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Eine Reichsregierung hat vor mehreren Jahren eine beſondere„Län⸗ derkonferenz“ eingeſetzt, die wieder Unter⸗ ausſchüſſe bildete, um praktiſche Vorſchläge zur Reichsreform auszuarbeiten. Herausge⸗ kommen iſt bei alledem nichts— wenn man von den mehr oder minder geiſtreichen Reden und den vielerlei papierenen Beſchlüſſen dazu abſieht. Jedenfalls iſt in der Praxis alles beim Alten geblieben. Die nationale Revolution hat auch auf dieſem Gebiete in kühnem Anlauf alle parti⸗ kulariſtiſch⸗bürokratiſchen Hinderniſſe hin⸗ weggeräumt und praktiſche Arbeit geleiſtet. Der gordiſche Knoten iſt durch⸗ hauen. Das Gleichſchaltungsgeſetz Nummer zwei bringt grundlegende Aenderungen im Aufbau des Reichs, bringt eine wirkliche Reichsreform, nachdem man lange Jahre hindurch immer nur um die ganze Frage herumgeredet hatte. Es iſt ſchon ſo, wie der Berliner„Tag“ ſchreibt:„Das Geſetz iſt ein wahrhaft revolutionäres Ereignis, das grundſtürzende Aenderungen bringt.“ Sehen wir uns die Neuordnung einmal etwas näher an. Zum beſſeren Verſtändnis erinnern wir uns an den bisherigen Zu⸗ ſtand: Jedes deutſche Land hatte ſeine eigene Reglerung, auf deren Zuſtandekommen, Zuſammenſetzung und Verabſchiedung das Reichskabinekt keinerlei Einfluß hatte. Die Regierungsbildung war allein Sache der Länderparlamente, ſodaß in Reich und Län⸗ dern einander völlig entgegengeſetzte politi⸗ ſche Kräfte am Ruder ſein konnten und bis nor ganz kurzer Zeit ja häufig auch tatſäch⸗ lich am Ruder waren. Jeder Landtag hatte das Recht, die Regierung nach eigenem Gutdünken zu bilden und— durch Annahme eines Mißtrauensvotums— jederzeit wie⸗ der zu ſtürzen. Der Parlamentarismus des Reiches wiederholte ſich alſo nochmals in je⸗ dem der achtzehn deutſchen Länder. Künftig wird das alles ganz anders ſein. Jedes deutſche Land hat durch das zweite Gleichſchaltungsgeſetz einen Reichsſtatt⸗ halter erhalten, der vom Reichsprä⸗ ſidenten auf Vorſchlag des Reichs⸗ ban zlers ernannt wird. Dieſer Reichs⸗ ſtatthalter ernennt ſeinerſeits den Vorſtand (Miniſterpräſidenten) der Landesregierung, der dann wiederum ſeine Mitarbeiter(Mini⸗ ſter) beruft, Die Länderparlamente haben ſomit bei der Bildung der Landesre⸗ gierungen nicht mehr mitzuwir⸗ den. Sie haben auch nicht mehr das Recht, urch Mißtrauensvoten die Regierungen zu ſtürzen. Die Entlaſſung der Mitglieder der Landesregierung iſt vielmehr, ebenſo wie ihre Berufung, Sache des Reichsſtatthalters. Der Reichsſtakthalter kann in den Sitzungen der Landesregierung den Vorſitz führen. Er fertigt außerdem die Geſetze des Landes aus und verkündigt ſie. Ferner hat er das Recht, den Landtag aufzulöſen.(Dieſes Recht iſt nur inſofern eingeſchränkt, als das Gleich⸗ ſchaltungsgeſetz Nummer eins beſtimmt, daß die fetzt neuzuͤbildenden Landtage als auf vier Jahre gewählt gelten und nur gleichzei⸗ tig mit dem Reichstag aufgelöſt werden kön⸗ nen.) Schließlich hat der Reichsſtatthalter noch das Recht zur Anordnung von Begna⸗ digungen. Der Reichsſtatthalter iſt auf vier Jahre eingeſetzt; ſein Gehalt trägt die Reichskaſſe. Man ſieht, der Reichsſtatthalter hat Stellung und BBefugniſſe eines Staats⸗ oberhauptes und es iſt daher nur fol⸗ gerichtig, wenn das Gleichſchaltungsgeſetz beſtimmt, daß dort, wo die Landesverfaſſung bisher die Einrichtung eines Staatspräſiden⸗ 500 kannte, dieſe Einrichtung jetzt verſchwin⸗ et. Für das en deulſche Land, für Preu⸗ ßen, iſt inſofern eine Sonderregelung getrof⸗ fen, als der Reichskanzler gleichzeitig Reichs: ſtalthalter iſt. Die preußiſche Regierunenerd alle in längeren Ausführungen die Viernheimer Zeitung Er 1 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. k fre ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige a aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige e koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Ta bei Wie 1 abgeſtufter Rabatt.— Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen lnnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ g vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer eutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes en bel Anzeigen werden nach Möglichkeit Gear l t.— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeschriebenen Tagen kamm jeb och eine Gewähr nicht übernommen Das neue Veamtengeſetz Parteibuchbeamten— Nichtarier nicht zugelaſſen Ausmerzung der Berlin, 9. April. Wenn auch das vom Reichskabinett ver⸗ abſchiedete zweite Gleichſchaltungsgeſetz und die Schaffung von Reichsſtatthalterſtellen in den Ländern als eine grundlegende Neu— Pesch des Reichsaufbaues alle anderen Beſchlüſſe des Kabinetts aus der Freitagſit⸗ zung an Bedeutung bei weitem übertrifft, ſo verdienen doch die anderen, von der Reichsregierung verabſchiedeten Geſetzent⸗ würfe daneben ebenfalls ſehr ſtarke Beach⸗ tung. Vor allem gilt dies für das Geſetz zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums. Nach dieſem Geſetz ſind Beamte, die ſeit dem 9. November 1918 in das Beamtenver. hältnis eingetreten ſind, ohne die für ihr, Faufbahn vorgeſchriebene oder übliche Vor bildung oder ſonſtige Eignung zu beſitzen aus dem Dienſt zu enklaſſen. Die Beſtim⸗ mungen dieſes Geſetzes finden auch auf An. 9 8 0 und Arbeiter des Keiches, der Län. er und Gemeinden uſw. entſprechende An- wendung. das neue Geſetz ſchafft, wie in politiſcher. Kreiſen hervorgehoben wird, die Möglich- keit, alle bisher nach parteipolitiſchen Ge⸗ ſichtspunkten eingeſtellten Perſönlichkeiten zu. entfernen und eine gru ndſätzliche Säuberung des geſamten Beamtenap⸗ parates durchzuführen. Damit iſt der Weg freigemacht zur Rückkehr zu den Grundlagen der alten Beamtentradition, da deren Glieder und Träger immer nur Die⸗ ner des Staates und der Geſamtheit und nicht Vertreter einer Partei geweſen ſind. Das Geſetz enthält, nach dem„Völkiſchen Beobachter“, zwei Grundgedanken: Die Par⸗ teibuchbeamten werden ausgemerzt, ſoweit ſie ohne entſprechende Vorbildung durch das frühere Syſtem zu Trägern der Staats- autorität gemacht worden ſind. Die Frage der Penſion wird individuell geregelt. Die Entſcheidung darüber, wer bleibt und wer geht, wer ein Ruhegehalt erh und wer deſſen als un⸗ würdig angeſeben wird, liegt in den Hän⸗ den einer Spruchkammer beim Reichsinnen⸗ miniſterium. Die Parteibuchbeamten werden entweder voll auf die Penſion verzich⸗ ten müſſen oder, falls eine ſachliche Not⸗ wendigkeit vorliegt, erhalten ſie geringe Penſionsbezüge. Wie der„Völkiſche Beobachter“ weiter er⸗ fährt, enthält das neue Beamtengeſetz die Beſtimmung, daß nichtariſche Beamke grundſätzlich nicht als geeignet anzuſehen ſind, Träger der Staatsautorität zu ſein. Dieſer Grundſatz wird eingeſchränkt durch die Beſtimmung, daß diejenigen nicht⸗ ariſchen Beamten im Dienſt bleiben können, die ſchon in der Vorkrieasaeit ibre Reichskanzler in deſſen alſo künftig vom in de 5 für Preu⸗ Eigenſchaft als Reichsſtatthalter ßen ernannt werden. Das ſind die weſentlichſten Beſtimmungen es neuen Gleichſchaltungsgeſetzes. Es bedeu— let einen kräftigen Schritt nach vorwärts in der Richtung des Einheitsſtaates. Das be⸗ tonen alich die großen Berliner Blätter, die neuen Beſtimmungen würdigen. Ueberall wird auf die große Bedeutung des Geſetzes hingewie— ſen— in der Tat iſt die Neuordnung des Reichsaufbaues die wichtigſte und einſchnei⸗ dendſte Maßnahme, die von der Reichsregie⸗ rung Hitler bisher getroffen worden iſt. Da das Reich die Statthalter ernennt(und ab⸗ beruft) und ſie als ſeine Vertrauens männer betrachtet, hat es jetzt einen di⸗ rekten Einfluß auf die Zuſammenſetzung der Länderreglerungen und auf die 50. Jahrgang Beſtallungsurkunde erhalten haben und daß weiter Männer nichtariſcher Abſtammung, die nachweislich Frontſoldaten wa⸗ ren, ebenfalls ein Amt als Beamter in dem Reich, den Ländern und den Gemeinden ausüben können. Das Reichskabinett beſchloß ſchließlich, die Beſtimmungen aus dem Beamtengeſetz, ſo⸗ weit ſie ſich auf Juden beziehen, auch bei den Rechtsanwälten auf Grund einer reichsgeſetzlichen Regelung zur An— wendung zu bringen. Das Geſetz in Kraft Das Geſetz zur Wiederherſtellung des Be⸗ rufsbeamtenkums wurde Samstag im Reichs- N veröffentlicht und trat ſofort in raft. Unter das Geſetz fallen alle unmittelba— ren Beamten des Reiches, der Länder, der Gemeinden uſw., ferner die Dienſt⸗ träger der Sozialverſicherungen. Nicht ausgenommen ſind die Richter und die Lehrer an den Hochſchulen. Be⸗ amte im einſtweiligen Ruheſtand werden als Beamte des Geſetzes angeſehen. Die Reichsbank und die Deutſche Reichs⸗ bahngeſellſchaft ſind durch Geſetz er⸗ mächtigt worden, für ihren Bereich ent— ſprechende Anordnungen zu treffen. Einzelheiten Die Paragraphen 2 bis 6 bezeichnen die Beamtengruppen, die vom Gertz werden, und zählen die einzelnen nahmen auf, die gegen die den verſchiedenen Gruppen moglich ſind. Dieſe Maßnahmen ſind ab zeſtuft. Als ſchwerſte Maßnahme iſt die En tlaſſung aus dem Dienſt, als leichteſte die Verſetzung in den Ruheſtand mit allen Ehren und vollen Penſionsbezügen angeordnet. 9. ſchwerſte Maßnahme richtet ſich gegen die ſogenann— ten Parteibuchbeamten. Dieſe erhallen drei Monale lang nach ihrer Entilaſſung ihre bisherigen Bezüge. Ein Anſpruch auf Ruhegeld oder Hinker⸗ bliebenenverſorgung und Weile führung der Amksbezeichnung, Titel, Dienſtklei⸗ dung oder Dienſtabzeichen echt ihnen nicht zu. Nur im Falle der Bedürftegkeit kann ſolchen Beamten, beſonders wenn ſie für mittelloſe Angehörige zu ſorgen haben, eine widerrufliche Rente bis zu einem Drittel ihres Grundgehalts bewilligt wer— den. Die Vorſchrift erſtreckt ſich auch auf Ruheſtandsbeamte. Der Paragraph 3 beſagt, daß Beamte, die nichtariſcher Abſtammung ſind, in den Ruhe⸗ ſtand zu verſetzen ſind. Soweit es ſich um Ehrenbeamte handelt, ſind ſie aus dem Amtsverhältnis zu entlaſſen. 8 Maß⸗ Damten in Richtung der Landerpolttik. Gegen⸗ ſätze zwiſchen Reichspolitik und Landespoli— tik gibt es jetzt nicht mehr. Wir glauben, daß man im Volke draußen die Neuordnung überall be⸗ grüßen wird.