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Die von mir weiterverbreitete Behauptung, der Gemeinde Viernheim ſeien durch die in Schutzhaft geweſenen Perſonen Koſten in Höhe von 700.— RM. entſtanden, nehme ich mit Bedauern zurück. Ich habe die Aeußerung von dritter Seite erfahren, kann mich aber nicht mehr entſinnen, von wem ich ſie gehört habe. Ich gebe dieſe Erklärung freiwillig ab und bitte mein ungebührliches Auftreten auf dem Rathauſe entſchuldigen zu wollen. Viernheim, den 14. Juni 1933. Nikolaus Samstag 3. Freiw. Feuerwehr. Wir machen die Wehr ———jç —— S——— —— 5— —B———— — Statt leder besonderen Anzeige. Nach langem, schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden entschlief sanft meine herzensgute Tochter, unsere innigst- geliebte Schwester und Schwägerin Fräulein Elisabeth Weitzel im Alter von 42 Jahren. Viernheim Darmstadt' den 14. juni 1933 Math. Weitzel Wwòã b. Otto Weitzel Emma Hach geh. Weitzel Anna Weitzel Martin Hach Die Beerdigung findet am Samstag, den 17. Juni, nachm. 4 Uhr, statt. . — —— —— 1— S ß ä— — — — —— g g —— —.— J U — — 0 W N darauf aufmerkſam, daß heute abend durch Ge⸗ werbelehrer Heim ein weiterer Vortrag Aber Gas- Una Tultsenul um halb 9 Uhr in der Schillerſchule ſtattſindet. Wir bitten um zahlreiche Beteiligung. Anzug: Arbeitsanzug. Das Kommando. Deutsche Jugendkraft Für die vielen Glückwünsche, Blumen und Geschenke, anldhlid) meines& Ojdhirigen Geburtsſages, Sage ich Hierdurch Herzlichen Dank. Dienheim, den 16. Juni 1933. Frau Michael Holler 6. Uw. e T e e PFF ²˙¹AA ²˙ U ‚ ö Sportprogramm für Sonntag, den 18. Juni Handball:(Platz 1) Biernheim 1.— Ketſch 1 2½ Uhr (Platz 3) Viernheim 2.— Ketſch 2. 3/ Uhr Die übrigen Spiele folgen in der Samstags⸗ nummer und werden im Aushängekaſten an der Drehſcheibe angeſchlagen. Mannſchafts⸗ aufſtellungen ſ. Schaukaſten. Zu recht zahlreichem Beſuche obiger Spiele lädt freundlichſt ein. Die Sportleitung. Werkstatt- raum Mitte des Orts gelegen, zu mieten geſucht. 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Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung 8 (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 138 Samstag, den 17. Juni 1933 50. Jahrgang Am Webſtuhl der Zeil Politiſche Wochenbekrachtung. Von Argus. Die deutſche Innenpolitik ſteht im Zeichen einer zielbewußten Aufbauarbeit auf der Baſis der von der nationalen Re⸗ gierung wiederholt dargelegten Grundſätze, Der größke Teil dieſer Arbeit liegt naturge⸗ mäß auf wirtſchaftspolitiſchem Gebiete. Von beſonderer Bedeutung iſt dabei der General⸗ angriff auf die Arbeitsloſigkeit, der inner⸗ halb Jahresfriſt etwa um 1,25 Millionen Erwerbsloſe wieder in den Produktionspro⸗ zeß eingliedern ſoll. Der Rechnungsab⸗ ſchluß des Reiches für das Etatsjahr 1932 bis 1933, der ſoeben bekanntgegeben wurde, erleichtert dieſe Aufgabe inſofern, als er nur ein verhältnismäßig beſcheidenes Defizit aufweiſt. Die Steuereingänge ſind nicht wei ter zurückgegangen, als man das im Herbſt vorigen Jahres im Voraus angenommen hatte. Das iſt natürlich für die Aufſtellung des neuen Reichshaushaltes von erheblicher Bedeutung und läßt erhoffen, daß die Fi⸗ nanzgebarung des Reiches endlich einmal wieder auf eine ſichere Grundlage geſtellt werden kann. In dem Arbeitsbeſchaffungs⸗ programm der Reichsregierung iſt, wie ne⸗ benbei bemerkt ſei, auch ein umfaſſendes Bauprogramm von Autoſtraßen enthalten, deſſen Zurchführung als notwendige Ergän⸗ zung der Eiſenbahnen angeſehen wird. Nach Erklärungen des Reichsarbeitsminiſters be⸗ abſichtigt die Regierung den Bau von 4800 Kilometer neuer Autoſtraßen, neben der In⸗ ſtandſetzung des vorhandenen Straßennetzes. Selbſtverſtändlich wird die Verwirklichung ſo weitgehender Pläne viele Jahre erfordern. Im übrigen werden die innerpolitiſchen Ereigniſſe gegenwärtig durch die Außenpo⸗ litik völlig überſchattet. Der Konflikt Deutſchland—Oeſterreich hat ſich weiter zugeſpitzt. Die Schuld daran liegt nicht bei uns, ſondern bei der öſterreichiſchen Regierung Dollfuß, die nicht einſehen will, daß ſie die große nationalſozialiſtiſche Be⸗ wegung, die in Deutſchland die Hauptträge⸗ rin der Regierungen in Reich und Ländern iſt, nicht einfach niederknüppeln darf und kann. Dadurch, daß das öſterreichiſche Ka⸗ binett dem Preſſeattachee bei der deutſchen Botſchaft in Wien, den Reichstagsabgeord⸗ neten Dr. Habicht, erſt verhaftet und dann ausgewieſen hat, hat es ganz zweifellos ei⸗ nen Verſtoß gegen das Völkerrecht began⸗ gen. Man braucht ſich in Oeſterreich daher nicht zu wundern, daß als Vergeltungsmaß⸗ nahme der Preſſeattachee bei der öſterreichi⸗ ſchen Botſchaft in Berlin durch die Reichs; regierung ausgewieſen worden iſt. Vom Standpunkte der großen europäiſchen Poli⸗ tik aus geſehen, ſind dieſe Dinge natürlich höchſt unerfreulich. Nur die Franzoſen wer⸗ den darüber Genugtuung empfinden, denn ſie haben ſich von jeher bemüht, Deutſch⸗ land und Oeſterreich von einander zu tren⸗ nen. Vielleicht kommt man allmählich auch in Wien auf dieſe Zuſammenhänge, wenn man die Dinge nüchtern betrachtet. Von die⸗ ſer Erkenntnis bis zum Einlenken wäre dann ein kleiner Schritt. Zurzeit ſieht es allerdings noch nicht ſo aus, als ob die ver⸗ antwortlichen Männer in Wien einſehen würden, daß ſie mit ihrer Politik in eine Sackgaſſe hineingeraten. Es hat aber doch gar keinen Sinn, wenn die öſterreichiſche Regierung die Augen vor der Erkenntnis verſchließt, daß Deutſchland und Oeſterreich zuſammengehören. Frankreich kann und wird Oeſterreich nicht helfen— auch wenn es gelegentlich dergleichen tut! In London iſt die Weltwirtſchafts⸗ konferenz zuſammengetreten. Sie wur⸗ de durch eine Rede des engliſchen Königs eröffnet. Noch nie hat eine internationale Konferenz einen ſo feierlichen Auftakt ge⸗ habt. Er entſpricht der großen Bedeutung der Londoner Beratungsgegenſtände. Ob auch der Konferenzverlauf und vor allem das Konferenzergebnis dieſe große Bedeu⸗ Der Konflikt mit Oeſterreich Weitere Verhaftungen— Zuflucht zum Gummiknüppel— der Landesleiter der NSA an den Bundespräſidenten— Bundeskanzler Dr. Dollfuß in Paris Wien, 17. Juni. Die öſterreichiſche Regierung behält ihre unbegreifliche Haltung gegen die NSDAP. bei. Die Verhaftungen von Nationalſoziali— ſten in verſchiedenen Orten Oeſterreichs dau— ern an. So wurden allein in Frieſach in Kärnten neuerdings 29 nationalſozialiſtiſche Führer verhaftet. In Krems und in Hallein kam es zu Kundgebungen gegen die Verhaftung von nationalſozialiſtiſchen Führern. Als die aus Salzburg eingeſetzte Polizei mit Pfuirufen empfangen wurde, griff ſie zum Gummiknüppel. Die Wiener Blätter geben die Zahl der in den letzten Tagen in Oeſterreich verhafteten nationalſozialiſtiſchen Funktionäre mit 1140 an. Bei einer Hausſuchung in Klagen⸗ furt wurde im Kellerraum einer Volksſchule eine Kiſte mit nationalſozialiſtiſchem Propa⸗ gandamaterial und eine Kartothek mit dem Namen der Mitglieder beſchlagnahmt. Ein offener Brief Der Landesleiter der NSDAP. Oeſter⸗ reichs, Alfred Prokſch, über den das falſche Gerücht verbreitet war, daß er ge— flüchtet ſei, hat an den Bundespräſidenten Miklas ein Schreiben gerichtet, in dem er gegen das Vorgehen der Regierung ſchärfſten Proteſt einlegt und in Wahrung ſeines Am⸗ tes an den Gerechtigkeitsſinn des Bundes— präſidenten appelliert. Das Schreiben wendet ſich mit allem Nachdruck gegen die Anſicht der Regie- rung, daß in der Tätigkeit der öſterrei⸗ chiſchen NS DA p. Hoch- und Landesver- rat zu ſehen ſei, und weiſt dieſe„ſchwer beſchimpfende und vollkommen irrige Annahme auf das A zu- rück. Soweit der offene Brief des Landesleiters der NSDAP. Es iſt für jeden ruhig Urteilen— den klar, daß das Unrecht in dem Konflikt auf ſeiten Oeſterreichs iſt. Offenbar iſt die Regierung Dollfuß bemüht, durch ihr „ſchneidiges“ Vorgehen den wahren Sachvet— halt zu verſchleiern. Erklärungen des Bundeskanzlers Der öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Doll⸗ fuß iſt am Freitag vormittag von London nach Paris abgeflogen, wo er am Nachmit⸗ tag eintraf. In einer durch das engliſche Nachrichtenbüro Reuter verbreiteten Ab⸗ ſchiedsbotſchaft dankte Dr. Dollfuß der britiſchen Oeffentlichkeit für das ſehr freund⸗ liche Willkommen und erklärte, die Beſprechun⸗ gen mit faſt allen führenden Staatsmännern über die beſonderen Schwierigkeiten Oeſter⸗ reichs ſeien ihm beſonders wertvoll geweſen, da ſich Oeſterreich in ſeinem Kampf um poli⸗ tiſche und wirtſchaftliche Unabhängigkeit und um die Aufrechterhaltung ſeiner traditionellen Mittlerrolle zwiſchen Weſt⸗ und Oſteuropa nur auf moraliſche Hilfe verlaſſen könne. tung haben werden, bleibt abzuwarten. Die erſten Konferenztage brachten Zehnminuten⸗ Reden der führenden Delegierten der ver⸗ ſchiedenen Staaten. Aus dieſen offiziellen Reden war noch keinerlei Klarheit zu ge— winnen. Man hörte ganz verſchiedenartige Auffaſſungen über die ſtrittigen Probleme, die zur Erörterung ſtehen. Wer genauer die Berichte las, mußte feſtſtellen, daß dabei von keiner Seite die Lage und die Entwicklungs- möglichkeiten optimiſtiſch beurteilt wurden. Das mag wohl mit darauf zurückzuführen ſein, daß nebenher eine ganze Reihe von Verhandlungen zwiſchen einzelnen Staaten ehen. So ſitzen die Notenbankfachleute aus Amerika, England und Frankreich zuſam⸗ men, um ſich über die Währungsſtabilitä: auszuſprechen, ferner tagt in London eine ſogenannte Stillhaltekonferenz wegen der zutſchen Auslandsſchulden und ſchließlich ſpielt auch die Frage der Ententekriegs— ſchulden an Amerika in Nebenverhandlun— gen eine große Rolle. Die Erklärung, die der Führer der deutſchen Delegation, Reichsaußenminiſter Freiherr von Neurath, auf der Weltwirtſchaftskonferenz abgab, mußte ſchon deswegen ſtärkſte Beachtung finden, weil in ihr Urſachen und Wirkungen der Weltkriſe offen und ungeſchminkt her— ausgeſtellt, und weil auch die Wege, die zu einer Beſſerung und Rettung der Weltwiri⸗ ſchaft begangen werden müſſen, klar aufge⸗ zeigt wurden. Freiherr von Neurath iſt ſehr deutlich geworden, als er darauf hin⸗ wies, daß Vorausſetzung zu einem Konfe— renzerfolg vor allem die Löſung des Abrü⸗ ſtungsproblems iſt. Deutſchland hat auf die⸗ ſem Gebiet alles getan, was in ſeinen Kräf⸗ ten ſtand, um eine Beruhigung in der Welt zu ſchaffen. An den Anderen iſt es nun, es Deutſchland gleichzutun! Wenn das nicht ge⸗ ſchieht, verſprechen wir uns von den Arbei ten der Londoner Konferenz nicht viel Poſi⸗ tives. Inzwiſchen haben die ſachlichen Be⸗ ſprechungen in den Ausſchüſſen der Welt⸗ wirtſchaftskonferenz begonnen. Man finde: immer wieder die aleichen Themata auf dei Er habe aus zahlreichen Anterhaltungen in London den Eindruck gewonnen, daß ſeine Aufforderung zum Verſtändnis der Schwierigkeiten Oeſterreichs nicht ungehört bleiben werde. Eine merkwürdige Erklärung! Will Dr. Doll⸗ fuß tatſächlich die engliſche Oeffentlichkeit gegen Deutſchland ſcharf machen? Eigenartig berührt auch ein Interview, das der öſterreichiſche Bundeskanzler einem Redakteur des engliſchen Reuterbüros gab. Er hat darin die Maßnah⸗ men gegen die RS DAP. als„eine öſterrei— chiſche Angelegenheit“ bezeichnet. Als inner⸗ öſterreich e Angelegenheit kann es aber nicht angeſehen werden, wenn die öſterreichiſche Re⸗ gierung Reichsdeutſchen in Oeſterreich das Tragen des Hakenkreuzes verbietet, wenn ſie Reichsangehörige ihter nationalſozialiſti⸗ ſchen Parteizugehörigkeit halber verhaftet oder ſchließlich unter Bruch des Völker⸗ rechtes den Preſſeattachee der deutſchen Geſandtſchaft in Wien ins Gefängnis ſperrt. Hier liegt, wie von Herrn Reichs⸗ miniſter Dr. Göbbels den Vertretern der deutſchen Preſſe auseinandergeſetzt worden iſt, die wahre Arſache des Konfliktes. Der gute Wille, dieſen Konflikt zu beſeitigen, den Herr Dollfuß von der deutſchen Regie⸗ rung fordert und als bei ihm vorhanden in Anſpruch nimmt, leuchtet aus ſolchen Hand⸗ lungen nicht hervor. Tagesordnung: Währungsſtabiliſterung, Transferfrage, Zollprobleme, Kredit- und Finanzfragen aller Art. Da ſich dieſe Be— ſprechungen hinter verſchloſſenen Türen ab— ſpielen, bleibt ihr Ergebnis abzuwarten. Dis gen gerüſtet— aber die Hauptſache iſt, ob Amerikaner, Engländer und— vor allem— die Franzoſen zu einer wirklich poſitiven Ar— beit ernſthaft entſchloſſen ſind. Die Weltgeſchichte liebt es, immer wieder, gelegentlich Witze zu machen. Iſt es nicht wieder ein ausgezeichneter Treppenwitz der Weltgeſchichte, daß von allen Schuldnerſt en- ten Amerikas als einziger Finnland ausgerechnet das kleine Finnland die Schut— denrate bezahlt hat, die am 15. Juni fälli, war, während ſich alle anderen um die Be— zahlung drückten? In erſter Linie Frank— reich, das reiche, auf einem ungeheuren Goldklumpen thronende Frankreich. Eng— land hat nur eine kleine„Anerkennungs— zahlung“ und zwar in Silber geleiſtet, eben— ſo hat Italien nur eine Ratenzahlung ge— macht, während Polen und Rumänien eben— ſo Frankreich garnichts bezahlt haben. Nun ſollen in Amerika Verhandlungen über die Regelung der Schuldenzahlungen beginnen. Insgeſamt haben die Ententemächte noch 27 Milliarden Mark an Amerika zu zahlen. Die Wiederingangſetzung der Weltwirtſchaf: wird nicht zuletzt auch davon abhängig, wie dieſes Kriegsſchuldenproblem gelöſt wird. Eine Nede von Or. Göbbels ee Die Bedeutung des Rundfunks. 5 Hamburg, 17. Januar. Reichsminiſter Dr. Goebbels traf am Freitag in Hamburg ein. Er beſichtigte den Hafen und konferierte mit Wirtſchafts⸗ führern. Bei ſeinem Beſuche im Hauſe der nordiſchen Rundfunk⸗AG. hielt Reichsmini⸗ ter Dr. Goebbels eine Anſprache über Auf⸗ gaben und Bedeutung des Rundfunks. Wenn das junge Deutſchland dargeſtelll werden ſoll, ſagte Dr. Goebbels, ſo geſchehe es in einer Form. die künſtleriſch und kultu- rell der Größe unſerer Bewegung enlſpricht. Ich ſchätze es nicht, wenn man z. B. im Film SA.⸗Männer über die Leinwand marſchieren läßt und dann glaubt, aller künftleriſchen Verpflichtungen enthoben zu ſein. Haben Sie keine Angſt, daß ich mit roher Hand in das komplizierte Gebilde des Rundfunks ein⸗ greife. Die alten Parteigenoſſen, bemerkte der Miniſter weiter, ſind mir naturgemäß die liebſten. Aber ich grüße auch die neuen, wenn ſie Charakter beweiſen und mit Ernſt an ihre Aufgaben gehen. Die Treuhänder der Arbeit Abgrenzung der Wirtſchafksgebiete. Berlin, 17. Juni. Die Treuhänder der Arbeit für die Gebiete der Landesarbeitsämter ſind— mit Ausnahme des Bezirkes Oſtp ßen— jetzt vom Reichskanzler ernannt wor⸗ den. Für Weſt⸗ und Süddeutſch⸗ land ſind ernannt: Rheinland: Wilhelm Berger, Heſſen: Handelskammerpräſiden: Luer, Bayern: Hartmann, Südweſt⸗ deutſchland: Kim mich. Das Wirkſchaftsgebiet Rheinland umfaßt die Rheinprovinz und den oldenburgiſchen Landesteil Birkenfeld; das Wirtſchafksgebiel Heſſen den Freiſtaat Heſſen, die Provinz Heſſen⸗Naſſau; das Wirkſchaftsgebiet Bayern den Freiſtaat Bayern einſchließlich des Lan⸗ deskeiles Gun das Wirkſchaftsgebiet Süd. weſtdeukſchland den Freiſtaak Baden, den Freiſtaak Württemberg und Hohenzollern. Innerhalb eines Wirtſchaftsgebietes re⸗ elt, wie die Durchführungsverordnung be⸗ fimmt, der Treuhänder die Bedingungen für den Abſchluß von Arbeitsverträ⸗ agen. Lokales Viernheim, 17. Juni 1933. K. K. B. Heute ſchon machen wir unſere Mitglieder und Jung⸗K. K. B.ler auf unſeren am kommenden Donnerstag, den 22, ds. Mts. ſtatt⸗ findenden Vortragsabend mit dem Thema:„Rom im hl. Jahr“ mit Lichtbildern aufmerkſam. Redner iſt unſer Gaubeirat der Hochw. Herr Prof. Waldvogel. Hierzu laden wir unſere Mit⸗ glieder nebſt werten Angehörigen recht herzlich ein. „Tell⸗Schauſpiele— im Nund⸗ funk! Wer geſtern Mittag das Radio ein⸗ geſchaltet hatte, hörte plötzlich: Werbung für die Tell⸗Schauſpiele Viernheim! Eine gute Werbung, aber auch ſolche von Donnerstag: mit faſt 3000 Perſonen ausverkauftes Haus, einige Hundert müſſen wegen Ueberfüllung um⸗ kehren! Dies iſt der ſichtbare Beweis an alle Darſteller, vom kleinſten„Dorfmädchen“ bis zum hoch zu Roß ſitzenden„Geßler!“ Seid ſtolz darauf, auch Ihr, die Ihr alle mithelft: es iſt ein ſchönerer Dank als klingende Münze. Es bleibt auf ein Menſchenalter die Erinnerung an Euch, an Eurer überwältigenden Leiſtung, an das Voranſtellen des ganzen Viernheimer Namens! Ihr kommt doch Alle, diesmal nicht ſo ſpät! * Militür⸗Konzert in Viernheim. Wie verlautet, veranſtaltet der Muſikzug des Sturmbannes II/22 1 am morgigen Sonntag nach⸗ mittag/ 4 Uhr ein großes Militär-Konzert im Gaſthaus zum Kaiſerhof. Das vorgeſehene Pro- gramm beſteht aus 11 Nummern. Die Bevölke⸗ rung Viernheims wird zu zahlreichem Beſuche höflichſt eingeladen. Von abends 8 Uhr ab deutſcher Tanz mit Konzerteinlagen. * Arbeitsbeſchaffung. Die Adolf Hitlerſtraße, frühere Rathausſtraße, befindet ſich ſeit Jahren in einem ſehr ſchlechten Zuſtande. Auf dem Fahrwege befinden ſich ſolch tiefe Löcher, daß die Häuſer beim Durchfahren von ſchweren Laſtwagen erbeben. Hier wäre es Sache des Staates, dieſe Straße, die eine verkehrsreiche Durchfahrtsſtraße iſt, recht bald in Ordnung bringen zu laſſen. Wie wir in Erfahrung ge⸗ bracht haben, zirkuliert zur Zeit bei den An⸗ wohnern dieſer Straße eine Einzeichnungsliſte, um mit Hilfe der Bürgermeiſterei zum Ziele zu gelangen. Durch die Neuherſtellung dieſer Straße wäre dem Kapitel„Arbeitsbeſchaffung“ gewiß ein guter Dienſt geleiſtet. Alle in Frage kom⸗ menden Stellen müſſen ſich hierum annehmen. Die Notwendigkeit ſteht außer aller Zweifel. * Verſammlung im Kaiſerhof. Wir machen noch einmal ausdrücklich darauf auf⸗ merkſam, daß heute Abend 8 Uhr im Gaſt⸗ haus zum Kaiſerhof Handwerkskammerpräſident Müller über das Thema„Der gegenwärtige Stand d. nationalſozialiſtiſchen Revolution“ ſpricht. Der Eintritt zu dieſer Verſammlung iſt frei. Da ein ſehr intereſſantes Referat bevorſteht, wird den Beſuchern größte Pünktlichkeit anem⸗ pfohlen. Insbeſondere wird das hieſige Hand- werk auf die ſicher intereſſanten Ausführungen des Referenten aufmerkſam gemacht. * Grußßpflicht für alle Parteige⸗ noſſen. Der Führer Adolf Hitler hat ange- ordnet, daß alle Parteigenoſſen ſich gegenſeitig zu grüßen haben, und zwar grüßt der Rang- niedere den Ranghöheren, ganz gleich, ob der Ranghöhere der politiſchen Leitung der SA., SS. oder der HJ. angehört. Der Gruß gilt nicht der Perſon, ſondern der Partei und iſt damit Ehrenſache. * Feſt der Jugend⸗Sonnenwend⸗ feier am Samstag, 24. Juni auf dem Waldſportplatz der Spogg. Amieitia. Das„Feſt der Jugend“ wird in dieſem Jahr beſonders eindrucksvoll gefeiert werden, wie eine Ausſprache dieſer Tage ergab. Die Schulen feiern wie ſrüher morgens durch Wettkämpfe, Reigen uſw. Abend ab 6 Uhr Fortſetzung der Kämpfen mit Entſcheidungen der Schüler, Auf⸗ marſchieren der jugendlichen von 14— 18 Jahre zu ſportl. Wettkämpfen und zwar aller Vereine und Außenſtehender. Bei eintretender Dunkel- heit: Abbrennen des Sonnenwendfeners. Be⸗ ſonders Programm wird dieſer Tage noch mitge⸗ teilt. Die Turn⸗ und Sportvereine wollen hier⸗ von bezgl. Teilnahme ihrer Jugendabteilungen Kenntnis nehmen. Gemeinderats⸗Sitzung am Freitag, den 16. Juni 1933. Geſtern abend fand im Sitzungsſaal des Rathauſes eine Sitzung des Gemeinderats ſtatt. Den Vorſitz führte Herr Bürgermeiſter Bechtel, das Protokoll Herr Verw. ⸗Inſp. Alter. An⸗ weſend war der Geſamtgemeinderat bis auf die Herren Beigeordneter Roos und Ratsmitglied Adam Winkenbach. Auch die beiden Herren der Sozialdemokratiſchen Fraktion nahmen an der treter der Preſſe, die zur 0 den dürfen.