Lokales Gemeinderats⸗Sitzung am Dienstag, den 20. Juni 1933. In der geſtrigen Sitzung wurde der Vor- anſchlag für 1933 beraten. Es war jedoch nicht möglich die Durchberatung des Voranſchlags an einem Abend zu vollenden, weshalb die Sitzung um 11 Uhr abgebrochen und auf heute Mittwoch Abend vertagt wurde. Wir werden morgen einen Geſamtbericht hierüber veröffent- lichen. Unter Poſ.„Verſchiedenes“ wurden noch verſchiedene Punkte verhandelt, über welche wir hier berichten. Feſt der Jugend. Auf Antrag der Feſt⸗ leitung werden zu dem am Samstag, den 24. Juni ſtattfindenden Jugendfeſt 200 Mark be⸗ willigt. Hiervon werden für 2100 Schulkinder Brezel angeſchafft und kleinere Unkoſten gedeckt. Der Vereinigten Feuerwehrkapelle wird nahege⸗ legt, das Feſt ohne Vergütung zu verſchönern. Gehälter der Feldſchützen. Mit einer ſeither geübten Rückzahlung für überzahlte Ge⸗ hälter wird nunmehr ausgeſetzt.— Hilfsfeld⸗ ſchützen ſollen bei Bedarf wieder eingeſtellt werden. Tellſchauſpiel. Von der Einladung des Turnvereins zum Beſuch der Tellſchauſpiele wird Kenntnis genommen und vom Bürgermeiſter der Beſuch empfohlen. Beſchaffung von Lernmittel für Schul⸗ kinder. Gegen die ungerechtfertigte Ueberteuer- ung von Schulbüchern ſoll beim Kultusminiſterium Einſpruch erhoben werden. Die Eltern von Schulkindern werden aufgefordert, freigewordene Bücher der Schule zur Weiterleitung an die unteren Klaſſen, an bedürftige Kinder zur Ver- fügung zu ſtellen. Randſiedlungen in Viernheim. Die Koſten auf Erſtellung einer Randſiedlung, halbes Doppelhaus, betragen 2250 Mk. Ca. 30 Sied- lerſtellen ſind für hier vorgeſehen. Es wird jedoch erwogen, daß es dem Siedler nicht mög- lich iſt, ſich auf ſeiner Siedlung zu ernähren, wenn er nicht noch eine Beſchäftigung ausüben kann. Den Fraktionen ſoll nochmals Gelegen- heit gegeben werden, ſich über dieſe Angelegen⸗ heit zu beraten, weshalb dieſer Punkt zur nächſten Sitzung verwieſen wird. Gemeindearbeiter. Ein Gemeindearbeiter wird wegen unbegründetem Fernbleiben von ſeiner Arbeitsſtelle entlaſſen. Weiter ſoll evtl. ein Austauſch der Gemeindearbeiter vorgenommen werden. Schluß der Sitzung 11 Uhr. Weiter- beratung heute Mittwoch Abend 8 Uhr. * K. K. V. Auf den morgigen Lichtbilder⸗ Vortrag wird nochmals hingewieſen und rechnen wir mit einem guten Beſuch unſerer Mitglieder und Angehörigen. Auch Gäſte ſind willkommen. Wer fehlt, bezeugt ſeine völlige Gleichgültigkeit. * Maria Einſiedel bei Gerns⸗ heim. Am 2. und 3. Jult findet wie alljähr⸗ lich die große Wallfahrt ſtatt. Am 1. Juli iſt in der Wallfahrtskapelle nachmittags von 2 Uhr an Beichtgelegenheit, abends ½8 Uhr Eröffnung der Wallfahrt mit Predigt und Andacht.— Am 2. Juli, dem Feſte Maria Heimſuchung, dem Hauptwallfahrtstag iſt morgens von 5 Uhr ab Beichtgelegenheit; hl. Meſſen ſind von 5 Uhr an, um 10 iſt feierliches Hochamt mit Feſtpre⸗ digt; nachmittags/ Uhr Predigt und Andacht, darnach Beichtgelegenheit, um 5 Uhr Roſenkranz. Am 3. Juli(Gernsheimer Stadtwallfahrt) iſt morgens von 1/06 Uhr an Beichtgelegenheit, hl. Meſſen ſind um 6, 7 und 8, um 9 Uhr iſt Hochamt, nach demſelben Prozeſſion der Gerns⸗ heimer nach der Pfarrkirche; um 10 Uhr hl. Meſſe. * Aus Anlaß der Wallfahrt zum Klo ſter Maria Einſiedel bei Gerns⸗ heim am 2. Juli werden von allen Bahnhöfen im Umkreis von 75 km. um Gernsheim, ſofern keine feſte Sonntagsrückfahrkarten nach Gernsheim aufliegen, Blanko⸗Sonntagsrückfahrkarten nach Gernsheim über Sonntag, den 2. Juli mit der üblichen Geltungsdauer ausgegeben. Schafft Arbeit und Brot, unterſtützt Handwerk und Gewerbe! Ausſchneiden! Ausſchneiden! Lied zur Sounenwendfeier am 24. Juni 1933. Das Lied wird beim Abbrennen des Feuers geſungen. (Singweiſe: Feinde ringsum) 1.:: Flamme empor!:: ſteige mit loderndem Schein von den Gebirgen am Rhein glühend empor. 2.:: Siehe, wir ſtehen:: treu im geweiheten Kreiſe, dich, zu des Vaterlands Preiſe, brennen zu ſeh'n. 3.:: Heilige Glut!:: Rufe die Jugend zu⸗ ſammen, daß bei den lodernden Flammen wachſe der Mut. 4.:: Höre das Wort!:: Vater, auf Leben und Sterben hilf uns die Freiheit erwerben! Sei unſer Hort! 4s Woher kommen die Erdbeeren? Grie⸗ hen und Römern waren die Erdbeeren zwar bekannt, ſie wurden aber nicht von ihnen angebaut. Die in Südſpanjen wohnenden Mauren erſt brachten dieſe köſtlichen Früchte zu Anſehen und bauten ſie in den Gärten von Granada und Cordoba an. Die Erdbee⸗ ren erlangten ſehr raſch ſo große Beliebtheit, daß ſie von den Dichtern am Hofe des kunſt⸗ liebenden Omajaden begeiſtert beſungen wurden. Bald kam die mauriſche Erdbeere von Frankreich über den Rhein, wo wir ſie 1570 ſchon eingebürgert finden. Ihr Weg ging weiter über die muſelmaniſchen Länder nach dem Oſten. Die aus Kanada ſtammende Himbeererdbeere machte ihr bald ſtarke Kon⸗ kurrenz. Sie wurde um die Mitte des 17. Jahrhunderts in England eingeführt und erſchien dann auch bald danach auf dem euro⸗ päiſchen Feſtland. Beide Arten beherrſch⸗ ten bis Anfang des 18. Jahrhunderts den Markt, bis ihnen wiederum durch die aus Chile exportierte Rieſenerdbeere eine Rivalin erſtand. * Der naſſe Tod. Die Meldungen über die Todesopfer beim Baden mehren ſich. Trotz aller Warnungen ſpringen die Badenden oft ohne alle Abkühlung in das Waſſer. Nicht⸗ ſchwimmer vergnügen ſich auf gefährlichen Fahrzeugen uſw. Jedermann prüfe ſeinen Ge⸗ ſundheitszuſtand, denn nicht jedem iſt das Ba⸗ den in offenen Gewäſſern zuträglich. Kein Schwimmer gehe erhitzt oder mit vollem Ma⸗ gen oder mit erregter Herztätigkeit ins Waſſer. wer del Bekanntmachung Betr.: Die Anmeldung der mit Tabak be⸗ pflanzten Grundſtücke. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kennt. nis, daß die Tabakpflanzer verpflichtet ſind, ihre mit Tabak bepflanzten Grundſtücke unter Be⸗ nutzung der vorgeſchriebenen, bei uns, Zimmer 21, zu empfangenden Vordrucke in der Zeit vom: 1. bis einſchließlich 15. Juli ds. Js. Montags bis Freitags von 7— 12 und 13½— 17½ Uhr und Samstags von 7— 12 Uhr bei dem Zollamt Viernheim unter genauer Angabe der Lage und Größe zur Anmeldung zu bringen, und daß diejenigen, welche die An⸗ meldung bis über den 15. Juli hinaus oder überhaupt unterlaſſen, zur Anzeige gebracht werden. Viernheim, den 20. Juni 1933. Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim. In komm. Vertretung: Bechtel. Betr.: Steuerſprechtag des Finanzamts Heppen⸗ heim. Der nächſte Sprechtag des Finanzamts wird am Dienstag, den 4. Juli 1933, auf dem hieſigen Rathaus ſtattfinden. Diejenigen Steuerpflichtigen, die an dieſem Tage vorſprechen wollen, müſſen ſich bis ſpäteſtens Freitag, den 30. Juni 1933, vormittags 11 Uhr bei uns, Zimmer Nr. 21, melden und genau an- geben, in welcher Sache die Beſprechung mit dem Finanzamt gewünſcht wird. Später Anmeldende können auf Erledigung ihrer Steuerangelegenheit an dem betr. Sprech⸗ tag nicht rechnen. Viernheim, den 20. Juni 1933 Heſſiſche Bürgermeiſterei Viernheim In kommiſſariſcher Vertretung: Bechtel. Bekanntmachung. Gefunden wurde eine Taſche mit Inhalt. Viernheim, den 20. Juni 1933. Heſſiſches Polizeiamt: Oechler. Danksagung. Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme bei dem 1 e unvergeßlichen Frau, unſerer guten Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schweſter, ſchmerzlichen Verluſte meiner lieben, Schwägerin und Tante, Frau Matharina Lammer geb. Becker ferner für das zahlreiche Geleite zur letzten Ruheſtätte und für die vielen Kranz- und Blumenſpenden ſagen wir hierdurch herzlichen Dank. Beſonders innigen Dank der Hochw. Geiſtlichkeit für den troſtreichen Beiſtand, den ehrw. barmh. Schweſtern für die liebe⸗ volle, aufopfernde Pflege, ſowie den Stiftern von Seelenmeſſen. Viernheim, den 20. Juni 1933 Die trauernden Hinterbliebenen: Familje lohann Lammer 3. Viernheim. gelöſt iſt. m. d. F. b. Bekanntmachung. 4 Betr.: Die freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz zu Viernheim. Laut Beſchluß zwiſchen dem Roten Kreuz und den beteiligten Stellen der NSDAP., ins⸗ beſondere mit dem SS.⸗Sturm 3/ III/ 33, wurde heute folgende Vereinbarung getroffen. Den amtlichen Sanitätsdienſt verſieht die freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz in Meldungen bei Krankentransporten ſind beim Polizeiamt und beim Transportführer Gg. Babylon, Blauehutſtraße, zu machen Zur Kenntnis diene, daß die A. S. K. auf⸗ Viernheim, den 16. Juni 1933. Die Freiwillige Sanitätskolonne gez. Franz Winkler. Der Führer des SS.⸗Sturms 3/1/33 Für dle anläßlich unserer Vermählung dargebrachten Glückwünsche und Geschenke danken herzlichst Georg Wunder u. Frau. Viernheim, den 21. Juni 1933 Lorscherstraße 44. A gez. Spieß. Heute Mittwoch von nachm. 6 Uhr ab 1a hausgemachte K. K. V. Donnerstag, den 22. d. Mts. 8½ Uhr abends im„Löwen“ Liehtonlder-Vortrag des Hochw. Herrn Prof. Waldvogel. Wir laden unſere Mit- glieder u. Jungmänner, nebſt wert. Angehörigen hierzu recht herzlichſt ein. Der Vorſtand. zu haben bei Waſſerſtraße 24 Trauer-Bilder mit Namen- und Gebets- aufdruck, an liebe Ver- storbene, halten wir stän- dig in großer Auswahl auf Lager. Lieferzeit inner- halb 2 Stunden. Muster gerne zu Diensten Miernheimer Anzeiger Adolf Hitlerstraße 36 Tel. 117 Heute Mittwoch rsd u. 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Vollsblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60 Pfg., bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— Annahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor- mittags 8 Uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchäftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen-Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes Platzvorſchriften bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt. 775 Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Nummer 142 Donnerstag, den 22. Juni 1933 50. Jahrgang gchon eine Kriſe Die große Londoner Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz, die erſt zu Beginn der vorigen Woche höchſt feierlich eröffnet wurde und die ſich über Mittel und Wege zur Ueberwindung der ſchweren weltwirt⸗ ſchaftlichen Nöte klar werden ſollte, iſt ſchon jetzt in ein höchſt kritiſches Stadium hineingeraten. Die Sache ſteht ſo, daß ſich die Teilnehmer die Frage vorlegen müſſen, wie überhaupt weitergearbeitet werden ſoll. Die Konferenz iſt zwar nicht mehr mit ihrem Plenum verſammelt, ſondern hat ſich in eine große Anzahl von Ausſchüſſen, Un⸗ terausſchüſſen und Nebenausſchüſſen geteilt, deren Tätigkeit noch eine ganze Zeitlang das Bild intenſiver Arbeit geben kann, aber eines Tages wird eben doch der Augenblick gekommen ſein, an dem feſtgeſtellt werden muß, in welchen Fragen nun eigentlich Uebereinſtimmung unter den Konfe— renzteilnehmern herrſcht und welche Pro- bleme auf Grund dieſer übereinſtimmenden Auffaſſung gelöſt werden können und ſollen. Dabei iſt es indes heute ſchon ganz klar, daß ſich in den allerwichtigſten Dingen eine Einigung nicht wird erzielen laſſen. So 90 1 Weltwirtſchaftskonferenz ſchon in der riſe. Das hat vor allem ſeinen Grund in der Haltung der amerikaniſchen Regie⸗ run gezur Währungsfrage. Amerika hat be⸗ kanntlich die Goldwährung aufgegeben und ſich eine„kleine Inflation“ geleiſtet. Der Dollarkurs iſt daraufhin beträchtlich geſun⸗ ken. Andererſeits ſind— wir in Deutſchland kennen das nur zu gut aus unſerer eigenen Erfahrung— die Warenpreiſe und die Wert⸗ papierkurſe geſtiegen. Das aber wollte ge⸗ rade Präſident Rooſevelt: die amerikaniſche Wirtſchaft leidet ebenſo wie die Wirtſchaft aller anderen Länder unter den viel zu nied⸗ rigen Rohſtoffpreiſen. Durch