Lokales Pfingsten in Viernheim. Pfingſten, das liebliche frohe Feſt hat alle freudigen Erwartungen, die mit ihm verknüpft waren, erfüllt. Insbeſonders alle Wander- luſtigen und Ausflugsfreudigen waren von den beiden ſonnigen Tagen begeiſtert. Ein ungetrübter, klarblauer Himmel überſpannte das Feſt und ſo konnten alle Veranſtaltungen im Freien unge⸗ ſtört ihren Verlauf nehmen. * Die Feuerwehrkapelle feierte während den Pfingſttagen ihr 30jähr. Beſtehen. 30 Jahre ſchon hat unſere beliebte Feuerwehrkapelle unſere Feſte angenehm verſchönert und unſere Trauer⸗ veranſtaltungen durch ihre klangvollen Weiſen verherrlicht. Die Feierlichkeiten wurden einge⸗ leitet durch ein Turmblaſen von unſerer Zwölf Apoſtelkirche, das in der Frühe weihevoll über unſerem Ort erklang. Nachmittags war im ſchattigen Eichwald am Ochſenbrunnen ein Mili⸗ tärkonzert, wozu ſich bald zahlreiche Gäſte ein⸗ geſtellt hatten, die mit der Kapelle froh das Jubiläum feierten. Gegen 7 Uhr marſchierte unter klingendem Spiele die S. A. und S. A.⸗ Reſerve auf und bald erſchallte zum Schluſſe des erſten Tages der große Zapfenſtreich.— Am Pfingſtmontag früh hörten wir alle den Weckruf, der von der ganzen Kapelle ausgeführt wurde. Um 11 Uhr war Frühſchoppenkonzert, wozu ſich recht viele Beſucher eingefunden hatten. Nach⸗ mittags um 2 Uhr wurde unter klingendem Spiel zum Feſtplatz am Ochſenbrunnen gezogen, wo ſich bald bei den munteren Klängen der Kapelle ein fröhliche Betrieb entwickelte. Frohe Lieder erſchallten. Ein luſtiges Pokulieren hub an. Die Jugend übte ſich im Sacklaufen und ſonſt noch allerhand Allotria wurde getrieben. Die Feuerwehrkapelle kann mit dem Verlauf ihrer Jubiläumsfeſtlichkeiten ſehr zufrieden ſein. Die Sympathie und die Anteilnahme der Ein- wohuerſchaft war ſehr groß. * Das Sportprogramm der Sportvereinigung ſah zwei Spiele vor. Am Pfingſtſonntng wurde gegen Sandhofen angetreten und das Spiel 2:4 verloren. Der Beſuch war ſehr mäßig. Es wurde ja auch nur Sommerfußball geboten, der bekanntlich keine Anziehungskraft mehr hat. Die Jugend ſpielte gegen Freiburg und gewann 3:2 und ihr 2. Spiel gegen Union Niederrad ver⸗ loren ſie 0:4. Am 2. Pfingſttag fuhr die Liga nach Mainz⸗Kaſtell und ſpielte gegen den dortigen Bezirksligiſten. Die„Grünen“ überzeugten durch einen ſehr flinken und guten Fußball der ſich auf dem unebenen Gelände nicht genügend ent⸗ wickeln konnte. Das Spiel endete 2:2. Auch hier war der Beſuch nicht übermäßig. Am nächſten Sonntag ſteigt zum Abſchluß der dies⸗ jährigen größeren Fußballſpiele ein Kampf anf dem VfR.⸗Platz V. f. R. Mannheim— Viernheim. Es ſpielt der alte gegen den neuen Rhein⸗ Saar Bezirkspokalmeiſter. Auf den Ausgang dieſes Treffens iſt man in den Fußballkreiſen ſehr geſpannt. Die Tell⸗Schauſpiele hatten am erſten und zweiten Pfingſttag einen ſehr guten Beſuch zu verzeichneu. Beſonders bemerkenswert iſt, daß die auswärtigen Beſucher zahlreich ver⸗ treten waren. Die Aufführungen gingen wieder reibungslos vonſtatten. Ueberall ſpärte man die meiſterhafte Regie des Herrn Hans Hoock, ſowie die treffliche Leitung des Herrn Hans Winkenbach. Dieſen beiden Herren iſt es beſon⸗ ders zu danken, daß die Tell-⸗Schauſpiele in Viernheim ſtattfinden konnten und beſonders zu danken, daß ſie einen ſo prächtigen Verlauf nehmen. Alle Beſucher ſind reſtlos begeiſtert von dem Geſehenen und Gehörten. Bis jetzt ſind noch 4 Vorſtellungen vorgeſehen und zwar an den Sonntagen: 11., 18. und 25. Juni ſowie an Fronleichnam, den 15. Juni. Wir wünſchen dem rührigen Verein, der durch dieſe Aufführungen ſehr viel zur Hebung des Anſehens nunſeres Heimatortes beigetragen hat, auch weiterhin guten Erfolg. 5 Der Geſangverein„Sängerbund“ beteiligte ſich unter Führung ſeines bewährten Dirigenten, Herrn Guſtin Lamberth, an dem nationalen Geſangwettſtreit in Wallſtadt und zwar in der beſten Klaſſe für„erſchwerten Kunſt⸗ geſang“. Der Sängerbund errang einen 1. Preis. * Der Ortsgruppenführer der NSDAP., hier, Herr Gemeinderat dam Winkenbach, wurde von der nationalen Regierung zur Leitung eines Arbeitsdienſtlagers nach Büdingen in Oberheſſen abgerufen. Aus Anlaß ſeiner ſofortigen Abreiſe, die am Pfingſtmontag Vormittag um 9,04 Uhr an der Staatsbahn erfolgte, hatte die NS DAP. eine kurze Abſchiedsfeier arrangiert. Um 8 Uhr geſtern früh traten die Amtswalter, SS., SA. SAR. am Kaiſerhof an, wo eine kurze aber herzliche Abſchiedsfeier ſtattfand. Der Ortsprup⸗ penführer⸗Stellvertreter, Herr Franzke, kleidete in trefflichen Worten die Verdienſte, die ſich Ogruf. Winkenbach um das Werden und Wirken der hieſigen Ortspruppe erworben hat und wünſchte ihm das Beſte in ſeinem neuen Wir- kungskreiſe. Herr Winkenbach dankte in beweg⸗ ten Worten und empfahl allen Kameraden, treu weiter zu wirken zum Wohle des neuen Deutſch⸗ lands. Hierauf ſetzte ſich der Zug, unter den Klängen der Vereinigten Feuerwehrkapelle, durch die Ernſt⸗Ludwigſtraße zum Bahnhof in Bewe⸗ gung, wo die einzelnen Formationen Anfſtellung nahmen und ſich mit einem„Sieg Heil“ von ihrem Ortsgruppenführer verabſchiedeten. Die Kapelle intonierte„Muß i' denn“, als die Bahn den ſo feierlich Geehrten entführte. Auch wir wünſchen Herrn Winkenbach in ſeinem neuen Betätigungsfelde alles Gute und die beſten Er⸗ folge zum Wiederaufbau und zur Wiedererſtar⸗ kung unſeres geliebten deutſchen Vaterlandes. Die Partei wird vorerſt von dem Ogruf.⸗Stell⸗ vertreter, Herrn Franzke geführt, bis in einer Amtswalterſitzung der neue hieſige Leiter be⸗ ſtimmt wird.„ *„Mein Heimatland“ 20. Jahrgang, Heft 3/4 1933, Blätter für Volkskunde, Hei⸗ mat- und Naturſchutz, Denkmalpflege, Familien- forſchung, i. A. des Landesvereins Badiſche Heimat, herausgegeben von Hermann Erich Buſſe, Freiburg i. Breisgau. Das neue Doppelheft 3/4 1933 hat wieder eine vorzügliche Bearbei- tung gefunden. In dieſem wird jedem Heimat⸗ freund ſo vieles aus der Seele geſprochen, daß es eine Wonne iſt, dieſe ausgezeichnete Heimat⸗ blätter zu leſen. Von Ladenburg enthält es ebenfalls einen geſchichtlichen Beitrag. Zu beziehen durch oben genannten Herausgeber. * Kreuzberg ⸗Wallfahrt. Wie uns hieſige Teilnehmer erzählen, ſtand die Kreuzberg⸗ Wallfahrt bei Hemsbach⸗Laudenbach in ganz gewaltiger Beteiligung. Auch von hier waren ſehr viele hinübergeilt. Ueber dem herrlichen Gebirgswald lag Gottesſtille. Gebete und Lieder ſorgten für chriſtliche Erbauung. Es waren gnadenreiche Stunden, die man da erlebt hat. Sie werden bei allen in ſtetiger Erinnerung bleiben. * Der Polizeibericht der letzten Woche meldet 1 Anzeigen wegen Diebſtahl u. 1 wegen Fahrraddiebſtahl. * Geſang⸗Verein„Sängerbund.“ Der Verein errang auf dem Geſangswettſtreit in Wallſtadt unter ſchwerſter Konkurrenz mit 215 Punkten einen 1. Preis. Diplom und Ehrenpokal werden demnächſt im Schaufenſter der Buchbinderei Joh. Schweikart ausgeſtellt. * Heſſiſcher Schmiedemeiſtertag. Der Landesverband der heſſiſchen Schmiedebe⸗ triebe, dem rund 1500 Schmiedemeiſter ange⸗ ſchloſſen ſind, hält am 17. und 18. Juni in Rüſſelsheim ſeine diesjährige Haupttagung ab. Verein der Hundefreunde Viern⸗ heim. An Chriſti Himmelfahrt hielt der Ver⸗ ein der Hundeliebhaber Schwetzingen, verbunden mit dem 100jährigen Stadtjubiläum, eine Ka⸗ talogſchau für Hunde aller Raſſen ab bei der ſich auch verſchiedene Mitglieder unſeres Vereins mit ihren Hunden mit beſtem Erfolg an dem Wettſtreit beteiligten. Bewertet wurde der Deutſche Schäferhundrüde, Beſitzer Karl Hof⸗ mann, mit der Note„vorzüglich.“ Hofmann erhielt in dieſem Jahre in Oggersheim und Neckarau mit demſelben Tier die gleiche Note. Die Note„ſehr gut“ erhielt Johann Kiß und Philipp Koob für ihre deutſche Schäferhündinnen. Die Note„vorzüglich“ erhielt ferner die Jagd⸗ hündin(Deutſch Kurzhaar) und„ſehr gut“ die Kocker⸗Spaniel⸗Hündin, beide im Beſitze von Ludwig Lamberth. Drei Schottiſch⸗Terrier, Züchter und Beſitzer Mich. Wieland, erhielten je die Note„ſehr gut.“ Wieland beteiligte ſich mit oben genannten Tieren noch am Zucht- gruppenwettſtreit und errang bei ſtarker Kon⸗ kurrenz mit ſeiner jungen Gruppe, 9 Monate alt, den 4. Zuchtgruppenpreis. Sämtliche vor⸗ erwähnten Hunde erhielten ſchöne Ehrenpreiſe. Möchten dieſe Erfolge ein Anſporn für unſere Mitglieder ſein, ſich mit ihrem guten Hunde⸗ material bei der ſich ihnen bietenden Gelegen⸗ heit der Oeffentlichkeit zu zeigen, der guten Sache zu dienen und damit den Namen des Vereins der Hundefreunde mit der Oeffentlich⸗ keit bekannt zu machen. Der Verein gratuliert ſeinen Siegern recht herzlich. Die ſchwimmende Flugzeuginſel auf dem Ozean. F. P. 1 aniwortet nicht! Das größte techniſche Ereignis der Welt über Pfingſten im Central⸗Film⸗Palaſt! Heute 1. Platz nur 40 Pfg. Der Monat Juni ſteht im Zeichen der Ufa und ſomit kommen dieſen Monat nur erſtklaſſige Spitzen⸗Tonfilmwerke der Ufa zur Aufführung. Die Ufa⸗Filmwerke haben Weltruf und ſtehen überall an erſter Stelle. Beſonders F. P. 1 antwortet nicht, hat die Welt zum aufhorchen gebracht. Es iſt ein Ruhmesblatt deutſcher Ton⸗ filmkunſt. Wird aus Fachkreiſen„Der Rebell“ als beſtes deutſches Tonfilmwerk anerkannt fo wird aber vom Publikum„F. P. 1 antwortet nicht“ als beſtes anerkannt. F. P. 1 gilt als die grandioſeſte Tonfilm-Sehenswürdigkeit d. J. das einzige deutſche Millionen⸗Filmwerk aus deutſchem Kapital hergeſtellt. Im Rahmen der wegweiſenden Ufa⸗Produktion wurde nun in einem neuen Großfilm dieſes intereſſante Problem der ſchwimmenden Inſel als„Flugzeugplattform 1“ „Ovator“ iſt ein wahrer Segen Für Hühner,“ welche Eier legen. Denn in„Ovatot“ ſteckt die Kraft, Die erſt die Legeluſt verſchafft. Die Hühner ſind von ihm entzückt Und legen Eier wie verrückt. Drum prägen Sie ſich bitte ein: „Ovator“ muß im Stalle ſein! A A. J N Fordern Sie beim Futerhändter aus- De. drücklich„Ovator“ ⸗Geflügel⸗Kraftſutter(Miſchſutter) Qvator⸗Kraſtſulter⸗Werk, Düſſeldorſs Haſen behandelt und auch bau-, verkehrs⸗ und betriebs⸗ techniſch in Konſtruktion und Einrichtung durch⸗ dacht und in die Praxis umgeſetzt. Um dieſes Wunder der Technik iſt gleichzeitig eine ſpannende, mitreißende Spielhandlung geſchrieben worden, mit Hans Albers in der Hauptrolle, ſodaß man wohl von„F. P. 1 antwortet nicht“ als dem größten und beachtenswerteſten Filmwerk dieſes Jahres ſprechen kann. Außerordentliche techniſche Mittel wurden für dieſen Film aufgewendet, und die Auswahl hervorragender darſtelleriſche Kräfte gibt dem gigantiſchen Stoff die herzbewegende menſchliche Note. Der Kampf um die Löſung etnes techniſchen Problems, das Ringen zweier Männer— Hans Albers und Paul Hartmann — um eine Frau— Sybille Schmitz, ein neuer Star von Format— verweben ſich in dieſem größten Filmwerk des Jahres zu einem gewaltigen fortreißenden Drama. Die Schlager des Films ſind: 1. Flieger! grüß mir die Son⸗ ne. 2. Ganz hinten wo der Leuchtturm ſteht. Muſik und Geſang ganz ausgezeichnet. Im 2. Teil zeigt man einen Großfilm„Rivalen der Liebe“. Ein ſpannendes Liebes⸗Erlebnis zweier Brüder. Im 3. Teil kommt eine erſtkl. Ton⸗ film⸗ Sehenswürdigkeit: Die Ufa⸗Bomben, Schla⸗ ger der Welt in Bild und Ton. Ein Beſuch dieſes hervorragenden Pfingſtfeſtprogramms iſt ein beſonderes Erlebnis und wird allen lange in Erinnerung bleiben. Heute 1. Platz nur 40 Pfg. Vereins⸗Anzeiger. Klub der Geflügelzüchter 1926. Donnerstag, den 8. Juni abends 9 Uhr findet im Lokal zum goldenen Stern eine Mitgliederverſammlung ſtatt. Tagesordnung im Lokal. Vollzähliges Erſcheinen wünſcht Der Vorſtand. Verſchiedenes Holzſkulpturen, mik den Jähnen ausge. führt. Das Neuyorker Nationalmuſeum der Vereinigten Staaten at eine abſonderliche Sammlung von Sl turen erworben, die das Smithſonian⸗Inſtitut bei dem Stamm der Chippeway⸗Indianer aufgeſtöbert hatte. Es handelt ſich um eine wohl einzig daſtehen⸗ de Kunſtform, die bis vor einer Generation von den Frauen des Chippewayſtammes ausgeübt wurde und darin beſtand, mit den Zähnen aus Birkenrinde Skulpturen zu for⸗ men. Die von dem Nationalmuſeum erwor⸗ benen Stücke beſtehen aus kleinen Rindenf⸗ len, aus denen ſtiliſierte Zeichen, Ornamen. und geometriſche Figuren mit bemerkens⸗ werter Geſchicklichkeit„ausgebiſſen“ ſind. Die Bilder erſcheinen durchſichtig, wenn man ſie gegen das Licht hält. Heute haben die Frau⸗ en der Chippeway⸗Indianer die Geſchicklich⸗ keit ihrer Großmütter, die Zähne als Meiſel zu gebrauchen, verloren; ſie haben überdies auch nicht mehr die Fähigkeit, einen Gegen⸗ ſtand oder eine menſchliche Geſtalt unverän⸗ derlich in der Phantaſie feſtzuhalten, daß ſie ſie in künſtleriſcher Form wiedergeben kön nen. ü Haben Sie ſchon das gewaltige Ufa Tonfilmwerk im Central geſehen? Wollen Sie nicht was Außzergewöhnliches ſehen und hören z. B. Dann beſuchen Sie noch heute das ganz erſtkl. Pfingſtprogramm 1 L antwortet Laſſen Sie ſich nicht dieſe Tonfilm⸗Sehenswürdigkeit entgehen. Auch das reichhaltige Beiprogramm iſt ganz erſtklaſſig. — nicht. Heute 1. Platz nur 40 Pfg. Balkon u. Sperrſitz nur 60 Pfg. CC Meue Kartoffel 3 Pfund 28 Pig. Matjes-Heringe 3 Stück. 