. die Darſteller ſtellt. Aber ich will es gleich vorweg geſtehen, auch hierin erlebte ich keines⸗ falls eine Enttäuſchung. Geſamtſpiel, wie die darſtellenden Hauptperſonen boten weit mehr als man von Laienſpielern erwarten konnte. Man fühlte, daß alle die Handlung innerlich miter⸗ lebten und ihre Rollen voll und ganz beherrſchten. Ohne dem Berufsſchauſpielertum in irgend einer Weiſe zu nahe zu treten, und ohne den Spielern irgendwie zu ſchmeicheln muß ich geſtehen, daß die Natürlichkeit des Spieles ganz beſonders an⸗ genehm und ergreifend auf den Zuſchauer wirkten. Viernheimer zur Landhilſe ab⸗ gereiſt. Heute Früh um 5 Uhr ſind von hier 37 junge Leute zur Landhilfe abgereiſt. Die Fahrt ging jedoch nicht, wie bereits gemeldet in die Nähe Stuttgarts, ſondern nach Sigmaringen i. Hohenzollern. Die jungen Leute werden einzeln bei Landwirten untergebracht und erhal⸗ ten die ortsübliche Entlohnung. Unter dem Geſang von dem Abſchiedslied„Muß i denn“ wurde der Heimatort verlaſſen. Die Fahrt ging per Omnibus nach Mannheim, wo noch 23 junge Leute von Mannheim aufgenommen wurden, dann gings weiter nach Sigmaringen. Die Fahrt Vereins⸗Anzeiger. Männergeſangverein 1846. Donnerstag abend ½9 Uhr Singſtunde. In Anbetracht des in Angriff zu nehmenden großangelegten Herbſt⸗ konzertes iſt es der dringende Wunſch des Dirigenten, daß alle Sänger wieder reſtlos zur Stelle ſind. Der Vorſtand. Krieger⸗ und Soldatenverein„Teutonia“ Kriegsbeſchädigten⸗Abtlg. Zu der am Frei- tag den 9. Juni, abends 8 Uhr im Freiſchüt ſtattfindenden öffentlichen Verſammlung der Lokales *Die Ehrenbürgerbriefe. In ſeiner Sitzung vom 26. April ds. Jahres hat der Rat unſerer Gemeinde einmütig beſchloſſen, die beiden hervorragenden Führer des Neuen Deutſchland, Herrn Reichspräſidenten Paul von Hindenburg und Herrn Reichskanzler Adolf Hitler zu Ehren⸗ bürger unſerer Heimatgemeinde zu ernennen. Die Ehrenbürgerbriefe ſind künſtleriſch ausgefertigt und enthalten neben dem Wappen unſerer Gemeinde 1 Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten)(Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) folgenden Wortlaut: Die Dorfgemeinde Viernheim in Heſſen hat in Gedenken an die unvergleichlichen Ver⸗ dienſte um des Vaterlandes Geſchicke in Krieg und Frieden und zum Dank dafür, daß er einem Deutſchland des Friedens, der Ehre und der Gerechtigkeit den Weg auftat, Herrn Reichs- präſidenten Paul von Hindenburg durch Ratsbeſchluß zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Viernheim in Heſſen, den 1. Mai 1933. Der Bürgermeiſter. In kommiſſariſcher Vertretung Bechtel. Die Dorfgemeinde Viernheim in Heſſen hat den Einer von Volk und Staat, den Führer des Neuen Deutſchland, Herrn Reichskanzler Adolf Hitler durch Ratsbeſchluß zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Der 1. Mai, als Symbol der Ueberbrückung aller Unterſchiede von Klaſſen und Ständen im Deutſchen Volk, wurde für die Ernennung zum Anlaß genommen. Viernheim in Heſſen, den 1. Mai 1933. Der Bürgermeiſter. In kommiſſariſcher Vertretung Bechtel. Das Rabattſparweſen in Viern⸗ heim. Ab Montag, den 12. Juni, wird das Rabattſparweſen in Viernheim endgültig aufge⸗ hört haben zu exiſtieren. Verhandlungen mit — der Firma Johann Schreiber, die ſich dem Vorgehen des mittel- Eſtändiſchen Gewerbes bisher nicht angeſchloſſen hatte, haben das ergeben. Dieſe Maßnahme zu treffen war notwendig, einmal um den Käufer durch den Fortfall des Rabatt- weſens in den Genuß verbilligter Lebensmittel kommen zu laſſen und zum anderen, um dem überverſchuldeten Gewerbetreibenden als Haupt⸗ ſteuerzahler einen wenn auch nur ſehr geringen Mehrverdienſt zukommen zu laſſen. Der Not⸗ wendigkeit, im Intereſſe des Käufers ſowohl alsauch des Verkäufers weitblickende Wirtſchafts⸗ politik zu treiben, hat ſich Herr Schreiber er⸗ freulicherweiſe nicht verſchloſſen. das Vorgehen der Gewerbetreibenden deshalb umſomehr, weil es nicht zuletzt ſich zugunſten des Käufers auszuwirken geeignet iſt. Viernheim, den 4. Juni 1933. Abt. für Propaganda und Aufklärung der N. S. D. A. P. Viernheim. Brügel. Wir begrüßen wird ca. 10 Stunden in Anſpruch nehmen. Weitere Meldungen zur Landhilfe werden beim hieſigen Arbeitsamt noch entgegengenommen. Den Arbeitsleuten wünſchen wir fern der Heimat alles Glück, Geſundheit und Wohlergehen. Bei den Viernheimer Tellſpielen. Als ich vor nahezu 10 Jahren nach mehr- jähriger Tätigkeit an der dortigen Schillerſchule Viernheim verließ, um in's Neckartal überzu⸗ ſiedeln, dachte ich nicht im Entfernteſten daran, daß ich einen Teil der vor mir ſitzenden Schüler mal als Schauſpieler wiederſehen würde. Noch viel weniger glaubte ich damals, daß die Sand⸗ wüſte hinter dem ſtädtiſchen Gaswerk, wo ſich die Schuljugend an den Spielnachmittagen in heißer Sonnenglut tummelte, ſpäter einmal eine Naturbühne erſtehen würde. Ich war deshalb beſonders intereſſiert an dem Werk, das der Turnverein 1893 aus eigener Kraft dort hatte erſtehen laſſen. Wenn man vor dieſer Natur- bühnenanlage ſteht, verſpürt man unwillkürlich ſchon den Geiſt, des dichteriſchen Werkes, das z.. hier zur Aufführung gelangt, in die Wirk- lichkeit umgeſetzt. Unwillkürlich wird man an das Wort von Stauffacher erinnert den der Dichter ſprechen läßt: Wir haben dieſen Boden uns erſchaffen durch unſerer Hände Fleiß Was hier der Gemeinſinn und der Opfer⸗ geiſt der wackeren Viernheimer Turnersleute ge⸗ ſchaffen hat, kann nur der recht ermeſſen, der dieſe Einöde von ehedem kennt. Man kann den Turnverein von 1893 zu dieſer herrlichen Frei⸗ lichtbühne nur beglückwünſchen. Die ganzen An⸗ lagen, ſowie Bauten und Szenerie bieten ſich den Beſchauer als ein künſtleriſches Geſamtbild dar, das uns vergeſſen läßt, daß wir im eben⸗ ſten Flachland uns befinden. Die das Bühnen- bild überragende Hochgebirgsſzenerie, ein Werk des jugendlichen Telldarſtellers verſetzt uns un⸗ willkürlich in das Land der Firnen und weißen Hörner, die hoch bis in den Himmel ſich ver⸗ lieren. Ein ſolches Werk mit den primitivſten Mittel erſtellt zu haben, verdient alle Aner- kennung und Bewunderung. Nachdem mich der äußere Rahmen ſo an⸗ genehm überraſcht hatte, erwartete ich voller Spannung die theatraliſche Geſtaltung dieſes hohen Liedes der Freiheit und Vaterlandsliebe. Ich hegte recht zweifelhafte Gefühle, da dieſe Geſtaltung ſehr hohe ſeeliſche Anforderungen an Wenn ich die meiſterhafte Geſtaltung der Haupt⸗ perſon des„Tell“ durch den jugendlichen Spieler Nikolaus Hofmann beſonders hervorhebe, ſo ſoll das keinesfalls die Leiſtungen der übrigen Mit⸗ ſpieler ſchmälern, deren Spielweiſe gleichfalls weit über das Dilettantenhafte hinausragte. Auch der Regieführung ſei die Bewunderung nicht verſagt, die in der Bewegung der doch immerhin unge⸗ ſchulten Maſſen ebenfalls eine geſchickte Hand beweiſt. Daß das Spiel in ſeiner Geſamtheit eine tiefe Ergriffenheit und Begeiſterung bei den nahezu 2000 Zuſchauern auslöſte, die in dem ſpontan gezollten Beifall ihren Ausdruck fanden, mag als Beweis dieſer kurzen Aus führungen dienen, um nicht die Vermutung aufkommen zu laſſen, als handelte es ſich hier um einen be⸗ ſtellten Reklameartikel. Als nach faſt 5ſtündigem Spiel der Schluß⸗ chor: Die Himmel rühmen.... mächtig zum Abendhimmel emporrauſchte, reifte in mir der Entſchluß die Oeffentlichkeit auf dieſes Tellſpiel der Viernheimer Turner hinzuweiſen, das wie kein anderes geeignet iſt, wahre Vaterlandsliebe in unſerem ſchwer geprüften deutſchen Volke zu erwecken. Schmitt, Lehrer Hirſchhorn a/ N. Ein lehrreiches Beispiel. Wie der„Regensburger Anzeiger“ berichtet, hat vor wenigen Tagen der Schriftſteller Thiele aus Freiburg i. Br. im Karmelitenſaal einen Vortrag gehalten. Der Redner teilte ſeinen Zuhörern im Laufe des Vortrags mit, daß er für die Propaganda ſeines Regensburger Vor⸗ tragsabends drei Werbearten herangezogen habe: Die Zeitungsanzeige, das Plakat und den Hand⸗ zettel. Die Anweſenden möchten ihm doch durch Handhochheben mitteilen, durch welche der drei Wexbearten ſie auf die Veranſtaltung aufmerk⸗ ſam gemacht worden ſeien. Das Ergebnis war folgendes: Von den 162 Beſuchern des Vor⸗ tragsabends, die alle wirkliche Intereſſenten waren, weil der Eintritt nicht koſtenlos war, ſondern 1 RM. und 0.50 RM. betrug, kamen aufgrund der Zeitungsanzeige 122 Beſucher, 24 Beſucher. Alle, die es angeht, ſollen es nun wiſſen: Der Weg in die Oeffent⸗ Zeitungsanzeige. der Plakate 16 Beſucher und der Handzettel lichkeit führt in erſter Linie über die Nat. Sozial. Kriegsopferverſorgung ſind unſre Mitglieder freundlichſt eingeladen.(Schützen ⸗ abteilung) Freitag 3 Uhr Gelegenheit zum Uebungsſchießen. Sonntag letzte Gelegenheit, da bereits am 18. 6. das Gauſchießen für unſeren Verein hier ſtattfindet. Alſo üben, damit viele„goldene“ erreicht werden. g Der Vorſtand. N. S. Kriegsopferverſorgung. Am Freitag, den 9. Juni 1933 findet im Lokal zum Freiſchütz nachmittags von 1—5 Uhr eine Beratungsſtunde der Kriegsopfer ſtatt. An⸗ ſchließend abends 8 Uhr öffentliche Verſamm⸗ lung aller ehem. Reichsbunds mitglieder. Er⸗ ſcheinen ſämtlicher auch außenſtehender Kriegs⸗ beſchädigter und Kriegshinterbliebenen iſt er⸗ wünſcht. Der komm. Obmann: Hanf. Verein der Hundefreunde. Freitag, den 9. Juni, abends 8¼ Uhr Vorſtandsſitzung; an⸗ ſchltießend Monatsverſammlung bei Mitglied Beyer z. Starkenburg. Tagesordnung wird im Lokal bekanntgegeben. Sämtliche Mit⸗ glieder der Ortsgruppe für D. S. H. ſowie der Dreſſurabteilung haben wegen wichtiger Beſprechung vollzählig zu erſcheinen. b Der Vorſtand. Fechterſchaft im Turnverein von 1893 Viern⸗ heim. Es wird hiermit nochmals darauf aufmerkſam gemacht, daß in der heute abend punkt ½9 Uhr ſtattfindenden Nebungsſtunde die Mannſchaften für das Gauturnfeſt in Waldhof geſtellt werden. Es iſt deshalb dringend erforderlich, daß alles erſcheint. Gleichzeitig machen wir bekannt, daß ſolche junge Leute, welche den edlen Fechtſport er⸗ lernen wollen ſich im Freiſchütz melden kön⸗ nen. Mit großen Auslagen iſt es nicht ver⸗ bunden, da die Waffen von der Ahteilung ge⸗ ſtellt werden. Der Fechtwart. Amicitia 09 E. V. V'heim. 1* Sportplatz im Wald mit 9 e Reſt.„Zur Waldſchenke“ Sonntag, den 11. Junt, nachm. 5½ Uhr Liga-Fußall gegen V. f. R. Mannheim auf dem Platze an den Brauereien. Abfahrt iſt 4,16 O. E. G. Erſ.⸗Liga— Leutershauſen in Leutershauſen Abfahrt wird noch bekannt gegeben. 4. Mannſchaft— Hemsbach 3. hier vorm. 10 Uhr. Der Spielausſchuß. Heugras⸗ Verſteigerung von etwa 1000 Morgen Wieſen der Hofgüter Hüttenfeld⸗Seehof⸗Aennhof. Am Montag, den 12. Juni und Dienstag, den 13. Juni 1933 von den zu dem Hofgut Hüttenfeld⸗ Seehof bei Lampertheim gehörigen Wieſen. Zuſammenkunft je vormittags 9 Uhr in der Wirtſchaft Eichenauer zu Hüttenfeld. Am Montag, 12. Juni 1933 von den zu dem Hofgut Rennhof gehörigen Wieſen. Zuſammenkunft nachm. 