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Anmeldungen ſind an Herrn Veterinärarzt Seigel zu machen. a Viernheim, den 10. Mai 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Freim. Feuerwehr Viernheim. Anläßlich der Feuer⸗ ſchutzwoche uud des St. Florianstages habe ich folgendes Pro gra in m bekannt zu geben. Samstag, den 13. Mai, nachm. 5 Uhr findet eine große Schul⸗ und Schauübung ſtatt. Brandannahme und näheren Befehl hier- wird am Spritzenhaus bekannt gegeben. Anſchließend findet ein Werbemarſch durch verſchiedene Ortsſtraßen ſtatt. Anzug: Arbeitsanzug. Signal ſämtl. Horniſten und Tamboure um 5 Uhr. Sonntag, den 14. Mai, vorm. 7 Uhr: An- treten ſämtlicher Ehrenmitglieder, paſſiven und aktiven Kameraden auf dem Markt- platz zum gemeinſamen irchgang. Anſchließend Abmarſch nach dem Friedhof zur Ehrung uuſerer verſt. und gefallenen Kameraden. Anſprache und Kranznieder— legung. Hierzu laden wir die ganze Einwohnerſchaft höfl. ein. Anzug: 1. Garnitur und Handſchuhe. Nachm. um 2 Uhr Antreten u. Abmarſch zum Wald- und Promemadenkonzert nach dem Ochſenbrunnen, wo auch der Schluß— akt ſtattfindet. Ich erwarte, daß ſich unſere Mitglieder durch Nichts abhalten laſſen und alle zu den Veranſtaltungen reſtlos erſcheinen. Immer treu unſerem Wahlſpruche: „Gott zur Ehr, dem Nächſten zur Wehr.“ Das Kommando: Kempf. Zwangs ⸗Verſteigerung. Morgen Freitag, den 12. Mai 1933, verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Ver⸗ ſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle, öffentlich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Bar— zahlung: Mobilien, Eiurichtungs⸗ und Gebrauchs⸗ gegenſtände aller Art, darunter insbeſondere 1 Sofa mit Umbau, ferner 1 Büffet, 1 Schreibtiſch, 1 Speiſezimmer⸗Einrichtung, 1 Standuhr, 1 Klavier, 1 Partie Leder⸗ und Filzpantoffel, 1 Partie Schuhe u. a. Zuſammenkunft der Steigliebhaber nach⸗ mittags 2 Uhr, im Hofe des Gaſthauſes zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, den 11. Mai 1933. Köhler, Gerichtsvollzieher in Lampertheim, eee SCScce cee S οοαοẽ,- ace Muttertag (Sonntag, den 14. Mai) Große Auswahl in preiswerten Blumen aller Art, finden Sie bei uns, wir empfehlen rechtzeitigen Einkauf! Gärtnerei Eiſele. 5555555555385 55 558957 e Iſt das Schenken noch ſo ſchwer, Iſt der Beutel noch ſo leer, Mütterchen für Deinen Strauß Geb ich auch das Letzte aus! 9892595555 00 Rampfbund für den gewerblichen Mittelſtand Ortsgruppe Viernheim.. Heute Donnerstag Abend 9 Uhr findet im Gaſthaus zum„Kaiſerhof“ eine Verſammlung 1. aller Rolonialwaren⸗ und Kurzwaren⸗ händler, ſowie Aller, die bisher dem Rabattweſen unter⸗ ſtanden, ſtatt. Außerdem werden hiermit alle ſelbſtändigen Friſeure zu einer Verſammlung, die heute Abend im Gaſthaus zur „Sonne“ um 9 Uhr ſtattfindet, eingeladen. Die Leitung des Kampfbundes für den gewerbl. Mittelſtand. H. M. V. Donnerstag, den 11. ds. Mts. 8 ½ Uhr in der„Germania“ Vortragsabend. Um zahlreichen Be⸗ ſuch bittet Der Vorſtand. Morgen Freitag von nachm. 3 Uhr ab la hausmacher S —. Wurslü ase zu haben. Bürſtädterſtr. 18 und Gaſthaus zum Haltepunkt. Gebetzeiten der jüd. Gemeinde 13. Mai Emor Perek 4 17. Jjar Sabatt⸗Aufang 7,30 Uhr „»Morgen 800 Uhr „ Nachm. 4,00 „ Abend 8,55 Wochentag⸗Abend 8,55 „ Morgen 7,00 Nikolaus Effler Billige Lebensmittel: Pfd. 32 Pfg. 33 Feinſte Gemüſenudeln Feinſte Maccaroni 1 10 Bosn. Pflaumen 5522 Calif. Miſchobſt 1 88 7 7 Latwerg Pfd. 38 Pfg. Apfel-Gelee, rein(keine Nachpreſſe) Pfd. 40 Pfg. Pfd. 45 Pfg. — Apfel-⸗Gelee mit Himbeer Erdbeer⸗Konfitüre Pfd. 55 Pfg. Limburger Käſe/ Pfd. 9 Pfg. Schöne große Bauernhandkäſe St. 8 Pfg. und dazu noch 5% Rabatt Nikolaus Effler Lebensmittel. Miniſter Dr. Goebbels vor den Theaterleitern. Im Berliner Hotel Kaiſerhof ſprach e e Dr. Goebbels vor Vertretern der größten el aller Städte über die Aufgaben des deut eutſchen chen Theaters. ——— Honorar. Schöne Wohnung beſtehend aus 2 Zimmer und Küche, evtl. auch 1 Zimmer und Küche, im 2. 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Mai, von 8 bis 3 am Mittwoch, den 17. Mai, von 8 bis 1 im Gaſthaus„Kaiſerhof“ gemacht werden, ebenſo können Anträge geſtellt werden. Der Vorſtand. 0 0 16 Habe Stäntlig auf Lager- Weizenkleie, Weizenfuttermehl, Weizen⸗ nachmehl, Treber, Malzkeime, Schnitzel, Soyaſchrot, Erdnußkuchen, Viehſalz, Haferflocken, Weizenkeime, Bruchreis. Leinſamen ganz und gemahlen. Hühner-, Tauben⸗ und Vogelfutter in bekannt guter Qualität. a Sämtliche Sorten Düngemittel die zur jetzigen Zeit benötigt werden. Virginia Saatmats und Kolbenmais. Alois Walter der beiden Seiten dieſen Frieden will, dann muß eben der Staat„die ſich lö⸗ ſenden Hände wieder zuſammenfügen“. Im neuen Deutſchland ſoll das Verhältnis zwi⸗ ſernhelmer Anzeiger FKiernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mt fre in? Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim 3 0 recher 117.— Telegramme 5 f Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, D u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. ummer 110 Viernheimer Zeitung (Viernhetmer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes ee bel Anzeigen werden nach Möglichkeit e— Für die Aufnahme an ren eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewa die Wirtſchaſtswothe die verkündung des Arbeitsfriedens.— Eine Arbeitsbeſchaffungsanleihe?— Neue Ge- werbeordnung.— Erhöhung der Umſatz⸗ ſteuer für Großbekriebe. Das bedeutſamſte Ereignis dieſer Woche war der Kongreß der Arbeitsfront, der in Berlin abgehalten wurde. Mit einer bewundernswerten Schnelligkeit und Zielbe⸗ wußtheit wurde die Organiſation des Arbei⸗ tertums auf eine völlig neue Grundlage ge⸗ ſtellt. Reichskanzler Hitler ſelbſt hielt ei⸗ ne programmatiſche beitsfrieden zwiſchen Arbeitgebern und Rede, die den Ar⸗-⸗ Arbeitnehmern verkündete. Und wenn eine brechen ſchen Menſch und Wirtſchaft eine grundlegen— de Umgeſtaltung erfahren. Eine Veredelung der Arbeit ſoll geſchehen, das Wort Arbeit ſoll zum großen Ehrentitel der deut⸗ ſchen Nation erhoben werden. Immer wie⸗ der kehrt die hohe Achtung vor der Arbeit Rund dem im Grund biederen, treuen deutſchen Arbeiter in den Ausführungen des Kanz⸗ lers wieder. Sie erreicht ihren Höhepunkt in den Schlußworten:„Ich werde keinen größe⸗ ren Stolz in meinem Leben beſitzen als den, am Ende meiner Tage ſagen zu können: Ich habe dem Deutſchen Reich den deutſchen Ar⸗ beiter erkämpft.“ Das Arbeitsbeſchaffungsprogramm des Reichsminiſteriums iſt in ſeinen Grundzügen von den einzelnen Miniſterien gebilligt wor— den. Die große, anſcheinend noch nicht ganz gelöſte Frage iſt die der Finanzierung. Eine Arbeitsloſenanleihe hat wiederholt in den Erörterungen eine Rolle geſpielt. Schon unter früheren Regierungen hat man die Frage der Anlegung einer ſolchen An⸗ leihe erörtert, man iſt jedoch bei der Höhe der in Betracht kommenden Beträge— es han⸗ delt ſich um Milliarden— und angeſichts der Geſtaltung des inneren Kapital- und Kredit⸗ marktes zu einer Entſchließung nicht ge⸗ kommen. Der Plan, die Arbeitsbeſchaffung auf dem Wege einer Anleihe finanziell ſicher⸗ zuſtellen, wird nun auf anderer Grundlage wieder erwogen. Da eine Heranziehung der Steuererträge für dieſe Zwecke ausgeſchloſ⸗ ſen iſt, bleibt ja auch kein anderer Weg, als der einer Anleihe zur Verfügung. Die Form einer ſolchen Anleihe würde der der ezrüheren Kriegsanleihen zum mindeſten im Opfer⸗ geiſte, dem Genüge getan werden muß, ſehr nahe kommen. Man kann ſich wohl vorſtel⸗ len, daß eine etwa nicht ausreichende Ueber⸗ nahme einer Anleihe auf freiwilligem Wege dis Begebung einer Zwangsan⸗ leihe zur Folge haben würde. Anderer⸗ ſeits ſpielt bel der Finanzierung des Arbeits⸗ beſchaffungsprogramms auch die Metho de der Zahlung eine Rolle, ſo zwar, daß ein beſtimmter Teil, etwa zweidrittel, in bar bezahlt würde, während für den Reſt ſolcher e Reichswechſel begeben wür⸗ en. Im Rahmen der grundſätzlichen Neuord— nung des Wirtſchaftsorganismus wird auch die Schaffung einer neuen Gewerbe⸗ ordnung ſtehen. Von den beteiligten Kreiſen in der Wirtſchaft ſowohl, wie in der Reichsregierung ſind ſchon ſeit längerem entſprechende Vorbereitungen getroffen wor⸗ den. Nun werden am 16, und 17. Mai die zuſtändigen Reichs ratsausſchüſſe ſich mit die⸗ ſer Frage der Umgeſtaltung bzw. Neuſchaf⸗ fung der Gewerbeordnung befaſſen. Die Hauptfragen, die bei einer Reform dor Ge⸗ werbeordnung eine Rolle ſpielen, müſſen ausgehen von dem Schutze des kleineren und mittleren Gewerbes, das is⸗ beſondere auch gegen Auswüchſe im Verſtei⸗ Pac im Hauſierhandel, bei der Darlehens⸗ und Kreditvermittlung und an⸗ deren gewerblichen Intereſfengebieten ge— ſchützt ſein muß. Eine Erhöhung der Umſatzſteuer für Großbetriebe wird augenblücklich in ö ö t Abernommen Vorſchläge des Reichsarbeitsminiſters— Noch in dieſem Jahr Augriſf auf die Arbeits loſigkeit— 1,5 Milliarden zur Arbeitsbeſchaffung— Eine nationale Anleihe Berlin, 12. Mai. Reichsarbeitsminiſter Seldte hat dem Reichskabinett Vorſchläge für ein umfaſ— ſendes Arbeitsbeſchaffungspro⸗ gramm unterbreitet. Zur Vorbereitung der bevorſtehenden Beratungen des Reichs— kabinetts und im Intereſſe einer möglichſt beſchleunigten Inangriffnahme der Arbeiten hat der Reichsarbeitsminiſter ſeine Vor— ſchläge am 9. Mai mit den beteiligten Reichs— reſſorts erörtert, um ihnen Gelegenheit zu geben, dazu Stellung zu nehmen und ſie ge— gebenenfalls noch zu ergänzen. Bei allen Reichsreſſorts beſland Ueber- einſtimmung darüber, daß ein ſolches Arbeitsbeſchaffungsprogramm nicht nur zur Enklaſtung des Arbeitsmarktes, ſon⸗ dern auch zu einer enkſcheidenden Bele⸗ bung der Wirtſchaft beitragen müſſe. Unter dieſen Geſichtspunkten iſt das Pro— gramm aufgeſtellt. Es ſetzt ſich zuſammen aus volkswirtſchaftlich wertvollen Arbeiten, die gleichzeitig