unlon- FIM eALAs 1(annastr) A Verloren Der Tonfilm auf den alle Filmfreunde ſchon lange warten. Ab morgen Fronleichnamstag. AEN ALI SHH HELAUTH RHIONRA THEODOR LOOS 22 Ein Film der erſten herben Mädchenliebe— Der erſten Liebe goldne Zeit. Ein von Herzen kommender, zu Herzen gehender Film von Liebesleid und Liebesfreud. Alle müßt Ihr dieſes Filmwerk ſehen.— Im 2. Teil Charly Chaplin in ſeinem großen Lacherfolg, da werden Tränen gelacht. 5 Akte. Charly Chaplin:„Der Pilger“ 3. Schlager: Das Tonfilm⸗Luſtſpiel„Wie kommen die Löcher in den Käse Wir bitten, ſich früh Plätze zu ſichern, denn alles will ja unſere 8 Mädels ſehen. Anfang je 8 Uhr, ab 9 ½¼ Uhr nochmals, Ende gegen 12 Uhr. Große Jngendvorſtellung ab 3 Ahr. Voranzeige: Nächſte Woche der allerneueſte Großtonfilm des Is. 1933„Schwarzhemden.“ Zwangs⸗Verſteigerung Am Freitag, den 16. Juni 1933, verſteigere ich in Viernheim, teilweiſe im Ver⸗ ſteigerungslokal und teilweiſe an Ort und Stelle, öffentlich, zwangsweiſe, meiſtbietend gegen Bar ⸗ zahlung: Mobilien, Einrichtungs⸗ und Gebrauchs⸗ gegenſtände aller Art, darunter insbeſondere 1 Kommode, 1 Kleiderſchrank, 1 ovaler Tiſch, ferner 1 Chaiſelongue, 2 Seſſel,! Bücher⸗ ſchrauk, 1 Sofa mit Umban, 1 Vüffet, 1 Blumenkrippe, 1 Schreibtiſch, 1 Waren⸗ geſtell, 1 Standuhr, 1 Klavier, 1 Kaſſen⸗ ſchrank, 1 Radiobanlage, 1 Fahrrad, eine Partie Damen- und Herrenſchuhe u.a. Zuſammenkunft der Steigliebhaber nach⸗ mittags 2 Uhr, im Hofe des Gaſthauſes zum Pflug, Weinheimerſtraße. Lampertheim, den 13. Juni 1933. Köhler, Gerichtsvollzieher in Lampertheim. Joaamersehune Sie finden bei mir eine große Auswahl in Boot- und Hallenturnschuhen Meine Leinen-Snangen m. Blockabſatz für Kinder und Damen. Meine Sehnürschune für Herren mit Abſatz Brau-Leinenschnürschuhesederſohle Schwarz leder 77 0 Stoff- u. 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Thomas nach langem ſchweren, mit großer Ge⸗ duld ertragenem Leiden, wohlvorbereitet durch den Empfang der heiligen Sterbe⸗ ſakramente, im Alter von 72 Jahren zu ſich in die Ewigkeit Wir bitten um ein ſtilles Gebet für unſere liebe Verſtorbene. Viernheim und Brocklyn, den 14. Juni 1933. lie Aeltrauernuen Mimernuenenen. ihres Angebotes unter Nr. F 100 in der Exped. ds. Bl. gebeten. Werkstatt- Die Beerdigung findet morgen Donnerstag Fronleichnams⸗ tag, nachmittags nach der Andacht, vom Trauerhauſe, Wald⸗ ſtraße 3 aus, ſtatt. raum Mitte des Orts gelegen, zu mieten geſucht. Angebote wollen bitte im Verlag abgegeben werden. Einige neue und ge- brauchte, noch ſehr gute mit Garantie günſtig abzugeben Albert Schmitt, Heddesheim Baden) Bahnhofſtraße 20 Inserieren bringt Gewinn! an die Mitglieder des Medizinal- Verbandes! Die unterzeichneten Aerzte waren, und sind es auch heute noch, bereit, 16% ihrer Forderung für Besuche und Beratungen nachzulassen, ebenso alle Sonderleistungen wie Operationen und Ge- burten nach den Mindestsätzen der Gebührenord- nung zu berechnen, wodurch jede Nachzahlung von Seiten der Mitglieder in Wegfall käme. Der Vorstand lehnte dieses vorgeschlagene Abkommen ab, ein Versuch wurde gar nicht gemacht. Die Nachforderung der Aerzte bleibt wie seit- her auch fernerhin zu Recht bestehen. Viernheim, 14. juni 1933 Dr. Nudershausen If. dani hr. gunher Dr. Menie Für die 38 0 1. Weine. U. Salddelzue Brockmanns Jutterkalk ½ Paket 40% *— 17 760 Leinſamen, reingemahlen Pfd. Futterflocken, ſchöne Ware 75 Viehlebertran Liter 70 Neſteier, Kampfer u. Porzellan von 70 an Flügelklammern, Marken und Ringe Spratt's Kücken⸗Körner und Weichfutter empfiehlt RNathaus⸗Drogerie Peter Moskopp Feuerwehrübung. Am Sonntag, den 18. Juni 1933, vorm. 5 Uhr findet eine Uebung der freiwilligen Feuerwehr ſtatt. Signal halb 5 Uhr. Anzutreten haben auch Muſik⸗ und Spielleute. Es wird gebeten, reſtlos zu erſcheinen. Das Kommando. 190 5 8 9 W 7 . NB. Die Wehr beteiligt ſich wie alljährlich an der Fronleichnamsprozeſſion. Antreten morgens 8 Uhr für ſämtliche Mannſchaften, Muſik⸗ und Spielleute am Kriegerdenkmal. Anzug: erſte Garnitur und weiße Handſchuhe. Das Kommando. Saftladen zum gränen Laub. Einer sagts dem Anderen, daß man im Saftladen, ob morgens früh oder abends spät, ein gutgekühltes und sauberes Glas Bier erhält. Wer probt, der lobt und bleibt dauernd Kunde. Es ladet frdl. ein. g 5 5. Träger. Fahrt nuch Walldürn Alle diejenigen, welche per Auto nach Walldürn fahren wollen, können ſich bei Lueg ar ente, Holzstrage! unt Heinrien Faller mann. olestr. l melden. Karten im Vorverkauf bis Freitag Abend. Tahrpreis 2.50 Ran. hin und zurück. Abfahrt Sonntag früh 4 Uhr, Drehſcheibe; Rückfahrt Sonn⸗ tag Abend. Parteilokal der N. S. D. A. P. Nach dem Beſuch der Tellſchauſpiele findet im Saale große Tanz- Unterhaltung ſtatt. Empfehlende Küche, gut gekühl⸗ tes Büffet, ſowie ff. Bedienung. Kameraden, Freunde und Gönner, freunſtlichſte Einladung, zu einem ge⸗ mütlichen Abend. In allem er mäß Mich. Froſchauer. Nikolaus Effler Lebensmittel: Limburger Käſe J Pfd. 8 Pfg. Schöne große Bauernhandkäſe St. 8 Pfg. grotze Auswahl in Delikateß u. Streichkäſe von 5 Pfg. an. Syrup, feinſter Brotaufſtrich Pfd. 25 Zwetſchen⸗Latwerg fd. 36 3 Apfel-Gelee, rein(keine Nachpreſſe) 1 Pfd. 40 Pfg. Apfel⸗Gelee mit Himbeer Pfd. 42 Pfg. Erdbeer⸗Konfitüre Pfd. 55 Pfg. Feinſte Gemüſenudeln 32 Pfg. Feinſte Maccaroni 55 Schweineschmalz Plund 64 Pig. Fst. Salall Liter 98 Fg FSi. Süflrahm-Jafelhutter/ Pid. 38 Pig. Nikolaus Effler Lebensmittel. Maßnahme jernheimer Anzeiger (Viernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illustrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand⸗ kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim Sean recher 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim.— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 137 Freitag, den 16. Juni 1933 50. Jahrgang Die öffentlichen Finanzen Der Abſchluß des Reichshaushalts für das Rechnungsjahr 1932/3 3 liegt jetzt vor. Die Zahlen ſind bereits be⸗ kannt: Der Abſchluß weiſt einen nominellen Fehlbetrag in Höhe von 610 Millionen auf. Da die außerordentliche Schuldentilgung in Höhe von 420 Millionen auch 1932 gelei⸗ ſtet worden iſt, ergibt ſich alſo ein tatſäch⸗ licher neuer Fehlbetrag gegenüber dem Stande des Rechnungsjahres 1931 von nur 190 Millionen. Das Ergebnis kann in Anbetracht der Ver⸗ hältniſſe als günſtig bezeichnet werden. Roch vor Monaten mußte man auf Grund des Abſinkens der Steuermaßnahmen mit einem weſentlich höheren Fehlbetrag rech⸗ nen. Durch äußerſte Sparſamkeit iſt es ge⸗ lungen, dieſe Bewegung zum Teil abzu⸗ fangen. Noch wichtiger iſt der Ausblick für die zukunft. Mitte des Jahres 1933 iſt eine rundſätzliche Aenderung der 0 eingetreten. Gemäß dem Grundſatz einer Politik der vorſichtigen Kre⸗ ditausweitung, die nach Beendigung der De⸗ flationsperiode unbedenklich war, wurden ſeit dieſer Zeit die öffentlichen Haushalte der ſpäteren Jahre(beſonders der Reichs⸗ etat) zugunſten der Gegenwart belaſtet; dieſe bedeutete die Vorwegnahme einer Entlaſtung der Wirtſchaft von produk⸗ tonshemmenden Steuern, die ihrerſeits wie⸗ der den Verzicht auf weitere Steuererhöhun⸗ gen einſchloß und damit gleichzeitig auch eine Nel der künftigen Finanzpolitik ent⸗ ielt. Auch bei den laufenden Etats iſt die weitere Durchführung dieſer Grundſätze zu beobachten. Die Veröffentlichung des neuen Reichshaushaltes iſt allerdings ver⸗ tagt; es iſt jedoch ziemlich ſicher, daß das Ge⸗ ſamtaufkommen an Einkommenſteuer mit 1300 Millionen veranſchlagt wird gegen 1630 Millionen für 1932, die Körperſchafts⸗ ſteuer mit 100(120), die Umſatzſteuer mit 1500(1820), die Kraftfahrzeugſteuer mit 155 (180) und die Bierſteuer mit 280(300) Mil⸗ lionen; dieſe Schätzungen ſind offenſichtlich von der Annahme einer gewiſſen Beſſerung der Wirtſchaftslage ausgegangen; ſie laſſen den Willen zur Rückſchraubung der öffent⸗ lichen Anſprüche erkennen. Der Etat des größten deutſchen Landes, alſo Preußens, iſt mit einer Summe von 2,7 Millionen Mark nicht nur formell, ſon⸗ dern auch tatſächlich ausgeglichen. Selbſt bei einer ſehr ungünſtigen Wirt⸗ ſchaftsgeſtaltung dürfte der Fehlbetrag die⸗ ſes Jahr ſich höchſtens auf 200 Millionen Mark belaufen. Der Ausgleich konnte aller⸗ dings nur um den Preis einſchneidender Maßnahmen erfolgen. Außerordentlich ſchlecht iſt nach wie vor die Finanzlage der Kommunen, für die am 31. März dieſes Jahres der Fehlbe⸗ trag faſt 1,5 Milliarden Mark er⸗ reicht haben dürfte; die meiſten Kommunen können ſich nur noch dadurch helfen, daß Lieferantenrechnungen verſpätet bezahlt, die Termine für Zahlung der Veamtengehälter hinausgeſchoben, Zins- und Tilgungsbeträge an die Gläubiger nur teilweiſe oder gar nicht entrichtet, erhebliche Beträge an Staats- ſteuern, Umlagen uſw. zurückgehalten, Fonds⸗ mittel für laufenden Bedarf verwandt wer⸗ den uſw. Von allen dieſen Maßnahmen geht natürlich eine erhebliche Lähmung auf alle möglichen wichtigen Gebiete der Volkswirt⸗ ſchaft über; eine Sanierung gerade der Kommunalfinanzen iſt deshalb unbedingt notwendig. Neben der Fundierung der kurz- friſtigen Schulden von 2 Milliarden Mark iſt vor allem erforderlich, daß das örlliche teueraufkommen aus Gründen der Eigen⸗ verantwortung wieder zur Grundlage der gemeindlichen Finanzwirtſchaft gemacht vird und daß endlich eine ar, Abgrenzung der Aufgaben von Reich, Ländern und Gemein⸗ den erfolgten, deren bisheriges Fehlen zu einer oft beklagten Steigerung des Kommu⸗ nalaufwandes geführt hat. Dieſe Maßnah⸗ men haben ihre formale Ergänzung zu fin⸗ öffentlichen. England ſoll intervenieren! Dollfuß' Bemühungen in London— Halbes Dementi aus Wien London, 15. Juni In Londoner politiſchen Kreiſen kurſiert das Gerücht, daß Bundeskanzler Dollfuß in London bei dem engliſchen Außenminiſter vorgeſprochen und ihn erſucht habe, im deutſch⸗öſterreichiſchen Konflikt zu inter⸗ venieren. Demgegenüber wird aus Wien berichtet, das Preſſedepartement der Bun— deskanzlei ſtelle es in Abrede, daß der Bun— deskanzler Großbritannien