Lokales Vom Sonntag. Regen, Regen und nochmals Regen, das iſt die Parole des diesjährigen Frühlings, der ſich ja nun ſeinem Ende zuneigt, um bald dem kalendermäßigen Sommer Platz zu machen. Der geſtrige Sonntag war wieder total verregnet. Den ganzen Tag über ging ein durchdringen⸗ der Landregen nieder. Der Straßenverkehr war dieſerhalb ſehr ruhig. Veranſtaltungen waren, außer dem Tellſpiel, weiter keine. Bei dem Tellſchauſpiel war der Beſuch wieder gut. Beſonders wieder ſehr viele auswärtige Be⸗ ſucher waren erſchienen, die von der trotz dem Regen ſehr ſchön durchgeführten Aufführung reſt⸗ los begeiſtert waren und ſicherlich neue Freunde werben werden.— Das Rote Kreuz ſammelte. Im Zeichen eines Roten Kreuztages, der in ganz Deutſchland durchgeführt wurde, unternahm auch die hieſige Ortsgruppe des Roten Kreuzes eine Hausſammlung, der wir in Anbetracht des guten gemeinnützigen Zweckes einen guten Erfolg wünſchen.— Die Austragung der Deutſchen Fußballmeiſterſchaft im Kölner Stadion zwiſchen den beiden Weſtdeutſchen Konkurrenten Fortuna Düſſeldorf und Schalke 04 gab vielen Freunden des runden Leders Gelegenheit den Lautſprecher einzuſchalten und ſo den raſſigen Kampf, den „Fortuna“ Düſſeldorf als die beſſere Elf ver⸗ dient 3:0 gewann, mitzuerleben. Hiermit iſt erſtmals in der Geſchichte des Deutſchen Fuß⸗ ballſportes die Deutſche Meiſterſchaft nach Weſt⸗ deutſchland gefallen.— Die Deutſche Handball- mannſchaft erſtritt ſich geſtern unſer Rheinmeiſter Waldhof, der in Magdeburg gegen Polizei Burg 7:5 gewonnen hat.— In der DI K.⸗Sporthalle fand geſtern Abend ein Lichtbildervortrag ſtatt, wobei die Anweſenden, Mitglieder des Kathol. Männer- und Arbeiter⸗Vereins, ſehr viel Lehr⸗ reiches zu ſehen und zu hören bekamen. Der Beſuch war recht gut.— Die Volks-, Berufs- und Betriebszählung hat nun auch hier begon⸗ nen. Am Samstag und Sonntag wurden den einzelnen Familien die Fragebogen zugeſtellt, die am Freitag, den 16. Juni wieder abgeholt werden. Es empfiehlt ſich, um den ehrenamt⸗ lich tätigen Zählern ihr ſchweres Amt zu er⸗ leichtern, doch dafür Sorge zu tragen, daß die Zählbogen bis zu dieſem Tage zum Abholen bereit liegen. Alle Fragen ſind gewiſſenhaft und wahrheitsgemäß zu beantworten. Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 1 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz, 1 wegen Radfahren auf der linken Seite und 1 wegen Betrug, ein⸗ gemietet und die Zeche nicht bezahlt. * Hirtenbrief. Die deutſchen Biſchöfe haben einen Hirtenbrief herausgegeben. Dieſer befaßt ſich mit der heutigen Zeitlage. In dem Hirtenbrief kommen zu Herzen gehende Mahnungen zum Ausdruck. Es wird darin beſonders an die Gerechtigkeit appelliert, die viele unſerer Mit ⸗ menſchen ſo hart entbehren müſſen und darunter unſäzlich zu leiden haben. Menſchliches Mitge⸗ fühl verlange, daß dieſe Leiden abgekürzt oder ganz beſeitigt werden. Weitere Ausführungen finden unſere Leſer auf der erſten Seite dieſer Nummer. ö „Kath. Jünglings⸗ und Jung⸗ männer⸗Verein. Die Mitglieder wollen das heutige Inſerat beachten. * Fahrt ins Blaue. Die Reichs⸗ bahn ſtellte geſtern einen Sonderzug, der vor⸗ mittags 6,10 Uhr vom Hauptbahnhof Mann⸗ heim abging und ins ungewiſſe, ins Blaue führte. Wie wir erfahren, waren die Fahrkar⸗ ten ausverkauft. Der Eiſenbahnzug zählte 17 Wagen, die trotz des unzünſtigen Wetters alle beſetzt waren. Die Fahrt ging ins herrliche Neckartal und führte nach Wimpfen. Es iſt in aller Kürze eine zweite Fahrt ins Blaue geplant. Wichtig für alle Gewerkſchaftler. Wie uns die N. S. B. O. mitteilt, iſt für alle, die aus irgend welchen politiſchen Gründen aus den Gewerkſchaften ausgetreten ſind bezw. ihre Bei⸗ träge nicht mehr bezahlt haben, eine Amneſtie erlaſſen worden. Bekanntlich hat die N. S. B. O. wie aus Preſſemeldungen verſchiedentlich hervor⸗ gegangen iſt, die Leitung und Verwaltung der Gewerkſchaften übernommen und hat beſtimmt, daß alle ehemaligen Gewerkſchaftler bei der Neu⸗ aufnahme 1. kein Eintrittsgeld zu bezahlen haben und 2. alle rückſtändigen Beiträge niedergeſchla⸗ gen werden. Anträge zur Wiederaufnahme ſind an den Ortsgruppenbetriebswart Sax oder an die Amtswalter der Betriebszelle bis ſpäteſtens 15. Juni ds. Is. zu richten. Wir empfehlen allen Arbeitern, dieſe günſtige Gelegenheit zu benützen und ſich ihre ehedem erworbenen Rechte zu ſichern, zumal in aller Kürze damit zu rechnen iſt, daß jeder Arbeitnehmer gewerkſchaft⸗ lich organiſiert ſein muß. Soweit Arbeiter der N. S. B. O. angehören, werden dieſelben aufge⸗ fordert, ihrem zuſtändigen Block- oder Zellen⸗ wart zu beauftragen, die Anträge bei der Orts⸗ gruppenleitung zu ſtellen. Auch alle Mitglieder der N. S. B. O. müſſen in Zukunft wieder den Gewerkſchaften angehören, jedoch wird ihnen der in der Betriebszelle bezahlte Beitrag an dem Gewerkſchaftsbeitrag abgeſetzt. Wir machen noch- mals darauf aufmerkſam, den Termin nicht zu verſäumen, da nach dem 15. Juni eine Amneſtie nicht mehr in Frage kommt. * Vertreterverſammlung des Oden⸗ waldklubs in Weinheim. Am Sonntag fand in Weinheim im„Pfälzer Hof“ eine Hauptaus⸗ ſchußſitzung mit anſchließender Vertreterverſamm⸗ * lung der Ortsgruppen ſtatt. Neben der Erledi⸗ gung laufender Geſchäfte wurde beſonders die „Gleichſchaltung“ behandelt. Der Odenwald klub leiſtet ſeit ſeinem Beſtehen vaterländiſche Arbeit im beſten Sinne des Wortes und kann daher die Entwicklung der Dinge abwarten. Nach Wei⸗ ſungen der Regierung ſind unter allen Umſtänden wilde Kommiſſare abzulehnen. Folgende Ent⸗ ſchließung wurde gefaßt: 1. Der geſchäftsfüh⸗ rende Vorſtand des Odenwaldklubs ſtellt ſich vorbehaltlos und freudig hinter die neue Regie ⸗ rung und erklärt feierlich, daß er mit aller Kraft die Geſchäfte des Klubs im Sinne der neuen Bewegung fortführen wird. 2. Die übrigen Mit glieder des Hauptausſchuſſes ſchließen ſich dieſer Erklärung des geſchäftsführenden Vorſtandes eben⸗ ſo feierlich an und ſprechen ihm ihr Vertrauen aus. Sie ſtellen ihre Aemter mit dem Tage der Hauptverſammlung in Neckarſteinach am 24. und 25. Juni ſatzungsgenäß zur Verfügung. 3. Der geſchäftsführende Vorſtand wird beauf⸗ tragt, die Geſchäfte des Klubs bis auf Weiteres fortzuführen. 4. Es iſt in Ausſicht genommen, die Zahl der Sitze im Hauptausſchuß künftig er⸗ heblich zu verringern und auf eine Vertretung nach Gauen zu beſchränken. „Spiel gegen V. f. RN. Mannheim ausgefallen. Das Freundſchaftsſpiel der Amicitia gegen V.f. R. Mannheim iſt infolge der ungünſtigen Witterung geſtern ausgefallen. U. T.⸗Filmſchau. „Bring ſie lebend heim“. Pat und Patachon in: Knall und Fall. Mit dieſem Programm hatte die U. T.⸗Film⸗ bühne wieder einen vollen Erfolg. Im erſten Teil war ein ſpannender Raubtier⸗Senſationsfilm zu ſehen. Die Beſucher wurden in Atem gehalten, ſo ergreifend wirkten die Bilder ein. Der zweite Teil brachte die beliebten Filmkönige Pat und Patachon in Tätigkeit. Ein Lacherfolg erſten Ranges! Wunderbare Einlagen vervollſtändigten noch das wirklich ſchöne Programm. Heute Mon⸗ tag hat man nochmals Gelegenheit, dieſe herrlichen Tonfilmwerke zu bewundern. Alle, die kommen, werden hochbefriedigt das Union⸗Theater verlaſſen. Mauonasoziasnscher Relchevor band der deutſchen Arbeitsopfer(Zentralverband der Arbeitsinvaliden) Ortsgruppe Viernheim. Die Mitglieder unſerer Ortsgruppe wer⸗ den gebeten, gegen Vorzeigung des Mitglieds ⸗ buches, ihre beſtellten Karten zum Tellſpiel am Sonntag, bei dem Vorfitzenden Joſef Neff 1. Viernheim Repsgaſſe 6 abzuholen, bis Mittwoch 15 Vereins⸗Anzeiger e mittag 12 Uhr. Der Vorſitzende: ö Joſef Neff 1. Turnverein von 1893. Tellſchauſpiel. Samt⸗ liche Perücken ſind heute abend bei Friſeur Lang mit Namen verſehen, abzuliefern. a ö Die Leitung. Odenwald⸗Klub, Ortsgruppe Viernheim. Die Teilnehmer an der Haupt⸗Verſammlung in Neckarſteinach am 24. und 25. Juni ds. Js. werden gebeten, ſich in die bei Herrn Dr. med. Blaeß, Gaſthaus„Zum Löwen“ und Rechtsbeiſtand Engel aufliegende Liſte bis ſpäteſtens kommenden Mittwoch, den 14. Juni einzutragen. Zimmerpreis pro Bett im Gaſt⸗ haus mit Frühſtück: Rm. 2.50, und in Privat Rm. 2.00. Für die Teilnehmer am Sonn⸗ tag, den 25. Juni geht in Weinheim vorm. 8.30 Uhr ein Sonderzug ab. Fahrpreis ab Staatsbahnhof Viernheim nach Neckarſteinach und zurück Rm. 1.60. Näheres wird noch bekannt gegeben. Am Mittwooch, den 14. ds. Mts. abends 8½ Uhr Vorſtandsſitzung im„Löwen“. Engel. Frenudig kauft der. Deulſche beim Fachmann Warum? Weil er 0 iſt und doch—— liefert! Ludwig Theobald Weinhandlung Hügelſtraße 22 CCC Jeder Deuabonnent des„Viernheimer Anzeiger“ 5 erhält die Zeitung bis zum 6 Ende dieſes Monats ratis Heute letztmals! Der groge Tonfilmerfolg. Eintritt nur 40 Pig. Bring Sie lebend heim. Pat u. Patachon in Mnall u. Fall E Union-Palas Kath. Jünglings⸗ gmännerverein Dienstag abend 8½ Uhr Verſammlung des Jungmännerbundes im Gaſthaus zum„Löwen“ mit Vortrag. Um recht zahlreichen Beſuch wird gebeten. Der Präſes: Weil, Kpl. Segen er rlllahrs-Aeusen —— i von Mark 1.50 an. Einkaufsbeutel von Mark 1.— an. Mader-Frunsiuekstaschen aus Leder von 40 Pfg. an. delubeutel und Brietasenen in großer Auswahl. J. Schweikart 8 Adel Hitlerstrate 16. f nem . fachmann Verlag Dr. Selle-Eysler A. G. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plapvorſchriſten bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme n beſtnumt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewal 1 t übernommen werden Nummer 135 Dienstag, den 13. Juni 1933 Das Schiclſal der Weltwirtſcha Feierliche Eröffnung der Weltwirtſchaftskonferenz— Anſprache des Königs von Eug⸗ land— Aypell an die Regierungen zur wirtſchaftlichen Zuſammenarbeit Darf man hoffen? Am Montag hat der König von Eng zqand in London die große Weltwirr⸗ ſchaftskonferenz eröffnet. Er ſprach bor einem goldenen Mikrophon zu der ge⸗ ſamten ziviliſierten Welt über die Bedeutung dieſer Veranſtaltung, die ja in der Tat die größte internationale Konferenz iſt, die je uͤbgehalten wurde. Die Delegierten von 67 Ländern mit zahlreichen Sachverſtändigen, Sekretären und ſonſtigem Hilfsperſonal ſind dazu nach London gekommen. 