III Ü˙˙wiwnmn; ß F e ee Das Tell⸗Schauſpiel in Viernheim Tellſchauſpiel in Viernheim, Naturbühne in Viernheim, das ſind Dinge, die ſchon wochenlang die Gemüter bewegen und weit über die Grenzen unſeres Heimatortes aufhorchen ließen und jetzt erſt recht aufhorchen laſſen werden. Wer geſtern nachmittag bei der Erſtaufführung mit dabei war, wird dieſe mächtige Aufführung, in der Friedrich von Schillers beſtes Werk Leben erhalten hat, nie vergeſſen. Das äußere Bild ſchon nimmt den Beſucher gefangen. Nach einem kurzen Spa⸗ ziergang gelangen wir zu dem idylliſch gelegenen Waldſportplatz des Turnvereins. Hier ſehen wir ein großes Zelt, 2000 Beſucher finden hier Platz, und von der Naturbühne ſehen wir nichts als rechts das überragende Zwiebeltürmchen der alten Schwyzer Kirche, die beiden Türme der Zwing⸗Uri und hinten eine prächtige Alpenlandſchaft, die uns unwillkürlich gefangen hält. Gelangt man jedoch erſt in das Innere des Zeltes, ſo iſt man erſtaunt über die herrliche Naturbühne mit den heimeligen, traulichen Häuschen, dem Stauffacher⸗ haus rechts und links der Tellhütte. Vorn ragt trotzig die Zwing-Uri in die Höhe. Ein Bild- ſtock mit der Betbank zeugt von der Frömmig⸗ keit des Schweizer Volkes. Hier und da ſehen wir ſcharfkantige Felſen, die berühmte„hohle Gaſſe“, ein prächtiges Turmtor und weit rechts die altſchwyzer Kirche mit ihrem verwitterten Dach. Weit hinten ſchließt eine ſchöne ſchweizer Landſchaft, mit ſteilragenden Bergen und an den Abhängen angebauten Schweizer⸗Häuschen, ſowie dem Profil einer Kirche das ganze Bühnenwerk ab. Zwiſchen all dem ſtehen die Sträucher, Bäumchen und Bäume, wie ſie die Natur wachſen ließ. Nicht vergeſſen wollen wir die blühenden Blumen an und vor den Häuschen, die das Bühnenbild ſehr verſchönten. Links hinten liegt von Felſenriffen angedeutet der Vierwaldſtätter See. So bietet uns die Naturbühne ein präch⸗ tiges Bild und einen wirkungsvollen Rahmen, in dem wir bald Schillers Schauſpiel zum Leben erweckt ſahen. In den Jahren um 1800 hat Friedrich von Schiller ſeinen„Tell“ geſchaffen. 1804 erlebte die ſtaunende Mitwelt in Weimar die Urauffüh⸗ rung. Und bis heute, 130 Jahre ſpäter, iſt Wilhelm Tell immer noch das geblieben, was er nach des Dichters Wort ſein ſoll: ein Volks⸗ ſtück, das Herz und Sinne intereſſiert.„Ich habe den Tell mit Liebe gearbeiſet, und was aus dem Herzen kommt, geht zum Herzen“ heißen die Worte des großen Volksdichters, die er ſelbſt über die Wirkung ſeines Tell geprägt. Kann es für ein Volksſtück einen geeigneteren Gegen⸗ ſtand geben, als das Erwachen des Volksbewußt⸗ ſeins?, als die Erhebung zu Selbſtbehauptung und Verteidigung von Recht und Freiheit? So können wir begreifen, was der„Tell“ zur He⸗ bung des deutſchen Volksbewußtſeins beigetragen hat und das Volk entflammte in den Freiheits⸗ kriegen vor 100 Jahren. Der„Tell“ iſt eine deutſche Nationaldichtung, wenn er auch den Frei⸗ heitskampf der Schweizer behandelt, die ja mit uns ſtammes⸗- und ſprachverwandt ſind. Spricht man doch heute zu 60% ꝓ in der Schweiz die deutſche Sprache. Das Volk ſelbſt iſt der Held des Stückes. Wir ſehen das Volk in ſeinen Urberufen: Jäger, Hirte und Fiſcher, in ſeinen Urgemeinſchaften: Familie, Freundſchaft, Volks⸗ genoſſenſchaſt, Jüngling, Mann und Greis. Wilhelm Tell iſt die Verwirklichung der Urkraft. Raſch handelnd, mutig und doch voll Gottver⸗ trauen.„Wär ich beſonnen, hieß ich nicht der Tell“ ſagt er von ſich ſelbſt. So erleben wir die Tell-Aufführung, die uns im Innerſten auf⸗ wühlt, mitreißt und unſere Empfindungen hohe Wogen gehen läßt. Von dem erſten Wort„Es lächelt der See, er ladet zum Bade“ bis zum feierlichen Schluß„Und frei erklär ich alle meine Knechte“ ſchwelgen wir in den machtvollen, präch⸗ tigen Worten unſeres Dichterfürſten, die er ſeine Darſteller ſprechen läßt. Sie reihen ſich anein⸗ ander die vielen bekannten, ſinnreichen Schiller⸗ zitate und geben einen bunten Strauß von gol⸗ denen Worten. Das Herz erzittert bei den macht⸗ voll inſzenierten Maſſenſcenen: dem Rütliſchwur, der Apfelſchußſeene, der Maſſenſeene bei Er⸗ ſchießung Geßlers und zum Schluß der großen Freudenfeier. Ueberhaupt zeigte jede Handlung, daß alle Mitwirkenden feſt bei der Sache waren und jeder ſein beſtes zum guten Gelingen bei⸗ trug. Es iſt ein Ding der Unmöglichkeit, hier all das zu ſagen und anzuführen, was man ge⸗ ſehen und gehört hat. Im Allgemeinen iſt der Inhalt des Wilhelm Tell hinlänglich bekannt. Wie wir aber hier das Werk lebend ſehen durften, ſo wird es uns ewig in Erinnerung bleiben. Wie goldene Perlen waren zwiſchen die Handlung Kinderreigen und geſangliche Darbietungen ver⸗ ſtreut, die der Geſamtwirkung ſehr zu Gute kamen. Wir freuen uns ſagen zu können, daß dem Turnverein ſein gewaltiges Unterfangen, das Schillerſche Schauſpiel„Wilhelm Tell“ wirkungs⸗ voll in Scene zu ſetzen, glänzend gelungen iſt und allen Mitwirkenden Dank und Anerkennung zu zollen iſt. Auf die näheren Einzelheiten werden wir im Verlauf der Aufführungen noch zurück kommen. Wir können nur eines ſagen: Gehet hin, ſchauet, erlebet mit, es wird euch nicht gereuen. Laßt euch dieſe Aufführung nicht entgehen. Be⸗ ſucht die Tell⸗Aufführung, die größte Darbie⸗ tung, die je in Viernheims Mauern zu ſehen war und zu ſehen ſein wird. Und ihr alle, die ihr geſtern dabei geweſen ſeid: werbet und wirket bei allen Freunden und Bekannten hier und auswärts. Veranlaſſet ſie, die Tellſchau⸗ ſpiele zu beſuchen, damit ſie ſelbſt dieſe wirk⸗ lichkeitswahre Aufführung miterleben können zum eigenen Nutzen und zur Bereicherung ihres inneren Lebens. F K. Nernhelmer Anzelber bringen Sie im Bet zu! 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Tonlachſchlager. unſeren Filmfreunden. beſtimmt. 7¹ Ful Zum Flle Herend) — mann, Undine, Wildſchütz uſw. uſw. Baſſbariton). 1 Mittwoch, den 31. Mai, abends 8 ¼ Uhr, bei volkstümlichen Preiſen einmalige große Sonder veranstaltung unter Mit⸗ wirkung hervorragender Stuttgarter Opernkräfte Deutscher Dpernabend Auserleſenes Programm aus den beliebteſten deutſchen Opern: Lohen⸗ grin, Tannhäuſer, Zauberflöte, Don Juan, Figaros Hochzeit, Martha, Luſtige Weiber von Windſor, Freiſchütz, Evangelimann, Zar u. Zimmer- Ueberall begeisterte Aulnahme! Mitwirkende: Cläre Schimmel(lyriſcher Sopran); Maria Birnbaum (Alt); Trudl Schölkopf(Mezzoſopran); Karl Paul Rau(der bekannte Muſikaliſche Leitung: Opernkapellmeiſter Erich Beck. Vorverkauf: Buchhandlung Franz Joſef Hofmann. Sperrſitz(numm.) 1.20; 1. Platz(numm.) 90; 2. Platz(nicht numm.—.60) Abendkaſſe: 1.50; 1.——.75 Schüler 50 Pfg. an der Kaffe für guten Sitzplatz; Erwerbsloſe 30 Pfg. Preſſeurteile: Ein Erlebnis für Jung und Alt— Herrliche Stimmen — Darbietungen höchſter Qualität— Das zahlreiche Publikum lauſchte entzückt und ſpendete langanhaltenden Beifall— Die Anteilnahme der Zuhörer ſteigerte ſich von Minute zu Minute— u. ſ. w. Darbietungen. nicht fehlen. neuen Deutſchlands: alle die deutſch ſind. Die ſchönſte Tonfilmſchau im U.⸗T.⸗Filmpalaſt. „Die— oder Keine“ mit Gitta Alpar und Max Hanſen.„Jimmys Millionen“ mit Richard Tal⸗ „Die Flucht über die Grenze“ mit Jack Perry und„Scherben bringen Glück“, der luſtige Ein Bombenprogramm!! Wie Sie ſehen, ſchießt der beliebte U. T. Filmpalaſt auch dieſe Woche wieder den Vogel ab. Ein ganz bombiges Programm zeigen wir laſt noch nicht beſucht hat, der kommt dieſe Woche Wer einmal bei uns war kommt immer. Im U. T.⸗Filmpalaſt findet man eben die beſten und ſchönſten Filmdarbietungen. 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Mai 1938 Die tieftrauernden Hinterbliebenen. l Die Beerdigung findet morgen Dienstag nachmittag um 5 Uhr vom Trauerhauſe, Kiesſtraße 7 aus, ſtatt. Gute Ei-Harodlein Hierzu kommt zu verkaufen Hofmannstraſie 1 Qualitäts- Räcler mit Freilauf erhalten Sie von RM 52.50 au in deen api Becher Mannheim. N 2. 12 Fahrradteile billigst! Ein Film für Bekanntmachung. Betr.: Steuerſprechtag des Finanzamts Heppen— heim. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts wird am Dienstag, den 6. Juni 1933, auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechel wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Freitag, den 2. Juni 1933, vormittags 11 Uhr be uns, Zimmer Nr. 21, melden und genau au geben, in welcher Sache die Beſprechung mi dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betr. Sprech⸗ tag nicht rechnen. b Viernheim, den 22. Mai 1933 Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel Relchskanzler dare tte n„Die nationale Erhehung Deutschlands“ f rie„Die Mutter der lompagnie lente letztmals im Central— Heute Il. Platz nur 40 Pig. women — Ein Besuch noch heute let besonders zu empfehlen! Wiernheimer Tageblatt— Biernheimer Nachrichten) Erſcheint taglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bez 1,40 Mt fre ine Hau gebracht. Gratisbeila aktuelle intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjäh Spreis monatl. en: wöchentl. das achtſeitige illustrierte ch einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahm/ von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim rnſprecher 117.— Telegramme Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt 5 a. M.— Schriftleitung. Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäfts ſtelle Rathaus ſtr. Nummer 119 Dienstag, den Ent ipannung in Europa? Reichsminiſter Göring hat dem italieni⸗ ſchen Miniſterpräſidenten M uſſolini in Rom einen kurzen Beſuch abgeſtattet. Es war eine große Ueberraſchung für die poli⸗ tiſche Weltöffentlichkeit, daß im Zuſammen⸗ hang mit dieſer Romreiſe die bevorſtehende Unterzeichnung des Muſſolinipaktes angekün⸗ digt wurde. Unſere raſchlebige Zeit hatte nämlich den Vorſchlag Muſſolinis faſt wieder vergeſſen, bis Reichskanzler Hitler in ſei⸗ ner großen Reichstagsrede vom vorigen Dienstag wieder darauf zu ſprechen kam. Muſſolini kam mit ſeinem Projekt am 18. März dieſes Jahres heraus, als er den Beſuch des engliſchen Premierminiſters Macdonald hatte. Dieſem Staatsmann überreichte der Leiter der italieniſchen Poli⸗ tik ſeinen Vorſchlag, deſſen genaue Formulie⸗ rung der Oeffentlichkeit nicht mitgeteilt wurde. Man weiß aber, daß Muſſolini ein enges Zuſammenarbeiten der vier europäi⸗ ſchen Großmächte Italien, Deutſchland, Eng⸗ land und Frankreich beabſichtigt, ein Zuſam⸗ menarbeiten auf der Baſis völliger Gleich- berechtigung dieſer Staaten. Muſſolini geht dabei von dem Gedanken aus, daß der Friede Europas verbürgt wäre, wenn zwiſchen den Großmächten ein ſolcher Freundſchaftsver⸗ trag zuſtande käme. Denn— ſo ſagt er mit Recht— die kleineren Mächte würden ſich bre nicht mehr erlauben, den Frieden zu ören. Daß das Deutſche Reich ſofort bereit wäre, einem ſolchen Vertrag zuzuſtimmen. hat Reichskanzler Hitleh erſt am vorigen Diens⸗ tag wieder feierlich erklärt. Muſſolinis Pakt⸗ vorſchlag hat aber vor allem in Frank⸗ reich Widerſtand gefunden. Das iſt nicht weiter verwunderlich. Die franzöſiſche Außen⸗ politik der Nachkriegszeit hat nur den ein⸗ zigen Richtpunkt: Aufrechterhaltung der franzöſiſchen Vormachtſtellung in Europa, wie ſie durch die Gewaltverträge des Jahres 1919 geſchaffen worden iſt. Die Franzoſen fürchteten nun— und zwar ganz mit Recht, daß im Falle einer Verwirklichung des Muſſoliniſchen Vorſchlags dieſe Vormacht⸗ ſtellung gefährdet würde, und daß dadurch die franzöſiſchen Militärbündniſſe mit den europäiſchen Oſtſtaaten(Polen, Tſchechoflo⸗ wakei, Südſlawien und Rumänien) ge⸗ ſchwächt würden. die franzöſiſche Diploma⸗ lie, die die wahren Gründe für ihre Abnei⸗ gung gegen den Muſſolini⸗Plan natürlich nicht enthüllen wollte, machte nun ihre eben erwähnten Bun⸗ desgenoſſen gegen den Muſſolini⸗Plan mobil und ſuchte außerdem den Völkerbund gegen das italieniſche Projekt auszuſpielen. Eine ſehr lebhafte Erörterung entſpann ſich auch über die beiden konkreten Punkte des Muſſo⸗ lini⸗Planes, auf denen ſein Hauptwert be⸗ ruhte, nämlich dem Grundſatz der Revidier⸗ barkeit der ſogenannten Friedensſtärke und der Gleichberechtigung von Siegern und Be⸗ ſiegten des Weltkrieges. So lagen die Dinge bis zur letzten Woche. Durch die franzöſiſchen Quertreibereien war der Muſſolini⸗Plan ſtark in den Hintergrund gedrängt worden. Der Geiſt der Zuſam⸗ menarbeit, den dieſer Plan vorausſetzte, ſchien überdies weniger denn je in Europa vorhanden zu ſein. Run aber kam die gro⸗ ße Rede des Reichskanzlers. die in der ganzen Welt mit Spannung erwartet und mit größtem Intereſſe aufgenommen wurde. Dieſe Rede, die der deutſchfeind⸗ lichen Propaganda den Boden entzog, und dadurch die weitere Sabotage der Abrüſtung erſchwerte, hat die Lage vollſtän dig ge⸗ ändert: Frankreich wetteifert nunmehr mit den anderen Mächten in Beteuerungen ſeines guten Willens und hat offenbar auch den Widerſtand aufgegeben, durch den der ae en bisher nicht weiterkommen onnte. Die tieferen Gründe dieſer Schwenkung! der franzöſiſchen Politik ſind noch nicht völlig zu erkennen. Eines läßt ſich aber darüber Viernheimer Zeitung GSteruhetmer Bürger- Big.—. Wiernb. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſt u. von sämtlichen Annoncen ⸗Expebitionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Erbe eta g re: E Fe. ele dt ae 23. Mai 1933 Kanzlerbeſuch Ein großer Tag der Neichsmarine— Der Reichskanzler und andere Mitglieder dez Reithskabinetts beſuchen die Flotte— Eine neue Friedensrede des Kanzlers Kiel, 23. Mai. Reichskanzler Adolf Hitler ſtattete am b Montag der Reichsmarine einen offi⸗ 0 9 70 Beſuch ab. Nahezu alle Friegsfahrzeuge waren in Kiel zuſammenge⸗ zogen und die marineverbundene Bevölke⸗ rung der Foerden-Stadt genoß ſeit langem wieder einmal das impoſante Schauſpiel ei— nes lebendigen Hafenbildes, wenn es auch nur einen ſchwachen Schimmer des; Glanzes vermittelte, den eine Parade der ſtolzen deutſchen Vorkriegsflotte im Reichs- kriegshafen verbreitete. An den roten Bojen in den weiten Becken der blauen Foerde, über die ſich ein wolkenloſer Himmel wölbte, lagen die grauen Leiber der alten Linien⸗ deutſchen;, 1 1 ö 0 Front der aufmarſchierten Truppen ab- ſchrikt. In ſeiner Begleitung befanden ſich neben den Flagg-Offizieren des Standortes Kiel der rineleitung. Nach dem Abſchreiten hielt der Kanzler vom China-Denkmal aus eine An⸗ ſprache an die Truppe. Nachdem das Deutſch⸗ landlied verklungen war, begab ſich der Kanzler, an der Front der Marinebamten vorbei, zum Offiziersheim, wo ihm vom Sta⸗ tionschef die Kommandeure der Kieler Trup⸗ der Reichskanzler und ſeine Begleitung an ſchiffe„Schleswig⸗Holſtein,„Schleſien“ und „Heſſen“. Neben ihnen die ſchnittigen lang⸗ geſtreckten Silhuetten der modernen Kreu⸗ zer„Karlsruhe“,„Königsberg“ und„Leip⸗ zig“. Auch das zurzeit ſtärkſte Kriegsſchiff der deutſchen Marine, die„Deutſchland“ lief zum erſtenmal wieder nach ihrer Indienſt⸗ Ma in den Heimathafen ein, um den Kanzler zu begrüßen. Vormittags 11 Uhr kraf Reichskanzler Hitler im Flugzeug von Berlin kom- mend auf dem Flugplatz in Kiel ein. In ſeiner Begleitung befanden ſich Vize⸗ kanzler von Papen und Reichsminiſter Dr. Göbbels. Vorher waren Reichswehrminiſter Gene⸗ ral von Blomberg und Reichsſtatthalter Ritter von Epp ſowie Oberg uppenfüh⸗ rer Hühnlein auf dem Kieler Flugplatz eingetroffen. Später folgten der preußiſche Miniſterpräſident Göring und Staatsſe— kretär Körner. der Empfang Auf dem weiten Hofe der Wiker⸗Kaſerne hatten in Erwartung des Beſuches des Reichskanzlers ſämtliche Kieler Landmarine— teile ſowie Abordnungen der Schiffe und Bootsverbände mit Gewehr Paradeaufſtel⸗ lung genommen. Als gegen 11,15 Uhr der Kanzler, vom Flugplatz kommend, einkraf, erſtaltete ihm unter präſentiertem Gewehr der Skationschef, Vizeadmiral Albrecht, Meldung, worauf der Kanzler unter den Klängen des Präſenkti- arſches die dem Mittageſſen im Offiziersheim teil. Anſprache des Kanzlers In ſeiner Anſprache ging Reichskanzler Hitler von der Revolution des November 1918 aus, die den Kampf der Stände und Klaſſen untereinander ausgerufen und uns in einem anſchließenden vierzehnjährigen Kampf zu Grunde gerichtet habe. Der Kanz⸗ ler ſprach dann von der neuen Erhebung, die jetzt den Frieden in Deutſchland prokla⸗ miert habe. Es ſei eine neue Gemeinſchaft entſtanden, die alle umfaſſen werde, die gu⸗ ten Willens ſeien. „In dieſer Gemeinſchaft— ſo erklärke der Reichskanzler— liegt keine Drohung gegen die übrige Welt. Wir wollen den Frieden vielleicht mehr als anderen, denn wir brauchen ihn, um Brok für un⸗ ſere Millionen arbeitsloſen Volksgenof⸗ ſen zu ſchaffen. Aber der Friede wird immer nur dem gegeben, der des Frie- dens würdig iſt. Würdig iſt aber nur das Volk, das die Empfindung ſich er⸗ hält für die Notwendigkeit der Ehre und der Freiheit. In dieſem Sinne proklamiert dieſe deutſche Erhebung das Ringen für die deutſche Frei⸗ heit und Gleichberechtigung in der Welt. Soldaten der Reichsmarine! Sie ſelbſt haben große Traditionen zu wahren. Nur wenige Jahrzehnte haben dem alten Deutſchland zur Ausbildung ſeiner Wehr zur Verfügung ge— ſtanden. Dieſe Jahrzehnte ſind von ihm be⸗ nutzt worden, um das ganze deutſche Volk mit Stolz auf ſeine Blaufacken ſehen zu laſ⸗ ſen. Dann kam die Zeit der Demütigung. Und nun hat Deutſchland ſich wiedergefun⸗ ſagen: Frankreich befürchtet, daß es in eine Iſolierung hineingerät, wenn es auf ſeinem bisherigen ablehnenden Standpunkt beharrt. Denn nachdem wohl England wie auch Deutſchland Muſſolini ihre Zuſtimmung er⸗ klärt haben, wäre Frankreich der einzige Staat, der ſich ausſchließt. Nun legt aber die franzöſiſche Außenpolitik bekanntermaßen den größten Wert darauf, es mit England nicht zu verderben. Deshalb die plötzliche und überraſchende Aenderung der Stellung— nahme Frankreichs. Durch dieſe Schwenkung Frankreichs iſt der endgültige Abſchluß des Muſſolinipro⸗ jekts möglich geworden. Die äußere Veran⸗ laſſung dazu war die Rede des deutſchen Reichskanzlers, durch die die Aufmerk⸗ ſamkeit der politiſchen Welt überhaupt wie⸗ der auf den Paktvorſchlag gelenkt worden iſt. Nachdem während der letzten Wochen die po⸗ litiſche Atmoſphäre Europas unter einem ſehr ſtarken Druck geſtanden hat, kann die Tatſache erfolgreicher Verhandlungen über den Plan Muſſolinis jetzt als ein bemerkens⸗ wertes Zeichen der Entſpannung in Europa betrachtet werden. .— den, um der deutſchen Arbeit den Weg zur n penteile vorgeſtellt wurden. Später nahmen Reichswehrminiſter und der Chef der Ma⸗ e Mederlage in Freiheit zu bahnen. In dieſem Sinne ve— grüße ich unſere deutſche Flotte. Wenn dieſe Flotte auch klein iſt, ſo ſieht doch ganz Deulſchland mil Freude auf ſie. Denn ſie iſt der ſichtbarſte Repräſen⸗ kant des deutſchen Ehrbegriffes und der deulſchen Geltung draußen in der Welt. Bergeſſen Sie draußzen nie, daß ſie ein Stück von Deutſchland iſt, wie auch Deukſchland Sie nicht vergißt. Die deutſche Reichsregierung iſt nach Kiel ge⸗ kommen, um dieſe unſere deutſche Flotte zu begrüßen. Aber dieſer Beſuch iſt zugleich ein Bekenntnis: So groß unſere Sehnſucht nach dem Frieden iſt, ſo groß iſt aber auch unſere Entſchloſſenheit, dem deutſchen Volke das gleiche Recht und ſeine Freiheit iber ae winnen. In dieſem Entſchluß begrüßen wir unſer deutſches Volk mit dem Gelöbnis, dieſen Kampf als Vermächtnis unſerer Generation durchzuführen ſolange, bis wieder erſteht ein Deutſchland der Ehre und Freiheit.“ Uebungen der Flotte Während des Eſſens im Offiziersheim, an dem der Reichskanzler und die Herren ſeiner Begleitung teilnahmen, gedachte der Chef der Marineleitung, General Räder, nach herz⸗ lichen Worten der Begrüßung an den Kanz⸗ ler und die übrigen Mitglieder der Reichs⸗ regierung, die am heutigen Tage als Gäſte der Reichsmarine in Kiel weilten, des Ober⸗ befehlshabers der Wehrmacht, Generalfeld— marſchalls von Hinden burg, und ſchloß mit einem dreifachen Hurra auf den Kanzler des deutſchen Volkes. Anſchließend begab ſich der Kanzler durch ein Frolier der Fähnriche der Marine- und Schiffsartilerleſchule nach dem Hafen, um ſich mit dem Chefboot auf dem Flaggenflaggſchiff„Schleswig Holſtein“ einzuſchffen Als der Kanzler ſich an Bord der „Schleswig Holſtein“ begab, wurde auf Kreuzer„Leipzig“, auf dem der Reichs- kanzler während ſeines Kieler Aufenk⸗ haltes Wohnung nahm, die Reichsdienſt⸗ flagge geſetzt und mit 19 Schuß ſalutierk. Unmittelbar darauf lief die Flotte aus dem Kieler Hafen zu Uebungen in See, während ſich am Hindenburgdamm Tauſende von Kie— ler eingefunden hatten, die dem impoſanten militäriſchen Schauſpiel zuſahen. ee Hilfspolizei und Vahnſchutz ſind keine Truppen! Genf, 23. Mai. Der Effektivausſchuß der Abrü⸗ ſtungskonferenz hatte am Montag über den franzöſiſchen Antrag abzu⸗ ſtimmen, die deutſche Hilfspolizei bei der Be⸗ rechnung der Heeresbeſtände in Rechnung zu bringen. Der franzöſiſche Ankrag wurde mit acht gegen ſechs Stimmen endgültig abge⸗ lehnk. Für den franzöſiſchen Antrag ſtimmten rankreich, Polen, die Staaten der Kleinen Entente und Belgien, während ſich Deutſch⸗ land, Oeſterreich, England, Amerika, Italien, Schweden, Ungarn und Holland dagegen ausſprachen. Ein anderer Ankrag, den deulſchen 5 in die Berechnung der Hee⸗ resftärken einzubeziehen, wurde eben⸗ falls mit ene Mehrheit abge- nk. In der Ausſprache, die der Abſtimmung vorausgegangen war, waren der italieniſche und der amerikaniſche Vertreter mit erfreu⸗ licher Entſchiedenheit für die deutſche Auffaſ⸗ ſung eingetreten. Auf dem Holzweg Der Ausſchuß für die Begrenzung und Herabſetzung der Rüſtungsausgaben iſt am Montag zum erſten Male ſeit Mona⸗ ten wieder zu einer öffentlichen Vollſitzung zuſammengetreten. Er hat zunächſt