g Lokales * Ausſprache im Ortsgewerbe⸗ verein. Die Probleme der Jetztzeit erfordern gebieteriſches Zuſammenhalten. Das trifft das Volk und im beſonderen auch den Handwerker⸗ ſtand. Es empfiehlt ſich daher, die Ausſprache des Ortsgewerbevereins heute Freitag zu beſuchen. (Näheres im Inſeratenteil.) * Arbeiterverſammlung. Von ſei⸗ ten der N. S. B.O findet heute Freitag Abend 8 Uhr im Kaiſerhof eine Arbeiterverſammlung mit ſehr wichtigem Thema ſtatt. Alle Arbeiter Viern⸗ heims ſind herzlichſt eingeladen.(Siehe Inſerat.) * Was bringt der Film Neues? Heute und die nächſten zwei Tage bietet der Union⸗Film⸗Palaſt wieder erſtklaſſige Darbietungen. Wer nach des Tages Laſt und Mühen ſich etwas Erholung gönnen will, der beſuche die Vorſtellungen im Union⸗Film⸗Palaſt. Stets das Neueſte was die Filmkunſt hervor⸗ bringt. Die Eintrittspreiſe ſind der Notzeit angepaßt, ſodaß auch dem weniger Bemittelten ein Kinobeſuch moglich gemacht iſt. Das Nähere iſt aus dem heutigen Inſerat erſichtlich. * D. B. S. Die Ortsgruppe der Deut⸗ ſchen Bau- und Siedlungsgeſellſchaft hält heute Abend im Löwen eine Mitgliederverſammlung ab. Es wird gebeten, das heutige Inſerat zu beachten. i Die Sparer bauen auf. Zunahme der Spareinlagen bei den deutſchen Sparkaſſeu. Für eine Volkswirtſchaft wie die deutſche, die in ihrer Kapitalverſorgung in erſter Linie auf ſich ſelbſt angewieſen iſt, iſt die Entwicklung der Spareinlagen bei den Sparkaſſen von ganz beſonderer Bedeutung. So iſt die Tatſache be⸗ ſondes erfreulich, daß nun ſchon ſeit Monaten bei den deutſchen Sparkaſſen die Einzahlungen die Abhebungen überſteigen und ſo zu einem Anwachſen der Spareinlagen geführt haben. Erſt kürzlich konnte daher der preuſſiſche Miniſter⸗ präſident Göring auf dieſe Entwicklung bei den Sparkaſſen die eine zunehmende Beruhigung und Entſpannung erkennen läßt, hinweiſen.„Dieſe erfreuliche Entwicklung“, ſo ſagte er,„iſt der ſichtbare Ausdruck des in der Wirtſchaft ſich feſt⸗ igenden Vertrauens.“ In der Tat iſt durch die Stabiliſierung der politiſchen Verhältniſſe und die davon ausgehende Beruhigung, ferner durch die Erklärungen der Reichsregierung gegen jeg⸗ liche Experimente und durch die Zuſicherung der Reichsbank, daß ſie als unerſchütterliche Wacht auf dem Poſten ſei, wenn es gelte, dem ſchaffenden und ſparenden Volk das Geſchaffene und Er⸗ ſparte zu erhalten, das Vertrauen der Sparer bedeutend gefeſtigt worden. 1 Das gefeſtigte Vertrauen der Sparer, die Zunahme der Spareinlagen und die Minderung der Abhebungen iſt deswegen ſo wichtig, weil gerade dem deutſchen Sparer eine beſonders wichtige Rolle in dem Aufbauwerk der deut⸗ ſchen Wirſchaft zuteil wird. Die großen wirt⸗ ſchaftlichen Aufgaben, die zu löſen ſind, erfor⸗ dern naturgemäß gewaltige finanzielle Mittel. Dieſe Mittel kann nur der deutſche Sparer ſchaffnn. Seine Erſparniſſe find daher im wahrſten Sinne Bauſteine, und indem er, wenn auch unter Opfern und Entbehrungen, Erſpar⸗ niſſe anſammeln und ſie der Sparkaſſe oder anderen Spareinrichtungen zur Verwertung in der Wirtſchaft anvertraut, begeht ein echtes nationales Werk. Schmeling k. o.! In dem mit großer Spannung erwarteten Boxkampf Schmeling— Baer wurde Schmeling in der 10. Runde von Baer k. o. geſchlagen. (Ausführlicher Bericht morgen.) Sag es durch Blumen, wenn Du verlieht hist! Aber wenn Du etwas „ Zu verkaufen Zu kaufen Zu vermieten Zu mieten Gefunden Verloren hast oder wenn Du eine Stellung suchst Stellung vergibst Geld suchst Geld vergibst Dann sag es durch eine KLEIN- ANZEIGE im Viernheimer Anzeiger. 1 Union- Film- Palast Ab Heute Die größte Tonfilm⸗Senſation für Vhm. Das haben gie im Tonfilm noch nicht geſehen. Eine Rieſenſchlange, die ein Krokodil erwürgt, ein Löwe im To⸗ deskampf mit einem Panther. Der Welt gewaltigſter Raubtier⸗Senſations⸗Tonfilm 8 Akte 8 Akte Bilder, die der Film noch nie gezeigt hat. Jeder wird gepackt ſein. Das Tagesge⸗ ſpräch in allen Weltſtädten, Wochen und Monatelang wurde dieſes Tonfilmereignis ezeigt, ein außergewöhnliches Ereignis. chtung! Unſer 2. Tonfilm, da ſtaunen Sie. Achtung!. 125 und Patachon in ihrem gröſſten onfilmlacherfolg.— 8 Akte— 2,. 7 7 2, 2. e Pat und Patachon im Tonfilm, das iſt nochmals eine Senſation, der beſte Lach⸗ erfolg. Sie werden Tränen Lachen. Dazu wunderbare Einlagen. Das iſt ein Tonfilm⸗Spitzenprogramm wie es noch nie gezeigt wurde. Verſäume kein Film⸗ freund dieſe Aufführung, bei uns gibts niemals Enttäuſchungen. Anfang je 8 Uhr ab 9 ½ Uhr nochmals alles zu ſehen. gountag große Kinder-Vorſtellung ab halb 4 Uhr. Alles geht zu Pat und Patachon: Knall und Fall. Demnächſt: Der größte Meiſtertonfilm, der Film der ausverkauften Häuſer. 9 Madels im Boot. 4 Ortsgewerbe⸗Verein. Hiermit lade ich alle Handwerksmeiſter, Jungmeiſter und Geſellen, zu einer wichtigen Ausſprache betr. Bandwerkerſchulung durch unſern Handwerksführer, Fritz Müller,(Vorſitzender der Handwerkskammer), auf Freitag Abend ½9 Uhr im Gaſt⸗ haus zum Engel freundl. ein. Alle, die gewillt ſind im Geiſte Adolf Hitlers mitzuarbeiten an der Geſundung unſeres Volkes und Vaterlandes, ſind willkommen. Mit treudeutſchem Handwerkergruß Heil Hitler! Jean Wunderle, Innungsführer. D. B. S. Ortsorunge biernneim Freitag, den 9. Juni, abends halb 9 Uhr im Gaſthaus„Zum Löwen“ Miigliederverſammlung. Bericht: Generalverſammlung. Der Obmann. eee t früllahrs-Aeuenen 1 von Mark 1.50 an. Einkaufsbeutel von Mark 1.— an. Hinder-FrUnSlüchs taschen aus Leder von 40 Pfg. an. Heldbeutel und Briellaschen in großer Auswahl. J. Schweikart Hol Ritterstraße 16. d Sehne Erbsen fund 20 Pfg. Schöne Selherühen agg aha — fahannhannaanamaman Imserieren byingt Gewinn! & Arbeiter Viernheims! Heute Freitag Abend 8 Uhr ſpricht im „Kaiſerhof“ der Kreisleiter der N. S. B. O., Schloſſer Steffan, Birkenau, über:„Die Ziele der N. S B. O. und die Aufgaben der ſeit⸗ her Freien Gewerkſchaften“. Alle Mitglieder der Betriebszellen und alle übrigen Arbeiter Viernheims ſind herzlich eingeladen. Die Ortsgruppenleitung der Betriebszelle. Bekanntmachung. Betr.: Opferdank am Rotkreuztag Am Samstag, den 10. und Sonntag, den 11. Juni 1933 findet ein allgemeiner Rotkreuz- tag in ganz Deutſchland ſtatt, an dem Samm⸗ lungen für die Wohlfahrtseinrichtungen des roten Kreuzes vorgenommen werden. Die Sammlung wird ehrenamtlich durchge⸗ führt. Außer den Helfern und Helferinnen des roten Kreuzes werden ſich S. A. und S S. Män⸗ ner daran beteiligen. Die Sammelliſten find amtl. abgeſtempelt. Wir fordern die Bevölkerung auf, eimütig ihren Opferdank am Rotkreuztage darzubringen. Viernheim, den 9. Juni 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Bekanntmachung. Gefunden wurde ein Geldbeutel mit Inhalt. Viernheim, den 9. Juni 1933. Heſſiſches Polizeiamt: Oechler. NI Waren helfen Haren! Billige futtermittel Fullorhaleruochen 0“ 4 olzenkleie 100 5 Wolzanlunermenl 100 Welzennachmonl Auskalor Lobemen! bor ste kirse s Soetdecke 6. m. Mernbeim Auolt kittersir. Hr. 36 Alleinſtehender, junger Mann ſucht ein leer⸗ ſtehendes Zimmer Näheres im Verlag. Prima Zentner 2.50 zentnerweiſe abzugeben Wasserstr. 42 Vereins ⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗„Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Jeder Beuabonnent des„Viernheimer Anzeiger“ nn de e Me Gratis! Zur Hiadernſege emplente Gum mibetteinlagen, Kinderpuder— Kinderseife, Badethermometer, Kinder-Nahrungsmittel wie: Nestle, Kufeke, Opel-Kalk- zwieback Edelweißmilch, Traubenzucker. eowerie Peter Moskopp. Bündel 10 Pfg. Wirsingkraut Pfund 10 Pfg. Hohlrahen Stück 5— 6 Pfg. 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Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß bei Zucht- kollege Rohrbacher Jakob, Alicenſtraße und Schmitting Friedrich, Weihgartenſtraße, Mark- ſtaukohl⸗Setzlinge abgegben werden, derſelbe eignet ſich ſehr gut für Kaninchenfutter und kann noch im Winter grün gefüttert werden. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Samstag abend 8 ½¼ Uhr Sing⸗ ſtunde. Da nun das Konzertprogramm in Bearbeitung iſt, darf keiner mehr fehlen. Bei mehrmaligem unentſchuldigten Fehlen erfolgt Ueberſchreibung zur Paſſivität. Pünktlich er ſcheinen. Der Vorſtand. Klub der Gemütlichen 1915. Am Samstag, den 10. Juni, abends 8 Uhr, findet im Lokal zum Anker eine außerordentliche Mit⸗ gliederverſammlung ſtatt. Um vollzähliges Erſcheinen wird dringend gebeten. Der Vorſtand. Geſangverein„Flora“. Heute Abend 8 Uhr ingſtunde. Der Vorſtand. jernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſchecktonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 133 g, den 10. Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Juni 1933 Am Webſtuhl der Zeit Politiſche Wochenbekrachtung. Von Argus. Es waren ſchöne Pfingſten! Die Sonne lachte über die deutſchen Gaue, daß es eine helle Freude war. So konnten die geplagten Stadtmenſchen hinauswandern in Wald und Flur, um ihre Alltagsſorgen auf ein paar Stunden los zu werden. Auch die Politik ruhte vollſtändig. Unmittelbar nach den Feiertagen ging es freilich wieder auf der ganzen Linie los, ſo daß die abgelaufene Woche zu einer politiſch recht ereignisreichen Zeitſpanne geworden iſt. Zwei Ereigniſſe ſtehen im Vordergrund des Intereſſes: ein⸗ mal das deutſche Teiltransfermoratorium und dann der ſogenannte„Viermächtepakt“. um das Transfermoratorium richtig zu verſtehen, muß man von der Tat⸗ ſache ausgehen, daß die deutſche Wirtſchaft zehn Milliarden Mark langfriſtiger und zehn Milliarden Mark kurzfriſtiger Schulden an das Ausland hat. Ueber rund vier Milliar⸗ den Mark der kurzfriſtigen Schulden iſt durch das ſogenannte„Stillhalteabkommen“ bereits eine Sonderregelung getroffen wor⸗ den. Der Zinſen⸗ und Amofktiſationsdienſt für die übrigen Auslandsſchulden hat nun den Deviſenvorratt der Reichsbank in einem Maße geſchwächt, daß jetzt unbedingt irgend etwas geſchehen muß. Denn es iſt ganz ſelbſtverſtändlich: die Deutſche Reichsbank kann— ſchon mit Rückſicht auf die deutſche Währung— ſich nicht einfach von ihrem e Vorrat an ausländiſchen Zah⸗ ungsmitteln entblößen. Die Sache würde weſentlich anders ausſehen, wenn uns das Ausland deutſche Waren im früheren Um⸗ fange abkaufen würde. In dieſem Falle würden ſtändig neue Deviſen zufließen, ſo daß der ungeſtörte Fortgang des Zinſen⸗ dienſtes für die Auslandsſchulden ohne wei⸗ teres möglich wäre. Da jedoch das Ausland überall Zollmauern errichtet hat, die dem deutſchen Außenhandel, die allergrößten Schwierigkeiten machen, braucht es ſich nicht weiter zu wundern, wenn Deutſchland be⸗ züglich ſeiner Auslandsſchulden beſtimmte Maßnahmen zu treffen genötigt iſt. Es han⸗ delt ſich dabei keineswegs um einen Zah⸗ lungsaufſchub. Im Gegenteil: die Firmen, die dem Ausland gegenüber Zahlungsver— pflichtungen eingegangen ſind, werden dieſe Verpflichtungen nach wie vor auf Heller und Pfennig erfüllen. Nur die Transferierung dieſer Beträge, d. h. ihre Ueberführung in ausländiſche Währung, wird bis auf wei⸗ teres unterbleiben. Dieſe Regelung wird ab 1. Juli in Kraft treten. Es bleiben alſo noch drei Wochen zu weiteren Verhandlungen über die techniſche Durchführung dieſer Maß⸗ nahmen. Man wird insbeſondere auf der Weltwirtſchaftskonferenz, die am kommen⸗ den Montag in London beginnen ſoll, Ge⸗ legenheit haben, über den ganzen Fragen⸗ komplex zu beraten. Eines ſteht allerdings von vornherein feſt: wenn Deutſchland den Transfer im vollen Umfange wieder auf⸗ nehmen ſoll, iſt eine Wiederherſtellung der deutſchen Ausfuhr unerläßliche Vorbedin⸗ gung. Hierüber aber hat nicht Deutſchland, ſondern haben die Auslandsſtaaten zu ent⸗ ſcheiden, indem ſie die hohen Zollmauern wieder abtragen. * Der„Viermächtepakt“ hat jetzt nach monatelangen Verhandlungen endlich feſte Form bekommen. Deutſchland, Italien, England und Frankreich haben ſich zum Ab⸗ ſchluß dieſes Bündniſſes bereit erklärt. Die Anregung dazu ging bekanntlich von Muf⸗ ſolini aus. Er wollte einen Freundſchafts⸗ vertrag der genannten vier europäiſchen Großmächte, um Europa, dieſen vielgeplag⸗ ten Erdteil, zu en und zu befrieden. Im Laufe der Verhandlungen iſt der ur⸗ ſprüngliche Plan des italieniſchen Regle⸗ rungschefs ſtark verwäſſert worden. Die franzöſiſche Diplomatie hat dafür geſorgt, daß die Weltpolitik nicht völlig neue Bah⸗ nen eingeſchlagen hat, wie es in der Abſicht Nur 190 Milli Berlin, 10. Juni. Ueber die Finanzlage des Reichs insbeſondere über den Reichsabſchluß für das Finanzjahr 1932/3, das bekanntlich mit dem 31. März dieſes Jahres zu Ende gegangen iſt, ſind verſchiedentlich unrichtige oder irre⸗ führende Betrachtungen in der Oeffentlichkeit angeſtellt worden. Jetzt wird von unterrich— teter Seite darauf hingewieſen, daß enr⸗ gegen dieſen in der letzten Zeit veröffent⸗ lichten Meldungen, die kein klares Bild er— geben haben, ſich der tatſächliche Fehlbetrag im Reichshaushalt für das Jahr 1932 g auf nur 190 Millionen Reichsmark beläuft. Während noch zu Anfang des Jah⸗ res 1933 mit einem Fehlbetrag von 800 bis 850 Millionen Mark gerechnet wurde, be⸗ trägt der rechneriſche Fehlbetrag, der aus den Mindereinkommen an Steuern und Zöllen entſtanden iſt, 610 Millionen Reichsmark. In dieſem Betrag iſt aber eine Summe von 420 Millionen Reichsmark für außerordenkliche Schuldentilgung enthal- ten, ſo daß latſächlich, wie oben erwähnt, ſich ein Fehlbelrag von 190 Millionen Reichsmark ergibt. Dieſes günſtige Ergebnis iſt im weſentlichen auf die Sorgfalt in der Ausgabenpolitik des Reiches zurückzuführen. Auch im neuen Haushaltsjahr ſollen die Ausgaben aufs ſtärkſte gedroſſelt werden, was für die Ge⸗ ſundung der öffentlichen Finanzen die Vor⸗ ausſetzung iſt. Die Attacke auf die Arbeitsloſigleit Von unterrichteter Seite wird erklärt, daß ſich das Geſetz zur Verminderung der Arbeitsloſiakeit. das am 1. Juni die⸗ Muſſolinis gelegen hatte. Aber immerhin; der Vertrag zwiſchen den vier maßgebenden europäiſchen Mächten iſt abgeſchloſſen, ein wichtiger außenpolitiſcher Fortſchritt iſt er⸗ reicht. Man kann ſagen, daß dieſer Fort⸗ ſchritt vor allem auf Grund der Bemühun⸗ gen von deutſcher Seite erzielt werden konnte. Reichskanzler Hitler hat in ſeiner großen außenpolitiſchen Reichstagsrede das Muſſoliniſche Paktprojekt wieder aufgegrif— fen, nachdem es ſchon beinahe vergeſſen ge⸗ weſen war. Die deutſche Außenpolitik hal ſodann weiterhin auf die Verwirklichung des Planes hingewirkt, mit dem Erfolg, daß ſich ſchließlich auch Frankreich, wenn auch ſchweren Herzens und nur unter mancherle. Kautelen, zum Abſchluß des Pakts bereil erklärt hat. Sachlich wertvoll in dem neuen Vertrag iſt vor allem die Vereinbarung der vier Mächte, ſich über alle Fragen, die ſie angehen, ſich gegenſeitig ins Einvernehmen zu ſetzen. Auch von der Notwendigkeit wirt⸗ ſchaftlicher Zuſammenarbeit iſt die Rede. Wenn man in Deutſchland mit jener Vor⸗ ſicht, die ſich aus den Erfahrungen der letz. ten Jahre von ſelbſt ergibt, den Inhalt des neuen Paktes prüft, ſo wird man gerne anerkennen, daß Deutſchland ſich jetzt in die⸗ ſem engſten Gremium der europäiſchen Großmächte eine bedeutungsvolle Stellung errungen hat. Neben der zielbewußten Ar⸗ beit der deutſchen Außenpolitik iſt dieſer Erfolg der Vermittlertätigkeit Muſſolinis zu verdanken. Das erſte praktiſche Ergebnis des neuen Abkommens müßte ein greſſbarer Erfolg der Abrüſtungskonferenz ſein, die ſich ſoeben wieder einmal auf einige Wochen vertagt hat. 10 Miesen hat Frank⸗ reich nach dem Abſchluß dieſes Vertrags kein Recht mehr, ſeine abweiſende Haltung in der Abrüſtungspolitik aufrecht zu erhalten. e der sorgfältigen Ausgabenpoliti Weitere Ausgabendroſſelung in Sicht— der Kampf gegen die Arbeitsloſigleit ſes Jahres erlaſſen worden iſt, bereits außer⸗ ordentlich günſtig ausgewirkt hat. Es wiro damit gerechnet, daß in Auswirkung des Geſetzes binnen Jahresfriſt rund 1 250 000 Ar- beilsloſe in den Produktionsprozeß zu⸗ rückgeführt ſein werden. Auch das Inſtitut für Konjunkturforſchung ſagt in ſeinem ſoeben erſchienenen Wochen⸗ bericht ein günſtiges Ergebnis vor⸗ aus, wenn alle Kräfte des deutſchen Volkes ſich zu einheitlichem Denken und Handeln in der von der Reichsregierung angegebenen Richtung zuſammenfinden. Uebrigens werden im Laufe des Jahres 1933 weitere Geſetze zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit folgen. Die Durchführungsverordnung für die freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit wird ſofort veröffent⸗ licht werden. Auch die Spendenſcheine werden in den nächſten Tagen ausgegeben werden. Zu den Aufwertungsgeſetzen Berlin, 10. Juni. Das Reichskabinett hat auch ein Ge⸗ ſetz über die Zahlungsfriſten in Auf⸗ wertungsfachen verabſchiedet. Nach dem Geſetz vom Juni 1930 war die Aufwer⸗ tungsfälligkeit bis zum 31. Dezember 1934 verteilt und vorgeſehen, daß der Schuldner auf Antrag durch die Aufwertungsſtelle eine Zahlungsfriſt feſtſtellen laſſen konnte. Dieſe Regelung erwies ſich im Laufe der Zeit als zu ſtreng. Da der Kapitalmarkt immer noch nicht ergiebig genug iſt, ſoll durch das neue Geienm dem Aufwerkunasſchuldner die Möglichkeit gegeven werden, in den Fal ⸗ len, in denen bisher ein Jahlungsfriſt⸗ verfahren nicht mehr offengeſtanden hat, nun noch einmal an die Aufwertungs⸗ ſtelle ſich wenden zu können zwecks Jeſt⸗ ſetzung einer Jahlungsfriſt, die aber nicht über den 31. Dezember 1934 hinausge⸗ hen darf. Die neuen Anträge müſſen bis ſpäteſtens 31. Juli dieſes Jahres geſtellt werden. Der Zinssatz muß herunter! Bad Pyrmont, 10. Juni. Auf der Tagung des Verbandes öf⸗ fentlich⸗rechtlicher Kreditan⸗ ſtalten wurde zur Frage der Zinser⸗ mäßigung eine Entſchließung ge⸗ faßt, in der einſtimmig die Auffaſſung ver⸗ treten wird, daß zur Wiederbelebung der deutſchen Wirtſchaft die umgehende Ermüßi⸗ gung der überhöhten Znsſätze auf eine etwa den Vorkriegsverh iſſen entſprechende Höhe erforderlich iſt. Die beteiligten Inſti⸗ tute erwarten daher ſofortige Maßnah⸗ men zur Erreichung dieſes Zieles. Sie ſind ihrerſeits bereit, im Perſonal⸗ kreditverkehr den höchſten Zinsſatz ge⸗ 1 dem letzlen Krediinehmer ab 1. uli unter Zugrundelegung des jetzigen Reichsbankſatzes auf 6,5 Prozent, ſpäler⸗ hin möglichſt auf 6 Prozent, herabzu⸗ ſetzen. Die Berechnung aller kreditverteuernden, of⸗ fenen und verſteckten Proviſionen muß in Zukunft unterbleiben. Es beſteht ferner Ein⸗ mütigkeit darüber, daß für langfriſtige mün⸗ delſichere Hypotheken und ſonſtige Ausleihun⸗ gen ein Höchſtſatz von 4,5 Prozent einſchließ⸗ lich Verwaltungskoſtenbeitrag erreicht wer⸗ den muß. Man mag die europäiſche Situation be— trachten wie man will, immer wieder kommt man darauf, daß die deutſch⸗franzöſiſchen Beziehungen ausſchlaggebend ſind für den Frieden Europas, ja, für den Frieden der Welt. Bei dieſer Sachlage iſt es beſonders bedeutungsvoll, daß der preußiſche Miniſter— präſident, Reichsminiſter Göring, Frank⸗ reich wieder einmal ein Friedensan⸗ gebot gemacht hat, das in einer ſo be— ſtimmten Form gehalten iſt, daß auch ein übelwollender Franzoſe an deſſen Aufrich⸗ tigkeit nicht zweifeln kann. In größter Offen⸗ heit ſchilderte Miniſter Göring die Verhält⸗ niſſe zwiſchen den beiden Ländern, die Lage Deutſchlands, das große Friedensſehnen des deutſchen Volkes, das ſtarke Bemühen der Reichsregierung, einen Weg der Verſtän⸗ digung und der Zuſammenarbeit zu fin⸗ den uſw. Die beiden Völker— das deutſche und das franzöſiſche— müſſen zueinander kommen, ſagte Reichsminiſter Göring, und das gelingt, wenn die Denkgewohnheiten überwunden werden. Was wird Frankreich auf dieſes Verſtändigungs- und Friedens— angebot antworten? Deutſche Tagesſchan Keichsfinanzminiſterium gegen Kaſſeler Not- opfer. Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, hat das Reichsfinanzminiſte⸗ rium das Erforderliche veranlaßt, um die Erhebung des Kaſſeler Notopfers, das in der Oeffentlichkeit beſprochen worden iſt, zu verhindern. Das Vorgehen des Reichsfinanzminiſteriums gründet ſich auf Paragraph 2 des Finanzausgleichs geſetzes, wnngch Steuern vom Einkommen nur vom Keich, nicht aber von Ländern oder Gemein⸗ den erhoben werden dürfen. Die Stadt Kaſ⸗ ſel hatte das Notopfer zwar als frei⸗ willig bezeichnet, gleichzeitig aber bekannt⸗ gegeben, daß jeder, der es nicht entrichte, durch Maueranſchlag öffentlich angeprangert werden ſolle. Reichsbahn und Binnenſchiffahrk. Ueber die zur Behebung der Verkehrs⸗ not auf den Waſſerſtraßen notwendigen Maßnahmen fand im Reichsverkehrsminiſte⸗ rium eine vom Reichskanzler angeregte Aus⸗ ſprache zwiſchen Vertretern der Reichsbahn und der Binnenſchiffahrt ſtatt. Die Ausſpra⸗ che führte zu dem Ergebnis, daß ſich die Reichsbahn bereit erklärte, einzelnen als be— ſonders dringlich bezeichneten Wünſchen der Schiffahrt ſoweit als irgend möglich zu ent⸗ ſprechen und die noch offen ſtehenden Fragen in wohlwollendem Sinne zu prüfen. Dieſe Prüfung ſoll alsbald aufgenommen und un⸗ ter Mitwirkung des Reichsverkehrsminiſteri⸗ ums beſchleunigt zu Ende geführt werden. Ehrengabe für Miniſter Dr. Göbbels. Der Hamburger Senat ließ Reichsmini⸗ ſter Dr. Göbbels als Ehrengabe die Bil⸗ derhandſchrift des Hamburgiſchen Stadtrechts von 1497 überreichen. Die in wunderbarem Pergament gebundene Handſchrift enthält fol⸗ gende Widmung: Reichsminiſter Dr. Joſeph Göbbels, dem Serold des Dritten Reiches und unermüdlicher Künder wahrer deutſcher Ge⸗ ſinnung, der durch die Gewalt des Worts in hervorragender Weiſe dazu beigetragen hat, Stände und Klaſſen, Länder und Stämme auf⸗ zuheben in einer wahren Volksgemeinſchaft, 8 vom Senat der Freien und Hanſe⸗ adt. Lokales * Katholiſche Vereine! Es wird an dieſer Stelle auf den Lichtbildervor⸗ trag, der morgen Sonntag Abend 8 Uhr in der D. J. K.⸗Sporthalle ſtattfindet und ein en intereſſanten Verlauf zu nehmen verſpricht, auf⸗ merkſam gemacht. Ein Beſuch vonſeiten des katholiſchen Volkes und beſonders ſeiner Ver⸗ einsmitglieder muß darum empfohlen werden. * Durch die Ueberfülle der Arbeiten bin ich gezwungen, um einen geregelten Ge⸗ ſchäftsverkehr aufrecht zu erhalten, folgende Sprechſtunden für die NS. Kriegsopferverſor⸗ gung einzurichten: An Wochentagen von 7 bis 9 Uhr abends; Sonntags von 9 bis 12 Uhr vormittags. Der Obmann: Hanf. * Aerztlicher Sonntagsdienſt. Bei Verhinderung des Hausarztes übernimmt mor⸗ gen Sonntag Herr Dr. Bla eß den ärztlichen Dienſt. * Silberhochzeit. Herr Philipp Adler 5. und Frau Eliſe geb. Michel⸗ hans, wohnhaft Tivoli 10, begehen heute das Feſt der Silbernen Hochzeit. Wir gratulieren. Glückauf zur Goldenen! * Ortsgewerbeverein. Die geſtern Abend im„Engel“ ſtattgehabte Handwerkerver⸗ ſammlung war gut beſucht. Der Referent des Abends war leider nicht erſchienen. Der Mei- nungsaustauſch unter den Anweſenden war trotz- dem ſehr lebhaft und intereſſant. Man ſchied im Bewußtſein, dem Handwerkerſtand durch enges und feſtes Zuſammenhalten zu dienen. Allen Rednern wurde Dank für ihre Ausführungen gezollt. * Haſſia⸗Verſammlung morgen Sonntag nachm. 3 Uhr im Lokal zur Sonne. Siehe heutige Anzeige.) „»Der Vereins⸗Anzeiger in der heutigen Ausgabe enthält zahlreiche Vereins- mitteilungen, um deren Beachtung gebeten wird. * Lebhafter Straßenverkehr. Die Verſammlung geſtern Abend im„Engel“ des Ortsgewerbe⸗Vereins, die Verſammlung der N. S. Kriegsopfer im„Freiſchütz“ und die N. S. B. O.-Arbeiterverſammlung im„Kaiſerhof“ brachten uuſere Bewohner auf die Beine. In allen Verſammlungen wurde über die Zeitfragen lebhaft debattiert. * Ein Regen, der den Fluren neuen Segen und Hoffnung gab, iſt letzte Nacht und heute niedergegangen. * Der Sonderzug„Fahrt ins Blaue“ geht morgen Früh 6,10 Uhr vom Hauptbahn⸗ hof Mannheim ab. g * Was bringt der Film Neues? Heute und die nächſten zwei Tage bietet der Union⸗Film⸗Palaſt wieder erſtklaſſige Darbietungen. Wer nach des Tages Laſt und Mühen ſich etwas Erholung gönnen will, der beſuche die Vorſtellungen im Union⸗Film⸗Palaſt. Stets das Neueſte was die Filmkunſt hervor⸗ bringt. Die Eintrittspreiſe ſind der Notzeit angepaßt, ſodaß auch dem weniger Bemittelten ein Kinobeſuch möglich gemacht iſt. Das Nähere iſt aus dem heutigen Inſerat erſichtlich. * Vom Deutſchen Leder⸗Muſeum in Offenbach a/ M. Die Stadt des Leders, Offenbach a/ M., deren Leder-, Lederwaren⸗ und Schuhinduſtrie zäh und zuverſichtlich um den wirtſchaftlichen Wiederaufſtieg kämpft, beſitzt im Deutſchen Leder⸗Muſeum eine einzige in der Welt daſtehende Fach⸗Sammlung von techniſch, handwerklich und künſtleriſch wertvollen Leder- arbeiten aller Zeiten und Völker. Das Muſeum bereitet zur Zeit eine Sonderſchau„Deutſche Lederarbeiten durch die Jahrhunderte“ vor, die eiren Ueberblick über hochwertige Stücke alten deutſchen Kunſthandwerks und deutſcher Volkskunſt gewährt und die Entwicklung vom handwerklichen Schaffen zur induſtriellen Er⸗ zeugung der deutſchen Lederware vorführt. Gleichzeitig wird, um die Arbeit des Muſeums zu fördern, eine Geldlotterie veranſtaltet, deren Ziehung bereits am 19. Juni ſtattfindet. Wer es bis jetzt verſäumt hat, ſein Glück in der günſtigen Offenbacher Geldlotterie zu verſuchen, wird gut daran tun, ſich noch raſch in den Be⸗ ſitz von Loſen zu ſetzen. Das Heimatblatt leſen! Die Zeitung ſpielte früher auf dem Lande keine beſondere Rolle. Wohl hatte der oder jener im Winter, wenn er Zeit hatte, ſein Blättlein, aber im Sommer kümmerte man ſich wenig um die Vorkommniſſe in der Welt. Dieſe Zeiten des ſeligen Spießbürgertums ſind vorbei. In der heutigen ſchnellebigen Zeit kann der Bauer auch in den Sommermonaten nicht ohne die Zeitung auskommen, denn er muß ſich nach vielem umſehen, was in der Welt vorgeht. Unwiſſen⸗ heit ſchützt ihn ja nicht. Es iſt auch im Sommer auf amtliche Bekanntmachungen und Verordnungen zu achten, die Zeitung ſtellt günſtige Kaufs⸗ und Verkaufsangebote, ſie berichtet über den Stand und die Preiſe der Feldfrüchte und der ſonſtigen Erzeugniſſe auf dem Gebiete der landwirtſchaft⸗ lichen Produktion. Alle dieſe Hinweiſe und In⸗ farmationen findet der Landmann, aber auch der Handwerker und der Gewerbetreibende in ſeinem gewohnten Heimatblatt. Die Zeitung in den Sommermonaten abzubeſtellen, wäre alſo in ſehr verhängnisvoller Irrtum, der mit geſchäftlichen Schädigungen verbunden ſein kann. Wenn der Landwirt auch nicht ſoviel Zeit zum Zeitungleſen in den Sommermonaten hat, wie dies im Winter der Fall iſt, ſoviel Zeit er aber finden, um wenigſtens durch das Leſen der Zeitung ſich mit dem vertraut zu machen, was ihn und ſeine Ver⸗ hältniſſe betrifft. Ohne Zeitung iſt der Menſch nur ein halber Menſch. Das Heimatblatt ver- einigt in glücklicher Wechſelwirkung die Linien der großen Politik mit den vielſeitigen Intereſſen des engeren und weiteren Vaterlandes. Stadt und Land, Erzeuger, Handel u. Konſument erfahren eine gleichwertige, ausgleichenden Berückſichtigung. Bekanntmachung. Betr.: Unterhaltung des Faſelviehes; hier: An⸗ lieferung von Futterartikel. Für den Faſelſtall werden ca. 25 Zentner Hartſtroh benötigt. Angebote frei Faſelſtall ſind verſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift ver⸗ ſehen bis 13. Juni 1933, vormittags 10 Uhr auf unſerem Büro, Zimmer 5, einzureichen. Die Eröffnung findet im Beiſein etwa erſchienener Bieter ſtatt. Betr.: Heugrasverſteigerung. Die Heugrasverſteigerung vom 7. Juni 1933 iſt genehmigt. Viernheim, den 10. Juni 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim ö In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Das Gute bricht ſich Sahn! Ein Beitrag zur Pfingſt⸗Aufführung des Tellſpiels. Motto:„Uli, ich kenne dich nicht mehr“! Wer eine der erſten Aufführungen des grandioſen Schauſpiels„Wilhelm Tell“ auf der Naturbühne des Turnvereins geſehen und ſich den Genuß an einem der beiden Pfingſttage nochmals erlauben konnte, der mußte unwillkür⸗ lich an die Worte des Freiherrn v. Attinghauſen denken, die er ſeinem verwandelten Neffen zu⸗ ruft;„Uli, ich kenne dich nicht mehr“. Eine große Wandlung ſeit der erſten Anfführung, ein gewaltiger Aufſtieg zu wahrhaft künſtleriſcher Höhe! Die meiſten Hauptdarſteller boten aller⸗ dings gleich von Anfang an feſſelnde Leiſtungen; aber immerhin waren noch Schlacken zu beſei⸗ tigen. Und das haben alle Spieler und Spie⸗ lerinnen inzwiſchen gründlich beſorgt. So bot ſich ein Geſamteindruck, wie er ergreifender und nachhaltiger kaum mehr geboten werden kann. Insbeſondere waren es die Maſſenſcenen, die ſeitens der rührigen, umſichtigen Geſamtleitung und Regie eine hocherfreuliche Remedur erfahren haben. Nur ihnen gilt unſere heutige Betrachtung. Einen herzerfriſchenden Eindruck macht gleich die erſte Scene, der Abſtieg der zahlreichen Sennen und Sennerinnen mit ihren Herden von der Alm. Eine überaus wirkſame Maſſenſcene mit herrlichem Geſang, eine Scene voll ſprudeln ⸗ den Lebens. Etwas fürs Auge und Ohr, für Herz und Gemüt.— Noch ſtehen wir unter dem Eindruck dieſes fröhlichen buntbewegten Trei⸗ bens, da nehmen uns die Landenbergiſchen Lands⸗ knechte in ihren Bann. In geſtrecktem Galopp kommen ſie auf einem herrlichen Pferdematerial dahergeſprengt und man weiß nicht, was man mehr bewundern ſoll, die erſtklaſſigen edlen Tiere oder die kühnen Reiter. Ein ſtaunend „Ah“ geht durch die Zuſchauermenge. Führwahr, eine packende Reiterſcene!— Sehr verbeſſert bot ſich die nächſte Scene, in welcher der Fron⸗ dienſt der unterdrückten Schweizer zur Darſtel⸗ lung gelangt. Der Unmut über die Unterdrücker und die Aufregung über den zu Tode geſtürzten Schieferdecker waren auſs natürliche wiederge⸗ geben.— Ueber die Rütliſcenen haben wir ſchon be⸗ richtet. Auch die Wirkung dieſer Maſſenſcene hat ſich erheblich geſteigert, weil alle Spieler ohne Ausnahme in ihren Rollen aufgehen. Kein Rollenaufſagen, nein Rollen- erleben! Darum geht auch das Publikum mit den Spielern innerlich mit. Wie horcht es auf, wenn der würdige Pfarrherr die Eidesge— noſſen ſchwören läßt: „Wir wollen ſein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr, Mir wollen frei ſein, wie die Väter waren, eher den Tod als in der Knechtſchaft leben. Wir wollen trauen auf den höchſten Gott und uns nichtfürchten vor der Macht der Menſchen.“ Und wie werden die Zuhörer gepackt, wenn die Eidesgenoſſen den Schwur mit erhobenen drei Fingern feierlich wiederholen.— Der wohlgelungene Jagdzug, in dem zahl⸗ reiche fröhliche Treiber einer berittenen Jäger⸗ gruppe folgen, während deſſen aus dem Gebüſch ein friſcher Jagdchor erſchallt, iſt von der Regie eingeſchaltet und bringt in ſeiner prächtigen Auf⸗ machung eine dankenswerte Sceneriebereicherung. — Köſtliche, echt volkstümliche Maſſencenen bringt die Aufpflanzung des kaiſerlichen Hutes auf einer Stange mit ſich. Da kommt echter Volkshumor zum Durchbruch. Die getreuen Wächter verſtehen es meiſterlich, dieſe Scenen durch ihr humorvolles Gebahren zu würzen und ihnen einen vollen Erfolg zu ſichern.— Ein gleich erfreuliches farbenreiches Bild bietet der Hochzeitszug, der trefflich arrangiert iſt. Da herrſcht richtiges Schweizer Volksleben. Alle Alle Spieler fühlen ſich als Hochzeitsgäſte. Ur⸗ wüchſige Natürlichkeit! So muß es ſein.— Von überwältigender Wirkung iſt die be⸗ kannte Apfelſchlußſcene. Wie hier das ganze Tode Geßlers abſpielen. die Burg. nig Männer? material ſo geizen? führung zu Aufführung. Volk vom Kinde bis zum Greiſe innerlich mitgeht, wie alles entſetzt aufſchreit bei der unerhörten Forderung des Tyrannen Geßler, wie alles erſchüttert mitmühlt mit dem ſchmerzzer⸗ riſſenen Vater Tell und das in Gebärden zeigt, das muß man ſehen und miterleben.— Eine gleichfalls ſehr wirkſame Maſſenſcene ſpielt ſich beim Tode des Freiherrn von Attinghauſen ab. Dieſe urſprünglich etwas ſteif geſpielte Scene war bei der Pfingſtanfführung ganz auf ſpieleri⸗ ſcher Höhe. Man ſieht, was Uebung und tüch⸗ tige Regie vermögen. Nicht minder ſah man das bei den ernſten Volksſcenen, die ſich beim Auch hier konnte man ein ſtarkes Miterleben der ſich anſammelnden Menſchenmenge beobachten.— Nur eine Scene bedarf noch einer beſſeren Geſtaltung. Es iſt die Abbruchſcene, die ſich vor der Feſte Zwing⸗ Uri abſpielt. Während die Sturmglocken ertönen, Signalfeuer brennen, erſtürmt ein Häuflein Volk Warum für eine Sturmſcene ſo we⸗ Und warum mit dem Abbruch- Die Scene wirkt noch etwas kleinlich.— Groß, ganz groß angelegt iſt die Schluß ⸗ ſcene, die gewaltige Huldigungsſcene für den großen Helden Tell, den Befreier der Schweiz. Da herrſcht eine ungekünſtelte Begeiſterung, er⸗ ſchallt ein befreiendes Triumpfgeſchrei, ein lautes Frohlocken, daß man unwillkürlich mitgeriſſen wird. Eine herrliche Maſſenſcene, wie man ſie wirkungsvoller und eindringlicher kaum zu ge⸗ ſtalten vermag. Und erſt das maleriſche Schluß⸗ bild mit dem geſamten Spielermaterial, wobei in gewaltig wirkenden Akkorden„Die Himmel rühmen“ hehr und mächtig erklingen. Hierfür den Herren Hans Winkenbach, Hans Hoock und nicht zuletzt dem Gauchormeiſter Georg Hook ein ſpezielles Lob. Nachdem wir die Maſſenſcenen einer kurzen Betrachtung unterzogen, iſt es uns ein Bedürf⸗ nis, die eingeſchalteten Volkstänze und Reigen zu würdigen. Auch hier klappte alles vorzüg⸗ lich. Alt und jung ſind ſich darüber einig, daß auch auf dieſem Gebiete Vollendetes geboten wurde. Wie ſehr dieſe Volkstänze dem Empfin⸗ den der breiten Maſſe entſprachen, das bekundet der jeweilige ſtürmiſche Beifall. Sie haben mit dazu beigetragen, daß das große Schauſpiel „Wilhelm Tell“ zu einem ausgeſprochenen Volks⸗ ſchauſpiel wurde.— Das Gute bricht ſich Bahn. Der Fremdenbeſuch ſteigert ſich von Auf⸗ Einer ſagt es dem andern:„Was Viernheim mit ſeinen Tellfpielen bietet, iſt ganz auf der Höhe und ſteht einzig in ſeiner Art da.“ Schreiber dieſes hörte eine Gruppe Mannheimer Gäſte ſagen:„Wir haben den Tell auf der Naturbühne in Oetigheim geſehen, Viernheim iſt ſpieleriſch über Getigheim!“ Wer will da noch fern bleiben, wo das Gute ſo nahe liegt? Darum auf, ihr Zauderer, beſucht morgen die 6. Tellaufführung und dann urteilt ſelbſt, ob das begeiſterte Lob übertrieben iſt, das allſeitig dem glänzenden Spiel und der herrlichen Seenerie gezollt wird. Aber nicht allein das, auch die ungeheuerlichen Opfer an Zeit, Geld und Mühe, ſowie die beiſpielloſe Hingabe für die edle Sache verdienen weitgehendſte Unterſtützung. Darum kann es morgen für die Säumigen nur eine Parole geben und die heißt: Hin zu dem einzigartigſten, unvergleichlich ſchönen Tellſpiel! Wer Ovator“ hat erprobt, Dieſes Hühnerfutter lobt. Ein Huhn, das ſtets„Ovator“ pickt. Iſt von„Ovator“ hoch beglückt Und legt zum Danke Eier mehr. Den Hühnerhalter fteut dies ſehr. Drum prägen Sie ſich bitte ein: „Ovator“ muß im Stalle ſein! Fordern Sie beim Futterhändler ausdrücklich ö EOoator“⸗Geſlügel⸗ Kraftfutter(Miſchſutter) * IObator⸗Kraſtſutter-Wert, Düſſeldorſ⸗Haſen E ͥ ³·¹—wmꝛ¹ A Gottesdienst⸗Ordnung Dreifaltigkeits⸗Sonntag. Apoſtelkirche: 7 Uhr 1. hl. Meſſe. 8 Uhr 2. hl. Meſſe mit Predigt und ½10 Uhr Hochamt mit Predigt. 1 Uhr Verſammlung der Jünglings⸗ Sodalität. 2 Uhr Andacht. 4 Uhr Verſammlung der 2. Abteilung der Jungfrauen⸗Kongregation. Marienkirche: 8 Uhr hl. Meſſe. 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag: 7 Uhr beſt. E.⸗A. für Kaſpar Sander 4., Ehefrau Kath. geb. Froſchauer, beiderſeitige Eltern und Angehörige. 8 Uhr beſt. E.⸗A. für Jakob Fiſcher, Ehe⸗ frau Magd. geb. Kirchner, Söhne: Otto, Jakob und Franz. Dienstag: ¼7 Uhr 2., ½8 Uhr 3. S.A. für Friedrich Beikert. Mittwoch: /7 Uhr 2. S.⸗A. für Maria Magd. Haas geb. Hanf. 1/8 Uhr beſt. Amt zur Dankſ. in beſ. Meinung. Am Montag iſt bei den Engl. Fräulein, am Dienstag bei den Barmherzigen Schweſtern um ½7 Uhr hl. Meſſe. Am nächſten Donnerstag wird das Fron⸗ leichnamsfeſt gefeiert. Die Gottesdienſtordnung iſt folgende: Apoſtelkirche: 6 Uhr 1. hl. Meſſe. 7 Uhr 2. hl. Meſſe. ½9 Uhr Hochamt, darauf Prozeſſion. Marienkirche: 7 Uhr hl. Meſſe. 8 Uhr Kindermeſſe. Damit die Prozeſſion beim Auszug aus der Kirche ſich ordnungsgemäß entwickeln kann, wird dringend gebeten, daß nach dem Hochamt zuerſt die Schulkinder die Kirche verlaſſen, dann die die Jünglinge und Männer und dann erſt die Jungfrauen und Frauen, damit der Platz vor der Kirche frei bleibt. Das freiwillige Feuer⸗ wehr⸗Corps hat die Freundlichkeit, die Ordnung bei der Prozeſſisn zu übernehmen; die Teil- nehmer an der Prozeſſion ſowie auch die Zu⸗ ſchauer werden dringend gebeten, ſich den An⸗ ordnungen der Feuerwehr zu fügen. Wer nicht den Willen hat, mit Andacht und Würde an der Prozeſſion teilzunehmen, möge der Prozeſ⸗ ſion fernbleiben. Die Wallfahrt nach Walldürn geht am Freitag Morgen ab und kommt am Montag Abend zurück; Morgens 5 Uhr heil. Meſſe in der Kapelle am Weinheimer Weg. Teilnehmer werden gebeten, ſich rechtzeitig zu melden und das Gepäck bis ſpäteſtens Fronleich⸗ namstag Abends 8 Uhr bei Georg Emil Müller, Friedrichſtraße abzugeben. Heute Abend 8 Uhr in der D. J. K.⸗Sport⸗ halle Vortrag mit Lichtbilder für die Mitglieder des kath. Arbeitervereins. Auch die Mitglieder des kath. Männervereins ſind freundlichſt hierzu eingeladen. Am nächſten Sonntag General⸗Kommunion des Männer⸗Vereins, Arbeitervereins u. K.K. V. Kirchliche Anzeigen der Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 11. Juni 1933. Trinitatis. Vorm. 8½½% Uhr: Chriſtenlehre. Vorm. 9½ Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 10½½ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendverein u. Mädchenbund. Montag, den 12. Juni 1933. Abends 8½ Uhr: Uebungsſt. des Kirchenchors. Mittwoch, den 14 Juni 1933. Abends 8 Uhr: Turn⸗ und Spielſtunde. Sportvereinigung. Sonntag, den 11. Junt, nachm. 5 ½ Uhr Liga ⸗Fußall gegen V. f. R. Mannheim auf dem Platze an den Brauereien. Abfahrt iſt 4,16 O. E. G. Erſ.⸗Liga— Leutershauſen in Leutershausen Abfahrt wird noch bekannt gegeben. 4. Mannſchaft— Hemsbach 3. hier vorm. 10 Uhr. Der Spielausſchuß. In lurzen Worten: Der tatſächliche Fehlbetrag für 1932 im Reichshanshalt beläuft ſich auf nur 190 Mill. Rm. Es wird damit gerechnet, daß in Auswir⸗ jung des Geſetzes zur Verminderung der Ar⸗ beitsloſigkeit binnen Jahresfriſt etwa 1/25 Milltonen Arbeitsloſe in den Produktions⸗ prozeß zurückgeführt ſein werden. Die öffentlich- rechtlichen Kreditinſtitute forder⸗ ten auf ihrem Verbandstag Maßnahmen zur Herabſetzung der Zinsſätze. a Das Reichskabinett hat ein Geſetz gegen den Verrat an der deutſchen Volkswirtſchaft be⸗ ſchloſſen. Das Geſetz richtet ſich gegen Steuer— und Kapitalflucht. Im Gerelke⸗Prozeß erhielt Dr. Gereke am Freitag dos Schlußwort. Der Verteidiger be⸗ antragte Freiſpruch bezw. Einſtellung des Ver⸗ fahrens auf Grund der Amneſtie. Die lozialdemokratiſche Reichstagsabgeord— nete Antonie Pfülf hat Selbſtmord began— gen. In der Arbeitergruppe der Internationalen Arbeitskonferenz kam es am Freitag erneut zu ſcharfen Zuſammenſtößen zwiſchen dem deutſchen Vertreter Dr. Ley und dem fran⸗ zöſiſchen Vertreter Jouhaux. Der vergeſſene Dank Daladier über das Viermächkeabkommen Paris, 10. Juni. In der Kammerſitzung am Freitag ſprach Miniſterpräſident Daladier in eingehender Weiſe über das Viermächteabkommen und zwar mit einer Ehrlichkeit, die man als be⸗ wußt bezeichnen muß. Die Ausführungen des franzöſiſchen Miniſterpräſidenten gipfelten vor allem in der Erklärung, daß durch den Abſchluß des Viermächke⸗ abkommens Frankreich gegenüber ſeinen Verbündeten, alſo der Kleinen Enkenke und Polen, nichts aufgegeben und ihre Inkereſſen in keiner Weiſe geſchmälert habe. Ein Beweis dafür ſei die Zuſtimmung Bel⸗ giens, die der franzöſiſchen Regierung beſon⸗ ders wertvoll geweſen ſei. Mit einem Pa⸗ thos, das man an dem Miniſterpräſidenten ſonſt nicht gewohnt iſt, hat er die Worte un⸗ terſtrichen, die Muſſolini in ſeiner Se⸗ natsrede an Frankreich gerichtet hat, und ihm hierfür unter dem Widerſpruch der Soziali⸗ ſten ſeinen beſonderen Dank abgeſtattet. Die Ausführungen Daladiers laſſen ſich dahin zuſammenfaſſen, daß, wenn man bei der jetzigen heiklen Weltlage eine Friedens⸗ politik mit Ausſicht auf Erfolg betreiben wolle, man überall gegenwärtig ſein und eine Verſtändigung zwiſchen allen Völkern erſtreben müſſe. In dieſem Gedankengang ſprach er ſich das Verdienſt zu, ſchon 1923 auf eine Verſtändigung mit Sowjetruß⸗ land hingewirkt und auch ſpäter die ſtarke Notwendigkeit eines Ausgleiches der Diffe⸗ renzen zwiſchen Italien und Fran E reich betont zu haben. In der ganzen Rede. die oſſenbar darauf abgeſtellt war, der Rechlsoppoſition den Wind aus den Segeln zu nehmen, hal Da⸗ ladier allen Ländern für den Abſchluß des Bierernaktes gedankt, allerdings vergeſſen, auch die Reichsregierung zu erwähnen, der doch ein gewiſſer Dank für die ZJuſtimmung zum Niorernakt gebührt hälke. Die Kammer hat am Schluß der Aus⸗ ſprache mit 406 gegen 185 Stimmen der Re⸗ gierung das Verkrauen ausgeſprochen. Der Sitz der 55 Er bleibt in Deutſchland. Berlin, 10. Juni. Die ſozialdemokratiſche Fraktion des preu— ßiſchen Landtags hielt am Freitag eine mehrſtündige Fraktfonsſitzung ab, an der ſich auch Vertreter der Reichstagsfraktion betei⸗ ligten. Ueber das Ergebnis der Sitzung wurde ein Komunique ausgegeben, worin es heißt: „Die Gerüchte und Mitteilungen in der in⸗ und ausländiſchen Preſſe über eine Verle⸗ gung des Sites der Leitung der Sozſalde⸗ mokrafſſchen Nartei von Berlin nach Prag wurden ausführlich erörtert. Uebereinſtim⸗ mend fanden dieſe erörterten Pläne ſchärfſte Jurſickweiſung. Einmütig wurde zum Aus- druck gebracht. daß der Sitz der Führung der Sp in Deutſchland bleiben müſſe.