die Dollarab⸗ wertung und die Inflation ſind dieſe Preiſe wieder geſtiegen. Daß dieſe Preisſteigerung nur eine ſcheinbare iſt, merkt man drü⸗ ben jetzt noch nicht. Wir in Deutſchland ſind während der Inflation ja auch erſt nach Jahr und Tag dahinter gekommen. Einſtwei⸗ len freuen ſich alſo die Amerikaner noch über die höherenPreiſe, die ſie für ihre Waren be⸗ kommen. Und die amerikaniſchen Konſumen⸗ ten freuen ſich darüber, daß ſie mehr Geld in der Hand haben als früher. Beſonders aber freuen ſich die amerikaniſchen Exporteure, weil ſie auf dem Weltmarkt infolge der Dol⸗ larabwertung zu Schleuderpreiſen verkaufen und damit die Konkurrenz der anderen Staa⸗ ten leicht ſchlagen können. Die Londoner Weltwirtſchaftskonferenz hat nun durchaus richtig erkannt, daß die Weltwirtſchaft nicht in Ordnung gebracht werden kann, wenn einzelne Staaten eine ſolche Währungspolitik machen. Sie hat des⸗ halb angeregt, die amerikaniſcheWährung— übrigens auch das engliſche Pfund— wie⸗ der zu ſtabfliſieren, wenn auch zu ei⸗ nem niedrigeren Kurſe, als er früher be⸗ ſtand. Während die amerikaniſchen Dele⸗ gierten in London geneigt waren, einem da— hingehenden Abkommen zuzuſtimmen, hat ſich die amerikaniſche Regierung gegen eine ſolche Währungsſtabiliſierung ausge— ſprochen und zwar aus den oben angegebe— nen Gründen. Auch der Vorſchlag einer all⸗ gemeinen Senkung der Zölle um 10 Pro⸗ zent, den die amerikaniſche Abordnung ge⸗ macht hatte, iſt wieder zurückgezogen wor⸗ den, weil die amerikaniſche Regierung nicht damit einverſtanden war. Der einzige Bei trag Amerikas zu den Konferenzarbeiten iſt im Augenblick der Antrag des Senators Pittmann, die Metalldeckung der Währun⸗ gen auf 25 Prozent des Notenumlaufes zu ſenken, wobei ein Fünftel der 0 in Silber beſtehen könnte. Ein Unterausſch der Konferenz hat dieſen letztgenannten An⸗ trag zwar zum Teil angenommen, aber er hat ihm eine Tendenz gegeben, der ſich in Wirklichkeit gegen die amerikaniſchen Ur⸗ heber richtet: der Ausſchuß hat nämlich aus der Begründung des Antrages zunächſt nur uß: Innerpolitiſche Säuberung Die deutſchnationalen Kampfringe aufgelöſt— Sie waren von gegen revolutionären Elementen durchſetzt— Hausſuchungen und Verhaftungen Berlin, 22. Januar. Die nationale Revolution wird mit aller Tatkraft weitergeführt. Nachdem ſich in der letzten Zeit wiederholt gezeigt hatte, daß ſich in Verbände mit be— tont nationalem Charakter anders geſinnte Elemente eingeſchlichen hatten, wurde am Mittwoch ein großer Schlag gegen dieſe Organiſationen geführt. Junächſt wurden in Preußen auf Grund der Verordnung des Reichspräſi⸗ denten zum Schutze von Volk und Staat durch den preußiſchen Miniſter des In- nern die Kampfringe der deutſchnakiona⸗- len ront(früher deutſchnatkionale Kampfſtaffeln) einſchließlich ſämtlicher Formationen, ſowie die im Bismarck⸗ Bund zuſammengeſchloſſenen Jugend- gruppen aufgelöſt und verboken. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt mitteilt, iſt das Verbot erfolgt, weil die an⸗ geſtellten Ermittlungen einwandfrei ergeben haben, daß kommuniſtiſche und ſonſtige ſtaatsfeindliche Elemente in größtem Um— fange Aufnahme in den Formationen des Kampfringes gefunden haben. Die Kampfringe bildelen bei dieſer Sachlage eine erhebliche Gefahr für die Sicherheit des Staates und der Bevölke⸗ rung. Die getroffene Maßnahme war deshalb zur Abwehr der von dieſen zerſetzten Organiſa— tionen für die öffentliche Sicherheit und den inneren Frieden drohenden Gefahren not— wendig. Das Verbot erfolgte nach einer großangelegten Polizeiaktion gegen die deutſchnationalen Kampfſtaffeln. Kommuniſten, die bisher keinerlei organi— 1 Zuſammenhang haben durften, ie weder uniformiert ſein konnten noch Waffen tragen durften, haben die Gelegen— heit benutzt, in dieſen Kampfſtaffeln Unifor— men und Waffen zu erlangen und dieſe Kampfſtaffeln zu einer Art Oppoſitionsſtel— lungen gegen die Regierung der nationalen Revolution auszubauen. Die örtlichen Aktio— nen begannen mit Hausſuchungen und Be— ſchlagnahme der Waffen und Uniformen. Die Polizeiaktion wurde nichk nur in Preußen, ſondern im ganzen Reichsge⸗ biet durchgeführt. Demgemäß wurde auch in den anderen deutſchen Ländern der deukſchnationale Kampfring aufge- löſt und verboken. Es wird betont, daß die ganze Aktion ſich in keiner Weiſe gegen die Deutſchnationale Front richtet, ſondern lediglich gegen die Kampfringe aus Sicherheitsgründen. Wie weiter gemeldet wird, iſt das Tragen der grünen Uniform der Kampfringe und das Tragen von Abzeichen der Kampfſtaffeln ſelbſtverſtändlich verboten worden. Feſtnahmen In Berlin ſind im Laufe des Mittwoch weit über 100 deutſchnationale Kampfſtaffel⸗ führer feſtgenommen worden. Ferner wur⸗ den mehrere hundert Kommuniſten, die ſich in Kampfſtaffeluniformen geſteckt hatten, ebenfalls der Staatspolizei zugeführt. Unler den feſigenommenen Führern be⸗ findet ſich u. a. der Chefredakleur Hu- genberg, ein Verwandter des Keichs⸗- miniſters Hugenberg. Ferner iſt der deulſchnalionale Reichslagsabgeordnete Timm feſtgenommen worden. Eine Abteilung der Polizei-Hundertſchaft zur beſonderen Verwendung beſetzte das Staffelheim 4 des Kampfringes der Deutſch— nationalen. Schriftſtücke wurden beſchlag— nahmt, ſieben Angehörige des Kampfringes in Schutzhaft genommen und verſchiedene Schußwaffen beſchlagnahmt. Das Heim wur⸗ de polizeilich geſchloſſen. Das Kampfſtaffel⸗ heim 1. das älteſte Großberlins, wurde von SA⸗Leuten beſetzt und polizeilich geſchloſſen. Bei der Durchſuchung fand man drei Ge— wehre Modell 98. Eine Polizeiabkeilung erſchien unvermu⸗ ket in den Räumen der Geſchäftsſtelle der DMP. gegenüber dem Keichskags⸗ gebäude und nahm eine Hausſuchung vor. Wie der Regierungspräſident in Frank⸗ furt a. d. Oder mitteilt, iſt bei der Auf— löſung des deutſchnationalen Kampfringes gen Wunſch nach einer baldigen Stabiliſie⸗ rung der Währigen und nach Wiederein— führung des Goldes als Wertmeſſer zum Beſchluß erhoben, die Metalldeckungsfrage aber wurde einemNebenausſchuß überwieſen, Es leuchtet ein, daß derartige„Erfolge für die Beratungen der ganzen Konferenz ziemlich bedeutungslos ſind, denn, ohne die Zuſtimmung Amerikas kann insbeſondere in der Währungsfrage nichts beſchloſſen wer⸗ den. Man wartet nun einſtweilen die An⸗ kunft des Vertrauensmannes ab, den Präſi⸗ dent Rooſevelt am Dienstag abgeſandt hat. Man hofft, daß dieſer Sachverſtändige des amerikaniſchen Präſidenten Rooſevelt, der Profeſſor Moley, dazu beitragen kann, die feſtgefahrenen Verhandlungen wieder vorwärts zu bringen Da nun die andere große ag heute die Weltwirtſchaft beunruhigt, Kriegsſchuldenproblem, auf, der jetzigen Konferenz überhaupt nicht erörtert werden ſoll, hat ſich ſchon jetzt die ſeltſame Lage ergeben, daß man in England bereits zehn Tage nach dem Beginn der Tagung mit einer gewiſſen Ungeduld auf ihr Ende wartet. Dabei haben die Engländer die erſte Anregung zur Abhaltung einer Weltwirt⸗ ſchaftskonferenz gegeben und auf ihre Be⸗ ratungen die allergrößten Hoffnungen ge— ſetzt. Frage, die das Widerſtand geleiſtet worden, und es iſt zu Tätlichkeiten gekommen. Der frühere Angehörige der KPD., Arbeiter Walter Kor— ſing, der im Februar aus der KPD. ausge— treten iſt und jetzt zur deutſchnationalen Kampfſtaffel gehört, wurde bei den Ausein⸗ anderſetzungen erſchoſſen. die Gründe für das Vorgehen Zur Begründung des Verbots der Kampf⸗ ringe wird noch mitgeteilt: Schon ſeit einiger Zeit wurden die deutſchnationalen Kampf⸗ ſtaffeln, wie ſie früher hießen, aufmerkſam von der Polizei beobachtet. Dabei wurde in verſchiedenen Orten immer wieder feſtgeſtellt, daß namentlich Sozialdemokraten offen erklärten, ſie müßten in eine nationale Organiſation gehen, um dort zerſetzend zu wirken, um Einblick zu bekommen in die Polizei⸗ und Parteimaßnahmen. Beſonders erwähnenswert iſt ein Vorfall bei der Ska— gerrakfeier in Berlin. Damals wurden die deutſchnalionalen Kampfſtaffeln, die in der für ſie immer⸗ hin erheblichen Jahl von über 200 Teil- nehmern aufmarſchiert waren, beim Ab- marſch durchſuchk, wobei feſtgeſtellk wur. de, daß 140 von ihnen bis zum 5. März aktiv in der kommuniſtiſchen bzw. ſozial⸗ demokratiſchen Partei oder einem der dieſen Parkeien naheſtehenden Verbände läkig waren. Beſonders intereſſant iſt eine mitbeſchlag— nahmte Liſte einer Kampfſtaffel aus dem 82. Berliner Polizeirevier. Sie enthielt 35 Namen von Mitgliedern des deutſchnationa⸗ len Kampfringes. Von dieſen ſind bei 18 belaſtende Akken bei der geheimen 8 vorhan- en. Aeußerſt bezeichnend iſt es, daß bei Leuten, die früher im Reichsbanner, bei der KPD. uſw. organiſiert waren, erhebliche Vorſtra— ſen fler wurden, u. a. wegen Betru⸗ ges, Zuhälterei, Kuppelei uſw. Einige der Mitglieder des Kampfringes hatten auch den Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte zu be— klagen, der gegenwärtig noch beſteht. Vereinbarung zwiſchen Neichslanzler Hitler und der laß Berlin, 22. Juni. Die Reichspreſſeſtelle der RS DA teilt mit: In einer Beſprechung zwiſchen dem Herrn Reichskanzler, dem Herrn Reichsarbeits— miniſter Seldte, dem Herrn Reichswehr⸗ miniſter und dem Herrn Vizekanzler von Papen wurde folgendes vereinbart: Zur Sicherung der Schlagkraft der na⸗ tionalſozialiſtiſchen Revolution gliedert ſich der Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, in die nationalſozialiſtiſche Bewegung in folgender Weiſe ein: a) der Kernſtahl⸗ helm bleibt wie zuvor der Führung des Bundesführers unterſtellt; b) der Bun⸗ desführer verbietet von jetzt ab den Mitgliedern des Kernſtahlhelm jede an⸗ dere Parteizugehörigkeit, als die zur N. S. D. A. P.; c) der Führer der N. S. D. A, P: Adolf Hitler, gibt ſo die Mitgliedſchaft des Stahlhelm zur N. S. D. A. P. frei; d) der Jungſtahlheim tritt neben SA und SS und wird dem oberſten SA⸗Führer unterſtellt. Der„Scharnhorſt“ wird in die Hitlerjugend eingealiedert: e) der Jung⸗ ſtahlhelimführer von Morozewicz tritt zum Stab des oberſten SA⸗Führers. Berlin, den 21. Hitler. Juni 1983. Adolf Franz Seldte. Vor dieſer offiziellen Mitteilung war die Nachricht eingelaufen, daß in der geſam⸗ ten Rheinprovinz der Stahlhelm in; ſeiner jetzigen Führung polizeilich a ufge⸗ hö ſt wurde. Die Geſchäftsſtellen und Heime des Stahlhelms wurden vorläufig geſchloſſen, die Vermögenswerte ſichergeſtellt. Dieſe Maßnahmen bezwecken, den Stahlhelm von allen in letzter Zeit eingedrungenen marxi— ſtiſchen und ſonſtigen ſtaatsfeindlichen Ele⸗ menten zu ſäubern und die wertvollen Ei⸗ genkräfte des Bundes nach ihrer Befreiung von ſchlechter politiſcher Führung der eigent⸗ lichen Aufgabe des Stahlhelms als eines unpolitiſchen Wehrverbandes zu erhalten. Zu dieſem Zwecke ſollen insbeſondere alle nach dem 1. März ds. Is. neugegründeten Ortsgruppen und Untergliederungen inner⸗ halb der Rheinprovinz dauernd aufgelöſt und die übrigen Gruppen hinſichtlich ihrer In kurzen Worten: Die deutſchnationalen Kampfringe ſind in 1 0 und den meiſten anderen deutſchen ändern aufgelöſt und verboten worden. In einer Beſprechung zwiſchen dem Kanz: ler, dem Vizekanzler, dem Arbeitsminiſter und dem Reichswehrminiſter ſind Richtlinien über das künftige Verhältnis von Stahl⸗ helm, SA und NSDAP. aufgeſtellt worden. Die politiſche Polizei hat in ganz Bayern eine einheitliche Aktion gegen die Funktio⸗ näre der Bayerſchen Volkspartei unternom⸗ men, um die Verbindung zwiſchen BVP. und den Chriſtlich⸗Sozialen in Oeſterreich reſtlos zu klären. Die deutſche Delegation zur Genfer Ar⸗ beitskonferenz iſt wieder in Berlin einge⸗ troffen. Sie hat vor ihrer Abreiſe