zu dem Bericht eines techniſchen Unterausſchuſſes Stellung zu nehmen, worin eingehend die Frage der Rüſtungsbegrenzung auf dem Budgetwege behandelt wird. Gegen dieſen Bericht haben die Vertre- ter Deutſchlands, Italiens, Amerikas und Japans Vorbehalte eingelegt, und in der Begründung die 1 0 Un- möglichkeit der Rüfſtungsherabſetzung auf dieſem Wege nachgewieſen. Der Vorſchlag, die Abrüſtung durch Kür⸗ zung der Staaksvoranſchläge durchzuführen, kommt von Frankreich und hat nur den weck, eine wirkliche Abrüſtung zu verhin⸗ ern. Frunkreich ſſoliert Zu den Beratungen des Effektivausſchuſſes verlautet noch ergänzend, daß bei der Ab⸗ lehnung des Antrages über den Bahnſchutz die franzöſiſche Gruppe vollſtändig iſoliert war. Bezüglich der deutſchen Hilfspolizei hatte der italieniſche Vertreter unter Hinweis auf die bedeutſame außenpolitiſche Rede des Kanz; lers beantragt, die Frage der Hilfspolizel aus den Beratungen auszuſchalten. Be⸗ kanntlich hat der Reichskanzler erklärt, daß die Hilfspolizei noch im Laufe dieſes Jahres nach Erledigung ihrer Aufgaben aufgelöſt werden würde. Zuſammentritt des Völlerbundsrats Die 72. ordentliche Tagung des Völker⸗ bundsrates wurde am Montag von dem Ver⸗ treter Mexikos eröffnet. Die deutſche Regie⸗ rung iſt durch den Geſandten von Keller vertreten. Der Eröffnungsſitzung, die nur von kurzer Dauer war, ging eine ſehr lange geheime Sitzung voraus. In dieſer wurde u. a. auch die auf der proviſoriſchen Tages⸗ ordnung ſtehende jüdiſche Beſchwerde be— üglich der Judenbehandnlung in Deutſch⸗ 8 berſchleſien eröffnet. Eine Entſchei⸗ dung darüber, ob dieſe Petition erledigt wer⸗ den ſoll, konnte noch nicht getroffen werden. Die deutſche Regierung hal angekündigt. daß ſie für eine der nächſten Sitzungen nähere Mitteilungen über die Beurtei- lung dieſes Falles machen werde. Es wurde dann beſchloſſen, die formelle Er⸗ ledigung dieſer Frage zunächſt auf Mittwoch zu vertagen. Amerika für Englands Plan Norman Davis Erklärungen im Hauptaus- ſchuß. Genf, 23. Mai. In der Hauptausſchußſitzung der Abrü⸗ ſtungskonferenz in Anweſenheit des engli⸗ ſchen und franzöſiſchen Außenminiſters gab er amerikaniſche Bevollmächtigte Norman Davis bedeutſame Erklärungen ab: Der umerikaniſche Delegierke vertrat im Sinne der Botſchaft Rooſevelts die Forde rung nach ſofortigen wirkſamen Abrü⸗ ſtungsmaßnahmen. Er begründele ſeine an insbeſondere auf dem Gebiete 0 ren Angriffswaffen in vollkomme⸗ ner Uebereinſtimmung mit der deutſchen Auffaffung, die kürzlich noch vom Keichs⸗ ktunzler Adolf Hitler der Welt verkündet wor ⸗ den iſt. Die Vereinigten Staaken ſeien be. reil, bis auf dieſes Niveau herabzurüſten. Die Staaten der Welt müßten ſich dazu entſchlie⸗ en, die Rüſtungen, zu denen ſie ſich 1919 kannt hätten, anzuerkennen. Ein Mißerfolg der Abrüſtungskonferenz werde den drin⸗ gend notwendigen wirtſſchaftlichen Wieder- aufbau der Welt weiter verzögern. Die amerikaniſche Delegation nehme die Beſtim⸗ mungen des engliſchen Entwurfes über das Kriegsmatlerial an. Wenn der Frieden bedroht ſein ſollte, ſind wir bereit, mit den anderen Staaten in Bes ratungen einzutreten, um den Ausbruch des Konfliktes zu verhindern. Der franzöſiſche Außenminiſter Paul⸗ Boncour beantragte, daß die Konferenz ſich jetzt der Frage des Kriegsmaterials anneh— men ſoll. Anpaſſung der deutſchen Ankräge. Präſident Henderſon gab ein Schreiben des deutſchen Delegierten bekannt, in dem die deutſche Delegation mitteilt, daß ſie ihre An⸗ träge der Rede des Reichskanzlers und den Erklärungen Nadolnys auch formell ange⸗ paßt hat. Der Antrag bezüglich der Bereie.⸗ heitlichung der Heeresſyſteme hat ſmſie darauf— hin zurückgezogen. Bemerkenswerte engliſche Stimme. London, 23. Mai. In einem Aufſatz im„Sunday Expreß“ befaßt ſich der vormalige Oberkommiſſar für Aegypten und den Sudan, Lord Lloyd, mit Fragen der deutſchen Politik. Er meint, wenn Deutſchland Europa hinſichtlich ſeiner künftigen Pläne beruhigen wolle, müſ⸗ ſe es von jetzt ab auf außenpolitiſche Aben⸗ teuer verzichten. Man dürfe aber nicht ver⸗ geſſen, ſchreibt Lord Lloyd, daß Hitler und ſeine Leute bereits Großes f üer Deutſchland getan hätten. Hitler habe die deutſche Nation in einem Maße geeinigt, wie es keinem früheren Kanzler gelungen ſei. Er habe ſich die Treue und Achtung ſei⸗ ner Landsleute derartig geſichert, daß bei richtiger Ausnutzung die künftigen Verhand⸗ lungen zwiſchen den europäiſchen Staats⸗ männern ſehr erleichtert werden würden. Ein eiſerner Kanzler an der Spitze eines ei⸗ nigen Volkes ſei beſſer als ein vom Partei⸗ hader zerriſſenes Parlament. Aber Hitler habe nicht nur Großzes für Deutſchland getan, ſondern für ganz Euro⸗ pa, indem er der Ausbreitung des Kommu- nismus nach Weſten Einhalt geboten habe. Ohne Hitler würd⸗ der gammunismus gan: Deutſchland bis zu den Ufern des Aheins überrannt und beherrſcht haben.. Der diplomatiſche Korreſpondent des„Dai⸗ ly Telegraph“ weiſt darauf hin, daß die maß⸗ volle und verſöhnliche Rede des deutſchen Reichskanzlers der Abrüſtungskonfe⸗ renz über den toten Punkt hinausgeholfen und damit auch die Wiederaufnahme der Vier⸗Mächte⸗Beſprechungen ermöglicht hat. die Weltwirtſchaftskonſerenz Man darf nicht zuviel erwarten. Waſhington, 23. Mai. Unterſtaatsſekretär Moley richtete in einer Rundfunkanſprache die Warnung an die Welt, nicht zuviel von der bevorſtehen⸗ den Weltwirtſchaftskonferenz zu erwarten. Fer⸗ ner empfahl er eine gewiſſe Vorſicht gegenüber einer ſchnellen Rückkehr zu einem internationa⸗ len Mährungsſtandard, da dieſes Problem eine innere Angelegenheit der einzelnen Län⸗ der berühre. Moley erwartet von der Weltwirtſchaftskon⸗ ferenz nicht die Aufſtellung eines Planes für eine Reihe internationaler Maßnahmen zut Behebung der wirtſchaftlichen Schwierigkliten, doch ſagte er voraus, daß die Konferenz zu einer engen Zuſammenarbeit der Zentralban⸗ ken in der Währungspolitik führen würde, die durch eine Abſtimmung der Regierungshaus⸗ halte und eine allmähliche Aufhebung der De⸗ viſenzwangsbewirtſchaftung ergänzt werden könnte. Moley verſicherte zum Schluß, Rooſevelt und die amerikaniſche Regierung ſeien der Auffaſſung, daß die Kriegsſchuldenfrage nicht durch allgemeine Verhandlungen geregelt wer⸗ den könne. Vielmehr müßte eine Regelung dieſer Frage mit jedem einzelnen Land in beſonderen Beratungen gefunden werden. Politisches Allerlei Berlin. Reichsbankpräſident Dr. Schacht iſt aus London kommend wieder in der Reichshauptſtadt eingetroffen. Berlin. Die Zenkrumsfraktion des Reichstags iſt für Mittwoch, 31. Mai, zu einer Sitzung einberufen worden. Auf der Tagesordnung ſteht die Beratung der poli⸗ tiſchen Lage. München. Staatsminiſter Eſſer hat im Hinblick auf ſeine Stellung als Landtagspra⸗ ſident und in Berückſichtigung des Umſtan⸗ des, daß er als bayeriſcher Reichsratsbepoll⸗ mächtigter jederzeit an den Sitzungen des Reichstages teilnehmen kann, auf ſein Reichstagsmandat verzichtet. Der Mandats: nachfolger iſt der bayeriſche Legationsrat in Berlin, SA⸗Führer Rainer. Um den Muſſolini⸗Paft Günſtige Ausſichten auf baldigen Abſchluß. Berlin, 23. Mai. Von maßgebender Seite wird die über einen Abſchluß der Viermächtepaltbeſpre⸗ chungen als unzutreffend bezeichnet. Aller⸗ dings haben die Verhandlungen des preußi⸗ ſchen Miniſterpräſidenten Göring in Rom die ganze Frage des Viermächtepaktes kräftig ge⸗ fördert. Die Verhandlungen ſind aber noch nicht zum Abſchluß gelangt, wenn auch Hoffnung auf eeine baldige poſſtive Beendigung beſteht. Die intereſſierten Botſchafter in Nom ſind in das italienichſe Außenminiſterium gebeten wor⸗ den, um die ſchwebenden Fragen weiter zu er⸗ örtern. Wie aus London gemeldet wird, wird die Nachricht, daß infolge des Beſuches des Mini⸗ ſterpräſidenten Göring in Rom die Anter⸗ zeichnung des Viermächtepaktes ſo gut wie ge⸗ ſichert ſei, von der ganzen engliſchen Preſſe als das wichtigſte Ereignis des Tages behan⸗ delt. In der„Times“ werden die Vorteile des Paktes folgendermaßen gekennzeichnet: Zuſammenarbeit der vier Großmächte, die eine Spaltung Europas in zwei Lage verhindere. Beruhigung der kleineren Staaten. Günſtige Rückwirkung der politiſchen Entſpannung auf die Wirtſchaftslage und die Weltwirtſchafts⸗ konferenz. Moraliſche Genugtuung für Deutſch⸗ land und größere Sicherheit für Frankreich. Deutſche Tagesschau Stand der ſchwebenden Schuld. Nach Mitteilung der Reichsfinanzminiſte⸗ riums über den Stand der ſchwebenden Schuld des Reiches ergab ſich am 30. April 1933 eine Summe von 2 057,3 Mil⸗ lionen Mark gegenüber 1 948,2 Millionen Mark am 31. März ds. Is. Die Summe der Zahlungsverpflichtungen belief ſich auf 1 751,0(1 641,2) Millionen Mark. Die Entwicklung der Bulterpreiſe. Zu der ſtellenweiſe entſtandenen Nervoſi⸗ tät über die Entwicklung der Butterpreiſe wird vom Büro des Preisüberwa⸗ chungskommiſſars darauf hingewie⸗ en, daß bei einer Notierung von 1,20 Mark ür das Pfund Butter im Großhandel die Geſtehungskoſten des Einzelhandels vor der Berechnung des Gewinnzuſchlages, d. h. Verpackung, Transport, Verſicherung uſw., zehn Pfennige betragen. Der Preisüberwa⸗ chungskommiſſar rech et dazu mit einer Ver⸗ dlenſtſranne von 19 bis 4 Prozent. Das Meldung 10 9 würde einen Geſamtpreis im 0e von 1,45 bis 1,50 Mark bedeuten. Schon vor 14 Tagen hat der Reichskommiſſar für Preisüberwachung in einem Rund chreiben an die Länderregierungen darauf hingewie⸗ ſen, daß ungerechtfertigten Preisſteigerungen entgegengetreten werden muß, und vor allem keine Erhöhung der Verdienſt⸗ ſpanne zugelaſſen werden darf. Austritte aus der Zentrumspartei. Vier Stadtverordnete des Zentrums in Münſter(Weſtfalen) haben in einem Brief dem Vorſtand der Partei mitgeteilt, daß ſie ihre Stadtverordnetenmandate nie derle⸗ gen und aus der Zentrumspartei austre⸗ ten. In dem Schreiben heißt es, daß es einen Widerſtreit der Parteien in Deutſchland heute nich“ mehr gebe. Die Belange des katholi⸗ ſchen Volksteils ſeien nach den Verſicherungen des Reichskanzlers und nach der Meinung der Biſchöfe nicht gefährdet, ſie bedürften alſo keiner beſonderen politiſchen Vertretung mehr. Unter dieſen beſonderen Umſtänden ſei es nicht mehr möglich, durch weitere Zugehörig⸗ keit zu einer Partei abſeits der werdenden Volksgemeinſchaft zu ſtehen. Auslands⸗Nundſchau Nationalſozialiſtiſche Verſammlung in Oeſter⸗ reich aufgelöſt. In Poysdorf fand eine nationalſozia⸗ liſtiſche Verſammlung ſtatt, in der Landrat Leopold eine Anſprache hielt. Im Verlauf der Rede erklärte Leopold, daß man in Oeſterreich zweierlei Recht kenne und zu ſcharf gegen die Nationalſozialiſten vorgehe. Daraufhin erklärte der im Saal anweſende Regierungsvertreter die Verſammlung für aufgelöſt. Gendarmerie mit aufgepflanz⸗ tem Bajonett rückte ein und räumte den Saal. Mehrere Perſonen wurden feſtge— nommen.