Celliral-Fim. Taasl ieee Das brillante Bomben Tonfilm Programm! Pfingsten 1933 Zu Beginn des großen Ufa Monats Juni kommt 5 1 das Ufa-Spitzen⸗Tonfilmwerk, über das die gunze Welt ſtaunt. Die ſchwimmende Flugzeuginſel auf d Ozean Das größte techniſche Ereignis der Welt! AL BERS anlworlel 2 Ein Ruhmesblatt deutſcher Tonfilmkunſt! Hans Albers— der Bezwinger aller Gefahren, hat ſich in dieſem grandioſen Kunſtwerk ſelbſt bezwungen; der Sieger aus tauſend Filmſchlachten hat ſich ſelbſt beſiegt und damit ſeinen größten Sieg errungen. Das iſt Hans Albers, der ihn zum Liebling der Frauen und Männer machte. Hans Albers— der Flieger, Weltenbummler, Abenteurer und Sybille Achmitz— als liebende u. kämpfende Frau[Liebhaber Paul Hartmann— als Erfinder und Erbauer der P. P. J. — Menſchen aller Jahrhunderte haben vor ſolchen Kühn⸗ heiten ihre Hochachtung bezeugt.— Ehrerbietig ſchaute alle Welt zu Eckeners Zeppelin empor, war der Do X das Tagesgeſpräch einer ganzen Welt, wurden die Männer, die hinter dieſen Wunderwerken der Technik ſtanden, Herben ihrer Zeit.— Ebenſo wird alle Welt die filmiſche und techniſche Großtat von„F. P.“ beſtaunen. Dieſem Filmwunder wird jeder rückhaltlos Bewunderung zollen— wird dieſer Film wie jede Großtat in aller Munde ſein. Jeder muß mit der beſtimmten Vorſtellung in das Theater gehen, daß er wirk⸗ lich etwas ganz Einmaliges und Außergewöhnliches zu ſehen bekommt. Dieſe Außergewöhnlichkeit muß ſich jedem Men- ſchen in Deutſchland feſt einprägen, nicht als Werbeattribut, ſondern als unumgängliche Tatſache! Alſo— jeder, der dieſen Film nicht ſieht, iſt um ein Erlebnis ärmer „F. P. 1 antwortet nicht“ iſt ein Millionenfilm den man geſehen haben muß. Als 2. Großfilm zeigt man Iſpannendes Liebeserlebnis zweier Brüder, wahre Begebenheiten Rivalen der Liehe Als beſondere Tonfilm-Sehenswürdigkeit ſehen und hören Sie lig Ula-Bomben— Ile Schlager Her Wall P ðV:V bw Trotz höherer Unkoſten keine Preiserhöhung.— Anfang an allen Tagen ½¼8 Uhr, ab 9¼ Uhr nochmals alles zu ſehen. Ende 12 Uhr. Pfingſtſonntag und⸗Montag Große Jugend- und Kinder⸗Vorſtellungen. 1. F. P. 1 antwortet nicht. 2. Üfa-Bomben. 3. Tom Keene und ſein kleiner Kamerad, Wild-⸗Weſt. 4. Flugzeug⸗Geſchwader Nr. 3. 5. Luſtſpiele. Kinder 70 Pfg. 5 oO OO Wü Derefmigle Feuer wehrapalle Ulernhaim 1233() Programm zu den an beiden Pfingſt⸗ feiertagen ſtattfindenden Feſtlichkeiten anläßlich des 30 jähr. Veſtehens der hieſigen Feuerwehrkapelle. ngſtſonntag: Vorm. ½6 Uhr Turmblaſen Wee e Nachm. 3 Uhr großes Militärkonzert am Ochſenbrunnen. Abends ½8 Uhr großer Zapfenſtreich unter Mitwirkung des Spiel⸗ mannszuges der Freiwilligen Feuerwehr. Pfingſtmontag: Vorm. ½ 6 Uhr Reveille. Vorm. 11 Uhr Früh⸗ ſchoppenkonzert auf dem Feſtplatz. Nachm. 2 Uhr Abmarſch vom Marktplatz zum Ochſenbrunnen, dortſelbſt ab 3 Uhr großes Wald⸗ Promenaden⸗Konzert, Liedervorträge hieſiger Geſangvereine, Volks⸗ beluſtigung aller Art. 30 Mann ſtarkes Orcheſter. Zutritt frei. u dieſen Veranſtaltungen laden wir die geſamte Einwohnerſchaft hoftchſt ein Vereinfgte Fsuerwenrhkapefie. Fresw. Feuerwenr. 7 0 Maria Degen Guterhalterner mod. Kinder⸗ wagen preiswert zu verkaufen. Alenanderstr. d. eee mit ſtaatlich geprüfte Klavier⸗Pädagogin erteilt Unterricht (auch im Hauſe) bei mäßigem Honorar ſur Anfänger und Fort- goschpittene. Anmeldung jederzeit Häter tal, nonpunlntr. 8 Endſtation der Elektr. Straßenbahn Telefon 50394 Heuleitern ſowie Knaben⸗ zu verkaufen. zu verkaufen. Moltkeſtraße 8 Guterhaltenes 1 0 Fahrrad Annaſtr. 21 ischiltz Pfingſtmontag Tanz Es ladet freundlichſt ein Kapelle: Schwarz ⸗Weiß. Der Wirt: P. Jochim. Partei-Lokal N. S. D. A. P. 15 Kaſſerhof 0 Kameraden, Freunde u Gönner es gibt nur noch eine Parole: Frohe Pfingſten! Pfingſtmontag großer Tanz am Montag zu der beliebten Kapelle zum Pfingſt⸗ Tanz. Alles in allem, nach Wunſch und ff. Bedienung. Frohe Pfingſteinladung! Mäßige Preiſe! Wirt: Froſchauer. Kapelle: Kamenzin. Saftladen zum gränen Laub. 22 Am Pfingſtmontag ö gutbeſetzte Tanz⸗Muſik Auummnumuummumnmunupnmmumwunummumqnkünunnu Es ladet recht freundlichſt ein: Mathias Träger. Zum goldenen Harpfen. Pfingſtmontag ab 5 Uhr Eröffnungs⸗ Es ladet freundlichſt ein. Hapelle Tnurer Die beliebte Kirchweihkapelle. Finfrſft frei! Fanfen 30.7 CC ³ ü ² A Tu. San Sie wollen ein Es ladet freundl. ein Gasthaus zum,, Eichbaum“ frisches Glas Bier A einen guten Wein dann kehren auch Sie mal im„Eichbaum“ ein! Willi Wunderle und Frau. d lllon-Ffum-Palasl Die herrlichſte und ſchönſte Prachttonfilmſchau zum Pfingſtfeſte 1933. Ganz Viernheim wartet auf dieſe deutſche 100% Groß⸗ ton Operette . 1 078 2 In Wort, Ton u. Bild iſt dieſer Film ein Ereignis, bezaubernde Muſik, herrliſche Darſtellung, Schmiß und Tempo das iſt der große Bühnenerfolg Die beſten Künſtler wirken in dieſer deutſchen Spitzentonfilm⸗ Operette mit Dorothea Wieck, Charlotte Ander, Ernſt Verebes, öke Siakall, Hubert Mariſchka. N Richard Oswald Tonfilm- Operette iſt ein großer Wurf für Viernheim. 11 Nieſenakten. Der zweite Großfilm. Achtung! Lya Mara Film Die Geliebte des Königs Ein wunderbarer Stumm ⸗ Film in 8 ganz gewaltigen Akten. Zum Schluße Micky Maus auf der Bananeninsel Die größe Tonfilm⸗Sehenswürdigkeit iſt unſer erſtes Tonfilm⸗ programm im Monat Juni. Anfang je 8 Uhr, ab 9 ¼ Uhr nochmals, Ende 12 Uhr. Sichern Sie ſich Plätze! Kommen Sie früh. Pfingſtſonntag und Montag Gr. Familien- u. Kindervorstellungen Gräfin Mariza— Wildweſt: Unter Pferderäubern— Harry Piel: Das fliegende Auto— Sid als Miſſionar— Micky Maus u. ſ.w. Kommt alle wieder. Voranzeige! Bring ſie lebend heim. Pat und Patachon„Knall und Fall“. Schwarzhemden. 8 Mädel im Boot. Harry Piel„Sprung in den Abgrund“. Achtung! Der prächtigſte Meinen werten Beſuchern ein frohes Pfingſtfeſt! Karl Jöſt. NB. Pfingſtſonntag großes Stimmungs⸗Konzert. Auf die Pfingstfeilertage empfiehlt: Große Kohlraben Kopfſalat, Rettig, Mangold, Rhabarber. Schöne gelbe Rüben Bündel 10 Pfg. Junges Wirſingkraut Pfund 15 Pfg. Stück 8 Pfg. Gärtnerei Fischer-Scahell 08808080 Saftladen zum grünen Lauh. Einer sagts dem Anderen, daß man im Saftladen, ob morgens früh oder abends spät, ein gutgekühltes und sauberes Glas Bier erhält. Wer probt, der lobt und bleibt dauernd Kunde. Es ladet frdl. ein. M. Träger Vermessungsbüro Winkler Andreasstr. 8 Worms Fernruf 4994 empfiehlt sich in Plan- u. Vermessungsarbeiten: L pläne zu Baugesuchen, Meſbriefe. Abmarkungen etc. entsprechend den Zeitverhältnissen zu den billigsten Preisen.:: Kürzeste Lieferfrist. A. Winkler Vereidigter Hess. Geometer 2 Kl. ernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Jernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 129 Piererpakt und Neviſion In dem Bau, den man ſeit einem Jahr⸗ zehnt aufzuführen ſucht, den Bau eines diplomatiſchen Syſtems, das gegenüber allen Gefahren, Streitigkeiten und Gegenſätzen einen Kriegsausbruch verhindern kann, ſoll mit dem Viermächtepakt ein neuer wichtiger Stein eingefügt werden. Die Unbrauchbar⸗ keit des Verſailler Diktates für dieſen Zweck hatte ſich ja ſchon ſo bald erwieſen, daß in den Jahren nach Kriegsbeendigung bereits die erſten neuen diplomatiſchen Sicherungs⸗ verträge entſtanden. Ob man an die erſten Verträge denkt, die die Siegerſtaaten noch untereinander ohne Teilnahme Deutſchlands abgeſchloſſen, oder an die Verträge ſeit 1924, ſie alle dienten dem Zweck, ein Mittel zu finden, durch das auf friedlichem Weg Ge⸗ gente beſeitigt werden können, die ſonſt kriege verurſachen. Der Locarno⸗Ver⸗ trag war das erſte große Abkommen dieſer Art, wenn er für die Weſtgrenzen Deutſch⸗ lands eine Garantie dritter Mächte brachte, wenn er für die Grenz⸗Streitigkeiten im Oſten ein Schiedsverfahren ſtatt der Ge⸗ waltanwendung vorſah. Das Gebäude die— ſes diplomatiſchen Syſtems wurde weiter geführt in den Verhandlungen, die zum Ab⸗ ſchluß des Kellogg⸗Paktes führten. Zunächſt hatte ja Frankreich dabei lediglich an einen neuen Garantievertrag gedacht, den ihm Amerikt gewähren ſollte. Daß bei einem ſolchen lediglich den franzöſiſchen Intereſſen dienenden Plan dann der allgemeine Verzicht auf Krieg entſtand, ent⸗ ſprach nicht den urſprünglichen Pariſer Wünſchen. Als der letzte jener Verträge, die den Zweck haben, diplomatiſche Sicherungen ge— gen Kriegsgefahr zu ſchaffen, gilt der Ver⸗ trauen pakt, den in Lauſanne zunächſt Frankre) und England untereinander ab⸗ geſchloſſen haben. Jener Vertrauenspakt ſah vor, daß eine Verſtändigung der Mächte jedes Mal untereinander erfolgen ſoll, ehe ſie Entſcheidungen treffen. Deutſchland mußte bei allen dieſen Ver⸗ tragsabſchlüſſen ſtets auf einem ſehr ſchma⸗ len Weg vorwärts gehen. Es mußte auf der einen Seite darauf achten, daß die Bewe⸗ gungsfreiheit nicht verbaut wird, die es für eine ſpätere Reviſion der unmög⸗ lichen Verſailler Beſtimmungen gebraucht. Es mußte aber die Verträge ſchon deshalb mitmachen, weil Methoden gefunden werden mußten, durch die die erforderliche Reviſion mit friedlichen Mitteln herbeigeführt werden kann. Genau den umgekehrten Zweck ver⸗ folgte Frankreich mit den einzelnen Vertragsabſchlüſſen. Es arbeitet darauf hin, den beſtehenden Zuſtand unbedingt zu ſichern und ſucht deshalb mit jedem Vertrag Methoden zu finden, die die Revi⸗ fionsmöglichkeiten auf ein äußerſt geringes Maß beſchränken. Grundlage vertraglicher Repſſionsmöglichkeiten iſt die Beſtimmung es Verſailler Vertrages, daß unanwendbar gewordene Vorſchriften durch einſtimmigen Völkerbundsbeſchluß geändert werden kön⸗ nen. Zwiſchen den zwei Polen— Steige⸗ rung oder Beſchränkung der Reviſionsmög⸗ lichkeiten— ſchwanken alle Verträge, die die d ce Verhandlungsmethoden re— geln. Wie löſt der neue Pakt der Groß⸗ mächte dieſen Widerſtreit der Intereſſen? die vier Großmächte werden zu ſtändigen Verhandlungspartnern, die ihre gegenſeiti⸗ gen diplomatiſchen Intereſſen miteinander beſprechen. Die Grundlage des Viermächte⸗ pakts iſt wiederum, daß der Beſtand der rüheren Verträge anerkannt wird, aber der Streit ging im letzten Stadium der zerhandlungen gerade darum, wie man in Belt„Anerkennung der vorangegangenen kartträge auch die Notwendigkeit einbauen Wen, Aenderungen vorzunehmen. f enn der Grundſatz der vertraglichen Revi⸗ ion im Verſailler Diktat enthalten iſt, ſo 41085 nach dem Viermüchtepakt, wenn eine olche Repfſionsmöglichkeit beachtet werden oll, vorher eine Ausſprache der Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Dienstag, den 6. Juni 1933 50. Jahrgang Die