandes und des Ausſchuſſes des Zentralverbandes deutſcher Konſumvereine e. V. an den Herrn Reichskanzler wiedergibt, auf Grund der gleichen Verordnung verboten und die Einziehung angeordnet. Ausſchaltung jüdiſcher 5 und marxiſtiſcher Lehrkräfte Darmſtadt, 5. April. Der heſſiſche Miniſter für Kultus⸗ und Bildungsweſen hat unter dem 30. 3. 33 u. a. angeordnet: Vom Beginn des neuen Schuljahres an wird allen jüdiſchen Lehrperſonen, ebenſo auch allen übrigen international, pazifiſtiſch und atheiſtiſch eingeſtellten Lehrern und Lehrerin— nen für immer unterſagt, in Geſchichte, Deuiſch, Heimatkunde, Geographie und Staatsbürger— kunde zu unterrichten. In einer weiteren Anordnung wird be⸗ ſtimmt, daß für das neue Schuljahr neue Lehrbücher nicht eingeführt werden dürfen. Soweit Buchhandlungen ſchon Beſtellungen oer Schulen entgegengenommen haben, wird dar⸗ an nichts geändert. Leſe- und Geſchichtsbücher ſowie ſolche für die Staatsbürgerkunde werden einer Reviſion unterzogen. Um einerſeits den Schülereltern, andererſeits den Lehrbuchbeſchaf— fungsſtellen Schwierigkeiten und überflüſſige Ausgaben zu erſparen, wird das Miniſterium für Kultus- und Bildungsweſen die Lehrbü— cherfrage einheitlich für das ganze Land, den Schulgattungen angepaßt, baldigſt regeln. Maßnahmen gegen. das unbeſugte Aniformtragen Darmſtadt, 5. April. Die amtliche Preſſe— ſtelle der heſſiſchen Regierung teilt mit: Zur Durchführung der Verordnung des Reichsprä⸗ ſidenten zur Abwehr heimtückiſcher Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung vom 21. März 1933, die das unbefugte Tra⸗ gen der Uniformen der nationalen Verbände unter Strafe ſtellt, erſucht der Staatskommiſ⸗ ſar für das Polizeiweſen in Heſſen die Füh⸗ rung der SA.⸗-Untergruppe Heſſen in Darm— ſtadt, die SA.⸗Standarte 33 in Darmſtadt und den Stahlhelm in Darmſtadt, Streifen dienſte zur Kontrolle aller Uniformträger zu organiſieren. Wer die Berechtigung zum! Tra⸗ gen der Uniform nicht nachweiſen kann, iſt feſt⸗ zunehmen und unverzüglich der nächſten Poli⸗ zeidienſtſtelle zu übergeben. Vie mit dem Streifendienſt Beauftragten haben einen Aus⸗ weis der ihnen vorgeſetzten Verbandsdienſtſtelle zu führen. Neuordnung des Heſſiſchen Heimatwerks Darmſtadt, 5. April. Der geſamte Vor⸗ ſtand des Heſſiſchen Heimatwerkes hat mit! ſofortiger Wirkung ſeine Aemter niedergelegt, um eine Neuordnung mit Rückſicht auf die veränderten politiſchen Verhältniſſe zu ermög⸗ lichen. Ende April wird eine Mitgliederver⸗ ſammlung darüber beſchließen, ob und in wel⸗ cher Form das Heſſiſche Heimatwerk weiter⸗ beſtehen ſoll und eine Mitarbeit am Arbeits⸗ dienſt in Frage kommt. Staatshilfe für Vauſparlaſſen Darmſtadt, 5. April. Nachdem die Bau⸗ ſparkaſſen ſeit Oktober 1931 der Reichsaufſicht unterſtellt ſind, iſt wiederholt die Frage aufge⸗ worfen worden, ob es nicht möglich ſei, Teile der für die Arbeitsbeſchaffung beſtimmten Staatsmittel über die zugelaſſenen Bauſpar⸗ kaſſen zu leiten. Wir hören von unterrichteter Seite, daß es der älteſten und größten auf unverzinslicher Grundlage