Lokales * Schickſalsgewalten, ſo betitelt ſich unſer neuer Roman, mit deſſen Abdruck wir be⸗ reits in der geſtrigen Nummer begonnen haben. Neu hinzukommenden Abonnenten werden die be⸗ reits erſchienenen Nummern koſtenlos nachgeliefert. * Wald ⸗ Promenaden ⸗ Konzert. Wie bereits berichtet, veranſtaltet unſere Feuer⸗ wehrkapelle am k. Sonntag anläßlich der Feuer⸗ ſchutzwoche am Ochſenbrunnen ein großes Wald⸗ Promenade⸗Konzert unter Mitwirkung hieſiger Geſangvereine. Nach den Vorbereitungen zu ſchließen, verſpricht die Veranſtaltung ein echtes deutſches Volksfeſt zu werden. Wir können den Beſuch aufs wärmſte empfehlen, zumal der Er⸗ lös ausſchließlich zur Unterhaltung der Kapelle beſtimmt iſt. * Uebertritt zur N. S. D. A. P. Bür⸗ germeiſter Schiffers, Heppenheim, iſt zur NS DAP. übergetreten. Er begründete dieſen Schritt in öffentlicher Ratsſitzung. Es ſtand ſchon vorher feſt, daß er auf ſeinem Poſten bleiben werde, nachdem ihm durch die nationalſozialiſtiſche Frak- tion das Vertrauen ausgeſprochen worden war. * Achtung, Hausfrauen! Heute Mittwoch Abend findet hier, im Gaſthaus zum Löwen eine Perſil⸗Waſchvor führung ſtatt, auf die wir die hieſigen Frauen aufmerk- ſam machen. Ein Beſuch iſt ſehr zu empfehlen! * Ueberziehen des Poſtſcheck⸗ kontos iſt ſtrafbar. Es kommt nicht ſel⸗ ten vor, daß Poſtſcheckkunden, in der Annahme, daß inzwiſchen Gelder auf ihrem Poſtſcheckkonto eingehen, bereits Abhebungen veranlaſſen. Es iſt daher keine Seltenheit, daß beim Poſtſcheck⸗ amt ungedeckte Poſtſchecks vorliegen. Kommt dies häufig vor, dann kann ein Verſtoß gegen § 8 des Poſtſcheckgeſetzes(Verbot der mißbräuch⸗ lichen Ueberziehung des Guthabens) angenommen werden. Neben einer Beſtrafung wird das Konto aufgehoben. Daher ſoll der Poſtſcheck⸗ kunde nur über die Beträge verfügen, die ſeinen Konten wirklich gutgebracht ſind. Aufgelöſte SPD ⸗ Ortsgruppe. Die Ortsgruppe Lorſch der Sozialdemokratiſchen Partei hat ſich aufgelöſt. Der Ortsgruppenleiter hat erklärt, daß er ſich hinter die nationale Re⸗ gierung ſtellt. + Sterbefall. Nach langer Krankheit verſchied geſtern Frau Val. Bugert, Maria geb. Gutperle, im Alter von erſt 31 Jahren. R. J. P. * Vizekanzler v. Papen ſpricht in Heidelberg. Vizekanzler v. Papen wird am 30. Mai hier in einer Verſammlung der Vereinigung katholiſcher Akademiker ſprechen. Bei den deutſchen Koloniſten in Südrußland. An dem vom Verein fürs Deutſchtum im Ausland(V. D. A.) am Montag in Mannheim veranſtalteten Vortragsabend ſprach der Deutſch⸗ ruſſe Jakob Berger aus ruſſiſch⸗pfälziſch Speyer im Bernſand⸗Tal am Schwarzen Meer. Der Redner wies zunächſt auf die Tätig⸗ keit des V. D. A. hin, die notwendig noch ſtärker einſetzen muß, wenn von den 40 Millionen Deutſchen, die außerhalb der Reichsgrenzen woh⸗ nen, nicht viele für unſer Volkstum verloren gehen ſollen. Die Regierungen vor dem Kriege haben dadurch viel geſündigt, daß ſie jeden aus⸗ gewanderten Deutſchen als Ausländer betrachteten. „Vor ungefähr 140 Jahren rief Katharina ll. von Rußland— nach ihrer Abſtammung„die Deutſche“ genannt— viele deutſche Bauern nach Rußland, um die weiten Steppen im Süden Rußlands zu bevölkern und zu kultivieren. Die deutſchen Bauern waren als fleißig und ſtrebſam bekannt und ſetzten ſich mit großer Zähigkeit durch. Wo ſich bei ihrem Eintreffen öde Steppen aus⸗ breiteten, hin und wieder einige baufällige Lehm⸗ hütten ſtanden, dehnten ſich bald ſchmucke Dörfer und fruchtbare Felder aus. Nach 40.jährigem Kampfe gegen Not und Entbehrungen, gegen die räuberiſchen halbwilden Kirgiſenvölker, die Frauen und Mädchen raubten und die Männer als Sklaven verſchleppten, ſetzten ſich die Siedler end⸗ gültig durch. Auch unter Katharinas Nachfolger Alexander wurden wieder viele Deutſche, vor allem Badener, nach Rußland geruſen. Im Bareſano, Tal am Schwarzen Meer, weſtlich der Krim, ließen ſich die Pfälzer nieder und gründeten die badiſch⸗pfälziſche Siedlung. Viele Namen von Städten und Dörfern wurden aus der alten Heimat mit hinübergenommen: Morms, Speyer Landau, Raſtatt, München, Rohrbach, Sulz, Karlsruhe, Johannisthal ſind Dörfer der ruſſiſchen Pfalz von 2500 Einwohnern. Tal leben etwa 40000 Deutſche, von denen die meiſten Pfälzer ſind. In ganz Südrußland wohnen, mehr als 1 Million deutſche Koloniſten. Mit großer Treue hielten alle Siedler ihr Deutſchtum hoch. So wurde frühzeitig ein Beſchluß gefaßt, kein Haus und keine Scholle Land an einen Fremdſtämmigen zu verkaufen. Bis zum letzten Tage wurde daran feſtgehalten. Die früheren ruſſiſchen Regierungen wußten meiſtens den Pflicht- eifer und die Tüchtigkeit der Deutſchen zu ſchätzen. Die Soldaten kamen mindeſtens als Unteroffiziere vom Heeresdienſt wieder nach Hauſe. Viele ruſſiſche Bauern lernten bei den deutſchen Sied⸗ lern. Gute Beziehungen beſtanden zu den Ukrainern. Der Weltkrieg brachte ſür die Deut⸗ ſchen ſchwere Prüfungen. Die ruſſiſche Regierung verbot die deutſche Sprache. Verbannungen nach Sibirien waren an der Tagesordnung. Als gegen Kriegsende die deutſchen Truppen in das Bere⸗ ſano⸗Tal einzogen, wurden ſie mit großem Jubel empfangen. Während der ganzen Zeit der Ein⸗ quartierung wurden ſie gaſtfrei bewirtet. Nur eines blieb den Siedlern unverſtändlich: Was die Deutſchen in Rußland während der vergan⸗ genen 140 Jahre nicht fertig gebracht hatten, eine Ruſſin zur Frau zu nehmen, Soldaten brachten es innerhalb eines halben Jahres fertig. (Fortſetzung folgt). Wollen Sie einmal begeiſterte Hausfrauen ſehen? Dann lenken Sie am beſten noch heute Ihre Schritte zum Gaſthaus„Zum Löwen“, in deſſen Saal z. Zt. praktiſche Perſil⸗Waſchvor⸗ führungen ſtattfinden. Die dieſe Vorführungen beſuchenden Hausfrauen haben allerdings Grund zur Begeiſterung: So einfach hat man ſich nämlich das Waſchen farbiger kunſtſeidener und wollener Wäſcheſtücke garnicht vorgeſtellt. Ja, es ist ſchon etwas an dem Sprich Im Bereſano⸗ ſch n Spri Wasch- mittel gibt es freilich viel, allein es gibt r ein Perſil!“ und der Firma Henkel& Cie. ſei gedankt, daß ſie(es) den hieſigen Hausfrauen einmal Gelegenheit gegeben hat, einer praktiſchen Perſil⸗Waſchvorführung beizuwohnen. Wer noc nicht da war, hat wirklich etwas verſäumt! Bekanntmachung. Gefunden wurden: 5 N ein Damenregenſchirm und ein Damenhalskettchen. Viernheim, den 10. Mai 1933 Heſſiſches Polizeiamt: Oechlexß Bekanntmachung. Betr.: Erhebung der Gas⸗, Strom⸗ und Waſſer⸗ gelder. Nachdem die Rückſtände an Gas-, Strom- und Waſſergelber immer mehr überhand nehmen, ſind wir gezwungen, die ſchärfſten Maßnahmen zu ergreifen, um dieſe Gelder hereinzubringen. In erſter Linie müſſen wir darauf beſtehen, daß für die Folge die laufenden Rechnungen jeweils beim Kaſſieren an die Gelderheber bezahlt werden. Es dürfte dies bei einigermaßen gutem Willen möglich ſein, zumal die Erheber die Bezirke zweimal durchgehen. Wenn ein Konſument un⸗ verſchuldet in Rückſtand geraten iſt, ſind wir be⸗ reit, zur Begleichung der rückſtändigen Beträge Ratenzahlungen zu gewähren, die jedoch nur unter der Vorausſetzung, daß die laufenden Rechnungen jeweils pünktlich bezahlt werden. Entſprechende Anträge, die beſtimmte Vorſchläge enthalten müſſen, wie der Konſument die Rück⸗ ſtände zu begleichen gedenkt, können bei uns, Zimmer 19, abgegeben werden. Wenn nicht bis zum 18. ds. Mts. ein dies⸗ bezüglichen Antrag vorliegt, hat der mit der Zahlung ſeines Gas-, Strom⸗ bezw. Waſſergelder im Rückſtande befindliche Verbraucher die Ein⸗ ſtellung der Belieferung zu gewärtigen. Viernheim, den 9. Mai 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim. In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Todes-Hnzeige Dem Herrn über Leben u. Tod hat es in ſeinem unerforſchlichen Ratſchluſſe gefallen, geſtern vormittag 12 Uhr unſere unvergeßliche, liebe Frau und Mutter Maria Bugert nach langem Leiden, das ſie in Gott ergebener Geduld ertrug, im 31. Lebensjahre zu ſich in die ewige Heimat abzurufen. Wir bitten, ihrer Seele im Gebete zu gedenken. Viernheim, 10. Mai 1933 In tiefer Trauer: Valentin Bugert und Mind. Die Beerdigung findet am Donnerstag nachm. 4 Uhr vom Trauerhauſe, Mannheimerſtr. 6 aus, ſtatt.— 0 5 Mangold dung NN. l. Mittwoch Abend 8¼ Uhr Versammlung in der Vorſtadt. Um zahlreichen Be⸗ ſuch bittet der Führer. Düngerfreier Gpargel zu haben bei kümung dinner Holzſtraße 8 Junger Pfd. 15 und ſonſtiges Gemüſe ſowie 9 . 5 Dann nur mit meinen Qualitäts⸗Filmen und Platten 2 2 2 2 2 2 2 nichstleistung n Ala Isechrem:-Film 28. Sch. 6/9 RM. 1,35 Photoarheiten werden bei mir durch einen er- fahrenen Fachmann(Herrn Photograph Blaſchke) ſauber und ſchnell ausgeführt. 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Seine erſten Mitar⸗ beiter ſind die bisherigen beiden Referenten jernheimer Anzeiger Siernheimer Tageblatt— Vlernheimer Nachrichten) erſcheint taglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1.40 Mi fre ine Haub gebracht.— Gratisbeilagen: wbchentl das achtſeſtige eien aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen anb⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— ramme Nummer 109 „Vi im.— Poſtſchecklo 21577 10 1 lag! 0b. We 12 25 nto Nr. 21577 Ann ſtsſtelle Rathausſtr. Donnerstag, den 11. Mai 1933 Viernheimer Zeitung (Biernheimer Bärger-Ztg.—. Eiernh. Volksblatt) bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— nnahnieſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Anzei 15 71 Die einſpaltige Petitzeile koſtet 30 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., Geſchͤftsſtelle u. von sämtlichen Annoncen Expeditionen eutſchlands u. des Auslanbs Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Eee eee r lr fert r ef t.