dem Kon⸗ Fer r end mitgeteilt, daß die Mitglie⸗ er ihre Mandate niederlegen. Führung und ihres Mitgliederbeſtandes ei⸗— ner ſorgfältigen Säuberung unterzogen wer⸗ den. Aufruf Seldtes Der erſte Bundesführer des Stahlhelms, Reichsarbeitsminiſter Franz Seldte, hat folgenden Aufruf erlaſſen: Die nach dem ſiegreichen Durchbruch der nationalſozialiſti⸗ ſchen Revolution nachträglich betriebene Aus⸗ breitung und das Verhalten des Kampfrin— ges junger Deutſchnationaler, deſſen Vorhan⸗ denſein und Zweck auch dem Stahlhel'n k ſtets unverſtändlich war, hat heute eine Aktion ausgelöſt, deren Notwendigkeit im Sinne der nationalſozialiſtiſchen Staatsidee gegen jede Reaktion anerkannt werden muß. Darum befehle ich entſprechend meinen i Ausführungen gegen jede Re— aktion: Der Stahlhelm ſteht heute und zukünf⸗ tig zu Adolf Hitler und in der Front der nationalſozialiſtiſchen Revolution. Wie aus Koblenz gemeldet wird, iſt als Kommiſſar für den Landesverband Weſt⸗ mark⸗Süd des Stahlhelms von den Regie— rungspräſidenten von Koblenz und Trier einſtweilen der Führer des Landesverbandes Weſtmark-Süd Generalmajor a. D. Thon beſtellt worden. Der Kölner Regierungs⸗ präſident hat den Polizeioberſt a. D. Leber in Köln zum Kommiſſar für die Durchfüh— rung der Neuorganiſation des Stahlhelms im Regierungsbezirk Köln beſtimmt. Deutſche Tagesſchau Jur Minderung der Arbeitsloſigkeit. Wie der„Völkiſche Beobachter“ erfährt, iſt die Arbeit an den in Gee) zur linde beſtimmungen zum Geſetz zur Minde⸗ rung der Arbeitsloſigkeit im Reichsfinanz⸗ miniſterium ſoweit fortgeſchritten, daß mit der Veröffentlichung dieſer Beſtimmungen in den nächſten Tagen gerechnet werden kann. Es wird darin eine Reihe von wichtigen Ein⸗ zelfragen geregelt werden. So wird z. B. bei der Beſtimmung des Kreiſes derjenigen Volksgenoſſen, die ein Eheſtandsdarlehen er— halten können, Vorſorge getroffen werden, daß dieſe Vergünſtigung nicht etwa aſo⸗ zialen Elementen zugutekommt und anderes mehr. Ein Dementi. Wie von zuſtändiger Stelle mitgeteilt wird, entbehren die tzerüchte über eine in näch⸗ 1 ſter Zeit angeblich bevorſtehende Auflöſung der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung jeder Grundla⸗ ge. Ueber die künftige Geſtaltung der Ar⸗ beitsloſenhilfe in ſachlicher und organiſato⸗ riſcher Beziehung hat die Reichsregierung noch keinerlei Entſchließungen gefaßt. Reform der deutſchen Getreidemärkte. Im Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft ſind die Beratungen mit den Sachverſtändigen über die Reform der Ge⸗ treidemärkte zu einem vorläufigen Ende ge⸗ führt worden. Die Vorſchläge der Sachverſtän⸗ digen gehen im weſentlichen dahin, daß in Zukunft über die Beſtimmungen des Börſen⸗ geſetzes hinaus alle Getreidegroßmärkte ſtaqt⸗ licher Aufſicht unterſtellt und einer Ge⸗ nehmigungspflicht unterworfen werden. Allge⸗ mein kam in den Beratungen zum Ausdruck, daß das gegenwärtig an den deutſchen Ge⸗ treidebörſen geübte Verfahren der Preis⸗ feſtſtellung und Preisberichterſtat⸗ tung ungenügend iſt, vor allem wurde eine Verbeſſerung der zur Feſtſtellung der Preiſe dienenden Unterlagen als notwendig bezeichnel. Auslands⸗Rundſthau Unberechtigte Immunikätsaufhebung. Das Abgeordnetenhaus der Tſchecho⸗ ſlowakei hat, wie aus Prag gemeldet wird, beſchloſſen, den deutſchen nationalſozia⸗ liſtiſchen Abg. Knirſch wegen ſtaatsfeind⸗ licher Vereinigung an die Strafbehörden auszuliefern. Knirſch wird vorgeworfen, daß er 1930 in einer Gefallenenfeier des Su⸗ detendeutſchen Heimatb andes in Nürn⸗ berg geſprochen habe.(Und deshalb wird er dem Strafrichter übergeben?) . Gemeinderats ſitzung und Voranſchlagsberatung in Viernheim am 20. und 21. Juni 1933. Einführungsrede des Herrn Bürgermeiſters. Der Gemeinderat hat in ſeiner Sitzung am Dienstag- und Mittwochabend die Voran⸗ ſchläge der Gemeinde, ſowie der Gas⸗, Waſſer⸗ und Elektrizitätsverſorgungsanlagen für 1933 beraten und genehmigt. Den Vorſitz führte Herr Bürgermeiſter Bechtel, das Protokoll Herr Verw.⸗Inſp. Alter. Neben den Herren Ge- meinderäten hatten ſich zur Sitzung noch einge⸗ funden: Herr Beigeordneter Roos, ſowie als Sachberater die Herren Gemeinderechner Win⸗ kenbach und Bauinſpektor Berberich. Zur Mittwochsſitzung waren als Sachberater noch anweſend Herr Betriebsinſpektor Mandel und Herr Verw.-Sekretär Schmitt. Im Zu⸗ höreraum waren einige Intereſſenten vertreten. Vor Beginn der Beratungen hielt Herr Bürgermeiſter Bechtel eine Anſprache, die wir ihrer Wichtigkeit wegen hier wörtlich wiedergeben: Meine ſehr verehrten Herren! Deutſche Volksgenoſſen! Mitbürger! Ich eröffne die heutige Rats- Sitzung, die erſte öffentliche Sitzung nach meinem Amtsan⸗ tritt. Mit dem alten Aitinghauſen in Schiller's Wilhelm Tell können auch wir ſagen:„Das alte ſtürzt, es ändern ſich die Zeiten und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Auch aus den Ruinen, die uns das ſeit⸗ herige Regime hinterlaſſen hat, ſoll wieder neues Leben emporblühen. Wir wollen wieder aufbauen, was ſeither leichtfertig und gewiſſenlos zerſtört wurde. Ein neues Deut- ſches Reich ſoll entſtehen, das wir ausge⸗ ſtalten wollen zu dem erſehnten Dritten Reich. Niemand darf ſich dieſer Arbeit entziehen, alle ſind mit aufgerufen, tatkräftig mitzuarbeiten zum Wohl der Gemeinde, zum Wohl von Volk und Vaterland, um den Wiederaufſtieg Deutſch⸗ lands zu vollenden und ihm wieder in der Welt Geltung und Achtung zu verſchaffen. Hierzu bedarf es der ſchon ſo oft erwähnten Volksge⸗ meinſchaft. Wer deutſchen Blutes iſt, der ſoll ſich als ein unentbehrliches Glied der deutſchen Schickſalsgemeinſchaft fühlen und in jedem Deut⸗ ſchen, ob Bauer, Handwerker oder Bürger den deutſchen Bruder, den Schickſalsgenoſſen achten. Nur in der Wiederherſtellung eines großen Ver⸗ trauens aller deutſchen Menſchen untereinander, das durch die Parteienzerplitterung und die marxiſtiſche Volksvergiftung zerſtört war, kann Deutſchland politiſch, wirtſchaftlich und kulturell wieder geſunden. Meine Herren! Daß ich heute von dieſem Platze zu Ihnen ſpreche, das verdanke ich in erſter Linie dem Vertrauen, das die neue Regierung in mich ſetzte. Meine erſte Aufgabe ſoll nun die ſein, daß ich auch Ihr Vertrauen erwerbe. Ich habe die Stelle nicht geſucht, aber als man mich rief, ſie freudigen Herzens, wenn auch mit einem bangen Gefühl angenommen. Die zuverſichtliche Hoffnung auf Ihre Un⸗ terſtützung, meine Herren, aber auch die außer⸗ ordentlich freundliche Aufnahme bei meiner Ein⸗ ſetzung, laſſen zwar die Furcht nicht völlig ſchwin⸗ den, erwecken aber doch das Vertrauen, ſchließ- lich der Schwierigkeiten Herr zu werden. Die verehrten Herren übernehmen mich, ſo wie ich bin, Sie werden von mir wünſchen, daß ich ſtets meiner Ueberzeugung folge. Dieſe Ueberzeugung ruht auf Grundſätzen und Erfahr⸗ ungen und ihre Anwendungen auf den einzelnen Fall. Gern will ich, wenn meine Anſchauungen, mein amtliches Tun und Laſſen Widerſpruch hervorrufen, dankbar jeden Wink, jede Lehre prüfen, aber ſchließlich kann für meine Stellung- nahme immer nur meine eigene Ueberzeugung ausſchlaggebend ſein. Dieſe kann nicht abhängen von dem Wunſche irgendwelcher Partei; wer im⸗ mer eine Anregung gibt, eine Klage vorbringt, wird bei mir gleich williges Ohr finden, in welchem Lager er auch ſtehen mag. In Ange- legenheiten der Gemeinde möchte ich außerhalb der Parteien ſtehen. Unbegrenzte Sachlichkeit, welche gleichbedeu⸗ tend iſt mit Offenheit u. Wahrheit, ſoll mein oberſter Grundſatz ſein; hiernach möge man meine Hal⸗ tung beurteilen, wie auch ich gerne anerkennen werde, daß eine der meinigen entgegengeſetzte Anſicht einer Ueberzeugung entſpringt, die zu ehren iſt. Und, meine Herren, wenn hier oder in den Kommiſſionen einer von uns in der Verfechtung ſeiner Anſichten eifrig wird, in Hieb oder Abwehr ſich etwas erhitzen ſollte, ſo wollen wir uns das einander nicht nachtragen. 5 Allerdings, meine Herren, erwarten Sie von mir nicht ſchon in der allernächſten Zeit Anträge oder bei allen wichtigen Fragen eigene Stellungnahme. Eine Schonzeit müſſen Sie auch mir geben; zunächſt muß ich lernen, viel lernen und erbitte hierzu, wie ich bereits vorhin getan, Hilfe. Aus dieſem Grunde kann ich auch heute zu dem Voranſchlag nicht ſo Stellung nehmen, wie ich es gerne möchte. Ich wäre ein ſchlech⸗ ter Bürgermeiſter, wenn ich mich für fähig hielte, ſchon jetzt Anſchauungen zu haben über all das, was in Viernheim zu tun iſt. Hiermit laſſen Sie mich dieſe Ausführungen allgemeiner Art ſchließen. Daß die nächſten Obliegenheiten, die gründliche und ſchleunige Er⸗ ledigung der Geſchäfte, die zweckmäßige Organi⸗ ſation der Verwaltung, die Gewinnung tüchtiger Beamten und Arbeiter nicht verſäumt werden darf, iſt ja ſelbſtverſtändlich. Ich wiederhole meine Bitte, mich freund⸗ lich aufzunehmen und Nachſicht zu üben— wie ich gerne verſpreche, meine ganze Kraft in den Dienſt Viernheims zu ſtellen. n Bevor ich nun zu dem 1. Punkt der Ta⸗ gesordnung komme, iſt es mir eine beſonders angenehme Pflicht, Herrn Beigeordneten Roos für ſeine treuen Dienſte, die er jahrelang der Gemeinde, auch in den ſchweren Zeiten der letzten Jahre geleiſtet hat, herzlichſt zu danken. Mit dem Ausſcheiden des Herrn Roos aus ſeinem Amte möchte ich aber gleichzeitig die Hoffnung verbinden, daß er unſerer Gemeinde noch möglichſt lange erhalten bleibe und auch weiterhin im bürgerlichen Lebeu ſeine Hilfe und Mitarbeit ſowie ſein tätiges Intereſſe der Ge⸗ meinde entgegenbringen möge. Leider kann ich Ihnen heute den Nachfolger für Herrn Roos noch nicht namhaft machen. Die diesbezügliche amtliche Verfügung ſteht noch aus. Ich hoffe aber beſtimmt, daß ich die Einführung und Verpflichtung des noch zu ernennenden Bei⸗ geordneten in der nächſten Gemeinderatsſitzung nachholen kann. Und nun meine ſehr verehrten Herren kom⸗ men wir zu Punkt 1 der Tagesordnung, zur Beratung des Voranſchlags für das Rj. 1933. Beim Durchgehen der einzelnen Rubriken haben Sie Gelegenheit um Ihre Stellungnahme zu dem Voranſchlag kund zu geben. Ich möchte es hier gleich vorweg nehmen, daß die Haupt⸗ ſchuld an dem Finanzelend die Arbeitsloſigkeit trägt, die bei uns, die wir an der Peripherie der Großſtadt Mannheim liegen, beſonders ſtark zu Tage tritt. Damit verbunden ſind die not⸗ wendigen aber koſtſpieligen Bekämpfungsmaß⸗ nahmen. Weiter wirkt ungünſtig die außergewöhn⸗ lich eingetretene Senkung der Steuerwerte und Schwächung der Steuerkraft in allen Teilen der Bürgerſchaft mit. Trotz reſtloſer Erſchöpfung aller uns zur Verfügung ſtehenden Einnahme⸗ und Steuerquellen können wir aber die beſon⸗ ders hohen Aufwendungen auf dem Gebiete der ſozialen Fürſorge nicht aufbringen. Wir bedür⸗ fen in dieſer Hinſicht vielmehr auch weiterhin der Unterſtützung des Reiches und es iſt unſer ſehnlichſter Wunſch, daß hierin baldigſt eine Aenderung geſchaffen wird. Wir haben das feſte Vertrauen in uaſere jetzige Regierung, daß ſie auch dieſe Aufgabe im Lauf der nächſten Zeit löſt. Für uns iſt es unmöglich, dieſe Auf⸗ gabe mit den uns zu Gebote ſtehenden Mitteln zu erfüllen. Ich glaube annehmen zu dürfen, daß ſich Niemand dieſer Tatſache verſchließt. Wenn auch dieſes Mal es nicht gelungen iſt, das Gleichgewicht zwiſchen Ausgaben und Einnahmen herzuſtellen, ſo iſt doch zu hoffen, daß ſich die vollkommene Balancierung nach und nach erreichen laſſen wird. Sobald die vorhin erwähnte Frage bezüglich Aufbrinigung der ſozialen Laſten von höherer Stelle gelöſt iſt, können wir mit gutem Gewiſſen vor Sie hintreten und erklären, daß unſer Voranſchlag ausgeglichen iſt. Die größte Verantwortung, die wir zu tragen haben liegt nun mal auf dem Ge⸗ biet des Finanzweſens, wie dies in der Na⸗ tur der Sache eben liegt. Wir haben uns bei der Aufſtellung des Voranſchlages von dem Gedanken leiten laſſen, am richtigen Platz zu ſparen und zu erhalten ſuchen, was wir noch beſitzen. Auf dieſem Grundſatz iſt unſer Etat aufgebaut. Wenn ein jeder ſo denkt und danach handelt und nicht in erſter Linie an ſich und auf ſein eigenes Wohl bedacht iſt, ſondern nur das gemeine Wohl im Auge hat, dann wird es wirklich wieder aufwärts gehen aus unſerer großen Not mit dem Land und dem ganzen deutſchen Reich. Möchte uns das Jahr 1933 darin weiter bringen, dann braucht uns in aller Not und Sorge nicht bange ſein um die Zukunft. Mögen Sie meine Herren, durch einmütige Annahme des Voranſchlags und der auf ihn Tagesſätze beauftragt. Bezug habenden* lagen, ſeits bekunden. 