56 der ver⸗ tretenen Staaten ſind Mitglieder des Völ⸗ kerbundes. Die Delegierten ſind von allen Enden der Erde eingetroffen, auf dem Luft⸗, See⸗ und Landweg. Ein Delegierter, Gene— ral Smuts, hat die ganze Strecke von Kapſtadt mit dem Flugzeug zurückgelegt. * Der Führer der deutſchen Delegation, Außenminiſter Frh. v. Neurath, traf allein in London ein. Nach einigen Stun⸗ den kamen die übrigen Mitglieder der deut⸗ ſchen Abordnung an. Der deutſche Botſchaf⸗ ter und der geſamte Stab der deutſchen Bot⸗ ſchaft waren zur Begrüßung der deutſchen Delegation erſchienen, desgleichen Vertreter des britiſchen Auswärtigen Amtes. Außer⸗ dem waren viele Mitglieder der deutſchen Kolonie und Preſſe eingetroffen. Die Mit⸗ glieder der Delegation, darunter Miniſter Hugenberg, der regierende Bürgermei⸗ ſter von Hamburg, Krogmann, der ſtell⸗ vertretende Reichspreſſechef Vortragender Legationsrat Aſchmann wurden vom deut⸗ ſchen Botſchafter dem Stab der Botſchaft vorgeſtellt. Mit der deutſchen Delegation ſind geſtern abend auch Fürſt und Für⸗ ſtin Bismarck eingetroffen. Fürſt Bis⸗ marck iſt der deutſchen Delegation zur be— ſonderen Verwendung zugeteilt. * Die Weltwirtſchaftskonferenz iſt nicht nur was Zahl und Namen ihrer Teilnehmer an⸗ geht, eine impoſante Veranſtaltung, ſondern ſie iſt es vor allem hinſichtlich der Auf⸗ gabe, die ſie ſich geſtellt hat. Sie will nämlich alle die gewaltigen Probleme, die mit der wirtſchaftlichen Weltdepreſſion zu⸗ ſammenhängen, unterſuchen, will die Urſa⸗ chen der Weltwirtſchaftskriſe feſt⸗ ſtellen, und will Mittel und Wege finden, wie dieſer Kriſe zu Leibe gegangen werden kann. Man ſieht, es iſt ein umfaſſendes gewaltiges Programm, das die Konferenz ſich gegeben hat, ein Programm, das alle Staaten und alle Völker angeht, ein Pro⸗ gramm, von dem jeder Einzelne nur wün⸗ ſchen kann, daß es auch tatſächlich durchge— führt werden möge! 1 Darf man hoffen? Wir zweifeln nicht an dem guten Willen der Englän⸗ der, auf deren Anregung die Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz zurückzuführen iſt. Wir zweifeln auch nicht an dem guten Willen der Amerikaner, die die engliſche Anre⸗ gung ſofort mit großer Wärme begrüßt ha⸗ ben. Daß auch an dem guten Willen der deutſchen Regierung niemand zu zwei⸗ feln braucht, iſt ganz ſelbſtverſtändlichs Denn Deutſchland hat unter der Weltkriſe am al⸗ lermeiſten zu leiden und es macht daher be⸗ ſonders gern jeden ernſtgemeinten Verſuch mit, die wirtſchaftlichen Schäden der unge⸗ heuren Depreſſionen zu beheben. Man braucht auch an dem guten Willen der übri⸗ gen Konferenzteilnehmer nicht zu zweifeln — aber die große Frage iſt die, ob alle berantwortlichen Staatsmän⸗ ner wirklich entſchloſſen ſind, in ihrer Poli⸗ tik die neuen Wege zu gehen, die gegan: gen werden müßten, wenn den ſicherlich gutgemeinten Konferenzreden die Taten folgen ſollen. Und„hier ſtock ich ſchon!“ die Spuren der bisherigen internationalen Konferenzen ſchrecken! Man hat vor Jahr und Tag die große Genfer Abrüſtungskonferenz mit ähn⸗ chem Pomp eröffnet, wie am Montag du Weltwintſchaftskonferenz. Man hat auch ir Weltwirtſchaftskonferenz i Ausſichten für London nicht ſehr ſtig. London, 13. Juni. Am Montagnachmittag wurde die große Weltwirtſchaftskonferenz feierlich eröffnet. Das Intereſſe der engliſchen Oef— fentlichkeit iſt außerordentlich groß. Die ge— ſamte Londoner Preſſe brachte ſpaltenlange Betrachtungen über die Ausſichten der Kon— ferenz, die zuverſichtlich beurteilt wer— den. Ohne Unterbrechung haben Techniker, Handwerker und Arbeiter ſeit Tagen gear⸗ beitet, um das Geologiſche Muſeum in Ken⸗ ſington rechtzeitig für die größte Konferenz herzurichken, die je in London abgehalten wurde. Am Montag nachmittag kurz vor drei Uhr wurde die Konferenz durch eine Rede des engliſchen Königs für eröffnet er⸗ klärt. Der König wurde bei ſeiner Ankunft im Konferenzgebäude vom Vorſitzenden der Konferenz, Macdonald, dem Generalſe⸗ kretär des Völkerbundes, Sir Eric Drummond, und vom Generalſekretär der Konferenz, Avenol, empfangen. Die drei Herren führten ihn zu dem goldenen Thron auf der Rednertribüne, von wo der König ſeine acht Minuten währende An⸗ ſprache hielt. Die Verſammlung hörte die Rede ſtehend an. Durch ein goldenes Mi⸗ krophon wurde die Rede auf Rundfunk⸗ ſender der ganzen Welt übertragen. Die Rede des Königs hatte folgenden Wortlaut: Zu dieſer Zeit der weitverbreiteten Wirtſchaftsnot heiße ich Sie mit einem Gefühl tiefer Verantwortlich— keit in dieſem Lande willkommen. Ich alaube daß es das erſtemal in der Weltgeſchichte iſt, daß irgendein Souverän den Vorſitz bei der Eröffnung einer Konferenz aller Nationen der Welt geführt hat. Ich wünſche, meiner Genugtuung Ausdruck zu verleihen, daß eine ſolche Verſammlung möglich iſt und mein Vertrauen auszudrücken, daß dieſes gemein⸗ ſame Beſtreben zu einem nützlichen Ergebnis führen werde. Ich heiße die Vertreter der Mitgliedsſtaaten des Völkerbundes willkom— men. Ich bin immer dem Werk des Völkerbun⸗ des mit der größten Würdigung und dem größen Intereſſe gefolgk. Der Völ⸗ kerbund hat dieſe Konferenz einberufen und hat den Weg für Sie durch die wert⸗ vollen Dienſte des Sachverſtändigenaus⸗ ſchuſſes vorbereitet. Ich zweifle, ob ohne den Völkerbund und ohne die Ideale des Völkerbundes dieſe große Verſammlung jemals hälte ſtaltfinden können. Ich bewillkommne nicht weniger herzlich die Vertreter derjenigen Staaten, die nicht Mit⸗ glied des Völkerbundes ſind. Ich erkenne den Geiſt der hilfreichen Zuſammenarbeit an, der ſie dazu veranlaßte, an den Diskuſſionen teilzunehmen. Der König fuhr in franzöſi⸗ ſcher Sprache fort: Die Welt iſt in einem beunxuhigten Zuſtand. Für Sie meine Her⸗ Genf ſchöne und gutgemeinte Reden gehal⸗ ten und dann ſind die Verhandlungen in endloſen Kommiſſionsberatungen verſandet. Kein Menſch hat ſich ſchließlich mehr um dieſe Redereien gekümmert. Schuld daran war und iſt allein— Frankreich, das gar keine wirkliche Abrüſtung will. Da aber von maßgebender Seite, insbeſondere auch ſeitens der amerikaniſchen Regierung, immer wieder darauf hingewieſen wurde, daß ohne poſitive Erfolge der Abrüſtungs⸗ konferenz auch kein poſitives Ergebnis der möglich ſei, ſind gün⸗ — ren, die heute die Arbeit des Wiederaufbaues beginnen, iſt die Arbeit ſchwer. Sie wird nicht erfüllt werden, es ſei denn durch guten Willen und aufrichtige Zu- fammenarbeit. Ich reiche Ihnen die Hand und mit meinem ganzen Herzen wünſche ich, daß Ihre An⸗ ſtrengungen zu einem glücklichen Ergebnis gebracht werden, das die Völker der Welt mit Ungeduld erwarten. In engliſcher Sprache fortfahrend, ſagte der König: Alle Nationen leiden an einem gemeinſamen Uebel. Dies wird nur zu klar durch das Anſteigen der Arbeitsloſenziffern. Die Bedeutung dieſer Ziffern, ausgedrückt in menſchlichem Leiden, iſt in den letzten Jahren dauernd Gegenſtand meiner Sorge geweſen, wie es auch die Sorge eines jeden von Ihnen, meine Herren, war, auf den die Ver⸗ antwortung der Regierung laſtet. Angeſichls einer Kriſe, die alle einſehen und anerkennen, appelliere ich an Sie alle, um zum Wohl der ganzen Welt zu⸗ ſammenzuarbeiken. Es kann nicht über die Macht der Menſchheit hinausgehen, die ungeheuren Hilfsquellen der Welt zu benutzen, um einen weſenklichen Jort⸗ ſchrikt der Jiviliſation ſicherzuſtellen. Keine Verringerung dieſer Hilfsquellen hat ſtattgefunden. Im Gegenteil haben Entdek⸗ kung, Erfindung und Organiſation die Mög⸗ lichkeiten in einem ſolchen Ausmaß verviel⸗ fältigt, daß ein Uebermaß der Produktion ſelbſt neue Probleme geſchaffen hat und zu⸗ ſammen mit dieſem erſtaunlichen weſentlichen Fortſchritt iſt eine neue Anerkennung der ge⸗ genſeitigen Abhängigkeit der Nationen und des Wertes der Zuſammenarbeit unter ihnen eingetreten. Jetzt iſt die Möglichkeit, dieſes neue Be. wußtſein der gemeinſamen Intereſſen in den Dienſt der Menſchheit zu ſtellen. In dieſem feſten Glauben, daß gegenſeitige Beratung ein erſter Schritt auf dem Wege zur richtigen Handlungsweiſe iſt, eröffne ich dieſe Konferenz. Ich werde Ihre Erwägun⸗ gen mit dem engſten Intereſſe und Aufmerk- ſamkeit verfolgen, und ich bete, daß die Er⸗ gebniſſe Ihrer Bemühungen die Welt aufs Neue auf den Weg des Wohlſtandes und ge— ordneten Fortſchrittes bringen. Die Rede des Königs dauerte nicht ganz zehn Minuten. Der König verließ das Kon— ferenzgebäude, nachdem die Rede überſetzt war. Der engliſche Premierminiſter Mac- donald begab ſich ſodann auf den Präft— dentenſtuhl und hielt die angekündigte kurze programmatiſche Rede. Premierminiſter Macdonald führte u. a. aus: Ich hoffe, daß Ihr Aufent— halt ſehr nutzreich in ſeinen Ergebniſſen ſein wird, und daß Sie, wenn Sie London ver— laſſen, den Namen der Londoner Wirtſchafts— Wir wollen indes nicht von vornherein flau machen. Erfreulich iſt auf alle Fälle, daß die Vertreter faſt aller Staaten der Welt ſich einmal zuſammenſetzen, um den Verſuch zu machen, die Urſachen der Welt⸗ wirtſchaftskriſe zu ergründen und, ſoweit das möglich iſt, zu beſeitigen. Sie dürf dabei allerdings eines nicht überſehe n. die Tatſache, daß zu den Haupturſachen der Kriſe zweifellos die aus dem Weltkrieg her⸗ rührenden finanziellen Verpflich⸗ tungen ſehr vieler Staaten— vor allem auch die deutſchen Tributverpflichtun⸗ gen— gehören. Gerade durch dieſes finan⸗ zielle Hin und Her iſt das aanze Getriebe 50. Jahrgang konferenz unter die großen internationalen Zuſammenkünfte eingraviert haben werden, die der Menſchheit Segen brachten. Die Zwecke unſerer Verſammlung ſind von der größten Bedeutung. Seine Majeſtät ſelbſt hat die Konferenz mit einer glutvollen Rede eröffnet, die ſeine lebhafte Würdigung unſe⸗ res Werkes und ſeine tiefe Sorge um unſeren, Erfolg zeigt, und ich ſchlage vor, in Ihrem Namen unſere Dankbarkeit für die uns an— getane Ehre und für das Intereſſe, das er an unſerem Werk nimmt, auszudrücken— 67 Regierungen ſind eingeladen wor- den. Jehn davon ſind nicht Mitglieder des Völkerbundes, und die Bedeutung, die unſeren Zielen beigemeſſen wird, wird durch die Tatſache anerkannt, daß praktiſch jede Regierung, die eingeladen wurde, die e angenommen at. Die wirtſchaftliche Seite der Welt hat ſeit Jahren an einem Rückſchritt gelitten, der einige Staaten an den Rand des Bankerotts brachte und verſchiedene andere mit Staats⸗ haushalten belaſtet hat, die nicht balanciert werden können. Dieſe Zerrüttung der Welt⸗ wirtſchaft müſſe durch gemeinſame Anſtren— gungen aller Nationen beſeitigt werden, wenn die Welt nicht in einem Chaos verſin— ken ſoll. Macdonald betonte mit Nachdruck die un— bedingte Notwendigkeit, die Frage der Kriegsſchulden zu klären, was ohne Verzug von den beteiligten Staaten geſchehen müſſe. Lauſanne, fuhr Macdonald fort, muß voll⸗ endet und dieſe leidige Frage ein für alle⸗ mal im Lichte der gegenwärtigen Weltbedin— gungen erledigt werden. Zum Schluß erklarte Macdonald: Wir dürfen keinen Mißerfolg erleiden. Männer, die Erfolg haben wollen, müſſen ihre Arbeit im Geiſte von Männern aufneh⸗ men, die bereits geſiegt haben. Wir geben der Welt als Grundton unſerer erſten Ver— ſammlung, daß w irzum Erfolg entſchloſſen ſind. Auch können wir keine Verzögerung zulaſſen. Schnelligkeit bei dem Abkommen iſt für den Erfolg weſentlich. Laſſen Sie die Welt wiſſen, daß wir Entſchluß zeigen und Führer ſein können. Laſſen Sie dieſe Lon⸗ doner Konferenz der Welt neuen Mut und neues Vertrauen einflößen und laſſen Sie ſie das Ende der Jahre der Ungewißheit und jener Politik bedeuten, die über uns alle Not gebracht hat. Laſſen Sie uns dafür Sorge kragen, daß. bevor wir auseinandergehen, wir Hoff⸗ nung, Energie und Gelegenheit wieder zum Leben erweckt haben. Darauf warket die Welt, und es liegt in unſerer Macht ſie zu geben. Die Rede Macdonalds fand lebhaften Bei— fall. Die Eröffnungsſitzung der Konferenz erledigte im übrigen noch die Formalien der Konſtituierung. ver Weittulrtſchaft in eine hetlloſe unoro⸗ nung geraten. Nur wenn man dieſer Tat⸗ ſache ins Geſicht ſieht, können die Londo⸗ ner Verhandlungen zu einem Erfolg