oder andere Mächte um eine Vermittlungsaktion erſucht habe. Der Kanzler habe nur auf die öſter— reichiſchen Schwierigkeiten aufmerkſam ge— macht. Dieſe Dementis der öſterreichiſchen Stellen werden jedoch in politiſchen Kreiſen Londons als unglaubhaft angeſehen. Auf alle Fälle ſcheint es nämlich als klar, daß der Bundeskanzler nicht der Welt⸗ wirkſchafkskonferenz zuliebe in London bleibt, während ſich die Spannung in Oeſterreich zuſehends verſchärft. Einen erſten Niederſchlag ſeiner Londoner Be⸗ mühungen ſcheint ein gleichfalls von der „Times“ veröffentlichter Artikel zu bil⸗ den, in dem es heißt, die Lage, die durch die„Einmiſchung der deutſchen national ⸗ ſozialiſtiſchen Partei in die inneren An⸗ gelegenheiten Oeſterreichs“ enkſtanden ſei, habe in England große Beſorgnis verurſacht. Ueberdies werde angenommen, daß einige der politiſchen Verbrechen, die auf öſter⸗ reichiſchem Gebiet begangen worden ſind, das Werk extremgeſinnter deutſcher Nationalſo⸗ zialiſten geweſen ſeien(), von denen ſich während der letzten ſechs Wochen nicht we⸗ nige nach Oeſterreich begeben hätten. Dieſe Anzeichen, daß die allmächtige deutſche natio⸗ nalſozialiſtiſche Partei verſuche, den Streit zwiſchen den öſterreichiſch geſinnten Chriſt⸗ lichſozialen und den deutſch geſinnten Natio⸗ nalſozialiſten Oeſterreichs im deutſchen In— tereſſe auszubeuten, hätten auch in Rom große Unruhe verurſacht. Vaugoin droht mit Standrecht Wien, 15. Juni. Heeresminiſter Vaugoin beſchäftigte ſich in einer Maſſenverſammlung im Katholiſchen den in dem Ausbau und in der ſchärferen aſſung der Haushalts⸗ und Reviſionsvor⸗ iften, deren bisherige laxe Handhabung nicht zuletzt die Urſache für viele Korrup⸗ tionserſcheinungen abgegeben hat. Verhaftung von Abgeordneten Freilaſſung von Schutzhäfllingen. Stulktgart, 15. Juni. Der ſozialdemokratiſche Landtagsabgeord— nete und frühere württembergiſche Landtags⸗ präſident Pflüger, ſowie der frühere demo⸗ kratiſche Landtagsabgeordnete Johannes Fi— ſcher ſind polizeilich feſtgenommen worden. Außer dem Landtagspräſidenten Pflüger iſt auch der demokratiſche Abgeordnete Erich Roßmann, früher Regierungsdi⸗ rektor, verhaftet worden, während nach dem ſozialdemokratiſchen Reichstagsabgeordneten Dr. Schumacher und dem früheren Land⸗ tagsabgeordneten Albert Fiſcher noch gefahn⸗ det wird. i Die Verhaftungen ſind erfolgt, weil Schutz ⸗ häftlinge ſich darüber beklagt haben, daß die Verführten keſlhrer gehalien werden, wäh⸗ rend i Verführer in Jreiheit ſeien. Die Verhaftungen ſollen auch eine Warnung ſein für alle Hetzer.— Gleichzeitig mit der Ver- 105 ſind 200 Häftlinge vom Schutzhaft⸗ ager Heuberg in Freiheit geſetzt worden. Vereinshaus mit den jüngſten Ereigniſſen in Oeſterrreich und erklärte: „In Oeſterreich gibt es keine Revolution. Sollte aber eine Revolulion dennoch ver · ſucht werden, dann werden wir noch zu einem anderen Mittel greiſen. Es gibt ja noch ein Standrecht. Aber es wird hoffenllich gar nicht ſoweil kommen. Un⸗ ſere Gendarmerie und unſere Polizei er⸗ füllen ihre Pflicht, und das Bundesheer wird das übrige beſorgen.“ Entſprechend dieſen Ausführungen des Heeresminiſters werden denn auch in ganz Heſterreich die Verhaftungen von nationalſo⸗ zialiſtiſchen Funktionären fortgeſetzt. So wurden in Krems 18 nationalſozialiſtiſche Führer verhaftet, darunter zwei Gemeindebe⸗ amte, ein penſionierter General und ein pen— ſionierter Oberleutnant. In Stein wurde der nationalſozialiſtiſche Bürgermeiſter und der SS.⸗Führer verhaftet. In Salzburg wurden ein ehemaliger Flugzeugführer und ein Automechaniker verhaftet, die im Auto dort angekommen waren. In dem Wagen wurden einige Piſtolen und eine Bergſteiger⸗ ausrüſtung gefunden. Dentſche Gegenmaßnahmen Der öſterreichiſche Preſſeattachee in Berlin ausgewieſen. Berlin, 15. Juni. Der Bruch des Völkerrechts, den die öſter⸗ reichiſche Regierung dadurch begangen hat, daß ſie den der deutſchen Geſandtſchaft in Wien als Preſſeattachee zugeteilten Reichs- tagsabgeordneten Theo Habicht, der zugleich Landesinſpekteur der NSDAP. in Oeſterreich war, verhaftet hat, hat die Reichsregierung veranlaßt, nunmehr ihrerſeits zu einer Ge⸗ genmaßnahme zu greifen. Da nämlich die öſterreichiſche Bundesre gierung krot des von deutſcher Seite einge. legten Proteſts die Verhaftung Habichlks nicht aufgehoben und ſeine angekündigle Auswei- ſung aus Oeſterreich nicht rückgängig gemachl hat, iſt der öſterreichiſchen Geſandtſchaft in Berlin mitgeteilt worden, daß ihr Preſſeat⸗ fachee Dr. Wafzerbäck. der bei der öſterreichi⸗ ſchen Geſandtſchaft in Berlin dieſelbe Stel- lung einnimmt, wie Reichskagsabgeordneter Habicht bei der deutſchen Geſandiſchaft in Wien, das deutſche Reichsgebiet ſofork zu ver⸗ laſſen habe. Dr. Waſſerbäck wird infolgedeſ⸗ ſen umgehend aus Deutſchland abgeſchoben werden. Ueber die Vorgeſchichte der Ausweiſung wird von unterrichteter Seite noch folgendes ergänzend bemerkt: Vor mehreren Wochen war der öſterreichiſchen Bundesregierung mitgeteilt worden, daß der Abgeordnete Ha⸗ bicht als Preſſeattachee der deutſchen Geſandt⸗ ſchaft in Wien zugeteilt worden iſt. Sie hat dieſe formale Notifikation einfach beiſeite ge⸗ ſchoben und ſich dadurch völkerrechtlich ſchwer ins Unrecht geſetzt. Die öſterreichiſche Regie⸗ rung hat weiterhin, während noch Verhand⸗ lungen über dieſen Punkt zwiſchen den bei⸗ den Regierungen ſchwebten, Gewaltmaßnah⸗ men gegen den deutſchen Preſſeattachee in Wien angewendet, indem ſie durch Polizei ſein Haus erbrechen und durchſuchen und Ha⸗ bicht in Haft nehmen ließ. Der Abgeordnete Habicht iſt dabei in det unwürdigſten Weiſe behandelt und un⸗ kergebracht worden, ſo daß er ſchließlich aus Proteſt in den Hungerſtreik trat. Obwohl die deutſche Geſandtſchaft in Wien ſofort ſchärfſten formalen Proteſt gegen die Verhaftung Habichts bei der öſterreichiſchen Bundesregierung eingelegt hat und darauf aufmerkſam gemacht hat, daß man keinesfalls dieſe Verhaftung hinnehmen könne, hat die öſterreichiſche Regierung bisher nichts zur Bereinigung des Falles unternommen, und insbeſondere keine Freilaſſung Habichts ver⸗ Unker dieſen Umſtänden blieb als einzige Anlkwort nur noch eine Gegenmaßnahme übrig, die nur darin beſiehen konnke, daß der Preſſeattachee der öſterreichiſchen Geſandiſchaft in Berlin zum Verlaſſen des Reichsgebietes gezwungen wurde. Es iſt dabei noch darauf hinzuweiſen, daß die Behandlung Dr. Waſſerbäcks auf jeden Fall in konzilianteren und menſchlicheren Formen erfolgt iſt, als die des Abgeordnet Habicht in Oeſterreich. 1 Das weltwirtſchaftliche Chaos Der dritte Tag in London— Neden zur Behebung der Weltlriſe London, 15. Juni. Am dritten Tage der Weltwirtſchaftskonfe⸗ renz wurde auf Vorſchlag des engliſchen Mi⸗ niſterpräſidenten der belgiſche Delegierte Hy— mans einſtimmig zum Vizepräſidenten ge— wählt, worauf die Eröffnugsanſprachen der Delegierten der einzelnen Länder fortgeſetzt wurden. Als erſter Redner ergriff hierbei der öſterreichiſche Bundeskanzler Dollfuß das Wort, um ſich in kurzen Ausführungen nachdrücklichſt gegen jede Abwertung und Inflation zu wenden. Weiter teilte er mit, fei Oeſterreich für den Zollwaffenſtillſtand ei. Sodann ergriff der britiſche Schatzkanzler Neville Chamberlain das Wort, der ſich zu⸗ nächſt ausführlich mit der Wirtſchaftslage ſeit dem Kriege befaßte. Er führte aus, England habe ſich im Jahre 1925 zu hoffnungsfreudig an die Wiederherſtellung des Goldſtandards emacht, ohne zu berückſichtigen, daß ſich die Bedingungen für die Auswirkungen geändert hatten. Das unvermeidliche Ergebnis der Rückkehr Englands zum Goldſtandard ſei ein Stura des Preiſes aller Waren agaemeſen. Heute ſtehe eine endgültige Regelung der Kriegsſchuldenfrage nicht im Programm der Weltwirtſchaftskonferenz. Wenn jedoch an⸗ dere Maßnahmen zur Beſeitigung der Welt⸗ kriſe Erfolg haben ſollten, dann müſſe eine endgültige Regelung der Kriegsſchuldenfrage erfolgen. Um eine Erhöhung des Preisniveaus zu ermöglichen, müßten die Zenkralbanken reich. lich Geld zu günſtigen Sätzen zur Verfügung ſtellen. Ferner müſſe die Skabiliſierung der Währungen in zwei Ekappen durchgeführl werden, indem zuerſt die Währungen der Länder ungefähr ins Gleichgewicht und dann erſt die Wiederherſtellung des Goldſtandarde in Angriff genommen würden. England könne erſt dann wieder zum Goldſtandard zurückkehren, wenn das Preisniveau erhöht ſei. In der Frage der Deviſenbeſchränkungen müßte den notleidenden Ländern von den Gläubigerländern die notwendige finanzielle Unkerſtützung gewährt und alle überkrieber hohe Jolltarife herabgeſetzt werden. Nach Chamberlain erklärte der be giſche De⸗ legierte Hymans, Belgien ſei zur Zufammen⸗ arbeit mit den andern Nationen bereit, um die Bedingungen für eine Beſeitigung der Deviſenbeſchränkungen zu ſchaffen. Unter größter Spannung der Konferenz⸗ teilnehmer ergriff dann in der Nachmittags⸗ ſitzung der amerikaniſche Hauptdelegierte, Cor⸗ dell Hull, das Wort. Wenn irgendeine Nation die Konferenz zum Scheitern bringen ſollte, ſo werde ſie vielleicht zeitweiligen Nutzen daraus ziehen, aber zugleich füt unbeſtimmte Zeit die Hilfe für die Notleidenden in jedem Land verzögern. Dieſe Nation würde Hinrich⸗ tung durch die Menſchheit verdienen. Die Zeit ſei für die Regierungen gekommen aufzuhören, Handelsſchranken zu errichten, die nur Wiedervergeltungsmaßnahmen zur Folge haben. Brauchbare Märkte könnten nur er⸗ zielt werden durch die Befreiung der kommer⸗ ziellen Erzeugniſſe durch gemeinſame Aktionen aller Regierungen, durch Stabiliſierung der Deviſen und der Währung und durch die Her⸗ abſetzung der Handelsſchranken auf ein ange- meſſenes Maß. Hull drang auf eine Politik allmählicher ſorgfältiger Anpaſſung übertrie⸗ bener Tarife und anderer Handelsſchranken auf ein mäßiges Niveau. Eine ſolche Politik würde geſündere und gedeihlichere Bedingungen ſichern und gleichweit vom extremen Nationalismus entfernt ſein. Der erſte Schritt müſſe ein fortiger allgemeiner Tarifwaffenſtillſtand in. Geeignete