Lokales Viernheim, 26. Juni 1933. Gedenktage 2 6. Juni. 1583 Der ſchwediſche Staatsmann Axel Oxen⸗ ſtierna auf Fonö geboren. 1824 Der engliſche Phyſiker Lord William Thomſon in Belfaſt geboren. 1831 Der Dichter Julius Rodenberg zu Ro⸗ denberg in Heſſen geboren. 1841 Der Architekt Paul Wallot in Oppen⸗ heim a. Rh. geboren. 1918 Der öſterreichiſche Dichter ger in Krieglach geſtorben. Sonnenaufg. 3,38 Sonnenunterg. 20,27 Mondaufg. 6,44 Mondunterg. 22,34 Prot.: Jeremias Kath.: Johannes * Peter Roſeg⸗ Hinter goldenem Wort liegt oft ein eiſer— nes Herz. Der Siebenſchläfertag Alte Ueberlieferung nennt den 27. Juni „Siebenſchläfer“, auch„Siebenſchläfertag“. Nach der Legende wurden zu Epheſus ſieben chriſtliche Jünglinge, die nach dem Bekennt⸗ nis ihres Glaubens in eine Höhle flüchteten, von den Heiden dort eingemauert. 200 Jahre ſpäter ſollen ſie, durch einen Zufall befreit Und von ihrem todähnlichen Schlaf wieder er⸗ wacht, vor den Kaiſer Theodoſius II. geführt worden ſein. Dabei hätten ſie den Glauben an die Auferſtehung des Fleiſches laut und überzeugend bekannt. Das Landvolk ſagt vom Siebenſchläfertag:„Regnet es am Sie⸗ benſchläfertag, ſieben Wochen lang es regnen mag“. Daher auch die Regel:„Regen am Siebenſchläfer iſt von Unſegen“. Da nach langem Regen das Getreide gern fällt, lautet ein anderes altes Bauernſprüchlein:„Sind die Siebenſchläfer regneriſche Brüder. wer⸗ fen ſie das Getreide nieder“. Ein ſchöner Sicbenſchläfertag wird als gutes Erntevor⸗ zeichen gedeutet:„Sieben Schläfer im Son⸗ nenſchein, verſpricht viel Korn, viel Obſt und Wein“. *** Preußens Milchwirtſchaft. Nach den gen des Preußiſchen Statiſtiſchen Landesamts hat der Rückgang des Friſchab⸗ ſatzes bei Milch im April d. J. angehalten. Der Flaſchenmilchabſatz iſt ſeit 1931 um 38 Prozent kleiner geworden. Eine Anzahl Mol⸗ kereien verſucht, durch Ausdehnung der Voll- milch⸗Verkäſung einen Teil des Milchfettes beſſer zu verwerten, als das bei den Butter⸗ preiſen vom Februar und März durch die Verbutterung möglich war. Es iſt aber frag⸗ lich, ob dieſe Entwicklung vei ſteigendem Butterpreis anhalten wird. * Das Recht zur Veranſtaltung ſportli⸗ cher Wettkämpfe. Aus Anlaß ei g Reichsſportkommiſſar entſchie⸗ den, daß Wettkämpfe, Regatten uſw. aus ſportlichen und politiſchen Gründen nur von Sportvereinen und verbänden veranſtaltet werden dürfen, nicht aber von anderen Krei⸗ ſen, wie z. B. Bootshausbeſitzern uſw. *** Legt ein Familienbuch an. Die Beſin⸗ nung auf die Vorfahren der Familien zeigt falles hat der in den meiſten Fällen, kaum über die Großeltern zurückreicht, na⸗ wenn die Familie die Heimat verlaſſen hat. Wo die Familienbibel den Stammbaum aufweiſt, oder wo eine milienchronik geführt wird, mentlich dann, ſein, von Generation zu ſteigen und das auch, wo alles das ten und Verhältniſſe beim Aufenthalt der Familie milienbuch an und ſammelt das Wiß 5 eure Familie, ſoweit es noch greifbar iſt! Entwicklung eurer Fami⸗ lien! Ihr werdet ſelbſt die größte Freude und den ſchönſten Gewinn davon haben. Bringt Licht in die * Vom Sonntag. Sommer kalendermäßig in Kraft getreten. Bis ſeinem Recht und ſeiner Pflicht uns heißes Sommerwetter zu bringen noch keinen Gebrauch gemacht. Menge, iſt die letzten Wochen über jetzt hat er von unheimlicher uns gekommen. Mit der auch das Wetter ändern. geſtrige Sonntag war na einmal der erſte Tag, der regenfrei war. ganzen Tag über hingen drohende Regenwolken Himmel, die jedoch zur Freude aller ihre Schleußen geſchloſſen hielten. Die für Samstag am angeſetzten Feierlichkeiten wendfeier mußten in letzter Minute wegen der ungünſtigen Witterung abgeſetzt werden. 5 Uhr zog ein ſtattlicher Zug jugendlicher Sport ⸗ ler zum Waldſportplatz um dort in friedlichem Kampfe ihre Kräfte zu meſſen. Der Wettergott machte jedoch einen Strich durch die Rechnung und vereitelte durch allzuſtarken Regenguß die ungeſtörte Abwicklung des Programms. für den Abend angeſetzte Abbrennen des Sonnenwendfeuers wurde abge⸗ blaſen und auf heute Montag verlegt. heutige Feier wird in Rahmen abgehalten. diesbezügliche Aufforderung Dunkel aufzuhellen. nicht da iſt, kann die Liebe zur Familienforſchung in die früheren Zei⸗ hineinleuchten; Sommerferienzeit ſollte ein Anlaß werden, Nac 10 durch briefliche Nachfrage die a 0 Marga Legt euch ein Fa⸗ ch läugerer Zeit wieder Wir verweiſen auf die eines Sonder⸗ daß die Erinnerung die alte Fa⸗ mag es leicht Generation hinabzu⸗ Aber die Heimat oder Abſtammung Wiſſen über Nunmehr iſt der Regen, und zwar in Sonnenwende ſoll ſich Hoffen wir es! Der Den anläßlich der Sonnen ⸗ Um Die Sonnenwendfeier mit Die dem bereits bekannten vorliegender Nummer. tionaliſtiſchen Formationen am geſtrigen Sonn⸗ tag auf dem Waldſportplatz nahm einen ſchönen Verlauf. durchgeführt die immer reges Intereſſe der er⸗ ſchienenen reſſe für Kreiſe. geſtern ausverkauft zahl von rund 2000 zählen konnte. führung war wieder voll und ganz auf der Höhe und wurde nach langer Zeit ohne den üblichen Regenſchauer durchgeführt. zahlreich waren die Gäſte von auswärts vertreten. meldet folgende Anzeigen: 3 wegen Ruheſtörung. wurde ein hieſiger junger Mann, durch Hinfallen und Aufſchlagen ſeines Kopfes, ſchwer verletzt. Der Verletzte zog ſich eine Gehirnerſchütterung zu, die ſogar zum Verluſt ſeines Sprachgebrauchs führte und auch Lähmungserſcheinungen auf der rechten Seite zeigte. Geſtern wurde durch die hieſige Kriminalpolizei ein hieſiger Betrüger feſtgenommen, der in Mann⸗ heim Geſchäfts verbindungen Viernheimer Ge⸗ ſchäftsleute ausnütze und ſich ſo Geldbeträge er⸗ ſchwindelte. der N. S. D. A. P. in Das Sportfeſt der Na⸗ Den ganzen Tag über wurden Spiele Sportfreunde fanden.— Das Inte⸗ die Tellſchauſpiele zieht immer weitere Wir können mit Freude melden, daß war und man eine Beſucher⸗ Die Auf⸗ Beſonders * Der Polizeibericht der letzten Woche »Im Verlaufe von Streitigkeiten * Ein Vetrüger ſeſtgenommen. Er gab einfach an, mit dem oder jenem Geſchäftsmann in Mannheim zu ſein die⸗ ſer ſei in Verlegenheit, Autopanne uſw., und er möge durch einen Geldbetrag aushelfen. Da es ſich um Rückfall⸗Betrug handelt, wird der Betrüger mit Zuchthaus beſtraft werden. * Evang. Gemeinde. Wegen der Sonnenwendfeier heute Montag Abend findet die Uebungsſtunde des Kircheuchores morgen Dienstag Abend ½9 Uhr ſtatt. * Im Rahmen des Deutſchen Liedertages, der geſtern in allen Gauen, wo man deutſchen Zunges iſt, gefeiert wurde, ſind auch hier geſtern Abend Liedervorträge veran⸗ ſtaltet worden. Um 9 Uhr[wurde durch die Sänger der Tellaufführung am Rathaus Beetho⸗ vens unſterblicher Chor„Die Himmel rühmen“ zum Vortrag gebracht. Auf dem Marktplatz brachte der„Liederkranz“ ein Ständchen. Der Deutſche Liedertag wurde zu dem Zwecke ge⸗ ſchaffen, an einem Tage des Jahres überall in deutſchen Landes für das Lied, den unerſchöpf⸗ lichen Jungbrunnen Deutſcher Kultur, zu werben. „Heute letztmals! Der zeitgemäße Film„Schwarzhemden“ kommt im Union⸗Film⸗ palaſt heute letztmals zur Aufführung. Heute Sterbefall. Unſer achtbarer Mitbürger, Herr Peter Beikert., Bürſtädterſtvaße, iſt geſtern Früh in ein beſſeres Jenſeits abge⸗ rufen worden. In ſeinem Beruf als Maurer- polier hat er ſtets Vorbildliches geleiſtet. Er ruhe in Frieden! *Der Parteien Ende. Es liegen Aeußerungen nationaliſtiſcher Führer vor, wo⸗ nach alle Parteien der Auflöſung verfallen. Mannheimer National⸗Theater Im Nationaltheater: Montag, 26. Juni, 20 Ahr: Der 18. Oktober. Schauſpiel von Walter Erich Schäfer. Miete D 28, Sondermiete D 14. Dienstag, 27 Juni, 19.30 Uhr: Eg⸗ mont von Goethe. Miete G 28. Mittwoch, 28. Jun, 15 Uhr: Für Schüler Höherer Lehranſtalten— ohne Kartenver⸗ kauf— Schlageter. Schauſpiel von Hanns Johſt.— 19.20 Uhr: Oeffentliches Konzert„Stunde der Nation“.— 20.30 Uhr: Der 18. Oktober. Schauſpiel von Walter Erich Schäfer. Donnerstag, 29. Juni, 20 Uhr: Der 18. Oktober. Schauſpiel von Walter Erich Scher. Miete E 28, Sondermiete E 14. Freitag, 30. Juni, 18.30 Uhr: Abſchieds⸗ abend Margarete Bäumer: Götter däm⸗ merung von Richard Wagner. Miete 3 28, Sondermiete F 14. 0 Samstag, 1. Juli, 20 Uhr: Der Zi⸗ geunerbaron. Operette von Johann Strauß. Miete B 28. Sonntag, 2. Juli, 11.30 Uhr: Prüfungs⸗ aufführung der Opernſchule des National⸗ theaters.— 15.30 Uhr: Schlageter. Schauſpiel von Hanns Johſt.— 20 Uhr: Annelieſe von Deſſau. Operette von Robert Winterberg. Miete C 28. Im Neuen Theater(Roſengaxten): Samstag, 1. Juli, 20 Uhr: 1. Gaſtſpiel der National⸗Sozialiſtiſchen Gaſtſpielbühne Berlin: Der Wanderer, ein Spiel von Dr. Joſeph Göbbels. der N. S. D. A. P. Sonnwendfeuer! Mit Rückſicht auf die unbeſtändige Witter⸗ rung mußten die für Samstag abend geplanten Feierlichkeiten abgeſetzt und auf heute Montag verlegt werden. An der Programmfolge ändert ſich nichts. Die Bevölkerung iſt dazu herzlich Mitteilungen Nachm. 4 Uhr iſt Schülervorſtellung. eingeladen. Der Propagandaleiter. ——— Todes-Anzeige- Gott, dem Herrn über Leben und Tod, hat es in ſeinem unerforſchlichen innigſtgeliebten Vater, Großvater, Schwiegervater, und Onkel, Herrn Ratſchluſſe gefallen, meinen Gatten, unſeren allzeit treubeſorgten Bruder, Schwager peter Beikertl. Maurernolier nach ſchwerer Krankheit, verſehen mit den hl. Sterbe⸗ ſakramenten, im Alter von 65 Jahren beſſeres Jenſeits abzurufen. „zu ſich in ein Wir bitten, ſeiner Seele im Gebete zu gedenken. Viernheim, den 26. Juni 1933. Die tieftrauernd Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Dienstag nachmittag um 4 Uhr vom Trauerhauſe, Bürſtädterſtraße Nr. 36 aus, ſtatt. .— 2 .— — 8 ä 2 SS— 2 Trauer-Bilder mit Namen- und Gebets aufdruck, an liebe Ver- storbene, halten wir stän- dig in großer Auswahl auf Lager,. Lieferzeit inner- halb 2 Stunden. Muster gerne zu Diensten Viernheimer Unzeiger Adolf Hitlerstragße 36 Tel. 117 Faſt neue Häckſel⸗ maſchine billig zu verkaufen. 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Es hat auch durchweg offene Grenzen, während ſich unſer Nachbar im Weſten— Frankreich— mit einem Feſtungspanzer umgeben hat, wie ihn die Welt bisher noch nie kannte. Selbſtver⸗ ſtändlich iſt er auch eine ausgezeichnete Ba⸗ ſis für eine aktive Abwehr von Luftangrif— fen. Deutſchland kennt das alles nicht, es hat im Weſten ſogar eine entmilitariſierte Zone, in der kein Soldat ſteht, in der nicht einmal eine Militärkapelle ohne be⸗ ſondere Erlaubnis konzertieren darf! Der Leiter der Deutſchen Verkehrs⸗ fliegerſchule in Braunſchweig, Major a. D. Keller, hat einem Preſſevertreter gegenüber bemerkenswerte Ausführungen über die unhaltbaren Zuſtände gemacht. Er erklärte u. a., ſeitens der Reichsregierung müſſe nunmehr alles getan werden, um ei⸗ nen wirkſamen Schutz der deutſchen Luft⸗ hoheit garantieren zu können. Ein Entkom⸗ men der ausländiſchen Maſchinen hätte auch dann nicht verhindert werden können, wenn die deutſche Luftpolizei über Flugzeuge verfügt hätte, und zwar einmal, weil unſere Maſchinen viel zu ſchwach ſind, und zweitens nicht über Maſchinengewehre verfügen. Auf die Frage, ob die Verkehrsflieger⸗ ſchule Braunſchweig in der Lage wäre, beim Erſcheinen ausländiſcher Maſchinen über Braunſchweig auch nur eine von dieſen zur Landung zu zwingen, erklärte Major a D. Keller: Nein, dazu ſind unſere Maſchi⸗ nen viel zu ſchwach, alſo zu langſam Auch die außerordentliche Schnelligkeit und Steigfähigkeit der augenblicklich ſchnellſten Verkehrs⸗ und Poſtflugmaſchine der Welt, der Junkers 60, die eine mittlere Reiſege⸗ ſchwindigkeit von 250 km hat, es im Höchſt⸗ falle aber auch auf 320 km bringt, reichen nicht aus, um fremde Maſchinen, die natur⸗ gemäß ſämtliche große Höhen erreicht haben würden, zu ſtellen. Selbſt wenn das aber möglich wäre, was könnten unſere unbewaff⸗ neten Maſchinen gegen jene ausrichten, die in einem ſolchen Falle rückſichtslos von ihren Maſchinengewehren Gebrauch ma⸗ chen würden. 