Lokales —— Die Entſtehung der Natur⸗ bühne Viernheim. Schon im Jahre 1922 befaßte ſich Herr Winkenbach mit dem Gedanken, eine Freilicht⸗ bühne auf dem Gelände der Neutzer⸗Lache zu ſchaffen und das Tellſchauſpiel zur Aufführung gelangen zu laſſen. Winkenbach war ſich ſeiner Aufgabe voll bewußt und deshalb ließ er, als er die erforderliche Unterſtützung nicht fand, rechtzeitig von ſeinem Vorhaben ab. Sein Ge⸗ danke lebte aber fort, bis er zehn Jahre ſpäter den geeigneten Zeitpunkt erfaßte und die Grund⸗ mauern des großen Werkes fundamendierte. Nun ſind alle Bedenken, ob der Turnverein ſeiner ungeheuer großen Aufgabe gewachſen iſt, beſei⸗ tigt. Eine ſtaunenswerte Naturbühne, ein Kunſt⸗ und Meiſterwerk iſt erſtanden; die Schauſpieler ſind zur Spieleröffnung herangereift. Nur noch wenige Tage trennen uns von den ereignisvollen Stunden, wo unauslöſchliche lebfriſche Bilder vor unſeren Augen vorüberziehen, wo ſich aber auch herzzerreißende Scenen vor uns abſpielen werden. Das Tellſchauſpiel iſt unſeres Dichterfürſten „Friedrich von Schillers“ Höchſtleiſtung und für ein Volk, deſſen vaterländiſche Pflichten ſtets an eine nationale Geſinnung erinnern, wertvoll ⸗ ſte Schöpfung. Deshalb darf niemand dieſem hochdramatiſchen Schauſpiel fernbleiben. Vom jüngſten ſchulpflichtigen Kind bis zu dem älte⸗ ſten Einwohner muß Viernheim die gewaltigen Leiſtungen ſeiner rührigen Landsleute und Schillers bedeutendſtes Werk ſchauen. Der Turn⸗ verein von 1893 verdient nicht nur den Dank, ſondern auch die weitgehendſte Unterſtützung unſerer Gemeinde, da es ihm nur unter unge heuren Aufwendungen an Geld, Mühe und Ar- beit gelungen iſt, am hieſigen Platz einen Ge⸗ ſundbrunnen zu ſchaffen, aus dem unſere ganze Gemeinde und tauſende auswärtiger Beſucher einen friſchen, geſunden und zeiterforderlichen Geiſt ſchöpfen werden. Ueber die Schöpfung der Naturbühne iſt folgendes zu erwähnen: Die Leitung und Durchführung des Bühnen⸗ und Zeltbaues liegt in der zuverläſſigen Hand des Herrn Karl Hook. Die einzelnen Bauten wur⸗ den mit Anleitung von Karl Hook und Hans Winkenbach von dem Zimmermann Valentin Träger, Sohn von Adam Träger gezeichnet, konſtruiert und aufgebaut. Eine beachtenswerte Leiſtung, die eine gute fachmänniſche Durchbil⸗ dung des wackeren Turnersmannes erkennen läßt. Ein weiterer Meiſter des Schauſpiels und der Kunſt erkennt man in der Perſon des verknöcher⸗ ten Sportsmannes Nikolaus Hofmann, Sohn Adam Hofmann. Er iſt der Zeichner des gro⸗ ßen Werbeplakates mit dem eindrucksvollen Tell⸗ kopf, er iſt der Fertiger aller kunſtvollen Maler- arbeiten der Naturbühne und ſchließlich gibt ihm noch ſeine hochgradige kombinierte Veranlagung die Befähigung, bei dem Schauspiel die Haupt- rolle„Wilhelm Tell“ zu ſpielen. Ueber den Inhalt und die nähere Bedeutung des Tellſchau⸗ ſpiels werden wir in den nächſten Tagen noch berichten. „Kath. Jugend- u. Jungmänner⸗ Verein. Die Mitglieder werden gebeten, das heutige Inſerat zu beachten. »Ein Einmachkurſus beginnt dem⸗ nächſt. Anmeldungen werden entgegengenommen im Inſtitut St. Mariä der Engl. Fräulein. Männergeſangverein 1843 Heppenheim a. d. B. Am 9. Juli d. Is. feiert der älteſte Ver⸗ ein der Stadt Heppenheim ſein 90jähriges Stif⸗ tungsfeſt. An demſelben Tage veranſtaltet der Gau„Bergſtraße“ einen Gauliederwerbetag, die verſchiedene Ausſchüſſe ſind gebildet und haben ihre Arbeit bereits angetreten. Die ſangesfrohe Bevölkerung der Stadt bemüht ſich allen aus⸗ wärtigen Sänger und ſonſtige Teilnehmer des Feſtes den Aufenthalt in der althiſtoriſchen Stadt 1 ſo angenehm wie möglich zu machen. Am Vor⸗ abend des Feſtes iſt ein großer Commers ge plant, an dem ſich die Brudervereine der Stadt Heppenheim gerne zur Verfügung ſtellen. Es iſt mit Beſtimmtheit anzunehmen, daß dieſer Commers ein künſtliches Gepräge bekommt. Am Vormittag des 9. Juli findet ein großes Wer⸗ tungsſingen in 2 Lokalen ſtatt, wobei in jedem Lokal 10 Vereine mitſingen werden. Jeder Verein ſingt 2 Chöre wobei ein Volkslied ſein muß. Dieſes Wertungs⸗Singen wird ſicher zu einem ſchönen und genußreichen Konzert geſtaltet. Als Wertungsrichter ſind gerechte und einwand⸗ freie Männer gewonnen. Morgens vor dem Wertungs⸗Singen findet auf 3 öffentl. Plätzen ein ſogenanntes Frühſingen ſtatt. Der Gau „Bergſtraße“ hält am Nachmittag eine große Kundgebung auf dem hiſtoriſchen Marktplatz ab. Gewaltige Maſſenchöre teils mit Orcheſterbeglei⸗ tung werden bei dieſer Kundgebung zum Vor⸗ trag gebracht. Anſchließend daran iſt die Auf⸗ ſtellung zum Feſtzug. Es kann jetzt ſchon ge⸗ ſagt werden, daß dieſer Feſtzug eine Anziehungs⸗ kraft für viele hunderte von Sängern und Sanges⸗ freunde ſein muß. Sind doch jetzt ſchon außer einzelnen Gruppen ſchon 15 Feſtwagen gemeldet von denen jeder ein Volkslied darſtellen wird. In lobenswerter Weiſe haben ſich die Heppen⸗ heimer Vereine und Innungen zur Verfügung geſtellt, um dem deutſchen Lied einen ſchönen und unvergeßlichen Tag bereiten. Alles arbeitet Hand in Hand von dem einen Gedanken beſeelt „Uns eint der Töne mächtig Band, hoch deut⸗ ſches Lied und Vaterland.“ Es kann deshalb den Vereinen die ihre Zuſchrift noch nicht gegeben haben uur empfoh⸗ len werden das 90jährige Stiftungsfeſt des M. G. V. 1846 zu beſuchen. Die Gaſtſreund⸗ ſchaft der Heppenheimer Bevölkerung und die Sehenswürdigkeiten der alten Stadt am Fuße der Starkenburg wird manchen Sänger das Feſt in Heppenheim nicht vergeſſen laſſen. Nach Be⸗ endigung des Feſtzuges wird auf einem großen Feſtplatz in einem großen Zelt ein frohes mun⸗ ter Treiben bei Geſang und Tanz den Schluß des Feſtes finden. Ganz gewiß wird die ganze Veranſtaltung aufgebaut auf den Grundgedanken einer echten deutſchen Volksgemeinſchaft „Für Heimat, Volk und Vaterland.“ Aufruf! Zur Vornahme der am 16. Juni 1933 ſtattfindeten Volks-, Berufs- und Betriebszählung iſt eine große Anzahl von Zäblern erforderlich. Die weſentliche Aufgabe der Zähler beſteht darin, die Zählungsformulare an einem noch zu be⸗ ſtimmten Tag in die Häuſer zu verteilen und dann ſpäter, unter Kontrolle der ordnungs- mäßigen Ausfüllung, wieder einzuſammeln. Nöti⸗ genfalls wären auch Unkundige bei der Ausfüllung der Zählungsformulare durch die Zähler zu unterſtützen f Jedem Zähler ſollen nur verhältnismäßig wenige Haushaltungen zugewieſen werden. Es würde der Abwicklung des Zählgeſchäftes ſehr förderlich ſein und mit Dank angenommen, wenn hieſige dorfkundige und ſchreibgewandte Ein⸗ wohner ſich freiwillig als ehrenam tliche Zähler zur Vornahme des Zählgeſchäftes zur Verfügung ſtellen würden. Schriftliche oder mündliche Anmeldungen werden bis ſpäteſtens 22. ds. Mts. unter ge⸗ nauer Angabe der Anſchrift des Hilfsbereiten an die Bürgermeiſterei erbeten. Viernheim, den 17. Mai 1933. Der Zählkommiſſar: Bechtel, komm. Bürgermeiſter. Vereins ⸗Anzeiger. Krieger⸗ und Soldatenverein Teutonia mit Schützenabteilung. Heute Mittwochabend halb 9 Uhr im Lokal zum Schützenhof Verſamm⸗ lung ſämtlicher Schützen. Auch der Spiel⸗ mannszug, und ſolche, welche Dieſem beitreten wollen, haben zu erſcheinen. Beſprechung des Gauſchießens am 16. Juni ds. Is. Voll⸗ zähliges Erſcheinen erwartet Der Vorſtand. FFF Aua Vom 21. Mai bis 25. Juni 1933 an allen Sonn- u. Feier- tagen, jeweils nachmittags 773 Uhr(Schluß 7/27 Uhr) auf der Naturbühne, Aufführungen des hochdramatiſchen Schauſpiels Mabel le von Friedrich von Schiller Zum Beſuch dieſer großartigen Schauſpiele iſt die verehrl. Ein⸗ wohnerſchaft Viernheims u. Um⸗ gebung freundlichſt eingeladen. Turnverein von 1893 Viernheim. kannn Bekanntmachung. Die Gewerbeſcheine(Patente) für 1933 liegen bei den zuſtändigen Kaſſenſtellen zur Abholung be⸗ reit. Sie ſind, ſoweit noch nicht geſchehen, von den Gewerbetreibenden des Finanzamtsbezirks gegen Entrichtung der Stempelgebühr Vermeidung der Beitreibung Mai 1933 bei der zuſtändigen Kaſſenſtelle, Finanz⸗ kaſſe oder Untererhebſtelle, während der bekannten Kaſſeenſtunden einzulöſen. Heppenheim, den 12. Mai 1933. Finanzamt Heppenheim Qualitsts- Räder von 2. RM. zur bis ſpäteſtens 31. mit Freilauf erhalten Sie von RM 52.50 an bei 3064 fflarun Decker 300 Mitwirkende— Zuſchauerraum.— Aufführung auch 2000 numm. Sitzplätze in gedecktem, regenſicherem bei zweifelhaftem Wetter. Kath. Jugend⸗ und Jungmänner⸗Verein „Heute 8 Uhr in der Sporthalle Geländes portes Leiter: Herr Lehrer Höllfritſch Wehrsport Leiter: Herr Bugert. Mannheim. N 2. 12 Fahrradteile bitligst! Eine gute ganze 2 2 Violine mit Kaſten für 20%. zu verkaufen. Lorſcherſtraßze 19 Beginn des Weil, Präſes. 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Biernheimer Anzeiger (Sternbeimer Tageblatt— Blernbeimer Nachrichten) 1,40 aktuelle intereſſante„Sonntagsblatt“, kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung Erſcheint taglich mit Ausnahme der Sonn- und Feierta ˖ ag onn⸗ ge.— Bezugspreis monatl. t fre ine Haus gebracht.— Gratisbeilagen; wöchentl. das ches illuſtrierte halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- (Siernheimer Bürger- Ztg.— Biernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, großere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtells u. von sämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes ede bei Anzeigen werden nach Möglichkeit e— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kam jedoch eine Gewa Nummer 115 — Donnerstag, den 18. Mai 1933 r nicht übernommen denlſchland wil Friede und gleiches Recht Großer Tag im Reichspariament— Reichskanzler Hitler ſpricht zum deutſchen Volk und zur Welt Der Reichstag einmütig hinter der Regierung— Eine eindrucksvolle Kundgebung nationaler Geſchloſſenheit Berlin, 18. Mai. In der Reichstagsſitzung vom Mittwoch hielt Reichskanzler Adolf Hit⸗ ler die mit großer Spannung erwartete Rede zur außenpolitiſchen Lage und zur Ab⸗ ö rüſtungsfrage. Nach der Kanzlerrede, die mit ſtüͤrmiſchem, langanhaltendem Beifall aufgenommen wurde, wurde ohne Aus— iprache ein Ankrag einſtimmig angenommen, der von den Nationalſozialiſten, den Deutſch— nationalen, dem Zentrum und der Baye⸗ riſchen Volkspartei eingebracht worden war. der Antrag hat folgenden Wortlaut: „Der Deutſche Reichstag als die Ver⸗ trekung des deutſchen Volkes billigt die Erklärung der Reichsregierung und ſtellt ſich in dieſer für das Leben der Nation enkſcheidenden Schickſalsfrage der Gleich- berechkigung des deutſchen Volkes ge⸗ ſchloſſen hinter die Reichsregierung.