Lolales Die Gewerbeſcheine, die auf der Untererhebſtelle hier zum Abholen bereit liegen, müſſen ſofort eingelöſt werden, widrigenfalls dieſe den Säumigen auf ihre Koſten zugeſtellt werden. Ehem. Landſt. J. Btl. Erbach i. O. Dem Wunſche unſeres greiſen General- feldmarſchalls von Hindenburg ſowie ſeines genialen Volkskanzlers Adolf Hitler folgend, „Nur das ganze Deutſchland ſoll es ſein“, geben ſich die Kameraden des ehem. Landſt. J. Btl. Erbach i. O. auch in dieſem Jahre in ihrer alten Garniſon Erbach eine Wiederſehensfeier. Dieſelbe findet am 2. Pfingſttage ſtatt. Es iſt geradezu in dieſem Jahre der nationalen Er⸗ hebung Pflicht eines jeden Kameraden hierbei zu erſcheinen und zu zeigen, daß auch er dabei mitwirken möchte an unſerem Wiederaufbau. Welcher Kamerad wird ſich nicht der ſchönen Tage und Stunden erinnern, die er bei Aus⸗ bruch des Krieges hier verleben durfte, und welcher Kamerad wird auch nicht der bitteren Leidenszeit gedenken bei ſeiner Internierung und Verſchleppung nach Serbien, mit ſeinen Kame⸗ raden einen Gedankenaustauſch herbeiführen zu wollen, dies alles ſoll Zweck des Wiederſehens ſein. Näheres hierüber iſt bei den Ortsgruppen⸗ kameraden ſowie bei Kamerad Johann Waſſum in Dorf⸗Erbach, Poſt Michelſtadt zu erfahren. „Unfall beim Sport. Aus Käfertal wird gemeldet.: Beim Ringen auf dem Eifen⸗ bahnſportplatz an der Fabrikſtation trug ein Dachdecker v. Viernheim ein Bruch d. linken Unter⸗ ſchenkels davon. Er wurde dem ſtädt. Kranken⸗ haus zugeführt. * Hausangeſtellte nicht mehr in der Ar- beitsloſenverſicherung. In den nächſten Ta⸗ gen wird durch ein Reichsgeſetz beſtimmt werden, daß die Hausangeſtellten mit rück⸗ wirkender Kraft vom 1. Mai ab nicht mehr arbeitsloſenverſicherungspflichtig ſind. Mit dieſem Geſetz wird eine Frage entſchieden, die ſeit langem erörtert wird. Die beſonde⸗ ren Verhältniſſe der Hausangeſtellten weiſen ihnen eine Sonderſtellung im Rahmen der Arbeitsloſenverſicherung zu, die bisher nicht befriedigend berückſichtigt werden konnte. Jetzt wird eine radikale Löſung durchgeführt. Eine Verſicherung gegen Arbeitsloſigkeit wird für die Hausangeſtellten in Zukunft nicht mehr beſtehen. Dafür werden die Haus⸗ angeſtellten und ihre Arbeitgeber in Zukunft auch von den Beiträgen in Höhe von ſe drei⸗ einviertel v. H. befreit ſein. * Anhalten der unbeſtändigen Witterung bei ſeichter Erwärmung. a Jugend Viernheim Wochenplan Montag: 5—7 Uhr Schülerturnſtunde. ½8—9 Uhr Turnabtlg. der Jungfrauenkongr. Dienstag: Training der Radfahrer(mit Aus⸗ weis.) 4—6 Uhr Training der Schüler. 8—10 Uhr Uebungsſtunde der Turner. Mittwoch: Platztraining für die Handballmann⸗ ſchaften. N 2—3 Uhr für die 2. Abtlg Schülerinnen. 3—4„5„„ ½ 5 + 1 in der Sporthalle. Mittwoch: Abends 8 Uhr Beginn des Ge⸗ ländeſport⸗Kurſus. Zuſammenkunft der Jutereſſenten punkt 8 Uhr an der Sport⸗ halle. Donnerstag: Traiaing für die obere Fußballm. 5—7 Uhr Schülerturnſtunde und Training. 8—10 Uhr Uebungsſtunde der Fechtergilde Freitag: Platztraining für Jugendmannſchaften. 19 10 Uhr Uebungsſtunde der Turner. Am Mittwoch letzter Termin für Teilnehmer Anmeldungen nach Ladenburg. Vorſchau für nächſten Sonntag: Entſcheidungsſpiel zum Aufſtieg in die Gauklaſſe im Handball gegen Leutershauſen 1. in Weinheim. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder ⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein 1893.(Tellſchauſpiel). Geſangverein„Sängerbund.“ Heute Diens⸗ tag abend 1/9 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Verein der Hundefreunde. Dienstag, den 16. Mai, abends 8 ½ Uhr, Monatsverſammlung im Vereinslokal. Tagesordnung: 1. Schau in Schwetzingen; 2. Verſchiedenes. Der Vorſtand. Mittwoch Abend 7¼ Uhr Probe ſämtlicher Spielleute im Tambourwäldchen. Bei ſchlechter Witterung findet die Probe in der Behauſung von Jakob Buſalt ſtatt. Es iſt unbedingt notwendig, daß alles reſtlos erſcheint. Sämt⸗ liche Inſtrumente ſind mitzubringen. An- schließend eine kurze Beſprechung über ein ⸗ heitliche Kleidung(Muſtervorlagen.) In An⸗ betracht der Wichtigkeit erwarte ich von jedem Einzelnen, daß er pünktlich erſcheint. Die Leitung: Heinrich Schmitt. Odenwald⸗Klub, Ortsgruppe Viernheim. Anläß⸗ lich der Sternwanderung an Chriſti Himmel⸗ fahrt nach Mannheim, findet am Mittwoch, den 17. dieſes Monats, abends 8 ½ Uhr, * ein Klubabend im„Klublokal“ ſtatt. Um zahlreiche Beteiligung bittet Der Vorſtand NB. Gleichzeitig ſoll auch die Hauptverſamm⸗ lung des Geſamt⸗Odenwaldklubs in Neckar⸗ Steinach beſprochen werden. ö Sport und Spiel. Waſſerfußball auf dem Waldſvortplatz! Halber 3:2⸗Sieg gegen Rotweiß Strömender Regen war die Begleitmuſik zum Freundſchaftsſpiel der Grünen gegen SC. Rot⸗ weiß. Rieſige Waſſerpfützen ließen einen ein⸗ wandfreien Fußball nicht zu und doch ſah man aus dem Wenigen, das geboten wurde, welche hervorragende Qualität bei trockenem Wetter ge⸗ boten worden wäre. Die Gäſte waren überaus gut. Ausgeprägte Technik und hervorragendes Freiſpielen in allen Phaſen konnte man bei ihnen bewundern. Da die Grünen auch in Form find, ſo wäre ein großer Kampf auf dem Waldſport⸗ platz abgewickelt worden. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag nachm. 5 Uhr: Training der Liga und I. Jugendmannſch. Mittwoch nachm. 5 Uhr: Training der Hand- baller. Mittwoch Abend 8 Uhr: Training der Kraft- ſportler Mittwoch Abend 8 Uhr: Fußball⸗ und Hand⸗ ballſpielausſchuß im Vereinshaus. Donnerstag nachm. 5 Uhr: Training der 1. und Freitag nachm. 5 Uhr: Training der Jugend u. Schüler. ö Sonntag, den 21. Mai vormittags Handball und Jugendfußb. auf dem Waldſportplatz. Untererhebſtelle. Den Gewerbetreibenden zur Kenntnis, daß die Gewerbeſcheine, welche im Laufe dieſer Woche nicht abgeholt worden ſind den Säumigen auf ihre Koſten zugeſtellt werden. 5 Kirchner. Buntes Allerlei Das amerikaniſche Volkseinkommen. Nach einer Berechnung amerikaniſcher Behörden iſt das amerikaniſche Volkseinkommen ſeit dem Jahre 1929 um über 53 Prozent zurück⸗ geben Noch das letzte Jahr brachte einen eträchtlichen Rückgang, der im Vergleich zum Jahre 1931 mehr als 24 Prozent be⸗ trägt. Das Nationaleinkommen, das im Jahre 1920 die phantaſtiſche Höhe von rund 85 Milliarden Dollar erreicht hatte, wird für das vergangene Jahr auf knapp 40 Milliar⸗ den Dollar beziffert. Geſetz gegen die Verwendung von lebenden Katzen uſw. bei Hunde⸗ prüfungen. Vom 21. April 1933. Auf Grund des§ 1 Abf. 1 und 2 des vorläufigen Geſetzes zur Gleichſchaltung der Länder mit dem Reich, vom 31. März 1933(RGBl. Teil 1 S. 158 hat das heſſiſche Geſamtminiſte⸗ rium das folgende Geſetz beſchloſſen, das hiermit verkündet wird. 8. Bei der Prüfung von Hunden auf Raub⸗ wildſchärfe dürfen lebende Tiere, insbeſondere Katzen, Dachſe und Füchſe, nicht als Verſuchs⸗ tiere verwendet werden. Das Verbot umfaßt auch die Fälle, in denen die Verſuchstiere durch Drahtgitter oder in anderer Weiſe geſchützt ſind, und das bloße Verbellenlaſſen. 8 2 Mit Gefängnis bis zu 3 Monaten oder mit Geldſtrafe wird beſtraft: 1) wer lebende Verſuchstiere entgegen dem§ 1 verwendet, 2) wer ſich in anderer Weiſe an der Durchführung einer den 8 1 zuwider⸗ laufenden Hundeprüfung beteiligt. 3 8 3. Mit Haft oder mit Geldſtrafe bis zu 150 RM. wird beſtraft: 1) wer ſich an der Vorbereitung einer dem§ 1 zuwiderlaufenden Prüfung, insbeſondere durch die Beſchaffung der Verſuchstiere, beteiligt, 2) wer unter Umſtänden betroffen wird, die darauf ſchließen laſſen, daß er mit der Vorbereitung oder Durchfüh⸗ rung einer dem 8 1 zuwiderlaufenden Hundeprüfung befaßt iſt. f 8 4 Die zur Ausführung dieſes Geſetzes erſor⸗ derlichen Vorſchriften erläßt der Miniſter des Innern. 8 5. Dieſes Geſetz tritt mit der Verkündung in der Darmſtädter Zeitung in Kraft. Darmſtadt, den 21. April 1933. Der Heſſiſche Staatspräſident. Dr. Werner. Das vorſtehende Geſetz über die Verwen⸗ dung von lebenden Katzen uſw. bei Hundepru⸗ fungen vom 21. April 1933 bringen wir bier⸗ mit zur allgemeinen Kenntnis und machen darauf aufmerkſam, daß wir in jedem feſtgeſtellten Zu⸗ widerhandlungsfalle unnachſichtlich Strafanzeige erſtatten werden. Viernheim, den 10. Mai 1933. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. Oechler. — Geschälts- Empfehlung. 1 Der verehrlichen Einwohnerſchaft zur Kenntnis, daß ich im Hauſe Ernſt Ludwigſtraße 7(Zum Karpfen) ein Architektur⸗Büro eröffnet habe. f In der Anfertigung von Entwürfen, Koſtenvoranſchlägen ſowie Uebernahme von Bauleitungen und ſonſt allen einſchlägigen Arbeiten halte ich mich beſtens empfohlen. Philipp Sax Architekt Gemeindekaſſe. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß das am 10. Febr. 1933 fällig geweſene 1. Ziel und das am 10. ds. Mts. fällig geweſene 2. Ziel Bürgerſteuer 33 nur noch bis Samstag, den 20. Mai laufenden Jahres ohne Mahn⸗ koſten bezahlt werden kann. Bis zum gleichen Termin kann die Ab⸗ ſchlußzahlung der Gemeindeſteuer für 1932 noch ohne Koſten beglichen werden. Winkenbach. befolgen. Jabakbauverein Ill taube Unſern Mitgliedern zur Kenntnis, daß die Tabakanbaugelände⸗Juteilung nicht überſchritten werden darf. Um ſich vor evtl. Schaden zu bewahren, bitten wir dies zu Der Vorſtand: Martin Faſt neuer, eiſerner Dachoen zu verkaufen. Moltkeſtraße 10 dung- AN.. Mittwoch Abend Ver⸗ ſammlung in der Vor⸗ ſtadt. Um pünktlichen und zahlreichen Beſuch Achöne ferhel Tüchtige Musik- Kapelle ſofort geſucht. „Saftladen z. gr. Laub“ eingetroffen bei Und Läulerschtweine Karl Dewald, Gaſthaus zum Schwarzen Peter. — bittet. Der Führer. Guterhaltener Anderwagen ſowie gebrauchte Schneider billig zu verkaufen. Bismarckſtr. 48 Schneiderin- Lehrstelle geſucht mit Penſion gegen monatl. Vergütung von 30 Mark. Eine gute ganze violine mit Kaſten für 20 /. zu verkaufen. Forſcherſtraße 19 Wonauno 3 Zimmer und Küche mit ſämtlichem Zubehör zu vermieten. wWeinheimerſtr. 14 Verlag dieſes Blaktes. 1 Bofmannſtr. 10 Von wem, ſagt der Zimmer u. Küche zu vermieten. Steinstraße 23 Faſt neuer Sportwagen zu verkaufen eee ee ber Jommer-Faur plan ist in unserer Seschäftsstelle zum preise von Fünf Pig. noch erhältlich- Mernheimer Unzeiger“ Dringende Heimarbeit vergibt A. Born, Leipzig Talſtr. 17 die e Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 17. Mai von 2—4 Uhr im hieſigen Krankenhauſe ſtatt. dann tritt die alte Henko die Arbeit an und löst im kalien Einweichbad scho- nend und gründ- lich den Schmutz von der Wäsche. 5 Worte prãg Dir ein: Weich nur mit Hen ko ein zum Eine fchen der Wäsche ZUm Ueichmochen des Uassers Liernbe (Sternheimer Tageblatt— Blernheimer Nachrichten) 1.40 aktuelle intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahm⸗ von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Feu derde 117.— Telegramme Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt rt a. M.— Schriflleitung, D u. Verlag: Joh. Martin. Geſchäftsſtelle Rathausſtr. 0 Nummer 11 Viernheimer Zeitung 19 täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. Mi fre ine Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte imer Anzeiger Biernheimer Bürger- Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit bei Wieberholung abgeſtufter Rabatt.