5 Auf die Frage, ob im Rahmen des Ver⸗ ſailler Diktats Deutſchland überhaupt eine legale Handhabe beſitze, ſich gegen Luftan⸗ griffe zu ſchützen, erklärte Major Keller, daß dieſe legale Handhabe lediglich in papie⸗ denen Proteſten gegen dieſe, dem Völkerrecht in der kraſſeſten Weiſe wider⸗ ſprechenden Uebergriffe ausländiſcher Flie⸗ ger beſtehe, deren Nutzloſigkeit nach unſeren Erfahrungen ja bekannt ſei. Die einzige wirkſame Abwehr beſtehe da⸗ an, daß Deutſchland ſich auf der kommenden Abrüſtungskonferenz mit aller Entſchieden⸗ heit dafür einſetze, daß ihm das gleiche Luftrecht zugeſtanden werde, wie den anderen Völkern. Einen wirkſamen Schutz gegen die Bedrohung Deutſchlands durch fremde Luftflotten erblickt Major Keller ein⸗ zig und allein in der Schaffung von deut⸗ ſchen Jagdgeſchwadern, die den ausländiſchen bezüglich der Schnelligkeit und der Bewaffnung ebenbürtig ſind. Dazu komme aber auch noch die dringend notwen⸗ dige Wiedereinführung von Flugzeugab; wehrkanonen(Flak). Soweit der Leiter der deutſchen Verkehrs: leger chule, 006 ein Mann, der etwas von er Sache verſteht. Es wird Aufgabe der deutſchen Vertreter auf der Abrüſtungskon: Viernheimer Zeitung Erſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiert— i Mt fe ins Haus gebracht.— Gratisbeila ehen achiſclige iünſtrierte aktuelle, intereſſante„Sonntagsblatt“, halbjäh kalender.— Annahme von Abonnements tägl. in der Geſchäftsſtelle u. beim Zeitungsträger Erſtes, älteſtes u. erfolgreichſtes Lokal⸗Anzeigeblatt in Viernheim imer Anzeiger (Viernheimer Bürger⸗Ztg.— Viernh. Volksblatt) Anzeigenpreiſe: Die einſpaltige Petitzeile koſtet 25 Pfg., die Reklamezeile 60? bei Wiederholung abgeſtufter Rabatt.— ö Pfg., nnahmeſchluß für Inſerate und Notizen vor⸗ mittags 8 uhr, größere Artikel einen Tag vorher.— Annahme von Anzeigen in unſerer Geſchaͤftsſtelle u. von ſämtlichen Annoncen ⸗ Expeditionen Deutſchlands u. des Auslands Amtsblatt der Heſſiſchen Bürgermeiſterei und des Polizeiamtes e bei Anzeigen werden nach Möglichkeit berückſichtigt.— Für die Aufnahme an beſtimmt vorgeſchriebenen Tagen kann jedoch eine Gewähr nicht übernommen werden Dienstag, den 27. Juni 1933 50. Jahrgang Keine Parteien mehr! Die Führer der Vayeriſchen Volkspartei verhaftet Bad Aibling, 27. Juni. Aus Anlaß der Stadterhebung von Bad Aibling hielt der bayeriſche Staatsminiſter Wagner eine Rede, in der er u. a. ſagte: Parteien ſeien das Verderben der Na⸗ tion. Parteien dürfe es deshalb nicht mehr geben, und wer es wagen ſollte, heute wie— derum in Deutſchland den Verſuch zu ma— chen, Parteien zu bilden, müſſe verſchwinden. Er, der Miniſter, müſſe feſtſtellen, daß man uns die Arbeit dadurch erſchwere, daß unter⸗ irdiſch gewühlt würde, um wieder eigene Geſchichte machen zu können. Sämtliche So⸗ zialdemokraten ſeien aus den Parlamenten ausgeſchieden, er, der Miniſter, ſei der An⸗ laß, daß in den letzten Tagen bei allen pro⸗ minenten Führern der Bayeriſchen Volls⸗ partei Hausſuchungen durchgeführt wurden. Ich tat das, ſagte Innenminiſter Wagner, in der Sorge um das Volk, denn ich mußte feſtſtellen, daß alle Loyalitätserklärungen er⸗ logen waren. Trotz Verſammlungsverboten wurden geheime Verſammlungen abgehalten. Und die als aufgelöſt erklärte Bayernwacht beſteht nach wie vor weiter. Die Zeiten der Parteien ſind endgallig vorbei. Ich werde jeden als Volksſchädling 1 laſſen, der den Verſuch machl, wieder Parkeien zu gründen. Heute ſind nicht nur alle prominenten Jührer der So- fa ede ſondern auch die prominen⸗ en Mitglieder der Bayeriſchen Volkspartei verhaftel. Der Miniſter erklärle weiter, daß 5 von ſeiner Befehlsſtelle nicht weichen wer⸗ e. * Wie das„Bamberger Tagblatt“ meidei wurden im Rahmen einer in ganz Bayern durchgeführten eingehenden Aktion gegen die Bayeriſche Volkspartei in den frühen Mor⸗ genſtunden in 2 0 0 Reichstagsabgeord⸗ neter Prälat Leicht. Landtagsabgeord neter Meixner, ſowie ſamtuche Stadträte der Bayeriſchen Volksparteifraktion in Schuß haft genommen. Nod ſteht anf Totalſtandpunkt Berlin, 27. Juni. Bei dem„Tag der alten Garde der NSDAP.“ in Spandau hielt Reichsminiſter Dr. Göbbels eine Anſprache an die 10 000 e verſammelter Mitkömpfer. Er führ⸗ te aus, man ſolle nicht denken, daß die natio⸗ nalſozialiſtiſche Revolution zu Ende ſei. Sie gehe erſt zu Ende, wenn die NSDAP. den ganzen Staat beſitze. Es dürfe außer dieſer überhaupt keine h und keine Organiſationen mehr ge⸗ en. Die nationalſozialiſtiſche Bewegung habe niemals einen Zweifel darüber gelaſſen. daß ſie auf dem Totalſtandpunkk ſteht. „Wir ſind die Vollſtrecker des Volkswil⸗ lens. Es braucht niemand Angſt zu haben, Es kommt jeder heran. Wir werden auch die Revolution zu Ende führen. Pardon wird nicht gegeben. Die nationalſozialiſtiſche Be⸗ besten“ erhebt den Anſpruch, das Reich zu beſitzen Fortgang der Säuberung Der deutſchnationale Mittelſtandsbund ver⸗ boten. Berlin, 27. Juni. Im Zuſammenhang mit dem Verbot der deutſchnationalen Kampfringe war u. a. auch ein Verbot des„Deutſchnationalen Kampf⸗ bundes des gewerblichen Mittelſtandes“ aus⸗ geſprochen worden, der aber tatſächlich gar nicht exiſtiert. Mit dem Verbot war der „Deutſchnationale Bund des gewerblichen Mittelſtandes“ gemeint, der den Irrtum ſo⸗ fort bemerkte und ſich beeilte, für Montag abend noch ichnell eine Kundgebung einsube⸗ 1 rufen, auf der auch Reichsminiſter Hugen⸗ berg ſprechen Jatter Inzwiſchen halten jedoch auch die maßge⸗ benden Stellen den Irrtum bemerkt. In der Folge wurde dann zunächſt die in den Kroll⸗ Feſiſälen angeſetzte Kundgebung polizeilich verbolen und weiterhin auch der„Deutſchna⸗ tionale Bund des gewerblichen Mitkelſtan⸗ des“ aufgelöſt. Deutſche Ingenderziehung Eine Rede des Reichsjugendführers. Hannover, 27. Juni. Reichsjugendführer Baldur von Schi⸗ ra ch hielt bei der Sonnwendfeier in Hanno⸗ ver die Feſtrede. Er betonte nachdrücklich, daß er bei dem Ausbau der Jugendbewe⸗ gung nicht einen Zentimeter breit vom We⸗ ge der nationalen und ſozialen Revolution abweichen werde. Niemals ſoll Deutſchland vergeſſen, daß es die junge Arbeiter- und Bauernſchaft geweſen ſei, die das neue Deutſchland zum Siege geführt habe. Der Kampf gegen die Reaktion werde mit der⸗ ſelben Unerbittlichkeit vorangetragen wer⸗ den, te den Marxismus. Gegenüber den konfeſſionellen Verbänden werde er ſeine Haltung von dem Verhalten dieſer Vereinigungen abhängig machen, und er werde ſich energiſch gegen ſolche Organi- ſarlonen wenden, die Gebiele, die der hitler⸗ jugend gehörken, als ihre Einflußzone be⸗ krachteten. Wer ſich dem revolutionären Wollen der hiklerjugend entlgegenſtelle, ee cen un Beſonders iet der Wehrausbildung ſei der Hitlerjugend. W In ſeinen weiteren Ausführungen gab Baldur von Schirach bekannt, daß ihm der Reichskanzler außer den Jugendverbänden auch die Studentenſchaften der Hoch- und Fachſchulen a unterſtellt habe. ferenz ſein, dieſe deutſchen Forderungen vor⸗ zubringen. Wenn uns die anderen Mächte die Gleichberechtigung nicht geben wollen, dann mögen ſie ihrerſeits abrüſten, mögen ſie ihre Luftflotte abſchaffen und damit auf dieſe Weiſe Deutſchland vor der Gefahr der Luftangriffe bewahren. So oder o: Deutſchland iſt mit beiden Löſungen einver⸗ ſtanden. 1 Note Hetze Maßnahmen gegen die ruſſiſche Rundfunk; propaganda. Berlin, 27. Juni. Die kommuniſtiſche Propaganda, die nicht nur vom Moskauer Sender, ſondern auch von anderen ruſſiſchen Sendern getrieben wird, wird, wie von maßgebender Seite mit⸗ geteilt wird, in Deutſchland ſich a rf über⸗ wacht. Man iſt an den zuſtändigen Stel⸗ len genau über die kommuniſtiſchen Propa⸗ gandaſtellen unterrichtet. Der Rundfunk hat ſich bisher in Uebereinſtimmung mit dem Propagandaminiſterium lediglich auf eine Beobachtung dieſer Sendungen beſchränkt und in einzelnen Fällen lediglich die not⸗ wendigen Widerlegungen gegeben. Sollten die poliliſchen Angriffe weiterhin das Maß der käglich üblichen Propaganda überſchreiten, ſo werde der deutſche Rund. funk unmittelbar wirkſame Abwehrmaßnah⸗ men treffen. die roten Flieger Wie erſt jetzt bekannt wird, haben am ver⸗ gangenen Freitag unbekannte— wahrſchein⸗ lich ausländiſche Flugzeuge auch über Mag⸗ deburg und Dortmund Hetzflugblätter kommuniſtiſchen Inhalts abgeworfen.— Ein Voll, ein Neich Große Deutſchtums⸗Kundgebung in Wien Wien, 27. Juni. Daß die Sache des Deutſchtums in Oeſterreich in beſten Händen iſt und daß die Hetzer die Verbundenheit Oeſterreichs mit dem Reich nicht zerreißen können, be⸗ wies der Jugendturntag des Deut⸗ ſchen Turnbundes im Wiener Sta⸗ dion. Das Stadion, das 60 000 Zuſchauer faßt, war bis auf den letzten Platz gefüllt. 12 000 Jugendturner legten Zeugnis dafür ab, daß neben der körperlichen Ertüchtigung auch die Pflege deutſchen Weſens nicht zu kurz kommt. Das ergab ſich aus der ſpon⸗ tanen Huldigung für Deutſchland, die in den letzten Strophen des Jugendweiheliedes er— faßt wird:„Friſch und fromm, froh und frei, des Volkes bewußt und der Heimat treu, bauen wir mit Herz und Hand unſer einig Vaterland.“ Der Jubelſturm wiederholte ſich immer wieder und das Deutſchlandlied wurde angeſtimmt. Den Höhepunkt erreichle die Begeiſte⸗ rung bei dem Sonnwendfeſtſpiel, das in vier Bildern einen kurzen Abriß der Ge⸗ ſchichte des Deutſchtums in Oeſterreich in der Vorkriegs. und in der Nach- kriegszeit gab. Auch bei dem zweiten Bild„Der öſterreichiſche Soldat“, geſtellt von den mit den Ehrenabzeichen des Weltkrieges ausgezeichneten Turnern brauſte unerſchülkerlicher Jubel im Sla⸗ dion auf, der ſich wiederholte, als im Schlußbild dargeſtellt wurde, wie ſich das deutſche Volk ſeiner großen Vergan- genbeit erinnert und aus Jahns Ver- mächtnis neuen Lebensmut ſchöpfte. Bei dem Abmarſch der Turner wurden ſie mit nicht endenwollenden Heilrufen begrüßt und immer wurde das Deutſchlandlied ge— ſungen. Auch auf dem Heimweg der Maſſen hörte man immer wieder völkiſche Lieder und Heilrufe auf Deutſchland und Hitler. Nach dem Turnfeſt im Stadion kam es von— ſeiten der Teilnehmer in der Stadt- und Straßenbahn zu mehrfachen Kundgebungen, wobei Parteiparolen gerufen wurden. Die Polizei nahm etwa 30 Anhaltungen vor. * Eine Ueberraschung Der Wiener„Kampfruf“ meldet, daß die Unterſuchungen der Bombenattenta⸗ te der vergangenen Woche eine überraſchen⸗ de Wendung genommen hätten. Im In⸗ tereſſe der geführten Ermittlungen könne heute jedoch nichts näheres geſagt werden. Schon in den nächſten Tagen dürfte die Be⸗ hörde in der Lage ſein, der Oeffentlichkeit das zutage geförderte Material zu überge⸗ ben, das eine ſtarke Entlaſtung der Natio⸗ nalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei bedeuten würde. Aus weiteren Ausführungen geht her⸗ vor, daß die Provokateure im Lager der Legitimiſten zu ſuchen ſeien. Wenn dieſe Informationen ſich beſtätigen, woran wohl nicht zu zweifeln iſt—, hätten alſo jene Kreiſe, die auf eine Wiedereinſet⸗ zung der Habsburger als öſterreichiſche Mon⸗ archie hinarbeiten, die Wiener Attentate auf dem Gewiſſen. Das wäre in der Tat eine ntereſſante Ueberraſchung!