— Man hat ſchon längſt eine Vereinfachung des Verwaltungsappa⸗ rates gewollt— jetzt iſt die Grundlage dafür eſchaffen. Wenn man aber in partikulari⸗ ſliſch und föderaliſtiſch eingeſtellten Kreiſen die jetzige Entwicklung bedauern ſollte, dann darf man nicht vergeſſen, daß die Wortfüh⸗ rer gerade dieſer Richtung mit daran ſchuld ſind, wenn es jetzt zu einer radikalen Reichs⸗ reform kommt: Vor einigen Jahren, als es noch Zeit geweſen wäre, haben ſie ſich jeder Reichsrefoxm widerſetzt, ja zum Teil ſogar eine Rückrevidierung der Reichsverfaſſung im partikulariſtiſchen Sinne verlangt. Jetzt ilt die Zeit über ſie hinweggegangen. b Das betrifft vor alem judiſche Beamte. ſie werden aber mit vollen Ehren und auch mit vollen Penſionsbezügen enk⸗ laſſen. Bei Penſionsbezügen tritt eine ge⸗ wiſſe Einſchränkung ein. Ausnahmen von dieſen Beſtimmungen gelten für die Vorkriegsbeamten nichtariſcher Abſtam⸗ mung. Für Beamte, die am 1. Auguſt 1914 bereits Beamte waren, ſoll eine Nachprü— fung nicht ſtattfinden. Eine zweite Aus⸗ nahme gilt für diejenigen nichtariſchen Beamten, die im Weltkriege an der Front für das Deutſche Reich oder ſeine Verbündeten gekämpft haben und für ſolche, deren Väter und Söhne im Welt⸗ krieg gefallen ſind. Politiſch unzuverläſſige Beamke, d. h. Beamte, die nach ihrer bisherigen po— litiſchen Betätigung nicht die Gewähr bie⸗ ten, daß ſie jederzet rückhaltlos für den na⸗ tionalen Staat eintreten, können aus dem Dienſt entlaſſen werden. Werden ſie entlaſ⸗ ſen, ſo behalten ſie drei Monate lang ihre Bezüge. Danach tritt Ruhegeld und Hinterbliebenenverſorgung in Kraft. Nach den weiteren Beſtimmungen, die ſich an die Perſonalabbauverordnung vom Jahre 1923 anpaſſen, können Beamte in ein an⸗ deres, gleiches oder auch gerin⸗ geres Amt verſetzt werden. Sie be⸗ halten jedoch ihre bisherige Amtsbezeichnung erfaßt und Dienſteinkommen. Beamte, die hiermit nicht einverſtanden ſind, können innerhalb eines Monats ihre Verſetzung in den Ru je⸗ ſtand verlangen. Zur Vereinfachung der Verwaltung kön⸗ gen Veamte in den Ruheſtand verſetzt werden, auch wenn ſie noch nicht dienſtunfä⸗ hig ſind. Verfügungen müſſen bis zum 30. Sep⸗ tember 1933 den betreffenden Beamten zugeſtellt werden. Damit kommt der vor⸗ übergehende Charakter des Geſetzes beſon⸗ ders zum Ausdruck. Für Beamle nichkariſcher Abſtammung und für polikiſch unzuverläſſige Beamte iſt ausdrücklich hervorgehoben, daß ſie kein Kuhegeld erhalten, wenn ſie nicht mindeſtens eine zehnjährige Dienſtzeit zurückgelegt ha⸗ ben. Ausnahmen ſind zugelaſſen, wenn ein Beamter infolge eines Unfalls früher dienſtunfähig wird. Weiter werden durch das Geſetz die Miß⸗ ſtände beſeitigt, die ſich daraus ergeben ha⸗ ben, daß vielfach Beamten, die nicht als Be⸗ rufsbeamte, ſondern von der Parteigunſt in ihr Amt gebracht worden ſind, ihre frühere Tätigkeit als Nichtbeamter auf ihre Dienſt⸗ zeit angerechnet worden iſt. Aehnliches gilt bei den öffentlich- rechtlichen Körperſchaften. Ueberhöhte Bezüge von Gemeindebeamlen. Weiter werden in dem Geſetz die überhöh⸗ ten Bezüge und Ruhegehaltsbezüge der Kommunalbeamten geregelt. Es gelten die Richtlinien der preußiſchen Sparverordnung vom Jahre 1931, die bisher vom Staatsge⸗ richtshof beanſtandet wurden, und infolge⸗ deſſen nicht durchgeführt werden konnten. Eine beſondere Stellung nehmen die Reichsminiſter ein. Frühere Reichsminiſter, ſoweit ſie ſeit November 1918 ernannt worden ſind, und die Landesminiſter werden auf die Bezüge des Reichsminiſtergeſetzes zurückgeſchraubt. Bezüge, die hiernach ſeit dem 1. April 1932 zu viel bezogen worden ſind, müf⸗ ſen zurückgezahlt werden. die Vorſchrift findet entſprechende Anwen⸗ dung auf die Hinterbliebenenbezüge. Auf Grund des Geſetzes können gegen ſolche Beamte, die bereits entlaſſen oder in den Ruheſtand verſetzt worden ſind, nach ⸗ träglich Dienſtſtraf verfahren eingeleitet werden, mit dem Ziel der Aber⸗ kennung des Ruhegeldes, der Hinterbliebe⸗ nenverſorgung uſw. Derartige Maßnahmen müſſen bis zum 31. Dezember 1933 erfol⸗ en. 9 Auf Angeſtellte und Arbeiter finden die Vorſchriften des Geſetzes ſinnge— mäß Anwendung. Die Ausführungsbeſtimmungen werden auch über den Vollzug Anordnungen tref⸗ fen und insbeſondere ausſprechen, daß dieſes Geſetz nicht beſtimmk iſt für die große breite Maſſe aller Beamten, ſondern daß es ſich gegen diejenigen rich⸗ iet, die die hand am Staatsapparat haben. Die unteren und mittleren Beam⸗ ten werden demnach von dem, Geſetz ſo gut wie nicht berührt werden. Nach Ablauf der Friſt des 30. September 1933 treten die normalen Beſtimmungen für das eruBfsbe— amtentum wieder in Kraft. Wieder Titel und Orden Das Reichskabinett beſchloß in ſeiner letz— ten Sitzung die Wiedereinführung von Eh— rentiteln, Orden und Ehrenzeichen. Die Ti⸗ tel werden verliehen vom Reichspräſidenten und von den Reichsſtatthaltern, in Preußen vom Miniſterpräſidenten in Vertretung des Reichskanzlers. Orden und Auszeichnun— gen kann nur der Reichspräſident verleihen. Die Wiedereinführung von Orden, Titeln und Ehrenzeichen liegt in der Linie der Wie— derherſtellung alter Traditionen. Die Abſchaffung dieſer äußeren Symbole der Anerkennung und Bewerkung von Ver- dienſten um den Skaat iſt ſchon immer, auch von Areiſen, die polikiſch nicht zur Kechlen gehörten, als ein pſychologiſcher Fehler be⸗ zeichnet worden. Vielfach haben ſich auch außenpol i tiſche Schwierigkeiten daraus erge— ben, daß die Annahme von fremden Orden verboten war und daß anderer⸗ ſeits keine Möglichkeit beſtand, ausländi⸗ ſchen Perſönlichkeiten ſtaatliche Zeichen der Anerkennung zu verleihen. Die Schaffung des Ad lerſchildes und die Verleihung der eigentlich rein privaten Roten— Kreuz⸗ Medaille waren Verlegen⸗ heitslöſungen, die dieſes Manko der Weima⸗ 185 Verfaſſung nur beſonders ſtark illuſtrier— en. Keine Neuſchaffung von Orden. Amtlich wird mitgeteilt: Zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen wird darauf hinge⸗ weſen, daß das vom Reichskabinett beſchloſ— ſene Geſetz über Titel, Orden und Ehren⸗ zeichen lediglich unter Aufhebung der bis⸗ herigen Beſtimmungen des Artikels 109 Ab— ſatz 4 und 5 der Reichsverfaſſung die Er⸗ mächtigung erteilt, Ehrentitel und Orden wieder einzuführen und die Annahme von zusländiſchen Orden zu genehmigen. Neue Autos ſteuerfrei Das Reichskabinett verabſchiedete weiter— hin den Entwurf eines Geſetzes über Aende⸗ rung des Kraftfahrzeugſteuergeſetzes, wonach alle neuen Perſonenwagen ohne Rückſicht auf ihre Größe völlig ſteuerfrei bleiben, ſo— lange ſie für den erſten Benützer zugelaſſen ſind. Beſchloſſen wurde ferner eine Erhö⸗ hung der Rennwettſteuer, inſofern, als der Steuerſatz für die beim Buchma⸗ cher abgeſchloſſenen Wetten denjenigen für Totaliſakorwetten angeglichen wird, um weitere Mittel für die Pferdezucht zu gewin⸗ nen. Zu Beginn der Kabinettsſitzung hatten der Reichsaußenminiſter über die außenpo⸗ litiſche Lage und der Reichsbankpräſident über ſein Arbeitsgebiet geſprochen. Die Sit⸗ zung des Kabinetts dauerte über ſechs Stunden. — 10 RNeichsſtatthalter Zuſammenlegung kleiner Länder. Berlin, 9. April. In unterrichteten Kreiſen rechnet man da⸗ mit, daß— abgeſehen von Preußen— im ganzen 10 Statthalter eingeſetzt werden, und zwar je einer für Bayern, Sachſen, Würt⸗ temberg, Baden, Heſſen, Thüringen, ferner ein gemeinſamer Statthalter für beide Mecklen⸗ burg, ein weiterer gemeinſamer für Braun⸗ ſchweig und Anhalt, außerdem ein Statthalter für Oldenburg, und Lippe und ſchließlich einer für die drei Hanſaſtädte zuſammen. Da es unzweckmäßig wäre, wenn am Amks⸗ ſitze des Reichskanzlers noch ein be⸗ ſonderer Statthalter beſtellt würde, iſt für Preußen die Regelung vorgeſehen, daß der Reichskanzler das Statthalteramt ſelbſt wahrnimmt. Die kleineren Länder mit weniger als zwei Millionen Einwohner können meh⸗ rere gemeinſam von einem Statthalter verwaltet werden. Das Recht der Länder⸗ parlamente, die durch den Statthalter aufgelöſt werden können, bleibt insbeſondere hinſichllich der Geſetzgebung durchaus beſtehen. Mit der Beſtellung der Statthalter iſt in Zu⸗ kunft auch die in einigen Ländern beſtehende Möglichkeit der Einſetzung von Staats⸗ vräſidenten ausgeſchaltef. Kitler an die SA Appell der SA und Ss Deutſchlands und Oeſterreichs. Berlin, 10. April. Auf dem großen SA-Appell am Samstag abend begrüßte vom Berliner Sportpalaſt aus, von dem Reichskanzler Hitler das Wort an die SA und Ss ganz Deutſchlands und Deutſch⸗ Oeſterreichs richtete, zunächſt Reichspropagan⸗ daminiſter Dr. Göbbels die zu dem Ap⸗ pell Angetretenen. Er führte u. a. aus, daß die deulſche Revolution ſich mit einer beiſpiel⸗ loſen Disziplin vollzogen habe. Der Reichs⸗ kanzler habe die SA und Sc antreten laſ⸗ ſen, um ihnen den Dant auszuſprechen für ihre diſziplinierte Haltung. Ueber eine halbe Mil⸗ lion SA⸗ und SS⸗Leute in Deutſchland und Deutſch⸗Oeſterreich würden den Reichskanzler hören. Im Sportpglaſt ſeien allein etwa 20000 Mann angetreten, in zwei Berliner Pa⸗ rallelverſammlungen mindeſtens noch einmal die gleiche Anzahl. 