— ile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchuͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes n bel Anzeigen werden nach Moglichkeit berück ichtigt.— Für die Aufnahme an werben eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jeboch eine Gewähr n üttwoch, den 17. Mai der Sinn des 17. ai die Bedeutung der Parlamente iſt nach der völligen Umgeſtaltung unſeres innerpo⸗ litichen Lebens geringer geworden als bis⸗ her. Wenn trotzdem die Reichsregierung den Reichstag auf heute, Mittwoch, 17. Mai ein⸗ berufen hat, um dem Reichskanzler Gelegen⸗ heit zu einer Erklärung über die Haltung Deutſchlands zur Abrüſtungsfrage und zu den Verhandlungen der Genfer Konferenz zu geben, ſo iſt das ein Akt, der dem Ernſt der Stunde Rechnung trägt. a Denn faſt die ganze Welt hat ein Keſſel⸗ treiben gegen Deutſchland begonnen. Die Veranlaſſung dazu liegt in der deutſchen Forderung nach Gleichberechtigung auf dem Gebiet des R üſtungsweſens, wenn auch andere Erſcheinungen mit dazu beigetragen haben. Deutſchland iſt im Recht, darüber beſteht kein Zweifel, denn das Verſailler Diktat hat die Abrüſtung feſt— gelegt. Derſelbe Verſailler Vertrag aber, der in ſeiner ganzen Grauſamkeit gegen Deutſchland gehandhabt worden iſt, ſoll jetzt nach dem Willen der anderen Mächte um⸗ gangen werden, weil er ſie dazu zwingt, ihre Rüſtungen zu vermindern oder aber dem abgerüſteten Deutſchland das gleiche Recht der Rüſtung zu gewähren. Dieſe Tat⸗ ſachen liegen eindeutig genug und konnten durch die lange Dauer der Verhandlungen in Genf nicht verdunkelt werden. Da aber ein Sündenbock gefunden werden ſoll, möchte man es ſo hinſtellen, als ſei Deutſchland ſchuld an einem etwaigen Scheitern der Kon⸗ ferenz. Was haben wir in dieſer Situation der Welt zu ſagen? Nur eines und immer nur eines: Deutſchland kämpft um ſein Recht, Deutſchland kämpft um ſeine Sicherheit, Deutſchland kämpft um ſeine Freiheit und Gleichberechtigung. Das müßten für die Welt eigentlich elbſtverſtändlichkeiten ſein, denn die Mächte in Genf, welche gegen Deutſchland ſtehen, haben das alles feierlich in Verträgen anerkannt, haben ihre Unter⸗ ſchriften geleiſtet und damit Verpflichtungen zur Ausführung übernommen. Doch wir ſind in Genf mit unſerem Recht einſam geblieben, müſſen uns iſoliert ſehen. Aber dieſe Iſolierung ſchreckt uns nicht. Sie ſchweißt uns vielmehr in dem Kampfe um das Schickſal der Nation noch enger zuſam⸗ men, ſchafft eine Geſinnungseinheit des deutſchen Volkes. Und dieſe Willensgeſchlo'⸗ ſenheit der deutſchen Nation wird der 17 Mai in lebendiger Form veranſchaulichen, Wir klagen nicht an, wir malen auch nicht in düſteren Farben, ſondern wir werden durch den Mund des Kanzlers eine wahr⸗ hafte, eine offene und eine ehrliche Sprache ſprechen, die die Welt nicht mehr umzudeu⸗ len vermag, die ſie hören muß und die ſie zu verſtehen hat.. Doch das Entſcheidende wird am 17. Mai die letztmalige große öffentliche Herausſtel⸗ lung der deutſchen Forderungen ſein, welche von der geſchloſſenen Nia; tion in geſchloſſener Willensbildung und in unzerſtörbarer Geſinnungseinheit getragen und vertreten werden. Es ſind die Forderun⸗ gen, die zu hunderten Malen genannt wurden, die jedoch wiederum im Hinblick guf Genf nicht genug der Welt als unabän⸗ derliche Zielſetzungen der Reichsregierung und des deutſchen Volkes genannt werden können: gerechte Abrüſtung der übrigen Staaten auf Grund feierlich übernommener Verpflichtungen; Verzicht aller Staaten auf alle Angriffswaffen; Wiederherſtellung der völligen Rüſtungsgleichheit für Deutſchland; Sicherung eines dauerhaften Friedens durch klare Gleichberechtigung aller Staaten und Pölker in der Sicherheit, wie in der Vertei⸗ digung, a Die Konferenz in Genf braucht nicht zu ſcheitern, wenn alle Beteiligten bereit ſind, auf ihren Ausgangspunkt zurückzukehren, der gerade in der Beſtimmung des Arkikels 8 des Verſailler Vertrages liegt. Die Vor⸗ ſchläge Macdonalds ſind von Deutſchland ſtets als eine Grundlage anerkannt morden, wenn auch die Uebergangsbeſtimmungen im Aufgabe. ſogenannten t übernommen 50. Jahrgang Die Wirtſchaft im neuen Neich Preisbildung und Kaufkraft— Das Geſetz zum Schutze des Einzelhandels— Die Handelsbilanz im April— Wirtſchaftsbeſſerung— Die Auslandsſchulden Berlin, 17. Mai. Der Reichskommiſſar für Preisüberwa⸗ chung und der Reichskommiſſar für die Wirt⸗ ſchaft geben bekannt: Der Weg zur Beſſerung der Wirtſchafts— lage kann auf den Gebieten der lebenswich— tigen Gegenſtände und Leiſtungen des täg— lichen Bedarfes nicht mit einer Preiskon⸗ junktur, ſondern muß mit einer Men⸗ genkonjunktur beginnen. Erſt hiernach kann eine Preiskonjunktur folgen. Eine vorweg genommene, etwa durch wirkſchaftliche oder politiſche Machtſtel⸗ 980 künſtlich erzwungene Preiskon⸗ junktur muß zuſammenbrechen, wenn ſie auf einen Markt trifft, deſſen Kaufkraft nicht vorher durch produklive Mehrar- beit entſprechend der Preisſteigerung ge⸗ hoben iſt. Echte neue Kaufkraft kann nur durch die Schaffung von Gegenwerken durch nützliche Arbeit erzeugt werden. Der Wunſch der einzelnen Wirtſchafts⸗ gruppen, aus der heute vielfach unlohnenden Preisbildung herauszukommen, iſt wohl zu verſtehen. In der Vorſtellung eines gerech— ten Ausgleiches von Leiſtung, Lohn und Ge⸗ winn ſieht die Reichsregierung, ebenſo wie in der Arbeitsbeſchaffung ihre vornehmſte Sie verlangt von jedem Deut⸗ ſchen in dieſer Zeit des Wirtſchaftsanlaufes das größte Maß von Selbſtbeſcheidung, Selbſtzucht und Opferſinn. Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Der Reichskommiſſar für die Wirtſchaft gez. Dr. Wagner. Der Reichskommiſſar für die Preisüberwachung gez. L. A. Waltz. Für den Mittelſtand Zu dem bereits bekannten Geſetz zum Schutze des Einzelhandels werden Er— läuterungen bekannt, in denen es ul a. heißt: Mit dieſem Geſetz ſoll den mittelſtändiſchen Betrieben de Einzelhandels bis zu einer endgültigen Ordnung der Verhältniſſe eine Sicherung ihres Beſtandes gegenüber dem zunehmenden Wettbewerb der Einzelhandels— großunternehmungen und gegenüber der Ge— fahr einer weiteren Ueberſetzung des Einzel— handels gegeben werden. Dieſes Ziel ſoll durch die Einführung einer vorübergehenden allgemeinen Sperre der Errichtung weiterer Einzel- handelsgeſchäfte erreicht werden. Eine Beſchränkung der Sperre auf Warenhäu⸗ ſer, Kaufhäuſer und andere Einzelhan⸗ delsgroßbeiriebe würde die nolwendige Beſtandsſicherung für den mittelſtän⸗ diſchen Handel zurzeit nur unvollkommen bringen. Die Beſtandsgefährdung droht dem mittel⸗ tändiſchen Einzelhandel gegenwärtig insbe— dete von den Filialunterne hmun⸗ gen, d. h. ſowohl von den Filialbetrieben der Großunternehmungen als auch von den Anſchlußbetrieben, alſo Ver⸗ kaufsſtätten, die zwar von einem Gewerbe— treibenden in eigener Verantwortung und auf eigenes Riſiko geführt werden, aber in einzelnen einer beſſeren Ausgeſtallung ve⸗ dürfen. In dem engliſchen Vorſchlage wurde Deutſchland eine Heeresſtärke von 200 000 Mann zugebilligt, ebenſoviel wie ſeinen Nach⸗ barn. Es iſt aber nicht berückſichtigt, daß beiſpielsweiſe Frankreich und Polen aus den Jahrgängen 19001912 durchſchnittlich 200 000 Mann ausgebildete Truppen in Re⸗ ſerve haben, während in dieſer ganzen Zeit Deutſchland nur über die kleine Reichswehr, aber nicht über ausgebildete Reſerven verfü⸗ gen konnte. Ein ergebnisloſer Abbruch würde auch die Weltwirtſchaftskon⸗ emer im einzelnen verſchieden ſtarren ge— ſchäftlichen Abhängigkeit von einem groß— kapitaliſtiſchen Einkaufsunternehmen ſtehen. Bei der wachſenden Tendenz dieſer Betriebs- form können einſchränkende Maßnahmen im Intereſſe der Erhaltung des ſelbſtändigen mittelſtändiſchen Einzelhandels nicht entbehrt werden. Um die Konſumvereine In einer Anordnung des Führers der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, wird von der Uebernahme der Führung über die Kon— ſumvereine durch die Deutſche Arbeitsfront Mitteilung gemacht. Die Leitung der Kon⸗ ſumvereine übernimmt der Leiter der Wirt⸗ ſchaftsunternehmungen der Deutſchen Ar— beitsfront, Bankdirektor Müller. Die Ak⸗ tion geſchieht, um die Erſparniſſe der breiten Maſſen ſicher zu ſtellen, und die Werte der Konſumvereine für das Geſamtwohl des Vol— kes nicht verfallen zu laſſen. Die Aktion ſelbſt iſt eine Abwicklungs⸗ aktion. Das beſagt, daß ein weikerer Ausbau nicht geduldet wird, daß ſchon jetzt alles Faule und Belaſtende abgeſto⸗ zen wird, und im Einvernehmen mit den Vertretungen des Mittelſtandes ein gerechter Ausgleich angebahnt wird. Die Dienſtſtellen der NSDAP. werden er⸗ ſucht, ihre feindliche Einſtellung den Kon— ſumvereinen gegenüber abzulegen, denn ſie können gewiß ſein, daß von der Führung alles getan wird, was dem Wohle des Volkes und dem Wohle Deutſchlands nützt. Ausfuhrüberſchuß im April Nach der Steigerung im März ſind die Außenhandelsumſätze im April wieder gefal— len. Die Einfuhr hat von 362 Millionen Rm. auf 321 Millionen Rm., d. h. um rund 11 Prozenn abgenommen. Die Ausfuhr iſt von 426 Millionen Rm. im März auf 382 Millionen Rm. im April, d. h. um rund 10 Prozent geſunken. Die Handelsbilanz ſchließt im April mit einem Ausfuhrüberſchuß von 61 Millionen Nm. ab. Mährend in faſt ſämtlichen Vorjahren vom März zu April eine mehr oder weniger ſtarke Paſſivierung der Handelsbilanz(Rückgang des Ausfuhrüberſchuſſes, bezw. Zunahme des Ein⸗ fuhrüberſchuſſes) feſtzuſtellen war, hat ſich dies⸗ mal das Bilanzergebnis gegenüber dem März, der einen Ausfuhrüberſchuß von 64 Millio⸗ nen Rm. auswies, kaum geändert. Zeichen der Wirtſchaſtsbeſſerung Die Zahl der Konkurſe war im April dieſes Jahres die niedrigſte ſeit der Mark— ſtabiliſierung überhaupt. Im Oktober 1931 wurden im Deutſchen Reich Konkurſe gezählt, dagegen im April dieſes Jahres nur 373 Die Zahl iſt alſo auf ein Viertel bis ein Fünfter zurückgegangen. Allerdings bilden Konkurſe noch keinen abſoluten Maßſtab für 1824 1084 8 TECC UN ferenz in Frage ſtellen, die am 12. Jun! in London beginnen ſoll. Schließlich dürfen ſich die anderen Mächte nicht im unklaren darüber ſein, daß Deutſchland die Hand⸗ lungsfreiheit der Rüſtung für ſich in Anſpruch nehmen kann, wenn in Genf eine einigung nicht zuſtande käme. Das iſt die Auffaſſung in ganz Deutſchland. Aus bitteren Erfahrungen heraus iſt in un⸗ ſerem Vaterlande eine Bewegung entſtanden, die das Recht der deutſchen Nation ſtürmiſch begehrt, und an deren Spitze die Regierung ſelber ſtebt. die Stärke der Beſſerung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe: abſolut maßgeblich aber ſind die Zahlen über die Wechſelproteſte, weil der Gläubiger ja immer Schritte ergreift, wenn er nicht zu ſeinem Gelde kommt. Im Durchſchnitt des 4. Quartals des Jahres 1931 ſind 154 000 Wechſel zu Proteſt gegangen mit einem Betrage von insgeſamt 37 Millio- nen Rm. Im März d. I. iſt die Anzahl dieſer Wechſel auf 75000 geſunken und der Ge⸗ ſamtbetrag auf 10 520 000 Rm., d. h. alſo der Anzahl nach iſt eine Vermin⸗ derung auf weniger als die Hälfte ein⸗ getreten, dem Bettage nach auf annähernd ein Viertel. Jedenfalls ſind alle dieſe Zahlen als ſichtbares Zeichen der Wirtſchaftsbeſſerung außerordent— lich beachtlich. Das Transferproblem Nach Mitteilung der Reichsbank hat das Reichsbankdirektorium die Still⸗ halteausſchüſſe ſowie die Emiſſionshäuſer und Treuhänder deut ſcher Auslands⸗ anleihen in den hauptſächlich in Frage kommenden Ländern zu einer Beſprechung des Transferproblems auf den 2 6. Mai eingeladen.