— In Salz⸗ Hurg iſt das motoriſierte Feldjägerbatail⸗ ſon aus dem Burgenland mit 12 Offizieren uind 200 Mann in Automobilen zur Ver⸗ tärkung der Salzburger Garniſon eingetrof⸗ en. Im Laufe der Nacht kam es verſchie⸗ dentlich zu Ruheſtörungen, die auch zu Ver⸗ haftungen führten. An mehreren Stellen der Stadt wurden Kanonenſchläge abge⸗ brannt; außerdem fand man im Laufe der Nacht eine Anzahl mit brauner Maſſe an⸗ gefüllter Blechbüchſen. Militäriſche Sachver⸗ ſtändige ſtellten jedoch feſt, daß die Maſſe weder entzündbar noch für eine Sprengung geeignet war. Auch die Zündſchnüre waren nicht echt. Hilferuf aus Tirol Der„Tiroler Anzeiger“, das Organ der Chriſtlich⸗Sozialen in Tirol, veröffentlicht die Forderungen, die der Landesverband der Gewerbeverbände und Gewerbegenoſſen— ſchaften für Tirol dem Bundeskanzleramt und dem Finanzminiſterium als Notſtands⸗ maßnahme unterbreitet hat. Einleitend wird ausgeführk, daß die Sperre der Grenze durch die Einfüh- rung der Einreiſegebühr von 1000 Mark ſich für die geſamte Tiroler Wirtſchaft, die mit dem Fremdenverkehr eng ver⸗ bunden ſei, geradezu kataſtrophal aus- wirke. Ein weiteres Andauern dieſes Juſtandes würde im Sommer zu unab- ſehbaren Jolgen führen. Aus allen Landesteilen erhöben ſich ſchon jetzt erſchütternde Hilferufe der Handel⸗ und Gewerbetreibenden, die durch die Auswir⸗ kungen der Wirtſchaftskriſe ohnehin in ihrer Widerſtandskraft geſchwächt ſeien und durch das Ausbleiben des Zuſtromes von Som⸗ mergäſten um die Hoffnung auf Erhaltung ihrer Exiſtenz gebracht würden. f 94, 88 und Stahlhelm „Drei Säulen ſtehen nebeneinander Magdeburg, 27. Juni. Bei einem Stahlhelmappell in Magdeburg, der Gründungsſtadt des Bun⸗ des der Frontſoldaten, hielt der Bundesfüh⸗ rer, Reichsarbeitsminiſter Seldte, eine An⸗ ſprache. Er ſagte u. a.: Ich habe eine Glut der Freude und ein Aufatmen empfunden, als mir der Volkskanzler Adolf Hitler ſagte: „Jawohl, ſo muß es ſein, drei Säulen ne. beneinander: braun, ſchwarz und feldgrau: SA, Ss und Stahlhelm.“ Dieſe drel Säu⸗ len ſtehen neben einander und ebenſo ſtehen die drei Symbole in Deutſchland nebenein. ander: Das Symbol des Eiſernen Kreuzes, das der alte Feldmarſchall während ſeines gan⸗ en Lebens getragen hat, als zweiles Sym: ol daneben Adolf Hitlers Hakenkreuz, aus dem gleichen Gedanken heraus geboren, aus der Schlammflut der Revolukſon als Be. ſchwörungszeichen des nalionalen Willens ent. eee gegen alle Widerſacher und das ritte Symbol, das Symbol unſeres Stahl. helm. Mögen ſie reden, was ſie wollen, mögen ſie die braune Front mit Unflat beſchmutzen, mögen ſie auf den Reichspräſidenten ſchee ſehen, mögen ſie auf Adolf Hitler ſchimpfen, e bezeichnen, all das ſchütteln wir ab. Ich ſpreche angeſichts dieſes Domes, an dieſer Stelle der Gründung des Stahlhelms, es noch einmal aus: Ich gelobe für den ganzen Stahlhelm den beiden Männern Hitler und Hindenburg die Treue, ſolange ich lebe, und ich gelobe mei⸗ nen Feinden, ſie niederzuſchlagen, wo ich ſie kreffe. Wir geloben der Regierung Treue. wir geloben Treue unſerem alten ſtolzen Freiheitsziel, wir geloben, daß wir nicht ru⸗ hen, bis ſich die Gedanken, die unſer Volks- kanzler uns vorgetragen hat, durch uns zum Siege durchgerungen haben. a In einer zweiten Anſprache teilte Miniſter Seldte mit, NSDAp.⸗Führer und Führer des Stahlhelms würden in Berchtesgaden als Gäſte des Führers am Samstag zuſam⸗ menkommen und dort ſolle beſchloſſen wer⸗ den, welche endgültige Form man dem Zu⸗ ſammenſchluß geben wolle. Dabei müſſe aber jeder Vorbehalt ausgeſchaltet werden.„Ich ſchließe das Bündnis mit Adolf Hitler nicht mit irgend einem Vorbehalt, entweder ſie⸗ gen wir zuſammen oder garnicht.“ Aus der Schutzhaft entlaſſen Die pfälziſchen Prieſter wieder freigelaſſen. Neuſtadt a. d. dk., 27. Juni. Zwiſchen dem Biſchof von Speyer und ei⸗ nem Vertreter der Gauleitung Pfalz der NSDAP. fand, wie eine Bekanntmachung der Gauleitung mitteilt, eine Ausſprache ſtatt, in der vereinbart wurde, daß die in Schutzhaft genommenen katholiſchen Geiſt⸗ lichen wieder in Freiheit geſetzt werden. Vor ihrer Entlaſſung haben die Prieſter folgende von der Gauleitung vorgelegte Erklärung unterzeichnet: „Der Anterzeichnete verpflichtet ſich hier mit, unter keinen umſtänden den Verſuch zu machen, das Gokteshaus zu polikiſchen Jwek. ken zu mißbrauchen. Ausdrücklich erklärk und verſichert er, daß er auch nicht den Verſuch unternimmt, in verſteckter Weiſe die Regie · rung Adolf Hitlers, beziehungsweiſe deren Maßnahmen einer Kritik zu unterziehen, die einer Verächtlichmachung gleichkommt. Die Parkeileitung ihrerſeits übernimmt die Ver⸗ ankworkung, daß ſie mit allen Mitteln den Prieſter ſchützen wird, wenn er ſich nichl gleichzeitig herabläßt, ſeine Würde zu Par- tieizwecken zu mißbrauchen. . Stuttgart, 27. Juni. Auf Veranlaſſung der württembergiſchen Politiſchen Polizei ſind vorgeſtern aus dem Schutzhaftlager Heu⸗ berg wiederum 193 politiſche Schutzhaftge⸗ fangene entlaſſen worden. Deutſche Tagesſchau Verhaftung thüringiſcher Stahlhelm ührer. Auf Anordnung des thüringiſchen Innen⸗ miniſteriums wurden, wie das amtliche Wolff⸗ ſche Nachrichtenbüro meldet, mehrere Stahl⸗ helmführer verhaftet. In Eiſenach wurde der erſte Stahlhelmführer, Oberſtleutnant a. D. Lindwurm, ins Gefängnis eingeliefert. Der ehemalige Stahlhelmführer, Major a. D. Voigt, wurde fung des Reichsminiſters Seldte verhaftet und im Zuchthaus Unter⸗Marsfeld untergebracht. mögen ſie als Provakateure uns, die alten feldarauen Freibeitskämpfer als Reaktionär⸗ Auch der frühere Stahlhelmgauführer, Rechts⸗ anwalt Schönheit. in Rudolſtadt ſowie der in Meiningen wegen Beſchimp⸗ gruppengeſchäftsführer Grunverg wurden in grupengeſchäftsführer Grünberg wurden in Schutzhaft genommen. 5 Nochmals Prozeß Gerele. Wie aus Berlin gemeldet wird, dürfte der e e ee demnächſt eine Neu⸗ aufrollung erfahren. Gegen das Arteil iſt jetzt ſowohl von dem Verteidiger wie von der Staatsanwaltſchaft beim Reichsgericht Re⸗ viſion eingelegt worden. 8 Die Neichs⸗Autoſtraßen Swecke Frankfurt Mannheim wird ſofort begonnen. Berlin, 27. Juni. Mit dem Bau des erſten Teilſtückes der erſten großen Reichsautoſtraße Hamburg— Bremen—Hannover— Frankfurt Mannheim bis Baſel, der Strecke Frankfurt Mannheim, wird ſchon in der kommen⸗ den Woche begonnen werden. Zur Durchfüh⸗ rung des Baues iſt in Frankfurt a. M bei der Reichsbahndirektion eine oberſte Bau⸗ leitung mit Reichsbahnoberbaurat Pückel eingeſetzt worden, dem ein Stab von ausge⸗ zeichneten Fachleuten beigeordnet wurde. Die Koſten für das erſte Teilſtück Frankfurt— Heidelberg— Mannheim werden mit eilwas über 20 Millionen Mark veranſchlagt. Die bisherige Au⸗ koſtraße Frankfurt.—Darmſtadi—heidel⸗ berg bzw. Mannheim wird man für die neue Straßze nicht benutzen können, da ſie erſtens ſehr ungünſtig verläuft und zweikens quer durch die Ortſchaften führt. Wie weiter bekannt wird, beſteht bereits ein ausgezeichneter Plan eines Reichsſtra⸗ ßennetzes, das im Zuge der bereits be⸗ kannten und numerierten Fernverkehrs⸗ ſtraßen den Ausbau von Autoſtraßen vor⸗ ſieht. Neben der ſchon bekannten Auto⸗Stra⸗ ße Hamburg- Baſel, die noch eine kur⸗ ze Verlängerung nach Lübeck, dem Tor der Oſtſee, erhalten ſoll, ſind an Straßen noch geplant eine Verbindungsſtraße Ber⸗ lin—Oſtſee, und zwar nach Stettin. Ferner wird beſtimmt eine Reichsautoſtraße Berlin— Leipzig entſtehen. Nach dem bisher bekannt gewordenen Plan ſoll ſich dieſe Strecke in Leipzig verzweigen und von dort einmal nach München und weiter nach Kufſtein führen, wo Anſchluß an die Straße nach Innsbruck und über den Brenner nach Italien gewährleiſtet wäre. Die zweite Abzweigung würde von Leipzig über Naumburg Weimar—Erfurt—Eiſe⸗ nach— Hersfeld Frankfurt a. M.— Mainz nach Saarbrücken führen und dort an die Pariſer Straße anſchließen. Die dritte Abzweigung würde Leipzig mit Dresden Görlitz, dem Waldenburger Induſtriegebiet und Breslau verbinden. Selbſtverſtänd⸗ lich würde man auch beſonders die Rhein- ſtraßen ausbauen und die bereits vorhan- dene Autoſtraße Köln—Bonn nach den jetzt zum Geſetz erhobenen Prinzipien umbauen, über Koblenz bis nach Mainz ausbauen und ſo eine Nordſüd⸗Verbindung zwiſchen den beiden Oſtweſt⸗Verbindungen herſtellen. Die neuen Skraßen werden nach Nich kungsfahrdämmen aufgeteilt und der dazwiſchenliegende Kaſenſtreifen mit Buſchwerk bepflanzt, um eine Blendung des Kraftfahrers durch enkgegenkom⸗ mende Autos zu verhindern. Von Saarbrücke 0 na ugs burg Straße Verlin. dt chen Mannheim würde dieſe Reichsautobahn die Strecke Hamburg Baſel bzw. Köln—Mann⸗ heim—Baſel kreuzen. Eine der Hauptver⸗ kehrsſtraßen iſt die Straße Nummer 5 von Hamburg über Wittenberge, Neuruppin— Müncheberg— Frankfurt/ Oder—Glogau nach Breslau und Beuthen, alſo die Verbindung zwiſchen dem Welthafen Hamburg und Oberſchleſien. 2 Aus Baden Mannheim, 27. Junt.(238er meldet Euch!) Anläßlich des 4. Leibgrenadiertages in Karlsruhe feierten auch die ehemaligen An⸗ gehörigen des Reſerveregiments in großer Zahl ein herzliches Wiederſehen. Die alten Bande treuer deutſcher Schützengrabenkameradſchaft wurden auf dieſem Regimentstage feſter ge⸗ knüpft durch Gründung einer Kameradſchaft ehemaliger 238er, deren Vorſitz nach einſtim⸗ miger Wahl Oberſtleutnant Roth(ehem. Füh⸗ rer 1238) übernommen hat. Alle ehemaligen Offiziere, Unteroffiziere und Mannſchaften wol⸗ len ihre Anſchrift und die bekannter Kamera⸗ den an Oberleutnant a. D. W. Heitmann, Mannheim, Donnersbergſtraße 37, einſenden. Heidelberg, 27. Jum.(Badiſche Regie⸗ rung als Feſtgäſte.) Zu der am 7. Juli ſtattfindenden Kundgebung auf dem Schloßhof haben außer dem Leiter der deutſchen Außen⸗ politik und Führer des Kampfbundes für Deutſche Kultur, Dr. A. Roſenberg, der die Feſtanſprache halten wird, noch Reichsſtatt⸗ halter Robert Wagner, der Schirmherr der Kundgebung, Kultusminiſter Dr. Wacker, In⸗ nenminiſter Pflaumer und der Landesleite⸗ des Kf D., Dr. Kieth, ihren Beſuch zu⸗ geſagt. Heidelberg, 27. Juni.(Säuberung in Herdelberg.) Die zur Durchführung des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbe⸗ amtentums vom ſtädtiſchen Perſonalausſchuß eingeſetzte Kommiſſion hat beſchloſſen, 10 Ar⸗ beiter der ſtädtiſchen Werke mit ſofortiger Wirkung zu entlaſſen.— Der frühere Vorſtand des Buchdruckerverbandes, Adolf Rauſch und der ehemalige Stadtrat Kilger wurden an Samstag verhaftet. Beide ſtehen im Verdacht auf verſchiedenen Bauſtellen des Stadtgebie⸗ tes verſucht zu haben, Arbeiter in marxiſt.⸗ ſchem Sinne aufzuhezen. Karlsruhe, 27. Juni.(Seltſamer Ver kehrsunfall.) Ecke Karl- und Kaiſer⸗ ſtraße ſtießen zwei Kraftradfahrer zuſammen. 