1 1 34 Pig. Neue Zwiebel 8 Pfund 28 Pig. Butter-Abschlag Molkereihutter hne 1.40 Techutter Pfund 1.45 Ammer ads doro möglichst Nähe Rathaus, sofort zu mieten gesucht. Offerten unter Preisangabe, an den Verlag dieſer Zeitung. e Gute Ef- Rartottein Zentner 1.90 Mark zu verkaufen Holmannstraſle 1. eee eee Guterhalterner mod. Kinder⸗ wagen preiswert zu verkaufen. ickandersir. d. Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 7. Juni von 2—4 Uhr im hieſigen Krankenhauſe ſtatt. Arbels-Auzube 3.75 Mk. Georg Martin Kiesſtraße 2 J J J g l Mikolaus Effler billige Futtermittel Haferflocken ſehr ſchön Pfd. 15 Pfg. Goldhirfe Pfd. 18. Bruchreis Pfd. 11. Gerſte Pfd. 11 Welzen Pfd. 13 Hühner⸗Legefutter Pfd. 12 Hühner⸗Legemehl Pfd. 13 * 1 . 0 Soyaschrot Pfd. 9 Futtermehl Pfd. 8 Weizennachmehl Weizenkleie Pfd. 6 7 und dazu noch 5% Nabatt! Hikolaus Effle Lebensmittel Pfd. 11 S S SS SSS SS DS öS J ö (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger-⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 130 Mittwoch, den 7. Juni 1933 50. Jahrgang Auch in Frankreich Das Syſtem des reinen Parlamen⸗ taris mus 75 auch auf dem europäiſchen Kontinent bisher in Frankreich am ge⸗ treueſten erhalten. Mochte es anderswo auch noch ſo große innerpolitiſche Schwierig⸗ keiten geben— in Frankreich ging das Spiel auf der parlamentariſchen Bühne wei⸗ ter und es gelang der Regierung ſchließlich immer wieder, ihre Ziele durchzuſetzen, wo⸗ bei ſie ſich bald auf das Oberhaus— den Senat—, bald wieder auf das Unterhaus— die Abgeordnetenkammer— ſtützte. Selbſt⸗ verſtändlich ging das nicht immer völlig rei⸗ bungslos vor ſich, aber im allgemeinen funk⸗ tionierte das Syſtem. Man iſt in Frankreich im Parteiweſen ſo konſervativ wie faſt nir⸗ gendwo, allerdings aber auch nicht ſo dok⸗ trinär, wie in anderen Ländern. Dieſe Tat⸗ ſachen erklären es, daß am Parlamentaris⸗ mus auch in ſchwierigen Zeiten feſtgehalten werden konnte. Jetzt allerdings geht es auch in Frank⸗ reich nicht immer ſo glatt wie die ganze Zeit über. Jetzt zeigen ſich auch in Frankreich Syſtemmängel, die Reformen ver⸗ langen. Zum mindeſten machen ſich Anzei⸗ chen einer neuen Parteigruppie⸗ rung bemerkbar, nachdem die Regierung, an deren Spitze Miniſterpräſident Dal a⸗ dier ſteht, ſich bisher auf die große links⸗ bürgerliche Gruppe der Radikalen und auf die Sozialdemokraten ſtützte. der Ausgangspunkt der neuen Schwierig⸗ keiten war der Staatsvoranſchlag für 1933. Erſtmals hat das Parlament ein Budget verabſchiedet, das ein Defizit von rund drei Milliarden aufweiſt. Es war nicht leicht, eine Einigung zwiſchen Se⸗ nat und Kammer herbeizuführen, denn der Senat, deſſen Mitglieder auf 9 Jahre und durch ein indirektes Wahlſyſtem gewählt werden, hat weniger Rückſicht auf die Volks⸗ ſtimmung zu nehmen als die Mitglieder der Abgeordnetenkammer, die die Gunſt der Menge brauchen, wenn ſie wiedergewählt werden wollen. Jedes Mal nämlich, wenn im Verlauf einer Legislaturperiode eine Parteigruppe, ob ſie rechts oder links ſteht, Steuererhöhungen bewilligen mußte, iſt ſie bei den nächſten Wahlen ge⸗ ſchlagen worden. Die Linksparteien, die jetzt am Ruder ſind, zögern alſo erklärlicherweiſe mit Einſchränkungen, die beiſpielsweiſe den Beamtenkörper treffen könnten, und ebenſo mit weſentlichen Steuererhöhungen, die un⸗ mittelbar die Finanz und die Wirtſchaft, ſo⸗ weit ſie ſich über den Mittelſtand erhebt, be⸗ ſonders belaſten würden. Man erkennt ſchon jetzt, in welchem Maße die Regierungsparteien unpo⸗ pulär geworden ſind, denn es hat ſich— für Frankreich etwas ganz Neues— eine ereinigung der Steuerzahler gebildet, die nicht davor zurückſchreckte, durch allgemeine Kundgebungen dem Parlament ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck zu brin⸗ gen. Dieſe Bewegung beginnt anti⸗par⸗ lamentariſch zu werden, und es werden Gedanken erörtert, die darauf abzielen, je⸗ nen weſtlichen Parlamentarismus abzu⸗ ſchaffen, der bis jetzt in Frankreich in unbeſchränktem Maße geherrſcht hat. Selbſt Miniſterpräſident Daladier hat die Ueber⸗ zeugung gewonnen, daß die Bewegung der Steuerzahler, die man eine Bewegung des Mittelſtandes nennen könnte, nachdem ſie zum Proteſt gegen das Einnahmebudget die Schließung faſt aller Pariſer Einzelgeſchäfte ür einige Stunden erzielte, einen Charak⸗ ter annimmt, gegen den ſchließlich, wenn nicht ein Abflauen feſtzuſtellen ſein wird, je Regierung wird Front machen müſſen. Man würde übertreiben, wolle man an⸗ eſichts dieſer Agitation von einem ernſten Kriſenzuſtand ſprechen. Das Uebel kann be⸗ ſeitigt werden, wenn das franzöſiſche Steu⸗ 9 en reformiert wird. Es fragt ſich nur, ob die Regierung genügend Zeit hat, eine derartige Reform noch in dieſem Jahre durchzuführen. Aus dieſem Grund hört man zuch oft davon ſprechen, daß es vielleicht beſ⸗ Viererpakt wird ſabotiert Ein franzöſiſcher Ministerrat— Franzöſiſche Abänderungsvorſchläge zum Viererpalt Ein ganz neuer Text— Er muß erſt geprüft werden Paris, 7. Juni. Wie amtlich mitgeteilt wird, erſtatteten am Dienstag in einem Miniſterrat un⸗ ter Vorſitz des Präſidenten der Republik Lebrun, Miniſterpräſident Daladie: und Außenminiſter Paul⸗Boncour über den Stand der Verhandlungen zum Viererpakt ſowie über die an dem urſprüng⸗ lichen Entwurf vorgenommenen Abände— rungen Bericht. Der Miniſterrat hat beſchloſſen, den franzöſiſchen Botſchafter in Rom zu er⸗ mächtigen, den Text dieſes Paktes zu paraphieren. Wer dieſe amtliche Veröffentlichung ober lächlich lieſt, könnte glauben, die franzö⸗ iſche Regierung habe dem Vorſchlag Muſſo⸗ klinis auf Abſchluß eines Freundſchaftsver⸗ trags zwiſchen den vier europäiſchen Groß⸗ mächten— Italien, Deutſchland, England, Fe— zugeſtimmt. Eine ſolche nnahme aber wäre ein großer Irrtum. In Wirklichkeit hat die franzöſiſche Regierung den klaren und einfachen Entwurf des ita lieniſchen Regierungschefs mit einer ſolchen Fülle von Abänderungsvorſchlägen bepackt its etwas ganz anderes daraus geworder Man kann ſagen, daß die franzöſiſche Regierung drauf und dran iſt, das Pro- jekt Muſſolinis zu ſabotieren, genau ſo, wie ſie es nun ſchon ſeit Jahr und Tag mit all den Anregungen gemacht hat, die von anderer Seite— beſonders von Amerika— ausgegangen ſind, zu dem Iwecke, Europa zu befrieden und der internationalen Politik neue Wege zu meiſon. ſer wäre, das Defizit in das Etatjahr 1934 u übernehmen, um alsdann die große e ee durchzuführen. Das iſt Zukunftsmuſik, von der im Augenblick nie⸗ mand ſagen kann, ob ſie ſich erfüllen wird. Tatſache aber iſt, daß der Gedanke Tar⸗ dieus, eine Aenderung der Verfaſ⸗ ſung vorzunehmen, dergeſtalt, daß die Rechte des Parlaments eingeſchränkt wer⸗ den, immer mehr an Boden gewinnt, ſchon deshalb, weil die ſozialiſtiſche Partei, auf deren Unterſtützung die Linksregierungen angewieſen ſind, nicht einig iſt. Zum erſten Mal haben die Soziali⸗ ſten ſich dazu entſchließen müſſen, das Bud⸗ get in ſeiner Geſamtheit anzunehmen; trotz des Fraktionszwanges haben allerdings 29 Sozialiſten bei der dritten Leſung des Etats gegen die Regierung geſtimmt. Der Partei⸗ tag in Avignon, der die Meinungsverſchie— denheiten innerhalb der ſozialiſtiſchen Par⸗ tei löſen ſollte, hat keine Einigung gebracht, und es iſt anzunehmen, daß im Verlaufe des ordentlichen Jahreskongreſſes, der im Herbſt ſtattfindet, eine bereinigende Auseinander— ſetzung kommen wird, die vielleicht eine Spaltung der Sozialiſten im Ge⸗ folge haben wird. Wenn dieſe Spaltung ein⸗ treken ſollte, iſt eine Linksregierung auf der jetzigen Grundlage unmöglich. Die radikale Partei wird alſo nach rechts ausgreifen müſſen, ſie wird mit dem linken Flügel der Oppoſition paktieren, und ſo wird es oiel⸗ leicht kommen wie in der Legislaturperiode 1924—1928, daß auch jetzt wieder eine links⸗ gerichtete Kammer unter ſtarkem Druck rechtsſtehender Elemente ihre Arbeiten be⸗ enden wird. Jedenfalls iſt es ein politiſch wichtiges Faktum, daß ſich nun auch in Frankreich eine Bewegung gegen das parlamentariſche Regime zu regen beginnt. ſen alſo jetzt auch dem Vorſchlag Muſſolinis gegenüber anwenden. Man durchſchaut je⸗ doch dieſen Plan auf den erſten Blick, und es bleibt zu hoffen, daß auch Muſſolini ſel⸗ ber erklärt, daß von einer ſolchen Verwäſ— ſerung ſeines Projekts nicht die Rede ſein darf. Muſſolini will bekanntlich einen Freundſchaftsvertrag zwiſchen den erwähn⸗ ten Großmächten auf der Grundlage der Gleichberechtigung und der Mög— lichkeit, die ſogenannten„Friedensverträge“, die ja in Wirklichkeit brutale Gewaltdiktate ſind, zu revidieren. Wenn Frankreich nun dieſem Muſſoliniplan einen ganz anderen Sinn gibt, ſo hat Italien, ſo hat aber auch insbeſondere Deutſchland, gar keinen Anlaß, ſich auf ein ſolches übles Spiel ein— zulaſſen. Die franzöſiſchen Taſchenſpielerkünſte Die franzöſiſche Diplomatie iſt beſtrebt, die von ihr geübte Sabotage des Muſ⸗ ſoliniplans zu vertuſchen. Das zeigt die ſchon oben wiedergegebene amtliche Ver⸗ lautbarung. Noch deutlicher geht das aber aus der nachſtehenden Meldung der halb— amtlichen franzöſiſchen Nachrichtenbüros Ha⸗ vas hervor. Dieſes Büro bringt zu dem Miniſterrat vom Dienstag noch folgende Einzelheiten: Das Hauptereignis der Bera— tung war die Annahme des neuen Textes des Viererpaktes durch Frankreich, alſo des Textes, der bereits die Zuſtimmung Ita— liens und Englands gefunden habe(22). Das bedeutet, daß das Abkommen im Laufe des heutigen Tages paraphiert werde, wenn Deutſchland ihm ſeine Ju- ſtimmung gebe. Die von der Regierung Daladier vorgeſchlagene und angenom- Dieſes gleiche Manöver wollen die Franzo⸗ mene Faſſung ſtelle den Pakt deutlich in Deutschland und Leſterreich Jwei öſterreichiſche Miniſterreden. Klagenfurk, 7. Juni. In einer vom Landbund für Kärnten ver— anſtalteten Helden-Gedenkfeier teilte der Landeshauptmann mit, daß ſeitens der Paſ⸗ ſauer VDA.