Lokales Viernheim, 20. Juni 1933. * Sterbetafel. Geſtern Nachmittag ver⸗ ſchied nach langem, ſchweren Leiden Frau Chriſtian. Adler 1. Wtw. Maria geb. Zipp, Adolf Hitler⸗ ſtraße 15, im Alter von 64 Jahren.— Des weiteren iſt noch das Ableben von Fräulein Margareta Kirchner, ehedem wohnhaft bei Joſef Neff 1. in der Repsgaſſe, die im Alter von 69 Jahren das Zeitliche geſegnet hat, zu melden. Die Zeit der Beerdigung iſt aus der Anzeige erſichtlich. * Ein gutes Beiſpiel: Aus drei wird einer. Auf Veranlaſſung des Bürger- meiſters haben ſich die drei Geſangvereine in Heßloch zu einem zuſammengeſchloſſen. Weniger ſchön iſt allerdings der aus den dreien zuſammengeſetzte Vereinsnamen„Männergeſang⸗ verein⸗Eintracht⸗ Sängerbund“. Sauer wurde Ehrenvorſitzender. * Fußball. Das am vergangenen Sams- tag, den 17. ds. Mts. durch die Ungunſt der Witterung zum 2. Male ausgefallene Freund- ſchaftsſpiel VfR. Mannheim— Amicitia Viern⸗ heim wird nunmehr morgen Mittwoch mit Be⸗ ginn abends 7 Uhr auf dem VfR. Platz bei der Eichbaumbrauerei nachgeholt. Voranſchlagsberatung. Heute Abend um 8 Uhr findet im Sitzungsſaal des Rathauſes eine Gemeinderatsſitzung ſtatt, in welcher der Voranſchlag pro 1933 beraten wird. Bürgermeiſter * Die Speiſekarte im Arbeits⸗ dienſtlager. Das Arbeitsdienſtlager Bingen ⸗ Büdesheim hat als Arbeitsplan die Naheregu⸗ lierung. Bekanntlich ſind von den 25 hieſigen Arbeitsfreiwilligen bereits 9 am nächſten Tage zurückgekehrt, mit der Angabe, daß das Eſſen dort ſchlecht ſei, obwohl dies nicht der Fall iſt. Wir bringen nachſtehend den Küchenzettel der Woche vom 5. bis 11. Juni 1933, der uns beweiſt, daß wirklich ein kräftiges Eſſen ver⸗ ausgabt wird. Dienstag: Erbſenſuppe mit Würſtchen Tee, Brot und Wurſt. Mittwoch: Kartoffeln, Schmorrbraten und Tunke Kartoffeln mit Speckſoſe Donnerstag: Suppe, Kartoffeln, Suppenfleiſch u. Tunke, Pellkartoffeln u. Schmierkäſe Kartoffeln mit Gulaſch Reis mit Dörrobſt Samstag: Bohnenſuppe und Schweinefleiſch Tee, Brot und Käſe Sonntag: Suppe, Kartoffeln, Fleiſch u. Salat Kakao, Brot und Wurſt. Aufſtehen iſt morgens um 5 Uhr. 5,15 Uhr beginnen die Sportübungen, anſchließend das 1. Frühſtück. 6,45 Uhr beginnt die 6ſtündige Ar⸗ beitszeit, die um 10 Uhr zum 2. Frühſtück unterbrochen wird Mittageſſen 2 Uhr, dann bis zum Abend Unterricht, Sport ufſw. 6,30 Uhr Abendeſſen. 10 Uhr Zapfenſtreich. * Schweinezählung. Das Ergebnis der letzten Schweinezählung hier, die am 7. Juni ſtattfand, iſt 1911 Schweine gegenüber 1763 am 3. März 1933. Freitag: Das Arbeitsbeſchaffungs⸗Programm der Gemeinde Viernheim. Für den Arbeitsdienſt und die Landespla⸗ nung hat die Gemeinde Viernheim ein umfaſſen ⸗ des Arbeitsbeſchaffungsprogramm aufgeſtellt und an die zuſtändige Stelle nach Darmſtadt eingereicht: 1. Die Kulturtechniſchen Arbeiten umfaſſen Arbeiten im Geſamtbetrage von 1124000 RM., wobei der vollſtändige Ausbau der Kana⸗ liſation mit 910000 RM., Chauſſierung von 15 Klm. Hauptfeldwegen, ſowie außerordentliche Inſtandſetzung der Weſchnitz und der übrigen Gräben und Verbeſſerungsarbeiten in der Schloth⸗ lache vorgeſehen ſind. 2. Für Straßen⸗ und Brücken bau ſind Arbeiten von insgeſamt 1135000 RM. veranſchlagt und zwar Pflaſterung der beiden Ortsdurchfahrten, Erbauung einer Straße nach Lampertheim, Neuanlage von Goſſenpflaſter und Bordſteinen, ſowie Herſtellung der Fahrbahn der einzelnen Ortsſtraßen, Ausbau des Sandhöfer⸗ weges und Schaffung eines Radfahrerweges. 3. Für das Forſtweſen wurde vom Forſt⸗ amt Viernheim die Chauſſierung der Bauern- ſchneiſe für rund 37000 RM. vorgeſehen. Insgeſamt ſind hiernach für unſere Gemeinde Arbeiten bis zum Betrage von 2 296000 RM. aus den in Ausſicht geſtellten Mitteln durch die voranſchlagsmäßigen Nachweiſungen angefordert. Es wird erhofft, daß auch hierdurch der außer⸗ ordentlichen Arbeitsloſigkeit in unſerer Gemeinde begegnet werden kann. (Wie vorſtehender Plan zeigt, iſt unſere Gemeindeverwaltung mit Herrn Bürgermeiſter Bechtel an der Spitze eifrig bemüht, eine Verbeſſerung der wirtſchaftlichen Lage unſerer Gemeinde herbeizuführen. Hoffentlich findet dieſer Plan bei den maßgebenden Stellen in Darmſtadt ebenſolche Unterſtützung und Ge⸗ nehmigung. Der furchtbaren Arbeitsloſigkeit könnte damit abgeholfen und dadurch Befriedung und wieder Lebensfreude in viele Kreiſe der hieſigen Bevölkerung hineingetragen werden. Möge der Wurf gelingen, zur Wohlfahrt von Volk und Vaterland. Die Red.) & Mitteilungen der N. S. D. A. P. * Hitlerjugend. Heute, Dienstag Abend ½9 Uhr Dienſt im Kaiſerhof. Alles hat in Uniform zu erſcheinen. Das Beitragsgeld für Juni iſt mitzubringen, da es am 21. Juni an die Gefolgſchaftsführung abgeliefert werden muß. Todes- Anzeige. Gott, dem Allmächtigen, hat es gefallen, unſere herzensgute Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schweſter, Schwägerin und Tante, Frau Fristan adler l. Wu. Maria geh. Iipn nach langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, wohlvorbereitet mit den hl. Sterbeſakramenten, geſtern Nachmittag 6 Uhr, im Alter von 64 Jahren, zu ſich in die Ewigkeit abzurufen. Wir bitten, ihrer Seele im Gebete zu gedenken. Viernheim, Mannheim, Kuppenheim, Hirſchhorn a. Neckar, den 20. Juni 1933 Lena Polle geb. Adler Käthe Vögtle geb. Adler Ernst Adler Hans uler Mex Polle Hans Vögtle Philipp Herschel Die Beerdigung findet morgen Mittwoch nach⸗ mittag um 4 Uhr vom Trauerhauſe, Adolf Hitlerſtr. 15 aus, ſtatt. Die unentgeltliche Beratungsſtunde für Lungenkranke findet am Mittwoch, den 21. Juni von 2— 4 Uhr im hieſigen Krankenhauſe ſtatt. Speise- U. Weinkarten Stück 5 Pfg. hält vorrätig die Ge⸗ ſchäftsſtelle dieſes Blattes Ein ſchönes Zimmer ſofort zu vermieten. Von wem, ſagt die Exp. ds. Blattes. / Fl. RM. 1.53 1/1 Btl.„—.45 Todes- Hnzeige. Nach Gottes hl. Willen wurde am Montag Vormittag um ½10 Uhr meine liebe, treue Schweſter, unſere liebe Tante frulen mar arela Mürenner nach langem, ſchwerem, mit größter Geduld ertragenem Leiden, wohlverſehen mit den hl. Sterbeſakramenten, im Alter von 69 Jahren, in die Ewigkeit abgerufen. Mannheim, Meerwieſenſtraße 3, den 19. Juni 1933 Im Namen der tieftrauernd Hinterbliebenen: frau Marie Zimmermann Wwòãũ0e. geb. Kirchner. Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 21. ds. Mts., nachmittags ½4 17 von der Leichenhalle des Mannheimer Hauptfriedhofs aus, ſtatt. o Vereite mit Opekta Marmeladen uad ücless Sie ſparen Zeit und Geld! / Fl. RM.—.86 ½ Btl.„—.23 Frankenthaler Perlzucker 5 5 Kriſtallzucker„ Pergamentpapier, Cellophan, Schwefel⸗ ſchnitte, Salicyl, Einmachtabletten NRotzucker für Erdbeeren empfiehlt ö Rathaus-Drogerie Peter Moskopp S h Pfd. 38 0 79/88 9 3—4 1 7„ der Sporthalle. nicht teilnehmen! Wochenplan Montag: 5— 7 Uhr Schülertur nſtunde. ½8—9 Uhr Turnabtlg der Jungfrauenkongr. Dienstag: Training für die obere Fußballm. 8—10 Uhr Turnſtunde der Fechtergilde. Mittwoch: Platztraining für die Handballmannſch. 2—3 Uhr für die 2. Abtlg Schülerinnen. 5—7 Uhr Schülertraining. 1/9 Geländeſport der Abteilung 1 und 2 auf dem Sportplatz. Donnerstag: Training der Fechtabteilung. Freitag: Platztraining für Jugendmannſchaften. NB. Jugendliche Sportler von 14— 18 Jahre, welche am Samstag beim„Feſt der Jugend“ ſich beteiligen, mögen ſich am Donnerstag Abend halb 7 Uhr auf dem D. J. K.⸗Platz einfinden. (Weitſprung, Hochſprung, 100 m Lauf, Kugel- ſtoßen, Ballweitwurf). Wer nicht kommt, kann Kath. Jugend Viernheim ſentcefs Wasch nd bleich Soda Vehmen Sie ꝛum Aufraschen, Spülen, Reinigen Henkels OY; man liann es Im Gegensctz zum weichen Regenwasser 181 Brunnen- und Leitungswasser meist hart und dadurck zum Waschen wenig geeiqnel. Ein paar Handvoll Henko Bleich- Soda- Y Berei- tung der Waschlauge im Wasser verrührt- ver- wandeln selbst dus härteste Wasser im Hand- umdrehen in wunderbar weiches Waschwasser, 7* in Die Sportleitung. 15 STI SE BIXTTE zu beziehen dure dle Buchhandlungen .(Liernheimer Tageblatt— Viernheimer Nachrichten) Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.— Bezugspreis monatl. 1,40 Mk. frei ins Haus gebracht.— Gratisbeilagen: wöchentl. das achtſeitige illuſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjährlich einen Fahrplan ſowie einen Wand- kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal-Anzeigeblatt in Viernheim 1 117.— Telegramme: Anzeiger, Viernheim— Poſtſcheckkonto Nr. 21577 Amt rankfurt a. M.— Schriftleitung, Druck u. Verlag: Joh. Martin, Geſchäftsſtelle Rathausſtr. Viernheimer Zeitung S 9 Viernheimer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petit B koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann ſedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 141 Mittwoch, den 21. Juni 1933 50. Jahrgang Ein Mißbrauch Die deutſche Delegation auf der Inter— nationalen Arbeitskonferenz zu Genf hat die Konferenz verlaſſen. Sie hat 155 Schritt begründet in einem ruhig und ſachlich gehaltenen Schreiben an den Kön e denten, das veröffentlicht wor— den iſt. Der Auszug der deutſchen Vertreter iſt danach ein Proteſt gegen die ſtändigen Provokationen, denen ſie ausgeſetzt waren, ohne daß der Konferenzpräſident ſie dagegen ſchützte, er iſt darüber hinaus aber auch ein Proteſt gegen den Mißbrauch, den die Vertreter der Amſterdamer Internationale mit der internationalen Arbeitsorganiſation treiben, indem ſie dieſe Organiſation als Tri— büne für ihre Propaganda und als Tummel— platz ihrer Klaſſenkampfbeſtrebungen be— nutzen. Um die Zuſammenhänge richtig zu verſte— hen, muß man ſich die Gründung und die bisherige Wirkſamkeit der Genfer Einrichtung in die Erinnerung zurückrufen. Nach dem Weltkrieg wurde— im Zuſammenhang mit dem Völkerbund und in Anlehnung an ihn — das Internationale Arbeits⸗ amt in Genf geſchaffen. Entſprechend der erhöhten Bewertung der Sozialpolitik ſollte es darauf hinarbeiten, daß in allen Ländern ein Mindeſtmaß von Schutz für die menſchliche Arbeitskraft und fortſchreitend ausgebaut wird. Konferenzen, die von Zeit zu Zeit abgehalten werden ſollten, hatten den Zweck, Erfahrungen der einzelnen Staaten auf ſozialpolitiſchem Gebiet auszutauſchen. Deutſchland, deſſen ſoziale Einrichtungen ſeit Jahrzehnten einen Stand erreicht hatten, der für andere Induſtrieländer vorbildlich war, konnte vom Internationalen Arbeits⸗ amt keine beſonderen Anregungen mehr er⸗ warten, wohl aber der übrigen Welt ſeine großen Erfahrungen zur Verfügung ſtellen. Die politiſchen Verhältniſſe beim Kriegs⸗ ende brachten es mit ſich, daß die ſoziali⸗ ſtiſche, zur Zweiten Internationale gehö— rendeumſterdamer Gewerkſchafts⸗ internationale von Anfang an im Genfer Arbeitsamt die uneingeſchränkte Vor⸗ herrſchaft beſaß, die ſie in rückſichtsloſer Weiſe zur Ausſchaltung aller anderen Rich⸗ tungen, zunächſt der chriſtlichen und ſpäter auch der faſchiſtiſchen Arbeitervertreter be— nutzte. Insbeſondere im Verwaltungs⸗ rat des Internationalen Arbeitsamtes nah⸗ men die Amſterdamer