Lokales Vom Sonntag. Sonntag im Regen. Auch der geſtrige Sonntag war wieder mit Regen überreichlich geſegnet. Aprilwetter im Juni kann man ſagen. Erſtrahlte eben noch der Himmel bei herr⸗ lichem Sonnenſchein im ſchönſten Blau, ſo war gleich darauf alles wieder Grau und Regen, ja ſogar Hagel, ging hernieder. Es wäre ſehr zu wünſchen, daß der Himmel einmal eine Zeit lang ſeine Schleußen geſchloſſen halten würde, damit die Feldfrüchte keinen Schaden leiden.— Walldürn, die Gnadenſtätte, war geſtern das Ziel vieler Gläubigen. Bereits in den früheſten Morgenſtunden wurde die Fahrt mit den zur Verfügung ſtehenden Laſtkraftwagen nach Wall⸗ dürn angetreten, wo den Tag über an der Gnadenſtätte geweilt wurde. Am Abend kamen die Wallfahrer zurück und wurden gegen /210 Uhr unter feierlichem Glockengeläute und den Klängen der Vereinigten Feuerwehrkapelle zur Kirche geleitet, wo nochmals der Segen er⸗ teilt wurde. 7 Das Tellſchauſpiel war auch wieder ſehr gut beſucht. Die Auf⸗ führung wurde trotz des ſchlechten Wetters wieder programmartig durchgeführt. Die Auf⸗ führungen werden, wegen ihres großen Erfolges, um 3 Wochen verlängert.— Die Grünen ſpielten gegen Lorſch und zwar in Lorſch und gewannen 1:2. Das Samstagsſpiel gegen VfR. Mannheim war wieder dem Regenwetter zum Opfer gefal⸗ len. Das Spiel findet vorausſichtlich am Mitt⸗ woch Abend ſtatt.— Auf dem DI K.⸗Stadion ſpielte die Ligamannſchaſt der Olympia Lampert⸗ heim gegen die DIͤKler. Es waren eine ſtatt⸗ liche Anzahl von Zuſchauern, die die Viernheimer 3:2 gegen Lampertheim ſiegen ſahen.— Im Kaiſerhof fand durch eine S. A.⸗Kapelle ein Militärkonzert ſtatt, das ſich eines ſehr guten Beſuches erfreute. Vor dem Konzert unternahm die Kapelle einen Werbeumzug durch verſchiedene Ortsſtraßen. Der Polizeibericht der letzten Woche meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Vergehen gegen die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe(Ver⸗ kauf an Sonntagen), 1 wegen Verſtoß gegen die Radfahrordnung, 2 wegen Ruheſtörung und 1 wegen Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz. * Eine Gemeinderatsſitzung findet morgen Dienstag, den 20. Juni 1933, abends 8 Uhr mit der Tagesordnung: 1. Beratung der Voranſchläge der Gemeinde, der Gas-, Elektr.- und Waſſerverſorgungs⸗ anlage für 1933, 2. Feſtſetzung der Steuer⸗Ausſchlagsſätze, ſtatt. * Zwei Rehböcke geſchoſſen. In der letzten Woche wurden hier die zwei erſten Rehböcke in dieſem Jahre geſchoſſen. Der eine wog aufgebrochen 29 Pfund und der andre 32 Pfund. Waidmanns Heil! * Der Dieburger Jakobsbrunnen vergiftet? An dem Dieburger Jakobsbrunnen befindet ſich eine Waldhütte, vor welcher die S. A. eine Wache aufgezogen haben. In der letzten Woche wurden 2 S. A.⸗ Männer unter Vergiftungserſcheinungen in das Krankenhaus gebracht und ſo wird vermutet, daß der Brunnen vergiftet worden iſt. Der Brunnen wurde ge⸗ ſperrt und Waſſer hiervon zur Unterſuchung nach Darmſtadt geſchickt. * Glücksſpiel. Es iſt feſtſtehende Tat⸗ ſache, daß das Glücksſpiel jeglicher Art verboten iſt. Dennoch konnte es ein Wirt zulaſſen, daß ſich eine Anzahl junger Leute in ſeinem Lokal dem unerlaubten Spiel hingeben durften. Sogar ein Kellerraum wurde hierzu zur Verfügung ge⸗ ſtellt. Die Polizei vermutete hinter dem ſonder⸗ baren Schlupfwinkel politiſche Umtriebe. Alle Beteiligten wurden deshalb in Schutzhaft ge⸗ nommen. Da feſtgeſtellt wurde, daß das Treiben im Kellerraum nur dem unerlaubten Karten- ſpiel gegolten hat, wurden alle Beteiligten im Laufe des Sonntags wieder aus der Schutzhaft entlaſſen. Das große Militärkonzert im Kaiſerhof. Im Auftrage der N. S. D. A. P.⸗Propaganda⸗ leitung wird uns mitgeteilt: Das große Mili⸗ tärkonzert des Muſikzuges des Sturmbannes 1/221 der S. A., das geſtern nachmittag im „Kaiſerhof“ ſtattfand, war ein voller Erfolg für die Veranſtalter. Es wurde gute alte Militär⸗ muſik zu Gehör gebracht, die alle Muſikfreunde gegeiſterte. Wir hörten unter anderem„Deutſch⸗ lands Waffenehre“, Marſch von Blankenberg, die Ouvertüre„Orpheus in der Unterwelt“, den Marſch von Holzmann„Feuert Los“, den „Heeresmarſch Nr. 256“ zur Erinnerung an das Gefecht des Kgl. Bay. Leib.⸗Inf. Rgt. am 12. Auguſt 1914 in Badonvillers, den Lieblings- marſch unſeres Reichskanzlers Adolf Hitler, ein großes Marſchpotpourri über deutſche Lieder, den„Pilgerchor aus Tannhäuſer“ von Richard Wagner und noch viele andre Perlen aus der Deutſchen Militärmuſik. Den Schluß bildete „Die Fahne hoch“ und das„Deutſchlandlied“, das von den Anweſenden begeiſtert mitgeſungen wurde. Alle Beſucher waren von der gebotenen guten, alten, wertvollen Kunſt reſtlos begeiſtert und reicher Beifall lohnte den Muſikern in dem braunen Ehrenkleid ihr Mühe. Zur 51. Hauptverſammlung des Geſamtodenwaldklubs am 24. und 25. Juni haben ſich bereits über 2 500 Teilnehmer angemeldet. Außer dem Sonderzug von Wies⸗ baden iſt ein weiterer am 25. Juni von Mann- heim⸗Ludwigshafen genehmigt. Da zu den Ver⸗ anſtaltungen ein entſprechender Verſammlungs⸗ raum nicht zur Verfügung ſteht, wird am Neckar ſie in dem heißgemachten Fett auf ein großes Feſtzelt erſtellt, das nahezu 2000 Perſonen faßt. Nach Sitzungen des Haupt⸗ und Wegbezeichnungsausſchuſſes und des Jungoden⸗ waldklubs findet am Samstag, den 24. Juni abends die Begrüßung ſtatt, zu der die Vereine Neckarſteinachs ihre Mitwirkung zugeſagt haben. Auch die geſchäftliche Sitzung am Sonntagmorgen wird im Zelt abgehalten. Lautſprecher ermög⸗ lichen recht viel Beſuchern das Mithören. Den Glanzpunkt der Veranſtaltung bildet ein großer Feſtzug, der die Geſchloſſenheit des Odenwald klubs zum Ausdruck bringen ſoll. Kochrezepte Gedämpfte Leber(für 3 Perſonen). Zu⸗ taten: dreiviertel Pfund Rind-, Schweine⸗ oder Hammelleber, 2 Eßlöffel Mehl, 50 Gramm Mehl, 50 Gramm Fett, 1 Zwiebel, 1 Würfel Maggis Bratenſoße, etwas Salz und Pfeffer. Zubereitung: Man häutet die Leber, ſchneidet ſie in fingerdicke Scheiben, ſalzt und pfeffert, dreht ſie in Mehl und brät beiden Seiten ſchön braun, bis ſie nicht mehr blu⸗ ten, wenn man hineinſticht. Dann hebt man die Leberſcheiben aus der Pfanne, zerdrückt in der reſtlichen Bratbutter den Bratenſoßen⸗ würfel ſehr fein, gießt gut ein Viertel Liter Waſſer darüber und läßt unter Umrühren aufkochen. Dann legt man die Leberſcheiben in die Soße, kocht das ganze noch einmal auf und reicht ſofort zu Tiſch. Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Turnverein von 1893 e. V. Am Sanstag, den 24. Juni findet das Feſt der Jugend mit ſportlichen Wettkämpfen ſtatt. Ferner kommen am 2. Juli die Gruppen⸗Meiſterſchaften im Volksturnen für Jugendturner und ältere Turner auf dem 46 Platz in Mannheim zum Austrag. Das Gauturnfeſt iſt am 9. Juli. Wir bitten alle Sportler und Spieler, die ſich an den vorgenannten Wettkämpfen betei⸗ ligen wollen, ſich am Dienstag, nachmittag punkt 6 Uhr auf dem Waldſportplatz einzu⸗ finden. Wer nicht erſcheint kann nicht mehr für die Kämpfe in Frage kommen. Bei ſchlechter Witterung am Mittwoch. Dienstag /9 Uhr Geräteturner im Freiſchütz. Reſtloſes und pünktliches Erſcheinen iſt Pflicht. Die Leitung. Odenwald⸗Klub, Ortsgruppe Viernheim. Mitt⸗ woch, den 21. Juni, abends 8 ¼ Uhr Klub⸗ abend im Freiſchütz. Samstag ⸗Sonntag, den 24. und 25. Juni Hauptverſammlung in Neckarſteinach. Sonntag, den 25. Juni 9. Programmwan⸗ derung: Weinheim— Juhöhe— Heppenheim. Näheres im Klubabend. Zahlreiche Beteiligung erwartet. Der Vorſtand. Gottesdienst⸗Ordnung Freitag:/ 7 Uhr beſt. Segensmeſſe für Joſef Egger, Ehefrau Magd. geb. Eder, Schwieger⸗ ſohn Johann Faber 3., deſſen Eltern Joh. Faber 2. und Ehefrau Marg. geb. Helbig. Vuntes Allerlei Wieviel ißt der Menſch? Wenn man die Erfahrungstatſache zugrunde legt, daß ein Mann, der arbeitet, käglich ungefähr 750 g Brot zu ſich nimmt, ſo verſpeiſt ein geſunder Menſch im Laufe eines Durchſchnittslebens nicht weniger als 14 Tonnen Brot, wobei der ge⸗ ringere Verbrauch während der erſten 10 und während der letzten Lebensjahre berückſichtigt iſt. Würde man aus dieſem Geſamtquantum. einen einzigen Laib Brot backen, ſo würde die⸗ ſes Brot einen Raum von nicht weniger als 1200 chm einnehmen. Die Verbrauchskur ſteigt aber noch ſchneller beim Gem das man im Verlauf von 70 Jahren zu verzehren pflegt. Rechnet man nur mit einem täglichen Verzehr von einem Pfund Kartoffel pro Kopf in einem Zeitraum von 60 Jahren, ſo er⸗ gibt das eine Geſamtmenge von mehr als 2 Tonnen. Nicht minder groß ſind die ver⸗ brauchten Fleiſchmengen, zu denen nebſt Fiſchen und Obſt noch etwa 10000 Eier kommen. Und trotzdem beweiſt Fieſe Statiſtik, daß der Durchſchnittsmenſch kein Vielfraß iſt. Wo wird das meiſte Brot gegeſſen? Die ſtärkſten Broteſſer ſind die romaniſchen Völ⸗ ker, vor allem die Franzoſen. Im allgemei- nen ißt der Franzoſe wenigſtens viermal mehr Brot als der Engländer, und das Doppelte von dem, was ein Deutſcher ißt. Auch zum Mittag⸗ und Abendeſſen wird in Frankreich regelmäßig Brot verzehrt, und vor dem Weltkriege konnte man in franzöſiſchen Re⸗ ſtaurants ſtets Brot nach Belieben eſſen. In Holland dagegen bekommt man Brotſchnitten vorgeſetzt, die ſo dünn ſind wie Schinkenſchei⸗ ben, in England, wo man hauptſächlich von Fleiſch lebt, Broſamenwürfel von der Größe eines Fingerhutes. Ruſſen, Türken und Grie⸗ chen eſſen ebenfalls wenig Brot. In Deutſch⸗ land ißt man im Süden mehr Weizenbrot, im Norden mehr Roggenbrot. Der Norddeut⸗ ſche ißt überhaupt mehr Brot als der Süd⸗ deutſche. Ein Philoſoph will auch entdeckt haben, daß der Brotgenuß den Charakter beeinfluſſe. Schwarzbroteſſer ſeien ſchwerfäl⸗ liger, abgemeſſener und weniger mitteilſam als Menſchen, die weißes Brot und leichtes Gebäck vorziehen. Luſtige Etle „Denke dir, Liebſter,“ empfängt die 9 80 ihren Mann, als er abends aus dem züro nach Hauſe kommt,„endlich habe ich einen hübſchen paſſenden Sommerhut für mich gefunden!“—„das freut mich aber A Liebling! Ich hätte dir näm⸗ lich wirklich keinen kaufen können!“ Elschen hat nicht ſo unrecht. „Jetzt mußt du ins Bett“, ſagte die Mutter. „Um dieſe Zeit gehen die kleinen Küken auch alle ins Bett.“—„Ja,“ meint Elschen, „aber da geht das Huhn auch mit.“ Sehr preiswert: g tangenkse 20% 9. ſchöne viertelreife Ware ¼ Pfd. küamerhäse 20%„ d. 20 Ementnaler o/ Rinde/ Pfd. 2035 Frische Molkereiuller u. 