“ Auch die Sozialdemokraten ſtimmten für die⸗ ſen Antrag. Nach dem Geſang des Deutſch⸗ land⸗Liedes und des Horſt-Weſſel-Liedes vertagte ſich der Reichstag. Der Verlauf der Sitzung Der Reichstag erlebte am Mittwoch einen wahrhaft großen Tag und eine 5 denkwürdige Sitzung. Am Vormit⸗ tag waren die Fraktionen zuſammenge⸗ treten, um die politiſche Lage zu beſprechen. Mittags 12 Uhr tagte der Aelteſtenaus⸗ ſchuß. Er beſchloß, nach der angekündig⸗ ten Kanzlerrede keine Debatten ſofort den Antrag, rungserklärung billigt, zur ſtattfinden, der die Regie⸗ Abſtimmung 5 91 55 zu laſſen. Das Gebäude der Krolk⸗ er, ſitzung am Nachmittag ſtattfand, war ſeit 2 in dem die bedeutungsvolle Plenar⸗ Uhr in weitem Umkreis polizeilich abgeſperrt. Trotz des Regens hatten ſich zahlreiche Neu⸗ gierige eingefunden, Reichskanzlers, uſw. zu beobachten. ungsbeginn waren die Publikum und Preſſe überfüllt. Im er⸗ um die Auffahrt des der Miniſter, Diplomaten Schon lange vor Sit⸗ Tribünen für ſten Rang waren die Einrichtungen für die Rundfunkübertragung und für die Tonfilm⸗ 5 1 Auf der Bühne ſaßen zur Seite des Präſidiums die Reichsminiſter, denten der Länder. Das Reichskabinelt war vollzählig er⸗ ſchienen. Neben den Reichsminiſtern ſah man Skaatsſekretär Meißner und den Kronprinzen. In der Diplomatenloge wohnte das 1 vollzählig erſchienene diplomatiſche Korps, darunter der franzöſiſche Botſchafter 8 und der engliſche olſchafter Sir Horace Rumbold der zung an. Um 15 Uhr nachmittags war 8 a Nur in den zanken der Sozialdemokraten zeigten ſich einige Lücken. Die nationalſozialiſtiſchen lühsordneten trugen das Braunhemd. Um 15 Uhr ertönte das Zeichen zum Beginn an ch Hitler, in der SA.-Uni⸗ orm, gefolgt vom KReichsinnenminiſter Dr. Frick, ſchritt, während ſämlliche Abgeordnete und die Tribünenbeſucher ſich von den Plätzen erhoben, zu ſeinem Platz auf der Regierungsbank. Präſident Göring eröffnete ſofort die 8 fe mit knappen, einleitenden Worten, le auf den Ernſt der Stunde hinwieſen. ann erteilte er dem Reichskanzler das 1 Reichskanzler Adolf Hitler führte u. a. aus:„Abgeordnete! Männer und Frauen des Deutſchen Reichstages! Namens der Reichsregierung habe ich den Reichstagspräſidenten Göring gebeten, den Deutſchen Reichstag einzuberufen, um vor dieſem Forum zu den Fragen Stellung zu nehmen, die heute nicht nur unſer Volk, ſon⸗ dern die ganze Welt bewegen. Die Ihnen bekannten Probleme ſind von ſo großer Be— deutung, daß von ihrer glücklichen Löſung nicht nur die politiſche Befriedung, ſondern auch die wirtſchaftliche Rettung Aller ab— l hängt. Wenn ich dabei für die deutſche Re— ö Wort. Unter lautloſer Stille begab ſich der Kanzler zum Rednerpult. N gierung dem Wunſche Ausdruck gebe, ihre Behandlung der Sphäre jeder Leidenſchaft— lichkeit zu entziehen, dann geſchieht es nicht zum geringſten in der uns alle beherrſchen— den Erkenntnis, daß die Kriſe der heutigen Zeit ihren tiefſten Urſprung ſelbſt nur jener Leidenſchaft zu verdanken hat, die am Ende des Krieges Klugheit, Einſicht und Gerech— tigkeit der Völker verdüſterten. Denn alle jene die Kriſis verurſachen⸗ den Probleme liegen in den Mängeln des Friedensverkrages begründet, der es nicht vermochle, die wichtigſten und ent⸗ ſcheidenden Fragen für alle Zukunft überlegen, klar und vernünftig zu löſen. Weder die nationalen noch die wirtſchaft— lichen oder gar die rechtlichen Angelegenhei— ten und Forderungen der Völker ſind durch dieſen Vertrag in einer Weiſe gelöſt worden, daß ſie vor der Kritik der Vernunft für alle Zeiten beſtehen könnten. Es iſt daher ver— ſtändlich, daß der Gedanke einer Reviſion nicht nur zu den dauernden Begleiterſchei— nungen und Auswirkungen dieſes Vertrages gehört, ſondern daß eine Reviſion ſogar von ſeinen Verfaſſern als notwendig vor— geſehen warde und daher im Vertrage ſelbſt ihre rechtliche Verankerung fand. Der Reichs⸗ kanzler wendete ſich dann den politiſchen und wirtſchaftlichen Problemen zu, die der Ver⸗ trag hätte löſen ſollen und fuhr fort: Es iſt nicht weiſe, die wirtſchaftlichen Lebens⸗ möglichkeiten einem Volke zu entziehen, ohne Rückſicht darauf, daß die davon abhängige Bevölkerung darauf angewieſen iſt, in dieſem Gebiete weiterhin zu leben. Die Meinung, daß die wirkſchafkliche Vernichtung eines 65⸗Millionen-Volkes anderen Völkern einen nützlichen Dienſt erweiſe, iſt eine unſinnige. Sehr bald würden die Völker, die ſo verfah- ren würden, nach den natürlichen Geſetzen von Urſache und Wirkung ſpüren, daß ſie derſelben Kataſtrophe zugeführt werden, die ſie dem einen Volke bereiten wollten. Der Gedanke der Reparationen und ihrer Durchführung wird einmal in der Völkergeſchichte ein Schulbeiſpiel dafür ſein, wie ſehr die Außerachtlaſſung der inter⸗ nationalen Wohlfahrt allen ſchädlich ſein kann.(Zuſtimmung.) Tatſächlich konnten die Reparationen nur vom deutſchen Export bezahlt werden. In gleichem Ausmaß wie Deutſchland wegen der Reparationen als in⸗ ternationales Exportunternehmen betrachtet wurde, mußte aber der Export der Gläubi⸗ gerſtaaten leiden. Der wirtſchaftliche Nut⸗ zen der Reparationszahlungen konnte daher in keinem Verhältnis zu dem Schaden ſte— hen, der den einzelnen Volkswirtſchaften mit den Reparationen zugefügt wurde.(Sehr richtig.) Es iſt die Schuld des Verſailler Vertrages, eine Zeit eingeleitet zu haben, in der finanzielle Rechenkunſt die wirtſchaftliche Deutſchland hat dieſe ihm auferlegten Verpflichtungen kroß der ihnen innewoh⸗ nenden Unvernunft und der voraus zuſe⸗ henden Folgen geradezu ſelbſtmörderiſch kreu erfüllt. Die internationale Wirk- ſchaftskriſe iſt der unumſtößliche Beweis für die Richtigkeit dieſer Behaupkung. Der Gedanke der Wiederherſtellung eines all— gemeinen internationalen Rechtsempfindens iſt durch den Verſailler Vertrag nicht minder vernichtet worden. Um die geſamten Maß⸗ nahmen dieſes Ediktes zu motivieren, mußte Deutſchland zum Schuldigen geſtempelt wer⸗ den. Das iſt ein ebenſo einfaches wie aller⸗ dings unmögliches Verfahren. In Zukunft wird alſo immer die Schuld an Auseinander- ſetzungen der Beſiegte tragen, denn der Sieger hat ja immer die Möglichkeit, dieſe Feſtſtellung einfach zu treffen.(Lebhafte Zuſtimmung.) Die Begriffe Sieger und Beſiegte wurden damit förmlich zum FFunda⸗ ment einer neuen internationalen Rechts⸗ und Geſellſchaftsordnung gemacht. Die Dis— qualifizierung eines großen Volkes zu einer Nation zweiter Klaſſe wurde in einem Augenblick proklamiert, in dem ein Bund der Nationen aus der Taufe gehoben werden ſollte.(Zuſtimmung.) Dieſe Behandlung Deutſchlands konnte in der Folge nicht zu einer Befriedung der Welt führen. Die da⸗ mit für nötig erachtete Abrüſtung und Wehr⸗ losmachung der Beſiegten, ein in der Ge⸗ ſchichte der europäiſchen Nationen unerhör— ter Vorgang, war noch weniger geeignet, die allgemeinen Gefahren und Konfliktsſtoffe zu vermindern, ſondern führte nur in den Zuſtand jener ewigen Drohungen, Forderun— gen und Sanktionen, die als fortdauernde Unruhe und Unſicherheit zum Grabe der ge⸗ ſamten Weltwirtſchaft zu werden drohen. (Beifall.) Der Völkerbund hat bisher gerade den Schwachen, nicht Gerüſteten keine merk⸗ liche Hilfe zukommen zu laſſen vermochk. (Erneute Juſtimmung.) Verträge, die zur Befriedung des Lebens der Völker untereinander abgeſchloſſen wer⸗ den, haben nur dann einen inneren Sinn, wenn ſie von einer wirklichen und aufrich— tigen Gleichberechtigung Aller ausgehen. Ge⸗ rade darin liegt die Haupturſache der Jahren die Welt beherrſchenden Daß aber die heute vorliegenden 111 eil Gärung. Necho! 5 Probleme eine vernünftige und endgültige Löſung er— fahren, liegt im Intereſſe Aller. Kein neuer europäiſcher Krieg wäre in der Lage, anſtelle der unbefriedigenden Juſtände von heute etwas Beſſeres zu ſetzen. Im Gegenteil, weder poliliſch noch wirkſchaftlich, könnte die Anwen- dung irgendwelcher Gewalt in Europa eine günſtigere Situation hervorrufen als ſie heute beſleht. Neue Kriege, neue Opfer, neue Unſicher— heit und eine neue Wirtſchaftsnot würden die Folge ſein. Der Ausbruch eines ſolchen Wahnſinns ohne Ende aber müßte zum Zu— ſammenbruch der heutigen Geſellſchaft und Staatenordnung führen. Ein im kommuni⸗ ſtiſchen Chaos verſinkendes Europa würde eine Kriſe von unabſehbarem Ausmaß und nicht abzuſchätzender Dauer heraufbeſchwören Es iſt der kiefernſte Wunſch der nalio⸗ nalen Regierung des Deutſchen Reiches, eine ſolche unfriedliche Entwicklung durch ihre aufrichtige und kätige Mitarbeit zu verhindern. Das iſt auch der innere Sinn der in Deutſch⸗ land vollzogenen Umwälzung. Die drei Ge⸗ ö gengekommen wäre. begründet. ſichtspunkte, die unſere Revolution beherr⸗ ſchen, widerſprechen in keiner Weiſe den In⸗ Vernunft umzubringen ſcheint.(Beifall.) tereſſen der übrigen Welt: 0 1. Berhinderung des drohenden tommu⸗ niſtiſchen Amſturzes und Aufbau eines, die verſchiedenen Inkereſſen der Klaſſen und Skände einigenden Volksſtagtes und die Erhaltung des Begriffs Eigenkum als Grundlage unſerer Kultur. 2. Löſung des ſchwerſten ſozialen Problems durch die Zurückführung der Millionenarmee unſerer bedauernswerien Arbeilsloſen in die Produktion. 3. Wiederherſtellung einer ſtabilen und autoritären Stkaaks- führung, getragen von dem Verkrauen und Willen der Nation, die dieſes große Volk endlich wieder der Welt gegenüber vertragsfähio macht Wenn ich in dieſem Augenblick bewußt ars deutſcher Nationalſozialiſt ſpreche, ſo möchte ich namens der nationalen Regierung und der geſamten nationalen Erhebung bekunden, daß gerade uns in dieſem jungen Deutſchland das tiefe Verſtändnis beſeelt für die gleichen efühle und Geſinnungen, ſowie für die be⸗ Wer Lebensanſprüche der anderen ölker.(Beifall.) Indem wir in grenzenloſer Liebe und Treue an unſerem eigenen Volks⸗ tum feſthalten, reſpektieren wir die nationa⸗ len Rechte der anderen Völker aus dieſer ſel— ben Geſinnung heraus und möchten aus tief— ernſteſtem Herzen mit ihnen in Frieden und Freundſchaft leben.(Lebhafter Beifall.) Wir kennen daher auch nicht den Begriff des Ger— maniſierens. Die geiſtige Mentalität des vergangenen Jahrhunderts, aus der heraus man glaubte, vielleicht aus Polen und Fran— zoſen Deutſche machen zu können, iſt uns ge⸗ nau ſo fremd, wie wir uns leidenſchaftlich gegen jeden umgekehrten Verſuch wenden. (Stürmiſcher, langanhaltender Beifall.) Wir ſehen die europäiſchen Nationen um uns als gegebene Tatſachen. Franzoſen, Polen und ſo weiter, ſind unſere Nachbarvölker und wir wiſſen, daß kein geſchichtlich denkbarer Vor⸗ gang dieſe Wirklichkeit ändern könnte. Es wäre ein Glück für die Welt geweſen, wenn im Vertrag von Verſailles dieſe Realitäten auch in Bezug auf Deukſch⸗ land gewürdigt worden wären.(Erneu⸗ ker ſtürmiſcher Beifall.) Eine überlegte Behandlung der europäiſchen Probleme hätte damals im Oſten ohne weite— res eine Löſung finden können, die den ver— ſtändlichen Anſprüchen Polens genau ſo wie den natürlichen Rechten Deutſchlands entge— (Zuſtimmung.) Der Vertrag von Verſailles hat dieſe Löſung u icht gefunden. Dennoch wird keine deutſche Regierung von ſich aus den Bruch einer Vereinbarung durchführen, die nicht beſeitigt werden kann ohne durch eine beſſere erſetzt zu werden. N Allein dieſes Bekenntnis zum Rechkscha⸗ rakter eines ſolchen Vertrages kann nur ein allgemeines ſein. Nicht nur der Sieger hat den Anſpruch auf die ihm darin gegebenen Rechte, ſondern auch der Beſiegte.(Beifall.) Das Recht aber, eine Reviſion dieſes Ver— trages zu fordern, liegt im Vertrage ſelbſt Reichskanzler Hitler kam nun auf die Abrüſtungsfrage zu ſprechen und ſagte: Wenn Deutſchland heute die For⸗ derung nach einer tatſächlichen Gleichbe⸗ rechtigung im Sinne der Abrüſtung der anderen Nationen erhebt, dann hat es dazu ein moraliſches Recht durch ſeine eigene Er⸗ füllung der Verträge.(Zuſtimmung.) Denn Deutſchland hat abgerüſtet und Deulſchland hal dieſe Abrüſtung unker ſchärfſter internationaler Konkrolle voll zogen. Sechs Millionen Gewehre und Karabiner wurden ausgeliefert oder zerſtört. 