führen. Deutſchland jedenfalls iſt gewillt, auf der Weltwirtſchaftskonferenz tatkräftig mit⸗ zuarbeiten. Wenn es auf uns ankäme, würden und müßten die Verhandlungen zu praktiſchen Ergebniſſen führen. Aher wie bei der Abrüſtungskonferenz wird ſehr viel auf die Haltung Frankreichs ankom⸗ men. Und deshalb iſt die Frage berechtigt: Darf man hoffen? Eine Antwort darauf wagen wir noch nicht. —— — Politiſche Attentate in Leſterreich ien de museen i t Innsbruck, 13. Juni. In der Nacht zum Montag wurde auf den Führer der ee Heimwehr, Dr. Steidle, ein evolverattentat verübt. Landesrat Dr. Steidle hatte in Be⸗ gleitung des Tiroler Gendarmerie-Komman⸗ danten mehrere Stationen der neuen Hilfs⸗ polizei im Tiroler Unterland inſpiziert. Als ſein Auto um 10 Uhr abends vor ſeinem Wohnhaus ankam und Dr. Skeidle eben ausſteigen wollte, krachten plötzlich fünf bis ſieben Schüſſe. Sie waren aus der Richtung eines blauen Steyrwagens abgefeuert worden, der auf der gegen überliegenden Straßenſeite im Dunkeln ſtand. Die Erkennungszeichen des Aulos konnten nicht feſtgeſtellt werden. Gleich einer der erſten Schüſſe kraf Dr. Steidle in den Arm. Dr. Steidle erlitt einen komplizierten Splitterbruch in der Ellen⸗ bogengegend. In Innsbruck herrſcht große Erregung. Noch in der Nacht traten die Landesregierung, die höchſten Polizeibehörden, die Gendarmerie, die Hilfspolizei und die Heimwehren zu einer Beſprechung zuſammen. Es wurden umfaſ⸗ ſende Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Durch die Notpolizei wurde das Innsbrucker Braune Haus beſetzt und ſämtliche Anweſende verhaftet. Ebenſo wurde ein bekanntes Verkehrslokal der Nationalſozialiſten beſetzt. U. a. ſind der nationalſozialiſtiſche Gauführer Franz Ho⸗ fer, ferner der Standartenführer Hans Glück, der Landesbeamte Ottmar Pat⸗ tiſſch und der Rechtsanwalt Dr. Denz ver⸗ haftet worden. das Attentäter⸗Auts gefunden? Wien, 13. Juni. Wie die Amtliche Nachrichtenſtelle meldet, iſt auf der Staatsſtraße Innsbruck-Mitten⸗ wald zwiſchen Seefeld und dem öſterrei⸗ chiſchen Grenzort Scharnitz auf öſterrei⸗ chiſchem Gebiet kurz vor Scharnitz ein herrenloſes Auto aufgefunden worden. Es entſpricht der Be⸗ ſchreibung des Wagens, der zu dem Anſchlag auf Dr. Steidle benutzt wurde. Ein Ver⸗ ſuch, die verſchwundenen Inſaſſen aufzufin⸗ den, blieb vergeblich. Vomben Anſchläge Graz, 13. Juni. Am Nordeingang der Ortſchaft Kirch- dorf explodierten zwei Sprengkörper, wodurch ein Bretterzaun zerſtört wurde. Un⸗ mittelbar nach der Exploſion paſſierte Lan⸗ deshauptmann Dr. Rintelen, der nach einer Verſammlung in Bruck an der Mur auf der Heimfahrt nach Graz begriffen war, mit ſeinem Auto die Exploſionsſtelle. Der Umſtand, daß mehrere hunderk Me⸗ ter vor der Exploſionsſtelle die Bundes⸗ ſtraße durch einen Karren verſtellt war, den der Chauffeur des Landeshaupt⸗ manns jedoch noch rechtzeitig ſah, ſo daß das Auto abbremſen konnke, gab zu der Vermutung Anlaß, daß der Anſchlag mit der Fahrt des Landeshauptmanns, der die Stelle zweieinhalb Skunden vorher auf der Fahrt nach Bruck paſſiert hakte, im ZJuſammenhang ſtehe. Landeshauptmann Rintelen erklärte, man könne ſich im gegenwärtigen Zeitpunkt vor dem Abſchluß der behördlichen Unterſuchun⸗ en noch kein Bild über den Attentat machen. r wolle es dahingeſtellt ſein laſſen, ob der Bombenanſchlag ihm galt. Jedenfalls ſei es haarſträubend, daß ſich ſolche Dinge in Oeſterreich ereignen könnten. Es werde Sache der Regterungsgewalt ſein, hier mit rück⸗ ſichtsloſer Strenge einzuſchreiten. die Anſchläge vom Sonnabend und Sonntag. Er erklärte u. a.: Die Schuldigen werden der ſtrengſten Beſtrafung zugeführt werden. Darüber hinaus aber werde ich mit aller Energie und Rückſichtsloſigkeit dafür ſorgen, daß ſich ſolche. Kulturlande nicht einbürgern, und daß die Rowdies aller Schattierungen in Zeit ausgemerzt ſein werden. insbeſondere vor der Univerſität, dem Rat⸗ haus, in der Stadiongaſſe, geworfen wurden und in wurden Kundgebungen gegen die Re⸗ gierung veranſtaltet. die Ruhe wiederherſtellte, nahm 24 Perſonen feſt. falls zu Studentenkundgebungen. Studenten ſchlugen Plakate mit Inſchriften gegen die Regierung an und verlangten, daß die für heute feſtgeſetzte Vereidigung der Profeſſo⸗ ren nicht vorgenommen werde. Auf Dach der Univerſität wurde eine Hakenkreuz⸗ fahne gehißt. In Salzburg kam es anläßlich eines Tref⸗ fens der katholiſchen Geſellenvereine Oeſter⸗ reichs an verſchiedenen Stellen der Stadt zu Zuſammenſtößen mit Angehörigen der Nationalſozialiſtiſchen Partei, Mitglieder wurden. pel weggenommen. NSDAP. veröffentlicht folgende Erklärung Wildweſtſitten in unſerem kürzeſter Ich erkläre hiermit in aller Oeffentlich ⸗ keit, daß wir in Oeſterreich radikal Ord⸗ nung machen und allen Unruheſtifltern das Handwerk gründlich legen werden. Ich bin ſchon mit größeren anderen Geg⸗ nern fertig geworden und werde mit Raub- und Mordgeſindel nicht viel Je- derleſens machen. An verſchiedenen Stellen der Stadt Wien, wo Knallfröſche Zeitungsvierteln Die Polizei, die raſch In Graz kam es am Montag eben⸗ dem Die Eingänge der Univerſitäk wurden mik Bänken und Tiſchen verſperrk. Stu- denten der Theologie wurden in einem Hörſaal eingeſchloſſen und in eine Ark Schutzhaft genommen. wobei zwei eines Geſellenvereins verletzt Außerdem wurde ihnen ein Wim⸗ Erklärung der N d AN Die öſterreichiſche Landespreſſeſtelle der „Die Landesleitung Oeſterreichs der NSDAP. erklärt zu den Akkenkalen auf den Sicherheitskommiſſär Tirols, Dr. Steidle, und den Landeshauptmann von Steiermark, Ddr. Kintkelen, daß die NSDAP. ſelbſtverſtändlich den Anſchlä⸗ gen vollkommen ee und weder die Arheber noch die Täler ſelbſt kennk. Sie mißbilligt, getreu ihrer ſeit Jahren be konten legalen Einſtellung, derartige Al⸗ tentate— gleichviel von wem ſie aus⸗ gehen— auf das Stärkſte, ſie ſieht ſich aber andererſeits zu der Jeſtſtellung ge zwungen, daß dieſe Altentate durch die Terrormaßnahmen der höchſten Stellen direkt provoziert 28 heraufbeſchworen werden. Die amtliche„Wiener Zeitung“ veröffent⸗ licht eine Verordnung„gegen den Mißbrauch der Preſſefreiheit“. In der Verordnung heißt es: Wenn Nummern einer Zeitung wegen einer der mit Strafe bedrohten Handlungen wiederholt in Beſchlag genommen worden ſind, kann der Bundeskanzler den Vertrieb dieſer Zeitung für einen drei Monate nicht überſchreitenden Zeitraum verbieten. Iſt eine Nummer einer im Auslande erſcheinenden Zeitung wegen einer mit Strafe bedrohten Handlung in Beſchlag genommen worden, ſo kann der Bundeskanzler die Verbreitung der Zeitung im Inlande für einen drei Monate nicht überſchreitenden Zeitraum verbieten. Belgien provoziert Deutſchland und Italien. und der faſchiſtiſchen Arbeitnehmerver⸗ treter in den Arbeitsausſchüſſen, der vorläu⸗ fig zu ihren Gunſten entſchieden worden iſt, hatte in der Montagsſitzung der ſammlung der Internationalen Ar⸗ beitskonferenz ein Nachſpiel. ſchaftsvertrelers Jouhaux proleſtierte der belgiſche Gewerkſchaftsführer Merkens ge⸗ gen die vom Aelteſtenrat beſchloſſene Julaſ⸗ ſung der deutſchen und der ilalieniſchen Ar⸗ beifnehmervertreter in drei Arbeilsausſchüſ⸗ ſen. Die deutſchen Vertreter halten jedoch nicht die geringſte Veranlaſſung, auf dieſe Angelegenheit, die durch den Beſchluß des Vorſchlagsausſchuſſes zu ihren Gunſten enlk⸗ ſchieden worden iſt, nochmals einzugehen. ſprache über die fortgeſetzt, ohne daß es zu einer Entſcheidung gekommen wäre. Reichsminiſter Dr. Göbbels vor der oſtpreu⸗ (Pr.) äußerte ſich Dr. Göbbels grundlegend über das Weſen der deutſchen Revolution. Der 30. Januar habe nicht einen Regierungs⸗ wechſel gebracht, vielmehr ſei ein völliger Sy⸗ ſtemwechſel eingetreten; nunmehr gehorche dieſe Revolution ihrer eigenen Geſetzlichkeit, arbeite nach einer großen Planung, laſſe ſich ihr Tempo nicht von außerhalb beſtimmen. Es iſt ein politiſcher Irrtum, daß wir uns erſt mit politiſchen Reformen zu beſchäftigen haben. Der Kampf um die Sitze Genf, 13. Junj Der Kampf um die Sitze der deutſchen Vollver⸗ In Abweſenheit des franzöſiſchen Gewerk allgemeine Aus⸗ Die Konferenz hat die Arbeitswoche 40ſtündige das Weſen der Revolution ßiſchen Preſſe. Königsberg, 13. Juni. Auf einem Preſſeempfang in Königsberg Die Wirtſchaft iſt von der Politik abhän⸗ gig, und daher hat die Reform auch zu⸗ nächſt im Politiſchen einzuſetzen. Was man heute mit dem viel mißbrauchten Wort „Gleichſchaltung“ meint, iſt nichts anderes als die radikale Amgeſtaltung des Staa⸗ tes und aller Parteien, aller Intereſſen⸗ vereinigungen, aller Verbände zu einem Ganzen. Das iſt der Schritt zum totalen Staat, der in Zukunft nur eine Partei, eine Ueberzeugung, ein Volk ſein kann. And alle anderen Kräfte müſſen ſich die⸗ ſem Staate unterordnen, oder rückſichtslos beiſeitegeräumt werden. Alle Probleme ſollen diskutiert werden, müſſen ſich aber in beſtimmten Grenzen, die der Staat ſetzt, halten. Der Staat als Staat darf nicht angegriffen werden. Der Begriff „Preſſefreiheit“, wie ihn die liberale Preſſe aufgefaßt hat, iſt geiſtiger Anarchie gleichge⸗ kommen. Wenn eine Meinung verantwor⸗ tungsbewußt getragen wird, dann wird man ihr nicht entgegentreten. Der Staat wird und muß mit der Arbeits⸗ vergebung in großem Ausmaß beginnen. Die Vorausſetzung hierfür iſt. ſelbſtverſtändlich, daß der Bauer lebensfähig bleibt. Es war die erſte Aufgabe, die Exiſtenz des Bauern durch eine Reihe von Zöllen zu unker⸗ bauen. Das iſt noch kein Idealzuſtand. Die⸗ ſer Juſtand wird erſt dann geſchaffen ſein, wenn die Menſchen in den Städten auch ſo⸗ viel verdienen, daß ſie dem Bauern ſeine rodukte abkaufen können. Für die Dauer önnen erhöhte Jollſätze nicht helfen, ſondern erſt muß der Konſum beginnen. Wenn die Regierung heute vor das Volk hintritt und ſagt, wir wollen den Krieg gegen die Arbeitsloſigkeit eröffnen, dann wird die⸗ ſes deutſche Volk auch jenen Heroismus, jene unbedingte Opferwilligkeit aufbringen und auch den letzten Pfennig hergeben, um in tä⸗ tiger Hilfe mitzuarbeiten an dieſem großen Werk. Das Programm der Regierung muß deshalb heißen: bauen, bauen und nochmals Montag nachmittag die ſchaftskonferenz mit einer Anſprache. Zu lurzen Worten: Reichskanzler Hitler iſt am Montag, aus München kommend, wieder in Berlin einge⸗ troffen.. Reichsminiſter Dr. Göbbels führte am Montag den neuen Königsberger Funkinten⸗ N danten ein und hielt ſodann eine Anſprache vor Vertretern der oſtpreußiſchen Preſſe. In der Nähe von Lüneburg wurde eine kommuniſtiſche Geheimverſammlung von der Polizei ausgehoben. eröffnete am Der König von England Weltwirt⸗ große In Oeſterreich ereigneten ſich Revolver⸗ und Bombenattentate. Die Regierung kün⸗ digt ſcharfe Polizeimaßnahmen an. In Sofia wurde der Direktor der Natio⸗ nalbank von einem jungen Mazedonier er⸗ ſchoſſen. Der Tat liegen politiſche Motive zu⸗ grunde. f In Chicago ſtürzte ein Flugzeug bei einem Rundflug mit Beſuchern der Weltaus⸗ ſtellung ab. Zwei Piloten und acht Fluggäſte fanden den Tod. Das Wiener Braune Haus geſchloſſen Sämtliche Bezirksheime ebenfalls beſetzt. Wien, 12. Juni. Die Bundespolizei hat das Braune Haus in Wien beſetzt und av⸗ geſchloſſen. Gleichzeitig wurden ſämtliche Be. zirksheime der Nationalſozialiſtiſchen Partei in Wien ebenfalls polizeilich beſetzt und ge ſchloſſen. Höllenmaſchine in Wiener Cafe Wien, 13. Juni. Im Cafe„Produkten⸗ börſe“ wurde mittags ein Koffer gefunden, in dem ſich eine zylinderförmig verlötete, mit Drähten und Zündſchnur verſehene Büchſe befand. Die genaue Unterſuchung der Höl⸗ lenmaſchine iſt noch im Gang. Grazer Univerſität erneut geſchloſſen Graz, 13. Juni. Die Vorfälle an der Gra⸗ zer Univerſität haben den Rektor, der am Nachmittag die Vereidigung der neuen Pro⸗ feſſoren vorgenommen hat, veranlaßt, die Univerſität neuerlich zu ſchließen. Der Anſchlag auf Dr. Steidle Innsbruck, 13. Juni. Die Piſtole, aus der die Schüſſe auf Landrat Dr. Steidle abge⸗ geben wurden, iſt gefunden worden. Es iſt eine deutſche Mauſerpiſtole mit Zieheinrich⸗ tung. Das allgemeine Befinden Dr. Steid⸗ les iſt ſehr zufriedenſtellend. Verbote und Ausweiſungen? Die Maßnahmen der Bundesregierung gegen die NSDAP Wie die„Politiſche Korreſpondenz“ wiſſen will, ſoll nach telefoniſcher Unterredung der hier weilenden Kabinettsmitglieder mit dem in London ſich aufhaltenden Kanzler die Bundesregierung angeſichts der Vorgänge in Tirol und Steiermark und der neuen Vor⸗ kommniſſe beſtimmte noch nicht näher bezeich⸗ nete Maßnahmen treffen. Ein Verbot des Deukſchen Soldatenbundes und die Ausweiſung ausländiſcher Perſonen die bei der ede e Partei Oeſterreichs kätig ſind, wird erwartet. Durch Verordnung des Heeresminiſtere iſt allen Heeresangehörigen die Mitglied. 