1½ Uhr in der Wirtſchaft Eichenauer zu Hüttenfeld. Hüttenfeld bei Lampertheim, den 6. Juni 1933. Freiherr Heyl zu Herrusheim'ſche Geſamt⸗Güter⸗ Verwaltung. Fernſpr. Weinheim i. B. 2202, Worms 3021. Morgen Freitag J Morgen Freitag von Vorm. 8 Uhr ab von 10 Uhr ab 1a hausgemachte 1 a hausgemachte Menn e e Wurst u. Fleisch zu haben bei Mich. Mandel 12. Annaſtraße 19 — zu haben Heter Hanf neben der alten Kirche Ortsgewerbe⸗Verein. Hiermit lade ich alle Handwerksmeiſter, Jungmeiſter und Geſellen, zu einer wichtigen Ausſprache betr. Bandwerkerſchulung durch unſern Bandwerksführer, Fritz Müller,(Vorſitzender der Handwerkskammer), auf Freitag Abend ½9 Uhr im Gaſt⸗ haus zum Engel freundl. ein. Alle, die gewillt ſind im Geiſte Adolf Hitlers mitzuarbeiten an der Geſundung unſeres Volkes und Vaterlandes, ſind willkommen. Mit treudeutſchem Handwerkergruß Heil Hitler! Jean Wunderle, Innungsführer. Zwangs⸗Verſteigerung Morgen Freitag, den 9. Juni 1933, verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Ver- ſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle, öffentlich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Bar⸗ zahlung: Mobilien, Einrichtungs⸗ und Gebrauchs⸗ gegenſtände aller Art, darunter insbeſondere 1 Spiegelſchrank, 1 Kleiderſchrank, 1 Sekre⸗ tär, ferner 1 Schreibtiſch, 1 Standuhr, 1 Schnellwage Stierlen, 1 Radioanlage, 1 Wareuſchrank, 1 Eisſchrank, 1 Fahrrad u a. Zuſammenkunft der Steigliebhaber nach⸗ mittags 2 Uhr, im Hofe des Gaſthauſes zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, den 8. Juni 1938. Köhler, Gerichtsvollzieher in Lampertheim. Für die Juen. ellgetzuent Brockmanns Futterkalk ½ Paket 400 1 0 7 7 76 Leinſamen, reingemahlen 15,0 Futterflocken, ſchöne Ware„5 1 Viehlebertran Liter 70% Neſteier, Kampfer n. 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Es ladet frdl. ein. M. Träger D. B. S. dadrunnn iernbaim Freitag, den 9. Juni, abends halb 9 Uhr im Gaſthaus„Zum Löwen“ Mitgliederverſammlung. Bericht: Generalverſammlung. Der Obmann. ere Alte Zeitungen zu haben in der Druckerei dieſes Blattes. Q Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 140 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wobchentl das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, inteveſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fal n ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements kägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim eruſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poftſcheckkonto Rr. 21577 Amt e a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin Geſchöftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 131 Freitag, den 9. Juni 1933 50. Jahrgang Die Wirtschaftswoche Transferaufſchub und Weltwirkſchaftskonfe⸗ Die Jinsſenkung bei der Entſchul⸗ Hugenberg über Mittelſtands- politik. Nur noch wenige Tage trennen uns von der ſeit langem angekündigten Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz, die in London am 12. Juni ihren Anfung nimmt. Was ſie im übrigen auch bringen mag— die Anſichten über ihre renz.— dung.— zu erwartenden Ergebniſſe gehen recht weit auseinander— ſicher iſt, daß die interalli⸗ deutſche Transferproblem eine wichtige Rolle Reichskabinett einzuſchlagen⸗ den Weg nunmehr gefaßt. Daß Deutſch⸗ land einen Aufſchub der Zins⸗ und Til⸗ gungszahlungen haben muß, wird allmählich doch auch von den Gläubigern eingeſehen, wenn ſie auch noch allerhand Vorbehalte jerte Schuldenfrage und dass ſpielen werden. Das hat ſeine Beſchlüſſe über den machen. Es waren doch gerade führende Perſönlichkeiten der Finanz und der Wirt⸗ schaft, ſowohl in England als auch in Ame⸗ rika, die bereits zu Ende des vergangenen Jahres darauf hinwieſen, daß ein allgemei⸗ nes Moratorium unerläßlich werde, wenn es nicht gelänge, den deutſchen Ausfuhrhan⸗ del durchgreifend zu beſſern. Deshalb iſt das Echo aus gewiſſen amerikaniſchen Gläu⸗ bigerkreiſen ſtark befremdend. Nach einer Mitteilung des Reuter⸗Büro foll nämlich die Abſicht bei den amerikaniſchen Bondsbe⸗ ſitzern beſtehen, im Falle eines allgemeinen deutſchen Transfer⸗Moratoriums zu einer Beſchlagnahme des Eigentums der deutſchen Firmen in Amerika zu ſchreiten, welche mit ihren Bonds in Verzug gerieken. Wir wiſſen nicht, ob dieſe Abſicht wirklich vorherrſcht. Aber ſie erſcheint ganz unmög⸗ lich und ungerechtfertigt, zumal, wenn wir zugrunde legen, was bei den Beſprechungen in Berlin über das Transfer⸗Problem herausgekommen iſt. Denn hier herrſchte eine volle Einmütigkeit über die neuen Wege und auch in den Auffaſſungen über Deutſch⸗ lands Deviſenlage. Neuerdings hat Reichs⸗ bankpräſident Ir. Schacht in der Sitzung des Verwaltungsrats der B83. den gleichen deutſchen Standpunkt vertreten und wieder⸗ um weitgehendes Verſtändnis gefunden. Wir verkennen keineswegs die großen Schwierig⸗ keiten, vor die ſich jede Regierung in Lon⸗ don geſtellt ſehen wird. Aber die Zeit der Nur⸗Empfehlungen der Zwiſchenlöſungen iſt nun einmal vorbei. Erſt wenn die Transferfrage geregelt iſt, können weitere Schritte zur Zins ſen⸗ kung erörtert werden. In dem Geſetz zur Entſchuldung der Landwirtſchaft iſt vor al⸗ lem auch die Zinsgeſtaltung behandelt. Zwi⸗ ſchen den Forderungen, keine Eingriffe in die Zinshöhe vorzunehmen und den Vor⸗ ſchlägen, einen Zinsſatz von etwa 2 Prozent zu gewähren, gab es eine ganze Scala von Wünſchen Dieſe Frage iſt nun in dem Sinne entſchieden worden, daß der künftige Zinsſatz ſich etwa bei 4,5 Prozent halten wird. Es werden künftig die 4,5prozentige Verzinſung diejenigen Forderungen genie⸗ ßen, die keinerlei Kürzung bei der Entſchul⸗ dung erfahren, weil ſie bereits in⸗ nerhalb der angeſtrebten mündelſiche ren Grenze liegen und geſichert ſind. Daneben ſind dieſem Zinsſatz unterſtellt auch olche Forderungen, die aus Gehalt, Lohn, Hand⸗ werker⸗ oder Lieferantenforderungen ent⸗ ſtanden ſind, wie auch die übrigen Verpflich⸗ tungen der zu entſchuldenden Betrieve. Für die erſten drei Jahre erhöht ſich der Zins in den meiſten Fällen durch Reichs zuſchuß auf 5,5 Prozent. Des ferneren iſt auch für Hy⸗ potheken eine Umwandlung auf dieſen Zins⸗ fuß in der Weiſe vorgeſehen, daß die Hypo⸗ theken ſolcher Gläubiger, die ſich mit einer dene gerasſthung nicht einverſtanden erklär⸗ ren, durch Hingabe von aprozentigen Pfand⸗ briefen abgelöſt und zu deren Sicherung neue mit 4,5 Prozent verzinsliche Tilgungs⸗ bypotheken eingetragen werden können. ließ ſich zunächſt die engliſchen Flieger 0 5 l 1. 552 0 1 1 0 * A he Gäſte beim Kanzler Neüchskanzler Hitler empfängt die englischen Sportflieger— Eine Kanzlerrede— Der Geiſt der jungen demſchen Generation als Grundlage für die deutſch⸗engliſchen Veziehungen Berlin, 9. Juni. Die engliſchen Sportflieger, die auf ihrem Rundflug durch verſchiedene deutſche Gebiete auch Berlin berührten und daſelbſt lan⸗ deten, um einige Jage in der Reichshaupt⸗ ſtadt zu verbringen, wurden am Donnerstag in der Reichskanzlei durch den Reichskanzler Adolf Hitler empfangen. Der Kanzler und Fliegerinnen vorſtellen und gahm dann das Wort zu einer Anſprache, die wiederholt durch die lebhafte Zuſtimmung der engliſcher Gäſte unterbrochen wurde. Reichskanzler Hitler gab ſeiner beſonderen Freude über den Be⸗ ſuch der engliſchen Sporkflieger Ausdruck und ane die Hoffnung aus, daß die engliſchen Gäſte die beſten Eindrücke von Deutſchland mit nach Haus nehmen würden. Als deut⸗ ſcher Soldat habe er perſönlich während des Krieges in Flandern Gelegenheit gehabt, die Leiſtungen der engliſchen Flieger zu bewun⸗ dern. Er ſei überzeugt, daß auch die eng⸗ liſchen Gäſte, ſoweit ſie damals an der Front geweſen ſeien, in gleicher Weiſe Achtung vor der Ritterlichkeit der beutſchen Geaner emp⸗ funden hätten. ſer gegenſeitigen Achtung bilde die zuverläi— ſigſte Grundlage für die politiſchen Bezie⸗ hungen der beiden großen germaniſchen Na⸗ tionen in den kommenden Jahren. Nur im Geiſte dieſer jungen Generation könne ein neuer Anfang gemacht wer⸗ den zur Behebung auch der wirtſchaft⸗ lichen Nöte unter den Völkern. Bon deutſcher Seite aus werde alles geſche⸗ hen. um dieſes Ziel zu verwirklichen. Die engliſchen Gäſte häkten ſich ſelbſt ein Bild davon machen können, daß nicht Terror deutſches Leben beherrſche, ſon⸗ dern daß hier ein Volk ſich ſelbſt wieder ⸗ gefunden habe, und daß hier ein Geiſt walte, der aus den Idealen einer jun- gen deutſchen Nation geboren ſei. Er geber e die engliſchen Gäſte auch na⸗ mens der großen nationalſozialiſti⸗ ſchen Bewegung, die den Willen habe, den Geiſt der Verbundenheit zwiſchen den beiden Nationen hochzuhalten. Die engliſche Erwiderung Namens der engliſchen Gäſte dankte Lindſan Everad für die freundliche Das aufrichtige Gefuyt dꝛe⸗ Aufnahme in Veutſchland und für die Ehre des Empfanges bei dem Reichskanzler, in deſſen Hand heute ein großer Teil der Welt⸗ geſchicke und der Weltgeſchichte ruhe. Er glaube, daß die zivile Fliegerei dem Frieden förderlich ſei. Eine beſſere Ver— bindung bedeute beſſeres Verſtändnis. Beſſeres Verſtändnis bedeute weniger Reibung. Weniger Reibung bedeute Frieden. Vor dem Empfang hatten die engliſchen Gäſte durch eine Abordnung unter Führung des Vizepräſidenten des Königlichen Aero⸗ Clubs, Lindſay Everad, am Ehrenmal Unter den Linden einen großen Eichenkranz niederlegen laſſen. An den Empfang beim Reichskanzler ſchloß ſich eine Beſichtigung des Zentralflughafens Tempelhof und auf beſonderen Wunſch der engliſchen Gäſte auch des Reichstagsgebäudes an. Die engliſchen Flieger verließen am Donnerstag nachmittag Berlin, um über Schwerin und Kiel in die Heimat zurückzu⸗ kehren. 5* Neben der Agrarpolitik hat beſonders die Mittelſtandspolitik die Aufmerk⸗ ſamkeit der Reichsregierung. In einem ihm naheſtehenden Blatt erörterte Reichswirt⸗ uad ek Hugenberg die nächſten ufgaben auf dieſem Gebiete. Einleitend betonte er, daß nun hoffentlich bald die Pe⸗ riode der Eingriffe und der Unruhe in der Wirtſchaft beendet ſei. Denn das ſei eine unentbehrliche Vorausſetzung wirklichen Auf⸗ ſchwungs und der Ueberwindung der A beitsloſigkeit. Ein wieder hoffender wohl⸗ organiſierter Mittelſtand ſei eine der poſitiv⸗ ſten Mächte im wirtſchaftspolitiſchen Leben. Eine falſche Politik habe ihn krank gemacht. Großbetriebe, Konſumvereine, Warenhaus, denen man keine Schranken und keine mo⸗ raliſchen Pflichten auferlegt habe, ſeien für ihn Feinde geworden. Das, was ſein wird, wollen wir nun in die richtigen Wege des Wachstums leiten, nicht das mutwillig zer⸗ ſtören, was iſt, ohne daß wir dafür ſchon Erſatz haben. Könnte es einen Zweck haben, die beſtehenden Warenhäuſer und der⸗ gleichen mit Steuern und anderen Mitteln geradezu totzuſchlagen— und mit ihnen ein Kiefer Kapital und viele Exiſtenzen und ieferanten? Nein, der Umſatz ſoll auf die Mühle des Mittelſtandes geleitet werden. Es ſoll kein neues Warenhaus oder dergleichen entſtehen. Die beſtehenden ſollen die Umſätze, bei denen ſie noch beſtehen kö. nen, nicht überſchreiten. Das ſoll eine ledig⸗ lich auf dieſen Zweck gerichtete geſtaffelte Umſatzſteuer wirkſam verhüten. Wir wollen keine Begünſtigung der Mammutbetriebe mehr, aber wir wollen nicht ſinnlos vorhan⸗ dene Werte entzweiſchlagen. Unſer Mittel⸗ ſtand will, daß er wieder leben und ſich ent⸗ falten kann. Dentſche Erzſehergemeinſchaft Eine eindrucksvolle Kundgebung Magdeburg, 9. Juni. Auf der großen deutſchen Erzie⸗ hertagung erfolgte der Zuſammenſchluß aller deutſchen Lehrerorganiſationen und ihr Beitritt zum Nationalſozialiſti⸗ chen Lehrerbund. Der bayeriſche Kultusminiſter Schemm betonte in einer programmatiſchen Anſprache, daß es eine Bankerotterklärung der deutſchen Erziehung wäre, wenn die deutſchen Lehrer und Erzie— her nach dem Tage von Potsdam, nach dem Tage der nationalen Arbeit, nach dem Hiſſen der ſchwarz⸗weiß⸗ roten und der Hakenkreuz⸗ fahne nicht begreifen würden, worum es geht, wenn ſie nicht den Sehnſuchtsſchrei des deutſchen Volkes geſpürt hätten: „Wir Deutſchen wollen wieder ein Volk werden!