130 000 Maſchinengewehre, 243 000 Maſchinenge⸗ wehrläufe, 91 000 Geſchütze, 38,75 Millionen Granaten, 490 Millionen Gewehrpatronen, 37 Millionen Kilogramm Pulver und enorme weitere Waffen und Munitionsbeſtände hat das deutſche Volk zerſtören oder ausliefern müſſen. Das Rhein⸗ ſand wurde entmilitariſiert, die deutſchen Feſtungen warden geſchleift, unſere Schiffe wurden ausgeliefert, die Flugzeuge zerſtört, unſer Wehrſüſtem aufgegeben und die Heran⸗ bildung von Reſerven dadurch verhindert. Selbſt die nötigſten Waffen der Verteidigung blieben uns verſagt. Wer heulte, ſo rief der Kanzler mit er⸗ hobener Stimme, verſucht, gegenüber dieber nicht abzuleugnenden Tatſachen mit wahrhaft armſeligen Ausreden und Ausflüchten aufzutreten(ſtürmiſches Händeklatſchen) und zu behaupten, Peutſchland hätte die Verträge nicht er ⸗ füllt oder hätte gar aufgerüſtek, deſſen Auffaſſung muß ich von dieſer Stelle aus als ebenſo unwahr wie unfair zurückwei⸗ ſen.(Erneute Zuſtimmung.) Ebenſo unrichtig ſind die Behauptungen, daß Deutſchland etwa perſonell den Verpflichtun⸗ gen des Vertrages nicht nachgekommen wäre. Die Angabe, daß die SA. und SS. der Na⸗ tionalſozialiſtiſchen Partei, in irgendeiner Beziehung zur Reichswehr in dem Sinne ſtünde, daß es ſich hier um militäriſch aus— gebildete Beſtände oder Reſerven der Armee handeln würde, iſt unwahr.(Beifall.) Tatſächlich iſt die SA. und SS. der National⸗ ſozialiſtiſchen Partei ohne jede Beihilfe, ohne jede finanzielle Unterſtützung des Staates, des Reiches oder gar der Reichswehr, ohne jede militäriſche Ausbildung und ohne jede militäriſche Ausrüſtung entſtanden, aus rein parteipolitiſchen Bedürfniſſen und nach par— teipolitiſchen Erwägungen. Ihr Zweck war und iſt ausſchließlich die Beſeitigung der kommuniſtiſchen Gefahr, die Ausbildung ohne jede Anlehnung an das Heer, nur berechnet für Zwecke der Propaganda und der Aufklärung, pfy⸗ chologiſche Maſſenwirkung und Nieder- brechung des kommuniſtiſchen Terrors. Der Stahlhelm iſt entſtanden aus der Erin— nerung an die große Zeit des gemeinſamen Fronterlebniſſes, zur Pflege der Tradition, zur Erhaltung der Kameradſchaft und endlich ebenfalls zum Schutze des deutſchen Volkes gegen die ſeit dem November 1918 das Volk bedrohende kommuniſtiſche Revolution, einer Gefahr allerdings, die die Länder nicht exmeſ⸗ ſen können, die nicht ſo wie wir, Millionen organiſierter Kommuniſten beſeſſen haben und nicht wie in Deutſchland unter dem Ter⸗ ror litten. Denn der wirkliche Zweck dieſer nationalen Organiſationen wird am beſten ekennzeichnet durch die tatſächliche Art ihres Kampfes und durch ihre Opfer. SA. und S8, hatten infolge kommuni⸗ ſtiſcher Mordüberfälle und Terrorakte in wenigen Jahren über 350 Tote und ge- gen 40 000 Verletzte zu beklagen. Wenn heute in Genf verſucht wird, dieſe ausſchließlich innenpolitiſchen Zwecken die— nenden Organiſationen auf die Wehrſtärke anzurechnen, dann könnte man genau ſo gut die Feuerwehr, die Turnvereine, die Wach⸗ und Schließgeſellſchaften und andere als Wehrmacht anrechnen.(Starker Beifall.) Wenn man aber weiter im gleichen Augen— blick die ausgebildeten Jahrgänge der üb— rigen Armeen der Welt im Gegenſatz zu die⸗ ſen militäriſch vollkommen unausgebildeten Menſchen nicht in Anrechnung bringt, wenn man die bewaffneten Reſerven der anderen bewußt überſieht, aber die unbewaffneten Angehörigen politiſcher Verbände bei uns zu zählen beginnt, dann liegt hier ein Verfahren vor, gegen das ich den ſchärfſten Proteſt ein⸗ legen muß.(Stürmiſcher Beifall.) Wenn ſeitens Frankreich immer wieder die Theſe aufgeſtellt wird, daß neben der Gleich⸗ berechtigung Deutſchlands die Sicherheit Frankreichs ſtehen müſſe, ſo darf ich demge— genüber zwei Fragen erheben: 1. Deutſch⸗ land hat bisher alle Sicherheitsverpflichtun⸗ gen übernommen, die ſich aus der Unterzeich— nung des Vertrages von Verſailles, des Kel⸗ log⸗Paktes, der Schiedsgerichtsverträge, des noforce-Paktes uſw. ergeben. Welches ſind die konkreten Sicherungen, die von Deutſch⸗ land noch übernommen werden können? (Sehr richtig!) 2. Welche Sicherungen hat demgegenüber Deutſchland? Nach den Anga⸗ ben beim Völkerbund beſitzt Frankreich allein an in Dienſt befindlichen Flugzeugen 3046 (Hört, hört), Belgien 350, Polen 700, die Tſchechoſlowakei 670(erneutes Hört, hört). Dazu kommen unermeßliche Mengen an Re⸗ ſerveflugzeugen, Tauſende von Kampfwagen, Tauſende von ſchweren Geſchützen, ſowie alle techniſchen Mittel zur Führung des Krieges mit giftigen Gaſen.(Hört, hört.) Deutſchland wäre ohne weiteres bereit, ſeine geſamte mi⸗ litäriſche Einrichtung überhaupt aufzulöſen und den kleinen Reſt der ihm verbliebenen Waffen zu zerſtören, wenn die anliegenden Nationen ebenſo reſtlos das Gleiche tun würden.(Lebhafter Beifall.) Wenn aber dieſe anderen Staaten nicht gewillt ſind, die im Friedensvertrag von Verſailles auch ſie verpflichtenden Abrü⸗ ſtungsbeſtimmungen durchzuführen, dann mußz Deulſchland zumindeſt auf der Jor- derung ſeiner Gleichberechligung beſte · hen.(Lebhafter Beifall.) Die deutſche Regierung ſtieht in dem eng⸗ liſchen Plan eine mögliche Grundlage für die Löſung dieſer Fragen. Sie muß aber ver⸗ langen, daß ihr nicht die Zerſtörung einer vorhandenen Wehreinrichtung aufgezwun⸗ gen wird, ohne die Zubilligung einer zumin⸗ deſt qualitativen Gleichberechtigung. Deutſch⸗ land muß fordern, daß eine Umwandlung der heutigen, von Deutſchland nicht gewoll⸗ ten, ſondern uns erſt vom Ausland auferleg⸗ ten Wehreinrichtung, Zug um Zug erfolgt im Maße der tatſächlichen Abrüſtung der an⸗ deren Staaten. Dabei erklärt ſich Deutſchland im weſentlichen damit einverſtanden, eine Uebergangsperiode von fünf Jahren für die Herſtellung ſeiner nationalen Sicherheit anzunehmen. In der Erwartung, daß nach diefer Zeit die wirkliche Gleichſtellung Deutſchlands mit anderen Staaten erfolgt. Deutſchland hat nur den einzigen Wunſch, ſeine Unabhängigkeit zu wahren und ſeine Grenzen ſchützen zu können. Nach einem Ausſpruch des franzöſiſchen Kriegsminiſters vom Februar 1932 kann ein großer Teil der farbigen franzöſiſchen Streitkräfte ſofort auf dem franzöſiſchen Feſtland verwendet wer⸗ den. Er rechnet ſie deshalb ausdrücklich zu den Heimatſtreitkräften. Es ent⸗ ſpricht deshalb nur der Gerechtigkeit. die farbigen Streitkräfte auch bei der Abrü⸗ ſtungskonferenz als Veſtandteil des franzöſi⸗ ſchen Heeres zu berückſichtigen. Während man dies ablehnt, will man bei der deutſchen Heeresſtärke die Organiſationen berückſichti⸗ gen, die nur volkserzieheriſchen und volks⸗ ſportlichen Zwecken dienen und überhaupt keine militäriſche Ausbildung genießen. In den anderen Ländern ſollen dieſe Verbände aber überhaupk für die Hee⸗ resſtärke nicht in Frage kommen. Das iſt natürlich ein ganz unmögliches Ver- fahren. Ferner wird die deutſche Regierung kein Waffenverbot als zu einſchneidend ab— lehnen, wenn es in gleicher Weiſe auch auf die anderen Staaten Anwendung findet. Reichskanzler Hitler begrüßte in dieſem Zuſammenhang den bekannten Plan Muſſoli⸗ nis auf einen Pakt zwiſchen England, Frank— reich, Italien und Deutſchland und kam dann auf den Vorſchlag des Präſidenten Rooſevelt zu ſprechen. Der Vorſchlag verpflichte die deutſche Regierung zu warmem Danke. Sie ſei bereit, dieſer Methode zuzuſtimmen, denn auch ſie ſei der Auffaſſung, daß ohne die Löſung der Ahrüſtungsfrage auf die Dauer kein wirtſchaftlicher Wiederaufbau denkbar iſt. (Lebhafter Beifall). Die deutſche Regierung wünſcht ſich über alle ſchwierigen Fragen mit den anderen Nationen friedlich auseinander- zuſetzen. Es weiß, daß jede militäriſche Aktion in Europa, auch bei derem völligen Gelingen, gemeſſen an den Opfern, in keinem Verhältnis ſtehen würde zu dem Gewinn. Die deutſche Regierung und das deutſche Volk werden ſich aber unter keinen Am⸗ ſtänden zu einer Unterſchrift nötigen laſ⸗ ſen, die eine Verewigung einer Disqualiſi⸗ zierung bedeuten würde.(Stürmiſcher, langanhaltender Beifall im Harſe und auf den Tribünen). Es iſt denkbar, daß man Deutſchland gegen jedes Recht und gegen jede Moral vergewal⸗ tigt, aber es iſt undenkbar und ausgeſchloſſen, daß ein ſolcher Akt von uns ſelbſt durch eine Unterſchrift Rechtsgültigkeit erhalten könnte. (Erneuter Beifall). Wenn in Zeitungsartikeln und in bedauerlichen Reden verſucht wird, Deutſchland Sanktionen anzudrohen, ſo könnte ein ſolches ungeheuer⸗ liches Verfahren nur die Strafe dafür ſein, daß wir durch die Forderung nach Abrüſtung die Erfüllung der Verträge verlangen.(Zu⸗ ſtimmung). Ein ſolcher Vorgang könnte nur zur endgültigen moraliſchen und tatſächlichen Außerkraftſetzung der Verträge ſelbſt führen. (Erneute Zuſtimmung). Deutſchland würde aber auch für den Fall ſeiner friedlichen Forderungen niemals aufgeben. Die politiſchen und wirtſchaft⸗ lichen Folgen, das Chaos, das ein ſolcher Verſuch in Europa herbeiführen müßte, führe zur Verantwortung derer, die gegen ein Volk, das der Welt nichts zuleide tut, mit ſolchen Mitteln kämpften.(Beifall). Das deutſche Volk beſitzt aber heute Charak⸗ ter genug, in einem ſolchen Falle ſeine Mit⸗ arbeit den anderen Nationen nicht aufoktroy⸗ ieren zu wollen, ſondern, wenn auch ſchweren Herzens, die dann einzig mögliche Konſequenz zu ziehen.(Erneuter ſtarker Beifall). Als dau⸗ ernd diffamiertes Volk würde es uns auch ſchwer fallen, 5 noch weiterhin dem Völkerbund anzu⸗ gehören. (Stärkſter Beifall). Seit dem Friedensver⸗ trag von Verſailles hat das deutſche Volk ein politiſches und wirtſchaftliches Elend er⸗ fahren, von deſſen Größe ſich die andere Welt keine Vorſtellung machen kann. Millio⸗ nen zerſtörter Exiſtenzen, ganze Berufsſtände ruiniert und eine ungeheure Armee von Ar⸗ beitsloſen— ein troſtloſer Jammer, deſſen anzen Umfang und Tiefe ich am heutigen Tage der übrigen Welt nur durch eine einzige Zahl zum Verſtändnis bringen möchte: Seit dem Tage der Unterzeichnung die⸗ ſes Vertcages. der als Lebenswert der Grundſein zu einer neuen und veſſeren Zeit für alle Völker ſein ſollte, haben ſich, ſo rief der Kanzler mit Nachdruck aus, in unſerem deutſchen Volk— faſt nur aus Not und Elend— 224000 Menſchen mit freiem Willen das Leben genommen. Männer und Frauen, Greiſe und Kinder! (Lebhaftes hört, hört, im Hauſe). Dieſe unbeſtechlichen Zeugen ſind Ankläger gegen den Geiſt von der Erfüllung des Ver⸗ trages, von deſſen Wirkſamkeit einſt nicht nur die andere Welt, ſondern auch Millionen in Deutſchland ſich Heil und Segen verſprochen haben. Mögen die anderen Nationen daraus aber auch den unerſchütterlichen Willen Deutſch⸗ lands verſtehen, eine Periode der menſchlichen Irrungen abzuſchließen und den Weg zu fin⸗ den zu einer endlichen Verſtändigung aller auf dem Boden gleicher Rechte!