9010 und Betätigung in der NS DA ver, en. Die blutende Oſtgrenze Engliſche Parlamentarier an der deutſch polniſchen Grenze. Breslau, 13. Juni. Aus Baden Reichsſtatthalter verzichtet teilweiſe auf ſeine 117500 Bezüge. arlsruhe, 13. Juni. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt 19185 Nee ter Robert Wagner beabſichtigt, auf einen er⸗ heblichen Teil der ihm zuſtehenden Bezüge zu verzichten. Aus den dadurch freiwerdenden Mitteln wird ein Fonds gebildet, aus wel⸗ chem die Hinterbliebenen im Dienſt gefallener Nationalſozialiſten und Polizeibeamte unter⸗ ſtützt werden. Die Verwaltung dieſes Fonds wird in die Hände eines noch zu bildenden Ausſchuſſes gelegt werden, an deſſen Spitze Miniſterpräſidenk Köhler ſteht. 10 * Freiburg, 13. Juni.(Einbru ei der Studenten Kugellolter 1e) In 955 Nacht iſt in die Büroräume der Freiburger Stu enten⸗Kugellotterie eingebrochen worden Der Kaſſenſchrank mit den Tageseinnahmen vom Samstag war aufgebrochen und der Inhalt, ſowie verſchiedene Wertgegenſtände b 95 1 den Tätern etwa 400 un artons mit etwa? 2 Marzipankugeln in die ande 9 schwetingens Hundertjahrſeier Schwetzingen, 13. Juni. Das Hundertjahr⸗ feſt der Stadt Schwetzingen 884 d 1 0 0 Dauerregen ſtark beeinträchtigt.— Am Vor⸗ abend konnte die Uebung der Vereinigten Feuerwehren von Schwetzingen, Ketſch, Hok⸗ lenheim, Oftersheim und Plankſtadt in An⸗ weſenheit des Präſidenten des Landesverbau⸗ ves Badiſcher Feuerwehren, Branddirektor Müller⸗Heidelberg und des Kreisvorſitzenden des Kreiſes, Kommandant Agricola-Laden⸗ hurt, ſowie des Oberkommandanten Wolf⸗ Mannheim, vor ſich gehen. Die Aufgabe war:„Großfeuer im Schwetzinger Schloß“. — Bei dem Bürgerbankett in den Zirkelſälen lonnte Bürgermeiſter Dr. Trautmann im Auftrage des Herrn Innenminiſters 2 Schwet⸗ zinger Wehrleute mit dem Ehrenzeichen für jährige Dienſtzeit auszeichnen. Präſident da 11 dem Feuerlöſchinſpektor Völker 5 Ehrenkreuz am blauen B ür hervor⸗ ragende Verdiente. e „Am Sonntag fand eine Feierſtunde in den Zirlelſälen des Schloſſes ſtatt. Nach einem Vorſpruch von Hermann Burte und einem Feſtgeſang der Vereinigten Geſangvereine, bes grüßte Bürgermeiſter Dr. Traut⸗ me un die Gäſte, insbeſondere den Herrn Miniſterpräſidenten Köhler. Unter den Klän⸗ gen des Liodes„Ich hatt' einen Kameraden“ gedachte die Verſammlung der Toten des Weltkrieges, darunter ſind 225 Schwetzinger. Die Stadt wolle ſich für das neue Jahrhun⸗ dert die Loſung wählen:„Wer lebt, kämpft weiter!“, ſie wolle ſich einreihen in die Aufbau⸗ ont. Des zum Zeichen habe ſie die erſten ihrer Ehrenplaketten„Für Verdienſte um die Bür⸗ gerſchaft“ in Treue und Dankbarkeit Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg und dem Herrn Reichskanzler Adolf Hitler verliehen. Miniſterpräſident Köhler ſprach namens der badiſchen Regierung 1 des Herrn Reichsſtatthalters die hen lichten Glückwünſche zum Jubiläum aus. Schwetzingen habe in den 100 Jahren ſeiner Würde als Stadt die Entwicklung, das Auf und Nieder unſeres Vaterlandes, mitgemacht. Als Schwet⸗ zingen 1833 die Stadtrechte verliehen worden eien, habe nur in den Beſten des Volkes die Sehnſucht nach der Einheit des Peiches ge⸗ a Plötzlich wandte May, peinlich berührt, den Blick von einer Gruppe ab, in der ſie eine ſchöne, ſchlanke Frau mit feurigen Augen bewundert hatte und die jetzt eben un⸗ geniert auf Lu Karell ſtarrte und dann ihren zwei Be— gleitern etwas zuflüſterte. Dieſe blickten gleichfalls inter⸗ herrſcht. Erſt Adolf Hitler habe dieſe i m Gedanken voll zum Sieg bithoſfen, Gere habe er, der Miniſterpräſident, gehört, daß die Bürgerſchaft ſich einordnen wolle in die Auf⸗ e 170 0 e und wertvoll, denn ein könnten der beſte Kanzl Miniſter nichts e„ Ein Lojähriger Bürger ſprach hierauf für die alte Generation, der S Sturmbanmfh⸗ rer Gimbel für das Frontkämpfergeſchlecht und ein Hitlerjunge für die kommende Generation. der Tag der Leibbragoner Feſtzug und Weiheſtunde am Denkmal. 1 Karlsruhe, 13. Juni. Die badiſchen Leibdragoner hatten zu ihrer dritten Wiederſehensfeier nach Rare ele geladen. Auf dem Begrüßungsabend in der Feſthalle konnte der 1. Vorſitzende auch eine Reihe von Ehrengäſten begrüßen, unter ihnen Vertreter der Regierung. Generalmajor a. D. Frhr. von Holzing mahnte in ſeiner Feſtrede zur Einigkeit und legte die Gründe für die Wiederſehensfeier dar. Weiter dankte er der badiſchen Regierung und der Stadt Karls— ruhe für die Vorbereitungen und Ehrungen und 11 1 der alten Kommandeure des Re— giments. Fehr. von Holzing lobte die alten Soldaten⸗ tugenden, Manneszucht, Pflichtbewußtſein, Ein⸗ und Anterordnung, und ſchloß, wir müſſen für das gegenwärtige Deutſchland Kämpfer ſein 190 10 0 i in den aktiven Dienſt geſtellt. ulſchland ſteht ente 7 übel 1 dec! 900 0 U m Herzen über alſem Nach den Gottesdienſten am Sonntag wurde der große Feſtzug durchgeführt. Auf dem Feſtplatz wohnten der Weiheſtunde Keichsſtakthalter Nobert Wag ner ſowie der Oberbürgermeiſter Jäger bei. Generalmajor a. D. Graf Geßler würdigte als letzter Friedenskommandeur und 1. Kriegs- kommandeur die Ruhmestaten der badiſchen Leibdragoner. Daß das Deutſche Volk den Wehrgedanken weiterpflege, zeigen am beſten die vaterländiſchen Verbände. Die heutige Weiheſtunde ſei dem Andenken der Toten ge⸗ widmet. Ihr Andenken und das der Freiheitskämp⸗ fer Schlageter und Weſſel ehrte die Menge 105 blößten Hauptes. Nach dem Deutſchlandlied 1910 5 eine große Zahl von Kranzniederlegun⸗ en. Keine Aktionen gegen Konſumgenoſſenſchaſten. Karlsruhe, 13. Juni. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Das Reichskabi⸗ nett hat im Zuſammenhang mit ſeinem Be⸗ ſchluß, die Bürgſchaftsaktionen für Konſum⸗ genoſſenſchaften nicht fortzuſetzen, durch die Preſſe erklären laſſen, daß Maßnahmen ge— gen den Beſtand der Konſumgenoſſenſchaften Licht beabſichtigt ſeien und Einzelaktionen ge⸗ In die Konſumgenoſſenſchaften, durch die nur die Spargelder zahlreicher Volksgenoſſen g⸗ fährdet werden würden, mißbilligt würde.. Nichtsdeſtoweniger gehen bei dem Herrn Reichswirtſchaftsminiſter und bei dem Reichs⸗ miniſter des Innern fortgeſetzt aus faſt allen Teilen des Reiches Beſchwerden ein, daß durch nationalſozialiſtiſche Organe, insbeſondere Or⸗ gane des Kampfbundes des gewerblichen Mit⸗ Schicksalsgewalten ——ñ— ͤ ũx‚—?ͤ——̃̃̃ ROMAN VON GERT ROTHB Copyright by Martin Fe uchtwanger, Halle(Saale) ERG telſtandes, Konſumgenoſſenſchaften beſetzt, die leitenden Perſonen an der Ausübung ihrer Tä— —— und preßte ſie heftig. 2 77%— 9 wahren?“ fragte er langſam. Reichskanzler Hitler. Verbandstagung bad. Haus- u. Grundbeſitzer. Waldkirch, 13. Juni. Auf der 3. lichen Verbandstagung 57 Velba Haus- und Grundbeſitzervereine wurden in ein⸗ gehender und zum Teil ſehr lebhafter Aus⸗ ſprache die internen Angelegenheiten des Ver⸗ bandes, u. a. die Frage der Vorſtandswahl be⸗ handelt. In einer Mitgliederverſammlung er⸗ griff Rechtsanwalt Schmidt das Wort zu län⸗ geren Ausführungen über das Thema:„Frei⸗ heitsloſung in der künftigen Raumbewirtſchaf⸗ ing„worin e die Nöte und Sorgen des badiſchen Gründe Wünſche und For⸗ 5 ie oſeftionma der Gebäudeſonderſteuer bezw. Umwandlung in Die Loſung lautet: Durch Eigentum 5. Brechung der Zinsknechtſchaft, freie Bürger auf freier Scholle als Kämpfer Mi einem Treugelöbnis auf Adolf Hitler und ein Drittes Reich und einem Sieg⸗Heil auf das deutſche Vaterland beendete der Redner ſeine ligkeit gehindert und ſchloſſen würden. regierung unerträglich. Außerdem nen Bürgſchaften gefährdet. allem Nachdruck entgegentreten. Gautag des D. H. VB. digt. dann intereſſante Ausführungen über H. V. So werden bis und Pfalz allein etwa 10000. die Beratungen mit einem tung des badiſchen Hausbeſitzes“ * ſitzes ſowie die berechtigten derungen. Arbeit. zur Freiheit, d Träger der völkiſchen Freiheit. Ausführungen. Die Jeier der Genoſſenſchaften Eine Anſprache des Reichsſtatthalters von Heſſen. „Guter Junge!“ ſagte ſie leiſe. i 5 Als Karell und Reveloor heimwärts fuhren, lehnten ſie ſchweigend in den Polſtern. Plötzlich griff Lu Karell mit einer ungeſtümen Bewegung nach Harry Reveloors Hand „Du Harry, wirſt du mir deine Freundſchaft immer be- ö Im Schein der kleinen, roten, elektriſchen Lampe, die 10 0 Wagen ſanft erleuchtete, ſah Reveloor Karells dunkle Augen mit düſterem Ausdruck auf ſich gerichtet. Und alle V Sympathie und Liebe, die er für dieſen ſchönen, ſympa⸗ Darmſtadt, 13. Juni. Anläßuch des 60 jährigen Beſtehens der heſ⸗ w ſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften ſand — unter Leitung des Staatskommiſſars Dr. Wag⸗ ner eine, Feier ſtatt. Vom Reichsverband hatten ſich Miniſterpräſident Granzow und der Reichsſtatthalter in Heſſen Sprenger eingefunden. f Der Reichsſtatthalter erklärte, die Gleich⸗ ſchaltung ſei kichtig zu verſtehen als Einord⸗ nung in eine gleiche Willensrichtung, und nicht ſo, daß Einzelne meinten, ſie könnten ſich jetzt ſchnell eine ante Stelle verſchaffen. Als Führer in Heſ! werde er hier treue Wacht halten und kein peichen nom Weg dulden Der Deutſcheß noſſenſch nile geweſen von Verteiungsſtellen ge⸗ Dieſer Zuſtand iſt im Intereſſe der Reichs⸗ den durch derartige Eingriffe die bisher 10 0 i an zahlreiche dee fe 1 Die Regierung wird künftig Eingri Regierung künftig griffen ge⸗ gen die Konſumgenoſſenſchaften nunmehr mit Freiburg, 13. Junt. Der Deutſche Hand— lungsgehilfenverband eröffnete 1 20 0 dentlichen Gautag mit einer internen Tagung. Zunächſt begrüßke Verbandsgauleiter Menth den Verbandsleiter Miltzow⸗Hamburg, ferner Staatsſekretär Koppe und beſonders den Ver⸗ treter des Saargebiets. Zum ſtellvertretenden Gauleiter wurde Gaubetriebszellenleiter Fritz Plattner, MdR., gewählt. Die Tagesordnung wurde darauf einſtimmig in kurzer Zeit erle⸗ Verbandsvorſteher Miltzow machte ſo⸗ Verhandlungen mit dem Führer der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, ferner über den ge⸗ planten Ausbau der Angeſtelltenſchaft im D. 5 f we um 1. Juli 200 000 Mitglieder 1 Angeftelltenver⸗ bände in den DHV. übernommen, in Baden Miltzow ſchloß Sieg⸗Heil auf Anbeginn. Nie wieder dürfe di i 1 Trennungslinie werden. e ee 50 „Direktor Berg gab einen Ueberblick üb die Entwicklung des heſſiſchen Genoſſenſchaft veſens. Heute ſei die Erhaltung der Li⸗ zuidität Gegenſtand beſonderer Sorge. Die Henoſſenſchaften müßten entweder eine Auf⸗ zoderung der Schuldnerſchutzbeſtimmungen ver⸗ zangen, oder aber eine Möglichkeit erhalten, den Anforderungen der Sparer in anderer Weiſe gerecht zu werden. Schlechte Wirk⸗ ſchaftler ſollten nicht berechtigt ſein, ſich hin⸗ 155 12 Schuldnerſchutz zu flüchten. Das 0 aller Maßnahmen ſei die Zinsſen⸗ staatskommiſſar Dr. Wagner gab Sorge über die Entwicklung 99 Milch. 