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Volksblatt) Anzeigenpreiſe: nzei Die einſpaltige ee koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— lnnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Plaßvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden 50. Jahrgang Ein amerikaniſcher Vorſchlag Die Londoner Weltwirtſchafts⸗ konferenz hat die Kleinarbeit aufgenom⸗ men, die in den Ausſchüſſen vor ſich geht. Es beſteht nun natürlich die Gefahr, daß man vor lauter Kleinarbeit die großen Ziele aus dem Auge verliert. Bei anderen internationalen Konferenzen war das ja ſchon ſo. Man braucht nur an die Abrü⸗ ſtungskonferenz zu erinnern, auf der es Frankreich bekanntlich gelungen iſt, jede poſitive Arbeit dadurch zu ſabotieren, daß die franzöſiſchen Vertreter eint Unmaſſe von kleinen und kleinlichen Einzelheiten zur Sprache brachten. Ueber alle diese Dinge wurde dann in Kommiſſionen tage- und wo⸗ chen-, ja monatelang geredet. So kommt es, daß die Genfer Konferenz jetzt, ſchon an⸗ derthalb Jahre dauert, aber noch nichts fer⸗ tig gebracht hat. Von deutſcher Seite iſt man bemüht, dafür zu ſorgen, daß es in London nicht ge⸗ rade ſo geht. Der Reichs wirtſchafts⸗ miniſter hat eine Denkſchrift vorge⸗ legt, die eine ausgezeichnete Ueberſicht über die großen Probleme gibt, mit der ſich die Weltwirtſchaftskonferenz befaſſen müßte, wenn ſie tatſächlich etwas erreichen will. Dieſe Denkſchrift hat beträchtliches Aufſehen erregt. Das iſt gut ſo. Denn man mag über die Art und Weiſe der Löſungsmöglichkeiten, die von deutſcher Seite vorgeſchlagen wurde, denken wie man will— diskutieren muß man über dieſe grundſätzlichen Fragen und irgendeine Löſung muß man ſuchen, wenn die Konferenzarbeit einen Sinn haben ſoll. Nun hat es in London eine weitere Sen⸗ ſation gegeben, nämlich der von der ame⸗ rikaniſchen Abordnung ausgehende Vor⸗ ſchlag einer zehnprozentigen Her⸗ abſetzung ſämtlicher am 12. Juni in Kraft befindlichen Zölle und einer ent⸗ ſprechenden Auflockerung der ſonſtigen Aus⸗ fuhrbeſchränkungen. Die Tragweite dieſes Vorſchlages erfährt allerdings eine bemer⸗ kenswerte Einſchränkung durch eine Delega⸗ tion, wonach es ſich nicht um einen offi⸗ ziellen Programmpunkt der Vereinigten Staaten, ſondern lediglich um eine Anre⸗ gung der Zollſachverſtändigen der amerika⸗ niſchen Delegation handelt. Die ſorgfältige Unterſcheidung zwiſchen den verantwort⸗ lichen Behörden in Waſhington und der nur zu Verhandlungen nach London entſandten Delegation, die allerdings von dem Staats⸗ ſekretär Hull geführt wird, iſt in den letzten Tagen wiederholt hervorgetreten und ſcheint anzudeuten, daß die Vereinigten Staaten allen Beſchlüſſen der Weltwirtſchaftskonfe⸗ renz gegenüber volle Handlungs⸗ freiheft bewahren wollen. An ſich liegt der Gedanke eines prozentua⸗ len einheitlichen Zollabſchluſſes durchaus in der Linie der von Rooſevelt verkündeten neuen Handelspolitik, die ſich gegen den wirtſchaftlichen Nationalismus des vorange⸗ gangenen Regimes wendet und die amerika⸗ niſchen Exportmöglichkeiten beſonders nach, Europa erweitern möchte. Schon anläßlich des Beſuches von Norman Davis in Berlin Anfang April ds. Is. wurde det deutſche Standpunkt in dieſer Frage dahin zum Ausdruck gebracht, daß zunächſt die Wäh⸗ rungen wieder in Ordnung gebracht und die normalen Funktionen des internationalen Geld⸗ und Kapitalverkehrs geſichert ſein müſ⸗ ſen, ehe etwas zur Beſeitigung der Handels: hemmniſſe getan werden kann. Sodann wird man zwiſchen Induſtrie⸗ und Land⸗ wirtſchaftszöllen unterſcheiden müſſen. Im erſten Fall wird nicht ein ſchemati⸗ ſcher prozentualer Abſchlag von den gegen⸗ wärtigen Zöllen, ſondern ein Ausgleich der allgemeinen Zollhöhe in den maßgeben⸗ den Ländern das Zieſ ſein müſſen. Dee landwirtſchaftlichen S. itzmaßnahmen, ſo wurde damals erklärt, berden ſolange auf⸗ recht erhalten werden müſſen, als die Un⸗ ordnung auf dem Weltmarkt infolge der Ueberproduktion in den landwirtſchaftlichen Eadeelenderf andauert. er amerikaniſche Vorſchlag, ob er nun von dem Weißen Hauſe oder zunächſt nur Konflikt in Genf Die deutſche Delegation verläßt die Genfer Arbeitskonferenz— Proteſt gegen ſchwere Velei⸗ digungen Deutſchlands und der deutſchen Abordnung— Ein Schreiben an den Vorſitzenden Genf, 20. Juni. Der deutſche Regierungsver⸗ treter auf der 17. Tagung der Inter- nationalen Arbeitskonferenz. ferner der deutſche Arbeitgeberver⸗ treter und der deutſche Arbeitneh⸗ mervertreter dieſer Konferenz haben am Montag dem Konferenzpräſidenten fol— gende Erklärung übergeben:„Zu Beginn der Konferenz ſind in einer Gruppenſitzung der Arbeitnehmer überaus ſchwere Beleidigungen gegen Deutſchland und ſeine Delegierten gefallen. Dieſe ſind, wie nun in aller Deullichkeit geſagt werden muß, von dem Vorſitzen⸗ den der Gruppe, krotz der Bitte um Ju⸗ rückweiſung und um Schutz der deutſchen Intereſſen, bis jetzt nicht zurückgewieſen worden. Anſchließend daran brachten Genfer Zeitun⸗ gen Aeußerungen, die der deutſche Arbeit— nehmervertreter, Herr Dr. Ley, auf einer Preſſebeſprechung getan haber ſoll. Herr Dr. Ley hat alle ihm unterſtellten Aeußerungen entſchieden in Abrede geſtellt und öffentlich dementiert. Darüber hinaus iſt von den maßgebenden deutſchen Stellen erklärt wor⸗ den, daß Deutſchland größten Wert lege auf freundſchaftliche Beziehungen zur Bevölke— rung aller Länder, insbeſondere auch zu den füdamerikaniſchen Staaten. Deſſen ungeachtet wurde auf ſogenann⸗ ten offiziöſen Tagungen der Arbeitneh- mergruppe der Konferenz, zu denen man den deutſchen Delegierten den Zutritt brüsk verweigerte, der abgekane Vorfall wiederholt beſprochen und alsdann von dem Vorſitzenden dieſer Gruppe öffenk⸗ lich behandelt. Dieſe ſogenannten offiziöſen Tagungen ſind durch Verlautbarungen in den amtlichen Druckſachen der Konferenz zuſtande gekom⸗ men, obwohl wir gegen den nicht korrekten Vorgang zu verſchiedenen Malen, leider ver⸗ geblich, an zuſtändiger Stelle Einſpruch er⸗ hoben haben. Wir arblicken in den bezeich⸗ neten Vorfällen eine ſchwere Beleidigung der deutſchen Abordnung in ihrer Geſamtheit. Angeſichts dieſer Sachlage ſieht ſich die deulſche Delegation gezwungen. die Kon⸗ ferenz zu verlaſſen. Sie bedauert lebhaft, an der ſachlichen Arbeit, zu der ſie ſich wiederholt und eindeutig bereiterklärk von der Delegation in London verantworr⸗ lich eingebracht wurde, verſucht zweifellos die Londoner Konferenz zu greifbaren Er⸗ gebniſſen zu bringen; im Laufe der Aus⸗ ſprache, die ſich darüber entwickeln wird, werden aber auch die Amerikaner erkennen, daß dieſe ſchematiſche Maßnahme nichts zur Ueberwindung der Kriſe beitragen, ſondern im Gegenteil alle beſtehenden Mißverhält⸗ niſſe des internationalen Wirtſchaftslebens neradezu ſanktionieren würde. Immerhin iſt die amerikaniſche Anregung inſofern erfreulich, als ſie Gelegenheit gibt, über die Zollfragen überhaupt einmal zu diskutieren. Selbſtverſtändlich kann es aber niemals eine ſchematiſche Zollherabſetzung geben, denn die wirtſchaftlichen Dinge ſind viel zu kompliziert, als daß eine derartige Patentlöſung die ungeheuren Schwierigkei⸗ den beſeitigen könnte, unter denen die Wel! leidet. — auf die hat, ſolange verhindert zu ſein, als den deutſchen Forderungen nicht Genüge getan und den berechtigten deutſchen Beſchwerden nicht abgeholfen worden iſt. Genf, 19. Juni 1933. (gez.) Hans Engel, Mansfeld, Vogel, Dr. Robert Ley. Dieſer Schritt der deutſchen Abordnung wird in Deutſchland allgemeine Zuſtimmung finden. Er iſt die einzig richtige Antwort Provokationen, denen die deutſchen Delegierten ſeit Beginn der internationalen Arbeitskonferenz ausgeſetzt waren. Dieſe Provokationen haben ihren Grund in der gegenſätzlichen parteipolitiſchen Ein⸗ ſtellung der deutſchen(und übrigens auch der italieniſchen) Delegationsmitgliedern zu d der ausländiſchen Vertreter. Was aber gey. das Ausland die parteipolitiſche Einſtellung deutſcher Delegierter auf internationalen Konferenzen an? Was gehen überhaupt das Ausland innerdeutſche Verhältniſſe, Stimmungen und Strömungen an? Dollarkurs und Kriegsſchulden Amerila will nicht ſtabiliſieren— Differenzen zwiſchen Nooſevelt und der amerilaniſchen Abordnung in London Waſhington, 20. Juni. Die Beſtrebungen, durch ein engliſch⸗ franzöſiſch⸗amerikaniſches Abkommen die Währungen dieſer drei Länder zu ſtabili⸗ ſieren, finden in amerikaniſchen Regie⸗ rungskreiſen keine Gegenliebe. Man iſt im Gegenteil der Auffaſſung, daß eine ſolche Stabiliſierung wirtſchaftlich nicht Ame⸗ rika, ſondern nur den anderen Ländern nützen werde. Die Dollarabwerkung hat nakürlich eine, wenn auch nur ſcheinbare— Preisſtei- gerung in Amerika hervorgerufen und 455 damit ihren Zweck erreicht. Man be⸗ ürchtet nun, daß durch eine Skabiliſie⸗ rung des Dollarkurſes dieſe Preisſteige⸗ rung ſich nicht halten läßt. Uebrigens ſind diplomatiſche Kreiſe der Anſicht, daß das Aufbauprogramm des Prä⸗ ſidenten Rooſevelt und die Politik der internationalen Zuſammenarbeit, die der Staatsſekretär Hull— der Führer der amerikaniſchen Delegation auf der Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz— vertritt, nicht in Ein⸗ klang zu bringen ſeien. Die der amerikani⸗ ſchen Delegation geſandten neuen Inſtruk⸗ tionen enthielten keinerlei Gegenvorſchlag zu den Plänen, die in London für die Währungsſtabilität ausgearbeitet worden ſind. In der Kriegsſchuldenfrage überraſcht und befriedigt in Waſhinkoon der ſehr ſcharfe Ton, den Unterſtaaksſekretär Phielipps in Rooſevelks perſönlichem Auftrag Frankreich gegenüber anſchlug. Klar erſichtlich iſt Rooſevelts feſter Enk⸗ ſchluß, mit den Staaten, die ihre Dezem- berrate nicht zahlen, keinerlei Reviſion zuzulaſſen, während er England und Italien eine Reviſion in Ausſicht ſtellte. Hierzu iſt mitzuteilen, daß die amerika⸗ niſche Regierung an die franzöſiſche Regie⸗ rung eine Note als Antwort auf die franzö⸗ ſiſche Mitteilung, daß Frankreich die am 15. Juni fälligen Zahlungen nicht leiſte, geſandt hat. Die amerikaniſche Regierung ſtellt darin feſt, daß die franzöſiſche Regierung es unker⸗ laſſen habe, ganz oder keilweiſe die fälli⸗ gen Jahlungen gemäß dem zwiſchen den beiden Regierungen beſtehenden Schuldenabkommen zu leiſten. Die amerikaniſche Regierung müſſe in aller Freimütigkeit die Aufmerkſamkeit auf die Probleme lenken, die durch die Tatſachen aufgeworfen würden, daß die franzöſiſche Regierung auch die bereits am 15. Dezember 1932 fällig geweſene Ratenzahlung unterlaſ⸗ en habe, Probleme, die nicht gelöſt worden ſeien und über die zwiſchen den beiden Re⸗ gierungen nicht einmal Erörterungen ſtatt⸗ gefunden hätten. Aus Pariſer Meldun⸗ gen ergibt ſich, daß Frankreich ſich über die Mißſtimmung klar iſt, die ſein neuer Zahlungsverzug in Amerika hervorge- rufen hat. Die amerikaniſche Antwort— ſo ſchreibt die halbamtliche franzöſiſche Nachrichtenagentur Havas— bedeute, daß die Regierung der Vereinigten Staaten keine neue Prüfung des franzöſiſchen Schuldenproblems vornehmen werde, ſolange nicht Frankreich die aufge⸗ ſchobene Zahlung vom Dezember und eine Abſchlagszahlung auf die Juni-Rate geleiſter habe. * Die Weltwirtſchaftskonferenz Ausſchuß⸗ Sitzungen. London, 20. Juni. Die Weltwirtſchaftskonferenz hat ihre praktiſche Arbeit am Montag mit einer Sit⸗ zung des Ausſchuſſes für monetäre Fragen unter dem Vorſitz des amerikaniſchen Dele⸗ gierten Cox und einer Sitzung des Ausſchuſ⸗ ſes für Wirtſchaftsfragen unter Vorſitz des holländiſchen Premierminiſters Colijn be⸗ gonnen. Die