(Stürmiſcher Bei⸗ fall und Händeklatſchen). Die Abstimmung Nachdem der Kanzler geendet hatte, erhoben ſich die Mitglieder der nationalſozialiſtiſchen Fraktion von ihren Plätzen und bringen immer wieder ſtürmiſche Heilrufe auf den Kanzler aus. Präſident Göring gibt den eingangs erwähnten Antrag bekannt, der einſtimmig angenommen wird. Rauſchender Beifall durchbrauſt das Haus. Auch Reichskanzler Hitler beteiligt ſich am Händeklatſchen. Die nationalſozialiſtiſche Fraktion ſtimmt das Deutſchlandlied an, das von allen Fraktionen und von allen in dem überfüllten Saal Anweſenden begeiſtert mit⸗ geſungen wird. Im Anſchluß daran erklärt Präſident Gö⸗ king, er habe dem, was ſich im Reichstage ereignete, nichts mehr hinzuzuſetzen. Die Welt, ſo rief der Reichstagspräſident, hat geſehen, daß das deutſche Volk einig iſt, wenn es ſein Schickſal gilt. Der Präſident ſchließt damit die Reichstags⸗ ſitzung. Die Nationalſozialiſten ſangen noch das Horſt⸗Weſſellied, ehe ſie den Sitzungs⸗ ſaal verließen. Letzte Nachrichten hugenberg bei Hindenburg. Berlin, 18. Mai. Reichspräſident von Hin⸗ denburg empfing am Mittwoch den Reichs⸗ ernährungsminiſter Dr. Hlugenberg ſo⸗ wie den ſtellvertretenden Führer der Deutſch⸗ nationalen Front, von Winterfeld, zum gemeinſamen Vortrag. Aus Südamerika zurück. riedrichshafen, 18. Mai. Das Luftſchiff 10 0 Zeppelin“ iſt Mittwoch abend 20.07 Uhr von ſeiner Südamerikafahrt zurückge⸗ kehrt und hier glatt gelandet. Führer war Kapitän Lehmann; an Bord befanden ſich 8 Paſſagiere. Dr. Eckener iſt in Südamerika zurückgeblieben. Neurath reiſt nach Genf Berlin, 18. Mai. Wie verlautet, wird Außzenminiſter Frei. herr von Neuralh vorausſichtlich am Don-: nerstag nach Genf reiſen, gchwere Bluttat Frau und Sohn mit dem Beil erſchlagen. Zwickau, 18. Mai. Eine entſetzliche Bluttat wurde in Pla⸗ nitz entdeckt. Dort hat der 57 Jahre alte arbeitsloſe Maurer Stelzner mit einem Beil ſeine 60 jährige Ehefrau Frieda Hedwig und den 23jährigen Sohn Kurt Georg erſchlagen. Das Verbrechen iſt faſt zwei Tage lang un⸗ bemerkt geblieben. Erſt als man Skelzuer in Eibenſtock im Erzgebirge kot auf den Schienen auffand— er hatte ſich vom Zuge überfahren laſſen— kam man der Tat auf die Spur. Die Woh- nung Stelzners wurde aufgebrochen und wan fand im Schlafzimmer die Frau mit eingeſchlagener Schädeldecke im Belt liegend tot auf, Im Dachgeſchoß wurde in der gleichfalls verſchloſſenen Kammer dann auch der John in ſurchibarem Zuſtand kol aufge⸗ funden. Offenbar hat Stelzner ſeine Ange⸗ hörigen im Schlafe getötet. Ueber den Be⸗ 1 der Tat iſt man völlig im un⸗ aten. Schwere Exploſion 16 Perſonen verletzt. Rokierdam, 18. Mai. Im Lagerhaus einer Fabrik in Rotter⸗ dam, in dem ſich große Mengen von Che⸗ mikalien befanden, ereignete ſich eine heftige Exploſion, die ein Großfeuer zur Folge hatte. Explodiert war eine große Flaſche mit Aether. In dem dreiſtöckigen Gebäude be⸗ fanden ſich etwa 65 Menſchen. Einige Perſonen wurden durch die Explo⸗ Slicht 1 ſion, die von einer großen lamme be⸗ leiiet war, mit brennenden Kleidern ins reie geſchleudert. Unmittelbar darauf be man einen Teil des Perſonals in wilder Flucht das Gebäude verlaſſen. Insgesamt wurden 16 Perſonen verletzi, davon fünf ſchwer. Das Lagerhaus ſtand innerhalb kur⸗ zer Zeit in Flammen, die durch die Vorräte an Chemikalſen genährt wurden. Regelung d. verſorgung i. Heſſen Freiherr von Kanne zum Reichskommiſſat füt die Regelung der Milchverſorgung im Rhein⸗ 5 Main⸗Gebiet ernannt. Darmſtadt, 18. Mai. Der Reichsminiſter füe Ernährung und Landwirtſchaft, Dr. Hugenberg, hat den Prä⸗ ſidenten des Deutſchen Miſchwirtſchaftlichen Reichsperbandes, Freiherrn von Kanne, zum Reichskommiſſar für die Regelung der Milch⸗ verſorgung des Rhein⸗Main⸗Gebietes ernann!. Dies iſt die erſte Maßnahme, die aufgrund der Abänderung des Reichsmilchgeſetzes getrof— fen wird. Danach ſind die Vollmachten des Reichsernährungsminiſters für die Durchorga— niſation der Milchmärkte erweitert worden. Insbeſondere hat der Reichsernährungsmini— ſter jetzt das Recht, von ſich aus Zuſammen— ſchlüſſe von mi cherzeugenden und müchabgeben⸗ den Gemeinden vorzunehmen. Dieſe Befug⸗ niſſe kann er übertragen. Der neu ernannte Reichskommiſſar, der vor kurzem erſt Präſi⸗ dent der Spitzenorganiſation der Milchwirk⸗ ſchaft wurde, übernimmt keine leichte Auf⸗ gabe, denn es handelt ſich im Rhein-Main. Gebiet um die Milchverſorgung von etwa 12 Städten, die aus vier verſchiedenen Ländern, nämlich aus Preußen, Bayern, Baden und Heſſen, beliefert werden. Freiherr von Kanne hat ſeine Tätigkeit bereits aufgenommen. Die Staatspreſſeſtelle in Darmſtadk teilt mit: Auf Grund des Paragraph 38 Abſatz! des Milchgeſetzes vom 31. Juli 1930(Reichs. geſetzblatt 1 Seite 421) in der Faſſung der Verordnung des Reichspräſidenten zur Aende⸗ rung des Milchgeſetzes vom 2. März 1933 (Reichsgeſetzblatt 1 Seite 97) und des Ge. ſetzes zur Aenderung des Milchgeſetzes vom 11. Mai 1933(Reichsgeſetzblatt 1 Seite 261 erlaſſe ich als Beauftragter des Reichs mini⸗ ſters für Ernährung und Landwirtſchaft fol⸗ gende Anordnung: 1. Zur Regelung des Abſatzes und der Ver wertung von Milch und Milcherzeugniſſen in Rhein⸗Main⸗Neckargebiet, insbeſondere in den! Einzugsgebieten der Städte Karlsruhe, Mann heim, Heidelberg, Ludwigshafen, Worms, Darmſtadt, Mainz, Wiesbaden, Frankfurt, Offenbach, Hanau, Aſchafſenburg und Würz⸗ burg, werden bis zur bevorſtehenden endgül⸗ tiger Regelung mit ſofortiger Wirkſamkeit die. jenigen Maßnahmen der Milchverſorgungsver⸗ bände(Milchwirtſchaftlichen Zuſammenſchlüſſe) Nordbaden, Mittelbaden, Pfalz und Anter⸗ franken bis auf weiteres außer Kraft geſetz, ſoweit ſie die Einfuhr von Milch aus Preußen, Bayern, Baden und Heſſen nach einem dieſer Länder ganz oder teilweiſe unterbinden. Milchlieferungen von einem Gebiet außer halo der Verſorgungsverbände dürfen hiernach jedoch weiterhin nur vorgenommen werden, wenn ſie zur Zeit der Bildung des betreffenden Verſorgungsgebietes bereits getätigt wurden. 2. Maßnahmen der Verſorgungsverbände all gemein ſachlicher Natur, die auf Grund der Satzungen dieſer Verbände ordnungsgemäß vorgenommen wurden oder noch vorzunehmen ſind(namentlich Beſtimmungen über Aus⸗ gleichsbeiträge), erſtrecken ſich auch auf die nach Ziffer 1 noch zuläſſigen Milchlieferungen. Die Einführung neuer Ausgleichsbeiträge ſo⸗ wie die Abänderung der Höhe bereits einge— führter Ausgleichsbeiträge bedarf meiner Ge⸗ nehmigung. gez. Freiherr von Kanne. Aus Heſien und Naſſau Staats, de Jung. Darmſtadt, 18. Mai. Der neue Staatsſe. kretär und ſtellvertretende Staatsminiſter Rechtsanwalt Jung, der im März 1933 zum Landtagspräſidenten gewählt wurde und ſeit ſechs Wochen kommiſſariſch die Stadt Mainz verwaltet, ſtammt aus Niederflörsheim. Er beſuchte das Wormſer Gymnaſium und die Univerſitäten Heidelberg, München und Gie⸗ ßen. Schon ſeit längeren Jahren ſteht et im politiſchen Leben. Im Jahre 1926 kam er in den Wormſer Stadtrat. 1 der Leh⸗ rersſohn iſt, iſt evangeliſch und ſteht im 4. Lebensjahre. ö Der neue Vorſtand der Heſſiſchen Anwalts⸗ kammer. Darmſtadt, 18. Mai. Nachdem der bis⸗ herige Vorſtand der Heſſiſchen Anwaltskammet vom Geſamtminiſterium durch Verordnung vom 11. April 1933 aufgelöſt worden war, wurde in der Kammerverſammlung vom 13. Mai ein neuer Vorſtand einſtimmig und durch! Zuruf gewählt. Derſelbe beſteht aus zwölf Rechtsanwälten, davon je vier aus den Land- e Darmſtadt, Mainz, Gießen. 5 e iſt Rechtsanwalt Meiſel, Darm 6 d 0 Rheingauer Weinverſteigerung. Nachdem bereits in den letzten Wochen in vetſchiedenen Rheingauorten die Winzergenoſ⸗ ſenſchaften Natu 19 15 gen abgehal⸗ ten haben. findet am 29. und 30. Mai die NModerne Chirurgie In verhältnismäßig kurzer Zeit hat ſich die Chirurgie von einem abenteuerlichen Unternehmen, das den Charakter einer Fol⸗ ter hatte, zu einer überaus kunſtvollen Wiſ⸗ berchet entwickelt. Heute zählen die Taten er Chirurgen zu den Wundern unſerer Zeit. 70 05 es ſich um gebrochene Knochen handeln, die mit Klavlerſaitendraht geflickt werden, oder um die Verwendung von Ga⸗ lalith als Knochenkitt, um das Vermeiden von Wundnarben durch Zugpflaſter oder um künſtliche Knieſcheiben aus Ochſenknochen,— immer werden wir den Leiſtungen der mo⸗ dernen Chirurgie bewundernd unſeren Bei⸗ fall zollen dürfen. Auf dem letzten Chirurgenkongreß, der in Berlin ſtattzand, konnte wieder von höchſt bemerkenswerten Erfahrungen berichtet wer⸗ den, die bei Kniegelenkoperationen geſammelt worden ſind. Es gibt kaum einen operati⸗ ven Eingriff, der ſich an Schwierigkeit und Gefährlichkeit mit der Behandlung der ſoge⸗ nannten„Binnen⸗Verletzungen“ des Kniege⸗ lenks vergleichen ließe. Der Schweizer Chi⸗ rurg Dr. Bircher hat zerriſſene Kniegelenke mit beſtem Erfolg durch Känguruh-Sehnen erſetzt, deren Einpflanzung ſich äußerſt gün⸗ ſtig vollzog und dem Kniegelenk ſeine volle Bewegungsfreiheit wiedergab. Bei einer Verletzung des Kniegelenks iſt, wie verfeinerte Uterſuchungeine hoden er⸗ geben haben, nahezu nie ein einzelner Teil des Gelenkes allein betroffen; faſt immer ſind dabei mehrere Teile des Gelenkapparates be⸗ ſchädigt. Bei dieſer Schädigung führt ſtets nur eine operative Behandlung zu einem Heilerfolg, für den ſtrengſte Wahrung der Keimfreiheit natürlich Vorausſetzung iſt. Seit geraumer Zeit hat ſich in Laienkrei— ſen die Anſchauung verbreitet, als ob der Arzt zu leicht bereit ſei, zur Operation zu ſchreiten. Demgegenüber muß feſtgeſtellt werden, daß einige Leiden ein Aufſchieben und Zuwarten nicht vertragen. So entſchlie⸗ gen ſich beiſpielsweiſe die Gallenſteinkranken oft ſehr ſpät zur Operation. Sie bedenken dabei zumeiſt nicht, daß ſie damit wertvolle Zeit verlieren; denn das Leiden ſchreitet fort und führt zu Veränderungen, die natür⸗ lich auch die Nachbarſchaft in Form von Entzündungen und von Eiterungen mit be⸗ einfluſſen können. Daß damit ſchließlich die endgültige Heilung verzögert oder beeinträch— tigt werden kann, läßt ſich ſtatiſtiſch bewei⸗ ſen. Darum muß die alte Forderung der Frühoperation erneut erhoben werden, und es ſteht zu hoffen, daß ſie ſich bei zunehmen⸗ der Einſicht der Kranken allmählich durch zuſetzen beginnt. Ueber die operative Krebsbehandlung har eine unſachliche Propaganda vielerlei Un⸗ richtiges verbreitet, Anhand einer Statiſti aus füddeutſchen Krankenhäuſern läßt ſich feſtſtellen, daß die Zahl geheilter Krebskran— ker in die Hunderte geht. Dabei iſt nicht nur die Forderung erfüllt, daß ſeit der Operation wenigſtens 5 Jahre ohne Rückfall verſtrichen ſind, vielmehr ſind zahlreiche Kranke 10, 20 und mehr Jahre von ihrem Krebs geheilt ge⸗ blieben. Darunter finden ſich aus die beſon⸗ ders bösartigen Krebsgeſchwülſte. Es ſteht zu erwarten, daß die Fortſchritte der chirurgi⸗ ſchen Technik und die hervorragende Ausbil⸗ dung, die jetzt die junge Chirurgengenera— tion erhält, dieſe günſtigen Reſultate noch weiter verbeſſern werden, zumal wenn die Kranken durch richtige Aufklärung ſich ſofort bei dem gerinaſten Verdacht, obne erſt mit ſinnloſen Kuren Zeit zu verlieren, in ſachge⸗ mäße Behandlung begeben. Wichtig iſt die Bekämpfung des Opera⸗ tionsſchocks, der ſcharf vom erletzungsſchock getrennt werden muß und als eine Einwir⸗ kung auf das Zentralnervenſyſtem und das Häßſyſtem aufzufaſſen iſt. Eine, genaue Burchunterſuchung des Kranken vor der Ope⸗ ration wird am eheſten alle Gefahren aus⸗ ſchalten, da man ihnen dann, wenn man ſie genau kennt, erfolgreich begegnen kann. Von der Luftkrantheit In einer Veranſtaltung des Berliner Ver— eins für Luftſchiſffahrt ſprach Dr. med. et phil. Ernſt Kroſchel, der Arzt der Deutſchen 1 über das Weſen der Luftkrank— heit. Dieſe Krankheitserſcheinung, ſo führte er aus, habe nichts mit der Höhen-, Berg- oder Fliegerkrankheit zu tun, ſondern ſie entſpre⸗ che etwa der Seekrankheit. Wie dieſe, iſt ſie in erſter Linie eine Folge der ungewohnten Beſchleunigungen