— In Kärnten wurde der Vor⸗ ſtand eines Bezirksgerichts, Landgerichtsrat Hampmeier, beurlaubt, da er auf einer na⸗ tionalſozialiſtiſchen Verſammlung ſich abfällig gegen die Regierung und den Bundeskanzler geäußert hat.— In Steyr erhielt der na⸗ tionalſozialiſtiſche Gemeinderat Steiner 150 Schilling Geldſtrafe, weil er an Kundgebun⸗ gen gegen die Heimatwehr teilgenommen hatte. Tödliche Autounfälle Paris, 23. Mai. Bei einem Autorennen bei Peronne raſte der franzöſiſche Fahrer Bouriot beim Ueberholen gegen einen Baum. Der Wagen überſchlug ſich und fing Feuer. Ein Polizeibeamter konnte nur noch die Lei⸗ che des Fahrers aus den Flammen ziehen. In der Pihe von Cambrai wurde ein Kraft⸗ wagen d einem Bahnübergang vom Zuge zertrünn rt. Zwei der Inſaſſen wurden ge⸗ tötet, zwei andere lebensgefährlich verletzt. Letzte Nachrichten Synodalwahlen in Preußen. Berlin, 23. Mai. In einem Teil der Ge⸗ meinden der altpreußiſchen evangeliſchen Kirche haben die verfaſſungsmäßigen Neuwahlen zu den Pros n Synoden ſtattgefunden. In Stettin entfielen auf den„Lutherbund für lebendige Volkskirche“ 180 Stimmen(mit dem Stimmwert von 6391), auf die Deutſchen EChriſten 312 Stimmen(mit dem Stimmwert von 11702). In 14 Gemeinden der Stadt Brestau entfielen auf„Volkskirchliche le⸗ bendige Vereinigung“ 13, uimmen(mit dem Stimmwert von 8371), poſitive Anion und Bekenntnistreue 166 Stimmen(mit dem Stimmwert von 98 083), Deutſche Chriſten 470 Stimmen(mit dem Stimmwert von 25 587). In etwa 60 von 150 Gemeinden der Grenz⸗ mark erhielten die Liſte„Volkstum und Kirche“ einen Geſamtſtimmwert von rund 6100, Liſte Deutſche Chriſten rund 12 000. Annabergſeier der 5A St. Annaberg, 23. Mai. Anläßlich der 12 jährigen Wiederkehr der Erſtürmung des Annaberges in Oberſchle⸗ ſien durch den deutſchen Selbſtſchutz fand auf dem Steinberg, der dem Annaberg vorgela⸗ gert iſt, ein großer Aufmarſch der SA aus gen Oberſchleſien ſtatt. Etwa 15 000 SA⸗ eute waren verſammelt. An der Kundge⸗ bung nahmen neben dem Oberführer der SA von Oberſchleſien, Polizeipräſident Rams⸗ horn⸗Gleiwitz, auch Obergruppenführer, Po⸗ lizeipräſident Heines⸗Breslau, eine Abord⸗ nung der ſächſiſchen SA ſowie der frühere Polizeiführer Südoſt, General Niehoff, teil, Deutſcher Gemeindetag Vereinheitlichung kommunaler Spitzen f verbände. Berlin, 23. Mai. Auf Veranlaſſung des Präſidenten des Preußiſchen Staatsrates und im Einverneh⸗ men mit dem Reichsminiſtern des Innern fand am Montag im Preußiſchen Staatsrat eine Sitzung der Vorſitzenden und Geſchäfts⸗ Preugich Präſidenten des Deutſchen und reußiſchen Städtetages, des/ Re gen bundes, des Deutſchen und Preußiſchen Landaemeindetages. des Deutſchen und 75 Die franzöſiſchen Anträge auf Anrechnung der deutſchen Hilfspoli 05 ö Vahnſchub zes auf die Heeresbeſtände wurden endgültig abgelehnt. f 9 In der Kate des Abrüſtungshauptaus⸗ ſchuͤſſes erklärte der amerikaniſche Vertreter Norman Davis, daß Amerika den engliſchen Plan annehme. a Reichskanzler Adolf Hitler hielt vor den Marinetruppenteilen des Standortes Kiel eine Anſprache; anſchließend daran begab er ſich zum Flottenflaggſchiff„Schleswig Hol⸗ ſtein“. Unmittelbar darnach lief die Flotte zu Uebungen aus dem Hafen aus. Bei Staatsratspräſident Dr. Ley fand eine Beſprechung zur Zuſammenfaſſung ſämt⸗ licher kommunaler Spitzenverbände ſtatt. Im Gereke⸗Prozeß wurden die Mutter des Angeklagten, Graf Weſtarp und Geheimrat Duisberg vernommen. Die Zentrumsfraktion des Reichstages tritt am 31. Mai zu einer Beratung über die po⸗ litiſche Lage zuſammen. Der Leiter der Kampfbundes jun⸗ ger Deutſchnationaler und 14 Kampfbund⸗ mitglieder in Paſewalk ſind verhaftet wor⸗ den, weil ſie in 90 Organiſation Kommu⸗ niſten Unterſchlupf gewährt hatten. Preußiſchen Landrreistages, des Lanoge⸗ meindetages Weſt und des Verbandes der preußiſchen Provinzſtädte ſtatt. Die Vor⸗ 1 und die Geſchäftsführenden Präſi⸗ enten der Verbände unterzeichneten eine Erklärung, in der es heißt: „Wir haben davon Kenntnis erhalten, daß die RS Ap. künftig nur noch den„Deut- ſchen Gemeindetag“ und ſeine Landesver⸗ bände anerkennen wird. Wir verpflichten uns, unwiderruflich und bedingungslos für die von uns geführken Verbände in der vom Führer des„Deutſchen Gemeindetag“ ge⸗ wünſchten Jorm unverzüglich alles zu veran⸗ laſſen, um unſere Verbände korporakſv oder nach Auflöſung derſelben in den„Deutſchen Gemeindetag“ zu überführen. Gleichzeitig erteilen wir Herrn Oberbürgermeiſter Jieh⸗ ler, München, ſede dieſem erforderlich er ſcheinende Vollmacht, um die zur Erreichung des obigen Zieles notwendig erſcheinenden Schritte, darunter auch rechtsgeſchäftliche Handlungen, vorzunehmen. Falſche Kriminalbeamie Sde beſchlagnahmen Juwelen. Berlin, 23. Mai. Bei einer Witwe in Wilmersdorf er⸗ ſchienen vier Männer, die ſich als Kri⸗ minarbeamte ausgaben und erklärten, daß ſie den Auftrag hätten, alle Vermögenswerte zu beſchlagnahmen, da der erſt kürzlich ver⸗ ſtorbene Ehemann der alten Dame bei Leb⸗ zeiten umfangreiche Deviſenſchiebungen began⸗ gen hätte. Sie durchſuchten die Wohnung, ordneten die gefundenen Wertgegenſtände im Eßzimmer und trugen ſie fein ſäuberlich in einem Nottzbuch ein. Dieſe Eintragungen lie⸗ hen ſie ſich dann von der alten Dame noch ö unterzeichnen. Nachdem ſie ihr aufgetragen hatten, ſich in der Wohnung zur Verfügung der Polizei zu halten, entfernten ſie ſich. Sie hatten Ju⸗ welen für etwa 30 000 Rm. und für 12 000 Nm. Bargeld erbeutet. Als wähtend der näch⸗ ſten Stunden nach dem Beſuch der„Kriminal⸗ beamten“ keine weitere polizeiliche Benachrich⸗ tigung erfolgte, ſchöpfte die alte Dame Ver⸗ dacht, ſetzte ſich mit dem Polizeipräſidium in Verbindung, wodurch dann das ganze Schwin⸗ delmanöver zutage kam. Das Brauntweinmonopol Neue Beſtimmungen. Berlin, 23. Mai. Die Reichsregierung hut ein Geſetz zur Aenderung des Branntweinmon o polgeſ 65 es erlaſſen, das in erſter Linie von dem Beſtreben geleitet wird, den über⸗ handnehmenden Zuwiderhandlungen auf dem Gebiete der Branntweinerzeugung durch ſcharfe Abwehrmaßnahmen entge⸗ enzutreten. die Abwehrmaßnahmen liegen ſowohl auf ſtrafrechtlichem als auch auf ſteu⸗ erpolitiſchem Gebiete. Betriebe, bei denen robe Zuwiderhandlungen feſtgeſtellt worden 15 können 0 Koſten des Inhabers beſon“ eren Aufſichtsmaßnahmen unterworfen werden. Darüber hinaus wird die Möglich keit geſchaffen, ſolchen Betriebsinhabern, die ſich als unzuverläſſig erwieſen haben, auf die Dauer die Ausübung des( erbes zu un. terſagen. Weitere wichtige Veſtimmungen enthält das neue Geſetz zu Gunſten des not⸗ leidenden Deſtillateurgewerbes. Weiterhin enthält das Geſetz Beſtimmun⸗ en, wonach auch die Produktion der ſüd⸗ niſchen Kleinbrennereien künftig von der Monopolverwalkung zu guten Preiſen über nommen wird, um der eigenen Verwertung 51 dem freien Marke, die zu bend 5 ührt hat, Einhalt zu gebieten. ührend 0 4 im Ubegen oper in Araft kril, ſoll dieſe 555 Beſtimmung erſt ab 1. Oktober Geltung erhalten. 7 Ethebungen über Die Braut erſchoſſen Rache eines Abgewieſenen.— Mißglückter Selbſtmordverſuch. 0 Mainz, 23. Mai. Der 20 Jahre alte Arbeiter Fr. Wünſch unterhielt mit dem 18 Jahre alten Dienſt⸗ mädchen Maria Staudt ein Verhältnis, das aber von den Eltern gelöſt wurde. Der Ab⸗ ewieſene verleumdete das Mädchen daraufhin, o daß der Vater gegen den Münſch Straf- antrag ſtellte. Wiederholt hatte Wünſch ver⸗ ſucht, ſich dem Mädchen erneut zu nähern, wurde aber ſtets abgewieſen. Am Sonntag lauerte er dem Mädchen aber⸗ mals auf als es ſich auf ſeine Arbeitsſtelle be⸗ eben wollte und gab nach einem kurzen orte 1 zwei Schüſſe ab, die das Mäd⸗ chen tödlich trafen. Paſſanten hielten den Mörder fest bis Polizei eintraf. In dieſer geit verſuchte der Mörder ſich mit einem Meſſer die Pulsadern zu öffnen, doch ſind seine Verletzungen nur unerheblich. Warnung vor Preisſteigerungen * Frankfurt a. M., 23. Mai. Meldungen über bereits erfolgte oder beabſichtigte Preis⸗ erhöhungen in den verſchiedenſten Geſchäfts⸗ zweigen veranlaſſen die Induſtrie⸗ und Han⸗ belskammer Frankfurt am Main⸗Hanau, alle Wirtſchaftskreiſe eindringlichſt auf die Bekannt⸗ machung des Reichskommiſſars für die Wirt⸗ ſchaft, Dr. Wagener, und des Reichskom⸗ miſſars für Preisüberwachung hinzuweiſen und vor der Erzwingung einer künſtlichen Preis⸗ ſteigerung durch Ausnutzung wirtſchaftlicher oder politiſcher Machtſtellungen nachdrücklichſt zu warnen. Die Kammer wendet ſich hierbei insbeſondere an die Firmen der von ihr ver⸗ tretenen Wirtſchaftsgruppen des Einzelhandels, des Großhandels und der Induſtrie ſowie an⸗ dere würtſchaftspolitiſche Verbände. Es geht nicht an, daß gewiſſe Wirtſchaftskreiſe in Um⸗ ſehrung des nationalſozialiſtiſchen Grundſatzes „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ die egoiſti⸗ ſchen Prinzipien der Wirtſchaftspartei unſeli⸗ gen Angedenkens wieder auferſtehen laſſen und die Zeit der nationalen und ſozialen Erhebung 1 perſönlichen Vorteil auszunutzen ſu⸗ Bei bedingter Würdigung der Lebensrechte aller Berufsſtände und voller Anerkennung der Notwendigkeit einer gerechten Preisbiidung wird die Kammer gegen Preisſteigerungen mit allen zu Gebote ſtehenden Mitteln ein⸗ schreiten. Darüber hinaus iſt die Kammer entſchloſſen, nötigenfalls den Eiuſatz ſchärfſter staatlicher Maßnahmen zu erbitten. In glei⸗ cher Weiſe wird die Kammer gegen Vertreter, Agenten uſw. vorgehen, die durch Ausſtreu⸗ ung von Gerüchten über geplante Preiserhö⸗ ungen ihr Geſchäft beleben wollen und damit Beuntuhigung in die Bevölkerung teagen. Neuregelung der Milchverwertung den Verkehr mit Milch in Heſſen. Darmitadt, 23. Mai. Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: In der Woche vom 22. bis 27. Mai finden in ſämtlichen Gemeinden Heſſens Erhebungen über den Verkehr mit Milch ſtatt. Dieſe Erhebungen ſollen die Unterlagen für die Verhandlungen mit dem neuernannten Reichskommiſſar für Milchwirtſchaft im Rhein⸗ Main⸗Neckargebiet liefern. Bis zur Neurege⸗ Schicksalsge walten ——ͤ——̃—̃..... ROMAN VON GERT ROTHB ERG Copyrignt by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) gegen Tanville.