Delegation der Vereinigten Skaa⸗ ten auf der Weltwirtſchaftskonferenz er ⸗ klärt, daß der Vorſchlag einer zehnpro⸗ zenkigen Herabſetzung der Einfuhrzölle, der als offizieller Programmpunkt Ame⸗ rikas angekündigt wurde, katſächlich nur eine Anregung der amerikaniſchen Zoll- ſachverſtändigen ſei. Weiter erklärt die Delegation, daß nicht zu erwarten ſei, daß ein derartiger Zollabſchlag in dem offiziellen Programm enthalten ſei. Präſident Rooſevelt ſoll die amerika⸗ niſche Delegation in London gebeten hahen, davon abzuſehen, einen endgültigen Vor⸗ ſchlag zur Stabiliſierungsfrage aufzuſtellen, und die Ankunft ſeines Beraters, des Pro— feſſors Moley, in London abzuwarten. Eine deutſche Erklärung In der Wirtſchaftskommiſſion ſprach am Montag Miniſterialdirektor Poſſe im Namen der deutſchen Delegation. Es ſteht außer Frage, ſagte er, daß Beſchränkungen im Warenaustauſch ein großes Hindernis gebildet haben. Wir Deutſchen haben beſon⸗ ders ſtark darunter zu leiden gehabt. Unſere Ausfuhr iſt beſonders ſtark geſunken. Des wei⸗ teren betonte Poſſe die Notwendigkeit der ebe des Bauernſtandes. Er er⸗ klärte: Wir Deutſchen haben nicht vergeſſen, daß der Bauernſtand das ſtabilſte Element ines Staates und deſſen Erhaltung im Lebens⸗ intereſſe der Nation erforderlich iſt. Er betonte die Notwendigkeit, daß zunächſt die finanziellen Fragen gelöſt werden müßten. Die Reſtriktionsſchwierigkeiten könnten nur als Einzelfrage in Zuſammenhang mit der Zoll⸗ frage gelöſt werden. Polen gegen Danzig Vorſtellungen beim Völkerbundskommiſſar wegen angeblicher Verletzung der Verträge. Danzig, 20. Juni. Wie verlautet, hat der diplomatiſche Ver⸗ treter Polens in Danzig, Miniſter Papee, beim Danziger Völkerbundskommiſſar einen Antrag eingereicht, der ſich dagegen wendet, daß die Danziger Regierung angeblich in einer Reihe von Fällen„Verhandlungen mit fremden Staaten“ ohne Vermittlung der pol— niſchen Regierung geführt habe. Polen fordert den Völkerbundskommiſſar nun auf, feſtzuſtellen. daß die Freie Stadt Danzig ſich ihren Verpflichtungen entzogen habe und verpflichket ſei, ſich an die Beſtimmungen zu halten, nach denen Polen die auswärkigen Angelegenheiten Danzigs führe. Die zuſtändigen Danziger Stellen haben bisher zu dem polniſchen Antrag noch keine Stellung nehmen können. Immerhin kann ſchon jetzt geſagt werden, daß der polniſche Antrag— auf welche Vorwände er ſich auch ſtützen möge— nur einen neuen künſtlichen Verſuch Polens darſtellt, ſich in innere An— gelegenheiten Danzigs einzumiſchen und gleichzeitig von den gegenwärtig zur Be— handlung ſtehenden Danziger Beſchwerden gegen die polniſchen Wirtſchaftsſchikanen abzulenken. Danzigs neuer Senat Natkionalſozialiſten und Jenkrum. Danzig, 20. Juni. Laut Mitteilung der Gaupreſſeſtelle der Danziger NSDAP. wird ſich die neue Dan⸗ ziger Regierung aus elf Senatoren, von de⸗ nen 9 der NSDAP. und 2 dem Zentrum an⸗ gehören, zuſammenſetzen. Präſident des Se⸗ nats und Leiter der auswärtigen Abteilung iſt Dr. Rauſchning(NSDAP.). Der 6 05 Senator, heißt es in der parteiamt⸗ ichen Mitteilung, wird durch einen deutſch⸗ nationalen Vertreter 1 werden, der ſich aber inzwiſchen infolge des unverſtänd⸗ lichen Verhaltens ſeiner Partei gezwungen geſehen hat, ſeinen Bund zur DNVP. zu löſen. Das Präſidium des Volkstags ſetzt ſich aus zwei Nationalſozialiſten und einem Zentrumsmann zuſammen. Ermächtigungsgeſetz Der Danziger Volkstag wird am Frei⸗ tag die programmatiſche Regierungserklä⸗ rung des neuen Senatspräſidenten Rauſch⸗ ning entgegennehmen. Anſchließend wird der Volkskag ein um⸗ fangreiches Ermächligungsgeſetz verab- ſchieden, das der neuen Regierung freie Hand zur Durchführung ihres Wirk- ſchaftsprogramms gibt. Das Ermächti⸗ gungsgeſetz krägt nicht verfaſſungsän⸗ dernden Charakter. Der Polizeipräſident von Danzig hat auf Grund des Geſetzes zur Sicherung der öf— fentlichen Ordnung die kommuniſtiſche Zeitung„die Freiheit“ mit ſofortiger Wirkung auf die Dauer von drei Monaten verboten. Anlaß zum Verbot gab ein Arti⸗ kel, der einen Auszug aus dem Aufruf des Zentralkomitees der KPD-Sektion der 3. Internationale und ſchwere Beleidigungen leitender deutſcher Staatsmänner enthält. Dr. Volz in Schutzhaft Der frühere würklembergiſche Skaats⸗ präſident. Skuktgart, 20. Juni. Am Montag wurde der frühere württem— bergiſche Staatspräſident Dr. Bolz auf dem Polizeipräſidium wegen der Rede, die er an⸗ läßlich des chriſtlich-ſozialen Parteitages in Salzburg als Vertreter des Zentrums gehal— ten hat, einer Vernehmung unterzogen. Während der Vernehmung ſammelte ſich vor dem Polizeipräſidium eine große Men— ſchenmenge zu einer Demonſtration an, aus der die Rufe ertönten: Heraus mit Bolz, nieder mit dem Landesverräter, hängt ihn auf, uſw. Die Haltung der Menge wurde immer be. drohlicher, ſo daß Dr. Bolz beim Verlaſſen des Polizeipräſidiums von SA und Ss ge⸗ gen die erregten Demonſtranten, die das Auto von Dr. Bolz ſtürmen wollten und mit allerhand Gegenſtänden bewarfen, beſchühf werden mußtke. Dr. Bolz, der ſchon vorher in Schutzhaft genommen war, wurde in ſeine Wohnung verbracht. In ſeiner Rede in Salzburg hatte Dr. Bolz die öſterreichiſchen Chriſtlich⸗Sozialen aufgefordert, in ihrer oppositionellen Haltung gegen die NSDAP. nicht nachzulaſſen. Auf den Hohenaſperg Dr. Bolz iſt nicht— wie zuerſt berichtet wurde— in ſeine Wohnung, ſondern auf die Feſte Aſperg bei Ludwigsburg gebracht worden, wohin ſich der Leiter der politiſchen Polizei, Mattheiß, ſofort begeben hat, um die Unterkunft von Dr. Bolz vorzubereiten. Der„Ns-Kurier“ erfährt dazu: Arſprüng⸗ lich ſei geplant geweſen, Dr. Bolz nach Hauſe zu bringen, aber angeſichts der Haltung der Menge habe Dr. Bolz ſelbſt den Wunſch ge. äußert, ſofort nach Ludwigsburg übergeführ: zu werden. Dr. Mulert entlaſſen Wegen unzuläſſiger Geldgeſchäfte. Berlin, 20. Juni. Der Vorſitzende des Deutſchen und des Preußiſchen Städtetages ſowie der Führer des Deutſchen Gemeindetages haben den Präſidenten Dr. Mulert aus ſeinem Dienſtverhältnis zum Deutſchen und Preußi⸗ ſchen Städtetag friſtlos entlaſſen. Durch die friſtloſe Entlaſſung wird das ein⸗ geleitete Ermittlungsverfahren der Staats- anwaltſchaft nicht berührt. Wie bereits vom Deulſchen Gemeindelag mitgeteilt wurde, hal die Reviſion des Deut ſchen und des Preußiſchen Städtetages er. geben, daß Präſidenk Dr. Mulert ſich enkge⸗ gen den geſetzlichen Beſtimmungen durch ei nen Scheinverktrag über Dienſträume einen Vorkeil von im Laufe der Zeil annähernd 20 000 Mark verſchafft hak. Präſidenk Dr. Mulert hat ferner einen dem Deutſchen Skädtetag von einem öffentlichen Geldinſtitu: zu beſtimmken Zwecken eingeräumten Kredii zu einem Teilbetrag von 60 000 Mark dazu in Anſpruch genommen, um dieſes Geld ei⸗ ner Privalbank, deren Mitinhaber ſeim Schwager iſt, als Jeſtgeldanlage zur Verfü⸗ gung zu ſtellen. Politiſches Allerlei Berlin. Der Reichskommiſſar und Leiter des Wirtſchaftspolitiſchen Amtes der NSDAP., Dr. Wagener, wurde zum Ehrenvorſitzen⸗ den der„Reichsgemeinſchaft der techniſch-wiſſen⸗ ſchaftlichen Arbeit“ gewählt, zu der ſich die führenden ingenteur-wiſſenſchaftlichen Verbände zuſammengeſchloſſen haben. Berlin. Die Berliner Montagszeitung „Montag-Morgen“ iſt von der geheimen Staatspolizei bis zum 15. Auguſt 1933 ver⸗ boten worden. Wien. An den Wiener Hochſchulen, die mehrere Tage geſchloſſen waren, haben die Vorleſungen wieder begonnen. Gombös it zufrieden Ergebnisreiche Wirkſchaftsbeſprechungen mii dem Kanzler. Wien, 20. Juni. Miniſterpräſident Gombös, der auf der Rückreiſe von Berlin in Wien eingetroffen iſt, erklärte einem Preſſevertreter, daß er beim Reichskanzler ein weitgehendes Verſtändnis für die wirtſchaftlichen Bedürfniſſe Ungarns gefunden habe. Er zweifle nicht, daß die noch zu treffenden Abmachungen für die ge⸗ ſamte mitteleuropäiſche Wirtſchaftsregelung von weittragender Bedeutung ſein werden. Es erübrigt ſich, zu betonen, daß Ungarn unverändert an ſeinen bewähr⸗ ten Freundſchaften feſthalte, unter denen das Verhältnis zu Oeſterreich einen hervorra- genden Platz einnehme. Miniſterpräſident Gombös hat nach kur⸗ zem Aufenthalt Wien wieder verlaſſen und iſt im Auko nach Budapeſt zurückgekehrt. Es hat keine Zuſammenkunft zwiſchen ihm und Bundeskanzler Dr. Dollfuß ſtatkgefunden. Neue Zwiſchenfälle In Wien explodieren Knallfröſche. Wien, 20. Juni. In der Alſer Geſchäftsſtraße im 9. Bezirk explodierte ein Papierboeller, ohne Schaden anzurichten. In eine chriſtlich⸗ſoziale Verſamm⸗ lung in Aflenz in Steiermark wurde ein Pa⸗ pierboeller geworfen. Durch die Exploſion wur⸗ den einige Fenſterſcheiben zertrümmert. Die Gendarmerie zerſtreute die vor dem Verſammlungslokal angeſammelten National⸗ ſozialiſten mit dem Bajonett. Eine Gruppe von Nationalſozialiſten, die zu einer Heimat⸗ ſchutzberſammlung in Fehring in Steiermark gehen wollten, wurden am Ortseingang von der Gendarmerie zur Umkehr gezwungen. Wie alljährlich, fand auch diesmal in Melk an der Donau das Lichterfeſt ſtatt, das ſich zugleich zu einer nationalſozigliſtiſchen Sonn⸗ wendfeier geſtaltete. Die Teilnehmerzahl war infolge der behördlichen Gegenmaßnahmen ge⸗ ringer als ſonſt. Ueberall ſah man Gendarme⸗ rie, die ſich auf„Heil⸗Hitler“⸗Rufer mit auf⸗ gepflanztem Bajonett ſtürzte. Als ſich Natio⸗ nalſozialiſten auf dem Hauptplatz ſammelten, wurde eine regelrechte Attacke gegen ſie unter⸗ nommen. Auf einen Wiener Autobus wurde bei der Heimkehr ein Anſchlag verübt. Ueber die Straße war ein drei Meter langer, einen halben Meter dicker Baumſtamm gelegt wor⸗ den und nur durch die Geiſtesgegenwart des Wagenlenkers wurde ein Unglück verhütet. Anſchlag auf einen Stauſee Wie die Wiener„Allgemeine Zeitung“ aus Salzburg berichtet, ſind unbekannte Täter in die Maſchinenräume am Stauſee des Salz⸗ burger Elektrizitätswerkes eingedrungen und haben verſucht, die chen zu öff⸗ nen. Sie haben zahlreiche Apparate zerſtört. Nur ihrer fachmänniſchen Unkenntnis iſt es zu danken, daß der Anſchlag mißglückt iſt. Bei Gelingen des Anſchlages wären drei Millionen Kubikmeter Waſſer auf zwei Ort⸗ ſchaften in der Nähe von Salzburg niederge⸗ brochen. Salzburg und alle an das Elektri⸗ zitätswerk angeſchloſſenen Induſtriebetriebe wären ohne Strom geweſen. Von den Tä⸗ tern fehlt bisher jede Spur. Nach Deutſchland abgeschoben Das Mitglied der deutſchen Geſandtſchaft, Heinz Cohrs, wurde mit dem fahrplan⸗ mäßigen Berliner Flugzeug abgeſchoben. Cohrs war Dienstag früh verhaftet worden, hat alſo eine Woche in Polizeigefangenen⸗ haft in Wien zugebracht. Cohrs iſt als Ober⸗ leutnant der deutſchen Armee an der Iſonzo⸗ Front mehrfach verwundet worden. Wegen ſeiner Arbeit in Kärnten war ihm ſeinerzeit die beſondere Anerkennung der Landesregie⸗ rung ausgeſprochen worden. Deutſche Tagesſchau Die kommiſſariſche und gewerbliche Beläti⸗ gung bei Jeikungen. Es beſteht Veranlaſſung, darauf hinzuwei⸗ ſen, daß bei