auf das Organ, mit dem wir dieſe Beſchleunigungen empfinden, näm— lich den im inneren Ohr gelegenen Vorhof— Bogengangapparat. Dieſer läßt uns beim Fluge in den Wolken, ſobald wir die Augen nicht zu Hilfe nehmen können, vollkommen im Stich. Aus dieſem Grunde müſſen be⸗ ſondere, nicht der Zentrifugalkraft unterwor⸗ fene Inſtrumente, die ſich in jeder Verkehrs⸗ maſchine befinden, angewandt werden. Der Vorhof⸗Bogengangapparat hat die unange⸗ nehme Eigenſchaft, wenn er durch abnorme Bewegungsbeſchleunigungen gereizt wird, dieſe Reize auf gewiſſen Zentren im verlän— gerten Mark und im Gehirn und auf gewiſſe Nervengebiete überzuleiten, die uns dann in den Zuſtand bringen, der ſich von der See— krankheit nicht unterſcheidet. Allerdings ſei die Luftkrankheit erheblich ſeltener als die Seekrankheit. Das liege daran, daß die Bewegungen des Flugzeu— ges erheblich geringer ſind als die eines Schiffes. Das ſogenannte Stampfen, die Drehbewegungen nach vorn und hinten, fal— len ganz fort, die ſeitlichen Drehungen haben einen geringen Winkel und ſind ſeltener als das Roſſen des Schiffes. Nur eine Bewe— gung iſt beim Flugzeug vielleicht ſtärker, und zwar die Auf- und Abwärtsbewegung des Flugzeuges. Aber während die gleiche Bewegung beim Schiff ſich bei der ſogenann— ten Dünung immer und immer wieder ſtun— denlang wiederholt, tritt ſie beim Flugzeug doch nur ſelten ein; und wenn auch die Höhe und Tiefe der Bewegung beim Flugzeug vielleicht größer iſt, ſo macht das für das Ge⸗ fühl nichts aus, da ja nur der Uebergang Neue Reiſeverbeſſerungen Vergünstigungen für Schul-, Jugend⸗ und Geſellſchaftsfahrten Ausdehnung der Stadtfahrkarten Mit Wirkung vom 15. Mai 1933 führen die Reichsbahn und die deutſchen Privateiſen⸗ bahnen eine Reihe wichtiger Fahrpreiserleich⸗ terungen im Perſonenverkehr durch. Die bis⸗ herigen Vergünſtigungen für Schulfahrten, Ju⸗ gendplegeſahrten, Geſellſchaftsfahrten und Ge⸗ ſellſchaftsſonderzüge werden weiter verbeſſert und Erleichterungen in der Abfertigung von Fahrrädern, Schneeſchuhen, Rodelſchlitten und Faltbooten ſowie in der Ueberführung von Gepäck und Expreßgut vorgenommen. Im einzelnen treten folgende Verbeſſerun— gen in Kraft: 1. Schulfahrten. Die Fahrpreisermäßigung (halber Fahrpreis) wird künftig bereits bei Be⸗ teiligung von fünf Studierenden oder Schü⸗ lren und ein Lehrer gewährt(bisher 9 zu 1). Für je weitere fünf Studierende oder Schüler, auch wenn dieſe Zahl nicht voll erreicht iſt, wird noch ein Lehrer oder eine andere Per— ſon zur Begleitung zugeraſſen. Eine größere Zahr von Lehrern oder anderen Begleitper⸗ ſonen bis zur Zahl der teilnehmenden Studie⸗ renden oder Schüler kann der Abgangsbahn— hof auf ſchriftlichen Antrag zulaſſen. 2. Jugendpflegefahrten(50 Prozent Ermä⸗ ßigung). Das Lebensalter der zur Inan⸗ ſpruchnahme der Ermäßigung berechtigten Ju⸗ gendlichen wird vom 20. auf das 22. Le⸗ bensſahr heraufgeſetzt. Die Mindeſtteilnehmer⸗ zahl beträgt wie bisher 5 Jugendliche und 1 Führer. Bei größerer Beteiligung gelten die Beſtimmungen wie für Schulfahrten. 3. Geſelſſchaftsfahrten. Die Mindeſtteilneh⸗ merzah. wird von 15 auf 12 herabgeſetzt und die Fahrpreisermäßigung gleichzeitig wie folgt erhöht: 33,33 Prozent bei einer Teilneh⸗ merzahl bis zu 50 Erwachſenen(bisher 25 Prozent), 40 Prozent bei Bezahlung für min⸗ deſtens 51 Erwachſene(bisher 33,33 Pro- zent). N Schicksalsge walten ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Wieſo?“ fragte ſie dann leiſe. Merry, ich will mich ankleiden.“ Während Frau Tompſon ſich das goldblonde Haar friſch auffärben und friſieren ließ, dachte ſie unabläſſig daran, daß Herr Taweller, der den berüchtigten Einbrecher ertappt hatte, als der ihm ſeinen Beſuch machte, erzählt hatte, einen ſchöner gewachſenen Menſchen trüge die Erde nicht. Es ſei ein Apoll. Und Frau Tompſon dachte daran, wie die Vorwürfe auf Taweller niedergehagelt waren. „So genau geſehen und nicht feſtgehalten?“ Man konnte ihm die allgemeine Verachtung gar nicht ſich entrüſtet plauſibel verteidigt. genug machen. Der „Feſthalten? Aber erſt können!“ Er war zu Boden geworfen worden; wie, war ihm ein Rätſel. Der Kerl war nur allein und hatte ihn beſtimmt nicht angerührt. Er hatte ſich nicht rühren und auch nicht rufen tönnen. Eine Lähmung war über ihn gekommen, die ſo lange dauerte, bis der Unheimliche das Zimmer wieder verließ. Frau Ellen Tompſon träumte vor ſich hin. Sie hätte ſo gern einmal ein recht verwegenes Abenteuer erlebt. Schade, warum hatte der Unbekannte nur das Privatbüro ihres Mannes heimgeſucht? Die Zofe nahm ihr den Friſiermantel ab. Bald ſchmiegte ch ein weißſeidenes, loſes Gewand um Frau Tompſons ſchöne Geſtalt. Sie blickte noch einmal in den hohen „Ich bewundere den Mann; der hat Mut. Soll er ruhig der Dummheit der Welt noch länger ein Schnippchen ſchlagen! Freilich, mein Geld muß ich haben. John ſoll nicht vorniert ſein und Skandal machen wegen der Geſchichte. Sein Geldbeutel wird den kleinen Eingriff ſchon vertragen. Rufen Sie mir hatte Türen auf. 9 Tompſon blieb Geſicht zu. ſitzen ſein würde! winkte ihm. Er nickte erfreut. der Fauſt auf den Tiſch. machen!“ Spiegel und verließ daun mit ſchnellen Schritten das An⸗ kleidezimmer. Ein Diener lief vor ihr her und riß die Ellen Tompſon ſtand im Arbeitszimmer ihres Mannes. John, ihr Stiefſohn, der nur ein paar Jahre jünger war als ſie, kam ihr entgegen und küßte ihr die Hand. Herr und „Du hätteſt dir den Weg erſparen können; ich kann dir das Geld nicht geben. Du wirſt dich ein paar Tage ge— dulden müſſen. Ich muß erſt wieder Geld flüſſig machen.“ „Ich brauche dringend ein paar Kleinigkeiten, John. Du wirſt mir das Geld gleich geben.“ Ein gefährliches Leuchten kam in Frau Ellens Augen. Tompſon ſchloß ſchweigend den Schreibtiſch auf und legte ſeufzend das Verlangte auf den Tiſch. John der Jüngere blickte ſeine ſchöne Stiefmutter be— wundernd an. Donnerwetter noch mal, wenn der Alte doch auch ihm gegenüber ein einziges Mal ſo windelweich Frau Tompſon ſah den Blick ihres Stiefſohnes. Sie „Komm doch mal in meinen Salon hinüber, ich muß wegen meines Reitpferdes mit dir ſprechen.“ „Jawohl, ich ſtehe dir jederzeit zu Dienſten.“ Als Papa Tompſon allein war, ſchlug er wütend mit „Warum hab' ich alter Eſel mir auf meine alten Tage noch eine ſolche Suppe eingebrockt? Und doch: Iſt es nicht ſchön, wenn ſie mich alle um meine Frau beneiden? Sie muß doch was dafür haben, daß ſie mir ihre Jugend ge⸗ opfert hat. Soll ſie alſo ruhig das Geld hinauswerfen, wenn es ihr nun einmal ſolchen Spaß macht. John hilft ihr getreulich dabei. Na, bis jetzt hab' ich's ſchließlich aus⸗ gehalten. Wenn nur der verwünſchte Kerl nicht gekommen wäre. Ausgerechnet mich mußte er mit zu ſeinen Opfern 4. Bei vorſtehenden Tarifermäßigungen zu 1.) bis 3.) werden außerdem noch folgende Vergütungen gewährt: Bel Bezahlung für 20 bis 39 Erwachſene wird ein Teilnehmer, bei Bezahlung für 40 bis 99 Erwachſene ein zweiter Teilnehmer und bei Bezahlung für je weitere 50 Erwachſene, auch wenn dieſe Zahl nicht voll erreicht iſt, noch ein weiterer Teilnehmer unentgeltlich be— fördert. 5. Geſellſchaſtsſonderzüge. Die Ermäßigung wiro von 40 auf 50 Prozent erhöht. Mindeſt⸗ teilnehmerzahlen für 2. Klaſſe 200, 3. Klaſſe 300 Perſonen. Der Mindeſtbetrag wird von 200 auf 150 Rm. herabgeſetzt. Die Ermäßigung erhöht ſich auf 60 Prozent, wenn a) ein Sonderzug für Hin- und Rückfahrt beſtellt und die Hin⸗ und Rückfahrt innerhalb eines Kalendertages ausgeführt wird, oder b) für einen Zug die doppelte Mindeſtzahl von Fahrkarten gelöſt und die doppelte Min⸗ deſteinnahme erreicht wird. Be: Geſtellung beſtellter D⸗Zugwagen wird nur noch der ermäßigte Schnellzugzuſchlag(50 bezw. 60 Prozent) berechnet. Für die Anfahrt bis zu dem Bahnhof, von dem ab der Sonderzug benutzt wird, wer— den die Ermäßigungen von 50 und 60 Prozent auch für die in fahrplanmäßigen Anſchlußzügen zurückgelegte Strecke gewährt. Dieſe Strecke darf nicht länger als die im Sonderzug zurück⸗ gelegte Strecke ſein und höchſtens 100 Tarif⸗ kilometer betragen. 6. Abfertigung von Fahecädern, Schnee⸗ ſchuhen, Rodelſchlitten und Faltbooten auf Fahrradkarte. Die auf 250 km Entfernung beſchränkte vereinfachte Abfertigung wird bis 900 km erweitert. Die Fahrradkarten koſten auf Entfernungen von 251 bis 450 km 1,70 Rm. und auf Entfernungen von 451 bis 900 km 2,40 Rm. zur Abwartsvewegung empfunden wird. Das Flugzeug fällt ja nicht, wie früher fälſch⸗ lich angenommen wurde, in ein Loch und unterliegt nicht etwa während des ganzen Hinabgehens der Beſchleunigung. Ferner ſitzt der Fluggaſt im Flugzeug ungefähr in der Drehachſe, er hat alſo weder Zentrifugalbeſchleunigungen, noch das auf faſt allen Plätzen eines großen Dampfers— da auf dieſem nur wenige Plätze in der Drehachſe fich befinden— notwendige dau⸗ ernde Heben und Senken zu ertragen. Er⸗ fahrungsgemäß werden in den Verkehrsma⸗ ſchinen bei ſogenanntem ſtürmiſchen Wetter weniger Gäſte luftkrank als bei ſonnigem, ſogenanntem ruhigen Wetter, weil eben die ſeitlichen Schaukelbewegungen, die nur ein geringes Ausmaß haben, leichter ertragen werden, als die bei dem ruhigen Sonneszwet⸗ ter oft beſtehenden Bewegungen von gaben nach unten und umgekehrt. Aber der Wir⸗ kung dieſer Bewegungen kann ſich der Emp⸗ findliche dadurch entziehen, daß er ſich. Was in vielen Maſchinen möglich iſt, flach zutück⸗ beugt und in die auf die Knie geſtützten Hän⸗ de legt, da er dadurch die Bewegungen nicht mehr als Bewegungen von oben nach unten, legt, oder wenn er den Kopf nach vorn ſondern als Bewegungen von hinten nach vorn oder umgekehrt empfindet, an die er vom Fahren im Auto uſw. gewöhnt iſt. Man ſollte die Luftkrankheit beſſer Flugkgbi⸗ nenkrankheit nennen, da in offenen Maſchi⸗ d ſo gut wie nie beobachtet wird. Neues aus aller Welt Vom elektriſchen Strom gelötet. Der 49 Jahr alte Landwirt Michael Winkler in Oberſommerling(Oberbayern; gatte den elektriſchen Steckkontakt herausgezagen, worauf er mit einem jämmerlichen Aufftthrei zu Boden ſank. Er war ſofort tot. Es ſcheint Kurzſchluß entſtanden zu ſein. Todesſturz. Ein ſieben Jahre alter Kaabe ſtürzte in Bochum von einer Treppe Jes vierten Stockwerkes eines Hauſes. Der Kna⸗ be erlitt einen Schädelbruch, der ſeine ſofor⸗ tige Ueberführung in ein Krankenhaus tot⸗ wendig machte. Auf dem Wege dorthin er⸗ lag der Kleine ſeinen Verletzungen. Ehepaare durch Gas getöket. In Ham born wurde das Ehepaar Odenwald Zurch Gas vergiftet bewußtlos aufgefunden. Auf dem Wege zum Krankenhaus ſtarb der Ehe⸗ mann, während ſeine Frau kurze Zeit nach der Einlieferung verſtarb. Es handelt ſich um einen Unglücksfall, der auf das Losrei⸗ ßen eines Gasſchlauches zurückzuführen iſt. Deutſche Winkerkampfſpiele 1934. Nach einer Mitteilung von zuſtändiger Stelle ind die Deutſchen Winterkampfſpiele 1934 nach Braunlage und Schierke vergeben morden. Selbſtmorde. Der Präſident der Friſeur⸗ innungen Deutſchlands, Heinrich Brandt, und ſeine Ehefrau Guſte wurden ig der Küche ihrer Wohnung in Berlin durch Bas vergiftet tot aufgefunden. Beide haben im Laufe der Nacht den Gasſchlauch in der Kü⸗ che gelöſt und gemeinſam den Tod geſucht.