ſämtliche ſechs Arbeit⸗ nehmerſitze ein. Seit der Beteiligung des fa⸗ ſchiſtiſchen Italiens ergaben fich jedes Jahr auf der Internationalen Arbeitskonferenz da⸗ durch Zwiſchenfälle, daß die Amſterdamer das Mandat der italieniſchen Vertreter be⸗ ſtritten und dieſe auch ſonſt politiſch provo⸗ zierten. Erſt nach zähem Kampfe konnte die italieniſche Regierung eine Aenderung der Geſchäftsordnung der Konferenz durchſetzen, die dieſe fortgeſetzte Wiederholung des glei⸗ chen klaſſenkämpferiſchen Propagandaſtückes unmöglich machte. Ebenſo hat Italien gewiſſe Sicherungen für die Berückſichtigung der nichtmarxiſtiſchen Arbeitervertreter erreicht, Es war vorauszusehen, daß gegen Deutſch— land die gleiche Methode der Anrempelungen einſetzen würde. Schon vor der Umbildung des deutſchen Gewerkſchaftsweſens verſuchte der franzöſiſche Gewerkſchaftsführer Jou— haux im April ds. Is. im Verwaltungsrat eine tendenziöſe Erörterung der Vorgänge in Deutſchland herbeizuführen. Als nun vor einigen Wochen die 17. internationale Ar⸗ beitskonferenz zuſammentrat, zeigte ſich ſo⸗ fort, daß die marxiſtiſchen Vertreter nicht ge⸗ ſonnen waren, mit den anders eingeſtellten Delegierten Deutſchlands zu verhandeln. Sie ſchreckten nicht nur vor perſönlichen Beleidi⸗ gungen nicht zurück, ſondern provozierten die deutſchen Delegierten auch dadurch, daß ſie ihnen durch Mehrheitsbeſchluß keine Sitze in den Ausſchüſſen der Konferenz zugeſtan⸗ den. Der Führer der deutſchen Abordnung, Reſchstagsabgeordneter Dr. Ley, hat gegen dieſe eigenartigen Methoden wiederholt chärfſtens proteſtiert. Aber ohne jeden Er⸗ olg. Die Leitung der Konferenz billigte alſo Gegen planloſen Zuzug in die Städte Ergänzung der Reichsfürſorge⸗Grundſätze Berlin, 21. Juni. Schon ſeit geraumer Zeit wird— auch von den zuſtändigen Regierungsſtellen— die Frage geprüft, wie der planloſe Zuzug vor allem von Erwerbsloſen vom Lande in die von der Erwerbsloſigkeit ohnehin ſchon ſtärker betroffenen Städte unterbunden oder wenigſtens erſchwert wer— den kann, und zwar im Intereſſe der Städte wie der Erwerbsloſen ſelbſt. Wie verlauket, iſt damit zu rechnen, daß eine Ergänzung der Reichsfürſorge⸗ grundſätze verfügt wird, und zwar in dem Sinne, daß derjenige, der planlos in Städte zieht, der alſo weder Woh- nung noch Arbeit hat, nur die unbedingt ur Friſtung des Lebens unenlbehrliche nkerſtützung erhalten ſoll. Man glaubt, daß auf dieſe Weiſe der leider noch im⸗ mer beſtehende unbegründete Anreiz verſchwinden wird, planlos vom Land in Städte zu ziehen. Der Deutſche Gemeindetag hat in einer Eingabe an die maßgebenden Reſſorts auf die Schwierigkeiten hingewieſen, die durch den planloſen Zuzug von Erwerbslo— ſen in die Städte den Kommunen, vor allem auch auf finanziellem Gebiet entſtehen. Dieſe Erwerbsloſen, die auf dem Lande vielfach im Kreiſe ihrer Familien lebten und dort an⸗ teilsmäßig unterſtützt wurden, müſſen nach der bisherigen Regelung in den Städten vielfach als ſelbſtändige Erwerbsloſe in grö— ßerem Umfange Unterſtützung erhalten. Der Deutſche Gemeindetag, die große neue Spit⸗ zenorganiſation, verweiſt in ihrem Antrag auf das Unwirtſchaftliche eines ſolchen Ver— fahrens. Die erwähnte Aenderung würde dieſem Uebelſtand abhelſen. * Zum Schutz des Einzelhandels Die bayeriſche Regierung hat im Reichs— rat einen Antrag eingebracht, der auf eine Ergänzung des Geſetzes zum Schutze des Einzelhandels abzielt. Dieſer bayeriſche Ankrag bezieht ſich auf die Lebensmikkelabteilungen in Waren- häuſern, deren Konkurrenz für den Ein- zelhandel behoben werden ſoll. Wie weiter gemeldet wird, ninunt man in informierten Kreiſen an, daß das vorläufig auf ein halbes Jahr befriſtete Reichsgeſetz zum Schutze des Einzelhandels zu gegebener Zeit verlängert werden wird. Bei der Verlängerung dürften, nach den Erwartun⸗ gen der Einzelhandelskreiſe, gleichzeitig eini— ge weitere Wünſche des Einzelhandels be— rückſichtigt werden, deren geſetzliche Berück— ſichtigung ſich aus der Praxis der Durchfüh⸗ rung des jetzigen Einzelhandelsſchußzgeſetzes als notwendig erwieſen habe. Unter den Reichsratsfragen befindet ſich auch ein Bericht der Ausſchüſſe über Verürdnun⸗ das geradezu unerhörte Verhalten der Mehr⸗ 115 der Delegation gegen die Minderheit. Bei dieſer Sachlage blieb der deutſchen Dele⸗ gation nichts anderes übrig, als die Konfe⸗ renz überhaupt zu verlaſſen. Die übrigen Herrſchaften ſind nun unter ſich— denn die beutſche ſozialpolitiſche Einrichtung iſt die beſte auf der ganzen Welt. Wohl aber haben die deutſchen Delegierten denen der übrigen Länder immer ſehr viel aus den deutſchen Erfahrungen zu ſagen gehabt. Darauf müſ⸗ ſen die anderen jetzt verzichten! a Der„Völkiſche Beobachter nennt das Ausſcheiden der deutſchen Delegation aus der Genfer Arbeitskonferenz eine dringend notwendige Klärung, die nicht nur zeige, daß Deutſchland unter keinen Umſtänden mehr gewillt iſt, derartige Anpöbelungen und Be⸗ bed ungen, wie ſie die Verlreter der Zwei⸗ ten Internationale in Genf täglich provo⸗ een Finia binzunehmen, ſondern auch gen, die die Oyoſterzeugniſſe, Kakao und Kakaoerzeugniſſe ſowie Spei⸗ ſeeis betreffen. Die Verordnungen bezwek— ken einen ſtärkeren Schutz der deutſchen Pro⸗ duktion und der deutſchen Verbraucherſchaft. Unter den Vorlagen befindet ſich ein Ent— wurf von Grundſätzen für d'e einheitliche Durchführung des Weingeſetzes. Dabe: handelt es ſich um geſundheitspolizeiliche Be— ſtimmungen. Um den„Stahlhelm“ Für eine Reorganiſation. Düſſeldorf, 21. Juni. Der Regierungspräſident hat für den Ge⸗ ſamtbereich des Regierungsbezirks Düſſel— dorf den Stahlhelm in ſeiner bisherigen Or— ganiſationsſorm verboten. In der Be⸗ gründung wird darauf hingewieſen, daß in der letzten Zeit vielfach politiſch unzuverläſ⸗ ſige Elemente als Mitglieder in den Stahl— helm aufgenommen worden ſind. Betont wird, daß das Verbot ſich in keiner Weiſe gegen den alten Beſtand des Skahl⸗ helms richte. Es bezwecke lediglich, den Stahlhelm von den Mißbräuchen der letzten Monate zu ſäubern und in neuer Form der Mitarbeit an den Aufgaben des nationalen Staates wieder nutzbar zu machen. Der Gauleiter des Gaues Eſſen der NSDAP., Terboven, hat einen Aufruf an die SA, SS und den Stahlhelm erlaſſen, in dem er eine Begründung zu dem Verbot des Stahlhelms im Regierungsbezirk Düſſeldorf gibt. Er fordert die Stahlhelmer, die ſchon vor Beginn der nationalen Revolution im Kampf gegen das alte Syſtem geſtanden ha⸗ ben, auf, ſich unter der Führung Adolf Hit⸗ lers erneut zu formieren, um gemeinſam die in der Zukunft noch nötigen Schlachten zu ſchlagen. Die Formierung ſoll in dem alkenEhren⸗ kleid und unker den allen Fahnen des Stahlhelms vor ſich gehen. Der Gaulei⸗ ter berief den Gauſtahlhelmführer Ma- jor Niederhoff zum Führer des neuen Stahlhelms. Wie aus Treuburg(0ſtpreußen) ge⸗ meldet wird, iſt es zwiſchen dem ſtellvertre— tenden Landrat und dem Stahlhelmlandes⸗ führer, Major a. D. Schöpfer, zu einer Ei⸗ nigung gekommen, wonach die Verfügung über die Auflöſung von ſieben Stahlhelm⸗ ortsgruppen im Kreiſe Treuburg unter ge— wiſſen Vorausſetzungen wieder aufgeho⸗ ben wird. Bis zum 1. Oktober dürfen im Kreiſe Treuburg keine Anwärter für den Stahlhelm verpflichtet werden. Weiter ha⸗ ben die ſeit dem 30. Januar 1933 eingetrete⸗ nen Stahlhelmanwärter eine vorgeſchriebene Wartezeit von etwa drei Monaten durchzu— machen, während der keine Uniform getra— gen werden darf. darüber hinaus die Frage nach dem Sinn internationaler Konferenzen aufwerfe. Wenn nämlich die Weltkonferenzen, wie ſie in den Nachkriegsjahren üblich geworden ſeien, ſchon von vornherein von einem Teil der Beſucher mit dem ausgeſprochenen Willen begonnen würden, den anderen Teil zu be⸗ leidigen oder vor der Weltöffentlichkeit in irgend einer Hinſicht anzuprangern, dann ſeien dieſe Konferenzen lediglich ein teures und nicht einmal ein kurzweiliges Theater. deutſchland ſei bekanntlich auf, ſozialem Gebiet ſeit Bismarcks Sozialgeſetzgebung für die ganze Welt vorbildlich geworden, und die nationalſozialiſtiſche Regierung ſei entſchloſſen, dieſe deutſche Vorrangſtellung noch weiter auszubauen. Es ſei alſo nicht Deutſchlands Nachteil, wenn die deutſche De⸗ legation nunmehr die Arbeitskonferenz ver⸗ laſſe. Präſidente wahl in Danzig Dr. RNauſchning Senakspräſidenk. Danzig, 21. Jan. Der neue Danziger Volksrag wählte in ſeiner Eröffnungsſitzung am Dienstag mit 49 Stimmen der NSDAP. und des Zentrums bei 15 Stimmenthaltungen der Deutſchnationalen und der Linkspar— teien den nationalſozialiſtiſchen Kandidaken Dr. Rauſchning zum Präſidenten des Danziger Senaks. In der Ausſprache richteten ſozialdemokra— tiſche und kommuniſtiſche Abgeordnete ſcharfe Angriffe auf das gegenwärtige Regime in Deutſchland. Deutſche Tagesschau Kursänderung der„Germauta“. Die„Germania“, ſeit vielen Jahrzehn— ten das maßgebende Organ des Zentrums in Berlin, wird am 1. Juli aufhören, ein Parteiblatt im alten Sinne zu ſein. Die „Germania“ ſoll die konſervativ⸗-katholiſche Linie etwa in der Richtung des Herrn von Papen vertreten, der bekantlich ſeit langem einer der Hauptaktionäre dieſes Unterneh⸗ mens iſt. Damit iſt auch ein Redaktions⸗ wechſel verbunden. Maſſendemonſtration gegen die inkernakio— nale marxiſtiſche Hetze. Die Betriebsräte der Großberliner natio— nalſozialiſtiſchen Betriebe und Werke haben ſämtliche Berliner Belegſchaften aufgerufen, vollzählig am heutigen Mittwoch ſechs Uhr zu einer großen Maſſendemonſtration im Luſtgarten gegen die Behandlung der deut— ſchen Arbeiterführer in Genf und gegen die internationale marxiſtiſche Hetze zu vereini— gen. Auf der Kundgebung wird der natio— nalſozialiſtiſche Landtagsabgeordnete En- gel ſprechen. Der frühere Kaiſer über Reichskanzler Hitler. Das Londoner Blatt„Evening Standard“ veröffentlicht einen Artikel Bradley Birts über einen Beſuch in Doorn, in dem es u. a. heißt, der frühere deutſche Kaiſer habe erklärt:„Herr Hitler hat getan, was kein anderer zu tun in Nation mit einem gemeinſamen Geiſt beſeelt. Er hat eine Welle des Nationalgefühls durch ganz Deutſchland geſendet, wie es ſie in ſei⸗ ner ganzen Geſchichte nie erlebt hat“. Auslands⸗Nundſchau Ruſſiſche Sorgen wegen einer Hungersnok. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat Rußland jetzt ein offizielles Geſtändnis über die Not abgelegt, die zurzeit in der Räte— union herrſcht. Dieſes geht aus einem Son— derdekret hervor, das von dem Kommiſſar für Volksernährung erlaſſen wurde und ſich an die Beamten, Arbeiter und leitenden Stände der übrigen ſozialen Klaſſen, die in den Sommerfriſchlerzentren wohnen, wen— det, mit der Mahnung, daß ſie mit den noch vorhandenen Lebensmitteln vorſichtig umgehen ſollten, da ſie für die Bewohner des eigenen Landes kaum noch ausreichten Verbot ausländiſcher Uniformen in Finnland Die finniſche Regierung hat das Tragen ausländiſcher Uniformen bis auf weiteres verboten. Aus dem Auslande nach Finnland einreiſende Perſonen oder Reiſegruppen, die Uniform oder einer Uni, form gleichzuſetzende Einheitsbekleidung tra- gen, haben demnach zu gewärtigen, daß ſie von den Grenzpolizeibehörden zurückgewie⸗ ſen werden. Das Verbot ſcheint lediglich im Hinblick auf die am 1. und 3. Juli ſtattfin⸗ denden Reichstagswahlen und die damit zuſammenhängende Wahlagitation er laſſen zu ſein. In kurzen Worten: Wie verlautet, beabſichtigt die Reichsre⸗ ierung Maßnahmen gegen den planloſen 97 vom Lande in die großen Städte. Seitens der Reichsregierung ſind verſchie⸗ dene Maßnahmen zum Schuße des Einzel⸗ handels geplant. Die deutſche Kommuniſtin Klara Zetkin iſt Dienstag nachmittag im Alter von 76 Jahren geſtorben. Der für den 25. Juni in Frankfurt a. M. in Ausſicht genommene Fußball-Länder⸗ kampf Deutſchland gegen Oeſterreich iſt von Oeſterreich abgeſagt worden. Wie verlautet, hat im öſterreichiſchen Mi⸗ niſterrat die einſtimmige Annahme des An⸗ trages auf Verbot der NSDAP. nur dadurch erreicht werden können, daß ſich Vizekanzler Winkler, Innenminiſter Schumy und So⸗ zialminiſter Kerber der Stimme enthielten. Der Danziger Volkstag hat den National⸗ ſozialiſten Dr. Rauſchning zum Präſidenten gewählt. Nadelſtiche und Schikanen Heftige Kritik an der Saarregierung. Saarbrücken, 21. Juni. In der Stadtverordnetenverſammlung am Dienstag wurde ſeitens der bürgerlichen Fraktionen außerordentlich ſcharfe Kritik an dem Verhalten der Regierungskommiſſion geübt, die den Eindruck erwecke, als wolle man jetzt, im letzten Zeitraum vor der Volks- abſtimmung, diejenigen Regie⸗ rungsmethoden wieder aufleben laſ⸗ ſen, die in den erſten Jahren der Ab⸗ trennung üblich waren. Unter dem Deckmankel, eine unbeeinflußz- te Abſtimmung für 1935 zu gewährlei⸗ ſten, wende die Regierungskommiſſion in immer zunehmendem Maße eine wahre Politik der Nadelſtiche und Schi- kanen an. Eine beſonders lebhafte Debatte, die einen heftigen politiſchen Cha⸗ rakter annahm, entſpann ſich darüber, daß die Regierungskommiſſion ſich dagegen ge— wandt habe, daß der Vertrag mit dem In⸗ tendanten Pauly und anderen Mitgliedern des Stadttheaters nicht erneuert wurde. Die Redner aller Parteien proteſtierten gegen dieſe Haltung, die den Eindruck erwecke, als wolle die Regierungskommiſſion um einen gefährdeten Poſten kämpfen. Von nationalſozialiſtiſcher Seite wurde u. d. darauf hingewieſen, daß bei der Volks- abſtimmung auch darüber abgeſtimmt werde, ob das gegenwärtige RAegime beibe⸗ halten werden ſolle. Die Regierungskommiſ⸗ ſion ſei alſo Partei und müſſe zur unbeein⸗ flußten Durchführung der Abſtimmung durch 8955 wahrhaft neukrale Kommiſſion erſetzt werden. Verlängerung des Fettplanes Erweiterte Feitkartenausgabe. Berlin, 21. Juni. Der Fettplan läuft am 30. Juni ab. Es ſchweben bereits ſeit einiger Zeit Verhand— lungen um die Verlängerung des Fettpla— nes, die aber noch nicht zum Abſchluß ge— langt ſind. Es dürfte aber bei einem Mar— arinekontingent von 60 Prozent leiben. Ob der Plan, wie vorgeſchlagen, bin zum 30. 9. befriſtet wird, ſteht noch da— in. Die Ausgaben von Fettkarten wird ab 1. Juli auch auf kinderreiche Familien mit mehr als drei Kindern und auf Kurzarbeiter aus— gedehnt werden. Würde die Gewährung der Fettkarte an ſolche Perſonen im einzelnen Falle eine Unbilligkeit bedeuten, ſo kann die ööncgabe der Fettkarte verweigert werden. Gegen Vodelſchwingh Eine Erklärung der„Deutſchen Chriſten“. Berlin, 21. Juni. Die Glaubensbewegung Deutſche Chriſien äußert ſich in einer Erklärung über ihre ob— lehnende Stellung zu Pfarrer Vadelſchwingh als Reichsbiſchof. Die Ablehnung ſei gege— ben, ſo heißt es u. a. in der Erklärung, weil eine evangeliſche Kirchenleitung nicht ohne oder gegen den heutigen Staat beſtimmt werden kann; weil hinter Bodelſchwinghs Aufſtellung nur die kümmer— lichen Reſte des alten Bürgertums und des chriſtlichen Volksdienſtes und ein kleiner Klüngel ſogenannter jungreformatoriſcher Paſtoren ſtehen; weil D. von Bodelſchwingh. deſſen perſönliche Lauterkeit wir nicht an⸗ zweifeln, in ſeiner Anſtalt Bethel über den chriſtlichen Volksdienſt die Hand gehalten hat und die nationale Freiheitsbe— wegung in Bethel unter ſeiner Duldung un⸗ terdrückt wurde; weil wir nicht wollen, daß eine Reihe von Geſchäftsführern der In ne⸗ ren Miſſion, die durch Devaheim und andere Skandale in den letzten Jahren be⸗ laſtet iſt, die Leitung der Kirche übernimmt. „Aus dieſen und noch vielen anderen Gründen lehnen wir die Aufſtellung D. von Bodelſchwinghs als Reichsbiſchof ab und for⸗ dern die Ernennung unſeres Schirmherrn, Wehrkreispfarrer üller, zum erſten e der Deutſchen Evangeliſchen irche. Regierung und Volk Eine Rede von Miniſter Göbbels. Berlin, 21. Juni. Reichsminiſter Dr. Göbbels ſprach in einer Generalverſammlung der NS⸗Fach⸗ 15000 der Berliner Verkehrsgeſellſchaft vor 5 000 Perſonen. Dr. Göbbels führte u. a. aus, daß es der Regierung darauf ankom⸗ me, daß das Volk die Entſchlußkraft aufbrin⸗ ge, ſich voll und ganz hinter ſie zu ſtellen. Je ſchwerer und kriſenvoller eine Politik ſei, umſomehr müßte ſie vom ganzen Volk getragen ſein. Die Regierung wolle nicht nach Art der Diktatoren auf der Spitze von Bajonekten regieren, ſondern wolle im Volk ſelbſt wur⸗ zeln und im Volk für alle Fragen der In- nen- und Außenpolitik den nötigen Rückhalt haben. Revolutionen ſeien ſouveräne Akte und Revolutionen ſchafften deshalb auch ſouverän einen neuen Rechtszuſtand. Offene Widerſetzlichkeit gegen die nationale Revo⸗ lution, ſagke der Miniſter, werden wir nicht dulden, wollen wir uns nicht ſelbſt aufgeben. Wir laſſen uns von niemand in der Für⸗ ſorge und Hilfsbereitſchaft für den Arbeiter übertreffen. Wir haben die be⸗ ſtehenden Arbeiterorganiſationen unmittel— bar an den Staat angeſchloſſen und haben zugleich ein großes korporatives Verfaſ— ſungswerk in Angriff genommen. In Be⸗ zug auf die ins Ausland geflüchteten SPD⸗ Führer erklärte Göbbels, es gäbe nichts ſchimpflicheres als ein Emigrantentum, das vom Auslande aus die deutſchen Arbeiter auffordere, das zu kun, wozu die Führer ſelbſt zu feige ſeien. Abſchließend erklärte Dr. Göbbels: Die Re⸗ gierung der nationalen Revolution hat ein Programm und den Willen und die Energie, es durchzuſetzen. Sie will dem Deutſchen nicht nur ſeine Ehre, ſondern auch ſein Brot gewährleiſten. * Die Preſſepolitik des Reichs Auf einer Gaupreſſetagung des Gaupreſſeamtes Berlin der NSDAP. ſprach u. a. der ſtellvertretende Preſſechef der Reichsleitung, Dr. Kurt Jahnke, über das Thema„Preſſe und Reichsregierung“. Die Preſſepolitik des Reiches dürfe nicht von irgendwelchen Bedürfniſſen der Preſſe ausgehen, ſondern ſie müſſe ausgehen von den Bedürfniſſen des Reiches und des Vol⸗ kes, denen ſich auch die Preſſe anpaſſen müſ⸗ ſe. Das bedeutet nicht, daß die Preſſe nun uniformiert oder uninkereſſant werden müſſe. Die Berliner Preſſekonferenz, die jeden Mittag von der Reichsregierung abge— halten wird, wurde am Dienstag aufge⸗ löſt und eine neue Konferenz einbe⸗ rufen. Die Bedeutung der Neuordnung liegt darin, daß bisher die Preſſekonferenz ein ſelbſtändiges Gebilde war, das ſeinen eige⸗ nen Vorſitzenden wählte, der ſeinerſeits wie⸗ der durch einen ebenfalls gewählten Verwal⸗ tungsausſchuß unterſtützt wurde. Künftig fällt dieſe Selbſtändigkeit weg und die täg⸗ lichen Konferenzen, an denen auch in Zu— kunft feſtgehalten werden ſoll, kommen Emp⸗ fängen bei der Reichsregierung gleich. Die Leitung dieſer Konferenzen liegt na⸗ kurgemäß dann in der Hand des zuſtändigen Regierungsvertreters, des Leiters der Preſ⸗ ſeſtelle beim Reichsminiſterium für Volksauf⸗ klärung und Propaganda, Dr. Jahnke. Die Neuordnung ſtellt alſo eine Anpaſſung an die Grundſätze des neuen Deutſchland dar, eine Uebertragung des Führerprinzips auch an dieſe Inſtitution. Peſſimismus in London Die Berakungen der Weltwirtſchaftskonfe⸗ renz ſchon feſtgefahren? 5 London, 21. Juni. Auf die optimiſtiſche Stimmung, die in der Londoner Preſſe am Wochenende hinſichtlich der Verhandlungen der Weltwirtſchaftskon⸗ ferenz herrſchte, iſt ein merklicher Rück ⸗ ſchlag gefolgt. Die Blätter äußern die Be⸗ fürchtung. daß Rooſevelt nicht etwa nur, den in der vorigen Woche ausgearbeiteten Plan einer ene e Beendigung des Wäh⸗ rungskrieges ablehne, ſondern bis auf wei⸗ teres von derartigen Vorſchlägen überhaupt nichts wiſſen wolle. Demgegenüber werde beſonders von franzöſiſcher, aber auch von engliſcher Seite die Anſicht vertreten, daß der Konferenz der Boden unter den Füßen weggezogen werde, wenn ſie nicht von der beſtimmten Annahme einer wenigſtens an⸗ nähernden Stabiliſierung ausgehen könne. Der Führer der amerikaniſchen Delegation in London, Hull, der erſt eine halbſtündige Unterredung mit dem König hatte, beriet darauf mit Maedonald, Chamber⸗ lain und anderen Vertretern auf der Welt⸗ wirtſchaftskonferenz. Es wurde mitgeteilt, daß die Beſprechungen das Programm der Konferenz betrafen.. Man nimmt jedoch an, daß die Erörterun⸗ gen ſich mit der Konferenz weitergeführt werden könnke, falls keine Vereinbarung über die Frage der Sta- biliſierung zuſtande kommt. Der Vertrauensmann Präſident Rooſe⸗ velts, Profeſſor Moley, iſt nach Neuyork abgereiſt, wo er ſich an Bord des Dampfers „Manhattan“ nach London einſchiffen wird. Klara Zetkin geſtorben Moskau, 21. Juni. Die deutſche Kommuniſtin Klara Zet⸗ kin iſt am Dienstag nachmittag im Alter von 76 Jahren im Erholungsheim Archangelskoje in der Nähe von Moskau geſtorben. Sie lebte mit kurzer Unterbrechung ſeit 1932 in dieſem Heim. Klara Zetkin, geb. Eißner, war urſprüng⸗ lich Lehrerin und wurde dann ſozialiſtiſche Redakteurin und Schriftſtellerin. Im Jahre 1919 trat ſie zu den Kommuniſten über, in deren Reihen ſie ſich beſonders radikal ge⸗ bärdete. Sie erfreute ſich daher des beſon⸗ deren Wohlwollens der Moskauer Sowjet⸗ machthaber und weilte häufig in Rußland. Im Vorjahre kehrte ſie, wie man ſich erinnert, eigens nach Deutſchland zurück, um als Al- terspräſidentin den Reichstag mit einer blutrünſtigen Rede zu eröffnen. Letzte Nachrichten Verbot. Recklinghauſen, 21. Juni. Der Polizeiprä⸗ ſident in Recklinghauſen hat der deutſch⸗ nationalen Betriebszellenorganiſation, Kreis⸗ verband Gelſenkirchen, im Intereſſe der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung jede weitere Werbungs- und Organiſations⸗ tätigkeit unterſagt. Ueberfall auf den BBG-Geldtransport vor Gericht. Berlin, 21. Juni. Vor dem Schwurgericht begann am Dienstag der große Prozeß ge⸗ gen neun Angeklagte wegen 13 ſchwerer Raubüberfälle in Tateinheit mit Mord. Im Mittelpunkt des Prozeſſes ſteht der Raub⸗ überfall auf den Geldtransport der Berliner Verkehrsgeſellſchaft im September 1932 vor dem Charlottenburger Rathaus. Bei dieſem Raubüberfall wurde der Oberinſpektor Meier tödlich verletzt. Die Räuber erbeuteten 40 000 Mark. Schwere Bluttat Gerdauen, 21. Juni. Im Schloß des Begründers des ſogenann⸗ ten Bundes der Guoten, Paehlke, in