“ Ein Zug eiſerner Entſchloſſenheit lag um ſeinen Mund bei dieſen Worten. Reveloor wußte, daß jedes weitere Wort vergeblich ſein würde, denn Karell gehörte zu den Männern, die durch Widerſpruch in ihrem Vorhaben nur noch beſtärkt werden. „Nun, ſo kann ich nur wünſchen, daß das tollkühne Vor⸗ haben gelingt“, ſagte er ſchließlich. Sie unterhielten ſich noch ein Weilchen. Dann ver⸗ abſchiedete ſich Reveloor, und Karell begleitete ihn hinaus. Revel dor ſchlenderte die Straße entlang, ziel⸗ und plan⸗ los. Er ärgerte ſich jetzt, daß er nicht noch ein Stündchen bei Karell geblieben war. Er hatte doch gar nichts vor. Aber eine eigentümliche Unruhe hatte ihn fortgetrieben. Plötzlich ſah Harry Reveloor ſcharf geradeaus. Ihm entgegen kam eine kleine, verwachſene Geſtalt. Aber auf dieſer Mißgeſtalt ſaß doch Lu Karells Kopf? Harry Reveloor griff ſich an die Stirn. War er denn Mich in dieſem Gebiet bleibt es laut der von dem Reichskommiſſar am 15. Mai ds. Is. 1 einſtweiligen Anordnung bei dem bisherigen Zuſtand vor Bildung der milchwirtſchaftlichen Zuſammenſchlüſſe Nord⸗ Aung des 0 und der Verwertung von badens und Pfalz. Milchlieferungen aus Heſ⸗ ſen nach beiden Ländern können daher bis auf weiteres im Rahmen der ſeitherigen Lieferun⸗ gen ungeſtört getätigt werden. Für die künftige Regelung ſind die Er⸗ gebniſſe der nunmehr ſtattfindenden Erhebun⸗ gen von beſonderer Bedeutung. Sie mit der notwendigen Gründlichkeit, wenn auch in kur⸗ zer Zeit, füge iſt die Aufgabe der bei den Bürgermeiſtereien alsbald zu bilden⸗ den Kommiſſionen. Ich erwarte von den in dieſen Kommiſſionen tätigen Perſonen, insbe⸗ ſondere von den landwirtſchaftlichen Ortsgrup⸗ penfachberatern, die in den Kommiſſionen mit⸗ zuwirken haben, daß ſie die zu leiſtende Ar⸗ beit tatkräftig fördern und hierdurch Unter⸗ lagen ſchaffen helfen, die es mir ermöglichen, die Belange der heſſiſchen Milchwirtſchaft bei den künftigen Verhandlungen mit Nachdruck und Erfolg zu vertreten. 8 gez. Dr. Wagner, Staatskommiſſar für die Landwirtſchaft. Genoſſenſchaſtsverband Heſſen⸗Mittelrhein Bad Nauheim, 23. Mai. In Anweſenheit von etwa 400 Vertretern tagte hier der e Heſſen⸗Mittelrhein(Schulze⸗Delitzich). In die⸗ ſem Verband ſind die drei Reviſionsverbände Wiesbaden, Kaſſel und Darmſtadt ſeit 1930 zu einer Reviſionsgemeinſchaft zuſammenge⸗ ſchloſſen, die einiges über 200 Rech, Waren⸗ und Baugenoſſenſchaften mit rund 100 000 Mitgliedern umfaßt. In den Genoſſenſchaftsverſammlungen det drei Verbände wurbe die endgültige Verſchmel⸗ zung zu einem einheitlichen Verband„Genoſ⸗ ſenſchaftsverband Heſſen⸗Mittelrhein(Schulze⸗ Delitzſch) e. B.“ mit dem Sitz in Wiesbaden beſchloſſen. Zum geſchäftsführenden Vorſtandsmitglied des Geſamtperbandes wählte die Verſamm⸗ lung den Verbandsdirektor Dr. Frankenbach⸗ Wiesbaden, zu ſeinem Stellvertretenden die Direktoren Letſcher-Kaſſel, Raiß⸗Groß⸗Gerau und Laux⸗-Limburg. Der übernehmende Wies⸗ badener Verband beſteht ſeit 72 Jahren, die beiden aufgelöſten Verbände ſeit 70 und 65 Jahren. In der Geuoſſenſchaftsverſammlung ſtell⸗ ten ſich die Genoſſenſchaften hinter die na— tionale Regierung. In Telegrammen an den Reichspräſidenten, den Reichskanzler, Miniſter⸗ präſident Göring und an die Reichskommiſſare Dr. von Rentelen und Dr. Wagener wird da⸗ für eingetreten, daß dieſer zur Führung der Wirtſchaft im Reich, jener in Preußen be— rufen wird. Nach dem Geſchäftsbericht für 1932, den Dr. Frankenbach erſtattete, iſt die Bilanz nur wenig verändert; die Spareiglagen ha⸗ ben ſich erfreulicherweiſe vermehrt. Darauf ſprach der Anwalt des Deutſchen Geſamt⸗ verbandes Dr. Lang über„Stellung der Ge— noſſenſchaften im nationalen Staat“ und Di⸗ rektor Korthaus-Berlin anläßlich des 50. To⸗ desjahres des Vaters der Genoſſenſchaften über„Schulze-Delitzſch und ſein Werk“. Villa in Brand geſteclt Für 100 000 Nm. Kunſtgegenſtände verbrannt. Urbetach, 23. Mai. Die an der Straße von hier nach Meſſel am Waldrand gelegene Villa bes hien Fabrikanten Robert Bloch wurde in der Nacht von unbekannten Tätern heimgeſucht und in Brand geſteckt. Nach den bis jetzt vorliegen⸗ den Feſtſtellungen der Polizei, des Hausper⸗ ſonals und der Verwandten des Villenbeſit⸗ zers liegt dieſem Vorgang folgender Tatbe⸗ ſtand zugrunde: Die Täter ſind auf noch nicht geklärte Weiſe in das Haus eingedrungen und haben, nachdem ſie den Telefondraht abgeriſſen hat⸗ ten, wertvolle Gobelins von den Wänden geriſſen und in dem vorderen Zimmer auf⸗ geſchichtet. Auch Möbel dienten zur Herrich⸗ tung dieſes Brandherdes. An dem ausge⸗ trocknetem Holz und den Stoffen ſand das Feuer reichliche Nahrung, ſo daß die Flam⸗ men ſchnell um ſich griffen. Zwei Zimmer des älteren Teiles der Villa ſind völlig aus⸗ gebrannt, darunter ein beſonders werkvolles Herrenzimmer aus dem frühen Mittelalter. Der Brand wurde zuerſt von dem Hausmei⸗ ſter, der in einem Nebengebäude wohnt, ent⸗ deckt. Da das Telefon zerſtört war, konnte die Feuerwehr in Urberach erſt mit Zeitver⸗ luſt benachrichtigt werden. Die Villa liegt auf einer Erhöhung, ſo daß ſich die Löſch⸗ arbeiten beſonders ſchwierig geſtalteten. Der ältete Teil der Baulichkeſten iſt ſaſt völlig ausgebrannt. Soweit ſich von dem Sausperſonal und den Verwandten feſtſtel⸗ len ließ, haben die Brandſtifter aus der Villa nichts geſtohlen. Das Silber iſt noch da. Für die Ausführung der Tat kommen meh⸗ rere Täter in Betracht, da unter anderem Möbelſtücke von den Wänden abgerückt wur⸗ den, die ein Mann zu bewegen nicht in der Lage iſt. Der Brandſchaden, der nach dem Wert der Gobelins und koſtbaren Gemälde zu ſchließen bei 100 000 Mark liegt, ſoll durch Verſicherung gedeckt ſein. Aus Heſſen und Naſſau Schlagetergedenkſtunde in den Schulen. Darmſtadt, 23. Mai. Der heſſiſche Mini⸗ ſter für Kultus und Bildungsweſen hat an die ihm unterſtellten Behörden folgende Ver⸗ fügung erlaſſen: Am 26. Mai 1933, 10.10 bis 11 Uhr vor⸗ mittags, findet im Deutſchen Rundfunk eine Schlageter⸗Feierſtunde mit Uebertragung des Schulhörſpiels„Schlageter“ von Eberhard Wolfgang Müller ſtatt. Das Hörſpiel wird auf alle deutſchen Sender übertragen. Ich ordne hiermit an, daß alle Schulen nach kurzer geeigneter Einführung der Schü⸗ ler an dieſer Feierſtunde teilzunehmen haben. Soweit die Schulen felbſt ein Rundfunkge⸗ rät nicht beſitzen, iſt für die geeignete Auf⸗ ſtellung eines ſolchen Sorge zu tragen. In Vertretung: gez. Ringshauſen. * Oſſenbach, 23. Mai.(Schweine fal⸗ len vom Laſtauto.) In der Uferſtraße fielen zwei Schweine von einem Laſtauto und trugen dabei ſo ſchwere Verletzungen davon, daß ſie abgeſchlachtet werden mußten. Groß⸗Gerau, 23. Mai.(Folgen einer Unſitte). Auf der Landſtraße Büttelborn — Groß⸗Gerau hängte ſich ein Radfahrer an die rechte Seite eines von Mainz kommenden Laſtkraftwagens. Anscheinend blieb der Nao⸗ fahrer auf ſrgend eine Weiſe hängen, kam zu Fall und wurde erheblich am 90 ver letzt. Der Kraftwagenführer, der von dem Vorfall nichts bemerkt hatte, wurde eine grö⸗ here Strecke weiter von einein aus Mainz mit einem Auto kommenden Kriminalbeamten feſt⸗ gehalten. Der verletzte Radfahrer wurde in das Darmſtädter Krankenhaus überführt. Nauheim bei Groß⸗Gerau, 23. Mai.(Ein Storchan einem Maulwurferſtickt). Dieſer Tage iſt der eine der beiden glg unserer Gemeinde tot vom Neſt gefallen. 15 ſich zuviel zugemutet und war an einem 1 0 der ihm noch im Halſe ſteckte, 1. Worms, 23. Mai.(Vom eigenen Fuhrwerküberfahren). Mit betracht⸗ lichen inneren Verletzungen und einigen Rip⸗ penbrüchen wurde der Landwirt A. Muth aus Mettenheim in das hieſige Krankenhaus eingeliefert. Bei der Feldarbeit war er dem ſcheuenden Pferd in die Zügel bi wurde jedoch mitgeſchleift, geriek unter den Wagen, der über ihn wegging. Schwerverletzt brachte ihn ein Nachbar nach Hauſe. Dalheim, Kreis Oppenheim, 23. (Eine glückliche Gemeinde.) Un- ſere Gemeinde befindet ſich ſeit einiger Zeit in der erfreulichen Lage, daß ſie keine Arbeitsloſe mehr hat. Waldshut, 23. Mai.(Unvorſichtiges Umgehen mit einer Schußwaffe.) Während ein junger Burſche in Dangſtetten an einer ſechs Millimeter⸗Zimmerflinte han⸗ tierte, entlud ſich die Waffe und die Kugel traf auf eine Entfernung von einem Meter die Ehefrau des Landwirts Adolf Wür⸗ tenberger. Die Kugel prallte am Backen— knochen ab und blieb, ohne das Auge zu verletzen, unter dieſem ſitzen. Waldshut, 23. Mai.(Teurer Tabak.) Das Hauptzollamt Waldshut verurteilte einen hieſigen Einwohner wegen Vergehens gegen das Tabalkſteuergeſetz zu 102,80 Mark Geld⸗ ſtrafe, weil er verſucht hatte, über die Rhein⸗ fähre 80 Gramm Tabak aus der Schweiz nach Deutſchland zu ſchmuggeln. Bei der vom Beſchuldigten angerufenen richterlichen Ent⸗ ſcheidung blieb es bei der Strafe, die im Falle des Nichtbeibringens von Geld in 10 Tage Gefängnis umgewandelt wird. Der An⸗ geklagte hat ferner die Koſten des Verfah⸗ rens zu tragen, auch wurde der Tabak ein⸗ gezogen. Märkte und Bötſen Vom 22. Mai. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktenbörſe. Die Stimmung für Brotgetreide war wieder ruhiger, da die ſſad. Auel für Inlandsware zurückgegangen find. Auslandsweizen iſt zu unveränderten Preiſen offeriert. Es notierten in Rm., per 100 Kilo, waggonfrei Mannheim: Inlandsweizen 21,70 bis 21,80; Inlandsrog⸗ gen 17,40 bis 17,50; Inlandshafer 15,25 bis 15,75; inl. Sommergerſte 19 bis 19,50; Fut⸗ tergerſte 17,50; gelber Platamais mit Sack 20,25; ſüdd. Weſzenmehl, Spezial Null, mit Aust. 31,75, ſüdd. Weizenauszugsmehl 34,75, ſüdd Wetizenbrotmehl 23,75; nordd. Roggen⸗ mehl 23 bis 25, ſüdd. und pfälz. 24 bis 25; feine Weizenkleie 7,75; Bierrreber 11,75 bis 12; Erdnußkuchen 11,50 bis 11,560 Rm. Die Produktenbörſe für Donnerstag fällt aus. Mai. Lu Karell wohnte. geſtellt. wahnſinnig? Das waren doch Karells ſchöne, ſympathiſche 4. Züge, die er ſo gut kannte. Aber dieſe armſelige Geſtalt ähnelte nicht im entfernteſten der eleganten, ſtolzen Figur Karells. Alſo eine Aehnlichkeit, eine täuſchende Geſichts⸗ ähnlichteit allerdings. Feſt ſah Reveloor dem jungen Manne ins Geſicht. Ruhig erwiderte dieſer den Blick. Da ſah Reveloor, daß in den Augen des Fremden eine weiche Verſonnenheit lag, und über dem ſchmalen Geſicht ruhte ein durchgeiſtigter Zug. Lu Karells Augen aber blitzten in kühnem Wagemut, und über ſeinem Geſicht lag meiſtens ein Zug ſtiller Schwermut, den aber doch zuweilen ein frohes, offenes Lachen veriagte. und zu entlarven. Reveloor blickte ſich um. Plötzlich zuckte er zuſammen. wacht. Sie hatte ſich vorſichtig an die Tür des Arbeite zimmers ihres Mannes geſchlichen. Die Tür war nur an gelehnt, und da ſah ſie, wie ihr Mann mit einem ſchlanken hochgewachſenen Manne, der eine ſchwarze Maske trug Bruſt an Bruſt kämpfte. Sie eilte zurück und klingelte wi, raſend. Sämtliche Dienſtboten ſtürzten herbei. Mit zittern. den Händen zeigte Frau Brown auf die Tür. Der Verwachſene ging auf das Tor des Hauſes zu, in dem Wie von einer unſichtbaren Macht getrieben, ging Reve— loor den Weg zurück. Er ſtellte ſich im Einfahrtstor des gegenüberliegenden Hauſes auf. Dieſes Rätſel mußte er f ö N g 13 ergründen. Revelbors Geduld wurde auf eine harte Probe „Doch, Reveloor, das Gerücht hat recht— ich ſtarte Die Dämmerung ſenkte ſich herab, und ſchon flammten einzelne Lichter auf. Jetzt erhellten ſich auch die Fenſter der Wohnung, die Karell bewohnte. Eine hohe Geſtalt zeichnete ſich ſcharf am Vorhang ab. Unbeweglich blieb Reveloor ſtehen. Endlich öffnete ſich drüben die Tür, und der Ver— wachſene trat wieder heraus. Reveloor lächelte leiſe über ſich ſelbſt. Was hatte er denn anders erwartet? Hatte er gedacht, Karell würde Arm in Arm mit dem Fremden herauskommen, und er, Harry, würde zum Entdecker eines Geheimniſſes werden? Was ſollte Lu Karell für Geheimniſſe haben, die das Licht des Tages zu ſcheuen hätten? Wahrſcheinlich war das hier irgendein verarmter Ver⸗ wandter von Lu Karell, den er unterſtützte. Reveloor kam ſich verächtlich vor, daß er hier ſtehen und des Freundes Angelegenheiten belauern konnte. Aber er rechtfertigte ſich vor ſich ſelbſt damit, daß nur die frappante Aehnlichkeit des Fremden mit Lu ihn zu ſeinem Tun veranlaßt hatte. 