— Her bekannte Strafverteidiger Frank 1 hat q enachdem er erſt vor kurzem aus der Schutzhaft im Dortmunder Polizeipräſi⸗ dium entlaſſen worden war, mit Veronal vergiftet. Sein Sozius, Rechtsanwalt Elias, der mit ihm zuſammen in Schutzhaft geſom⸗ men worden war, hat vor kurzem ebenfalls Selbſtmord begangen. . wandte ihr ſein finſteres Bruder.“ „Liſſy?“ geſchickt hatte. 4. May ſchloß die Augen. Reflexe auf Mays Haar. Das Kleid glitt auf der rechtes Seite von der ſchmalen Schulter herab, und die welß— Haut ſchimmerte in der roten Dämmerung wie Alabaſte; Leiſe bewegte May den Schaukelſtuhl. Totenſtille herrſchte in dem großen Hauſe. Die Elten waren gewiß längſt zur Ruhe gegangen. May öffnete nde Augen und blinzelte im Zimmer umher. Ihre Hand faßte gedankenlos nach der Kriſtallvaſe, in der die langſtielige Blumen ſchwankten. Sie nahm eine der Blüten und ſchab den Stengel zwiſchen die roſigen Lippen. Sie dachte ga Lu Karell, ſah immer nur ihn. Plötzlich ſchrak ſie leiſe zuſammen. Es war ihr, als bewege ſich jemand lautlos hinter ihr. May Grensburne wiegte ſich im Schaukelſtuhl. Sie war noch in großer Toilette, denn ſie war erſt vor un⸗ gefähr einer Stunde mit den Eltern aus der Metropol- oper nach Hauſe gekommen. Das ſchwarze Samtkleid lag in weichen Falten um ihre ſchmiegſame Figur. Weit waren die Fenſter geöffnet, und die Nachtluft ſtrömte in breiten, lauen Wellen herein. Auf dem runden Tiſche ſtand ein Strauß blaßroſa-farbener Chryſanthemen. May träumte. Im Theater hatte Karell ſie begrüßt. Und May lächelte vor ſich hin, während ſie an Lu Karell dachte. Wie weich ſeine Stimme war, wenn er knit ihr ſprach! Der ſchwermütige Zug, der um ſeinen Mund lag, verſchwand dann faſt ganz. Harry Reveloor hatte erſt neulich zu ihr geſagt: „Karell iſt mein liebſter Freund, ich liebe ihn wie einen Die roſa Ampel warf zitternde May wandte den Kopf. Ste glaubte, die Zofe ſei ge⸗ kommen, deren Klopfen ſie überhört und die ihr beim Auskleiden behilflich ſein wollte, trotzdem ſie ſie zur Ruhe Da— Mays Augen wurden unnatürlich groß! Hinter ihrem Stuhl ſtand eine ſchlanke, hohe Geſtalt in ſchwarzen Trikot, eine ſchwarze Samtmaske vor dem Geſicht. Fortſetzung ſolgt.!) ——PYelene und 14. Fortſetzung. Nachdruck verboten. Jetzt wußte ſie, daß damals tief in ihrem Herzen schwach, ganz ſchwach ein Blümlein keimte, das ſicherlich zu einer duftig ſprießenden Blüte ſich ausgewachſen hätte, wenn Lange nicht ſo plötzlich wieder ihren Geſichtskreis verlaſſen. Lange reiſte ab. Kurt von Redwitz blieb als ſouveräner Beherrſcher der Situation zurück. 5 Wieder das Blitzen ſeiner Augen! Ihr ſchwacher Wille erlag der Urgewalt ſeines Herren⸗ menſchentums.. Und in einem Augenblick der Schwäche gab ſie ſeinem drängenden, allmächtig zwingenden Werben das Jawort. Keineswegs etwa widerwillig! Warum ſollte-ſie es leugnen?— Redwitz imponierte ihr. Seine zwingende Perſönlichkeit, ſeine ſchmucke Männlichkeit, das Feuer, die Eleganz ſeiner Rede, ſein Name— dies alles und noch vieles andere reizten ſie zu ſelbſtvergeſſener Hingabe. Wie gern zeigte ſie ſich an ſeiner Seite— bei Aus⸗ fahrten, Spaziergängen, Beſuchen! Sie wußte: man würde ſie beneiden. Ja, ja! Eitelkeit, Stolz bildeten nicht die unwichtigſten Triebfedern zu dem Verlobungsſchritt. So lebte ſie die letzten Wochen in einer Art Glücks⸗ zuſtand. Aber— merkwürdig: in der Hauptſache immer nur während der Zeit, die ſie gemeinſam mit ihm ver⸗ brachte, immer nur ſo lange, als er bei ihr weilte. Sobald er von ihr geſchieden war, erlitt ihre zufrieden-ſtolze Stimmung meiſt einen Umſchwung. An die Stelle über⸗ ſtrömenden Glückgefühls trat Leere, Hohlheit des Herzens. Oftmals hatte ſie ſich darüber gewundert und bang nach der Urſache geforſcht— doch vergebens. „O Gott! Gib mir Klarheit, volle Klarheit!“ Warum hatte an dieſem nun zu Ende gegangenen Ge⸗ jellſchaftsabend Kurts Gegenwart nicht die gleiche beſeli— gende Stimmung ausgelöſt, wie ſonſt? Immer hatte ſie ſich ſeiner geiſtigen Kraft— ſeiner Perſönlichkeit beugen müſſen... Warum nicht an dieſem Abend? War ein anderer— war vielleicht Eduard Lange daran ſchuld? Eduard Lange!! Sie ſah ihn deutlich vor ſich. Im Sportkoſtüm, als Sieger des Bobrennens. Selbſtbewußt ob ſeiner Leiſtung, aber frei von jeder Ueberhebung. Wie ganz anders würde ſie an ſeiner Stelle damals in Wolfgang und Davos auf⸗ getreten ſein! Wie häßlich, ablehnend betrug ſie ſich gegen ihn! Und ſeine Antwort? Ein anderes Bild ſtand vor ihr. An der Tafel bei der Reunion im Deutſchen Klub. Man feierte ſeinen Sieg und pries in hohen Tönen ſeine Tat. Die Anerkennung erfreute ihn, aber er teilte ſie beſcheiden mit anderen, mit ihr. Eine neue Szene. Im Schlitten auf der Fahrt nach Sertig. Er erzählte— und wie er erzählte! Sie lauſchte hingeriſſen ſeinen gehaltvollen Worten, ſeiner poeſiereichen, ſchönen Sprache. Es fiel ihr ein Wort der Mutter ein, das dieſe zu ihr nach der Ankunft in Sertig geſprochen hatte. Wie ſagte die Mutter doch gleich?„Nicht wahr, Leni, das war doch mal etwas anderes als die ſchöngefärb⸗ ten Geſchmackloſigkeiten und Banalitäten des Herrn von Redwitz!“ Damals hatte ſie dieſen Ausſpruch weniger veachtet; jetzt verſtand ſie ihn. Und dann die Ereigniſſe der letzten Stunden! Ein tiefer Seufzer entrann ihrem Munde. Sie drückte ihre Hände auf beide Augen. Ihre Bruſt hob und ſenkte ſich unaufhörlich... Sie vermochte immer noch nicht das Gefühl der Scham darüber loszuwerden, daß ſich Kurt ſo ſehr vergeſſen hatte, und ſie konnte auch keine Milderungsgründe für ihn finden. Lange war Gaſt ihrer Eltern. Redwitz durfte ſich nicht, mochte ihn dazu bewegt haben, was wollte, zu dieſer Tattloſigkeit und Beleidigung hinreißen laſſen. Er mußte wiſſen, daß er damit ihre Eltern beleidigte und mit ihren (Eltern auch ſie ſelbſt, ſeine Braut. Sie hatte verſucht, ſeine Sünde wieder gutzumachen. Sie hatte das Gefühl, als ſei ihr das auch gelungen. Das beruhigte ſie ein klein wenig. Wie man ſich nur ſo kraß in dem Charakter eines Menſchen täuſchen konnte. Sie konnte ſich nicht helfen: Unwillkürlich zog ſie einen Vergleich zwiſchen ihrem Verlobten und Herrn Lange. Beides Männer, die ſich in ihrer äußeren Erſcheinung kaum etwas nachſtanden— von ſtattlicher, imponierender Statur, forſch, friſch im Auftreten, aber dennoch nüanciert: Kurt von Redwitz mehr Mann der großen Welt— Eduard Lange bei aller Friſche ernſthafter, eine mehr verinnerlichte Natur. i Bei Redwitz war, im allgemeinen, der äußere Schliff alles, und er verſtand es meiſterhaft, durch ſeinen äußeren Schliff— Helene glaubte ſich darin nicht zu täuſchen— die Umwelt zu blenden. Was er nicht hatte, und darin ſtach er gewaltig gegen Lange ab, das war Herzens— und Charakterbildung. Helene erſchrak. Kurt jeder Herzens und Charakterbildung bar? Und ſie, ſeine Braut, ſtellte das feſt? Nein, nein! So konnten die Dinge unmöglich liegen! Undenkbar, daß ſie ſolch gewaltiger Täuſchung Opfer ge⸗ worden ſein konnte.. f War ſie nicht vielleicht befangen? Befangen, weil Kurt ſich ihr von einer Seite gezeigt hatte, die ihr widerwärtig war? Befangen, weil ſie Langes Seele hüllenlos vor ſich geſehen hatte, eine Seele, deren Leid ſie ſo mächtig packte und weh ihr ins Herz ſchnitt? Seine Stimme klang wieder deutlich in ihren Ohren: ee ee * Und ſinge ſch einſam verlorenes Glüct, Dann wirſt du nicht mehr geſtört.“ N 0 ihre beiden Freier—.— ahrlich! Deutlicher hätte ihr Lange nicht offenbaren können, wie enttäuſcht und wie unglücklich— ihretwegen unglücklich!— er war. Heißes Mitleid wallte in ihr auf. Oder war es etwas anderes wie Mitleid? Sie war, während er ſang, jeder Erdenhaftigkeit entrückt worden und blieb es auch noch, nachdem er geendet hatte. Ohne zu bedenken, daß es bei den Gäſten vielleicht auffallen könnte, hatte ſie ſich dann für eine Weile zurück⸗ gezogen, zurückziehen müſſen, um ſich wieder zu ſammeln. Den Schluß des Abends verlebte ſie wie in einem Rauſch. Kurt ſaß als Kiebitzer im Spielzimmer. Später wid⸗ mete er ſich dem Billardſpiel. Zwei⸗ oder dreimal hatte er auch mit ihr getanzt. Aber im allgemeinen hatte er ſich wenig um ſie gekümmert; und ſie ließ ihn gewähren. Lange widmete ſich ihr auch nur wenig. Sie hatte die Empfindung: Er hat ſicherlich gemerkt, daß zwiſchen Kurt und mir eine Verſtimmung obwaltete, und als Mann von guter Bildung wußte er, daß er unter dieſen Umſtänden ſich nicht auffällig benehmen durfte, wenn er böſen Zungen teine Veranlaſſung zu Mutmaßungen und überflüſſigem Gerede geben wollte. Aber was auch vorgefallen war— ſie wollte nicht un⸗ gerecht gegen Kurt werden. Kurt war vielleicht eiferſüchtig. Oh, was war die Eiferſucht doch für eine häßliche Leidenſchaft, daß ſie ſolch unſchöne Blüten hervorbrachte! Aber: Wie hatte Kurt ihr kürzlich einmal geſagt?„Eiferſucht, ſo häßlich ſie iſt, ſo iſt ſie aber doch auch ein Beweis von Liebe; kein angenehmer, aber immerhin ein Beweis.“ Eigentlich hatte er recht. Mußte ſie ihm nicht doch Milderungsgründe anrechnen? Wie wurde ihr denn mit einem Male ſo eigenartig? Träumte ſie oder wachte ſie? War das nicht Kurt, der da neben ihr ſtand? Waren das nicht ſeine blitzenden Augen? Und jetzt— jetzt ſprach er... „Sieh mal, mein Mädel— ich tat unrecht, gewiß! Ich habe gefehlt. Ich ſehe ein, daß du berechtigt biſt, mir böſe zu ſein. Ich habe mich von meiner Leidenſchaft hin⸗ reißen laſſen. Es ſoll nie wieder geſchehen. Sag, mein Mädel, zürnſt du mir wirklich ſo ſehr? Siehſt du denn nicht, wie ich darunter leide? Willſt du mir wirklich nicht verzeihen?“ Sie wehrte ſich, wollte ſich nicht leichten Kaufes wie ſonſt unterordnen. Er mußte es einmal fühlen, daß ſeine alte Macht gebrochen war. Sie hörte, wie er weiter ſprach, eindringlich. Hörte, wie er ſeine Bitte wiederholte: heißer, flehender, als vorhin. Ihr Widerſtand erlahmte. „Ja, ja, komm! Komm und alles iſt wieder wie früher!“ Sie erhob ſich, griff mit den Händen nach der Geſtalt neben dem Ruheſtuhl. Ihr Körper erbebte. i „Das da— das da— iſt ja gar nicht Kurt! Das iſt ja Eduard— Lange!“ Ein erſchütternder Schrei drang durch das Zimmer, klang durch das Haus. „Schnell, Karl! Schnell den Sanitätsrat angeklingelt! Eile tut not!“ Frau Haſſel beugte ſich zitternd über ihre Tochter. „Leni! Leni! Hörſt du mich nicht? Ich bin es, deine Mutter!“ Das junge Mädchen antwortete nicht. Wilde, wirre Phantaſien hielten den Geiſt umfangen. Bruchſtücke nur waren es, die dem Munde der Kranken entrannen— un⸗ gereimte, unzuſammenhängende Worte. Aber ſie genügten, das ängſtlich-lauſchende Mutterherz vollkommen zu infor⸗ mieren. 0 Nach Verlauf einer Viertelſtunde war Sanitätsrat Wolff, der Haſſelſche Hausarzt, zur Stelle. Er brauchte nicht lange zu unterſuchen. „Ein ſchweres Nervenfieber, verurſacht durch ſtarke ſeeliſche Erregung“, ſtellte er feſt, und gab dann ſeine Be⸗ handlungsanordnungen. *. 1.* Drei Wochen gingen hin, bevor Helene Haſſel wieder einigermaßen hergeſtellt war. Das Nervenfieber war hartnäckig und aufreibend. Es ſchien manchmal, als wollte das Lebenslicht von Helene Haſſel zu Ende gehen. Aber der Kern des Jungmädchenkörpers war geſund, und er behielt in dem harten Kampfe mit dem Fieber ſchließlich die Oberhand. Es kam ein Tag, an dem Frau Haſſel und ihr Mann aufatmeten und an dem der alte Sanitätsrat die Worte ſprach:„Gott ſei Dank! Nun ſind wir überm Berg!