4 Durch den Zuſammenſtoß geriet einer der Kraftradfahrer auf den Bürgerſteig des Loret⸗ to⸗Platzes, wobei er einen Fußgänger, Rekta Biermann von der Gutenbergſchule, anfuhr, der mit ſehr ſchweren Verletzungen nach den Krankenhaus verbracht werden mußte. Die Krafträder wurden ſichergeſtellt. Karlsruhe, 27. Juni.(Wegen Heß⸗ propaganda verhaftet.) Feſtgenon⸗ men wurden eine Perſon wegen Verteilen kommuniſtiſcher Hetzſchriften. Karlsruhe, 27. Juni.(Schwerer Ver- kehrsunfall.) In der Linkenheimer Allee wurde beim Schützenhaus ein Kraftradfahrer durch den Anhänger eines ihn überholenden Lieferkraftwagens erfaßt und kam mit ſeinen Beifahrer zu Sturz. Hierbei erlitten beide erhebliche Verletzungen am Kopf und an del Beinen; der Kraftfahrer fand Aufnahme im Städtichen Krankenhaus. % Abbitte. 0 5 wa Mays Augen weiteten eſich Anzug! Karell hatte noch immer Schichzalsgewalten L——. ROMAN VON GERT ROTHBERG Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle(Saale) 40 Am Fenſter lehnte May halb in den Seſſel zurück⸗ geſunken. Karell nahm ſie in ſeine Arme. „May!“ Sie antwortete nicht. Eine tiefe Ohnmacht hielt ſie um⸗ fangen. Karell trug ſie auf ihr Bett. Er küßte den kleinen, herb geſchloſſenen Mund. Er ſtreichelte und wärmte die kalten Hände. Dann ging er zum Toilettentiſch und nahm eine Eſſenz, womit er Mays Stirn und Schläfen einrieb. Als ob er ein zerbrechliches Spielzeug berührte, ſo weich und zart waren ſeine Bemühungen um May. Der Chauffeur von vorhin hätte ſicher nicht geglaubt, daß das derſelbe Mann ſei, der das Auto mit ſo gewaltiger Körper— kraft aufgehoben hatte. Karell zog ſich einen Stuhl heran und blieb bei May ſitzen, nachdem er ſie ſorglich zugedeckt hatte. Die Diener⸗ ſchaft wollte er nicht rufen. May mußte doch endlich er⸗ wachen. Oder ob er doch lieber Miß Potter, die alte Haus⸗ meiſterin, holte? May bewegte ſich plötzlich. Karell ſprang auf und beugte ſich über ſie. Sie ſchlug die Augen auf, ſah ihn an, ungläubig. Dann ein einziger Schrei: „Lu!“ Er nahm ſie in ſeine Arme, küßte ſie und vermochte doch kein Wort zu ſagen. „Lu, ich habe ſo ſchwer geträumt. Du kamſt nicht, und ich habe ſo lange gewartet. Doch nun biſt du bei mir und alles iſt gut.“ Er preßte ſeine Lippen auf ihre Hände in ſtummer Id 0 131K. mantel um die Schultern. Ole. hingen an ſeinem i den eleganten Abend⸗ anon 4 Ai „Du biſt eben erſt heimgekommen? Lu— wo warſt du?“ Karell ſenkte tief den Kopf. Da ſtand ſie triumphierend vor ihm, die Unwahrheit. Sie würde weiterhin ſeine un⸗ erbittliche Begleiterin ſein. „Ich kann es dir nicht ſagen, May.“ In Mays großen blauen Augen ſtanden zwei glitzernde Tränen. Karell ſtöhnte auf wie ein verwundetes Tier. „May, jetzt weinſt du um mich. Verzeih' mir doch, May.“ Die kleinen Hände ſeines Weibes ſtreckten ſich ihm in Liebe entgegen. „Lu, alles ſoll gut ſein, doch ſage mir: Wer iſt Bianke La Roſe?“ Karell ſtarrte auf ſie nieder, keines Wortes mächtig. Woher wußte May? „Lu, kannſt du mir auch das nicht ſagen?“ Seine Zähne knirſchten aufeinander. Voll tiefſter Qual waren ſeine Augen auf ſie gerichtet. May wandte den Kopf ab. „Lu, unſer Glück zerbricht an deinem Schweigen. Wer iſt Bianke La Roſe?“ Karell richtete ſich hoch auf. „Vielleicht werde ich es dir einmal ſagen; heute kann ich es nicht. Doch vor allem, May, wirſt du mir ſagen, wo du den Namen her weißt.“ May richtete ſich halb auf. „In— deiner Briefmappe. Ich fand ein Kuvert.“ „May, wer gab dir das Recht, meine Briefmappe durch⸗ zuſehen?“ May duckte ſich unwillkürlich unter ſeinen Worten. „May, mißtrauſt du mir? Warum ſahſt du in meiner Briefmappe nach?“ Sie ſah ihn an, lange und aufmerkſam. Dann ſchüttelte ſie den Kopf. „Nein, das würde Lu Karell nicht tun, die Liebe ſeiner Frau mißachten und verraten“, ſagte ſie leiſe. 516 ga wee nt U e e e e ee May) wenn du das weißt, wet du daran%% f dünn ſchſo ste ich dir in 0 Sine ed W 1a Be f 0 ine Beichte hören würde. auf der Welt lieb; nur dich, May. Die Liebe, die mich an Bianke La Roſe kettet, hat nichts mit meiner Liebe zu dir gemein.“ Als er einen entſetzten Ausdruck in Mays Augen ſah, ſagte er leiſe: g „May, wirſt du mir glauben, wenn ich dir ſage, daß unſer Kind jene Frau einſt genau ſo lieben darf wie ich?!“ May zog ſeinen Kopf zu ſich heran. „Lu, ich glaube dir. Ich will nie mehr fragen. Abe ſoviel weiß ich nun doch: Es iſt eine nahe Verwandte.“ Er ſchwieg eine Weile. Dann ſagte er: „Ja, May, eine nahe Verwandte, du haſt es erraten Und vielleicht werde ich dir ſchon bald Näheres mitteilen.“ May lächelte glücklich. „Ich will nichts mehr wiſſen, Lu. Ich will weiter nichts wie deine Liebe. Du magſt tun und laſſen, was du willſt, Lu, nur deine Liebe, die kann ich mit niemand teilen, die muß mir immer, immer allein gehören.“ Karell küßte ſie heiß und innig. „Wenn ich aber eines Tages, durch Umſtände dazu ge⸗ zwungen, zum Verbrecher würde?“ fragte er, und ſein Geſicht war ſeltſam bleich bei dieſen Worten. May lächelte ihn an. „Du und ein Verbrecher, Lu? Das iſt ja einfach un⸗ möglich.“ f „Aber wir wollen den Fall einmal ſetzen, May. Sag' was würdeſt du dann tun?“ fragte Karell unbeirrt. May blickte ihn an. 0 „Ich würde dich genau ſo liebhaben wie jetzt. Ich könnte dir alles verzeihen, Lu, nur Untreue nicht.“ Karell hob ſie auf und trug ſie wie ein Kind auf ſeinen Armen im Zimmer umher. Er fühlte ſich ſo frei und wohl, wie ſeit langem nicht. Nun konnte ihn keine Macht der Erde mehr von May trennen. Wenn das Kind erſt da wat und May glücklich und geſund an ſeiner Seite ſaß, dann ſollte ſie ſeine Lebensbeichte hören, dann ſtand kein Wee Map, Denn aßt ots galt za zugleich mil ir FFortſ folg! L ie Frau d ihre Welt „Vom Hundertſten ins Taufendſte...“ Eine ganze Weile hatte ich nun ſchon z 5 8 2 a n zugehört. Was hätte ich auch anderes tun können! Unaufhaltſam floß der 50 der Rede. Ihn unterbrechen wollen, wäre vergebliche Mühe eweſen. Geriet meine Freundin Margret erſt einmal ins chwatzen, ſo unterbrach ſie ſo leicht nichts. 0 0 0 0 11 0 0„Aber du ſagſt ja gar nichts!“ „Und darüber biſt du erſtaunt, Margret? Ich dachte mir es 100 0 dir vollſtändig, wenn du allein redeſtk⸗ ö i argret errötete:„Wenn man einmal ins Plaudern gerät dann redei man eben immer weiter!“ meinte ſie e ee bonn man ſpricht, ſällt einem immer etwas Neues ein. lan kommt dabei vom Hundertſten ins Tauſendſte...“ * Wie meiner Freundin Margret, ergeht es vielen Frauen Iſt erſt einmal die Schleuſe ihrer Veredfamkeit geöffnet, läßt ſie ſich ſo leicht nicht wieder ſchließen. Sie beginnen zu ſprechen weil ſie eiwas zu ſagen haben. Später aber reden ſie weiter, nur, um zu reden. Leider iſt der Menſch, der nur redet, um ſich reden zu hören, faſt immer weiblich! Es gibt ein Sprichwort, das heißt:„Reden iſt Silber— Schweigen iſt Gold!“ Und wäre es wenigſtens noch immer Silber, was da geredet wird! Ein ganz Unhöflicher könnte vielleicht ſtatt des Wortes„Silber“ auch„Blech“ ſetzen! Doch ſo unhöflich wollen wir nicht ſein. Nur feſtſtellen möchten wir, daß dieſe endloſen Schwatzereien, wo man vom Hundertſten ins Tauſendſte gerät, wenig vorteilhaft für den Ruf der Frauen ſind. Denn ſchwatzhaſte Frauen ſind nur zu oft gefährlich. Ihr ſteier Drang zu reden, gleichviel über was oder über wen, artet häuſig genug in üble Nachrede und Verleumdung aus. Wer ununterbrochen ſpricht, kann der wohl ſeine Worte richtig wägen? Sie fließen in unaufhaltſamem Strom über ſeine Lippen. Wieviel Häßliches und Gefährliches führt dieſer Strom mit ſich! Wieviel Lebenswerte hat er vernichtet: Ehre, Glück und Frieden ganzer Familien! Es iſt ein großes Glück für die Menſchheit, daß ſie die Sprache beſitzt. Doch faſt nichts im Leben wird ſo mißbraucht wie gerade die Gabe der Rede. Und daran tragen zum großen Teil die Frauen die Schuld. 5 Deshalb: klare Linienführung auch in der Unterhaltung! Kein Unterbrechen eines begonnenen Gedankenganges um ſinn— loſer Seitenſprünge willen! Was man ſagen will, wenn man wirklich etwas zu ſagen hat, das ſage man in knapper, ver— ſtöndlicher Form. Kein Ueberſtürzen und Ueberhaſten, denn dadurch wird unſere Rede nur unverſtändlich. Wer auf ſich ſelbſt beim Reden achtet, der wird all dieſe Fehler zu vermeiden wiſſen. Jedenfalls ſehr zum Vorteil ſeines eigenen Wortes. Denn das Wort eines Menſchen, der vom Hundertſten ins Tauſendſte gerät, verliert an Wert. Hier ſchadet unbedingt die Quantität der Worte der Qualität des Wortes! Smada. Die geſunde Ehe. Von Frauenärztin Dr. med. Franziska Cordes. Alte und moderne Menſchen.— Ehenot.— Forderungen des Hugienikerz an die Ehe.— Ehezeugnis und Eheberatung.— Eheberatungsſtellen.— Aufgaben und Erfolge.— Haupt⸗ aufgabe des Frauenarztes. Im ſchönen Biedermeier war heiraten eine einfache Sache. Das Mädchen wuchs geſchützt und beſcheiden erzogen im Schoß der Familie auf; die Geſchlechtsmerkmale waren betont, nicht nur ſeeliſch— nein, vor allem körperlich, und wie mir ſcheinen will, bedurfte es daher auch nicht ſolch gewaltſamer Maß⸗ nahmen, eine Ehe zum Klappen zu bringen. Die Ehen wurden ja im Himmel geſchloſſen— freilich ſoll auch damals nicht allzu. ſelten, aber immerhin bedeutend ſeltener als heute der Rutſch auf die Erde gefolgt ſein. Aber es wurde im ſtillen Kämmerlein getragen. Das Geſchrei war minder, der Ehe⸗ ſcheidungen weniger. Anders heute, wo ſo maßlos viele Ver⸗ ſchiedenheiten zwiſchen zwei Menſchen liegen, wo die Frau mitten im Leben ſteht, wo der Mann nicht mehr der Allein⸗ herrſcher iſt, wo die Frau ihre Rechte ſo nachdrücklich fordert, fordern muß ihretwegen, der Kinder halber. Die„Ehenot“ ſchreu zum Himmel. Aber die Ehenot ſchädigt nicht nur den einzelnen, die Ehenot hat nicht nur Schädigungen der Familie, mehr noch: ſie hat dadurch auch Schädigungen der Gemein⸗ ſchaft, des Staates zur Folge. Die geſünde Familie iſt die Grundlage eines jeden Staatsweſens, alſo Sanierung der Ehe um eden Preis. Nicht nur die Geſundheit der Familie iſt bedroht, durch ſie iſt die Geſundheit der Geſamtheit gefährdet. So verlangt man Geſundheitszeugniſſe, hat Eheberatungs⸗ ſtellen eingerichtet. Zu den ein Gemeindeweſen am meiſten ge⸗ fährdenden Krankheiten gehören die Krankheiten des Ge⸗ ſchlechtsapparats, inſonderheit die anſteckenden Krankheiten. Frei ſein von dieſen Krankheiten iſt ein Haupterſordernis für eine geſunde Ehe, eine geſunde Nachkommenſchaft, frei ſein ferner von vererbbaren Krankheiten, Krankheiten, die ſich zwar nicht direkt, ſo doch in der Anlage vererben, wie Lungen- ſchwindſucht, Geiſteskrankheiten uſw. Schon heute, wo man einſehen gelernt hat, daß ein geſunder Körper das beſte Kapital it, wo im Zeitalter des Sports alles auf den Körper gerichtet iſt, mehren ſich die Unterſuchungen für die Feſtſtellung der Ehe⸗ tauglichkeit. Die Gemeinweſen aber haben der Lage Rechnung getragen: öffentliche Eheberatungsſtellen gegründet. Und ſchon kann man auf eine Reihe von Jahren zurückblicken und auf Grund der Beſucherzahlen ſagen, daß eine Notwendigkeit vorliegt. Die Eheberatung aber iſt nicht die einzige Aufgabe der Eheberatungsſtellen, auch geſchädigte, nahezu zerſtörte Ehen gibt es zu beraten, zu retten. In Streit geraten, ſind Eheleute Partei, feindliche, vom eigenen Kopf verblendete Gegner; der Arzt, der Pſychologe, der, unbeeinflußt von Verletztſein, ohne Leidenſchaft die Zwiſtigteiten beurteilt, kann manches zurecht⸗ biegen, manches retten. Auch hier ſchafft die Eheberatung Gutes, rettet manches. Das Inſtitut des Hausarztes iſt mehr und mehr verſchwunden— ſchade drum! Gerade bei der Ehe⸗ beratung konnte er ſo viel helfen, ſo viel beraten. Auch jetzt iſt es wünſchenswert, daß der Arzt ſeine zu Beratenden kennt, denn das Einfühlen in die zu Beratenden, beſonders, wo es ſich um Frauen handelt, iſt dringend nötig, iſt wichtig. Die Kenntnis der Pſyche vermittels Behebung mancher Störungen, mancher Hemmungen, die ein wichtiges Moment im ehelichen Seelenleben darſtellen, die nicht nur einen Feinfühlenden— nein, einen Seelenkenner, einen Pſychoanalytiker, erfordern. Ehe⸗ beratung vor Schließung der Ehe, aber auch bei entſtehenden Störungen, ſei es körperlicher, ſei es ſeeliſcher Art, fordern in der Ehe den Berater, freilich auch eingehenden Kenner, nicht nur des Ratſuchenden— nein, auch der körperlichen Ver hältniſſe 15 Der Frauenarzt vor allen Dingen iſt zum Eheberater beſtimmt, muß aber die ſo krauſe weibliche Pſyche bis ins einzelne kennen, um raten, um helſen zu können. e iſt ein ſchweres, ein nach allen Seiten immer wieder ſtudiertes, immer wieder beleuchtetes Problem— aber ein äußerſt wichtiges, das auch das bekannte Buch bedeutender, aus allen Lagern ſtammender Männer und Frauen, das Buch „über die Ehe“ vom Graſen Kayſerling nicht zwingend löſen konnte. Möchten die Eheberater glücklicher ſein, möchten ſie Ehe beraten, Ehe ſchützen zum Beſten des einzelnen, zum Beſten der Familie und des Staates. 