1 In Neuyork hatte man ſich alſo nun vollkommen daran gewöhnt, daß faſt an jedem Abend ein großartiger Ein⸗ bruch geſchah, ohne daß es möglich war, den Täter zu ſtellen Man hatte ſich tatſächlich an die Berichte der Zeitungen bereits gewöhnt. Den Leſern fehlte direkt etwas, wenn der gewohnte Bericht einmal auf ſich warten ließ. Aber heute wurde plötzlich das Intereſſe an dem be⸗ rüchtigten Einbrecher aufs neue entfacht. Und diesmal miſchte ſich in dieſes Intereſſe ein furchtbares Grauen. In der Bington⸗Street war der Millionär Bob Brown er⸗ mordet worden. Seine Frau war durch ein Geräuſch er⸗ „Dort!“ * „Darf ich Oberſt?“ Die Diener ſtürmten hinein. Zu ſpät! Am Boden lag Herr Brown, ſtill und ſtumm. Von Verbrecherhand er droſſelt. Alle Belebungsverſuche waren erfolglos. Jamme; und Trauer herrſchten im Hauſe Brown. Entrüſtung un! Abſcheu wurde laut in allen Geſellſchaftsklaſſen. Polizei konnte ſich kaum retten vor Schmähbriefen. Mit wuchtigen Schritten trat Polizeioberſt Hope in das Zimmer Kommiſſars Handings. Der war aufgeſprungen Hope trat dicht vor Handings hin. Seine weißen Brauen zuckten in mühſam verhaltener Erregung. »Ich habe geglaubt“, begann er, nachdem er dem jungen Beamten eine ganze Weile prüfend in das intelligente Ge⸗ ſicht geſehen,„ich habe geglaubt, Sie werden ſich hier dis Sachen nicht aus der Hand nehmen laſſen, Sie werden mi: endlich den Verbrecher vorführen. Statt deſſen mußte es ein Menſchenleben koſten. das der verfluchte Kerl ob ſeiner immerhin ſtaunenswerten beſtimmten Grade die Sympathien der Neuyorker beſeſſen, ſo dürfte es jetzt aus ſein damit. Und wir müſſen jetzt den Mörder bekommen, ſonſt machen wir uns unmöglich. Was gedenken Sie zu unternehmen, Herr Kommiſſar?“ Handings Geſicht war blaß.“ nach 2 Die mühnheit bisher bis zu einem eigenem Ermeſſen handeln, See Der Oberſt trat einen Schritt zurück. „Ich verſtehe Sie nicht“, ſagte er nach einer Weile. Da ſah er an dem verſchloſſenen Geſicht des Beamten, daß dieſer ihn wohl nicht aufklären würde über die Gründe ſeines dienſtlich mehr als ſonderbaren Wunſches. Der alt⸗ Offizier richtete ſich hoch auf. (Fortiſetzung folgt, * 18. Fortſetzung. Hermann W. Walber Helene und ihre beiden Freier Nachdruck verboten. Alle ſpürten es: hier ſpielte ein Künſtler! Sie ſahen es dem Manne dort am Flügel an: Für den war die Umwelt verſunken. i Lange ſpielte, ſpielte. Sein Herz verlangte nach Be⸗ freiung. Es ſuchte den Kontakt mit einem anderen Herzen. Und nun hob ſeine Stimme an— ſanft— mild: „Du feuchter Frühlingsabend, Wie hab' ich dich ſo gern, Der Himmel wolkenverhangen, Nur hier und da ein Stern. Wie leiſer, lieber Odem Hauchet ſo lau die Luft, Es ſteigt aus allen Talen Ein warmer Veilchenduft. Ich möcht' ein Lied erſingen. Das dieſem Abend gleich, Und kann den Klang nicht finden, So dunkel, mild und weich.“ Er hatte den Klang aber doch gefunden, der Poet dieſes Liedes, Emanuel Geibel, und ſein Sänger fand ihn auch. Aver war es nicht wie ein Klang vernichteter Hoffnungen? Will eine Menſchenſeele den Weg zu der eines anderen finden— und kann ſie ihn nicht finden, weil mehr oder minder ſchwere Steine ihn ſperren— nun, die Sprache der Töne ebnet den Weg, räumt alle Hinderniſſe, auch die ſchwerſten und gröbſten, hinweg. 5 Ein paar weiche Moll⸗Akkorde. Langes Augen ſchweif⸗ ten, aller Erdennähe entrückt, dorthin, wo ſtill⸗ verträumt, lauſchend die Göttin ſtand, die ihm die Antwort geben ſollte auf ſeine Flehen. Gib ſie mir, du liebes, liebes Mädchen, doch endlich, die heißerſehnte Antwort! Was ſchlugen ſeine Pulſe plötzlich ſo ſtürmiſch?! Seine Hände raſten in jagendem Rhythmus über die Taſten.— Perlende Läufe, jubelnde Triller!— Vorbei alle Leid⸗ zerquältheit! Freue dich, Herz, jubiliere und jauchze! Dein iſt der Sieg! Mein iſt das Glück! Wieder waren es Geibelſche Verſe, die ihm in den Sinn kamen. Kernig, volltönend ſchallte ſeine Stimme: „Nun hab' ich alle Seligkeit Erloſt auf dieſer Erden! An keinem Ort. zu keiner Zeit Mag Beßres ſe mir werden! Was nur das Glück vermag zu geben, In ſel'ger Fülle iſt es mein: Ich habe dich. geliebtes Leben, Was braucht es mehr als dich allein!“ Huuble Geschichte. Von Bernhard Lonzer. (Nachdruck verboten.) Ich weiß nicht, ob ich die Geſchichte wirklich exlebt habe, veiß es heute ſo wenig wie damals, als die Ereigniſſe ſich ab⸗ ſpielten. Aber wenn ich an die Wale jener Nebelnacht denke, iſt mir, als hätte ich wirklich mitten in dem dunklen Spiel des Schickſals geſtanden. i a Ich hatte in einer Stadt an der Strecke Berlin— Magdeburg zu tun gehabt und meine Obliegenheiten ſchneller erledigt als ich gedacht hatte, ſo daß mir noch reichlich Zeit bis zur Abfahrt des Zuges blieb. Gemächlich durch die abendlichen Straßen ſchlendernd und überlegend, was mit der übrigen Zeit anzu⸗ fangen ſei, kam ich an einem Lichtſpielhauſe vorbei. Eins der an der Faſſade desſelben ausgeſtellten Bilder erregte meine Aufmerkſamkeit. War das nicht Lieſelotte Warnecke? Wenn ich mich nicht ſehr täuſchte, war ſie es wirklich. Ob man ſich den Film einmal auſah? Ein Blick auf die Uhr: ſoviel Zeit blieb ſchon noch. Alſo trat ich ein. Als dann der Bildſtreifen über die weiße Wand rollte, ſah ich: es war wirklich Lieſelotte, Ich kaunte ja jede ihrer Be⸗ wegungen, jede Geſte, jeden Blick. Obgleich die Handlung des Films reichlich trivial war, blieb ich doch intereſſiert ſitzen, bis ich während einer Pauſe feſt⸗ ſtellte, daß es nun doch ſpät geworden war, höchſte Zeit, nach dem Bahnhof zu gehen. f Ich erreichte knapp den Zug, hatte gerade noch Zeit, meinen Platz einzunehmen. Nach einem flüchtigen Blick über die Mit⸗ reiſenden lehnte ich mich zurück, um meinen Gedanken nachzu⸗ hängen.. Lieſelotte— wie es ihr wohl gehen mochte? Wir hatten die Jugendjahre als gute Freunde miteinander verlebt, und ich Zatte ihr, als ſie dann Stephan Warneckes Frau wurde, das Glück von Herzen gegönnt. Leider war es kein volles Glück geworden. Lieſelotte, nach dem frühen Tode der Eltern ganz auf ſich angewieſen, war in der letzten Zeit vor ihrer Ver⸗ heiratung zum Film gegangen. Nach kaum einjähriger Ehe war die Sehnſucht nach der weißen Wand wieder in ihr rege geworden. Stephan etzt ihrem Verlangen den heftigſten Widerſtand entgegengeſetzt. Da war ſie eines Tages heimlich davongegangen. Anſcheinend hatte ſie ihr Ziel doch nicht voll erreicht, denn die Rolle, in der ich ſie vorhin geſehen hatte, war ziemlich unbedeutend geweſen. Und Stephan— er war ein müder, verbitterter Menſch geworden.. 10 Schade um die beiden Menſchen, die ſich alles hätten ſein nnen. 15 f Auf einer Zwiſchenſtation verließen einige der Mitreiſenden das Abteil. Nur eine Dame blieb in der ſchräg gegenüber⸗ liegenden Ecke ſitzen, wie ich flüchtig bemerkte. Das Stationsgebäude ſtand tief im Nebel. Mühſam quälten ſich ein paar Lichter durch den wallenden Dunſt. Dann glitt der Zug weiter durch die graue Nebelnacht, Eine trübſelige Fahrt. Das Rattern des Zuges war ſo be⸗ drückend eintönig, wie das trübe Licht der Deckenbeleuchtung. Ich ſchloß die Augen wieder, um mich meinen Gedanken hin⸗ zugeben. 0 Mit einem Male hatte ich das beſtimmte Gefühl, daß ich beobachtet wurde. Oder daß irgend jemand ſich intenſiv mit mir beſchäftigte. Ich ſah auf: mir unmittelbar gegenüber ſaß eine weibliche Perſon, die vorher beſtimmt nicht dort geſeſſen hatte. Die Dame aus der Ecke? Ja, der Eckplatz war leer. Was ſollte das bedeuten? Ein Abenteuer? Oder was ſonſt? Als ich mich aufrichtete, lächelte die Dame mich an. Und jetzt erkaunte ich ſie: Lieſelotte! Aufs e überraſcht, nahm ich ihre Hand.„Lieſelotte, du? u dieſenn Augenblick noch hab' ich an dich gedacht, und nun— ein ſonderbarer Zufall!“ „Wieſo?!“ Sie lächelte noch immer.„Es gibt ſoviel ſcheinbar Un⸗ begrelliches im Leben, das ſich ſchließlich doch als ganz natür⸗ Aich heraus ſtelll. Warum ſollen wir uns nicht gerade in dieſem Augenſaicc begegnen?“ „Du haſt ſchon recht“, gab ich zu,„aber ein merkwürdiger Während des Vortrags hatten die Menſchen ringsum, durch das ſich ihnen offenbarende Künſtlertum gebannt, atemloſe Stille gewahrt, die, nachdem Lange mit einem verträumt verhallenden Schlußakkord geendet, in laute, ehrliche Begeiſterung und Huldigungen umſchlug. Er wehrte ſich beſcheiden und mit einem Lächeln auf dem Antlitz. Ihr dummen Leute, dachte er, glaubt ihr wirklich, mein Vortrag hätte euch gegolten? Aber wo blieb Helene? Warum kam ſie nicht auch und dankte ihm? Ihr Dank war ihm allein von wirklichem Wert. Oder nein!— Es war beſſer, ſie blieb weg! Sie paßte nicht in den Rahmen dieſer allgemeinen Dankesſzene. Wo war ſie überhaupt? Er ſpähte zum Fenſter hin. Der Platz, den ſie ſoeben noch einnahm, war leer. Floh ſie vor ihm? Reute es ſie bereits wieder, daß ſie vorhin, als er ſang, ihm Einblick in ihre Seele ge⸗ währt hatte? Wie von geheimen Fäden gezogen, hatte er ſeinen Kopf ihr zuwenden müſſen. Und Blick war in Blick ge⸗ taucht. Eine nur Sekunden dauernde Weile lang, die aber genügte, ſein Herz höher ſchlagen zu laſſen. 5 Sollte es eine Täuſchung geweſen ſein, was er in ihren Blicken las? g Rein! Nein! Das war keine Täuſchung! Das war lautere Wahrheit! Ihre Augen hatten ihm zugerufen: Komm doch, du Lieber, du Dummer! Du brauchſt nicht zu verzagen! Komm doch und erlöſe mich. Ich warte doch ſchon lange, ſo lange auf dieſe Erlöſung! Ja, ſo hatten die Augen zu ihm geſprochen, in klaren, beredten Blicken. Und das gab dann ſeiner Stimmung ſeligen Schwung. Wo aber mochte ſie jetzt nur ſtecken? Er fand eine Ge⸗ legenheit, ſich frei zu machen von dem Kreis der ihn noch immer umdrängenden und ſeine Kunſt bewundernden Freunde— ging in den Nebenraum. Eine Tür ſtand offen; ſie führte auf die breite Garten⸗ terraſſe. Lange drängte es ins Freie. Der friſche Abendwind umſäuſelte wohltuend ſeine heiße Stirn. Sommernacht! Die Mondſichel warf fahles Licht auf den See. In der Ferne das Rädergeklatſch eines Dampfers, der fröhlich⸗ ſingende Ausflügler heimwärts brachte. Zufall iſt es doch. Freilich auch ein kommſt von— Berlin?“ Ihr Lächeln verlor ſich. „Und du willſt..“ f„Nach Hauſe, ja. „So haſt du genug vom Licht der Jupiterlampen?