— Für die Aufnahme t übernommen werben 50. Jahrgang Auf dem Weg zum gtändeſtaat Von Dr. Paul Hilland. Auf dem Wege zu dem vom Nationalſo⸗ zialismus erſtrebten Ständeſtaqat iſt am 3, und 4. Mai ein entſcheidender Schritt un⸗ ternommen worden. Die Reichsſtände des Handwerks und des Handels wurden gegründet und der Schirmherrſchaft des Reichskanzlers Adolf Hitler unterſtellt. Da⸗ Mittelſtand bereits Porganiſatoriſch zuſammengefaßt und ſtändiſch gegliedert worden. Beide Reichsſtände ſind die Vertretung ihrer Berufsſtände und haben insbeſondere die Vereinheitlichung und Zu⸗ ſammenfaſſung der beruflichen Organiſatio⸗ nen zu erfüllen, aber weiterhin auch die Durchführung aller erforderlichen Vorarbei— ten zu einer durch das ganze Reich geplan⸗ ten Erfaſſung der Berufsſtände des Handels zu leiſten. Es kann wohl nur noch eine Frage ber Zeit ſein, bis dieſe geſetzliche Regelung erfolgt iſt. Schließlich haben die Berufs⸗ ſtände auch die Durchführung der ſtandes⸗ Fund ſtaatspolitiſchen Erziehung im Geiſte der nationalſozialiſtiſchen Erhebung durchzufüh⸗ ren. Wichtig iſt auch die Tatſache, daß die [Arbeitnehmer dieſer berufsſtändiſchen Vertretung angehören und damit endlich ein⸗ mal im Geiſte der nationalſozialiſtiſchen Be— wegung die Klaſſenunterſchiede beſeitigt wurden, die bisher der liberaliſtiſch⸗kapitali⸗ ſtiſchen Wirtſchaftsordnung anhaften. Daß bei der geſamten ſtändiſchen Neuor⸗ ganiſation in nationalſozialiſtiſchem Geiſte verfahren wird, dafür bürgen ſchon die an der Spitze der Rentein, der Reichs⸗ der Reichskampfbundführung, Karl Zeleny und Erich Wildt. Der Reichskommiſſar des neuen Reichs- . ſtandes des deutſchen Handwerks, Karl Zele— ny, iſt ſtändiger Vertreter des Reichsführers Dr. von Renteln. Das Präſidium des Reichs- ſtandes beſteht aus folgenden Mitgliedern außer dem ſchon erwähnten Reichskommiſſar 1 Zeleny: Schmidt⸗Wiesbaden, Magunia-Kö⸗ nigsberg, Näher⸗Heidelberg, Dr. Kontze-Ber⸗ in, Bökenkamp⸗Dortmund, Staatskommiſſar Renz⸗Darmſtadt, Staatskommiſſar Dr. Ken⸗ rup⸗Karlsruhe, Staatskommiſſar Katzmann⸗ Weimar, Dr. Meuſch⸗Hannover, Dr. Lange, . Stabsleiter Sohns⸗Berlin. Im Reichsſtand des Handels iſt der Ver⸗ treter Jr. von Rentelns Herr Erich Wildt, der zum Vizepräsidenten des Reichsſtandes gewählt worden iſt. Das von Dr. von Ren⸗ teln berufene Präſidium beſteht, außer Herrn von Wildt, noch aus dem Präſidenten der Hauptgemeinſchaft des Deutſchen Einzelhan⸗ dels, Paul Freudemann, dem Präſidenten des Reichsverbandes des Groß- und Ueber⸗ ſeehandels, E. von Sellner, dem Präſiden⸗ ten des Gaſtſtättengewerbes, Hermann Gör⸗ ke, dem Vorſitzenden des ambulanten Han— dels, Felix Scholz, dem Vorſitzenden der Handelsvertreter, Wilhelm Meyer, ſowie dem Stabsleiter des Kampfbundes Sohns. Wei⸗ tere Plätze ſind noch im Präſidium für Ver⸗ treter der Angeſtellten und Kaufmannsgehil⸗ fen offengehalten worden. Im Reichsſtand Des Handels ſelbſt ſind alle Spitzenverbände des deutſchen Handels zuſammengeſchloſſen und zwar 1. Hauptgemeinſchaft des Deut⸗ ſchen Einzelhandels; 2. Reichsverband des Deutſchen Groß⸗ und Ueberſeehandels; 3. Reichsverband ambulanter Gewerbetreiben— der Deutſchlands; 4. Zentralverband der g Handelsvertretervereini ungen Deutſchlands, 5. Reichseinheitsverband des deutſchen Gaſt⸗ ſtättengewerbes. Damit iſt dokumentiert, daß alle Teile des deutſchen Handels, die bisher teilweiſe noch auseinanderſtrebten, nunmehr in ernſter und ſachlicher Arbeit zuſammenſtehen wer⸗ den. Zwiſchen Großhandel und Einzelhan⸗ del als Lieferant und Abnehmer ſind zwei⸗ Kongreß der Arbeitsfront Kampf dem Klaſſenkampf— Veredelung des Arbeitsbegriffes Berlin, 11. Mai. Am Mittwoch nachmittag wurde im feſt— lich geſchmückten Sitzungsſaal des preußiſchen Staatsrates der Kongreß der Deutſchen Ar— beitsfront abgehalten. Die Abgeſandten der Gewerkſchaften und Verbände der Arbeiter und Angeſtellten aus dem ganzen Reich hat— ten ſich hier erſtmalig vollzählig zuſammen— gefunden, um vor aller Oeffentlichkeit die Einigung der deutſchen Arbeit⸗ nehmerſchaft in ihrer Geſamtheit kund— zutun. In dem mit Blumen und Hakenkreuz fahnen geſchmückten Saal hatten etwa 400 Vertreter der Arbeiter- und Angeſtelltenver— bände Platz genommen, während auf der Empore zahlreiche Ehrengäſte vertreten waren. Staatsſekretär Dr. Meißner und Oberſt von Hindenburg waren als Vertreter des Reichspräſidenten erſchienen. Ferner waren erſchienen die Mitglieder der Reichsregſerung mit dem Reichs⸗ kanzler an der Spitze, das diplomatiſche Korps, die Reichsſtatthalter, die Miniſter⸗ präſidenten der Länder, Vertreter der Wehrmacht, der Wirtſchaft, ſämtliche Gaulei⸗ ter der NSDAp uſw. Als Reichskanzler Hitler im Saale erſchien, erhoben ſich ſämtliche Kongreßteilnehmer von ihren Plätzen. Dr. Ley über die Arbeit Nach Eröffnung des erſten deutſchen Ar- beiterkongreſſes begrüßte Reichstagsabgeord— neter Dr. Schmeer den Reichskanzler und das Reichskabinett ſowie die Ehrengäſte, wo— rauf der Führer der deutſchen Arbeiterfront, Reichstagsabgeordneter Dr. Ley, zunächſt auf das Ausmaß der gegenwärtigen Staats- umwälzung hinwies und weiter ausführte, das heutige Geſchlecht ſei berufen, ſeit 2000 Jahren das Gewaltigſte zu erleben was eine deutſche Generation je erleben durfte. Es ſei klar, daß die Arbeiter- und An⸗ geſtellkenverbände nicht weiler als unge ⸗ ſchonke Inſeln hällen beſtehen bleiben dürfen. In ihrer bisherigen Form vür⸗ den die Gewerkſchaäften nicht wieder- kehren. Die Arbeit an ſich ſei der Sinn des Lebens, das ſeinen Wert nur durch die Erfüllung mit Arbeit erlange. Die Arbeit müſſe als heiliger Begriff keine Laſt, ſondern die Ehre des Menſchen ſein. Der Todfeind der Arbeit und des Arbeiters ſei der Klaſſenkampf(lebhafter Beifall). Letztes Ziel müſſe ſein, aus den heu⸗ tigen Begriffen des Proletariers einen Stand zu ſchaffen, der auf ſeine Leiſtung ſtolz ſei. Dr. Ley ſchloß ſeine Ausführungen mit der Bitte an den Reichskanzler Adolf Hitler: „Uebernehmen Sie als der Skärkſte des Volkes den ſchwächſten Sohn ihres Vol- kes. Der deutſche Arbeiter ſehnt ſich nach Führung. Ich weiß, welches warme Herz gerade sie für dieſe Schicht des Volkes haben und wie gerade Sie die Leiſtung des deulſchen Menſchen achken.“ fellos gewiſſe Intereſſengegenſätze vorhan⸗⸗ den, ebenfalls zwiſchen ſeßhaftem Handel und ambulantem Gewerbe. Desgleichen beſtehen Spannungen zwiſchen Ladengewerbe und Gaſtwirtgewerbe im Verkauf von Schokola⸗ de und Zigaretten. Ueber alle dieſe Fragen, die bisher in ſehr ſcharfem Kampf in der Oeffentlichkeit und über die Miniſterien aus⸗ getragen wurden, ſoll ſich der deutſche Han⸗ del in Zukunft in ſeinem eigenen großen Be⸗ rufsſtand ſchlüſſig werden. Damit gibt er ſich zum größten Teil ſelbſt die Geſetze und kehrt auch zurück zu jenem leider in Vergeſſenheit geratenen Vorbild, das der Vizepräſident des Reichsſtandes in ſeiner Eröffnun sanſprache mit dem Begriff„Königlicher aufmann charakteriſierte. An die Vertreter der deutſchen Arbeiterſchaft richtete er den Appell, den Arbeiter auf dem Lande zur Mitarbeit aufzurufen, denn nicht ein Geſchick des Himmels, ſondern ſein eigener Mut und ſeine eigene Kraft ſollen ihn befreien. Der Arbeiter möge ſich nicht verbittert zur Seite ſtellen, ſondern mikarbeiten, da es ohne ihn kein Volk gebe.(Lang an- haltender Beifall.) Nach der Rede Dr. Leys ergriff, von ſtür— miſchen Heilrufen begrüßt, Reichskanzler Adolf Hitler das Wort. Er führte u. a. aus:„Große Um⸗ wälzungen können im Völkerleben nicht ſtatt⸗ finden, wenn nicht ein dringendes Bedürfnis nach ihnen vorliegt. Die äußere Staatsform zu ändern iſt leicht. Ein Volk aber innerlich umzugeſtalten kann immer nur dann gelin— gen, wenn ein beſtimmter Entwicklungspro⸗ zeß ſich ſelbſt mehr oder weniger erledigt hat, wenn ein Volk den eingeſchlagenen Weg als falſch empfindet und bei der Abkehr von die⸗ ſem Wege nur noch mit der Trägheit der Maſſe rechnen muß. Unter allen Kriſen, un⸗ ter denen wir leiden, iſt wohl am fühlbarſten für das Volk ſelbſt die Wirtſchaftskriſe. Die politiſche Kriſe, die moraliſche Kriſe, ſie wer— den vom Einzelnen nur ganz ſelten empfun— den. Aber auch die Wirtſchaftsnot wird in ihren verſchiedenen Urſachen nicht ſofort er— forſcht. Jeder ſieht zunächſt nur die Schuld des anderen und möchte den anderen für das verantwortlich machen, was er doch ſelbſt mit zu verankworken hal. Es ge⸗ nügt nicht zu ſagen, daß die Wirtſchafts⸗ nok eine Folgeerſcheinung elwa der Weltkriſe ſei, denn genau ſo kann jedes andere Volk die gleiche Enkſchuldigung und Begründung für ſich finden. Die Not haf immer ihre Wurzeln innerhalb der einzelnen Völker. Es iſt nakürlich, daß internationale Gebrechen, die alle Völker irgendwie belaſien, auch von die⸗ ſen Völkern behoben werden müſſen. Aber das ändert nichts an der Talſache, daß jedes Volk für ſich dieſen Kampf aufnehmen muß und daß vor allem nicht ein Volk für ſich von dieſer Nol be⸗ freit wird durch inkernakionale Maßnah- men, wenn es nicht ſelbſt dieſe Maßz⸗ nahmen krifft.(Cebhafter Beifall.) Es gibt keine Möglichkeit eines Leidens Herr zu werden, wenn man warket, bis etwa die Geſamtheit dieſem Leiden enkgegentritt. Arbeiter und Arbeitgeber Die Kriſis der deutſchen Wirtſchaft iſt nicht nur eine Kriſe, die ſich in unſeren Wirt⸗ ſchaftsziffern ausdrückt, ſondern ſie iſt wohl in erſter Linie eine Kriſe, die ſich ausdrückt in dem inneren Zerfall, in der Art der Organiſation uſw. unſeres Wirtſchafts⸗ lebens. Und hier können wir wohl von einer Kriſe reden, die vielleicht unſer Volk zu R NN die Perſonal-Union der Führung des Hand⸗ werks und Handels. Beide großen mittel⸗ ſtändiſchen Berufsſtände werden in Zukunft Hand in Hand arbeiten. Nicht unerwähnt darf in dieſem Zuſammenhang bleiben, daß die gigantiſche Arbeit, die notwendig war, um den berufsſtändiſchen Zuſammenſchluß zu fördern, in der Hauptſache vom Kampfbund des gewerblichen Mittelſtandes und ſeinen Führern geleiſtet wurde. Um das Endziel, die völlige Geſundung und Erſtarkung des deutſchen Mittelſtandes zu erreichen, iſt eine Erziehung in nationa⸗ lem und ſozialiſtiſchem Geiſte die Vorbedin⸗ gung und hier wird auch im neuen Stände⸗ ſtaak der Hebel angeſetzt werden müſſen. Von größter Bedeutung ist alsdann aue,. einem großen Teil mehr betroffen hat als andere Völker. Es iſt die Kriſe, die wir ſehen in dem Verhältnis zwiſchen den Begriffen Kapital, Wirtſchaft und Volk, und beſonders ſehen wir die Kriſe in der Kraft im Verhältnis unſeres Arbeiters zu unſerem Arbeitgeber. Hier hat die Kriſe einen Höhepunkt erreicht wie in kei- nem anderen Land der Welt. Wenn wir die deutſche Arbeiterbewegung, ſo wie ſie ſich im Laufe des letzten halben Jahrhunderts allmählich entwickelte, nach ihrem innerſten Weſen unterſuchen, dann werden wir auf drei Gründe ſtoßen, die dieſe eigenartige Entwicklung bedingen. Der erſte Grund liegt in der Veränderung der Betriebsformen unſerer Wirt⸗ ſchaft. Mit der Induſtrialiſierung ging das pa⸗ triarchaliſche Verhälinis zwiſchen Arbeiler und Arbeitgeber verloren. Das Ausein- anderfallen, das wir allmählich erleben konnten, führte dazu, daß auf der einen Seite beſondere Intereſſen des Unker⸗ nehmers in Erſcheinung lraten und auf der anderen Seite beſondere Inkereſſen der Arbeitnehmer und damik beginnk das Unglück und der Jammer unſerer wirkſchaftlichen Enkwicklung. Sobald man erſt einmal dieſen Weg ein⸗ ſchlug, mußte er zwangsläufig immer weiter auseinanderführen. Und das haben wir nun 70 Jahre lang praktiſch erlebt und der Weg führt in all ſeinen Konſequenzen von der natürlichen Vernunft ſo ſehr fort, daß die Denkenden, die ſelbſt Führer auf dieſem We⸗ ge waren, für ſich allein befragt und geſtellt, ohne weiteres den Wahnſinn dieſes Weges zugeben mußten. Nur im Zwang der Orga⸗ nifation konnten ſie den Weg der Vernunft nicht mehr zurückfinden. Im Gegenteil: zwangsläufig führte der Weg der beiden auseinander, begünſtigt durch die Entperſön⸗ lichung des Beſitzers. Wenn man ſich einmal auf dieſen Weg begibt, dann iſt logiſcherweiſe die Orga- niſation der Arbeiknehmer gegenüberzu⸗ ſtellen der Organiſation der Unterneh⸗ mer und dann werden die beiden Orga⸗ niſationen mik den Kampfmikteln, die ihnen gegeben ſind, ihre Inkereſſen ver⸗ treten, d. h. Aussperrung und Streik. Und dann werden in dem Kampf manch⸗ mal die einen ſiegen, manchmal die an⸗ deren. In beiden Fällen wird die ge⸗ ſamte Nation den Schaden zu kragen haben.(Lebhafte Juſtimmung. 