Maßnahmen würden, um eine größtmögliche Stabilität zu erreichen, auf dem Gebiete des Geldweſens getroffen werden. Die amerikaniſche Delegation ſei bereit, ſchloß Hull ſeine Rede, einen konkreten Vorſchlag für alle dieſe Fragen zu machen. Neuordnung der Fettwirtſchaft Grundlegende Vorſchläge des Deulſchen Induſtrie- und Handelstages. Berlin, 15. Juni. Nachdem der Fettplan des Reichsernäh⸗ rungsminiſteriums ſich nicht voll hat verwirk⸗ lichen laſſen, hat der Präſident des Deutſchen Induſtrie- und Handelstages, Dr. von Ren⸗ teln eine Erörterung zwiſchen berufenen Ver⸗ tretern der an der Speiſefettwirtſchaft betei⸗ ligten Wirtſchaftsgruppen herbeigeführt, um Maßnahmen zu beraten, die den Mängeln der gegenwärtigen Organiſation der Fett⸗ wirtſchaft abhelfen können. In einer Ent⸗ ſchließung des Deutſchen Induſtrie- und Han⸗ delstages wird nun hierzu u. a. ausgeführt: „Die geltende Kontingentierung in der Ma“ arineproduktion hat zu einem weitgehenden Ausfall in der Deckung des Fettbedarfes ge— führt, ſo daß eine ausreichende Verſorgung der minderbemittelten Bevölkerungskreiſe mit Fetten zu erträglichen Preiſen nicht mehr gegeben iſt. Eine Erhöhung der Konkingentierung auf mindeſtens 75 Prozent für Margarine und Speiſefette erſcheint erforderlich. Es wird vorgeſchlagen: 50 Prozent des Margarine⸗- konkingenis müſſen unter Kennzeichnung in miger Konſumware hergeſtellt werden. Den Margarinefabriken iſt die Auflage zu ma⸗ chen, die früheren Abnehmer im Verhältnis zu Belieferungen Oktober bis Dezember 1933 nach Mengen und Sorten zu beliefern unter Wegfall der Belieferung von Einheitspreis⸗ geſchäften und Glas- und Porzellangeſchäf⸗ ken. Ein Ausſchuß ſoll insbeſondere den vorgeleglen Plan betreffend Aenderung der deuiſchen Speiſefettbewirtſchaftung einer Prüfung unkerziehen. Neiihshandwerksordnung Vorſchläge des deulſchen Handwerks. Berlin, 15. Juni. Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Hugen⸗ berg hatte dem Generalſekretär des Deut⸗ ſchen Handwerks- und Gewerbekammertags, Dr. Meuſch⸗Hannover, den Auftrag erteilt, einen Entwurf über die Reichshand⸗ werksordnung vorzulegen. Der Auf⸗ bau der Standesorganiſation vollzieht ſich nach dem nunmehr ausgearbeiteten Entwurf, zu dem die Reichsregierung noch in keiner Weiſe Stellung genommen hat, auf fa ch⸗ licher Grundlage. Die Bexufsgenoſſen des Handwerks auf der Seite der ſelbſtändigen Meiſter und Betriebe werden in Pflicht⸗ innungen und die in den Betrieben be⸗ ſchäftigten Geſellen und ſonſtigen Arbeitneh— mer in Pflichtgeſellenſchaften zu⸗ ſammengeſchloſſen. Entſcheidend iſt aber nicht nur die Schaffung dieſer beiden auf Pflicht⸗ zugehörigkeit der Mitglieder aufgebauten Säulen, ſondern die verbindende Gemein⸗ ſchaftsarbeit in einer Gemeinſchaftsvertre⸗ tung, die die Bezeichnung„Amt“ erhalten ſoll. Etwaige Streitigkeiten zwiſchen Arbeit⸗ gebern und Arbeitnehmern hat die Schlich⸗ terkammer bei der Handwerkskammer zu entſcheiden. Sowohl das Amt als auch die Schlichterkammer werden paritätiſch beſetzt werden. a Reichsſtand des ſchen Handwerks als ktändiſche Spitzenkörperſchaft des en ulſchen Handwerks auf. Der Reichsſtand übernimmt die Verpflichtung gegenüber dem Staat und der Reichsregierung, die volks- wirtſchaftlichen und ſozialwirtſchafklichen Junktionen des geſamten deutſchen Hand- werks in den Geſamtrahmen der Wirkſchaft und des Staates einzuordnen. dieſem een baut ſich der eu Fronleichnam in Verlin 0 Kabinettsmitglieder in der Prozeſſion. Berlin, 16. Juni. Am Wee ee fand in der St. Hedwigsgemeinde die übliche Prozeſſion ſtatt. Vor der Kathedrale an der Straße Unter den Linden wurde eine ſtille heilige Meſſe geleſen. An der Prozeſſion nahmen außer den latholiſchen Vereinigungen, Studentenkor⸗ porationen, eine Abordnung Schutzpolizei und eine Abteilung Reichswehr teil. An Stelle des erkrankten Biſchofs trug Generalvikar Dr. Steinmann die Monſtranz. Ihm folgten die Vertreter der Reichs⸗ und Staatsbehörden. Außer den Mitgliedern der ausländiſchen Di⸗ plomatie bemerkte man Vizekanzler von Pa⸗ pen, Reichsverkehrsminiſter von Eltz⸗Rü⸗ benach und mehrere ehemalige Miniſter. Während des Umzuges ereigneten ſich einige Ohnmachtsanfälle. Der neugebildete katholi⸗ ſche Sanitätsdienſt, deſſen Mitglieder auf weiß⸗ gelbem Bande das rote Johanniterkreuz kra⸗ gen, leiſtete die erſte Hilfe. Abg. Dr. Mierendorff verhaftet Darmſtadt, 16. Juni. Der ſozialdemokrati⸗ ſche Reichstagsabgeordnete Dr. Mierendorff, der Preſſechef der letzten heſſiſchen Regierung, iſt verhaftet und nachdem er durch verſchiedene Straßen der Landeshauptſtadt geführt worden war, in das Unterſuchungsgefängnis eingelie⸗ fert worden. Deutſchnat. Kampfring aufgelöſt Polizeimaßnahmen im Präſidialbezirk Dort⸗ mund. Dortmund, 16. Juni. Der Polizeipräſident in Dortmund hat den Deutſchnationalen Kampfring für den Präſidialbezirk Dortmund auf Grund der Verordnung des Reichspräſi⸗ denten zum Schutz von Volk und Staat ſo⸗ wie des Polizeigeſetzes aufgelöſt. Senator Hull Deuniſchlnd, das von oieſer tragen werde, ſei durch keine Macht mehr zu erſchüttern, wenn wir Natisnalſozialiſten 055 bleiben was wir ſind und waren und uns ſtets der Quelle unſerer nationalſozialiſtiſchen Partei. Am Schluß der Führertagung wurde das folgende Telegramm an den Landesinſpekteur 4 0 und die NSDAP Oeſterreichs abge⸗ ſandt: i Heil Ihnen zu Ihrem tapferen Verhalten. Die in Berlin verſammleten Reichsleiter und Gauleiter der NS DAßß grüßen Sie und die öſterreichiſche Partei. Wir gedenken in Ach⸗ tung und Ehrfurcht aller Parteigenoſſen, die durch ein wahnſinniges Syſtem ins Gefängnis geworfen wurden unter Hinwegſetzung über jedes Recht und mit Unterſchiebung einer Ver⸗ antwortlichkeit für Handlungen, für die Sie nicht verantwortlich ſind. Regelung der Kriegsſchulden England will zehn Millionen Abſchlagszahlung N leiſten. London, 16. Juni. Chamberlain teilte im Unterhauſe mit, daß die britiſche Regierung Amerika die Zahlung von zehn Millionen Dollar als Anerkennung der britiſchen Schuld angeboten und daß Roo⸗ ſevelt das Angebot im Geiſte der Zuſammen⸗ arbeit und ohne Beſchränkung der Handlungs⸗ freiheit der beiden Regierungen bei den bevor⸗ ſtehenden Erörterungen angenommen hat. Die Abſchlagszahlung an Amerika ſoll in Silber zu 50 Cents je Unze Feinſilber erfol⸗ gen, das England von der indiſchen Regierung erworben habe. Die Regierung ſei der Mei⸗ nung geweſen, daß man die Entſcheidung nicht mur in ihrer Wirkung auf England, ſondern auch auf das Ausland in Betracht ziehen müſſe. England habe ſchon am 15. Dezember eine Zahlung geleiſtet. Wenn es demgemäß auch jetzt noch bezahlt hätte, ſo hätte man daraus ſchließen können. dak kein Grund vor⸗ Miniſterpräſident Daladier Die Vertreter Frankreichs und der Vereinigten Staaten auf der Londoner Weltwirtſchaftskonferenz. Nod Ap und Staat Eine Rede des Kanzlers auf der Führertagung. Berlin, 16. Juni. Auf einer Führertagung der NSDaAq in Berlin ſtand nach einer Mitteilung der Reichs⸗ preſſeſtelle der NS DA die Rede des Füh⸗ rers im Mittelpunkt. Der Kanzler behan⸗ delte in mehrſtündigen Ausführungen insbe⸗ ſondere die Frage des Verhältniſſes zwiſchen NS Da und Staat. In der Löſung dieſer Frage, die vielleicht eine jahrelange Entwick⸗ lung brauche, liege das Schickſal der Erneue⸗ rung des Reiches. Der Führer wies auf die entſcheidende Bedeutung der Weltanſchauung als Grundlage jedes großen Staatsgedankens überhaupt hin und kennzeichnete dann auch die entſcheidende Stellung der NS DA als den Träger der Weltanſchauung des neuen Deutſch⸗ land. Der Ausbau und die Stärkung der na⸗ tionalſozailiſtiſchen Bewegung, in der die Wurzel unſerer Kraft liegen, ſei deshalb eine der weſentlichſten Aufgaben, die im Intereſſe des neuen deutſchen Staates zu erfüllen ſeien. Das Geſetz der natlonglen Revolution ſei noch nicht abgelaufen. Seine Dynamik beherrſche heute noch oie Entwickelung in Deutſchland, die in ihrem Laufe zu einer völligen Neugeſtaltung deutſchen Lebens unaufhaltſam ſei. Der Führer behandelte dann die Probleme, deren Löſung der nationalſozialiſtiſchen Bewe⸗ gung zur Aufgabe geſtellt ſei, im einzelnen. Die größtmögliche Förderung der Kräfte un⸗ ſeres deutſchen Volkstumes müſſe immer und überall der Ausgangspunkt und die Richt⸗ ſchnur unſeres Handelns ſein. Der Führer gab am Schluß ſeiner Aus⸗ führungen der Ueberzeugung Ausdruck, daß die nationalſozialiſtiſche Bewegung in dem Maße, wie ſie die innenpolitiſchen Schwierigkeiten mei⸗ ſtere, auch aller wirtſchaftlichen und a u 50 politiſchen Schwierigkeiten Herr werde. Heute ſtehe die NSDAP gefeſtigter und ſtärker da wie jemals zuvor. Ihre inneren Kräfte und ihre äußere Stellung habe ſich in den letzten Monaten gewaltig konſolidiert, ihre Oraankation unerhört gehärtet. Das neue den, wo er zunäch zufammen in einer Zelle untergebracht wor⸗ handen ſei, weshalb es nicht unbegrenzt wei⸗ tere entſprechende Zahlungen leiſte. Italien zahlt eine Million Dollar. Waſhington, 16. Juni. Der italieniſche Bot ſchafter gab dem Staatsdepartement bekannt, daß Italien als Teilbetrag ſeiner am 15. 