Hermann Mannheim an den Planken neben der Hauptpost. f „Das ſiebzigſte Lebensjahr voll⸗ endet morgen den 16. Mai Fräulein Maria Kühner, Lehrerin i. R. in Mainz⸗Mombach. Vierzig Jahre war ſie in der Schule tätig, mehr als 30 Jahre verbrachte ſie in Mombach. Auch hat ſie in der langen Zeit ihre Wohnung in der Emerichruhſtr. nicht gewechſelt. Die Jubilarin unternahm noch bis in die letzten Jahre weite Reiſen und iſt heute noch von ſeltener Rüſtigkeit Da ſie ihre Ferien immer hier verbrachte, iſt ſie auch hier noch wohlbekannt. Auch wir wünſchen ihr einen angenehmen Lebensabend. Ad multos annos. Autounfall. Am geſtrigen Sonntag wurde in der Adolf Hitlerſtraße ein Kind von einem Auto angefahren. Glücklicherweiſe erlitt das etwa 6.jährige Kind lediglich Hautab⸗ ſchüfungen. Die Führerin des Wagens hatte keinen Führerſchein und wurde zur Anzeige ge⸗ bracht. „Sonntags⸗Rückfahrkarten. Wie uns von der hieſigen Reichs bahn mitgeteilt wird, werden anläßlich der Wormſer Meſſe am 15., 16., und 17. Mai Sonntagsrückfahr⸗ karten nach Worms ausgegeben und zwar mit uchs IL je eintägiger Gültigkeit. —— Vom Sonntag. Der Wonnemonat Mai hat uns bis jetzt ſehr wenig„Wonne“ gebracht. Regen, nichts als Regen, iſt auf der Tagesordnung. Schon bald 14 Tage iſt der Schirm zum ſtändigen Begleiter geworden. Die Temperatur iſt merklich kühl. Der wärmende Ofen wird nochmals zum ange⸗ nehmen Freund. Hoffen wir, daß das Wetter nun ſchnellſtens beſſer wird, damit die Feldfrüchte nicht not leiden. Die Eisheiligen ſind nun vor⸗ über und heute haben wir die„kalte Sophie“, die bekanntlich der letzte kalte Tag ſein ſoll.— Der geſtrige Sonntag war auch total verregnet. Alle geplanten Veranſtaltungen fielen buchſtäblich in's Waſſer. Die Vereinigte Feuerwehrkapelle wollte zum Abſchluß der Feuerſchutzwoche am „Ochſenbrunnen ein Waldpromenade-Konzert ab⸗ halten, das nicht ſtattfinden konnte. Die Freiw. Feuerwehr hatte morgens mit der Jünglingsſo⸗ dalität gemeinſamen Kirchgang. Unter Voran⸗ Morgen Dienstag, den 16. haus gezogen, wo ein feierlicher Gottesdienſt ſtattfand. Am Samstag abend fand im Rahmen der Feuerſchutzwoche eine Uebung ſtatt, die als Ziel das U. T.⸗Filmpalaſt annahm. Die Uebung bewies erneut die Schlagfähigkeit unſerer hieſigen Wehr, die mit guter Sachkenntnis an den Brand⸗ herd heranging, ſodaß beim Abſchluß der Prüfung dieſelbe als ſehr gut gelungen zu bezeichnen war. Die Freiw. Sanitätskolonne beteiligte ſich an der Uebung und probierte hierbei Gasmasken aus. Anſchließend an die Uebung fand ein Pro- pagandaumzug durch verſchiedene Ortsſtraßen ſtatt, wobei Transvarente mitgeführt wurden, die zur Verhütung von Feuer uſw. aufforderten.— Der zweite Sonntag im Mai wird ſchon ſeit einer Reihe von Jahren als Muttertag ge⸗ feiert. Der lieben Mutter gilt es an dieſem Tage zu gedenken und ihr durch Ueberreichung von kleinen Geſchenken beſonders aber durch die lieblichen Kinder Floras, denn die„Liebe und die Freundſchaft, die ſchenkt Blumen“ zu be⸗ weiſen, daß wir allezeit dankbar ſind, für all das Gute, was ſie uns im Leben ſchon erwieſen hat. Dankbar, von Herzen dankbar können wir ſein, vergelten können wir einer Mutter doch nicht alles, was ſie uns ſchon getan. Darum freuen wir uns immer wieder, der Mutter an einem Tage im Jahre als allgemeiner Ehren⸗ tag zu huldigen. Und ſollte das Mütterlein be⸗ reits in die Ewigkeit gegangen ſein, ſo wollen wir ihr das Grab ſchmücken um ihr über das Grab hinaus Liebe und Treue zu verſichern. So ſah man geſtern Früh in allen Straßen große und kleine Kinder, die mit Blumen in den Händen zur Mutter eilten, um ihr alles Gute zum Ehrentag zu wünſchen.— Die Sportver⸗ anſtaltungen wurden alle verregnet. Auf dem Waldſportplatz wurde trotzdem verſucht, das Spiel gegen Rotweiß Frankfurt durchzuführen, es war aber nicht mehr möglich. Bald nach Halbzeit, das Spiel ſtand 3:2 für Viernheim, mußte es in⸗ folge des Regens abgebrochen werden. Ca. 150. unentwegte Fußballer waren Zeuge dieſes Spieles, ö das allerdings nicht zur Geltung kommen konnte. — Die Jünglingsſodalität feierte geſtern ihr Titularfeſt. Vormittags war mit der Feuerwehr feierlicher Kirchgang. Nachmittags zog die So⸗ dalität unter den Klängen ihres Trommlerkorps vom Freiſchütz aus zur Kirche, wo die feierliche Aufnahme in die Sodalität erfolgte. Am Abend fand im„Freiſchütz“ ein Familienabend ſtatt, der überfüllt war. Es wurden theatraliſche Dar⸗ bietungen aufgeführt, die die Beſucher ſehr be⸗ friedigten. In gemütlicher Stimmung wurde ein tritt der Feuerwehrkapelle wurde zum Gottes- Reste von Weiß- u. Mai und soweit Vorrat Mittwoen geste von Sslden- und Wollstoffon aller Art, Mantel: und Waschstoffen etc. 5 zur Hälfte und 2wei Drittel Baumwollwaren, Messel, Hemdentuch, 0 dcroisé, Bettuchstoff, Flanell, Schürzenzeug, Zephir etc. mit ganz erheblichem Prelsnachlaß! i— Erſte Fietohelmer Tonfüaſchn 2 100% Tonfilmwerke dieſe Woche: 1. Guſtav Fröhlich„Ein Mann mit Herz“ 2. Tom Mix„Eine Minute vor Zwölf“ im Central⸗Film⸗Palaſt. Heute Montag 1. Platz nur 40 Pfg. ſchöner Abend verbracht. Programm iſt noch das ſicher jeden Beſucher hoch befriedigen wird. Im 1. Teil lich, Maria neueſten und entzückenſten Tonfilm⸗Operette„Ein Mann mit Herz“ mit dem Untertittel„O wie ſchön iſt ein Feiertag, Mädchen mit dir“. Wunder⸗ bare Handlung, ung und Fröhlichkeit machen dieſe Tonfilm⸗ Operette zu einem Film zählt zur Spitzenklaſſe der diesjähr. Sai⸗ ſon. heißen: 1. Herz“ 2.„O wie ſchön iſt ein Feiertag“. Ueberall wird dieſes Tonfilmwerk mit großem Beifall aufgenommen und überall herrſcht ganz große Be⸗ geiſternng. ſich. Im 2 Tom Mix⸗Tonfilm„Eine Minute vor Zwölf“. Ein Original⸗Wild⸗Weſt⸗Abenteuer voll Spannung Tempo und tollkühnen Senſationen. lage 1 Luſtſpiel. Ein Beſuch dieſe Woche wird alle Filmfreunde, ſogar den Verwöhnteſten, zu⸗ frieden ſtellen. Heute Montag 1. Platz nur 40 Pfg. Ein vorzügliches und ſehenswertes Tonfilm⸗ heute auf dem Spielplan ſehen und hören wir Guſtav Fröh⸗ Solveg und Paul Kemp in ihrer herrliche Muſik, Tempo, Spann⸗ Schlager 1. Ranges. Der Die beiden neueſten Schlager des Filmes „Liebling, du biſt ein Mann mit Dieſes Tonfilmwerk iſt eine Klaſſe für Teil kommt der neueſte und gefährlichſte Als Ein⸗ Ein Beſuch überzeugt. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein von 1893.(Wochenübungsplan). Tellſchauſpiel. Heute abend 6 Uhr 1. Aufzug, ausgenommen die erſte Szene, um 7½ Uhr 2. Aufzug. Dienstag abend 7 Uhr 3. Auf⸗ zug. Mittwoch abend 7 Uhr 4. Aufzug. Donnerstag abend 7 Uhr 5. Aufzug anſchließend Ausgabe der Koſtüme. Freitag abend 7 Uhr Tell⸗Appell, wobei alle am Schauſpiel betei⸗ ligten Perſonen in Koſtüm zu erſcheinen haben. Sämtliche Proben finden auf der Naturbühne, bei Regenwetter im Freiſchütz ſtatt. Um pünktliches und vollzähliges er⸗ Verein der Hundefreunde. Dienstag, den 16. Mai, abends 8 ¼ Uhr, Monatsverſammlung im Vereinslokal. Tagesordnung: 1. Schau in Schwetzingen; 2. Verſchiedenes. Der Vorſtand. Das Pracht⸗Programm im U.⸗T.⸗Filmpalaſt. Auch dieſe Woche bringen wir unſeren geſchätzten Filmfreunden wieder ein beſonders erſtklaſſiges Schlagerprogramm, wie es jeder Kinobeſucher liebt. Im 1. Teil ſehen wir den beliebten Hans Albers in ſeinem beſten Schla⸗ gerfilm„Der Draufgänger.“ So iſt das Leben: ein mächtiger, breitbrüſtiger Mann mit ſtürmi⸗ ſchen Augen kommt daher, ſchwimmt, rennt, bort, daß alle Sterne vom Himmel fallen, und ein Stern mitten in den Schoß des kleinen Mäd- chens, das dieſen Mann liebt, der auch den ge⸗ fürchtetſten Verbrecher ſchließlich in einer Kohlen- lore ſo zuſammenſtaucht, daß davon nur ein Stückchen Armſünderfleiſch übrig bleibt. So iſt das Leben leider nicht. Aber ſo iſt Hans Albers und ſo wünſchenczſich all die großen und kleinen Mädchen, die ſich ſeine Fotos über das mehr oder weniger einſame Bett an die Wand gepickt haben, die große Erfüllung ihres Lebens. Und ſo möchten alle Jungens ſein, und auch dit Aelteren, und ſogar die Herren Greiſe kriegen wieder Murx in die Knochen, wenn ſie den blonden Jungen da oben herumtollen ſehen, daß es nur ſo knattert. Ein echter, rechter Hans Albers⸗ Film, an dem jeder Kinobeſucher wieder ſeine Freude hat. Im 2. Teil kommt das wunder⸗ volle Filmwerk„Priscillas Fahrt ins Glück“. Mady Chriſtians hat hier die Hauptrolle und läßt uns wieder einen Film erleben, der einen vortrefflichen Genuß bedeutet. Im Beiprogramm kommt ein Micky⸗Maus Tonfilm und der Ton⸗ filmhumoriſt Hans Moſer in ſeiner Lachkanone „Der Dienſtmann“. Sie ſehen alſo, wir bieten Ihnen wieder ein ſolches Schlagerprogramm, wie Sie es nirgends beſſer finden können. Wir haben uns mit unſerer Tonfilmſerie den beſten Ruf bei allen Filmfreunden erworben, den wir uns er⸗ halten wollen. Deshalb ſind wir verpflichtet Ihnen nur das Beſte zu bieten. Wenn Sie alſo wirklich einen ſchönen Abend verleben wol⸗ len, dann nur im U⸗T.⸗Tonfilmtheater. Ab der nächſten Woche bringen wir Deutschlands gewal⸗ tigſten Tonfilm, den Film der nationalen Er⸗ ſcheinen bittet dringend Die Leitung. hebung,„Blutendes Deutſchland., Die ausgezeichnete und erfolgreic leute letztmals im Central. he Tonfilmschau 1. Platz nur 40 Pig. Custav fröhlich in„Ein Mann mit fler „ fom Min in„Eine Minute vor Zwölf“ Danksdgung. Für die uns anldhlih unserer Verlobung 50 EOhlreich Ubermitlelten Glüctwüùnsdie und Ges- Schenke sagen wir hierdurdi herælichen Dane grele] Heckmann Har Steiert Viernheim, Hai 1933. Schneidlerin- Lehrstelle geſucht mit Penſion gegen monatl. Vergütung von 30 Mark. Von wem, ſagt der Verlag dieſes Blattes. Tüchtige Musik- Mapelle ſofort geſucht. „Saftladen z. gr. Laub“ Guterhaltener Fille Zeitungen zum Einschlagen u. zum Taperieren zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. Anderwagen ſowie gebrauchte 9 1 billig zu verkaufen. Bismarckſtr. 48 Friseur- Lehrling ſofort geſucht⸗ Wo, ſagt der Verlag. Bekanntmachung Betr.: Maßnahmen der Reichsregierung zur Verbilligung der Speiſefette für die minderbemittelte Bevölkerung. Die Ausgabe der Reichs verbilligungsſcheine erfolgt: 1. An Wohlfahriserwerbsloſe, Ortsarme und Sonſtige am Dienstag, den 16. Mai 1933 in folgender Reihenfolge: a) vormittags von 7—8 Uhr für Perſonen mit den Anfangsbuchſtaben A— G b) vormittags von 8—9 Uhr für Perſonen mit den Anfangsbuchſtaben H N c) vormittags von 9— 10 Uhr für Perſonen mit den Anfangsbuchſtaben O— 8. Die Stempelkarten ſind mitzubringen. 2. Für Sozialrentner und Kleinrentner, Unfall⸗, Invaliden-, Angeſtellten⸗ und Knappſchafts rentenempfänger vormittags von 1/1112 Uhr. 3. Für Empfänger von Zuſatzrente(Kriegshinter⸗ bliebene und Kriegsbeſchädigte, ſowie Eltern⸗ rentenempfänger) nachmittags von 1— 2 Uhr. Rentenbeſcheide ſind vorzulegen. Die Ausgabe der Reichsverbilligungsſcheine erfolgt im Wiegehäuschen des Rathauſes. halten. b Viernheim, den 13. Mai 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Becchtel. Gute Eb-Hartoltein zu verkaufen Hofmannstralle 1 Einen neuen Daene wegen Platzmangel auf Abriß zu verkaufen Hünnerstr. 8 Heute letztmals! Hans 1. FCEin Bombenſchlager Albers„Der Dra ufgänger“ union 1 Nur 40 Pig. Ein Bombenerfolg! 1 wl 7 ſ gane aneh Viernheimer Zeitung e täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertatze.— Bezugspreis monatl. 1 fre ine Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ Die feſtgelegten Zeiten ſind genau einzu—. kolernheimer Tageblatt— Biernheimer Nachrichten) 1,40 aktuelle intereſſante„Sonntagsblatt“, kalender.