arbeitenden Bau⸗ ſparkaſſe, der Deutſchen Bau- und Siedlungs⸗ gemeinſchaft in Darmſtadt, durch das Ent⸗ gegenkommen der Thüringiſchen Landesregie⸗ rung ermöglicht worden iſt, alsbald Mittel zu drei Sonderdarlehensausſchüttungen an ihre thüringiſchen Bauſparer zur Verfügung zu ſtel⸗ len. Damit iſt eine ſofort wirkſam werdende zuſätzliche Arbeitsbeſchaffung für das thüringi— ſche Handwerk in Geſtalt von Aufträgen für Eigenheim-Neubauten geſchaffen. Gefüngnis für Rechtsanwälte * Frankfurt a. M., 5. April. Das Schöf⸗ ſengericht Frankfurt a. M. verurteilte die Rechtsanwälte Dr. Sichel und Dr. Baruch zu je zwei Monaten Gefängnis. Beide hatten im Dezember v. J. im Laufe einer Zivilpro⸗ zeßverhandlung einen kriegsbeſchädigten Hand⸗ werker angegriffen und durch Schläge ins Ge⸗ ſicht und Würgen erheblich verletzt. Die Angeklagten gaben den Sachverhalt zu, erklärten jedoch, durch eine Bemerkung des Handwerkers in großer Erregung geweſen zu ſein. Der Vorſitzende betonte, daß die Anwälte nicht in einer ſolchen, die Würde des Gerichtes herabſetzenden Weiſe hätten vorgehen dürfen. Aus Heſſen und Naſſau Die nationale Sendung des Jungbanern. Groß-Gerau, 5. April. Auf der Kreisver— ſammlung des Junglandbundes, die deshalb von beſonderer Bedeutung war, weil Reichs— tagsabgeordneter Dr. Wagner zum erſten Male in ſeiner Eigenſchaft als Staatskom— miſſar vor der Oeffentlichkeit ſprach, ging der Redner von dem Hitlerwort aus:„Vergeſſe nie, daß das heiligſte Recht auf dieſer Welt das Recht auf Erde iſt, die man ſelbſt bebauen will und das heiligſte Opfer das Blut, das man für dieſe Erde vergießt.“ Dieſer Ge— danke von Blut und Boden iſt der Staats— gedanken der nationalſozialiſtiſchen Bewegung, zu dem die Bauernjugend erzogen werden muß. Wir Nationalſozialiſten haben kein In— tereſſe daran„Landwirte“ zu fördern; wir wollen den bodenverwurzelten Bauernſtand zur Grundlage des Staates machen. Unſer Leben iſt bisher Kampf geweſen, wird in Zukunft Kampf bleiben. Unſere Revolution wird einſt Weltgeſetz werden. Dann wird das deutſche Volk die Führung Europas in die Hand neh— men. Weiter ſprach Dr. Wagner noch über die Vereinfachung in der Landwirtſchaftsverwal— tung. Dabei teilte er— nach dem Groß— Gerauer Tagblatt— mit, daß die Rück— ſtände in der Landwirtſchaftskammer 700000 Mark betragen. Fünfzig Prozent davon könn— ten geſtrichen werden, das andere müſſe auf— gebracht werden. Wer zahlen könne, müſſe zahlen. Aus den Nachbarlündern Ludwigshafen, 5. April.(Hindenburgs Dank). Der Verkehrsverein Ludwigshafen hat die Benennung der größten und ſchönſten Ludwigshafener Erholungsſtätte in„Hinden— burgpark“(früher Ebertpark) zum Anlaß ge— nommen und dem Serrn Reichspräſidenten das neueſte Bild von dieſer gärtneriſchen Kunſtanlage übermittelt. Das Bild war nach einem bis jetzt noch nicht gezeigten Original— gemälde des bekannten Landauer Kunſtmalers Philipp Frank hergeſtellt. Der Reichspräſi— denk hat das Bild ſeines jüngſten Patenkindes in Ludwigshafen entgegengenommen und dem Verkehrsverein ein Dankſchreiben übermittelt. Frankenthal, 5. April.