5 Stabschef Roehm meldete hierauf dem Reichskanzler die SA und Ss. Gleich darauf nahm das Wort Reichskanzler Hitler Aus der Zerriſſenheit der Stände, der Be⸗ rufe und Klaſſen, aus dem Zerfall des Rei⸗ ches und der Reichsgewalt haben wir als Idee einer neuen Wiedererhebung das Bekenntnis unſeres Programmes abgelegt und haben be— gonnen, dieſes Bekenntnis zu einem Glau⸗ bensſatz zu ſormen, auf dem nun Mil⸗ lionen Menſchen eingeſchworen werden konn⸗ ten. Wir haben klar das eine erkannt: Es iſt notwendig„daß die Organiſation, die für unſere Idee der neuen Volksgemeinſchaft kämpft, ſelbſt zum Kraftfaktor wird, um eines Tages das zu verwirklichen, was wir erſtreben. Zwei Gründe ſtanden bei der Geburt der SA und SS Pate: Wir Nationalſozialiſten wollten uns ſelbſt beſchützen und nicht um fremde Hilfe betteln. Wenn wir aber dieſes Ziel erreichen wollten, ſo mußten wir weiter hin ein neues Volk ſchaffen und dazu mußten wir alles in uns überwinden, was wir als ver— derblich für unſer Volk anſahen. Es entſteht kein Reich von außen. Was wirklich wert hat für Jahrhunderte und Jahrtausende, kann nur von innen wach⸗ ſen. So wollten wir bei uns ſelbſt züchten, was des kommenden Reiches Inhalt ſein ſollte. Es mußte im Kleinen geübt werden, was man ſpäter im Großen können will. Dieſe jungen Kämpferſcharen ſollten ſich zu dem Mut erheben, von dem wir erwarteten, daß er einmal das ganze Volk erfüllen werde, zu der Diſziplin und zu dem Glauben an Füh⸗ rung und Autorität, von denen wir tauſend⸗ mal geſchichtlich erfahren haben, daß ſie allein ein Volk über den Maſſenwahn der Unver⸗ nunft einem Ziel zuſtreben laſſen. Das kann ich mit Stolz ſagen: SA⸗ und SS-⸗Kameraden, wenn das ganze deutſche Volk unſeren und Euren Geiſt heute bereits in ſich trüge—— Deutſchland würde unzerſtörbar ſein. Deutſchland würde eine unerhörte Kraft darſtellen, ohne Waffen ſelbſt, einfach durch dieſen geſtählten inneren Willen. Freilich ging dieſe in Euch verwirklichte Gleichheit auf Ko⸗ 10 der Freiheit, von der die anderen rede⸗ en. Wir haben dieſe Gefolgſchaftstreue in uns entwickelt, dieſen blinden Gehorſam, den die anderen ja alle nicht kennen, der uns aber alles überſtehen ließ. Wir haben ferner gezüchtet die Tugend des Mutes. Heute ſtrömen Millionen in unſere Front hinein. Al⸗ lein, ſie müſſen zum großen Teile erſt das lernen, was dieſe braune Armee ſeit vielen Jahren geübt hat, ſie müſſen alle erſt ler⸗ nen, das auf ſich zu nehmen, was Zehntauſende unſerer Kameraden auf ſich genommen haben, mit ihrem Blut bezahlten, mit ihrem Leben. Wir haben es fertig gebracht, aus freiem Willen heraus dieſen großen Mut in unſerem Volk wieder hineinzuſenken, der es wagt, ein Werk gegen eine Welt von Feinden zu ertrotzen. Wenn dieſe Bewegung nicht ſo grenzenlos in ihrer Disziplin ſein würde, ſo rief der Kanzler aus, ſo würden die, die ſich heute über Opfer beklagen, die von ihnen gefordert werden, wahrſcheinlich mehr zu kla⸗ gen haben. Die Bewegung hat in vollſter Diſziplin ſich ſelbſt gezähmt im Blick auf Deutſchland, um unſer Volk nicht herunterzer⸗ ren zu laſſen vor den Augen der Welt, in das Niveau hinein, das die Gegner ſelbſt einſt geſchaffen hatten. Wir haben auch anerzogen die Tugend der Beharrlichkeit, der ewigen Ausdauer. Dieſe Tugenden ſind es geweſen, die Euch und damit uns, unbeſiegbar gemacht und das Volk damit gerettet haben. Für dieſe lange Zeit, meine Kameraden, möchte ich Euch heute, die Ihr heute in ganz Deutſchland zuhört, dafür danken, daß Ihr etreu und ſo brav hinter mir geblieben ſeid. afür möchte ich Euch danken, daß ihr nicht wankend geworden ſeid, daß Ihr mich in der Zeit nicht allein gelaſſen habt. Wir haben vier Jahre vor uns, und wir wiſſen alle, nach vier Jahren werden wir vor die Nation hintreten und ſie wird, ſie muß uns dann ihr Vertrauen ausdrücken können, ge⸗ waltiger als je zuvor. Nun ſind wir die. Träger der Macht geworden und ſehen vor uns nun die zweite große Aufgabe. Nun gilt es das deutſche Volk zu gewinnen und einzubauen in dieſe Macht, die Millionenmaſſen unſerer ſchaffenden Menſchen aus allen Stän⸗ den zuſammenzufügen zu dieſer Gemeinſchaft Das Schicksal will uns prüfen, ob das deut⸗ ſche Volk leben und groß werden ſoll oder ob das Ende unſeres Volkes gekommen iſt. Und iſt das die Forderung, die ich erhebe na⸗ mens für all die Kameraden, die heute nicht mehr unter uns ſind. Wir wollen, daß wir einmal einmarſchieren in die Geſchichte der deutſchen Nation als die Sturmtruppe der deutſchen Erhebung. Da iſt es dann immer wieder unſere höchſte Pflicht, derer zu gedenken, die in unſeren Reihen für dieſe Macht ge⸗ kämpft haben und deren Opfer wir dieſe Macht verdanken. Wir wiſſen, daß dieſe Bewegung Träger des größten Vermüchtniſſes geworden iſt, das es gilt, und wir wollen uns dieſer gigantiſchen Aufgabe nun würdig erweiſen. Was 14 Jahre in Ehren gekämpft hat, wird niemals in Un⸗ ehre vergehen. Die Verſammelten ſtimmten ſtürmiſch in das vom Reichskanzler ausgebrachte Sieg⸗Heil ein und ſangen anſchließend das Horſt⸗Weſſel⸗Lied. Kundgebung der N85 Berlin, 10. April. Im überfüllten Berliner Sportpalaſt fand am Samstag eine Maſſenkundgebung der Na⸗ tionalſozialiſtiſchen Betriebszellenorganiſation des Gaues Groß-Berlins ſtatt. Landesobmann Engel führte u. a. aus: Die NSBdO iſt in die Hochburgen des Marxismus eingedrungen und hat ſie erobert. In wenigen Monaten wer⸗ den die Gewerkſchaften geſchlagen ſein. Die Entwicklung des deutſchen Arbeitertums führt zum Nationalſozialismus. Seit Jahren kämpft die Sozialdemokratie um einen Feiertag, Jetzt ſind die Nationalſozialiſten in dieſem Sinne an der Arbeit. Der 1. Mai wird geſetzlicher Feiertag, wird Ehren⸗ und Ruhmestag der deutſchen Arbeit ſein. a Reichsminiſter Göring betonte u. a., wenn wir heute eine national⸗ ſozialiſtiſche Revolution haben, ſo betonen wir auch hier wieder, daß es ſich um eine national⸗ ſozialiſtiſche Revolution handelt und daß es nicht angeht, nur immer von der natio⸗ nalen Revolution zu ſprechen. Denn nicht nur der deutſche Nationalismus hat ſich zum Durch⸗ bruch verholfen, ſondern wird ſind beſonders glücklich, daß auch der deutſche Sozialismus geſiegt hat. Mit einem Volk, in dem Millionen ſich aus⸗ geſtoßen fühlen, nicht teilhaben an den Ge⸗ ſchicken ihres Volkes, können ſie keine nationa⸗ len Geſchicke geſtalten. So ſetzt der Nationa⸗ lismus voraus, daß die ſozialen Probleme ebenſo erkannt und gelöſt werden. Es iſt nicht eine nalioxale Revolution gewor⸗ den im Sinne eines öden Hurra-Patriotis⸗ mus, ſondern ſie iſt im wahrſten Sinne des Wortes eine nationalſozialiſtiſche Revolution geworden. Dem Volke mußte gezeigt wer⸗ den, daß es nicht galt, Brücken zu ſchlagen vom Nationalismus zum Sozialismus, und umgekehrt, daß man hier keine Kluft hatte und deshalb eine Brücke nicht notwendig war, weil beide Begriffe in Wirklichkeit eines ſind. Als die Aufgabe der NSB0O. bezeichnete der Miniſter jeden deutſchen Arbeiter zugewin⸗ nen zum Wiederaufbau. Bereits in letzter Zeit hätten die Maſſen erkannt, daß der National⸗ ſzoialismus der deutſche Sozialismus wäre, der im Gegenſatz zum Marxismus die Arbeit zur Ehre mache. Wer ſich aus Ueberzeugung zum Nationalſozialismus bekenne, gehöre in die Reihen der nationalſozialiſtiſchen Front, wer es nur zum Schein tue, müſſe allerdings ferngehalten werden. Jeder Deutſche ſoll wie⸗ der Arbejt haben, es wäre aber noch viel Schutt wegzuräumen bis dieſes Ziel erreicht werden könne. 1 5 Mit einem Appell zur unermüdlichen Wei⸗ terareit ſchloß der Miniſter ſeine mit Beifall aufgenommenen Ausführungen. Neuer gtaatsſekretär in Preußen Grauert Nachfolger Bismarcks. Berlin, 10. April. 1 preußiſche Miniſter des Innern teilt mit: Zum Staatsſekretär im preußiſchen Junen⸗ miniſterium iſt Miniſterialdirektor Grauert renannt worden. Der bisherige Staatsſekre⸗ tär von Bismarck wurde zwecks anderer Ver⸗ wendung einſtweilen zur Diſpotion geſtellt. Beachtung in Frankreich Paris, 9. April. Große Beachtung ſchenkt die Pariſer Oef⸗ entlichkeit dem ſtaatsrechtlichen Schritt der eichsregierung. Die Regierung Hitler, ſo ſchreibt ein Morgenblatt, hat im Handum⸗ drehen die Frage des unitaren Reichs ge⸗ löſt, um die ſeit 1918 ſoviel Tinte gefloſſen iſt und für die ſo zahlloſe Vorſchläge und Entwürfe entſtanden waren. Am 7. Aprli 190 die deutſche Einheit voll ⸗ kommen verwirklicht worden. Ein anderes Blatt fügt 95 u, Hitler habe einen Strich unter zehn 17 underte der 101 05 Ge ſchichte qemachl. ach dem 7. April ſpiele in 88 Deulſchland der I 0 artikularismus keine Rolle mehr. Hitler habe das Werk Bis. marcks zu Ende gef che Von einem Blalt wird erklärt, der deutſche Föderalismus habe nun endlich ausgelebfl. die Arbeitsloſenverſicherung Chefbeſprechung über die Neuregelung. Sicherſiellung der Sozialverſicherung. Berlin, 9. April. In dieſer Woche findet eine Ausſprache der hauptſächlich beteiligten ae e über die bevorſtehende Neuordnung der Ar⸗ beitsloſenverſicherung ſtatt. Es kann damit gerechnet werden, daß das Reichskabinett ſich bald nach Oſtern mit dieſer wichtigen Frage beſchäftigen wird. Um die Neubildung der Arbeitsloſenverſi— cherung iſt in der Oeffentlichkeit ſchon ſeit längerer Zeit ein Rätſelraten im Gange ge⸗ weſen. Die Frage war, ob Arbeitsloſen⸗, ſeriſen⸗ und Wohlfahrtsfürſorge zuſammen⸗ ber werden ſollten, ob die Betreuung un⸗ ker Beſeitigung der Reichsanſtalt von den Gemeinden wahrzunehmen ſei uſw. In unklerrichteten Kreiſen wird erklärt, daß dieſe Gedankengänge im⸗ weſentlichen als überholt betrachtet werden müßten. Die Re. ferenten des Reichsarbeitsminiſteriums ha. ben Vorarbeiten zu einem Entwurf auf neuer Grundlage geleiſtet, über den bisher nur ſoviel verlaukek, daß die Keichsanſtall 91 ie Arbeitsämker erhalten bleiben dürf. en. Das Schickſal dieſes Entwurfs werde we⸗ ſeitlich davon abhängen, welche Stellung⸗ nahme der Reichsfinanzminiſter einnimmt. Denn die Arbeitsloſenverſicherung kömie ja nicht als iſolierte Angelegenheit betrachtet werden, ſondern hänge eng zuſammen mit den Gemeindefinanzen und vor al⸗ lem mit dem Finanzausgleich, deſſen . Neuregelung gleichfalls zu erwarten ei. Gleichzeitig hört man, daß die maßgeben— den Stellen Entwürfe ausgearbeitet haben für die Sicherſtellung der Leiſtungsfähigkeit der Angeſtellten⸗, Invaliden⸗ u Knappſchaftsverſicherung. DasͤKa⸗ binett hat ſich mit dieſen Entwürfen noch nicht beſchäftigen können. Das Ziel der Entwürfe dürfte ſein, die Leiſtungsfähigkeit dieſer Verſicherungen für die Dauer ſicherzuſtellen, alſo nicht nur eine auf kurze Zeit befriſtete Sanierung herbeizu⸗ führen. Eine dauernde Sicherſtellung dei Leiſtungsfähigkeit ſcheint man in der Bil, dung eines Kapitalſtockes zu ſehen, den dem Anwartſchaftsverfahren Rechnung trägt, d. h. der es ermöglicht, daß jederzeil alle Anwarkſchaften an dieſem Verſiche⸗ rungszweige durch eine genügende finan. zielle Baſis ſichergeſtellt bleiben. Wirkung der Schachtrede Kräftige Erholung der deutſchen Anleihen. London, 9. April. Die Rede des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht, die an der Börſe zu einer kräftigen Erholung der deutſchen Anleihen führte, fin⸗ det in der Preſſe viel Beachtung. Abgeſehen von den ausführlichen Auszügen der betref— fenden Korreſpondenten aus der Rede befaſ⸗ ſen ſich faſt alle Blätter in ihren Handelstei⸗ len mit der Bedeutung ſeiner Ausführun⸗ gen. „Morning Poſt“ ſtellte feſt, in der City werde Dr. Schachts Wunſch, das deutſche Volk wolle den ernſten Tatſachen der Lage ins Auge ſehen, mit ziemlich großer Sym⸗ pathie begrüßt. Eine klare Erkenntnis der Tatſachen ſei die Vorbedingung einer Wie— derbelebung geweſen. „Daily Expreß“ bemerkt, Dr. Schaͤchls Erklärung habe einen Hauch von Realismus in die Diskuſſionen über die Währungen der Welt hineingetragen, und das Ergebnis ſei die Erholung der deutſchen Anleihen gewe⸗ ſen. Dr. Schachs enlſchiedene Erklärung, wo⸗ nach Deutſchland 9 00 Verpflichtungen ge⸗ genüber dem Aus ande erfüllen werde, habe ein ganzes Heer von Baiſſiers zu haſtigen Deckungen veranlaßt. „Daily Herald“ findet es bemerkenswert, daß Schacht betont habe, Deutſchland werde ſein Aeußerſtes tun, ſeinen kommerziellen Verpflichtungen nachzukommen. Weder die Dawes⸗ noch die Younganleihe, deren hohe Zinſen ſeit geraumer Zeit von den Nationalſozialiſten heftig angegriffen würden, würden als kommerzielle Ver⸗ pflichtungen angeſehen. Wenn man zwiſchen den Zeilen leſe, ſei es klar, daß die Natio⸗ nalſozialiſten dieſe Anleihen nicht in dieſelbe Kategorie einreſhten Politisches Allerlei Der Chef des ee. Berlin. Amtes der NSDAP., Alfred Roſenberg, machte dem r von Neu⸗ rath einen längeren Beſuch. erlin. Der Senatspräſident beim Reichs⸗ verſicherungsamt, Thielmann, iſt von der Reichsregierung zum Reichskommiſſar für die 27 sknappſchaftsverſicherung berufen wor⸗ en. — Dias neue Heſſenparlament künftig 50 Ab ele.— Gleichſchaltung der Cänder mit dem Reich. Darmſtadt, 9. April. Amtlich wird mit⸗ geteilt: Der heſſiſche Landtag iſt mit dem am 3. April 1933 in Kraft getretenen Ge⸗ ſetz zur Gleichſchaltung der Länder mit dem Reich vom e Der Falten Landtag wird künftig aus 50 Abgeordneten beſtehen und wird neu gebil. del nach den Slimmzahlen, die bei der Wahl zum Deutſchen Reichstag am 5. März 1933 auf die einzelnen Wahlvorſchläge ent⸗ fallen ſind. Die Sitze werden den Bewer. bern nach dieſen Slimmzahlen, auf Grund von Wahlvorſchlägen zugeteilt, die die Wäh⸗ lergruppen(Parleien) mit Ausnahme der Kommuniſten bis ſpäteſtens 13. April 1933, 10 Uhr vormiltags, beim Landkagswahllei⸗ ler ein 95 88 haben. Die auf die Kom⸗ 17 il 31. März 1933 e worden. muniſti artei entfallenden Sitze werden nicht zugeteilt. f Die Wahlvorſchläge haben den Vorſchrif⸗ len des Landtagswahlgeſetzes zu entſpre⸗ chen, ſoweit dieſe Vorſchriften mit dem vor⸗ läufigen Gleichſchaltungsgeſetz in Einklang ſtehen. Sie ſind von den Parteileitungen ber einreichenden Partei oder Wählergrup⸗ pen zu unterzeichnen. Beſtehen Zweifel darüber, wer zur Einreichung eines Wahl- vorſchlages befugt iſt, ſo iſt nach der erſten Verordnung der Reichsregierung zum Gleichſchaltungsgeſetz, die heute in Kraft ge⸗ treten iſt, der Vertrauensmann der Wäh⸗ ſergruppe(Partei) zu befragen. Als Ver⸗ trauensmann gilt der Vertrauensmann des Reichswahlvorſchlages der Wählergruppe (Partei) zur Reichstagswahl am 5. März 1933, oder die von dieſem benannten Ver⸗ krauensleute in den Ländern. Die Wähler⸗ gruppen(Parteien) haben die Anſchrift des danach zuſtändigen Vertrauensmannes dem Landeswahlleiter ſofort mitzuteilen. Ver⸗ bindungen ſind nur inſoweit zuläſſig, als ſie bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 getätigt waren. Landeswahlleiter iſt Lega⸗ llonsrat Dr. Heinemann im heſſiſchen Staatsminiſterium, Darmſtadt, Neckarſtraße 7. Der nach den Vorſchriften des vorläufi⸗ gen Gleichſchaltungsgeſetzes neugebildete Landtag tritt erſtmalig im Laufe des Mo⸗ nat April 1933 an einem vom Staatspräſi— denten beſtimmten Tage zuſammen. Profeſſor Werner empfängt den Sängerbund Darmſtadt, 9. April. Die Preſſeſteile der heſſiſchen Staatsregierung teilt mit: Der Herr Staatspräſident empfing eine Deputa⸗ tion des Heſſiſchen Sängerbundes, beſtehend aus den Herren Miniſterialrat Dr Sſegert, Rechtsanwalt Dr. Reen⸗Mainz als Bun⸗ desvorſitzende und die Provinz alvo.ſitzen⸗ den für Starkenburg Herrn Mietze⸗Darm⸗ ſtadt, Rheinheſſen Herrn Mattern, Ober⸗ heſſen Herrn Wendler. Dr. Siegert üher⸗ reichte dem Staatspräſidenten eine Ent⸗ ſchließung des Bundesvorſtandes und Mu⸗ ſikausſchuſſes des Heſſiſchen Sängerbundes. die mit den Worten ſchließt:„Auch der Heſſiſche Sängerbund begrüßt aus innerſter Ueberzeugung die gewaltige nationale, von alühender Naterlandsliebe getragene Erhe⸗ Erdmann Uurich bung des deutſchen Voltes und die an ihrer 8916 ſtehenden Führer. Der Heſſiſche Sän⸗ gerbund ſieht ſich in ſeinen Zielen in gleicher Linie mit der nationalen Regierung, ihrem Wirken und ihrem Wollen. Heil deutſches Volk und Vaterland. Der Bundesvorſitzende Dr. Siegert.“ Außerdem ſprachen vor die Vertreter der deutſchen Kolonjalgeſellſchaft und der heſſi⸗ ſchen Künſtler. Veſteuerung der Warenhäuſer Darmſtadt, 9. April. Die heſſiſche Staats⸗ regierung hat bereits mehrfach betont, daß ſie allen irgendwie ungeſetzlichen Maßnah⸗ men gegen Warenhäuſer mit Entſchieden⸗ heit entgegentreten wird. Die Stagtsregie⸗ rung wird auch getreu den nationalſoziallſti⸗ ſchen Grundſätzen in Zukunft dafür ſorgen, daß der Mittelſtand als eine der Grundla⸗ gen es Staatsweſens überhaupt unbedingt eſchützt wird. Aus dieſem Grunde hat die Regierung einen Antrag wieder aufgegrif⸗ fen, den die nationglſozialiſtiſche Landtags⸗ fraktion bereits am 26. Januar 1932 in dem damaligen Landtag eingebracht hatte. Darin wird gefordert, daß die Warenhäuſer ent⸗ ſprechend beſteuert werden und zwar ſoll die Bemeſſung der Steuer nach dem Um⸗ ſatz und dem gewerblichen Kapital erfolgen. Die Erhebung dieſer Steuer würde genü⸗ gen, die erdrückende Konkurrenz der Wa⸗ renhäuſer auf ein erträgliches Maß zurück⸗ zuführen und dem Mittelſtand wieder die ihm notwendige Bewegungsfreiheit und Lebensmöglichkeit zu geben. „Da dieſe Frage aber nicht in den Ländern einzeln geregell werden kann, ſo hat die heſſiſche Staatsregierung dieſen Ankrag der Landtagsfraktion als Geſetzenklwurf der Reichsregierung mit der Anregung vorge⸗ legt, dieſen Entwurf als Keichsgeſetz ein⸗ zuführen. Sonderkommandos nur von der eigenen Formation Darmſtadt, 9. April. Der Staatskommiſ⸗ ſar für das Polizeiweſen in Heſſen, Dr. Beſt, hat angeordnet, daß bei dem Einſgtz der Son⸗ derkommandos gegen Spitzel und Provoka⸗ teure darauf geachtet werden ſoll, daß die Mannſchaft des Sonderkommandos derſelben Organiſation angehört, gegen die jeweils vor⸗ gegangen wird. Dieſe Verordnung iſt getrof⸗ fen worden, um von vornherein alle Möglich⸗ keiten von Mißſtimmung oder Streitigkeiten zu unterbinden, die aus dem Ehrgefühl und Stolz der Angehörigen der nationalen Ver⸗ bände auf ihre eigene Formation entſtehen könnten. Aus Heſſen und Naſſau Am 10. April wieder Volksbank⸗Prozeß. Darmſtadt, 9. April. Die Hauptverhand⸗ lung des Volksbank⸗Prozeſſes, der nach einer Tagungsdauer von über 30 Sitzungen wieder einmal unterbrochen war, wird am 10. April fortgeſetzt werden. 1 ** Frankfurt a. M., 9. April.(Schwe⸗ res Verkehrsunglück.) Am Freitag Erdmann bejahte. „Ingenieurwiſſenſchaft.“ wohl in „Sie ſind Student; was ſtudieren Sie?“ „So— ſo— nicht übel.“ Sein Blick, von den ſchlaffen mittag gegen 12 uyr ereignete ſich auf der Strecke der Königſteiner Kleinbahn unweii des Ortes Münſter ein ſchwerer Verkehrs⸗ unfall. An der Kreuzung der Lorsbacher Straße ſtieß ein Laſtauto mit dem von Kelk⸗ heim kommenden Zug zuſammen. Das Auto wurde etwa 30 m mitgeſchleift und vollkommen zertrümmert. Von dem Zug entgleiſte der letzte Wagen und fiel um. Drei auf dem Laſtauto ſitzende Perſonen w⸗ den verletzt, eine davon lebensgefährlich. Es handelt ſich um Einwohner von Sind⸗ lingen, die in Münſter geſchäftlich zu tun hatten, Wiesbaden, 9. April.(Ein Bienen⸗ haus mit 11 Völkern abgebrannt.) Die Wiesbadener Feuerwehr wurde zur Bier⸗ ſtädter Höhe gerufen. Dort brannte ein gro⸗ ßes Bienenhaus mit 11 Völkern. Die Wehr griff ſchnellſtens ein, doch war das Feuer bereits vorgeſchritten, daß das Haus mit den Bienen ein Raub der Flammen wurde. Die Urſache des Feuerausbruches iſt noch nicht geklärt. »Wiesbaben, 9. April.(Wiesbaden erhält 900 000 Mark für Arbeits⸗ beſchaffung.) Im Rahmen des erſten Reichsprogramms für Arbeitsbeſchaffung er⸗ hält die Stadt Wiesbaden rund 900 000 M. Der größte Teil dieſer Summe entfällt auf Tiefbauarbeiten. Wünſche des Einzelhandels Jugabeverbok, Geſchäftsgründungsſperre.— Senkung des Laſtendrucks. Berlin, 9. April. In einer Preſſebeſprechung ſprachen zur Umſtellung der Hauptgemeinſchaft des Deut⸗ ſchen Einzelhandels auf nationalſozialiſtiſche Grundlage das neue geſchäftsführende Vor⸗ ſtandsmikglied Dr. Hilland und Oberre⸗ gierungsrat a. D. Dr. Tiburtius über die neuen Richtlinien und wichtigſten Wün⸗ ſche des Einzelhandels. Dr. Hilland bekontle, Hauptaufgabe der Haupigemeinſchaft für die nächſte Jeit werde es ſein, die Mängel des Jugabeverbotes zu beſeiligen. Ein vollſtändiges Jugabeverbot ſei nur noch eine Frage weniger Wochen. Angeſichts der ſchwierigen Lage des Einzel. handels werde eine Sperre für die Errich⸗ kung neuer Geſchäfte eingeführt werden müſ⸗ ſen. Auf Anfrage teilte Dr. Hilland mit, daß die jüdiſchen Geſchäftsinhaber den Verbänden bleiben ſollen, aber nicht in den Vorſtänden und Ausſchüſſen. Denn auch ſie müßten der Kon⸗ trolle des Verbandes unterliegen. Oberregierungsrat a. D. Dr. Tibur⸗ tius erklärte, die Hauptgemeinſchaft trete vor allem für ſteuerliche Gerechtigkeit und gerechte Berückſichtigung der Kreditmaßſtäbe ſowie Senkung des Koſtendruckes ein. die Freien Gewerkſchaften Der Vundesausſchuß des ADB. zur Lage Berlin, 9. April. Der Bundesausſchuß des AD GB. hat ſich in eingehenden Beratungen mit der gegen. wärtigen Lage und den Aufgaben der Ge⸗ werkſchaften beſchäftigt. Der Vorſitzende Lei— part berichtete einleitend über die Entwick— einzuführen.