Preſſeangelegenhei⸗ ten, die unter die Mitteilung des Reichs⸗ miniſteriums für Volksaufklärung und Pro⸗ paganda vom 10. Juni 1933 über kommiſ⸗ ſariſche Angelegenheiten, die das Verlags⸗ weſen betreffen, der Vorſitzende des Vereins der Deutſchen Zeitungsverleger, Ammann, im Bedarfsfalle zu hören iſt, in allen jour⸗ naliſtiſchen und redaktionellen Fragen der Vorſitzende des Reichsverbandes der Deut⸗ ſchen Preſſe, Reichspreſſechef der NSDAP., Dr. Dietrich. Neuregelung der Sonnkagsruhe. Reichsarbeitsminiſter Seldte hat der Deutſchen Arbeitsfront und den deutſchen Arbeitgeber-Vereinigungen mitgeteilt, daß er die Abſicht habe, alle beteiligten Kreiſe zu einer Beratung über eine Neuregelung der Beſtimmungen über die Sonntagsruhe und den Ladenſchluß einzuladen. Ein vor⸗ läufiger Entwurf für ein ſolches Geſetz iſt im Reichsarbeitsminiſterium bereits aufge⸗ ſtellt worden. Die Beratungen mit den be⸗ teiligten Wirtſchaftskreiſen ſollen alsbald nach Beendigung der internationalen Ar⸗ 54 in Genf aufgenommen wer⸗ en. Auflöſung von Stahlhelmformationen in Oſt⸗ preußen. Die Ortgruppe des Stahlhelm in Scha⸗ reyken ſowie die Formationen des Stahl⸗ helms in weiteren ſechs Ortſchaften ſind auf⸗ gelöſt worden, da durch die immer mehr an⸗ wachſende Aufnahme kommuniſtiſcher und mar⸗ kiſtiſcher Elemente in die Reihen des Stahl⸗ helms die unmittelbare Gefahr einer Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung be⸗ ſtand. Der Ortsgruppenführer des Stahlhelm in Schareyken, Malinka, und der Stahlhelmge⸗ ſchäftsführer Kelch, ſind verhaftet worden. — Auf einem Gebietstreffen der Pommerſchen Hitlerjugend in Colberg teilte Reichsjugendfüh⸗ rer Baldur von Schirach mit, daß die von Admiral Trotha geleiteten Groß deutſchen Jugendbünde aufgelöſt worden ſind. Neue Felduniformen des Reichsheeres. Nach langjährigen, nunmehr abgeſchloſſenen Verſuchen kommt bei den berittenen und unbe⸗ rittenen Truppen des Reichsheeres ein neuer Feldanzug zur Einführung. An die Stelle des bisherigen Dienſtrockes tritt die Feldbluſe, an die Stelle des Marſch⸗ bezw. Reitſtiefels der Schnürſtiefel. Für den Ausgang und feier⸗ liche dienſtliche Anläſſe wird der derzeitige Ausgehrock unverändert beibehalten, ebenſo die bisherige lange Tuchhoſe für Dienſt und Aus⸗ gang. Dynamiterploſion Prag, 20. Januar. In einer Prager Vorſtadt verſuchte ein Bewohner einen im Hofe gelegenen Brun⸗ nen tiefer zu graben. Hierbei ſtieß er auf ſteinigen Boden. Er bohrte ein Loch in den Stein und füllte dieſen mit Dynamit. Dann ſteckte er die Zündſchnur in Brand. Auf Zuruf zogen ihn ſeine Frau und ſein Söhnchen an einer Winde aus der Tiefe heraus. Der Mann war faſt oben 9 0 als die Winde 070 Bruchs des Sſcherungshe⸗ bels brach und die Winde zum Enkſetzen der Jrau abrollte. Kurz dau eren die Ex ⸗ ploſion. Als Hilfe herbeigeeilt war, konne man nur noch den gräßlich zerriſſenen Leich⸗ nam des Unglücklichen aus dem Brunnen herausholen. g ö 1 n nr Die deutſche Delegation au en e geſehen, die Konferenz zu ver⸗ ſaſſen. 5 auf dem Katholikentag in Salzburg in Schutzhaft genommen worden. Der Vorſitzende des Deutſchen und des Preußiſchen Städtetages, Dr. Mulert, iſt friſtlos entlaſſen worden. Das Mitglied der deutſchen Geſandtſchafi in Wien, Heinz Cohrs, iſt Montag nachmit⸗ tag mit dem Flugzeug nach Deutſchland ab⸗ ebe worden. 30 Nachdem die Verhandlungen mit den Deutſchnationalen über die Regierungsbil— dung in Danzig geſcheitert ſind, wird die neue Regierung aus Nationalſozialiſten und zwei Angehörigen des Zentrums beſtehen. In der Oſtſee iſt ein deutſcher Dampfer un⸗ tergegangen. Die Beſatzung wurde gerettet. In Stuttgart und in Meſeritz wurden am Montag je ein Angeklagter wegen Mordes zum Tode verurteilt. Nod AP⸗Nerbot in deſterreith Auflöſung der SA und S8. Wien, 20. Juni. Nach einer Meldung der amtlichen Nach richlenſtelle ſind auf Beſchluß des Miniſter. rates die SA- und SS- Ableilungen ſowie der Vaterländiſche Schutzbund aufgelöſt wor. den. Der Miniſterrat beſchloß ferner, der NSDAP. jede Betätigung in Oeſterreich, ins. beſondere die Bildung irgendwelcher Partei. organiſationen, zu verbieten. Anſchlag in Krems Handgranaten gegen Hilfspolizei.— 20 Ver. letzte. f In Krems an der Donau wurden gegen eine Abteilung Hilfspolizei, die von einer Uebung zurückkehrte, drei Handgranaten ge⸗ worfen, von denen zwei explodierten, wäy⸗ rend eine unwirkſam gemacht werden konnke. Von den Hilfspoliziſten ſollen 12 Mann ſchwer und acht leicht verletzt worden ſein. Die Täter entkamen unerkannt in den na— hen Wald. Es ſollen ſofort außerordentliche Polizeimaßnahmen getroffen und aus Wien Militär⸗ und Polizeiverſtärkungen nach Krems beordert worden ſein. Kampfmaßnahmen ausgeſchaltet Friedliche Lohn- und Arbeitsregelung. Berlin, 20. Juni. Der Miniſterialrat Dr. Steinmann im Reichsarbeitsminiſterium beſchäftigt ſich im Reichsverwaltungsblatt mit den vom Reichs⸗ kanzler nun ernannten Treuhändern der Arbeit, denen heute vom Reichsarbeitsmini⸗ ſter die Durchführungsbeſtimmungen für ih⸗ ren Aufgabenbereich übermittelt werden ſol⸗ len. Es handele ſich nur um eine Ueber⸗ gangs maßnahme. Denn es liege im Weſen einer berufsſtän. bdiſchen Sozial⸗ und Wirkſchaftsverfaſſung, wie ſie die Regierung verwirklichen wolle, begründet, daß die Träger der einzelnen Be⸗ rufsſtände, d. h. die im Berufsſtande verbun⸗ denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, in Zu- kunft die Geſtaltung der Lohn- und Arbeits- bedingungen ſelbſt zu übernehmen haben werden. Der Einfluß der beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf die Regelung der Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen werde jedoch auch ſchon bei dem Entſcheidungs⸗ cecht der Treuhänder gewahrt blei⸗ ben. Die Treuhänder häkten insbeſondere die Friedenspflicht, d. h. Kampfmaßznahmen jeder Ark, Skreik, Ausſperrung uſw. zu unkerlaſſen. Kampfmaßnahmen als Druckmittel auf den Tarifpertragsgegner würden auch der natib⸗ nalſozialiſtiſchen Auffaſſung widerſprechen und hätten ihren Sinn verloren, da ja den Parteien die rechtliche Möglichkeit zur Ab⸗ änderung bisheriger Tarifverträge oder künſ⸗ tiger Regelungen der Treuhänder fehlt. Kampfmaßnahmen würden inſoweit alſo nicht gegen den Vertragsgegner, ſondern ge— gen den Treuhänder als Vertreter der Staatsautorität gerichtet ſein. Auslands⸗Rundſchau Deutſche Parade in Amerika. Bei einem von County Hudſon im We⸗ ſten des Staates Neuyork veranſtalteten „Deutſchen Tag“ marſchierte in der Parade, die von General Byrnes, dem Kom⸗ mandeur der 1 Küſtenartillerie, und dem deutſchen Militärattachee General- major von Bötticher abgenommen wurde, 1900 eine Abteilung des„Bundes der Freun⸗ de des neuen Deutſchland“ mit Hakenkreuz! und ſchwarz⸗weiß⸗roter Fahne mit. Die Zeichen der nationalen e e e von den zahlreichen Zuſchauern lebhaft be“ grüßt. f 9 0 er Interna. tionalen Arbeitskonferenz in Genf hat ſih ö Der ehemalige württembergiſche Staats. präſident Bolz iſt wegen ſeiner Aeußerungen 5 inis des Mediums Spit mu ner der Lupe des Phyſikers. Den ſpiritiſtiſchen Medien gegenüber war mit Recht das größte Mißtrauen am Platz, da man ſie 0 des Betruges überführen konnte. Die Verſuche aber, die Dr. Oſty mit dem Rüſtzeug der modernen Phyſik am Me⸗ taphyſiſchen Inſtitut in Paris unternommen hat, ſind ſo beachtenswert, daß es kaum möglich ſein wird, mit bloßem Achſelzucken darüber hinwegzugehen. 5 Es handelte ſich für Oſty darum, objektiv jenes geheime Fluidum zu erfaſſen, mit deſ⸗ ſen Hilfe die Medien die erſtaunlichen Fern⸗ wirkungen hervorrufen. Man traf zunächſt folgende Einrichtung. Eine Lichtquelle ſandte unſichtbare ultrarote Strahlen aus, die auf die vom Medium zu bewegenden Gegen⸗ ſtände, dann auf einen Spiegel und von dort auf eine Photozelle fielen. Wurde der Strah⸗ lengang durch eine dazwiſchen bewegte Hand geſtört, dann wurde durch ein Relais eine ultraviolette Lichtquelle betätigt und ſo mit unſichtbarem Licht der beargwöhnte Raum photographiert. Die Gegenſtände waren alſo wie in einem unſichtbaren Käfig. Auf dieſe Weiſe gelang es leicht, ein Medium, Stanis⸗ dawa Popielſka, zu entlarven, da die Photo⸗ graphie deutlich zeigte, wie ſie mit den aus der Verſchnürung befreiten Händen Dinge hewegte. Dagegen gelangten viel beſſer die mit einem jungen Oeſterreicher Rudi Schnei— der ſeit Oktober 1930 vorgenommenen Ver⸗ ſuche, bei denen ſich Schneider allen ge— wünſchten Bedingungen unterwarf. Bei den erſten Sitzungen gelang es ihm, obwohl ſeine Gliedmaßen von zwei Perſonen feſtgehalten wurden, einen durch ſelbſtleuch— tende Bänder gut ſichtbaren Vorhang ſo aus der Ferne zu bewegen, daß ein davorſtehen— des acht Kilogramm ſchweres Tiſchchen umge— worfen wurde, nachdem es durch einen etwa 30 Zentimeter breiten, grauen Nebel etwa 20 Zentimeter weit nach vorn geſchoben war. Erſt nach dieſen Vorverſuchen ſetzte man die Kontrollapparate in Gang, ſchraubte das Tiſchchen auf dem Boden feſt und legte dar⸗ auf ein offenes, zerknülltes Taſchentuch. zwiſchen Tiſch und Medium war ein Gitter von vier unſichtbaren Strahlen. bei deren nterbrechung auf elektriſchem Wege photo⸗ graphiſches Blitzlicht aufflammte. Als das wie üblich gefeſſelte Medium ſagte, es ſpüre. mie die Kraft aus ihm ſtröme, blitzte das Magneſiumpulver auf, und dies konnte oft wiederholt werden. Aber auf den entwickel⸗ en Platten konnte man trotz der Vewegung des Tuches keine Spur einer Bewegung des Mebiums wahrnehmen, das Fluidum wirkte alſo nicht auf die Platte. Auch eine an Stelle des Blitzlichts eingeſchaltete elektriſche Klingel konnte beliebig oft zum Ertönen gebracht werden, ohne daß das Photo etwas verriet, auch konnte das Medium dieſe Erſcheinung auf Wunſch in beſtimmten Augenblicken hervorrufen. Später wurde durch den Strom der Photozelle eine ſelbſtſchreibende Vorrich⸗ tung betätigt, wobei auf dem Papier jedes— mal wenn das Fluidum ausſtrömte, ein taurker Ausſchlag zu ſehen war, 5 dio wurde das Medium bis zum Dezember 83 in 77 Sitzungen unterſucht, und man fand daß das Fluidum auch durch Hinder— niſſe, wie dünne Holztafeln, Gewebe Geflechte nach Art von Siebnetzen hindurch wirkte, Das Medium konnte viele Gegen⸗ ſtände bewegen, die auf einem Tiſch lagen, derhinter einem hohen, mit ſolchen Stoffen überzogenen Windſchirm ſtand. Um etwa. und! Italiens olympiſche Rudermannſchaft, die bei der Großen Grünauer Ruderregatta am Sonntag an den Start geht. Ihrem Abſchneiden im Kaiſervierer ſieht man mit beſonderer Spannung entgegen. wie dies geſchah, ein auf dem Tiſch liegendes f ſchweres Tuch auf die Höhe des Schirmrah— mens zu heben, hätte das Medium dieſen ir— gendwie überklettern müſſen Das anfangs erwähnte Taſchentuch wurde auch oft zu einer Krawatte zuſammengeknotet. Von dem Flui— dum wurde noch feſtgeſtellt, daß es die ul— roten Strahlen nur zu etwa drei Vierteln abſchirmt etwa ſechs Zentimeter dick iſt, in der Umgebung keine Aenderung der Tempe— ratur und Feuchtigkeit hervorruft. Das Me— dium atmet während der Trance ſehr raſch, etwa 120 bis 300mal in der Minute und kampſt die Muskeln ſtark zuſammen. „Alles ſchon dagewesen Eine heitere Mär von K. W. Hanſen. Jim Rip, einſt Berichterſtatter der„New! York Times“ hatte eine über alles Erwarten freundliche Aufnahme im Himmel gefunden, nachdem ihn ein wohlwollender Freund ver— mittels eines vergifteten Apfels auf die weite Reiſe nach dem Jenſeits befördert hatte. Trotz mannigfaltiger Annehmlichkeiten vermochte Jim Rip den ihm bisher unbekannten Re— gionen der höheren Sphären kein ſonder— liches Intereſſe abzugewinnen, denn er ver— mißte die ihm unentbehrliche Senſations— preſſe oder ſonſt irgendein amtliches Preſſe— organ. So machte er es ſich zur Aufgabe, ſeinen Himmelsmitbewohnern ſich ſelbſt als eine äußerſt geſprächige Zeitung zu offe— rieren. Eines Tages wanderte er auf der Milch— ſtraße entlang und entdeckte an einer von Spiralnebeln überſchatteten Wegkreuzung einen ſehr betagten Herrn, der mit zufriede— nem Schmunzeln auf dem von einem Ko— meten hier zurückgelaſſenen Meteor hockte und ſich bedächtia den lanawallenden Bart Schicksalsge walten ——̃̃ ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) „Du ſiehſt übrigens müde aus. hinüberbringen?