177 5 1 8 Mögen aber auch die Bürger das Ihrige dazu beitragen und der Gemeinde opferwillig das geben, was zu ihrer Erhaltung und Ent⸗ wicklung nottut. Heil Hitler! *. * Die Voranſchlagsberatung. Bei Poſ. 3 Grundſtücke, wird der für Obſterlös vorgeſehene Betrag von 4000 Mk. in Einnahmen auf 1000 Mk. herabgeſetzt, da die. 1 in dieſer ſchweren Zeit d rchzuhalten, auch Ihrer⸗ ſes Jahr wegen des ſpät eingeſetzten Froſtes mit einer ſehr geringen Obſternte zu rechnen iſt. trägnis wird von 5000 Mk. auf 3500 Ml. herabgeſetzt. In Ausgabe wird zur Unterhaltung der Obſtbäume der vorgeſehene Betrag von 400 auf 600 Mk. erhöht., damit Neuanpflanzungen vorgenommen werden können. Die Gasverſorgung erbringt unter Pof. 13 einen jährlichen Ueberſchuß von 7000 Mk, die Elektrizitätsverſorgung einen ſolchen von 45000 Mk., während die Waſſerverſorgung noch keinen Verdienſt für die Gemeinde abwirft. Bei Poſ. 22, Allgemeine Verwaltung, wird die hier eingeſetzte Vergütung des Beige ⸗ geordneten von 500 Mk, auf 100 Mk. herab- geſetzt. Die Vergütung des Kontrolleurs von 400 Mk. wird ganz geſtrichen u. ſoll dieſer Poſten von einem Gemeindebeamten übernommen werden. In Bürobedürfniſſen, Porto- und Fernſprechge⸗ bühren muß geſpart werden und werden die hierfür vorgeſehenen Beträge von zuſammen 4000 Mk. auf zuſammen 3000 Mk. feſtgeſetzt. Die an Ortsvorſtandsperſonen(Gemeinderäte) ſeither be zahlten 10 Mk. jährlich für Haltung von be⸗ lehrenden Zeitſchriften werden geſtrichen und hiermit 250 Mk. eingeſpart. Bezüglich der Mahngebühren ſind in Einnahmen 2500 Ml. vorgeſehen, dieſer Betrag wird ſich vorausſicht⸗ auf 600 Mk. nur beziffern, da vorgeſehen iſt, Mahngebühren auf den Friedensſatz von 109 feſtzulegen. Das Reinigen und Inſtandhalten des Rathauſes ſoll, um das Doppelverdienertum nicht zu fördern, einer anderen Frau übertragen werden. Wegen der hohen Koſten der Heizung des Rathauſes iſt Zentralheizung zu erwägen, und wird ein diesbezüglicher Koſtenvoranſchlag gewünſcht. Die Treppenfluren des Rathauſes werden einem Neuanſtrich unterzogen. Am Ein- gang werden die vielen Plakate entfernt und es darf in Hinkunft keine Verſchandelung mehr vorgenommen werden. Die Prozeßkoſten haben im letzten Jahre etwa 1900 Mk. betragen. Auch hier wird unbedingt geſpart und darf das Ge⸗ richt ſo wenig wie möglich in Anſpruch genom⸗ men werden. Bezüglich der Vergütung des Glöckners, für welche 350 Mk. für Uhraufziehen und 10 Uhr⸗Läuten vorgeſehen find, ſoll Herrn Hofmann nahegelegt werden zu Gunſten der not⸗ leidenden Gemeinde mit einer Bezahlung von 100 Mk. zufrieden zu ſein. Unter Poſ. 23 Oeffentl. Sicherheit, werden für 18 Polizeiſtellen a 1200 Mk. zu⸗ ſammen 21600 Mk. bezahlt. Hier wird mit der Rezierung verhandelt, um im Hinblick auf den allgemeinen Gehaltsabbau eine Ermäßigung zu erhalten. Bei Poſ. 24 Oeffentliche Geſundheitspflege werden die hier vorgeſehenen 300 Mk. Warte⸗ geld für Hebammen geſtrichen. Für Kinderſpei⸗ ſung werden anſtatt 1500 Mk. jetzt 2000 Mk. genehmigt mit der Maßgabe, daß, falls die Er⸗ werbsloſigkeit bis zum Winter zum größten Teil behoben iſt, es bei dem Betrag von 1500 Mk. bleiben kann. Für Schnakenbekämpfung wird der Betrag von 250 Mk. neu genehmigt. Dem Roten Kreuz wird ein Zuſchuß von 100 Mk. bewilligt. Poſ. 26 Feuerlöſchweſen. An die Feuer⸗ verſicherungs⸗Geſellſchaften ſoll wegen eines Zu⸗ ſchuſſes zu den allgemeinen Feuerwehrkoſten her⸗ angetreten werden. Die Anſchaffung einer Mo⸗ torſpritze wird erwogen. Der Koſtenpreis be⸗ trägt 3000 Mk., hiervon werden von der Brand⸗ verſicherungskaſſe 2000 Mk. getragen. Beſchluß⸗ faſſung hierüber wird zur gegebenen Zeit erfolgen. Unter Poſ. 27 Armenpflege, ſind an Bei⸗ trag an das Kath. Krankenhaus 3000 Mk. vor⸗ geſehen. Die Gemeinde erhält hierfür Ortsarme zum Betrage von 1.70 Mk, pro Tag behandelt, Auch der eingeſetzte Betrag für Graser⸗ Odſtern ſo dicht vor der Tür ſteht. Kommt Ihr Willi Oſtern her voll Bitterkeit verſchweigen. während andere Kranke 3.50 Mk. bezahlen. Es 3 wird hier bis zu einer nächſten Sitzung Aufklä⸗ rung gewünſcht, wieviel Patienten zu 1.70 Ml. und wieviel zu 3.50 Mk. behandelt worden ſind. In der Mittwochſitzung wird angegeben, daß in 1932 für 6 Alten Pflege à 1.70 Mk. pro Tag 3150 Mk. und für 140 Krankenpflege à 3.50 Mk. pro Tag 7500 Mk. bezahlt wurden. Der Finanzausſchuß wird mit der Ueberprüfung der Der Zuſchuß von 3000 vern, die ihren eigenen Hausſtand gegründet des Geſprächs, des vertrauten Mk. ſoll im Hinblick auf die gemeinnützige Tätig ⸗ keit des Krankenhauſes verbleiben. Bei Pos. 28 Schulen, wird der Lohn des Schuldieners Hofmann von 50 Mk. auf 45 Ml. wöchentlich herabgeſetzt. Diejenigen Vereine, welche Schulſäle zu irgend welchen Zwecken be⸗ nützen, ſollen in Hinkunft mit einer Abgabe be ⸗ man ſich leicht zueinander hin, ihr zuſammen zu dem Flickkorb ſetzt. 75 Die Frau und ihre Welt „Was unſer Kind ſchon ale Haun!“ Ein belauſchtes Zwiegeſpräch. Frau Gerta:„Wie hübſch, daß wir uns treffen, Frau Anna! Dae können wir doch gemeinſam zur Stadt gehen!“ Frau Anna:„Sie haben recht, Frau Gerta. Ich will auch zur Stadt!“ a Gerta:„Ja, ja, man hat jetzt ſo allerlei zu beſorgen, wo auch zur Schule? Unſer Fritzchen iſt ſchon in heller Aufregung!“ Anna:„Gewiß! Willi iſt auch ſchulpflichtig. Er freut ſich auch ſchon auf die Schule.“ Gerta:„Daß Fritzchen ſich freut, kann man gerade nicht behaupten. Er weiß ganz genau, daß es nun mit der goldenen Freiheit ein Ende hat. Sie haben doch ſicher auch die letzte Zeit recht fleißig mit ihm geübt?“ Anna:„Geübt? Wie meinen Sie das, Frau Gerta?“ Gerta:„Je nun— man will doch ſein Kind nicht ſo ganz unwiſſend zur Schule gehen laſſen. Deshalb haben wir zu Hauſe ſchon angefangen, ihm wenigſtens die Anfangsgründe beizubringen. Das werden Sie doch ſicher auch getan haben, Frau Anna?!“ Anna:„Da ſtehen mein Mann und ich allerdings auf einem anderen Standpunkt. Nach unſerer Anſicht iſt es Sache der Schule und nicht des Elternhauſes, den Kindern die Aufangs— gründe beizubringen.“ 0 Gerta:„Aber ich bitte Sie, Frau Anna, dann hat ja ſo ein Kind keine blaſſe Ahnung von allem, wenn es in die Schule lommt!“ Anna:„Das ſoll es ja auch nicht, liebe Frau Gerta! Wozu iſt denn die Schule da? Sie hat doch ihre eigenen, wohl- erprobten Unterrichtsmethoden, die den Kindern alles leicht jaßlich machen. Wir Eltern dagegen gehören noch einer anderen Zeit an, deren Lehrweiſe notwendigerweiſe auch eine andere geweſen iſt. So beſteht die Gefahr, wenn wir dem Kind da⸗ heim ſchon allerlei beibringen, daß dies in ganz anderer Weiſe geſchieht, wie ſpäter in der Schule. Dadurch verwirren wir das Kind nur.“ Gerta:„Aber Frau Anna, es macht doch einen viel beſſeren Eindruck, wenn das Kind nicht ſo dumm zur Schule kommt!“ Anna:„Sie irren! Das Kind iſt nicht dumm, es iſt nur noch unwiſſend. Das aber wollen die Lehrer ja gerade. Je weniger es vorher gelernt hat, deſto aufnahmefähiger wird es in der Schule ſein. Hat dagegen ſo ein kleiner Kerl daheim ſchon mancherlei gelernt, dann beſteht die Gefahr, daß er in der Schule, bei den Anfangsgründen, die ihm bekannt ſind, verächtlich denkt: Aber das weiß ich doch ſchon alles!— Die Jolge iſt, daß ſo ein Kind nicht achtgibt, auch dann nicht, wenn der Unterricht vorauſchreitet und Neues, noch Unbekanntes bringt!“ Gerta:„Sehen Sie, von dieſem Geſichtspunkt habe ich die Sache noch nie betrachtet! Wir hatten uns daheim ſchon ſo gefreut, daß unſer Fritzchen es nun in der Schule leichter haben würde...“ Anna:„Es iſt überhaupt nicht gut für ein Kind, wenn ſeine geiſtige Entwicklung allzuſehr beſchleunigt wird. Laſſen wir doch da in erſter Linie die Natur walten! Im übrigen ſollen die Kinder ſpielen, ſolange es eben geht. Der Schulunterricht beginnt doch erſt dann, wenn das normal entwickelte Kind die nötige Reife dafür erlangt hat! Mein Maun iſt mit verſchiedenen Lehrern befreundet. Wie oft haben die ihm geklagt, wie ſehr ſolche von daheim vor⸗ bereiteten Kinder ihnen den Unterricht erſchweren. Sie geben nicht genügend acht, ſind altklug und vorwitzig. Nach kurzer Zeit aber fallen dieſe Kinder merklich im Unterricht ab, ihre Leiſtungen laſſen erſtaunlich nach!“ Gerta:„Und dabei waren wir ſo ſtolz darauf, was unſer Fritzchen ſchon alles kann! Aber ich ſehe ein; Sie haben recht, liehe Frau Anna! Darum werde ich unſeren Kleinen auch nicht länger mehr mit unnützen Arbeiten quälen, die er in der Schule ſpielend leicht lernen wird!“ Anna:„Ganz recht, liebe Frau Gerta! Wir wollen unſere Kinder ſpielen laſſen, ſolange es eben geht. Denn, nicht wahr?, ner Ernst des Lebens kommt doch für uns alle heutzutage noch ſrüh genug!“ Smada. Au dem Altenteil Vor mir liegt der Brief einer alten Frau, ein Brief voll erſchütternder Klage. Da iſt ein Leben voll Mühe und Arbeit hingegangen, da hat eine Mutter, ſolauge ſie bei Kräften war, in Liebe und Pflichtgefühl das ihre an den Ihren getan. Nun iſt ſie alt; nun kann ſie nicht mehr arbeiten. Es iſt eine junge Frau ins Haus gekommen, ein junger Menſch mit eigenen An⸗ ſprüchen an das Leben, mit ſeinem Recht an das eigene Heim, mit dem Recht auf die Würde der Hausfrau und auf das Alleinſein mit dem Gatten. Gewiß, die alte Frau, die jetzt aufs Altenteil gegangen iſt, hat ihr Zimmer, ſitzt bei den Mahl⸗ zeiten am Tiſch, aber ſie hat nichts mehr dreinzureden, wird um nichts mehr gefragt. Wenn ſie nach der Mahlzeit noch ein wenig mitplaudern möchte, wenn ſich die alte Frau nach einer Stunde der Geſelligkeit ſehnt, läßt die junge Frau und läßt der Sohn es ſie ſpüren, daß ſie ſtört. Man hat Intereſſen, von denen die Mutter nichts mehr verſteht. Man möchte die wenigen Stunden, die der Beruf dem Manne für ſein Heim gönnt, miteinander genießen, zweiſam oder mit gleichgeſinnten Freunden. Alſo ſoll die Mutter wieder in ihr Zimmer zurück. Sie hat ihr Leben zu ihrer Zeit gelebt. Jetzt ſind nun die anderen dran. 5 Eine alte Frau klagt. Vielleicht klagt, dieſer welke Mund einmal in Worten, was zahlloſe welke Lippen rings um uns Alt ſein— und allein ſein: es iſt hart! Es wird härter durch die immer wieder nagende Frage:„Womit habe ich das verdient? Habe ich euch nicht immer meine Kraft, meine Liebe, meine treue Pflichterfüllung Nargebracht?!