für die Entlaſtung des Ar⸗ beitsmarktes beſonders geeignet ſind. Er umfaßt in der Hauptſache Arbeiten aus fol⸗ genden Gebieten: landwirtſchaftliche Siede— lung, vorſtädtiſche Kleinſiedelung, Eigen— heimbau, landwirtſchaftliche Meliorationen, Straßen- und Waſſerſtraßenbau, Flußregu— lierungen, Eindeichungen, Inſtandſetzung von Wohn- und öffentlichen Gebäuden, Reichsbahn und Reichspoſt, Gas- Waſſer⸗ und Elektrizitätsverſorgung ſowie Kanaliſa— tion und endlich Seeſchiffahrt und Luftfahrt. Beſthäftigung für 700 000 Mann Das Bundesorgan des Stahlhelms bringt ausführliche Mitteilungen über die Vor⸗ ſchläge des Reichsarbeitsminiſter Seldte für ein Arbeitsbeſchaffungsprogramm, mit dem noch im Jahre 1933, dem erſten Jahre des Vierjahresplanes, ein entſcheidender Angriff gegen die Arbeitsloſigkeit unternommen wer⸗ den ſoll. Zur organiſatoriſchen Seite wird betont, daß es auf dem Gebiet der Arbeits— heſchaffung eines der Reichsregierung vorbereitet. Während die allgemeine Umſatzſteuer 2 Prozent be⸗ trägt, wird nach dem einen Plan erwogen, für Großbetriebe ſtaffelweiſe je nach der Hö⸗ he des Umſatzes bis zu einer Belaſtung von 5 Prozent zu gehen, ſo daß die Großbetriebe im Endeffekt mit mehr als dem Doppelten an Umſatzſteuer belaſtet würden als die klei⸗ neren und mittleren Betriebe. Für eine ſol⸗ che Regelung wäre es naturgemäß ſotwen⸗ dig, daß auch eine genaue Begriffsbeſtim⸗ mung für Klein-, Mittel⸗ und Groß⸗ betriebe erfolgte. Um als Großbetrieb angeſehen und ſteuerlich behandelt zu wer— den, wird wahrſcheinlich eine beſtimmte Um⸗ ſatzgrenze feſtgelegt, die nach dem einen Vor— ſchlag mit 300000 Mark, nach dem anderen jt 500 000 Mark im Jahre umſchrieben werden ſoll; wahrſcheinlich wird man eine Mittelweg nehmen, alſo etwa 400 000 Mark. Welcher Umſatz erzielt werden muß, um den bis zu 5 Prozent geſtaffelten Satz zu errei⸗ chen, iſt ebenfalls noch nicht beſtimmt. Wahr⸗ ſcheinlich wird es ſich um einen Betrag von etwa 15 bis 20 Millionen und darüber han⸗ deln. Es wird auch erwogen, ob es möglich iſt, bei einer Einführung einer Großbetriebs— ſteuer die Umſatzſteuer allgemein zu ſenken. Zweifellos iſt die gegenwärtige Um⸗ ſatzſteuer in Höhe von 2 Prozent eine ſchwe⸗ re Belaſtung, und man würde es gern zu ermöglichen ſuchen, dieſe Steuer auf ein Pro⸗ zent, wenn auch nur etappenweiſe zu ſenken. einheitlichen Planes und einer einheitlichen Leitung bedürfe. Wenn eine Vielzahl von Behörden und Bankinſtituten an der Vorbereitung, Prüfung und Ausführung der Maßnahmen mitwirke, gebe es zwangsläufig Reibungen und Hemmungen. Natürlich könne die Mit⸗ wirkung der techniſchen und wirtſchaftlichen Fachbehörden ebenſo wenig entbehrt werden wie die der Arbeitsämter. Umſo notwen— diger ſei es aber, daß eine Zentral⸗ ſtelle den Ueberblick über die geſamte Maßnahme behalte und für eine gerechte Verteilung der Mittel ſorge. Für dieſe Auf— gabe käme das Reichsarbeitsminiſterium in Frage. Grundſätzlich wird zu dem RKeichsar⸗ beits-Beſchaffungsprogramm des Reichs- arbeitsminiſters bemerkt, daß bei einem Aufwand von elwa 1,5 Milliarden Mark in dieſem Jahre bis 700 000 Ar- beitsloſe ein Jahr lang beſchäftigt wer⸗ den können. An der Spitze der Arbeitsbeſchaffungs— maßnahmen müſſe die Siedlung in jeder Form ſtehen. Deshalb ſchlägt der Reichsar— beitsminiſter vor, für 1933 mindeſtens 100 000 Siedlerſtellen und Eigenheime vor— zuſehen. An Schwierigkeiten der Landbe— ſchaffung dürfe dieſe Frage nicht ſcheitern. An zweiter Stelle ſteht die Belebung des Wohnungsbaues. Um den nach Aufhebung des Wohnungsmangelgeſetzes in den Ge— meinden eintretenden Notſtand zu beſeitigen, müßten Mittel für den Bau von Behelfs⸗ wohnungen bereitgeſtellt werden. Auch die Inſtandſetzungszuſchüſſe müß⸗ ten weiterhin gegeben werden. Ebenſo müſſe für die Inſtandhaltung der öffentlichen Ge— bäude endlich wieder etwas getan werden. Dabei gelte es auch, Kulturdenkmäler der deutſchen Vergangenheit von hohem künſtle— riſchen Wert zu retten. Von beſonderer Wichtigkeit ſeien die Arbeiksbeſchaffungsmöglichkeiten auf dem Gebiete des Verkehrsweſen., 2 und 3 bei der Reichsbahn und im Sraßen⸗ bau. Beim Ausbau der Reichswaſſerſtraßen werde Zurückhaltung nötig ſein. Angefange— ne und fortgeſchrittene Bauten ſeien natür— lich zu vollenden. Dazu gehöre der Mittel⸗ landkanal und die Regulierung der Oder. Auf dem Gebiete der landwirtſchaftlichen Meliorationen ſeien die großen Aufgaben noch nicht entfernt gelöſt. Im Zuſammenhang damit ſeien Arbeiten zur Regulierung der deutſchen Flußläufe notwendig. Weiter werden aus dem Pro— gramm erwähnt: der Ausbau der gemeind— lichen Verſorgungswerke, die Erneuerung der deutſchen Seeſchiffahrt und die Förde⸗ rung von Exportaufträgen der deutſchen In— duſtrie. Die entkſcheidenden Schwierigkeilen lägen bei der Finanzierung. Die Finanzierung des Papen- und Gereke- Programms ſei den Bedürfniſſen der Praxis nicht mehr gerecht geworden. Man werde prüfen müſſen, ob die Darlehensgewäh⸗ rung in allen Fällen genüge, oder ob nicht in gewiſſem Umfange den Trägern der Arbeiten Juſchüſſe oder mindeſtens Zinsbeihilfen gegeben werden müſſen. Der Reichsarbeitsminiſter habe ſchon vor ei— niger Zeit auf die Möglichkeit hingewieſen, die nötigen Mittel für die Arbeitsbeſchaffung durch eine Inlandsanleihe aufzubringen. Es ſei zu erwarten, daß die Auflegung einer nationalen Arbeiksbeſchaffungsan⸗ leihe zu einem namhaften Erfolg füh- ren werde. Weiter wird dann ausgeführt, daß auch die Lohnpolitik in den Dienſt der Arbeitsbe— ſchaffung geſtellt werden müſſe. Dazu bedür— fe es der Lockerung der Starrheit des Tarif— ſyſtems. Die Laſten der Sozialverſicherung müſſen noch weiter geſenkt werden. Ebenſo ſeien die Fragen einer Verſchiebung der Schulzeit und einer allgemeinen Arbeitszeit— verkürzung zu prüfen. K mationen al Charakters erklärt 2. Mai. Der Effektivausſchuß der Abrüſtungskon⸗ ferenz hat am Donnerskag in einer erſten vorläufigen Abſtimmung mik 9 gegen 2 Stimmen, bei 8 Stimmenthalkungen beſchloſ⸗ ſen, die im Reichskurgtorium für Jugender⸗ tüchtigung zuſammengefaßzten Wehrverbände wie Stahlhelm, 5 A- und SS- Organiſatio⸗ nen, als Verbände militäriſchen Charakters zu erklären. Gegen den Ankrag ſtimmten Deukſchland und Ungarn, für den Ankrag England, Frankreich, Polen, Tſchechoflowa⸗ kei, Südflawien, Rumänien, Holland, Portu⸗ gal und Belgien. Die Vereinigten Staaten, Italien, Oeſterreich, Schweden, Finnland, Japan und Heſterreich enthielten ſich der Sklimme. Der Ausſchuß wird nunmehr eine Schlüſ⸗ ſelformel ausarbeiten, um die bei der end⸗ gültigen Feſtſetzung der deutſchen Heeres— ſtärke anzurechnende Geſamtziffer der deut⸗ ſchen Wehrverhände feſtzuſtellen. Die Ab⸗ ſtimmung hat jedoch nur einen vorläufigen Charakter, da die geſamten Beſchlüſſe des Effektivausſchuſſes in zweiter Leſung im Hauptausſchuß noch einmal durchberaten wer⸗ den und zur Endabſtimmung gelangen. Aus der vorläufigen Abſtimmung erklärt ſich auch die große Zahl der Stimmenthaltungen. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß dieſer Beſchluß des Effektivausſchuſſes auf deutſcher Seite in keiner Weiſe als bindend angeſehen wird. Das Intereſſe Frankreichs Die Offenſive gegen die deutſchen Wehr— verbände war im Effektivausſchuß von Frankreich und Polen eingeleitet worden, der ren Vertreter verſuchten, an Hand von Stö— ßen von Zeitungsartikeln(ö) nachzuweiſen, daß an der militäriſchen Bedeutung und kriegsmäßigen Verwendbarkeit der SA- und SS⸗ Formationen ſowie des Stahlhelms nicht zu zweifeln ſei. Dieſen Angriffen krat der deulſche Ver⸗ kreter, General Schönheinz, in einer ſeht eindrucksvollen Rede entgegen, wobei er den überzeugenden Beweis führle, daß von einer kriegsmäßigen Verwendbar⸗ keit der deutſchen Verbände im Eruftfall überhaupt nicht die Rede ſein könne. Dieſe Beweisführungen wurden jedoch von franzöſiſcher und polniſcher Seite als unge⸗ nügend abgelehnt. Der polniſche General Burkhart dehnte ſeinen Angriff ſogar noch auf die geplante Einführung des Frei⸗ willigen Arbeitsdienſtes aus, der tatſächlich die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutſchland bedeute. Dem franzöſiſch-polniſchen Angriff ſchloß ſich dann auch England an, deſſen Vertreter, General Temerley, ſich zu der Auffaſ⸗ ſung verſtieg, daß allein ſchon das Wort „Wehr“-Verbände und„Wehr“-Sport für den militäriſchen Charakter der Verbände ge— nügend ſeien und daß an dem militäriſchen Wert und der kriegsmäßigen Verwendung keine Zweifel beſtünden. Allgemein wurde zwar in den Ausſchuß⸗ verbänden anerkannt, daß die deutſchen Wehrverbände über keinerlei Waf. fen verfügen und keine Uebungen mit Waffen ſtaltfinden, weshalb es als direkt grotesk anmuten muß, daß die Beweisführung ſich lediglich auf die Or⸗ ganiſation, die Benennung der Sturm- abteilungen, die Führung alter Regi- mentsnummern uſw. ſtützen mußke. Dieſen völlig unhaltbaren und rein tenden— ziöſen Angriffen trat der deutſche Vertreter mit großer Sachlichkeit und Entſchiedenheit entgegen. Aber wenn er auch überzeugend nachzuweiſen verſtand, daß nach den von der Gegenſeite vorgebrachten Argumenten jeder Kegelklub und jeder Geſangverein militäri— ſchen Charakter haben und bei der Berech— nung der nationalen Armeen berückſichtigt werden müßte, ſo änderte dies doch nichts an dem Ergebnis der Abſtimmung. Der Grund hierfür iſt eben darin zu ſu⸗ chen, daß die franzöſiſche Skaalengruppe, der ſich jetzt auch England angeſchloſſen hat, ei- nen offiziellen Beſchluß über den militäri- ſchen und kriegsmäßigen Wert der deutſchen Wehrverbände braucht, um damit in der maßlos betriebenen Hetzpropaganda gegen Deutſchland neues Material zur Verfügung zu haben. 