“ Der heutige Tag beweiſe, daß in Wirklich⸗ keit der deutſche Lehrer trotz aller materia⸗ liſtiſchen, bolſchewiſtiſchen, marxiſtiſchen und atheiſtiſchen Strömungen der Vergangenheit nicht von dieſen een berührt worden ſei. Urkundlich, ſo erklärte er unter dem brauſenden Beifall der Verſammlung, woll⸗ ten nun die Führer der Verbände ihr Gelöb⸗ nis zur nationalen Revolution bekräftigen. Wenn ich dieſe Urkunde dem Volkskanz- ler in die Hand geben werde, ſei ihm da⸗ mit die Garantie in die Hand gegeben, dasz die Erzieher dafür ſorgen wolllen, daß die deutſche Jugend in ſeine Gedan- kenwelt und ſeine Erziehungsideen hin⸗ einwachſe. Nicht der Begriff„Lehrer“ ſei in der jetzi⸗ gen Zeit das Wichtigſte, ſondern der Begriff „Erzieher“. Ueber das Verhältnis des Nationalſozialismus zur Reli⸗ gion erklärte der Redner, daß der Natio⸗ nalſozialismus nicht auf dem Boden einer beſtimmten Konfeſſion ſtehe, ſondern auf dem Boden des Chriſtentums. „Anſere Politik heißt Deutſchland, unſere Religion Chriſtus“, das ſei die Defini⸗ tion, die er dem Nationalſozialismus zu geben habe. So dürfen auch im Religionsunterricht nicht konfeſſionell zerreißende Kräfte die Oberhand gewinnen, ſondern er müſſe, wie aller Un⸗ terricht, aus den Quellen der echten Reli⸗ gion heraus verbinden. Sollte ein Lehrer die ihm anvertrauten Kinder mit Haß gegen den Proteſtantis- mus oinerſeſts oder den Katholizismus andererſeils erſuuen, dann wurde er es mit den Jäuſten des Skaakes zu kun bekommen. Gemeinſam mit der politiſchen Erneuerungs— bewegung Adolf Hitlers, fuhr der Redner fort, findet nun auch die Erzieherſchaft zu— rück zu jener Subjektivität, zu jener Grund— ſätzlichkeit, in der er in Wahrheit eine ſitt— liche Objektivität ſieht. Sie erklärt für falſch, was nicht deutſch iſt und bezeichnet als ver⸗ brecheriſch, was dem Deutſchen ſchädlich iſt. — Die Rede des bayeriſchen Kultusmini— ſters wurde mit langanhaltendem ſtürmiſchen Beifall aufgenommen. Nach der Rede des Kultusminiſters Schemm wurde die Gründungsurkunde von den Vertretern der 46 Lehrerorganiſa— tionen unterzeichnet. Die Kultusminiſter einer Reihe von Ländern ſprachen dem neuen Bunde ihre Glückwünſche aus. Weir tere Reden ſchloſſen ſich an. Die denkwür⸗ dige Tagung ſchloß mit dem Deutſchlandlied und dem Horſt-Weſſel-Lied. Internationale Arbeitskonferenz Ein Zwiſchenfall bei der Präſidenkenwahl. Genf, 9. Juni Am Donnerstag wurde die 17. Inter⸗ nationale Arbeitskonferenz er⸗ öffnet. Es waren 47 Staaten vertreten. Der deutſchen Delegation, die von Miniſte⸗ rialdirektor Engel vom Reichsarbeitsminiſte— rium geführt wird, gehören als Vertreter der Arbeitgeber Kommerzienat Vogel, als Arbeitnehmervertreter der Führer der Deut— ſchen Arbeitsfront Dr. Robert Ley an. Zum Vorſitzenden der Konferenz wurde ein— ſtimmig bei Stimmenthaltung der marxiſti⸗ ſchen Arbeitnehmer der italieniſche Senat ſor de Michelis gewählt. Als der franzöſiſche Sozialiſtenführer Jou-⸗ haux die Erklärung abgab, daß die Arbeit- nehmergruppe ſich bei der Wahl der Stimme enthalten würde, eilte der Führer der Deut⸗ ſchen Arbeiksfront, Dr. Ley, unker ſichklicher Bewegung zur Tribüne, um in einer kurzen markanken Erklärung feſtzuſtellen, daß die Arbeiknehmerverkreker der deufſchen Delega⸗ kion die Erklärung des Herrn Jouhaux nicht billigten. Im Namen der Deutſchen Arbeitsfront und der 10 Millionen oraaniſierten deutſchen In kurzen Worten: Die Reichsbank hat die vorübergehende Einſtellung der Zahlung von Zinſen und Tilgung auf Auslandsſchulden in fremder Währung erklärt. Reichskanzler Hitler empfing am Don⸗ nerstag die engliſchen Sportflieger, die einen Flug durch Deutſchland gemacht hai⸗ ten. a Der neue Viermächtepakt wird in der ge— ſamten Preſſe des In- und Auslandes ein— gehend beſprochen. Der am 1. Juli fällig werdende amerika— niſche Rediskontkredit der Golddiskontbank in Höhe von 45 Millionen Dollar wird zu— rückgezahlt werden. In der Arbeitergruppe auf der Interna— tionalen Arbeitskonferenz kam es Donners⸗ tag nachmittag zu ſcharfen Zuſammenſtößen zwiſchen der ſozialiſtiſchen Mehrheit und den deutſchen und italieniſchen Arbeitervertre— tern. Die ſpaniſche Regierung iſt zurückgetreten. . Arbeiter ſpreche er ſich für die Wahl des italieniſchen Vertreters aus, nicht nur wegen der perſönlichen Verdienſte des Herrn de Mi⸗ chelis, ſondern, weil die deutſchen Arbeiter in ihm das befreundete Italien ehren wollen. Herr Jouhaux konnte es ſich nicht verſagen, einen auf der Tribüne un— verſtändlichen Zwiſchenruf, der aber ſichtlich gegen die deutſchen Delegierten gerichtet war, zu machen. Der Zwiſchenruf fand aller— dings ſonſt keinerlei Beachtung. Vergewaltigung Deutſchlands Am Donnerstag nachmittag kam es in der nichtöffentlichen Sitzung der Arbeiter⸗ gruppe der Internationalen Ar⸗ beitskonferenz zu ſcharfen Zuſammen— ſtößen zwiſchen der ſozialiſtiſchen Mehrheit dieſer Gruppe und den deutſchen und italieniſchen Arbei— tervertretern. Die Mehrheit lehnte es ab, in die Arbeitsausſchüſſe der Konferenz die deutſchen und die italieniſchen Vertreter als ſtimmberechtigte Mitglieder zu entſenden. Der Antrag Dr. Leys, die Ausſchüſſe wie in den früheren Jahren zu beſetzen— die deurt— ſchen Arbeiterdelegierten waren auf den frü⸗ heren Konferenzen in elf von zwölf Ausſchüſ— ſen vertreten— wurde abgelehnt. Die Mehrheit lehnte es auch ab, den früheren freien Gewerkſchaftler Leuſchner, der von der Arbeitergruppe ſelbſt in den Verwal- tungsrat des Internationalen Arbeitsamtes delegiert worden war, als deutſchen Arbei⸗ terdelegierten in die Kommiſſionen zu ent⸗ ſenden. Dr. Ley und der faſchiſtiſche Dele⸗ gierte Luigi Razza proteſtierten aufs hef— tigſte gegen dieſe brutale Unterdrückung der Minderheit ſeitens der Mehrheit. Ohne daß der Vorſitzende, der belgiſche Sozialiſtenfüh⸗ rer Mertens, einſchritt, wurden Schimpf⸗ worte gegen den deutſchen Vertreter laut. Dr. Ley erſuchte den Vorſitzenden vergebens, ihn gegen Beleidigungen in Schutz zu neh⸗ men. Daraufhin erklärte Dr. Ley, die Würde ſei⸗ nes Landes verbiete ihm, ſich an der Diskuſ⸗ ſion weiter zu beteiligen. Die Arbeitergruppe nahm ſodann gegen den deulſchen und den italieniſchen Vertreter die Beſetzung des ſo⸗ genannten Vorſchlags- und des Enlſchlie⸗ ßzungsausſchuſſes vor. In beiden ſind Deulſchland und Italien nicht verkreken. Kabinettskriſe in Spanien Rücktritt der Regierung. Madrid, 9. Juni. Die ſpaniſche Regierung iſt zurückge— treten. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten hatte der bisherige Premiermini— ſter Azana eine Umbeſetzung verſchie— dener Miniſterpoſten vorgeſchlagen. Als der Präſident der Republik, Alcala Zamora, erklärke, er müſſe ſich erſt mit den republikaniſchen Gruppen in Verbindung ſetzen, ehe er ſich zu dem Vorſchlage äußern könne, hat das Kabinelt ſeine Demiſſion ein- gereicht. Die innerpolitiſche Lage Spaniens iſt be— kanntlich ſchon ſeit Wochen äußerſt ge⸗ ſpannt. Ob ſie durch den Rücktritt des Kabinetts noch weiter verſchärft wird oder ob eine Beruhigung eintritt, muß abgewar— tet werden. Eutſpannung in Oſtaſien Die Durchführung des chineſiſch⸗japaniſchen Waffenſtillſtandes. Tokio, 9. Juni. Aus Tientſin wird von japaniſcher Seite gemeldet: Die Beſtimmungen des kürz⸗ lich abgeſchloſſenen Waffenſtillſtands werden von den chineſiſchen und den japani⸗ ſchen Truppen gewiſſenhaft erfüllt, ſo daß ſchon jetzt in Nordching eine bemerkenswerte Entſpannung eingetreten iſt. Die japaniſchen Truppen, die am 23. Mai aus Tientſin zum Schutze des Lebens und Eigentums der ja⸗ vaniſchen Staatsangehörigen nach Pekina * entſandt worden waren, ſind wieder hierher zurückgekehrt. Andererſeits wurde der Zwi⸗ ſchenfall. den ein chineſiſcher Offizier durch einen unprovizierten Angriff auf die japa⸗ niſche Wache der Pekinger Geſandtſchaft her⸗ vorgerufen hatte, gütlich beigelegt. Der chineſiſche Oberkommandierende in Peking, General 5ſiung Pin ſagte gleichzei⸗ lig zu, jede antijapaniſche Agitation unker⸗ binden zu wollen. Auch der Gouverneur der Provinz Hopeh hat die Auflöſung aller anki⸗ ſapaniſchen Organiſationen angeordnet. Aeber den Südatlantik Erſter Flug im regelmäßigen deutſchen Luft- verkehr nach Südamerika. Berlin, 9. Juni. Im Rahmen der zur Zeit von der Deut— ſchen Lufthanſa unternommenen praktiſchen Verſuche für den Betrieb einer Luftpoſtver⸗ bindung nach Südamerika hat das Dornier— Wal⸗Flugboot D 2069„Monſum“ zum er⸗ ſten Male den Südatlantik zwiſchen Bathurſt (weſtafrikaniſche Küſte) und Natal(Braſi⸗ lien) überquert. Der Aklankikflug wurde in der vorgeſehe⸗ nen Weiſe in zwei Etappen mit einer Zwi- ſchenlandung bei dem vom Norddeutſchen Lloyd gecharkerten und als Flugſtützpunkt in der Mitte des Südatlantik kreuzenden Dampfer„Weſtfalen“ durchgeführk. Der Start von Bord der„Weſtfalen“ erfolgte kate der neuen heinkel-Großkatapultan⸗ age. Miniſterpräſident und Reichsluftfahrtmini— ſter Göring hat der Deutſchen Lufthanſa hierzu ein Glückwunſchtelegramm über— mittelt. Deutſhe Tagesschau Der Rotkreuz-Tag. Wie aus Berlin gemeldet wird, wird Reichsminiſter Dr. Frick bei der großen Kundgebung am Rotkreuztage— Sonntag, 11. Juni— im Luſtgarten mittags 12 Uhr die Hauptanſprache halten. Herabſetzung der Wohlfahrkszuſchüſſe für die 2 Gemeinden, Die bereits angekündigte weitere Herab— ſetzung der Reichszuſchüſſe zu den Wohlfahrts ausgaben der Ge⸗ meinden iſt nunmehr erfolgt. Durch ein Rundſchreiben des Reichsfinanzminiſters an die Länder, das auch die Unterve eilung regelt, iſt die Geſamtſumme des Reichszu⸗ ſchuſſes für den Monat Juni auf 70 Mil⸗ lionen Mark feſtgeſetzt worden. Im Mai hatten die Länder zur Weiterverteilung an. die Gemeinden insgeſamt noch 75 Millionen erhalten. Früher hatte der Zuſchuß 80 Mil- lionen im Monat betragen. Reichsführerſchule des Arbeiksdienſtes. Um die Oeffentlichkeit mit den Zielen und Aufgaben der Reichsführerſchule des Arbeitsdienſtes in Berlin⸗Span⸗ dau vertraut zu machen, hatte die Reichslei— tung des Arbeitsdienſtes einen größeren Kreis von Preſſevertretern geladen, denen ein intereſſanter Einblick in das Tagewerk dieſes Inſtitutes gegeben wurde. Die unter der Führung von Major a. D. Lancelle ſte— hende Reichsführerſchule bildet die oberen Arbeitsdienſtführer und einen I4tägigen Kurſus aus. Es handelt ſich hierbei um Männer, die bereits im Unterrichtsfach des Arbeitsdienſtes tätig waren, alſo ſchon vor— bereitet ſind und hier als letzten Schliff ge— meinſam Richtlinien erhalten. Die Unter⸗ richtstätigkeit erſtreckt ſich auf Staatspolitik, techniſchen Unterricht, Verwaltung, Organi— ſation, Arbeitsrecht, Sport- und Leiſtungs⸗ aufgaben. Sozialdemokrakiſcher Parteivorſtand bleibt in Deutſchland. Zu der aus Amſterdam ſtammenden Mel⸗ dung, daß der Sitz des Vorſtandes der Deut— ſchen Sozialdemokratie nach Prag verlegt worden ſei, erklärt der Abgeordnete Loe be im Namen der in Berlin anweſenden Mit⸗ alieder des Parteivorſtandes, daß ihnen von blos benutzt wurde. einer ſolchen Verlegung nichts bekannt ſei. In der vom Abgeordneten Loebe erwähnten Meldung war übrigens aüch behauptet wor⸗ den, die Abgeordneten Wels und Stampfer hätten beſtritten, daß ſie aus der Internationale ausgeſchieden ſeien. 