Arbeits⸗Schatzanweiſungen Eine Aktion von höchſter wirtſchaftspolitiſcher Auswirkung Berlin, 5. Juni. Um die Arbeitsbeſchaffung zu finanzieren, hat das Reichskabinett bekanntlich die Aus⸗ gabe von Arbeitsſchatzanweiſungen im Ge— ſamtbetrag bis zu einer Milliarde Mark be— ſchloſſen. N Das iſt eine Aktion von höchſter wirt⸗ ſchaftspolitiſcher Auswirkung. Schatzanwei⸗ ſungen und Schatzwechſel, die ſich auf pro— duktive Arbeiten gründen und die dazu be— ſtimmt ſind, die produktive Tätigkeit über— haupt wieder in Gang zu bringen und auch in Gang zu halten, ruhen auf einer feſten Baſis. Eine Beeinkrächktigung der Währungs- kraft durch die Ausgabe ſolcher Schatz⸗ anweiſungen iſt en zu befürch⸗ en. Im Gegenteil wird vielmehr die Sicherung der Arbeitsbeſchaffung in Verbindung mit der Verminderung der Arbeitsloſigkeit neue Werte ſchöpfen, die in ihrer pro— duktiven Kraft und Fähigkeit immer wieder von neuem Anregungen für die geſamte Wirtſchaft zu geben vermögen. Es iſt dabei ganz gleich, ob die Arbeitsbeſchaffung ſich auf den Bau von großen Verkehrsſtraßen, oder auf Bahnbauten erſtreckt. Ob es ſich um Hausreparaturen oder Siedlungsbau, um landwirtſchaftliche Siedlung oder um Flußregulierungen, um Erneuerungen und Ergänzungen in der Elektrizitäts-, der Waſ— ſer⸗ und Basverſorgung oder um ſonſtige Sachleiſtung zoßnahmen handelt: von jeder dieſer Art Arbeit, der kleinſten wie der größ— ten, geht ein Impuls aus, der die ge— zlamte Volkswirfſchaft letzten En⸗ des durchfluten und neu beleben muß. Es fügt ſich in den einheitlichen Rahmen dieſes Zieles durchaus ein, daß mit dieſer Arbeits— beſchaffung in unmittelbaren baulichen oder ſonſtigen Notwendigkeiten gleichzeitig auch die Produktion ſelber in allen ihren einzelnen Teilen gefördert wird. Dieſer Plan der Arbeitsbeſchaffung ſtelli ein einheitliches wirtſchaftliches und finanz⸗ politiſches Ganzes dar. Daß die Ausführung der Beſchlüſſe des Neichskabinelts in engſler Verbindung, ſa ſogar unker Führung des Reichsbankpräſidenken als des Sachverwal⸗ ters der Währung erfolgt, gibt die Gewähr dafür daß ein guter Juſammenklang zwiſchen Wirkſchafts-, Finanzen und Währungspolitik ſich vollzieht. In der Begründung der Kabinettsbeſchlüſſe wird ausdrücklich ausgeführt, daß die unter der Leitung des Reichsbankpräſidenten ſte— hende Kommiſſion allein und autoritatip be⸗ 2277 D D KEBA 25 EC bier Mächte ſtattfinden. Sie würden ſich un⸗ tereinander zu verſtändigen haben, ob, wie und wann ein Reviſionsantrag vor den Völkerbund gebracht werden kann. Zwei⸗ fellos würde, wenn die vier Mächte ſich über eine ſolche Frage geeinigt haben, ihr Beſchluß bei den kleinen Mächten anerkannt werden, aber Vorausſetzung iſt eben, daß alle vier Mächte ohne Ausnahme einen ſolchen Beſchluß faſſen. So wird al' bor jedem etwaigen künftigen Reviſionsver⸗ fahren oder auch nur vor jedem Streit über die Anwendung des Vertrags in dem einen oder dem anderen Sinne eine Ausſprache der Großmächte vorangehen, die wahrſcheinlich in jedem Fall zu diplomatiſchen Ausein⸗ anderſetzungen führen würde. Da ja die Mächte ohnehin ſtändig in enger Fühlung bleiben wollen, würden alſo die diplomati⸗ ſchen Pläne, die der eine oder andere ver⸗ folgt, in einem ſehr frühen Stadium ange⸗ wendet werden müſſen. Die Möglichkeit, daß es bei dieſem Verfah⸗ ren wirklich zu einer Reviſion vollmächtigt ſein ſoll, alle den Geld- und Kapitalmarkt betreffenden Angelegenheiten zu regeln und zu überwachen, damit nicht Störungen des Geld- und Kapitalmarktes durch folſche Dispoſitionen oder Eingriffe nicht verantwortlicher Stellen eintreten. Daraus ergibt ſich, daß man ſich der außerordenklich großen Verankworlung wohl bewußt iſt, die mit der Begebung von einer Milliarde Arbeitsſchatzan⸗ weiſungen im Dienſt des Großkampfes gegen die Arbeitsloſigkeit verknüpft iſt. Die Beobachtung und Regelung der Ka- pitalverhälkniſſe auf dem inneren Markt wird jetzt zu einer Aufgabe von höchſter ſtaatspolitiſcher Bedeutung. Die Arbeitsbeſchaffung iſt ja nicht in erſter Linie eine Finanzfrage, ſondern eine Frage der Nationalpolitik. Die Si⸗ cherung des Staates und ſeiner Ordnung iſt auf engſte verknüpft mit der Befriedung im Innern, welche wiederum die Vorausſet⸗ zung für die Sicherung von Arbeit und Brot für alle diejenigen Millionen iſt, die ſich durch Arbeitsloſigkeit entwurzelt ſehen. Aus ihnen aufbauende, dem Staate und dem Volksganzen dienende Kräfte u. Elemente zu machen, iſt eine Aufgabe, der ein jeder von uns, wo immer er auch ſteht, ſich widmen muß, und darum darf die Reichsregierung auch ſicher ſein, daß ſie in der Verfolgung dieſes Zieles ſich auf die Einheit und Geſchlof⸗ ſenheit der Nation ſtützen kann. Man kann deshalb auch den Gedanken der Reichsregierung, zu einer frei willi⸗ gen Spende zur Förderung der nationa— len Arbeit aufzurufen, nur begrüßen. Wer für ſolche nationale Arbeit ſorgt und dafür opfert, der erweiſt nicht nur dem Volk, dem er zugehört, ſondern ſich ſelber den wertvoll, ſten Dienſt. Die oberſte Aufgabe Staatsſekretär Reinhardt ſprach über alle deutſchen Sender über die neuen Maßnah— men zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit. Er betonte, daß die Reichsregierung ihre oberſte Aufgabe in ſozialpolitiſcher, wirt— ſchaftlicher und finanzpolitiſcher Hinſicht da⸗ rin erblicke, die Arbeit zu vermehren und da— durch die Arbeitsloſigkeit zu vermindern. Sie habe dieſen Weg bereits durch das Kraftfahrzeugſteuergeſetz beſchritten. Staatsſekretär Reinhardt ging ſodann auf die einzelnen Abſchnitte des neuen Geſetzes ein. Bei der Beſprechung des Abſchnittes 3, freſwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit F ͤ ccc kommt, ist naturlich nicht ſehr groß, aber der Zweck des Viermächtepaktes iſt auch nicht ſo ſehr auf dem Reviſions— weg zu ſuchen, ſondern in der end⸗ gültigen Form auf dem Gebiet eines di⸗ plomatiſchen Waffenſtillſtan⸗ des. Der Grundſatz des Reviſionsrechts iſt gewahrt, aber die Mächte, die eine Reviſion bekämpfen, ſind ſchließlich davor geſichert, daß Reviſionsforderungen überraſchend auftreten könnten. Im Sinne des diploma! ſchen Waffenſtillſtandes liegt es natürlia, daß jeder in dieſen Pakt hineinzubringen ge⸗ ſucht hat was er während der Dauer des Waffenſtillſtandes erreichen will. So hat im abſchließenden Stadium die Frage der Rü⸗ ſtungsgleichberechtigung eine wichtige Rolle geſpielt, und hier waren vor allem auch franzöſiſch⸗italieniſche Intereſſen maßgebend, da es ſich um die ſeit Jahren umſtrittene Gleichheit der Flot⸗ tenſtärke Italiens und Frankreichs im Mit- telmeer handelt. richtete der Redner namens der Reichsregie⸗ rung an das deutſche Volk den Appell, frei⸗ willige Spenden zur Förderung der nationalen Arbeit zu leiſten. Das Aufkor men an freiwilliger Spende wird reſtlos zur Förderung der nationalen Arbeit und zur Behebung der ſozialen, wirtſchaftlichen und finanziellen Not verwendet. Mit beſonderer Eindringlichkeit wandte ſich der Redner an diejenigen, die ZJweifſel hegen über die Richtigkeit ihrer Angaben über ihre Einkommens- und Vermögensver⸗ hältniſſe. Er empfahl ihnen, einen Betrag als freiwillige spende zur Förderung der na⸗ tionalen Arbeit zu leiſten, wenn ſie der Ge⸗ fahr der Beſtrafung wegen Steuerzuwider⸗ handlung entgehen wollten. 150000 jährlich Das Kapitel 5„Förderung der Eheſchlie⸗ zungen“ bedeutet zwar, ſo führte Staatsſe⸗ kretär Reinhardt weiter aus, eine Erhöhung der Laſten für die Ledigen; doch iſt es nicht mehr wie recht und billig, daß ſie zur Fi⸗ nanzierung von Ehen ſolcher Volksgenoſſen, die heiraten wollen und denen nur die Mit⸗ tel zur Beſchaffung einer kleinen Wohnungs⸗ einrichtung fehlen, aus dem Aufkommen an Eheſtandshilfe etwa 150 000 Ehen jährlich zu finanzieren. Der Staatsſekretär ſchloß: Das Geſetz vom 1. 6. 1933, deſſen Inhalt ich Ihnen dargeſtellt habe, iſt das erſte Geſez zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit. Weitere Geſetze zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit werden in den nächſten Monalken folgen. Es muß und wird uns gelingen, der Geißel der Arbeitksloſigkeit Herr zu werden, wenn alle Volksgenoſſen und Volksgenoſſin⸗ nen, dem Geiſt wahrer Volksgemeinſchaft entſprechend, ſich in der Richtung, die die Reichsregierung angegeben hat, zu einheit⸗ lichem Denken und Handeln zuſammenfin— den, und wenn alle Volksgenoſſen und Volks⸗ genoſſinnen die Intereſſen ihres eigenen Ichs den Belangen des Volksganzen und boi den Intereſſen der Nation unter⸗ ordnen. Das erſte Geſuch Das erſte Geſuch um Gewährung eines Eheſtandsdarlehens iſt bereits im Reichs finanzminiſterium eingegangen. Ein junger Mann aus Neukölln und ſeine Braut möchten gern im Juli heiraten. Wie es im Darlehensgeſuch heißt, fehlt ihnen nur noch das Geld für Wohnküche und Schlafzimmer. Gehalt der Reichsſtatthalter Die Bezüge eines Reichsminiſters. Berlin, 5. Juni. Im Reichsgeſetzblatt iſt eine Verordnung über die Amtsbezüge der Reichsſtatthalter erſchienen. Die Reichsſtatthalter erhalten die Bezüge eines Reichsminiſters, nur der Keichsſtatthal⸗ ter für Lippe und Schaumburg-Lippe die Bezüge eines Staaksſekrekärs im Reich. Den Reichsſtatthaltern wird eine Amiswohnung zugewieſen. Soweit das nicht möglich iſt, er⸗ halten ſie eine Wohnungsenkſchädigung von jährlich 3600 Mark, der RKeichsſtalthalter für Lippe und Schaumburg-Lippe eine ſolche von jährlich 2400 Mark. Die Reichsſtatthalter erhalten außerdem eine Dienſtaufwandsentſchädi⸗ gung, deren Höhe der Reichshaushaltsplan beſtimmt. Die Amts- und Verſorgungsbezüge ihrer Hinterbliebenen unterliegen denſelben Kürzungs⸗ und Auszahlungsvorſchriften wie die entſprechenden Bezüge der Reichsminiſter und ihrer Hinterbliebenen. Dem Deutſchtum leine Grenzen Veleuntnis zur Verbundenheit aller Deutſchen! Paſſau, 6. Juni. In der alten Reichs- und Biſchofsſtadt Paf⸗ ſau fanden ſich über die Pfingſtfeiertage die Vertreter des Vereins für das Deutſchtum im Ausland zu ihrer 53. alljährlichen Kund⸗ gebung zuſammen, die urſprünglich in Klagen⸗ furt abgehalten werden ſollte. Wie erinner⸗ lich war aber die Tagung in Oeſterreich wegen der unfreundlichen Haltung der öſterreichiſchen Bundesregierung nicht möglich geweſen, ſo daß ſie nach Paſſau verlegt werden mußte. Den Höhepunkt der Tagung bildete die Haupt⸗ verſammlung im großen Saal des „Schmerold⸗Keller“. Zu dieſer Veranſtaltung war eigens der Reichsſtatthalter von Bay⸗ ern, Ritter von Epp, nach Paſſau ge⸗ kommen, wo ihm auf dem Adolf⸗Hitler⸗Platz von den Vertretern ſämtlicher Paſſauer Be⸗ hörden und