(Unter„Trans fer“ verſteht man bekanntlich die Umwandlung von Be⸗ trägen aus einer Währung in eine andere, in unſerem Fall alſo die Imwandlung von Markbeträgen in Dollars, Pfund uſw. Red.) Die Feſtſtellung Dr. Schachts, daß es ſich nicht um ein Schulden- ſondern um ein Transferproblem handelt, wird am eindringlichſten durch die Tatſache belegt, daß die Gold⸗ und Deviſenbeſtände der Reichsbank, die vor zweieinhalb Jahren, alſo vor den überſtürzten Kreditabzügen der kurzfriſtigen Auslandsgläubiger noch über drei Milliarden Mark betrugen, bis auf 500 Millionen Mark nach dem letzten Reichsbank⸗ ausweis vom 8. Mai zuſammengeſchmolzen ſind. Da der Dienſt der deutſchen Auslands- anleihen im laufenden Jahr 738 Millionen, im kommenden Jahre ſogar 803 Millionen Mark erfordern wird, die Deviſenzugänge aus der Ausfuhr aber erſt mehrere Monate nach dem Geſchäftsabſchluß in Erſcheinung zu treten pflegen, iſt nicht damit zu rechnen, daß die Reichsbank ihre Gold⸗ und Deviſen⸗ vorräte in der nächſten Zeit wird erhöhen können, es ſei denn, daß unſere Gläubiger— länder in größerem Umfange als bisher Waren abnehmen. Die Reichsbank iſt alſo nicht mehr in der Lage, die von den Schuldnern in Mark aufgebrachten Zins: und Tilgungsbe⸗ träge in ausländiſcher Währung zu kransferieren. Es wird bei den kommenden Verhandlungen einzig und allein in der Hand der Gläubi⸗ ger liegen, den Weg zur praktiſchen Löſung der Transferſchwierigkeiten zu finden und damit einen wichtigen Schritt zur Löſung der Weltwirtſchaftskriſe zu tun. e eee eee eee eee eee die Kanzlerrede im Rundfunk Berlin, 17. Mai. Die große außenpolitiſche Rede des Reichs⸗ kanzlers in der Mittwochſitzung des Reichs⸗ tages wird auf ſämtliche deutſche Sender übertragen werden und zwar vorausſichtlich in der Zeit zwiſchen 15 und 16 Uhr. Um 20 Uhr findet im Anſchluß an die Stunde der Nation eine Schallplatte n- wiederholung ſtatt. — In kurzen Worten: Der Reichspräſident empfing am Diens⸗ tag Reichskanzler Hitler und Reichsinnen⸗ miniſter Dr. Frick zum Vortrag über die politiſche Lage. Die deutſche Handelsbilanz weiſt für April einen Ausfuhrüberſchuß im Werte von 61 Millionen Reichsmark aus. In einer Rede wandte ſich Lloyd George gegen die Sanktionsandrohung des engli— ſchen Kriegsminiſters und erklärte, es ſei ſchlecht, ein tapferes Volk durch handgreif— liche Ungerechtigkeiten herauszufordern. Präſident Rooſevelt richtete an alle Re⸗ gierungen einen dringenden Appell zur Ab— rüſtung. Ein Rieſenfeuer zerſtörte in New Auburn im nordamerikaniſchen Staate Maine 250 Häuſer, darunter das geſamte Geſchäfts— viertel. Die japaniſchen Truppen ſind in China weiter vormarſchiert und ſtehen nur noch 65 Kilometer vor Peking. ( y Deutſche Tagesſchau Vom Arbeiter zum Hochſchullehrer. Auf Veranlaſſung der Wirtſchafts- und Sozialwiſſenſchaftlichen Fakultät der Univer⸗ ſität Köln hat der preußiſche Kultusminiſter Ruſt den nationalſozialiſtiſchen Reichstags— abgeordneten Wilhelm Börger einen Lehr— auftrag über„Grundfragen des deutſchen Sozialismus“ erteilt.— Mit Börger hat zum erſten Male ein aus der Arbeiterſchaft her— vorgegangener Führer ohne die herkömm— liche berufliche Ausbildung ein Lehramt an einer deutſchen Univerſität erhalten. Um die Einziehung der erſten Arbeiksdienſt- willigen. Die Reichsleitung des Arbeitsdienſtes teilt mit: In der Preſſe iſt die Behauptung auf— geſtellt worden, daß nunmehr der 1. Januar 1934 als Einziehungstermin für die erſten Arbeitsdienſtpflichtigen feſtgelegt ſei und daß der Jahrgang 1915 eingezogen werde. Die Reichsleitung des Arbeitsdienſtes erklärt demgegenüber, daß noch nicht endgültig feſtſteht, welcher Jahrgang einberufen wird; auch iſt der genaue Einberufungstermin noch nicht feſtgelegt. Der 1. Januar 1934 iſt es keinesfalls. Aufklärungsamt für Bevölkerungspolilik und Raſſenpflege. Auf Anregung des Reichskanzlers Adolf Hitler iſt das Aufklärungsamt für Bevöl⸗ lerungspolitik und Raſſenpflege bei den Spit⸗ zenverbänden der Deutſchen Aerzteſchaft in Berlin errichtet worden. Es arbeitet in enger Fühlungnahme mit dem Reichsmini— ſterium des Innern und dem Reichsmini— ſterium für Propaganda und Salksaufklärung. Ehemalige Miniſter im Konzenkrakionslager. Wie aus Karlsruhe gemeldet wird, wurden der frühere badiſche Innenminiſter Adam Remmele, der ehemalige Staatsrat Marum und einige andere Angehörige der SPD. am Dienstag im Polizeiauto unter ſtarker Bedeckung durch die Stadt nach dem Konzentrationslager Kislau bei Bruchſal ge— führt. Auf dem Wege, der auch am Land— tagsgebäude vorbeiführte, hielt eine dichte Menſchenmenge die Straßen umſäumt, die gegen die Häftlinge erregte Zurufe richtete. Zu Zwiſchenfällen iſt es nirgends gekommen. Auslands⸗Nundſchau Kundgebungen gegen einen deutſchen Abge— ordneten. Wie aus Budapeſt gemeldet wird, ver— anſtalteten mehrere hundert ungariſche Hoch— ſchüler vor der Wohnung des deutſchen Ab— geordneten Dr. Bleyer eine Kundgebung. Nach dem Geſang der ungariſchen National— hymne warfen ſie faſt ſämtliche Fenſterſchei— ben der Wohnung mit Steinen und faulen Eiern ein und zertrümmerten auch die Woh— nungstür. Inzwiſchen rückte jedoch die Ver⸗ einigung deutſcher Hochſchüler in Ungarn „Suevia“ in Stärke von etwa 40 Mann zum Schutz der Wohnung heran und es entſtand ein heftiger Wortwechſel, der teilweiſe auch in Tätlichkeiten ausartete Politiſcher Mordanſchlag in Polen. In der Ortſchaft Brzozo w bei Lem— berg wurde, offenbar aus politiſchen Grün— den, ein geheimnisvoller Mordanſchlag gegen die Sekretäre der nationaldemokratiſchen Partei Chudzik und Owoe verübt. Chudzik war ſofort tot, während Owoe ſchwere Ver— letzungen davontrug. Die öſterreichiſche Kriſe Die Großdeutſchen kreten in die nationale Einheitsfront ein. Wien, 17. Mai. Der Landesleiter der NSDAP. Oeſterreich, Prokſch und der Obmann der Großdeut⸗ ſchen Volkspartei, Foppa, haben eine Ver⸗ einbarung über den Eintritt der Großdeut⸗ ſchen Volkspartei in die nationale Einheits⸗ front getroffen, in der es u. a. heißt:„Im Hinblick auf gemeinſames programmatiſches Adeenaut— in nationaler Hinſicht rückhalt⸗ zoſes Bekenntnis zu Großdeutſchland, in ſo⸗ zialer Hinſicht Volksgemeinſchaft ſtatt Klaſ⸗ Bot— ſchließt ſich die Großdeutſche Volkspartei unter Wahrung ihrer Selbſtän⸗ digkeit der von der nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei mit dem Deutſch⸗ Deſterreichiſchen(Steiriſchen) abgeſchloſſenen Kampfgemeinſchaft an. Der unbedingke Anſchlußwille an das heu⸗ lige Deutſchland iſt ein Bekenntnis der a deutſchen Volksparkei zum neuen Deutſchland. Dieſes aber ſchließt in ſich die Anerkennung Adolf Hitlers als des Führers des geſamtken deutſchen Volkes. In ernſteſter deutſcher Schickſalsſtunde tritt die nationale Einheits front in den Kampf gegen alle Feinde der deulſchen Einheit, Freiheit und Größe, enk⸗ ſchloſſen, auszuharren und durchzuhalten bis zum Siege.“ Auf den Proteſt des deutſchen Geſandten in Wien, Dr. Rieth, wegen der Vorfälle bei Ankunft der deutſchen Miniſter erwiderte der Bundeskanzler, daß er zu dieſem Schritt Stellung nehmen werde, wenn die Angele- genheit der Rundfunkrede des Reichs⸗ juſtizkommiſſars Miniſter Dr. Frank ſeinem wiederholt geſtellten Erſuchen gemäß geklärt ſei.(Der öſterreichiſche Bundeskanzler be— hauptet bekanntlich, Miniſter Dr. Frank habe in einer Rundfunkrede die öſterreichiſche Regierung beleidigt, eine Behauptung, die er freilich nicht beweiſen kann. Red.) Jeden⸗ falls bleibe es in ſeinem Beſtreben alles da⸗ zu beizutragen, um das ſelbſtverſtändliche Freundſchafts verhältnis zur deutſchen Reichs⸗ regierung zu fördern. Gegen leere Phraſen Eine Anregung der NS DA p. Berlin, 17. Mai. Unter der Ueberſchrift„Ordnung und Arbeit“ ſchreibt der Preußiſche Preſſedienſt der NSDAP. u. a.:„Gemäß dem eindeuti⸗ en Willen von Reich und Parteiführung ann es nicht Aufgabe irgendwelcher Bünde und Vereinigungen ſein, die auf dem Boden der nationalſozialiſtiſchen Revolution ſtehen, eigenmächtige Aktionen zu unternehmen, Kommiſſare einzuſetzen uſw. Nun, da kräftig gefegt wird, muß man dar— auf achten, daß man die diele nicht mit weg⸗ fegt. Insbeſondere muß fern irgendwelchen revoluzzerhaften Ueberſchwangs, fern ſchönen Redensarten über den Schmutzſtall, den wir jetzt geſäubert und in Beſitz halten, die po⸗ ſitive Arbeit all der Stellen beginnen, die mit der Partei in gleicher Front mar— ſchieren. Es genügt nicht, daß die Vorſitzen⸗ den aller möglichen Kampfbünde alle zwei Tage gewaltige Kundgebungen für die ge⸗ fährdeten Hühnerzüchter, für die befleckte deutſche Kultur und ähnliche Dinge abhalten, mit Reden und Geſängen und Heilrufen. Jetzt iſt die Zeit der produktiven Arbeit da und jetzt wird ſich auch in dieſen Kreiſen wie in unſeren eigenen Reihen die Spreu von dem Weizen ſondern. Jetzt zeigt ſich, wer Schwät⸗ zer und wer Fachmann iſt! Wer ſich Namen machen will und wer ſachliche Qualitätsarbeit leiſten kann! Heimatſchutz der Kampf um Peking Die Japaner marſchieren weiter vor. f Peking, 17. Mai. Die militäriſche Aktion Japans auf Pe⸗ king wird energiſch fortgeführt. Chineſiſche Truppen verſuchten bei Scheßja anzugreifen, wurden jedoch zurückgeworfen. Japaniſche Flieger haben zahlreiche Bomben auf die chineſiſchen Befeſtigungen abgeworfen. Nach japaniſchen Berichten haben die ſa⸗ paniſchen Truppen am Dienstag den 65 Kilo- meter nördlich von Peking gelegenen wich- kigen ſtrategiſchen Punkt Miyun erobert und rücken gegen Tanſchau vor. Die Chineſen erklären demgegenüber, daß Miyun noch in ihrem Beſitz ſei. Der Auszug der Bevölke- rung aus Peking nimmt kläglich ſtärkeren Umfang an. Wie mitgeteilt wird, ſind zwei chineſiſche Korps, die ſich in der Provinz Schanſi befin⸗ den, mobil gemacht worden und werden nach Peking abtransportiert. Die Zahl der in der Umgebung von Peking und in der Stadt ſelbſt zuſammengezogenen Truppen wird auf 200 000 Mann geſchätzt. Das Altonaer Blutbad Siebenter Vechandlungstag vor dem Sonder⸗ gericht. Altona, 17. Mai. Am ſiebenten Verhandlungstag im Prozeß wegen der Vorfälle am Blutſonntag in Altona wurden die Zeugen verhört, die den SA.