6. fälligen Schuldenrate die Summe von einer Million Dollar zahlen werde. Ausweiſungen aus Oeſterreich Abg. Habicht und drei Funktionäre über die Grenze gebracht. Wien, 16. Juni. Das Bundeskanzleramt hat der deutſchen Geſandtſchaft mitgeteilt, daß Reichstagsabge⸗ ordneter Habicht, nachdem ihm der Auswei⸗ ſungsbefehl zugeſtellt war, in Begleitung von Sicherheitsbeamten in ſeinem eigenen Auto von Linz an die Grenze nach Paſſau gebracht worden iſt. Dem gleichfalls der deutſchen Ge⸗ ſandtſchaft zugeteilten Herrn Cohrs, der in Wien in Haft iſt, iſt der Ausweiſungsbeſcheid zugegangen. Er hat hiergegen Berufung ein⸗ das die für drei Tage aufſchiebende Kraft hat. Der Führer der SA Oeſterreichs, Alfred Bigler, iſt in Begleitung von zwei Kriminal- beamten im eigenen Auto an die öſterreichiſche Grenze gebracht worden. Desgleichen wurden auf eigenen Wunſch Dr. Gerhard Weyh, der kommunalpoltiſiche Referent der RS DAP, und der Adjutant Habichts, Friedrich Steiner, eben⸗ falls in Begleitung von Kriminalbeamten zur Grenze befördert. Die drei Funktionäre der NSDAP waren aus dem Bundesgebiet ausge⸗ wieſen worden und hatten keinerlei Berufung dagegen eingelegt. Trotz Exterritorialität verhaftet Unwürdige Behandlung im Gefängnis. Nach ſeiner Ankunft in Paſſau erklärte Habicht einem Preſſevertreter gegenüber, daß er ausdrücklich auf ſeine Exterritoxialität hin⸗ gewieſen habe, trotzdem ſei die Haustür ge⸗ waltſam geöffnet und eine Hausdurchſuchung vorgenommen worden. Trotz wiederholter Pro⸗ teſte und der Erklärung, nur der Gewalt weichen zu wollen, ſei er am Arm gepackt und nach dem Poljzeipräſidium gebracht wor⸗ mit drei Landſtreichern Bewegung ge⸗ Kraft bewußt bleiben: der erneut jehen ein, zugewieſen In der Begründung des Ausweiſungsbefehls eißt es, Habicht habe ſich„als Ausländer“ i einer Partei betätigt, die die Bundesregie⸗ rung auf das ſchärfſte bekämpfe und die die in rreich beſtehende Rechtsordnung zu un⸗ tergraben verſuche. Dadurch habe er zu einer Vergrößerung der allgemeinen Beunruhigung und Störung der öffentlichen Sicherheit beige⸗ tragen und ſich mit der in Oeſterreich gel⸗ tenden Ordnung in Widerſpruch geſetzt. Aus Heſſen Genehmigte Lotterien. Darmſtadt, 15. Juni. Der Miniſter des Innern hat im Volksſtaat Heſſen geſtattet: Geldlotterie der Penſionsanſtalt der Genoſ⸗ ſenſchaft deutſcher Bühnenangehörigen in Ber⸗ lin; Vertriebszeit der Losbriefe vom 1. Sep⸗ tember 1933 bis 31. Mai 1934; Eulbacher Marktlotterie 1933; Vertriebszeit der Los⸗ briefe vom 1. Juni bis 15. Auguſt 1933; der Ziehungstermin der 26. Volkswohllotterie wurde auf den 12. bis 17. Juli verlegt. Heſſiſcher Sängerbund. Daczuſtadt, 15. Jum. Die Geſchäfts⸗ ſtelle des Heſſiſchen Sängerbundes befinoet ſich jetzt in Darmſtadt, Rheinſtraße 16, Zim⸗ mer 10, Fernruf 3500. Alle Zuſchriften an die Bundesleitung und für die Hauptſchrifi⸗ leitung der„Heſſiſchen Sängerwarte“ ſind an die dortige Geſchäftsſtelle zu richten. * Darmſtadt, 15. Juni.(Das Darmſtäd⸗ ter Artillertſtenfeſt.) Zum Darmſtäd⸗ ter Artilleriſtenfeſt, das vom 1. bis 3. Juli in Darmſtadt ſtattfindet, gibt die Heag ent⸗ gegenkommenderweiſe einen Zeitfahrſchein her⸗ aus, der vom 1. bis 3. Juli für eine unbe⸗ ſchränkte Zahl von Fahrten gilt und nur 50 Pfg. koſtet. Der Zeitfahrſchein iſt von den Feſtteilnehmern auf den Empfangsbüros unter Vorzeigen des Militärpaſſes oder der Feſt⸗ teilnehmerkarte zu löſen. Ein Zwiegeſpräch über das Artilleriefeſt wird vom Südweſt⸗ funk am 26. Juni abends 8.30 Uhr verbrei— tet. Zwei heſſiſche Artilleriſten werden ſich über den Plan, Umfang und Bedeutung des Feſtes unterhalten. Beerfelden, 15. Juni.(Der Beerfel⸗ der Faſel⸗ und Zuchtviehmarkt) Einer der bedeutendſten Viehmärkte iſt der all⸗ jährlich ſtattfindende Faſel⸗ und Zuchtvieh⸗ markt in Beerfelden. Er wird gemeinſam von der Heſſiſchen Landwirtſchaftskammer und den Marktausſchuß der Gemeinde abgehalten. In dieſem Jahr fällt er auf Montag, den 10. Juli. Mit dem Markt iſt eine Körung und eine Prämiierung verbunden. Gleichzeitig fin⸗ det in dieſem Jahr eine Zuchtpferde⸗ und Foh⸗ lenſchau ſtatt, ebenfalls verbunden mit Preis⸗ zuerkennungen. Neu⸗Iſenburg, 15. Juni.(Beiſetzung eines verdienten heſſiſchen Feuer⸗ wehrführers.) Ein rieſiger Trauerzug, an dem 8—900 Feuerwehrmänner teilnahmen, gab dem jäh verſtorbenen Leiter der Iſen⸗ burger Feuerwehr Karl Nuß das letzte Geleit. Nuß, der erſt 52 Jahre alt war und der ſich im Krieg ausgezeichnet hatte, war nach Lö⸗ ſchung eines Brandes abends in ſeine Woh⸗ nung zurückgekehrt, wo er noch die Brandmel⸗ dung abgefaßt hatte. Morgens um halb 4 Uhr wurde er dann von einem tödlichen Herz⸗ ſchlag betroffen. Seine Wertſchätzung und ſein bedeutſames Wirken kamen in den Anſprachen ſowie in den etwa 40 Kranzniederlegungen zum Ausd ri“, Gernsheim(Ried), 15. Juni.(Vom Blizz erſchlagen.) Bei einem Gewitter übe Gernsheim wurde ein auf dem Felde ar⸗ beitender Bauer und eine Kuh vom Blitz getroffen und ſofort getötet. Seine Frau und ſein Sohn wurden ſchwer verletzt. Bis zum Abend hatten die Verletzten das Be⸗ wußtſein noch nicht wieder erlangt.— Det am Nied bei Heppenheim mit ſeiner Fa⸗ milie auf dem Felde arbeitende Landwirt Um hauer wurde ebenfalls vom Blitz getroffen und auf der Stelle getötet. Zwei Kühe wur⸗ den getötet. Während die Ehefrau, die nur wenige Schritte von ihrem Mann entfernt ſtand, unverletzt blieb, wurde eine Tochter leicht gelähmt. Vom Blitz erschlagen Tragiſcher Tod zweier Personen. Karlsruhe, 16. Juni. Die 32jährige Gattin des Fabrikanten Nu⸗ dolf Leichtlin— eine gebürtige Bernerin— und der 32 Jahre alte, zu Gaft bei det Familie weilende Prediger der hieſigen evan⸗ geliſchen Chriſtengemeinde, Wilhelm Lutten⸗ berger, wurden vom Blitz erſchlagen, als ſie ihre Plätze unter einem Baum verlaſſen und ſich ins Wohnhaus zurückbegeben wollten. Zündender Blitz Gefüllte Scheunen eingeäſchert. Ittlingen bei Bretten, 16. Juni. Während eines nächtlichen Gewitters ſchlug der Blitz in die Scheune von Baumwart Lilli, die n lichterloh aufflammte und bis auf den Grun ausbrannte. Nebengebäude und Scheunen der Anlieger konnten durch die Feuerwehr gerettet werden. l 1 Germaniſche Feldkulte Dank⸗ und Sühneopfer.— Der Regenzaube“ Im Brachmongat ſchickt ſich der Frühling an, in den Sommer überzuleiten. Das bisher lichte Grün nimmt einen dunkleren Ton an. Auf den Feloern wogt das Korn. In den Wieſen ſtehen die Gräſer in voller Blüte und harren der Mahd. Es beginnt das all⸗ gemeine Fruchten. Dies iſt eine heilige Zeit, eine Zeit banger Sorge und fröhlicher Hoff⸗ nung, wenn die Felder mit verheißungsvol⸗ lem Segen ſich immer reicher bekleiden. Man ſcheut jetzt übermütige Luſtbarkeiten und mei⸗ det auch den Tanz, um nicht des Himmels Zorn auf die Fluren herabzurufen; denn durch Tanzen„ſtampft man die Saaten in den Bo⸗ den.“ In dieſer Zeit des wachſenden Getrei⸗ des bedrohen Gewitter und Hagel das Ge⸗ deihen der Saaten, dazu kommen allerlei bä⸗ moniſche Mächte, die im Aberglauben des Landvolkes weiterleben als Ueberbleibſel des deutſchen Heidenglaubens. Die alten heidniſchen Vorſtellungen unſerer Urahnen wurzeln in einer religiöſen Sympathie mit der Natur. Di, Germanen haben nicht die Natur als Natur verehrt, ſondern die Natur iſt ihnen nur die Hülle des perſönlichen Geiſtes. Die Natur⸗ mächte ſind getragen von perſönlichen Weſen, ſie ſind deren Auswirkung und Erſcheinungs⸗ formen. Die Germanen brachten für ihre Be⸗ trachtung das Naturleben und das Leben der Menſchen in ein Verhältnis innerer Gleich— artigleit und gemütlicher Nähe; ſie ſahen dar⸗ um die Schranken zwiſchen der Pflanze oder dem Stein oder dem Gewäſſer auf der einen und dem Menſchen auf der anderen Seite als leicht überſchreitbar an. Auch über das Na⸗ turwirken der Götter bildete ſich in der ger⸗ maniſchen Anſchauung eine ſittliche Wirkſamkeit der Götter heraus; ſie walten fördernd und ſchützend über dem menſchlichen Leben. Der Deutſche war ein Ackerbauer. So⸗ mit ſtand für ihn in erſter Linie die Einwir⸗ kung ſeiner Götterwelt auf ſeinen Acker, auf ſein Gehöft. Der Fruchtbarkeitszauber iſt eine Urform der germaniſchen Religion; an— dererſeits iſt der Ackerbau dem Germanen ein Kult. Die höchſte Geſtaltung des Kults iſt das Opfer. Die alten Deutschen hatten Dank⸗ und Sühneopfer, beides beſonders bei feier⸗ lichen Gelegenheiten und meiſt mit reichlichen Mahlzeiten verbunden; denn die germaniſche Religion hatte mit Aſzeſe, Enthaltſamkeit und Weltentfremdung nichts zu tun. Der Menſch ſucht ſich die göttlichen Mächte geneigt zu machen, indem er ihnen von dem, was ihm ſelbſt gehörte, etwas darbringt, opfert. Wie bei Gewittern die heidniſchen Preußen dem Donnergott eine Speckſeite opferten, ſo trug noch vor 200 Jahren der oſtpreußiſche Bauer mit entblößtem Haupte eine Speckſeite auf ſeinen Acker und rief:„Du, Gott, ſchlage nicht in das meinige, ich will dir dieſe Seite Sveck ſchenken.“ Bie den vom Himmel niederpraſſelnden Ha— gelſchloßen vorgebeugt werden muß, ſo ſoll andererſeits, wenn der Himmel ſeine Schleu⸗ ſen allzulange verſchloſſen hält, für den be⸗ fruchtenden Regen Sorge getragen werden. Durch Waſſerguß oder Waſſertauche und an⸗ deren Zauber ſucht man die verderbliche Dürre zu verhüten und Regen herbeizuziehen. Bei Burkhard von Worms(geſtorben 1024) wird erwähnt, daß bei zwanzig Tagen Kirchen⸗ buße ein Regenzauber verboten iſt, der im Anfang des 11. Jahrhunderts aus lebendiger Erfahrung in Heſſen und am hein geſchöpft iſt. Bei großer Trockenheit eniteideten Jung⸗ frauen ein kleines Mädchen an einer Stelle, wo Bilſenkraut wuchs, hießen es das Kraut ſamt der Wurzel ausreißen und an den kleinen Zeh des rechten Fußes binden. Jede Jung⸗ frau hatte eine Rute in den Händen. Sie führten das Regenmädchen in den Fluß hinein, beſprengten es vermittels der Ruten mit dem Flußwaſſer und ſangen Beſchwörungen, um „Regen zu erlangen. Bis auf die jüngſte Zeit hat ſich der Brauch erhalten, daß das Pfingſtl(Pfingſtlümmel) mit Waſſerblumen und Schilf bekleidet wird, und an ihm der Regenzauber durch Begießen mit Waſſer oder Untertauchen in einen Brun⸗ nen, Teich oder Fluß vollzogen wird. Die Verbundenheit des germaniſchen Bau— ernlebens mit dem Kult offenbart ſich in dem immer wiederkehrenden Nebeneinanderſtellen menſchlicher und vegetabiliſcher Fruchtbarkeit. Der Vegetationsgeiſt wird gewöhnlich als weiblich vorgeſtellt. Zur Maibraut wird im allgemeinen das ſchönſte und beliebteſte mädchen ausgewählt. Lenz und Liebe ſino m Volke im Brauche verbunden. Ein Mai⸗ paar ſollte nach Sinn und Sitte ein von Freyas Hand geführtes und geſchütztes Braut— paar darſtellen, das glückbringend auf Erden wandelt. Das Weib ſteht dem Werden der Natur näher als der Mann, und weibliche und vegetabiliſche Fruchtbarkeit ſind oft neben⸗ einander geſtellt. Das blühende Leben eines jungen Weibes wirkt nach dem Volksglauben fördernd auf das Wachstum der Pflanzen; Beim