Verbände ſowie von der VDA. Jugend mit Fahnen und Wimpeln ein begei⸗ ſterter Empfang bereitet wurde. Der Reichsführer des VDA., Dr. Stei⸗ nacher, begrüßte die rieſige Verſammlung und erteilte, nachdem er einige Erklärungen über die Verlegung der Tagung von Klagen⸗ furt nach Paſſau abgegeben hatte, dem Ritter von Epp, das Wort. Dieſer gab in einer längeren Rede einen geſchichtlichen Ueberblick über die poli⸗ tiſchen Ereigniſſe der letzten Zeit. Dabei wies er zunächſt darauf hin, daß es ganz abſon⸗ derlich ſei, daß man in Deutſchland eine Volksbewegung für das Deutſchtum überhaupt habe ſchaffen müſſen, während ſo etwas bei anderen Völkern eine Selbſtverſtändlichkeit ſei. Um unſer Volkstum zuſammenzuhoiten, brauchten wir Deutſchen beſondere Klam⸗ mern, da ein Drittel des Volkstums im Ausland lebe. Teils durch eigene Schuld, teils durch fremde Gewalt, ſei das ſtärkſte Volkstum im Herzen Europas aufgeteilt, um den anderen Mächten dienſtbar zu ſ ii. Wenn die VDA. ⸗Tagung kurz vor Pfingſten von Klagenfurt nach Paſſau habe verlegt werden müſſen, ſo gebe dies eine treffende Illuſtration des Leitſatzes der alten Römer, daß der Germane nur von Germanen be⸗ kämpft werden könne. Dabei habe gerade Oeſterreich des VDA. außerordentlich viel zu verdanken. Der Redner brandmarkte ſodann die Verſuche der letzten Woche, eine Miſſion des öſterreichiſchen Menſchen zu erfinden, wo es für den öſterreichiſchen Stamm doch nur eine Front nach Oſten gebe, wobei der Rük⸗ zen zum Stammland gewendet ſein müſſe und nicht umgekehrt. Wenn man jetzt den ent⸗ gegengeſeßten Verſuch mache, ſo werde dieſer am deutſchen Volkstum Oeſterreichs ſcheiden. Ritter v. Epp ſchloß ſeine Ausführungen mit den Sätzen: »Wir laſſen uns von unſerem Volkstum jenſeits der Grenzen durch nichts und un⸗ ter gar keinen Umſtänden trennen. Das Teil des Volkes kann nur im Zuſammen⸗ hang ſeines Volksganzen gefunden wer⸗ den. Politiſche Macht kann man uns vor⸗ enthalten, aber wir werden zuſammen⸗ halten. Wir wollen dann ſehen, wer ſ. or iſt und es länger aushält. Dazu möglichſt einen hochprozentigen Bei⸗ trag zu leiſten, möge dem VDA. gelingen. Mag uns jetzt Tod und Teufel gegenüber— ſtehen, wir ſind überzeugt, uns kann niemand überwinden. Dem deutſchen Volkstum winkt am Schluſſe doch das Siegheil. Anſchließend an die Rede des Reichsſtatt— halters wurden die Satzungsänderungen zur Neuordnung des VDA. erledigt, wober der brandenburgiſche Landesführer Gaſter dem ſcheidenden Vorſitzenden, Reichswehrminiſter a. D. Geßler unter lebhaftem Beifall der Sodann wur“? der neue Reichsführer, Dr. Steinacher, von Reichsſtatthalter von Epp begrüßt. Verſammlung den Dank für ſeine mühevolle Arbeit während der letzten Jahre ausſprach. In einer anſchließenden Feſtſitzung, deren Hauptthema„Nation im Werden“ lautete, gab Dr. Steinacher eine geſamte deutſche Umſchau, worauf Kundgebungen des Verban⸗ des der deutſchen Volksgruppen in Europa und des deutſchen Schutzbundes folgten. Nach wei⸗ teren Vorträgen von Profeſſor Penck⸗ Berlin und Dr. Schüßler⸗Roſtock wurde der Abend mit einem Fackelzug durch die Stadt abgeſchloſſen. Ned P. und BD A. Ein Schreiben von Hitlers Stellvertreter. Berlin, 6. Juni. Der Stellvertreter Hitlers als Führer der NSDAP., Nudolf Heß, hat an den Reichs⸗ führer des V'ꝰDA., Dr. Steinacher, ein Schrei⸗ ben gerichtet, in dem er ſeine Behinderung, aun der VDA. teilzunehmen, zum Ausdruck bringt. Weiter wünſcht dann Rudolf Heß, der in dieſem Zuſammenhang betonte, daß er ſelbſt Auslands deutſcher iſt, der Tagung beſten Erfolg und fährt dann wörtlich fork: * weiß darüber hinaus ſehr wohl, daß die Wirkungsmöglichleit des Verbandes umſo größer iſt, ſe mehr er ſich nach wie vor frei⸗ zuhalten versteht von Einflüſſen. des offkiel⸗ len Deutſchland, gleichgültig, ob dieſes ſich in Regierungen oder in Pa rteigebilden ve körper, und ſei es ſelbſt in einer Bewegung, die im Grunde ſo wenig Partei im normalen Sinne iſt, wie die nationalſozialiſtiſche. Ich darf ausdrücklich betonen, daß dieſe meine Auf⸗ faſſung ſich durchaus deckt mit der Auffaſſung des Führers ſelbſt, die er auch verſchiedentlich Vertretern des BDA. gegenüber zum Aus⸗ druck brachte und an der ſich, wie ich weiß, heute weniger denn je etwas geändert hat.“ Schlageter⸗Feier in Schönau Weiheſtunde am Grabe des Freiheitshelden. Schönau i. W., 6. Juni. Unter Beteiligung von annähernd 10 000 Angehörigen der SA., SS., H J., des Stahl⸗ helms, zahlreicher Krieger⸗ und Militärver⸗ eine und einer nach Tauſenden zählenden Men⸗ ſchenmenge fand am erſten Pfingſttage am Denkmal Schlageters auf dem Ochſenberg bei Schönau eine vaterländiſche Weiheſtunde für Albert Leo Schlageter ſtatt. Der Weiheſtunde wohnten der greiſe Vater des Helden mit wei⸗ teren Familienangehörigen bei. Pfarrer Mo hr⸗Freiburg und Pfarrer Altenſtein⸗ Todtmoos ſprachen in einem Feldgottesdienſt für die katholiſchen bezw. evangeliſchen Gläu⸗ bigen. Als Vertreter der Reichsregierung betonte Prinz Friedrich Wilhelm, SA.⸗Ober⸗ führer, daß die Grube in der Golzheimer Heide, in der Schlageter ſein Leben ausge⸗ haucht habe, nicht minder zum Ehrenmal des deutſchen Volkes geworden ſei, wie die Grab⸗ ſtätte in Schönau, der Heimatgemeinde die⸗ ſes deutſchen Helden. 5 Für die badiſche Regierung betonte Mini⸗ ſterpräſident Köhler, für das deut⸗ ſche Volk ſei Schlageter nicht geſtorben. Im Geiſte Schlageters müßte das deutſche Volk die ſchweren Aufgaben der Zukunft bewäl⸗ tigen. Miniſterpräſident Köhler gedachte auch zweier Vorkämpfer der NSDAP. im Wieſen⸗ tal, des Dr. Winter und des Albert Schöni⸗ Steinen, die ihr Leben gleichfalls für die nationale Sache gegeben hätten. Sein drei⸗ faches Siegheil auf Adolf Hitler fand begei⸗ ſterte Zuſtimmung. Es ſprach ſodann noch ein Mitglied der Kameradſchaft Schill, der Schlageter angehört hatte, Hügenell⸗Elberfeld, der die ſterb⸗ lichen Ueberreſte Schlageters in die Heimat überführt hatte. Sein Wunſch gipfelte in der Aufforderung, daß die deutſchen Mütter ihre Kinder im gleichen Geiſte der Opferbereitſchaft für das Vaterland erziehen, wie dies Schla— geters Mutter getan 7 7 Beim Geſang des Liedes vom guten Kame⸗ raden ſenkten ſich die Fahnen. Weitere muſi⸗ kaliſche und geſangliche Darbietungen ſorgten für eine würdige Ausgeſtaltung der Feier. Eine große Fülle von Kränzen wurde am Grabe und am Denkmal niedergelegt. Störung des Gottesdienſtes Zwiſchenfall in einer Berliner Kirche. Berlin, 6. Juni. In den Gottesdienſten wurde am Pfingſt⸗ ſonntag in den evangeliſchen Kirchen ein reli⸗ giös gehaltenes Grußwort des neuen Reichs⸗ biſchofs verleſen. In einer Erklärung hatte die Glaubensbewegung„Deutſche Chriſten“ ihre Anhänger aufgefordert, die Gottesdienſte auf keinen Fall zu ſtören, ſondern ihren Pro⸗ teſt hinterher anzumelden. Trotzdem kam es in der Friedenauer Kirche zum Guten Hirten zu einem bedauerlichen Zwiſchenfall. Als der Pfarrer die Botſchaft des Reichs⸗ bichofs von Bodelſchwingh zu verleſen begann, erhob ſich in der überfüllten Kirche eine Gruppe, deren Führer mit lauter Stimme da⸗ zwiſchen rief:„Im Namen der nationalſozia⸗ liſtiſchen Partei erheben wir Einſpruch“; die weiteren Worte gingen in der allgemeinen An⸗ ruhe unter. Die Gemeinde ſtimmte das Lu⸗ ther⸗Lied„Ein feſte Burg iſt unſer Gott“ an. Währenddeſſen verließen nur etwa 10 Gottes⸗ dienſtbeſucher die Kirche. Die Kundgebung des Reichsliſchofs konnte dann ohne Störung verleſen und der Gottesdienſt in Ruhe zu Ende geführt werden. Deutſcher Opferdant Aufruf zum„Role-Kreuz⸗Tag 19337%. Das Deutſche Rote Kreuz ruft zum Opfer, dank am Deutſchen„Rote⸗Kreuz⸗Tag 1933 auf. Es iſt ein Appell an alle, vornehmlich an die, welche in der Kriegs- und Nach⸗ kriegszeit dem Deutſchen Roten Kreuz in ir⸗ gendeiner Notlage des Lebens Rettung, Hilfe und Rat verdanken und ihm dafür ein 105 zu weiterer Hieſe an anderen ſchuldig ſind. Anſer Volk in allen Schichten blutet noch heute aus den Wunden, die ihm der Krieg geſchlagen hat. Körperlicher und ſeeliſcher Verfall waren die Folgen in der Nachkriegszeit. Millionen ſtreckten ihre Hände um Hilfe nach dem Ro⸗ ten Kreuz aus. Kaum einer iſt in unſerem Volk, der dieſe Hilfe nicht erfahren hätte. Die Schweſtern und Sanitätsmänner des Roten Kreuzes ſind volkstümliche Erſcheinungen des öffentlichen Lebens, zu denen jeder Ver⸗ trauen hat. Ueber eineinhalb Millionen deut⸗ ſche Männer und Frauen haben ſich zu ge⸗ meinſamem Wirken im Dienſt des Roten Kreuzes zuſammengeſchloſſen. Zu Zehntau⸗ ſenden iſt die Jugend dabei. Alle ſetzen ihre 9 und ihre Kräfte freiwillig, oft unter efahr des eigenen Lebens, für die Hilfe am Nächſten ein. Deulſchland erkennt und würdigt das Role Kreuz als ein Vorbild der Opferwilligkeit, flichterfüllung und unbedingten Zuverläſ⸗ igkeit im Dienſt am leidenden Volksgenoſſen Das Deutſche Rote Kreuz erfüllt damit im höchſten Sinne die Pflicht nationaler Volks verbundenheit. Alle Deulſchen werden des⸗ halb dieſem im Zeichen des Kreuzes aufge. richkelen Liebeswerke den ſchuldigen Opfer ⸗ dank durch eine Spende in die Sammlung am„Role-Kreuz⸗Tag“ bezeugen. Die Sammlung dient zu weiterer Hilfe in der Krankenpflege im Rettungsdienſt und auf den vielen anderen Gebieten der Fürſor⸗ ge. Die Sammlung iſt ehrenamtlich. Außer den Helfern und Helferinnen der Rote⸗ Kreuz⸗Vereine werden ſich Su- und SS. Männer ſowie der Stahlhelm daran beteili⸗ gen. Wir fordern die Bevölkerung auf, einmü⸗ tig ihren Opferdank am„Nole-Kreuz⸗Tag“ darzubringen. Wer zum Volke ſteht, hat An⸗ ſpruch auf Dank, Anerkennung und Ver- trauen durch das Volk. Berlin, Pfingſten 1933. Der Reichspräſident von Hindenburg, Generalfeldmarſchall und Ehrenpräſident des Deutſchen Roten Kreuzes. Die Reichsregierung: Adolf Hitler, Reichskanzler. 11 Dieſer Aufruf Hindenburgs und Hitlers zum„Rote⸗Kreuz⸗Tag“ am 11. Juni wird in allen Kreiſen der Bevölkerung lebhaften Wi⸗ derhall finden. Es iſt ein glücklicher Gedanke, den„Rote⸗Kreuz⸗Tag“ in dieſem Jahre un⸗ ter das Motto des Opfergedankens für das Deutſche Rote Kreuz zu ſtellen und damit an die vielen Millionen Deutſchen zu appellie⸗ ren, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit der Opferwilligkeit des Roten Kreuzes Ret⸗ tung, Pflege und Hilfe verdanken. Es mö⸗ gen hier nur ſeine Rettungswachen und Un⸗ fallmeldeſtellen erwähnt ſein, deren Zahl rund 30 000 beträgt, und die im vergangenen Jahre 2,4 Millionen mal bei Unglücksfällen, Volksoufzügen, Kataſtrophen, Feuersbrün⸗ ſten uſw. in Anſpruch genommen wurden. Wer ſich bei der Opferdankſammlung der empfangenen Wohltaten durch das Rote Kreuz erinnert, hilft mit, dieſe Wohltaten unſerem Volke weiter zu erhalten. Das Rote Kreuz dient allen. Wir begrüßen es, daß ſich die SA und Ss und der Stahlhelm für die Opferdankſammlung zur Verfügung geſtell! haben. Vor allem durch den Aufruf de; Reichspräſidenten und des Reichskanzlers wird die Bedeutung klar, die das Deutſchland der nationalen Erhebung den Aufgaben des Roten Kreuzes beimißt. 