“ 11 Daß in den Zuſammenwohnen von alten Eltern mit Kin⸗ haben, eine Fülle von Konflittſtoff liegt, iſt bekannt und begreiflich. Aber auch vier laſſen ſich 1 1 0 finden, wie überall im Leben, wenn der gute Wille auf beiden Seiten vorhanden iſt. Gewiß muß die alte Frau auf ihrem Altenteil Rückſichten auf die junge Hausfrau nehmen, muß ihr das Zepter überlaſſen, die Würde der Hausfrau, das Recht, zu beſtimmen, wie es in ihrem Hauſe zugehen ſoll. Sie muß auch Verſtändnis dafür haben, daß jeder Menſch ein gewiſſes Maß von Alleinſein haben will, daß man einem Ehepagr Stunden der Zweiſamkeit, Miteinanderſchweigens laſſen muß. Aber das Paar darf darüber nicht vergeſſen, auch der Mutter die Würde ihres Alters zu geben; es würde der Mutter gut tun, wenn ſie dann und wann um Rat gefragt wird, daß man ſie mit einladet, wenn Gäſte da ſind; es braucht ja nicht ſedesmal zu ſein, aber doch manchmal. Auch ließe es ſich leicht machen, daß man die Mutter um kleine häusliche Hiljen bittet, daß ſich die. Schwiegertochter oder die Tochter mit Die Mutter fühlt ſich dann wieder nützlich, und beim Nähen und Stopfen p audert lernt ſich im Geſpräch verſtehen, lernt über die Schwächen des anderen wegſehen und die guten Seiten kennen. Vor allem aber ſollten Kinder, Enkelkinder!, nicht in den Konflikt mit hineingezogen werden. Nichts kann der Großmutter weher tun, als wenn ſie ſieht, wie ihre Kindeskinder gegen ſie ſelbſt Partei ergreifen, unwillig zur Hilfe, unwillig zu einer kurzen Plauderei ſind. Kinder im Hauſe können vielmehr das goldene Band zwiſchen den beiden Generationen bilden, können dazu helfen, daß die Liebe und der Frieden nicht aus dem Hauſe weichen. Freilich: guter Wille von beiden Seiten gehört dazu. Aber die im Glück wohnen, die jung und miteinander ſind, haben es leichter, gütig und herzlich zu ſein, viel leichter als ein alter Menſch, in deſſen Herz die Bitterkeit eingezogen iſt. Es iſt nicht leicht, alt zu ſein. Aber es iſt furchtbar, wenn uns die allein laſſen, um deren Liebe wir ein Leben lang gedient haben. Die ideale Gattin. 25 Eine Zeitung in Kanada legte ihren männlichen Leſern die bene“„Welche Eigenſchaften muß die ideale Gattin be— ſitzen? Die Antworten zeigten, daß die begehrteſten Eigenſchaften der„idealen Gattin“ Sparſamkeit, Gutmütigkeit, Sachlichkeit und Aufrichtigkeit ſind. Sparſamkeit:„Eine gute Frau“, ſo hieß es unter anderem,„darf keine Schulden machen. Sie darf auch nicht un⸗ aufhörlich ihrem Manne vorlamentieren, daß ſie nichts anzu⸗ ziehen habe. Sie muß die Ausverkäufe“ und„Gelegenheits— käufe' der großen Warenhäuſer ignorieren.“ „Gutmütigkeit:„Eine gute Frau muß ſich enthalten, übel von ihren Freundinnen, vor allem ihren beſten Freun⸗ dinnen, zu reden. Sie darf auch nicht immer das letzte Wort haben wollen, wenn ſie mit ihrem Manne ſtreitet. Sie darf ferner nicht die fixe Idee haben, daß ihr Mann ein Schwach— kopf iſt, daß ſie einen geſcheiteren, reicheren, berühmteren und ſtattlicheren Gatten verdient hätte.“ Sachlichkeit und Aufrichtigkeit:„Eine gute Frau darf es nicht verſchmähen, ſich um die Küche zu kümmern. Sie muß freimütig ihr genaues Alter angeben, auch wenn ſie die Dreißig bereits überſchritten hat.“ Das ſind ſo in der Hauptſache die Wünſche der kanadiſchen Ehemänner. Welches mögen aber wohl ihre Eigenſchaften ſein, die ihnen nach ihrer Meinung die Berechtigung geben, die vor— erwähnten Anſprüche an ihre Gattinnen zu ſtellen? Hoffen wir, daß demnächſt eine Umfrage unter den kanadiſchen Frauen veranſtaltet wird, damit man erfährt, was ſie an ihren Ehe— männern auszuſetzen haben und wie dieſe nach ihrer beſchaffen ſein müßten! Meinung Giflige Nahrungsmittel. Von unſerem mediziniſchen Mitarbeiter Dr. med. Karl Ander. Fleiſchvergiftung.— Torten, durch deren Genuß 60 Perſonen erkrankten.— Vorſichtsmaßregeln. Hier ſoll nicht die Rede ſein von Giften, die abſichtlich oder unabſichtlich Nahrungsmitteln beigemengt werden, nicht von Arſenit und Strychnin, ſondern von Nahrungsmitteln, in denen ſich das Gift ohne äußeres Zutun gebildet hat, indem Erreger von Krankheiten ſich in ihnen vermehrten. Wenn zum Beiſpiel Fleiſchſtücke, aufeinander gelegt, aufbewahrt werden, ohne daß die Luft Zutritt hat, noch dazu in feuchten, dumpfen Lokalen, aber auch, wenn das Schlachtvieh giftige Kräuter gefreſſen hat, kann Fleiſchvergiftung zuſtande kommen. Solche Fälle ſind, trotz aller Fleiſchbeſchau und Lebensmittelkontrolle, auch in unſerer hygieniſch ſo fortgeſchrittenen Zeit noch immer häufiger, als man im allgemeinen glaubt, betreffen nicht ſelten eine größere Anzahl von Perſonen, und müſſen immer ernſt genommen werden. In den Jahren 1913 bis 1918 ſtarben allein in Preußen 3680 Menſchen an Fleiſch-, Wurſt⸗ und Fiſchvergif⸗ tung. Im Jahre 1919 erkrankten in der Nähe von Eſſen nicht weniger als 2000 Perſonen durch den Genuß von Schaffleiſch. Selbſt in einer ſo muſtergültig geleiteten, modernen Anſtalt, wie es das Rudolf-Virchow⸗Krankenhaus in Berlin iſt, ereig⸗ neten ſich 1908 100 Fälle von Fleiſchvergiftung(Hackfleiſch), die das Pflegeperſonal betrafen. Dieſe unheimliche Krankheit zeigt ſich in verſchiedenen Geſtalten: manchmal hat man den Ein⸗ druck eines heftigen Magendarmkatarrhs, dann wieder ähnelt ſie dem Unterleibstyphus; gewiſſe ſchwere Fälle weiſen ſaſt die- ſelben Erſcheinungen auf wie die Cholera. Schlimm iſt auch jene Krankheitsform, die in erſter Linie durch Störungen der Gehirn- und Nerventätigteit gekennzeichnet iſt. In der Geſtalt des Magendarmkatarrhs finden wir die Fleiſchvergiftung manchmal ſchon eine halbe Stunde nach dem Eſſen; dagegen können vier bis acht Tage verſtreichen, bis die zweite Form der Krankheit, die typhusähnliche, zum Vorſchein kommt. Er⸗ brechen iſt in beiden Fällen faſt immer vorhanden. bei der zweiten Form Durchfall; ſeltener Verſtopfung, Fieber, Trocken- — nicht ſelten. 11 1 fleiſch vom Schlegel wird mit einer Zwiebel durch die Fleiſch heit, Rötung und Schwellung des Schlundes ö Schüttelfroſt. Selbſt ein Hautausſchlag, ähnlich wie bet Unter leibstyphus, kann ſich bilden. Sehr beläſtigt werden die Kranken durch Kopf- und Gliederſchmerzen, die unter Umſtänden einen hohen Grad erreichen können. Die choleraähnliche Form der Fleiſchvergiftung hat auch manche gemeinſame Züge mit der Arſenikvergiftung. Beſonders ſchlimm und bedenklich iſt die vierte Form, der„Botulismus“. Der Kranke fiebert nicht, da— gegen ftellt ſich(gewöhnlich nach 24 Stunden) Doppelſehen ein, die Sprache wird undeutlich und mühſam, die Stimme heiſer, manchmal, wie bei gewiſſen Kehlkopfkrantheiten, vollſtändig ton⸗ los. Zuweilen leidet die Hörſähigleit; auch Krämpfe ſind bei dieſer Form der Fleiſchvergiftung wiederholt beobachtet worden. In gewiſſen Fällen kann der Kranke die Augen nicht öffnen, da die Muskeln, die das Augenlid heben, gelähmt werden; ſogar völlige Blindheit kann eintreten. Wie gefährlich der Botulismus iſt, mag daraus erſehen werden, daß in derart ſchweren Fällen bei 50 Prozent der Befallenen der Tod ein⸗ tritt. Entweder erſticken die Kranken, weil die Nerven, durch die die Atmung reguliert wird, gelähmt werden, oder die Schluckmuskeln funktionieren nicht; es gelangt flüſſige Nahrung in die„falſche Kehle“, von dort in die Lungen, und eine Lungenentzündung macht dann dem Leben oft ein Ende. Han⸗ delt es ſich um einen leichten Fall lerſter Form), ſo gehen die krankhaften Erſcheinungen bald wieder zuxück, das Fieber, das raſch aufgetreten war, vergeht, und in kurzer Zeit ſtellt ſich Geneſung ein. Uebrigens kann die Krankheit auch durch andere Lebensmittel als durch Wurſt, Fleiſch und Fiſch entſtehen. Auch der Genuß von Krebſen(beſonders von Hummern), Muſcheln, Krabben, Auſtern, rohen Schinken, aber auch von Vanille (Speiſeeis!), Milchſpeiſen, Pudding und Salatkonſerven iſt zu⸗ weilen Urſache von Vergiftungen. In Connecticut erkrankten 60 Perſonen, die in einem Reſtaurant Torte gegeſſen hatten; vier davon ſtarben. Schlechtes Bier, Paniermehl und Kar⸗ ſoffeln, Konſerven von Spargel, Spinat, roten Rüben und Bohnen ſind ebenfalls ſchon Urſache von Fleiſchvergiftung ge⸗ worden, beſonders in Amerika, wo Nahrungsmittel in Kon⸗ ſetvenbüchſen aus Bequemlichteit viel häuſiger gegeſſen werden Stücke geſchnitten und in Salzwaſſer davon in eine Schüſſel. Nachdem dies erkaltet i als bei uns. Am häufigſten freilich iſt die Krankheit nach Genuß von Fiſchen, beſonders ſolchen in Konſervenbüchſen(Sar⸗ dinen!), und Wurſt aufgetreten. Maßregeln, um eine Fleiſchvergiftung zu vermeiden, be— ſtehen zunächſt in großer Vorſicht gegenüber Nahrungsmittel- konſerven.„Bombierte“ Konſerven, das heißt ſolche, deren Deckel durch die im Innern ſich bildenden Gaſe aufgebläht ſind, dürfen nicht verwendet werden. Aber auch, wenn es ſich um gute Konſerven handelt, ſoll man den Inhalt einer einmal geöff⸗ neten Büchſe nicht lange ſtehenlaſſen, ſondern recht bald auf⸗ brauchen. Rohes Hackfleiſch iſt, beſonders im Sommer, am beſten ganz zu meiden, desgleichen iſt Vorſicht gegenüber Fiſchen und Wurſt, beſonders zur Zeit der Hitze, dringend zu emp— ſehlen. Auſtern ſoll man in den Monaten Mai bis Auguſt am beſten überhaupt meiden. Ein beſonderes Augenmerk iſt den Fliegen zuzuwenden. Selbſt tadelloſe und friſche Lebensmittel, auch nichtkonſetoierte, können ſehr ſchädlich wirken, wenn die Krankheitserreger, wie dies oft vorkommt, durch Fliegen ver⸗ ſchleppt werden. Zu den zahlreichen Krankheiten, die durch Fliegen verſchleppt werden(Typhus, Ruhr, Cholera, ſelbſt Tuberkuloſe uſw.), gehört auch die Fleiſchvergiftung. Nah— rungsmittel ſind alſo immer zugedeckt aufzubewahren, ſei es zu Hauſe, ſei es in Lebensmittelgeſchäften. N weh! Schon wieder unmodern! Wie oft hört man aus dem Munde der ſparſamen Frau dieſen Jammerruf! Für manchen Geldbeutel iſt es jetzt direkt eine Unmöglichkeit, den Anforderungen der Mode gerecht zu werden. Da iſt es doppelt wertvoll für eine Frau, wenn ſie die Kunſt verſteht, aus Altem etwas Neues herzuſtellen. Die Mode wechſelt ſehr häufig. Um nicht als unmodern zu gelten(Wer möchte das?), muß man mitgehen. Die Frauen, die das Schneidern beherrſchen, haben es ver— hältnismäßig leicht, im Gegenſatz zu denen, die ihre Kleider fertig kaufen oder nach Maß arbeiten laſſen. Für die Selbſt⸗ Schneiderin iſt das Moderniſieren keine große Angelegenheit. Natürlich darf nicht einfach drauflos geſchnitten werden; erſt muß ſorgfältigſt geprüft werden, ob ſich eine Moderniſierung überhaupt lohnt. Oft genügen ſchon ein paar geſchickte Hand⸗ ſtiche, um der neuen Mode gerecht zu werden. Wer nicht ſelbſt ſchneidern kann, muß ſich eben eine tüchtige Hausſchneiderin ſuchen; das koſtet, im Verhältnis zu einer Neuanſchaffung, ſehr wenig. Oft erſcheinen aber die Umwälzungen in der Mode viel größer, als ſie in Wirklichkeit ſind. Kleider, die ſchon ab⸗ getragen, ſind faſt niemals mehr wert, geändert zu werden. Man wird nie Freude daran haben. Bei Kleidern mit guten Stoffen läßt ſich ſehr leicht eine Aenderung vornehmen. Oft wirkt ſchon die Veränderung des Kragens oder des Halsausſchnitts Wunder. Man kann ſchon durch Aufnähen von Spitzenmanſchetten oder Rüſchen, An— bringung einer feſchen Krawatte, Einſetzen von Weſten oder einem Einſatz Kleider moderniſieren: durch kleine Variationen, mit etwas Geſchmack und Phantaſie, können wir auf billige Weiſe die neue Mode mitmachen, und keine Frau braucht mit unmodernen Kleidern herumzugehen. Isabella. k. Zu altbackenes Brot bringt man in eine Blechbüchſe oder in einen Topf, verſchließt gut und ſtellt die Büchſe in ein Ge⸗ fäß mit kochendem Waſſer. Bis dieſes erkaltet, wird das Brot wieder wie neugebacken. f. Das Auffriſchen von ſchwarzen Strohhüten. Am beſten friſcht man ſchwarze Strohhüte mit fertig käuflichem Hutlack auf, den man dünn aufträgt. Getrocknet wird der Hut an der friſchen Luft. Iſt der Hut ſehr ſtaubig, ſo reibe man ihn mittels eines weichen Läppchens mit Oel ab und friſche ihn dann erſt mit Hutlack auf. b. Reinigen von Baskenmützen. Baskenmützen laſſen ſich vorzüglich in lauwarmem Seifenflockenwaſſer oder in einer Perſillauge waſchen; die Kappe braucht nur ausgedrückt, nicht gegeneinander gerieben zu werden. Auch beim Spülen winde man die Kappe nicht aus, ſondern drücke nur die größte Näſſe zwiſchen den Tüchern heraus. Nach dem Spülen zieht man die Mütze über einen entſprechend großen Teller, damit ſie wieder in Form kommt. . Fettflecke in Tapeten. Fettflecke in Tapeten laſſen ſich ſehr ſchwer entfernen. Man verſuche es mit Benzin oder lege auf den Fleck Fließpapier und fahre mit einem heißen Eiſen darüber. Das Fließpapier ſaugt das Fett ein. Das Mittel hat mur bei ganz friſchen Flecken Wirkung. Bei der Anwendung mit Benzin wird die Farbe bei farbenempfindlichen Tapeten in Mitleidenſchaft gezogen. eis die Nucl f e. f. Italieniſche Nudelſpeiſe. 