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Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß bei Zucht⸗ kollege Rohrbacher Jakob, Alicenſtraße und Schmitting Friedrich, Weihgartenſtraße, Mark- ſtaukohl⸗Setzlinge abgegben werden, derſelbe eignet ſich ſehr gut für Kaninchenfutter und kann noch im Winter grün gefüttert werden. Der Vorſtand. Sänger⸗Einheit. Samstag abend 8½ Uhr Sing⸗ ſtunde. Da nun das Konzertprogramm in Bearbeitung iſt, darf keiner mehr fehlen. Bei mehrmaligem unentſchuldigten Fehlen erfolgt Ueberſchreibung zur Paſſivität. Pünktlich er ⸗ ſcheinen. Der Vorſtand. Turnverein von 1893. Heute Samstag abend 7/9 Uhr außerordentliche General⸗Verſamm⸗ lung im Freiſchütz. Wir laden hierzu unſere Mitglieder freundlichſt ein. Der Vorſtand. Fechterabteilung. Sonntag Vormittag un 10 Uhr treffen ſich ſämtliche Fechter mit Waffen auf dem Waldſportplatz. Pünktliche und vollzähliges Erſcheinen erwartet. Der Fechtwart. Krieger⸗ und Soldatenverein„Teutonia“ Schützenabteilung. Morgen Sonntag Vor⸗ und Nachmittags Gelegenheit zum Uebungs⸗ ſchießen, für das Gauſchießen am 18. Juni. Jeder benutze die letzte Gelegenheit. Der Vorſtand. Odenwald⸗Klub, Ortsgruppe Viernheim. Dit Teilnehmer an der Haupt⸗Verſammlung in Neckarſteinach am 24. und 25. Juni ds. Js. werden gebeten, ſich in die bei Herrn Dr. med. Blaeß, Gasthaus„Zum Löwen“ und Rechtsbeiſtand Engel aufliegende Liſte bis ſpäteſtens kommenden Mittwoch, den 14. Juni einzutragen. Zimmerpreis pro Bett im Gaſt⸗ haus mit Frühſtück: Rm. 2.50, und in Privat Rm. 2.00. Für die Teilnehmer am Sonn- tag, den 25. Juni geht in Weinheim vorm 8.30 Uhr ein Sonderzug ab. Fahrpreis ab und zurück Rm. 1.60. Näheres wird noch bekannt gegeben. 5 1 Jhert, Bismarckſtr. 40 im„Löwen“. Engel. Staats bahnhof Viernheim nach Neckarſteinah Am Mittwooch, den 14. ds. Mts. abends 8 ½ Uhr Vorſtandsſitzung Biernheimer Anzeiger (Ciernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeila en: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Fernſprecher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt Frankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Nummer 134 Keine Kamwfbund⸗Eingriſſe Der preußiſche Miniſterpräſident Göring und Reichs wirtſchaftsminiſter Dr. Hugenberg hatten an den Vorſitzenden des Kam unde des gewerblichen Mittelſtandes, Pr. von Renteln, ein Schreiben gerichtet, in dem zu Eingriffen des Kampfbundes des gewerbli⸗ 0 Mittelſtandes in das Wirtſchaftsleben tellung genommen wurde. Dr. von Ren⸗ teln hat nun in ſeiner Eigenſchaft als Reichsführer des Deutſchen Wirtſchaftsbun⸗ des(früher Kampfbund des gewerblichen Mittelſtandes) an den Miniſterpräſidenten Göring und Reichsminiſter Hugenberg das nachfolgende Schreiben gerichtet, das zur Aufklärung von Irrtümern und zur Beruhi⸗ gung der Wirtſchaftskreiſe dienen ſoll: „Um die Klagen über Eingriffe des Kampfbundes des gewerblichen Mittelſtandes — dort, wo dieſe Klagen berechtigt ſind— abzuſtellen, bitte ich jeweils die vorkommen⸗ den Klagefälle unter Benennung des Vor⸗ gangs, des Ortes und der betroffenen Orga⸗ niſation mir ſchriftlich mitzuteilen. Ich werde dann unverzüglich das Nötige veranlaſſen. Dieſe meine Bitte enthält einen praktiſchen und ſofort wirkſamen Vorſchlag zur Siche⸗ rung der Ruhe und Ordnung in der Wirt⸗ ſchaft, um die auch ich fortgeſetzt bemüht bin. ur Begründung meines Vorſchlags er⸗ aube ich mir nachfolgendes zu Ihrer Kennt⸗ nis zu bringen: 55 5 1. Damit auch von mir aus eigenmächtige Eingriffe des Kampfbundes des gewerblichen Mittelſtandes— wo ſolche vorliegen ſoll⸗ ten— abgeſtellt werden können, muß ich von ſolchen Eingriffen Kenntnis erhalten. Ich ſelbſt habe ſolche Eingriffe nirgends vorge⸗ nommen. Den dienſtſtellen des Kampfbundes des gewerblichen Mittelſtandes habe ich be⸗ reits ſeit vielen Wochen Eingriffe in Wirtſchaftsorganiſationen— ſoweit ſie nicht auf Veranlaſſung der Aufſichtsbehörden oder der ſonſt zuſtändigen Regierungs- und Ver⸗ waltungsſtellen erfolgen— verboten. Insbeſondere iſt mir kein Fall eines Ein⸗ griffs des Kampfbundes des gewerblichen Mittelſtandes jener Art bekannt geworden, auf die im Schreiben an mich beſonders hin⸗ gewieſen wird und als deren Folge Ind u⸗ ſtrie⸗ und Handelskammern in ihrer Zuſammenſetzung wichtige Wirtſchafts⸗ zweige vermiſſen ließen— mit einer einzi⸗ gen Ausnahme, die bereits längere Zeit zu⸗ rückliegt und bei der ich ſofort entſprechend durchgegriffen habe. Gerade zur Frage der Induſtrie⸗ und Handelskammern muß ich auch betonen, daß meines Wiſſens mit Aus⸗ nahme der erſten Revolutionstage kein ein⸗ ziger Fall eines eigenmächtigen Eingriffes des Kampfbundes des gewerblichen Mittel⸗ ſtandes vorliegt. Alle Gleichſchaltungsaktio⸗ nen in dieſen Kammern ſind auf Veranlaſ⸗ ſung oder mit dem Einverſtändnis der zu⸗ ſtändigen Behörde bezw. Dienſtſtellen er⸗ folgt. Keineswegs beſteht aber die Abſicht, die Induſtrie⸗ und Handelskammern zu Mittel⸗ ſtandsvertretungen zu machen. 2. Um die notwendige Verbindung, die die Uebermittlung der Klagefälle an mich ermög⸗ lichen ſoll, habe ich mich am 29. Mai perſön⸗ lich mündlich beim Herrn Herrn Reichswirt⸗ ſchaftsminiſter Hugenberg und durch meine Beauftragten beim Wirtſchaftsminiſterium wiederholt bemüht. b 3. Es haben ſich mancherorts wilde Kampfbünde gebildet, die mit dem Kampfbund des gewerblichen Mittelſtandes nichts zu tun haben. Da ein nicht geringer Tell der vorkommenden Klagen auf deren Wirken alt e t iſt und da ſomit die Wirkſamkeit dieſer wilden e die notwendige und ſegensreiche rbeit des Kampfbundes des gewerblichen Mittelſtandes zu diskreditieren geeignet iſt, ſo habe ich das größte Intereſſe, Kenntnis davon zu erhal⸗ ten, wo ſolche Kampfbünde in Erſcheinung treten, um von mir aus das Nötige zu ver⸗ anlaſſen. 4. Es beſteht natürlich die Möglichkeit, daß ſich in den Kampfbund des ge⸗ werblichen Mittelſtandes dunkle Ele- Montag, den 12. Juni 1933 Viernheimer Zeitung (Vieruheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes an —— Fact fe bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme eſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 50. Jahrgang Hirtenbrief der Viſchöfe Die Fuldaer Viſchofskonferenz an die dentſchen Katholiken— Bekenntnis zur neuen Berlin, 12. Juni. Am geſtrigen Sonntag wurde in allen ka— tholiſchen Kirchen Deutſchlands ein Hirten⸗ brief ſämtlicher deutſchen Biſchöfe, der auf der Fuldaer Biſchofskonferenz beſchloſſen worden war, verleſen. Es heißt darin u. a.: „Wir deutſchen Biſchöfe ſind weit davon entfernt, das nationale Erwachen zu unterſchätzen oder gar zu verhindern. Wir er⸗ blicken im Gegenteil in Volk und Vaterland herrliche natürliche Güter und in der wohl— geordneten Vaterlandsliebe eine von Gott eſchenkte ſchöpferiſche Kraft. Wir deutſchen atholiken brauchen keine Neueinſtellung dem Volk und Vaterland gegenüber, ſondern ſetzen höchſtens bewußter und betonter fort, war wir bisher ſchon als unſere natürliche und chriſtliche Pflicht erkannten und erfüllten. Neben der geſteigerten Liebe zum Vaterland und Volk kennzeichnet ſich unſere Zeit durch eine überraſchend ſtarke Betonung der Autorität und durch die unnachgiebige Forderung der organiſchen Eingliederung der Einzelnen und der Körperſchaften in das Ganze des Staates. Gerade in unſerer katho— liſchen Kirche kommen Wert und Sinn der Autorität ganz beſonders zur Geltung und haben zu jener lückenloſen Geſchloſſenheit und ſieghaften Widerſtandskraft geführt, die ſelbſt unſere Gegner bewundern. Es fällt deswegen uns Katholiken auch keineswegs ſchwer, die neue, ſtarke Betonung der Auto— rität im deutſchen Staatsweſen zu würdi⸗ gen. Wir dürfen andererſeits aber auch er⸗ warten, daß die ſtaatliche Autorität die menſchliche Freiheit nicht mehr be— ſchneide, als es das Geſamtwohl verlangt, ſondern ſich mit der Gerechtigkeit ſchmücke, und damit jedem Untertanen das Seine, ſei es Eigentum, Ehre oder Freiheit, gebe und laſſe.— Auch die Ziele, die die neue Staatsautorität für die Freiheit unſeres Volkes erſtrebt, müſſen wir Katholiken begrüßen. Nach Jahren der Unfreiheit unſerer Nation und der Mißachtung und ſchmachvollen Ver⸗ kürzung unſerer völkiſchen Rechte muß un⸗ ſer deutſches Volk jene Freiheit und jenen Ehrenplatz in der Völkerfamilie wieder er- halten, die ihm auf Grund ſeiner zahlen— mäßigen Größe und ſeiner kulturellen Ver— anlagung und Leiſtung gebühren. Wenn die neue ſtaatliche Autorität ſich weiter bemüht, ſowohl die Ketten zu zerbrechen, in die andere uns ſchlugen, als auch die eigene Volkskraft und Volksae⸗ 1 mente eingeſchlichen haben, die ihre beſonderen Ziele verfolgen. Davor iſt keine Organiſation völlig ſicher. Ebenſo beſteht die Möglichkeit, daß Klagen allgemeiner Na⸗ tur über angebliche Eingriffe de Kampfbun⸗ es des gewerblichen Mittelſtandes ebenfalls 1 dunklen Elementen verbreitet werden, die damit Abſichten verfolgen, die mit den Zielen der nationalſozialiſtiſchen Bewegung oder der deutſchnationalen Volkspartei oder der Regierung des neuen Deutſchlands nicht das geringſte gemein haben. Gerade mit Rückſicht auf dieſe Möglichkeiten muß ich von den Stellen, bei denen Klagen über den Kampfbund des gewerblichen Mittelſtandes einlaufen, über die Natur dieſer Klagen möglichſt umgehend und vollſtändig unter⸗ richtet werden, da nichts ſo ſehr die Ruhe und Stetigkeit des Wirtſchaftslebens zu behin⸗ dern geeignet iſt, als eigenmächtige Ein⸗ ge und Denunziantenweſen. uſchließend darf ich der Hoffnung Aus⸗ bruck geben, daß meine obigen Ausführun; en dazu beitragen, die irrtümliche Auffaſ⸗ fung ul beſeitigen, als menn dor Hampfbund Staatsantorität ſundung zu fordern und damit unſer Volk zu verjüngen und zu einer neuen gro⸗ ßen Sendung zu befähigen, ſo liegt auch das ganz in der Richtung des katholiſchen Gedankens. Wir deutſchen Katholiken tra— gen gerne dazu bei, daß unſere Ju-⸗ gend durch körperliche Ertüchtigung er— ſtarke. Sowohl die Volksautorität, als auch die Gerechtigkeit, die das Volkswohl be— gründet, ſetzen die Religion als notwen— diges Fundament voraus. Ju unſerer großen Freude haben die füh⸗ renden Männer des neuen Staates