⸗Amzug in Reih und Glied mitge⸗ macht haben. Aus den Ausſagen geht her— vor, daß viele Zugteilnehmer ſchon in der Nacht vor dem 17. Juli durch Häuſerſchutzſtaf⸗ feln der KPD. in ihren Wohnungen über⸗ wacht wurden, ſo daß es ihnen unmöglich war, ihr Haus zu verlaſſen. Auch auf dem Wege zum Sammelplatz der Zugteilnehmer wurden ſie fortgeſetzt von Kommuniſten be⸗ läſtigt und beſchimpft. Später ſind man⸗ chem von ihnen die Fenſterſcheiben zertrüm— mert worden Veſchlagnahmt Ueber 885 000 Mark Vermögenswerte der SPD. in Bremen. Bremen, 17. Mai. Die Polizeidirektion teilt mit: Der vom Poltzeiherrn mit der Prüfung der Eigen⸗ tumsverhältniſſe zwiſchen der SPD., der„Bre⸗ mer Volkszeitung“ und der Verlagsanſtalt J. H. Schmalfeld u. Co. eingeſetzte gericht⸗ liche Sachverſtändige Dr. jur. Lehrke hat nun⸗ mehr einwandfrei feſtgeſtellt, daß die Firma J. H. Schmalfeld u. Co. Eigentum der SPD. iſt, und ſomit ebenfalls der vom General⸗ ſtaatsanwalt 1 Berlin angeordneten Beſchlag⸗ nahme unterliegt. Die Geſellſchafter der offe⸗ nen Handelsgeſellſchaft IJ. H. Schmalfeld wa⸗ ren lediglich Treuhänder der SPD. Es ſind in Bremen bisher Vermögenswerte im Geſamtbetrag von 385 000 Rm. beſchlag⸗ nahmt und ſichergeſtellt. Zur Sicherung der großen Werte bleibt das Verlags⸗ und Par⸗ teihaus weiter durch Polizei und SA. beſetzt. Nooſevelt an die Weltmächte Aufruf des amerilaniſchen Präsidenten— Für gemeinsame Abrüſtungsaktion Waſhington, 17. Mai. Präſident Rooſevelt ſandee am Dienstag durch Kabel an 55 Regierungen der Erde einen Aufruf zu militäriſchem und wirtſchaft⸗ lichem Frieden. Das Programm Rooſevelts enthält folgende Punkte: 1. Alle Nakionen ſollen Macdonalds Ab- rüſtungsplan unterſtützen. 2. Es ſoll bal⸗ digſt ein Abkommen getroffen werden, um dieſen Plan in die Tat umzuſetzen. 3. Wäh⸗ rend der Verhandlungen über das Abkommen darf keine Nation ihre Rüſtungsſtärke über die beſtehenden Verträge hinaus erhöhen. 4. Alle Nationen ſollen einen heiligen und endgültigen Nichkangriffspakt abſchließen. Falls irgendein Land ſich weigert, dieſe Pro— grammpunkte mit wirklicher Aufrichtigkeit zu unterſtützen, ſo wird hierdurch der Weg zum Weltfrieden verſperrt und die ziviliſierte Welt wird wiſſen, wo die Verantwortung für den Fehlſchlag liegt. In Waſhingtoner Kreiſen wird bekont, daß der Jeitpunkt des Aufrufes ſo ge⸗ wählt ſei, um die große Rede des Reichs · kanzlers Adolf Hitler am Mittwoch be. einfluſſen zu können. Seit Wilſon ſei es das erſte Mal, daß ein amerikaniſcher Präſident eine Außenpolitik auf ſo breiter und korporativer Baſis befür⸗ worte. Der Aufruf Rooſevelts iſt auch an die Sowjetunion, Irak, Aetiopia, Siam uſw. egangen. Es verlautet jedoch, daß er haupt⸗ ſüchlich an Deutſchland, Frankreich, Japan, China und Südamerika adreſſiert iſt. Eine Rede Lloyd Georges „Handgreifliche Ungerechtigkeiten.“ 5 London, 17. Mai. In einer Verſammlungsrede erklärte der frübere enaliſche Miniſtervräſident Llond George u. a., das wichtigste des Verſail⸗ ler Vertrages ſei die Abrüſtungsklau⸗ ſel geweſen. Aber was haben die Unter⸗ zeichner des Verſailler Vertrages getan? Sie haben nicht nur ihr Verſprechen nicht ausgeführt, ſondern ihre Rüſtungen geſtei⸗ gert. Sie haben Jahr für Jahr ihre Macht verſtärkt, während Deutſchland immer wie⸗ der dringend um die Durchführung des Ver— trages bat. Polen und die Tſchechoſlowakei an den deutſchen Grenzen haben Hunderte von ſchweren Geſchützen, Frankreich hat Tau⸗ ſende. Sie haben Tauſende von Tanks, die jede Barrikade vor den Schützengräben zur Verteidigung Deutſchlands umwälzen wür⸗ den. Dies ſind die Länder, die Deutſchland gezwungen haben, den Vertrag zur Abrü— ſtung zu unterzeichnen. Sie haben Hunderte von Bombenflug⸗ zeugen und können die Städte Deutſch⸗ lands in Trümmer legen, während Deutſchland kein einziges Bombenflug⸗ zeug zum Schutze ſeiner Frauen und Kinder geſtatket iſt. Können wir erſtaunt ſein, ſo rief Lloyd George aus, daß Deutſchland nach 14jähriger Warkezeit zornig wird und ſeine Ruhe verliert? Es iſt ſchlecht, ein kapferes Volk durch Auferlegung handgreiflicher Ungerechlig⸗ keiken herauszufordern. Lord Heilsham hat in einer ſehr törichten Rede im Oberhaus von Sanktionen gegen Deutſchland geſprochen. Sanktionen bedeu⸗ ten Krieg, ſie ſchließen Krieg ein. Ehe wir uns in einen ſolchen Fehler ſtürzen, flehe ich ernſtlich um Vorſicht und Ueberlegung. Laßt uns zu Deutſchland im Völkerbunde ſprechen, indem wir auf einer gerechten Grundlage für fair play beſtehen. Die Worte Lloyd Ge⸗ orges wurden mit ſtürmiſchem Beifall auf⸗ genommen. Noßſevelts Botschaft Gute Aufnahme im amerikaniſchen Kongreß. Waſhingkon, 17. Mai. In Kreiſen des oe Kongreſſes iſt die Botſchaft Rooſevelts ſympathiſch auf⸗ genommen worden. Der republikaniſche Ab⸗ eordnete Fiſh(Newyork), Mitglied des uswärtigen Ausſchuſſes, erklärte: „Der Aufruf darf nicht dahin ausgelegt werden, daß die amerikaniſche Regierung die artei derjenigen Mächte ergreift, die den tatus quo gewaltſam beibehalten wollen, r durch den von Haß, Jurcht und Hab⸗ ffir diktierten Verſailler Vertrag feſtgelegt In der Botſchaft an die Staatsoberhäup⸗ ter heißt es u. a.: Das Glück, die Wohlfahrt und ſelbſt das Leben der Männer, Frauen und Kinder, die die ganze Welt bewohnen, iſt eng mit den Entſcheidungen verknüpft, die ihre Regierungen in der nahen Zukunft fäl⸗ len werden. Die Verbeſſerung der ſozialen Verhältniſſe, die öffentliche Erhaltung der individuellen menſchlichen Rechte und die Forderung der ſozialen Gerechtigkeit hängen von dieſen Entſcheidungen ab. Ich glaube, daß die überragende Mehrheit der Völker ſich zur Beibehaltung übermäßiger Rüſtun⸗ gen verpflichtet fühlt, weil ſie einen Akt des Angriffes gegen ſich fürchtet, und nicht weil ſie ſelbſt Angreifer ſein will. Eine Berechtigung für dieſe Angſt iſt vor⸗ handen. Moderne Angriffswaffen ſind ungeheuer 1 ſtärker als moderne Verteidigungswaf⸗ en. Wenn alle Nationen ſich dahin verſtändi⸗ gen ſollten, die Waffen, die einen erfolgrei⸗ chen Angriff ermöglichen, aus ihrem Beſitz und ihrem Gebrauch fortzulaſſen, dann wer⸗ den die Grenzen und die Unabhängigkeit einer jeden Nation wieder ſicher werden. Das Endziel der Abrüſtungskonferenz mußz die vollſtändige Ausſchalkung aller Angriffswaffen ſein. Das unmilkelbare Ziel iſt eine erhebliche Herabſetzung einiger Waffen und die Abſchaffung von vielen anderen. Alle Staaten der Welt ſollen einen fei⸗ erlichen und endgültigen Nicht⸗ angriffspakt abſchließen. Sie ſollen zejerlich die Verpflichtungen wieder beſtäti⸗ gen, die ſie zur Begrenzung und Herabſet— zung ihrer Rüſtungen übernommen haben, umd— vorausgeſetzt daß dieſe Verpflichtun⸗ gen getreulich von allen Unterzeichnerſtaa⸗ len erfüllt werden— einzeln die Erklärung abgeben, keine bewaffnete Macht irgendwel⸗ cher Art über ihre Grenze zu ſchicken. Geſunde Frau— Geſundes Voll Hygiene⸗Ausſtellung in Mannheim. Es iſt der Stadt gelungen, die Ausſtellung „Geſunde Frau— Geſundes Volk“ des Deut⸗ ſchen Hygiene⸗Muſeums für die Zeit vom 17. Juni bis 2. Juli dieſes Jahres nach Mann⸗ heim zu bringen. Dieſe Ausſtellung iſt der Oeffentlichkeit ſchon dadurch bekannt gewor⸗ den, daß ſie den weſentlichſten Teil der Aus⸗ ſtellung„Die Frau“ darſtellt, die mit außer⸗ ordentlichem Erfolg in den Berliner Ausſtel⸗ lungshallen vom 18. März bis 23. April ds. J. gezeigt worden iſt und die vom Herrn Reichsminiſter Dr. Goebbels mit einer großen programmatiſchen Rundfunk⸗Anſprache eröffnet wurde. Dieſe Ausſtellung hat ſowohl in Ber⸗ lin als auch in den ſeither beſchickten Städten beiſpielloſe Erfolge erzielt. Die Wirkung dieſer Ausſtellung beruht darauf, daß ſie zu allen Fragen, die die Frau berühren, anſchaulich und belehrend Stellung mmmt. Nur die geſunde Frau kann die Laſt, die der Alltag von heute ihr als Hausfrau, Mutter und Berufstätige an Ar⸗ beit, Sorgen und Verantwortung auferlegt, be⸗ wältigen und nur die geſunde Frau kann ſo zum bejahenden Mitkämpfer für eine beſſere Zukunft werden. Wie der Quell für all dieſe Kraft— die Geſundheit— von jeder ein⸗ zelnen Frau errungen und behauptet werden kann, wie ſie trotz der Not der Zeit ohne be⸗ jonderen Koſtenaufwand die Geſundheit der Familie aufrecht erhalten kann, das zeigt die Ausſtellung„Geſunde Frau— Geſundes Volt“ in Bild und Modell, unterſtütze durch zägliche Sonderveranſtaltungen, ärztliches Füh⸗ rungen, Vorträge, Schnellkurſe,. nvorfüh⸗ rungen, gymnaſtiſche Vorführungen uſw. Die Veranſtaltung, die mit Utdersütenig der Stadt Mannheim vom Deucſchen Btene⸗ Muſeum in den Rhein⸗Neckar⸗Hallen durchge⸗ führt wird, iſt demnach anders zu werten, als eine nur im engeren Bezirk vor ſich gehen⸗ de geſchäftliche Propaganda⸗ oder Verkaufs⸗ Ausſtellung. Sie kann a 0 geradezu eine nationale Bedeutung für ſich in An⸗ ſpruch nehmen, was ja auch das Eintreten des Vertreters der Reichsregierung für ſie deutlich beweiſt. Abgeſehen davon aber, bi« tet ſie der Geſchafks welt, auch der Mannheimer, eine ſelten günſtige Werbemög⸗ lichkeit durch Beteiligung an der dem wiſſen⸗ ſchaftlichen Teil angegliederten und dieſen prak⸗ tiſch ergänzenden, äußerſt reichhaltigen Schau von ſolchen Erzeugniſſen der deutſchen Indu⸗ 95 und einheimiſchen e die be⸗ ſonders die Frau und ihre Tätigkeit angehen 4 5 4 Eröſinungsſitzung im Landtag Ministerialrat Kraft zum Präſidenten gewählt. Karlstuhe, 17. Mai. Reicher Flaggenſchmuck und Tannengrün am alten Weinbrenner⸗Bau künden nach außen den Tag der feierlichen Eröffnung des erſten badiſchen Landtags unter der nationalen Re⸗ gierung an. Gottesdienſte gingen der Sitzung boraus. 5 Wenige Minuten nach halb 4 Uhr betraten die Natſonalſozialiſten in Uniform das Haus. Dann folgten die Zentrumsabgeordneten und die Sozialdemokraten. Auf der Regierungs- bank nahmen die Miniſter Dr. Wacker und Pflaumer Platz, während die übrigen Mit⸗ glieder der Regierung ihre Abgeordnetenſitze einnahmen. Die neuen Abgeordneten ſind mit einer einzigen Ausnahme vollzählig erſchienen. Unter den 57 Abgeordneten ſind nur 19, die bereits dem Landtag angehört haben. Als älteſter Abgeordneter führt Abg. Schmidt⸗Bretten(NSDAP.) mit den bei⸗ den jüngſten NSDAP.⸗Abgeordneten Schmitt und Kemper das Präſidium bis zu deſſen Neu⸗ wahl. Alterspräſident Schmidt erinnerte daran, daß er beim Zuſammentritt des für die politiſche Entwicklung in Reich und Land bedeutungs⸗ und verhängnisvollen Landtags von 1905 der zweitjüngſte Abgeordnete war und heute der älteſte iſt. Von den 88 Abge⸗ ordneten des alten Landtags ziehen nur 19 wieder ein und von dieſen kann man ſagen: nicht alle mögen ſich des Einzugs freuen. Im Dritten Reich liegt die Staatsgewalt beim Reich, in den Händen des Reichsſtatthalters die Lande: geweal. Fü; Baden iſt be onde s die enge Verbundenheit zwiſchen dem Volkskanz⸗ ler und unſerem Reichsſtatthalter beglückend, ſo daß wir künftig für unſere Wünſche ein offenes Ohr finden werden. Die Rede klang in ein dreifaches Sieg-Heil aus. Darguf wurde in die Tagesordnung eingetreten. Zunächſt gab der Alterspräſident die Neueingänge bekannt. Die beiden Abgeord— neten der deutſchnationalen Front treten mit den NS.