250 bis 300 Gramm rohes Kalb— maſchine getrieben, raſch in Butter weichgedünſtet, ſchwach ge— ſalzen und mit etwas Paprita und einigen Tropfen Maggi⸗ Würze gewürzt, dann mit einem Eßlöffel voll Mehl überſtäubt und mit zwei Eßlöffel voll Fleiſchbrühe aufgekocht. Mit zirka 40 Gramm Butter und ebenſoviel Mehl wird eine helle Ein⸗ brenne gemacht, dazu gibt man einige Eßlöffel voll dickes Tomatenmark und läßt dies gut verkochen. Ein Pfund Eier— bandnudeln werden in Salzwaſſer weichgekocht, abgeſeiht und, damit ſie nicht zuſammenkleben, raſch mit heißer Butter ver⸗ miſcht. Die Hälfte der Nudeln wird auf eine heiße, runde Platte gegeben, darauf das gedämpfte Kalbfleiſch und auf dieſes den Reſt der Nudeln. Dann ſtreut man geriebenen Käſe und ſtreicht nun die Tomatenſoße gleichmäßig darüber aus. Man garniert nun die Platte mit hartgekochten Eiern und grünen Salat⸗ herzchen. Bei Tiſch wird die Speiſe mit zwei Gabeln durch⸗ einuͤndergemengt. k. Rindfleiſch mit Kohlrabi oder Weißrüben und Kartoffeln. Dreiviertel Pfund Rindfleiſch, drei Pfund Kohlrabi, einen Eß⸗ löffel voll Salz, ſo viel Waſſer, daß das Gemüſe knapp bedeckt iſt, drei Eßlöffel voll Mehl, anderthalb Pfund Kartoffeln, etwas Pfeffer.— Man ſchält und ſchneidet die Kohlrabi in Scheiben, 1500 ſie in kochendes Salzwaſſer und läßt ſie einmal darin auf⸗ ochen. Dann werden alle Zutaten in einen Topf getan, Kar⸗ toffeln erſt ſpäter mit heißem Waſſer übergoſſen und langſam (ungefähr zwei Stunden) weichgekocht. Statt der Kohlrabi können gelbe Rüben oder die jungen zarten Mairüben ver⸗ Nip werden. Man gibt zuletzt etwas gehackte Peterſilie inzu. f. Vegetariſche Sülze. Zwei Pfund verſchiedene Gemüſe, Salzwaſſer zum Kochen, dreiviertel Liter Gemüſewaſſer, zwölf Blatt weiße Gelatine. Die Gemüſe werden geputzt, in kleine ekocht. Die Gelatine löſt man in dreiviertel Liter Gemüſewaſſer auf, gibt einen Teil 1 gibt wan die Gemüſe und die übrige Flüſſigkeit darauf ö Vom Königssee zum Bodensee Mit dem„Alpenwanderer“ durch die Bayeri⸗ ſchen Alpen. R DV. Nord⸗Südverbindungen hat es im deutſchen Alpengebiet ſchon immer gegeben. Sie ſind ſchön, aber ſie haben einen Nachteil — ſie führen allzuſchnell wieder über die Berge hinaus. Nun aber iſt ein Projekt im Werden, das dem ſüdbayeriſchen Reiſeverkehr neue Möglichkeiten erſchließen wird, die Al⸗ pen⸗Querſtraße, die von Oſten nach We⸗ ſten, vom Königsſee bis zum Boden⸗ ſe e führt. Auf der Linie dieſer kommenden, bedeu⸗ tungsvollen Alpenſtraße fährt ſeit zwer Jah⸗ ren die Reichspoſt mit ihrem großen Ausſichts⸗ wagen, dem„Alpenwanderer“, deſſen Strecke in die Rundreiſekarte der Reichs⸗ bahn eingegliedert iſt. Keine Reiſe kann ſchö⸗ mere Eindrücke bieten, als eine kombinierte Fahrt Eiſenbahn-Kraftpoſt durch die Gebiete der bayeriſchen Alpen. Die Strecke beginnt in Berchtesgaden. So klein dieſer im Weſten, Süden und Oſten, zum Teil ſogar auch im Norden von Oeſterreich umſchloſſene Zipfel deutſchen Landes iſt, ſo enthält er doch ein Stück Bergwelt, das in den Alpen ſeines— gleichen ſucht. Es iſt das Reich des gewaltigen Watzmann, deſſen mächtige Spitzen als Wahr⸗ zeichen über Berchtesgaden ſtehen. Hinter dem Orte aber, wie in einer Sackgaſſe verſteckt, birgt das Berchtesgadener Land inmitten einer gran— dioſen Gebirgslandſchaft den Königsſee. Zwei— fauſend Meter hohe Felswände, der Wall des „Steinernen Meers“ und die ſchroffe Oſtwand des Watzmann, ſteigen faſt ſenkrecht über dem ſmaragdgrünen Waſſerſpiegel auf. An der ſchmalen Pforte, die den Zugang zu dieſem Zipfel Bayerns bildet, liegt Solbad Reichen— hall. Von Reichenhall führt der Weg größ— tenteils die Kette der Alpen entlang. Zwiſchen rieſigen Laubwäldern, Wieſen und Feldern ſind Dörfer min den für Südbayern charak⸗ leriſtiſchen zwiebeltürmigen Kirchen verſtreut. Inmitten dieſer bäuerlichen Landſchaft, aber doch iſollert auf einer Inſel im rieſigen Chiem— ſee, hat ſich König Ludwig 2. ſein weltbe⸗ rühmtes Schloß Herrenchiemſee erbaut. Bevor Garmiſch-Partenkirchen, das Ziel der erſten Tagesetappe unſerer Alpenquerfahrt, erreicht wird, durchfährt der„Alpenwanderer“ noch eine Reihe der bekannteſten Kurorte und Sommer⸗ friſchen der bayeriſchen Alpen. Das Moorbad Aibling im Mangfallgau, Schlierſee und Te— gernſee, das weltberühmte Jodbad Tölz, das Geigenbauerdorf Mittenwald mit ſeinen bun— ten Häuſern liegen am Wege. Hinter Garmiſch führt die Reiſe aus dem hohen Bergkeſſer mit dem Zugſpitzmaſſiv her— aus, vorbei an der Ruine Werdenfels, an Schluchten und ſtürzenden Waſſerfällen bis auf der Paßhöhe, am Fuße des Labergebirges, Kloſter Ettal erreicht iſt. Nun folgt die Straße dem Ammerfluß und iſt bald in Oberammer⸗ gau, dem weltbekannten Paſſionsdorf mit den entzückenden, bemalten Häuſern, über denen das ſteinerne Wahrzeichen Oberammergaus, der Kofel, aufragt. 1934, zum 300jährigen Jubiläum des Paſſionsgelübdes der Ober— ammergauer, wird hier wieder geſpielt werden. Weiter geht es auf Unterammergau zu, nach Saulgrub und Bayerſoien, immer mit der Ausſicht auf Heimgarten und Herzogſtand. Dann iſt das Hochland, das Hochmoor, zu Ende. Felſenzerriſſen klafft ein tiefer Abgrund. Das iſt die wilde Ammerſchlucht, auf deren Grund die Waſſer toſen. Die Echelsbacher J Brücke pannt ihren 180 Wieter weiten Bogen freitragend darüber, ein Wunder deutſcher Technik! 5. Nun kommen Wälder heran. Einſame, stille Wälder. Mitten in dieſer Weltabgeſchiedenheit liegt die ſchönſte Rokokokirche Deutſchlands. Nur einmal alljährlich erwacht ſie aus ihrem Traum. Am Schutzengeltag 8. September) ziehen Tauſende von Wallfahrern zur Kirche in der Wies und ihrer wundertätigen Heiland⸗ ſtatue; dann iſt ihre goldene Pracht Sammel⸗ punkt aller Fremden. Wieder geht's durch Wieſen und Wälder, durch die Dorfſtraße von Steingaden. Immer großartiger wird die Landſchaft. Wie Kuliſſen rücken im Sonnen⸗ ſchein neue Bergketten heran. Der Bannwald⸗ ſee bleibt zurück, und da ſteigt es vor uns auf, kühn auf hohen Felſen ins Himmelsblau e reckt— rechts die alte Burg Hohenſchwangau, links das ſchimmernde, weiße Märchenſchloß Neuſchwanſtein, unter dem, 100 Meter tief, die finſtere Pöllatſchlucht vorbeizieht. Da iſt auch ſchon Füſſen. Seine Hochburg grüßt auf das Häuſergewirr herab. Bald taucht links die Ruine Falkenſtein auf, dann folgen das reiz⸗ volle Pfronten, das kurioſerweiſe aus 13 Ort⸗ ſchaften beſteht, Neſſelwang, Rettenberg mit der ragenden Kirche, davor noch Wertach, und dann die beliebte Sommerfriſche Sonthofen. Damit ſind wir auch ſchon eingezogen ins Oſtrachtal und es dauert nicht lange, bis wir in Oberſtdorf einfahren, dem ſüdlichſten Markt⸗ flecken Deutſchlands. Höfats, Madelegabel und Nebelhorn überragen den bedeutenden Som⸗ 100* 0 N 170 0 * „* Fremden beſucht wird. 1 Aehnlich ſchön liegt im oberen Allgäu Im menſtadt, deſſen Bergwälder beinahe bis in die Straßen der kleinen Stadt hinunterrei⸗ chen. Wir folgen dann den Ufern des blauen Alpſees, und ſchon taucht ein neuer entzücken⸗ der Ort des Allgäus auf: Oberſtaufen mit ſeiner alten Burg. Das nächſte Städtchen, auf das wir treffen, iſt Lindenberg, bemerkenswert durch ſeine große Strohhutinduſtrie und die ſchönen Häuſer. In Scheidegg, einer anhei⸗ melnden Sommerfriſche, haben wir bereits die Waſſerſcheide zwiſchen Donau und Rhein über⸗ ſchritten. Die Weißach, die uns mehrmals be⸗ gegnet, führt ihre Waſſer ſchon dem Rhein zu. Fern im Weſten blauen die Schweizer Berge. Es geht eine herrliche Paßſtraße hin⸗ unter, dorthin, wo glitzernd am Horizont der Bodenſee leuchtet. Das hügelige Band iſt ein einziger fruchtbarer Garten, über und über blumenüberſät und mit maleriſchen Mühlen im Bachgrund. Der See wächſt heran, Türme grü⸗ ßen, der Wagen donnert über eine Brücke.. alte Straßen, gotiſche Häuſer, ein weiter Platz, vor dem das Waſſer leuchtet... Wir ſind am Ziel, in Lindau, der deutſchen Inſelſtadt. Es iſt Abend. Die Sonne geht unter über dem Bodenſee, dem Schwäbiſchen Meer, und fried⸗ lich ziehen die weißen Dampfer draußen ihren Weg. Das iſt die Fahrt auf der Alpen⸗Querſtraße. 179 Eine Fahrt mit unvergeßlichen Eindrücken. 1 ˖ II Bayeriſche Alpen— im Gebiet des höchſten deutſchen Berges(Jugſpitzengebieh. LLB 4800 Bom Königsſee zum Bodenſee. mer⸗ und Winterkurort, der jahruch von 40 000 grundſätzliche Entſcheidung Zmpfzwann nur bis zum 18. Jahre Das noch jetzt wirkſame Impfgeſetz aus den Jahre 1874 ſieht für die geſamte jugendliche Bevölkerung die Verpflichtung zu einer erſten und zu einer zweiten Impfung vor. Die erſte Impfung ſoll im Beginn des erſten, die zweite im Beginn des zweſten Jahrzehnts lie⸗ gen. In der Praxis iſt nun die Streitfrage aufgetaucht, ob die für die Durchführung des Impfgeſetzes maßgebenden Behörden die Mög lichkeit haben, den jungen Staatsbürger auch dann noch zur Wiederimpfung vorzula den, wenn er die Schule bereits verlaſſen hat, ja, wenn er ſchon erwachſen iſt. Als letzte Inſtanz für dieſe Streitfrage hat das Preußiſche Oberverwaltungsgericht eine hierzu gefällt. Es bringt zum Ausdruck, daß die Verpflichtung zur Wiederimpfung zwar nicht dadurch erliſcht, daß das Kind die Schule verläßt, daß dieſe Verpflichtung aber nach den Geſetz jedenfalls nicht unbegrenzt fort dauere. Das Geſetz habe dem Impfzwang! lediglich das jugendliche Alter unterworfen Deshalb ſei z. B. eine Strafandrohung auc nur gegen Eltern, Pflegeeltern und Vorntün⸗ der, nicht aber gegen den zu Impfenden ſeſhſt gerichtet. Daß die Verpflichtung, ſich impfen zu las ſen, nicht unbegrenzt fortdauert, folge weite: daraus, daß der Schutz, den die Impfung gewährt, nämlich die Unempfindlichkeit gegen die Pockenkrankheit, nur eine beſchränkte Zahl von Jahren dauert. Wenn alſo jemand 3a einer Zeit, wo bei wiedergeimpften Gleich altrigen der durch die Impfung erlangte Schuß bereits erloſchen iſt, genötigt würde, ſich imp fen zu laſſen, dann würde damit eine Siche⸗ rung verlangt, von der das Geſetz bei de übrigen Bevölkerung abgeſehen hat, indem nur eine zweimalige Impfung im jugendliche Alter vorſchrieb. Das Landesgeſundheitsant habe in ſeinem Gutachten erklärt, daß die Wiederimpfpflicht unbedenklich auf die Zett der Schulpflicht beſchränkt werden könne, und daß ſie ſomit durchſchnittlich mit dem 18. Le⸗ bensjahre ende, alſo mit dem Zeitpunkt ge durchſchnittlichen Beendigung der Fortßi— dungsſchulpflicht. Dieſem Standpunkt ſchiehe ſich das Oberverwaltungsgericht an. Wiſſen Sie das? In früheren Zeiten war es nichts Uunge wöhnliches, daß Frauen Duelle ausfochten und zwar nicht nur untereinander, ſondern auch mit Männern; in Frankreich, Italien und Spa nien waren ſolche Duelle im 17. und 18. Jahrhundert beſonders häufig. Die Gewitter werden erforſcht. Zu einer det wichtigſten Forſchungsaufgaben der Wetterkun⸗ de iſt neuerdings das Studium der Gewitter geworden. Ihm widmet ſich beſonders ſeit 2 Jahrzehnten die Schweizer Meteorologie. Auf Grund dieſer langjährigen Beobachtung glau⸗ ben die Meteorologen jetzt regelrechte Ge witterſtraßen“ ſeſtſtellen zu können. Erte ſolche Gewitterſtraße wurde beiſpielsweiſe die Nordweſtſchweiz vom Jura bis zum Sa tismaſſiv feſtgeſtellt. Wie gewitterreich gerade dieſes Gebiel iſt, zeigt die Takſache, daß die ſeit den achtziger Jahren beſtehende Sta⸗ tion auf dem Säntis bereits vierhundertmal vom Blitz getroffen worden iſt. Auffallend gewitterarm dagegen ſind die ſüdlichen Alpen. geſpart. den Sprunggeldern zugute. dieſe ab 1. Juli 1933 zu ermäßigen und zwar wie folgt: flir jeden Sprung zu zahlen. ROMAN VON GERT ROTH BERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 36 Arthur ſtand vor ihm mit geballten Händen. Seine Augen blickten in wahnſinnigem Haß an der hohen Geſtalt hinauf. „Gib mir das Bild zurück!