aus- drücklich erklärt, daß ſie ſich ſelbſt und ihr Werk auf den Boden des Chriſtentums ſtel⸗ len. Es iſt dies ein öffentliches, feierliches Bekenntnis, das den herzlichſten Dank aller Katholiken verdient. Die Kirche ſelber kann aber nur dann ihre Kräfte entfalten, wenn ihr jene Frei⸗ heit gewährt wird, die ſie auf Grund ihres Weſens und ihrer Aufgabe braucht und ver⸗ dient. Die Lenker unſeres Staatsweſens handeln darum im Intereſſe unſeres Staa⸗ tes ſelbſt, wenn ſie die katholiſche Kirche nicht als eine dienſtpflichtige Magd betrach⸗ ten, ſondern als eine Gottesmacht auf Erden verehren, die die Menſchen an Gott und da⸗ mit auch mit ihrem Gewiſſen an die Bür⸗ gerpflichten bindet. Wenn die Kirche ihre wafaffene verbriefte Frei⸗ eit weiter genießen ſoll, darf ihre Uneinge— ſchränktheit ſich nicht allein a uf das kirchliche Leben im engen Sinne be⸗ ziehen; denn es liegt in ihrer Aufgabe, das ganze Leben des Menſchen. das pri⸗ vate und öffentliche, zu durchdrin⸗ gen und mit ihren Lebenskeimen zu be⸗ fruchten. Es iſt auch im Intereſſe des Staa— tes gelegen, die konfeſſionelle Schule und konfeſſionelle Leh⸗ rerbildung zu ſchützen und die jungen Menſchen zu einheitlichen Charakteren zu formen. Aber auch der ſchulentlaſſene Menſch bedarf der ſorgſamen Betreuung durch die Kirche. Wollte die Kirche den 5 ſchon erwachſenen Menſchen religibs ſich ſelber überlaſſen, ſo würde ſie damit ihre eigene ſeelſorgeriſche Aufgabe und das We⸗ ſen des Menſchen verkennen. Aus dieſen Er— wägungen heraus ſind unſere Jugendorga— niſationen entſtanden. Wir glauben, ſo erklären die Biſchöfe, daß eine Volkseinheit ſich nicht nur durch die Blutsaleichheit ſondern Reifenden oder des gewerblichen Mittelſtandes in ſeiner Tätigkeit irgendwie geeignet iſt, die Wirt⸗ ſchaftsruhe zu ſtören. Ich verſage es mir be⸗ wußt, den großen Umfang der ſegensreichen Tätigkeit des Kampfbundes des gewerblichen Mittelſtandes gerade auch zur Sicherung der Ruhe im Wirtſchaftsleben hier darzulegen. Ich bin in der bare Fülle von Beiſpielen anzuführen. Eines darf ich aber mit Entſchiedenheit betonen: Wenn der von mir geleitete Kampfbund des gewerblichen Mittelſtandes nicht vorhan⸗ den und wirkſam wäre, und wenn ſeine Amtswalter nicht in ihrer aufopferungsvol— len und oft übermenſchlichen Arbeit ausge— harrt hätten, ſo hätte ſich die Umſtellung im Bereiche der Wirtſchaft und ihrer Organi⸗ ſationen— die in Verfolg des 5. März eine abſolute politiſche Notwendigkeit war— nie⸗ mals ſo verhältnismäßig glatt und rei⸗ bungslos vollzogen, wie das geſchehen iſt. Das iſt und bleibt das große und dauernde Verdienſt des Kampfbundes für den gewerb⸗ lichen Mittelſtand.“ auch age, dafür eine unüberſeh⸗ durch die Geſinnungsgleichheit ver⸗ wirklichen läßt und daß bei der Zugehörig⸗ keit zu einem Staatsweſen die ausſchließliche Betonung der Raſſe und des Blutes zu Ungerechtigkeiten führt. Was bisher für jede Volksgemeinſchaft galt, daß die Gerech⸗ tigkeit die Grundlage aller Volkswohl⸗ fahrt ſei, muß erſt recht bei der Neuordnung des deutſchen Volksweſens gelten. Dieſe Ge— rechtigkeit darf auch dem bisherigen Feinde gegenüber nicht verſagen. Den po: lütiſch Andersgeſinnten aber wird dieſe Gerechtigkeit, ſofern er aufrichtig ent⸗ ſchloſſen iſt, im neuen Staat ehrlich und op⸗ ſerwillig zu dienen, nicht einem ungewiſſen Schickſal überliefern, ſondern ſeine Mitarbeit wiederum ermöglichen.— Zum Schluß heißt es im Hirtenbrief u. a.: Wir wollen dem Staat um keinen Preis die Kräfte der Kirche entziehen. Ein ab⸗ warkendes Beiſeiteſtehen oder gar eine Jeindſeligkeit der Kirche dem Staat ge⸗ genüber müßte Kirche und Staat ver⸗ hängnisvoll kreffen. Nur vertrauen auch wir darauf, daß ſo man⸗ ches, was uns vom katholiſchen Standpunkt aus in den letzten Monaten als befremdlich und unbegreiflich erſchien, ſich nur als ein Gärungsvorgang erweiſt, der bei der Klä⸗ rung der Verhältniſſe als Hefe zu Boden ſinkt. Wir vertrauen, daß die Gerechtigkeit ſich nunmehr auch jenen gegenüber groß⸗ mütig bewähre, die bisher unter den Zuſam⸗ menbrüchen, Umſchaltungen und Ausſchal⸗ tungen Unſägliches gelitten und unſer innig⸗ ſtes Mitleid verdienen. Wir vertrauen, daß es der Umſicht und Tatkraft der deutſchen Führer gelingt, alle jene Funken und glim⸗ menden Kohlen zu erſticken, die man da und dort zu furchtbaren Bränden gegen die ka— tholiſchen Kirchen anfachen möchte. Nachdem ſich das Hirtenſchreiben noch mit den caritativen Vereinen beſchäftigt, befaßt es ſich zum Schluß mit der kakholiſchen Preſſe, auf die die Kirche als modernes Seelſorge⸗ mittel auf keinen Fall verzichten könne und daher für dieſe Preſſe jenes Maß von Frei⸗ heit verlangen müſſe, das ſeine ſegensreiche Wirkſamkeit ermögliche. Wir vertrauen, ſo ſchließt der Hirten⸗ brief, daß in der Wiederkehr der Ruhe alles Haßerfüllte und Unterſöhnliche verſchwinde, damit die Volkseinheit das Werk der Opfer⸗ willigen, Freudigen und dauernden Einord— nug iſt und zur unüberwindlich ſtarken Volkseinheit wird. Niedriger als im Vorjahr Der Rückgang der Arbeitsloſenziffer. Berlin, 12. Juni. Wie aus dem neueſten Bericht über die Bewegung auf dem Arbeitsmarkt hervor⸗ geht, iſt hier die Entwicklung außerordent⸗ lich günſtig. Der Rückgang der Arbeitsloſen beträgt in der zweiten Mai-Hälfte 212 000, während er in der gleichen Zeit des vorigen Jahres nur 93 000 betrug. Insgeſamt iſt damit die Arbeitsloſigkeit von dem Höchſt⸗ punkte dieſes Jahres um etwas mehr als eine Million auf rund fünf Millionen geſun⸗ ken. Damit iſt jetzt die Arbeitsloſenziffer be⸗ reits niedriger als zum günſtigſten Zeit- punkt des Vorjahres, wo im Sommer als niedrigſte Jiffer ein Stand von 5 103 000 erreicht wurde. Drei Viertel des Rückganges iſt, wie auch aus dem Bericht hervorgeht, auf die konjunkturellen Verhälſniſſe und nur ein Viertel auf ſaiſonmäßige Verhältniſſe zurückzuführen. g Der Tag des Noten Kreuzes die Kundgebungen in der Reichshauptſtadt. Berlin, 12. Juni. Unter dem Leitspruch:„Die Opfer des Krieges danken dem Roten Kreuz“ fanden im ganzen Reiche Gedenkfeiern an die opfer⸗ bereite Tätigkeit der Frauen und Männer des Roten Kreuzes ſtatt. In der Reichshaupt⸗ ſtadt ſammelten ſich die Sanitätskolonnen des Roten Kreuzes, der Techniſchen Nothilfe, des Stahlhelms, der SA. und SS., der Schutzpolizei ſowie zahlreiche Abordnungen der Groß ⸗Berliner Kriegervereine und des Kriegs⸗ gefangenen⸗Verbandes, und marſchierten unter Vorantritt der Kapelle des Wachtregimentes zum Luſtgarten. Am Brandenburger Tor ſchloſſen ſich u. a. die Schweſtern und Hel⸗ ferinnen des Roten Kreuzes und der vater⸗ ländiſchen Frauenvereine an. Im Luſtgarten nahmen die Teilnehmer Aufſtellung. Der Vorſitzende des Berliner Roten Kreu— zes, Generalmajor Bender, richtete herzliche Begrüßungsworte an die Ehrengäſte und die freiwilliger Sanitätsmannſchaften. Dann ſprach a Reichsminiſter Dr. Frick. „Seitdem jener Schweizer auf dem Schlacht— felde von Solferino vor faſt 75 Jahren“, ſo führte der Miniſter u. a. aus,„von heiliger Begeiſterung für den Gedanken gepackt wurde, den Verwundeten und Erkrankten des Schlacht⸗ feldes in brüderlicher Liebe zu dienen, er ſei Freund oder Feind, iſt das Bekenntnis zu die— ſem echt chriſtlichen und echt ritterlichen Ge— danken zum Kulturgut der ganzen Welt ge— worden. In allen Erdteilen ſteht das Zeichen des Noten Kreuzes hoch in Ehren. Mit be— ſonderem Stolz aber dürfen wir feſtſtellen, daß kaum irgendwo der Gedanke des Roten Kreu— zes ſo tiefe Wurzeln geſchlagen hat wie im deutſchen Volke. So gedenken wir heute voller Dank der 100 000 Männer, die im Kriege als Sanitäts⸗ männer ihr Werk bis in die Front geleiſtet haben, ſowie der 92000 Frauen und Mäd⸗ chen, die im Kleide des Roten Kreuzes als Schweſtern und Helferinnen ihre ganze Kraft einſetzten. Wir freuen uns aber auch der ſtattlichen Scharen, die. heute wieder das deutſche Note Kreuz zur Arbeit bereit hat, der 100 000 ausgebildeten Schweſtern vom Noten Kreuz, die ihren Beruf als Kranken⸗ pflegerinnen und Fürſorgeſchweſtern verſehen, der 130000 Sanitätskolonnen⸗ Männer, die freiwillig ihre Kraft in den Dienſt der Hilfe⸗ leiſtung ſtellen. Ein Strom der Hilfe von Werken der Nächſtenliebe geht täglich von dieſem Zeichen aus, denn das Rote Kreuz, für den Krieg ge— ſchaffen, ſetzt heute alle ſeine Kräfte ein für die Werke des Friedens. Alte und Junge, Mütter und Kinder, ſind der Gegenſtand ſei— ner täglichen Sorge. Verbunden mit dem Volke iſt das Rote Kreuz bereit, alle ſeine Kräfte einzuſetzen für die hohen Ziele unſeres Führers Adolf Hitler. So iſt Dienſt fürs Rote Kreuz Dienſt für Volk und Vaterland.“ Papen vor den Gesellen Die Aufgaben des Katholizismus. München, 12. Juni. Auf dem katholiſchen Geſellentag in der bayeriſchen Landeshauptſtadt hielt Vize kanz⸗ ler von Papen eine längere Rede, in der er als die Aufgaben des deutſchen Ka⸗ tholizismus bezeichnete: Den Gedanken des Klaſſenkampfes zu über⸗ winden durch echt deutſchen und echt katholln⸗ ſchen Aufbau der deutſchen Gemeinſchaft. Die Wiederherſtellung der geſellſchaftlichen Ord— nung iſt, das fühlen wir, die elementare Vor- ausſetzung für die endgültige Aufrechterhal⸗ tung unſerer chriſtlichen Kultur ſchlechthin. Die Wiederherſteliung der geſellſchaftlichen Ord— nung iſt deshalb eine ſo unendlich ſchwierige Aufgabe, weil wir zwar auf alte, frühere Gedankengänge zurückgreifen können, weil wir iber geiſtig Verlorenes wieder neu herſtellen müſſen, weil es ſich nicht um eine Fortbildung der entarteten kapitaliſtiſchen Wirtſchaftsord— nung, ſondern um ein Zurückfinden zu alten maßgebenden Grundſätzen handelt.