— Annahm' von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme An 25 rt a. M.— tung, Dr Nummer 113 iger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt u. Verlag: Joh. Martin, Geſchaftsſtelle Rathaus ſtr. (Viernheimer Bürger-BZtg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit att.— bei Wiederholung abgeſtufter Ra mittags 8 1 8 größere Artikel Geſchäͤftsſte einen e u. von ſämtlichen ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes latzv ri bei . Dientag, den 16. Mai 1933 Schickſalsſtunden Am morgigen Mittwoch tritt der deutſche Reichstag zu einer Sitzung von außerge⸗ wöhnlicher Bedeutung zuſammen: die Volks⸗ vertretung iſt einberufen worden auf Anord⸗ nung der Reichsregierung, die eine Erklärung über die kritiſch gewordene Lage der Genfer Abrüſtungskonferenz abgeben will. Ein anderer Punkt ſteht nicht auf der Tagesordnung. Nur der Erörterung dieſer Frage gilt ſomit die Tagung. Reichskanzler Hitler wird die Regie⸗ rungserklärung perſönlich abgeben, um ihre Wichtigkeit zu unterſtreichen. Der Entſchluß der Reichsregierung, vor den Reichstag zu treten, hat im ganzen deut⸗ ſchen Volke Zuſtimmung gefunden. Es ſoll im Reichstag die unlösbare Schickſalsver⸗ bundenheit zwiſchen Regierung und Volk bekundet werden. Allgemein herrſcht Genug⸗ tuung darüber, daß die Regierung das Fo⸗ rum des Parlaments dazu benützt, um die eindeutige und unverkennbare Willensmei⸗ nung des deutſchen Volkes feſtſtellen zu laſ⸗ ſen. Wenn ſchon allein die Tatſache der Ein⸗ berufung des Reichstags auch in Genf ſtarken Eindruck machen konnte, umſo wir⸗ kungsvoller wird dann die Geſchloſſenheit der politiſchen Vertretung des deutſchen Volkes im Reichstag ſein, weil durch ſie un⸗ mißverſtändlich daß das deutſche Volk bis zum letzten Atem⸗ zuge für ſein Recht und für ſeine Freiheit kämpfen wird, daß keine Einſchüchterung der gegneriſchen Mächte durch Drohungen dieſen Selbſtbehauptungswillen unſeres Volkes ſchwächen kann. Das deutſche Volk iſt fried⸗ liebend, aber es muß ſein Recht und ſeine Gleichberechtigung haben. Es will keinen Krieg, ebenſowenig wie die Reichsregierung, aber es will gleiche Sicherheit und gleiche Souveränität. Die große Bedeutung der Mittwochſitzung des Reichstags ergibt ſich ſchon aus der Tat⸗ ſache, daß die Genfer Konferenz ſelber ſich auf Donnerstag vertagt hat, alſo bis der Reichstag geſprochen haben wird. Es war zwar zum Schluß eine kleine Entſpannung eingetreten, aber die Delegierten der Haupt⸗ mächte haben einem Vermittlungsvorſchlag des Konferenzpräſidenten Henderſon wohl nur deshalb zugeſtimmt, weil ſie Angſt vor der eigenen Courage haben: ſie wollten im ge⸗ genwärtigen Allgenblick den Bruch der Kon⸗ ferenz noch nichk, weil ſonſt noch deutlicher ihre Schuld ſich erwieſen hätte. Was eingetreten iſt, iſt alſo lediglich eine vorübergehende Entſpannung. Umſo eindrucksvoller war aber die Erklärung des deutſchen Delegierten Nadolny, wenn er in dieſem kritiſchen Stadium betonte, daß Deutſchland darauf beſtehen bleiben muß, daß die Konferenz bis zur wirklichen Ent⸗ ſcheidung über das Abrüſtungsproblem wei⸗ tergeführt wird und daß die deutſche Delega⸗ tion poſitiv und mit beſtem Willen auch fer⸗ ner an den Arbeiten der Konferenz teilneh⸗ men wird, Dieſe Erklärung hat eine gewiſſe Wirkung inſofern erzielt, als doch bei man⸗ chen Staaten ſchwerwiegende Bedenken über ihr bisheriges Verhalten aufkommen und als man wieder mehr Sympathien für den deut⸗ ſchen Standpunkt gewinnt. Und das ſind Realitäten, die wir unbedingt einſetzen müſ⸗ ſen, weil ja die grundſätzlichen Entſcheidun⸗ gen in Genf erſt noch bevorſtehen. Die ſchwere Nervenprobe aber, der unſere Regierung und mit ihr das ganze deutſche Volk ausgeſetzt iſt, werden wir beſtehen, wenn wir alle ruhig Blut bewahren. Denn nicht deutſche Schuld iſt es, wie bereits die ausländiſche Preſſe es hinzuſtellen ſucht, wenn die Konferenz ſcheitern ſollte, Mehr guten und aufrichtigen Willen zur Verſtän⸗ digung und Friedensbereſtſchaft hat kaum eine Regierung bewieſen, als die ſeßige. Nur ſachliche, durch die von den gegner chen Mächten ſelbſt anerkannten feierlichen Fer, pflichtungen in vollem Umfange berechtigte Forderungen wurden von eulſcher Seite in Genf aufgeſtellt. In den Reden des Kanzlers klar zum Ausdruck kommt, eigen werden nach Moglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme enen Tagen kann jedoch eine Gewähr n t übernommen 50. Jahrgang Kein Auslands moratorium Ein bemerkenswertes Telegramm Dr. Schachts— Am die privaten Auslandsſchulden Die Transſerſchwierigkeiten— Gläubigerkonferenz in Verlin Berlin, 16. Mai. Reichsbankpräſident Dr. Schacht hat ſeine Verhandlungen in Waſhington und Neu york abgeſchloſſen und befindet ſich, wie bereits bekannt, jetzt an Bord des Lloyddampfers„Europa“ auf der Rück⸗ reiſe nach Deutſchland. Dr. Schacht hat in Amerika bekanntlich über die deutſchen Au s⸗ landsſchulden privater Natur verhan⸗ delt. Da verſchiedentlich behauptet wurde, Deutſchland habe ein Moratorium, d. h. einen Zahlungsaufſchub für die Zinſen und die Amortiſation beantragt, iſt es von beſonderem Intereſſe, was Dr. Schacht hierüber mitteilt. Er hat vom Dampfer „Europa“ aus an den in Neuyork zurückge⸗ bliebenen Reichsbankdirektor Nordhoff folgenden bedeutſamen Funkſpruch gerichtet: „fein Vorſchlag bezüglich Herabſetzung der privaten Auslandsſchulden oder Ein⸗ ſtellung der Jahlungen oder Verminde⸗ 9 5 der Zinſen wird durch die Reichs ⸗ ban gemacht werden. Wir beabſichtigen, die Kreditoren in jeder Hinſicht zu ſchüt⸗ zen. Kein Moratorium für Markzahlun⸗ 15 wird gefordert werden. Einziges roblem iſt, wie dieſe Mark in auslän⸗ diſche Währung umgewandelk werden ſollen, da an deviſen Mangel herrſcht wegen des dauernden Schrumpfens des Außenhandels. Jerner wird kein Vor- ſchlag bezüglich einer Ankerſcheidung zwiſchen Kreditorengruppen von unſerer Seiie kommen. Wir wünſchen nur die Situation mit allen Gruppen zu beſpre⸗ chen und Natſchläge zu erhalten.“ und der verantwortlichen Miniſter kam im⸗ mer wieder dieſer gleiche ehrliche Wille zum Ausdruck. Aber die Gegenſeite hat kein Verſtändnis bisher aufgebracht für das Recht und für die Gerechtigkeit. Sie verſchanzte ſich hinter Sonderwünſche und Ausflüchte, überdeckte das Kernproblem der Abrüſtungsverhandlun— gen mit Bergen von Schutt in Einzelheiten und Nebenfragen. Die deutſchen Forderun— gen auf tatſächliche Gleichberech⸗ kigung, die einmal von den Hauptmächten ſchon grundſätzlich anerkannt worden ſind, auf Ausgleich durch Abrüſtung der Hochge⸗ rüſteten und nicht durch eigene Aufrüſtung, ſie wurden zerredet, weil man ſie nicht er⸗ füllen well, weil man der ſachlichen Debatte ausweicht. Nichts konnten unſere Zugeſtändniſſe an dieſer ſtarren Haltung einer beinahe geſchloſ— ſenen gegneriſchen Front in Genf ändern. Wir haben zugeſtanden, daß wir den eng⸗ liſchen Plan als Verhandlungsgrundlage an⸗ ſehen, daß wir auch dem franzöſiſchen Miliz⸗ gedanken nähertreten, vorausgeſetzt, daß Deutſchland nicht durch die Auflöſung der Reichswehr und durch den dann noch nicht erfolgten Aufbau des neuen Heeres für lange Jahre einfach wehrlos gemacht wird. Schließlich haben wir zugeſtanden, daß die Abrüſtung der hochgerüſteten Staaten ſich in Etappen vollziehen kann und daß während dieſer Zeit wir auf die völlige Waffengleich⸗ heit verzichten. Wir haben aber ein gutes Gewiſſen. Und der Reichskanzler kann, wenn er morgen den Standpunkt der deutſchen Regierung darlegt, darauf rechnen, daß er das ganze deutſche Volk hinter ſich hat. Man darf darauf ge⸗ 1 ſein, was er für ein Echo in der Welt raußen findet. Jedenfalls ſteht feſt, daß der morgige Tag von ſchickſalhafter Bedeutung ſein wird. Er wird Schickſalsſtunden brin⸗ gen nicht nur für die deutſche Politik, ſondern auch für die Weltpolitik. Dieſes Telegramm enthält ſomit ein kate⸗ goriſches Dementi der im Auslande viel⸗ fach verbreiteten Gerüchte, daß Deutſchland ſeinen privaten Verpflichtungen gegenüber Auslandsgläubigern nicht nachkommen wolle. Außerdem bringt der Funkſpruch Dr. Schachts eine Beſtätigung der Meldung, daß eine Konferenz der Auslandsgläubi⸗ ger Deutſchlands beabſichtigt ſei zur Erörterung der Transferſchwierigkeiten, das heißt alſo über die Art und Weiſe, wie die ins Ausland abzuführenden Markbeträge in ausländiſche Währungen überführt werden können, ohne die deutſche Währung zu ge— fährden. fährden. Es iſt damit zu rechnen, daß dieſe Zuſammenkunft der Vankiers in Berlin bereits am Monatsende, unter Umſtänden ſchon am 25. Mai, ſtattfinden wird. die Weltwirtſchaftskonferenz Waſhingkon iſt peſſimiſtiſch. Waſhingkon, 16. Mai. In Waſhingtoner Kreiſen äußert man ſich angeſichts der Vorgänge in Europa über die Ausſichten der Londoner Weltwirtſchaftskon⸗ ferenz zunehmend peſſimiſtiſch. Man erklärt, daß ſchon viel erreicht ſein würde, falls man eine de facto Währungs ſta⸗ biliſierung auch ohne Wiederherſtellung des internationalen Goldſtandards ſowie eine Verlängerung des Zollfriedens erzie⸗ len würde und mit der Ahſchaffung der Zoll⸗ mauern beginnen könnte. * Pariſer Phantaſtereien Tributfrage ſoll wieder erweckt werden(1). Paris, 16. Mai. Der bekannte franzöſiſche Journaliſt Perti— nax weiſt im„Echo de Paris“ darauf hin, daß die Wiederbeſetzung der Brückenköpfe am Rhein nur dann möglich ſei, wenn das Haager Schiedsgericht die abſichlliche Jerſtörung des Reparationsabkommens feſtſtellte. Unter den gegenwärtigen Umſtänden ſei es nicht ausgeſchloſſen, daß man vom Haager Schiedsgericht ein ſolches Urteil erhoffen könne(2). Die Haltung Amerikas in der Schuldenfrage könnte nämlich dazu führen, daß die Schuldnermächte Amerikas das Lauſanner Abkommen wieder rückgängig machten und von Deutſchland die Fortſetzung der Reparakionszahlungen. zum mindeſten in der Höhe forderten, in der ſie ſelbſt Amerika gegenüber zur Zahlung verpflichtet ſeien. Der ſozialiſtiſche„Popu⸗ laire“ ſagt, die Genfer Verhandlungen müß⸗ ten auch ohne deutſche Beteiligung fortgeſetzt werden. Deutſchland müßte vor die Wahl geſtellt werden ein erſtes Abkommen anzu— nehmen oder abzulehnen. Lehne es ab, ſo könnten alle Teilnehmerſtaaten die Maßnah⸗ men gegen den„Friedensſtörer“ beſchließen, die ſie für geeignet halten. Das„Journal“ fragt, ob man dem„deutſchen Manöver“ nicht zuvorkommen ſolle. Die Wien, 16. Mai. Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank traf im Kraftwagen in Graz ein, wo er von der Menge ſtürmiſch begrüßt wurde Da ähnlich wie in Wien der Wagen des Miniſters nicht den urſprünglich beabſichtigten Weg nehmen durfte, begab ſich Dr. Frank zu Fuß zu dem Gebäude der Gauleitung der Nationalſozia⸗ liſtiſchen Partei Der Kraftwagenführer fuhr mit dem Wagen, in dem die Gattin des Mi⸗ niſters ſaß, weiter und erkundigte ſich bei einem Wachmann nach dem Weg. genlenker wurde plötzlich verhaftet, aber wieder freigelaſſen. ihm jedoch den Paß ab. ſpäter Bei der Begrüßung auf dem Schloßberg erklärte Reſchsjuſtizkommiſſar Dr. Frank u. d., die Beleidigung, die die öſterrei⸗ chiſche Regierung den Gäſten aus dem Reich zugefügt habe, ſei eine Beleidigung Adolf Hitlers und des ganzen deutſchen Volkes. Reichsdeuiſche würden Oeſter⸗ reich ſo lange meiden, bis von der öſter⸗ reichiſchen Regierung Genugluung für die Beleſdigung gegeben werde. Vor Wiener Preſſevertretern ſagte Dr. Frank über ſeinen Wiener Beſuch, als er den öſterreichiſchen Juſtizminiſter Schuſchnigg ſagt, er würde ſich freuen, wenn Dr. Frank ihn in Wien gelegentlich beſuchen würde. Da⸗ her habe er geglaubt, ſeinen fetzigen Privat⸗ beſuch in Wien verbinden zu ſollen mit einer Aufwartung beim öſterreichiſchen Bundesmi⸗ niſter für Juſtiz.