“ May ſchüttelte lächelnd den blonden Kopf. „Nein, Lu, ich werde die paar Stunden hierbleiben. Sie verfliegen ſo ſchon ſchnell genug.“ Es war ſehr ſpät, als man ſich trennte. Karell und May ſtanden umſchlungen auf der hellerleuchteten Treppe, die zum Vorgarten hinunterführte, und ſahen dem davon⸗ fahrenden Auto nach. Reveloor hatte ſeinen Wagen ſchon zeitiger fortgeſchickt und fuhr nun mit Grensburnes. Das junge Paar ging in den Salon zurück. May war zum Umfallen müde, und Karell brachte ſie ins Schlaf⸗ zimmer. Dann ging er noch einmal in ſein Arbeits⸗ zimmer hinüber. Mit verſchränkten Armen lehnte er am Schreibtiſch. Seine Gedanken kreiſten wild durcheinander und blieben endlich an einem Punkt haften. Zirkus„Rochus“! Seine Jugend zog an ihm vorüber. Die eiſerne Strenge ſeiner Erziehung bei jenem alten Profeſſor mit den un⸗ erbittlichen, harten Augen, der ſo ganz vergeſſen hatte, daß er doch auch einſt ſelbſt ein fröhliches Kind geweſen. Und ſpäter, als dieſe Zeit vorüber war, kam die noch ſchwerere. Doch ſein athletiſcher, ſchlanker Körper hielt jede noch ſo große Anſtrengung aus. Aber immer lernen und üben— es gab kein Ausruhen für ihn. Der alte Artiſt machte aus ihm einen Uebermenſchen. Und er ſelbſt fühlte ſich wohl in ſeinen von tauſend Gefahren umgebenen Beruf. Reichlich konnte er Mutter und Bruder mit Geld verſorgen, denn er bräuchte ſeine hohen Gagen nicht halb für ſich allein. Ta kam vor etlichen Jahren die ſeltſame, unheimliche Erfindung ſeines Bruders, der immer ſtill für ſich dahin⸗ Willſt du nicht ein Stündchen ruhen bis zum Abendbrot? Soll ich dich gelebt und in all den Lebens begann. zu nähern. kroch etwas an ihn heran. ſeiner Frau. mehr ſein, das wußte er. Aber das andere! arbeitet hatte. Und dann der Ruf der Mutter: „Komme ſofort, löſe alle Verbindlichkeiten.“ Und er tat es und reiſte ab. Ein neuer Abſchnitt ſeines Sein Leben galt fortan nur noch der Rache, nun ihm ſeine Mutter ihr Lebensſchickſal erzählt 34 hatte. Und kraft ſeiner enormen Leiſtungen auf artiſtiſchem Gebiet, geſtützt obendrein auf die furchtbare Erfindung ſeines Bruders, wurde aus ihm der gefürchtete Einbrecher. Es war ihm weiter nichts, was die Mutter von ihm verlangte. Da trat die Liebe groß und mächtig mitten auf ſeinen Lebensweg und blickte ihn ernſt und fordernd an. Und er verfiel ihr. Er wußte, daß er ein Unrecht beging, wenn er May Grensburne an ſich feſſelte. Doch zum erſten Male war er ſchwach, nützte ihm alle Kraft nichts. Die Liebe war ſtärker. Und er entſchuldigte ſich vor ſich ſelbſt damit, daß er doch trotz allem der Sohn des Grubenkönigs Karell war, der wohl ein Recht hatte, ſich May Grensburne Er wollte nicht auf die Stimme ſeines Gewiſſens hören, die ihm dieſes Recht abſprach. Und nun hatte er dieſes Recht doch für ſich in Anſpruch genommen, und er war glücklich geweſen all die Zeit, reſtlos glücklich. Nun aber Die Sehnſucht war es nach dem gefahrvollen Beruf, der alle Nerven anſpannte, wo er ſeine ganze wilde Körper— kraft austoben konnte. Wenn er noch einmal den gefähr- lichen Todesſprung ausführen könnte? Aber das war ja Unſinn. Der Artiſt La Roſe war tot. Er war Lu Karell, der ein ſolides, ruhiges Leben zu führen hatte an der Seite Karell fühlte es in dieſem Augenblick, daß er nicht nur ein Doppelleben geführt hatte, ſondern daß er in Wirklich⸗ keit auch eine Doppelnatur beſaß. Seine Liebe zu May war nach genau ſo groß und innig wie an ſeinem Hoch⸗ zeitstage. Ja, ſie hatte, wenn das überhaupt möglich war, noch eine Steigerung erfahren. Ohne May konnte er nicht ſtrich. Im grüßte freundlich und ließ ſich neben dem Alten nieder, um von den Wun— dern der Technik zu erzählen, wie ſie jeßt von den Menſchen auf Erden erfunden wur— den.„Wir haben ſogar Weltmeere über— brückt! Unter, über und im Waſſer bahnten wir uns einen Weg zum anderen Ufer!“ Jim bemerkte zu ſeinem nicht geringen Aerger, daß ſein Bericht den alten Herrn nicht zu intereſſieren ſchien, und das allein vermochte den Reporter ſchon in Harniſch zu bringen.„Oder wollen Sie etwa behaup— ten,“ fuhr er fort,„daß man bereits vor Jahrhunderten durch ein Meer zu dringen vermochte, ohne auch nur naß zu werden?“ Der Alte nickte nur, noch immer ſchmun— zelnd. Da ſprang Jim erregt auf:„Mein Herr! Das iſt eine infame Anmaßung! Wer ſind Sie eigentlich?“ „Moſes,“ war die in durchaus ruhigem Tone gegebene Antwort. Mit einem u wvernehmbaren Schnau— fen entfloh Jim v. Tagelang ſtolperte er in verbiſſenem Grin über allerlei ül den Weg verſtre ſche N Da fügte es ſich, entdeckte, der zur dabei murmelte:„F miſche Sache!“ Jim lief, als er dies Waſſer im Munde zuſammen, denn er mußte an die bauchigen 5 denken, die er da unten in ſeinem Prohibitions-G unſchrank zurücklaſſen mußte. Jovial klopfte er auf die Schulter des uralten Mannes. „Muß Ihnen vollkommen recht geben, im trockenen Amerika iſt es wirklich nicht mehr ſchön. Aber Waſſer gibt es dort— Waſſer! Sehen Sie. da haben wir zum Beiſpiel die Niagarafälle. Ungeheure Waſſermengen ſtürzen tagaus, tagein über deren Klippen. 1 6 t „urchtbar vernahm, ſchon das Eine derartige Anhäufung von Waſſermaſſen ſtreuungen. „May!“ Schulter. haben Sie ü ghrem ganzen Leven nur ge⸗ ſehen!“ Jim bemerkte, daß der Niagara dem Ur⸗ alten anſcheinend nicht imponieren kottte. Jim war befremdet, böſes Ahnen kroch in ſeine Seele. Mit gerunzelter Stirn fragte er den Uralten:„Oder wollen Sie behaupten, ſchon größere Waſſermengen geſehen ze haben?“ „Ja,“ erwiderte der Uralte, ohne ſich in ſeinen trockenen Erdbetrachtungen ſtören zu laſſen.„Im übrigen— mein Name iſt— Noah!“ Jim kochte. Krebsroten Geſichts ergriff er die Flucht. Nach einigen hundert Metern prallte er mit einem ſeln ſtattlichen Herrn zuſammen, der von beſonderer Schönheit war. Fiebernd packte Jim ihn an den Schul⸗ tern. „Sagen Sie mir um Himmels willen; Gab es jemals in früheren Zeiten einen Meuſchheit, dem wie mir durch den Genuß eines Apfels Schaden an Leib und Seele entſtand? S4⸗ gen Sie ehrlich, ob ſo etwas hon eitttetal dageweſen iſt!“ „Jawohl,“ war die Antwort.„Sie geſtat⸗ ten— Adam!“ e Jim ſtürzte zu einem unweit ſtehenden fon— nengebräunten Herrn. „Hören Sie, auf der Erde baut man Ra— ketenſchiffe, man wird in Kürze m Mond fliegen. Dort oben iſt doch beſtimmt noch kein Menſch geweſen?“ „O doch.“ erwiderte der Sonnengebräunte gelaſſenen Tones und zog einen eigenartigen Klumpen aus der Taſche.„Das iſt ein Ge— ſteinsſtück vom Monde. Ich war zum Wo— chenende einmal drüben. Ja, ja, es iſt ſchan alles dageweſen!“ Da wußte Jim, daß er vor Ben Akiba u ge⸗ ſtanden. Aufheulend verkroch ſich der Repür⸗ ter in einem Wolkenhaufen und hat zeit Himmelsbewohnern nie mehr von Witkſen verzapfen wollen. Neues aus aller Welt Die Senſe in den Leib. Nach der Heim fahrt vomGrasmähen wollte der in Ste in— kirchen(Oberbayern) beſchäftigte 50 Jah⸗ re alte Arbeiter Rottmüller vom Fahrrad abſteigen. Er ſtieß ſich dabei die Senſe die er auf der Schulter trug, ſo unglücklich itt den Unterleib, daß er nach kurzer Zeit in⸗ folge Verblutung ſtarb. Vom Balken erſchlagen. In Miner ching(Bayern) fiel dem Zimmermeiſter ein von einem Neubau herabfallender ken ſo unglücklich auf den Mann ſofort tot war. Aus Unvorſichtigkeit tödlich angeſcho Acht Tage nach Oſtern fand man die 12 rige Kuni Schmidt in Hornungsr (Oberfranken) bewußtlos auf. Angebli 1e ſie von einem Gartenzaun herab und ſtteß ſich einen Nagel ins Auge, der bis zum Ge— hirn vordrang. Im Bayreuther Krankett⸗ haus iſt ſie dieſer Verletzung erlegen. Nun geſtand der Sohn des Landwirts Kauper von Waldau, daß er die Schmidt aus Un⸗ vorſichtigkeit angeſchoſſen habe und fofort nach geſchehener Tat nach Waldau zuruck gefahren ſei. Blitz kölet 19 Schafe. Bei einem wäßzrend der Mittagsſtunden über der Weißenb Gegend niedergegangenen ſchweren Ge ter ſchlug der Blitz in eine auf der Weide befindliche Schafherde und tötete dabet ig Tiere. Der Schafhirte hatte ſich kurz voher von ſeiner Herde etwas entfernt und aing ſo dem Tode. ſelnteltt dra Sat Kopf, daß der Lek Jahren an dieſer Erfindung ge— Es lockte, es zerrte an ihm. Seine Nerven verlangten Erleben. Die friedvolle Ruhe, die ihn jetzt umgab, würde ihn langſam abſterben laſſen. würde in dieſem Stumpfſinn mit untergehen. ſollte er tun? Durfte er je Mays Liebe enttäuſchen? In ſchwerſtem Kampfe mit ſich ſtand Lu Karell. Und die Dämonen um ihn führten einen wilden Reigen auf und lachten— lachten— lachten. „Wir bekommen dich doch, Lu Karell! Du kannſt nicht wider deine Natur. Noch iſt May Siegerin. wird kommen, da wir ſtärker ſind.“ Karell trat ans Fenſter und öffnete es. Er mehrere Zigaretten und ſah dabei in die Nacht hinaus Ganz dort drüben am Horizont blitzten Tauſende von lockenden Lichtern der Weltſtadt Neuyork. Mit geheimnis— vollen Banden zog es ihn dorthin. Nicht nach wüſten Zer— Nein. wenn er im Strudel ſeines Lebens auch mit davon berührt worden war. Aber die gefährlichen Abenteuer waren es, die da lockten. Das Gefühl, ſie ſind alle zuſammen nicht im— ſtande, dir das gleich zu tun— Sie ſind nicht einmal dazu fähig, dich zu fangen, kam wieder über ihn. Und eine Sehn ſucht ohnegleichen packte ihn, dieſe Macht abermals zu er— proben. Es erfuhr doch niemand. 5 Daß an dieſem abermaligen Doppelleben ſchließlich ſein Glück zerbrechen mußte, das wollte Karell nicht ſehen. Auch ſeine Liebe zu Mag Was aber Doch der Tag rauchte Die hatte Lu Karell immer gehaßt, Karell ſtarrte auf die lichte Geſtalt im Rahmen der Tür Dann ſtürzte er auf ſie zu, die da mitten in ſeine dunklen Gedanken hineingekommen war., finſteren Gedanken, drückte er ſein Geſicht auf ihre zarte Wie Schutz ſuchend vor „May, ſei mein guter Geiſt!