⸗Tagung eine Begrüßungsde— peſche eingegangen ſei, die mit den Worten ſchließt: Was wir verſprochen haben, wollen wir halten und ein anderes Jahr nach Kla— genfurt kommen. Bundesminiſter Schu m⸗ mi erklärte: Wir haben die Pflicht, die Un⸗ abhängigkeit Oeſterreichs hoch zu halten. In unſeren Beziehungen zum Deutſchen Reich, das mit uns im Kriege treue Waffen— brüderſchaft gehalten hat, iſt allerdings in der letzten Zeit eine bedauerliche Trübung eingetreten. Nach Regen aber kommt Sonnenſchein und ich kann nur erklären, daß wir nach al⸗ len Kräften bemüht ſein werden, die Span⸗ nungen abzubauen und das gegenſeitige Verhältnis ſobald wie möglich zu beſſern. Vizekanzler Winkler betonte gleich— falls die Notwendigkeit, Oeſterreichs Unab— hängigkeit zu erhalten. Oeſterreich müſſe ein deutſcher Staat bleiben und dem deut⸗ ſchen Volke in Oeſterreich müſſe das Recht der Selbſtbeſtimmung gewahrt bleiben. Hin— weg über allen Parteihader und Streit müſſe die Erkenntnis der Schickſalsverbun— denheit aller Deutſcher wachgehalten bleiben. Oeſterreich muß deutſch, frei und unab- hängig bleiben. Die Oſtmark ſei nicht zu dem Jweck geſchaffen worden, um dieſen deut⸗ ſchen Stamm ſeiner ihm von Natur aus ge⸗ gegebenen Sendung und Beſtimmung zu enkfremden. An Kufſtein kam es zu ſchweren den Rahmen des Völkerbundes hinein und gebe hinſichtlich der Abrüſtungs- frage volle Genugtuung. Alſo, da haben wirs: Deutſchland ſoll die Schuld daran haben, wenn der Muſ— ſolini-Pakt nicht ſofort zu Papier gebracht werden kann, oder gar ſcheitert! Das iſt ein aufgelegter Schwindel. In Wirklichkeit hat Deutſchland dem urſprüng⸗ lichen Entwurf Muſſolinis längſt zuge- ſtimmt, aber Frankreich ſucht den Plan zu ſabotieren. Man darf geſpannt darauf ſein, ob die Welt auf dieſe plumpen Taſchenſpie⸗ bal der franzöſiſchen Diplomaten her— einfällt. Der deutſche Standpunkt Berlin, 7. Juni. Zu der Pariſer Meldung, daß der fran— zöſiſche Botſchafter in Rom ermächtigt wor⸗ den ſei, den Viererpakt zu paraphieren, wird von unterrichteter Seite bemerkt, daß der Muſſolini⸗Plan durch die mehrfachen franzöſiſchen Abänderungen ſeinen ur⸗ ſprünglichen Charakter verloren hat; bei dem in Berlin eingegangenen Pakt⸗ entwurf handelt es ſich um einen ganz neuen Text, der ſeitens der Reichsregie⸗ rung einer ſorgfältigen Prüfung unker⸗ zogen wird. Soweit die Aeußerung von unterrichteter deutſcher Seite. Der deutſche Stand— punkt iſt im übrigen ganz klar: wir begrü⸗ ßen nach wie vor den Vorſchlag Muſſolinis, verwahren uns aber dagegen, daß die Fran⸗ zoſen dieſen Vorſchlag umfälſchen, um daraus ein Inſtrument für die franzöſiſche Außenpolitik zu machen, die bekanntlich auf dauernde Niederhaltung Deutſchlands aus— geht. Schlägereien zwiſchen und Heimwehrleuten. letzte. Standantenführer tot aufgefunden Der nakionalſozialiſtiſche Skandarkenfüh⸗ rer Max Seumig wurde in ſeiner Klagen⸗ furter Wohnung im Bett kot aufgefunden. Die Leiche wird zur Klärung der Todesur⸗ ſache obduzierk. Politisches Allerlei Berlin. Der für die Zentrumspartei im Wahlkreis 18(Weſtfalen-Süd) gewählte Ab⸗ geordnete Landwirtſchaftsrat Hch. Schmidt⸗ oſtadt hat ſein Reichstagsmandat nieder⸗ Nationalſoziatiſten Es gab mehrere Ver⸗ Die Reichsſchaft deutſcher Pfadfinder hat ihren Austritt aus dem Großdeutſchen Bund vollzogen, da ſie nach Auffaſſung der Bundesleitung in dieſem keine Gemeinſchaftsarbeit als Pfadfinder im natio— nalſozialiſtiſchen Staate leiſten könne. Rom. Das vom öſterreichiſchen Bundes— kanzler Dollfuß und dem Kardinalſtaatsſekre⸗ tär Pacellt unterzeichnete Konkordat ſieht die Schaffung einer Diözeſe Innsbruck vor. Weiter wird in dem Konkordat feſtgeſetzt, daß die kirchliche Trauung auch zivilrechtliche Wirkſamkeit haben ſoll. Deutſche Tagesschau Der Bericht über die Romreiſe. Wie jetzt mitgeteilt wird, hat Adolf Hit⸗ ler die Pfingſttage in Oberſalzberg bei Berchtesgaden verbracht. Reichsminiſter Dir. Göbbels weilte bei ihm zu Beſuch und hatte ausgiebig Gelegenheit, über die Rom⸗ reiſe zu berichten. Nachtfunl Reichsminiſter 1 Reichskanzler während deſſen Pfingſtaufent⸗ halt in Berchtesgaden und erſtattete Bericht über ſeine Romreiſe. Die Reichsregierung unterzieht zurzeit den neuen Text des Viererpakkes, der durch die mehrfachen franzöſiſchen Abänderungen ſeinen ürſprünglichen Inhalt verloren hat, einer Prüfung. Der preußiſche Miniſterpräſident hat in einem Runderlaß an die Polizeibehörden gegen unzuläſſige Aktionen gegen Konſum— genoſſenſchaften Stellung genommen. Auf den Berliner afghaniſchen Geſandten verübte am Dienstag im Geſandtſchaftsge— bäude ein Afghane ein Revolverattentat, dem der Geſandte bald darnach erlegen iſt. Der Täter wurde feſtgenommen. Elf engliſche Privatflugzeuge, die auf Einladung des Aero-Clubs eine Pfingſt⸗ fahrt über Deutſchland unternehmen, trafen am Dienstag in Berlin ein, wo ſie feſtlich begrüßt wurden. Der Völkerbundsrat nahm am Dienstag den Bericht des Juriſtenausſchuſſes über die Petition Bernheim bei Stimmenthaltung des deutſchen und des italieniſchen Vertre— ters an. In Vaduz(Liechtenſtein) beginnt am heu— tigen Mittwoch der Prozeß wegen des Ent⸗ führungsverſuchs an den Brüdern Rotter. Geſellentag erlaubt Die Münchener Polizei ſtellt Bedingungen. München, 7. Juni. Der von der politiſchen Polizei verbotene Katholiſche Geſellentag wurde unter der Bedingung zugelaſſen, daß dieſe Veranſtal⸗ tung auf den Ausſtellungspark und das Dante⸗Stadion beſchränkt bleibt und daß außerhalb des Ausſtellungsparks und des Dante⸗Stadions weder Aufmürſche ſtattfin⸗ den, noch entrollte Fahnen gezeigt werden. Leſterreichs Konkordat Bundeskanzler Dr. Dollfuß über ſeine Romreiſe. ö Wien, 7. Juni. Auf der Rückreiſe von Rom begrüßte Bundesminiſter Vaugoin den Bundeskanz⸗ ler namens der Regierungsmitglieder. Bun⸗ deskanzler Dr. Dollfuß dankte für die Be⸗ grüßung und führte u. a. aus: Der Hauptzweck der Reiſe nach Rom war der Abſchluß des Konkordals mit dem heili⸗ gen Stuhl. Ich hatte auch Gelegenheit, mit Muſſolini längere Unterredungen zu führen und möchte ausdrücklich bekonen, daß ich auch diesmal wieder aus Rom mit der Ueberzeugung zurückgekehrt bin, daß in Italien und in Muſſolini das ſelbſtändige dige Oeſterreich und das öſterreichiſche Volk einen warmen Freund beſitzk. Zum Schluß betonte Dr. Dollfuß, daß der Abſchluß des Konkordats für Oeſterreich eine Großtat bedeute und nicht zuletzt auch eine Anerkennung des Heiligen Stuhles für das ſelbſtändige Oeſterreich und ſeine Wieder— aufbauarbeit darſtellte. Das„gefährliche“ Halenkreuz Beläſtigung eines Deutſchen in Brüſſel, Brüſſel, 7. Juni. Ein aus Südweſtafrika ſtammender Deut— ſcher, der von einem im Hafen von Antwer- pen liegenden Dampfer einen Ausflug nach Brüſſel unternommen hatte, wurde vom bel— giſchen Publikum beläſtigt, weil er on ſei— tem Anzug ein Hakenkreuzabzeichen trug. Die Menge ging zu FTlätlichkeiten über, bis ein Polizeibeamter ſich des Deutſchen an— nahm. Da die ſtändig anwachſende Men— chenmenge weiter eine bedrohliche Haltung einnahm, wurde der Deutſche in Polizei— gewahrſamm genommen. Die von dem Vor⸗ fall benachrichtigte deutſche Geſandtſchaft in Brüſſel erreichte die Freilaſſung des Inhaf⸗ tierten, nachdem er zwecks Verfolgung der Täter zu Protokoll vernommen worden war — Schwerer Verkehrsunfall Zwei Tole, zahlreiche Verletzte. Berlin, 7. Juni. Der Führer eines Kraftwagens, der in überaus ſchneller Fahrt die Invalidenſtraße im Norden Berlin in der Nähe des Stetti⸗ ner Bahnhofs entlang fuhr, verlor die Ge— walt über ſeinen Wagen und rammte einen Straßenbahnwagen. Der Kraftwagen geriet in Brand. der Führer des Kraftwagens wurde ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Wege ins Kranken- haus ſtarb. Von den beiden Mitfahrern des Kraftwagens wurde einer getötel und einer ſchwer verletzt. Der Führer des Straßen- bahnwagens mußte mit ſchweren Verletzun⸗ gen ius Krankenhaus gebracht werden. Außerdem erlitten noch ſechs Perſonen Verletzungen. Bei den meiſten von ihnen handelt es ſich um Fußgänger oder Fahr⸗ gäſte des Straßenbahnwagens. „ en Attentat auf einen Geſandten N Der afghanische Geſandte durch Nevolveranſchlag getötet Berlin, 7. Juni Der 33 Jahre alte Afghane Kemal Syed verlangte am Dienstag vormittag im Geſandtſchaftsgebäude den afghaniſchen Geſandten zu ſprechen. Er wurde auch vor⸗ gelaſſen und gab ſofort bei Betreten des Zimmers fünf Schüſſe auf den Geſandten ab. Ein Schuß traf den Geſandten in die Bruſt. Der Täter wurde feſtgenommen. Ueber die Gründe ſeiner Tat verweigert er die Ausſage. a Der Geſandte Sirdar Mohamed Aziz Khan iſt ſeinen ſchweren Verletzungen er⸗ legen. Der Geſandte Sirdar Mohamed Aziz Khan ſtand im 55. Lebensjahre. Er war ein älterer Bruder des gegenwärtig re— gierenden Königs von Afghaniſtan. Die Tat und der Täter Zu dem Anſchlag werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Der Geſandte war gerade im Beariff. mit einem Bekannten, dem Studenten Mohamed Attik, das Haus zu einem Spaziergang zu verlaſſen, als ihm am Treppenaufgang der 33 Jahre alte Afghane Kemal Syed entgegentrat, der mit dem Ruf„Für die Freiheit!“ zwei Schüſſe auf den Geſandten abfeuerte. Durch den erſten Schuß wurde der Ge. ſandte ſofort in die Bruſt getroffen und ſchwer verletzt. Der zweike Schuß traf den Begleiter an der Schulter. Dieſer warf ſich ſofort trotz der Verletzung auf den Täter gemeinſam mit einem Diener, der dem Geſandten in den Mantel helfen wollte. Obwohl der Schütze noch drei wei⸗ tere Schüſſe abgab, konnten ihn die beiden feſthalten, bis Polizeibeamte hinzukamen. Der Täter iſt auf der Bolſchaft von Ge⸗ ſandtſchaftsfeſtlichkeiten her bekannk. Er gehört zu einer Studentengruppe, die ſchon ſeit Jahren mit Unterſtützung der af⸗ ghaniſchen Regierung in Deutſchland ſtu⸗ diert. Engliſcher Beſuch Deutſchlandfahrt britiſcher Flieger. Trier, 7. Juni. Auf dem Flugplatz Trier landeten acht engliſche Flugzeuge, die von Bonn kamen. In ihrer Begleitung befanden ſich zwei Düſſeldorfer Sportflugzeuge. Die eng⸗ liſchen Flieger wurden von Regierungsrat Heppetz im Namen des Trierer Vereins für Luftfahrt herzlich willkommen geheißen. Auf Befragen erklärten die Engländer, daß ſie Deutſchland bewunderten und der deülſchen Regierung und ihrem Führer die höchſte Hochachtung zollten. Am Dienstag nachmittag trafen die eng— liſchen Gäſte— 24 Perſonen in 11 Flug⸗ zeugen— in Berlin ein. Zur Begrüßung hatten ſich außer dem Luftfahrtattache der engliſchen Botſchaft Oberſt Herring, zahl⸗ reiche bekannte deutſche Flieger, ferner der Staatsſekretär im Luftfahrtminiſterium, Milch, Vertreter der Behörden ſowie faſt der geſamte Aero-Club von Deutſchland ein⸗ gefunden. Der Präſident des Aero-Clubs, Major von Kehler, betonte in ſeiner Begrü⸗ ßungsanſprache, die deutſch⸗engliſche Sport⸗ freundſchaft möge dazu beitragen, das Band zwiſchen den beiden Nationen enger zu knüpfen. 5 Der Vizepräſidenk des Aero-Clubs, Gerk von Höppner, gab der Hoffnung Ausdruck, die engliſchen Flieger könnten ſich davon überzeugen, daß die über Deutſchland ver⸗ breiteten Greuelmeldungen nichts als Jalſch⸗ meldungen ſeien. Die Flieger, die einige Tage in Berlin Gäſte der Reichsregierung ſind, werden, ehe ſie in ihre Heimat zurückkehren, Schwerin, Kiel und Hamburg anfliegen. Auslunds⸗Mundſchau Nachſpiel zu den Genfer Unruhen. Wie aus Bern gemeldet wird, wurde am Dienstag in dem Prozeß gegen Leon Ni⸗ cole wegen der Genfer Unruhen vom 9. November v. J. von der Kkiminalkammer des Bundesgerichtes das Urteil verkündet. Nicole wurde zu ſechs Monaten Gefängnis und 100 Franken Geldſtrafe verurteilt. 