„Umſo mehr“, ſo ſagte Dr. Frank,„als Miniſter und als Mann, der die Reichsregierung juriſtiſch berät, babe ich mich in Berlin kennen lernte, habe ihm dieſer ge⸗ Denſſchund und deſterreih Neichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank fordert Genugtuung . Der Wa⸗ Die Polizei nahm ſchwerſtens betroffen gefühlt, als der Vertre⸗ ter der öſterreichiſchen Regierung erklärte, daß mein Beſuch nicht erwünſcht ſei,“ denn das ſei der Sinn ſeiner Ausführungen gewe— ſen. Damit habe die Sache eine offizielle Nole bekommen, weil nakürlich die Reichsre⸗ gierung nicht ſtillſchweigend dieſe Un⸗ freundlichkeit werde hinnehmen können. Er wiſſe nicht welcher Ark die Maßnah⸗ men ſein werden. die ergriffen würden, aber geſchehen würde elwas. Der öſterreichiſche Landesführer des NS. Juriſtenbundes, Dr. Bernwieſer, iſt we⸗ gen der Rede, die er in Berlin auf der Ta⸗ gung„Für deutſches Recht“ gehalten hat, in Wien verhaftet, aber nach kurzer Zeit wieder freigelaſſen worden. Zuſfammenkunft Hitler— Dollfuß? Wie ein Wiener Blatt wiſſen will, wird Bundeskanzler Dollfuß Pfingſten nach Rom reiſen, um perſönlich das Konkordat zu unterzeichnen. Das Blatt meldet, daß vielleicht zur glei⸗ chen Jeit auch Reichskanzler Adolf Hitler nach Rom reiſen werde, und daß des halb eine Juſammenkunft dieſer eiden herren, wenn auch vorläufig nicht ge⸗ plant, ſo doch durchaus möglich ſei. Der öſterreichiſche Bundeskanzler vertrete den Standpunkt, daß er und das öſterrei⸗ chiſche Volk dem deutſchen Volk durchaus freundſchaftlich gegenüberſtünden, eine Auf⸗ faſſung, die aber keineswegs eine Duldung oder gar Förderung der ügtionalſozialiſti⸗ 0 Tendenzen in Heſterreich bedeuten önne.. Deutſche Nennungen zurückgezogen Der Aero-⸗Klub von Deutſchland hat ſeine und auch die anderen deutſchen Mel⸗ dungen zum öſterreichiſchen Alpen⸗ flug zurückgezogen. Die Gründe liegen in der politiſchen Lage, die durch den deutſchen Miniſter⸗ beſuch in Wien und die damit in Ver⸗ bindung ſtehenden Nachrichten aus der öſterreichiſchen Hauptſtadt geſchaffen iſt. Sowohl die drei vom Aero-Club von Deutſch⸗ land gemeldeten Flugzeuge, wie auch die bei⸗ den Sportmaſchinen, die von der Akademi— ſchen Fliegergruppe genannt waren, waren in ihren techniſchen und ſonſtigen Vorberei— tungen für den Wettbewerb vollſtändig fer⸗ tig. Die Flugzeuge ſtanden auf dem Flug⸗ hafen Staaken ſtartbereit. Die Beſatzungen, die ſchon ſeit Wochen ausgewählt waren, be⸗ fanden ſich bereits in Berlin und waren nach Wien reiſefertig, ſo daß keinerlei techniſche oder ſportliche Gründe für das Fernbleiben vom Wettbewerb vorliegen. die Nod AP in Danzig Unterredung des Völkerbundskommiſſars mit Vertretern der NSDAP. Danzig, 16. Mai. Zwiſchen dem Kommiſſar des Völkerbun⸗ des Roſting und den Vertretern der NSDAP., Dr. Rauſchning und Gaulei— ter Forſter hat eine Unterredung ſtattge— funden, in der u. a. zum Ausdruck kam, daß die Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiter⸗ partei in Danzig auch im Falle der Ueber⸗ nahme der Regierung in der Freien Stadt: 1. von dem Wunſche nach einem freund. lichen Einvernehmen mit Polen beſeelt ſei und ihrerſeits alles kun würde, um die Sicherheit der Perſonen polniſcher Staats- angehörigkeit oder Nationalität in Danzig ſowie das polniſche Eigentum in Danzig zu gewährleiſten; 2. daß ſie feſt enlſchloſſen ſei, die beſtehenden Verträge genau zu achten und die darin feſtgelegten Rechte Polens zu wah ren; 3. daß ſie die vom Völkerbund garan- tierle Berfaſſung loyal einhalten würde. Der mutige Völkerbund Er wagt nicht, in den ſüdamerikaniſchen Konflikt einzugreifen. Genf, 16. Mai. Der Völkerbundsrat trat am Montag zu einer außerordentlichen Sitzung unter dem Vorſitz des italieniſchen Vertreters Graf Ca⸗ ſelli zuſammen, um den Kriegsfall zwi⸗ ſchen Bolivien und Paraguay zu be⸗ handeln. Die Vertreter der beiden Staaten brachten in langen Ausführungen den bereits bekannten Standpunkt ihrer Regierungen zum Ausdruck. Der Völkerbundsrat zeigte jedoch eine auffallend teilnahmsloſe Haltung. Auf leiner Seite wurden irgendwelche Vorſchläge gemacht, um in dieſem erſten ſeit Beſtehen des Völkerbundes vor dem Rat zur Verhandlung gelangenden offenen Kriegsfall einzuſchalten. Dieſe auffallende Haltung des Rates wird in unterrichteten Kreiſen darauf zurückgeführt, daß die engliſche Regierung über umfangreiche finanzielle und wirtſchaftliche Intereſſen in Paraguan verfügt und aus dieſem Grunde in leitenden Völkerbundskreiſen keinerlei Rei⸗ gung beſtehr, das Kriegsverfſahren des Völ⸗ kerbundes gegen Paragnay einduteiten. Es liegt ſomit der ungen öhmliche Fall vor, daß der Völkerbund bei einee offenen Ktiegserklärung und einem Bruch des Friedens nicht nur nicht die ſatzungsgemäß vorgeſehenen Beſtimmungen in Kraft treten läßt, ſondern ſogar der An⸗ greiſer und kriegsertlärende Staat als ſchuld⸗ los hiygeſtellt wird. „Keine Parteien mehr!“ Erklärungen des bayeriſchen Innenminiſters. Regensburg, 16. Mai. Der bayeriſche Innenminiſter Wagner er⸗ klärte am Montag vormittag vor Vertretern der Behörden u. a.: Wenn wir heute die Führung des Staates in der Hand haben, ſo iſt das der Ausdruck des geſamten Volkswil⸗ lens. Ich habe auf meiner Fahrt durch die bayeriſchen Gaue die Ueberzeugung gewon⸗ nen, daß das deutſche Volk keine Parteien, weder KPD., SPD. noch Bayeriſche Volks⸗ partei mehr will. Das Volk fühlt ſich von den Parteien betrogen. Es gibt heute nur mehr eine deutſche Volksbewegung. Aus meinen Eindrücken habe ich die notwendigen Entſchlüſſe gezogen für die Zukunft. Ich erkläre hiermit in dieſem altehrwürdi⸗ gen Saale als Verantwortlicher für die baye⸗ riſche innere Staatsverwalkung und für die bayeriſche Polizeigewall, daß ich in Zukunft keine Parteien 1 9 dulden werde. Was von den Führern dieſer Parteien ohne Volk noch übriggeblieben iſt, muß ſeine 92 91 folgerungen ziehen. Die Zeit ihrer politi⸗ ſchen Wirkſamkeit iſt vorbei. Enkweder beu⸗ gen ſie ſich dem, was die Nalion will, oder ſie ſollen abtreten. Mir machen die Tore weit auf fur aue, die zuſammenſtehen wollen. Wer aber glaubt, nicht abtreten zu ſollen von der Stelle, die für ihn nicht mehr zu halten iſt, der käuſcht ſich. Er iſt ein Narr oder ein Ver⸗ brecher. Wir werden die dem Volke gegebene Aukorität zu wahren wiſſen. Politiſche Attentate Einbruch in die Wohnung des Präſidenten Darre. i Berlin, 16. Mai. In die Wohnung des Präſidenten Dar re wurde ein Einbruch verübt, bei dem es ſich, wie man vermutet, um eine Tat aus poli⸗ tiſchen Beweggründen handelt. Die Täter müſſen mit den Wohnungsverhältniſſen ge— nau vertraut geweſen ſein, was umſo ver⸗ wunderlicher iſt, als die Wohnung erſt ſeit einigen Wochen bewohnt bzw. fertig einge⸗ richtet iſt. Die Einbrecher wurden in ihrer Arbeit geſtört. Anſchlag auf 5A im Eiſenbahnzug Bombe unter der Sitzbank. Im Abteil eines Vorortzuges Wuſtermark — Berlin explodierte auf dem Lehrter Bahn⸗ hof in Berlun eine Bombe, die unter einer Sitzbank verſteckt war. Der Zug war vorher mit Angehörigen der SA.-Motorſtaffel der Gruppe Berlin— Brandenburg beſetzt, die von einem Aufmarſch auf dem Truppen⸗ übungsplatz Döberitz zurückkehrten. Das Ab⸗ teil wurde vollſtändig zertrümmert. Eine Frau auf dem Bahnſteig wurde leicht verletzt. Die Unterſuchung ergab, daß es ſich um einen kommuniſtiſchen Bombenanſchlag han⸗ delt. Die Vluttat in Düſſeldorf Düſſeldorf, 16. Mai. Die Erſchießung der Gebrüder Chriſtian und Joſef Bobis in Heerdt bei Düſſeldorf iſt noch nicht geklärt. Wie wir erfahren, gehör⸗ ten die Erſchoſſenen früher zeitweiſe dem Stahlhelm an und wurden wiederholt bei ih— rer Beteiligung an Zuſammenſtößen mit Linksradikalen verurteilt. Später ſind beide Brüder der KPD. beigetreten. Am Sonn— abend wurde das Ueberfallkommando von dem Wächter der Olex-Brennſtoffgeſellſchaft in Heerdt alarmiert. der in der Nähe zwei Gruppen von insgeſamt 15 Schüſſen gehört hatte. Man fand die Leiche des Chriſtian Vobis tot auf der Landſtraße und die ſeines Bruders Joſef Vobis, der offenbar geflohen war, mit ſchweren Rückenſchüſſen auf freiem Felde auf. Millionenſfandal Das Münchner Leo-Haus geſchloſſen. München, 16. Mai. Das Leo⸗Hauss, ein katholiſcher Verlag, iſt von der Polizei geſchloſſen worden. Der„Völkiſche Beobachter“ erklärt dazu, mit dem Zuſammenbruch des Leo-Hauſes erlebe nun auch Süddeutſchland ſeinen gro⸗ ßen Skandal. Sämtliche dort in Sparkonten, Rentenkonten uſw. hinterlegte Gelder ſeien verſpekuliert bzw. verſchwunden. Depots ſeien unterſchlagen und uneinlösbare Wechſel ſeien ausgegeben worden. Man nenne eine Summe von zwei bis drei Millionen Mark an Verluſten. Erſchwerend ſei, daß die Leitung des Leo-Hauſes faſt aus- ſchließlich in händen von Geiſtlichen lag. Ne⸗ ben dem Reichskagsabgeordneten Schwarzer, dem Verbandsvorſitzenden, war der verank⸗ workliche Leiter der Prälat Wallerbach, päpſtlicher Geheimkämmerer. die Preſſe des Leo-Hauſes habe ſehr gehäſſige Angriffe auf die NSDAP. gerichtet. Noch unter der Regierung Held mußten die vom Leo-Haus herausgegebenen Zeitun⸗ gen auf Wochen verboten werden, wegen eines Angriffs auf den damals ſchon zur Macht gelangten Führer Adolf Hitler. Hlandal bei der Poſtkrankenlaſſe Berlin, 16. Mai. In der Korruptionsangelegen⸗ heit bei der Poſtkrankenkaſſe hat die Staatsanwaltſchaft J gegen den Poſtſekre— tär Franz Kugler und den Dentiſten Willi Griebel Anklage wegen fortgeſetzter ſchwerer aktiver und paſſiver Beſtechung im Amt und wegen Betruges zum Nachteil der Reichspoſt erhoben. Die Ehefrauen Kugler und Griebel werden der Veihilfe zur Beam⸗ tenbeſtechung beſchuldigt. Kugler war e ee der Poſtkran- kenkaſſe im Oberpoſtdirektionsbezirk Berlin. Durch ſeine Vermittlung wurde Griebel 1919 bei der Krankenkaſſe als Denkiſt zur Kran- kenkaſſenbehandlung zugelaſſen und die An⸗ fertigung des Zahner es ihm allein über⸗ tragen. Griebel erhielt ſo eine Mono- polſtelle, die ihm in den Jahren 1926 bis 1932 die ungeheure Summe von über 900 000 Mark einbrachte und geſſes dafür als Gegenleiſtung an 1715 Beſtechungsſum⸗ men von insgeſamt 75 000 Mark. Nach den Feſtſtellungen der Staatsanwalt⸗ ſchaft wurde ferner durch Ausſtellung falſcher Rechnungen auch fortgeſetzter Betrug an der Reichsvoſt verübt. Termin zur Hauotver⸗ handlung iſt auf den 12. Juni 1933 anbe⸗ raumt worden. Raſcher Vormarſch der Japaner. Peking, 16. Mai. Die japaniſchen Truppen machen nach Ueberſchreitung des Lugn⸗Fluſſes raſche Fortſchritte. Eine japaniſche Vorhut iſt be⸗ reits bei Tangſchau eingetroffen, wo die gro⸗ ßen engliſchen Bergwerke liegen. Die Chine⸗ ſen werden auf der ganzen Front zurück⸗ gedrängt. Sie haben ſich hinter das Weſtufer des Tacho und ſüdlich Schihſia zu⸗ rückgezogen. Ihre Verluſte in den letzten drei Tagen werden von den Chineſen ſelbſt auf 3000 an. gegeben. die chineſiſchen Befeſtigungen bel Nankienmen ſind von dem ſapaniſchen Ge⸗ ſchützfeuer vollkommen zertrümmert worden Chineſiſchen Berichten zufolge, haben die Ja. paner erklärt, daß ſie bis nach dem 16 Kilo. meter von Peking entfernten Tungſchau vor. rücken wollen. In den Straßen Pekings und Tienſins würden Sandbarrikaden er⸗ richtet. In der Stadt Tun wurde durch mehrere japaniſche Bomben eine Schule zerſtört. 