“ Letzte Fahrt der Fliegerin Margas kraurige Rückkehr. Berlin, 10. Juni. Freitag verließ der deutſche Dampfer „Theſſalia“ den Hafen von Beirut An Bord befindet ſich der Sarg der Fliegerin Marga von Etzdorf. Mit der Ankunft des Damp⸗ fers in Hamburg wird Anfang Juli zu rech⸗ nen ſein, ſodaß die Poe der Fliegerin wahrſcheinlich am 10 oder 11. Juli in Ber- lin ſtattfinden wird. Es hatten ſich übrigens deutſche Flieger erboten, die tote Fliegerin auf dem Luftwege in die Heimat zu bringen jedoch konnte diefer Plan cniſcher Schwie⸗ rigkeiten wegen nicht verr t werden. „Politik aus dem Exil Konflikt in der Sozialdemokratie. Prag, 10. Juni. Nach einer Meldung des„Prager Tag⸗ blattes“ wird in den nächſten Tagen in Prag eine ſozialdemokratiſche Wochenſchrift„Vor⸗ wärts“ erſcheinen, und zwar als eine Art Erſatz für das frühere Zentralorgan der ſo⸗ zialdemokratiſchen Partei Deutſchlands. Die Chefredaktion wird der ehemalige Chefredak— teur des Berliner„Vorwärts“, Friedrich Stampfer, übernehmen. Das Blatt ſoll als Informationsorgan über die Situation der ſozialdemokratiſchen Arbeiterbewegung in Deutſchland für das Ausland dienen.— In dieſem Zuſammenhang gewinnt ein Arti— kel an Intereſſe, den der Berliner Vertreter der„Frankfurter Zeitung“, Dr. Rudolf Kir⸗ cher, in ſeinem Blatt über„Politik aus dem Exil“ ſchreibt Der Artikel behandelt den tief— gehenden Konflikt, der zwiſchen den füh— renden Sozialdemokraten, die ihren Wohn— ſitz ins Ausland verlegt haben und denen ausgebrochen iſt, die in Deutſchland blieben. Nach der Darſtellung Kirchers haben die „Leute im Exil“, die ſich draußen eine an— dere Taktik zurechtgelegt hatten, durch zwei Abgeſandte der Fraktion eine andere Haltung vorſchreiben wollen. Nach der Abſtimmung im Reichstag ſcheinen die Herren im Aus⸗ lande ſehr empört geweſen zu ſein. Sie be— haupteten überdies, ihre Parteigenoſſen in Berlin hätten unter einem ſchweren Zwang gehandelt, was ihnen auf das Entſchiedenſte beſtritten werde. Dagegen ſind nun dieſe ſet— ben Herren mit der Forderung hervorgetre— ten, daß die Führung der SPD. nach wie vor ihnen überlaſſen bleiben müſſe. Ju den Abgereiſten, die ſich in Prag ver⸗ ſammelt haben, gehören nach der Darſtellung der„Frankfurter Jeilung“ außer Stampfer auch die Parkeivorſißenden Wels und Vogel und viele andere. Kirchers Darſtellung läßt durchblicken, daß die Sozialdemokraten in Deutſchland auf das Verlangen der Ausge- wanderten eine ſelbſtverſtändlich ablehnende Anktwork geben werden. * Selbſtmord einer Abgeordneten München, 10. Juni. Die ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeord— nete Antonie Pfülf hat ſich mit einem Schlafmittel vergiftet. Sie wurde in ihrer Wohnung bewußtlos aufgefunden und in das Schwabinger Krankenhaus gebracht, mo ſie noch am gleichen Tage ſtarb. Es liegt einwandfrei Selbſtmord vor. Gegen Mietwu er Erlaß des preußiſchen Juſtizminifters. Berlin, 10. Juni. Der preußiſche Juſtizminiſter Kerrl hat folgende Verfügung erlaſſen:„Die Aufhe— bung der Wohnungszwangswirtſchaft und die Lockerung des Mieterſchutzes bringt in— folge der durch die wirtſchaftliche Not des Volkes ſich ſteigernden Nachfrage nach kleinen Wohnungen die Gefahr ungerechtfertiaten Steuer flu Erhöhung der Mieten mit ſich. Es ſind mir auch in letzter Zeit wiederholt Klagen dar⸗ über zugegangen, daß bei der Vermietung von Wohnungen unrichtige Angaben über die Friedensmiete gemacht und— namentlich für gewerbliche Räume— Mieten gefordert ae die hoch über der Friedensmiete ägen. Ich erſuche die Staatsanwaltſchaften, Strafſachen dieſer Ark ihre beſondere Auf- merkſamkeit zuzuwenden und ſeden Ver- ſuch, die Aufhebung der Wohnungszwangs⸗ wirkſchaft zu einer ungerechtfertigten Miet- ſteigerung zu mißbrauchen oder ſich durch unangemeſſen hohe Mieten auf Koſten der Allgemeinheit zu bereichern, mik Entſchie⸗ denheit zu bekämpfen. Neue Provokationen Juſammenſtöße auf der Arbeitskonferenz. Genf, 10. Juni. In der Freitagsſitzung der Interna— tionalen Arbeitskonferenz kam es zu neuen Zuſammenſtößen, weil der deutſche Vertreter Dr. Ley dagegen proteſtierte, daß Deutſchland bei der Bera— tung der einzelnen Ausſchüſſe ausgeſchloſſen werden ſolle. Der italieniſche Vertreter Razzo unterſtützte dieſen Proteſt lebhaft, weil auch die italieniſchen Vertreter benach— teiligt werden ſollten. Dr. Ley betonte wie— derholt den Wunſch der deutſchen Arbeiter— delegierten zur loyalen Zuſammenarbeit. Er erklärte allerdings auch, daß die volle Ver— antwortung auf die anderen falle, wenn man die Deutſchen von der Mitarbeit ausſchließe. In einer von Haß und Wut erfüllten Rede wandte ſich der franzöſiſche Delegierte Jou- haux insbeſondere gegen die deutſchen Ar- beiterverkreler. Er bezeichneie Dr. Ley als ſeinen Feind, mik dem es nie eine Verſöh- nung geben könne. Er machte ſich dann in ſeinen weiteren Ausführungen die Lügen nachrichten über die deutſchen Verhältniſſe und Konzenkrationslager zu eigen und ſprach davon, daß Jehntauſende von Arbeitern in den deutſchen Gefängniſſen ſchmachten müß⸗ ken. Er kündigte ſodann an, daß er von der Tribüne der Konferenz ſelbſt öffentlich Prokeſt gegen die deutſchen Delegierten er⸗ heben würde. Anker koſendem Beifall ſeiner Geſinnungsgenoſſen ſchloßß Jouhaux mit den Worten:„Nie wird der Tag kommen, an dem Sie(die deulſchen Delegierten) und die Ar- beitergruppe zuſammen arbeiten können.“ Angeſichts dieſer Provokationen der deut⸗ ſchen Vertreter wird ſich die Reichsregierung fragen müſſen, ob es überhaupt noch einen 7705 bat, die deutſchen Vertreter in Genf zu aſſen! Kein Ergebnis! Die Pariſer Beſprechungen über die Abrü⸗ ſtungskonferenz. Berlin, 10. Juni. Es ſteht jetzt feſt, daß die Pariſer Beſpre⸗ chungen zwiſchen Frankreich,. England und t iſt Landesverrat! Geſetz gegen Verrat der deutſchen Volkswirtſchaft Berlin, 10. Juni. Das Reichskabinett hat ein Geſetz jegen Verrat der deutſchen Volks⸗ wirtſchaft beſchloſſen. Dieſes richtet ſich zegen eine der ſchlimmſten Krankheiten, die am Mark der deutſchen Volkswirtſchaft zehren: die. Kapital⸗ und Steuerflucht. Es ſind ſeit Jahren beträchtliche Teile des deutſchen Volksvermögens ins Ausland ge— bracht und zum großen Teil der Beſteuerung in Deutſchland entzogen worden. Es ſind außerdem beträchtliche Werte des deutſchen Volksvermögens, das im Inlande verblieben iſt, in Deviſen umgewandelt und der Reichs— bank vorenthalten worden. Wer ſich der Kapital⸗ oder Steuerflucht ſchuldig macht, begeht Verrat an der deut⸗ ſchen Voltswirlſchaft. Solcher muß, vom Standpunkt des Volksganzen betrachtet, ſtreng beſtraft werden. Durch das Geſetz gegen Verrat der deutſchen Volkswirtſchaft wird denjenigen Perſonen, die ſich der Kapital- oder Steuerflucht ſchuldig gemacht haben, die letzte Möglichkeit gegeben, Straffreiheit zu erlangen. Das Geſetz ſieht vor, daß der Kapital- oder Steuerflüchtige ſtraffrei bleibt, wenn er die am 1. Juni 1933 im Auslande beſeſſenen, aber in ſeiner letzten Vermölſe n serklärung nicht angegebenen Vermögensſtücke und die in ſeinem Beſitz be⸗ findlichen Devi nn, die am 1. Juni 1933 an⸗ bietungspflichtig waren, bis zum 31. Auguſt 1933 bei dem für ihn zuſtändigen Finanzamt oder bei einer anderen Behörde der Reichs⸗ finanzverwaltung anzeigt. Wenn ein deutſche“ Reichsangehöriger die Anzeigepflicht bis zum 31. Auguſt 1933 nicht erfüllt, wird er wegen Verrates der flucht ſchuldig mache, deutſchen Volkswirtſchaft ſchwer beſttaft, und zwar mit Zuchthaus, wenn die An⸗ zeige vorſätzlich unterblieben iſt, und mit Gefüngnis nicht unter einem Jahr, wenn die Anzeige aus Fahrläſſigleit unterblie⸗ hen iſt. Da ehen kann auf Aberkennung der bürgerlichen Elre rechte erkannt wer⸗ den. Es wird ausdrücklich betont, daß das Ge— ſetz vom 8. Ju Kagital⸗ und Steuerflüchtigen die Möglichkeit gibt, die Dinge, die ſie zum Schaden der deutſchen Vo i geſchrlebenen Erklärungen verſchwiegen haben, anzuzeigen, wenn ſie der Beſtrafung wegen der durch ſie erfolgten Schädigung der deut— ſchen Volkswirtſchaft entgehen wollen. Zuchthaus bis 15 Jahren Staatsſekretär Reinhart gab Preſſever⸗ tretern noch einige Erläuterungen zu dem Ge— ſetz gegen Verrat der deutſchen Volkswirt⸗ ſchaft. Wer ſich der Kapital- oder Steuer⸗ begehe wirtſchaftlichen Verrat, Verrat an der deutſchen Volkswirt— ſchaft. Ein ſolcher Verrat an der dentſchen Volks⸗ wirtſchaft ſtehe dem militärſhen Landes⸗ verrat gleich und könne nicht ſtark genung geſtraft werden. Das Geſetz werde den Kapital- oder Steuer⸗ flüchtigen die allerletzte Gelegenheit geben, ſtraffrei zu bleiben. Staatsſelretär Reinhart erläuterte ſodann die Einzelheiten des Geſetzes. Er wies dabe insbeſondere auf den Paragra⸗ phen 8 hin, demzufolge diejenigen, die ihre Anzeigepflicht nicht rchb eilig er üllen, wegen Verrats der deutſchen Witſchaſt mit Zucht⸗ haus nicht unter dre hen beſtraft werden;: praktiſch bedeutet das haus von 3 bis 15 Jahren. 132 5514 35. 9 1933 das letz'te iſt, das Amerika über die Frage, wie ein poſitives Ergebnis der Abrüſtungskonferenz zu erzie⸗ len ſei, erfolglos verlaufen ſind. Nach⸗ dem Frankreich jahrelang den Zuſammen⸗ tritt der Abrüſtungskonferenz zu verzögern gewußt hatte, hat es ſeit einem Jahr nach⸗ einander die Militariſierung des Völkerbun⸗ des, die Schaffung eines europäiſchen Sicher⸗ heitsſyſtems, die Abſchaffung der deutſchen Reichswehr und verſchiedenes andere gefor⸗ dert, um von dem Hauptthema, der Abrü⸗ ſtung, abzulenken. Nachdem ſich alle dieſe Praſekte totgelaufen haben und die Unge⸗ duld auch in den angelſächſiſchen Ländern beträchtlich geworden iſt, ſtellt Frankreich die Frage der Rüſtungskontrolle als Mittel für Verſchleppung und Umgehung ſeinen igenen Abrüſtung in den Vorder⸗ grund. f „Die von Frankreich angeregte elwa drei⸗ jährige Probezeit für die Anwendung dieſer Kontrolle enthält für Deutſchland die Zu- mukung, den Beginn der Uebergangszeit für die volle Verwirklichung der Gleichberechti⸗ gung von ganz ungewiſſen Bedingungen ab⸗ hängig zu machen und die ganze künftige Entwicklung praktiſch dem freien Ermeſſen Frankreichs anheimzuſtellen. Selbſt für den Fall, daß die Probezeit zur vollen Zufrieden ⸗ heit Frankreichs verläuft, wäre keine Ge⸗ währ für eine wirkliche franzöſiſche Abrü⸗ ſtung gegeben denn auch in dem neuen franzöſiſchen Programm erſcheint wieder der ukopiſche Gedanke einer Zurverfügungſtel⸗ lung von Waffen BVölkerbund. Die Schüſſe auf A⸗Mann Tieſſch Weitere Jeugenvernehmung.— Razzia im Gerichts ſaal. Im Prozeß wegen der Ermordung des SA.⸗Mannes Tielſch wurde eine Reihe don Zeugen vernommen, die an dem fraglichen Abend zwar Schüſſe gehört haben, aber bei⸗ nen der Angeklagten mit Beſtimmtheit als Täter bezeichnen können. Der Zeuge Dräger war dem Angeklagten Scheel in Rußland begegnet. Auf dringendere Fragen nach dem Grunde ſeiner Fahrt nach Rußland ver⸗ weigerte der Zeuge jedoch die Ausſags. Bei Beginn der Mittagspauſe wurde auf Aufforderung des Vorſitzenden aus dem Ver⸗ handlungsraum niemand entlaſſen, der ſich nicht genügend ausweiſen konnte. Insgeſamt zwölf Perſonen konnten ſich nicht genügend ausweiſen und mußten den Weg zur Wache antreten. Der Zeuge Druckſtein erklärte, der Ange— klagte Scheel habe ihm erzählt, daß er„bei einer Geſchichte dabei geweſen wäre“ und daß er darum nach Rußland gefahren ſef. Staatsanwalt: Hat er geſagt, daß ſonſt noch jemand bei der Geſchichte dabei war? ge: Er hat geſagt, daß Beilfuß dabei 9 en und auch derjenige war, der ge— ſchoaſſen habe. Von ſich ſelbſt habe er erklärt, er ſei bloß ſo dabei geweſen. Damit war die Veweisaufnahme geſchloſ— ſen. Die nächſte Sitzung findet am Diens— tag ſtatt. Die Verhandlung auf Schallplatten Vor dem Platz des Vorſitzenden, vor gem Zeugentiſch, der Anklagebank und dem Platz des Staatsanwaltes ſind Mikrophone aufge— ſtellt. Auf Veranlaſſung des Propaganda— miniſteriums ſollen beſonders wichtige Teile der Verhandlung auf Wachsplatten aufge— nommen werden, damit durch Rundfunk die ganze Bevölkerung Ohrenzeuge dieſer wich— tigen politiſchen Gerichtsverhandlung ſein ſoll. Es iſt dies in Deutſchland der erſte Fall, in dem das neue techniſche Hilfsmittel des Radio im Gerichtsſaal Anwendung finde Anslands⸗Rundſchau Polen und der Viererpakt. Der polniſche Miniſter des Aeußeren, Beck, erklärte einem Vertreter der polniſchen Tele⸗ grafenagentur, daß der Viermächtepakt auf i 1 955 keinen Fall für die is egier bin⸗ iswirtſchaft in den geſetzlich vor⸗ keinen Fall für die polniſche Regierung bin, dend ſei. Die polniſche Regierung hat beine einzige Verpflichtung irgendwelcher Zuſammen⸗ arbeit mit dem Viererblock als internationalem Organ übernommen. Der Viererpakt werde eine Kriſe innerhalb des Völkerbundes her⸗ vorrufſen. Im Falle irgendeiner Anomalie im Funktionjeren des Völkerbundsrates würde die polniſche Regierung gezwungen ſein, ſich ihre vollkommene Handlungsfreiheit vorzube⸗ halten.(Die Aeußerung des polniſchen Mini⸗ ſters zeugt von erheblicher Selbſtüberſchätzung! — Red.). Neue amerikaniſche Diplomaten. Nach Meldungen aus Washington plant Präſident Rooſevelt ein Diploma⸗ ten⸗Revirement. Es ſind folgende Ernennun⸗ gen in Ausſicht genommen: Michael Francis Cudahy, Mitinhaber der großen Schlachthaus⸗ firma Gudahy Packing Co. zum Botſchafter in Warſchau; John Montgomery aus San Frannsko zum Geſandten in Budapeſt und Oberſt Arthur O'Brien aus Waſhington zum Botſchafter in Berlin. Oberſt OBBrien iſt ein ſehr wohlhabender Bürger der Bundes⸗ hauptſtadt und Mitglied des demokratiſchen Parte zusſchuſſes. Er hat zur Unterſtützung der Mahl ampagne Rooſere sg ße Sammen beigeſteuert. SOM(LO WILSs0O2HF Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. Fürſt Igor, der Letzte ſeines Geſchlechts, war inſofern aus der Art geſchlagen, als er unverheiratet geblieben war. Da er ſeinen Vater ſchon frühzeitig verlor, ſtand er mit knapp zwanzig Jahren allein da. Aber Fürſt Igor ſchien auch ſonſt andersgeartet; ſo verſchwand er eines Tages— einige Jahre nach dem Tode ſeines Vaters—, ging auf Reiſen und kam ſpäter wieder zurück, ohne daß Beſtimmtes über ihn in die Oeffentlichkeit drang. Der junge Mann hauſte allein in ſeinem prächtigen Palais, umgeben von Kunſtſchätzen, die er nach und nach von ſeinen Reiſen mitbrachte und mit feiner Erfühlung zu wählen verſtand. Igor Cuzene war auch ſonſt ein Sonderling. So hatte er unter anderem den Spleen, um ſeiner ſelbſt willen ge⸗ liebt zu werden. Und zu lieben, kurz, ſtürmiſch, ohne Ver⸗ antwortung. *. 15* Weit draußen in der Vorſtadt, in den„entern Gründen“ von Wien, beim Heurigen, in den kleinen Wirtshäuſern, mo das pickſüße Hölzl ſelig ſang, wo die feſchen, reſchen Wäſchermädel auf zierlichen Fußerln ihre ſteifgeſtärkten Rockerln ſchwenkten, wo feſche Deutſchmeiſter und reiche Hausherrenſöhne im Takt zum Refrain der berühmteſten Volksſänger ihrer Zeit mit den Silbergulden im Hoſen⸗ ſack klimperten, da war der Röder-Pepi eine bekannte Figur. Wenn er irgendwo auftauchte, gab es großes Hallo. Immer erſchien er in der Soldatenbluſe mit den Auf⸗ ſchlägen eines unerfindlichen Regiments, hielt freien Tiſch, dudelte und patſchte mit den anderen und war mit zauber⸗ hafter Fixigkeit wie vom Erdboden verſchluckt, wenn eine Patrouille am Plan erſchien und die vorhandenen Mann⸗ ſchaftsperſonen auf Urlaubsſcheine prüfte. Niemand aus dieſer Armee der harmlos Lebens⸗ freudigen fragte oder wußte, wer der Röder-Pepi in Wirk⸗ lichteit war. Höchſtens dachte man, er ſei einmal Soldat geweſen, der ſich von ſeiner geliebten Uniform nicht trennen konnte. Er ſprach wie ſie, die ihn im Kreiſe umgaben, liebte wie ſie, und niemandem kam eine Ahnung, daß wenige Straßen von dem jeweiligen Zuſammenkunftsort entfernt eine prunkvolle Equipage wartete, wenn der junge Fürſt Cuzene, zumeiſt erſt im Morgengrauen und dicht in ſeinen dunklen Radmantel gehüllt, heimzukehren wünſchte. 21. E N Bei einem Wäſchermädelball erfüllte ſich das Schickſal der blutjungen Gundl, die, kaum ſechzehnjährig, zum erſten Male bei einer ſolchen Veranſtaltung erſchien. Sie kam, ſah— und wurde beſiegt... Mudelſauber, heiter, von knackender Friſche und lilien⸗ hafter Unberührtheit, wurde ſie ein gar leichtes Opfer für den jungen Wolf im Schafspelz, den Röder-Pepi Aus dem berauſchenden Zauber des licht- und muſik⸗ erfüllten Saales wanderte das Paar, eng aneinander ge⸗ ſchmiegt, hinaus in die ſchimmernde, milde Mondnacht. Süße, lockende Liebesworte klangen der Gundl ins Ohr und an den Lippen des Geliebten verſank für ſie alle Welt ringsumher. Dann kamen einige Wochen geheimer Stelldicheins, für das verliebte Mädel alles in allem, für den überſättigten Lebemann eine Epiſode unter vielen... Eines Tages, oder beſſer geſagt, eines Nachts, blieb er dann aus, und bald danach fand ſie der brave Alois Petermichl in ihrer Verzweiflung und Verlaſſenheit auf, nahm ſie an ſein Herz und in ſein Haus als ſein Weib— und hatte es nie zu bereuen gehabt. *.* E Fürſt Igor befand ſich um die gleiche Zeit in Florenz und oblag ſeiner Lieblingsbeſchäftigung: er kopierte in den Uffizien alte Meiſter. Erſt als er nach Jahresfriſt wieder nach Wien kam, er⸗ innerte er ſich des kleinen Wäſchermädels, dem er einige angenehme Stunden verdankte, erkundigte ſich nebenher nach dem Mädchen und konnte nicht mehr in Erfahrung bringen, als daß es einen braven Mann geheiratet. **** Nicht ganz zwei Jahrzehnte lagen zwiſchen jenen Er⸗ eigniſſen und dem Tage, da Fürſt Igor Cuzene ſeinem Medikus jenen Brief diktierte, der in ſeiner Knappheit e und Reue über ein verpfuſchtes Leben ent⸗ hielt Fürſt Igor war ſeit ſeinem fünfunddreißigſten Lebens⸗ jahre an den Krankenſtuhl gefeſſelt, konnte nur auf Krücken geſtützt übers Parkett ſeiner prächtigen Zimmer wanken, und ſein Herzleiden war zur Zeit in ein bedrohliches Stadium eingetreten. Die Jahre der Lebenshöhe für einen geſunden Mann waren für Igor Cuzene alias Röder⸗Pepi die Zeit der Reue und Einkehr eines dem Tod Geweihten. Achtzehntes Kapitel. Der Loiſt kam durch die Bindergaſſe daher und pfiff ſich eins: „Das iſt das k. und k. Infanterie⸗Regiment Hoch und Deutſchmeiſter Numero vier“ wiederholen wollte, ein Zeichen, daß ſeine Gedanken ganz woanders, wenn auch trotzdem in der Bindergaſſe ver⸗ weilten, ſtockte er plötzlich mitten im flotten Marſchtempo. Er rieb ſich die Augen und ſchob erregt die Mütze gerade, die wie gewöhnlich eine ſtarke Neigung nach links zeigte, denn er brauchte jetzt beide Augen. In ſchlankem Trabe war ſoeben eine hochherrſchaft⸗ liche Equipage von der Hauptſtraße in die Bindergaſſe ein⸗ gebogen und hielt mit einem Ruck vor dem Zwölferhaus. Die prachtvollen Röſſer ſtanden da wie Steingebilde. Dann warfen ſie die feinen Köpfe hoch und ſchnaubten heftig. Die ſeidenſchimmernde Haut zuckte und die Flanken arbeiteten. Es mußte wohl eine ſchnelle Fahrt gegeben haben, kalkulierte der Loiſl, der etwas von Pferden ver⸗ ſtand, trotzdem er bei der Infanterie diente. Was ſuchte ein ſolches Zeugl aber in der Bindergaſſ'n vor dem gewiſſen Zwölferhaus? Kleine Beamte wohnten da, ein Greißler, ein Klempner — und natürlich der Hausherr Alois Petermichl mit Familie. N Sollte der ſo vornehme Beziehungen haben, Leute kennen, die eine Equipage hatten mit galloniertem Diener und großem Wappen am Wagenſchlag? 