60 Tage werden ihm auf die Unterſuchungshaft angerechnet. Die übrigen Angeklagten erhiel— ten Gefängnisſtrafen von zwei bis vier Mona⸗ ten und Geldstrafen in Höhe von 30 bis 50 Franken. Schwere Zuſammeuſtöße in Indien. Im indiſchen Fürſtentum Alwar iſt es zu ſchweren Zuſammenſtößen zwiſchen Hindus und Mohammedanern gekommen. In dem Dorf Salarvur wurden vier Perſonen getötet und 12 verwundet. Obwohl Alwar über eigenes Militär verfügt, hat ſich die britiſche Zentralverwaltung veranlaßt geſehen, anglo— indiſche Truppen in das Fürſtentum zu ent⸗ ſenden. Der Maharadſcha von Alwar hat wie erinnerlich— vor kurzer Zeit das Land verlaſſen, um ſich nach England zu be⸗ geben. Unzuläſſige Aktionen gegen Konſumgenoſſen⸗ ſchaften. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, hat der preußiſche Miniſterpräſident und Innenminiſter Göring an ſämtliche Polizeibehörden folgenden Runderlaß gerich⸗ tet:„Die Reichsregierung hat im Zuſammen⸗ hang mit dem Beſchluß, die Wirtſchaftsaktio⸗ nen für Konſumgenoſſenſchaften nicht fortzu⸗ ſetzen, kürzlich durch die Preſſe erklären laſ⸗ ſen, daß Maßnahmen gegen den Beſtand der Konſumgenoſſenſchaften nicht beabſichtigt ſeien, und daß Einzelaktionen gegen Konſumgenoſ⸗ ſenſchaften, durch die nur die Spargelder zahl⸗ reicher Volksgenoſſen gefährdet werden wür⸗ den, mißbilligt würden. Nichtsdeſtoweniger gehen fortgeſetzt Beſchwerden darüber ein, daß weiterhin, namentlich durch Organe des Nane e des gewerblichen Mittelſtandes ö Konſumgenoſſenſchaften beſetzr, die leitenden Perſonen an der Ausübung ihrer Tätigkeit gehindert und Verteilungsſtellen geſchloſſen wurden. Solche Eingriffe in das Wirtſchafts⸗ lohen von unbefugter Weiſe können auf kei⸗ ren Fall geduldet werden. Ich erſuche daher die Polizeibehörden, in Zukunft Uebergriffe dieſer Art mit aller Schärfe zu unterdrük⸗ ken und vorkommendenfalls die Beſtra⸗ fung der Schuldigen herbeizuführen.“ Feine Frühſtütke Gedeck 24 Mark. Berlin, 7. Juni. Die neuen Direktoren der Berliner Brennſtoffgeſellſchaft konnten bei der von Staatskommiſſar Bürgermeiſter Dr. Maretzky veranlaßten Unterſuchung des Geſchäftsgebarens der früheren marxiſtiſchen Leitung, die friſtlos entlaſſen wurde, wei⸗ teres Material ſicherſtellen, aus dem ſich eine geradezu hemmungsloſe Verſchwen⸗ dungsſucht ergibt. Bei den zahlreichen Eſ⸗ ſen, die von den früheren Machthabern bei jeder nur denkbaren Gelegenheit gegeben wurden, ſind für ein Gedeck 24 Mark be⸗ zahlt worden. Die Zigarrenpreiſe gingen bis zu 2 Mark pro Stück und ſelbſtverſtänd⸗ lich wurde erleſenes Konfekt für die Damen nicht vergeſſen. Was an beſten Weinen und Likören ver- braucht wurde, überſteigt in einzelnen Fäl- len jede Vorſtellung, ſo 01 vermuket wer⸗ den muß, daß einzelne Teilnehmer von den Jeſtlichkeiten auch ihren häuslichen Bedarf gedeckt haben. Ein einziges Frühſtück, an dem 19 Perſonen keilnahmen, koſteke 949.85 Mark. Dabei wurden eineinviertkel Pfund Kaviar verbraucht. Der Wert deſſen, was jeder Teilnehmer bei dieſem kleinen„Früh⸗ ſtück“ verzehrke, überſteigt das Wochenein⸗ kommen der meiſten Arbeitkerfamilien. Vor einem Kirchenkonflikt in Spanien. Der Zerfall des einſt blühenden Spa⸗ nens macht unter der jetzigen Herrſchaft weitere Fortſchritte. Die Zerriſſenheit der Be⸗ völkerung greift zuſehends um ſich, und die Wirtſchaft leidet natürlich am ſtärkſten unter der verworrenen Lage. Jetzt ſcheint Spanien auch noch in einen Kirchenkonflikt hin⸗ einzugeraten. Entgegen den Erwartungen der katholiſchen Kreiſe des Landes iſt das Ge⸗ ſetz über die Konfeſſionen und Kongregationen in Kraft geſetzt worden. Die ſpaniſchen Bi⸗ ſchöfe veröffentlichen dazu eine gemeinſchaft⸗ liche Erklärung, worin ſie vor allem gegen die bevorſtehende Auflöſung der religiös ge— leiteten Schulen proteſtieren, ferner gegen die Rechte der Kirchen ſowie gegen die Aufhebung der Rechte der Eltern, die Erziehung der Kin— der zu beſtimmen. Entſchädigungsklage Ein Nachſpiel zur Verhaftung des Kommerzienrals Meußdörſer. Bayreuth, 7. Juni. Wie man ſich erinnert, war Kommerzien⸗ rat Meußdörfer(Kulmbach) unter dem Verdacht, ſeine Gattin ermordet zu haben, verhaftet worden. Er war längere Zeit in Unterſuchungshaft, bis ſich ſeine Unſchuld herausſtellte. Vor dem Landgericht Bay⸗ reuth wurde jetzt eine Entſchädigungs⸗ klage Meußdörffers gegen den bayeri⸗ ſchen Staat verhandelt. Der Vertreter des Klägers wiederholte ſeinen im Novem⸗ ber 1932 geſtellten Antrag auf Zahlung einer Entſchädigungsſumme von rund 65 000 Mark. Der zweite Vertreter begründete die Forderung auf Zahlung eines Schmerzens⸗ geldes von 25 Mark und warf dem Un⸗ terſuchungsrichter und Staatsanwalt, die damals den Fall behandelten, vor, daß ſie ze Feſtſtellungen, die damals den Fall be⸗ handelten, vor, daß ſie ihre Feſtſtellungen recht langſam getroffen hätten. Es ſeien rz ehler gemacht worden und grobe erſtöße gegen die geſetzlichen Beſtimmun⸗ weitgehend entgegengekommen 1 8517 „ 915 erfolgt und die unterſus urch verlängert worden 7 Der Vertreter des Jiskus erwiderte, die in der Unterſuchung käligen Beamten hätten weiter nichts getan als ihre Pflicht. Das Verhalten des Klägers in der Mordnacht ſei ſo merkwürdig 9 10 en, daß verankwor⸗ tungsbewußten Dienſtſtellen nichts anderes übrig geblieben ſei, als zur Verhaftung zu ſchreiten. der bayeriſche Slaat ſei bereſis lung einer Summe von 7200 Mark un- ſchuldig erlittene Unkerſuchungshaft. Die Entſcheidung wurde auf den 14. Juli vertagt. Eigenartiger Unfall Ein zweites Eiſenbahnunglück in Frankreich im letzten Augenblick verhütet. Paris, 7. Juni. Nachdem ſich am erſten Feiertag das große Eiſenbahnunglück bei Nantes ereignet hat, wäre es am Abend des zweiten Feier⸗ tages infolge eines ganz ungewöhnlichen Vorkommniſſes beinahe wieder zu einem Eiſenbahnunglück gekommen. Der Vorfall hat ſich folgendermaßen abgeſpielt: Auf einem Vorortzug, der von Paris nach Mon⸗ tereau fuhr, gerieten die Kleider des Loko⸗ motivführers in Brand. Von Schmer⸗ zen gepeinigt ſprang er von der Lokomotive ab und wurde von einem entgegenkommen, den Zuge überfahren und verſtümmelt. Der Heizer übernahm darauf die Führung der Lokomotive. i Aber auch ſeine Kleider gerieken in Brand ſo daß es nicht mehr möglich war, den Jug Nerd Halten zu bringen. Glücklicherweiſe wan er Zugbegleiter aufmerkſam geworden. E; arbeitete ſich zur Lokomokive vor und konnt, auf Grund der Winke, die ihm der faſt ohn mächtige Heizer gab, den Jug mit den erfor⸗ derlichen Hebelgriffen katſächlich anhalten. Noch vor der Einlieferung ins Krankenhaus iſt auch der Heizer ſeinen Brondwunden er. legen. Letzte Nachrichten Der neue Viererpakt. Berlin, 7. Juni. Zu dem neuen Text des Viererpaktes wird noch bekannt, daß England und Italien ihre Zuſtimmung bis⸗ her nicht erteilt haben, vielmehr die Para⸗ phierung davon abhängig machen, daß auch Deutſchland ſich dazu entſchließt. Aus deutſcher wohlinformierter Seite wird wie⸗ derholt betont, daß gegenüber dem alten Paktentwurf, über den ſich alle Beteiligten vor fiche geeinigt hatten, und den der franzöſiſche Miniſterrat dann bekanntlich ablehnte, der neue Text eine völlig neue Phaſe in den Verhandlungen bedeutet. Wie verlautet, werden die für Deutſchland wich⸗ tigen Vertragselemente, ſo z. B. die Gleich⸗ berechtigung, nur ungenügend berückſichtigt. Die amtlichen Stellen dürften alſo ſorgfältig abwägen, ob noch ausreichendes Intereſſe an der Paraphierung beſteht. 60 Kommuniſten feſtgenommen. Kattowitz, 7. Jum. Der Kattowitzer Poli⸗ zei gelang es in einem bekannten Ausflugs⸗ lokal in Panewnrk eine geheime kommu⸗ niſtiſche Verſammlung auszuheben. Die Ver⸗ ſammlung wurde unter dem Deckmantel eines „Ausfluges“ einberufen, an der über 100 Perſonen der Kommuniſtiſchen Partei Schle— ſiens, Krakaus und Lodz's teilnahmen. Die Polizei nahm 60 Perſonen feſt; der überwie⸗ gende Teil der Anweſenden waren Juden. Ueber eine Million Aufnahmegeſuche in die NSDAP. Reichsſchatzmeiſter der NSDAP., Schwarz, crläßt im„Völkiſchen Beobachter“ folgende Bekanntmachung: Kurz vor der Mitglieder⸗ ſperre ſind bei der Reichsleitung derartige Maſſen von Aufnahmegeſuchen eingegangen (weit über eine Million), daß die Er⸗ ledigung dieſer Aufnahmen Monate in An⸗ ſpruch mimmt. Reklamationen hinſichtlich die— ſer Anmeldungen ſind daher vollkommen zweck⸗ los und vermehren nur unnötigerweiſe die Arbeit bei der Zentrale. Ermäßigte Vergnügungsſteuer Inkrafttreten am 1. Juli. Berlin, 7. Juni. Das Reichsfinanzminiſterium hat die kürz⸗ lich vom Reichsrat beſchloſſene Reform der Vergnügungsſteuer in einer Vorlage zuſammengeſtellt und beſtimmt, daß die ſo neu geregelte Vergnügungsſteuer am 1. Juli dieſes Jahres in Kraft treten ſoll. Bei den Reichsratsberatungen über die neue Vergnügungsſteuer ſind einige weſent— liche Momente noch nicht klar zum Ausdruck gekommen, die ſich ſetzt aus der Vorlage des Reichsfinanzminiſteriums ergeben. So ſollen von der Vergnügunasſteuet zünftig auch befreit werden alle Beranſtal. kungen. die von den Ländern ſm öffentlichen Intereſſe unternommen, unterhalten oder zoeſenklich unterſtützt werden, ſowie Veran. staltungen, die im Inkereſſe der Kunſtpflege oder Volksbildung als gemeinnützig aner kannt ſind. Weiter ſind von der Vergnü— mungen befreit alle veranſtaltungen, die rchlichen wecken dienen, ſoweit ſie von organen der Religionsgeſellſchaften des öf ſenllichen Rechtes unkernommen werden Fünf Todesopfer einer Jamilientragödie. Die Frau des Poſthelfers Löffler in Re⸗ ensburg, deren Mann ſich in einer ungenheilſtätte befindet, wurde in ihrer Wohnung mit ihren vier Kindern im Alter von einem bis fünf Jahren durch Leuchtgas vergiftet tot aufgefunden. Die Frau ſcheint die Tat in einem Depreſſionszuſtand, her⸗ vorgerufen durch wirtſchaftliche Bedrängnis, bee zu haben. u ſhrer Wohnung verbrannt. In Nürn⸗ derg entſtand in einem Hauſe Feuer, das ſich vom zweiten Stock aus raſch bis zum Dachboden ausdehnte. Bei den Aufräu⸗ mungsarbeiten der Feuerwehr wurde im 4. Skock eine 42 Jahre alte Frau in verkohl⸗ tem Zuſtande aufgefunden. Der kieſe Schlaf. In einem Zug, der in Perl an der Obermoſel eintraf, entdeckte man zwei franzöſiſche Unteroffiziere in Uni⸗ form, die dem 6. algeriſchen Armeekorps angehören, das ſeit einigen Tagen an den Feſtungswerken von Königsmachern, fünf⸗ zehn Kilometer von der deutſchen Grenze entfernt, kaſerniert iſt. Die beiden Franzo⸗ ſen, ein Weißer und ein Marokkaner, waren nach Metz zum Einkauf gefahren und über⸗ fuhren auf der Rückreiſe ihr Standquartier, da der weiße Franzoſe ſchlief und der Ma⸗ rokkaner die Gegend nicht kannte. Sie ka⸗ men nach Perl, wo ſie von dem überwachen⸗ den Landjäger feſtgenommen und dem Amtsgericht zugeführt wurden. Von der Lokomokive erfaßt. Zwiſchen Re⸗ magen und Sinzig wollte ein Arbeiter einem Zuge ausweichen, als im gleichen Augenblick ein anderer Zug heranbrauſte. Der Arbeiter wurde von der Maſchine bei⸗ ſeite geſchleudert. Durch den Stoß gegen die Bruſt und den nachfolgenden Sturz auf die Geleiſe wurde er innerlich ſchwer ver⸗ letzt, ſo daß der Tod auf dem Wege zum Krankenhaus eintrat. Großfeuer vernichtet elf Gehöfte. Das Dorf Ahauſen(Hannover) wurde von einem Feuer heimgeſucht, das durch ſpielende Kin⸗ der verurſacht wurde. Unter den elf einge⸗ äſcherten Gehöften befindet ſich auch der „Ahauſener Hof“, in dem ein großes Schützen⸗ feſt des Dorfes abgehalten wurde. Die raſche Verbreitung des Feuers iſt darauf zurück⸗ zuführen, daß brennende Speckſeiten, die von dem Sturm hunderte von Metern in der Umgebung fortgetragen wurden, dem Feller reichliche Nahrung gaben. Schweres Verkehrsunglück. Auf der Straße Berlin— Paſewalk überſchlug ſich ein Berliner Auto mit fünf Inſaſſen beim Ueberholen zweier Motorradfahrer. Alle fünf Inſaſſen wurden herausgeſchleudert. Zibei Perſonen kamen zu Tode, zwe wur⸗ den ſchwer verletzt. Einer der überholten Motorradfahrer fuhr eine Frau an und rafte dann gegen einen Baum. Der Motor⸗ rabfahrer und die angefahrene Frau muß ten ſich ins Krankenhaus begeben. Keſſelexploſion. Auf dem gorwegiſchen Dampfer„Hellen“ hat ſich auf See eine ſchwere Keſſelexploſion ereignet, der zwei Helzer zum Opfer gefallen ſind. Die Leichen wurden zur Einäſcherung nach Lübeck und ſobann in ihre norwegiſche Heimat überge⸗ führt. f Prozeßbeginn. In Lemberg(Polen) begann am Dienstag der Prozeß gegen ſieben Mitglieder der ukrainiſchen nationa⸗ len Oraaniſation de im November vorigen Jahres den Ueberfall auf das Poſtamt und das Finanzamt in Grodek in Oſtgalizien un⸗ ternahmen. Zwei Haupttäter ſind ſchon auf Grund eines Standgerichtsurteiles hingerich⸗ tet worden.. Ein polniſches Dorf niedergebrannt. Bei Lodz iſt das Dorf i das aus 65 Bauernhöfen beſtand, vollſtändig nieder⸗ gebrannt. 