1 10 5 Aufgehobenes Zeitungsverbot. Das Zentrumsorgan, die„Neue Pfälzi Landeszeitung“, die von der Polizeidirektion Ludwigshafen a. Rh. am 31. Mai wegen eines Artikels über die Konfeſſionsſchulen in der Pfalz auf 10 Tage verboten worden war, erſcheint ab Samstag, nachdem Staatsminiſter Eſſer das Verbot mit ſofortiger Wirkung auf⸗ gehoben hat. Katholiſcher Geſellentag München verbolen. Der katholiſche Geſellentag, der vom 8. bis 11. Juni in München ſtattfinden ſollte, iſt von der bayeriſchen politiſchen Polizei verbo⸗ ten worden. Die Judenchriſten in Deutſchland. Nach den Angaben des„Kirchlichen Jahr⸗ buches 1932“ gibt es im evangeliſchen Deutſchland verhältnismäßig nur wenig Ju⸗ denchriſten. 1920 zählte man 452 jüdiſche Uebertritte, 1925: 226, 1929: 172, 1930: 212. Noch geringer ſind ſelbſtredend Uebertritte vom evangeliſchen Bekenntnis zum Juden⸗ tum. Hier zählte man 1920: 82, 1925: 44, 1929: 36, 1930: 55. Schnellzug bei Nantes entgleist 14 Tote und 25 Verletzte. Paris, 6. Juni. In den frühen Morgenſtunden des Pfingſt⸗ ſonntags entgleiſte kurz vor Nantes der von Paris kommende Nachtſchnellzug. Hierbei fan⸗ den 14 Reiſende den Tod, während 25 Per⸗ ſonen verletzt wurden. Von dieſen ſind etwa ſechs ſo ſchwer verletzt, daß an ihrem Auf⸗ kommen gezweifelt wird. An der AUnglücksſtelle war vor einigen Ta⸗ gen ein Güterzug entgleiſt, und die Gleiſe ſollten ausgebeſſert werden. Der Zugführer hat die Signale, die langſame Fahrt vorſchrie⸗ ben, überſehen, brauſte mit 90 km Geſchwin⸗ digkeit heran. Sein Verſuch, in letzter Se⸗ kunde zu ſtoppen, hatte die entgegengeſetzte Wirkung. Die Maſchine ſprang aus den Schie⸗ nen und ſchlug um. Sämtliche Wagen ſcho⸗ ben ſich ineinander. Die Bergungsarbeiten waren ſehr ſchwierig. Der Zugführer iſt in Unterſuchungshaft genommen worden. 7 Opfer des Starkſtroms Schweres Unglück in der Schweiz. Bern, 6. Juni. Bei Chioggiogna im Levantiner Tal waren 820 Arbeiter damit beſchäftigt, mit einer Seilbahn Langholz zu befördern, als das Draytſeil der Förderanlage auf unaufgeklärte Weiſe mit einer Starkſtromleitung in Berüh⸗ rung kam. Dadurch wurden ſieben Arbeitet ſofort getötet, während die beiden anderen Vergwerksunglück in Japan 46 Tote. Tokio, 6. Juni. In einem Bergwerk bei Saſehe ereignete ſich ein ſchweres Exploſionsunglück, bei dem 46 Bergarbeiter getötet und 30 ſchwer verletzt wurden. Reichsfinanzminiſter a. D. Köhler in Schutz⸗ haft. Karlsruhe, 6. Junt. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Anſcheinend im Zuſammenhang mit einem Artikel im„Füh⸗ rer“, in welchem ein belaſtender Briefwechſel zwiſchen dem früheren badiſchen Miniſter Adam Remmele und dem ehemaligen badiſchen dama⸗ ligen Reichsfinanzminiſter Heinrich Köhler ver⸗ öffentlicht wurde, ſammelte ſich eine große Menſchenmenge vor dem Hauſe des früheren Reichsfinanzminiſters, der der Zentrumspar⸗ tei angehört, an. Aus der Menge heraus er— folgten ſtürmiſche Proteſtkundgebungen gegen ö Köhler. Um die perſönliche Unverſehrtheit des Herrn Köhler auf alle Fälle zu gewähr- leiſten, ſah ſich die Polizei veranlaßt, ihn einſt⸗ weilen in Schutzhaft zu nehmen. Front des deutſchen Rechts gegründet. Unſer Bild zeigt die Gründungskundgebung in Hamburg. die erte Chloroſormnarloſt Wie ſehr ſich die Menſchheit immer ge zen große Erfindungen und Entdeckungen im An⸗ ſang geſträubt und ihren Wert verkannt hat, dafür i die Geſchichte der Chloroformnarkoſe ein ſchlagender Beweis. Sie wurde vor 85 Jahren zum erſten Male von Profeſſor Simp⸗ ſon von der Univerſität Edinburg angewandt. Auf welche Weiſe bis zu dieſer Zeit das Meſ⸗ ſer des Chirurgen der leidenden Menſchheit geholfen hatte, mag man ſich vergegenwär⸗ ligen, wenn man Schilderungen von Opera⸗ tionen lieſt, die vor dieſer Zeit vorgenommen wurden. Allerdings hatte man ſchon vor Simp⸗ ſons erſter Chloroformnarkoſe(das Chloro⸗ form ſelbſt wurde im Jahre 1831 von Liebig entdeckt) Betäubungsmittel gekannt; aber kei⸗ nes ließ ſich dem Chloroform vergleichen. So hatte im Jahre 1800 Sir Davi die Anwen⸗ dung von Stickſtofforydul(Lachgas) emp⸗ fohlen zur Schmerzlinderung beim Zahnziehen, aber ſonderbarerweiſe keine weiteren Verſuche damit gemacht. Auch wurde das Zuſammen⸗ drücken von Nerven, Kompreſſion der Hals⸗ ſchlagader ſowie eine Reihe von Drogen wie indiſcher Hanf, Mandragora, Opium u. a. m. angewandt; aber alle dieſe Mittel waren un⸗ zureichend, ja, unter Umſtänden ſogar ſchä— digend, und auch das Kokain hatte nur be⸗ grenzten Nutzen. Man ſollte nun glauben, daß die Menſch⸗ heit das Auftauchen der erſten Chloroform⸗ narkoſe mit ungeheurer Dankbarkeit begrüßt hätte. Ein Mittel, das ſo viel Schmerz zu verhüten imſtande war! Gerade das Gegenteil war indeſſen der Fall. Simpfon ſelbſt berichtet von dem Briefe eines Geiſtlichen an einen Azrt, in dem das Chloroform ein„Köder des Satans“ genannt wird, der ſich„anſchei⸗ nend als Segen für die Weiber darbietet, am Ende aber die Geſellſchaft verhärten und Gott der tiefen, ernſtlichen Schreie berauben wird, welche in Zeiten der Heimſuchung um Hilfe zu ihm aufſteigen“. ö Bedenken und Streitigkeiten der Art wur⸗ den erſt durch das perſönliche Eingreifen der Königin Viktoria beendet, die ſich ſelber wäh⸗ tend der Geburt einiger Kinder chloroformie⸗ ren ließ. Doch auch die Aerzte ſelbſt warfen die Frage auf, ob es überhaupt richtig ſei, den Schmerz zu betäuben. Gewiſſe Autoritäten gingen ſo weit, zu behaupten, daß der Schmerz immer nützlich wäre. Ein merkwürdiger Parallelismus hatte es mit ſich gebracht, daß das Chloroform faſt gleichzeitig in Deutſchland und in Frankreich entdeckt worden iſt. Sein erſter Meiſter, Simp⸗ ſon, wurde durch den Liverpooler Apotheker Waldie darauf aufmerkſam gemacht. Simpſon ſaß viele Nächte mit ſeinen beiden Aſſiſtenten Keith und Duncan über Gläſern mit der magi⸗ ſchen Flüſſigkeit, die ſie tief einatmeten; plötz⸗ lich hörte man eines Tages einen dumpfen Fall, und Duncan lag bewußtlos auf der Diele des Laboratoriums.„Ich denke“, ſagte Simpſon ſtoiſch,„wir haben endlich den rich⸗ tigen Weg gefunden“. Die Durchführung der Chloroformnarkoſe war zunächſt ziemlich plump und für den Pa⸗ tienten nicht ungefährlich. Man goß auf ein dicht vor dem Munde befindliches Tuch ein ungemeſſenes Quantum des neuen Mittels; wenn der Patient Widerſtand leiſtete, preßte man dieſes Tuch immer dichter an Mund und Naſe. Erſi ſpäter ergab ſich die Notwendigkeit der genauen Doſierung. Lange noch tobte der eine Petroleumlampe Kampf der Aerzte gegen Simpſon, bis ſich unter ihnen einige Aufrechte fanden, die er⸗ klärten, daß die ſchrecklichen Jammerſchreie der Operierten, die nicht betäubt würden, ihnen noch tagelang nachher in den Ohren gellten, ja, daß ſie, die Chirurgen, ſelber vor jedem Eingriff viele ſchlafloſe Nächte ver⸗ brächten. Schließlich bezwang die Einſicht von der un⸗ geheuren Wohltat einer ſchmerzloſen chirurgi⸗ ſchen Behandlung der Kranken die Wider⸗ ſtände, und der Siegeszug des Chloroforms durch die ziviliſierte Welt begann. Neues aus aller Welt Von Stahlplatften erſchlagen. Auf dem La⸗ gerplatz der Eiſenwerke in Siegen ereig⸗ nete ſich ein tödlicher Unglücksfall. Der Be⸗ triebsingenieur Guſtav Will wurde von zwet Stahlplatten, die ſich an einem Magnetkran 190 hatten, ſo ſchwer getroffen, daß der od kurz darauf eintrat. Der Koffer auf dem Mokorrad. Bei Ober⸗ lahnſtein ſtießen ein Motorradfahrer und ein Auto zuſammen. Der Motorradfahrer und ſeine Gattin, die ſich auf dem Soziusſitz befand, ſtürzten und blieben ſchwerverletzt liegen. Im Krankenhaus iſt die Frau ihren Verletzungen erlegen. Der Mann hat außer einem Schädelbruch ſchwere Fleiſchwunden davongetragen, ſo daß mit ſeinem Ableben gerechnet werden muß. Die Urſache des furchtbaren Unglücks iſt noch nicht geklärt. Der Fahrer führte einen Koffer und andere Gegenſtände mit ſich, ſo daß man zu der Anſicht neigt, daß er in der Führung ſeines Rades behindert war. Trauung des Prinzen Wilhelm. Die kirch⸗ liche Trauung des Prinzen Wilhelm von Preußen, des älteſten Sohnes des deutſchen Kronprinzen, mit Fräulein Dorothea Sal⸗ viati findet am Samstag, 3. Juni, mittags 1 Uhr, in Bonn ſtatt. Der Bergrutſch in Anhalk. Die Hilfskräfte, die nach dem Bergrutſch bei Latdorf ein⸗ geſetzt waren, haben die Unfallſtelle wieder verlaſſen, nachdem ſie im zugeſchütteten Saalebeck einen etwa drei Meter breiten und einen Meter tiefen Graben gezogen hatten. Die Hauptmaſſe des Waſſers hat ſich einen Durchbruch nach der Bode geſchaffen. Wertvolle Zuchtpferde verbrannk. Drei wertvolle Zuchtpferde ſind bei Altona in einem Güterwagen verbrannt. In dem Wa⸗ gen, der reiche Holzvorräte enthielt, war aufgehängt worden, die beim Rangieren herunterfiel. Das Feuer griff raſend ſchnell um ſich, ſo daß an die Rettung der Tiere nicht mehr zu denken war. Korrupkionsanſchuldigungen zuſammenge⸗ brochen. Wie aus Berlin gemeldet wird ſind die Anſchuldigungen gegen den Indu— ſtriellen Otto Wolff, dem Korruption vor— geworfen wurde, völlig in ſich zuſammen— gebrochen. Die Anzeige iſt von Denunzianten aus Rache erſtattet worden. Otto Wolff iſt übrigens kein Jude, ſondern er ſtammt ſo— wohl väterlicher- wie mütterlicherſeits von kleinen Beamten, Bauern und Bergarbei— tern ab. Eſtländiſcher Bauernhof abgebrannk. Ein alleinſtehendes Bauerngehöft unweit Re⸗ val wurde ein Raub der Flammen. Die Beſitzerfamilie, drei Perſonen, wurde im Schlaf von dem Feuer überraſcht und kam Tragödie einer Achtzehnjähregen. Ein furchtbares Liebesdrama ſpielte ſich in Bel⸗ grad ab. In den frühen Morgenſtunden erſchien eine 18jährige Schülerin des ruſſi⸗ 70 Mädchengymnaſiums in der Wohnung es Prokuriſten der Belgrader Filiale der Bosniſchen Induſtriebank und feuerte einen Schuß gegen den noch ſchlafenden Bankbeam⸗ ten ab. Dann richtete ſie die Waffe gegen ſich und beging Selbſtmord. Das junge Mäd⸗ chen entſtammt einer vornehmen ruſſiſchen Emigrantenfamilie. Man nimmt an daß ſie die Tat aus Eiferſucht begangen hu. Neue Erdölquelle. Während ber Vohr⸗ arbeiten im neuentdeckten räſſiſchen Naph⸗ thafelde Lok⸗Batan iſt