5 In dieſem Sommer: Einkochen mehr als je! Wir ſtehen mitten in der Einkochzeit. Die fleißige Hausfrau hat jetzt alle Hände voll zu tun, um die Vorratskammer mit den Früchten des Sommers zu füllen. Bald ſtehen ſie Glas an Glas beieinander: Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Kirſchen und was Mutter Erde uns noch alles ſpendet. Warum wird überhaupt eingekocht? Wozu macht ſich die Hausfrau dieſe Arbeit? Vielleicht iſt es angebracht, hierüber einen Augenblick nachzudenken und ſich die Notwendigkeit des Einkochens vor Augen zu führen.. „Deutſchland liegt in der gemäßigten Zone. Der Sommer iſt nur kurz, der Boden bringt im Jahre nur eine Ernte. Im Winter und zu Anſang des Frühjahrs iſt er ertraglos. Eſſen will aber das Volk das ganze Jahr hindurch. Es müſſen alſo Wintervorräte geſchaffen werden— eine Kunſt, die der Deutſche ſeit alters her betreibt. Räuchern und Dörren, Eſſig, Zucker und Salz ſpielten dabei früher die Hauptrolle. ö Ihre Vervollkommnung fand die Technik der Vorratswirt⸗ ſchaft im Haushalt, als der Steriliſierapparat in ſolch einfacher Form erfunden wurde, daß jede Hausfrau damit umgehen kann. Unter Steriliſieren verſtehen wir heutzutage: keimfrei machen und gleichzeitig luftdicht abſchließen, um neuen Fäulnis⸗ keimen den Zutritt zu verwehren. Alle Nahrungsmittel, die durch Erhitzen keimfrei gemacht und luftdicht verſchloſſen wurden, ſind praktiſch unbegrenzt haltbar. Die Einführung des Steriliſierapparates bedeutete eine Umwälzung für jeden Haushalt, beſonders auf dem Gebiet der Obſtverwertung. War es früher nur unter Zuhilfenahme von Konſervierungsmitteln möglich, z. B. Beerenobſt auſzubewahren, ſo kann jetzt die Hausfrau die reinen Früchte ohne jeden Zuſatz haltbar machen. Jeder erinnert ſich noch an jene überſüßen Marmeladen, bei denen der Fruchtgeſchmack völlig überdeckt wurde durch den Zucker, dem hier die Rolle des Konſervierungsmittels zuſiel. Man vergleiche damit das herrliche Aroma eines Konſerven— glaſes mit Erdbeeren, die ungeſüßt oder mit etwas Süßſtoff geſüßt ſteriliſiert wurden! Auch die Haushaltkaſſe hat durch den Steriliſierapparat ihre Vorteile. Zum Einkochen iſt nicht mehr die Bereitſtellung einer größeren Menge Zucker erforderlich, es genügt jetzt ein kleiner Teil davon. Viele Hausfrauen verwenden auch Süß⸗ ſtoff, insbeſondere Süßwundertabletten. Süßſtoff durchzieht die Früchte mit reiner Süße. Er verdeckt das Aromz in keiner Weiſe, ſondern hebt es ſogar. 7 Außerdem dient Süßſtoff zur Süßung von Fruchtkonſerven für ſolche Perſonen, die aus geſundheitlichen Gründen mit Zucker vorſichtig ſein müſſen. Dazu gehören nicht nur Zucker⸗ kranke und Fettleibige, ſondern auch Rheumatiker, Gichtiker und manche Kranke mit Magen- und Darmkrankheiten. Jun dieſem Sommer iſt es mehr denn je die Pflicht jeder deutſchen Hausfrau, ſo viel Obſt und Gemüſe einzukochen wie nur irgend möglich. Unſer Volkskanzler Adolf Hitler hat ſich das gewaltige Ziel geſetzt, die nationale Erhebung auf allen Gebieten fortzuführen und unſerem Vaterlande wieder ſeine alte geachtete Stellung in der Welt zu verſchaffen. Um dies zu erreichen, ſollen wir uns auch in der Volksernährung auf eigene Füße ſtellen. Wir wollen von außen nur Dinge einführen, die wir unbedingt brauchen, nicht aber ſolche, die in unſerem Lande ſelbſt erzeugt werden. Dieſe Auffaſſung muß ſich jede Hausfrau zu eigen machen, dann wird ſie dem ausländiſchen Obſt richtig gegenüberſtehen. Sie kommt dann wohl von ſelbſt zu dem Ent⸗ ſchluß, im Sommer und Herbſt ſo viel an gutem deutſchen Obſt einzukochen, daß ſie im kommenden Winter keine fremd— ländiſchen Früchte zu kaufen braucht. Wer in dieſem Sinne ſeinen Haushalt führt, unterſtützt die nationale Regierung und erfüllt auf dieſem Gebiet ſeine Pflicht als Angehöriger unſeres Volles. f% e Ruhe dem Salz! edit Der verſtorbene engliſche Schriftſteller Wallace hat außer ſeinen unzähligen Kriminalromanen auch einige wunderſchöne Bände Erzählungen aus dem ſchwarzen Erdteil geſchrieben. In ſeinem bekannten blendenden Stil bringt er uns Euro⸗ päern das Denken und Fühlen, die Sitten und Gebräuche der primitiven Schwarzen nahe. Hierbei fällt es dem ziviliſierten Europäer immer wieder auf, welch vorherrſchende Rolle das Salz im Wirtſchaftsleben der Wilden ſpielt. Es übernimmt dort faſt die Funktion des Geldes und iſt eines der wichtigſten Tauſch⸗ und Kaufmittel. Denn dieſes für die menſchliche Er⸗ nährung ſchier unentbehrliche Gewürz hat im tiefen Afrika den Reiz der Seltenheit. Und wie Wallace uns die Kriege der Neger um des Salzes willen ſchildert, ſo lehrt uns auch das Nachſchlagen im großen Buch der Menſchheitsgeſchichte, daß ſchon im Altertum große Heereszüge Salzes geführt worden ſind. Das iſt ſehr leicht zu verſtehen, wenn man nur einmal ver⸗ ſucht, einige Wochen gänzlich ſalzlos ſich zu ernähren. Nach kurzer Zeit ſchon beginnen die Speiſen zu widerſtehen, und die Krankengeſchichten früherer Zeiten, in denen die Medizin dem Nierenleidenden vollkommen ſalzloſe Koſt vorſchrieb, ſind voll von den Klagen dieſer Kranken über Appetitloſigkeit und Widerwillen gegen die Salzloſigkeit. Um es gleich vorweg— zunehmen: die moderne Medizin iſt weitherziger geworden und längſt von der dauernd gänzlich ſalzfreien Koſt für Nieren⸗ leidende abgekommen. Und dies, obwohl vor einigen Jahren plötzlich dem Salz von einer gewiſſen Richtung in der Heil- kunde her der Kampf angeſagt wurde. Man glaubte, in der ſalzfreien Ernährung ein wirkſames Heilmittel gegen Tuberkuloſe, gegen Nerven-, Hautkrankheiten uſw. gefunden zu haben. Die Nachprüfungen ergaben jedoch, daß die Verfechter dieſer Theorie weit über das Ziel hinaus⸗ geſchoſſen hatten. Jedenfalls iſt in den mediziniſchen Fach⸗ zeitſchriften von der Heilwirkung der ſalzloſen Diät jetzt kaum noch die Rede. Leider haben dieſe Uebertreibungen in weiten Kreiſen eine ebenſo lebhafte wie unberechtigte Beunruhigung hervor⸗ erufen. Es kann— das ſei hier ausdrücklich betont— gar eine Rede davon ſein, daß Salz in den üblichen Mengen Schädigungen der Geſundheit mit ſich bringt, und jede Haus⸗ frau wird gut daran tun, die von ihr zubereiteten Speiſen in der gleichen Weiſe mit Salz zu würzen, wie es ihre Mutter und Großmutter getan haben. Eine Einſchränkung des Salz⸗ genuſſes kommt nur in Krankheitsfällen auf beſonderes An⸗ raten des Arztes in Frage, Von Dr. med. R. B. lediglich wegen des ö 1 Aber damit iſt es der ſeltſamen Behauptungen rings um das Salz noch nicht genug. Es iſt nämlich die Frage auf⸗ Abreſſ getaucht, ob ein hygieniſcher Unterſchied zwiſchen dem dur Verdampfen der Salgſole hergeſtellten Sieveſalz 105 dem 1 männiſch gewonnenen Sichter⸗ oder Steinſalz beſteht. Aber auch dieſe Frage iſt dank der Forſchungsarbeit hervorragender Fachgelehrter längſt geklärt. Die chemiſchen Beſtandteile von Sichterſalz und Siedeſalz ſind die gleichen. Außer Kochſalz (Natriumchlorid) finden ſich bei beiden gleichmäßig geringe Mengen an Waſſer und an Salzen, die als Begleiter des Koch⸗ ſalzes ſowohl in den Salzlagern der Tieſe wie in den Solen auftreten. Die Unterſuchungen der unterirdiſchen Salzlager haben überdies eine erſtaunliche Reinheit des Salzes ergeben. und die Wiſſenſchaft iſt zu dem Ergebnis gekommen, daß, vom Standpunkt der Hygiene aus geſehen, das Sichterſalz dem Siedeſalz völlig gleichtommt. Nur ein— allerdings anders⸗ gearteter— Unterſchied beſteht: Das Sichterſalz iſt inſolge des billigeren Produktionsganges wohlſeiler als das Siedeſalz— was immerhin als ein Vorzug des erſteren zu betrachten iſt. Es wäre aber jetzt nun wirklich an der Zeit, allen Streit um das Salz zu begraben und die Ruhe um dieſes lebeuns⸗ wichtige Gewürz wieder herzuſtellen. Die Hausfrau braucht das Salz wie das tägliche Brot zur Erhaltung der Geſundheit ihrer Lieben, gemäß dem alten Spruch:„Salz und Brot macht: Wangen rot!“ Frau Beate Aus der Kulturgeſchichte der Frau. 4 Der im 16. Jahrhundert lebende Graf Eitel Friedrich von Zollern ſperrte ſeine Gemahlin Urſula aus Eiferſucht oft tage⸗ lang in eine kleine Kammer ein. Damit ihr die unausbleibliche Langweile vergehe, gab er ihr eine Kleiderbürſte mit dem Be⸗ ſehl, ſie ſolle die Borſten ſorgfältig zählen und ihm bei ſeiner Rückkunft deren Zahl genau angeben. 5 * 2 Der Vorgänger des jetzigen Verlobungsringes war der Schuh. Schloſſen die alten Deutſchen ein Verlöbnis, ſo zog der Bräutigam einen Schuh vom Fuße und das Mädchen trat hinein. Damit hatte ſie ihre Einwilligung zur Ehe gegeben und ſtand fortan unter der Gewolt des Mannes. Aus dieſer Sitte iſt erklärlich, warum bis ins 18. Jahrhundert in vielen Gegenden unſeres Vaterlandes der Brauch herrſchte, daß der Bräutigam der Braut die Schuhe zum Trauungsgange in die Kirche anzog. N f E In der Zeit, als in Deutſchland das Raubrittertum in höchſter Blüte ſtand, ſcheuten ſich auch manche Frauen nicht, an den Geſchäften ihrer ritterlichen Männer teilzunehmen. Als die an der Weſer gelegene Bramburg, derer von Stockhauſen, von den Truppen des Welfenherzogs Erich erſtürmt worden war, wurde deren geſamte männliche und weibliche Bewohner⸗ ſchaft niedergemacht, nur der Burgfrau wurde freier Abzug gewährt, wobei ihr erlaubt war, mitnehmen zu dürſen, was ſie in der Schürze zu tragen imſtande ſei. Da nahm ſie ihr Söhnlein, das ſie verborgen hatte, legte es in die Schürze und ban damit ins Tal, wo man ihr geſtattete, eine neue Burg zu bauen. F. Geſichtsfalten. Bei regelmäßigen Dampfbädern laſſen ſich Geſichtsrunzeln mit der Zeit beſeitigen. Allabendlich halte man etwa eine Viertelſtunde lang das Geſicht über Waſſerdampf und maſſiere dabei die Falten mit deu Fingerſpitzen. f. Defekte Stühle. Wacklige Stühle gebe man unverzüglich einem Fachmann zur Reparatur oder rangiere ſie aus, wenn ſich eine Reparatur nicht mehr lohnt. Man warte aber nicht erſt damit, bis bei Gelegenheit jemand damit zuſammenbricht und ſich Schaden zufügt. 