108 Famalien ſind obdachlos. Unfallbilanz. Wie aus London gemel— det wird, haben dort durch Verkehrsunfälle, Badeunfälle und infolge der Hitze in den Pfingſtfeiertagen 27 Menſchen das Leben eingebüßt. Bruchſal, 7. Juni.(Jugendlicher Meſſerheld.) In Kronau bei Bruchſal gerieten zwei Knaben im Alter von 12 Jah⸗ ren miteinander in Streit. Dabei zog der eine Junge ein Meſſer und verſetzte damit ſeinem Mitſchüler einen Stich in den Hals. Der Verletzte wurde ſofort zum Arzt gebracht, der feſtſtellte, daß die Halsſchlagader ange— ſchnitten war. Achern, 7. Juni.(Der Tod auf den Schienen.) Auf der Strecke zwiſchen Achern und Sasbachried ließ ſich ein Mann über— fahren. Es ſoll ſich um einen Raſtatter Ein— wohner namens Hermann Bayer handeln. Die Beweggründe zur Tat ſind noch nicht geklärt. Forbach i. Murgt., 7. Juni.(Als Leiche aufgefunden.) Der ſeit einigen Wochen vermißte ledige 64jährige Landwirt Chriſt. Frey von Schwarzenberg wurde oberhalb des Stauſees bei Kirſchvaſen in der Murg liegend tot aufgefunden. Schönau i. W., 7. Juni.(Schwerer Un fall.) Einen recht unglücklichen Verlauf nahm für einen Hitlerjungen die Fahrt nach Schönau zur Schlageter-Feier. Während er ſich mii Die Hochzeit des Prinzen von Preußen. Das Brautpaar vor dem Hauſe der Brauteltern. anderen Kameraden in der Nacht auf dem Marſch nach Schönau befand, wurde er durch einen Piſtolenſchuß, der durch unvorſichtiges Hantieren mit der Waffe eines Begleiters ge⸗ löſt wurde, erheblich verletzt. Es handelt ſich um den nicht ganz 11 Jahre alten Hitler⸗ jungen Beha aus Eiſenach bei Neuſtadt i. Schw. Beha liegt im Krankenhaus Schopf⸗ heim mir Verletzungen am Magen und Darm ſchwer darnieder, doch hoffen die Aerzte, den Jungen am Leben erhalten zu können. Villingen, 7. Juni.(Mädchen ange⸗ fallen.) In der Nähe der Jungviehweide Villingen wurde ein junges Mädchen von einem Manne angefallen. Dem Mädchen ge⸗ lang es jedoch, zu fliehen. Die ſofort durch— geführte Streife blieb erfolglos. Es beſteht die Vermutung, daß es ſich um denſelben Anhold handelt, der vor einigen Tagen im Elztal ein Hirtenmädchen mißhandelt hat. Waldshut, 7. Juni.(Zuchthaus für Falſchmünzer.) Das Landgericht Walds⸗ hut verhandelte gegen die Angeklagten Franz Horn auf fünf Jahre, Bergmann auf drei aus Hoffeld(Bayern), die wegen Falſchmün⸗ zerei angeklagt waren. Horn wurde zu einer Zuchthausſtrafe von drei Jahren, Bergmann zu einer ſolchen von zwei Jahren verurteilt. Sieben Wochen der Unterſuchungshaft wur⸗ den angerechnet. Gegen beide Angeklagte wurde auf Zuläſſigkeit der Polizeiaufſicht er⸗ lannt. Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden Hor nauf fünf Jahre, Bergmann auf drei Jahre aberkannt. Die von den Angeklagten hergeſtellten Falſchſtücke ſowie die zur Her— ſtellung benutzten Gegenſtände wurden ein— gezogen. Schopfheim, 7. Juni.(Eine Schlage ter⸗Elche gepflanzt.) Im Gebiet der Hohen Möhr wurde eine junge Eiche Schla— geter zum Gedächtnis gepflanzr. Die verr. Anhöhe ſoll künftig Schlageterhöhe genannt werden. Aae e am 26. Mai ſollen die verſchtedenen Gemeinden zur Feier für den toten Helden zuſammenkommen. Die Ge⸗ meinde Rattbach hat die Schlageter⸗Eiche und Schlageter⸗Höhe in ihren Schutz genommen. Beuggen, A. Säckingen, 7. Juni.(S a⸗ gelſchlag.) Starker Hagelſchlag hat an den Feldfrüchten und Obſtbäumen großen Scha⸗ ben angerichtet. Die jungen Früchte wurden von den Hagelkörnern von den Bäumen ge⸗ ſchlagen. ö Der Steriliſierungsprozeßß in Graz. Graz, 7. Juni. In Graz begann der Pro⸗ zeß gegen die Mitglieder eines Konſortiums das ſich gegen Bezahlung mit der Sterili⸗ ſierung von Männern befaßte. Sie wurden im Auguſt v. J. verhaftet. Ihr Leiter war der Wiener Schriftſteller und Redakteur Rudolf Großmann(alias Pierre Ramus), der im November 1918 den Bund der her ſchaftsloſen Sozialiſten ins Leben gerufen hatte und in Wort und Schrift für die Ste⸗ riliſierung eintrat. Die Steriliſierungen wurden an zahlreichen Männern in Graz, Wien, St. Pölten und Wiener-Neuſtadt vor⸗ genommen. Angeklagt ſind außer Groß⸗ mann noch 20 andere Männer und Frauen, von denen einige flüchtia ſind. Darmſtadt, 7. Juni.(Selbſtmord) In Abweſenheit ſeiner Angehörigen hat ſich in einem Manſardenzimmer in der Kranichſtei⸗ nerſtraße ein 65jähriger Gaſtwirt erhängt. SGtiesheim, 7. Juni.(Er hat es über⸗ ſtanden...). Vor ſieben Jahren iſt der 22jährige Johann Groll von hier zur franzöſi⸗ ſchen Fremdenlegion gekommen. Am Pfingſt⸗ ſamstag iſt er glücklich wieder in die Heimat zurückgekehrt. 5 Die älteſte deutſche Frau 105. Geburtstag. Lenzkirch(Schwarzwald), 7. Juni. Am Pfingſtmontag konnte hier Frau Maria Schöpperle Witwe ihren 105. Geburts⸗ tag ſeiern. Frau Schöpperle darf wohl als die älteſte Frau Deutſchlands an⸗ geſprochen werden. Von ihren ſechs Kindern ſind noch drei am Leben, die bereits ſelbſt im Greiſenalter ſtehen. 21 Enkel und 32 Urenkel können freudigen Anteil nehmen an dem 105. Geburtstag ihrer Großmutter und Urgroßmutter. Der Geburtstag wurde im engſten Familienkreiſe gefeiert. Die Ge⸗ meinde Lenzkirch ließ Frau Schöpperle ein Blumenangebinde überreichen. Mürkte und Vörſen Vom 6. Juni. (Ohne Gewähr.) Frankfurter Schlachtviehmaelt. Auftrieb: 906 Rinder, darunter 257 Och⸗ en, 52 Bullen, 290 Kühe, 232 Färſen; fer⸗ ner 398 Kälber, 18 Schafe, 2760 Schweine. Preiſe: Ochſen 30 bis 33, 26 bis 29, 23 bis 25; Bullen 26 bis 30, 21 bis 25; Küha 25 bis 28, 21 bis 24, 16 bis 20, 12 bis 16; Färſen 30 bis 34, 27 bis 29, 23 bis 26; Kälber—, 38 bis 42, 33 bis 37, 27 bis 32; Schafe nicht notiert; Schweine—, 37 bis 41, 38 bis 41, 36 bis 40, 34 bis 38.— Markt⸗ verlauf: Rinder ruhig, nahren ausverkauft; —— . Schicksalsge walten ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Das Gericht reimte ſich das meiſte zuſammen. Im übrigen mußte man warten, bis ſich Karell wieder ſo weit erholt hatte, daß man ihn verhören konnte. Vorerſt brachte man ihn nach dem Krankenhauſe in die Stadt. . 5. 1. Harry Reveloor und Lu Karell gingen langſam durch den Park von Maiville. Das Wohnhaus lag mitten im blühenden Grün. Karell wollte hier mit ſeiner jungen Frau wohnen. Grensburne hatte ſeinem zukünftigen Schwieger⸗ ſohn das idylliſche Landhaus inmitten des alten, pracht⸗ vollen Parks geſchenkt. Verſchiedene Neuerungen waren getroffen worden, und Karell hatte ſich heute vom Fort⸗ ſchritt der Arbeiten überzeugt. Eine wilde Rückſichtsloſigkeit war über ihn gekommen. An nichts wollte er mehr denken. Nur daran, daß er jung war und ein Recht auf Glück und Liebe hatte. Ob er es wirklich hatte? Da waren ſie wieder, die folternden Ge⸗ danken. Fort damit! Ein neues Leben ſollte beginnen, gegründet auf das Glück der Liebe Mays. Karell hatte die rechte Hand ver⸗ bunden. Am geſtrigen Abend hatte er im Fechtklub Pech gehabt. Reveloor hatte geſtaunt, mit welcher Kaltblütigkeit Karell ſich die tiefe Wunde mit Karbol auswuſch und ſich dann lächelnd verbinden ließ. Und wie ſchon oft hatte er auch in jenem Augenblick gedacht: „Hat Lu Karell überhaupt keine Nerven?“ Die beiden Herren waren eine Weile ſchweigend neben⸗ einander hergegangen. Die friedvolle Stille des in der Mittagsſonne träumenden Parkes wirkte auf ſie ein. Jetzt kamen ſie an den kleinen Teich, in deſſen klarem Waſſer ſich ſcheuchte Reveloor dieſe Lu?“ gewandt. wie darüber zu lachen.“ „Stimmt! zu Geſicht ſehen könnte.“ du weißt es nur nicht.“ Goldfiſche tummelten. Ringsum war blühendes Geſträuch, und in all den Tauſenden von Blütenkelchen ſummte und zirpte es. Und in Reveloor war plötzlich ein ſeltſames Ge— fühl. Hier durfte Karell mit May glücklich ſein. Leiſe, leiſe empörte ſich ſeine unterdrückte Liebe. Doch abermals ver— Gedanken. Das 124 zwiſchen ihnen fing an, ihn zu peinigen. Er ergriff das Thema, das ihn ſeit heute früh mit am meiſten bewegte. „Haſt du gehört, Lu, der Einbrecher von Neuyork taucht plötzlich wieder auf. Diesmal macht er ſich jedoch auf an⸗ genehme Art und Weiſe bemerkbar. Faſt jeden Tag er— halten ein paar der damals von ihm Heimgeſuchten ihr Geld zurück. Juwelen, die er genommen hat, ſind ungefähr richtig abgeſchätzt, und die Betroffenen bekommen ihren Verluſt durch hohe Geldſummen erſetzt. Menſch. Ich habe ja ſchon manchmal gedacht, daß alles überhaupt nur eine Wette war, wie ſie gerade hier in Amerika oft abgeſchloſſen werden. Oder der Mann iſt irr⸗ ſinnig, und er leidet an der Manie, erſt die Menſchen in Angſt und Schrecken zu verſetzen, um ihnen dann ſpäter das Geraubte bis auf den letzten Schilling zurückzuzahlen. Dieſe beiden Möglichkeiten gibt es da bloß— der Meinung ſind übrigens noch andere Menſchen. Was ſagſt du dazu, Karells finſteres Geſicht war dem Freunde voll zu— „Der Mann wird ſeine Gründe für ſein rätſelhaftes Zerhalten haben. Ich meine auch— es iſt eine Wette, und dann bliebe den Neuyorkern ſchließlich weiter nichts übrig, Doch rätſelhaft wird das alles immer bleiben. Vor allem der geheimnisvolle Schlag, den jedes Opfer verſpürte. Na, mag es ſein, wie es will, ein intelli⸗ genter Menſch iſt es auf jeden Fall, und ich würde es mich etwas koſten laſſen, wenn ich den Mann einmal von Geſicht Ein Lächeln ſtand plötzlich in Karells ernſtem Geſicht. „Vielleicht haſt du das Vergnügen ſchon oft gehabt, und eee N 2 Kälber und Schaſe mittelmäßig, geräumtz Schweine duhig, zun Schluß ſtark abflauende wen wir vor uns Schweigen etwas Eßbares?“ Doch erſt muß ich Ein ſeltſamer ſchiedene Sachen ſich an. Schnell zog er eigentlich Hunger „Leicht möglich“, gab Reveloor zu.„Um ſo mehr, wenn es ſich um eine Wette gehandelt hätte. Dann gehört er ſicher unſeren Kreiſen an, und wir haben ihm wahrſchein⸗ lich ſchon manchmal die Hand geſchüttelt, ohne zu wiſſen, hatten. Doch wie iſt das— ich verſpüre Wo bekommt man hier in der Nähe Karell zog den Arm des Freundes durch den ſeinen. „Zehn Minuten Autofahrt— und wir ſind an einem maleriſch gelegenen, kleinen Gaſthauſe angelangt, in dem man trotz des äußeren beſcheidenen Ausſehens recht gut ißt. hier noch ein paar Worte mit dem leiten⸗ den Architekten ſprechen. May hatte mir einen beſonderen Wunſch aufgetragen. Ich habe zwar vorhin ſchon mit dem Manne geſprochen, habe jedoch noch eine Kleinigkeit ver geſſen, was ich ſchnell nachholen will.