— fahrtserwerbsloſen im Arbeitsdienſt. Büdesheim. transport nur eingefunden. auf die Wanderſchaft“. ſtützungen bezw. Zuſatzunterſtützungen werden nicht gewährt. Es lag nämlich wirklich kein Grund zur Klage vor, als lediglich der, daß morgens Früh aufzuſtehen war und daß 6 Stun⸗ den gearbeitet wurde. Dieſes iſt für jeden ver⸗ nünftigen Menſchen ſicherlich nicht ſtichhaltig. Das Eſſen iſt nach dem uns vorgelegten Speiſe⸗ zettel als ſehr gut zu bezeichnen, was auch der Reiſebegleiter, Herr Kontrolleur Knapp, voll und ganz beſtätigt. Es iſt ſehr bedauerlich, daß die jungen Leute nicht mehr Verſtändnis für die all⸗ gemeine Notlage aufzubringen vermögen und ſich hier weigern, für gute Verpflegung und ein kleines Taſchengeld im Arbeitsdienſtlager an dem Aufbau Deutſchlands mitzuhelfen. Es iſt unbedingt er⸗ forderlich, daß der neue Staat hier mit ſtarker Hand eingreift und dieſen jungen Leuten ein⸗ mal klar macht, daß man nicht auf der Welt iſt, um ſich ewig vom Staate unterſtützen und ernähren zu laſſen.— Auf der Tagesordnung ſtand ein Antrag der N. S. D. A. P. auf„Neufeſtſetzung der Gehälter für die Gemeindebeamten“, der mit der Notlage und der Leiſtungsſchwachheit der Gemeinde be⸗ gründet wurde. Die Zentrumsfraktion hat hier⸗ zu ebenfalls einen Antrag eingebracht. Nach ein⸗ gehender Diskuſſion, an der ſich zahlreiche Rats- mitglieder beteiligten, wurden folgende Gehälter feſtgeſetzt. Gehalt 1932 Bürgermeiſter 4500 Mk. 7484 Mk. Alter, Verw.⸗Inſpektor 4000 6239„ Winkenbach, Gemeinder. 3600 5700„ Berberich, Bauinſpektor 3000 4605 Mandel, Betriebsinſp. 2700 4605 Pfützer, Oberſekretär 2700 4175 Zöller, Finanzſekretär 2500 3307 Haas, Verw.⸗Sekretär 2500 3617 Schmitt, 0 2500 2949 Englert, Verw.⸗Gehilfe 1800 2115 Benz, Amtsgehilfe 1900 2259 Mandel, Amtsgehilfe 2000 2522 Knapp, Kaſſengehilfe 1500 1801 Münkel, 7 1400 1484 Martin, Hausmeiſter 2000 2540 Helfrich, Aufſeher 1680 1843 Ringhof, Faſelwärter 2000 2654 Georgi, Feldſchütz 1600 2776 Hanf, 5 1600 2035 Kempf, 1 1600 2244 Pfenning,„ 1600 2244 Winkenbach, Gem.⸗Forſt⸗ wart und Feldſchütz 1600„ 2726 hiervon zahlt die Gemeinde 800%, Die neuen Gehälter treten ab 1. Juli ds. Jahres in Kraft und ſind bis 30. September ds. Is. verbindlich. Bis zum 1. Oktober wird das neue Beſoldungsgeſetz erwartet, das dann die Bezüge der Beamten durch das Reich regelt. Die oben angegebenen Gehälter ſtellen die Brutto⸗ Bezüge dar. Hinzu kommen noch die Kinder- zulagen und zwar pro Kind und Monat 10.— Mk. bis zum 16. Lebensjahr. Der Poſten des Betriebsinſpektors ſoll ganz eingeſpart werden und wird dieſe Angelegenheit an den Gas- und Waſſerausſchuß verwieſen. Unter„Verſchiedenes“ wurde noch der An⸗ trag der Zentrumsfraktion, die Bürgermeiſter⸗ Lamberthſtraße in Albert Leo Schlageterſtraße umzubenennen, angenommen.— Des weiteren wird gegen die Raupenplage an den Gemeinde⸗ Obſtbäumen eingeſchritten.— Da die Zeit ſchon zu weit vorgeſchritten war, wurde die Sitzung von Herrn Bürgermeiſter Bechtel als beendet erklärt. In Zukunft werden alle Ratsſitzungen wieder öffentlich ſtattfinden. Ausverkauft! Ein Beitrag zur 7. Tellaufführung. „Das Gute bricht ſich Bahn.“ So ſchrie⸗ führungen an Pfingſten. Und wir behielten war ausverkauft. Zahlreiche Freunde, die auf Sitzung teil, da ihr Rücktritt bezw. ihre Amts⸗ ten mehr bekommen. Ueberhaupt waltete über niederlegung nicht bewilligt wurde. Herr Bürger ⸗ meiſter Bechtel eröffnete die Sitzung, begrüßte die Herren Ratsmitglieder und auch die Ver⸗ eingeladen worden ſeien, um der Oeffentlichkeit Bericht zu erſtatten und damit zum Ausdruck zu bringen, daß hier keine Heimlichkeiten verhandelt werden. In der Geſchäftsordnungsdebatte wurde richtig geſtellt, daß in Hinkunft zu Ausſchußſitzungen Nichtrats mitglieder nicht mehr hinzugezogen wer⸗ Vor Beratung der Tagesord⸗ nung gibt Herr Bürgermeiſter Bechtel Kenntnis von der Unterbringung der jugendlichen Wohl⸗ 30 junge Leute ſollten nach dem Arbeitsdienſtlager nach 25 Mann haben ſich beim Ab⸗ Von dieſen 25 ſind 9 gleich am nächſten Tag wieder zurückgekehrt mit dem Bemerken:„ſie hätten hier nichts und hätten daheim nichts, da gingen ſie ſchon lieber Der Vorſitzende geißelt dieſes verwerfliche Vorgehen der jungen Leute mit ſcharfen Worten. Mit der ganzen Strenge des Geſetzes ſoll hier vorgegangen werden. Unter⸗ neres geſehen. der 7. Aufführung ein guter Stern. Als es nach der Mittagsſtunde unheimlich zu rollen und zu grollen anfing, wagte man kaum zu hoffen, daß der Himmel ein ſo ideales Spiel ⸗ wetter beſcheeren würde. Das Spiel ſelbſt war wiederum ganz auf dramatiſcher Höhe und hoch⸗ befriedigt verließen Heimiſche wie Auswärtige die waldumſäumte Muſenhalle. Beſonders an⸗ erkennend ſprachen ſich auch die zahlreichen SA. Mannſchaften aus, deren Erwartungen durch das Gebotene weit übertroffen wurden. ö Aber ein Mißſtand muß gerügt werden, für den allerdings weder Spielleitung noch Spie ⸗ ler verantwortlich gemacht werden können, ſon⸗ dern ein Teil des Publikums ſelbſt. Brachte es doch eine Anzahl gedankenarmer u. gedanken⸗ loſer Beſucher fertig, bei den ergreifendſten Scenen unangebrachte Heiterkeit zu bekunden, ja ſelbſt bei Scenen, bei denen Männeraugen nicht trocken bleiben. Solche Armen im Geiſte kommen eben nur, um zu ſehen und— zu lachen. Hören und erfaſſen wollen ſie nun einmal nicht, oder beſſer geſagt können ſie nicht. Ihr Hirnkaſten iſt nur für niederen Kitſch eingeſtellt, für was Höheres reicht er nicht aus. „Wegbleiben und den anderen die Stimmung nicht verderben!“ das iſt der einzige Rat, den man ſolch armen Geiſteskindern geben kann. An alle Denkenden aber, an alle die noch Sinn haben für das wahrhaft Schöne u. Gute, an alle, die ſich einen theatraliſchen Kunſtgenuß erſter Klaſſe verſchaffen wollen, ergeht erneut der Rat: Hin zu den Tellſpielen des Turnvereins v. 1893. Geſamtleitung und Regie haben es ver⸗ ſtanden, eine entzückende Scenerie zu ſchaffen, ſowie erſtklaſſige Spielkräfte auf die Naturbühne zu ſtellen, ſo daß ſich der gewaltige Eindruck von Aufführung zu Aufführung ſteigert. So läßt ſich das begeiſterte Lob begreifen, das ein angeſehener auswärtiger Beſucher ſpendete und das in den Worten ausklang: „Ich habe fürwahr noch nichts Schö⸗ Hut ab vor Viern⸗ heims Intelligenz!“ Autlicher Teil Bekanntmachung. Es wird darauf hingewieſen, daß auch das Zapfenleſen wie die Leſeholznutzung Betr.: Leſeholznutzung. auf die Leſeholzzeiten beſchränkt und deshalb während des Sommers in der allgemeinen Setz⸗ und Hegezeit zu unterlaſſen iſt. Betr.: Abgabe von alten Zementrohren. Wir haben ca. 20 lfd. Mtr. alte, zur Ortskanaliſierung unbrauchbare Zementrohre von 300 mm 1. Weite abzugeben. nen auf dem Lagerplatz der Gemeinde am Gas⸗ werk beſichtigt werden. Rohre gebrauchen können und kaufen wollen, werden gebeten, ein ſchriftliches Angebot bis Montag, den 19. ds. Mts., nachmittags 6 Uhr auf unſerem Baubüro abzugeben Die Rohre kön⸗ Perſonen, welche ſolche Viernheim, den 16. Juni 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden nzug. f Turnverein von 1893— Tellſchauſpiel. ben wir in unſerer Kritik über die beiden Auf- Sünger⸗Einheit. Samstag abend 8 ½ Uhr Sing⸗ ſtunde. Um reſtloſes und pünktliches Erſcheinen bittet. Der Vorſtand. Krieger⸗ und Soldatenverein„Teutonia“— Schützenabteilung.— Sonntagmorgen von halb 10 Uhr bis halb 12 Uhr letztes Uebungs⸗ ſchießen. Nachmittags von halb 2 Uhr bis 4 Uhr Gauſchießen. Jeder Schütze iſt lt. Statut verpflichtet hieran teilzunehmen. Von 4— 7 Uhr Gäſte- und Werbeſchießen. Es locken ſchöne Preiſe. Die Mitglieder unſerer Kb. und Kh. verweiſen wir auf die Bekanntmachung der NS Kriegsopferverſorgung in der Frei⸗ tagsnummer und bitten von der Vergünſtigung beim Beſuch des Tellſchauſpiels regen Gebrauch zu machen. Der Vorſtand Turnverein von 1893 e. V. Die Ordnungs⸗ mannſchaft möchte ich bitten, daß Sie morgen Sonntag nachmittag /2 Uhr zu einer Beſprechung auf dem Platze iſt.(Sonntags Der Führer. Alle Platzanweiſer müſſen ſich morgen früh um 10 Uhr auf dem Platze einfinden. Die Leitung. Recht: Das 7. Tellſpiel am Fronleichnamstag Empfehlung hin gekommen, konnten keine Kar⸗ Henle Bale Gottesdienst- 0 Apoſtelkir che ½7 Uhr 1. hl. Meſſee. ½8 Uhr 2. hl. Meſſe mit Predigt und ½10 Uhr Hochamt mit Predigt. ½2 Uhr Predigt, wozu beſonders die Mitglieder des chriſtlichen Mütterver⸗ eins eingeladen ſind. Dafür fällt die Verſammlung nach der Andacht aus. 2 Uhr Andacht. Marienkirche: 9 Uhr hl. Meſſe. 10 Uhr Kindermeſſe. 1 Uhr Kindergottesdienſt. In der Apoſtelkirche an Werktagen: Montag:/ 7 Uhr 1. S.⸗A. für Kath. Bauer. 3/47 Uhr beſt. E.-A. für f Krieger Franz Bergmann, Schweſter Maria und Schwager Philipp Gärtner. Dienstag: ½7 Uhr 1. S.⸗A. für A. M. Bugert geb. Thomas. 37 Uhr beſt. E.⸗A. für Joh. Gutperle, Ehe⸗ frau Kath. geb. Gutperle und Angehörige. Mittwoch: 7 Uhr beſt. umt für Maria Hofmann geb. Ringhof. 3/7 Uhr beſt. E.⸗A. für Joh. Brechtel 7., Ehefrau Kath. gebor. Haas, Enkelin Helene Brechtel und Onkel Peter Müller. Donnerstag: ¼7 Uhr beſt. Amt für Maria Carolina Barbara Noll geb. Lindemann. 37 Uhr beſt. E.⸗A. für Auguſt Ecker 1., Ff Krieger Söhne Joſef, Adam und Joh. und Schwiegerſohn Nik. Bugert. Freitag: ¼ 7 Uhr beſt. Segensmeſſe für Joſef Ecker, Ehefrau Magd. geb. Eder, Schwieger ⸗ ſohn Joſef Faber, deſſen Eltern Joh. Faber 2. und Ehefrau Kath. geb. Helbig. ¼7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Lehrer Georg Rudershauſen, Ehefrau und Kinder, Cornelius Bayer und Ehefrau Sofie geb. Molitor. 37 Uhr beſt. E.⸗A. für Metzgermeiſter Hans Heckmann und Angehörige. Samstag: ¼ 7 Uhr beſt. Amt ſür Joſ. Kempf, Ehefrau Marg. geb. Weidner, f Krieger Sohn Georg Kempf, Enkel Kath. und Anna. 7 Uhr geſt. hl. Meſſe für Ludw. Werle, Ehefrau Barbara geb. Bildſtein, 7 Krieger Nik. Werle, Nik, Adler 9., beide ff Krieger Chriſtian und Adam Abler. N 3/7 Uhr beſt. E.⸗A. für verunglückten Caſpar Adler, Großeltern und Angehörige. Am Montag und Mittwoch iſt bei den Engl. Fräulein, am Dienstag und Donnerstag bei den Barmherzigen Schweſtern um/ 7 Uhr hl. Meſſe.. Dienstag und Freitag um ¼7 Uhr in der Marienkirche hl. Meſſe. Nächſten Sonntag beginnen die Aloiſianiſchen Sonntage. Gemeinſame hl. Kommunion für die Schüler der Herren Lehrer Riebel u. Baldauf, Frl. Krimmel und Kärcher. Mädchen beichten Freitag 6 Uhr, Knaben Samstag 2 Uhr. Donnerstag von 5—7 Uhr Beichtgelegenheit wegen Herz Jeſu⸗Feſt. Freitag Abend 8 Uhr Herz Jeſu⸗Andacht. Kommenden Sonntag wird das Herz Jeſu⸗Feſt gefeiert. 9 Uhr vor dem Hochamt Prozeſſion. Heute Samstag ab 5 Uhr wird ein aus⸗ wärtiger Beichtvater im Beichtſtuhl aushelfen, der auch am Sonntag die Predigten halten wird. Kirchliche Anzeigen der Ev. Gemeinde Viernheim Sonntag, den 18. Juni 1933. 1. S. n. Tr. Vorm. 9½ Uhr: Gottesdienſt. Vorm. 10½ Uhr: Kindergottesdienſt. Abends 8 Uhr: Jugendverein u. Mädchenbund. Montag, den 19. Juni 1933. Abends 8 ½ Uhr: Uebungsſt. des Kirchenchors. Mittwoch, den 21. Juni 1933. Abends 8 Uhr: Turn⸗ und Spielſtunde. Sag es durch Blumen, wenn Du verlieht hist! Aber wenn Du etwas Zu verkaufen Zu kaufen Zu vermieten Zu mieten Gefunden Verloren hast oder wenn Du eine Stellung suehst Stellung vergibst Geld suchst Geld vergibst Dann sag es durch eine KLEIN-ANZ EIG F im VMiernheimer Anzeiger. * runung In kurzen Worten: In Gegenwart des Reichskanzlers wurde am Freitag mittag in den Räumen der frü⸗ heren, ſozialdemokratiſchen Bundesſchule des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchafts⸗ bundes in Bernau die neue Reichsführer⸗ ſchule der NSDAP eingeweiht. Reichsminiſter Dr. Göbbels iſt am Frei⸗ tag zu einem Beſuch in Hamburg eingetrof⸗ fen. b 7 Die deutſche Außenhandelsbilanz für Ma: ſchließt mit einem Ausfuhrüberſchuß von 89 Millionen Mark ab gegen 61 Millionen im April. Der frühere Reichskommiſſar Dr. Gereke iſt wegen Untreue zu zweieinhalb Jahren Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe verurteilt worden. Das Verbot der„Deutſchen Allgemeinen Zeitung“ iſt aufgehoben worden. Vor einer großen Studentenverſammlung in Berlin wurde durch Kultusminiſter Dr. Ruſt die am 1. Auguſt beginnende Arbeits⸗ dienſtpflicht der Studenten feierlich verkün⸗ det. Die katholiſche„Badenwacht“ iſt vom ba⸗ diſchen Innenminiſter aufgelöſt und verboten worden. Bundeskanzler Dr. Dollfuß iſt Freitag mittag aus London im Flugzeug in Paris eingetroffen. In einem offenen Brief an den Bundes— präſidenten proteſtiert der Landesleiter der RSP Heſterreichs, Prokſch, aufs ſchärfſte gegen das Vorgehen der Regierung. Wieder Kolonien! Deutſche Vorſchläge in London.— Lebens- raum für die deutſche Raſſe! London, 17. Juni. Im Verfolg der von dem Vorſitzenden der Wirtſchaftskommiſſion ergangenen Forde— rung, praktiſche Vorſchläge zu machen, hat Reichsminiſter Dr. Hugenberg unter⸗ breitet, in denen es heißt, Deutſchland kämpfe unter Führung des Reich. kanzlers Adolf hitler den Kampf gegen den Unter⸗ gang des Abendlandes. Wenn die Welt wieder geſund werden ſolle, müſſe ſie Deutſchland geſtatten, wieder geſund zu werden.— In den weiteren Ausführungen heißt es: Nur durch Geſundung der einzelnen natio⸗ nalen Volkswirkſchaften kann die Weltwirl⸗ ſchaft wieder geſund werden. Nur durch Wiederherſtellung der Binnenmärkte kann die Aufnahmefähigkeit der Länder für fremde Waren und damit der Welthandel wieder gehoben werden. Wenn in der Weltwirtſchaft ein Teilneh⸗ mer gezwungen wird, auf die Dauer ohne Gegenleiſtung zu leiſten, ſo bricht nicht nur er zuſammen ſondern die Welt⸗ wirtſchaft. Will man aus der Weltwirt⸗ ſchaftskriſe herauskommen, ſo muß man den freien Leiſtungsaustauſch in der Weltwirtſchaft wieder herſtellen. Das kann man nur erreichen durch Beſeitigung der den freien Leiſtungsaustauſch hemmenden und ſtörenden Grundurſachen. Wir Deutſche ſind jetzt arme Teufel und haben nichts mehr zu verſchenken oder zu verlieren. Aber wir legen trotz aller enr⸗ gegengeſetzten Behauptungen Wext auf un⸗ ſeren guten Namen und verfügen über die aus dem Unglück gewonnene Erfahrung. Um den ſpringenden Punkt ganz deutlich zu machen, füge ich folgende Sätze hinzu: Politiſche Kredite von Volk zu Volk an⸗ nehmen und geben iſt eine Verſündi⸗ gung an der Wirtſchaft der Völker. Es läge im Geſamtintereſſe der Welt, wenn rechtzeitig zwiſchen den Gläubigerländerr und den Schuldnerländern eine vernünftige Vereinbarung zuſtande käme. Von Deutſchland aus geſehen gäbe es bei einer ruhigen und friedlichen Zuſammen⸗ arbeit zwiſchen Gläubiger⸗ und Schuldner⸗ ländern noch zwei vorurteilsloſe Schritte, durch die Deutſchland wieder in ſeiner internationalen Zahlungsfähigkeit ge— hohen werden könnte Der eine dieſer Schritte beſtehe darm, daß man Deulſchland wieder ein Kolo⸗ nialreich in Afrika gebe, von dem aus es in dieſem neuen Kontinent große Arbeiten und Anlagen ausführte, die ſonſt unkerblei⸗ ben würden. Der zweike Schritt wäre der, daß dem„Volk ohne Raum“ Gebiete eröffnei würden, in denen es ſeiner latkräftigen Raſſe Siedlungsraum ſchaffen und große Werke des Friedens aufbauen könnte. Die Stillhalteverhandlungen Kapitalrückzahlung verſchoben, Jinsſenkung 5 empfohlen. London, 17. Juni. Ueber die zwiſchen den Vertretern des ausländiſchen ankenkomitees und dem deutſchen Komitee ſowie den Ver tretern der Reichsbank in London Nia Stillhalteverhandlungen iſt ein offizieller Bericht veröffentlicht worden. Dieſer beſagt ber das Ergebnis der Verhandlungen u. a. Die Diskuſſionen fanden ſtatt bezuglich ge⸗ wiſſer Abänderungen des Abkommens, die anzunehmen die Reichsbank die Gläubiger⸗ vertreter aufforderte. Es wurde beſchloſſen, daß gewiſſe Rückzahlungen von Kapital durch die Deutſche Golddiskontbank im Betrage von 75 Millionen Mark, die unter den Be⸗ dingungen des beſtehenden Abkommens vor dem 28. Februar 1934 hätten geleiſtet wer⸗ den ſollen, bis zu jenem Datum verſchoben werden ſollen. Auf Verlangen des Präſidentken der Reichsbank wird der Beratende Ausſchuß die verſchiedenen Gläubigerausſchüſſe benach⸗ richligen, eine Herabſetzung der Jins raten zu empfehlen. Aufgehobene Butterſperre ing der Streitpunkte mit Lettland. 