5 Für die Summe von Leiden, Not und Elend, die ſeitdem durch Millionen Arbeiterfamilien und Kleinhaushalte ging, haben ſich die Ver⸗ brecher des November 1918 zu verantworten. Sie ſollen ſich daher heute über gar nichts beklagen. Vergeltung haben wir nicht ge⸗ übt. Wollten wir Vergeltung üben, wir hät⸗ ten ſie zu Zehntauſenden erſchlagen müſſen. (Minutenlange Heilrufe und Händeklatſchen.) Die Aufgaben des Staates Der dritte Grund. den wir verantwortlich Daß auch die Berufsausbildung zu ihrem Recht kommen ſoll, iſt ſelbſtverſtändlich. Aus allem, was bisher geleiſtet worden iſt, zeigt ſich die Betonung des ſelbſtändig gelernten Fachmannes, der vor Elementen geſchützt werden ſoll, die nur aus Profitſucht in ſei⸗ nen Stand eindringen und dann, wenn ſie das Feld abgegraſt haben, wieder verſchwin⸗ den. Auch die Zeit der Gründungsſperre ſoll dazu benutzt werden, die Berufsausbil⸗ dung des Fachhändlers zu intenſivieren. Damit iſt der Mittelſtand auf dem beſten Weg, ſich dem deal des nationalſozialiſtiſchen Ständeſtaates zu nähern. Der nächſte Schritt wird darin beſtehen müſſen, auch die Induſtrie in dieſen ſtändiſchen Aufbau ein⸗ zubeziehen. machen müſſen fur die Entwicklung liegt im Staate ſelbſt. Etwas hätte es gegeben, was dieſer Entwicklung vielleicht hätte ent⸗ egengeſtellt werden können. Es wäre der Staal geweſen, wenn dieſer Staat nicht ſelbſt zum Spielball der Intereſſentengruppen her⸗ untergeſunken wäre. Jetzt gilt es, eine neue Aukorikäl aufzu⸗ richten und dieſe muß unabhängig ſein von den Skrömungen des JZeitgeiſtes. Es muß eine Staatsführung entſtehen, die eine wirkliche Autorität darſtellt, die nicht abhängig iſt von irgend einer Ge⸗ ſellſchaftsſchicht, eine eee zu der ein Jeder das Vertrauen haben kann, daß ſie nichts anderes will als des deut. ſchen Volkes Glück.(Stürmiſcher Beifall.) In dieſem Zuſammenhang führte der Kanzler aus, daß die Gewerkſchaften nicht übernommen würden, um alles zu konfis⸗ zieren, ſondern um alles zu retten, was an Spargroſchen dorthin gelegt worden. ſei und um den deutſchen Arbeiter zum gleichberech⸗ tigten Kontrahenten an der Geſtaltung der neuen Verhältniſſe heranzuziehen. Es werde kein Staat gebaut gegen den Arbeiter, ſondern nur mit ihm. Die Schichten ſollen ſich wieder verſtändigen und verſtehen, und Aufgabe der Regie- rung werde es ſein, die Hände, die ſich löſen wollen, wieder ineinander zu fü⸗ gen. Bei dem Neuaufbau des Staates ſollen ſich zwei Kontrahenten gegenüber ſtehen, die grundſätzlich natſonal den⸗ ken und alles zurückſtellen, um dem ge⸗ meinſamen Nutzen zu dienen. Dabei dür⸗ fe es weder Sieger noch Beſiegte geben und der einzige Sieger müſſe unſer Volk ſein. Dieſer Sieger ſolle ſich über Klaſſen, Stände und Einzelinkereſſen er⸗ heben. Damit werde man von ſelbſt zur Veredelung des Begriffs der Arbeit kommen. Das ſei aber eine Tat, die nicht von heute auf morgen zu löſen ſei. Unentwegt aber werde die Bewegung, die er und ſeine Mit⸗ kämpfer repräſentieren, das Wort„Arbeit“ zum großen Ehrentitel der deutſchen Nation erheben. Das Volk müſſe aufgebaut werden auf dem Begriff der Arbeit und die⸗ ſes Wort, das auch in dem Namen der Be⸗ wegung eingefügt ſei, habe ihr keinen Nutzen W ſondern nur Haß, Unverſtand und erſtändnisloſigkeit. Ich bin, fuhr der Kanzler fork, ein Jeind der Uebernahme aller Ehrenkitel und ich glaube nicht, daß man mir einmal zu viele Ehrenkitel wird vorwerfen können. Ich möchte einmal auf meinem Grabe nichts anderes haben, als meinen Na- men. Aber ich bin einmal durch meinen eigenartigen Lebensweg befähigt, das Weſen und das ganze Leben der deut. ſchen Skämme zu verſtehen, und ſo hat mich das Schickſal beſtimmk, der ehrliche Makler zu ſein nach jeder Seite gin. Da ich das Volk nach jeder Seite kenne, möchte ich den Intellektuellen nur ſagen, daß jedes Reich, das nur auf den Schichten der Intellektuellen aufgebaut iſt, ſchwach ge⸗ baut iſt. Ein Dichter habe einſt ausgeſpro⸗ chen, Deutſchland werde dann am größten ſein, wenn ſeine ärmſten Söhne ſeine kreu— eſten Bürger ſind. Dieſe ärmſten Söhne ha⸗ be er vier Jahre lang als Musketiere im Kriege kenen gelernt, die einträchtig aus der Stimme des Blutes heraus zu Helden ge— worden ſind. Dieſer Kampf, der zu einer unendlichen Vergeudung an Mitteln und Arbeitskräften bie le iſt der eine Grund für die Kataſtrophe, ie langſam aber ſicher heraufgezogen iſt. Der Klaſſenkampf Der zweite Grund iſt das Emporkom⸗ men des Marxismus. Der Marxis⸗ mus hat mit ſcharfem Blick in der Gewerk⸗ ſchaftsbewegung die Möglichkeit erkannt, den Angriff gegen den Staat und die menſchliche Geſellſchaft nun mit einer abſolut vernich⸗ tenden Waffe, mit dem Flaſſenkampf, u führen, nicht etwa um dem Arbeiter zu elfen! Denn was iſt dieſen internationa⸗ len Apoſteln der Arbeiter irgend eines Lan⸗ des? Gar nichts? Denn dieſe Apoſtel ſind keine Arbeiter, es ſind volksfremde Literaten, volksfremdes Pack.(Stürmiſcher Beffall.) Der Klaſſenkampf führt zur Proklama⸗ tion des Inſtruments für die Verkre⸗ tung wirtſchaftlicher Intereſſen der Ar⸗ beſterſchaft für Zwecke des Generalſtreiks. Wie weit dieſer Irrſinn gehen konnte, dafür haben wir Deutſchen ein unerhörtes und ebenſo furchtbares wie lehrreiches Beiſpiel. Das Beiſpiel des Krieges. Es ſind jetzt zahlreiche ſozialdemokratiſche Füh⸗ rer mir entgegengetreten und haben mir vorgehalten:„Ja, die Sozialdemokratie hat ja auch gekämpft.“ Der Marxismus hat niemals gekämpft, wohl aber hat der deutſche Arbeiter ge · kämpft.(Skürmiſcher Beifall.) Im Jah re 1914 iſt der deutſche Arbeiter in einer plötzlichen inneren, ſagen wir hellſehe⸗ riſchen Erkenntnis vom Marxismus weg und zu ſeinem Volk hingegangen und die Führer, die dieſes verhängnis⸗ voll hereinbrechen ſahen, konnten dies nicht hemmen. Arbeiter ſind gefallen, die Führer haben ſich u 99 vom Hundert ſorgfältig konſerviert. (Sehr richtig und Beifall.) Sie haben ihre volitiſche Tätiakeit für wichtiger gehalten. Erſt übten ſie vorſichtige Zurückhaltung und 5 ſpäter ſahen ſie ihre Aufgabe in einem lang⸗ ſamen Reſervieren von den nationalen Auf⸗ gaben und endlich ſahen ſie in der Revolu⸗ tion die Erfüllung. Man wartete ſo lange, bis Volk und Reich von Uebermacht zermürbt dem Angriff nicht mehr ſtandhalten konn⸗ ten. Dann ſchlug man los. Man hal Deutſchland geſchlagen und damit in er⸗ ſter Linie und am ſchwerſten den deut ⸗ ſchen Arbeiter. Ein Hetzartifel Churchills Gegen die Gleichberechtigung Deutſchlands. Paris, 11. Mai. Der frühere engliſche Schatzkanzler Win⸗ ſton Churchill, der zurzeit England auf der Abrüſtungskonferenz vertritt, veröffent⸗ licht in einer Pariſer Zeitung einen Artikel, in dem er ſich gegen die Aufrüſtung Deutſch⸗ lands ausſpricht. Wenn er auch* äbe, daß nichts im Leben unendlich ſei, ſo behaupte er doch, daß die Gleichberechtigung Deutſchlands in der Rüſtungsfrage über kurz oder lang zu einem neuen Weltkriege führen müſſe. Es ſei außerdem unumgäng⸗ lich, daß die Nachbarſtaaten Deutſchlands ſich fragen würden, ob ſie nicht beſſer einen Entſchluß faßten, bevor die Wiederauf⸗ rüſtung Deulſchlands eine vollendete Tatſache werde, falls die Anerkennung der Gleichbe⸗ rechtigung in der Rüſtangsfrage Wirklichkeit werden würde. Deutſchland habe die ſchlimmſte Diktatur. Alles ſei auf den Militarismus eingeſtellt. Er freue ſſch deshalb, daß Deutſchland nicht über ſchwere Artillerie, Militärflieger und Tanks verfüge. Wenn die bisherige Politik Englands darauf hinausgelaufen ſei, Deutſchland zu unkerſtützen und ihm bei der Erreichung der Gleichberechtigung behilflich zu ſein, ſo wiſſe man heute, daß eine ſoſche Politik nicht mehr forigeſetzt werden könne. Mau müſſe ſich da⸗ vor hüten irgend etwas zu kun, was Frank- reich ſchwächen könne. Das 5PD⸗Vermögen beschlagnahmt Berlin, 11. Mai. Auf Anlrag des Korruptionsdezernats im preußiſchen Juſtizminiſterium hal der Gene⸗ ralſtaafsanwalt 1 Berlin die Beſchlagnahme des geſamten Vermögens der Sozialdemo⸗ kratiſchen Partei Deuͤlſchlands angeordnet. Der Beſchlagnahme ſind zugleich auch die Vermögen aller der Sozialdemokratie ange- hörenden oder ihr naheſtehenden Organiſa⸗ lionen wie des Reichsbanners, ſowie ihrer Zeitungen und Jeitſchriften verfallen. Den Grund der Beſchlagnahme bilden die zahl⸗ reichen Antreuefälle, die durch die Uebernah⸗ me der Gewerkſchafken und der Arbeiterban⸗ 6 ken durch die Ns 59. aufgedeat worden ſind. 8 b 1 Ergänzend wird zu dem Vorgehen des Ge⸗ ere bei dem gegen die Führer der Freien Gewerkſchaften, den Reichstagsab⸗ geordneten Leipart und Genoſſen, ein Ver⸗ fahren wegen Betrugs und Untreue ſchwebt, noch berichtet, daß bisher bei der Gewerk⸗ ſchaftsaktion, die am 2. Mai begonnen wurde, feſtgeſtellt werden konnte, daß namhafte Be⸗ träge von Gewerkſchaftsgeldern nicht beſtim⸗ mungsgemäß verwendet worden ſind. So ha⸗ ben die ſozialdemokratiſchen Zeitungen und das Reichsbanner jährlich einige Hunderttau⸗ ſend Mark von Gewerkſchaften erhalten. Noch in den letzten vier Monaten haben die ſozialdemokratiſchen Zeitungen Deutſchlands von den Gewerlkſchaften 200 000 Marf, einen gleichen Betrag das Reichsbanner erhalten. Die Neſormen der Erwerbsloſenfürſorge Verhandlungen der Reichsregierung mit den Kommunalverbänden. Berlin, 11. Mai. Wie mitgeteilt wird, fand unter dem Vor⸗ ſitz des Reichskanzlers Hitler eine Beſpre⸗ chung ſtatt, in der die Frage der Neugeſtaltung der Erwerbsloſenfürſorge beraten wurde. An der Sitzung nahmen neben dem Reichsarbeits⸗ miniſter und dem Reichsfinanzminiſter auch die Präſidenten der kommunalen Spitzenverbände, der Präſident der Reichsanſtalt, Dr. Syrup und Oberbürgermeiſter Dr. Goerdeler⸗Leip⸗ zig teil. Grundlage der Ausſprache war der im Reichsarbeitsminiſterium fertiggeſtellte Ge⸗ ſetzentwurf über die Zuſammenfaſſung der drei Zweige der Arbeitsloſenfürſorge. Im Gegenſatz zum Reichsarbeitsminiſterium, das in ſeinem Entwurf die Zuſammenfaſſung bei den Arbeitsämtern vornehmen will, hielten die Vertreter der kommunalen Spitzenverbände an ihrer Auffaſſung feſt, daß es notwendig ſei, die Zuſammenfaſſung der geſamten Ar⸗ beitsloſenfürſorge bei den Gemeindewohlfahrts⸗ ämter durchzuführen. Die kommunalen Spitzenverbände wurden vom Reichskanzler erſucht, ihre Auffaſſung zur Neugeſtaltung der Erwerbsloſenfürſorge in einem formulierten Vorſchlag der Reichsregie⸗ rung zu übermitteln. Politisches Allerlei Warſchau. Der polniſche Stagtspräſident hat den bisherigen Unterrichtsminiſter Jen⸗ drzejewicz mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt. Dublin. Das vom iriſchen Landtag verab⸗ ſchiedete Geſetz für die Abſchaffung des Treu⸗ eides wurde vom Generalgouverneur un⸗ terzeichnet, und erhielt dadurch die Zuſtim⸗ mung des engliſchen Königs. Waſhington. Der Kongreß nahm die Er⸗ werbsloſenhilfsvorlage an, die die Verteilung von 500 Millionen Dollar an die Bundes⸗ ſtaaten vorſieht. Die Kriſe der Abrüſtung Irreführung der öſſentlichen Weltmeinung in Genf Genf, 11. Mai. Die von Botſchafter Nadolny geführten Einzelbeſprechungen ſind am Mittwoch mit Staatsſekretär Eden, Präſident Hender⸗ ſon und anderen Delegationsführern weiter fortgeſetzt worden. Von allen Seiten wird offen die außerordentlich kritiſche Zuſpitzung der Lage der Abrüſtungskonferenz betont. Eine ungewöhnlich eifrige Stimmungsmache hat jetzt auf der Gegenſeite gegen Deutſch⸗ land eingeſetzt. In franzöſiſchen und eng⸗ liſchen Kreiſen wird in auffallender Ueber⸗ einſtimmung die Behauptung verbreitet, daß Deutſchland mit brutaler Rückſichtsloſigkeit auf den Zuſammenbruch der Abrüſtungskon⸗ ferenz mit dem Ziele einer ſofortigen raſchen Wiederaufrüſtung Deutſchlands hinarbeite, und daß daher die deutſchen Abrüſtungsvor⸗ ſchläge ebenſo wie der deutſche Widerſtand gegen die Vereinheitlichung der kontinental⸗ europäiſchen Armeen lediglich ein Schein⸗ manöver ſeien, um die wahren deutſchenSabo⸗ tageabſichten zu verſchleiern. Mit einer auf der Konferenz noch nie erleben Hartnäckigkeit kauchen dieſe Gerüchte überall in der Preſſe und in 1 Unkerredungen auf. Die Taklik auf fran de er und polniſcher Seite geht nach deutſcher kae da⸗ in, einen ſofortigen Zuſammenbruch er Konferenz herbeizuführen, um dann eindeutig die deutſche Schuld feſtſtellen zu können, und die unverſchleierte Auf⸗ rechterhaltung des Verſailler Enkwaff⸗ geb fene zu proklamieren. Die Erklärungen des Reichswehrminiſters v. Blomberg gehen in der allgemeinen Stim⸗ mungsmache völlig unter, und werden ſogar als ein Beweis für die wahren deutſchen Sa⸗ botageabſichten hingeſtellt. Demgegenüber wird von deutſcher maßgebender Sete noch einmal mit größter Entſchiedenheit feſtge⸗ ſtellt, daß die deutſchen Abänderungsvor⸗ ſchläge zum engliſchen Plan eine weit ⸗ 170 75 e und ag df Abrüſtung zum e haben, und daß die deutſche Abrü⸗ tungsvolitik nach wie vor auf die ent ⸗ ſcheldende Herabſetzung ſamtli⸗ cher Rüſtungen, insbeſondere die Ab⸗ ſchaffung der ſchweren Angriffswaffen, ein⸗ geſtellt iſt. Jedoch muß Deutſchland entſprechend den Erklärungen des Reichskanzlers Hit ler unter allen Umſtänden gleiches Recht für ae verlangen, und auf dem Wehrgebiet, wenn auch nicht quankita⸗ kive, ſo doch qualitative Gleichſtellung mit den anderen Skaaten fordern. Die Behauptung der Gegenſeite über die an⸗ geblichen Sabokagepläne Deutſchlands kön⸗ nen nur als eine wüſte Irreführung der öf⸗ fentlichen Meinung aufgefaßt werden. Das unmittelbare Intereſſe Deutſchlands liegt in der gegenwärtigen Lage ohne jeden Zweifel in der Richtung des Abſchluſſes eines allge⸗ meinen Abrüſtungsabkommens, das vor allem zu einer Abschwächung der drohenden ſchweren Waffen führt. Das große Ent⸗ gegenkommen von deutſcher Seite, in der ee Zuſtimmung zum engliſchen brüſtungsabkommen und in der Bereit⸗ ſchaft der Frage der Vereinigung der konti⸗ nental⸗europäiſchen Armeen auf den eng⸗ liſchen der Gee zu treten, wird jetzt von der Gegenſeite bewußt übergangen. Auf deutſcher Seite wird jedoch nach wie vor auf das Entſchiedenſte die von der franzöſſ⸗ ſchen und engliſchen Regierung geforderte Entſcheidung über die Vereinheitlichung der Armeen 1. fi ſolange nicht gleichzeitig die Entſcheidung über die Stärke und Orga⸗ niſation des eee Mächte gefallen iſt 5 Die Klürung dieſer Fragen iſt für einen ordnungsgemäßen Verlauf der Konfe; renz nach deutſcher Auffaſſung unerläß⸗ lich. Erſt ihre Behandlung wied zeigen. ob die anderen wirklich entſchloſſen fad, ernſthaft abzurüſten. Eineinhalb Jahre lang hat man ſich immer der übrigen wieder um dieſe entſcheidende Frage herum⸗ 0 Die deutſche Delegation fordert, aß man den Entſcheidungen nicht mehr länger aus weicht. Eine 5 Reichskanzler N F 5 at den Stabz, leiter der PO. der 98 2 Dr. Roben Ley, zum Führer der deutſchen Arbeſtz, front ernannt. Ferner hat er den Gauleiter Förſter⸗Danzig zum Führer der Angeſtellten. f verbände und den Leiter der NSBO., Schu, 1 0 zum Führer der Arbeiterverbände et⸗ nannt. f Der Vorſitzende des Kongreſſes der Arbeits 5 front. In Berlin begann der Kongreß der Arbeits.“ front, zu dem 400 Delegierte aus allen Tei- len des Reiches erſchienen ſind. Der Reichstags abgeordnete Rudolf Schmeer⸗Aachen führt den Kongreß. Entlastung des Arbeitsmarlte; 5 ö Weiterer Rückgang der Arbeitsloſigkeit. Berlin, 11. Mai. Die Entlaſtung des Arbeitsmarktes, die 1 Mitte Februar begann und ſich ſeitdem um f zweiten unterbrochen fortſetzte, hat in der Aprilhälfte erhebliche Fortſchritte gemacht. Die 3 und um rund 400 000 unter dem 8 Ende April 1932. Die Zahl der Hauptunterſtützungs⸗ empfänger ſank in der 1 0 1 in der ſicherung um 50 000 auf 530 000, Kriſenfürſor trotz Zahl der anerkannten Wohlfahrtser⸗ werbsloſen iſt belief ſich Ende April auf rund 230 000. Deutſche Tagesſchau Bayern ehrt Hindenburg. Reichspräſident von Hindenburg empfing am Mittwoch den bayeriſchen Miniſterpcäſ Aus Heſſen und Naſſau Gauamtswalter⸗Appell in Frankfurt a. M. ö denten Siebert und den bayeriſchen Staals⸗ miniſter und Landtagspräſidenten Eſſer. Der bayeriſche Miniſterpräſident überreichte den Herrn Reichspräſidenten die Urkunde uber die Verleihung des Ehrenbürgerrecht; im Freiſtaat Bayern und brachte zum Ausdruc daß 2 0 Ehrung der Dank des bayeriſchen ür die Verdienſte des Reichspräſiden ten und Generalfeldmarſchalls von Hin den burg um die Erneuerung der deutſchen Na Volkes tion ſei. Vor Erlaß des Anki-Kitſch-Geſetzes. Wie berichtet wird, ſind die Vorarbeiten an dem vom Reichsminiſter Dr. Göbbels an. gekündigten Geſetz zur Bekämpfung des ga tionalen Kitſches ſoweit gediehen, daß cas Geſetz jetzt dem Reichskabinett zur ige 1 werden kann. Mit der Veröffentlichung iſt ſpäteſten tigen Verabſchiedung zugeleitet Anfang nächſter Woche zu rechnen. Nach dem neuen Kitſch⸗Erzeugniſſen nicht das dieſen Zweck Sonderdezernate einrichten. Auslands⸗Nundſchau Wieder Juſammenſtöße in Wien. An der Techniſchen Hochſchule in Wien kam es am Mittwoch erneut zu ſchweren Zu— . ee e Am Vormittag hatte ſich eine g nzahl nationalſozialiſtiſcher Studenten in Frack und Zylinder zu einer Kundgebung ge⸗ gen das Uniformverbor eingefunden. Es bil, deten ſich Anſammlungen in der Aula. Plötz lich wurde eine Tränengasbombe geworfen. Sie bildete den Anlaß zum Ausbruch eines Streites, da die Nationalſozialiſten die jüd! 175 Studenten als Täter beſchuldigten. In er Schlägerei, die ſich zwiſchen den natio' nalſozialiſtiſchen, den jüdiſchen und Heim Webeſtedenten entwickelte, wurden zwei lu diſche Hörer erheblich verletzt. Das Rektorat der Techniſchen Hochſchule veranlaßte darauf hin einen ſtrengen Ausweiszwang. tungen heißt es u. a.: 1 1 der bei den Arbeitsämtern ge. meldeten Arbeitsloſen im Reich vermindere 500 um rund 196 000 oder 3,6 v. 9. auf rund 33 000. Sie liegt nach dieſer neuerlichen Enklaſtung um rund 714000 unter dem win. terlichen Höchſtpunkt von Mitte e 1 and von 98 aufgehobener Ausſteuerung um 28000 auf 1 409 000. Die gegenüber März um 139 000 auf 2 263 000 Ende April geſunken.“ Die 155 der Arbeitsdienſtwilligen L 5 eſetz wird für die Prüfung von itſe Propaganda miniſterium betraut ſein, ſondern es werden beſondere Prüfungsinſtanzen, wahrſcheinlich bei der Polizei, geſchaffen. Man wird für N 1„ 1 1 Bruch in Genf? Ein engliſches Ultimatum?— Deutſchland unter ſtärkſtem Druck! Genf, 11. Mai. Die privaten Beſprechungen zwiſchen Na⸗ dolny und Eden ſind Mittwoch nachmittag fortgeführt worden, ohne daß jedoch bisher ein Ausweg aus der völlig fe Ste Lage gefunden wurde. Auf engliſcher Seite wird jetzt plötzlich behauptet, daß der eng⸗ liſche Plan ein unabänderliches Muß darſtelle und als ſolches angenommen oder abgelehnt werden müſſe, obgleich Macdonald ausdrücklich bei Vorlage des engliſchen Pla⸗ nes dieſen nur als eine Verhandlungsgrund⸗ lage bezeichnet hatte. Man ſteht damit vor der Tatſache, daß die engliſche und franzöſi⸗ ſche Regierung mit allen zur Verfügung ſte⸗ henden Druckmitteln eine Preisgabe der deutſchen Gleichberechti⸗ gungs forderungen zu erreichen ſu⸗ chen. Falls die Aae Regierung dieſe For- derung nicht annimmt, wird immer wieder unverhohlen mit einem Abbruch der Kon⸗ ferenz und der gleichzeitigen Proklamie⸗ rung der Aufrechterhaltung der Entwaff⸗ nungsbeſtimmungen des Verſailler Ver- trages gedrohk. Es iſt jedoch ſelbverſtändlich, daß jetzt die Deutſchland zugemutete Preisgabe lebens⸗ wichtiger deutſcher Intereſſen der Zukunft nicht in Frage kommen kann und bei einem Scheitern der Konferenz in aller Deutlichkeit die alleinige Verantwortlichkeit und Schuld der Gegenſeite für die dann eintretende in⸗ ternationale Lage ſchon jetzt feſtgeſtellt wer⸗ den muß. Hilfe für die Junglehrer Penſionierung als nationale Tat. Tarmſtadt, 11. Mai. Erlaß des Kuſfbisminiſteriums an die heſſiſchen Schullei⸗ „Heute ſtehen wir in Heſſen vor der Tatſache, daß mehr als ein halbes Tauſend junger Männer auf Anſtel⸗ lung wartet, während demgegenüber überfüllte Klaſſen an uns die Forderung auf Klaſſen⸗ vermehrung ſtellen, ohne daß der Staat in der Lage wäre, von ſich aus allein Abhilfe zu ſchaffen, da die Knappheit der Finanzen eine augenblicklich noch kaum überwindbare 11 Grenze zieht. Die Hilfe für die Jung⸗ lehret muß darum von der Lehrerſchaft her ihre Ergänzung erhalten. Jedet Lehrer, der von etwa 60 Jahren an beteit iſt, ſeinen Dienſtplatz zu cäumen und für einen Junglehrer freizumachen, bringt ein 1 Opſee für das hekanwachſende Lehrergeſchlecht. Alle Lehrperſonen, die der Aufforderung zur Einreichung ihres Penſionierungsgeſuches nachkommen, begehen in dieſer Notzeit eine na⸗ tionale Tat. Ihre Namen werden unter dem Titel„Penſionierung als nationale Tat“ in der Preſſo veröffentlicht und bei ihrem Ab⸗ ſchied von der ihnen liebgewordenen Stätte ihrer Lebensarbeit wird ihrer aller durch eine den Verhältniſſen entſprechende würdige Feier in ehrender Weiſe gedacht. Frankfurt a. M. 11. Mai. Am Sams⸗ Schicksalsge walten tag, den 13. Maß, findet in der Feſthalle zu Frankfurt ein Gauamtswalter⸗Appell der Gaue Heſſen und Heſſen⸗Naſſau Süd ſtatt. Es ſprechen Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger Md. und Reichsſtatthalter Robert Wagner Mo., Leiter des Perſonalamts als Vertreter der oberſten Leitung der PO. Der Teilnehmer⸗ kreis umfaßt alle Amtswalter(Hoheitsträger und Stabswalter) vom Blockwart aufwärts einſchließlich der Amtswalter der NSBO. Um Irrtümern vorzubeugen, wird darauf hinge⸗ wieſen, daß auch die Blockwarte an dem Appell teilzunehmen haben. Heſſiſcher Heimatbund für Naturſchutz. Darmſtadt, 11. Mai. Das heſſiſche Mini- ſterium für Kultus und Bildungsweſen wird alle Vereinigungen, die ſich mit der Erfor⸗ ſchung und dem Schutz und der Pflege der heimiſchen Natur, ihrer Tier- und Pflanzen⸗ welt befaſſen, ſowie alle Einrichtungen, die ſich hierauf beziehen,(Zeitſchriften, Bibliotheken, Muſeen, Bildſammluüngen uſw.) zu einem um⸗ faſſenden Heimatbund zuſammenſchließen. Der heſſiſche Heimatbund ſoll den tief im deutſchen Weſen begründeten Gedanken der Ehrfurcht vor der Natur und der Liebe zur Heimat in die Tat umſetzen. Dieſe Vereinigungen werden gebeten, ihre Anſchriften und Statuten baldigſt dem Mini⸗ ſterium zu melden ſowie Näheres über den Umfang und die Art ihrer ſeitherigen heimat⸗ lichen Betätigung mitzuteilen. Mit der Lei⸗ tung der Vorarbeiten zur Bildung des heſſi⸗ ſchen Heimatbundes für Naturſchutz wurde Dr. ander in Darmſtadt, Rheinſtraße 41, beauf⸗ ragt. Beglückwünſchung des Reichsſtatthalters durch die biſchöfliche Behörde. Mainz, 11. Mai. Die biſchöfliche Behörde hat an den Herrn Reichsſtatthalter Sprenger folgendes Schreiben gerichtet: Sehr verehrter Herr Reichsſtatthalter! Als Stellvertreter des Hochwürdigſten Herrn Biſchofs, der zurzeit in Rom weilt, bringe ich Ihnen zur Ernennung zum Statthalter des Landes Heſſen die beſten Glückwünſche dar. Wie die katholiſche Kirche zu allen Zeiten die geſetzmäßige weltliche Obrigleit anerkannt und geachtet und mit ihr zum Wohl der Völker zuſammengearbeitet hat, ſo begrüße ich Sie im Namen der Katholiken der Diözeſe Mainz als Statthalter von Heſſen und verſpreche Ihnen Hochachtung, Gehor— ſam und Mitarbeit in der Ueberzeugung, daß ein vertrauensvolles Zuſammenwirken der lirch⸗ lichen und ſtaatlichen Behörden dem Lande Heſſen zum Segen gereichen werde. Verant- wortungsvoll iſt das Amt, das Sie überneh⸗ men, und ſchwer ſind die Aufgaben, die Sie erwarten. Möge Gott Ihre Tätigkeit mit Er⸗ folg krönen, das iſt unſer Wunſch und der Inhalt unſeres Gebetes, das wir für Sie zu Gott emporſenden. In Ehrfurcht und ver⸗ züglicher Hochachtung bin ich Ihr ergebener gez. Dr. Mayer, Generalvikar. i * Darmſtadt, 11. Mai.