42 Kommuniſten in Würzburg verhaftet. Bei einer Durchſuchung bei Kommuniſten in Würzburg wurden Hieb⸗, Stich⸗ und Schußwaffen ſowie Schriftenmaterial gefun⸗ den und 42 Perſonen feſtgenommen. Gegen einen Teil der Verhafteten wird das Hochverratsverfahren eingeleitet. Auslands⸗Nundſchau Ein Freiſpruch. Der Budapeſter Strafgerichtshof ſprach vier Führer der Ungarländiſchen Na⸗ tionalſozialiſtiſchen Arbeiterpartei frei, die wegen„gewaltſamer Aufwühlung der ſtaat⸗ lichen und geſellſchaftlichen Ordnung“ ange⸗ klagt worden waren. Zum Anſchlag auf Venizelos. In dem von Athen 40 Kilometer ent⸗ fernten Wald von Malacaſſa iſt ein Auto aufgefunden worden, das man durch Brandlegung zu zerſtören verſucht hatte. An Hand der Autonummer konnte die Polizei feſtſtellen, daß es ſich um den Wagen han— delt, der zu dem Anſchlag auf Venize⸗ Nach Anſicht der Poli— zei haben ſich dadurch die Ausſichten verbeſ— ſert, die an dem Ueberfall Beteiligten zu ermitteln und feſtzunehmen. Letzte Nachrichten Transferauſſchub! Vorübergehende Unterbrechung der Jahlun⸗ gen für Auslandsverpflichtungen aus der Zeit vor der Julikriſe 1931. Berlin, 9. Juni. Nachdem auch die Vertreter der kurz- und langfriſtigen Auslandsgläubiger in der vor— wöchigen Zuſammenkunft mit der Reichs⸗ bank einhellig anerkannt haben, daß bei einem weiteren Rückgang der Gold⸗ und Deviſenreſerve die volle Funktion der Reichsbank als zentrales Notenbankin⸗ ſtitut beeinträchtigt werde, und es daher wünſchenswert ſei, dieſe Reſerve ſchrittweiſe zu erhöhen, hat die Reichsbank nunmehr an die Reichsregierung ein Schreiben gerichket, in dem ſie davon Mitteilung macht, daß ſie mit Wirkung per 1. Juli dieſes Jah- res für eine vorübergehende und hoffenk⸗ lich kurze Zeit die Zuteilung von Devi⸗ ſen auf alle diejenigen Zahlungen ein⸗ ſtellt, die Verpflichkungen betreffen, die vor der Julikriſe 1931 enkſtanden ſind. Ausgenommen hiervon ſind die beſtehenden Stillhalteabkommen. Am ganz klar zu machen, daß es ſich bei der vorübergehenden Unterbrechung des Transfer um eine rein volkswirkſchaftliche Angelegenheit handelt, nämlich darum, daß die Reichsbank nicht genügend fremde Jah⸗ lungsmittel zur Verfügung hat, nicht aber um eine Jahlungsſtockung privater Schuld- ner, hat die Reichsregierung ein Geſetz erlaſ⸗ ſen, wonach die deutſchen Schuldner verpflich⸗ tet werden. ihre Zahlungen in Reichsmark weiter zu leiſten. Die eingezahlten Markbe⸗ träge werden in einer beſonderen Konverſi⸗ onskaſſe ſolange verwaltet, bis wieder genü⸗ gend ausländiſche Jahlungsmiftel zur Ver⸗ fügung ſtehen, um den rückſtändigen Trans- fer durchzuführen. * Katholiſcher Geſellentag. München, 9. Juni. Eine vielhundertlöp⸗ fige, feſtlich geſtimmte Menge harrte am Don⸗ nerstag im Hauptbahnhof der Ankunft der Sonderzüge, die die auswärtigen Teilnehmer zum Katholiſchen Geſellentag nach München bringen ſollen. Man erwartet im ganzen etwa 20000 Gäſte aus allen Gauen Deutſchlands, aber auch viele aus dem Auslande. ſelbſt von Nordamerika, Argentinien und Braſilien Der Mordanſchlag auf Weniſelos. Der frühere griechiſche Miniſterpräſident und ſeine Gattin, auf die ein Revolverattentat verübt wurde. das Ermüchtigungsgeſetz vot dem badiſchen Landtag. Karlsruhe, 9. Juni. Am Freitag wird ſich der Landtag mit dem Badiſchen Ermächti⸗ gungsgeſetz umfaſſen. Es umfaßt nur drei Paragraphen. ö Paragraph 1 beſagt, daß Landesgeſetze auch dann gültig von der Landesregierung erlaſſen werden können, wenn ſie über den im vorläu⸗ figen Gleichſchaltungsgeſetz umſchriebenen Rah⸗ men— Neuordnung der Verwaltung und Neu⸗ regelung der Zuſtändigkeiten— hinaus von der badiſchen Verfaſſung abweichen. Im Abſfatz 2 des Paragraphen 1 wurde ausdrücklich eine Anzahl Paragraphen der badiſchen Verfaſſung aufgeführt, die auf dem Wege der verein⸗ fachten Geſetzgebung durch die Landesregierung nicht geändert werden können. Es handelt ſich hier z. B. um die Staatsform, die Eigen⸗ ſtaatlichteit des Landes, um die Schul⸗ und Kirchenparagraphen der Verfaſſung, um die Beſtimmungen über die Volksabſtimmung usw. Des weiteren iſt ausdrücklich feſtgelegt, daß die Einrichtung des Landtags als ſolche nicht berührt werden darf und daß das Ermüch⸗ tigungsgeſetz, das nur für die jetzt amtierende Regierung Geltung hat, mit dem 1. April 1937 wieder außer Kraft tritt. In der Begründung heißt es u. a.: Nach dem Vorgang des Reiches und mehrerer Län⸗ der bedarf auch die badiſche Regierung für die ſachgemäße und ſchnelle Durchführung ihrer Aufgaben zur Behebung der Not von Volk und Land weitgehender Ermächtigungen. Dieſe Ermächtigungen ſollen ſie insbeſondere von der Notwendigkeit befreien, geſetzgeberiſche Maß— nahmen dem langwierigen Verfahren der regel— mäßigen Geſetzgebung zu unterwerfen. die Not im Franlenland Der Innenminiſter beſucht den Kreis Mosbach. Karlsruhe, 8. Jun. Nach Mitteilung der ſtaatlichen Preſſeſtelle beſuchte der badiſche Innenminiſter die Amts⸗ bezirke Mosbach, Buchen, Adelsheim, Tauber⸗ biſchofsheim und Wertheim. In den Amts— bezirken waren jeweils ſämtliche Bürgermeiſter des Amtsbezirks verſammelt. Jeder einzelne Bürgermeiſter hatte Gelegenheit, mit dem Herrn Miniſter perſönlich über die Nöte und Wünſche der Gemeinde zu ſprechen. Seitens der Gemeindevertreter wurde ſehr freudig begrüßt, daß der Herr Miniſter von mehreren zur Behebung der Not bereits ge⸗ troffenen Maßnahmen Kenntnis geben konnte. So wurde der diesjährige Zuſchuß für die Wohnungsfürſorge in den genannten beſon⸗ ders hart mitgenommenen Gebieten gegenüber dem letzten Jahr um ein vielfaches erhöht. Ferner konnte er Mitteilung davon machen, daß für die Staatlichen Anſtalten wie Kran⸗ kenhäuſer, Strafanſtalten und dergleichen eine Beſtimmung getroffen worden iſt, daß minde⸗ ſtens einmal wöchentlich Grünkern für die Mahlzeiten verarbeitet wird. Aehnliche För⸗ derungsmaßnahmen auf dem Gebiete des a wurden beſprochen und einge⸗ eitet. Einer der am meiſten notleidenden Gemein⸗— den im Taubergrund konnte aus beſonderen Mitteln ſofort ein erheblicher Zuſchuß zur Be— hebung der Arbeitsloſigkeit bewilligt werden. In Reicholzheim, wo der Miniſter ſeine Jugend verbracht hatte, wurde er zum Ehren— bürger ernannt. Den Abſchluß der Dienſtreiſe bildete ein Beſuch der Gemeinde Rauenberg, des Ge⸗ burtsortes des Innenminiſters. Aus Vaden Zuſammenſchluß von Tabakpflanzern. Rhembiſchofsheim, 9. Juni. In einer Ver⸗ ſammlung der freien Tabalpflanzer Mittel- badens wurde eine Kommiſſion gewählt, die mit den maßgebenden Stellen verhandeln ſoll, welche Wege die freien Tabalfpflanzer einſchla⸗ gen ſollen, um ihr Ziel zu erreichen. Durch Zuruf wurden in die Kommiſſion berufen die Herren Wilhelm Krieg⸗Odelshefen, Kreisfach berater Karl Wahl⸗Membrechtshoſen, Wenz⸗ Ottenheim, Lacker⸗Rheinbiſchofsheim, Weiß⸗ Gamshurſt, Frank⸗Oberwaſſer, Leonhard ⸗Söl⸗ lingen. Vertreten waren 45 Gemeinden, es fehlten 25, die aber ebenfalls ihr Intereſſe am Zuſammenſchluß bekundet hatten. Schwetzingen, 9. Juni.(In Schutzhaft genommen.) Hier wurden zwei Männer aus politiſchen Gründen in Schutzhaft genom⸗ men und in das Bezirksgefängnis überführt. Karlsruhe, 9. Juni.(Innenminiſter Pflaumer SS Standartenfüh⸗ rer.) Innenminiſter Pflaumer iſt zum Ss⸗ Standartenführer z. b. V. ernannk worden. Karlsruhe, 9. Jum.(Maul⸗ und Klau⸗ enſeuche.) Nach den Mitteilungen der Be⸗ zirkstierärzle waren am 1. Juni 1933 im Lande Baden drei Gemeinden mit Maul- und Klauenſeuche; mit Schweinepeſt acht Gemein den und mit Milzbrand eine Gemeinde ver⸗ ſeucht. Neuſatz, A. Bühl, 9. Juni.(maſern⸗ e pidemie.) Fler wurden die Klaſſen 1 bis mit 5 auf Anordnung des Bezirksarztes wegen der Maſernepidemie bis auf weiteres ge⸗ 1 In manchen 1 8 en 91 mehr als die Hälfte der Schüler erkrankt ſein. Pyortyvorſchau Een„Großkampftag“. Nach dem verhältnismäßig mageren Sport. programm der Pfingſttage geh 5 am 10 0 menden Wochenende im deutſchen, aber auch im ausländiſchen Sport umſo lebhafter zu. Nur um einzelne größere Ereigniſſe herauszu⸗ greifen: es werden die Endſpiele um die deut⸗ ſche Fußball- und um die Handball- meiſterſchaft ausgetragen, in Berl'n ſteigt der Davispokalkampf Deutſchland⸗Japan, die „Turnerſchaft führt entſcheidende Spiele im Fußball und Handball durch, zahllos ſind die Veranſtaltungen im Rudern, in der Leicht⸗ athletik, im Rad⸗ und Motorſport und im Tennis. Die Waſſerballer warten mit der erſten Runde zur deutſchen Meiſterſchaft auf, die Freunde vom Turf ſind an verſchiedenen größeren Rennen intereſſiert und ſchließlich geht es auch am„grünen Tiſch“ recht lebhaft zu. Die Bezeichnung„Großkampftag im Sport“ iſt wohl angebracht. Im Fußball, ſteht das Endſpiel um die Deutſche Fußball⸗ Meiſterſchaft im Vordergrund. 53 9006 Zu⸗ ſchauer werden im Kölner Stadion den Kampf zwiſchen den beiden weſtdeutſchen Spitzenmann⸗ ſchaften Schalke 04 und Fortuna Düſſeldorf ſehen. Hinter dem Endſpiel rangieren nach Be⸗ deutung nicht weniger als fünf Länder⸗ [pie te: Tſchechoſlowakei— Frankreich in Prag; Oeſterreich— Belgien in Wien; Dä⸗ nemar!— Norwegen in Kopenhagen; Schwe⸗ den— Eſtland in Stockholm und Baltenver⸗ band— Mitteldeutſchland in Elbing. In Süddeutſchland kommt es zu einer ſpielen. von recht intereſſanten Freundſchafts⸗ pielen. Die Aufſtie gſpiele werden fortgeſetzt. Handball. In Magdeburg beſtreiten zwe„Neulinge“ das Endſpiel um die DSB⸗Meiſterſchaft: Po⸗ nzet Burg und SV. Waldhof. Leichtathletik Die Serie der deutſchen großen Straßen⸗ Staffelläufe neigt ſich dem Ende zu. Am Sonntag gibt es ſolche Staffelläufe unter jeweils recht ſtarker Beteiligung noch einmal in Manz, Darmſtadt, Nürnberg⸗Fürth und Stuttgart. Die übliche gute Beſetzung hat auch wieder das 80. Feldbergfeſt der DT. im Taunus gefunden. Rudern. Bei der 21. Mittelrheiniſchen Jubiläums⸗ Regatta in Mainz⸗Kaſtel werden 34 Ver⸗ eine aus Köln, Godesberg, Leverkuſen, Kob⸗ lenz, Mainz, Mannheim, Saarbrücken, F rank⸗ furt und Gießen mit 129 Booten und Rude⸗ rern an den Start gehen.