Sill⸗ ginnen bei Gerdauen kam es bei einem Bier⸗ abend der Guoten zu einer blutigen Schie⸗ ßerei, die außer zwei lebensgefährlich Ver⸗ letzten bisher ein Todesopfer forderte. Zwiſchen Teilnehmern dieſes Abends und dem 60 jährigen Schwiegervater des Schloß⸗ beſitzers, dem Siedler Lobert, entwickelte ſich aus geringfügigem, bisher c näher ge⸗ klärten Anlaß eine heftige Auseinander⸗ ſetzung, in deren Verlauf Lobert das Zim⸗ mer verließ. Bald darauf erſchien er jedoch mit einer Piſtole bewaffnet wieder und feu⸗ erte in höchſter Erregung blindlings auf die Anweſenden. Lehrer Salewſki brach von mehreren Ku- geln getroffen kot zuſammen. Ein ccf mann aus Berlin erhielt vier Bauchſchüf und der Schloßherr erhielt einen Schuß durch den Leib und die rechte Hand. Der Täter flüchtete. Eine öſterreichiſche Sondermarke wird aus Anlaß der großen Internationalen Ausſtellung der che in Wien herausgegeben. Die Marke wurde nach einer Radierung von Moritz von Schwindt geſchaffen. Frage befaßten, wie die Zustimmung und Kritil Gombös vor dem Parlament. i Budap Miniſterpräſident Gombös begab ſich unmittelbar nach ſeiner Rückkehr aus Deutſchland in die Sitzung des Parlaments. Die Mitglieder der Regierungspartei brach⸗ ten ihm ſtürmiſche Ovationen dar, wäh⸗ rend die Sozialdemokraten mit Zwiſchenru⸗ en zu ſtören verſuchten. Der demokratiſche bgeordnete Raſſay kritiſierte die Reiſe Gombös', und zwar behauptete er u. a., ſie hätte dazu beigetragen, das Vorgehen der öſterreichiſchen Regierung gegen den Natio⸗ nalſozialismus zu erſchweren. Der nationalſozialiſtiſche Abg. Mesko gab ſeiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß der ungariſche Miniſterpräſident mik dem mächtigen nationalſoz aliftiſ n Deutſchland Jühlung genommen habe, zumal ja die NSDAP. zuvor ihre Delegierten zu wirt ſchaftlichen Studien nach Ungarn entſandi habe. Im übrigen werde der Anſchluß über kurz oder lang doch erfolgen und Angarn kue am beſten, wenn es ſich zu dieſer Frage gänzlich neukral verhalle. Verbot und Preſſe Wien, 21. Juni. Die wegen Verbotes durch die Polizei nicht erſchienene„Deutſch⸗Oeſterreichiſche Tages⸗ zeitung“ wird heute unter demſelben Titel wieder erſcheinen, doch wird der bisherige Untertitel„Hauptorgan der NSDAP. Oeſterreichs“ wegfallen. Die Möglichkeit des Wiedererſcheinens wurde im Verhandlungs⸗ wege mit der Preſſepolizei geſchaffen, die die 1 40 0 für das Weitererſcheinen ſtell⸗ te. Das Blatt ſoll als völkiſches, überpartei⸗ liches, antiſemitiſches Organ geführt werden. Die„Nachtpoſt“ iſt mit geändertem Titel⸗ blatt und geändertem Impreſſum erſchienen. Jede Verſammlungstätigkeit der NSDAP. ruht vollkommen. Auch Vorträge, Konzerte uſw. werden nicht geſtattet. die Sonnen⸗ wendfeiern wurden verboten, um Kundgebungen zu verhindern. Ueberall ſte⸗ hen Militär, Polizei und die Hilfspolizei in Alarmbereitſchaft. Die Landesregierungen ſtehen in ſtändiger Verbindung mit der Bundesregierung. Von der Erregung gelötet. Ein Beamter des Kämmereramtes in Ba⸗ den bei Wien, Triletty, brach, als er in der Zeitung die Nachricht über das Verbot der NSDAP. las, tot zuſammen. Als Todes⸗ urſache wurde ein Herzſchlag infolge ſtarker ſeeliſcher Erregung feſtgeſtellt. Politiſches Allerlei Berlin. Der Reichsbankpräſident, der London Dienstag 99 5 mit dem Flugzeug verlaſſen hatte, iſt am Dienstag mittag in Berlin gelandet. ö Berlin. Der Präſident des bisherigen Reis⸗ verbandes der Deutſchen Induſtrie, Dr. Krupp von Bohlen und Halbach, wird die Führung des ſoeben begründeten Reichsſtandes der Daatſchen Induſtrie über⸗ nehmen. Grundſteuerwerte für die Grundſteuer Die Einheitswerte bleiben unverändert. ö Karlsruhe, 21. Juni. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: 5 Obwohl jährlich in der öffentlichen Auffor⸗ derung zur Abgabe von Gewerbeſteuererklä⸗ rungen ausdrücklich darauf hingewieſen wird, daß Anträgen auf Herabſetzung der Steuer⸗ werte des Grundvermögens lediglich mit Rück⸗ ſicht auf die allgemein verſchlechterten Wirt⸗ ſchaftsverhältniſſe nach den beſtehenden geſetz⸗ lichen Beſtimmungen keine Folge gege⸗ ben werden kann, werden ſolche Anträge immer wieder geſtellt. Solche Anträge ſind völlig zwecklos und verurſachen den Fi⸗ nanzämtern nur unnötige Arbeit. Bis zu der vom 1. April 1935 an erfol⸗ genden Uebernahme der Einheitswerte auch für die Grundſteuer müſſen die zurzeit maßgeben⸗ den badiſchen Grundſteuerwerte grundſäß⸗ lich aufrechterhalten werden. Der all⸗ gemeinen Entwertung des Grundvermögens iſt in Baden bereits ſeit 1926 dadurch Rech⸗ nung getragen, daß zum Unterſchied von den übrigen Ländern die Vorkriegswerte allgemein nur mit 70 v. H., zumteil ſogar nur mit 50 v. H. der Grundſteuer unterliegen und daß außerdem gegenüber der Zeit vor 1926 die Steuerfüße für die ſtaatliche Grundſteuer all⸗ gemein geſenkt worden ſind. Einer Wertmin⸗ derung über dieſes Maß hinaus kann im Ein⸗ zelfall durch Ermäßigung des Steuerwertes auf beſonderen Antrag nur Rechnung getragen werden, wenn nachweislich der Steuerwert eines Grundſtückes(Gebäudes) im Vergleich zu den Steuerwerten anderer gleichartiger Grundſtücke, z. B. unter Berückſichtigung der heutigen Beſchaffenheit des Gebäudes um mindeſtens 10 v. H. geringer iſt. Wertminde⸗ rungen durch Leerſtehen, Billigervermieten, Be⸗ triebseinſchränkung dagegen kann nicht durch Ermäßigung des Steuerwertes, ſondern auf Antrag und entſprechenden Nachweis nut durch ee Steuernachlaß in e eitsweg Rechnung getragen wer⸗ n.. Beſuch des Opelwerles durch Reichsſtatthalter 5prenger Nüſſelsheim, 21. Juni. Der Reichsſtatthal⸗ ter in Heſſen, Sprenger, ſtattete den Opelwer⸗ len in Rüſſelsheim einen Beſuch ab. Aus dieſem Anlaß fand eine große eindrucksvolle Kundgebung der annähernd 10 000 Arbeiter und Angeſtellten der Adam Opel AG. auf dem Fabrikgelände ſtatt. Ein Mitglied des Vorſtandes begrüßte den Reichsſtatthalter na— mens der Belegſchaft, des Vorſtandes und Auf⸗ ſichtsrats der Adam Opel AG. und betonte den Willen zur produktiven und gemeinför⸗ dernden Zuſammenarbeit der Werksleitung mit den Werksangehörigen zum beſten des deut— ſchen Vaterlandes. Im Anſchluß daran hielt Reichsſtatthalter Sprenger eine Anſprache, in der er u. a. aus⸗ führte:„Arbeit und Brot“, die Worte des Hoheitszeichens der nationalen Regierung, be— deuteten nichts anderes als umgewertete Ar⸗ beit auf dem Boden eines geſunden Wirt— ſchaftslebens. Alle Arbeitenden haben die Pflicht, zur Geſundung unſerer Wirtſchaft bei— zutragen. Gemeinnutz geht vor Eigennutz. Arbeitsbeſchaffung für N5 d AP⸗Leute Frankfurt a. M., 21. Juni. Gauleiter Sprenger weiſt in einem erneuten Aufruf dar— auf hin, daß die Durchführung ſeines Auf— rufs vom 30. Mai, die Parteigenoſſen mit den Mitgliedsnummern 1 bis 200 000 raſch— möglichſt in Arbeit zu bringen, nicht mit jenem Nachdruck betrieben wird, der ein ſelbſtver— ſtändliches Erfordernis ſei. Der Gauleiter hat deshalb eine Kontrolle für Arbeitsbeſchaffung eingerichtet und überwacht die Durchführung ſeines Aufrufs perſönlich. Die Ortsgruppen bezw. die Kreiſe haben ſofort unter der per— ſönlichen Anſchrift des Gauleiters, Frankfurt a. M., Elbeſtraße 61, die auf Grund des Aufrufs vom 30. Mai eingegangenen Bewer— bungen einzureichen. Die SA- und SS-⸗Dienſt— ſtellen ſammeln die Bewerbungen und reichen ſie über den Dienſtweg ein. Zur Durchführung der Unterbringung in— nerhalb der freen Berufe hat Gauleiter Spreu— ger den Präſidenten der Induſtrie- und Han- delskammer Frankfurt a. M.⸗Hanau, Dr. Lüer, amd den„ ⸗Wirtſchaftsreferenten Eckart be— tufen. Für die Kontroue der Kommunal⸗, Landes⸗ und Skaatsbehörden bezw. Verwal⸗ tungen ſowie für die Reichsbahn iſt der Leiter der NS.⸗Gau-Beamtenabteilung Kremmer be⸗ ſtellt worden. Die Arbeitsbeſchaffung wird mit ſofortiger Wirkung auf die Parteigenoſſen ausgedehnt, die eine Mitgliedsnummer bis 300 000 haben. Kurze Hommer⸗ und Herbſtſerien Darmſtadt, 21. Juni. Laut Verfügung des Kultusminiſteriums wurden die Sommer- und Herbſtferien für die Volks-, höheren und Be⸗ rufsſchulen wie folgt feſtgeſetzt: a) Die Som⸗ merferien beginnen am Freitag, den 14. Juli, nach der letzten Unterrichtsſtunde und dauern bis einſchließlich Mittwoch, den 9. Auguſt; b) Die Herbſtferien beginnen am Mittwoch, den 27. September, nach der letzten Unter⸗ richtsſtunde und dauern bis einſchließlich Sonn— tag, den 8. Oktober. In der Notwehr erſchenen Frankfurt a. M., 21. Juni. Zwei Natio- llalſozialiſten trafen in der Mainzer Land- ſtraße einige Kommuniſten an, die kommuni— ſtiſche Flugblätter in Briefkäſten warfen. Als die Kommuniſten von den Sel-Leuten zur Rede geſtellt wurden, kam es iner aufregen— den Szene. Einer der Ke n, der Ar. beiter Frib Schnellhache: der SA⸗Leute gegen den Hals, ſo daß dieſer ſich gezwungen ſah, ſeine Schußwaffe zu ziehen und in der Notwehr einen Schuß auf ſeinen Angreifer abzugeben. Mit einem ſchweren Bauchſchuß mußte Schnellbacher in das Städ— tiſche Krankenhaus gebracht werden. Für 3,60 Mark 3000 Mark Frankfurt a. M., 21. Juni. Ein beim Poſtamt 14 angeſtellter Poſtaushelfer war verſchuldet und bekam Mahnbriefe. Er grü— belte nach, wie er ſich helfen könne, und als er ſich den Betrieb, in dem er zu tun hatte, ſo recht anſah, fielen ihm Stempel auf, mit denen ſich etwas anfangen ließ. Der Ange— klagte fälſchte drei Poſtanweiſun— gen über zuſammen 3000 Mark, verſah die Auweifungen mit den erforderlichen Poſtſtem— 0 peln und miſchte ſie unter ſchon abgefertigte Anweiſungen, nachdem er ſie mit 3,60 Mark frankier hatte. Die Anweiſungen waren an die Adreſſe des Reiſenden Hahn gerichtet und zwar derart, daß ſie deſſen Vermieterin aus⸗ gehändigt werden konnten. Hahn war klein anderer wie der Poſtaushelfer, der ſich vor der Inverkehrbringung der drei Anweiſungen ein möbliertes Zimmer in Sachſenhauſen g mietet und der Hauswirtin geſagt hatte, es ſeien für ihn Geldſendungen unterwegs, und wenn dieſe ankämen, ſo ſolle ſie ſie nur getroſt annehmen. Und es ging alles nach Wunſch. Als er das Geld in den Fingern hatte, be— zahlte er aber keine Schulden, ſondern er ſtaſ⸗ fierte ſich mit Garderobe neu aus. Es konn— ten noch 2319 Mark bei ihm ſichergeſtellt wer— den, als man ihn feſtnahm. Inzwiſchen hat ſich der Schaden auf 300 Mark vermindert. Der Angeklagte wurde wegen Betrugs und ſchwerer Urkundenfälſchung mit einem Jahr Gefängnis beſtraft und hat es ausſchließlich ſeiner Jugend zu verdanken, daß ihn das Ge⸗ richt nicht ins Zuchthaus ſchickte. Neues aus aller Welt Flugzeugunglück. Ein Flugzeug, das zu einem Rundflug über München aufgeſtie— gen war, ſtürzte über dem Flughafen aus etwa 40 bis 50 Meter Höhe ab und wurde ſchwer beſchädigt. Von den ſieben Fluggäſten wurden drei verletzt. Die ſchwer beſchädigte Maſchine mußte abgeſchleppt werden. Groſßje Unlerſchlagungen. Der in Siegen⸗ burg bei Regensburg angeſtellte Sek— retär Meixner wurde verhaftet. Es wird ihm zur Laſt gelegt, 10000 Mark gemeindliche⸗ Gelder während