5 Viehpreiſe Ausdruck. Es müſſe verſucht wer⸗ den auf die Preisgeſtaltung des Frankfurter Viehmarkts Einfluß zu gewinnen. Die Grün⸗ dung von Abſatzgenoſſenſchaften für zucht⸗ vieh und Wein werde in die Wege geleitet, um den jüdiſchen Handel auszuſchalten. 9 Die Wahlen zum Verbandsausſchuß hatten nach dem Vorſchlag des Staatskom⸗ miſſars folgendes Ergebnis: Starken bur g Verbandspräſident Staatskommiſſar Dr. W ag⸗ ner, Heinrich Michel, Habitsheim, G. K. Wal⸗ ter, Lengfeld; Phil. Dammel, Biſchofsheim; Joachim, Reiſen; Phil. Muhl, Dudenhofen; 0 ig. Elgert, Auerbach a. d. B.; Bürgermeiſter Magſam, Groß⸗Umſtadt; Ober heſſen: Landtagsabgeordneter Seipel, Fauerbach: Bür⸗ germeiſter Eifländer, Bauerſchwend; Wilhelm Fenchel, Ober⸗Hörgern; Karl Wenzel Lang⸗ göns; Auguſt Straub 5., Rainrod; Joh Treuſch⸗Echzell; Rheinheſ ſen: Landtags- abgeordneter Diehl, Gau-Odernheim; Jakob Eugen Finger, Flomborn; Adolf Obenauer⸗ pfifflighem: Adolf Schickert, Undenheim; Auguſt Philipp Schuth, Gonſenheim. 10 Weiher bei Bruchſal, 13. Juni.(Die Sehnſucht nach der Heimat.) Ein überraſchender Beſuch traf aus Amerika kürz⸗ lich ein. Die Sehnſucht nach der Heimat brachte Reinhard Schmitt, der als 15⸗Jaͤh riger über den Ozean ging, nach nun 39 Jahren Wie⸗ der in die Heimatgemeinde, und die meiſten Kameraden konnten den Beſucher erſt nach län⸗ gerer Unterhaltung wiedererkennen. Da gab 75 natürlich eine frohe Wiederſehensfeier mit ft dhe Pf t e und in den nächſten Tagen e t ht 6 H ei rer 4„ ker Gad bez 0 Heimkehrer wieder in das Bühl, 13. Juni.(Dr. Grü ninger be⸗ urlaubt.) Gemäß Verfügung des Mint⸗ ſteriums des Innern wurde Bürgermeiſte: Dr. Grüninger in Bühl von ſeinem Dienſt: be⸗ urlaubt. Die Befugniſſe des Bürgermetſters der Stadt Bühl wurden bis auf weiteres dem bisherigen Kommiſſar R. Ewald übertragen. Freiburg, 13. Juni.(Ländliche Ban ke tra gödre.) Der Bankvorſtand Franz Raven Schmieder von der Genoſſenſchaftsbant in Oberwinden war angeklagt, in ſieben Fällen größere Kredite ohne Wiſſen des Aufſichts rates gegeben zu haben. Aus dem Verlauf der Ver⸗ handlung ergab ſich jedoch, daß in ſechs Fäl⸗ len(Häringer⸗Elzach, Kerber-Oberwinden, A. Burger-Bleibach, Löffler⸗Elzach, Albert Bur⸗ ger⸗Niederwinden und Joſef Oswald⸗Eizach) der Aufſichtsrat von der erweiterten Kreditge⸗ währung Kenntnis hatte. Lediglich im Falle Beha⸗Glottertal wurde der Auſſichtsrat gon der Kreditgewährung nicht in Kenntnis geſetzt. 5 e eee eee. Das Gericht ſprach Schmieder daher in ſechs Fällen von der Anklage frei, lediglich im Falle Beha erfolgte Verurteilung. 5 15 5 Ein paar Tage ſpäter erhielt Bianke La Roſe vou einem Advokaten den Aufruf, die Erbſchaft des verſtorbe— nen Grubenkönigs Ralf Karell laut Teſtament für ſich und ihre Söhne anzunehmen oder abzulehnen. 5 5 Bianke brach zuſammen. Nur der eine Gedanke kreiß in ihrem Hirn: Zu ſpät! 0 1 Ihr ſtolzes, zertretenes Herz mußte auch dieſen neuen Schlag tragen. Sie nahm die Erbſchaft für ſich und ihre⸗ Söhne an. Durch dieſes letzte Teſtament dokumentierte der Verſtorbene das Unrecht, das er vor mehr als dreißie Jahren Bianke La Roſe zugefügt. Dieſes Bewußtſein legt 8 eee bauen! Wenn jetzt in London die Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz zuſammentritt, dann wird man auch den Ruf der Vernunft, der von Deutſchland kommt, hören, denn die Welt kann nur durch Vernunft zur Ruhe kommen. Reichsminiſter Dr. Goebbels wandte ſich dann weiter gegen jene unverantwortliche Hetzpropaganda im Auslande. Das deutſche Volk denke an nichts anderes als an den Frieden. Dr. Göbbels ſchloß mit einem Appell an ie an dieſem Aufbauwerk mitzu⸗ elfen. thiſchen Menſchen immer gehegt hatte, drängte ſich wieder hoch zu ihm und brach ſich ſiegreich Bahn. Und nur der eine Gedanke blieb ihm: i 5„Mag Lu Karell getan haben, was er will, ihn kann 1 ee e e l 90 Wenn dieſer Be⸗ May Grensburnes Hochzeitstag 10 5 0 weggrund nicht als edel zu bezeichnen iſt, dann zum min⸗ fürſtlich eingerichteten Pale nech pan vor iter. In den ee enn e Nee cee n l let Ich nung wieder herſtellten, umher. Die Neubermahlten 1900 Weib. Doch es iſt unbedingt ſo, denn wie kürze ich 1 ac gereist ohne daß jemand inmitten der glänzenden Hoch doch Gedantenunſinn?“ 54 e gemerkt hatte. Nun hatten die Gäſte Das alles hatte mit Blitzesſ K in i i 5 0 1 J e eee ihm gearbeitet. 115 May aber lehnte an der Bruſt des Gatten, von ſeiner Ich worde dir ein Freund ein, 1 Ich ehe a e e Das Auto durcheilte die ſchweigend⸗ wan 15 i ein Schwur geklungen, und die beiden 15 95 ache Stunden vor dem einſamen Land 9 ühlten das. a a 5 50 aht dit Harry!“ e fee junge Frau heraus und trug ſie auf 0 Als 1 1 e en Armen in das Haus hinein. Das Tor ſ i we e e gene Abende beter aul, bümez 8 Ua 6 e hörte er noch lautlos hinter ihnen. Das Auto fuhr 895 Nee 9 000 1 1. 17 ee zum In tiefe Gedanken verſunken, zog er ſich endlich aus. Se 17 1 ee 10 epfügung i e en bra Auge 195 1 e e e ce iſt ein ſeltſam Ding, und doch hängt man Ruhe gesch ee eee e war zun; a 5 6 ‚ 0 Ane, pate et. 0 chickt. das alte, würdige Hausm n ee 1 19 7 er friſch und munter iſt. Sie müſſen alſo entſchuldigen!“ Traumlos ſchlief er bis in bot dem jungen Paar Willkommen. S0 hatte 1 0 , eee e polniſchem Gebiet liegt, während die Müy⸗ ihr ein 10 15 1095 f wenn ſie daran dachte, daß ſie 8 Lu Karell aber lehnte noch am offenen Fenſter ſeines„ 1500 e e de kengeb dude in Deutſchland ſtehen. 77 Hart 9 11 1 ebtes Kind nun fortgehen laſſen ſollte. Schlafzimmers, als bereits der Morgen in köſtlicher Friſche 1970 enn alten Manne über den Arm. Dann legte er ſchnel — Mütt 1 eveloor küßte ihre Hand in ſtummem Verſtehen. heraufzog und die Weltſtadt erwachte. al 1 dee e e e e ler ch örtlich frich ſe über ſein Haar. 0 0 105 Dame ſocben ein reizendes, kleines Souper ſervierte ä 4 ö Dann winkte Karell dem alten Ehepaar.(Fortſ. folgt.] Raubüberfall? Wien, 13. Juni. Juweliers Norbert Meidlinger gehüllter Die Arbeitsloſenverſicherung Beratungen über eine Reform. Berlin, 13. Juni. In den nächſten Tagen werden wichtige Verhandlungen zwiſchen den zuſtändigen Reichsreſſorts über die bevorſtehende Reform der Arbeitsloſenverſiche⸗ tung beginnen. die Frage, ob im Zuge der Vereinfachung der Betreuung der Et⸗ werbsloſen beſtimmte Zweige der Arbeits⸗ loſenunterſtützung zuſammengelegt werden ſollen, und ob die Konzentration bei den Ge⸗ meinden erfolgt, oder ob die Arbeitsämter aufrecht zu erhalten ſind, dürfte bei dieſen Verhandlungen zwar eine erhebliche Bedeu⸗ tung ſpielen, doch iſt kaum anzunehmen, daß einſchneidende Beſchlüſſe auf dieſem Gebiete unmittelbar, bevorſtehen, weil ja die zukünf⸗ tige Handhabung der Betreuung der Er⸗ werbsloſen von dem Ergebnis der noch im Gange befindlichen Umgeſtaltung des Wirt⸗ ſchaftslebens auf den berufsſtändiſchen Ge⸗ danken weſentlich abhängig ſein wird. Man kann daher annehmen, daß zunächſt nur eine vorläufige Noklöſung auf dem Ge. 555 dieſer Verſicherungsreform erſtrebl kö. 5 ſich wie Balſam auf das wunde Gemüt der unglückliche Frau; doch niemals konnte es auslöſchen, was für furcht bare Folgen dieſes Unrecht gezeitigt. E eſſiert herüber. Lu Karell ſah die drei jetzt auch. Kaum merklich, gi Lu. tt auch. h, ging ein leichtes Erſchrecken über ſeine Züge. Dann aber, fach, dem ſich ſeine Blicke einen Herzſchlag lang mit denen der Dame gekreuzt hatten, wandte er ſich liebenswürdig plau⸗ dernd an May und ihre Eltern. 1 1 0 ſchweigſam geworden. Er hatte einziger die kurze Verſtändigung zwiſchen Lu Ka und 1 c Dame bemerkt. 1 5 War Lu Karell auch gegen May und ihre große Liebe nicht aufrichtig? Reveloor lächelte verbiſſen vor ſich hin. Er kam ſich vor wie ein Detektiv. Er gab ſich keine Mühe mehr, die Gedanken gewaltſam von ſich zu ſcheuchen. Doch in ſeinem Hinterkopf fühlte er etwas wie ein kleines Rad, Dieſer Tage hielt ſich hier eine Gruppe engliſcher Parlamentarier auf, die das hieſige Konzentrationslager, das Parteiheim der NSDAP und einige Stellen der deutſch⸗polniſchen Grenze beſichtigten. Im Konzentrationslager gewannen die Be⸗ ſucher den Eindruck, daß zu berechtigten Klagen keinerlei Anlaß vorlag. Am nächſten Tage wurde eine Geisſhekelſung im Ab⸗ ſchnitt Kamslau— Groß⸗Wartenberg Neu⸗Mittenwalde vorgenommen. In Groß⸗ Wartenberg gab der dortige Landrat an Hand von Kartenmaterial eine anſchauliche Schilderung von den Nöten dieſes durch die Grenzziehung beſonders hart getroffenen Kreiſes mit rein deutſcher Bevölkerung. das luſtig furrte Großen Eindruck machte es, als der Land.„Sie blieben noch eine Zeitlang sitzen; dann begleiteten rat darauf hinwies, daß die rückſichtsloſe 5 Furgführlg der Bee gen er den Narell und Reveloor Grensburnes nach Hauſe. Grenzverkehr ſeitens der Polen eine Jahrt. nach dem benachbarken Grenzdorf zeitrauben⸗ der und umſtändlicher geſtaliet als etwa eine Reiſe von Dover nach Calais. In das Geſchäft des Futterweit in der Hauptſtraße wurde ein in Papier Sprengkörper geworfen. Durch die Explo⸗ ſion wurde der Juwelier und eine zweite Perſon getötet, drei weitere zum Teil ſchwer verletzt. Nach einer weiteren Meldung über den Anſchlag auf das Geſchäft des Juweliers Juiterweit, der Jude iſt, flog ein in Pa⸗ pier eingewickelter rauchender Gegen⸗ ſtand gerade in dem Augenblick in den Laden, als Jutterweit mit einer Kun⸗ din wegen eines Schmuckſtückes verhan⸗ delte. Futterweit wollte den Exploſions⸗ körper ſchnell auf die Straße werfen. In bieſen Augenblick erfolgte die Exploſion. Sie riß dem Juwelier beide Hände ab und fügte ihm andere ſo ſchwere Verlek⸗ zungen zu, daß er auf der Stelle kol war. Bisher konnte noch nicht ermittelt werden, ob der Sprengſtoffüberfall zum Zwecke eines Raubes inſzeniert worden war. Strenge Maßnahmen angekündigt Bundesminiſter Fey äußerte ſich zu einem Vertreter der Politiſchen Korreſpondenz über Politisches Allerlei Berlin. Der Reichskanzler Montag, von München kommend, Flughafen Tempelhof eingetroffen. iſt am auf dem Königsberg. Reichsminiſter Dr. Göb⸗ bels kraf am Montag auf dem Königsber⸗ ger Flughafen ein. Er begab ſich ſofork nach dem Orag⸗Haus, wo die feierliche Einfüh⸗ rung des neuen Rundfunkintendanten, Gene⸗ calmajor a. D. Hänecke, vorgenommen wurde. Nürnberg. In der St. Lorenz⸗Kirche zu Rürnberg wurde der enangeliſche daye⸗ riſche Landesbiſchof D. M eiſer feierlich in ein Amt eingeführt. 