1 Die Deutſche Arbeitsfront Aufbau und Organiſſation. Berlin, 12. Mai. Wie der„Zeitungsdienſt“ meldet, hat der Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ro⸗ bert Ley, folgende Anordnung erlaſſen: Die Deutſche Arbeitsfront beſteht aus dem Zentralbüro als der Leitung und den deiden Säulen„Geſamtverband der deutſchen Arbeiter“ und„Geſamtverband der deutſchen Angeſtellten“. Das Jentralbüro hal die Aufgabe, die bisherigen Verbände in die neue Organiſationsform zu überführen und den ſtändiſchen Aufbau mit vorzubereiten. Zu dieſem Zweck hat das Zentralbüro den Kleinen und den Großen Arbeitskonvent. Dem Kleinen Arbeitskonvent obliegt die Verwaltung der verſchiedenſten Aemter. Dem Großen Arbeitskonvent gehört als Amt der Kleine Arbeitskonvent an. Darüber hin— aus gehören ihm die Leiter der Hauptberufs— und Hauptfachſchaften und ſonſtige bedeuten— de Vertreter der Gewerkſchaftsbewegung an. Dieſe beiden Geſamtverbände haben ei⸗ gene Finanzhoheit und das Beſtim- mungsrecht über die Perſonalpolitik in ihren Verbänden. Selbſtverſtändlich hat das Zentralbüro das Einſpruchsrecht und in Zweifelsfällen die letzte Entſcheidung. Die erſte Aufgabe der Geſamtverbände iſt die Zuſammenfaſſung der in den verſchiedenen Gewerkſchaften vorhandenen Berufsſtände, wie z. B. die Zuſam⸗ menfaſſung der Holzarbeiter-, Bauarbeiter— und Metallarbeiterverbände uſw., wie die Schaffung von Zentralkartotheken und Zen⸗ tralkaſſen. Damit verbunden muß eine An⸗ gleichung der verſchiedenen Beitrags kleiſtungen erreicht werden, jedoch iſt auch hier eine gewaltſame Nivellierung zu vermeiden. Grundſätzlich wird in keiner Organiſa- tion abgeſtimmt, ſondern der Führer wird ernannt und die Entſcheidung liegt immer in der Hand der ernannten Führer. Den Mitgliedern des Großen Arbeitskon— vents werden beſtimmte und begrenzte Auf— gaben übertragen, deren endgültige Feſtſet⸗ zung in einer feierlichen Sitzung des Gro⸗ zen Konvents verkündet wird. Der Kleine Arbeitskonvent folgenden Mitgliedern: 4 1. Führer der Deutſchen Arbeitsfront: Dr. Robert Ley, M. d. R.; 2. Führer des Ge⸗ ſamtverbandes der Arbeiter: Walter Schu- mann; 3. Führer des Geſamtverbandes der Angeſtellten: Albert Forſter: 4. Leiter des fFuhrungsamtes: Rudolf Schmeer, M. d. R.; 5. Leiter des Amtes für ſoziale Fragen: Franz Stöhr, M. d. R.; 6. Leiter des Or⸗ ganiſationsamtes: Reinhold Mucho w; 110 Leiter des Propaganda- und Preſſeamtes: Hans Biallas; 8 Leiter des Tarifamts: noch nicht ernannt; 9. Leiter der Rechtso“ teilung: noch nicht ernannt; 10 Leiter de. Amtes für Berufsſtändiſchen Aufbau: Dr. Max Frauenhofer; 11. Leiter des Schulungsamtes: Otto Gohdes, M. d. R.; 12. Leiter der wirtſchaftlichen Betriebe der Geſamtverhünde der Arbeiter und Anageſtell⸗ beſteht aus ten: Bankdirektor Karl Möller; 13. Schaß⸗ meiſter: Paul Brinkmann. Er verwaltet gleichzeitig die Kaſſe des Geſamtverbandes der Arbeiter; 14. Leiter des Jugendamtes: noch nicht ernannt. Grundſätzlich werden zu Leitern der Aemter im Kleinen Konvent und zu Leitern der Hauptberufs- und Hauptfachſchaften nur Parteigenoſſen ernannt, die bereits durch ihre bisherige Tätigkeit bewieſen ha: ben, daß ſie dieſer Berufung würdig und dieſer Aufgabe gewachſen ſind. Außerdem werden jetzt bereits in den Gro⸗ ßen Arbeitskonvent folgende Per⸗ ſonen berufen: Bernhard Otte Berlin, Jakob Kaiſer⸗Köln, Dr. Theodor Bra u⸗ er⸗Königsberg. Franz Behrens Berlin, Hermann Miltz o w⸗Hamburg, Auguſt Faltin⸗Berlin.(Führer der Chriſtli⸗ chen Gewerkſchaften und des Gewerkſchafts⸗ rings. D. Schriftl.) 0 5 wird meine Hauptaufgabe ſein, die Deutſche Arbeitsfront ſo lebendig wie möglich zu halten. Sie darf nicht wieder in den glei⸗ Erſtarrungszuſtand verfallen, an dem die alten Gewerkschaften zu Grunde gegan⸗ en ſind. Das endgültige Ziel iſt die Schaf- 5105 der Stände, die als Bauſteine dem neuen Staat eingefügt werden. Das angebliche Millionenheer Scharfe deutſche Verwahrung gegen fran⸗ zöſiſche Ziffern. Genf, 12. Mai. Dem Beſchluß des Effektivausſchuſſes der Abrüſtungskonferenz über den militäriſchen Charakter der deutſchen Wehrverbände ging eine ausgedehnte ſcharfe Auseinan⸗ derſetzung voraus, in der es wiederholt zu Zuſammenſtößen kam. Der Vertreter Italiens ſchloß ſich in einer energiſchen Erklärung vollſtändig der deutſchen Auf⸗ faſſung an. Die italieniſche Stim m⸗ enthaltung iſt auf den grundſätz⸗ lichen Standpunkt der italieniſchen Regie⸗ rung zurückzuführen, eine jede ſachliche Stellungnahme in den Verhandlungen des Effektivausſchuſſes abzulehnen. Allgemein fiel jedoch die Stimmentkhal- tung des Vertreters Oeſterreich⸗ auf, für die keinerlei Begründung abgegeben wurde. Als der Ausſchuß ſodann an die Berech⸗ nung der ziffernmäßigen Stärke der deut— ſchen Wehrverbände herantrat, gab der Ver— treter Frankreichs, Oberſt Lucien, auf Grund völlig unkontrollierbaren Materials nachfolgende Zahlen für die deutſchen Wehr— verbände bekannt: 600 000 mann SA. und 88. Organiſa⸗ kionen. 250000 Mann Stahlhelm, 150 000 mann Wehrwolf. Nach den dane Berechnungen ſeien die deukſchen Wehrverbände mit einer Ge⸗ ſamtzahl von einer Million Mann ein⸗ zuſchätzen. Der deutſche Vertreter legte ſofort ſcharfe Verwahrung gegen das Vor⸗ gehen des Vertreters Frankreichs ein und proteſtierte lebhaft dagegen, daß jetzt bei der Behandlung der deutſchen Wehrverbände mit Zahlen operiert würde, die keines⸗ wegs einen amtlichen Charakter hätten. Auf die Anfrage des Präſiden⸗ ten des Ausſchuſſes, ob der deutſche Vertreter bereit ſei, von ſich aus die ziffernmäßigen Stärken der deutſchen Wehrverbände anzugeben, erklärte General Schönheinz, daß er zunächſt hierzu nicht in der Lage ſei, da es ſich um private Verbände handele. Aus Vaden Verhaftung früherer Führer des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten. Karlsruhe, 12. Mai. Wie der„Führer“ hört, hat vor einigen Tagen der kommiſſariſche Gauleiter des Reichsbundes in Baden, Ste⸗ fan Braun, den früheren Gauvorſtand des Reichsbundes wegen unlauterer Transaktionen zu Ungunſten des Gauvermögens in Schutz⸗ haft nehmen laſſen. Außer dem Gauführer Marquardt wurden verhaftet: Schellinger, Guhl aus Karlsruhe, Ruf⸗Pforzheim, Wag⸗ ner-Mannheim und der Arbeiterſekretär der freien Gewerkſchaften, Engelhardt, in Heidel⸗ Letzte Nachrichten Das beſchlagnahmte S PD.-Vermögen. Berlin, 12. Mai. In Durchführung der Beſchlagnahme des Vermögens der SPD. und ihrer Unterorganiſationen ſind in Berlin bisher etwa 100 000 Mark ſichergeſtellt wor⸗ den. Hierzu treten noch die Vermögenswerte, die in den Gebäuden der ſozialdemokratiſchen Zeitungen uſw. ſowie in den Einrichtungen inveſtiert ſind. Dieſe Werte dürften im gan⸗ zen Reich in die Millionen gehen. Skreit in Mecklenburg ⸗Strelitz. In der erſten Sitzung des Mecklenburg— Strelitzer Landtages wurde am Donnerstag das Präſidium gebildet. Zum Präſidenten wurde der Natiogalſozzalſt Schernau ge⸗ wählt. In einer anſchließenden zweiten Sit⸗ zung ernannte dieſer, um die Exekutive mit der Legislative gleichzuſchalten, den bisher gen nationalſozialiſtiſchen Staatsrat Dr. Stichtenoth zum Mecklenburg-Strelitz⸗ ſchen Staatsminiſter. Der bisherige deutſch⸗ nationale Staatsminiſter Dr. von Michael erklärte, daß nach dem Gleichſchaltungsgeſetz die Ernennung von Miniſtern durch die Lan⸗ desparlamente ungeſetzlich ſei. Daher be— trachte er ſich nach wie vor als Staats— miniſter. 473257 Gli t und Ge. , p A J erall Gendlzt. AA pufxt und teinigf alles Aus Heſſen. Die heſſiſche Polizei und die Wehrverbände. Darmſtadt, 12. Mai. Amtlich wird milge⸗ telit: Wie in Preußen erſcheint eine Rege⸗ lung des Verhältniſſes der heſſiſchen Landes⸗ polizei zu den Wehrverbänden angebracht. Nachdem die Wehrverbände zu öffentlich an⸗ erkannten Organiſationen mit eigenen Dienſt⸗ ſtrafbeſtimmungen erhoben worden ſind, iſt die Mitgliedſchaft zu dieſen Organiſationen für Angehörige der Landespolizei, die ſelbſt ein Gruündpfeiler der Macht des Staates bildet, unmöglich geworden. Andbererſeits ſoll die Lan⸗ despolizei eines nationalſozialiſtiſchen Staates in einem Geiſt den Wehrverbänden als eben⸗ bürtig zur Seite ſtehen. Den Offizieren und Mannſchaften der Lan⸗ despolizei iſt deshalb unterſagt, Mitglied der SA., SS., des Stahlhelms oder eines an⸗ deren Wehrverbanbes zu ſein. Wer Mitglied iſt, hat förmlich ſeinen Austritt zu erklären. Offiziere und Manuſchaſten der Landespolizei, die zu anderen Dienſtſtellen kommandiert, nicht im Verband der Landespolizei Dienſt tun, können mit beſonderer Penehmigung ihre Mit⸗ gliedſchaft und Mitarbeit in den Verbänden aufrecht erhalten. Gauleiter Sprengers Stellvertreter. Darmſtadt, 12. Mai. Gauleiter Sprenger, Heſſens Statthalter, hat den ſeitherigen Stabs- leiter Heyſe zum ſtellvertretenden Gauleiter für Heſſen ernannt. Heyſe, Sohn eines Pfarrers und jetzigen Schulrats a. D., iſt in Mühlhaufen in Th. geboren und ſteht heute im 31. Lebensjahr. Er hat die Reifeprüfung eines Gymnaſiums, den Diplom-Volkswirt auf Grund von Stu⸗ dien an den Univerſitäten Leipzig und Frank⸗ furt. Er iſt gleichzeitig nach dem Beſuch einer Fachſchule für Weberei ſtaatlich geprüfter Werkmeiſter für Tuchweberei. Bis 1924 war er(vor ſeiner akademiſchen Zeit) als Kauf⸗ mann bei einer deutſchen Großgarnfirma tätig. Schon 1919 Zeitfreiwilliger, bekannte er ſich früh zum Nationalſozialismus und trat 1923 in die NSDAP. ein. Im Jahre 1929 wurde er vom damaligen Gauleiter Ringshauſen als Gaugeſchäftsführer und Propagandaleiter nach Heſſen gerufen. Im Juni 1929 übernahm er die Geſchäftsführung und Organiſationsleitung des Gaues Heſſen⸗Naſſau⸗Süd und war ne⸗ benher im Gaſtwirtſchaftsamt beſchäftigt. Die Heſſiſche Landeskirche an Reichsſtatthalter Sprenger. Darmſtadt, 12. Mai. Namens der Heſſi⸗ ſchen Landeskirche hat Prälat D. Dr. Dr. Diehl an den Herrn Reichsſtatthalter folgen⸗ des Schreiben gerichtet: Hochverehrter Herr Reichsſtatthalter! Zur Berufung in Ihr hohes Amt ſpreche ich im Namen der Heſſiſchen Evangeliſchen Landeskirche, ihrer Kirchenregie— rung und des Landeskirchenamts die beſten Glückwünſche aus. Möge Gott Ihre Arbeit, die mit ſo großer Verantwortung für unſer Volk und Vaterland verknüpft iſt, ſegnen zum Beſten des Heſſenlandes und des deutſchen Volkes. Genehmigen Sie den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung! gez. D. Dr. Dr. Diehl, Prälat. Gleichſchaltung des heſſ. Sängerbundes. Darmſtadt, 12. Mai. Die ſtaatliche Preſſe⸗ ſtelle teilt mit: Die heſſiſche Staatsregierung hat die Herren: Kreisſchulrat Born, Kapell⸗ meiſter Friedel Fiſcher und Muſiklehrer Her⸗ bert Samper mit der Gleichſchaltung im Heſ— ſiſchen Sängerbund beauftragt. Eine Mitteilung der heſſ. Staatsregierung. Darmſtadt, 12. Mai. Die Preſſeſtelle der heſſiſchen Staatsregierung teilt mit:„Es iſt ſeit kurzer Zeit unmöglich, wegen der Ueber⸗ fülle der an die Staatsregierung gerichteten Begrüßengs⸗ und Ergebenheitstelegramme ſo⸗ wie Mitteilungen von Ehrungen dieſe noch im Wortlaut zu bringen dder überhaupt im ein⸗ zelnen aufzuzählen. Da früher in verſchiedenen Fällen der Wortlaut einzelner Telegramme veröffentlicht werden konnte, wird gebeten, in der mitgeteilten Maßnahme keine Zurück⸗ ſetzung ſehen zu wollen.