eine geu: Erd⸗ ölquelle erſchloſſen worden. Die Quelle er⸗ gab zuerſt 8000 Tonneg reines Erdöl mit unbedeutender Beimſſchund von Gaſen pro Tag. Später ſteigerte ſich die Leiſtung auf 15 000 bis 17000 Toinen täglich. Im firaler eines Vulkans. Ein japaniſcher Journaliſt iſt ohne beſondere Schwierigkeiten in das Innere eines Kraers auf der Inſel Oſhima vorgedrungen. Die Elektrifizierung der Eiſenbahnen in den verſchiedenen Ländern. Die Elektrifizierung des Eiſenbahnverkehrs macht aus wirtſchaftlichen und techniſchen Gründen nicht nur in Deutſchland, ſondern auch in anderen Staaten Fortſchritte. Be⸗ trächtliche Kohlenerſparnis und damit Ver⸗ billigung der Koſten, Erreichung höherer Geſchwindigkeiten und ſchließlich techniſche Entwicklungsmöglichkeiten ſind ſo weſentliche Vorzüge der elektriſchen Betriebsweiſe ge⸗ genüber der Dampflokomotive, daß ihr die Zukunft gehören wird. Für begrenzte Strek— kennetze, wie für die Berliner Stadtbahn, iſt der Uebergang zum elektriſchen Betrieb ſchon weitgehend vollzogen. Angeſichts der dazu erforderlichen außerordentlichen Kapitalauf— wendungen ſpielt der elektriſche Strom als Antriebskraft für den Eiſenbahnverkehr in der Mehrzahl der Länder zur Zeit aber noch eine ziemlich beſcheidene Rolle. Unter den europäiſchen Staaten ſind in Deutſchland 1535 Kilometer oder 2,9 Pro— zent des geſamten Eiſenbahnnetzes elektrifi— ziert, in England 770 Kilometer oder 2,5 Prozent, in Frankreich 1600 Kilometer oder 3.9 Prozent, in Spanien 368 Kilometer oder 3,4 Prozent und in Italien 1550 Kilometer oder 9,1 Prozent. Der Satz von 10 Prozent wird überſchritten in Oeſterreich mit 726 Kilometern oder 13,5 Prozent, in Schweden mit 908 Kilometern oder 14 Prozent, wäh— rend das benachbarte Norwegen mit 174 Kilometern oder 7,3 Prozent noch hinter dieſem Satz zurückbleibt. Bei weitem an der Spitze ſteht von allen Ländern die Schweiz, die über eine elektrifizierte Eiſenbahnlänge von 1675 Kilometern oder 56 Prozent ihres geſamten Bahnnetzes verfügt. Die Vereinigten Staaten zählen erſt eine elektrifizierte Streckenlänge von 3200 Kilo— metern oder 0,8 Prozent der geſamten Schie— nenlänge, ſo daß über 99 Prozent bisher noch den Dampfbetrieb beibehalten haben. Die Länder mit den höchſten Anteilen des elektriſizierten Eiſenahnnetzes ſind natur- gemäß diejenigen, deren Kohlenbedarf aus dem Inland nicht oder nur ungenügend ge— deckt werden kann. Bei der Schweiz kommen außerdem noch zur Erklärung ihres hohen ums Leben. Die Leichen ſind vollſtändig verkohlt.—. Geſchöpf entgegen. Seine Hände faßten nach dem Mädchen. Dieſes wich zurück, Angſt und Entſetzen in den Augen. Anteiles die zahlreichen natürlichen Waſſer⸗ kräfte hinzu. Eine Singmaſchine. Der Wiener Ingenieur Walter Brandt(links) hat ein neues elektriſches Muſikinſtrument er⸗ funden, das Summlaute in Muſik umwan⸗ delt. Der Apparat,„Kantophon“ genannt, beſteht in der Hauptſache aus einem Mikro- phon, das am Kehlkopf angebracht wird. Die aufgenommenen Töne werden verſtärkt und durch einen Radiolautſprecher in Töne umge⸗ wandelt. * Luſtige Ede Er:„Aber Liebſte. wir waren doch einig darüber, daß wir unſere Verlobung vorläu⸗ fig noch geheimhalten wollten!“— Sie: „Schatz, ich kann wirklich nichts dafür! Geſtern kam Erika zu mir und behauptete, daß es einen Idioten, der mich haben wollte, gar nicht gäbe— und da mußte ich es ihr doch ſagen!“ * Paul und Peter ſehen Arbeitern zu, die mit dem Einſetzen einer großen Schaufenſter⸗ ſcheibe beſchäftigt ſind. „Komm, Peter“, ſagt Paul,„wir wollen gehen, ſie laſſen ſie ja doch nicht fallen!“ * Märchen kann jetzt ſchon ganz gut leſen. Da gibt es manche Frage. So heute:„Du, Vater, was heißt das— exportieren?“— Der Vater, Erzieher und zu Erklärungen Ver⸗ pflichtete, iſt beſchäftigt:„Ausführen“, ſagt er kurz.—— Eine Stunde ſpäter kommt Märchen an.„Vater, der Bello hat ſich an die Tür geſtellt— der muß exportiert wer⸗ den.“(„Fliegende Blätter“.) * „Das Haus gefällt mir, ich werde es kau⸗ fen... nur ſagen Sie einmal, was ſoll das Geſtänge an der Faſſade?“—„Eine Sonnen⸗ uhr, gnädige Frau. Sie ſehen die Schatten, es iſt jetzt genau elf, wie auf meiner Ta⸗ ſchenuhr. Zuverläſſiger als alles andere.“— „Ach— auf was für raffinierte Erfindun⸗ gen ſie doch in neueſter Zeit kommen!“ „Warum das aber alles?“ James Knox taumelte nach dem Tiſche. Er hatte dort Kauft bei unſeren Inſerenten! Schieksalsge walten Fr.... ̃—..——— ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 23 „Wie recht hatte Knox! Betrogen hat ſie mich, immer⸗ fort betrogen. Wo iſt das Verzeichnis unſerer geſamten Aktien?“ „Hier, Miſter Karell.“ Der Millionär überflog das Papier. Dann ſetzte er feſt, was ausgeſpielt wurde an der Börſe. „Der Wurf muß gelingen. So, hier! Alles aufs ge⸗ naueſte ausführen. Morgen früh Bericht! Die andern ſollen fortbleiben. Will von dem Betrieb in den Gruben nichts hören.“ ö Hopkins ging nach einer tiefen Verbeugung. Ralf Karell blieb regungslos ſitzen. Dann ſtöhnte er: „Warum habe ich die Schlange damals nicht ganz zer⸗ treten?“ Eine Stunde ſpäter erhob er ſich, um ruhelos im Zimmer auf und ab zu gehen. Dann ſagte er leiſe: „Knox ſoll mir helfen. Mein einziger Freund auf dieſer Welt——“ f Scheu drückte ſich das Perſonal beiſeite, als er über den Hof durch den Garten ging, um Knox aufzuſuchen. 2.* . „General Knox“, wie er ſich ſelbſt gern nannte, ſaß am Tiſche und ſprach der ausgezeichneten Mahlzeit wacker zu. Der mit feinſtem Olivenöl getränkte Salat, der noch mit allen Raffineſſen garniert war, dazu das ſaftige, gebratene Huhn, Kaviar, Hummer und diverſe Weine ſtanden auf dem Tiſche, der ſchier zu brechen ſchien unter all den Herr⸗ lichteiten. Das gedunſene, feiſte Geſicht, die hervorquellen⸗ den Augen und die ſchwulſtigen Genießerlippen ließen auf alles andere als auf einen geiſtigen Führer ſchließen. Der„General“ erhob jetzt ſchwerfällig und wankte auf die junge Schwa Weindunſt ſchlug dem armen Der Betrunkene torkelte hinter ihr her. Als ſie ihm weiter auswich, packte ihn die Wut. Auf dem Stuhl an der Tür lag die Reitpeitſche. Der Mann griff danach. „Ich werde dich lehren, mir zu parieren, elende ſchwarze Brut.“ Ein ſauſender Hieb durch die Luft, und die Schwarze wand ſich am Boden. „Mein Vergnügen will ich haben, ſo oder ſo. Du haſt gewählt.“ Abermals ſchwang er die Peitſche, doch er kam nicht dazu, ſie abermals niederſauſen zu laſſen. Jemand fiel dem Wüterich in den Arm. Karell! James Knox war plötzlich erſtaunlich nüchtern. Doch zu verſchleiern gab es nichts mehr, das ſah er ein. Ein Wink Karells und die Schwarze huſchte zur Tür hinaus. Dann ſtreiften die großen, leidvollen Augen des Millionärs den Tiſch, auf dem die verſchiedenen Leckerbiſſen erſt halb verzehrt ſtanden. Ein hohnvolles, hämiſches Lachen ſtand in dem ſeiſten Geſicht des„Generals“. Doch dieſes Lachen erſtarb allmählich unter dem furchtbaren Blick Karells. „So alſo ſiehſt du in Wahrheit aus, ſo ein Doppelleben führſt du. So haſt du mich dreißig lange Jahre belogen und betrogen, du frommer Mann, du.“ Langſam ging er näher. Als kehre noch einmal alle Kraft einſtiger Jugend in dieſen geſchwächten Körper zurück, ſo warf er ſich jetzt auf Knox und drückte ihm die Kehle zu. Da kam feige Angſt in die weinſeligen Augen des „Generals“. Ein dumpfes Gurgeln! Karell lockerte den eiſernen Griff. „Hat Bianke mich einſt betrogen? War auch das Lüge?“ James Knox wand ſich am Boden. Wieder die harte, unerbittliche Stimme.. „Hat Bianke mich mit dem Cowboy betrogen?“ „Nein!“ Karells Fäuſte riſſen den Jammermenſchen empor. das lange, ſcharfe Meſſer bemerkt. Jetzt blitzte es in ſeiner Hand. „Ha, du Narr, ich wollte dein Geld. Ein Idiot warſt du, der nur eine Minute an der Reinheit dieſer Frau zweifeln konnte. Bianke hat meine Rache bis zur Neige gekoſtet dafür, daß ſie einſt wagte, mich in das Geſicht zu ſchlagen, als ich ihr meine Liebe geſtand.“ Es war, als wollte ſich Ralf Karell abermals auf den Elenden ſtürzen, doch die Knie zitterten ihm zu ſtark. „Hoffentlich iſt die tugendhafte Spanierin elend um— gekommen“, ſagte Knox noch. In die Augen Karells kam ein irres Leuchten. „Nein, ſie iſt nicht umgekommen. Sie iſt reich und ſpekuliert gegen mich. Deine Rechnung war falſch. Nu: ich war ein Schwächling und bin dir verfallen. Bianke war ſtärker als du.“ Die hervorſtehenden Augen James Knox' ſchienen förmlich aus dem Kopfe zu quellen. „Was haſt du geſagt? Bianke reich? Du biſt ruiniert?“ „Noch nicht, aber nun ſoll Bianke den Triumph haben Ich werde keinen Finger mehr rühren. Es ſoll mir eint Wohltat ſein, von ihr ruiniert zu werden. Aber erſt ſollſt du deinen Lohn haben, du Lump. Lump!“ Ganz feſt, ganz ſicher zielte Karell mitten auf die Stirr von James Knox. „Fahr' zur Hölle!“ Ein Knall, und James Kuor ſtürzte zuſammen. Unbeweglich ſtand Ralf Karell, als die Dienerſchaf— hereinſtürzte. Nach einer Stunde war der Sheriff zur Stelle. Kareb antwortete auf keine der an ihn geſtellten Fragen. Der endlich gerufene Arzt ſtellte bei ihm eine ſchwere, ſeeliſche Erſchütierung ſeſt. Da man in der Fauſt James Knox noch das lange Meſſer gefunden hatte, ſo nahm man an daß Karell in Notwehr gehandelt hatte. Nun wurde auch das geheime Schlemmerleben des langjährigen Freundes ruchbar.(Fortſetzung folgt.) eee,, 0/ 0 W556 27 7! 4 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 10 Nachdruck verboten. Ziffern beweiſen. Da war ein Datum, an dem der Alois der Gundl mit ſeiner ſchlichten Geſte ein ſchier königliches Geſchenk bot, das ſie zur Wiener Hausfrau erhob. Unbewußt offenbarte er dabei die Sehnſucht ſeines Lebens in den Worten:„An Bub'n hab'n mir net...