“ Sie ſtreichelte ſein dunkelblondes Haar. „Warum kamſt du nicht, Lu? Ich war ſo müde und kann doch nicht ſchlafen, wenn du nicht da biſt.“ Karell drückte ſie an ſich. Noch war ſie ſtärker als alles andere. Würde es ſo bleiben? ö 1 10„5* FForiſ folgt Nee, eee s le, Cu Buudeiued: EEC 6 TO WIITIS556 T= Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle Gaale) 21 Nachdruck verboten. Und er empfand in dieſer Stunde mit elementarer Wucht die Armſeligkeit all ſeines menſchlichen Wiſſens... Vor der Tür des Sterbezimmers kauerte der alte Alexis. Haltloſes Schluchzen ſchüttelte den Getreuen wie im Fieber. Hatte er doch den Sterbenden von früheſter Kindheit an betreut und geliebt... Er, der einfache Mann aus dem Volke, den Fürſten; denn die Liebe löſcht alle Unterſchiede wie der Tod... Und vielleicht hatte außer Alexis keiner gewußt, wie wenig Glück jenem im Leben beſchieden war und wie wenig Glück Reichtum und Macht dem Menſchen über— haupt zu geben vermögen... Stunden gingen hin, und keine Aenderung trat ein. Ab und zu wurden die trockenen Lippen des Kranken mit irgendeiner Medizin angefeuchtet. Von Zeit zu Zeit be— fühlte der Arzt den Puls, horchte auf den ausſetzenden, abebbenden Herzſchlag.. Wie ein Steinbild ſaß die Wettl da. Keine Labung nahm ſie an, kein Wort ſprach ſie. Alles Leben ſchien einzig in ihrer Hand zu liegen, die der Vater immer noch in der ſeinen behielt. Der Vater... In dieſer Stunde gab ſich die Wettl keine Rechenſchaft über ihre Gefühle. War doch plötzlich alles ſo einfach, da es— zu Ende ging... Wie kleinlich beſteht der Menſch voch auf ſeinem Schein inmitten des Lebens... Und wie nichtig fällt alles zuſammen, wenn die Sanduhr die letzten Körnchen verrinnen läßt... Was iſt Schuld? Was iſt Sühne? Und dann war es vorbei. Still und friedlich war das wachsbleiche Antlitz. Nur der Blick war mit unheimlicher Starrheit irgendwohin gerichtet, wohin Lebende nicht folgen können. Da neigte ſich Doktor Guldener über ihn und drückte die Lider über die ſtarren Augen. Am Fußende des Lagers kniete Alexis. An der offenen Tür drängte ſich das Perſonal. Die Wettl hatte noch keinen Toten geſehen. Still und blaß ſtand ſie zu Häupten, und ihr war, als hörte ſie die Stimme, die ſo ſeltſam an ihr Herz gerührt hatte:„Mädi—!“ Plötzlich fuhr ſie leicht zuſammen. Der Arzt war vor ſie hingetreten: „Mein herzlichſtes Beileid, Durchlaucht!“ ſtammelte er ergriffen. Hinter ihm ſtand der alte Haushofmeiſter. Nun trat er gleichfalls vor und verneigte ſich tief:„Untertänigſtes Bei— ſeid namens des Perſonais, Euer fürſtliche Gnaden!“ Wie abweſend nickte das Mädchen. Noch einmal neigte ſie ſich über den Toten. Sanft ſtrich ſie ihm über die Stirn. Die war plötzlich kalt wie Marmor geworden. Erſchauernd wandte ſie ſich ab. Die Hände wie im Gebet verſchlungen, ſtand ſie eine Weile da, dann ging ſie langſam, mit müden Schritten, aus dem Sterbezimmer. . 1* Bald darauf kam ſie, zum Ausgehen gerüſtet, aus ihren Zimmern. Im Vorſaale ſtand Doktor Guldener im Geſpräch mit Alexis. Raſchen Schrittes trat er vor ſie hin:„Haben Durchlaucht Befehle?“ Wettl ſah den alten Herrn an, als müßte ſie ſich erſt veſinnen, was er zu ihr ſprach.„Ich geh' ham zu meine Eltern“, ſprach ſie ſtill.„Machen S' alles, was nötig iſt und wie, daß Sie's für recht halten.“ Doktor Guldener trat ganz nahe an ſie heran:„Wenn ich mir erlauben dürfte, zu bemerken— die beiden Briefe, haben Euer Durchlaucht ſie geleſen? Es war der Wunſch des Verewigten—“ a Wettl blickte einen Augenblick ſtumm vor ſich hin. Dann dob ſie den Kopf und ſah dem gütigen Mahner in die Augen:„Ja, i hab's geleſen— die Brief'— er hat's ja ſo woll'n. Sind ſchon verbrannt, die Brief'.“ Guldener fuhr entſetzt zuſammen:„Um Himmels willen— die Adoptionsurkunde— das Teſtament—“, ſtammelte er vor Erregung. 5 Ein blaſſes, unendlich trauriges Lächeln ſpielte um die Lippen des Mädchens, das plötzlich um Jahre gereift ſchien.„J nehm' nix—!“ Jetzt ſprach ſie wieder ganz ihr liebes Wieneriſch, wie eh und je.„Sein ja eh ent⸗ jernte Verwandte da von eahm; ſollen's erben und ſich freuen...“ 8 „Aber— um Gottes willen!“ Mehr brachte der gute Doktor nicht hervor. „Reichtum macht net glücklich!“ war alles, was die Wetil erwiderte. Dann neigte ſie den Kopf, freundlich und doch in unlernbarer Hoheit. Und langſam ging ſie die Treppe hinab, durch die Einfahrt, die menſchenleer war, und hinaus durch das breite Portal mit dem ſteingeſchnittenen Wappen der Fürſten von Cuzene. *. 4* An der Straßenecke war ein Einſpännerſtandplatz. Wettl ſtieg in einen der Wagen und gab die Adreſſe ihres Elternhauſes an. Als der arme, ausgemergelte Klepper in die Binder⸗ gaſſe einbog, lag ſchon milchige dämmerung des Früh⸗ Abende über den Dingen. Gluckſend tropfte Tauwaſſer durch die Dachrinnen. Vor dem Altmaier⸗Hauſe war ein Auflauf— ab⸗ geriſſene Worte ſchollen bis zur Wettl, da der Wagen ſich langſam durch die Menge wand. „Stehenbleiben!“ gebot Wettl und wartete nicht erſt ab, ſondern ſprang mit beiden Füßen zugleich aus dem Gefährt. Sie warf dem Kutſcher einen Guldenzettel hin, und ſchon faßte ſie einen der Zunächſtſtehenden an der Schulter:„Was haben S' g'ſagt!“ Faſt ſchreiend kam es von ihren Lippen. „Wiſſen S' es noch net? Der Altmaier-Loiſl— auf der großen Donau— beim Eisſtoß is er verunglückt. A Kind hat er retten woll'n.“ Aber das Mädchen hörte nicht mehr. Mit zwei Sprüngen hatte ſie den Gehſteig überquert, mit Fäuſten und Ellbogen ſich Platz geſchaffen durch die herandrängende Menge, die das ſchöne, todblaſſe Mädchen anſtarrte. Wettl war durch das Tor des Altmaierſchen Hauſes hinaufgelaufen, als ob ſie Flügel an den Sohlen hätte. Ohne erſt anzuklopfen, riß ſie die Tür auf, die vom Gang direkt ins Zimmer führte. So ſtand ſie plötzlich in der Altmaierſchen Wohnſtube. Stand plötzlich dem Deutſchmeiſter-Loiſl gegenüber. Der war heil und geſund, und nur ein breiter Ver— band war um ſeine Stirn gewunden. Wortlos ſtanden ſich die beiden gegenüber. Da machte die Wettl eine Bewegung, wie zur Flucht. Aber mit einem Satz war der Loiſl bei ihr; mit beiden Händen ergriff er ihre Rechte und hielt ſie feſt:„Wettl“, flüſterte er, heiſer vor Ueberraſchung und Erregung,„Wettl— haſt endlich zu mir g'funden?“ Er wußte kaum, was er ſprach; ſein Atem flog, ſeine Bruſt arbeitete. Das Mädel machte keinen Verſuch, ihm die Hand zu entziehen. Vergeſſen war alles, was trennend zwiſchen ihnen gelegen hatte.„Die Leut“, ſtammelte ſie,„die Leut', drunten auf der Gaſſ'n, die rufen allweit ümanand', mit dir wär' was g'ſcheg'n, drent beim Eisſtoß.“ Die Augen des Loiſl leuchteten auf. Näher zog er das Mädel an ſich. „Haſt di g'ſorgt um meiner, Wetitl?“ forſchte er voll Seligkeit.„Haſt di g'ſorgt und biſt aufig'laufen.“ Einen tiefen, tiefen Atemzug tat die Wettl, dann löſte ſie die Hand aus der ſeinen und trat von ihm weg. Noch bleicher wurde ihr Geſichtchen, und eine tiefe Falte grub ſich in die klare Stirn. „Mußt erſt alles wiſſen, eh daß ich dir antworten kann“, ſprach ſie gepreßt; aber beide merkten nicht, daß das traute Du ungewollt zwiſchen ihnen waltete. „Was ſollt' i denn wiſſen, Schatzerl?“ Wieder näherte er ſich ihr und hob die Arme— aber mit einer Gebärde gebot ſie ihm halt. „Mußt wiſſen, woher das i jetzt kumm' und was g'⸗ ſcheg'n is in der letzten Zeit“, ſprach ſie beſtimmt, und dennoch bebte es in ihrer Stimme wie von verhaltenem Schluchzen. Da richtete ſich der Loiſl zu ſeiner ganzen ſchlanken Höhe auf und warf den Kopf zurück.„Nix will i wiſſ'n“, erwiderte er feſt,„i bin net neugierig. Was Unrecht's wird's net ſein, was du tuſt.“ Schlicht waren die Worte, wie der Mann, der ſie ſprach, aber die Wettl verſtand ſie in ihrer ganzen Größe. Ver⸗ trauen ſprach aus ihnen— ein Vertrauen, das ſich aus den ſchwierigſten Vorausſetzungen durchgerungen hatte. Das nicht mehr wankend geworden war. Und das löſchte die einſt angetane Unbill, wie nichts in der Welt es beſſer gekonnt hätte. Denn die Wettl war keineswegs dumm. Sie konnte es ſich ſchon vorſtellen, daß in letzter Zeit am Grund viel von ihr, der Wettl Petermichl, getratſcht und geklatſcht worden war. Das hatte ihr übrigens auch die ſonſt nicht plauderhafte Mili verraten. Wenn die auch nach außen hin ſo tat, als wenn ſie ſich um nichts ſcherte, was vorging. Die unſinnigſten Gerüchte waren herum⸗ geflogen— und das Wenigſte, was man der Petermichl— Wettl nachſagte, war eben ſchlimm genug. Schlimm genug, um den heiklen Loiſl bis ins Mark zu treffen. Und dennoch hielt er zu ihr. Verlangte keine Rechenſchaft. Welche Wandlung mußte in dem herriſchen, ſtolzen Jüngling vor ſich gegangen ſein und wie ſehr mußte er all die Zeit gelitten haben. Mit einem tiefen Seufzer, der vielleicht auch ihrer eigenen Halsſtarrigkeit galt, hob ſie den Blick zu ihm. Beider Augenpaare hingen ineinander. Eine Welt voll Liebe ſprach. Das waren nicht mehr halbe Kinder, die den Begriff der Liebe nach dem Tempo ihres Herzſchlags meſſen. Das waren zwei leidgereifte Menſchen, die genau wußten, daß fürderhin kein Glück auf Erden war, wenn ſie es nicht Seite an Seite erleben konnten. Seite an Seite— lebens⸗ lang. „J dank' dir, daß d' mir glaubſt“, flüſterte das Mädel zaghaft, und die Tränen ſchoſſen ihr in die Augen.„Derfſt es getroſt— nix Unrecht's is, was i'tan hab'.“ N Feſt biß der Loiſl die Zähne aufeinander, ehe er die Frage ſtellte:„Mußt wieder z'rück— zu— zu—“ Sie ſchüttelte das Haupt, und das Schluchzen wurde heftiger; ſie neigte das Köpfchen und ließ es ſinken, ſacht und doch mit unfehlbarer Sicherheit, bis es an der Schulter des Loiſl zu ruhen kam. Der hielt ſtill und rührte ſich nicht. Vielleicht fürchtete er, eine unvorſichtige Be⸗ wegung könnte das holde Wunder dieſer zarten Be⸗ rührung verſcheuchen. „J komm' g'radwegs von am Totenb die Wettl und ſetzte wie traumbefangen hinzu:„Er war mei Vatter— mei richtiger Vatter.“ Das arme Kind hatte ſicherlich keine Ahnung davon, daß es mit dieſem Geſtändnis dem Toten den ſchönſten Nachruf hielt, den er ſich gewünſcht hatte. 8 Blut iſt dicker als Waſſer. In dieſem Augenblick ge⸗ langte der alte Satz zu Ehren. Vielleicht hätte die Wettl dem Lebenden widerſtanden. Hätte in Trotz und Hochmut auch ſeinen Lockungen widerſtanden. Aber vor dem Toten, da beugte ſie ſich in ſchmerzlicher Demut und gab ihm frei⸗ willig den Namen, den er ſich von ihr vergeblich erbeten hatte. 