1 Berlin, 17. Juni. Der leltiſche Außenminiſter hat dem Reichsaußenminiſter Jreiherrn v. Neurath die bindende Erklärung abgegeben, daß die lettiſche Regierung mit allen ihr zur Verfü⸗ gung ſtehenden Mitteln jeden Boykott gegen deulſche Waren verhindern und jede Boy⸗ koktpropaganda unkerbinden wird. a Ferner hat die lettiſche Regierung gericht⸗ liche Maßnahmen gegen die Veranſtalter der Verſammlung jüdiſcher Organiſationen, in der der Boykottbeſchluß gefaßt wurde, ein— geleitet. Die deutſche Regierung wird daraufhin die Einfuhr lektiſcher Buller wieder zulaſſen. Beil Die Weltwirtſchaftskonſerenz London, 17. Juni. Am Freitag begann die eigentliche Arbeit der Delegierten nach Abſchluß der allgemei— nen Debatte. Geplant iſt, daß die beiden Hauptausſchüſſe ſich mit monetären bzw. wirtſchaftlichen Fragen befaſſen, wobei es ihrem Ermeſſen anheimgeſtellt iſt, Unteraus— ſchüſſe für Einzelfragen zu bilden. Der zum Vorſitzenden der Finanz. und monekären Kommiſſion ernannke amerika⸗ niſche Delegierte Cox erklärte, er habe mit dem franzöſiſchen Delegierten Bonnet be— reiks wichtige Unterhalkungen gehabt, die ihm die Gewißheit gegeben häkten, daß die einzelnen Standpunkte über die Stellung der finanziellen und monekären Ordnung in der Welt keine weſenllichen Anterſchiede zeigen. Mageres Ergebnis Statt 144 Millionen Dollars ner 11 Millionen. Waſhington, 17. Juni. Am 15. Juni war bekanntlich wieder eine; Zins⸗ und Rüdzahlungsrate für die Kriegsſchulden in Amerika fällig. Das Er⸗ gebnis der Zahlungen war ſehr dürftig: Von den erwarteten Zahlungen, die einen Geſamtbetrag von 144 Mill. Dollars aus⸗ gemacht hätten, ſind bisher nur 11 148 592 Dollars eingegangen. In der vom franzöſiſchen Botſchafter in Waſhington überreichten Note wegen der Schuldenfrage heißt es u. a., die franzöſiſche Regierung hätte gehofft, daß vor dem 15, Juni eine Regelung der Kriegsſchaldenfrage erfolgte, die der Entſchließung der Abgeord— netenkammer vom 13. März Rechnung trüge Dieſe Hoffnung habe ſich leider nicht erfüllt, aber die franzöſiſche Regierung ſei weiter der Anſicht, daß in kürzeſter Friſt eine Löſung des Kriegsſchuldenproblems im Intereſſe der Wiederbelebung der Wirtſchaft gefunden wer—⸗ den müſſe. Die franzöſiſche Regierung müſſe alſo die Zahlung vom 15. Juni auſſchieben, denke aber nicht an einen einſeitigen Bruch der freiwillig eingegangenen Verpflichtungen ſondern ſei ſtets bereit, ſich an der Bemühung um eine befriedigende Löſung aktiv zu betei ligen. ſetzung des die Währungsſragen Vor einer engliſch-franzöſiſch⸗ amerikanischen Vereinbarung. London, 17. Juni. Wie halbamtlich mitgeteilt wird, entſpre⸗ chen die Meldungen, wonach zwiſchen den britiſchen, franzöſiſchen und amerikaniſchen Sachverſtändigen ein Abkommen über die Stabiliſierung der Währungen erreicht wor— den ſei, nicht den Tatſachen. Die Vertreter der drei Zentralnotenbanken und Finanz miniſterien trafen am Freitag wieder zu— ſammen, und man hofft, daß in den näch—⸗ ſten Tagen eine Uebereinkunft erzielt wird. „Daily Mail“ meldet, daß von den Verkre⸗ kern der Jenkralbanken der drei Länder be— ſchloſſen worden ſei, eine Vereinbarung abzu⸗ ſchließen; nur der Dollarkurs brauche noch feſtgeſetzt zu werden. Man glaube, daß der Satz ungefähr 4,05 Dollar pro Pfund Ster— ling bekragen werde. Eine ſolche Stabiliſierung würde eine Feſt⸗ Dollarwerts auf etwa 3.55 Reichsmark bedeuten. Das iſt etwas höher als der gegenwärtige Dollarkurs, der 3.50 Reichsmark beträgt. aber weſentlich niedri— ger als die Goldparität des Dollars mit 4.20 Reichsmark. Deutſche Tagesschau 89 Millionen Mark Ausfuhrüberſchuß im Mai. Im Mai ſind die Außenhandels⸗ umſätze, die ſich im April ſtark vermin⸗ dert hatten, wieder geſtie gen. Die Ein⸗ fuhr hat von 321 Millionen Mark auf 333 Millionen Mark, das heißt um rund 4 Pro⸗ zent zugenommen. Die Ausfuhr hat von 382 Millionen Mark im April auf 422 Mil⸗ lionen Mark im Mai, das heißt um 40 Mil⸗ lionen Mark zugenommen, eine Steige— rung, die über den ſaiſonüblichen Umfang hinausgeht. Die Handelsbilanz ſchließt im Mai mit einem Ausfuhruüberſchuß von rund 89 Millionen Mark gegen 61 Mil⸗ lionen Mark im Vormonat ab. Vor der Beilegung des Konfliktes mit Letlland. Wie verlautet, haben in London zwi⸗ ſchen dem deutſchen Außenminiſter Frhr. von Neurath, und dem lettländiſchen Außenminiſter Beſprechungen über die Vor— gänge in Lettland ſtattgefunden, die die deutſche Regierung gezwungen hatten, Ge— genmaßnahmen in Geſtalt des Einführungs⸗ verbotes für lettländiſche Butter zu ergreifen. Der Verlauf der Ausſprache zwiſchen den bei— den Miniſtern läßt die Erwartung zu, daß der Konflikt binnen kurzem beigelegt wird. Die Badenwachk verbolen. Wie aus Karlsruhe gemeldet wird, hat der badiſche Innenminiſter die Baden⸗ wacht— Jugendorganiſation des Zentrums — lufgelöſt und verboten. Wie die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium hierzu u. a. mitteiit, hatte die Badenwacht jegliche loyale Einſtellung zum neuen Staat vermiſ— ſen laſſen. Sie hatte ſich auch nicht geſcheut, ihrer gegen die nationale Bewegung aus— geſprochen feindlichen Einſtellung nach au⸗ ßen dadurch Ausdruck zu verleihen, daß ſie das Horſt-Weſſel⸗Lied mit untergelegtem Text geſungen habe Die Badenwacht ſei eine ausgeſprochene Kampftruppe des Zen⸗ trums geweſen. Der Schutz der Staatsbürger insbeſondere aber der Schutz der Kirche ob⸗ liege allein den Trägern der Staatsgewalt. Auslands⸗Nundſchau Verbot reichsdeulſcher Jeitungen in der Tſchechoſlowakei. Wie aus Prag gemeldet wird, ſteht das Verbot nen nahezug 100 reichsdeutſchen Tageszeitungen, Wochenſchriſten und ſuu⸗ ſtrierten Zeitſchriften unmittelbar bevor. Darunter werden ſich ſämtliche nationalſozia⸗ liſtiſchen Parteiorgane, aber auch andere große Tageszeitungen befinden, die in der Tſchechoſlowakei beſondere Verbreitung ge⸗ nießen, z. B. das„Berliner Tageblatt“, die„Voſſiſche Zeitung“ und die„Frankfurter Zeitung“, ſowie die bedeutenden Münchener und Leipziger Blätter, die als„gleichgeſchal⸗ tet“ bezeichnet werden. Die Maßnahme wird als eine Repreſſalie gegen das reichsdeutſche 7 05 von 66 tſchechiſchen Zeitungen hinge⸗ ſtellt. Einführung des Frauenwahlrechts in Frankreich? Ein Geſetzesvorſchlag, der von 135 Abge⸗ ordneten aller Parteien unterzeichnet wurde und das Frauenwahlrecht ſtürmiſch ver⸗ langte, wurde in der Kammer eingebracht. Der Geſetzesvor⸗ ſchlag enthält zwei Klauſeln. Die erſte klärt, daß die Frau dem Manne gleichge⸗ ſtellt werden müſſe und daß dieſe Gleichheit vor allen Dingen in dem gleichen W ech beſtehe. Die zweite Klauſel enthält die Forde rung der Zulaſſung aller Frauen zu den Ge— meindewahlen von 1935. . N 9 922. Letzte Nachrichten Führende Freidenker mit 700 000 Mark flüchtig. Berlin, 17. Juni. Die Vorſtandsmitglie⸗ zer des Deutſchen Freidenkerverbandes Sie- ders und Graul ſind ſeit einigen Tagen inter Mitnahme der Verbandskaſſe von 700 000 Mark flüchtig. Sie werden ge⸗ ucht. Kredite für Arbeitsbeſchaffung. Berlin, 17. Juni. Vom Kreditausſchuß der Deutſchen Rentenbankkreditanſtalt iſt dem Preußiſchen Staat ein Geſamt⸗ darlehensbetrag von rund 2,8 Mil⸗ lionen Mark für Meliorationen, Brücken⸗, Schleuſen-, Ufer⸗ und Wegebauten 11 Ver⸗ fügung geſtellt worden. Für ein Wegebau⸗ programm des Freiſtaates Baden wurde ein größerer Kreditbetrag bereitge⸗ ſtellt. Ein Darlehen von einer halben Million Mark wurde zur Entwäſſerung und Kulti⸗ vierung der rechtsemſiſchen Moore auf einer Fläche von 20 000 ha bewilligt. Dr. Mulert. Berlin, 17. Juni. Zu den Beſchuldigung gegen den bisherigen geſchäftsfüh rend Präsidenten des Deutſchen Städtetages tag u. a. mit. teilt: Dr. Mulert hatte vor den Notverordnungskürzungen Gefamtbe— ze von jährlich etwa 66 700 Mark. Auf Grund der Notverordnung vom 6. Oktober 1931 hätte er gekürzt nur noch 31 500 Mark Gehalt und etwa 2600 Mark Wohnungsgeld bekommen dürfen. Dr. Mulert batte ſich dar⸗ aufhin zwar einen jährlichen Zarbezug von etwa 31 500 Mark zahlen laſſen, anſtelle des Wohnungsgeldes von etwa 2600 Mark ließ er ſich aber formell das ſeit vielen Jahren vom Deutſchen Städtetag immer nur zu Bürozwecken benutzte erſte Stockwerk des Städtehauſes als Dienſtwohnung zuweiſen. Dr. Mulert hat jedoch dieſe Räume weder vorher noch nachher jemals bezogen, ſondern er hat ſie noch an demſelben Tage vückwir⸗ kend dem Deutſchen Städtetag für die ge— ſetzliche Miete von 13 500 Mark zurt mietet. Dadurch erhielt er etwa 9900 Mark mehr als erlaubt war. Wertvolle Kunſtſchätze vernichtet. Bad Kolgrub, 17. Juni. In der Nacht brach in der Villa der ungariſchen Maſerim Freifrau von Varnadi in Bad Kolgrub ein Brand aus, der großen Schaden anrichtete. Das Feuer zerſtörte wertvolle Kunſtſchätze, Antiquitäten. Möbel uſw. Der Schaden wird auf 180 000 Mark geſchätzt. Die Beſitzerin befindet ſich auf der Reiſe. Die Londoner Weltwirtkſchaftskonferenz Reichsaußenminiſter von Neurath bei ſeiner An⸗ ſprache, in der er den deutſchen Standpunkt darlegte; hinter ihm der Konferenzpräſident Mac Donald. Heuer. au¹ dle. CGuu uu eιẽEqQ; ON LO WILSOORF Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 19 Nachdruck verboten. Und als die Wettl nichts mehr zu berichten wußte, weil es ja eigentlich auch nur wenig zu berichten gab, von einem Todkranken, einem Menſchen, der im letzten Ab⸗ ſchnitt eines verpfuſchten Daſeins ſein Herz entdeckte und der ſühnen wollte, ſo gut er es verſtand— da verſtummte das Geſpräch allgemach, und nur die Hand der Mutter ſtreichelte dem Mädchen den Arm zaghaft und wie um Verzeihung flehend. Und wieder war es der Vater, der den Faden juſt dort aufnahm, wo ſich ein ſchier unlösbarer Knoten gebildet hatte: „Alsdern, mei lieb's Kinderl“, meinte er, zu Wettl ge⸗ wandt,„dei' Mutter macht ſich ſcho wieder unnötige Kopf— weh.'s is amal wie es is, da kann ma nix mach'n. Aber es geht niemand auf der Herrgottswelt an als uns drei. Was aber die Leut' angeht, da muß ma ihnen halt an ordentlichen Bär'n aufbind'n, der was ſi g'waſchen hat. Gelt, Gundl?“ Damit wandte er ſich an ſein Weib, das den Kopf hob wie das Schlachtroß beim Angriffsſignal. Der Vater weiß, was ſie denkt, und er weiß auch einen Ausweg. „Goldmannerl“, jauchzte ſie auf und fiel ihm um den Hals,„Goldmannerl, was biſt für a n g'ſcheit's Vatterl. Brauchſt nur den Schnabel aufſperr'n und ſcho geht die Uhr richti.“ Auch die Wettl hatte aufgehorcht. Den Leuten einen Bären aufbinden, das war leichter geſagt. Der Loiſl— durchfuhr es ſie, der Loiſl—, der ſollte nicht ſchlecht von ihr denken... alles übrige war ihr gleichgültig. Aber ſofort erhob ſich wieder ihr Hochmut. Soll er denken, was er will. Was geht ſie der Loiſl au? Finſter blickte ſie vor ſich nieder und eine Falte grub ſich in ihre Stirn. Nicht ein Alzerl würde ſie dazu tun, damit ſich ſeine Meinung beſſere. „D' Leut', die ſoll'n meinen, was woll'n“, meinte ſie geringſchätzig. Aber die Gundl widerſprach:„Du biſt noch jung, Madl! Man hat net den richtigen Verſtand, wann ma jung iſt, dös waß i von meiner Zeit. Laſſ'n Vattern reden, der is g'ſcheiter als mir zwa.“ Der lachte ein wenig g'ſchamig und ein wenig ge— ſchmeichelt über das gezollte Lob ſeiner Gundl. Und nun entwickelte er ſeine Meinung. Wenn die ganze Geſchichte alſo niemand etwas anging, ſo konnte man die Leute etwas meinen laſſen, was nicht gut, nicht böſe war, und wenn auch nicht die Wahrheit, ſo doch nahe der Wahrheit war. Demnach ſollte man durchſickern laſſen, daß ein reicher alter Herr, der keine Verwandten beſaß, ſich in die Wettl verſchaut hatte und ſie an Kindesſtatt annehmen wolle. So etwas kommt ſchon vor. „Und jetz'n ſollen es die Herrſchaften beweiſen, daß dös a Lug is“, fuhr Alois Petermichl fort.„Das is dann net mehr unſere Sach', ſondern die ihrige.“ Das war das berühmte Ei des Kolumbus. Ganz ein⸗ fach und glaubwürdig. „Heißt das“, ergänzte Petermichl ſeinen Ideengang, - heißt das, wann's Madl amal heirat'— der Eidam muß vorher d' Wahrheit wiſſen— aber nur der.“ Das war zweifellos ebenſo richtig wie abermals höchſt einfach. Die Wettl bezog wieder ihr„Kamanettl“, das ſchon warm und behaglich für ſie hergerichtet war. Es war ein eigenartiges Wiederſehen, das das junge Mädchen mit ihrem ſimplen Stübchen feierte, als ſie end⸗ lich allein war. Ohne ſich weiter umzublicken, ging ſie ſchnurſtracks zum Fenſter und ſuchte mit den Blicken die Reihen der gegenüberliegenden Fenſter ab. Aber die Altmaier-Wohnung lag ſtockfinſter da. Und dann erſt begab auch ſie ſich zur Ruhe. *** Wie hatte ſich der Loiſl die Miene einſtudiert, die er aufſtecken würde, falls die Wettl wirklich zur Taufe heim⸗ kam. Wie hatte ſich die Wettl herzklopfend die Worte ein⸗ geprägt, die ſie zu ihm ſprechen würde, was ſich ja nicht umgehen ließ. Ob er ſie geſtern erkannt hatte? Sicherlich. Und jetzt würde er wieder ſchlecht von ihr denken— er, der kein Vertrauen hatte zu ihrer Rechtſchaffenheit. Aber das war ihr ganz und gar butt'n.— Wenn es nicht wegen der Mutter war, ſo wäre ſie überhaupt an dieſem Tage gar nicht heimgekommen. Juſtament nicht. Sollte er denken, was er wollte, der Herr Deutſchmeiſter. Aber war ſie einmal da— nicht um ein Alzerl mehr würde ſie mit ihm ſprechen als juſt nötig, um die Leute nicht merken zu laſſen, daß etwas nicht ganz richtig war zwiſchen der Haustochter und dem Herrn Göd vom kleinen Bruder. Aber als es wirklich ſo weit war, da verſchlug es beiden die Rede. Sie ſtanden einander gegenüber, und keiner brachte auch nur ein Sterbenswörtchen heraus. Da man aber nur auf die Ankunft des jungen Herrn Göd gewartet hatte, ſo nahm die Feierlichkeit auch ſchon ihren Anfang und enthob die beiden einſtweilen der Pein⸗ lichkeit des Wiederſehens. Wenn es eine Peinlichkeit war, heißt das. In zwei Fiakern fuhr man zur Kirche. Im erſten Wagen ſaß die Madame mit dem Kinde und dem Göd. Der zweite Wagen aber führte die Ehrengarde: den ſtolzen Vater, den Vater Altmaier und als unvermutete Draufgabe den Ferdl Höllriegl, den kein Menſch dazu ein⸗ geladen hatte, der ſich aber ſchon mit aufdringlicher Be⸗ ſtimmtheit zur Familie rechnete. *. 3 15* Als die beiden Fuhren unterwegs waren, gab die Gundl dem Drängen ihrer Tochter nach und legte ſich für eine Weile hin. Sie wiederholte zwar immer wieder, daß ſie keine Gnädige ſei, die ſich am hellichten Tage auf das Sofa legt, daß ſie pumperlgeſund ſei— aber die Wettl, unterſtützt von dem anweſenden Frauenchor, bewies ihr, daß ſie ruhebedürftig war. Außerdem wäre der Tag noch lang und würde an ihre Kraft große Anforderungen ſtellen. Aber auch Mutter Altmaier erklärte ſich einigermaßen müde und zog ſich zurück. Ein Schlaferl, ſei es wann es ſei, das kann nicht ſchaden. Und zur großen Jauſe, da wollte ſie wieder da ſein. In der Küche ſtand die alte Garde des Hauſes Peter— michl in Reih' und Glied. Zu der Mili waren die drei anderen Wäſchermädel, die Tini, die Fini und die Cilli, dazugekommen, um ihr zu helfen, den feſtlichen Tag teils mitzufeiern, teils, um den Gäſten aufzuwarten. Der Tag ſchritt weiter, und die Hausherrnwohnung glich einem Taubenſchlag. Gratulanten kamen und kamen und vertilgten Unmaſſen an„Bachereien“, und der Onkel Flori wurde nicht müde, jeglichem ſein Glaſerl Wein zu kredenzen. Aber alles im Leben nimmt ein Ende und der letzte der„auswärtigen“ Gäſte ſchloß die Tür hinter ſich. Man war unter ſich. Allerdings auch dies in ſtattlicher Zahl. Die feſchen Madeln traten zu viert aus der Küche an, mit großen, ſchwarz lackierten Taſſen, darauf dampfender, duftender Kaffee. a Mohn⸗- und Nußſtrudel, Zimtkipfel und ähnliche Herr⸗ lichkeiten wurden neben dem Gugelhupf herumgereicht, und es begann ein Schnabulieren, dem auch die Männer Ehre antaten, wenn ſie auch immer wieder erklärten, daß all dies eigentlich Frauenkoſt ſei. Währenddem konnte der Loiſl keinerlei Programm abſolvieren, wie er es ſich vorgenommen hatte. Die Wettl, als Haustochter, war emſig beſchäftigt, und da hatte es ja keinen Sinn, etwas zu unternehmen; ſie würde ihn einfach nicht bemerken. Und ſo, ohne daß er die Genugtuung hatte, es ihr zu„zeigen“, war ja ſein ganzes Vorhaben, das er in einer ſchlafloſen Nacht ausgeklügelt hatte, keinen Schuß Pulver wert. Verſtohlen blickte er zu ihr hinüber. Das rote Kleiderl hatte ſie auch heute an. Damit zer⸗ ſtoben auch die abenteuerlichſten Zweifel, daß ſie es viel— leicht doch nicht war— im fürſtlichen Palais und ſpäter im herrſchaftlichen Wagen. Vater Altmaier erklärte, die Wettl ſähe aus wie ein Salonzuckerl. Der Alois Petermichl aber hatte einen guten Moment abgepaßt, um ſeinen Herrn Nachbar und neueſten Spezi Altmaier den Schmäh von jenem alten, reichen Manne aufzubinden, der willens war, die Wettl an Kindesſtatt anzunehmen. Seine wortkarge Art war ſolcherart, daß es ganz plauſibel erſchien, wenn das junge Mädel dieſen kranken Sonderling jetzt in ſeiner ſchweren Krankheit pflegte. Vater Altmaier paffte ſein Rauchkraut und ſann vor ſich hin. Er hatte ſich zu der abſonderlichen Geſchichte bisher keinen Vers machen können— aber wie das der Petermichl angab, war daran kein Zweifel. „So was kummt vor“, meinte er, mehr praktiſch als romantiſch Stellung nehmend.„Und warum ſoll man dem guten Manne nicht die Freude gönnen, und es war ein gutes Werk außerdem— wenn der ſo krank und ver⸗ laſſen war.“ Sehr zur Genugtuung Petermichls meinte er dann auch, das ſei keine Geſchichte, von der man viel herum⸗ ſpricht, denn das geht die übrigen Leute einen Schmarrn an. Das iſt eine Familienſach', und es genügt, wenn es innerhalb dieſer bleibt. Petermichl, in der Freude ſeines Herzens über den gelungenen Plan, überhörte den tieferen Sinn, den der Altmaier in das Wort„Familie“ legte und zwinkerte verſtohlen zu ſeiner Gundl hinüber, was heißen ſollte: „Alles in Ordnung“, worauf dieſe ihrerſeits auch ſehr vergnügt wurde. 1 0 Schließlich war die Geſchichte ja nicht einmal erlogen. Sie traf den Kern haargenau, und die näheren Umſtände, auf die kam es ja wirklich nicht an, dachte der gute Petermichl. 1 N Die Männer, die ſo rein zum G'ſpaß dem„G'ſchlader“, wie ſie den Kaffee nannten, nun alle Ehre angetan, waren über den üblichen ſüßen Kümmel zu anderen Spirituoſen übergegangen. Von da aber bis zum Heurigen war dann nur noch ein Schritt. Ferdl Höllriegel war inzwiſchen in jenes Stadium der Stillvergnügtheit gekommen, wo man ſich ſelbſt genügt. Zuerſt lockerte er den einen Weſtenknopf und kurz darauf den zweiten, ſteckte die Beine mit den karierten Hoſen weit von ſich und ließ ſeine feingewichſten Zugſtiefeletten ſamt den hochſtehenden Strupfen frei zur Anſicht geſtellt und faßte mit beiden Daumen in die Armlöcher ſeines Gilets, als wollte er ſich an ſich ſelbſt feſthalten.. 2 Es war ein Bild genußfrohen, wenn auch einiger⸗ maßen legeren Behagens. Seine Blicke wanderten in der Runde, glitten von der Wettl ab und blieben an ſeiner Nachbarin zur Rechten hängen, die niemand anders war als das feſche Fräul'n Mali Lohinger. „Hörſt, Wettl“, lallte er und machte verliebte Augerln, indem er ſeinen weitausladenden Schnauzbart unter⸗ nehmend ſtrich,„hörſt Madl, heunt' kummſt mir aber net aus! Heunt' ſagſt endli amal Ja! Verſtanden?“ Der Schalk blitzte auf in den Augen der übermüligen Mali. Der gute Ferdl, der hat was auf. Und ordentlich auch noch— Servus! Mit dem muß man ſich eine Hetz machen, aber ſchon eine hantige. Sie lehnte ſich zärtlich an ihn und wiſperte:„Was ſagſt denn allweil Wettl zu mir? Bin doch die Mili— dei' liebes, ſüßes Miltſcherl...“ 0 Ferdl knurrte, ging aber glatt in die Falle. Das kommt, wenn man die Weinſorten miſcht. So was ſollte man nie tun. Jetzt aber war's zu ſpät zu ſolchen Er⸗ wägungen.„Sag' ja, Miltſcherl— wirſt mei' goldiges Weiberl; ſollſt alles haben, was dein Herz begehrt— ſag' ja, Miltſcherl!“ Das letzte gröhlte er ſchon. Die Geſellſchaft war aufmerkſam geworden. Die ſchlimme Mali drückte ſich noch inniger an ſeine Schulter und warf den Tiſchgenoſſen einen verſtändnisinnigen Blick zu. Da braucht's nicht viel. Für eine Hetz war ein jeder zu haben, auch wenn nicht jeder mehr oder weniger ſchon im Schwung geweſen wäre. „Sag' i halt ja“, flötete die Maltſchi und hielt dem Freier die Hand hin. Aber es war keineswegs ihre Hand. Sondern— die dicke Mili war eben hinter ſie getreten, um etwas vom Tiſch abzuräumen.