12 Perſonen wurden getötet und 33 mehr oder weniger ſchwer verletzt. Deutſche Tagesschau Eröffnung der ſchule. Im ehemaligen Lehrerſeminar in Spandau fand am Montag in Anweſen⸗ heit des Reichsarbeitsminiſters Seldte und zahlreicher Ehrengäſte die Eröffnung der Reichsführerſchule des Arbeitsdienſtes ſtatt. Der Staatsſekretär für den Arbeitsdienſt, Hierl, ſprach dabei über die Aufgaben der Reichsführerſchule. Ehrengericht der Jenkrumsparkel. Der Vorſtand der Zentrumspar⸗ tei hielt unter Vorſitz des nunmehrigen Parteivorſitzenden Dr. Brüning eine Sit⸗ zung ab. Zum Zwecke der generellen Rege— lung der Haltung der Zentrumspartei gegen⸗ über Parteiangehörigen und insbeſondere Mandatsträgern, die in Prozeſſe verwik⸗ kelt ſind, und die im übrigen ihre Mandate zur Verfügung geſtellt haben, iſt angeordnet worden, daß ihre Funktionen und Mandate bis zur gerichtlichen Entſcheidung ruhen. In Fällen mit klar erkanntem Tatbeſtand ſoll das Notwendige veranlaßt werden. Zur Prüfung aller Fälle iſt ein beſonderes Eh⸗ rengericht eingeſetzt worden. Lügenmeldungen über Oberfohrens Tod. Der Straßburger Sender ſowie das ſozial⸗ demokratiſche Blatt in Kopenhagen haben eine Nachricht verbreitet, daß der frühere Vorſit⸗ zende der deutſchnationalen Reichstagsfraktion, Oberfohren, ermordet worden ſei, da er wichtiges politiſches Material an den„Man⸗ cheſter Guardian“ und andere ausländiſche Zei⸗ tungen ausgeliefert habe. Von amllicher deut⸗ ſcher Stelle wird zu dieſer ungeheuerlichen Lügennachricht erklärt, daß die Meldung in allen Teilen unwähr iſt und jeder Begründung entbehrt. Dr. Oberfohren hat am Sonntag, den 7. Mai in ſeiner Wohnung in Kiel infolge Nervenzuſammenbruchs Selbſtmord began⸗ gen. General v. Francois geſtorben. De: bekannte Heerführer des Weltkrieges, General der Infanterie Hermann v. Fran⸗ cois iſt am Montag im Alter von 77 Jah⸗ ren im Bülow⸗Sanatorium zu Berlin ge⸗ ſtorben. Hermann v. Francois wurde am 31. Januar 1856 in Luxemburg geboren. Er wurde 1911 Diviſionskommandeur und 1913 kommandierender General des erſten Armeekorps, das er 1914 in der Schlacht bei Tannenberg führte. Vom Oktober bis Novem⸗ ber 1914 befehligte er die achte Armee, mit der er den zweiten Ruſſenangriff abhielt. Im Oktober 1918 nahm er ſeinen Abſchied. Her⸗ mann von Francois iſt auch als Militärſchrift⸗ ſteller hervorgetreten durch ſeine Werke:„Zu⸗ ſammenbruch großer Heere“,„Marneſchlacht und Tannenberg“,„Gorlice 1915“ u. a. Auslands⸗Rundſchau Deutſche Sportvereine dürfen nicht über die Grenze. Zwei Ratiborer Sportvereine, die zu Freundſchaftsſpielen in Oderberg und Teſchen verpflichtet worden waren, wurden von den tſchechſſchen Grenzbeamten am Grenzübertritt gehindert, obwohl ſie alle erforderlichen Pa⸗ piere bei ſich führten. Tſchechiſche Mannſchaf⸗ ten, die in Oberſchleſien verpflichtet waren, wurden dagegen über die Grenze gelaſſen. Moskau baut ein neues Luftſchiff. Die ruſſiſche Sowjetregierung hat mit General Nobile einen neuen Vertrag über den Bau eines neuen Luftſchiffes für Ruß⸗ land abgeſchloſſen. Das neue Luftſchiff ſoll dem deutſchen„LZ. 127 entſprechen. Für den Bau ſind beſondere Mittel zur Verfügung Arbeitsdienſt⸗Reichsführer⸗ Worten: Reichskanzler Adolf Hitler iſt am Montag nachmittag aus München wieder in Berlin eingetroffen. a Reichsbankpräſident Dr. Schacht erklärt, daß die Reichsbank keinen Vorſchlag über Herabſetzung privater Auslandsſchulden, Suspendierung der Zahlungen oder Vermin⸗ derung der Zinſen machen werde. Die Deutſche Volkspartei in Württemberg hat die Auflöſung der Landesorganiſation beſchloſſen. Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Frank hat er⸗ klärt, daß die Reichsregierung wegen ſeines unfreundlichen Empfangs in Wien Maßnah⸗ men ergreifen werde. Der Völkerbundsrat beſchäftigte ſich am Montag mit dem Krieg zwiſchen Paraguay und Bolivien. Zum Oberbürgermeiſter gewählt. Mannheim, 16. Mai. Am Montag nach⸗ mittag fand die Wahl des Oberbürgermei⸗ ſters durch den Bürgerausſchuß ſtatt. Es wurden insgeſamt 50 Stimmen abgegeben, die ſämtlich auf den bisherigen Kommiſſar der Stadt Mannheim, Fabrikant Rennin⸗ ger, entfielen, der damit zum Oberbürger— meiſter gewählt war. Die Sozialdemokraten blieben der Wahlhandlung fern. Gau⸗Amtswalter⸗Tagung Die Richtlinien zur Weiterführung des poli- tiſchen Kampfes. Karlsruhe, 15. Mai. Am Montag nachmittag kamen in Karls⸗ ruhe 4800 Amtswalter des Gaues Baden der NSDAP. zuſammen, um von Gauleiter Wagner und Stabsleiter Dr. Ley die Richtlinien zur Weiterführung des politiſchen Kampfes entgegenzunehmen. Nach einer kurzen Begrüßungsanſprache des Stabsleiters der Gauleitung Baden Röhn ſprach Gauleiter Wagner ein Wort der Freude und des Stolzes darüber, daß er nunmehr wieder in ſeiner alten Stel⸗ lung als Führer inmitten der braunen Kämpfer verbleiben könne, als Führer einer Bewegung, ohne die die Durchführung der Revolution nicht möglich geweſen wäre. Die von Adolf Hitler geführte Bewegung iſt der Garant für die Fortführung des großen Werkes der deutſchen Revolution. Dieſe Re⸗ volution ſei der größte geiſtige Umſturz, den die Welt je erlebt habe. Wir in Baden wer⸗ den ſie mit der gleichen Folgerichtigkeit durch⸗ führen wie bisher, ſie kann nicht von heute auf morgen vollendet werden, ſie iſt vielmehr ein 1 0 der ſich auf Jahrzehnte ausdeh⸗ nen wird. Die verantwortlichen Männer müßten in zäher, unermüdlicher Arbeit von Nahziel zu Nahziel ſchreiten, bis das große Endziel erreicht ſein werde. Und dieſes Ziel werden wir erreichen, wenn wir auf die Klugheit, Beharrlichkeit und unerbittliche die Were ane des Führers vertrauen, der die Bewegung durch die ſchwerſten Zeiten zum Sieg geführt hat. Die Tatſache, daß Adolf Hitler an der Spitze des Reiches ſſeht, bietet die ſicherſte Gewähr für die Durchfüh⸗ rung deſſen, was wir erſehnten und erhoff— ten und wofür wir dieſen jahrelangen Kampf eführt haben. Die Amtswalter ſeien beru— 15 für die kommende Zeit die unerſchütter⸗ liche Feſtigkeit der Bewegung zu gewährlei— ten. Ihre Aufgabe wird es ſein, ſtrenge usleſe zu halten unter denen, die in den letzten Wochen und Monaten zu uns gekom⸗ men ſind und ſie nur nach dem Maß ihrer Leiſtungen zu beurteilen. Der Stabsleiter ſoll, ſo ſchloß der Gauleiter, mit dem Bewußtſein von uns ſcheiden, daß der Gau Baden in un⸗ erſchütterlicher Treue hinter dem Führer ſteht und bereit iſt, mit ihm unterzugehen oder zu ſiegen. Stabsleiter Dr. Ley betonte ſeine beſon⸗ dere enge Verbundenheit mit dem badiſchen Gauleiter. Revolutionen ſind, ſo führte er weiter aus, erhebende Zeitabſchnitte, die das Volk zu neuer aroßer Kraff führen. Sie be⸗ deuten gleichzeitig eine Belaſtungsprobe fur den inneren Wert eines Volkes. Letzten En⸗ des haben wir nur um ein Ziel gerungen um den deutſchen Arbeiter. Mancher von ihnen ſteht uns noch grollend fern, noch hoff nungslos verſeucht von dem marxiſtiſchen Gift, das ſich durch Generationen hindurch auf ihn vererbt hat. Ihm iſt die große Ge⸗ ſchichte unſeres Volkes völlig unbekannt, weil ſie ihm gefliſſentlich vorenthalten war. Dieſe Menſchen müſſen wir gewinnen, es gilt den Kampf um den deutſchen Arbeiter, ohne den Deutſchland nicht leben kann. Am Ende die⸗ ſes Ringens ſteht das einige Deutſchland, die Sehnſucht der Toten des Weltkrieges, der Toten unſerer Bewegung, das Deutſchland der Ehre und der Freiheit. Ein dreifaches Sieg⸗Heil und das Horſt Weſſel⸗Lied beendeten die Tagung. Politisches Allerlei Hamburg. Im Zuſammenhang mit dem Verfahren gegen Leipart und Genoſſen we⸗ gen Korrupkion bei den Freien Gewerkſchaften ſind bei den verſchiedenen S PD.⸗ und Reichsbannerſtellen in Hamburg Be, träge und Werte in Höhe von 3 790 682 Mark beſchlagnah mt worden Lob des Ppargeis Aus der Geſchichte der Spargelkultut. Man braucht kein Materialiſt zu ſein, deſſen Sinn nur auf die Befriedigung allererſter und allermenſchlichſter Bedürfniſſe gerichtet iſt, wie eiwa auf die beſte und ausgeklügeltſte Ausfül⸗ lung der Hohlheit unſeres Magens, um den Spargel als eines der ſchönſten Geſchenke des Frühlings anzusehen. Wahrlich, ich glaube mich des Beifalls ſehr vieler ſicher, wenn ich ſage, ihm, dem Spargel, gebührt unter den Gaben des wiedererwachten Jahres ein beſondecer Platz. Man darf ſein Loblied um ſo offener fingen, als wir innerhalb der Grenzen unseres Reiches große und ergiebige Spargelfelder, ja geradezu ausgeſprochene Spargelgegenden haben, um die deutſche Nach⸗ frage zu decken, und er auch zu Preiſen zu haben iſt, die es jedem geſtatten, dieſes köſt⸗ lichſte Gemüſe auf den Tiſch zu bringen. Ueber die beſte Art ſeiner Zubereitung, über Zutaten und andere Küchenfragen ſtrei⸗ ten ſich die Geiſter nicht erſt in unſerem ſehr ſpargelfreudigen Jahrhundert. Einfachheit ſcheint mir auch hier der beſte Weg, und ſo ſchätze ich ihn am meiſten in Salzwaſſer ge⸗ ſocht und ein wenig zerlaſſene Butter daran, weiter nichts. Ich will aber nicht mit anderen ſtreiten, die Ei oder Schinken oder ſonſtwas dazu für die geeignete Erhöhung oder Ab⸗ rundung des Geſchmacks halten. Ueber die Geschmäcker ſoll man nicht ſtreiten, das gilt für die Zubereitung wie für das Eſſen, um bas ſich auch ſchon mancher den Kopf zerbro⸗ chen hat. Künſtler der Tafel ſind nach wie vor dafür, daß man das untere Ende in die linte Hand nimmt und mit der Gabel die Spitze zum Munde führt. Auch andere Arten erregen keinen Anſtoß, nur ſoll man ihm nicht mit dem Meſſer zu Leibe rücken. Im Ganzen ließe ſich ſchon ein Büchlein über Verwendungsmöglichkeiten und Speiſe⸗ vorſchriften des Spargels ſchreiben, was gar nicht meine Abſicht iſt. Ich will aber die Zeitgenoſſen auf eine immerhin merkwürdige Tatſache aufmerkſam machen, daß es nämlich jahrhundertelang ſo gut wie unbekannk war, daß man den Spargel eſſen konnte. Die Wur— zel gebrauchte man zwar um dieſe Zeit, es war das Mittelalter, zu Heilzwecken, aber die Trlebe ließ man munter zu grünen Ran⸗ len ſproſſen. Zur Römerzeit, die gerade in der Kochkunſt es zu einer unübertrefflichen Höhe, will man nicht ſagen: zu einer wider— natürlichen Schlemmerei gebracht hat, war der Spargel das angeſehenſte Gemüſe, das bei leiner Feſttafel fehlte. Spargel kannte man damals auch ſchon in Germanien, und vom Rheine aus wurde er ſogar nach Rom verfrachtet, mit anderen Gemüſen, die in Deutſchland am wohlſchmeckendſten wuchſen. Die ältere Plinius berichtet viel vom deut⸗ ſchen Gartenbau. Sogar die alten Aegyp⸗ ter ſollen, wie man aus Zeichnungen zu er⸗ lennen glaubt, den Spargel gekannt haben. Obwohl das Altertum ſchon eine ſehr hohe Kultur des Spargelanbaues kannte, iſt doch all dieſe Erkenntnis mitſamt dem Wiſſen um den Geſchmack, ja um die Genießbarkeit der Spargeltriebe im Mittelalter verloren gegan— gen. Man geht wohl nicht fehl, wenn man neben dem Untergang des römiſchen Hof⸗ lebens die aſketiſche Lebensauffaſſung am Be⸗ ginne unſeres Jahrtausends als Veranlaſſung dieſer immerhin recht eigentümlichen Erſcheinung anſieht. Aber vom Beginn des 16. Jahr- hunderts an breiten ſich Spargelkultur und füche mieder. vom Weſten kommend, in Deutſchland aus. Oie Nie derlander lernen ihn von den Wallonen und Franzoſen kennen, ſie bauen wieder gartenmäßig zuerſt den Spar⸗ gel am Niederrhein, und von da aus zieht er wieder ein in die Gärten und Küchen Süd⸗ deutſchlands und des Nordens. Schon zur Feudalzeit des 18. Jahrhun⸗ derts ſpielt er eine große Rolle 0 p