5 ö Der Loiſl aber, der war im Augenblick wie vor den Kopf geſchlagen. Freude, unbändige Freude war das erſte Gefühl, das ihn überkam bei dieſer Löſung des Rätſels. Staunen Und dann zuckte es wieder auf in ſeinem ewig miß⸗ trauiſchen Herzen, in ſeiner ewigen Angſt, das Mädel nicht erringen zu können. Der unermeßlich reiche Fürſt Igor Cuzene, über den zu Zeiten ganz Wien geſprochen hatte, deſſen Lebemannsgeſchichten Legenden bildeten, die man ſich laut und leiſe, mit Augenzwinkern und einer gewiſſen Scheu erzählte wie etwa vom Gottſeibeiuns ſelbſt— der war der Wettl Vater geweſen. So etwas kam freilich alle Tage vor. Bittere Zeiten mochte Frau Gundl, die Mutter des Mädchens, damals durchgemacht haben. Aber was konnte die Wettl dafür— da hatte der Vater Altmaier ſchon recht. f Alles dies fuhr blitzgeſchwind durch ſeinen Sinn. Aerger, viel Aerger hätte es geben können— freilich—, ſo arg, wie er gefürchtet hatte, als er die beiden, den Fürſten und die Wettl, im Fenſter des Palais plötzlich erblickte. Hier war die Wettl bei ihm, freiwillig war ſie ge— kommen, im erſten Schreck, als ſie glaubte, ein Unglück habe ihn betroffen. Aber würde ſie bleiben? War jede Gefahr beſeitigt? Dieſes Beiſammenſein von Vater und Kind, damals, ſah das nicht auf ein Haar ſo aus, als wollte der Fürſt damit in aller Oeffentlichkeit die Zuſammengehörig⸗ keit dartun? f a N Nun war der Mann tot. Aber die Wettl, die weinte um ihn, weinte um den Vater, der ſie ſpät, aber doch an ſein Herz genommen hatte. Danach aber wurde aus dem einfachen Mädel die Tochter eines Fürſten— und vielleicht gar eine Fürſtin? Wirre Vorſtellungen von derartigen Vorkommniſſen in der Geſchichte kamen dem armen Loiſl und ließen ſein Herz erbeben. War es ſo— hieß es dann nicht Trennung für ihn, den Bürgerſohn, und die— Fürſtin? Aber— ſo argumen⸗ tierte das Herz—, aber ſtand denn die Wettl nicht leib⸗ haftig da bei ihm und lehnte das Köpfchen ſchutzſuchend an ſeine Bruſt? Da wußte der Loiſl plötzlich mit einer Sicherheit, als hätte es ihm jemand in die Ohren ge— ruſen— keine Macht dieſer Welt ſollte ihm ſein Mädel rauben! Feſt legte er beide Arme um die zarte, ſchmieg— ſame Geſtalt— nein und tauſendmal nein— hergeben mochte er ſie nicht mehr! Sein war ſie, die aus eigenem Antrieb zu ihm gekommen war. Gleichzeitig ſtieß er ungewollt einen leiſen Wehruf aus. Bei der haſtigen, ſelbſtvergeſſenen Bewegung war er mit dem Arme hochgefahren und hatte den Verband geſtreift, der ihm um Kopf und Stirn feſtlag. 5 Erſchrocken machte ſich die Wett frei:„Mein Gott! Was is denn mit dir, Loiſl? Haſt dir epper wehtan?“ forſchte ſie angſtvoll, und ihre Augen weiteten ſich vor Schreck. Ganz gefangengenommen von ihren eigenen Ge— danken und heranſtürmenden Empfindungen hatte ſie den Grund ihres Kommens völlig vergeſſen.„Setz di daher“, gebot ſie mit jener liebevollen Sorglichkeit, die dem Weib eigen war,„i richt' dir den Verband, is ja ganz ver⸗ ſchob'n— wird doch nix paſſiert ſein damit?“ Der Loiſl war ein Schlankl auf und nieder und ließ ſich die zarte Sorgfalt nur zu gern gefallen. Ja, er ſetzte noch dazu eine ganz niederträchtige, wehleidige Miene auf, und die erfüllte, wie er geahnt hatte, ihren Zweck völlig. Das Mädel bog ſich nieder zu dem Patienten, der folgſam Platz genommen hatte, richtete erſt die Bandage, an der weiter nichts zu richten war, dann aber folgte ſie der ſicheren Leitung ſeiner Arme, neigte ſich noch tiefer, bis beider Lippen aufeinander zu ruhen kamen. Ganz ſtill war es in dem lauſchigen, gemütlichen Zimmer. Dunkelheit war herniedergeſunken, und nur von der Straße her kam der ſchwache Lichtſchein der Laternen. Der erſte Kuß. Süß und keuſch und dennoch von einer Kraft, daß ein ganzes Menſchenleben davon erfüllt werden konnte für Zeit und Ewigkeit. 1 Mitten in dieſe Verſunkenheit ſchreckte die beiden ein Geräuſch auf, das von der Tür herkam. Mutter Altmaier mit der Stehlampe in beiden Händen erſchien im Tür⸗ rahmen. Die Jungen fuhren auseinander wie ertappte Sünder. Aber auch die Lampe flackerte bedenklich in der Hand der Eintretenden. Doch die gute Frau hatte ſich raſch gefaßt, denn ſo ganz vom Himmel gefallen ſchien ihr die große Neuigkeit, vor der ſie nun ſtand, doch nicht zu ſein. „Ujegerl!“ rief ſie lachend, indem ſie die Leuchte endlich außer Gefahr und auf den Tiſch vor dem Sofa gebracht hatte.„Ujegerl, da kumm i ja g'fehlt?“ Freude und Rührung ſtritten um die Herrſchaft dei der Altmaiern, die ſich ſonſt nicht leicht aus dem Konzept bringen ließ. Nun trat ſie auf das befangene Mädchen zu und hob ihr das Kinn in die Höhe.„Wie is mir denn?“ forſchte ſie mit einem Blick auf den Sohn, dem ſie immer allerhand zuzutrauen pflegte.„Wie is mir denn? Da hat's ja Tränen geb'n, ganz rot ſein die lieben Guckerkn. Hat der grausliche Loiſl etwan Grund zum Weinen geb'n? Tät mir's ausbitt'n“, und ſie neigte ſich und küßte herzhaft den blühenden Mund ihrer künftigen Schwieger⸗ e„(Schiuh folat.) erzwangen ſich in Sonnenberg, Neue Parteileitung der Pd Jührung bleibt in Deutſchland. Berlin, 20. Juni. In einer gemeinſamen Sitzung der erwei⸗ terten Parteileitung der ſozialdemokratiſchen Partei zuſammen mit den Vorſtänden der Fraktionen der Partei im Reichstag und im Preußiſchen Landtag ſtellten die Parteivor⸗ ſtandsmitglieder am Montag ihre Aemter zur Verfügung. Die Konferenz beſchloß, die Führung der Parteigeſchäfte den Mitgliedern Weſtfal, Stelling, Rinner und Künſtler zu übertragen unter Hinzuziehung der Vor⸗ ſitzenden der Reichstags⸗ und Landtagsfrak⸗ tionen Löbe und Szillat. Die Beſchlüſſe der Fraktionen im Reichstag und im Landtag über das Verbleiben des Sitzes der Partei⸗ leitung der Deutſchen Sozialdemokratie in Deutſchland wurden durch die Annahme fol⸗ gender e erneat bekräftigt: Der neugewählte Parteivorſtand in Berlin hal allein die verankworkliche Führung der Partei. Deutſche Parteigenoſſen, die ins Ausland gegangen ſind. können keinerlei Erklärungen für die Partei abgeben. Für alle ihre Aeußerungen lehnt die Partei ſede verankworkung ausdrücklich ab. Ueber den Verlauf des ſozialdemokratiſchen „Erſatzparteitages“, der am Montag im Ge⸗ bäude des Preußiſchen Landtags in Form einer gemeinſamen Sitzung der erweiterten Parteileitung mit den Vorſtänden der Frak⸗ tion des Reichstages und des Preußiſchen Landtags ſtattfand, wird gemeldet, daß auf dieſer Verſammlung die Frage des Aus⸗ ſchluſſes der ins Ausland geflüchteten frühe⸗ ren Vorſtandsmitglieder aus der Partei noch nicht erörtert worden iſt; es bleibt abzuwar⸗ ten, ob der neugewählte proviſoriſche Partei⸗ vorſtand von ſich aus eine ſolche Maßnahme ergreifen wird. Aufgabe des verkleinerten Parteivorſtandes dürfte es zunächſt ſein, zu verſuchen, mit der Regierung Verhand⸗ lungen darüber anzubahnen, ob die in Schutzhaft befindlichen ſozialdemokrati— ſchen Führer freigelaſſen und das beſchlag⸗ nahmte Parteivermögen freigegeben werden können. Zeſreiungsſeier auf dem Feldberg * Frankfurt a. M., 20. Juni. Am Sams⸗ tag, den 1. Juli, veranſtaltet zur Erinnerung an die Rhein⸗ und Taunusbefreiung ſowie aus dem beſonderen Anlaß der nationalen Erhe⸗ bung der„Deutſche Automobilklub“ eine „deutſche Sternfahrt zum Großen Feldberg“. In der Mitternachtsſtunde des 1. Juli findet auf dem Plateau des Feldbergs eine große vaterländiſche Kundgebung ſtatt. Freuden⸗ feuer, Hiſſung der Flaggen des nationalen Deutſchlands, Böllerſchüſſe, Fackelzug und Be⸗ leuchtung des Feldbergs und der Taunushöhen bilden den äußeren Rahmen für die Kund⸗ gebung, die als Traditionsveranſtaltung zur Erinnerung der Befreiung der beſetzten Gebiete vom DAK T. alljährlich durchgeführt wird. Nächtlicher Raubüberfall Wiesbaden, 20. Juni. Zwei Männer, die behaupteten, Polizeibevollmächtigte zu ſein, einem Vorork Wiesbadens, Einlaß in das Haus eines Ausländers. Mit Revolvern hielten ſie die Familie in Schach und durchwühlten, nach⸗ dem ſie noch die Telefonverbindung durchſchnit⸗ ten hatten, alle Behältniſſe. Auf ein Alarm⸗ zeichen von außen verſchwanden ſie unter Mit⸗ nahme von Geld, einer goldenen Uhr und anderen Schmuckſachen. Den Hausbewohnern, die von den Tätern eingeſchloſſen worden wa⸗ ren, gelang es ſchließlich, die Nachbarſchaft zu alarmieren, die dann das Ueberfallkommando rief. Die Einbrecher waren jedoch nicht mehr zu faſſen. Aus Heſſen und Naſſau Die Bibel in der Heidenmiſſion. Mainz, 20. Juni. In der Zitadelle zu Mainz fand unter Leitung von Oberkirchenrat Zenkgraf ein mehrtägiger Miſſionslehrgang ſtatt, deſſen Mittelpunkt die von Oberkirchen⸗ rat Zentgraf getroffene Miſſionsdruckausſtel⸗ lung bildete. Unter dem Motto:„Von der Fibel zur Bibel“ vermittelt ſie Einblick in das moderne Druckweſen auf dem Gebiet der Feidenmiſſion. Die Stadt Mainz hat die Ausſtellung dem Gutenbergmuſeum angeglie⸗ dert und will ſie zu einem Weltdruckmuſeum ausgeſtalten. Faſt 102 Jahre alt geworden. Worms, 20. Juni. In der Riedgemeinde Nordheim iſt die älteſte Frau Heſſens, die Landwirtswitwe Chriſtine Eberts geſtorben. im 3. Juli wäre ſie 102 Jahre alt geworden, nun iſt ſie ohne eigentliche Krankheit entſchla⸗ fen. Zu ihrem 100. Geburtstag waren der hochbekagten Greiſin von Reichspräſident und heſſiſcher Regierung, Großherzog und Kirche Glückwünſche und Gaben zugegangen. * Hanau, 20. Juni.(RKreismitglie⸗ de rappel! der NS D A P. in Hanau.) Der Kreismitgliederappell der NSDAP. ver⸗ einigte über 11000 Teilnehmer. Der Appell vollzog ſich in Anweſenheit des Reichsſtatt⸗ balters in Heſſen. Gauleiter Sprenger. Darmſtadt, 20. Juni.(Wieder Auf⸗ ſtieg zum Darmſtädter„Monu⸗ ment“) Seit dem Jahre 1913 war der Aufſtieg auf die 33 Meter hohe Plattform der Ludwigsſäule, dem Wahrzeichen Darm ſtadts im Regierungsviertel, geſchloſſen. Vo. nun an iſt der Aufſtieg auf die Plattform der Säule wieder möglich. Der Aufſtieg über die 173 Stufen im Innern des„langen Lud⸗ wig“ iſt weſentlich erleichtert durch die neu⸗ inſtallierte elektriſche Beleuchtung, die die Be⸗ gleitung eines Führers mit Laterne überflüſ⸗ ſia macht. Die Aufgabe des Lebensmitteleinzelhandels Kundgebung der Spitzenverbände. * Frankfurt a. M., 20. Juni. In Frankfurt fand im Bachſaal des Meſſe⸗ geländes eine öffentliche Kundgebung der bei⸗ den Spitzenverbände des deutſchen Lebensmit⸗ tel⸗Einzelhandels Edeka und Rekofei ſtatt. Dr. Adrian v. Rentelen, der Präſident des Reichsverbandes des deutſchen Handels, er⸗ klärte in einer programmatiſchen Rede, der Zweck einer richtigen Wirtſchaftsordnung be⸗ ſtehe darin, jedem Volksgenoſſen einen Platz in der deutſchen Wirtſchaft zuzuweiſen, auf dem er durch ehrliche Arbeit für ſeine Lebens⸗ unterhaltung ſorgen kann. Der deutſche Mit⸗ telſtand fordere beſtimmte Dinge, nicht weil er da ſei und weil er Rechte habe, ſondern er habe Rechte, weil er die Pflicht zur Aus⸗ übung geſunder, volksbiologiſcher Funktionen im deutſchen Volkskörper habe. Die Konſum⸗ genoſſenſchaften, ſo erklärte Dr. v. Rentelen, dürften in der Form, wie ſie bisher geführt worden ſeien, nicht weiterbeſtehen, wenn auch ihre Ueberleitung in eine das Volksleben för⸗ dernde Form ihre Zeit beanſpruche. Ganz be⸗ ſonders hob der Referent das Verdienſt der Einkaufsgenoſſenſchaften des Einzelhandels als Hilfsinſtrument in der Zeit des Liberalismus und Marxismus hervor, deren künftiges Wir⸗ ken nach gleichen Umwandlungen noch von größerer