“ Paſturoffs Adreſſe zu erfahren; in 5, daß ich dieſe am eheſten durch Sie erfahren könnte. Es wurde mir geraten, mich als Paſturoffs Freund bei Ihnen lung der letzten Wochen und die Maßnah⸗ men des Bundesvorſtandes. Die Diskuſſion über die Stellung der Gewerkſchaften im neuen Staat ſei in vollem Gange. Es beſtehe aber bisher noch keine Klarheit über die künftige Organſationsform der Gewerk⸗ ſchaften und die Abgrenzung ihrer Befug⸗ niſſe. Die Gewerkſchaften hätten ein Recht auf den Schutz des Staates, umſomehr als ihre politiſche Haltung und ihre Tätigkeit zu gewalttätigem Vorgehen gegen ſie keinerlei Veranlaſſung böten. e In der Ausſprache wurde von allen Verbandsvertretern der Ueberzeugung Aus⸗ druck gegeben, daß die in jahrzehntelanger, opfervoller Arbeit und mit großen Erfah⸗ rungen aufgebauten Organſſationen und Einrichtungen die Träger der deutſchen Ge⸗ werkſchaftsbewegung bleiben müßten. Einer Vereinheitlichung des deulſchen Ge⸗ werkſchaftslebens würde der ADG B. umſo bereitwilliger zuſtimmen, als er ſelbſt dahin⸗ gehende Beſtrebungen unterſtützt und ange ⸗ regt habe. Er würde jederzeit bereit ſein, an dieſer großen Aufgabe mitzuwirken. Sport vom Sonntag Meiſterſchafts⸗Endſpiele. Abteilung 1(Oſt⸗Weſt):. SV. Waldhof— Fa Pirmaſens 0:0 Bayern München— Sp.⸗Vgg. Fürth 11 1. FC. Kaiſerslautern— 1. FC. 0 0:5 Phönir Ludwigshafen— 1860 München Abteilung 2(Nord⸗Süd): Eintracht Frankfurt— FSV. Frankfurt 9: Karlsruher FV.— Union Böckingen 3 FSV. Mainz 05— Wormatia Worms Stuttgarter Kickers— Phönix Karlsruhe Pokal⸗Endſpiele. In Stuttgart: VfB. Stuttgart— Al. Ol. Worms(Sa) 710 In Würzburg: VfR. Mannheim.— FC. 05 Schweinfurt 1:2 Pokalſpiele. Rord⸗Süd⸗Bayern. ASV. Nürnberg— Würzburger FV. 04. abgeſetzt. 8 Ulmer FF. 94— Schwaben Augsburg 9:1. Württemberg⸗Baden: Stuttgarter SC.— PfB. Karlsruhe verlegt Sp. Vgg. Schramberg— Germania 26 Fc. Birkenfeld— Frankonia Karlsruhe 312 Rhein⸗Saar: Sp. Vgg. Mundenheim— FV. Saarbrücken 0·1 Main⸗Heſſen: i Germania Bieber— 1. FC. Langen 2:1 Geſellſchaftsſpiele. Wacker München— DSV. München(Sa) 2 2 Freikurger Fc.— Wiener Sportklub 42 Amicitia Viernheim— Vf.“ Neckarau 3: SV. Wiesbaden— Boruſſia Neunkirchen 42 * Berlin ſagte man mir, — WEG ZUM ZIEI. Get e Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) RO man o n „Ob das etwas wert iſt!“ ſagte Erdmann. Sie ſahen ſich beide an. Erdmann war in großer Erregung. Er faßte Hartwigs Hand und drückte ſie. „Haben Sie Dank, tauſend Dank.“ Seine Erregung war ſo groß, daß er nur mit Mühe Sie verſcheuchte ihm auch den Schlaf; der Morgen graute ſchon, als er noch mit weitgeöffneten Augen auf ſeinem Holzbett lag. Ueber den kommenden Stunden laſtete die zermürbende Qual der Erwartung. Die Stunden ſchlichen dahin, es wurde Mittag, es wurde Nachmittag, es ereignete ſich nichts. die paar Worte ſtammeln konnte. „Er wird mich vergeſſen haben“, Hartwig antwortete nicht. Er ſtarrte vor ſich hin, nicht weniger zerquält als Erdmann. Endlich, es war ſchon ſaſt Abend, trat der Gefängnis⸗ wärter ein, und rief:„Bürger Ullrich Erdmann folgte dem Wärter durch die verſchiedenſten Gänge, dann fünf Treppen hoch zur Konterrevolutionären Abteilung. An der Tür, vor der der Wärter halt machte, ſtand:„Genoſſe Smirnoff.“ 4 Erdmann erſchrat. Smirnoff— es war gewiß derſelbe, den er im Auftrage Brödjukoffs aufgeſucht hatte. Da öffnete der Wärter die Tür. Richtig— vor einem großen, mit Akten überhäuften Schreibtiſch ſaß Smirnoff, derſelbe Wein und Zigaretten traktiert hatte. Er ſtreckte ihm auch jetzt ganz freundſchaftlich die Smirnoff, der ihn mit Hand entgegen. „Na, nun erzählen Sie mir mal, junger Freund, wie Sie ſich hier eingelebt haben.“ Erdmann, innerlich empört über preßte, ohne zu antworten, die Lippen feſt aufeinander. „Nun, mir ſcheint, Sie ſind freundſchaftlicher Unter⸗ halkung abgeneigt. Alſo beginnen wir gleich mit dem Ver⸗ ie ſind, wie Ihre Papiere ausweiſen, Ferdinand hör. Erdmann Ulrich? Das ſtimmt, was!“ 5 ate, 111 von 8 a 65 132 klagte Erdmann. zum Verhör!“ des Alten Hohn, Lidern halb verdeckt, war ſcharf auf Erdmann gerichtet. Eine Weile ſaß er ſo ſchweigend, dann begann er weiter zu fragen. a „Es intereſſiert uns begreiflicherweiſe ſehr, was Sie nach Moskau geführt hat. Wollen Sie mir das einmal anvertrauen?“ Sein ſpöttiſcher Ton verletzte Erdmann, er vermochte es nicht, dieſem Menſchen den wahren Grund ſeiner Mos⸗ kauer Reiſe zu ſagen. 85 „Ich hatte den Wunſch, Moskau kennenzulernen.“ So, wer konnte ihm das widerlegen? 5 Smirnoff ſchlug ſich auf die Schenkel und wieherte vor ſcheinbarem Vergnügen. 5 „Na, und ſind Sie zufrieden mit dem, was Sie kennen⸗ gelernt haben?“ Erdmann erhob ſich. a „Herr Smirnoff, wenn Sie nicht belieben werden, in einem ernſten Ton das Verhör zu führen, ſo muß ich be⸗ dauern—“ f. „Was ſoll das heißen?“ brüllte Smirnoff, deſſen fahles Geſicht ſich plötzlich dunkelrot gefärbt hatte.„Sie werden antworten, verſtehen Sie!“ Erdmann richtete ſich unwillkürlich ſtraffer auf. „Es kommt darauf an, wie Sie Ihre Fragen ſtellen werden.“ Smirnoffs Blick glitt an ihm auf und ab. 1 „Nun los— antworten Sie— mit was für einem Auftrag hat Paſturoff Sie nach Moskau geſchickt?“ „Ich kenne Paſturoff nicht.“ Smirnoff wandte ſich ruckartig zu ihm hin; die Hände auf die Lehne ſeines Seſſels gelegt, den Oberkörper vor⸗ geſtreckt, ſo ſtarrte er Erdmann an. f „Was, Sie behaupten jetzt, Paſturoff nicht zu kennen? fragte er, jedes Wort dehnend. „Ich kenne ihn tatſächlich nicht.“ a 5 „Wer ſoll Ihnen das glauben? Ich nicht, nachdem Sie ſich mir als Paſturoffs Freund vorſtellten.“ „Herr Smirnoff, das habe ich hinterher bedauert, ich nannte mich fälſchlicherweiſe ſo. Mir kam es darauf an, „Wer gab Ihnen dieſen Rat?“ „Doktor Brödjukoff.“ N Smirnoffs Blick wurde durchdringender. „Goswin Petrowitſch Brödjukoff, der Ingenieur?“ fragte er.— Erdmann bejahte. „Was haben Sie mit ihm zu tun?“ „Er iſt Betriebsingenieur des Ullrichſchen Automobil⸗ werkes, das meiner Mutter gehört.“ Smirnoff zog Luft durch die Zähne. 5. „Aha— aha— alſo Goswin Petrowitſch Brödjukoff.“ Er machte in die Akten einen Vermerk. „Nun mal weiter“, ſagte er, den Blick wieder auf Erd⸗ mann richtend.„Ich muß Sie erſuchen, mir über Ihre Be⸗ ziehungen zu General Mellnikow, Graf Kleinmichel, Oberſt Silin Aufklärung zu geben.“ „Ich kenne keinen dieſer Herren.“ Smirnoff ſchüttelte den Kopf. i a „Wozu hatten Sie die Adreſſen der Herren notiert? 5 „Ich habe ſie nicht notiert, ſondern Brödjukoff gab ſie mir zu dem Zweck, daß ich die Herren aufſuchen ſollte.“ „Mit welchem Auftrag?“ „Ohne Auftrag.“. Er kniff die Augen ein, fragte lächelnd:„Wer ſoll Ihnen das glauben?“ „Es iſt ſo“, ſagte Erdmann ruhig und beſtimmt. Smirnoff ſah eine Weile ſchweigend vor ſich hin, dann ſagte er, ohne den Blick zu heben. „Für heute iſt Ihr Verhör beendet. Ich gebe Ihnen Zeit, ſich bis morgen nachmittag vier Uhr zu überlegen, ob Sie ein Geſtändnis machen wollen. dazu entſchließen, Schickſal beſiegelt.“ Klingel, die auf ſeinem Schreibtiſch angebracht war, und gleich darauf trat der Gefängniswärter ein, der Erdmann abführte. Können Sie ſich ſo ſind Sie frei, andernfalls iſt Ihr Seine Hand hob ſich zu der elektriſchen Kaum hatte ſich die Tür hinter ihm geſchloſſen, als durch eine zweite Tür Waßka Iljew eintrat. „Nun, was war?“ fragte er intereſſiert. 1(Fortſetzung folgt.) 7 Roman von Hans Mitteweider Liebe in Kette Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 8. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Immerhin lächelte ſie, denn das Erröten ihrer Nichte entging ihr nicht. Sie hoffte, daß ſich alles nach ihren Wünſchen entwickeln würde. Käthe vergaß für die nächſten Tage nicht den Schrecken, der ſie beim erſten Wiederſehen mit dieſen beiden Menſchen durchzuckt hatte. Und dann begannen Tage hohen Glücks für ſie. Faſt stündlich war ſie mit Felix Turnau zuſammen. Und nie wagte er auch nur die geringſte Anſpielung, daß er ſie ſchon gekannt hatte. Er ſchien ſelber daran zu zweifeln, daß das der Fall ſein könnte; er glaubte ſicher nur an eine große Aehnlichkeit und behandelte Käthe genau ſo, wie es ihr als Dame zukam. Aber ſie ſah doch, daß ſeine Augen jedesmal auf⸗ leuchteten, wenn er ſie erblickte. Sie hörte das leiſe Beben ſeiner Stimme, wenn er zu ihr ſprach. So glücklich ſie darüber war, ſo ſehr bemühte ſie ſich, ſich zurückzuhalten. „Er liebt mich!“ ſagte ſie ſich jeden Abend, wenn ſie in ihrem Zimmer allein war. Sie wußte es genau, und jetzt wußte ſie ſelber, was Liebe war. Sie empfand alle Tage von neuem das unbeſchreiblich ſüße Glück, wenn ſie ihn ſah, wenn er ſie anblickte, wenn er zu ihr ſprach. Ihr Herz ſchlug dann ſo froh, eine Wonne ohnegleichen er— füllte ſie.. Und doch fürchtete ſie ſich vor dieſer Liebe! Sie durfte ja nicht lieben! Sie war die Frau eines anderen! Entſetzlich dünkte es Käthe, ihr ganzes Leben lang dieſe unſichtbare Kette ſchleppen zu müſſen, die niemand von ihr nehmen konnte! Sie war und blieb die Frau eines anderen, den ſie nie geliebt hatte, der ihr Gatte geworden und es doch nie geweſen war. Und deſſen Leib ſicher ſchon längſt irgendwo in der Erde ruhte, wenn er überhaupt beſtattet worden war! Seit Käthe ſich an das neue Leben gewöhnt, hatte ſie jede Gelegenheit benutzt, um über London und das Leben dort zu leſen, und erfahren, daß dort jährlich Hun⸗ derte von Menſchen ſpurlos verſchwinden, um nie wieder aufzutauchen. Und dann erwachte in ihr eine leiſe Hoff⸗ nung, daß ſie doch vielleicht frei war, nur noch die Witwe Berndt Klauſens. Aber ſelbſt der Gedanke an dieſe Möglichkeit konnte die Schatten nicht aus ihrer Seele ſcheuchen. Sie wichen nur von ihr, wenn Felix zu ihr ſprach, doch ſobald er ſich ent⸗ fernt hatte, waren ſie wieder da, ſchlimmer als vorher. „Ich werde Tante doch alles erzählen müſſen“, dachte ſie. Aber ſie kam nie dazu, dieſen Vorſatz auszuführen. Eines Abends ſtand ſie mit Felix noch auf der Terraſſe des Hauſes. Die Dämmerung breitete ihre Schleier bereits über den Park unter ihnen, aber es war ſo wunderſchön, daß ſie ſchweigend nickte, als Felix Turnau ſie fragte, ob ſie noch ein wenig mit ihm durch die Wege ſchlendern würde. Dicht nebeneinander ſchritten ſie dahin, dieſe beiden ſchönen, jungen Menſchen, die wie füreinander geſchaffen ſchienen. Beide ſpürten im tiefſten Innern, daß jetzt die Eutſcheidung über ihr Schickſal fallen mußte— er bebend vor Glückshoffen, ſie bebend vor Angſt. Und als ſie dann auf einer Bank unter einer alten Linde Platz genommen hatten, da faßte Felix Turnau Käthes beide Hände und ſagte: „Käthe, Sie haben doch ſchon längſt erraten, was in meinem Herzen für ſie lebt. Ich brauche Ihnen kaum noch zu ſagen, daß es nur für Sie noch ſchlägt, daß es kein Glück mehr für mich geben kann ohne Sie.