10 —— den hellen Morgen 0 NEU. Nachdruck verboten. Das wirkte ſo drollig, daß die drei Männer— den melancholiſchen Loiſt mitinbegriffen— in einhelliges Ge⸗ lächter ausbrachen. Darüber erwachte aber der junge Petermichl und hob ein kraftvolles Gebrüll an. 161 *. 10* Und nun ſaßen ſie um den Tiſch, der eine leuchtend gelbe Decke und darauf Kannen, Taſſen und ſonſtiges Gerät trug— einen prächtigen Gugelhupf nicht zu ver⸗ geſſen, den vor Zeiten jede Hausfrau für alle Fälle bereit hielt, lieblich duftend, mit Roſinenaugen un»Zimtſtreifen durchwachſen. Bei aller Einfachheit ſieht ſo ein Wiener jeſtlich aus— heute nicht anders als damals. Nachher paradierte die Gundl mit ihrem ſelbſt an⸗ geſetzten Doppelkümmel und Papa Petermichl vergaß das Einſchenken nicht. Man beſprach die Taufe, die am kommenden Sonntag vor ſich gehen ſollte. Der alte Altmaier erbot ſich, ſein Zeugl zur Kirchfahrt beizuſtellen, und der Loiſl wurde Damit betraut, dem Herrn Hauptmann nach Banjaluka über das wichtige Ereignis Nachricht zu geben. Von der Haustochter aber war nicht mehr die Rede. Jauſentiſch Ein undzwanzigſtes Kapitel. Während ſolches ſich in ihrem Elternhauſe zutrug, ſaß die Wettl an einem prunkvollen Krankenbett und hielt getreulich Wacht, und zwar mit einer Selbſtverſtändlich⸗ keit, als wäre ſie hier tatſächlich zu Hauſe. Ohne das mindeſte dazu beigetragen zu haben, ſtand ſie im Mittelpunkt des fürſtlichen Hausweſens. Der Leib⸗ arzt Doktor Guldener war es, der unmerklich das Zeichen hierzu gegeben hatte, indem er dem jungen Mädchen beim Kommen und Gehen recht auffällig die Hand küßte, und ſeine Verbeugung fiel ſo tief aus, als es ſein feiſtes Bäuchlein geſtattete. Die Dienerſchaft folgte dieſem Beiſpiel und wandte ſich um Befehl und Weiſung an„Ihre fürſtliche Gnaden“, ebenſo auch die alte Wirtſchafterin, die morgens aus den Küchenräumen heraufgeſtiegen kam, um nach den Tages⸗ wünſchen zu fragen. Und ruhig, gelaſſen, aber auch ohne den Verſuch, ihr braves Lichtentaleriſch in dieſer„nob⸗ DES DH d Ades. VO LO WII SCE Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Fürſt will oder nicht will:„A Weil' werden S' es ſcho aushalten, man i— ſan ja kan klan's Kind net?“ Doktor Guldener und der alte Alexis blickten entſetzt von der Sprecherin zu ihrem Gebieter, und dann ſahen ſie ſich erſtaunt in die Augen. Der Fürſt ſchmunzelte zuerſt, und dann begann er heftig zu lachen, ſo daß es den ganzen abgezehrten Körper nur ſo ſchüttelte. Tränen traten ihm in die Augen und er blinzelte. Dann hob er langſam die Hand unter der Decke hervor— und wiſchte ſich über das Geſicht. Da aber beugte ſich die Wettl über ihn und half mit einem Tuche nach.„Lachen därfen S'!“ meinte ſie ſachlich. Es war Mitternacht, als man feſtſtellen konnte, daß die unmittelbare Gefahr gebannt war. Lebenswille war in dem Kranken erwacht, und der wirkte Wunder. Vielleicht auch ging ein Kraftſtrom von dem jungen Geſchöpf aus, das ſeines Blutes war— wer kann mit Gewißheit von den Geheimniſſen des Lebens und des Sterbens ſprechen? Fürſt Cuzene erholte ſich im Laufe dieſer Nacht weit über das Maß ſeines Zuſtandes während des letzten Jahres überhaupt. Doktor Guldener konnte nur immer wieder den Kopf ſchütteln, und es dauerte lange, bis er es aufgab, den erwarteten Kollaps aus ſeinen Be— fürchtungen zu ſtreichen. Nun war Wettl ſchon vier Tage von zu Hauſe fort. Sie ſaß zumeiſt neben dem Lehnſtuhl des Leidenden und antwortete friſch von der Leber weg, was er ſie fragte, erzählte von ihrer Kindheit, von Vater und Mutter und dem lieben Herrn Hauptmann und was es ſonſt noch in ihrem jungen Leben gab. Nur vom Deutſchmeiſter⸗Loiſl ſprach ſie nicht. Mit innigem Behagen und leuchtenden Augen nahm der Fürſt dieſe wieneriſch gefärbten Reden in ſich auf, atmete ſie förmlich ein, und ſeine Augen be⸗ tamen Glanz und blickten froh, wie ſchon lange nicht. „Und was is denn mit dem Herzerl vom Mädi?“ er⸗ kundigte er ſich in der gleichen Redeweiſe und blickte forſchend auf das liebe Geſchöpf. Wettl wandte den Kopf ab und konnte es nicht hindern, daß hohe Röte in ihr Geſicht ſtieg. Eine Weile herrſchte Schweigen. Dann aber kam es doch wieder ganz anders, wie es ſonſt Mädchenart iſt, heraus.„Hab' an gern g'habt, Herr Fürſcht!“ antwortete ſie treuherzig.„Aber er war's net wert— punktum.“ Wieder herrſchte Schweigen. Dann jedoch fragte der Fürſt und ſeine Stimme klang rauh:„Kannſt nit anders lichen“ Umgebung zu maskieren, ordnete die Wettl an, was ſie für den Kranken nötig hielt. Für ihre eigene Perſon, meinte ſie ein für allemal:„Schicken S' mir, was S' woll'n, mir is alles gleich“, und gab damit zu verſtehen, daß ſie nicht beläſtigt werden wollte. Was den Fürſten Cuzene betraf, ſo war er einige Stunden nach der Ohnmacht, die ihn während der Be⸗ grüßung ſeiner Tochter befallen hatte, wohl zu ſich ge⸗ kommen und hatte mit bewußtem Blick um ſich geſchaut, ſchien aber ſehr ſchwach und hinfällig zu ſein. Man hatte ihn ausgekleidet und zu Bett gebracht, und Wettl hatte ſich, ohne daß ihr jemand ihren Platz anzuweiſen brauchte, daneben geſetzt und beobachtete mit klugem Blick, was um ſie her vorging. Es gab für ſie keinen Zweifel, daß ſie zu bleiben hatte. „Er hat mich gerufen— alſo will er mich bei ſich haben“, ſo ging es ihr durch das kluge Köpfchen, und nebenbei auch eine ziemlich abträgliche Kritik über die„dalkerten Mannsbilder“ ringsum, die aus jeder einfachen Hand⸗ reichung ein Weſen machten und ſich dabei ſo ungeſchickt anſtellten. Krankendienſt iſt Frauenarbeit, meinte ſie in ihrem einfachen Sinn. Ohne Scheu ſtrich ſie jetzt dem reglos Daliegenden die Haare aus der Stirn, die ihn zu beläſtigen ſchienen. Es leichten Berührung über das wächſerne Antlitz. Doktor Guldener prüfte immer wieder den Puls und ſchüttelte den Kopf, was die Wettl nachgerade nervös Damit iſt keinem Kranken geholfen, wenn man ihm merten läßt, daß es ſchlimm mit ihm ſteht, dachte ſie. Geben S' eahm do a Senſpflaſter auf die Fußſohl'n“, meinte ſie in zuckte bei dieſer machte. Und reſolut wandte ſie ſich an den Doktor: keineswegs leiſem Tone. Das wirkte eigenartig auf die Umgebung, die ſich Ein leiſes Lächeln dämmerte auf dem Antlitz des Kranken und fand runden Geſicht des Arztes. Es war ein halb beluſtigter, halb liebevoller Blick, gegenſeitig in Lautloſigkeit überboten hatte. ſeinen Widerſchein auf dem dicken, den er der Sprecherin widmete. Ohne Empfindlichkeit, Schränkchen, kramte dort herum und brachte bald darau den fertigen Senfteig in einem Gefäß daher, den ihm das Mädchen aber ohne weiteres aus der Hand nahm. „Halten S' die Deck“, gebot Wettl und wies dem Medikus damit die Rolle des Gehilfen zu. Gehorſam hielt er nun die Decke am Fußende hoch, und 10 4 Federleſens die Senfteigauflage zurecht, ſo wie ſie es bei der Mutter gelernt hatte. Senfteig war Frau Gundls Univerſalheilmittel, das bei allen Ge⸗ Wettl machte ohne viel legenheiten in Anwendung kam. Alsbald fing der Kranke an, unruhig zu werden, un bald darauf begann er wieder zu ſprechen: doch das Teufelszeug ab, begab er ſich ſofort zu einem „Nehmt mir das brennt ja wie hölliſches Feuer!“— was bewies, daß Fürſt Cuzene den Schwäche⸗ zu mir ſagen als„Fürſt', kleines Mädi!“ Trauer klang aus dieſer Frage. Doch die Antwort ließ auch diesmal nicht auf ſich warten.„Nein“, ſagte die Wettl ruhig und beſtimmt,„ſö ſan amal a Fürſcht, da kann mr nix machen.“ „Und du biſt eine Fürſtin“, ſprach Cuzene gleichfalls ruhig und beſtimmt,„und da kann mr auch nix machen.“ Das kam beiden gleich heiter vor, wenn auch der Sinn der Worte den Ernſt betonten. Aber die Wettl lachte, hell, klingend und bezwingend: „Schau'n S' mi an, Herr Fürſcht! Schau' i aus wia a Fürſchtin? Daß i net lach...“ „Du biſt meine Tochter“— jetzt beherrſchte völlig der Ernſt den Sprecher—,„du biſt die Letzte unſeres Ge⸗ ſchlechts. Und das biſſerl Aeußerlichkeiten, die dir etwa noch fehlen, die lernſt du bei deinem klugen Köpferl im Handumdrehen.“ N „I mag aber net“, beharrte das Mädchen unerſchrocken; „i mag nix anderes ſein als was i bis jetzt war. An ein⸗ faches Madl, und was der Herr da ſagt von an letzten Geſchlecht, das verſteh' i überhaupts net.“ Da mußte Cuzene lachen.„Laſſen wir dieſe Frage einſtweilen, das wird ſich alles finden“, meinte er gütig, und dann bewegte er die ſilberne Glocke, die auf einem Tiſchchen neben ihm ſtand. Alexis erſchien. Ein warmer Blick ging von dem alten treuen Menſchen zu dem jungen Mädchen hin. Ihr maß er das Wunder der fortſchreitenden Geneſung ſeines ge⸗ liebten Herrn bei. Mit ihr war das Glück in dieſes traurige Haus gekommen, wie der Sonnenſtrahl Licht und Wärme in die Welt bringt. „Sind die Kartons gekommen?“ erkundigte ſich der Fürſt. „Zu Befehl, fürſtliche Gnaden; es liegt drüben alles bereit.“ „Mädi“, wandte ſich Cuzene an die Wettl,„paſſ' auf: drüben in deinen Zimmern ſind eine Menge Sachen für dich getommen; geh hinüber und ſieh nach. Und dann komm und laß dich anſchauen...“ f Wettl hatte ſich erhoben.„Ich kann Ihner doch net allein laſſen“, meinte ſie in ihrer ungenierten Art. Der Fürſt lachte.„Schick mir halt den Alexis, wannſt meinſt“, erwiderte er aufgeräumt. 55 Jetzt war Wettl drüben in den Zimmern, die man ihr als die ihren angewieſen. Es war eine ganze Flucht großer und kleiner Salons, d alle gleich prunkvoll ausgeſtattet wie die des Fürſten, nur daß helle Farben vorherrſchten. Wettl aber benützte nur einen derſelben, einen mittelgroßen Raum, der, als Schlaf⸗ zimmer eingerichtet, in Weiß und Gold gehalten und mit himmelblauen Atlasmöbeln ausgeſtattet war. ſchaftsräume des Palais über die Perſon des jungen Mädchens entſprechend unter⸗ richtet. Seit mehr als zwei Jahrzehnten im Hauſe, war, ſie ihrer Herrſchaft ebenſo zugetan wie die übrige Diener⸗ ſeinſtem Linnen auf Daunenkiſſen, die mit koſtbaren Spitzen und Stickereien beſetzt waren, ſo friedlich, wie daheim in ihrem ſchmalen Bettchen aus Birnholz. Nichts von all der märchenhaften Pracht um ſie her war imſtande, ſie zu überwältigen. ältere Frauensperſon im weißen Häubchen erſchien und ſich als„die Kammerfrau Ihrer fürſtlichen Gnaden“ vor⸗ ſtellte, da meinte die Wettl halb humorvoll, halb ärger⸗ lich:„Das ſoll amend' doch nicht i ſein?“ Und als am erſten Morgen eine Fräulein Katherine, die für gewöhnlich die Wirt⸗ unter ihrer Obhut hatte, war ſchaft und gewillt, der gütigen Fee, die alle in der Wettt ſahen, zu huldigen und zu dienen. Aber daraus wurde nichts. „Was wollen S' denn?“ erkundigte ſich das Mädchen, dem es vorkam, als wäre es nicht am Platze, daß jemand, wer es auch ſei, ungerufen bei ihr eindrang. Das alte Fräulein biß ſich auf die Lippen, denn es empfand die Zurechtweiſung, die in der Frage lag, ſehr wohl.