Bedeutung ſein werde als das bis⸗ herige. Erfülle der deutſche Einzelhandel ſeine Aufgabe, das deutſche Volk mit preiswerter Qualitätsware zu verſehen, in beſtmöglichſter Art, ſo werde die Sache des Einzelhandels auch zur Sache des ganzen Volkes werden. Eine Beſſerung laſſe ſich auch für den deut⸗ ſchen Einzelhandel auf die Dauer nur er⸗ reichen, wenn das ganze deutſche Volk mehr Arbeit, mehr Einkommen und damit mehr Kaufkraft erhalte. Direktor Georg Berg-Darmſtadt, Präſt⸗ dent des Reichsverbandes der deutſchen land⸗ wirtſchaftlichen Genoſſenſchaften, Raiffeiſen e. V., führte aus, in welcher Weiſe die Zuſam⸗ menarbeit zwiſchen Einzelhandel und Land⸗ wirtſchaft fortgeführt werden müſſe. In dem Schlußwork betonte Dr. Hayler-München, Vorſitzender des Landesverbandes München im Rekofei, daß nur bei gegenſeitigem Verſtehen und bei gegenſeitiger Achtung der einzelnen Stände untereinander der Ständeſtaat zur wahren Volksgemeinſchaft emporgeführt wer— den könne. Letzte Nachrichten Verwarnung eines deutſchnationalen Reichs⸗ tagsabgeordneten. Recklinghauſen, 20. Juni. Der Reichstagsab⸗ geordnete Dr. Borchmeie r-⸗Recklinghauſen hat in der letzten Zeit bei verſchiedenen Gele⸗ genheiten an der Entwicklung der politiſchen Lage in Deutſchland ſcharfe Kritik geübt. U. a. hat er bei einer Wahlrede in Danzig Rede⸗ wendungen gebraucht, die den Polizeipräſiden⸗ ten von Recklinghauſen veranlaßt haben, Borch— meier ernſtlich zu verwarnen. Maſſen-Fleiſchvergiftung. Galatz(Rumänien), 20. Juni. In dem Töchter⸗Erziehungsinſtitut Notre Dame, in dem Kriegerwaiſen erzogen werden, erkrank— ten 28 Mädchen an Fleiſchvergiftung. Eine 18 jährige Inſaſſin iſt bereits der ſchweren Vergiftung erlegen. Mehrere andere ſchwe— ben in Lebensgefahr. Neue Greuellügen Ueber Todesfälle in Konzenkrationslagern. Berlin, 20. Juni. Die in Prag erſcheinende marxiſtiſche Zei⸗ tung„Sozialdemokrat“ berichtet, daß ſich in den Konzentrationslagern in Deutſchland die Todesfälle häuften. Nach zuverläſſigen pri⸗ vaten Schätzungen beliefe ſich die Zahl heute ſchon auf 270. Ferner wird behauptet, daß die Toten zur Unterſuchung nicht freigegeben würden, und daß die Angehörigen erſt nach erfolgter Beiſetzung von dem Tode Kenntnis erhalten. Dieſes ganze Gebahren ließe den Verdacht aufkommen, daß die Gefangenen entweder auf gewaltſamem Wege oder „durch Beimiſchung von Gift bei der Nahrung“ beſeitigt worden ſind und beſeitigt werden. Hierzu wird von amtlicher Stelle mikge⸗ keilt, daß die Behaupkungen, die in Jorm ei⸗ ner Verdächtigung gehalten ſind, kypiſche Cuͤ⸗ genmeldungen der bereits in der ganzen 70 0 ſaltſam bekannken Lügenfabrik darſtel. en. Sport und Spiel. Amicitia 09 ſchlägt Lorſch 2:1 BfR. Spiel findet morgen Mittwoch Abend 7 Uhr auf dem VfR⸗Platz ſtatt. Am Sonntag HJ⸗SS⸗ S- SAR⸗Fußballturnier auf dem Waldſportplatz! Wir machen darauf aufmerkſam, daß das am Samstag ausgefallene VfR.⸗Spiel morgen Mittwoch Abend 7 Uhr auf dem VfR.⸗Platz ſtattfindet. Der VfR. kommt in ſtärkſter Auf⸗ ſtellung, wie auch die Grünen, ſodaß ein großes Spiel zu erwarten iſt. Das Spiel in Lorſch wurde knapp, aber doch ſicher gewonnen. Die Torziffer wäre be⸗ deutend höher ausgefallen, wenn das Innentrio, körperlich nicht zu ſchwach geweſen wäre. Gegen robuſte Mannſchaften wie Lorſch muß man doch etwas Kraft in die Waagſchale werfen können. Die Verteidignng mit dem Torwart war in großer Form. Die Läufer mit Fetſch in der Mitte waren nicht zufriedenſtellend. Im Sturm konnte nur der Linksaußen und der Halbrechte gefallen. Jedenfalls war Viernheim bedeutend beſſer wie Lorſch, das gegen früher gewaltig zu⸗ rückgegangen iſt. Die Blaueu haben ſich den Kreisligaſtil bereits angeeignet. Gleich nach Be⸗ ginn gingen die Grünen durch placierten Schuß von W. Kiß in Führung, dem nach der Pauſe ein zweiter Treffer durch Kiß 3 folgte. Die verzweifelten Anſtrengungen Lorſch's brachten dieſen das Ehrentor, das allerdings mit der Hand erzielt wurde. Im Anſchluß an das„Feſt der Jugend“ findet am Sonntag ein Fußball- turnier der HJ.-, S A.-, SAR.⸗ und SS.⸗For⸗ mationen auf dem Waldſportplatz ſtatt, an dem auch die Ligamannſchaft der Sportvereinigung Amicitia 09 teilnimmt. Es wird dabei um den Preis des Reichspräſidenten v. Hindenburg ge— ſpielt. Dazwiſchen ſtarten auch die Handballer gegen den FV. 09. Wir werden morgen mit ausführlicher Programmaufſtellung dienen. Der Eintrittspreis beträgt nur 20 Pfenning pro Per- ſon im Vorverkauf, der bereits heute einſetzt. Deshalb bitte vormerken. Sonntag, den 25. Juni 33 10 bis abds. 7 Uhr HJ-⸗ SS- SA⸗ SͤAR⸗ Fußballturnier! Wochenplan der Sport⸗ Vereinigung Amieitia 09 e. V. Vereinshaus„Waldſchenke“.— Täglich Betrieb Dienstag Abend 9 Uhr: Spielausſchuß im Ver⸗ einshaus. Training der Kraft; ſportler im Lokal. Mittwoch nachm. 6 Uhr Training der Handballer 3 Uhr: Training der Fußball- jugend und Schüler. Donnerstag Abend 6 Uhr: Liga und untere Mannſchaften. Freitag Abend 8 Uhr: Training der Kraft- ſportler im Lokal. 70 77 9 77 7 1 Vereins⸗Anzeiger Unter dieſer Rubrik erſcheinen Vorſtands⸗, Mit⸗ glieder⸗ u. Generalverſammlungen u. Singſtunden Krieger⸗ und Soldatenverein„Teutonia“. Der Verein beteiligt ſich am kommenden Sonntag an dem 50jährigen Stiftungsfeſt des Krieger- und Soldatenvereins Hofheim i. Ried Abfahrt 12 Uhr am Rathaus. Die Fahrt iſt frei. Die Einzeichnungsliſte wird den Mitgliedern dieſer Tage vorgelegt. Wir bitten um rege Teilnahme. Der Vorſtand. Turnverein von 1893 Heute 3/6 Uhr Training für ſämtliche Turner und Leichtathleten auf dem Waldſportplatz. Reſtloſes und pünktliches Erſcheinen iſt Pflicht. NB. Gleichzeitig gebe ich bekannt, daß ein Sportlehrkurs für An- fänger beginnt. Der Sportleiter. Morgen Mittwoch abend halb 9 Uhr Training der Fechtergilde im Freiſchütz. Um reſtloſes Erſcheinen bittet. Der Fechtwart. Odenwald⸗Klub, Ortsgruppe Viernheim. Mitt⸗ woch, den 21. Juni, abends 8¼ Uhr Klub⸗ abend im Freiſchütz. Samstag⸗Sonntag, den 24. und 25. Juni Hauptverſammlung in Neckarſteinach. Sonntag, den 25. Juni 9. Programmwan⸗ derung: Weinheim— Juhöhe— Heppenheim. Näheres im Klubabend. Zahlreiche Beteiligung erwartet. Der Vorſtand. Bekanntmachung. Betreff: Gemeindegetränkeſteuer. Wir erinnern hiermit die Wirte an Ein⸗ reichung der Getränkeſteuererklärungen für Monat Mai 1933. Viernheim, den 16. Juni 1933. Heſſ. Bürgermeiſterei Vieruheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Aus der Heimat Gedenkkage 2 0. Juni. 1520 Luthers Brief an den deutſchen Adel erſcheint. 1620 Tillys Sieg über Herzog Chriſtian von Braunſchweig bei Höchſt. 1918 Der Schriftſteller Walter Bloem in El⸗ berfeld geſtorben. Sonnenaufg. 3,36 Sonnenunterg. 20,26 Mondaufg. 1,14 Mondunterg. 18,44 Prot. und kath.: Silverius. * Einem jeden bildet ſein eigener Charakter ſein Geſchick. Cornelius Nepos. Verufsgeheimniſſe Es gibt Berufsarten und Stände, die ohne Amtsgeheimnis überhaupt nicht denkbar ſind, 3. B. Aerzte, Anwälte, Beamte aller Art. Das, was ſie in ihrem Beruf anvertraut erhalten, muß ihr Geheimnis bleiben, verſinkt ins ver⸗ ſchloſſene Reich der Verſchwiegenheit, die zum Teil auch geſetzlich anerkannt iſt. Das Ver⸗ trauen des Volkes zu den Vertretern vieler Berufsgruppen baut ſich in erſter Linie auf der Erwartung auf, die durch Schweigever⸗ pflichtung ihre Grundlage findet. Ein ganz ähnliches Verhältnis beſteht zwi⸗ ſchen Zeitung und Mitarbeiter. Was werden nicht für Verſuche unternommen, um z. B. den Verfaſſer irgend einer Veröffentlichung von der Schriftleitung zu erfahren! Bis zu Drohungen und Beſchwörungen gehen die Ver⸗ ſuche, durch die eine unehrenhafte Handlung er⸗ zwungen werden ſoll. Auch Leute, die ſich ent⸗ ſchieden dagegen verwahren würden, wenn von ihnen ein Bruch des Berufsgeheimniſſes ver⸗ langt würde, muten die gleiche Handlungsweiſe ebenfalls einer Redaktion zu. Es kommt ſogar vor, daß ein ganz beſonders Skrupelloſer be⸗ hauptet, er habe von der Schriftleitung den Namen eines Einſenders erfahren, um gegen dieſen Maßnahmen treffen zu können. Solche Angaben ſind ſtets eitel Lügen, denn es gibt leine deutſche Zeitung, die ihre Gewährsmän⸗ ner preisgibt. Allerdings herrſcht auf dieſem Gebiet noch manche aufklärungsbedürftige An⸗ ſchauung im Publikum, wie überhaupt Eigen⸗ art und inneres Weſen des Preſſebetriebs im⸗ mer noch Vielen din Buch mit ſieben Sie— geln iſt. Die Zeitung hat öffentlichen Dienſt zu tun für die Allgemeinheit und keine Privatinter⸗ eſſen zu vertreten. Leitſtern hierbei iſt das geſchulte Verantwortungsbewußtſein, die ſorg⸗ ſame Vermittlertätigkeit zwiſchen Ereignis oder Zeiterſcheinung mit Umwelt und Leſerſchar. Dahinein greift auch als beſonders wichtige Klammer die Wahrung des Berufsgeheimniſ— ſes, das dem Journaliſten gerade ſo heilig iſt wie irgend einem ſonſtigen amtlich oder beruflich zur Verſchwiegenheit verpflichteten Volksgenoſſen. * ** 260 775 Lehrende in Deutſchland. Nach der letzten ſchulſtatiſtiſchen Erhebung gab es Lehrende an öffentlichen Volksſchulen 190 371, an Privatſchulen mit Volksſchulziel 1980, an mittleren Schulen 11524, zuſammen 205 875. Die Höheren Lehranſtalten für die männliche Jugend zählten 30 265, für die weibliche Ju⸗— gend 14 650, zuſammen 44915 Lehrkräfte. An den Hochſchulen waren tätig bei den Uni⸗ verſitäten 5955 Profeſſoren und 1594 plan⸗ mäßige Aſſiſtenten, bei den techniſchen Hoch⸗ ſchulen 166 Profeſſoren, an den Tierärztlichen, Landwirtſchaftlichen, Forſtwirtſchaftlichen Hoch⸗ ſchulen, Bergakademien und Handelshochſchulen 615 Profeſſoren und 185 Aſſiſtenten, an den Pädagogiſchen Akademien 430 Profeſſoren und 2 Aſſiſtenten, zuſammen 11214 Hochſchulleh⸗ rer. Die Kunſthochſchulen für bildende Künſte und für Muſik zählten 771 hauptamtliche Lehr- kräfte. Das gibt im ganzen eine Zahl von 260 775 Lehrkräften. Wettervorherſage: Weiterhin veränderlich und kühl, ſchauer⸗ artige Regen, Weſtwind. Märkte und Vörſen Vom 19. Juni 1933. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produktenbörſe. Es notierten in Reichsmark, per 100 Kilo— gramm, waggenſei Mannheim: Inlandswei⸗ zen 20.80 bis 20.90, Inlandsroggen 17.50 bis 17.60; Inlandshafer 15.50 bis 16; Som⸗ mergerſte 18 bis 18.25; Futtergerſte 16.75; gelber Mais mit Sack 20.50 bis 20.75; ſüd⸗ deutſches Weizenmehl Spezial Null mit Aus⸗ tauſchweizen 30.75 bis 31.25; ſüddeutſches Wei⸗ zenauszugsmehl 33.75 bis 84.25; ſüddeutſches Weizenauszugsmehl 22.75 bis 23.25; Roggen⸗ mehl, 70 bis 60prozentige Ausmahlung, nord⸗ deutſches 22.75 bis 23.75; ſüddeutſches 24 bis 25; feine Weizenkleie 8.40. bis 8.50; Biertreber 12 bis 12.25. Frankfurter Schlachtviehmarkt. Auftrieb: Rinder 1441, Ochſen 365, Bul⸗ len 93, Kühe 584, Färſen 408, Kälber 589, Schafe 57, Schweine 4161. Preiſe: Rinder a) 1. 29 bis 32, 25 bis 28, 22 bis 34; Bullen: a) 26 bis 30, 21 bis 25; Kühe: a) 24 bis 27, 20 bis 23, 16 bis 19, 12 bis 15; Färſen: an 29 bis 32. 25 bis 28. 22 bis 24,