5 Und ſchon kam die ſtets wache Eiferſucht über den Loiſl. Die Wettl! Wettl.. Im Nu hatte er eine ganze Raubersgeſchichte bei— ſammen. Ein hoher Herr hatte das wunderſchöne Mädchen geſehen und war ihr nachgefahren. Das ſelige Aſchenbrödel war in Loiſl auferſtanden. Außerdem— wer konnte die Wettl Petermichl ſehen und ruhig bleiben? Er beſchleunigte ſeinen Schritt und ſtand alsbald neben dem Wagen. Die halbe Bindergaſſe hatte ſich innerhalb weniger Augenblicke bereits dort verſammelt. So etwas geſchah in Wien oft beim unſcheinbarſten Anlaß. Wie erſt, wenn in einer ſtillen, abgelegenen Vorſtadtgaſſe plötzlich 1100 glanzvolle Equipage vor einem einfachen Hauſe hielt. Erregung hatte ſich der Menge bemächtigt. Mut⸗ maßungen flarterten auf und nahmen von Mund zu Mund ungeheuer an Dimenſionen zu. Immer mehr wuchs der Zuzug— doch dem Altmaier-Loiſl wollte man dennoch willig Platz machen. Der aber wollte ſich gar nicht vor⸗ drängen. Im Gegenteil, er faßte dicht hinter dem ge⸗ ſchloſſenen Kupee Poſten und vergewiſſerte ſich, daß man ihn vom Haustor aus nicht ſehen konnte. Einigermaßen enttäuſcht waren die Verſammelten darüber, daß dem Wagen niemand entſtieg. Nur der alte gallonierte Diener in ſcharlachroter Livree, mit gepuderter Perücke und Tſchako, kletterte vom Kutſchbock, wo er neben dem ebenſo großartigen Wagenlenker geſeſſen hatte. Er zog aus der Bruſttaſche einen großen Brief mit dickem Siegel und ſchien die Hausnummer mit deſſen Adreſſe zu vergleichen. Dann ſchritt er, ohne rechts oder links zu blicken, ins Haus, durch die breite Einfahrt und verſchwand, rechts abbiegend, im Treppenhaus. Ein vornehmer Kavalier beſuchte die * 0 4. Es dauerte eine Weile, ehe der Diener wieder zurück— kam. Aber dann ſaß er nicht wieder auf, ſondern ſtand in aufrechter Haltung neben dem Wagenſchlag, als warte er auf jemanden, der noch kommen ſollte. Nun hatten die Neugierigen bereits die ganze Breite der Gaſſe überflutet. Hälſe reckten ſich, man ſtieß ſich, drängte vorwärts und ein Surren wie im Bienenſtock er⸗ füllte die Luft. Die älteſten Leute verſicherten einmütig, daß ſo etwas in der Bindergaſſe noch nie dageweſen ſei, ſeitdem Häuſer daſtanden. Aber die Geduld all der Menſchen wurde auf eine harte Probe geſtellt— faſt dreiviertel Stunden waren vergangen und es hatte ſich nichts ereignet. Höchſtens, daß der alte Lakai das Standbein wechſelte und die Pferde, gleichfalls ungeduldig, mit den Hufen ſcharrten und laut pruſteten. Aber plötzlich kam Bewegung in die Menge, und es rauſchte auf, wie der Flügelſchlag eines Vogelheeres. Der Livrierte hatte den Tſchako gezogen, behielt ihn in der Linken, während er mit der anderen Hand den Wagen⸗ ſchlag aufriß und gleichzeitig den Oberkörper tief neigte. Aus dem Haustor trat eine junge Dame, ſehr aufrecht, den Kopf, mit ſeltſam abweſendem Blick in den ſtahlblauen Augen, hoch erhoben und ein wenig zur Seite geneigt. Dieſe eigentümliche Haltung gab ihr das Ausſehen einer Schlafwandlerin. Das dunkle, knappſitzende Kleid, das ſie trug, ließ ihre Geſtalt größer und ſchlanker erſcheinen. Das Antlitz war blaß bis in die Lippen, und ſie ſchritt durch das dichte Menſchenſpalier, das ſich wie auf Geheiß bildete, entrückt, aber mit einer ſeltſamen Sicherheit zum Wagen, ſtieg leicht und graziös hinein und ſank in die Polſter. Der Schlag klappte, der Diener ſchwang ſich mit einer für ſein Alter erſtaunlichen Behendigkeit auf ſeinen Sitz neben dem Lenker. Sekunden darauf war der Wagen davongeſtoben, bog um die Straßenecke und war ver⸗ ſchwunden. 4 4 5 * Seit der Loiſt den Brief aus Banjaluta erhalten hatte, 7 10 9 f 9555 7 5. kleinem Entſchluß gelangt. Hoffnung und Kleinmut änderten ſeine Pläne vielmals am Tage. Heute endlich, als er nach einer ſchlecht verbrachten Nacht frühmorgens in die Uniform ſchlüpfte, um den Sonntag bei ſeinen Eltern zu verbringen, kam ihm die Löſung, die den meiſten Kindern erſt zu kommen pflegt, wenn ihnen in irgendeiner Zwieſpältigkeit ſchon das Waſſer in den Mund läuft: er wollte ſich an den Vater wenden und an die Mutter, ihnen den Fall vorlegen und ſie um Rat bitten. Ein Vorkommnis, das ſeinesgleichen noch nicht gehabt hatte. Und nun ſaß man nach dem Eſſen noch um den Tiſch herum; der kleine Franz hatte ſich zu ſeinen Spiel⸗ kameraden davongemacht, und die Mutter ſchenkte den Schwarzen in die Schalen der Männer, während dieſe ſich anſcheinend ganz der umſtändlichen Zeremonie hingaben, die Virginierzigarre mittels des herausgezogenen Stroh⸗ halms in Brand zu ſetzen. Anſcheinend, denn der Vater warf in Wirklichkeit verſtohlene Blicke nach ſeinem Aelteſten, deſſen Atem ſchwer und gepreßt ging, trotzdem er das knuſprige Sonntags⸗Schweinsbratl kaum angerührt hatte. Auch der Mutter war es aufgefallen, daß der Loiſl nicht„einhieb“, wie es ſonſt ſeine Art war bei ſeinem jugendlichen Appetit. Schon wollte ſie eine Frage an ihn richten, als der Vater wie nebenher die übliche Frage aufwarf, die zu nichts verpflichtete: „Was gibt's denn neuches bei enk in der Kaſern?“ Der Loiſl war in ſeine Virginier derart verſunken, daß er bei dieſen einfachen Worten zuſammenſuhr, als wäre er bei einem Unrecht ertappt worden. „Neuches? Nix— das heißt, in der Kaſern net— aber...“; er griff in die Bruſttaſche und zog den gewiſſen Brief hervor, den er dem Vater über den Tiſch hinüber⸗ reichte:„Bitt' ſchön, Vatter, leſen S' und ſchaffen S', was i tun ſoll.“ f Ohne Haſt langte Altmaier hinüber, behielt aber ſeinen ſo zahm gewordenen Sprößling im Auge. Der aber ſaß wieder da, als ginge ihm die ganze Sache weiter nicht viel an, nahm einen großen Schluck aus der Kaffeeſchale, rauchte einen Zug aus der Zigarre. Die Mutter war in die Küche gegangen, wie immer nach Tiſch. a Langſam entfaltete der Vater den Brief, klemmte ſich einen Zwicker auf die ſtarke Naſe und begann langſam zu leſen. Bei der Unterſchrift angelangt, wendete er das Blatt wieder um und ſtudierte das Schreiben von Anfang bis zu Ende nochmals durch. Dann faltete er den Bogen, ſtrich die Brüche mehrmals glatt und legte es vor ſich auf die Tiſchplatte. 5 „Was wirſt alsdann machen?“ erkundigte ſich Alt⸗ maier, wie nebenher, ohne die Stimme beſonders zu heben. Der Sohn zuckte mit den Achſeln und ſchwieg. „Aha!, dem jungen Herrn is jetzert der Spiritus aus⸗ gegangen; da is nachher der Alte der Sei ſo gut!, gelt ja?“ meinte er boshaft.. Eine Weile herrſchte Schweigen, dann hob der Loiſl den Kopf und ſah ſeinem Vater in die Augen: 1 55 „So iſt's, Vatter, der Spiritus is mer ausgegangen.“ Dieſe überraſchende Demut ſeines feſchen drauftos⸗ gängeriſchen Buben entwaffnete den Vater vollends. Schon vorher war ihm eine Ahnung gekommen von dem bitteren Herzweh, das der Loiſl nun ſchon ſeit Monaten trug. Den hat's!, dachte der Alte mit einer Miſchung von Genugtuung und Mitleid Den hat's aber ſchon damiſch! Schad't nit.— Na ja, ſinnierte er weiter, das is alles ſchön und gut, ſo a klane unglückliche Liab'. Aber aus⸗ arten därf halt ſo was net. A g'ſunder junger Menſch, das is ka Kloſterbruder. Schon einmal war der Loiſt ſo weit, daß er Troſt g'ſucht hat bei dem nixnutzigen Frauen⸗ zimmer, der roten Toni— das därf net noch amal ge⸗ ſchehen. Nachdenklich und ein wenig ſorgenvoll blickte Altmaier zu dem Sohn hinüber, der mit dem Daumennagel Figuren ins Tiſchtuch zeichnete. d „No, i denk' mer halt, gehſt übri zum Petermichl und ſtellſt di als Herr Göd vor; er waß ja eh vom Herrn Hauptmann, daß du eahm vertreten ſollſt. Na, und nach⸗ her macht's es aus mitanand, und zur Tauf' bringſt a paar Kameraden vom Regiment mit, damit daß die G'ſchicht an Schan hat. A Gaudi muß ſein bei aner Kinds⸗ tauf, verſtehſt ſi'. Na— und i— i gib dir s Geld für a Taufg'ſchenk— mir laſſ'n uns net lump'n“, ſchloß er das Programm. „Ja!“ ſagte der Loiſl— nichts weiter. Aber es lag kein Klang in der Stimme. Und dann kam es langſam und ſchwer: „Zuvor, wie i aufikomm, hat a herrſchaftliche Equipag' die Wettl abg'holt.“ 0 ö Altmaier legte ſich mit dem ganzen Oberkörper über den Tiſch und hielt die Rechte hinters Ohr. So ſtarrte er den Sprecher an. ö „Wer? Was? Biſt leicht narriſch wor'n oder ſpinnſt?“ klang die mehr erſchrockene als grobe Anfrage. „Beinah war i narriſch worn“, war die ſchlichte Eut⸗ gegnung. Und nach einer kleinen Weile fuhr er mit Un⸗ ſtrengung fort: i 1 „Die ganze Gaſſ'n war ſchwarz vor lauter Leut“ Seine Stimme klang eintönig, und der Voifl ſah vor ſich hin, ohne ſich im Figurenzeichnen zu unterbrechen.„s Madl is außerkommen, nachher is in Wagen g'ſtiegen, akkudgt als wia a Prinzeſſin. Hama ſo ausg'ſchaut. Und a Latat mit an Tſchako hat dienert vor ihr, grad', daß d' Leut' net Hoch!“ g'ruf'in hab'n, wia wann die Kaiſerin daher⸗ kommt.“ g „Was dös heißen ſoll, möcht' i wiſſen?“ ſtieß der Alie hervor, und es klang atemlos. b „J möcht's a wiſſen“, meinte der Loifl melancholiſch. Altmaier erhob ſich: 1 15 „Bring miren ſchwarzen Rock!“ befahl er. Eben, als er dieſen Refrain zum ſoundſovielten Male waren drei Tage vergangen. Trotzdem war er noch zu „Was wollen S' tun, Vatter?“ f Fortſetzung folgig 5 — Von Liesbet Dill. Das kleine Kreisſtädtchen lag auf einer der Höhen der vorderen Eifel, dieſem Gebirgsland links der Moſel, das ſich ſteil zu dem Flußufer ſenkt. Das Städtchen war in einer ehemalig römi⸗ ſchen Niederlaſſung, in der— der Sage nach— Kaiſer Caligula geboren ſein ſoll, entſtanden. Es beſaß ein Amtsgericht und ein Lehrer⸗ ſeminar, eine alte Kirche, halb gotiſch, halb romaniſch, mit ſtumpfem Turm, mehrere Stein⸗ brüche und Bierbrauereien, und ſeine Wochen⸗ märkte wurden von Getreide- und Viehhänd⸗ lern ſehr beſucht. Es gab ausgezeichnete alt⸗ modiſche Gaſthäuſer dort, in denen man noch billig lebte, und von Zeit zu Zeit kamen Pro⸗ zeſſionen hier durch, die nach dem nahen Wall⸗ fahrtskirchlein, der Schwanenkirche, einem goti⸗ ſchen Bau aus dem 15. Jahrhundert, wall⸗ fahrten, um dort vor der Dornenkrone der Mater dolorosa zu beten, einer Krone, die zur Zeit der Kreuzzüge auf dem Kalvarienberg bei Jeruſalem gefunden worden und ſchon viele Wunder vollbracht haben ſoll. i Außer den Betern kamen auch während des Sommers einige Städter herauf, um in der prickelnden, reinen Eifeler Höhenluft ihre Ner⸗ ven zu ſtärken. Sie mieteten ſich bei den Bauern ein oder in dem Gaſthaus„Zur römiſchen Villa“ am Markt. Jedes Jahr im Auguſt fand ſich ein großer, hagerer, brünetter Herr aus der Saargegend ein, der dort im Induſtriegebiet auf einem der großen Eiſenwerke einen Stahlwerksbetrieb leitete und den es nach ſeinem haſtenden, ner⸗ vöſen, unruhigen Berufsleben nach dieſen Höhen zog, auf denen eine kräftige Luft wehte und man keinen Schornſtein mehr ſah. Die Bahn führte eine Stunde weit von der Stadt entfernt ihre Linien über das Hochplateau. Wenn der Stahlwerkschef eintraf, waren die meiſten Fremden bereits fort und die Wälder und Landſtraßen leer. Das wollte er gerade. In ſeinen Lodenmantel gehüllt, einen Jagd⸗ hut auf dem Kopfe, ſchritt er des Morgens landeinwärts. Er ſprach kaum mit jemand, außer mit der Wirtin und einem alten Müller, der unterhalb des Städtchens in dem grünen Taleinſchnitt, der ſich am Fuß der Ruine plötz⸗ lich zwiſchen die hohen bewaldeten Berge ſchob, in ſeiner ſtillen Mühle wohnte. Er war ein Einſiedler, ein Junggeſelle, der von der Ge⸗ ſchichte der Gegend gut Beſcheid wußte, und den man tagsüber mehlbeſtäubt, die Pfeife rauchend, vor der Tür ſtehen ſah. Der Alte lebte allein mit einer Magd und einem Knecht; ſein einziger Bruder war nach einem abenteuerlichen Leben nach Amerika aus⸗ gewandert, ohne wieder etwas von ſich hören zu laſſen. Er war immer in ſeiner klappernden Mühle zu ſehen, weißbeſtäubt, mit ſeinem langen Bart und dem Shagpfeifchen. Sonn⸗ lags in der Frühe gönnte er ſich einen Spazier⸗ gang in die hochgelegenen Wälder, in denen er ſchon als Junge Räuber und Gendarm geſpielt. Wenn jemand einen Weg wiſſen wollte, erfuhr er ihn am beſten von dem Müller, der kannte die Wälder; er wußte ganz genau anzugeben, ob dort Tannen, Eichen, Fichten oder Buchen ſtanden, er wußte ſogar, daß an einem Kreuz⸗ weg, der jetzt längſt verwildert und verwachſen war, drei Eiben ſtanden. Dieſe ſeltenen Bäume hatte der Förſter einſt vor den Augen der beiden Brüder dort geſetzt. Selten traf man hier oben einen Wanderer, die meiſten gingen auf den hellen harten Eifeler Landſtraßen, die ſich, mit Apfelbäumen beſetzt, über die Hochebene ſchlängelten. Jedesmal, wenn der Hüttenchef zum erſten Male wieder in das Städtchen kam, galt ſein erſter Beſuch dem alten Müller, und dann ſtieg er hier herauf, um die wundervolle Fernſicht zu genießen. Auch in dieſem Herbſt war er gekommen, hatte in der„Römiſchen. Villa“ ſein altes ſtilles Zimmer neben dem Saal bezogen und ſtand nun hier oben am Rande des Waldes, entzückt und berauſcht von Luft und Stille, als er plötz⸗ lich hinter ſich Schritte vernahm. Er ſah einen Mann in grauem Anzug, der ein Bündel in der Hand trug, ein rotes Halstuch um⸗ geſchlungen und eine karierte Reiſemütze auf dam dunklen Haar, durch das Dickicht ſchreiten. Es war das erſte Mal, daß er hier oben einem Menſchen begegnete. Er rief ihn an, und der Unbekannte rückte an ſeiner Mütze und . nach dem Weg nach der Schwanenkapelle. Der Hüttenchef wies ihm, wie er zu gehen habe, und 51910 ihm einen ſteilen Pfad, der durch das Dickicht geradeaus ins Tal fügen Mühle allein und hatte die Polizei erſt am — 2 — — ihm das leere Zimmer ihres Sohnes gegeben. Er hatte nichts zu eſſen verlangt, war gleich auf ſein Zimmer gegangen, 5 5 hatte nur um Waſchwaſſer gebeten. Des Morgens hatte er, ohne zu frühſtücken, ſein Zimmer bezahlt und war bei Tagesanbruch ſchon weitergegangen. Wohin?, wußte die alte Frau nicht. Der Mann dankte und verſchwand in der bezeichneten Richtung. Der Hüttenchef ſah ihm nach mit der un⸗ klaren Empfindung: der Menſch führt irgend 9 1 im Schilde. An die Kapelle glaubte er nicht. Ein paar Tage ſpäter wurde der Beſitzer der Talmühle im Wald ermordet aufgefunden. Der Alte hatte, wie gewöhnlich des Sonn⸗ tag morgens, ſeinen Frühſpaziergang in den Wald gemacht und war nicht zurückgekehrt. Man ſchickte ſich erſt am nächſten Morgen an, ihn zu ſuchen, denn an dem Sonntag hatte der Knecht Urlaub gehabt, die Magd beſorgte die „Große Wäſche“ anderen Morgen benachrichtigt. Viele Aus⸗ flügler hatten an dem ſchönen Herbſttage das Städtchen durchzogen, ſo daß es ſchwer war, die Spur des Täters zu finden. Die Tat war an einem Kreuzweg geſchehen, der mitten im dich⸗ ten Unterholz zwei Holzabfuhrwege vereinigte. Der Tote lag mit dem Geſicht im Graſe zwiſchen den Bäumen. Es fand ſich von dem Mörder weder eine Fußſpur, noch das In⸗ ſtrument, das er benutzt hatte. Das ganze Städtchen befand ſich in großer Aufregung. Der Mord brachte die Gegend in Verruf. Noch nie war hier oben etwas Aehnliches geſchehen. Der alte Müller war allgemein geachtet und beliebt. Der Knecht konnte ſein Alibi beweiſen; er hatte Verwandte im Nachbarort beſucht. Sonſt wußte man keinen Menſchen zu nennen, der als Täter in Betracht kommen konnte. Der alte Maun hatte keinen Feind gehabt. Das Merkwürdige war auch, daß der Tote ſeine Uhr und ſeine gefüllte Geldtaſche noch bei ſich trug. Es war alſo kein Raubmord geweſen. Was hatte den Täter bewogen, dieſen ſtillen, alten Mann im Wald anzufallen? Hatten ſie Streit miteinander bekommen? Das war kaum anzunehmen bei der fried⸗ lichen Geſinnungsart des Müllers. Es blieb ein Rätſel. f Man durchforſchte die Wälder und die um⸗ liegenden Dörfer nach Handwerksburſchen oder ſtellungsloſen Arbeitern, die häufig die Gegend durchzogen, wenn die Ernte vorbei war. Aber niemand fand ſich, der für die Tat in Betracht kam. Es waren alles harmloſe Wan⸗ derer, die man feſtnahm, um ſie nach dem Ver⸗ hör wieder laufen zu laſſen. Da blitzte dem Hüttenchef die Erinnerung auf an jenen Strolch, der ihm oben im Walde Nie gegnet war und ihn nach der Schwanenkapzlle gefragt hatte. Er beſchrieb den Mann, ſein graues Jackett, die Mütze, das rote Halstuch, ſein Bündel, die 1 unſteten Augen. Einige Tage ſpäter kam ein altes Mütterchen ges dem Rathaus an, das den Steckbrief des ſo geſchilderten Unbekannten geleſen hatte und meldete, daß ein 10 85 70 Mann in der Nacht e Dort ſteht eine Mühle“, ſetzte er hinzu,„dort lragen Sie weiter.“ nach dem Sonntag bei ihr gewohnt 1 Er war bei Dunkelheit bei ihr e ee 15 nach einem Nachtquartier gefragt, und ſie hatte Sie be⸗ wohnte ihr Häuschen am Ausgang des Dorfes allein, war ſchwerhörig und ſehr alt. Die Kommiſſion begab ſich ſofort in das kleine Haus. Das Gaſtzimmer lag noch unauf— geräumt da, doch das Waſchwaſſer war fort— gegoſſen, der Fremde mußte es auf die Straße geſchüttet haben. Das Bett, der Fußboden, der Schrank— alles wurde genau unterſucht. Aber es fand ſich auch hier nichts Verdächtiges. Der Hüttenchef war mitgegangen. Ihn hatte der plötzliche Tod ſeines alten Freundes er— ſchüttert. Daß der Täter ſo ſpurlos verſchwun— den ſein ſollte, wollte ihm nicht in den Sinn. Während man noch beratend in dem engen Stübchen ſtand, ſchweiſte ſein Blick aufmerkſam im Zimmer umher. Plötzlich fiel ſein Blick auf das Stückchen Seife auf dem Waſchtiſch. Er nahm es in die Hand und bemerkte eine kleine, feine, hellgrüne Nadel, die daran klebte. Sieh da! Es war keine Tannennadel, ſondern die einer anderen Baumſorte.„Das iſt eine Eiben⸗ nadel!“ ſagte der Kommiſſar, der ſich ärgerte, daß er ſie nicht entdeckt hatte. Was wollte man damit? Solche Bäume gab es hier gar nicht. „Doch!“ ſagte der Hüttenchef plötzlich.„Es rika gegeben. Aber er hatte drüben kein Glück gehabt. Arm und abgeriſſen, arbeitsſcheu und verkommen, wie er in die Fremde gezogen, war er wiedergekommen. Amerika hatte ihn aus⸗ geſpien. Er hatte von dem Reichtum ſeines Bruders gehört und war mit der Abſicht her— gekommen, dieſen zu beſeitigen, um ſich dann des Erbes zu bemächtigen. Er hatte ſich an dem Sonntag hier oben in dem Walde verſteckt gehalten. Er wußte, daß ſein Bruder jeden Sonntag in der Frühe hier heraufkam, und hier hatte er ihn erwartet. Und ſo war der Müller an jenem ſonnigen Sonntagmorgen, als er, ſeine Pfeife rauchend, den ſteilen, un— begangenen Weg zu dem Walde emporſtieg, ahnungslos ſeinem Schickſal entgegengegangen. Sie hatten einander an jenem Kreuzweg ge— troffen, und nach einem kurzen Wortwechſel hatte er ſich über den alten Mann geſtürzt und ihn erſtochen. Der Mörder zeigte keine Reue. Er wußte, was ihm bevorſtand und leugnete nicht mehr. Er wurde hingerichtet. Noch jetzt heißt die Stelle im Walde„Die Mordſtelle“. Von dem finſteren Fichtenſchlag heben ſich hell die feinen Zweige der Eiben ab. die an einem Sonntagmorgen der Förſter vor den Augen der beiden Brüder in die Heimat— erde gepflanzt... Punſete. Als Kind haben wir gelernt, daß der Punkt das Schlußzeichen iſt. Als ſolcher war er mir ſtets willkommen. Erleichtert atmete man auf, Originalaufnahme: Kurt Müller. muß hier Eiben geben! Ich habe einmal davon gehört. An einem Kreuzweg ſollen ſie ſtehen!“ Man rief den Förſter herbei. Er war noch jung und erſt kürzlich hergekommen. Er beſtritt, daß es hier Eiben gäbe. Dann müßte er ſie kennen. Man ließ den alten Waldhüter kommen. Der betrachtete die Nadel lange, ſtieß dicken Rauch aus ſeiner kurzen Pfeife und meinte dann:„Es gibt hier Eiben. Drei Stück! Sie ſtehen an einem Kreuzweg im Dickicht.