“ Im Hauſe angekommen, fragte Karell nach dem Leiter. Einer der Arbeiter gab Beſcheid. Der Herr war auf ein paar Stunden nach der Stadt gefahren, um perſönlich ver⸗ herbeizuſchaffen. Die Freunde ſahen „Da können wir unterdeſſen verhungern“, meinte dann Reveloor.„Weißt du, Lu, wir fahren nach dem Gaſthauſe und kommen nachher noch einmal zurück.“ „Das geht nicht“, ſagte Karell.„Ich werde von May erwartet, und das würde dann viel zu ſpät werden.“ „Na, ſo gib eben dem Manne dort den Auftrag; er mag es ſeinem Vorgeſetzten ausrichten“, ſagte Reveloor. Karell ſchüttelte mit dem Kopfe. „Nein. Der Mann würde die techniſchen Bezeichnungen gar nicht verſtehen, und da käme dann etwas ganz Ver⸗ kehrtes zuſtande, an dem May ſicher keine Freude hätte.“ ſein Notizbuch hervor. Reveloor wollte gerade ſagen:„Mit der verbundenen Hand?“ Da ſah er, daß Karell leicht und ſicher mit der linken Hand ſchrieb. Reveloor warf einen Blick auf das Papier. Eine ſchöne, charakteriſtiſche Männerhandſchrift, aber doch nicht Karells gewohnte, flotte Schrift. ö (Fortſetzung folgt) ee ee eee, Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 11 Nachdruck verboten. „So hat er's ſein' Vattern g'ſagt. Und hätt' i's a net mit eigene Ohren g'hört, ſo macht das kan Unterſchied. Wann er a Madl am hellichten Tag aus der Wohnung von an ledigen Mann kommen ſieht—“ Jetzt ſtockte Wettl und dunkle Röte ſtieg ihr in die Wangen und färbte ihren ſchlanken Hals.. Pellikan aber ſchlug ſich wie erleuchtend die Hand vor die Stirn. ö Nun war er es, der keine Antwort wußte. Nach einer Weile meinte er kurz:„Er hat ſein Unrecht eingeſehen, ſo oder ſo— mehr kann niemand von ihm verlangen.— Und du ſollſt keinen Stein aufheben gegen ihn, wannſt ihn wirklich gern haſt!“ ſchloß er. Aber es klang ihm ſelbſt nicht überzeugend. Zwölftes Kapitel. Herr Ferdinand Höllriegl war bislang geſchworener Hageſtolz geweſen. Wenigſtens gab er ſich für einen ſolchen aus, ſolange ſeine langjährige Haushälterin lebte und— wie die böſe Welt behauptete— ſeine Freiheit ſtark ein⸗ ſchränkte. Sein bedeutendes, ererbtes Vermögen erlaubte ihm, das ſorgloſe Leben eines Rentiers zu führen und zu ge⸗ nießen. Im übrigen tat er, was ihm gefiel. Einfach, bieder und herzensgut, hatte er eigentlich nur Freunde. Er gab den Bedürftigen— aber er gab nicht mit jener unbekümmerten Unbedachtheit, die der jeweiligen Laune entſprang, ſondern er ſah ſich ſeine Leute an, und wenn er fand, daß ſeine offene Hand Gutes bewirken konnte, dann gab er ohne zu geizen.„Zu gut iſt liederlich!“ pflegte er zu ſagen, wenn er erkannte, daß jemand aus ſeiner Gutmütigkeit Kapital zu ſchlagen verſuchte. Ein braver Familienvater, der unverſchuldet in Not geriet, ein ſtrebſamer Anfänger, dem das Kapital fehlte: derlei Leute konnten ſtets auf ſeine Hilfe rechnen. Er war ein feſcher Vierziger; ſeine ſtraffe Figur, der aufgezwirbelte Schnurrbart und das glänzend ſchwarze, glatt zurückgekämmte Haar erinnerten an ſeine einſtige Militärzeit, von der er gern ſprach. Dem ſchwachen Geſchlecht ſtand der feſche Ferdl aus⸗ nehmend wohlwollend gegenüber. Einer unlöslichen Bin⸗ dung durch Heirat aber war er— wie geſagt— bisher er⸗ folgreich aus dem Wege gegangen. Als er ſich entſchloß, das Zwölferhaus dem Petermichl zu verkaufen, war er einzig von dem Beſtreben geleitet, einen dicken Strich unter eine ſchwüle Epiſode ſeines Lebens zu ziehen. a Jetzt wollte er ſich davon erholen und durch nichts mehr daran erinnert werden. Sein älterer Bruder Ulrich war Witwer und Vater einer verblühten Tochter, die ihm die Wirtſchaft führte. Die Kreszenz hatte ſich gutmütig bereit erklärt, den Onkel Ferdi mit unter ihre Sorgfalt zu nehmen. Soweit war alſo alles in Ordnung, und die Loſe des Herrn Ferdinand Höllriegl ſchienen günſtig gefallen. Das war bis zu jenem denkwürdigen Tag, da er mit der Familie Petermichl, ſoweit das den weiblichen Teil betraf— bekannt geworden war. Brennend erwartete er den Sonntag, der ihn mit der blitzſauberen Wettl beim Heurigen wieder zuſammenführen ſollte. Die hatte ihm nun freilich nicht den mindeſten Anlaß zu dem Glauben gegeben, daß ſie ein Wiederſehen mit ihm ebenſo herbei⸗ ſehnte. Aber man weiß ja, wie junge Mädchen ſind: ſie zieren und ſperren ſich, um den Verehrer dann um ſo mehr zu beglücken. Zur Ehre des feſchen Ferdl ſei es geſagt, daß er durch⸗ aus kein Abenteuer in gewöhnlichem Sinne ſuchte. Von heute auf morgen war ihm ſein Hageſtolzentum leid geworden. So ſehr er ſich mit Händen und Füßen gegen eine mögliche Heirat bisher geſträubt hatte, ſo ſelbſt⸗ verſtändlich fand er dieſen Abſchluß ſeiner bisherigen irdiſchen Laufbahn, ſeit er die Wettl geſehen. *. 1* Zu jener Zeit war es noch nicht Mode, daß die Tochter den Eltern irgendeinen wildfremden Mann vorſtellte und ſagte:„Das iſt mein Freund!“ Vielmehr wurde zumeiſt ſie überraſcht durch die Mitteilung, der Herr Soundſo habe um ſie„angehalten“. Und atſo geſchah es auch der Wettl, als ſie eines Vor⸗ mittags— es war an einem Sonntag— aus der Kirche heimkam und Herrn Ferdinand Höllriegl in feierlich ſchwarzem Rock, ein Röſerl im Knopfloch und den Stößer in der Rechten, bei den Eltern vorfand. „Der Herr von Höllriegl hat um dei Hand ang'halten“, empfing ſie der Vater ein wenig ſteif.„Was manſt dazu?“ Der Alois war kein Rabenvater, der einfach ein Gebot erließ. Das Mädchen war keineswegs überraſcht, trotzdem ſie mit dem reifen Freiersmann kaum einige Dutzend Worte gewechſelt hatte. Ihre Stimmung war ſolcherart, daß ſie ſich ſelbſt nicht verſtand. Sie hatte in den letzten Wochen mehr über ſich nachgedacht, als früher in ihrem ganzen Leben zuſammengenommen. Ein Drängen war in ihr, etwas zu tun, was die Geſchichte mit dem Loiſt zum Ab⸗ schluß brachte, eiwas— das nicht mehr von ihr abhängig ſich nicht auf ihren Impuls verlaſſen, ſondern das ſind, was die Alten immer predigen, nämlich„vernünftig“, dann geſchieht ſicher das Verkehrte, denn die Natur läßt ſich um ihr Recht nicht betrügen. Verletzter Stolz, der Wunſch nach Vergeltung wucherten erdhaſt in der Wettl. Treffen wollte ſie den Mann, den ſie liebte,'reffen, wie er ſie ſelbſt getroffen— bis ins tiefſte Mark! Aber, bedachte ſie— traf ſie ihn, dann traf ſie ſich ſelber mit. Half es etwas, wenn ſie ſie⸗ ihrer Rache ſelbſt zum Opfer brachte? Tief atmete die Wettl, und dann ſprach ſie ruhig:„J ſag' net nein— und i ſag' net ja! Ich will mir's bedenken!“ Blick und Stimme waren ruhig bei dieſer ſeltſam alt⸗ klugen Entgegnung. Die Gundl ſtaunte nur ſo. War das ihr Mädel, die Wettl, die da vor ihr ſtand? Ruhig und kühl— und ſo ſchön! Wie a Gnädige!, dachte die Mutter ſtolz und dennoch beklommen. „Und bis wann därf i mir die Antwort holen?“ ſorſchte der Freier beſcheiden. „Wann's dem Herrn recht is, halt im Faſching“, meinte das Mädchen ſo gelaſſen, als wäre das nicht der erſte Freiersmann in ihrem Leben. Es war auch nicht der erſte— aber das wußte im Hauſe niemand. Höllriegl ſeufzte.„Is noch recht lang' bis dahin!“ Aber da miſchte ſich Petermichl ein, was ſelten geſchah, ehe er nicht mit ſeiner Gundl ſich verſtändigte.„Müſſ'n Ge⸗ duld haben mit dem Madl, dieweil's noch jung is, kaum ſiebzehne“, meinte er gelaſſen. Es lag ihm gar nicht daran, das Mädchen ſchon ſobald unter die Haube zu bringen. Seine Frau nickte zuſtimmend. Irgendwie ahnte ſie, daß hinter der ſeltſamen Wandlung der Wettl etwas ſtecke, was durchaus nicht mit dem Antrag des ehrſamen Herrn Höllriegl zuſammenhing.— Ging der feſche Ferdl auch nicht als glücklicher Bräu⸗ tigam vom Petermichl⸗Hof, ſo wies ihm die Antwort des ſchönen Mädchens immerhin eine Sonderſtellung an. Und das war auch ſchon etwas. „Man wird beſcheiden, wenn man liebt“, ſagte er ſich ergeben.„Sie hat nicht nein geſagt— das iſt auch ein Troſt...“ Dreizehntes Kapitel. Der Sommer neigte ſich ſeinem Ende zu. Die Eber⸗ eſchen glühten am Straßenrand und in den Hausgärten öffneten die erſten Aſtern ihre leuchtenden Augen. „Hörſt, Mutterl“, ſprach da eines Tages der Alois Petermichl zu ſeiner beſſeren Hälfte,„hörſt, Mutterl, i denk', wir mach'n Schicht. Da is doch der Schweighofer⸗ Xandl. A arm's Luder und a grundbrave Haut. Dem geb'n wir unſere Kundſchaft über— was manſt?“ Die Gundl hatte es in der letzten Zeit in die Füße be⸗ kommen. Oft am Tage mußte ſie ſich ſetzen, und in der Nacht jammerte ſie ſich leiſe vor Schmerzen in den Schlummer. Das brachte der Zuſtand mit ſich. Aber der Alois konnte das nicht mit anſehen und anhören, daß ſie litt. Und da der Umzug ins Privatleben ohnehin eine Frage von kurzer Zeit war— weshalb ſollte man alſo nicht ſchon früher feiern? Die Gundl war feinfühlig geworden in dieſer Zeit. Sie wußte genau, was in dem Manne vorging. Sonſt war ſie keineswegs empfindſam, und wir wiſſen, daß ſie gelegentlich auch handgreiflich werden konnte. Aber nun begann auch ein neuer Morgen für ihre Seele heraufzu⸗ dämmern. Es war immerhin ein neues Leben, dem ſie entgegenging. Und ſo wanderte Alois denn eines Morgens in die Stadt, um im Zwölferhaus die Arbeiten zu kontrollieren und zu beſchleunigen. Der Höllriegl war tags vorher ausgezogen, und dort, wo der Hageſtolz gehauſt, warteten Handwerker aller Art auf den neuen Hausherrn, der in Vertretung ſeiner Frau, der eigentlichen Beſitzerin, ſeine Aufträge geben ſollte. Wo ein Junggeſelle hauſt, gefällt es einer Hausfrau nur ſelten. Dann war auch der nicht allzu kleine Hof gegen das Nachbargrundſtück mit einem zerfallenen Zaun ab⸗ geſchloſſen. Der wurde vollends niedergeriſſen und eine mannshohe Mauer trat an deſſen Stelle. Inmitten ſollte ein Salettl aufgerichtet werden und mit etlichen Fuhren Gartenerde rundherum fürs kommende Jahr eine kleine Anlage entſtehen, wo die Gundl ihre Muskateln und ihre Tag⸗ und Nachtſchatten blühen laſſen konnte, wie draußen vor der Linie. Nichts ſollte ſie vermiſſen, und alles, was ſie wünſchte, auch noch dazubekommen. So wollte es der Alois halten. Eben verließ er das Haus, um ſich auf den Heimweg zu begeben, als der künftige Nachbar, der Fleiſchhauer Franz Altmaier, faſt im rechten Winkel mit ihm zu⸗ ſammenſtieß. Trotzdem ging er weiter, ſcheinbar ohne den Petermichl geſehen zu haben. Der blickte jenem einigermaßen verdutzt nach, ohne ſich das ſonderbare Benehmen erklären zu können, als ihm jemand von rückwärts derb auf die Achſel ſchlug. „Servas, Schwiegervater!“ brüllte der Höllriegl, daß es über die ſtille Gaſſe nur ſo ſchallte. Und gleich darauf, ebenſo laut:„Hel, Franzl, geh her da! Was rennſt denn a ſo tramhapet?“ g Der Angerufene aber ſchritt unbeirrt weiter, als habe er auch das Gehör verloren, bog ab und verſchwand im dabei bedachte, „Was hat er denn?“ wunderte ſich 222 geſtern auf d' Nacht, beim Blauen Löw, war er tatſchig. Uebrigens, daß ich dir's ſag', wannſt herinnert wohnen tuſt, nachher bring i di zu unſerem Stammtiſch beim Löw. San lauter tulli Leut' dort... N Petermichl antwortete irgend etwas. Er ärgerte ſich über die ſichere Art des anderen, ihn in aller Oeffentlich⸗ keit als Schwiegervater zu titulieren. Schließlich haben da noch andere Leut' hineinzureden und die Wettl hat noch keineswegs„Ja!