“ Immer noch geſchehen Wunder. Nur die vergröberten Sinne der Menſchen vermögen ſie nicht zu erfaſſen. Elftes Kapitel. In dieſer Zeit ging mit der Wettl eine große Wand⸗ lung vor ſich. Aeußerlich war alles wie ſonſt. Das junge Mädchen war emſig, freundlich und zum Anbeißen hübſch. Aber wer ſie genau kannte, der mußte innewerden, daß die Wettl von einem Tag zum anderen um einen halben Kopf größer ſchien. Das kam daher, weil ſie den kleinen Kopf mit den dicken, goldbraunen Zöpfen plötzlich zo hoch erhoben trug, als wollte ſie über jemanden hinweg— ſehen... Auch das Geſicht hatte ſich verändert. Die ſanften blauen Kinderaugen bekamen einen ſtählernen, faſt harten Schimmer, die weichen Lippen ſchloſſen ſich feſt über der berlenreihe blanker Zähne. Die Wangen aber waren ſchmaler und blaſſer geworden und die zierlich aufgebaute Geſtalt erſchien ſchlanker. Wenn niemand im Hauſe Zeit und Muße fand, dieſe ſeltſame Wandlung zu merken, ſo kam einer hinzu, dem es ſofort auffiel und der ſich vielleicht auch einen Vers dazu machen konnte. Hauptmann Pellikan kannte, wie wir wiſſen, die Wettl ſchon von einer Zeit her, da ſie als Dreikäſehoch, auf dem Schiebetarren thronend, bei ſeinem Wohnhauſe angefahren tam. Vater Petermichl kam damals faſt nie in die Stadt, ohne Wettl mitzunehmen. Und ſchon als Gymnaſiaſt bekundete Otto ſeine volks— tümliche Art. Sehr zum Mißvergnügen ſeiner vornehmen Mama, holte er ſich das aufgeweckte Mädchen in ſeine Studierecke, zeigte ihr bunte Märchenbilder, ſchenkte ihr ein ſelbſtgefertigtes Kaleidoſkop und verſorgte ſie ſpäter, als ſie bereits in die Geheimniſſe des Leſens eingedrungen war, mit jeweilig paſſenden Büchern. Freilich war die Zeit immer nur knapp bemeſſen, bis ehen die gnädige Frau in ihrer etwas umſtändlichen Art vom Alois Petermichl Wäſche abnahm oder zuzählte. Aber rs kann geſagt werden, daß dieſe kurzen halben Stunden geiſtigen Lebens für die Entwicklung des Mädchens von zartem Einfluß waren. Als Wettls Beine für Schiebekarrenfahrten zu lang ge— worden, hörten dieſe Beſuche auf. Nur ausnahmsweiſe ließ der Vater ſie allein in die Stadt gehen, und ſo konnte us geſchehen, daß ſie im Hauſe weiter nicht bekannt wurde. wis eben ihre Schickſalsſtunde ſchlug. Und in einer ſolchen ommt auch der Berg zum Propheten. di: 5 E Es war ein ſchöner, ſonniger Morgen, als das Regi— meut Hoch- und Deutſchmeiſter mit Tſchingdara und Bum— vum auf Manöver ging. In der Nacht hatte es ein Donnerwetter gegeben, das die drückende Schwüle der letzten Wochen zu angenehmer gühle herabdrückte. Die friſchfrohen„Edelknaben“ konnten ich füglich der Illuſion hingeben, auf einen Ausflug be⸗ griffen zu ſein. Solche Fernmärſche, von menſchenfreundlichen Kom⸗ mandanten geleitet, entbehrten keineswegs der Annehm— lichkeiten. Einmal aus dem Weichbild der Stadt, lockerte ch die allzu ſtramme Diſziplin; man durfte den Bluſen⸗ tragen öffnen, die Krawatte durch die Achſelklappe ziehen — an ſchattigen Stellen im Gelände wurde zu angemeſſener geit haltgemacht; mitgebrachte„Savaladi“ und andere Eßpakete, zumeiſt von Damenhand geſpendet, traten in Aktion. Es durfte geraucht werden, wenn man es nicht vorzog, ein wenig einzunicken, wohlig hingeſtreckt im Wieſengras, die blaue Mütze tief in die Stirn gezogen. Das war am erſten Tage... Das dicke Ende kam immer noch nach. Hauptmann Pellikan hatte zwar laut Dienſtreglement in ſeiner Eigenſchaft als Regimentsauditeur die Pflicht, verwaiſt zurückzubleiben. Da er aber paſſionierter Reiter war, ſo begleitete er an dieſem herrlichen Morgen ſein ge— iebtes Regiment ein tüchtiges Wegſtück zu Pferd, um dann im weiten Bogen bei jenem kleinen Gehöft zu landen, das die Wäſcherei Petermichl darſtellte. „Jeſſas, unſer Herr Hauptmann!“ Klatſchend ſchlug die Gundl ein Wäſcheſtück, das ſie eben„ſchwabte“, in den Waſſerbottich zurück, ſo daß es hoch aufſpritzte. Alois trabte von ſeinem Brunnenſchwengel hinzu und übernahm ohne Umſtände den Kommißgaul; der Hofhund Budaſchl ſprang und bellte wie beſeſſen, und die Wettl lief ins Haus, um einen Imbiß herzurichten. Ehrliche Freude auf allen Linien, die vier„Waſſerjungfrauen“ mit einbegriffen, wie Pellikan die Wäſchermädel zu nennen Hebte. Bis an„unſern Herrn Hauptmann“ reichten Peter⸗ michls militärfeindlichen Gefühle nicht heran. Der bildete eben eine Ausnahme. Alois brachte einen Arm voll Flaſchen(„Fenſter⸗ ſchwitz“, den er ſteis im Handkeller hielt, w. n Weg in die Stadi zu weit war, um ſich allabendlich den Trunk 4 N holen zu können. So hatte man auch für einen lieben Gaſt immer etwas vorrätig. Die Gundl ließ ſich nicht zurückhalten, ein Geſelchtes hereinzuholen, indes der Alois ſich mit dem Entkorken der Flaſchen mühte. So hatte Pellikan Zeit, der Wettl zu⸗ zuflüſtern:„Ich ſoll dir was ausrichten, Madl!“ „Mir?“ fuhr es ihr ebenſo leiſe, aber ahnungsvoll heraus, und ihr Geſichtchen färbte ſich roſenrot. Zunächſt aber ließ er ſie zappeln. Er trank von dem kellertühlen Abzugbier ein Glas voll und aß dazu einige Biſſen, nicht weil ihn danach gelüſtete, ſondern weil er die guten Menſchen mit einer Ablehnung ihrer einfachen Gaſtlichkeit nicht kränken wollte. Zwiſchendurch ließ er ſich von dem Ehepaar über den Hauskauf in der Bindergaſſe berichten.„Freut mich, daß wir Nachbarsleut' werden“, meinte er und ſtrich ſich das dichte ſchwarze Haar aus der Stirn.„Ich werde viel be⸗ ruhigter ſein, wenn ich meine Mutter allein zurücklaſſen muß. Ihr müßt's halt nach ihr ſchaun— gelt? Auch der Altmaier hat's mir verſprochen...“ Und mit nachdrück⸗ lichem Ernſt fügte er hinzu:„Meine Mutter iſt ſeelensgut, wann ſ' auch manchmal nobliche Mucken hat, das wißt's ja eh— net wahr?“ „Der Herr Otto red't ja akkurat a ſo, als wollt' er weg von Wean?!“ meinte die aufgeweckte Gundl. „Kann leicht möglich werden; ein Soldat muß gehen, wohin er befohlen wird“, erwiderte Pellikan, und er ſetzte dann ablenkend hinzu:„Was war denn das neulich für a Remafuri beim Flori, von der mir der Altmaier erzählt hat? Biſt ohnmächtig worden, wie a Gräfin, Gundl?— Schöne G'ſchichten, das...“ Jetzt war die Reihe zu erröten an der Gundl, und ihre ſichtliche Verlegenheit gab ihm zu denken. „So, ſo?“ meinte er gedehnt. Und er fixierte ſie durch ſeine funkelnden Augengläſer.„Ah, da ſchau her...“ Die Wettl hatte noch keine Ahnung von dem bevor- ſtehenden Familienereignis und verſtand natürlich nichts von der freien Anzüglichkeit des Gaſtes. Ihr Sinn war einzig auf die Frage gerichtet, die ſie ſich immer wieder vorlegte:„Was und von wem wollte der Herr Otto ihr etwas berichten?“ Und wenn ſie es auch ahnte, ſie wollte es ſich nicht eingeſtehen. Jene Szene beim Onkel Flori ſtand immer wieder mit unverminderter Deutlichkeit vor ihrem inneren Auge. Trotz und tiefgekränkter Mädchenſtolz wallten hoch in ihr. Nein! Sie kannte niemanden, der ihr durch den Herrn Hauptmann etwas ausrichten laſſen konnte... Niemand! Pellikan, der das wechſelnde Mienenſpiel ſeiner nied⸗ lichen Freundin insgeheim launig beobachtete, las die trotzigen Gedanken hinter der glatten Stirn, als wären ſie ſichtbar darauf geſchrieben. Beim Verabſchieden hing er ſich ungeniert, wie es ſeine Art war, in den Arm der Gundl und flüſterte ihr ins Ohr:„Schau, daß a Bub wird— hörſt?“ Und darauf ſie mit gewohnter Schlagfertigkeit: „Werd' mir's merken— aber nur dann, wann Sö der Göd ſein!“ Wettl blickte verwundert von einem zum anderen und konnte ſich keinen Vers dazu machen. Was ſollte das heißen, das ausſah wie ein Glückwunſch? Pellikan fing den Blick auf. „Weiß denn die Wettl ſchon was?“ erkundigte er ſich ungeniert, in der richtigen Erkenntnis, daß eine ſolche diskrete Mitteilung, an die Adreſſe einer erwachſenen Tochter, für die Eltern etwas Genierliches haben mochte, dem man am beſten die Spitze abbrach. Beluſtigt ſah er die Verlegenheit der„Alten“, die wie ertappte Sünder ausſahen. Er entſchloß ſich, dieſem inter⸗ eſſanten Liebespaar ſeine Hilfe zu leihen. Aber diplo— matiſche Wendungen waren keineswegs ſeine ſtarke Seite. „Alsdern, Wettl, paſſ' auf, daß d' net umfallſt!“ wandte er ſich an dieſe, und zwar im unverfälſchten Lichtentale— riſch.„Der Storch baut ſich ein Neſt auf'm Petermichl- haus...“ Das Mädel ſchüttelte den Kopf, als zweifelte ſie an dem geſunden Verſtand des Sprechers.„Ja, freilich— was noch?“ fuhr es ihr heraus. „Na, in dem Jahr dann hoffentlich nix mehr“, meinte Pellikan in aller Gemütlichkeit, Daraufhin aber mußten alle lachen, und die Gundl war heilfroh, als habe ſie ein Schulexamen hinter ſich. Es iſt dies zu allen Zeiten eine kitzlige Angelegenheit geweſen:„Wie ſage ich es meinem Kinde?“ Die Wettl war zur Mutter getreten.„Iſt's denn auch wahr, Mutterl?“ fragte ſie zaghaft und leiſe. Sie war in den letzten Wochen ſo ausſchließlich mit ſich ſelbſt be⸗ ſchäftigt geweſen, daß ſie ſich nun förmlich umſtellen mußte „Im Faſching“, nickte die Gundl verſchämt. Es war wahrhaftig eine verkehrte Welt. „Aber da baut ja der Storch ſein Neſt ſchon im Zwölſer⸗ haus“, meinte die Wettl mit plötzlich umgeſchlagener, froher Laune. „Richtig!“ warf Pellikan ein.„Wann geht's denn los mit der Umzieherei?“ „Im November“, ſprach Petermichl endlich auch ein Wort. Im Hofe nahm der Hauptmann ſeinen Gaul beim Zügel und rief dabei den vier feſchen, jungen Wäſcherinnen an ihren Waſchtrögen einen heiteren Gruß zu. Dann ſchritt er mit der Wettl an der anderen Seite aus dem Hoftor. Außer Sehweite, hing er ſich dem Mädchen an den Arm.„Ich bin heut' extra wegen dir herausgekommen, du Schnipfer! Was machſt mir denn für G'ſchichten?“ ſprach er und ſchüttelte ſie ein wenig. N 5 „Wegen meiner?“, ſpielte ſie die Ahnungsloſe. Pellikan kniff ſie ein wenig in den feſten, runden Auen. „Mit mir ſpielſt ka Komödi— verſtehſt? Alsdern kurz und gut, der Altmaier⸗Loiſl hat mich gebeten, für ihn den Freiwerber z' machen. Heraus mit der Katz' aus dem Sack! Willſt ihn?— Sag' ſofort ja!“ befahl er und blieb ſtehen „Na!“ Kurz, beſtimmt und ohne Beſinnen kam die Antwort. „Nein!“ Prüfend blickte der gewiegte Frauenkenner das ein⸗ fache, junge Ding an. War das wirklich die Wettl, die er doch von früheſter Kindheit her kannte? Eine ganz andere ſchien ſie ihm plötzlich. Sie war bleich, der Kopf lag ihr im Nacken— die ſchönen Blauaugen loderten faſt ſchwarz und blickten ziellos ins Weite. 5 8 Programmäßig hätte ſie jetzt in Tränen auszubrechen gehabt. Dann war alles in Ordnung. Wenn Frauen weinen, hat der Mann leichtes Spiel. Aber Wettl weinte nicht. Woher nahm dieſes kleine Vorſtadtmädel dieſe Haltung?— Prachtterl!, dachte er. Das iſt Raſſ'— und dieſe ſteinerne Ruhe, dieſe edle Zurückhaltung! Keine An⸗ klage, keine zornige Unbeherrſchtheit... Seltſam! Laut aber ſprach er in komiſchem Zorn:„Donnerwetter noch einmal! Wenn die Frauenzimmer an Charakter haben, dann ſoll's der Kuckuck holen!