“ Und er erbot ſich, ſie zu finden. Die Kommiſſion, gefolgt von dem alten Wald⸗ hüter und dem Hüttenchef, begab ſich in den Wald hinauf. Nach einem beſchwerlichen Weg durch verwachſenes dunkles Tannengrün und Unterholz fand man den Kreuzweg, und nicht weit davon, verborgen von einem Schlag dunk⸗ ler Fichten, ſtanden die drei Eiben, unter denen man den alten Mann, mit dem Geſicht nach der Erde, gefunden hatte. Wahrſcheinlich hatte ihn der Täter nachträglich ins Dickicht geſchleift. Damit hatte man den roten Faden, der aus dem Irrgarten herausleitete, gefunden. Die Dörfer wurden alarmiert, die Wälder durchſucht. An allen Straßen klebte das weit⸗ hin leuchtende rote Plakat des Steckbriefes, das nach dem verſchwundenen Manne mit dem roten Halstuch fahndete. Eines Tages brachten Holzhauer den Un⸗ bekannten aus dem Walde an. Er trug noch das graue Jackett, aber ein neuer Strohhut be⸗ deckte ſeinen Kopf. Er hatte ſich den ſchwarzen Bart abraſiert und das Haar geſchnitten. Die alte Magd des Müllers ſchrie bei ſeinem An⸗ wenn man ſolch ein Schlußzeichen unter ſeine Arbeit ſetzen konnte. Dann bin ich im ſpäteren Leben allerlei Punkten begegnet. Die machten mir aber nicht immer die gleiche Freude. Nehmen wir nur einmal den„dunklen Punkt“. Jenen„dunklen Punkt“ in der Ver⸗ gangenheit eines Menſchen, der ſeine helle Gegenwart zu verdunkeln droht. Bilblich ge— ſprochen wird er vielfach zum Damoklesſchwert! Nichts macht Menſchen ſo unſicher, als das Be— wußtſein eines ſolchen Punktes. Der iſt ſogar imſtande, jemand die ganze Luſt an dieſer beſten aller Welten gründlich zu verleiten. Nicht jeder beſitzt die Kraft, über ſolch einen„dunklen Punkt“ hinauszuwachſen. Die Opfer des„dunk— len Punktes“ aber ſind zahllos... Angenehmer wirkt ſchon der„Mittelpunkt“. Er iſt das von vielen heißerſtrebte Ziel! Zum Mittelpunkt fühlen ſich eben viele berufen, aber dennoch wenige auserwählt! Man wird nicht ſo einfach, von heute auf morgen, Mittelpunkt. Und die meiſten Menſchen werden es nie... Genau ſo unangenehm wie der„dunkle“ iſt der„tote“ Punkt. Ein ſchwer zu definierendes Etwas! Dem man kaum beizukommen vermag. Wer nun aber einmal in ſeinem Leben(und wem wäre das noch nicht paſſiert?) an dem bewußten„toten Punkt“ angelangt iſt, der weiß genau, wie ſcheußlich der iſt! Meiſtens ſagen dann die Nerven, denn die ſpielen beim„toten Punkt“ eine wichtige Rolle: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Den„toten Punkt“ überwindet man nur durch Ablenkung. Zerſtreuung tut hier wahre Wunder. Beißt ſich aber einer eigenſinnig auf ſolch„toten Punkt“ feſt, dann dauert es lange, bis er ihn überwunden hat. Man ſieht, Punkte ſind ein Kapitel für ſich, das aber in keinem Menſchenleben fehlen wird. Wir werden damit zu kämpfen haben, bis ihn das Leben ſelbſt als Schlußzeichen unter unſer eigenes Leben ſetzt! Smada. Birhendallee im Feld. Weiß⸗ſchwarz ſtehen die Birkenbäume am Feldweg und ſcheinen wie ein Reigen junger, zarter Frühlingsmädchen. In weiter Einöde des Flachlandes ſind ſie wie ein ewiger Lenz⸗ jubel; ſind freudig mit dem roſtbraunen Herbſt, der ſo bitter iſt und den zarten Blättern in ſeinem kühlen Winde das Lied vom Sterben heult. Das Birkenlaub bebt wie leichtes Gold⸗ haar einer Fee. Manchmal ſitzt eine Dohle auf einem Aſt und krächzt den Blättern, geſprächig wie eine Muhme, ihren Aerger vor. Am Wegſaum windet ſich ein träger Graben, der Fröſchen und Waſſerkäfern Heimat iſt. Und ſomit iſt jeden Tag Beſuch in der Birkenallee. Am anderen Morgen kommt ein Pflug, mit langweiligen Ochſen beſpannt, die Birkenallee entlang geſchleift. Und wenn der Pflug im Herbſt kommt, geht es auf den Winter. Der Gedanke daran dringt bis ins innerſte Mark der Bäume. blick laut auf. Es war der Bruder des Müllers. Der Richter ſagte dem Manne die Tat auf den Kopf zu. Dieſer ſträubte ſich wie ein Stier gegen die Feſſelung. Er warf ſich zu Boden, ſpielte den wilden Mann, verweigerte jede Auskunft. Seine Papiere waren gefälſcht, aber die Leute aus dem Städtchen erkannten ihn wieder. Nach mehreren Wochen Unterſuchungshaft ließ er eines Morgens den Unterſuchungsrichter rufen und geſtand. Er war der Bruder des Müllers. Er hatte beim Militär einem Kameraden die Uhr ge⸗ ſtohlen und war flüchtig geworden; der Bruder hatte ihm das Geld zur Ueberfahrt nach Ame⸗ An lichtblauen Maientagen ſchlendern glück⸗ liche, junge Paare durch die Birkenallee; küſſen ſich hinter den Baumſtämmen. Ein Maler bringt die ſchlanke Schönheit der Birkenbäume im einſamen Kunſtgebet auf nüchterne Leinwand und formt Gottes herr⸗ liches Naturwunder nach. Und die Birken ſind Jubel, ſind Jungſein, ſind Frühlingshoffen ohne Ende— trotz Herbſt und Wintershärte. Ihr Lachen iſt unvergänglich. Birken im Feld ſind wie Verſe eines Dach⸗ ſtubenpoeten, der ſeine Leier im Ueberſchwang um die ſtolzen Kronen warf, ſo daß ſeine Reime nun wie Knoſpen aufbrechen.. — „Der blaue Himmel oben war einmal traurig. Er fand es nicht recht von den Menſchen da unten, daß ſie die Erde, die bunten Blumen, den grünen Wald, die Wieſen, Täler und Berge immer ſoviel mehr bewunderten als ihn.„Als ob an mir nicht auch ſehr viel Schönes wäre!“ brummte er.„Und was hab' ich doch für eine ſchöne blaue Farbe. Und die weißen und roſigen Wolken— und abends die goldenen Sternelein—“ Rrrumrumrum— erſt brummelte er nur ſo ein klein bißchen, der Himmel, zog ſein großes graues Taſchentuch hervor und weinte ein paar dicke, dicke Tränen. Aber dann wurde er immer ärgerlicher, ſein Geſicht verfinſterte ſich— rrumbumbum—, und ſchließlich gab es ein richtiges Donnerwetter. Die Menſchen ſahen ganz ängſtlich zu dem finſteren Himmel auf.„Aha— es hilft ſchon!“ dachte er.„Jetzi gucken ſie ſchon nach mir. Na, wartet nur— potz Blitz—, ich will euch ſchon noch lehren, an mich zu denken!“ Und hierauf ſprach der Himmel leiſe mit den Wolkenfrauen, von denen er wußte, daß ſie gerade große Wäſche hatten.„Hm! Hm!“ machten die.„Iſt ſchon gut. Soll ſchon beſorgt werden.“ Und was geſchah nun? Auf die Erde ſtrömte ein Platzregen herab— ein Regen, wie ihn die Leute noch ſelten geſehen hatten. Immer toller wurde er, und ſchließ⸗ lich war es, als ob die Wolkenfrauen das Waſſer aus großen Eimern oder Zubern ſchütteten. O weh! O weh! O wehl, wie ſah die ſchöne Erde aus, endlich, als dieſer Regen aufgehört hatte. Niedergedrückt das Getreide, die Früchte von den Bäumen abgefallen, geknickt und hingeſtreckt die ſchönen, bunten Blumen in dem Garten. Und was ſagten die Menſchen dazu? Sie ſahen jetzt wohl manchmal zum Himmel auf— ja. Aber nicht freundlich⸗bewundernd. Nein, ganz bitter böſe Blicke ſchickten ſie hinauf, ſo, als wollten ſie ſagen:„Oh, du, warum haſt du uns das getan? Das war nicht ſchön von dir!“ Da wurde der Himmel wieder traurig, und er ſah ein, daß er ſich ſeine Sache nur ſchlimmer ſtatt beſſer gemacht hatte. Er beſann ſich auf was anderes.„Iſt's nicht mit Böſeſein gegangen, ſo geht's vielleicht mit Gutſein“, dachte er. Und er ſprach mit den Sonnenſtrahlen. Er fragte ſie, wer ihnen ihre ſchönen, goldenen Röckchen genäht hätte, und ob ſie ihm nicht raten könnten, was er tun ſolle, daß die Menſchen unten auf der Erde ein bißchen lieb an ihn dächten. Die Sonnenſtrahlen und der blaue Himmel hatten eine lange Unterredung zuſammen. Endlich verſchwan⸗ den die Sonnenſtrahlen lachend hinter dem Wolkentor.„Ja, ja, ia— verlaß dich drauf, wir ſagen es der Erde“, ſagten ſie. „Wir bitten ſie auch, dir nicht boͤſe zu ſein, und die Kleidchen nehmen wir mit.“ Nun könnte man wieder fragen: Und was geſchah nun! Es geſchah etwas ſehr Liebliches. Nach drei, vier Tagen blühten auf der ſumpfigen, noch ganz durchnäßten Wieſe plötzlich reizende, kleine blaue Blumen auf. Sie trügen Kleidchen, in genau derſelben Farbe des Himmels, und in der Mitte hatte jedes einen leuchtenden goldgelben Stern. Ver⸗ wundert ſahen die anderen Blumen auf der Wieſe— Sumpf⸗ dotterblumen, Himmelſchlüſſel und Wieſenſchaumkraut— die neu gekommenen himmelblauen Blumen an.„Wie heißt ihr denn?“ fragten ſie.—„Vergißmeinnicht! Vergißmeinnicht!“— „Vergißmeinnicht? Das iſt aber ein komiſcher Name!“ meinte die Dotterblume.„Warum heißt ihr ſo? Ich heiße Dotter⸗ blume, weil ich ſo kugelig rund und ſo ſchön dunkelgelb bin wie ein Eidotter.“ Da erzählten die Vergißmeinnicht, daß der blaue Himmel oben traurig war, weil man hier unten auf der Erde ſo wenig an ihn dachte. Und daß er deshalb der Frau Erde ein Stück blauen Himmelslleiderſtoff geſchickt habe— blau mit goldenen Sternlein darauf—. daraus ſollte ſie für ihre jüngſten Blumenkinder Kleidchen nähen. Die Blumenkinder, die die himmelblauen Kleidchen trugen, die ſollten die Men⸗ ſchen dann an den Himmel erinnern. Sie ſollten ſie bitten, ihn nicht zu vergeſſen, und deshalb ſollten ſie„Vergißmein⸗ nicht“ heißen!—„Hm!“ machten die Dotterblumen, und ſahen auf ihr dottergelbes Kleidchen herab; es kam ihnen auf einmal recht nüchtern und einfach vor zwiſchen all den duftigen, luftigen Himmelsgewändern. Nun kamen zwei Kinder auf die Wieſe. „Vergißmeinnicht! Vergißmeinnicht!“ rief es ihnen entgegen. „Oh!“, ſagte das eine von den Lindern,„ſieh doch, was für entzückende blaue Blumen da ſtehen! Himmelblau!— richtig himmelblau! Und in der Mitte ein goldener Stern. Meint man nicht, es wären lauter kleine Stückchen Himmel auf die Erde gefallen?“— Ja!“ ſagte das andere! Und ſchnell bückten ſich beide, und zu den Blumen, die ſie ſchon hatten, pflückten ſie die blauen Himmelsblümlein noch dazu. Dazwiſchen guckten ſie immer wieder mal glückſtrahlend zum Himmel hinauf. Ach, wie der ſich da freute. Onkel Werner. 9 0 e 6 77 8 Bilderrätſel. eee eu ene een n ungen Mausthen auf der Wanderſchaf. Hänschen, Hänschen Knickebein, Ging mal in die Welt hinein. Dachte: Lebt mir wohl, ihr andern! Und ging heimlich dann aufs Wandern Durch den Frühlingsſonnenſchein. Schlich zum Hoftor auf den Zeh'n, Doch der Gockel hat's geſeh'n! Und er ſchrie vom Miſt herunter: „Ei, ei, Hänschen! Auch ſchon munter? Wohin ſoll die Reiſe geh'n?“ „Daß du's weißt: So ganz gemach Immerzu der Naſe nach Wand're ich nach Amerika! Uebermorgen bin ich da!“ Gravitätiſch Hänschen ſprach. „Kikeriki!“ der Gockel ſchrie. „Hänſelein, das glaub' ich nie! So, wie wir dich alle kennen, Ich und meine braven Hennen, Biſt du abends wieder hie!“ „Halt' den Schnabel!“ Hänchen ſpricht, „Solchen Schnack vertrag' ich nicht! Sorg' nur, daß die Hennen legen, Daß nach allen Wanderwegen, Mir's an Eiern nicht gebricht!“ Hänschen zog die Stirn kraus Und ſchlich dann zum Tor hinaus. Drückte ſich noch um zwei Ecken, Daß ihn ja kein Menſch entdecken Sollte aus dem Elternhaus. Und nun ging das Wandern los. Ach, wie war das doch famos! Hänschen trank mal aus der Flaſche, Klimperte auch in der Taſche— Waren es auch Pfennige bloß. Durch die Wieſen, Weg entlang Silberklar ein Bächlein ſprang; Unterm Himmel, blau wie Seide, Ueber Feld und Wald und Heide Hell der Lerchen Lied erklang. Häuschen, unſer Wandersmann, Fing nun auch zu ſingen an. Und er dachte: Ach, wie ſchade, Daß der dumme Gockel gerade Mich nicht jetzt mal hören kann. Doch, o Schrecken, was war das? Dicht vor ihm ein Untier ſaß. Glotzt ihn an aus grünen Augen, Und das Maul ſchien grad' zu taugen, Daß es ihn lebendig fraß. Ach, und wie das Untier ſchrie! Häuschen hörte ſo was nie! „Quak! Quak!“ Mit zwei Sprüngen hetzte Es das Büblein, das entſetzte, In die Flucht; es lief— und wie! Und es ruhte ſich erſt aus, Als es war beim Elternhaus. Schlich durchs Tor dann auf den Zehen, Doch der Gockel, der's geſehen, Schrie aus vollem Hals heraus: „Aus dem Land Amerika, Iſt das Hänschen wieder da! Liebe Hennen, ſtatt zu lachen, Wollen wir ihm Freude machen, Rufen: Hänschen, hoch, hurra!“ Tante Luſtige Streichholztrichs. D acht erhalten, wenn zwei hinzugelegt werden. Der Beweis: Ferner behaupten wir, daß d Vet e, ichs en ſondern ſieben iſt. Zahl zw dann: VII. 3. Wir legen 5 b 1770 und ſechs nicht Bae ſondern neun ſind. Bewe ie unten angegebene Lö ö 1 ung. W. 8p 1. Wir legen drei Hölzer auf den Tisch und ertlären, daß wir 7 lf aus, nehmen unten die Hälfte fort, es 155 leben Hölzchen auf den Tiſch und behaupien, 905 „ 6 Wer zeichnet mit? ſchmücken. Hanſ'l und Gret'l, die guten Geſchwiſter. Eine feine Puppenſchaubel. Mit großer Freude begrüßt jede kleine Puppenmutter die Ausſicht, eine Schaukel für ihre Lieblinge zu erhalten. Bei einiger Geſchicklichkeit kann dieſer Wunſch Erfüllung finden. Wir brauchen dazu nur eine Zigarrenkiſte, etwas Bindfaden und einige Trinkſtrohhalme. Vorſichtig löſen wir zuerſt von der Zigarrenkiſte den Deckel und drücken den Boden heraus, ohne die vier Seitenwände auseinanderzureißen; denn dieſe ſtellen das Schaukelgerüſt, an dem die Schaukel angebracht werden ſoll, dar. Alles auf das Holz geklebte Papier müſſen wir mit einem Meſſer ſorgfältig abkratzen. Dieſe Arbeit können wir uns ſehr erleichtern, wenn wir das Papier erſt einige Male mit Waſſer befeuchten. Da⸗ durch löſt es ſich faſt von ſelbſt vom Holz, und wir können es leicht mit den Fingern abziehen. Nachdem wir in die eine kleine Seitenwand des Schaukelgerüſtes links und rechts, ewa vier Zentimeter vom äußeren Rande entfernt, mit Hilfe eines kleinen Bohrers je *. ein Loch gebohrt haben, nageln wir mit zwei feinen Nägeln die ent⸗ gegengeſetzte Sei⸗ tenwand quer auf die Mitte des Kiſten⸗ deckels, ſo bekommt das Schaukelgerüſt einen feſten Stand und kann nicht umkippen. Vom Boden der Zigarrenkiſte aber ſchneiden wir uns ein kleines Sitz⸗ brett, etwa acht Zentimeter lang und ſechs Zenti⸗ meter breit. In jede Ecke bohren 5 9955 900 1 9015 5 och. Durch dieſe — vier Löcher ziehen 8 5 wir je ein Stück 1 Bindfaden, das un⸗ . gefähr zwanzig Zentimeter lang 0 ſein muß. Das Ende des Bindfadens wird unter dem Sitzbrett verknotet. Einige Trinkſtrohhalme ſchneiden wir uns in ſechs 5 Zentimeter und zwei in 8 Zentimeter große Teile. Auf jede Bindfadenſchnur fädeln wir ein fünf Zentimeter breites Stück, das wir bis an das Sitzbrettchen heruünterſchieben. Dieſe vier Strohhalmröhren ſollen die Verbindung bilden zwiſchen dem Sitzbrett und einer weiteren Bindfadenſchnur, die die Lehne darſtellt und die un⸗ mittelbar an der Stelle befeſtigt wird, wo der Strohhalm auf⸗ hört. Dieſe Schnur wird gleichlaufend mit dem Sitzbrett an⸗ geknüpft. Mit den noch reſtlichen zwei acht Zentimeter und den zwei fünf Zentimeter großen Strohhalmteilen verkleiden wir auch dieſe Schnur. Vier weitere Strohhalme werden in der Größe paſſend zu den vier Bindfäden geſchnitten und auf⸗ gefädelt, bevor wir je zwei Bindfäden durch die zwei oberen Löcher des Schaukelgerüſtes ziehen. Zur beſſeren Verknotung an der Außenſeite des Gerüſtes benützen wir noch ein Holz⸗ ſtäbchen, um das wir den Bindfadenknoten ſchlingen. Dadurch kann auch bei einer größeren Belaſtung, zum Beiſpiel, wenn wir zwei Püppchen in die Schaukel ſetzen, der Knoten nicht durch die Löcher ſchlüpfen. Die Schaukel iſt nun fertig und kann vom Püppchen benutzt werden. Wer ſie farbig wünſcht, kann die Schaukel noch durch Bekleben mit buntem Papier oder durch einen Farbanſtrich Helene Scheibe. Alte Kindergebete. Da ſteht ein Baum, f Dahin leg' ich meinen Traum, Da leg' ich meine Sünd', Dann ſchlaf' ich mit den Jeſuskind, Mit Joſeph und Maria rein, Ganz ſicher ein. Amen. *. Jeſus, liebes Täublein! a Mein Herz iſt ein Häuslein, Da ſollſt du wohnen drein, Du Jeſus!, ganz allein. * Im Namen meines Herrn Jeſus Chriſt, Der für nich am Kreuz geſtorben iſt, Leg ich mich nieder, Derſelbe ſegne mich. 10 Derſelbe wollte mich behüten vor Gefahren, Und vor allem Uebel mich bewahren. Heiliger Schutzengel mein, aß mich dir befohlen ſeinß An Maria Herz und Jeſu Wunden, Befehle i 1 und alle Stunden. ch 15 8 85 66, dir dero ch O 8, dir ſterb' O Feſus, dein bin 4 f Tot und lebendig. Amen früh ſtehend im Bett. N Warum pe Sommer nicht leiden kaun. Ein Geſtändnis von Ludwig Waldau. Es tut mir herzlich leid: aber ich kann beim beſten Willen nicht der allgemeinen Anſicht e daß der Sommer die 15 0 Jahreszeit ſei. Denn ſobald die ſilberne Thermo⸗ meterſäule dreißig Grad im Schatten zu erreichen droht und dann überſteigt, ſtellen ſich in meinem armen Hirn Ideen⸗ verbindungen ein, die mich ſelbſt aus jauchzendſter Lebens⸗ freude in tiefſte Melancholie ſchmettern. Der urſächliche Zu⸗ ſammenhang hierfür aber iſt folgender: Ich hatte einſt eine Braut, eine richtiggehend Braut. Eine N Braut! Den Grad meiner Liebesſeligkeit kann man eicht daran ermeſſen, daß ich vor Glück immer konfuſer wurde, je näher der Hochzeitstermin heranrückte: ich putzte mir die Zähne beiſpielsweiſe mit Syndetikon, wichſte die Schuhe mit Marmelade, goß das Waſchwaſſer ins Klavier und erwachte Meine Gedanken waren nur noch bei ihr, der Herrlichſten von allen! Und ſo ſaß ich eines Tages dichtenderweiſe an meinem Schreibtiſch und baute eben an dem zweihundertneunund⸗ dreißigſten Gedicht, an„ſie“. Ich glühte! Aber nicht nur vor lauter Liebe und edlem Schaffensdrang, ſondern das Thermo⸗ meter zeigte im Schatten fünfunddreißig Grad. Es war ſehr, ſehr heiß! Beinah noch heißer! Direkt ungemütlich! Es wurde faſt unerträglich; mein Pegaſus litt darunter— ich hielt es nicht mehr aus! Da kam mir ein rettender Gedanke: halt! Das ging! Kurz entſchloſſen zog ich einfach— die Hoſen aus; ich war ja allein im Zimmer. Alſo, was machte es ſchon aus, wenn ich dreiſt im Hemd am Schreibtiſch ſaß! Gar nichts.— Ach, jetzt fühlte ich mich wohll So ſchön luftig! Und ſchon flog meine Feder wieder über das Papier; ich kam in Schwung! Die Reime praſſelten nur ſo nieder, ich fühlte ordent⸗ lich den Kuß der Muſe körperlich! Ich bin gerade beim neunzehnten Verſe, ſiebente Zeile, da— llingelt es draußen. Ich höre ſo nebenbei, wie meine Schlummermutter öffnet und mit jemandem ſpricht. Dann gehen Schritte durch den Korridor; ich höre kaum hin, ſo ver⸗ tieft bin ich. Sicher hat die Olle wieder mal Kaffeebeſuch. Ich ſchreibe ruhig weiter. Da— klopft es an meine Tür und die Stimme meiner Wirtin meldet draußen:„Sie, es ſind zwei Damen da, die Ihnen gern ſprechen möchten!“ „Wer iſt es denn?“ fragte ich zurück. „Wir ſind's!“ jubiliert da draußen eine jugendfriſche Stimme; die Tür fliegt auf, und auf der Schwelle ſteht, ſtrahlend wie ein Maienmorgen, meine— Braut, hinter ihr die Mama! Mit einem Freudenjauchzer ſchnell ich vom Schreib⸗ tiſch hoch und meiner Heißgeliebten entgegen. Ein zwiefacher, markerſchütternder Schreckensquietſcher! Und— krach!— iſt die Tür wieder zu. Entgeiſtert ſtehe ich ſtarr da, allein auf weiter Flur. Bis— ja, bis mein Blick auf den gegenüber⸗ bone Spiegel fiel. Da kam mir zum Bewußtſein, was ich lotal vergeſſen hatte: ich war meiner Braut ohne Kragen, im neckiſch⸗kleinen Fägerhemdchen entgegengeſtürzt! Nur die Weſte noch an und an den Storchbeinen ſorglos heruntergerutſchte Ringelſöckchen! Ein wahrhaft berauſchender Anblick! Ich ſah direkt verboten aus! Wie lange ich ſo dageſtanden und in den Spiegel geſtarrt habe, weiß ich heute nicht mehr. Nur eins war mir Har ge⸗ worden, angeſichts meines Spiegelbildes: daß es aus war, ganz aus! Und ſo war es auch; ſchon anderntags meldete die Zeitung lakoniſch:„Die Verlobung unſerer Tochter Käthe mit Herrn Soundſo erklären wir hiermit für gelöſt.“ Freilich: eine Braut empfängt man ja für gewöhnlich anders, als ich es getan habe. Meine Wirtin kündigte mir obendrein; ſie könnte keinen Mieter beherbergen, hinter dem die Straßenjugend her⸗ riefe:„Hemdenmatz! Hemdenmatz!“ Und im Städtchen las lein Menſch mehr Witzblätter: ich hatte auf Monate Stoff zum Lachen geliefert! Selbſtredend wohne ich ſchon längſt nicht mehr am Orte dieſer meiner Niederlage; aber jedes Jahr, wenn das Thermo⸗ meter höher und höher ſteigt... Nein, ich kann und kann den Sommer nicht leiden! Der Prozeß. Von Bert Schiff. Wie geſagt, ſie waren in Streit geraten. Franz Olbrich und ſein Nachbar Mohmſen.. Der Streit ging um einen Birnbaum. Sie hatten ſich vor Jahren che Häuschen gekauft, in einem Garten, den ſie gemeinſam gekauft und aufgeteilt hatten. Aber der Birnbaum ſtand dicht an der Grenze. Jeder verlangte die Früchte. a 0 „Aus meinem Boden ſaugt er die Kraft“, rief Olbrich. Aber zu mir fällt der Schatten, daß auf meinem Grund⸗ ſtück nichts wächſt“, entgegnete Mohmſen. Acht Monate ſchon dauerte der Prozeß. N Nun ſpürte Olbrich, daß die Sache für ihn wacklig wurde. * Er ging zu ſeinem Verteidiger. f 1 „Herr Rechtsanwalt, ich möchte Ihnen keineswegs ins Hand⸗ werk pfuſchen—!“ f el Ge tun es doch!“ unterbrach ihn jener barſch. „Wieſo?“ a „Sie wollen dem Richter eine fette Weihnachtsgans ſchicken!“ „Woher wiſſen Sie das?“ „Ihre Frau hat es mir bereits erzählt.“ 56 Iſt das ſo übel, Herr Rechtsanwalt? Eine leckere, fette Gans mit dicken Grieben und mit meiner Viſitenkarte unter dem Flügel? Der Herr Richter wiegt das Paket in der Hand, öffnet es. Das Waſſer läuft ihm im Munde zuſammen. „Aha, von Herrn Olbrich! Ein gediegener Mann— eine prima Gans.“ ſc Eine Hand wäſcht die andere, dann deichſelt er die Sache hon.“ Der Verteidiger jedoch rief: dem Holzwege! Der Richter iſt ein ſchwerreicher Mann. Kann ſich zum Frühſtück ſchon Geſottenes und Gebratenes leiſten. Er öffnet mißtrauiſch das Paket, ſchnuppert mit der argwöhniſchen Naſe, lieſt Ihren Namen, ſchlägt ſchnaubend mit der Fauſt auf den Tiſch, ſagt biſſig:„Wie, Herr Olbrich leiſtet ſich da hintenherum 10 einen ganz niedlichen e Ein gutes Gewiſſen ſcheint er nicht zu haben, daß er ſolch krumme Wege wandelt! Wohlan, er ſoll ſpüren, daß er an den Un⸗ rechten gekommen ift!