Tiſchen der duglihe in de— und eine zum Teil recht anzügliche in den Stichen der recht zahlreichen geſellſchaftskritiſchen Künſtler die⸗ ſer Zeit. Es hat aber noch eine lange Zeit gedauert, ehe dieſes köſtliche Gemüſe aus dem Vorrecht der Reichen ſich auch zum Kochtopf des kleinen Mannes durchrang. Nun iſt der Mai und mit ihm die Spargel⸗ zeit da. Ihr Höhepunkt ſteht uns noch bevor. Wir ſehen mſt fröhlicher Spannung dieſem freudigen Ereignis entgegen. Das Ereignis ſoll nicht allein uns Freude bringen, auch denen, auf deren Aecker und in deren Gärten die zarten weißen Stangen wachſen, von denen wir ſo viel Genuß haben, daß auch den Spar⸗ gelbauern für ihre ſchöne Gabe der gebührende Lohn wird! Wohltätigkeit und ſoziale Fürſorge Die Formen der ſozialen Fürſorge— Panem et cirtenſes— Das Mittel⸗ alter und der liberale Staat— Vor der neuen Wende— Betriebsordnung und ſoziale Fürſorge Zwiſchen Wohltätigkeit und ſozialer Ge— ſinnung beſteht ein großer Unterſchied. Wohltätigkeit beruht auf dem Mitleid, einer menſchlichen Eigenſchaft, die durch den An⸗ blick von Elend bewegt wird und ſich durch Helfen und Teilnahme Befriedigung ſchafft. Soziale Geſinnung aber bedeutet, daß der einzelne Anſpruch hat auf die Sorge der Gemeinſchaft für ihn, der er angehört. Wäh⸗ rend die Wohltätigkeit alſo eine Beziehung herſtellt zwiſchen Einzelmenſch und Einzel— menſch, iſt die ſoziale Geſinnung ein Aus⸗ druck für die Verbindung zwiſchen dem Ein⸗ zelmenſchen und einer Gemeinſchaft. Wer nur wohltätig iſt, beweiſt damit noch keine ſoziale Geſinnung, ſo anerkennenswert dieſe menſchliche Eigenſchaft auch ſein mag. Die Verbundenheit zwiſchen Einzelmenſch und Gemeinſchaft, die das Kennzeichen der ſozialen Geſinnung iſt, kann aber verſchie— dene Formen annehmen, und wenn Zweifel daran entſtehen, wie die ſoziale Fürſorge beſchaffen ſein ſoll, ſo iſt dieſer Zweifel ver⸗ urſacht durch dieſe Verſchiedenheit der For⸗ men, in denen die Verbundenheit zwiſchen Einzelmenſch und Gemeinſchaft ihren Aus⸗ druck finden kann. Es gibt eine ſoziale Fürſorge niedrigſten Grades, die einen rein techniſchen Charakter hat. Ihre Sorge um die aus irgendwelchen Gründen in die Ge⸗ meinſchaft nicht Eingegliederten erſchöpft ſich darin, daß man ſich darum kümmert, ihre pyliliſchen Lebenstriebe zu befriedigen: kei⸗ nen Hunger und keine Langeweile aufkom— men zu laſſen. Eine andere Form der ſozia⸗ len Fürſorge hat materiellen Charakter. Sie erkennt den Anſpruch des einzelnen gegen die Gemeinſchaft an, ihm ein Einkommen zur Verfügung zu ſtellen, wenn er aus dem Ar⸗ beitsprozeß der Gemeinſchaft ausgeſchieden iſt. Bedeutend weiter geht das Recht, das die höchſte Form der ſozialen Fürſorge dem ennzelnen gibt, das Recht nämlich auf die ſmnvolle Eingliederung in die Gemeinſchaft, die nach zwei Seiten hin geht, als Einglie— derung in den Arbeitsprozeß— das Recht auf Arbeit alſo— und in den Kulturzuſam⸗ menhang Hier erreicht die ſoziale Fürſorge ihre Vollendung. Sie wird für die Gemein⸗ ſchaft zu einer erzieheriſchen Aufgabe an ihren einzelnen Gliedern. Für dieſe verſchiedenen Formen der ſo⸗ zialen Fürſorge gibt die Geſchichte Bei⸗ ſpiele; denn es verhält ſich nicht ſo, wie viele glauben, daß„die ſoziale Frage“ erſt im vergangenen Jahrhundert entſtanden und zum Problem geworden ſei Das alte Rom Schicksalsgewalten ——————————— 7˖ç§ri—! ͤͤ— ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) May bat Karell, ihr ein Glas Limonade zu be⸗ ſorgen, ſie ſei nahe am Verdurſten. Er führte ſie zu einem der eben frei werdenden Tiſchchen. Seine Adleraugen gingen umher. Dort drüben war das Büfett. Jeder mußte ſich ſelbſt bedienen. Raſch ging er hinüber. May ſah ihm nach. Sie lehnte ſich weit in den Seſſel zurück. Bald war er mit dem Glas zur Stelle. Das junge Mädchen trank in haſtigen Zügen. Er ſtand in ſeiner ſchlanken, geſchmeidigen Größe vor ihr. May deutete auf einen der bequemen Seſſel. f „Ich möchte noch ein wenig ausruhen, ich habe genug getanzt. Wenn Sie nicht anderweitig verpflichtet ſind, dann laſſen Sie uns ein wenig plaudern.“ Er ſetzte ſich, lächelnd in ihr ſchönes Geſicht blickend. „Dürfen wir uns ſo abſondern?“ fragte er. May zuckte mit den ſchmalen, weißen Schultern. „Ich bin ſo! Ich bin nicht gewöhnt, auf andere Men⸗ ſchen Rückſicht zu nehmen. Ich werde wohl noch mit einem mir ſympathiſchen Herrn ſprechen dürfen?“ Karell beugte ſich über ihre kleine Hand und drückte einen Kuß darauf. Seine großen dunklen Augen leuchteten dabei in die ihren. „Erzählen Sie mir doch, bitte, etwas aus dem Süden. Ich wollte gern einmal hin, aber meine Eltern ſitzen hier ſo feſt in Neuyork, als ginge es abſolut nicht ohne ſie. Ihr Vater iſt der Goldgrubenbeſitzer Karell?“ Er nickte.„Jawohl, gnädiges Fräulein. Doch ich bin ſchon über ein Jahr hier; und von meiner Heimat iſt wenig zu erzählen, da ich wenig zu Hauſe war.“ 0 May ſah ihn aufmerkſam an. Dann biß ſie ſich leicht auf die Lippen. Kein Zweifel, Lu Karell wollte nicht daran ſagte ſie: May lächelte verſonnen. nicht erwiſcht.“ verhaltener Stimme. Worten über ſie kam. allein weiß.“ denken?“ wohl kennenlernen.“ Mays Augen funkelten. würde ſeine Pflicht tun.“ „May?“ erinnert ſein. Nun, er würde ja ſeine Gründe dafür haben. Sie plauderte über Neuyork, und da wurde auch er ge— ſprächig. Einmal gab May ein drolliges Erlebnis zum beſten, und Karell lachte herzlich. May dachte: Wie hübſch er lacht, ganz warm wird man dabei und ſo froh! Dann 7„Ja, was denken Sie eigentlich über unſern berühmten Einbrecher? Haben wir nicht eine Senſation in Neuyork, die alles bisher Geweſene übertrifft?“ Ueber Karells ſchmales Geſicht ging ein Schatten. „Wollen wir wirklich dieſen Mann erwähnen während der kurzen Pauſe, die uns zum Plaudern bleibt?“ „Warum nicht? Er iſt ein Genie! Und denken Sie, iſt das nicht drollig: Ich wünſche mir immer, daß man ihn Karells Augen flammten dunkel. „Dann kann der Einbrecher von Neuyork ſich Glück wünſchen, denn dann ſchützt ihn ein Engel“, ſagte er mit May unterdrückte die Verlegenheit, die bei dieſen „Wiſſen Sie, was ich von dieſem ſonderbaren Menſchen denke? Er iſt gewiß gar kein richtiger Verbrecher. Er tut das alles anſcheinend nur aus einem Grunde, den nur er Karell ſah ſie durchdringend an. „Wenn nun auch Sie oder Ihr Herr Vater auf der Liſte dieſes Mannes ſtänden, würden Sie dann immer noch ſo „Ja, ich möchte den Schrecken der oberen Zehntauſend Karells Geſicht war blaß, als er ſagte: „Wenn er Ihnen nun aber auch etwas raubt?“ „Ich würde mit ihm kämpfen. Mein ſilberner Browning Herr Grensburne ſtand am Tiſch. Karell ſprang auf. der Kaiſerzeit und das Mittelalter geben die lehrreichſten Beiſpiele für die verſchiedenen Formen der ſozialen Fürſorge. Am grob— ſten war ſie in ihrem nur techniſchen Cha— rakter in Rom ausgeprägt. Die Hunderttau— ſende, die in dieſem Zentrum der Welt ar— boits⸗ und bindungslos lebten, durften kei— in Hunger haben, damit ſie nicht revoltier⸗ ten, und Langeweile durfte in ihnen auch nicht aufkommen, damit ſie ſich nicht allerlei für die beſtehende Herrſchaft gefährlichen neuen Gedanken hingaben. Panem et cir⸗ cenſes— gewaltige unentgeltliche Maſſen— ſpeiſungen und prunkvolle Feſtſpiele— wa⸗ ren der Geſichtspunkt, unter dem dieſe ſo— ziale Fürſorge betrieben wurde. Daß dieſe geſellſchaftliche Ordnung gegen die ſtarken ethiſchen Kräfte des Chriſtentums nicht auf⸗ kommen konnte und daß ihre techniſche Kunſt der Maſſenbeſchäftigung von der tiefen ſitt⸗ lichen Bindung des Chriſtentums überwun⸗ den wurde, erſcheint uns heute als ſelbſtver— ſtändlich. Das Mittelalter zeigt eine weit vollende— tere Form der ſozialen Fürſorge. Die Ca⸗ ritas der chriſtlichen Kirche war echte ſoziale Fürſorge und keine Wohltätigkeit. Denn das Tun guter Werke war eine Pflicht, die nicht nur von einer entſprechenden Geſin⸗ nung abhängig gemacht wurde. Nicht das menſchliche Mitleid als Grundlage der Cari⸗ tas wurde bewertet, ſondern die geſellſchaft⸗ liche Wirkung der guten Werke als einer Ausgleichung der Einkommensverhältniſſe. Neben der Kirche ſtanden die Zünfte, die Sorge dafür trugen, ihre Mitglieder in den geſellſchaftlichen Arbeitsprozeß einzureihen, ſie aber gleichzeitig in bedeutendem Sinne in einen Kulturzuſammenhang einbezogen. Die Blütezeit der Meiſterſinger, entſproſſen dem Boden der Zünfte, iſt ja allgemein be— kannt. Im Gegenſatz zum Mittelalter kannte der liberale Staat weder ſeiner Weltanſchau— ung noch ſeiner Praxis nach eine ſoziale Fürſorge. Der liberale Staat handelte nach dem Grundſatz: Jeder für ſich, Gott für uns alle. Damit iſt die ſoziale Fürſorge natürlich ausgeſchaltet, es bleibt allein die Wohltäig— keit übrig, der Appell an das menſchliche Mitleid, der ja auch in der liberalen Geſell— ſchaft eben als bewußte Ablehnung einer ſo— zialen Fürſorge durchaus anerkannt und ausgebildet wurde. Zwangsweiſe hat ſich im Verlauf zahlreicher Wirtſchaftskriſen aus dem liberalen Staat heraus wieder eine ſo— ziale Fürſorge materiellen Charakters ent⸗ wickelt, die dem einzelnen ein Recht auf ein Heid Einkommen ſicherte, wenn er aus eſtimmten Gründen aus dem geſellſchaft⸗ lichen Arbeitsprozeß ausgeſchieden wird. Wir wiſſen alle, daß die unerwartete Ge⸗ walt der letzten Kriſe dieſe Art der ſozig⸗ len Fürſorge illuſoriſch gemacht, und die Forderung unſerer Gegenwart geht nach einer ſozialen Fürſorge, die das Recht auf Arbeit und die Eingliederung in den Kultur⸗ zuſammenhang verlangt, deren Erfüllung ſich jetzt Bahn brach. Der Träger der ſozialen Fürſorge und damit auch der ſozialen Geſinnung iſt grundſätzlich der Staat und nicht der ein⸗ zelne. Hat der einzelne nicht die der ſozia⸗ len Fürſorge entſprechende Geſinnung, dann tritt der Staat mit Zwang an ihn heran. Hier prägt ſich wohl der Unterſchied zur Wohltätigkeit am ſchärfſten aus, deren Träger der einzelne iſt und deren eſen der Ausübung eines Zwanges Kli widerſpricht. Der Idealzuſtand iſt wenn das Recht des einzelnen an feine Gemeinſchaft als Pflicht in die weltanſcggu⸗ liche Geſinnung eines jeden einzelnen ein⸗ dringt und ſein Handeln beſtimmt. Eine völlig verkehrte Auffaſſung iſt es dagegen, wenn man unter ſozialer Fürſorge eine Auflockerung der Betriebsordnung verſteht wie es bei vielen gefühlsmäßig wohl der Fall iſt. Eine jede arbeitsteilige Tätigkeit bedingt das Verhältnis von Anordnendem und Ausführendem. Selbſtverſtändlich gilt dieſes Verhältnis nur für die ſachliche Uus⸗ führung der geplanten Arbeit und innerhalb der Betriebszeit. Innerhalb dieſer Grenzen iſt das Verhältnis von Anordnung und Aus⸗ führung als Betriebsordnung eine bedingt Notwendigkeit, die keine Berührung hat mit dem Gebiet der ſozialen Geſinnung und deren Auflockerung eine Verkennung zer echten ſozialen Fürſorge iſt. Neues aus aller Weit 16jähtige Brandſtiftecin aus Heimweh. Ain 9. Mai brach in dem Gebäude eines Lalld⸗ wirts im Kreis Brilon ein Kaminbrand aus. Plötzlich ſtand der ganze Boden in Flantuten. Das Anweſen wurde falt vollſtändig vert tet. Der Landeskriminalpolizei gelang es, die Hausangeſtellte Anna V. aus Wanne ⸗Etckel, die erſt kurze Zeit bei dem Landwirt beſchäſ⸗ tigt war, als Brandſtifterin zu ermitteln. Bei ihrem Verhör gab ſie an, den Brand aus Heimweh angelegt zu haben. Selbſtmord eines Verwaltungsditektars. Verwaltungsdirektor Koch in Köthen(Anhalt), über den infolge verſchiedener Unklarheften in ſeiner Aktenführung von Bürgermeiſter Hengſt die Schutzhaft verhängt worden War, hat ſich, als er zur Vernehmung abgeßzolt werden zollte. erſchoſſen. Verſuchsvallon erreicht 20 000 Mietet Hihe. Der deutſche Gelehrte Profeſſor Frankeſther⸗ ger hat von Buenos Aires aus einen wiſſen⸗ ſchaftlichen Verſuchsballon aufſteigen laſſen, der eine Höhe von 20000 Metern erreichte. Der Ballon war mit einem beſonderen Apparat ausgeſtattel, durch den es ermöglicht warde, melereologiſchen Aufzeichnungen auf drahtloſem Wege zur Erde gelangen zu laſſen. Gandhi ſpricht nicht mehr. Gandhi hakt die erſte Krankheitskriſe in ſeinem Hungerſtreik überwunden. Sein Zuſtand war am fünften Tage ſenies Hungerſtreiks befriedigend. Auf Anweiſung des Arztes hat er das Sprechen, das Briefſchreiben und das Spinnen ganz eingeſtellt. Gandhi hat ſeit Beginn des Hun⸗ gerſtreiks acht Pfund an Gewicht verloren. „Man verlangt nach dir“, ſagte der alte Herr zu ſeiner Tochter. Er wollte nicht, daß May ſich länger abſonderte— Alle drei gingen langſam zu Miß Grensburnes Seſſel hinüber. Karell war von dem alten Herrn in ein Geſpräch gezogen worden. Oft trafen ſich an dieſem Abend ſeine Hund Mays Augen. May fühlte eine ſeltſame Unruhe in ihrem ſonſt ſo kühlen Herzen. Harry Reveloor aber dachte reſigniert: Es muß auch reiche alte Junggeſellen geben. 