(Genehmigte Straßenſammlung.) Der Miniſter des Innern hat für das Gebiet des Volksſtaats Heſſen dem Reichsbund der Kinderreichen zum Schutze der Familie e. V., Landesverband Heſ⸗ ſen, in Offenbach a. M. die Erlaubnis zur e am 13. und 14. Mai er⸗ eilt. Darmſtadt, 11. Mai.(Unverbeſſer⸗ liche vor Gericht.) Der Amtsrichter ver⸗ urteilte u. a. einen Heiratsſchwindler, der ein Mädchen um ſeine Erſparniſſe von 200 Mark betrogen hat. und der ſchon ganz erheblich vorbestraft iſt, zu ſechs Moſtaten Geſängmis, und einer Fahrraddieb aus Offenbach, der ebenfalls ſchon eigehende Bekanntſchaft mit allen möglichen Gerichten machte, zu ſieben Monatey Gefängnis.— Bei einem jungen Koch, der einem Kollegen ſein Sparkaſſenbuch geſtohlen und deſſen Guthaben verbraucht hatte, wurde Beſſerungsfähigkeit angenommen, weshalb man ihm für ſeine fünf Monate Ge⸗ fängnis eine dreijährige Bewährungsfriſt zu⸗ billigte. Langen, 11. Maj.(Wieder Diphthe⸗ rie⸗Erxrkrankungen.) Die nun ſchon ſeit Monaten unter den hieſigen Schulkindern wü⸗ tende Diphtherie⸗Epidemie ſtellt die Geſund⸗ heitsbehörde offenbar vor ein kaum zu löſen⸗ des Problem. Nachdem die Schulen bereits wiederholt geſchloſſen und alle nur erdenklichen Vorbeugungsmaßnahmen gegen die Seuche er⸗ griffen worden waren, iſt es jetzt erneut zu einem Aufflackern der Krankheit gekommen, ſo daß ſich die Behörde veranlaßt ſah, die Schulen erneut zu ſchließen. Von ſechs in den letzten Tagen erkrankten Kindern iſt ein 13⸗ jähriges Mädchen inzwiſchen geſtorben, ſo daß die Diphtherie⸗Erkrankungen insgeſamt jetzt 7 Todesopfer unter den Schulkindern gefordert haben. Es iſt zu hoffen, daß es dem Kreis⸗ geſundheitsamt gelingt, die Epidemie nun end⸗ gültig zum Erlöſchen zu bringen. Rüſſelsheim, 11. Mai.(Der Konkurs des Vollshaus vereins.) In dem Kon⸗ kurs des„Volkshausvereins“ ſind als voraus⸗ ſichtlic7 mit erheblichen Forderungen ausfal⸗ lende Gläubiger außer der Stadt Rüſſels⸗ heim mit 30000 Mark die Ortskrankenkaſſe und die Freien Gewerkſchaften beteiligt. Die Angelegenheit wird für die Beteiligten ein ge— richtliches Nachſpiel haben. 5 Mainz, 11. Mai.(Auch die Mainzer Polizei ohne Gummiknüppel.) Wie kürzlich in Kaſſel, ſo hat jetzt auch die Main⸗ zer Polizei den Gummiknüppel als Waffe abgelegt und trägt an deſſen Stelle ein kur⸗ zes Seitengewehr. Mainz⸗ Hechtsheim, 11. Mai.(Kind im heißen Waſſer verbrüht.) Das vier⸗ jährige Kind eines hieſigen Steindruckers ſiel in eine mit heißer Waſchbrühe gefüllte Bütte und verbrannte ſich derart, daß es im Kran⸗ lenhaus den ſchweren Verbrennungswunden er— lag. Eich, 11. Mai.(Zwei vierjährige Buben vom Zug erfaßt.) Zwei vier⸗ jährige Buben ſpielten unheaufſichtigt auf dem Bahnkörper, als der Zug nach Worms ſich näherte, deſſen Lokomotivführer ſofort bremſte. Er konnte jedoch nicht verhindern, daß beide erfaße und zur Seite geſchleudert wurden. Einer lam mit Hautabſchürfungen davun, der andere erlitt ſchwere Verletzungen und mußte ins Krankenhaus verbracht werden. Der Eingriff in die Gewerlſchaſten Die zukünftigen Aufgaben.— Appell an die Mitglieder. Frankfurt a. M., 11. Mai. In einer Verſammlung der NSBO., in der über die Gewerkſchaftsfrage Aufklärung ge⸗ geben werden ſollte, erklärte Gaubetriebszellen⸗ leiter Becker, daß der Eingriff in 10 16 werkſchaften notwendig geweſen wäre, weil nach der W i der Dinge die NSDAP auch hier die Oberleitung hätte übernehmen müſſen, und weil anzunehmen geweſen wäre, daß innerhalb dieſer Organiſationen Unregel⸗ ROMAN VON GERILT ROTHBERG 9 2 275 Coppia 5 Marin e ae Saafef⸗ 77 Frau Grensburne ſchüttelte den ſchön friſierten Kopf. „Nein, Marcell, May hat beſondere Neigungen.“ Der alte Herr lachte. Frau Grensburne ſtand auf. „„Ich will ſo tun, wie du wünſchſt. Faſt glaube ich ſelbſt, daß dies der richtige Weg iſt. Doch wie iſt das?“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.„Wenn du in den Klub gehſt, dann ſehen wir uns wohl kaum noch. So werde ich für May und mich drüben bei mir zu Abend decken laſſen. Ich nehme an, daß du, wie früher, im Klub ſpeiſen wirſt!?“ Er ſtreichelte ſie. „Gewiß, macht es euch gemütlich. Es wird bei mir ſicher ſehr ſpät werden. Es gibt dort immer viel Neues zu erfahren.“ Er küßte ſie herzlich auf die Stirn. „Lebe wohl und grüße unſeren Trotzkopf! Es iſt beſſer, a ich ſuche May jetzt nicht auf.“——— May lag auf dem großen, weißen Fell, das den Boden Sie ſpielte mit ihrer rieſigen Angorakatze, und den ſchönen, blonden Kopf in das weiche ihres Salons bedeckte. Fell des Tieres kuſchelnd, ſagte ſie leiſe: nicht— s iſt ja ſo ſchön, frei zu ſein!“ 1* 4 „Ach, ſei doch nicht komiſch. Meinſt du die Bemerkung über den Einbrecher? J wo! May kennt unſeren Wunſch; ſie will nur ein Weilchen den Trotzkopf aufſetzen. Laß ihr das Vergnügen. Verliere kein Wort mehr darüber. Sie ſoll erſt einmal denken, daß wir gar nicht ſo verſeſſen darauf sind. Du ſollſt ſehen, wie May dann umkehrt.“ zwicktes Spiel verwickelt. andere war gleichfalls Mund prachtvolle Zähne. allgemeines Wohlgefallen. genommen. er ab. „Nicht weiter, meine Herren, keinen Schritt weiter. Wir e a 1 a ſtehen genau dort, wo wir am erſten Tage geſtanden Im Klub der oberen Fünfzig ging es hoch her. Mit haben.“ e f frohen Zurufen wurde 908 une empfangen. Der Die Herren ſchüttelten bedauernd die Köpfe. Lu Karell Soche mit den Eiſenbahnaktien ſeſmiß. alte Herr war angeſehen, und man freute ſich wirklich, ihn wieder einmal im Klub zu ſehen. Man wußte, daß Frau 1 Grensburne die Zügel der Ehe feſt in ihren Händen hielt und es nicht gern ſah, wenn ihr Mann allein ausging. Man wußte, wie glücklich Grensburnes lebten. Trotzdem zogen ihn nun die älteren Herren gutmütig ein wenig auf. 3 Er lachte und war durchaus nicht beleidigt. Bald ſaß er an einem Tiſch und war mit in ein ver⸗ In der Mitte um den rieſigen, runden Tiſch ſaßen und ſtanden wohl ein Dutzend jüngere Herren. Ein paar Neu⸗ linge waren den Mitgliedern ſoeben vorgeſtellt worden. Herr Mahns hatte ſeinen Neffen vorgeſtellt. Dieſer war ein finſter dreinblickender, hochgewachſener Mann mit einem ſcharfgeſchnittenen, gelblichen Geſicht. Der hochgewachſen, anderen noch um ein Stück, hatte ein ſchönes, bartloſes Ge⸗ ſicht und große, dunkle Augen. Haar war ſchlicht geſcheitelt. ſchlanken Figur waren elegant und ſicher. Wenn er leicht auflachte, wie eben jetzt, dann zeigte der gut geſchnittene „Herr Lu Karell, Sohn eines ſüdamerikaniſchen Gold⸗ grubenbeſitzers“, war er vorgeſtellt worden. Er erregte Er hatte ein Empfehlungs⸗ ſchreiben eines hohen, amerikaniſchen Staatsmannes vor⸗ gezeigt, und man hatte natürlich keinen Moment gezögert, ihn als Mitglied in das Klubbuch einzutragen. Ebenſo herzlich hatte man natürlich auch den jungen Mahns auf⸗ Jetzt betrat Harry Reveloor das Zimmer, und der be⸗ liebte, junge Mann wurde ſofort umringt. Fragen, mehr oder weniger diskret, umſchwirrten ihn nach dem Stand der Dinge in ſeiner Einbruchsangelegenheit. Müde wehrte „Nicht wahr, Mieze⸗Maus, wir heiraten überhaupt N— mäßigteiten vorgetommen waren, wie es nie) auch tatſächlich gezeigt hätte. Allerdings gäbe es auch Gewerkſchaften, deren Kaſſenführung völlig einwandfrei geweſen wäre. In Zu⸗ kunft würde in den Gewerkſchaften nur noch der Grundſatz Geltung haben. Gelder der deutſchen Arbeiter und Angeſtellten ſind Gel⸗ der, die dieſen allein gehören, und niemand hatte das Recht dieſe Gelder, die Beiträge zur Beſſerung der Exiſtenz ſein ſollten, in einem anderen Sinne zu verwerten. Wenn ſich der geſunde Gewerlſchaftsge⸗ danle wieder aufbauen und wenn die Ge⸗ werkſchaften ihrer ureigentlichen Aufgabe wie⸗ der zugeführt werden ſollen, dann darf unter keinen Umſtänden eine Partei einen beſtim⸗ 197 0 Einfluß auf die Gewerkſchaften gus⸗ iben. Nach dieſem Grundſatz habe man leider in der Vergangenheit nicht gehandelt, vielmehr ſeien die Gelder zum größten Teil politiſchen Parteien für ihre Parteizwecke zugefloſſen und ſo ihrer eigentlichen Beſtimmung entzogen wor⸗ den. Auch die NSDAP. wiſſe genau, daß die Gewerkſchaften durchaus in der Lage ſeien, viel Gutes zu leiſten und die NSDAP. er⸗ kenne auch an, daß die Gewerkſchaften ſchon viel Gutes geleiſtet hätten, aber in den letzten Jahren habe ſich viel eingeſchoben, was nicht im Intereſſe der Gewerkſchaften und ihrer Mit⸗ glieder gelegen habe. Namentlich die Sozial⸗ demokraliſche Partei habe aus den Gewerk⸗ ſchaften vielen Nutzen gezogen. Wir haben in dem harten Kampfe um die politiſche Macht in Deutſchland geſiegt, und tein Meuſch lann es uns verübeln, daß wie nicht eher ruhen und raſten werden, bis det Gegner reſtlos auf dem Boden liegt. Zum Schluß ſeiner Ausführungen richtete der Gaubetriebszellenleiter Becker den dein⸗ genden Appell an die Gewerkſchaftler, in den Gewerkſchaften weiter auszuharren. um nicht ihrer Anſprüche verluſtig zu gehen. Die NSBoO. werde dafür ſorgen, daß die Lei⸗ tung der Gewerkſchaften jetzt nach national⸗ ſozialiſtiſchen Grundſätzen getätigt werde. Je⸗ der. der den Gewerkſchaftsgedanken in ſich trage, gehe in ſeine Berufsorganiſation, denn niemand könne fern⸗ und abſeitsſtehen, wenn es ſich darum handle, das deutſche Volks⸗ leben wieder aufzubauen. f Mit dem gemeinſa zen Geſang des Deutſch⸗ landliedes ſchloß die intereſſant verlaufene Ver⸗ anſtaltung. Fuhrwerk vom Zuge erfaßt Iwei Tote. Karlsruhe, 11. Ma Am ſchrankenloſen Bahnübergang in der Nähe des Neureuter Bahnhofs auf der Stra⸗ ße Graben—Linkenheim—Karls⸗ ruhe wurde ein ländliches Fuhrwerk von. dem aus Graben kommenden Perſonenzug überfahren und vollſtändig zertrümmert. Die auf dem Wagen ſitzende zehnjährige Wohlwend geriet unter die Lokomolive und war ſofort kot, während der Wagenführer, der 25 Jahre alte Emil Lang aus Linken⸗ heim zur Seite geſchleudert und ſo ſchwer verletzt wurde, daß er kurz nach ſeiner Ein⸗ lieferung in das Karlsruher Skädtiſche Aran⸗ kenhaus ſtarb. Der verhältnismäßig über⸗ ſichkliche Bahnübergang war noch vor einem halben Jahre mit Schranken verſehen. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt. Harrys und der junge Mahns wurden Reveloor vorgeſtellt. blaue Augen jungen, intelligenten Geſicht Karells. Er konnte es ſich nicht verhehlen, daß ihm das neue Klubmitglied auf den erſten Blick ungemein ſympathiſch war. Lu Karell wandte ſich gleichgültig an einen Herrn, der ihm am nächſten ſtand. neſtelte an der weißen Binde. Dabei funkelten die herr⸗ hingen einen Moment an dem Seine ſchlanke, kräftige Hand lichſten Brillanten an ſeiner Hand. überragte den Das dunkelblonde, volle Die Bewegungen ſeiner und dachte: „Verzeihung, ich habe ſoeben bei der Vorſtellung den Namen des jungen Herrn nicht verſtanden. Hätten Sie die Freundlichkeit?“ „Gewiß, Herr Karell, gern!“ beeilte ſich der andere zu verſichern.