Säen wälzen ſich die Mädchen im Flachs herum; der Berührung der Erde mit dem menſchlichen Körper wird eine den Acker— boden bei ruchtende Kraft zugeſchrieben. Der auf der Erde ſich wälzende junge Menſch vertritt ein mythiſches Weſen, welches die Wachstums- kraft in ſtrömt. Wenn im neckiſchen Spiel die Jun— gen die Mädchen und umgekehrt vom Hügel herabrollen oder auch paarweiſe dieſes Spiel trieben, was man in Norddeutſchland„Holle— bolle“ nennt, ſo iſt dies ein Ueberbleibſel eines uralten Feldkultes. Die altdeutſche Weltanſchauung iſt eine dich— teriſche; alles Natürliche iſt von Geiſt, von Perſönlichkeit durchwoben und durcheem t. Auch der Menſch ſelbſt, der Ackerbauer, wird in ſei— nem Daſein als eine Geſtalt der Natur emp⸗ funden. Das Leben in und mit der Natur, die Bodenſtändigkeit und gleichbleibende Jah⸗ reszeit gibt dem Bauer ein gleichmäßig be— harrendes Weſen. Durch die Jahrhunderte iſt er geblieben, was und wie er war, ein Kind des Bodens, in dem er wurzelt. Der Bauer iſt der Hüter älteſten deutſchen Acker— kultes. Dr. Br. Berlin. Sportnachrichten Rükſchau auf den FJonntag Der neue deutſche Fußballmeiſter. Nun haben wir alſo den neuen deutſchen Meiſter! Es iſt zum erſten Male ein weſt⸗ deutſcher Verein: Fortuna Düſſel⸗ dorf. Der 3:0-Sieg über Schalke 04 war wohlverdient. Der Vertreter eines Nachrich— tenbüros hatle nach dem Spiel Gelegenheit, einige bekannte Perſönlichkeiten über ihre An— ſichten zu befragen. Dr. Bauwens: For⸗ tunas rationelleres Spiel, das ich immer her— vorgehoben habe. hat ſich gegen das allzu⸗ den Acker oder die Ausſaat aus- ſehr gekünſtelte übertechniſch feine Spiel der Schalker verdient mit 3:0 durchgeſetzt. Die Leitung von Birlem⸗Berlin war das Beſte, was ich bisher geſehen habe. Trainer Koe⸗ ner von Fortuna: Wir haben gewonnen, weil wir die richtige Taktik anwandten. Wir haben die Außen der Schalker durch unſere Hintermannſchaft abgedeckt und unſere Ver⸗ ndungsſtürmer haben ſelbſt die Schalker In⸗ nleute ſtändig beunruhigt. Wir haben aus den Siegen der Schaller über Berlin, Frank⸗ furt und München unſere Lehren gezogen und danach die Taktik zurechtgelegt. Trainer Ott o von Schalke: Fortung hat abſolut ver⸗ dient gewonnen. Man muß aber bedenken, daß wir vier junge S in der Mannſchaft haben, und dieſe war in der Nervenprobe noch nicht gewachſen. Hochgeſang von Fortuna: Der Sieg im Endſpiel iſt für mich ganz beſonders erfreulich. Zum vierten⸗ male in meiner Laufbahn ſtehe ich im End⸗ kampf um den höchſten deutſchen Fußballtitel und viermal habe ich mit als Sieger das Spielfeld verlaſſen können. Nach dem erſten Tor ſtand der Sieg unſerer Mannſchaft für uns feſt. Reichstrainer Nerz: Die beſſere Mannſchaft gewann den Kampf. Das Spiel ſtand auch diesmal unter dem Eindruck, der nun einmal ſolchen Kämpfen ſeinen Stempel aufdrückt. Der neue Handballmeiſter. Ebenſowenig wie bisher ein weſtdeutſcher Verein deutſcher Fußballmeiſter, war bisher ein ſüddeutſcher Verein Hand— ballmeiſter. Jetzt aber gelang es dem SV. Mannheim-Waldhof durch einen knappen 7:5⸗Sieg in Magdeburg über die Polizei Burg die deutſche Handhallmeiſter⸗ ſchaft zu gewinnen. Die Waldhöfer hatten es nicht leicht, denn Magdeburg war die typiſche„Höhle des Löwen“. Burg iſt Mittel- deutſchlands Meiſter, ſollte der Nachfolger von Polize: Weißenfels in der Deutſchen Mer⸗ ſterſchaft werden. Woldhof, der Außenſeiter, hatte von vornherein alſo einen ſchweren Stand, zumal der Verband durch die An— ſetzung des Spieles an einen nicht neutralen Ort ſchon wenig Verſtändnis für fair play gezeigt hatte. Die Geldfrage kann nicht aus⸗ ſchlaggebend geweſen ſein; dürfte es bei einem ſolchen Spiel auch niemals ſein, denn wegen einigen hundert Mark verſchiebt man nicht das Geſicht eines Meiſterſchaftsſpiels. Umſo 19 iſt der Erfolg der Waldhöfer zu wer— en. Nach dem Schmeling⸗Kampf. In amerikaniſchen Borkreiſen ſpricht man davon, daß Dempſey im September einen neuen Kampf mit Schmeling plant und zwar unter Umſtänden eine Revanche Schme⸗ ling— Baer; allerdings nur für den Fall, daß der Amerikaner nicht die erhoffte Ge— legenheit erhält, gegen den Sieger des zwei⸗ ten Schwergewichtskampfes am 28. Juni zwi⸗ ſchen Sharkey und Carnera um die Welt— meiſterſchaft zu boxen. Max Schmeling tritt bereits in den nächſten Tagen die Heimreiſe nach Deutſchland an. Er wird dann in den Stand der Ehe treten, denn er hat das Auf⸗ gebot mit der bekannten Filmſchauſpielerin Anny Ondra bereits in Berlin beſtellt. Damit hat ſich das von Schmeling immer wieder dementierte Gerücht nun doch beſtätigt. Die Geſamt⸗Einnahme anläßlich des Großkampftages im Newyorker DYankee⸗Sta⸗ dion zwiſchen Mar Schmeling und Max Baer erreichte nicht die allgemein angenommene Höhe. Insgeſamt aingen 201092 Dollar. gleich 700000 Mark ein. Davon fielen 75 410 Dollar gleich 264000 Mark an den Deut⸗ ſchen, während ſein Bezwinger, Max Baer, 25 150 Dollar gleich 88 000 Mark erhielt. Jack Dempſey dürfte ſich darnach alſo ein klein wenig verkalkuliert haben, denn auch er hatte mit einer Einnahme von etwa 250 000 Gar ß kichhet. Verſchiedenes D' Zahl unſerer Ahnen. Die Zahl un⸗ ſerer Ahnen wächſt, je weiter man zurückgeht, in außerordentlichem Maße. Wenn mas ſich ſelbſt als erſte Generation ſetzt, ſo hat man in der 2. Generation 2 Vorfahren(Eltern), in der 3. Generation 4 Vorfahren(Großettern), in der 4. Generation 8 Vorfahren(Urgroß⸗ eltern), in der 5. Generation 16. Vorfahren (Ururgroßeltern), in der 6. Generation 32 Vorfahren, in der 7. Generation 64 Vorfah⸗ ren, in der 8. Generation 128 Vorfahten, in der 9. Generation 256 Vorfahren, in der 10. Generation 512 Vorfahren, in der 41. Generation 1024 Vorfahren, in der 12. Ge⸗ neration 2048 Vorfahren. Das ſind erſt rund vier Jahrhunderte. Wollte man bis zur Zeit yriſti zurückgehen, ſo käme man auf 16 Trillionen Vorfahren. Die Zahl verkleigert ſich freilich, weil, häufiger als heute, in frü⸗ herer Zeit Verwandtenehen geſchloſſen wur⸗ den. Neunes aus aller Welt Hundekollwut in Bayern. Nach der Zu⸗ ſammenſtellung des Bayeriſchen Statiſttſchen Landesamtes war im Monat Mai die Be⸗ meinde Brückenau von der Tollwut tenche befallen. Alle übrigen Bezirke waren eu— chenfrei. Schwerverletzte bei einem Krafkradrexnen. Bei dem Berg- und Flachrennen des Uito⸗ mobil-Clubs des Saarbegiets in S. louis geriet der Motorfahrer Masein⸗ kowſki⸗Düſſeldorf in einer Kurve aus zer Bahn und fuhr in das Publikum. Vier Per⸗ ſonen wurden ſchwer und drei leicht verletzt. In derſelben Kurve wurde der Motorfahrer Jerishanſen aus Nancy von ſeiner Maſchine aus der Bahn getragen. Er prallte gegen ein eiſernes Geländer und mußte mit ſchwe⸗ ren Quetſchungen ins Krankenhaus gebracht werden. Eine Frau verbrannk. In Rheydt erlitt eine 56 Jahre alte Frau beim Kochen einen Schwindelanfall und fiel mit dem Räcken gegen den Herd. Dabei fingen ihre Kleider Feuer. Obſchon ſchnell Hilfe zur Stelle war, hatte die Frau ſo ſchwere Verbrennungen erlitten, daß ſie bald nach ihrer Einltefe⸗ rung ins Krankenhaus ſtarb. ichmuggler und Jollbeunater. In der Nahe von Straehlen(Niederrheitg ſtie⸗ ßen Zollbeamte auf einen ſeit langen ge⸗ ſuchten Schmuggler. Dieſer verſuchte, in den nahen Wald zu entkommen und beachtete auch die Halterufe und Schreckſchüſſe des ihn mit einem Fahrrad rerfolgenden Beamten nicht. Darguf ſchoß der Beamte ſcharf and traf den Schi iggeer, einen jährigen ar⸗ beitsloſen Ber zmann aus Kevelaer, ödlich. Todesſtur; auf der Radrennbahn. Naf der Radrennbahn in Halle a. d. S. ſtürzte im Endlauf um den Großen Mitteldeutſchen Steherpreis der Nachwuchsfahrer Pawfock⸗ Forſt fo ſchwer, daß er ſeinen Verletzupgen erlag. Saar Schicksalsge walten UwZ/LTT———kTk— ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Wir kennen uns gut. Aber ſeien wir doch offen zu— einander, Sie kennen Lu Karell doch auch.“ i Das ſchöne Geſchöpf zuckte mit den weißen, runden Schultern. „Gott ja, wir waren eben Kollegen.“ Gleich darauf lachte ſie hell auf, und ihre weißen Zähne blitzten wie bei einem gefährlichen, kleinen Raubtier. „Ja, nun wiſſen Sie doch ſoviel wie erſt. Sie wollen doch ſicher von mir wiſſen, wo der ſchöne Lu Karell früher war? Er würde mich ja eklig beim Kragen packen, wenn ich ſeine Vergangenheit ausplaudere. Aber ich will mich dafür rächen, daß er immer ſo kalt und gleichgültig war.“ Reveloor atmete unwillkürlich tief auf. „Ah, Karell war ein Frauenfeind?“ . Sie ſchüttelte die dunklen Locken. „Nein, man erzählte ſich ſogar einmal ein ſehr pikantes Geſchichtchen von ihm und einer blonden Engländerin, die natürlich verheiratet war. Sonſt wäre die Geſchichte doch nicht pikant. Ja, alſo Lu Karell war jahrelang unſere Glanznummer im Zirkus Rochus. Seine Leiſtungen waren fabelhaft. Haben Sie nie etwas von dem Manne ohne Nerven gehört?“ Reveloors Hand zitterte, als er ſich mechaniſch am Kragen zu ſchaffen machte. „Darüber hat er geſchwiegen, über dieſen intereſſanten ich ſonſt gut über ſeine Verhältniſſe Seltſam, ich habe auch nie ſeinen Namen Punkt, obgleich orientiert bin. gehört.“ „Das glaube ich“, lachte die Dame,„er trat unter dem Namen ſeiner Mutter La Roſe auf.“ RNeveloor wollte vorſichtig bleiben, wollte nicht ver⸗ Violette hinzu: fragte Reveloor. Geſellſchaft ſah?“ ſagte er: raten, wie ſehr er darauf brannte, noch mehr zu erfahren. So lächelte er jetzt nur und meinte: „Und Gnädigſte, darf ich Ihren eigenen werten Namen wirklich nicht erfahren? Das dünkt mir in dieſem Augen— blick wichtiger als Lu Karells Abenteuer.“ Sie lächelte geſchmeichelt. 131„Warum nicht? Violette Montes.“ Er küßte ihre ſchön geformte Hand. Freimütig ſetzte „Kunſtreiterin bei Rochus.“ i „Wann werde ich Sie einmal bewundern können?“ „Jeden Abend. Meine Nummer läuft allabendlich.