⸗ Mit einem Male wurde ihre ausgepolſterte Patſchhand gefaßt und dem ſäuſelnden Ferdl in die Fauſt gedrückt. Mili wußte nicht, wie ihr geſchah; da war die Mali ſchon von ihrem Sitz weggeſchlüpft und hatte ſie hingeſchubſt. Nun ſaßen ſie Hand in Hand, der Ferdl und die Mili, und die Ge— ſellſchaft ſchrie und johlte, und Vater Altmaier, der vor Lachen ſchon blaurot im Geſicht war, begann Tuſch zu ſingen: „Hoch ſoll'n ſie leben— dreimal hoch!“ Der Loisl und die Wettl waren viel zu ſehr von ihren eigenen Gedanken hingenommen, als daß ſie ſoſort die Situation erfaßt hätten. Auf den hölliſchen Wirbel hin wurden ſie aufmerkſam, und ſo melancholiſch können Wiener Kinder gar nicht gelaunt ſein, als daß ſie ſich ſo etwas entgehen ließen. N Die Wettl ſprang auf, lief mit ihrem Glas herzu und rief:„Hoch, hoch, hoch!“ Und dies brachte dem Ferdl Verderben, wenn man's ſo nehmen will. a Denn durch ihre Stimme gewiſſermaßen halb geweckt, war er nicht im mindeſten im Zweifel, vor der richtigen Schmiede zu ſtehen, faßte die Mili, die mehr tot als lebendig war, und halſte ſie mit beiden Armen, drückte ſie leidenſchaftlich an ſich und küßte ſie, daß es nur ſo ſchnalzte. Nun hätte ſich die Jungfer Mili, die doch kein heuriger Haſe war, ja ihrer Haut wehren können. Das fiel ihr aber gar nicht ein; denn dazu ſoufflierte die Mali Lo⸗ hinger, die hinter ihr ſtehengeblieben war, viel zu gut. Der Ferdl zog ſeinen großmächtigen Siegelring vom Zeigefinger, nahm die Rechte der Mili umſtändlich und ſchob nicht ohne einige Schwierigkeit den breiten Reif mit dem mächtigen Karneol an deren Ringfinger. Was jetzt folgte, bildete jahrzehntelang bei jedem Verſpruch den Geſprächsſtoff. Die Anweſenden, von Vater Altmaier angeführt, nahmen ihr Glas zur Hand, und es begann eine regelrechte Gratulation. Jeder drängte ſich herzu, ſtieß mit dem neugebackenen Braut⸗ paar an und Ferdl Höllriegl weinte dicke Tränen der Rührung. Einigermaßen ängſtlich war nur die Mili. Sie konnte ihres Glücks nicht froh werden, denn morgen war auch ein Tag. Und ſie wiſpelte es der Mali zu. Das hörte Vater Altmaier und flüſterte nun ſeinerſeits:„Laß mi nur mach'n, der kummt d'r net aus— laß mi nur mach' n...“ n Und in der Folge kam es auch tatſächlich ſo. Der eitle Ferdl hätte im Leben niemals zugeſtanden, daß er ſo einen „Mordsrauſch“ gehabt hat, wie es tatſächlich der Fall war, denn er war groß in Wetten abſchließen über ſeine unbeſiegbare Trinkfeſtigkeit. Und darauf hatte der liſtige Franz, ſein Spezi, gerechnet. Wer mit menſchlicher Eitel⸗ keit rechnet, behält immer recht. Einſtweilen aber war man noch beim alten Tage, wenn ſich der Uhrzeiger auch bedenklich der Geiſterſtunde näherte. Die Gundl hatte vor lauter Lachen ſchon Seitenſtechen. Ueberdies begann der kleine Otto Alois ſeine Serenade, wie allnächtlich um dieſe Zeit. Das wirkte dämpfend auf die entfeſſelten Lebensgeiſter, und die Mutter des jungen Erdenbürgers dachte ſich, wenn ihre lieben Gäſte nur ſchon wären, wo der Pfeffer wächſt. Die Tafel ſah aus, als ob ein Heuſchreckenſchwarm darüber hergeweſen wäre. Flaſchen und Faſſeln waren auch ſchon leer. ö Da hatte die verſtändige Mutter Altmaier eine gute Idee:„Herrſchaft'n und Leut'!“ rief ſie in ihrer ſchmück⸗ loſen, aber verſtändlichen Art,„halt's enk z'ſamm; mir gengan jetz'n übri zu die Altmaierſchen, dieweil's bei die Petermichlſchen eh nix mehr gibt...“ 5 N Eine dröhnende Lachſalve beantwortete dieſe wohl⸗ angebrachte Rede, und man fand, es war ſeit Stunden nichts Klügeres geredet worden als dies. Während man ſich mit Mänteln und Tüchern drapierte, war der Loiſl zur Wettl getreten. Es war das erſtemal, daß er ſie heute anſprach, denn ſchon die Sitzordnung hatte dies unmöglich gemacht:„Fräul'n Wettl, bitt' ſchön, kummens S' net a mit?“ Wettl ſchlug die Augen nieder.„Leider,'s geht net. 75 Kapral!'s is ſcho ſpät und i muß morgen zeitli urt. e ö ö 10(FTortſetzung folgt! 72 a N iſch. Viel reden mochte der Großbauer Ehren nicht, er fand, eine Ohrfeige ſei 110 beſte Erklärung für ſeinen hartherzigen Ent⸗ einem Sohne aus probierte. Der Ehriſtian, groß und rank wie ſein Vater, tat, wandte ſich gegen die Tür und rief zurück:„So, ſaßen Peter jetzt haſt's giſpürt, daß du ſie nit heirat'n irſt! Lachend reckte ſich der Sohn und 10 0 am Tiſche und zündeten ihre Pfeifen e. an.„So, 5 f ſagte zu Feier Leuz een e Sieht die Stille hinein.—„Was denn? 17„Mit „At ins der Fini.“—„Was is mit der Finie,—„Au, verlobt hab' i mi!“—„Was haſt du?“—„Ver⸗ eilenden Bruder ſeines Vaters:„S Ohelm, der Alte will ſich halt noch nit ins Ausgedinge zurückzieh'n. Wird ſich aber doch bequemen müſſn mit ſeine ſiebzig Jahr! Weißt', wenn er nicht bald nachgibt, dann fahr eines ſchönen Tag's eine Fuhre Steine und Ziegel her und bau! mir a Häusl für mi und die Sufl auf ſein Grund! Er wird ſchon nach⸗ geb'n.“—„Ja, Kreuzköpf' ſein mir halt alle in der Familie, mein Bruder und du und i. Nur mei Bua is aus der Art geſchlag en. Die letzten Worte begleitete ein Seufzer. Peter Lenz er⸗ hob ſich und überragte den ohnehin hoch⸗ gewachſenen, kräftigen Neffen um Hauptes⸗ länge.„Daß g'rad' mei Sohn ſo a Duckmäuſer ſein muß!“ Gallenbitter lam es ihm über die Lippen. Und mit Bewunderung maß er, den kühn⸗trotzigen Neffen.„Na ja, adjes halt. Drei Monate ſpäter machte der junge Chriſtian Hochzeit. b 1 Der Großbauer hatte ſich in das Alters⸗ ſtübchen begeben. Ein Kreuzkopf hatte den anderen beſiegt, ſo war es ſeit Generationen 8 ö ſein Sohn gingen bei eter Lenz und ſein Sohn 9 e e vom Hochzeitsfeſte nach Hauſe. Der Bauer war ärgerlich geſtimmt. Sein Sohn rückte nun langſam ins einunddreißigſte Jahr hinauf, und noch immer dachte er nicht 00 Heiraten. Der Bauer hätte gar zu gern einmal Auflehnung und Trotz geſehen, etwa wie bei Chriſtian. Peter Lenz war ein Kraftmenſch, eine Kämpfernatur, die ſich bei ewiger 91 träglichkeit nicht wohl fühlte. Schon ſein Weib, ſein lange betrauertes, bildſchönes Weib, war ſo eine Stille, Sanfte geweſen. Und Peter Lenz war der unerſchütterlichen Meinung, daß ſeine Ehe noch glücklicher geweſen wäre, wenn ſeine Weggefährtin den lauen Hausſrieven hin und wieder mit dem ſchmackhaften Salz eines Zwiſtes beſtreut hätte. Er mußte kleine Schar⸗ mützel ausfechten, Widerſpenſtige ducken und Sieger ſein. Daß Stille, Gehorſame ſich ohne zu murren ſeinem ſtarken Willen unterwarfen, genügte ihm nicht.„Guſt“, ſagte er und be⸗ trachtete in der bleichen Morgenluft das ſchöne Antlitz des Sohnes, das dieſer von der Mutter geerbt hatte.„Du wirſt heirat'n.“—„Wann's dir Giſpaß macht, Vata!“—„Biſt narriſch, Bug? Wie könnt's mir a G'ſpaß mach'n, wenn du heirat'ſt? Da wird's G'ſpaß ſchon auf deiner Seiten ſein!“—„J moan halt, wenn du 1 9 N d wen möchſt Ja, ich will's!“—„Na, und we bi un belegten— Peter Lenz war feſt entſchloſſen, jedem vorgebrachten Wunſch ein hartnäckiges„Nein“ e nur, um n willensſchwachen Sprößling einmal aus fene Dufelei hervorzulocken. Aber Guſt hatte eine brennenden Herzenswünſche.„Wen du willft, Vata!“ Damit legte er das Problem ſeiner Ehe in die Hände, denen er alle 10 zuerkannte.—„Sakra!“ Soviel Seel och e war dem Alten doch zu bunt.„Du wirſt doch a Madl hab'n, die du gern zur Bäuerin mach'n möcht!“—„Na!“ klang es treuherzig.„Dann mo 1 du's doch wifß ale. fee ſcheen daß der junge Bauer Lenz ſogar ſeine Leidenſchaft unter die Oberhoheit des Vaters zu ſtellen ge⸗ willt war. Der Alte fühlte ſich in 1 väter⸗ lichen Eitelkeit auf das tieffte verletzt:„Laus⸗ nit ſagſt!“ kam es ehrlich bewundernd zurück. Der Water ſchluckte mächtig.„Alſo du wirſt die ini heirat'n!“. Ange 6 von der Seite. Die Fini war eines der häßlichſten Mädchen im Dorfe. Jetzt würde der Bua endlich aufmucken.—„Wie du willſt, Vata!“ erwiderte der Guſt ſanft er⸗ geben. dieſe ihm widerwärtige Willensloſigkeit am lieb⸗ ſten geprügelt; aber er bezwang ſich und ſagte: „So geh' morgen hin und tu ihr ſchön!“— 4 2 Daß die Menſchen jetzt alle ſo langweilig und ſtroltunkuſlig waren! Kam der Burſche da aus ſeinem Blut? War das der Sohn des Peter Lenz, den man heute noch weit und breit den tmenſch“ nannte? „Du heirat'ſt ſie nit!“—„Je heirat ſie!“—„Kraftmenſch 1 10 ö. Seine Anſpielungen hielt ſie anfangs für lieb⸗ loſen Scherz, denn ſie hatte den Gedanken an schluß. Darin beſtand die Grundformel ſeiner eine Ehe längſt aufgegeben wie andere die j j j blitzenden Luftſchlöſſer 0 Erziehungstunſt die er nume Fed ge Aber die eee Augen, der ſchöne, warme Blick, den Guſt 15 der Mutter geerbt f a„beruhigten ſie bald. als ſei eine Fliege vorbeigeſchwirrt. Der Bauer hatte, beruh ſi Von Wilhelmine Baltineſter. Er maß ſeinen ſtillen Sohn Der Peter Lenz hätte den Sprößling für Is recht!“— Verſtimmt ſchwieg der Bauer. Guſt ging ſchon am folgenden Tage zu Fini. ihrer Kindheitstage. Ein paar Tage nach Chriſtians Hochzeitsſeſt N 1105 und ſein Sohn nach dem 1 wär' ſoweit, Vata!“ ſagte Guſt in — — ee eee eee eee . — ſchaut, hat's was Liab's im G'ſicht.“ Und Guſt bog den Kopf mit träumeriſchem Lächeln zur Seite, als ſäße das liebe Geſicht ihm ganz nahe.—„Haſt epper Feuer gangen? ereiſerte i ſich der Alte. s Madl is mei Braut.“— Mitleid mit den armſeligen, um tauſend „Nix Braut! Glei gehſt hin und machſt die Nichtigteiten ſtatt um das einzig Wichtige be⸗ dumme G'ſchicht rückgängig!“—„Kann, man ſorgten. von dieſen tauſend nichtigen Wichtig⸗ denn an Brauttuß rückgängig machen!“„ eiten aufgeriebenen Menſchen? Nein, nicht die Peter Lenz fühlte nicht ohne Behagen, daß er Spur davon. Reibt euch nur auf. Armſälinge. hübſch langſam in Kampflaune geriet. Er Aber leider merkt man's nicht, da ihr euch ja ſprang auf, ſetzte einen hölzernen Stuhl hart immer wieder durch euresgleichen erſetzt.— auf den Boden, daß es nur ſo krachte, und Mitleid dagegen, tiefſtes, innigſtes Mitleid mit ſchrie,„Werd' 0 1 coe ch zuruct. dieſen euren Kindern, die ihr zu euresgleichen ſch 11“— Der Sohn wich n macht. Schlag nur“, ſagte er ruhig„Aber i hab' nur macht 4 eme e intane dan; n 55 20 Warum die wenigſten Menſchen auf eine an⸗ i mein Ranzen und geh' auf an fremd'n Hof an 4 ürdige“(2) Weiſe eſſen 1 0 5 e ſtändige,„menſchenwürdige“(?) Weiſe eſſ arbeit'n. Werd' ſcho a Geld verdienen und lönneng Iſt das ſo schwere Es muß wohl der eee 6 kee nee Fall ſein, weil's ſelbſt die nicht erlernen, denen ant inan ee dar ma 42 Been renn: man's immer wieder vormacht. daß du nit folgſt!“—„Halt ja.“— Die Stimme i des Peter Lenz wurde auf einmal ganz weich. und milde; in ſolchen Flötentönen hatte er nur zu ſeiner ſchönen Braut geſprochen:„Denk“ doch, wie die Leut lach'n werd'n, wenn du die Fini nimmſt! Soa reicher, ſtrammer Bua! 7 „Darf denn a Hüßliche nit glücklich werd n; Und die Hauptſach' is, daß das Madl mir ge- fallt! J heirat' ſie, und baſta!“— Da dat der Bauer, was er ſeit der Geburt des Sohnes nicht getan hatte: er küßte ihn. Endlich 70 Ja, das war ſein Blut, das war ſein Bua! dür keine Nn tede. Eure Rede ſel. O0 f So kam die Fini auf den reichen Bauernhof. ſo bin ich Aus 1 Und in der Ehe wurde ſie ſogar noch etwas ö 5 15 8 Nichts hören die Leute lieber, als daß es dem Peter Lenz hat ſich im ſtillen nur langſam anden ku ch lecht kee. 5 damit verſöhnt, daß ſie keine Schönheit war; denn er gehörte zu jenen Männern, die in der. N 12 Jugend die ſchönſte Frau und im Alter, die Wer am Telephon etwas anderes beſpricht ſchönſte Schwiegertochter haben g pate als das Unvermeidliche, verdiente es, daß er in eine Eigenſchaft, die ſie ihm wert ma 11 85 ſo alle Ewigkeit mit ſich verbunden bliebe. Fini doch: einen unbändigen Trotz. nd 1 konnte Peter Lenz, der Kraftmenſch, dem Tode 1 ruhig entgegenſehen— die junge Lenz⸗Bäuerin Du biſt ſorglos? Egoiſt!— Du biſt beſorgt? würde ihren Söhnen einen neuen Schuß präch⸗ Egoiſt! tiger Starrköpfigkeit ins Blut mitgeben; denn 1 Nachdenllichlteiten. Von Richard von Schaukal. Mit jemand, den man nicht kennt, nur weil man mit ihm bekanntgeworden iſt, ein Geſpräch zu beginnen, iſt ein unverantwortlicher Angriff auf deſſen ſchon durch dieſes Bekanntwerden genugſam beläſtigte Einſamkeit.— Aber ich ver⸗ gaß, daß ihr einander nichts vorzuwerſen, weil nichts wegzunehmen habt, ihr Mehrſamen, ihr Allzuvielſamen! * lobt, haſt es mir ja ſo ang eſchafft.“—„Tepp font Verſtehſt denn kei G'ſpaß nit? Draus kann nix werd'n!“—„Js aber ſchon g'word nz ſie hat's der ganzen Verwandtſchaft derzählt. —„Du, das ſag' i dir, den Aſf'n bringſt mir nit ins Haus!“—„J moan halt, gar ſo häßlich is' eigentlich nit, Vata! Wenn man's ſo an⸗ dein! Alter hab' i ſchon a Vuzend fMadln den Kopf verdreht!“—„Was den eden ien dame batte de 5 Hunde ſind nur dadurch läſtig, daß ſie Men⸗ Sohn des Kraftmenſchen 1 fich fett der Auf⸗ ſchen gehören. 4 lehnung gewagt und fügte ſich jetzt der Fini, 5. e 1015 er ſich 1155 dem Vater gefügt hatte. von Zur Bildung muß man vorgebildet Mente der Geburt eines Enkels aber erhoffte der Peter das die Gnade iſt, die Menſchen Ace 10 Lenz alles; die Kraftmenſchen durften nicht unterſcheidet, bedeutet Bildung ſo ſelten e ausſterben in ſeinem Hauſe. Unterſcheidungsmerkmal. „Wiet“, ſagte das Entenkücken, als es aus der Schale kroch. Die ſchwarze Glucken⸗ mutter pluſterte ſich auf und ſah mit ſchie⸗ fem Kopf erſchrocken auf ihren jüngſten Sprößling. Komiſch, die ganze Brut war diesmal ſo ſchön ein⸗ heitlich ſchwarz aus⸗ gefallen, bloß dieſes letzte hier war gelb. Nun, ſo etwas kommt ſchließlich vor. Die Alte rückte die leeren r Schalen beiſeite und nahm das Kleine wieder unter ihre warmen Federn. Die anderen waren ſchon geſtern ausgekrochen, und Mutter Wagner hatte ſie gleich mit in die Küche genommen und in die warme Ofenröhre geſteckt. Die arme Hühnermutter bekam immer wieder einen heißen Schreck, wenn ihre Kleinen weggeholt wurden; dabei wußte ſie ſchon aus Erfahrung: war das letzte ausgekrochen, kamen auf einmal auch die anderen wieder zurück. Von draußen näherten ſich Schritte. Mutter Wagner war mit dem Melken fertig und wollte doch mal eben im Hühnerſtall nach dem Rechten ſehen. Da ſchaute unter den ſchwarzen Bruſt⸗ federn der alten Glucke vergnüglich das gelbe Köpfchen mit den blitzblanken Augen heraus, und wieder ſagte das Kleine„wiet“. Mutter Wagner ſchmunzelte und trug der Einfachheit halber gleich die ganze Kiſte in die warme Küche. Sieben von den kleinen ſchwarzen Kerlchen aus der Ofenröhre wurden wieder zu ihrer Mutter geſetzt; nur eins blieb noch in einem ſchön mit Heu und Federn ausgepolſterten Töpfchen und piepſte nun kläglich. 4 „Tante, guck mal! Den ganzen Krug habe ich vollgepflückt!“ Suſe, das Ferienkind, kam hereingeſtürzt mit blauem Schnabel, blauen Fingern und große blaue Flecke im Kleid. Stolz und unbekümmert über ſolche Kleinigkeiten, zeigte ſie ihr Gefäß, das tatſächlich bis oben hin voll Blaubeeren war. Die Tante wußte dieſe Arbeitsleiſtung bei dem Wildfang wohl zu ſchätzen.. „Na, komm her! Der Onkel hat dir auch was Schönes aus dem Walde mitgebracht! Siehſt du wohl— ein kleiner Rabe!“ Das„Rabenkücken“ im Topf fühlte ſich ſehr beleidigt und piepſte laut. Suſekind aber ſtand da, mit offenen Augen und offenem Mund, und fiel dann mit einem Jauchzer der Tante um den Hals: 1 „Du, den darf ich pflegen— ja? Und aufziehen— ja? Ach, du ſüßer kleiner Kerl! Ob der wohl ſprechen lernt?“ Nein— dieſer Seligkeit gegenüber konnte die Tante nicht weiterſchwindeln. ö „Na, komm, Kleines! Den Raben wollen wir lieber wieder zu den anderen ſetzen. Aber ein Pflegekind ſollſt du auch haben. Was ſagſt du denn hierzu?“ Sie hob das Tuch von der Kiſte. Suſe vergaß mit einem Schlage den großen Schmerz, daß der Rabe kein Rabe war. Die Henne war aufgeſtanden. Mit leiſem Glucken lockte ſie ihre Kinder in die Ecke, wo ein Schälchen mit Hirſe ſtand, und die acht molligen Rabenkinder purzelten eil⸗ fertig piepſend hinterher. In der anderen Ecke aber ſaß breit und ſelbſtbewußt das gelbe Kücken, rollte mit den Augen und ſagte wieder laut:„Wiet!“ „Sieh mal, das iſt das einzige Entlein, was wir in dieſem Jahre haben. Willſt du das als Pflegekind? Aber du mußt mir verſprechen, dich wirklich regelmäßig darum zu kümmern, ſonſt bleibt es bei der Klucke!“ „Oh, du!“ Suſe ſtrahlte. So einen ſchönen Kuß hatte die Tante während der ganzen Ferien noch nicht bekommen, Von da an waren ſie unzertrennlich.„Peterl“ gewöhnte ſich ſehr ſchnell an ſeine Pflegemutter und ſogar an ſeinen Namen. Ein wunderſchöner Stall hatte ſie Peterl gebaut; er fiel zwar zuerſt immer noch ein bißchen auseinander; als aber Franz, der Knecht, dann helfend eingriff, wurde noch ein wahrer Palaſt daraus. Ging ſie in den Garten, wackelte Peterl mit Kamen Bekannte, ſo wurde das Freundespaar in Freiheit dreſſiert vor⸗ geführt; da ſtaunten alle ſehr. Ein Frechdachs war der„Peterl“. Alles, was irgendwie freßbar erſchien, war nicht vor ihm ſicher. Er koſtete die Johannisbeeren, die durch das Drahtgitter in den Hof hingen, revidierte Hektors Hundenapf, und drängte beim Füttern unbarmherzig ſeine Stiefgeſchwiſter beiſeite. Als ein⸗ mal die Küchenſchürzen zum Trocknen über dem Zaun hingen, mußte ein Schürzenband daran glauben. Etwas empfand Suſe ſehr ſchmerzlich: daß ihr Pflegekind für ſeine Schwimmübungen nur den Brunnentrog zur Verfügung hatte. Ihr Angebot, ihn im Körbchen immer mit zum Badeſee zu ſchleppen, hatte die Tante rundweg abgelehnt. Da traute die Tante den beiden Helden doch zu wenig. Der See war groß und einſam; der Trog war entſchieden ſicherer für ſie! Kam dann aber einmal ein richtiger Gewitterregen und ſetzte den halben Hof unter Waſſer, war die Freude groß. In der allergrößten Pfütze zeigte das Enkelkind ſeine Künſte, und Suſe patſchte ſelig mit durch den Schlamm und Schmutz— bis ſie zum Schluß meiſt irgend⸗ wie ausglitt, und die Herrlichkeit damit ein heulendes Ende fand. So vergingen glückliche Wochen.„Peterl“ reckte ſich und bekam ſo ſachte den Stimmwechſel; aus dem kindlichen„wiet, wiet!“ wurde das tiefe„wak, wak!“ eines ehrſamen Entenjüng⸗ lings. Das gelbe Kinderkleid wandelte ſich langſam zu einem ſchneeweißen Prachtgewand, und aus dem niedlichen Enten⸗ kücken wurde ein Meiſterſtück ſeiner Raſſe. Trotz allem blieb die Freundſchaft innig wie zuvor. Einmal aber mußte Suſe doch wieder heimfahren. Wie gern hätte ſie ihr„Peterl“ mit⸗ enommen; aber was ſollte das arme Kerlchen in der Stadt? Vielleicht auf dem Balkon wohnen und in der Badewanne ſchwimmen? Nein, ſo vernünftig war ſie nun doch, ihm dann lieber die goldene Freiheit zu gönnen; aber es fiel ſehr ſchwer! Alſo blieb nur der Abſchied. Der wurde aber ſchließlich doch leichter, als alle gedacht hatten. Als Franz ſchon den Koffer auf den Wagen verſtaut hatte, rief Suſe noch einmal mit träuenerſtickter Stimme:„Peterl, Peterl!