ſeiner etwa eineinhalbjährt— gen Tätigkeit in Siegenburg veruntreut zu haben. Paddler ertrunken. Auf dem Inn bei Paſſau paddelten der Hilfslehrer Fauth und der Lehrer Straſſer mit einem Faltboot und gerieten in einen Wirbel des reißenden Fluſſes. Dabei kenterte das Boot. Lehrer Straſſer konnte ſich ans Ufer retten, Fauth verſchwand in den Fluten und ertrank. Hünefeld-Gedenkfeier. Am Neuen Rathaus in Bremen wurde durch Reichsſtatthalter Röver eine Gedenktafel für Freiherrn von Deulſche Ruderer vor Jlaliens Olympiamann⸗ ſchaft. Zum dritten Male hin— tereinander gewann der Berliner Ruder-Club (im Bild) in Berlin— Grünau den Kaiſervie— rer. Der ſchärfſte Gegner der Deutſchen war die olympiſche Mannſchaft Italiens, die ſich mit einer halben Länge ge— ſczlagen bekennen mußte. umfangen, ſie würde auch einſt ſein Kind nicht liebkoſen wichtiger als die erſte“, ſagte er, und ſeine Augen, in denen Hünefeld enthüllt, der vor fünf Jahren mit Köhl und Fitzmaurice den Ozean zum erſten⸗ mal von Oſt nach Weſt überflogen hatte. Der Senat ſandte aus Anlaß der Feier an den amerikaniſchen Botſchafter in Berlin und an den deutſchen Botſchafter in Washington Te⸗ legramme. Raubüberfall. Im Dorfe Going bei Kiß⸗ bühel(Tirol) wurde auf eine Wirtin ein Raubüberfall verübt. Die Wirtin ſtarb an den Folgen der ſchweren Verletzungen, die ihr' der Räuber beibrachte. Erbeuten konnte die⸗ ſer nur 14 Schilling. Exploſion. Im Maſchinendepot des Haupt⸗ bahnhofs Kolmar(Elſaß) ereignete ſich eine heftige Exploſion, da ſich Gaſe, die ſich in einer Ablaufgrube entwickelt hatten, plötzlich entzündeten, als Arbeiter mit einem offenen Licht der Grube zunahe kamen. Ein Arbeiter wurde durch die Gewalt des Luftdrucks zehn Meter hoch an die Decke des Schuppens ge⸗ ſchleudert und blieb ſchwer verletzt liegen. ein zweiter Arbeiter erlitt durch die Stich⸗ flamme ernſte Brandwunden an den Händen und im Geſicht. Kraftwagen raſt gegen Baum. Ein Privat⸗ kraftwagen, in dem ſich der Direktor der Fi⸗ liale der Bank von Frankreich in Mont⸗ beliard, ſeine Frau und ſeine drei Kinder befanden, raſte bei der Ueberholung eines anderen Kraftwagens gegen einen Baum und wurde völlig zertrümmert. Der vierjährige Sohn und die 16jährige Tochter des Bankdi⸗ rektors wurden auf der Stelle getötet; der Direktor ſelbſt erlitt einen ſchweren Schädel⸗ bruch und liegt hoffnungslos darnieder, wäh⸗ rend ſeine Frau weniger ſchwere Verletzun⸗ gen davontrug und nur die zwölfjährige Tochter mit dem Schrecken davonkam. Ein berühmter Boxer zahlungsunfähig. Wie aus Newyork gemeldet wird, reichte der italieniſche Schwergewichtsboxer Carnera eine Bittſchrift an die Vereinigten Staaten ein, in der er ſeine Zahlungsunfähigkeit er⸗ klärte. Er ſchätzt ſeine Paſſiva auf ungefähr 15 000 Pfund Sterling und ſeine Aktiva auf lediglich 295 Pfund. Unter ſeinen Gläubi⸗ gern werden u. a. ſein Manager Leon See genannt mit einem Anſpruch auf 945 Pfund un, Jeff Dickſon, ſein Befürworter, mit 313 Pfund Sterling. Carnera ſtreitet indes die Anſprüche der beiden letzten ab. Märkte und Vörſen vom 20. Juni 1933. (Ohne Gewähr.) Mannheimer Großviehmarkt. Zufuhr und Preiſe: 135 Ochſen, 24 bis 31; 131 Bullen, 20 bis 29; 228 Kühe, 11 bis 24; 437 Färſen, 22 bis 32; 596 Kälber, 30 bis 43, 27 Schafe, 20 bis 27; 2070 Schweine, 30 bis 39; 5 Ziegen, nicht no⸗ tiert. Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueber⸗ ſtand; Kälber mittel, geräumt; Schweine zuhig, geringer Ueberſtand. Karlsruher Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 18 Ochſen, 57 Bullen, 45 gühe, 141 Färſen, 303 Kälber, 848 Schweine. Be⸗ zahlt wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in Reichsmark: Ochſen 27 bis 31, 25 bis 27, 24 bis 26, 22 bis 24, 20 bis 22, 19 bis 20; Bullen:26 bis 27, 21 bis 22, 20 bis 21, 17 bi 20; Kühe:—, 20 bis 22, 18 bis 20, 11 bis 16 Färſen: 27 bis 33 19 bis 25 Kälber:—, 40 bis 42, 37 bis 40, 33 bis 37, 21 bis 26; Schweine:—, 38 bis 40, 37 bis 40, 84 bis 38, 32 bis 34,—, 24 bis 28. Senieealege walten ROMAN VON GERT RO THBERG 8 Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 35 Bianke Karell, wie ſie ſich jetzt wieder nannte, nun ſie wußte, daß ihr Mann ſie vor ſeinem Tode wieder in alle ihre Rechte eingeſetzt hatte, ſie und ihre Söhne, vernichtete verſchiedene Schriftſtücke. Sie ſelbſt war noch nicht in K... geweſen. Doch Lu, der alle geſchäftlichen Angelegenheiten regelte, hatte kurz ogg ſeiner Hochzeit die Gruben beſichtigt. Oft fragte ſich Bianke, was dieſer furchtbare Feldzug gegen Ralf Karell nun eigentlich für einen Zweck gehabt hatte. Der Himmel hatte doch alles anders beſchloſſen, als wie ſie es ſich ausgedacht hatte. Daß Karell ſich eines Tages ſeines Todfeindes ent— ledigte, den er ſo viele Jahre für ſeinen beſten Freund gehalten hatte, das hatte doch nicht das Geringſte mit ihr zu tun. Oder war dem Tode des falſchen Menſchen ein Geſtändnis vorausgegangen, was Ralf Karell veranlaßte, Gericht über ihn zu halten? Noch zuletzt, als ſie geglaubt hatte, der Tag der Abrechnung mit Karell ſei endlich ge⸗ kommen, da hatte er ihr die Waffe aus der Hand ge⸗ wunden, indem er ſie und ſeine Söhne wieder öffentlich anerkannte. Das allerdings war ein Ergebnis des Kampfes ferbe ihn. Lu hatte von einem hohen Beamten ſeines ver⸗ t orbenen Vaters erfahren, daß Ralf Karell gewußt, wer ihn ruinieren wollte. Bianke Karell ſenkte den Kopf. War nicht noch alles gut geworden? Beſſer, als ſie je hoffen konnte? Ein ſchmerz⸗ liches Lächeln lag um ihren Mund. Gut war es geworden, denn Ralf Karell hatte durch irgendeinen Umſtand in ſeiner Sterbeſtunde nicht mehr ſchlecht von ihr gedacht. Und das andere, Lus Heirat, konnte das nicht auch noch alles gut werden? Wenn ſie auch nicht teilhaben durfte an ſeinem Glück. Sie durfte ſeine junge Frau nicht mütterlich können. Wohl kam er noch jede Woche einmal zu ihr, und es tat ihr ſo wohl, daß er ſie nicht vergaß in ſeinem Glück. Bianke Karell ging laugſam durchs Zimmer. Die ſchwarze Seide ihres Kleides ſchmiegte ſich loſe um ihre * Figur. Behutſam öffnete ſie jetzt drüben die Tür. Es war das Arbeitszimmer ihres Sohnes, das er ſich in letzter Zeit eingerichtet hatte. Ein rieſiger Tiſch, mit den ſeltſamſten Dingen bedeckt, ſtand in der Mitte. Hier arbeitete Arthur Karell. Das bleiche Geſicht trug den Ausdruck tiefſter Ermüdung vom vielen Nachdenken und geiſtiger Ueberanſtrengung. Ein winziger Apparat ſtand vor ihm und blitzte im Schein der elektriſchen Lampe auf. Hunderte von kleinen Inſtrumenten lagen und ſtanden auf dem Tiſche. Arthur Karell blickte unwillig auf. „Warum kommſt du jetzt, Mama? Ich darf mich nicht ſtören laſſen; das Werk muß mir gelingen. Ich will es in den nächſten Wochen fertigſtellen. Nur noch ein paar kleine Verbeſſerungen am Mechanismus.“ Sie ſtrich mit der Hand über ſein Haar. „Möchteſt du dir nicht ein paar Stunden Ruhe gönnen? Ich fürchte, du überanſtrengſt dich.“ Er ſchüttelte mit dem Kopfe. „Nein. Es muß fertig werden.“ Sie ſagte nichts mehr, ſondern verließ ſtill das Zimmer. In ihrem Herzen war nur noch namenloſe Angſt, wenn ſie in ſein bleiches Geſicht ſah, in ſeine Augen, die bereits in eine andere Welt ſchauten. Bianke Karell ahnte, daß alles nur noch eine kurze Zeit dauern würde. Ergeben ſenkte ſie den dunklen Kopf. Drinnen aber arbeitete der Verwachſene an ſeiner neuen Erfindung. Er gönnte ſich keine Ruhe. Nur von Zeit zu Zeit holte er aus ſeiner Taſche Mays Bild hervor und drückte ſeine bebenden Lippen darauf. „Alles, alles beſitzt er. Alles! Du ſollſt auch mein ſein. Ich werde dich zwingen, mich zu lieben. Schon einmal mußte alles haltmachen vor meiner Erfindung. Auch dieſe zweite Erfindung muß mir gelingen. Sie iſt für mich viel ein unheimliches Feuer glühte, bohrten ſich in Mays lieb— liches Geſicht. Seine ſchlanken Hände zitterten leicht. Er ſtand auf, noch immer Mays Bild in der Hand und trat vor den kleinen Spiegel, der über der primitiven Waſch— toilette hing. „Wie Lu, genau wie er. Warum aber habe ich nicht ſeine herrliche Figur? Wie kann ſie jemals nach ihm au mir Gefallen finden? Und ſie muß mich doch lieben lernen — ſie muß. Meine Erfindung!“ Mit großen Schritten ging er wieder hinüber, ſtürzte ſich aufs neue in die Arbeit. Mays Bild hatte er vor ſich hingeſtellt. Stunden mochten ſo vergangen ſein. Der Ver— wachſene verſpürte weder Hunger noch Durſt. Als ihn endlich die Dämmerung zwang, Licht zu machen, erhob er ſich einen Moment und trat ans Fenſter. Er preßte die Stirn an die kühle Scheibe. Da wurde die Tür haſtig ge— öffnet. Eine hohe Geſtalt trat über die Schwelle. „Guten Abend, Arthur. Du biſt im Dunkeln? Manta wies mich hierher. Willſt du nicht endlich deine an— ſtrengende Arbeit für heute aufgeben und mit zu uns her— überkommen?“ Statt jeder Antwort klang es vom Fenſter her: „So? Findeſt du wirklich noch ein Stündchen Zeit für uns? Ich dachte, du würdeſt uns in deinem jungen Liebes⸗ glück bald genug vergeſſen haben.“ Lu Karell blickte wie gebannt auf die Geſtalt am Fenſter. War es wirklich ſein Bruder, der dieſe höhniſchen, liebloſen Worte geſprochen hatte? Dann drehte er ſich um und machte erſt einmal Licht. Sein Blick fiel auf den Arbeitstiſch. Da ſah er das Bild: Mays Bild! Ein einziger Schritt, und er hielt das Bild ſeiner Frau in den Händen. Mit einem wilden Schrei ſtürzte ſein Bruder auf ihn zu, verſuchte, ihm das Bild zu entreißen. Lu Karell ſchüttelte ihn von ſich ab. Läſſig, verächtlich, Dann las er, was ſein Bruder in tollem Liebeswahnſinn geſchrieben hatte. Tiefe Falten gruben ſich in ſeine Stirn, Ohne ein Wort zu ſagen, ſteckte er das Bild zu ſich. (Fortſetzung folgt.) f a ., LO WILSOD ORF g Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) Nachdruck verboten. „Na, du Schnipfer— is's endli kummen, die Richtige?“ wandte ſie ſich hierauf zu ihrem Großen, der ihr Herz⸗ binkerl war. Und auch er bekam etwas von der mütter⸗ lichen Zärtlichkeit ab. Wettl erfuhr endlich, daß der Loiſl tatſächlich eine Heldentat vollbracht hatte, und der nachträgliche Schrecken faßte ſie jählings. Wie leicht hätte die Sache ſchief gehen können! Loiſl war mit einigen Kameraden in dienſtfreien Stunden hinausgewandert zur großen Donau, um mit Tauſenden von ähnlichen Ausflüglern ſich das Schauſpiel des Eisſtoßes zu betrachten. Ein Knabe, der ſich mit ſeinesgleichen an den Ufern herumtrieb, war dabei auf einen losgeriſſenen Eisblock geraten. Die Gefahr war groß, daß das Kind zwiſchen ſich ſtauenden Schollen geriet. Da war denn der Loiſl mir nichts dir nichts zu⸗ geſprungen. War auf einmal mitten auf der Donau zwiſchen anſtauenden Blöcken, mit dem vor Todesangſt wild um ſich ſchlagenden Jungen im Arme. War kühn und ſchneidig auf dem Treibeiſe von Scholle zu Scholle ge— ſprungen, bis das rettende Ufer erreicht war. Dabei hatte er ſich denn, wer weiß wie, verletzt. Viel Weſens machte der Loiſl keineswegs aus ſeiner Tat— man mußte ſich ſchon das Weſentliche dazudenken, und die beiden Frauen ſchauerten entſetzt zuſammen über die Möglichkeiten, die ſich vor ihrem inneren Auge zeigten. Am Morgen nach der ſo plötzlichen und unverhofften Verlobung meldete ſich der Loiſl freiwillig zum Rapport. Er war ohne Erlaubnis die Nacht über ausgeblieben, denn Mutter wollte nichts davon hören, daß ihr Großer mit der Kopfwunde noch in ſpäter Nachtſtunde das Haus ver⸗ ließ. Und der Schlanke ließ ſich gern erbitten, ließ ſich gern umſorgen, während die Kopfwunde ihn keineswegs hinderte, am Familientiſche der Familie Petermichl mit der Braut ein wenig zu ſcharmuzieren. Man muß dem Schickſal den Tribut zollen, philo⸗ ſophierte er am Morgen darauf. Und wenn er für das vorſchriftswidrige Ausbleiben jetzt beſtraft würde, ſo war das ganz in der Ordnung. „Alſo wieder einmal der Korporal Altmaier!