— Die gleichfalls gut beſetzte Regatta auf dem Hengſtey⸗See beanſprucht deshalb ein beſonderes Intereſſe, weil hier zwiſchen Amicitia Mannheim und Sturmvogel Spindlersfeld im„Vierer ohne“ das Ausſcheidungsrennen um die Beteiligung an der Henley⸗Regatta ſtattfindet. Motorſport. Der vierte und letzte Lauf zur deulſchen Motorrad⸗Bahnmeiſterſchaft in den Klaſſen bis 250 und 350 cem führt am Sonntag die ausſichtsreichſten Bewerber auf der Bahn in Radſport. Von den deutſchen Straßenrennen ſind in erſter Linie die Rennen„Rund um 11 5 0 furt“ und der„Große Straßenpreis von Köln“ zu e— Von den Auslands⸗ Straßenrennen find zu beachten die Schwei⸗ zer Meiſter, aft und die Fernfahrt Paris⸗ Belfort. Mit dem Flugzeug auf Schatluche Seit dem überraſchenden Erfolg der Gold— bergung aus dem Wrack des Dampfers „Egypt“ werden jetzt überall Koſtbarkeiten aus vergangenen Zeiten, die ſeit langem in Vergeſſenheit geraten waren, aufgeſtöbert und ans Tageslicht gebracht. Von beſon⸗ derem Intereſſe iſt ein Fund, der kürzlich auf der Inſel Perce im Golf von St. Lorenz gemacht wurde, weil ſich an ihn die Ge⸗ ſchichte eines wohl einzigartigen Abenteuer- knüpft. Einer der grauſamſten Seeräuber des 17. Jahrhunderts war der franzöſiſche Kapitän Duval, ein Mann von guter Schulbildung, der verſtändig genug war, ſein blutiges Handwerk aufzugeben, ſobald er genügend Schätze angeſammelt hatte. Auf ſeiner lezz⸗ ten Fahrt nach Nordamerika, wo er ſein Leben in Frieden als wohlhabender, geach— teter Bürger beſchließen wollte, kaperte er noch einen neuengliſchen Dreimaſtſchoner Lily“, der eine reiche Ladung für die eng⸗ liſche Münze mit ſich führte. Unter den Paſſagieren, die gefangen genommen wur— den, befand ſich auch ein dreiundzwanzig⸗ jähriges Mädchen, Agnes Summers, in die ſich der Seeräuber ſterblich verliebte— er wollte ſie als ſeine Frau mit in ſein neues Leben nehmen. Aber Agnes Summers hatte nur Haß und Abſcheu gegen den Mörder, der auch das Leben von zweien ihrer Ver— wandten auf ſeinem Gewiſſen hatte, und obwohl der Kapitän die ganze Reiſe nach Amerika aufs wildeſte um ſie warb, ihr alle ſeine Schätze verſprach, wenn ſie ihn erhö— ren wollte, wies ſie ihn ab. Duval beſchloß daher, Agnes Summers auf einer einſamen Inſel auszuſetzen, wo er ſie in regelmäßt— gen Abſtänden beſuchen konnte, um ſie viel⸗ leicht allmählich doch umzuſtimmen. Das junge Mädchen wurde auf die Inſe Perce gebracht und dort mit ausreichenden Vebensmitteim verleyen; außerdem verbarg der Räuber ſeine Schätze in einer Felshöhle am kaum zugänglichen Plateau des Eilands. Er verſprach, ſie in wenigen Wochen wieder aufzuſuchen, wurde aber einige Tage ſpäter bei einer Meſſerſtecherei getötet, und Agnes Summers ſtarb eines qualvollen Todes. Das Inſelplateau, wohin man ſie geſchafft hatte, konnte nicht mehr erſtiegen werden— den einzigen gangbaren Pfad kannte nur der verſtorbene Duval ſelbſt. Die Abhänge ſind ſo ſteil und überhängend, daß ſelbſt vor we⸗ nigen Jahrzehnten die bekannten Alpiniſten Croß und Fallieres ſie nicht beſteigen konn⸗ ten, Croß gab auf halbem Wege auf und erklärte ſedes weitere Vordringen für den ſicheren Tod. Erſt jetzt gelang es vom Flug⸗ zeug aus, das Plateau zu erreichen. Der amerikaniſche Hauptmann Garney ließ ſich am Seil von einem über die Inſel fliegen⸗ den Aeroplan hinunter. Er fand mehrere Kiſten mit altertümlichem Schmuck, ferner Golde, wertvolle Waffen und Edelſteine. 50 Jahre Lüderitzbucht Das Werden einer deutſchen Stadt in Afrika. DJ. Lüderitzbucht in Südweſtafrika kann jetzt auf ein 50jähriges Beſtehen zurückblicken. 1883 landete im Auftrag des Bremer Kauf⸗ manns Lüderitz ein kleines Häuflein Deutſcher in der damals nach dem Flecken Angra Pe⸗ queng genannten Bucht, die 1486 von den Portugieſen entdeckt worden war. Einige zer⸗ legbare Holzhäuſer wurden aufgeſtellt. Auch als 1884 die offtzielle Flaggenhiſſung erfolgt war, blieb der Ort zunächſt ein kaum beach⸗ teter Platz. Höchſtens 30 bis 40 Ochſenwagen von Miſſionaren, Händlern und Farmern er⸗ ſchienen jährlich, um Waren einzukaufen oder Fracht abzuholen. Das Leben war nicht ein⸗ fach für die wenigen Weißen; mußte doch jahrelang das für den nunmehr Lüderitzbucht benannten Ort benötigte Süßwaſſer auf dem Seewege von Kapſtadt bezogen werden. Erſt 1897 wurde ein kleiner Dampfkondenſator er⸗ richtet, um das Seewaſſer zu deſtillieren. 1898 beſtand dre Niederlaſſung aus ſechs Holz⸗ und Wellblechhäuſern. Dieſe langſame Entwicklung währte bis zum Jahre 1904, dem Jahre des großen Herero⸗ Aufſtandes. Lüderitzbucht wurde Ausſchif⸗ fungshaſen, reges Lehen und Treiben om in Mohamed Aziz Khan, lebendig erhalten hat. ** ren Ort. Die Landungsbrücke wurde neu g baut und die geſamten Hafenanlagen durch maſſive Brückenköpfe und Dampfkräne erwei⸗ tert; bis zum Jahre 1925 haben dieſe Ein⸗ richtungen für den allgemeinen Verkehr ge⸗ nügt. Ein reger Zuzug von Deutſchen Ind Buten, deren Zahl ungefähr 2000 bis 3000 betrug, ſetzte ein, unter denen auch viele in⸗ lernattonale Aventeurer zu finden waren. Wie die Schilderung aus einer Goldgräberſtadt mutet das Bild an, das von dem Leben in b in der damaligen Zeit entworfen wird. Dieſe bewegte Zeit brachte einen großen Ausbau des Ortes mit ſich. Militarnerwal. tung und Geſchäftsleute bauten um die Wette, und 1905 wurde das erſte Stel, das Lüderitz⸗ Hotel, errichtet. Ende 1905 brachte der Bau der Bahnſtrecke Lüderitzbucht— Aus weiteren Aufſchwung; insbeſondere Handwerker in grö⸗ ßerer Zahl ließen ſich nieder. Als die Bahn fertig war, trat ein leichter Rückſchlag ein, der ſich aber dadurch ausglich, daß 1908 in der Nähe von Lüderitzbucht Diamanten enk⸗ deckt wurden. Ein früher als Kutſcher in Kap⸗ ſtadt beſchäftigter Boy hatte in der Nähe don Kolmannskuppe den erſten Diamanten gefun⸗ den, den er dem Bahnmeiſter Stauch über⸗ brachte. Lüderitzbucht machte infolgedeſſen einen weiteren ſtarken Schritt vorwärts. Ein Elektrizitätswerk und an Stelle der Holz- und Wellblechhäuſer maſſive Steinhäuſer wurden gebaut; die weiße Bevölkerung der Stadt ſtieg auf über 1000. . Am 1. November 1909 wurde die Ge⸗ meinde Lüderitzbucht Stadt und erhielt Selbſt⸗ verwaltung. So ſchien ſich alles zum Beſten zu geſtalten, als am 8. Auguſt 1914 die Kriegszeit begann. Bereits am 19. Septem⸗ ber beſetzten Engländer die Stadt, und die geſamte deutſche Zivilbevölkerung, zum größ⸗ len Teil Frauen und Kinder, wurde zu Schiff nach der ſüdafrikaniſchen Anion verſchleppt. Die Beſatzung hauſte böſe in dem Ort, und die Lüderitzbuchter haben von ihrem Eigentum wenig wiedergeſehen. Erſt 1920 wurden die Verhältniſſe geregelter, als die Diamanten⸗ produktion wieder auflebte. Aufſchwung und Kriſe wechſelten in kurzer Zeit, doch gereichte es der Stadt zum Segen, daß ſich neben dem Diamantengeſchäft auch andere Induſtrien ent⸗ wickelten. Die bedeutendſte und wichtigſte iſt der Languſtenfang, der durchſchnittlich ſechs Monate im Jahre einer großen Anzahl Men⸗ ſchen Verdienſtmöglichkeiten ſchafft. In den Languſtenfabriken werden ungefähr 200 Weiße und 800 Farbige und Eingeborene beſchäftigt. Die letzten Jahre haben leider dem Ge⸗ meindeweſen wenig Glück gebracht. Am 1. April 1930 begannen die Einſchränkungen in der Diamanteninduſtrie, die mit der völligen Still⸗ legung endeten. Lüderitzbucht, das zurzeit don ungefähr 900 Weißen und 16 000 Farbigen und Eingeborenen bevölkert wird, hat daher unter der Arbeitsloſigkeit erheblich zu leiden. Doch hat die Stadt trotzdem manches ſchöne neue Gebäude als Zuwachs erhalten, wo⸗ kunter beſonders der Neubau der Deutſchen Schule(1930) genannt werden ſoll. Die„Lü⸗ deritzbuchter Zeitung“, die ſeit dem Jahre 1909 erſcheint und die zum Anlaß der 50⸗ Jahr⸗Feier eine Sonderbeilage über die Ge⸗ ſchichte der Stadt veröffentlicht 1905 peweiſt, daß auch das geiſtige Leben ſich friſch und erh Möge der jungen Stadt, die ſchon ſo oft durch Kriſen hindurch⸗ r. Breslau⸗Grüneſche zuſammen. — ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyrighi by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) ö 20 Bianke La Roſe hielt das Blatt in ihren Händen und blickte darauf nieder, ſtarr und regungslos, als müſſe ſie ſo das Geheimnis durchdringen, das über dieſem Ende ihres Todfeindes lag. Und dann legte ſie das Blatt endlich gus den Händen. Sie horchte in ſich hinein, ſuchte den Haß, der immer von neuem ſie in Flammen hüllte, wenn nur der Hauch eines Gedankens die beiden Männer ſtreifte, die ihr den Dornenweg ihres Lebens gebaut hatten. Staunend fand Bianke plötzlich nichts mehr von Haß. Nur Mitleid mit Ralf Karell, der einſam und krank da⸗ niederlag. War er auch ſo alt und müde geworden wie ſie? Aeußerlich war ſie noch immer die ſchöne Frau, doch im Herzen war ſie alt, ſteinalt geworden. Die Vergangenheit ſtieg vor ihr auf und nahm ſie gefangen Sie ſah ſich wieder auf ihrem ſchneeweißen Pferde im Zirkus„Piranelli“ als gefeierte Schulreiterin. Sie ſah den jungen Millionär Ralf Kaxell, der ſie anvetete und deſſen ſieghafter, brutaler „Schönheit ſie verfiel. Ein tieſer, zitternder Atemzug hob die Bruſt der einſamen Frau. Wie ein Satan hatte ſich dann eines Tages James Knox zwiſchen ihr junges, jauch⸗ zendes Glück geſtellt und es vernichtet. 1 8 GBianke La Roſe erhob ſich und ging mit ſchleppenden Schritten hinüber, wo Karells Bild ſtand. Lange blickte ſie in das Geſicht des Mannes, den ſie einſt ſo namenlos ge⸗ liebt und der, deutlich fühlte ſie es in dieſem Augenblick, in ihrem Herzen trotz alledem nie geſtorben war. Biankes Haß war ausgelöſcht, nun ſie wußte, daß er mit Knox ab⸗ gerechnet hatte. Mochte die Welt glauben, was ſie wollte. Fare es beſſer. Ihr Inneres nur allein ahnte die ahrheit. W 1 0. Stumm und ſtill ſaß ſie ſpäter am Fenſter und blickte der in Berlin von einem ſtudierenden Landsmann er— mordete afahaniſche Getandto eng gegangen iſt, recht bald ein neuer Auffſtie beſchieden ſein! 5 fſtieg r auf die Straße hinunter, wo die Menſchen wie Pünktchen erſchienen. Nur das Ticken der Uhr klang durchs Zimmer, das ſich laugſam in Dämmerung hüllte. Bianke wurde aus ihrem Nachdenken geriſſen. Arthur Karell betrat das Zimmer. Mit kaum verſtänd⸗ ſeidene Tuch aus der Bruſttaſche und trocknete ſich ab. Bianke hatte läugſt Licht gemacht. Schweigend ſah ſie zu ihm hinüber. Sie ſah, daß, als er das Tuch hervorzog, ein Bild aus ſeiner Taſche fiel. Er hatte es nicht gemerkt. Es lag neben ſeinem Stuhl. Fieberhaft zeichnete Arthur Karell. Das quälende Haſten konnte ſeine Mutter nicht länger mitanſehen. Sie trat zu ihm und ſtreichelte ſauft das ſchöne, volle Haar. „Willſt du dich nicht heute ausruhen, mein Junge? Warum quälſt du dich?“ ö Alle Liebe und Zärtlichkeit eines Mutterherzens ſtrömte aus dieſen Worten, und der Verwachſene mußte das fühlen Er ergriff ihre Hand. „Ich danke dir, Mama, doch ich muß arbeiten, unermüd— lich arbeiten. Eine neue Erfindung, die mir das Glück. bringen ſoll.“ Seine Augen blickten weltabgewandt. Bianke dachte: „Sein Geſicht, ſeine Augen ſind das Symbol des Er⸗ findungswahnſinns. So weltabgewandt, ſo unirdiſch, ſo erſtorben werden die Menſchen einmal ausſehen, wenn es nichts mehr zu erfinden geben wird, wenn der menſchliche Geiſt haltmachen muß vor der letzten, göttlichen Kraft und Stärke.“ Sie ſagte leiſe: i 155 „Wenn wir nun jetzt beide gemütlich Abendbrot eſſen würden? Morgen am Tage iſt deine Arbeit gewiß nur halb ſo anſtrengend. Ich bin ſonſt ſo allein. Auch Lu kommt nur noch ſelten. Er gehört uns nicht mehr.“ 8 Trauer klang aus ihren Worten. Arthur Karells Geſicht wurde weiß. f „Nein, Lu hat das Glück gefunden, weil er ſchön und ſtattlich iſt. Nur ich, ich— mich meidet man, niemand wird mich liebhaben, niemand. Meine Mißgeſtalt flößt nur Ab⸗ ſcheu, höchſtens Mitleid ein. Niemals Liebe, und ich dürſte danach.