“ Er kam auch ſofort, aber wie! Die duftige Ecke hinter dem Schweineſtall lockte eben ummer noch, ſo ſchnell läßt man ſeine Jugendtorheiten ja auch nicht ſein. Die weiße Heldenbruſt ſchmutbeſchmiert. um den 2 2 8 0 7 2 2 7 e ee 4 S 15* 5 9 0 Schnabel herum tropfte noch das duftige Naß; ſo kam er eil⸗ fettig und mit blinzelnden Aeuglein über den Hof gewackelt: „Wak, wak!“ Das hatte er doch wieder einmal fein gemacht: in dem jubelnden Gelächter über ſeinen Aufzug kam eine traurige Stimmung gar nicht auf! Im Herbſt bekam Suſe eine große Apfelkiſte, und obenauf lagen, mit einem roten Bändchen zuſammengebunden, drei ſchneeweiße Federn. Das war„Peterls“ Abſchiedsgruß! Onkel Werner. Wie wir die Geſchwindigkeit einer Gewehrkugel meſſen können. Wenn wir von den Strahlen der verſchiedenſten Arten, die alle ausnahmslos eine enorme Geſchwindigkeit beſitzen, ab⸗ ſehen, ſo haben vor allem die Geſchoſſe eine ſehr hohe Flug⸗ geſchwindigkeit. Ja, es iſt ſogar die größte Geſchwindigkeit, die wir von bewegten Körpern auf der Erde überhaupt kennen. Wie groß die Schußgeſchwindigkeit der einzelnen Geſchoſſe im allgemeinen iſt, ſoll uns hier nicht weiter intereſſieren, da die Geſchwindigkeit ja abhängig iſt von der Kraft, die wir dem Geſchoß durch das Gewehr erteilen, und dieſe iſt natürlich bei einem Geſchütz anders als bei einem Gewehr, hängt alſo von der Dimenſion der Maße des Geſchoſſes ab. Im folgenden ſoll jetzt kurz eine Verſuchsanordnung be⸗ ſchrieben werden, mit deren Hilfe es ganz leicht iſt, die Abſchuß⸗ f geſchwindigkeit der Gewehrkugel zu be⸗ ſtimmen. Auch wer kein Teſching oder Luftgewehr beſitzt, wird es ebenſo intereſſant finden, einmal zu erfahren, wie man mit ganz einfachen Mitteln größere Geſchwin⸗ digkeiten meſſen kann. Wir ſchneiden uns aus weißem Karton zwei Kreis⸗ ſcheiben vom Durch⸗ nieſſer 30 bis 40 em und befeſtigen ſie auf einer gemein⸗ ſamen Achſe, die drehbar ſein muß. Vielleicht findet ſich ſchon in einer Werk⸗ ſtatt ſo eine Vor⸗ richtung, die man ohne große Um⸗ bauten dazu benutzen kann(Drehbank). Abſtand der Scheiben ſoll genau ein Meter betragen, wird er kleiner gewählt, iſt dies dann auch bei der Rechnung zu berückſichtigen. Jetzt ſetzen wir einen kleinen Motor davor und bringen durch daeſen die Achſe ſamt den Scheiben in Rotation. Die Tourenzahl(Umdrehung des Motors je Minute) müſſen wir kennen. Sie iſt zumeiſt auf dem Motor ſelbſt angegeben, andernfalls laſſen wir ſie uns von einem Motortechniker feſtſtellen. Und nun der Verſuch ſelbſt! Scheiben und Achſen rotieren mit großer Geſchwindigkeit; wir wollen hier im Beiſpiel 1500 Umdrehungen je Minute annehmen. Die Schußwaffe bringen wir nahe an die eine Scheibe und ſchießen während der Rotation in gerader Richtung durch beide Scheiben hindurch. Das iſt alles! Nun beginnt die Rechnung, die aber ebenfalls ganz einfach iſt, ſofern man ſie— wie hier— großzügig durch⸗ führt. Wir markieren uns den Einſchuß an der erſten Scheibe (A), er liegt auf dem Radius OD. Suchen wir nun den Ein⸗ ſchuß auf der zweiten Scheibe, ſo finden wir, daß dieſer nicht dem Loch A gegenüber liegt, ſondern ein wenig nach der Seite liegt(B auf dem Radius E). Die zweite Scheibe hat ſich alſo, während die Kugel den Meterzwiſchenraum durchflogen hat, ein wenig gedreht. EF iſt parallel zu CD. Wir ſtellen jetzt ſeſt, wie groß das Stück E iſt in bezug auf die Kreisſcheibe. Es ſoll hier ein Achtelkreis ſein. Die erſte Schlußfolgerung lautet: In der Zeit, in der die Kugel von der erſten Scheibe an den Weg von einem Meter zurückgelegt hat, wurde die zweite Scheibe um ein Achtel ihres Umfangs gedreht. Die Scheibe hat 1500 Umdrehungen je Minute. Die Scheibe hat 25 Umdrehungen je Sekunde. Eine Umdrehung dauert 8 Sekunde. 5 Eine Achtelumdrehung dauert ¼00 Umdrehung. In dieſer ½0 Sekunde hat die Kugel aber gerade einen Meter zurückgelegt, alſo hat ſie eine Geſchwindigkeit von 200 Metern je Sekunde. Die Rechnung ſtimmt nicht ganz genau. Wer ein guter Mathematiker iſt, weiß natürlich, woran das liegt, und wird es ohne weiteres auch genauer durchführen können, wenn er den Kreisausſchnitt nicht abſchätzt, ſondern genau 1 Fritz Peil. Chineſiſches Labyrinth. das in der Naſenſpitze endigt. 65 9655 0 7 N. S 7 7 W 5 rn. 0 n N 8 Rätsel, die jeder löſen kann. N Vier„Tierbezeichnungen“(Vergleiche) ſind in dieſen vier Illu⸗ ſtrationen enthalten. Denkt einmal ein wenig nach und ver⸗ ſucht, die einzelnen Wörter richtig auszufüllen. ougndun nos e unnannepugz c jodogcpocßß: Bunge ijln Wie Schmutzlieſe Sauberkeit lernte. Ein guter, alter Herr hatte eine Nichte in ſein Haus auf⸗ genommen, die die Hausarbeit verrichten ſollte. Aber Lieſe, ſo hieß das junge Mädchen, vernachläſſigte ihre Pflichten. Das kleine Haus verſchmutzte vom Keller bis hinauf zum Boden. Ueberall lag in den Ecken Staub umher; die Dielen wurden nicht geſcheuert, auf der Treppe lag der Schmutz. Der alte Herr bat ſeine Nichte oftmals, doch endlich einmal mit einer durch⸗ greifenden Säuberung zu beginnen. Aber die Nichte hatte immer eine Ausrede bei der Hand. Da den alten Mann die Waiſe dauerte, hatte er Geduld. Als aber ſogar Teller und Schüſſeln die Sauberkeit vermiſſen ließen, rief er eines Tages ſeine Nichte Lieſe zu ſich und ſagte ernſt: f 1 0 habe heute früh auf der Treppe eine große Ratte ge⸗ ehen!“ „Was? rie die Lieſe. 10 „Nur Ruhe!“ ſagte der alte Herr, und ſtrich ſich den weißen Bart.„Eine Ratte iſt noch kein Löwe. Die Ratte liebt nur Orte, die recht unſauber ſind. Je unſauberer ein Haus iſt, deſto wohler fühlt ſich das Tier, Und dann?— Wo willſt du hin, wenn du hier wegziehſt? Zu Tante Charlotte?“ „Puh!“ rief Lieſe und ſchüttelte ſich.„Bei der muß man ja dich 1 Tag ſchrubben und fegen! Das wäre nichts für mich! „Nun alſo!“ rief der Onkel.„Und nun wollen wir einmal ſehen, ob wir die Ratte nicht aus unſerem Haus vertreiben können!“ „Aber wenn ſie mich beißt?“ fragte Lieſe. „Ich bleibe an deiner Seite mit meiner Piſtole!“ lachte der Onkel.„Vor allem aber, Lieſe, mußt du das bißchen Schmutz, das da und dort im Hauſe liegen mag, fortſchaffen!“ Und Lieſe ging und holte einen Eimer heißes Waſſer, einen neuen Scheuerlappen und einen Schrubber. Und mit Feuer⸗ eifer machte Lieſe zuerſt ihre kleine Stube rein. Nach einer Stunde blitzte ſie vor Sauberkeit. Dann kam des Onkels Zimmer dran. Hier hatte Lieſe große Angſt, weil es in einer Ecke kniſterte. Aber der alte Onkel ſtand ja mit der geladenen Piſtole dabei, bereit, die Ratte, falls ſie ſich ſehen laſſen ſollte, ſofort totzuſchießen. Die anderen Räume folgten, und ſchließ⸗ lich kam der Keller dran. Hier hatte Lieſe große Furcht vor der Ratte.„Wirſt du auch hier allein fertig mit dem Tier. Onkel?“ fragte ſie ängſtlich. „Nun“, meinte der,„ich kann ja noch den Förſter Bräkel mit ſeiner Flinte holen!“ Aber als Lieſe den Haufen Schmutz ſah, der da im Keller lag, ſtimmte ſie raſch zu, daß der Onkel allein bei ihr bleibe. In zwei Stunden war der Keller ſauber; man konnte vom Boden eſſen, ſo rein war er geworden. Und oben unter dem Dach ſchien die Sonne in blitzblanke Ecken.„So!“ ſagte der Onkel ſchließlich und hing ſeine Piſtole wieder an die e„Jetzt wird ſich wohl keine Ratte mehr bei uns ſehen aſſen!“ „Zu was nur die Beſtien auf der Welt ſind?“ ſagte Lieſe und— freute ſich, daß alles ſo ſauber geworden war; ſogar die Teller und Töpfe. „Sie ſcheinen mir gar nicht ſo zwecklos zu ſein, die Ratten!“ antwortete der Onkel. Dann ſteckte er ſeine Naſe in ein Buch und lachte. Er hatte nämlich gar keine Ratte geſehen! Aber jetzt hielt Lieſe das Haus ſauber. Mit Ratten wollte ſie nichts zu tun haben. a Peter Prior. Eine Ratte im Haus? Ich ziehe aus!“ Und zum Schluß 50 „Onkel Heinrich“ als Zeichenaufgabe. ie fugen Wichſenſteiner. Ein Schwank von F. Gebhardt. Die Wichſenſteiner ſind von jeher vorſorgliche Leute ge⸗ weſen und ſind es noch, wie ja das Beiſpiel des Bürgermeiſters zeigt, der vom Ausſichtsgipfel des Felſens die neue Kupfer⸗ platte mit den Namen der Rundſicht, die, die Fremden zu be⸗ lehren, geſtiftet wurde, alsbald herabnehmen und verwahren ließ, damit ſie nicht von Dieben hinweggeſtohlen würde. Vor Zeiten hatte ein Wichſenſteiner einmal ein neues Haus gebaut und die Balken daran ſchön hellgrün anmalen laſſen. Wie nun das Haus ſo ſauber und freundlich daſtand und er es ſich beſchaute, kam ein Nachbar vorüber: der ſprach, indem er bedenklich die Stirn kraus zog: „Ja, ja, es ſchaut fein ſauber aus, das Häusle. Wenn es hier oben nur nicht gar ſo oft wetterte und regnete, und die feine grüne Farbe deswegen wohl gar bald abgewaſchen und verblichen ſein mag!“ „Ach wohl, Gevatter“, nickte der Hausherr.„Aber, was ſoll man dagegen machen?“ Der andere meinte ernſthaft:„Wenn ich's wär', ich wüßt) wohl, wie ich's hinderte. Ich deckte das ſchöne Grün wohl mit einer anderen Farbe, damit es keinen Schaden nehme.“ „Du haſt recht, Gevatter“, ſprach der erſte, ging hin und holte weiße Kalkfarbe und überſtrich damit das ganze Grün, ſo daß nichts mehr davon zu ſehen war. Und ſo bewahrte er es denn vor dem Verblaſſen. Derſelbe Mann begehrte, bei ſeinem Hauſe einen eigenen Brunnen zu haben, damit er nicht immer um Waſſer zum Nachbar gehen müſſe. Er grub alſo ein Loch, bis es ihn tief genug dünkte, machte die Wände ſchön glatt und mauerte ſie auch aus. Aber Waſſer war noch nicht darinnen. „Es wird ſich ſchon hinziehen“, tröſtete er ſich. Es geſchah nun, daß in der Nacht ein ſtarker Regen fiel, und am Morgen war die Brunnengrube ſchön voll Waſſer. Als aber das, was ſich geſammelt hatte, verbraucht war, lag ſie trocken da wie zuvor. „Das Waſſer muß ſich erſt hingewöhnen“, ſagte nun auch der Nachbar.„Waſſer zieht Waſſer an— trage nur erſt etwas hinein.“ So füllte der Bauer nun im Schweiße ſeines Angeſichts ſeinen Brunnen aus dem des Nachbars, und das hat er noch manchen Tag nach Wochen und Monden tun müſſen, wenn ihm das Waſſer wieder ausging, bis er merkte, daß er irgend etwas bei dem Brunnen verſehen habe. Weil er aber nicht heraus⸗ bekam, was, ſo ließ er die Grube endlich verfallen und begnügte ſich mit des Nachbars Brunnen.— Da war auch eine Frau, deren Kuh immer reichlich Milch gab, und ſie hatte oft eine ganze Bütte voll übrig ſtehen. Aber da kam dann immer die Katze und naſchte davon, und es half nichts, daß man ſie wegtrieb— ſie kam immer wieder. Das klagte die Frau einmal der Nachbarin. Die ſagte: „Stünde da keine Bütte mit Milch, ſo würde die Katze wohl nicht naſchen.“ Das iſt richtig!, dachte die Frau bei ſich. Seither goß ſie alle Milch, die ſie nicht verbrauchte, in den Spülicht— und nun brauchte ſie ſich über die Naſchhaftigkeit der Katze nicht mehr zu ärgern.— Eines Tages ging derjenige, der ſeinem Gevatter ſo weiſen Rat beim Hausbau gegeben hatte, über ein Feld. Da ſah er, wie ein anderer Wichſenſteiner eifrig mit der Senſe Korn ab⸗ mähte, wiewohl das noch gar nicht die Reife hatte. „Warum ſchneideſt du ſchon? Die Halme ſind ja ſchier noch grün!“ fragte er den Mäher erſtaunt. Dieſer entgegnete:„Letzten Sommer haben mir die Wald⸗ tauben ſo gar viel Körner ausgefreſſen, als das Getreide reif war. Das ſoll mir heuer nicht wieder geſchehen— darum ſchneide ich jetzt ſchon.“ „Du tuſt klug“. meinte nachdenklich der andere.„Da habe ich am Hofzaun einen Apfelbaum; der iſt über und über voll Aepfel. Sind die erſt reif, ſo ſtehlen mir die Buben doch alle, ſoweit ſie an den unteren Aeſten hängen. Aber nun weiß ich, wie ich mich davor bewahren kann!“ Und er ging hin, nahm eine Säge und ſägte alle Aeſte unten herum ab, wiewohl die Aepfel daran noch ganz grün und hart waren. Da hatten die diebiſchen Dorfbuben freilich das Nach⸗ ſehen, wie auch die Tauben bei dem Kornfeld. „Piefke, nenne mir ſchnell vier Raubtiere.“ „Der Wolf, der Tiger und———“ „Nun? Noch zwei!“ „Und— und— zwei Löwen.“ „Nun habe ich geglaubt, meine Gicht wäre weg— und nun geht es ſchon wieder los!“ Wo bleibt der Stiefel? „Ich habe heute früh ä Stiefel geangelt und ſitze nun ſchon den gan⸗ zen Tag da, daß ich den andern kriege— der ſcheint aber nicht anzu⸗ beißen.“ e 11115 7 1. Der friſchgebackene Telephonbeſitzer. „Rufen Sie mich ge⸗ legentlich an.“ „Haben Sie denn ein Telephon?“ 5 „Das wiſſen Sie nicht? Ja, leſen Sie denn kein Telephonbuch?“ F. . Struppes. entdecke ich, daß wir Sie We Fatale Bereitwilligkeit. * 1 ö 3 9 „Sie ſind Zeuge, daß mich der Herr einen Ochſen genannt hat.“ „Jawohl,. das werde ich vor Gericht mit Freuden beſtättgen.“ Er ſorgt vor! Gefängnisdirektor: „Denken Sie ſich nur das Malheur, Piefke. Eben ſchon drei Wochen zu lange hierbehalten haben. Es tut mir wirklich leid!“ Piefke:„Is ja ooch weiter nich ſchlimm, Herr Direktor; die drei Wochen ziehen Sie det nächſte Mal wieder ab!“ hrer(nach eben beendigter Ferienzeit zum Schulrat): „Ich bitte um acht Tage Urlaub!“ chulrat:„Zu welchem Zweck?“ ehrer:„Ich möchte heiraten.“ l gema 3. Warum haben Sie denn das nicht in den Ferien gemacht? g 1 0„Ich wollte mir die Ferien damit nicht ver⸗ erben! Schluppes hilft der Polizei! Ein engliſcher Arzt, der lange Jahre hindurch das Geheimnis der Nahrungsmittelverdauung ſtudiert hat, ließ kürzlich über ſeine dabei ge⸗ machten Feſtſtellungen eine Schrift erſcheinen. In derſelben hebt er hervor, daß heftige Ge⸗ räuſche die Verdauung erheblich ſtören. Er ſchimpft gegen die üble Gewohnheit, daß viele Leute während des Eſſens das Radio oder ein Grammophon ſpielen laſſen. Auch verſteht er es nicht, daß die Leute, die in einem Reſtaurant, wo während der Eſſenszeit eine Jazzbandmuſik erſchallt, ihre Mahlzeit einnehmen, ſich hier⸗ über nicht beſchweren. Wer ſich eine gute Ver⸗ dauung und eine dauernde Geſundheit ſichern wolle, der müſſe, ſo behauptet der engliſche Arzt, in größter Ruhe eſſen. * Der franzöſiſche Arzt Dr. Laumonier glaubt, daß der menſchliche Organismus gegenüber den Infektionskrankheiten allmählich immun wird. Schon jetzt befallen uns die Krankheiten mit wechſelnder Stärke; im allgemeinen treten ſie weniger heftig auf. Vielleicht iſt das ein Vorläufer für deren völliges Verſchwinden, dank der Tatſache, daß wir uns an ſie gewöhnt haben, wie wir uns an viele Krankheitskeime gewöhnt haben, die uns nichts mehr antun können. * In einem Kubikmillimeter normalen menſch⸗ lichen Blutes, das heißt alſo in einem kleinen Blutwürſel von einem Millimeter Kantenlänge, ſind beim Manne etwa 5, beim Weibe etwa 4% Millionen roter Blutkörperchen enthalten. Wenn man die Geſamtmenge des Blutes mit, ungefähr 5 bis 6 Liter beim Erwachſenen an⸗ nimmt, ſo ergibt ſich die Rieſenzahl von etwa 25 bis 30 Billionen(25 000 000 000 000 bis 30 000 000 000 000) roter Blutkörperchen im ſtrömenden Blut! Die weißen Blutkörperchen ſind erheblich weniger zahlreich; im Kubikmilli⸗ meter ſind bei geſundem Menſchenblut etwa 8000 enthalten. 0 Manche Bakterien, wie der Exreger des Milz⸗ brandes und derjenige der Fleiſchvergiftung, vermehren 1 außer durch einfache Teilung auch durch Bildung von ſogenannten Sporen. Dieſe Sporen ſind Dauerformen und gegen äußere Einflüſſe, wie Hitze und Kälte, Aus⸗ trocknen und ſo weiter äußerſt widerſtands⸗ fähig, daher ſehr ſchwer zu zerſtören. Sie können unter anderem wochenlang der Kälte, der flüſſigen Luft— etwa 180 bis 200 Grad unter Null— Widerſtand leiſten. Trockene Hitze von 150 Grad tötet ſie erſt in vier Stunden. * Schon im Altertum war die Vorſtellung auf⸗ getaucht, daß winzig kleine Lebeweſen, die mit bloßem Auge nicht zu ſehen ſind, Krankheiten hervorrufen. Im erſten Jahrhundert vor Chriſti Geburt ſchrieb der römiſche Schriftſteller Varro:„An feuchten Orten wachſen ganz kleine Tierchen, die man nicht mit den Augen wahr⸗ nehmen kann, die mit der Luft durch Mund und Naſe in den Körper gelangen und ſchwere Krankheiten hervorrufen.“ Der erſte mikro⸗ ſtopiſch kleine Erreger einer Krankheit wurde 1887 entdeckt, von dem Italiener Baſſi; es war ein Fadenpilz, der eine Krankheit der Seiden⸗ raupe verſchuldet. Im Jahre 1845 wurde durch Villemin bewieſen, daß die Tuberkuloſe über⸗ tragbar iſt; man hatte ſie bis dahin für eine Konſtitutionskrankheit gehalten. Was muß jeder vom geſetzlichen Güterrecht wiſſen? Den Ehegatten ſteht es frei, ihre Vermögens— verhältniſſe untereinander durch einen be⸗ ſonderen Vertrag, den Ehevertrag, beliebig zu regeln. Iſt eine ſolche vertragliche Regelung nicht erfolgt, wie es zumeiſt der Fall iſt, ſo tritt das geſetzliche Güterrecht des Bürgerlichen Geſetzbuches in Kraft. Bei dieſem Güterrecht bleiben Mannes- und Frauenvermögen ge— trennte Gütermaſſen. Je nachdem hierbei das Frauengut der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen iſt oder nicht, unter⸗ ſcheidet man zwiſchen der Verwaltungsgemein⸗ Bei der Ver⸗ ſchaft und der Gütertrennung. sch eßung nicht berührt, bleibt alſo zur aus⸗ 0 maſſen: das Vermögen des Mannes und das 197 eingebrachtem Gut und Vorbehaltsgut zu⸗ mögen des Mannes wird durch die Ehe⸗ ließlichen Verfügung desſelben. Eingebrach⸗ tles Gut iſt das Vermögen der Frau, das ſie bei der Eheſchließung beſitzt, alſo in die Ehe einbringt, ſowie alles weitere Vermögen, das ſie während der Ehe erwirbt. Es iſt und bleibt Eigentum der Frau; der Mann hat 180 An⸗ ſpruch auf den Beſitz, die Verwaltung und utznießung des eingebrachten Gutes. Zum ee der Frau gehört alles, was aus⸗ schließlich zu ihrem perſönlichen Gebrauch be⸗ ſtimmt iſt, insbeſondere Kleider, Schmuckſachen und Arbeitsgeräte. Fernerhin das, was die Frau durch ihre Arbeit erwirbt oder was durch E evertrag für Vorbehaltsgut erklärt iſt. Er⸗ wirbt die Frau Vermögensſtücke durch Erb⸗ folge, Vermächtnis, als Pflichtteil oder als Schentung, ſo rechnen dieſe zum Vorbehaltsgut, wenn der Zuwendende es ausdrücklich be⸗ ſtimmt. Hierüber verfügt die Frau allein und N gabe 0 wenn eine minder⸗ 9153 0 en Frau 5 Das Ver⸗ fue de e ee Dasſelbe gilt, wenn die Verwaltung und Nutz⸗ nießung des Mannes auf Klage der Frau hin aufgehoben wird. Jedem der Ehegatten ſteht dann das Verwaltungs⸗ und Nutznießungsrecht ſeines Vermögens ſelbſtändi trennung iſt Dritten gegenüber nur wirkſam, wenn ſie in das Güterrechtsregiſter des zu⸗ ſtändigen Amtsgerichts eingetragen worden iſt. Vom Belegen freier Stühle. im Hinblick auf die bereits einſetzende Re an erhöhtem Intereſſe gewinnt. anöv im Eiſenbahnabteil ſind bekannt; man läßt ſich jetzt kaum mehr von ausgebreit und verſtreuten Gepäckſtücken über die Jen! der anweſenden Fahrgäſte täuſchen, abgeſehen von der Feſtſtellung, daß das Publikum in dieſer ohne Einwilligung ihres geſetz⸗ en Vertreters(Vater, Vormund) heiratet. zu. Die Güter⸗ Ein Kapitel zur Reiſezeit. Es iſt ein ſtets aktuelles Kapitel, das A ſezeit Die Manöver eten Tüchern Zypreſſen. verwaltet ihr Vorbehaltsgut ſelbſt; die Ver⸗ waltung und Nutznießung des Mannes iſt alſo ausgeſchloſſen. Der Mann hat das eingebrachte Gut ord⸗ nungsmäßig zu verwalten und der Frau auf Verlangen über den Stand der Verwaltung Auskunft zu erteilen. Auch iſt er verpflichtet, die Koſten eines von der Frau geführten Rechtsſtreites zu tragen. Der Gatte darf auch im allgemeinen nicht ohne die Zuſtimmung der rau über das eingebrachte Gut verfügen, ins⸗ eſondere nicht über ein Grundſtück der Frau. Verweigert ſie ohne ausreichenden Grund ihre Zuſtimmung zu einem Rechtsgeſchäft, das zur ordnungsmäßigen Verwaltung des eingebrach⸗ ten Gutes erforderlich iſt, ſo kann die Zuſtim⸗ mung auf Antrag des Mannes durch das Vor⸗ mundſchaftsgericht erſetzt werden. Ueber Geld und andere verbrauchte Sachen iſt der Mann auch ohne Zuſtimmung der Frau verfügungs⸗ berechtigt; für Verwendungen zum eigenen Be⸗ darf iſt er erſatzpflichtig. Aus dem Geſagten geht ſchon hervor, daß die Frau zur Verfügung über eingebrachtes Gut der Einwilligung des Mannes bedarf. Ein durch die Frau vor⸗ genommenes Rechtsgeſchäft, durch das die Frau über ihr eingebrachtes Gut verfügt, iſt ohne Einwilligung des Mannes unwirkſam. Wie ſteht es nun mit der Schuldenhaftung? Für die Schulden des Mannes haftet allein ſein Vermögen; ſeine Gläubiger können alſo nicht Befriedigung aus dem eingebrachten Gut ver⸗ langen. Hat nun die Frau Schulden, ſo haftet allein ihr Vermögen, alſo eingebrachtes Gut wie Vorbehaltsgut. Da das eingebrachte Gut bei nicht ordnungsmäßiger Verwaltung durch berechtigt, gegen den Mann auf Aufhebung der Verwaltung und Nutznießung des eingebrachten waltungsgemeinſchaft gibt es drei Vermögens— „Siehſt du, Paula, das ſind Bienien! So heißen hierzulande die Babbeln!