“ Und ſchon ſind Sie verknackt—“ Franz Olbrich hörte das 18 ungern, ſagte„Au weh!“, kratzte ſich enttäuſcht hinter den Ohren. „Da werde ich doch lieber die Finger von laſſen“; hängenden Kopfes heimwärts. * Nach ſechs Wochen kam der Rechtsanwalt 10 ihm ins Haus, e vorgewölbten Bauch voraus, glänzte im runden Ge⸗ und ſprach:„Seh'n Sie—!“ „Ich weiß ſchon—“, unterbrach ihn Olbrich. „Was wiſſen Sie ſchon?“ ging „Herr Olbrich, Sie ſind auf Fräulein Aeltlichs liebſte Lektüre. Sonn 18 e „Soll ich Sie denn im Geſellſchaftsanzug malen?“ „Unſinn. Keine Ge⸗ ſchichten. Bleiben Sie ruhig in Ihrem weißen Kittel!“ Kellner:„Vielleicht zarte, gebackene Froſch⸗ ſchenkel oder Schwal⸗ benneſter in Trüffel⸗ mayonnaiſe oder auch Schnecken in Rot⸗ wein?“ Gaſt:„Denken Sie vielleicht, ich bin hier⸗ her gekommen, um Ihnen hier das Un⸗ geziefer wegzufreſſen!“ A A, „Junger Freund, wie ſo 82* ll ich mich er enntlich haben mich vom Tode des Ertrinkens gerettet!— Ich mache Ihnen einen Vorſchlag: Ich werde die Hälfte der Koſten für das Aufbügeln Ihres Anzuges tragen!“ „Daß der Prozeß zu Ende iſt.“ Kinder mitgegeben?“ „Eure Anbaumethoden, Huber⸗ bauer, ſind vollkommen veraltet!“ ſagte der Student der Landwirt⸗ ſchaft.„Es ſollte mich ſehr wun⸗ dern, wenn Ihr zehn Pfund Aepfel da von dem Baum ernten werdet!“ „Mich auch!“ erwiderte ruhig der Alte.„Das is nämlich een Birn⸗ baum!“ Das neue Dienſtmädchen kommt atemlos nach Hauſe: Gnädige Frau, hatten Sſe mir eigentlich zwei oder drei zeigen? Sie „Natürlich, ſonſt wäre ich nicht gekommen. Aber, aber, aber: wir haben ihn gewonnen!“ pſefferte der Anwalt heraus. Franz Olbrich ſchien nicht geringſchätzig die Achſeln. Der Rechtsanwalt liebte es nicht, ſeine Kunſt unter den Scheffel zu ſtellen, rief:„Ein geriſſener Verteidiger macht's aus dem Handgelent, ſchmeißt die Kiſte auch ohne fette Gans!“ Allein Franz Olbrich wehrte pfiffig ab:„Laſſen Sie nur la mal meine fette Gans aus dem Spiele!“ „Warum denn?“ fragte der Anwalt erſtaunt. zIch habe ihm doch eine geſchickt!“ Er zwinkerte verſchmitzt mit den Augen. „Wie?“ „Ja! Nur habe ich nicht meine Viſitenkarte hineingelegt. ſondern— die des Nachbars!“ „Wa— was?“ Die Augen des Anwalts wurden immer größer. „Nun ja, der Richter öffnete das Paket, ſchnupperte arg⸗ wöhniſch mit der Naſe, las Mohmſens Namen. ſchlug ſchnaubend mit der Fauſt auf den Tiſch: „Wie, Herr Mohmſen wandelt ſolch krumme Wege, verſucht mich zu beſtechen? Wohlan, er ſoll ſpüren. daß er an den Un⸗ rechten gekommen iſt!“ Herr Mohmſen fand eine fette Gans vor ſeiner Tür, ohne zu wiſſen: woher? Herr Mohmſen hat den Prozeß verloren, ohne zu wiſſen: wieſo?“ Alphabet. „Das Alphabet iſt auch ſo eine altmodiſche Einrichtung. Man könnte ſehr gut zum Beiſpiel ohne den Buchſtaben 1 aus- kommen.“ „Aber ich bitte Sie! Wie wollen Sie denn dann xegnete Mahlzeit' ſchreiben?“ J. H. R. Berechtigte Frage. Ich ſuche etwas in Oel für mein Eßzimmer.“ »Eine Doſe Sardinen oder ein Gemälde?“ Das gebildete Mädchen. In einer kleinen Zeitung des Rheinlandes ſtand vor kurzem dieſes Inſerat: „An. du dummer Fritze! Glaubſt du, der nicht einmal richtig deutſch ſchreiben kann, es wäre ein gebildetes Mädchen wie ich etwas an dich gelegen?“ H. B. Höflichkeit. Zauſerl, der zehnjährige Sohn eines Wiener Rechts⸗ anwalts, iſt in allen Sätteln der Galanterie gerecht. Fährt einſt mit ſeinem Vater Straßenbahn. Sitzt, mangels Platzes, auf den Knien ſeines Vaters. Tritt eine feſche junge Dame ins Abteil.„Geſtatten!“ ſchnellt Zauſerl auf und bietet der Dame ſeinen Platz an. Johs. 8 n, um wahr zu ſein. „Hier iſt eine„Fritz!“ „Nein! Danke ſchön, Papa!“ „Doch, mein Junge! Nimm ſie und geh' und kaufe dir irgend etwas dafür.“. 5 Nein! Wirklich nicht, Papa! Ich möchte nicht dein Geld verſchwenden!“(Hier wachte Papa auf und merkte, daß er geträumt hatte.) EE. Gipfel der Zerſtreutheit. Frau Heil(Gattin eines Arztes):„Mein Mann iſt fürchter⸗ lich zerſtreut.“ 1 Frau Neugier:„Iſt das möglich?“ g g Frau Heil:„Ja, Penen Sie ſich nur, als wir bei der Trau⸗ ung am Altar die Ringe wechſelten, da faßte er mich an den Puls und ſagte:„Bitte, laſſen Sie mich Ihre Zunge ehe Die Zugſpitze. Aufſatz Fritzchens über die Zugſpitze: 5 5 „Auf die Zugſpitze fährt ein elektriſcher Zug hinauf. halb hat die Zugſpitze auch den Namen Zugſpitze...“ L Leipziger Allerlei. Weltanſchauung. Es iſt klar, daß man als Perſerteppich eine andere Welt— anſchauung hat, wie als Mülleimer! ſonderlich überraſcht, zuckte H. St. Des⸗ Kochen und Dichten. Es gibt Menſchen, die können kochen, wie andere dichten— nur gibt es leider mehr ſchlechte Gedichte als gute Gerichte! * Etwas von Königinnen. Man kennt Filmſtare, die wunderpoll Königinnen zu mimen verſtehen, und es gibt Königinnen, die die geborenen Filmſtare ſind! Auffaſſung. Zwei Damen unterhalten ſich Familienverhältniſſe. 5 11 „Mein Mann ift Dichter!“ erzählt die eine. 2 „Sie brauchen ſich deshalb nicht zu genieren“, tröſtet ſie die andere.„Mein Mann verdient augenblicklich auch kein Geld!“ J. Adams. Romantik. Der ſchöne Abend und der Mondſchein hatten es Georg angetan. Alwine ſagte er,„haſt du niemals darüber nachgedacht. daß es Millionen und aber Millionen anderer Welten gibt, die auf uns herniederſchauen?“ 5 1. „Gott ja!“ antwortete ſie.„Sitzt denn mein Hut ordentlich, Georg?“ G. Dr. über ihre beiderſeitigen „Kaufen Sie ein Los!“ hält der Ausruſer auf dem Jahr⸗ markt einen Herrn feſt.„Für nut eine Mark können Sie ein Auto gewinnen!“ Ich will aber gar kein Auto haben“, wehrt der Herr ab. „Ich kann es nicht gebrauchen.“ „Macht nichts— kaufen Sie . beharrt der Händler. Es ſind ja zwanzigtauſend Loſe— warum ſollten oaus⸗ gerechnet Sie das Auto ge⸗ winnen 3 Neue Wege in der Krebsforſchung und Krebsheilung. Trotz vieler dankenswerter Fortſchritte auf dem Gebiete der Krebsforſchung iſt man bisher noch zu keinem allgemeingültigen und ſicheren Heilmittel gegen den Krebs vorgedrungen. Daß man es nicht konnte, liegt daran, daß man bis⸗ her über ſeine Entſtehung nichts Sicheres wußte. 5 5 Wiſſenſchaftlich als ſicher ſeſtgeſtellt iſt bis⸗ her nur, daß der Krebs eine Abartung nor⸗ maler Zellen iſt, die dadurch entſteht, daß Zellen durch einen äußeren Reiz wie Drück oder Stoß zulange gequält werden, und ferner, daß zum Krebs noch eine gewiſſe Veranlagung gehört, die ſogenannte Krebsdispoſition. Ueber dieſe Dispoſition aber wußte man bis vor kurzem ſo gut wie nichts, nur, daß eine Möglichkeit ihrer Vererbung beſteht. g Betrachtet man nun aber einmal das Krebs⸗ problem nicht allein rein mediziniſch⸗kliniſch, ſondern vom Standpunkt einer anderen Wiſſenſchaft aus, nämlich von der erbbio⸗ logiſchen Seite, mit den Augen des Hiſtori⸗ lers, ſo ergeben ſich ganz überraſchende Feſt⸗ stellungen, die zu einer Löſung des Krebs⸗ problems und zur Möglichkeit der Heilung führen. Beobachtet man nämlich die Familien, in denen Krebsfälle mehrfach vorkommen, ſo findet man, daß in dieſen krebsbelaſteten Familien zugleich eine Reihe ganz anderer, an ſich weſensverſchiedener Krankheiten immer wieder vorkommen, wie zum Beiſpiel Lungen- krankheiten, Herz- und Nierenleiden, und zwar in einem ganz beſtimmten Wechſel. Da nun alle dieſe Leiden an ſich ſo weſensverſchieden ſind, kann ihre Gemeinſamkeit nur in einer gleichartigen Störung des normalen Blutkreis⸗ laufes beſtehen, alſo in einer gewiſſen Blut⸗ unzulänglichkeit, ſozuſagen einer Hä m— anomalie. i 1 Dieſe Hämanomalie muß alſo die Krebs⸗ dispoſition charakteriſieren; oder anders aus⸗ gedrückt: Die Krebsdispoſition beſteht in einer gewiſſen Blutunzulänglichkeit. Nun iſt in allerletzter Zeit endlich das ge— lungen, was bisher unmöglich ſchien: den Krebs aus dem Blut wirklich wiſſenſchaftlich nachzu⸗ weiſen. Der Schweizer Mediziner Dr. Kaelin, Wiſſenſchaftler und praktiſcher Arzt zugleich, hat über ſeine neue„kapillar-dynamiſche“ Methode der Blutunterſuchung in der Zeit— ſchrift für Krebsforſchung berichtet. Wie aber kommt nun auf dem Boden der ſchlechten Blutmiſchung gerade die ſpezielle Form der Krebskrankheit zuſtande? Zu dieſer Erkennmis weiſen uns die neueſten„For⸗ ſchungen unſeres jüngſten Nobelpreisträgers, Prof. Otto Warburg, die Wege. Während man früher nur wußte, daß die Krebszellen ſich ein⸗ zig durch ihre Sauerſtoffloſigkeit von den nor⸗ malen Zellen unterſcheiden, hat Warburg jetzt die Exiſtenz eines Atmungsferments in jeder normalen Zelle erwieſen, das an einen Eiſen⸗ kern gebunden iſt. Nach meiner perſönlichen Anſchauung entſteht alſo der Krebs durch einen übergroßen Eiſenman gel, von dem ſchließlich ſogar die Zellen ergriffen werden. Eiſenloſe Zellen, die kein Atmungsferment mehr haben, alſo an Sauerſtoffzufuhr nicht mehr gebunden ſind, haben nicht mehr den normalen Umbau, das heißt Abbau der alten haupt vorbeugend zu verhindern. Wer irgendeine Veranlaſſung hat, wegen einer Dispoſition zum Krebs beſorgt zu ein, etwa wegen hämanomaler Krank eiten in der Fami⸗ lie, kann die Blutunterſuchung, die eine Früh⸗ diagnoſe geſtattet, vornehmen laſſen und nach dem Befund die Mittel zur Heilung vom Arzt erhalten. Bei den Eheberatungsſtellen wäre dieſe Unterſuchung au für an ſich ganz ge⸗ ſunde Menſchen am latze. Das Allerxbeſte natürlich wäre, wenn etwa vom zwanzigſten Jahre aufwärts loch in gewiſſen 11 abſtänden einer ſolchen Krebsunterſuchung unterzogen würde, und in dem Fall, in dem der einzelne die Ausgabe dafür ſcheut, ſeine zu⸗ ſtändige Krankenkaſſe die Koſten übernehmen ſollte; ſie wird immer noch billiger dabei fort⸗ kommen, als bei den hohen Koſten, die die jetzt leider ſo verbreitete Krebskrankheit ihr be⸗ reitet, wobei auch noch zu berückſichtigen iſt, daß bei der Heilung des ämanomalen Blutes auch noch die ganze Reihe der anderen häm⸗ anomalen Krankheiten mit ausgeheilt wird. 1 ö f 5 ſtrafe in Geld bis zum e von tauſend Mart oder bis zu drei Tagen Haft ſeſtſetzen und ſofort vollſtrecken laſſen. Unter den Be⸗ riff Ungebühr fallen ins eſondere auch gegen eugen und andere Prozeßbeteiligte aus⸗ geſtoßene grobe Beleidigungen. An Stelle einer nicht beitreibbaren Geldſtrafe kann eine Haft⸗ ſtrafe feſtgeſetzt werden. Jedo darf auch dieſe Strafe drei Tage nicht überſteigen. Gegen eine vom Gericht wegen Ungehorſams verhängte Strafe gibt es kein Beſchwerdegericht. Aber gegen einen dungen iger Ungebühr ſteht dem Betroffenen innen einer riſt von einer Woche die eſchwerde an das Oberlandesgericht zu. Das Oberlandesgericht Sas dann darüber. Durch die Einlegung der Beſchwerde wird jedoch die Vollſtreckung des Strafbeſchluſſes nicht Kußtechter i Wird eine Partei zur Aufrechterhaltung der Ordnung aus dem Sitzungszimmer entfernt, ſo kann dies für ſie noch eine unangenehme Folge haben. Es kann nämlich auf Antrag ihres Gegners gegen ſie in gleicher Weiſe ver⸗ ebe Menſchen auf ſeinen Wert. will, muß darauf bedacht ſein, gepflegt und gut auszuſchauen. In der heutigen Zeit wird das verlangt, und auch mit Recht. Es gehört vieler⸗ lei zu einem guten Ausſehen. den Schuhen anfangen. — ſind ſie ungepf wirkt unordentlich. Vor allem muß man ſehen, daß ein Schuh ſeine urſprünglich gute Form behält. Abgetreteue, ſchieſe Abſätze ſind unmög⸗ lich und laſſen allerlei Schlüſſe auf den Be⸗ treffenden zu. mindeſten das erſte Frühſtück und die letzte Mahlzeit ausreichend und in Ruhe einnehmen. Wer ſchon kein warmes ice e ſich nehmen kann, der trinke ein G 9 einige Brote, belegt mit Ei, Wurſt oder äſe. naſchen, ſei es Backwerk, Schokolade oder Obſt. as Milch und eine degs ſollte man dazwiſchen Mindeſtens ſo wichtig wie das regelmäßige Eſſen iſt die Regelmäßigkeit des Schlafes. Der arbeitende, geſunde Menſch benötigt acht Stun⸗ den Schlaf. Hier wird auf die leichtſinnigſte Weiſe geſündigt. Die Krankheiten unſerer Zeit, wie Darmträgheit, Nervoſität, ſind auf die un⸗ regelmäßige Lebensweiſe urückzuführen, meiſt auf den ungenügenden Schlaf Mit gutem Willen und etwas Diſziplin läßt es ſich einrichten, daß man ein Pee Leben führt. naſtik, Eſſen und Schlafen verbürgen dafür, daß man ſich geſund, friſch und arbeitsfreudig he Plegst du dein schunwerke? Regelmäßig Turnen und leichte Gym⸗ regelmäßig Spazierengehen, ausgiebig E. Meiſtens ſchließt man vom Aeußeren eines Wer etwas gelten Wir wollen bei Du kannſt noch 10 elegante Schuhe anhaben egt, ſo ſieht dies jeder; es Billige Schuhputzmittel ſind zu verwerfen, ſie machen das Leder brüchig; lieber ein paar Pfennige mehr ausgeben und dafür einen glänzenden, gepflegten Schuh. Farbige Schuhe ſind in der Behandlung keineswegs ſchwierig. Mit einem weichen, hellen Lappen, den man in Benzin taucht, reib: f Schmutzflecke auf dem farbigen Schuh ab; die Flecke verſchwinden ſoſort, und das Leder bleibt geſchmeidig. ſchuhen läßt ſich ſchwer ganz vermeiden: doch auch hier iſt es angebracht, erſt mit Benzin zu reinigen und dann eine gute weiße Creme zu verwenden. Die Schuhereme darf nicht einfach dick aufgetragen, ſie muß ſehr gut verrieben werden, damit der Schuh glänzend und ge⸗ ſchmeidig wird. Um die Sprünge bei Lack⸗ ſchuhen ſchwarzen Hartwachs und reibt damit die be⸗ treffenden Stellen ein.— gibt es die Gummihürſtchen, die ſehr zu emp⸗ man die Das Brüchigwerden bei Lack⸗ etwas zu vertuſchen, nimmt man Für Wildlederſchuhe fehlen ſind! Alle glänzenden, ſpeckigen Stellen werden ſchnell damit beſeitigt. Abendſchuhe aus Seide behandle man mit Benzin, doch muß man darauf achten, daß keine Ränder entſtehen. Daß ſämtliche Schuhe immer mit Leiſten aus⸗ gefüllt ſein müſſen, iſt wohl eine Selbſtver⸗ ſtändlichkeit. ö Behandeln Sie Ihr Schuhwerk auf dieſe Weiſe, ſo werden Sie Ihre Schuhe doppelt ſo⸗ lange tragen können, als dies bei der Fall ſein dürfte. „Nicht-Pflege“ Cle. Tce i Kreuzwort⸗Rätſel. N 2 — . ö ö Letzte Nachrichten Die ſinkende Arbeitsloſigleit Wieder 212 000 Arbeitsloſe weniger. Berlin, 10. Juni 1 In der zweiten Hälfte Mai hat ſich die ſeit Februar anhaltende Entlaſtung des Arbeits⸗ marktes in verſtärktem Maße fortgeſetzt. Während in der erſten Maihälfte die Zahl der bei den Arbeitsämtern gezählten Arbeits⸗ loſen 1 5 1001 00 115 abgenommen hatte, ging ihre Zahl in der zweiten Maihä rund 212 001 1 1 Die Arbeitsloſenzahl betrug Ende Mai rund fünf Millionen, ſie lag damit um rund eine Million unter dem diesjährigen Höchſt⸗ ſtand und auch ſchon um rund 60 000 unler dern günſtigſten Punkt des Vorjahres, der Anfang Oktober bei einem Stand von 5 103 000 erreicht war. Urteil im Notter⸗Prozeß Vaduz, 10. Juni. Im Rotter⸗Pro⸗ za wurde das Urteil verkündet. Der Angeklagte Schädler wurde zu 12 Monaten Gefängnis, Rheinberger zu neun Monaten, F ommelt zu 5 Monaten und Röckle zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, jeweils unter Abzug der Unterſuchungshaft. Die Entſchä⸗ digängsanſprache Fritz Rotters wurden auf den Zibilweg verwieſen, dagegen die An— ſpruche der Frau Wolf teilweiſe gutgeheißen. Politiſches Allerlei Berlin. Der Präſident des Deutſche ö duſteie⸗ und Handelstages, Dr. a enen hat einen Ständeausſchuß des Deut⸗ ſchen Induſtrie⸗ und Handelstages einberu— fen, der ſich mit der Frage der Eingliederung de: deutſchen Induſtrie- und Handelskam— mern in den ſtändiſchen Aufbau des natio- nalen Staates befaſſen ſoll. Berlin. Zum Vorſitzenden de kunde ah gan, der 8 wurde gewählt Hanns Johſt, zum zweite Vorſizenden Hans Friedrich Blunck. 695 ſchaftsführer Werner Beumelburg. N Berlin. Der Reichsführer des Kampfbun⸗ des für deutſche Kultur, Alfred Roſenberg, hot Staatskommiſſar Hans Hinkel zum Organiſationsleiter des Kampfbundes für das ganze Reich beſtimmt. „Berlin. Der Präſident des Deutſchen Cvangeliſchen Kirchenausſchuſſes, Dr. Kap⸗ ler, iſt auß Alters⸗ und Geſundheitsrückſich⸗ ten von ſeinem Poſten zurückgetreten. i ü Dichtung Lor der Eröffnungsſitzung der Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz. London, 10. Juni. Wie in politiſchen Krei⸗ ſen verlautet, werden Vorkehrungen getrof— fer, um zu erreichen, daß alle endgültigen Anträge für die Veratungen der Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz bereits in den Eröffnungs— „Graf Zeppelin“ Eine Rekordfahrt. Hamburg, 10. Juni. glänzend verlaufen. 11 Ahr ſtatt. Regierung betreffs ligkeitsrekord der Zeppelinpoſt, die Aires. Schweres Einſturzunglük Sofia, 10. Juni. Bei Nordbulgarien ſtürzte eine angelegte Tongrube, in der zwei betraten, um den Arbeiten zuzuſehen. Trotz der ſofort aufgenommenen Rettungs⸗ nur noch als Leichen gohargen werden Am Tage der Berlin, 10. Juni. 1 e e des Frick, hat zum„Jeſt der Jus 4 aufgerufen Teilnehmen ſollen alle Nahen Schulen, Jugendvereine, Turn- und Sport⸗ vereine, Wehrverbände und ſonſtigen natio⸗ nalen Vereinigungen(SA., SS., Stahl⸗ helm, Kyffhäuſerbund, Hitler-Jugend uſw.) Feſttag iſt die Sommerſonnenwende; der Samslag, 24. Juni, wird der Feier dieſes Jahres gewidmet ſein. Der Schul⸗ unterricht ſoll an dieſem Tage aus An- 8 laß der Wettkämpfe ausfallen. Am Vormittag finden die Wettkämpf der Schüler, am Nachmittag die Wetikämpfe der Schulentlaſſenen ſtatt. Abends treffen ſich die Teilnehmer am Sonnwend— Das Luſtſchiff„Graf Ze in“ hat Das 0 ppelin“ hatte in einer Re kordzeit von 55 den 00 dem Start in Friedrichshafen Südamerika er⸗ teicht. Die Weiterfahrt nach Rio, die dortige Landung und die Rückkehr nach Pernambuco ſind, wie die Hamburg-Amerika⸗Linie mitteilt, In Pernambuco erfolgte die Landung am Freitag morgen um 5 Uhr Mt. Nach Er⸗ gänzung von Betriebsſtoff und Triebgas fand der Start nach Europa am Freitag abend Aus 8 1 i a . Aus Buen 0s A ures wird gemeldet, daß eine günſtige Entſcheidung der argentiniſchen Genehmigung der dies 1 1 8 8 2 N N 1 0 15 lahrigen Poſtbeförderung von Argentinien nach Deutſchland und umgekehrt mit den Flugzeu— 0 5 5 7 1 54 8 0 115 gen des Condorſonditats und dem Zeppelin⸗ Luftſchiff nahe bevorſtehe. Der letzte Schnel— We 1 8 ö weniger als die halbe Befördecungszeit auf der fran⸗ zſiſchen Luftlinie brauchte, erregte allgemeines Aufſehen in den Handelskreiſen von Buenes Plevra in tunnelförmig 1 0. i Arbeite! eſchäftigt waren, in dem Augenblicke ein, als 10 in der Nähe ſpielende Kinder den Tunnel aktion konnten ein Arbeiter und fünf Kinder Innern, Dr. durch ſcharfe Strömungen oder Strudel. geriſſen werden oder ſich Anbei Schlingpflanzen verſtricken, daß ſie ſich nicht mehr befreien können und ertrinken. 90 Viele begehen auch den Fehler, von der Wanderung in der Sonne erhitzt, ſofort ins Waſſer zu ſpringen, um ſich abzukühlen und erleiden dabei durch den allzu ſchnellen Tempergturwechſel einen Herzſchlag. Häufig haben ſich Unfälle auch dadurch ereignet daß ſich Badende in die Nähe von Waſſer⸗ fahrzeugen wagten, in den Sog gerieten und durch die Schiffsſchrauben verletzt oder getötet worden ſind. Auch die Unſikte des Herabſpringens von den Brücken iſt 005 manchen ſchon verhängnisvoll geworden. Am meiſten gefährdet ſind natürlicher⸗ weiſe die Nichtſchwimmer. In den Schulen iſt glücklicherweiſe ſeit Jahren für alle geſunden Kinder die Teilnahme am Schwimmunterricht Pflicht geworden, und die Zahl derer, die im Waſſer hilflos ſind wird ſich ſomit immer mehr verringern. Alle Erwachſenen aber, die des Schwim⸗ mens u kundig ſind und wirklich Freude an einem Bad im Freien haben und nicht nur am Flußufer oder am Strande herum⸗ plätſchern wollen, ſollten ſich der Mühe unterziehen, noch ſchwimmen zu lernen. A. Vorſicht beim Baden Der Kennzeichnungszwang für Auslands⸗ Nie e i. ſette. In ei; 0 2 Die herrliche Zeit des Badens im Freien noch einmal d Fee Verlautbarung wird hat wieder begonnen und damit leider zu— reien ete licht ed dere e a n 9375 2 4 0 di 0 Nen 11955 die Zeit der Badeunfälle, Aushang kenntlich z lud mich ieee Menschen 7 Kühe Hunderte von ihr Betti Nunlite 9 805 Fette Menſchen zum Opfer fallen, und zwar der Durchfü fad t e be e 595 5 Durch ieſer? i e 9 S Hrößte Teil von ihnen durch eigene Mai 10 een Jenin wen liegt es daran, daß ſie nicht[in Frage Tomende e. 111 el ine Wafer J und ich trotzdem 3 der Beſtimmungen Rasta 871 1 l e e ſſer, hinauswagen, oder daß zuwiderhandelt Air am 1915 10 U Schwimmer an Stellen baden, vor deren 16 900 ee, e ee e Benutzung ausdrücklich gewarnt wird, und 400 0 pet bekenne Wendtetung wir 4 gebeten, bei der Durchführung dieſer Kenn⸗ zeichnungspflicht mitzuwirken. Verſtöße wer⸗ den zwecdienlicherweiſe ſofort der nächſten Po⸗ lizeibehörde mitgeteilt. g Aus der heimat Gedenklage 10. Juni. 1836 Der Phyſiker Andre Marie Ampere in Marſeille geſtorben. 