„Es iſt Harry Reveloor, bei dem vor ein paar Tagen der große Diebſtahl ausgeführt wurde.“ Karell verneigte ſich dankend. Dann ſprachen die Herren von etwas anderem. Später wurde geſpielt. Karell ge⸗ wann, gewann unheimlich! Einmal fiel ihm eine Karte zu Boden. Der alte Mahns, der dem Spiele zuſah, wollte ſich höflich bücken und die Karte des eifrig in ſein Spiel Ver⸗ tieften aufheben. Da traf ihn ein Schlag gegen die Bruſt; es wurde ihm für einen Moment ſchwindlig. Er mußte ſich aufrichten und am Stuhl feſthalten. Mit einem liebens⸗ würdigen Lächeln hob Karell die Karte ſelbſt auf. Als dieſes Spiel zu Ende war, ſtand er auf. „Meine Herren, ich muß leider fort. Es bedarf keiner Zuficherung, daß ich Ihnen gern Revanche gebe.“ „Wir tafeln immer ein bißchen, ehe wir uns trennen. Wollen Sie da wirklich fehlen?“ fragte Harry Reveloor. Eine tiefe Verneigung Karells. „Bleiben leider ganz unmöglich ick bedaure es ſelbſt außerordentlich.“ Revel dor ſah die ſeltſam edle, ſchanc zopfform Karel, „Welch intereſſanter Menſch!“ Als Karell ſich verabſchiedet hatte, tauſchte man die Meinungen über ihn aus. Das mußte der Sohn jene! Karell ſein, der vor ein paar Jahnen die große, ſmart (Foriſ. folgt.) 15 ——— Helene und ihre beiden Freie ˙7;1 8. Fortſetzung Nachdruck verboten. Kurt von Redwitz hatte einen ausgedehnten, feudalen, zum Teil ſehr reichen Verwandtenkreis und eine eben⸗ ſolche Bekanntſchaft. Wenn von Redwitz ſein Schwieger⸗ (ſohn würde, dürfte das ſeinem Bankhauſe von ganz außer⸗ ordentlichem Nutzen ſein. Alſo— a Haſſel reichte dem jungen Manne die Hand. „Sie können ſich denken, Herr von Redwitz, daß ich mich über Ihre Perſon unterrichtet habe. Und ich will Ihnen ehrlich ſagen, daß ich neben manchem Günſtigen auch aller⸗ lei Ungünſtiges gehört habe. Nehmen Sie es mir nicht zübel, daß ich ſo offen zu Ihnen bin. Mit rückſichtsloſer Offenheit kommt man am weiteſten. Ich lehne Ihre Werbung um Helene nicht ab. Und ich tue das, Herr von Redwitz, in der Erwartung, daß Sie fortab nur ein Ziel im Auge haben: Helenes Glück. Das aber hat zur Vorausſetzung— doch das werden Sie ſich wohl ſelbſt ſagen können. Ich ſehe in Ihnen einen Ehrenmann und lege deshalb beruhigt das Schickſal meiner Tochter in Ihre Hände.“ Kurt von Redwitz konnte ein Gefühl des Aergers nicht Jlos werden. War das ſoeben nicht eine regelrechte, wenn auch etwas verſteckte Schulbubenabkanzlei? Wenigſtens klang es ſo. Und er konnte, durfte ſich nicht einmal da⸗ gegen ſträuben. Er mußte im Gegenteil zu allem ja und amen ſagen, was der Mann da ihm vorpredigte. Ach ja! Was man des lieben Geldes willen nicht alles erdulden mußte! Natürlich ließ er ſich ſeinen Aerger nicht anmerken. Er erwiderte den Händedruck Haſſels kräftig, und es klang in reinſtem Ton der Ehrlichkeit, als er ſagte: „Ich werde mich bemühen, Ihr Vertrauen zu recht⸗ ſlertigen!“ 1„Ich danke Ihnen, mein Lieber. Ich will jetzt nach Hauſe telephonieren. Das Mädel ſteht ſicher ſchon Folter⸗ qualen aus. Wir wollen ſie davon erlöſen. Sie ſind doch für heute frei?“ i „Ich ſtehe zur Verfügung.“ e 8 „Gut, dann bitte ich Sie, heute unſer Gaſt zu ſein. Wir wollen in intimerem Kreiſe Vorverlobung feiern. Bald iſt Weihnachten. Die offizielle Verlobung kann unter dem Weihnachtsbaum ſtattfinden.“ Haſſel griff nach dem Telephon. „Bitte, Moritzplatz fünftauſendeinhundertſechzehn.— Hallo, wer iſt da?— Hier Haſſel. Leni, biſt du da? Hör' mal, ich bin in einer halben Stunde zu Hauſe. Ich bring' einen Gaſt mit. Deckt alſo dementſprechend.— Was meinſt du? Welchen Wein?— Nee, laß nur, den werd' ich ſelbſt beſorgen. Zum Verlobungseſſen darf nur das Beſte auf den Tiſch kommen. Ruhe, Ruhe, mein Kind! Ich verſtehe ja ſonſt nichts.— Was ſoll ich?— Noch einmal wieder⸗ holen, was ich eben ſagte?— Wenn's nicht mehr iſt, den Gefallen will ich dir gern erweiſen.— Alſo: Ich erlaubte mir vorhin folgende Bemerkung: Zum Verlobungseſſen darf nur das Beſte auf den Tiſch kommen. Haſt du jetzt verſtanden?— Papperlapapp! Bleib' mir mit deinem—, (herzensguter Paps, vom Leib'! Spute dich lieber, daß wir alles bei unſerer Ankunft in ſchönſter Ordnung vorfinden. Schluß!“ ** Grete Borchardt ſaß an ihrem Arbeitspult. Jeden Morgen Punkt acht Uhr war ſie zur Stelle. Pünktlichkeit war ihr eine der wichtigſten Lebenspflichten. Das hatte ſie von ihrem Vater, der ihr hierin, wie in vielem anderen, immer ein Muſterbeiſpiel geweſen war. Bei manchem ihrer Mitangeſtellten war ſie deswegen ſogar in einen gewiſſen Verruf gekommen, was ſie aber nur wenig kümmerte. Bei dem Gros der Angeſtellten erfreute ſie ſich wegen ihres freundlichen Weſens ſtarker Beliebt⸗ heit. Uebrigens kam ſie mit ihren Arbeitskollegen und ⸗kolle⸗ ginnen nur ſehr ſpärlich zuſammen. Sie hatte ein Arbeits⸗ zimmer für ſich allein, gleich anſchließend an das Chef⸗ zimmer, das von dieſem durch eine Doppeltür getrennt war. Wer vom Korridor aus den verhältnismäßig kleinen Raum betrat, erhielt durchaus nicht den Eindruck, daß es ſich um einen Geſchäftsraum handelte, ſondern er glaubte, ſich in einer Jungmädchenwohnſtube zu befinden. Kleine ſaubere Gardinen, zierlich aufgeſteckt, hingen vor dem Fenſter. Auf der Fenſterbank einige Töpfe grüner Blatt⸗ pflanzen. An den Wänden hingen in ſchmuckem Rahmen mehrere kleine Bilder: Landſchaften— Stimmungs- gemälde. Peinlichſte Sauberkeit und Ordnung gaben dem Ganzen ein harmoniſches Gepräge. Nur ein Regal mit wohlgeordneten Akten und die Schreibmaſchine gemahnten daran, daß der Raum eine Arbeitsſtätte war. Vor etwa einem halben Jahre trat Fräulein Borchardt in die Dienſte der Verlagsfirma Lange und Sohn. Sie war als Telephonſtenographin engagiert worden, hatte aber dieſe Tätigkeit nur kurze Zeit ausgeübt. Der Chef des Hauſes erkannte ſehr bald, welch eine tüchtige Kraft er in ihr erworben hatte, und daß ihre Kraft und Kennt⸗ niſſe auf dem Poſten der Telephonſtenographin längſt nicht in vollem Umfange ausgenutzt wurden— und als ihn unerwartet plötzlich ſein bisheriger Privatſekretär verließ, um anderweit in Stellung zu gehen, da zog er Grete Borchardt als ſeine perſönliche Hilfsbeamtin heran. Er ſollte es nicht bereuen. Aus der Telephonſtenographin wurde ſchnell eine gewandte Verlagsſekretärin, die auch mit ſchwierigeren Aufgaben betraut werden konnte. Das junge Mädchen zeigte ſich nach jeder Richtung hin anſtellig und erlangte bald auf dem ihm zugewieſenen Arbeitsfeld eine Selbſtändigkeit, die Eduard Lange, den Chef, ſehr oft in helle Bewunderung verſetzte. Was Lange beſonders wertvoll fand, war, daß er ihr volles Vertrauen entgegen⸗ bringen durfte. Er konnte ihr in die geheimſten Angelegen⸗ heiten, die er bisher meiſt allein bearbeitet hatte, Einblick gewähren, ohne befürchten zu müſſen, daß ſie weiter⸗ 8 getragen wurden 5 So war Grete Borchardt mit der Zeit Eduard Lange immer unentbehrlicher geworden. Wie jeden Morgen, ſo entledigte ſie ſich auch jetzt zu⸗ nächſt der Aufgabe, die eingelaufene Poſt zu ſichten. Mit Ausnahme der als privat gekennzeichneten öffnete ſie ſämt⸗ liche Briefe, ordnete ſie und die Karten je nach der Ab⸗ teilung, an die ſie gerichtet waren. Die wichtigeren Sachen legte ſie geordnet beiſeite, um ſie dem Chef vorzulegen. Sie wußte, daß dieſer nicht mit Kleinigkeiten behelligt werden durfte. Als die Durchſicht der Poſt erledigt war, klingelte ſie die einzelnen Abteilungen an, und dieſe ſchickten Boten, um die für ſie beſtimmte Poſt abzuholen. Dann begann eine neue Arbeit. Sie unterzog die zurückbehaltene Poſt, die ſie ſpäter dem Chef vorlegen wollte, noch einmal einer Prüfung, um nachzuſehen, ob ſie nicht in dem einen oder anderen Falle die für deſſen Erledigung notwendigen Vor⸗ arbeiten lätigen konnte. Einzelne Schreiben verſah ſie mit erläuternden Randnotizen, die den Zweck hatten, dem Chef die Vorgänge der Angelegenheit wieder in Erinnerung zu rufen. Wieder anderen Briefen legte ſie gleich ganze Akten bei. In einzelnen Fällen verfaßte ſie ſofort die Antwort, die dann nur noch unterſchrieben zu werden brauchte. Die Poſt, die jetzt vor ihr lag, war ſehr umfangreich. Sie beeilte ſich, denn ſie wollte fertig ſein, wenn das Klingelzeichen ſie ins Nebenzimmer rief. Es würde nicht mehr lange dauern— ſie ſaß ſchon faſt anderthalb Stunden bei der Arbeit—, bis Herr Lange erſchien. Endlich war das Werk getan. Nun konnte ſie einen Augenblick pauſieren. Ganz ohne Neugier— wäre ſie ſonſt ein Weib geweſen? — war natürlich auch Grete Borchardt nicht. Sie nahm die Privatbriefe zur Hand und betrachtete einen nach dem anderen, las den Abſender und machte ſich Gedanken, was wohl dieſes oder jenes Schreiben enthalten würde. Bis ſie dann plötzlich einen Brief in den Fingern hielt, der einen wahren Sturm des Aufruhrs in ihr auslöſte. Der Umſchlag war aus Büttenpapier, ein Brief, wie man ihn verſendet, wenn man Familienanzeigen oder Geſellſchafts⸗ einladungen verſchickt. Als Abſender ſtand auf der Rück⸗ ſeite gedruckt: Karl Haſſel. Haſſel!? Heiß jagte das Blut durch die Adern Gretes. Haſſel!— das war der Name, mit dem ſo unſägliches Elend für ſie verknüpft war. Die Erinnerung überwältigte ſie. Tränen löſten ſich in ihren Augenwinkeln und rannen ihr über beide Wangen. Faſt vier Wochen war es her, ſeitdem der Bruch mit Kurt erfolgte. Und drei Wochen ſeit jenem Tage, der ihr die letzte Hoffnung zerbrach und ihr die Gewißheit brachte, daß Kurt ihr für ewig verloren ſein würde. Nach jenem Abſchied in der Konditorei am Tiergarten war ſie, zu Hauſe angekommen, beſinnungslos zuſammen⸗ gebrochen, und die Ohnmacht hatte ſie noch nicht verlaſſen, als die Mutter von ihrem Ausgang zurückkehrte. Deren Bemühung gelang es aber nach kurzer Anſtrengung, ſie wieder zu ſich ſelbſt zu bringen. Die Mutter zeigte ſich ob der Treuloſigkeit Kurt von Redwitz' wenig überraſcht. Sie hatte die Dinge längſt kommen ſehen. Kurt von Redwitz hatte nie ihr Vertrauen beſeſſen, und nur aus Angſt, ihr Kind würde ſonſt zu⸗ grunde gehen, hatte ſie nichts unternommen, um das Ver⸗ hältnis zu löſen. Die Mutter war keine Diplomatin. So machte ſie an jenem Abend das Verkehrteſte, was ſie tun konnte: Sie äußerte ihren lange verborgen gehaltenen Groll über Red⸗ witz, indem ſie ſeinen Charakter in den häßlichſten Farben darſtellte, wähnend, ihr Kind dadurch zu tröſten und ihm die Ueberzeugung beibringen zu können, daß es eigentlich Gott danken müſſe, von dieſem Menſchen nun losgekettet zu ſein. So ſehr die Mutter recht haben mochte— mit ihren Aeußerungen erreichte ſie nicht ihr Ziel. Im Gegen⸗ teil! Die Liebe, die die Menſchen blind macht und auch jetzt noch— trotz allem Vorgefallenen!