4. Telephoninhaber iun gut, in der Nähe des Telephons ſichtbar eine Telephontabelle mit folgenden Adreſſen anzu- bringen: 5 und Telephonnummer der Rettungswache, nächſten iſt. des Arztes. N der nächſten Apotheke. 5 des nächſten Feuermelders. 1 des nächſten Polizeireviers. des Ueberfallkommandos. f. Fettflecke aus Papier. Man rührt kohlenſaure Magneſt mit Waſſer(noch beſſer mit Benzin, dann aber Vorſicht wege der Feuergefahr!) zu einem Brei, läßt dieſen auf dem Fle trocknen und reibt vorſichtig ab. Nötigenfalls wiederholen! die am ** f. Innen ſchwarz gewordene Emailletöpfſe. Man füllt ſie mit kaltem Waſſer, ſetzt dieſem einen Teelöffel Soda und zwei gehäufte Teelöffel Chlor zu, läßt eine gute Stunde auf dem Feuer kochen und ſcheuert mit derſelben Brühe aus. Dann ſpült man mit kaltem Waſſer aus, läßt den Topf mit kaltem Waſſer bis zum nächſten Tage ſtehen und ſpült dann noch einmal kalt und noch einmal heiß aus. Ff. Rohes Sauerkraut. Viel bekömmlicher und zuträglicher für den Darm iſt Sauerkraut in roher Form als das gekochte. Es muß aber recht ſeinſäuerlich und nicht zu ſcharf ſalzig ſein. Man übergießt das ausgebreitete Kraut mit warm gemachtem Speiſeöl, gibt geriebene Zwiebel, 2 bis 3 ſehr feinſcheibig ge— ſchnittene mürbe Aepfel und eine Priſe Kümmel dazu. Gut gemiſcht, muß das Kraut an warmer Stelle etwas durchziehen da es eiskalt nicht gut iſt. e .f. Zwiebel⸗Brotſuppe. Zwei bis drei Zwiebeln fein ſchneiden, in Fett dünſten, vergießen und Brotrinden hinein⸗ geben. Nach dem Weichkochen paſſieren. Salz, Kümmel, etwas Peterſilie hineingeben. k. Schinkenpudding(Vorſpeiſe). 60 Gramm Butter gut ab⸗ treiben, anderthalb bis zwei abgerindete, in Milch eingeweichte Semmeln dazugeben und alles gut verrühren. Salz, Pfeffer, Peterſilie, 4. Eidotter, ein halbes Liter Rahm, zwei Eßlöffel voll Parmeſankäſe und 100 Gramm feingehackten Schinken, den Schnee der 4 Eiklar und zum Schluß zwei Eßlöffel voll Semmelbröſel daruntermengen. In eine gefettete Form geben, dreiviertel bis eine Stunde lang im Dunſt kochen und dann mit Parmeſankäſe beſtreuen und, mit heißer Butter übergoſſen, heiß zu Tiſch geben. f. Guter Brotaufſtrich. 9925 Eier, geräucherte, gekochte Zunge, Emmentaler Käſe, Pfeffergurke und Butter werden zweimal durch die Maſchine getrieben und dann auf zierlich geſchnittene Brotſcheiben oder Toaſt aufgetragen. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle Saale) Nachdruck verboten. Aber das war nun alles vorbei. Und dann war die große Einſamkeit gekommen. Er hatte es nicht aus— gehalten. Er war vor Gram geradezu krank geworden. Er, der kräftige Mann, dem bisher nichts hatte etwas anhaben können. Wäre es noch lange ſo gegangen, er wäre wohl ſchwermütig geworden. Da war er fortgereiſt, ein paar Wochen, wie ihm der Arzt geraten. „Neue Eindrücke, Herr Stenzel. Neue Umgebung. Sie ſollen ſehen, dann kommen Sie darüber hinweg. Und Sie müſſen es doch. Was ſoll ſonſt aus der Inge werden?“ Inge, ja, Inge! Sie hatte er in dem verzweifelten Gram über den Tod ſeiner Frau beinahe vergeſſen. Er konnte nicht mehr mit ihr ſpielen und ſcherzen wie einſt. Wenn er ſie anſah, die das Ebenbild ſeiner Frau war, rach der Schmerz immer neu auf. Inge hatte mit ihrem feinen Kindergemüt wohl ge— merkt, daß ihr Anblick den Kummer des Vaters immer neu weckte. Bis zum Tode der Mutter immer heiter, zärtlich und ſtrahlend, war ſie vor der Zeit ernſt und ſtill geworden. Nur wenn ſie mit dem Vater draußen auf dem großen Bauerngut von Göldners war, kam etwas von dem alten Uebermut und der alten Inge wieder heraus. Da tobte ſie mit Wilhelm Göldner, dem beinahe gleich— altrigen Kameraden, in ſeliger Jugendfreude durch Felder, Garten und Hof. Dort vergaß auch Stenzel, wenigſtens für Stunden, ſeine Einſamkeit. Sein alter Freund Georg Göldner und deſſen Frau Liesbeth taten alles, um dem Freunde ihr Heim zu einer zweiten Heimat zu machen. Das war ſo lange gegangen, bis Jenny Brauer ins Haus Göldner gekommen war. Mit der Leidenſchaft eines durch Einſamkeit aus— gehungerten Mannes hatte ſich Hermann Stenzel in Jenny verliebt. Er glaubte, nie etwas Schöneres geſehen zu haben als dieſes fremdartige Mädchen mit den lodernden ſchwarzen Augen, dem weichen, blauſchwarzen Haar. Sie hatte eine Geſtalt wie eine Gerte. Ihr Geſicht hatte die Farbe eines eben gereiften Pfirſichs. Der Mund war üppig und leuchtete wie eine Blüte in dem bräun— lichen Geſicht. Sie ſehen und lieben, war für Hermann Stenzel eins. Aber er wagte lange nicht, ihr ſeine Liebe zu offenbaren. Er war ſcheu und ſchwer. Und unbeholfen. Außerdem war er ein Fünfziger und Jenny Brauer vier— undzwanzig Jahre alt. „Spürte das Mädchen etwas von Stenzels Empfin- dungen? Er war ſich darüber nicht klar. Sie hatte für alle dieſen ſchnellen, heißen Blick. Dieſes halbe Lächeln um Augen und Mund. Dieſe verführeriſch biegſame Stimme. Es ging wie ein Atem von Leidenſchaft und Verlangen von ihr aus. Oh, er ſah ganz genau, wie die jungen Leute auf dem Hofe alleſamt wie vernarrt waren in Jenny Brauer. Und nicht nur die jungen Leute auf dem Hofe. Auch wenn Sonntags die Familien von den benachbarten Beſitzungen zu Göldners kamen oder man ſich irgendwo zu einem Glaſe Bier im Gaſthauſe traf. immer war Jenny Brauer der Mittelpunkt. Sogar der Schwiegerſohn der Familie Göldner, Walter Ewerth, ſchien ſeine hübſche junge Braut Elſe Göldner über den Glutaugen der ſchönen Jenny beinahe zu vergeſſen. Eine Qual war es für Stenzel, all das heimliche Werben um Jenny Brauer zu ſehen. Tauſendmal ſchwor er ſich, nicht mehr zu Göldners zu fahren, ſolange Jenny Brauer im Hauſe war. Und immer wieder zog es ihn hin. Wie denn Jenny überhaupt zu Göldners gekommen wäre?, fragte er einmal vorſichtig, als er mit Vater Göldner auf die Jagd ging. Da hatte Göldner die Achſeln gezuckt: Die Tochter eines entfernten Verwandten wäre ſie. Die Eltern beide tot, ſie ganz mittellos. Man hätte nichts anderes tun können, als das Mädel ins Haus zu nehmen und ihr eine gute Ausbildung in der Hauswirtſchaft zu geben. Damit würde ſie ſich ſchließlich ſpäter einmal ihr Brot verdienen können. „Ohnehin“, hatte er hinzugefügt,„wird es mit der Jenny ſchwerhalten. Sie iſt verteufelt hübſch, und ſie weiß das. Es wird beſſer ſein, ſie kommt hier weg, ehe ein Unglück geſchieht.“ Wie er das meine, hatte Stenzel damals fragen wollen. Aber der alte Freund hatte plötzlich einen ſo ſorgenvollen Ausdruck und lenkte ſo ſchnell auf etwas anderes ab, daß auch Stenzel das Geſpräch nicht fortſetzen wollte. Aber der Gedanke wollte ihm nicht aus dem Kopfe, daß Jenny Braun in kurzer Zeit wieder in die Welt hinausgeſtoßen ſein würde, irgendwo in dienender Stellung, allen Verführungen des Lebens ausgeſetzt. Und dennoch konnte und mochte er ſich nicht entſchließen, irgend etwas Entſcheidendes zu unternehmen. Immer wieder ſagte er ſich: Du biſt fünfzig. Du könnteſt beinahe ſchon ihr Vater ſein. Du haſt eine Tochter, nicht viel jünger als Jenny. Es geht nicht. Du mußt verzichten, wenn es auch bitter ſchwer wird! Und Hermann Stenzel hätte wohl verzichtet, wäre nicht jenes rätſelhafte Ereignis eingetreten. Jener Abend, der über ſein Schickſal entſchieden hatte. Nie vergaß er ihn. Er ſtand ihm vor Augen, als wäre es eben erſt geweſen. Herbſt. Der Sturm heulte vom Fluſſe her. Die Aeſte der Akazien ſeufzten. Regen klatſchte gegen die Scheiben. Er ſaß in dumpfem Brüten in ſeinem Wohnzimmer. wem hätte ich ſprechen ſollen? Zu Tante Göldner? Das war unmöglich. Sie glaubt ja ſo feſt an die Ehrenhaftig⸗ Alles ſchlief. In dem Leutezimmer war es dunkel. Nur er allein wachte im Hauſe. Inge war auf der Schule in der Kreisſtadt. Ganz allein war er mit ſich und ſeinen trüben Gedanken. Einſamkeit war um ihn her. Nichts als Einſamkeit. „Allein, allein“, ſo ſchienen die ſauſenden Bäume da draußen zu ſingen,„allein!“ Dies Wort ſchien von den Wänden ſeines Zimmers zu dröhnen. Verzweifelt war er hin und her gerannt. Er hatte das Gefühl, er mußte hinaus, irgendwohin, wo Glück war, Leben, Lachen und Fröhlichkeit. Und alles das verkörperte ſich für ihn in dem Mädchen drüben auf dem Gute, dem Mädchen mit den lodernden ſchwarzen Augen, dem ſammetweichen, bräunlichen Geſicht, dem lockenden, dunklen Lachen und der katzenhaft biegſamen Geſtalt. Da plötzlich hatte es ans Fenſter geklopft. Schnell und haſtig, einmal und noch einmal. Er war aufgeſchreckt. Wer kam ſo ſpät noch in der Nacht? Wieder klopfte es. Er nahm die Lampe vom Tiſch, ging zum Fenſter, zog den Vorhang weg. Er fuhr zurück. Narrten ihn ſeine Sinne? Da draußen, gegen die regen— naſſe Scheibe gepreßt, ſah er ein Geſicht. Gaukelte ihm ſeine Phantaſie ein Trugbild vor? War es Wirklichkeit? Stand da draußen das Mädchen, nach dem er ſich ver— zehrte? f Aber nun hob ſich aus dem dunklen Regenmantel die Hand. Es klopfte wieder. Es war Wirklichkeit! Es war Jenny Brauer! Sie war es, die da draußen ſtand in Regen und Sturm, die ihre Lippen bewegte, Worte formte, die er nicht verſtehen konnte. Da rannte er mit ein paar Schritten zur Tür in den Korridor. Die Hände zitterten ihm, als er die ſchwere Haustür aufſchloß. Wie ein Blatt, vom Sturm heran— geweht, flog Jenny Brauer ihm an die Bruſt. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr Atem flog. Ihre lockenden Augen ſahen mit Bitte und Angſt in die ſeinen. Was ſie ſprach, er verſtand es nicht. Aber es war auch nicht nötig. Irgend etwas war geſchehen, was ſie fort— getrieben von Göldners, ſie hierhergeführt mitten in der Nacht. Zu ihm war ſie geflohen! Er würde ſie ſchützen! Einen Augenblick hatte er ſo geſtanden, hatte unter dem naſſen Regenmantel den ſchlanken, bebenden Körper geſpürt, ihren Kopf an ſeiner Bruſt. Dicht an ſeinem Munde war ihr weiches Haar. Die Regenkapuze war zurückgeglitten. Feuchte Perlen lagen auf dem weichen Schwarz. Da hatte er ſie hereingeführt in ſein Wohnzimmer. Dicht vor den warmen, praſſelnden Kachelofen hatte er ſie geſetzt. Unendlich behutſam, als getraue er ſich nicht, ſie zu berühren, hatte er ihr den naſſen Mantel abgenommen. Wie von aller Kraft verlaſſen, lehnte ſie da in dem alten Großvaterſtuhl. Ihr Kopf lag an der dunklen Lehne. Das weiche Haar hing verwirrt um das feine Geſicht. Sie hatte die Augen geſchloſſen. Die Wimpern flatterten auf und ab. Noch niemals hatte Stenzel das übermütige, ver- führeriſche Mädchen ſo hilflos geſehen. Aber um ſo rührender wirkte ſie jetzt auf ihn. Er hatte ſchnell aus dem Zimmer nebenan eine Pelzdecke geholt, Jenny ſorglich eingehüllt. „Nun bleiben Sie ganz ruhig, Fräulein Jenny“, hatte er geſagt,„ich mache Ihnen ganz ſchnell etwas Warmes. Dann werden wir weiterſehen.“ Da öffnete Jenny Brauer zum erſten Male ihre Augen. Ein verſchleierter, heißer Blick traf den erſchauernden Mann. „Sie ſind ſo gut zu mir“, hatte ſie mit tränenerſtickter Stimme geflüſtert.