1 5 Papa Tompſon tobte im Büro umher. Der alte, weiß⸗ haarige Kaſſierer ſtand ganz gebrochen vor dem„Eiſernen“. An den Schlöſſern war alles in Ordnung. Nichts, aber auch nicht das Allergeringſte ließ darauf ſchließen, daß hier eine frevelhafte Hand gearbeitet hatte. „Sie alter Eſel“, brüllte Tompſon,„die Schlüſſel haben Sie eingeſteckt und gedacht, Sie hätten zugeſchloſſen. Sonſt müßte ja etwas beſchädigt ſein. Der Kerl kann die ſchwere Tür doch nicht aufgeblaſen haben?“ Der Kaſſierer ſetzte ſich, die Knie zitterten ihm zu ſehr. Tompſon tobte weiter. nicht feſt.“ können. „Ehe die Polizei kommt, können wir alle zuſammen ſchwarz werden. Ein wahres Glück, wer nicht mehr auf dieſer verrückten Welt herumturnen muß.“ Vorſichtig öffnete ſich die Tür, und der Sohn des Hauſes ſchob ſich herein. Er war vorhin erſt nach Hauſe getommen, aber das brauchte der Alte nicht zu wiſſen. Er bemühte ſich, ſein ſchlaffes Geſicht in energiſche Falten zu legen. Nun tänzelte er auf ſeinen Vater zu. „Guten Morgen, Papa! Eben hörte ich, daß der ver- wünſchte Kerl auch uns heimgeſucht hat. Nicht das Ge⸗ ringſte hat man wahrgenommen, und ich ſchlafe gewiß „Schweig, du Trottel! Deinetwegen hätte der Kerl ja unſere ganze Bude mit Dynamit in die Luft ſprengen Du hätteſt beſtimmt nichts gemerkt auf dem. Broadway in den Armen deiner Kabarettgröße.“ (Nortiſetzung ſolat.) —— Helene und ihre beiden J reier i ee 0— 15 N 12. Fortſetzung. Nachdruck verboten. „Sie mögen recht haben. Aber habe ich denn nicht Urfache, mir Gedanken zu machen?“ „Wieſo? Ich verſtehe Sie nicht. Ihre Worte klingen, als müßte ich wiſſen, mit welchen Gedanken Sie beſchwert ſind.“ „Nun, ich ſuchte ſoeben nach einer Antwort auf die Frage, weshalb wohl Fräulein Borchardt mich bisher— nun ſeien Sie mir nicht böſe über das Wort— garſtig be⸗ handelte, während ſie heute die Freundlichkeit ſelber iſt und mir ſogar geſtattet hat, ſie auf einem Spaziergange zu begleiten.“ i „Oh, wenn es weiter nichts iſt— die Antwort kann ich Ihnen ſehr leicht geben. Während der Geſchäftsſtunden bin ich für Außergeſchäftliches nicht zu haben, und daß ich Ihre Begleitung auf dieſem Spaziergange angenommen babe, kommt daher, weil ich Sie als einen Ehrenmann einſchätze.“ „Bumſtig! Da haſte dein Fett weg, Fritzeken!“ geſtand er ſich beſchämt ein. Im Geſchäft kannte ſie nichts anderes als Pflicht⸗ erfüllung, mit anderen Worten: Du, Fritz, haſt gegen dieſen Grundſatz verſtoßen, bei den verſchiedenen Malen, wo du verſucht haſt, mit ihr anzubändeln. Und ſpazieren gehen darfſt du mit ihr, Fritz; aber du haſt dich dabei als Ehrenmann zu benehmen, mit anderen Worten: Die Borchardt iſt ein Mädel, das auf ſeinen Ruf hält. „Fritz, Fritz“, ſo ſprach er ſtill-eindringlich zu ſich ſelbſt, „jetzt weißt du, wo du dran biſt. Da hat dich ein Mädel in eine peinliche Situation gebracht. Das beſte iſt, du ſängſt jetzt ſchnell ein anderes Thema an.“ „Sie haben wohl Intereſſe und Freude an Ihrem Beruf, Fräulein Borchardt?“ „Und ob! Ich kann mir keine Beſchäftigung denken, die anregender wäre als die meinige, und keinen Beruf, der mehr zu ſelbſtändigem Schaffen die Möglichkeit gibt. Wie iſt Ihnen denn, Herr Aſſeſſor, der Berufswechſel be— kommen?“ „Mir geht's wie Ihnen. Mein neuer Beruf wird mir von Tag zu Tag lieber.“ „Und ich kann Ihnen verraten, daß der Chef mit Ihren Arbeiten ſehr zufrieden iſt.“ „Wie es mich freut, das zu hören! Und darf ich fragen, woher Ihnen dieſe Wiſſenſchaft kommt.“ „Eigentlich dürfte ich es Ihnen ja nicht ſagen. Aber ich weiß, ein Lob, eine Anerkennung— ſie verdoppeln meiſt den Eifer. Ich habe neulich bei einer Unterredung des Chefs mit dem Prokuriſte zufällig gehört, wie Herr Lange fich über eine Ihrer Ausarbeitungen ſehr beifällig äußerte. Nun werden Sie aber bloß nicht gleich eitel, Herr Aſſeſſor!“ „Davon bin ich weit entfernt. Sie glauben aber kaum, welche Freude Sie mir durch Ihre M ig gemacht haben.“ Sie waren ſo in ein Geſprächswaſſer gekommen, deſſen munteres Plätſchern nimmer aufhören wollte. Allmählich hatten ſie ihre Schritte verlangſamt. Am„Kleinen Stern“ machten ſie kehrt und wanderten un, immer unaufhörlich plaudernd, die Charlottenburger Chauſſee entlang in der Richtung zum Brandenburger Tor. Es war inzwiſchen auch Zeit zur Umkehr geworden, denn ſchon neigten ſich die erſten leiſen Schatten der Däm— merung auf den weiten Park. Wo die Siegesallee die Charlottenburger Chauſſee überquert, wurde einen Augenblick haltgemacht, um den lebhaften Wagenverkehr zu beobachten, der hier herrſcht, Ein Zweiſpänner jagte an ihnen vorbei. Fritz Steinbach zog den Hum und beantwortete das leb— hafte Winken einer jungen Dame und das Hutgrüßen des ür zur Seite ſitzenden Mannes, ſowie das freundliche Kopfnicken einer älteren Dame. Seine Begleiterin warf einen Blick in die Richtung, nach der ſein Gruß ging. Wie wurde ihr denn auf einmal ſo ſonderbar! „Kurt!“ Ja, ja— er war es, der dort hinten in dem Wagen ſaß, neben dem hübſchen Mädchen, ſeiner Braut offenbar. Und er hatte ſie auch erkannt, das merkte ſie deutlich, merkte es an ſeinem höhniſchen Mundverziehen, das wohl dem Umſtand gelten ſollte, daß er ſie in männlicher Be⸗ gleitung ſah. Gott eſei Dant! Ihre Schwächeanwandlung war ſchon wieder vorüber. N Hoffentlich hatte Herr Steinbach nichts gemerkt. Oder war das doch der Fall? Warum ſah der Aſſeſſor ſie ſo erſtaunt-eindringlich an? O Gott, hätte ſie doch den Spaziergang unterlaſſen! Wenn Herr Steinbach ſie jetzt nur nicht mit Fragen be⸗ helligen würde! Dieſer hatte den leiſen Namensruf aus dem Munde ſeiner Begleiterin, der doch niemand anderem gelten konnte als dem Bräutigam ſeiner Kuſine, wohl gehört. Eine leiſe Ahnung ſtieg in ihm auf. Und eine Enttäuſchung, eine bittere Enttäuſchung machte ſich in ſeinem Herzen breit. g Mit feinem Juſtinkt ſpürte er die ſeeliſche Pein des jungen Mädchens, das nun ſchon eine ganze Weile ſtumm an ſeiner Seite herſchritt. Er durfte und wollte ſie nicht mit Fragen beläſtigen, opwohl er ſo gern, ach, ſo gern Aufklärung, volle Auf⸗ Härung gehabt hätte. Aber er würde ſich bie Klarheit ſchon zu verſchaffen wiſſen. Wenn er ſie heute nicht gewinnen konnte, dann morgen oder übermorgen— und wenn nicht durch Grete Borchardt ſelbſt, dann auf anderem Wege. Klarheit ſchien ihm nicht nur ſeinetwegen nötig, ſon⸗ dern auch um ſeiner Kuſine willen. Wenn Herr von Redwitz noch eine Schuld bei Grete Borchardt zu tilgen hatte— und es ſchien ja ſo, als ob das der Fall wäre—, dann ſollte er die Finger von Helene Haſſel fortlaſſen. Ein Jammer, daß der ſchöne Nachmittag einen ſolchen unharmoniſchen Ausgang nehmen mußte! f Seine Begleiterin bat ihn nahe beim Brandenburger Tor, ſich verabſchieden zu dürfen. Er fühlte, daß er ſich ihr nicht noch weiter aufdrängen d 1.— * Die Villa Haſſel lag nahe der Charlottenburger Grenze, in einer ſtillen, abgelegenen Straße, in der von dem toſen⸗ den Weltſtadtgetriebe Berlins ſo gut wie gar nichts zu merten war. Der Straßenzug enthielt nur einige wenige Häuſer, von denen jedes einzelne mit ſchmuckem, park⸗ ähnlichem Garten umrahmt war. Es war kein Prunkbau, das Haſſelſche Haus— wenig⸗ ſtens kein Prunkbau in landläufigem Sinne, wie ihn ſo manche ſich errichten laſſen mit dem Hintergedanken, der Umwelt vor Augen zu führen, wieviel Geld man hat. Die Einfachheit der Architektonitk ſtörte aber keineswegs den gediegen⸗impoſanten Eindruck, den das Gebäude erweckte, wenn man ſich ihm von der Straße her näherte. Daß zu beiden Seiten mächtige Baumgruppen das Haus einrahm⸗ ten, verſtärkte den Reiz des Bildes— wenn auch natur⸗ gemäß jetzt zur Winterzeit weniger als im Sommer. Die Sonne hatte dem Tage längſt Valet geſagt. Der Schatten der Nacht lagerte über Haus und Garten. Doch die Fenſter der Parterreräume des Haſſelſchen Hauſes ſtrahlten in hellem Glanze. Eine über dem Ein⸗ gang angebrachte elektriſche Bogenlampe warf ihr klares Licht über den breiten Kiesweg, der die Verbindung mit der Straße herſtellte. Der Vorgarten war ſtraßenwärts durch ein hohes, gußeiſernes Ziergitter abgezäunt. Haſſels hatten gerade Geſellſchaftsabend. Im Hauſe ſelbſt waren alle Vorbereitungen getroffen, um die Gäſte zu empfangen. Frau Haſſel gehörte nicht zu jenen Frauen, die da meinen, die notwendigen Arbeiten erſt in den letzten Stunden oder gar in der letzten Stunde erledigen zu müſſen. Sie hatte ſich bereits überzeugt, daß alles in ſchönſter Ordnung war, und ſie konnte ſich der beruhigenden Hoffnung hingeben, wie bisher immer, ſo auch diesmal wieder als Gaſtgeberin und Hausherrin gut zu beſtehen. Sie hatte in Berliner Geſellſchaftskreiſen als ſolche einen glänzenden Ruf und ſie ſetzte ihren Stolz darein, ihn ſich für immer zu erhalten oder womöglich ihn gar noch zu ſteigern. Sie wußte, daß ihrer für die nächſten Stunden an⸗ ſtrengende Pflichten harrten, und ſie war deshalb froh, ſich noch einen Augenblick— bis zur Ankunft der Gäſte— der Ruhe hingeben zu können. Karl Haſſel, der Herr des Hauſes, befand ſich in ſeinem Ankleidezimmer. Er war erſt vor wenigen Minuten ein⸗ getroffen und mußte ſich nun mit dem Umkleiden beeilen, damit er den Begrüßungen gleich von Anfang an bei⸗ wohnen konnte. Haſſel liebte die Geſelligkeit und er freute ſich, daß er nun nach langer Zeit— die letzte Geſellſchaft in ſeinem Hauſe fand im Oktober ſtatt— einmal wieder Gäſte um ſich haben würde.