“ empfing ihn ſein Vorgeſetzter und ſchüttelte den Kopf wie in ſchweren Sorgen.„Ausbleiben über Nacht, damit, daß doch die Rekruten ein gutes Beiſpiel bekommen, wie ſich ein ‚Kapral' zu benehmen hat— gelt ja? Alſo, was ſoll ich denn mit Ihnen anfangen, Altmaier?“ „Bitt' in den Arreſt einitauch'n!“ meinte der Loiſl kleinlaut. „Soſo!“ nickte der Offizier.„Wenn er's nur einſieht, der ‚Kapral'. Leider aber geht das diesmal nicht ſo glatt.“ Der Loiſl wurde blaß. Du mein, was hatte er denn angeſtellt, daß der Arreſt nicht genügte? Raſch überflog er ſein jüngſtes Sündenregiſter— er fand, wenn auch kein Unſchuldsweiß, immerhin auch keine ſchweren Delikte vor. Der Offizier, der ſeine Leute und beſonders ſeine Loiſt gut kannte, muſterte ihn mit verſtohle ächeln. Dann meinte er ſchließlich:„Ja, es iſt ſchon eine verflixte Geſchicht' das. Wie die Dinge liegen, muß ich Sie ein⸗ geben zur Dekorierung, wegen Rettung eines Menſchen unter eigener Lebensgefahr. Und wenn wir ſchon davon reden, ſo will ich als Ihr Vorgeſetzter der erſte ſein, der Ihnen ſagt, wie ſtolz das Regiment auf Sie und Ihre Tat iſt.“ 8 Und der Offizier trat auf den Loiſl zu und reichte ihm die Hand. Darauf aber war der nicht gefaßt. Was machten denn die für eine Geſchichte von der Sache, die er ſchon faſt vergeſſen hatte; wäre nicht der verbundene Kopf geweſen, von dem ſeine Kameraden im Chargen⸗ zimmer behaupteten, er ſähe damit aus wie der Türke Haggi Loya.. Nun ſtand er ſtramm wie eine Mauer, indes ſein wohl⸗ wollender Vorgeſetzter die Rede mit den Worten ſchloß: „Sie ſehen alſo ein, Korporal Altmaier, daß ich Ihren berechtigten Wunſch nach dem Arreſt unter ſolchen Umſtänden leider nicht erfüllen kann— ich muß, ob ich nun will oder nicht, Ihnen für diesmal die Strafe ſchenken.“ i Der Loifl war draußen bei der Tür, er wußte nicht wie, Daß ſich ein Vorgeſetzter die Gelegenheit entgehen ließ, einen Hallodri, wie ſich der Loiſl ſelbſt neunen mußte, ein bißchen„einizutauch'n“, das ging ihm nicht ein. * 11* Und jetzt heißt ſes Abſchied nehmen vom Deutſchmeiſter⸗ Loiſl. Er lebte und ſtarb als waſchechtes Wiener Kind, wie es— den böſen Zeiten zum Trotz— auch heute noch wächſt am Grund: aufrecht und brav, voll Gemüt und Humor, in der Liebe ein bißchen ſentimental und eiferſüchtig, und voll Schneid und Bravour, wenn es darauf ankommt. Mit einem Wort: Ein ganzer Mann! — Ende.— Oer Vurggeiſ. Eine romantiſche Geſchichte von Kopernikulus. Hu! Wie der Sturm ums alte Burggemäuer pfiff! Da konnte ſelbſt einem alten Raubritter wie Herrn Kunz vom Schlangenbach unheimlich ums Herz werden. Kein Käuzchen wagte ſich aus ſeinem Mauerloch, und keine Fledermaus ſurrte durch die ſternloſe Nacht. Nur im Kamin heulte der Wind, und Ruff, die Dogge, winſelte von Zeit zu Zeit im Traum. Herr Kunz ſpürte es verdächtig in der großen Zehe und dachte brummig; der Herbſt meldet ſich. Nein, heute konnte er beim beſten Willen nicht in die gemütliche alte Schenke„Zum modernden Hexenfuß“ gehen; Ruff würde einfach ſtreiken mit⸗ zukommen. Ach, dazumalen, im Mittelalter, ſtreikten höchſtens die Hunde dann und wann, und die Leuteln waren überhaupt nicht ſo übermoraliſch wie heutzutage. Manch treulos Ehe⸗ weiblein gab's. Aber ſo eine war Herrn Kunz' iugendliches Ehegeſpons mitnichten. Sonſt hätte er ſie nicht alleweil ſo allein gelaſſen, wenn er Abend für Abend in die Schenke„Zum modernden Hexenfuß“ wanderte, um erſt beim Morgengrauen, halb und halb von Ruff geſchleift, in ſeine Burg heimzukehren und 00 bis zum hellen Mittag zu ſchlafen, daß die Türme wackelten. Ja, heute beſann ſich Herr Kunz vom Schlangenbach darauf, daß er doch eigentlich auch verheiratet war. Und da ihm die alte Chronik zu langweilig wurde, ſtieg er ins obere Stockwerk empor, um das eheliche Schlafgemach aufzuſuchen, wo ſeine junge Frau bereits im Bette lag. Herr Kunz ſetzte ſich auf den Bettrand und nahm ihre Hand. Sie tat, als ob ſie ſchlief. Er wiſchte ſeinen mächtigen Schnauzbart und beugte ſich über ſie, um ſie wachzuküſſen. Aber da erhielt er einen unſanften Stoß, daß er erſchrocken zurückfuhr. „„Geh, laß mich ſchlafen!“ ſchmollte das Weible und wälzte ſich entſchieden auf die andere Seite. „Aber mein Lieb's— ach was!“ rief der Ritter, vom Stolz gepackt.„Wirſt mir ſchon kommen. Wollen erſt einmal ein Kännchen vom Beſten heraufholen.“ Damit ſtieg er, mit einem Licht bewaffnet, wieder hinab. weckte Ruff mit einem energiſchen Tritt und ging mit ihm in den Keller, wo er eine mächtige Kanne mit Wein füllte und mit Aechzen und Stöhnen bis hinauf ins Schlafzimmer ſchleppte. Ruff blieb im Erdgeſchoß. „Nun“, lachte Herr Kunz und machte ſich's an dem alten runden Steintiſch bequem,„kommſt jetzt?“ Aber Frauchen gab keine Antwort. „Dann trinken wir halt allein“, redete er laut weiter und ſchenkte ſich einen Humpen voll, den er wütend ſogleich bis auf den Grund leerte. Er füllte ihn von neuem und warf von Zeit zu Zeit einen böſen Blick zum Bett hinüber. Aber dort regte ſich nichts. Gerade war er wieder dabei, den Krug zu füllen, als die Tür geräuſchlos aufging, und eine ſchlanke Männergeſtalt hereinſchlüpfte, die heftig zuſammenſchrak, als ſie des Ritters gewahr wurde. Doch ehe dieſer den Blick hob, ſchob ſich der Eindringling gewandt hinter das Laken, das da an der Wand neben der Tür hing, um der Rittersfrgu koſtbarſtes Möbel, nämlich den Wandſpiegel, gegen das Beſchmutzen der Fliegen zu ſchützen. Aber o weh, das Laken war 17% befeſtigt und glitt herab, ſo daß es den ganzen Mann wie eine umgekehrte Spitztüte einhüllte. Herr Kunz ſah entſetzt auf die im flackernden Kerzenlicht unheimlich kopfloſe Geſtalt. Er rieb ſich die weingetrübten Augen und wartete, ob ſich die Geſtalt bewegen würde. Aber das geſchah nicht. Vor innerer Erregung nahm er einen tiefen Schluck und nahm ſich zuſammen. „Biſt du der Burggeiſt?“ fragte er ehrfuchtsvoll. „Ja“, grollte es aus den Falten des Lakens, und die weiße Geſtalt trat geräuſchlos näher. g 5 1„Mein Ahn Winrich vom Schlangenbach, der Geköpfte, biſt us“ „Ja“, dröhnte es wieder. „Warum erſcheinſt du mir, Geiſt?“ Der Geiſt er elt eine Weile. Dann ſprach er dumpf: Heute iſt dir ein Wunſch gewährt, Kunz vom Schlangen⸗ bach. Alle hundert Jahre erſcheine ich einem Enkel, um ihm einen Wunſch zu gewähren. Was wünſchſt du dir?“ „Ein liebevoll Weib“, ſprach der Ritter ingrimmig.„Sieh, dort liegt ſie und liebt mich nicht, und ich vertrinke meinen Gram, bis mich das Podagra in die Grube bringt. Mach ſie verliebt in mich, Burggeiſt. Und wenn du willſt, kannſt du dich vorher aus meiner Kanne ſtärken.“ „Des bedarf es nicht“, brummte jener.„Geh hinaus. bis ich dich rufe, Kunz vom Schlangenbach.“ Schwerfällig taumelte der Ritter hinaus, und draußen ſetzte er di müde ſtöhnend auf den Fußboden. Der Geiſt warf das Laken ab und verriegelte lautlos die Tür. Hei!— hüpfte die Burgfrau da aus dem Bett, und ein Herzen und Küſſen begann. Der Geiſt füllte die Becher und nahm das fidele Weible auf ſeinen Schoß; ſie tranken und kicherten. „Nicht ſo laut“, raunte ſie ängſtlich. Und plötzlich fuhren beide erſchrocken zuſammen und ſtarrten einander in die bei der unruhigen Beleuchtung wie verzerrten Geſichter. „Er ſägt!“ ch die Burgfrau entſetzt.„Er ſägt die Tür durch. Rette mich, Rudibert!“ „Laß mich durchs Fenſter!“ ziſchte der Liebhaber.„Am Laken laß mich herunter!“ „Ha! Treuloſer! Und mich ſoll er umbringen?“ Schnell ſprang ſie zur Tür.„Kunz, ich öffne dir.“ Und ſie tat es. Prallte kreiſchend zurück und rief berſtend vor Lachen:„Er ſchnarcht ja nur. O Rudibert, ſieh doch, er ſchnarcht ja nur.“ Aber der Geiſt war ſchon durchs Fenſter verſchwunden. Als Herr Kunz am nächſten Morgen— in ſeinem Bett erwachte, fühlte er eine weiche Wange ſich zärtlich an ſein Geſicht ſchmiegen. Und als er aufgeſtanden war, wanderte er zum nächſten Kaplan und ließ eine Meſſe für den„ruheloſen“ Burggeiſt leſen. „Er hat Wort gehalten“, murmelte er auf dem Rückwege. „Er hat Wort gehalten.“ Zigeuner. Von Bernhard Lonzer. Belizar, der Herr auf Szalvaröd, war nach dem Nachtmahl auf die Pußta hinausgeritten, um in den Weidenkoppeln nach dem Rechten zu ſehen. Mara, ſein Weib, ſaß Konrad Wolfram, dem Gaſt des Hauſes, in der dämmerigen Halle gegenüber. Konrad hatte Belizar in der viele Wegſtunden weit ent⸗ ernten Stadt durch einen Zufall kennengelernt und war ſeiner Einladung, einige Tage in ſeinem Hauſe zu verbringen, gern gefolgt. Er hatte in Belizar und Mara echte Kinder der Pußta gefunden, ſeßhaft zwar, wohlhabend und kultiviert, aber doch ſtammechtes Zigeunerblut. Mara!— Konrad empfand den Wohllaut ihres Namens wie eine Liebkoſung. Er ſuchte ihre Augen. Sie hielt den Kopf leicht zur Seite geneigt. Ihr Blick war dunkel in die Ferne gerichtet, wie auf vergangene Dinge, auf etwas Verlorenes, immer Erſehntes. Auch Konrads Gedanken weilten in der Vergangenheit. In einem Budapeſter Kaffeehauſe war er Mara zum erſten Male begegnet. Sie hatte in der Zigeunerkapelle ihres Vaters mit⸗ gewirkt— blutjung damals noch, dennoch eine Meiſterin auf ihrer wundervollen alten Geige. Abend 105 Abend hatte Konrad vor dem Muſikpodium geſeſſen und hrem Spiel gelauſcht, erfüllt von einer berauſchenden, beglückenden Leidenſchaft. Und dann, am letzten Tage ihres Engagements, war die Nacht gekommen, in der ſie von Liebe ſprachen. Alle Himmel der Erde waren in dieſer Sommernacht. Alle Seligkeit der Welt kam von Maras Lippen— und von ihrer Geige, deren Sang ihm draußen, unter leuchtenden Sternen, zum letzten Male ſtrömend in das Herz gerauſcht war. Zwölf lange Jahre war das nun her. Konrad hatte Mara niemals wiedergeſehen, hatte nie wieder etwas von ihr gehört. Jetzt denkt ſie auch daran, ſagte ſein jagender Herzſchlag. Da wandte ſie ihm das Geſicht zu und ſah ihn mit feuchten Augen an. „Wie ſeltſam, Konrad, daß du nun hier biſt!“ „Es iſt das Schickſal, Mara!“ Sie neigte den Kopf und ſchlang die Hände ineinander. Er beugte ſich vor.„Wo haſt du deine Geige, Mara? Spiele mir vor! Nur dies eine letzte Mal. Morgen früh, mit der Sonne, werde ich fortreiten.“ Sie atmete ſchwer.