“ Unſer Kanzler har es unmißverſtändlich aus⸗ geſprochen, daß die Grundlage des neuen Werdens der Nation nur in den unveränder⸗ lichen Grundſätzen unſeres chriſtlichen Glau⸗ bens gefunden werden können. Die chriſtlichen Belenntniſſe werden daher im neuen Deutſch⸗ land ihre geiſtigen Kräfte voll und ungehin⸗ dert entfalten können, ungehinderter denn je zuvor. Deshalb kann es auch für den deutſchen Katholizismus heute nicht mehr den Vor⸗ wand geben, wir müßten aus Erinnerungen der Kulturkampfzeit heraus uns eine eigene Ausnahmeſtellung im neuen Reich bauen. Heute iſt nur vollſtes uneingeſchränktes Vertrauen am Platze. Der Kanzler, ich ſelbſt und alle, die an verantwortlicher Stelle im Reiche und in den Ländern ſtehen, werden Garanten dieſes Verſprechens ſein. Bismarcks Schaffung des Reiches war ein einmaliger ſtaatsrechtlicher Akt. Hitlers ſäku⸗ lares Ziel, die Wegbahnung zur Volkswer⸗ dung und damit zur Schaffung des neuen Reiches aller Deutſchen, iſt dagegen eine Auf⸗ gabe, die täglich neu in Angriff genommen und nur von uns allen in gläubiger Hingabe eines jeden von uns vollendet werden kann. die Tagung vorzeitig abgebrochen Erhebliche Ausſchreitungen, in München. Die Leitung des Deutſchen Katholiſchen Ge⸗ ſellentages in München hat ſich gezwungen ge⸗ ſehen, den Geſellentag vorzeitig zu ſchließen. Wie die bayeriſche politiſche Polizei hierzu u. a. mitteilt, hatte die bayeriſche Regierung auf Vorſtellung der Leitung des Deutſchen Geſellentages die Abhaltung der Tagung, die zuerſt verboten worden war, unter verſchiedenen Bedingungen zugelaſſen, deren Erfüllung von der Leitung des Geſellentages auch zugeſagt worden war. Eine große Anzahl der Teilnehmer trat aber ohne Rückſicht auf die erregte Stim⸗ mung der Bevölkerung in einer Uniform auf, die dem Braunhemd ähnlich war und in den Kreiſen der nationalſozialiſtiſchen Bevölkerung als Mißbrauch des Braunhemdes angeſehen wurde. Infolgedeſſen kam es in der Stadt zu erheblichen Ausſchreitungen. Um weitere Störungen zu verhindern, wurde auf Weiſung des Innenminiſters nochmals auf das bereits beſtehende Uniformverbot hin⸗ gewieſen, zumal auch zu befürchten ſtand, daß ſich auch Ausſchreitungen gegen die zahlreich anweſenden geiſtlichen Führer der weltlichen Vereine ereignen würden. In der Nacht auf Sonntag mußten wiederholt die Ueberfall⸗ kommandos ausrücken, um bei den zahlreichen Zuſammenſtößen einzugreifen. Als ſpontane Antwort auf das undiſzipli⸗ nierte Auftreten einer großen Anzahl der Teilnehmer des Geſellentages veranſtaltete die Münchener SA. und SS. einen Aufmarſch. 5p D.⸗Vorſtand bleibt in Deutſchland Der Beſchluß der Reichstagsfraktion. Berlin, 12. Juni. In der ſechsſtündigen Sitzung der ſozial⸗ demokratiſchen Reichstagsfraktion, an der auch die in Berlin anweſenden Mitglieder des ſo⸗, zialdemokratiſchen Parteivorſtandes men, wurde beſchloſſen: Der Sitz des Parteivorſtandes iſt in Deutſch⸗ land. Ferner wurde beſchloſſen, wegen der Freilaſſung der in Schutzhaft befindlichen Mitglieder der Partei bei der Regierung vor⸗ ſtellig zu werden. Die nächſte Sitzung der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion findet vorausſichtlich im Laufe des Monats Juli ſtatt. teilnah⸗ — Die Ausſichten in Genf Botſchafter Nadolny über die Abrüſtungs⸗ konferenz. Genf, 12. Juni. Botſchafter Nadolny äußerte ſich gegenüber dem zurzeit in Genf weilenden Hauptſchrift⸗ leiter der in Königsberg erſcheinenden na⸗ tionalſozialiſtiſchen„Preußiſchen Zeitung“, Dr. Lau, über die Abrüſtungskonferenz und ihre weiteren Ausſichten. Bei den Konferenzarbeiten fand die Frage der Umwandlung der deutſchen Reichswehr in ein Volksheer ſtarke Widerſtände, die dann durch die große außenpolitiſche Rede Adolf Hitlers beſeitigt wurden. Nun konnte die Kon⸗ ferenz die eigentlichen Fragen der Abrüſtung (Material, Effektivſtärke uſw.) mit Ausſicht auf Erfolg in Angriff nehmen. Bei dieſen Verhandlungen trat der hartnäckige Wider⸗ ſtand der Franzoſen gegen jede praktiſche Ab— rüſtung beſonders ſtark in Erſcheinung. Im Gegenſatz zu den franzöſiſchen Ver⸗ ſuchen, Einzelfragen in den Vordergrund zu ſtellen, ſtand die deutſche Taktik, die immer wieder auf Deutſchlands Recht verwies und feſtſtellte, daß die Abrüſtung aller Nationen das beſte Mittel zur Verwirklichung der Gleichberechtigung ſei. Falls die Welt nicht abrüſte, müſſe Deutſchland die notwendige Sicherheit zur Verteidigung erhalten. Dieſer deutſche Standpunkt iſt mit allem Nachdruck gewahrt worden. Wenn wir uns auch vorläufig mit einem geringen Maß an Verteidigungsmöglichkeiten abfinden, ſo darf Deutſchland doch unter kei⸗ nen Umſtänden als Staat zweiter Ordnung behandelt werden. Die Ausſichten der Konferenz bezeichnete Botſchafter Nadolny als nicht un⸗ günſtig. Wenn ſich die maßgebenden Regie— rungen bezw. deren Vertreter über gewiſſe Hauptpunkte der Konvention in den näch— ſten Wochen einigen werden, ſei mit einem Abſchluß noch im Laufe dieſes Jahres zu rechnen. Direkte Verhandlungen zwiſchen den Großmächten, auch mit Frankreich, erſchienen als der zweckmäßigſte Weg, zur Löſung zu kommen. Amerilas neuer Votſchafter Eduard Dodd übernimmt die Berliner Ver⸗ tretung. Waſhington, 12. Juni. Präſident Rooſevelt hat der Reichsregierung den bedeutenden amerikzniſchen Gelehrten und Kenner deutſcher Verhältniſſe, Will am Eduard Dodd als Berlinec Botſchafter vorgeſchlagen und ſeine Ernennung dem Bundesſenat zur Beſtätigung vorgelegt. William Eduard Dood iſt 1869 in Noro⸗ Carolina geboren, hat in Leipzig unter Lamp⸗ recht ſtudiert. dort im Jahre. 1900 ſeingen Doktor der Phtloſopyte gemacht, Seit 1800 iſt er Profeſſor für amerikaniſche Geſchichte an der Univerſität Chicago. Dodd ſpielt eine führende Rolle im engeren Kreis der Demo⸗ kratiſchen Partei und gilt als erfahrener Staatsmann. Er ſpricht gut deutſch und iſt bekannt für ſein ſtets korrektes und ſachliches Urteil in allen außenpolitiſchen Fragen. Un⸗ ter den von Rooſevelt bisher ernanncen Diplomaten gilt er als der hervorragendſte. Seine Berufung bedeutet nach hieſiger Auf⸗ faſſung ein Zeichen ehrlicher Freundſchaft Rooſevelts für Deutſchland. „Völk. Beobachter“ verboten Wien, 12. Juni. Die Bundesregierung hat die Verbreitung der in München erſcheinenden Zeitung„Völk. Beobachter“(Südd. Aus⸗ gabe) auf die Dauer eines Jahres verboten. Deutſche Tagesschau Rückkehr Wels“ und Brauns? Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion hielt im Reichstagsgebäude eine Sitzung ab, um über die politiſche Lage zu beraten. Den Vorſitz übernahm Reichstagsabg. Löbe, da die Vorſitzenden Wels und Dr. Breitſcheid ſich im Ausland aufhalten. Wie man hört, ſind die Verhandlungen, durch die nicht nur Wels“, ſondern auch dem früheren Miniſter⸗ präſidenten Braun die Rückkehr ermöglicht werden ſoll, noch nicht abgeſchloſſen. Flugblattverteiler erſchoſſen. Der Düſſeldorfer Polizeipräſident erläßt fol⸗ gende Warnung:„In den letzten Tagen wur⸗ den wiederholt Flugblätter verteilt mit der Aufſchrift„Alarm, Kampfblatt der Gruppe revolutionärer SA-Leute der Standarte 39“. Einer dieſer Flugblattverteiler, deſſen Perſona⸗ lien noch nicht feſtgeſtellt werden konnten, wurde in der verfloſſenen Nacht auf der Rhein⸗ brücke erſchoſſen aufgefunden. Ich warne alle diejenigen, die ſich an der Verbreitung ſolcher Flugblätter beteiligen. Des weiteren ermäch⸗ tige ich die geſamte SA und SS ſowie die Beamtenſchaft, ſolche Flugblätterverteiler ſo⸗ fort feſtzunehmen. Bei Widerſtand iſt mit Waffengebrauch zu rechnen.“ Auslands⸗Nundſchau Verbotene Deutſchlandreiſe. Laut„Reichspoſt“ hat das öſterreichiſche Anterrichtsminiſterium„zur Vermeidung un⸗ liebſamer Vorkommniſſe“ die vom Verbande der öſterreichiſchen Mittelſchullehrer geplante Mittelſchülerreiſe ins Deutſche Reich verboten. Verurteilter Nationalſozialiſt entkommen. Nach Meldungen der Blätter aus Inns⸗ bruck iſt es dem nationalſozialiſtiſchen Redak⸗ teur der„Innsbrucker Nachrichten“, der nach einem Zuſammenſtoß mit Heimatſchutzleuten zu drei Monaten ſtrengem Arreſt verurteilt worden war, gelungen, über die Grenze nach München zu entkommen. Zwei andere Natio⸗ nalſozialiſten, die als verantwortliche Schrift⸗ leiter von Flugzetteln verfolgt wurden, wur⸗ den dagegen noch vor Ueberſchreiten der Grenze in einem Heuwagen vom öſterreichiſchen Veberraſchungsdienſt entdeckt. Ein Butterboykott Deuiſche Abwehrmaßnahmen gegen Lettland Berlin, 12. Juni. Nach Meldungen aus Riga haben das Zentralkomitee der lettländiſchen ſozialde⸗ kratiſchen Partei ſowie ein Komitee jüdiſcher Organiſationen den formellen Beſchluß ge⸗ faßt, den allgemeinen Boykott über deutſche Erzeugniſſe zu verhängen. Die Beſchlüſſe dieſer beiden Komitees ſind in der entſprechenden Preſſe veröffentlicht wor⸗ den; die lettiſche e dieſe öffent⸗ liche Aufforderung zum Boykott entgegen einer früher von ihr gegebenen Zuſage zu— gelaſſen. Da die Reichsregierung nicht gewillt iſt, derartige Boykokterklärungen hinzunehmen, iſt angeordnet worden daß mit Wirkung vom Aonkag, den 12. Juni, an zunächſt die Bultereinfuhr aus Lellland geſperrt wird. Es wird von der weiteren Entwicklung der Dinge abhängen, ob und welche ergän⸗ zende Maßnahmen gegenüber dem 1 97 Handel nach Deutſchland angezeigt erſchei⸗ nen, um den in Lekkland hervorgekretenen ee e e wirkſam enkgegenzu⸗ kreten. Erfolgreicher Einſpruch Auf der inkernakionalen Arbeikskonferenz. Genf, 12. Juni. Der deutſche Delegierte auf der interna⸗ tionalen Arbeitskonferenz, Dr. Ley, hat auf Grund der Geſchäftsordnung bei dem Vorſchlagsausſchuß, der im parlamentari⸗ 570 Sinne etwa die Rolle des Aelteſtenaus⸗ chuſſes hat,, dagegen erhoben, daß die Arbeitergruppe die deutſchen Anträge auf Zubilligung von Sitz und Stimme in den verſchiedenen Arbeitsausſchüſſen abge⸗ lehnt hat. 5 Der Vorſchlagsausſchuß hat darauf be · ſchloſſen. 