“ Er hatte die Zügel freigegeben, und das Pferd begann behaglich ſonnengelbe Grasbüſchel aus dem warmen Boden zu rupfen. Wettl ſtand da mit herabhängenden Armen und un⸗ beweglichem Geſicht. Verſtohlen beobachtete ſie der Mann. Alle Kindlichkeit war aus dem jungen Geſicht geſchwunden — ein Weib litt da vor ihm in Stolz und Bitterkeit. Das war nicht die Art der Mädchen aus dem Lichtental, um einen Schatz zu trauern. Die Aehnlichkeit mit der Mutter war unverkennbar vor— handen— aber vei der Tochter war alles und jedes ver⸗ ſeinert, ſo, als habe eine Künſtlerhand ein Bildnis ſorgſam retuſchiert. Als reſches Wäſchermädel war die Wettl ganz und gar aus der Art geſchlagen, ſo viel war ſicher. Aber der junge Unterſuchungsrichter gab ſeine Miſſion nicht auf. Als Freiwerber ſeines Freundes hatte er ſeine Rolle ausgeſpielt; es reizte ihn jedoch, in die Empfin⸗ dungswelt dieſes ſeltſamen Mädels einzudringen. Mit einer plötzlichen Wendung ſtand er Auge in Auge mit Wettl. Er bannte ihren Blick, der ruhig ſeinem prüfenden Schauen ſtandhielt. Inquiſitoriſch und dennoch voll zarten Verſtehens, begann er ein regelrechtes Verhör mit dieſer verſtockten„Beſchuldigten“. a „Alsdern, der Loiſl, der iſt abgetan— gelt?“ meinte er anſcheinend gleichmütig und klopfte mit der Reitgerte an ſeinen Stiefelſchaft.„Schließlich haſt recht. Gern haſt ihn eh net g'habt— den Loiſl...“ 5 a i Abermals erlebte er eine Ueberraſchung, die ihm be— wies, daß er keineswegs ſchon ausgelernt hatte, was Frauen betrifft. Ruhig hielt Wettl immer noch ſeinem Blick ſtand; un⸗ beweglich blieb ihre Stimme, nur war ſie bis in die Lippen erblaßt. „J hab ihn gern g'habt vom erſten Anſchaun“, ſprach ſie langſam mit einer ſeltſam dunklen Stimme, die wie der ſchwingende Ton des Cellos klang. Weder Abwehr, noch Poſe, eine einfache, herzerſchütternde Feſtſtellung war es, nichts weiter. „Und jetzt— jetzt kannſt ihn nimmer leiden, rein ver⸗ haßt iſt dir der grausliche Loiſl“, verſuchte er gewaltſam zu ſcherzen. „J werd' ihn lieb b'halten, ſo lang' ich leb'— dafür kann i nix; aber weiter hab i nix mit ihm z' tun!“ „Ja, Madl, biſt denn rein narriſch worden? Haſt ihn gern und magſt ihn net— was denkſt dir denn eigentlich bei ſo einer g'ſchwollenen Red'?“ Sie ſchwieg. „Willſt gar an alte Jungfer werd'n?“ „Na— an alte Jungfer mag i net werden“, erwiderte ſie gelaſſen, ohne auf ſeinen Scherz einzugehen.„J will an eigenen Hausſtand und Kinder— das wär mir's Höchſte. Es gibt ja noch andere Männer als— als...“ „Verſteh' ich nicht!“ Unwirſch kam das von Ottos Lippen. Aber dann ſchlug ſeine Stimmung um, und er legte zutraulich ſeine Hand auf Wettls Arm. „Schau, Madl, ſei net hopatatſchig! Man ſchupft mit ſeinem Herzen nicht wie mit der Kugel auf der Kegelbahn. Was hat dir der Loiſl ſchließlich tan? Er hat halt glaube, daß du mit mir gehſt, der eiferſüchtige Narr! Aber das is doch nix Arges— kommt alle Tag' vor ſo was, ſelbſt wenn's wahr g'weſen wär'.“ Die Wettl nickte beſtatigend.„Kein' Menſchen wär's was an'gangen, wann's wirklich ſo g'weſen wär“, meinte ſie gelaſſen.„A jed's Madl därf an Schatz haben.“ „Na alſo, wannſt eh ſo geſcheit biſt— er hat ſeinen Irrtum eing'ſehen und will, daß du ſein Weib wirſt! Er kann zehne haben auf jeden Finger, der Deutſchmeiſter⸗ Loiſl, dem Altmaier ſein Sohn—“ f „Soll ſich zehne nehmen!“ klang es verächtlich von Wettls Lippen. ö ö „Aber du dickſchädlertes Ding übereinand', was willſt denn noch?“ „Der Herr von Altmaier denkt ſich, waß Gott was für an Ehr' er mir antut, weil er mi heiraten mag. Und es is doch dasſelbige Madl, das er noch gar net lang' für— für a Flitſcherl g'halten hat... Und das hat er auch am hell⸗ lichten Tag g'ſagt. So an Wigel⸗Wagel⸗Herrn mag i net!“ „Wieſo kommſt du denn zu dem graulichen Wort? Biſt narriſch?“ (Fortſetzung ſolgt.) Wlüchter erſchoſſen ö Mannheim, 5. Juni. Am frühen Morgen hat eine Polizeiſtreiſe jm Haſengebiet in Rheinau vor dem Kohlen⸗ laget einer Umſchlagefirma den 32jährigen, ſeit kurzer Zeit dort angeſtellten Wächter Pfalzgraf tot aufgefunden. Die ſofort ein⸗ geleitete Unterſuchung des Falles hat ergeben, daß der Wächter während der Nacht bei ſei⸗ neim Rundgang mit Einbrechern zuſammenge⸗ ſtoßen iſt, die verſucht haben, in das Büro einzudringen. Dabei wurde der Wächter durch einen Kopſſchuß aus einer kleinen Selbſtlade⸗ piſtole aus nächſter Nähe getötet. — Greiſin in Flammen Bei brennender Petroleumlampe einge- ſchlafen. Frankfurt a. M., 5. Juni. In einer Wohnung im dritten Stockwerk eines Hauſes in der Frankfurter Altſtadt brach früh gegen 12.30 Uhr ein Wohnungs⸗ brand aus. Paſſanien, die durch den aus dem Jenſter dringenden Rauch aufmerkſam geworden waren, verſchafften ſich durch Jer ⸗ frümmern der Türen Eintritt zu der Woh⸗ nung, wo ſie die Wohnungsinhaberin, die 75 jährige Frau Weber, in Flammen ſtehend vorfanden. Die Greiſin hat ſo ſchwere Brandverletzungen davongetragen, daß mit kaun kaum gerechnet werden ann. Beim Einſchlagen der Türen verletzte ſich außerdem ein Mann erheblich am Arm. Die Urſache des Brandes iſt noch nicht feſtgeſtellt. Wahrſcheinlich iſt die alleinſtehende Frau bei der brennenden Petroleumlampe eingeſchla⸗ fen und hat im Schlaf die Lampe umge⸗ worfen. Das Schleppſeil riß Schwerer Schiffsunfall auf dem Rhein. Koblenz, 5. Juni. Auf dem Rhein bei Oberweſel trug ſich ein aufregender Vorfall zu. Der Schlepper „Kannegießer 5“ befand ſich auf der Berg⸗ fahrt und hatte einen mit Kohlen hoch bela⸗ denen Kahn im Anhang. Plötzlich riß das Schleppſeil, der Laſtkahn trieb ſchnell ab und geriet in der Nähe des Dauber Werths auf einen Jelſen. Der An⸗ prall war ſo wuchtig, daß der Kahn ausein⸗ derbarſt und innerhalb weniger Minuten in den Flulen des Aheins verſank. Nur mit Mühe gelang es der Beſatzung, dem ſicheren Tode zu entgehen. Der Kahn liegt in ſeiner ganzen Länge etwa zwei Meter unter Waſſer; nur der Bug und die Heckflagge ragen aus dem Waſſer hervor. Der Kahn hatte insgeſamt 20 000 Zentner Kohlen geladen. Die Strompolizei hat ſofort Vorkehrungen getroffen, um Be⸗ einträchtigungen der Rheinſchiffahrt durch dieſes Hindernis zu verhüten. Mutige Trierer Fliegerin Kunſtflüge in Spanien. Trier, 5. Juni. Ein mutiges Trierer Kind iſt die Fliegerin Röschen Georgen, de⸗ ren erfolgreich beendeter Spanienflug und ihre Erlebniſſe in Trier in aller Munde ſind. Röschen, die Ende März in Bonn ihre Kunſtflugprüfung mit„ſehr gut“ beſtand, war Anfang April mit den beiden Saar⸗ brücker Sportfliegern Adolf Kneip und Fritz Miſcho ſowie mit einer Fallſchirmpilotin aus Berlin und einem Fallſchirmpiloten aus Saarbrücken ſowie mit noch zwei anderen deutſchen Flugzeugen zum Fluge nach Spa. nien geſtartet. Etwa zwei Monate hal Fräulein Georgen in verſchiedenen ſpani⸗ ſchen Städten Kunſtflüge ausgeführt und liberall, wie die dortigen Zeitungen ſchrei⸗ ben, anerkennenswerte Leiſtungen voll⸗ bracht. Röschen traf nun wohlbehalten auf dem Flugplatz Euren bei Trier ein. Luftfahrt tut not Eeſter Nationalſozialiſtiſcher Großflugtag in Mannheim. Mannheim, 6. Juni. Bereits am Samstag abend ſtand Mann⸗ heim im Zeichen des erſten nationalſozialiſti⸗ ſchen Großflugtages. Mehrere Geſchwader⸗ flüge, der ſich beteiligenden Flugzeuge gaben über der Stadt und in der Umgebung eine kleine Vorſchau über die in Ausſicht ſtehenden Darbietungen. Eine zahlreiche Menſchenmenge hatte ſich hinaus zum Flugplatz begeben, um dort den Kunſtflugmeiſter Fieſeler mit ſeiner F 2 und der von ſeinem Piloten geſteuerten Neuſchöpfung F 5 zu empfangen. Den ganzen Spätabend des Samstag und am Sonntag vormittag waren dieſe beiden Maſchinen der Anziehungspunkt vieler inter⸗ eſſierter Zuſchauer. Kurz vor der Mittags⸗ ſtunde des erſten Ae wurde mit Hilfe der SA. und SS. ſowie des Stahlhelms eine ſtrenge Abriegelung der Gegend um den Flugplatz vorgenommen und eine ſcharfe Kon⸗ geführt. 1% Um die ungeheuren Menſchenmaſſen vom Stadtinnern nach dem Fluaplatz zu beför⸗ trolle der anrückenden Menſchenmaſſen durch⸗ dern, hatte die Straßenbahn ſämtliche Wagen in Dienſt geſtellt, ſo daß über Mangel an Beförderungsgelegenheiten nicht geklagt wer⸗ den konnte. In ununterbrochener Folge roll⸗ ten die Wagen an, während gleichzeitig ſich eine faſt unüberſehbare Menſchenmenge in der Richtung zum Flugplatz bewegte, wo diesmal auch große Flächen des Rollſeldes dem Pu⸗ blikum freigegeben waren. Etwa 40⸗ bis 50 000 Menſchen werden der Veranſtal⸗ tung beigewohnt haben. Den Beginn der Veranſtaltung kündigte punkt 3 Uhr ein Böllerſchuß an. In ſeiner durch Großlautſprecher verbreiteten Begrü⸗ ßungsanſprache überbrachte hierauf der badiſche Innenminiſter Pflaumer die Grüße des Reichsſtatthalters Wagner und der badiſchen Regierung. Er führte aus, daß die Reichsregierung entſchloſſen ſei, die Luft⸗ fahrt mit allen Mitteln zu heben und auch die badiſche Staatsregierung wolle alles tun, um den Luftfahrtsgedanken zu fördern. Der Mi⸗ niſter ſchloß ſeine Anſprache mit einem drei⸗ fachen Siegheil auf den Reichspräſidenten, den Reichskanzler und die deutſche Luftfahrt. An⸗ ſchließend ſang die Menge das Deutſchland⸗ lied und das Horſt⸗Weſſellied. Ein Geſchwaderflug von ſieben Klemm⸗ Sportmaſchinen eröffnete daraufhin das Flug⸗ programm. Unter Führung von Pilot Schlerf flogen ſie gut ausgerichtete größere und kleinere Kurven. Fliegerſturmführer Bihlmaier zeigte hierauf im Einzelkunſt⸗ flug, was mit einem normalen Sport«⸗Leicht⸗ flugzeug durch fliegeriſche Geſchicklichkeit erreicht werden kann und wie ſicher das Fliegen in jeder Lage iſt, wenn man die Maſchine be⸗ herrſcht. Beſonders ſpannend waren die Kunſt⸗ flugfiguren mit ſtehendem Propeller, die mit einem eleganten Looping begannen und mit einer ſcharfen Rolle ihr Ende fanden. Eine nette Abwechſlung brachte das Ballon ra m⸗ men. an dem ſich vier Flugzeuge beteiligten und denen es auch gelang, viel von den auf⸗ geſtiegenen Kinderluftoauons„zur Strecke“ zu bringen. Die Hauptattraktion war natürlich Gerhard Fieſeler, der mit ſeiner 400 PS. Spezial⸗Kunſtflug⸗ maſchine„Tiger“ die tollſten Sachen machte und der ſich mit einer bewunderungswürdigen Selbſtverſtändlichkeit in der Luft überſchlug. Seine Rollen im Kreisflug, ſeine„Männ⸗ chen“ und ſeine Meſſerflüge zeigten mit be⸗ ſonderer Eindringlichkeit die Leiſtungsfähig⸗ keit der Maſchine. Der Beifall, der nach ſeiner Landung über den Platz brauſte, war vollauf berechtigt.— Drei Fallſchirmabſprünge aus verſchiedenen Höhen und ein Doppelab⸗ ſprung— mit Fallſchirm vom Flugzeug und ſpäter mit zweitem Fallſchirm vom erſten Fall⸗ ſchirm— ausgeführt durch Fallſchirmpilot P. Erkrath ⸗ Frankfurt, beendeten den erſten Teil des Programms. In der Pauſe richtete Landesgruppenführer Heinrich Schlerf an das Publikum einige werbende Worte für die Luftfahrt und be⸗ tonte, daß die Darbietungen gezeigt hätten, wie ungefährlich das Fliegen iſt. Mit dem Hochſchleppen eines Segelflugzeuges durch ein Motorflugzeug nahm der zweite Pro⸗ grammteil ſeinen Anfang. Pilot Schlerf ſchleppte mit der Motormaſchine das Segel⸗ flugzeug„Schriesheim“ in einer großen Kurve in die Höhe, worauf Pilot Chriſt das Segel⸗ flugzeug in prachtvollem Gleitflug auf den Flugplatz zurückbrachte. Mit Intereſſe ver⸗ folgte man auch den Geſchwaderflug der Kunſtflugſtaffel des SS.