„Sie ſind der einzige, der mich ſchützt vor— vor———“ Sie hatte es nicht ausgeſprochen. Ein Schauer des Entſetzens ſchien ſie zu überlaufen. Da war die Leiden⸗ ſchaft in Hermann Stenzel übermächtig geworden. Er vergaß alles. Er fiel vor Jenny Brauer in die Knie; er umklammerte ihre Hände. „Fräulein Jenny“, hatte er geſagt,„ich weiß nicht, was geſchehen iſt. Aber was es auch ſei— ich danke Ihnen, daß Sie bei mir Zuflucht geſucht haben. Ich würde mein Leben hingeben, um Sie zu ſchützen. Ich liebe Sie, Jenny. Ich liebe Sie unſäglich. Ich weiß, ich bin zu alt für Sie. Ich bin nur ein einfacher, ungeſchickter Menſch. Aber Jenny, würden Sie trotzdem bei mir bleiben? Ich bin einſam, Jenny, ſehr einſam. Wenn Sie ſich entſchließen könnten, meine Frau zu werden, ich würde Sie auf Händen tragen.“ Angſtvoll und bang hatte er zu ihr aufgeſehen. Würde ſie ihn auslachen? Vielleicht war er in ihren Augen ein Narr mit ſeiner Werbung um ſie. 5 hatte Jenny ſich vorgebeugt, ihren Arm um den Hals des vor ihr Knienden geſchlungen und mit leiſer, betörender Stimme geſagt: „Endlich haſt du geſprochen, du törichter Mann! Weißt du nicht, daß du beſſer und klüger biſt als all die dummen Jungens ringsumher? So lange haſt du mich warten laſſen!“ „Warten?“ hatte er vollkommen verſtändnislos ge⸗ fragt.„Haſt du mich denn vorher ein bißchen gern gehabt?“ Lächelnd hatte ſie genickt: „Ja, Hermann. Sehr, ſehr gern habe ich dich gehabt. Schon lange. Und darum iſt heute auch all das geſchehen.“ Sie begann wieder zu zittern, als packte ſie noch in der Erinnerung nachträglich ein Entſetzen. Und dann hatte ſie unter Stocken und Zögern, immer unterbrochen von Tränen, ihm die Geſchichte der letzten Monate und die Kataſtrophe des heutigen Abends erzählt. Er hatte alle Kraft zuſammennehmen müſſen, um ſich zu beherrſchen. Aber ein raſender Zorn war in ihm aufgeſtiegen. Alſo Walter Ewerth, der zukünftige Schwiegerſohn Göldners, er hatte Jenny umgarnen wollen? Dieſer Schurke ſpielte im Hauſe Göldners den glücklichen Bräu⸗ tigam, um heimlich der ſchutzloſen Waiſe nachzuſtellen? „Schon immer läuft er mir nach“, ſagte Jenny Brauer ſchamvoll.„Ich habe nie gewagt, etwas zu ſagen, denn zu keit ihres Schwiegerſohnes. Oder zu Elſe, meiner Kuſine? Die hat doch ſchon immer einen Haß auf mich. Die ſpürte wohl im geheimen, daß ich ihrem feinen Bräutigam beſſer gefalle als ſie. Das hätte einen Skandal im Hauſe ge— geben— nicht auszudenken! Ich hätte ſofort weg gemußt. Und wo ſollte ich hin? Ich bin ja ſchon genug in der Welt herumgeſtoßen worden, ſeitdem die Eltern geſtorben ſind...“ Hier hatte ihre Stimme wieder wie unter Tränen gebebt— und das Herz des lauſchenden Mannes hatte vor Mitleid gebrannt. Immer wieder hatte er Jennys Hände geküßt, ihre Stirn und ihr Haar. Immer wieder hatte er ſie ſanft geſtreichelt, um ſie ruhig und ſicher zu machen. Und ſo vermochte ſie weiterzuſprechen: „Onkel Göldner konnte ich mich auch nicht anvertrauen. Er iſt doch ein Mann. Und es iſt zu ſchwer für ein Mädchen, ſo etwas auszuſprechen. So trug ich es ſchweigend und verſuchte nur, Walter Ewerth aus dem Wege zu gehen, wo ich konnte. Und heute nacht—“ Sie ſchlug die Hände vor das Geſicht. Erſtickt kam es aus ihrem Munde: „Heute nacht war ich allein im Hauſe. Onkel und Tante Göldner mit Elſe waren beim Paſtor eingeladen. Walter Ewerth wollte aus der Stadt herüberkommen. Ich war zwar auch eingeladen, aber ich war glücklich, daheimbleiben zu können, nicht Walter Ewerths Blicken ausgeſetzt zu ſein. Nicht immer in der Angſt zu ſchweben, es gibt einen Krach zwiſchen Elſe und ihrem Verlobten meinetwegen. Aber ich hatte nicht mit Walters hinter⸗ hältigem Charakter gerechnet. Ich ſaß oben in meinem Zimmer und nähte noch. Die Tür von meinem Zimmer zur Treppe hatte ich aufgelaſſen, denn ich wollte hören, wenn Onkel und Tante zurückkämen. Onkel mag dann ganz gern immer noch ein Glas Glühwein trinken. Und Elſe geht ja gleich ins Bett. Die denkt nicht daran, einen Handſchlag für ihren Vater zu tun. Da iſt es mir immer ganz lieb, wenn ich auf bin. So ſaß ich und arbeitete Nach einer Weile hörte ich die Haustür gehen und ver— nahm Schritte. Ich glaubte nichts anderes, als Onkel und Tante wären heimgekommen. Ich wunderte mich aller— dings, daß ich den Wagen nicht hatte über die Brücke fahren hören. Aber bei dieſem Sturm konnte ich das überhört haben. Plötzlich—“ Sie ſtockte. Flammende Röte übergoß ihr ſchönes Geſicht.„Plötzlich kamen die Schritte die Treppe herauf. Und ehe ich noch richtig wußte, was ge— ſchehen war, ſtand Walter Ewerth in der Tür. Ich ſchrie auf. Ich wollte die Tür zuſchlagen. Aber er hatte ſeinen Fuß ſchon dazwiſchengeſtellt, und nun... Ich kann es nicht erzählen, Hermann! Es war zu furchtbar! Ich rang mit ihm, kämpfte, biß, kratzte. Er war wie von Sinnen. Und wer weiß, was geſchehen wäre, wenn meine Kräfte mich verlaſſen hätten. Plötzlich wieder unten Schritte. Loslaſſen!“ keuchte ich. Man kommt!! Aber der Raſende ſah und hörte nichts. Und nun ſtand Tante Göldner vor uns und ſah mich in den Armen des Wahn⸗ ſinnigen. Ihr Aufſchrei ließ ihn zum Bewußtſein kommen. Er ließ mich frei. Da floh ich. Im Laufen riß ich meinen Regenmantel vom Kleiderſtänder. Ich hatte nur einen Gedanken: fort— fort, ehe es zu einer Auseinanderſetzung kam! Wer konnte wiſſen, was dieſer Feigling ſagen würde. Vielleicht würde er ſagen, ich wäre 5 uld ge⸗ weſen. Ich hätte ihn umgarnt. Jedenfalls, es mußte einen ſchrecklichen Auftritt geben. Meines Bleibens im Hauſe konnte ſowieſo nicht länger ſein. Da floh ich— floh hierher! Und nun—“ Ihre Stimme ſank. Wie in äußerſter Erſchöpfung kam es von ihren Lippen: „Ich wußte keinen anderen Menſchen als dich. Du biſt meine einzige Zuflucht. Wenn du mich von dir ſchickſt, weiß ich nicht weiter!“ Da hatte er ſeinen Arm um Jenny geſchlungen und geſagt: „Nie im Leben ſchicke ich dich fort. Ein Narr wäre ich, würde ich das Glück, das unerwartet in mein Haus kam, nicht feſthalten.“(Fortſetzung ſolatg Für das deutſche Handwerk! Ein großangelegter Werbefeldzug.— Die Bevölkerung, vor allem die deutſche Jugend, ſoll wieder für das Handwerk inkereſſiert werden. Berlin, 27. Juni. In kürzeſter Zeit ſoll eine große Werbe⸗ aktion für das deutſche Hand⸗ werk durchgeführt werden. Es haben darüber eingehende Beſprechungen zwiſchen dem Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda und der jetzt eingerichteten Preſſe- und Propagandaſtelle des Reichs⸗ ſtandes und des Reichsverbandes des deut⸗ ſchen Handwerks ſtattgefunden. Die Vorar— beiten ſind bereits im Gange. In Arbeits— dienſtlagern, Fach-, Berufs-, Gewerbe- und Fortbildungsſchulen werden z. B. Lichtbilder— vorträge gehalten werden, die die kultur— hiſtoriſche Entwicklung u den ethiſchen Wert des 11 Handwerkerſtandes beleuchten werden. Die Arbeit bezweckt, die Ankeilnahme der Bevölkerung zu heben und im Rah- men der Geſamtpropaganda für den Handwerkerſtand vor allem die deutſche Jugend wieder für das Handwerk zu intereſſieren, daneben aber auch das Verſtändnis für die Kleinkunſt des Handwerks zu wecken. Das Ziel all dieſer Beſtrebungen iſt, das deutſche Handwerk wieder zu der großen Blüte einer vergangenen glorreichen Epoche zurückzuführen, was nur durch die Wie- dergewinnung des Inkereſſes und der Achtung des Volkes vor der Handwerks- kunſt möglich iſt. Das deutſche Handwerk begrüßt es außer⸗ ordentlich, daß ſeinen Intereſſen ein ſo rei⸗ ches Verſtändnis ſeitens des Miniſteriums für Volksaufklärung und Propaganda ent- gegengebracht wird. Das deutſche Handwerk iſt ein ſehr wichtiges Glied der deutſchen Ge⸗ ſamtwirtſchaft, umfaßt es doch eineinevierte. Million Handwerksbetriebe mit Meiſtern, Geſellen und Lehrlingen und mit ſechs dis acht Millionen Angehörigen. Der Reichs ſtand des deutſchen Handwerks war vor einiger Zeit unter der Schirmhere⸗ ſchaft des Volkskanzlers Adolf Hitler. Getränkeausſchank in Warenhäuſern Reichswirtſchaftsminiſter Hugenberg hat nunmehr die von ihm mit iſtungde des Reichsrates vorgeſehene Ergänzung de Ausführungsverordnung zum Gaſtſtät⸗ tengeſetz amtlich bekanntgemacht. In die Ausführungsverordnung wird danach eine neue Beſtimmung einge⸗ führt, die zum Ausdruck bringt, daß bei Anträgen auf Erkeilung der Erlaubnis zum Ausſchank von Gekränken in Wa- ren- oder Kaufhäuſern oder in anderen Berkaufsſtellen des Einzelhandels das Bedürfnis in der Regel zu verneinen iſt. Es darf nur ausnahmsweiſe und nur dann anerkannt werden, wenn es durch die Größe und den Umfang des Betriebes gerechtfertigt wird, und wenn es ſich um den Ausſchan/ alkoholfreier Getränke in einem nur zu kur⸗ zem Aufenthalt der Gäſte eingerichteten Er⸗ friſchungsraum handelt. der heſſiſche Miniſterpräſident Vorſitzender des Idenwaldklubs Neckarſteinach, 27. Junt. Zur 51. Haupk⸗ verſammlung des Odenwaldklubs, zu der u. a. die Reichsſtatthalter in Heſſen und Würt⸗ temberg, der heſſiſche Miniſterpräſident und der frühere Großherzog von Heſſen Begrüßungs⸗ telegramme geſandt hatten, hatten ſich etwa 3000 Mitglieder und Vertreter aus Heſſen, Baden und Bayern eingefunden. Unter den Ehrengäſten ſah man den greiſen Heimat⸗ dichter Adam Carrillon. Die einzelnen Punkte der Tagesordnung wurden raſch erledigt. Der Vorſitzende teilte darauf mit, daß Miniſterpräſident Dr. Werner das Amt des erſten Vorſitzenden übernommen habe, welche Mitteilung mit Begeiſterung be⸗ grüßt wurde. Zweiter Vorſitzender wurde der Verſamm⸗ lungsleiter Rheindl⸗Mosbach, Schatzmeiſter Rühl⸗Darmſtadt. Im übrigen blieb es bei der bisherigen Aemterbeſetzung. Dem ſeitheri⸗ gen langjährigen Vorſitzenden Oberbürgermei⸗ ſter Müller⸗Darmſtadt wurde für ſeine lang⸗ jährige verdienſtvolle Arbeit herzlicher Dank ausgeſprochen. Die nächſte Hauptverſammlung findet in Weinheim ſtatt. Rhein⸗Main⸗Gruppe für Luftſchutz In Frankfurt gegründet. * Frankfurt a. M., 27. Juni. Die Lan⸗ desgruppe Heſſen⸗Rheinland⸗Süd e. V. des Reichsluftſchutzes, der auf Veranlaſſung des Miniſterpräſidenten Göring gegründet wor⸗ den iſt, iſt zu ihrer Gründungsverſammlung zuſammen gekreten. Die Landesgruppe Heſſen⸗ Rheinland⸗Süd hat ihren Sitz in Frank⸗ furt a. M., Flughafen, und umfaßt die Letzte Nachrichten Tödlich verunglückt. Saargemünd, 27. Juni. Auf dem Rangier⸗ bahnhof Remelfingen ereignete ſich ein ſchwe⸗ rer Unfall. Der Eiſenbahnangeſtellte Anton Lambert war mit dem Reinigen von Wei⸗ chen beſchäftigt, als die Wagenabteilung eines Güterzuges auf das betreffende Gleis geſcho⸗ ben wurde. Lambert wurde von einem Wagen erfaßt und überfahren. Dem Unglücklichen wurde der Kopf buchſtäblich vom Rumpfe getrennt. Ein Bohrturm explodiert. Braunſchweig, 27. Juni. Auf dem Gelände der Erdöl⸗Bergbau AG. bei Oberg explodierte am Montag ein Bohrturm. Man ver⸗ mutet, daß ſich Gaſe innerhalb des Turmes angeſammelt hatten. Dabei entwickelte ſich eine Stichflamme, die den etwa 20 Meter hohen Bohrturm augenblicklich in Brand ſteckte, die von einer weithin hörbaren Detonation beglei— tet war. Innerhalb kurzer Zeit war der Turm trotz ſchnellen Eingreifens der Feuer⸗ wehr von den Flammen vernichtet. Durch Blitzſchlag getötet. Augerburg, 27. Juni. Bei einem ſchweren Gewitter ſchlug in der Nähe der Ortſchaft So⸗ biechen der Blitz in eine auf dem Felde be⸗ findliche Landarbeitergruppe. Eine Frau und ein Landhelfer aus Bochum wurden getötet, zwei Arbeiterinnen ſchwer verletzt. Erdbebenkataſtrophe Batavia, 27. Juni. Von einem ſchweren Erdbeben wurde am Montag die niederländiſche Reſidenzſtadt Ben⸗ kulen auf Sumatra heimgeſucht. Zahlreiche Häuſer wurden zerſtört. Unter den Trümmern wurden 67 Menſchen begraben und getötet. Die Bevölkerung iſt in großer Erregung. Der heſſiſche Artilleriſtentag. Darmſtadt, 27. Juni. Der Staatsminiſter für das Polizeiweſen hat anläßlich des Heſ⸗ ſiſchen Artilleriſtentages die Polizeiſtunde für Gaſt⸗ und Schankwirtſchaften in Darmſtadt für die Nächte vom 1. zum 2. und vom 2. zum 3. Juli allgemein aufgehoben.