1— deulſchen Arbeiterverlre⸗ fern in drei Ausſchuſſen Sitz und N Stimme zu gewähren. Der franzöſiſche ede Jou⸗ haux, unterſtützt von dem 1 Ge⸗ werkſchaftsführer Mertens, verſuchte auch bei dieſer Gelegenheit, ſeine Sabotagema⸗ növer gegen die deutſche Delegation zum 5 500 zu führen. Es gelang ihm jedoch nicht, und die Mehrheit des Ausſchuſſes konnte ſich den von dem Vertreter der deutſchen Re⸗ Fiatens, Miniſterialdirektor Dr. Engel, in luger und entſchloſſener Beweisführung vorgetragenen Argumenten nicht entziehen. Die 40⸗Stundenwoche Deutſche Erklärung in Genf. Genf, 12. Juni. Die Sitzung der Internationalen Arbeits⸗ konferenz beſchäftigte ſich in allgemeiner Ausſprache mit der Einführung der 40ſtündi⸗ en Arbeitswoche in der Induſtrie. Der ührer der Arbeitgebergruppe, der däniſche Delegierte Oerſtedt, erklärte im Na⸗ men der ganzen Gruppe mit Ausnahme des italieniſchen Vertreters, daß die Frage einer internationalen a ee der 40ſtündigen Arbeitswoche nach Auffaſſung der Arbeitge⸗ ber nicht ſpruchreif ſei. Auch ſei die Verkürzung der Arbeitszeit kein geeignetes Mittel, um die Arbeitsloſigkeit zu bekämp⸗ fen. In längeren Ausführungen trat der franzöſiſche Arbeiterdelegierte Jouhaux den Ausführungen des Dänen entgegen. So⸗ dann legte im Namen der Reichsregierung Miniſterialdirektor Dr. Mansfeld den deutſchen Standpunkt klar. Er erklärke, daß die deutſche Delegation unker ganz beſtimmten Einſchränkungen, die er eingehend begründete, bereit ſei, poſitiv an Verhandlungen über eine Verkürzung der Arbeitszeit mitzuarbeiten. Es ſei der deut- ſchen Delegation aber nicht möglich, ihre Zu⸗ ſtimmung zu einem Abkommen über die 40. Stundenwoche zu geben, ehe die Ergebniſſe der Weltwirtſchaftskonferenz in ihren Grund- zügen erkennbar ſeien. Für die Hausfrau Einkochen von Obſt ohne Zutler Kompotte, Marmeladen, Jams und der⸗ gleichen mehr wurden nach altem Verfahren hergeſtellt, indem man auf ein Kilogramm Früchte, Obſtmark uſw. ein Kilogramm Zuk⸗ ker verwendete, was natürlich in einem Haus⸗ halte, in dem in der Hauptobſtzeit auch noch das Obſt zu kaufen iſt, ein fühlbares Loch in den Geldbeutel reißt. Um alſo tunlichſt die Geldauslagen für den an und für ſich teuren Zucker auf das mindeſt zuläſſige Maß herabzuſetzen, iſt es angezeigt, daß die Früchte, beſonders Ganzfrüchte wie Kirſchen, Stachel⸗ beeren uſw. nicht in einen Zucker von einem Kilogramm auf ein Kilogramm Frucht ge⸗ legt werden, ſondern daß man ſich mit 35, höchſtens 50 Prozent, bei ſehr ſauren Früch⸗ ten, begnügt. Ebenſo iſt bei Marmeladen, Säften und Jams von ſehr ſüßen Früchten Erdbeeren, Himbeeren uſw.) nur ein Drittel bis einhalb des Gewichtes der Früchte not⸗ wendig. Unſere Hausfrauen ſollen ſich vor allem mit dem Gedanken vertraut machen, daß der Zucker die Haltbarkeit der in den Gläſern Büchſen, Doſen und Töpfen vorhandenen Früchte und Fruchtmaſſen nicht bedingt, daß alſo auch die Dauerhaftigkeit unſerer Obſt⸗ dauerwaren mit den zunehmenden Zuckermen⸗ gen nicht zummmt. Wenn das Obſt richtig vorbereitet iſt, die Aufnahmegefäße ſauber gereimgt wurden, und der Verſchluß(Glas⸗ deckel mit Gummiring, Pergamentpapier, Cel⸗ lophan uſw.) tadellos ſind, die richtige Höhe der Temperatur und die entſprechende Zeit⸗ dauer beim Steriliſieren eingehalten wurden, ferner der Aufbewahrungsort allen Anforde⸗ rungen entſpricht, iſt die Haltbarkeit ſchon garantiert. Es ſteht feſt, daß ſich ohne Zuk⸗ ker eingekochte Früchte und Fruchtmaſſen in tadelloſer Beſchaffenheit jahrelang halten. Bei mit Pergamentpapier verſchloſſenen Glä⸗ ſern, Krügen uſw. wird, um das Eindcingen von Schimmelpilzen in die Gefäße zu ver⸗ hindern, nach dem Erkalten des Inhaltes das Papier mit verflüſſigtem Bienenwachs oder Paraffin beſtrichen. Die Korken der in Fla⸗ ſchen befindlichen Säfte uſw. werden nach dem Verſchließen in flüſſigen Siegellack oder auch in Paraffin und Bienenwachs getaucht. Ferner kann man mit Vorteil, auch zur Er⸗ höhung der Schmackhaftigkeit, ſüße und ſaure Früchte gemiſcht in ein Aufnahmegefäß bringen. Bei Marmeladen, Jams uſw. kann man einen eingedickten Zuckerrüben⸗ und Möh⸗ renſaft ſowie Birnenſirup anſtatt Zucker ver⸗ wenden. »Die Kriegsfreiwilligen von 1914 und 1915, die vor dem 30. Januar weder der NSDAP. noch dem„Stahlhelm“ als Mitglieder angehörten, oder die auch heute noch nicht Mit⸗ glieder einer Partei oder eines Wehrverbandes ſind, werden gebeten, umgehend ihre Adreſſen einzureichen beim Bund der Kriegsfreiwilligen von 1914 und 1915, Frankfurt am Main, Mainzer Landſtraße 13. ö Nondnacht Es war, als hält der Himmel Die Erde ſtill geküßt, Daß ſie im Blütenſchimmer Von ihm nun kräumen müßt! Die Luft ging durch die Jelder, Die Aehren woglen facht, Es rauſchlen leis die Wälder, So ſternklar war die Nacht. Und meine Seele ſpannke Weit ihre Flügel aus, Flog durch die ſtillen Lande, Als flöge ſie nach Haus. f Eichendorff. Das Mirakel Von F. Schrönghamer⸗Haidenhof, Paſſau⸗Haidenhof. In unſerer Bauernſtube daheim hing über dem Eßtiſch, wie weiland in allen alten Waldbauernſtuben, der Heilige Geiſt in Ge⸗ ſtalt einer geſchnitzten Taube in einer Glas⸗ kugel, die mit einer Schnur von der Balken⸗ decke baumelte, ja baumelte. Denn wir wa⸗ ren damals ſchon ſieben Kinder— das Dutzend iſt erſt ſpäter voll geworden— und machten meiſt ein ſolches Getümmel in„un⸗ ſerer“ Stube, daß die Glaskugel mit dem Heiligen Geiſt fortwährend hin⸗ und her⸗ ſchwankte. Und an einem Samstag, als die wilde Jagd wieder einmal über Tiſche, Stühle und Bänke tollte, hatte ich das Un⸗ glück, mit dem Kopf an die Glaskugel zu ſtoßen, daß ſie klirrend an die Decke flog und die morſche, rauchgeſchwärzte Hanfſchnur abriß. Gottlob fing ich die Kugel, unbemerkt von elterlichen Späheraugen, rechtzeitig auf und baſtelte ſie ſchnell mit einem neumodiſchen Nã 1 0 an den Haken in der Balkenlage. i, „Nicht lange nach dem Zwiſchenfall geht die Stubentür auf, und ein ſchöner, feiner Mann mit blondem Vollbart und luſtigen Augen ſteht lachend im Türrahmen. Und ehe er die Frage vollenden kann, ob wir ihn noch kennen, hängen wir ſchon jubelnd an ſeinen Rockſchößen:„Der Vetter! Der Vetter!“ Es war der Vetter aus der Stadt, meines Vaters Bruder, damals noch Junggeſelle und ein reicher Kaufmann dazu, für uns wie für die Dörfler der Inbegriff aller irdiſchen Vollkommenheit. Ich hatte keinen ſehnliche⸗ ren Wunſch, als ſelbſt einmal ein ſolcher Vetter zu werden, der den Kindern immer etwas Gutes bringt, wenn er ſeine länd⸗ lichen Verwandten beſucht. Ich hielt mich wohlweislich etwas im Dunkeln, damit die Beule niemandem auffiel, die ich als ſchmerz⸗ liche Erinnerung an den Zuſammenſtoß an der Stirn trug. So gelang es mir, unbemerkt auf der Ofenbank einzuſchlafen, obwohl die anderen Geſchwiſter ſchon ins Bett mußten. In Wirklichkeit lag ich munter, mit geſchloſſenen Augen zwar, denn ich wollte gern hören, was der Vetter dem Vater zu erzählen wußte von ſeiner Stadt da draußen, die ich fürs Leben gern einmal geſehen hätte. Und als der Vetter genug Geſottenes und Gebratenes, Eingemachtes und Gebackenes gegeſſen hatte, ſteute m die gute Mutter auch noch eine Schüſſel Kaffee mitten auf den Tiſch, und der Pater ſchöpfte daraus mit einem großen Löffel in die geblumte Taſſe. Als er die erſte Taſſe auf einen Zug geleert hatte, da fragte er den Vater: „Und wie geht's Dir denn, lieber Michel?“ Vaters Antwort war ein ſtummer Seuf⸗ zer. Und Mutter ſagte dazu:„Es iſt ein rechtes Kreuz mit ſo viel Schulden und ſie⸗ ben Kindern. Aber in Gottes Namen, es wird ſchon gehen. Gott verläßt die Seinen nicht. Wo die Not an größten iſt, iſt Got⸗ tes Hilfe am nächſien“ „So, ſo...“ dehnt der Vetter heraus und ſchöpft ſich aus der braunen Schüſſel die zweite Taſſe voll.„Ich wollte Euch gerne aushelfen, aber ich kann wirklich nicht, auf Ehre!“ a „Mit hundert Märklein kämen wir weit“, ſagte des Vater,„Und bis Martinitag hät⸗ teſt Dein Geld wieder, weil wir dann Säue hätten zu verkaufen. Aber jetzt, vor der Ernte, hat der Bauer gar keine Einnahmen, nur Ausgaben.“ f „Hör mich an, Michel!“ ſchwört der Vet. ter hoch und heilig.„Wenn ich hundert Mark in der Taſche habe, dann ſoll auf der Stelle der Heilige Geiſt herunterfallen mitten in die Schüſſel! Jawohl!“ a Und als der Vetter, der als„aufgeklärter“ Stadtmenſch offenbar an keine Wunder mehr glaubte, nach dieſem vermeſſenen Schwur zum drittenmal in aller Seelenruhe mit dem Schöpflöffel in die Kaffeeſchüſſel fährt, um ſich die Taſſe neu zu füllen, da iſt eine Stille von drei Sekunden— und dann tut's einen Klatſch und Patſch in die Schüſ⸗ ſel, daß es mich nur ſo emporreißt von mei⸗ nem Lager auf der Ofenbank. 5 Denn ſiehe, das Wunder iſt geſchehen! Und der Vetter, der Vater, die Mutter und auch meine, in dieſem Augenblick gar nicht beachtete Wenigkeit, ſtarren ſchreckensbleich auf die Glaskugel in der Kaffeeſchüſſel. Meine Mutter faßt ſich zuerſt und ſagt: „Es iſt ſchon wahr: Wo die Not am größten, iſt Gottes Hilfe am nächſten!“ Ji aber ſinne der Wahrworte meines äl⸗ teren Bruders: Der hält nicht lange, näm⸗ lich der neumodiſche Bindfaden, was ich ja ſelbſt gewußt habe. denn ſo klug bin ich auch. a Der Vater hat nur einen Blick auf den Heiligen Geiſt, der als geſchnitzte Holztaube mit dem Friedenszweig im zarten Schnäb⸗ lein auf der braunen Kaffeebrühe ſchwimmt. Der Petter aber faltet die Hände u nmem Stoßgebet um Vergebung ſeines fahrläſſigen Falſcheides, dann ſchiebt er dem Vater die Prieftaſche hin, die ausſieht wie ein ver⸗ ſchwollener Schwartenmagen, und ſagt mit zitternder Stimme:„Lieber Bruder Michel, tu Dir heraus, ſo viel Du brauchſt, und be⸗ tet für mich morgen, damit das Wunder der Bekehrung nachhält..“ Da langt ſich der gute Vater aus der Brieftaſche des Vetters einen blaven Schein heraus:„Mehr brauche ich nicht. Und auf Martini, wenn wir die Säue verkaufen, haſt Du Dein Geld wieder...“ Der Vetter aber legt noch einen Hunderter dazu und ſagt:„Das iſt für einen neuen Kindern in die Sparbüchſe, wenn ſie, eine haben; und betet recht viel für mich! Und wenn ſpäter oft die Rede ging von nem zum Beſten der Ruine herausgegebe— allerlei Mirakeln und niemand recht daran glauben wollte. vermies der Vetter bis Leute ihres ſeichten Gekfüngels. Denn et wußte ſelbſt aus Erfahrung, daß es noch Wunder gab, jawohl! Das Geheimnis aber, wie es zuſtande kam, habe ich wohlweislich gehütet. Nur meinem Vater habe ich es in ſpäteren Jah⸗ ren einmal anvertraut, als Erwachſener ſchon, und da meinte er:„Ich hab mir's gedacht. daß eine Spißbüberei dahinter ſteckte. Aber trotzdem war es eine weiſe fürſorgliche Fügung, die für uns alle zum Guten ausſchlug.