— feſt im Herzen der Tochter wurzelte, wollte nicht wahrhaben, was über den Geliebten geſagt wurde. Dieſes Gefühl war über⸗ mächtig in Gretes Bruſt, und mehr und mehr keimte die Hoffnung und Zuverſicht auf, es würde doch einmal wieder anders kommen; Kurt könnte ſie nicht treulos verlaſſen. Er würde wieder zu ihr zurückkehren, wie ſchon häufig, und alles wäre dann wieder wie früher. Sie hatte zu guter Letzt den Eindruck, als habe ſie es in dem Vorgefallenen nur mit einem böſen Traum zu tun. Aber dann kam der Abend vor Weihnachten und mit ihm der Augenblick, da ſie, die Zeitung leſend, unter den Familienanzeigen auch die eine fand, die ihrer Hoffnung den Reſt gab. Nun las ſie es ſchwarz auf weiß, was Kurt ihr bei dem letzten Zuſammenſein angedeutet hatte. Da ſtand es nüchtern, in kalten Buchſtaben: Helene Haſſel, Kurt von Redwitz, Verlobte. In ſehr gedrückter Stimmung war dann das Weih⸗ nachtsfeſt verlaufen. Nie war das hehre, heilige Feſt ſo traurig in der Familie Borchardt geſeiert worden. Drei Wochen waren ſeitdem dahingegangen. Grete ſuchte Vergeſſen in der Arbeit. Selbſt für die Abendſtunden nahm ſie ſich Arbeit mit nach Hauſe. Aber die Nächte! Die langen, langen Nächte! Der Schmerz über das Geſchehene, die ihr widerfahrene bittere Enttäuſchung ließ ſie keinen Schlaf finden. Und wenn ſie ſchließlich dann doch einſchlief, wurde ſie von unruhigen Träumen geplagt. Erſt die jüngſten Tage hatten ihre Unruhe etwas ge⸗ mäßigt. Es ſchien, als übe die Zeit einen heilenden Ein⸗ fluß aus, als beginne das alte ſeeliſche Gleichgewicht mehr und mehr ſich wieder einzuſtellen. Ihre Mutter beobachtete dieſe Entwicklung im ſtillen voller Freude. Und nun hatte das Leſen dieſes Namens, den ihr ein Zufall unter die Augen geführt, von neuem alles Leid geweckt f Privatſachen vorgenommen. Die faſt vernarbten Wunden waren wieder aufgebrochen und bluteten von neuem. Auf dem Korridor vernahm ſie Schritte. Die Tür des Nebenzimmers wurde auf⸗ und wieder zugemacht. ö Das war Herr Lange! Das junge Mädchen raffte ſich auf, wiſchte die Tränen ab, feuchtete ihr Taſchentuch an und fuhr ſich damit über das Geſicht und die Augen, um die Spuren ihres Weinens zu verwiſchen. Als das Klingelzeichen ertönte, das ſie zu ihrem Chef rief, warf ſie ſchnell noch einen Blick in den Handſpiegel. „Mein Gott! Wie verſtört ich ausſehe! Wenn er mir nur nichts anmerkt!“ 5 Sie durfte den Chef nicht lange warten laſſen, nahn die Poſt und Akten und gleich darauf verſchwand ſie durch eine Seitentür. „Guten Morgen, Fräulein Borchardt! Poſt gekommen?“ Das Mädchen legte, nachdem ſie den Gruß Langes leiſe erwidert hatte, die Papiere vor ihn hin. „O du liebe Zeit! Das iſt ja gleich ein ganzer Berg! Und gerade heute muß ich mich verſpäten!“ „Es iſt halb ſo gefährlich, als es ſich anſieht.“ „Na, hoffentlich...“ Lange hatte die Gewohnheit, zunächſt die Poſt allein durchzuſtöbern. Grete wollte das Zimmer deshalb verlaſſen. Sie war noch nicht ganz an der Tür, als ſie ihren Namen rufen hörte: „Fräulein Borchardt!“ „Sie wünſchen, Herr Lange?“ „Fräulein Borchardt! Sie ſehen heute ſo bekümmert drein. Iſt Ihnen etwas zugeſtoßen? Sie haben in den letzten zwei, drei Wochen überhaupt ein viel gedrückteres Weſen an den Tag gelegt als vordem. Ihre friſche Ge⸗ ſichtsfarbe iſt verloren gegangen. Ich befürchte, Sie haben ſich überarbeitet. Sie ſind krank und wollen es ſich nur nicht eingeſtehen.“ Lange ſah das vor ihm ſtehende Mädchen fragend an, das vor Verlegenheit und Scham ſich kaum zu helfen wußte. Sie konnte doch ihrem Chef nicht die Wahrheit ſagen und ihn belügen mochte ſie auch nicht. „Nein“, brachte ſie ſchließlich ſtockend über ihre Lippen, „ich bin nicht krank.“ „Es iſt aber bei Ihnen etwas nicht in Ordnung. Das können Sie mir nicht ausreden. Hat Ihre Geſundheit Schaden gelitten, rate ich Ihnen, mit Abhilfsmaßnahmen nicht lange zu zögern. Wenn Sie einmal ausſpannen wollen— es ſcheint nötig zu ſein—, dann habe ich nichts dagegen einzuwenden. Urlaub gebe ich Ihnen in un⸗ beſchränkter Zeitlänge. Im übrigen— als Anerkennung für Ihren Fleiß und als Ausdruck meiner Zufriedenheit mit Ihren Leiſtungen, will ich Ihnen, rückwirkend ab erſten Januar, eine Monatszulage von fünfzig Mark ge⸗ währen.“ Gretes Augen leuchteten vor heller Freude auf. Ein heißes:„Danke!“ war alles, was ſie zu antworten vermochte. Lange hatte ſich bereits wieder ſeinem Arbeitstiſch zu⸗ gewandt, und das bedeutete ihr, daß er die Unterredung für beendet hielt. Glücküberſtrömt ob der ihr wider⸗ fahrenen Güte und Anerkennung eilte ſie in ihr Zimmer. Eduard Lange war ein Arbeitsmenſch. Wenn er an ſeinem Schreibtiſch ſaß, fühlte er ſich am wohlſten. Ab und zu warf er einen Blick zum Fenſter hinaus. Eine Baumgruppe erhob ſich inmitten des geräumigen Hofes. ö Durch der Aeſte Gewirr war die lange hohe Front des Druckereigebäudes ſichtbar, in deſſen Erdgeſchoß ſich die zwei großen Rotationsmaſchinen befanden, während in dem erſten Stock die Akzidenzmaſchinen und in den beiden darüberliegenden Stockwerken die Setzmaſchinen und das gewaltige Heer der Handſetzer untergebracht waren. Der Maſchinen ſurrendes, klapperndes Geräuſch war ſeinem Ohr wonnige Muſik, an die er ſich ſo gewöhnt hatte, daß er ſie bei der Arbeit kaum noch entbehren konnte. Es überfiel ihn allemal ein körperliches Unbehagen, wenn eine Pauſe im Betrieb eintrat. Er hatte das Erbe ſeines Vaters in Ehren gehalten. Das Geſchäft florierte, namentlich, ſeitdem er es vor weni⸗ gen Jahren in allen ſeinen Einzelheiten moderniſiert hatte. Er kannte keine Müdigkeit. Von früh bis ſpät wirkte er für ſeine Firma. Im vergangenen Herbſt arbeitete er etwas zu viel. Die Ueberanſtrengung brachte ihn in einen Zuſtand nervöſer Stimmung, die ihn zwang, einmal ein paar Tage auszuſetzen. So war es denn gekommen, daß er, nachdem er ärztlichen Rat eingeholt hatte, Anfang Dezember nach Davos reiſte, um ſich in der reinen Hoch⸗ gebirgsluft bei winterſportlicher Betätigung zu erholen. Lange vertiefte ſich in die Poſt. Zuerſt hatte er ſich die Es ſchien ſich nichts dar⸗ unter zu befinden, das ſein Intereſſe ſonderlich in An⸗ ſpruch nahm. Plötzlich ſtutzte er. Lange hielt denſelben Brief in den Fingern, der einige Zeit vorher das junge Mädchen im Nebenzimmer in tiefgehende Erregung verſetzt hatte. Der Abſenderaufdruck löſte auch in des Mannes Vruſt ein wildes Durcheinander erregter Empfindungen aus. „Was mögen denn die Haſſels von mir wollen?“ fragte er ſich erſtaunt. Er löſte den Umſchlag. Der Brief enthielt eine Einladung für ihn zu einem Geſellſchaftsabend am Freitag. Links unten ſtand handgeſchrieben: „Machen Sie mir die Freude einer Zuſage! Frau Luiſe Haſſel.“ 5 Das Einladungsſchreiben wühlte eine Flut ſüß⸗ſchmerz⸗ licher Erinnerungen in ihm auf. Fortſetzung ſolgt), Nun? Viel dokale⸗ „Muttertag. Als offizieller Muttertag iſt der nächſte Sonntag beſtimmt. Denket zeitig darum, der Mutter eine kleine Freude zu be⸗ reiten. „ Bäckergewerbe. Bei der dieſer Tage in Achenn ſtattgefundenen Tagung wurde Herr Bäckermeiſter Hch. Pfliegersdörfer jr., der Sbermeiſter der Bäckermeiſterinnung Weinheim, zum kommiſſariſchen Vorſitzenden des bad. Bäcker⸗ innungsverbandes ernannt. * Kühl und Naß. Die letzten Tage brachten in der Hauptſache kühles und naſſes Wetter mit ſich. Der Landmann wünſcht noch ausgibig Regen, dem warmes Wachswetter fol⸗ gen ſoll. „ Geld gehört auf die Sparkaſſe — nicht in den Ofen. Als die Tochter eines Geſchäftsmannes in Eich bei Hamm dieſer Tage in einem Zimmerofen Feuer anmachte, ſprang plötzlich ihr Vater beſtürzt hinzu und griff in den oberen Teil des Ofens. Er hatte hier ſeine geheime Sparkaſſe und konnte den Geldbe⸗ trag, der zum größten Teil aus Papiergeld be⸗ ſtand, glücklicherweiſe noch retten. Zwei Scheine in Höhe von 100 Mk. waren ſchon ſtark ange kohlt und mußten auf der Reichsbank umgetauſcht werden. Bei den deutſchen Koloniſten in Südrußland. (Fortſetzung). Die Dörfer in der ruſſiſchen Pfalz ſind ähnlich gebaut wie die hieſigen, die Straßen breiter, die Wände alle freundlich weiß getüncht. Die Sprache iſt rein pfälziſch, die Lieder, die Sprichwörter ſind noch die gleichen wie vor 100 Jahren in der Pfalz. Schlagergeſänge kennt man nicht. Die Ueberlieferungen pfälzer Sitten werden bei den deutſchen Landsleuten in Ruß⸗ land getreuer gepflegt als in der alten Pfalz. Enge Verbundenheit mit allen Kulturgütern des Mutterlandes prägt das Deutſchtum der Koloniſten aus. Leider hat das von den Auslandsdeutſchen heißgeliebte Mutterland dieſe faſt ganz vergeſſen. Eingehend auf die Lebensgewohnheiten der Siedler erzählt der Redner von den landwirt- ſchaftlichen Arbeiten. Trotz der geringen Nieder⸗ ſchläge— nur ein Viertel von hier— liefert der humusreiche, lehmige Boden einen vorzüg⸗ lichen Weizen. Kunſtdünger iſt nicht bekannt. Sogar der Miſt würde den Boden ausbrennen. Dafür wird der getrocknete Dung zum Brennen verwandt; auch Stroh wird bei dem Holzmangel in der Steppe zur Feuerung gebraucht. Es wächſt ein guter Wein, der beſte in Sulz. Doch iſt das„Saufen“ verpöhnt. Kein Deutſcher gäbe ſeine Tochter einem Trinker zur Frau.— Ma- ſchinen werden mehr gebraucht als hier. Trotz der ſtarken Angebote aus England und Amerika kaufen die Deutſchen nur in deutſchen Fabriken des Mutterlandes. Die hervorragende Güte deutſcher Erzeugniſſe hat auch viele Ruſſen zum Kaufe deutſcher Geräte veranlaßt. Ebenſo gibt es mehr Pferde als hier. Ein rechter Bauer fängt erſt bei acht Pferden an. Die Buben können ſchon reiten, ehe ſie in die Schule kommen. Die Pferde und Kühe verbringen Dreiviertel des Jahres auf der Weide. Zur Arbeit werden die Pferde abwechſelnd hereingeholt. Sie ſtammen von einer zähen Raſſe, die nicht ſo ſchwer ſchaffen kann, aber dafür umſo ausdauernder. Ein Pferd legt bei den großen Entfernungen im Tage 80 bis 120 Klim, ohne Ueberanſtrengung zurück. Vielen Koloniſten iſt es in den Dörfern zu eng geworden. Dieſe zogen hinaus und kauften die Güter des verweichlichten ruſſiſchen Adels. Es war keine Seltenheit, mehrere tauſend Morgen Land zu beſitzen. Ein Deutſcher beſaß 550 qm eigenes Land, auf dem er 100000 Schafe und einige tauſend Pferde hielt. Er war einer der größten Grundbeſitzer der Erde. Die Ruſſen nannten ihn den Steppenkönig. Seine Söhne arbeiteten genau ſo mit wie die Knechte. Statt der Handſchuhe tragen ſie Schwielen an den Händen. Soziale Einrichtungen im hieſigen Sinne gab es nicht. Da ſtändig Arbeitermangel war, konnte jeder ſein Auskommen finden. Kam einer der Volksgenoſſen unverſchuldet in Not, ſo half ihm die ganze Sippe nach alter deutſcher Art. Für die ganz Schwachen, die Kranken, Waiſen und Gebrechlichen war auch ohne Kaſſe beſſer geſorgt als hier, da für Verwaltung keine Aus⸗ gaben entſtanden. Arme Kranke wurden im Be- zirkstrankenhaus Landau vollſtändig koſtenlos verhalten, ohne Rückſicht auf die Dauer der Krank; heit. Die Gemeinden brachten die Koſten durch laufende Umlagen auf. Nach rein chriſtlicher Ethit wurde geholfen. Das deutſche Waiſenhaus und das Haus für Taubſtumme waren in der ganzen Welt bekannt. a(Fortſetzung folgt). * Spezereihündler und Friſeure. Im Anzeigenteil der heutigen Nummer werden von dem Kampfbund der N. S. D. A. P. die Kolonialwarenhändler und die Fri⸗ ſeure zu Verſammlungen für heute Donnerstag Abend eingeladen. Der Wichtigkeit halber machen wir dieſe Geſchäftsleute auch an dieſer Stelle aufmerkſam. Gedenktage 11. Mai. 1848 Der Philoſoph Wilhelm Windelband in Potsdam geboren. 1858 Der Dichter Karl Hauptmann in Salz⸗ brunn in Schleſien geboren. 1916 Der Komponiſt Max Reger in Leipzig geſtorben. Sonnenaufg. 4,11 Sonnenunterg. 19,42 Mondunterg. 4,20 Mondaufg. 