“ Märkte und Vörſen vom 11. Mai 1933. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Reichsmark, per 100 Kilo⸗ gramm, waggonfrei Mannheim: Weizen ul. 21.75 bis 21.85; Roggen inl. 14.75 bis 15; Sommergerſte inl. 19 bis 19.50; Futtergerſte 17.50 bis 17.75; La Plata Mais gelber mit Sack 21.25 bis 21.50; ſüdd. Weizenmehl, Spe⸗ zial Null, mit Austauſchweizen 31.25 bis 31.50; ſüdd. Wetzenauszugsmehl 34.25 bis 54.50, ſuͤdd. Weizenbrotmehl 23.25 bis 23.50; Roggenmehl, nordd. 23 bis 24 desgleichen pfälziſches und ſüddeutſches 23.75 bis 25 Weizenkleie fein 7.75; Biertreber 12; Erdnuß⸗ kuchen 11.50 bis 11.75 und Eoſinweizen 15.75. Mannheimer Kleinviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 4 Kälber, nicht notfert; 4. Schafe, nicht notiert; 166 Schweine, nicht notiert; 920 Ferkel und Läufer, Ferkel bis vier Wochen 14 bis 16, über vier Wochen 17 bis 19, Läufer 20 bis 25. Marktverlauf: Kälber, Schafe und Schweine nicht notiert; Marktverlauf für Läufer und Ferkel lebhaft. 1 Neues aus aller Welt Unfall des„Do X“. Das Rieſenflugboot „Do X“, das von Prien am Chiemſee nach Paſſau geflogen war, wurde bei der Waſſe⸗ rung am Seitenſteuer erheblich beſchädigt. Es müſſen Erſatzteile nach Paſſau geſchickt un? an Ort und Stelle die Ausbeſſerungsarbeiten vorgenommen werden. Mit„Do X“ war auch der Reichsſtatthalter von Bayern, Ge⸗ neral von Epp nach Paſſau gekommen. Familiendrama. In der zoberbayeriſchen Orkſchaft Riedering hat ſich ein Fami- llendrama abgeſpielt. Während ſich der Satt⸗ lermeiſter Joſef Wechſelberger auf einer Hochzeitsfeier befand, brachte zuhauſe die 27 Jahre alte Ehefrau Maria dem einzigen Kind des Ehepaares, einem dreieinhalbjähri⸗ gen Knaben einen tödlichen Schuß bei und richtete dann die Waffe gegen ſich ſelbſt. Mutter und Kind wurden von einem heim⸗ lehrenden Verwandten tot im Schlafzimmer aufgefunden. Caufburſche im Wagen des Chefs Ein 17 jähriger Laufburſche ſtahl ſeinem Arbeitge⸗ ber in Düſſeldorf das Auto und eine Geldkaſſette mit 1400 Mark Inhalt. Mit dem geſtohlenen Kraftwagen unternahm er eine Vergnügungsreiſe und verſubelte einen Teil des Geldes. Der jugendliche Ausreißer wurde mit ſeinem Auto erwiſcht und feſtge⸗ nommen. Von dem geſtohlenen Geld befan⸗ den ſich noch 1000 Mark in ſeinem Beſitz. Schlageler⸗Ehrung im Gerichtsſaal. Zur gleichen Stunde, zu der vor 10 Jahren vom franzöſiſchen Kriegsgericht in Düſſeldo 1 f Albert Leo Schlageter zum Tode verurte ll wurde, fand im gleichen Saale, in dem da⸗ mals der Urteilsſpruch verkündet wurde, eine würdige Ehrung Schlageters ſtatt. Der Bund nationalſozialiſtiſcher deutſcher Juriſten übergab dem Landgerichtspräſidenten an der Schwelle des Saales einen Lorbeerkranz mit roter Hakenkreuzſchleife. Präſident Krey ließ den Kranz an der Stelle anbringen, wo Schlageter als Angeklagter geſeſſen hatte. Von der Juſtizverwaltung ſind Mittel bereit⸗ geſtellt worden, um dem geſchichtlich denkwür⸗ igen Raum eine würdige Ausſtattung zu geben. Nach 24 Stunden unverletzt geborgen. Zwei Bergleute, die auf der Zeche Wilhel⸗ mine Viktoria in Gelſenkirchen ver⸗ ſchüttet wurden, konnten unterletzt, jedoch im Zuſtand völliger Erſchöpfung nach 24 Stun⸗ den geborgen werden. 350 Hühner verbrannt. In einer Hühner⸗ farm bei Weſtfeld brach, ein Brand aus, dem ein Hühnerhaus mit 350 Hühnern zum Opfer fiel. 5 Selbſtmorde. In Berlin fand man auf einer Bank im Tiergarten mit einer Schuß⸗ wunde in der Bruſt tot den 54 Jahre alten Stadtamtsrat Walter Sakolowſki. Sakolowſki war ſeinerzeit in den Sklarek-⸗Prozeß ver⸗ wickelt.— In Chemnitz haben ſich der Rechnungsführer Gerhard Herrmann, ſeine Frau und ſeine 14jährige Tochter mit Gas vergiftet. igenartiger Betriebsunfall. Im Schacht „Marie Luiſe“ in Staffelfelden(Elſaß) ſtieß der Lokomotivführer Moiſes mit dem Kopf an die Decke. Der Anprall war ſo hef⸗ tig, daß die Hirnſchale zertrümmert wurb⸗ und der Tod ſofort eintrat. Jünf Todesopfer des Generalſtreiks in Spanien. Streikende Anarchiſten verübten in Alicante mehrere Sabotageakte. Unter anderem ſprenaten ſie Eiſenbabnſchienen mehrere hier Am dritten tiges Feuer. worden. am Sonntag und verursachten Zuſammenſtoße mit, der Polizei. Zwei Arbeiter wurden dabei 4 N. ſchwer verletzt. Auch in B beſchoſſen Demonſtranten Polizeiabteilungen und beſetzten die elektriſchen Bahnen. Auch gab es Verwundete. Schließlich wurde noch in Jativa die Polizei von Streikenden angegriffen. Dabei wurden drei Perſonen ge⸗ tötet und mehrere verletzt. Wieder ein Todesopfer des Boxſportis. Wie aus New Orleans gemeldet dort der Boxer Jack Holland an den Folgen eines Bluterguſſes ins Gehirn, der von einer Verletzung aus dem Boxkampf gegen Th. Ullo herrührte, geſtorben, Der unbekannke kopf lelſäſſiſches Münſtertal) fanden ſpie⸗ lende Kinder die Ueberreſte eines deutſchen Soldaten, neben denen noch das geladene Gewehr lag. Die Ueberreſte des unbekannten Soldaten wurden auf dem deutſchen Krieger⸗ friedhof am Kräherberg beigeſetzt. Vier Jahre Juchthaus für den Kreuger⸗ Reviſor. Der im Kreuger⸗Konzern angeſtellte Reviſor Wendler, der perſönlich Vertraute des Zündholzkönigs, wurde vom Hofgericht Stockholm zu vier Jahren Zuchthaus und 22,8 Millionen Kronen Schadenerſatz verur— teilt. Dieſes Urteil bedeutet eine dentliche Verſchärfung der Urteilsſprechung der erſten Inſtanz, wo Wendler zu einein⸗ halb Jahren Zuchthaus ohne Schadenerſatz verurteilt worden war Der Altonaer Blutſonntag Der dritte Tag.— Beginn der Beweisauf⸗ Vorgänge am Blutſonntag in Altona begann die Beweisaufnahme. Als erſter Zeuge wur⸗ de Polizeimajor men. Er hatte den SA-Zug von Anfang an bis zur Breiten Straße begleitet. Bis dahin verlief der Zug ohne Störung. In der Brei⸗ ten Straße wurden dann größere Menſchen⸗ anſammlungen hauswache hörte der Zeuge zuerſt von Schüſ⸗ ſen in der Breiten Straße. Auf dem Wege zur Johannisſtraße hörte er dann ein hef— von Dächern geſchoſſen. Auch waren Maſchi— nenpiſtolen in Tätigkeit. Gegen 19.30 Uhr lebte das Feuer noch einmal wieder auf, und zwar am Grund. Das Feuer konnte durch die Entſendung eines Panzerwagens jedoch bald zum Schweigen gebracht werden. Der SA⸗Zug war durch die Schießerei Die Schüſſe der Fenſter- und Dachſchüt⸗ zen galten ſowohl den Jugsteilnehmern als auch der Polizei. Die Beamken ha⸗ ben, wie der Zeuge bemerkt, überall ru⸗ hig Blut bewahrk, und nur dorthin ge⸗ ſchoſſen, wo Schützen ſichlbar wurden, oder wo Pulverdampf aufftieg. Der ei⸗ genkliche Kampf habe ungefähr 25 Mi⸗ Kriminalkommiſſar Raſch ſagte aus, daß meldet worden ſei, die Kommuniſten beabſich⸗ tigten den SA⸗Zug zu ſtören. Treffpunkt ſolle die Breite Straße in Altona ſein. Tat⸗ ſächlich hatte ſich dort Menſchenmenge angeſammelt, die jedoch von der Polizei zerſtreut wurde, 4 teilnehmer nommen. ba o hen. hören. wird, iſt Soldal. Am Braun⸗ gefallen. Aus den. Ein anderer außeror⸗ bewegte. Ein nahme. Alkona, 11. Mai. Tage des Prozeſſes wegen der Donnerstag morgen. Wendt⸗Altona vernom— beobachtet. Auf der Rat⸗ Es wurde aus Fenſtern und geteilt und einen Strafen⸗Tarif. nuten gedauerk. vormittag vom Hamburg ge— auch eine größere Die Umzuas⸗ Schicksalsge walten ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Fe uchtwanger, Halle(Saale) 4 „Donnerwetter, war das ein Genieſtreich“, meinte Fred Taylor. „Jedenfalls iſt dieſer junge Karell ein liebenswürdiger Menſch— mir gefällt er ſehr“, ſtellte Herr Grensburne feſt. „Wo hat er ſich eigentlich häuslich niedergelaſſen? Hat er davon etwas geſagt?“ fragte irgendeiner. „Zu mir nicht“, ſagte Reveloor, der ſich längere Zeit mit ihm unterhalten hatte.„Aber im Klubbuch wird er doch eine Adreſſe angegeben haben.“ Der Boy ſauſte davon. Wenige Minuten ſpäter lag das Buch auf dem Tiſch. f„Lu Karell, 14. Wallſtreet 2.“ Die Neugierde der Herren war befriedigt; man ging endlich zu etwas anderem über. Nur der alte Smith dachte noch ein Weilchen an den jungen Karell. Und er dachte an ſeine drei heiratsfähigen Töchter. Er wollte das gleich noch heute nacht mit ſeiner Frau durchſprechen. Sie wollten den beabſichtigten Geſellſchaftsabend ſo ſchnell wie möglich geben; ſie mußten die erſten ſein, bei denen Karell aus und ein ging. Das wäre ein Schwiegerſohn, wie ihn ſich ſeine Violet immer gewünſcht hatte. Als die zwei Letzten verließen Herr Grensburne und Reveloor den Klub. Der alte Herr war ſehr aufgeräumt. „Na, Junge, wann werden Sie nun mit May ſprechen? Ich freue mich ſchon längſt auf den Moment, wo May Ihre Frau iſt. Herrgott, man möchte doch auch noch etwas von ſeinen Enkelchen haben. Der Kleinen kann ich ſo etwas natürlich nicht ſagen, aber Ihnen doch.