“ Sie ſprachen nun noch von allerhand gleichgültigen Dingen. Reveloor hätte das Geſpräch gern noch einmal auf Karell gebracht, doch er fürchtete, ſich zu verraten, und ſchwieg. Er konnte ja ſeine Bekannſchaft mit der reizenden Artiſtin ein Weilchen fortſetzen. Da kam dann wahrſchein⸗ lich noch ſo nebenbei Verſchiedenes heraus, was er zu wiſſen wünſchte. Plötzlich fragte Violette: „Wer war die blonde junge Dame, die ich in Lu Karells Reveloor biß ſich einen Moment auf die Lippen. Dann „Es war die Braut Lu Karells.“ Die Zähne der Dame knirſchten hörbar aufeinander. Sie bemühte ſich, ihre Erregung zu verbergen. „Augenſcheinlich gehört ſeine Braut den höchſten Kreiſen an. Ja, ja, der ſchöne Karell hat es immer verſtanden, ſich zur Geltung zu bringen bei Damen.“ Die Rede klang gehäſſig. Trotz ſeiner inneren Er⸗ ſchütterung fühlte ſich Revelvor verpflichtet, die Sache des Freundes in dieſem Augenblick zu der ſeinen zu machen. „Sie irren ſich, Fräulein Violette. Lu Karell hat nur ein Abenteuer geſucht, als er ſeine Kräfte und ſeine Kunſt dem Zirkus Rochus anbot. Er iſt der Sohn des inzwiſchen verſtorbenen Grubenkönigs Karell.“ Die Augen der Kunſtreiterin wurden groß, und die Flügel des raſſigen Näschens vibrierten. 0 kehren?“ fahren?“ „Darum alſo. Er hielt ſich zu gut für uns wanderndes Volk. Warum aber das alles?“ Reveloor zuckte mit den Schultern. „Eine Laune, was weiter.“ Fräulein Violette löffelte das Eis, das ihr der Kellner ſoeben brachte, und ſagte eine Weile gar nichts. Daun, nachdem ſie fertig war, fragte ſie: „So wird Lu Karell nie wieder zu ſeiner Kunſt zurück⸗ Reveloor lächelte. „Ich glaube es nicht. Vor einigen Tagen hat er ge— heiratet, und da wird er wohl keine Sehnſucht mehr uach tollen Abenteuern haben.“ Der ſilberne Löffel in der kleinen Hand, die damit ge⸗ dankenlos geſpielt, klirrte auf die Schale nieder. „Er— iſt— bereits verheiratet? Ja, dann——“ Sie ſenkte den Kopf. Reveloor wußte, ſie begrub in dieſem Augenblick die letzte vage Hoffnung, Karell, wenn auch nur ein einziges Mal, beſitzen zu können. Reveloor reichte ihr die Zigaretten, gab ihr Feuer. Gedankenlos rauchte ſie. Ihre ſchönen ſchwarzen Augen hatten einen ſchwermütigen Glanz. Wie beiläufig fragte Reveloor: „Iſt Lu Karell auch hier in Neuyvork aufgetreten?“ Sie fuhr auf. „Hier? Nein! Zirkus Rochus kam aus Ohio. Vo, drei Jahren trennte ſich dort Karell von uns.“ Dann ſetze ſie plötzlich hinzu:„Ich will nicht hoffen, daß Sie ſich mi nur näherten, um über Lu Karell etwas Näheres zu e! Ihr Ton war kalt, und in den dunklen Augen lauen das Mißtrauen. Reveloor ſah ſie bittend an. „Sie werden mir doch nun nicht nachträglich noch bo, ſein wollen? Wir wollen ein paar frohe Stunden verleben und da werden wir eben dieſes Thema fallen laſſen Morgen abend werde ich mir alſo erlauben, in Ihren Garderobe im Zirkus Rochus vorzuſprechen. Hoffentlich haben Sie keinen weiblichen Zerberus dort, der mich mii meinen Blumen an die Luſt ſetzt?“ Sie lachte herzlich. (Fortſetzung folgt.) r ͤ Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 18 Nachdruck verboten. i Auf einmal zuckte die Wettl zuſammen:„Wo fahr' mir denn hin?“ erkundigte ſie ſich, ſichtlich unruhig. Der Fürſt lächelte beluſtigt. Offenbar gewann die Um⸗ welt ein anderes Geſicht aus der Perſpektive eines Luxus⸗ wagens:„Kennſt' deine Wienerſtadt nicht mehr, Mädl? Wir ſahren durch den Burghof auf den Ring.“ Das aber hatte die Wettl ohnehin ſchon erkannt und die Frage bedeutete lediglich einen Ausruf, deſſen Urſache der Fürſt nicht ahnen konnte. In jenem langſamen Tempo, das dem Wagenlenker vom Arzt vorgeſchrieben war, fuhr man von der Stadt⸗ ſeite her durch den inneren Burghof, paſſierte die Haupt- wache— und dort, im Türrahmen der Wachſtube, ſtand der Herr Korporal Lois Altmaier. Der herrſchaftliche Wagen rollte weiter. Dreiundzwanzigſtes Kapitel. „Sie, Korporal, was iſt denn mit Ihnen— ſind Sie krank?“ Und der Wachoffizier muſterte erſtaunt und auch veunruhigt den Loiſl. Käſeweiß im Geſicht ſtand er da, ließ die Schultern hängen und ſah akkurat u ſo aus, als wollte er bald zuſammenſinken. „Zu Befehl! Mir fehlt nix!“ riß er ſich nun zuſammen und ſtand ſtramm da. Nur die Stimme war heiſer und belegt, und die kreidige Bläſſe der Wangen wich nicht. Matt und glanzlos blickten die Augen. „Ausſchau'n tun S', als ob S' einen Geiſt geſehen hätten!“ Mit dieſen Worten ſtellte der Offizier den Ein— druck feſt, den er ſoeben von ſeinem feſcheſten Unteroffizier empfangen hatte.„Machen S' mir keine Geſchichten— ver— ſtanden? Weiter fehlt uns nix, als daß aner Zuſtänd' kriegt wie an alte Jungfer— wahrſcheinlich' geſtern ein biſſerl gedrahr— gelt?“ Loiſl ließ dieſen diesmal ungerechten Vorwurf wortlos über ſich ergehen. Nicht einmal zu einer Entſchuldigung langte es. Einzig der Korpsgeiſt hielt ihn aufrecht. Einen Deutſchmeiſter darf nichts zuſtoßen im Wachdienſt. Das wäre ſo was. Wachdienſt, Poſten ſtehen, Gewehr heraus. So einfach ſieht das aus, für den, der zuſchaut. Und es verlangt dennoch den vollen Einſatz der ganzen Perſön⸗ lichkeit, leiblich und auch ſeeliſch. Kein anderes Gefühl darf da Platz haben— kein Gedanke, der ablenkt. Langſam ſchlichen die Stunden. Immer wieder blickte der Loiſl auf die Uhr über dem Amalientrakt. Der Tag wollte und wollte kein Ende nehmen. N Nun hatte er es aufgegeben, ſeinen Gedanken eine andere Richtung zu geben. Es kam ja doch nichts heraus bei dieſer Mühe. Und ſein Wachkommandant hatte es ſeinerſeits ebenfalls aufgegeben, von ihm Beſonderes zu verlangen. Dem Manne fehlte irgend etwas. Wehleidig war der nicht. Jetzt aber war es nicht an der Zeit, den väterlichen Vorgeſetzten zu ſpielen. Jetzt hieß es aufpaſſen. „Gewehr heraus! Gewehr heraus! Gewehr heraus!“ Generalmarſch. Der Kaiſer kommt! In langſamem Trab glitt der Hofwagen an der ſtramm ausgerichteten Wache vorbei. Mit freundlichem Lächeln falutierte der ſoldatiſche Monarch. Dabei ging ein ſcharfes Muſtern ſeiner klaren blauen Augen über die Reihen. Deutſchmeiſter! Wieder nickte er grüßend. Und die Sonne ließ die goldverzierten Speichen des Hofwagens noch einmal aufblinken. Dann tauchte die Hofequipage unter die dämmerige Wölbung des äußeren Burgtors. Der Kaiſer fuhr nach Schönbrunn. . 5*. Eine Zeitlang hatte der Loiſl gehofft, daß der Landauer mit dem Fürſten und ſeinen Begleitern den Rückweg wieder durch die Burg nehmen würde. So oft Huf⸗ geklapper hörbar war, ſtreckte er ſeinen Hals vor, um nur ja nichts zu verſäumen. i Aber nichts dergleichen geſchah, ſo viele Wagen auch her⸗ und hinrollten. In der Nacht war der Loifl ruhiger geworden. Ein Entſchluß war in ihm gereift, und den wollte er morgen in die Tat umſetzen. Morgen war ja die Taufe des kleinen Petermichlbuben. Das war dann die allerbeſte Gelegenheit. Ob ſie— die Wettl—, ob ſie etwa wegbleiben würde von der Taufe? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. So nobel ſie auch ge⸗ worden war, die Wettl— dieſer großen Feier konnte ſie denn doch nicht fernbleiben. Auch nobliche Leut' pflegen ihre Eltern und Geſchwiſter zu lieben, dachte der Loiſl. Es war nicht anzunehmen, daß ſie ſo im Handumdrehen ihre Eltern verleugnete— und den kleinen Bruder. Nein, das war von der Wettl nicht zu glauben. Aber, freilich, wer konnte es beſtimmt wiſſen? Na, egal. Er brauchte ſie nicht mehr, die Wettl. Ihm war ſie vollkommen Wurſcht geworden. Jawohl, das war ſie. Er hatte ſich da etwas ausgedacht, was dieſem grauenhaften Zuſtande ganz ſicher und beſtimmt ein Ende machen würde. Die einfachſte Sache von der Welt, eine unglückſelige Liebe aus der Welt zu ſchaffen. Schade, daß er nicht ſchon früher darauf⸗ gekommen war. Zu dumm, ſowas! Aber ſo war das Ganze eine Kleinigkeit— morgen. * ** Strahlend und heiter brach der Sonntag an. Im Petermichlhaus herrſchte ſeit dem frühen Morgen große Geſchäftigkeit. Die Hausparteien hatten ſich zu⸗ ſammengetan und umkränzten das Treppengeländer, die Einfahrt und das Tor mit leuchtenden Roſengirlanden. Und in der Gaſſe ging es immer wieder von Mund zu Mund, die aufregende Kunde:„Die Fräul'n Wettl, die is wieder da! Haben S''s ſcho g'hört? Sie is wieder daham... in aller Still' und G'ham is kumma...“ Wann ſie eigentlich gekommen war, das konnte leider niemand mit Beſtimmtheit angeben, und eben das gab der Sache jenen geheimnisvollen Beigeſchmack, mehr noch wie die Begleitumſtände ihres rätſelhaften Wegbleibens. Kam ſie, um zu bleiben? Oder kam ſie nur ſo quaſi als Taufgaſt? Man meinte es ja herzlich gut mit den„Hausherrn⸗ leuten“— ja, das tat man. Aber ein ungeſchriebenes Geſetz des Wienertums verlangte, ganz beſonders in der Vorſtadt, ſeinen wohlgemeſſenen Anteil an allen Familien- vorkommniſſen der Nachbarſchaft, widrigenfalls der Tratſch turmhoch in Blüte ſchoß. In der Hausherrnwohnung, da ging es drunter und drüber. Der glückliche Vater wurde von einem Winkel in den anderen geſchubſt und war dennoch jedermann im Wege. Endlich erbarmte ſich ſeiner die Wettl und bot ihm an, ihr beim Tafeldecken zu helfen, wobei der gute Mann frei⸗ lich mehr guten Willen als Geſchicklichkeit aufbrachte, denn ſolches gehörte bisher nicht in ſein Arbeitsgebiet. In der großen Paradeſtube, die in jedes Haus, das etwas auf ſich hielt, gehörte und wohin das ganze Jahr über niemand den Fuß ſetzte, es ſei denn, daß in üblichen Abſtänden die Rolladen hochgezogen wurden, um zu ſtäuben und zu lüften— da wurde jetzt der große Jauſen⸗ tiſch gedeckt und alles zum Taufſchmaus vorgerichtet. Am frühen Nachmittag war der feierliche Taufakt vor— geſehen, weil der Herr Göd bis dahin dienſtlich am Er⸗ ſcheinen verhindert war. i Nachher kam der kulinariſche Teil, der durch einen feierlichen Kaffee eingeleitet werden ſollte, wie es Brauch und Sitte war. Gugelhupf und Torten ohne Zahl, ſelbſtgebackene, von Freunden und Kundſchaften aus früherer Zeit geſpendete, ſtanden überall herum. Onkel Flori war angerückt im ſchwarzen Rock, Pepita⸗ Hoſe, die dicke ſilberne Uhrkette ſtraff über das feiſte Bäuch⸗ lein geſpannt, den Stößer feſch auf das Ohr gedrückt und hinter ſich den Kellerburſchen, der ein verheißungsvoll großes Weinfaß auf der Schulter ſchupfte, als wäre es eine Flaumfeder. In einer Ecke des Vorzimmers wurde das Küchen— ſtockerl mit Tannengrün und einem weißen Tuche dekoriert, darauf das Faß, geſtützt auf untergeſchobene Holzſcheite, damit es nicht ins Rutſchen kam.