“ Lu Karell verſchränkte die Arme. Kalt blickte er in des Bruders Geſicht. a „Nein. Das Bild wird hier entweiht. Dein Erfindungs⸗ trieb hat dir, wie mir ſcheint, allmählich den geſunden Ver— ſtand geraubt. Wie könnteſt du dich ſonſt erdreiſten, deine Augen zu der Frau zu erheben, die mein iſt, deren ganze große Liebe mir gehört? Ich will es zu deiner Entſchul⸗ digung annehmen, daß du krank biſt, denn ſonſt müßte ich vergeſſen, daß du mein Bruder biſt, und ich müßte dir das zuteil werden laſſen— nun, was man eben einem Lumpen in ſolch einem Falle zuteil werden läßt. Komme einſtweilen wieder zur Vernunft! Ich möchte um Mamas willen das alte Verhältnis bewahren— äußerlich. Innerlich hat mich dieſe Stunde von dir getrennt.“ Er ging zur Tür und verließ das Zimmer, ohne ſich noch einmal nach dem Bruder umzuſehen. Als die Tür ſich geſchloſſen, ſank Arthur Karell mit einem dumpfen Aufſchrei zu Boden. Seine Augen ver⸗ drehten ſich, Schaum ſtand vor den bläulichen Lippen. In wilden Zuckungen krümmte ſich der arme, verwachſene Körper. Drüben ſtand Lu Karell hoch aufgerichtet vor ſeiner Mutter. „Wußteſt du, Mama, daß Arthur dieſe wahnſinnige Leidenſchaft in ſich nährte? Dieſe Leidenſchaſt zu meiner Frau, die er doch gar nicht kennt?“ Bianke Karells blaſſes Geſicht war zu dem Sohne er⸗ boben. 40 5 Schicksalsge walten Ihre großen, traurigen Augen auf ihn ſagte ſie: „Ich wußte es, Lu, doch er ahnte nicht, daß ich Kenntnis davon hatte.“ Und ſie erzählte ihm von jenem Tage, da Arthur das Bild aus der Taſche verlor. Finſter ſtarrte Lu Karell zu Boden. Ihm war in dieſem Augenblick, als ſei der Weg ſeines Glücks nur kurz, als ſei dieſes heutige Erlebnis nur der Anfang des Zuſammen⸗ bruchs. Es trieb ihn plötzlich, heimzukommen zu May, in ihrer Nähe zu vergeſſen, was ihn folterte. Bianke las in ſeinem Geſicht wie in geſchlagenen Buche. „Lu, du willſt nun überhaupt nicht mehr kommen?“ Er ergriff ihre ſchlanke Hand und küßte ſie. „Mama, um deinetwillen komme ich wie immer, und um deinetwillen werde ich mit Arthur verkehren wie bisher. Doch heute, jetzt gleich muß ich zu May. Ich— mich treibt es heim. Eine eigenartige Unruhe iſt in mir. Verzeih' alſo, Mama! Nächſte Woche komme ich wie gewöhnlich wieder zu unſerem Plauderſtündchen.“ Sie zog plötzlich ſeinen Kopf zu ſich heran und küßte ihn herzlich. „Lu, wenn dir doch das Glück erhalten bliebe!“ Mit einem Ruck richtete er ſich auf.. „Zweifelſt du auch daran, Mama, daß mein großes Glück mir bleiben könnte?“ Bianke ſenkte ihren Kopf. Jetzt hatte ſie ihm unbewußt verraten, wie ſehr ſie für ſein Glück fürchtete. Er lächelte und ſtreichelte ſie. „Du brauchſt nicht darüber erſchrocken zu ſein, daß du dich verraten haſt. Ich bange ja ſelbſt nicht minder um mein Glück. Jetzt muß ich fort. May fühlte ſich heute nicht beſonders wohl, und ich verſprach ihr, zeitig wieder da zu ſein.“ b Sie küßte ihn noch einmal herzlich. „So geh', mein Sohn! Dein Platz iſt an der Seite deiner Frau.“ Lu Karell ging ſchnell über den großen Platz. Wuchtig grüßte das Waſhingtondenkmal zu ihm herüber. Karell einem auf⸗ richtend, ſtrebte nach dem Halteplatz der Kraftdroſchken, da er ſetn eigenes Auto immer nach Hauſe ſchickte, wenn er ſeine Mutter beſuchte. Da fiel ſein Blick auf ein rieſiges Plakat: Zirkus Rochus! Karell hemmte den Schritt, las die bunte Reklame. Ein Lächeln huſchte um ſeinen Mund. Eine Menge alter Be— kannter waren noch immer bei Rochus. Wenn er einmal hinging? Sich ein einziges Mal die Geſchichte anſah? Natürlich ſollte ihn niemand ſehen von den Artiſten; das durfte nicht ſein. Aber May wartete doch? Doch vielleich: ſchlief ſie ſchon ſüß und feſt, wenn er heimkam? Mit aller Macht zog es ihn hin zu May, und ebenſo viele Bande zogen ihn nach Zirkus Rochus. 95 5* Der Zirkus war ausverkauft. Die Kaſſen waren ge⸗ ſchloſſen. Rauſchende Muſik tönte bis auf die Straße, wo die Menge Enttäuſchter ſtand, die alle keine Karten mehr erhalten konnten. Ein großer, ſchlanker Herr ſprach mit einem der Portiers. Der Mann ſchüttelte mit dem Kopfe. Eine hohe Note kniſterte in der Hand des vornehmen Herrn. „Führen Sie mich zu dem Direktor. Melden Sie ihm: Ein guter Bekannter von früher wolle ihn ſprechen.“ Der Portier ſchielte auf die Note; aber er wollte auch nicht riskieren, daß er vom Alten angeſchnauzt wurde— denn der wurde eklig unangenehm, wenn ihn außer ſeine! Sprechzeit jemand ſtörte. Aber das ſchöne Geld? Der hoch gewachſene Mann lächelte. „Rochus tut Ihnen nichts, wenn er mich geſehen hat.“ Da ging der Portier. Nach einer Weile kam er wieder zurück, puterrot im Ge⸗ ſicht. Beſonders an der einen Seite. Es ſah aus, als ſei ihm irgend etwas unſanft an den Kopf geflogen. Kleinlaut meinte der Mann: i „Ich fliege morgen'raus, wenn er ſich nun nicht üben Ihren Beſuch freut.“ 19 0(Fortſetzung folgt.) nuutzen durch die Gemeinde, entſteht hier ein Fehlbetrag von ca. 5000 Mk., der, um eine Almendauflagen⸗Erhöhung zu ver⸗ meiden, auf die Holzauflage geſchlagen werden Holzauflage Herr G. R. Brügel gibt hierzu bekannt, daß er an das Miniſterium der Finanzen herantreten wird, um einen Steuererlaß auf die Allmend aus / Million Mark. laſtet werden. Die Verwaltung ſoll dem Rate diesbezügliche Vorſchläge machen. Zwei Fuß⸗ böden in der Schule müſſen neu hergerichtet und zwei Schulſäle neu getüncht werden. Um auch die Goetheſchule mit Elektriſch Licht zu verſehen, wird ein Koſtenvoranſchlag gewünſcht. Bezüg⸗ lich des Beitrags der Gemeinde zu den perſön⸗ lichen Schulkoſten für 37 Stellen à 250 Mk. wird ebenfalls an die Regierung um Ermäßi⸗ gung herangetreten. Bei Poſ. 33 Gemeindefriedhöfe, wird an⸗ geregt, evtl. zur Ordnunghaltung auf dem Fried⸗ hof einen Fachmann anzuſtellen. Der Friedhofs⸗ ausſchuß wird hierüber zu befinden haben. Die dem Friedhofsfond zu Gemeindezwecken entnom⸗ menen 5000 Mk. ſind demſelben wieder zuzu⸗ führen. Die Vorlage eines Koſtenvoranſchlages zur Errichtung einer vergrößerten Leichenhalle wird erwünſcht. Auch wird der evtl. Leichen⸗ zwang, das heißt, daß jede Leiche in der Fried⸗ hofsleichenhalle aufzubahren iſt, erwogen. Die Durchführung des Leichenzwanges wird natür⸗ lich von der Erſtellung einer größeren Leichen⸗ halle abhängen und bis dahin wird noch geraume Zeit vergehen. Die Voranſchlagsberatung wurde hier ab⸗ gebrochen und auf geſtern Mittwoch vertagt. Die Mittwoch⸗Sitzung. Vor Beginn der Beratungen gab der Vor⸗ ſitzende bekannt, daß nunmehr doch die ſeinerzeitige Mandatsniederlegung der beiden SPD. ⸗Gemeinde⸗ räte angenommen wurde und nunmehr miniſteriell feſtgelegt ſei, daß dieſe beiden Sitze nicht beſetzt werden. Die Herren Gemeinderäte Joh. Mandel und Karl Weidner ſind alſo endgültig aus ihren Aemtern ausgeſchieden.— Bezüglich der rück ſtändigen Miete in den Gemeindehäuſern wird Aufklärung gegeben. Der Rückſtand beträgt ſeit 1925 über 13.000 Mk. Hiermit wird ſich der Finanzausſchuß befaſſen, der beabſichtigt, einen Großteil der Rückſtände zu erlaſſen, aber hier⸗ für ſtreng darauf ſieht, daß in Hinkunft pünkt⸗ lich bezahlt wird. 5 Zur Voranſchlagsberatung: Poſ. 34 Straßen. Die Unterhaltung der Ortsſtraßen, inel. 16000 Mark Zinſen für 235300 Mk. aufgenommene Kapitalien, koſtet jährlich ca. 44000 Mk. Hierunter ſind auch 7500 Mk. für Straßenbeleuchtung. Der Betrag für Unterhaltung der Ortsſtraßen und Feldwege wird 11400 Mk. auf 15000 Mk erhöht. In Zukunft müſſen die Koſten für Ortsſtraßen und Feldwege getrennt verbucht werden. Bei Poſ. 35 wird beſchloſſen, ab ſofort die Pumpwerksanlage der Tränke am Gaswerk durch die Gemeinde bedienen zu laſſen, um hierdurch urnkoſten zu erſparen. Poſ. 36 Landwirtſchaftszwecke. Das Gehalt des Tierarztes Seigel wird von 820 Mk. auß 700 Mk. herabgeſetzt. An Brennmaterial zum Futterkochen, an den Futtermitteln und an der baulichen Unterhaltung werden 1400 Mk. ein⸗ Die geſamten Einſparungen kommen Es wird beſchloſſen, 1 Kuh 1.50 Mk., 1 Schwein 1.50 Mk. und 1 Ziege 80 Pfg. Dieſe Gebühren ſind Mit der Refor⸗ mierung des geſamten Faſelweſens wird der Land⸗ . wirtſchafts⸗ und Finanzausſchuß beauftragt. Poſ. 39 Ortsbürgerweſen. Infolge der allzuhohen Steuerbelaſtungen des Ortsbürger⸗ Kreis und Staat, ſoll. Es wäre alſo damit zu rechnen, daß die im nächſten Jahre erhöht wird. Billigkeitsgründen zu erreichen. Um eine Sen⸗ kung der hohen Land- und Forſtw. Berufsge- noſſenſchaftsbeiträge zu erreichen, wird ein Vor⸗ ſtoß unternommen. Bei Poſ. 40 wird der Betrag für Unter⸗ haltung des Kriegerdenkmals und der Anlagen von 300 Mk, auf 500 Mk. erhöht. Die Namen im Kriegerdenkmal ſollen aufgefriſcht werden. An die Einwohnerſchaft, insbeſonders die An⸗ grenzer der Anlagen wird appelliert, mit beſorgt zu ſein, daß die Anlagen auch in ihrer Schön⸗ heit erhalten bleiben. 1 Dem Verſchönerungsver⸗ ein wird ein Zuſchuß von 100 Mk. bewilligt. Poſ. 42 Witwen⸗ und Waiſenrente, ſo⸗ nale Fürſorge iſt das größte Schmerzenskind der Gemeinde. Die Ausgaben betragen hier über Hiervon allein die Wohl⸗ fahrtsunterſtützungen 600 000.— Mk. Für Ein⸗ nahmen aus Zuwendungen des Reiches ſind 506 000.— Mk. vorgeſehen. Allerdings iſt der hier vorgeſehene Betrag von 9000.— Mk. wöchentlich, der als Zuſchuß des Reiches in Einnahmen ſteht, zuſammen 468 000 Mk. ſehr infrage geſtellt. Das Defizit beträgt hier allein 265000.— Mk., wovon die Gemeinde bei äußerſter Sparſamkeit und Ausſchöpfung der zur Verfügung ſtehenden Steuerquellen 90 000.— decken kann, ſodaß ungedeckt bleiben ca. 175 000.— Mk.— Die Vergütung des Kontrolleurs Knapp wird ebenfalls herabgeſetzt und zwar von 1690. Mk. auf 1400.— Mk., den doppelten Satz ſeiner Wolu-Unterſtützung. Poſ. 46 Steuern. An Steuern und Ab⸗ gaben zahlt die Gemeinde jährlich ca. 38 000.— Mk. In Einnahmen an Steuern werden erwartet: Hundeſteuer 1700.— Mk., Vergnügungsſteuer 2500.— Mk., Bürgerſteuer 10000.— Mk., Grunderwerbſteuevr 2000.— Mk., Bierſteuer 25000.— Mk., Getränkeſteuer 1400.— Mk., Filialſteuer 100.— Mk und Wertzuwachsſteuer 500.— Mk. Die Anteile an Reichsſteuern be⸗ tragen zuſammen 49600.— Mk. Poſ. 61 Gemeindeumlagen. Als Umlage⸗ Ausſchlag ſind vorzuſehen 136000.— Mk. Die Feſtſetzung der Steuerausſchlagsſätze wird zur nächſten Sitzung verwieſen, da hier noch Ver- ſchiedenes zu klären iſt. Es ſteht jedoch zu er⸗ warten, daß keine Steuererhöhung eintritt, ſon⸗ dern die letztjährigen Sätze wieder erhoben werden. Die Voranſchläge der Werke wurden eben⸗ falls durchberaten und genehmigt. Bei der Gasverſorgung iſt anzuführen, daß 230 000 ebm. Gas a 8,6 Pfg. angekauft werden und 200000 ebm. a 18 Pfg. verkauft werden. 