“. Er ſchlug beide Hände vor das Geſicht und ſtürzte in f ur Karel d 5 ſein Schtafzimmer hinüber. Bianke war unter ſchwerſter lichen Gruß ſetzle er ſich an den Tiſch. Dicke Schweiß⸗—Laſt zuſammengeſunken. Ihre Liebe genügte auch dieſem tropfen perlten auf ſeiner Stirn. Er zog das große, bunt⸗ Sohne nicht mehr. Und er würde doch immer einſam bleiben müſſen. Ihre Blicke wanderten wieder hinüber zu dem Bilde. „Ralf Karell, du zeugteſt ein gefſundes Kind, und dein Jähzorn machte das unſchuldige Weſen zum Krüppel. Und trotzdem biſt du ſo mächtig, daß noch heute meine längſt geſtorben gewähnte Liebe ſich aufrichtet?“ Ihre Augen ſenkten ſich; da ſah ſie das Bild am Boden Mechaniſch hob ſie es auf. 0 May Grensburnes Bild! 5 Und es war aus Arthurs Taſche gefallen. Aber er hatte doch ſo beſtimmt in Abrede geſtellt, es irgendwo geſehen zu haben, als Lu es geſuchtehatte! Was hatte das alles zu bedeuten? Da ſah ſie, daß das Bild auf der Rückſeite eng be⸗ ſchrieben war. Arthurs Handſchrift. Es war, als griffe eine eiſige Hand an ihr Herz und drücke es langſam zu⸗ ſammen. J Mit weit offenen Augen las Bianke, was ihr unglück⸗ licher Sohn an May ſchrieb. Dieſe wilden, verzweifelten Beteuerungen machten die Muttern ſchaudern. Ging das Verhängnis ſeinen Lauf? Was ſollte daraus werden? So ſchrieb doch kein normaler Menſch? Arthur tat ja, als ſei er nur noch durch Stunden von May getrennt. Waren ſeine Liebe und Leidenſchaft zur Braut ſeines Bruders zur fixen Idee bei ihm geworden? i 5 „Mein Dornenweg iſt noch nicht zu Ende“, flüſterte Bianke mit zitternden Lippen. 1 a Draußen ging eine Tür. Bianke beſaß noch ſo viel Geiſtesgegenwart, das Bild auf den Boden zurückzuleger und ſich dann wieder in ihren weichen Seſſel zu ſetzen. Doch ſie blieb vorerſt allein; Arthur kam nicht. (Fortſetzung folgt.) e, ob bm Au dt. g b e,; FEE K FG D WIIS OO ECC ᷣͤ K Copyright by Martin Feuch 143 N Nachdruck verboten. Meine gute Mutter, die an dem freudigen Ereignis lebhaften Anteil nimmt, ſtichelt ſchon an dem Taufſtaat des Petermichl junior, der, wie man mir ſchreibt, Otto⸗ Alois heißen wird. So verbinden ſich denn unſere beiden Namen in dem kleinen Erdenbürger, dem ich des Himmels Segen herabwünſche. Ich erwarte Deinen ausführlichen Bericht über die ganze Feſtivität und bitte Dich, ſowohl Deine verehrten Eltern, als auch die Nachbarsleute, insbeſondere die Wettl, recht herzlich zu grüßen. ö Dein allzeit getreuer Freund Otto Pellikan.“ NB.: Die Familie Petermichl iſt von meiner Ver⸗ tretung durch Dich bereits unterrichtet. *** Ja, es war wirklich ſo: Die Frau Profeſſor nähte eigenhändig das Taufgewand des kleinen Petermichl. Was ſie an Reſten feinſten Linnens, koſtbaren Stickereien, ſeidenen Bändern und anderen köſtlichen Dingen aus einer beſſeren Zeit zuſammengeſucht, hätte für ein Dutzend Feſtgewänder eines Täuflings genügt. Unter ihren leichten und geſchickten Händen, mit ihrem künſtleriſchen Geſchmack und ihrem Sinn für prunkvolle Aeußerlichkeiten, entſtand denn auch ein Gebilde, das ſelbſt der Taufe eines jungen Prinzen genügt hätte. f Nichts fehlte, alles war genau bedacht: Das reich mit Spitzen garnierte Häubchen, das Hemdchen mit breiter Stickereitrauſe, das Spitzenjäckchen mit himmelblauem Brokatſutter und eine ebenſolche Decke. Was aber den Loiſl betraf, ſo ſaß er da wie vor den Kopf geſchlagen und ſtarrte auf das Schriftſtück in ſeinen Händen, das auf ein Haar einem Freundesbriefe glich und dennoch nichts weniger war, als der Befehl eines Höheren. Soviel er auch das Blatt hin und her wendete, ſoviel er es auch ſatzweiſe durchbuchſtabierte, es war und blieb ein feſtes Gitter, das auch nicht die kleinſte Lücke zum Her⸗ ausſchlüpfen aufwies.. Was hatte der Loiſl in den letzten Monaten nicht alles getan, um loszukommen von dieſer ausſichtsloſen Liebe, um ſich zu betäuben, damit er das brennende Herzweh, die zehrende Sehnſucht weniger empfand nach der einen, Einzigen, die von ihm nichts wiſſen wollte, weil er in einem böſen Augenblick ihrer Mädchenehre nahegetreten war. Wahrlich, dieſe Babett Petermichl war aus ſeltſamem Stoff! Die beſte Partie am Grund galt ihr keinen Pfiffer⸗ ling. Daß man ſchließlich ein feſcher Deutſchmeiſter war, der nur die Hand auszuſtrecken brauchte, um.. Ahl, pfui! Nicht daran denken! An all dem Elend waren ja nur dieſe flotten Mädels ſchuld, die einem jungen Burſchen Kopf und Herz verdrehten, daß er nicht mehr unterſchied, was echt und wertvoll war. N Und weil er den Edelſtein vom Bachtieſel nicht hatte unterſcheiden können, ſo büßte er das jetzt mit tauſend⸗ fältigen Schmerzen. 5 Der Loiſt war mit Leib und Seele Soldat. Er war stolz darauf, dem Hausregiment anzugehören und hatte ſeinen Wert gekannt. Aber was zählte das alles bei der Wettl. Das war kein Mädel, das ſich vom väterlichen Reichtum und dem feſchen Kerl, der der Sohn war, blenden ließ. Das war eines jener weiblichen Geſchöpfe, die für den Mann, dem ſie ihre Liebe ſchenken, hungern und darben. Der Wettl machten äußere Vorteile gar nichts aus, wie es ihr auch nichts ausgemacht hatte, daß ſie vom kleinen Wäſchermädel nun zur„Fräul'n“ aufgerückt war. So wie der Loiſl vordem ſcheu und geheim hinaus⸗ gepilgert war, um von weizem im Wäſcherhof die Wettl zu erſpähen— ſo ſchlich er ſich jetzt auf den Boden ſeines Vaterhauſes, wo ein Giebelfenſterchen den Blick ins Nach⸗ varhaus freigab in die Räume der Hausherrnwohnung die dem Hof zugewandt waren. In der Vorſtadt war es nicht Mode, die Stubenfenſter zu verhängen, wenn abends die Petroleumlampe brannte. Durch Spitzen⸗ und Mullvorhänge konnte ein Lauſcher die gemütliche Häuslichkeit des Nachbars mitgenießen— wenn ihm der Sinn danach ſtand, oder die Neugierde ihn trieb. 9 1 1 „No, haſt 1 05 wieder umanandg'ramt mit die alten bt Scharteken?“ ſcha den Loiſl einmal abends Bodenleiter herunterglitt. amal's Haus überm Kopf anzünden mit deiner Latern'! die Mutter Alimgier gutmütig, als ſi „Aber, Mutterl, i hab' doch gar ka Laterne, ver⸗ zeidigte ſich der Loiſl und blickte an der Mutter vorbei. „Was gehſt nachher allweil bei der Nacht aufi?“ ſagte die Mutter. „J hab' nur was g'holt, da brauch' i ka Latern.— Na, und den ganzen Tag bin i doch im Dienſt— gelt?“ Die Mutter ſtrich ihrem Aelteſten die Haare zurück und jchaute ihm beſorgt in die Augen: „Halt ja, werd eh froh ſein, wannſt wieder daham viſt, bei dein'n guten Paperl. Schauſt ja in der letzten Zeit ganz elendig aus, Bua?“ 70 Der Loifl lachte etwas gezwungen. 5 „Ahl, woher denn, i bin doch mit Leib und Seel' Soldat! Am llebſten bleibet i aktiv!“ dabei erwiſchte, wie er die „Du wirſt noch ſicher g'wiß twanger, Halle(Saale) „Freili, was denn!'s is ſo ja all's gut und ſchön und mir ſan ſtolz, daß wir ſo an feſchen Deutſchmeiſter in der Famülli hab'n— aber wann's mit der Dienſtzeit gar is, nachher kummſt zum Vattern in die Fleiſchbank und auch aufs heiraten därfſt net vergeſſen.“ So ſcherzte die gute Frau, ohne zu ahnen, daß ſie dem geliebten Sohn einen Dorn in die Bruſt drückte. Auf dem Wege nach der Kaſerne ſchwor ſich der Loiſl wieder einmal zu, mit der Narretei ein Ende zu machen und nie— aber ſchon nie mehr auf den Boden zu klettern wie ein Mondſüchtiger. Das paßt ſich nicht für einen Soldaten— punktum. Ja, aber die Liebe iſt die ſtärkere Macht, und am näch⸗ ſten Abend ſchlüpfte der Loiſl wieder hinauf. Siebzehntes Kapitel. Ein Altwiener Patrizierhaus. Die reiche Barockfaſſade von hohen, vielteiligen Fenſtern unterbrochen, die ſanft bläulich ſchimmerten und den Räumen ein ſeltſames Licht vermittelten— eine Helle, die niemals grell wirkte und den Dingen die Härte der Konturen nahm. Eine weite Flucht ſaalartiger Gelaſſe dienten alle dem Gebrauch eines einzigen Menſchen: zwiſchen ſeidenen Decken und Daunenpolſtern kauerte er kraftlos, deſſen umſchlottert war. Das wachsgelbe, fleiſchloſe Geſicht, mit dem dünnen, ſchneeweißen Scheitel, ſtand in ſeltſamem Kontraſt zu dem ſchwarzen Schnurrbart, der, entgegen der herrſchenden Mode, nicht aufgewichſt und aufgezwirbelt, ſondern gut⸗ gepflegt und weich die Lippen beſchattete und an den Mundwinkeln lang herabhing. Dadurch erhielt das ſcharfkantige Antlitz etwas Exo⸗ tiſch⸗Fremdariges. Aber es war bei allen Zeichen der Ver⸗ heerung ein ſympathiſches Geſicht, das einſt wohl ſehr ſchön geweſen ſein mochte. Dieſer Eindruck verſtärkte ſich, als der Kranke die breiten Lider hob. Es waren klargebliebene Augen, von einem ſeltenen Stahlblau, die ſich auf den alten Lakaien richteten, der ſoeben auf leiſen Sohlen durch die gegen⸗ überliegende hohe Tür eingetreten war. „Was gibt es, Alexis?“ Matt klang die Frage. N „Euer fürſtliche Gnaden, zu Befehl, der Herr Doktor Guldener bittet um die Erlaubnis, ſeine Aufwartung machen zu dürfen“, meldete der Bedienſtete mit gedämpfter Stimme. In die wunderſamen Augen trat ein Schein von Humor, indes die Züge unbeweglich blieben: „Bittet er?“ erkundigte er ſich mit derſelben klangloſen Stimme, die aber jetzt einen ſpöttiſchen Beiklang hatte. „Nun, mein Alter, wir ſind zwar friſch und munter, aber wir wollen den guten Doktor Guldener nicht kränken.— Ich laſſe bitten.“ hagerer Körper von einem wattierten türkiſchen Schlafrock „Dort, am Schreibtiſch— bitte, ſchreiben Sie— diktiere...“ 5 1„„ f Der Arzt gehorchte eilends. Vielleicht war er auch froh, unter dieſem leuchtenden Blick wegzukommen, der gleichſam durch die Dinge hindurch in eine andere Welt zu ſchauen ſchien. f „Haben Sie gefunden? Ja? Alſo bitte: N An Frau Gundula Petermichl, geboren Wegwaſſer!— Ich bitte Sie, mir den An⸗ blick meines Kindes zu gönnen, ehe ich die Augen ſchließe. Es iſt mehr als ich ver⸗ diene!“ N Eintönig war dieſes ſeltſame Diktat erfolgt. Der Arzt hatte ſekundenlang erſtaunt gezögert, dann aber flog die Feder eilig über den wappengeſchmückten Briefbogen. „Fertig?“ 5 „Sehr wohl, Durchlaucht?“ „Bringen Sie her, damit ich unterzeichne.“ Und in großen, ſteilen, aber zitternden Zügen ſtand unter der erſchütternden Anrufung:„Igor F ſi v ſt Cuzene, alias Röder⸗ Pepi.“ Doktor Guldener, ſorglich ſtützend über den Patienten geneigt, konnte nicht umhin, dieſe merkwürdige Unter⸗ ſchrift zu leſen. Die Blicke der beiden Männer kreuzten ſich. „Ich war kein Kavalier“, flüſterte er kaum veruehmlich. Dann ermannte er ſich: „Die Adreſſe finden Sie in der geſtrigen Amtszeitung, dort..., und der Sprecher deutete mit den Augen zu dem unweit ſtehenden Tiſch, wo das Blat gefaltet lag. Der Doktor war mit dem Schriftſtück vorerſt wieder zum Schreibtiſch getreten und hatte es ſorgſam mit Streu⸗ ſand beſtreut. Die ganze Szene war ſo ſeltſam, daß ihn nichts mehr in Erſtaunen verſetzte. Gehorſam hokte er das Zeitungsblatt, entfaltete es und überflog die Spalten. Aha! Da war es ja, was er brauchte: „Das Haus Nummer zwölf in der Bindergaſſe ging durch Kauf aus dem Beſitz des Ferdinand Höllriegl, Privatier in Wien, in jenen der Frau Gundula Peter⸗ michl, geborene Wegwaſſer, Gattin des Alois Peter⸗ michl, Privatier, ebenda...“ Doktor Guldener las die Notiz halblaut vor, und auf ein zuſtimmendes„Ja!