“ geſagt. Der Ferdl war aber nicht der Mann, der eine Miß⸗ ſtimmung krumm nahm. Er glitzerte vor Freude, daß ihn die ganze Gaſſe, wo ihn jedes Kind kannte, als Bräu⸗ tigam eines ſchönen, jungen Mädels bewundern ſollte. „Grüß mir die Wettl!“ ſchrie er denn auch zum Ab⸗ ſchied dem wortkargen Petermichl nach. Ja, was hatte der Altmaier? Er ſtieg, was ſelten geſchah, ins zweite Stockwerk ſeines Hauſes und zog an der Türglocke, die blechern raſſelte. Hauptmann Pellikan öffnete ſelbſt. Seine Gewandt⸗ heit ließ die Verwunderung über den raren Beſuch nicht merken. Nur ſeine Mundwinkel zuckten verräteriſch, als er daß Mama nun wieder tagelang Ge⸗ ſprächsſtoff über die Art oder Unart ihres Hausherrn haben würde. „Darf ich hineinbitten?“ „Servas, Otterl“, keuchte Vater Altmaier, dem das Stiegenſteigen das Herz belaſtete.„Nein, i geh net eini, will die Gnäd'ge nicht ſtören“, meinte er in richtiger Er⸗ kenntnis der beiderſeitigen Weſensfremdheit.„J wollt' di nur bitten, komm aba zu mir, wannſt Zeit haſt.“ „Wir ſind eben bei Tiſch“, erwiderte Pellikan und blickte dem Alten forſchend in die Augen.„Sowie wir fertig ſind, komme ich ſofort.“ Er witterte, daß es etwas Beſonderes gab, wenn der Alois Altmaier ſelber kam. Sonſt war es oft vor⸗ gekommen, daß der kleine Franzl mit der Botſchaft an⸗ rückte:„Der Vater läßt den Herrn Otto bitten, zu einer Partie und einem Plauſch.“ i „Schön! J erwart' di zum Schwarzen.“ Damit wandte ſich der Altmaier zum Gehen. 1 1* Bald darauf ſaßen die beiden Männer im Alt⸗ maierſchen Wohnzimmer beim ſchwarzen Kaffee allein. Die Hausfrau war in der Küche beſchäftigt; außerdem war es nicht Mode, daß die Frau ſich mit hinſetzte, wenn der Mann Beſuch hatte. Ueber die Wettl und den Loiſl ſprach er mit dem ver⸗ ehrten jungen Freund des Hauſes und wollte deſſen Rat und Me nung hören. „Ja, das iſt eine ganz verflixte Geſchichte“, brummte Pellikan und putzte ſeinen Zwicker blant, der deſſen ſtets ſehr bedürftig war.„Man kann ſchließlich das Mädl nicht zwingen, den Loiſl zu heiraten.“ „Zwingen?! Den Loiſl?!“ Altmaier unterſtrich jedes Wort und die Wut ſprang hoch in ihm.„Madl zwingen, den Altmaier ſein Sohn z' heiraten... Donnerwetter noch amal! Da legſt di nieder!“ 0 Sein ganzer Stolz war durch den ſachlichen Einwurf ins Kochen gebracht. „Net ſoviel wär' mir das hartſchädlerte Weibsbild wert, wia a Mucke auf der Au— aber es is weg'n der roten Toni. Waßt ja eh..., ſchloß er jetzt mit ſinkender Stimme. Pellikan horchte auf. „Das iſt doch ſchon aus?“ „Das hab' i eh a denkt, und es war auch ſcho' aus.“ Der andere verſtand. Loiſl hatte von der Petermichl⸗ Tochter eine Abfuhr bekommen. Seine Eitelkeit war ge⸗ troffen, vielleicht auch ſein Herz. In ſolchen Fällen rennt ein Mann nur zu oft mit dem Kopf gegen die Wand. Der Loiſl, der war ſtolz und zäh, wie ſein Vater. Aber er war auch noch jung und empfindſam. a Dieſe rote Toni jedoch war ein ganz gefinkeltes Mädel, der allerhand zuzutrauen wäre. Der Loiſl war ein fetter Biſſen, hatte einen reichen Vater. Solche Burſchen gab es nicht allzu viele. Die rote Toni konnte es an der Zeit finden, Schicht zu machen und in einem warmem Neſt Unterſchlupf zu ſuchen. a In Loiſls militäriſcher Laufbahn hatte dieſes leicht⸗ fertige ding eine große Rolle geſpielt. Wie die meiſten jungen und unverdorbenen Burſchen, hatte er— ſich ſelbſt noch nicht genügend gekannt und ſich damit in die Macht einer ausbeutenden Abenteurerin gegeben. Anfangs maß dem der Vater keinen beſonderen Wert bei. Jugend muß austoben Er hatte es zu ſeiner Zeit ebeuſo gehalten. Rote Tonis gab es zu allen Zeiten. Als ſich aber die Sache mit dem Loiſl über Gebühr hinauszog, das reichliche Taſchen⸗ geld immer zu wenig war, als dem Alten allerhand zu⸗ getragen wurde, da bekam er es mit der Angſt zu tun. Ließ ſich der Bub von der ſchlauen Perſon zu einem Heiratsverſprechen hinreißen, dann war es aus und ge⸗ geſchehen. Geld war nicht immer alles. Denn warum ſollte ſie etwas nehmen, wenn ſie alles haben konnte. Damals ſah auch Pellikan mit wachſender Unruhe dieſe keineswegs programmäßige Liebelei ſeines einſtigen Schülers. Niemand wußte es beſſer wie er, daß eine in die Länge gezogene Liebesgeſchichte ſchickſalhaft werden konnte. Er ließ es an wohlgemeinten Bemerkungen und Ratſchlägen nicht fehlen. Aber, wie ſtets in ſolchen Fällen. predigte er tauben Ohren. erwartetes. Die rote Toni„bekam den Abſchied“, der ſie traf wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Zeitlich fiel das Ereignis mit einem anderen zu ſammen, von dem ſelbſt die Allernächſten keine Ahnung wat, etwas Abſchließendes. Wenn aber lunge Menſchen Haustor. halten. Fortſetzung ſolgt) Da— von einem Tage auf den anderen geſchah Un⸗ Aus Vaden Kommiſſar für die badiſchen Krankenkaſſen. Berlin, 7. Juni. Auf Grund der erſten Verordnung zur Neuordnung der Kranken⸗ kaſſenverſicherung vom 17. März 1933 hat der Reichsarbeitsminiſter als Kommiſſar zur Führung der Aufſicht über die geſetzlichen Krankenkaſſen des Freiſtaates Baden den ſtellvertretenden Vorſitzenden des Verſiche⸗ rungsamts Karlsruhe, Oberrechnungsrat Heinrich Meyer, beſtellt. Zugleich hat er den Kommiſſar ermächtigt, die Aufgaben der Organe der Krankenkaſſen zu übernehmen. * Baden und der Arierparagraph Ein Erlaß des Juſtizminiſteriums. Karlsruhe, 7. Juni. Der Juſtiizminiſter Dr. Wacker hat durch einen Erlaß die Vorſtände der Gerichte und ſonſtigen Juſtizbehörden angewieſen, bei allen ihm unterſtellten Beamten zu prüfen, in wel⸗ chen Fällen gemäß den Vorſchriften des Ge⸗ ſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeam⸗ tentums Anlaß zum Vorgehen zwecks Ent⸗ fernung aus dem Dienſt gegeben iſt. Die Be⸗ amten müſſen eine Erklärung über ihre un⸗ zweifelhaft ariſche Abſtammung abgeben. In erſter Linie iſt das Verhalten der Beamten in leitender Stellung zu prüfen. Bei den Beamten in mittlerer und unterer Stellung ſoll großmütig verfahren werden. Es wird betont, daß je gedrückter die wirtſchaftliche Lage eines Beamten, oder je jünger er gewe⸗ ſen ſei, er umſo eher an ihn von außen herangetretenen Einflüſſen erlegen ſei. Gerade bon dieſen Beamten ſei anzunehmen, daß ſie jetzt der nationalen Regierung umſo treuer dienen werden. Vadiſcher Landtag am 9. Juni Karlsruhe, 7. Juni. Der Badiſche Land⸗ tag wird am Freitag wiederum zu einer Sit⸗ zung zuſammentreten, und zwar vormittags halb 11 Uhr, um die Regjerungserklärung entgegenzunehmen. Am Nachmittag desſelben Tages um halb 4 Uhr findet eine zweite Sitzung ſtatt, auf deren Tagesordnung das Ermächtigungsgeſetz und die Wahl der Mit⸗ glieder des Finanzgerichts ſteht. Milchwiriſchaftliche Zuſammenarbeit Zwiſchen Württemberg und Baden. 5 Karlsruhe, 7. Juni. f In Pforzheim fand eine gründliche Aus⸗ ſprache über die Regelung der milchwirtſchaft⸗ lichen Fragen, beſonders über die künftige Zu⸗ ſammenarbeit auf dieſem Gebiete zwiſchen Württemberg und Baden ſtatt. Von würt⸗ tembergiſcher Seite waren die Herren anwe⸗ ſend: Der Staatskommiſſar für die Land⸗ wirtſchaft, Arnold, Oberlandw. Rat Scherer von der Württ. Landwirtſchaftskammer, Ober⸗ reviſor Grimminger vom Württ. Landesver⸗ band landw. Genoſſenſchaften, von Baden: Der Vizepräſident der Bad. Landwirtſchafts⸗ kammer, Schmitt, Regierungsrat Beil, Direk⸗ 55 Meßmer vom Bad. Molkereiverband. Außerdem wohnten die geſamten Verwal⸗ tungsräte der beiden an der Belieferung von Pforzheim beteiligten milchwirtſchaftlichen Zu⸗ ſammenſchlüſſe von Württemberg und Baden den Beſprechungen bei. Die Verhandlungen ergaben eine weitge⸗ hende Uebereinſtimmung bezüglich der Berei nigung des Pforzheimer Milchmarktes, die unverzüglich in Angriff genommen werden soll. Der von Oberreviſor Grimminger vor⸗ getragene Reviſionsbericht über die drei Pforz⸗ heimer Milchverarbeitungsbetriebe iſt hierfür 10 vorzügliche Grundlage. Bezüglich der Regelung des Verhältniſſes zwiſchen den würt⸗ tembergiſchen Zuſammenſchlüſſen und dem nordbadiſchen Zuſammenſchluß wurde Ueber⸗ einſtimmung erzielt, ſo daß nunmehr der In⸗ lraftſetzung des württembergiſchen Zuſammen⸗ ſchluſſes Künzelsau nichts mehr im Wege ſteht und die Arbeit ſämtlicher Beteiligten unge⸗ hindert organiſiert werden kann. f Her Tage in Konſtanz 8 Konſtanz, 7. Junt. In ihrer alten, präch⸗ a0 geschmückten Garniſonſtadt Konſtanz tra⸗ 10 ſich über Pfingſten die Angehörigen des i Regiments 114 zum 114er⸗Tag. Auch die ehemaligen Soldaten der Erſatzfor⸗ mationen des Regiments, nämlich des Reſ. Ju. Reg. 111, des Inf. Reg. 185 und des Landwehrbataillons 109 waren dazu einge⸗ aden und es dürften annähernd 5000 alte Soldaten aus allen Gauen Badens und z. T. auch aus dem übrigen Deutſchland geweſen ein, die ſich aus dieſem Anlaß am Boden⸗ ſee eingefunden hatten. Der Pfingſtſonnta 9 0 mit einem ichen dee 1 8 90 10 Uhr begann dann im Hof der alten Kaſerne der Feſtgottesdienſt, mit dem eine obe verbunden war. Nach dem Got⸗ 52 ienſt ſprach der 1. Vorſitzende des Bun⸗ b ehemaliger 114er, Major a. D. Poſtamt⸗ Hen Katz⸗Konſtanz, und gedachte mit zu l zen gehenden Worten der 3000 Regiments⸗ falle e die auf dem Felde der Ehre ge⸗ i 80 waren. Nach dem Feldgottesdienſt ſeßte be r große Feſtzug in Bewegung. Außer 50 Jägerbatafllon nahmen die Wehrfor⸗ ationen und ſämtliche Militärvereine daran bataillon mit ſeinen ſämtlichen Fahrzeugen zum Parademarſch vor den 11 05 Soldalen und den Ehrengäſten. Eine gewaltige Menſchen⸗ menge wohnte dem militäriſchen Schauſpiel bei. Mit einer Dampfer⸗Sonderfahrt nach allen dee 0 i555 wurde die in eilen eindrucksvoll verlau geſchloſſen fene Tagung Tödlicher Verkehrsunfall Von einem Auto überfahren. Neulußheim, 7. Juni. Abends wurde auf dem Heimweg von einem Sängerfeſt in Kirrlach den SS.⸗Mann Jakob Stadler aus Neulußheim von einem Perſonenwagen angefahren und getötet. Der Beſitzer des Autos fuhr weiter, wurde aber von der Gendarmerie Hockenheim geſtellt. Etwas ſpäter ſtießen an der gefährlichen Straßenkreuzung inmitten des Dorfes, ein großer Büſſing⸗Laſtwagen mit einem Motor⸗ radfahrer zuſammen. Der Motor⸗ radfahrer und ſein Sozius wurden in ſchwer⸗ verletztem Zuſtande nach dem Heidelberger Krankenhaus überführt. f Jugendtreffen der Bad. Jugendherbergen. Karlsruhe, 7. Juni. Die Badiſchen Ju⸗ gendherbergen veranſtalten im Laufe des Mo⸗ nats Juli weitere Jugendwandertreſfen ähn⸗ lich demjenigen auf dem Radſchert bei Todt⸗ nau und zwar am 9. Juli das„3. Pfälziſche Jugendtreffen“ in Schwetzingen und am 16. Juli ein„Mittelbadiſches Jugendtreffen“ auf der Hohengeroldseck bei Lahr. Dieſe Treffen ſollen Kundgebungen für das Jugendherbergs— werk und das neue Deutſchland ſein. Die na⸗ tionalen Bünde werden in großen Maſſen aufmarſchieren. * Mannheim, 7. Juni.(Geheimdruk⸗ kerei ausgehoben.) Am Luiſenring wur⸗ den 24 Druckmaſchinen und Matrizen einer Geheimdruckerei der KPD. durch die Fahn⸗ dungspolizei beſchlagnahmt. Die Maſchinen waren im Keller vergraben. Mannheim, 7. Juni.(Wechſel im Par⸗ teivorſitz.) In der Generalverſammlung der Zentrumspartei Mannheims trat der ſeit⸗ herige Vorſitzende, Profeſſor Spiegelhalder, nach langjähriger Wirkſamkeit zurück. Zum neuen Vorſitzenden wurde Bauingenieur P. Alois Noll gewählt. Heidelberg, 7. Juni.(Von der Univer⸗ ſität.) Dr. rer. pol. Walter Greiff, For⸗ ſchungsaſſiſtent am Inſtitut für Sozial⸗ und Staatswiſſenſchaften, iſt mit der Führung des Boberhauſes in Löwenberg in Schleſien be⸗ auftragt worden. Dr. Greiff wird die Füh⸗ rung des Boberhauſes, das durch ſeine Pio⸗ nierarbeit auf dem Gebiete des Deutſchen Arbeitsdienſtes und volksdeutſcher Kulturpoli⸗ tik weit über die Grenzen Schleſiens hinaus bekannt geworden iſt, bereits nach dem Pfingſt— 195 dee 5 Heidelberg, 7. Juni.