— Aber ich wage kaum noch zu hoffen, daß Sie dieſe Liebe erwidern, daß Sie ſich entſchließen könnten, mich zu erhören, mein geliebtes Weib zu werden...— Käthe, liebe Käthe, darf ich hoffen?“ Er ſpürte, wie ihre Hände zuckten und bebten, er ſah, daß Tränen aus ihren Augen rannen, unaufhaltſam. Sie ſchluchzte nicht dabei, nur ihre junge Bruſt wogte ungeſtüm und krampfhaft. Da ſank er vor ihr nieder und umſchlang ſie. Sein ſchönes Geſicht hob ſich zu ihr empor, und die Augen, die Käthe immer geliebt hatte, blickten ſie an, voll unausſprech⸗ licher Liebe, ſo ſehnſüchtig bittend, daß ſie von neuem erbebte und nahe daran war, ihn zu ſich emporzuheben und ihm alles zu ſagen, was in ihr war: Daß ſie ihn liebte, ſeit ſie ihn geſehen hatte, daß ſie das glücklichſte Weib auf Erden ſein würde, wenn er ſie als ſeine Gattin heimführen wollte. 5 Sie brachte kein Wort hervor. Sie vermochte ſich nicht zu rühren, und die Stimme ihres Herzens ward übertönt von einer anderen, die gebieteriſch ſagte: „Du darfſt nicht! Du biſt eines anderen Mannes Frau! Nie wirſt du deinem Herzen folgen dürfen— nie!“ Und ehe Felix Turnau wußte, was geſchah, hatte Käthe ſich losgeriſſen und lief, als würde ſie gehetzt, durch den Park dem Hauſe zu. Er kniete noch vor der Bank. Nur das Haupt wandte er ihr nach und ſah ſie verſinken gleichſam in den Schatten der Nacht, die nun zwiſchen den Bäumen und Büſchen hervorkroch. Felix Turnau ſtand langſam auf und ſtrich ſich über die Augen. Und dabei ſpürte er, daß ſeine Hände feucht waren von Käthes Tränen; er küßte die Tropfen einzeln hinweg. Langſam, gan; angſam kehrte er ins Haus zurück. Er wußte nicht, ob er ſich freuen dürfte, er wußte nur, was er ganz klar geſehen hatte: Käthe liebte ihn! Als er den Salon betrat und Frau Bottrup allein dort fand, als ſie ihn betroffen anſchaute und fragte, was ihm geſchehen ſei, da bekannte er ihr ſeine Liebe für Käthe und bat ſie um ihre Hilfe. Frau Adelheid antwortete leiſe: „Ich weiß ſchon längſt, daß mein Kindchen Sie liebt, Felix! Aber ſie iſt ſo ſcheu, ſo ſchüchtern. Wir dürfen nicht in ſie dringen; laſſen Sie ihr Zeit— Sie können es ja in der Gewißheit, daß Ihre Liebe erwidert wird. Und Sie wiſſen, daß ich das herrliche Geſchöpf niemand gönne als Ihnen, Felix. Ich wäre ſo froh— ich bin es ſchon. Aber warten Sie, warten Sie in Geduld!“ Damit gab Felix Turnau ſich zufrieden. Er küßte beide Hände der gütigen Frau. Nachdem er ſich zurückgezogen hatte, ſtieg Frau von Bottrup hinauf zu dem Schlaf⸗ zimmer Käthes. Sie lächelte nur, als ſie das junge Mädchen vor dem Bett knien ſah, den Kopf in die Kiſſen vergraben. Leiſe, ganz leiſe trat ſie näher und legte Käthe eine Hand auf das Haupt. „Käthekind!“ ſagte ſie voll unendlicher Liebe. 5 Da fuhr das junge Mädchen herum, ſchaute aus ver⸗ weinten Augen zu ihr auf, umklammerte mit beiden Armen ihre Tante und ſtieß hervor: „Du weißt alles, Tante?— Ach, ich bitte dich, ſchicke ihn fort! Er ſoll nie wieder ſo zu mir ſprechen— nie wieder! Hörſt du, Tante? Das mußt du ihm ſagen...“ „War denn das ſo ſchrecklich, was er dir anvertraut hat, Kind?“ Sie ſah, wie Käthes Augen ſtrahlten trotz der Tränen, die noch in ihnen ſtanden. Sie hoffte ſchon, da riß ſich das junge Mädchen auch von ihr los. „Tante, ich bitte dich, quäle mich nicht! Sag' ihm, daß ich nie heiraten, nie einen Mann lieben werde...“ „Beſtimmt nicht, Käthekind?“ fragte Frau Adelheid lächelnd. „Ganz beſtimmt, Tante! Ich weiß, du glaubſt mir nicht, aber es iſt mir bitter ernſt zumute.“ Und dann warf ſie ſich doch wieder an die Bruſt der Tante und preßte ihren Kopf an deren Schulter. Sie er— bebte dabei in ſo heftigem Schmerz, daß die erfahrene Frau wußte, ſie durfte nun mit keinem Worte mehr an das Geſchehnis rühren. „Still, ſtill, mein Mädelchen!“ flüſterte ſie.„Niemand wird dich zwingen, ich am wenigſten. Und ich will tun, was du wünſchſt: ich will ihn fortſchicken. Vielleicht kommt er einmal zur rechten Zeit wieder. Nur weine und ſorge dich nicht mehr, Kätherle, es iſt ja gar nichk ſo ſchlimm...“ Sie ſtreichelte das blonde Haar Käthes und redete ihr noch lange zu, bis ſie ſich von ihr auskleiden ließ und ſich niederlegte. Noch in der gleichen Stunde bat Frau Adelheid den jungen Baron zu ſich und ſagte ihm ſchonend, daß es beſſer ſei, wenn er für einige Zeit abreiſen würde. Ihr Lächeln verkündete dem Beſtürzten, daß nichts ver— loren ſei. Er hatte Mühe, nicht laut aufzujubeln. Am nächſten Morgen war er abgereiſt, ehe einer der anderen Gäſte erwachte. Als Käthe die Augen aufſchlug und ſich an alles erinnerte, was geſtern geſchehen war, als ſie beglückt wieder ſeine Worte zu hören vermeinte, als aber auch all die Angſt jäh wieder in ihr wach wurde, die ſie dabei empfunden hatte, da wurde die Tür geöffnet. Tante Adelheid kam zu ihr und ſagte leiſe: „Er iſt fort, Käthekind! Er läßt dich noch grüßen und bittet um Verzeihung, weil er dich ſo erſchreckt hat!“ Da lächelte Käthe, während heiße Tränen aus ihren Augen rannen. E 15 77: Käthe verbrachte ſchreckliche Tage und noch ſchrecklichere Nächte, ſeit Felixn Turnau Nonnenwerth verlaſſen hatte. Um ſo ſchrecklicher, als ſie niemand hatte, dem ſie ſich an— vertrauen konnte. Und ſie mußte ſich doch das große Geheimnis vom Herzen ſprechen, ſonſt würde ſie daran zugrunde gehen— ſie wußte es! Warum, ach, warum nur hatte das Schickſal ſo grau⸗ ſam mit ihr geſpielt? Was hatte ſie denn damals von Liebe gewußt, als ſie Berndt Klauſen nach London gefolgt und ſeine Frau geworden war? Sie wußte nur das eine: Daß ſie nie Liebe für ihn empfunden hatte, denn ſonſt wäre ſie nicht immer zurück⸗ gebebt, wenn er nur in ihre Nähe kam; ſonſt wäre ſie ihm nicht ſo dankbar dafür geweſen, daß er keine Zärtlichkeiten von ihr verlangte, ihr keine erwies! Jetzt aber... ö Ach, ſie ſah ja immer und immer wieder, im Wachen und Träumen, das ſchöne Geſicht, die ſtrahlenden, um Liebe bettelnden Augen Turnaus. Sie hörte die Worte, die er zu ihr geſprochen hatte. Nicht ein einziges hatte ſie vergeſſen, denn ſie waren wie mit feuriger Schrift in ihr Herz gegraben! Wie ſelig, ach, wie unbeſchreiblich ſelig hätte ſie ſein können, wäre nicht jenes entſetzliche Geheimnis in ihrem Leben geweſen! Und nie, nie würde ſie es bannen können! Nie! In ihrer großen Herzensnot kam ihr der Gedanke, ob Herr von Bodenſtein, der ſo ritterlich zu ihr geweſen war, ihr nicht helfen könnte. Ihm als Detektiv mußte es ein leichtes ſein, feſtzuſtellen, was aus Berndt Klauſen ge⸗ worden war, ob er noch lebte oder zu den Toten zählte. Und wenn Bodenſtein ſie fragte, warum ſie das wiſſen wollte? Ob ſie ſich ihm würde anvertrauen können? Sie zweifelte. Sie marterte ſich mit dieſen Gedanken und kam zu keinem Entſchluſſe. Käthe war Tante Adelheid unausſprechlich dankbar, als dieſe mit keinem Wort an den Vorfall rührte, als ſie die übrigen Gäſte, die es nach der Abreiſe Turnaus für ihre Pflicht hielten, ſich eben⸗ falls zu entfernen, nicht zurückhielt. Nun waren die beiden wieder allein in dem ſtillen Nonnenwerth. Und Käthe ließ Tante Adelheid gern davon ſchwärmen, wie ſchön es werden würde, wenn ſie dem⸗ nächſt nach Wiesbaden gehen würden, vielleicht auch nach der Schweiz „Ich muß dir doch noch ſo vieles von der Welt zeigen, Kind!“ ſagte die gütige Frau oft.„Sie iſt ſo ſchön!“ „Wenn man reich iſt!“ dachte Käthe bei ſich mit einiger Bitterkeit und erinnerte ſich, wie ſie ſchon die Menſchen beneidet hatte, die in jene kleine Sommerfriſche hatten reiſen und ſich dort vergnügen können, wo ſie mit der harten Tante gelebt hatte. Niemals hatte ſie ſich träumen laſſen, daß ſie einſt ſelber ſehr reich ſein und einen vornehmen Namen führen würde. Aber ſie hätte beides hingegeben für das Bewußt⸗ ſein, frei zu ſein. Sie kam ſich vor wie eine Gefangene, die an einer unſichtbaren Kette gehalten wurde— einer Kette, von der ſie niemand befreien konnte! Wenn ſie damals hätte ahnen können, was das Leben ihr noch bringen würde! Aber ſie war noch ein Kind geweſen, töricht und un⸗ erfahren! Und mußte nun dafür das Glück ihres Herzens opfern! Eines Tages ſaß ſie mit der Tante auf der Terraſſe, als ein Reiter in den Hof ſprengte, deſſen Pferd ſchaumbedeckt und ſichtlich erſchöpft war. Frau Adelheid ſtand erſchrocken auf; auch Käthe erhob ſich. Eine unerklärliche Beklemmung ließ ſie erbeben, ſie mußte ſich auf die Stuhllehne ſtützen, um nicht nieder⸗ zuſinken. Der Mann, ein Reitknecht, kam die Treppe herauf, zog tief die Mütze und verbeugte ſich. Dann aber keuchte er: „Gnädige Frau, eine dringende Botſchaft...“ „Warum in aller Welt hat man nicht das Telephon benutzt?“ fragte Frau Adelheid. Der Mann lächelte verlegen und ſchaute auf Käthe. „Ich weiß nicht, ob ich vor dieſer Dame ſprechen darf?“ Da ſchritt Käthe auch ſchon wankend hinweg. Aber ſie hörte noch, wie der Fremde ſagte: „Ich komme von Werdenfels, gnädige Frau, von Frau Baronin von Turnau...“ Da preßte Käthe eine Hand auf das Herz, das jäh ſein Schlagen faſt einen Augenblick einſtellte. Und totenbleich lehnte ſie ſich an eine der hölzernen Säulen, die das Dach der Terraſſe trugen. Von Felix' Mutter! Und daß ein Unglück geſchehen war— ihm!—, das ſtand für ſie ſeſt. Sie hörte nicht, was der Reitknecht noch meldete; ſie vernahm nur einen Schreckensruf der Tante und ſeinen Namen! „Felix?“ ſchrie Frau Adelheid. Was war geſchehen? ö Dann ſprach Tante leiſe einige Worte zu dem Manne, der die Treppe wieder hinabſtieg. Schritte erklangen, weiche Arme umſchlangen Käthe, und dieſe hörte hinter ſich eine ſanfte Stimme: „Liebe Käthe, erſchrick nicht! Etwas Schreckliches iſt geſchehen: Felix iſt verunglückt bei einer Fahrt mit einem neuen Motorrad. Man hat es nicht telephoniſch melden wollen, um uns nicht zu ſehr zu ängſtigen.