„Belizar iſt mißtrauiſch und jähzornig. Es würde ihm auffallen, denn ich habe die Geige nicht wieder angerührt, ſeit ich ſein Weib geworden bin. Trotz ſeines Drängens und trotz der— Grauſamkeiten, mit denen er mich quält. Nur in den Nächten, da ich allein bin, da Belizar fern iſt, in der Stadt oder draußen auf der Pußta, in dieſen Nächten ſingt meine Geige. Wie damals!“ Hufſchlag dröhnte von draußen herein. Das Wlehern eines ferdes tönte in das Schweigen. Dann trat Belizar ins immer. Ein ſcharfer, forſchender Blick ging über die beiden in; eine tiefe Falte grub ſich zwiſchen ſeine Brauen. „Sie ſind heute ſchweigſam, Freund meiner beſcheidenen Hütte“, ſagte er nach einem kurzen Verſuch, die Unterhaltung in Fluß zu bringen.„Wir wollen trinken. Wein! Herrlichen Kerl Ungarwein! Blut muß in die Wangen und Glut ins erz!“ Bald funkelte feuriger Ungarwein in koſtbaren, alten Gläſern. Mara und Konrad gaben Belizar Beſcheid und ver⸗ Kaen ihrer Befangenheit Herr zu werden. Der Wein half hnen, machte ſie freier, leichter. Belizar gab ſich ſehr geräuſchvoll; aber in ſeinem Weſen war etwas Lauerndes, ſo etwas wie Sprungbereitſchaft. „Jetzt iſt es luſtig!“ rief er.„Ja, mein fremder Freund, der Wein iſt ein vorzüglicher Tröſter! Ein weit beſſerer als das Weib. Das meinen Sie doch auch?“ Er ſah Konrad mit einem harten, bedeutungsvollen Lächeln in die Augen, hob das volle Glas hoch und ſtürzte die fuün⸗ kelnde Flut in ſich hinein. „Warum ſchlägſt du die Augen nieder, mein Täubchen?“ wandte er ſich an Mara.„Sieh mich an, mein Schwälbchen! Du darfſt es— denn deine Seele iſt rein und klar wie dieſer göttliche Wein! Iſt es nicht ſo?“ Es wurde unbehaglich. Dunkle. ſpitze Worte flogen zwiſchen den beiden Gatten hin und her. Mara erhob ſich nach einer Weile und ging hinaus. Als ſie zurückkam, hatte ſie ihre Geige in der Hand. In grenzenloſer Ueberraſchung ſtarrte Belizar ſie an. Jähe Röte färbte ihm das Geſicht. N „Du haſt Mut, Weib!“ a Ruhig begegnete Mara ſeinem Blick,„Du haſt mich lange genug darum gequält— alſo laß mich ſpielen!“ Und dann ſang ihre Geige, ſang in unfaßbarer, faſt über⸗ irdiſcher Süße. Herzblut glühte in dem rauſchenden. ver⸗ wirrenden Strom von Tönen. Dann wuchs eine trauervolle Müdigkeit aus dem Sang der Geige auf. Und die müde. braune Geige weinte ihre Sehnſucht tot. Konrad hatte wie gebannt auf die Klänge gelauſcht. Als Aopfe geendet hatte, verließ er das Zimmer, ſtill, mit geſenktem opfe. Belizar erhob ſich ſchwer und trat auf Mara zu, die mit ſchlaff herunterhängenden Armen daſtand. „Du wirſt mir ſagen, für wen du geſpielt haſt!“ Sie gab ihm keine Antwort. 5 1 0 wirſt noch einmal ſpielen— jetzt auf der Stelle! Für mich „Ich mag nicht mehr! Ich bin müde, und der Morgen iſt nicht mehr weit!“ Er packte ſie am Handgelenk. Sie preßte die Lippen zu · ſammen, hob die Linke und ſchlug die Geige mit aller Kraft gegen die Kante des ſchweren Tiſches, ſo daß ſie wimmernd zerſprang. Belizar ließ ihre Hand los, bebend vor Zorn. „Weib, über dieſe zerſchlagene Geige werden wir abrechnen. wenn ich zurückkomme!“ keuchte er und ſtürmte hinaus. Konrad war in tiefer Bewegung in die Pußta hingus⸗ gewandert. Jetzt ſtand er mitten in dem dichten, hohen Graſe und ſtarrte nach der ſchmalen, blaſſen Sichel des Mondes hinauf. Das Geräuſch nahender Schritte riß ihn aus ſeiner Verſunkenheit. Belizar ſtand vor ihm, mit flackernden. haß⸗ erfüllten Augen. „Es iſt ſinnlos, mit dem Monde Zwieſprache zu halten. Er hat ſo wenig zu ſagen wie das Herz eines Weibes. Wir W haben ein Wort miteinander zu reden.“ „Bitte!“ 5 „Es iſt bel uns Sitte, dem Gaſt des Hauſes ein Geſchenk zu machen. Mein Weib iſt mir zu vorgekommen. Aber was du empfangen haſt, hündiſcher Sohn der Fremde, das iſt mehr. als ein Mann der Pußta zu geben hat. Mehr als die Laune eines Weibes! Mehr als eine zerſchlagene Geige. Und das wirſt du mir bezahlen!“ „Ich habe nichts empfangen, was Ihnen gehört hätte!“ wehrte Konrad ab.„Für Ihre Gaſtfreundſchaft ſchulde ich Ihnen Dank— darüber hinaus haben Sie nichts zu fordern!“ Ein jähes, ſtählernes Licht blitzte auf. Konrad ſah es kaun — da ſaß ihm Belizars Meſſer im Herzen, denn die Hand des Pußta⸗Zigeuners iſt ſchnell wie der Schlag ſeiner Pulſe und der Huf ſeiner Roſſe. Einen Augenblick ſtand Belizar regungslos da, vornüber gebeugt. Dann ſchlug das hohe, braune Gras der nächtlichen Pußta hinter ihm zuſammen. Ein irrer Vogel ſchrie irgendwo in der dunklen Weite. Dann war es ſtill. Nur die zitternden Gräſer rauſchten leiſe. In der Ferne, über dem dunklen Grasmeer, tauchte ein kreiſendes, ſeltſam flackerndes Licht auf. Ein verwehter Ruf klang im Nachtwind her. ö Näher kam der 99 7 Kreis, näher klang der lauter wer⸗ dende Ruf:„Konrad! Konrad!“ Es war Mara. Wilde Angſt hatte ſie aus dem Hauſe ge⸗ trieben. Sie ſchwang einen flammenden Kienſpan hoch in der Luft. Und ſie fand den toten Freund ihrer een Mit einem Wehlaut neigte ſie ſich über ihn und küßte ſeinen Mund. Sie wußte: das war Belizars Werk. Auch wußte ſie, daß warf den flackernden, zuckenden Kienſpan in das dürre, braune Gras. gos aufſtieg die ſprühende Lohe!. Dann ließ ſich Mara nieder und bettete das Haupt ves ugendgeliebten in ihren Schoß. Mit leiſer, klagender Stimme ang ſie das uralte ie lodernde Fackel der Pußta ber ſie kam. ſie nicht wieder nach Szalvaröd zurückkehren würde— und otenlied ihres Stammes. Sie fang, bis Der Stahlhelm in der Rheinprovinz aufgelöſt! Düſſeldorf. Im Einverſtändnis mit dem Oberpräſidenten der Rheinprovinz wurde am Mittwoch Vormittag der Stahlhelm in den Re⸗ gierungsprovinzen Aachen, Köln und Trier von den zuſtändigen Regierungspräſidenten in ſeiner jetzigen Führung aufgelöſt. Geſchäftsſtellen und Stahlhelmheime wurden geſchloſſen und die Ver⸗ mögen ſichergeſtellt. Die damit einheitlich in der ganzen Rheinprovinz getroffenen Maßnahmen bezwecken den Stahlhelm von allen eingedrun⸗ genen marxiſtiſchen Elementen und den Bund nach ſeiner Befreiung von ſchlechter politiſcher Führung als unpolitiſche Wehrabteilung zu er⸗ halten. der Großdeutſche Bund aufgelöst Einreihung in die Hitlerjugend Badens. Karlsruhe, 20. Juni. Der bisherie Ju⸗ gendſchaftsführer im Großdeutſchen Bund, Wilhelm Fabricius, erläßt folgende Erklä⸗ rung: „An meine Gefolgſchaften des ehemaligen Großdeutſchen Bundes! Aufgaben ſind da, um durchgeführt zu werden. Der Weg„Groß⸗ deutſcher Bund“ oder etwas ähnliches kommt nicht mehr in Frage. Ich habe mich in der Hitlerjugend verpflichtet. Die Hitlerjugend iſt unſer neuer Weg. Ich erwarte, daß ihn je⸗ der von Euch geht und bitte alle Eltern, dem nicht zu widerſtreben. Ihr werdet Euch alle, Führer und Jungen, ſofort, einzeln und be⸗ dingungslos bei der HJ oder Jungvolk zur Verfügung ſtellen. Ihr werdet immer wieder von mir hören.“ Der Gebietsführer der HJ, Friedhelm Kem⸗ per, veröffentlicht folgende Mitteilung: „Die ehemaligen Mitglieder des Großdeut⸗ ſchen Bundes, die ſich bedingungslos für die nationalſozialiſtiſche Revolution einſetzen wol⸗ len, werden in Baden als Einzelmitglieder in die Hitlerjugend aufgenommen. Sie haben jedoch keine Bedingungen zu ſtellen, ſondern ſich reſtlos in den einzelnen HJ⸗Formationen einzugliedern und ihren Führern unterzuord— nen“. Jonnwendſeier— Feſt der Jugend Karlsruhe, 21. Juni. Die Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium teilt mit: Das Feſt der Ju⸗ gend, das zur Zeit der Sommerſonnenwende ſtattfindet, ſoll vor allem auch von der Schul⸗ jugend der Landgemeinden, die mit der Natur noch nah verbunden iſt, gefeiert werden. Es ſollten auch daher die Schulkinder der Ge⸗ meinden, in denen zurzeit Heuferien ſind, an dieſem Feſttag teilnehmen. Die in Frage kom⸗ menden Gemeinden werden daher erſucht, mit den ortsanweſenden Lehrern ſowie mit den Sport⸗ und Jugendverbänden das Feſt der Jugend nach den gegebenen Anordnungen(Er⸗ laß des Unterrichtsminiſteriums vom 14. 6. 33) durchzuführen, ſoweik es unter den gegebe⸗ nen Umſtänden möglich iſt. Aus Vaden Bekämpfung kommuniſtiſcher Flugblatt⸗ Propaganda. Karlsruhe, 21. Juni. Von der Preſſeſtelle beim Staatsminiſterium wird mitgeteilt: In verſchiedenen Orten der Umgebung von Karls⸗ ruhe wurden dieſer Tage durch die politiſche Polizei Fahndungen nach Verteilung und Her⸗ ſtellung von kommuniſtiſchen Flugblättern durchgeführt. Der politiſchen Polizei in Karls⸗ ruhe iſt es gelungen, eine große Anzahl von Verteilern und Herſtellern dieſer Flugſchrif⸗ ten zu ermitteln und feſtzunehmen. Die Täter ſehen ihrer Aburteilung entgegen. * Mannheim, 21. Juni.(Urteile des Sondergerichts.) Vor dem Einzelrichter hatten ſich 20 Angeklagte wegen Zugehörigkeit leit zu einer kommuniſtiſchen Organiſation zu verantworten. Alle waren durch Strafbefeh zu Gefängnisſtrafen von einem bis zu drei Monaten verurteilt worden, gegen die ſi⸗ Einſpruch erhoben hatten. Die meiſten Ange. klagten beſtritten irgend eine Mitgliedſchaff zu einer verbotenen Organiſation, doch wan ihr Name im Kaſſenbuch der Zahlſtelle Neckar⸗ ſtadt gefunden worden. Das Gericht verur⸗ teilte 13 Angeklagte zu je einem Monat Ge⸗ fängnis. Drei weitere erhielten wegen hervor, ragender Beteiligung je zwei Monate. Zweſ andere Angeklagke, die zwei Monate erhalten hatten, erhielten ihre Strafe auf vier Monate erhöht. Mannheim, 21. Juni.(Schläge rei.) Au dem Spielplatz zwiſchen der Aufeldſtraße un dem Rheindamm entſtand zwiſchen mehreren Männern nach vorausgegangenem Wortwech N Schlägerei, in deren Verlauf einer de teiligten 1 verletzt wurde. Der Ven gte wurde Mae Krankenhaus zugeführt. Der Haupt ter, der nach der Tat die Flucht ergriff, wur de in ſeiner Wohnung feſtgenommen und i das Bezirksgefängnis eingeliefert. n bewußtloſem Zuſtande dem All Furchtbares Auto⸗Anglück Laſtauto ſauſt Abhang hinunter— Fünf Vlinde getötet Freudenſtadt, 21. Juni. Auf der Landſtraße unterhalb Loßburg hat ſich ein furchtbares Auto⸗Un⸗ 3lück ereignet; es fielen ihm fünf Perſonen zum Opfer. Die Blinden, die im Kloſter Heiligen bronn unlergebracht ſind, machten in Begleitung von Schweſtern einen Auko⸗ ausflug. Auf dem Rückweg geriet das mit 41 Perſonen beſetzie Laſtautko aus der Jahrbahn und ſtürzte die ſehr ſteile Böſchung hinunter. Das Auto über⸗ ſchlug ſich und begrub die Inſaſſen un⸗ ter ſich. Fünf Perſonen, vier Männer und ein Mädchen, alles Blinde, wurden ſofort gelötet. Ein Schwerverletzter und mehrere Leichtverletzte wurden ins Kranken⸗ haus gebracht. Wie weiter gemeldet wird, ereignete ſich das Unglück abends zwiſchen 9 und 10 Uhr in einer großen Kurve. An⸗ ſcheinend ſtand in urſächlichem Zuſammen⸗ hang mit dem Unalück ein entgegenkommen⸗ den unglücklichen Opfern aus des Motorrad. Die Schuldfrage iſt jedoch noch nicht geklärt und die Unterſuchung noch im Gange. Glücklicherweiſe blieb das über die Bö⸗ ſchung ſtürzende Laſtaulo in zwei Tan⸗ nen hängen, die den Sturz in den einige Meter tiefer liegenden Bach verhinder⸗ ken. Ein Stulkgarker Herr, der mit dem Molorrad die Anfallſtelle paſſierte, holte in Loßburg die erſte Hilfe. Um alle Per- ſonen bergen zu können, mußzen die Tannen umgehauen werden, worauf das Auko ganz in den Bach ſtürzle. Es wurde alles getan, um den Verunglück— ten raſcheſtens Hilfe angedeihen zu laſſen. Die zuſtändigen Stellen eilten ſofort zur Aufnahme des Sachverhalts an die Unfall⸗ 17 85 Die Toten wurden nach Loßburg ibergeführt. Eine begleitende Schweſter zog ch einen Schulterbruch zu. Die Schreckens⸗ unde löſte überall tiefſtes Mitgefühl mit Ludwigshafen, 21. Jum.