“ den Mann Schaden exleiden kann, iſt die Frau. Beziehung ſeit den ſchweren Nachkriegsjahren duldſamer und toleranter geworden iſt. In den großſtädtiſchen Gaſtſtätten und Kon⸗ ertlotkalen wird dem Unfug vom ſtundenlangen Reſervieren freier Plätze durch die Herren Ge⸗ ſchäftsführer wirkſam vorgebeugt, denn ſie aben ein ſcharfes Auge auf jeden verfügbaren tuhl, beſonders um die Stunden der Haupt⸗ mahlzeiten. In Badeorten aber, wo man dem Kurgaſt weiteſtgehend entgegenzukommen ſchaſt⸗ kann man auf dem Gebiet dieſer geſellſchaft⸗ lichen Unzuträglichkeit die beſten Studien machen. N Um gerecht zu ſein und bei der Wahrheit zu bleiben, kann man nicht umhin. der Herxen⸗ welt ein lobendes Zeugnis auszuſtellen, während die Weiblichkeit ſich hier mit einer minderen Zenſur begnügen muß. Damen haben, wie man weiß, ihre Launen und Stimmungen; manchmal ſind ſie zu Geſellſchaft aufgelegt, manchmal auch nicht. Es kann dann vorkommen, daß eine Frau die Stühle an ihrem Tiſch um⸗ legt und ſie für„Späterkommende“., die nie⸗ mals kommen, reſerviert. Es iſt erſtaunlich, mit welcher Selbſtſicherheit ſolche kleinen Manöver in Szene geſetzt werden, bei denen die Ausführende ſich gar nicht klar macht, wie ſehr ſie mit ihrem Beginnen den Wirt ſchädigt, beſonders bei Ueberfüllung des Lokals. Man kann hier von routinierten, beſonders ge⸗ wandten„Platzhalterinnen“ ſprechen, und von weniger gewandten, die im letzten Moment einer liebenswürdigen Anfrage:„Geſtatten Sie, iſt der Stuhl frei“, ihrem beſſeren Inſtinkt nachgeben und die Legende von der zu er⸗ wartenden Geſellſchaft nicht aufrechterhalten. Aber auch dann, wenn Vater, Mutter, Brüder oder Schweſtern, auch Freunde oder Bekannte wirklich eintreffen, bedeutet es einen Gutes zu klagen. Verſtoß gegen die geſellſchaftliche Ordnung, freie Stühle übermäßig lang kann daher in manchen Lotalen das leſen, daß es nicht geſtattet iſt, bis über den Beginn eines Konzerts hinau vieren. Auf Kurpromenaden halterinnen von zutreffen e! keinen Geſchäftsführer, der dem Rechten ſieht. Aber die Damen überlegen auch nicht, wie verletzend es für den abgewieſe⸗ nen Beobachter iſt, der ſehen muß, daß der Stuhl leer blieb, den man ihm vorenthielt. Herren begehen 0 Taktloſigkeiten niemals, weil bei ihnen, ſchlecht gegenüber, trotz aller Gleichberechtigung, im gegebenen Moment die Galanterie ſiegt. 1 man as Verbot ätze zu reſer⸗ b id die Platz⸗ rofeſſion am ber an⸗ denn hier gibt es keinen Kellner und elegentlich nach eſonders dem weiblichen Ge⸗ Drei Viergeiler. Liebes Herze, hab' nicht immer„recht“. Immer„recht zu haben“ ſteht dir ſchlecht, Sonſt biſt du der eig'nen Weisheit Knecht, Und wer's Recht hat, hat nicht immer recht! * Eine fromme Lüge darfſt du wagen, Mußt zuvor dein eig'nes Herz nur fragen; Wie geſchähe dir, wenn man's ins Herz dir f ſenkte, Eine Wahrheit, die dich tödlich kränkte? d. Ein ſein empfindſam, reines Herze trägt An einer kleinen Schuld, als ob ſie Zentner wägt— Den wahren Uebeltäter ſtört es nicht, Ob auch an ſeiner Schuld ein Menſchenherz zerbricht. Jutta Kracht. Maroſchanische Sprüche. Des Löwen Brüllen fürchte nicht; Die Schlange brüllt nicht, die dich ſticht. * Wer mit goldenen Pfeilen ſchießen will, ſoll erſt für einen ſilbernen Bogen ſorgen. 1 Säe niemals aus, was du nicht ernten willſt. * Wem Gott eine Krone zugedacht hat, dem bietet der Teufel Frieden an. 8. Es kommt nicht darauf an, wieviel Feinde du haſt, ſondern wie viele da dafür hältſt. Nalssl che Ergänzungsrätſel 0 8 0 n e-W Die Buchſtaben: a a C dde eee FN gg hiiiikkRk II n n O p 0 v WW Z. ſind in die leeren Felder des Diagramms der⸗ art einzutragen, daß ſich in den waagrechten Reihen neun Wörter ſolgender Bedeutung er⸗ geben: 1. Gipfel der Finſteraarhorn⸗Gruppe, 2. Ur⸗ nen, 3. Handwerker der Kleiderbranche, 4. Ab⸗ nutzung, 5. Meeresſäugetier(Tümmler), 6 Unterrichtsgebäude, 7. Schalentier, 8. gläſerner Behälter, 9. Gratulation. Beſuchskartenrätſel. i 1 1 00 . 1 u Was iſt dieſer Herr von Beruf? N. Rütterrer Hof Logogriph. Zum Leben weckt's mit a der Sonne Strahl, dann gaukelt's fröhlich durch das Blütental, um ſtill im Kuß der Blume zu vergeh'n. Doch wenn verſchonen ſoll uns jedesmal der Kaffeeſatz, dann bleibt uns keine Wahl, als daß es möcht' mit i zu Dienſten steh'n. Uns aber grauſet, wenn wir nun die Zahl der Aermſten, die mit o der Hölle Qual, erduldet, noch im Geiſte vor uns ſeh'n. Auflöſung des„Ergänzungsrärſels“! r In 8 e s en 8 1 20 8 2 n 8 ⏑ fF⏑f, WGS r„s * 5 Auflöſung des„Beſuchskartenrätſels“ Rottenführer. g* Auflöſung des Nätſels„Logogriph“: Falter— Filter— Folter. 1 Gedenktage 7 18. Juni. 1757 Sieg der Oeſterreicher über Friedrich d. Gr. bei Kolin. 1839 Der Dichter Martin Greif in Speyer geboren. 1905 Der Dichter Hermann Lingg in Mün⸗ chen geſtorben. g Prot.: Arnulf Kath.: Markus und Marcellinus Sonnenaufg. 3.36 Sonnenunterg. 20.25 Mondaufg. 0.38 Mondunterg. 16.17 Mit dem Genius ſteht die Natur im ewi⸗ gen Bunde: Was der eine verſpricht, leiſtet die andere gewiß. Schiller. gonntagsgedanken Furcht und Liebe des heiligen Namens Gottes ſind die beiden Brennpunkte unſeres Verhältniſſes zu Gott. Für dieſe Zeitlichkeit ſind beide unentbehrlich, ergänzen ſich beide. Die Furcht u iſt die Sicherung der Liebe; die Liebe iſt Ziel und Krönung der Furcht. Als Ziel iſt ſie das Bleibende, das ſchlechthin Sein⸗ſollende. Als Ausgangspunkt iſt die t etwas Vorläufiges, etwas, über das hinauskommen will und ſoll. Aber wie die Religion des Alten Bundes, deren Merk- ma! Paulus in der Furcht erblickte, auch das Gebot der Liebe kannte und als das größte und erſte anerkannte, ebenſo will auch die Religion Jeſu, die doch ausdrücklich die JZiebe als das charakteriſtiſche Merkmal neuen und ewigen Bundes hinſtellt, die diame Furcht nicht entbehren. Fürchtet vielmehr den, der Seele und in der Hölle verderben kann.“ Von den teln ermahnt er nicht nur Petrus, wir len in Furcht und Zittern hier wandeln, Paulus ſchärft an vielen Stellen die it des Herrn ein. Nur Johannes hat einen Ausſpruch für die Furcht, wohl aber vielſagende Wort:„Die vollkommene Liebe ſchließt die Furcht aus.“ Es iſt klar, daß er mit dieſem Worte keineswegs ſeinem Meiſter oder ſeinen Mitapoſteln widerſpricht, ndern ihre Worte erklärt. Die vollkom⸗ Liebe bedarf der Sicherung nicht mehr; ann den Wächter entlaſſen. Ihr droht e Gefahr mehr, Der Beſitz Gottes iſt ihr * Käfer als Poliziſten Herrliche Tiere ſind die ſchmucken, ſchlan⸗ en Laufkäfer. Ihre graziöſen Beine laſſen infolge ihrer Länge den flinken Läufer ſofort erkennen. Der Mut der fixen Kerlchen beim Angriff auf andere, bisweilen ſogar größere Tiere iſt aller Bewunderung wert. Ihre an⸗ ſehnliche Größe, augenfällige Färbung und die gewaltig variierende Zeichnung der Flü⸗ geldecken macht ſie zu Lieblingen aller Kär freunde. Als Garten-, Feld⸗ und Wals polſzei aber zählen ſie zu den nützlichſten und wertvollſten Inſekten unſerer deutſchen Heimat. Man muß die Laufkäfer beobachtel haben, wie ſie zwiſchen Beeten und Sträu⸗ chern, im braunen Laubboden und Wurzel⸗ werk der Hecken, in Moosteppichen und zwi⸗ ſchen Grasbüſcheln nach Beute ſpüren. Mord⸗ gierige Räuber fallen ſie mit großem Geſchick über ihre Opfer her. Raupen und Puppen, Aſſeln, Schnecken und Tauſendfüßler, ſelbſt Regenwürmer verſchont ihre unerſätkliche Freß⸗ gier nicht. Ja, ſelbſt ihresgleichen verzehren die nimmerſatten Räuber, und immer bleibt der ſtärkere Käfer Sieger. Leider werden beſonders die größeren Ver⸗ treter dieſer Familie der Laufkäfer noch immer nur zu wenig geſchützt und geſchont. Unwiſ⸗ ſende oder falſch belehrte Menſchen bezeich⸗ nen beſonders die ſchön goldgrün oder gold⸗ gelb bis hochrot gefärbten Arten ſogar als ſchädlich, ja giftig, ſtellen ihnen nach und zer⸗ treten ſie. Von den etwa 10 000 Arten der Laufkäfer finden ſich in Deutſchland der echte Sandläufer oder Jäger mit herrlich metalliſch grün gefärbten, mit kupfrigen Rändern ver⸗ ſehenen Flügeldecken, der herrlich goldgrüne bis ſchwärzlich blaue Puppenräuber und der faſt vier Zentuneter lange größte deutſche Laufkäfer, der violettrandige Laufkäfer, der Goldſchmied oder Feuerſtehler, der gekrönte Laufkäfer, der Gitterlaufkäfer u. a. mehr. Es iſt unmöglich, die bei uns noch vorkom⸗ menden meiſt kleineren Arten wie die Ufer⸗ läufer, Laubläufer, Großkopfläufer, Schnell⸗ läufer und Rindenläufer hier aufzuzählen. Schone jedermann die äußerſt nützliche Gar⸗ ten-, Feld⸗ und Waldpolizei der Laufkäfer. * Stand der Rundfunkteilnehmer am 1. Jun. Die Geſamtzahl der Rundfunkteilnehmer in. Deutſchen Reich betrug am 1. Juni 4 553380 gegenüber 4 555 426 ͤ am 1. Mai d. J. Hiernach iſt im Laufe des Monats Mai eine Abnahme von 2046 Teilnehmern einge⸗ treten. Der Rückgang iſt auf die üblichen Sommerabmeldungen zurückzuführen und be— trägt für Mai d. J. nur etwa ein Sechstel des Abgangs im gleichen Monat des Vor⸗ jahres. Unter der Geſamtzahl befinden ſich 535 827 Rundfunkteilnehmer, denen die Ge⸗ bühren erlaſſen ſind, gegenüber 546862 am 1. Mai. Die Zahl der gebührenbefreiten Teil⸗ nehmer(hauptſächlich Arbeitsloſe) iſt mithin um 11035 zurückgegangen. * Wettervorherſage: Keine weſentliche Aenderung des bisherigen Wetters. Gewitterbildung im Gebirge möglich. Neichsführerſchule der NS dA In einer früheren Hochburg des Marxismus. Berlin, 17. Juni. Am Freitagnachmittag fand in der einſti— gen ſozialdemokratiſchen Bundesſchule des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes in Bern au in Anweſenheit des Reichs- kanzlers die Einweihung der neuen Reichs führerſchule der NSDAP. ſtatt. Die Stadt Vernau hatte reichen Flag— genſchmuck angelegt. Der Kanzler wurde auf ſeiner Fahrt und in Bernau ſelbſt mit großem Jubel empfangen. Auf den Straßen hatten die SA, SS,, der Stahlhelm und an— dere nationale Verbände ſowie die Schulju—⸗ gend Aufſtellung genommen. Der Kanzler traf mit ſeinem Stabe gegen halb 2 Uhr ein und wurde vom Ache leiter Dr. Scheyter und Schulungsleiter Dr. Godes und dem ſtellvertretenden Schulungs- leiter Maerhof und den Spitzen der Behoͤr⸗ den begrüßt. Der Reichskanzler beſichtigte die Schule und hielt in der Aula eine Anſprache an die Schüler der Reichsführerſchule. Dann fand eine Beſichtigung der Standarte 208. die vor ROMAN VON GERT RO THBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) iſt dieſer Zerberus Goldes wert.“ Rerveloor dankte ihr. Dann zahlte er und ſie gingen. Er muſterte mit ſchnellen Blicken die Reihen, zwiſchen keine Bekannten! Wenn er ſich auch nichts daraus zu machen brauchte, wenn ihn jemand in Damengeſellſchaft ſah, mit Violette Monteé wollte er um keinen Preis geſehen werden. Wenngleich er zugeben mußte, daß die Artiſtin einen durchaus damen⸗ Draußen ſtürzte der Portier denen ſie hindurchſchritten. Gottlob, haften Eindruck machte. herbei. „Ein Auto?“ Reveloor nickte. Der Mann pfiff, und ein eleganter Wagen fuhr vor. Reveloor küßte Violette die Hand, die ſie ihm aus dem Wagen heraus noch einmal reichte. Ihr gefiel der hübſche, ſchlanke Burſche mit den Augen, in denen verborgenes Erleben lag und eine unverhüllte Sehn⸗ ſucht nach Liebe und Glück. „Auf Wiederſehen.“ Der Wagen ſauſte davon. Reveloor ſtand noch immer da und blickte in die Richtung, die der Wagen genommen hatte. Endlich ermannte er ſich und warf ſich in die Polſter eines bereitſtehenden Wagens. Ein Schluchzen ſaß ihm in der Kehle. „Lu Karell, welche finſteren Mächte ſind in deinem Leben, die dich zwangen, ein ſolches Doppelſpiel zu treiben? Wird dein ſtolzer Mund noch einmal ſprechen, wirſt du ſelbſt noch einmal das Dunkel lüften, das dich geheimnisvoll umgibt?“ dachte er. Nach dem, was er heute gehört, war kein Zweifel mehr der Meichsführerſchule Aufstellung genom⸗ men hatte, ſtatt. Ein Volk— ein Neich Bei der Einweihung der Reichsführer— ſchule wies der Führer der Deuce ar. beitsfront, Dr. Ley, in einer Anſprache darauf hin, daß die Bundesſchule des Allge⸗ meinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes bis⸗ her die geiſtige Feſtung des Marxismus ge⸗ weſen ſei. Sie ſei der Mittelpunkt des gei⸗ ſtigen Zerfalls Deutſchlands geweſen. Nun werde von dieſer Schule der Aufbau aus⸗ VeReichstanzler 2d f eichskanzler Adolf Hitler ſagte in einer kurzen Anſprache, bisher ſei 95 Volk zerriſ⸗ ſen geweſen. Die Juſammengehörigkeit habe gefehll. Das ſei ein fürchterliches anerzoge⸗ nes Erbgut des deulſchen Volkes geweſen. Nunmehr werde der Nationalſozialismus ein Polk und ein Reich ſchaffen. Das Jahr 1933 ei nur ein Beginn. An der jetzigen und kommenden Generation ſei es, nun das zu vollenden, was jetzt begonnen ſei. Zuſammenfaſſung in der Milchwirtſchaft Frankfurt a. M., 17. Juni. Nach einer amtlichen Bekanntmachung werden auf An⸗ ordnung des Reichskommiſſars für die Rege⸗ lung der Milchwirtſchaft im Rhein⸗Mainge⸗ biet ſämtliche Milcherzeuger und milchbearbei⸗ tenden und verarbeiteten Betriebe im Ver⸗ bandsgebiet zu einem Verband zuſammenge— ſchloſſen. Auch der Milchhandel wird in den Verband einbezogen, ſobald die in Ausſicht genommene Abänderung des Milchgeſetzes dies ermöglicht. 1 „Beſonders wichtig bei der neuen Anordnung iſt, daß lieferungsberechtigt in dem Verband nur ſolche Milcherzeuger ſind, die ſich in ört⸗ lichen Vereinigungen(Milchabſatzgenoſſenſchaf⸗ ten) zuſammengeſchloſſen haben. Das Ver⸗ bandsgebiet umfaßt vorbehaltlich näherer Ab— grenzung die Einzugsgebiete der Städte Frank— furt, Darmſtadt, Mainz, Wiesbaden, Kreuz⸗ nach, Offenbach, Worms, Bingen und Wein— heim. Auch die Gebietsteile Heſſens, die nicht zu dieſen Einzugsgebieten gehören, werden von dem Verband umfaßt. Als Maßnahmen wird erwogen die Erhe⸗ bung einer Ausgleichsabgabe, die von jedem Liter in Verkehr gebrachter Trinkmilch erho— ben werden ſoll, um den unzureichenden Werk⸗ milchpreis auſzubeſſern, eine Regelung, die aber weder zu Laſten des Erzeugers, noch des Verbrauchers gehen ſoll. Weiter eine Preis⸗ neuordnung um dem Milcherzeuger den ihm zuſtehenden Anteil am Milchpreis zu ſichern und um gegen Preisunterbietungen wirkſam vorgehen zu können. Ein Jubiläum 50 Jahre Krankenverſicherung. Berlin, 17. Juni. Am 15. Juni waren 50 Jahre verfloſſen, ſeitdem das Krankenverſicherungsgeſetz am 15. Juni 1883 beſchloſſen wurde. Durch die— ſes Geſetz wurde die Grundlage für die deutſche Krankenverſicherung geſchaffen, deren Geiſt und Grundſätze heute nicht nur das Krankenverſicherungsrecht Deutſchlands ſondern auch das der ganzen Welt beherr— ſchen. Am Anfang betreute die Krankenver— ſicherung vier bis fünf Millionen Verſicherte. 22 S chicks alsg ewalt en i nur zuſammen? verziehen ſein.“ Stunden bis zum Morgen. um die Augen. bereit.“ dieſelbe Perſon waren. Ein berühmter Artiſt alſo! Alles klärte ſich auf. Die unfaßlichen Leiſtungen, die der Einbrecher ausgeführt hatte durch ſein Klettern an Wolken— kratzern und hohen Paläſten und dann wieder ſein ſpur— loſes Verſchwinden in grauenhafte Tiefen. Abenteurerblut 432 rollte alſo in Lu Karells Adern. 1„Den habe ich natürlich. Doch er wird ſchweigen, wenn Sie kommen. In Fällen der Aufdringlichkeit, die man aber gerade uns Artiſtinnen entgegenbringen zu können glaubt, Sohn des Grubenkönigs. Wie aber in aller Welt hing das Ein Gedanke folterte ihn: Wenn nun Lu Karell die Un- wahrheit geſprochen hatte, als er angab, der Sohn des berühmten Börſenmannes zu ſein? doch überzeugen. Warum hatte er es nicht längſt getan? Heute war es zu ſpät, das Verſäumte nachzuholen. Doch im Laufe des morgigen Tages ſollte es geſchehen. Fröſtelnd hüllte er ſich feſter in ſeinen Mantel und ſetzte den Zylinder, den er vorhin von dem ſchmerzenden Kopfe geriſſen, wieder auf. Seine Gedanken ſuchten das kleine Landhaus, in dem Lu Karell und May weilten. Ein Stöhnen kam aus ſeiner Bruſt. „Lu, bringe kein Unglück über May, dann ſoll dir alles Reveloor wußte es nicht. Mochte es ſein, wie es wollte, 5. er konnte nicht derjenige ſein, der Mays Glück zerbrach. Und das würde doch geſchehen, wenn er Mays Eltern die Wahrheit geſagt hätte, was eigentlich ſeine nächſte Pflicht Von ſchweren Träumen gequält, verbrachte er die f güde erhob er ſich. Memply blickte ängſtlich in das blaſſe Geſicht mit den tiefen Ringen „Herr Reveloor, iſt Ihnen nicht gut? Soll ich den Arzt rufen?