⸗Flie⸗ gerſturms 2/X, während große Spannung das von vier Maſchinen beſtrittene Flug⸗ zeugrennen(Streckenflug bis zum Groß⸗ kraftwerk, vier Runden um den Flugplatz) hervorrief, das Haſche⸗Berlin vor Bihl⸗ maier, Breitenberger und Lochner gewann. Gerhard Freſeler zeigte dann nochmals ſeine Künſte. Vier Fallſchirmabſprünge aus geſchloſſener Flugzeugſtaffel, wobei die Fall⸗ ſchirmpiloten ausnahmslos innerhalb des Roll⸗ feldes auf den Boden kamen, beendeten das Programm.— Bis zum Einbruch der Dun⸗ kelheit gab es dann noch Rundflüge mit Ver⸗ kehrsmaſchinen und Sportflugzeugen. Die Schulferien in Heſſen Darmſtadt, 5. Juni. Der Vertreter des Kultusminiſteriums, Oberſchulrat Ringshauſen, ordnet an: Die Oſter⸗, Pfingſt⸗ und Weihnachtsferien ſind für alle Schulen des Landes dieſelben. Die Oſterferien beginnen mit dem Sonn⸗ tag vor Oſtern und dauern drei Wochen. Wiederbeginn des Unterrichts am Dienstag nach Miſ. Dom. Der Montag iſt für Kon⸗ ferenzen und etwaige Aufnahmeprüfungen frei⸗ zuhalten. i Die Pfingſtferien dauern eine Woche, be⸗ ginnend mit dem erſten Pfingſttag und endi⸗ gend mit dem Sonntag Trinitatis. Die Weihnachtsferien dauern zwei Wochen, anfangend mit Sonntag vor Weihnachten. Fällt der erſte Weihnachtstag auf einen Sonn⸗ tag, Samstag oder Freitag, ſo beginnen die Ferien mit dem vorausgehenden Donnerstag. Die Sommerferien beginnen für alle Schu⸗ len in den Städten Darmſtadt, Mainz, Gie⸗ ßen, Offenbach, Worms, Friedberg. Bad⸗ Nauheim und Bensheim mit dem Samstag, der dem 15. Juli am nächſten liegt und dau⸗ ern vier Wochen. Wiederbeginn des Unter⸗ richts am Montag.. Die Herbſtferien für alle Schulen der ge⸗ nannten Städte beginnen mit dem Sonntag, der dem 25. September am nächſten liegt., und dauern zwei Wochen. Für alle übrigen Orte des Landes ſino die Sommer⸗ und Herbſtferien in allen Schu⸗ len ſo zu legen, wie ſie durch die Erntearbei⸗ ten erforderlich werden. Für ihre Feſtlegung haben die Schulämter Sorge zu tragen. Sie dürfen die Zeitdauer von ſechs Wochen nicht überſchreiten. Um die durch die Verlängerung der Oſter⸗ ferien 1933 ausgefallenen Schultage wieder nachzuholen, werden die Sommerferien für dieſes Jahr mit einer halben Woche an der vierten Woche und die Herbſtferien mit einer halben Woche an der erſten Woche verkürzt. Für die Landſchulen kann die Kürzung be— liebig vorgenommen werden. Aus Heſſen Gleichſchaltung der marxiſtiſchen Geſang⸗ vereine. Darmſtadt, 6. Juni. Zum Zwecke der Ueberleitung der marxiſtiſchenGeſangvereine in die deutſche Sängerbewegung hat der Stgatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen die beſtehenden marxiſtiſchen Geſang⸗ vereine verboten, aufgelöſt und deren Ver⸗ mögen beſchlagnahmt. Zum Verwalter des Vermögens dieſer Vereine wurde der Gau⸗ vorſitzende des Deutſchen Sängerbundes in Heſſen, Dr. Kulz, ernannt. — Heſſiſche Vollzugsbeſtimmungen zum Wein⸗ geſetz. Darmſtadt, 6 Juni. Eine Bekanntmachung des heſſiſchen Miniſterpräſidenten vom 31. Mai 1933, veröffentlicht in der amtlichen Darmſtädter Zeitung vom 2. Juni, regelt den Vollzug des Weingeſetzes vom 25. Juli 1930 und deſſen Ausführungsbeſtimmung für Heſſen. Abſchnitt 1 enthält die Zuſtän⸗ digkeitsvorſchriften, Abſchnitt 2 Anzeige der Zuckerung, Abſchnitt 3 Herſtellung von Haustrunk,(mit Anzeige-Formular), Ab⸗ ſchnitt 4 Veräußerung von Haustrunk, Ab— ſchnitt 5 Verwendung von Druten(mit An⸗ zeige-Formular), die Af ichnitte aß regeln die Ueberwachung. Verlängerung der Polizeiſtunde dielen und Trinkhallen. Darmſtadt, 6. Juni. Der Miniſter des In⸗ nern hat durch eine Verordnung, die bereits in Kraft getreten iſt, beſtimmt, daß nach An⸗ ordnung der betreffenden Verbände der Beginn der Pblizeiſtunde für Eisdielen auf 10 Uhr abends, für Trinkhalien und Geträn⸗ kewagen in der Zeit vom 1. April bis 30. September ebenfalls auf 10 Uhr abends, im übrigen auf 7 Uhr abends feſtgeſetzt wird. Freiburg, 5. Juni.(Der ſchwere An⸗ fall des Pfarrers Schmitt.) Der vor acht Tagen mit ſeinem Motorrad geſtürzte frü⸗ here Ortspfarrer von Lehen bei Freiburg, Schmitt, liegt immer noch bewußtlos in der Klinitl. Die Aerzte haben einen doppelten Schädelbruch und eine ſchwere Gehirnerſchüt⸗ terung feſtgeſtellt. Motorrad raſt in Zuſchauermenge Ein Toter, ſieben Schwerverletzte. Frankfurt a. M., 6. Juni. Bei dem Motorradrennen„Rund um Schot⸗ ten“, das am Pfingſtmontag als dritter Lauf zur Deutſchen Motorrad ⸗Straßenmeiſterſchaft auf einer Rundſtrecke um den Vogelsberg zum Austrag kam, ereignete ſich ein ſchwerer Un⸗ glücksfall. Der Fahrer Mellmann⸗Lendringſen geriet infolge Reifenſchadens aus der Bahn und raſte in die Zuſchauermenge. Ein Zu⸗ ſchauer wurde getötet, ſieben ſchwer verletzt. Der Fahrer ſelbſt blieb unverwundet. Aus der Heim Gedenktage 6. Juni. 1816 Chriſtiane von Goethe, geb. Vulpius, in Weimar geſtorben. 1869 Der Komponiſt Siegfried Wagner in Triebſchen bei Luzern geboren. Prot.: Benignus— Kath.: Norbert Sonnenaufg. 3.39 Sonnenunterg. 20.18 Mondunterg. 1.45 Mondaufg. 18.45 für Eis ⸗ * Was du als wahr erkannt, Verkünd' es ſonder Zagen, Nur trachte Wahrheit ſtets Mit mildem Wort zu ſagen. Das Heufſeber Das Heufieber iſt eine der Krankheiten, die durch eine veränderte Empfangsbereitſchaft des menſchlichen Körpers gegen Reize auslöſende Eioſfe beſonderer Art hervorgerufen werden. Die Anlage zu dieſer Krankheit iſt in den meiſten Fällen vererbt, kann aber auch in faſt jedem Lebensalter, erworben werden. Männer erkranlen an Heufieber dreimal ſo oft als Frauen, Geiſtesarbeiter mehr als Handarbeiter, erregte Menſchen mehr als rubi⸗ ge. Vas Einſetzen der Krankheitserſcheinun⸗ gen liegt zwiſchen dem 10. und 20 Lebens jahr. Die meiſten Heufieberkranken haben ir⸗ gend eine andere ſchwere Krankheit, wie Schar, lach, Magen⸗, Darmleiden, llenblaſenent⸗ zündung uſw. durchgemacht und leiden außer⸗ dem an Aſthma, Migräne, Darmträgheit Hautausſchlägen, Kropf uſw, Viele Heufieber⸗ kranke ſind ſehr empfindlich gegen Zugluft laute Geräuſche und Sonnenbeſtrahlung. Die größte Zahl der Leidenden zeigt eine ſtarke Ueberempfindlichkeit gegen die Poller des Getreides, der Gräſer, der Linde, de⸗ Jasmin, gegen Lebensmittel, hauptſächlich Fleiſch, Ei, Fiſch und Erdbeeren, überhaupt alle Arten Eiweiß. Die äußeren Kennzeichen des Heuftebers zeigen ſich in Tränenfluß mit Entzündungen des Auges, Gaumenjucken, Nies, reiz mit ſtarkem Ausfluß, Aſthma, Temperatur⸗ erhöhung und gänzlicher Unfähigkeit zur Er⸗ füllung körperlicher und geiſtiger Arbeit. In vielen Fällen tritt eine ſtarke Bronchitis zu den anderen Erſcheinungen und feſſelt den Kranken ans Bett. Bei dielen Krankengeigen ſich gleichzeitig juckende Hautausſchlö und Magenverſtimmungen. Die Krankheit dauert je nach Lage des Wohnorts und des auslöſenden Reizes in Deutſchland von Mitte Mai bis Juli. Das Einzige, das allen Heufieberkranken in der ſchwerſten Zeit hilft, iſt bis jetzt noch die Flucht an die See, beſonders Helgoland, und ins Gebirge, an einen Ort über 1500 Meter Höhe. * Keine Grashalme oder Aehren in den Mund nehmen. Viele Menſchen haben die Gewohnheit, bei Spaziergängen im Freien Aehren von den Feldern abzurupfen und in den Mund zu nehmen. Auch Grashalme nimmt man gerne zwiſchen die Zähne und zerkaut die Stengel wegen des erfriſchenden Geſchmacks. Dieſe ſcheinbar ganz harmlose Sache iſt aber nicht gefahrlos. Abgeſehen davon, daß manchmal Grannen mit ihren Widerhaken oder Faſern im Halſe und zwi⸗ ſchen den Zähnen ſtecken bleiben und reizen können, beſteht die Gefahr, die Strahlenpilz⸗ krankheit zu bekommen. Dieſe Krankheit wird ſonſt nur bei Leuten beohachtet, die viel im Stall oder in der Scheune arbeiten. Auch bei dieſen iſt der Mund der Ausgangspunkt des Leidens. Es äußert ſich in brettharten Schwellungen des Unter⸗ und Oberkiefers, über dem die Geſichtshaut blaurot wird. Nach einiger Zeit bricht die Haut auf und es bil⸗ den ſich Diſteln. Auch Zunge, Lunge und Darm können befallen werden. Die Heilung iſt ſchwierig und es beſteht aller Grund, die vielverbreitete Gewohnheit, Aehren oder Gras⸗ halme in den Mund zu nehmen, zu unterlaſſen. Nach dem Feſte Pfingſten, das liebliche Feſt, iſt nun doch noch„lieblich“ geworden. Lange hat uns der Wettergott große Sorgen gemacht, denn die trübe, ja vielfach ſogar recht reg⸗ neriſche Witterung und die für dieſe Jahres⸗ zeit verhältnismäßig noch ſehr kühle Tempe⸗ ratur ließen ſtarke Zweifel aufkommen, ob Pfingſten ſo ausfallen würde, wie es eigent⸗ lich ſein ſoll, wie wir es traditionsgemäß er⸗ warten müſſen. Aber Petrus hatte doch mit der Menſchheit ein Einſehen. Wenn ſich am zweiten Tage verſchiedentlich Wölkchen zeigten und uns daran erinnerten, daß es auch anders ſein könnte, ſo blieb uns doch größerer feuch— ter Segen erſpart und wir konnten uns ganz der Erholung hingeben. Die im letzten Augen⸗ blick noch eingetretene warme Witterung er⸗ laubte einen angenehmen Aufenthalt im Freien. Auch der Beſuch der Badeanſtal⸗ ten, die infolge des ſchlechten Wetters bis jetzt ein ſehr einſames Leben führten, war ein guter. Der Ausflugsverkehr war überall recht rege, ſo daß auch die Gaſtwirte auf ihre Koſten gekommen ſind. In Wald und Feld ſah man allenthalben viele Wanderer mit und ohne Ruckſack pilgern. An den Flüſſen herrſchte ebenfalls ein erheblicher Verkehr und die Radfahrer auf den Straßen fehlten natürlich auch nicht. Kurz kann man ſagen, daß ſchnell alle Sorgen zerſtreut waren und daß die mei⸗ ſten wirklich recht fröhliche Pfingſten verlebt haben dürften. Auslands⸗Nundſchau Verbotene Schlageterfeiern. Zwei für Pfingſtſonntag im Hollabrunner Bezirt(Niederöſterreich) vorgeſehene Schla⸗ geterfeiern ſind von der Bezirkshauptmann⸗ ſchaft verboten worden. Der„Reichspoſt“ zu⸗ folge, hat die niederöſterreichiſche Landesregie⸗ rung beſchloſſen, daß Ehrenbürgerernennun⸗ gen von Ausländern durch Gemeinden unzu⸗ läſſig und bereits erfolgte Ehrenbürgerernen⸗ cn durch die Landesregierung aufzuheben eien. Der Fremdenverkehr in Oeſterreich. Ueber den Fremdenverkehr in Deutſch⸗ Oeſterreich wird mitgeteilt: Im Vorjahr wurden 88 Millionen Uebernachtungen ge⸗ zählt, von denen auf Deutſchland 44,7, die ſchechoſlowakei 19, Ungarn 8, Polen 5, Italien und die Vereinigten Staaten ſe 3,4 Prozent entfielen, während ſich der Reſt gleichmäßig auf die anderen Länder Euro⸗ pas verteilte. N