“ Helene, die nachmittags ihrer Mutter fleißig zur Hand gegangen war, hatte ſich gleichfalls auf ihr Zimmer zurück⸗ gezogen, bereit, ſobald der erſte Gaſt gemeldet würde, wieder zu erſcheinen. Sie hatte ein zierlich ausgeſtattetes, an der Rückfront im erſten Stock befindliches Wohnzimmer für ſich allein, in dem ſie nun ſchon eine geraume Weile auf und ab wanderte. Sie trug ein duftiges Crépe⸗de⸗Chine⸗Koſtüm, das ihre prächtige Statur zu wirkſamſter Geltung brachte. Ihr be⸗ ſonderer Schmuck war das reiche, blonde Haar, das, loſe aufgeſteckt, ihr Geſicht umrahmte. Sie verſchmähte jede Künſtlichkeit in ihrer Friſur und ließ ihr Haar in ſeiner reinen Natürlichkeit wirken. Ihr war etwas unbehaglich zumute. So ſehr ſie früher ſich ſtets gefreut hatte, wenn eine Geſellſchaft im elter⸗ lichen Hauſe bevorſtand— in dieſem Augenblick wünſchte ſie faſt, der Abend wäre ſchon vorüber. Sie würde gleich, zum erſten Male ſeit dem Abſchied auf dem Bahnhof in Davos, Eduard Lange wiederſehen. In welcher Stimmung mochte er ihr wohl gegenüber— treten? Sie wußte ja, daß er ſich damals in Davos Hoff⸗ nungen auf ſie gemacht hatte— wußte es aus eigenen Beobachtungen und Feſtſtellungen, wußte es auch aus allerlei Andeutungen der Mutter. Ob er bereits überwunden hatte? Vielleicht ſaß die Neigung für ſie bei ihm gar nicht ſo tief, wie ſie ver⸗ mutete— vielleicht lebte er damals nur in einem Rauſch, der längſt vorüber war. Immerhin, peinlich würde dieſes erſte Zuſammen⸗ treffen auf alle Fälle werden, wenn auch vielleicht weniger für ihn, ſo doch für ſie. Und wie würden ſich Kurt und Lange zueinander ver⸗ halten? Dieſe Frage bereitete ihr jedoch weniger Kopf⸗ ſchmerzen, denn ſie rechnete mit dem geſellſchaftlichen Takt⸗ gefühl der beiden Herren, das ſie über etwaige Schwierig⸗ keiten bald hinwegbringen dürfte. i Kurt könnte übrigens längſt hier ſein. Sie hatte ihn doch gebeten, etwas früher zu erſcheinen als die anderen. Er würde den meiſten der Gäſte noch vorgeſtellt werden müſſen, und das ließe ſich am beſten bewerkſtelligen, wenn er ſich, wozu er als Bräutigam der Haustochter das Recht hatte, am Empfang beteiligte. Wie ſpät mochte es denn eigentlich ſein? Sie warf einen Blick auf die Uhr am Kaminſims. Ja, ja, ſie mußte jetzt zu ihrer Mutter, in wenigen Minuten war es ſieben Uhr, und für dieſen Termin waren die Freunde der Familie eingeladen. Bevor ſie das Zimmer verließ, ſteckte ſie einige der Schneeglöckchenblüten an, die Kurt ihr am Morgen ge⸗ ſchickt hatte. Es tam Leben in die ſonſt ſo einſame ſtille Straße. Ungefähr für die Dauer einer Viertelſtunde. Autos raſten heran, bei der Villa Haſſel haltend. Pelzvermummte Ge⸗ ſtalten entſtiegen ihnen, um dann nach ſchnellem Gang über den Vorgartenweg in dem erleuchteten Hauseingang zu verſchwinden. Allmählich verringerte ſich die Zahl der au⸗ fahrenden Autos wieder. Nur dann und wann traf noch ein Nachzügler ein. Während Herr Haſſel den eigentlichen Empfang be⸗ ſorgte, gingen Mutter und Tochter und deren Verlobter, der inzwiſchen erſchienen war, von Gruppe zu Gruppe der Gäſte und vermittelten die Bekanntſchaft dieſes oder jenes Neulings mit den übrigen Herrſchaſten. Die Gäſte waren etwa dreißig Köpfe ſtark erſchienen. Einige wurden noch erwartet. Von drei oder vier Per⸗ ſonen waren im letzten Augenblick Abſagen eingegangen. Es war alles vertreten: das Alter und die Jugend— Männer, Frauen und Mädchen— Bankiers, Kaufleute, Gelehrte— Bürgerliche und Adlige. 1. 5 i Eduard Lange mußte auf der Fahrt zur Villa Haſſel unwillkürlich daran denken, mit welch beſeligenden Hoff⸗ nungen er das erſtemal das Haus betreten und wieder verlaſſen hatte, und wie gewaltig inzwiſchen ſich dieſe Hoffnungen zerſchlagen hatten. Eigentlich— wenn er es ſich recht überlegte— hätte er doch beſſer getan, die Einladung abzulehnen. Was gingen ihn die Haſſels noch an? Das Schlimmſte, das Unangenehmſte dünkte ihn das unvermeidliche Zuſammentreffen mit Kurt von Redwitz. Noch war es Zeit. Er brauchte ja nur dem Chauffeur zuzurufen, wieder umzukehren. Ein Ruck. Das Auto hielt. Ein Haſſelſcher Diener öffnete die Tür. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Den Kopf alſo hoch! Die Zähne feſt aufeinander ge⸗ drückt! Der Abend würde ſchon vorübergehen! Vielleicht war der Apfel doch nicht ſo ſauer, wie er ausſah. „Mutter, haſt du Herrn Lange noch nicht geſehen?“ „Doch, mein Kind, dort iſt er! Vater entbietet ihm, wie du ſiehſt, gerade ſeinen Willkommengruß.“ „Komm, Mutter, wir wollen ihn auch begrüßen.“ Helene unterarmte ihre Mutter. Beide gingen dem Eingang zu, wo ſich Bankier Haſſel und Herr Lange in lebhaft⸗herzlicher Unterhaltung befanden. Lange ſah die Damen näherkommen. Wie ein Schwertſtich gingen ihm Davoſer Erinne⸗ rungen durch den Kopf. Da hatte er die Beſcherung ſchon! Wie feſt hatte er ſich eingebildet, über den Davoſer Traum längſt weg zu ſein! Und nun weckte der bloße Anblick des Mädchens mit einem Schlage alles wieder auf, was er ſchon lange ge⸗ ſtorben wähnte. Aber die gute Haltung bewahren und ſich nichts an⸗ merken laſſen! Das war jetzt die Loſung. „Guten Abend, mein lieber Herr Lange!“ Herzlich reichte Frau Haſſel ihm die Hand, auf die er ſich zu einem, ſeine tiefe Verehrung ausdrückenden Hand- kuß herabneigte. Er merkte, Frau Haſſel wollte ihm, ſeine Pein kennend, offenbar durch doppelte Herzlichkeit die Situation erleich⸗ tern. Und er war ihr dankbar dafür. Auch Helene ſtreckte ihm ihre Rechte entgegen, auf die er gleichfalls einen Handkuß drückte. „Bald, gnädiges Fräulein, wäre unſer Sportgruß Bobheil! meinem Mund entfahren. So lebhaft erinnern gnädiges Fräulein mich an Wolfgang.“ „Ich freue mich, den lieben Davoſer Sportgenoſſen in dem Hauſe meiner Eltern begrüßen zu dürfen.“ f Da ſtand ſie nun vor ihm in ihrem vollen Liebreiz— anziehender denn je. Eine Blüte— prangend in holder Schönheit, ſein Auge durch ihre äußeren Reize entzückend, einen berauſchenden Duft auf ihn überſtrömend. Er ſpürte es, wie ſein Blut bei ihrem Anblick wieder ſtürmiſch durch ſeine Adern jagte, wie ſich ein wilder Auf⸗ ruhr in ſeinem Junern auslöſte. Nein, nein! Sie war noch nicht tot, ſeine Liebe zu Helene Haſſel, wie er ſich erſt vor einer knappen Stunde einzureden verſucht hatte. Sie lebte weiter und war leiden⸗ ſchaftlicher denn je. Er hätte ſchreien, laut, laut ſchreien mögen ob der Ungerechtigkeit des Schickſals. Oder nein: er hätte niederknien und beten mögen zu Gott, dem Lenker aller Schickſale, ihn inſtändig anzuflehen! Vielleicht, daß er doch noch ein Einſehen hatte— denn daß ihm das Mäd⸗ chen wirklich verloren gehen ſollte, Nein! Nein! Das konnte nicht Wahrheit werden! Oh, du lieber Gott, das darfſt du nicht zulaſſen! i Aber, Eduard Langel, tönte warnend, vorwurfsvollen Tones eine Stimme in ſeiner Bruſt, du biſt ja kaum wie⸗ derzuerkennen! Wo iſt denn dein nüchterner Lebensſinn geblieben? Wo deine Vernunft? Haſt du denn vergeſſen, daß Helene verlobt iſt. Sie ſieht nicht aus, als ſei ſie un⸗ glücklich. Eduard Lange, keine Dummheiten gemacht! Ihre Liebe wird wohl mehr oder weniger dem anderen ge⸗ hören! Allmählich wurden Langes Sinne wieder ruhiger. Je länger er ſich mit ihr unterhielt, um ſo mehr kam er zur Beſinnung. Er betrachtete wieder die Dinge, wie ſie lagen, und nicht, wie er ſie gern vor ſich liegen ſähe. N Frau Haſſel hatte ſich inzwiſchen wieder anderen Gäſten zugewandt. f Lange wurde ſchließlich ſo ſehr Herr über ſich ſelbſt, daß er es ſogar über ſich brachte, das junge Mädchen nach ſeinem Bräutigam zu fragen. N „Oh, verzeihen Sie mir, daß ich es verſäumte, meinen Verlobten früher herbeizuholen. Aber Sie ſind mir ja wohl nicht böſe deswegen; nicht wahr, Herr Lange? Sehen Sie, ſo vergißt man ſeine Pflichten, wenn einem die Freude beſchert iſt, einen Sportgenoſſen wiederzuſehen, mit dem man ſo manche gemeinſame Erinnerung hat. Doch— dort hinten iſt er ja ſchon.“ Fortsetzung folgt.) An die Hausfrauen! Geringere Soziallaſten für Hausgehilfinnen. Berlin, 16. Mai. Reichsarbeitsminiſter Seldte hat im Zu⸗ ſammenhang mit der Befreiung der Haus⸗ gehilfinnen von der Pflicht zur Arbeitsloſen⸗ berſicherung einen Aufruf an die Hausfrauen gerichtet, in dem es u. g. heißt: Wir haben in Deutſchland zurzeit elwa 200 000 arbeitsloſe Hausgehilfinnen. Nach der letzten Berufszählung 1925 zählte dieſer Beruf 1,3 Millionen Angehörige. Heute dürfte es bei uns insgeſamt noch auagefähr eine Million Hausgehilfinnen geben, wovon alſo ein erheblicher Prozentſaß er— beitslos iſt. Um ſie der Hauswirtſchaft wieder zuzu⸗ führen, müſſen daher zunächſt die So⸗ zialbeiträge geſenkt werden. Wenn nunmehr die Hausgehilfinnen aus der Arbeitsloſenverſicherung herausgenommen ſind, ſo bedeutet das, daß gerade Familien mit geſchmälertem Einkommen die Beſchäfti⸗ gung einer Hausgehilfin erleichtert wird. Um die Einſtellung von Hausgehilfinnen noch weiter zu erleſchtern, beabſichlige ich weiterhin, die für Hausgehilfinnen zur Inva⸗ lidenverſicherung zu enkrichtenden Beifräge durch enkſprechende Verordnung herabzuſek zen. Ebenſo iſt eine Prüfung darüber einge ⸗ ſeitet, ob auch in der Krankenverſicherung eine Senkung der Beiträge ermöglicht wer⸗ den kann. Der Aufruf ſchließt mit der Aufforderung, daß vorgebildete Hausfrauen nunmehr Hausgehilfinnen einſtellen und ausbilden. Jahrgang 1915 Die erſten Arbeitsdienſtpflichtigen. Berlin, 16. Mai. Wie verlautet, ſteht nunmehr feſt, daß am 1. Januar 1934 die Einziehung der erſten Ar⸗ beitsdienſtpflichtigen erfolgen wird. Es wird der Jahrgang 1915 aufgerufen, alſo diejeni⸗ gen jungen Männer, die im Jahre 1934 das 19. Lebensjahr vollenden. Zunächſt ſoll die Hälfte dieſes Jahrganges zur Arbeitsdienſt⸗ pflicht herangezogen werden. Die näheren Ausführungsbeſtimmungen ſind in Vorberei— tung. Letzte Nachrichten Deutſcher Proteſt in Wien Berlin, 16. Mai. Der deutſche Geſandte in Wien iſt ange. wieſen worden, wegen der Vorfälle, die ſich am Samskag auf dem Wiener Ilugplatz ge⸗ legenklich der Ankunft der deutſchen Miniſter ereigneten, bei der öſterreichiſchen Regierung! den ſchärfſten Prokeſt einzulegen. Zwei Elefanten auf dem Transport verbrannt. Berlin, 16. Mai. Wie die Berliner Preſſe⸗ ſtelle des Zirkus Gleich mitteilt, ſind beim Transport des Zirkus von Marſeille nach Lyon zwei Elefanten umgekommen. Aus bis⸗ her unbekannten Gründen brach in einem Wag⸗ gon des Transportzuges Feuer aus, dem die leiden Elefanten zum Opfer fielen, während ſich die Begleiter durch Abſpringen aus dem fahrenden Zuge retten konnten. „Graf Zeppelin“ auf dem Rückflug. „Hamburg, 16. Mai. Nach Mitteilung der Hamburg ⸗Amerika⸗Linie ſtartete das Luftſchiff 1980 Zeppelin“ zum Rückflug in Pernam⸗ i Autounglück. „Neichenbach(Vogtland), 16. Mai. Beim Paſſieren einer S⸗-Kurve auf abfallender Straße rannte ein Perſonenkraftwagen gegen eine Mauer. Der Führer und ſeine Frau erlagen den Verletzungen. f i Nuſſiſche Beſeſtigungen N a Mukden, 16. Mai. Von maßgebender Seite des mandſchu⸗ üſchen Kriegsminiſteriums wird erklärt, daß kürzlich der Chef der Roten Armee im Fer⸗ nen Oſten, Blücher, Wladiwoſt ol beſucht und perſönlich die ruſſiſchen Truppen beſich⸗ ligt habe. Wladiwoſtok werde von der See— eite her ſtark befeſtigt, ebenſo die ruſ⸗ ſiſch⸗mandſchuriſche Grenze in Richtung Po⸗ ie wiſchnalg⸗ Ueber 60 000 Mann Truppen, le von der ſogenannten ruſſiſchen interngtio— nalen kommuniſtiſchen Legion unterſtützt werden, ſeien in dieſem Küſtengebiet für den all eines Konflikts mit Mandſchukuo und apan zuſammengezogen. 