“ Die Brüder Höllriegl kamen, ebenfalls feſtlich angetan und mit einer Flaſchenbatterie in Kriegsſtärke ausgerüſtet, in Begleitung des Fräuleins Kreszenz, die ihrerſeits unter der Laſt eines bis obenauf angefüllten Henkelkorbes keuchte. Proben ihrer Backkunſt abzulegen, ließ ſich dieſe gute Seele nicht entgehen. Stolz und ſiegesbewußt ſchritt ihr der Herr Zuckerbäcker zur Seite, den wir in ihrer Geſellſchaft damals im Paradiesgarten angetroffen hatten. Das geheime Gebitt der Kreszenz in Mariazell war inzwiſchen von Erfolg gekrönt worden, denn die beiden ſtellten ſich als Brautpaar vor, was großes Hallo, Glück⸗ wünſche und Rührung auslöſte. Jedermann, der die dürre Kreszenz kannte, gönnte ihr das leuchtende Glück, das ihr aus den wäſſerigen Augen ſpiegelte. Und darüber, daß der Herr Zuckerbäcker eine richtige„Zuckerbacherin“ ins Haus bekam, darüber war ſich alles einig. Aber der feſche Ferdl wußte außerdem noch etwas Be— ſonderes, um die Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen: plötz⸗ lich zauberte er zwei herrliche Buſchen aus friſchblühen⸗ den Blumen hinter dem Rücken hervor, überreichte der Frau Gundl den einen und der Wettl den anderen, wobei er bei der letzteren die Rechte gefühlvoll auf die Herz⸗ gegend preßte. Er hatte in den letzten Wochen, wie wir wiſſen, ſich diskret ferngehalten. Jetzt aber gedachte er, die verlorene Zeit doppelt und dreifach einzubringen. Außerdem fand er einen Taufſchmaus als richtige Gelegenheit, um den Verſpruch mit der Angebeteten endlich in die Wege zu leiten. f Und es kam Mutter Altmaier in Gefolgſchaft zweier Mordstrum Schinken und vertraute der Wettl an, die ihr beim Ablegen der Mantille half, daß der Loiſl bis mittags Burgwache hätte, aber zeitgerecht antreten würde. Erſteres wußte die Wettl bereits aus eigener An⸗ ſchauung, was ſie aber freilich nicht laut werden ließ. Wußte Mutter Altmaier etwas von dem Geziſchel, das die Nachbartochter betraf, ſo tat ſie zumindeſt nichts der⸗ gleichen. Sie war keine klatſchſüchtige Frau und hatte eine gewiſſe Art, über Kteinlichkeiten hinwegzugehen, die ihr bei den Neidern den Titel„hochnaſig“ eintrug. Und endlich kam auch die Frau Profeſſor Pellikan daher. Sie brachte feierlich das Taufgewand des jungen Herrn Petermichl, das ſie ſelbſt angefertigt und dabei mit Reſten aus einer beſſeren Zeit, an Seide und Spitzen, Bändern und allerfeinſtem Linnen, nicht gekargt hatte. So etwas von einer Kindtaufe hatte es noch nicht ge⸗ geben am Grund, darüber waren ſich alle Beteiligten einig. Nicht nur in bezug auf den entfalteten die Zahl der Gäſte, nicht nur wegen der botenen eßburen Herrlichkeiten, von den trinkbaren erſt ganz zu ſchweigen, ſondern wegen der ſonſtigen Begleit⸗ umſtände.. Es gibt da ein gutes altes, wieneriſches Sprichwort: „A biſſerl a Liab, a biſſerl a Treu' und a klans biſſerl a Falſchheit is allweil dabei.“ So war es auch hier. Nicht, daß man den Haupt⸗ beteiligten etwa übel wollte, Gott bewahre! Aber allzu⸗ viel iſt ungeſund— und die Geſchichte mit der Wettl hatte einen Haken. Einen Haken hat jede Geſchichte am Grund, wenn ſich Leute einfallen laſſen wollten, ihre perſönlichen Angelegen⸗ heiten für ſich zu behalten. 5 Sowas macht verdächtig. Sowas darf einfach nicht ſein. Man will beneiden— wenn es not tut, bemitleiden— und auch helfen. Aber vor allem, man will klar ſehen und alles wiſſen. Was ſollte das für eine Mode ſein, bei dieſen Peter⸗ N michls? Sie kommen einfach daher, kaufen ſich ein ſchönes Haus, und man denkt mit Recht: Na alſo, jetzt gibt es was Neues.— Ja, g'ſchamſter Diener! Wo ſoll da was Neues herkommen, wenn ſogar das Madl, die Mili, den Mund nicht auftut? Und die Petermichls? Da heißt es: Pfüat Gott! Grüaß Ihner Frau ſo oder ſo, da wird freundlich genickt und gewinkt— und dann bums iſt die Tür ins Schloß gefallen. Man ſteht da wie ein angemalter Türke— mit Reſpekt. So etwas Aehnliches war es auch, als man, von Hoff⸗ nungen geſchwellt, zum Gratulieren kam. Man wurde ſehr freundlich aufgenommen— alles, was recht iſt. Man wurde genötigt zu lauter pickfeinen Sachen, und das Weinderl war extra. Nichts zu ſagen. Aber man war draußen, man wußte nicht wie, und erfahren hatte man rein gar nichts. Die Fräul'n Wettl, die war herzig, war ſüß, einfach auf die Tort'n zu ſtellen— aber die war gleichfalls und zu öberſt ganz aus der Weiſ'. In der Bindergaſſ'n ſind noch nie im Leben hochherr⸗ ſchaftliche Equipagen vorgefahren und haben Hausherren⸗ töchter weggeführt. Aber noch rätſelhafter als das war die Tatſache, daß die Wettl wieder da war und tat, als ſei nichts geſchehen. Rein zu nachtſchlafender Zeit mußte ſie hergekommen ſein, und nicht einmal der Herr Greißler hatte ſie kommen geſehen, der doch faſt die ganze Nacht das Geländer ver⸗ goldet hatte. 1 15*. Nur für die Fernſtehenden war die Wettl überraſchen⸗ derweiſe angelangt. Alois Petermichl aber hatte ſchon eine ganze Weile an der Straßenecke geſtanden, ſo, wie es aus⸗ gemacht war, und hatte auf das junge Mädchen gewartet. Es war ſchon zehn Uhr abends vorüber, und die Haus⸗ tore waren geſchloſſen. Wer um dieſe Zeit noch nicht daheim war, teils aus Gewohnheit, teils, um das Sperr⸗ ſechſerl zu ſparen, der ſaß bis auf weiteres feſt in feucht⸗ fröhlicher Runde am Stammtiſch oder beim Tarock im Kaffeehauſe. Das war die Zeit, wo man ungehört, un⸗ geſtört ins Haus gelangen konnte. Die Wettl war bis an jene Straßenecke im geſchloſſenen Wagen vorgefahren, dann ausgeſtiegen und mit dem Vater auf einem kleinen Umwege nach Hauſe gekommen. Sie wollten jedes Aufſehen vermeiden. Nur die Mutter wachte und wartete auf ihre große Tochter. Etwas befangen trat ſie ihr entgegen, die Um⸗ ſtände waren eben danach. Aber alsbald wich dieſe Be⸗ fangenheit, als ſie das Mädchen aus den Armen gelaſſen hatte. Nur Staunen hatte Platz, und ſie wechſelte einen Blick mit dem Gatten, der mit dem Kopfe nickte. Ja, das war die Wettl. Ein paar Tage in fremder Umgebung hatten genügt, ſie vom Grund auf zu verändern. Was Beſonderes und Apartes hatte ſie ja immer ge⸗ habt, die Wettl, ſo dachte die Mutter ein wenig beklommen. Jetzt wußte man es ja auch, woher das kam; aber wie ſie ſich jetzt herausgemacht hatte, es war ſchier unheimlich. „Die Leut', die werd'n ſchau'n, ujegerl, das wird a G'ſchwader geben. Ins Geſicht— und mehr noch hinter im Rücken.“ Trotzdem war die Gundl ſtolz auf ihr Kind, ſo bange ihr auch um das Herz war. Wußte man denn, wie die Wettl heimkam? Ob in alter Liebe und kindlicher Zu⸗ neigung— oder etwa hopatatſchig. Ein Wunder wäre es nicht, wenn ihr alles das zu Kopf geſtiegen wäre! Jeder anderen wäre das paſſiert! Aber der Alois legte den einen Arm um ſie und den anderen um das heimgekehrte Kind. Beſſer als die eigene Mutter wußte er, daß die Wettl in unveränderter Liebe und Treue heimgekehrt war. „Wirſt leicht an Hunger hab'n, Madl“, meinte er mit ſeinem kinderguten Lächeln und ſchob ſeine Frauensleute gegen den gedeckten Tiſch. Und die Wettl ſetzte ſich an ihren angeſtammten Platz und langte ungeniert zu, was da an allerhand guten Dingen für ſie vorbereitet war.„Jeſſas, meiner Seel', i hab' an Hunger. Drent geht's ſo noblich zu und s Eſſen is immer nur a ſo Hudri⸗Wudri, daß ma net ſatt werd'n kann“, meinte ſie naiv. 5 1 Bald darauf begann dann die Wettl zu erzählen, ein⸗ fach und ſchmucklos, wie es ihre Art war— aber ver⸗ ſtändig und ohne Pathos, wie es der Anlaß wohl mit ſich hätte bringen können. 5 i Die Gundl horchte zu, ſtellte wohl auch eine Frage; aber man konnte ihr anmerken, daß ihre Gedanken einen ſixen Punkt nicht losließen. N. Schon mehrmals hatte der Alois ſie von der Seite be⸗ trachtet, und ein ſtilles Lächeln ging über ſein Geſicht. Wie gut kannte er ſeine Gundl. Wie gut. (ortſetung tslat) okales bag a e Der geſtrige Fronleichnamstag, in deſſen Mittelpunkt die gewaltige Fronleichnamsprozeſſion katholiſche Gemeinde. Ueberwältigend war die Anteilnahme der katholiſchen Chriſtenheit, insbe ſondere bei der Prozeſſion, die ihren üblichen Weg nahm. Die Straßen waren mit friſchem Grün überreichlich geſchmückt. Altäre waren aufgebaut. Reicher Fahnenſchmuck wurde gezeigt. Das Allerheiligſte wurde von Hochw. Herrn Geiſtl. Rat Wolf getragen, gefolgt von den übrigen Herren Geiſtlichen, Herrn Bürgermeiſter Bechtel und Vertretern des Gemeinderats. Alle katholiſchen Vereine nahmen geſchloſſen mit ihren Fahnen Teil. An den Straßenecken hatten viele Zuſchauer Platz genommen, die mit Würde und Andacht die Prozeſſion an ſich vor⸗ überziehen ließen. Den Ordnungsdienſt hatte die Freiwillige Feuerwehr übernommen. Die Fron⸗ leichnamsprozeſſion, das höchſte kirchliche Feſt, nahm hier einen würdevollen, eindrucksvollen Verlauf. Das Ganze war ein Bekenntnis der unwandelbaren Treue der Gläubigen, wie es ſtärker und eindrucksvoller kaum gedacht werden kann. Die Witterungsverhältniſſe am geſtrigen Feiertage waren keineswegs angenehm. Den ganzen Tag über hatten wir Gewitterſtörungen. Glücklicherweiſe konnte die Fronleichnamsprozeſ⸗ ſion bei herrlichem Sonnenſchein ungeſtört ihren Verlauf nehmen. Am nachmittag jedoch blitzte und donnerte es in allen Ecken. Das Tellſchau⸗ ſpiel war geſtern ſehr ſtark beſucht. Weit mehr als 2000 Perſonen waren erſchienen. Der Sturmbann II der 221 S. A.