„Ich bitte um Verzeihung, wenn ich ſtöre“, ſprach ſie untertänig,„aber ich bin beauftragt, bei der Toilette Ihrer fürſtlichen Gnaden zu helfen.“ „Bei der was?“ Wettl zog die Stirn in die Höhe. „Beim Anziehen“, überſetzte die Gefragte. „Mir beim Anziehen helfen?“ Maßloſes Erſtaunen lag in dem Ton.„Seien S! narriſch word'n? Bin i denn a klan's Kind?— Schau'n S', daß auſſi kommen. Das war nicht eben höflich, doch war es auch nicht böſe gemeint. Die Wettl ſprach wie ihr der Schnabel gewachſen war, deutlich und ſchmucklos, und daß ſie verſtanden wurde, das bewies die Tatſache, daß Fräulein Katherine ſchleunigſt verſchwand. i Die Wettl ſtand in ihrem ſchönen Schlafzimmer, wohin der Fürſt ſie mit der geheimnisvollen Weiſung geſchickt hatte, ſich die„Sachen“ anzuſchauen. Ja, da waren wohl Sachen zum Anſchauen. Wettl hätte kein junges Mädchen ſein müſſen, wenn dieſes Anſchauen ohne Eindruck geblieben wäre. Da waren Kartons und Schachteln aus Holz und bunt überzogener Pappe— und alle miteinander enthielten Herrlichkeiten, wie ſie die Wettl noch nie zuvor erſchaut hatte. Sie war als echte Evastochter keinen Moment lang im Zweifel, was dieſe märchenhaften Schätze bedeuteten, noch was mit ihnen anzufangen ſei. Da waren Wäſcheſtücke aus allerfeinſtem Linnen, wie ſie nicht einmal die allernoblichſte Kundſchaft der Wäſcherei Petermichl zur Behandlung gegeben hatte. Strümpfe, ſo hauchdünn und zart wie Spinnenweben. Da waren Kleider— Kleider aus Tuch und Kleider aus Samt, aus Seide, aus Flor und aus Spitzen, dunkle und lichte, ein⸗ farbige und geblumte, geſtreifte und getupfte, mit Maſchen, Krauſen und Falbeln, gebauſcht, gefältelt und gerafft, aus⸗ geſchnittene und hochgeſchloſſene. Atemlos wühlte das Mädchen in dieſer nie geſchauten Pracht und Herrlichkeit. Daß es ſo etwas überhaupt gab! Daß ein Leben ausreichte, um all dieſe wunderbaren Ge⸗ bilde zu tragen und— zu zerreißen! Wettl kannte noch kein Modegeſetz— ein Kleid, das trug man, bis es eben zerriſſen war. Darüber aber war ſie ſich völlig klar, daß der Fürſt ihr mit dieſem Geſchenk eine Freude bereiten wollte, und daß ſie dieſe Vorausſetzung nicht zuſchanden machen dürfe. Ge⸗ wiß, ſie freute ſich auch, wenn man es Freude heißen kann, daß einem der Kopf wirbelt, daß einem die Augen über⸗ gingen, und daß man ſich kaum getraute, dieſe Pracht zur Hand zu nehmen, geſchweige denn anzuziehen. Aber Frauen benötigen keine lange Zeit, um ſich mit derlet Wundern vertraut zu machen. Mit ſicherem Inſtinkt hatte Wettl denn auch das ſchönſte und koſtbarſte Gewand herausgegriffen und beſchloſſen, es probeweiſe anzulegen. Es war dies ein hauchdünnes Gebilde aus ſchneeigem Tüll, über und über beſtickt mit milchigen Schmelzperlen— ein Feengewand aus Tauſendundeiner Nacht, wie Wettl in atemloſen Entzücken feſtſtellte. Schier ehrfürchtig blickte die Wettl an ſich herunter, blickte nach rückwärts, wo die lange, ſpitz zulaufende Schleppe wie ein glitzernder Strom ſich auf den Teppich breitete. Zwiſchen den beiden Fenſtern war ein deckenhober Spiegel eingelaſſen. Dorthin ſtrebte das Mädchen. Kniſternd rauſchte die Seide, mit der das Kleid unter⸗ füttert war, als Wettl langſam und zaghaft die Füße vor⸗ ſetzte.— Und jetzt ſtand ſie vor dem leuchtenden Glas, das ihre Geſtalt voll zurückwarf. Aber mit einem Ausruf, der faſt einem Schrei glich, fuhr ſie zurück. Wer war dieſe Fremde, die, wie ein Geiſt. weiß und glitzernd aus dem goldenen Rahmen ſtieg und auf ſie zutrat? Wer war ſie? Hoch und ſchlank, den Hopf mit den goldbraunen Flechten ein wenig nach hinten ge⸗ neigt, wie es ihre Art war, die blauen Augen verſchleiert vor Staunen und ein wenig Furcht— das war ſte. die Wettl Petermichl? Die Wetil, die ausſah wie eine Prin⸗ zeſſin in einem ihrer Märchenbücher daheim. Staunen malte ſich auf den reinen Zügen, Staunen und ein jähes Erwachen. Eine Prinzeſſin.. 2 7— 0 Jener Krante dort drüben in ſeinen prunkvollen Zimmern, der Fürſt, der ſollte ihr Vater ſein. Der hatte ſie als ſeine Tochter willkommen geheißen. Sie, vie Wettl— die Tochter eines Fürſten! Der alte Dottor Gulpener, die Dienerſchaft, alle nannten ſie„Fülrſliche Gnaden“. 6 5 13 f Ohne Ueberlegung, von Grauen geſchüttelt, 110 6 zerrte ſie an dem ſchimmernden Hexengewand. Mit let Knirſchen und Ziſchen riß das feine Gewebe:; glitzernde Perlchen löſten und rieſelten an ihr heral ihr zu Füßen und lagen wie Tränen auf Tep anfall zu überwinden begann. Die Wettl aber meinte ſo tuhig, als hätte es gar nichts zu bedeuten, was ſo ein Sie ſchlief in dem breiten, niedrigen Bett zwiſchen Parkett. 99 Certſebung fe 5 die freiwillige Arbeitslpende 4 Rundfunkvorkrag des Staatsſekretärs Reinhardt. Berlin, 13. Jun Ueber alle deutſchen Sender ſprach Staatsſekretär Reinhardt über die Be⸗ ume des Geſetzes gegen Verrat an der deutſchen Volkswirtſchaft. Das Geſetz werde ohne irgendwelche Rückſicht auf un⸗ verbeſſerliche Schädlinge an der deutſchen Volkswirtſchaft ſo durchgeführt werden, wie die Belange des Volksganzen und die Inter⸗ eſſen der Nation es bedingen. Der Staatsſekretär ging ferner noch auf die freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit ein und erklärte, daß ſich an dieſer Spende das geſamte deutſche Volk in allen ſeinen Schichten beteiligen ſoll. Je größer die Beteiligung unſeres Volkes an dieſer Spende ſei, um ſo größer ſei die Summe, die zur Vergebung öffenklicher Auf⸗ ſräge und ſomit zur Vermehrung der Arbeit. zur Verminderung der Arbeiksloſigkeit und zur Behebung der ſozialen, wirkſchaftlichen und finanziellen Not zur Verfügung ſteht. Auch der kleinſte Bekrag bilde einen Teil der hilfe zur Geſundung von Wirtſchaft und Ji⸗ nanzen. schweres Flugzeugunglük Zehn Todesopfer. Chicago, 13. Juni. Ein ſchweres Flugzeugunglück hat hier zehn Menſchenleben gefordert. Ein Amphi⸗ bienflugzeug hatte acht Beſucher der Welt⸗ ausſtellung zu einem Rundflug mitgenom⸗ men. Während des Fluges löſte ſich plötzli eine der Tragflächen; das üg g e ab und verbrannke. Die beiden Piloten und die acht Paſſagiere fanden den Tod. Zwei Juſchauer eines Schaufliegens getölet. London, 13. Juni. Vei einem Schaufliegen in der Nähe von Leeds wurden zwei Knaben im Alter von zwölf und acht Jahren vom Schwanz⸗ ende eines landenden Flugzeuges get und getötet. Flugzeuges getroffen Blitzſchlag in die Kirche Während des Goktesdienſtes. 0 Neuwied, 13. Juni. zin Kugelſtreublitz ſchlug während des galtesdienftes in die Kirche der Herrnhuter Brüdergemeinde. Der Blitz fuhr über die Turmſpitze durch eine Luke, riß das zentner⸗ ſchwere Uhrwerk aus dem Gefüge und legte es quer in die Balkenlage, ſchlug ein meh⸗ lere Quadratmeter großes 9 5 durch die Decke, beſchädigte dieſe an etwa 20 Stellen und warf eine Unmenge Verputz in das Kircheninnere. Ein mehrere Jenkner ſchwerer Kronleuch⸗ ler fiel krachend dicht neben die mit Gläu⸗ gende bigen beſetzten Bänke nieder. Mehrere Per- ſonen wurden durch Splitter verletzt. Jahl⸗ reiche Glasſcheiben wurden durch den ge⸗ waltigen Luftdruck auf die Straße geſchleu⸗ dert. Mehrere auf dem Kirchengeſkühl lie ⸗ 0 Geſangbücher wurden in fle Jetzen Wan An mehreren Stellen gerie⸗ len die Balken in Brand, doch konnte die ſo⸗ enen Verbände beſchloſſen die ernennt. fort herbeieilende Feuerwehr den Brand löſchen. N Bildung eines Reichskolonialbundes. Die in der kolonialen Reichsar⸗ beitsgemeinſchaft ae a rrichtun eines eee de alle bisher der kolonialen Reichsarbeitsge⸗ meinſchaft zugehörigen kolonialen und kolo⸗ nialintereſſierten Verbände angehören. Prä⸗ ſident des Reichskolonialbundes iſt der jewei⸗ lige Präſident der Deutſchen Kolonial⸗Geſell⸗ ſchaft, der ſeine ſtellvertretende Präſidenten Neben Gouverneur Dr. Schnee werden in Zukunft Reichsſtatthalter Ritter bon Epp und Herzog Adol ried⸗ Rehe Mecklenburg das Prdſdtum des deichskblonialbundes bilden. Die Führung 11 Kolonialpolitik liegt in Zukunft aus⸗ fan e bei dem Präſidenten, ihm ſteht ein ändiger Arbeitsausſchuß zur Seite. Kommuniſtiſche Verſammlung ausgehoben. Eine geheime kommuniſtiſche Verſamm⸗ ö 5 ing wurde im Walde bei e 1 der Nähe von Lüneburg von Polizei 5 Hilfspolizei ausgehoben. 17 Perſonen, runter eine ruſſiſche Studentin, wurden feſtgenommen. Letzte Nachrichten Muſeum der nakionalſozialiſtiſchen Revolution. ſcherhn, 13. Jun Die Sa, Standarte plant die Errichtung eines„Muſeums der Dieſes museum oll die Erinnerung an den 10 0 ſchweren Kampf der SA. um Alt⸗Berlin Cachhalten. Es werden in dem Muſeum die Ame e 18 290 jahrelangen g r SA. und die Trophäen des 5 lichen Sieges gezeigt. 5 1 Musen e Revolution“. Warenhaus und Kleingewerve Einſchränkung der Verkäufstätigleit gefordert Berlin, 13. Junt. Der Deutſche Handwerks⸗ und Gewerbekam⸗ mertag hat ſich auf Veranlaſſung der Ver⸗ bände des Nahrungsmittelgewerbes an den Reichswirtſchaftsminiſter mit einer Eingabe ge⸗ wandt, worin die weitere Einſchränkung der Verkaufstätigkeit der Warenhäuser erbeten bezw. eine entſprechende Aenderung der Gewer⸗ werbeordnung gewünſcht wird. Die Forderungen des Einzelhandels und Gewerbes gehen insbeſondere auf den Erlaß eines Ver⸗ botes der Lebensmittel- und Ge eb lungen in den Warenhäuſern und den ver⸗ wandten Betrieben hinaus. Es wird hervor⸗ gehoben, daß ſich dieſe Abteilungen vielfach als ſogenannte Lockabteilungen des Warenhau⸗ ſes dargeſtellt hätten. Weiter wird verlangt ein Verbot des Buchhandels ſowie des Ver⸗ triebes von Buchbinder⸗, Schreib⸗ und Papier⸗ waren in Warenhäuſern. Auch ein Verbot des Verkaufs von Korbmöbeln und Korbwaren in Warenhäuſern wird erſtrebt ſowie ein Verbot der Annahme von Schuhreparaturen. Alle dieſe Maßnahmen ſollen dem ſelbſtändigen Ge⸗ Wiege den erwähnten Gebieten zunutze In unterrichteten Kreiſen wird erklärt, daß mit reichsrechtlichen Eingriffen auf dem Ge⸗ biete der Warenhäuſer vorausſichtlich vor dem 1. 10. 