“ Damit war jedoch noch längſt nicht alles wie früher. Das Fieber hatte den Körper mächtig angegriffen und eine Schwäche hervorgerufen, die weiterhin ſorgfältigſte Beob⸗ achtung erheiſchte und Schonung zur dringlichſten Pflicht machte. Es fehlte Helene natürlich nicht an Pflege. Eine Krankenſchweſter war gleich am Morgen nach der Unglücks⸗ nacht engagiert worden. Eine erſte Kraft ſelbſtverſtänd⸗ lich. Für ſein Kind war Bankier Haſſel das beſte nur ge⸗ rade gut genug. Als Hauptpflegerin waltete voller Umſicht und Liebe Frau Haſſel ſelbſt. Es gibt keine hingebenderen Weſen als die Mütter! Und an gutem Eſſen mangelte es ebenfalls nicht. Die Geneſung ging langſam vor ſich, aber unaufhör⸗ lich. Die Kranke kam allmählich mehr und mehr wieder zu Kräften. Eines Tages wurde ihr geſtattet, das Bett zu verlaſſen. Ihr Körper gewann ſeine alte Elaſtizität wieder. Ihre Wangen erhielten neue Farbe. Und an einem frühlingsmäßig warmen Nachmittag gab ihr der Sanitätsrat die Erlaubnis zu einer kurzen Ausfahrt. Rückſchläge waren alſo nicht mehr zu befürchten. —— Sanitätsrat Wolff hatte ſich bei ſeinem erſten Beſuch über die Vorgänge unterrichten laſſen. Wenn er auch in manchen Punkten nur Andeutungen erhielt, ſo reimte der Arzt ſich das übrige ſelbſt hinzu. Das war gar nicht ſo ſchwer, denn die Phantaſien der Kranken gaben ihm die nötigen Unterlagen. Als Frau Haſſel damals mit ihrer Aufklärung fertig war, hatte er leiſe durch die Zähne gepfiffen und ſich im ſtillen geſagt: Halt! Da kann ich außer Doktor vielleicht auch noch ein klein wenig Vorſehung ſpielen. Und ſo ord⸗ nete er an, daß kein Beſucher ins Krankenzimmer dürfte. Als Frau Haſſel fragte:„Auch Herr Kurt von Redwitz nicht?“, da antwortete er: „Der erſt recht nicht!“ Für die erſten Krankheitstage wäre dieſe Anordnung an ſich ſowieſo unbedingt notwendig geweſen. Später, als aus der Kranken eine Rekonvaleſzentin geworden war, hätte er die Anordnung mildern können. Aber der Seelen⸗ arzt in ihm wollte davon nichts wiſſen. Der hielt es für richtiger, das Verbot, Beſuche zu empfangen, weiterbeſtehen zu laſſen— ſo lange wenigſtens, als Helene nicht ſelbſt das Verlangen nach einem Wiederſehen mit Redwitz äußerte. * 1* Kurt von Redwitz war ſeinerzeit ſehr überraſcht, als er den telephoniſchen Beſcheid über die Erkrankung ſeiner Braut erhielt. Er war überraſcht— aber keineswegs ſonderlich er⸗ regt. „Wird wohl nur halb ſo ſchlimm ſein, als es mir die Frau Schwiegermama geſchildert hat. Hat ſich wahrſchein⸗ lich über den geſtrigen Abend etwas aufgeregt. Vielleicht iſt ihr inzwiſchen auch die Einſicht gekommen, daß ſie an mir wieder gutzumachen hat, und das hat ihr dann die Migräne und das Fieber verſchafft.“ Nachmittags, als er vor Frau Haſſel ſtand, wurde er aber doch bald anderen Sinnes. Und nachdem er daun auch noch mit dem Sanitätsrat geſprochen hatte, der gerade zugegen war, da war er ſichtlich beſtürzt. So ehrlich beſtürzt, daß der Arzt ſtutzte und ſich Ge⸗ danken machte: „Nanu! Das ſah ja gerade ſo aus, als liebte der Mann Helene Haſſel doch? Sollte Frau Haſſel ſich irren?“ Der Sanitätsrat konnte ja nicht ahnen, daß nicht ge⸗ ängſtigte Liebe die Urſache des Redwitzſchen Schreckens war, ſondern etwas ganz anderes. Was nämlich Kurt von Redwitz zu allererſt heiß durch den Kopf jagte, als er die Mitteilungen des Arztes ent⸗ gegennahm, war: 8 „Um Gottes willen, dieſe Erkrankung wird mir doch hoffentlich keinen Strich durch meine Rechnung machen!— Wenn nun die Krankheit längere Zeit anhält? Was dann? Oder wenn gar noch Schlimmeres eintreten ſollte?“ Er ſah ſchon im Geiſte die ausgeſtreckte, fordernde Hand und das unnachgiebige Geſicht Simon Steinbachs vor ſich.. 174 Ein Schauder überfiel ihn. N Und dann ſtiegen Zweifel in ihm auf. So etwas wie Mißtrauen wurde in ihm wach. Und er drängte den Sanitätsrat, bis dieſer ihm erlaubte, einmal, aber nur einmal einen flüchtigen Blick ins Krankenzimmer zu tun. Da ſah er allerdings, wie ernſt es ſtand und daß die Krankheit doch kein vorgeſchobener Grund war, daß mau ihn nicht täuſchen wollte, wie er gemutmaßt hatte. Was nun? fragte er ſich. Nun, es blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten. Die Nachrichten der letzten Tage, daß die Beſſerung gute Fortſchritte machte, befriedigten ihn. Aber zugleich erregte es ſein Mißfallen, und täglich wurde er deswegen von Tag zu Tag nervöſer: daß man ihm nämlich immer noch keinen Beſuch geſtatten wollte! Vor einigen Tagen war er beim Sanitätsrat geweſen und hatte ihn gefragt, ob denn der Zuſtand wirklich immer noch derart ſei, daß Beſuche, auch ſein, des Bräutigams Beſuch, Störungen hervorrufen könnten. Er mußte wohl arg mißtrauiſch dabei ausgeſehen haben, denn der Sanitätsrat antwortete ziemlich brüsten, unwirſchen Tones: „Sie müſſen es ſchon mir überlaſſen, wann ich Fräulein Haſſel wieder beſuchsbereit erkläre. Vorläufig iſt noch kein Gedanke daran!“ l Was blieb da Redwitz anderes übrig, als weiter ab⸗ zuwarten? Inzwiſchen verſuchte er ſich den Schwiegervater warmzuhalten. Häufiger als vordem ſtattete er ihm in ſeinem Büro Beſuche ab, und er ließ dabei, um einen guten Eindruck auszuüben, gewiſſe Pläne durchblicken, ſo. als intereſſiere er ſich für das Bankfach, als ſähe er es gern, als Haſſels Mitarbeiter angelernt zu werden. Es war ihm aber ſchon aufgefallen, daß Haſſel nur immer höchſt ungern auf ſeine Pläne einging, wie er überhaupt den Eindruck hatte, als verhalte ſich der Bankier in jüngſter Zeit merkwürdig reſerviert gegen ihn als früher. Im übrigen war es ihm gar nicht ſo unangenehm, daß er durch die Krankheit Helenes wieder mehr Herr ſeiner Zeit wurde. Er nutzte ſie weidlich aus, um wieder ſeinen alten Junggeſellenpaſſionen nachzujagen. Einmal— vor vierzehn Tagen ungefähr— hatte et ein Erlebnis gehabt. Er war damals nämlich mit Grete Borchardt zuſam⸗ mengetroffen. Ganz unerwartet. f ie aus der Erde geſchoſſen, ſtand ſie vor ihm— heißes Erſchrecken auf dem Geſicht. Sie wollte ihm ausweichen. „Tag, Grete!“ rief er ihr zu. Leute waren in der Nähe. ö 0 Ob ſie annahm, er würde ihr nachſteigen und ſie an⸗ ſprechen, oder ob ſie befürchtete, es würde das dann Auf⸗ ſehen erregen... Er wußte es uicht. Sie blieb jedenſalls ſtehen.(Vortſedang folgt) 1 pedeutendſte Naturweinverſteigerung im Rheingau ſtatt. An dieſen Tagen bringt in den Kellereien des Kloſters Eberbach die Staat iche Domäſe Weinbar⸗Verwa bing ihie Creſcenſen zum Ausgebot. Im ganzen wer⸗ den 199 Halbſtücke und 1 Viertelſtück, 1931er und 1932er Weine aus Hochheimer, Hatten⸗ heimer, Erbacher, Rauenthaler, Eltviller, Bieb⸗ richer, Rüdesheimer und Steinberger Gemar⸗ kung verſteigert werden. Darunter befinden ſich Weine aus den beſten Lagen des Rhein⸗ gares, ſo„Erbacher Marcobrunner“,„Erbacher Honigberg“,„Hattenheimer Engelsmanns⸗ berg“, der weltbekannte„Steinberger“, und ferner 11 Halbſtücke des begehrten Hochhei⸗ mer„Domdechany“. Es iſt zu erwarten, daß dieſe Edelerzeugniſſe trotz der ſchweren Zeit bei annehmbaren Preiſen ihre Käufer finden. Aus der Heimat Gedenktage 18. Mai. 1782 Der Freiſcharenführer Major Adolf Freiherr von Lützow in Berlin geboren, 1848 Eröffnung der erſten deutſchen Natio⸗ nalverſammlung in Frankfurt a. M. 1868 Zar Nikolaus II. von Rußland in Pe⸗ tersburg geboren. 1869 Der ehemalige Kronprinz Rupprecht v. Bayern in München geboren. Prot.: Erich— Kath.: Venantius Sonnenaufg. 4.00 Sonnenunterg. 19.53 Mondaufg. 1.49 Mondunterg. 13.29 * Reiht beachtete Verletzungen Bei der praktiſchen Arbeit in der Werkſtatt, im landwirtſchaftlichen Betriebe oder auch bei der Tätigkeit der Hausfrau in der Küche, dem Hantieren mit den verſchiedenen Haushalts- geräten, ſind kleine Verletzungen mitunter kaum zu vermeiden. Sei es nun, daß man ſich in den Finger ſchneidet, ſich an einem Nagel reißt, den man überſehen hat, oder daß ein kräftiger fehlgegangener Hammerſchlag eine Blutblaſe, die meiſt aufgeht oder törichter⸗ weiſe geöffnet wird, oder auch unmittelbar eine kleine blütende Wunde hervorruft. Man will dann nicht gern zimperlich erſchei⸗ nen und läßt es einfach damit bewenden, daß man einen Lappen um die verletzte Stelle bindet, wenn man nicht bloß abwartet, bis die Wunde aufhört zu bluten und dann ſeine Tätigkeit ruhig fortſetzt. Nur ſelten wird man die kleine Verletzung ſorgfältig desinfizieren und verbinden. Das macht den meiſten zu⸗ viel Umſtände, und doch liegt in dieſer Nach⸗ läſſigkeit eine große Gefahr. Es gibt ſo zahl⸗ loſe Fälle, in denen dadurch ſchwere Blutver⸗ giftungen, Gefährdung des Lebens, wenn nicht gar der Tod herbeigeführt wurden. So las man kürzlich wieder von einem Fall, der allen zur Warnung dienen ſollte. Ein Junge war von einer Feldmaus gebiſſen worden. Er ver⸗ ſpürte kaum Schmerzen, und ſeine Eltern ſag⸗ ten chm, die Wunde werde ſchnell wieder heilen. Damit ließ man die Sache auf ſich beruhen. Bald aber trat bei dem Knaben ſchweres Wundfieber ein, das ihm faſt das Leben gekoſtet hätte und ihn wochenlang ans Beti feſſelte. Bei Tierbiſſen, namentlich von Ratten und Mäuſen, ſollte man ganz beſonders vorſichtig ſein, weil dadurch leicht Krankheitsſtoffe in den menſchlichen Organismus übertragen wer⸗ den. Ebenſo kann das Eindringen von Roſt und Schmutz in unbedeutende Verletzungen Folgen nach ſich ziehen, unter denen ein Menſch ſein ganzes Leben zu leiden hat. Aus dieſen Gründen ſollte auch die geringfügige Ver⸗ letzung ſorgſam gereinigt und behandelt wer⸗ den. Das iſt keine übertriebene Angſt ſon⸗ dern nur eine notwendige Vorſicht. * Vorbeugen iſt beſſer und billiger als Heiſen! Wieder ſteht die Zeit der vor Tür, in der der vorausſchauende Landwirt ſeinen Schweinebeſtand einer rechtzeitigen Schutzimp⸗ fung gegen Rotlauf unterziehen läßt, um den Gefahren dieſer beſonders im Hochſommer und Herbſt auftretenden Seuche nach beſten Kräf⸗ ten vorzubeugen. Gerade für den Schweine⸗ rotlauf gilt mehr als für andere Tierkrankhei⸗ ten die alte Wahrheit: Vorbeugen iſt beſſer als Heilen! Wer erſt mit dem Heilen begin⸗ nen will, wenn ſich verdächtige Erkrankungen im Schweineſtalle bemerkbar machen, wird ſich nur zu oft einem unerbittlichen„Zu ſpät!“ gegenüberſtehen. * Wettervorherſage: Keine nennenswerte Aenderung der bis⸗ berigen unbeſtändigen Witterung. Märkte und Vörſen Vom 17. Mai. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Produltenbötſe. Es notierten: Weizen 21,50; Roggen 17,25 bis 17,40; Hafer inl. 14,85 bis 15,25; Wei⸗ Fnmehl ſüdd., Spezial Null, 30,90 bis 32; Roggenmehl 23,75 bis 25,25; Weizenkleie 7,75 bis 7,80; Roggenkleie 8,70 bis 8,75; alles für 100 Kilo. Tendenz: befeſtigt. Eine bedeutſame Rede. Geſtern hat Reichskanzler Hitler über„Die außen⸗ politiſche Lage Deutſchlands“ im Rundfunk ge⸗ ſprochen. Aus vielen Häuſern hörte man die Radiolautſprecher. Vom Sitzungsſaal des Rat hauſes hörte man durch Großlautſprecher weit⸗ hin dieſe bedeutſame Rede, die in der ganzen Welt Verbreitung fand. Unſere Leſer haben heute Gelegenheit, dieſe mit ſo großer Spannung erwartete Reichskanzlerrede in der vorliegenden 1 in ihrem ganzen Inhalt wortgetreu zu eſen. Rückkehr des Biſchofs. Se. Ex⸗ zellens der Hochwürdigſte Herr Dr. Ludwig Maria Hugo trifft heute Donnerstag, 18. Mai, abends wieder in Mainz ein. Wegen der ſpäten Tageszeit ſoll auf ſeinen Wunſch von dem üb⸗ lichen Empfang im Dom abgeſehen werden. Ein Einmachhkurſus beginnt dem⸗ nächſt. im Inſtitut St. Mariä der Engl. Fräulein. Sterbefall. Der bekannte Mannheimer Induſtrielle, Herr Dr. Ing. e. h. Joſeph Vögele iſt vorgeſtern geſtorben. Mit ſeinem Bruder Wilh. Vögele hat der Verſtorbene für Heimatſtadt und Arbeiterſchaft Verdienſtvolles ge⸗ leiſtet. »Das Wald ⸗Promenaden⸗Kon⸗ zert welches anläßlich der Feuerſchutzwoche am Sonntag ſtattfinden ſollte, konnte des ſchlechten Wetters wegen nicht abgehalten werden. Wie uns nun von der Leitung der freiwilligen Feuer- wehrkapelle mitgeteilt wird, findet das Konzert nunmehr an Pfingſten ſtatt. Dieſe Veranſtaltung erhält noch einen beſonders feierlichen Rahmen, zumal an dieſen Tagen die Kapelle auf ein 30.jähriges Beſtehen zurückblicken kann. * Die Spargelder der Arbeiter⸗ bank. Die Bank der Arbeiter, Angeſtellten und Beamten in Frankfurt teilt mit, daß die Gerüchte über die Beſchlagnahme von Spargut⸗ haben uſw. bei der Arbeiterbank auf Unwahr⸗ heit beruhen. * Achtung! Kriegsbeſchädigte u. Kriegshinterbliebene! Der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen, Ortsgruppe Viernheim hat ſich gemäß Beſchluß des Vorſtandes mit Wirkung vom 16. Mai an den NS. Reichsverband der Kriegsopferverſor⸗ gung angeſchloſſen. Wer von den bisherigen Mitgliedern des Reichsbundes die in demſelben erworbenen Rechte weitererhalten will, der muß nur weiterhin ſeinen Monatsbeitrag von RM. 0.90 an den vom kommiſſariſchen Obmann des Reichs verbandes, Ortsgruppe Viernheim, ernann⸗ ten Kaſſier abliefern. Wer das Inkaſſo beſorgt, wird durch den kommiſſarifchen Obmann, als der für Viernheim Pg. Philipp Hanf er- nannt wurde, noch bekannt gegeben. Auch ſür Stundung und Erlaß des Beitrages iſt nur Pg. Hanf zuſtändig. Sobald der Kreisleiter für den NS. Reichsverband nach Viernheim kommen kann, wird, wie wir erfahren, eine allgemeine Verſammlung ſtattfinden, in der die Kriegsopfer über die Ziele und Zwecke des Reichsverbandes unterrichtet werden. Zu dieſer Verſammlung wird in den Zeitungen eingeladen. Einſtweilen iſt alſo von Jedem, der ſeine Rechte bewahrt wiſſen will, Ende dieſes Monats der Maibetrag pünktlich an den beglaubigten Kaſſier zu entrichten. * Tanz ⸗ Unterhaltung. Wie wir er⸗ fahren, ſpielt am Sonntag im Saftladen„Zum Anmeldungen werden entgegengenommen! grünen Laub“ eine erſtklaſſige Muſikkapelle einer ſehr bekannten Tanzſchule. „Deutſcher Opernabend in Viern⸗ heim. Am Mittwoch, den 31. Mai, abends 8 ¼ Uhr findet im Engel eine Veranſtaltung ganz beſonderer Art ſtatt. Allererſte deutſche Opernkräfte unter der künſtleriſchen Leitung von Oberſpielleiter Walter Eberhard und der muſika⸗ liſchen Leitung von Kapellmeiſter Erich Beck geben in unſerer Stadt einen„Deutſchen Opernabend“. Dieſer Abend fand bisher in vielen Städten vor ausverkauften Häuſern ſtatt und löſte heim Publikum größte Begeiſter- ung aus. Bekannte Arien, Lieder, Duette, Ter- zette uſw. aus den beliebteſten und volkstüm⸗ lichſten deutſchen Opern kommen in bunter Reihenfolge zu Gehör. Vorwiegend iſt die heitere deutſche Spieloper. Trotz hoher Unkoſten ſind die Preiſe in niederen Grenzen gehalten, ſodaß es jedem erlaubt iſt, dieſen außergewöhnlichen Abend zu beſuchen. Vorverkauf bei Buchhandlung Franz Joſef Hofmann. 8 *Der Geſamtodenwaldklub mit über 12 000 Mitgliedern hält am 24. und 25. Juni in dem„Vierburgenſtädtchen“ Neckar- ſteinach, im lieblichen Neckartal ſeine 51. Haupt- verſammlung ab. Die Vorbereitungen dazu werden eifrig betrieben, die Gäſte ſollen zufrie⸗ den geſtellt werden. Die Reichsbahn zeigt für dieſe Veranſtaltung großes Entgegenkommen und gewährt die außerordentliche Fahrpreisermäßigung von 60% für die Hauptſtrecke und alle An⸗ ſchlüſſe hierzu. Genehmigt iſt bereits ein Ver- waltungsſonderzug Wiesbaden⸗Mainz⸗Darmſtadt Heidelberg⸗Neckarſteinach.. * Unter der Peitſche der Eifer⸗ ſucht— Seine kleine Sekretärin— Mörder im Haus— Liebe im Rampenlicht— und andere packende wahre Geſchichten bringt die ſo⸗ eben erſchienene Juni⸗Nummer der bekannten Zeitſchrift„Wahre Erzählungen und Romane“ (Verlag Dr. Selle⸗Eysler A. A., Berlin SO 16.) Das Heft enthält außerdem wieder die intereſ⸗ ſanten und reichilluſtrierten Beilagen Filmſpiegel, Haus und Familie ſowie Modendienſt. Das umfangreiche Heft iſt für 50 Pfg. überall zu haben. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Männergeſangverein 1846. Heute Donnerstag abend ½9 Uhr vollzählige Singſtunde. Reſt⸗ loſes Erſcheinen wird erwartet. Der Präſident. Bekanntmachung Betr.: Erhebung der Gas-, Strom- und Waſſer⸗ gelder. Die Erheber haben mit dem Einkaſſieren der April⸗Rechnungen begonnen. Wir machen die Konſumenten nochmals darauf aufmerkſam, daß eine Befriſtung der Gas-, Strom- und Waſſergelder für die Folge nicht mehr ſtattfinden kann. Es muß daher darauf geſehen werden, daß die Rechnungsbeträge an die Erheber pünkt⸗ lich bezahlt werden. Wer ſeinen Verpflichtungen nicht nachkommt, hat mit Einſtellung der Be⸗ lieferung zu rechnen. Viernheim, den 18. Mai 933 Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Wirtſchaſtlicher Waffenſtillftand Eine Verſügung des Neichskommiſſars für die Wirtſchaft und des Führers der Arbeitsfront Berlin, 18. Mai. Der Reichskommiſſar für die Wirtſchaft, Dr. Wagener, und der Führer der deut⸗ ſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, haben eine Verfügung erlaſſen, in der es u. a. heißt: Der Staat iſt unſer. Die Macht kann uns niemand entreißen. Die Wirtſchaft iſt unſere Wirtſchaft. Deshalb muß jeder Ver⸗ ſuch, das was uns gehört, zu zerſtören, im Keim erſtickt werden. Nur die Feinde unſerer Revolution ha⸗ ben ein Inkereſſe an Stillegung, wilden Streiks, Ausſperrungen und ähnlichen Dingen. In der Verfügung wird dann die Einſetzung von Vertretern der deutſchen Wirtſchaft und Arbeitsfront als Betriebs- und Bezirksleiter mitgeteilt. Die Bezirksleiter der Wirtſchaft und der Arbeit ſind in ihren Betrieben al⸗ lein verantwortlich für den Wirtſchaftsfrie⸗ den und für den Aufbau. Sie ſind der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Revolution die Garanten 5 nationalſozialiſtiſches Denken und Han⸗ eln innerhalb der deutſchen Wirtſchaft. Sie ordnen die Tarifverhältniſſe, wachen über den Arbeitsſchut und über das Arbeitsrecht. jowie über die ſozialen Maßnahmen, und verhindern mit allen Mitteln wirtſchaftliche Sabotage. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, daß auf die Dauer von acht Wochen ein Waf⸗ fenſtillſtand für alle deutſchen Arbeits- menſchen der Stirn und der Jauſt ge ſchloſſen iſt, bis der ſtändiſche Aufbau der organiſch gegliederten Wirtſchaft durchgeführt iſt. In der Verfügung wird ſodann die Er⸗ nennung einer Reihe von Nationalſozialiſten zu Bezirks leitern in den Bezirken der Landesarbeitsämter als Vertreter der deut⸗ ſchen Wirtſchaft mitgeteilt. Es ſind ernannt für Südoſtdeutſchland(Stuttgart): Kiehn; für Bayern(München): Dr. Pfaff; für Heſſen(Frankfurt): Dr. Braun; für Rheinland(Köln): Dr. Klein. Für die Deutſche Arbeits⸗ front werden in den nächſten Bezirken der Landesarbeitsämter folgende Nationalſozia⸗ liſten zu Bezirksleitern ernannt: Südweſt⸗ deutſchland: Plattner; Bayern: Kurt Hr ey; Heſſen: Decker; Rheinland: Ob⸗ na. Landwirtſchaftlicher Maſchinenmarkt. Was es mit dem Oelbad⸗ grasmäher auf ſich hat. Es braucht nur einer anzufangen von der Heuernte zu erzählen, dann dauert es gewöhn⸗ lich nicht lange, bis jemand das Wort„Oelbad⸗ grasmäher“ fallen läßt.— Oelbadgrasmäher? Was ein Grasmäher iſt, braucht man kei⸗ nem zu erzählen. Jeder Landwirt hat oft ge⸗ nug auf ſo einer Maſchine geſeſſen. Wenn je⸗ mand aber gefragt wird, was an einem Oelbad⸗ grasmäher eigentlich beſonderes daran iſt, dann kann er es meiſtens nicht ſagen. Darum ſei es hier einmal ſeſtgeſtellt. Jeder, der mit Grasmähern Beſcheid weiß, kann ein Lied davon ſingen, was da alles ge⸗ ſchmiert werden muß, wenn die Maſchine ordent⸗ lich laufen ſoll. Das iſt bei dem Oelbadgras⸗ mäher ganz anders geworden. Jetzt ſind alle Zahnräder, Wellen, Kupplung und Sperrklinken in einem Kaſten eingeſchloſſen. Dieſer Kaſten wird einmal im Jahr gefüllt und das reicht dann für die ganze Ernte, denn Oel geht ja nicht verloren. Bei dem Getriebekaſten bleibt, wie geſagt, das Oel drinnen und, was ebenſo wichtig iſt, der Schmutz draußen. Es kann nicht mehr paſſieren, daß die Maſchine ſchwer geht, weil ſich Halme oder Schmutz im Getriebe feſt⸗ geſetzt haben. Auch nicht an den Sperrklinken, die ja jetzt auch im Oelbad liegen und nicht mehr wie früher ungeſchützt an den Fahrrädern. Die Fahrräder ſind feſt auf die Achſe aufgekeilt; ſie können alſo nicht mehr locker werden und wackeln. Alle dieſe Vorzüge hat der Deering⸗ Oelbad-Grasmäher. Hierzu kommt noch ein neues Aufzugswerk, an dem ſich keiner mehr die Finger klemmen kann, und vor allen Dingen die neue Stahldeichſel. Es empfiehlt ſich wirklich, dieſe Maſchine bei der nächſten Vertretung zu beſichtigen. Der Deering⸗Oelbad⸗Grasmäher wird in Neuß am Rhein von der International Harveſter Companie hergeſtellt. Dieſe Werke ſind Deutſchlands größte und leiſtungsfähigſte Erntemaſchinenfabrik und Bindegarnſpinnerei. Die Neußer Werkanlagen der IHC bedecken eine Fläche von 50 Morgen. Es werden darin nor- malerweiſe von rund 2000 deutſchen Arbeitern pro Jahr etwa 120000 Maſchinen und Geräte hergeſtellt, wozu wiederum ausſchließlich deutſches Material verwendet wird. Ein großer Prozent- ſatz dieſer Produktion geht auf dem Exportwege ins Ausland und ſtärkt damit die deutſche Volks⸗ wirtſchaft. Deering-Erntemaſchinen ſind alſo deutſches Erzeugnis. Amicitia 09 E. V. V'heim. U V Sportplatz im Wald mit 1» Reſt.„Zur Waldſchenke“ Fußballprogramm für Sonntag, den 21. Mai In Ilvesheim 1,45 Uhr: „O5 Heidelberg“— Amicitia Viernheim 2. Abfahrt 12 Uhr per Rad ab Lokal Stern. In Hemsbach 3 Uhr: F. V. Hemsbach 1.— In Hemsbach 1,15 Uhr: F. V. Hemsbach 2.— Amicitia 4. Mſchft. Abfahrt 12 Uhr per Rad ab Lokal Stern. Sonntag vormittag 10 Uhr vorausſichtlich Handballſpiel gegen 07 Mannheim. Anſchließend 11 Uhr Jugendfußball gegen Almannia Ilvesheim(A 1- Jugendmannſch.) Samstag, den 20. Mai Freundſchaftskampf der Ringerſtaffel in Großzimmern. Abfahrt 6 Uhr per Auto ab Lokal. Der Vorſtand. In kurzen Worten: Reichskanzler Adolf Hitler hielt am Mitt⸗ woch im Reichstag ſeine mit Spannung er⸗ wartete Rede über Deutſchlands Standpunkt in der Außenpolitik. Der Reichstag billigte in einer einſtimmig angenommenen Entſchließung die Erklärung der Reichsregierung. Die Geſchäftsführung des Reichsverbandes deutſcher Konſumvereine Köln und der Groß⸗ einkaufsgenoſſenſchaft deutſcher Konſumver⸗ eine mbH. Hamburg haben ſich bedingungs⸗ los dem Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, unterſtellt. Wegen der Verhaftung von 10 in Aſch in Böhmen wohnenden Reichsdeutſchen iſt die deutſche Geſandtſchaft im tſchechoflowakiſchen Außenminiſterium vorſtellig geworden. Die Botſchaft des Präſidenten Rooſevelt wird in Amerika begeiſtert aufgenommen, in Amicitia Pokalm. Paris und London iſt die Aufnahme dage⸗ gen zurückhaltend. Ein japaniſches Ultimatum an die Stadl Tientſin verlangt, daß die chineſiſchen Behör⸗ den die Stadt innerhalb 24 Stunden räumen.