(Prof. Dr. Hau⸗ zer) Prof. Dr. Karl Wilhelm Haußer, der Direktor der phyſikaliſchen Abteilung des Kaiſer⸗Wilhelm⸗Inſtituis für medieiniſche For— ſchung, iſt im Alter von nur 46 Jahren ge— ſtorben. ö i 5 f Aus Heſſen „Solidarität“ in Heſſen aufgelöſt Darmſtadt, 7. Juni. Der kommiſſar für das Polizeiweſen hat den Ar⸗ beiterrad⸗ und Kraftfahrerbund„Solidari⸗ tät“ mit dem Bundesſitz in Offenbach im! ſiſchen Statsgebiet verboten und aufgelöſt. Mit der Abwicklung der Geſchäfte des Bun⸗ des und der Liquidation ſeines Vermögens ſoweit es ſich im heſſiſchen Staatsgebiet be⸗ findet, wurde der Lehrer Kloſtermann, M. d. L., Darmſtadt, Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen, beauftragt. —— Görings Empfang in Königstein * Königſtein, 7. Juni. Nach der Landung in Frankfurt a. M. be⸗ gab ſich der preußiſche Miniſterpräſident Gö⸗ ring nach dem Empfang durch den Reichs⸗ ſtatthalter und durch ſeinen Bruder im Auto nach Königſtein. Unterwegs wurde er überall begeiſtert begrüßt. Böllerſchüſſe kündigten in Königſtein die Ankunft des Miniſterpräſiden⸗ ten an. Auf dem Feſtplatz ſtanden die For⸗ mationen der NSDAP., des Stahlhelms und des Arbeitsdienſtes. Reich sſta n thalter Spren⸗ ger ergriff das Wort zu einer kurzen Be— grüßungsanſprache. Der beauftragte Bürger⸗ meiſter von Königſtein, Stahn, begrüßte den Miniſterpräſidenten namens der Stadtverwal⸗ tung und der Bürgerſchaft. Miniſterpräſident Göring dankte dem Reichsſtatthalter und dem Bür⸗ germeiſter für die Begrüßung und beſonders für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Wie alle Ehrungen nehme er auch dieſe als dem Führer dargebracht und als Zeichen des Dankes, des Verttauens und der Hoffnung. Er wies darauf hin, daß der Führer allein der Schöpfer des neuen Reiches ſei. Das Vertrauen, das das e Volk dem Füh⸗ rer Adolf Hitler und ſeiner Regierung ent⸗ gegenbringe, ſei die Garantie für den Wie⸗ deraufſtieg unſeres Volles. teil. Darauf formierte ſich das geſamte Jäger⸗ Nach dem Geſang des Horſt⸗Weſſelliedes Staats⸗ ſter Zeit abgeſtoßen wird und da begab ſich der Wliniſterprapdent zum matyaus, wo er den Vorbeimarſch abnahm. Im Gar⸗ ten des Cafe Kreiner wohnte er der Burg⸗ beleuchtung bei. Denkmalsweihe der ler Frankſurt a. M., 7. Juni. Die Ange⸗ hörigen des ehemaligen Infanterie⸗Regiments Landgraf Friedrich 1. von Heſſen(1. Kur⸗ heſſiſches) Nr. 81 ſowie der aus dieſem her⸗ vorgegangenen Regimenter hatten ſich zuſam⸗ mengefunden, um ihr Denkmal zu weihen. Die Feiern am Pfingſtſonntag wurden durch den Gottesdienſt in den ehemaligen Gar⸗ niſonskirchen eingeleitet. Um 11 Uhr verſam⸗ melten ſich die Feſtteilnehmer vor dem Denk— mal zur Denkmalsweihe. Neben den alten Offizieren ſah man unter den Ehrengäſten vor allem den ehemaligen Chef des Regi⸗ ments, Landgraf Friedrich Karl von Heſſen, ferner den Reichsſtatthalter von Heſſen, den beauftragten Oberbürgermeiſter Dr. Krebs u. a. General a. D. v. Oven betonte, daß dieſes Denkmal eine Erinnerungsſtätte für die 2 Millionen deutſcher Männer ſei, die im Kampfe um Ehre und Vaterland ihr Leben hingegeben hätten. Wenn die Zler heute ihr Denkmal weihten, ſo könnten ſie das in einer Zeit, in der ein neuer Geiſt in das deutſche Volk eingezogen ſei. Die nationale Erhebung des deutſchen Volkes habe die Vorbedingung geſchaffen für den Wiederaufſtieg unſeres Va⸗ terlandes. Nach der Kranzniederlegung über⸗ gab der Vorſitzende das Denkmal an die Stadtverwaltung. Nachmittags bildete ſich ein Feſtzug durch die Straßen. Die Hauptfeier zeigte ein reichhaltiges Programm. Neue Bürgermeiſter u. Beigeordnete Die Staatspreſſeſtelle meldet: Die Amtszeit der nachgenannten Bürger⸗ meiſter und Beigeordneten wurde für beendet erklärt und an ihrer Stelle wurden die nach⸗ ſtehenden Kommiſſare eingeſetzt: Uſenborn: Bürgerm. Müller durch Landwirt Heinrich Winter 2., Beig. Neun durch Former Hugo Littner; Gelnhaar: Beig. Finger durch Land⸗ wirt Chriſtian Bellinger; Diebach a. Haag: Bürg. Ruth durch Landwirt Willy Eckerk; Sternfels: Bürg. Schneider durch Heinrich Krahl; Wallersdorf: Bürg Schuchardt durch Schreinermeiſter Jakob Koch; Merlau: Beig. Georg Becker durch Hermann Münch 2. Bob⸗ ſtadt: Bürg. Cornelius duech Landwirt J. Pete: Dinges; Klein⸗Hajen: Bürg. Hübner durch Kraftfahrer Adam Neumann; Lützel— Viehelsbach: Bürg. Schneubacher durch Och. Brünewald; Beig. Fiſcher durch Straßenwär⸗— ter Joſ. Olt; Ober⸗Eſchbach: Bürg. Schäfer durch Ernſt Hain; Klein⸗Karben: Bürgerm. Neuland durch Philipp Beck 2.; Herrnsheim: Bürg, Oswald durch Rich. Scherer, Adjutant des Kreisl. Worms; Beig. Bardong durch Karl Eberhard; Dieburg: Beig. Knapp durch Franz Barkart. Todesſturz eines Motorradfahrers Verkehrsunglück infolge der Raſerei. Cronberg(Taunus), 7. Juni. Lehrer Kapp aus Niederhöchſtadt fuhr mit ſeinem Beiwagen von Bad Soden nach Nie— derhöchſtadt und hatte dabet eine große Ge— ſchwindigkeit erreicht, als an der Kreuzung der Straße Cronberg— Frankfurt ein Auto ihm entgegenkam. Infolge der großen Geſchwindigkeit konnte Lehrer Kapp mit ſeinem Motorrad dem Auto nicht mehr genügend ausweichen und wurde von dem Kotflügel des Autos geſtreift. Er verlor darauf das Gleichgewicht und über⸗ ſchlug ſich mit ſeiner Maſchine mehrere Male. Lehrer Kapp blieb auf der Stelle tot, ſein Beifahrer wurde ſchwer verletzt. Die Schuld trifft höchſtwahrſcheinlich den Lehrer, denn er hatte eine ganze vorſchriftswidrige Ge⸗ ſchwindigkeit aus ſeiner Maſchine herausge⸗ holt und hatte dieſe Geſchwindigkeit auch nicht angeſichts der Kreuzung der Straße herab— gemindert. Der Großmuttermörder Ruß hat Reviſion eingelegt. 95 Wiesbaden, 7. Juni. Gegen das Ur⸗ teil, durch das der Großmuttermörder Ruß zu lebenslänglicher Zuchthausſtrafe verurteilt wurde, legte der Verteidiger des Verurteilten, Rechtsanwalt Dr. Gürten, Reviſion ein. Das Reichsgericht wird ſich daher noch einmal mit dem Fall zu befaſſen haben. Gegen Ausbau der Konſumvereine. Die Staatspreſſeſtelle erklärt: Verſchiedene Konſumpereine haben in den letzten Tagen durch Plakate, Flugblätter und andere Wer⸗ beformen zum Wiedereintritt ausgeſchiedener Seite dafür Gewähr geboten werden, daß die Ueberführung ordnungsgemäß erledigt 1 den kann und keine Vermögenswerte, insbe⸗ ſondere die Sparguthaben der Arbeiterſchaft, verloren gehen. Aus dieſen Gründen ſoll die feindſelige Ein. ſtellung gegen die Konſumvereine eingeſtellt weden. Da aber der Neubau noch nicht klar erkeunbar iſt, iſt es nicht möglich, daß be⸗ ſondere Werbungen für die Konſumvereine durchgeführt werden. Die beteiligten Stellen werden daher angewieſen, alle diesbezüglichen Maßnahmen zu unterlaſſen, insbeſondere die Werbeblätter einzuziehen und die Plakatan⸗ ſchläge zu entfernen. Aus der Heimat Gedenktage 1826 Der Phyſik Sbſeyh yſiker Joſeph v. Fraunhofer i München ere 5 h 1843 Der Dichter Friedrich Hölderlin in Tü⸗ bingen geſtorben. 1919 Der Großadmiral Henning v. Holtzen⸗ dorff in Prenzlau geſtorben. Prot.: Lukretia, Kath.: Robert. Sonnenaufg. 3,39. Sonnenunterg. 20,19. Mondaufg. 20,18. 8 Mondunterg. 212. Die Lieb umfaßt des Weibes volles Leben, Sie iſt ihr Kerker und ihr Himmelreich; Die ſich in Demut liebend hingegeben, Sie dient und herrſcht zugleich. a v. Chamiſſo. Der Zweck der großen Volkszählung In ganz Deutſchland wird am 16. Juni eine große Volks⸗, Berufs- und Betriebszählung durchgeführt, deren Ergebnis in den nächſten Jahren den Bevölkerungs-, Wirtſchafts⸗ und Sozialpolitikern das erforderliche Material für die wiſſenſchaftlichen Arbeiten über die Struk⸗ tur des deutſchen Volkes geben wird. Gezählt wird nicht allein in den einzelnen Wohnungen und Haushaltungen, ſondern auch in den Laubenkolonien und Rummel⸗ plätzen, weil ebenfalls alle Perſonen er⸗ faßt werden müſſen, die kein feſtes Dach über dem Kopf haben. Es finden ſogar beſon⸗ dere Razzien ſtatt, und zwar in ganz Deutſchland, um die Obdachloſen einmal einigermaßen genau regiſtrieren zu können. Ferner findet auf den Berliner Waſſerſtra⸗ ßen durch die Waſſerpolizei eine Zählung der Schiffs bevölkerung ſtatt. Wir haben ſehr viel in den letzten Mona⸗ ten von den„unſichtbaren“ Erwerbsloſen ge⸗ hörſ. Die bisherige Erwerbsloſenſtatiſtik weiſt hier gewiſſe Fehlerquellen auf und bietet kein zuverläſſiges Bild. Darum werden auch die ſämtlichen Erwerbsloſen durch die Zählung erfaßt. Für die künftige Entwicklung der Wirtſchaft wird wertvoll ein Vergleich der Zahl und Art der wirtſchaftlichen Unterneh⸗ mungen mit den Ergebniſſen von 1925 der letzten Zählung. * ** Lohnſteuerzuſchlan für Ledige und Ab⸗ gabe zur Arbeitsloſenhilfe. Der Lohnſteuerzu⸗ ſchlag für Ledige— Ledigenzuſchlag—, der nach den Verordnungen des Reichspräſidenten ſeit 1. September 1930 zu erheben war, wird nach der Verordnung des Reichspräſidenten vom 18. März 1933 für das Rechnungsjahr 1933 weiter erhoben. Die bis 31. März 1933 beſriſtete Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe, die auf Grund der VO. des Reichspräſidenten vom 14. Juni 1932 zu erheben war, wird nach der erwähnten VO. des Reichspräſiden⸗ ten vom 18. März d. J. für 1933 ebenfalls weiter erhoben. Ihr unterliegt für 1933 das Arbeitsentgelt, das für die Zeit vom 1. April 1933 bis zum 31. März 1934 ge⸗ währt wird. Für die Erhebung des Ledigen⸗ zuſchlags und der Abgabe zur Arbeitsloſen⸗ hilfe im Rechnungsjahr 1933 gelten die bis⸗ herigen Vorſchriften unverändert weiter. Neue Freimarkenheftchen läßt die Deut⸗ ſche Reichspoſt in beſchänkter Auflage mit den im April d. J. herausgegebenen Wertzeichen mit dem Kopfbildnis Friedrichs des Großen herſtellen. Der Verkaufspreis des Heftchens, das ſechs Marken zu ſechs Rpf. und fünf Mar⸗ ken zu zwölf Rpf. enthalten und als äußeren Schmuck die ſchwarz⸗weiß⸗rote Flagge und die Halenkreuzflagge tragen wird, beträgt 96 Rpf Der Verkauf der Freimarkenheftchen an den Poſtſchaltern beginnt in nächſter Zeit. * * Schulgeldbefreiung. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Aus dem Un⸗ terrichtsmmiſterium wird mitgeteilt, daß bei der Verteilung der für Schulgeldbefreiung zur Verfügung ſtehenden Mittel— aber immer oder zum Beitritt neuer Mitglieder aufge⸗ fodert. Das gibt der heſſiſchen 0 0 Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß dieſe Maßnahmen nicht im Sinne der maßgebenden Stellen liegen. „Die Uebernahme der Konſumvereine duraß die NSDAP erfolgte une zut Ab⸗ wicklung derſelben, das beſagt, daß ein wei⸗ terer Ausbau nicht geduldet wird, daß ſchon jetzt alles Faule und Belaſtende in kürze⸗ im Ein⸗ vernehmen mit den Vertretungen 955 Mittel⸗ ſtandes ein gerechter Ausgleich jetzt angebahnl wird. Es ſoll hierdurch auch auf der anderen unter der Vorausſetzung entſprechenden Flei⸗ ßes und entſprechender Fellen— 110 05 waiſen, Kriegshalbwaiſen, Kinder von Kriegs- beſchädigten, Schüler aus kinderreichen Fami. lien(vier Kinder und mehr, bei Witwen: 3 Kinder und mehr) und Schüler, die im Kampfe für die nationale Erhebung ſich nachweisbar hervorgetan haben, vorzugsweiſe zu berückſich⸗ tigen ſind. Bei den nichtariſchen Schülern wurde eine Herabsetzung der für Schulgeld⸗ befreiung zur Verfügung ſtehenden Mittel in entſprechender Anwendung der Beſtimmungen des Geſetzes gegen die Ueberfüllung deutſcher Schulen und Hochſchulen angeordnet. 8 —