(Auf gräßliche Weiſe Selbſtmord begangen). In einer grauenhaften Art und Weiſe hat die 40 Jahre alte Ehefrau Emilie Pilny ihrem Leben ein Ende gemacht. Sie heizte in der Küche ihrer Wohnung den Ofen glühend und ließ gleichzeitig das Leuchtgas ausſtrömen. Durch die Entzündung der Gaſe geriet die Un— glückliche in Brand und zog ſich derart ſchwere Wunden zu, daß der Tod alsbald eintrat Als Bewegungsgrund zur Tat iſt geiſtige Umnachtung anzuſehen. Wachenheim, 5. April.(Naturfreunde⸗ haus geſchloſſen.) Das Naturfreunde— haus im Pferchtal wurde auf Veranlaſſung der Gendarmerie Bad Dürkheim geſchloſſen. Das Haus gehörte der Ortsgruppe Oppau der Naturfreunde. Annweiler, 5. April.(Das Krieger⸗ denkmal abgebrochen.) Auf Beſchluß des Stadtrates wurde das Kriegerdenkmal am Löwenplatz, das die Inſchrift trug„Nie wie⸗ der Krieg“, niedergelegt. Das Denkmal wurde auf Betreiben des damaligen ſozialdemokrati⸗ 0 Berufsbürgermeiſters Konrad Bretz er⸗ aut. Eiſenberg, 5. April.(Feuerzeug in Kinderhand). Der Brand am Bahnhof, dem etwa 350 Eiſenbahnſchwellen zum Opfer fielen, iſt auf Kinder zurückzuführen, die in der Nähe der Papierfabrik ſpielten und dort dürres Gras anzündeten. PHPrivatſpiel viernheim— Neckarau Vom Verbandsvorſtand wurde der V.f. R. Mannheim zum Pokalmeiſter erklärt und hat be⸗ reits am Sonntag um den Südd Pokal zu ſpielen. Dieſerhalb iſt das Spiel gegen Neunkirchen illu⸗ ſoriſch geworden und Neunkirchen hat das Spiel hier abgelehnt, da die Unkoſten zu groß ſeien. Der hieſigen Vereinsleitung iſt es nun gelungen, den ſpielſtarken V. f. L. Neckarau zu einem Freund⸗ ſchaftsſpiel auf nächſten Sonntag zu verpflichten, Beginn ½4 Uhr. Die Neckarauer werden in ihrer ſtärkſten Aufſtellung hier antreten, um für die erlittenen Niederlagen Revanche zu nehmen, weshalb ein beſonders raſſiges Spiel zu erwarten ſein wird. Wer einmal lügt Dem Kinde Wahrheitsliebe einzupflanzen, iſt einer der Grundpfeiler jeder Erziehung, aber dieſe Arbeit wird dadurch unendlich er⸗ ſchwert, daß es die Erwachſenen in dieſem Punkte ſo oft ſelbſt nicht genau nehmen und ſomit ein ſchlechtes Beiſpiel geben. Oft ſind es nur geringe Beugungen der Wahrheit, denen man ſich bemüht, ein beſchönigendes Mäntelchen umzuhängen, aber die genügen doch, das Kind, das dafür eine ſehr ſcharfe Beobachtungsgabe und ein ſehr feines Gefühl hat, ſtutzig und in ſeinen Anſchauungen wan⸗ kend zu machen. Dabei würde man ebenſo⸗ gut auskommen, wenn man bei der Wahr⸗ heit bliebe. Es iſt nur eine gewiſſe Nachläſ⸗ ſigkeit und Bequemlichkeit, wenn man davon abweicht, ohne daß man ſich der Folgen über⸗ haupt bewußt wird. Das Kind aber macht ſich das zunutze, und es iſt damit eine Saat in ſeine Seele gelegt, die ſein ganzes Leben vernichten kann, wenn ſie ungehindert aufgeht und nicht noch recht⸗ zeitig wieder mit Stumpf und Stiel ausge⸗ rottet wird. Viel ſchlimmer aber als dieſe Lügen, die nur einer gewiſſen Verlegenheit oder Angſt entſpringen, iſt die Anwahrheit, die aus Böswilligkeit oder Neid in die Welt