1869 Der Maler und Architekt Paul Schultze⸗ a Naumburg in Naumburg geboren.. 1944 Gründung der Univerſität Frankfurt am Main. Prot.: Onuphrius, Kath.: Margareta. Sonnenaufg. 3,37. Sonnenunterg. 20,21 Mondaufg. 23.05. Fender. 5,24 11%Juni. 1859 Der öſterreichiſche Staatsmann Fürſt v. Metternich geſtorben. 1864 Der Komponiſt Richard München geboren. Prot. und kath.: Barnabas. Sonnenaufg. 3,37. Sonnenunterg. 20,22 Mondaufg. 23,28. Mondunterg. 6,57. Strauß in Die Klugheit ohn' Erfahrung iſt ein ſchar— fes Aug' im Labyrinth: Je mehr es ſpäht je mehr es läuft, je müder es das Ziel ge⸗ winnt. W. Müller. Sommerſonnenwend e a nde i B are dn Witterung vielfach Lol⸗ — 12 1 e 0 ale b a f Städten ſind Bezirksfeiern einzurichten. In„ den ſoll der Bürgermeiſter, bzw der Hzemeindevorſteher die in Frage kommenden Vereinsführer zuſammenrufen und die Lei— tung der Veranſtaltung einem aus der Ju⸗ e Jugendführer üder⸗ Mit dem„Feſt der Jugend“ greiſen wi it dem„ 9 en wir eine Sitte unſerer Ahnen 315 Ju dieſeu: Aus der Welt des Wiſſens Die Weltkaffeeproduktion hat im letzt Ernteiahr faſt genau 1,5 Millarden Kilo- 1 7 alſo pro Kopf der Welt⸗ 1 depölkerung nicht ganz 1 Kilo a 5 deut e Jeſt wollen wir die Haupttontingent bellt Braſſſten mit 118 ae 11 05 zur Verbundenheit mit 70, Pro ent der Ge amlerzeugung. 111 e eh eh le den en 5 10 e pringt 30mal weiter, als 0 ſie den olz auf ſie lang iſt; die Springmaus 14 wei 910 ae de e Es 10 g ee Smal 10 7 5 iger 16 5 s Feſtes dieſer Auf⸗ öwe dreimal ſo weit wie ihre Kö änge; gabe anzupaſſen. Geſang und Muſi während der! omal fo it ſpungen ach au Fee feln 5 wo kan er Floh 200mal ſo weit ſpringen n * feuer. Sonntag, 25. Juni, ſoll die Feier in einer Wanderung ag kn gen 19 0 Durchführung dieſes großen, das ganze Volk Umſpannenden Feſtes ſind vor allem die örtlichen Verbände für Leibesübun— glen und die Jugendbünde auserſehen die die Vorbereitungen ſofort in die Hand zu nehmen haben. Die nationalen Verbände und die Schulen müſſen hierbei ſelbſtver— ſtändlich einbezogen werden. In größeren und Aufbau neuer Zellen, ſondern wuchern hemmungslos und entwickeln nur noch die giftige Milchſäure. Daß dieſe bösartigen Zellen ſich ſo raſch vermehren, mag wohl außerdem noch an einer Schwäche der von der allgemeinen Entkräftung mitbetroſſenen Drüſen(beſonders des Hirnanhangs und der Schilddrüſe) liegen, was ſchon öſter von Wiſſenſchaftlern behauptet worden iſt. Aus dieſer Löſung des Krebsproblems er— öffnet ſich meines Erachtens eine neue Mög— FEE TT Ae lichkeit der Krebs heilung. Vor allem muß 1 1 0 5 a 5 de 1. dem Körper Eiſen zugeführt werden, und dee rte Ur fe b W 0¹* ann 2 284 D 2 5 Nn 2 WW r 0047812 Wbt 1 i 2 g 8 1 g 2 zwar in einer für den Magen leicht verdau⸗ Wa,—— f 7 9 5— 1 ANN— BI 51 er ROMAN VON GERT ROTHBERG lichen, vom Körper aut anzunehmenden Form, damit keine Krebsbilpung zuſtande kommt. Schon ad c ee Michel 15 außer, wenn ſie ſchon ſo weit entwickelt ſind, i 7„ KOMAN ON CERT ROTHB ERG daß man ſie wit den alten Methoden der Waagrecht: 1. Schlaginſtrument, 4. Menſchen,— ³ mA ˙ A Operation und Beſtrahlung behandeln muß— 8. Zirkusfamilie, 9. Gewürz, 10. Niederlaſſung, 5 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halſe(Saale durch Magneſium-Präparate, die zerteilend 11. Tonſtufe, 12. Säugetier, 15. Gewichtsbezeich⸗ 5 wirken, zur Heilung gebracht werden. Kaelin nung, 16. Verbrecher, 19. jüdiſcher Mongt, nimmt' ein organiſches Magneſiummittel in 21. Glaubensverbreitung, 24. Papier maß, 26. Form der Miſtelpflanze, dem er Eiſen, Kupfer Vortrag, 28. Gattung, 29. Brennſtoff, 30. Ge⸗ und andere Metalle wenn Fedeß eneh 88. ee in Frankreich, 32. Maske, iſt es in dieſem Zuſammenhang, daß ebenfalls 1 5 g N in allerletzter Zeit Prof. Bertrand am Inſtitut mittel gelingen, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Senkrecht: 1. Verſuch, 2. Zeitalter, 3. Spiel⸗ Paſteur in Paris feſtgeſtellt hat, daß eine Reihe Enſchuldigt ſich der die Ordnung Störende, f e ae udp ſo wird im allgemeinen von dem Erlaß eines 15. Stimmlage, 17. Naturprodukt, 18. Meer⸗ Strafbeſchluſſes abgeſehen werden können. buſen, 20. Kaffernort, 21. Längenmaß, 22. Men. 9 55* 2 vor allem die Parteien und ihre Zeugen, ſich 1 01. 25. Frauenname, 27. eine möglichſt weitgehende Zurückhaltung auf⸗ 8 e erlegen. Nur dadurch können gerechte und den tatſächlichen Verhältniſſen entſprechende Ent⸗ ſcheidungen getroffen werden. Perſönliche An⸗ i g ſeindungen und Beleidigungen erſchweren un⸗ von Metallen— er nennt ſie elements cataly⸗ tiques— ſchon in geringſter Menge für den Stoffwechſel von außerordentlicher Bedeutung ſind. nötig die Aufgabe des Richters und fördern. 5 den Wechtsſtreil in keiner Weiſe. Regelmäßig leben heißt geſund ſein. Das Geſetz legt dem Weiſende rl ches Viele 11 0 ie te e cen Si je Verpflichtung auf, ungebührliches rung, guten ens f N ö ee aich. den 0 leicht müde und zu ſchlicher Arbeit unluſtig. ener. 5 5 1 65 2 5 2 10 4 dale 9 N b kämpfe der Jugend umrahmen. In jedem Kubikmillimeter Luft können ganz 0 Hohluß ſoll das Sonnwendfeu⸗ Schon Age 105 0 s a er alle Tei*; f: Schon ſaß ſo e 15 15 beeilen Wee n e len unde kerühh, 8 e ich den Pr ſtenmal in der Geſchichte unſeres Voſtes die ſaigſlerorget gebauten upfarat der nach Ab⸗ llt ur deutſche Jugend am Feuer eam ten alt e waſſenmenge e g e de dur e e ee been eden o reilſ 77 5 r Liebe und Opferbe— 0 eweckk würde. reitſchaft für das Vaterland ünk 11757 Jeder 5. Einwohner in der Schweiz beſitzt nicht wieder verlöſchen. entzünden und ein Fahrrad. pes ge D 8 0 2 eben enthalten ſind. Die Delegierten ſollen aufgefordert werden, ihre Anträge in ſo prä⸗ iſſer Form wie möglich in ihre Eröffnungs— ausführungen einzuflechten. Nach der Rede des Präſidenten, die etwa fünf Minuten ee wird die allgemeine Ausſprache krhffnet. ennie, 5 15 7722 ˙ A R — 4087 1 E 2 i 2 2 r. 0 2 Salsgewalten. u a eee Dann drehte er das Licht aus und ging hinaus. 1 0 ächzte leiſe: 190 ö „Wenigſtens dieſen Kelch laß an mir vorüber a 3 5 1 5 gehen, lieber Gott! Gib, daß das Furchtbare nicht Wahrheit wird, daß meine beiden Söhne ſich einander haſſen.“ e Bianke La Roſe betete inbrünſtig. Und während ſie ſo ſtill und einſam in dieſen Nachtſtunden mit ſich kämpfte, rang ſich endlich ein Entſchluß in ihr empor, der, erſt nur e e allmählich immer beſtimmtere Formen ahm, bis ſchließlich Bianke nur noch der eine Gedanke ace f eine Gedanke 0 a „Ich muß hin zu ihm, muß noch einmal mit ih 0 um, 3 m ſprechen. Ich muß ihm ſagen, daß nun, wo er endlich den Mut gefunden hat, den böſen Geiſt ſeines Lebens von ſich abzuſchütteln, mein Haß ausgelöſcht iſt. Ich muß ihn fragen, ob er auch heute noch an meine Untreue glaubt. Noch haben wir ihn nicht völlig ruiniert. Er ſoll ſeine Tage in Frieden verbringen. Nie darf ein Menſch erfahren. woher das Grundkapital meines Vermögens ſtammt, auch du nicht, Ralf Karell. Damals habe ich dich nicht belogen, heute werde ich es tun müſſen, wenn du mich fragſt, wer e e dazu lieh, dich zu ruinieren.“ anke erhob ſich und taſtete ſich zum Schalter. D n Dann ſtand ſie mitten im Zimmer und erhob die Arme. 1 9 8 55 e ſchufſt du den Haß? Warum u es zu, da mein Ki i 51 1 ch Kind zu ſolch einem Leben Zwei große Tränen ſchimmerten in den! ö T n dunklen A der Spanierin, 0 1 Dann murmelte ſie: „Wenn alles nur ein ſchrecklicher Traum geweſen wäre, 1 05 Herrn. Dem ſchien es doch gewaltig nahe zu gehen daß May Grensburne nun einem anderen gehören würde, e es zehnmal ſein Freund war. d er, Frederik Memply, hätte es ja auch ni 8 fü Er 5 h niemals für möglich gehalten, daß das mal ſo kommen könnte. Na, 906 war nun leider nicht zu ändern, aber ſchade war es natür⸗ lich, ſehr ſchade. Denn er, der alte Memply, hatte ja die 1 8 zarte May Grensburne auch immer ſo liebgehabt als zukünftige junge Frau ſeines verehrten Herrn. Der würde wohl nun nicht heiraten. N. . 775 Als hätte Reveloor die Gedanken ſeines alten Dieners dad e ſich plötzlich um und ſah den Alten lange ind ernſt an. Dann nickte er ein paarmal ſchw i Kopfe und ſagte langſam: e 1 5 hätten wir uns auch einmal anders gedacht, was 0 15 2 1955 15 9 nicht zu ändern. Wir wollen den eiden ihr großes Glück gönnen. Wir blei Jung⸗ eee eiben eben Jung⸗ Dem Alten ſtanden plötzlich Trä i 5 Nüden ſtanden plötzlich Tränen in den treuherzigen „Ach Gott, Herr Reveloor“, ſagte i 92 derr„ſagte er mit zitternder e en 1 0 1100 5 gnädige Frau Mutter wüßte, daß ſo einſam bleiben wollen und daß hi Kinderlachen erklingen ſoll!“ ee Reveloor ſchluckte; dann meinte i f render Stimme: er mit etwas flibrie⸗ „Pfui, Alter, ich glaube gar, du heulſt! Wir zwei haben uns immer ſo hübſch vertragen; f weiterhin ſo.“ gen; nun bleibt es eben noch 1 00 nickte. „Ja, ja, aber es iſt doch zu traurig. Sie hätte. ſchön zuſammengepaßt.“ g i 1 lächelte ſchwach. 0„Siehſt du, Alter, wie man ſich täuſchen k 1 Himmel hat es eben doch anders 1. Er drehte ſich wieder dem Schreibtiſ ht b u. Mem hatte begriffen. Er blickte ſich noch eam J e 1 — doch es war alles in Ordnung; er lonnte beim beſten Willen nichts mehr entdecken.(Fortſetzung folgt.) Fritzchens Lieblingsbeſchäftigung. f 9 Sch N 0 ſahren werden, als wenn ſie ſich freiwillig ent⸗ fernt hätte. Im Zivilprozeßverfahren kann daher auf Antrag des Prozeßgegners ohne Wenn man ſich vor Gericht ungebührlich beträgt. weiteres Verſäumnisurteil gegen ſie ergehen. Nur in Ausnahmefällen ſollte 19 den Ord⸗ nungsſtrafen geſchritten werden. Einem ſeiner Aufgabe gewachſenen Richter wird es auch e regelmäßig ohne die geſchilderten Zwangs⸗ Einem jeden iſt bekannt, daß die Entſchei⸗ dung irgendwelcher Streitigkeiten zur Aufgabe der Gerichte gehört. Doch iſt eine ordnungs⸗ mäßige und reibungsloſe Erledigung nur dann möglich, wenn alle am Prozeß Beteiligten, alſo 15 27 Biankes Gedanken wanderten, ſuchten Lu. J i 90 5 0 N 0 0 Vu. n wenige! W war ſein Hochzeitstag. Sie würde nicht dabei 16 önnen. 1e durfte ſeine junge Frau nicht an ihr Herz rücken. Sie mußte immer im Verborgenen bleiben, und 1 mußte den Weg der Unwahrheit weitergehen, und das wagt Borst bringen. Doch ſie hatte nie mehr ge⸗ vagt, ihm Vorſtellungen zu machen, nachdem er ihr ei 9 1 heraus erklärt hatte: f e „Ich kenne mich ſelbſt nicht mehr, weiß nicht, wie d ch f. f as 1 mich gekommen iſt. Ich weiß nur, daß ich ein Ende ait mir mache, wenn irgendein Umſtand eintritt, der mich Mit Mitteln in der ohne„l“ eee e e 1 10 0 I. 5 1 i ä J i Fährt bald man erſter mit dem„l“. i 1100 ee geſcaf d ee 5 ö 8 ein geſchaffen. U i N 9 ff Ind konnte nicht Ein Dämon im Zimmer ſchien ho 9 e ſchien hohnvoll zu lachen und „Gut werden, Bianke? Täuſche dich doch nicht! D Jan 22 2 2 22 Wi 910 0 5 Glück nicht zwingen, dir und deinen Söhnen zu »Ich kann nicht mehr kämpfen! Alles m i g 0 ö uß werden, wie 905 Schickſal es beſtimmt“, ſagte ſie leiſe, und die Sorge m 5 05 5 ſtieg wieder auf. „War es nun nicht gut, daß May nie hierherko würde? Wie hätte das werden ſoll 1 85 f a J s w en? b aus dem ich erwachte i i it i 15. Tenot, 17, Eis, ic, Hal 20 fig Hau dieter, fa Die Tür wurde aufgeriſſen, ſo daß ſie etſchrocken zu- und nie ian der dine m wergeiben. e 22. Neger, 23. Meſſe, 25. Irma, 27. Dank. g et Arthur Karell blickte ſich ſcheu um. Er ſah 10 1 5 Verhandlung beteſtigt, ſo kommen dieſe Vor- unmöglich, ausgiebig und regelmäßig zu eſſen. 1 die im Seſſel ſitzende dunkle Geſtalt der Mutter nicht. 8 Me 50 ſchriſlen fürs! u nicht 10 dane Daneben Viele könen den ganzen Tag über leine warme Auflöſung des„Rätſe 1s*: 1 das Bird auf und drückte es an ſeine Lippen, fab 5 dar nes. beer 0 e 0 aalen ib dale tann das Gericht gegen Parteien, Beſchuldigte, Mahlzeit einnehmen. Während der warmen Kaſſe— Klaſſe. g toller Raſerei. a den K kin ſen 190 0 est Frei Weir glich en Kopf in ſeine Hände geſtützt. Frederik Memply ſchlich eugen, Sachverſländige oder an der Verhand- Jahres eit iſt das nicht ſchlimm. Im Winter i 9 8 a 0 unselelt 10 e die ſich in der 5 kt dleſe ebensweiſe manchmal zu Geſund⸗ e 1 W Welne Erfindung, ſie ſoll mir helfen. Müchtig will ich geräuſchlos im Zimmer herum und ſchaſfie etwas Ord- 5 ren Eros— Roſe nung. Dabei warf er ab und zu einen mitleidigen Blick auf Rätſel. Reimrätſel. Nimm vom Worte den Kopf, ſetz ihn hinten an, Gleich wird aus dem Gotte eine Blume ſodann. Vor allem aber ſind wir durch unſere neuen Erkenntniſſe in die Lage verſetzt, die Ent⸗ ſtehung der Krebskrankheit über⸗ Benehmen vor Gericht zu verhindern und für ö die Aufrechterhaltung der Ordnung Sorge zu Woran liegt das? Häufig iſt eine unregel⸗ tragen. Welche Mittel er 7 e ee h e Jensch 8 gantz us f i in ſeinem Ermeſſen. Er kann insbeſondere Der men m die Situng 1 0 Uhr zu vergleichen. Das Wichtigſte iſt Regel⸗ 9 Ful die Sitzung aufheben oder zeitweilig unter⸗ lit 5 l eechen dei Zühstert on räumen laſſen. mäßigkeit; am wohlſten fühlen wir uns, wenn Auch können Parteien, Beſ uldigte, Zeugen, wir immer zur leichen Zeit eſſen, die gewohnte Sachverſtändige oder an der erhandlung un⸗ Zeit zu Bett gehen und ſ lafen. Jules zur ge⸗ beteiligte Perſonen, die den zur Aufrecht⸗ regelten Zeit. Wie ein 8 under Menſch regel⸗ erhaltung der Ordnung erlaſſenen Befehlen zu⸗ mäßig atmet, verdaut un ſeine ſonſtigen Funk⸗ widerhandeln, durch Beſchluß des Gerichts aus tionen verrichtet, ebenſo muß dem Körper ganz dem Sitzungsſaal entfernt und zur Haft ab⸗ gate vornehmlich Schlaf und ahrung geführt werden, die jedoch 24 Stunden nicht zukommen. a überſteigen darf. Iſt ein Rechtsanwalt an der“ Oft iſt es durch den Lebenskampf, den Beruf Auflöſung des„Kreuzwort⸗Rätſels“: Waagrecht: 1. Pauke, 4. Leute, 8. Renz, 9. Anis, 10. Ort, 11. ges, 12. Baer, 15. Tara, 16. Raeuber, 19. Niſan, 21. Miſſion, 24. Ries, 26. Rede, 28. Art, 29. Gas, 30. Amen, 31. Lens, 32. Larve, 33. Harke. f Senkrecht: 1. Probe, 2. Aera, 3. Unter, 5. Ungar, 6. Tier, 7. Eſſay, 13. Manis, 14. Ruſſe. l. ſein, viel m Sitzung ungebührlich au vorbehaltlich heitsſchädigungen. Wer zu einer unkegel. Viel mächtiger als er mit ſeinet Kraft und Schönheit.“ 35 dente en Verse eng ene bee mäßigen Lebensweiſe gezwungen iſt, ſollte zum ſe. f chönheit 92 2 0* D Görings Triumphfahrt Mit dem Peinzen Philipp durch Heſſen⸗Naſſau. Kaſſel, 10. Juni. Die Fahrt des preußiſchen Miniſterpräſi⸗ denten Hermann Göring mit dem neuen Ober⸗ präſidenlen der Provinz Heſſen-Naſſau, Prinz Philipp von Heſſen, durch Heſen⸗Naſſau ge⸗ ſtaltete ſich zu einer Triumphfahrt. Schon in Kaſſel ſtanden auf dem ganzen Wege die Menſchen zu beiden Seiten kilo— meterweit Spalier. Im Städtchen Gudens— burg wurde Göring der Ehrenbürgerbrief der Stadt überreicht. Von Ort zu Ort wieder- holten ſich die Huldigungen aller Art für den Miniſterpräſidenten. Nach kurzem Aufenthalt in Fritzlar ging es weiter über Jesberg nach Gilſersberg, wo Schwälmerinnen in ihrer maleriſchen Tracht mit der eigenartigen Kopfbedeckung mit dem langen Kittel und dem roten Kragen, die Männer mit dem Zweiſpitz die Gäſte begrü— ßen. Ueber Josbach und Schwarzen— born wird die Untverſität Marburg er⸗ reicht. Auf der Burg läßt ſich Hermann Göring die Reichswehroffiziere, die Profeſ— ſorenſchaft und den Magiſtrat vorſtellen. Dann ſchreibt er mit kraftvoller Hand ſeinen Na— menszug in das goldene Buch der Stadt. Dann ging die Triumphfahrt durch das Heſſenland weiter. Die Begeiſterung war ſo ungeheuer, daß die Wagen oft von Meu— ſchenmaſſen umringt waren, die dem Mini⸗ ſterpräſidenten ihre Hände entgegenſtreckten. Det Zug erreicht Biedenkopf, dann fos⸗ gen Breidenſtein, Holzhauſen, Goͤn⸗ nern und Hirzenhain, wo die Segel⸗ flieger ihre Apparate aufgeſtellt haben. In Oberſcheld und Dillenburg wird dem Miniſterpräidenten der Ehrenbürgerbrief über⸗ reicht. Dann fahren die Wagen in die alte Stadt Wetzlar. Wieder begeiſterter Emp⸗ fang, Ehrenbürgerbrief und andere Gaben wer— den dem Miniſter überreicht. Immer wieder muß er ſprechen, immer wieder die ſchwieligen Fäuſte drücken. In Weilburg begrüßt eine Regiments⸗ kapelle den Zug. Nach kurzer Raſt in Uſin⸗ gen kommen die Gäſte nach Wehrheim. Bad Homburg und ſchließlich nach Frank— furt a. M., wo ſich trotz der vorgerückten Stunde(es war bereits 11 Uhr abends) noch viele Menſchen auf den Straßen aufhiel— ten, um den hohen Beſuch zuzujubeln. Im Kurfürſtenſaal des Rathauſes hatten ſich die Spitzen der Behörden und der Ge— ſchäftswelt rekamme t. Oberbürgermeiſter Dr. Krebs beg eüßte den Miniſterpräſidenten, ben Oberpräſidenten ſowie den Reichsſtatthalter Sprenger. Miniſterpräſident Göring würdigte die Ver⸗ dienſte des beauftragten Oberbürgermeiſters Dr. Krebs und überbrachte ihm gleichzeitig die Beſtätigung als Oberbürgermeiſter der Stadt Frankfurt a. M. Anſchließend fand ein Eſſen zu Ehren des Miniſterpräſidenten ſtatt, in deſſen Verlauf Oberbürgermeiſter Dr. Krebs das Wort zu einer Begrüßungsanſprache ergriff. Er hatte aus den verſchiedenen Unterredungen mit dem Miniſterpräſidenten die Ueberzeugung ge⸗ wonnen, daß ſich die Stadt Frankfurt a. M. der beſonderen Wertſchätzung des Miniſter⸗ präſidenten erfreue. Bereits in Kaſſel habe Göring zum Ausdruck gebracht, daß er die Provinz Heſſen⸗Naſſau als den Mittelpunkt der preußiſchen Provinzen betrachle. In die⸗ ſer Provinz ſtelle aber die Stadt Frankfurt a. M., die Vaterſtadt Goethes, den Mittel⸗ punkt dar. Miniſterpräſivent Göring dankte dem Ober⸗ bürgermeiſter für die Verleihung des Ehren⸗ bürgerrechts. Dieſe alte Stadt mit ihrer rei⸗ chen geſchichtlichen Vergangenheit ſei ihm in den letzten Jahren deſonders ans Herz gewach⸗ ſen. Miniſterpräſio ent Göring verſicherte, daß er ſowohl als auch der neue Oberpräſident ihre ganze Kraft einſetzen werden, um die Stadt Frantfurt zu unterſtützen im Kampf um die alte Stellung. Mit einem Siegheil auf den Führer Adolf Hitler ſchloß Miniſter⸗ präſiden! Göring ſeine Anſprache. Reichsſtatthalter Sprenger lprach vom Balkon des Roemer einige Worte an die SA und SS. Die Fahrt habe gezeigt, daß heute der Wahn einer Mainlinie endgültig vorbei ſei. Der Nationalſozialismus habe den Main zu einer Verbindungslinie gemacht. Die Verbindung der beiden Gaue Heſſen und Heſ— ſen⸗Naſſau unter ſemer Führung habe die Brücke geſchlagen zwiſchen Norddeutſchland und Süddeutſchland. Und ſo wie der Rhein niemals eine Grenze ſein dürfe, ſo müſſe auch der Main für ewig ein Bindeglied ſein. Miniſterpräſident Göring ergriff zum Schluß noch einmal das Wort. Er ſchilderke die tiefen Eindrücke dieſer Fahrt. Ein beſon⸗ deres Erlebnis ſei für ihn die Vegeiſterung der Jugend geweſen, die in allen Städten und Dörfern die Straßen umſäumte und ihm zujubelte. Das Deutſchland- und das Horſt-Weſſellied beendeten die eindrucksvolle Kundgebung. Ans Heſſen und Naſſau 60 Jahre Tierſchutzverein für Heſſen. Darmſtadt, 10. Juni. Der Tierſchutzverein für Heſſen kann am Sonntag., den 5. Juli us dem Nach der Paraphierung des Viererpaktes. Die von ihren Mächten bevollmächtigten Unter⸗ zeichner des Viererpak⸗ tes:(von links nach rechts) Botſchafter von Haſſell, Muſſolini, der engliſche und der fran⸗ zöſiſche Botſchafter. in Darmſtadt in der Turnhalle am Woog⸗ platz die Feier ſeines 60jährigen Beſtehens abhalten, die mit der Hauptverſammlung ver⸗ bunden ſein wird. Bei der Jubiläumsfeier wird Oberſchulrat Ringshauſen, der neue Vor⸗ ſitzende des Vereins, eine Anſprache und Ober— reallehrer Franl-Darmſtadt den Feſtvortrag halten. * Daemſtadt, 10. Juni.(„Dir.“ Schäfer feſtge nommen). Handelslehrer Hermann Schäfer, der ſeinerzeit als nationalſozialiſtiſcher Landtagsabgeordneter„Dr.“ Schäſer aus Of⸗ fenbach in den heſſiſchen Landtag gewählt wurde und deſſen Verrat des ſogenannten Borheimer Dokumentes großes Aufſehen im In- und Ausland erregte, wurde von der heſſi⸗ ſchen Polzei in Frankfurt in Schutzhaft ge— nommen und nach Darmſtadt überführt. Darmſtadt, 10. Junt.