“ — Am Nolandsbogen Von Reichsbahnoberrat K. Jüsgen⸗-Köln. Bevor der Rheinſtrom ſeine landſchaftlich ſchönſte, von Vingen bis Bonn verlaufende Talſtrecke verläßt, vereinigt er zwiſchen Ro— landseck und Königswinter noch einmal in dramatiſcher Steigerung alle Reize der Na⸗ tur zu einem Bilde paradieſiſcher Pracht. Alexander von Humboldt zählte den Blick von Rolandseck aufs Siebengebirge zu den ſchönſten Punkten der Erde, und Geheimrat Profeſſor Clemen, Bonn, nennt dieſen Fleck: „Tor zu der letzten Feſtung des Mittelrhei— niſchen Gebirges, wo in einem Paradies von geſammelter Schönheit das Bergland von dem heiligen Strom Abſchied nimmt in dem „Amen des Rheines“— mit dem ewig un— vergeßlichen Blick über den Rolandsbogen und die grünumbuſchte Inſel Nonnenwerth auf den Chorführer im Reigen der ſieben Berge, den Drachenfels.“ Sage und Ro⸗ mantik ſprchen hier von Bergen und Bur— gen zu jedem emyfänglichen Freund deutſcher Landſchaft und führen ihn wie auf Flügeln durch den herrlichſten Garten Eden. Iſt auch das Siebengebirge ſonſt weit und breit be— konnt, ſo verdient doch das im Schatten ſei⸗ nes Weltruhmes gleich einem beſcheidenen Veilchen blühende Rolandseck würdig zu ſein, aus ſeiner zeitweiligen Vergeſſenheit wieder einer ſtärkeren Beachtung zugeführt zu werden. Hoch über Ort und Rheinſpiegel thront als weit ſichtbares Wahrzeichen auf halber Höhe des Roddersberges der ſtolze, efeu— umſponnene und mit der Landſchaft eng ver— wachſene Rolandsbogen. Er verſinnbildlicht den letzten Reſt einer Burg der Kölner Erz— biſchöfe aus dem 12. Jahrhundert, die im burgundiſchen Kriege 1474 teilweiſe zerſtört und ſpäter ganz geſchleift wurde. In der Sturmnacht vom 28. zum 29. Dezember 1839 ſtürzte der letzte alte Bogen, der als einziger Reſt die vielen Jahrhunderte überdauert hatte, zuſammen. Kurze Zeit ſpäter beſuchte der Freiheitsdichter Ferdinand Freiligrath, der damals ſein Heim in dem lieblichen Ort Unkel aufgeſchlagen hatte, auf der Rückreiſe von Soeſt die Trümmer und trat in einem flammenden Aufruf in der Kölniſchen Zei⸗ tung begeiſtert für den ſofortigen Wieder— aufbau des Bogens ein. „Wie Fieberſchütteln hat es mich gepackt, Der Bogen fort, die Streben ſtehen nackt.“ Daß er bei dieſem temperamentvollen Vor— gehen überſehen hatte, ſich vorher der Zu⸗ 7 1 17 ſtimmung der Beſitzerin der Heiligen Geiſt und was übrigbleibt, tut den Ruine, Ma⸗ rianne Prinzeſſin Wilhelm von Preußen, zu vergewiſſern, gibt ihm Anlaß zu allerlei intereſſanten Ausführungen, die er in ſ— nen Rolandsalbum in hochpoetiſcher Form niedergelegt. Der Erfola der Werbuna des „Rolandsknappen“ blieb nicht aus un? ſchon um Pfingſten 1840 konnte der Kölner Dom⸗ baumeiſter Zwirner mit dem Wiederaufbau des Bogens beginnen und ihn nech im Juli desſelben Jahres vollenden. Auch die Weihe⸗ rede iſt in dem längſt vergriffenen Büchlein Freiligraths noch enthalten. Daß man neuer⸗ dings dem Dichter am Fuße ſeines geliebter Berges ein Denkmal geſetzt hat, iſt nur ein Akt gebührender Dankbarkeit geweſen, für den kein beſſerer Platz zu finden geweſen wäre. An die bekannte Sage von der Getiebten Rolands, die er ans Kloſter Nonnenwerth verlor und von den Höhen ſehnſüchtig be⸗ trauert, erinnern die Verſe: „Und begräbt das Kloſter Schön⸗Hildegund, So ſetz' ich mich hier auf den Stein Und ſchaue, zeitlebens zu Tode wund, Hinab auf das Kloſter im Rhein.“ So ſpinnt ſich der Faden zwiſchen Rolands⸗ bogen und der lieblichſten aller Rheininſeln, Nonnenwerth, mit ſeinem altbekannten Klo⸗ ſter. Dies wurde, wie die Schweſter M Paula in ihrer Geſchichte der Inſel Nonnen⸗ werth erzählt, nach einem Brande um 1773 mit ſeinen Konventsgebäuden neu errichtet, aber 1802 aufgehoben und 1821 von der preußiſchen Regierung als Gaſtſtätte ver kauft. Ernſt Moritz Arndt und Liſzt weilten dort häufig als Gäſte. Dieſer verbrachte im Verein mit der Gräfin Marie d'Agoult, de: ſpäteren Mutter Coſima Wagners. hier ſeine glücklichſten Jahre. Auf dieſem Eiland ent⸗ ſtanden auch ſeine Vertonungen vieler Goe⸗ theſcher und Heineſcher Dichtungen. Erſt 1850 gelangten Inſel und Bauten en die Urſulinerinnen und wenige Jahre ſpäter an die Kongregation der Franziskanerinnen zu⸗ rück und dienten fortan der Erziehung jun⸗ ger Mädchen. 1 Aber auch die neuere Zeit unduſogar die manchmal an landſchaftlich hervorrügenden Uferſtrecken nur ungern geſehene Eiſenbahr hat zu den alten Reizen Rolandsecks neue gefügt und mit dem im Jahre 1858 gon de: alten rheiniſchen Eiſenbahn als vorfäufiger Endpunkt der Strecke errichteten großzügi⸗ gen Bahngebäude und geſellſchaftlichen Mit⸗ telpunkt der ganzen Gegend geſchaffen. Wie Carmen Sylva dieſe Stelle ſchätzte möge ihre poetiſche Widmung aus de! Folge „Mein Rhein“ bezeugen: Der Bahnhof von Rolandseck! Das iſt am ganzen Rheine, Im Maienſonnenſcheine, Der allerſchönſte Fleck. Der Bahnhof von Rolandseck! Der iſt für ein liebend Pärche! Blauaugen, Goldenhärchen! Der lieblichſte Verſteck. Der Bahnhof von Rolandseck! Und drüben die ſieben Hügel Und Abendhauches Flügel! O weh! Der Pfiff! Der Schreck! Der Bahnhof von Rolandseck! Man möcht' hier ewig bleiben Und trinken, ſingen, ſchreiben— Hätt' er nicht ſolchen Zweck. —— Kapseln gegen Ruf- 7515 u. Meruven- Schmerzen, * Neuralgien u. Rheuma. Atztl, empfohlen. Erhält 50 lich in allen Apotheken. 2 Nut echt mit eingenrägtem Wortzeichen, Gnaosan“. Amidophenaz. Phenaz.- salic.. Chinin— Zofe. Schicksalsge walten ——KWK.I᷑.—— ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Als Reveloor allein war, ſeufzte er tief auf. Er war über ſich ſelbſt zornig, daß er plötzlich ſolch eine Stimmung über ſich Herr werden ließ, nachdem er ſich die ganze Zeit über doch ſo gut beherrſcht hatte. Mechaniſch zog er die Schubladen ſeines Schreibtiſches auf, nahm dies und jenes heraus. Schließlich öffnete er das Geheimfach, nahm auch da den Inhalt heraus. Ge⸗ dankenlos kramte er weiter herum. Auf einmal richteten ſich ſeine Augen mit einem Ausdruck ungeheurer Spannung auf das Schreiben, das er in der Hand hielt. Als habe er ſich verbrannt, ließ er es plötzlich auf die Schreibtiſchplatte fallen. Die Schrift, die Handſchrift! Das— das war ja unmöglich! Und doch, wenn er nicht in den letzten Tagen ſeinen Verſtand verloren hatte, dann war dieſe Schrift hier die⸗ ſelbe, die Karell vor ein paar Wochen an den Bauleiter ſchrieb, als ſie beide in Maiville weilten. Aber hier, hier— das hatte doch der berühmte Einbrecher an ihn geſchrieben! War er denn verrückt, ſeinen beſten Freund und jenen toll⸗ kühnen, berüchtigten Menſchen miteinander auch nur wäh⸗ rend der Spanne eines Augenblicks in Zuſammenhang zu bringen? Nevelsoor raſte jetzt wie ein gefangenes Tier im Zimmer auf und ab. Es ſtürmte und wühlte in ihm. Wieder blieb er am Schreibtiſch ſtehen. Das Unheimliche, das den Freund zuweilen umgab, wuchs zu rieſengroßer Form. Karell ſchrieb zwei wunderſchöne Handſchriften, eine mit der rechten, die andere mit der linken Hand. Wo hatte er dieſe ſeltene Kunſt erlernt? Wozu brauchte er ſie? Und wieder war eine Stimme in ihm, die ſich energiſch dagegen wehrte, Karell auch nur eine Minute lang zu verdächtigen Doch der Verdacht blieb, und Reveloor wußte, dieſer Ver⸗ May?“ 28 Gleich darauf ſchüttelte er, unwillig über ſich ſelbſt, mit dem Kopfe. Unſinn, er war ja komplett verrückt, ſo etwas Furchtbares auch nur zu denken. Reveloor rannte in ſein Schlafzimmer und ſteckte den Kopf in die Schüſſel mit kaltem Waſſer. Er fragte in dieſem Moment nicht danach, ob das ſeiner Geſundheit ſchadete. Er wollte nur klar denken, logiſch und kühl bleiben. Als er dann ein Weilchen ſpäter wieder im Arbeitszimmer ſtand, dachte er: Liebe.“ und er dachte: nicht unglücklich werden!“ * aber ſollte er tun? Nichts war doch wahrſcheinlicher, als daß er ſich irrte. Aber dennoch! Dicke Schweißtropfen perlten auf Reveloors Stirn. Wenn Karell der Einbrecher wäre, was wurde dann aus „Nun bin ich richtig verrückt geworden aus unerwiderter Er ſchloß alle Papiere wieder ſorgfältig ein. Eine bleierne Schwere hing ihm in den Gliedern, als er ſich zum Beſuch der Oper fertigmachte. Er wollte ſich dort mit dem Brautpaar und Mays Eltern treffen. Als er dann in der Loge mit den Freunden zuſammen⸗ ſaß, ſtreifte er immer wieder Mays liebes, blaſſes Geſicht, „Lieber mag alles andere zuſammenſtürzen— ſie darf Wenn er dann Karells ſchönes, ernſtes Geſicht ſah, wurde er wieder irre an ſich ſelbſt. Und wenn er jede Möglichteit in Betracht zog, wenn er ſein Inneres durch⸗ forſchte, was dieſer etwa zu all dieſen Gedanken ſpräche, dann mußte Reveloor abermals die Entdeckung machen, daß nichts in ihm ſich darüber freute, wenn Karell von Mays Lebenswege verſchwand. Denn dann würde May unglücklich, und das durfte nicht ſein. Reveloor dachte genau wie vorhin zu Hauſe, daß er wahrhaftig übergeſchnappt ſei. Es würde gut ſein, wenn er morgen zu einem berühmten Nervenarzt ging und ſich von ihm gründlich unterſuchen ließ. Der hinreißend ſchene Geſaug des deutſchen Gaſtes lauſchten. unter einem Bann regungslos dem dacht würde ihn nicht mehr zur Ruhe kommen laſſen. Was rauſchte an ihm wirkungslos vorüber. Er allein war mi ö ſeinen Gedanken ganz woanders, während alle anderen wil Gebet Eliſabeths Nach Schluß der Vorſtellung ſchlug Greusburne vor, noch eines der vornehmen Reſtaurants aufzuſuchen. Er breitete. Gute. ſchielte nach dieſen Worten bedenklich auf ſeine Frau. Für gewöhnlich wollte ſie nämlich ſchnell nach Hauſe. Nun par er freudig überraſcht, als ſie freundlich ſagte: „Natürlich, Marcell, auch ich habe Luſt, noch ein wenig Nachtleben zu ſehen.