1933 nicht zu rechnen ſei, weil bis zu dieſem Termin aufgrund eines Vorſchlages des Reichskommiſſars für die Wirtſchaft, Dr. Wa⸗ gener, die beteiligten Wirtſchaftsorganiſationen den Verſuch unternehmen ſollen, im Wege frei⸗ williger Vereinbarungen eine Entlaſtung von Einzelhandel und mittelſtändleriſchem Gewerbe auf dem Gebiete der Konkurrenz der Waren⸗ häuſer zu erreichen. Beſſerung am Arbeitsmarkt 9900 Arbeitſuchende weniger. * Frankfurt a. M., 13. Juni. Die Zahl der Arbeitſuchenden ging von Mitte bis 2 5 Mai um 9908 oder 3,2 v. H. des Standes von Mitte Mai zurück. Die Entlaſtung des Arbeitsmarktes war damit in der zweiten Maihälfte weſentlich ſtärker als in der erſten, in der ſie nur 3404 oder 1,1 v. H. betrug. Von dem Rückgang von insgeſamt 9908 ent⸗ fielen 8916 auf die Männer und nur 992 auf die Frauen. In ſämtlichen Arbeitsamtsbezir⸗ ken ging die Zahl der Arbeitſuchenden zurück. Die berufliche Gliederung der Arbeit⸗ ſuchenden zeigt in faſt allen Berufsgruppen mit Ausnahme in den Gruppen Forſtwirtſchaft, Papiererzeugung und»verarbeitung, Verviel⸗ fältigungs⸗ und Reinigungsgewerbe eine Ab⸗ nahme der Zahl der Arbeitſuchenden. Sie war am erheblichſten auch weiterhin in den Außenberufen, d. h. in der Landwirt⸗ ſchaft, in der Induſtrie der Steine und Erden und während dieſer Berichtszeit am ſtärkſten in der Gruppe Baugewerbe, die allein eine Abnahme um 1648 aufweiſt; die Gruppe der ungelernten Arbeiter ging um 1378 zurück. Eine ſtärkere Aufnahme von Arbeitsloſen iſt nunmehr aber auch in den Konſumgüterindu⸗ ſtrien erfolgt. Die Abnahme betrug im Nah⸗ rungs⸗ und Genußmittelgewerbe 342, im Be⸗ kleidungsgewerbe 497, in der Gruppe Leder⸗ erzeugung 268. Im Holz⸗ und Schnitzſtoff⸗ gewerbe war ein Rückgang um 782 zu ver⸗ zeichnen. Die Zahl der Angeſtellten nahm um 922 ab. In der Berichtszeit zeigte ſich bereits deut⸗ licher als bisher die Auswirkung der Ar⸗ beitsbeſchaffungsmaß nahmen, in der Hauptſache des Sofortprogramms der Reichsregierung, wo insbeſondere langfriſtig Erwerbsloſe, d. h. Wohlfahrtserwerbsloſe, Beſchäftigung finden ſollen. Im Monat Mai hat die Geſamtabnahme der Arbeitsloſen etwas über 12 000 betragen. In der gleichen Zeit ging die Zahl der Hauptunterſtützungsempfän⸗ ger in der Arbeitsloſenverſicherung und Kri⸗ ſenfürſorge um faſt 4400 und die der Wohl⸗ fahrtserwerbsloſen um etwas über 7600 zurück. Wie die Zahl der Beſchäftigten nach der Krankenkaſſenmitgliederſtatiſtik zeigt, iſt die Entlaſtung des Arbeitsmarktes im Frühjahr d. J. bereits in ſtärkerem Maße erfolgt, als dies in den Zahlen der Arbeitsmarkt⸗ ſtatiſtik zum Ausdruck kommt. Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſicherung iſt von Mitte zu Ende Mai um 1241, die in der Kriſenfür⸗ ſorge um 1042, in beiden Unterſtützungsein⸗ richtungen zuſammen um 2283 zurückgegan⸗ gen. Es wurden Ende Mai in der Arbeits⸗ loſenverſicherung 22852, in der Kriſenfür⸗ ſorge 68 299, in beiden Unterſtützungseinrich⸗ tungen zuſammen 91 151 Hauptunterſtützungs⸗ empfänger gezählt. Die Zahl der anerkannten Wohlfahrtser⸗ werbsloſen betrug nach dem Stande von Ende Mai(vorläufiges Ergebnis) 108 860 Männer, 12 780 Frauen, zuſammen 121 640 gegenüber 129 260 insgeſamt nach dem Stande von Ende April. 100 Jahre Frankfurter Paulslirche. Frankfurt a. M., 13. Juni. Die Pauls⸗ gemeinde beging das 100 jährige Beſtehen ihrer Kirche in feierlicher Weiſe. Am Samstag abend fand im Saalbau die Feſtverſammlung ſtatt, zu der die Reichs⸗ und Staatsbehörden, die Stadtverwaltung, ſowie die Kirchenbe⸗ hörden ihre Vertreter entſandt hatten. U. a. bemerkte man Prälat D. Dr. Diehl von der heſſiſchen Landeskirche. Nach der Begrüßung der Behördenvertreter entwickelte Pfarrer Veidt in großen Zügen die Geſchichte Paulskirche. Die Vertreter der verſchiedenen Behörden überbrachten der Paulsgemeinde die Glückwünſche. Den Abſchluß der Feier bildete ein hiſtoriſches Feſtſpiel. Am Sonntag ver⸗ ſammelte ſich die Paulsgemeinde zu einem Feſtgottesdienſt. Die Predigt Pfarrer Steuck⸗ maiers Hang in einem Bekenntnis zur neuen Regierung aus, von der er erwartete, daß ſie der Kirche die Freiheiten gewährt, die ſie zur Entfaltung ihrer Tätigkeit und zur wirk⸗ ſamen Mitarbeit am Staatsneubau brauche. Beſeitigung des Nebenbeſchäftigungsweſens für Beamte. Darmſtadt, 13. Juni. Der Herr Staats⸗ ſekretär ſieht ſich veranlaßt, mit Rückſicht auf die in der öffentlichen Meinung laut werden⸗ den Stimmen folgendes zur allgemeinen Kenntnis zu bringen: Mit Recht wird es von der öffentlichen Meinung in der heutigen Zeit für äußerſt untragbar und dringend abhilfebedürftig be⸗ funden, daß öffentliche Beamte, ſowohl ſolche im Dienſt, als auch ſolche im endgültigen Ruhe⸗ ſtand lebende, neben ihrem Gehalt bezw. Ruhe⸗ gehaltsbezügen noch ſonſtigen Nebenbeſchäfti⸗ gungen nachgehen, die ihnen nicht unerhebliche Nebeneinnahmen einbringen und zugleich da— durch dem freien Markt Beſchäftigungsſtel⸗ len wegnehmen. In einigen ganz kraſſen Ein⸗ zelfällen iſt ſeitens der Regierung bereits ein⸗ gegriffen und Aohilſe geſchaffen worden. Zur⸗ zeit ſchweben auf Veranlaſſung des Herrn Staatsſekretärs Vorarbeiten, die der endgülti⸗ gen Erfaſſung und allgemeinen Regelung des Nebenbeſchäftigungsweſens dienen und dieſes. ſoweit mit den öffentlichen Belangen ver⸗ einbar, mit der Wurzel austilgen ſollen. 0 Wiesbaden, 13. Juni.(Anfall beim Fußballspiel.) Bet einem hier ausgetra⸗ genen Fußballwettſpiel flog dem 27jährigen Spieler Philipp Rathgeber aus Budenheim der Ball ſo heftig gegen den Kopf, daß er eine Gehirnerſchütterung erlitt, die ſeine Ueberführung in ein Krankenhaus notwendig machte. Eberſtadt bei Darmſtadt, 13. Juni.(Un⸗ getreuer Gemeindebeamter.) In der Gemeinderatsſitzung machte Bürgermeiſter Dr. Uecker Mitteilung über die Unredlichkeiten des in Unterſuchungshaft befindlichen und friſtlos entlaſſenen Elektromeiſters Baldus. Er hat die Rechnungsbeträge für Lieferungen aus Beſtän⸗ den des gemeindlichen Elektrizitätswerkes oder über ausgeführte Inſtallationsarbeiten unzu⸗ läſſigerweiſe ſelbſt einkaſſiert und ſich ange⸗ eignet, die Bücher und Belege bei Seite ge⸗ ſchafft und durch Eintragung fingierker Zah⸗ lungen auf den Rechnungen Urkundenfälſchun⸗ gen begangen. Ueber die Höhe der verun— freuten Summe wurde nichts bekannt. Mainz, 13. Juni.(Betrüger zu zwei 49jährige Gärtner Ernſt Glaſer aus Böchin⸗ gen hat den größten Teil ſeines Lebens in Gefängniſſen und Zuchthäuſern zugebracht. So erſchien er am 31. März 1931 an der Ge⸗ päckaufbewahrungsſtelle am Hauptbahnhof, übergab einem Eiſenbahnbeamten einen Kof— fer mit angeblich wertvollem Inhalt und bat ihn um ein Darlehen von 16 Mark. Er ſchwin⸗ delte dem Beamten vor, er müſſe eine eilig! Zahlung leiſten, erhebe aber auch gleichzeitig bei der Poſt einen Betrag von 400 Mark und werde in Bälde zurückkommen und den Betrag zurückerſtatten. Der Schwindler kehrte nicht mehr zurück. Der Koffer enthielt einen alten zerriſſenen Anzug und ſchmutzige Wäſche. Das hieſige Bezirksſchöffengericht verurteilte den unverbeſſerlichen Betrüger zu zwei Jahren Zuchthaus. 8 Mainz, 13. Juni.(Hundert Jahre Stadttheater.) In der neuen Spielzeit kann das Mainzer Stadttheater ſein 100jähri⸗ ges Beſtehen feiern. In einer Feſtwoche vom 1. bis 8. Oktober, die unter dem Protektorat des Reichsminiſters Dr. Goebbels ſteht, und die mit einem Jubiläumsfeſtakt beginnt, wer⸗ den aufgeführt: Mozarts„Titus“ unter Spiel⸗ leitung von Dr. Niedecken⸗Gebhard, Kleiſts „Prinz Max von Homburg“, Johſts„Schla⸗ geter“, die„Meiſterſinger“, die„Fledermaus“, 10 ein Feſtkonzert unter Leitung Erich Klei⸗ 8. Gau⸗Algesheim, 13. Juni.(Schwer ver⸗ letzt und beraubt.) Ein Wanderburſche, der nachts auf der Straße Appenheim⸗Nieder⸗ Hilbersheim von einem Auto angefahren wur⸗ de und beſinnungslos mit einem Beinbruch bis zum Morgen dalag, iſt in dieſem erbar⸗ mungswürdigen Zuſtand ſeiner Barſchaft in Höhe von 6 Mark und des Ruckſacks mit zwei Harmonikas von einem gemeinen Menſchen be⸗ raubt worden. Jahren Zuchthaus verurteilt.) Der Aus der Heimat Gedenktage 13. Juni. 1525 Vermählung Martin Luthers Katharina v. Bora. 1831 Der Phyſiker James Clerk in Edinburg geboren. 1886 König Ludwig II. von Bayern verun⸗ glückt mit dem Irrenarzt B. v. Gudden im Starnberger See. Prot.: Tobias, Kath.: Anton von Padua. Sonnenaufg 3,36. Sonnenunterg. 20,23. Mondaufg. 23,56. 4 Mondunterg. 9,55. Verſtand iſt mechaniſcher, Witz iſt chemi⸗ ſcher, Genie iſt organiſcher Geiſt. 1 Fr. v. Schlegel. Der Dorfbrunnen Wer mit offenen Augen durch die Welt wandert, entdeckt der Schönheiten viele, die mancher nicht ſieht. Es ſind nicht nur die Burgen und Schlöſſer, die Stadttore und Kirchen, die uns durch künſtleriſche Schönhei⸗ ten überraſchen. Eine wunderſame roman⸗ tiſche Geſchichte erzählt uns der Dorfbrun⸗ nen, der ſeine Schönheit wie ein Veilchen beſcheiden verbirgt. Zumeiſt von einem Baum überſchattet oder gar von einem Schutzhaus überdacht, das gute alte Handwerkskunſt formte, iſt der Brunnenplatz ein Idyll. In manchen Dörfern iſt ein Bergquell in einem Brunnenbecken aufgefangen, das aus einem rieſigen Einbaum im Schatten eines Hanges ſteht. Immer iſt es die Notwendigkeit, den Brunnen vor den Strahlen der Sonne zu ſchützen, die für ihn einen kühlen, von der Natur bevorzugten Platz ausſuchen läßt. Kein Wunder, daß der Dorfbrunnen einen weiten Raum in der Volkspoeſie einnimmt. So klagt der verſchmähte Liebhaber:„Wenn ich zum Brünnle geh, ſeh andre Mädle ſteh bei ihrem Schatz, wer ſteht bek mir?“ Auch im Sprichwort hat der Brunnen ſeinen Plaßz. Da erklingt die tröſtende Mahnung:„An kleinen Brunnen löſcht man auch den Durſt“ oder es heißt:„Der beſte Brunnen wird er⸗ ſchöpft“, ganz zu ſchweigen von dem Brun⸗ nen, der immer erſt zugedeckt wird, wenn es zu ſpät iſt. Am Brunnen plaudern die Mädchen, und manche traute Szene ſpielt ſich in ſeinem Schat⸗ ten ab. Wer denkt nicht an die erſten Lie⸗ besregungen bei Hermann und Dorothea bei der Begegnung am Brunnen? Eichendorff, der Dichter der Romantik, hat für die Poeſie der Brunnen manch ſchönes Wort gefunden, wie es in einem ſeiner Lieder heißt: „Leiſe träumt die Sommernacht; Bei den kühlen Bronnen Hab ich dich herangewacht Erſter Hauch der Sonnen.“ „ Eheſtandsdarlehen. In den letzten Tagen ſind im Reichsfinanzminiſterium ſehr viele An⸗ träge auf Gewährung von Eheſtandsdarlehen eingegangen. Es wird darauf hingewieſen, daß die Anträge nicht an das Reichsfinanzminiſte⸗ rium, ſondern an die Gemeinde des Wohn⸗ ſitzes des künftigen Ehemannes zu richten ſind. Die im Reichsfinanzminiſterium bereits einge⸗ gangenen Anträge werden an die zuſtändigen Gemeinden zur weiteren Behandlung abge⸗ geben. Die Gemeinden geben die Anträge im Falle der Befürwortung an das zuſtändige Finanzamt weiter, das über den Antrag end⸗ gültig entſcheidel und gegebenenfalls die Aus⸗ zahlung des Eheſtandsdarlehens durchführt. Mit den Auszahlungen kann nicht vor Auguſt 1933 begonnen werden. Bei der Stellung von Anträgen auf Gewährung von Eheſtands⸗ darlehen ſind nur die Vordrucke zu verwenden, die ab 1. Juli 1933 bei den Gemeindekanz⸗ leien erhältlich ſein werden. * mit Maxwell Wettervorherſage: „Weiterhin noch vielfach bedeckt; mit weiteren Niederſchlägen iſt zu rechnen. Mürkte und Vörſen Vom 12. Juni. Frankfurter Produktenbörſe. Es notierten: Weizen 21, Roggen 17,25 bis 17,35, Hafer 15 bis 15,50; Weizenmehl ſüdd. 30,25 bis 31,50, dto. niederrh. 30,25 bis 31,50, Roggenmehl 23,50 bis 25,25; Wetzen⸗ kleie 8; Roggenkleie Sojaſchrot alte Ab⸗ ſchlüſſe 10,40 einſchl. gopolabgabe; Palm⸗ kuchen, neue Abſchlüſſe 9,90 bis 10,15; Erd⸗ nußkuchen 12,25(ohne Monopolzuſchlag von 1 ber 0 Kilo); Treber 11; Heu 4,50; zen⸗ und Roggenſtroh 2.60 bis 2.80: gebündelt 2,20. g e Mannheimer Pod ktenbörſe. Es notierten in Rm., per 100 Kilo, waggon⸗ frei Mannheim: Weizen inl. 21,25 bis 21,35; Roggen inl. 17,50 bis 17,60; Hafer inl. 15,25 bis 15,50 Sommergerſte inl. 18 bis 18,25; Futtergerſte inl. 16,50; Mais gelber m. S. La Plata 20,50; Weizenmehl, Spezial Null, m. Aust. 31,25 bis 31,50, ſüdd. Weizenaus⸗ zugsmehl m. Aust. 34,25 bis 34,50, ſüdd. Weizenbrotmehl m. Aust. 23,25 bis 23,50; nordd. Roggenmehl 23 bis 24, ſüdd. und pfälz. 24 bis 25; Weizenlloie feine 7,75; Bierkreber inl. 11.50. f