30 000 ebm. gehen verloren. Der Koksverkauf wird wegen Uurentabilität ab ſofort aufgegeben. Die Gemeinde hat nämlich 200 t. verkauft und hierbei lediglich 400 Mk. verdient. Der Ge⸗ meindekoks verbrauch ſoll ebenfalls vom einhei⸗ miſchen Gewerbe bezogen werden. Verdienſt der Gemeinde: 7000 Mk. Bei der Elektrizitätsverſorgung werden 387000 Klw. a 7,8 Pfg. angekauft, Ausgabe: 29531 Mk., verkauft werden 326 500 Klw. von 7 42 Pfg. Erlös 88 200 Mk. Verdienſt der Gemeinde 45000 Mk. Bei der Waſſerverſorgung wird für 9300 Mk. Waſſer gekauft und dasſelbe für 55 000 Mk. verkauft. Ein Ueberſchuß für die Ge⸗ meinde verbleibt hier nicht, da allein für Zinſen für den Waſſerleitungsbau aufgenommenen Ka⸗ pitalien 28000 Mk. und für Kapitaltilgung 20000 Mk. aufgebracht werden müſſen. Hiermit war die Voranſchlagsberatung beendet. Unter Punkt Verſchiedenes wird noch beſchloſſen: Auf Antrag der NSDAP., die Gemeinn. Bau⸗ genoſſenſchaft aufzufordern, in den nächſten Tagen eine General⸗Verſammlung abzuhalten, zum Zwecke der Gleichſchaltung des Vorſtandes. Des weiteren ſind die Bücher der Bürgermeiſterei vorzulegen.— Der Unkoſtenbeitrag zum Jugend⸗ tag wird auf 225.— Mk. erhöht, um auch der Muſik etwas bezahlen zu können.— Um dem konzeſſionierten Schankgewerbe Rechnung zu tra⸗ gen, werden die Waldfeſtlichkeiten abgeſtellt bezw. dem Kreisamt nahegelegt, hierzu nur noch in beſonders gelagerten Fällen die Genehmigung zu erteilen. Schluß der Sitzung nach 12 Uhr. Politisches Allerlei Berlin. Reichsminiſter Dr. Frick hat die Gauleiterin der NS-Frauenſchaft, Gau Düſſeldorf, Frau Paula Siber, als Refe⸗ rentin für Frauenfragen in das Reichsmini— ſterium des Innern berufen. 5 b Braunſchweig. Der braunſchweigiſche Mi⸗ niſter des Innern hat ſämtliche Landes-, Be⸗ zirks und Ortsgruppen des Jungdeut⸗ ſchen Ordens, des Wehrwolf und des Tannenbergbundes aufgelöſt. Lokales Gedenktage 2 2. Juni. 1767 Der Staatsmann Wilhelm v. Humboldt in Potsdam geboren. 1861 Der Admiral Maximilian Graf v. Spee in Kopenhagen geboren. 1919 Gründung der Univerſität Köln a. Rh. Sonnenaufg. 3,36 Sonnenunterg. 20,26 Mondaufg. 2,20 Mondunterg. 20,44 Prot.: Achatius, Kath.: Paulinus. * Wonach ſoll man am Ende trachten? Die Welt zu' kennen und nicht zu verachten. F. W. v. Goethe. Sommer und Sonne Wenn die Sonne am 21. Juni um 22 Uhr 17 Minuten über dem Wendekreis des Krebſes ſteht, dann zieht der Sommer bei uns ein. Der Frühling liegt dann hinter uns und unſer Auge freut ſich an dem rei⸗ fenden Getreide und an den ſich färbenden Früchten. Das Leben ſcheint einen beſonde⸗ ren Höhepunkt erklommen zu haben. Luft, Licht und Sonne erquicken die unter den All⸗ tagslaſten ſchwer ſeufzende Menſchheit. Der Sommer iſt die Hochzeit des Jahres. Je ſonnenſpendender er iſt, deſto 0 00 ſind unſere Ernteerwartungen und deſto hochge⸗ ſtimmter ſind die Menſchen. g Es iſt eine alte Erfahrung, daß 9 820 der ſeeliſchen Grundſtimmung der Menſchen und der Sonne tiefe Beziehungen beſtehen. Sonnenſchein 6 die Vorausſetzun optimiſtiſche Grundſtimmung. Wenn der für eine Menſch im Sommerſonnenſchein morgens er⸗ wacht, dann vergißt er die Schwierigkeiten, die hm am Abend noch unüberwindlich ſchie⸗ nen und ſchöpft neuen Mut und neue Kraft zu ihrer ee Es läßt ſich nicht mit mathematiſcher icherheit nachweiſen, wie die Beziehung zwiſchen Wetter und Menſch iſt, aber wenn wir uns einen ſchönen Sommertag vergegenwärtigen, und ihn mit einem naßkalten verregneten Tag in Bezie⸗ hung ſetzen, ſo glauben wir es auch ohne dieſen mathemakiſchen Nachweis, daß zum Beiſpiel die Zahl der Selbſtmorde in ſonnen⸗ armer Zeit viel größer iſt, als in den ſchö⸗ nen Sommertagen. Der Sonnenſommer iſt der beſte Freund der Menſchen und gerade wir, die wir im harten Wirtſchaftskampfe ſtehen, ſollten für einen Sonnenſommer be⸗ ſonders dankbar ſein. Gibt uns doch ſeine Sonne neuen Lebensmut und neue Lebens⸗ energien, die wir bitter nötig haben, denn die Zeiten werden noch lange ernſt und ſchwer bleiben. Deshalb laßt uns in dieſem Sommer geſund an Leib und Seele baden; laßt uns die körperliche nund geiſtigen Kräfte ſtählen, laßt uns Energien aufſpei⸗ 8. und laßt uns hoffen, daß mit dem ommer nun auch die Sonne kommt. Wir haben ſie lange genug nur durch Wolken— ſchleier geſehen. * Einheitsfront der Inflationsopfer, Sparer und Rentner. Der Sparerbund für das Deutſche Reich und der Deutſche Rent⸗ nerbund Berlin haben ſich zuſammengeſchloſ⸗ ſen. Hiermit iſt die Grundlage geſchaffen, um den Kampf für das Recht, für die Anerken⸗ nung und den Schutz des Privateigentums, insbeſondere auch des Sparkapitals und für die Befeſtigung der Not deutſcher Inflations⸗ geſchädigter, Sparer und Rentner Erfolg zu ſichern, den Kampf einheitlich zu führen und alle Zerſplitterungen zu vermeiden. Im Sinne des Führers der deutſchen Reichspoli⸗ tik ſoll dieſe Einheitsfront dem Wohle des geſamten Volkes und des Vaterlandes dienen durch Beſeitigung von Rechtsnot, Rentner— not und Sparernot. “ Nur nationalgeſiunte Hilfskräfte dürfen bei der Reichspoſt eingeſtellt werden. Das Reichspoſtminiſterium hat den nachgeordneten Behörden eine Verfügung übermittelt, in der Stellung genommen wird zur Einſtellung von Hilfskräften, die alljährlich, beſonders auch im unteren Beamtendienſt, während der Ur⸗ laubszeit zu erfolgen hat. Das Miniſterium verweiſt auf die Gefahr, daß Hilfskräfte ein⸗ geſtellt werden, die ſtaats⸗ oder wirtſchafts⸗ feindlich eingeſtellt ſind, während erwerbslose nationalgeſinnte Deutſche zurückſtehen müßten. Es ordnet an, daß die Prüfung über die Eig⸗ nung einer Hilfskraft ſich nicht nur auf Füh⸗ rung und Leiſtung, ſondern auch auf die na⸗ tionale Einſtellung zu erſtrecken hat. Bei den Ein⸗ ſtellungen ſind die inzwiſchen gleichgeſchalteten örtlichen Betriebsvertretungen heranzuziehen. * Hausgehilfinnen ab 1. Juli von der Arbeitsloſenhilfe frei. Zur Durchführung der entſprechenden Beſtimmungen des Geſetzes zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit hat der Reichsfinanzminiſter eine Verordnung über die Befreiung der Hausgehilfinnen von der Ab⸗ gabe zur Arbeitsloſenhilfe erlaſſen. Die Ver⸗ ordnung beſtimmt, daß das Arbeitsentgelt der zur Haushaltung des Arbeitgebers zählenden Hausgehilfinnen mit Wirkung vom 1. Juli d. I! von der Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe befreit iſt. * Weltervorherſage: Eine durchgreifende Aenderung der Wetter⸗ lage iſt noch nicht zu erwarten. Der veränder⸗ liche Witterungscharakter wird bei zeitweiſem Regen und kühlen Temperaturen noch erhalten bleiben. * Glückliches Alter! Herr Valentin Reinhard, Veteran von 66 und 70/71 ge- nießt das hohe Glück, am 5. Juli ds. Js. im Kreiſe ſeiner Enkel und Urenkel, ſeinen 90. Ge— burtstag geſund und kräftig feiern zu können. Faſt täglich macht er ſeine Spaziergänge in Wald und Flur. Möge ihm das hohe Glück noch lange beſchieden ſein! *Kinderſegen. Die Frau des Rat⸗ ſchreibers Scheu in Blumeg wurde dieſer Tage vom 21. Kind entbunden, 17 Kinder leben noch. Die Jugendverbände Eine Kundgebung der Fuldaer Biſchofs⸗ Konferenz. Julda, 22. Juni. Die Fuldaer Biſchofskonferenz hat einen Beſchluß zur Frage der katholiſchen Jugend⸗ verbände gefaßt. Darin heißt es: Der Epis⸗ kophat begrüßt den Willen, die Jugend der Nation innerlich zu einigen und ſie zu ech⸗ tem deutſchen Volkstum zu erziehen. Die Kirche wird an dieſer nationalen Aufgabe mit dem Einſatz ihrer beſonderen Kräfte mit⸗ arbeiten. Eine Staatsauffaſſung, nach der die ge ⸗ amte Jugend ausschließlich vom Staat er- aßt und ernte werden ſoll, lehnt die Kirche als mit der kirchlichen Lehre unver⸗ einbar ab. Die Kirche verlangt vielmehr alles Gemeinſchafts recht für die kirchliche Ju⸗ endorganiſation und das en dee mn Sinne körperlicher, geiſtiger und beruf⸗ iicher Ertüchtigung ihrer Mitglieder. Letzte Nachti ten Gegen Generaldirektor Dorpmüller Berlin, 22. Juni. Tauſende von Reichs⸗ bahnbeamten veranſtalteten am Mittwoch nach⸗ mittag vor dem Gebäude der Hauptverwgl⸗ tung der Reichsbahn eine Demonſtration gegen Generaldirektor Dr. Dorpmüller. Der Anlaß der Kundgebung ſoll in dem unſozialen Ver⸗ halten der Reichsbahnhauptverwaltung und in der Beibehaltung von Juden in leitenden Stellungen liegen. Franzöſiſche Intervenkion? Skullgart, 22. Juni. Die„Süddeutſche Zeitung“ verzeichnet das Gerücht, der fran⸗ zöſiſche Konſul in Stuttgart habe wegen der Verhaftung des früheren Staatspräſidenten Dr. Bolz, der Mitglied der deutſch⸗franzo⸗ ſiſchen Geſellſchaft iſt, interveniert. Dr. Göbbels in Frankfurt Frankfurt a. M., 22. Juni. Reichsminiſter Dr. Göbbels traf am Mittwoch mittag auf dem Flugplatz zu einem kurzen Aufenthalt in Frankſurt ein. Reichsſtatt⸗ halter Sprenger, Oberpräſident Prinz Phi⸗ lipp von Heſſen, Regierungspräſident Zſchitſch, Polizeipräſident von Weſtrem ſowie Oberbür⸗ germeiſter Dr. Krebs begrüßten den Mini⸗ ſter auf dem Flugplatz, worauf Dr. Göb⸗ bels die Front der SA, SS, der Hitlerju⸗ gend, des Freiwilligen Arbeitsdienſtes und des Bundes Deutſcher Mädchen abſchritt. Von den einzelnen Formationen wurden dem Mi⸗ niſter Blumen überreicht. Von der Bevölke⸗ rung ſtürmiſch begrüßt begab ſich Dr. Göb⸗ bels nach dem Rathaus, wo er die Sehens⸗ würdigkeiten des Hauſes beſichtigte und einen Imbiß in der Vorhalle des Kaiſerſaales ein⸗ nahm. Um 14 Uhr ſtattete der Miniſter dem Südweſtfunk einen Beſuch ab und um 15 Uhr empfing er die Preſſe. Bekanntmachung. Betr.: Die Ausführung des Reichsimpfgeſetzes; hier: die öffentliche Impfung im Jahre 1933. Auf Grund des§ 3 der Inſtruktion vom 30. Mai 1875(Reg. Bl. Nr. 25 von 1875) wird hiermit für Impfpflichtigen nach 8 1 Ziffer 1 des Reichsimpfgeſetzes(die im vorigen Jahre geborenen Kinder) der diesjährige öffentliche Impf⸗ termin wie folgt feſtgeſetzt. Von Nr. 1 bis 250 auf Montag, den 26. Juni 1933 vormittags 8 bis 12 Uhr, von Nr. 251 bis 370 auf Montag, den 3. Juli 1933 vormittags von 10 bis 12 Uhr. Der Nachſchautermin für Nr. 1 bis 250 auf Montag, den 3. Juli 1933 von 8 bis 10 Uhr vormittags und für die Nr. 251 bis 370 auf Montag, den 10. Juli 1933 von 9 bis 9 Uhr vormittags. Die Impfungen und Nachſchau finden je⸗ weils in der Schillerſchule ſtatt. Den Eltern uſw. der Impflinge werden in den nächſten Tagen die Verhaltungsvorſchriften zugeſtellt, auf welchen rückſeitig die Nummern und die einzuhaltende Zeit angegeben iſt. Impf⸗ linge, die nicht in Viernheim geboren ſind, ſind ebenfalls durch ihre Eltern oder ſonſtige Pflege⸗ befohlenen in die Impflokale zu verbringen. auch wenn keine beſondere Ladung erſolgt iſt. Alle Impfungen in den beiden Impfterminen werden für den Einzelnen unentgeltlich vorge⸗ nommen. Für die Impfungen ſolcher Pflichtigen, welche im Termine nicht erſcheinen, müſſen die Vetreter auf ihre Koſten ſorgen, und wenn der geſetzlichen Pflicht nicht bis zum Ende des Jahres genügt wird, treten die geſetzlichen Nachteile ein. Viernheim, den 21. Juni 1933. Heſſiſches Polizeiamt Viernheim. Oechler. Gebetzeiten derjüd. Gemeinde 24. Juni Korach Perek 4 30. Siwan Sabatt⸗Anfang 7,30 Uhr „ Morgen 8,00 Uhr „»Nachm. 4,00 „ Abend 9,40 Wochentag⸗Abend 8,00 „ Morgen 7,00 Marktberichte. Obſt⸗ und Gemüſegroßmarkt Weinheim Kirſchen 1. Sorte 11— 16, 2. Sorte 6 bis 10, Erdbeeren 1. Sorte 19— 23, 2. Sorte 15—19, Stachelbeeren(halbreif) 11—13, Johannisbeeren(rot) 17—19 Pfg. das Pfund. Anfuhr 120 Zentner. Nachfrage rege Nächſte Verſteigerung heute 14 Uhr; Verſteigerung am Samstag fällt aus. Obſt⸗ und Gemüſemarkt Handſchuhsheim Kirſchen(1. Sorte) 18—24 Pfg., Kirſchen (2. Sorte) 12—17 Pfg., Erdbeeren(1. Sorte) 20— 23 Pfg., Erdbeeren(2. Sorte) 16— 19 Pfg, Walderdbeeren 48 65, Erbſen 9—11 Pfg. . ö 0