⸗Abgeordneten in eine Arbeitsgemein— ſchaft hem. Nach Wiederaufnahme der Beratungen be— richtete Abg. Kraft(NS.) über einen Antrag ſeiner Fraktion auf Aenderung der Geſchäftsordnung des Landtags In dieſen neuen Beſtimmungen hat die Stellung der Regierung zum Landtag eine Aenderung erfahren: Künftig können Miß⸗ trauensanträge nicht mehr ge⸗ ſtellt. werden. Abg. Kraft Landtagspräfident Es folgte die Wahl des Präſidenten, die in kürzeſter Zeit vorgenommen war. Der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Sommer kündigte die Enthaltung ſeiner Frak⸗ tion an, weil ſie bei der Verteilung der Vi⸗ zepräſidentenämter als drittſtärkſte Partei übergangen worden war. Als Präſident wurde von den Nationalſozialiſten der Abg. Kraft vorgeſchlagen, der für dieſes Amt durch Zuruf ſeiner Fraktionsgenoſſen und des Zentrums beſtätigt wurde. Ebenfalls durch Zuruf wurden im gleichen Verhältnis zu Vizepräſidenten gewählt(deren bisherige Zahl von 2 auf 3 erhöht wurde): die Abg. Seubert(3.), Schmidt⸗Bretten(NS) und Brühler(Dn.) Nach Einnahme des Präſidentenſitzes dankte 5 Präsident Kraft für das Vertrauen. Als fanatiſcher Anhän⸗ Schicksalsge walten 7 e John Tompſon der Jüngere ſenkte den Kopf. Schweigen war jetzt das klügſte. Aber gemein war es vom Alten, ihnſchier vor dem Kaſſierer herunterzuputzen. Da wandte er mit einem Ruck den Kopf. Der Diener führte die Polizeibeamten herein. Nach einer halben Stunde peinlichſter Unterſuchung war die Sache beendet. .„„Natürlich wieder der große Unbekannte“, meinte der führende Beamte. Der alte Tompſon brüllte ihn an: „Um das feſtzuſtellen, brauche ich Sie nicht. Faſſen ſollen Sie den Kerl endlich. Aber es iſt ja ein Trauerſpiel. Wo ſie nicht zu ſein braucht, iſt Polizei maſſenweiſe da.„Die kommen gerade recht. Aber hier in dieſem Falle ſoll man ſich zufrieden geben, daß nun einwandfrei feſtſteht, daß der Kerl es war. Nun wartet die hochwohllöbliche Polizei auf morgen, bis ſie wieder wohin geholt wird. Hihi, fein geſchützt ſind wir hier in Neuyork, das kann man nicht anders ſagen.“ Und Papa Tompſon erging ſich in wüſten Beſchimp⸗ fungen. Der Sohn packte ſeinen Arm. „Papa“, ſagte er beſchwörend.„Lieber Papa!“ „Der alte Herr ſchüttelte ihn ab. „Ich bin nicht dein lieber Papa! Ich werde wohl noch meine Meinung ſagen dürfen, wenn mich was ärgert?“ Der Beamte winkte ſeinem Gefolge. „Meine Herren, wir werden hier beſchimpft; das Weitere wird ſich finden.“ Tompſon lachte hohnvoll. „Natürlich, das wird ſich ſchon finden. Hauptſache iſt, der Kerl findet ſich nicht.“ Der alte Kaſſierer ſtand am Schrank und legte die Papiere wieder ordentlich zuſammen. ROMAN VON GERT ROTHB ERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) * 1 ger von Wahrheit und 1e Pf. ſo fuhr er fort, wird es meine höchſte Pflicht ſein, nach dem Grundſatz der Gerechtigkeit zu handeln. Dabei will ich die Beiſpiele vergeſſen, die uns hier gegeben worden ſind. Eine größere Macht iſt dem Präſidenten in die Hände gelegt, um das geiſtige Niveau des Landtages, das in den letzten Jahren erſchreckend tief ge— ſunken war, wieder zu heben. Dank an Duffner. Unt keine Mißdeutungen aufkommen zu laſſen möchte ich beſonders betonen, daß dieſe meine Worte ſich in keiner Weiſe gegen meinen Amtsvorgänger Duffner(3.) richten. Wir Nationalſozialiſten haben Herrn Duffner in der Zuſammenarbeit als einen gerechten und vornehm denkenden Menſchen kennen und ſchätzen gelernt. Wir bedauern außerordentlich, daß es dieſem von beſtem nationalen Geiſt erfüllten Frontſoldaten nicht mehr möglich iſt, ſich am Wiederauf⸗ bau aktiv zu beteiligen. Ich glaube im Na⸗ men aller zu ſprechen, wenn ich dem ſchei— denden Präſidenten Duffner einen recht glücklichen Lebensabend wünſche. Hierauf wurden die Schriftführer beſtellt und die verſchiedenen Ausſchüſſe gebildet, die unmittelbar nach der Plenar— ſizung zuſammentraten. Damit war die Ta⸗ gesordnung erſchöpft, und Präſident Kraft ſchloß die Sitzung mit einem dreifachen Sieg⸗-Heil auf Volk, Vaterland und Reichs⸗ kanzler. Landtagspräſident Prof. Kraft Der neue Landtagspräſident Herbert Kraft, Miniſterialrat im Miniſterium des Kultus und Unterrichts, iſt 1886 in Heidel— berg geboren. Er ſtudierte in Marburg, Pa— ris, München und Heidelberg und legte im Jahre 1913 ſein Staatsexamen ab. Im Krieg war er drei Jahre Kompagnieführer an der Weſtfront, wurde dreimal verwundet und trat dann zur Fliegertruppe über. Nach dem Kriege kämpfte er bei einer Fliegerabtei— ig im Grenzſchutz-Oſt gegen die Bolſche⸗ wiſten und Polen. 1920 wurde er zum Pro- feſſor an der Oberrealschule in Pforzheim ernannt und 1929 nach) Mannheim verſetzt. In die Partei trat er Anfangs 1923 ein und wurde am 9. November 1923 in Pforz⸗ heim verhaftet. Seit 1929 iſt er Landtags- abgeordneter. Das alte Syſtem hat ihn von Gericht zu Gericht geſchleppt und zweimol vom Amte ſuspendtiert. Aus Heſſen und Naſſau Der Dank des 9. tatthalters Sprenger. Darmſtadt, 17. Mai. Der Reichsſtatthalter Sprenger hat auf die Glückwünſche der kath. Kirche folgendes Dankſchreiben an den Gene— ralvikar Dr. Mayer in Mainz gerichtet: „Sehr geehrter Herr Generalvikar! Ich danke Ihnen für die als Stellvertreter des Hochwürdigen Herrn Biſchofs anläßlich meiner Ernennung zum Reichsſtatthalter in Heſſen dar— gebrachten beſten Glügwünſche. Wie die katho— liſche Kirche zu allen Zeiten die geſetzmäßige weltliche Obrigkeit anerkannt und geachtet und mit ihr zum Wohl der Völker zuſammengear— beitet hat, ſo werde ich verantwortungsbewußt meine Amts ügcung immer ſo halten, daß die Einrichtungen und Segnungen der chriſtlichen Kultur allezeit erhalten und gefördert wer— den. In vorzüglicher Hoc, chätzung bin ich Ihr ſehr ergebener gez Sprenger“ 5 Ermächtigungsgeſetz angenommen Landtagsſitzung in Anweſenheit des Reichs⸗ ſtatthalters. Darmſtadt, 17. Mai. In einer kurzen feierlichen Sitzung konſti⸗ tuierte ſich in Anweſenheit des Reichsſtatthal— ters Sprenger der 7. heſſiſche Landtag. Zum Präſidenten wurde einſtimmig durch Zuruf der bisherige Staatsminiſter Dr. Müller (NS) gewählt. Vizepräſident wurden die Abgg. Kloſtermann(NS) und Weckler(3). Die Bildung der Ausſchüſſe behalten ſich die Frak— tionen vor. Prof. Dr. Werner und Miniſter Jung ber— ließen den Saal, um den Reichsſtatthalter Sprenger, der bereits vor Beginn der Sitzung im Hauſe eingetroffen war, einzuholen. Nach Abſchreiten der Front der Schupo, SS und SA wurde er vom Miniſterpräſidenten be— grüßt. Beem Betreten des Saales erhoben ſich die Abgeordneten und riefen dem Statthalter ein dreifaches„Siegheil“ entgegen. Der Statt⸗ halter begab ſich auf den Ehrenſeſſel, und hörte die Begrüßungsanſprache des Landtags⸗ präſidenten und Miniſterpräſidenten an. Pro⸗ feſſor Werner hob die ſtaatsrechtliche Beden⸗ tung der Schaffung des Reichsſtatthalters und die rechtlichen Befugniſſe hervor, und unter⸗ ſtrich die Aufhebung des bundesſtaatlichen Cha⸗ rakters der Länder, aber die Erhaltung der Stammeseigenart. Weiter legte er dem Reichs⸗ ſtatthalter die Nöte Heſſens ans Herz und ſchlug die Melioration des Riedes und den Bau von Autoſtraßen vor, um Arbeit zu ſchafſen. Die Anſprache ſchloß mit einem dreifachen, Sieg⸗Heil auf den Reichsſtatthalter, auf Heſ⸗ ſen, das deutſche Vaterland und den Führer Adolf Hitler. Der Landtag verabſchiedete dann ein Er⸗ mächtigungsgeſetz für die heſſiſche Regierung, das von den nationalſozialiſtiſchen und Zen⸗ trumsabgeordneten(die Fraktion det SPD. war nicht erſchienen) einſtimmig gebilligt wurde. Die Sitzung ſchloß mit dem Geſang des Deutſchland⸗ und des Horſt-Weſſelliedes. An⸗ ſchließend richtete der Statthalter vom Balkon des Landtages an die auf dem Adolf⸗Hitler— pla, in großer Zahl erſchienene Volksmenge eine kurze Ansprache. Neue Regierung in Heſſen Darmſtadt, 17. Mai. Der Reichsſtatthalter von Heſſen, Sprenger, hat ſeinen Amtsſitz in Darmſtadt genommen. Vorläufig ſind alle Zuſchriften nach Darmſtadt, Rheinſtraße 48, zu richten. Der Reichsſtatthalter hat den Profeſſot Dr. Werner zum Miniſterpräſidenten und Staats⸗ miniſter von Heſſen, den ſeitherigen Präſiden⸗ ten des Heſſiſchen Landtags, Rechtsanwalt Jung, zum Staatsſekretär und ſtellvectreten⸗ den Staatsminiſter ernannt. Da nunmehr nur noch ein Staatsminiſtet vorhanden iſt, wurde Staatsminiſter Dr. Mül⸗ ler zu anderweitiger Verwendung ſr i. Es wied ihm ab ſofort eine Oberbürgermeiſterſtelle übertragen, da gerade dieſe Stellen hervor⸗ ragendee Finanzfachmänner bedürfen. Das Gaupreſſeamt der NSDAP. ſchreibt: „Die Meldungen bringen die erſten Maß⸗ wovon wir die bezahlen.“ „Was beliebt?“ Freut mich! Zerbrechen Sie ſich gefälligſt jetzt den Schädel, Wütend drehte der alte Herr ſich um. 8„Wieviel geraubt iſt? Soviel, daß du es bei deinem teuren Lotterleben in ſechs Monaten nicht verjuxen kannſt.“ John Tompſon der Jüngere zog den kurzgeſchorenen Kopf ein, als habe er einen Schlag darauf bekommen. An der Tür klopfte es. Die ältliche Geſellſchaftsdame, Frau Davis, trat ſchüchtern herein. Der alte Herr zog die buſchigen, weißen Brauen hoch, erwiderte brummend den höflichen Gruß und knurrte dann: Frau Davis reichte ihm einen Stoß Rechnungen. „Das Geld muß noch heute an die betreffenden Firmen bezahlt werden, läßt Frau Tompſon ſagen“, ſagte ſie leiſe. Er riß ihr die Rechnungen aus der Hand. Halsabſchneider, bei denen meine Frau unbedingt kaufen muß, ihr Geld bei dem großen Unbekannten holen, der die Güte hatte, mir dieſe Nacht den Geldſchrank auszuräumen.“ Miß Davis wurde kreidebleich und blickte ſich angſtvoll um. Tompſon lächelte höhniſch. „Da ſtaunen Sie, was? Während meine Frau mit ihrem geſamten Damenflor noch ſchläft, hab' ich mir hier unten bereits die Galle herausgeärgert.“ Sie ſah ihn hilflos an. Endlich ſtotterte ſie: „Frau Tompſon läßt um zweitauſend Dollar bitten. Sie wollte nach dem Frühſtück eine Spazierfahrt machen und auf dem Wege ein paar Kleinigkeiten beſorgen.“ Der alte Herr lachte dröhnend. Dann ſagte er: „Beſtellen Sie meiner Frau, es ſei ausgeſchloſſen, daß ich ihr das Geld ſchicken kann.