“ Harry Reveloor drückte die Hand des alten Herrn. „Ich halte mich nur noch mühſam zurück. Ich liebe May über alles. Ein wenig muß ich aber noch warten, May iſt ja erſt ſiebzehn.“ „Na ja“, gab der alte Herr etwas kleinlaut zu.„Sie brauchen doch auch nicht gleich zu heiraten. Aber ſichern müßten Sie ſich das Mädel. Sonſt kommt womöglich eines ſchönen Tages ein anderer und ſchnappt ſie Ihnen weg.“ Reveloors Hand zuckte; dann ſagte er: „Und wenn? Seien wir ganz ehrlich zueinander, mein lieber, väterlicher Freund. Angenommen, ich werbe jetzt um May, ſie gibt mir ihr Jawort, jetzt, wo ſie ſich viel⸗ leicht ſelbſt noch nicht klar iſt, und ſpäter kommt einer, der Mays große, innige Liebe gewinnt. Was würde dann ge— ſchehen?“ burne kategoriſch,„denn May kann nicht lügen.“ Reveloor lächelte. „Sehen Sie! Und wäre Offenheit in dieſem Falle denn nicht auch das Schönſte?“ Hauſe. Der junge Mann hatte keine Luſt, nach Hauſe zu fahren; er ging lieber zu Fuß. Hier in dieſem vornehmen Viertel war man ja vor Straßenüberfällen ſo ziemlich ſicher. Lang⸗ ſam ging er dahin. Seine Gedanken weilten bei May. Er wußte genau— denn dazu beſaß er mit ſeinen zweiund⸗ dreißig Jahren zu viel Erfahrung—, daß May ihn nicht liebte. Daß es nur eine liebe, treue, harmloſe Freund- ſchaft bei ihr war. Plötzlich blieb Reveloor ſtehen. In einer Niſche hockte eine dunkle Geſtalt. Reveloors Hand griff nach dem Revolver. Die Geſtalt rührte ſich nicht. ö Trotzdem hatte der Grubenbeſitzer das Empfinden, daß ihn ein paar flammende Augen muſterten. Die Geſtalt hatte vor das Geſicht ein weißes Tuch gepreßt. Jetzt kam es dumpf unter dem Tuche hervor: N „Würden Sie die Güte haben, mir ein Auto zu rufen? Ich war in eine Schlägerei verwickelt und möchte keine großen Erklärungen auf der Polizei abgeben.“ haben ſich durchaus Der Zeuge hat von Gewalttätig⸗ keiten der SA nichts gehört und nichts geſe⸗ Polizeioberleutnant Bröſchen war der Führer der berittenen Polizei, die den Zug begleitete. Er hat wiederholt Schüſſe fallen In der Marienſtraße ſei eine kommu- niſtiſche Maſchinenpiſtole aufgeſtellt ge⸗ weſen. Nach den Bekundungen dieſes Zeugen ſind aus dem Zuge heraus kei- nerlei Aufreizungen erfolgt. Im weiteren Verlauf berichtete dann ein ⸗Polizeiwachtmeiſter über die Vorgänge in der Breiten Straße. Dort ſei der SA-Zug von einer großen Menſchenmenge mit Schmähworten überhäuft worden. Aus den Fenſtern ſei der Richtung Kirchenſtraße ſeien auch Schüſſe Zugsteilnehmer mit allen möglichen Gegen⸗ ſtänden geworfen worden. Nach Beendigung des Umzuges ſei am Rathausmarkt und am Grund auch auf die Polizei geſchoſſen wor⸗ Polizeiwachtmeiſter hat beobachtet, wie die Menge mit Gewalt die polizeiliche Sperrkelte zu ſprengen verſuchte. Die Zugsteilnehmer hätten auf die Schmäh⸗ rufe aus der Mense nicht geantwortet. Meh⸗ rere Polizeibeamte berichteten darauf über die Vorgänge in der Kirchen⸗ und Papa⸗ goyenſtraße, ſowie über die am Rathaus. Mehrfach wird in den Aus⸗ ſagen erwähnt, daß ſich der Zug diſzipliniert Truppführer vom ſturm ſchilderte, wie vier ſeiner Leute den Angeklagten Teſch anriefen, er habe ge⸗ ſchoſſen und ſeine Verhaftung veranlaßten. Da einige für Mittwoch vorgeſehene Zeu— gen fehlten, erfolgte mittags Vertagung auf Aerztetarif vor 4000 Jahren Uns ſcheint die Sozialverſicherung mit ihrer Feſtſetzung von Tarifen für ärztliche Leiſtun⸗ gen ſehr modern und in der Geſchichte ohne Gleichnis zu ſein. Gerade für die Beziehung zwiſchen Arzt und Patient haben ſich aber ſchon in älteren Zeiten Tarife entwickelt, die allerdings einen ganz anderen Charakter haben, als wir ihn aus unſerer Gegenwart kennen und gewöhnt ſind. An dieſen Tarifverzeichniſſen aus babyloniſcher und perſiſcher Zeit fällt uns vor allem auf, daß ſie nicht nur das Entgelt für die gelungene ärztliche Behand⸗ lung feſtſetzen, ſondern in komplizierter Stu⸗ fenfolgesauch die Entgelte enthalten, die der Arzt dem Patienten ſchuldet, wenn ſeine Be⸗ handlung— nicht gelang. Es gab mit anderen Worten für die Aerzte einen Entgelt-Tarif Im Britiſchen Muſeum liegen 20000 Stücke von Keilſchrifttafeln, die Bibliothek des Kö⸗ nigs Sardanapal mit dem Aerztetarif des be⸗ rühmten Königs⸗Chammurabi, ſetzgebers der Welt, den wir kennen, der um 2200 v. Chr. lebte. Man kann nicht behaup⸗ ten, daß es damals angenehm geweſen ſein muß, den ärztlichen Beruf auszuüben. Denn nicht nur die Bezahlung für erfolgreiche Be⸗ handlungen wird da aufgeführt, ſondern ſoge⸗ nannte Kunſtfehler werden unter ſchwere Strafe geſtellt. Es heißt da: Wenn ein Arzt jeman⸗ dem eine ſchwere Wunde mit Operationsmeſ⸗ ſer aus Bronze macht und ihn heilt, oder wenn er jemandem eine Geſchwulſt mit dem Operationsmeſſer aus Bronze öffnet und das 1 0 1 ö „Sie würde Ihnen den Laufpaß geben“, ſagte Greus⸗ ruhig be- Auge des Wienſchen erhalt, Jo ſoll er 20 Sche⸗ kel Silber erhalten. Wenn es ein Freigelaſſe⸗ ner war, ſo erhält er 5 Schekel Silber.“ Wenn es jemands Sklave war, ſo ſoll deſſen Eigentümer dem Arzte 2 Schekel Silber geben. Der Tarif für das Entgelt richtete ſich alſo nach dem Wert der behandelten Perſönlich⸗ keit. In der Stufenfolge ſtanden Freier, Frei⸗ gelaſſener und Sklave untereinander. Das Ge⸗ ſetz fährt aber fort:„Wenn ein Arzt feman⸗ dem eine ſchwere Wunde mit dem Operatiöns⸗ meſſer aus Bronze macht und ihn tötet, oder jemandem eine Geſchwulſt öffnet und ſein Auge zerſtört, ſo ſoll man ihm die Hände abhauen. Wenn er einen, Sklaven tötet, o muß er ihn durch einen anderen Sklaven er⸗ ſetzen.“ Die babyloniſchen Aerzte werden ver⸗ mutlich nur mit Zittern und Zagen au eine Operation gegangen ſein. Denn außer den angeführten waren noch zahlreiche ſchnete Strafen anderer Art mit den verſchiedenſten lörperlichen Verſtümmelungen feſtgeſetzt. Wenn in Perſien ebenſo wie die Beloh⸗ nung auch die Strafe tarifiert war, ſo hatten es doch die perſiſchen Aerzte in mancher Hin⸗ ſicht beſſer als ihre babyloniſchen Kollegen, Einmal beſtand in Perſien eine ſehr ſtreuge Auswahl für die Zulaſſung zum ärztlichen Beruf und mnerhalb der Ausbildung ſeſbſt. Auch die neuerdings ſo häufig erwähnte und ſo modern erſcheinende Einrichtung des Nu⸗ merus clauſus war ſchon damals im Gebrauch, und zwar in ſehr ſtrengem Gebrauch. Zugelaſ⸗ ſen wurden nur die Anhänger der Zend⸗Apveſta, alle anderen Perſer galten als Ungläubige und waren als ſolche von vornherein vom Aerzteſtand ausgeſchloſſen. Für die perſiſchen Aerzte hatte dieſe Behandlung der Ungläu⸗ bigen auch in anderer Beziehung ihr Gutes. Denn bei Kunſtfehlern, von rechtgläubigen Aerzten an Ungläubigen begangen, war das Geſetz außerordentlich milde. Es ordnet aus⸗ drüdlich an, daß, wenn einem Arzt dreimal Ungläubige unter den Händen ſtarben, dieſer ſoch nicht mehr mit der Heilkunde befaſſen ſolle. Auch die Entlohnung der perſiſchen Aerzte richtete ſich nach dem ſozialen Rang des Be⸗ handelten. Für die Heilung des Herrn eines Hauſes ein kleines Zugtier, für den Herrn eines Geſchlechts ein mittleres Zugtier, für den Herrn eines Stammes ein vorzügliches Zugtier, für den Herrn einer Provinz ein bier⸗ ſpänniger Wagen. Die Frauen ſtanden etwas tiefer im Range, was ſich in den Tieren aus⸗ drückte, die die Aerzte als Hogorar erhiellen. Zlugzeug in Flammen Alle ſechs Inſaſſen verbrannk. Paris, 11. Mal. In der Nähe von Barcelona ſtürzte ein franzöſiſches Verkehrsflugzeug der Linie Caſablanca—Toulouſe brennend ab. Alle ſechs Inſaſſen verbrannten. Es handelt ſich um den Flugzeugführer, den Funker, den Vertreter der Aero Poſtale in Hakkar, und drei Fluggäſte. Das Flugzeug ſoll gegen das Dach eines Hauſes des in 1700 Meter Höhe gelegenen Gebirgsdorfes Villagrande geſtoßen ſein. Durch den Auprall explodierte ein Brewn⸗ ſtoffbehälter. Augenzeugen ſahen, daß ein Flügel der Maſchine ſich löſte, und gleich darauf ſtürzte das brennende Flugzeug b. Es ging völlig in Flammen auf, ehe mag den Inſaſſen Hilfe bringen konnke. Die Flug- gäſte waren ein franz liſches Ehepaar und ein Angeſtelller einer Schiffahrisgeſellſchaf⸗ irgendein Lebejüngling, der in ein Abenteuer verwickelt geweſen war. Wahrſcheinlich war er nicht einmal richtig angezogen. Nun, er wollte ihm den Gefallen tun. Vor⸗ ſichtshalber behielt er jedoch den Revolver in der Hand, Bald kam er mit dem Auto zurück. Die Geſtalt erhob ſich. Sehr groß und ſchlank war ſie, Mit einem Sprung ſaß der Mann plötzlich im Wagen; ſein Geſicht war von einer ſchwarzen Samtmaske verdeckt. Reveloor ſtürzte auf den Wagen zu. „Sie ſind—“ „Ich bin ich!