⸗Standarte betei⸗ ligte ſich geſchloſſen an der Vorſtellung. Vor ⸗ ger erfolgte ein Umzug durch verſchiedene Orts⸗ straßen. Desgleichen nahmen an der Vorſtellung der Zentralverband der Arbeitsinvaliden teil, denen man ebenfalls ermäßigte Karten zur Ver⸗ fügung geſtellt hatte. Sehr zahlreich waren die Gäſte wieder von auswärts vertreten und viele mußten wieder umkehren, da ſie keinen Platz mehr erhalten konnten. Die Aufführung klappte wieder in jeder Beziehung und hochbefriedigt verließen alle Beſucher das Aufführungszelt. ſtand, war wieder ein Gnadentag für unſere N * Wallfahrer nach Walldürn. Die · jenigen, die per Rad an der Wallfahrt teilnehmen wollen, treffen ſich morgen Samstag früh um 3 Uhr an der Kapelle am Weinheimerweg. *In Schutzhaft genommen. Zwei Angehörige der Kommuniſtiſchen Partei wurden heute Vormittag in Schutzhaft genommen, wegen verbotener politiſcher Betätigung. Die zwei Schutz⸗ häftlinge werden in das Konzentrationslager nach Oſthofen überführt. *Eigarettenpapierſchmuggler. Im Laufe der letzten Woche wurde von der hieſigen Kriminalpolizei wieder ein Cigarettenpapier⸗ ſchmuggler ermittelt. Der Schmuggler übte ſein Handwerk in Weinheim und auch hier aus und wurde dieſerhalb von der Weinheimer Polizei geſucht. „BfR. Mannheim„Amieitia“ Viernheim. Das durch den Dauerregen des letzten Sonntags ausgefallene Spiel VfR. Mann⸗ heim— Amicitia Viernheim gelangt am kommen⸗ den Samstag, den 17. ds. Mts. abends ½7 Uhr auf dem VfR.⸗ Platz zum Austrag. Vorher Handball⸗Jugend VfR. Mannheim gegen Poſtſportverein Mannheim. Körbe voll Wäſche ſtehen vor Frau Hoffmann. Bunte Wäſche, weiße Wäſche, Grobes und Feines, auch Wolle und Seide, alles will gewaſchen ſein.„Na“, ſagt Frau Hoffmann,„das ſchaffen wir leicht. Wir haben ja ſolch eine tüchtige Hilfe: Sunlicht Seife zum Einſeifen, Kochen, Durchwaſchen. Die ſchont mir die guten Sachen, denn ſie iſt ja garantiert rein. Und Außerdem gibt Sunlicht Seife eine ſo kräftige und ſtark ſchäumends Lauge, daß die Wäſche wirklich ſchnell, gründlich und vor allem ohne große Arbeit gereinigt wird“. „8 Mädels im Boot“ im U. T.⸗Jilmpalaſt. Nach all den tauſend Gefühlsergüſſen, die von der Leinwand auf uns niederpraſſeln, iſt es immer wieder die einfache, ſtarke Menſchlich⸗ keit, die aufmerken läßt. Wir haben ſo wenig „junge“ Filme, aber dieſe„Acht Mädels im Boot“, das iſt ein Film der Ju⸗ gend, der Kameradſchaft, in dem einfach und ſtark das Verhältnis junger Menſchen brand: Penaten · Creme zueinander geſchildert wird. Aus der Flut des Alltäglichen ein alltägliches Schickſaal, hinein ⸗ komponiert in das Gemeinſchaftsleben einer Schar von Sportsmädels, ehrlich in der Geſinnung, überzeugend in der Schlichtheit des Ausdrucks, ohne Schminke, ohne die Hilfsmittel ſüßlicher Konvention. Dieſes prächtige Filmwerk gelangt ab morgen Fronleichnamstag im U. T.⸗Filmpalaſt zur Aufführung. Im 2. Teil ſehen wir Charly Chaplin in„Der Pilger“ Stürmiſcher Lacherfolg iſt ſicher. Als drittes kommt der Tonfilmlach⸗ ſchlager„Wie kommen die Löcher in den Käſe“. Sonntag nachmittag ab 3 Uhr große Kinder- u. Jugendvorſtellung. Verſäumen Sie nicht, ſich den großartigen Spielplan dieſer Woche anzuſehn! Leibesübungen in Baden! Vom Reichsſportkommiſſar bin ich beauf⸗ tragt, die Leibesübungen in Baden im Einver⸗ nehmen mit den Fachorganiſationen, nach den gegebenen Richtlinien neu zu ordnen. Vor Jahresfriſt wurde der Nationalſozial⸗ iſtiſche Deutſche Sportverband auf Veranlaſſung von Vertretern der Reichsleitung ins Leben ge⸗ rufen. Das Beſtreben des von mir geleiteten Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Sportverbandes und Verbände einheitlich zuſammenzufaſſen. Ne⸗ ben den Richtlinien des Reichsſportkommiſſars, die ich als Landesbeauftragter in Baden durch⸗ führe, iſt nach wie vor jeden Verein oder Ver⸗ band die Möglichkeit gegeben, ſich korporativ dem nationalſozialiſtiſchen deutſchen Sportverband anzuſchließen. In das Eigenleben der Vereine und Verbände wird dadurch nicht eingegriffen. Ebenſo bleibt die Verbandzugehörigkeit für jeden Verein weiter beſtehen. Alle Anfeindungen gegen meine Mitar⸗ beiter werde ich rückſichtslos zu unterbinden wiſſen. Karlsruhe, den 3. Juni 1933. gez.. Roth, MdR. Vereins⸗Anzeiger Unter bieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieber⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden geht dahin, alle Leibesübungen treibenden Vereine Säuger⸗Einheit. Samstag abend 8 ½ Uhr Sing⸗ ſtunde. Um reſtloſes und pünktliches Erſcheinen bittet. Der Vorſtand. Turnverein von 1893 e. V. Heute Freitag abend wichtige Turnſtunde im Lokal. Bezüg⸗ lich des Gauturnfeſtes in Waldhof iſt unbe⸗ dingtes Erſcheinen aller erforderlich. Die Leitung. Männergeſaugverein 1846. Heute, Freitag abd. pünktlich um ¼9 Uhr beginnend Singſtunde. Es ſei nochm. darauf hingewieſen, daß der Be⸗ ginn der Singſtunde pünktlich um 1/9 Uhr erfolgt. Geſangverein„Sängerbund.“ Heute Freitag Abend 9 Uhr Singſtunde. Der Vorſtand. Turnverein von 1893— Tellſchauſpiel. Alle erwachſenen Mitſpieler werden gebeten, heute abend 8 Uhr vollzählig auf der Naturbühne zu erſcheinen. Gleichzeitig ſei darauf auf- merkſam gemacht, daß morgen Samstag nach- mittag 3 Uhr eine Aufführung für aus⸗ wärtige Schulen ſtattfindet. Um 9 Uhr Sitzung des Geſchäftsführenden Ausſchuſſes im Freiſchütz. Die Leitung. N Die. jungen Gomilſe gewinnen durch quſatʒ einiger Tropfen MAGGI Mütze O Janz beſonders an 2 Mohlgeſchmack. — Nur heute Freitag. AL SHH) HELMUTH KIONRA THEODOR LOOS 3. 5 0 1 UNION-FiLM- PALAS T(Annastr.) Der Tonfilm auf den alle Filmfreunde ſchon lange warten E ANAL. ETITLKNE RTE RR HKAEIN HAEDOT Ein Film der erſten herben Mädchenliebe— Der erſten Liebe goldne Zeit. Ein von Herzen kommender, zu Herzen gehender Film von Liebesleid und Liebesfreud. Alle müßt Ihr dieſes Filmwerk ſehen.— Im 2. Teil Charln Chaplin in ſeinem großen Lacherfolg, da werden Tränen gelacht. Charly Chaplin:„Der Pilger“ Das Tonfilm⸗Luſtſpiel„Wie kommen die Löcher in den Käse ir bitten, ſich früh Plätze zu ſichern, denn alles will ja unſere 8 Mädels ſehen. Anfang je 8 Uhr, ab 9 ¼ Uhr nochmals, Ende gegen 12 Uhr. Große Jugendvorſtellung ab 3 Ahr. 5 Akte. Voranzeige: Nächſte Woche der allerneueſte Großtonfilm des Js. 1933 Schwarzhemden.“ Mitteilungen der N. S. D. A. P. Wie aus dem Inſeratenteil erſichlich iſt, findet morgen Samstag, 17. Juni eine Ver⸗ ſammlung der N. S. D. A. P. ſtatt, auf der der Handwerkskammerpräſident Müller aus Darmſtadt ſprechen wird. Müller iſt in wei⸗ teſten Kreiſen der heſſiſchen Bevölkerung als großer Sachkenner und Verfechter der Intereſſen des gewerblichen Mittelſtandes bekannt. Schon vor Jahren machte er ſich insbeſondere in na⸗ tionalſozialiſtiſchen Kreiſen einen Namen, als er mit dem Plan, und deſſen Durchführung, der Gründung des Kampfbundes für das mittel⸗ ſtändiſche Gewerbe an die Oeffentlichkeit trat. Mit dem Eintritt in die Revolution wurde er zur Wiederherſtellung von Sauberkeit und Ord⸗ nung im Heſſiſchen Handwerkskammerweſen auf den Poſten des Präſidenten berufen. Durch ſeine Tätigkeit daſelbſt wurde er innerhalb weniger Wochen bis in die hinterſten Winkel Heſſens bekannt. Wer von den hieſigen Hand⸗ werkern bis jetzt Gelegenheit hatte ihn zu hören, wird ihn auf jeden Fall wieder hören wollen. Es wird jedoch ausdrücklich darauf hingewieſen, daß Müller ſich keinesfalls auf handwerkliche Fragen beſchränkt, ſondern alle gegenwärtig intereſſierenden Fragen des politiſchen Geſchehens in ſeinem Referat tiefgründig behandeln wird. Der Propagandaleiter der N. S. D. A. P. V' heim: Brügel. N. 5. Kriegs opferverſorgung. Am kommenden Sonntag beſucht die Orts⸗ gruppe das Tellſchauſpiel. Ich bitte die Kame⸗ raden und Kameradenfrauen mir oder der Kaſ⸗ ſiererin Kempf, Friedrichſtraße zu melden, wie⸗ viel Karten zum Vorzugspreiſe benötigt werden. Meldeſchluß Samstag Vormittag 11 Uhr. Kar- tenausgaben Sonntag vorm. Ferner wollen ſich umgehend diejenigen Kriegsbeſchädigten 30 bis 40% melden, die ſich zum Führer beim Ar- beitsdienſt eignen. Weiter mache ich nochmals darauf aufmerkſam, daß die rückſtändigen Beiträge unverzüglich und zwar bis ſpäteſtens Ende ds. Mts. an mich eingezahlt werden müſſen anſonſt die Mitgliedſchaft verloren geht. Der Obmann: Hanf. Die Straße iſt kein Spielplatz Das ſchöne Wetter lockt die Kinder wie⸗ der aus den Häuſern. Dieſer Drang ins Freie iſt durchaus zu verſtehen und richtig, bringt aber die Kinder in große Gefahren, wenn ſie die Straße als Tummelplatz, vorzugs⸗ weiſe zum Ballſpiel auswählen. Die Eltern ſollten den Kindern das Spielen auf der Straße verbieten und ſie auf Spielplätze ſchik⸗ ken, da die Kinder nicht allein ſich ſelbſt ge⸗ fährden, ſondern mit dem Werfen von Bäl⸗ len uſw. ſehr leicht auch andere Menſchen verletzen oder auf ſonſtige Art ſchädigen kön⸗ nen. Beſonders der Roller bedeutet auf der Fahrbahn große Verkehrsgefahr. Für ſolche Handlungen der Kinder werden dann die El⸗ tern oder andere aufſichtspflichtigen Perſo⸗ nen, die es an der erforderlichen Aufſicht haben fehlen laſſen, zur Verantwortung ge⸗ zogen. Bet eintretenden Körperverletzungen können außerdem für dieſe weitgehende zivil⸗ rechtliche Schadenerſatzverpflichtungen ent⸗ ſtehen. * , Bauernregeln für den Juni. Juni feucht und etwas warm, macht den Bauern nie⸗ mals arm.— Soll gedeihen Korn und Wein, muß der Junk trocken ſein.— Juni trocken mehr als naß, füllt mit gutem Wein das Faß.— Wenn kalt und naß der Juni war, verdirbt er ſtets das ganze Jahr.— Gibls im Juni Donnerwetter, wird auch das Ge⸗ treide fetter.— Regnets an Johanni(24.) ſehr, ſind die Haſelnüſſe leer. Peter Paul klar, ein gutes Jahr.— Regnet es an Peter⸗ Paul, wird des Winzers Ernte faul. * Mahd⸗Zeit. Kaum hat der Sommer richtig begonnen, ſo fängt auch ſchon wieder das große Sterben in der Natur an. Auf den Wieſen ſieht man die Mäher bereits am Werle. Des erſten ſchönen Blühens der leuch⸗ tenden grünen Wieſe wird ein Ende gemacht, denn das Heugras iſt reif und ſinkt, vom Morgentau beweint, unter der Senſenführung der Mäher zu Boden. Reihe um Reihe fällt das ſaftige Gras, das die warme Pfingſt⸗ ſonne raſch aus dem Boden wachſen ließ. Bald bleibt nur noch ein glatter grüner Fleck, Würzig und kräftig duftet das friſch gemähte Gras. Mahdzeit! ſie bringt bereits das erſte Sterben in die noch zwiſchen Blüte und Reife ſtehende Natur. Weis wäsche odet farbiges, goumwolle oder Leinen, Wolle oder Seide, sunlichr Gtobes oder Feines,„ SklFE Alles Waschen Sie u gröndlich und schonend mit, 2 Vorbilligter Stüc preis ietrt io- 23 · 27 fg ·