(Der neue Lei⸗ ter der OP D. Darmſtadt.) Nach einer Verfügung des Reichspoſtminiſteriums über⸗ nimmt mit Wirkung vom 12. Juni ab Ober⸗ poſtdirektor Karl Wiegand in Frankfurt a. M. die Leitung der Oberpoſtdirektion Darm⸗ ſtadt. Der neue Direktor iſt ein Sohn des ver⸗ ſtorbenen Oberpoſtmeiſters und ſpäteren Bür⸗ germeiſters von Heppenheim, A. Wiegand. Bilderbuch des Lebens Eine Frau, die ihren Mann ſtellt— das Mißverſtändnis „Angenehme“ Gäſte— Das ſchlechte Gewiſſen An einem Wettmarſch, der über 30 Kilo— meter ging, beteiligte ſich dieſer Tage in der auſtrallſchen Stadt Sydney auch eine Groß⸗ mutter von 55 Jahren. Als ſie auf dem Sportplatz erſchien, wunderte man ſich all⸗ gemein, daß die Dame in einem recht alter⸗ tümlichen Kleide, das zudem noch bis über die Knöchel ging, ſtarten wollte. Man wun⸗ derte ſich aber noch mehr, als Oma mit den fünf erſten Läuferinnen durch Ziel ging. Es wurde ihr ein beſonderer Ehrenpreis ge— ſtiftet, den man im Programm nicht vor⸗ geſehen hatte. Oma lehnte ihn lächelnd ab und ging ganz beſcheiden nach Hauſe. Sie wollte, ſo ſagte ſie— ihren jungen Freun⸗ dinnen nur zeigen, daß die ältere Genera— tion ebenſo ihre— Frau ſteht. 5 Nicht ihren Mann geſtanden hat eine junge Frau in der engliſchen Grafſchaft Che— ſter in dem Augenblick, als ſie getraut wer⸗ den ſollte. Die Handlung war ſoweit gedie— hen, daß der Geiſtliche den Brautleuten die Frage ſtellen wollte, ob ſie ſich auch wirk⸗ lich haben wollten. Zum größten Erſtaunen antwortete die Braut mit einem lauten „Nein“. Die nun folgende Aufregung ver— mag man ſich leicht auszumalen. Am mei— ſten war jedoch die Braut von ihrer Ant⸗ wort betroffen, die weinte und beſchwor, daß ſie nie und nimmer daran gedacht habe, „Nein“ zu ſagen. Aber es nützte ihr nichts, daß ſie durch ein dauernd wiederholt„Ja“⸗ Beteuern die Situation zu retten ſuchte. Der Geiſtliche brach die Trauung ab. Am fol⸗ genden Tage wurde ſie jedoch trotzdem voll⸗ zogen, denn noch heute weiß ſich die Braui nicht zu erklären, warum ſie eigentlich Nein geſagt, wo ſie doch Ja gemeint hatte. Ob das Lampenfieber ihr die Zunge verdreht hat oder ob ſie anders geſagt als gedacht oder anders gedacht als geſagt hat iſt nicht feſtzuſtellen. Aber kleine Urſachen große Wirkungen. Das Mißverſtändnis iſt noch⸗ mals beſeitigt worden, und die Braut hat erreicht, was ſie erreichen wollte. 5 Glücklicherweiſe treten auch Mißverſtänd⸗ niſſe ein, die weſentlich einfacher liegen, ja, ſogar einen heiteren Charakter tragen. Kam da kürzlich in ein Finanzamt der nördlichen Oberpfalz ein Bäuerlein, um ſeine totale Unfähigkeit, eine Steuer zu bezahlen, durch Belege uſw. zu beweiſen. Zudem war der Petent ziemlich taub. Da alle Möglichkeiten einer ane hg in Raten von dem Bäuerlein durch ein energiſches Kopfſchüt⸗ teln abgelehnt wurden— die Unterhaltung mußte ziemlich laut geführt werden— ſchrie der Beamte ſeinem Gegenüber ins Ohr: „Dann müſſen wir ſie halt niederſchlagen (nämlich die Steuern).“ Darauf energiſcher Proteſt des Bauern: Lieber bettle er pfen⸗ nigweiſe die Steuer zuſammen, ehe er ſich niederſchlagen laſſe! Lautes Lachen des Be⸗ amten, in das der Bauer ſpäter auch ein⸗ ſtimmte, als ihm eingehend erklärt wurde, das„Niederſchlagen“ ſei nicht ſubjektiv, ſon⸗ dern objektiv zu verſtehen. Das Wort„niederſchlagen“ hat immer einen üblen Beigeſchmack, man neigt dazu, wenn man es hört, an Räuber und ähnliche Individuen zu denken, die alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfeſt iſt. So unter⸗ nahm dieſer Tage eine Geſellſchaft aus Düſ⸗ ſeldorf von faſt 60 Perſonen eine Rhein⸗ tour. In Niederbreiſig nahmen die Teilneh⸗ mer in ſpäter Stunde in einem Hotel einen Imbiß. Während ihres Aufenthaltes be⸗ nahmen ſie ſich wie die Räuber und ſtahlen, was ihnen in die Hände fiel. Aus der Küche holten ſie ſich den ganzen Feſtbraten und Küchengegenſtände. Eine große Anzahl Tiſchdecken, Weingläſer und andere Sachen hießen ſie mitgehen. Aus einem Perſonen⸗ auto, welches vor dem Hotel ſtand, erbrach man die Koffer und ſtahl eine Schreibma⸗ ſchine, Kleider, Toiletteartikel uſw. Die Po⸗ lizei konnte die geſtohlenen Sachen wieder Horbeiſchaffen. „Abhandengekommene“ Sachen bekomm man ſelten ohne Hilfe der Polizei zurück, wenn man ſie überhaupt zurückerhält. Aber manchmal kommt es doch vor, daß Leuten das Gewiſſen ſchlägt und ihnen keine Ruhe läßt, bevor ſie nicht ihre Schuld wieder abgetragen haben. So erlebte kürzlich ein Landwirt in einer württembergiſchen Ort⸗ ſchaft eine Ueberraſchung. Durch die Poſt wurde ihm ein Geldbetrag zugeſtellt, der ihm vor etwa dreißig Jahren, als er ſeiner Militärpflicht genügte, auf ungeklärte Weiſe abhanden kam. Der Abſender ſchrieb ihm folgende Mitteilung:„Lieber Kamerad: Veim aktiven Militärdienſt haſt Du einmal Deinen Geldbeutel verloren. Ich habe ihn zwar nicht gefunden, aber mit anderen Ka⸗ meraden das Geld verbrauchen helfen. Es läßt mir nun keine Ruhe mehr, es Dir zu⸗ rückzuerſtatten. Verzeihe, daß ich die Schuld habe ſo lange aufleben laſſen. Mit Gruß Dein Kamerad St“ Man ſieht immer wieder, ein ſchlechtes Gewiſſen iſt kein ſanftes Ruhekiſſen. Hans Dampf. Schmeling geſchlagen Max Baer ſiegt in der 10. Runde ent⸗ ſcheidend. ö Newyork, 9. Jun. Der mit Spannung erwartete Schwer ge⸗ wichtskampf zwiſchen dem früheren deutſchan Weltmeiſter Schmeling und dem Amerilaner Max Baer am Donnerstag abend im Rew⸗ horker Yankee⸗Sigdion endete vor 65 009 Zu⸗ ſchauern mit einer überraſchenden Niederlage des Deutſchen. Schmeling wurde in det 10. Runde von ſeinem Gegner mit einem ſchwe⸗ ren Rechten bis„Neun“ auf die Bretter ge⸗ ſchlagen und als er ſich vollkommen benommen wieder erhob, ſtoppte der Ringrichter den Kampf und erklärte Baer zum Sieger durch techniſchen Knockout. Der Kampftag, für den Jack Dempfer der antwortlich zeichnete, geſtaltete ſich zu einem großen Erfolg in jeder Hinſicht. Dempſen hat mit ſeiner Veranſtaltung rund 300 000 Dotlar eingenommen. Unter den Zuſchauern bemerkte man zahlreiche Perſönlichkeiten des öffentlichen Lebens und auch der frühere Weltmeiſter Fene Tunney war anweſend. Der Höhepunkt der Spannung war erreicht, als die beiden Kämpfen allen Seiten ſtürmiſch begrüßt, im Rin; ſchienen. Schmeling war um etwa 13 b leichter als der Halbjude Baer, der doch am letzten Tage ſechs Pfund abgenagemen. hatte und noch 184 Pfund auf die Tage brachte. der Verlauf des Kampfes Der Kampf ſelbſt geſtaltete ſich zu einem der erbitterſten Gefechte, die man je in Neo york erlebt hat. Schon gleich in der enten Runde, die von beiden ſehr vorſichtig begonnen wurde, landete Schmeling einen Volltreffte in das Geſicht Baers, deſſen Naſe wie schon im Training ſofort zu bluten begann. Baer, deſſen techniſches Können erheblich unter dem ſeines Gegners ſtand, arbeitete vorneh ch mit langen Schwingern, die jedoch nicht in ner die gewünſchte Wirkung hatten. Der Af laner ſuchte aber ſtändig den Kampf bald entwickelten ſich wilde Schlagwechſel, die die Zuschauer mitriſſen. Der Kampf nicht nur im Ring, auch auf den entſtand eine große Bewegung, teilweiſe ent, ſtanden ſogar Schlägereien, denn das Publi⸗ kum feuerte die Boxer immer wieder. mit lauten Zurufen an. In der fünften Runde verſuchte Schmelng die Entſcheidung zu erzwengen; er dringt ent⸗ ſchloſſen auf den Kalifornier ein und überſchüt⸗ tet ihn mit einem Hagel von Schlägen Baer verſchafft ſich jedoch mit einem Volltteffet auf das ünke Auge des Deutſchen wiedet Luft und kann auch die Runde noch gewinnen, da Schmeling, deſſen Auge ſich zu ſchlie en beginnt, ſich gezwungen ſieht, vorſichtiger zu arbeiten. 1 Nachdem nun Schmeling allmählich die Oberhand gewinnt, greift Baer zu atterhand unfairen Mitteln und wurde vom Ringrichter Donovan wegen Schlagens mit dem 8 rücken in der ſechſten und ſiebten Runde warnt. Schmeling hatte bereits ſechs Ku den für ſich gebucht als die für ihn a det hängnisvolle zehnte Runde begann. Die Entſcheidung Ermutigt durch ſeine Erfolge ſetzte der Kalifornier ſeine Angriffe in ſtürmiſchem Tem⸗ po fort. Seine Kopftreffer, die Schmeling nicht alle kontern kann, hinterlaſſen bei dem Deut⸗ ſchen ſichtliche Wirkung. Bevor Schmeling noch weiß, was ihm ge⸗ ſchieht, gelingt es Baer, einen ſchweren Rechen zu landen, der Schmeling bis auf die Brei⸗ ter wirft. Das Haus iſt jetzt in höchſter Er⸗ regung und feuert Baer ſtürmiſch an, als ſich der Deutſche bei„Neun“ noch ziemlich be⸗ nommen vom Boden erhob. Baer nutzte ſeine Chance weidlich aus, er überſchütlete den Deut⸗ ſchen mit einem Hagel von Schlägen, und zel fellos hätte er Schmeling auch k. o. geſchlagen, wenn nicht der Ringrichter eingegriffen und den Kampf, der in der 10. Runde 1:51 ge dauert hatte, zu Gunſten des Kaliforniens 6 b⸗ gebrochen hätte.. Durch dieſen Kampfausgang dürften Sch lings Hoffnungen, jemals wieder zu eite Titelkampf mit Sharkey zu kommen, endgül tig begraben ſein. Nach dem Kampf Schmeling kam erſt in ſeiner Ecke aag⸗ ſam zur Beſinnung, war jedoch im Umllefde⸗ raum wieder völlig klar. Außer ſeineſſ ge ſchwollenen Auge wies er keine Verletzungen auf. Schmeling erklärte, daß ihm die Schläge ſeines Gegners bis zur zehnten Runde weng angetan hätten. Er glaubt, daß in eerſter Linte die ungewöhnlich große Hitze ihm einen verhängnisvollen Streich geſpielt habe. Der glückſtrahlende Steger Baer erklärte, daß er nach ſeinem erſten ſchweren Schlag mit der Rechten gewußt habe, daß er den Kampf gewinnen würde. 1 Nach Schluß des Kampfes wurde Schi ling ebenſo wie beim Betreten des Ringes ſtürmiſch gefeiert und trotz ſeiner Niedertag⸗ wird der Deutſche dank ſeiner tapferen Hal tung bald wieder Gelegenheit bekommen, ſeine Nieberlage wettzumachen. 8 Trihnnen n 0 Das deutſche Volk hat ſich wieder auf ſich ſelbſt beſonnen; es iſt nach dem Sehnſuchtsſchrei von Millionen erwacht, es hat mit der Natur Schritt gehalten und zugleich mit dem Aufkeimen und Blühen in der Natur da draußen in ſeinem Innern eine Wandlung vollzogen, die wieder Mut zum Leben atmet. Mit dem Tage der nationalen Erhebung iſt es aufgeſtanden zu neuen Taten, hat Gemeinſchaftswillen bekundet, will im Innern erſtarken, um nach außen hin die Weltgeltung zurück⸗ zuerobern. 5 In dieſem gigantiſchen Kampfe mit und um ſich ſelbſt darf es nun aber, nachdem die gefährliche Kriſis des Erſchlaffens mit beiſpielloſer Einmütigkeit überwunden werden konnte, keinen Stillſtand geben, kein ſattes Begnügen an dem„Es iſt erreicht!“— nein, jetzt gilt es, mit verdoppelter Wucht die Poſition nicht nur zu halten, ſondern den deutſchen Ge⸗ danken vorwärts zu treiben, bis auch der letzte Zweifel behoben, das letzte Anſteigenwollen der Fieberkurve niedergehalten, bis die Syntheſe des hiſtoriſchen Großdeutſchlands mit dem neuen, zur Größe ſtrebenden Jungdeutſchland reſtlos vollzogen iſt. Hindenburg und Hitler Valen ſich die Hände gereicht! Noch immer haben ſich die Wolken von Verſailles über den deutſchen Gauen nicht verzogen, immer noch maßt ſich eine, wenigſtens dem Namen nach, fortbeſtehende Entente cordiale an, dem Deutſchen Reiche auf Grund falſcher und böswilltger Vorausſetzungen vorſchreiben zu wollen, mit welchen Kräften es ſeinen Beſtand ſichern darf. Aber nun iſt die Zeit vorbei, jetzt läßt ſich das einſt ſo brutal entmilitariſierte, im Frühling 1933 ſpontan geeinte Deutſchland nicht mehr auf Vorſchriften, Bevormundungen ein— will, allen verſteckten inneren Wider⸗ ſtänden zum Trotz, den begonnenen Staatsneuaufbau vollenden. In vorderſter Linie hat die Jugend an dieſem Werke zu arbeiten. Die Erfahrung der Alten wird die Jungen leiten. Jeder Arbeit muß eine Vorarbeit vorangehen, und dieſe Vorbereitung iſt es, die gar nicht gründlich und ſorgfältig genug betrieben werden kann. Unſere Jugend, die unſere ganze Hoffnung und Zukunft iſt, muß durch die Weisheit älterer Führer vor dem Verhängnis bewahrt bleiben, ſich in Haſt und Ueberſchwang ein brüchiges Gebäude zu bauen; unſere Jugend muß diszipliniert, nicht nur körperlich ertüchtigt, ſondern auch geiſtig gedrillt werden, um dem Vaterland in Treue dienen zu lernen. Erſt wenn dieſe Vorbedingung erfüllt iſt, dann darf ſich auch die Jugend zum Wort melden und Führerſtellen be⸗ kleiden: erſt wer gehorchen gelernt hat, kann ſpäter befehlen! Das hat der greiſe Hindenburg denen zugerufen, die erſt flügge werden wollen! Was aber fehlt dem deutſchen Volke noch an dem Vermögen, ſich ſelbſt wieder groß zu machen? Ihm fehlt die Waffe in der Hand! Und da iſt es der Wehrſport, der als Retter in der der Not und aus der Not erſcheint! Gewiß, wir haben wohl noch eine Wehr, und deutſcher Sport darf ſich in der Welt ſehen laſſen; aber die Zuſammen⸗ faſſung beider Begriffe iſt jetzt erſt Tat geworden: Jungmannen marſchieren in Reih und Glied ſchritt durch das Gelände, den tiſche Bluſe gekleidet, auf dem Kopfe die Mütze ohne Rand, das Koppel umgeſchnallt, den 00 auf dem Buckel, Gas⸗ maske und Kartentaſche an der Seite, die Füße in Gamaſchen gebunden, die derben Schuhe vorſchriftsmäßig benagelt und „bezweckt“. Das iſt das Bildnis der Wehrſportjugend, wie man ſie ſo oft nach vollbrachtem Dienſt alte und neueſte Marſch⸗ 185 rhythmiſch ſingend, ſehen und hören kann. er lung in bisherigen Auffaſſungen dar— der Wehrſport iſt keine Pflichtfach zum Weiterträger Sinn und Endziel! mit ſeſtem Tritt im Gleich⸗ Dienſt?! Der Begriff des Dienens, Oberkörper in eine leichte prak⸗ des deſſen, was der bequeme Egoiſt ſo gern und von ſich einge⸗ nommen ſein Ich nennt, der Be⸗ griff des Da⸗Seins für andere, wird dem jungen Wehrrekruten gleich von Anbeginn an ein⸗ 1 getrommelt: Lernen und Ueben, ehrſport ſtellt auch für ſich eine völlige Umwand⸗ das Agęndertc beim iſt nicht die Pflege des Ich, ſondern die Hingabe an und für den Staat— der Wehrſport ſoll als Offenbarung das Erlebnis des Opfers und des Dienſtes für andere bringen— kurz, der Staat übernimmt fortan die Sorge um die körperliche Er⸗ tüchtigung unſerer Jugend, während die Sportvereine ledig⸗ lich als ausführende Organe anzuſehen ſind. Der junge Sportler, der bisher nur ein Eigenleben führte, ſoll zum deut⸗ chen Soldaten, vorgebildet und vorgedrillt im ſtaatlich organi⸗ erten Wehrſport, erzogen werden— der Wehrſport iſt die orſchule zur Wehrpflicht! Deutſchland hat niemals, trotz des Schmachdiktats von Verſailles, trotz der handgranatengeſicherten Spürtätigkeit der eingeſetzten Schnüffelkommiſſionen, trotz der landesverräte⸗ ciſchen Umtriebe der Kommuniſten und marxiſtiſchen Liebe⸗ dienereien— Deutſchland hat niemals aufgehört, ein wehr⸗ williges Volk zu ſein. Auch nach dem Kriege nicht! Im friedlichen Stellungskriege hat Deutſchland Sappe um Sappe vorgetrieben und iſt im Herbſt vorigen Jahres mit 119 0 ſtillen Minierarbeit ſo weit vorgedrungen, daß unſer eichspräſident von Hindenburg durch einen Erlaß das Reichskuratorium für Jugendertüchtigung ins Leben rufen konnte. Die Jugend ſollte geſtählt, ſie ſollte wieder zur Zucht und zum Gehorſam erzogen werden, ſie ſollte Ord⸗ nungsliebe, Kameradſchaft und Opferbereitſchaft aufs neue lernen und liebgewinnen. Am 5. April 1933 wurde der Reichs⸗ arbeitsminiſter und e eee Franz Seldte zum Vorſitzenden dieſes Kuratoriums beſtellt, während am gleichen Tage der frühere Stahlhelmlandesſührer Major a. D. Neuville als Nachfolger des vor kurzem verſtorbenen Generals Stülpnagel die Wehrſportbewegung als Führer unter ſeine Fittiche nahm. Durch dieſes Reichsgeſetz iſt der Wehrſport aus einer privaten Liebhaberei um des Vaterlandes willen zu einer Staatsangelegenheit geworden, die nunmehr raſch organiſches Auf⸗ und Durchwachſen erfahren dürfte. Was bisher ſchon geleiſtet und ſtaatlich erfaßt werden konnte, berechtigt zu der Annahme, daß in abſehbarer Zeit der ganze Betrieb ſtraff geregelt iſt, und daß der Wehrſport der politiſche Faktor wird, mit dem das Ausland ſehr ernſthaft zu rechnen hat; denn der Wehrſport, es ſei hier nochmals herausgeſtellt, liefert zwar noch keine ſchlagfertige Wehrmacht, aber er iſt das Training zum ſpäteren Soldaten— der Wehrſport adelt den reinen Sport zur Wehr. 7 17 Gewohnheit, herein in das freie Gelände und in das All neuer Offenbarungen— das iſt der Umſchwung! Da wird einzeln, in Gruppen und in Zügen in voller Aus⸗ rüſtung, bei beſonderen Gelegenheiten mit 25 Pfund Sand extra beſchwert, gelaufen und geſprungen, da müſſen ſie die Arme werfen und die Wellen teilen lernen, da gibt es keine Uebung, die nicht durchgeturnt wird, da heißt es marſchieren, kriechen, zrobben“, aufſpringen und hinlegen, zielen, ſpähen, fern⸗ ſchätzen, ſtreifen, melden und Karten zeichnen können, da gibt es keinen Stein des Anſtoßes, keinen zu hohen Berg, keinen zu tiefen oder breiten Graben— alles muß bezwungen werden! Und wenn dann die Kolonnen heimwärts ſchleichen und die Knochen faſt einzeln aus dem Leim zu gehen drohen, dann winkt noch Stubendienſt und Inſtruktion; denn der junge Menſch muß an Sauberkeit und Ordnung, an Selb⸗ ſtändigkeit und Sinn für Gemeinſchaftsdienſt gewöhnt werden. und darf ſich dabei vor keiner, auch noch ſo ſchmutzigen und primitiven Arbeit ſcheuen. Ob er nun Wach- oder Küchendienſt „übt“, ob er auf Kammer oder in der Schreibſtube zu tun hat, ob er auf dem Schießſtand zielt und feuert oder winken und morſen muß— alles gehört zum Dienſt, wie Eſſen und Schlafen. In der Inſtruktionsſtunde heißt es gewaltig auf⸗ paſſen; denn Themen über Flora und Fauna, über Geſchichte oder Kleinkaliberſchießen, über alles, was in mehr oder minder leicht erkennbarem Zuſammenhang mit Vaterland, Wehrſport und Jugendpflichten ſteht, über alles muß er Klarheit ge⸗ winnen und klar berichten können. Aus dem unfertigen Jüng⸗ ling ſoll ein ganzer Mann werden, der zwar noch nicht„ge— fechtsklar“ im Sinne frontſoldatiſchen Erforderniſſes iſt, aber doch als ſchon ſo ertüchtigt gelten darf, daß er ſich ohne Scheu ſpäter zum wirklichen deutſchen Soldaten ausbilden laſſen kann. Wehrhaft ſoll die deutſche Jugend werden, wehrhaft nicht um des Krieges, ſondern um des Friedens willen. Si vis pacem, para bellum! Willſt du den Frieden, rüſte den Kriegl, das iſt die Lehre, die hinter und in allem ſteckt. Der alte junge Deutſche ſoll innerlich vollſtändig umgewendet werden, der neue junge Deutſche ſoll durch den Wehrſpor: nicht parteipolitiſch, wohl aber bewußt politiſch zum Glauben an ſein Deutſchtum und Vaterland erzogen, er ſoll ein auf den Staat gerichteter leiſtungsfähiger Menſchen werden und kein undeutſches, ſchwächliches Mutterſöhnchen bleiben.“ Das will unſer Reichspräſident von Hindenburg, das er- ſtrebt unſer Volkskanzler Adolf Hitler, das muß jeder Deutſche Leicht wird es den jungen Leuten, die ſich zum Wehrſport melden, keinesfalls gemacht. Die Mannſchaften, die ſich aus Mitgliedern der S. A., des Stahl⸗ helms und des Kyffhäuſerbundes, der bündiſchen Jugend, aber auch ſelbſt erſehnen und erarbeiten. Darum heiße die Loſung: Durch Wehrſport zum großen freien Deutſchland! Gustav Stange. aus Angehörigen der Turner⸗ ſchaft, nationaler und religiöſer Verbände, und nicht zuletzt aus den Reihen ſtudentiſcher Ver⸗ bindungen zuſammenſetzen, haben eine oft harte Dienſtzeit durchzu⸗ machen. Vereinigt werden ſie alle, die 18 bis 35 Jahre zählen (ſpäter wird die„Altersgrenze“ auf 26 Jahre herabgedrückt), kommen zunächſt regelrecht auf Schule, nämlich in eine der ſiebzehn Schulen des Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung, die in ganz Deutſchland zu finden ſind, um hier in Kurſen von ſechs Wochen ganz gehörig theoretiſch und prak⸗ tiſch geſchliffen zu werden. Die Schulen ſind in der Form von Internaten eingerichtet, in denen das Arbeitsgebiet ſich wie von ſelbſt in Innen⸗ und Außen⸗ dienſt gliedert. In ihnen ſind jedesmal drei bis vier Züge mit den nötigen Untergruppen, im ganzen durchſchnittlich 240 Wehr⸗ ſportler, untergebracht. Im Spät⸗ ſommer werden dann die Ergeb⸗ niſſe durch beſondere Prüfungen in Leibesübungen und Gelände⸗ ſport ermittelt und im not⸗ wendigen Falle des Beſtehens durch die Verleihung des Lei⸗ ſtungsabzeichens äußerlich dokumentiert. Der Zweck der Ausbildung geht ja dahin, daß dieſe geſchulten und durchgebilde⸗ ten Jungmannen zu Muſter⸗ mannen in der deutſchen Sport⸗ bewegung werden ſollen, damit Wehrſport künftighin als neuen deutſchen Geiſtes wird. Das iſt des Wehrſports letzter Und der einſtweiligen Ausſchaltens 5 wird der Inhalt ſeines Tages für Wochen! Heraus aus Spielerei, ſondern Dienſt, iſt nicht Vergnügen, ſondern Pflicht, der Enge des Geiſtes und der . , 7 7 7 7 „ A N