“ adreſſierte er ein Kuvert, faltete das Schreiben und ſchob es ein. „Siegeln“, forderte der Fürſt und zog langſam einen großen Ring von ſeinem wachsgelben Finger. Mit dem fertigen Brief trat der Doktor nun vor ſeinen Patienten. Der war mit geſchloſſenen Augen in die Polſter zurückgeſunken; die Augen geſchloſſen, ſchien er kaum zu atmen. „Alexis rufen!“ flüſterte er verſagend. Der Arzt rührte die ſilberne Schelle, die in Reichweite vor ihm ſtand. Ein ſeiner, heller Klang brachte den alten Diener faſt ſofort zur Stelle. Erſchrocken lief er hinzu. Doktor Gul⸗ dener hatte den Brief auf ein Tiſchchen neben dem Lehn⸗ ſtuhl gelegt und ein Medizinfläſchchen entkorkt, das da⸗ ſelbſt neben allerhand Schächtelchen und Phiolen ſtand. Run miſchte er einige ſorgſam abgezählte Tropfen in einem Glas mit Waſſer und brachte es dem Ohnmächtigen an die Lippen, deſſen Haupt Alexis ſtützte, wie jemand. der ſolche traurige Handreichungen ſchon oft geleiſtet hat. Ein leichter Huſtenreiz, dann ſchlug der Fürſt die machtvollen Augen wieder auf. Ein tiefer Atemzug, der wie ein Seufzer klang, folgte. 1 5 Um die Lippen des alten Dieners zuckte es, und der eingeſunkene Kehlkopf machte krampfhafte Schluck⸗ bewegungen; das Antlitz aber blieb weiter in masken⸗ hafter Unbeweglichkeit. Mit einer tiefen Verbeugung ver⸗ ließ er rücklings den Salon. 6 Wenige Minuten darauf ſtand Doktor Guldener vor dem Leidenden. Er war ein kleiner Herr im ſchwarzen Gehrock, das feiſte Bäuchlein von einer dicken goldenen Uhrtette umſpannt. Ein kluges Geſicht mit der fleiſchigen Naſe des Genießers, ſcharfblickende Augen hinter gold⸗ gefaßten Brillengläſern. Der Schädel war glatt wie eine Billardkugel. Der Doktor trug einen Backenbart, wären ihm die Haupthaare ins Geſicht gerutſcht. Lehnſtuhl, in dem der Patient eingebettet ruhte. 0 ſole neben dem zunächſt liegenden Fenſter. Alabaſter. Dem Kranken entging dieſe⸗Wirkung nicht. Ein feiner leiſer Seufzer folgte. meldet Alexis.“ „ ſam jungen Augen auf den Sprecher: „Wie lange noch?“ f In ſeiner Stimme lag jetzt ein ſcharfer Befehl. ſetzte zum Sprechen an. „Wahrheit!“ forderte derſelbe Befehl. Doktor Guldener riß ſich zuſammen: ſprach er gedrückt. damit ein paarmal über die Glatze. Mit ganz kleinen Trippelſchritten kam er über das ſpiegelglatte, kunſtvoll eingelegte Parkett zu dem breiten Vorſichtig nahm er die beiden Stöcke aus Ebenholz mit den elfenbeinernen Krücken, die neben den Knien des Leidenden lehnten und legte ſie auf die Platte einer Kon⸗ Seltſam nahmen ſie ſich dort aus, dieſe Zeichen des Verfalls, zu Füßen einer wundervoll modellierten Frauengeſtalt aus unendlich melancholiſcher Augengruß ging zu dem kunſt⸗ vollen Abbild der urewigen Eva hinüber. Ein leiſer, ganz e„Wie gehts, fürſtliche Gnaden? Gute Nacht gehabt, „ a Der Kranke antwortete nicht direkt. Er richtete die ſelt⸗ Unmerklich zuckte der Arzt mit den Schultern, hüſtelte, „Durchlaucht befehlen!— das Herz macht mir Sorgen“, Nur ein guter Menſch tann ein guter Arzt ſein. Ein Todesurteil zu ſprechen greift an. Doktor Guldener zog ſein großes, weißleinenes Taſchentuch heraus und fuhr ſich Sekundenlang ließ der Verurteilte die Lider ſinken. Doktor Guldener prüfte den Puls. Sein Blick traf dabei die angſtvollen Augen des Dieners. Faſt unmerk⸗ lich zuckte er mit den Achſeln. Der Alte verſtand. Gramvoll wurde ſeine Miene. Er mußte ſeinem Herrn ſehr er⸗ geben ſein. N „Alexis“, flüſterte der Fürſt, und es war meht ein Hauch,„Gala anlegen, Brief beſorgen— raſch— Equi⸗ page nehmen...“ Und wie mit letzter Kraft ſetzte er kaut und deutlich hinzu:„Du bringſt die Prinzeſſin Cuzene, meine Tochter!“ Dann ſank er abs mals zurück. E 25* graumelierten. was den grotesken Anſchein erweckte, als Klingende Titel und Geld hatten dazumal regiert. Junge und nicht mehr junge Kavaliere, ſchöne, mehr oder weniger bedenkenloſe Frauen— ſie fanden ſich in den Salons, den luxuriöſen Separees odet in verſchwiegenen Liebesneſtern zuſammen. Champagner, Muſik, das Ge⸗ raſchel ſeidener Kleider, garnierten gleichſann das be⸗ rühmte Nachtleben von Wien. In dieſer ſtrahlenden Welt der Freude und des Ge⸗ nuſſes herrſchte unumſchränkt und unerreicht an Reichtum und Zügelloſigkein der junge Fürſt Igor Cuzene. Er ent⸗ ſtammte einem alten Bojarengeſchlecht; doch ſchon fein Großvater hatte es vorgezogen, die Gelder, die ihm aus ſeinen unermeßlichen Beſitztümern aus dem fernen Oſten zufloſſen, in Wien loszuwerden. i Es war ein genießeriſches Geſchlecht, großzügig und freigebig, aber ohne Hemmungen bei Verfolgung ſei Launen. 1 Das ganze ungeheure Erbe der Cuzene Ne Generationen immer nur auf zwei Augen. Die jewellige Fürſtin ließ es ſich genügen, ihrem Gemahl einen Erben zu beſcheren; dann aber hatte ſie offenbar von der Ge⸗ meinſchaft genug und zog ſich zurück, denn nie kannte utan neben einem dieſer Feudalherren eine Herrin— ehr Schattendaſein war beendet, ihre Pflicht erfünt, wenn die Erbfolge geſichert ſchien. g Ob dieſe Fürſtinnen heimgekehrt waren zu ihrer Familie, ob ſie geſtorben waren, oder aber ſich gleichfalls an irgendeinem Luxusort amüſierten— niemand wußte darüber Genaues. 5 15 So wuchs der jeweilige junge Fürſt mutterlos heran, betreut von der Aja, den Erziehern und Hofmeiſtern, und Dann richtete er den Blick wieder klar auf ſeinen Arzt. wurde zur gegebenen Zeit mündig erklärt. ö g(Fortsetzung folgt.), Laßt urs ins Blaue fahren! Herrlicher hätte das Wetter nicht ſein können als es zu Pfingſten war. Blau der Himmel, blau die Sehnſucht, irgend etwas zu erleben. Ich bin in einem Cafè, und an einem Nebentiſch ſitzt ein junges Paar. Sie unter⸗ halten ſich über ihre Wünſche und da ſagt der junge, blonde Wuſchelkopf:„Ach, mein lieber Fritz, es iſt ja ſehr nett, daß wir über Pfingſten ſo ein bischen fortgefahren ſind. Aber weißt Du, ich möchte gerne einmal eine größere Reiſe machen.“„Ja,“ ſagt Fritz,„das iſt begreiflich, was Du willſt, und ich würde Deinem Wunſche auch gern entſprechen. Aber Du weißt ja, daß wir ſoviel anſchaffen müſſen, wenn wir unſern Hauptwunſch erfüllen wollen, daß wir uns bald heiraten können und deshalb kann ich mir dieſe große Ausgabe nicht leiſten.“ „Aber Fritz“, ſagt da die Kleine,„laß uns doch mit der Reichsbahn die Fahrt in s Blaue machen. Das iſt eine größere Reiſe, ohne daß ſie uns zu teuer kommt. Die Reichs⸗ bahn hat ja, wie ich gehört habe, eine unge⸗ heure Fahrpreisermäßigung zugebilligt.“„Ja, wenn ich wüßte, wohin die Reiſe geht, damit ich über die Verwendung meines Geldes irgendwie aufgeklärt wäre; dann würde ich ſchon zuſtimmen“, erwiderte Fritz„Das iſt ja gerade der Reiz,“ ſagte da die Kleine neckiſch, „daß wir nicht wiſſen, wohin die Fahrt geht. Du kannſt Dich darauf verlaſſen, daß die Reichsbahn und der Verkehrsverein Mannheim beſtimmt ein Ziel ausgeſucht haben, das die Reiſe lohnt.“„Na ja,“ ſagt Fritz, dann gehe doch einmal hin zum Verkehrsverein und er⸗ kundige Dich etwas genauer! Nimm auch einen Teilnahmeſchein für das Preis ausſchreiben mit; denn ich glaube, ich habe geraten, was für ein Bild in der Zeitung veröffentlicht worden iſt.“ „Gut, mein liebes Aennchen, wir wollen es verſuchen. Vielleicht haben wir Glück und werden die Fahrt gewinnen. Jedenfalls habe ich ſie genehmigt, denn mir ſcheint, daß die Sache das Geld wert iſt, und ſchließlich wollen wir doch auch einmal„ins unbekannte Blaue“ gefahren ſein. Die Fahrt iſt doch eigentlich wie das Leben: unbekanntem Ziel entgegen.“„Nur mit dem Unterſchied, Fritzel, daß wir von der Fahrt vergnügt zurückkommen werden, von der Lebensfahrt aber kam keiner zurück, wenn fie einmal beendet war.“„Werde mir nicht phi⸗ loſophiſch, Aennchen, das paßt garnicht zu Deinem ſonſt ſo luſtigen Weſen.“ Sie faßte ſeine Hand, forderte ihn auf, zu zahlen, und huſch, waren die zwei jungen Abenteurer aus dem Café verſchwunden. Da dachte ich bei mir: Eigentlich könnte ich doch auch einmal verſuchen, ob ich nicht bei dem Preisausſchreiben einen Erfolg hätte, und nahm mir vor, gleich zum Verkehrsverein zu gehen und die Unterlagen für eine Beteiligung an dem Preisausſchreiben anzufordern. Eines ſteht feſt, die Fahrt ins Blaue werde ich beſtimmt mitmachen. 8 Karlsruhe, 9. Jum.(Die Löſung der Bürgermeiſterfrage.) Der Reiſchsſtatt⸗ halter hat den Oberbürgermeiſter der Stadt Heidelberg, Dr. Neinhaus, erſucht, das Ur⸗ laubsgefuch zurückzuziehen. Der Oberbürger⸗ meiſter hat dieſem Erſuchen entſprochen. Der Reichsſtatthalter hat ihn ſeines Vertrauens und des Vertrauens der badiſchen Staats⸗ regierung verſichert. Dr. Neinhaus gilt da⸗ mit für die Wahlzeit als in ſeinem Amte be⸗ ſtätigt. Anſtelle des wegen Ablaufs der Wahl⸗ zeit und Erreichung der Altersgrenze aus der Stadtverwaltung ausſcheidenden Bürgermei⸗ ſters Wielandt wird der Reichstagsabgeoro⸗ 13 Otto Wetzel als Bürgermeiſter in die erwaltung der Stadt Heidelberg eintreten. 6 Karierzae, 9. Juni.(Verſicherungs⸗ etrüger vor Gericht.) Die Strafkam⸗ 0 verurteilte den 26jährigen Küfer Joſef nger aus Wöſchbach bei Durlach wegen einem Jahr ſechs Wionaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt. Der Wugetlagte hatte Anfang November in Wöſchbach die Scheune ſeines Vaters in Brand geſteckt, um ſich in den Beſitz der den Wert der Fahrniſſe weſentlich überſteigenden Verſicherungsſumme zu brin⸗ gen.— Wegen Sittlichkeitsperbrechens, be⸗ gangen an einem minderjährigen Mädchen aus Palmbach, wurde der Dienſtknecht Johann 00 zu ſechs Monaten Gefängnis verur⸗ Schwenningen, 9. Juni.(Anweſen ein⸗ geäſchert.) In dem landwirtſchaftlichen An⸗ weſen des Sebaſtian Lieber brach auf noch un⸗ geklärte Weiſe ein Brand aus, dem das ganze Anweſen zum Opfer fiel. Das lebende Inven⸗ tar konnte gerettet werden. Der Gebäudeſcha⸗ den beziffert ſich auf 89000 Rm. Waldshut, 9. Jun.(Aufhebung der kommiſſariſchen Verwaltung.) Nah⸗ dem für den milchwirtſchaftlichen Zuſammen— ſchluß das Verbrauchergebiet Waldshut⸗Säk⸗ kingen in Waldshut ordnungsgemäß ein neuer Vorſtand gewählt und ferner der Aufſichtsrat der Molkerei Waldshut Gmbßc. neu beſtellt worden iſt, iſt die kommiſſariſche Verwaltung für beide Organiſationen aufgehoben worden. Meßlirch, 9. Junt.(Endlich erwiſcht.) Der ſchon lange geſuchte Schwerverbrecher Con⸗ ſtantin Farr wurde von der Gendarmerie in einem Bahnwärterhäuschen bei Meßlirch feſt— genommen. Harr, der auch Sittlichkeitsveebre— chen auf dem Gewiſſen hat, ſteht unter dem Verdacht, den Gendarmerieoberwachtmeiſter Bratzler in Königsfeld 1. Schw. niedergeſchoſ— ſen zu haben. 