“ Und im gleichen Moment fühlte Harth einen Schlag gegen die Bruſt, der ihn ein paar Meter fortwährend auf die Schießereien Marine⸗ es erſten Ge⸗ weiter ſchleuderte. Er ſah noch, wie der Wagenführer zur Seite ſank und der Mann mit der Maske den Wagen ſelbſt ſteuerte. Reveloor begleitete den alten Herrn noch ein Stück des Weges. Dann beſtieg Grensburne ein Auto und fuhr nach Reveloor verſtand. Verſtand ſogar ſehr gut. Das war Mit eigenartiger Schwere in den Gliedern erhob ſich Harry Reveloor. Er wußte, er hatte dem berüchtigſten und zu gleicher Zeit berühmten Einbrecher von Neuyork ein Auto zur Flucht herbeigeholt. Dieſe Tatſache war ungeheuer be— ſchämend für ihn. Er, der allen Grund gehabt hätte, den Mann feſtzuhalten. Er war es beſtimmt, denn das war derſelbe Schlag, von, dem ſämtliche Opfer erzählten, die bisher irgendwie den Weg dieſes Mannes gekreuzt hatten. Und Harry ſagte ſich, daß ihm auch hier keine Waffe etwas genützt hätte; denn dieſer Mann war durch eine furchtbare Macht jederzeit im⸗ ſtande, ſeine Gegner unſchädlich zu machen. Und Harry dachte, daß er den Vorfall eigentlich melden müſſe. Doch er würde es nicht tun. Mochte die Polizei ruhig allein ſehen, wie ſie mit dem da fertig wurde. Reveloor war jetzt nur noch neugierig, wie lange es noch dieſem Verbrechergenie gelingen würde, ſich die Ver⸗ folger vom Leibe zu halten. Daß er ſelbſt von dem Men⸗ ſchen auf das ſchwerſte geſchädigt worden war, das ſtellte Harry Reveloor ſonderbarerweiſe plötzlich ganz hinten au. Von drüben her beobachtete ihn ein Poliziſt. Jetzt kam er heran. Seine Hand machte ſich am Gummitnüppel zu ſchaffen. Fortſetzung folgt —ͤ̃ͤ——1:u Helene und ihre beiden Freier, 1095 Fortsetzung. Nachdruck verboten, Er durchlebte noch einmal die Tage in Davos, jene Tage vergeblicher ſtiller Werbung, die dann ſpäter ab⸗ gelöſt wurden durch andere Tage, an denen es ſchien, als würde ihm das Glück in Bälde das holde Geſchöpf in die Arme tragen. Welche Jubelſtimmung erfüllte damals ſeine Seele! Dann kam aber der unglückſelige Streit dazwiſchen, den er übrigens binnen kurzer Zeit nach ſeiner Rückkehr veigelegt hatte. Und er mußte an die Stunden denken, die er bei dem Vater Helenes verbrachte. Die freundliche Aufnahme bei vieſem gab ſeinem Entſchluß, um Helene weiter zu werben, ſobald ſie wieder in Berlin ſei, neuen Anſporn. Er wartete und wartete auf die Botſchaft, daß ſie zurück ſei. Er wollte ohne dieſe Botſchaft ſeinen erſten Beſuch nicht wiederholen, um nicht aufdringlich zu erſcheinen; er war ſicher, daß man ihm über kurz oder lang eine Ein⸗ lädung ſchicken würde. Eine ganze Woche verſtrich. Weihnachten rückte immer näher. Sollten die Damen Haſſels denn immer noch in Davos weilen? Oh, war das dann eine Enttäuſchung, als ſchließlich ſtatt der erwarteten Einladung die Verlobungsnachricht kam!! Ein Schlag, der ihn ſehr hart traf! Schmerz, tiefer Schmerz zerwühlte ſeine Seele. Daneben beherrſchte ihn eine Zeitlang ein ungeheures Wutgefühl— Wut gegen Kurt von Redwitz. „Die Beſinnung kehrte jedoch bald zurück. Als ein Menſch, der gewöhnt war, bei allem ihm innewohnenden Idealismus alles immer von realen Geſichtspunkten aus zu betrachten, ſagte er ſich, daß es das klügſte ſei, ſich auf den Boden der gegebenen Tatſachen zu ſtellen. Er kam zu demſelben Entſchluß, wie damals in Davos, als er durch das Telegramm, das ihm den Streikausbruch mitteilte, zur ſofortigen Heimkehr gezwungen wurde: Was nicht mehr zu ändern iſt, nun— das iſt eben nicht mehr zu ändern. Was ſollte er ſich das Leben verkümmern, einer betro— genen Hoffnung willen?! Es hatte keinen Zweck, das Nach⸗ trauern. Vielleicht war es für ihn ſogar— das ſuchte er ſich einzureden— ein Glück, daß alles ganz anders ge— kommen, als er erwartet hatte. Vielleicht war es Helene Haſſel, die ſich einem Redwitz in die Arme warf, gar nicht wert, daß er ſich darüber härmte, ſie für ſich verloren zu haben... Natürlich hatte er zur Verlobung einen Glückwunſch geſchickt. Damit war aber die Geſchichte für ihn völlig aßgetan. Wenigſtens bildete er ſich das ein. Und nun jetzt dieſe Einladung. Sollten die Haſſels wirklich tein Gefühl dafür haben, was es für ihn bedeutete, ſich in eine Geſellſchaft zu begeben, in der er neben der Haustochter ſeibſtverſtändlich auch ihren Verlobten, dieſen Redwitz antreffen würde? Er ſchwankte hin und her, ob er zuſagen ſollte. Ging er hin, dann war ein Zuſammentreffen mit. Redwitz un⸗ vermeidlich. Sollte er ſich deſſen Triumphblicken ausſetzen? Lehnte er die Einladung aber ab, dann konnte Redwitz ihm das als Feigheit auslegen. Wahrlich, eine ganz dumme Zwickmühle, in der er ſich befand. „Nein, ſo entſchied er ſchließlich,„ich fürchte mich nicht. Ich werde mein Erſcheinen zuſagen. Schon allein auch deshalb, um vor mir ſelbſt den Beweis zu erbringen, daß mir Helene Haſſel nichts, gar nichts mehr iſt. Meine Hoff⸗ nung auf ſie iſt tot Jetzt will ich ſie, die Hoffnung, ein⸗ ſargen, und am Freitag, auf dem Feſt bei Haſſels, ſoll gewiſſermaßen ihre Beerdigung ſtattfinden.“ Eduard Lange legte das Einladungsſchreiben beiſeite. Er wollte ſpäter die Antwort verfaſſen. Die Zeit war ſchon ziemlich weit vorgeſchritten. Er ging mit verdoppeltem Eifer an ſeine Arbeit und nach un⸗ gefähr einer halben Stunde rief er Fräulein Borchardt, um ihr die nötigen Anweiſungen für die auf die vorliegende Poſt zu erteilenden Antworten zu geben. So ſaßen nun die zwei Menſchen beieinander, jeder innerlich leidzerquält, und keiner von ihnen ahnte, wie eng ihrer beider Herzensbedrängniſſe miteinander verknüpft waren. 15 10. Fritz Steinbach freute ſich von Tag zu Tag mehr, daß er den Schritt zur Berufsumſattelung vollzogen hatte. Am zweiten Januar war er in den Dienſt der Firma Lange und Sohn eingetreten. Hei!, das war doch ein friſcheres Leben, als er ſeither führen mußte! Wie hatte er ſich all die Jahre hindurch herausgeſehnt aus der Akten⸗ welt, in die er dank der Hartherzigkeit ſeines Vaters, den aus ihm abſolut einen berühmten Juriſten machen wollte, hineingeraten war. Nun war er befreit von dem muffigen Aktenſtaub, und er verlebte jetzt ſeine Tage in einer Um⸗ gebung, die ihn durch ihren friſchen Zug anregte und ganz der Spannkraft ſeines Geiſtes entſprach. Zwar war ihm noch kein eigenes Arbeitsgebiet überwieſen. Das war vorläufig noch nicht angängig. Er mußte ſich zuvor ein⸗ arbeiten, ſich mit den Details vertraut machen. Bei dieſer oder jener Arbeit kam er ſich manchmal recht lächerlich vor, aber mit gutem Humor ſetzte er ſich darüber hinweg, und er ſagte ſich:„Will ich Meiſter werden, muß ich zuvor Lehrling geweſen ſein.“ Lange hatte ihm bei Dienſtantritt genau den Plan aus⸗ einandergeſetzt, wie er ihn beſchäftigen wollte. Zunächſt ſollte er im Verlag tätig ſein, dann würde er einige Monate in die Redaktion kommen. Im Anſchluß daran eine kurze techniſche Ausbildung. Den Schluß ſeiner Vo⸗ lontärzeit ſollte er wieder im Verlag verbringen, und zwar dann in unmittelbarer Zuſammenarbeit mit Lange ſelbſt. Dann würde an ihn die Entſcheidung herantreten: Ver⸗ bleiben im Zeitungsfach oder Rückkehr zur juriſtiſchen Karriere? Und die zweite Frage: Verlags- oder Redak⸗ tionslaufbahn? Bis dahin war aber vorläufig noch gute Weile. Einſtweilen war er mit ſeinem neuen Beruf voll⸗ auf zufrieden, und war ſich jetzt ſchon darüber klar, daß er das Umſatteln kaum jemals bereuen dürfte. Er war dem gütigen Schickſal dankbar, daß es ihm den verehrten Onkel Haſſel beſchert hatte, durch deſſen Vermitt⸗ lung er ja in den Langeſchen Verlag hineingekommen war. In kurzer Zeit hatte ſich Fritz Steinbach gegenüber ſeinen Mitangeſtellten zurechtgefunden. Bei allen hatte er, wie man ſo ſagt, eine„gute Nummer“. Sein friſches, luſtiges Weſen nahm jeden gefangen, der mit ihm zu tun hatte. Er war einer der Menſchen, die in jeder Lebens⸗ lage das Herz auf dem richtigen Fleck haben und denen man, wenn ſie einmal für kurze Augenblicke durch irgend⸗ einen Umſtand in ſchlechte Laune gebracht worden ſind und dieſer Laune Ausdruck geben, nicht böſe ſein kann. Beſonders die weiblichen Angeſtellten des Hauſes Lange und Sohn hatten ihn in ihr Herz eingeſchloſſen. Faſt keine war darunter, die nicht für den„Herrn Aſſeſſor“ ſchwärmte. b Ja, ja. Fritz Steinbach war immer ein Schwerenöter geweſen, und ſeine Schwäche für junge, hübſche Damen hatte er auch jetzt noch nicht abgelegt, wenn er es natür⸗ lich auch vermied, ſeinen Huldigungen auffälligen Aus⸗ druck zu verleihen. Er mußte es doch vermeiden, ſich des⸗ wegen möglicherweiſe von Lange einen Verweis zu holen. Um Himmels willen— nur das nicht! Eine hatte es ihm beſonders angetan. Aber— weiß der Kuckuck!— gerade dieſe eine ſchien ſich wenig um das ihr entgegengebrachte Intereſſe zu kümmern. Grete Borchardt müßte es eigentlich längſt bemerkt haben, daß er ihr gern näherkommen möchte. Warum mochte ſie ihn bloß immer ſo deutlich abfallen laſſen? Ob da etwa ſchon ein anderer dahinter ſteckte? Sollte dieſe Blume bereits ihre Beſtimmung haben? Er hatte ſich erkundigt, unauffällig; hatte leiſe herumgehorcht. Aber niemand konnte ihm Aufklärung verſchaffen. Und ſo⸗ lange er die nicht hatte, wollte er nicht nachlaſſen, bis ſeine Wünſche befriedigt waren. Welcher Art waren ſeine Wünſche? Er war ſich dar⸗ über ſelbſt ſo recht noch nicht im Bilde. In ſtillen Augen⸗ blicken legte er mitunter vor ſich ſelbſt Rechenſchaft ab über ſeine Gefühle. Liebte er Grete Borchardt? Er geſtand ſich: Von Liebe konnte wohl kaum ſchon die Rede ſein. War es nur die verletzte Manneseitelkeit? Aergerte er ſich, daß das Mädchen ihn ſo links liegen ließ? Und blieb er nur deswegen ſo beharrlich, um den Beweis ſeiner„Unwider⸗ ſtehlichkeit“ zu erzielen? Gewiß, dieſe Frage ſpielte bei ſeinem Verhalten eine gewichtige Rolle. Doch fühlte er auch, daß es mehr war, was ihn zu Grete Borchardt hin⸗ zog. Er hatte ſchon viele„Pouſſagen“ in ſeinem Leben gehabt, aber bei keiner war ſein Herz ſo in Mitleidenſchaft gezogen, wie in dieſem Falle. Das gab ihm manchmal zu denken, und er ſagte ſich: Laß die Finger davon, ſonſt hängſt du ſchließlich an einer Kette, von der du dich nicht mehr loslöſen kannſt. Aber er beſchwichtigte die aufſteigen⸗ den Bedenken immer wieder. Zum Zurückzieher— wenn es notwendig ſein ſollte— war es ja ſpäter auch noch Zeit. Schade, daß er nur wenig mit Grete Borchardt in Berührung kommen konnte. Er mußte ſich jedesmal einen beſonderen Grund austüfteln, der ihm die Berechtigung gab, in das Arbeitszimmer des Mädchens einzudringen. Und um derlei Gründe wurde er von Tag zu Tag weniger verlegen. Wenn er dann das Glück hatte, Grete allein an⸗ zutreffen, hatte er allemal Spaß„wie Schüppenkönig“. Oftmals wußte er gar nicht mehr, was ihn hergeführt hatte. Deswegen war er aber nicht etwa um einen Ge⸗ ſprächsſtoff verlegen— nein, beileibe nicht! Er redete, was ihm gerade in den Sinn kam, und oft genug, viel, viel ſchneller als ihm lieb war, wurde er von Fräulein Borchardt gemahnt, und zwar in durchaus liebens⸗ würdiger, niemals verletzender Weiſe, daß Geſchäftszeit und keine Plauderſtunde ſei. Dann nahm er beſchämt ſchnell Reißaus, ſo ſchnell, daß er ſelbſt manchmal den Ein⸗ druck hatte, ein Junge, der Schelte bekommen hat, könnte nicht eiliger vom Ort des Geſchehniſſes entfliehen. So war es auch jetzt wieder paſſiert! „Den Kuckuck noch eins! Sollte das Mädel denn wirk⸗ lich gar nicht herumzukriegen ſein?!