“ ver⸗ ſuchte ich zu ſcherzen. 5 Sie legte die ſchmalen Hände ineinander. hoch, kommt nicht an gegen die Prominenten. Kämpfe machen müde.“ Sie ſah an mir vorüber.„Und dann— ich habe Sehn⸗ ſucht“, führ ſie nach einer Pauſe leiſe ſort.„Nach einem Zu⸗ hauſe. Und nach— Stephan.“ Armes Mädel! Alſo war ſchehen. a „Wie lange warſt du eigentlich fort?!“ fragte ich. „Faſt zwei Jahre Vor einem halben Jahre ſind wir ge⸗ ſchieden worden.“ Ja, davon hatte ich gehört. Lieſelotte neigte ſich plötzlich vor.„Ob eine Scheidung wirk⸗ lich etwas Endgültiges, Abſchließendes iſt? Gibt es überhaupt ſehr angenehmer. Du Sie nickte ſtumm. Wenn es das für mich überhaupt noch „Man kommt nicht Die ewigen das alles wirklich umſonſt ge⸗ Nebelwand, die Straße Am Geländer ſtand eine Frauengeſtalt in hellem Kleid, abb ſich plaſtiſch von dem dunklen Baumhintergrunde abhob. g Eduard Lange trat näher. Sie hörte ſeine Schritte und wandte ſich um. Nicht etwa erſchrocken— nein, ſie hatte ja gewußt, daß er ihr folgen würde. ö Zwei Menſchen ſtanden ſich gegenüber und ſchwiegen. Beider Herzen waren übervoll. Sie wollten gern reden, nein, jauchzen wollten ſie. Aber es war, als wären ſie ſtumm. 5 1 5 f Da raffte ſich Lange auf. f i 5 Er ſagte immer noch nichts. Was brauchte es Worte, wo er doch ſah, wie ſie nur auf ihn gewartet hatte. Er ſtreckte beide Arme aus, als wollte er die Mädchen⸗ geſtalt greifen, um ſie dann nimmer wieder loszulaſſen. Und jetzt hatte er die Gewißheit! Jetzt wußte er es! Jetzt fühlte er es! Es war kein Trugbild, was da vor ihm ſtand und in ſeine Arme ſank: es war ein Weſen, das Fleiſch und Blut hatte. 1 Zwei Lippenpaare preßten ſich zu innigem Kuß auf⸗ einander. Zwei Menſchen hatten ſich gefunden, von vorn⸗ herein füreinander beſtimmt, die aber durch Wirrungen, wie ſie das Leben gar oftmals mit ſich brachten, erſt Um⸗ wege gehen mußten, um zuſammenzukommen. Die Donnerstagsgeſellſchaften bei Steinbachs hatten noch nie ſo lange gedauert und noch niemals einen ſolch harmoniſchen Ausklang genommen, wie an dieſem Abend. 1 15* Was aus Kurt von Redwitz geworden iſt? Nach dem unrühmlichen Ausgang ſeiner Verlobungs⸗ geſchichte„verdingte“ er ſich, wie er es nannte, auf dae Gut eines entfernten Verwandten, der ihn, der über keine Geldmittel mehr verfügte, aufnahm, um ihn nicht gänzlich verkommen zu laſſen. Seine Gegenleiſtung für die Unter⸗ kunft beſtand in Inſpektordienſten. Die„Fron“ war ihm hart, und es dauerte auch nicht lange, da ſpähte er erneut nach der Glücksgöttin aus. Sie würde ihm auch wieder hold. Juſt zwei Monate nach der Verlobung Helene Haſſels mit Eduard Lange ſtand in den Berliner Zei⸗ tungen die Anzeige von ſeiner Vermählung mit einer Gutsbeſitzerswitwe. Sie war nicht hübſch und auch nicht mehr jung, aber ſie hatte Geld. Und das genügte ihn vollauf. Ende. *— f füllend, ſo daß ich nicht einmal die Häuſer auf der gegenüberliegenden Seite erkennen konnte. Plötzlich ſchien es, als dehnte ſich die Rehelftut ius Weite. Und dann ſah ich etwas. Undeutlich, nebelverhüllt, aber do zu erkennen: eine Brücke. Die Neuſtädter Brücke. Das müde, felt⸗ ſam trauervolle Licht einer Laterne zog ſeine ſchweren, ſchwil⸗ genden Kreiſe. Darunter ſtand am Brückengeländer eine Frau Haltlos, wie zerbrochen. a ö 9 Und dann ſah ich nichts mehr Ob ich die Geſchichte wirklich erlebt habe oder nur auf unerklärliche Weiſe einem dunklen Geſchehen nahegekommen bin, den Schluß jedenfalls habe ich wie den Anfang mit be⸗ ſtimmt volltommen wachen Sinnen erlebt: Am anderen Tage brachten die Mittagszeitungen die Nachricht, daß man elite unbekannte Tote aus der Elbe gezogen habe. Ich dachte ſofort: Lieſelotte! Es war vielleicht Unſinn, aber ich konnte mich von dem Gedanken nicht freimachen. N„ Ich fuhr ſofort hinaus nach dem Schauhauſe, um mir die Tote anzuſehen. Es war wirklich Lieſelotte a etwas Endgültiges? Iſt nicht alles ein großer Strom ohne Anfang und Ende?“ Sie ſchien keine Antwort zu erwarten, lehnte ſich zurück und b mit dunklen Blicken durch das Fenſter in die graue Nacht hinaus. „Troſtlos, dieſer Nebel. So iſt das Leben auch.“ Um ſie von ihren trüben Gedanken abzulenken, begann ich von den gemeinſam verlebten Jugendjahren zu ſprechen. Sie ging mit einem verlorenen Lächeln darauf ein.„Wie weit das alles zurückliegt“, ſagte ſie ſchließlich.„Iſt das wirklich einmal geweſen?“ Je mehr der Zug ſich ſeinem Beſtimmungsort näherte, deſto deutlicher wurde in Lieſelottes Weſen eine quälende Unruhe erkennbar. Einmal beugte ſie ſich vor.„Glaubſt du, daß Stephan mich wieder aufnehmen wird?“ „Er iſt, wie ich hörte, ſehr einſam und verbittert geworden“, erwiderte ich,„aber wenn du ſo wiederkommſt, wie du...“ Sie lächelte ſchmerzlich.„Ich komme wieder, wie ich ge⸗ gangen bin.“ „Dann werdet ihr auch wieder zueinanderfinden“, tröſtete ich, ohne den Glauben an das, was ich ſagte. In Neuſtadt war Lieſelotte am Ziel. Sie erhob ſich mit den müden, hoffnungsloſen Bewegungen einer Schwerkranken und machte ſich zum Ausſteigen fertig. Als der Zug hielt, war ihr Geſicht ſchneeweſß. 5 Ich drückte ihr die Hand.„Glückauf, Lieſelotte!“ Als ſie ausgeſtiegen war, wandte ſie ſich noch einmal um und ſah durch die offene Wagentür zu mir herein. Ich ſehe noch heute ihr Geſicht vor mir, mit dem wehen Lächeln, das ausdruckslos erſchien. Ich ſehe ſie noch mit der Hand winken. Was für eine wundervolle Hand ſie hatte! 5 Sie war längſt im Gewühl verſchwunden, als der Zug ſeine Fahrt fortſetzte. Und dann war auch mein Ziel erreicht, der Hauptbahnhof. „Wir müſſen ausſteigen“, hörte ich Lieſelotte ſagen. Ich rieb mir die Augen. Lieſelotte? Unſinn, die war doch ſchon in Neuſtadt ausgeſtiegen. Ich mußte wohl eingeſchlafen ſein. Merkwürdig, auf dieſer kurzen Strecke von Neuſtadt her noch einzuſchlafen! Zumal nach der immerhin erregenden Begeg⸗ nung mit Lieſelotte. Fröſtelnd verließ ich den Zug. Von den ſonſt am Bahnhof haltenden Wagen war keiner zur Stelle, ſo daß ich den Heim⸗ weg zu Fuß machen mußte. Lieſelotte hatte ſchon recht: ein eradezu fal Nebel! Abgründe von Nebel, die alles ver⸗ chlangen. Lichter darin— wie arme Seelen. Und immer noch hatte ich Lleſelottes Geſicht mit dem ſteiner⸗ nen Lächeln vor Augen. Armes Mädel! Nun war ſie ſchon auf dem Wege nach dem erſehnten Zuhauſe. Ein ſchwerer Gang. Vielleicht ein Gang ohne Hoffnung. u Hauſe lag ich dann noch lange wach, von einer ſchweren, quälenden Unruhe be errſcht. Es war weit nach Milter acht, als ich das Fenſter öffnete, um mir von der feuchten Luft die Sdirn kühlen zu laſſen. Schwer und dicht ſtand draußen die Das rechte Wort. Von Magdalena Eiſenberg. Es dämmerte.(Nachdruck verboten.) Aber die beiden alternden Frauen dachten nicht daran, Licht zu machen. Zu ſehr war Herz und Hirn von anderem in Au⸗ ſpruch genommen. f Trotz der Dämmerung blickten die augen der älteren Freundin Frau Ilſe immer noch viel zu ſcharf und eindringlich an, ſo daß ſie gequält aufſeufzte. Doch ſene, nicht nur aun Jahren, ſondern auch an Erfahrungsreiſe ihr überlegen, ließ nicht locker, gleichſam dem Empfinden folgend, wie es ein Arzt hat, der ſich der Frage„Operation oder nicht“ gegenüberſteh! „Und ſiehſt du denn nicht das Entwürdigende delner Lage?“ begann ſie von neuem„Es iſt lange, lange her daß ihr euch füße Worte ſagtet und in jeder Empfindung konform gingt! Iſt nicht jede Antwort, die ihr heute einander gebt, ein Sich⸗ auflehnen gegeneinander, ein iuſtinktives Sichreizen. Sich aneinanderreiben.?“ a Ilſe nickte gedankenvoll. Und beide ſchwiegen Lange Zelt Endlich brach Ilſe dieſes aualvolle Schweigen und ſagte eiſe: a „Du haſt recht. Und doch: in einſamen Stunden zieht es mich immer noch zu ihm hin; mir fallen ſchöne. mit ihm ver lebte Zeiten ein, und es treibt mich wieder von neuem zu ihm, trotzdem ich wiſſen müßte, daß unſer Glückstelch lange. lange geleert iſt. Jetzt, als du redeteſt, wurde mir klat. wie ſehr er ſich gewandelt hat. Er war wie dle Mohnung einer ſchönen Seele, und heute ſteht die Wohnung leer.“ e Da leuchteten die Augen der anderen. 8 „Dein Vergleich iſt herrlich, Kind. Die ſchöne Seele, die du liebteſt, iſt ausgezogen. Aber iſt es da ein Wunder, daß dich der Hauswirt ſedesmal gereizt anfährt, wenn du immer wieder in eine Wohnung, in der du nichts zu ſuchen haſt. hinein willſt? Wie oft willſt du dich noch— hinausſperſen laſſen, ſtolze Ilſe!! Da zuckte die Füngere förmlich wie vor einem Schlag zurück und ſtand jäh auf. 9 N 1 „Ja“ ſagte ſie mit zitternder Stimme.„das war das rechte Work. Nun weiß ich endlich ganz 9 05 was ich zu tun habe, und“— ſie reichte der Aelteren die Hand mit kräftigem Druck „ich ue es Mathilde!“ 5 Der Afiale und der Wein. Die britiſche Regierung hatte einem aſiatiſchen Fürſten eine Weinkeller angelegt und gefüllt. Der Potentat kraut mit groen 11 75 mehr und mehr Als man ihn daun einmal um ſetue einung über den Wein fragte, ſagte er: 1 „Ich dente, der Wein iſt ein emiſch aus Weiberzungen und Löwenherzen; denn hab' ich Wein geltunken, kann ich ohn Aufhören reden und hätte dauernd Luſt. mich mit meinen Feinden zu ſchlagen.“ f 1 1 Feldgottesdienſt. Am Nachmittag bewegte ſich 10 zug der Marinevereine durch die mit Fahnen und friſchem Grün geſchmückten Straßen. Man ſſah Abordnungen der Marinevereine Mann⸗ ſchloß die Veranſtaltung, die mit der Beleuch⸗ tung der Windeck und der Wachenburg einen 10 beſonders feſtlichen Ausklang fand. gene Verordnun trifft den Vollſtreckungs⸗ und Konkursſchutz Fzugunſten der Kirchengemeinden. Die Eröff⸗ ö nung des Konkursverfahrens über das Ver⸗ noögen emer Kirchengemeinde iſt ausgeſchloſſen, 1 wohl aber kann ein Verteilungsverfahren durch die Staatsaufſichtsbehörde(das örtlich zuſtän⸗ 1 95 Entſcheidung des Bezirksamtes ſteht den 4 Beleiligten binnen zwei Wochen Beſchwerde an das Miniſterium des Kultus, des Unter⸗ icchts und der Juſtiz zu. N eilt. Infolge dienſtlicher Abweſenhei Fe ö tl 2 ſenheit Lbeichsſkatthalters bleibt der urſprünglich vor⸗ . de ehene Termin des Landtagsmſammentritts * kommenden Dienstag nich aufeſchterhalten, veelmehr iſt damit zu rechnen, daß der Zuſam⸗ kefolgt. a Werk 227 47 3 N„f Nach Verüben einer Schwetzingerſtadt in einem Hauf ſtadt Hauſe der R⸗ ü ſoldrite flüchtig. Er verſuchte, ſich der Ver⸗ 9 W durch die Polizei dadurch zu entzie⸗ Sto ß er ſich an einer Fenſterbank des 4. . 