3 Mahnung zu pünktl. Steuerzahlung Darmſtadt, 9. Juni. Die Staat e ö Staatspreſſeſtelle In den verfloſſenen 14 Jahren ſind der deutſchen Wirtſchaft Steuern in einem ihren Wiederaufſtieg hindernden Maße aufgebür⸗ det worden. Der Widerſtand hiergegen ver⸗ ſtärkte ſich durch den Eindruck, daß bei der Verwendung des Steueraufkommens nicht im⸗ mer mit der peinlichſten Sorgfalt verfahren wurde. Zu der nationalſozialiſtiſchen Regie⸗ rung hat die Bevölkerung das feſte Vertrauen, daß in ſteuerlicher Hinſicht nicht mehr als das unumgänglich Notwendigſte verlangt wird. Die Zuverſicht iſt berechtigt, daß die Maßnah⸗ men der Reichs- und der heſſiſchen Regierung zur Durchſetzung äußerſter Sparſamkeit in den öffentlichen Verwaltungen zur Wiederherſtel⸗ lung geſunder Verhältniffe in der Landwirt⸗ ſchaft und zur vermehrten Beſchaffung von Ar⸗ beit auch zu einer Milderung des Steuerdruk⸗ kes führen werden. Es wird eine dringliche Sorge der Regierung ſein, Steuererleichterun⸗ gen zu verfügen, ſobald es die Lage der öffent⸗ lichen Finanzen nur irgend geſtattet. Anderer⸗ ſeits muß aber gefordert werden, daß ſich jeder einzelne Volksgenoſſe ſeiner Verpflichtungen ge⸗ gen die Gemeinſchaft durchaus bewußt iſt und ſeine Steuern— auch die nach den der⸗ zeit gültigen Geſetzen geſchuldeten— pünkt⸗ licht entrichtet, ſoweit das nur irgend in ſeinen Kräften ſteht. gez. Jung, Staatsſekretär für die heſſiſchen Miniſterien. Sportvereine aufgelöſt Darmſtadt, 9. Juni. Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen erläßt folgende Verordnung: Sämtliche Turn⸗ und Sportvereine, die dem Arbeiter⸗Turn⸗ und Sportbund angehören, oder am 6. März 1933 angehört haben, wer⸗ den hierdurch auf Grund des Paragraph 1 der Verordnung des Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 im Gebiet des Volksſtaates Heſſen ver⸗ boten und aufgelöſt. Wer ſich an einem der aufgelöſten Vereine als Mitglied beteiligt oder ihn auf andere Weiſe unterſtützt oder den or⸗ ganiſatoriſchen Zuſammenhalt weiter aufrecht erhält, wird nach Paragraph 4 der angezoge⸗ nen Verordnung beſtraft. Das Vermögen der Vereine wird beſchlagnahmt. Mit der Abwicklung der Vereinsgeſchäfte und mit der Liquidation des Vermögens der aufgelöſten Vereine wird der Beauftragte des Reichsſportkommiſſars, Herr Lehrer Kloſter⸗ mann, Referant im Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen, beauftragt und ihm zu⸗ gleich die Befugnis erteilt, ſoweit erforderlich, Anterbeauftragte zu beſtellen und zu bevoll⸗ mächtigen. gez. Dr. Beſt. Aus Heſſen und Naſſau Der Jugendtag in Heſſen. Darmſtadt, 9. Juni. Der Miniſter für Kul⸗ tus und Bildungsweſen erläßt an die Schul⸗ leitungen folgendes Ausſchreiben: Der Jugendtag wird dieſes Jahr am 24. Jum als Feſt der nationalſozialiſtiſchen Revo⸗ lution gefeiert. Morgens findet das feierliche Aufziehen der Reichsflaggen auf den Schulen ſtatt. Dazu haben der ganze Lehrkörper und beſonders des Anteils der Jugend an der deutſchen Revolution zu gedenken. f it Fahnen und Wimpeln des deutſchen Jugendwerks(S J., BdM., IV.) marſchiert Brandſtiftung und Verſicherunasbetrugs zu alle Schulklaſſen anzutreten. In einer Rede iſt Dort ſollen weniger vorbereitete Darbietungen gezeigt werden, als friſches, fröhliches Trei⸗ ben herrſchen, umrahmt mit Muſik, Mann⸗ ſchaftsſpielen, Geſang, Tänzen uſw. Auf die gemeinſame Beendigung iſt Wert zu legen. Abends werden mit der Su, SS und den Kampfverbänden Sonnwendfeuer abge⸗ brannt. Daran beteiligen ſich nur die Kna⸗ ben vom 6. Schuljahr an. Die Schulleitun⸗ gen wollen ſich mit den örtlichen Dienſtſtellen der SA und SS ins Benehmen ſetzen. J. V. gez. Ringshauſen. * Neue Bürgermeiſter und Beigeordnete. Darmſtadt, 9. Juni. Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Die folgenden enden en anſtelle von zurückgetretenen Bürgermeiſtern und Beigeordneten kommiſſariſch beſtellt: Lau⸗ erbach: für Beig. Kredel der Joh. Gg. Wal⸗ ter 2. Weitengeſäß: für Beig. Röſſinger der Adam Brunner; Haiſterbach: für Buͤrgerm. Damm der Leonhard Fay; Günterfürſt⸗Hai⸗ ſterbach: ſür den zurückgetretenen Beigeordne— ten der Landwirt Wilh. Schwöbel; St. Jo⸗ hann: für Beig. Peter Bäder 2. der Land⸗ wirt und Weinhändler Alfred Bäder; Helden⸗ bergen: für Beig. Naumann der Landwirt Joſ. Joh. Göbel; Bermersheim: für den zu⸗ rückgetretenen Beigeordneten der Landwirt E. Neef; für den zurückgetretenen Bürgermeiſter der Landwirt H. Debus. b Die Amtszeit folgender Beigeordneten wurde für beendet erklärt und an ihre Stelle die nachgenannten Kommiſſare eingeſetzt: Schlitz: Beig. Auguſt Hinkel durch Hch. Hoffmann; Herchenham: Beig. Dietz durch Ernſt Appel. Darmſtadt, 9. Juni.(Provinzfalta Starkenburg.) Mittwoch, den 14. Juni 1933, nachmittags 3 Uhr, tritt im Rathaus⸗ ſaal der Stadt Darmſtadt, der Provinzialtag der Provinz Starkenburg zu einer öffentlichen Sitzung zuſammen. Tagesordnung: 1. Dienſt⸗ einweiſung und Verpflichtung der neu in den Provinzialtag berufenen Mitglieder; 2. Prü⸗ fung der Rechnungen der Provinzialkaſſe und der Kaſſe der Provinzialpflegeanſtalt Eberſtadt für das R. J. 1931; 3. Voranſchlag der Pro⸗ vinz für das R. J. 1933 und Feſtſetzung der Steuerausſchlagſätze für R. J. 1933. Aus der Heimat Gedenkkage 9. Juni. 1672 Zar Peter der Große in Moskau ge— boren. 1843 Die Schriftſtellerin Berta v. Suttner in Prag geboren. 1870 Der engliſche Dichter Charles Dickens (Boz) auf Gadshill Place bei Rocheſter geſtorben. Prot. und kath.(5): Primus. Sonnenaufg. 3,38. Sonnenunterg. 20,20. Mondaufg. 22,30. 8 Mondunterg. 4,01. kungskraft menſchlicher Anſtrengungen durch planmäßiges Zuſammenordnen von Men⸗ ſchen und Einrichtungen. Debatin. Dreifaltigkeitsſonntag Im Namen der drei Perſonen der heilig— ſten Dreifaltigkeit ſollten die Apoſtel taufen. Im Taufbefehl erſcheinen am deutlichſten die drei Perſonen Vater, Sohn, Heiliger Geiſt als eine gleichrangige Einheit. Im Glauben an den einen Gott in drei Perſonen iſt die Gotterkenntnis der Kinder des Neuen und ewigen Bundes über die Gottesoffenba— rung des Alten Bundes hinausgewachſen. So iſt es auch gerechtfertigt, daß die heilige Handlung, die uns in dieſen Neuen Gottes⸗ bund aufnimmt, im Namen des Dreieinigen Gokkes geſpendet wird. Chriſt ſein heißt Ver— ehrer des Dreieinigen ſein. So war es be⸗ deutſam, daß dieſe heilige Dreiheit bereits bei der Taufe Jeſu auftrat, zwar nicht in den Worten, mit denen etwa der Täufer ſeine Handlung begleitete, wohl aber durch die Of— fenbarung der drei Perſonen, indem der Sohn ſelber in das Jordanwaſſer hinabſtieg, während die Stimme des Vaters von oben ertönte und der Heilige Geiſt in der Taube ſichtbar über Jeſu ſchwebte. Eine weitere Beziehung zwiſchen Taufe und Dreifaltigkeit beſteht darin, daß die Taufe die erſtmalige und unerläßliche Bedin⸗ gung der Zuwendung der Erlöſungsgnade iſt. Nun iſt es gerade die Erlöſung, die die Offenbarung des Geheimniſſes der Dreifal— tigkeit notwendig machte. Wenn ſchon der U Gottesſohn ſelber das große Werk der barm⸗ herzigen Liebe übernehmen wollte ind zu dem Zwecke Menſch wurde, war es jedenfalls der Würde Gottes angemeſſener, daß er ſich als das auswies, was er war. Das tat denn auch Jeſus Er ließ weder ſeine Apoſtel, noch ſeine Feinde darüber im unklaren, daß er Gottes Sohn war. Dieſes Bekenntnis zu ſich ſelber und zum Vater koſtete ihn das Le⸗ ben; indem er für dieſe Wahrheit den Tod erlitt, bewirkte er die Erlöſung. In der Dreifaltigkeit haben wir die höchſte denkbare, ja für uns kaum faßbare Einheit und Ein⸗ tracht zwiſchen geiſtigen Weſen. Ind dieſe weſentliche, unauflösliche, untrengbare Ein⸗ jede Schule auf den gemeinſamen Feſtplatz. heil ſoll das Vorbild der Einheit und Organiſation iſt die Steigerung der Wir⸗ Eüntracht ſein, die Jeſus unter Jüngern verwirklicht wiſſen wollte. * 3 Vorſicht, Einſteigdiebe! Kaum iſt die Jahreszeit ſo fortgeſchritten, daß man gern längere Zeit die Fenſter offen läßt, um die friſche Luft koſtenlos aus erſter Hand zu beziehen, ſchon machen ſich Einſteigdiebe he⸗ merkbar. In Erdgeſchoßwohnungen ſind ſie mit einem Schwung vom Hintergarten her durchs Fenſter, wenn ſie ausgeſpäht haben, daß das Zimmer leer iſt, ihre Langfinger finden ſchnell das Richtige— und ſchon ſind ſie verduftet.„Wo iſt denn meine Uhr“, heißt's dann,„ſie lag doch vorhin noch auf dem Schränkchen?“ Solche Dinge geſchehen nicht nur nachts, ſondern auch am Tage. * ſeinen Wettervorherſage: Fortdauer der warmen, meiſt heiteren Wik⸗ terung, vielfach auch weiterhin Gewitternei— gung. Buntes Allerlei Eine Mukter, der man folgen mußte. Kö⸗ nigin Viktoria von England verſtand es vor⸗ trefflich, ſich bei ihren Kindern in Reſpekt zu ſetzen, und hielt vor allem auf unbedingten Gehorſam. Wie weit dieſer Reſpekt vor der Mutter ging, zeigt eine kleine Epiſode, die der verſtorbene engliſche Schriftſteller Lyt⸗ ton Strachey erzählt. Bei einem Aufenthalt der Königin in Osborne kam der Prinz von Wales, der damals ſchon über die Fünfzig hinaus war, verſpätet zum Diner. Obgleich er keine Schuld hatte, wagte er es doch nicht, ſich ohne weiteres an die Tafel zu ſetzen, ſondern blieb eine Weile an einem Pfeiler ſtehen und trat dann zur Königin. Aber die Queen war ungnädig. Sie gab ihm nur ei⸗ nen ſtrengen Wink und— ſtatt ſich an die Tafel ſetzen zu dürfen, mußte er wieder weg⸗ gehen. Er verbarg ſich nun hinter einem anderen Pfeiler und wartete dort gehorſam, bis die Tafel zu Ende war. Die ſtrenge Mutter hatte ihm nicht erlaubt mitzueſſen, weil er nicht rechtzeitig gekommen war. Märkte und Vörſen Vom 3. Juni. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Prod: ktenbörſe. Es notierten in Rm., per 100 Kilo, wag⸗ gonfrei Mannheim: Inlandsweizen 21,30 bis 21,40; Inlandsroggen 17,50 bis 17,60; In⸗ landshafer 15,25 bis 15,50; Futtergerſte 17; Platamais m. S. 20,50; ſüdd. Wetzenmehl mit Austauſchw. 31,25 bis 31,50; ſüdd. Wei⸗ zenauszugsmehl 34,25 bis 34,50; ſüdd. Weti⸗ zenbrotmehl 23,25 bis 23,50; Roggenmehl 23 bis 24 nordd., 24 bis 25 pfälz. und ſüdd.; feine Werzenkleie 7,50; Biertreber 11,60 bis 12; Erdnußkuchen 11,50. Mannheimer Kleinviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 17 Kälber, 6 Schafe 61 Schweine, alle drei Arten nicht woe 951 Ferkel und Läufer, Ferkel bis 4 Wochen 11 bis 13, über vier Wochen 14 bis 16, Läu⸗ fer 17 bis 20 Rm.— Marktverlauf: Ferkel und Läufer ruhig. Tel. Schauſpiele uuf dem Wald⸗ ſportylatz des To. 1893 V'heim. Die beiden Pfingſttage brachten gegenüber den Vorſonntagen einen geſteigerten Beſuch und jeder Beſucher iſt des Lobes voll über das Ge⸗ ſehene, über dieſe dramatiſchen Abhandlungen, dieſes natürliche Geſchehen des Schiller' chen Schauſpieles, welches von ſo ausgezeichneten Kräften, um nicht zu ſagen„Künſtlern“, in einer Weiſe zur Vorführung gebracht wird, daß die meiſten aus dem Staunen nicht heraus kommen. Ganz zu ſchweigen von dieſer allge⸗ mein bewunderten, herrlich einzigartigen Natur- bühne, wie ſie weit und breit, nach dem Urteil von Fachleuten, nicht mehr zu finden iſt. Und dennoch ſoll es ſelbſt hier noch ſehr viele Leute geben, die die Tell Schauſpiele noch nicht beſucht haben. Das ſollte man kaum für möglich halten! Oft hört man, wenn man gerade keine Karte mehr in einer Vorverkaufsſtelle erhalten kann: es iſt für Sonntag alles ausverkauft und man läßt ſich dadurch abhalten. Dies trifft niemals zu, denn man erhält immer noch an der Platzkaſſe vor Spielbeginn eine Eintritts⸗ karte. Es wurden bisher alle Beſucher mit Plätzen verſorgt, niemals brauchte man umzu⸗ kehren und daher nochmals die Bitte an Alle: beſucht vollzählig die nächſten Vorſtellungen, am Sonntag, den 11. 6., Fronleichnam, 15. 6., Sonntag, 18. und 25. Juni. Es ſind nur noch 4 Aufführungen und wer ſolche verſäumt, wird ſpäter ſich darüber Vorwürfe machen. JB. Sonnenbrand. Penaten · Creme la Apoth. u. Drog.. 30.55, J. 0