ge⸗ ſetzt wird, um einem anderen zu ſchaden, oder das Anſehen eines ganzen Volkes zu unter⸗ graben. Gerade wir Deutſchen haben dar⸗ unter in den Jahren des Krieges und auch in der Nachkriegszeit unendlich gelitten, um die Lüge in jeder Form zu verabſcheuen und ſie immer, wo ſie uns nur entgegentritt, in ſchärfſter Form zu bekämpfen. Man kann nun einmal bei der Wahrheit keine Zugeſtänd⸗ niſſe machen. Es gibt nur eine Wahrheit, und ſobald man von ihr abgeht, iſt man ge⸗ zwungen, ſich in ein ganzes Netz von Anwahr⸗ heiten zu verſtricken! denn„wer einmal lügt, muß oft zu Lügen ſich gewöhnen, denn ſieben braucht's um eine zu beſchönen.“ * * Im Monat April. Der April, auch der Sproßmonat genannt, iſt der launiſchſte Mo⸗ nat des Jahres. Bekanntlich ſagt ein Volks⸗ ſprichwort:„Der April macht was er will!“ Auch ein anderes Sprichwort ſagt von ihm: „Herrengunſt, Aprilwetter, Frauenlieb und Roſenblätter, Würfel und auch Kartenſpiel wenden ſich oft, wer's glauben will.“ Damit iſt beſonders auf das unbeſtändige Wetter des Aprils angeſpielt. Für den diesjährigen April, prophezeit uns der Hundertjäh⸗ rige Kalender folgende Witterung: Der Monat fängt mit kaltem Wetter an, dei ſchönes Wetter mit warmen Tagen folgt, einige Tage mit windigem Wetter werden von unbeſtändiger Witterung(11. bis 17.) abgelöſt, um den 18. ſollen wir das erſte Frühlingswetter haben, vom 23. bis 30. fol⸗ gen trübe und kalte Tage. Für das Kilometerheft. Auf der Früh⸗ jahrstagung der Arbeitsgemeinſchaft der Deuk⸗ ſchen Edelmetall- und Schmuckwareninduſtrie wurde die Forderung erhoben, daß auch für die Berufsreiſenden, die ja die beſten Kunden der Reichsbahn ſind, eine Erleichterung geſchaf⸗ fen werden muß. In erſter Linie wird ver⸗ langt, das Kilometerheft wieder einzuführen, das ſich zurzeit in Süddeutſchland ausgezeichnet bewährt hat. Verſchiedenes Die Zahl der Geſangvereine in Deutſchland. Jin Jahrbuch des Deutſchen Sängerbundes für 1933(Verlag W. Limpert, Dresden) findet ſich eine inkereſſanke Zuſammenſtellung über Anzahl und Stärke der deutſchen Geſang⸗ vereine, ſoweit ſie dem Deutſchen Sängerbund angeſchloſſen ſind. Daraus ergibt ſich, daß der DSB. im Reichsgebiet 13881 Vereine zählt; hierzu kommen noch 1054 Vereine in Deſterreich und 1579 im übrigen Ausland, ſo daß die Geſamtzahl der Mitgliedsvereine 16 514 beträgt. In dieſen Vereinen ſind nicht weniger als 430 674 Sänger organiſiert, und zwar iſt damit nur die Zahl der Beitrag zah⸗ lenden Sänger genannt. Es kommen hinzu rund 125000 Erwerbsloſe, die in den Ver⸗ einen mitſingen. Einzelne Vereine in beſon⸗ ders betroffenen Gebieten haben bis zu 80 Prozent erwerbsloſe Sänger. Die Zahl der Erwerbsloſen iſt im DSB. genau ſo ſtark, wie der geſamte Mitgliedsbeſtand im Jahre 1907! Der DS., der ſeit Anfang dieſes Jahres auch Sängerinnen, aufnimmt, zählte ins N 55 000 Sängerinnen im Bundes⸗ gebiet. Dieſe Zahl wird ſich im Laufe der nächſten Jahre ſtark erhöhen, nachdem eine Reihe von Einzelbünden Gemiſchte höre und Frauenchöre als vollwertige Mitglieder auf⸗ nehmen. SBR. 1