1 8 und ſtürzte in den Hof ab. Hierbei Der nationale Gruß Das Nichterheben der Hand bei einer Kund⸗ gebung kann beſtraft werden. Karlsruhe, 23. Mai. Dem Einzelrichter des hieſigen Amtsgerichts wurde aus der Schutzhaft ein 37jähriger frü⸗ herer Bankangeſtellter vorgeführt, der bei der Einführung des Reichsſtatthalters Robert Wagner am 10. Mai vor dem Staatsmini⸗ ſterium„dadurch groben Unfug verübte, daß er beim Abſingen des Horſt⸗Weſſelliedes die Hand nicht erhob, wodurch er bei der vorwie⸗ gend aus Nationalſozialiſten beſtehenden Men⸗ ſchenmenge derartigen Unwillen erregte, daß die Gefahr, die Menge würde tätlich gegen ihn vorgehen, beſtand“. Das Polizeipräſidium erließ gegen den Bankbeamten eine Strafver⸗ fügung über ſieben Tage Haft, wogegen der Bankangeſtellte Einſpruch erhob und gericht⸗ liche Enkſcheidung beantragte. Aus ſeiner Aus⸗ ſage ging hervor— der Angeklagte war frü⸗ her bei der KPD. organiſiert und wegen Hoch⸗ vertats mit vier Jahren Gefängnis beſtraft—, daß er der Aufforderung, die Hand zu er⸗ heben nicht nachgekommen iſt. Das Urteil erging dahin, daß der Angeklagte wegen groben Unfugs zu zwe Tagen Haft und zur Tragung der Koſten des Verfahrens verur⸗ eilt wurde. In der Urteilsbegründung wird betont, daß der Hitlergruß ein Symbol des ganzen deutſchen Volles geworden iſt. Dadurch, daß der Angeklagte abſichtlich und trotz Auf⸗ forderung die Hand nicht erhob, hat er die öffentliche Ordnung geſtört. Padiſches Marinetreſfen in Weinheim Weinheim, 23. Mai. In Verbindung mit der Fahnenweihe des Marinevereins Wein⸗ heim fand hier am Samstag und Sonntag das 20 jährige Stiftungsfeſt und die Tagung des Gaues Baden ſtatt.— Beim Begrü⸗ zungsabend in der Feſthalle waren Vizeadmi⸗ ral Roeſing vom Bundesbüro in Bremen und Adnural Jacobſen aus Darmſtadt anweſend, die beide an blaue Jungens von früher und heute Anſprachen hielten. Muſikaliſche und deklamatoriſche Darbietungen gaben dem Abend efnen künſtleriſchen Rahmen.— Die internen Beratungen des Gauvorſtandes fan⸗ den unter Vorſitz des Gauführers Breig⸗Of⸗ fenburg ſtatt. Am Sonntag vormittag traf man ſich beim unter Vorantritt der SA.⸗Kapelle der Feſt⸗ heim, Heidelberg, Bruchſal, Karlsruhe, Ettlin⸗ gen, Bühl, Offenburg, Villingen, Konſtanz, aber auch aus der Pfalz, von Ludwigshafen und Neuſtadt, aus Württemberg von Plochin⸗ en, und aus Heſſen von Osthofen bei Worms. n kameradſchaftliches Beiſammenſein be⸗ Voliſtreüungsſchutz für Kirchengemeinden Karlsruhe, 23. Mai. Eine kürzlich ergan⸗ des Staatsminiſteriums be⸗ dige Bezirksamt) angeordnet werden. Gegen Landtagszufammentritt verschoben Katiscuhe, 23. Mai. Amtlich wird mitge⸗ des menkritt erſt in der darauffolgenden Woche Aus Vaden Mannheim, 23. Mai.(Vom 4. Stock⸗ 80 Handlung ging ein Mann aus der i, dkwerks an der Außenſeite des H 5 Hauſes an⸗ lammerte. Als er ſich entdeckt ſah, lieh er er einen Bruch des linken Unterſchenkels aft 1 e en 1 0 Salate j erufsfeuerwehr brachte i in das Allgemeine aten e Bolksſtrſeige, Oewerbſchifliche⸗ Jen oſenſchaftliche 8: Ale, inn Die Vertreter der privaten Verſicherungs⸗ geſellſchaften verbreiten in der Oeffentlichkeit und beſonders unter den Verſicherten der Volksfür⸗ ſorge unwahre Gerüchte, die den Anſchein erwecken können, als ſei die obige Verſicherungsanſtalt in Schwierigkeiten. Durch dieſe Falſchmeldungen können den in Frage kommenden Verſicherungs⸗ geſellſchaften und deren Vertretern größte Schwie⸗ rigkeiten entſtehen und mit dem Strafgeſetz in Konflikt kommen. Zur Erwiderung dieſer un⸗ wahren Gerüchte teilen wir folgendes mit:„Die Volksfürſorge iſt heute unerſchüttert in ihren Vermögenswerten. Dieſelben ſind heute noch höher einzuſchätzen durch die Bereinigung von der marxiſtiſchen Mißwirtſchaft Sie iſt eine ſoziale Einrichtung, dient dem Volksganzen und wird nicht tendenzmäßig für die eine oder andere politiſche Partei aufgezogen. Aus dieſer Erkennt- nis heraus iſt die Volksfürſorge an den neuen Staat angegliedert, und iſt ſie ſomit zu ihrer urſprünglichen Aufgabe zurückgeführt. Sie ver- folgt nicht das Prinzip, für ihre Direktoren hohe Gehälter und Tantiemen herauszuwirt⸗ ſchaften. Sie iſt gemeinnützig und im Dienſte an den minderbemittelten Volksgenoſſen. Die Leitung liegt in den Händen der N. S B O., welche erfahrene Fachleute ſind. Es iſt Pflicht der Verſichterten, die Intereſſen der Volksfür⸗ ſorge in jeder Hinſicht wahrzunehmen, insbeſon⸗ dere ihre Prämien ohne Bedenken pünktlich weiter zu entrichten. Sport und Spiel. Die Sportvereinigung Amicitia 09 E. V. im Nat. Sozial. Sportverband! Bei dem Spiel Hamburg— Rhein⸗Saar wirken Kiß 1 und Kiß II mit. Am vergangenen Freitag vollzog ſich in Mannheim eine wichtige Sitzung. Der Mann- heimer Sportkommiſſar Körbel ſprach ſich über die Verhältniſſe in Verband, Vereine, konfeſſio⸗ nelle Bewegungen uſw. aus. Anſchließend traten ſämtliche Vereine des Kreiſes Unterbaden, damit auch die Sport⸗Vergg. Amicitia, in den National- ſozialiſtiſchen Sport⸗Verband, der nur DFB., DSB- und DT.Vereine aufnimmt, ein. Selbſt⸗ verſtändlich wird dadurch der Spielbetrieb in keiner Weiſe beeinflußt. Es wird wie ſeither unter dem Regime des DB geſpielt, der in Zukunft nur noch der einzig exiſtierende Fußball⸗ verband ſein wird, wie der Sportkommiſſar Körbel ganz präcis ausführte. In der gleichen Sitzung wurde auch die Repräſentativmannſchaft des Bezirkes Rhein⸗Saar gegen die Elite von Groß⸗Hamburg die am kom⸗ menden Sonntag, den 28. Mai im Mannheimer Stadion antritt, geſtellt. Der rechte Verteidiger Kiß 1 wurde geſtellt und auch der Linksaußen Kiß 2 wurde als Erſatzmann herangezogen, nach⸗ dem er ein Allroundſtürmer iſt. Deshalb wird die Vieruheimer Sportgemeinde am Sonntag in Mannheim anweſend ſein, um zu ſehen wie ſich unſere Repräſentative ſchlagen werden. Die Elf lautet wie folgt: Rihm (Waldhof) Johanneſen— Kiß (Pirmaſens)(Viernheim) Weilhammer— Sifflinge!— Größle (Pirmaſens) Waldhof)(Neckarau) Weidinger Hermann Langenbein Pennig Zängry (Waldhof) Vfg.) Waldhof)(Ask n. Groß⸗Hamburg ſtellt: Fink— Mohr— Glaſer— Rehwedder— Weber (Wacker)(Eimsbüttel)(HCBC(Eimsbüttel) Wahn— Thiele— Timm alle 3 Union Hamburg) Glaſen— Stürkh (Altona)(Eimsbüttel) Keunecke Komet) und iſt alſo hieraus zu erſehen, daß man Kiß! gegen den beſten Stürmer, dem internationalen 0 5 Rohwedder auf Halblinks geſtellt hat. Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. B. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag und Donnerstag 6 Uhr: Training der Liga mit 2. und 3. Mannſchaft. Dienstag Abend 7 Uhr: Spielausſchuß. Mittwoch nachm. 5 Uhr: Training der Jugend Schüler. Vorſchau: Himmelfahrtstag, den 25. Mai Liga in Bürſtadt. Handballer in Sandhofen. Frei- tag Abend ¼9 Uhr im Gold. Stern Groß⸗Ring⸗ kampf gegen Bf 86, Mannheim. Samstag Abend in Ludwigshafen Liga gegen 03. Erfahrung det tüchtigen Hqdsfrauen lehrt: Zum N Einseifen, Kochen und ä 2 i . Durchwaschen gehört x 10 F SUNLlenr SEIxk Verbilligter Stüccpreis jet io- 23. 27 pfg. n N Aus der Heimat Gedenktage 2 3. Mai. 1498 Der Reformator Girolamo Savonarola in Florenz verbrannt. 1838 Der Geograph Alfred Kirchhoff in Er⸗ furt geboren. 1906 Der norwegiſche Dramatiker Ibſen in Kriſtiang geſtorben. Sonnenaufg. 3.54 Sonnenunterg. 20.00 Mondaufg. 2.48 Mondunterg. 19.42 Wer hat dich aufgebaut Wieder prangt der Wald, der liebe deutſche Wald, im Schmuck ſeines grünen Laubgewan⸗ des. Auch ihm hat der Mai die große Auf⸗ erſtehung gebracht. Nun rauſchen wieder Mil⸗ lionen und Abermillionen Blätter vom Weben und Leben der Zeit, nun miſcht ſich umſo te bie: da ein der vielſtimmige, u cufhör iche Chor der gefiederten Sänger, nun bricht ſich der Sonnenſchein unerhört maleriſche Bah⸗ nen durch grünes Laubwerk und zaubert köſt⸗ liche Reflexe an die Stämme und auf das ſamtweiche Moos und es leuchten die be⸗ waldeten Höhen wie Maiengrüße weithin in die Lande, es locken die Wälder der Täler zur Einkehr in ihre grünen Geheimniſſe. Beglückt und bewundernd ſteht der Wande⸗ rer vor ſeinem geliebten Wald, froh begibt er ſich ins von tauſendfältigem Leben er⸗ füllte Wunderreich der Stämme und Wipfel, ſein Auge erſpäht die Blumen der Lichtungen, die ſcheuen Rehe an der Aeſung, die herrliche Spiegelung des Waldweihers und trinkt alle neue, friſche Wonne des Waldes in ſich ein. Und ſo ziehen die Wanderer ſingend durch den Wald und preiſen ſeine Schönheit mit Liedern und Gitarreklängen; der einſame Träumer ſucht ſich ein verſtecktes Plätzchen aus, um mit der grünen Einſamkeit Zwieſprache zu halten und erkennt auf einmal, wie nahe er dem reichen, geſchäftigen und vibrierenden Leben der Natur und ihrer Käfer und Inſek⸗ ten gekommen iſt; wir alle aber ſuchen im Walde wieder das Märchen und die Größe, die immer in deutſchen Wäldern heimiſch wa⸗ ren und ſind. Henrik * Verſende kein Geld in gewöhnlichen oder eingeſchriebenen Brieſen. Das Publikum läßt ſich immer wieder verleiten, Geld oder Wert⸗ ſachen in gewöhnlichen oder eingeſchriebenen Brieſen zu verſenden. Hierdurch bietet es ungetreuen Elementen Anreiz und Gelegen⸗ heit ſich auf bequeme Art Geld zu verſchaffen. Wird der Geldinhalt eines gewöhnlichen Brie⸗ fes entwendet, ſo erhält der Abſender keinen Erſatz, bei eingeſchriebenen Briefen nur dann, wenn der ganze Brief, alſo der Brief mitſamt dem Geldinhalt in Verluſt kam. Wird der Einſchreibebrief jedoch nur ſeines Wertinhaltes beraubt, ſo gibt die Deutſche Reichspoſt kei⸗ nen Erſatz. Darum ſoll man keine gewöhnlichen oder eingeſchriebenen Briefe benutzen, um Geld 1 verſenden. Hierfür iſt die einzig richtige bebe Poſtanweiſung, Zahlkarte oder Geld⸗ brief. a 5 55 Wie bekämpft man den Holzwurm im Möbel. So manche Hausfrau wird an den hellen Frühlingstagen zu ihrem Schrecken an ihren Möbeln den Holzwurm feſtſtellen. Es ſieht aus, als ſei eine Schrotladung in das Holz gefahren. An den dunklen Wintertagen hat man den Schaden gar nicht bemerkt.— Wie ſoll man den Schädling bekämpfen, um die Möbelſtücke vor weiterer Zerſtörung zu be⸗ wahren? Man nimmt zu dieſem Zweck einen Maſchinenöler oder eine Feder und führt in die Wurmlöcher Tetra Chlorkohlenſtoff, der in jeder Apotheke zu bekommen iſt. Dann ver⸗ ſchließt man die Löcher ſofort mit Wachs oder Paraphin, dadurch gehen die Würmer ein. * Wenervorherſage: Anhalten des ſchönen warmen Wetters, doc, werden an verſchiedenen Stellen Gewitter nie⸗ dergehen. 5A⸗Mann ermordet Jorchheim(Oberfranken), 23. Mai. In Gaiganz bei Forchheim wurde in der Nacht der ledige 24 jährige S A-Mann Joſef Wiesheier in Uniform ermordet und in einen Weiher geworfen. den Spuren nach zu ſchließen muß ein heftiger Kampf ſtattgefun⸗ den haben. Verhaftet wurde in dringendem Verdacht der Tat ein Angehöriger der Bayernwacht. Im Laufe des Tages wurden zwanzig wei⸗ tere Angehörige der bayeriſchen Volkspartei bzw. Bayernwacht unter dem Verdacht der Mittäterſchaft verhaftet. Mannheim, 23. Mai.(Das Frank⸗ Denkmal beſeitigt.) Das vom ehema⸗ ligen Reichsboenner zur Erinnerung an den gefallenen ſozialdemokratiſchen Reichstagsab⸗ geordneten Dr. Ludwig Frank⸗Mannheim errichtete Denkmal, welches vor einiger Zeit von unbekannten Tätern demoliert worden war, iſt am Montag im Auftrag der Stadt⸗ verwaltung unter polizeilicher Aufſicht ab⸗ montiert, das Fundament iſt eingeebnet worden. *