“ Da wandte Käthe ſich um. Ihr Geſicht war vollkommen farblos, ihre Lippen zuckten und ihre Augen waren wett geöffnet. Sie faltete die Hände, als ſie nun ſtammelnd fragte:„Taute— er iſt— tot?“ „Kind! Nein, nein! Aber ſchwerverwundet!“ „Dann wird er ſterben!“ „Käthe, ich begreife dich nicht! Nein, er lebt noch, und er hat dich gerufen. Der Arzt ſchickt, du ſollſt kommen! Von dir wird es abhängen, ob er am Leben bleibt oder nicht...“ „Von mir?“ „Käthe, haſt du denn vergeſſen...“ Da ſchoß jäh das Blut wieder in das Herz des armen Kindes zurück und von dort aus in ihre Wangen. Käthe konnte nicht faſſen, was ſie da hörte. Und doch erfüllte ein Glücksempfinden ohnegleichen auf einmal ihre Bruſt. Felix hatte ſie gerufen! Nichts weiter wußte ſie. Die Schatten der Vergangen⸗ heit wichen zurück wie Nebel, die von der ſiegreichen Sonne zerſtreut wahden, und mit beiden Händen umklammerte Käthe die Hände der Tante. „Wo, wo iſt er? Taute, wir wollen zu ihm— gleich!“ „Ich wußte es“, erwiderte Frau Adelheid.„Ja, wir fahren gleich. Ich will nur dem Boten Beſcheid ſagen.“ Sie eilte fort. Käthe hörte den Reiter wieder fort⸗ ſprengen. Dann ließ ſie ſich von der Tante ins Haus führen. Eine halbe Stunde ſpäter führen beide ſchon im Auko davon. Käthe wußte noch nicht einmal, wohin es glug, ſie wußte nur, daß ſie ihn wiederſehen ſollte— ihn! Und er war ſchwer verwundet! Aber er hatte ſie ge⸗ rufen! Vor einem prächtigen, ſchloßähnlichen Gebäude, deſſen beide Seiten von ſchlanken Türmen begrenzt wurden, hielt der Wagen. Eine ſehr vornehm ausſehende Dame kam die Treppe der Rampe herab und umarmte Frau Adelheid, um ſſch dann ſogleich Käthe zuzuwenden. „Fräulein von Bernsbruck?“ „Meine Nichte, liebe Manon“, erklärte Frau Bottrup. Da erfaßte die Dame beide Hände Küthes, ſchaute ihr bittend in die blauen Augen und ſagte: „Von Ihnen wird das Leben meines Sohnes ab⸗ hängen.“ 5 Das alſo war ſeine Mutter! „Wie geht es ihm?“ fragte Käthe mit verſagender Stimme. Ein Achſelzucken war die Antwort., Baronin: a „Darf ich Sie gleich zu dem Arzte führen, Fräulein von Bernsbruck?“ „Ach ja— bitte...“ Dann ſagte die Fortſetzung fold Angelegenheit an Mittagen rechnen. fahrzeughalter und andere intereſſierte Perſonen bitten wir, dies zu beachten. 1 Bekanntmachung. i Betreffend: Der Dienſtbetrieb bei dem Kreisamt Heppenheim; hier Einhaltung der Sprechſtunden. Bei dem Kreisamt Heppenheim wurden in den vergangenen Herbſt. und Wintermonaten mehrere Hundert Kraftfahrzeuge vorübergehend abgemeldet, die jetzt alle wieder zur Anmeldung gebracht werden. dieſer abgemeldeten Fahrzeuge verurſachte Mehr⸗ arbeit zwingt uns, 8 Büro für Kraftfahrzeugangelegenheiten nur auf die Vormittage zu beſchränken, damit an den Nachmittagen die pünktliche Erledigung der Die durch die Wiederzulaſſung die Sprechſtunden bei dem schriftlichen Arbeiten gewährleiſtet iſt. Es kann daher künftig niemand mehr auf Erledigung ſeiner Die Kraft⸗ Heppenheim, den 31. März 1933. Heſſiſches Kreisamt Heppenheim. J. V. gez.: Stieh. Vorſtehende Bekanntmachung bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis. Viernheim, den 6. April 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. 9 In kommiſſariſcher Vertretung: Winkenbach. e Glagtliche Abſchlußprüfungen. Bei den im März beendeten ſtaatlichen Abſchlußprüfungen für Schulfremde beteiligten ich auch eine Anzahl Schüler der ſtaatlich ge⸗ zehmigten höheren Privatlehranſtalt, Inſtitut Schwarz, Mannheim, M 3, 10. Es erwarben 4 Schüler des Inſtituts das gymnaſiale Reifezeugnis am Gymnaſium Mannheim und am ymnaſium Bensheim alle 3 von der Anſtalt kommenden Kandidaten. Das realgymnaſiale Reifezeugnis erwarb ſich ein Schüler an der Leſſingſchule. Bei der ebenfalls an der Leſſing⸗ ſchule abgehaltenen Oberrealſchulreifeprüfung wurde einem Schüler die Univerſitätsreife zuer⸗ kannt. Ferner wurde ſie 6 Schülern bei der Reifeprüfung an der Tulla⸗Oberrealſchule und den zwei Schülern an der Obuberrelſchule Worms zuerkannt. Somit haben ſiebzehn chüler der Privat⸗Realſchule Schwarz bei den ſtaatlicen Abſchlußprüfungen das erſtrebte Ziel, die Univerſitätsreife, erreicht. Am 4. und 5. April fand die private Unter⸗ ſekundaabſchlußprüfuug unter der Leitung von Geheimrat Dr. Gruppe, Heidelberg, als Prüfungs- kommiſſar an der Anſtalt ſelbſt ſtatt. Sämtliche 15 Prüflinge konnten hierbei für beſtanden er⸗ klärt werden. Neben obigen Abſchlußprüfungen beſtand eine große Anzahl Schüler Aufnahme⸗ prüfungen für die entſprechenden Klaſſen der ſtaatlichen höheren Lehranſtalten. Dieſe Er- folge laſſen die am Inſtitut Schwarz geleiſtete ernſte pädagogiſche Arbeit am beſten erkennen und bieten auch die Gewähr für eine weitere gedeihliche Zukunft. e Einſuhrverbot für geſchächtetes Vieh Karlsruhe, 9. April. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium veröffentlicht folgende Ver⸗ ordnung des Reichskommiſſars: Verordnung(vom 6. April 1933). Auf und des Paragraphen 2 der Verordnung es Reſchspräſidenten zum Schutze von Volk nd Staat vom 28. Februar 1933(Reichs⸗ 150 1 S. 85) wird verordnet, was olgt: Paragraph 1. Die Einfuhr des Fleiſches von Tieren, die beim Schlachten vor Beginn er Blutentziehung nicht betäubt worden ſind. nach Baden, iſt verboten. Paragraph 2. Zuwiderhandlungen gegen bdieſe Vorſchrift werden nach Paragraph 4 er genannten Verordnung mit Gefängnis licht unter einem Monat oder mit Geld⸗ ſtrafe von 150 bis 15000 Rm. beſtraft. Paragraph 3. Dieſe Verordnung tritt ſo⸗ 1 ort in Kraft. 0 die Abgabe von Arzneimitteln durch die Kaſſen Karlsruhe, 9. April. Die Preſſeſtelle beim tagtsminiſterium teilt mit: Wiederholt ſchon wurde geklagt über die immer fühlbarer wer⸗ dende Konkurrenz der Krankenkaſſen durch den Vertrieb von Heil- und Arzneimitteln(auch Brillen, Sanitätsartikel uſw.). Wenn auch die Beſchaffung dieſer Mittel bisher dem freien Ermeſſen der Krankenkaſſen überlaſſen war, ſollte doch aus Zweckmäßigkeitsgründen die Selbſtabaahe derarfiger Mittel durch die Kran, „ kenkaſſen künftighin eingeſchränkt werden. Die Verſicherungsämter a's Aufſichtsbehörden der Krankenkaſſen wurden angewieſen, den in Frage kommenden und der Aufſſicht unter⸗ ſtehenden Krankenkaſſen(Orts-, Betriebs- und Innungskranlenkaſſen) die Ergänzung der jet⸗ zigen Beſtände an Arznei- und Heilmitteln uſw. auf Grund der genannten Beſtimmung zu unterſagen. Von den Kaſſen iſt ein Be⸗ ſtandsverzeichnis aller zur Selbſtabgabe be⸗ ſtimmten Mittel nach dem neueſten Stande zu erheben. Eine Neubeſchaffung und Ergän⸗ zung des jetzigen Beſtandes an Heil- und Arz⸗ neimitteln uſw. darf von den Krankenkaſſen bis auf weiteres nicht mehr erfolgen. Veſſerung am Arbeitsmarkt Karlsuhe, 9. April. Die Frühjahrsentla— ſtung des Arbeitsmarkts hat in der zweiten Hälfte des März ſo gute Fortſchritte gemacht, daß in Südweſtdeutſchland die Zahl der Ar— beitsloſen von Mitte März bis Ende März um 20372 Perſonen zurückgegangen iſt. Ein ganzes Drittel des Abgangs entfiel auf die Bauarbeiter. Die Geſamtzahl der bei den württembergiſchen und badiſchen Arbeitsäm⸗ tern vorgemerkten Arbeitſuchenden betrug 313 565 Perſonen. Auf Württemberg und Hohenzollern kamen 128828 und auf Baden 184737. Von den Arbeitſuchenden waren 287788 als arbeitslos anzuſehen und zwar 113 994 in Württemberg und 173 794 in Ba⸗ de n. Der Stand an Hauptunterſtützungsemp⸗ fängern war am 31. März 1933 folgender: in der verſicherungsmäßigen Arbeitsloſenun⸗ terſtützung 42 285 Perſonen(33 245 Männer, 9040 Frauen), in der Kriſenfürſorge 84 133 Perſonen(68 363 Männer, 15770 Frauen). Die Geſamtzahl der Hauptunterſtützungsemp— fänger iſt um 16 956 oder 11,8 v. H. nämlich von 143 374 Perſonen(118020 Männer, 25354 Frauen) auf 126 418 Perſonen (401608 Männer, 24810 Frauen) gefallen. Davon kamen auf Württemberg 54007 gegen 64 200, auf Baden 72 411 gegen 79 174 am 15. März 1933. Keine Neuerrichtung von Warenhäuſern Karlsruhe, 9. April. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterum teilt mit: Zur Behebung der wirtſchaftlichen Not des Mittelſtandes fühlt ſich die badiſche kommiſſariſche Regierung— bis zu der in Bälde zu erwartenden reichs⸗ geſetzlichen Regelung der Angelegenheit— da— für verantwortlich, ſchon jetzt gewiſſe unauf— ſchiebbare Maßnahmen anzuordnen. Der kom⸗ miſſariſche Miniſter des Innern hat deshalb zum Schutze des wirtſchaftlich bedrängten mit⸗ telſtändiſchen Einzelhandels gegenüber den ihn wirtſchaftlich erdrückenden Großunternehmun— gen der Warenhäuſer, Einheitspreisgeſchäfte, Großfilialbetliebe, Kleinpreisgeſchäfte uſw. durch Verordnung vom Heutigen verordnet, daß die Neuerrichtung, Erweiterung und Ver— legung von Warenhäuſern, ſowie von den Warenhäuſern und Einheitspreisgeſchäften ähn⸗ lichen Berrieben(Kleinpreisgeſchäfte aller Art) und die Errichtung neuer Zweigſtellen von Fi— lialgeſchäften bis auf weiteres verboten iſt. Dieſe Verbote gelten auch für Konſumvereine. Aus Vaden Wie man Deutſche drüben behandelt. Kehl, 9. April. Die Kehler Preſſe ver— öffentlicht die protokollariſche Niederſchrift des Bürgermeiſteramts, über die Erlebniſſe, die ein deutſcher Geſchäftsreiſender in Straßburg gehabt hat. An ſeinem vor einem Hauſe am Kleberplatz aufgeſtellten Auto waren die Rei— fen teils zerſchnitten, teils luſtleer gemacht wor— den, ſo daß eine Weiterfahrt unmöglich war. Auch das Hoheitszeichen D, wodurch der Wa— gen als deutſcher kenntlich war, war beſchä— digt. Der ſeinem Unmut Luft machende Rei— ſende wurde vom Publikum beläſtigt und ver— höhnt. Auch in ſeinem Hotel wurde er nicht wie von früher her gewohnt, aufgenommen. Den beſchädigten Wagen mußte er, ſo wie er war, ohne Luft in den Reifen, nach einer etwa ein Kilometer weit entfernten Garage fahren. Für deutſche Reiſende iſt es zurzeit nicht ratſam, ins Elſaß zu gehen. Geſchäfte ſind nicht zu machen, alles iſt verhetzt, eine Arbeit der Chauviniſtenpreſſe und des Straß— burger Senders. Karisruhe, 9. April. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Der dem Zen— trum angehörige Landtagsabgeordnete Anton Hilbert, Untereggingen, wurde in Schutzhaft genommen. Hilbert hat ſich bekanntlich in und außerhalb des Landtags durch verletzende und beleidigende Angriffe auf den Reichskanz⸗ ler Adolf Hitler und andere nationalſozialiſti⸗ ſche Führer in der Bevölkerung ſehr unbeliebt gemacht. Die erneute Aufſtellung dieſes Man⸗ nes als Kandidat für den kommenden Land⸗ tag durch die Zentrumspartei wurde daher als eine offenkundige Provokation empfunden. Hil⸗ bert mußte daher zu ſeiner perſönlichen Sicher⸗ heit in Schutzhaft genommen werden. * Karlsruhe, 9. April.(Amtsniederle⸗ Fu k Die Stadträte Heinz Kappes und Fritz Töpper haben ihr Stadtratsamt nieder⸗ gelegl und ſcheiden damit aus dem Stadtrat aus. ö 0 Aus der Heimat Gedenktage 10, April. 1864 Der Komponiſt Eugen d' Albert in Glasgow geboren. f 1878 Der Großinduſtrielle Albert Borſig in Berlin geſtorben. 1924 Der Großinduſtrielle Hugo Stinnes in Berlin geſtorben. Prot.: Daniel— Kath.: Ezechiel. Sonnenaufg. 5.15 Sonnenunterg. 18.49 Mondunterg. 4.49 Mondaufg. 19.13. Otern entgegen! Es iſt Frühling. Linde Lüfte, Blumen des Lenzes, weiße Wolken am blauen Himmel, ſchwellende Knoſpen und jubelnde Vogellie— der ſagen es uns. Und in einen ſolchen Früh— ling einzuziehen, ihn zu ſchmücken und zu weihen, den Gleichklang zwiſchen ſeeliſchen und natürlichen Erlebniſſen dieſer Tage herzuſtellen und ſo die Frühlingsfreude zu erhöhen: dieſe Aufgabe iſt dem diesjährigen Oſterfeſt erblüht, das wir immer näher her- anrücken ſehen. Schon der Name Oſtern wirkt wie ein frohlockender Ruf Daß es Oſtern entgegengeht, kündet uns aber nicht nur die Natur. Die Auslagen un— ſerer Geſchäfte ſtehen völlig im Zeichen des Oſterhaſen, ſowohl der Oſterhaſen aller Sü— ßigkeitsgrade und Farben und Größen ols auch in dem des Oſtergeſchenkes. Denn für die Leckermäuler der Kinder ſind die Oſter— haſen und Eier beſtimmt, die da jetzt in un— gezählten Maſſen die Bäckerei- und Kondito— reiläden füllen; für die Großen aber haupt— ſächlich gibt es nebenbei noch in allen andern Geſchäften praktiſche und ſchöne Geſchenke zu kaufen, mit denen ſich auch. an Oſtern Liebe und Verehrung gegenſeitig zu beſchenken pflegen. Ueberall begegnet das Auge den Symbolen des Oſterfeſtes. Selbſt in der eigenen Häuslichkeit kündigt ſich das Feſt an. Die Hausfrau nimmt eine gründliche Reinigung der Räumlichkeiten vor, denn zum Feſte muß alles blitzblank ſein. Der Hausherr überlegt, ob und wohin er mit den Seinen vielleicht einen kleinen Oſterausflug unternehmen kann, denn an Oſtern möchte jeder gern ins Grüne. Natür— lich würde man auch gern zu Oſtern zum erſten Mal einen neuen Anzug tragen, be— ziehungsweiſe ein neues Kleid oder einen hübſchen Frühjahrsmantel und ſchon jetzt, wenn nicht längſt früher, bewundert man die Bilder der Modejournale, in denen die Men— ſchen in Oſterſtimmung wie aus dem Ei ge— ſchält geſchildert werden. * Neues Pauſezeichen der Berliner Funkſtunde. Das eintönige Ticken der Wek⸗ keruhr als Pauſezeichen des Berliner Sen— ders wird nicht mehr lange zu hören ſein. Der ſtellvertretende Intendant der Berliner Funkſtunde, Richard Kolb, hat ein neues Pauſezeichen in Auftrag gegeben. Es werden markante Takte des Kampfliedes„Volk ans Gewehr“ ſein, das eines der ſchönſten Lieder der nationalen Erhebung iſt. * Pogelſchutz im April. Die Allgemeine Tierſchutz-Zeitſchrift veröffentlicht für den Mo⸗ nat April folgende Anregungen: Viele Vogel— arten ſind ſchon eifrig mit dem Neſtbau be— ſchäftigt. Die Vorkehrungen zur Schaffung von Niſtgelegenheiten müſſen deshalb been— det ſein, höchſtens kann man noch den Buſch— brütern durch quirlartiges Zuſammenbinden von Zweigen brauchbare Neſtunkerlagen ſchaf— fen. Man wählt mehrere Zweige aus drei ver— ſchiedenen Richtungen, die man ſo bindet, daß ſie ſich kreuzweiſe ſtellen und einen Quirl bil— den, der ein Neſt ſicher halten kann. Das zum Binden verwendete Material muß ſo ſtark win, daß es nicht reißt. Sehr gut eignen 1 Weidenruten. Wenn es den überaus nütz— lichen Schwalben infolge der modernen Kana— liſation an geeigneten Neſtbauſtoffen fehlt, da ſie als Mörtel feuchten Straßenkot und naſ— ſen Lehm benötigen, kann man in einer Hof— ecke oder am Straßenrand durch Aufgießen von WMaſſer eine Schmutzſtelle unterhalten. Das Turnfeſt als Arbeitgeber Man hat ausgerechnet, daß beim 14. Deut⸗ ſchen Turnfeſt der Stadt Köln in den Turn⸗ feſttagen 13 his 14 Millionen Mark an Bar⸗ geld zugefloſſen ſind. Nicht berückſichtigt ſind dabei die Beträge, die bei den Geſell⸗ ſchaften des Verkehrs und der deutſchen In— duſtrie gelegentlich der Vorbereitungen und der Fahrt der Turner zur Feſtſtadt in Um— lauf gekommen ſind. In Stuttgart rechnet man mit 200 Sonder- zügen(in München waren es mehr). Kreis Sachſen hat allein ſchon 21 feſtgelegt. Bei einer Belegung der Züge mit je 1000 Teil⸗ nehmern ergibt dies bei einem Fahrpreis von 20 Mark faſt eine halbe Million Mark. Wenn man vorſichtig das fünffache rechnet dann ergibt dies ſchon 2,5 Millionen Mars für Fahrgeld. Beim Bau der Daueranlagen auf dem großen Feſtplatze, zu dem das 15. Deutſche Turnfeſt anregte, debe Hunderte von Erwerbsloſen 1 0 Arbeit gefun⸗ den. Die große Straßen- und Brückenanla⸗ ge, die Hauptkampfbahn, das Verwaltungs- gebäude und die Tennisturnieranlage ſind allein Gegenſtände von Millionen. Nicht weniger aber die Anlagen, die nur dem 15. Deutſchen Turnfeſt dienen. An der 120 000 qm großen Feſtwieſe mußte eben⸗ falls jahrelang gearbeitet werden. Mitte März hat der Hauptfeſtausſchuß für über eine Viertel⸗Million Mark Arbeiten an etwa 16 Baufirmen vergeben; davon 65 000 Mark auf die Haupttribüne, 35 000 Mark auf die Steh⸗Tribüne, 6000 Mark auf das Poſtge⸗ bäude und— 20 000 Mark auf den Flaggen⸗ turm, das Wahrzeichen des Feſtplatzes. Groß ſind auch die Beträge, die an die Firmen für den Zeltbau im Verpflegungsdorf 9 Die Errichtung der Zelte beanſprucht 100 000 Mark, wozu 40000 Mark für Innenausbau kommen. Nebenanlagen, wie die 2 km lange Einfriedigung, die Kanaliſation, die Zu⸗ fahrtsſtraßen, die Haupt⸗ und Nebeneingän⸗ ge, die Einrichtungen für das elektriſche Licht und die ſanitären Anlagen erfordern 80 000 Mark. Ein Ueberblick über das, was die wichtig⸗ ſten Ausſchüſſe wie der Wohnungsausſchuß der Preſſe- und Werbe-Ausſchuß uſw. benö⸗ tigen, iſt genau noch nicht möglich, es ſind aber auch Millionenbeträge. Der Turnaus⸗ ſchuß wird in nächſter Zeit 240 000 Mark benötigen, von denen der größte Teil Turn⸗ gerätefabriken zufließt. Stuttgart braucht doppelt ſo viel Geräte wie Köln. Es ſeien er⸗ wähnt 180 Barren, 80 Pferde, 80 Reckanla⸗ gen, 40 Sprungtiſche uſw. Die Koſten für Wettkampf- uſw. ⸗Zelte ſind nicht darin ent⸗ halten. Dieſe werden ſehr hoch ſein, da Zelte von mindeſtens 1800 m Geſamtlänge ge— braucht werden. Rechnet man hinzu, was von den Hun— derttauſenden von Turnern und Turnerin⸗ nen an Turnkleidung(Turnanzüge. Tan/⸗ kleider, Turnſchuhe) und Reiſeanzügen in den Monaten vor dem Turnfeſte angeſchafft wird, dann kann wohl geſagt werden, daß ein Deutſches Turnfeſt als ein ſehr guter Ar⸗ beitgeber für die deutſche Induſtrie ange— ſehen werden kann. Deulſche Tagesſthan Nur noch 35 jüdiſche Rechtsanwälte. Der Kommiſſar für die Berliner An⸗ waltskammer, Rechtsanwalt Dr. Neuberg, führte vor Vertretern der Preſſe u. a. aus: In der Anwaltſchaft hätten ſich ſeit Jahr— zehnten die jüdiſchen Juriſten beſonders breit gemacht, was zu dem unerträglichen Zuſtand geführt habe, daß mehr als zwei Drittel der in Berlin zugelaſſenen etwa 3500 Rechtsan⸗ wälte jüdiſcher Herkunft ſeien. In Zukunft dürften nur die etwa 900 bis 1000 Anwälte deutſchſtämmiger Herkunft die Gerichtsſäle betreten. Von den jüdiſchen Anwälten wür⸗ den in Berlin, entſprechend dem Anteil der jüdiſchen Einwohner an der Geſamtbevölke⸗ rungszahl nur etwa 35 zugelaſſen werden, wobei vor allem diejenigen Rechtsanwälte berückſichtigt werden würden, die ſich als Kriegsteilnehmer an der Front beſonders be— währt hätten. Der Stahlhelmzwiſchenfall in Braunſchweig. Das Braunſchweiger Staatsminiſterium teilt mit: Die Staatsanwaltſchaft Braun⸗ ſchweig hat dem Juſtizminiſter berichtet, daß ſie in der Strafſache gegen Schrader und Genoſſen wegen Verdachts eines hochverrä⸗ teriſchen Unternehmens die Akten dem Ober— reichsanwalt zuſtändigkeitshalber überſandt habe. Die Ueberweiſung des Falles Schra⸗ der an den Oberreichsanwalt iſt, wie die „Braunſchweigiſche Landeszeitung“ erfährt, erfolgt, nachdem die Staatsanwaltſchaft zu der Ueberzeugung gekommen war, daß der dringende Verdacht des Hochverrats ſowohl von Seiten des Stahlhelms, als auch des Reichsbanners vorliege. Das römiſche Recht nicht mehr Prüfungsfach. Der kommiſſariſche bayeriſche Juſtizminiſter hat an das Kultusminiſterium programmatiſche Anregungen für die künftige Geſtaltung des Studiums der Rechtswiſſenſchaft geleitet, wo⸗ nach die bevorzugte Stellung des römiſchen Rechtes zugunſten des deutſchen Privatrechtes zurückgedrängt werden ſoll. Das römische Recht dürfe nur noch Lehrfach, nicht aber Lern— fach und Prüfungsfach ſein. Bebelhaus aus öffentlichen Geldern. Nach einer Meldung des„Weſtdeutſchen Be⸗ obachters“ ſind in den letzten Tagen bei Sich⸗ tung des kölniſchen Materials eigenartige Dinge zutage getreten, die den Bau des Au⸗ guſt-Bebel⸗Hauſes, des Verlagshauſes der ſo— zialdemokrakiſchen„Rheiniſchen Zeitung“ in Köln⸗Deutz, in ein ſenſationelles Licht rücken. Man hat feſtgeſtellt, daß zu einer Zeit, als die Stadt ſchon in den größten Geldſchwierig⸗ keiten war, das Auguſt-Bebel⸗Haus ganz mit ſtädtiſchen bezw. öffentlichen Geldern erbaut worden iſt. Nicht ein Backſtein des geſamten Auguſt-Bebel⸗Hauſes ſei Eigentum der Rheini⸗ ſchen Zeitung. Nach Feſtſtellung dieſer Tat⸗ ſachen habe Oberbürgermeiſter Rieſen das der Stadt Köln gehörende Gebäude unter Zwangs⸗ verwaltung genommen. Die Stadtverwaltung habe dann das Gebäude an den Gauverlag Köln⸗Aachen der NSDAP. vermietet, ſo daß nun die Gauzeitung„Der Weſtdeutſche Be⸗ obachter“ im ehemaligen Auguſt-Bebel⸗Haus hergeſtellt werde. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt: 411 Stück Verkauft: 304 Stück Milchſchweine das Stück 11—16 Mk., Läufer das Stück von 17—23 Mark, Einleger das Stück 36 Mk. Marktverlauf gut.