22,50 Die Eisheiligen In dieſer Woche kommen die drei geſtren— gen Herren. Wegen der Kälte und Nachtfröſte, die ſie in der Regel mitbringen, ſind die Eis— heiligen, wie ſie der Volksmund nennt, ge— fürchtet. Am meiſten bangt der Gärtner um ſein zartes Gemüſe und der Landmann um ſeine junge Saat. Denn mit den Eismännern iſt nicht zu ſcherzen. Schon oft hat ein ſcharfer Tau in einer Maiennacht die Obſtblüte ge⸗ ſchröpft, den Blumenflor geköpft und die Saat verbrannt. Es iſt eine uralte Beobachtung, daß um die Maienmitte ein Kälterückſchlag einzutreten pflegt, namentlich dann, wenn die erſte Mai⸗ hälfte ſchön und warm war. Bis jetzt hat ſich zwar der Wonnemonat nicht gerade wonne⸗ mäßig angelaſſen. Aber der Mai hat uns doch auch ſchon recht ſonnige Tage geſchenkt, Tage mit einem lachenden blauen Himmel und hohen Wärmegraden. Das Wachskum hat ſich ſchon kräftig entwickelt und jeder Tag bringt neue Farben und neue Formen. Wenn alſo die alte Wetterregel auch heuer gilt, dann wird man ſich ſchon gefaßt machen müſſen, daſt die Eisheiligen diesmal mit Froſt und Kälte anrücken. Auf jeden Fall ſind Bauer und Gärtner auf der Hut. Und wir, die wir uns ſchon ganz ſommerlich gebärdeten, werden zweckmäßig noch einmal den Mantel parat halten. Nebenbei: In manchen Jah- ren hat es der Zufall gewollt, daß uns juſt die Eisheiligen ſonnenfrohe, wohlig warme Tage gebracht haben. Vielleicht trifft es ſich diesmal ähnlich! * Ueberziehung des Poſtſcheckkontos iſt ſtrafbar. Es kommt nicht ſelten vor, daß Poſt⸗ ſcheckkunden, in der Annahme, daß inzwiſchen Gelder auf ihrem Poſtſcheckkonto eingehen, be⸗ reits Abhebungen veranlaſſen. Es iſt daher keine Seltenheit, daß beim Poſtſcheckamt un⸗ e Poſtſchecks vorliegen. Kommt dies häufig vor, dann kann ein Verſtoß gegen Pa⸗ ragraph 8 des Poſtſcheckgeſetzes(Verbot der mißbräuchlichen Ueberziehung des Guthabens) angenommen werden. Neben einer Beſtrafung wird das Konto aufgehoben. Daher ſoll der Poſtſcheckkunde nur über die Beträge verfügen, die ſeinen Konten wirklich gutgebracht ſind. , Pogelſchutz und Kirchtürme. Man kann die Beobachtung machen, daß auf Kirchtür⸗ men die Schleiereulen immer mehr verſchwin⸗ den, weil die Schall- und andere Fluglöcher verſchloſſen werden, oder weil bei neuen Kirch⸗ bauten die Türme ſo ausgeführt werden, daß die Anſiedlung von Schleiereulen, Turmfalken, Mauerſeglern und Dohlen ausgeſchloſſen iſt. Das hat zur Folge, daß die nützliche Eulen⸗ art, die Schleiereule, in ihrem Beſtand ſtändig ürückgeht. Die Abnahme dieſer ſchönſten deut⸗ ſchen Eulen iſt aber nicht nur vom Stand- punkt des Naturſchutzes, ſondern auch von dem der Landwirtſchaft zu bedauern. Dabei kommt es auch noch vor, daß die Schleier— eule getötet, ſtatt gehegt wird. Die Schleier⸗ eule iſt ein glänzender Mäuſevertilger, der täglich 10 bis 15 Mäuſe ſich erfagt. Es ſollte mindeſtens ein Flugloch auf den Türmen offen gelaſſen werden. Bei Neubauten könn⸗ ten durch Anbringung von Mauerlöchern für Turmfallen, Dohlen und Mauerſegler, ſowie durch Einbau von Verſchlägen Niſtgelegenhei— ten für Eulen geſchaffen werden. Wettervorherſage: Zunächſt noch Anhalten der unbeſtändigen Witterung, ſpäter zunehmende Beſſerung. geſche Abwechsſung jn der taglichen Suppe beten Es gibt meh is 30 Sorten Vom Lehrling und Geſellen Von Juſtizoberinſpeklor Karl Fuchs⸗Neuß. Ehre deutſches Volk und hüte Treulich deinen Handwerksſtand. Als das deutſche Handwerk blühte. Blühte auch das deutſche Land! Ein Teil unſerer Jugend ſteht wieder vor dem Uebertritt aus der Schule in das prak⸗ tiſche Leben, ein neuer Lebensabſchnitt be⸗ ch oi die Lehrjahre. Von jeher haben ich die Zünfte und Innungen mit beſonde⸗ rer Liebe der Ausbildung der Lehrlinge an⸗ genommen in der Erkenntnis, daß das deutſche Handwerk nur blühen kann, wenn ein 1 Nachwuchs vorhanden iſt. Das Lehrlingsweſen iſt in der Reichsgewer⸗ beordnung eingehend geregelt, dabei iſt auf die fachmänniſche Ausbildung der Hand— e beſonderer Wert gelegt wor— den. Die Befugnis zur Ausbildung von Hand— werkslehrlingen haben in der Regel nur ſol⸗ che Lehrherren, die die Meiſterprüfung be— ſtanden haben und mindeſtens 24 Jahre alt ſind. Die bei einem nicht anerkannten Lehr- herrn verbrachte Lehrzeit iſt unwirkſam, ſo daß der Lehrling Gefahr läuft, daß dieſe Zeit nicht angerechnet wird, und ihm daher die Möglichkeit genommen iſt, die Geſellen— prüfung zu machen. Dem Lehrverhältnis liegt der Lehrvertrag zu Grunde, der binnen vier Wochen nach Beginn der Lehre ſchriftlich abzuſchließen iſt. Die vierwöchige Friſt iſt die geſetzliche Pro— bezeit, während der das Lehrverhältnis von beiden Seiten durch einſeitigen Rücktritt auf— gelöſt werden kann. Durch den Lehrvertrag konn die Probezeit nicht abgekürzt werden, hingegen iſt eine Verlängerung bis zu höch⸗ ſtens drei Monaten geſtattet. Ein minder⸗ jähriger(noch nicht 21 Jahre alter) Lehr⸗ ling kann den Vertrag nur mit Zuſtimmung des geſetzlichen Vertreters abſchließen, alſo des Vaters oder der Mutter. Steht der Junge unter Vormundſchaft, ſo bedarf der Vormund der Zuſtimmung des Vormund— ſchaftsgerichts. Koſten und Stempel werden für den Vertrag nicht erhoben. Der Lehrherr hat die Pflicht, den Lehr— ling gründlich auszubilden, er hat ihn zum Beſuch der Fortbildungsſchule anzuhalten und den Schulbeſuch zu überwachen. Aus der Eigenart des Lehrverhältniſſes, das eine dem Kindesverhältnis vergleichbare Bezie⸗ hung ſchafft, ergibt ſich, daß der Lehrmeiſter den Lehrling zur Arbeitſamkeit und zu guten Sitten anzuhalten und vor Ausſchweifungen zu bewahren hat. Er darf ihm auch ſchon mal, wenn es gar nicht anders geht, eins hinter die Ohren geben, um den bisher er⸗ folgloſen Ermahnungen den nötigen Nach⸗ druͤck zu geben und den Eifer zu heben, denn das Geſetz hat den Lehrling der väterlichen Zucht des Lehrherrn unterworfen. Selbſt⸗ verſtändlich iſt, daß das nur ein Ausnahme— fall ſein kann, und daß insbeſondere hierbei Maß und Ziel zu halten iſt. Für den Lehrling gilt: Lehrjahre ſind kei⸗ ne Herrenjahre. Er hat die ihm zugewieſe⸗ nen Arbeiten willig und mit Eifer zu erle— digen und auch ſelbſt darauf bedacht zu ſein, etwas Ordentliches zu erlernen. Insbeſon— dere iſt er dem Lehrherrn und demjenigen, d.. etwa an deſſen Stelle die Ausbildung zu leiten hat, ſtets zur Folgſamkeit und Treue, zu Fleiß und anſtändigem Betragen ver⸗ pflichtet. Wo der Lehrling in die häusliche Gemeinſchaft des Lehrmeiſters aufgenom— men wird, erſtreckt ſich die Gehorſamspflicht auch auf das Verhalten außerhalb der Ar— beitszeit. Bei Beendigung der Lehrzeit erhält der Lehrling ein Zeugnis, das alles Nähere ent⸗ hält über die Art des erlernten Handwerks, über die Dauer der Lehrzeit, die erworbenen Kenütniſſe und Fähigkeiten ſowie über die Führung und das ſittliche Verhalten. Und nun kann er ſich bei dem Prüfungsausſchuß der bei jeder Zwangsinnung bzw, Hand⸗ werkskammer gebildet wird, der Geſellen— prüfung unterziehen. Reichsausſchuß für Leibesübungen aufgelöſt. Der geſchäftsführende Vorſtand des Deut⸗ ſchen Reichsausſchuſſes für Leibesübungen hat an den Reichsſportkommiſſar von Tſchammer⸗ Oſten einen Brief gerichtet, in dem er mitteilt, daß ſich der DRA. aufgelöſt hat. Maßgebend für dieſen Schritt ſei der Gedanke, dem Reichs⸗ ſportkommiſſar die Arbeit des Neubaues des deutſchen Sportes zu erleichtern und ihm die Möglichkeit zu geben, reibungsloſer und ſchnel— ler zum Ziele zu kommen. Aus der Welt des Wiſſen⸗ Der deutſche Sängerbund zählt im Deut⸗ ſchen Reich 13881 Vereine; dazu kommen 1054 Vereine in Oeſterreich und 1579 im übri⸗ gen Ausland; in dieſen Vereinen ſind nicht weniger als 430 574 Sänger organiſiert; dazu kommen noch rund 125 000 Erwerbsloſe, die in den Vereinen mitſingen. Der berühmteſte Leuchtturm der Welt war der Pharus⸗Turm bei Alexandria, eines der ſteben Weltwunder; heute weiß man jedoch nicht mehr genau, ob er in 4 oder 5 Stock werken gebaut war; ſedenfalls ſoll er 180 Meter hoch und das Licht 160 Kilometer weit ſichtbar geweſen ſein; im Jahre 1375 wurde der euchtturm burch ein heftiges Erd⸗ beben völlig zerſtört. * Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, M= glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtund n Männergeſangverein 1846. Dieſe Woche fällt die Singſtunde aus. Zu dem am kommenden Sonntag ſtattfindenden Waldpromenade⸗Kon⸗ zert der Freiw. Feuerwehr iſt der Verein herzlichſt eingeladen. Die nächſte Singſtunde findet am kommenden Donnerstag ſtatt. Der Vorſtand. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend 9 Uhr Singſtunde. Um vollzähliges Er⸗ ſcheinen wird, der Teilnahme am Geſangs- wettſtreit wegen, dringend gebeten. Der Vorſtand. Amicitia 09 E. V. V' heim. U. Vg Sportplatz im Wald mit 0 J» Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 14. Mai 33 nachm. 3½ Uhr Liga⸗Freundſchaftsſpiel gegen N S. C. Rotweiß Frankfurt auf dem Waldſportplatz. Vorher 2,15 Uhr um die Jugendmeiſterſchaft Seckhenheim A1— Viernheim A1 Untere Mannſchaften: 3. Mannſchaft— Hemsbach 1. Mannſchaft Beginn 3 Uhr. Abf. 2 Uhr per Rad ab Lokal. 4. Mannſchaft— Schriesheim 1. auf dem Waldfportplatz Sonntag 12,30 Uhr. Wallſtadt 2. M.— Viernheim 4. Mannſch. Samstag abend in Wallſtadt 5 Uhr Abfahrt 4 Uhr per Rad ab Lokal. Samstag, den 13. Mai abends 8 Uhr im Vereinshaus ordentliche Mitgliederver⸗ ſammlung. Alle Mitglieder der Sport⸗ vereinigung Amicitia, Ehrenmitglieder, paſſive Mitglieder, Jugend, Handballer, Schwerathle⸗ ten und Fußballer werden dringend um Er- ſcheinen gebeten. Der Vorſtand. An alle Kraftſportler! Am 13 u. 14. Mai iſt das Gaufeſt. Am Freitag abend werden in den Uebungsſtunden die Richtlinien heraus- gegeben! Daher muß alles erſcheinen. Deutsche Jugendkraft Am Freitag, 12. Mai, abds. 8 ½ Uhr wichtige Versammlung aller Aktiben (Fußballer, Handballer, Fauſtballer, Leicht- ahtleten) in der„Harmonie“. Ich erwarte, daß alle Mannſchaften, die erſten wie die unteren, erſcheinen, da wichtige Angelegenheiten zu erledigen ſind.— Kein Trinkzwang!— Pünktlich um 8 Uhr iſt kurze Spielausſchuß⸗ ſitzung in der„Harmonie“. Vollzähliges Er⸗ ſcheinen erwartet. Der Sportleiter. Sport und Spiel. Neues aus der Sportvereinigung Amicitia 09! Samstag abend 8 Uhr Mitgliederverſammlung! Sonntag nachm. 3½ Uhr Amicitia 1.—Rotweiß 1. Alle Mitglieder der Sport- Vereinigung werden darauf aufmerkſam gemacht, daß am Sams- tag abend 8 Uhr im Vereinshaus die ordentl. Mitglieder⸗Verſammlung ſtattfindet. Dringendes und zahlreiches Erſcheinen al her iſt unbedingt notwendig.— Am Sonntag ſtartet der Frank- furter Eliteclub Rotweiß mit ſeiner kompletten Liga auf dem Waldſportplatz. Wir haben bereits ſchon erwähnt, daß die Leute um Kreß eine der beſten deutſchen Fußballmannſchaften ſtellten. Kanonen aus allen Richtungen wie Stuttgart, Pforzheim, Ludwigshafen, Berlin waren bei den Roten tätig. Man braucht ſich nur an Engel, Hoffmeiſter, Rutz, Strehle, Lillbob zu erinnern. Sie wurden disqualifiziert und der Rumpf der Mannſchaft, die alte Helvetia Bockenheim blieb und ſo ſpielen heute noch die Dietzel, Scheuer mann, Buttrenny, Sand und Winkler uſw. die aus der Fülle des Materials des Frankfurter Clubs erſtklaſſige Kräfte herangezogen haben, die zum Teil auch zugewandert ſind. Die Roten pflegen eine weitgezogene Kombination unter be⸗ ſonderer Berückſichtigung der Flügel. Der beſte im Sturm iſt der Halblinke Dietzel, ein Mann, der den Fußball voll beherrſcht. Trauerdrucksachen in verſchiedenen Muſtern, ſtets vor⸗ rätig und in kürzeſter Friſt lieferbar. Billig ſte Preiſe! Druckerei Viernheimer Anzeiger Adolf Hitlerſtraße 36. Tel. 117.