“ Er ſann und ſann, wie er wohl ſicher und ſchnell zu ſeinem Ziel gelangen könnte. Und er beſchloß, Grete Bor⸗ chardt nach Geſchäftsſchluß„nachzuſteigen“. Jetzt würde er allerdings keine Zeit dazu haben. In den nächſten Tagen ſollte ihn jedoch nichts davon abhalten. Er würde und mußte dahinter kommen, ob ſie nicht vielleicht doch ſchon eine andere Liebe hatte. Wenn ja, nun, dann war es eben gut. Dann würde der Fall für ihn erledigt ſein. Es lag ihm nichts ferner, als anderer Leute Glück zu ſtören. War ſie aber frei, dann würde keine Macht der Welt ihn hin⸗ dern, weiter um ihre Gunſt zu werben, und es müßte dann doch ſonderbar zugehen, wenn ſeinem Werben ein Miß⸗ erfolg beſchieden ſein ſollte. * a 1* „Na, Redwitz! Laſſen Sie ſich auch einmal wieder ſehen?“ 5 Warum ſollte ich denn nicht?“ ö „Oho! Nicht ſo hohe Töne gewagt! Sie ſind vorläufig ja man bloß verlobt. Da mögen Sie noch die Freiheit ſelbſtherrlichen Handelns haben. Seien Sie aber erſt mal im Ehejoch, dann, ſchätze ich, wird's mit dem Bummeln und den Klubſitzungen wohl vorüber ſein.“ „Sehe ich aus, als wenn dach mich ſo unlösbar in den Ehetarren ſpannen ließe?“ N „Mein Lieber, Sie wären, das wiſſen Sie doch, der erſte nicht, der treulos unſerer Fahne Valet ſagte, bloß weil er ſich an einen anderen Treueſchwur gebunden fühlte.“ „Sie kennen, ſcheint mir, den Repwitz ſchlecht. Aber warum ſlreiten wir uns um des Kaiſers Bart? Wir werden ja ſehen, wer recht behält, wenn es erſt einmal ſo f weit iſt.“ g 9 Edmund von Bergeshoff faßte Kurt von Redwitz unter den Arm. „Sie haben recht, Redwitz. Laſſen wir die Dinge alſo zunächſt mal an uns herantreten. Vorläufig ſind Sie noch der Unſrige. Kommen Sie! Der Klub wird ſchon bei⸗ ſammen ſein.“ Die Herren ſtiegen die breite, teppichbelegte Marmor⸗ treppe zum erſten Stockwerk des Klubgebäudes empor. Ein Diener öffnete eine Flügeltür. Sie durchſchritten mehrere Räume. Aus einem entfernteren Zimmer ſchallte ihnen lautes Stimmengewirr entgegen. Als ſie die letzte Tür öffneten, verſtummte das Geſprüch f einen Augenblick. Dieſe Ruhe wurde dann abgelöſt dürch ſtürmiſche Begrüßungsrufe. Die Anweſenden hatten Kurt von Redwitz erkannt, der ſeit ſeiner Verlobung nicht mehr unter ihnen geweilt hatte. Die Herren gingen den Eintretenden entgegen. Redwitz wurde mit Beglückwünſchungen überhäuft. Was man bereits nach Bekanntwerden der Verlobung ſchrift⸗ lich beſorgt hatte, wurde jetzt mündlich lebhaft wiederholt. Wohl jeder meinte es ehrlich, nur bei einigen hatten die Worte nebenbei einen neidiſchen Unterklang, und man⸗ cher Seufzer ſtieg unhörbar oder auch mehr oder weniger vernehmlich gen Himmel alias Zimmerdecke: „Ach Gott! Warum konnte nicht ich dieſen Duſel haben wie dieſer Redwitz da? Meinen Finanzen wäre eine Heirat mit der Tochter des Bankiers Haſſel mindeſtens ebenſo dienlich geweſen, wie denjenigen Redwitz'.“ i Daß die Liebe Redwitz zu Helene Haſſel geführt haben könnte, kam niemandem in den Sinn. Alle waren ſich darüber klar, daß für Redwitz nur die praktiſche, die geldliche Seite ausſchlaggebend war, als er die Verbin⸗ dung mit den Haſſels aufnahm. Kurt von Redwitz ſonnte ſich förmlich in dem Bewußt⸗ ſein, in den Augen und nach dem Sinn ſeiner Klubgenoſſen ein vom Glück Begünſtigter zu ſein. „Nun ſagen Sie mal, Mann Gottes: Wie haben Sie das ſo ſchnell fertig gebracht?“ fragte ihn einer ſeiner Nachbarn. f Kurt von Redwitz lächelte. „Tja, das muß man halt eben verſtehen.“ „Soweit ich die Herrſchaften Haſſel kenne, abgeſehen vielleicht von dem Vater, hätten die wohl niemals ihr Kind ſo ſchnell zur Verfügung geſtellt, wenn Fräulein Haſſel nicht damit einverſtanden geweſen. Die ſchöne Helene muß ja ganz bannig in Sie verliebt ſein.“ 5 „Iſt ſie auch, mein Verehrteſter. Ihre Mutter war mir nicht recht grün. Aber meine Braut ſcheint ihr ein Starrköpſchen entgegengeſetzt zu haben, und ſo iſt dann der Wurf gelungen.“ ö Edmund von Bergeshoff unterbrach das Geſpräch. „Wollen wir nicht lieber das Nähere dieſer Ver⸗ lobungsgeſchichte unerörtert laſſen?“ 0 „Warum denn, Bergeshoff?“ erwiderte der andere lachend.„Ich intereſſiere mich dafür. Wer weiß, wofür es gut iſt, wenn man unterrichtet wird. Man geht doch auch einmal auf Freiersfüßen und dann kann es nichts ſchaden, nach guten Vorbildern zu handeln.“ e Edmund von Bergeshoff wandte ſich ab. Es kam ſo etwas wie Ekel in ihm hoch Wirkliche Kavaliere... Alle, wie ſie hier ſaßen, wollten doch als ſolche gelten— durften ſeiner Meinung nach nicht eine derart laxe Lebensauf⸗ faſſung haben. Ob es nicht beſſer ſein mochte, den ſchon lange geplanten Schritt der Trennung von dieſem Klub⸗ treiſe nun endlich zu vollziehen? Man war doch ſchließ⸗ lich ſeinem eigenen Selbſt ſchuldig, ſich nicht zu verplem⸗ pern. 5 a 1 Kurt von Redwitz lachte. „Bergeshoff hat wieder einmal ſeine moraliſchen An⸗ wandlungen.“ Ein anderes Klubmitglied begann mit Kurt von Red⸗ witz ein Geſpräch, das zu guter Letzt auch auf die Ver⸗ lobung Bezug nahm. Harry Berger wollte wiſſen, wie ſich Grete Borchardt zu der Affäre geſtellt hatte. Ob ſie nicht einen Skandal provoziert hätte? „J wo. Es gab ein paar Tränen— und jetzt hat ſie vielleicht ſchon ein anderes Verhältnis. Was weiß iche! Mich geht's nichts mehr an.“ b „Redwitz! Ich wundere mich, daß Sie das Mädel ſo leichten Sinnes verſchmerzen können. Alle Welt wundert ſich. Wo es doch die Spatzen von den Dächern pfiffen, daß Sie ernſte Abſichten mit Fräulein Borchardt vor hatten.“ „Es kommt oftmals im Leben anders, als man kurz vorher noch geglaubt hat.“ Kurt von Redwitz machte mit den Fingerſpitzen der linken Hand eine geldzählende Be⸗ wegung.„Sie wiſſen doch, Berger: Wo du nicht biſt... na, und ſo weiter.“ 5 „Alſo— ſagen wir auf gut deutſch' Sanierungs⸗ heirat!“ 90 „Meinetwegen können Sie dieſen Ausdruck anwenden.“ In die Herrengeſellſchaft kam Leben. Der größte Teil von ihnen begab ſich ins Spielzimmer. Einer hatte die Anregung zu einem„kleinen Spiel⸗ chen“ gegeben, und gleich fanden ſich, als hütten ſie nur auf das Signal gewartet, die nötigen Partner zuſammen. Die Herren wirkten in ihren ſchwarzen Geſellſchafts⸗ anzügen und in ihrer blendend weißen Wäſche faſt feier lich. Die bleichen Geſichter ließen aber den Schluß zu, daß es ſich meiſt um Perſonen handelte, um deren Solidität es nicht gar ſonderlich beſtellt ſein konnte. Es waren durchweg Menſchen in der Blüte der Jahre, nur hier und da einer, deſſen Haupt bereits der Schnee des Alters zierte. Manche erſchienen— ſchuld daran war ihre Lebens⸗ führung— älter, als ſie in Wirklichteit waren. Rue wenige hatten eine kernhaft⸗flotte Figur und friſche Ge⸗ ſichtsfarbe, und ſie ſtachen darum hervorragend von den deine, Lokales Herr Beigeordneter Roos hat mit Rückſicht auf ſeine Geſundheit das Amt des Beigeordneten niedergelegt. In Würdigung der der Gemeinde während vieler Jahre geleiſteten treuen Dienſte, hat man ihm Dank und Aner- kennung ausgeſprochen. * Jünglings⸗Sodalität. Die Mit⸗ glieder des Kathol. Jünglings⸗ u. Jungmänner⸗ Vereins, deren Ehrenmitglieder und Schutzmit⸗ glieder, wollen das Inſerat in heutiger Nummer beachten. Privataudienz. Unſer Hochwürdig⸗ ſter Herr Biſchof Dr. Ludwig Maria Hugo, der z. Zt. in Rom weilt, wurde vom Papſt Pius XI. in Privataudienz empfangen. * Evangeliſche Gemeinde. Heute Freitag Abend halb 9 Uhr Uebungsſtunde des Kirchenchors. * Veſtandenes Examen. Wir geben hiermit unſerer Freude Ausdruck, daß Fräulein Trudel Lipp nach Abſolvierung der Städt. Hochſchule für Muſik in Mannheim, ihr Staats- examen in Karlsruhe als Muſiklehrerin mit gutem Erfolg beſtanden hat. Wir wünſchen der jungen talentierten Künſtlerin, die ſich ſchon mehrſach in Viernheim durch ihre hervorragen⸗ den Leiſtungen hervorgetan hat, auch weiterhin die beſten Erfolge. § Die Leſeholztage wurden mit dem Samstag, den 6. Mai in Viernheim geſchloſſen. Das Holzleſen iſt alſo verboten, widrigenfalls Strafanzeigen erfolgen. Siegesfeier. Der Männergeſang⸗ verein hält morgen Samstag Abend 8 Uhr, aus Anlaß des guten Ausganges des Geſangswett⸗ ſtreites in Ilvesheim, eine Siegesfeier ab. Den durſtigen Sängerkehlen hat ein edler Spender zwei Faß Freibier geſtiftet. Alle Sänger ſind freundlichſt eingeladen. * Luft⸗ und Gasſchutz. Nachdem der Sanitätskolonne ſchon ein Sachberater für Luft⸗ und Gasſchutz beigegeben iſt, wird nun auch bei den Freiwilligen Feuerwehren dasſelbe geſchehen. Im Laufe dieſes Sommers wird ein Luftangriff von Flugzeugen, der ſich über dem Werk Moenania hier abſpielen wird, unter be⸗ währter Leitung zum Austrag kommen. Herr Lehrer Alex Heim, der als Referent für Luft⸗ und Gasſchutz ſeit Monaten ſchon vorbildlich tätig iſt, wird auch in Zukunft die hieſige Ein⸗ wohnerſchaft auf dieſem Gebiet in erfolgver⸗ N ſprechender Weiſe aufklären. Zur Auskunfts⸗ erteilung iſt Herr Heim gerne bereit. * Pfingſtmeſſe in Worms. Reich beſchickt zieht die Pfingſtmeſſe am kommenden Sonntag, den 14. Mai, in Worms auf den Plan. Gemeldet ſind von Bremen„Humer⸗ Velodrom“, von Mindelheim„Kaſperl⸗Theater“, von Hamburg„Original- Liliput Pferdchen“, von Frankfurt„Fliegerbomben“, von Leipzig „Rieſen⸗Alligatoren⸗Schau“, von Hagen„Hexen⸗ ſchaukel“ u. v. A., Wahre Jakob's und der große Geſchirr⸗ und Budenmarkt füllen die Meßplätze. Drum, o Menſch, gehe hin und amüſiere Dich! Etſte Viernheimer Tonfilmſchan 2 100% Tonfilmwerke dieſe Woche: 1. Guſtav Fröhlich„Ein Mann mit Herz“ 2. Tom Mix„Eine Minute vor Zwölf“ im Central⸗Film⸗Palaſt. Ein vorzügliches und ſehenswertes Tonfilm⸗ Programm iſt dieſe Woche auf dem Spielplan das ſicher jeden Beſucher hoch befriedigen wird. Im 1. Teil ſehen und hören wir Guſtav Fröh⸗ lich, Maria Solveg und Paul Kemp in ihrer neueſten und entzückenſten Tonfilm⸗Operette„Ein Mann mit Herz“ mit dem Untertittel„O wie ſchön iſt ein Feiertag, Mädchen mit dir“. Wunder⸗ bare Handlung, herrliche Muſik, Tempo, Spann⸗ ung und Fröhlichkeit machen dieſe Tonfilm⸗ Operette zu einem Schlager 1. Ranges. Der Film zählt zur Spitzenklaſſe der diesjähr. Sai ⸗ ſon. Die beiden neueſten Schlager des Filmes heißen: 1.