— Der Herr Miniſterpräſident hat angeordnet, daß die ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden in Darm⸗ ſtadt vom 1. bis 3. Juli mit der ſchwarz⸗ weiß⸗roten Fahne, der Hakenkreuzflagge und, ſoweit die Möglichkeit beſteht, in den heſſiſchen Fahnen zu flaggen haben.— Die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter können zur Teil⸗ nahme an dem Artillerietag beurlaubt werden, ſoweit dienſtliche Belange nicht ent⸗ gegenſtehen. Der Anſchlag auf die Peterskirche Rom, 27. Juni. Der Anſchlag am Hauptportal der Peters— kirche hat in Rom größte Erregung ausge⸗ löſt. Ueber die Perſon des Täters iſt noch nichts bekannt. Die Nachforſchungen wer⸗ den von der italieniſchen und von der päpſt⸗ lichen Polizei intenſiv fortgeſetzt. Die Exploſion, die verhältnismäßig noch glimpflich abgelaufen war, hätte üblere Jol⸗ gen haben können, wenn ſie eine Vierkel. ſtunde früher erfolgt wäre. Zu dieſer Zeit zog nämlich eine größere Pilgerprozeſſion durch die Vorhalle in die Kirche ein. Max Schmeling aus Amerika zurück. Mit dem Dampfer Newyork iſt der ehemalig⸗ deutſche Boxweltmeiſter Max Schmeling aus Amerika wieder zurückgekehrt. Nach kurzem Auf⸗ enthalt in Berlin wird er in den nächſten Tagen nach Bayern fahren, wo ſich augenblick Aus der Heimat Gedenklage 2 ü n i. 1848 Der Schriftſteller Heinrich Zſchokke auf Blumenhalde in der Schweiz geſtorben. 1880 Die Schriftſtellerin Helen Keller in Puscambia geboren. 1923 Der Schriftſteller Paul Schreckenbach in Klitzſchen bei Torgau geſtorben. Prot.: Siebenſchläfer— Kath.: Ladislaus Sonnenaufg. 3.38 Sonnenunterg. 20.27 Mondaufg. 8.0 Mondunterg. 22.46 * Das Schrecklichſte iſt, endlich müſſen, was wir nie zuvor gewollt. M. Beer. Hirſchtäfer im Eichenwald Am warmen Sommerabend ſchwirrt mit wil— dem Geſumm im deutſchen Eichenwald Ritter „Hornſchröter“, der Hirſchkäfer. Auf ſeinem Liebesflug hält der bis zu 6 Zentimeter lange Käfer ſein wehrhaftes Geweih ſtolz in die Lüfte. Mit ritterlichem Mut wirft er ſich dem Nebenbühler entgegen und behauptet ſein Recht auf das kleinere, nur zwei kurze, etwas vor⸗ ſtehende kräftige Vorderkiefer tragende Weib⸗ chen. Solch ein Hirſchkäferkampf iſt äußerſt inter⸗ eſſant. Er beginnt meiſtens ſchon in den Lüf⸗ ten. Wild brummend ſchwirren die männlichen Gegner ſich an, ſtürzen und klammern ſich im Fallen meiſt im Gezweig der Eiche feſt, rennen einander ſtets verfolgend über Laub und. Geäſt, bis ſie endlich vom Anblick des Weib⸗ chens auf äußerſte gereizt ſich einander gegen⸗ überſtellen. Drohend heben ſie die mächtigen Köpfe, regen aufgeregt die gewaltigen Ge⸗ weihzangen und ſchießen bisweilen überraſchend ſchnell aufeinander los. Die Geweihzangen werden zu gefährlichen Waffen. Löcher oder eingebohrte Stellen an Kopf, Bruſt oder Flügeldecken, die man an eingefangenen Männ⸗ chen oft genug zu ſehen bekommt, laſſen den Käferfreund ahnen, wie bitter der Kampf ge⸗ führt wurde und welche Kraft die erhitzten Streiter in ihren Geweihzangen beſitzen. Töd⸗ licher Ausgang ſolcher Kämpfe iſt jedoch ſel⸗ ten, zumeiſt räumt der ſchwächere Käfer nach einigen mehr oder wenigen hartnäckigen Ge— genangriffen das Feld. An heißen Tagen ſieht man den Hirſch⸗ käfer oft an den Stämmen umherklettern. Wo Baumſaft ausfließt findet man ihn zu Grup⸗ pen geſellt, ſich futterneidiſch um die ſüßlich gärende Flüſſigkeit drängen und raufen. Kleine Zwergformen des Hirſchkäfers werden vom Volke als„Rehkäfer“ unterſchieden. * * Zur Rechtsſtellung des Gartenbaues. Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirt⸗ b ſchaft hat den Landesregierungen grundlegende Ausführungen über die Rechtsſtellung des Gartenbaues zugehen laſſen. Zur Landwirt⸗ ſchaft gehörten ſämtliche Gartenbaubetriebe, die ſich ausſchließlich oder überwiegend mit der Hervorbringung organiſcher Naturprodukte durch Bodenbewirtſchaftung mit naturgegebe⸗ nen Mitteln befaſſen. Dagegen ſeien dem Gar⸗ tenbau und damit der Landwirtſchaft nicht zuzurechnen, ſondern vielmehr als Gewerbebe⸗ triebe zu behandeln alle Gärtnereibetriebe, die ſich ganz oder in der Hauptſache auf die Ver⸗ arbeitung oder Veräußerung von Erzeugniſſen des Gartenbaues beſchränken. Landſchaftsgärt⸗ nereien, die die Pflege von Anlagen, Gärten uſw. betreiben, Friedhilfsgärtnereien, Dekora⸗ tionsgärtnereien, ferner die Herſtellung von Frucht⸗ und Gemüſekonſerven, von Fruchtſäf⸗ ten, Fruchtweinen, Marmeladen und Konfitü⸗ ren ſowie von präparierten Pflanzen fielen, wie ſie ohne Bodenbewirtſchaftung betrieben wer⸗ Fa niemals unter den Begriff des Garten⸗ es. Wettervorherſage: Fortdauer der unbeſtändigen Witterung. Mäirkte und Börſen (Ohne Gewähr.) Mannheimer Produkkenbörſe vom 26. Ju- ni. Es notierten: Weizen inl. 20.70 bis 20.90; Roggen, inl. 72 bis 73 kg 17.50 bis 17.60; Hafer inl. 15.75; Sommergerſte inl. 18 bis 18.25; Futtergerſte 16.75; Laplata⸗ Mais, gelber, mit Sack 21.25 bis 21.50;; ſüdd. Weizenauszugsmehl 33.75 bis 34; ſüdd. Weizenbrotmehl 22.75 bis 23.75; desgleichen ſüdd. und pfälziſches 23.75 bis 25; Weizen⸗ kleie, feine 8.50 bis 8.60; Biertreber 12.75; Erdnußkuchen 14.25 bis 14.75 Mark, alles per 100 kg, waggonfrei Mannheim. Schifferſtadter Gemüſeauktion vom 25. Juni. Es wurden folgende Preiſe notiert: Erbſen 6,5 bis 8, Erdbeeren 20 bis 23, Stachelbeeren 10, Spargel 1. Sorte 15 bis 20, 2. Sorte 10, 3. Sorte 5, Wirſing 7,5 bis 9, Weißkraut 7.5 bis 8, Frühkartoffeln, Holländer Erſtlinge, 4,25 bis 4,75, Spinat 10, Blumenkohl 1. Sorte 22 bis 28, 2. Sor⸗ te 10 bis 17, 3. Sorte 8, Schlangengurken Bedeutung der Sonnwendfeier. Der Herr Reichsminiſter des Innern hat zum Feſt der Jugend aufgerufen. Um die Zeit der Sommerſonnenwende ſollen künftighin in allen deutſchen Gauen in volkstümlichem Rahmen ſportliche Wettkämpfe durch unſere Jugend feier⸗ lich begangen werden. Mit dem„Feſt der Jugend“ greifen wir zugleich eine Sitte unſerer Ahnen auf und erinnern uns an die uralt hg. Feſte unſerer Altvordern, der Sonnenwendfeiern. An den 4 Hauptpunkten des Sonnenlaufs, dem kürzeſten und längſten Tag, der Frühlings- und der Herbſt⸗Tag- und Nachtgleiche fanden dieſe Feiern ſtatt. Ihnen wurde große Bedeutung beigelegt. An dieſen Tagen flammten große Feuer empor. Menſchen und Tiere, die hin- durchſprangen, blieben vor Krankheit bewahrt und die Felder, in die man die Aſchenreſte ver- grub, wurden fruchtbar. Als Symbol der Son- nenſcheibe warf man glühende Holzſcheibe oder Räder in die Luft oder ließ ſie einen Berg hinabrollen. Das Volk umtanzte die Brand⸗ haufen, Liebespaare ſprangen über die Glut und angekohlte Scheite bewahrte man als blitz⸗ vertreibend und Feld und Garten fruchtbar machend auf. Nach und nach erloſch der Glaube an den eigentlichen Sonnenzauber und es blieb uns nur noch das Feſt der Sonnenwendfeier als Volksfeſt da und dort erhalten. Warum greifen wir die uralt heilige Sitte wieder auf? Das Sonnenwendfeſt ſoll für unſere Jugend ein Altar erwerben, auf dem die Flamme der Opferbereit⸗ ſchaft, des Einſatzes der Einzelperſon für ein umfaſſendes Ganzes, der Hingabe an ein Werk der Liebe, Begeiſterung und Tatbereitſchaft am klarſten und höchſten brennt. In dieſem uralt heiligen Feſt wollen wir die deutſche Jugend zur Verbundenheit mit Natur und Heimat, Volk und Vaterland führen. Und wenn an dieſem Abend zum erſten Male in der Geſchichte unſe⸗ res Volkes die ganze deutſche Jugend am Feuer verſammelt iſt, und ihr Geſang zum Nachthim⸗ mel ſteigt, wird ſich ein Feuer der Liebe und Opferbereitſchaft für das Vaterland entzünden und nicht wieder verlöſchen.— Ihr ſeid heute ausgezogen, um Euer Teil zum Feſt der Jugend beizutragen. Dieſer eine Tag im Jahr ſoll auch von der Schule aus nur Euerem jungen Körper gehören. Dieſer eine Tag ſoll voll und ganz nur der Körper⸗ pflege, dem Spiel und Sport, der körperlichen Gewandtheit und Geſchicklichkeit vorbehalten blei⸗ ben. Wir pflegen die Leibesübungen ja auch ſonſt in der Schule. Aber dieſer Tag ſoll die Bedeutung kundtun, die wir der Pflege des Kör- pers beimeſſen. Wir haben die Wahrheit eines alten Wortes aus dem Munde der alten Römer erkannt, daß nur in einem geſunden Körper ein geſunder Geiſt wohnen kann. Körper und Geiſt gehören zuſammen, einer ſtützt und hebt den andern. Die Geſundheit des einen iſt Förder⸗ ung des anderen. Aber nicht nur die Schule hat ein Intereſſe daran, daß Euer Körper ge⸗ ſund und leiſtungsfähig bleibt. Da muß zunächſt jeder von Euch ſelbſt darauf bedacht ſein, daß ſeinem Körper Geſundheit und Kraft bleiben, daß ſeine Kräfte beſtmöglichſt geübt werden. Daß ſeine Leiſtungen ſich erhöhen, daß die Wider- ſtandskraft gegen Krankheit und körperlichen Schäden wächſt. Ein jeder fühlt nach vollbrach⸗ ter Leiſtung ein Zutrauen zu ſich ſelbſt, ein Kraftgefühl, einen Stolz in ſich wach werden. Ein jeder ſpürt bei erneuter Probe, wie der Mut in ihm gewachſen iſt. Und wenn Ihr, durch andere angeeifert, nicht nachlaßt im Stre⸗ ben zur Erreichung einer Leiſtung im Lauf, Sprung, Wurf oder beim Geräteturnen, ſo be— deutet das eine Stärkung Eurer Willenskraft und ſo Eures geſamten Charakters. Bei rich⸗ tigem Turnen und Spielen erwerbt Ihr Euch aber noch andere Eigenſchaften, die Euch zur tugendhaften Zier und den andern zum Nutzen ſein werden. Gemeinſchaftsſinn, Kameradſchaft⸗ lichkeit und Hilfsbereitſchaft werden in Euch er⸗ wachſen. Der Staat braucht geſunde, leiſtungs⸗ fähige Glieder. Ein Volk, das einen guten Ge⸗ ſundheitszuſtand aufweiſen kann, wird alle Ge⸗ fahren überwinden und eine gute Zukunft haben. Auf Euch, Ihr jungen Deutſchen, hofft unſer ringendes Vaterland. Es erwartet von Euch, daß Ihr Euern Geiſt und Körper ſo übt und ſtählt, daß Ihr als Erwachſene friſch, fromm, fröhlich und frei dem Vaterlande gegenüber Eure Pflicht tut. Und dieſe Hoffnung ſollt Ihr er⸗ füllen. Ihr ſollt Euch einordnen in das große Ganze, ernſt an die Arbeit gehen und ſpäter mithelfen am Neubau des Reiches und ehrfurchts⸗ voll vor den großen Wahrzeichen und Richtungs- weiſern deutſcher Geſchichte und deutſchen Geiſtes⸗ lebens ſtehen. Zeigt Euch in der Zukunft wür⸗ 9— os 70— . önnen ae e age darbringen NAI Gebiete: Propinz, Heſſen⸗Nalſau, die Regie- ſich ſeinz Braub. die Filmichguſpielexig, Annr, I 12 bis 22. Oberkohlrabi 3, Kopfſalat 1 bis 2. dig unſeres großen Führers, unſeres Kanzlers 9 1 rel 0 I Neitich, Stück Pabis 5. en, Pündeh 1 Adolf Hilter-en zit ein dreifaches Sieg Het“ N 8 4 eee 185 See 7 e en Adolf Hülle, dem zwölf Lis zreiſaches„Sieg e