“ Frau Grensburne war in dieſem Moment nur gülige Mutter, die gern die kleinen körperlichen Beſchwerden verſchmerzte, um ihrem Kinde einen Wunſch erfüllen zu können. Sie las es ja in Mays großen, blauen Augen, wie gern dieſe noch an der Selte Karells eine vornehme Gaſt⸗ ſtätte aufſuchen wollte, denn dann währte das Zuſammen⸗ ſein mit dem Geliebten noch um ein paar Stunden länger. So fuhren ſie denn los. Reveloor machte den Führer, und liebenswürdig lächelnd waltete er ſeines Amtes, immer von dem einen Gedanken beherrſcht: N Um alles in der Welt ſich ja nicht merken laſſen, welch furchtbarer Verdacht ihn quälle. Bald ſchritten die fünf die teppichbelegte Marmortrappe hinauf. In dem großen Saale, der ganz in Rot mit Gold gehalten war und von deſſen Decke unzählige elektriſche Birnen leuchteten, ſtanden viele weißgedeckte Tiſche mit koſtbaren Blumen geſchmückt. Reveloor ſteuerte auf einen gemütlichen Eckplatz zu, über den eine rieſige Palme ihre Zweige ſchützend aus⸗ Bald perlte der Sekt in den Kelchen, und alle ſtießen auf eine frohe, glückliche Zukunft an! Hell klangen die Gläſer Mit glänzenden Augen ſah ſich May im Raume um Wenn ſie erſt Lu Karells Frau war, dann ſollte er ſie oft in ſolch ein vornehmes Nachtlokal führen; das nahm ſie ſich feſt vor. Fröhlich plaudernd ſaß man beiſammen. Die Zeit verfleg. Trotz der ſpäten Stunde kamen immer neue (Foriſetzung ſolgt.) a N LTG WIT 56 T7 Jopyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 51 5 Nachdruck verboten. „Uebri gehn mir zum Petermichl. Mir wer'n eahm zrataliern zum Sohn. Hätt'n's ſcho lang' tuan ſoll'n— d Muatta wollt' eh übrigehn, hab''s aber net geleid't. Weg'n dem dalketen Ferdl ſeiner Rederei. Hab' mi giſt, ztatt zu bedenken, daß der nur daherſchwadert, um ſi' wich⸗ tig z' machen, der eilte Trott'l. Soviel Verſtand hätt' i äber haben können, daß ſo a Madl, wie d' Wettl, ſo an Wirtshausbruder net nehmen wird... Und der alte Peter- michl is au ka ſolcher net, der ſei anzigs Madl an ſo an' verſchachern will, weil der a paar Netſch hat.“ „Glaub's a net“, meinte der Loiſl.„Auch's Madl, die is ka ſolche, die was ſi' mir nix, dir nix verſchachern laßt..“ „Aha! Jetzert kennſt es, das Madl.“ Der Loiſl nickte: „Ja, jetzert kenn' i's...“ geworden und wandte ſich zum Gehen. „Kommſt mit!“ befahl er. Der Loiſl zögerte. „Na, wird's bald!“ drängte der Vater ungeduldig. * 5* geſſen, daß es ſogar durch die verſchloſſenen Türen draug. Daß ſie den verhaßten Namen des Röder-Pepi noch ein⸗ mal in ihrem Leben hören ſollte, das erſchütterte ſie mehr als die märchenhafte Tatſache, daß hinter der Maske eines feſchen Deutſchmeiſters ein leibhaftiger Fürſt geſteckt batte. b „A Haderlump is er auf jeden Fall!“ ſtellte ſie bei ich ſeſt. Und als ſie einmal ſo weit war, da verſiegten auch die FTräuen. Der Alois Petermichl aber ſtand dabei, und ſeine treuen Augen blickten kummervoll auf ſein Weib. All das Erſchütternde faßte er in die angſtvolle Frage: „Haſt ihn amend noch gern, Gundl?“ „Na!“ ſchrie die Gundl und hieb mit der flachen Hand in alter Kraft auf die Tiſchplatte, daß das Frühſtücks⸗ geſchirr ins Tanzen kam.„Na, ſo wahr i ſelig wer'n will, nir will i von eahm wiſſ'n, als daß er g'ſtraft wird für ſei' Rixuutzigkeit!“ Das war die eine Seite der Angelegenheit. Wie aher brachte man der ahnungsloſen Wettl all dies nur bei? i Zentnerſchwer fiel dieſe Frage der Gundl aufs Herz, denn etwas hatte ſie bisher noch gar nicht recht bedacht, daß nämlich die Wettl ſo ganz andersgeartet war als die anderen Mädel ihres Standes. Daß ſie, die Mutter, ſo gar nicht wußte, was die Wettl von dem und jenem dachte, und wenn ſie ſprach, weder ſoviel erzählte, noch ſich ſo gusdrückte, wie man es gewohnt war und wie die Gundl os im gleichen Alter und bei gleichen Anläſſen getan hätte. Das mit der Ausdrucksweiſe, das mochte die Wettl vom Herrn Hauptmann aufgeſchnappt haben, der ihr immer allerhand Bücher zum Leſen gegeben und mit dem ſie manchmal, wenn er herauskam,„diſchkuriert“ hatte, akkurat ſo, wie wenn ſie ein„Mannsbild“ wär'. Die gauze Art ihrer Tochter war der Mutter mitunter ein Rätſel geweſen. Ruhig und gelaſſen blieb die Wettl, wenn ein jeder anderer ſich„giftete“. Niemals hörte man von ihr ein grantiges bder hantiges Wort, nie ſand man Lug oder Falſchheit an ihr. Und ſie ließ niemanden in ihr Herz blicken. Sie hatte eine Art, ſich die Leute drei Schritte vom Leib zu halten, die man nicht in Worten ausdrücken kounte. Und doch wieder war das Mädel jugendfroh und treuherzig, zeigte keine Spur von Hochnaſigkeit. Und nun hatte dieſe„aparte“ Wettl ſogar noch einen Fürſten zum Vater... Aber wie ſollte man ihr das ſagen? Als Gundl mit ihren Erwägungen, die keineswegs geordnet hinter ihrer Stirn kreiſten, ſo weit war, da hob ſie den Blick hilfeſuchend zu Alois, ihrem Gatten. Einfach„Nein!“ ſagen, auf den dalkerten Brief— und fertig. So durchzuckte es ſie. „Ein Sterbender wartet“, ſprach da der Albis mah— nend, als hätte er ihre Gedanken geleſen. Immer wußte er das richtige Wort zur richtigen Zeit, der Alois. Ein Sterbender... Flehend wurde ihr Blick. Der Mann verſtand ſie auch jetzt. Er wurde ein wenig blaß, dann aber ſprach er feſt: „Ich ſag's ihr“, und dann wandte er ſich um, ging hinaus, durch die Küche und hinüber in das helle, ſonnige Mädchenſtübchen. Dort ſaß die Wettl beim Nähtiſch hinter ihren Blumen- ſtöckerln und ſtopfte für den Vater Socken. Angeſichts dieſes ſtillen Friedens des lieben, be— ſcheidenen Kindes ſtockte dem Manne das Herz. Sekunden⸗ laug war er verſucht, der Gundl recht zu geben: den feinen Wagen dort drunten vor dem Haustor wegzu— ſchicken, ſamt dem Diener mit den gold'nen Borten auf einem roten Frack. Ein Sterbender wartet!, durchfuhr es ihn abermals. Ein Sterbender wartet— wartet auf ſein Kind, damit es ihm die Augen zudrücke. Vielleicht auch, damit ſer ſühne, was er an der Mutter verbrochen. Er ſoll nicht ins Grab ſinten, mitſamt der Laſt... z'ſamm', mußt's wiſſen jetzert—: Vatter.“ „Wettl, geh her“, ſprach Alois ſanft, und nahm dem Mädchen die Arbeit aus den Händen. Erſtaunt erhob ſich Wettl. Der Vater legte ihr den Arm um den Hals, führte ſie zu dem ſchmalen, hartfederigen Sofa und zog ſie neben ſich nieder. Wie würde ſie es aufnehmen, die Wettl? Das Herz krampfte ſich Alois zuſammen, als er bedachte, daß dieſes Kind ſich am Ende freuen könnte. Daß er es erleben ſollte, wie freudige Ueberraſchung ſie übermannen, wie ſie jubeln würde und ſtolz ſein über das märchenhafte Glück. Alois Petermichl, der nach Anſicht der Gundl immer das rechte Wort wußte, verſchlug es jetzt die Rede und ſchier auch den Atem. Und wie er endlich anhob zu ſprechen, fiel ihm nichts anderes ein, als die ſonderbare Frage: „War i dir denn auch immer a guter Vatter, Wettl?“ Das Mädel ſah ihn erſtaunt an, aber ohne Beſinnen kam ihre Antwort: Herr Altmaier war mit ſeiner Sonatagstoilette ſertig „Kan beſſer'n kann's gar net geben! Warum fragt denn der Vatter ſo kurios?“ „Wettl“, ſprach der Mann mühſam weiter,„halt' di' bin net dei' rechter „Net mei' rechter Vatter?“ Staunen malte ſich auf den U reinen Zügen des Mädchens.„Ja, wie is mir denn? War denn die Mutter a Wittfrau?“ Die Gundl hatte geweint. Herzbrechend und ſelbſtver— Petermichl war wie auf den Kopf, geſchlagen. „Die Mutter war— ſie war——“, ſtotterte er und ſtockte. Da riß ſich der Mann zuſammen. In wenigen Worten erklärte er ihr die Zuſammenhänge, ohne jemanden anzu⸗ klagen. Aber das kluge Geſchöpf erkannte den unendlichen Edelmut und die Herzensgüte aus den ungeſprochenen Worten ebenſo, als hätte ihr Alois wer weiß wie genau alles Häßliche eröffnet, das ſich zugetragen hatte, durch die Schuld deſſen, der ja doch ihr Vater war... „Hätt'ſt es nie und nimmer zu wiſſen gekriegt“, ſchloß Alois ſeine ſtockende Rede„nie und nimmer...!“ „Und warum...?“ begann die Wettl ſchwer. Er aber ließ ſie nicht vollenden. „Dein wirklicher Vatter, der— der liegt im Sterben; er will dich noch ſehen, bevor er die Augen zudrückt.“ Wettl hob abwehrend beide Hände; ihr Atem flog, ihre Augen lohten. „Nie! Nie!“ ſtieß ſie hervor.„Net im Leben, net im Sterben— nie! J will nix wiſſen von ihm, der mir mein arm's Mutterl ſo ſterbenselend g'macht hat, der ſie ins Unglück bracht hat, der ſich nie um mich'kümmert hat!“ „Halt aus!“ gebot Petermichl und Würde lag in ſeiner Geſte, mit der er das Wort begleitete.„Halt aus! Ver⸗ ſündig' di net, Mädl, verſündig' di net! Kennſt net die Schrift? Da ſteht's: Richtet nicht, auf daß ihr nicht ge⸗ richtet werdet!— Vor ſein' Herrgott, wird er ſi' ver⸗ antworten und der wird eahm anhören! Willſt du dich höher ſtellen, als unſer Herrgott ſelber?!“ Das Mädchen hatte das Geſicht in die Hände ver⸗ graben.„Arm und elend is er?“ kam die geflüſterte Frage. Aber der Vaternamen kam ihr nicht über die Lippen. Mit eigenem Blick ſah Petermichl ſie an, und langſam betont ſprach er:„Arm— nein— aber elend, ja?“ Dabei griff er in die Rocktaſche und brachte das Schreiben des Fürſten Cuzene zum Vorſchein. „Da kannſt leſen, was er ſchreibt—“ junge Geſicht wurde ſtarr wie ein Steinbild. Die ſchlanke Geſtalt ſtraffte ſich, und die ſtahlblauen Augen blickten über ſeltſamen Ausdruck, daß es den kalt überlief. Zügen malte. Wettl hob die Schultern, als ob ſie fror. Und dann ſprach ſie ein Wort, leiſe, ſcheu, wie im Traum: „Ein Fürſt is er? Ja, tun?“ „Sein ja a nur Menſchen“, nickte Alois Petermichl ſchwer. kann denn ein Fürſt ſo was Neunzehntes Kapitel. Die Starrheit, die Wettl bei jener überwältigenden Er⸗ öffnung überfallen hatte, hielt an. Mit ſchier nacht⸗ wandleriſcher Sicherheit wählte ſie unter ihren Kleidern gehen zurecht und nahm von den Eltern Abſchied, wobei die Gundl herzbrechend ſchluchzte, ohne daß es dem Mädchen zum Bewußtſein gelangte. Und ohne ſich umzu⸗ ſehen, ging Wettl die Treppe hinab, ſchritt durch das Tor und ſtieg in den harrenden Wagen. Sie ſtieg in die noble Equipage— ſo ungeſucht einfach in der Haltung, äußerlich ſo ſicher und ruhig, als geſchähe es nicht zum erſten Male in ihrem Leben, ſondern als gehörte die Benutzung einer Galakaroſſe zu ihren alltäg⸗ lichen Gepflogenheiten. Hochaufgerichtet, das Köpfchen etwas in den Nacken gedrückt, ſo ſchritt ſie leicht und ohne Haſt die marmornen Treppen hinan, die mit purpurnen Läufern belegt waren. Im erſten Stockwerk des Palaſtes augelangt, öffnete ſich ein weites Veſtibül, wo der Führende ſeinen Schritt bverhielt. das dunkelſte und unauffälligſte, machte ſich zum Aus⸗ ergeben.: 0. 