“ Still ging Frau Davis davon. Ihr bangte vor den Ausbrüchen, die dieſer Mitteilung folgen würden. Denn die junge Frau Tompſon, die zweite Frau des alten Herrn, war maßlos in ihren Anſprüchen. Frau Davis konnte ein nahmen des Meichsſtatthalters in Heſſen. Es liegt in der Perſönlichkeit des Statthalters begründet, daß er, rückſichtslos gegen ſich ſelbſt und die anderen, immer das tut, was die Stunde von ihm fordert. So ſind auch die heutigen Maßnahmen zu verſtehen, die ſchon t längerer Zeit der Wunſchtraum vieler Einſichtiger waren. Das Einminiſterſyſtem wurde ja gerade in letzter Zeit in einem Teil der Preſſe lebhaft erneut geſordert. Es iſt bekannt, daß dieſer Gedanke ſchon vor dem Kriege erörtert wurde. Wir Nationalſozia⸗ liſten haben dieſen Vorſchlag verſchärft auf⸗ gegriffen und ihn ſeinerzeit auch in unſeren 12 Punkten verankert; und was wir verſizre⸗ chen, das halten wir auch, denn dafür Ad wir Nationalſozialiſten. Daß als Miniſterpräſident und Staatsmini⸗ ſter von Heſſen nur unſer Pg. Profeſſor Dir. Werner in Frage kam, bedarf wohl einer Erörterung; die Ernennung iſt nur die offi⸗ zielle Beſtätigung eines bereits beſtehendem Verhältniſſes. Wir Nationalſozialiſten Heſ⸗ ſens glauben, daß wir in dem Reichsſtatt⸗ halter Sprenger und dem Miniſterpräſidegten Dr. Werner eine Führergemeinſchaft haben, die vorbildlich iſt. Ter Staatsſekretär und ſtellvertretende Staatsminiſter Pg. Jung iſt im land ja auch kein Unbekannter. Pg. Jung iſt einer der Vorkämpfer des Nationalſozialis⸗ mus in Heſſen, wurde zunächſt Landtagsab⸗ geordneter und iſt heute Landtagspräſtdent. Als Staatskommiſſar hat er in Mainz bewie⸗ ſen, daß zielbewußtes Handeln auch in dem größten Wirrwarr Ordnung ſchafft. Er hat dort gründlich aufgeräumt. Wir glauben, daß er ſich auch in ſeiner neuen Stellung dieſe goldene Rückſichtsloſigkeit bewahren wird. Durch die Einführung des Einminiſtekſy⸗ ſtems wurde der Staatsminiſter Dr. Mül⸗ ler zu anderweitiger Verwendung frei. In An— erkennung der hervorragenden Fähigkeiten un— ſeres Pg. Dr. Müller hat Reichsſtatthalter Sprenger ihn gebeten, eine Oberbürgermetſter⸗ ſtelle zu übernehmen. Gerade unſere Groß— tädte bedürfen ja ſo dringend hervorragender Finanzfachleute. Pg. Dr. Müller iſt der Matin dazu. l Heſſen⸗ In den bisher vom Reichsſtatthalter g fenen Maßnahmen zeichnen ſich für alle, die tiefer blicken, die Grundſätze ab, nach denen in Zukunft der heſſiſche Staat geführt wer⸗ den wird. Sie zeigen klar, daß es— neben der Wiederherſtellung eines ſauberen Berufs- beamtentums und ſeiner Tugenden— die beſte Abſicht des Reichſtatthalters iſt, den Staatsapparat bis ins Einzelnſte zu Über⸗ prüfen. Für uns alle iſt klar, daß daraus eine bedeutende Vereinfachung entſpringen wird. Es kann ſein, daß dabei Schwierigkeiten und Här⸗ ien auftreten— aber wann wären National⸗ ſozialiſten jemals davor zurückgeſcheut? Ein Gedanke aber wird über dem allen ſtehen: Alles was geſchieht und geſchehen muß, dient der Rettung und dem Heil des Volkes und freudig werden wir alle Maßnahmen des Reichsſtatthalters begrüßen, die dieſen Jeck verfolgen. Das Heſſenvolk wird es ihrt zu. danken wiſſen“. Inſerieren bringt gewinn. „Nun, ſind die Rechnungen noch alle hübſch da, Clark? 0 Lied ſingen von den Launen ihrer Herrin. Miſter Tompſon ſchwieg bei ſolchen Gelegenheiten dickfellig ſtill. Meiſt warf er ihr dann ein Paket Scheine hin, und da war die junge — „Wieviel iſt denn eigentlich geraubt, Papa?“ wagte Dame daun ſehr ſchnell beruhigt. der Sohn ſchüchtern zu fragen. Behutſam öffnete die Geſellſchafterin jetzt die Tür. Die Sollen ſich die elenden Affe?“ Menſch!“ Zofe ſchlich mit verweinten Augen an ihr vorüber. Frau Davis ging durch die prunkvollen Räume und ſtand endlich im Schlafzimmer der Frau Tompſon. Dieſe ſaß im Bett, löffelte ihre Schokolade und knabberte Gebäck. Sie war noch vor ein paar Jahren eine gefeierte Schau— ſpielerin geweſen. Dann nahm ſie klugerweiſe den Antrag Tompſons an und vertauſchte die Bretter, die die Welt bedeuten, mit dem ſoliden Boden des Millionärpalaſtes. Frau Tompſon war eine Schönheit, und ſie wußte das, Große, graue Augen, goldblondes Haar, dazu ein leuchten roter Mund mit ſchneeweißen Zähnen. Eine ſchlanke, raſſige Figur und ein tadelloſer Teint. Auf der meer⸗ grünen Seidendecke balgten ſich zwei weiße Pudel. Der graue Papagei im Käfig plauderte ununterbrochen: „Lolo will Küßchen. Danke ſchön. Langweiliger Kere, du. Dumm ſo was. Ellen, komm, ſei gut. Wo iſt der Ellen Tompſon lachte. „Lolo, wir wollen geſcheit ſein und das Leben ge— nießen“, ſagte ſie. „Das Leben genießen“, kreiſchte der Papagei.„Wo iſt der alte Affe?“ Ellen Tompſon ſah ihre Geſellſchafterin ſcharf an. „Sie machen ja ein ſo komiſches Geſicht, Frau Davis! Haben Sie meinen Mann etwa nicht angetroffen?“ Zögernd erzählte die Geſellſchafterin das Vorgefallene, ängſtlich in das ſchöne Geſicht ihrer Herrin blickend. Die Dame ſagte eine Weile gar nichts. Dann fragte ſie langſam: „Und natürlich hat man den Dieb wieder nicht?“ „Nein, gnädige Frau, es iſt furchtbar! So ein elender Ellen Tompſon ließ ihre Augen ſinnend auf dem ver⸗ ſtörten Geſicht ihrer Geſellſchafterin ruhen. (Fortſetzung ſolgt.) — VYelene und ihre beiden Freier Nachdruck verboten. Lauge folgte dem Mädchen nur höchſt unwillig zu einer Gruppe von Männern, in deren Mitte ſie Herrn von Redwitz ſahen. „Ah! Sieh da! Herr Lange! Guten Abend, guten Abend! Nun, von Davos glücklich erholt?“ So begrüßte Kurt von Redwitz den Näherkommenden. Er hatte ſchon längere Zeit das„Getue“ ſeiner Braut . Fortſetzung. mit dieſem Lange beobachtet und ſich ſehr darüber geärgert. Dem Manne mußte er eins auswiſchen! Und ſo legte er wohlbewußt gleich in die erſten Worte eine Doppelſinnig— leit— eine Anſpielung. Er wollte Lange gegenüber ſeinen Triumph voll aus⸗ koſten. Lange war ihm, wie er ſich ſagte, in Davos ſo häufig läſtig gefallen, daß er dafür beſtraft werden mußte. Helene hatte die Zweideutigkeit der Worte ihres Ver— lobten ſofort herausgehört und war nicht wenig erſtaunt über dieſe Taktloſigkeit, die ſie ſich nicht zu erklären ver— mochte, da er ſich in ihrer Gegenwart bisher noch ſtets als ein Meiſter auf dem Gebiet des guten Takts bewieſen batte. Sie hatte die Empfindung, daß ſeine Worte wie eine Ohrfeige auf Lange wirken müßten. Lange hatte die Anſpielung verſtanden. Aber er war weniger erſtaunt darüber, denn dieſes Verhalten paßte ſo ganz zu dem Charakterbild, das er ſich ſchon immer von Herrn von Redwitz gemacht hatte. Daß dieſer ſeine Worte barmlos gemeint haben könnte, daran war wohl kaum zu denken. Dann hätte er ſich auch zweifellos anders aus⸗ gedrückt. Was antworten? Oh, er wüßte ſchon eine Antwort; ſagte er denn, die Anſpielung unbeachtet laſſend: „Danke, Herr von Redwitz! Davos iſt mir tadellos be⸗ kommen.“ Helene ſah ihn mit aufleuchtenden Augen an; ſie ſchienen ihm zuzuflüſtern: Das haſt du ſchön gemacht! Ein Gefühl der Beſchämung erfaßte das Mädchen. Sie ſchämte ſich— einmal über den brüsken Vorſtoß ihres Verlobten, zum anderen, weil Herr Lange ihr ein neues Beiſpiel einer Selbſtverleugnung gegeben hatte. Wieder mußte ſie die Erfahrung machen, daß er Schlechtigkeiten, Böſes mit dem Gegenteil vergalt. Wie häßlich hatte ſie ſich damals in Davos ihm gegenüber benommen! Seine Antwort war verſtärkte Verehrung. Und nun dieſes Vorkommnis jetzt wieder! Frau Haſſel fand ſich bei den drei Menſchen ein. „Herr Lange, ich möchte Sie mit der jungen Frau Profeſſor Schmidtmann bekanntmachen, Ihrer Tiſchnach⸗ varin. Darf ich bitten?“ Alle drei waren ſichtlich froh, daß die peinliche Situa— tion, in der ſie waren, dadurch raſch beendet wurde. Ein Diener meldete, daß angerichtet wurde. Die Gäſte nahmen an der Tafel Platz. Als Redwitz ſeiner Braut den Arm reichte, um ſie zu Tiſch zu führen, merkte er, daß er vorhin, bei der„Be— grüßung“ Langes, eine Eſelei begangen hatte. Helene zeigte ein merkwürdig froſtiges Geſicht, ſo froſtig, daß er Angſt hatte, es könnte auch anderen auffallen. Er konnte ſich aber jetzt nicht über den Vorfall mit ihr auseinanderſetzen. Es waren zu viel Ohren in der Nähe. Daß ihm dieſer Lange immer in die Quere kommen mußte. Nun ja— mochte er bei den Alten noch ſo häufig ver⸗ tehren und bei Helenes alter Dame noch ſo lieb Kind ſein — in mein Haus kommt er ſpäter mal nicht, dafür werde ich ſorgen. Und Helene werde ich, wenn ſie erſt meine Frau iſt, die Schwäche für ihn auch ſchon auszutreiben wiſſen. Noch ein zweiter der Tiſchgeſellſchaft war ihm vorhin drückend auf die Nerven gefallen. „Wenn Aſſeſſor Steinbach an Grete Borchardt einen Narren gefreſſen hat— mir ſoll es recht ſein; meinen Segen kann er haben! Es wird ihm unangenehm ſein, daß die Grete vorher mir gehört hat. Aber es iſt doch lächerlich, mich aus dieſem Grunde mit tödlichen Blicken zu bombardieren, wie es ſoeben geſchah, als er eintraf. Wenn ihm das nicht paßte, mag er doch das Mädel wieder laufen laſſen!“ An der Tafel herrſchte eine angeregte fröhliche Stim⸗ mung. Eduard Lange hatte eine intereſſante Tiſchnachbarin erhalten. Die Frau Proſfeſſor, eine hübſche große Erſchei⸗ nung, im Alter von etwa dreißig Jahren, ſchien bei ihrem Manne eine gute Schule genoſſen zu haben. Sie hatten ſich beide in eine Plauderei über moderne Literatur verwickelt. Lange war auf dieſem Gebiet ziem⸗ lich beſchlagen und vermochte auf die geiſtig wertvollen Bemerkungen ſeiner Nachbarin mit eigenen Auffaſſungen zu antworten. Auch Helene Haſſel beteiligte ſich an dem Geplauder. Sie ſaß Lange gleich gegenüber. Ein Zufall wollte es — oder hatte hier Frau Haſſel ihre Hand im Spiele?—, daß eine hohe Tafelverzierung Herrn von Redwitz dem Langeſchen Geſichtskreis verdeckte. Uebrigens ſtörte das keinen der beiden auch nur im geringſten— im Gegenteil! Sie waren dieſem Zufall dankbar, enthob er ſie doch der Verpflichtung, gegenſeitig voneinander Notiz zu nehmen. Helene nahm Partei für die Anſichten Langes. Frau Profeſſor Schmidtmann war Anhängerin der modernen Kunderichtungen, ſowohl in der Literatur als auch in der Malerei und Plaſtit, während Lange dieſe Richtungen nur unter ganz beſtimmten Voraus ſetzungen und Ein⸗ ſchränkungen für berechtigt und nerſtändlich hielt. Der Meinungsſtreit griff auch auf die übrige Tiſch⸗ geſellſchaft üver und mit geringen Ausnahmen ſtimmten alle mehr oder weniger Lange bei. Kurt vou Redwitz hatte gerade einen Pechtag. Nichts von deu, was er anfing, wollte klappen. und über den Umſtand, daß er es nicht wagen durfte, ihr den Kopf in ſeinem Sinne zurechtzuſetzen. Wer wußte, was entſtand, wenn er einen Streit provo⸗ zierte? Nein! Darauf wollte er es kommen laſſen. Mehrmals verſuchte er, die Unterhaltung an ſich zu reißen. Es gelang ihm auch einmal, die Geſellſchaft auf ſeine Seite zu bringen. Aber gerade da mußte er ſehen, wie Lange ſeiner Braut zutrank und wie ſie ihm freundlich, viel zu freundlich antwortete. Das vernichtete ſeine Stimmung ganz und gar. Ein ſchleichendes Gefühl der Eiferſucht fraß ſich in ſein Sinnen und Denken. Nicht, als ob er aus Liebe eiferſüchtig war. Nein, bei⸗ leibe nicht. Seine Braut konnte ihm geſtohlen werden, das würde ihn nicht berühren— wenn ihm nur ihr Geld nicht verluſtig ging. Und daß das ſelbſt jetzt noch, wo er durch die Verlobung bereits ſich am Ziele ſeiner Beſtrebungen wähnte, eintreten könnte, davor hatte er eine Heidenangſt. Helene gab ſich nur ſo viel mit ihm ab, als nötig war, lieber vorläufig nicht an⸗ um Aufſehen zu vermeiden. Kurt von Redwitz ſpürte aber deutlich einen gewiſſen Grad von Kälte in ihrem Be—⸗ nehmen zu ihm, und das ärgerte ihn gewaltig.— Oh, gab es denn gar keinen Weg, um dem Aerger einmal gründlich Luft zu ſchaffen?! Frau Haſſel hob die Tafel auf. Die Geſellſchaft verteilte ſich auf die geräumigen Saal⸗ 5 5 5 1 7 2 1* di d Syoiſe* 2 indes, Helenes wegen mußte er auf ſie verzichten. Und ſo zimmer, die an den Speiſeſaal grenzten. Haſſel verſtand es, ſeine Gaſtabende unterhaltſam aus⸗ zugeſtalten. Ein Ton herzlicher Gemütlichkeit gab ſeinen Veranſtal— tungen immer das Gepräge— ſo auch jetzt. „Herr Lange, Sie haben uns in Davos verſchiedentlich durch Ihre Stimme erfreut. Sie würden mich hoch be⸗ glücken, wenn Sie Ihre Kunſt auch heute einmal zeigten. Ich bitte Sie herzlichſt darum.“ Lange vermochte der freundlichen Aufforderung Frau Haſſels nicht zu widerſtehen. Er kannte kein Zieren und ſetzte ſich ſogleich an den Flügel. Ein paar Vorakkorde.