1 V 72 Berlin, 16. Mai. Im Reichsgeſetzblatt vom 13. Mai wird nunmehr das von der Reichsregierung be⸗ ſchloſſene Geſetz zum Schutze des Einzelhan— dels vom 12. Mai 1933 veröffentlicht, das der Abwehr der dem Einzelhandel aus der gegenwärtigen wirtſchaftlichen Not drohen— den Gefahren und zur Sicherung des Beſtan⸗ des der mittelſtändiſchen Betriebe dienen ſoll. Das Geſetz enthält u. a. die Beſtimmung, daß das Verbot der Errichtung, Erweile⸗ rung und Verlegung von Einheitspreis- geſchäften nicht nur bis zum 1. April 1934, ſondern unbefriſtet gilt. Ferner dürfen nach dem Geſetz Verkaufsſtellen, in denen Waren zum Verkauf feilgehal⸗ ken werden, in der Jeit bis zum 1. No- vember 1933 nicht errichtet werden. In dieſes Verbot fällt u. a. auch die Ueber⸗ nahme einer Verkaufsſtelle durch ein mehrere Verkaufsſtellen betreibendes Unternehmen, die Uebernahme durch eine andere Perſon ſowie die Aenderung der Betriebsart. Auch die Ausdehnung des Verkaufs auf Lebens- und Genußmittel in Verkaufs- ſtellen, in denen andere Waren zum Ver- kauf feilgehalten werden, wird hierdurch verboten. Die Vorſchriften finden auch auf Konſumvereine und Werkskonſum- anſtalten Anwendung. Von dieſen Verbotsvorſchriften können von der Reichsregierung Ausnahmen zugelaſ— ſen werden, die in der Durchführungsverord— nung des Geſetzes näher angeführt ſind. Da⸗ nach ſind Ausnahmen zuläſſig, wenn ein be⸗ ſonderes Bedürfnis für die Errichtung einer Verkaufsſtelle vorliegt u. a. in Kur- und Vadeorten, wo die Errichtung zur Förderung des Fremdenverkehrs gerechtfertigt ſein kann Praltiſche Mittelſtandspolitik Das Geſetz zum Schutze des Einzelhandels— Keine neuen Einheits⸗ preisgeſchäſte und Handwerlsbetriebe in Warenhäuſern Weiterhin beſtimmt das Geſetz, daß ſelb⸗ ſtändige Handwerksbetriebe in Waren- häuſern, Einheitspreisgeſchäften und Konſumvereinen nicht mehr errichtet werden dürfen. die Aeichsregierung kann beſtimmen. daß Handwerksbetriebe, die in derartigen Bekrieben bereits be⸗ ſtehen, geſchloſſen werden. Die vorſätzliche oder fahrläſſige Zuwider— handlung gegen das Geſetz wird mit Geld⸗ ſtrafſe beſtraft. Eine Entſchädigung wegen des Schadens, der durch die angeordneten Maßnahmen entſteht, findet nicht ſtatt. Handelsverbot Ein zweiter Artikel des Geſetzes beſtimmt noch, daß die Ausübung des Handels mit Ge— genſtänden des täglichen Bedarfs unterſagt werden kann, wenn ſich aus einer rechts- kräftigen Verurteilung des Handelstreiben— den wegen Betruges, Wuchers oder ſchweren Verſtoßes gegen das Geſetz gegen den unlau— teren Wettbewerb ſeine Unzuverläſſigkeit in bezug auf den Gewerbebetrieb ergibt. Ab 1. September Zugabeverbot Durch das in der gleichen Ausgabe des Reichsgeſetzblattes veröffentlichte Geſetz über das Zugabeweſen vom 12. Mai 1933 tritt mit dem 1. September 1933 ein vollſtändiges Zugabeverbot in Kraft. Anſprüche aus vor⸗ her eingeleiteten Zugabegeſchäften unberührt, jedoch dürften ausgegebene Gut— durch Zahlung des anſtelle der Zugabe an— gebotenen Barbetrages eingelöſt werden. Reicht die Zahl der im Einzelfall zur Verfü— gung ſtehenden Gutſcheine zum Bezug des ganzen Barbetrages nicht aus, ſo kann nach dem 31. Dezember 1933 ihre Einlöſung durch einen verhältnismäßig geminderken Betrag verlangt werden. bleiben! ſcheine nach dem 31. Dezember 1933 nur noch An dem Kritikſingen beteiligten ſich 16 Gauvereine. Nachfolgend bringen wir die Kri⸗ tik der hieſigen Gauvereine: Flora Viernheim: „Sonnenaufgang“ von Peter Cornelius und „Die Nacht“ von Schubert Flora Viernheim zeigte in Stimmenausgleich eine gute Schulung. Vielleicht hätte im erſten Chor der Tenor J etwas mehr führen dürfen, im zweiten Chor war der Chorklang ſehr gut. Die Intonation war bei dem Schubertliede durch peinliche Einſtudierung der chromatiſchen Veränderungen gut durchgehalten, der„Sonnen- aufgang“ brachte in dem 2. Takte manchmal kleine Trübungen, da der 1. Tenor den Schritt ce etwas eng nahm und mit dem 2. Tenor und dem 2. Baß ſo kein ganz reines e klang, was ſich hier durch die fehlende Terz beſonders empfindlich geſtaltet.(Ich laſſe hier den 2. Baß ruhig ce ſingen(Sechſtakkord) anſtatt des gehaltene e). Die dynamiſchen Unterſchiede waren gut ausgearbeitet. Der 2. Baß ſang im„Son- nenaufgang“ ſeine Soloſtelle mit guter Reſonanz und ſchönem Vortrag, auch im allgemeinen war die Ausſprache bis auf einige Schönheitsfehler (Gefildä) Endſilbe zu breit recht gepflegt. Die Auffaſſung im erſten Chor war gut, im zweiten Chor tadellos, vor allem durch ein nicht zu ſchleppendes Tempo, das dieſen Chor oft zu einer„langen Nacht“ geſtaltet. Harmonie Viernheim: „Maienſchein“, Volksweiſe, und„Gute Nacht“ von H. Greimers Der Verein verdient ein Geſamtlob für die beidesmalige Leiſtung. Mit rundem, ſattem Chorklang verband ſich eine ſaubere Intonation, die auf guter Tonbildung in den Stimmen be⸗ ruht. Die gut gehaltenen Notenwerte ſicherten eine beſtimmte Taktbewegung, die vor allem in dem etwas ſentimentalen 2. Chor keine Ver⸗ ſchleppung aufkommen ließ. Dem Chormeiſter gelang es durch das richtige Erfaſſen der Rhyt⸗ mik dieſen Chor zu guter Wirkung zu bringen. Sein Soliſt verdient ein beſonderes Lob. Der Begleitchor war taktfeſt und ſang in klingendem p, das eine gute Schulung in Stimmbildung bewies. Eine Beachtung der klingenden Anlaute 8, r, f dürfte die ſprachliche Leiſtung noch ſtei⸗ gern, da ein recht guter Vokalklang bereits vor⸗ handen, alſo erarbeitet iſt. Die Auffaſſung bei⸗ ſcheinung traten. der Chöre war„ſehr gut.“ Heſſiſcher Fängerbund- Gau Weſchnitz Kritikſingen am 7. Mai 1933 in Tröſel. Kritiker: Muſikoberlehrer H. Lambert, Darmſtadt. Sängerbund Viernheim: „Uebermut“ von Wohlgemuth und„Haralda“ von Karolus Der Stimmenausgleich iſt mit„ſehr gut“ zu bezeichnen. Er brachte einen ausgezeichneten Chorklang Der guten Intonation des Volks- liedes ſtanden kleine Trübungen in„Haralda“ gegenüber, die bei der Sequenz„in Trümmer“ und am Schluſſe bei„Schaum“ etwas in Er- Die Achtelfiguren im 2. Baß waren nicht überall gleich gut ausgeführt(Seite 3 Part.), außerdem muß bei den Cäſuren eine Unterbrechung, die als Pauſe wirkt, vermieden werden. Die Phraſen ſind zuſammenzuhalten! Die dynamiſche Arbeit bewies ein gutes muſika⸗ liſches Verſtändnis des Dirigenten. In der Ausſprache ſind nur die Bindungen von Vokalen (z.B. bei„Zinne“ im 1. Takt des Liedes) ſo zu behandeln, daß ſie nicht doppelt klingen (Zi-innen), es iſt hier ein ſtimmloſer„h“ ein- zuſchieben, der die Verbindung herſtellt und die Endkonſonanten müſſen noch etwas mehr gehört werden. In beiden Chören war die Auffaſſung „ſehr gut.“ Liederkranz Viernheim: „Maienſchein“ und„Sonnabend im Hochgebirge“ von Werth Liederkranz Viernheim hatte ſich in ſeinem ſelbſt⸗ gewählten Chor„Sonnabend im Hochgebirge“ die ſchwerſte Aufgabe unter den Gauvereinen geſtellt, und ſein Liedervortrag zeigte, daß er derſelben gewachſen iſt. Wenn auch die Wieder⸗ holung der Stelle„Die Größe des ewigen Gottes“ retonierte, da hier der erſte Tenor ge⸗ teilt ſingt und das gehaltene hohe„a“ ſehr an⸗ ſtrengend und die Gefahr des Nachgebens ſehr groß iſt, ſo ändert das nicht die gute Geſamt⸗ leiſtung. Auch der 2. Baß hat hier etwas mit beigetragen, da er bei„ewigem“ die kleine Terz d⸗H⸗d nicht eng genug nahm. Dafür war aber der Uebergang nach A⸗Dur bei„und ſie leuch⸗ ten“ ausgezeichnet und die kritiſche Stelle im 2. Baß am Anfange des Chores bei„Regen“ ſehr gut. In der Ausſprache müſſen die End⸗ ſilben etwas abgeſchwächt und nicht betont ſein. Auch die Ankonſonanten müſſen klingen. Das Volkslied war zu dramatiſch geſtaltet. Hier empfiehlt es ſich, nicht mehr aus dem Liede zu machen, als es iſt, nämlich ein ſchlichtes, inni⸗ ges Volkslied. ſchlichtes, inn Aus Heſſen Noch ſechs weitere Arbeitslager. ** Frankfurt a. M., 16. Mai. Die Mel⸗ dungen zum Werkhalbjahr für Abiturienten gingen in Heſſen⸗Naſſau, Waldeck und im Freiſtaan Heſſen auch nach Ablauf der erſten Friſt ſo zahlreich ein, daß ſich der Be⸗ zirkskommiſſar für den Arbeitsdienſt entſchloß, auch dieſe ſoweit möglich noch zu berückſichti⸗ gen. Es ſind deshalb für das Abiturienten⸗ Werkhalbjahr noch folgende Arbeitslager im Bereich des Bezirks Heſſen einbezogen worden: Für A biturienten: Steinau(Kreis Schlüchtern), Zwingenberg, Hersfeld und Bir⸗ ſtein(Vogelsberg); für Abiturientin⸗ nen: Königſtein⸗U. und Hailer(Gelnhauſen). Insgeſamt konnten noch 180 Abiturienten und Abiturientinnen in dieſe Lager eingewieſen wer⸗ den. Wie wir erfahren, werden jetzt keine weiteren Meldungen für das Abiturien⸗ ten⸗Werkhalbjahr mehr angenommen. Inter⸗ eſſenten wird anheimgegeben, ſich beim Arbeits⸗ amt des Heimatortes zur anderweitigen Ein⸗ ſtellung in ein Arbeitsdienſtlager zu melden. Penſionierung als nationale Tat. Darmſtadt, 16. Mai. Amtlich wird mitge⸗ teilt:„Unter beſonderer Würdigung des im nalionalen Intereſſe bek endeten Opfer ines tie⸗ ten mit Wirkung vom 16. Mai 1933 an auf ihr Nachſuchen in den Ruheſtand: der Rektor an der Volksſchule zu Nie der⸗Ingel⸗ heim, Heinrich Müller, die Lehrerinnen an der Volksſchule zu Darmſtadt: Marie Berls, Auguſte Glenz und Marie Mahn; der Lehrer an der Volksſchule zu Mainz, Lud⸗ wig Degen; Lehrer Johann Peter Remh zu Andenherm, Kreis Oppenheim; Lehrer Friedrich Wilhelm Klipphel zu Offenbach; Oberſtudienrat Wilhelm Liebrich an der Ober— realſchule zu Michelſtadt i. O.; der Lehrer an der Volksſchule zu Nieder⸗ Wöllſtadt; Peter Buch; der Studienrat an der Ernſt⸗Ludwig⸗Schule zu Bad Nau⸗ herm, Heinrich Räder, unter Verleihung der Amtsbezeichnung„Oberſtudienrat“; der Rek— tor an der Volksſchule zu Grünberg, Kreis Gießen, Philipp Bender.“ An alle Bauern Heſſens! Darmſtadt, 16. Mai. Der Vorſitzende der Landesführergemeinſchaſt deutſcher Bauern in Heſſen, Reichstagsabgeordneter Dr. Wagner, 1 115 folgenden Aufruf an alle Bauern Heſ— ens: Da über die Fragen der landwirtſchaftlichen Organiſationen auf dem Land noch viele Un⸗ klarheiten beſtehen, ſtelle ich folgendes aus⸗ drücklich feſt: der Agrarpolitiſche Apparat der NSDAP. und die Organiſation des heſſiſchen Landbundes ſind durch Beſchluß und Anord- nung der Führer gleichgeſchaltet. Dem Land⸗ bund ſind große Aufgaben bei der Arbeit des Wiederaufbaues vorbehalten und zuge⸗ wieſen. Er iſt nach dem Willen des oberſten Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler inner⸗ halb des Neuaufbaues des Berufsſtandes die eine, Landwirtſchaftskammern und Genoſſen⸗ ſchaften, die andere tragende Säule. Hier- aus folgt, daß jeder Landwirt, der es ernſt mit ſeiner Mitarbeit am Wiederaufbau von Vaterland und Wirtſchaft meint, ohne weiteres Mitglied des Landbundes ſein ſollte. Die Neichsregierung braucht für ihre Arbeit die aufbauwilligen Stände und als Träger dieſer Stände die berufsſtändiſchen Organiſa⸗ tionen. Nachdem Landbund und NS DA. in Heſſen gleichgeſchaltet ſind, darf in Zukunft für den heſſiſchen Bauern kein Zweifel mehr beſtehen, daß der heſſiſche Landbund und der Junglandbund im heſſiſchen Bauernſtande ſein Aufgabengebiet zu erfüllen hat. Märkte und Vörſen Vom 15. Mai. Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Rm. per 100 Kilo, wag⸗ gonfrer Mannheim: Weizen inl. 21,75 bis 21,90; Roggen inl. 17,40; Hafer inl. 14,75 bis 15; Sommergerſte inl. 19 bis 19,50; Futtergerſte 17,50; La-Plata-Mais, gelber, mit Sack, 20,50; ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, mit Austauſchweizen 31,25 bis 31,50; ſüdd. Weizenauszugsmehl 34,25 bis 34,50; ſüdd. Weizenbrotmehl 23,25 bis 23,50; Roggen⸗ mehr nordd. 23 bis 24, pfälz. und ſüdd. 24 bis 25; Weizenkleie, feine, 7,75; Biertreber 11,80 bis 12 und Cronab en 11,50 bis 11,75. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 1175 Rinder, davon 346 Ochſen, 85 Bullen, 372 Kühe, 319 Färſen, ferner; 635 Kälber, 33 Schafe, 3770 Schweine. Be⸗ zahlt wurden pro 50 Kilo in Rm.: Ochſen 29 bis 32, 25 bis 28, 20 bis 24; Bullen 27 bis 30, 22 bis 26; Kühe 25 bis 27, 21 bis 24, 17 bis 20, 12 bis 16; Färſen 30 bis 33, 27 bis 29, 22 bis 26; Kälber—, 38 bis 41, 33 bis 37, 25 bis 32; Schafe nicht notiert; Schweine 37 bis 39, 36 bis 40, 35 bis 39. 32 bis 37 Kauft am Platze!