0 „Wollen fürſtliche Gnaden nicht ablegen Kein Wimperzucken verriet Erſtaunen über dieſe An⸗ rede. Mechaniſch neſtelte Wettl an den Knöpfen ihres ein⸗ fachen Mäntelchens, ließ ſich dieſes von dem alten Diener, in dem wir Alexis wiedererkennen, abſtreifen, nahm das kleine Stirnhütchen ab und rückte mit beiden Händen die dicken, goldbraunen Zöpfe zurecht, die ſie digdemartig ouf⸗ geſteckt trug. a Dann folgte ſie dem Diener mit leichtem Schritt, den ſtarren Blick immer geradeaus gerichtet, durch eine Flucht ſaalartiger Gemächer. f „Ich werde melden—“, flüſterte der Diener, vor einer hohen Tür plötzlich haltmachend, deren Flüget zurück⸗ geſchlagen waren, während eine reichgeſtickte indiſche Portiere in dichten Falten den Eingang verhüllte. Aber das Mädchen hob abwehrend die Hand. Wer hatte die Wettl Petermichl dieſe hoheitsvolle Geſte gelehrt, vor der der geſchulte Kammerdiener eines fürſtlichen Hauſes zurückwich und in Regloſigkeit gebannt wurde? Mit zwei Schritten ſtand Wettl jenſeits des Tür⸗ behanges. 1 Ein weiter Raum lag vor ihr, prunkvoll, wie ſie ſoeben einige ſchon durchſchritten hatte, die aber verlaſſen und kalt ſchienen, trotz des Ueberfluſſes an Marmor und Gold, trotz der deckenhohen Spiegel, damaſtenen Polſtermöbel, Skulpturen und Gemälde, orientaliſchen Teppiche, franzö⸗ ſiſchen Gobeline und kunſtvoll intarſierten Parketten. Dieſer Raum hier aber atmete Leben, denn überall prangte das ſanfte Grün großer, weitausladender Fächer⸗ palmen in marmornen Kübeln, überdachte Diwans und breitete ſich in graziöſem Schwung vor den bläulich ſchimmernden Fenſtern. 5 Und dort, neben dem letzten dieſer hohen Fenſter, in einen Lehnſtuhl zwiſchen Kiſſen und Decken gebettet, dort ruhte ein Mann. Eine ſchmale, ſeingliedrige Geſtalt, von einer ſeidenen Decke umhüllt. N Der edel geformte, hintenüber geneigte Kopf zeigte verfallene Züge, eingeſunkene Schläfen und wirkte in ſeiner Regloſigkeit mumienhaft. Das junge Mädchen ſtand ſtill und nahm das Bild in ſich auf. f Auf lautloſen Sohlen war ein neuer Ankömmling hinter ſie getreten. Nun beugte er ſich vor:„Durchlaucht ruhen—“, flüſterte es neben ihr. Wettl wandte langſam den Kopf. Ein ältlicher kleiner und korpulenter Herr ſtand da und verbeugte ſich jetzt tief: „Fürſtliche Gnaden geſtatten— Doktor Guldener, Leib— arzt Seiner Durchlaucht—“ Jetzt ſchlug der Kranke die Augen auf. und wie gebannt blickte er zu ihr auf. Dieſe Augen— ſtahlblau, groß und klar— All- mächtiger— wo— wo? Und wie jung ſie waren, dieſe Augen— und wie— vertraut. Wie rührten ſie plötzlich ſo ſchmerzhaft an ihr Herz—! Und jetzt geſchah etwas Wunderbares. Entſetzt ſprang der Arzt, ſprang der alte treue Diener Alexis von der Tür herzu. Fürſt Igor Cuzene, der Kraftloſe, der ſeit vielen Monden ſich kaum wenige Schritte, auf die Krückſtöcke geſtützt, vorwärts bewegen konnte— er erhob ſich nun langſam ohne jede Stütze, die ſeidene Decke, die ſeine Knie umhüllte, mit einer ungeduldigen Bewegung von ſich ſchiebend. Mit einer abwehrenden Handbewegung gegen ſeine beiden Getreuen ſchritt er ſeinem jungen Gaſt ent⸗ gegen. f Und mit einer Stimme, ſo klar und kraftvoll, daß ſie ſeltſam in die bisherige Lautloſigkeit ſchnitt, ſprach er, indem er das Haupt neigte:„Willkommen, Fürſtin Cuzene, dein Vater begrüßt dich!“ Dann ſtreckte er die Arme vor, als wollte er das Mädchen an ſich ziehen. Aber im gleichen Augenblick taumelte er, griff mechaniſch um ſich und ſchlug hinten⸗ Seltſam groß über, ehe es jemand hindern konnte. Und die Wettl nahm den Brief und las. Aber was der Alois insgeheim gefürchtet hatte, das traf nicht ein. Das Zwanzigſtes Kapitel. Der gute Vater Altmaier mußte ſich am Schluß dieſes ereignisreichen Tages zugeſtehen, daß ſein Rekognoſzie⸗ das Briefblatt, blickten über Alois weg, mit einem ſo rungsgang zum Nachbar Petermichl einem Schlag ins Waſſer gleichkam. Nicht Freude, nicht Stolz, ſondern Staunen, das ſich zum Entſetzen wandelte, das war es, was ſich in ihren Freilich, er wurde ſamt ſeinem Sohn freundlich be⸗ grüßt, zum Niederſitzen genötigt— aber ſeine, wie neben⸗ bei erfolgte Frage nach dem Verbleib des Haustöchterchens zeitigte bei Frau Gundl nur die Antwort, die Wettl ſei nicht da. Als ob er das nicht ſchon ohnehin wußte. Es ließ ſich nicht leugnen, daß ſich Gundl in außer⸗ gewöhnlicher Erregung befand; aber dieſe konnte ebenſo⸗ gut dem mütterlichen Stolz gutgeſchrieben werden, mit 100 ſie den Täufling ſeinem Herrn Göd feierlichſt vor⸗ tellte. Die Ankunft dieſes jungen Herrn Petermichl war übrigens Frau Gundl vorzüglich bekommen. Sie prangte nur ſo in ihrer ſtattlichen Leiblichkeit, die Augen ſtrahlten, und der volle Mund blühte in neuem Lebensfrühling. So hielt ſie das ſchneeweiße Polſterbündel im Arme, darin das Knäblein mit feſt zuſammengekniffenen Aeug⸗ lein ſchlief, die beiden winzigen Fäuſtchen eng an die Wangen gedrückt. 0 f Weder der alte Altmaier, noch der junge ſahen die liſtig zwinkernden Blicke, mit denen die ſchlaue Gundl den Loiſt verſtohlen muſterte, wie er mit erblaßtem Geſicht und matten Augen, voll unbeherrſchter Ergriffenheit das kleine Menſchenwunder betrachtete. Behutſam ſtrich ſie nun dem Kindchen ein Büſchel der feinen, ſeidigen Haare unter dem Häubchen hervor, befeuchtete umſtändlich die Spitze ihres Zeigefingers und begann hierauf neben den winzigen Ohren niedliche Sechſer zu formen, die dem fauſtgroßen Geſichtchen urkomiſch ſtanden. Mit ſchief gelegtem Kopf muſterte die Gundl ihr Werk und blickte vergleichend, mit ſchelmiſchem Augenblinzeln zum Loiſt hinauf, als wollte ſie an dem großen Original Muſter nehmen.. Gortſetzung ſolat) Ernährung und Unterfranken bis auf weiteres Aus heſſen Entſchließung der Deutſchen Chriſten heſſens Darmſtadt, 11. Juni. Der Gau Heſſen der Glaubensbewegung Deutſcher Chriſten hielt eine Verſammlung ſeiner Mitglieder ab, bei der Pfarrer Propſt⸗Frankfurt die Richtlinien der Bewegung darlegte. Unter Vorſitz von Pfarrer Knab⸗Guſtapsburg wurden die Fra⸗ gen der Organiſation und des Vorgehens be⸗ ſorochen. Zur Biſchofsfrage wurde auf An⸗ trag von Prof. D. Bornkamm⸗Gießen eine Entſchließung angenommen, in der es heißt: „Der Gau Heſſen der Glaubensbewegung Deutſcher Chriſten hat mit tiefem Schmerz verfolgt, daß die Mehrheit der Kirchenregie⸗ rungen das Gebot der Stunde nicht verſtan⸗ den und den Weg zum Volke und den beſten Kräften des Umbruches dieſer Tage nicht ge⸗ funden hat. Wir ſtellen uns erneut in treuer Gefolgſchaft hinter den vom Vertrauen un⸗ ſeres Führers und unſerem Vertrauen getra⸗ genen Schirmherren unſerer Bewegung, Wehrkreispfarrer Müller. Wir fordern, daß nicht nur der Spruch der Kirchenregierungen, ſondern auch der Wille des Volkes gehört werde.“ * Regelung der Milchverwertung Einſtweilige Anordnung zur Regelung der verwertung und des Abſatzes von Milch und Milcherzeugniſſen im Rhein⸗Main-Neckar⸗ gebiet. Darmſtadt, 11. Juni. Aufgrund des Paragraphen 38 Abſ. 7 des Milchgeſetzes vom 31. Juli 1930 in der Faſ⸗ ſung der Verordnung des Reichspräſidenten zur Aenderung des Milchgeſetzes vom 11. Mai 1933 erläßt der heſſiſche Reichskommiſ⸗ ſar als Beauftragter des Reichsminiſters für und Landwirtſchaft folgende einſtweilige Anordnung: Zur Regelung des Abſatzes und der Ver— wertung von Milch und Milcherzeugniſſen im Rhein⸗Main⸗Neckargebiet, insbeſondere in den Einzugsgebieten der Städte Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen, Worms, Darmſtadt, Wiesbaden, Frankfurt⸗ Iffenbach, Hanau, Aſchaffenburg und Würz⸗ burg werden bis zur bevorſtehenden endgül⸗ tigen Regelung mit ſofortiger Wirkſamkeit diejenigen Maßnahmen der Milchverſor— i enſchſäſe(milchwirtſchaftlichen Zuſam⸗ menſchlüſſe) Nordbaden, Mittelbaden, 11 außer Kraft geſetzt, ſoweit ſie die Einfuhr von Milch aus Preußen, Bayern, Baden und Heſſen nach einem dieſer Länder ganz oder teilweiſe unterbinden. Milchlieferungen von einem Gebiete außerhalb der Verſorgungs— verbände dürfen hiernach jedoch weiterhin nur vorgenommen werden, wenn ſie zur Zeit der Bildung des betr. Verſorgungsverbandes bereits getätigt wurden. Nachprüfung der Neuaufnahmen Neue Richtlinien. Darmſtadt, 11. Juni. In einer parteiamt⸗ lichen Verfügung des Gauleiters Sprenger für den Gau Heſſen der NSDAP. heißt es l. a.: Bei dem großen Anſturm der in die Partei Einlaß Begehrenden ſeit dem 30. 1. 1933 ſind in dem Drange der Geſchäfte auch Aufnahmen genehmigt worden, die für die Partei nicht nur keinen Gewinn bedeuten, ſondern ſich parteiſchädigend auswirken. Es hat ſich daher als notwendig herausgeſtellt, alle ſeit dem 30, Januar 1983 getätigten Aufnahme noch einmal nachzuprüfen. Für die Nachprüfung werden Richtlinien ausgegeben, in denen es heißt:„Mitglied der Ned. kann nicht ſein: 1. Wer in Wort oder Schrift den Kampf des ſchwarzroten Syſtems gegen die nationale Erhebung ge⸗ führt oder unterſtützt hat. 2. Wer auf Grund eines unmoraliſchen oder haltloſen Lebenswan⸗ dels das Anſehen verloren hat, das zur Stel⸗ lung in einem ſauberen Volks⸗ und Staats⸗ leeben notwendig iſt. 3. Wer nichtariſcher Raſſe iſt. Als ſolcher gilt auch, wer nichtariſch verhei⸗ atet oder an einem nichtariſchen Geſchäft tereſſiert iſt, wer mit Perſonen nichtariſcher Raſſe engeren Geſellſchaftsverkehr hat, oder den Boykott gegen das Judentum gebrochen hat. 4. Wer einer Freimaurerloge oder einem dem ähnlichen Geheimbund(auch Druidenlage Rotary⸗Elub uſw.) angehört. 5. Wer entehrend vorbeſtraft iſt. 6. Wer als Konjunkturpoliti⸗ er anzuſehen iſt.“ „Die Nachprüfung durch beſondere Ausſchüſſe ſoll bis zum 1. Auguſt beendet ſein. Mimiſterpräſident Werner beglückwünſcht die Segelflieger. „Darmſtadt, 11. Juni. Der Heſſiſche Mi⸗ iiſterpräſident und Staatsminister Dr. Wer⸗ ner hat an die beiden Segelflieger Riedel und Dittmar folgende Glückwunſchkelegramme berichtet: f „%% Mit großer Freude höre ich ſoeben, daß Wonen mit dem Segelflugzeug„Fafmr“ ein Gangſtreckenflug gelungen iſt, mit dem Sie bal bisherigen Höchſtleiſtungen übertroffen ha⸗ Jor Ich beglüdwünſche Sie aufrichtig zu Ihrem prächtigen Erfolge, den Sie Ihrem hervorragenden Können und Ihrer bewun⸗ dernswerten Tatkraft zu verdanken haben Meine beſten Wünſche begleiten S160 auf Ihrem Wege zu weiteren Erfolgen.