— Das Stimmengewirr ver⸗ ſtummte. Er ſang Roſemaries„Der junge König“. Sein volltönender Bariton weckte Begeiſterung, die ſich, nachdem er geendet, in ein Beifallsrauſchen ſonder⸗ gleichen umwandelte. Lange wurde beſtürmt, ein zweites Lied zu ſingen. Kurt von Redwitz' Aerger wuchs. Er konnte ſeinen blinden Haß gegen Lange kaum noch meiſtern. Er verließ den Muſikſalon. In einem entfernter liegenden Zimmer ſaßen mehrere Herren beim Kartenſpiel. Denen geſellte er ſich zu. Langes Augen glitten umher. Sie ſuchten— ſuchten nach einer, die er in dem Kreis der ihn Umſchwärmenden und um eine neue Sangesgabe Bittenden vermißte. Wenn auch dieſe eine das gleiche Verlangen ſtellte— um wieviel lieber würde er es dann erfüllen! Jetzt ſah er ſie und las in ihren Augen: Bitte, bitte, ſinge weiter! Daß Kurt von Redwitz nicht mehr unter den Zuhörern weilte, befreite, als er es merkte, ſeine Seele von einem ſchweren Druck, der ihn vorhin bei ſeinem erſten Vortrag belaſtet hatte, ſo daß er ſich nicht ſo auswirken konnte, wie er gewollt. Wieder ſchlug er die Taſten an. Leiſe, ſüße Akkorde klangen durch den Raum. Das Vorſpiel zu Roſemaries Gedicht:„Ein Gleiches.“ Er vergaß, daß eine große Zuhörerſchar ihn umringte. Er wußte nur, daß dort hinten am Fenſter eine ſtand, der allein er mit ſeiner Kunſt dienen wollte. Sein Herz war übervoll— von Liebe und Schmerz. Er wollte es ihr im Lied einmal— nur einmal— aus⸗ drücken. Und dann— dann wollte er ſeinen Traum be⸗ graben— für ewig! Er fühlte es ſelbſt: Nicht ſein Mund formte die Worte: ſie drangen aus tieſſtem Herzensgrunde. „Du biſt gegangen und ſprachſt kein Wort— Das machte das Herz mir ſchwer— Ich habe geliebt dich und wieder geliebt— Sag', darf ich auch das nicht mehr?“ „Fühlſt du, Helene, ſüßes Mädchen, was du mir warſt, was du mir jetzt noch biſt?“— Das Zwiſchenſpiel war verklungen. „Die Wonne trug ich Tag um Tag Und ſchwieg, weil ſo dir's gefiel, Ganz leiſe nur aimete freier die Bruſt— Sag', war dir auch das zuviel?“ Und dann nach neuem, kurzem Zwiſchenakkord— leid— zerquält, entſagungsſeſt: „So will ich gehen, wo du nicht biſt, Und klagen, wo niemand hört.“ Und ſinge ich einſam verlorenes Glück, Dann wirſt du nicht mehr geſtört.“ Die Zuhörer waren völlig im Bann der hehren Kunſt⸗ offenbarung, die ihnen beſchert wurde. Sie hatten den Atem verholten, während Lange ſang; ſo hatte er ſie alle hingeriſſen. In Lange ſelbſt zitterte tiefe Erregung. Er wußte: in ſeinem Sang war Seele, lag ſeine Seele. Nur jetzt nicht aufſehen, nur nicht nachforſchen wollen, welchen Eindruck er bei Helene Haſſel erzielt hatte. Er fürchtete, ſich ſonſt zu verraten, die anderen könnten merken, wem ſein Geſang geweiht war. Das durfte nicht ſein— ſeinetwegen nicht und vor allem Helenes wegen nicht. Er mußte ſich befreien von ſeiner Erregtheit. Jetzt nur keine Lobhudeleien anhören müſſen! Was lag ihm am Beifall? Am meiſten erboſt war er über das Verhalten Helenes Und mitten in die Stille hinein— noch bevor ſich eine Copyright by Martin beuchtwanger, Halle(Saale! 7 Hand zum Beifall regie, der ſicherlich in noch ſtärkerem Maße als vorhin gekommen wäre— ſchlug er wieder die Taſten an. f Schwungvolle, wildbewegte, heiße Rhythmen einer Chopinſchen Mazurka verwiſchten ſchnell die elegiſche, ſen⸗ timental-ergreifende Wirkung des vorangegangenen Vor⸗ trags. Das und nichts weiter wollte er ja auch— ohne daß damit die Zuhörer aus ihrem Bann herausgeriſſen wurden. Er ſpielte frei von der Partitur, mit ſelbſtver⸗ geſſener Etſtaſe, ohne dabei den poetiſchen Inhalt des Wertes zu ſtören— auch jetzt wieder unbewußt und un⸗ beabſichtigt geheimnisvolle Tiefen ſeines Empfindungs⸗ lebens verratend. Nach wuchtigem Schlußakkord ſprang er auf, wiſchte ſich die Stirn ab. Das Spiel hatte ihn angeſtrengt. Er verſuchte, ſich ſchnell aus dem Muſikzimmer zu eut⸗ fernen. Er wurde umringt, umjubelt. Lautes:„Bravo! Bravo!“ und ſchallendes Händeklatſchen waren der Zu⸗ hörer äußerer Dant für den beſcherten Genuß. *** Das Feſt war beendet. Die Gäſte, ob des Gehörten, Erlebten hohen Lobes voll, brachen zur Heimkehr auf. Bald hatte auch der Letzte die gaſtliche Stätte geräumt. Nacheinander verlöſchten im Parterre die Lichter. „Ein wohlgelungener Abend! Nicht wahr, Luiſe?“ Karl Haſſel tätſchelte heiter-zufriedenen Sinnes ſeiner Frau die Backen. „Ich denke auch, unſere Gäſte waren zufrieden und werden uns nur Gutes nachſagen können.“ Frau Haſſel war müde und ihre Nerven waren ab⸗ geſpannt. „Sag mal, Frau, eins iſt mir aufgefallen. Was war eigentlich mit Redwitz heute abend los?“ „Ja, Karl, da fragſt du mich etwas, worüber ich ſelbſt ſchon vergeblich Aufklärung geſucht habe.“ „Mir ſcheint, es hat einen kleinen Krach gegeben zwiſchen Helene und Kurt.“ „Ja, ich habe denſelben Eindruck. Wenn's nur nichts Ernſteres iſt!“ f „J, woher denn! Sie werden ſich ſchon wieder ver⸗ tragen. Als ob wir zwei uns niemals gezankt hätten!— Wo iſt das Kind übrigens?“ „Helene läßt ſich bei dir entſchuldigen. Sie iſt ſchon hinauf in ihre Zimmer gegangen. Ein ſtarker Kopfſchmerz quälte ſie, wie ſie ſagte.“ Haſſel lachte. „Aha! Jetzt tut ihr der Streit ſchon leid und währ⸗ ſcheinlich wird's ihr keine Ruhe laſſen, bis ſie mit dem Herzallerliebſten ſich wieder verſöhnt hat. Den Kopfſchmerz wird ſie ſich ſchon verſchlafen.— Wir wollen auch ſchlafen gehen. Ich bin verflixt müde.“ *..* Der roſa Lampenbehang des elektriſchen Lichts gab dent Wohnzimmer Helenes ein anheimelndes Gepräge. Helene lag auf dem Ruheſtuhl. Die Hände über der Stirn zuſammengefaltet; die Augen weit, weit geöffnet; den Blick ſtarr zur Decke gerichtet. Auf dem Geſicht fahle Bläſſe. a Leblos der Körper. Ihr Geiſt aber wand ſich in faſt wilder Verzweiflung. Ein herber Zwieſpalt erfüllte ihre Sinne. Sie rang nach Klarheit und konnte ſie nicht finden. Es ſaß ein Etwas in ihrer Kehle, das nach Befreiung verlangte. Es war ihr, als müßte ſie erſticken. „Oh, Mutter! Komm, Mutter, hilf deinem Kinde!“ Ja, ja, die Mutter! Ganz leiſe dämmerte in der Müd⸗ chenſeele eine Erkenntnis auf. 1 Eine Erinnerung wurde in ihr wach. Sie ſah wieder das Entſetzen auf dem Antlitz ihrer Mutter, als ſie ihr in dem Davoſer Hotelzimmer die Ver⸗ lotung mitteilte. Sie erinnerte ſich ihrer Frage nach der Urſache ihrer Beſtürzung und der abwehrenden Antwort: „Frage jetzt nicht, mein Kind; ich darf dir keine Antwort geben.“ 5 Eine Ahnung überkam ſie... Vielleicht hatte die Mutter doch wohl berechtigte Gründe zu ihrer Abweiſung gehabt. Ein Schütteln befiel den Körper des Mädchens. Was war aus ihrem Glückstraum geworden? Sie ſann und ſann. Ihre Gedanken waren aufgewühlt. Was war es, was ſie all die Zeit hindurch ſo hem⸗ mungslos zu Kurt von Redwitz hingezogen hatte? Sie warf einen Rückblick auf die Verlobungszeit; ja, ſie ging noch weiter zurück, bis zu jenem Augenblick, wo ihr Kurt zum erſten Male als ausgeſprochener Verehrer entgegentrat. 1 Er war ihr ſchon des öfteren unter die Augen ge⸗ kommen— aber ſie hatte bis dahin nur wenig Notiz von ihm genommen. Bis zu dem Morgen am Skeletonſtartplatz auf der Schatzalp, als er ſich der Reihe ihrer Verehrer zugeſellte. Ein intereſſanter Menſchl, dachte ſie damals gleich. Ja, wirklich! Das Intereſſanteſte an ihm waren ſeine Augen, von denen ein geheimnisvolles Etwas auf ſie überſtrömte, eine Macht, die ihr eigenes Denken und Sin⸗ nen allemal, wenn ſie mit ihm zuſammenkam und mit ihm ſprach, völlig lahmlegte. ö f Und nicht, als ob ihr wäre! Der Bann, in den er ſie zwang, war von prickelnden Reiz. ö Und je länger, um ſo ſtärker wurde dieſer Bann, um ſo feſter wurden die Feſſeln. a f Dann kamen die Tage, an denen Lauge in ihr Leben trat. Redwitz geriet wieder mehr und mehr in den Ointer⸗ atund. Es ſchien, als ſei der Bann, den Redwitz aul ſie gelegt, gebrochen, als habe ein Stärkerer ven Starten be⸗ das etwa unangenehm geweſen zwungen.. 1 einem Runderlaß an die Reichsbehörden an— Im offenen Polizei⸗Auto durch Karlsruhe. Am Dienstag wurden der ehemalige badi⸗ ſche Staatspräſtident und Miniſter Dr. h. c. chen Konſum⸗Einkaufsgenoſſenſchaft in Ham⸗ fein Sekretär berufene Regierungsrat Stenz, ler des Reichsbanners und der Eiſernen Front Es gibt unzöhlige Wasch · methoden. jede mag richtig sein. Immer aber er- leichtern Sie sich die Arbeit, wenn Sie zum Eins eifen und Durchwaschen verwenden; nuch sklrk Verbilligter Stüclcpreis jetzt 10-23. 27 pfg. Zur Lage im Neith Eine Rede des Reichsminiſters Dr. Göbbels. Berlin, 17. Mai. Der Reichspropagandaminiſter Dr. Göb⸗ bels gewährte dem Berliner Vertreter des„Hamburger Fremdenblattes“ eine Un⸗ terredung über aktuelle politiſche Fragen, in der er u. g. folgendes ausführte: Der Nationalſozialismus hat die Zügel der Macht ergriffen. Er erhebt den Anſpruch, den Staat zu repräſentieren und hat das Beſtreben, die Nation und ihre ſämtlichen Ausdrucksmittel in ſich aufzuſaugen. Schnel⸗ ler als man erwarten konnte, hat ſich die Entwicklung in den letzten Wochen und Mo⸗ naten dieſen Tatſachen angepaßt. Den Ein— heitsſtaat, den Totalſtaat, errichtet man al⸗ lein durch die Kraft des Willens. Der von uns erſtrebte Einheitsſtaat wird der Erhaltung eines geſunden Eigenlebens jede Möglichkeit laſſen. Ein Land wie Bay⸗ ern wird ſeine Eigenart umſo ungezwunge⸗ ner pflegen können, je weniger dieſe Beſtre. bungen dem Verdacht ausgeſetzt ſind, einem reichsfeindlichen Partikularismus zu hul⸗ digen. Aehnlich hat man die Gleichſchaltung der Gewerkſchaften zu würdigen. Wir ſind duldſamer als man es wahrha⸗ ben möchte und auch den Parteien wer⸗ den wir ihr Leben laſſen, zumal der Zerſet⸗ zungsprozeß bei ihnen fortſchreiten wird. Wir denken nicht daran, die Mäßigung auf⸗ zugeben, die uns ſeit dem 30. Januar gelei— tet hat. Wir erwarten lediglich, daß man ſich nicht der Wucht der Ereigniſſe verſchließt. 