(Widerſtand gegen die Staatsgewalt.) Der 29⸗ jährige Schmied Jakob Fichtenkamp von hier ſollte im Anſchluß an eine Schlägerei in ſei⸗ ner Wohnung von 2 Kriminalbeamten ver— nommen werden. Er benahm ſich dabei recht rabiat, bedrohte u. a. ſeine Frau mit einem Raſiermeſſer und trat mit dem Fuße nach ihr, oerſuchte auch die Betten mit Spiritus anzu⸗ zünden. Der ſchon mehrfach vorbeſtrafte An⸗ geklagte erhielt wegen Widerſtand vom Amts⸗ gericht Ludwigshafen fünf Monate Gefäng— nis. Pirmaſens, 21. Juni.(Reichsbanner⸗ funktionär verhaftel.) Eine bei dem ehemaligen Reichsbannerfunktionär Erwin Jok⸗ kers vorgenommene Hausſuchung förderte Uni— formſtücke des Reichsbanners und marxiſtiſche Zeitſchriften zutage. Jockers wurde verhaf— tet und ins Gefängnis eingeliefert. Aus Heſſen und Naſſau „Naturfreunde⸗Vereinigung“ aufgelöſt. Darmſtadt, 21. Juni. Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen hat den mar⸗ xiſtiſchen Wanderverein„Die Naturfreunde“ zum Zwecke der Ueberleitung in die deutſche Wanderbewegung aufgelöſt und die Verwal⸗ tung des Vermögens dem heſſiſchen Beauf— ten des Reichsſportkommiſſars, Lehrer Kloſter⸗ mann, übertragen. Zinsſenkungsaktion der heſſiſchen Regierung Darmſtadt, 21. Juni. Auf Anregung des Herrn Staatsſekretärs und ſtellvertretenden Staatsminiſters Jung haben die Generalverſammlung und der Auf⸗ ſichtsrat der Heſſiſchen Landes⸗Hypotheken⸗ bank AG. Darmſtadt in der Sitzung vom 17. Juni die Mittel bereitgeſtellt, die es der Bank ermöglichen, den Zinſaß der Aufwer⸗ tungshypotheken für das Jahr 1933 ein⸗ malig um 0,5 Prozent auf 5,5 Prozent zu ermäßigen. Da die Zinsrate für das erſte Halbjahr 1933 bereits fällig iſt, wird die Zinsermäßigung bei der Zinsrate für das zweite Halbjahr 1933 in voller Höhe abge⸗ ſchrieben werden. Mit dieſer Maßnahme iſt ein weiterer wirk— ſamer Schritt auf dem von der Regierung angeſtrebten Wege zu einer allgemeinen Zins⸗ ſenkung getan worden. Die geldliche Auswir⸗ kung wird beſonders auch gerade ſolchen Be⸗ völkerungsteilen zugute kommen, die als Klein⸗ rentner, erwerbsloſe Arbeiter, ältere arbeits⸗ loſe Angeſtellte uſw. ſchwer um die Erhal⸗ tung ihres Althausbeſitzes kämpfen. Nicht min⸗ der dürfte es eine Erleichterung aber auch für das bodenſtändige Klein⸗ und Mittelgewerbe ſein. Provinziallandtag von Starkenburg Darmſtadt, 21. Juni. Der neugewählte Provinzialtag der Provinz Starkenburg hielt im feſtlich geſchmückten Rathaus in Darm⸗ ſtadt ſeine konſtituierende Sitzung ab. Anwe⸗ ſend waren 22 Abgeordnete, und zwar 15 Nationalſozialiſten, drei Mitglieder des Zen⸗ trums und drei der SPD. ſowie ein Volks⸗ parteiler. Provinzialdirektor Ge bardt be⸗ grüßte und verpflichtete die neuen Mitglieder. Debattelos wurde der Voranſchlag der Pro— vinzialverwaltung für 1933⸗34, der mit 3897 753,79 Mark(3081 224,7 Mark im Vorjahr) belanziert, genehmigt. Auch die Prü⸗ fung der Provinzialkaſſe 1931 und das Kaſ⸗ energebnis der Provinzial⸗Pflegeanſtalt Eber⸗ abt für das Jahr 1931 wurden debattelos verabſchiedet. Im Voranſchlag ſind für das Beugen Einnahmen in Höhe von 1,499 Mill. Mark und Ausgaben in Höhe von 2,89 Mill. Mark eingeſetzt. Mit einem Sieg⸗Heil auf Reichspräſidenten, Reichskanzler ſowie das deutſche Vaterland wurde die Sitzung ge⸗ ſchloſſen. b. Aus der heinnt Gedenktage 2 1. Juni. 1862 Der Dichter Johannes Schlaf in Quer- furt geboren. 1919 Verſenkung der in der Bucht von Scapa Flow internierten deutſchen Kriegs- ſchiffe durch ihre Beſatzungen. Sonnenaufg. 3,36 Sonnenunterg. 20,26 Mondaufg. 1,41 Mondunterg. 19,50 Prot.: Albanus. Kath. Aloyſius. * Währenddem vielleicht ein Reich in ſeiner Schwäche und Schmach vergeht, folgt in ſei⸗ nem elendſten Dorfe ein Cäſar dem Pfluge, und ein Epaminondas nährt ſich karg von dem Ertrage der Arbeit ſeiner Hände. Gneiſenau. * Sommerſonnenwende Am 21. Juni tritt die Sonne in das Zei⸗ chen des Krebſes. Am 21. Juni hat unſer Tagesgeſtirn auf der ſcheinbaren Jahresbahn die höchſte Höhe erreicht, und von da ab geht die Sonnenbahn wieder abwärts bis zum 22. Dezember, dem Tage des Winterſolſtitiums. Der 21. Juni iſt der längſte Tag unſeres Jahres, die Sonne geht an ihm bereits nach 4.27 Uhr morgens auf und erſt kurz vor 20.33 Uhr abends unter, und damit beginnt der aſtronomiſche Sommer. Während der aſtro⸗ nomiſchen Sommerzeit nehmen die Tage ſtän⸗ dig ab, und zu Ende des aſtronomiſchen Som⸗ mers ſind Tage und Nächte gleichlang. Die Zeil des längſten Tages wurde bereits von unſeren germaniſchen Vorfahren feſtlich begangen durch das Feſt der Sommer⸗ ſonnenwende. Sie zogen hinauf auf die Berge oder in das Tal auf die Matten und ſchich⸗ teten Holz und Tannenzweige zu einem gro— ßen Stoße, der zu nächtlicher Zeit zu Ehren des Lichtgottes Baldur emporloderte. Aller— hand giftige Kräuter und Blumen wurden un⸗ ter Verwünſchungen in das Feuer geſchleudert und ſchließlich als Opfer für die Götter, auch Pferdeköpfe und Knochen. Dieſe Feuer des Mitſommertages— wie der Sonnenwendetag auch hieß— ſind nie völ⸗ lig erloſchen. Als man ſie keinem heidniſchen Gott, wie Baldur anzünden konnte, galten ſie dem Vorläufer des Heilandes, Johan— nes dem Täufer, dem Prediger in der Wüſte. Man zündete ſie ihm zu Ehren am 24. Juni an, der als ſein Geburtstag gilt. Heute ſind die Sonnenwend- oder Johannisfeuer ein weit und breit beliebter Volksgebrauch. Aber nicht nur Feſttage ſind Sonnenwend- und Johan⸗ nistag, ſie zählen zu den Lostagen, d. h. zu den Tagen, an denen Verträge beginnen und ablaufen und mit denen die volkstüm⸗ lichen Wetterregeln in Verbindung gebracht werden. Mannigfache Bauernregeln und alte Sprüche befaſſen ſich damit. So heißt es in manchen Gegenden:„Tritt auf Johanni Regen ein, ſo wird der Nachwuchs nicht gedeihn“ und„Reg⸗ nets an Johanni ſehr, werden die Haſelnüſſe leer“. Man ſieht den Johannistag überall auch als einen Wendetag der Witterung an; daher wird folgender guter Rat erteilt:„Vor Johannis bet um Regen, nachher kommt er ungelegen“. Wieder andere Bauernregeln neh— men auf das Wachstum und auf das Ge⸗ deihen der Buche Bezug:„Regnets an Jo⸗ hanni ins Laub, ſo wird die Buche taub“. Ueber die Zwiebel lautet ein Spruch:„Die Zwiebeln am Johannitag im Beet umge⸗ dreht, geraten groß“. In Winzergegenden am Rhein und in der Pfalz hört man die Redensart:„Zu Johanni klein der Rhein, gibt ſauren Wein“. Der Kuckuck läßt ſich am beſten nach Johanni nicht mehr hören, denn ſein Rufen verheißt nichts Gutes, wenn man dem Spruch Glauben ſchenken darf:„Schreit nach Johanni der Kuckuck noch lang, wirds dem Bauern um ſeine Ernte bang“. 9 Weltervorherſage: Bei weſtlichen Winden, wenn auch zeitweilig aufheiterndes, ſo doch immer noch unbeſtändi⸗ ges Wetter. Freilichtbühne Viernheim Tell⸗Schauſpiele. Eine herrlich ausgeſtattete Naturbühne iſt in dem heſſiſchen Städtchen Viernheim, un⸗ weit Mannheim, vor der Bergſtraße bei Wein⸗ heim gelegen, durch fleißige Hände der Mit⸗ glieder des Turnvereins 1893 erſtanden, in⸗ Tell an der hohlen Gaſſe, den Landvogt Geßler erwartend. mitten eines Tannenwaldes. Seit Wochen fin⸗ den dort die„Tell⸗Schauſpiele“ ſtatt, die noch an den nächſten Sonntagen bis 16. Juli nach⸗ mittags halb 3 Uhr aufgeführt werden. 500 Mitwirkende— 2000 num. Sitzplätze— großer, gedeckter Zuſchauerraum. Jubereitung von Salaten. Es beſteht kaum eine andere Form unſe⸗ rer Speiſenzubereitung, bei der man ſo wert⸗ volle Nährſtoſfe in reicher Fülle und zu nied⸗ rigſten Pteiſen zu ſich nehmen kann, wie bei den Salaten. Doch werden wir darauf zu achten haben, daß wir ihre Mine⸗ ralſalze nicht durch Eſſigbeigabe zerſtören, und daß wir für möglichſt große Abwechſ— lung ſorgen. Das iſt ja bei der gegenwärti⸗ gen Gemüſehochflut keine Kunſt, und den Eſſig erſetzen wir durch Zitronenſaft. Bei der Bereitung von Kopfſalat be⸗ dient man ſich des Zitronenſaftes ja ſchon länger, aber bei Bohnenſalat glaubt man, darauf nicht vers ten zu könn n. Ten Kopfſalat kann man ab und zu mit Gurken oder Bohnen miſchen. Gurken und Bohnen zuſammen ſind eine beſonders wohlſchmek⸗ kende Zuſammenſtellung. Dann ſei der köſt⸗ liche Tomatenſalat, dem man außer Salz, wenigen Tropfen Oeles und etwas ge— hacktem Schnittlauch am beſten nichts weiter zufügt. Blumenkohlſalat iſt eben⸗ falls nicht zu verachten. Aus Gurken ſtellen wir uns einen beſonders erfriſchenden und herzhaften Salat her. Ars Reſten von Miſchgemüſe bereiten wir uns unter Hinzu⸗ fügung einer Mayonnaiſe einen Gemüſe⸗ falat. Die große Reihe der Obſtſalate dübrzen wir nicht vergeſſen Kurs für gärungsloſe Früchteverwer⸗ tung in Ladenburg am 27. u. 28. Juni. Um recht vielen aus der Gegend Mannheim- Heidelberg Gelegenheit zu geben, ohne große Unkoſten ſich gründlich mit der neuzeitlichen Obſtverwertung bekannt zu machen, veranſtaltet der rührige badiſche Landesausſchuß für gärungs⸗ loſe Früchteverwertung(Karlsruhe, Herrenſtraße 45a) einen zweiten Ausbildungskurs am 27. und 28. Juni in Ladenburg. Kursleiter wird der erfahrene Geſchäftsführer desſelben Herr Gerdon ſein. Der theoretiſche Teil iſt verlegt in die landwirtſchaftl. Winterſchule Ladenburg, der praktiſche Teil in den Betriebsraum der dortigen Früchteverwertung(Metzgergaſſe 6). Herr Obſtbau-Oberinſpektor Martin-Laden⸗ burg wird einleitend referieren über Rentabili⸗ tätsfragen im Obſtbau mit Rückſicht auf die zu— künftige Abſatzgeſtaltung. In einem Lichtbilder⸗ vortrag wird der Kursleiter einen Geſamtüber⸗ blick geben über die Theorie und Praxis der Süßmoſtbereitung. Der Hauptwert ſoll aber gelegt werden auf die praktiſche Unterweiſung. Jeder Teil- nehmer ſoll Gelegenheit haben, ſelbſt Hand an— zulegen. Drum ſoll auch die Teilnehmerzahl nicht allzugroß ſein. Als wertvolle Ergänzung iſt noch eine Beſichtigung des Lehr- und Ver- ſuchsgartens in Ladenburg und des Obſtgroß- marktes in Weinheim vorgeſehen. Zur Teil- nahme ſind beſonders eingeladen die Obſtbau⸗ fachleute, Obſtzüchter, Winzer, Gartenfreunde, Küfer, Leiter von Anſtalten, Geiſtliche, Lehrer und Lehrerinnen, Hausfrauen und Leiter von Jugendorganiſationen. Die Kursgebühr beträgt für die beiden Tage zuſammen 4.— RM.— In der Pfingſtwoche hat in Karlsruhe bereits der erſte diesjährige Ausbildungskurs mit 45 Teilnehmern ſtattgefunden. Sicher wird auch der Ladenburger Kurs gut beſetzt werden. Im Intereſſe einer möglichſt vorteilhaften Ausnützung der heimiſchen Obſternte wäre das ſehr zu be⸗ grüßen. Hr.