“ wagte er endlich zu fragen. Sein Herr ſchüttelte den Kopf. „Nein, guter Alter. Vorläufig will ich den Arzt noch nicht. Wundere dich in der nächſten Zeit über nichts, Memply. Aber für heute abend ſtelle mir ein Schlafpulver Dann ging er. Auf dem nächſten Amt gab er ein Tele⸗ gramm auf und bezahlte die Rückantwort. So— vorläufig war etwas geſchehen; ihm war es nun leichter. Freilich, Stunden mußten vergehen, ehe er die Antwort haben konnte. Doch auch dieſe Zeit ging vorüber, und endlich wurde ihm das Telegramm ausgehändigt. ö Und doch war er der Aber er konnte ſich geweſen wäre. er auf. paßte. Auf dem höchſten Skande(1929) wurde eine Mitgliederzahl von rund 27 Millionen erreicht. Gegenwärlig unkerſtehen dem Schutze der Krankenverſicherung elwa 19 Millionen Verſicherte. Dabei ſind die mit⸗ geſchützten FJamilienmitglieder nicht mitge⸗ zählt. Bei der großen Bedeutung der Kran- kenverſicherung für die Erhaltung der deut⸗ ſchen Bolkskraft und den Schutz der arbei. lenden Bevölkerung, wird es ſich die Reichs. regierung in beſonderem Maße angelegen ſein laſſen, dieſe ſoziale Errungenſchaft dem deutſchen Volke unverſehrt zu erhalten. Die von ihr tatkräftig und zielbewußt durchgeführten Maßnahmen werden die Krankenverſicherung von allen Schlacken rei— nigen und im Geiſte ihrer Begründer über die gegenwärtige ſchwere Zeit in eine beſſere Zukunft führen. Luftſchutzübung in Mannheim Erziehung zur Gasdiſziplin— Spreng- und Brandbomben. Mannheim, 17. Juni. Das Polizeipräſidium Mannheim veran— ſtaltete am Freitag nachmittag auf dem Pfalzplatz ein großangelegte Luftſchutzübung die durch ihre Konzentrierung und durch ihre Vielſeitigkeit die Kenner zu der Bemer— kung veranlaßte, daß anderwärts bei wei— tem nicht das gezeigt wurde, was in Mann— heim zu ſehen war. Oberſtleutnant Demoll betonte einlei— tend die Wichtigkeit ſolcher vorbeugender Uebungen, denn nur, wenn die Bevölke— rung Gasdiſziplin lerne, könne ſie im Ernſt⸗ fall ſich auch richtig verhalten. Als die Si⸗ renen rund um den Pfalzplatz ertönten, übernahm Oberſtleutnant Huber die Lei⸗ tung und Anſage. Das anrückende Bom bengeſchwader wurde durch ein Flugzeug des Badiſch-Pfälziſchen Luft⸗ fahrtsvereins dargeſtellt, bei deſſen Erſchei⸗ nen die Bomben krachten. Beim erſten An— griff wurden nur Sprengbomben ab⸗ geworfen, die zunächſt verſchiedene Leute verwundeten, dann ein Haus zertrümmer— ten und ſchließlich Gas- und Waſſerleitun⸗ gen zerſtörten. Die Verletzten wurden durch die Sanitätskolonne Sandhofen geborgen. Bei dem Hauseinſtürz trat der Aufräumungstrupp in Tätigkeit, in der dritten Uebung mußten Waſſer- und Gasfachtruppen der Städtiſchen Werke eingreifen. Bei dem zweiten Angriff wur— den Brandbomben abgeworfen. Die kleineren Brandherde wurden durch Hilfs— truppen gelöſcht, während für das größere Feuer der Löſchzug der Feuerwehr anrücken mußte. Schließlich erfolgte noch ein Gas⸗ angriff, bei dem es Gasverletzte gab, die dann durch Sanitäter und Poliziſten mit Gasmasken geborgen wurden. Zum Abſchluß der Uebung trat der „Schnüffeltrupp“ der Zellſtoff⸗Fa⸗ brik Waldhof in Aktion, wie auch auf der Pfalzplatzwieſe die Behandlung von Gas— kranken demonſtriert wurde. Im Anſchluß an die Uebung wurden das Flug wachkommando und die Warnzentrale im Keller des Alters- heims beſichtigt und dem eingerichteten Kampfgaslazarett ein Beſuch abge— ſtattet. b Abends 10.15 Uhr wurden auf ein Sire⸗ nenſignal hin alle Lichter gelöſcht und die Due 10 Minuten lang vollſtändig in unkel. Es lautete: „Der verſtorbene Grubenbeſitzer Ralf Karell galt als Junggeſelle. Die Meinung war irrig, denn Ralf Karell vermachte laut Teſtament das ihm nach verfehlten Speku— lationen verbliebene Vermögen ſeiner Frau und ſeinen zwei Söhnen. Das Erbe wurde von der zurzeit in Neu— hork lebenden Witwe und ihren Söhnen angenommen.“ Reveloor ſtarrte noch immer auf das Papier in ſeiner Hand. Auch das war Wahrheit. Gott ſei Dank! Plötzlich griff Reveloor ſich an die Stirn. Vor ihm ſtand deutlich die verwachſene Geſtalt, auf der doch Lu Karells ſchöner Kopf ſaß. Und der Mann ging damals in das Haus, das Lu Karell bewohnte. Sein Bruder alſo! Und ſeine Mutter lebte auch noch. Was aber war der Grund zu Lus furchtbarem Tun? Wohl hatten alle Beteiligten ihr Geld zurückerhalten, doch das Straf⸗ bare der Handlungen blieb. Galt es wirklich eine Wette, oder war Lu Karell krankhaft veranlagt? Brauchten ſein Körper und ſein Geiſt dieſes verwegene Spiel? Vor ihm erſtand drohend die Frage: Was nun? 9 Als er nach Hauſe kam, fand er eine Karte vor. Sie war von Karell und May. May ſchrieb in glückſeligen Worten von ihrem großen, großen Glück und ſie wünſche ihm vom Herzen, daß er bald ein gleiches fände. Reveloor hatte ſein Geſicht auf die Karte gedrückt. Und ſo blieb er lange Zeit regungslos ſitzen. Endlich ſtand N„Warum machte ich mich zum Mitwiſſer dieſes Geheim⸗ niſſes? Wem N geholfen?“ dachte er. * *. May Karell ſtand in ihrem kleinen Salon. Ein blaß⸗ blaues, duftiges Kleid umhüllte ihre Figur. Karell liebte dieſes zarte Blau, weil es zu Mays lichter Schönheit Gorlſetung folg) . Die Gütertrennung Von Juſtizoberſekretär K. Juch, Neuß. Was Gütertrennung iſt, ſagt das Wort. Jeder Ehegatte bleibt Eigentümer ſeines Vermögens und kann darüber frei verfügen, ſo, als ab er überhaupt nicht verheiratet wäre. Insbeſondere hat der Mann weder ein Verwaltungs⸗ noch ein Nutznießungs⸗ recht am Vermögen der Frau. ö Dieſe von dem geſetzlichen Güterrecht, der Verwaltungsgemeinſchaft, abweichende Re⸗ gelung muß durch einen Ehevertrag getrof— fen werden, der der gerichtlichen oder nota⸗ riellen Beurkundung bedarf. Nur in Aus⸗ nahmefällen tritt die Gütertrennung kraft Geſetzes ein, ſo z. B. wenn eine minderjäh⸗ rige Frau ohne Einwilligung der Eltern ge— heiratet hat. Es ſei an den alten Rechtsſatz erinnert: „Gezweit Gut hat bei dem Leib, Wer ohne Muntwalt wird zum Weib.“ Die Gütertrennung tritt ferner ein, wenn die Verwaltung und Nutznießung des Mannes durch ein gerichtliches Urteil aufgehoben iſt, oder mit der Rechtskraft des Beſchluſſes er⸗ öffnet wird, ſowie mit der Todeserklärung. Entſprechend der deutſchen Auffaſſung von dem Weſen der Ehe hat der Mann den Auf⸗ wand zu tragen: „Ob Gut gezweit, ob ungezweit, Der Aufwand bringt dem Manne Leid.“ Die Frau hat jedoch einen angemeſſenen Bei— trag aus den Einkünften ihres Vermögens und dem Ertrag ihrer Arbeit zu leiſten. Iſt der Mann vermögenslos und erwerbsunfä— hig, ſo wird unter Umſtänden die Frau den geſamten ehelichen Aufwand zu beſtreiten haben. Das Rechtsſprichwort drückt dieſen Zuſtand doppelſinnig aus, wenn es ſagt: „Ein armer Mann, den ſeine Frau ernährt.“ Wichtig iſt, daß der Anſpruch des Mannes auf dieſe Beiträge nicht übertragbar iſt, denn deshalb ſind dieſe auch nicht pfändbar(Para⸗ Nuit 851 3PO.) und gehören nicht zu der onkursmaſſe(Paragraph 1 Konkursord— nung). „Koſtgefährdung bricht die Beitraas— pflicht.“ Wenn die Frau eine erhebliche Ge— fährdung des Unterhalts für ſich und die Kinder zu befürchten hat, ſo kann ſie den Beitrag zurückbehalten, muß ihn aber auch tatſächlich für den Unterhalt verwenden, um von der Beitragspflicht befreit zu ſein. Aber ein gutes Weib trägt gern des Gatten Laſt, daher ſtellt das Geſetz die Vermutung auf, daß der Frau die Abſicht fehlt, Erſatz zu ver— langen für Aufwendungen, die ſie zur Be— ſtreitung des ehelichen Aufwands aus ihrem Vermögen gemacht hat. 85 Im praktiſchen Leben geht es nun häufig ſo zu, daß die Ehegatten zwar durch Ehever— trag„Gütertrennung“ vereinbaren, daß aber die Frau tatſächlich ihr Vermögen dem Man⸗ ne zur Verwaltung überläßt. Alsdann kann der Mann die Einkünfte, die er während ſei— ner Verwaltung bezieht, nach freiem Ermeſ⸗ ſen verwenden. Er hat aber zunächſt die Verpflichtungen zu erfüllen, die bei ord— nungsmäßiger Verwaltung aus den Ein— künften des Vermögens zu beſtreiten ſind. Das Recht der Schlüſſelgewalt bleibt trotz der Gütertrennung beſtehen, folglich hafter der Mann, und nur er allein, für die von der Frau innerhalb ihre häuslichen Wirkungs— kreiſes vorgenommenen Rechtsgeſchäfte. „Ob der Haushalt groß, ob klein, „Die Frau ſoll darin Herrin ſein.“ Durch die Gütertrennung iſt die Frau am beſten gegen Eingriffe in ihr Vermögen ge— ſchützt, mögen ſie vom Manne oder von deſ⸗ en Gläubigern kommen. Dem Manne ge⸗ genüber iſt die Gütertrennung ſtets wirkſam, Dritten gegenüber nur dann, wenn ſie die⸗ ſen bekannt war oder wenn ſie in das Gü⸗ terrechtsregiſter eingetragen iſt. Das Güterrechtsregiſter wird bei dem Amtsgericht geführt. Die Eintragung hat bei dem Amfsgericht. zu eeſchehen, in deſſen Bezirk der Mann ſeinen Wohnſitz hat. Ver⸗ legt er den Wohnſitz nach erfolgter Eintra⸗ ung in einen anderen Amtsgerichtsbezirk, 0 muß die Eintragung im Regiſter dieſes Bezirkes wiederholt werden. Die Einſicht in das Regiſter iſt jedem geſtattet, ſo daß ſich ein etwa hereingefallener Gläubiger nicht darauf berufen kann, daß ihm die unter den Eheleuten beſtehende Gütertrennung nicht bekannt geweſen ſei. Mit der Eintragung gilt die Gütertrennung gegenüber jedem Dritten als bekannt. 100 Millionen Deutſche Die Verbreitung des Deutſchlums in der Welt. Eine Geſamtſchätzung der Verbreitung des Deutſchtums in der Welt ergibt in dieſen Jahren eine Ziffer von 95 bis 100 Millionen deutſchſprachiger und deutſchblütiger Men⸗ ſchen. Nur zwei Drittel aller in der Welt lebenden Deutſchen leben innerhalb der Reichsgrenzen. Das Deutſchtum hat nicht nur den geſamten Kolonialländern der neuen und alten Welt den Kulturdünger geliefert, ſondern auch in Mitteleuropa iſt das Deutſch⸗ tum zu einem erheblichen Teile innerhal) des geſchloſſenen en e Volkskörpers unter vielen Staaten aufgeſplittert. Neben Deutſchland haben Oeſterreich mit 6.4 Millio- g e 1* ö nen Perſonen, die Schweiz mit 2,8 Millio⸗ nen, Danzig mit 360 000 Perſonen, Luxem⸗ burg mit 269 000 Perſonen und das kleine Liechtenſtein mit 12000 Perſonen heute eine einheitliche oder vorwiegend deutſchſprachige Bevölkerung. Dazu kommen die deutſchen Minderheiten in andersſprachigen Ländern. An der Spitze ſteht hier die Tſchechoſlowakei, in der das Deutſchtum mit einer Geſamtzahl von 3,5 Millionen Perſonen mehr als ein Viertel der Geſamtbevölkerung ausmacht. Frankreich hat durch die Annektion von Elſaß und Lothrin⸗ gen eine ſtarke deutſche Minderheit von ins⸗ geſamt 1,7 Millionen Deutſche erhalten. In Polen wird trotz der über ein Jahrzehnt währenden Unterdrückung das Deutſchtum noch auf 1,4 Millionen Köpfe geſchätzt. In Rußland werden 1,1 Millionen Deutſche ge⸗ zählt. Im rumäniſchen Siebenbürgen, in der Dobrudſcha, Beſſarabien und in der Bu⸗ kowina leben insgeſamt etwa 800 000 Deutſche, während in Südſlawien die deutſche Minderheit über 600 000 Köpfe und in Un⸗ garn etwa 550 000 Köpfe beträgt. In Italien wird die Geſamtzahl der Deutſchen auf etwa 230 000, in Belgien auf 130 000, in Litauen auf 120 000 und in den baltiſchen Ländern auf zuſammen über 100 000 geſchätzt. In den Niederlanden leben etwa 60 000 Deutſche, und Dänemark hat hauptſächlich infolge der ungerechten Grenzziehung in Nordſchleswig 50000 Deutſche als Minderheit innerhalb ſei⸗ ner Grenzen. Den Hauptteil am Deutſchtum in den außereuropäiſchen Staaten hat Amerika. So wird heute der Prozentſatz der deutſch⸗ ſprachigen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten auf etwa 9,3 v. H. oder 11 Millio⸗ nen Perſonen geſchätzt. Der blutsmäßige Anteil des Deutſchtums an der Bevölkerung der Vereinigten Staaten iſt noch weſentlich größer. Kanada beherbergt heute in ſeinen Städten und insbeſondere auf dem flachen Lande rund eine halbe Million Deutſche, während in Mexiko nur 12 000 Deutſche nachgewieſen werd können. 8 In Südamae: ka, hauptſächlich in Südbraſilien, leben insgeſamt rund 800 000 Deutſche. Auf Are knien entfällt dabei ein Anteil von 130 000 Berſonen und auf Chile 23 000 Deutſche. In allen anderen ſüdame⸗ rikaniſchen Ländern iſt die Zahl der Deut⸗ ſchen ſehr gering und erreicht nirgends ein Prozent der Bevölkerung. Die Geſamtzahl der in Aſien wohnenden Deutſchen beträgt etwa 200 000 Perſonen. Davon entfallen auf Sibirien mehr als 100 000. Ueber 100 000 Deutſche leben auch in Auſtralien, 20000 auf Neuſeeland und etwa 10 000 auf den Inſeln des Stillen Oze⸗ ans. Der große afrikaniſche Erdteil beher⸗ bergt nur 50000 Perſonen mit deutſcher Mutterſprache. Zu den bisher aufgezählten deutſchen„Af⸗ rikanern“ muß man auch noch das traurige Kontingent an Deutſchen hinzuzählen, das von der Fremdenlegion geſtellt wird. Mehr als 30 000 Deutſche dienen heute noch als Söldner in der franzöſiſchen Kolonialarmee. Wie beim Aufmarſch einer Armee Wer die Zahlen von Stuttgart hört:— 200 000 Turner und Turnerinnen, davon 120 000 Feſtzugsteilnehmer, 70000 Frei⸗ übungsturner und ⸗turnerinnen, und über 400 000 Feſtbeſucher insgeſamt— wird dem Generalſtabsarzt a. D. Dr. Reiske, dem Vor⸗ ſitzenden des Sanitäts⸗Ausſchuſſes für da⸗ 15. Deutſche Turnfeſt in Stuttgart, Recht geben, wenn er ſagt, daß die Vorbereitun⸗ gen für dieſes Feſt nicht geringer ſein dürſ⸗ ten, als bei dem Aufmarſch einer großen Armee. Er muß es wiſſen, denn er hat die entſprechende Erfahrung. Die Maßnahmen, die der Arzt angeſicht⸗ des 15. Deutſchen Turnfeſtes zu ergreifen hat, zeugen davon, welche ungeheure orga⸗ niſatoriſche Arbeit der Haupt⸗Feſtausſchuß in Stuttgart zu leiſten hat. Der Geſundheits⸗ dienſt hat ſchon ſeit Monaten fleißige Vor⸗ bereitungsarbeit geleiſtet, zuſammen mit dem Wohnungsausſchuß. Die Unterbringung von 200 000 Feſtteilnehmern, ſoweit dies in Maſſenquartieren, wie Schulen und Sälen, erfolgt, erfordert genaueſte geſundheitliche Ueberwachung. Dieſe erſtreckt ſich auf die Waſſerverſorgung, Entwäſſerung uſw. und nicht zuletzt auf die Verpflegung. Eine Selbſtverſtändlichkeit iſt es, daß auch der Geſundheitszuſtand der in den Maſſenquar: tieren Untergebrachten einer ſorgfältigen Ueberwachung bedarf, wobei nach dem Grundſatze verfahren wird:„verhüten iſt leichter als heilen“. Für die erſte Hilfe bei plötzlichen Erkran⸗ kungen hat ſich die geſamte Aerzteſchaft Stuttgarts zur Verfügung geſtellt. Bera⸗ tungsſtellen ſind vorgeſehen. Die erſtklaſ⸗ ſigen Stuttgarter Krankenhäuſer werden in allen Einzelheiten Vorkehrungen treffen, um für jeden Fall gewappnet zu ſein.— Bei einem Arbeitsfeſte, wie dem Deutſchen Turn⸗ feſt, muß auch an den Unfalldienſt gedacht werden. Die Unfälle beim 14. Deutſchen Turnfeſt in Köln ſind ſehr gering geweſen. Es wird ganz von den Weltkämpfern und Wettkämpferinnen abhängen, durch ihr Verhalten zur Vermeidung f Unfälle beizutragen. Die jeweilige inſtel⸗ lung der einzelnen Perſon ſpielt dabei eine roße Rolle. Körperliche und geiſtige Friſche, Au merkſamkeit. Nüchfernbeit. enskraft, Ehrgeiz, Toutüynhelt uſw. ſind dabei aus- ſchlaggebend. ö M Die Teilnehmer ſollen indeſſen die Gewiß⸗ ö heit haben, daß auf dem e und in der Stadt für alles geſorgt iſt. So werden ſich auf dem Feſtplatze zwei Hauptverbands⸗ plätze für Turner und Turnerinnen befin⸗ den und zwei Hilfsplätze im Zeltlager und je ein Hilfsplatz in der Hauptkampfbahn, in der Tribüne der Feſtwieſe, in der Poſt und bei den Spielplätzen. Eine Hilfvapotheke wird außerdem in der Nähe des Eingangs errichtet. Insgeſamt werden zehn Sanitäts⸗ kolonnen mit 600 Mitgliedern bereit ſtehen, die aufs beſte ausgerüſtet ſein werden. Die ſanitären Einrichtungen, ſoweit ſie den Tur⸗ nerinnen zur Verfügung ſtehen, unterſtehen der Aufſicht einer erfahrenen Stuttgarter Aerztin. Seßhaftmachung der Zigeuner Die Zahl der umherziehenden Zigeuner in ganz Europa wird auf annähernd eine halbe Million geſchätzt. Sie ſind hauptſächlich in Ungarn, Oeſterreich, Jugoſlavien, Tſchechoſlo⸗ walei, Polen, Rumänien, Rußland, Italien, Südfrankreich und Spanien in größerer Zahl vorzufinden. Aber auch in Deutſchland, den nordiſchen Ländern und England leben einige tauſend wandernder Zigeuner. Sie erhielten in den meiſten mitteleuropäi⸗ ſchen Staaten die Erlaubnis des Aufenthalts im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. Kai⸗ ſerin Maria Thereſia erteilte ihnen im Jahre 1776 ſogar das Recht, ſich als Schloſſer, Schmiede, Meſſerſchleifer, Geſchirrflicker, auch als fahrende Muſikanten das Brot zu verdie⸗ nen. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ließ ihnen Erzherzog Johann von Ungarn eine ganze Stadt erbauen, aber ihre unbezähmbare Wanderluſt trieb ſie bald wieder weiter. Und noch heute ſind ſie, wohin ſie kommen, der Schrecken der Bevölkerung. Nun will ſich der Völkerbund in Genf mit der Seßhaftmachung der Zigeuner befaſſen. Es beſteht die Abſicht, ſie alle mit Kind und Kegel auf einer einſamen Inſel im Atlantiſchen oder im Stillen Ozean anzuſiedeln. Sie ſollen mit Werkzeugen und Baumaterial ausgerüſtet und mit den notwendigen Lebensmitteln ver⸗ ſehen werden, und zwar ſo lange, bis ſie ſich in ihrer neuen Heimat ſelbſt verſorgen können. Ob die Durchführung dieſes Planes gelingt, iſt allerdings eine andere Sache! Wiſſen Sie das? Einige Arten des Tintenfiſches beſitzen Saugſcheiben, die in den herrlichſten Farben leuchten; lommen Tiere aber in die Nähe dieſer prächtig aussehenden Fiſche, ſo werden ſie von den Fangarmen umklammert und unbarmher⸗ zig ausgeſaugt. Zum Schutz der Waldungen Darmſtadt, 17. Juni. Der heſſiſche Mini⸗ ſter für Kultus und Bildungsweſen richtet an die heſſiſche Lehrerſchaft eine Mahnung, in der es heißt: Zu Beginn der Wanderzeit gilt es, den auf Schutz des Waldes gegen Verunzierung und Beſchädigung gerichteten Be⸗ ſtrebungen wie in der Vergangenheit ſo auch in dieſem Jahr die eifrigſte Unterſtützung zu⸗ teil werden zu laſſen. Mit dem Anwachſen des Wanderverkehrs im Walde gewinnt die Aufgabe, über die Schule auf die heranwach⸗ ſende Jugend erzieheriſch einzuwirken, in zuneh⸗ mendem Maße an Bedeutung. Ich empfehle daher, keine Gelegenheit beim Unterricht oder bei Spaziergängen vorübergehen zu laſſen, ohne der Jugend den Schutz der einheimiſchen Tiere und Pflanzenwelt und Vermeidung von unnötiger Verunzierung der Natur ans Herz zu legen. Reklamewahrheit im Fleiſchergewerbe Frankfurt g. M., 17. Juni. Die Hand⸗ werkskammer für den Regierungsbezirk Wiesbaden erläßt folgende Anordnung: Es iſt verboten, Kuhfleiſch oder ge für die Folge als Rind⸗ oder Ochſenfleiſch zu bezeichnen. Vielmehr ſind für dieſe Fleiſcharten die Bezeichnungen„Kühfleiſch“ und„Bullen⸗ fleiſch“ anzuwenden. Die Bezeichnung„Pri⸗ ma“,„la“,„Erſtklaſſig“ oder eine ſonſtige Bezeichnung dieſer Art iſt nur dann zuläſſig, wenn es ſich tatſächlich um Ware handelt, die von Tieren erſter Qualität ſtammt und den fachlichen Begriffen erſter Qualität entſpeicht. Dieſe Anordnung gilt für alle Ankündigun⸗ gen, ſei es durch Aushang oder durch In⸗ ſerate, ſowie für jeden Verkauf. Knochen⸗ beilagen ind nur in den von der zuſtändigen Innung feſtgeſetzten Umfange ſtatthaft. Nie⸗ drige Preiſe durch überhöhte Knochenbeilagen auszugleichen iſt% und bedeutet Ueber⸗ vorteilung der Kundſchaft. Zuwiderhandlungen werden auf Grund des Geſetzes gegen den unlauteren Wettbewerb von der Handwerks- kammer verfolgt werden. Jahre herauf, du kriſtalen klingender Morgen, ſo friſch Seidene Wimpel, vom Oſte getragen. Flattre, du roſige Wölkleinſchar! Siehe die Meere, ſie wogen und brauen, Aber ſtill das Gebirge ſteht, Tau iſt geſprengt auf den funkelnden Landen, Weihbrunn zum heiligen Sonnengebet. Tauſendfach wollen die Blumen entriegeln Aus ihrer Bruſt den gefangenen Gott; Doch die vergoldeten Kreuze beſpiegeln Sich auf den Domen mit gleißendem Spott. Jahr! Ein Joſua kräumet auf Erdem, Dem es ſchon ahnend in Ohren erklingt: Welche zum Stehn der Gewaltige zwingt! Gottfried Keller. r e Milcherzeugung in Deutſchland 19,77 Milliarden Liter in einem Jahr. Wie das Statiſtiſche Reichsamt mitteilt. iſt im Jahre 1932 erſtmalig eine umfaſſende amtliche Molkereierhebung durchgeführt worden. Nach dem Ergebnis der Erhebung betrug die Milchanlieferung in der Geſamt⸗ heit der molkereiwirtſchaftlichen Unterneh- mungen Deutſchlands rund 9,24 Milliarden Liter. Berückſichtigt man, daß ſich die ge⸗ jamte Milcherzeugung im Berichtsjahr auf vund 23 Milliarden Liter ſtellte, von denen gach Abzug der Milchverfütterung noch rund 19,77 Milliarden Liter Milch für die menſch⸗ ſiche Ernährung übrig bleiben, ſo ergibt ich. daß hiervon rund 47 v. H. an Molkereien geliefert wurden. Die reſtlichen 53 v. H., alſo rund 10,5 Milliarden Liter, wurden im Er⸗ zeugerbetrieb des Landwirts anderweitig verwandt. Der größere Teil hiervon wird vom Land⸗ wirt unmittelbar als Trinkmilch auf den Markt gebracht, oder zur Herſtellung von Bauernbutter verarbeitet. Von an die Mol⸗ kereien abgegebenen Milchmengen wird der kleinere Teil, 2,75 Milliarden Liter, als Friſchmilch zur Trinkmilchverſorgung der Bevölkerung auf den Markt gebracht, wäh⸗ rend rund zwei Drittel als Werkmilch in den Molkereien zwecks Weiterverarbeitung zu Butter, Käſe und ſonſtigen Erzeugniſſen ver⸗ bleiben. ö. Aus den verbutterten Milchmengen ſind im Berichtsjahr bei ſämtlichen molkerei⸗ wirtſchaftlichen Unternehmungen im ganzen rund 4,4 Millionen Zentner Butter gewon⸗ nen worden. Die geſamte Buttererzeugung des Jahres, in Molkereien und bei Landwir⸗ ten, wird auf rund 7,6 Millionen Zentner geſchätzt. Für die molkereimäßige Herſtel⸗ nach der Molkereiſtakiſtik im Durchſchnit⸗ etwa 27 Liter Milch erforderlich. An Hartkäſe wurden in den Molke⸗ vreten rund eine Million Zentner, an Weich⸗ käſe 1,7 Millionen Zentner erzeugt. In die ſen Mengen iſt die Herſtellung von Quark und Quarkkäſe nicht eingeſchloſſen. Bom Ge⸗ ſamtverbrauch an Molkereierzeugniſſen, das iſt Eigenerzeugung zuzüglich Einführüber⸗ ſchuß, waren bei Butter von usgeſamt 9,6 Millionen Zentner rund 80 v. H. inlän⸗ diſcher Herkunft. An Hartkäſe ſtellt ſich der Inlandsanteil am Geſamtverbrauch auf rund 53 v. H., während ſich an Weichkäſe nuch ein Ausfuührüberſchuß ergibt. 2 1 die Numerierung der Hänlet Vor etwa dreihundert Jahren iſt die Mode aufgekommen, die Häuſer der Straße mit fortlaufenden Nummern zu verſehen. Ein deut⸗ ſcher und ein franzöſiſcher Baumeiſter machten völlig unabhängig voneinander den Porſchlag, die Häuſer durch Nummern zu kennzeichnen. Frankreich und Deutſchland können alſo unab hängig voneinander den Ruhm für ſich in Anſpruch nehmen, die Hausnummern erfunden zu haben. Zuerſt erteilte die Erfinder das Los vieler gedankenreicher Köpfe: ſie fielen dem Spott anheim. In Deukſchland war es damals noch üblich, die Häuſer nach der Reihenfolge ihrer Herſtellung zu kennzeichnen; jedes neue Haus, das ins Staatsbuch einge⸗ tragen wurde, erhielt eine neue Rummer In Oeſterreich geſchah es in gleicher Weise. In England ging das nicht, weil die meiſten Engländer noch nicht leſen konnten. Da aber London damals ſchon eine große Stadk war, behalf man ſich damit, daß alle Häuſer und Läden durch Schilder gekennzeichnet wurden. Da nun dieſe gewöhnlich in die Straße hin einreichten, wurden ſie den Straßengängern gefährlich. 1762 mußten daher die überhän⸗ genden Merkzeichen verboten werden. Einige Jahre ſpäter ſchrieb ein zweites Geſetz für alle Häuſer Nummern vor. 6 Auf dem Kontinent hatte ſich damals dieſe Art der Hausbezeichnung ſchon längſt durch. eſetzt, und zwar war zuerſt die Trennung deb beiden Zee ae nach e ungeraden ern„währ ich ſpäte dae die heute beſonders in Norddeutſch⸗ land überwiegende fortlaufende Numerterung durchſe te. 1 Aufſpringt er einſt, in die Jügel der Pferden, lung von einem Kilogramm Butter waren nitellan, der N. S. D. A. P. Eine Woche Wehrſport Bei herrlichem Pfingſtwetter ſtarteten wir, 22 Mann, am Pfingſtſamstag, nachmittags 3 Uhr, zum großen H. J.⸗Treffen und 8tägigem Wehr⸗ ſportlager nach Groß ⸗Umſtadt, einem ſchönen, hiſtoriſchen Städtchen im Odenwald. Prachtvoll war die Fahrt, entlang der Bergſtraße; und fals wir Darmſtadt hinter uns hatten, fuhren wir bei Mondenſchein quer hinein in den Odenwald. Ein romantiſches Bild bot ſich den Augen als man ſah, wie ſich die Berge vom ſternbeſäten Himmel abhoben. Um 11 Uhr trafen wir beim Wehrſportlager ein, wo bereits 5000 Hitler⸗ jungen verſammelt waren. Nachdem wir in dem uns zugewieſenen Quartier eine wohltuende Nachtruhe genoſſen hat⸗ ten, mußten wir am nächſten Morgen um 9 Uhr zur Muſterung und zum ſich daran ſchließenden Feldgottesdienſt antreten. Darauf gedachten die 7000 Teilnehmer geſenkten Hauptes ihrer beiden im vorigen Jahre von roten Moskauzöglingen ermordeten H. J.⸗Kameraden. Anſchließend fand eine große Kundgebung auf dem Marktplatz ſtatt, wobei der Bürgermeiſter und der heſſiſche Bann⸗ inſpektor Blumenröder in herzlichen Worten zur Jugend ſprachen. Hierauf begaben wir uns zum Mittageſſen. Von 3—6 Uhr ging es ins Frei⸗ bad, worauf wir den Nachmittagskaffee einnah⸗ men. Dann war frei bis /9 Uhr. An einem großen Lagerfeuer mitten in der Zeltſtadt ver⸗ brachten wir den Abend mit Singen von Volks und Marſchliedern. Um ½11 Uhr war Ab⸗ rücken in die Quartiere. Das Programm am Pfingſtmontag war etwa das gleiche, abgeſehen vom Pfingſtmontag⸗ morgen, wo Geländeübungen ſtattfanden. An dieſen beiden und an den folgenden Tagen konnten wir die Bevölkerung von Groß⸗ Umſtadt richtig kennen lernen. Vor allen Dingen muß geſagt werden, die Gaſtfreundſchaft, wie ſie in dieſem völlig im nat. ſoz. Sinne eingeſtellten Städtchen herrſcht, überſteigt alle Grenzen. Die deute riſſen ſich faſt darum, ein paar Hit⸗ lerjungen zum Schlafen oder zu den Mahlzeiten zu bekommen. Wir ſelbſt hatten ein Privat⸗ quartier, wie wir es uns beſſer und ſchöner nicht wünſchen konnten. Unſere Wirtin tat das möglichſte, um uns unſeren Aufenthalt ſo ſorg⸗ los wie möglichſt zu geſtalten. Nun zum Wehrſportlager zurück. Das Programm an den einzelnen Wochentagen ſah etwa folgendermaßen aus: Bei Sonnenaufgang hiſſen der Fahne in Gegenwart des Wehrſport⸗ leiters und einer H. J.⸗Ehrengruppe. Um halb 6 Uhr wecken und aufſtehen, waſchen u. ſ.w. Daran ſchloß ſich ein Morgen⸗ waldlauf an, dann gab es den Morgenkaffee. Die Wehrſportübungen begannen um 7,45 Exerzieren, Kommando, Geländeſpiele, Geländemeſſungen u. Abſchätzungen, Freiübungen, Marſchieren u. ſ. w. das waren die hauptſächlichen Tätigkeiten im Wehrſport. Von 1115 bis 14 war Mittagspauſe. In dieſer Freizeit nahmen wir unſer Mittags⸗ eſſen ein und ruhten uns aus. Um 15 Uhr mußte wieder alles auf ſeinem Platze ſtehen, und die Wehrſportübungen vom Vormittag wurden fortgeſetzt bis 1830. Von 1545 bis 171; gingen wir jeden Nachmittag ins Schwimmbad. Um 19 Uhr nahmen wir unſer Abendeſſen ein und hatten dann frei bis 2130. Bei Sonnenunter⸗ gaug wurde die Lagerfahne feierlich eingeholt. Punkt 2130 war Bettruhe. Am Donnerstag nachmittag und am Frei⸗ lag vormittag waren große Geländeſpiele, wobei ſich das Uebungsfeld kilometerweit erſtreckte. Die 4 6. Kompagnie unter Leitung unſeres Viernheimer HJ. Führers holte ſich an beiden Tagen den 1. Preis. Das zeigte ſich auch noch bei anderen Gelegenheiten: wo Viernheim war, da wurde geſtegt! Am Ende der Wehrſportwoche hatten wir noch ein großes Erlebnis: Herr Reichsſtatthalter Sprenger ſtattete uns einen Beſuch ab. Die ganze Bevölkerung war in fröhlicher Feſtſtimmung. Die Stadt glich einem wahren Flaggenmeer. Kein Haus ohne Hakenkreuzfahne! Die Hitlerjugend bildete Spalier vom Bahnhof bis in die Innen⸗ ſtadt. Und als ſich der Wagen des Herrn Reichs ⸗ ſtatthalters uns näherte und das Kommando „H. J. ſtillgeſtanden!, die Augen links!“ ertönte, da ſahen wir wie ſich der Herr Reichsſtadthalter über dieſe kernige Jugend freute. Kein Wunder, daß er das Angebot, die Schirmherrſchaft über die heſſiſche H. J. zu übernehmen mit Freuden annahm. Gegen Abend dieſes Tages hielt zuerſt unſer Stabsleiter Hubert Georg z. T. zur H. J. J. T. zu unſerem Herrn Reichsſtatthalter eine herrliche Rede. Dann ſprach Herr Reichsſtatt⸗ halter ſelbſt zur Jugend:„glückliche Tage habt Ar verlebt“, ſo ſagte er„Ihr habt Euren 15„Ordnung wurde Euch beigebracht wir Deutſche gewöhnt.— Es muß herrlich ge⸗ weſen ſein für die, die aus der Großſtadt kamen“. Und darin hatte Herr Reichsſtatthalter recht. Herrlich waren die Tage, prachtvoll. Aber am ſchönſten war der Abſchluß der Wehrſport⸗ woche. Am Abend loderte ein gewaltiges Feuer zum nächtlichen Himmel. Die ganze H. J. war darum verſammelt. Ebenſo war Herr Reichs⸗ ſtatthalter zugegen. Und als es gegen halb elf Uhr ging, da brauſte aus Hunderten von Kehlen das„Horſt⸗Weſſel⸗Lied“ als würdiger Abſchluß empor Wir begaben uns in die Quartiere, und am nächſten Nachmittag traten wir, neu geſtärkt und um ein großes Erlebnis reicher, die Heim⸗ fahrt an. * Das war eine„Woche der Deutſchen Jugend“ der richtigen Deutſchen Jugend. Denn nur die⸗ jenigen können wahre Deutſche ſein, die nach den Grundſätzen der Naz.⸗Soz. leben und arbeiten. Und das ſind wir und keine andere Jugendbe⸗ wegung in ganz Deutſchland. Der ganzen Viernheimer Jugend rufen wir zu: Schließt euch an und unterſtützt unſere Kämpfen für ein mächtiges Deutſches Vaterland der Zukunft! Hinein in die H. J.! W. R. N. 6. Kriegs opferperſorgung. Infolge anders getroffenen Dispoſitionen findet der Beſuch der Tellſchauſpiele erſt am Sonntag, den 25. Juni 1933 ſtatt. Der Obmann: Hanf. Deuiſche Jugendkraft Viernheim. In dieſen Tagen iſt ein Jahr verfloſſen, ſeit die Fechtabteilung der D. J. K. gegründet wurde. Ein Jahr nur hat es bedurft um 12 junge Leute im Florett⸗ und Kampfdegenfechten auszubilden, zur rührigſten Abteilung des Ver⸗ eins und zur beſtbekannteſten Fechtabteilung des Reichs verbandes zuſammen zuſchweißen. Beſon⸗ deren Dank gebührt auch an dieſer Stelle dem techn. Leiter Herrn Jung der es verſtanden hat, den Mitgliedern der Gilde nicht nur das hohe techn. Können, ſondern auch den wirkungs⸗ vollen Gemeinſchaftsgeiſt, den Wille zur Kamerad⸗ ſchaft, Ordnung und Disziplin beizubringen. Seiner Arbeit und dem dauernden Werben der Fechter in Mainz, Mannheim, Ladenburg, Nek⸗ karau u. ſ.w. iſt es auch zu verdanken, daß neues Leben in die Fechtabteilungen der näheren Um⸗ gebung einzog, daß vier weitere im Verlauf des letzten halben Jahres gegründet werden konnten. Nur hier im Orte ſelbſt fand das edle Waffen⸗ ſpiel keine allzu große Verbreitung, und wir bitten nun alle kath. Jünglinge die Intereſſe haben, dieſe ſchöne Kunſt zu erlernen und dieſen ritterlichen, gefahrloſen Sport anszuüben, einzu- treten in die Reihen der Fechtergilde der deut⸗ ſchen Jugendkraft damit auch das nunbeginnende Arbeitsjahr mit einem erfolgreichen Aufſtieg der Fechtergild und der geſamten D. J. K. beſchloſſen werden kann. ö D. J. K.⸗Sport. Morgen Sonntag nachm. 3½ Uhr auf dem Dai K⸗Stadion Liga⸗Treffen gegen„Olympia“ Lampertheim! 2½ Uhr Handballtreffen gegen DK Ketſch! Morgen Sonntag herrſcht auf dem D. J. K. Stadion Hochbetrieb! Um 1 Uhr ſpielt die 2. Fußballelf gegen die Erſatzliga Lampertheim, dem das Handballtreffen unſerer 1. Handball mannſchaft gegen Ketſch 1. folgen wird. Im Vorſpiel(Nov. 32) erhielt V. in Ketſch eine 8:2 Niederlage; da ſich aber in dieſer Zeit Kapseln gegen Honf- u. Rerven-Schmerzen, . ö Neuralgien u. Rheuma. N Arztl. empfohlen. Erhält- lich in allen Apotheken. Nur echt mit eingeprügtem Wortzeichen„Germosan“. Amidophenaz. + Phenaz.- salic. + Chinin + Coffein. Deutsche Jugendkraft Morgen Sonntag, den 18. Juni gr. Sport⸗ programm.(Platz 1) 3½ Uhr Ligatreffen unſerer 1. Mannſchaft gegen Olympia Lampertheim 2. Mannſchaft— Erſ.⸗Liga 1 Uhr In Mannheim: A. H.— A. H. Waldhof anläßlich der Platz⸗ weihe von Grün ⸗ Weiß. Abfahrt 1,15 Uhr O. E. G. Sportprogramm für Sonntag, den 18. Juni Handball:(Platz 1) Biernheim 1.— Ketſch 1 2½ Uhr (Platz 3) Viernheim 2.— Ketſch 2. 30 Uhr 77 Zu recht zahlreichem Beſuche obiger Spiele n. Ordnung muß ſein, das ſind lädt freundlichſt ein. Die Sportleitung. Rezept 3½ Pfd. Erdbeeten, seht 1 ade gut zerdrückt, werden mit 5½ Pfd. Zucker zumkochen gebrecht u. 10 Min. dureh- gekocht. Hierauf rũhtt man 1 Notmalflesche Opekita zu 86 Pfennig und nach Belieben den Saft einer Zitrone hinein und fölit in Slösetr.— Ausführliche illustrierte Rezepte füt alle Früchte und Etiketten für lhre Matrmeladenglöser liegen jeder Flesche bei. Opekta Opekte ist nut echt mit Aus Früchten gewonnen dem 10-Minuten-Topf. Trocken-Opekta ist Opekta in pulvertotm und vito gerne tür kleine Portionen von 2 bis 4 ptund Matme- lade vetwendet. da es schon in bäckchen tu 23 Pfennig uad 6 Piennig zu haben ist.— packung für? pftund Mat- melee 86 Pfennig. Seneue Rezepte slad aufgedtuckt. Achtung! Rundfunk! Sie höten jeden Mittwoch-Votmittag über die Sendet des Südwestfunks 10.45 Uhr und über die Sender des Südtfunks 11.40 Uhr den sehr inter essanten lehtvortrag aus der Opekta-Küche„10 Minuten füt die fortschtittliche Hausfrau“.— Rezeptdurchgabe! Das Opekta-Rezeptbuch, teich bebildett, emeſten Sie für 20 Pfennig in den Geschäften. Falls vergriffen, gegen Voteinsendung von 20 Pfennig ia Stlefmatken von de OPEKTA- GESELLSCHAFT M. B. H., KG LN-RIE HT 2 7 Maria Degen ſtaatlich geprüfte Klavier⸗Pädagogin erteilt Ualerriehl (auch im Hauſe) bei mäßigem Honorar ſur Anlänger und fort- geschrittens. Anmeldung jederzeit Häterial, nonnunintr. 8 Endſtation der Elektr. Straßenbahn Telefon 50394 Erdbeeren zum Tagespreis bei Konrad Brechtel 2. Burg Windeck. Laden öeschant in Spezereien mit Wohnung und allem Zubehör zu ver⸗ mieten. Intereſſenten wollen ihre Adreſſe abgeben in der Geſchäftsſtelle die⸗ ſes Blattes. unſere junge Elf zur Gauklaſſe emporgearbeitet hat, wird dieſes Treffen ein ſchönes Revanche⸗ ſpiel geben.— Das mit Spannung erwartete Ligatreffen gegen Olympia Lampert⸗- heim beginnt um 3½ Uhr. Das Vorſpiel in Lampertheim verlor unſere 1. Fußballelf 1:0, hat ſich aber trotzdem viel Sympathie des dor⸗ tigen Publikums erworben. In den Lampert⸗ heimer Sportkreiſen iſt man auf den Ausgang des Treffens in Viernheim ſehr geſpannt. Vor 8 Tagen ſiegte„Olympia“ gegen VfL. Lam⸗ pertheim 5:1, nachdem ſie am Vortage ihrer Platzeinweihung 3:2 verloren hatten. Seit die⸗ ſer Niederlage hat„Olympia“ noch kein Spiel verloren; alſo eine große Formverbeſſerung! Lampertheim wird auch in Viernheim ſeine ſtärkſte Mannſchaft ſtellen, um den Siegeszug fortzuſetzen. An unſere Blauweißen ergeht die Mahnung: ſpielt einig, geſchloſſen und ruhig, wie bei dem Pfingſtſpiel in Seligenſtadt, dann iſt ein Sieg ſicher!— Für alle Viernheimer Sportfreunde iſt Parole: Am Sonntag nachm. auf den D. J. K.⸗Platz. 2½ Uhr Handball: D. J. K. Ketſch 1.— 3½ Uhr Fußball:„Olympia“ L'heim 1. i 8 Amicitia 09 E. V. V'heim. U Sportplatz im Wald mit 10 JJ Reſt.„Jur Waldſchenkk“ Heute Samstag abend Freundſchaftsſpiel gegen V. F. R. Mannheim auf dem VfR.⸗Platz. Abfahrt 5,07 Uhr mit der O. E. G. Sonntag, den 18. Juni, vorm. 10,30 Uhr: Viernheim I. H.— Germania Lu f. H. Nachmittags 3 Uhr: Viernheim 3.— 1914 Oppau 2. Porher 1,30 Uhr: Miernheim 4. M.— 1914 Opnau 3. M. In Lorſch nachmittags 3 Uhr: Liga-Freund⸗ ſchaftsſpiel gegen 8. C. Olympia Lorsch l. Abf. 1 Uhr per Auto ab Lokal. Der Vorſtand. Abfahrt der Jugend um 3 Uhr per Rad zu den Jubiläumsſpielen des F. C. 08 Mannheim. Her Kenner kauft beim Fach mann billig und doch prima prima Weiß⸗ und Rotweine von 60 Pfg. an per Liter. Bei 5 Liter⸗Abnahme von 55 Pfg. an .(ͤĩ³ð,uſ (ohne Flaſche und Glas). a W Fahrpreis⸗Ermäßigung. Sonntagstarten zur„Nekofa. Frankfurt, 17. Juni. Aus Anlaß der vom 17. bis 25. Jum in Frankfurt am Main ſtattfindenden Reichsausſtellung für Kolonial- waren und Feinkoſt(Rekofa) gibt die Reichs⸗ bahn⸗Direktion Frankfurt am Main Sonntags- karten aus, welche vom 17. Juni 0 Uhr bis 21. Juni 24 Uhr bezw. vom 24. Juni 12 Uhr bis 26. Junt 12 Uhr Gültigkeit haben. Die Karten werden an allen Stationen im Umkreis von 75 Kilometer von Frank⸗ furt ausgeſtellt. Es iſt zu ihrer Ausſtellung keinerlei Ausweis der Ausſtellungsleitung not⸗ wendig, ebenſowenig eine Abſtempelung der Fahrkarten vor der Rückfahrt. *. Darmſtadt, 17. Juni.(Ein ungetreuer Kaſſierer.) Feſtgenommen wurde ein 65⸗ jähriger Kaſſierer des Verbandes der öffent⸗ lichen Betriebe, der ſich ſchon längere Zeit Veruntreuungen zuſchulden kommen ließ. Er entnahm alten Mitgliedsbüchern entwertete Beitragsmarken und klebte ſie als neue Bei⸗ tragsquittungen ein. Die Höhe der Verun— treuungen iſt noch nicht feſtgeſtellt. Darmſtadt, 17. Juni.(NReine Maul⸗ und Klauenſeuche in Seſſen.) Nach der amtlichen Nachweiſung waren am 1. Juni ſämtliche Kreiſe Heſſens ſeuchenfrei. Zwingenberg, 17. Juni.(In der Scheu⸗ ne erhängt.) Der 30jährige Leonhard K. hatte ſich morgens in die Scheune begeben um Stroh zu holen. Als er längere Zeit wegblieb, ſchaute ſeine Mutter nach ihm und. fand ihn erhängt auf. Er dürfte den Schritt wegen eines unheilbaren Leidens be⸗ gangen haben. Jeder heuabonnent des„Viernheimer Anzeiger“ erhält die Zeitung bis am 1i 5 Ende dieſes Monats rd 18! Feuerwehrübung. Am Sonntag, den 18. Juni 1933, vorm. 5 Uhr findet eine Uebung der freiwilligen Feuerwehr ſtatt. Signal halb 5 Uhr. auch Muſik⸗ und Spielleute. reſtlos zu erſcheinen. — Arbels-Auzübe 3.75 Mk. GeorgMartin Kiesſtraße 2 Anzutreten haben Es wird gebeten, Das Kommando.