2 Das ſind die Zeichen einer neuen Zeit! Die Zuſammenarbeit des Kabinetts iſt loyaler und freundlicher gar nicht vorſtellbar. Auch die führenden Männer, die nicht zu unſerer Partei gehören, haben ſich von der Richlig⸗ leit unſeres Wirkens überzeugt. Die anfäng⸗ liche Zurückhaltung hat ſich in eine vorbehalt⸗ loſe Anerkennung unſeres Könnens und un- ſerer Erfolge verwandelt. Unſere Aufgabe iſt es, den Strom des nationalen Geſchehens ſich unbehindert in die Zukunft ergießen zu laſſen. Ueber das, was wir wollen, ſind wir uns reſtlos klar. Auch haben wir in den letzten 13 Jahren ſehr viel Entwürfe reformatoriſcher Maß— nahmen ausgearbeitet, die wir heute nach Bedarf aus dem Schubladen ziehen können. Dennoch gedenken wir uns nicht zu über— eilen. Erſt wenn unſere Gedanken und Ziele zum Gemeingut Aller geworden ſind, wird der. nationalſozialiſtiſche Staat in reſtloſer Reinheit verwirklicht werden können und ich bezweifle nicht, daß 10 Jahre darüber ver— gehen werden. Die Verfaſſung des dritten Reiches ſoll ſich mit organiſcher Selbſtver— ſändlichkeit entwickeln. Politiſches Aherlei . Berlin. Der Eingang der Spenden für die Stiftung der Opfer der Arbeit nimmt von Tag zu Tag zu. Er hat einen derart erfreulichen Umfang angenommen, daß der Betrag die Summe von 500 000 Mark überſchritten hat. Berlin. Der Reichsinnenminiſter hat in geordnet, daß die Ausſchmückung der Dienſt⸗ gebäude mit Bildern und Büſten einer Revi— on unterzogen wied. Abbildungen uſw. von Perſönlichkeiten, die an dem November— umſturz 1918 beteiligt waren, ſollen nicht länger in Dienſtgebäuden geduldet merden. Ueberführung Nemmele⸗ Karlsruhe, 17. Mai. Adam Remmele, zuletzt Präſident der Deut⸗ fue und vor wenigen Tagen von dort auf Er⸗ huber der Regierung ausgeliefert, ferner der on Remmele in das Innenminiſterium als der frühere badiſche Staatsrat und Reichs⸗ lagsabgeordnete Rechtsanwalt Maru m, der Aedakteur an dem ſozialdemokratiſchen Karls⸗ nher„Volksfreund“, Grünebaum, Poli⸗ eitkommiſſar a. D. Furrer, ferner die Fi. n Baden mit anderen der SPD. angehören⸗ 90 Mitgliedern von dem im Weſtichen Stadt⸗ 65 gelegenen Gefängnis durch eine Reihe . traßen im offenen Polizeiauto nach dem dolheipeaſtdium überführt, von wo aus ſie ann nach der Strafanſtalt Kislau, dem jel⸗ gigen Konzentrationslager, verbracht werden. an dem Gefängnis hatte ſich eine rieſige terſchenmenge verſammelt, die die Verhaf⸗ zen bei ihrem Erſcheinen mit Pfeifen, Pfui⸗ Poltzeitraftwagen, auf dem die Verhafteten unter ſtarler Bedeckung entblößten Hauptes ſaßen, ſchritt eine zweireihige SS.-Kolonne untergefaßt zum Freimachen der Straße. Hin⸗ ter dem erſten Polizeiwagen folgte ein zweiter mit: SA. beſetzt. Außerdem war der Zug zu beiden Seiten und am Schluſſe von SA. Leu⸗ ten begleitet. Die Polizeiwagen fuhren lang⸗ ſam im Schritt durch eine tiefe, oft achtgliedrige Menſchenmenge. Ununterbrochen ertönten Pfui⸗ und Arbeiterverräter-Ruſe. Auch wurde über— all das Müller⸗Lied geſungen, eine Anſpie⸗ lung auf Remmele, der früher Müllerknecht war und ſeinerzeit das Singen des Müller— liedes in Baden bei Strafe verboten hatte. Der Zug ging am Landtagsgebäude, am Staatsminiſterium und am ehemaligen Ge— werkſchaftshaus vorbei, wo jeweils kurz Halt gemacht wurde. s Von dem Andrang des Publikums kann man ſich ein Bild machen, 1 0 man erfährt, daß der geſamte Straßenbahn- und Autover⸗ lehr vollkommen lahmgelegt war. Unterwegs wurden verſchiedene Rot-Front⸗Rufer ſofort verhaftet und auf dem zweiten Polizeiwagen mittrens portiert. N Anterſchlagung Fraktionsvorſitzender der SPD. unterſchlägt 200 000 Mark. Köln, 17. Mai. Ueber große Anterſchlagungen des Frak⸗ tionsvorſitzenden der ſozialdemokratiſchen Par⸗ tei, Görlinger, teilt die„Kölniſche Zei— tung“ mit: Der Stahlhelm hat mit einem Anter⸗ ſuchungsausſchuß die Räume der Kölner Ar⸗ beiter⸗Wohlfahrt bezogen und dort wichtige Feſtſtellungen gemacht. Es ergab ſich, daß der Fraktionsvorſitzende der Sozialdemokcatiſchen Partei, Görlinger, im März mit 100 000 Mark nach Saarbrücken geflüchtet iſt. Er hat die⸗ ſes Geld der Bank für Arbeiter, Angeſtellte und Beamte entnommen. Inzwiſchen iſt es ihm gelungen, zwei Angeſtellte zu beſtimmen, weitere 100 000 Mark an derſelben Kaſſe in Empfang zu nehmen und dieſen Betrag dem frühe ren Aachener Parteiſekretär Möniſſen in Trier auszuhändigen. Dieſe Summe hat Gör⸗ linger dann in Saarbrücken in Empfang ge⸗ nommen. Gegen die Helfer an dieſer Geld⸗ verſchiebung wird ſtrafrechtlich vorgegangen. Es fanden ſich auch Briefe, aus denen her— vorgeht, daß Görlinger für den Bankier Mol⸗ ling in Berlin, der inzwiſchen Selbſtmord begangen hat, Geſchäfte tätigte, die ihm ein Monatseinkommen von 2500 Mark für drei Jahre zuſicherten. Als Leiter der Arbeiter— Wohlſahrt bezog Görlinger 800 Mark Mo— natsgehalt. Aus der Heimat Gedenktage 17. Mai. 1821 Pfarrer Sebaſtian Kneipp, der Begrün⸗ der der Wörrishofener Waſſerkur, in Stephansried in Bayern geboren. 1840 Der Großinduſtrielle Auguſt Thyſſen in Eſchweiler geboren. 1860 Die Schriftſtellerin Nataly von Eſch— ſtruth in Hofgeismar geboren. Prot.: Jodokus— Kath.: Übaldus Sonnenaufg. 4.02 Sonnenunterg. 19.51 Mondaufg. 1.38 Mondunterg. 12.12. Immergrün Immergrün blüht, des lichten Laubwaldes zartblau leuchtender Bodenſchmuck. Maiſonne hat ſeine Kelche geöffnet und Mairegen ſeine ledrigen, ewig grünen Blätter jung gewa— ſchen. Ueber braunes Laub und tiefgrüne Moospolſter breitet die kleine vielverzweigte Staude ihre meterlangen, zähen, bindfaden⸗ dünnen Schnüre, ein Sinnbild des treuen, beharrlich vorwärts ſtrebenden Lebenswil— lens. Immergrün iſt eine äußerſt intereſſante Pflanze. Sie iſt das einzige nordalpinelleber⸗ bleibſel der Hundsgiftgewächſe oder Apozina— zeen. Ehedem, als noch tropiſch heiße Sonne über Europa glühte, mit vielen anderen Lia— nen(ſich windenden Holzgewächſen) auch über unſere Gegenden verbreitet, iſt Immer— grün allein imſtande geweſen, die nachfol— gende Eiszeiten zu überſtehen. Gleicherweiſe bedeutſam iſt der kleine Schlinger als das eigentliche Hexenkraut unſerer Ahnen. Frühere Jahrhunderte hofften, mit Hilfe des gebrochenen Immergrüns die ſogenann— ten Kehrhexen ſichtbar machen zu können. Kehrhexen waren jene böſen Geiſter, die mit umgekehrt aufgeſetztem Kopf umhergingen und nach der damaligen öffentlichen Mei— nung den Menſchen, dem Vieh und dem Acker entſetzlichen Schaden antaten.— Im— mergrün blüht... Die Menſchheit des 20. Jahrhunderts hat die Staude auf den ſtil— len Friedhof verpflanzt. Um das Grab lieber Toten rankt ſich die Jahrtauſende alte Pflanze, und ihre blauen Blütenſterne leuch— ten wie ein Gruß vom ewigen Leben. N * ** Erhebliche Zunahme der Rundfunkhöter. Auf der Jahresverſammlung der Internatio— nalen Union für das Rundfunkweſen in Luzern wies der Vorſitzende, Vizeadmiral Charles Car— pendale, von der Britiſh Broadkaſting Cor— poration. darauf hin, daß die Zahl der re⸗ giſtrierten Empfangsapparate in Europa im Jahre 1932 um nahezu drei Millionen zu⸗ genommen habe, womit ſich die Zahl der Radiohörer in Europa um ſchätzungsweiſe acht Millionen vermehrte. Dieſe Zunahme der europäiſchen Hörer während einer Zeit der Kriſe überſchritt diejenige von 1929, des letz⸗ ten guten Jahres der Nachkriegszeit um ca. 2,25 Millionen. Zur Neuregelung der Kurzarbeiterunter⸗ ſtützung. Der Reichsverband des deutſchen Handwerks hatte kürzlich bei den zuſtändigen Reichsſtellen eine Aenderung der Beſtimmun— gen über die Kurzarbeiterfürſorge erbeten. Ins⸗ beſondere ſollte die jetzt vorgeſehene Mindeſt⸗ zahl von 10 beſchäftigten Perſonen völlig geſtrichen oder wenigſtens auf vier bis fünf Arbeitnehmer herabgeſetzt werden. Dem Reichs⸗ verband wurde von beſonderer Seite erklärt, daß zurzeit noch Verhandlungen darüber ge⸗ führt werden, wer Träger der Arbeitsloſen— bezw. Kurzarbeiterunterſtützung ſein ſoll. So— lange dieſe Vorfrage nicht geklärt ſei, könnten Aenderungen der gegenwärtigen Rechtslage in der Kurzarbriterunterſtützung nicht erwartet werden. Wer ſein Rind liebt, gibt ihm Hathreiner mit Milch! Märkte und Vörſen Vom 16. Mai. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt. Auftrieb: 81 Ochſen, 100 Bullen, 310 Kühe, 223 Färſen, 805 Kälber, 17 Schafe, 1919 Schweine, 4 Ziegen. Bezahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Rm.: Ochſen 29 bis 31, 24 bis 27, 26 bis 28,—,—,—; Bul⸗ len 25 bis 28, 23 bis 25, 20 bis 22,—; Kühe 22 bis 24, 18 bis 22, 14 bis 18, 11 bis 13; Färſen 30 bis 32, 25 bis 28, 24 bis 26 Kälber—, 38 bis 40, 36 bis 38, 32 bis 35, 28 bis 32; Schafe 20 bis 27; Schweine 5 39 bis 40, 38 bis 40, 38 bis 40, 34 bis Zirkus in Zahlen Die Manege als Wirtſchaftsfaktor Die kurz bevorſtehende Ankunft des Zirkus Krone lenkt mit Recht die Aufmerkſamkeit weiteſter der Organiſation und des Verbrauches in einem ſo rieſigen fahrenden Unternehmen, wie es der Zirkus Krone darſtellt. Kreiſe auf die Fragen am 26. April ein!“ 800 Tiere verſchlingt(bitte dies nur bei den Tieren wortwört⸗ lich zu nehmen) zuſammen mit allen laufenden Ausgaben zwiſchen 16000 und 18 000 Mark täglich. Beweiſe: Da liegt ein alter Frachtbrief aus dem vorigen Jahre. Er berichtet, daß die vier Extrazüge allein für den Transport von Mühl⸗ hauſen im Elſaß nach München eine Frachtſumme von 40500 Mark erforderten. Da liegen Quittungen, aus dem Einkaufs⸗ etat des Unternehmens wahllos entnommen:„Betrag für 160 Zentner Heu dankend erhalten!“—„130 Zentner Stroh ſind ordnungsmäßig bezahlt worden!“— 425 Zentner Sägeſpäne zur Verwendung in der Manege ging „Der Betrag für Der Pferdebeſtand eines friedensſtarken Regiments wandert alljährlich in den Magen der Löwen, Tiger und anderen Beſtien. Tag um Tag werden drei bis vier Pferde geſchlachtet. achtzehn Pfund friſches Fleiſch verbraucht ein Tiger beiſpiels— weiſe zu einer einzigen Mittagsmahlzeit. Sieben Brote hinter— einander ſtellen für einen Elefanten nicht viel mehr dar als für uns ein paar bayeriſche Klöße. Reichsbahn und Reichspoſt ſind Großverdiener am Zirkus Krone. Mehrere hunderttauſend Mark vereinnahmt die Reichs— bahn jährlich durch den Transport der vier Extrazüge. Zwei— und Nieder⸗Rufen empfingen. Vor dem erſten Direktor Sarl Krone der geniale Gründer und Eigentümer des größten europäiſchen Zirkusunternehmens Dem Zirkus Krone geht der Ruf voraus, der größte Zirkus der Alten Welt zu ſein. Wer eine ſolche Behauptung aufſtellt, muß dies auch durch Ziffern beweiſen können. Nun, der Zirkus Krone kann dieſen Beweis ſpielend beibringen. Gewaltige Ziffern, die Markſummen darſtellen, marſchieren auf: Zwei große Ausgabepoſten ſtehen im Vordergrund des Etats. Es ſind dies die Koſten für Gehälter und Löhne und für Fourage aller Art. Der Troß der 1200 Menſchen und tauſend bis zweitauſendfünfhundert Briefe gehen täglich in den acht Büroabteilungen hinaus in alle Welt; Briefmarken werden nur en gros, aber leider ohne Rabatt, eingekauft. Die Rechnungen für Telephon und Telegramme erreichen in jeder Stadt auch nur bei drei- oder viertägigem Aufenthalt vier— ſtellige Markſummen. Ein erheblicher Teil der Einnahmen bleibt gleich in der jeweiligen Gaſtſpielſtadt. Zwölfhundert Menſchen wollen wohnen, eſſen und Dinge des täglichen Bedarfs einkaufen. Geht das Geſchäft in einer Stadt einmal für den Zirkus ſchlecht, ſo kann es paſſieren, daß er direkt und indirekt mehr Geld dort läßt, als er einnimmt. Die laufenden Ausgaben der zwölfhundert, die jetzt mit Krone kommen, betragen in jeder Stadt im Durchſchnitt in je dre Tagen 15000 Mark. Statiſtiſch errechnet und unter Beweis zu ſtellen! Auf der Ueberſiedlung von Landshut nach Straubing ging ein See⸗Elefant ein. Ueber 20 000 Mark Verluſt an einem einzigen Tage! In Marſeille wurden in drei Tagen 28 wert⸗ volle Kamele und Dromedare von einer tropiſchen Krankheit dahingerafft. In Turin erlitten im Auguſt des Vorjahres drei Seelöwen und ein Eisbär Hitzſchlag. In Wien ſtarb ein Tiger. der beſte aus ſeiner Gruppe, am Herzſchlag. In Budapeſt gingen zwei Leoparden und eine Löwin ein. Verluſte, die hunderttauſend Mark überſteigen, unvorhergeſehene Verluſte in einem einzigen Jahre. Verluſte, die allerdings den Zirkus zum wertvollen Käufer für die großen Tierhandlungen machen.