“ „Wie ich ſoeben höre, iſt Ihnen ein her⸗ vorragender Langſtreckenflug mit Ihrem Se⸗ gelflugzeug„Kondor“ gelungen. Ich über⸗ mittle Ihnen herzliche Glückwünſche und gebe der Hoffnung Ausdruck, daß Ihr ausgezeichne⸗ tes Können Sie zu weiteren großen Erfol führen möge“. b e Stand der Reben Anfang Juni. Bei dem verhältnismäßig milden Witte⸗ rungsverlauf des Winters 1932⸗33 iſt an den Rebſtöcken in den Wintermonaten im all⸗ gemeinen kein Schaden entſtanden, abgeſehen von Baden und Württemberg, wo die Reb⸗ anlagen zum Teil unter den Kahlfröſten im April gelitten haben. Die feuchtwarme Mai⸗ witterung hat aber die Entwicklung der Reben und Geſcheine wieder ſoweit gefördert, daß jetzt die Weinberge allenthalben einen durch— aus befriedigenden Stand auſweiſen. Aus Baden Paddelboot gelentert Zwei Perſonen ertrunken. Iſtein, 11. Jugt. Ein Paddelboot auf dem Rhein kenterte. Die beiden Inſaſſen, ein Herr und eine Dame, ertranken, ehe ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Die Perſonaljen der Ertrunkenen konn⸗ ten noch nicht feſtgeſtellt werden. Der Anfall ereignete ſich bei der Vorbeifahrt eines Schleppzuges. Reichsſtatthalter Wagner Schirmherr der 2. Schwarzwaldzuverläſſigleitsfahrt. Karlsruhe, 11. Juni. Die Preſſeſtelle beim Staatsmmiſterium teilt mit: Der einzige große Motorſportzuverläſſigkeitswettbewerb, der in dieſem Jahre in Süddeutſchland ſtattfindet, die Schwarzwaldzuverläſſigkeits- und Gelände⸗ ſahrt, die am 18. Juni vom Karlsruher Automobilclub gemeinſchaftlich mit den weite— ren ADAc.⸗Ortsgruppen der Landeshaupt⸗ ſtadt zur Durchführung gebracht wird und mit einer Plalettenzielſahrt, einem Autoballſpiel und einer Geſchicklichkeſtsprüfung verbunden iſt, erhält jetzt ſeine beſondere Bedeutung dadurch, daß Herr Reichsſtatthalter Robert Wagner die Schirmherrſchaft über die Veranſtalkung übernommen hat. Die täglich beim Karls— ruher Automobilclub eingehenden Meldungen verſprechen eine ausgezeichnete Beteiligung bei dieſem Wettbewerb, der den Charakter einer Wehrſportübung trägt, und allen Privatfah— rern mit normalen Fahrzeugen Gelegenheit gibt, hre perſönliche Tüchtigſeit zu erproben. Jugendtreffen in Baden. Karisruhe, 11. Juni. Die badiſchen Ju— gendherbergen veranſtalten auch in dieſem Jahre Jugendkundgevungen für das Jugend— herbergswerk und für das neue Deutſchland, um die ſtarke Verbundenheit des Jugendher— bergswerkes mit den Aufgaben nationaler Ju— genderziehung zu betonen.— Am 9. Juli findet das Pfälziſche Jugendtreffen in Schwet— zingen(Schloßpark) ſtatt, am 16. Juli das mittelbadiſche Jugendtreffen auf der Burg Hohengeroldseck bei Lahr.— Zur Teilnahme iſt neben der Bevölkerung jeder auf dem Bo— den der nationalen Regierung ſtehende Ju— gendbund, gleichviel welcher Richtung, einge⸗ laden. Beide Treffen verſprechen wuchtige Kundgebungen zu werden. * Sottunn hat's geſchafft Hochgeſangs Mannen ſchlagen die Schalker Knappen 3:0(1:0) aus dem Feld! Das Endſpiel um die Deutſche Meiſter⸗ ſchaft fand am Sonntag ſtatt. Aus allen Rich⸗ tungen brachte die Eiſenbahn, Autos, Mo⸗ torräder, Räder und Autobuſſe die Maſſen heran und am Sonntag früh ſetzte ſich der Zuſtrom fort und ſchon gegen 9 Uhr, als das Kölner Stadion geöffnet wurde, trudel⸗ ten die erſten Zuſchauer in das weite Oval. Unter den Gäſten ſah man den Reichsſport⸗ kommiſſar von Tſchammer und Oſten mit Gefolge. Beide Mannſchaften ſtellen ſich wie dorge— ſehen. Schalke kommt ſofort zweimal gut durch, aber die Fortunenabwehr iſt auf dem Po⸗ ſten. Beide Mannſchaften ſind noch ziemlich aufgeregt; dennoch werden techniſch ſehr gute Momente geboten. Das Führungstor der Fortunen fällt in der 11. Minute. Breuer gibt den Ball an Bender, dieſer weiter an Janes. Von da aus erhält Mehl den Ball und flankt genau nach innen. Zwolanowſfki hat ſich durchgeſchlän— gelt, erwiſcht das Leder und ſchießt, nachdem er den herauslaufenden Mellage noch um⸗— ſpielt hat, mühelos ein. 1:0 für Fortuna. In der 25. Minute kann Mellage einen Drehſchuß von Zwolanowſki nur knapp zur Ecke abwehren. Dieſe wird wiederum zur Ecke abgelenkt, die dann ins„aus“ geht. Schalke ſcheitert meiſt ſchon an der Läuferreihe. Die Stürmer ſchießen viel zu wenig. Die Tor— wächter greifen nur ſelten ein. Das Spiel vergeht dann wieder im Mittelfelde. Nach der Pauſe. Die Düſſeldorfer ſpielen weiter überlegen. Schalke drängt ſtark. Für Fortuna entſtehen bange Minuten. Kritiſche Situationen wech— ſeln dauernd. In der 17. Minute erzielt Schalke die erſte Ecke, die nichts einbringt. Die 25. Minute bringt das zweite Tor. Eine weite Vorlage an Hochgeſang, der an Kobierſki weitergibt. Dieſer flankt und Mehl ſchießt ein, zumal Mellage für Sekunden zö⸗ gert. Schalke iſt aus dem Konzept geraten. Das Spiel iſt entſchieden. Wigold wird verletzt und geht nach Rechts- außen. Aber Fortuna bleibt überlegen. Die Mannſchaft ſpielt ruhig und klar durchdacht. Sie hat alle Trümpfe in der Hand. Man ſieht allmählich, daß Schalke den Kampf auf⸗ gegeben hat. Sechs Minuten vor Schluß leitet Bender an den freiſtehenden Hochgeſang. Mellage läuft aus dem Tor, aber mit unnachahmlicher Ruhe hebt Hochgeſang aus 16 Meter Ent⸗ fernung den Ball über Mellage ins Netz. Vor Schluß hat Kuzorra noch eine Gelegenheit, den Ehrentreffer zu erzielen, aber er verpaßt die gut vorgelegte Flanke. Fortuna hat das Spiel damit verdient ge— wonnen. Waldhof deutſcher Handballmeiſter Nach härteſtem Kampf erſtmals ein Süd⸗ deutſcher Meiſter. Nun hat es der SV. Waldhof allen Un— kenrufen und allen mißgünſtigen und peſſi— miſtiſchen Vorausſagen zum Trotz doch ge— ſchafft. In der Höhle des Löwen, in Magde— burg, wurde der letzte Gegner, das letzte Hindernis auf dem Wege zur deutſchen Hand— ballmeiſterſchaft, der mitteldeutſche Meiſter, Polizei Burg, mit knappem Ergebnis„war aber vollauf verdient 7:5(5:2) geſchlagen. Ein Auskunfts⸗Automat in Berlin. Im Berliner Weſten iſt ein Auskunfts⸗Automat„Informa⸗ tor“ aufgeſtellt worden. Dieſer Apparat will dem Berliner Publikum und den Fremden bei den Einkäufen behilflich ſein. Der 1 5 5 hat 180 Druckknöpfe für 180 verſchiedene Arten von Geſchäften. Ein Druck auf den Knopf, und der Apparat wirft eine Kapſel aus, die eine Liſte der geſuchten Spezialgeſchäfte enthält. Auch die Anſchriften der Polizei⸗ reviere, Konſulate, e uſw. werden mit⸗ geteilt. Aus der Heimat Gedenktage 12. Juni. 1815 Gründung der Deutſchen Burſchenſchaft in Jena. 1850 Der Hiſtoriker Maximilian Graf Pork von Wartenburg in Klein-Oels ge⸗ boren. 1924 Der italieniſche Politiker Matteotti bei Rom ermordet. Prot. und kath.: Baſilidis. Sonnenaufg. 3,37. Sonnenunterg. 20,22. Mondaufg. 23,43. Mondunterg. 8.28. * Wonach ſoll man am Ende trachten? Die Welt zu kennen und nicht zu verachten. J. W. v. Goethe. Mondnacht Unzählige Male iſt der geheimnisvolle Zauber der Mondnacht in den Dichtungen beſungen worden, und Maler haben ver— ſucht, ihn in ihren Schöpfungen wiederzu— geben, und doch kann es ſelbſt den größten immer nur bis zu einem gewiſſen Grade gelingen, es bleibt ein Reſt, der weder in Worte zu faſſen iſt, noch in Farben zum Ausdruck kommen kann, den man nur er— leben, nur fühlen kann. Jeder, deſſen Sinne nicht völlig abgeſtumpft ſind, unterliegt ſei— ner Wundermacht. Herrlich iſt ein Gang durch die Mond— nacht. Aus der uns ſo vertrauten Tageswelt wird unter dem milden Licht ein Märchen— reich von unerhörter Pracht, von anmutig— ſter Schönheit, Frieden atmend oder ge— ſpenſtiſch abſchreckend durch die ſeltſame Vec— änderung aller Formen und im Spiel von Licht und Schatten von geiſterhaftem Leben erfüllt. Nüchterne Häuſer wachſen ſtolz em— por aus ſchwarzem Schatten wie ein ver— wunſchenes Schloß, deſſen Wände und Dach in Silber erglänzen, und dichte Baumgrup— pen werden zu ſchwarzen Hügeln, aus deren Innern heraus das durchrieſelnde Licht wie ein geheimnisvolles Leuchten hervorzudrin— den ſcheint. Alles iſt verwandelt, unwirklich geworden, zu einem Jubelreich, wie wir es nur in Träumen durchwandeln. Lautloſen Fluges ſtreicht ein Nachtvogel dahin, irgendwo erklingt der ſchrille Ruf des Käuzchens, und von den Feldern herüber dringt der Ruf der Brachvögel durch das große Schweigen. Stärker als am Tage iſt die Luft von Blütenduft erfüllt und dem würzigen Geruch, der aus den blühenden Wieſen und den Wäldern aufſteigt. Alle Unraſt des Lebens fällt in der nächtlichen Stille von uns ab, ruhig und befreit atmen wir auf. ... Und von allen Sternen nieder Strömt ein wunderbarer Segen, Daß die müden Kräfte wieder Sich in neuer Friſche regen; Und aus ſeinen Finſterniſſen Tritt der Herr, ſoweit er kann, Und die Fäden, die geriſſen, Knüpft er alle wieder an. * ** Der Jun oder Brachkäfer fliegt. Wer am ſonnigen Junimorgen den ſchmalen Wie— ſenpfahl hinwandert, ſieht verwundert in das hundertfältige Schwirren, Auf- und Nieoer⸗ ſteigen der ſchwärmenden Junt- oder Brach— käfer. Im Graswald der hochgewachſenen Wieſe zwiſchen Kraut und Blumen iſt ihr (Hebbel.). liebſter Aufenthalt. Weil die Junikäfer in den Monaten Junt, Juli, alſo um die Som— merſonnenwende, fliegen, werden ſie auch Son— nenwendkäferchen genannt. Bei ſtarkem Auf— treten werden die kleinen Verwandten des Maikäfers ſchädlich, befallen Kohl, Bohnen und Erbſen und tun ſich auch im Erdbeerbeet gütlich. Die das Erdreich durchwühlende Lar⸗ ve nährt ſich von Gemüſewurzeln und iſt des⸗ halb dem Gärtner und Bauern verhaßt. Der Zoologe kennt den Junikäfer als Amphi— mallus ſolſtitialis. Schutz der Zeitungen Kein Raum für Kommiſſare. Berlin, 11. Junt. Das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda macht alle in Frage kommen⸗ den Stellen darauf aufmerkſam, daß laut amt⸗ licher Anweiſung für kommiſſariſche Be⸗ tätrgung bei Zeitungen und für ſonſtige Aktionen behördlicher Stellen nach der Gleich⸗ ſchaltung des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe und des Vereins Deutſcher Zeitungs— verleger grundſätzlich kein Raum mehr iſt. Dieſe amtlichen Anweiſungen ſind unter al⸗ len Amſtänden ſtrikte innezuhalten. Sollten Abweichungen von dieſer grundſätzlichen Ver⸗ fügung— im Einzelfalle die Einſetzung eines Kommiſſars— erforderlich ſein, ſo iſt dem 1. Vorſitzenden des Reichsverbandes der deut⸗ ſchen Preſſe, Reichspreſſechef der NS DAp., Dr. Dietrich, jeweils rechtzeitig Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Weinheimer Schweinemarkt. gugeführt: 328 Stück Verkauft: 300 Stück Milchſchweine das Stück 9—16 Mk., Läufer das Stück von 17—33 Mark. Marktverlauf gut.