„Liebling, du biſt ein Mann mit Herz“ 2.„O wie ſchön iſt ein Feiertag“. Ueberall wird dieſes Tonfilmwerk mit großem Beifall aufgenommen und überall herrſcht ganz große Begeiſternng. Dieſes Tonfilmwerk iſt eine Klaſſe für ſich. Am Freitag und Samstag erhält jeder Beſucher ein Guſtav Fröhlich⸗Jo⸗Jo⸗Spiel. Im 2. Teil kommt der neueſte und gefährlichſte Tom Mix-⸗Tonfilm„Eine Minute vor Zwölf“. Ein Original⸗Wild⸗Weſt⸗Abenteuer voll Spannung Tempo und tollkühnen Senſationen. Als Ein⸗ lage 2 Luſtſplele. Ein Beſuch dieſe Woche wird alle Filmfreunde, ſogar den Verwöhnteſten, zu- frieden ſtellen. Ein Beſuch überzeugt. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Sänger⸗Einheit. Samstag abend 8 ¼ Uhr Sing⸗ ſtunde. Reſtloſes Erſcheinen iſt unbedingt er⸗ forderlich Der Vorſtand. Mänuergeſangverein 1846. Dieſe Woche fällt die Singſtunde aus. Zu dem am kommenden Sonntag ſtattfindenden Waldpromenade-Kon⸗ zert der Freiw. Feuerwehr iſt der Verein herzlichſt eingeladen. Die nächſte Singſtunde findet am kommenden Donnerstag ſtatt. Der Vorſtand. Geſangverein„Sängerbund.“ Freitag abend ½9 Uhr Singſtunde. Um vollzähliges Er⸗ ſcheinen wird, der Teilnahme am Geſangs-— wettſtreit wegen, dringend gebeten. Der Vorſtand. Turuverein von 1893. Die Turnſtunde findet heute umſtändehalber nicht im Lokal, ſondern ab ½7 Uhr auf dem Waldſpielplatz für ſämt⸗ liche Turner und Sportler ſtatt. Unſeren Mit⸗ gliedern und Ehrenmitgliedern zur Kenntnis, daß jeder, der ſeinen Monatsbeitrag laufend bezahlt hat, für das Tellſchauſpiel eine Vor⸗ zugskarte erhält, die zum halben Eintritts⸗ preis auf alle Plätze berechtigt. Achtung! Alle Neueintretende, deren Eintrittserklärung vor oder während der Tellaufführung abgegeben wird und die den Beitrag für 3 Monaten im Voraus bezahlen, erhalten, wie jedes andere Mitglied, eine Vorzugskarte zum halben Ein⸗ trittspreis. Der Vorſtand. Deutsche Jugendkraft Am Freitag, 12. Mai, abds. 8 ½ Uhr wichtige Uersammlung aller Aktiben (Fußballer, Handballer, Fauſtballer, Leicht- ahtleten) in der„Harmonie“. Ich erwarte, daß alle Mannſchaften, die erſten wie die unteren, erſcheinen, da wichtige Angelegenheiten zu erledigen ſind.— Kein Trinkzwang!— Pünktlich um 8 Uhr iſt kurze Spielausſchuß⸗ ſitzung in der„Harmonie“. Vollzähliges Er- ſcheinen erwartet. Der Sportleiter. Bekanntmachung Betreffend: Getränkeſteuer. Wir erinnern hiermit die Wirte an Ein- reichung der Getränkeſteuer-Erklärungen für den Moͤnat April 1933. Viernheim, den 11. Mai 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Das Pracht⸗Programm im U.⸗T.⸗Filmpalaſt. Auch dieſe Woche bringen wir unſeren geſchätzten Filmfreunden wieder ein beſonders erſtklaſſiges Schlagerprogramm, wie es jeder Kinobeſucher liebt. Im 1. Teil ſehen wir den beliebten Hans Albers in ſeinem beſten Schla⸗ gerfilm„Der Draufgänger.“ So iſt das Leben: ein mächtiger, breitbrüſtiger Mann mit ſtürmi⸗ ſchen Augen kommt daher, ſchwimmt, rennt, bort, daß alle Sterne vom Himmel fallen, und ein Stern mitten in den Schoß des kleinen Mäd⸗ chens, das dieſen Mann liebt, der auch den ge- fürchtetſten Verbrecher ſchließlich in einer Kohlen- lore ſo zuſammenſtaucht, daß davon nur ein Stückchen Armſünderfleiſch übrig bleibt. So iſt das Leben leider nicht. Aber ſo iſt Hans Albers und ſo wünſchenßſich all die großen und kleinen Mädchen, die ſich ſeine Fotos über das mehr oder weniger einſame Bett an die Wand gepickt haben, die große Erfüllung ihres Lebens. Und ſo möchten alle Jungens ſein, und auch die Aelteren, und ſogar die Herren Greiſe kriegen wieder Murx in die Knochen, wenn ſie den blonden Jungen da oben herumtollen ſehen, daß es nur ſo knattert. Ein echter, rechter Hans Albers- Film, an dem jeder Kinobeſucher wieder ſeine Freude hat. Im 2. Teil kommt das wunder⸗ volle Filmwerk„Priscillas Fahrt ins Glück“. Mady Chriſtians hat hier die Hauptrolle und läßt uns wieder einen Film erleben, der einen vortrefflichen Genuß bedeutet. Im Beiprogramm kommt ein Micky-Maus Tonfilm und der Ton- filmhumoriſt Hans Moſer in ſeiner Lachkanone. „Der Dienſtmann“. Sie ſehen alſo, wir bieten Ihnen wieder ein ſolches Schlagerprogramm, wie Sie es nirgends beſſer finden können. Wir haben uns mit unſerer Tonfilmſerie den beſten Ruf bei allen Filmfreunden erworben, den wir uns er⸗ halten wollen. Deshalb ſind wir verpflichtet Ihnen nur das Beſte zu bieten. Wenn Sie alſo wirklich einen ſchönen Abend verleben wol- len, dann nur im U.⸗T.⸗Tonfilmtheater. Ab der nächſten Woche bringen wir Deutſchlands gewal⸗ tigſten Tonfilm, den Film der nationalen Er- hebung,„Blutendes Deutſchland., Zum Muttertag! Ein Maienſonntag, mitten im Ueberſchwang der blühenden und prangenden Welt, iſt aus⸗ erſehen worden, ein Pfeiler zu ſein für die erſten Tage ſeines Werdens bis zu ſeinem Tode. Denn das iſt der Sinn des Mutter— tages: an die Mutter denken und ihr danken. Das Wort„Mutter“ ſoll uns am Mutter— tag an den Muttergedanken, an die Mutter— würde und an den Mutterberuf erinnern. Wie viel Liebe und Güte, wie viel Opfer und Hingabe, wie viel Sorge und Verzicht liegt in dem Wort Mutter! Gibt es etwas Er— habeneres als die junge werdende Mutter, die zum erſten Mal ein Kindlein unter dem Herzen trägt? Gibt es etwas Bewunderungs⸗ würdigeres als eine Mutter, die tapfer und opfervoll ihre Kinder herangezogen hat? Gibt es etwas Ehrwürdigeres als eine alte Mutter, die die müden Hände in den Schoß legt, mit denen ſie eine Schar Kinder ſorglich in das Leben geleitet hat? Daran zu denken und dafür zu danken, mahnt uns der Mut- tertag. Muttertag heißt aber auch jener Müt— ter zu gedenken, die allein ſind, alt und ver⸗ laſſen; heißt auch jener Mütter zu gedenken, die ſchon ausruhen im ewigen Schlaf. Wir ſtehen heute am Beginn einer. neuen Zeit Ein neues Geſchlecht wächſt heran, das Gegenwart und Zukunft vor Aufgaben von ungeheurer Traqweite ſtellt. Da blicken wir auf jene, die Mütter dieſes neuen Geſchlechts ſind oder werden ſollen. Daß die Frau, die die Hüterin und Bildnerin der neuen Zeit iſt und wird, für ihre Sendung bereit und ge⸗ rüſte, ſei, das iſt unſer Wunſch zum Mutter⸗ tag 1933. * Der Kanzler-Beſuch in fönigsberg. Unſer Bild zeigt die An⸗ kunft des Reichskanzlers und des Reichswehrmi⸗ niſters von Blomberg auf dem Königsberger Flugplatz. 2 Oteizackbogen oder breitem Glönzstickefeieinsatz Damen- Schlüpfer Kunstseide Olattieft, gute Vefefbeitunę in 1* schönem Fatbsoftiment.. Stück Oamen- Strümpfe flo mit Kunstseide hinterlegt, besonders 185 strapazleffòhig pad Ripstischdecke, indanthien, 1 Kissenbezug, Unon mit 95 1 1050 cem gute Quelität. Stcæ. Nachtjacke aus gutem ctetonne 495 mit Stickefeispitze. Leder-Pantoffel mit Kappen 495 ind Absdtz Gre 56/42 Künstlertischdecke indentn 045 150* 160 cm. moderne Nustefung Stadttasche, nubſcne Aufführung 95 Schwy/arz leder mit Stoff- Futter. Leder- Cosy- Hausschune, besondets leicht und bequem, 2 in verschiedenen Farben. pröktiſch. Damenweste einfarb. tegulätr gestrickt mit fatbig. Kante 4* abgesetzt, solide Aufführung Damen-Pullover feine Wolle in verschiedenen Ausführungen 4* solide Fatben, alle Weiten Gedecke Porzellan moderne Decote 1.45, 1.25, 4 Keks kasten, Keren nöbsche Hustef 1.38, E Tortenplatte n, 50 cm Nickeltrebhmeen 5 Schofkafteemühle, 425 geröuschloses NHahwWei k Nur noch Schreibmaſchinen mit deutſchen Typen. Darmſtadt, 12. Mai. Der heſſiſche Mini⸗ ſter für Kultus und Bildungsweſen hat die ihm unterſtellten Behörden angewieſen, für die Folge ausſchließlich Schreibmaſchinen mit deut⸗ ſchen Typen, Frakturſchrift, zu beſchaffen. Aus⸗ nahmen ſind nur für ſolche Behörden zuläſ— ſig, die eine umfangreiche Auslandskorreſpon— denz haben. Für dieſe Stellen iſt in dem erforderlichen Amfang die Beſchaffung von Schreibmaſchinen mit Antiqua-Typen geſtattet. 14 Das Hochheben der Hand Nationalgruß des dentſchen Volkes. In manchen Kreiſen be⸗ ſteh das Bedenken, daß das Hochheben der Hand bei dem Singen des Deutſchlandliedes und des Horſt⸗Weſſelliedes(1. und 4. Strophe) ſowie bei dem Huldigungsruf„Sieg Heil“ gleichbedeutend ſei mit der Bekundung der Zugehörigkeit zur NSDAP. Dieſe Auffaſſung iſt irrig. Das Erheben der rechten Hand iſt zum Nationalgruß des deutſchen Volkes ge⸗ worden und ſoll lediglich die Eingliederung in den heutigen deutſchen Staat und die innere Verbundenheit mit dem neuen Deutſchland bekunden. Ruheſtörung durch Muſikmachen iſt ſtraf⸗ bar. Mit Beginn der warmen Jahreszeit mehren ſich wiederum Klagen über lautes und oft bis in die ſpäten Abendſtunden fortgeſetz⸗ tes Muſizieren ſowie Spielenlaſſen von Laut⸗ ſprechern und Schallplattenapparaten bei offe⸗ nen Fenſtern und Balkonen, womit eine erheb⸗ liche Beläſtigung der Nachbarſchaft verbunden iſt. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß rückſichtsloſes und übermäßig betriebenes Mu⸗ ſi'machen dieſer Art eine öffentliche Ruhe⸗ ſtörung darſtellt und Beſtrafung nach ſich zieht. Auch in Gaſtſtätten werden ab und zu, um Häſte anzulocken oder in Stimmung, zu verſetzen, Radio und Schallplattenapparake rücksichtslos und auf öffentlichem Verkehrs⸗ arund laut hörbar iw Betrieb geſetzt.